Aktuell: Schweizer Heli SKYe SH09 fliegt
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Aktuell: Schweizer Heli SKYe SH09 fliegt
SkyNews.ch Aktuell: Schweizer Heli SKYe SH09 fliegt CHF 8.50 / EUR 7.50 Nr. 11, November 2014 Das aktuelle Magazin der Schweizer Luftfahrt App Interview: mit Martin Stucki, Rückblick: Hawker Hunter in CEO Marenco Swisshelicopter der Schweizer Luftwaffe cal kits The First Swiss made Helicopter designed with Performance everywhere. The multipurpose single-engine SKYe SH09 offers exceptional hot and high performance, a flexible engine concept and a low noise signature. The cabin makes the most of the modular architecture, with a unique high ceiling, a flat floor, up to 8 individual crashworthy seats and rear loading through large clamshell doors. Introducing a remarkably versatile full-carbon helicopter, with modern avionics, greater comfort and fast cruise speed. Medical Missions Keep your eyes on the SKYe. Emergency Hospital to Hospital Organ Transport Evacuation Hoisting Search & Rescue Swiss movement…! ! Now in the Sky and taking orders ! renco rounded l Rotor aestro) ence fety thority A Swiss made Helicopter w w w. m a r e n c o - s w i s s h e l i c o p t e r. c o m SkyStory Interview mit Martin Stucki, CEO Marenco Swisshelicopter Der Swisshelicopter fliegt! Schweizer Luftfahrtgeschichte: Am 2. Oktober 2014 hat der Marenco Swisshelicopter SKYe SH09 erstmals abgehoben. Für den 2. Oktober 2014 kann in der Schweizer Luftfahrt- und Industriegeschichte das grosse Wort «historisch» benutzt werden. An diesem Tag hat der Marenco Swisshelicopter SKYe SH09 erstmals abgehoben. Marenco will als Newcomer in der Heli-Industrie einen modernen Turbinenhelikopter in der 2,5-Tonnen-Klasse für den Weltmarkt bauen. Neben Cheftestpilot Dwayne Williams war beim Erstflug auch der CEO der Firma, Martin Stucki, als Copilot an Bord. Er gibt im Interview einen Überblick über den aktuellen Status des ambitionierten Programmes. Die Fragen stellte Eugen Bürgler ❙Wie ist der Erstflug des SKYe SH09 verlaufen? Grundsätzlich war der Erstflug ja nur der Abschluss all der Bodentests, die wir bereits gemacht haben. Wir haben geschaut, wie sich der Helikopter bei den vorher definierten Erstflugleistungen verhält. Es ging eigentlich ziemlich zügig voran: Wir haben den Heli auf die Piste gestellt, Testpilot Dwayne Williams hat dann mit verschiedenen Steuerinputs noch am Boden überprüft wie der Heli reagiert und hat ihn dann in den Schwebeflug genommen. Der Erstflug ist für uns insgesamt höchst erfolgreich verlaufen, der Heli hat sich wie erwartet verhalten. Es gibt natürlich auch einige Punkte, die wir aktuell noch optimieren. Wir haben den Heli beim Erstflug nur im Schwebeflug im Bodeneffekt getestet und waren dabei knapp 20 Minuten in der Luft. « Im besten Fall wird es 2016, bis wir die ersten elikopter ausliefern können. H ❙ Im ursprünglichen Zeitplan war der Erstflug schon früher vorgesehen. Woran liegt diese Verspätung? Die Verspätung ist auf 1000 kleine Dinge zurückzuführen, die nicht rechtzeitig fertig oder geliefert waren. Für einige Punkte sind wir verantwortlich, anderes kam nicht rechtzeitig von Lieferanten. Viel zusätzliche Arbeit kommt auch zum Vorschein, wenn man mit den Tests beginnt. Am Schluss war es dann auch der Papierkrieg, der für weitere Verzögerungen gesorgt hat, und ganz am Schluss war es das Warten auf das Ok der EASA. Das ganze ist ein enormer administrativer Aufwand. Natürlich hat das auch Auswirkungen auf die Serienproduktion. Im besten Fall wird es 2016, bis wir die ersten Helikopter ausliefern können. ❙ Ist der Investor gewillt, diese Verspätungen zu überbrücken? Der Investor hat Geduld. Er hat sich angeschaut, wo wir mit diesem Projekt stehen und was das für ihn und für den Wert des Projektes bedeutet. Ich denke, diese Analyse ist sehr zu seiner Zufriedenheit ausgefallen. Aber da gibt es natürlich immer wieder Erklärungsbedarf. 5 ❙ Welche Nachweise waren für die Fluggenehmigung (Permit to Fly) zu erbringen? Wenn wir bereits als Design Organisation zugelassen wären, hätten wir das «Permit to Fly» intern ausstellen können. Dann müssten wir einfach nachweisen, dass bei uns die entsprechenden Stellen vorhanden sind, und die Prozesse wie vorgeschrieben funktionieren. Zwar haben wir bereits einen guten Teil dieser Stellen implementiert, aber uns fehlt die Zulassung als Design Organisation noch. Deshalb brauchten wir ein «Permit to Fly» der EASA. Dazu mussten wir der EASA nachweisen, mit welchen Mitteln wir überprüfen, dass der Helikopter das macht und erfüllt, was wir als Anforderungen für den Erstflug zugrunde legten. Aufgrund dieser Test- und Berechnungsberichte hat die EASA ein «Permit to Fly» ausgestellt, respek tive das BAZL dazu ermächtigt. ZUR PERSON ❙ Welches waren die wesentlichen Punkte der Bodentests vor dem Erstflug? Voraussetzung, um beim Helikopter auf 100 Prozent Drehzahl gehen zu können, ist der Abschluss der Bodenresonanztests. Wir haben die Bodenresonanztests jetzt für ein definiertes Gewicht und eine Schwerpunktlage abgeschlossen. Wir werden also zu einem späteren Zeitpunkt zusätzliche Bodenresonanztests mit anderen Gewichten und verschobenen Schwerpunktlagen brauchen. Aber für den Moment ist der Heli tip top stabil. Eine eigentliche Bruchzelle brauchen wir für den Erstflug nicht, denn die Zelle ist kein kritischer Teil. Aber wir haben Rotorblätter, Rotorkopf und Getriebe intensiv geprüft. 6 ❙ Mussten nach den ersten Tests wesentliche Änderungen am Prototypen vorgenommen werden? Nein, wesentliche Änderungen gab es nicht, aber einige Optimierungen. So haben wir beispielsweise die Steuerkräfte optimiert, gewisse Kräfte waren höher als von uns veranschlagt. « Wir möchten als nächs tes den Flugbereich erweitern, also vorwärts und seitwärts schweben. ❙ Wie geht es jetzt mit der Flugerprobung weiter? Wir möchten als nächstes den Flugbereich erweitern, also vorwärts und seitwärts schweben, dann wird es Richtung Translation und schnellen Vorwärtsflug gehen. Die Flugerprobung wird aber sicher immer wieder durch technische Arbeiten zur Optimierung des Heli kopters unterbrochen werden. Im November möchten wir sicher noch einmal intensiv Flugtests durchführen. ❙ Wird bereits am zweiten Prototypen gebaut? Ja, diese Arbeiten haben jetzt begonnen. Wir haben das für eine Weile auf Eis gelegt, weil wir zuerst mit dem ersten Prototypen fliegen wollten. Aber diese Arbeiten werden jetzt wieder aufgenommen. Im Sommer 2015 sollte auch dieser zweite Prototyp für die Flugerprobung bereit stehen. Martin Stucki Aufgewachsen ist Martin Stucki im zürcherischen Pfäffikon, wo seine Eltern eine Mosterei betrieben. Dort wird heute auf mehreren Stockwerken an der Entwicklung des Marenco Swisshelicopter SKYe SH09 gearbeitet. Die berufliche Ausbildung begann für Martin Stucki bei der BBC Oerlikon mit einer Maschinenmechaniker-Lehre. Am Technikum Rapperswil bildete er sich zum Maschineningenieur weiter. Es folgten Anstellungen bei Bucher und im IT-Unternehmen EDS. 1997 machte sich Martin Stucki selbständig und gründete die Firma Marenco Engineering. Die Leidenschaft für die Fliegerei wurde beim heute 47-jährigen im Alter von 20 Jahren mit einem Schnupperflug geweckt, so dass er sich das Geld für eine Privatpilotenlizenz zusammensparte. Später ist auch die Berufspilotenlizenz hinzugekommen. Das Interesse für Helikopter und deren Technik haben Martin Stucki nicht mehr losgelassen. Skizzen für Helikopter konkretisierten sich über Jahre und führten zu Gesprächen mit potentiellen Kunden und Marktabklärungen. So gründete der Ingenieur und Helipilot 2007 mit der Marenco Swisshelicopter eine zweite Firma. 2009 fand sich ein Investor mit einer langfristigen Finanzzusage, so dass das Projekt eines von Grund auf neu konzipierten Helis vorangetrieben werden konnte. Martin Stucki lebt mit seiner Frau und den beiden neun- und zehnjährigen Kindern nach wie vor in Pfäffikon ZH. November 2014 ❙ Prototypen in der Luftfahrt kämpfen meist mit Gewichtsproblemen. Ist auch der SKYe SH09 noch zu schwer? Momentan sieht es diesbezüglich gut aus, wir befinden uns im Plan, sind aber bereits dabei, das Gewicht des Helis weiter zu reduzieren. ❙ Wie viele Mitarbeiter sind aktuell mit dem Projekt beschäftigt? Marenco Swisshelicopter hat aktuell 73 Mitarbeitende, dazu kommen unsere Spezialisten in Deutschland und Südafrika. Im Moment arbeiten von unserer Seite 90 bis 100 Leute am Projekt, dazu kommen einige externe Partner. ❙ Im Heli-Bereich beklagen sich viele Betreiber über den Support der Hersteller. Wie will ein Neuling wie Marenco ein funktionierendes Service-Netz sicherstellen? Einerseits werden wir die Produktion relativ langsam hochfahren und nicht gleich mit einer Produktion von 40 Helikoptern pro Jahr starten. Diese möchten wir zuerst auch in unserer Nähe, also in der Schweiz und in den umliegenden Ländern verkaufen und das dann langsam erweitern. Wir sind aber auch dabei, ein Service-Netz aufzubauen und stützen uns stark auf Partner ab. Um das zu erleichtern, diskutieren wir auch die Zusammenarbeit mit einem grossen Partner. « Ein grosses Pro blem ist sicher, dass es die Heli-Branche nicht fertigbringt, sich mit einem gemeinsamen Sprachrohr Gehör zu verschaffen. ❙ Sie engagieren sich auch stark für die Anliegen der Schweizer Heli-Branche. Wo drückt da der Schuh aktuell am stärksten? Ein grosses Problem ist sicher, dass es die Heli- Branche nicht fertigbringt, sich mit einem gemeinsamen Sprachrohr Gehör zu verschaffen. Und der Dauerbrenner ist sicher die Thematik der Regulationen. Die Operator sind jetzt dabei, Manuals zu schreiben, um eine den neuen Vorschriften entsprechende Betriebsbewilligung zu erhalten. Dort sind Regelungen enthalten, die bei buchstabengetreuer Umsetzung für alle einen riesigen Mehraufwand bedeuten. Die grösste Problematik dabei ist, dass damit das Ganze noch nicht fertig ist, sondern hinter der Ecke noch sehr viel wartet – mit sehr viel Mehraufwand. Dazu kommen Regelungen, wie das Höchstalter von 60 Jahren für kommerziell Fotos Marenco Swisshelicopter SkyStory Zufriedene Gesichter nach dem erfolgreichen Erstflug: Das Team und Martin Stucki posieren vor dem neuen Schweizer Helikopter. ❙ Welche Verbesserungen der Rahmenbedingungen wünschen Sie sich als Unternehmer? Es wird immer betont, dass man es den Unternehmen einfacher machen will, in der Schweiz erfolgreich zu arbeiten. Aktuell macht der Bundesrat aber alles, damit das nicht der Fall ist. Die Mehrwertsteuer wird komplizierter statt einfacher, die ganzen Steuerregelungen werden komplizierter – ich denke wir haben eine total überbordende Verwaltung und total überbordende Regulierungen – und wir sind uns noch nicht einmal bewusst, dass das ein Problem ist. Gleichzeitig haben wir in Europa – in der Schweiz vielleicht noch etwas weniger – massive strukturelle Probleme, die wir immer noch schönreden, statt sie zu lösen. ❙ Aber die Voraussetzungen für die F irma Marenco Swisshelicopter stimmen noch? Wenn wir die Rahmenbedingungen nicht wei ter verschlechtern, gibt es in der Schweiz immer noch gute Voraussetzungen, um als Unternehmen erfolgreich sein zu können. V iele Ansätze hier sind extrem gut: Wir sind uns gewohnt, kleine Serien mit einem hohen Qualitätslevel herzustellen – darin ist die Schweiz stark. Wir können das für Produkte mit einer relativ grossen Wertschöpfung aus der Schweiz heraus machen. Helikopter gehören dazu. Gefährdet ist das durch die Tatsache, dass wir buchstabengetreu und mit Schweizer Präzision alles umsetzen, was von der EASA kommt. Das macht es sicher nicht einfacher. STICHWORTE fliegende Piloten – was übrigens auch mit der Schweizer Gesetzgebung in Konflikt steht, die Sauerstoffpflicht ab 10‘000 Fuss, oder die Zulassung von Sicherungsgurten an der Winde und vieles mehr. Sehr einschneidende negative Auswirkungen kann auch die neue Aussenlandeverordnung haben. Es drohen deutsche Verhältnisse, die Aussenlandungen und damit auch Arbeitsflüge mit einem riesigen adminis trativen Aufwand enorm erschweren bis verunmöglichen. Das Problem in unserer Branche ist, dass wir erst hinterherrennen, wenn Pro bleme entstanden sind, anstatt dass wir proaktiv Einfluss nehmen würden. Die Rahmenbedingungen sind einigermassen gut, aber gefährdet. ❙ Zurück zum Erstflug – Sie haben als Copilot in Ihrem Heli gesessen. Bleibt da auch Zeit für einen Moment der Genugtuung? Ja klar, es ist ein wichtiger Meilenstein. Es ist der Beweis, dass wir weit gekommen sind. Der erste Flug ist dann irgendwie passiert, aber danach haben wir schon noch etwas gefeiert. www.marenco-swisshelicopter.ch Swiss Helicopter Association SHA Eigentlich ein extrem wichtiger Verband. Aber leider ist die Verbandsarbeit der SHA praktisch nicht vorhanden, und der Verband erfüllt die Aufgabe ungenügend, die Anliegen der Heli-Branche gegenüber Politik und Gesellschaft zu vertreten. Flugplatz Mollis Mit dem Richtplan, der angenommen wurde, sind wichtige Voraussetzungen für ein Weiterbestehen des Flugplatzes geschaffen worden. Es sind jetzt noch einige Schritte bezüglich Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) offen, aber daran wird intensiv gearbeitet. Für uns ist das auf jeden Fall eine ganz wichtige Sache. Wir hoffen, dass wir weiterhin auf das Wohlwollen der Bevölkerung zählen dürfen. Wir wollen unseren Helikopter in Mollis in Serie fertigen. Ich denke das ist für uns, aber auch für Mollis und den Kanton Glarus eine Riesenchance. Pilatus Flugzeugwerke Für uns ist Pilatus sicher ein wichtiges Vorbild. Wir haben auch gewisse Kontakte mit Pilatus die wir pflegen, wir tauschen uns gerne aus. Sie haben ein hervorragendes Produkt und machen vor, wie man Flugzeugbau aus der Schweiz heraus betreiben kann. Was Pilatus gegenüber anderen Industriefirmen auszeichnet ist, dass sie Hartnäckigkeit beweisen, auch wenn es nicht von Beginn weg funktioniert. Dann wird noch etwas härter gearbeitet und meistens – oder immer – wird es dann zum Erfolg. 7
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