Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid

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Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst - soFid
soFid - Sozialwissenschaftlicher
Fachinformationsdienst
02/2006
Kommunikationswissenschaft: Massenkommunikation – Medien - Sprache
GESIS-IZ Bonn 2006
Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
soFid
Kommunikationswissenschaft
Massenkommunikation - Medien - Sprache
Band 2006/2
bearbeitet von
Hannelore Schott und Bernd Meyer
mit einem Beitrag von
Merja Mahrt
Informationszentrum Sozialwissenschaften Bonn 2006
ISSN:
Herausgeber
bearbeitet von:
Programmierung:
Druck u. Vertrieb:
1431-1038
Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft
Sozialwissenschaftlicher Institute e.V., Bonn
Hannelore Schott und Bernd Meyer
Udo Riege, Siegfried Schomisch
Informationszentrum Sozialwissenschaften
Lennéstr. 30, 53113 Bonn, Tel.: (0228)2281-0
Printed in Germany
Die Mittel für diese Veröffentlichung wurden im Rahmen der institutionellen Förderung der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS) vom Bund und den
Ländern gemeinsam bereitgestellt. Das IZ ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher
Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
© 2006 Informationszentrum Sozialwissenschaften, Bonn. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere
ist die Überführung in maschinenlesbare Form sowie das Speichern in Informationssystemen, auch
auszugsweise, nur mit schriftlicher Einwilligung des Herausgebers gestattet.
Inhalt
Vorwort .............................................................................................................................................7
Merja Mahrt
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespäche über Medien
Ein Feldexperiment auf lokaler Ebene……………………………………………………………...9
Sachgebiete
1
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
1.10
1.11
1.12
1.13
1.14
1.15
2
Massenkommunikation
Allgemeines.....................................................................................................................23
Geschichte der Medien, Pressegeschichte .......................................................................53
Massenmedien.................................................................................................................68
Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie......................................86
Medieninhalte................................................................................................................100
Mediennutzung..............................................................................................................136
Medienwirkung .............................................................................................................164
Journalismus..................................................................................................................195
Medien und Politik, internationale Kommunikation .....................................................220
Medien und Ökonomie..................................................................................................258
Medien und Recht .........................................................................................................273
Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation...................................285
Medienpädagogik, Medienarbeit...................................................................................295
Öffentliche Meinung, Meinungsforschung....................................................................304
Sonstiges .......................................................................................................................313
Sprache und interpersonelle Kommunikation ...............................................................322
Register
Hinweise zur Registerbenutzung...................................................................................................357
Personenregister ............................................................................................................................359
Sachregister...................................................................................................................................371
Institutionenregister.......................................................................................................................393
Anhang
Hinweise zur Originalbeschaffung von Literatur ..........................................................................399
Zur Benutzung der Forschungsnachweise.....................................................................................399
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
Vorwort
7
Vorwort zum soFid „Kommunikationswissenschaft
Massenkommunikation - Medien - Sprache“
Das Informationszentrum Sozialwissenschaften (IZ) bietet mit dem „Sozialwissenschaftlichen
Fachinformationsdienst“ (soFid) zweimal jährlich aktuelle Informationen zu einer großen Zahl
spezieller Themenstellungen an. Jeder soFid hat sein eigenes, meist pragmatisch festgelegtes Profil. Gewisse Überschneidungen sind deshalb nicht zu vermeiden.
Quelle der im jeweiligen soFid enthaltenen Informationen sind die vom IZ produzierten Datenbanken SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) sowie FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften).
Die Datenbank SOLIS stützt sich vorwiegend auf deutschsprachige Veröffentlichungen, d.h. Zeitschriftenaufsätze, Monographien, Beiträge in Sammelwerken sowie auf Graue Literatur in den
zentralen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. In SOLIS ist bei einigen Hinweisen unter „Standort“ eine Internet-Adresse eingetragen. Wenn Sie mit dieser Adresse im Internet suchen, finden Sie
hier den vollständigen Text des Dokuments.
Wesentliche Quellen zur Informationsgewinnung für FORIS sind Erhebungen in den deutschsprachigen Ländern bei Institutionen, die sozialwissenschaftliche Forschung betreiben. Der Fragebogen zur Meldung neuer Projekte steht permanent im Internet unter http://www.gesis.org/IZ zur
Verfügung.
Literaturhinweise sind durch ein "-L" nach der laufenden Nummer gekennzeichnet, Forschungsnachweise durch ein "-F". Im Gegensatz zu Literaturhinweisen, die jeweils nur einmal gegeben
werden, kann es vorkommen, dass ein Forschungsnachweis in mehreren aufeinander folgenden
Diensten erscheint. Dies ist gerechtfertigt, weil Forschungsprojekte häufig ihren Zuschnitt verändern, sei es, dass das Projekt eingeengt, erweitert, auf ein anderes Thema verlagert oder ganz abgebrochen wird. Es handelt sich also bei einem erneuten Nachweis in jedem Falle um eine aktualisierte Fassung, die Rückschlüsse auf den Fortgang der Arbeiten an einem Projekt zulässt.
***
Der soFid „Kommunikationswissenschaft“ wird in enger Kooperation mit der Fachinformationsstelle Publizistik der Freien Universität Berlin erstellt.
Die interdisziplinäre Ausrichtung von „Kommunikationswissenschaft“ schließt sowohl Fragen der
Massenkommunikation, d.h. der medienvermittelten öffentlichen Kommunikation ein, als auch der
individuellen, interpersonellen Kommunikation, bei der die Aspekte der Sprache eine starke Beachtung erfahren. Die neueren Entwicklungen im Bereich der interaktiven Medien, der Multimedia-Anwendung und der Computerkommunikation, die hier noch unter Massenkommunikation
subsumiert sind, lassen diese Unterscheidung allerdings wieder unscharf werden.
8
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
Vorwort
Der Gegenstandsbereich der Massenkommunikation umfasst neben einem methodenorientierten
kommunikationswissenschaftlichen bzw. kommunikationssoziologischen Schwerpunkt auch ökonomische, rechtliche, politische und pädagogische Fragestellungen sowie ausgewählte Nachweise
zur Medientechnik und zu Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Maßgebend ist das Verständnis von
Publizistik- und Kommunikationswissenschaft als einer integrierten Sozialwissenschaft und damit
die sozialwissenschaftliche Ausrichtung der dokumentierten Arbeiten. Darüber hinaus wurden
jedoch auch praxisorientierte Informationen aufgenommen, die für Wissenschaftler interessant
sein können.
Aus dem sehr unterschiedlichen Umfang der Kapitel 1 (Massenkommunikation/Medien) und 2
(Sprache, interpersonelle Kommunikation) wird allerdings deutlich, dass Probleme der Massenkommunikation und der Medien weitaus häufiger untersucht und diskutiert werden, als das für
interpersonelle Kommunikation der Fall ist.
Dieser soFid-Ausgabe ist ein fachwissenschaftlicher Beitrag vorangestellt, der aus dem Institut für
Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin stammt. Der Verein
„Freunde der Publizistik“ verleiht einmal im Jahr Förderpreise für die besten Abschlussarbeiten
(M.A) an diesem Institut. Im Jahr 2006 erhielt Merja Mahrt einen der beiden ersten Preise Eine
Zusammenfassung ihrer Magisterarbeit „Soziale Integration durch Mediennutzung und durch
Gepräche über Medien. Ein Feldexperiment auf lokaler Ebene“ hat sie für diesen soFid zur Verfügung gestelt.
Wir danken ihr dafür.
Mit der Aufnahme von Fachbeiträgen streben wir eine stärkere Vernetzung mit der Wissenschaft
an und möchten diesen Band als zusätzliche Kommunikationsplattform für das Fachgebiet anbieten.
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche
über Medien
Ein Feldexperiment auf lokaler Ebene
Merja Mahrt
Soziale Integration ist seit langer Zeit Forschungsgegenstand verschiedener Disziplinen, die sich
dem Konzept auf die unterschiedlichsten Weisen genähert haben. Dabei reicht das Spektrum der Arbeiten von abstrakten systemtheoretischen Modellen der Integration von Individuen, kollektiven Akteuren und gesellschaftlichen Systemen bis zu Studien über die Integration von Zuwanderern in ihre
Aufnahmegesellschaft. Ein besonderes Augenmerk galt jedoch einer bestimmten Form von sozialer
Integration, der Integration in local communities, also lokale Gemeinschaften zum Beispiel in einem
Dorf oder einem Stadtteil. Sei es aus Interesse für demokratische Prozesse auf kleinster Ebene oder
weil Integrationsfragen leichter beantwortet werden können, wenn klare Grenzen einer Gemeinschaft bestehen: Local communities sind ein bevorzugtes Studienobjekt in der Integrationsforschung.
Dies gilt auch für die Frage, die sich der vorliegende Beitrag stellt – und damit eine Antwort auf eine
häufig in der Kommunikations- und Medienwissenschaft gestellte Frage zu finden sucht: Fördern
Medien sozialen Zusammenhalt?
1
Theoretischer Forschungsrahmen
Der Ausgangspunkt für die heutige Forschung zu local community ties und Mediennutzung kann in
Morris Janowitz’ Untersuchung zur Community Press in an Urban Setting (1952) gesehen werden.
Darin stellte er Folgendes heraus:
[a] contacts within the community of residence are helpful in bringing up children, and therefore [b] adult and middle aged persons are temporarily drawn to connecting with that community through [c] social behavior and communication. (Westerik 2001: 202)
Damit beschrieb Janowitz keinen direkten Einfluss zwischen Partizipation (als Indikator für Integration) in der local community und lokaler Mediennutzung, sondern vielmehr eine Wirkung der lebenszyklischen Position einer Person auf beide Dimensionen gleichermaßen. Dennoch bezogen sich verschiedene Forschungsrichtungen der folgenden Jahrzehnte, die eine unmittelbare Kausalbeziehung
zwischen Mediennutzung und Integration unterstellten, auf ihn. Paradoxerweise wurde in den
1960er Jahren auf diese Weise ein Einfluss der Mediennutzung auf soziale Partizipation begründet,
während in den 70ern ebenfalls unter Bezugnahme auf Janowitz’ Theorie die umgekehrte Wirkungsrichtung angenommen wurde.
Keith Stamm wies in einer Arbeit von 1985 als erster darauf hin, dass zwei entgegengesetzte Wirkungsannahmen sich auf denselben Autor, Janowitz, beriefen (ebd.). Er selbst nahm daher an, dass
sich lokale Mediennnutzung und soziale Integration gegenseitig beeinflussen und plädierte für
Längsschnittstudien, die über die Zeit hinweg Änderungen in beiden Dimensionen vergleichen und
10
soFid Kommunikationswissenschaft 2006/2
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
zueinander in Beziehung setzen könnten. Theoretisch hielt er beide Kausalbeziehungen für möglich,
und auch empirisch konnte er Belege sowohl für eine Wirkung des Integrationsgrades auf die Mediennutzung (Stamm / Weis 1986) als auch für die ungekehrte Richtung vorweisen (Stamm / Emig /
Hesse 1997). Somit folgert er: „We don’t really know what it is we know“ (ebd.: 98).
Dennoch überwiegt in der Forschung, zumindest implizit, die Annahme, lokale Mediennutzung habe
einen Einfluss auf die soziale Integration. Stamm selbst unterschied 36 verschiedene Integrationsdimensionen und postulierte, dass nicht alle in der gleichen Weise mit Mediennutzung verknüpft sein
müssten. Allerdings stellt er keine Kriterien dafür vor, nach denen er beispielsweise entscheidet, dass
gerade für die Dimension community involvement ein Einfluss der Mediennutzung anzunehmen sei
(ebd.: 98 f.).
Seit Mitte der 1990er Jahre zeichnet sich ein Konsens ab, demzufolge theoretisch zwei Wirkungsrichtungen anzunehmen sind, der Einfluss der Mediennutzung auf verschiedene Integrationsdimensionen aber theoretisch plausibler ist (McLeod u.a. 1996; Viswanath u.a. 2000). Aus empirischer
Hinsicht liegen deshalb mehr Belege für diese Richtung vor (vgl. Friedland / McLeod 1999:
207-209), auch wenn Henk Westerik zu Recht kritisiert, bei diesen handele es sich zumeist um ad hoc
getroffene Interpretationen, die sich nicht auf eine ausreichende theoretische Basis stützten (vgl.
Westerik 2001: 205). Er hält es auf Grund einer Studie aus den Niederlanden sogar für möglich, dass
gar keine kausale Beziehung zwischen Mediennutzung und sozialer Integration besteht (ders. 1999).
Es stellt sich die Frage, wie bei einem solchen Forschungsstand fruchtbare Neuansätze gefunden
werden können. Theoretisch plausible Annahmen sollten einer empirischen Überprüfung zugeführt
werden, um zu klären, ob und, wenn ja, auf welche Weise Mediennutzung und soziale Integration
miteinander verknüpft sind. Dabei stellt sich die Frage, weshalb stets nur nach Mediennutzung gefragt wurde, aber nicht nach den Funktionen, die diesem Verhalten darüber hinaus zugeordnet werden können. Das Augenmerk dieser Studie richtet sich dabei auf an Mediennutzung anschließende
Gespräche. Diese bilden zwar keinen typischen Forschungsgegenstand der empirischen Kommunikations- und Medienforschung. Dennoch kommen sie an vielen Stellen mehr oder weniger beiläufig
vor (Petrat 2005) und können als wichtiges Phänomen tagtäglicher Kommunikation angesehen
werden.
Auch in der Integrationsforschung finden sich Hinweise auf die Rolle von interpersonaler Kommunikation, denn in Gesprächen über Medien fließen Themen, Informationen und Meinungen aus den
Medien ständig und mehr oder weniger unbemerkt in soziale Interaktionen ein. In einer Untersuchung von Connie de Boer und Aart Velthuijsen (2001) konnte gezeigt werden, dass die Häufigkeit
der Nutzung von Nachrichten aus verschiedenen Medien ein erklärender Faktor für die Teilnahme an
Gesprächen über Medieninformationen ist. Wenn mehr Mediennutzung zu mehr Gesprächen führt,
kann man daraus folgern, dass die Medien einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt leisten. Steven
Chaffee geht sogar soweit zu sagen, „in a very real way, a principal social function of the mass media
may be to facilitate interpersonal discussion“ (1972: 98).
So verwundert es nicht, dass Lewis Friedland und Jack McLeod den Medien „zentrale integrative
Funktionen über Agenda-Setting und Framing hinaus“ (1999: 222; Übersetzung M.M., Hervorhebungen im Original) zuschreiben. Vor dem Hintergrund der Habermas’schen Theorie des kommunikativen Handelns (1981) nehmen sie an, dass local communities die zentrale Schnittstelle zwischen
Lebenswelt (auf der Mikroebene) und System (auf der Makroebene) darstellen. Sie weisen ebenso
wie Vlasic (2004; auch Vlasic / Brosius 2002) auf die diskussionsstimulierende Wirkung der Mas-
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
11
senmedien hin, die außerdem den Rahmen für die Identitätsbildung einer Gemeinschaft liefern (vgl.
Friedland / McLeod 1999: 222).
Viele Autorinnen und Autoren, die die Integrationsfunktion der Massenmedien theoretisch beschrieben haben, weisen darauf hin, dass Medien gesprächsstimulierend wirken (Maletzke 1980; McQuail
1987; Friedland 2001; Vlasic 2004). Die Gespräche über Medien selbst sind dagegen in der Integrationsforschung nicht systematisch berücksichtigt worden.
Aus theoretischer Hinsicht ist ein Zusammenhang zwischen Gemeinschaftsbildung und Kommunikation im Allgemeinen seit langem und aus guten Gründen angenommen worden. Dabei findet ein
Teil dieser integrativ wirkenden Kommunikation in heutigen Gesellschaften über die Massenmedien
statt. Als wichtiges Bindeglied für die integrative Funktion der Medien kommt an dieser Stelle die interpersonale Kommunikation ins Spiel.
Friedland geht davon aus, dass communities in heutiger Zeit durch Kommunikation konstituiert werden, wobei auf der Mikroebene gerade ein Zusammenspiel zwischen massenmedialen und interpersonalen Kanälen Wirkung entfaltet und damit Zusammenhalt generiert (2001: 375, 382). Es erscheint lohnend, diesem Zusammenspiel zwischen Medien, Gesprächen und Integration nachzugehen, zumal in der Literatur bisher nicht explizit zwischen Gesprächen mit und ohne Medienbezug unterschieden worden ist. Diese Differenzierung ist aber vonnöten, um im unterstellten Zusammenwirken der beiden Kommunikationsformen Einflüsse der Medien und der interpersonalen Kommunikation zu trennen und ihre Beziehung zueinander zu klären. Auch eine sozial-integrative Wirkung der
Massenmedien ließe sich belegen, wenn Gespräche über Medien tatsächlich im angenommenen Maße stattfinden.
Diese explorative Studie untersucht, ob Gespräche über Medien einen Erklärungsbeitrag zu der Frage leisten können, wie Mediennutzung und soziale Integration miteinander verknüpft sind. Dabei
vermuten wir, dass stärkere Mediennutzung zu mehr Gesprächen über Medienthemen führt, welche
wiederum zu einer besseren Einbindung in eine local community führen. Soziale Integration verstehen wir dabei als mehrdimensionales Konzept, dass emotional-psychologische Größen wie das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft ebenso umfasst wie strukturelle Dimensionen, die beschreiben, wie stark jemand in einer Gemeinde verankert ist. Zusätzlich dazu ist zu beachten, welche
Stellung eine Person innerhalb des Netzwerkes einer Gemeinschaft hat. Mittels multivariater Analyseverfahren soll überprüft werden, wie gut sich diese Integrationsdimensionen durch Mediennutzung und Gespräche über Medienthemen erklären lassen.
Für die Studie soll eine Befragung durchgeführt werden. Untersuchungsort ist das Dorf Schönhorst,
eine Gemeinde von etwa 360 Einwohnern im weiteren Kieler Umland. Sie gehört zu einem größeren
Amt, hat aber einen eigenen Bürgermeister und eine eigene Gemeindevertretung, die über ortsinterne
Angelegenheiten wie Dorfentwicklung und Straßenbau entscheidet. In der näheren Umgebung finden sich weitere kleine und größere Dörfer, bis zum nächsten Ort mit Einkaufsmöglichkeiten, Post,
Schulen usw. sind es etwa 5 km. Schönhorst verfügt über einen gewissen dörflichen Zusammenhalt,
ist aber in den letzten zehn Jahren auch um einige Zugezogene gewachsen und auch durch die Nähe
zur Landeshauptstadt kein traditionelles Nest auf dem Land.
12
2
soFid Kommunikationswissenschaft 2006/2
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
Methodisches Vorgehen
2.1 Soziale Integration
Wir haben soziale Integration als mehrdimensionales Konzept definiert, das emotionale und strukturelle Verankerung sowie in unserem Fall die Einbindung in eine Dorfgemeinschaft umfasst. Als Vorlage für die operationale Umsetzung dieser Dimensionen dient die 1996 veröffentlichte Studie von
McLeod u.a. zu community integration und lokaler Mediennutzung am Beispiel der Stadt Madison,
Wisconsin. Wichtig sind hierbei vor allem zwei Dimensionen, Psychological Attachment und Interpersonal Networks, die jeweils mittels drei Indikatoren auf fünfstufigen Skalen gemessen werden:
Verankerung bezeichnet die emotionale Bindung an das Dorf, gemessen über die Items
§ Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie innerhalb der nächsten 5 Jahre aus Schönhorst wegziehen?
§ Wie gefällt es Ihnen, in Schönhorst zu leben?
§ Wie sehr fühlen Sie sich in Schönhorst zu Hause?
Kontaktreichtum bezieht sich auf die Einbindung in die Dorfgemeinschaft, abgebildet über folgende
Fragen:
§ Wie oft unterhalten Sie sich mit anderen Leuten über Dinge, die Schönhorst betreffen?
§ Wie viele Ihrer Freunde leben in Schönhorst?
§ Wie oft haben Sie Kontakt zu anderen Leuten in Schönhorst?
Eine Hauptkomponentenanalyse über alle sechs Items bestätigt diese beiden Dimensionen, so dass
die daraus resultierenden factor scores für weitere Analysen verwendet werden können.
Weitere wichtige Variablen, die von McLeod u.a. als Vorstufen der vorgestellten Integrationsdimensionen angesehen werden, betreffen die strukturelle Verankerung. Diese wird zum einen umgesetzt
durch die Länge der Wohndauer in Schönhorst. Zum anderen wird gefragt, ob der befragten Person
oder ihrer Familie das Haus gehört, in dem sie lebt. Da Schönhorst über zahlreiche Vereine und lokalpolitisch relevante Gruppen verfügt, wird außerdem nach der Mitgliedschaft in diesen gefragt. Alle drei Variablen können verstärkenden Einfluss auf die Integration einer Person haben, da Hausbesitzer und Langzeitbewohner vermutlich mehr Interesse für ihren Ort aufbringen und sich ebenso wie
Mitglieder in örtlichen Vereinen auch eventuell stärker engagieren.
2.2 Lokale Mediennutzung
Für vier lokale Medien sollen die Befragten auf fünfstufigen Skalen einschätzen, wie regelmäßig und
wie intensiv sie sie nutzen. Es handelt sich um die Tageszeitung Kieler Nachrichten, das Anzeigenblatt Kieler Express, den Gemeindeboten Flintbek sowie das Schleswig-Holstein-Magazin, die regionale Nachrichtensendung des NDR-Fernsehens.
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
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2.3 Gespräche über Medien
In der Logik des Uses and Gratifications-Ansatzes wurden die Befragten nach den Motiven, aus denen sie lokale Medien nutzen, gefragt. Dabei war von besonderem Interesse, ob die gesprächsanregende Funktion lokaler Medien Nutzungsanlass sein kann. Dahinter verbirgt sich die Annahme, dass
die Befragten bereits über genügend Erfahrungen mit den lokalen Medien und den Nutzungsgratifikationen derselben verfügen, um einschätzen zu können, wie wichtig ihnen die gesprächsanregende
Funktion ist. Die Befragten werden in einem einleitenden Text aufgefordert, an ein Medium zu denken, „das Ihnen Informationen über lokale Ereignisse bietet“. Vier Items variieren dabei verschiedene Gratifikationen für Gesprächssituationen:
§ [Ich nutze dieses Medium,] damit ich mitreden kann,
§ weil ich informiert sein will, falls mich jemand darauf anspricht,
§ damit ich unverfängliche Themen habe, über die ich mich mit anderen Leuten unterhalten kann,
§ weil es mir Argumente und Beispiele für Gespräche liefert.
Darüber hinaus wurden weitere Motivdimensionen abgefragt, um die speziell gesprächsorientierten
isolieren zu können. Diese Items bezogen sich auf die beiden Dimensionen soziale Kontrolle (z.B.
„weil ich auf dem Laufenden sein will, wenn in der Nähe etwas passiert“) und Orientierung (z.B.
„weil es mir hilft, mich im Alltag zurecht zu finden“). Für die weitere Analyse wurde ein Mittelwert
für die gesprächsorientierten Motive gebildet.
2.4 Soziodemografie
Der Fragebogen wird durch einen soziodemografischen Block abgeschlossen. Mögliche intervenierenden Variablen, wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand und Erwerbstätigkeit, werden erhoben (vgl.
McLeod u.a. 1996: 192).
2.5 Stichprobe
Aus den rund 123 Haushalten von Schönhorst wurde eine einfache Zufallsstichprobe vom Umfang
74 gezogen. Insgesamt wurden in 50 Haushalten zwischen einer und sechs Personen schriftlich befragt. Das entspricht auf Haushaltsebene einer Rücklaufquote von 68%. Idealtypisch sollten alle
Haushaltsmitglieder ab 16 Jahren befragt werden, wie gut dies gelang, kann nicht festgestellt werden. Am 3. und 4. April 2005 wurden insgesamt 93 Befragungen durchgeführt.
3
Ergebnisse
Die anhand der Schönhorster Daten generierten Faktoren der sozialen Integration entsprechen relativ
genau den Faktoren der McLeod’schen Studie. In dieser werden die Integrationsdimensionen durch
verschiedene strukturelle und soziodemografische Merkmale erklärt (vgl. McLeod u.a. 1996: 194 f.).
Signifikante Größen sind dabei Alter, Geschlecht, Haushaltseinkommen, Ehestand sowie Wohndauer und Hausbesitz. Im Rahmen der vorliegenden Studie gilt es nun, den Erklärungsbeitrag der loka-
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
len Mediennutzung und Gespräche über Medien zu bestimmen, letztere operationalisiert über die
Motivation, lokale Medien zu nutzen, weil es für persönliche Gespräche von Nutzen ist.
3.1 Kontaktreichtum
Die Integrationsdimension Kontaktreichtum lässt sich in einer Regressionsanalyse am besten durch
vier Variablen erklären. Mitgliedschaft in Vereinen, eine lange Wohndauer in Schönhorst, regelmäßige Nutzung der lokalen Medien sowie die Zustimmung zu Gesprächen als Mediennutzungsmotiv
führen zu besserer Integration in das Netzwerk der Dorfgemeinschaft. Durch die blockweise Darstellung in lässt sich ersehen, dass der größte Teil der Varianzaufklärung durch die beiden strukturellen
Variablen geleistet wird. Diese Dimensionen klären gut ein Drittel der Varianz auf, allerdings verbessern die beiden medienorientierten Variablen das Modell um weitere gut 20 Prozentpunkte auf
insgesamt 56%.
Tabelle 1: Blockweises Regressionsmodell für die Integrationsvariable Kontaktreichtum
Block 1
Korrigiertes R
Beta
Mitgliedschaft in Vereinen
,41**
Wohndauer
,36**
2
,35**
Block 2
Korrigiertes R
Mitgliedschaft in Vereinen
,34**
Wohndauer
,20*
Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien
,42**
2
,48**
Block 3
Korrigiertes R
Mitgliedschaft in Vereinen
,30**
Wohndauer
,18*
Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien
,29**
Nutzungsmotiv Gespräche
,32**
2
,56**
n = 80; ** signifikant bei p – ,01; * signifikant bei p – ,05
Für die Schönhorster Daten gilt also, dass sich die Integrationsdimension Kontaktreichtum vor allem
durch das Engagement in Vereinen und Gruppen sowie eine lange Wohndauer beschreiben lässt. Die
Mediennutzung und das Nutzungsmotiv Gespräche leisten zusätzlich einen beträchtlichen Beitrag
bei der Varianzaufklärung. Dementsprechend hängt die Einbindung in die Dorfgemeinschaft also
auch deutlich vom Konsum der lokalen Medien ab sowie von dem Motiv, diese Medien zu nutzen,
weil es für Gespräche nützlich ist.
Das Nutzungsmotiv Gespräche bringt in Verbindung mit der Mediennutzung allerdings ein Problem
in der Analyse mit sich: Man sollte annehmen, dass dieses Nutzungsmotiv, das hoch signifikant mit
der Regelmäßigkeit der lokalen Mediennutzung korreliert (Pearsons r = ,44; signifikant bei p – ,01),
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
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der Zuwendung zu den Lokalmedien vorgelagert ist. Zwischen den beiden unabhängigen Variablen
Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien und Nutzungsmotiv Gespräche ist also ein zeitlich begründeter Kausalzusammenhang zu vermuten. Sollte dieser tatsächlich bestehen, würde der Einfluss
des Gesprächsmotivs im oben dargestellten Modell unterschätzt. Diese Vermutung wird daher in einem pfadanalytischen Modell überprüft. Eine Maximum Likelihood-Schätzung auf Basis der Kovarianzmatrix ergibt das in Abbildung 1 dargestellte Modell.
Regelmäßigkeit
der lokalen
Mediennutzung
,37**
,29**
,35**
Wohndauer
Nutzungsmotiv
Gespräche
,19*
,33**
Mitgliedschaft
in Vereinen
Abb. 1:
Kontaktreichtum
,28**
Pfadmodell für die Integrationsdimension Kontaktreichtum
n = 80; χ2 = 0,87; df = 1; p = 0,4; Maximum Likelihood-Schätzung; Kovarianzmatrix;
** signifikant bei p – ,01; * signifikant bei p – ,05; korrigiertes R2
Es zeigt sich, dass das Nutzungsmotiv Gespräche tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf die Mediennutzung hat. Daneben kann auch die Wohndauer einen Teil der Varianz der Mediennutzung erklären und damit das Modell entscheidend verbessern. Die Werte der anderen Koeffizienten und ihre
Signifikanzen bleiben im Vergleich zum Regressionsmodell aus fast unverändert. Insgesamt kann
der Effekt der Wohndauer auf ,29, der des Nutzungsmotivs Gespräche auf ,44 beziffert werden. Das
2
korrigierte R für die Mediennutzung beträgt ,32; für die Integrationsdimension Kontaktreichtum erhöht sich der Anteil der erklärten Varianz auf 58%.
Das Nutzungsmotiv Gespräche wirkt also doppelt verstärkend auf den Kontaktreichtum. Auch der
Einfluss der Wohndauer muss stärker angenommen werden, als bisher vermutet, da beide Variablen
neben der Integrationsdimension auch die Mediennutzung beeinflussen.
3.2 Verankerung
Versucht man, die emotionale und strukturelle Verankerung in die Dorfgemeinschaft zu erklären,
bietet sich ein anderes Bild als für die Integrationsdimension Kontaktreichtum. McLeod u.a. können
gerade diese Dimension sozialer Integration von allen am besten erklären (vgl. McLeod u.a. 1996:
194 f.): Sie erhalten zumindest schwach signifikante Koeffizienten für die Variablen Alter und Ge-
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
schlecht, hoch signifikante für Haushaltseinkommen, Wohndauer, Ehestand sowie Mediennutzung.
Nach dem Muster der Analyse in Kapitel soll auch hier der unterschiedliche Einfluss soziodemografischer, struktureller, medien- und gesprächsbezogener Variablen überprüft werden.
Es zeigt sich bereits, dass die Variable Verankerung sich hinsichtlich der Koeffizienten, aber auch
der Modellgüte deutlich von der Dimension Kontaktreichtum unterscheidet. Das beste Regressionsmodell ist in dargestellt.
Tabelle 2: Blockweises Regressionsmodell für die Integrationsdimension Verankerung
Block 1
Korrigiertes R
Beta
Bildung
-,16
Hausbesitz
-,49**
Wohndauer
-,08
2
,24**
Block 2
Korrigiertes R
Bildung
-,22*
Hausbesitz
-,50**
Wohndauer
-,17
Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien
-,25*
2
,28**
Block 3
Korrigiertes R
Bildung
-,19
Hausbesitz
-,46**
Wohndauer
-,18
Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien
-,32**
Nutzungsmotiv Gespräche
-,25*
2
n = 72; ** signifikant bei p – ,01; * signifikant bei p – ,05
Ein Viertel der Varianz der emotionalen Bindung an Schönhorst lässt sich demnach durch zwei
strukturelle Merkmale, Hausbesitz und Wohndauer, sowie die Variable Bildung aufklären. Hausbesitzer und Personen, die schon lange in Schönhorst leben, fühlen sich also stärker in Schönhorst ver1
ankert, ebenso wie Befragte mit niedrigerem Bildungsstand. Die Nutzung der lokalen Medien und
das Motiv, diese für Gespräche zu nutzen, klären je weitere 4% der Varianz auf.
Mögliche indirekte Effekte des Nutzungsmotivs Gespräche sollen wie im vorangegangenen Abschnitt im Rahmen einer Pfadanalyse untersucht werden. Abbildung 2 stellt die gefundenen
Kausalbeziehungen dar.
1
Die Koeffizienten der beiden Variablen Bildung und Wohndauer sind zwar bei α = 5% knapp nicht signifikant, die Dimensionen tragen allerdings entscheidend zur Verbesserung des Modells bei und werden daher
nicht ausgeschlossen.
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
Regelmäßigkeit
der lokalen
Mediennutzung
,31**
17
-,33**
,37**
Wohndauer
Nutzungsmotiv
Gespräche
,17
Verankerung
,25*
Hausbesitz
Bildung
Abb. 2:
,46**
-,19
Pfadmodell für die Integrationsdimension Verankerung
n = 73; χ2 = 2,88; df = 2; p = 0,2; Maximum Likelihood-Schätzung; Kovarianzmatrix;
** signifikant bei p – ,01; * signifikant bei p – ,05; korrigiertes R2
Auch in diesem Modell zeigen sich, analog zu Abbildung 1, indirekte Einflüsse der Variablen Wohndauer und des Nutzungsmotivs Gespräche auf die Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien. Ansonsten bleiben auch in diesem Modell Koeffizienten und Signifikanzwerte ungefähr gleich im Bezug zum Regressionsmodell.
Hinsichtlich der Verankerung wirken sich also die strukturellen und soziodemografischen Dimensionen am stärksten aus. Allerdings können auch bei dieser Variable die Mediennutzung und das
Nutzungsmotiv Gespräche einen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung leisten. Für die Verankerung liegt die erklärte Varianz im Pfadmodell bei 38%, für die Mediennutzung ist das korrigierte
2
R = ,28.
Beachtenswert ist in diesem Modell das negative Vorzeichen des Koeffizienten der Mediennutzungsvariablen: Im Sinne der zugrundegelegten Kausalannahme müsste geringere Mediennutzung
zu stärkerer emotionaler Bindung an das Dorf führen. Im Pfadmodell lässt sich darüber hinaus ablesen, dass zwei Variablen einen direkten positiven Einfluss haben, über die Mediennutzung dann aber
2
indirekt negativ auf die Verankerung wirken. Dieser Wirkungszusammenhang ist theoretisch
schwer vorstellbar.
Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage, ob die durch die vorgestellten Modelle unterstellte
Wirkungsrichtung von der Mediennutzung auf die Dimensionen der sozialen Integration die richtige
ist oder ob nicht doch auch ein Einfluss der Integration auf die Mediennutzung denkbar ist. In den
theoretischen Betrachtungen des einleitenden Abschnitts haben wir gesehen, dass in unterschiedlichen Phasen der Integrationsforschung beide Wirkungsrichtungen postuliert und empirisch belegt
2
Insgesamt beträgt der Effekt des Nutzungsmotivs Gespräche auf die Verankerung nur 0,15, der der Wohndauer sogar nur 0,05, da beide über die Mediennutzung mit -0,10 bzw. -0,12 indirekt negativ auf die abhängige Variable wirken.
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Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
worden sind. Zwar erschien dabei der Einfluss der Medien auf die Integration schlüssiger, so dass die
Untersuchung des entsprechenden Wirkungszusammenhanges im Vordergrund stand. Es ist aber
nicht ausgeschlossen, dass sich verschiedene Dimensionen von sozialer Integration tatsächlich unterschiedlich verhalten und erklären lassen. Kontaktreichtum wird, wie wir gesehen haben, durch
Mediennutzung befördert, da die Massenmedien zum Beispiel Themen für Gespräche anbieten. Für
die emotionale Bindung bzw. Verankerung ist ein anderer Zusammenhang denkbar.
Der negative Koeffizient der Variablen Mediennutzung im Regressions- bzw. Pfadmodell für die
Variable Verankerung könnte so verstanden werden, dass diejenigen, die sich zu Hause fühlen, also
gut verankert sind, die lokalen Medien nicht brauchen und daher weniger nutzen. Hingegen könnten
weniger gut verankerte Dorfbewohner die Lokalmedien nutzen, um sich stärker im Ort zu Hause zu
fühlen. Allerdings dürften die Medien bei diesem Unterfangen keinen nennenswerten Beitrag leisten, andernfalls sollte sich dieser negative Zusammenhang in einer Querschnittsanalyse mit nur wenigen Befragten, die erst seit kurzem in Schönhorst leben, nicht bemerkbar machen. Die Medien
würden demnach nicht auf die emotionale Verankerung wirken, wohl aber auf die Einbindung in die
Dorfgemeinschaft, wie unsere Analyse der Integrationsdimension Kontaktreichtum ergeben hat. Das
heißt, man würde sich durch Mediennutzung zwar nicht unbedingt wohler im Ort fühlen, aber seine
Kontakte zu anderen verbessern können, was schließlich doch zu einer besseren Integration führen
würde.
Eine andere mögliche Erklärung für den negativen Einfluss der Mediennutzung auf die Verankerung
erinnert an mögliche Unterschiede zwischen so genannten locals und cosmopolitans: Höhere Mediennutzung könnte dazu führen, dass man seinen Horizont erweitert und sich stärker auf nicht-lokale Ereignisse hin orientiert. Dadurch könnte ein Gefühl der Verankerung im Dorf abgeschwächt werden, weil mehr Bezüge zu anderen Orten hergestellt werden.
Allerdings ist anzumerken, dass diese Idee nicht unbedingt durch die Daten gestützt wird, denn es
war ausdrücklich nach der Nutzung lokaler Medien gefragt. Die Tageszeitung Kieler Nachrichten
enthält zwar auch Teile mit nationalem oder internationalem Bezug. Für die anderen drei abgefragten
Medien gilt dies aber nicht, so dass sich die Variable Mediennutzung letztlich hauptsächlich auf lokale Medien bezieht. In weiteren Untersuchungen zu den hier vorgestellten Dimensionen sozialer Integration sollte daher die Mediennutzung genauer erhoben werden, als es hier geschehen ist. So könnte
der negative Effekt der Zuwendung zu Medien auf die Verankerung durch spezifischere Mediennutzungsvariablen gegebenenfalls durch Vergleiche lokaler und nicht-lokaler Mediennutzung erklärt
werden.
4
Diskussion
In der Literatur zur Integrationsforschung sind, wie wir in den theoretischen Vorüberlegungen gesehen haben, unterschiedliche Verknüpfungen von sozialer Integration und lokaler Mediennutzung
diskutiert worden. Sowohl ein Einfluss der Mediennutzung auf die Integration als auch die umgekehrte Wirkungsrichtung sind angenommen worden. Vor dem Hintergrund gesellschaftstheoretischer Betrachtungen zum Zusammenspiel von Massenmedien und Integration wurde ein Einfluss
erster Art postuliert, und zwar weil die Medien auf eine Weise für Zusammenhang sorgen, die in der
empirischen Forschung bisher kaum berücksichtigt worden ist: Medien liefern Stoff für Gespräche,
die wiederum den sozialen Zusammenhalt stärken. Einerseits können Gespräche selbst als Indikator
soFid Kommunikationswissenschaft 2006/2
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
19
für soziale Integration verstanden werden. Ein Mehr an Gesprächen würde demnach für stärkere Integration sorgen. Andererseits bieten die Massenmedien darüber hinaus allgemein verwendbare Themen an, die jeder Bürger in einem gemeinsamen Bezugsrahmen, nämlich dem Mediensystem
verorten können sollte. Auch dieser Fundus an Themen und Wissensbeständen wirkt wiederum
integrativ.
Vor diesem Hintergrund scheinen Zusammenhänge zwischen Mediennutzung, Gesprächen über Medien und sozialer Integration sehr plausibel. In der vorliegenden Studie sind zwei Dimensionen sozialer Integration, Kontaktreichtum und Verankerung, untersucht worden. Tatsächlich zeigen Regressionsanalysen und Pfadmodelle, dass die Regelmäßigkeit der Nutzung lokaler Medien und das
Gesprächsmotiv einen nicht unerheblichen Beitrag zur Varianzaufklärung der beiden Integrationsdimensionen leisten. Am eindeutigsten zeigt sich dies bei der Variablen Kontaktreichtum, was sich
auch theoretisch am einleuchtendsten begründen lässt: Die Häufigkeit und Intensität der Kontakte
mit anderen Mitgliedern der lokalen Gemeinschaft wird durch die Nutzung der lokalen Medien gefördert, da regelmäßigen Mediennutzern in der Regel ein Vorrat an Themen mit lokalem Bezug zur
Verfügung steht, über die sie sich mit anderen unterhalten können.
Für die Variable Verankerung ist der Zusammenhang mit der Zuwendung zu Lokalmedien und der
Nutzung für Gespräche nicht so einfach zu erklären. Verankerung beschreibt kurz gesagt die emotionale Verbundenheit mit dem Dorf. Zwar ergeben sich in einer Regressionsanalyse auch hier signifikante Koeffizienten für die beiden medienbasierten Erklärungsdimensionen. Das Vorzeichen der
Mediennutzung ist allerdings negativ, so dass ein Mehr an Mediennutzung, in der Logik der Kausalrichtung von den unabhängigen Variablen auf die abhängige, einen geringeren Grad an emotionaler
Bindung bedeuten müsste.
Hier stellt sich die Frage, ob nicht ein Einfluss der Verankerung auf das Mediennutzungsverhalten
wahrscheinlicher ist. Der Koeffizient der erklärenden Variablen drückt allein schließlich nur eine
Partialkorrelation mit der abhängigen Größe aus. Es sind weitere Forschungsarbeiten notwendig, die
in ihrer Datenstruktur etwa Analysen nach dem 2 Stage Least Squares-Verfahren ermöglichen. Auch
Paneluntersuchungen über die Zeit wären denkbar. Dabei könnten dann nicht nur beide Wirkungsrichtungen geprüft werden. Auch ein reziproker Einfluss ließe sich so modellieren.
Auch wenn die Befunde für den Zusammenhang der sozialen Integration mit der Mediennutzung heterogen sind, ist für das Nutzungsmotiv Gespräche ein eindeutig positiver Wirkungszusammenhang
festzustellen, der sich auch kaum in umgekehrter Richtung deuten lässt. Der Wille, Medien für interpersonale Kommunikation zu nutzen, verstärkt sowohl die Einbindung in die Dorfgemeinschaft
(Kontaktreichtum) als auch das Zugehörigkeitsgefühl (Verankerung). Dieses Ergebnis bestätigt Annahmen, die in der Theorie zur sozialen Integration und auch im Uses and Gratifications-Ansatz immer wieder gemacht worden sind. Gespräche über Medien könnten eine Art Missing Link in der Forschung zum Verhältnis von Massenmedien und sozialer Integration sein.
Was die Mediengespräche angeht, halte ich es beim derzeitigen Stand der Forschung zu diesem Phänomen für dringend angebracht, verlässliche Ergebnisse zu diesem Konstrukt zu erhalten. Gespräche
über Medien können als Alltagsphänomen verstanden werden, dessen Funktion in Medienwirkungsprozessen, aber auch bei der Zuwendung durch die Rezipienten weiter untersucht werden sollte. In
der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass die Nützlichkeit von Massenmedien für Gespräche den Befragten durchaus bewusst ist und dass das entsprechende Nutzungsmotiv einen signifikanten Beitrag für die Untersuchung von Mediennutzung und sozialer Integration leistet.
20
soFid Kommunikationswissenschaft 2006/2
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
Literatur
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August 2006 abrufbar unter http://www. teichenberg.at/essentials/henk_westerik.pdf.
soFid Kommunikationswissenschaft 2006/2
Soziale Integration durch Mediennutzung und durch Gespräche über Medien
21
Westerik, Henk (2001), „Community Integration and the Use of Local Media. A Critical Review“,
in: Communications 26, S. 197-209.
Zur Person
Merja Mahrt, geb. 1979, studierte von 1999 bis 2005 an der Freien Universität Berlin Publizistikund Kommunikationswissenschaft und Französische Philologie. Zur Zeit ist sie wissenschaftliche
Assistentin am Lehrstuhl Medienwissenschaft der Zeppelin University in Friedrichshafen.
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1 Massenkommunikation
23
1 Massenkommunikation
1.1
Allgemeines
[1-L] Baraldi, Claudio:
New forms of intercultural communication in a globalized world, in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 1, S. 53-69 (URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/68/1/53)
INHALT: Der Schlüsselbegriff zur Erklärung von Globalisierung lautet Kommunikation. Globalisierung kann betrachtet als die weltweite Ausbreitung einer funktional differenzierten europäischen Gesellschaftsform mittels interkultureller Kommunikation. Seit dem 17. Jahrhundert
existiert in dieser Gesellschaft interkulturelle Kommunikation als Ausprägung eines modernistischen Ethnozentrismus, basierend auf Werten wie Wissen, Pluralismus und Individualismus. Aufgrund der historischen Wandlungsprozesse des 20. Jahrhunderts ergab sich die Notwendigkeit, neue Formen der interkulturellen Kommunikation zu entwickeln. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde der Vorschlag einer auf dem Dialog basierenden transkulturellen Kommunikation als einer Grundlage für interkulturelle Anpassung, die Erschaffung
multikultureller Identitäten und die Konstruktion einer gemischt multikulturellen Gesellschaft
entwickelt. Diese transkulturelle Form ruft jedoch Paradoxien und Schwierigkeiten in der internationalen Kommunikation hervor, weil sie die Erhaltung kultureller Unterschiede mit der
Suche nach einer Synthese vermischt. In der Konsequenz ergibt sich die Notwendigkeit einer
neuen Form des interkulturellen Dialogs, der sich mit nicht vergleichbaren Unterschieden und
dem Management von Konflikten als Voraussetzung für eine Koordination unterschiedlicher
kultureller Perspektiven befasst. (Unübers.)
[2-L] Bauer, Thomas A.:
Geschichte verstehen: eine kommunikationstheoretische Intervention, in: Medien und Zeit :
Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 21/2006, Nr. 1, S. 26-39
INHALT: In der Diversität von Erinnerung liegt das Grundcharakteristikum von Europa: Einheit
in der Vielfalt, Vielfalt in der Einheit. Der Beitrag reklamiert die Kompetenz für Fragen der notwendigerweise über Kommunikationen tradierten - Geschichte(n) für die Kommunikationswissenschaft, im Besonderen für eine "historisch-verstehende" Kommunikations-wissenschaft. Die "kommunikationstheoretische Intervention" sieht Geschichte als Kulturmodell
gesellschaftlicher Selbstreflexion und zugleich als Wissensmodell zur kommunikativen Verfasstheit von Gesellschaften, wobei die Prognosefähigkeit solcher Erkenntnisse implizit mitgedacht wird. Eine sich als Kommunikations-, Medien- oder Wissensgesellschaft definierende Gegenwart fordert geradezu eine kommunikationswissenschaftlich organisierte Geschichtsforschung, die in der Kommunikation die Kultur der Gesellschaft und in der Kultur
die Herausforderungen der Kommunikation der Gesellschaft erkennt. "Eine diskursanalytisch
und so eben auch verstehendkommunikationswissenschaftlich angelegte Geschichtsforschung
wäre dann gewissermaßen eine Erzählforschung, die die erzählende Forschung nicht ersetzen,
aber unbedingt ergänzen könnte." (UN)
24
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.1 Allgemeines
[3-L] Berghaus, Margot:
Die Massenmedien der Gesellschaft: beobachtet von Niklas Luhmann, in: Gunter Runkel,
Günter Burkart (Hrsg.): Funktionssysteme der Gesellschaft : Beiträge zur Systemtheorie von Niklas Luhmann, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 195-221, ISBN: 3-531-14744-7
INHALT: Für den Systemtheoretiker und Konstruktivisten Luhmann bilden die Massenmedien Presse, Rundfunk und Fernsehen - ein "System", und zwar ein eigenständiges Funktionssystem der Gesellschaft, dessen spezielle Funktion darin besteht, für die Gesellschaft die Realität
zu "konstruieren". Das ist der einfache Kern der Theorie. Die Implikationen sind jedoch umfangreich. Im vorliegenden Beitrag geht esausdrücklich nicht um eine gesellschaftliche Medienkritik im üblichen Sinne: Dass die Massenmedien die Realität abbilden, dabei aber Fehler
machen, indem sie "verzerrend" oder "einseitig" berichten. Nach Luhmann gibt es "die Realität" nicht als vorweg sortierte Entität von Gegenständen und Ereignissen, auf die dann Beobachter - Massenmedien und andere - mehr oder weniger richtig zugreifen. Die Welt existiert
zwar, aber nur als "Horizont, also als unerreichbar"; erst im Akt der Beobachtung wird Realität hergestellt. Die Medien beobachten die Welt und die Gesellschaft nach ihren höchst eigenen Kriterien mit der bekannten Vorliebe für Neues und Abweichendes. Das ist ihr spezifischer Blick auf die Welt. Problematisch und gleichzeitig unvermeidbar ist nun, dass das allgemeine Bild von der Realität durch diese spezielle Berichterstattung der Massenmedien zustande kommt. Mit den berühmten Worten Luhmanns: "Was wir über unsere Gesellschaft, ja
über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien." (ICA2)
[4-L] Besio, Cristina; Hungerbühler, Ruth; Morici, Luca; Prario, Benedetta:
Die Unverzichtbarkeit organisationstheoretischer Ansätze für die Kommunikations- und
Medienwissenschaften, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S. 33-41
INHALT: "Der Vorschlag, den Medienorganisationen im Rahmen der Kommunikations- und
Medienwissenschaften mehr Beachtung zu schenken, ist sowohl theoretisch als auch auf der
Ebene angewandter Forschung von Bedeutung. Mediale Kommunikation erfolgt durch Organisationen (Rundfunkanstalten, Zeitungen, etc.), die als solche immer auf der Suche nach Instrumenten zur Optimierung ihrer Leistung sind. Das Verständnis und die Beschreibung von
Medienorganisationen in ihrer Funktion als 'Leistungsoptimierer' bedürfen aber theoretischer
Prämissen. Wir stellen im Folgenden kurz dar, wo und wie die Kommunikationsund Medienwissenschaften Medienorganisationen thematisieren, und in welcher Hinsicht ein Bedarf
besteht, sie grundsätzlicher zu berücksichtigen. Darauf stellen wir an einem Beispiel aus dem
Bereich der Medienregulierung dar, inwiefern organisationstheoretische Zugangsweisen in
der Forschung fruchtbar gemacht werden könnten." (Autorenreferat)
[5-L] Blaseio, Gereon; Pompe, Hedwig; Ruchatz, Jens (Hrsg.):
Popularisierung und Popularität, Köln: DuMont 2005, 331 S., ISBN: 3-8321-7916-X (Standort:
UB Bonn(5)-2005-6040)
INHALT: "Der vorliegende Band geht auf eine Tagung des Forschungskollegs Medien und kulturelle Kommunikation zurück, die im Herbst 2003 an der Universität zu Köln durchgeführt
wurde. Wie andere Publikationen des Kollegs auch setzt er auf die Produktivität interdisziplinärer und interkultureller Zugänge zu einem Rahmenthema. Die Begriffe 'Popularisierung'
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.1 Allgemeines
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und 'Popularität' werden in historischen und systematischen Analysen ausgeleuchtet, die von
lokalen Praktiken des Populären bis zu global wirksamen Medienkonfigurationen und ihren
Theorien reichen. Popularisierung ist dabei als der Versuch zu betrachten, bei einem im wesentlichen unspezifischen Publikum über besondere Formen der Darbietung eine möglichst
breite Annahme von Aussagen zu erreichen. Und populär sind diejenigen, denen es gelingt,
auf allgemeine Akzeptanz zu stoßen, ohne jedoch mit den erzeugten Fiktionen einfach deckungsgleich zu werden. Der Band gliedert sich in drei Teile, die in ihren unterschiedlichen
Schwerpunktsetzungen aufeinander Bezug nehmen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Hedwig Pompe: Popularisierung/Popularität: Eine Projektbeschreibung (13-20); Manuel Braun:
'Wir sehens, das Luther by aller weit berympt ist' - Popularisierung und Popularität im Kontext von Buchdruck und Religionsstreit (21-42); Holger Dainat: 'meine Göttin Popularität'.
Programme printmedialer Inklusion in Deutschland 1750-1850 (43-62); Nicolas Pethes: Vom
Einzelfall zur Menschheit. Die Fallgeschichte als Medium der Wissenspopularisierung zwischen Recht, Medizin und Literatur (63-92); Jörg Traeger: Politik der Popularisierung. Zum
Kunstprogramm Ludwigs I. von Bayern (93-114); Günter Butzer: Von der Popularisierung
zum Pop. Literarische Massenkommunikation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
(115-138); Jens Ruchatz: Der Ort des Populären (139-145); Urs Stäheli: Das Populäre als Unterscheidung - eine theoretische Skizze (146-167); Guido Zurstiege: Die Marken-Persönlichkeit als operative Fiktion im Geschäftsverkehr -Zum Anthropomorphismus im Markendiskurs (168-178); Jens Ruchatz: 'Universalsprache' Eine Diskursgeschichte der Verständlichkeit (179-198); Jürgen Link: Aspekte 'molekularer' Popularisierung von Wissenschaft
durch Kollektivsymbolik und Interdiskurs. Am Beispiel der sozialen Chemie im 19. Jahrhundert (199-216); Johannes Ultmaier: Felder eingeschränkter Produktion im Pop - Eine Skizze
zum Applikationspotential einer Kategorie von Pierre Bourdieu (217-244); Gereon Blaseio:
Radio made the movie star - Eine Einführung in Praktiken des Populären (245-256); Katrin
Oltmann: vom shop around the corner zum global village und zurück. Glocalization im Hollywood-Remake you've got mail (257-281); Rekha Kamath Rajan: Popularisierungsstrategien. Die Bombay-Filmindustrie und Hollywood (282-302); Matthias Krings: Bollywood/Kallywood. Mediale Transfers und populäre Videos in Nigeria (303-317); Alexander
Stock: Die Dachmarken-Strategie des ZDF (318-324).
[6-L] Blum, Roger:
Bausteine zu einer Theorie der Mediensysteme, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S.
5-11
INHALT: "Es fehlt eine Makro-Theorie zu Beschreibung von Mediensystemen. Die Systemtheorie situiert zwar Mediensysteme oder das Mediensystem - im Verhältnis zu den Umwelten,
aber sie erklärt die länderspezifischen Unterschiede nicht. Schon früh wurde vermutet, dass
Abhängigkeiten zwischen politischen Systemen und Mediensystemen bestehen. Seit 1956
wurden Modelle entworfen, die diese Abhängigkeiten aufzeigten. Dabei wurde mehr und
mehr deutlich, dass eine Makro-Theorie nur entwickelt werden kann, wenn ihr vergleichende
Forschung zugrunde liegt. Es genügt nicht, Kriterien, die nur auf ein Land oder eine Ländergruppe zutreffen, ungeprüft auf andere Länder zu übertragen. Und es genügt nicht, allein Kriterien, die das politische System beschreiben, für die Theoriebildung zu verwenden; es
braucht auch Kriterien, die dem Mediensystem und der Medienkultur entstammen. Auf der
Grundlage vergleichender Forschung haben Hallin und Mancini drei Modelle skizziert, die
eine wichtige Etappe darstellen. Sie beziehen allerdings nur westeuropäische und nordatlanti-
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.1 Allgemeines
sche Länder mit ein. Auf der Basis eines an der Universität Bern entwickelten Ansatz wird im
Folgenden versucht, die Modelle von Hallin und Mancini so zu erweitern und zu ergänzen,
dass ein für die Mediensysteme der ganzen Welt verwendbarer Ansatz entsteht. Das Resultat
erlaubt, erste Bausteine für eine Theorie zu errichten." (Autorenreferat)
[7-L] Carlsson, Ulla:
Has media and communication research become invisible?: some reflections from a Scandinavian horizon, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol.
67/2005, Nr. 6, S. 543-546 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/543)
INHALT: Der Beitrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der Kommunikationswissenschaft in den skandinavischen Ländern in den letzten dreißig Jahren. Die Etablierung der
Kommunikationswissenschaft mit eigenständiger Lehre und Forschung erfolgte in Schweden,
Dänemark und Norwegen in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren, während die Disziplin in Finnland auf eine langjährige eigenständige Tradition zurückblicken konnte. Kennzeichnend für eine junge Wissenschaftsdisziplin ist das Spannungsverhältnis zwischen Interdisziplinarität auf der einen und fachlicher Abschottung auf der anderen Seite. Hinzukommt,
dass die Zersplitterung des Mediensektors zu einer Spezialisierung innerhalb der Kommunikationswissenschaft geführt hat und gleichzeitig medienspezifische Themen von einer Vielzahl anderer Disziplinen bearbeitet werden, unabhängig von den Trends in der Medien- und
Kommunikationsforschung. Es besteht die Gefahr, das Kommunikationswissenschaftler in
Zukunft nicht mehr in der ersten Linie kulturell oder gesellschaftlich orientierter Forschung
stehen werden. Die Kommunikationswissenschaft muss in der Lage sein, auf die Fragen nach
der Rolle der Medien bei der Verteilung von Macht und Einfluss in der Gesellschaft ebenso
eine Antwort zu geben wie auf Fragen, die sich aus den Medieninhalten und der Rolle der
Medien im Alltagsleben ergeben. (UN)
[8-L] Chitty, Naren:
International communication: continuing into the 21st century as an academic 'commons',
in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S.
555-559 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL:
http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/555)
INHALT: Der Beitrag liefert eine Überblick über die Entwicklung des Forschungsfeldes "international communication" innerhalb der Kommunikationswissenschaft. Als Begründer der "international communication" gelten Harold D. Lasswell und Daniel Lerner, die die im Zweiten
Weltkrieg gewonnen Erkenntnisse der Propagandaforschung im Sinne einer Verbreitung von
Modernität, Aufklärung und Liberalismus nutzbar machen wollten. Es wird nachgezeichnet,
wie sich im Zuge der gesellschaftlichen und technologischen globalen Veränderungen auch
der Fokus der "international communication" veränderte und neue interdisziplinäre Beziehungen zu theoretischen Ansätzen der "cultural studies" oder auch der französischen Poststrukturalisten entstanden. Die nächste große Herausforderung für die "international communication" wird sich ergeben, wenn nach dem Jahre 2025 die Menschheit in eine neue Dimension der Erforschung des Weltraums eintreten wird. (UN)
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1.1 Allgemeines
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[9-L] Downing, John D.H.:
Communication research and political commitment: then, now and next, in: Gazette : the
international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 535-537 (Standort:
USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/535)
INHALT: Der Beitrag zieht aus persönlicher Erfahrung eine Bilanz der Funktion kommunikationswissenschaftlicher Forschung in den letzten Jahrzehnten für die gesellschaftliche Entwicklung insbesondere in Großbritannien und den USA und definiert ihre aktuelle und zukünftige
Rolle. Sie liegt darin, systematisch die trotz der kapitalistischen Globalisierung immer noch
existierenden Freiräume im Sinne eines konstruktiven gesellschaftlichen Wandels zu nutzen.
Kommunikationswissenschaftler müssen sich mit sozialen Bewegungen und Organisationen
der Zivilgesellschaft zusammentun und Lernprogramme entwickeln, die die Kluft zwischen
Theorie und Praxis in der Kommunikationswissenschaft überwinden helfen. In der vergleichenden internationalen Kommunikationsforschung muss der verengte Blick auf die OECDStaaten überwunden werden. Dies gilt insbesondere für Afrika, das nicht als "verlorener Kontinent" betrachtet werden darf. Schließlich müssen neue Wege gefunden werden, kommunikationswissenschaftliche Forschungsergebnisse in die Öffentlichkeit zu vermitteln und mit dieser in einen ständigen Dialog zu treten. (UN)
[10-L] Eder, Klaus:
Transnationale Kommunikationsräume und die Entstehung einer europäischen Gesellschaft,
in: Robert Hettlage, Hans-Peter Müller (Hrsg.): Die europäische Gesellschaft, Konstanz: UVK
Verl.-Ges., 2006, S. 155-173, ISBN: 3-89669-540-1
INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die Entstehung transnationaler Kommunikationsräume die Formierung einer europäischen Gesellschaft begünstigt. Zu diesem Zweck
wird die Interessenkommunikation auf europäischen Märkten, die politisch-öffentliche Kommunikation im europäischen Herrschaftsverband und die Erinnerungskommunikation im
Konstruktionsprozess eines europäischen Kollektivbewusstseins untersucht. In allen drei Dimensionen, so die These, findet ein Prozess transnationaler Vergesellschaftung statt, der bislang noch kaum analysiert ist. Der Autor entwickelt einen theoretischer Rahmen, der auf der
Annahme beruht, dass Interessen, Normen und Erinnerungen Handlungs- bzw. Kommunikationszusammenhänge konstituieren. Auf diesen drei Ebenen lassen sich signifikante Veränderungen im Prozess der Europäisierung zeigen, die die sozialen Voraussetzungen für öffentliche Kommunikation in Europa verändern. Damit ist die weitere Annahme verbunden, dass
die Europäisierung von Öffentlichkeit nicht einem Telos folgt oder deswegen sich entwickelt,
weil sie normativ gewollt ist. Gegen diese voluntaristische Variante einer Erklärung der Formierung einer europäischen Öffentlichkeit wird eine strukturtheoretische Variante des Prozesses der Europäisierung von Öffentlichkeit gesetzt. (ICA2)
[11-L] Faßler, Manfred:
Erdachte Welten: die mediale Evolution globaler Kulturen, Wien: Springer 2005, 386 S.,
ISBN: 3-211-23826-3 (Standort: UB Essen(465)-KLE1468)
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1.1 Allgemeines
INHALT: Der Autor vertritt die These, dass Kultur erst durch mediale Selbstbefähigung des Menschen möglich wurde. Davon ausgehend nimmt die Fähigkeit, Zeichen und Bedeutung zu
trennen, Dinge und Verhalten, Verhalten und Bedeutung zu verschiedenen Zeitpunkten zusammenzuführen, also Symbole zu erzeugen, eine zentrale Stellung in seinen Analysen ein.
Die zunehmend komplexere Deutungs- und Entwurffähigkeit des Menschen mündet in die
mediale Selbstbefähigung des Menschen, in der sich der Realitätssinn in den so genannten
Mediensinn einfügt. Der menschheitsgeschichtlich noch sehr junge Mediensinn hat seinen
Ursprung demnach aus den vielfältigen evolutionären Mensch-Medien-Interaktivitäten. Der
Autor zeigt auf, dass die mediale Selbstbefähigung, d.h. Sinnlichkeit, Interaktivität, Abstraktion und Entwurf aufeinander zu beziehen, nicht zwangsläufig nur zur Formierung des Menschen durch bestehende Wahrnehmungsangebote führt, vielmehr werden vielschichtige Realitätsbezüge herausgebildet, die es sozial weiterzugeben gilt, d.h. um deren zuverlässige kulturelle Vererbung und deren schlüssige Anwendbarkeit. (JA)
[12-L] Felsmann, Klaus-Dieter (Hrsg.):
Das Vertrauen in die Medien - Orientierung im Wandel: 7. Buckower Mediengespräche ;
erweiterte Dokumentation 2003, (Buckower Mediengespräche, Bd. 7), München: KoPäd Verl.
2004, 160 S., ISBN: 3-935686-15-3
INHALT: "Im Zusammenhang mit den modernen Medien wird zunehmend über das Verhältnis
von Wahrheit, Realität und Fiktion gesprochen. Die Gesellschaft und ihre Medien werden
komplexer, mobiler, differenzierter und damit undurchsichtiger. Wer vertraut, geht immer ein
Risiko ein und unterwirft sich einer Art privater Wahrscheinlichkeitsrechnung. Vertrauen
kann man nicht anweisen, gleichwohl ist es ein wesentliches Konstituens des sozialen Miteinanders. Die '7. Buckower Mediengespräche' im Herbst 2003 versuchten sich dem Thema sowohl in seiner philosophischen, medientheoretischen als auch juristischen Dimension zu nähern und fragten nach Konsequenzen für die Bildung und Erziehung. Was bedeutet Lernen im
Spannungsfeld zwischen Individualisierung, Technisierung und Institutionalisierung? Was
heißt Kompetenztraining im Verhältnis zur klassischen Wissensvermittlung? Neben theoretischen Überlegungen und Fallstudien vereint der vorliegende Band auch zahlreiche Praxismodelle, die sich konstruktiv den Herausforderungen stellen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Fischbach: Lernen im Spannungsfeld zwischen Individualisierung, Technisierung
und Institutionalisierung - fünf Thesen; Lothar Mikos: Vermischte Wirklichkeiten. Fernsehen
und Realität im Kopf der Zuschauer; Herbert Grunau, Hartmut Warkus: Medienpädagogische
Steinkohle. Eine Polemik zum Zweck der Neubesinnung; Bernd Schorb: Mediale Sozialisation und politische Information; Günther Schatter: Elektronisch vermittelte IndividualKommunikation und Vertrauen. Elemente, Paradoxien und Bildungsfragen; Dieter Wiedemann: Neue Ästhetiken und verschwundene Wahrheiten? Bilder im Zeitalter der digitalen
Bildbearbeitung: Rudolf Jürschik: Vom Realitätsgehalt fiktiven Erzählens. Bemerkt an DEFA-Spielfilmen gestern und heute; Ralf Schenk: ... und lass deinen Drachen steigen. Die nicht
nachlassende Faszination des DEFA-Films "Die Legende von Paul und Paula"; Stefan Haupt:
Die Nutzung von Werken im Schulunterricht. Der neue Paragr. 52a des Urheberrechtsgesetz;
Margret Albers: Orientierungslosigkeit und Wut. Die Schattenseiten des mediatisierten (Konsum-)Alltags in David Finchers "Fight Club"; Friedemann Schuchardt: Luther - semper reformanda - Multimedia. Warum der neue Spielfilm so viele Menschen beeindruckt; Britta Susanne Müller: Der Blick für den anderen - praktische schulische Medienarbeit als Form der
Auseinandersetzung mit Vorurteilen und Fremdbildern; Leopold Grün, Christian Kitter: Ich
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1.1 Allgemeines
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gucke keine Nachrichten. Ich gucke immer normales Fernsehen. Informationsbedürfnisse von
Kindern; Paul D. Bartsch: Das richtige Medium - zum richtigen Zeitpunkt - am richtigen Ort.
Die Zukunft medienbezogener Unterstützungssysteme für die schulische Bildung in SachsenAnhalt; Larissa Krainer: Schule kontra Ethik? Medienethik und die gegenwärtigen Schulstrukturen; Ingrid Geretschlaeger: Woher Kinder sich ihr Wissen holen. Erfahrungen aus Österreich; Hans-Jürgen Garn: Neues vom Medienzentrum des Kreises Soest. Ein Arbeitsbericht
mit Gefühl.
[13-L] Fischer, Ludwig (Hrsg.):
Programm und Programmatik: kultur- und medienwissenschaftliche Analysen, Konstanz:
UVK Verl.-Ges. 2005, 440 S., ISBN: 3-89669-496-0 (Standort: SB München(12)-2006.10672)
INHALT: "Der Band thematisiert das breite Spektrum der gesellschaftlichen Felder, in denen
Programme und Programmatisches eine wichtige Rolle spielen. Den hoch differenzierten Angeboten von Hörfunk und Fernsehen sowie der Programmentwicklung des etwas älteren Mediums Kino gilt dabei eine besondere Aufmerksamkeit. Einbezogen sind aber auch Programme von Akteuren und Unternehmen und nicht zuletzt Programme als politische und soziale
Positionsmarkierungen. Die 30 Beiträge namhafter Medien- und Kulturwissenschaftler erscheinen aus Anlass des 60. Geburtstages von Knut Hickethier." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rolf Lindner: Programmatisch unprogrammatisch. Cultural Studies als AntiDisziplin (17-25); Marianne Schuller: Fehltritte oder Von der Schwierigkeit des Umgangs mit
Programmen. Eine Notiz (26-32); Irmbert Schenk: Filmemachen als ästhetisches und weltanschauliches Programm. Michelangelo Antonioni um 1960 (33-46); Bernd Stenzig: 'Ein Publikum zusammenrufen und vor ihm Nüsse knacken' Eine literarhistorische Randnote zum Reality-Boom (47-62); Hartmut Winkler: Pro-gramm. Eine Überlegung zu Macht und Ohnmacht
im Universum der Schrift (63-73); Joachim Paech: How Do we Get into the Program? (7488); Ludwig Fischer: Dispositiv und Programm. Anmerkungen zur Karriere eines Konzepts
(89-112); Reinhold Viehoff: Programmierte Bilder. Gedanken zur ritualisierten Zirkelstruktur
von Wahrnehmung und Inszenierung durch die Bild(schirm)medien (113-131); Wolfgang
Settekorn: Medienwechsel: Programm- und Kulturwandel bei Rabelais (132-145); Siegfried
Zielinski: Stadt als Musicbox: Die 'Hupensymphonie' von Avraamov in Baku und Moskau
1922/23. Eine medienarchäologische Miniatur (146-153); Werner Faulstich: Pornographie
und die Kulturgeschichte der Medien (154-165); Christian Maintz: Komik im Verlagsprogramm. Eine kleine Publikationsgeschichte der 'Neuen Frankfurter Schule' (166-179); Siegfried Weischenberg: Kopf an Kopf mit Küblböck. Kultur als Programm der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten - eine Akteursbeschreibung (180-197); Heinz-B. Heller: Das Prinzip Weltausstellung und frühes Kino(-Programm) (198-209); Corinna Müller: 'Geschlossene
Vorstellungen!' Reminiszenz zur Kinoprogramm-Geschichte (210-225); Jürgen Kasten: Das
Einzelwerk als Fels in der Brandung des Programms. Zur Interdependenz von Programm-,
Markt- und ästhetischen Strukturen (226-245); Helmut Korte: Anmerkungen zum Propagandabegriff im NS-Kino. 'Wunschkonzert' (Eduard von Borsody, 1940) (246-259); Harro Segeberg: "Möchten Sie nicht in diesem Film eine Rolle spielen?": Zu Erlebnis- und Programmästhetik des NS-Kinos (260-269); Johann N. Schmidt: Kino im Stadtteil - München als Beispiel
(270-282); Peter von Rüden: Ein neuer Rundfunk. Alliierte Absichten und deutsche Strategien in der Gründungsphase des NWDR (283-298); Hans- Ulrich Wagner: 'Wir sind nicht unpolitisch, sondern bewusst politisch'. Karl-Eduard von Schnitzlers Programmarbeit beim
NWDR 1945-1947 (299-313); Axel Schildt: Lieschen Müller als untaugliches Objekt kultu-
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1.1 Allgemeines
reller Veredelung. Hörerwünsche und Programmentwicklung des Radios in der frühen Bundesrepublik (314-328); Karl Prümm: Der Film noir der Adenauerära. Die Reihe 'Stahlnetz'
und ihr Erfinder Jürgen Roland (329-338); Rüdiger Petersen/Hans J Wulff: Spin-Off. Von der
Bedeutung des 'Fortspinnens' für die Programmentwicklung des Fernsehens (339-356); Joan
Kristin Bleicher: Vom Programm durch das Portal zum Cyberspace. Ordnungsmodelle von
Internet-Angeboten (357-370); Jens Eder: Vom Wechselbad der Gefühle zum Strom der
Stimmungen. Affektive Aspekte audiovisueller Programme (371-385); Uwe Hasebrink: Die
Beziehung zwischen Programm und Publikum als Emanzipationsprozess (386-399); Friedrich
Krotz: Der AIBO als Medium und wie er funktioniert. Ergebnisse eines Forschungsprojekts
(400-411); Hans-Dieter Kübler: Programmerosion und subjektive Rekonstruktionen. Mikrotheoretische Konzepte zur Medienrezeption seit der 'parasozialen Interaktion' (412-435).
[14-L] Gehring, Petra:
Wäre der Widerstreit politikfähig?: Lyotards Kritik des Rechtsstreits und die Frage des Politischen in Le différend, in: Oliver Flügel, Reinhard Heil, Andreas Hetzel (Hrsg.): Die Rückkehr
des Politischen : Demokratietheorien heute, Darmstadt: Wissenschaftl. Buchges., 2004, S. 149163, ISBN: 3-534-17435-6
INHALT: Das Buch "La condition postmoderne" von Lyotard machte das Wort "postmodern"
über die Ästhetik und Architektur hinaus bekannt. Demnach sind die Zeiten universaler Ordnungen oder auch nur universalistischer Ansprüche vorbei. Es herrschen Pluralität und Heterogenität von einerseits "Satzregelsystemen", regimes des phrases, andererseits "Diskursarten", genres du discours, denen jegliches Kommunizieren untersteht. Aus Lyotards "Sprachspielpluralismus" folgt, dass der "Widerstreit" unumgänglich ist - nämlich als Widerstreit
zwischen Möglichkeiten, die im Spiel des Setzens von Sätzen konkurrieren um die jeweils
zuaktualisierende Realität. Der Widerstreit zwingt das Denken damit in eine "politische"
Richtung: Wovon hängt es ab, dass dieser eine Satz und nicht eine seiner vielen widerstreitenden Alternativen die Satzkette fortsetzt? In diesem Sinne bestimmt Lyotard die Politik als
"Mannigfaltigkeit möglicher Zwecke und insbesondere die Frage nach ihrer Verkettung". Sie
wurzelt unmittelbar in der Tatsache, dass es stets um nichts weniger geht als "um den Bürgerkrieg der 'Sprache' mit sich selbst". Lyotards Diagnose lautet also: "Alles ist Politik, wenn Politik in der Möglichkeit des Widerstreits bei der geringfügigsten Verkettung besteht. Die Politik ist ontologisches Faktum des irreduziblen Plurals selbst." (ICA2)
[15-L] Geißler, Rainer; Pöttker, Horst (Hrsg.):
Integration durch Massenmedien: Medien und Migration im internationalen Vergleich, (Die
Menschheit an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, Bd. 17), Bielefeld: transcript Verl. 2006, 324 S.,
ISBN: 3-89942-503-0
INHALT: "Grundlage des Bandes ist eine internationale Tagung zur Rolle der Massenmedien bei
der Integration von Migranten. Die Beiträge präsentieren nicht nur Forschungsergebnisse zur
Situation in Deutschland, sondern es kommen auch Experten aus den USA, Kanada und den
Niederlanden zu Wort, wo Medien und Sozialwissenschaftler langjährige Erfahrungen mit
Migration haben. Ein weiterer Teil des Bandes ist dem Dialog zwischen Medienforschern und
Medienpraktikern von Fernsehen, Hörfunk und Presse gewidmet." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Geißler/Horst Pöttker: Mediale Integration von Migranten. Ein Problem-
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1.1 Allgemeines
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aufriss (13-44); Georg Ruhrmann/Denise Sommer/Heike Uhlemann: TV-Nachrichtenberichterstattung über Migranten - Von der Politik zum Terror (45-76); Dirk Halm: Die Medien
der türkischen Bevölkerung in Deutschland. Berichterstattung, Nutzung und Funktion (7792); Beate Schneider/Anne-Katrin Arnold: Die Kontroverse um die Mediennutzung von
Migranten: Massenmediale Ghettoisierung oder Einheit durch Mainstream? (93-120); Sonja
Weber-Menges: Die Entwicklung der Ethnomedien in Deutschland (121-146); Kenneth
Starck: Embracing Unity in Diversity: Media and Ethnic Minorities in the USA (149-178);
Augie Fleras: The Conventional News Paradigm as Systemic Bias: Re-Thinking the (Mis)Representational Basis of Newsmedia-Minority Relations in Canada (179-222); Leen d'Haenens/Joyce Koeman: From Freedom of Obligation to Self-Sufficiency 1979-2004: Developments in Dutch Integration-and Media Policy (223-250); Podiumsdiskussion: Haben Medien
einen Auftrag zur Integration von Migranten? (251-300).
[16-L] Golding, Peter:
Looking back and looking forward: the risks and prospects of a not-so-young field, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 539-542
(Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/539)
INHALT: Aus Anlass des fünfzigsten Jahrestages der Gründung von "Gazette" zieht der Beitrag
eine Bilanz der Medien-und Kommunikationsforschung der letzten Jahrzehnte in Großbritannien und definiert Leitlinien für eine zukünftige Forschungsagenda. Die wichtigsten Forschungsansätze wie agenda setting, uses and gratifications, Verstärkungsspirale, Informationskluft, Rezeptionstheorie u.a. müssen neu konstituiert und entsprechend ihrer Rolle im historischen Prozess der Medienentwicklung eingeordnet werden. Im Mittelpunkt zukünftiger
Kommunikationsforschung werden Fragen und Themen der politischen Kommunikation stehen, die sich mit den sich wandelnden Beziehungen zwischen dem Individuum und politischen Institutionen und Prozessen beschäftigen. Kommunikationswissenschaft muss sich ihrer Wertorientierung bewusst werden. Sie muss der Versuchung widerstehen, unkritisch die
politischen Prioritäten, die von den gegenwärtigen Machthabern gesetzt werden, zu übernehmen und auf der Relevanz kritischer Nachfrage zu Themen der kulturellen Praxis, des sozialen Verhaltens, der Regulierung und der Politik bestehen. (UN)
[17-L] Göttlich, Udo:
Leo Löwenthal - soziale Theorie der Massenkultur und kritische Kommunikationsforschung: Löwenthals Medienanalysen und Massenkulturkritik im Kontext der amerikanischen Kommunikationsforschung der Nachkriegszeit, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, Nr. 1, S. 105-127 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "In dem Aufsatz werden die wesentlichen Stationen, Arbeiten und theoretischen Einlassungen des Werks von Leo Löwenthal aus der Zeit des Exils der frühen Kritischen Theorie
und der Nachkriegszeit dargestellt. Dabei steht das Verhältnis zu Problemen und Grundlagen
der Kommunikationswissenschaft, vor allem in Auseinandersetzung mit Massenkultur, im
Vordergrund. Die im Werk Löwenthals anzutreffende Position erlaubt zum einen, die Kulturindustrieproblematik im Rahmen einer historisch fundierten Auseinandersetzung mit der
Massenkommunikation und der Massenkultur zu differenzieren, und verweist zum anderen
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1.1 Allgemeines
auf die Rolle einer kritischen Kommunikationswissenschaft in Auseinandersetzung mit konkurrierenden theoretischen Traditionen und Forschungslinien. In diesem Sinne geht es um eine Aktualisierung von Fragen und Motiven einer kritischen Kommunikationswissenschaft,
die im Durchgang durch Löwenthals Arbeiten diskutiert werden." (Autorenreferat)
[18-L] Gottwald, Franzisca:
Medialisierung des Gesundheitssystems - ein Beispiel für die Notwendigkeit theoretischer
Flexibilität, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S. 20-26
INHALT: "Der Soziologe Alan Dawe wirft der sozial philosophischen Vorgeschichte der modernen Soziologie und dieser selbst 'the fallacy of the single Vision' vor (vgl. Dawe 1970) und
betont, dass ein angemessenes soziologisches Verständnis der modernen Gesellschaft nur gewonnen werden kann, wenn sozial und akteurstheoretische Perspektiven immer wieder aufeinander bezogen werden. Die Idee: den Dualismus zwischen Akteur- und Systemtheorie
durch eine komplementäre Ergänzung zu überwinden (ohne Vermischung oder gar Substitution!) und so wechselseitig die blinden Flecken aufzeigen zu können. So ist es möglich, die
durch die eine Herangehensweise nicht zu beantwortenden Fragen und Probleme durch die
jeweils andere zu lösen. Aufgegriffen und weiterentwickelt wurde diese Idee bisher eher sporadisch, hier sei insbesondere hingewiesen auf die Analysen politischer Öffentlichkeit von
Gerhards/ Neidhardt (1990) und Uwe Schimank's Theorie der komplementären Dynamik
zwischen System, Institution und Akteur (vgl. u.a. Schimank 2000 und 2002). In den Kommunikationswissenschaften haben diese Überlegungen bisher ebenfalls nur wenig Resonanz
hervorgerufen. Sollten aber nicht gerade sie sich von dem 'Schisma' zwischen Akteurs- und
Systemtheorien, der die Forschungsbereiche spaltet, endgültig verabschieden? Könnte nicht
gerade in der komplementären Ergänzung dieser beiden Perspektiven ein Impuls für theoretische Innovationen liegen, die längst überfällig sind und nun, angesichts des strukturellen
Wandels des Fachgebiets im Rahmen des Bologna-Prozesses, unumgänglich geworden sind?
Im Rahmen des folgenden Beitrags soll deshalb ein kommunikationswissenschaftliches Forschungsbeispiel (die Medialisierung des Gesundheitssystems) vorgestellt werden, welches
diese beschriebene theoretische Neuorientierung bzw. die komplementäre Ergänzung der system- und akteurstheoretischen Perspektive voraussetzt." (Autorenreferat)
[19-L] Hartmann, Maren:
Der Kulturkritiker als Flaneur: Walter Benjamin, die Passage und die neuen (Medien-)
Technologien, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, H. 2, S. 288-307 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Dieser Artikel bezieht sich auf einen allseits bekannten und dennoch schwer einzuordnenden Theoretiker und charakterisiert diesen als Klassiker der Medien- und Kommunikationswissenschaft: Walter Benjamin. Ausgangspunkt der Ausführungen ist, dass die Rezeption
Benjamins in der Medienund Kommunikationswissenschaft vor allem durch die Referenz auf
nur einen seiner Texte - den Aufsatz 'Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit' - geprägt ist. So beginnt auch dieser Beitrag zunächst mit diesem Aufsatz, mit
der Frage nach seiner Aktualität und zur Einordnung des Textes in das Gesamtwerk Benjamins. Dem schließt sich die Öffnung eines anderen Teils seines Werkes, des Passagenwerkes,
für die Medienund Kommunikationswissenschaft an. Dieses Werk, so die These des Beitrags,
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1.1 Allgemeines
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birgt strukturell und inhaltlich hochaktuelle Anknüpfungspunkte, die hier aufgezeigt werden
sollen und somit das kommunikationswissenschaftliche Spektrum der Benjamin-Betrachtungen um das 'Passagenwerk' erweitern." (Autorenreferat)
[20-L] Hepp, Andreas; Krotz, Friedrich; Winter, Carsten (Hrsg.):
Globalisierung der Medienkommunikation: eine Einführung, (Medien - Kultur - Kommunikation), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 350 S., ISBN: 3-531-13998-3 (Standort: UuStB
Köln(38)-32A1779)
INHALT: Das Lehrbuch führt in die wissenschaftliche Diskussion über die Globalisierung der
Medienkommunikation ein: Vor welche Möglichkeiten und Herausforderungen stellt das
Konzept der Globalisierung die Kommunikations- und Kulturwissenschaften? Der Begriff der
Globalisierung wird hier nicht nur im wirtschaftlichen oder kulturellen Sinne, sondern als
'Zunahme weltweiter Konnektivitäten' (7) verstanden. Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie der technischen Ausdifferenzierung weltweiter Kommunikationsmöglichkeiten oder dem globalen Agieren transnationaler Medienkonzerne bietet der Band - einem
Lehrbuch angemessen - eine multiperspektivische Darstellung: Nach einer Übersicht möglicher theoretischer Ansätze aus der Weltsystem- und Globalisierungstheorie sowie Medienkulturforschung zeigen die Autoren die stellvertretenden Problemfelder Medienpolitik, Medienökonomie und Medienkultur auf. Danach werden empirische Ansätze aus der Kommunikatorund Rezeptionsforschung beschrieben, bevor deren vielgestaltige Anwendung in vier Fallbeispielen vorgestellt wird: die globalen Medienstrategien bezüglich der 'Harry Potter'-Bücher,
die kommunikative Vernetzung der globalisierungskritischen Bewegung Attac, der kulturelle
Wandel in Asien sowie das Bild fremder Kulturen im europäischen Fernsehen. Ein zehnseitiges Glossar bildet den Abschluss des Sammelbandes, der neue Artikel und überarbeitete Beiträge einer Tagung der Fachgruppe 'Soziologie der Medienkommunikation' der Deutschen
Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft im Juli 2002 enthält. Aus dem
Inhaltsverzeichnis: 1. Theoretische Zugänge: Friedrich Krotz: Von Modernisierungs- über
Dependenz- zu Globalisierungstheorien (21-43); Alexander Görke: Von marxistischen Weltsystemtheorien zur Weltgesellschaft (45-67); Carsten Winter: Von der Globalisierungstheorie
zur Medienkulturforschung (69-90); 2. Problemfelder: Hans J. Kleinsteuber: Medienpolitik
(93-116); Günter Lang / Carsten Winter: Medienökonomie (117-136); Andreas Hepp: Medienkultur (137-162); 3. Empirische Zugänge: Gerd Hallenberger: Vergleichende Fernsehprodukt- und Programmforschung (165-185); Dorle Drackle: Vergleichende Medienethnographie (187-205); 4. Fallbeispiele: Michael Neuner / Swaran Sandhu: 'Harry Potter' - Strategien globaler Medienunternehmen. Eine Fallstudie zur normativen Stakeholder-Theorie (209228); Andreas Hepp / Waldemar Vogelsang: Medienkritik der Globalisierung. Die kommunikative Vernetzung der globalisierungskritischen Bewegung am Beispiel von Attac (229-259);
Jörg Becker / Kurt Luger: Zwischen Giant Neighbours und US-Kulturindustrie. Medienentwicklung und kultureller Wandel im asiatischen Zeitalter (261-277); Sonja Kretschmar: Globalisierung und das Bild von fremden Kulturen im europäischen Fernsehen (279-302). (ZPol,
VS)
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1.1 Allgemeines
[21-L] Hömberg, Walter (Kompilator):
Otto B. Roegele: Auswahlbibliographie 1945-2005, in: Communicatio Socialis : internationale
Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 38/2005, Nr. 4, S. 425443 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Auswahlbibliographie des im September 2005 verstorbenen Publizisten und Kommunikationswissenschaftlers umfasst die selbstständig erschienenen Schriften - Bücher, Broschüren - Editionen - sowie größere Aufsätze und Rezensionen. Nicht aufgenommen sind die
Beiträge für die Zeitschrift "Rheinischer Merkur" deren Chefredakteur und Herausgeber Roegele war. Von der ersten Ausgabe im März 1946 bis kurz vor seinem Tode hat Otto B. Roegele dort eine vierstellige Zahl von Artikeln veröffentlicht. (UN)
[22-L] Imhof, Kurt:
Mediengesellschaft und Medialisierung, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg.
54/2006, H. 2, S. 191-215 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "In den Auseinandersetzungen um Gesellschaftsbegriffe in der Sozialtheorie sowie in
der Medialisierungsforschung kristallisieren sich im Wechselspiel von theoretischen Entwicklungen und empirischen Einsichten Kerne einer kommunikationswissenschaftlichen Theoriebildung heraus, die die gegenstandsbezogene Orientierung der Kommunikationswissenschaft
an den Massenmedien öffnet. Dabei spielen der Mediengesellschafts- wie der Medialisierungsbegriff eine wichtige Rolle, während die sozialtheoretische Debatte über Gesellschaftsbegriffe diesen Erkenntnisanspruch begründen und orientieren kann. Es zeigt sich, dass den
Erkenntnismitteln der Kommunikationswissenschaft wichtige Aufgaben in der sozialwissenschaftlichen Analyse der Gesellschaft zuwachsen. Dieser Beitrag zeichnet diesen Kristallisationsprozess nach und erarbeitet einen Vorschlag für die Fassung des Mediengesellschaftswie des Medialisierungsbegriffs." (Autorenreferat)
[23-L] Jäckel, Michael (Hrsg.):
Mediensoziologie: Grundfragen und Forschungsfelder, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.
2005, 388 S., ISBN: 3-531-14483-9 (Standort: UuStB Köln(38)-32A9726)
INHALT: "Der Band 'Mediensoziologie' präsentiert Überblicksbeiträge, die wichtige Grundbegriffe der Soziologie in Verbindung mit dem Medien-Begriff (und das heißt: als unabhängige,
abhängige oder intervenierende Größe) erörtern. Die Einbindung von Medien in eine soziologische Perspektive erfolgt jeweils durch die Vorgabe eines relevanten Verbindungsglieds,
z.B.: soziale Ungleichheit, Macht, soziale Konflikte oder Identität. Der Anspruch des vorliegenden Bandes ist die konsequente Zusammenführung von Medien und Gesellschaft. Es soll
verdeutlicht werden, dass die moderne Gesellschaft und die Existenz von Massenmedien und
-kommunikation eng miteinander verflochten sind. In diesem Kontext wird zugleich die Bedeutung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien hervorgehoben." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Jäckel: Einleitung - zur Zielsetzung des Buches (9-13);
Michael Jäckel/Thomas Grund: Eine Mediensoziologie - aus der Sicht der Klassiker (15-32);
Jan D. Reinhardt: Medien und Identität (33-46); Thomas Döbler: Medien und ihre Nutzer
(47-67); Joachim R Höflich: Medien und interpersonale Kommunikation (69-90); Angela
Keppler: Medien und soziale Wirklichkeit (91-106); Herbert Willems: Medien und die Insze-
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1.1 Allgemeines
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nierung sozialer Rollen (107-124); Waldemar Vogelgesang: Medien und abweichendes Verhalten (125-148); Rainer Winter: Medien und Kultur (149-161); Udo Göttlich: Medien und
Kritik (163-178); Hans Jürgen Bucher/Amelie Duckwitz: Medien und soziale Konflikte (179199); Richard Münch/Jan Schmidt: Medien und sozialer Wandel (201-218); Michael Jäckel:
Medien und Integration (219-236); Thomas Lenz/Nicole Zillien: Medien und soziale Ungleichheit (237-254); Manfred Mai: Medien als soziales System (255-271); Kurt Imhof: Medien und Öffentlichkeit (273-293); Michael Jäckel: Medien und Macht (295-317); Christian
Stegbauer: Medien und soziale Netzwerke (319-334); Udo Thiedeke: Medien und virtualisierte Vergesellschaftung (335-346); Tanjev Schultz/Hartmut Weßler: Medien und Transnationalisierung (347-364); Cornelia Bohn: Die Medien der Gesellschaft (365-375).
[24-L] Jackob, Nikolaus:
Macht und Verantwortung der Kommunikation bei Cicero: ein historischer Beitrag zum
Ethikdiskurs in der Kommunikationswissenschaft, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, H. 2, S. 237-257 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Der römische Politiker und Philosoph Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) erlangte
vor allem aufgrund seiner Leistungen als Redner und als Rhetoriktheoretiker Berühmtheit. In
diesem Beitrag stehen Ciceros Gedanken über die Macht und die Verantwortung der Kommunikation im Mittelpunkt. Nach einer kurzen Einführung in die Ursprünge der antiken
Kommunikationsethik und die Rahmenbedingungen der gesellschaftlichen Kommunikation in
der Römischen Republik werden Ciceros kommunikationsethische Gedanken dargelegt. Es
wird gezeigt, welche ethischen Forderungen Cicero formulierte, um Missbräuchen kommunikativer Macht entgegenwirken zu können. Basierend auf seinen rhetoriktheoretischen Schriften wird zunächst herausgearbeitet, welche Bedeutung Cicero der Kommunikation in der (antiken) Gesellschaft beimisst und welche Macht er ihr attestiert sowie welche kommunikationsethischen Konsequenzen sich aus der Rolle von Redner und Rhetorik in der zeitgenössischen Gesellschaft ergeben. Anschließend werden Ciceros kommunikationsethische Gedanken vor dem Hintergrund des heutigen kommunikationsethischen Diskurses in der Medienund Kommunikationswissenschaft reflektiert, und es wird herausgearbeitet, welchen Beitrag
Cicero für diesen Diskurs leisten könnte." (Autorenreferat)
[25-L] Kantner, Cathleen:
Konformismus oder "vierte Gewalt": Alexis de Tocqueville über die Öffentlichkeit, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 16/2005, H. 6, S. 94-107
(Standort: UB Bonn(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.berlinerdebatte.de/initial/pdf%20laden.htm)
INHALT: Für Marx und Weber war der Kapitalismus, nicht die Demokratie, das zentrale Kennzeichen der Moderne, während es Tocqueville noch in der klassischen Tradition von Aristoteles und Montesquieu um den universellen moralischen Wert der Freiheit ging. Tocqueville,
der "erste Theoretiker der modernen Massendemokratie", schenkte Prozessen öffentlicher
Kommunikation und Meinungsbildung und den Prozeduren ihrer Anbindung an politische
Entscheidungsprozesse daher systematischere Aufmerksamkeit als seine Zeitgenossen. Dabei
gilt er als äußerst skeptischer Beobachter der öffentlichen Meinung, deren Konformismus in
einer egalitären Gesellschaft die Gefahr der "Tyrannei der Mehrheit" bzw. einer despotischen
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Demokratie birgt. Der vorliegende Beitrag rekonstruiert, was Tocqueville unter öffentlicher
Meinung verstand. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht, Tocqueville betrachte die öffentliche Meinung insgesamt als eine mediokre, tendenziell freiheitsgefährdende Angelegenheit,
wird gezeigt, dass er die öffentliche Meinung mit Vorsicht skeptisch beurteilte. Die massenmediale Öffentlichkeit der freien Presse gilt ihm jedoch - trotz dieser Einschränkungen - als
Bollwerk der Freiheit in einer modernen demokratischen Gesellschaft. (ICA2)
[26-L] Kappas, Arvid; Müller, Marion G.:
Bild und Emotion - ein neues Forschungsfeld: theoretische Ansätze aus Emotionspsychologie, Bildwissenschaft und visueller Kommunikationsforschung, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk,
Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 51/2006, Nr. 1, S. 3-23 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193;
USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Verhältnis von Bildern und Emotionen ist komplex und kann von keiner einzelnen Disziplin im Alleingang adäquat untersucht werden. Die Autoren schlagen einen interdisziplinären Ansatz vor, der Emotionswissenschaft, Bildwissenschaft und Kommunikationswissenschaft verbindet. Der Artikel diskutiert den unterschiedlichen Problembezug und potenzielle gemeinsame Zugangsweisen zu dem neuen Forschungsfeld 'Bild und Emotion'. Relevante Forschungsmethoden, wie etwa die Messung emotionaler Reaktionen auf visuelle Stimuli, die Ikonologie als Bildbedeutungsanalyse sowie die kommunikationswissenschaftliche
Kontextanalyse werden diskutiert. Zentrale Elemente der Bildwissenschaft in der Tradition
Aby Warburgs und Unterschiede in den deutschen und anglo-amerikanischen Ansätzen der
visuellen Kommunikationsforschung werden kontrastiert. Als gemeinsamer Ansatzpunkt für
psychologische, bildwissenschaftliche und kommunikationswissenschaftliche Fragestellungen
werden die visuellen 'Bedeutungsstrukturen' thematisiert. Dabei bildet die Kommunikationswissenschaft eine verbindende Klammer zwischen den beiden anderen Disziplinen." (Autorenreferat)
[27-L] Keller, Reiner; Hirseland, Andreas; Schneider, Werner; Viehöver, Willy (Hrsg.):
Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit: zum Verhältnis von Wissenssoziologie und
Diskursforschung, (Erfahrung - Wissen - Imagination : Schriften zur Wissenssoziologie, Bd. 10),
Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 350 S., ISBN: 3-89669-526-6 (Standort: USB Köln(38)-32A
9732)
INHALT: "Wissenssoziologie und Diskursforschung gingen bislang getrennte Wege. Die hermeneutische Wissenssoziologie fokussierte Methodologie und Methoden der empirischen Analyse von Wissen und die Rekonstruktion von Wissensbeständen sozialer Akteure; die diskurstheoretisch fundierte Forschung untersuchte Prozesse institutionell eingebetteter Wissensproduktion. Der Sammelband fragt quer zu dieser tradierten Trennung nach dem analytischen
Potenzial der These einer diskursiven Konstruktion von gesellschaftlicher Wirklichkeit und
erörtert die Nahtstellen zwischen hermeneutischer Wissenssoziologie und poststrukturalistischer Diskursforschung." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Reiner Keller, Andreas Hirseland,
Werner Schneider, Willy Viehöver: Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit. Einleitende Bemerkungen zum Verhältnis von Wissenssoziologie und Diskursforschung (7-21); Johannes Angermüller: Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse in Deutschland. Zwischen Re-
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1.1 Allgemeines
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konstruktion und Dekonstruktion (23-47); Reiner Keller: Wissenssoziologische Diskursanalyse als interpretative Analytik (49-75); Jürgen Link: Warum Diskurse nicht von personalen
Subjekten 'ausgehandelt' werden. Von der Diskurs- zur Interdiskurstheorie (77-99); Joachim
Renn: Wie ist das Bewusstsein am Diskurs beteiligt? Handlungstheoretische Überlegungen
zur performativen Beziehung zwischen Semantik und Intentionalität (101-126); Stephan
Moebius: Diskurs - Ereignis - Subjekt. Diskurs- und Handlungstheorie im Ausgang einer
poststrukturalistischen Sozialwissenschaft (127-148); Jo Reichertz: Order at all Points. Lassen sich Diskursanalyse und Hermeneutik gewinnbringend miteinander verbinden? (149177); Rainer Diaz-Bone: Die 'interpretative Analytik' als rekonstruktiv-strukturalistische Methodologie. Bemerkungen zur Eigenlogik und strukturalistischen Öffnung der Foucaultschen
Diskursanalyse (179-197); Willy Viehöver: Kultur, Diskurs und Ereignis. Die Erklärung kulturellen Wandels zwischen Diskurstheorie und wissenssoziologischer Hermeneutik (199227); Andrea D. Bührmann: Chancen und Risiken angewandter Diskursforschung (229-250);
Werner Schneider, Andreas Hirseland: Macht - Wissen gesellschaftliche Praxis. Dispositivanalyse und Wissenssoziologie (251-275); Michael Niehaus, Norbert Schröer: Das Geständnisdispositiv im Strafprozess. Ansatz einer hermeneutisch diskursanalytischen Wissenssoziologie (277-304); Gabriela B. Christmann: Dresdner Stadtdiskurse und die Wahrnehmung der
Stadt. Diskurse, Topoi, Wissen und Kultur (305-324); Achim Landwehr: Struktur oder Handlung? Diskursanalyse einer geschichtswissenschaftlichen Kontroverse (325-347).
[28-L] Knoblauch, Hubert:
Die kommunikative Konstruktion kultureller Kontexte, in: Ilja Srubar, Joachim Renn, Ulrich
Wenzel (Hrsg.): Kulturen vergleichen : sozial- und kulturwissenschaftliche Grundlagen und Kontroversen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 172-194, ISBN: 3-531-14333-6
INHALT: Der Autor reflektiert die Zusammenhänge zwischen Kultur, Kommunikation und Gesellschaft, um einen näheren Zugang zu den Problemen der Interkulturalität zu gewinnen.
Ausgehend von einem phänomenologischen Verständnis der sozialen Realität untersucht er
die kommunikativen Dimensionen von kulturellen Kontexten. Die Kultur erscheint aus dieser
Perspektive als ein heterogenes Sinngebilde, in welchem das kommunikative Handeln als ein
Prozess von De- und Rekontextualisierung verstanden werden muss, der sowohl für die intrakulturelle als auch für die interkulturelle Kommunikation ausschlaggebend ist. Der Autor arbeitet unter Bezugnahme auf die Theorie der Lebenswelt von Alfred Schütz und verschiedene
empirische Untersuchungen einige analytische Merkmale der gegenwärtigen Kommunikationskultur in der Wissensgesellschaft heraus. Er unterscheidet dabei zwischen drei verschiedenen Horizonten der Kontextualisierung, in welchen kommunikative Handlungen geschaffen
werden: unmittelbare Kontexte (z.B. Gattungen, Situationen, Veranstaltungen), mittelbare
Kontexte (z.B. Medienkultur, Netzwerke, Szenen, Milieus) und gesellschaftliche Kontexte.
(ICI2)
[29-L] Kopper, Gerd G.:
Communication sciences - instrumentalism vs contextualism, in: Gazette : the international
journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 565-567 (Standort: USB
Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/565)
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.1 Allgemeines
INHALT: Die Kommunikationswissenschaft konstituiert in ihrem professionellen Kontext zwei
unterschiedliche Felder von Methoden und Leistungen. Eines geht zurück auf das allgemeine
erkenntnisgeleitete klassische Wissenschaftsverständnis und das andere umfasst den Bereich
der Wirksamkeit pragmatischer methodischer Anwendung. Letzteres wird im akademischen
Diskurs meist übersehen und repräsentiert die "dunkle Seite" der Kommunikationswissenschaft. Der Beitrag reflektiert die Bedeutungsgeschichte der Kommunikationswissenschaft in
Kriegsund Konfliktzeiten (Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg) und beklagt die fehlende kritische Auseinandersetzung mit diesen Kapiteln der Fachgeschichte. Vieles vom heutigen
kommunikationswissenschaftlichen Wissen ist seines originalen philosophischen, anthropologischen oder wissenschaftslogischen Hintergrundes entleert und in diesem Sinne "neutralisiert". In dieser Betrachtungsweise manifestiert sich ein einseitig westlicher Blick auf die
Modernisierung als internationaler Prozess. Der Beitrag skizziert einige wissenschaftliche
Programme, mit denen die EU versucht, die vorherrschende "neutralisierende" Methodologie
zu überwinden (European Research Area ERA) und an die Anfänge der Kommunikationswissenschaft in Europa in den späten 1920er und frühen 1930er Jahren anzuknüpfen. (UN)
[30-L] Kübler, Hans-Dieter:
Was ist denn da (so) lustig...?: Anmerkungen zum Stand der Forschung, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 4, S. 29-34
INHALT: "Das Forschungsfeld Medienkomik und Rezipientenhumor ist so komplex, dass es von
einer Wissenschaftsdisziplin allein gar nicht erfasst werden kann. Alle einschlägigen Forschungsarbeiten beklagen bis heute, dass dieses Feld weitgehend unerforscht ist, so dass sich
noch kaum überzeugende theoretische Erklärungen finden lassen und erst recht wenig empirische Befunde vorliegen." (Autorenreferat)
[31-L] Marchart, Oliver:
Differenzierung statt Disziplinierung: zum Problem von Fachgrenzen anhand der basistheoretischen Modelldifferenz von "Kultur" und "Kommunikation", in: Medienwissenschaft
Schweiz, 2005, H. 2, S. 27-32
INHALT: "In diesem Aufsatz wird die These vertreten, dass die innerdisziplinäre Ausdifferenzierung in (sozialwissenschaftliche) Kommunikationswissenschaften und (kulturwissenschaftliche) Medienwissenschaften eine inhaltliche Bereicherung der Disziplin darstellen kann und
aus diesem Grund nicht im Sinne der einen oder anderen Seite einzuebnen ist. Der Aufsatz
geht dieser These anhand einer Untersuchung der grundlegenden oder basistheoretischen
Modelldifferenz in Bezug auf das jeweilige Kommunikationskonzept der beiden 'Subdisziplinen' nach. Beide bringen ein jeweils anderes Basismodell von Kommunikation in Anschlag:
die Kommunikationswissenschaften basieren wesentlich auf dem von J. Carey so genannten
transmission view of communication, während die kulturwissenschaftlich orientierten Medienwissenschaften dem 'ritual view of communication' anhängen. Der Aufsatz untersucht die
Differenz beider Modelle vor allem anhand einer Darstellung des letzteren und plädiert dafür,
nicht nur die Differenz zwischen den Modellen zu betonen, sondern vor allem auch deren
Komplementarität." (Autorenreferat)
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1.1 Allgemeines
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[32-L] Mikos, Lothar; Wegener, Claudia (Hrsg.):
Qualitative Medienforschung: ein Handbuch, (Uni-Taschenbücher, Bd. 8314), Konstanz: UVK
Verl.-Ges. 2005, 615 S., ISBN: 3-8252-8314-3
INHALT: "Die qualitative Untersuchung von Medienprodukten sowie deren Verwendung im
Alltag und der Lebenswelt der Menschen leistet einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis
sozialer Wirklichkeit. Ihre Stärke liegt in ihrem offenen Charakter und ihrer Zielsetzung als
eine 'entdeckende Wissenschaft' (Flick/von Kardorff/Steinke 2000, S. 24), die nicht theoretische Vorannahmen zu bestätigen sucht, sondern sich gerade von der Nähe zur sozialen und
kulturellen Praxis der Menschen zu neuen theoretischen Einsichten inspirieren lässt. Das
Handbuch gliedert sich in sieben Bereiche. Im ersten Teil werden die theoretischen Hintergründe der qualitativen Medienforschung vorgestellt. Der zweite Teil widmet sich der Konzeption, Planung und dem Design von qualitativen Medienforschungsprojekten und berücksichtigt dabei die klassischen Bereiche der Medienforschung ebenso wie einzelne spezifische
Themenfelder. Im dritten Teil werden verschiedene Erhebungsmethoden beschrieben, die
zahlreiche Möglichkeiten der Generierung von Aussagen darstellen. Der vierte Teil stellt Verfahren zur Aufzeichnung und Dokumentation qualitativer Daten vor. Der fünfte Teil setzt sich
mit den verschiedenen Auswertungsmethoden auseinander. Im sechsten Teil beschäftigt sich
ein Beitrag mit der Präsentation der Ergebnisse und zwei weitere mit der Reflexivität qualitativer Medienforschung." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Uwe Flick: Wissenschaftstheorie
und das Verhältnis von qualitativer und quantitativer Forschung (20-28); Ralf Vollbrecht:
Stichwort: Medien (29-39); Friedrich Krotz: Handlungstheorien (40-49); Rainer Winter: Cultural Studies (50-57); Klaus Neumann-Braun: Strukturanalytisch Rezeptionsforschung (5866); Andreas Hepp: Kommunikative Aneignung (67-79); Lothar Mikos: Alltag und Mediatisierung (80-94); Ben Bachmair: Mediensozialisation im Alltag (95-114); Ekkehard Sander/Andreas Lange: Der medienbiographische Ansatz (115-129); Sonja Ganguin/Uwe Sander: Medienökologie (130-140); Jo Reichertz: Wissenssoziologische Verfahren der Bildinterpretation (141-151); Norbert Neuf: Fallstudien in der medienpädagogischen Forschung (152161); Lothar Mikos/Elizabeth Prommer: Das Babelsberger Modell (162-169); Claudia Wegener/Lothar Mikos: Wie lege ich eine Studie an? (172-180); Hans-Dieter Kübler: Medienproduktionsforschung (181-192); Elizabeth Prommer/Lothar Mikos: Rezeptionsforschung (193199); Claudia Wegener: Inhaltsanalyse (200-208); Klaus Peter Treumann: Triangulation
(209-221); Ingrid Paus-Hasebrink: Forschung mit Kindern und Jugendlichen (222-231); Ingrid Volkmer: Kulturvergleichende Studien (232-240); Nina Baur/Siegfried Lamnek: Einzelfallanalyse (241-252); Susanne Keuneke: Qualitatives Interview (254-267); Dagmar Hoffmann: Experteninterview (268-278); Ulf-Daniel Ehlers: Qualitative Onlinebefragung (279290); Friederike Tilemann: Das narrative Interview in der Biographieforschung (291-296);
Horst Dichanz: Delphi-Befragung (297-303); Burkhard Schäffer: Gruppendiskussion (304314); Lothar Mikos: Teilnehmende Beobachtung (315-323); Margrit Witzke: Jugendforschung mit Video-Eigenproduktionen (323-332); Norbert Neuß: Kinderzeichnung (333-342);
Friederike Tilemann: Szenisches Spiel (343-352); Volker Gehrau/Helena Bilandzic: Experiment (353-361); Helena Bilandzic: Lautes Denken (362-370); Elizabeth Prommer: Protokollierung (372-376); Ruth Ayaß: Transkription (377-386); Helmut Korte: Sequenzprotokoll
(387-394); Mareike Strotmann/Claudia Wegener: Datenbeschreibung (395-403); Elizabeth
Prommer: Codierung (404-413); Ruth Ayaß: Konversationsanalyse (416-424); Martina
Schuegraf/Stefan Meier: Chat- und Forenanalyse (425-435); Philipp Mayring/Alfred Hurst:
Qualitative Inhaltsanalyse (436-444); Udo Kuckartz: Computerunterstützte Inhaltsanalyse
(445-457); Lothar Mikos: Film-, Fernseh- und Fotoanalyse (458-465); Patrick Vonderau:
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1.1 Allgemeines
Computergestützte Filmanalyse (466-473); Susanne Eichner: Videospielanalyse (474-483);
Claudia Bullerjahn: Analyse von Filmmusik und Musikvideos (484-495); Iris Stahlke: Rollenspiel (496-507); Sabine Trepte: Crossmedia (508-515); Claudia Lampert: Grounded Theory (516-526); Jörg Hagedorn: Objektive Hermeneutik (527-537); Rainer Diaz-Bone: Diskursanalyse (538-552); Rainer Winter: Interpretative Ethnographie (553-560); Lutz Goertz: Vortrag und schriftliche Präsentation (562-570); Jo Reichertz: Gütekriterien qualitativer Sozialforschung (571-579); Uwe Flick: Kohärenz und Validität (580-588).
[33-L] Mögerle, Ursina; Matthes, Jörg; Wirth, Werner:
Zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Schweiz: Ergebnisse einer Befragung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern bis zur Promotion, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S. 86-97
INHALT: "In der schweizerischen Kommunikations- und Medienwissenschaft liegen bislang
kaum empirische Daten zum wissenschaftlichen Nachwuchs vor. Um eine adäquate Nachwuchsförderung zu ermöglichen, bedarf es aber Kenntnisse über die konkreten Beschäftigungs-. und Ausbildungsbedingungen sowie über die Motivation, Pläne oder auch Sorgen der
Nachwuchskräfte. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, eine erste Bestandsaufnahme
des Nachwuchses in der Kommunikations- und Medienwissenschaft in der Schweiz vorzunehmen. Hierfür wurde eine Befragung aller Promovierenden im Fach zu ihrer Wahrnehmung
und Beurteilung der eigenen beruflichen Situation und Zukunft durchgeführt. Die Ergebnisse
zeigen u.a., dass die NachwuchswissenschaftlerInnen zumeist intrinsisch motiviert und im
Allgemeinen sehr zufrieden mit ihrer beruflichen Tätigkeit sind. Allerdings werden die Autonomiespielräume und Mitsprachemöglichkeiten an den Universitäten mehrheitlich als unbefriedigend sowie eine wissenschaftliche Karriere als unsicher und hürdenreich wahrgenommen. Die Studie gibt Impulse für die Verbesserung der Nachwuchsförderung in der schweizerischen Kommunikations- und Medienwissenschaft." (Autorenreferat)
[34-L] Paus-Hasebrink, Ingrid; Woelke, Jens; Bichler, Michelle; Pluschkowitz, Alois:
Einführung in die audiovisuelle Kommunikation, (Lehr- und Handbücher der Kommunikationswissenschaft), München: Oldenbourg 2006, I, 320 S., ISBN: 3-486-57896-0 (Standort: FHB
Gelsenkirchen(1010)-01KNUX502)
INHALT: "Ziel des vorliegenden Buches ist es, Audiovisuelle Kommunikation (AV) im Kontext
öffentlicher Kommunikation und damit im Kern des sozialwissenschaftlichen Diskurses zu
verorten. Dazu soll ein integratives Modell entwickelt werden, das AV-Kommunikation auf
der Basis von zumindest drei Ebenen zu umreißen bzw. zu betrachten und damit auch zu erforschen in der Lage ist: der Ebene der Produktion, des Angebots und der Rezeption. Als eine
vierte Ebene ist die Frage nach den gesellschaftlichen Konsequenzen u. a. technischer Innovation und Diffusion neuer Entwicklungen im AV-Medienbereich zu reflektieren. Diese Aufgabe bedeutet vor allem, dem Prozesscharakter von AV-Kommunikation im Rahmen öffentlicher Kommunikation mit seinen Implikationen für einen leistungsfähigen theoretischen, methodologischen und methodischen Zugriff mittels eines dafür tauglichen Handwerkszeugs gerecht zu werden. Das in diesem Buch vorgestellte integrative Modell der AV-Kommunikation
soll dafür ein tragfähiges Gerüst bieten." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Ingrid PausHasebrink: Zu einem integrativen Modell der AV-Kommunikation (1-12); Ingrid Paus-
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1.1 Allgemeines
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Hasebrink: Zum Begriff 'Kultur' als Basis eines breiten Verständnisses von (AV-)Kommunikation im Rahmen von Alltagskultur (13-52); Michelle Bichler: Die AV-Produktion Gesellschaftliche Hintergründe und Mediensystemfragen (53-146); Alois Pluschkowitz: Das
audiovisuelle Produkt am Beispiel des Fernsehens: Definitionen, Analysezugänge, aktuelle
Entwicklungen (147-179); Jens Woelke: Rezeption audiovisueller Medienangebote (180276); Ingrid Paus-Hasebrink: Die Ebenen der Analyse von AV-Kommunikation am Beispiel
einer Forschungsstudie (277-294).
[35-L] Prommer, Elizabeth; Lünenborg, Margreth; Matthes, Jörg; Mögerle, Ursina; Wirth, Werner:
Die Kommunikationswissenschaft als 'gendered organization': geschlechtsspezifische Befunde zur Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für
Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 51/2006, Nr. 1, S. 67-91 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln
(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "In der Diskussion um die Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses spielt die
Unterrepräsentanz von Frauen auf höheren Statusebenen eine entscheidende Rolle. Vor allem
die Promotionsphase stellt in diesem Prozess eine maßgebliche Zäsur dar. In einer umfassenden Befragung aller Promovierenden in Deutschland, der Schweiz und Österreich wurde ermittelt, wie sich Frauen und Männer in ihrer Arbeitsmotivation, ihrer Arbeitsgestaltung, ihrer
Karriereplanung sowie ihrer Arbeits- und Betreuungszufriedenheit unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass Frauen im Vergleich zu Männern schlechter dotierte Stellen innehaben,
zum Teil schlechter betreut werden, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kritischer gegenüberstehen, weniger publizieren und sich eher von einer Hochschulkarriere abschrecken lassen. Insgesamt agieren Männer zielorientierter und planen ihre Karriere strategischer als
Frauen. Die Ergebnisse der Studie machen sichtbar, dass das Verhalten von Promovierenden
ebenso wie von Doktormüttern und -vätern geschlechtsgebunden ist und damit spezifische
Schwierigkeiten verbunden sind, denen sich Frauen in ihrem Berufsalltag ausgesetzt sehen.
Daraus lassen sich gezielte strategische Maßnahmen zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen in Kommunikationswissenschaft und Medienwissenschaft ableiten." (Autorenreferat)
[36-L] Quiring, Oliver; Schweiger, Wolfgang:
Interaktivität - ten years after: Bestandsaufnahme und Analyserahmen, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, Nr. 1, S. 5-24 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "'Interaktivität' und 'interaktive' Medien waren in den ausgehenden 1980er Jahren und
vor allem in den 1990er Jahren als die Multimedia-Euphorie sowohl Politik und Wirtschaft
als auch die Wissenschaft in Bann hielt - in aller Munde. Doch schon zu Beginn der wissenschaftlichen Debatte zeigte sich, dass die uneinheitliche Verwendung des Begriffs die Vergleichbarkeit der zahlreichen empirischen Studien zur Thematik erschwerte, wenn nicht gar
unmöglich machte. Umso erstaunlicher ist, dass im deutschsprachigen Raum bis heute der
Versuch einer umfassenden wissenschaftlichen Begriffsklärung aussteht. Hier setzt der Beitrag an. Er widmet sich im ersten Teil den begrifflichen Ursprüngen von 'Interaktivität' und
grenzt 'Interaktivität' von weiteren verwandten Begriffen ab. Im zweiten Teil strukturiert und
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1.1 Allgemeines
erweitert er die bisher vorliegenden Befunde anhand eines neuen Analyserahmens, der drei
Ebenen interaktiver Kommunikation umfasst (Aktionsebene, Ebene der Situationsevaluation
und Ebene des Bedeutungsaustausches) und die jeweils spezifischen Merkmale interaktiver
Kommunikation in einen systematischen Zusammenhang stellt." (Autorenreferat)
[37-L] Roesler, Alexander; Stiegler, Bernd (Hrsg.):
Grundbegriffe der Medientheorie, (UTB für Wissenschaft : Medienwissenschaften, 2680), Paderborn: Fink 2005, 266 S., ISBN: 3-7705-4171-5 (Standort: UB Bonn(5)-2006/604)
INHALT: "Das Feld der medientheoretischen Schlüsselwörter und Fachtermini stellt sich vor
allem für Studienanfänger als kaum überschaubar dar. Dennoch beschränken sich die Debatten in der Medienwissenschaft zunehmend auf einen Kanon zentraler Begriffe. Die Kenntnis
der Bedeutungsfacetten dieser Begriffe ermöglicht es, das Wissensgebiet zu strukturieren und
sachgerecht zu argumentieren. Alexander Roesler und Bernd Stiegler haben ein kompaktes
Handbuch herausgegeben, das sie unverzichtbaren Grundbegriffe der Medientheorie zusammenstellt und ihre Herkunft und Bedeutung für den Diskurs des Faches erläutert. Hinweise
zur Rezeptionsgeschichte und Literaturangaben vervollständigen die einzelnen Artikel." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Bernhard J. Dotzler: Analog/digital: (9-16); Uwe Wirth: Archiv (17-27); Bernhard J. Dotzler: Aufschreibesysteme (28-32); Bernd Stiegler: Aura (33-36);
Klaus Sachs-Hombach: Bilder, technische (37-44); Alexander Roesler: Code/Codierung (4551); Alexander Roesler: Cyberdemokratie (52-58); Alexander Roesler: Cyberspace (59-65);
Stefan Hoffmann: Echtzeit (66-69); Stefan Hoffmann: Face-to-face (70-72); Martin Baltes:
Global Village (73-76); Rainer Höltschl: Gutenberg-Galaxis (77-81); Bernd Stiegler: Hardware/Software (82-84); Uwe Wirth: Hypertext (86-94); Stefan Münker: Information (95-105);
Jens Tenscher, Klaus Neumann-Braun: Infotainment (106-109); Ulrich Kittstein: Interaktivität (110-113); Uwe Wirth: Intermedialität (114-121); Alexander Roesler: Kanal (122-125);
Christian Kohlroß: Kopie (126-131); Stefan Müller-Doohm: Kulturindustrie (132-136); Helmut H. Diederichs: Massenmedien (137-143); Hans-Ulrich Gumbrecht: Materialität der
Kommunikation (144-149); Georg Christoph Tholen: Medium/Medien (150-172); Klaus
Neumann-Braun: Medienkompetenz (173-175); Rainer Höltschl: Medienökologie (176-181);
Helmut H. Diederichs: Montage (182-186); Christian Kohlroß: Multimedia (187-191); Sybille Krämer: Mündlichkeit/Schriftlichkeit (192-199); Gundolf S. Freyermuth: Netzwerk (200209); Robert Stockhammer: Prothese (210-213); Bernhard J. Dotzler: Prozessieren (214-217);
Alexander Roesler: Rückkanal (218-221); Bernd Stiegler: Simulakrum (222-228); Albert
Kümmel: Störung (229-235); Bernd Stiegler: Übertragung (236-243); Stefan Münker: Virtualität (244-250).
[38-L] Ross, Karen:
Condoleezza's in the (White) House, but the game goes on: why gender still matters, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 531-533
(Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/531)
INHALT: Der Beitrag zieht eine Bilanz der kommunikationswissenschaftlichen Genderforschung
im letzten Jahrzehnt. Am Beispiel der Berichterstattung über den Ausgang der Wahlen zum
Unterhaus in Großbritannien ("Tony Blair and his wife Cherie") wird deutlich gemacht, dass
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1.1 Allgemeines
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in den Medien über Frauen immer noch in Form überkommener Klischees berichtet wird.
Frauen sind entweder Mütter, eine Augenweide oder Opfer männlicher Gewalt. Nachrichten
mit Frauen als wichtigen Akteuren machen nur etwa 18 Prozent der Nachrichten aus und
noch immer gilt G. Tuchmans Verdikt von einer "symbolic annihilation" von Frauen durch
die Medien. Dem steht gegenüber, dass Frauen in den vergangenen Jahrzehnten wichtige leitende Positionen in den Medien und der Kommunikationswissenschaft übernommen haben.
Frauen und Männer sehen und erfahren die Welt unterschiedlich und sie unterscheiden sich
auch in der Mediennutzung. Die Geschlechtszugehörigkeit ist in weiten Teilen der Welt immer noch entscheidend für die Lebenschancen. Kommunikationswissenschaftlerinnen, die
sich Themen der Genderforschung annehmen, stehen in der Tradition der Suffragetten und
leisten ihren heutigen Beitrag zur geschlechtlichen Gleichstellung. (UN)
[39-L] Rössler, Patrick; Krotz, Friedrich (Hrsg.):
Mythen der Mediengesellschaft, (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, Bd. 32), (Jahrestagung "Mythos Mediengesellschaft", 2004, Erfurt), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 433 S., ISBN: 3-89669-481-2
INHALT: "Welche wissenschaftlichen Mythen ranken sich um das Phänomen der Mediengesellschaft? Dieses Buch diskutiert zahlreiche Aspekte der Beziehung von Medien und Gesellschaft aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven. Die englischsprachigen Beiträge international ausgewiesener Wissenschaftler nehmen Mythen aus den Bereichen medialer Gewalt, politischer Kommunikation und Unterhaltung, Zuschauerverhalten und Journalismus in
den Blick. Die deutschsprachigen Texte gehen zurück auf die Jahrestagung 2004 der DGPuK
in Erfurt zum Thema 'Mythos Mediengesellschaft'; sie behandeln Mythen im Zusammenhang
u.a. mit Politik und Demokratisierung, mit neuen Medien, medialen Erinnerungskulturen,
journalistischer Ethik oder der Berichterstattung über Medien." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Friedrich Krotz: Mediengesellschaft, Mediatisierung, Mythen - einige Begriffe und
Überlegungen (9-30). T. I: Medienwandel, Mediengesellschaft und Mediatisierung - Maren
Hartmann: Der Mythos und seine Metaphern. (Medien-)Gesellschaftliche Leitbilder (33-62);
Jürgen Wilke, Eva Breßler: Europa auf dem Weg in die Informationsgesellschaft? Eine Auswertung von Eurobarometer-Daten (63-92); Jan D. Reinhardt, Michael Jäckel: Massenmedien
als Gedächtnis- und Erinnerungs"generatoren" - Mythos und Realität einer "Mediengesellschaft" (93-112); Gerd Hallenberger, Jörg-Uwe Nieland: Crititainment - zum Verschwinden
des Nachdenkens über Medien in der Mediengesellschaft (113-140). T. II: Mythen über Medien und ihr Wandel - Klaus Schönbach: Myths of media and audiences (143-158); Susanne
Femers: Neue Medien - neue Macht, neue Mythen? (159-176); Patrick Rössler: The myth of
the re-invented journalism. Why gatekeepers do not disappear in the Internet environment:
functional and normative gatekeeping of web communicators (177-204); Jenning Bryant,
Yinjiao Ye: Myths of media entertainment (205-224); W. James Potter: Media violence
myths (225-244); Susanne Fengler, Stephan Ruß-Mohl: Journalisten-Mythen - und ihr Ende
in der Mediengesellschaft. Zur Ökonomik des Journalismus (245-266); Klaus Schönbach:
The hyperactive audience - still an illusion. An essay, "revisited" (267-278); Peter Glotz: Mythos Mediengesellschaft - die Berichterstattung über Kriege im 21. Jahrhundert (279-288);
Peter Vorderer: Amerika als kommunikationswissenschaftliches Paradies: nur ein Mythos?
(289-299). T. III: Mediatisierung, Mythen und politische Kommunikation - Christina HoltzBacha, Patrick Rössler, Eva-Maria Lessinger: Do pictures make a difference? The myth of the
two debate audiences (303-320); Patrick Donges: Medialisierung der Politik - Vorschlag einer
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1.1 Allgemeines
Differenzierung (321-340); Frank Marcinkowski: Die "Medialisierbarkeit" politischer Institutionen (341-370); Andrea Czepek: Journalismus als Motor der Demokratie. Die Ausprägung
der Pressefreiheit als Indikator für demokratische Entwicklung (371-384); Joseph N. Capella:
The creation and dissolution of public trust in the new media environment (385-414); Elisabeth Klaus, Margreth Lünenborg: Die Bedeutung kommunikativer Grundrechte in der globalen Gesellschaft (415-429).
[40-L] Röttger, Ulrike:
Kommunikationsmanagement in der Dualität von Struktur: die Strukturationstheorie als
kommunikationswissenschaftliche Basistheorie, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S.
12-19
INHALT: "Ziel des Beitrags ist es, unter Rückgriff auf die Strukturationstheorie (Giddens 1997)
einen integrativen Ansatz vorzustellen, der den bislang in der PR-Theoriebildung dominanten
Dualismus von Akteur und System auflöst. Der Zusammenhang von Struktur und Handeln
wird als rekursiv beschrieben: Struktur ist Medium und Ergebnis des Handelns. Konkretisiert
wird die wechselseitige Konstitutionsbeziehung von Struktur und Handlung am Beispiel des
Kommunikationsmanagements von Organisationen. Inwieweit können Organisationen mit
Hilfe eines strategischen Kommunikationsmanagements Umweltbeziehungen steuern und
kontrollieren? Es wird dargestellt, welche konstitutiven und regulativen Regeln, welche autoritativen und allokativen Ressourcen im Rahmen der organisationalen Umweltsteuerung mittels PR bedeutsam sind und welche Formen der Beeinflussung von Signifikations- und Legitimationsordnungen der rechtlichen, politischen und soziokulturellen Sphäre identifiziert
werden können." (Autorenreferat)
[41-L] Schönhagen, Philomen; Trebbe, Joachim:
Der Stellenwert eines sozialwissenschaftlichen Methodenkanons in der Kommunikationsund Medienwissenschaft der Schweiz, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S. 42-48
INHALT: "Der Artikel versteht sich in zweifacher Hinsicht als Diskussionsbeitrag. Zum einen
geht es um die Definition und das praktische Verständnis des Fachgegenstandes in der
Schweizerischen Kommunikations- und Medienwissenschaft. Dafür wird eine Unterscheidung zwischen Material- und Formalobjekt getroffen, die nach der Meinung der Verfasser
helfen kann, dem Fach in der Schweiz Kohärenz und Profil zu geben. Zum zweiten wird für
eine Standardisierung der kommunikationswissenschaftlichen Methodenausbildung in den
sozialwissenschaftlichen Studiengängen und eine eindeutige methodologische Verortung in
den sprach-, kultur- und wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Studiengängen plädiert.
Für den Beitrag wurden im Frühjahr 2005 die Studienpläne derjenigen Hochschulinstitute inspiziert, die sich explizit der Schweizerischen Kommunikationswissenschaft zurechnen
und/oder im Evaluationsbericht des Faches aus dem Jahr 2004 berücksichtigt wurden. Das
Ergebnis dieser Durchsicht wurde im Hinblick auf die zwei oben genannten Aspekte zusammengestellt und systematisiert." (Autorenreferat)
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[42-L] Schulz, Winfried:
Communication research in the past half century: a personal account of what has been typical, striking, important and deplorable in german-speaking countries, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 51/2006, Nr. 1, S. 92-96 (Standort: UB Bonn (5)Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Bevor der Autor in seinem Vortrag Bilanz zur deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft zieht, erinnert er an die generelle Problematik der Kommunikationswissenschaft,
den fehlenden Forschungsgegenstand. Kommunikation ist abstrakt, omnipresent, sie durchdringt alle Sphären des sozialen, psychologischen, biologischen und sogar technischen
Raums. Die Konsequenzen, die sich daraus für die Entwicklung der Wissenschaftsdisziplin
ergeben, werden kurz umrissen. Das Typischste für die Entwicklung der deutschsprachigen
Kommunikationswissenschaft ist ihre Diskontinuität, die Amerikanisierung der Disziplin
wird ebenfalls als typisch bezeichnet. Auffällig ist die enorme Verbreitung der Wissenschaftsdisziplin in den akademischen Institutionen in den letzten Jahrzehnten, bedeutend das
Eindringen von theoretischen Modellen und Methoden aus anderen Forschungsfeldern. Für
beklagenswert hält der Autor das Sich-selbst-genügen der deutschsprachigen Forschung, die
außerhalb des Sprachraumes kaum wahrgenommen wird. Ebenfalls zu beklagen ist das Ignorieren von anderen als englischsprachigen Forschungen in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft. (PT)
[43-L] Segrin, Chris:
Communication and the study of personal well-being, in: Gazette : the international journal of
mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 547-549 (Standort: USB Köln(38)MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/547)
INHALT: Ein kurzer Blick auf die Geschichte von 50 Jahren Kommunikationswissenschaft und
Kommunikationsforschung zeigt deren Bedeutung für Wissenschaft und Gesellschaft. Der
Beitrag konzentriert sich auf den Beitrag, den die Kommunikationswissenschaft zum persönlichen Wohlbefinden geleistet und damit für die Gesellschaft als Ganzes geleistet hat. Der
Begriff "persönliches Wohlbefinden" umfasst dabei u.a. die Bereiche physische und psychische Gesundheit, soziale Anpassung, Beziehungszufriedenheit und Berufserfolg. Alle diese
Bereiche können als Marksteine von Lebensqualität bezeichnet werden. Am Beispiel der Erforschung wie Kommunikation Wohlbefinden bewirkt und beeinflusst lässt sich einem Massenpublikum eindrücklich demonstrieren, welche Bedeutung Forschung für das Leben eines
jeden Einzelnen haben kann. Der Beitrag liefert eine kurze Bestandsaufnahme einschlägiger
Arbeiten aus dem Bereich der Kommunikationswissenschaft. (UN)
[44-F] Selhofer, Hannes, Mag.; Lassnig, Markus, Mag. (Bearbeitung); Bruck, Peter A., Univ.Prof.Dr. (Leitung):
Indikatoren zur Informationsgesellschaft: Benchmarking zum Entwicklungsstand der Informationsgesellschaft in Österreich
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1.1 Allgemeines
INHALT: Nach den Übergängen von der Agrar- zur Industriegesellschaft im 19. Jahrhundert und
von dieser zur Dienstleistungsgesellschaft im 20. Jahrhundert wird von den modernen Wirtschaftsnationen behauptet, nun sei die Entwicklung zur "Informationsgesellschaft" voll im
Gang. Wesentliche Triebkräfte in diesem Transformationsprozess sind die digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, ein Evaluations-Instrumentarium vorzustellen, mit dem die jeweils aktuelle Position Österreichs relativ zu anderen Ländern in der Entwicklung zur Informationsgesellschaft empirisch bestimmt
werden kann. Dazu wird ein Modell von Kennzahlen und Indikatoren entwickelt, das es erlaubt, die Entwicklung zur Informationsgesellschaft als Veränderungsprozess mit konkreten
Zahlen zu erfassen (Längsschnitt - Zeitreihe) und den Entwicklungsstand verschiedener Länder in diesem Prozess miteinander zu vergleichen (Querschnitt - Ländervergleich). Aus einer
Reihe von Einzelindikatoren werden auf mehreren Ebenen Gesamtindikatoren aggregiert, die
eine zusammenfassende Beurteilung über den Entwicklungsstand Österreichs in Hinblick auf
Kernaspekte der Informationsgesellschaft erlauben. GEOGRAPHISCHER RAUM: Österreich
METHODE: statistische Verknüpfung von quantitativen Indikatoren zu Indices; Durchführung
eines Benchmarkings DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Individualdaten. Sekundäranalyse von Aggregatdaten (OECD, ITU, EUROSTAT, andere).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Selhofer, Hannes; Bruck, Peter A.; Winkler, Roman: Österreich in
der Informationsgesellschaft. in: Wirtschaftspolitische Blätter, 1999, 5.+++Selhofer, Hannes:
Benchmarking the information society in European countries. Main findings of an Austrian
study. in: Communication & Strategies, 42, 2001. ARBEITSPAPIERE: Selhofer, Hannes:
Benchmarking the information society in European countries. Main findings of an Austrian
study. Paper presented at the Euro CPR (Communication Policy Research) Conference 2001,
Venice, 25-27 March 2001.+++Ders.: Indikatoren zur Informationsgesellschaft. Benchmarking zum Entwicklungsstand der Informationsgesellschaft in Österreich. Forschungsbericht.
Schriftenreihe zur Informationsgesellschaft, 15. Salzburg 2001.
ART: gefördert BEGINN: 2000-01 ENDE: 2001-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank
INSTITUTION: Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH (Jakob Haringer-Str. 5, III,
5020 Salzburg, Österreich)
KONTAKT: Lassnig, Markus (Tel. 0662-2288-302, e-mail: [email protected])
[45-L] Splichal, Slavko:
Communication research and the need for shifting paradigms - again, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 561-563 (Standort: USB
Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/561)
INHALT: Der Gegenstandsbereich von Kommunikationswissenschaft und Kommunikationsforschung umfasst die Spannbreite von den Institutionen der öffentlichen Kommunikation bis
zur Kommunikation zwischen Individuen. Die Themen befassen sich dabei mit zwei unterschiedlichen Ausprägungen der Menschenrechte: auf der einen Seite die, die Integrität, Autonomie, Privatheit und Persönlichkeit des Individuums beschreiben, und auf der anderen Seite
die, die institutionalisierte Kommunikationsfreiheit einschließlich der Rolle der Massenmedien behandeln. Der Beitrag beschreibt die aus seiner Sicht vier wichtigsten Themen, denen
sich die Kommunikationswissenschaft im Sinne des historischen Prozesses der Emanzipation
des Menschen stellen muss: das Recht zu kommunizieren, das Recht auf Privatheit, das Prin-
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1.1 Allgemeines
47
zip der Öffentlichkeit und der notwendige Paradigmenwechsel hin zu einem weitreichenden
und allumfassenden Paradigma, das sich auf die wachsenden Widersprüche zwischen öffentlichen und privaten Bereichen im Internet und in der Gesellschaft als Ganzes konzentriert.
(UN)
[46-L] Spreen, Dierk:
Tausch, Technik, Krieg: zur Diskursanalyse der Medien und des Sozialen, in: Wolfgang Eßbach, Stefan Kaufmann, Dirk Verdicchio, Wolfram Lutterer, Silke Bellanger, Gereon Uerz
(Hrsg.): Landschaft, Geschlecht, Artefakte : zur Soziologie naturaler und artifizieller Alteritäten,
Würzburg: Ergon Verl., 2004, S. 49-59, ISBN: 3-89913-301-3 (Standort: UuStB Köln(38)-31A
4776)
INHALT: Der Autor erörtert anhand einiger Thesen das neuere medientheoretische Verständnis
und setzt es mit der Frage nach dem Verhältnis von Medien und Gesellschaft in Beziehung.
Er formuliert zu Beginn ein gesellschaftstheoretisches "Unbehagen", denn die Soziologie
neigt seiner Ansicht nach dazu, die von allen artifiziellen Einmischungen und technischen
Medien freie "face-to-face"-Beziehung als Keimzelle des Sozialen anzusehen und technische
Medien als eher marginale Randbedingungen zu betrachten. Allerdings hält das absolute Medienapriori der Medientheorie keine Schnittstelle bereit, die einen soziologischen Anschluss
erlaubt. Eine diskursanalytische Rekonstruktion dieses Aprioris erlaubt es aber, das Entstehen
der modernen Gesellschaft mit dem Erscheinen eines Medienverständnisses in Verbindung zu
bringen, das die kulturelle und erfahrungsstrukturierende Performativität moderner Medien
hervorhebt. Der Autor zeigt, wie heutige Technikauffassungen in diskursiv und historisch geformte Felder einrücken, in denen Bestimmungen von Tausch und Produktivität ebenso wie
von Krieg und Konflikt vorliegen. Die moderne Gesellschaft erscheint in dieser Perspektive
nicht primär als etwas, das sich in Tauschverhältnissen, technischer Medialität oder kriegerischen Gewaltformen ausdrückt, sondern als etwas, das sich im Wechselspiel zwischen den
Diskursen und der Performativität dieser drei Bereiche konstituiert. (ICI2)
[47-F] Strasser, Hermann, Univ.-Prof.Dr.Ph.D. (Betreuung):
Die Mediengesellschaft als Ortsbestimmung der Gegenwart: von der Gesellschaft im Wandel
zum Wandel ohne Geschichte?
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Soziologie Professur für Soziologie II (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0203-379-2732, Fax: 0203-379-1424,
e-mail: [email protected])
[48-L] Sutter, Tilmann:
Processes of inclusion in mass communication: a new perspective in media research, in:
Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 4, S. 431444 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/30/4)
48
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1.1 Allgemeines
INHALT: Ansätze der Interaktionstheorie spielen eine zentrale Rolle in der Medienforschung, die
sich mit der Beziehung zwischen Medienangeboten und Medienrezeption beschäftigt. Sie decken sowohl unterschiedliche Aktivitäten der Mediennutzer ab als auch die Adaptionsstrategien, die von den Massenmedien eingesetzt werden. Der erste Teil des Beitrags beschreibt
kurz wo man diese breiten und nur grob definierten Ansätze zur Interaktion in verschiedenen
Bereichen der Medienforschung finden kann. Eines der Probleme, die sich stellen, ist die Entscheidung darüber, in welchen Fällen Medienkommunikation mit Hilfe von Interaktionsmodellen analysiert werden kann. Ein anderes Problem ist die mangelnde Differenzierung zwischen der Art und Weise wie die Menschen mit Medienangeboten umgehen und wie die Medienangebote auf ihre Rezipienten eingehen. Der zweite Teil des Beitrags entwickelt eine
neue Perspektive für die Medienforschung, die es erlaubt, die angesprochenen Aspekte entweder einerseits den Prozessen der Mediensozialisation oder andererseits der Inklusion durch
Massenkommunikation zuzuordnen. Auf dieser Grundlage können neue Forschungsprojekte
entworfen werden, die eine notwendige Ergänzung der etablierten Analyseverfahren zur Medienrezeption und Mediensozialisation darstellen. Diese Forschungen konzentrieren sich auf
Inklusionsprozesse wie sie bei Massenmedien, hauptsächlich beim Fernsehen beobachtet
werden können. Diese neue Komponente einer soziologischen Medientheorie zeigt, wie die
Massenmedien selbst in der Lage sind, sich ein Bild von ihren Adressaten zu machen und
sich auf diese Weise ihrem anonymen Publikum anpassen. (UNübers.)
[49-L] Tumber, Howard:
Do the study of journalism and the education of journalists matter?, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 551-553 (Standort: USB
Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/551)
INHALT: Der Journalismus ist Teil einer sich verändernden Welt, in der Unsicherheit das vorherrschende Kriterium ist. Dies gilt für das Spannungsfeld zwischen Universalismus und Relativismus ebenso wie für Fragen von Sprache und Kultur. Die Kommunikationswissenschaft
muss sich auf dem Feld der akademischen Journalistenausbildung diesen Fragen stellen und
so zur Überwindung der Krise des Journalismus, die sich u.a. auch in einem Schwinden des
Vertrauens der Öffentlichkeit ausdrückt, beitragen. Schlüsselfaktoren für die Krise des Journalismus sind die Globalisierung der Medienindustrie und die Entwicklung neuer elektronischer Kommunikationstechnologien. Im globalisierten Wettbewerb werden die Inhalte und
damit auch die Rolle des Journalisten immer unwichtiger. Gleichzeitig macht es die Kombination von Geheimhaltung, Zensur, Propaganda und Öffentlichkeitsarbeit von Regierungen
und Militärs immer schwieriger, die Öffentlichkeit zu informieren. Der Beitrag nennt einige
Programme wissenschaftlicher Institutionen und Organisationen aus den USA und Europa
(Carnegie-Knight, Erasmus Mundus), die sich mit der zukünftigen Rolle der Journalismus in
der globalisierten Informationsgesellschaft befassen. (UN)
[50-L] Venus, Theodor:
Karl Rössel-Majdan und die Rundfunkforschung in Österreich, in: Rundfunk und Geschichte
: Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte, Jg. 31/2005, Nr. 1-2, S. 5-16
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1.1 Allgemeines
49
INHALT: Der Beitrag behandelt die Bemühungen des Kulturwissenschaftlers und Pädagogen
Karl Rössel-Majdan, die Erforschung des Rundfunks im Rahmen des damaligen Wiener Instituts für Zeitungswissenschaft zu etablieren. Einer Kurzbiographie Rössel-Majdans (19162000) folgt eine Darstellung der Situation am Wiener Institut für Zeitungswissenschaft in den
Jahren 1945-1948. 1948 führte Rössel-Majdans Interesse an einer wissenschaftlichen Rundfunkforschung zu einer Annäherung an die Universität. Ausführlich werden die Pläne zur Errichtung einer "Stiftung für Rundfunkforschung" und zur Gründung eines "Rundfunkwissenschaftlichen Instituts" sowie deren Scheitern im Jahre 1953 dargelegt. Rössel-Majdans gescheitertes Projekt ist "jenseits der persönlichen Karriere, historisch gesehen in zweifacher
Hinsicht von Bedeutung". Zum einen bedeutete es einen Rückschlag in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen des Rundfunks im Rahmen von Forschung und Lehre am
Wiener Institut für Zeitungswissenschaft und zum anderen wurde damit "ein hoffnungsvoller
Ansatz einer wissenschaftlichen Kooperation zwischen Rundfunk und Wissenschaft in Österreich" für lange Zeit verunmöglicht. (RG)
[51-L] Vergeer, Maurice:
Measuring diversity and level of aggregation, in: Communications : the European Journal of
Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 3, S. 312-319 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.293)
INHALT: Wenn man Vielfalt messen will, muss ein messbarer Aggregatzustand hergestellt werden, d.h. es müssen Daten zur Verfügung stehen, die für verschiedene Analyseebenen verdichtet werden. Der Beitrag untersucht den Grad der "offenen Vielfalt" (open diversity OD)
im niederländischen Fernsehen für das Jahr 2003. Methodisch ist dabei von Bedeutung, auf
welchem Verdichtungsniveau der Daten die Vielfalt gemessen werden soll. Obwohl das Verdichtungsniveau keinen direkten Einfluss auf den ermittelten Durchschnittswert der "offenen
Vielfalt" hat, zeigt sich z.B., dass sich diese nach Monaten, Wochentagen und Sendezeiten
unterscheidet. Die gemessenen Unterschiede sind dabei zwar statistisch signifikant, aber nicht
wirklich substantiell. Dies wird an einigen Programmkategorien (Sportübertragungen) verdeutlicht. Das Messverfahren sollte auf einen längeren Zeitraum angewendet werden. Insbesondere beim Auftreten neuer Programmanbieter auf dem Fernsehmarkt können Veränderungen der Programmstrategien kurzzeitige Auswirkungen auf das Programmangebot und die
Programmvielfalt haben, die auf einem höheren Verdichtungsniveau nicht sichtbar und damit
auch nicht messbar sind. (UN)
[52-L] Vroons, Erik:
Communication studies in Europe: a sketch of the situation around 1955, in: Gazette : the
international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 495-522 (Standort:
USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/495)
INHALT: Es gibt ein Fülle von Literatur zur Geschichte der Kommunikationswissenschaft in Europa, in einer Reihe von Ländern und von verschiedenen Ansätzen her. Es gibt jedoch immer
noch unzureichende pan-europäische Initiativen einer Bestandsaufnahme der frühen Aktivitäten auf diesem Gebiet und wenn sie vorliegen, konzentrieren sie sich nahezu ohne Ausnahme
50
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1.1 Allgemeines
auf die Entwicklung der Kommunikationswissenschaft seit den 1960er Jahren. In dem Beitrag
wird aus Anlass des 50. Geburtstages von "Gazette" die Gelegenheit wahrgenommen, der
immer noch unvollständigen Genealogie der Institutionalisierung der Kommunikation als
Forschungsgebiet in Europa nachzuspüren. In Übereinstimmung mit dem Selbstverständnis
der Zeitschrift wird die vorhandene Literatur über Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet aus
den 1950er Jahren einem größeren Publikum zugänglich gemacht. (UNübers.)
[53-L] Wassermann, Herman:
Globalized values and postcolonial responses: South African perspectives on normative media ethics, in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 1, S. 71-91
(URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/68/1/71)
INHALT: Globalisierung hat weitreichende Auswirkungen auf die Medientechnologien weltweit.
Gleichzeitig mit der globalen Verbreitung von Medienformaten wurden auch liberale Ansichten über die Rolle der Medien in der Demokratie in Länder außerhalb des Westens exportiert.
In der wissenschaftlichen Debatte spielen zunehmend Versuche eine Rolle, Medienethik als
Grundlage für die Suche nach einer Universalethik zu globalisieren. Die Reaktionen gegen
westliche, liberaldemokratische Ansichten zur Rolle der Medien in den postkolonialen Staaten Afrikas haben gezeigt, dass der vorherrschende liberale Bezugsrahmen nicht universell
anwendbar ist. Vor dem Hintergrund der Versuche, Medienethik zu globalisieren und im
Lichte der afrikanischen Resonanz auf liberaldemokratische Ansätze, illustriert der Beitrag
die Spannungen zwischen unterschiedlichen normativen Bezugsrahmen in einem postkolonialen Kontext. Am Beispiel der südafrikanischen Medienlandschaft wird verdeutlicht, wie unterschiedliche normative Medienkonzepte aufeinander treffen. Dabei gibt der Beitrag einen
Überblick über die Entwicklung eines normativen ethischen Medienkonzepts in den ersten
zehn Jahren der Demokratie in Südafrika als Teil des Prozesses in Richtung Selbstregulierung, den die Medien nach der Ära der repressiven staatlichen Regulierung durchlaufen haben. Vor dem Hintergrund der Konflikte, die kennzeichnend sind für das Verhältnis von Medien und Regierung im ersten Jahrzehnt nach der Apartheid, und der kritischen Debatten über
die Rolle und Verantwortung der Medien in der neuen, durch andauernde soziale Polarisierung und materielle Ungleichheit gekennzeichneten demokratischen Gesellschaft, kommt der
Beitrag zu dem Schluss, dass der aktuelle normative Bezugsrahmen, innerhalb dessen die
Medien arbeiten, einer Revision bedarf. Das Projekt einer solchen Revision sollte die Theorie
des Postkolonialismus mit einbeziehen, um die orthodoxen Vorstellungen von Medienethik
als Erbe westlicher Gesellschaften neu verhandeln zu können und sie in Einklang mit den aktuellen historischen, (geo)politischen und kulturellen Anknüpfungspunkten in Südafrika zu
bringen. In der Debatte über eine globale Medienethik, kann die Revision des normativen
Handlungsrahmens für Medien in Südafrika als Beispiel dafür dienen, wie westliche Medienethik an lokale Kontexte angepasst werden sollte. (UNübers.)
[54-L] Wienand, Edith; Westerbarkey, Joachim; Scholl, Armin (Hrsg.):
Kommunikation über Kommunikation: Theorien, Methoden, Praxis ; Festschrift für Klaus
Merten, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 289 S., ISBN: 3-531-14871-0
INHALT: Die Festschrift für Klaus Merten problematisiert Kommunikation als Grundbaustein
sozialer Systeme. Nach Merten ist das wichtigste Definitionskriterium für Kommunikation ih-
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1.1 Allgemeines
51
re Reflexivität in zeitlicher, sachlicher und sozialer Hinsicht. Dieser Erkenntnis folgen die in
die sich an den Arbeitsschwerpunkten Mertens orientierenden drei Blöcke Theorie, Methoden/ Methodologie und PR/ Kommunikationspraxis gegliederten Beiträge. Im Theorieteil
werden wichtige Grundbegriffe definiert und angewendet, im Methodenteil werden aktuelle
Entwicklungen und kritische Reflexionen der "gängigen" empirischen Forschungsmethoden
diskutiert und im Praxisteil theoretische, kritische und empirische Befunde zum Berufsfeld
Public Relations zusammengestellt. (UN). Inhaltsverzeichnis: Klaus Kocks: Zueignung (8-9);
Edith Wienand, Joachim Westerbarkey, Armin Scholl: Wer die Kommunikation hat, hat die
Zukunft - Vorwort der Herausgeber (10-13). 1. Kommunikationstheorie: Grundlagen und Aspekte - Siegfried J. Schmidt: Die Nobilitierung der Reflexivität und ihre Folgen (15-34); Lutz
Goertz: Erfolgsfaktor Begriffserörterung - ein Anstoß für Nachwuchswissenschaftler (35-40);
Ulrike Röttger: Issues Management: Grundlagen der Beobachtung und Steuerung von Umweltbeziehungen (41-66); Georg Ruhrmann: Aktualität und Publizität revisited: Nachrichtenfaktoren und Beachtungsgrad von TV-Meldungen am Beispiel des Themas "Migranten" (6782); Susanne Femers: Ode an den Freudianer unter den Publizisten: ein Vergleich zwischen
Psychoanalyse und Systemtheorie (83-94). 2. Methoden: Ansprüche und Anwendungen Armin Scholl: Einführende Bemerkungen zur Erstveröffentlichung des Aufsatzes über Reaktivität in der empirischen Sozialforschung (97-101); Klaus Merten: Reaktivität und Reflexivität: sozialwissenschaftliche Datenerhebung als interferierende Kommunikationsprozesse
(102-128); Klaus Krippendorff: The social construction of public opinion (129-149); Harald
Klein: Computergestützte Inhaltsanalyse - eine Bestandaufnahme (150-159); Edmund Lauf:
Visibility und Impact von Klaus Merten (160-168). 3. Public Relations: Konzepte und Kritik Andrea Gränzdörffer: Das 18. Kamel - theoretische Erklärungsversuche einer praktischen PRWirklichkeit (171-180); Klaus Kocks: Selbstzerstörung der PR und präsumtiver Konsens
(181-189); Joachim Westerbarkey: PR als Passion - Metaphern imaginärer Intimität (190199); Günter Bentele, Rene Seidenglanz: Das Image der Image-(Re-)Konstrukteure: Ergebnisse einer repräsentativen Studie zum Image der Public Relations in der deutschen Bevölkerung und einer Journalistenbefragung (200-222); Elke Neujahr: Wissen prägt PR-Kultur: die
Voraussetzungen für intelligentes People's Business in einer PR-Agentur (223-236); Barbara
Baerns, Wiebke Wrede: Unzeitgemäß und längst überholt? Der Beitrag der Werbebranche zur
Trennung von Werbung und redaktionellem Programm (237-251); Romy Fröhlich: Zauberformel "Digitalisierung"? PR im Digit-Hype zwischen alten Problemen und neuen Defiziten
(252-264); Katja Scheidt, Edith Wienand: Nichts ist praktischer als eine gute Theorie? Oder:
Wie viele theoretische Türen lassen sich praktisch öffnen? (265-271). Klaus Merten: Vita und
Werk (272-283).
[55-L] Winter, Rainer (Hrsg.):
Medienkultur, Kritik und Demokratie: der Douglas Kellner Reader, Köln: Halem 2005, 381
S., ISBN: 3-931606-60-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/9522)
INHALT: "Douglas Kellner ist einer der wichtigsten Vertreter einer kritischen Medienanalyse. Er
hat sich als Erster um eine Verbindung von Frankfurter Schule und Cultural Studies bemüht,
die beiden Ansätzen gerecht wird und ihre Stärken sinnvoll vereint. Im Zentrum seiner vielschichtigen und komplexen Analysen steht die zeitgenössische Medienkultur, deren Ambivalenzen. Widersprüche und Konfliktpotenzial er kritisch untersucht. Gleichzeitig bemüht sich
Kellner aber auch, deren Faszination und kritisches Potenzial herauszuarbeiten. Einerseits
tragen und stabilisieren Medien die gegenwärtigen Machtverhältnisse, andererseits offerieren
52
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1.1 Allgemeines
deren Bilder, Mythen und Diskurse die kulturellen Ressourcen für die Identitätsbildung. die
Handlungsfähigkeit und die Demokratisierung der Lebensverhältnisse. Der erste Teil des Buches entwickelt multiperspektivische und kritische Instrumente zur Analyse der Gegenwart.
die anschließend in Fallstudien zur zeitgenössischen Medienkultur erprobt werden, so zum
11. September, zu 'Akte X', zu Vietnamfilmen und zu weiteren Medienspektakeln. Außerdem
werden das Verhältnis von Medien und Demokratie und die wichtige Rolle der Medienpädagogik im 21. Jahrhundert behandelt. Eine Einführung von Douglas Kellner und ein Nachwort
von Rainer Winter zur Bedeutung der Arbeiten von Kellner für die deutsche Diskussion ergänzen den Band." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Vorwort von Douglas Kellner (7-11);
Cultural Studies als kritische Theorie: Für eine kritische, multikulturelle und multiperspektivische Dimension in den Cultural Studies (12-58); Cultural Studies und Philosophie: Eine Intervention (59-77); Postmodernismus als kritische Gesellschaftstheorie? Herausforderungen
und Probleme (78-109); Über die Entwicklung kritischer Theorien zur Globalisierung (110135); Medienkultur: Zwischen Moderne und Postmoderne: Die Konstruktion postmoderner
Identitäten am Beispiel von Miami Vice (136-157); Die Moralgeschichten Spike Lees (158178); Die postmoderne Lebenssituation von Jugendlichen (179-186); Der Triumph des Medienspektakels (187-231); Verschwörung und Akte X. Eine diagnostische Kritik (232-263);
Neue Technologien, Krieg und die Herausforderungen für Demokratie und Pädagogik: Neue
Medien und neue Kompetenzen: Zur Bedeutung von Bildung im 21. Jahrhundert (264-295);
Virilio, Krieg und Technologie. Einige kritische Überlegungen (296-326); 11. September,
Gesellschaftstheorie und demokratische Politik (327-340); Baudrillard, Globalisierung und
Terrorismus: Einige Bemerkungen zu den jüngsten Abenteuern von Bild und Spektakel (341351); Nachwort von Rainer Winter: Medienanalyse in der Tradition der Kritischen Theorie.
Die philosophischen Abenteuer von Douglas Kellner (352-356).
[56-L] Woesler, Martin (Hrsg.):
Ethik der Informationsgesellschaft: Privatheit und Datenschutz, Nachhaltigkeit, Human-,
Sozial- und Naturverträglichkeit, Interessen- und Wertekonflikte, Urheber- und Menschenrechte, (Denk-Schriften, Bd. 2), Bochum: Bochumer Univ.-Verl. 2006, 140 S., ISBN: 3-89966164-8
INHALT: "Das eigentlich wertneutrale Medium Internet bringt als exponiertestes Instrument des
menschlichen Geistes die menschliche Zivilisation schneller, direkter und effektiver voran als
alle Erfindungen zuvor. Das Internet hat Grenzen eingerissen, Gesellschaften transformiert
und eine virtuelle Parallelwelt geschaffen, in der alles möglich scheint. Diese neue Form mit
Inhalt zu erfüllen, ist Aufgabe menschlicher Kreativität. Das Potential, auch das zerstörerische zu erkennen, ist Aufgabe eines wachsamen Bewusstseins. Diese neue Dimension der
Macht zu kontrollieren, ist Aufgabe der Ethik. Das Thema 'Ethik und Informationsgesellschaft' wird in diesem Sammelband aus folgenden Perspektiven beleuchtet: Privatheit und
Datenschutz, Nachhaltigkeit, Human-, Sozial- und Naturverträglich-keit, Interessen- und
Wertekonflikte, Urheber- und Menschenrechte." (Autorenreferat) Inhaltsverzeichnis: Peter
Brödner: Das schwierige Verhältnis von Computer und Arbeit (9-40); Ralf Isenmann: Nachhaltigkeit - Zur Ethik einer human-, sozial- und naturverträglichen Informationsgesellschaft
(41-60); Michael Nagenborg: Datenschutz und der Verlust der Bedeutungslosigkeit (61-71);
Raymund Werle: Der Schutz geistigen Eigentums in der Medien- und Softwareindustrie im
Interessen- und Wertkonflikt (73-104); Martin Woesler: Die Rolle des Internets für die Menschenrechte (105-140).
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1.1 Allgemeines
53
[57-L] Ziemann, Andreas (Hrsg.):
Medien der Gesellschaft - Gesellschaft der Medien, (Theorie und Methode : Sozialwissenschaften), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2006, 290 S., ISBN: 3-89669-544-4
INHALT: "Über Medien im Allgemeinen und Massenmedien im Besonderen wird viel geforscht
und wissenschaftlich reflektiert. Aus soziologischer Perspektive wird jedoch allzu selten eine
konsequente Verbindung zwischen Medienbegriff und Gesellschaftsbegriff oder zwischen
Medientheorie und Sozialtheorie hergestellt. Dieser Aufgabe verschreibt sich der Sammelband. Aus der Perspektive von Medien-, Gesellschafts- oder Kulturtheorie liefern die Beiträge
konstruktive Diskussionen und neue Einsichten zum Medienbegriff, zum Verhältnis von Medienhandeln und Gesellschaftsstrukturen, zum kulturellen Leitmedium Fernsehen oder zu
medienbasierter Sozialintegration und Identitätsbildung. Den programmatischen Fluchtpunkt
des Sammelbandes bildet die junge und ebenso strittige (Reflexions-)Semantik der 'Mediengesellschaft'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Andreas Ziemann: Medien, Kultur, Gesellschaft - ein Problemaufriss (7-17); Joachim Fischer: Das Medium ist der Bote. Zur Soziologie der Massenmedien aus der Perspektive einer Sozialtheorie des Dritten (21-41); Hartmut
Winkler: Anreihbarkeit. Technische, ökonomische und symbolische Systeme als konkurrierende Modelle gesellschaftlicher Synthesis (43-55); Joachim Renn: Die Differenz der Medien. Die Ambivalenz systemtheoretischer Medienkonzeptionen als Indiz für eine notwendige
Pragmatisierung der Systemtheorie (57-88); Andreas Reckwitz: Die historische Transformation der Medien und die Geschichte des Subjekts (89-107); Andreas Göbel: Der 'Heilige Geist
des Systems'? Gesellschaftstheoretische Bemerkungen zum System der Massenmedien (111139); Lutz Ellrich: Die 'Digitale Elite' als Impulsgeber für sozialen Wandel (141-160); Matthias Kohring: Öffentlichkeit als Funktionssystem der modernen Gesellschaft. Zur Motivationskraft von Mehrsystemzugehörigkeit (161-181); Andreas Ziemann: Reflexionen der 'Mediengesellschaft' (183-206); Lorenz Engell: Die Gesellschaft des Fernsehens (209-230); Jo
Reichertz: Das Fernsehen als Akteur (231-246); Harald Wenzel/Tobias Scholz: Medienrituale
der sozialen Integration. Eine Fallstudie zur Flutwellenkatastrophe (247-270); Ulrich Wenzel:
Archiv und Algorithmus. Symbolverarbeitende Maschinen als Medien der Populärkultur
(271-286).
1.2
Geschichte der Medien, Pressegeschichte
[58-L] Adlbrecht, Jo:
Flüchtig aber authentisch: zur Glaubwürdigkeit elektronischer Medien in ihrer Anfangszeit
eine Spurensuche zwischen Röhrenradio und Schwarz-Weiß-Fernseher, in: Medien und Zeit :
Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 20/2005, Nr. 3, S. 25-43
INHALT: Die Erinnerung an vergangene Epochen wird zunehmend von der Relevanz audiovisueller Inhalte bestimmt. Am Beispiel von Daten zur Rezeptionsgeschichte des frühen Hörfunks
bzw. Fernsehens in Österreich wird die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Informationsmedien und damit auch implizit die nach der Glaubwürdigkeit von Archivmaterialien gestellt.
"Glaubwürdigkeit" ist die zentrale Bewertungskategorie für Medien in der intermedialen
Konkurrenz. Der Beitrag versucht auf der Basis von Daten unterschiedlicher Quellen (u.a. der
RAVAG-Hörerbefragung für die Vorkriegszeit und solcher der Survey Section der US-Army
54
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
für die erste Nachkriegszeit) zur vergleichenden Mediennutzung für den Zeitraum von 1924
bis 2003, Spuren des Konzepts der "relativen" Glaubwürdigkeit des frühen Radios und später
des Fernsehens in Österreich in Relation zur Tagespresse zu finden. Für die Gegenwart lässt
sich eine Glaubwürdigkeitsrangfolge der Medien in der Reihenfolge Fernsehen, Zeitungen,
Radio und Zeitschriften ermitteln. Österreich liegt in der Nutzung der Informationsangebote
über dem EU-Durchschnitt, wobei das öffentlich-rechtliche ORF-Fernsehen aufgrund seiner
Glaubwürdigkeit und Aktualität als besonders vertrauenswürdig eingestuft wird. (UN)
[59-L] Chisari, Fabio:
When football went global: televising the 1966 World Cup, in: Historical Social Research : the
official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal
methods to history, Vol. 31/2006, No. 1 = No. 115, S. 42-54 (Standort: USB Köln(38)-XG05183;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Ziel dieses Beitrags ist es zu zeigen, dass die Fernsehübertragungen von der FußballWeltmeisterschaft 1966 einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Fußball und Medien
bedeuteten. Live-Übertragungen nach Europa und Übersee, neue Aufnahmetechniken wie
z.B. die Zeitlupe, beträchtliche ökonomische und personelle Investitionen, Erhebungen zum
Zuschauerverhalten in der ganzen Welt: alle diese heute üblichen visuellen Unterstützungen
von wichtigen Fußball-Übertragungen wurden aus Anlass des Weltmeisterschaftsturniers in
England erstmals eingesetzt. Diese Weltmeisterschaft kann daher als Startbasis für die kommenden Entwicklungen im Fernsehfußball wie auch für die Globalisierung des Fußballs mithilfe des Fernsehens betrachtet werden." (Autorenreferat)
[60-L] Classen, Christoph:
Back to the fifties?: die NS-Vergangenheit als nationaler Opfermythos im frühen Fernsehen
der Bundesrepublik, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 30/2005, No.
4 = No. 114, S. 112-127 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag skizziert die Thematisierung der nationalsozialistischen Vergangenheit im
Fernsehen der Bundesrepublik der 1950er Jahre. In dieser frühen Phase konstituierte das Medium noch keine eigene Öffentlichkeit sondern spiegelte im Wesentlichen die Perspektiven
von Film, Theater und Literatur. Bezogen auf die NS-Vergangenheit bedeutete dies, dass
auch das Fernsehen an der Inszenierung eines nationalen Mythos beteiligt war, der die deutschen Opfer in den Mittelpunkt der Erinnerung stellte. Im Zentrum standen demzufolge der
Krieg und die Kriegsfolgen, während der Mord an den europäischen Juden allenfalls in Ausnahmefällen behandelt wurde." (Autorenreferat)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
55
[61-F] Crowther, Paul, Prof.Dr.; Lietz, Petra, Prof.Dr.; Welzel, Chris, Prof.Dr.; Wünsche, Isabel,
Prof.Dr.; Dooley, Brendan, Prof.Dr.; Nolte, Paul, Prof.Dr.; Wessler, Hartmut, Prof.Dr.; Frohne,
Ursula Anna, Prof.Dr.; Pfaffenberger, Wolfgang, Prof.Dr.; Wilhelm, Adalbert F.X., Prof.Dr.; Boetius, Antje, Prof.Dr.; Richards, Ryan M., Prof.Dr.; Arblaster, Paul, Dr.; Bal, Mieke, Prof.Dr.; Beckert, Jens, Prof.Dr.; Blome, Astrid, Dr.; Böning, Holger, Prof.Dr.; Bos, J., Dr.; Ciriacono, S.,
Prof.Dr.; Diez Medrano, J., Prof.Dr.; Flach, S., Dr.; Gaehtgens, Thomas W., Prof.Dr.; Infelise, M.,
Prof.Dr.; Koolhaas, R., Prof.; Mendle, Michael J., Dr.; Ries, P., Dr.; Velthuis, O., Dr.; Weber, J.,
Dr. (Bearbeitung):
Culture and exchange
INHALT: The project focuses a novel combination of humanities, social science and information
science methods on unique materials in Bremen and elsewhere, to study a phenomenon of
worldwide significance: namely, the historic transition to modern communication networks,
which took place in the early modern period. Our purposes is to provide the first detailed description of the political information networks that began to join the cities of Germany to
other parts of Europe in this period. Project funding will be used to apply modern information
technology facilitating a systematic analysis of the unique microfilm collection of early German newspapers in the State Library in Bremen, in comparison with document collections existing elsewhere, including the Medici Archive in Florence Italy, which contain evidence for
how news stories were born, how they grew and how they came to be widely distributed. Major partners in this initiative are the Presseforschung unit at Uni Bremen, the University of
Venice, and the University of Louvain.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: International University Bremen -IUB-, School of Humanities and Social Sciences (Postfach 750561, 28725 Bremen); International University Bremen -IUB-, School of
Humanities and Social Sciences, Professorship Political Science Prof.Dr. Welzel (Postfach
750561, 28725 Bremen); International University Bremen -IUB-, School of Humanities and
Social Sciences, Professorship Mass Communication Prof.Dr. Wessler (Postfach 750561,
28725 Bremen); International University Bremen -IUB-, School of Humanities and Social
Sciences, Professorship Economics (Postfach 750561, 28725 Bremen); Universität Bremen,
FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Geschichte (Postfach 330440, 28334 Bremen)
[62-F] Dooley, Brendan, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Communication networks in the making
INHALT: The project is a multi-university project concentrating on communications technology
and media content in the sixteenth and seventeenth centuries. The group is building research
tools in order to facilitate a systematic effort tracing lines of information transfer from one
end of Europe to the other and across the Atlantic. Brendan Dooley's portion of this project
involves exploring the ways in which particular news stories were formed and transformed as
they passed from one set of media to another. The practical aspects of this particular research
call for multilingual comparisons between printed gazettes and manuscript newsletters from
all over Europe.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: International University Bremen -IUB-, School of Humanities and Social Sciences, Professorship of History (Postfach 750561, 28725 Bremen)
56
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-200-3381, Fax: 0421-200-3303,
e-mail: [email protected])
[63-L] Dussel, Konrad:
"Die Welle der Freude": die neuen Programmangebote des NWDR auf UKW in den 50er
Jahren und ihre Nutzung, in: Rundfunk und Geschichte : Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte, Jg. 31/2005, Nr. 1-2, S. 26-35
INHALT: Mit der Formulierung "Die Welle der Freude" wurde am 30. April 1950 die Einführung
der Ultrakurzwelle (UKW) durch den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) begrüßt. Diese
Formulierung stammt von Eduard Rhein, dem damaligen Chefredakteur der Programmzeitschrift "Hör Zu", für den die UKW "alle Voraussetzungen für einen technisch vollendeten
Rundfunk" erfüllte. "UKW (ist) erlöst vom Zwang zum Nordwestdeutschen Einheitsprogramm und wird dadurch in der Tat zur 'Welle der Freude' ". Der Beitrag erläutert, mit welchen Prinzipien für die neuen UKW-Programme das bisherige Einheitsprogramm abgelöst
werden sollte, und wie sich die Nutzung der UKW-Programme auf der Hörerseite entwickelte. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Angebot und Nachfrage beschränkt sich
nicht auf die eigentlichen NWDR-Jahre bis 1955 sondern bezieht die Fortsetzungen bei NDR
und WDR ein, um die zentralen Trends besser verfolgen zu können. Fazit: UKW konnte sich
gegen die Konkurrenz der Mittelwellenprogramme (z.B. Radio Luxemburg) nur langsam
durchsetzen. "UKW-Hören war Anfang der 60er Jahre noch nicht zur Selbstverständlichkeit
geworden". Der endgültige Durchbruch der UKW erfolgte erst in den 70er Jahren, als die öffentlich-rechtlichen Anstalten ihre Programme weiter veränderten und sich für ausgesprochene und jugendgemäße Unterhaltungsangebote öffneten. (RG)
[64-F] Duttenhöfer, Barbara, M.A. (Bearbeitung); Zimmermann, Clemens, Prof.Dr. (Betreuung):
Geschlecht und Öffentlichkeit. Frauenzeitschriften und ihr Publikum in Russland und
Deutschland im frühen 20. Jahrhundert
INHALT: Unter Berücksichtigung der gesamten zeitgenössischen Frauenpresse, konzentriert sich
die Untersuchung auf eine deutsche und russische Frauenzeitschrift (Die Welt der Frau,
Zenskoe Delo (die Sache der Frau), die nach 1900 bis 1920 erschienen sind. Beide Zeitschriften gehören mediengeschichtlich dem Typus der in großen Auflagen herausgegebenen, fotobasierten Publikumsillustrierten an, der sich ab den 1890er Jahren in beiden Ländern entwickelte und wesentlich zur Visualisierung, also der Verbildlichung von Informationen, in der
zeitgenössischen Medienlandschaft beitrug. Ziel ist es zum einen, den neuen visuellen Kommunikationsstil dieser Zeitschriften herauszuarbeiten und zu zeigen, wie diese Frauenillustrierten im Gegensatz zu den textbasierten Organen der Frauenbewegungen über die hauptverantwortliche Mitarbeit von Frauen feministische Ideen verbreitet und in eine allgemeine Öffentlichkeit platziert haben. Zum anderen geht es darum, Unterschiede hinsichtlich der inhaltlichen Schwerpunkte und Publiken zu erklären, die derselbe Pressetyp in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten Russlands und Deutschlands aufwies und Aussagen über
die zeitgenössische Öffentlichkeitsstruktur beider Länder zu treffen. ZEITRAUM: 1890-1920
GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland, Russland
METHODE: Mit Fragestellungen der Frauen- und Geschlechter-, sowie der Medien- und Öffentlichkeitsgeschichte wird das Pressematerial vergleichend untersucht.
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
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VERÖFFENTLICHUNGEN: Duttenhöfer, Barbara: Innovationen um 1900: investigativer Journalismus - Frauenjournalismus - Visualisierung. in: Zimmermann, Clemens (Hrsg.): Politischer Journalismus, Öffentlichkeiten und Medien im 19. und 20. Jahrhundert. 36 S. Stuttgart:
Thorbecke Verl. (erscheint Anfang 2006).+++Duttenhöfer, Barbara: Emanzipationspotentiale
in 'typischen' Frauenzeitschriften? Journalistinnen und Leserinnen der Illustrierten 'Die Welt
der Frau' 1904-1920. in: Adriane, 2003, H. 44, S. 30-36.+++Duttenhöfer, Barbara: Emanzipation zwischen Mode und Konsum. Journalistinnen vor dem Ersten Weltkrieg. in: Miemitz,
Bärbel; Altmayer, Anne (Hrsg.): Blickpunkt: Frauen- und Geschlechterstudien. Sonderdruck.
St. Ingbert: Röhrig Univ.-Verl. 2004, S. 116-130.
ART: Dissertation BEGINN: 2005-04 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Saarbrücken, Fak. 03 Geschichts- und Kulturwissenschaften, Historisches Institut Lehrstuhl für Kultur- und Mediengeschichte (Postfach 151150, 66041 Saarbrücken)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0681-302-6573, e-mail: [email protected])
[65-L] Eisenberg, Christiane:
Medienfußball: Entstehung und Entwicklung einer transnationalen Kultur, in: Geschichte
und Gesellschaft : Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft, Jg. 31/2005, H. 4, S. 586-609
(Standort: USB Köln(38)-Einzelsignatur; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag beginnt mit einer Analyse des Zusammenhangs zwischen dem Aufstieg des
Fußballs und dem Aufstieg der modernen Massenmedien im späten 19. Jahrhundert. Dies
schließt eine Auseinandersetzung mit der Fähigkeit der Medien (Presse, Fotografie, Radio,
Fernsehen) ein, einen Dialog zwischen dem Fußball und seinen Konsumenten aufzubauen.
Die Verfasserin analysiert statistische Daten zur globalen Verbreitung von Fußballübertragungen seit Mitte der 1960er Jahre und erklärt die sich in den folgenden Dekaden ändernde
Wahrnehmung des Fußballspiels bei den Konsumenten. Kritisch setzt sie sich mit einer "kulturimperialistischen" Analyse des Weltfußballs auseinander. Gegen eine solche Sicht führt sie
die Tatsache ins Feld, dass ein beträchtlicher Teil der Medienprofite vom Weltfußballverband
FIFA an seine Mitglieder ausgeschüttet wird. (ICEÜbers)
[66-F] Fach, Wolfgang, Prof.Dr.; Schön, Marita; John, Matthias, Dr. (Bearbeitung):
Erschließung der Quellenbestände zur Grimmaer Verlags- und Pressegeschichte
INHALT: Grimma spielte in der deutschen und vor allem in der sächsischen Verlags- und Pressegeschichte eine ganz besondere Rolle: Nachdem hier schon sehr früh, nämlich von 1522 bis
1524, eine Buchdruckerei bestand und in der Folgezeit immer wieder versucht wurde, eine
solche dauerhaft zu betreiben, konnte das Druckgewerbe in dieser Stadt am Ende des 18.
Jahrhunderts fest etabliert werden. Dafür sorgten dann auch bedeutende Verlegerpersönlichkeiten wie Joachim Georg Göschen und die heute nahezu vergessenen Dr. Carl Ferdinand
Philippi, Ferdinand Stolle sowie Julius Moritz Gebhardt. Göschen gab in Grimma seit 1813
sein berühmt gewordenes Wochenblatt heraus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders in den 30er/ 40er Jahren, entwickelte sich hier ein sehr breit gefächertes Pressewesen.
Bislang konnten neunzehn verschiedene eigenständige und über einen mehr oder minder längeren Zeitraum in Grimma erscheinende Zeitungen bzw. Zeitschriften ermittelt werden. Unter
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
ihnen befanden sich neben dem "Grimmaischen Wochenblatt" so bedeutende politische Blätter wie die "Constitutionelle Staatsbürgerzeitung", "Die Ameise", "Der Verfassungsfreund",
"Die Fackel" und das "Sächsische Volksblatt"; außerdem wurden hier zahlreiche satirische
Zeitschriften wie die "Osterländischen Blätter", "Der Dorfbarbier" (dieses Blatt erhielt übrigens im Jahre 1853 eine Beilage mit dem heute noch sehr bekannten Titel "Die Gartenlaube")
und "John Falstaff" herausgegeben. Die Satire war vornehmlich in den vierziger Jahren des
19. Jahrhunderts eine der wichtigsten Kunstformen, derer sich die Herausgeber von Zeitungen
und Zeitschriften bedienten, um indirekte Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland zu üben und so der Zensur eine Verbotshandhabe zu erschweren.
Grimma war wohl in jener Zeit neben Leipzig und Dresden das sächsische Pressezentrum und
sogar die Hochburg der sächsischen oppositionellen Presse. Darüber hinaus erfreuten sich die
hier erscheinenden Zeitungen, vor allem jedoch die "Constitutionelle Staatsbürgerzeitung" die nach dem Urteil der Leipziger Bücherkommission "eine gallige-giftige Tendenz gegen die
Regierung" auszeichne - und "Die Ameise" einer sehr weiten Verbreitung. Das trat u.a. in den
für die damalige Zeit beeindruckenden Auflagenziffern zutage: Allein die Auflage der "Ameise" soll im Jahre 1839 nach Angaben eines Verlagskatalogs 5.000 Exemplare betragen
haben. Somit hätte dieses Blatt seinerzeit eine Auflagenhöhe erreicht, die nicht hinter der der
großen Leipziger Zeitungen (darunter die "Leipziger Zeitung" als offiziöse Zeitung der sächsischen Regierung) zurückblieb, vielmehr sie noch übertraf. Das Projekt zur Erschließung von
Quellenbeständen besitzt auf Grund der Hochwasserkatastrophe im August 2002 neben der
wissenschaftlichen auch eine politische Dimension: Bekanntlich wurde das Grimmaer Stadtarchiv davon so schwer betroffen, dass vielen Wissenschaftlern quellenmäßig fundierte Forschungsarbeiten zur dortigen Geschichte kaum noch möglich erschienen. Um so wichtiger ist
es, dass durch DFG-Förderung eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle finanziert wird, die in
mühevoller Erfassungs- und Rekonstruktionsarbeit Archivalien erschließt, auswertet und der
Öffentlichkeit zugänglich macht. Ohne diese Förderung würden tatsächlich sehr wichtige
Quellenbestände bzw. deren Inhalte für die Nachwelt unwiderruflich verloren gehen. Es ist
vorgesehen, die sehr umfangreichen Arbeitsergebnisse spätestens bis zum Jahre 2005 zu publizieren. Damit werden Forschungen zur Grimmaer Verlags- und Pressegeschichte auch für
zukünftige Generationen auf einer breiten Quellenbasis möglich sein. Gleichzeitig tragen die
bewilligten Sachmittel mit dazu bei, dass das Archiv, zumindest was die technische Ausstattung anbelangt, bald wieder voll arbeitsfähig ist. GEOGRAPHISCHER RAUM: Grimma
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Leipzig, Fak. für Sozialwissenschaften und Philosophie, Institut für
Politikwissenschaft (Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig)
KONTAKT: John, Matthias (Dr. Tel. 0341-3916437)
[67-L] Gries, Rainer; Schmale, Wolfgang (Hrsg.):
Kultur der Propaganda, (Herausforderungen : historisch-politische Analysen, Bd. 16), Bochum:
Winkler 2005, 354 S., ISBN: 3-89911-028-5 (Standort: UB Bielefeld(361)-CM110K9P9)
INHALT: "Herausgeber und Beiträger dieses Bandes plädieren für eine kulturgeschichtliche Erweiterung unseres Verständnisses von politischer Propaganda. - Propaganda wird hier als
System modelliert, wobei das frühere passive 'Publikum' vom Adressaten zum Akteur avanciert. Eine solche Perspektive entlässt 'die Vielen' nicht aus ihrer Verantwortung für die Partizipation am Propagandageschehen. - Propaganda wird überdies als Prozess verstanden: Propagandistische Inhalte, Bilder und Symbole verändern sich. Der Band überwindet das enge
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
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Zeitverständnis, das mit herkömmlichen Propaganda-Modellen verknüpft wird. Gerade die
historische Perspektive zeigt, dass bestimmte propagandistische Kommunikationsmuster über
lange Zeit, ja, über Gesellschaften und Generationen hinweg, erfolgreich wirksam sein können. Die Autoren des Bandes nennen sie Propageme und entdecken sie in der politischen
Kommunikation der Antike ebenso wie der neueren und neuesten Geschichte." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Rainer Gries: Zur Ästhetik und Architektur von Propagemen Überlegungen zu einer Propagandageschichte als Kulturgeschichte (9-36); Alice Pechriggl: Verbreiten, verfemen, verführen in Polis und Theatrokratie. Politische Begriffsgeschichte vor dem
Hintergrund platonischer Inszenierungen (37-58); Helene Karmasin: In illo tempore. Wie
Werbung mit Vergangenheit umgeht (59-92); Andreas Schmidt-Colinet: Des Kaisers Bart.
Überlegungen zur Propagandageschichte im Bildnis des römischen Kaisers Hadrian (95-118);
Rolf Felbinger und Katja Scherl: 'Flieger sind Sieger!' Konstruierte Erlebniswelten in der Populärkultur des Nationalsozialismus (119-166); Silke Satjukow: Propaganda mit menschlichem Antlitz im Sozialismus. Über die Konstruktion einer Propagandafigur. Der 'Held der
Arbeit' Adolf Hennecke (167-192); Monika Gibas: Auf der Suche nach dem 'deutschen Kernland'. 'Mitte'-Mythen im Deutschland der Zwischenkriegszeit (1919 bis 1939) und nach 1990
(195-210); Stefan Schzvarzkopf: Die 'Neue Mitte'. Oder: Wahlkampf als Produkteinführung.
Die Bedeutung der Begriffsarbeit für den sozialdemokratischen Machtwechsel in Deutschland
1998 (211-250); Thomas Ahbe: Der Drang zur Mitte. Die Wirkung des 'Mitte'-Propagems bei
personaler Identitätsbildung und Politik-Propaganda in der Gegenwartsgesellschaft (251266); Carine Karitini Doganis: Sycophantie et propagande démocratique dans l'Athènes classique (269-284); Wolfgang Schmale: Europapropaganda (285-304); Thomas Ahbe, Monika
Gibas und Rainer Gries: Der Handschlag. Das Propagem der Einheit und eine seiner tradierten Symbolisierungen (305-338).
[68-L] Hagen, Wolfgang:
Das Radio: zur Geschichte und Theorie des Hörfunks - Deutschland/ USA, München: Fink
2005, XXIII, 393 S., ISBN: 3-7705-4025-5 (Standort: UB Bonn(5)-2005/8585)
INHALT: Die Untersuchung zeigt am Beispiel der deutschen Radioentwicklung bis 1945 und an
der Entwicklung der Serial- und der Format-Epoche des US-Radios, dass eine Theorie des
Radios sich nur vor dem Horizont des jeweils zeitgenössischen Wissens erschließt. Der Verfasser beschreibt zunächst die für beide Entstehungskulturen des Rundfunks grundlegende epistemologische Differenz. Gemeinsam ist der Entwicklung in Europa und den USA jedoch,
dass das Radio nicht aus einem akademisch-universitären Diskurs, sondern aus einer gleichermaßen gegenmodern-spiritistischen wie militärischen Perspektive entsteht. Im Folgenden
wird die Rundfunkgründung und -entwicklung in der Weimarer Republik und die nationalsozialistische Machtübernahme im Radio nachgezeichnet. Ein Exkurs behandelt Hans Flesch als
Protagonisten einer alternativen Radiokultur. Der Entwicklung in Deutschland wird diejenige
in den USA gegenüber gestellt, die im Kontext der "Schlacht der Systeme" (Gleichstrom oder
Wechselstrom) bei der Elektrifizierung steht. Bereits vor 1914 entsteht hier eine Radioamateurbewegung, die nach dem Ersten Weltkrieg die Basis der amerikanischen Radioentwicklung bildet. Die erste große Epoche der amerikanischen massenmedialen Radiokultur ist
durch die Hörspiel-Serials gekennzeichnet. Die massenmediale Stimmpolitik der Serialhelden
wird später von den DJs fortgesetzt. Den Abschluss der Untersuchung bildet die zweite Radio-Epoche der USA von den Anfängen des "Top 40"-Radios um 1950 bis zu den jüngsten
Entwicklungen des orbitalen Satelliten-Radios. (ICE2)
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
[69-L] Hajok, Daniel:
Gewalt in den Medien: ein Streifzug durch vergangene Zeiten, in: tv diskurs : Verantwortung
in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 56-61
INHALT: "Wie so oft zeigt der Blick in die Vergangenheit auch beim Thema 'Gewalt in den
Medien', dass heutzutage mit aufgeregter Vehemenz etwas angeprangert wird, womit in vergangenen Zeiten sehr viel gelassener umgegangen wurde. Schon immer gab es Gewalt in den
Medien. Schon immer waren die Menschen von ihr in den Bann gezogen. Die gesellschaftlichen Bedingungen freilich waren andere als heute. Dennoch kann der Blick in die Geschichte
medialer Gewaltdarstellungen dazu beitragen, dass die Diskussion über die gegenwärtigen
Ausprägungen etwas weniger hitzig und darüber hinaus treffsicherer geführt wird." Im einzelnen behandelt der Autor Gewalt in den Dramen der griechischen Antike, die Gewaltexzesse in Zirkusspiel und Theater der römischen Antike, Folter und Leiden im Märtyrerkult des
mittelalterlichen Christentums, Destruktionslust und Leidensdarstellungen im elisabethanischen Theater, spektakuläre Gewalt und Kriminalität ind den Druckmedien der frühen Neuzeit und Grusel, Schrecken und Entsetzen in den Schauerromanen des 18. Jahrhunderts. (PT)
[70-L] Hecht, Alexander:
Verborgene Schätze?: Fernseharchive und ihre Zugänglichkeit im europäischen Vergleich,
in: Medien und Zeit : Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 20/2005, Nr. 3, S. 1721
INHALT: Ausgewählte europäische Rundfunkarchive werden auf ihre "verborgenen Schätze" hin
untersucht und im Hinblick auf ihre rechtliche Verfasstheit und die Zugänglichkeit der Bestände verglichen. In einer Bestandsaufnahme werden die Modelle der Archivierung von
Fernsehmaterialen und ihrer Zugänglichkeit für Forschung und Öffentlichkeit für die Länder
Österreich, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Großbritannien erläutert und miteinander verglichen. Gerade im deutschsprachigen Raum fehlt es noch an politischer Willensbildung im Hinblick auf einen erleichterten Zugang zu den Quellen des Fernsehzeitalters.
Die "verborgenen Schätze" werden aus den Fernseharchiven nur mit Hilfe der Legislative zu
heben sein. (UN)
[71-L] Kansteiner, Wulf:
Populäres Geschichtsfernsehen vor "Holocaust": die Darstellung des Nationalsozialismus
und des Zweiten Weltkrieges in drei Erfolgssendungen des ZDF, in: Historical Social Research
the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of
formal methods to history, Vol. 30/2005, No. 4 = No. 114, S. 53-73 (Standort: USB Köln(38)XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das westdeutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen thematisierte die NS-Vergangenheit
sowohl vor als auch nach der Ausstrahlung der NBC-Serie 'Holocaust' im Jahr 1979 in ihren
Programmen. Der Essay präsentiert Analysen des Inhalts und der Rezeption von drei besonders erfolgreichen Fernsehsendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) aus den
1960er und 1970er Jahren über den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg. Die
Sendungen befassen sich mit Themen, die bei den Produzenten wie bei den Adressaten des
deutschen Fernsehens und als besonders attraktiv galten: Der bürgerliche Widerstand gegen
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
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Hitler, die militärische Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Alltag im nationalsozialistischen Deutschland. Die Diskussionen über die Programminhalte zwischen den Verantwortlichen beim Fernsehen, den Kritikern und den Zuschauern illustrieren, dass die Konstruktion
eines kollektiven deutschen Gedächtnisses seit den 1960er Jahren ein komplexer und mehrschichtiger Prozess ist, und insbesondere eine Folge politischer und generationeller Auseinandersetzungen." (Autorenreferat)
[72-L] Lersch, Edgar:
Vom "SS-Staat" zu "Auschwitz": zwei Fernseh-Dokumentationen zur Vernichtung der europäischen Juden vor und nach "Holocaust", in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to
history, Vol. 30/2005, No. 4 = No. 114, S. 74-85 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag vergleicht zwei Fernsehdokumentationen zum Holocaust, die Anfang der
sechziger und zu Beginn der achtziger Jahre für Sendereihen über die Zeit des Nationalsozialismus vom Süddeutschen Rundfunk produziert wurden. Interessant sind sowohl die inhaltlichen wie die formalen Unterschiede. Der Beitrag aus den 1960er Jahren unternimmt den Versuch, durch eine Vielzahl von Bildern und auch abfotografierten Texten den Umfang und die
Brutalität der Judenvernichtung zu belegen. Dies geschieht im Stil eines insgesamt unübersichtlich gestalteten Kompilationsfilms. Roman Brodmanns Beitrag zu 'Auschwitz', der nach
dem Erfolg der 'Holocaust'-Serie gedreht wurde, bleibt dagegen seltsam unentschieden zwischen den Ansprüchen an eine zuschauerorientiertere Gestaltung und vertrauten Elementen
des Kompilationsfilms. Auch auf der Ebene der Interpretation des Geschehens bleibt eine
Spannung, die einerseits Erklärungen für den Holocaust im Fremdenhass findet, insgesamt
das deutsche Volk in Bezug auf seine Verantwortung aber auch zu entlasten versucht." (Autorenreferat)
[73-F] Lokatis, Siegfried, Dr. (Bearbeitung); Lindenberger, Thomas, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Der "heimliche Leser" im Kalten Krieg. Die Verbreitung und Kontrolle illegaler Literatur
in der DDR (Teilprojekt im DFG-Projektverbund "Deutschland und Europa im Systemkonflikt. Perzeptionen - Strukturen - Repräsentationen")
INHALT: Erforscht wird der Umgang der "heimlichen Leser" mit dem Zensursystem der DDR
und deren Bemühen um den Zugang zu illegaler Literatur in ihren unterschiedlichen Formen.
Hierbei handelt es sich um ein typisches Phänomen der Medienkontrolle und Medienwirkung
im kalten Krieg, das für die Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer untersucht werden soll.
Das Streben nach verbotener Lektüre wurde im Kalten Krieg zu einer verbreiteten Grundhaltung, die das intellektuelle Klima im "Leseland" merklich prägte. Gefragt wird nach der
Wirksamkeit einer breiten Palette prohibitiver Einrichtungen und Maßnahmen zur Distributionskontrolle, die von der Kontrolle der Antiquariate über die "Giftschränke" der Bibliotheken
bis hin zur Überwachung der Leipziger Messe durch das MfS und zur Zollkontrolle des Reise- und Geschenkverkehrs reichte. Das Projekt nutzt die Tatsache, dass die Verbreitung illegaler Literatur von den "zuständigen Organen" genau beobachtet wurde, um danach zu fragen, wer bzw. welche Lesergruppe sich in unterschiedlichen Phasen mit welchen Methoden
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
und auf welchem Weg illegale Texte zu beschaffen versuchte. GEOGRAPHISCHER RAUM:
DDR
ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-15, Fax: 0331-28991-60, e-mail: [email protected])
[74-L] Merziger, Patrick:
Die Ermächtigung des Publikums im Nationalsozialismus: Leserbeschwerden und NS-Proganda in den Unterhaltungsmedien ; die Satirezeitschrift "Die Brennessel", in: Sowi : das
Journal für Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur, Jg. 34/2005, H. 4, S. 26-39
INHALT: "Als ein zentrales Element des Nationalsozialismus gilt die 'Propagandamaschinerie',
mit der die Bevölkerung nach Belieben manipuliert werden konnte. Aber geht dieses Bild
nicht auf die NS-Selbstinszenierung und die politischen Entlastungsversuche der Nachkriegszeit zurück? Der Artikel will nun dem Publikum der Unterhaltungsmedien in dieser Zeit auf
die Spur kommen, indem Leserbeschwerden in der NS-Satirezeitschrift 'Die Brennessel' analysiert werden. Waren diese Leser ohnmächtig den Propagandisten ausgeliefert oder gestalteten sie nicht doch mit ihren Wünschen und Meinungen einen Teil der Öffentlichkeit im NSStaat mit?" (Autorenreferat)
[75-L] Mühlenfeld, Daniel:
Joseph Goebbels und die Grundlagen der NS-Rundfunkpolitik, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 54/2006, H. 5, S. 442-467 (Standort: UB Bonn(5)-Z 55180)
INHALT: Der Verfasser wählt eine fiskalpolitische Perspektive zur Untersuchung der Rundfunkpolitik im Nationalsozialismus. Er analysiert den Etat des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (RMVP) und die Entwicklung der Rundfunkhörerzahlen, um vor
diesem Hintergrund den Streit zwischen RMVP und Reichspostministerium (RPM) um die
Verteilung der Rundfunkgebühren verständlich zu machen. Mit den Gebühreneinnahmen
stand und fiel die Handlungsfähigkeit des RMVP. Der Aufbau des Rundfunks im Dritten
Reich diente nicht nur Propaganda und Loyalitätssicherung, er hatte auch eine wichtige finanzpolitische Dimension. (ICE2)
[76-L] Müller-Bauseneik, Jens:
Die US-Fernsehserie "Holocaust" im Spiegel der deutschen Presse (Januar - März 1979):
eine Dokumentation, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol. 30/2005, No.
4 = No. 114, S. 128-140 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Verfasser zeichnet die Debatte um die amerikanische Fernsehserie "Holocaust"
anhand der Berichterstattung in der deutschen Tages- und Wochenpresse nach (Welt, FAZ,
Tagesspiegel, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Spiegel,
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
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Stern, Zeit). Es wird gezeigt, dass die ausgewählten Zeitungen die Serie als politisches Medienereignis thematisieren und die Berichterstattung umfangreich und vielschichtig ist. Dabei
kommt es im Verlauf der Sendewoche und parallel zur positiven Zuschauerreaktion zu einem
Wandel des publizistischen Urteils zum Positiven. In der DDR wurde die Serie nur in Nischenpublikationen zur Kenntnis genommen. Der Beitrag schließt mit einem ausgewählten
Pressespiegel. (ICE2)
[77-L] Nähle, Kirsten:
Der schwarze Kanal: ein politisches Magazin des DDR-Fernsehens, Marburg: Tectum Verl.
2005, 90 S., ISBN: 3-8288-8908-5 (Standort: ULB Münster(6)-3F61398)
INHALT: "Das DDR-Politmagazin 'Der schwarze Kanal' war fast drei Jahrzehnte lang nahezu das
Symbol für den Kalten Krieg, der auch über die grenzüberschreitenden Rundfunkmedien ausgetragen wurde" Die antiwestliche Polemik des Moderators Karl-Eduard von Schnitzler zielte
auf Zuschauer in Ost- wie in Westdeutschland". Die Autorin untersucht die Sendemanuskripte und zeigt auf, wie Schnitzler über das Fernsehen in grober Schwarz-weiß-Malerei "das
Feindbild Bundesrepublik aufbaut und Westdeutschland als eine "Skandalrepublik" präsentiert. Die DDR wird hingegen als das bessere Deutschland beschrieben. Die Analyse konzentriert sich auf Schnitzlers Darstellung der Bundesrepublik als faschistischen und sozial ungerechten Staat" mit mangelnder Vergangenheitsbewältigung. Abschließend wird die Rezeption des Magazins in der DDR kurz dargestellt. (HS2)
[78-L] Rath, Matthias; Marci-Boehncke, Gudrun (Hrsg.):
Jugend und Medien in Deutschland: eine kulturhistorische Studie, (Pädagogik), Weinheim:
Beltz 2005, 205 S., ISBN: 3-407-25378-8 (Standort: USB Köln(38)-32A8823)
INHALT: Die Prolegomena des ersten Teils stellen die Untersuchung in einen breiteren medienwissenschaftlichen Kontext und erschließen thesenförmig das Thema "Jugend und Medien".
Der Verfasser geht im Folgenden chronologisch vor. In einer kulturgeschichtlichen Analyse
des jugendlichen Mediengebrauchs bis 1945 wird die Parallelität jugendlicher Mediennutzung
und gesellschaftlicher Ideologisierung der Medien im Deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Dritten Reich thematisiert. Vor dem Hintergrund eines Exkurses zur
"Fiktion der Stunde Null" legt der Verfasser den Schwerpunkt dann auf eine wissenschaftsgeschichtliche Metaanalyse der Jugendmedienforschung in der Bundesrepublik und der DDR hier werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet - sowie im vereinten
Deutschland bis in die Gegenwart hinein. Das Resümee steht unter der Überschrift "allmähliches Verschwinden der unangebrachten Alternativen". Der Verfasser konstatiert für das beginnende 21. Jahrhundert einen zweiten Säkularisierungsschub der "Entzauberung der Ansprüche durch Medien". (ICE2)
[79-F] Schibbe, Laura (Bearbeitung); Schüller, Elke, Dr.phil. (Leitung):
(Re)Konstruktionsprozesse. Politische Frauenzeitschriften und ihre Rolle bei der (Re)Konstruktion von Frauenleitbildern in der Nachkriegszeit. Ein Vergleich von westlichen und
östlichen Publikationen
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
INHALT: Welche Rolle spielen politische Frauenzeitschriften bei der Definition der Frauenleitbilder in der Nachkriegszeit. Untersucht werden nicht allgemein Frauenzeitschriften, sondern
politische Frauenzeitschriften. Ein Medium also, in dem die Engagierten der wieder erstarkenden Frauenbewegung selbst zu Wort kamen. ZEITRAUM: 1946-1955 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, DDR
ART: Eigenprojekt; gefördert BEGINN: 2005-06 ENDE: 2006-08 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Land Hessen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
INSTITUTION: Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung e.V. (Gottschalkstr. 57, 34127
Kassel)
KONTAKT: Institution (Tel. 0561-989-3670, Fax: 0561-989-3672, e-mail: [email protected])
[80-L] Schmid, Harald:
Die "Stunde der Wahrheit" und ihre Voraussetzungen: zum geschichtskulturellen Wirkungskontext von "Holocaust", in: Historical Social Research : the official journal of Quantum
and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to history, Vol.
30/2005, No. 4 = No. 114, S. 18-28 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die bemerkenswerte öffentliche Reaktion auf den Film Holocaust in Westdeutschland
ruft Fragen nach dessen Bedeutung für die politische Kultur in Deutschland hervor. War die
Serie der Hauptgrund für den Wandel in der Beziehung zur Nazi-Vergangenheit? Der Autor
konzentriert sich auf den kulturellen und politischen Kontext, bevor im Januar 1979 'Holocaust' ausgestrahlt wurde. Entgegen verbreiteter Überzeugungen argumentiert er, dass die
Auswirkungen des Films stark von zeitlichen Umständen abhing, die schnell in Vergessenheit
gerieten - gerade aufgrund seines außergewöhnlichen Erfolgs. Dieser vorausgehende strukturelle Wandel machte den so genannten 'Holocaust-Vorstoß' möglich." (Autorenreferat)
[81-F] Schock, Flemming (Bearbeitung); Weber, Wolfgang, Prof.Dr.; Münch, Paul, Prof.Dr.
(Betreuung):
Eberhard Werner Happels Relationes Curiosae (1682-1691): Wissenskonfiguration und
Wissenskommunikation in der ersten populärwissenschaftlichen Zeitschrift (Arbeitstitel)
INHALT: Für die Frage nach den Ursprüngen der modernen Informations- und Wissensgesellschaft stand bisher vor allem die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts als jene Zeit im Mittelpunkt des Forschungsinteresses, die mit der gedruckten periodischen Zeitung zuerst in
Deutschland den technisch-medialen Träger beschleunigter und vermehrter Information
brachte. Die zweite Jahrhunderthälfte sah die Geburt der Zeitschrift als zweite Urform massenmedialer Kommunikation. Das Vorhaben geht von einem Versäumnis der historischen
Presseforschung und Mediengeschichte aus: Bisher entwarf die Forschung die Entstehungsjahre der frühen Zeitschrift in Deutschland primär als die des lateinischsprachigen Gelehrtenjournals (Acta Eruditorum, Leipzig 1682), der historisch-politischen Zeitschrift in deutscher
Sprache (Der Verkleidete Götter-Both Mercurius, Nürnberg 1674) oder der frühen moralischen Wochenschrift (Erbauliche Ruh-Stunden, Hamburg 1676). Wie jedoch bereits im späten 17. Jahrhundert neben die Information mit Unterhaltung und Kommentar weitere zentrale
Medienfunktion traten und Wissenskommunikation sozial verallgemeinert wurde, wie Wissen
noch Wundern bedeutete, lässt sich beispielhaft an der ersten populär- und allgemeinwissen-
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
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schaftlichen Zeitschrift aufzeigen: Die Relationes Curiosae des äußerst erfolgreichen Kompilators, Polygraphen und Journalisten Eberhard Werner Happel (1647-1690) erschienen seit
1682 über zehn Jahre in Hamburg, verbreiteten sich selbst in Übersetzungen in kürzester Zeit
europaweit und zogen Plagiate bis ins 18. Jahrhundert nach sich, so auch in Augsburg. Beeindruckend ist die thematische Bandbreite zwischen frommen und weltlichen Lesestoffen, die
die Relationes zum facettenreichen Dokument eines Weltbildes auf der Schwelle zur Frühaufklärung machen: Bruchlos stehen die heterogensten "curieusen Materien" nebeneinander,
zeigt sich utilitaristisches Wissen neben konsumorientierter "Kurtzweil", geben sich die neuesten Errungenschaften der "Wissenschaftlichen Revolution" und ungezwungene Phantasie
die Hand. Erste Ansätze von Ethnologie und Anthropologie finden sich in dem belehrendunterhaltenden Wochenblatt ebenso wie die Aufbereitung der lateinischsprachigen Werke des
enigmatischen Universalgelehrten Athanasius Kircher (1602-1680). Happels Wissensmagazin
zeugt von der charakteristischen Sammelleidenschaft seiner Zeit und erlaubte einer weiten
Leserschaft virtuelle Weltaneignung jenseits lokaler Horizonte. Durch eine inhaltliche Analyse der Relationes Curiosae möchte ich einen Beitrag zur Wissenspopularisierung im 17. Jahrhundert und zur Frühgeschichte der deutschsprachigen Zeitschrift leisten. Dabei sollen andere
"Vielschreiber" als auch jene vielfältigen geistes- und kulturgeschichtlichen Zusammenhänge
des 17. Jahrhunderts berücksichtigt werden, die sich in der Anlage der Zeitschrift spiegeln
und Teil daran hatten, dass sie zum medialen Ort einer dynamisierten und pluralisierten Weltauffassung wurde (Organisation und Repräsentation des Wissens in Enzyklopädie und Kosmographie, die frühneuzeitliche Transformation der "curiositas", universale Sammlungskonzepte und die Kultur der Wunderkammern). ZEITRAUM: 17. Jahrhundert
METHODE: Mediengeschichte
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2005-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Augsburg, Institut für Europäische Kulturgeschichte (Eichleitnerstr.
30, 86159 Augsburg); Universität Augsburg, Graduiertenkolleg "Wissensfelder der Neuzeit Entstehung und Aufbau der europäischen Informationskultur" (Eichleitnerstr. 30, 86159
Augsburg)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[82-L] Steuer, Albert:
Karfreitagsstimmung nach dem August-Erlebnis 1915: katholische Presse und kirchliche
Publizistik im Ersten Weltkrieg, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für
Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 38/2005, Nr. 4, S. 395-413 (Standort:
USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im August 1914 war in Deutschland der Ausbruch des Ersten Weltkrieges von der
katholischen Presse, die der Zentrumspartei nahe stand, wie auch von vielen kirchlichen Publikationen als 'gerechter' und mit dem 'Beistand Gottes' geführter Krieg begrüßt worden. Auf
Grund des schon bald einsetzenden verlustreichen Stellungskrieges ohne nennenswerte Erfolge wurde diese Stimmung bereits im zweiten Kriegsjahr 1915 gedämpft. Erstmals tauchte die
Thematik der Kriegsziele in der öffentlichen Diskussion darüber auf, ob ein Sieg des Kaiserreiches zur Sicherung des Status quo verhelfen oder ob das Deutsche Reich hegemoniale
Ambitionen verfolgen soll. Während eine Mehrheit der kirchlichen Presse die deutsche Vormachtstellung in Europa und der Welt bejahte, meldeten einzelne katholische Tageszeitungen
vorsichtige Zweifel an diesen Zielen an. Wie wenig jedoch im Ersten Weltkrieg gemeinsame
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
religiöse Bande zur Verständigung unter den Völkern beitragen konnten, wurde anschaulich
an Vorgängen um den belgischen Kardinal-Primas Herold Mercier und noch deutlicher in einer auf beiden Seiten überaus polemisch geführten Fehde zwischen französischen und deutschen Intellektuellen." (Autorenreferat)
[83-L] Uhl, Heidemarie:
Von "Endlösung" zu "Holocaust": die TV-Ausstrahlung von "Holocaust" und die Transformationen des österreichischen Gedächtnisses, in: Historical Social Research : the official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods to
history, Vol. 30/2005, No. 4 = No. 114, S. 29-52 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Ausstrahlung von 'Holocaust' im März 1979 markiert einen entscheidenden Schritt
im Prozess der Globalisierung der Holocaust-Erinnerung zu einem Gedächtnisort von universaler Relevanz. Dies wurde nicht allein durch die TV-Serie bewirkt, sondern vor allem auch
durch die mediale Aufmerksamkeit für das Thema nationalsozialistische Vernichtungspolitik.
'Holocaust' eröffnete so einen performativen Rahmen für eine umfangreiche Berichterstattung
sowohl in den Print- als auch in den audiovisuellen Medien. 'Holocaust' sollte den Anstoß dafür geben, dass erstmals die Frage nach Österreichs Anteil an der Judenverfolgung intensiv
diskutiert wurde. Insofern kommt dem globalen Gedächtnisort 'Holocaust' auch ein wichtiger
Stellenwert für die Transformation des 'österreichischen Gedächtnisses' - von der Opferthese
zum Bekenntnis der moralischen Mitverantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes zu." (Autorenreferat)
[84-F] Vowinckel, Annette, Dr. (Bearbeitung); Lindenberger, Thomas, Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Sport und Medien im Kalten Krieg. Die Berichterstattung über die Olympischen Sommerspiele (1968-1984) (Teilprojekt im DFG-Projektverbund "Deutschland und Europa im Systemkonflikt. Perzeptionen - Strukturen - Repräsentationen")
INHALT: Seit den sechziger Jahren wurde parallel zur Ausweitung des Fernsehens in den westlichen und östlichen Gesellschaften die Medienberichterstattung zu den Olympischen Spielen
enorm ausgebaut. Die mediale Präsenz und gesellschaftliche Bedeutung des Sports diente der
Unterhaltung und Zerstreuung des Publikums, aber auch der Indienstnahme des Sports für politische Zwecke im Zeichen des Kalten Krieges. Dabei ging es um die Destabilisierung des
gegnerischen Systems ebenso wie um die Gewinnung der eigenen Bevölkerung für die östliche bzw. westliche Wertegemeinschaft. In Europa nahmen vor allem die Bundesrepublik
Deutschland und die DDR in der "medialen Schlachtordnung" des Kalten Krieges einen besonderen Platz ein, da hier die weltanschauliche Grenze zwischen den Systemen verlief. Im
Mittelpunkt des Projekts steht deshalb die Untersuchung der medialen Repräsentationen des
Sports in der Bundesrepublik und in der DDR sowie punktuell in den USA und in der Sowjetunion. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Olympischen Sommerspiele in Mexiko
1968, bei denen die DDR erstmals als eigenständige Mannschaft auftrat, die "heiteren" Spiele
in München 1972 als Mittelpunkt deutsch-deutscher Auseinandersetzungen und schließlich
die Boykott-Spiele von Moskau 1980 und Los Angeles 1984, die auf dem Gebiet des Sports
die Höhepunkte eines "zweiten" Kalten Krieges zwischen den beiden Supermächten markieren. Dabei werden die Produktion, die Inhalte sowie die Aneignung und Rezeption der Sport-
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berichterstattung ebenso analysiert wie die medialen Besonderheiten des Sports bzw. der
Sportberichterstattung in Presse und Fernsehen. ZEITRAUM: 1968-1984 GEOGRAPHISCHER RAUM: insb. Bundesrepublik Deutschland und DDR
ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0331-28991-14, Fax: 0331-28991-60,
e-mail: [email protected])
[85-L] Wassermann, Heinz P.:
Eine Nation erwacht "zu neuem Leben": T. 2, in: Medien-Impulse : Beiträge zur Medienpädagogik, Jg. 13/2005, H. 51, S. 45-58
INHALT: Im zweiten Teil seines Beitrags zur Darstellung und Kommentierung des österreichischen Staatsvertrages in der nationalen Presse sichtet und analysiert der Autor die Publikationen des Kurier, der Arbeiter-Zeitung und der Südost-Tagespost von 1955 bis zur Mitte der
80er Jahre. Die Analyse kommt zu folgenden Ergebnissen: Der Hinweis auf außenpolitische
Faktoren, die den Abschluss behinderten und schließlich förderten, dominiert die Beiträge des
Kurier. Die Arbeiter-Zeitung stellte den Abschluss des Staatsvertrages und damit die Erlangung der staatlichen Souveränität nahezu ausschließlich als Verdienst der SPÖ dar. Die der
Volkspartei nahe stehende Südost-Tagespost verwies auf die Verdienste von Julius Raab bei
der Staatsgründung, um so den Anteil der Volkspartei am Zustandekommen des Staatsvertrags zu betonen, die Tagespost ignorierte allerdings nicht in dem Maße wie die ArbeiterZeitung den Einfluss internationaler Faktoren. (DIPF/Ble)
[86-L] Wieten, Jan:
Kurt Baschwitz and the founding of "Gazette", in: Gazette : the international journal of mass
communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 523-530 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/523)
INHALT: Kurt Baschwitz musste wie so viele andere Sozialwissenschaftler in den 1930er Jahren
aus Deutschland fliehen. Obwohl er vielleicht international nicht so bekannt ist wie einige
seiner Kollegen, war er ein Pionier der Kommunikationswissenschaft und der Massenpsychologie und hat viel zum internationalen Informations- und Forschungsaustausch unter Wissenschaftlern auf diesem Gebiet beigetragen. Nach 1945 galt eine seiner wichtigsten Bemühungen der Wiederherstellung der Kontakte, die durch den Krieg verlorengegangen waren. "Gazette", die internationale Fachzeitschrift, die er 1955 gründete, sollte diesen unterschiedlichen
Zwecken dienen. Seit dieser Zeit versteht sich "Gazette" als Zentrum des Austauschs für Forschung und Forscher aus verschiedenen Teilen der Welt. Die Reichweite der Zeitschrift hat
sich, sowohl was die Auswahl der Gegenstände angeht als auch im geographischen Sinne erheblich erweitert und reflektiert in diesem Sinne die Entwicklung dieses Wissenschaftsgebietes und die wissenschaftlichen Interessen der Redakteure. Dennoch ist die Zeitschrift über alle
Jahre hinweg den wissenschaftlichen und humanistischen Zielen ihres Gründers treu geblieben. (UNübers.)
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1.2 Geschichte der Medien, Pressegeschichte
[87-L] Wilke, Jürgen:
Die Fernsehserie "Holocaust" als Medienereignis, in: Historical Social Research : the official
journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal methods
to history, Vol. 30/2005, No. 4 = No. 114, S. 9-17 (Standort: USB Köln(38)-XG05183; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Obwohl es in Westdeutschland nach 1945 bereits zuvor viel versprechende Versuche
gegeben hatte, die Nazi-Vergangenheit zu bewältigen, wurde die Ausstrahlung der 'Holocaust'-Reihe im Januar 1979 als wirklicher Durchbruch wahrgenommen. Die Serie war in den
Vereinigten Staaten unter den Bedingungen eines kommerziellen Fernsehsystems produziert
worden. Sie erzählt die Geschichte der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland am Beispiel von
zwei Familien, einer jüdischen und einer 'arischen'. Die Serie hatte bereits vor ihrer Ausstrahlung Diskussionen hervorgerufen, noch mehr jedoch im Anschluss daran. Aus verschiedenen
Gründen wurde die Reihe zum Medien-Event, besonders aufgrund der hohen Zuschauerzahlen. Offensichtlich hatte in Deutschland bis dahin keine andere Sendung über den Holocaust
so viele Menschen erreicht und so tief bewegt." (Autorenreferat)
[88-L] Winkler, Cosima:
Die kommerzielle Wende der Berliner Massenpresse 1890-1914: Ökonomie per Kultur, in:
Sowi : das Journal für Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur, Jg. 34/2005, H. 4, S. 52-65
INHALT: "Wo verläuft die Grenze zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt? Versteckte
Reklame und 'product placement' in Zeitungen oder Zeitschriften, in Film und Fernsehen sind
uns heute allgegenwärtig. Doch wer meint, es handele sich hier um nur zeitgenössische Phänomene, irrt: Eine Analyse von Berliner Tageszeitungen an der Wende zum 20. Jahrhundert
zeigt, wie intensiv und vielfältig kommerzielle Interessen die einzelnen Blätter bereits damals
in Inhalt und Optik prägten - und verweist auf die Vielstimmigkeit und Interessengebundenheit des Zeitungstexts." (Autorenreferat)
1.3
Massenmedien
[89-L] Arnold, Klaus; Neuberger, Christoph (Hrsg.):
Alte Medien - neue Medien: Theorieperspektiven, Medienprofile, Einsatzfelder ; Festschrift
für Jan Tonnemacher, (Public Relations), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 377 S.,
ISBN: 3-531-14373-5 (Standort: USB Köln(38)-32A6133)
INHALT: "Kommunikationsmedien unterliegen einem ständigen Wandel. Einige Medien, verstanden als technische Mittel, die indirekte Kommunikation ermöglichen, erwiesen sich dabei
als äußerst erfolgreich und haben bis heute überlebt. Andere hingegen verschwanden aus dem
Alltag oder scheiterten frühzeitig, obwohl ihnen in ihrer Startphase eine glanzvolle Zukunft
vorhergesagt wurde. Der Sammelband geht zum einen der Frage nach, inwieweit Randbedingungen wie Medientechnik, -politik und -nutzung den Wandel der Medien beeinflusst haben.
Zum anderen werden einzelne 'alte' und 'neue' Medien analysiert. Dabei wird ihre Entwicklung im intermedialen Beziehungsgeflecht verdeutlicht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
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1.3 Massenmedien
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Klaus Merten: Zur Ausdifferenzierung der Mediengesellschaft. Wirklichkeitsmanagement als
Suche nach Wahrheit (21-39); Manfred Knoche: Entwicklung von Medientechniken als 'Neue
Medien' aus der Sicht einer Kritik der Politischen Ökonomie der Medien (40-62); Ralf Hohlfeld: Das Publikum als Pythia? Zur Rolle der Rezipienten in der Kommunikationsprognostik
(63-75); Christoph Neuberge: Medien als Diskursprodukte. Die Selbstthematisierung neuer
und alter Medien in der Medienöffentlichkeit (76-106); Jan Tonnemacher: Hat die Zeitung
noch eine Zukunft? Ja - wenn sie ihre Aufgaben und Chancen richtig erkennt (109-118); Michael Haller: Was soll aus der Zeitung werden? Über Funktionszuweisungen, Nutzungswünsche, Gattungsmerkmale, Probleme und Perspektiven der Tageszeitung (119-131); Klaus Arnold: Auf dem Weg zu sich selbst? Die Entwicklung des Radios vom Bildungs- zumUnterhaltungsmedium (132-157); Christian Breunig: Auslaufmodell oder Wiederbelebung durch Digitalisierung? Terrestrisches Fernsehen in Deutschland (158-175); Ulrich Pätzold: Wenn das Internet nicht gekommen wäre... Der Kabeltext als 'Neues Medium' der achtziger Jahre (176183); Joachim R. Höflich: Vom häuslichen Telefonieren zur Privatisierung des öffentlichen
Raums. Grenzverschiebungen durch das Telefon (184-202); Walter Hömberg/Manuel Bödiker: Die Gegenwart der Vergangenheit. Kommunikations- und Medienmuseen in Deutschland (203-220); Günter Bentele/ Tobias L.iebert: PR-Geschichte in Deutschland. Allgemeine
Entwicklung, Entwicklung der Wirtschafts-PR und Berührungspunkte zum Journalismus
(221-241); Thomas Pleil: Öffentliche Meinung aus dem Netz? Neue Internet-Anwendungen
und Public Relations (242-232); Leo Van Audenhove/Bram Lievens/Bart Cammaerts: Neue
Demokratie durch neue Medien? (263-290); Christian Mihr: Über die Gleichzeitigkeit der
Ungleichzeitigkeit. Der Medienwandel in Lateinamerika im Lichte neuerer soziologischer
und postkolonialer Theorieperspektiven (291-334); Harry Pross: Miszellen zur Signalökonomie oder: Begriffsbildung als Lernprozess (335-353); Christoph Neuberger/Klaus Arnold:
Grenzgänger und Globetrotter. Jan Tonnemacher - eine biographische Skizze (354-360); Publikationen von Jan Tonnemacher (361-374).
[90-L] Bachmair, Ben:
Qualität des Kinderfernsehens in einer von Alltagsästhetik bestimmten Kultur, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S. 78-83 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/
televizion/18_2005_2/bachmair.pdf)
INHALT: Mit aktuellen gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen verändert sich auch das Bewertungssystem für mediale Qualität. Lebensstile und Milieus werden zum Bezugsrahmen für
stiltypische Qualitätsmaßstäbe. Die Sinus-Milieu-Untersuchungen fassen solche Normen und
Werte in der Dimension "Grundorientierung" zusammen. Der Beitrag referiert die Ergebnisse
der Untersuchung von Fernsehpräferenzen von Kindern nach der Einordnung ihrer Familie in
die Sinus-Milieus. So hat z.B. "Die Sendung mit der Maus" ein deutlich größeres Kinderpublikum im Milieu der Intellektuellen, "Pokemon" dagegen in konsummaterialistischen und
postmodernen Milieus. Typisch für eine Konsumgesellschaft sind die aktiv handelnden Rezipienten in ihren Alltagssituationen mit ihrer thematischen Sinnorientierung auf der Basis ihrer
Lebensgeschichte und Lebensperspektive in ihren sozialen und medialen Bezügen. Maßstäbe
für Qualität werden in Anwendung des "Encoding-Decoding-Modells" von Stuart Hall aus
der Logik der Massenkommunikation als Bezugsrahmen entwickelt. Aus der Sicht fernsehender Kinder sind diese: Qualität und Orientierungsleistungen der Kinder; Qualität und Reflexivität der Eigensinn der Kinder; Qualität und Repräsentation - der Eigensinn der Welt und der
Medien. (RG)
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1.3 Massenmedien
[91-L] Brendebach, Martin:
What readers demand: market-induced growth of content diversity in the PRC press, Berlin
2005, VI, 171 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=978089065;
http://www.diss.fu-berlin.de/cgi-bin/zip.cgi/2005/302/Fub-diss2005302.zip)
INHALT: "Das chinesische Mediensystem ist seit Beginn der Reformpolitik und insbesondere
seit deren Intensivierung in den frühen 90er Jahren in Bewegung geraten. Auch die Medien
müssen sich vermehrt marktwirtschaftlichen Herausforderungen stellen. Zwar existieren weiterhin staatlich alimentierte Medien, die sich um ihre Akzeptanz beim Publikum nicht sorgen
müssen, doch daneben sind immer mehr Zeitungen und Fernsehstationen auf Werbeeinnahmen und damit auf Publikumsresonanz angewiesen. Diese Arbeit untersucht die Folgen dieser
Kommerzialisierung für die politischen Inhalte chinesischer Zeitungen, und versucht damit
eine Streitfrage in der sozialwissenschaftlichen Chinaforschung zu entscheiden: Ob die kommerzialisierten Medien kritischer berichten werden, um Publikum anzuziehen, oder ob sie
Markterfolg mit politisch weniger riskanten Strategien zu erzielen suchen. Eine vergleichende
Quantitative Inhaltsanalyse von marktabhängigen und marktunabhängigen Zeitungen, die den
Zeitraum 1992 bis 2001 abdeckt, analysiert Themenschwerpunkte, genannte Akteure, Gegenstände der Kritik, sowie Tendenzen der internationalen Berichterstattung. Die Ergebnisse
zeigen, dass sich starke politische Effekte der Kommerzialisierung nachweise lassen: Marktabhängige Zeitungen publizieren deutlich mehr kritische Berichte und reagieren in ihrer internationalen Berichterstattung stärker auf populäre Meinungen, etwa bezüglich des in ihnen
vermittelten Japan- oder Russlandbildes. Es zeigt sich ferner eine Tendenz zur Profilbildung
innerhalb der marktabhängigen Zeitungen; so entwickeln sich Unterschiede von liberalen und
konservativen, sowie von Qualitäts- und Boulevardzeitungen. Für die westliche Chinapolitik
bedeutet dies, zukünftig die öffentliche Meinung in der VR China ernster nehmen zu müssen;
es handelt sich nicht länger um die pure Veröffentlichung offizieller Propaganda, sondern gibt
auch Hinweise auf politische Stimmungen im Publikum." (Autorenreferat)
[92-L] Engell, Lorenz; Neitzel, Britta (Hrsg.):
Das Gesicht der Welt: Medien in der digitalen Kultur, (Forum), München: Fink 2004, 219 S.,
ISBN: 3-7705-3944-3 (Standort: ULB Münster(6)-3F54292)
INHALT: "Der Computer übernimmt und bestimmt Arbeiten in immer mehr Bereichen des Lebens, die zuvor von anderen Medien besetzt wurden. Computer verändern die Produktion, die
Kommunikation und auch ganze Institutionen... Der Band geht in zwölf Texten den Spuren
der digitalen Evolution nach. Sie beschäftigen sich in historischen Analysen mit den Veränderungen, die die Medien durch die Digitalisierung erfahren, prognostizieren zukünftige Entwicklungen und geben theoretische Ausblicke." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Lorenz
Engell, Britta Neitzel: Einleitung (7-12); Kim H. Veltman: Kultur und Wissen im Digitalen
Zeitalter (13-29); Martin Stingelin: Understanding New Media through an old one: Die Geschichte des (literarischen) Schreibens im Lichte seiner digitalen Revolutionierung (31-49),
Beat Suter: Das Neue Schreiben (51-66); Jürgen Arndt: Madonna und Björk: Stimmen zwischen Körper und Computer (67-78); Christoph Neuberger: Die Zeitung - ein Medium mit
Vergangenheit, aber ohne Zukunft? (79-104); Bernd Stiegler: Digitale Photographie als epistemologischer Bruch und historische Wende (105-125); Stefan Münkler: Das Verschwinden
des Telefons. Ein Blick zurück in die Zukunft der Telefonie (127-138); Sabine Breitsameter:
Von der Sendung zur Prozession. Radio im Zeitalter der digitalen Netzwerke (139-155); Kay
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1.3 Massenmedien
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Hoffmann: Die Digitalisierung und das Kino. Zur populären Geschichte des 'electronic cinema' und der Schaffung neuer Bilderwelten (157-170); Peter Krieg: Hal ist tot. Ein Mythos auf
der Suche nach einer neuen Maschine (171-184); Lorenz Engell: Vom Bild der Zahl, oder:
Wie die Stellen ihre Objekte verließen (185-201); Hartmut Winkler: Medium Computer:
Zehn populäre Thesen zum Thema und warum sie möglicherweise falsch sind (203-213).
[93-L] Fedorowicz, Hania:
The Polish laboratory: civil society as a political public sphere, in: Medien-Journal : Zeitschrift
für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 4-20
INHALT: Der Beitrag beschreibt wie die zivile Gesellschaft Polens das "alte" bürokratische System an die Wand spielte, es entzauberte und der verlogenen Ideologie und dem Informationsmonopol des Staates eine Vision der Wahrheit entgegensetzte. Untadelige Persönlichkeiten an der Spitze der Demokratiebewegungen schafften dann den Sprung an die Spitze des
Staates, Synonyme für Integrität und Moral. Diese Transformation der Gesellschaft erfolgte
aufgrund einer Veränderung von "unten", ausgehend von einer Zivilgesellschaft, die sich außerhalb des totalitären Staates Räume für soziale Autonomie und selbst bestimmtes Handeln
sowie für unzensurierte Kommunikation geschaffen hatte. Die kommunikative Dimension
wurde dabei durch zwei korrelierende Phänomene bestimmt: dem Entstehen einer autonomen
vom Monopol des Parteienstaats unabhängigen gesellschaftlichen Sphäre und der Herausbildung kommunikativer Strukturen, Beziehungen, Identitäten und Medien mit eigenen Publikations- und Verteilungswegen, die zur Herstellung von Öffentlichkeit mit eigener politischer
Wirkungsmacht führte. Dies wird am Beispiel der Zeitung "Gazeta Wyborcza" und ihrer Bedeutung als Wächter der demokratischen politischen Kultur und Sprachrohr der demokratischen Transformation verdeutlicht. (UN)
[94-L] Frenkel, Cornelia; Lüger, Heinz-Helmut; Woltersdorff, Stefan (Hrsg.):
Deutsche und französische Medien im Wandel, (Landauer Schriften zur Kommuniaktions- und
Kulturwissenschaft, Bd. 6), Frankfurt am Main: Knecht 2004, 260 S., ISBN: 3-930927-87-X
(Standort: UB Bonn(5)-2005-1998)
INHALT: "Die europäische Medienlandschaft ist in den letzten Jahren einem tief greifenden
Wandel unterworfen gewesen: Die wirtschaftliche Krise vieler Zeitungen, die Internationalisierung der audiovisuellen Medien und nicht zuletzt die Internet-Revolution haben deutliche
Spuren hinterlassen. Kein Land Europas blieb davon unberührt. Doch an Frankreich und
Deutschland, zwei europäischen Kernländern mit jeweils historisch gewachsenen und ökonomisch bedeutenden Medienlandschaften, lassen sich diese Veränderungen besonders deutlich aufzeigen. Aufschlussreich ist dabei der Vergleich, wie in den beiden Nachbarländern auf
die Herausforderungen der Gegenwart reagiert wird: Handeln sie nach einer ähnlichen Logik,
was eine zunehmende Konvergenz der beiden Medienlandschaften zur Folge hätte? Oder gibt
es auch im Zeitalter der so genannten Globalisierung doch noch einen 'deutschen' bzw. 'französischen' Weg, ja vielleicht sogar eine verstärkte Divergenz beider Systeme? Wie wirken
sich diese Veränderungen im deutsch-französischen Grenzraum aus, wo sich unterschiedliche
Traditionen seit jeher begegnen und vermischen? Und schließlich: Was resultiert daraus für
die Arbeitssituation von Journalisten, die Auswahl der Themen und die Rolle der Nachrichtenagenturen im beschleunigten Informationsangebot? 2002 haben zwei Veranstaltungen den
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Versuch unternommen, eine vorläufige Bilanz dieser Medienrevolution zu ziehen: Zum einen
das 'Deutsch-Französische Journalistenkolloquium' in Freiburg, das im Juni 2002 zum dritten
Mal seit 1998 stattfand. Zum andern der 'Deutsch-französische Studientag' der Grenzüberschreitenden Volkshochschule (seit 2003: PAMINA-VHS) in Waldbronn bei Karlsruhe
(8.6.2002)." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Cornelia Frenkel/ Heinz-Helmut Lüger/ Stefan
Woltersdorff: Zur Einführung (7-10); 1. Komparative Perspektiven: Isabelle Bourgeois:
Frankreich - Deutschland: zwei Medienlandschaften, zwei Ausbildungssysteme (13-22); Irene
Preisinger: Das Berufsverständnis politischer Journalisten in Frankreich und Deutschland (2330); Heinz-Helmut Lüger/ Patrick Schäfer: Adressatenorientierung in der deutschen und elsässischen Regionalpresse (31-70); II. Medienwissenschaftliche Perspektiven: Ernst Ulrich
Große: Die internationale Ausbreitung deutscher und französischer Presseverlage (73-104);
Michel Mathien: Entwicklungen in der französischen Presse (105-144); Rudolph Meyer:
Kirch-Gruppe und Vivendi Universal vor dem Hintergrund der digitalen Fernsehlandschaft in
Deutschland und Frankreich (145-156); Monika Haberer: Von alten Errungenschaften und
neuen Technologien: Minitel im Internet-Zeitalter (157-174); Torsten Liesegang: Digitale Literatur. Computer, Internet und literarischer Text (175-192); Nathalie Hillenweck: Von der
"exception culturelle" zur "diversité culturelle". Über Ursprung, Inhalt und Wandel eines
Begriffs (193-216); III. Journalistische Perspektiven: Andreas Osterhaus: Zur Ausbildung und
Situation von Journalisten (219-232); Tobias Gerlach: ARTE - Vom deutsch-französischen
zum europäischen Fernsehen (233-242); Gérard Foussier: Ein deutsch-französisches Radio in
Paris? Ein Duo für Europa (243-248); Dagmar Gilcher: Grenzüberschreitende Berichterstattung in der Regionalpresse am Oberrhein - ein Bericht aus der Praxis (249-258).
[95-L] Gleich, Uli:
Qualität von Informationsmedien: ARD-Forschungsdienst, in: Media Perspektiven, 2005, Nr.
10, S. 535-540 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/10-2005_fodi.pdf?
foid=15768)
INHALT: In der Debatte über die Qualität von Informationen und informationsanbietenden Medien kann man zwischen drei Perspektiven unterscheiden: der Kommunikatorperspektive, der
Inhalts- und Angebotsperspektive und der Rezipientenperspektive. Der Beitrag referiert eine
Anzahl von Studien, die die Qualität von Medien im Allgemeinen und von Informationsangeboten im Besonderen aus der Sicht der Rezipienten betrachten. Zentrale Themen sind dabei
Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Insgesamt scheint sich das Internet immer mehr zu einem
wichtigen Informationsmedium zu entwickeln, das in Konkurrenz zu den traditionellen Angeboten (Fernsehen, Presse) tritt. Zur Beurteilung dieses Angebots legen die Nutzer offensichtlich die gleichen Qualitätskriterien an, wie an die traditionellen Medien. Ein besonderes
Qualitätsproblem stellt die Informationsvermittlung an Jugendliche dar. Jugendliche haben
durchaus ein hohes Interesse, sich zu informieren, sind allerdings der Meinung, dass die
Aufmachung klassischer Nachrichtensendungen nicht ihren Vorstellungen entspricht und sie
die Nachrichten teilweise nur schwer verstehen. Dies führt zu dem Paradoxon, dass sie lieber
Nachrichten sehen, die sie zwar schlechter bewerten, die dafür aber zu ihren Rezeptionsstilen
passen. (UN2)
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[96-L] Grewenig, Siegmund:
Qualität fürs Kinderfernsehen, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S. 6-8 (URL: http://www.bronline.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/biermann.pdf)
INHALT: Der Aussage, dass ein gutes Kinderprogramm gebraucht wird, ist allgemeine Zustimmung sicher. Aber was gutes Kinderfernsehen ist, daran scheiden sich die Geister. Der Beitrag unternimmt eine Standortbestimmung aus öffentlich-rechtlicher Sicht und entwickelt 10
Qualitätskriterien für gutes Kinderprogramm: 1. Kinder in ihrer Lebenswelt ansprechen; 2.
Kindern Spaß machen; 3. Kindern Identifikation bieten; 4. Kindern die Welt zeigen und sie
sich wundern lassen; 5. Kinder informieren; 6. Kindern etwas beibringen; 7. Kinder ästhetisch
ansprechen; 8. Kinder brauchen Ereignisse; 9. Für Kinder erreichbar sein; 10. Kinder motivieren und mobilisieren. Drei Faktoren sind ausschlaggebend dafür, dass das öffentlichrechtliche Kinderfernsehen seine Qualität halten kann: Etats, Sendeplätze und Anerkennung.
"Gutes Kinderfernsehen ist ein gesellschaftlicher Auftrag". (RG)
[97-L] Hoffmann-Riem, Wolfgang:
Rundfunk als Public Service: Anmerkungen zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
öffentlich-rechtlichen Rundfunks, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, Nr.
1, S. 95-104 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Nach einem Rückblick auf Kontroversen in der Anfangszeit öffentlich-rechtlichen
Rundfunks werden Fragen des Erhalts der Public-Service-Idee auch angesichts der kommerziellen Konkurrenz und des allgemeinen Trends zur Kommerzialisierung in der Medienproduktion und im Medienvertrieb angesprochen. Der Beitrag setzt sich für eine Ermächtigung
des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Online-Rundfunk ein. Behandelt werden ferner die
Selektivität und Lenkung durch Suchmaschinen, die beobachtbare Aufgabe des Prinzips der
Trennung der Verantwortung für das Netz und die verbreiteten Inhalte sowie die durch die
Digitalisierung (insbesondere die Verschlüsselung und Entschlüsselung) technisch ermöglichte Erhebung von Entgelten auch für kommerzielle Vollprogramme." (Autorenreferat)
[98-L] Keppler, Angela:
Mediale Gegenwart: eine Theorie des Fernsehens am Beispiel der Darstellung von Gewalt,
(Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft, Bd. 1790), Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, 340 S.,
ISBN: 3-518-29390-7
INHALT: "Das Buch untersucht die Stellung des Fernsehens in der modernen Welt. Die Grundthese lautet, dass die Frage nach der sozialen Realität des Mediums von derjenigen nach der
ästhetischen Realität seiner Präsentationen nicht zu trennen ist. Am Beispiel der Darbietung
von Gewalt in Talk-Shows, Nachrichtensendungen und Spielfilmen - mit besonderer Berücksichtigung der Ikonographie des 11.9.2001 - wird verfolgt, welches Bild der Gewalt im
Spektrum der TV-Produktion gezeichnet wird. Dabei wird deutlich, wie das Fernsehen durch
eine permanente Differenzierung zwischen dem Realen und dem Fiktiven den Realitätssinn
heutiger Gesellschaften formt." (Autorenreferat)
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1.3 Massenmedien
[99-L] Kivikuru, Ullamaija:
Top-down or bottom-up?: radio in the service of democracy ; experiences from South Africa
and Namibia, in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 1, S. 5-31
(URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/68/1/5)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit zwei unterschiedlichen Arten und Weisen, auf die die
jungen Demokratien im südlichen Afrika versuchen, "den Sprachlosen eine Stimme zu geben". Dabei handelt es sich um "Democracy Radio", das südafrikanische Lokalradio und seine Unterstützungsorganisation und das "Volksparlament Namibias" (Namibian People's Parliament). Das südafrikanische Lokalradio operiert innerhalb eines eigenständigen Wirkungskreises und unterhält enge Beziehungen zu den Menschen an der Basis, während die entsprechenden Programme in Namibia unter die Federführung der Namibian Broadcasting Company fallen. Es gibt Unterschiede in der Verwaltung, aber beide Modelle mussten ähnliche
Probleme bei der inhaltlichen Gestaltung überwinden. Es ist leicht, über lokale Gemeinschaft
und Basisorientierung zu reden, aber dies in Programmpolitik umzusetzen, ist schwierig, insbesondere wenn es im Kern um die Förderung von Demokratie und bürgerschaftlichem Engagement geht. (UNübers.)
[100-F] Köhler-Terz, Kai, Dipl.-Kulturpäd. (Bearbeitung); Bischoff, Johann, Prof.Dr. (Leitung):
Produktionsalltag der Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt. Von Urlaubsgrüßen aus Sankt
Gallen bis zur politischen Bürgerarbeit
INHALT: Die Offenen Kanäle sind mittlerweile in fast allen Bundesländern Deutschlands etabliert. 1997 erfolgte eine Novellierung des Landesmediengesetzes für den privaten Rundfunk
in Sachsen-Anhalt; am 23.5.1998 wurde der erste Offene Kanal in Wittenberg zugelassen. Es
folgten im Laufe der Jahre weitere Zulassungen in Magdeburg, Merseburg, Wettin, Dessau
Wernigerode, Stendal und Salzwedel, so dass Sachsen-Anhalt mittlerweile über acht Offene
Kanäle verfügt. Die Idee des Offenen Kanals als einem Bürgermedium für selbst initiierte
und selbst verantwortete Fernsehbeiträge wird gleichwohl in den einzelnen Einrichtungen unterschiedlich umgesetzt. Die Untersuchung "Evaluation der Offenen Kanäle in SachsenAnhalt" kann somit als ein Beitrag zur Verstehensforschung der Bürgermedien beschrieben
werden. In der Studie werden die unterschiedlichen Formen der Etablierung der Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt dargestellt. Es werden Aussagen getroffen über das Genre "Bürgerfernsehen", das sich durchaus mit unterschiedlichen Akzenten in Sachsen-Anhalt etabliert hat.
Ausgangspunkt seiner Evaluationsstudie ist die Untersuchung der gesendeten Bürgerbeiträge
in den Offenen Kanälen in Sachsen-Anhalt. Des Weiteren analysiert Herr Köhler-Terz inhaltliche und ästhetische Aussagen der OK-Beiträge. Seine abschließenden Betrachtungen ermöglichen auf der formal - inhaltlichen Ebene einen Vergleich der Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt. Kritisch greift er die Prämissen der Arbeit Offener Kanäle auf und konfrontiert
sie mit den jeweiligen Institutionen. Daraus können die einzelnen Geschäftsführer bzw. Leiter
der Offenen Kanäle sicherlich anwendungsbezogene Folgerungen für ihre Arbeit ziehen. Im
Hinblick auf die wachsende gesellschafts- und medienpolitische Bedeutung der Bürgermedien stellt die Untersuchung eine Innovation und eine Ermutigung zugleich dar. Die Offenen
Kanäle befinden sich auf dem richtigen Weg, doch lässt sich ihre Arbeit noch effizienter gestalten. Als einen wichtigen Schritt dahin, kann auch eine stärker forcierte medienpädagogische Betreuung der Bürgerinnen und Bürger in den Offenen Kanälen beschrieben werden.
Vielleicht kann diese Studie dazu beitragen, den Medienpolitikern Mut zu machen, hierfür fi-
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1.3 Massenmedien
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nanzielle Mittel bereitzustellen. ZEITRAUM: Februar/ März 2002 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Sachsen-Anhalt
METHODE: Die Aufgabenstellung der Untersuchung, Produktionen der Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt nach inhaltlich-formalen Aussagen, der ästhetischen Arbeitsweise und nach Rahmenbedingungen zu befragen, erfordert ein methodisches Vorgehen, das es ermöglicht, die
verschiedenen Untersuchungsebenen empirisch zu erfassen zum Zweck einer möglichst objektiven, systematischen, quantitativen und qualitativen Beschreibung der Aussagen sowie
der filmästhetischen Strukturen. Die für diese Untersuchung gewählte inhaltsanalytische Methode ist sozialwissenschaftlicher Herkunft und weist keine besondere Filmspezifik auf, wie
beispielsweise semiotische Analysemodelle, die Filme mit Hilfe linguistisch und semiotisch
rethorischer Kategorien zu erfassen suchen, oder traditioneller Methoden, wonach der Zugang
zur Analyse über das Verständnis des Filmes als narratives Produkt möglich ist, quasi eine
Filmnacherzählung, die bis in die formalen Erzählstrukturen hinein analysiert werden kann.
Bei dem vorliegenden Untersuchungsmaterial erweist sich die gewählte Methode der Inhaltsanalyse als sinnvoll, da nicht eine differenzierte filmtheoretische Erfassung der OK-Produktionen untersuchungsrelevant ist, sondern inhaltliche Aussagen und formale Strukturen des
speziellen Genres. DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 8; OK
in LSA 2002; Auswahlverfahren: 2 Monate).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Offener Kanal Merseburg-Querfurt e.V. (Hrsg.): Produktionsalltag
der Offenen Kanäle in Sachsen-Anhalt. Von Urlaubsgrüßen aus Sankt Gallen bis zur politischen Bürgerarbeit. Aachen 2005. ISBN 3-8322-4667-3.
ART: Auftragsforschung; Eigenprojekt BEGINN: 2005-02 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER:
Medienanstalt Sachsen-Anhalt -MSA- FINANZIERER: Institution; Auftraggeber
INSTITUTION: Fachhochschule Merseburg, FB Soziale Arbeit, Medien, Kultur (Geusaer Str.
88, 06217 Merseburg)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[101-L] Kolesnik, Svetlana:
The media system of the Russian federation: transformation of the state role, in: Gerald
Hinteregger, Hans-Georg Heinrich (Hrsg.): Russia - continuity and change, Berlin: Springer, 2004,
S. 417-430, ISBN: 3-211-22391-6
INHALT: Der Beitrag zum Transformationsprozess in Russland beschäftigt sich mit der Reformierung des Mediensystems nach marktorientierten Gesichtpunkten und der entsprechenden
Rolle des Staates seit den 1990er Jahren. Dabei werden folgende Aspekte der Medienpolitik
erörtert: (1) die Rechtsgrundlage, (2) die Entstehung privater Fernseh- und Radioanstalten
sowie Zeitungsverlage, (3) die Dezentralisierung bei dem politischen Einfluss des Staates auf
die Massenmedien, (4) die Macht der Oligarchen, (5) die Einschränkung der Meinungsfreiheit
durch den Staat, (6) die Arbeit und Besetzung staatseigener Fernsehkanäle sowie (7) die Medienwirtschaft nach US-amerikanischem Vorbild. Die Medienpolitik der Regierung Putin
lässt sich dahingehend zusammenfassen, dass hier die Ansprüche der Demokratie, Modernisierung, Zivilgesellschaft und kapitalorientierten Marktwirtschaft bisher nicht in die Realität
umgesetzt wurden. (ICG2)
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1.3 Massenmedien
[102-L] Krüger, Udo Michael; Zapf-Schramm, Thomas:
Sparten, Sendungsformen und Inhalte im deutschen Fernsehangebot: Programmanalyse
2005 von ARD/ Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben, in: Media Perspektiven,
2006/2006, Nr. 4, S. 201-221 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/042006_krueger.pdf?foid=17182)
INHALT: Die fünf größten Fernsehsender in Deutschland weisen in den letzten Jahren insgesamt
recht stabile Programmstrukturen auf. Im Vergleich zum Vorjahr zeigten sich in der jährlichen Analyse der Programme von ARD/ Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben erneut
"die elementaren Unterschiede" in den Programmprofilen. Die öffentlich-rechtlichen Anbieter
nehmen wesentlich stärker als die privaten die Aufgabe der Informationsvermittlung wahr,
während sich die privaten Sender stärker auf die Vermittlung von Unterhaltung konzentrieren. Eine tiefergehende Analyse der Informationssendungen belegt die Profilunterschiede
auch auf der inhaltlichen Ebene: Die Nachrichten von ARD und ZDF befassen sich deutlich
mehr mit politisch und gesellschaftlich relevanten Themen als die der privaten Anbieter. Im
Unterhaltungsbereich liegt das Schwergewicht von ARD und ZDF auf Fiction, während bei
den Privaten die Sparten Fiction und nonfiktionale Unterhaltung annähernd gleichgewichtig
sind. In der nonfiktionalen Unterhaltung überwiegen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern
die traditionellen Formate Talkshow, Quiz und Darbietungsshow, während bei den Privaten
Gerichtsshows, Doku-Inszenierungen und Real-Life-Shows dominieren. (RG2)
[103-L] Künzler, Matthias (Hrsg.):
Das schweizerische Mediensystem im Wandel: Herausforderungen, Chancen, Zukunftsperspektiven, Bern: Haupt 2005, 204 S., ISBN: 3-258-06943-3 (Standort: UB Erfurt(547)-AP19
210K95)
INHALT: "Mediensysteme wandeln sich stetig. Allerdings vollzieht sich der Wandel mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und wird von der Öffentlichkeit in unterschiedlich hohem Masse wahrgenommen. Anlässe für eine stärkere öffentliche Beachtung des Wandels gab es in
den letzten Jahren genug. Als Beispiele sind die Gründung und das Ableben der sprachregionalen privaten Fernsehsender Te1e24 und TV3, Konzentrationsprozesse im schweizerischen
Medienmarkt (z.B. der Zusammenschluss von Bund und Berner Zeitung), die Revision des
Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) oder die geplante und im Parlament inzwischen gescheiterte Einführung eines Medienartikels in der Bundesverfassung als Grundlage einer direkten
Presseförderung zu nennen. Solche wichtigen medienpolitischen Themen sind der Grund, in
der vorliegenden Publikation auf die Veränderungen des schweizerischen Mediensystems zu
fokussieren. Mit dem Sammelband soll ein Beitrag zur aktuellen Debatte über Formen, Probleme und Entwicklungen des Mediensystems für Presse-, Rundfunkunternehmen und Medienschaffende geleistet werden. Die Autorin und Autoren legen dar, wie sich der Strukturwandel aus ihrer Sicht präsentiert und prognostizieren zukünftige Entwicklungen." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Matthias Konzler: Das schweizerische Mediensystem im Wandel:
Eine Einleitung (9-34); Hugo Butler: Gesellschaftliche Trends als Herausforderung für die
Presse (35-48); Otfried Jarren: Die Tageszeitung: Integrationsmedium in der Krise? (49-58);
Hanspeter Lebrument: Vom Nichtgebrauch staatlicher Massnahmen für die Presse (59-68);
Hans-Jürg Fehr: Plädoyer für eine Förderung demokratiegerechter Öffentlichkeit durch Pressepolitik (69-76); Josef Trappel: Medienförderung: Ein Komplementärinstrument der schwei-
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1.3 Massenmedien
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zerischen Medienpolitik? Konzepte zur Vielfaltssicherung und Erfahrungen aus Österreich
(77-100); Heinz Bonfadelli: 22 Jahre Lokalradios in der Schweiz: Ein Rückblick (101-116);
Andreas Meili: 22 Jahre Privatrundfunk in der Schweiz - eine Zwischenbilanz aus operativer
Sicht (117-134); Otmar Hersche: Öffentlicher Rundfunk im Wandel: Zur Geschichte von Radio und Fernsehen DRS (135-148); Daniel Beck: Marktgerechter Service public? Rundfunkregulierung in der Schweiz und die Vorgaben der europäischen Wettbewerbspolitik (149164); Peter Studer: Strukturwandel, journalistische Qualität, Rechts- und Ethiknormen (165178); Philipp Cueni: Journalistische Qualität trotz Strukturwandel? (179-190); Karin Pühringer: Managementtechniken in Zeitungsredaktionen: Praktische Umsetzung ökonomischer
Verfahren (191-200).
[104-L] Lakothia, Anita:
Politische Bildung im Kinderfernsehen: ein indisch-deutscher Vergleich, in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 2, S. 100-102
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/lakothia.pdf)
INHALT: Politische Bildung gehört in Deutschland zum selbstverständlichen Teil des Fernsehangebots für Kinder. Ein deutsch-indischer Vergleich zeigt, dass das nicht überall auf der Welt
so ist. Indien ist mit der Bundesrepublik Deutschland insofern vergleichbar, als auch dort ein
duales Rundfunksystem herrscht, in dem der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Doordarshan diverse privat-rechtliche Anbieter gegenüberstehen. Öffentlich-rechtliches Kinderfernsehen findet sich in Indien auf dem Kinder- und Kulturkanal DD-Bharati. Der Vergleich
wurde in Form von Experteninterviews durchgeführt, die den Fragen nachgingen, welche
Aufgaben und Ziele dem Kinderfernsehen in beiden Ländern zugewiesen werden, welches
Konzept von Kind und Kindheit die jeweiligen Verantwortlichen haben und welchen Beitrag
sie in diesem Zusammenhang der politischen Bildung zuweisen. Die Ergebnisse zeigen, dass
in Deutschland der politischen Bildung im Kinderfernsehen ein höheres Gewicht zugemessen
wird als in Indien. In Indien liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung von Allgemeinwissen
und der Vermittlung der unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Sprachen. (RG)
[105-L] Lawe Davies, Chris:
Enacting cultural diversity through multicultural radio in Australia, in: Communications : the
European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 4, S. 409-430 (Standort: USB
Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/30/4)
INHALT: Australien wird nur noch von Israel übertroffen, wenn es darum geht, die Nation mit
der größten Vielfalt zu sein. Dies beruht zum großen Teil auf dem großen Einwanderungsschub in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seit den 1970er Jahren hat Australien auch
formell die gewaltigen sozialen Veränderungen in der Folge der Einwanderung nach dem
Krieg anerkannt und die gesetzlichen Voraussetzungen dafür geschaffen, die kulturelle Vielfalt in das Alltagsleben zu integrieren. Ein solcher "legislativer" Akt war die Errichtung eines
multikulturellen Rundfunks in Australien, wahrscheinlich dem ersten auf der Welt, was Umfang und Vielfalt angeht. Heute verfügt Australien mit dem "Special Broadcasting Service"
über eine öffentlich-rechtliche Einrichtung mit fünf Hörfunksendern in 68 Sprachen. Auch
der lokale Hörfunk produziert multikulturelle Programme in 100 Sprachen in vielen seiner
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1.3 Massenmedien
330 Radio- und 207 Kabelstationen. Der Beitrag untersucht die Beziehungen zwischen dem
Hörfunk und seinen Hörergemeinden. Danach ist der Hörfunk trotz des "Profils" von SBSTelevision sehr viel näher an den ihn konstituierenden Gemeinden. Dadurch spielt er eine
wichtige Rolle bei dem Vorhaben, diese Gemeinden in die Lage zu versetzen, über ihre eigenen Geschichten zu sprechen, über die Begrenzungen einer konsensuellen anglophilen
Grundhaltung hinaus. (UNübers.)
[106-L] Matzen, Christiane:
Chronik der Medienentwicklung in Deutschland 2004, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 53/2005, Nr. 4, S. 621-649 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: Die Autorin beschreibt die Medienentwicklung in Deutschland im Jahre 2004 in einer
umfangreichen Chronik. Die wichtigsten Entscheidungen und Entwicklungen sind in den folgenden Schwerpunkten beschrieben: (1) Medienregulierung (Medienpolitik/ Medienrecht);
(2) Medienunternehmen; (3) Medienmärkte; (4) Medienangebote/Medieninhalte Presse; (5)
Medienangebote/ Medieninhalte Rundfunk; (6) Radio; (7) Medienangebote/ Medieninhalte
Online-Medien; (8) Werbung/ Marktanteile und (9) Medienutzung. (UN)
[107-L] Mihr, Christian:
Über die Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigkeit: der Medienwandel in Lateinamerika im
Lichte neuerer soziologischer und postkolonialer Theorieperspektiven, in: Klaus Arnold,
Christoph Neuberger (Hrsg.): Alte Medien - neue Medien : Theorieperspektiven, Medienprofile,
Einsatzfelder ; Festschrift für Jan Tonnemacher, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S.
291-331, ISBN: 3-531-14373-5 (Standort: USB Köln(38)-32A6133)
INHALT: Der Beitrag zum Medienwandel in Lateinamerika befasst sich aus entwicklungssoziologischer und postkolonialer Theorieperspektive mit folgenden Fragen: Welche Auswirkungen haben so genannte 'neue Informations- und Kommunikationstechniken' auf die klassischen Medien (Presse, Radio, Fernsehen) in Lateinamerika? Und welche Auswirkungen werden sie zukünftig noch haben? Wie werden die medientechnischen Konvergenzprozesse in
Lateinamerika politisch gestaltet? Gibt es Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem und
medialem Wandel in Lateinamerika? In das Thema einführend, wird zunächst der globale
medien- und kommunikationstechnische Staus Quo beschrieben. Im Anschluss folgt der Vergleich der alten und neuen Medien in Lateinamerika und im OECD-Raum für den Zeitraum
1985 bis 1998. Hier finden auch die sozioökonomischen Faktoren als Variablen des Medienwandels Berücksichtigung. Insgesamt wird deutlich, dass sich der Wandel alter und neuer
Medien in Lateinamerika in mehreren Dimensionen vom Wandel in den meisten Ländern des
OECD-Raums unterscheidet. Die deutlichsten Unterschiede treten bei den Formen der Mediennutzung und den infrastrukturellen Voraussetzungen des Medienwandels zutage. Es wird
gezeigt, dass der Medienwandel in Lateinamerika viel stärker als in den meisten OECDLändern mit sozioökonomischen Faktoren (Einkommensverteilung, Bildung, Stromversorgung) im Zusammenhang steht bzw. diese den Medienwandel und die Diffusion neuer Techniken behindern können. So lässt sich die in Lateinamerika ungebrochen herausragende Bedeutung des Radios damit erklären, dass es die niedrigsten sozioökonomischen Barrieren sowohl für die Nutzung als auch für die Produktion aufweist. Ferner wird deutlich, dass neue
Medien-, Informations- und Kommunikationstechniken bislang nicht per se einen Einfluss auf
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1.3 Massenmedien
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die Veränderung der sozioökonomischen Bedingungen, beispielsweise auf die Verringerung
der Armut haben. (ICG2)
[108-L] Mikhlafy, Abdo Jamil Al-:
Al-Jazeera: ein regionaler Spieler und globaler Herausforderer ; eine Studie über ein arabisches Medium, das Geschichte gemacht hat, Marburg: Schüren 2006, 339 S., ISBN: 3-89472408-0 (Standort: Pfälz. LB Speyer(107)-199382)
INHALT: Die medienwissenschaftliche Studie untersucht die Arbeit des arabischen, aus dem
Staat von Katar sendenden Nachrichtensenders und politisch informativen Satellitensenders
Al-Jazeera. In diesem Zusammenhang werden folgende Aspekte betrachtet: (1) Al-Jazeera als
Organisation und Fernsehprogramm, (2) die politischen Reaktionen der arabischen Regierungen auf das, was Al-Jazeera sendet, (3) die Auseinandersetzung des Senders mit dem 'Terrorismus-Krieg' sowie (4) Al-Jazeera in der Konkurrenz zu anderen Fernsehsendern in der arabischen und westlichen Welt (Kuwait, Libyen, Tunesien, USA, Israel). Die Ergebnisse basieren auf Interviews, teilnehmender Beobachtung, Materialsammlung in Archiven bzw. Internet
und einer Programmauswertung in dem Zeitraum 2001 bis 2003. (ICG2)
[109-L] Oba, Goro; Chan-Olmsted, Sylvia M.:
The development of cable television in East-Asian countries: a comparative analysis of determinants, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005,
Nr. 3, S. 211-237 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/3/211)
INHALT: Die Untersuchung widmet sich den länderspezifischen Faktoren, die von Einfluss auf
die Entwicklung des Kabelfernsehens in 10 ostasiatischen Ländern sein können. Insbesondere
betrachteten die Autoren die Kabelmärkte und ihr ökonomisches, rechtliches und technologisches Umfeld in Bezug auf die Substitution und Unterstützung von Verbraucherinteressen in
China, Hong Kong, Indonesien, Japan, Südkorea, Malaysia, den Philippinen, Singapur, Taiwan und Thailand. Es zeigte sich, dass der Durchdringungsgrad des Kabelfernsehens, die korrespondierenden Strukturen, Verhaltensweisen und Leistungsfähigkeit der Märkte sich in diesen Ländern sehr stark unterscheiden. Während Taiwan über die am höchsten entwickelte Kabelindustrie in einem konzentrierten Markt, einen aktiven Werbesektor für das Kabelfernsehen, niedrige Gebühren und Programmpakete für die meisten Kanäle verfügt, hat Indonesien
einen Kabelmarkt mit dem niedrigsten Durchdringungsgrad, eine konzentrierte Industrie, einen nahezu nicht vorhandenen Werbesektor, durchschnittliche Gebühren und Wahlmöglichkeiten zwischen den Kanälen. Darüber hinaus scheinen die rechtlichen, politischen und technologischen Faktoren und solche, die sich auf die Verbraucher, ihre Substitution oder Unterstützung beziehen, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Kabelfernsehens in diesen
Ländern zu spielen. (UNübers.)
[110-L] Oertel, Ferdinand:
Amerikanische Kirchenpresse in Bedrängnis, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft, Jg. 38/2005, Nr. 3, S. 318-323
(Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: Nach Angaben der Catholic Press Association (CPA) hatten 2005 die 197 kirchlichen
Zeitungen, darunter 4 nationale und 167 diözesane, eine Gesamtauflage von 6,5 Mio.; die 229
Zeitschriften und Magazine kamen auf 13,3 Mio. Rechnet man die 122 Newsletter mit einer
Auflage von 4,4 Mio. und 33 periodische Publikationen in Fremdsprachen, darunter 22 in
spanischer Sprache, hinzu, lag die Gesamtauflage bei 25,2 Millionen bei einer katholischen
Gesamtbevölkerung von 65 Millionen. Damit ist die Auflage trotz der sog. "Pädophiliekrise"
konstant geblieben. Dennoch ist die amerikanische Kirchenpresse in Bedrängnis. Den unspektakulären Teil dieser Bedrängnis bilden wirtschaftliche Schwierigkeiten, denen mit organisatorischen Maßnahmen wie Kooperationen und einem neuen Kirchenzeitungsmodell begegnet werden soll. Spektakulärer sind Fragen des Selbstverständnisses der Kirchenpresse.
Versteht sie sich als Verkündigungsinstrument oder als Dialogforum und damit als Teil der
im amerikanischen Demokratieverständnis "freien Presse". Bezeichnend für dieses Spannungsfeld ist der Rücktritt oder die Entlassung des Jesuitenpaters Thomas Reece als Chefredakteur des Jesuitenmagazins "America". Die CPA reagierte auf die dadurch ausgelöste öffentliche Krise mit der Einsetzung einer Kommission, die das komplexe Verhältnis kirchlicher und katholischer Publikationen zu ihren kirchlichen und nichtkirchlichen Herausgebern
unter den Auspizien der verfassungsrechtlich garantierten Pressefreiheit untersuchen soll.
(UN)
[111-L] Petrovic, Biljana:
Freie Medien in Serbien 1989-2003, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur,
Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 21-31
INHALT: Der Beitrag schildert den Kampf der nicht-staatlichen Medien im Serbien S. Milosevics
und die Versuche des Staates, diese Bewegung freier Radios und alternativer Zeitungen
mundtot zu machen. Die freien Medien Serbiens entwickelten sich Ende der 1980er, Anfang
der 1990er Jahre. Sie waren von Anfang an staatlicher Repression ausgesetzt, deren Methoden (1. Gesetzlicher Druck, 2. Ökonomischer Druck, 3. Illegale Maßnahmen: Diebstahl, Attentate, 4. Propaganda) im einzelnen beschrieben werden. Letztlich konnte sich diese Bewegung aber doch behaupten und der zivilen Gesellschaft über diese Medien Gehör verschaffen.
Auf diese Weise wurde sie zu einer treibenden Kraft im Demokratisierungsprozess. Abschließend gibt der Beitrag einen kurzen Überblick über die bedeutendsten Vertreter der freien Medien in der 13 Jahre dauernden Ära Milosevic aufgeteilt nach Presse (Borba, Dnevni
Telegraf, Blic, Vreme) und die elektronischen Medien Hörfunk und Fernsehen (Radio B92,
NTV Studio B, ANEM-Gruppe). (UN)
[112-L] Pürer, Heinz:
Boom, Krise, Wege aus der Krise: zur Lage der deutschen Tagespresse 1995 bis 2005, in:
Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und
Gesellschaft, Jg. 39/2006, Nr. 1, S. 3-29 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die deutsche Tagespresse hat in den zurückliegenden zehn Jahren eine bewegte Entwicklung durchgemacht. Auf eine Phase der Stabilisierung (1995 bis 1998) folgte eine Phase
des Booms (1999/2000) mit einem ungewöhnlich hohen Anzeigenaufkommen. Die Zeitungsverlage reagierten mit redaktionellen Angebotserweiterungen. Versuche, in Deutschland Gra-
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1.3 Massenmedien
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tistageszeitungen zu etablieren, scheiterten jedoch. Die anschließende Phase der wirtschaftlichen Krise (2001 bis 2003) wurde durch einen noch nie da gewesenen Rückgang des Anzeigenaufkommens verursacht, der allgemeine konjunkturelle und (medien-)strukturelle Gründe
hatte und selbst große Zeitungsverlage schwer traf. Durch Neugründungen von Zeitungen für
jüngere Zielgruppen (Tabloids), durch Zusatzprodukte jenseits der gedruckten Zeitung (wie
Buchreihen, CDs, DVDs u.a.m.) und durch Engagements im Postzeitungsdienst versuchen
zahlreiche Verlage, Wege aus der Krise zu finden. Der deutsche Tageszeitungsmarkt erweist
sich 2005 dennoch als vielfältig. Zu Problemzonen gehören gleichwohl die fortschreitende
Pressekonzentration, der instabile Anzeigenmarkt, der rückläufige Lesermarkt sowie die
Konkurrenz durch das Internet." (Autorenreferat)
[113-L] Roussou, Nayia:
Cypriot television, dialect productions and demotic culture: urbanization, westernization or
new resistance identities, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 1, S. 89-99
(Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/1/89)
INHALT: Der Beitrag untersucht die Präferenzen bei den Fernsehprogrammen in Zypern über die
letzten 10 Jahre von den englischsprachigen Programmen, die in der Zeit des öffentlichrechtlichen Rundfunkmonopols bis Mitte der 1990er Jahre populär waren, über die importierten
griechischen Produktionen in panhellenischer Umgangssprache nach dem Pluralismus der
1990er Jahre bis zu den Entwicklungen in jüngster Zeit, in der Produktionen in zypriotischem
Dialekt auf allen zypriotischen Fernsehkanälen immer populärer werden. Die Bedeutung von
Sprache als Ausdruck der Kultur eines Volkes wird diskutiert und gleichzeitig anhand der Beschreibung der inhaltlichen Angebote einiger Dialektprogramme dargelegt, wie sich der Übergang von ländlichen zu städtischen Themen und Modalitäten in diesen Dialektprogrammen niederschlägt. Heute leben die Zyprioten in einer sich wandelnden fragmentierten Welt.
Könnte diese phänomenale Hinwendung hin zu Produktionen im Dialekt (mit ihrer satirischen
Selbstironie) eine Stimme eines (modernisierten) umgangssprachlichen Ausdrucks sein oder
zeigt sich darin eine Art autochthonen kulturellen Widerstands gegen die Umarmungen von
Europäisierung und Globalisierung? (UNübers.)
[114-L] Schatte, Julia:
Pressefreiheit contra "Putinisierung": zum Wandel der politischen Kultur in Russland, in:
Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte der Gesellschaft für Kultursoziologie e.V. Leipzig, Jg. 13/2004, H. 2, S. 91-110 (Standort: USB Köln(38)XG7307; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im folgenden soll das russische Verständnis des Rechtes zu informieren und informiert zu sein sowie die Wahrnehmung von Zensur betrachtet werden. Im weiteren wird veranschaulicht, welche Veränderungen und Tendenzen sich in den letzten Jahren in der Medienlandschaft abzeichnen und wie diese im demokratischen Kontext zu bewerten sind. Das aktuelle Fallbeispiel der Entlassung des Moderators Leonid Parfjonovs und die Absetzung seines
Politmagazins 'Named-ni' beim TV-Sender NTW soll die Wichtigkeit einer komplexen und
kontextbezogenen Betrachtung der Ereignisse und Vorgänge auf dem russischen Medienmarkt betonen." (Textauszug)
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1.3 Massenmedien
[115-L] Schönbach, Klaus:
"Das Eigene im Fremden": zuverlässige Überraschung - eine wesentliche Medienfunktion?,
in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft
von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 50/2005, Nr. 3, S. 344-352
(Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Beitrag geht in essayistischer Form der Frage nach, warum die "klassischen Medien", vom Buch bis zum Fernsehprogramm, die ihr Angebot in vorgefertigter Form, als sog.
"Display-Medien" liefern, immer noch dominieren, wo doch das Internet die Möglichkeit bietet, dass der selbstbestimmte Rezipient sich sein Informations- und Unterhaltungsmenü absolut autonom zusammenstellt. Display-Angebote gewinnen ihre Legitimation dadurch, dass sie
professionell gefertigt werden. Es gibt Studien, die nachweisen, dass die Nutzer die rezipierten Informationen eines Display-Angebots besser erinnern können als wenn dieselben Informationen über das Internet abgerufen wurden. Das Internet als sog. "Research-Medium" gefährdet danach den öffentlichen Diskurs über gemeinsame Themen. Display-Medien vermitteln das Gefühl der Dazugehörigkeit, ihre Rezipienten bilden "Erregungsgemeinschaften",
was am Beispiel des Erfolgs der Volksmusiksendungen im Fernsehen illustriert wird. Als ein
weiteres Element für den Gebrauch der Display-Medien wird das Moment der "zuverlässigen
Überraschung" eingeführt. Nachrichten sind zwar neu, sind aber gleichzeitig ins Vertraute
eingebettet. Wenn aber die zuverlässige Überraschung eine wesentliche Medienfunktion ist,
dann wären Versuche, schwindende Leser- oder Zuschauerzahlen durch mehr Publikumsbeteiligung wieder zu gewinnen, kontraproduktiv. Im Publikum existieren unterschiedliche Auffassungen davon, was eine zuverlässige und was eine unzuverlässige Überraschung ist, ebenso entscheidet es darüber, welches fertige Display-Angebot oder welchen Research-Modus es
nutzen will. "Unter all den zuverlässigen Überraschungen warten wir manchmal auch auf die
richtigen Überraschungen, die unzuverlässigen nämlich." (UN)
[116-F] Schuegraf, Martina, Dipl.-Päd. (Bearbeitung); Marotzki, Winfried, Prof.Dr.phil.habil.
(Betreuung):
Zur Bedeutung von Medienkonvergenz für die Geschlechterkonstitution. Eine qualitative
Studie zum Verhältnis von Fernsehen und Internet
INHALT: Die Dissertation setzt sich mit Fragen zur Medienkonvergenz von Fernsehen und Internet auseinander. Durch die Individualisierung, Kommerzialisierung und Internationalisierung
der Medienkommunikation lässt sich auf verschiedenen Ebenen ein Zusammenrücken der unterschiedlichen Medienplattformen beobachten. Auf technischer Seite sind es die Kabelbetreiber, die mit der Entwicklung der Breitbandtechnik eine Verschmelzung der verschiedenen Übertragungswege insbesondere in den Bereichen Fernsehen, Telekommunikation und
Telefonie vorantreiben. Auf der Produktionsseite streben die großen Medienhäuser aus Fernsehen, Funk und Print eine enge Verbindung mit dem Neuen Medium Internet an. Fast alle
Printmedien sind online mit eigener Homepage zu finden. Ebenso haben Radiosender und fast
jede Fernsehsendung einen entsprechenden Onlineauftritt. Die Produktions- bzw. Angebotsseite investiert somit viel Geld-, Personal- und Energieressourcen in die Entwicklung kongruenter Medienangebote. Doch der Umgang mit solchen Inhalten wird wenig hinterfragt und
erforscht. Es gibt keine Untersuchung, die sich mit Konvergenzphänomenen von Fernsehen
und Internet beschäftigt, geschweige denn damit verbundene geschlechtsspezifische und kon-
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1.3 Massenmedien
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stitutionstheoretische Fragen erörtert. Deshalb ist Ziel des Forschungsvorhabens, Erkenntnisse über die geschlechtsspezifische Identitätsbildung bei der Nutzung kongruenter Medieninhalte vor dem Hintergrund zusammenwachsender Mediensysteme zu gewinnen. Der Arbeit
liegt dafür folgende Fragestellung zugrunde: Ausgehend von den technischen Entwicklungen
im Bereich neuer Informationstechnologien und den damit einhergehenden zunehmenden
technischen Konvergenzerscheinungen und der Digitalisierung der Massenmedien stellt sich
die Frage, wie handelnde Subjekte mit diesen Angeboten konkret agieren und wie sie die Medien und ihre Inhalte in ihren Alltag integrieren. Für die Untersuchung bietet sich das Musikfernsehen an, da sich hier nicht einzelne Formate, sondern die Sender selbst im Internet präsentieren und die RezipientInnen bzw. UserInnen eher jünger und vermutlich auch medienkompetenter sind. Musiksender beinhalten nach Ansicht des Autors zudem ein hohes identitätsstiftendes Potenzial für die Jugendlichen.
METHODE: Qualitative Sozialfoschung; Grounded Theory DATENGEWINNUNG: Qualitatives
Interview.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schuegraf, Martina; Meier, Stefan: Chat- und Forenanalyse. in:
Mikos, Lothar; Wegener, Claudia (Hrsg.): Qualitative Medienforschung: ein Handbuch. Konstanz: UVK-Verl.-Ges. 2005. ISBN 3-8252-8314-3.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2002-12 ENDE: 2006-10 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Hans-Böckler-Stiftung; Land Sachsen-Anhalt Kultusministerium; Universität
Halle-Wittenberg
INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Graduiertenzentrum für Qualitative Bildungs- und Sozialforschung am Zentrum für qualitative Bildungs-, Beratungs- und Sozialforschung (Zschokkestr. 32, 39104 Magdeburg)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0391-67-16951, e-mail: [email protected])
[117-L] Schulze Schneider, Ingrid:
Spanische Medienkultur gestern und heute, (European Journalism Review Series, No. 7), Berlin: Vistas Verl. 2005, 119 S., ISBN: 3-89158-4011-3 (Standort: UB Trier(385)-me5502)
INHALT: "Das vorliegende Buch bietet einen kurzen Überblick über die Geschichte Spaniens,
die im Zwanzigsten Jahrhundert weitgehend durch den Bürgerkrieg (1936-1939) und die
nachfolgenden 40 Jahre Diktatur von Francisco Franco geprägt wurde, und schildert die Situation der Massenmedien, die aufgrund dieser geschichtlichen Ereignisse stark in ihrer Entwicklung behindert wurden. Erst nach dem Tod des Diktators (1975) und dem Eintritt Spaniens in die Europäische Union konnten sich das Land und mit ihm die Medien vollständig
modernisieren. Die Einführung der Demokratie verhinderte jedoch nicht, dass sowohl die
konservativen als auch die sozialistischen Regierungen unter anderem das Fernsehen als persönliches Sprachrohr benutzten und zu ihren Gunsten manipulierten. Ausführlich wird das
Panorama der spanischen Massenmedien im Jahre 2004 abgebildet. Dabei wird festgestellt,
dass diese nach wie vor ideologisch gebunden sind und besonders der audiovisuelle Sektor im
politischen Geschehen eine gewichtige Rolle spielt. Die Globalisierung macht sich auch auf
dem spanischen Medienmarkt bemerkbar und hat große Veränderungen in den Besitzverhältnissen der Medienkonzerne hervorgerufen. Ein eigenes Kapitel ist den gesetzlichen Grundlagen für den Journalismus als Beruf gewidmet, dessen Nimbus in Spanien alljährlich tausende
von Jugendlichen an die Fakultäten für Kommunikationswissenschaften lockt." (Autorenreferat)
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1.3 Massenmedien
[118-L] Thomas, Amos Owen:
Television dependency in independent Kazakhstan: programming via relay ; import and
adaption, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005,
Nr. 4, S. 325-337 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/4/325)
INHALT: Es gibt wenig Arbeiten über die Medien in diesem oft vergessenen Teil Asiens. Der
Beitrag versucht, ein Modell der Fernsehentwicklung in einem der Schlüsselstaaten der ehemaligen Sowjetunion herauszuarbeiten. Die Untersuchung fand heraus, dass es kaum eigene
Programmproduktionen oder -adaptionen in Kasachstan gibt, diese aber vom russischen Fernsehen geliefert werden, von dem das kasachische Fernsehen abhängig ist. Die russischen Programme werden entweder direkt gesendet, wobei sie zum Teil über inländische Kanäle ausgestrahlt werden oder umfassen individuelle Programme, die für den lokalen Gebrauch erworben wurden. Auf diese Weise fungiert Russland als ein Subunternehmer bei der Verteilung
globaler kreativer Produkte, unter Ausnutzung der Gemeinsamkeiten eines geolinguistischen
Marktes, der durch den vergangenen kommunistischen Imperialismus geschaffen wurde. Eine
nationale Politik, die eine wachsende Betonung auf eine Kasachisierung der Medien legt, hatte die Nachfrage nach Programmen mit lokalem Bezug in dieser zentralasiatischen Übergangswirtschaft zur Folge. Unter den Marktbedingungen der privatisierten Medien hat dies in
erster Linie dazu geführt, erfolgreiche regionale und globale Programmformate in russischer
Sprache zu synchronisieren und zu übernehmen und nicht dazu, lokale Originalprogramme zu
produzieren. Auf diese Weise wird Kasachstan als ein Land wahrgenommen, dass Russland
in seiner Rolle eines semiperiphären Landes bei der Produktion und dem Export globaler Kulturgüter unterstützt und so zur Verbreitung des Kapitalismus in der außereuropäischen Region
der Übergangswirtschaften beiträgt. (UNübers.)
[119-L] Thüringer Landesmedienanstalt -TLM- (Hrsg.):
Formenreichtum als Erfolgsprinzip: Organisation, Nutzer und Beiträge in den Offenen Kanälen in Thüringen, (TLM Schriftenreihe, Bd. 18), München: KoPäd Verl. 2005, 252 S., ISBN:
3-938028-18-1
INHALT: "Als frei zugängliche Kommunikationsplattform bieten Offene Kanäle den Bürgern die
Möglichkeit, ihr Recht auf Meinungsfreiheit auch im Rundfunk wahrzunehmen. Menschen
unterschiedlichster Anschauungen und Mentalitäten finden sich ihnen zur aktiven Teilhabe an
demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen zusammen. Sie schärfen dabei
zugleich ihre Sinne für die Möglichkeiten und die Wirkungsmacht massenmedialer Kommunikation. In den offenen Kanälen kann sich die Bürgergesellschaft Ausdruck verleihen und so
zu einem Korrektivfaktor der Mediengesellschaft werden. Die vorliegende Studie beleuchtet
vor diesem Hintergrund die Rolle und die Funktionsfähigkeit der Offenen Kanäle in Thüringen im Kontext von Artikulation, Partizipation, lokaler Kommunikation und Medienkompetenz." (Autorenreferat)
[120-L] Uhl, Matthias; Hejl, Peter M.:
Bollywood kommt!, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 1, S. 31-34 (Standort:
UB Bonn(5)-Z91/171)
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1.3 Massenmedien
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INHALT: Der indische Film drängt auf den deutschen Markt. Für die Blockbuster des indischen
Kinos steht das aus "Hollywood" und "Bombay" zusammengesetzte Kunstwort "Bollywood".
Der Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der indischen Filmproduktion,
die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückreicht und auch künstlerische und gesellschaftskritische Produktionen umfasst (bekanntester Vertreter: Satyajit Ray). Daran anschließend wird das mit dem Begriff "Bollywood" charakterisierte Genre im Detail analysiert.
Es besteht aus einer Mischung von Liebe, Drama, Tanz, Musik, Komik und Action. In der
Verbindung dieser Elemente wird häufig von der linearen Erzählform abgewichen, was zu einer Länge der Filme von über drei Stunden führt. Das bekannteste charakteristische Stilmerkmal sind Gesangs- und Tanzszenen, die die Handlung wiederholt für die Dauer von vier
bis acht Minuten unterbrechen. Diese "Interruptions" der Handlung sind durch große assoziative Freiheiten gekennzeichnet und dienen der möglichst starken emotionalen Einbeziehung
der Zuschauer/innen in die Handlung. Im einzelnen wird auf Gestaltungsmerkmale wie Melodramatik, Wertevermittlung, Geschlechterbeziehung und Erotik sowie Eskapismus eingegangen. Noch fehlen Untersuchungen darüber, wer warum in Deutschland welche Bollywoodfilme konsumiert. Die Filme, die den deutschen Markt erreicht haben, zeichnen sich
durch Handlungsschwerpunkte in den Bereichen Liebe und Romantik aus. (UN)
[121-L] Vossler, Andreas:
Das Jahrhundert der Beratung: Entwicklung und gesellschaftliche Bedeutung von Beratungsangeboten, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5,
S. 9-14
INHALT: "In einer sich wandelnden und verunsicherten Gesellschaft werden Beratungsangebote
verstärkt nachgefragt. Ihnen kommt die Funktion zu, den Einzelnen bei einer produktiven Lebensbewältigung zu unterstützen und individuelles Leid abzupuffern. Die Beratung über
Kommunikations- und Informationsmedien (Telefon, Internet) wird zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen. Mediengestützte Beratungsformen eröffnen durch ihre niedrigen Zugangsschwellen besonders im präventiven Bereich neue Möglichkeiten." (Autorenreferat)
[122-L] Weischenberg, Siegfried:
Kopf an Kopf mit Küblböck: Kultur als Programm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten - eine Akteursbeschreibung, in: Ludwig Fischer (Hrsg.): Programm und Programmatik :
kultur- und medienwissenschaftliche Analysen, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 180-197,
ISBN: 3-89669-496-0 (Standort: SB München(12)-2006.10672)
INHALT: Der kommunikations- und medienwissenschaftliche Beitrag untersucht in Form einer
Akteursbeschreibung das Kulturprogramm der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten in der
Bundesrepublik Deutschland. In diesem Zusammenhang werden die beteiligten Personen, die
in unterschiedlicher Weise Einfluss nehmen, in Dreiergruppen zusammengefasst, wobei der
Einfluss von Gruppe zu Gruppe und Akteur zu Akteur größer wird. Dem gemäß gliedern sich
die Ausführungen unter Berücksichtigung von Beispielen in die Beschreiung folgender beteiligter Personen und ihre Rollen: (1) der Kritiker, Theoretiker und Forscher, (2) der Zyniker,
Programm-Macher und Lobbyist sowie (3) der Jurist, Intendant und Rundfunkrat. Abschließend erörtert der Autor die Frage, welche (untergeordnete) Rolle das Publikum bei der Gestaltung des Kunst- und Kulturprogramms der öffentlich-rechtlichen Sender spielt. (ICG2)
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1.3 Massenmedien
[123-L] Zubayr, Camille; Geese, Stefan:
Krimis im deutschen Fernsehen: Angebot, Nutzung und Bewertung von Kriminalfilmen und
-serien, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 10, S. 511-520 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB
Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/10-2005_zubayr.pdf?foid=15764)
INHALT: Mit einem Sendevolumen von fast 19 Stunden täglich spielen Krimis (Kriminalfilme,
Thriller und Krimikomödie) die größte Rolle im fiktionalen Fernsehangebot in Deutschland.
Die meisten Krimis bieten Kabel 1 und das ZDF an, während der höchste Eigenproduktionsanteil bei der ARD (Das Erste) und bei SAT.1 liegt. Die AGF/GfK-Nutzungsdaten zeigen,
dass mehr als ein Viertel des bundesweiten Fictionkonsums auf Krimis entfällt. Dabei wächst
das Interesse an diesem Genre mit dem Alter der Zuschauer. Drei Viertel aller Bundesbürger
schauen jede Woche einen Krimi, die Krimifans gar fünf Filme pro Woche. Beim Krimikonsum führt das ZDF, gefolgt von der ARD (Das Erste) und SAT.1. Mit durchschnittlich 7,7
Millionen Zuschauern ist der "Tatort" der meistgesehene Krimi im deutschen Fernsehen. In
qualitativer Hinsicht bietet nach Ansicht der Zuschauer die ARD (Das Erste) die besten Krimis, gefolgt vom ZDF. Das beste Gesamturteil erhielt der "Tatort" vor "Bella Block", "Ein
Fall für zwei" und "Der Bulle von Tölz". "Tatort" und "Polizeiruf 110" gelten zudem als besonders realitätsnah und glaubwürdig. Alles in allem bietet der "Tatort", der als anspruchsvoll
gilt und auch gleichzeitig der meistgesehene Krimi ist, nach Meinung der Zuschauer die beste
Krimiqualität. (UN2)
1.4
Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
[124-L] Beyers, Hans:
What constitutes a good online news site?: a comparative analysis of American and European awards, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol.
31/2006, Nr. 2, S. 215-240 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Heutzutage werden viele Internetauszeichnungen an Webseiten z.B. für das beste Design, die interaktivste Webseite usw. verliehen. Dies gilt auch für den Online-Journalismus,
der in den letzten Jahren seine eigenen Preise und Auszeichnungen hervorgebracht hat. Auf
der Grundlage vorliegender Untersuchungsergebnisse und theoretischer Ansätze zu Multimedia, Interaktivität und Hypertext vergleicht die vorliegende Studie amerikanische und europäische aktuelle Nachrichtenseiten, die für ausgewählte Preise nominiert wurden, mittels einer
in erster Linie explorativen und deskriptiven qualitativen Inhaltsanalyse mit 16 Kriterien. Ziel
war es, herauszufinden, ob es auffallende Unterschiede in Ansatz und Gestaltung gibt. Zusätzlich sollten mögliche Unterschiede zwischen den ultimativen "Gewinnern" und "Verlierern" ermittelt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unterschiede zwischen europäischen
und amerikanischen Webseiten weitestgehend auf zwei Faktoren zurückzuführen sind, nämlich der An- oder Abwesenheit von Fotogallerien auf der einen und von mobilen Dienstleistungen auf der anderen Seite. Die nominierten Seiten für amerikanische Auszeichnungen boten häufiger Multimedia(in Form von speziell enhancten Fotogallerien)- und PDA-Versionen
an. SMS-Dienste wurden häufiger auf europäischen Nachrichtenseiten gefunden. Die besten
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
87
Seiten erzielten Treffer bei 15 der 16 definierten Kriterien; unter den besten 12 Webseiten
waren 8 aus den USA. (UNübers.)
[125-L] Breunig, Christian:
Mobile Medien im digitalen Zeitalter: neue Entwicklungen, Angebote, Geschäftsmodelle und
Nutzung, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 1, S. 2-15 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB
Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/01-2006_breunig.pdf?foid=16400)
INHALT: "Trotz der Konkurrenz durch neue mobile Medien wie MP3-Player und MultimediaHandy bleibt das Radio auf absehbare Zeit das mobile Massenmedium Nummer 1. Dies trifft
sowohl für die Marktbedeutung als auch für den Nutzungsumfang zu. Im Vergleich zu Hörfunk und Fernsehen werden die neuen mobilen Medien Nischenmärkte bleiben. Der Markt für
mobiles Fernsehen über Handy und andere Handhelds wird mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erst langsam an Fahrt gewinnen. So ist vor 2009 nicht mit einem bundesweiten
Regelbetrieb von Handy-TV über Rundfunkempfänger zu rechnen, wobei die beiden digitalen
Standards DMB und DVB-H im Wettbewerb stehen. Das Handy entwickelt sich als mobiles
Integrationsmedium klassischer (Hörfunk, Fernsehen) und neuer Medien (Internet, MP3Player). Wie Multimedia-Handys gelten auch Audioplayer als Wachstumsbranchen. An der
anfangs von Laien dominierten Podcasting-Szene beteiligen sich verstärkt etablierte Radiound Fernsehsender. Trotz des Bestrebens vieler Medienunternehmen, ihre Inhalte auch über
mobile Plattformen zu vertreiben, stehen Geschäftsmodelle für Handy-TV und Podcasting
noch am Anfang. Dies gilt für mobiles Marketing und spezielle Werbeformen wie auch für
den Verkauf der Inhalte (Paid Content). Zum einen verhält sich die Werbewirtschaft noch
sehr zurückhaltend, sodass das Wachstum der Werbeumsätze auf niedrigem Niveau stattfindet. Zum anderen ist die Zahlungsbereitschaft der Nutzer für mobilen Content gering. Interaktive Marketingformen dürften an Bedeutung gewinnen. Die mobile Nutzung gehört zu den
Stärken des Radios, wie die ausgiebige Hörfunknutzung im Auto zeigt. Besonders in den jüngeren Zielgruppen nimmt zwar der Besitz und die Nutzung des MP3-Players zu, eine Verdrängung des Radios ist aber nicht zu erkennen. Auch bedeutet die Handy-TV-Nutzung keine
Einschränkung der Fernsehnutzung, zumal sich Handy-TV voraussichtlich als Pausenfernsehen jenseits der Fernseh-Primetime etablieren wird. MP3-Player und Handy ergänzen die
klassischen Medien." (Autorenreferat)
[126-L] Fischbach, Rainer:
Mythos Netz: Kommunikation jenseits von Raum und Zeit?, Zürich: Rotpunktverl. 2005, 302
S., ISBN: 3-85869-301-4 (Standort: UB Siegen(467)-21KNZ3968)
INHALT: Der Verfasser setzt sich in fünf Essays kritisch mit der verbreiteten Netzeuphorie auseinander. "Alte und neue Futuristen" stellt das Versprechen der Überwindung von Raum und
Zeit in den historischen Kontext der futuristischen Programmatik und spannt so den Bogen
von der vorletzten zur letzten Jahrhundertwende. "Täuschende Bilder - fantastische Legenden" legt dar, dass der inflationierte Netzbegriff nichts anders ist als eine sich selbst nicht
durchschauende Metaphorik, die sich zum Opfer falscher Analogien und zäher Legenden
macht. "Fluchtpunkt der Kapitalbewegung" zeigt auf, wie sehr der Traum von der vernetzten
Wissensgesellschaft mit den Idealen des reinen Marktes, der schwerelosen Ökonomie und der
88
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
reibungslosen Kapitalverwertung konvergiert und zugleich im Widerspruch zu den nicht aufhebbaren Naturvoraussetzungen der Verwertung steht. "Logik der Agglomeration - Logik der
Spaltung" zeichnet in kritischer Auseinandersetzung mit urbanistischer und industriegeographischer Literatur die Gesetze nach, denen das Wachstum der technischen Infrastrukturen des
Austauschs wie auch die Zusammenballung der menschlichen Akteure und ihrer Artefakte
folgt. "Weder Alpha noch Omega" setzt sich abschließend und zusammenfassend mit der
Rolle des Netzes als Formel von scheinbar metaphysischer und geschichtsphilosophischer
Macht auseinander. (ICE2)
[127-L] Franz, Julia:
Praktiken des Bloggens im Spannungsfeld von Demokratie und Kontrolle, in: kommunikation
@ gesellschaft : Soziologe - Telematik - Kulturwissenschaft, Jg. 6/2005, 22 S.
(URL: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B6_2005_Franz.pdf)
INHALT: "Das Phänomen des Webloggens entwickelt sich seit den letzten Jahren auch in
Deutschland stetig weiter. Die Anzahl der (deutschen) Weblogs hat die Tendenz sich halbjährlich zu verdoppeln. Eine wissenschaftliche Diskussion der Praktiken des Bloggens steht
bisher jedoch noch ganz am Anfang. Im Anschluss an das Konzept der Gouvernementalität
von Michel Foucault und die an ihn anschließenden Governmentality Studies wird in diesem
Beitrag davon ausgegangen, dass Macht als Führung der eigenen Selbstführungen verstanden
werden kann und auf alle Individuen einer Gesellschaft einwirkt. Die damit verbundene Form
der Subjektivität, deren Idealfigur das 'Unternehmerischen Selbst' darstellt impliziert einen
doppelten Subjektbegriff: Auf der einen Seite muss sich das Subjekt den ökonomisch herrschaftlichen Zwängen unterwerfen, auf der anderen Seite enthält es auch Potenziale zur
Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung. Die Praktiken des Bloggens verweisen nun gleichermaßen auf ein doppeltes Potenzial. Weblogs können die Möglichkeit bieten, Informationen demokratisch zu verbreiten, gleichzeitig bilden sich aber auch Kontroll- und Selbstregierungsmechanismen durch das Veröffentlichen persönlicher Beiträge. Dieses Spannungsfeld
von Demokratie und Kontrolle wird in diesem Artikel diskutiert. Als Beispiel für die demokratische Wirkung von Weblogs werden Blogs in Krisengebieten und politische Blogs zur
Meinungsbildung herangezogen. Die Selbstführungspraktiken des Bloggen werden anhand
von Weblogs im Umfeld von Unternehmen verdeutlicht." (Autorenreferat)
[128-L] Geserick, Christine:
Neue Medien im familialen Kontext: eine Recherche zu Studienergebnissen im Zusammenhang mit Nutzung, Chancen und Herausforderungen im Familienalltag, (Working Paper /
Österreichisches Institut für Familienforschung, Nr. 47), Wien 2005, 48 S. (Graue Literatur; URL:
http://62.116.39.195/ftp/projekte/wp_47_neuemedien_und_familie/wp_47_neuemedien_und_fami
lie.pdf)
INHALT: "In den letzten Jahren ist die Nutzung Neuer Medien (vor allem Computer, Internet und
Handy) stark angestiegen. Sie nehmen Einfluss auf das Kommunikationsverhalten, die Unterhaltungskultur, sowie auf das Erwerbs- und damit nicht zuletzt auf das Familienleben. Sie
bieten neuen Raum für die innerfamiliale Kommunikation, in Partnerschaften und zwischen
den Generationen. Das vorliegende Working Paper stellt einige empirische Ergebnisse zur
Geräteausstattung und Nutzung in österreichischen Haushalten vor (z.T. im europäischen
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
89
Vergleich) und setzt sich vor dem Hintergrund v.a. deutschsprachiger Studien mit den Chancen und Herausforderungen Neuer Medien im familialen Alltag auseinander. Es wird der Frage nachgegangen, wie sich soziale Beziehungen um Medieninhalte und -nutzung gestalten,
wo Medieninhalte Gefahren bergen und damit auch innerfamilial zum Thema werden (z.B.
bezüglich gefährlicher Internetinhalte für Kinder) und inwieweit (Neue) Medien als 'Katalysatoren' bei der Bewältigung jugendspezifischer Entwicklungsaufgaben fungieren können.
Abschließend wird ein kurzer Blick auf bestehende Medienprojekte geworfen, die den Generationenkontext betreffen. Es werden Ansatzpunkte und konkrete Medienprojekte für Kinder
und ihre Eltern, sowie Initiativen und Projekte für ältere Menschen vorgestellt, die dem so
genannten 'digital divide' vorbeugen wollen." (Autorenreferat)
[129-L] Gscheidle, Christoph; Fisch, Martin:
Der Einfluss der Computerausstattung auf die Internetnutzung: Ergebnisse der ARD/ZDFOnline-Studien 1997 bis 2005, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 11, S. 570-581 (Standort: UB
Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/11-2005_gscheidle.pdf?foid=15848)
INHALT: Das Internet hat sich in den letzten Jahren durch technische Innovationen und Verbesserungen rasant weiterentwickelt. Multifunktionale Geräte stellen die Inhalte auf unterschiedlichen Verbreitungswegen zur Verfügung, sodass die Nutzer zukünftig möglicherweise nicht
mehr zwischen Online und TV unterscheiden werden. Mitverantwortlich für den Anstieg der
Online-Nutzung sind der massive Preisverfall auf dem Computermarkt und gesunkene Internetkosten. Seit 1997 belegen die Ergebnisse der ARD/ ZDF-Online-Studie einen Wandel bei
der Ausstattung und Nutzung des Internets. Bestimmte Nutzergruppen (vor allem die Altersgruppe der 20-39-Jährigen) greifen technische Innovationen in diesem Bereich eher und intensiver auf als andere. Für die Masse der Nutzer existieren auch weiterhin Barrieren, sich mit
der eigenen Computerausstattung zu beschäftigen. Insgesamt bildet sich aber in den Daten ein
deutlicher Trend zu schnelleren Anschlüssen, einer breiteren Palette von Zusatzgeräten und
gezielterer Nutzung von Spezialsoftware ab. Teenager sind die führende Gruppe beim Abruf
von Audio- und Videodateien. Das Zeitalter des mobilen Internets ist zwar bereits angebrochen, steht aber noch nicht vor dem Durchbruch. (UN2)
[130-L] Günther, Johann (Hrsg.):
Mensch, Technologie, Management: interdisziplinäre Herausforderungen, (Schriftenreihe
Telekommunikation, Information und Medien, Bd. 23), Krems: TIM Fachbuchverl. 2004, 229 S.,
ISBN: 3-901876-24-3 (Standort: UuStB Köln(38)-31A6993)
INHALT: "Der forcierte Ausbau der weltweiten Informations- und Kommunikationsnetze macht
national und supranational politische Initiativen notwendig. 'Telekommunikation', 'Informatik'
und 'Medien' als bisher getrennte Fachgebiete erfordern aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen eine institutionelle Schnittstelle zur gegenseitigen Vernetzung. Der zunehmenden
Bedeutung von Information als Produktionsfaktor kann nur mit dem adäquaten Einsatz neuester Telekommunikationstechnologien Rechnung getragen werden. Darüber hinaus wird besonders die Medienkompetenz im beruflichen, privaten und öffentlichen Leben noch weiter
wachsenden Einfluss gewinnen. Medien unterliegen einem fundamentalen Wandel, nicht nur
dass innerhalb kürzester Zeit neue elektronische Medien entstanden sind, sondern die fort-
90
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
schreitende Konvergenz aller bestehenden Medien ändert Wirtschaft und Gesellschaft." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Johann Günther: Gesellschaft. Neue Technologien und die
Veränderungen in der Gesellschaft (10-30); Silvia Huber: Die Bedeutung der Massenmedien
in der Informationsgesellschaft. Vier Fragestellungen zur Rolle der Medien zu Beginn des 21.
Jahrhunderts (32-40); Thomas N. Burg: MonsterMedia. - Zum Neuartigen angesichts von
Weblogs (43-61); Peter Parycek: E-Government - der Staat der Zukunft (64-69); Heinz Pechek: Paradigmenwechsel Einkauf. Geänderte Aufgaben, Anforderungen, Qualifikationen
und Ausbildung (72-95); Klausjürgen Heinrich: Das Management von Web-Content und Unternehmens-IKT (98-110); Peter Kuhlang: Prozessmanagement UND Qualitätsmanagement?!
Methodische Zugänge zu prozessorientiertem Qualitätsmanagement (112-133); Walter Mayrhofer: Der 'Managerial Roles Approach' für das phasenorientierte Management institutionalisierter Wirtschaftscluster (136-161); Attila Paustis: Kollaboratives Customer Relationship
Management: kundenorientierte Geschäftsprozesse (164-174); Richard Pircher: Flexible Prozesse und geplante Innovation? Die intelligente Organisation als Paradoxon (176-182); Karin
Siebenhandl: Traffic Telematics - catalyst for efficient transport Management (185-192); Petra Wimmer: Ausbildung. Neue Berufsbilder und Tätigkeitsbereiche des Informationsmanagements (194-206); Hanna Risku: Technologieeinsatz in der Interkulturellen Fachkommunikation (208-222).
[131-L] Hutzschenreuter, Thomas; Günther, Fabian:
Aufbauorganisation und Wertschöpfungsstruktur von Online-Tageszeitungen: eine dynamische Betrachtung im Lichte von Etablierung und Krise, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für
Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 3/2006, Nr. 1, S. 16-32
INHALT: "Hervorgerufen durch nachfrage- und angebotsseitige Veränderungen haben in den
vergangenen Jahren fast alle Tageszeitungen eigene Online-Ausgaben aufgebaut. Der Beitrag
untersucht, wie Aufbauorganisation sowie Wertschöpfung und dabei insbesondere die Ressourcenausstattung dieser neuen Online-Geschäftsbereiche ausgestaltet sind. Die neu gegründeten Online-Ausgaben waren während des Untersuchungszeitraums durch eine besondere
Situation gekennzeichnet. Neben dem Phänomen der Etablierung unterlagen sie auch einer
Krisensituation. Da beide Phänomene mit Veränderungen verbunden sind, die gegenläufig
wirken, interessiert vor allem die Entwicklung der Ausgestaltung von Aufbauorganisation
und Ressourcenausstattung. Daher erfolgt neben der Betrachtung der Ausgangssituation im
Jahr 2002 eine dynamische Untersuchung des Forschungsgegenstandes. Hierzu werden Daten
einer großzahligen empirischen Untersuchung aus den Jahren 2002 und 2004 herangezogen."
(Autorenreferat)
[132-F] Jörissen, Benjamin, Dr. (Bearbeitung); Marotzki, Winfried, Prof.Dr.phil.habil. (Betreuung):
Sozialität im Cyberspace. Bildung, Lernen und Ritualität im Kontext neuer Medien
INHALT: Das Projekt erarbeitet und differenziert in einer theoretisch-reflexiven Orientierung medienanthropologische Positionen und Begriffe, mittels derer anhand qualitativ-empirischer
Analysen Formen und Transformationen von Sozialität in Online-Communities untersucht
werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Bedeutung von Ritualen und Ritualisierungen
für Lern-, Bildungs- und Gemeinschaftsbildungsprozesse in Online-Communities.
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
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METHODE: Online-Ethnographie; Grounded Theory DATENGEWINNUNG: Beobachtung,
teilnehmend; Gruppendiskussion. Analyse von Online-Material (www).
ART: Habilitation BEGINN: 2005-05 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Erziehungswissenschaft Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik (Postfach 4120,
39106 Magdeburg)
KONTAKT: Betreuer (Tel. 0391-67-16951, Fax: 0391-67-14703, e-mail: [email protected])
[133-L] Karakaya Polat, Rabia:
The internet and political participation: exploring the explanatory links, in: European journal
of communication, Vol. 20/2005, Nr. 4, S. 435-459 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/4/435)
INHALT: Es gibt eine wachsende Literatur, die sich mit der Rolle des Internets in bezug auf dessen Einfluss auf die Ebenen und den Stil politischer Partizipation beschäftigt. Es ist jedoch
immer noch nicht klar, warum das Internet als ein Medium angesehen wird, das, zumindest
potenziell, Partizipation steigern kann. Darüber hinaus signalisiert die Betonung des Internets
als Technologie und nicht die seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten zu Information und
Kommunikation eine Tendenz in Richtung eines technologischen Determinismus. Um dieses
zu vermeiden, untersucht der Beitrag die Beziehung zwischen Internet und politischer Partizipation durch Betrachtung dreier Facetten des Internets: das Internet als Informationsquelle,
als Kommunikationsmedium und als ein virtueller öffentlicher Raum. Die wichtigste These
des Beitrags ist, dass die Facetten des Internets Einfluss auf die Ebenen und den Stil politischer Partizipation haben können und von daher von Interesse für Politikwissenschaftler sind.
Der Beitrag betont auch die Relevanz etablierter politikwissenschaftlicher Partizipationstheorien bei der Bewertung der potenziellen Rolle des Internets bezüglich seiner Auswirkungen
auf die Ebenen und den Stil politischer Partizipation. (UNübers.)
[134-L] Kardorff, Ernst von:
Virtuelle Gemeinschaften - eine neue Form der Vergesellschaftung?, in: Betina Hollstein, Florian Straus (Hrsg.): Qualitative Netzwerkanalyse : Konzepte, Methoden, Anwendungen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 63-97, ISBN: 3-531-14394-8
INHALT: Der Beitrag zu virtuellen Netzwerken als neuer Vergesellschaftungsform liefert einen
systematischen Literaturüberblick über dieses insgesamt sehr junge Forschungsfeld der computervermittelten Kommunikation und Netzwerkbildung und gibt Hinweise für qualitative
Untersuchungsmöglichkeiten von Netzwerken im virtuellen Raum, von Bewegungen im Netz
und den Inhalten von Netzkommunikation. Das Fazit zu den bisherigen Untersuchungen zur
Bildung und Dynamik virtueller Netzwerke zeigt, dass auch bei den im virtuellen Raum geknüpften Beziehungen die aus der Realwelt bekannten Grundmuster personaler Vergesellschaftung wie etwa Reziprozitätserwartungen zur Anwendung kommen. Auch wenn virtuelle
Netze eine gewisse Eigengesetzlichkeit entwickelt haben, kann von einer neuen Form der
Vergesellschaftung kaum gesprochen werden. Über die Auswirkungen der Bewegung im
Netz auf die Nutzer sprechen einige Studien von den Gefahren sozialer Isolierung und veränderten oder auch erweiterten Formen der Identitätskonstruktion. Ob sich die Bedingungen der
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
Subjektkonstitution durch das Hinzutreten virtueller Paralleluniversen und Wirklichkeitskonstruktionen längerfristig verändern und inwieweit die Bildung virtueller Netzwerke soziale
Beziehungsmuster beeinflusst, ist jedoch bisher kaum untersucht. (ICA2)
[135-L] Karnowski, Veronika; Pape, Thilo v.; Wirth, Werner:
Zur Diffusion Neuer Medien: kritische Bestandsaufnahme aktueller Ansätze und Überlegungen zu einer integrativen Diffusions- und Aneignungtheorie Neuer Medien, in: Medien &
Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, Nr. 1, S. 56-74 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP
11550)
INHALT: "Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive gibt es gute Gründe, den Prozess
der Aneignung und sozialen Institutionalisierung der Mobilkommunikation zu erforschen. Als
klassisches Forschungsgebiet bietet sich dabei die Diffusionsforschung an. Diese hat aber - so
die Behauptung - mit theorieimmanenten Problemen bei der Beschreibung des fraglichen
Prozesses zu kämpfen. Verschiedene Autoren haben bereits die Diffusionsforschung im Zusammenhang mit neuen Medien kritisiert und dabei jeweils ergänzende bzw. alternative Ansätze zur Beantwortung ihrer Forschungsfragen herangezogen. Dieser Beitrag gibt einen disziplinübergreifenden Blick auf diese Ansätze mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen. Die
sich dadurch ergebenden Anregungen werden abschließend zu einem Anforderungsprofil für
eine integrative Theorie zur Erforschung von sozialen Institutionalisierungsprozessen im Bereich der Mobilkommunikation verdichtet." (Autorenreferat)
[136-L] Kos, Olaf; Lehmann, Rainer; Brenstein, Elke; Holtsch, Doreen:
Bildungsportale - Wegweiser im Netz: Gestaltung, Nutzung, Evaluation, Frankfurt am Main:
P. Lang 2005, XX, 382 S., ISBN: 3-631-52238-X
INHALT: "Durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnet sich heute
ein facettenreiches Spektrum an Möglichkeiten der Informationsgewinnung. Nutzer dieser
neuen Technologien sind digital vernetzt, operieren global und mobil. Das technologische
Herzstück ist das Internet, das innerhalb eines Jahrzehnts zu einem Massenmedium für vernetzte Kommunikation avancierte. Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten: Internetnutzer
bewegen sich in einem Informationsdschungel, der gleichermaßen Datenmüll wie Wissenswertes bereithält. Um den Frustrationen der Nutzer bei der Informationssuche zu begegnen,
haben sich Bildungsportale als spezielle Wegweiser im Netz etabliert. Sie lenken die Aufmerksamkeit der Besucher und haben entscheidenden Einfluss darauf, welche Inhalte wie zugänglich sind. Jedoch ist nur unzureichend bekannt, wie sich die Nutzung über unterschiedliche Nutzergruppen verteilt und inwieweit Nutzer mit den Angeboten und ihrer Darstellung
zufrieden sind. Eine groß angelegte Untersuchung der Humboldt-Universität Berlin ist dieser
Frage wissenschaftlich nachgegangen. Die in diesem Band dokumentierten Ergebnisse leisten
einen wichtigen Beitrag im Diskurs über die Weiterentwicklung und Verbesserung der Qualität von Bildungsportalen." (Autorenreferat)
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
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[137-L] Machill, Marcel; Schneider, Norbert (Hrsg.):
Suchmaschinen: neue Herausforderungen für die Medienpolitik, (Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, Bd. 50), Berlin: Vistas Verl. 2005, 196
S., ISBN: 3-89158-410-5 (Standort: UB Siegen(467)-05ZZA343043)
INHALT: "Die meisten Seiten im Internet sind für die Nutzer nur mit Hilfe von Suchmaschinen
auffindbar. Da die hervorgebrachten Suchergebnisse jedoch nicht neutral sind, sondern intern
wie extern beeinflusst werden können, nehmen Suchmaschinen eine wichtige publizistische
Funktion ein. Die auf der Tagung 'Suchmaschinen: Neue Herausforderungen für die Medienpolitik' im Mai 2004 in Berlin geführte Diskussion über verschiedene Problembereiche, wie
Manipulationen von Ergebnislisten, Konzentrationstendenzen oder jugendschutzrelevante
Fragestellungen, wird in diesem Buch dokumentiert. Darüber hinaus werden aktuelle Ergebnisse der Suchmaschinenforschung zu News-Suchmaschinen und dem Selektionsverhalten
von Suchmaschinennutzern vorgestellt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Marcel Machill/Norbert Schneider: Einleitung (9-14); Miriam Meckel: Das 'magische Dreieck'. Auf der
Suche nach Information und Verantwortung im Internet (17-25); Michael Schneider: Suchmaschinen: Neue Herausforderungen für die Medienpolitik. Herausforderungen für neue Regulierungsansätze (27-33); Susanne Päch: Local Search: Geschäftspotenzial für Suchmaschinen und Bedrohungs-Szenario für Verzeichnismedien (35-43); Volker Glaeser: Hier werden
Sie gefunden! Der Suchmaschinenmarkt boomt (45-48); Wolf-Dieter Ring: Suchmaschinen
und aktuelle Rechtslage zum Jugendschutz (51-54); Friedemann Schindler: Suchmaschinen
und Jugendschutz (55-71); Thomas Adler: Suchmaschinen-Spamming: Herausforderung für
Trefferqualität und Jugendschutz. Ein Insider-Bericht (73-81); Carsten Welp: Ein Code of
Conduct für Suchmaschinen (83-88); Sabine Frank/Isabell Rausch: Suchmaschinen: Möglichkeiten und Grenzen von Selbstkontrolle. Die Arbeit der FSM (89-94); Michael Rotert: eco
- Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. (95-101); Marcel Machill/Dirk Lewandowski/Stefan Karzauninkat: Journalistische Aktualität im Internet. Ein Experiment mit den
'News-Suchfunktionen' von Suchmaschinen (105-164); Markus Beiler: Selektionsverhalten in
den Ergebnislisten von Suchmaschinen. Modellentwicklung und empirische Überprüfung am
Beispiel von Google (165-189).
[138-L] Perschke, Rasco; Lübcke, Maren:
Zukunft Weblog?!: Lesen, Schreiben und die Materialität der Kommunikation ; Anmerkungen zu einem neuen Typus der Online-Kommunikation aus kommunikationstheoretischer
Sicht, in: kommunikation @ gesellschaft : Soziologe - Telematik - Kulturwissenschaft, Jg. 6/2005,
28 S. (URL: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B7_2005_Perschke_Luebke.pdf)
INHALT: "Weblogs haben sich als neues Genre der Online-Kommunikation innerhalb kürzester
Zeit im World Wide Web etabliert. Während die Netzwerkstrukturen der Blogosphere und die
kulturellen Effekte des Bloggings immer wieder im Mittelpunkt wissenschaftlichen Interesses
stehen, sind kommunikationstheoretisch fundierte Beschreibungen des Phänomens 'Weblogging' bislang jedoch eher selten zu finden. Hier setzt 'Zukunft Weblog?!' an. Kommunikationsanschlüsse untersuchend werden im ersten Teil des Artikels Basiskonzepte der soziologischen Theorie des 'Communication-Oriented Modeling' (COM) eingeführt und erläutert.
Ausgangspunkt für die Rekonstruktion und Beschreibung von Kommunikationsprozessen
bildet dabei das Mitteilungszeichen als Produkt der Kommunikation. Ergebnisse empirischer
Beobachtungen zur 'Quellenlage' in der Blogosphere sowie zur Praxis des Verlinkens werden
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
im zweiten Teil des Beitrags herangezogen um analysieren zu können, wie Themen für die
Weblog-Kommunikation erschlossen, und Kommunikationsanschlüsse genretypisch realisiert
werden." (Autorenreferat)
[139-L] Peter, Jochen; Valkenburg, Patti M.:
Individual differences in perceptions of internet communication, in: European journal of
communication, Vol. 21/2006, Nr. 2, S. 213-226 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/2/213)
INHALT: Unter Rückgriff auf Daten einer Erhebung unter 687 niederländischen Jugendlichen im
Alter von 10 bis 17 Jahren untersucht der vorliegende Beitrag, inwiefern sich deren Vorstellungen von Internetkommunikation unterscheiden und welche Hintergrundvariablen (z.B. Alter, Geschlecht, soziale Beunruhigung, Einsamkeit oder das Bedürfnis nach Anschluss und
Zugehörigkeit). Die Analyse konzentriert sich darauf, welche Vorstellung die Jugendlichen
von der Steuerbarkeit, der Wechselseitigkeit sowie der Breite und Tiefe der Internetkommunikation im Vergleich zur direkten persönlichen Kommunikation von Angesicht zu Angesicht
haben. Jüngere, sozial beunruhigte und einsame Jugendliche legen sehr starken Wert auf die
Steuerbarkeit der Internetkommunikation und empfinden sie als breiter, tiefer und wechselseitiger als ältere, nicht sozial beunruhigte jugendliche Probanden, die sich darüber hinaus auch
nicht einsam fühlen. Jungen empfinden Internetkommunikation als wechselseitiger als Mädchen. Je größer das Bedürfnis der Jugendlichen nach Anschluss und Zugehörigkeit ist, desto
häufiger bewerten sie die Internetkommunikation als tiefer als die direkte persönliche Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine
stärkere Fokussierung auf die Vorstellungen von Internetkommunikation dazu führen kann,
das Internet besser als ein gesellschaftliches Medium zu verstehen. (UNübers.)
[140-L] Peters, Ulrike; Rümmele, Stefan; Große Ophoff, Markus (Hrsg.):
Erfolgreiche Umweltkommunikation im Internet: Studie ; Internetanwendungen im Naturund Umweltschutz, (Initiativen zum Umweltschutz, Bd. 63), Berlin: E. Schmidt 2005, XII, 222,
ISBN: 3-503-09012-6 (Standort: Dt. ZB d. Medizin(38M)-0582165)
INHALT: "Das Internet ist ein besonders schnell wachsendes Medium. Seit das Europäische
Labor für Teilchenphysik (CERN) den www-Standard zur kostenlosen Nutzung 1993 freigab
und damit den Grundstein der heutigen Internetnutzung legte, entwickelte sich das Internet
zum Massenmedium. Es machte dabei eine rasantere Verbreitung durch, als alle anderen
Massenmedien einschließlich des Fernsehens. Die deutschen Onliner nutzen das Internet
durchschnittlich etwa 2 Stunden lang täglich. Über diesem Wert liegen die Jugendlichen im
Alter von 14 bis 19 Jahren. Sie verbringen im Durchschnitt 165 Minuten im Netz; die 20- bis
29-jährigen Internetnutzer sogar 170 Minuten. Allein diese Daten - entnommen aus der ARDZDF-Onlinestudie 2004 - unterstreichen die enorme Bedeutung des Mediums Internet in allen
Lebensbereichen einschließlich des Natur- und Umweltschutzes. Die Akteure in der Umweltkommunikation beschäftigt deshalb zu Recht die Frage, wie sich das Medium Internet im Bereich des Natur- und Umweltschutzes möglichst effektiv einsetzen lässt. Neben der technischen Umsetzung sind ebenso Aspekte der Zielgruppenorientierung der Internetseiten oder
die Themenauswahl und die Art ihrer Aufbereitung berührt. Aber auch weitere Rahmenbedingungen wie die Höhe der anfallenden Kosten bzw. mögliche Einsparpotentiale in anderen
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1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
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Organisationsbereichen oder gar Einnahmemöglichkeiten durch den Internetauftritt sind dabei
relevant. Was macht Umweltkommunikation über das Internet erfolgreich? Wie können abgestufte Informationskonzepte realisiert werden, die unterschiedliche Medien einbeziehen?
Welche Erfolgskriterien führen auch zu einer verstärkten Nutzung in der Zielgruppe? Diese
Fragen standen im Mittelpunkt der Studie 'Internetanwendungen im Natur- und Umweltschutz', die vom Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK/Osnabrück) im Auftrag der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) durchgeführt wurde. Rund 300 Internetseiten wurden kursorisch bewertet, 146 Websites datenbank-technisch erfasst und 34 Websites per Telefoninterview untersucht bzw. ausgewertet und daraus praktische Erfolgskriterien abgeleitet."
(Autorenreferat)
[141-L] Petsche, Hans-Joachim (Hrsg.):
Kultur und/ oder/ als Technik: zur frag-würdigen Medialität des Internets, (e-Culture : Network Cultural Diversity and New Media, Vol. 3), Berlin: Trafo Verl. Weist 2005, 232 S., ISBN: 389626-523-7 (Standort: LUB Münster(6)-3F58104)
INHALT: "Der Band enthält Beiträge, die auf ein gleichnamiges Symposium im September 2003
am Institut für Philosophie der Universität Potsdam zurückgehen. Mit diesem Symposium
stellte sich das CULTMEDIANetzwerk erstmals der wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Im
Zentrum des Symposiums stand die Frage, welche neuen Anforderungen sich an eine adäquate Begrifflichkeit ergeben, die zur Erfassung der neuartigen kulturellen und technischen Phänomene im Umkreis des Internets geeignet ist. Die Vielfalt der Spezifika je nationaler Besonderheiten und Sichtweisen einerseits und die Multidisziplinarität der Herangehensweise an
die gewählte Fragestellung andererseits versprachen einen besonderen wissenschaftlichen Ertrag. Dieser Ertrag besteht angesichts der Dynamik des informationstechnischen, des sozialen
und des kulturellen Wandels nicht so sehr in 'fertigen' Antworten - die gibt es wohl auch -, als
viel mehr im Aufzeigen der Problemsituation und der Richtung, in die weitere Denkbemühungen auch im Rahmen des CuLTMEDIA-Netzwerks erfolgen müssten bzw. sollten." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Hans Joachim Petsche: Kultur und/oder/als Technik - zur
fragwürdigen Medialität des Internets. Einführende Betrachtungen (17-36); Andreas MetznerSzigeth: Zwischen Metaphern und Abstraktionen: Das Werden des Internet (37-66); Gerhard
Banse: Über die Komplementarität von "Lebenswelt" und "Cyberspace" (69-84); Andrzej
Kiepas: Der Mensch angesichts der Herausforderungen einer virtuellen Welt (85-92); Nadezhda Bagdasaryan, Viktoria Silaeva: Kultur und interkulturelle Interaktion in der Informationsgesellschaft (eSociety) (93-101); Klaus Kornwachs: Präsenz und Existenz im Netz Veränderte Strukturen des Daseins und der personellen Identität (105-124); Thomas Köhler:
Virtuelle Identität (125-138); Tadeusz Miczka, Bogdan Zeler und Ursula Zydek-Bednarczuk:
Chancen und Gefahren für die soziokulturelle Identität (im Internet) (139-148); Bernhard
Claußen: Politische Kultur, das Internet und Bildungsaufgaben im Kontext der Reflexivität
von Demokratie und Globalisierung (151-188); Wieslaw Sztumski: Über einige negative
Auswirkungen des technischen Fortschritts (189-194); Nicanor Ursua Lezaun: Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien am Beispiel des Internets: Bürgerbeteiligung
und die Ausweitung der Bürgerrechte (195-205); Uwe Meinberg, Irene Krebs: Distance eLearning - Lernen auf Distanz im grenzüberschreitenden Raum (209-216); Zoltan Galantai:
Weblogs. Zur Zukunft menschenzentrierten Informationsmanagements (217-226).
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[142-L] Schachtner, Christina (Hrsg.):
Erfolgreich im Cyberspace: Handbuch virtuelle Frauen- und Mädchennetze, Opladen: B.
Budrich 2005, 200 S., ISBN: 3-938094-40-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/9508)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Andrea Weiser: Netzgründung: Was ist zu bedenken? (15-37); Ute
Rossenhövel: Netzwerke haben ihre eigenen Regeln - oder? Rechtliche Rahmenbedingungen
(39-54); Bettina Duval: Community: Gemeinschaft im Netzwerk (57-76); Christina Schachtner: Netzkommunikation: Wie entsteht eine lebendige Kommunikation? (79-99); Monika
Neumayer: Wiki & Weblogs: Aus dem Nähkästchen virtueller Vernetzung (101-117); Carola
Heine: Professionalität im Netz: Leistungsfähige Tools für die Netzwerkpraxis (119-133);
Christina Schachtner/Andrea Welger: Netzgewinne: Wissen, Kompetenz, Identität, Unterhaltung (135-155); Christina Schachtner: Zum genderpolitischen Gewinn virtueller Mädchenund Frauennetze (157-163); Christina Schachtner/Bettina Duval/Andrea Welger: Gütekriterien virtueller Mädchen- und Frauennetze (167-169); Andrea Welger: Ausgewählte Mädchenund Frauennetzwerke im Überblick (171-193).
[143-L] Schulz, Iren:
Zwischen Reiz und Risiko: Jugendliche über Handys und Mobilfunkangebote, in: Medien
und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 3, S. 17-23
INHALT: In dem Projekt 'Medienkonvergenz Monitoring', das im Auftrag der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien an der Universität Leipzig durchgeführt
wird, werden neue medienübergreifende Angebote und Trends in jugendrelevanten Medienbereichen beobachtet und dokumentiert. Neben Angebotsrecherchen werden regelmäßig ca.
150 Kinder und Jugendliche zu ihren neuesten Medienvorlieben und -interessen befragt. "Der
folgende Beitrag lässt vier der im Projekt begleiteten Heranwachsenden zwischen 14 und 16
Jahren zum Thema Mobilfunk zu Wort kommen." Anhand von Zitaten aus Gesprächen mit
den vier Gymnasiasten werden die Nutzungsmöglichkeiten des Mobilfunks dargestellt. Dabei
stellt sich insbesondere die SMS-Funktion als eine neue zeit- und geldsparende, sozial bedeutsame Alternative zu anderen Kommunikationswegen dar. Auffällig bei den Antworten
der Probanden ist der "third person effect", die Annahme, dass der schädliche Einfluss des
neuen Kommunikationsmediums bei anderen, nicht aber bei sich selbst droht. (PT)
[144-L] Schütz, Astrid; Habscheid, Stephan; Holly, Werner; Krems, Josef; Voß, Günter (Hrsg.):
Neue Medien im Alltag: Befunde aus den Bereichen Arbeit, Lernen und Freizeit, (DFGForschergruppe "Neue Medien im Alltag", Bd. 6), Lengerich: Pabst 2005, 317 S., ISBN: 3-89967238-0 (Standort: Techn. UB Chemnitz(Ch1)-AP11800neu)
INHALT: "Neue Informations- und Kommunikationsmedien haben unseren Alltag in den letzten
Jahren nachhaltig verändert. Arbeiten, Lernen und Freizeitgestaltung sind ohne Computer und
Internet kaum noch vorstellbar. Von 1998 bis 2005 untersuchte eine interdisziplinäre Forschergruppe an der TU Chemnitz mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft
den konkreten Umgang mit 'Neuen Medien' im Alltag. Im vorliegenden Band werden Befunde aus Projekten im Bereich der Informatik, Psychologie und Soziologie sowie der Germanistischen und Englischen Sprachwissenschaft berichtet, die aus diesem Projektverbund bzw.
aus kooperierenden Arbeitsgruppen im In- und Ausland stammen." (Autorenreferat). Inhalts-
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verzeichnis: A. Schütz, S. Habscheid, W. Holly, J. Krems, G. G. Voß: How have computers
and the internet affected our daily lives? Wie hat die Nutzung von Computer und Internet unseren Alltag verändert? (9-15); K.-H. Pogner: 'Neue Medien' und Unternehmenskommunikation - Welche Erwartungen werden an sie gestellt und wie werden sie genutzt? 'New Media'
and organizational communication: Expectations and usages (16-37); K. Moser, A. S. Göritz:
E-recruitment: Organizational and individual perspectives. E-Rekrutierung aus der Sicht von
Organisationen und Individuen (38-53); Ch. Heath, P. Luff, M. Sanchez Svensson: Organisationen überschauen: Überwachungssysteme und alltägliche Arbeitspraktiken. Overseeing organisations: Surveillance systems and everyday work practice (54-70); E.-M. Jakobs: Bewertungsperspektiven auf Websites. Criteria for evaluating websites (71-86); J. Haase, St. Habscheid, W. Holly, I. Teichert: Kommunikative Wende im Bankgeschäft? Eine linguistische
Bestandsaufnahme zur Nutzung Neuer Medien im Finanzdienstleistungssektor. Communicative turn in banking? A linguistic appraisal of the usage of new media in financial services
(87-107); V. Doellgast: Regulating the flexible workplace: Union strategies toward call center
outsourcing in the United States and Germany. Die Regulation von Flexibilität am Arbeitsplatz: Gewerkschaftliche Strategien beim Outsourcing von Call-Centern in den Vereinigten
Staaten und in Deutschland (108-119); I. Matuschek, K. Arnold, G. G. Voß: Subjektivierte
Taylorisierung: Organisation und Praxis. Informatisierter Kommunikationsarbeit in CallCentern. Subjectivated taylorism: Organisation and practise of informatised communication
work in call centres (120-132); M. Kräuter, A. Sieber: Vertrauen und Kooperation in Zeiten
multimedialer Verständigung am Beispiel von Unternehmern der IT-Branche. Trust and cooperation in times of multimedia communication - A qualitative study in small software companies (133-145); St. Zander, R. Brünken: Lernen mit Neuen Medien Learning with new mediaCognitive Load beim Lernen mit Multimedia: Messung und Optimierung. Cognitive load
in multimedia learning environments:Issues in measuring and optimizing (146-157); J.
Schmied: Lernerverhalten in der Internetgrammatik: kognitions- und textlinguistische Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Learner behaviour in the Internet Grammar: Cognitive and
text linguistic basics, problems, perspectives (158-172); A. Naumann, A. Brunstein, J.
Waniek, J. F. Krems: Designing educational hypertext: Recommendations for text composition and navigation aids. Die Gestaltung von Hypertextsystemen im Lehr-Lern-Kontext:
Empfehlungen für Textstrukturierung und Navigationshilfen (173-188); W. Schnotz, A. Heiß,
A. Eckhardt: Wann sind Lernhilfen in hypermedialen Lernumgebungen erfolgreich? When
are learning aids in hypermedia environments successful? (189-203); G. Weber: Adaptive
Lernkurse im Internet. Adaptive on-line learning courses (204-221); K. Boehnke, Th. Münch,
D. Hoffmann: Nutzung Neuer Medien in der Freizeit Using new media in leisure. Media use
and well-being in adolescence: Exploratory analyses of a longitudinal study. Mediennutzung
und psychische Gesundheit im Jugendalter Explorative Analysen einer Längsschnittstudie
(222-235); J. Androutsopoulos, D. Kasten: Am Rande des Online-Journalismus. At the
fringes of online journalism (236-256); A. Schütz, B. Marcus, F. Machilek, K.-H. Renner:
Self-Presen-tation on the Internet - Analysing the usage of personal websites. Selbstdarstellung im Internet - Die Analyse privater Homepages (257-275); K. Schönberger: Persistente
und rekombinante Handlungs- und Kommunikationsmuster in der Weblog-Nutzung - Mediennutzung undsoziokultureller Wandel. Persistent and recombinant patterns of action and
communication - Media use and socio-cultural change (276-294); St. Habscheid, I. Matuschek: Mediennutzung, Sprachgebrauchsvariation und soziokultureller Wandel: Versuch einer Synopse. Media use, language variation and sociocultural change: Attempt of a synopsis
(295-312).
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[145-L] Seikowski, Kurt (Hrsg.):
Sexualität und neue Medien, (Tagung "Sexualität und Neue Medien", 2003, Leipzig), Lengerich:
Pabst 2005, 166 S., ISBN: 3-89967-231-3 (Standort: UB Trier(385)-lb43571)
INHALT: "'Medien und Sexualität' - das ist kein neues Thema. Aber 'Neue Medien und Sexualität' stellt etwas dar, was für Millionen von Menschen weltweit schon zur Realität dazu gehört,
was aber für andere Millionen von Menschen eher als etwas Unheimliches reflektiert wird.
Sexualität bezieht sich nicht mehr nur auf reales Sexualverhalten oder die Anregung von Sexualität etwa durch Sex- und Pornofilme. Die Palette ist vielfältiger geworden. Und das Internet spielt in diesem Zusammenhang eine zunehmende Rolle. So äußern sich Menschen über
Chaträume anonym zu ihren sexuellen Wünschen und Phantasien, verabreden sich zu schnellen sexuellen Kontakten, oder schreiben Sex-Tagebücher, die vielen anderen Personen zur
Verfügung gestellt werden. Kinderpornographie wird vertrieben, konsumiert und weitergereicht. Und selbst Krankheiten in Form von etwa einer Kinderpornographieinternetsucht können die Folge sein. Es ist ein spannendes Gebiet, in dem sich alle Facetten menschlichen
Seins und Fühlens in einer neuen Art und Weise potenzieren. Davon handeln die verschiedenen Beiträge - aus der Sicht verschiedener Fachdisziplinen und einem komplexen Blick auf
neue Formen des Auslebens von Sexualität." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Thomas
Hart: Medienwelten 2010 (11-33); Hans-Bernd Brosius: Die medial vermittelte soziale Realität in Pornographie und Erotikangeboten (34-53); Helmut Graupner: Das 17-jährige Kind:
Jüngste europarechtliche Rahmenbedingungen für Sexualität in den Neuen Medien (54-79);
Oliver Wolf: Sextagebücher (80-83); Eberhard Wolz: sextra.de: Emailberatung zu Sexualität,
Partnerschaft und Verhütung im Internet - ein niedrigschwelliges Angebot von pro familia für
Jugendliche und (junge) Erwachsene (84-99); Harald Stumpe: Chat-Sequenzen (100-121);
Thomas M. Goerlich und Thilo Grimm: Cam-Chat-Erfahrungen - User berichten (122-132);
Nadine Van Ngoc und Kurt Seikowski: Sexualität und Kriminalität im Internet (133-149);
Kurt Seikowski: Neue sexuelle Beziehungswelten: Von der Computerliebe bis zur Kinderpornographieinternetsucht (150-164).
[146-L] Thiedeke, Udo:
Grenzen des Grenzenlosen: Entgrenzungen und Wiederbegrenzungen medialer Kommunikation, in: Monika Eigmüller, Georg Vobruba (Hrsg.): Grenzsoziologie : die politische Strukturierung des Raumes, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2006, S. 199-215, ISBN: 3-531-14606-8
INHALT: Typisch für die funktional differenzierte Gesellschaft ist die parallele Mitgliedschaft in
unterschiedlichen Funktionssystemen sowie die individuelle räumliche, soziale, sachliche und
zeitliche Mobilität. Einen wichtigen Beitrag zu dieser Mobilisierung leisten sozio-technische
Kommunikationsmedien. Die Entwicklung dieser medialen Kommunikation lässt sich als
Prozess von Grenzänderungen bzw. Grenzüberschreitungen interpretieren. Die derzeit am
weitesten reichenden Möglichkeiten der Grenzüberschreitung zeigen die neuen Medien, wie
sie sich anhand der computergestützten und vernetzten Kommunikation des Internet und der
Mobilkommunikation konkretisieren. Allerdings ist der Cyberspace nicht grenzenlos. Vielmehr bestimmen selbstorganisierte, sich immer wieder neu konfigurierende Wirklichkeitsdifferenzen das Bild. Es gibt also Grenzen des Grenzenlosen. (GB)
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[147-L] Tillmann, Herbert:
HDTV: die Zweite, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 4, S. 181-188
INHALT: "Für ausgewählte Produktionen bringt HDTV bereits heute einen klaren Mehrwert,
sowohl für den Zuschauer als auch für den Produzenten. Wer morgen HDTV senden möchte
muss es heute bereits produzieren. Im Bereich 'Dokumentation' und 'Spielfilm' und vor allem
beim 'Sport' wird HDTV sich sicherlich am schnellsten durchsetzen. Sport gilt in diesem im
Zusammenhang als die treibende Kraft. Eines zeigt sich allerdings immer deutlicher. HDTV
lässt sich nicht durch ein einfaches Umlegen eines Schalters realisieren - wenn dies auch der
nachvollziehbare Wunsch der CE-Industrie ist. Innovationen benötigen Zeit - also eher eine
Evolution als eine Revolution." (Autorenreferat)
[148-L] Warnke, Martin; Coy, Wolfgang; Tholen, Georg Christoph (Hrsg.):
Zur Ortsbestimmung analoger und digitaler Medien, (HyperKult, Bd. 2), Bielefeld: transcript
Verl. 2005, 378 S., ISBN: 3-89942-274-0 (Standort: UB Bonn(5)-2-2002-4188)
INHALT: "Die Wechselwirkung von Kultur und Technik zu beschreiben, ist ein Vorhaben, das
nur im interdisziplinären Dialog gelingen kann. Diese Hypothese jedenfalls war und ist der
Grundgedanke der Workshopreihe 'HyperKult', die im Jahr 1991 begann. Denn während es
den naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen eher darum zu tun ist, ihren Gegenstand
nach Maßgabe des Kriteriums der Objektivität oder Machbarkeit zu messen, zu modellieren
und zu gestalten, geht es den Geistes- und Humanwissenschaften traditionsgemäß um die Geschichtlichkeit und Veränderbarkeit der symbolischen Formen, d. h. der Denk- und Weltbilder, in denen jede Technik immer schon als Kulturtechnik situiert und gedeutet wird. Die
Einsicht in den intrinsischen Zusammenhang von Technik als Werkzeug, Apparat und Gerät
einerseits und Technik als Dispositiv oder Rahmen kultureller Repräsentationen andererseits
markiert eine epistemologische Nachbarschaft von Disziplinen, die sich unter dem vorläufigen Namen 'Kulturwissenschaft' und, spezieller, 'Kulturinformatik' zusammenführen lassen.
Gemeinsam ist ihnen ein transdisziplinärer, experimenteller Raum der Untersuchung, der von
der Geschichte der Sprache und Schrift bis zum Computer als ubiquitärem Multimedium
reicht und Epochenschwellen der Techniken der Information und Kommunikation zu beschreiben versucht. Wie auch schon der erste Band 'HyperKult', der die Ergebnisse der fünf
Workshops an der Universität Lüneburg zwischen 1991 und 1995 auswertete und - nach
gründlicher Überarbeitung der für die Publikation ausgewählten Vortragsmanuskripte - in einem in sich kohärenten Buch verdichtete, dokumentiert der vorliegende Band im Sinne des
oben genannten Dialogs ausgewählte Beiträge der Tagungsreihe 'HyperKult', ohne hierbei
sich auf die Funktion eines bloß dokumentarischen Tagungsbandes zu beschränken. Der vorliegende Band 'HyperKult II' fokussiert ein Leitmotiv der Tagungsreihe, das sich in den Jahren von 1997 bis 2004 herauskristallisierte: die Dazwischenkunft des Computers als eines digitalen 'Intermediums'. Anders, und als Frage formuliert: Worin besteht die angebliche Leitdifferenz der analogen und digitalen Medien? Was ist der Übergang oder, genauer: der transitorische Status des digitalen Codes, der vormalige Weisen des Speicherung, Übertragung und
Verarbeitung von Daten und Signalen, aber auch von Darstellungsformen und Erzählweisen,
zu verschieben bzw. zu manipulieren erlaubt?" (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Wolfgang
Coy: Analog/Digital (15-26); Jörg Pflüger: Wo die Quantität in Qualität umschlägt (27-94);
Annett Zinsmeister: Analogien im Digitalen (95-109); Thomas Hölscher: Nelson Goodmans
100
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.4 Interaktive Medien, Multimedia, Kommunikationstechnologie
Philosophie des Analogen und des Digitalen (111-122); Frieder Nacke und Susanne Grabowski: Zwei Weisen, das Computerbild zu betrachten (123-149); Martin Warnke: Quatum
Computing (151-169); Jochen Koubek: Zur Kulturgeschichte des physikalischen Raums
(173-186); Rolf Großmann: Monitor - Intermedium zwischen Ton, Bild und Programm (187210); Michael Harenberg: Die musikalisch-ästhetische Verortung klingender Räume (211231); Christoph Rodatz: Der Raum des Theaters (233-266); Uwe Pirr: Vom Monitor auf die
Leinwand (267-286); Ute Holl: Mazzen Fazzen Augenjazzen (287-296); Hans Dieter Huber:
Das Cut-Up als Schnittstelle der Intermedialität (297-311); Claus Pias: Die Pflichten des
Spielers (313-341); Britta Schinzel: Das unsichtbare Geschlecht der neuen Medien (343-369).
[149-L] Woldt, Runar:
HDTV - Erfolg im zweiten Anlauf?: das hochauflösende Fernsehen hat noch einige Hürden
zu überwinden, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 4, S. 235-242 (Standort: UB Bonn(5)Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/04-2006_woldt.pdf?foid=17184)
INHALT: Bereits in den 1980er und 1990er Jahren wurden in Europa Anstrengungen unternommen, einen HDTV-Standard durchzusetzen. Nach dem Scheitern dieser Strategie im Jahre
1993 blieb es in Europa über eine Dekade still um HDTV, während in Ländern wie Japan und
den USA die Entwicklung weiterging und HDTV-Programme zum Regelangebot von Fernsehsendern gehören. Seit 2004 sind HDTV-Angebote auch in Europa über Satellit verfügbar
und es scheint Zeit für einen "neuen Anlauf". In Deutschland starteten 2005 ProSieben,
SAT.1 und Premiere mit eigenen HD-Kanälen. ARD, ZDF und andere Free-TV-Veranstalter
zögern angesichts hoher Betriebskosten noch, da bislang nur wenige Haushalte mit HDTVEmpfängern ausgestattet sind. Sinn macht HDTV derzeit vor allem für Pay-TV-Anbieter und
Kabelnetzbetreiber, die es als "Premiumpaket" in ihre Programmplattformen integrieren und
über Zusatzabonnements finanzieren können. Die steigenden Zahlen verkaufter HD-fähiger
Fernsehgeräte sowie der fortschreitende Prozess der Digitalisierung kommen dem HDTV
entgegen. Der Durchbruch in den Massenmarkt dürfte jedoch noch einige Jahre brauchen.
(RG2)
1.5
Medieninhalte
[150-F] Balejko, Dariusz (Bearbeitung); Ebert, Christa, Prof.Dr. (Betreuung):
Der Grundsatz von Gleichheit und Unterordnung. Argumentative Struktur und Strategien
der antifeministischen Mediensprache am Beispiel polnischer Zeitungen und Zeitschriften in
den Jahren 1989-2002
INHALT: Diskursanalytische Beschreibung der antifeministischen Sprache der polnischen Zeitungen und Zeitschriften aus den Jahren 1989-2002. Der erste Teil der Arbeit behandelt die
kulturellen Motive aus denen der antifeministische Diskurs in Polen schöpft. Der zweite Teil
besteht aus einer kritischen Textanalyse der Presseartikel und einer begleitenden Beschreibung der Presselandschaft in Polen und der Journalistinnen, die in diesem Kontext am stärksten zum Vorschein kommen. Im dritten und letzten Kapitel wird nach den Ursachen für die
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.5 Medieninhalte
101
Expansion der antifeministischen Sprache in Polen gesucht, in Verbindung mit diesbezüglichen Theorien des westlichen Feminismus. ZEITRAUM: 1989-2002 GEOGRAPHISCHER
RAUM: Polen
METHODE: Methodisch gesehen wird mit der kritischen Textanalyse und Diskursanalyse nach
Jürgen Link gearbeitet.
ART: Dissertation; gefördert ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Land Brandenburg
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für
Literaturwissenschaft, insb. osteuropäische Literaturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an
der Oder)
KONTAKT: Betreuerin (Tel. 0335-5534-2287, e-mail: [email protected])
[151-L] Becker, Jörg; Riedmann, Sylvia:
Jugoslawien, die Kriege und die Medien: ein Blick auf die internationale Fachliteratur, in:
Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 80-88
INHALT: Eine vergleichende Analyse der kommunikationswissenschaftlichen und politikwissenschaftlichen fachlichen Veröffentlichungen über die Jugoslawien-Kriege zeigt, dass die Informationsstrategie der NATO aufging. Die Informationsoperationen im Kosovo-Konflikt
beherrschten die öffentliche Meinung und sorgten dafür, dass im Zeitalter des Informationsüberflusses ein sehr uniformes Bild von der Welt vermittelt wurde. Massenmedien verfallen
zu Beginn eines Waffenganges in eine Art von "Tunnelblick". Die vorliegende Literaturübersicht weist diesen Tunnelblick als internationales Phänomen aus, das sowohl mit den journalistischen Berufsregeln als auch mit den ökonomischen Bedingtheiten medialer Produktion zu
tun hat. Die "globale Medienmaschinerie", allen voran die transnationalen Nachrichtenagenturen, lief "derartig gut geölt und geschmiert", dass global kaum nationale Abweichungen in
der Berichterstattung zu beobachten sind. Deutliche Unterschiede in der journalistischen
Wahrnehmung dieser Kriege gab es lediglich in den russischen und indischen Medien, innerhalb Europas in den griechischen Massenmedien. (UN)
[152-L] Becker, Jörg:
Benetton in Bosnien, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr.
2, S. 75-79
INHALT: In einer uniformen Informationslandschaft wie der zum Bosnien-Krieg müssen Kritiker
zu starken Bildern greifen, um überhaupt Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Oliviero Toscani machte dies mit verschiedenen Werbeplakaten für Benetton, die in einem politischkulturellen Kontext interpretiert werden. Der konkrete politische Kontext des "Marinko
Gagro-Plakats" macht deutlich, dass die moralische Anklage gegen den Krieg "keinesfalls
kritisch" ist. Das Plakat ästhetisierte die Serben zu Mördern und erscheint als Anklage gegen
die passive Haltung des Westens und gleichzeitig als Aufruf zum Handeln, d.h. zur Unterstützung der serbischen Kriegsgegner. Die universalistisch liberale Perspektive von Toscanis
Plakat enthüllt auf den zweiten Blick somit das "nur allzu bekannte anti-serbische Feindbild".
Diese Positionierung von Benetton hat Peter Handke, ein "poetischer Tabuverletzer der gängigen political correctness gegenüber Serbien", in seinem Theaterstück "Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück zum Film vom Krieg" aufgegriffen. (UN)
102
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1.5 Medieninhalte
[153-L] Bouman, Martine:
Sex und Soaps: Entertainment-Education in niederländischen TV-Serien, in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 1, S. 47-54
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/bouman.pdf)
INHALT: Entertainment-Education-Kooperationen (E-E-Kooperationen) verfolgen das Ziel, gesundheitliche Themen wie z.B. Safer Sex in Soap Operas einfließen zu lassen, die in erster
Linie jugendliche Zuschauer ansprechen. Ziel der E-E-Strategie ist es, fiktionale TV-Figuren
als Rollenvorbilder für prosoziales Verhalten zu verwenden. Der Beitrag schildert den Aufstieg der E-E-Strategie in den Niederlanden, die Formen von E-E-Kooperationen sowie theoretische Grundlagen und praktische Probleme der E-E-Kooperationen. Am Beispiel der holländischen TV-Serie "Costa!" werden einige für das Gelingen einer E-E-Kooperation ausschlaggebende Ge- und Verbote herausgearbeitet. Die neue Programmform, die gesellschaftsrelevante, edukative Themen in populäre Unterhaltungsformate einbettet, bietet gerade dem
öffentlich-rechtlichen Fernsehen neue Möglichkeiten auf dem Unterhaltungssektor. Letztlich
können gezielte E-E-Strategien dazu beitragen, die gesellschaftlichen Verhältnisse in ganz
Europa zu verbessern. (RG)
[154-L] Brückweh, Kerstin:
Sex and crime - ein provokantes Thema für Zeitungsleserinnen und -leser?: der Serienmörder Fritz Haarmann im Kunstwerk und in der hannoverschen Presse 1972-1992, in: Sowi :
das Journal für Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur, Jg. 34/2005, H. 4, S. 40-51
INHALT: "'Crime does pay - Verbrechen lohnt sich doch!' Gerade in Kombination mit Sexualität
scheint der Erfolg garantiert zu sein. Aber zahlen sich Artikel über 'sex and crime' tatsächlich
aus - interessieren sich die Leser für das Thema? Als Indikator für ein solches Leserinteresse
kann das Schreiben von Leserbriefen angesehen werden. Wie, wann und auf welche Inhalte
reagieren Leser und Leserinnen? Analysiert wird dies am Fall des 1925 hingerichteten Friedrich Haarmann, der wegen 24-fachen Sexualmordes an Jungen in Hannover 1924 zum Tode
verurteilt wurde, und um den sich bis heute zahlreiche Erzählungen ranken." (Autorenreferat)
[155-L] Carnevale, Roberta; Ihrig, Stefan; Weiß, Christian:
Europa am Bosporus (er-)finden?: die Diskussion um den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union in den britischen, deutschen, französischen und italienischen Zeitungen ; eine
Presseanalyse, (Europäische Hochschulschriften. Reihe 31, Politikwissenschaft, Bd. 510), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, 158 S., ISBN: 3-631-53837-5 (Standort: Hess. LB Wiesbaden(43)05A1820)
INHALT: "Die Frage, ob die Türkei der Europäischen Union beitreten solle, hat in Europa eine
intensive, emotionale und bisweilen polemische Diskussion entfacht. Die Kopenhagener Kriterien, die für den Beitritt von neuen Mitgliedern ausschlaggebend sein sollen, traten dabei oft
hinter kulturelle, religiöse und strategische Argumente zurück, die sowohl von Befürwortern
als auch von Gegnern eines Beitritts angeführt wurden. Kein Beitrittskandidat hat bisher eine
so große Beachtung erfahren wie die Türkei. Letztlich aber geht es in der Diskussion um
mehr als nur um ein ganz besonderes Beitrittsland: Es geht um die Natur der Europäischen
Union selbst. Die Schärfe der Debatte lässt sich damit erklären, dass ein Beitritt der Türkei,
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1.5 Medieninhalte
103
die von vielen Beobachtern als muslimisches und asiatisches Land gesehen wird, an zentrale
Punkte des europäischen Selbstverständnisses und Selbstbildes rührt. Wer eine Stellungnahme zur Türkei und damit zu den Grenzen der Europäischen Union abgibt, macht damit immer
auch eine Aussage über seine Vorstellung von der Europäischen Union: Wird diese als religiöse, kulturelle oder historische Einheit angesehen oder ist sie vielmehr ein politisches Projekt,
dessen Definition von konkreten politischen Umständen abhängt? Daher ist die Diskussion
um die Türkei ein Schlüssel zum Verständnis dessen, was sich die europäischen Öffentlichkeiten bzw. ihre Meinungsführer unter der Europäischen Union oder unter 'Europa' vorstellen.
Verlauf und Inhalt der Diskussion sollen hier anhand der Tagespresse verfolgt werden. Tageszeitungen sind ein wichtiges Forum dieser Debatte, da hier neben der allgemeinen Berichterstattung zur Türkei und zur Erweiterung der Europäischen Union auch eine intensive
Diskussion über den Beitritt stattgefunden hat. Hier sind nicht nur alle wichtigen Argumentationslinien vertreten, es kommen auch zahlreiche gesellschaftliche Akteure, Politiker oder
Wissenschaftler, zu Wort. Dabei wurden jeweils zwei wichtige meinungsbildende Tageszeitungen aus den vier bevölkerungsreichsten Mitgliedsländern der EU untersucht: für Deutschland sind dies die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, für Großbritannien The Guardian und The Times, für Frankreich Le Monde und Le Figaro und für Italien
La Republica und il Corriere della Sera." (Autorenreferat)
[156-L] Chaban, Natalia; Gibbons, Matthew:
New Zealand newspapers' representations of EU enlargement between January 2000 and
May 2004, in: Politik im Netz, Jg. 6/2005, H. 33, o.A. (URL: http://www.politik-im-netz.com/
in_rl/archiv/paufsatz/Action.lasso?-database=pin_aufsatz.fp3&-layout=internet&-response=/pin_
rl/archiv/paufsatz/arc_auf_det.lasso&Ident_such=A-151&-search)
INHALT: Die Verfasser fragen nach der Presseberichterstattung zum Thema EU-Erweiterung in
16 neuseeländischen Zeitschriften. Drei Aspekte stehen dabei im Mittelpunkt: die Aufmerksamkeit, die die Zeitungen der EU-Erweiterung widmeten, der Kontext, in dem über die Osterweiterung berichtet wurde und die Entwicklung der Anzahl von Artikeln zwischen Januar
2000 und April 2004. Es zeigt sich, dass sich die Presseberichterstattung intensiviert hat, je
näher der Termin der Osterweiterung rückte, und jeweils besonders intensiv war, wenn ein
erweiterungspolitischer "Meilenstein" erreicht wurde. Der Umfang der Berichterstattung war
in den einzelnen Zeitungen sehr unterschiedlich und hing vor allem davon ab, wer Eigentümer der betreffenden Zeitung war. (ICE)
[157-L] Clark, Andrew M.; Christie, Thomas B.:
Ready ... ready ... drop!: a content analysis of coalition leaflets used in the Iraq war, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 2, S. 141-154
(Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/2/141)
INHALT: Die Inhaltsanalyse von Flugblättern, die von der Koalition während des jüngsten Irakkrieges abgeworfen wurden, bedient sich eines Bezugsrahmens, der entwickelt wurde, um die
Bemühungen der Regierung zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der Gewinnung
politischer Unterstützung auf dem Feld der internationalen Kommunikation zu analysieren.
Innerhalb dieses Bezugsrahmens haben solche Botschaften drei Hauptfunktionen: überleben,
104
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1.5 Medieninhalte
Desinformation kontern und einfache Kommunikation. Die Ausgangshypothese der Studie,
dass die meisten Flugblätter 'Überlebens'-Botschaften enthielten, wird bestätigt. Solche Botschaften haben positive Effekte, da sie helfen, die Zahl der Opfer zu begrenzen und das ökonomische Überleben zu sichern und können daher am ehesten die öffentliche Meinung beeinflussen. Botschaften, die Desinformation entgegenwirken wollen, befassen sich mit feindlicher Propaganda und Botschaften, die der einfachen Kommunikation dienen, schaffen eine
freundliche Atmosphäre. Die Untersuchung analysierte auch das angezielte Publikum und kategorisierte spezifische Flugblattbotschaften. Ihr Nutzen liegt darin, dass sie hilft , die Art und
die Effektivität der Regierungsanstrengungen zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung in
Kriegs- oder Krisenzeiten zu verstehen. (UNübers.)
[158-F] Classen, Christoph, Dr. (Bearbeitung); Classen, Christoph, Dr.; Mergel, Thomas,
Priv.Doz. Dr. (Leitung):
Politik als Fiktion. Ordnungsvorstellungen in Filmen und Fernsehbeiträgen der Bundesrepublik 1950-2000 (Teilprojekt im DFG-Projektverbund "Deutschland und Europa im Systemkonflikt. Perzeptionen - Strukturen - Repräsentationen")
INHALT: Das Vorhaben untersucht die Darstellung von gesellschaftsbezogenen, politischen
Konflikten in fiktionalen Filmen und Fernsehbeiträgen der Bundesrepublik zwischen den
1950er und den 1990er-Jahren. Das Interesse richtet sich dabei auf den Wandel kollektiver
Ordnungsvorstellungen in der Geschichte der Bundesrepublik sowie auf die sich verändernden Erwartungen gegenüber Politik und ihrer Leistungsfähigkeit.Fiktionale Darstellungen politischen Handelns lassen nicht nur tiefe Einblicke in politisch-kulturelle Vorstellungswelten
zu, sie tragen umgekehrt auch maßgeblich zu deren Ausprägung bei. Eine systematische Untersuchung dieses Phänomens in historischer Perspektive steht bisher aus. Die jeweiligen
Repräsentationen des Politischen werden vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses
von nationalen politisch-kulturellen Traditionen einerseits und Kulturtransfers sowie supranationalen Medialisierungsprozessen anderseits untersucht. In einer weiteren Perspektive situiert sich das Projekt damit im Kontext von Forschungen zu Demokratisierungsprozessen in
Westdeutschland, die es um eine kulturgeschichtliche Perspektive zu erweitern sucht. ZEITRAUM: 1950-2000 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: gefördert BEGINN: 2006-01 ENDE: 2007-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Zentrum für Zeithistorische Forschung e.V. (Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0331-28991-17, Fax: 0331-28991-60, e-mail: [email protected])
[159-L] d'Haenens, Leen:
Euro-Vision: the portrayal of Europe in the quality press, in: Gazette : the international journal
of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 5, S. 419-440 (Standort: USB Köln(38)MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/5/419)
INHALT: Der Beitrag beobachtet die Berichterstattung über die Europäische Union und Themen,
die mit der EU in Zusammenhang stehen, unter dem Gesichtspunkt von Nachrichtenframes
und Nachrichtendiskursen, die von den Onlineausgaben von sieben sog. Qualitätszeitungen
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1.5 Medieninhalte
105
(sechs europäischen und einer amerikanischen) über einen Zeitraum von vier Monaten (Dezember 2001 bis März 2002) eingesetzt wurden. Während dieses Zeitraums fand der EUGipfel in Laeken in Belgien vom 14. bis 15. Dezember 2001 statt. Die Auswahl der nationalen Qualitätszeitungen erfolgte auf der Basis einer generell signifikanten Leserschaft und der
Wichtigkeit der aktuellen Mediendebatte über europäische Themen in dem jeweiligen Land.
Die sieben Länder sind interessante Fallbeispiele im Hinblick auf ihre unterschiedliche Rolle
in der Geschichte der europäischen Integration und ihre aktuelle Haltung gegenüber der EU.
Die einschlägige kommunikationswissenschaftliche Literatur identifiziert fünf periodisch auftretende Nachrichtenframes (Konflikt, Human Interest, wirtschaftliche Konsequenzen, Moral
und Verantwortung): der Beitrag befasst sich mit der relativen Sichtbarkeit eines jeden dieser
Nachrichtenframes in der Berichterstattung über die EU und ihre Institutionen in den untersuchten Zeitungen. Darüber hinaus fragt er danach, welcher Diskurs in der Berichterstattung
dominiert, wenn es um die Frage der europäischen Identität geht. Dabei werden vier Diskurstypen untersucht (Kultur, Expansion, In- bzw. Exklusion und Macht). (UNübers.)
[160-F] Davis, Howard; Giro, Xavier; Ponarin, Eduard (Bearbeitung); Angermüller, Johannes, Dr.
(Leitung):
Toleranz und Intoleranz in der post-sowjetischen Presse
INHALT: The key themes of the project are tolerance and intolerance in the recent post- Soviet
press (in the Russian Federation, Kazakhstan and Uzbekistan). The research addresses the
topic of identities in transformation and responds to current concerns about the rise of racism
and ethnic discrimination in public communication, aiming to provide an objective basis for
evaluating the performance of a broadly representative sample of periodicals. It builds on the
achievements of recent research on the media and ethnic relations by the 5 NIS members of
the consortium, including the RF Ministry of Education initiative on tolerance. The proposed
project follows on from debates about theory and method generated in this framework and
aims to break new ground in terms of the theory of tolerance, the scope of the research, methods of analysis and application to the practice of journalism. Tolerance is assumed to be revealed through mutual recognition and access to the understanding of different worldviews in
the context of common rights and if any of these components are absent there is a risk of intolerance. The methodology reflects this by treating all expressions relating to the Other as
relevant data, not simply those which are extreme or overtly racist. The research design will
include the following steps: the creation of a comparative database using common software,
an inventory of the main thematic fields of ethno-cultural representation, a quantitative analysis of formal text characteristics, a qualitative interpretation of the language of difference and
expressions of the Other, and the construction of indices of tolerance and intolerance (TI) for
each publication. The analysis will be innovative in a number of ways: the sample will include the press in Russian and other languages (Tatar, Kazakh, Uzbek and Tadzhik) not so far
studied in a comparative framework; secondly, the contrast between capitals and regions, a
key issue in the federal and NIS context, will be made explicit; thirdly, it will combine quantitative and qualitative data; and fourthly it will bring together the multidisciplinary expertise
of the partners from INTAS as well as the NIS (in social and political sciences, language and
interaction, and journalism). The make-up of the consortium is designed to bring new expertise in text description, discourse analysis and membership categorization analysis to bear on
the research questions. The policy objective of the project is to use the results to deliver a scientifically sound and replicable methodological instrument in the form of simplified TI indi-
106
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1.5 Medieninhalte
ces for the comparative evaluation of press performance. These outcomes will be disseminated to journalism researchers, editors and other professionals in the field, including NGOs
active in communications and human right issues. GEOGRAPHISCHER RAUM: Russische
Föderation, Kasachstan, Usbekistan
ART: gefördert BEGINN: 2005-05 ENDE: 2008-04 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Europäische Union
INSTITUTION: Universität Magdeburg, Fak. für Geistes-, Sozial- und Erziehungswissenschaften, Institut für Soziologie Bereich Makrosoziologie (Postfach 4120, 39016 Magdeburg)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0391-7337336,
e-mail: [email protected])
[161-L] Dimitrova, Daniela V.; Strömbäck, Jesper:
Mission accomplished?: framing the Iraq war in the elite newspapers in Sweden and the
United States, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/
2005, Nr. 5, S. 399-417 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/5/399)
INHALT: Die Studie untersucht, in welche Frames der Irakkrieg von 2003 in den schwedischen
und US-amerikanischen Elitezeitungen "Dagens Nyheter" und "The New York Times" eingeordnet wurde. Die Inhaltsanalyse förderte signifikante Unterschiede zwischen den beiden Zeitungen zu Tage: der Frame "militärischer Konflikt" war gebräuchlicher in der USamerikanischen Kriegsberichterstattung, wohingegen in der schwedischen Kriegberichterstattung die Frames "Verantwortung" und "Anti-Kriegsproteste" mehr zur Anwendung kamen.
Beide Zeitungen offerierten Human Interest Stories und mediale Selbstreferenz. Die USamerikanische Zeitung verließ sich jedoch in hohem Maße auf offizielle Regierungs- und Militärquellen. Hinzukommt, dass sich auch der Ton der Kriegsberichterstattung in beiden Ländern unterscheidet, wobei die schwedische Berichterstattung insgesamt negativ ausfällt. Die
Implikationen der Unterschiede in der Kriegsberichterstattung und mögliche Gründe dafür,
die ihre Wurzeln in den unterschiedlichen nationalen Mediensystemen und politischen Systemen haben, werden diskutiert. (UNübers.)
[162-L] Eickelkamp, Andreas:
Langeweile auf den Serviceseiten, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 74-79
INHALT: Am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig
wurde in einem studentischen Projekt der Qualität der Ratgeberseiten der Zeitungen nachgegangen. Nach einer anhand von Leitfadeninterviews mit Journalistik-Experten, Fachjournalisten und Verbraucherschützern erstellten Qualitätskriterien-Katalog wurden anschließend Ratgeberseiten von 15 Regionalzeitungen im Zeitraum von 2. bis 21. Mai 2005 einer Inhaltsanalyse unterzogen. 1122 Beiträge bildeten die Basis für die Analyse mit fünfzig inhaltlichen und
formalen Variablen. Untersucht wurden Umfänge und Frequenz der Serviceteile, ihr Themenspektrum, Aktualitätsbezug, Regionalbezug sowie publizistische Qualitätskriterien wie Verständlichkeit, Relevanz, Transparenz und Objektivität. Anschließend wurde ein Nutzwertindex bestimmt, der folgende Kriterien bewertete: Anleitung/ Anweisung, Problemlösung,
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1.5 Medieninhalte
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Warnung, weiterleitende Hinweise, Enscheidungshilfen, sonstige Ratgebung. In dem Beitrag
werden die Ergebnisse der Studie vorgestellt und kommentiert. (PT)
[163-L] Esser, Sebastian:
Europas Suche nach einer gemeinsamen Öffentlichkeit: eine Inhaltsanalyse der Debatte über
eine EU-Verfassung in europäischen Tageszeitungen, Marburg: Tectum Verl. 2005, 137 S.,
ISBN: 3-8288-8816-X
INHALT: In einem ersten Schritt diskutiert Esser die vielfach vorgebrachte These des Demokratie- und Öffentlichkeitsdefizits der EU vor dem Hintergrund der europäischen Integrationsforschung. Dabei werden drei Modelle europäischer Öffentlichkeit und ihre entsprechenden
Szenarien unterschieden: das 'liberale Widerspiegelungsmodell' (17), das pessimistische Modell einer 'Öffentlichkeit als kollektive Identität' (23) und die 'post-habermasianische Berliner
Schule' (28). Die in diesem theoretischen Kontext entwickelten Hypothesen werden anhand
einer computergestützten Inhaltsanalyse der transnationalen Debatte zur Zukunft Europas überprüft. Die Datenerhebung beginnt mit Fischers Berliner Rede vom 12. Mai 2000 und endet
mit dem Beschluss eines Verfassungskonventes auf dem Gipfel von Nizza. Als Quelle dienten je zwei renommierte Tageszeitungen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
Auch wenn bei dieser Auswahl und den maßgeblichen Akteuren zunächst nur vorsichtig von
einer 'Vorstufe einer im Entstehen befindlichen europäischen Öffentlichkeit' (123) gesprochen werden kann, belegt die Studie dennoch überzeugend die Möglichkeit der Öffnung und
gegenseitigen Beeinflussung nationaler Kommunikationsstrukturen. (ZPol, VS)
[164-L] Fahmy, Shahira:
Emerging alternatives or traditional news gates: which news sources were used to picture the
9/11 attack and the Afghan war?, in: Gazette : the international journal of mass communications
studies, Vol. 67/2005, Nr. 5, S. 381-398 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/5/381)
INHALT: Die Studie untersucht die Nachrichtenquellen, die benutzt wurden, um die Terrorattacken des 11. September und den Krieg in Afghanistan in der englischsprachigen Zeitung "The
International Herald Tribune" und der arabischsprachigen Zeitung "Al-Hayat" visuell darzustellen. Es gab Unterschiede bezüglich der Nachrichtenquellen von Bildern, die die Attacken
des 11. September und den Afghanistankrieg zum Gegenstand hatten. Ungeachtet dieser Unterschiede stammt die übergroße Mehrheit des Bildmaterials von den großen westlichen
Nachrichtenagenturen: AP, AFP und Reuters. Insgesamt lassen die Ergebnisse die Vermutung
zu, dass es zwar keine Anzeichen für Veränderungen in den Mustern des Informationsflusses
gibt, die westlichen Nachrichtenagenturen aber eine Vielfalt von Nachrichten verbreiten, die
von unterschiedlichen Medien unterschiedlich eingeordnet werden können. (UNübers.)
[165-L] Fraas, Claudia; Klemm, Michael:
Mediendiskurse: Bestandsaufnahme und Perspektiven, (Bonner Beiträge zur Medienwissenschaft, Bd. 4), Frankfurt am Main: P. Lang 2005, VI, 370 S., ISBN: 3-631-53421-3 (Standort: UB
Bonn(5)-2005/5656)
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1.5 Medieninhalte
INHALT: "Die in diesem Band zusammengefassten Beiträge sind zu einem großen Teil aus dem
Themenbereich 'Mediendiskurse als Bausteine gesellschaftlicher Wissenskonstitution' hervorgegangen und nehmen aus unterschiedlichen Perspektiven den Zusammenhang von gesellschaftlichem Wissen und (massen)medialen Diskursen in den Blick. Sie machen deutlich,
dass die an Foucault orientierte Diskursforschung, die noch vor wenigen Jahren in der Linguistik ausgesprochen umstritten war, ihren Kinderschuhen inzwischen entwachsen ist. Der vorliegende Band zeigt neben einer Bestandsaufnahme Perspektiven auf, die sich für eine Weiterentwicklung der linguistischen Diskursanalyse eröffnen: erstens die weitere theoretischmethodische Fundierung der Begrifflichkeiten und des Instrumentariums und zweitens die
Einbeziehung neuer Medien, die inzwischen als Größe des gesellschaftlichen Diskurses nicht
mehr vernachlässigt werden können. Während die auf Printmedienkorpora basierende Diskursanalyse in den vergangenen Jahren beachtliche Ergebnisse vorlegen konnte, steht eine
Diskursanalyse neuer Medien erst am Anfang. Im vorliegenden Band nehmen neben empirischen Diskursanalysen im klassischen Sinne und neben Diskursanalysen, die neue Medien
einbeziehen, nicht zuletzt theoretisch-methodologische Fragestellungen eine zentrale Stellung
ein." (Textauszug). Inhaltsverzeichnis: Claudia Fraas & Michael Klemm: Diskurse - Medien Mediendiskurse. Begriffsklärungen und Ausgangsfragen (1-8); Klaus-Peter Konerding: Diskurse, Themen und soziale Topik (9-38); Martin Wengeler: Assimilation, Ansturm der Armen
und die Grenze der Aufnahmefähigkeit: Bausteine einer linguistisch 'integrativen' Diskursgeschichtsschreibung (39-57); Christoph Sauer: Gedächtnis, Diskurse, Medien (58-82); Claudia
Fraas: Diskurse on- und offline (83-103); Franc Wagner: Intermedialität im Internet als Diskurs? (104-121); Stefan Meier: Zeichenlesen im Netzdiskurs. Überlegungen zu einer semiotischen Diskursanalyse multimedialer Kommunikation (123-141); Fritz Hermanns: 'Krieg gegen den Terrorismus': Über die Bedeutungen des Wortes Terrorismus im Diskurs der Medien
und Experten (142-168); Michael Klemm: Das unermessliche Leid und der Aktienkurs. Der
11. September im Spiegel von Aktionärsbriefen in Geschäftsberichten (169-186); HansJürgen Bucher: Macht das Internet uns zu Weltbürgern? Globale Online-Diskurse: Strukturwandel der Öffentlichkeit in der Netzwerk-Kommunikation (187-218); B. Odile Endres: Neue
Diskurse durch Neue Medien. Die Rolle der Warblogs in der Berichterstattung zum Irakkrieg
(219-244); Daniela Wawra: 'A wall of lights going north ...': Der Irakkrieg 2003 in USamerikanischen Printmedien und im Internet (245-267); Walther Kindt & Swen Osterkamp:
Rhetorik als Waffe im Kampf um die öffentliche Meinung - Argumentation und Persuasion
im Irak-Konflikt (268-285); Una Dirks (unter Mitarbeit von Gabriele Kohlmeyer): Pressekommentare zur größten Friedensdemonstration vor dem Irakkrieg (2003) aus transkultureller
Perspektive -Eine Dokumentarische Gattungsanalyse (286-308); Steffen Pappert: Vorgeprägte Formen und Strukturen als Formulierungsressourcen im Mediendiskurs der DDR (309328); Wilfried Schütte: Beratung über Beratung: 'Domfan' auf Verbraucher-Websites (327347); Oliver Stenschke: Zum Beispiel 'Schifffahrt' - Schlüsselwörter im Diskurs über die
Rechtschreibreform in der Presse (348-364).
[166-L] Gerhold, Lars; Bornemann, Stefan:
Qualitative Analyse audiovisueller Informationen mit ATLAS.ti, in: MedienPädagogik : Online-Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Jg. 5/2004, H. 1, S. 1-20
(URL: http://www.medienpaed.com/04-1/gerhold04-1.pdf)
INHALT: Ist man daran interessiert, audiovisuelle Informationen unter formalen und inhaltlichen
Aspekten aufzuarbeiten und zu analysieren, so ist es nicht nur zeitgemäß, sondern vor allem
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1.5 Medieninhalte
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funktional, auf technische Unterstützung in Form von Computersoftware zurückzugreifen.
Insbesondere wenn das Aufdecken innerer und argumentativer Strukturen von Phänomenen
im Zentrum des Interesses steht, empfiehlt sich die Arbeit mit ATLAS.ti. Im Gegensatz zu
anderen Analysewerkzeugen steht hier nicht das Auszählen und Berechnen von Häufigkeiten
des Auftretens einzelner Phänomene, sondern das am Forschungsgegenstand orientierte interpretative Entwickeln von Aussagen und Zusammenhängen im Vordergrund. Im Beitrag wird
zunächst auf die Möglichkeiten der Filmanalyse durch die Interpretation der ästhetischen Dimensionen eines nonfiktionalen Films und auf das grundlegende Verständnis der Filmanalyse
eingegangen, methodische Aspekte qualitativer Analysen bei der Arbeit mit ATLAS.ti
schließen sich an. Die Analyse audiovisueller Information wird an einem Fallbeispiel aus der
Nachrichtensendung "Wochenspiegel" der ARD exemplarisch vorgestellt. Beispielhaft werden die einzelnen Schritte des Kodierprozesses sowie die Entwicklung von Netzwerken betrachtet. Abschließend werden Vor- und Nachteile diskutiert und ein Ausblick auf mögliche
Einsatzfelder der Filmanalyse mit ATLAS.ti gegeben. (DIPF/GS)
[167-L] Giomi, Elisa:
Lara Croft - ein neues Vorbild für Actionheldinnen und Frauen?, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 44-49
INHALT: Mit der Figur Lara Croft aus dem Videospiel "Tomb Raider" ist es das erste mal gelungen, in der männerdominierten Welt der Computerspiele durchschlagend erfolgreich eine
weibliche Heldin zu plazieren. Im vorliegenden Beitrag geht die Autorin der Frage nach, ob
das "Emanzipationspotential der Cyber-Lara" auch in der Spielfilm-Version von S. West mit
Angelina Jolie in der Hauptrolle beibehalten oder gar weiterentwickelt wurde. In der Analyse
stehen zwei Aspekte im Vordergrund: wie ist die Actionheldin Lara Croft im Film konstruiert
und wie wird ihr Körper dargestellt? Die Untersuchung bestätigte die Ausgangsthese, dass
beide Konstruktionen auf Stereotypen zurückgreifen, die aus anderen Formen der Unterhaltungskultur stammen, dem Actionfilm und dem Videospiel. (PT)
[168-L] Goll, Michaela:
Glück à la carte: über die Machbarkeit des Glücks in der Ratgeberliteratur, in: Alfred Bellebaum, Detlef Herbers (Hrsg.): Glücksangebote in der Alltagswelt, Münster: Aschendorff, 2006, S.
87-106, ISBN: 3-402-00403-8
INHALT: In der qualitativen Studie werden Zeitschriften, in denen Experten über Glück aufklären, unter soziologischen Aspekten ausgewertet. Die Datenbasis aus dem Zeitraum 1994 bis
2005 deckt Zeitschriften und Zeitungen aus den Bereichen Rundfunk und Fernsehen, Sport
und Gesundheit, Politik und Zeitgeschichte, Regenbogenpresse, Frauen, Religion, Wirtschaft
und Wissenschaft ab. Untersucht wird, wie das Glück in den Medien präsentiert wird und
welche allgemeinen Muster sich dabei identifizieren lassen. Die Untersuchung gelangt zu folgenden Ergebnissen: (1) Glücklich-Sein kann von jedem erlernt und somit als Produkt verkauft werden. (2) Das angepriesene Glück geht meistens mit Gütern einher, über die nicht alle
Menschen verfügen, die jedoch prinzipiell für alle irgendwann zugänglich sind. (3) Die vermittelten Ratschläge verweisen auf den Verantwortungsaspekt in der individuellen Rückbesinnung auf sich selbst. Fraglich bleibt, inwieweit Glücksrezepte von den Lesern tatsächlich
als Grundlage für den Wandel der eigenen Lebensgewohnheiten aufgegriffen werden. (ICF)
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[169-L] Gorp, Baldwin van:
Where is the frame?: victims and intruders in the Belgian press coverage of the asylum issue,
in: European journal of communication, Vol. 20/2005, Nr. 4, S. 484-507 (Standort: USB
Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/4/484)
INHALT: Der Beitrag entwickelt eine empirisch orientierte Konzeptualisierung des FramingAnsatzes, wobei die Behandlung des Themas von Asyl und illegaler Einwanderung in der
belgischen Presse als Testfall gilt. Im Brennpunkt des methodologischen Vorgehens steht dabei die Frage, wie diese Frames in der Berichterstattung nachgewiesen werden können. Wie
können Frames unabhängig vom Ansatz des Wissenschaftlers definiert werden, eingedenk der
Tatsache, dass die Benennung von Frames an sich schon eine Art des Framing einschließt?
Mittels einer Inhaltsanalyse werden zwei Frames rekonstruiert und deduktiv "gemessen": einerseits "Asylbewerber sind unschuldige Opfer" und andererseits "Asylbewerber sind Eindringlinge". In einem zweiten Schritt untersucht der Beitrag in welchem Ausmaß acht belgische Zeitungen diese zwei Frames bei der Berichterstattung über das Thema Asyl einsetzten.
Eine Homogenitätsanalyse unter Einsatz von HOMALS wird in die Framingforschung eingeführt. Dieser Ansatz erweist sich für das Vorhaben als fruchtbar, Frames in den Nachrichten
präziser zu ermitteln. Die Konstruktion von Indizes machte es möglich, die Entwicklung des
Gebrauchs von Frames über einen Zeitraum hinweg zu untersuchen. Überraschenderweise
war die Weihnachtsstimmung der entscheidende Faktor, der zu einem Umschwung bei den
Frames führte und sogar eine Art von Medienhype auslöste. (UNübers.)
[170-L] Grimm, Jürgen (Interviewter); Engelmayer, Julia (Interviewer):
Die Macht der schwachen Seite, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg.
9/2005, Nr. 3, S. 68-71
INHALT: Im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Kriegs- und Krisenjournalismus" am Institut
für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien hatte sich der Autor
an mehreren Untersuchungen beteiligt. Im ersten Teil des Gesprächs berichtet er über die
vergleichende Inhaltsanalyse von Berichterstattung über den Irakkrieg 2003, die ergab, dass
sich die europäischen Medien integrierter verhielten als die Regierungen. In den Studien zur
Mediennutzung wurde das Rezipientenverhalten in den Kriegs- und Krisenzeiten untersucht.
Zu diesem Thema wurden drei Untersuchungen durchgeführt, in denen die Opferdarstellungen des 11. September 2001, des Irakkriegs 2003 und der Tsunami-Katastrophe 2004 analysiert wurden. Ziel der Analyse war es herauszufinden, welche Reaktionen - Angst, moralische
Empörung und Aggression oder eher ein prosoziales Verhalten - durch die Opferdarstellungen hervorgerufen werden können (PT)
[171-L] Hackl, Christiane:
Qualitätsverständnis von ProduzentInnen im Kinderfernsehbereich, in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 2, S. 52-57
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/hackl.pdf)
INHALT: In einer qualitativen Studie wurde in 25 Interviews ein ausgewählter Querschnitt an
Produzenten und Produzentinnen von Kinderfernsehsendungen mittels Leitfaden-Interviews
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offen zu ihrem aufgrund ihrer Erfahrungen bei der täglichen Arbeit gewonnenen Qualitätsbegriff befragt. In der Definition von Qualität waren sich die 25 Kinderfernsehschaffenden
überwiegend einig. Am häufigsten wurden die Kriterien Inhalt, Unterhaltung, "nah an den
Kindern dran sein" sowie "sie ernst nehmen", "mit Liebe und Engagement bei der Sache sein"
u.ä. genannt. Unterschiede zeigten sich im Detail, wenn danach gefragt wurde, welche Qualitätskriterien die wirklich wichtigen für den oder die jeweils Befragte sind. Zusammenfassend
lässt sich feststellen, dass Inhalte, Themen und Geschichten, die nah an den Kindern und von
hoher handwerklicher Qualität sind, die zentralen Qualitätskriterien für die befragten Produzenten und Produzentinnen sind. (RG)
[172-L] Harper, Stephen:
Media, madness and misrepresentation: critical reflections on anti-stigma discourse, in: European journal of communication, Vol. 20/2005, Nr. 4, S. 460-483 (Standort: USB Köln(38)MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/4/460)
INHALT: In den letzten 10 Jahren hat die Kommunikationsforschung begonnen, sich mit dem
Problem der Stigmatisierung von Geisteskrankheit in den Medien zu befassen. Der Beitrag
vertritt die These, dass zwar ein Großteil dieser Arbeiten von unschätzbarem Wert für die Identifizierung der unbefriedigenden Darstellung von Geisteskrankheit in den Medien war, sie
aber auch bestimmte argumentative und theoretische Schwachstellen aufweisen. Der Diskurs
gegen eine Stigmatisierung tendiert dazu, die Texte, die er untersucht, zu homogenisieren und
kann sogar dazu beitragen, die Populärkultur zu stigmatisieren. Er verlässt sich zudem im
Übermaß auf eine individualistische Definition von Gewalt und Begriffe von darstellerischer
"Akkuratesse" und Plausibilität und vermittelt dabei unbeabsichtigt ein falsches Bild von den
Statistiken über Geisteskrankheit und Gewalt. Forschung und Kritik, die sich mit Maßnahmen
gegen eine Stigmatisierung beschäftigen, sind von lebenswichtiger Bedeutung. Darüber hinaus sollten die Kritiker mehr auf die Erfordernisse bestimmter Medienformen und die sozialen und politischen Funktionen aber auch die "Akkuratesse" von Mediendarstellungen von
Geisteskrankheit achten. (UNübers.)
[173-L] Hartmann-Tews, Ilse; Rulofs, Bettina:
Die attraktive Sportlerin: Frauenbilder in der Sportberichterstattung, in: Olympe : feministische Arbeitshefte zur Politik, 2005, H. 21, S. 88-94
INHALT: "Der Sport findet heute längst nicht mehr nur in der Turnhalle, auf dem Fitnessparcours
oder im Stadion statt, sondern er wird immer mehr zu einem medialen Spektakel, das in den
Zeitungen und im Fernsehen inszeniert wird. Was zählt, ist also nicht mehr nur die Leistung
auf dem Platz, sondern auch die mediale Darstellung, die Präsentationsleistungen, die vielfach Anstoß für Sponsoren- und Werbeverträge geben. Die generelle Frage, die wir im vorliegenden Text verfolgen, ist: Wie sieht die Medienrealität des Sports aus? Konkret wollen
wir in diesem Beitrag auf zwei Facetten eingehen. Zum einen auf die Frage, welche Rolle
Sportlerinnen als Inhalt der Medienberichterstattung spielen, und zum anderen, wie Sportredaktionen ihre Nachrichten und Bilder auswählen und das produzieren, was wir täglich zu sehen, zu hören und zu lesen bekommen." (Textauszug)
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[174-L] Igartua, Juan Jose; Cheng, Lifen; Muniz, Carlos:
Framing Latin America in the Spanish press: a cooled down friendship between two fraternal lands, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005,
Nr. 3, S. 359-372 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.359)
INHALT: Die Studie konzentriert sich auf eine Analyse der Nachrichtenframes von Lateinamerika und Lateinamerikanern in der spanischen Presse. Zu diesem Zweck wurden 1.271 Beiträge, die sich in der Hauptsache mit unterschiedlichen lateinamerikanischen Ländern und ihren
Einwohnern befassten, untersucht. Die Beiträge wurden 1999 in den wichtigsten spanischen
Zeitungen veröffentlicht. Die Resultate ergeben, das die Attribute Verantwortung, Human Interest und Konflikt die vorherrschenden Frames, die in der spanischen Presse verwendet werden, bilden. Darüber hinaus gibt es signifikante Unterschiede bei den betrachteten Variablen,
je nachdem, welches Land in dem Beitrag die Hauptrolle spielt. Bei Venezuela und Kolumbien speziell denkt man an bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen, Verbrechen und Unfälle
und dabei werden die Frames Human Interest und Konflikt eingesetzt. Das führt zu der notwendigen Überlegung, welche Konsequenzen diese Art von Berichterstattung über Lateinamerika hervorrufen kann und ob sie die Stereotypen oder Vorurteile der spanischen Rezipienten gegen die Menschen aus diesen Ländern, insbesondere solchen mit einem hohen
Einwanderungszustrom nach Spanien, verstärkt. (UNübers.)
[175-L] Kachel, Thomas:
Constructing the National vs. Constructing the Regional? Zwei britische Sonntagszeitungen:
Forschungsergebnisse einer empirischen Diskursanalyse zur medialen Konstruktion von
Nationalität und Regionalität, in: Peter Ullrich, Thomas Kachel (Hrsg.): EUropa - transnationale
Normierung und nationales Beharren : drittes DoktorandInnenseminar der Rosa-LuxemburgStiftung, Berlin: Dietz, 2005, S. 127-145, ISBN: 3-320-02902-9 (Graue Literatur;
URL: http://www.rosalux.de/cms/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Manuskripte_57_IH.pdf)
INHALT: "Der Autor untersucht das Spannungsverhältnis zwischen (britischer) Nationalität und
(schottischer) Regionalität. Anhand von Zeitungsartikeln zweier Qualitätszeitungen beschreibt er innerdiskursive Regelmäßigkeiten und Gemeinsamkeiten der sprachlichdiskursiven Konstruktion von Britishness und Scottishness in den 90er Jahren des letzten
Jahrhunderts. Er weist nach, dass beide Zeitungen ihre jeweilige 'Territorialität' ständig wiederholend und positiv konstruieren, ein Ergebnis welches darauf hinweist, dass das Billig'sche
Theorem vom 'Banal Nationalism' auch für regionale Diskurse zutrifft. Während der britische
Diskurs 'Schottland' zunächst konsequent marginalisiert oder assimiliert, betont der schottische Diskurs schottische Andersartigkeit und stellt 'Großbritannien' konsequent negativ dar."
(Autorenreferat)
[176-L] Keilbach, Judith:
Politik mit der Vergangenheit: der 50. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager im
US-amerikanischen und im bundesdeutschen Fernsehen, in: Historical Social Research : the
official journal of Quantum and Interquant ; an international journal for the application of formal
methods to history, Vol. 30/2005, No. 4 = No. 114, S. 86-111 (Standort: USB Köln(38)-XG05183;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: "Im 'Gedenkjahr 1995' setzte sich das Fernsehen in zahlreichen Sendungen mit der
nationalsozialistischen Vernichtungspolitik auseinander. Die vergleichende Analyse von
Nachrichtenbeiträgen, die im bundesdeutschen und US-amerikanischen Fernsehen im Zusammenhang mit Gedenkfeiern zur Befreiung verschiedener Konzentrationslager ausgestrahlt
wurden, verdeutlicht die unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungszusammenhänge, in
denen die nationalsozialistische Vergangenheit produktiv gemacht wird. Dabei zeigen sich
nicht nur Differenzen im Hinblick auf die 'gedenkwürdigen' Daten, sondern auch der Zuschauerpositionierung: während das US-amerikanische Fernsehen sich in Überlebende und
Befreier einfühlt, behauptet das bundesdeutsche Fernsehen eine Souveränität im Umgang mit
der Vergangenheit sowie die Existenz einer deutsch-jüdischen Opfergemeinschaft." (Autorenreferat)
[177-L] Kim, Hun Shik; Smith, C. Zoe:
Sixty years of showing the world to America: Pulitzer Prize-winning photographs, 19422002, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 4,
S. 307-323 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/4/307)
INHALT: Nachrichtenfotos internationaler Ereignisse dienen Amerikanern als visuelles Medium
um andere Kulturen und Länder zu verstehen. Eine Inhaltsanalyse der mit dem Pulitzer-Preis
ausgezeichneten Fotografien der letzten 60 Jahre (1942-2002) zeigt jedoch, dass die meisten
visuellen Themen der preisgekrönten Fotografien, die internationale Ereignisse zum Gegenstand haben, in erster Linie mit Kriegen und Staatsstreichen zu tun haben. Auf der anderen
Seite bieten die mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Fotografien, die innerhalb der USA
gemacht wurden, ein breiteres Spektrum an Themen und Inhalten, obwohl auch sie dahin tendieren, sich auf schlechte Nachrichten wie Verbrechen und Terrorismus, soziale Probleme,
Rassismus und Armut zu konzentrieren. Auf der Grundlage der Inhaltsanalyse und persönlichen Interviews mit den Preisrichtern kommt der Beitrag zu dem Schluss, dass die wichtigsten Determinanten der internationalen Nachrichtenfotografie Gewalt und Konflikt zu sein
scheinen, wobei die Demonstration des Mutes des Fotografen hinzukommt, solche Bilder zu
produzieren. (UNübers.)
[178-L] Klaus, Elisabeth:
Medien und Krieg: eine Systematisierung des Forschungsbereichs, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 3, S. 6-19
INHALT: "Kriege und Medien gehören so eng zusammen, dass es verwundert, wie lange es gedauert hat, bis sich die deutschsprachige Kommunikationswissenschaft umfassender diesem
Thema zugewendet hat. Erst seit den 90er Jahren kann von einem eigenständigen Forschungsbereich 'Medien und Krieg' gesprochen werden". Für eine Analyse des Verhältnisses
von Medien und Krieg werden vier Forschungsagenden dargestellt: (1) Forschungsbereich
Mediensystem, in dem Medien als ein gesellschaftliches System im Austausch mit anderen
fokussiert werden; (2) Forschungsbereich Medienakteure, in dem journalistische und mediale
Leistungen oder Fehlleistungen sowie die Publikumsresonanzen untersucht werden; (3) Forschungsbereich Mediendiskurse, bei dem die Inszenierungsrahmen und die medialen Konstruktionsweisen der kriegerischen Konflikte analysiert werden; (4) Forschungsbereich Frie-
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densberichterstattung, in dem alternative Wege der Medienberichterstattung fokussiert werden. In dem Beitrag werden die einzelnen Forschungsrichtungen mit ihren jeweiligen Fragestellungen besprochen. Ursachen für Defizite werden anhand von Beispielen kurz diskutiert.
(PT)
[179-L] Krüger, Udo Michael:
Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1: Strukturen, Themen und Akteure ;
Jahresbilanz 2005 des InfoMonitors, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 2, S. 50-74 (Standort:
UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/02-2006_krueger.pdf?foid=16564)
INHALT: Der InfoMonitor erfasst die vier Hauptnachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und
SAT.1 sowie die beiden Nachrichtenmagazine "Tagesthemen" und "heute-journal" seit Januar
2005 kontinuierlich und vollständig. Der InfoMonitor ermöglicht die Analyse von Themenstrukturen auf der Ebene von Hauptkategorien und Sachgebieten, von Top-Themen, Themenkarrieren, Akteuren sowie der geografischen Verteilung der Nachrichtengebung. Für das Jahr
2005 zeigt sich, dass sich die öffentlich-rechtlichen Nachrichten deutlich durch ihren höheren
Politikanteil von den privaten unterscheiden. Während "Tagesschau" und "heute" im Jahresdurchschnitt auf 50 bzw. 39 Prozent Politikthemen kamen, waren es bei "RTL aktuell" 23
Prozent und bei "SAT.1 News" 26 Prozent. Für die "Tagesthemen" und das "heute-journal"
lauten die Werte 46 bzw. 48 Prozent. In den Monaten, in denen Naturkatastrophen (Tsunami)
oder die Papstwahl das Nachrichtenangebot dominierten, sank der Politikanteil in allen Nachrichtensendungen, bei den Privaten auf besonders niedrige Werte. Bei der Betrachtung von
Sachgebieten und Einzelthemen werden die Unterschiede u.a. dadurch deutlich, dass ARD
und ZDF umfangreicher und thematisch breiter über das Ausland und die internationale Politik berichten, während bei den Privaten die Kriminalitätsberichterstattung und Human Interest
einen größeren Raum einnehmen. Bei den erfassten Auftritten deutscher Politiker in den
Fernsehnachrichten spiegelt sich der politische Umbruch in Deutschland wider. (UN2)
[180-L] La Pastina, Antonio C.; Straubhaar, Joseph D.:
Multiple proximities between television genres and audiences: the schism between
telenovelas' global distribution and local consumption, in: Gazette : the international journal of
mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 3, S. 271-288 (Standort: USB Köln(38)MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/3/271)
INHALT: Wie kann eine mexikanische Telenovela attraktiver für brasilianische Zuschauer sein,
als eine, die im Lande produziert wurde? Diese Frage stellt sich angesichts des wachsenden
Stroms länderübergreifender kultureller Produkte. Die meisten Daten lassen erkennen, dass
Zuschauer lokal produzierte Programme bevorzugen. Nichtsdestotrotz scheint der länderübergreifende Erfolg lateinamerikanischer Telenovelas diese Wahrheit in Frage zu stellen.
Der Beitrag argumentiert dahingehend, dass die Zuschauerpräferenzen einem allgemeinen
Trend zu kultureller Nähe folgen, hinzukommen andere Faktoren. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass kulturelle Nähe nicht nur auf der nationalen oder supranationalen Ebene funktioniert sondern auch in subnationalen und regionalen Sphären. Darauf aufbauend untersuchen
die Autoren zunächst die Attraktivität oder Nähe von Genres, von der virtuell globalen Att-
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raktion des Melodrams, als eines Makrogenres, bis hin zu Subgenres innerhalb der Telenovela. Zum zweiten diskutieren sie die Bedeutung gemeinsamer historischer Erfahrungen spezifischer Bevölkerungsgruppen und wie sich diese besondere Form von Nähe auf der Ebene der
Rezeption auswirken könnte. (UNübers.)
[181-L] Lee, Chul:
(Latente) soziale Probleme und Massenmedien: eine Untersuchung zu Problemdefinitionen
und -interpretationen latenter sozialer Probleme in den Medien am Beispiel der Berichterstattung über die Kriminalität der Mächtigen in Korea, (Soziologische Studien, Bd. 31), Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges. 2005, XXXIII, 315 S., ISBN: 3-8255-0535-9 (Standort: ULB
Münster(6)-MS6350/45)
INHALT: "Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse der Darstellung eines latenten sozialen Problems in den Medien: erstmals wird die 'Kriminalität der Mächtigen' als Gegenstand der massenmedialen Berichterstattung erforscht. Unter 'Kriminalität der Mächtigen' sind alle strafrechtlich definierten Straftaten zu verstehen, welche durch Personen, die Kontrolle über politische Institutionen oder ökonomische Organisationen ausüben, zur Erhaltung, Stärkung oder
Verteidigung ihrer privilegierten Positionen begangen werden: Menschenrechtsverletzungen,
Bestechung, Steuerdelikte, und auf internationaler Ebene Spionage, Übertretungen internationaler Abkommen, Terrorakte etc. Der Autor erforscht am Beispiel einiger besonders wichtig
gewordener Fälle von 'Kriminalität der Mächtigen' in Korea, wie drei Tageszeitungen, die
sich in ihrer Einordnung in das politische Spektrum und in ihrem Selbstverständnis deutlich
voneinander unterscheiden, ihre Berichterstattung darüber gestalten und welches Bild von Tätern und Taten der 'Kriminalität der Mächtigen' sie zeichnen, deuten und bewerten." (Autorenreferat)
[182-F] Lingenberg, Swantje, M.A. (Bearbeitung); Krotz, Friedrich, Prof.Dr. (Betreuung):
Europäische Öffentlichkeit - Öffentlichkeit ohne Publikum? Strukturen und Prozesse transnationaler Diskurse am Beispiel der europäischen Verfassungsdebatte
INHALT: Das Dissertationsprojekt untersucht die Publikumsebene einer europäischen Öffentlichkeit und geht dabei der Frage nach, wie genau, über welche Medien und unter welchen
Relevanzgesichtspunkten die Bürger Europas an transnationalen öffentlichen Diskursen teilnehmen. Dies soll exemplarisch am Beispiel der europäischen Verfassungsdebatte in fünf
Mitgliedstaaten (Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen und Deutschland) geschehen.
Während die wirtschaftliche und politische Integration Europas seit nunmehr fünfzig Jahren
stetig voranschreitet, entsteht im Hinblick auf die Bürger der Europäischen Union bisweilen
der Eindruck, dass diese nicht Schritt halten können, und die Herausbildung einer europäischen Identität sowie einer europäischen Öffentlichkeit gleichsam hinterherhinken. So ist die
Beteiligung an Europawahlen seit 1979 stetig gesunken und Umfragen zufolge fühlt sich die
Mehrheit der Bürger schlecht über die EU informiert. In Anbetracht solcher Befunde wird
häufig von einem Legitimations- und Demokratiedefizit gesprochen, welches von einem
Mangel an politischer Öffentlichkeit begleitet wird. Fest steht, dass Öffentlichkeit zur Grundausstattung einer jeden Demokratie gehört, fungiert sie doch als legitimatorischer Resonanzboden für die politischen Entscheidungsträger. Bezogen auf den europäischen Kontext ist jedoch umstritten, wie eine europäische Öffentlichkeit überhaupt zu konzipieren ist, denn of-
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1.5 Medieninhalte
fenbar reichen normative Öffentlichkeitsmodelle nicht mehr aus, um den sprachlichen, kulturellen, medialen und politischen Besonderheiten gerecht werden zu können. Europäische Öffentlichkeit soll hier verstanden werden als dynamisches Netzwerk sektoraler Teilöffentlichkeiten, welches über transnationale Diskurse zusammengehalten wird und für dessen Existenz
entscheidend ist, ob in einem anonymen Massenpublikum zur gleichen Zeit die gleichen
Themen unter gleichen Relevanzgesichtspunkten diskutiert werden. Konstituiert wird ein solches diskursives Netzwerk im situativen Wechselspiel zwischen Kommunikatoren, Medien
und Publika, etabliert und verstetigt schließlich durch die kommunikative Teilhabe des Publikums. Es kommt also nicht nur auf die Generierung und Vermittlung entsprechender Kommunikationsangebote, sondern letztlich darauf an, inwieweit diese von den Bürgern auch genutzt werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, insb. Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Im Rahmen der Fallstudien zur europäischen Verfassungsdebatte sind qualitativexplorative Erhebungen bei Bürgern, Medienvertretern und politischen Akteuren sowie Analysen von Mediennutzungsdaten, Eurobarometer-Umfragen, relevanten Webauftritten und
Dokumenten zur EU-Infopolitik geplant. Dabei werden sowohl die nationalen Besonderheiten
als auch die Dynamiken des Ratifizierungsprozesses Berücksichtigung finden. Die empirischen Befunde werden helfen, Strukturen und Prozessen transnationaler Diskurse, den Bindegliedern und Referenzpunkten einer europäischen Öffentlichkeit, zu rekonstruieren und den
Entwurf eines ganzheitlichen, die Ebenen der Aussageentstehung, -vermittlung und -rezeption
umfassenden Erklärungsmodells öffentlicher Kommunikationsprozesse in Europa zu unternehmen.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stipendium;
Landesgraduiertenförderung Thüringen
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, Soziale Kommunikation (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[183-L] Link, Jürgen:
Warum Diskurse nicht von personalen Subjekten 'ausgehandelt' werden: von der Diskurszur Interdiskurstheorie, in: Reiner Keller, Andreas Hirseland, Werner Schneider, Willy Viehöfer
(Hrsg.): Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit : zum Verhältnis von Wissenssoziologie
und Diskursforschung, Konstanz: UVK Verl.-Ges., 2005, S. 77-99, ISBN: 3-89669-526-6 (Standort: USB Köln(38)-32A9732)
INHALT: Der Autor wendet sich gegen eine interpersonal-interaktionistische Ausrichtung des
Diskursbegriffs auf Prozesse des "Aushandelns", in dem er für die Beibehaltung einer stärker
makro-perspektivischen Diskurskonzeption plädiert und damit den gesellschaftlichen Kontext
des Gesagten (und des Sagbaren) im Blick behält. Die Diskursforschung hat zwischen der gesellschaftlichen Machtteilung und der Wissensteilung zu unterscheiden, um gerade dann nach
deren Verhältnis fragen zu können. Analytisch muss weiterhin zwischen Spezialdiskurs, Interdiskurs und Elementardiskurs unterschieden werden, wobei der Autor in dieser erweiterten
diskurstheoretischen Perspektive die Idee des "Alltagswissens" der wissenssoziologischen
Tradition aufgreift. Abschließend wird beispielhaft an der Berichterstattung über den KosovoKrieg in den Massenmedien der BRD demonstriert, wie das Auftauchen "neuer diskursiver
Positionen" auf der Grundlage der genannten Diskursebenen verstanden werden kann. So
blieben die deutschen "Tornadobombardements" von Belgrad "unsagbar". Für eine Foucault-
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sche Diskursanalyse ist diese Unsagbarkeit entscheidend und wichtiger als die Ersetzung des
Terminus "Krieg" durch "humanitäre Intervention" im Sinne eines "gerechten Krieges für die
Menschenrechte". (ICA2)
[184-L] Luthar, Oto; Starman, Hannah; Sumi, Irena:
Der israelisch-palästinensische Konflikt im Spiegel der slowenischen Printmedien, in: OstWest-Gegeninformationen, Jg. 17/2005, Nr. 3, S. 25-30
INHALT: "Die Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt ist einer der
wichtigsten Spiegel antijüdischer Haltungen in der slowenischen Öffentlichkeit. Hier werden
Klischees und Metaphern medial transportiert, die schon fast systematisch an antijüdische
Gefühle appellieren." (Autorenreferat)
[185-L] Machill, Marcel; Beiler, Markus; Fischer, Corinna:
Europe-topics in Europe's media: the debate about the European public sphere ; a metaanalysis of media content analysis, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 1, S.
57-88 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/1/57)
INHALT: Über die Existenz einer europäischen Öffentlichkeit wird häufig gestritten - nicht nur in
der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Eine bekannte These in der Forschung lautet,
dass sich eine europäische Öffentlichkeit über die Europäisierung der Berichterstattung in den
nationalen Medien konstituieren kann. Auf der Basis einer qualitativ orientierten Metaanalyse
versucht der Beitrag die Frage zu beantworten, ob eine derartige Europäisierung in einzelnen
europäischen Ländern stattfindet. Unter Bezug auf 17 Untersuchungen, die den Medieninhalt
mehrerer europäischer Länder analysierten, werden die empirischen Forschungsprojekte, die
in deutscher, englischer und französischer Sprache seit Anfang der 1990er Jahre durchgeführt
wurden, systematisch evaluiert. Alle untersuchten Studien vergleichen die Medienberichterstattung über europäische Themen in verschiedenen europäischen Ländern. Die Metaanalyse
zeigt, dass in den 15 Mitgliedstaaten der EU vor der Erweiterung im Jahre 2004, entwicklungsgemäße Tendenzen unterschiedlicher Ausprägung hin zu einer Europäisierung der nationalen Öffentlichkeiten erkennbar sind. Insgesamt machen die EU-Themen nur einen sehr
kleinen Anteil der Berichterstattung in den nationalen Medien aus. Die Spieler auf der europäischen Bühne erscheinen nur in Nebenrollen. Es kann festgestellt werden, dass die Öffentlichkeiten der EU-Staaten noch immer eine starke nationale Orientierung aufweisen. Wenn
man berücksichtigt, dass es bislang nur wenige empirische Arbeiten auf diesem Feld gibt, bilden die Ergebnisse dieser Analyse einen ersten Schritt in Richtung einer Systematisierung der
bisherigen Forschung - und das zu einer Zeit, in der die Debatte über die europäische Öffentlichkeit vor dem Hintergrund der fortschreitenden Expansion der EU an Bedeutung zunimmt.
(UNübers.)
[186-L] Mangold, Michael; Üstünsöz-Beurer, Dörthe:
Die Bedeutung des Fernsehens für die Berufsorientierung: TV-gestützte Lösungsansätze, in:
Wirtschaft und Berufserziehung : W & B ; Zeitschrift für Berufsbildung, Jg. 58/2006, H. 6, S. 1720 (Standort: USB Köln(38)-Haa952; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
118
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1.5 Medieninhalte
INHALT: In den kommenden Jahren wird sich die deutsche Wirtschaft mit einer erheblichen
Fachkräftelücke konfrontiert sehen. Vor diesem Hintergrund und auf der Grundlage einer
Übersicht zur gegenwärtigen Problemlage im Bereich der Berufsorientierung und der Berufswahlreife zeigt der Beitrag neue Wege zur beruflichen Orientierung Jugendlicher auf, um
diesen Qualifizierungsengpässen kurzfristig und nachhaltig begegnen zu können. Die vorgeschlagenen Lösungen richten sich auf die Erschließung des Unterhaltungsfernsehens für
Themen der beruflichen Orientierung angesichts der Tatsache, dass Defizite in der beruflichen Bildung häufig auf mangelnde Berufswahlreife zurückgeführt werden können. Gerade
die bei Jugendlichen beliebten Formate der Daily Soaps und der Sitcoms könnten durch Einbeziehung berufsbezogener Inhalte noch an Realitätsnähe und Attraktivität gewinnen. (ICE2)
[187-L] Mehling, Gabriele:
Erotik und Sexualität im Fernsehen: eine aktuelle Bestandsaufnahme, in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 1, S. 17-26
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/mehling.pdf)
INHALT: Ausgehend von einer definitorischen Begriffsklärung von Pornografie, Erotik und
Sexualität (einschließlich sexueller Orientierung und sexueller Identität) liefert der Beitrag
eine beschreibende Bestandsaufnahme der Erscheinungsformen von Erotik und Sexualität im
aktuellen deutschen Fernsehprogramm. Diese werden aufgegliedert nach fiktionalen und nonfiktionalen Unterhaltungsformaten und umfassen: Erotikfilme, Fernseh- und Kinofilme, Kinder- und Jugendfilme, Serien, Sex und Erotik als Unterhaltung, Talkshows, Realty-TV, Gerichtsshows, Beziehungsshows, Boulevardmagazine, Magazinsendungen für Kinder und Jugendliche, Informationsprogramme, Sport, Musikfernsehen und Werbung. Fazit: "Sendungen,
die Erotik und Sexualität darstellen, finden sich im deutschen Fernsehen in allen Programmkategorien, Formaten und Genres." Die "Sexualisierung" des Fernsehprogramms steht auch
im Zusammenhang mit der "vom Individuum geforderten Identitätsarbeit", bei der die sexuelle Identität als Teil des Lebensstils begriffen wird. Es bleibt fraglich, ob die Fernsehprogramme trotz des quantitativ beachtlichen Anteils von Erotik und Sexualität "inhaltlich die
Vielschichtigkeit des Themas ausreichend abbilden." (RG)
[188-L] Meier-Schuegraf, Stefan:
Merkmale rechtsextremistischer visueller Kommunikation im Internet, in: Wilhelm Hofmann, Franz Lesske (Hrsg.): Politische Identität - visuell, Münster: Lit Verl., 2005, S. 153-173,
ISBN: 3-8258-8471-6
INHALT: Obwohl die politische Ideologie heutiger rechtsextremer Gruppierungen aus allgemeiner Sicht rückwärts gewandt ist, sind die Publikation ihrer Weltanschauung mit Hilfe moderner (audio)visueller Medien jedoch weiterhin auf aktuellem Stand. Vor allem das Internet mit
seinen verschiedenen Diensten wie dem World Wide Web, E-mail, Chat oder Newsgroups ist
für die Publikation und Kommunikation rechtsextremer Inhalte äußerst geeignet. Hier sind
die genannten Instrumente visueller Kommunikation wie Fotografie, Film, downloadbare
Plakate und Flugzettel in einem Trägermedium vereint, wobei zusätzlich eine subkulturell
ausdifferenzierte Symbolwelt zum Einsatz kommt, die durch visuelle Codes ebenfalls der
Repräsentation und Identifikation von kollektiven Identitäten dient. Der vorliegende Beitrag
gibt Einblicke in die rechtsextreme Kommunikation im World Wide Web und zeigt, dass die
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1.5 Medieninhalte
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rechtsextremistische Agitation auch im Netz überwiegend visuelle Kommunikation ist. Bilder, Symbole und Logos werden gezielt als gemeinschaftsstiftende Kommunikationsmittel
eingesetzt, die durch visuelle Inszenierungen von geschichtlichen sowie aktuellen politischen
Themen ergänzt werden. Sie sind ein Ausdruck politischer Mentalität und dienen der Mobilisierung und Identifizierung rechter Protestkampagnen. Die vorliegende Analyse versteht sich
als aufklärerischer Beitrag zur Prävention eines fortschreitenden Rechtsextremismus, welcher
das Netz als wichtigstes Propagandainstrument zu nutzen weiß. (ICI2)
[189-L] Müller, Kathrin:
Dänemarks Selbst- und Fremdbild im Kontext der europäischen Integration: eine Medieninhaltsanalyse, Kiel 2005, 199 S. (Graue Literatur;
URL: http://e-diss.uni-kiel.de/diss_1611/d1611.pdf)
INHALT: "Den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildet die These, dass in Dänemark als einem nordischen Land stereotype Vorstellungen vom 'Norden' herrschen und Dänemark sich selbst als
nordisches Land begreift. Die dänische Zugehörigkeit zum Norden wurde in den vergangenen
30 Jahren vor allem im Kontext der europäischen Integration thematisiert. In der vorliegenden
Untersuchung wurden rund 5.381 dänische und deutsche Zeitungsartikel auf solche Vorstellungen hin untersucht. Markantes Resultat der Medieninhaltsanalyse ist die dänische Vorstellung vom demokratischen und friedliebenden Norden. Dieses Selbstbild hebt sich positiv vom
Fremdbild der fernen, undemokratischen Brüsseler Bürokratie ab und wird zu ihrem Vorbild
erhoben." (Autorenreferat)
[190-L] Pannier, Jeldrik; Frie, Stefanie:
Ein Bild ist immer ein Kommentar: Analyse der fotografischen Berichterstattung zum Irakkrieg 2003 von FAZ und Bild-Zeitung, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005,
Nr. 1, S. 31-40
INHALT: Im Rahmen der Untersuchung wurde die fotografische Berichterstattung zum Irakkrieg
2003 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und der Bild-Zeitung analysiert. In mehreren Schritten wurden 300 Bilder nach verschiedenen Methoden untersucht und klassifiziert.
Sowohl bei der Auswahl der dargestellten Themen wie auch bei der Art der Darstellung ergaben sich erwartungsgemäß signifikante Unterschiede der veröffentlichten Fotografien. So
präsentierte die Bild-Zeitung ihren Lesern vorwiegend actionreiche Szenen, während die FAZ
mehr Wert auf ästhetisch und künstlerisch hochwertige Bilder legte. Beide Zeitungen verwendeten dabei Fotos, die man als Heroisierung bzw. Ästhetisierung des Krieges empfinden
kann. (KB)
[191-L] Perrin, Daniel:
Publizistischer Sprachgebrauch als kognitive und soziale Tätigkeit: was Medienlinguistik
der KMW nützt, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 2, S. 56-62
INHALT: "'The situation is serious and we do have to take some risks.' - Das straffe Quote des
Außenministers Josep Pique geht um die Welt und wird von Korrespondenten, Nachrichtenagenturen und Redaktionen laufend in neue sprachliche und kommunikative Umgebungen
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1.5 Medieninhalte
eingebettet, wobei es seinen Sinn stark verändert. Am Beispiel solcher Rekontextualisierungen (1) umreißt der vorliegende Beitrag das Fachverständnis (2), das Erkenntnisinteresse (3)
und die methodischen Zugänge (4) einer Medienlinguistik, die zur Lösung praktischer und
theoretischer Probleme publizistischer Kommunikation Wesentliches beitragen kann (5)."
(Autorenreferat)
[192-F] Peters, Bernhard, Prof.Dr.phil.; Weßler, Hartmut, Prof.Dr. (Leitung):
Publizistische Debatten zum Themenbereich "Gentechnologische Anwendungen am Menschen"
INHALT: Die Studie befasst sich mit der öffentlichen Berichterstattung und Debatte über Genforschung, gentechnologische Entwicklungen und deren Anwendungen im Bereich der Humanmedizin im weitesten Sinn (eingeschlossen die Entwicklung von Reprduktionstechnologien
und deren Anwendung durch oder im Auftrag von Privatleuten). Sie behandelt zudem öffentliche Diskussionen über verschiedene Formen der "Sterbehilfe". Beide sind Themen, mit denen zugleich Fragen der persönlichen und der öffentlichen Moral, zugleich individuelle moralische Prinzipien und Handlungsnormen wie professionelle Verhaltensstandards und rechtliche Verbote, Erlaubnisse oder Verfahrensvorschriften betroffen sind. Vor allem das Thema
Gentechnologie berührt schwierige kognitive Probleme: Fragen der Epigenese, der Manipulierbarkeit des menschlichen Genoms und der Konsequenzen solcher Eingriffe. Beide Themen beinhalten aber vor allem komplexe ethische Probleme und soziale Beziehungen: Beziehungen zwischen Laien, medizinischen Professionals und wissenschaftlichen oder technischen Experten; höchst komplexe und fragile Sozialbeziehungen zwischen Menschen, die
sterben wollen oder einen konditionalen Sterbewunsch für bestimmte Situationen geäußert
haben, und Menschen, die bei der Erfüllung dieses Wunsches behilflich sein sollen oder wollen; Beziehungen zwischen heute lebenden und künftigen Menschen, wenn es um die Frage
der Manipulation von Erbgut geht, oder zwischen (potenziellen) Eltern und Formen oder Vorformen menschlichen Lebens, das von ihnen oder mit Hilfe ihres Erbmaterials schon geschaffen worden ist. Für den Nationalen Ethikrat wurden relevante Beiträge der zentralen meinungsbildenden Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine und Süddeutsche Zeitung sowie die
bekanntesten Wochenpublikationen Die Zeit und Der Spiegel einer quantitativen Argumentationsanalyse unterzogen. In der Gesamtschau unserer Untersuchung bietet sich das Bild zweier nationaler publizistischer Debatten, die zu einem bemerkenswerten Anteil internationale
Bezüge und Diskursanlässe verarbeiten und in denen Journalisten nicht nur einseitig Position
beziehen, sondern wie keine andere Sprechergruppe unterschiedliche Positionen miteinander
vermitteln bzw. ausgewogen argumentieren. Die eine der Debatten über gentechnologische
Anwendungen am Menschen ist dabei stärker von Experten geprägt und politisiert, während
die andere über Sterbehilfe Betroffene und Vertreter der Zivilgesellschaft stärker zu Wort
kommen lässt. Befürworter der umstrittenen Techniken und Praktiken argumentieren primär
pragmatisch, während Kritiker und Skeptiker im Durchschnitt stärker ethisch argumentieren.
ART: keine Angabe BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Interkulturelle und
Internationale Studien -InIIS- (Postfach 330440, 28334 Bremen)
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1.5 Medieninhalte
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[193-L] Pirner, Manfred L.:
Qualitätskriterien für "Religionssendungen" für Kinder, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S.
94-97 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/Pirner.pdf)
INHALT: Das Lernziel von Religionssendungen für Kinder sollte religiöse Kompetenz sein. Religionssendungen sollen neben informativen, diskursiven und orientierenden Qualitäten auch
Aspekte wie die Beheimatung in der eigenen Kultur und die moralische Erschließung der
Welt beinhalten. Der Beitrag referiert die Beratungsergebnisse einer Expertenrunde, die am
Beispiel der BR-alpha- Sendereihe "Anschi und Karl-Heinz" die Fragen behandelte, was eine
gute Kindersendung zu religiösen Themen ausmacht und welche Qualitätskriterien hier Anwendungen finden. Dazu werden religionspädagogische Perspektiven (z.B. auf den Religionsunterricht) auf "Religionssendungen" bezogen und schließlich produktionsästhetische
(Zielgruppenattraktivität und -adäquatheit; Ästhetische Qualitäten; Informative Qualitäten;
Affektive Qualitäten; Hermeneutische Qualitäten; Diskursive Qualitäten; Orientierende Qualitäten; Öffnende Qualitäten) und rezeptionsästhetische Qualitäten (Wahrnehmungskompetenz; (Religiöse) Sprach- und Kommunikationskompetenz; Beheimatung in der eigenen Kultur - Offenheit für fremde Kulturen; Problembewusstsein und Perspektiven erweitern, Fragen
eröffnen; Moralische Erschließung der Welt; Christliche Kommunikationsangebote zur Deutung der Welt nutzen (hermeneutische Kompetenz) herausgearbeitet. (RG)
[194-L] Plenk, Astrid:
Die Perspektive der Kinder auf Qualität für Film und Fernsehen, in: Televizion, Jg. 18/2005,
Nr. 2, S. 60-64
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/plenk.pdf)
INHALT: Meist setzen sich Erwachsene mit dem Thema Qualität im Kinderfernsehen auseinander. Der Beitrag präsentiert eine Studie, in der die Diskussion von Kindern über Qualität ausgewertet wurde. Ziel der Studie ist es, die Qualitätskriterien, deren Erfüllung die Kinder von
ihren Programmen erwarten, zu erarbeiten. Ansatzpunkt sind dabei die Kinderjurys von Filmund Fernsehfestivals, in deren Diskussionen darüber, welche Sendungen sie für qualitätsvoll
und preiswürdig halten, sich die kindlichen Qualitätskriterien widerspiegeln. Die Diskussionen der Kinderjury des Deutschen Kinderfilm- und Fernsehfestivals 2003 "Goldener Spatz"
in Gera und Erfurt wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die gewonnenen
Qualitätskriterien wurden anhand der Aufzeichnungen der Kinderjurysitzungen anderer Festivals überprüft und weiterentwickelt. Dabei wurden sechs Hauptkategorien, die für die Kinder Maßstäbe ihrer Bewertungen darstellen, herausgearbeitet: Thema, Dramaturgie, Personen,
Emotionen, Machart und Empfehlungen. Fazit: Für Kinder steht bei all ihren Bewertungen
immer die inhaltliche über der gestalterischen Ebene. Dennoch müssen Themen, die Kinder
fordern, nicht nur interessant, altersgerecht verständlich, unschädlich, spannend, emotional
und glaubwürdig sein, sondern dürfen sich auch keine handwerklichen Schwächen erlauben.
(RG)
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1.5 Medieninhalte
[195-L] Rehaag, Regine; Waskow, Frank:
Der BSE-Diskurs als Beispiel öffentlicher Ernährungskommunikation, (Ernährungswende Diskussionspapier, Nr. 10), Köln 2005, 160 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.ernaehrungswende.de/pdf/DP10_ErnKomm_2005_final.pdf)
INHALT: Die Studie zum Thema 'öffentliche Ernährungskommunikation' untersucht den BSEDiskurs in der Bundesrepublik Deutschland und geht dabei der Frage nach, was die Politik
tun muss, um einen Verständigungsprozess darüber anzustoßen, was zukünftige Ernährung in
Deutschland sein soll. Dem gemäß werden die Strukturen der gegenwärtigen Ernährungskommunikation anhand der öffentlichen und politischen Ernährungskommunikation im Sinne
eines diskursanalytischen Ansatzes für den Zeitraum 1985 bis 2001 untersucht. Als empirisches Material der öffentlichen Debatte dient die Berichterstattung der Süddeutschen Zeitung
zu BSE. Die politische Ernährungskommunikation wird anhand der Protokolle und Bundestagsdrucksachen der parlamentarischen Debatten über BSE beleuchtet. Die Auswertung des
empirischen Materials macht deutlich, dass die 'politischen Versäumnisse' unter den Ursachen
der BSE-Krise eine herausragende Bedeutung einnehmen. Vor diesem Hintergrund untersucht die Politikfeldanalyse schließlich Gestaltungspotenziale und Hemmnisse für einen politischen Wandel in der Ernährungs- und Agrarpolitik, die Rollen der Akteure, ihre Interessen
sowie die Mechanismen der Geltendmachung gegenüber der Politik. Im Mittelpunkt der Studie steht somit die Herausarbeitung einer Strategie für eine Ernährungskommunikation, die
eine nachhaltigere Ernährung befördern kann. Dazu gehören Strukturmerkmale wie die Beteiligung gesellschaftlicher Akteure, Alltagsbezug, Informationszugang, Risikokommunikation
und Verantwortungsübernahme.(ICG2)
[196-L] Reich, Kersten; Speck-Hamdan, Angelika; Götz, Maya:
Qualitätskriterien für Lernsendungen, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S. 86-91 (URL: http://
www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/reich_speck_goetz.pdf)
INHALT: Lernsendungen für Kinder sollen durch ihre Dramaturgie ganz gezielt Lernräume öffnen. Qualität heißt hier, immer wieder Einstiegspunkte in das Thema zu schaffen, aber auch
das "Lernen des Lernens" einzubeziehen. Der Beitrag berichtet über die Ergebnisse der Beratungen einer Arbeitsgruppe, in der in Zusammenarbeit von Forschung und Produktion Lernsendungen (u.a. "Die Sendung mit der Maus", "Löwenzahn", "Sesamstraße", "Willi wills wissen", "Wissen macht Ah!", "Dora", "Blue's Clues") diskutiert und systematisch erforscht werden, um gezielt Segmente produzieren zu können. Theoriegeleitet wird dieses Projekt von der
Idee, dass die Qualitäten einer Sendung "in den Köpfen der ZuschauerInnen" entsteht, wobei
die Dramaturgie die Rezeption vorstrukturiert. Es werden vier Kriterien für die strukturelle
und systematische Implementierung lernpsychologischer Erkenntnisse in Lernsendungen herausgearbeitet (Personenorientierung, Sachorientierung, Narrationsorientierung, Interaktionsorientierung) und Einstiegsmöglichkeiten, um die Aufmerksamkeit unterschiedlicher Lernender und Zuschauer auf eine Sendung und ihre Thema zu lenken (Kontext durch Erzählung,
Zahlen und Fakten, Logische Probleme, Existenzielle Fragen, Ästhetischer Zugang, Beziehungszugang, "Handlungen" - es geschieht etwas), diskutiert. (RG)
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[197-L] Reichertz, Jo:
Spaß für Millionen: Harald Schmidt und Co. als moderne Hofnarren?, in: Alfred Bellebaum,
Detlef Herbers (Hrsg.): Glücksangebote in der Alltagswelt, Münster: Aschendorff, 2006, S. 45-65,
ISBN: 3-402-00403-8
INHALT: Der Autor widmet sich der Frage, ob die Entertainer von heute ein funktionales Äquivalent zu den Hofnarren im Mittelalter darstellen. Narren standen im frühen wie im späten
Mittelalter Menschen außerhalb der höfischen Ordnung, sie hatten Narrenfreiheit, um mit
Sarkasmus, Hohn und Obszönitäten die Langeweile der Herrschenden zu vertreiben. Die Narren der Neuzeit, die Entertainer, tummeln sich im neuen Leitmedium der Gesellschaft, dem
Fernsehen. Die Entertainer sind für das kleine Glück und die kleinen Fluchten der Zuschauer
zuständig. Sie vertreiben Langeweile, Frustration oder Einsamkeit mit ihrer ausgestrahlten
Heiterkeit. Der Spaß jedoch entfernt die Zuschauer von sich selbst, er dezentriert sie. Als besonderer Großmeister des Entertainments gilt Harald Schmidt. In den Medien wird er gerne
als Hofnarr tituliert, sein Hof jedoch ist der mediale Marktplatz und seine Aufgabe besteht
darin, Passanten mit Hilfe seiner Narretei dazu zu bewegen, ein wenig zu verweilen und die
in seinem Umfeld präsentierten Warenangebote wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Harald Schmidt ist kein Hofnarr, da er zum einen nicht die neuen Herren sondern die Mittelschicht unterhält und zum anderen, weil er auch dann, wenn er kritisiert, seinem Publikum
nach dem Munde spricht. (ICF)
[198-F] Renfordt, Swantje, Dipl.-Politikwiss. (Bearbeitung); Risse, Thomas, Prof.Dr.; Kantner,
Cathleen, Dr. (Leitung):
Auf der Suche nach einer Rolle in der Weltpolitik. Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP/ ESVP) im Lichte massenmedial ausgetragener kollektiver Identitätsdiskurse
INHALT: keine Angaben ZEITRAUM: 1990-2004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Europa, USA
METHODE: Untersuchungsdesign: Trend, Zeitreihe DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse,
standardisiert; Inhaltsanalyse, offen. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Freie Universität Berlin, FB Politik- und Sozialwissenschaften, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft Arbeitsstelle Europäische Integration (Ihnestr. 22, 14195 Berlin)
KONTAKT: Kantner, Cathleen (Tel. 030-8385-2288, e-mail: [email protected])
[199-F] Reynolds, Douglas, M.A. (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr.; Schäbler, Birgit, Prof.Dr.
(Betreuung):
Das Türkeibild in der westdeutschen Presse 1950-1975. Eine inhaltsanalytische Auseinandersetzung mit Perzeptionen und den "Grenzen" des europäischen Kulturraums
INHALT: In Anbetracht der gegenwärtig stattfindenden Debatte über den möglicherweise bevorstehenden EU-Beitritt und der dazu im Oktober 2004 empfohlenen Aufnahme von Beitrittsgesprächen mit der Türkei durch die Europäische Kommission erscheint die Erforschung des
Verhältnisses Europas zur Türkei als ein besonders dringliches Desiderat. Die Perzeption des
Eigenen und des Fremden steht dabei im Vordergrund der zum Teil zugespitzt vorgetragenen
Diskussion in der Öffentlichkeit, denn die kulturellen und religiösen Unterschiede bestim-
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men, zumeist unausgesprochen, auch die gegenwärtige Debatte. Ferner hebt der viel weniger
umstrittene Beitritt des benachbarten Griechenland zur EU die Bedeutung der Perzeption hervor. Denn dieses Land ähnelte durch seine osmanische Vergangenheit vor seinem Beitritt zur
Gemeinschaft im Jahr 1982 - mit der großen Ausnahme der Religion - der Türkei sehr. Griechenland profitierte von seiner christlichen Prägung und seiner Geschichte als "Wiege Europas"; ein Beweis dafür, dass der historische "Kampf der Kulturen" zwischen dem "Abendland" und dem "Orient", dessen moderne Wurzeln im Religionsunterschied lagen, noch immer eine Rolle spielt. Die Geschichte beeinflusst als Sekundärerfahrung stark die aktuellen
Urteile einer Gruppe bzw. Bevölkerung über eine andere im kollektiven Gedächtnis, indem
sie dazu beiträgt, mental maps, Stereotype, Vorurteile oder sogar Feindbilder zu erhalten bzw.
neu zu schaffen. Insofern spielen die heutige kulturelle Prägekraft der (christlichen) Religion
und die aus der ursprünglichen christlich-muslimischen Alteritätskonstruktion geschaffenen
kulturellen Bilder bei der Entscheidung der EU-Staaten weiterhin eine erhebliche Rolle. Eine
Untersuchung des deutschen Türkeibilds im Hinblick auf die Frage der Zugehörigkeit bzw.
Ferne der Türkei gegenüber Europa ist von großer Bedeutung, denn nach Atatürk stellt sich
für den sich rasch vereinigenden Kontinent die unumgängliche Frage nach den Dimensionen
der "europäischen" Türkei. Folglich zielt die Arbeit auf den Wandel und die Beständigkeiten
des westdeutschen Türkeibilds zwischen 1950 und 1975 bzw. dessen Stereotypen, Vorurteile,
Feindbilder und Orientalismus. Ein Vergleich mit dem zeitgenössischen, westdeutschen Griechenlandbild stellt die einzige Möglichkeit dar, dieses Türkeibild im Rahmen des europäischen Kulturkreises durch eine vergleichende Herangehensweise gründlich zu untersuchen,
da Griechenland das "europäische" Land war, das die meisten Ähnlichkeiten mit der Türkei in
diesem Zeitraum aufwies. ZEITRAUM: 1950-1975 GEOGRAPHISCHER RAUM: Deutschland
METHODE: Es ist bei der Nationenbildforschung von erheblicher Bedeutung, die Images, Stereotype und Vorurteile der Medien bzw. der Presse ausfindig zu machen. Die Presse gilt als
einer der wichtigsten Vermittler der Sekundärinformation und Erfahrung. Da ein Nationenbild und seine Komponenten hauptsächlich von der Sekundärerfahrung erschaffen oder geprägt werden, ist die Analyse der Presse unverzichtbar. Dementsprechend ist der Untersuchungsgegenstand eine Auswahl der großen westdeutschen überregionalen Tageszeitungen
(Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Bild).
ART: Dissertation BEGINN: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[200-L] Roither, Michael:
Spotlights eines Indizienprozesses: journalistische Qualität in den Irakkriegsberichten österreichischer Tageszeitungen, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/
2005, Nr. 3, S. 20-34
INHALT: Bezug nehmend auf den Stand der Qualitätsdiskussion im Journalismus und die Diskussion über die Messbarkeit der Qualität wird der Qualitätsbegriff geteilt. Die journalistische
Qualität besteht demnach aus einer 'Basisqualität', die auf einem übergreifenden umfassenden
Katalog professioneller Standards basiert und der 'relational-dynamischen Qualität', die An-
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lass-, Genre- oder Medienspezifika berücksichtigt. Während die relational-dynamische Qualität selbst bei intensivem Methodenmix kaum verbindlich messbar ist, hatte der Autor in einer
in Kürze zu erscheinenden Studie versucht, die Basisqualität in der Berichterstattung zum
Dritten Irak-Krieg in der österreichischen Presse zu messen. Im vorliegenden Beitrag werden
sieben von 28 Kategorien präsentiert, mit denen die Qualität inhaltsanalytisch gemessen wurde: Umfang der Berichterstattung, Darstellungsform, Quellen-Transparenz, -Vielfalt und -Art,
Thematisierung der Quellen, Haltung der Berichterstattung, Trennschärfe und Faktentreue.
Ausgewertet wurden repräsentativ drei Tageszeitungen, "Der Standard" für die Qualitätspresse, "Salzburger Nachrichten" für die Regionalpresse und die "Neue Kronenzeitung" für die
Boulevardpresse. Der Zeitraum war 20. März bis 15. April 2003. (PT)
[201-L] Rössler, Patrick:
Inhaltsanalyse, (UTB basics, 2671), Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 300 S., ISBN: 3-82522671-9
INHALT: Das Lehrbuch wendet sich an Einsteiger in die Inhaltsanalyse ohne besondere Vorkenntnisse und gibt eine praxisnahe Einführung in die standardisierte, quantitative Inhaltsanalyse von Medienberichterstattung. Anhand von konkreten Fallbeispielen wird versucht, das
Interesse von Studierenden der Kommunikationswissenschaft und angrenzender Disziplinen
für die Logik und praktische Anwendung dieser Methode zu wecken. Durch die Entwicklung
von Lösungsstrategien für ein vorgegebenes Problem soll der Leser darüber hinaus für die
Möglichkeiten und Grenzen der systematischen Analyse von Medienangeboten sensibilisiert
werden. Diese Orientierung am unmittelbaren Forschungsalltag ermöglicht den Anwendern
einen raschen Zugang zum Wesen inhaltsanalytischer Verfahren und regt sie zu einer intensiveren Beschäftigung an. Da der Schwerpunkt des Lehrbuchs eher auf dem praktischen Nutzwert liegt, rücken die wissenschaftstheoretischen und konzeptionellen Komponenten der Inhaltsanalyse zwangsläufig in den Hintergrund. Das Lehrbuch gliedert sich in 13 Kapitel, was
etwa der Anzahl inhaltlicher Sitzungen pro Semester in einer grundlegenden Lehrveranstaltung entspricht. Auf diese Einführung kann dann eine intensivere Behandlung der Inhaltsanalyse, z.B. in Vertiefungskursen oder Projektarbeiten, aufbauen. (ICI2)
[202-L] Rossmann, Constanze; Brosius, Hans-Bernd:
Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan?: zur Darstellung und Wirkung von Schönheitsoperationen im Fernsehen, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 53/2005, Nr. 4,
S. 507-532 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Schönheitsoperationen stehen seit mehreren Jahren im öffentlichen Interesse. Die Zahl
der Eingriffe hat deutlich zugenommen und mit der zunehmenden Berichterstattung des Fernsehens eine öffentliche Debatte über Schönheitsoperationen entfacht. Von der Kultivierungshypothese ausgehend untersucht die vorliegende Studie in einem Mehrmethodendesign, welches Bild die Boulevardformate des Fernsehens (v.a. Magazinsendungen und Reality-Soaps)
von Schönheitsoperationen zeichnen (quantitative Inhaltsanalyse) und welchen Einfluss diese
auf Realitätswahrnehmung, Einstellung und Handlungsbereitschaft der Zuschauer haben (Befragung, Laborexperiment). So zeigt sich, dass die Medienrealität bei Schönheitsoperationen
deutlich von der tatsächlichen Realität abweicht, vor allem was Brustvergrößerungen betrifft.
Dabei zeichnet das Fernsehen insgesamt ein positives Bild. Schöne Menschen wie du und ich
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werden noch schöner. Sowohl Experiment als auch Befragung zeigen, dass dies die Wahrnehmung von Schönheitsoperationen beeinflusst. Auf der Einstellungsebene sind nur bei den
Vielsehern der Reality-Soap 'Beautyklinik' signifikante Zusammenhänge zu beobachten: Je
mehr die Befragten die Sendung sahen, desto positiver standen sie Schönheitsoperationen gegenüber und desto eher waren sie selbst bereit, sich einer solchen Operation zu unterziehen."
(Autorenreferat)
[203-F] Roth, Judith (Bearbeitung):
Internetstrategien von Lokal- und Regionalzeitungen. Eine Angebotsanalyse mithilfe der
Methode der Autopsie
INHALT: Die Studie analysiert vor einem medienökonomischen Hintergrund das sichtbare Engagement der lokalen und regionalen Tageszeitungsverlage in Deutschland. Sie untersucht die
Webangebote von Lokal- und Regionalzeitungen. Dabei baut sie auf eine Vorgängerstudie
aus dem Jahr 2000 auf, welche darauf fokussierte, publizistische Konzepte von Onlinezeitungen herauszuarbeiten. Die damals getroffene Kategorisierung wurde einer Prüfung unterzogen, zudem wurden die Analyseebenen erweitert. Die Studie fragt vor dem Hintergrund eines
durch Überproduktion gekennzeichneten Informationsmarktes, nach den Strategien von Tageszeitungsverlagen zur Aufmerksamkeitsgewinnung, -sicherung und -lenkung. Aufmerksamkeit - dies ist eine der Hauptannahmen der Ausarbeitung - ist das Gut, welches Medienunternehmen und damit auch Tageszeitungen bewirtschaften. Der publizistische Markt, der sich
durch zunehmende Vervielfältigung von Informationen auszeichnet, ist ein Aufmerksamkeitsmarkt. Nur wenn Zeitungen in diesem erfolgreich sind, sind sie es auch wirtschaftlich:
Tageszeitungsverlage tauschen die Aufmerksamkeit, die sie seitens der Rezipienten erhalten
(Auflage), bei der werbetreibenden Wirtschaft gegen Geld. Dieses Geschäftsmodell der Zeitung ist nicht neu. Vor dem Hintergrund, dass es zunehmend schwieriger wird, die Aufmerksamkeit von Rezipienten zu gewinnen (da viele Anbieter gleichermaßen dies versuchen und
Aufmerksamkeit nicht beliebig - im Gegensatz zu Informationen - steigerbar ist), gewinnt die
Beachtung des publizistischen Marktes als Aufmerksamkeitsmarkt an Bedeutung. Medienunternehmen müssen Strategien entwickeln, die die Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten zu sichern vermögen. Aufmerksamkeit ist eine ökonomische Größe. Zentrale Forschungsfrage:
Welche Strategien verwenden Tageszeitungsverlage, um die Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten zu gewinnen, zu sichern und weiterzulenken? Als Analyseraster dienen drei Ebenen: Die
Mikroebene beschäftigt sich mit der Typographie von Onlinezeitungen, die Mesoebene fragt
nach publizistischen Konzepten dieser und die Makroebene erörtert, wie innerhalb der Verlagskette Aufmerksamkeit gezielt weitergelenkt wird. Der Analyse der Onlinezeitungen wurde eine Auswertung der Printprodukte (Stichprobe: n=34) zur Seite gestellt - dadurch war es
möglich, Strategien innerhalb der Zeitungsproduktion ganzheitlich zu betrachten. Zentrales
Ergebnis der Studie: Lokale/ regionale Tageszeitungsverlage setzen wie im Printbereich Online auch auf das Regionale. Das Regionale ist das Elixier im Zutatentopf von Onlinezeitungen. Nicht nur, dass regionale Inhalte den am häufigsten publizierten Inhalt darstellen. Auch
mittels der Veröffentlichungsposition (z.B. im oberen Sichtbereich des Bildschirms) werden
Inhalte gewichtet: Das Regionale steht mehrheitlich am Bildschirmkopf. Darüber hinaus werden Zusatzinformationen gesammelt, die regionaler Art sind (z.B. regionale Verlinkungen,
Informationen über Städte etc.). Publizistische Konzepte, die das Regionale betonen, wurden
im Jahr 2002 bevorzugt umgesetzt. Mit der Ausrichtung des Onlineangebots als Medium der
lokalen Kommunikation erarbeiten sich Tageszeitungsverlage ein Alleinstellungsmerkmal.
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Denn auch in Zeiten, in welchen Informationen nicht mehr knapp sind, da Inhalte der öff.
Kommunikation durch vielfältige Verbreitungsmittel und -akteure her- und bereitgestellt
werden, sind Regionalinformationen dennoch ein Gut, welches nicht über die Maßen publiziert wird. In diesem Bereich sind Tageszeitungsverlage mehrheitlich Monopolisten. Hier besitzen sie ihre Kompetenz. Mit der Schwerpunktsetzung auf das Regionale wird abschließend
als Handlungsempfehlung für die Praxis formuliert, die Bedürfnisse der Rezipienten in diesem Bereich stärker als bisher zu beachten. In Zeiten der medialen Überproduktion sind sie
die Anbieter des knappen Guts (Aufmerksamkeit) und entscheiden damit mit über den Markterfolg und daraus resultierend nicht zuletzt auch über die Zukunft der Tageszeitung.
METHODE: Untersuchungsmethode: Als Methode zur Datenerhebung diente die Methode der
Autopsie. Sie wird in der vorgelegten Dissertation vorgestellt als Verfahren zur Analyse von
Webseiten. Mittels der gewählten und entwickelten Methode grenzt sich die Studie von anderen Untersuchungen ab. Sie richtet den Blick auf die Onlinezeitungen selbst und ermöglicht
es, mittels einer Strukturanalyse auf verfolgte Strategien der Verlagshäuser zu schließen. Das
Verfahren der Befragung - die Alternative im Methodeninstrumentarium - ist als für das verfolgte Ziel des Herausarbeitens von Verlagsstrategien als weniger geeignet eingestuft worden.
Tageszeitungsverlage, dies haben Studienergebnisse gezeigt, befinden sich in einer Situation,
in der sie sehr intuitiv - "aus dem Bauch heraus" - handeln. Insofern gelingt es mittels einer
Befragung nicht, tatsächlich verfolgte Strategien ganzheitlich und detailliert abzufragen. Verlage selbst tun sich schwer, diese zu artikulieren. Vor diesem Hintergrund war die Entwicklung eines neuen Verfahrens zweckmäßig. Die Methode der Autopsie wird als Variante der
klassischen Inhaltsanalyse vorgestellt.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Hochschule Bremen, FB 08 Sozialwesen (Neustadtswall 30, 28199 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0421-5905-3187, e-mail: [email protected])
[204-L] Rozanova, Julia:
Portrayals of corporate social responsibility: a comparative analysis of a Russian and a Canadian newspaper, in: Journal for East European Management Studies, Vol. 11/2006, No. 1, S.
48-71
INHALT: "Die Öffentlichkeit hört über die soziale Rolle der Aktiengesellschaften aus den Medien, es wurden jedoch nur wenige Forschungen im Bereich der Darstellung durch die Medien durchgeführt, insbesondere in ehemalig kommunistischen Ländern. Analysen enthüllten
dass in Russland und Kanada die soziale Verantwortung Aufgabe der Unternehmen, des Staates und der Zivilgesellschaft war. Es gab Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den
Typen der sozialen Betätigung. Der Einfluss des Staates wurde in den russischen Artikeln betont, wohingegen die kanadischen Artikel die Rolle der Zivilgesellschaft hervorhoben. Der
Aufsatz platziert die Ergebnisse im theoretischen Kontext der sozialen Rollen von Unternehmen und weist auf weitere Forschungen in der Medienrepräsentation von sozialer Verantwortung von Aktiengesellschaften hin." (Autorenreferat)
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[205-L] Schmidt-Kaehler, Sebastian:
Patienteninformation und -beratung im Internet: Transfer medientheoretischer Überlegungen auf ein expandierendes Praxisfeld, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg.
53/2005, Nr. 4, S. 471-485 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Die Bedeutung des Internets im Handlungsfeld der medialen Patienten- und Verbraucherberatung ist in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen. Ein Transfer der medientheoretischen Diskussion über die neuen Medien auf die Kommunikationsaufgaben der Patientenberatung unterstreicht dabei den zukünftigen Stellenwert dieser Angebote und verdeutlicht ideale Einsatzgebiete. Wenn auch die textgebundene Online-Kommunikation ohne Signale wie Stimmlage, Geruch oder Körpersprache auskommen muss, so liegen entscheidende
Vorteile in der Möglichkeit der anonymen und niederschwelligen Kontaktaufnahme, der Kontrolle über den Informationsaustausch und der sozialen Vernetzung. So lassen sich gerade im
Gesundheitswesen neue Zielgruppen erschließen, und der Zeitpunkt der Kontaktaufnahme
zum Hilfesystem kann nach vorne verlagert werden. Die Interaktivität, die multimediale Angebotsform, das digitale Datenformat, der Informationspluralismus und die besondere Nutzerorientierung des Internets bilden weitere Potenziale, die besonders für die Patienteninformation und -beratung neue Möglichkeiten schaffen." (Autorenreferat)"
[206-L] Schulz, Peter J.; Haes, Joachim; Vergoni, Lea; Tomada, Angelo:
Organspende im Spiegel der Schweizer Medien, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 1,
S. 57-62
INHALT: Obwohl Umfragen bestätigten, dass in der Schweiz keine grundsätzlich ablehnende
Haltung gegenüber den Organspenden besteht, ist nur ein relativ kleiner Teil der schweizerischen Bevölkerung im Besitz eines Spenderausweises. Einzig im Kanton Tessin wurde eine
vergleichsweise hohe Spendenbereitschaft ermittelt. Mit einer quantitativen Inhaltsanalyse
der Berichterstattung über Organspenden in der Schweizer Presse zwischen 1999 und 2003
haben die Autoren untersucht, ob die Unterschiede in der Spendenbereitschaft mit unterschiedlich intensiver Berichterstattung im Zusammenhang stehen. Im Beitrag wird die Studie
vorgestellt, die sich auf 15 Blätter erstreckte. Die Ergebnisse der Untersuchung haben gezeigt,
dass die Ausgangsannahme, dass unterschiedliche Organspendenzahlen für die deutsche,
französische und italienische Schweiz zumindest teilweise auf unterschiedlich häufiger und
ausführlicher Berichterstattung der Medien beruhen, nicht bestätigt wurde. (PT)
[207-L] Schuster, Katrin:
Big Brother forever: Anmerkungen zur sechsten Staffel des Reality-Formats, in: Medien und
Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 3, S. 45-49
INHALT: "Das Format 'Big Brother' ordnet sich ein in die so genannten Doku-Formate, die alle
seit längerem einer zunehmenden Fiktionalisierung unterliegen. Bei 'Big Brother' lässt sich
diese Fiktionalisierung als Privatisierung erkennen, die die Teilnehmer weitgehend sexualisiert und zugleich die öffentliche Gesetzgebung unterläuft, da im 'Dorf' ausschließlich willkürliche und teilweise gar nicht erst mitgeteilte Regeln und Vorschriften Geltung beanspruchen." In ihrem Beitrag stellt die Autorin die Verhältnisse im 'Big Brother'-Dorf vor und stellt
fest, dass dieser eigene Ort eher ein Un-Ort ist, "eine Utopie einer privatistischen unpoliti-
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schen, zunehmend sexualisierten, von willkürlichen Regeln und nicht allgemeingültigen Gesetzen beherrschten Gesellschaft. Das ist keine Idylle, sondern der Albtraum von der schönen
neuen Welt. Vielleicht sinkt deshalb dessen Quote gerade." (PT2)
[208-L] Schwier, Jürgen; Leggewie, Claus (Hrsg.):
Wettbewerbsspiele: die Inszenierung von Sport und Politik in den Medien, (Interaktiva Schriftenreihe des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI), Gießen, Bd. 3), Frankfurt am
Main: Campus Verl. 2006, 188 S., ISBN: 3-593-38032-3
INHALT: "Politik und Sport sind die Themen schlechthin in den Massenmedien. Ob Bundestagswahl oder Fußball-WM - beide Ereignisse beherrschen den Blätterwald und die Fernsehbilder über Wochen. Sie stellen beide einen Wettbewerb dar, der jeweils mit ähnlichen Mitteln in Szene gesetzt wird - als Drama und Spektakel, mit den Mitteln der Emotionalisierung
und Personalisierung. In diesem Band werden Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen den massenmedialen Inszenierungen von Sport und Politik erörtert und man staunt darüber, wie sich die Bilder gleichen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis:
Jürgen Schwier und Claus Leggewie:: Medienfußball und Medienpolitik - Zwei Seiten einer
Medaille? (7-19); Mathias Mertens: 'Der Rummel wuchs und kumulierte' - Über den Prozess
des Medienereignisses (20-41); Thorsten Schauerte: Kanzler oder Kaiser - Hauptsache investigativ! Ein Strukturvergleich zwischen den Mustern der Medienberichterstattung über politische Ereignisse und Sportereignisse (42-63); Eike Hebecker : Die Fußball-Politik-Analogie
-Vorschläge für ein Forschungsprogramm (64-78); Jürgen Schwier: Die Welt zu Gast bei
Freunden - Fußball, nationale Identität und der Standort Deutschland (79-104); Claus Leggewie: 'Marke Deutschland' - Sport als Medium kollektiver Identität im Globalisierungsprozess
(105-119); Christoph Bieber: Seitenwechsel - Experten und Karrieren zwischen Fußball, Politik und Medien (120-146); Thomas Bruns und Thomas Schierl: Prominenzierungsstrategien
bei Politikern und Sportlern (147-169); Oliver Fritsch: Klinsmann und Kirchhof - zwei Reformer im Regen Betrachtungen eines Zeitungslesers (170-180); Claus Leggewie und Daniel
Cohn-Bendit: Man muss die Sportler vor dem Sportsystem retten - Ein Gespräch (181-185).
[209-L] Sjöberg, Ulrika:
"It took time to understand Greek newspapers": the media experience of Swedish women in
Greece, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006,
Nr. 2, S. 173-192 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit den Medienerfahrungen von zehn schwedischen Frauen,
die in Griechenland leben. Dabei geht es in erster Linie um die Beziehung zwischen Medienerfahrung und Kultur. Zu diesem Zwecke wurde speziell die Nutzung griechischer Medien in
den ersten Jahren in Griechenland als ein Weg, eine neue Kultur kennen zu lernen, unter die
Lupe genommen sowie die Art und Weise, wie schwedische Medien weiterhin genutzt werden, um die Verbindung mit der schwedischen Kultur und Gesellschaft aufrecht zu erhalten.
Dabei geht es auch um den Mediengebrauch der Kinder und wie die Frauen die Bedeutung
der Medien bei dem Versuch bewerten, ihre Kinder in die schwedische Sprache und Kultur
einzuführen. Die Rolle der Kultur für die Medienerfahrungen der Frauen zeigt sich auch daran, wie sie die Inhalte griechischer Medien beurteilen. Dies wird im Hinblick auf Gewaltdar-
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stellungen, sensationslüsterne Nachrichten, den Wettbewerb zwischen öffentlich-rechtlichen
und kommerziellen Kanälen und die Rolle der Frau diskutiert. (UNübers.)
[210-F] Smyshliaeva, Maria (Bearbeitung); Ebert, Christa, Prof.Dr. (Betreuung):
Werte im Wandel. Begriffe "Geld", "Erfolg", "Unternehmer" in der russischen Presse der
Transformationszeit
INHALT: Der gesamtgesellschaftliche Umbruchsprozess in Russland und in ganz Osteuropa hat
nicht nur das alltägliche Leben der Bevölkerung tiefgreifend beeinflusst, sondern auch einen
fundamentalen kulturellen Wertewandel zur Folge. Besonders auffällig sind diese Veränderungen im Bereich der ökonomischen Wertvorstellungen. Begriffe wie "Geld", "Erfolg", "Unternehmertum" erleben eine Konjunktur, weil sie in der sich entwickelnden kapitalistischen
Gesellschaft wichtig werden, zugleich werden sie zum Gegenstand der Kontroverse: in ihnen
prallen alte und neue Ansichten aufeinander. Das Ziel der Arbeit besteht darin, den Wertewandel und damit verbundenen Wandel im Verständnis von Begriffen wie "Geld", "Erfolg",
"Unternehmertum" in der Transformationszeit mit Hilfe von Text- und Diskursanalyse zu untersuchen. Zu erforschen wäre, wie sich die Wertvorstellungen und Verhaltensmuster geändert haben, inwieweit sie im Konflikt mit den alten Orientierungen stehen, wie die neuen politischen und wirtschaftlichen Kräfte mit neuen Begriffen operieren oder sie neu definieren?
ZEITRAUM: 1985/86, 1991, 1998, 2000 GEOGRAPHISCHER RAUM: Osteuropa, insb.
Russland
METHODE: Das allgemein methodische Konzept, das hinter diesen Fragestellungen steht, ist die
Text- und Diskursanalyse (diskurstheoretische Ansätze von Link (1990), Maas (1984) und
Jäger (1993, 1994). Diese Ansätze sind für die Untersuchung von Pressetexten deshalb besonders geeignet, weil sie erlauben, den Wertewandel als kulturgeschichtliches und sozialpolitisches Zeitphänomen aus dem Leitdiskurs zu rekonstruieren und gesellschaftlichen Zusammenhänge, die die Inhalte und den Gebrauch der ökonomischen Begriffe prägen, zu erfassen. Es werden die Texte aus den überregionalen, meinungsbildenden russischen Zeitungen (Nezavisimaja Gazeta, Izvestija, Moskovskije Novosti, Kommersant, Ogonek) untersucht. Diese Blätter bieten ein breites Informationsangebot auf relativ hohem journalistischen
Niveau. Als Untersuchungszeitraum sind vor allem die jeweils relevanten Phasen der Transformation vorgesehen: Die Jahre 1985/86 (Perestroika), 1991 (Putsch), 1998 (Börsenkrach),
2000 (Machtwechsel).
ART: Dissertation; gefördert ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER:
Land Brandenburg
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für
Literaturwissenschaft, insb. osteuropäische Literaturen (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an
der Oder)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0335-5534-2835, e-mail: [email protected])
[211-L] Tebert, Miriam; Gierse, Christine:
Ein Qualitäts-Controlling für Das Erste: Ergebnisse eines Pilotprojekts, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 1, S. 23-31 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/01-2006_
tebert.pdf?foid=16401)
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INHALT: "'Quote' kann für öffentlich-rechtliche Fernsehanbieter als Kriterium der Programmgestaltung niemals ausreichen. Vielmehr geht es bei der Umsetzung ihres Programmauftrags um
die Balance von Qualität und Akzeptanz. Was aber macht Programmqualität aus? Welche
Ziele setzen sich öffentlichrechtliche Fernsehmacher? Werden diese Ziele erreicht? Wie sehen die Zuschauer das Programm und welche Erwartungen haben sie? Beantwortet werden
können diese Fragen zur Programmqualität nur durch ein systematisches, kontinuierliches
Verfahren, das zu messbaren Qualitätskriterien führt. Innerhalb der ARD haben bereits mehrere Anstalten ein standardisiertes Verfahren eingeführt. Im Rahmen eines Pilotprojektes
wurde nunmehr ein Instrument zur Erfassung der Programmqualität für die Sendungen im
Ersten getestet. Untersucht wurden im Rahmen des Pilotprojektes drei Sendeplätze: 'Plusminus' (Dienstag, 21.55 Uhr), Kulturmagazine (Sonntag, 23.00 Uhr) und Politikmagazine (Donnerstag, 21.45 Uhr). Das Controlling-Konzept sieht vor, zunächst in Zielvereinbarungsgesprächen allgemeine und sendungsspezifische Qualitätskriterien für jeden einzelnen Sendeplatz festzulegen, durch Analyse der Marktanteilsentwicklung und der Konkurrenzprogramme realistische Akzeptanzziele zu entwickeln, Kriterien für Themenwahl, Moderation, Gestaltung und Design zu beschließen und schließlich Qualitätsziele für den Beitrag der Sendeplätze zur Reputation des Ersten zu definieren. Beim Akzeptanz-Controlling zeigt sich, dass
der quantitative Erfolg einer Sendung nicht nur von sendungsspezifischen Faktoren, sondern
stark von externen Faktoren (vorher laufendes Programm, Audience Flow, Programmierung
in konkurrierenden Sendern) abhängig ist und Akzeptanz deshalb niemals als Indikator für
Qualität ausreichen kann. Die Qualitätsziele wurden durch eine Zuschauerbefragung überprüft. Zu jedem der drei untersuchten Sendeplätze wurden zwischen April und Juni 2005 zuvor rekrutierte Zuschauer jeweils direkt im Anschluss an die Sendung telefonisch befragt. So
konnte die Zustimmung der Zuschauer zu den Qualitätskriterien erfasst und Qualitätsprofile
für jeden Sendeplatz erstellt werden, die wiederum Hinweise für die weitere Optimierung geben." (Autorenreferat)
[212-L] Thomas, Tanja:
"An deiner Persönlichkeit musst du noch ein bisschen arbeiten": Plädoyer für eine gesellschaftskritische Analyse medialer Unterhaltungsangebote, in: tv diskurs : Verantwortung in
audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 38-43
INHALT: Die Autorin untersucht in ihrem Beitrag das Lebens- und Leistungskonzept, das in
Castingshows wie "Deutschland sucht den Superstar" oder "Popstars - das Duell" vermittelt
wird. In ihrer Analyse geht sie den Homologien, strukturellen Ähnlichkeiten und Differenzen
im Medienangebot, Mediengebrauch und gesellschaftlichen Formationen nach, in die Identitäten eingebunden sind. Dabei werden die Veränderungen im Medienangebot als ein Prozess
verstanden, der zusammenfällt mit Veränderungen sozialer Lebensbedingungen und Alltagserfahrungen, aber auch mit unterschiedlichen sozialen Kompetenzen, die durch Selbstsozialisation im Gebrauch der medienbezogenen Kommunikation entstehen und in Alltagspraxen
aktualisiert und reproduziert werden können. Im einzelnen wird dargelegt, wie die Ökonomisierung, die alle Lebensbereiche erreicht hat, in den Castingshows Eingang findet. (PT)
[213-L] Thussu, Daya Kishan:
Selling neo-imperial conflicts: television and US public diplomacy, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 3, S. 67-76
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INHALT: Der Beitrag untersucht die Darstellung der militärischen Interventionen im US-Fernsehen nach dem Ende des Kalten Krieges und stellt sie in den Zusammenhang mit den neoimperialistischen Bestrebungen der amerikanischen Regierung. Es zeigt sich, dass die von
den USA dominierten globalen Nachrichtensender in ihrer Berichterstattung im Prinzip den
Vorgaben der außenpolitischen Agenda folgen. Die Mittel sind: Abhängigkeit von den Informationsquellen, Desinformation und gleichzeitige Überflutung mit Informationen, Geschichten über angebliche oder übertriebene Bedrohungen und Grausamkeiten, journalistischer Hurra-Patriotismus und die strategische Einbeziehung der Unterhaltungsindustrie. (PT)
[214-L] Trepte, Sabine; Baumann, Eva; Hautzinger, Nina; Siegert, Gabriele:
Qualität gesundheitsbezogener Online-Angebote aus Sicht von Usern und Experten, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 53/2005, Nr. 4, S. 486-506 (Standort: UuStB Köln (38)FHM AP11550)
INHALT: "In der Gesundheitskommunikation wird dem Internet eine zunehmend wichtige Rolle
zugeschrieben. Dabei ist aufgrund der Vielfalt an verfügbaren Inhalten, mangelnder Qualitätsstandards und der geringen formalen Expertise der User die Qualitätsbeurteilung von zenraler Bedeutung. Im Rahmen des Artikels werden zunächst Qualitätsdimensionen aus vorhergehenden Studien aggregiert und daraufhin die Bewertung und Vorhersagekraft der drei ausgewählten Kriterien Inhaltsqualität, Darstellungsqualität und technische Qualität im Rahmen
zweier Studien analysiert. Dazu wurden 101 User im Labor zu drei deutschsprachigen kommerziellen Gesundheitsportalen befragt. Es zeigt sich, dass User ihren ersten Eindruck einer
Webseite nach einer gezielten Informationssuche (zu den Krankheiten Bandscheibenvorfall,
Depression, Diabetes) spezifizieren. Als wichtige Prädiktoren für die Gesamtbewertung und
Weiternutzung einer Webseite können die korrekte Darstellung der Krankheitsentstehung, die
Vollständigkeit der dargestellten Inhalte und die übersichtliche Navigation auf der Webseite
gelten. Die ergänzende Studie, in der sieben Experten zur Inhaltsqualität der Webseiten befragt wurden, stellte eine große Übereinstimmung von User- und Expertenurteilen heraus."
(Autorenreferat)
[215-L] Vasterman, Peter L.M.:
Media-hype: self-reinforcing news waves, journalistic standards and the construction of
social problems, in: European journal of communication, Vol. 20/2005, Nr. 4, S. 508-530 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/20/4/508)
INHALT: Nachrichten scheinen oft ein Eigenleben zu entwickeln und dabei entstehen riesige
Nachrichtenwellen über eine bestimmte Story oder ein bestimmtes Thema. Für diese Art von
sich selbst aufblasender Medienberichterstattung hat sich in der populären Debatte der Begriff
"Medienhype" eingebürgert, der als theoretisches Konzept aber nie Eingang in den wissenschaftlichen Diskurs gefunden hat, hauptsächlich wegen seiner impliziten Werturteile. Wenn
man jedoch Kriterien wie "Übertreibung" und "Verzerrung" einschließt und sich auf den
Verstärkungs- und Vergrößerungsprozess im Laufe dieser durch die Medien ausgelösten
Nachrichtenwellen konzentriert, kann der Ansatz sich als wertvolles Forschungsinstrument
erweisen. Der Beitrag entwickelt einen theoretischen Bezugsrahmen für Medienhype, nicht
nur um die besondere Dynamik des Medienhype zu analysieren, sondern auch um sich mit
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der Rolle die er beim Prozess des Framing und der sozialen Verstärkung spielt. Mittels einer
Inhaltsanalyse der Medienberichterstattung über "sinnlose" Straßengewalt in den Niederlanden wird versucht, die Konsequenzen des Medienhype für die Rolle, die Medien in der Gesellschaft spielen, zu evaluieren. (UNübers.)
[216-L] Vettehen, Paul Hendriks; Nuijten, Koos; Beentjes, Johannes W.J.:
Sensationalism in Dutch current affairs programmes 1992-2001, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 2, S. 227-237 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/2/227)
INHALT: Sowohl Medienkritiker als auch Wissenschaftler stellen häufig die Behauptung auf,
dass der wachsende Wettbewerbsdruck auf dem Nachrichtenmarkt Journalisten dazu bringt,
ihren Stories einen sensationellen Anstrich zu geben. Ausgehend von dieser Hypothese untersucht der Beitrag, ob sich das Sensationsniveau von drei holländischen aktuellen politischen
Programmen verändert hat, nachdem diese 1996 als Teil einer Strategie, sich innerhalb des
wachsenden Wettbewerbs zu behaupten, zusammengelegt wurden. Eine Inhaltsanalyse dieser
drei Programme zeigt für die Jahrgänge 1992 und 2001 einen partiellen Trend in Richtung eines größeren Einsatzes sensationeller Stilmittel. (UNübers.)
[217-L] Wessler, Hartmut:
Investigating dialogue comparatively: applying the normative model of public deliberation in
comparative media content research, (CIS-IUB Working Papers), Bremen 2005, 29 S. (Graue
Literatur; URL: http://webedit.iu-bremen.de/imperia/md/content/groups/schools/shss/research/cis/
wessler_investigating_dialogue_comparatively2.pdf)
INHALT: "This paper reviews recent research that uses a normative model of public deliberation
in the comparative empirical analysis of mass media content. A twofold relationship exists
between normative claims and empirical knowledge, with normative claims serving as a heuristic for more comprehensive empirical studies and empirical knowledge serving to better
understand the nature of obstacles to the realization of the norm. It is then shown that deliberativeness is most likely to be realized in countries characterized by the absence of extreme
forms of clientelism and ideological polarization. Finally, it is argued that the operationalization of deliberativeness must take into account apparent differences in the cultures of journalism. A proposal is developed for measuring deliberativeness of print media content in different cultural contexts, based on Hallin and Mancini's recent distinction between a Liberal, a
Democratic Corporatist and a Polarized Pluralist model of the relationship between media and
politics." (author's abstract)
[218-L] Wiesner, Achim; Nonhoff, Martin:
Das kurze Leben einer Reformvokabel?, in: ZeS-Report, Jg. 10/2005, Nr. 2, S. 9-12 (Standort:
USB Köln(38)-XG8621; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.zes.uni-bremen.de/)
INHALT: Die Autoren untersuchen die Verwendung des Begriffs der Eigenverantwortung im
wohlfahrtsstaatlichen Diskurs in Deutschland, wozu sie Texte der "Süddeutschen Zeitung"
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aus den Jahren 1995 bis 2004 auswerten. Darüber hinaus gehen sie kurz auf den jüngsten
Wahlkampf 2005 und den Regierungswechsel ein. Im Mittelpunkt stehen folgende Fragen:
Wird die sozialpolitische Leitvokabel seit 1995 häufiger verwendet? Macht sie Karriere und
unterliegt bestimmten Konjunkturen? Wer verwendet sie und wer agiert als Diskursunternehmer? Und schließlich im Hinblick auf CDU und SPD: Eignet sich der Begriff für eine
große Diskurskoalition? Das Ergebnis der Analyse fällt eher skeptisch aus und legt die These
eines langsamen Absterbens des Begriffs der Eigenverantwortung nahe. Obwohl eine zunehmende Verwendung der Vokabel im Zeitverlauf konstatiert werden konnte, deutet sich im
Jahr 2005 eine andere Entwicklung an. Bislang ist es weder SPD noch Union gelungen, Eigenverantwortung normativ positiv zu konnotieren und man darf gespannt sein, wer den sich
vorsichtig öffnenden Raum für neue sozialpolitische Zentralbegriffe besetzen kann. (ICI2)
[219-F] Wimmel, Andreas (Bearbeitung); Peters, Bernhard, Prof.Dr.phil. (Leitung):
Die Konstitution transnationaler Diskurse in der europäischen Medienöffentlichkeit, untersucht am Beispiel der öffentlichen Debatte zu einem eventuellen EU-Beitritt der Türkei in
deutschen, französischen und britischen Qualitätszeitungen
INHALT: In der Debatte um die normative Notwendigkeit einer "Europäischen Öffentlichkeit"
besteht gerade aus demokratietheoretischer Perspektive weitgehende Übereinstimmung darüber, dass fortschreitende Integrationsprozesse auf europäischer Ebene angemessene Formen
politischer Öffentlichkeit erfordern. Gerade die Konstituierung europäisierter Medienöffentlichkeiten gilt gemeinhin als eine der wichtigsten Vorbedingungen für demokratisches Regieren jenseits nationalstaatlicher Grenzen in Europa, denn wie sonst sollten sich die europäischen Bürger aktiv an politischen Prozessen beteiligen und zu wohlbegründeten kollektiven
Entscheidungen gelangen, wenn sie nicht die Chance bekommen, sich über ihre gemeinsamen
Angelegenheiten zu informieren. Ob die Europäische Union gemäß der gängigen These tatsächlich unter einem Öffentlichkeitsdefizit leidet, ob also die Europäisierung öffentlicher
Kommunikation der kontinuierlichen Europäisierung politischer Entscheidungskompetenzen
nicht ausreichend nachgekommen ist, hängt maßgeblich von den jeweils angelegten normativen Standards, den jeweiligen Untersuchungsgegenständen und den angewendeten Analysemethoden ab, die in der Forschung häufig stark variieren. So herrscht noch immer eine kaum
überschaubare Verwirrung darüber, was eine transnationale europäische Medienöffentlichkeit
eigentlich ist, welche inhaltlichen Qualitäten sie auszeichnen sollten, und inwieweit sich die
beobachtbare Realität diesen Idealvorstellungen heute angenähert hat. An diesen Erkenntnislücken setzte die Dissertation, die sich in ein theoretisches, methodisches und empirisches
Kapitel untergliedert, an. Zunächst ging es darum, intersubjektiv überzeugende Argumente zu
finden, ob und warum eine transnationale europäische Diskursöffentlichkeit als normativ
wertvoll erscheint, dann wurde eine verlässliche Methodik erarbeitet, mit der sich die zuvor
entwickelten Standards an der massenmedialen Wirklichkeit analysieren ließen. Abschließend
wurde das Ziel verfolgt, mit dieser methodischen Anleitung erste empirische Evidenzen zu
der öffentlichen Debatte anlässlich des türkischen EU-Beitrittsgesuchs in Deutschland, Frankreich und Großbritannien anzureichern. GEOGRAPHISCHER RAUM: EU
ART: keine Angabe BEGINN: 2000-01 ENDE: 2004-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 08 Sozialwissenschaften, Institut für Interkulturelle und
Internationale Studien -InIIS- (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-8718, e-mail: [email protected])
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[220-F] Yesilbas, Elif, Dipl.-Psych. (Bearbeitung); Funke, Hajo, Prof.Dr.; Hafez, Kai, Prof.Dr.
(Betreuung):
Die politische und psychologische Präsentation des 11. September in deutschen und türkischen Printmedien
INHALT: In der geplanten Untersuchung werden jeweils fünf Printmedien aus Deutschland und
der Türkei über den 11.9.2001 unter methodischer Anwendung der Grounded Theory an drei
unterschiedlichen Zeitpunkten einer qualitativen Analyse unterzogen. Das Erkenntnisinteresse dieser Studie besteht darin, am Beispiel von zwei soziokulturell unterschiedlichen Ländern
die Relevanz der Mythen in den öffentlichen Diskursen herauszuarbeiten, um die öffentliche
Meinungsbildung vor medialen Verzerrungen zu schützen. Im Sinne der Grounded Theory
und in Anlehnung am Großgruppenidentitätskonzept von Volkan (1988, 1999) wird als sensibilisierendes Konzept angenommen, dass die Anschläge in den Printmedien der beiden Länder eventuell auf eigenes Land fokussiert dekontextualisiert werden. Das kann zu einer folgenfixierten Präsentation führen, und damit die reale Bedeutung der Ereignisse verdecken
sowie die Ursachenanalyse hindern. Das könnte zur weiteren Verschärfung schon vorhandener Polarisierungen führen. Durch diese Studie erfasste Wissen soll bei der Herausarbeitung
der Strategien zur Vorbeugung der Polarisierungen und Diskriminierungen in der Bevölkerung beitragen und insbesondere in der Politikberatung Einsatz finden. Die Arbeit hat auch
den Zweck "den subjektiven und psychologischen Teil der politischen Wirklichkeit realitätsangemessener" darzustellen (Wirth, H. J. 2002, S. 348). Ferner hat die Suche nach der Rolle
der Darstellung bzw. Reaktivierung von kollektiven Mythen das Ziel, jeder interessierten Person/ Gruppe ein Werkzeug zum kritischen Lesen der Informationen zu liefern. Der Vergleich
zwischen Deutschland und der Türkei hat aufgrund der Einwanderung eine besondere Relevanz. Auf der gesellschaftlichen Ebene kann das Aufdecken der gemeinsamen und durch die
Medien reaktivierten Traumata eine Chance für ein Aufeinanderzugehen ermöglichen. Insofern soll die Arbeit einen Beitrag zum türkisch-deutschen Dialog leisten. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Türkei
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Friedrich-EbertStiftung e.V.
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[221-L] Zeller, Anika:
Konstruktion im Wandel: nationale Identität in der Republik Moldau: eine Analyse der
staatlichen Zeitung Nezavisimaja Moldova (1991-1994), (Hamburger Beiträge zur Geschichte
des östlichen Europa, Bd. 12), Hamburg: Kovac 2005, 211 S., ISBN: 3-8300-1628-X (Standort:
SB München(12)-2005.23797)
INHALT: Ziel der Arbeit ist es zu analysieren, auf welche Weise und in welchem Maße die damals wichtigste russischsprachige Zeitung Moldaviens zur Konstruktion nationaler Identität
beigetragen hat: die (Regierungs- und) Parlamentszeitung Nezavisimaja Moldova (NM). Der
Analyse liegt die Hypothese zugrunde, dass in ihr eine Identitätskonstruktion auf zwei Ebenen erfolgt. Der Beitrag untersucht, wie einerseits die ethnische Identität der moldauischen
Mehrheitsbevölkerung konstruiert wurde, andererseits die nicht-ethnische Identität der Ge-
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1.5 Medieninhalte
samtbevölkerung. Die Nezavisimaja Moldova war die einzige Zeitung, die sich explizit an die
gesamte Bevölkerung des Landes richtete. Sie selbst hatte sich das Ziel gesetzt, einen Konsens zwischen den verschiedenen in der Republik Moldau lebenden Ethnien herzustellen. Den
Untersuchungszeitraum stellt die Phase zwischen dem Erscheinen der ersten Ausgabe der Nezavisimaja Moldova am 4. Oktober 1991 und der Parlamentswahl am 27. Februar 1994 bzw.
dem eine Woche später abgehaltenen Referendum dar. Im Hinblick auf die Identitätsproblematik ist dieser Zeitraum deshalb von großem Interesse, weil sich die Republik Moldau hier
in einer Phase des Übergangs befand. Die von den Sowjets konstruierte moldauische Identität
galt nicht mehr, die von Nationalisten während der Perestrojka propagierte rumänische Identität verlor an Zuspruch, die Konstruktion einer postsowjetischen moldauischen Identität hatte
jedoch gerade erst begonnen. Die Übergangsphase war geprägt von einer Konfrontation verschiedener Identitätskonzepte. Die Parlamentswahl und das Referendum beendeten diese Übergangsphase, daher markieren sie den Schlusspunkt der Analyse. (ICA2)
1.6
Mediennutzung
[222-F] Baake, Jan W. (Bearbeitung):
Informationsverhalten von Urlaubsreisenden im World Wide Web - eine empirische Untersuchung
INHALT: keine Angaben
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Lüneburg, FB 02 Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Institut für
BWL Abt. Strategisches Management und Tourismusmanagement (Scharnhorststr. 1, 21332
Lüneburg)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[223-L] Bernart, Yvonne; Billes-Gerhart, Elke:
Sprachverhalten und Mediennutzung von Migrantenjugendlichen im soziologischen Blick,
Göttingen: Cuvillier Verl. 2004, 94 S., ISBN: 3-86537-034-9
INHALT: Im Kommunikationszeitalter spielt der kompetente Umgang mit Medien und auch mit
Sprache insbesondere bei Migrantenjugendlichen eine besondere Rolle. Im vorliegenden Forschungsbericht werden junge Migrantinnen und Migranten an der Schwelle des Jugendalters
unter jugendsoziologischer Perspektive bezüglich ihrer Mediennutzung und ihres Sprachverhaltens untersucht. Dies geschieht durch eine nichtrepräsentative Pilotstudie und eine umfangreiche Sekundäranalyse empirischer Studien zu dieser Thematik. Im ersten Kapitel stellen die Autorinnen die empirischen Ergebnisse der Pilotstudie vor, in der im Juli 2003 fünf 6.
Klassen in gezielt ausgewählten Hauptschulen in Baden-Württemberg (N=104) befragt und
103 Fragebogen ausgewertet wurden. Im zweiten Kapitel beleuchten sie die Dimensionen
Medienbesitz und Mediennutzungsverhalten bei Migrantenjugendlichen, wobei vor allem
neue Medien ins Blickfeld genommen werden. (DJI/Sd)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
137
[224-L] Blödorn, Sascha; Gerhards, Maria; Klingler, Walter:
Informationsnutzung und Medienauswahl: Ergebnisse einer Repräsentativbefragung zum
Informationsverhalten der Deutschen, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 12, S. 638-646 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/bloedorn.pdf?foid=16122)
INHALT: Rund 1.000 Personen ab 14 Jahren aus deutschsprachigen Privathaushalten wurden
nach ihren Informationsbedürfnissen und ihrer Informationsnutzung befragt. In der Analyse
wurden ergänzend Daten aus der Langzeitstudie "Massenkommunikation" hinzugezogen.
Rund zwei Drittel aller Deutschen ab 14 Jahre sind "sehr" an aktueller Information intersessiert. Bei den über 50-Jährigen sind es 73 Prozent, bei den unter 50-Jährigen nur 60 Prozent.
Mit höherer formaler Bildung nimmt das Interesse an Information deutlich zu. Die wichtigsten Themenfelder sind: "Umwelt und Natur" und "Musik", gefolgt von "Medizin und Gesundheit", dem "politischen Geschehen" und "Kriminalität und Katastrophen". Die einzelnen
Medien zeigen charakteristische Profile der Informationsnutzung im Tagesverlauf und unterscheiden sich nach Funktionen und Kompetenzfeldern: Während die Tageszeitung fast ausschließlich als Informationsmedium positioniert ist, wird etwa Radio als Tagesbegleitmedium
genutzt. Fernsehen und Radio sind die führenden Informationsanbieter und das Internet hat
sich inzwischen eine bemerkenswerte Position erarbeitet. Entscheidend für die öffentliche
Meinungsbildung und das Funktionieren der Demokratie bleibt nicht zuletzt die Qualität der
medial verbreiteten Information. Dies verweist auf das Selbstverständnis und die Verantwortung der Medienanbieter. (UN2)
[225-L] Böckling, Tabea; Fahr, Andreas:
Programmflucht: warum Fernsehzuschauer umschalten, in: tv diskurs : Verantwortung in
audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 78-81
INHALT: Die Programmselektion lässt sich in einer konkreten Nutzungssituation besser erklären,
beschreiben und vorhersagen, wenn neben Zuwendungsmotiven auch Vermeidungs- und
Abwehrreaktionen als Begründung für einen Programmwechsel einbezogen werden. In ihrem
Beitrag berichten die Autoren über die Ergebnisse einer empirischen Studie, deren Ziel es
war, den Programmwechsel in der konkreten Nutzungssituation nicht als Zuwendungs- sondern als Vermeidungssituation zu betrachten und seine Ursachen zu erforschen. Befragt wurden 264 Personen ab 14 Jahren, denen eine Liste von 53 möglichen Fluchtmotiven oder Vermeidungsursachen vorgelegt wurde. Hinter den einzelnen Begründungen wurden sechs
grundlegende Dimensionen der Programmflucht identifiziert: mangelnde Authentizität, Ekel
und Abscheu, Niedergeschlagenheit und Distanzverlust, Ärger, Wut und Zorn, Anspruch und
Langeweile sowie Furcht und Nervosität. Diese Dimensionen werden im einzelnen kurz behandelt. (PT)
[226-L] Boehnke, Klaus; Münch, Thomas:
Jugendsozialisation und Medien, (DFG-Forschergruppe "Neue Medien im Alltag", Bd. 5), Lengerich: Pabst 2005, S. 299, ISBN: 3-89967-245-3 (Standort: UB Bonn(5)-2006/343)
INHALT: "Das Jugendalter ist eine Lebensphase, in der junge Menschen eine Vielzahl von Entwicklungsaufgaben zu bewältigen haben, sie müssen mit körperlichem Wandel fertig werden,
138
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
müssen sich sukzessive von den Eltern ablösen, eine Auseinandersetzung mit der Berufsfindung steht an, ein politischer Standpunkt sollte gewonnen werden und ein eigener Lebensstil
gefunden. Die in diesem Band berichteten zwei Studien sind der Frage nachgegangen, ob
Medien für Jugendliche die Funktion von Entwicklungshelfern übernehmen, wobei Radio,
Musikfernsehen und Internet im Zentrum des Interesses standen. Befunde zum Hörfunk sind
eindeutig. Für jüngere Jugendliche ist das Radio ein Medium, das beim Erwachsenwerden
hilft; Jugendliche reduzieren qua Radio den Stress, den jugendtypische Entwicklungsaufgaben für viele mit sich bringen. Beim Musikfernsehen deuten die Ergebnisse in eine ähnliche
Richtung, sind aber weniger eindeutig. Ganz anders beim Internet: Hier finden offensichtlich
Selektionsprozesse statt. Das Internet ist eher ein Medium für Jugendliche, die wesentliche
Entwicklungsschritte schon gemacht haben, jedenfalls keinen erheblichen Entwicklungsdruck
verspüren." (Autorenreferat)
[227-F] Bomhardt, Christian, Dipl.-Wirtsch.-Ing. (Bearbeitung); Schmidt-März, Nadine, Dipl.Wirtsch.-Ing. (Leitung):
Suchverhalten im Internet
INHALT: Im Herbst 2004 wurde eine Online-Umfrage zum Suchverhalten im Internet durchgeführt. Der Fragebogen bestand aus fünf Haupteilen: 1. Standardnutzung von Suchmaschinen;
2. Nutzungsweise spezieller Suchfunktionen und Suchstrategien; 3. Einschätzung von Suchdiensten; 4. Navigation im Internet und 5. Allgemeine Fragen. Insgesamt wurde der Fragebogen von 6.000 Personen ausgefüllt, 89% füllten den Fragebogen vollständig aus.
VERÖFFENTLICHUNGEN: "Uns kennt jeder": pro Sekunde richten sich 2000 Fragen an
Google: Deutschland-Chef Holger Meyer über lukratives Suchen und die Maschine der Zukunft. in: Mobil. Ausg. 2004, 11, S. 51-53.+++Spürhund-Rennen: mit neuen Methoden wollen alternative Suchmaschinen das Finden von Informationen im Internet leichter machen als
bei Google. in: Stern, Ausg. 9.9.2004, S. 172-173.+++Wettsuchen: (Meta-)Suchmaschinen
sind die Navigatoren im Datenmeer WWW. in: c't, Ausg., 2004, 26, S. 156-163.
ART: keine Angabe BEGINN: 2004-10 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Karlsruhe, Fak. für Wirtschaftswissenschaften, Institut für Entscheidungstheorie und Unternehmensforschung (Postfach 6980, 76128 Karlsruhe)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0721-608-4770, Fax: 0721-608-7765,
e-mail: [email protected])
[228-L] Bonfadelli, Heinz:
Die Rolle digital-interaktiver Medien für gesellschaftliche Teilhabe, in: Medien und Erziehung
: Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 6-16
INHALT: "Vor dem Hintergrund des Strukturwandels der klassischen Medien skizziert der Beitrag die Spannbreite von Leistungserwartungen, aber auch Befürchtungen und Risiken, die
mit den digital-interaktiven Medien hinsichtlich gesellschaftlicher Teilhabe verknüpft werden. Skizziert wird, dass gerade optimistische Argumentationen sich meist einseitig nur auf
die technologischen Potenziale des Internets abstützen und Zugang für alle fordern, während
die soziale Einbettung des Umgangs ausgeblendet wird. Gerade hier besteht aber die Gefahr,
dass bestehende soziale Privilegierungen und bildungsmäßige Ungleichheiten durch das In-
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
139
ternet verfestigt werden und sich als Folge Kommunikations-, Wissens- und Partizipationsklüfte weiter verstärken könnten. Unter dem Stichwort 'Medienkompetenz' sind darum bildungspolitische Anstrengungen zur aktiven Befähigung der Nutzer notwendig." (Autorenreferat)
[229-F] Brosius, Hans-Bernd, Prof.Dr.; Quiring, Oliver, Dr. (Bearbeitung):
(Inter-)aktivität des Publikums in der digitalen Medienvielfalt (Teilprojekt 8 im Rahmen des
Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Zahlreiche Autoren sagen eine technische Konvergenz von Fernsehen und Computer
voraus. Auf dieser Grundlage postulieren einige Autoren das Ende des klassischen Fernsehens und den Beginn eines interaktiven Fernsehens, bei dem die Rezipienten zu Nutzern werden, indem sie zu jedem Zeitpunkt die Zusammensetzung der Information steuern können.
Spielfilme können zu jeder Zeit angesehen werden, Autorennen aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, ja selbst der Ausgang von Krimis ließe sich nach Wünschen der Nutzer steuern. Andere Autoren argumentieren, dass Fernsehen per se eine eher passive Tätigkeit ist, die
von den Rezipienten bewusst auch als solche angesehen wird. Ein höherer Grad an Aktivität
liegt damit gar nicht in dessen Interesse. Die Frage, wie (inter-)aktiv Fernsehzuschauer im
Zeitalter der technischen Konvergenz sein wollen, wird die ökonomischen Rahmenbedingungen der Intermediäre entscheidend prägen. Ziel des Projektes ist es, das Verhalten der Fernsehzuschauer und Internetnutzer in den Bereichen Information und Unterhaltung zu prognostizieren. Mit Befragungen und Verhaltensbeobachtungen werden Rezipienten auf ihre Fernsehgewohnheiten und -präferenzen sowie ihr Internetverhalten hin untersucht. Mögliche Indikatoren für Aktivität und bisherigen Grad an Interaktivität werden entwickelt. Das Projekt
soll eine Typologie ermöglichen, mit der Formen von intermediären Angeboten zu verschiedenen Graden und Typen von Aktivitäten in Beziehung gesetzt werden können. Mit den Teilprojekten der Betriebswirtschaftslehre besteht eine enge Kooperation, weil die Akzeptanz
solcher interaktiver Angebotsformen eine direkt relevante Größe für die Erstellung von Geschäftsmodellen und die Beschreibung von Wertschöpfungsketten ist. Projektziel: 1. Analyse
des Verhaltens von Fernsehzuschauern und Internetnutzern in den Bereichen Information und
Unterhaltung; 2. Modellierung der Beziehungen zwischen verschiedenen medialen Angeboten und den (Inter-)aktivitätsniveaus von Fernsehzuschauern und Internetnutzern; 3. Erforschung der Akzeptanz von interaktiven Medienangeboten.
METHODE: 1. Systematische Analyse der Möglichkeiten und Grenzen neuer Medienangebote;
2. Entwicklung von geeigneten Indikatoren für die Interaktivität von Fernsehzuschauern und
Internetnutzern; 3. Entwicklung einer Zuschauertypologie, die verschiedene Formen intermediärer Angebote zu verschiedenen Graden und Typen von Aktivitäten in Beziehung setzt; 4.
Empirische Untersuchung: Befragungen und experimentelle Verhaltensbeobachtungen.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vorstellung Teilprojekt 8.
Download unter: http://www.intermedia.lmu.de/projekt/8/Intermedia%20Teilprojekt%208.
pdf .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (Oettingenstr. 67, 80538 München)
140
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
KONTAKT: Brosius, Hans-Bernd (Prof.Dr. Tel. 089-2180-9455,
e-mail: [email protected]); Quiring, Oliver (Dr. Tel. 089-2180-9833,
e-mail: [email protected])
[230-L] Dehm, Ursula; Kochhan, Christoph; Beeske, Sigrid; Storll, Dieter:
Bücher - "Medienklassiker" mit hoher Erlebnisqualität: Lese-Erlebnistypen und ihre Charakteristika, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 10, S. 521-534 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28;
USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/10-2005_dehm.pdf?foid=15765)
INHALT: Eine gemeinsam vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, ZDF und forsa durchgeführte Repräsentativbefragung, ging den Fragen nach, welchen Stellenwert Bücher in der
durch eine Vielzahl konkurrierender medialer und nichtmedialer Freizeitangebote gekennzeichneten Erlebnisgesellschaft haben und welche Erlebnisqualität der "Medienklassiker"
Buch für seine Nutzer, insbesondere im Vergleich mit dem Fernsehen hat. Das Leseerleben
wurde mit dem gleichen Instrumentarium wie dem einer 2003 durchgeführten Befragung zum
Fernseherleben erfasst. Dabei werden die fünf Erlebnisfaktoren Emotionalität, Orientierung,
Ausgleich, Zeitvertreib und Soziales Erleben mit Hilfe von 20 Aussagen/ Gratifikationserwartungen gemessen. Im Vergleich zum Fernsehen wird Lesen generell vielfältiger erlebt. Vor
allem Emotionalität, aber auch Ausgleich und Zeitvertreib werden beim Lesen stärker erlebt.
Allerdings ergeben sich für einzelne Lesergruppen je nach Alter, Geschlecht, Bildung, Lesehäufigkeit und Fernsehnutzung unterschiedliche Profile des Leseerlebens. Insgesamt erklärt
die festgestellte Intensität des Leseerlebens in fast allen Gruppen den nach wie vor hohen
Stellenwert von Büchern. (UN2)
[231-L] Dimitrova, Daniela V.; Beilock, Richard:
Where freedom matters: internet adoption among the former socialist countries, in: Gazette :
the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 2, S. 173-187 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/2/173)
INHALT: Ziel der Untersuchung war es, länderspezifische Unterschiede im Hinblick auf die Zahl
der Internetanschlüsse zwischen den ehemals sozialistischen Ländern Osteuropas, der früheren Sowjetunion und der Mongolei herauszuarbeiten. Von besonderem Interesse war es, herauszufinden, ob es in einer Region, in der die Unterschiede des Pro-Kopf-Einkommens und
der Infrastruktur nicht extrem sind, andere Faktoren gibt, die sich als dominante Determinanten herausstellen. Die Ergebnisse einer multivariaten Analyse zeigen, dass die Offenheit einer
Gesellschaft und kulturelle Faktoren, für die stellvertretend die Religion steht, eine wichtige
Rolle spielen. Länder mit einem höheren Level an bürgerlichen Freiheiten und solche mit
christlichen Mehrheitsbevölkerungen tendieren dazu, über mehr Internetanschlüsse zu verfügen. (UNübers.)
[232-L] Döring, Nicola:
Handy und SMS im Alltag: Ergebnisse einer Befragungsstudie, in: Medien und Erziehung :
Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 3, S. 29-34
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1.6 Mediennutzung
141
INHALT: Der Beitrag beruht auf einer nicht repräsentativen empirischen Studie aus dem Jahr
2003. Mit einem standardisierten Fragebogen wurden Schüler während der Unterrichtszeit zu
ihrer Handy-Nutzung befragt. Die Stichprobe umfasste 200 vollständig ausgefüllte Fragebögen von Schülern zwischen 12 und 14 Jahren (frühe Adoleszenz) und 200 gleichlautende Fragebögen von Schülern zwischen 15 und 18 Jahren (mittlere bis späte Adoleszenz). In dem
Beitrag werden die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt und kommentiert. (PT)
[233-F] Düvel, Caroline, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Hepp, Andreas, Prof.Dr. (Leitung):
Deterritorialisierte Netzkommunikation und kulturelle Grenzen
INHALT: Das Ziel dieses kommunikationswissenschaftlichen Forschungsprojektes ist es, zu
untersuchen, ob die Etablierung der Netzkommunikation eher dazu beiträgt, dass sich Minderheitengemeinschaften in Europa zunehmend separieren, oder ob Netzkommunikation eine
transkulturelle Verständigung fördert.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-01 ENDE: 2006-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0421-218-4190, Fax: 0421-218-7574,
e-mail: [email protected])
[234-F] Düvel, Caroline, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung):
Die Aneignung mobiler Medien von Jugendlichen: ein transkultureller Vergleich von Aussiedlern und Deutschen
INHALT: Vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, medialer und kultureller Wandlungsprozesse
bzw. individualisierungs-, mediatisierungs- und globalisierungsbedingter Veränderungen geht
es in diesem Dissertationsprojekt darum, die Nutzung mobiler Medien durch Jugendliche und
die Integration von Mobilkommunikation in deren alltägliche Lebenswelten zu untersuchen.
Allein die Tatsache, dass gegenwärtig rund 90 Prozent der deutschen Jugendlichen Handybesitzer sind, zeigt, dass Mobilkommunikation per Handy gerade bei jungen Menschen äußerst
beliebt ist. Doch wie und wozu nutzen junge Menschen ihr Handy im Alltag überhaupt? Und
welche Medien spielen neben dem Handy eine weitere wichtige Rolle? Und wie steht es um
'andere' Jugendliche in Deutschland? Solche, die 'eigentlich auch deutsch sind', aber aus einem anderen Kulturkreis kommen und deshalb Russlanddeutsche oder Aussiedler genannt
werden - welche Bedeutung hat Mobilkommunikation für sie? Diese Fragen werden im vorliegenden Dissertationsvorhaben in einem transkulturellen Vergleich um die Aneignung von
Mobilkommunikation zwischen Jugendlichen Aussiedlern in Deutschland und Jugendlichen
Deutschen fokussiert. Die Analyse der Medienaneignung von Angehörigen einer Migrationsgemeinschaft mit der von Mitgliedern einer Majoritätsgemeinschaft erfolgt auf zwei Ebenen:
Im Mittelpunkt steht dabei die Bedeutung der Medien für eine kommunikative Mobilität im
Alltag dieser verschiedenen Gemeinschaftstypen. Darüber hinaus geht es aber auch darum,
soziale Netzwerke von Jugendlichen in Migrantengemeinschaften mit deutschen Gemeinschaften hinsichtlich der Herstellung von Konnektivität zu vergleichen. In beiden Fällen fokussiert das Vorhaben sowohl auf Aneignungsprozesse translokaler Medienangebote über das
Internet als auch auf lokalzentrierte interpersonale Medienkommunikation in örtlichen Ju-
142
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
gendgruppen. Das Forschungsziel besteht zusammengefasst darin, aufzuzeigen, welche Rolle
die Aneignung von mobilen Medien in unterschiedlichen kulturellen Kontexten spielt und
welche Bedeutung Mobilkommunikation in den gegenwärtigen Prozessen des Medien- und
Kulturwandels zukommt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: Düvel, C.: Kommunikative Mobilität - mobile Lebensstile? Die
Bedeutung der Handyaneignung von Jugendlichen für die Artikulation ihrer Lebensstile. in:
Hepp, A.; Winter, R. (Hrsg): Kultur-Medien-Macht. Cultural Studies and Medienanalyse. 3.,
überarb. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. 2006, S. 399-423.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 0421-218-4190, Fax: 0421-218-7574,
e-mail: [email protected])
[235-L] Eimeren, Birgit van; Ridder, Christa-Maria:
Trends in der Nutzung und Bewertung der Medien 1970 bis 2005: Ergebnisse der ARD/
ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 10, S. 490-504
(Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/10-2005_eimeren.pdf? foid=15762)
INHALT: Mit der Anfang 2005 durchgeführten neunten Welle der ARD/ ZDF-Langzeitstudie
Massenkommunikation liegen Daten aus vier Jahrzehnten über die Nutzung und Bewertung
der Medien durch die Bundesbürger vor. Die Studie ist damit die am längsten laufende Zeitbudgetstudie in der Kommunikationsforschung. Der Medienkonsum hat in den letzten 25 Jahren um rund 75 Prozent zugenommen. Durchschnittlich widmet jeder Erwachsene täglich
zehn Stunden dem Fernsehen, dem Radio, den Printmedien, dem Internet und den audiovisuellen Speichermedien. Der Zuwachs ist den elektronischen Medien geschuldet, wobei Fernsehen und Hörfunk die den Tagesablauf dominierenden Medien bleiben. Auch bei den Jugendlichen bleibt das Fernsehen das Leitmedium, wobei das Internet in fünf Jahren vom Minderheiten- zum Massenmedium aufstieg und auch die auditiven Speichermedien, voran der MP3Player stark an Bedeutung zunahmen. Letzteres gilt auch für das Lesen, vor allem das Bücherlesen. Auch in Zukunft wird sich an den Grundfunktionen der "klassischen" Medien Hörfunk und Fernsehen wenig ändern. Dies setzt für alle Rundfunkanbieter den diskriminierungsfreien Zugang zu allen Verbreitungswegen und die Auffindbarkeit ihrer Angebote in der digitalen Welt voraus. (UN2)
[236-L] Feierabend, Sabine; Klingler, Walter:
Was Kinder sehen: eine Analyse der Fernsehnutzung Drei- bis 13-Jähriger 2005, in: Media
Perspektiven, 2006/2006, Nr. 3, S. 138-153 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM
XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/03-2006_feierabend.pdf?foid=16700)
INHALT: Die Fernsehnutzung von Kindern (Altersgruppe drei bis 13 Jahre) erwies sich auch im
Jahre 2005 bei einem leichten Rückgang als weitgehend stabil. Reichweite, Seh- und Verweildauer knüpfen eng an die Vorjahreswerte an. Es bestehen weiterhin Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Ostdeutsche Kinder sehen deutlich mehr fern als westdeut-
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1.6 Mediennutzung
143
sche. Darüber hinaus nimmt die Fragmentierung auch bei Kindern zu. Super RTL konnte seine Marktführerschaft ausbauen, der KIKA liegt mit einem leichten Zuwachs auf dem zweiten
Platz. Als neuer Anbieter kam im September 2005 NICK hinzu. Gut die Hälfte der Nutzung
entfällt auf Fictionangebote, das dominierende Genre ist der Zeichentrick. In digital versorgten Haushalten vereinigen die Hauptsender weniger Zuschaueranteile auf sich als bei Kindern
in analogen Haushalten. Neue Formate wie die Telenovelas (Beispiel: "Verliebt in Berlin")
sind auch bei jüngeren Zuschauergruppen sehr erfolgreich. (UN2)
[237-L] Feierabend, Sabine; Klingler, Walter:
JIM-Studie 2002 - Jugend, Information, (Multi-)Media: Basisstudie zum Medienumgang 12bis 19-Jähriger in Deutschland, (Forschungsberichte / Medienpädagogischer Forschungsverbund
Südwest), Baden-Baden 2003, 72 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.mpfs.de/studien/jim/JIM2002.pdf)
INHALT: "Computer und Internet sind für die meisten 12- bis 19-Jährigen in Deutschland längst
eine Selbstverständlichkeit. 93 Prozent aller Jugendlichen nutzen mindestens einmal pro Monat in ihrer Freizeit einen Computer. Am häufigsten surfen Jugendliche im Internet, spielen
Computerspiele, hören Musik oder schreiben Texte. Dies ist ein Ergebnis der Studie 'JIM
2002' des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest (MpFS), in dem die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), die Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz (LPR) und der Südwestrundfunk (SWR) kooperieren. Bereits im fünften Jahr untersucht der Medienpädagogische Forschungsverbund mit der JIMStudie das Mediennutzungsverhalten 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Hierfür wurden von
Mai bis Juli 2002 bundesweit 1.092 Jugendliche durch das Forschungsinstitut ENIGMA befragt." (Textauszug)
[238-L] Fleischer, Sandra; Lauber, Achim:
Der KI.KA-Kummerkasten: Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung zur Rezeption des
Fernsehmagazins, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H.
5, S. 21-26
INHALT: "Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Studie zur Aneignung des medialen Beratungsangebotes 'Der KI.KA-Kummerkasten' durch sieben- bis 14-jährige Kinder. Die Studie
wurde im Auftrag des KI.KA, dem Kinderkanal von ARD und ZDF, der 'Nummer gegen
Kummer' und der BZgA vom Lehrstuhl für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder aktiv im Fernsehen auf Orientierungssuche gehen und dass sie explizite mediale Beratungsangebote für ihre Altersgruppe
annehmen und ernst nehmen. Mediale Beratungsangebote sind insbesondere dann relevant,
wenn Bezugspersonen aus dem Umfeld als Berater nicht in Frage kommen. Die interaktiven
Möglichkeiten über Telefon, E-Mail oder Brief mit dem Kummerkasten Kontakt aufzunehmen und sich beraten zu lassen, werden positiv bewertet. Einem Teil des Publikums sind diese Möglichkeiten allerdings nicht klar. Sie müssen deutlicher kommuniziert und transparent
gemacht werden." (Autorenreferat)
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1.6 Mediennutzung
[239-L] Fritz, Irina; Klingler, Walter:
Medienzeitbudgets und Tagesablaufverhalten: Ergebnisse auf Basis der ARD/ ZDF-Studie
Massenkommunikation 2005, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 4, S. 222-234 (Standort:
UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/04-2006_fritz.pdf?foid=17183)
INHALT: Zeitbudgets und Mediennutzung hängen eng miteinander zusammen. Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage der Veränderung der Mediennutzung im Tagesverlauf in den letzten Jahren und Jahrzehnten als Folge der medientechnischen Entwicklungen und des gewachsenen Medienangebots. Anhand der Tagesablaufdaten der ARD/ ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation, in deren Rahmen im Frühjahr 2005 rund 4.500 Personen ab 14 Jahren telefonisch befragt wurden, wird deutlich, dass sich im Langzeitvergleich seit 1980 die Zeitbudgets für Mediennutzung zum Teil deutlich verändert haben. Einbezogen wurden die Medien Fernsehen, Video/ DVD, Radio, Schallplatte/ CD/ MC/ MP3, Zeitungen, Zeitschriften,
Bücher und Internet/ Online. Insgesamt verbrachte ein Bundesbürger im Jahr 2005 600 Minuten (brutto) täglich mit Medien. Fernsehen und Radio sind die Spitzenreiter. So hat sich das
Zeitbudget für Radiohören außerhalb der Freizeit verdoppelt. Die mit Fernsehen verbrachte
Zeit nahm um rund 70 Prozent zu, und das Internet wird bei steigender Tendenz in Freizeit
und Arbeitsleben genutzt. Aus der Erfahrung der Langzeitstudie Massenkommunikation ist
damit zu rechnen, dass die Mediennutzung weiter ansteigen wird. (RG2)
[240-L] Gerhards, Maria; Klingler, Walter:
Programmangebote und Spartennutzung im Fernsehen: Ergebnisse 2004 und ein Fünfjahresvergleich auf Basis der AGF/GfK-Programmcodierung, in: Media Perspektiven, 2005, Nr.
11, S. 558-569 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/11-2005_gerhards.
pdf?foid=15847)
INHALT: Die im Rahmen der AGF/ GfK-Fernsehforschung durchgeführte Programmcodierung
erlaubt einen Vergleich von Angebot und Nutzung verschiedenen Programmsparten im deutschen Fernsehen sowohl anhand der aktuellsten verfügbaren Daten des Jahres 2004 als auch
anhand eines Fünfjahresvergleichs der Jahre 1999 und 2004. Während dieses Zeitraums ist
die Fernsehnutzung stetig angestiegen. So war die tägliche Sehdauer 2004 mit 210 Minuten
um 15 Minuten höher als 1999, und die Verweildauer stieg um 25 auf 279 Minuten an. Im
Rahmen der AGF/GfK-Programmcodierung werden 20 Programme erfasst, die rund 91 Prozent der Fernsehnutzung repräsentieren. Im Jahresvergleich 2003/2004 sind nur relativ geringe Veränderungen festzustellen. Gegenüber 1999 hat jedoch das Informationsangebot 2004
um 6 Prozent zugelegt zu Lasten von Fiction, Sport und Unterhaltung. Getragen wird die angebotstärkste Sparte "Information" dabei maßgeblich von den öffentlich-rechtlichen Sendern.
Auch bei der Nutzung zeigen sich im Fünfjahreszeitraum größere Veränderungen. "Fiction"
bleibt meistgenutzte Programmsparte (33 Prozent), büßt aber 7 Prozent ein. Hinzugewonnen
haben hingegen "Information" (32 Prozent der Fernsehnutzung gegenüber 28 Prozent) und
"Unterhaltung" (16 Prozent gegenüber 13 Prozent). Unterschiedliche Präferenzen zeigen sich
bei der Analyse der Spartennutzung nach soziodemographischen Gruppen und Sozialmilieus
und auch im Wochen- und Jahresverlauf weist die Fernsehnutzung jeweils spezifische Profile
auf. (UN2)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
145
[241-L] Gerhards, Maria; Klingler, Walter:
Mediennutzung in der Zukunft: traditionelle Nutzungsmuster und innovative Zielgruppen,
in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 2, S. 75-90 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/02-2006_gerhards.pdf?foid=16566)
INHALT: Anhand der Auswertung verschiedener Befunde und Datenreihen (u.a. ma Radio, AGF/
GfK Fernseforschung, ARD/ ZDF Online-Studie, VUMA und die ARD/ ZDF-Langzeitstudie
Massenkommunikation) werden Hypothesen für die Entwicklung der Mediennutzung in den
nächsten Jahren abgeleitet. Aufgrund des prognostizierten Rückgangs der Bevölkerungszahl
und der Alterung der Bevölkerung in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl
der Medienkonsumenten sinken, die Bedeutung der Älteren als Mediennutzer wird steigen
und die jüngeren, bereits multimedial aufgewachsenen Generationen werden ein anderes Mediennutzungsverhalten an den Tag legen als die heute Altersgleichen. Das Medien-Zeitbudget
wird insgesamt noch weiter steigen, gleichzeitig wird die Parallelnutzung von Medien zunehmen. Fernsehen und Speichermedien wie Video/ DVD werden in den nächsten zehn Jahren weiteren Nutzungszuwachs verzeichnen. Bei den auditiven Medien zeichnen sich leichte
Verweildauerverluste des Rundfunks zugunsten der Tonträger ab. Die Zahl der Internetnutzer
wird die 70-Prozent-Marke überschreiten, Tageszeitungen werden bei leicht sinkenden
Reichweiten ihren Kundenstamm knapp erhalten. Die Veränderungsprozesse werden die
Konkurrenz der Medien untereinander um die Zuwendung der Rezipienten verstärken. (UN2)
[242-L] Grimm, Jürgen:
Der Krieg und das Medienpublikum: Ergebnisse einer Befragung zum Medienverhalten
während des Irak-Kriegs 2003 in Österreich, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 3, S. 46-57
INHALT: Im Rahmen des Forschungsschwerpunkts "Kriegs- und Krisenjournalismus" am Institut
für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien wurde im April/ Mai 2004 eine
schriftliche Befragung durchgeführt, in der 1050 Probanden Fragen nach ihrem Medienverhalten während des Irakkrieges beantwortet haben. In dem Beitrag werden die Ergebnisse der
Studie vorgestellt und kommentiert. Sie haben signifikante Unterschiede zwischen Frauen
und Männern bei der Zuwendung zu den verschiedenen Themen der Kriegsberichterstattung
gezeigt. Überraschend große Bedeutung hatten die Printmedien. Verglichen mit dem Medienverhalten während des Golfkriegs 1991 wurde ein zwar noch großes aber doch schwächeres
Interesse an der Kriegsberichterstattung verzeichnet. (PT)
[243-L] Hacke, Sebastian; Schaumburg, Heike; Blömeke, Sigrid:
"Meine Mutter schimpft ja, wenn ich ins Chatten reingehe": theoretische Grundlagen und
erste Eindrücke aus einem Forschungsprojekt zur Medienaneignung im Alltag deutscher
und türkischer Jugendlicher, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg.
49/2005, H. 6, S. 64-73
INHALT: "Der vorliegende Artikel gewährt Einblicke in ein laufendes Forschungsprojekt zur
Aneignung neuer Medien von deutschen und türkischen Jugendlichen. Ausgehend von Überlegungen zum Digital Divide und der Wissensklufthypothese wird auf der Grundlage wis-
146
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1.6 Mediennutzung
senssoziologischer Annahmen eine Betrachtungsweise von Medienkompetenz aus der Akteurssicht entworfen, die in soziale Bezüge eingebettet ist. Anhand von Auszügen aus Interviews mit Jugendlichen, die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung geführt wurden, wird
abschließend illustriert, wie Medienkompetenz mit der sozialen Umwelt Jugendlicher verwoben ist und davon geformt wird." (Autorenreferat)
[244-F] Hartmann, Maren, Ph.D. (Bearbeitung):
Medienethnographie eines Berliner Kiezs (Arbeitstitel)
INHALT: Ethnographische Erfassung der Mediennutzung und deren Einbettung in den Alltag
innerhalb eines Berliner Kiezes; Auswirkungen der sich verändernden Mediennutzung auf
den Kiez und seine Bewohner und deren Identitäten. ZEITRAUM: 2005-2008 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin
METHODE: Medienethnographie DATENGEWINNUNG: Ethnographie. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: Habilitation BEGINN: 2005-08 ENDE: 2008-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Methoden (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Rössler, Patrick (Prof.Dr. Tel. 0361-737-4181, Fax: 0361-737-4179,
e-mail: Patrick.Rö[email protected])
[245-L] Hoffmann, Dagmar:
Intimitäten im Netz: Jugendliche suchen Hilfe bei Internetportalen für sexuelle Aufklärung,
in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S. 38-43
INHALT: Obwohl entsprechend den gesetzlichen Empfehlungen zur Sexualerziehung spätestens
mit dem Beginn der Sekundarstufe 2 "alles Notwendige über Sexualität, Fortpflanzung und
Verhütung gesagt worden sein" sollte und trotz der medialen Informationsflut über Sex und
Erotik scheint es einen Bedarf nach Informationen zur Sexualität zu geben. Die OnlineInformationsstellen für sexuelle Aufklärung werden von Jugendlichen stark frequentiert. In
ihrem Beitrag stellt die Autorin die Erkenntnisse aus der Analyse von ca. 400 Anfragen an
das inzwischen aus finanziellen Gründen eingestellte Internetportal "Lovespace" vor. Die Untersuchung zeigte, welche Bandbreite Jugendliche im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Sexualität verhandeln. Sie offenbarte die große Bedeutung solcher Beratungsangebote. (PT)
[246-F] Horz, Christine, M.A. (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr. (Betreuung):
Offene Kanäle und die TV-Produktionen von MigrantInnen - eine exemplarische Analyse
der iranischen NutzerInnen Offener Kanäle in Deutschland
INHALT: Die Arbeit untersucht TV-ProduzentInnen mit Migrationshintergrund in Offenen Fernsehkanälen in Deutschland. Der erste Offene Kanal wurde 1984 zugelassen. Heute gibt es 73
Offene Kanäle in fast allen Bundesländern, doch weder auf Länder- noch auf Bundesebene
gibt es ein einheitliches medienpolitisches Konzept, das ihren Bestand verbindlich regelt. Einerseits werden sie als integrative Plattform für medial benachteiligte Gruppen gesehen - die
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1.6 Mediennutzung
147
Offenen Kanäle haben für viele MigrantInnen den besonderen Stellenwert des einzigen Publikationsorgans in Deutschland. Demzufolge ermöglichen sie direkte, nicht-repräsentative
Formen der lokalen Öffentlichkeit und tragen zur politischen Kultur und Bildung sowie zur
Sicherung der kulturellen Vielfalt bei. Auf der anderen Seite steht die Forderung nach der
Neutralität der öffentlichen Sphäre, die universelle Bedürfnisse der Menschen jenseits der besonderen kulturellen Identität betont. Hier gelten fremdsprachige Sendungen als Indiz für die
Entstehung von "Parallelgesellschaften". Die Mediengesetzgebung einzelner Länder sieht
keine Offenen Kanäle vor, in Hamburg und im Saarland wurden bestehende Offene Kanäle
bereits geschlossen. So wird das "Bürgermedium" zum realen Schauplatz widerstreitender
theoretischer Konzeptionen der öffentlichen Sphäre. Nach zwanzig Jahren Praxis in den Offenen Kanälen wird gefragt, welchen Beitrag zur interkulturellen Kommunikation die MigrantInnen innerhalb dieser Institution leisten und leisten können. Ziel ist es, anhand qualitativer und quantitativer Methoden besser zu verstehen, unter welchen strukturellen und funktionalen Bedingungen die MigrantInnen Sendungen produzieren und welche Bedeutung die
TV-Produktionen für sie haben. Die Fragestellung wird exemplarisch anhand der NutzerInnen
mit iranischem Kontext analysiert. Die bereits vorliegenden Studien haben MigrantInnen und
ihre TV-Produktionen in Offenen Kanälen, wenn überhaupt, nur marginal thematisiert. Die
Arbeit möchte zur Schließung der Lücke beitragen und gegebenenfalls Anregungen für medienpolitische Konzepte in Bezug auf die kulturell pluralistische Gesellschaft und die TVProduzenten mit Migrationskontext geben. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vortrag "Offene Kanäle und
die TV-Produktion von MigrantInnen", 27.-29.10.2005, DAVO-Tagung, Hamburg.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Hans-BöcklerStiftung
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[247-L] Huysmans, Frank; Haan, Jos de:
Media diversity from a user's perspective in the Netherlands 1975-2000, in: Communications :
the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 3, S. 320-324 (Standort:
USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.extenzaeps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.293)
INHALT: Der Beitrag untersucht, ob mit der Vervielfältigung des Medienangebots auch eine
Diversifizierung der Mediennutzung durch den Rezipienten einhergeht. Die Ergebnisse der
Untersuchung zeigen, dass dies für den Untersuchungszeitraum in den Niederlanden nicht zutrifft. Als Gründe werden sowohl externe als auch interne Umstände angeführt und analysiert.
Zu den externen Umständen gehört, dass das Freizeitbudget im Untersuchungszeitraum gleich
geblieben ist und danach leicht abnahm. Innerhalb dieses Freizeitbudgets herrscht ein starker
Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Freizeitangeboten. Neuere Ergebnisse der Freizeitforschung zeigen, dass das Angebot auf dem expandierenden Freizeitmarkt zu Lasten der
Mediennutzung geht. Zu den internen Umständen gehört, dass die Menschen sich in der immer komplexer werdenden Welt auf ein verlässliches Paket von Informationsquellen konzentrieren. In der Untersuchung zeigen sich Unterschiede bei der Mediennutzung zwischen gut
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1.6 Mediennutzung
und weniger gut sozial integrierten Bürgern. Dies sollte medienpolitische Konsequenzen haben. Die Herstellung von Medienkompetenz insbesondere für benachteiligte Gruppen ist eine
Forderung an die Politik, da sie in der Informationsgesellschaft die Voraussetzung dafür bildet, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. (UN)
[248-L] Jäckel, Michael; Lenz, Thomas; Zillien, Nicole:
Stadt-Land-Unterschiede der Internetnutzung: eine empirische Untersuchung der regionalen digitalen Spaltung, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005,
H. 6, S. 17-28
INHALT: "Eine digitale Kluft zwischen Stadt- und Landbewohnern existiert. In amerikanischen
Untersuchungen wird diese nicht nur mit den sozioökonomischen Unterschieden erklärt auch die Stadt-Land-Zugehörigkeit als solche hat Einfluss auf Art und Ausmaß der Internetnutzung. Unsere Auswertungen des ALLBUS 2004 zeigen, dass sich auch in Deutschland die
Tatsache, ob eine Person auf dem Land oder in der Stadt lebt, auf die Art der Internetnutzung
auswirkt." (Autorenreferat)
[249-L] KIM-Studie 2003 - Kinder und Medien, Computer und Internet: Basisuntersuchung
zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland, (Forschungsberichte / Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest), Baden-Baden 2003, 60 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.mpfs.de/fileadmin/Studien/KIM03.pdf)
INHALT: "Die Studienreihe 'KIM - Kinder und Medien' existiert seit 1999. Der vorliegende Bericht basiert damit auf der zum vierten Mal durchgeführten Untersuchung, die im Jahr 2003
im Feld war. Erneut wurde die Studie als repräsentative Befragung von Sechs- bis 13Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Und erneut wurden dabei auch die
Haupterzieher, in aller Regel die Mütter, befragt. Der Auftraggeber dieser Untersuchungsreihe - der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest, eine Forschungskooperation der
Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, der Landeszentrale für private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz und des Südwestrundfunks - verfolgt mit der 'KIM' vorrangig zwei Ziele: Zum einen soll die Untersuchungsreihe eine jährliche aktuelle Abbildung des
Themenfelds Kinder und Medien leisten, soweit dies mit den Mitteln der repräsentativen Befragung möglich ist. In diesem Kontext besteht auch die Möglichkeit, jeweils aktuelle
Schwerpunkte zu bilden, z.B. auch solche Diskussionen zu spiegeln. Zum anderen soll die
Untersuchungsreihe auch ein Instrument dafür sein, kurz- und mittelfristige Trends zu dokumentieren. Das (soweit möglich) gleichbleibende Instrumentarium erlaubt hier - gerade wenn
schon mehrere Untersuchungen vorliegen - Auswertungen über Jahre hinweg. Einzelne Fragen werden dabei nicht kontinuierlich, sondern in weiteren Abständen eingesetzt, um so Veränderungen auch bei nicht permanent gestellten Fragen dokumentieren zu können. Im Rahmen der Befragung 'KIM 2003' standen bei den Kindern folgende Themen im Mittelpunkt:
Freizeitaktivitäten; Themeninteressen; Medienausstattung; Medienbindung; Medienfunktionen; Computer: Nutzung, Meinungen, Umgang im Alltag; Computerspiele; Lernprogramme;
Computer und Schule; Internet." (Textauszug)
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1.6 Mediennutzung
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[250-L] KIM-Studie 2005 - Kinder und Medien, Computer und Internet: Basisuntersuchung
zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland, (Forschungsberichte / Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest), Baden-Baden 2006, 64 S. (Graue Literatur; URL:
http://www.mpfs.de/studien/kim/KIM05.pdf)
INHALT: "Ob in Schule, Beruf oder Freizeit - die Medien sind aus unserem Alltag und dem Alltag unserer Kinder nicht mehr wegzudenken. Fernsehen, Radio, Computer, Internet, Handy,
DVD und MP3 stehen uns dabei auf vielfältige Weise zur Information, Kommunikation und
Unterhaltung zur Verfügung. Dabei unterliegt die Medienwelt einem ständigen Wandel. Um
hier Transparenz und Orientierung zu schaffen bedarf es der kontinuierlichen Darstellung aktueller Nutzungszahlen und der Untersuchung neuer Entwicklungen. So können neue und bestehende Konzepte der Medienkompetenz überprüft und entwickelt werden. Bereits seit 1999
untersucht die Studienreihe 'KIM - Kinder und Medien' das Medienverhalten der Sechs- bis
13-Jährigen in der Bundesrepublik Deutschland. Zum fünften Mal dokumentiert der vorliegende Bericht Ergebnisse dieser repräsentativen Studie, für die 2005 etwa 1.200 Kinder und
deren Haupterzieher befragt wurden. Die Studienreihe wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) beauftragt, eine Forschungskooperation - bestehend aus der
Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Landeszentrale für
Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK) - die mit diesem Beitrag die Diskussion
über das Medienverhalten von Kindern versachlicht und objektives Datenmaterial bereitstellt.
Die Durchführung der KIM-Studie erfolgt in Zusammenarbeit mit der Medienforschung des
SWR. Bei der Anlage des Designs der Langzeitstudie KIM sind zwei Besonderheiten charakterisierend: Zum einen wird es durch die Befragung sowohl der Kinder als auch deren Haupterzieher möglich, das familiäre Umfeld, wie beispielsweise die sozioökonomischen Verhältnisse, mit einzubeziehen. Dies wäre bei einer Befragung nur der Kinder nicht möglich. Zum
anderen ist der Fragenkomplex aufgeteilt in einen stets gleichbleibenden Teil, der die aktuelle
Abbildung des Medienumgangs der Kinder ermöglicht, und in einen variablen, eher langfristig orientierten Teil, der mit in größeren Zeitintervallen wiederkehrenden Fragen Entwicklungen nachzeichnen und Trends aufzeigen kann. Diese Verknüpfung von Kontinuität und der
Möglichkeit, auf aktuelle Entwicklungen einzugehen, macht die KIM-Studie besonders interessant. Im Rahmen der 'KIM-Studie 2005' standen folgende Themen im Mittelpunkt: Freizeitaktivitäten; Themeninteressen; Medienausstattung; Medienbindung; Medienfunktionen;
Computer: Nutzung, Meinungen, Umgang im Alltag; Computerspiele; Lernprogramme; Internet; Medienkompetenz; Handynutzung; MP3." (Textauszug)
[251-L] Knobloch-Westerwick, Silvia; Hastall, Matthias R.; Grimmer, Daniela; Brück, Julia:
"Information Utility": der Einfluss der Selbstwirksamkeit auf die selektive Zuwendung zu
Nachrichten, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für
die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 50/2005, Nr. 4,
S. 462-474 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Studie untersucht Determinanten der selektiven Zuwendung zu Medieninhalten.
Frühere Forschungsarbeiten zeigen, dass die im Informational-Utility-Modell spezifizierten
Nützlichkeitsdimensionen von Nachrichten - das Ausmaß von Chancen oder Gefahren
(Magnitude), die Wahrscheinlichkeit des Eintretens (Likelihood) und die zeitliche Nähe (Immediacy) - die Auswahl der Rezipienten leiten. Die aktuelle Untersuchung übernimmt aus der
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1.6 Mediennutzung
Persuasionsforschung die wahrgenommene Selbstwirksamkeit (Efficacy) als weitere Dimension und integriert sie in das Modell. In einem Experiment (n=309) wurden zwei OnlineNachrichtenmagazine präsentiert, die entweder positive oder negative Nachrichten enthielten.
Mit einem 2x3x2design wurden Efficacy (niedrig vs. hoch) sowie die bisherigen Dimensionen (Magnitude, Likelihood und Immediacy) und deren jeweilige Ausprägung variiert. Die
Ergebnisse zeigen, dass eine hohe Selbstwirksamkeit ebenso wie die bereits etablierten Nützlichkeitsdimensionen die Informationsselektion begünstigt. Die Utility-Dimensionen wirken
additiv und bei positiven und negativen Nachrichten gleichermaßen." (Autorenreferat)
[252-L] Kommer, Sven; Biermann, Ralf:
Video(technik) in der erziehungswissenschaftlichen Forschung, in: MedienPädagogik : OnlineZeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Jg. 5/2004, H. 1, S. 1-30
(URL: http://www.medienpaed.com/04-1/kommer04-1.pdf)
INHALT: Die Autoren schildern die videogestützte Beobachtung als empirische Methode zur
Analyse des Mediennutzungsverhaltens von Jugendlichen. Einleitend thematisieren sie die
traditionelle Dominanz schriftsprachlicher Verfahren in der empirischen Forschung. Sie plädieren dafür, diese vor dem Hintergrund der zunehmend visualisierten Lebenswelt durch
bildhafte Forschungsmethoden zu ergänzen. Anschließend stellen sie ein Projekt vor, das die
Untersuchung der Medienkompetenz (Coomputernutzung) von Jugendlichen einer 9. Klasse
zum Gegenstand hatte. Hier wurde eine Datentriangulation (Videobeobachtung, Verbalisierung, schriftsprachliche Auswertung) gewählt. (DIPF/GS)
[253-F] Krisch, Pia, M.A. (Bearbeitung); Höflich, Joachim R., Prof.Dr.; Rössler, Patrick, Prof.Dr.
(Betreuung):
Geld, Medien und Alltag. Die Bedeutung von Medien in einem Feld der Lebenswelt
INHALT: Über Geld spricht man nicht - und doch ist Geld häufiger, als man denkt, Gegenstand
von Kommunikation. Diese erfolgt zunehmend medial vermittelt: Das Thema Geld hat seit
der Popularisierung der Börsenanlage einen festen Platz in den Ratgeberseiten der Zeitungen,
es sind zahlreiche Internetforen und Newsgroups zum Thema entstanden (und wieder eingegangen), Menschen geben ihr Geld via Medien aus (Pay-Pal, Ebay) und verwalten es mittels
Medien (Home- und Mobile-Banking). Medien sind zu Faktoren des gesellschaftlichen Wandels von einem durch die protestantische Ethik zu Jahrhundertbeginn geprägtem Verschuldungstabu hin zu einer bedingten Verschuldungstoleranz im Umgang mit Geld geworden.
Ziel der Arbeit ist es, zu untersuchen, inwieweit Zusammenhänge zwischen individuellem
Geldhandeln und Medienhandeln bestehen. Was bedeutet Medienhandeln im finanziellen Alltag vor dem Hintergrund eines Angebots aus vielen Optionen und dem zunehmenden Druck
zur Eigenvorsorge? Welches Spektrum nimmt es ein? Wie sind Medienrepertoires und Nutzungsmuster im pekuniären Zusammenhang beschaffen? Welche Handlungsziele werden von
den Akteuren damit verbunden, welche Handlungsrestriktionen werden empfunden, welche
Medienalternativen werden ausgewählt und wie werden sie bilanziert? Mittels einer qualitativen Analyse der Nutzerperspektive wird die wechselseitige Durchdringung von Alltagshandeln und Medienhandeln beim Umgang mit Geld untersucht.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
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INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Professur für Kommunikationswissenschaft, insb. Medienintegration (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[254-L] Kuchenbuch, Katharina; Auer, Reiner:
Audience Flow bei ZDF, ARD, RTL und SAT.1: ein Instrument zur Unterstützung der Programmplanung, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 3, S. 154-170 (Standort: UB Bonn(5)Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/03-2006_kuchenbuch.pdf?foid=16701)
INHALT: Untersuchungen des so genannten Audience Flow, d.h. der Sehbeteiligung zweier aufeinander folgender Fernsehsendungen, können die Programmplanung sinnvoll unterstützen.
Im Rahmen eines ZDF-Projektes wurde ein Verfahren geprüft, mit dem die verschiedenen Elemente des Audience Flow in einem Kennwert ("Score") zusammengefasst und mit Hilfe
von Benchmarks auch bewertet werden können. Es wurden Sehbeteiligungsdaten von ZDF,
ARD/ Das Erste, RTL und SAT.1 aus dem Jahre 2004 herangezogen und (teilweise) mit Daten aus dem Vorjahr verglichen. Berücksichtigt wurden dabei nur wiederkehrende Sendungen
und Sendeplätze. Insgesamt wurden rund 4000 Sendungspaarungen näher betrachtet. Entgegen der ursprünglichen Annahme, dass ARD und ZDF wegen ihrer vielfältigeren Programmschemata einen eher schlechten Audience Flow aufweisen, konnten für die öffentlichrechtlichen Programme gute "Scores" nachgewiesen werden. Insgesamt erwies sich der zusammengefasste Kennwert "Score" als praktikabel und hilfreich für die Programmoptimierung. (UN2)
[255-L] Kutscher, Nadia:
"Wie im ganz normalen Leben auch": soziale Unterschiede in der Internetnutzung und Bildungsteilhabe von Jugendlichen, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik,
Jg. 49/2005, H. 6, S. 42-52
INHALT: "Untersuchungen zur lnternetnutzung von Jugendlichen zeigen, dass der informelle
Kontext des lnternets einerseits prinzipiell die Aneignung von Wissen, Kompetenzen und
Räumen, andererseits auch die Fortsetzung bzw. Reproduktion sozialer Ungleichheit befördern kann. Es wird gezeigt, wie nonformale und sozial kontextualisierte Bildungsangebote zu
mehr Bildungsteilhabe führen könnten und damit zumindest teilweise eine Reproduktion gesellschaftlicher Stratifizierung überwinden helfen. In vorliegendem Beitrag werden Bildungstheorien auf der Basis dieser Ergebnisse diskutiert und Thesen zu einem differenzierten Bildungsverständnis im Kontext Neuer Medien entwickelt." (Autorenreferat)
[256-L] Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hrsg.):
JIM-Studie 2004 - Jugend, Information, (Multi-)Media: Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, Baden-Baden 2004, 63 S. (Standort: Deutsches Inst. f. Internat. Pädagogische Forschung - DIPF-KS-MP-1535; Graue Literatur)
INHALT: "Die Beziehung von Jugendlichen zu Medien wird bereits über Jahrzehnte hinweg
kontrovers diskutiert. Besonders im Kontext von Bildung und Erziehung wird dem Medien-
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1.6 Mediennutzung
konsum der jungen Heranwachsenden häufig eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Für die
Einordnung und Bewertung von Chancen und Risiken unterschiedlicher Medien und deren
Inhalte ist vor allem die reale Mediennutzung der Jugendlichen von großer Bedeutung. Welche Medien werden wie genutzt? Welche Rolle spielt das Fernsehen heute? Spielen alle Jugendlichen Computerspiele? Welche Funktion wird den unterschiedlichen Medien zugeschrieben, welche Relevanz haben sie im Alltag Jugendlicher? Werden Medien allein oder in
der Gruppe, gemeinsam mit den Eltern genutzt? Über welche Medien können Jugendliche
selbst frei verfügen? Antworten auf diese und weitere Fragen bilden die notwendige Grundlage zur Bewertung der aktuellen Medienwelt Jugendlicher." (Autorenreferat)
[257-L] Meyen, Michael; Pfaff, Senta:
Rezeption von Geschichte im Fernsehen: eine qualitative Studie zu Nutzungsmotiven, Zuschauererwartungen und zur Bewertung einzelner Darstellungsformen, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 2, S. 102-106 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/022006_meyen.pdf?foid=16568)
INHALT: Zeitgeschichte im Fernsehen "boomt". Die vorliegende qualitative Studie ermittelt
anhand von Gruppendiskussionen mit Zuschauern von Geschichtssendungen Nutzungsmotive
und behandelt die grundsätzliche Frage, weshalb das Thema Geschichte für die Zuschauer relevant ist. Das Geschichtsinteresse lässt sich vor allem auf die Bedürfnisse nach Identität
(Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und der nationalen Identität) und Orientierung (Einordnung aktueller politischer Ereignisse in einen weiteren Kontext) zurückführen.
Bei der Themenselektion spielen Nachrichtenfaktoren eine wichtige Rolle. Geschichtssendungen sind dann besonders interessant, wenn sie Bezüge zu aktuellen politischen Fragen haben oder an Gedenkereignisse anknüpfen (Thematisierung) und Anschlusskommunikation
ermöglichen (Nähe). Außerdem fasziniert das Privatleben historischer Persönlichkeiten (Personalisierung). Geschichtssendungen verknüpfen Unterhaltung mit Wissensvermitlung. Sie
sind damit eine "sinnvolle" Beschäftigung und legitimieren so den Fernsehwunsch der Zuschauer. Zentrale Beurteilungskriterien sind Glaubwürdigkeit und Authentizität. Beide Eigenschaften werden ausschließlich den öffentlich-rechtlichen Sendern zugeschrieben. (UN)
[258-L] Papamichou, Maria:
Massenmedien und ethnische Minderheiten in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung griechischer Bevölkerungsteile: Partizipationsmöglichkeiten, Probleme und Perspektiven unter sozialpädagogischem Aspekt, Köln 2005, 375 S. (Graue Literatur; URL:
http://kups.ub.uni-koeln.de/volltexte/2006/1643/pdf/MASSENMEDIEN_UND_ETHNISCHE_
MINDERHEITEN_PAPAMICHOU_MARIA.pdf)
INHALT: "In der vorliegenden Dissertation geht es um Partizipationsmöglichkeiten von ethnischen Minderheiten in den deutschen Massenmedien. Ein historischer Abriss von den Migrationprozessen, die in den letzten Jahrhunderten im deutschen und europäischen Raum stattfanden, beweist, dass die Multikulturalität und die Begegnung der Menschen über Grenzen
hinaus ein historisch bedingter, gesellschaftlicher Normalzustand ist. Nationalstaaten sind aus
politischen Gründen bedingte Gebilde. Deutschland ist seit langem eine multikulturelle Gesellschaft. Einwanderer bildeten im Laufe der Zeit ethnische Minderheiten, deren Lage inner-
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halb der deutschen Gesellschaft in allen Lebensbereichen benachteiligt und deren Partizipationsmöglichkeiten innerhalb der deutschen Zivilgesellschaft eingeschränkt sind. Die vom
deutschen Staat ausgeübte 'Ausländerpolitik' kann nur kritisch betrachtet werden. Eine bestehende Partizipationsmöglichkeit ethnischer Minderheiten im politischen und sozialen Bereich
in Deutschland bilden ihre Selbstorganisationen. In vorliegender Arbeit befasse ich mich insbesondere mit Selbstorganisationen von Griechen in Deutschland ('Griechische Gemeinden'
und deren Dachverband). Ihr Charakter, ihre Ziele, ihre Aktivitäten und Perspektiven und die
ausgeübte Öffentlichkeitsarbeit werden in meiner Arbeit auch empirisch untersucht. Eine der
Hauptfragen dieser Arbeit ist die Erkundung der Beziehung zwischen Medien und ethnischen
Minderheiten. Die Medien spielten noch nie in der Geschichte der Menschheit eine so bedeutende Rolle in allen Bereichen des menschlichen Lebens. Darüber hinaus könnten Medien
und Öffentlichkeitsarbeit auch einen großen Beitrag leisten zur Förderung von einem gleichberechtigten Zusammenleben zwischen allen Mitgliedern der Gesellschaft. Voraussetzung dafür ist, dass sie die Bedürfnisse von allen Bevölkerungsteilen berücksichtigen. Eine weitere
empirische Befragung an Griechen in der Stadt Köln und Umgebung untersucht die Nutzung
von den Befragten des deutschen und griechischen Medienangebots in Nachrichten und Informationen zur Lebenshilfe, sowie ihre Wünsche und Bedürfnisse." (Autorenreferat)
[259-L] Pietraß, Manuela; Schmidt, Bernhard; Tippelt, Rudolf:
Informelles Lernen und Medienbildung: zur Bedeutung sozio-kultureller Voraussetzungen,
in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Jg. 8/2005, H. 3, S. 412-426
INHALT: "Der Begriff des informellen Lernens wird hier auf den Wissenserwerb im Rahmen der
alltäglichen Nutzung von Massenmedien bezogen. Bei der genaueren Betrachtung des Mediennutzungsverhaltens von verschiedenen Altersgruppen erweisen sich sozio-kulturelle Unterschiede als wichtige Prädiktoren für Mediennutzung und -rezeption. Das Konzept der sozialen Milieus eignet sich zur Analyse sozio-kultureller Differenzen, auch mit Blick auf die
Medienbildung. Bei Kindern scheint das Herkunftsmilieu der Eltern einen zentralen Einfluss
auf deren Medienbildung zu haben, während im Jugendalter auch jugendkulturelle Rahmungen bedeutsam werden. Medienrezeption wird dabei nicht als einseitiger Prozess, sondern als
kommunikative Interaktion zwischen Medienproduzenten und Medienkonsumenten verstanden. Letztere bringen in der Wahl von Medien, Genres und Rezeptionskontexten auch ästhetische Präferenzen und ihren sozio-kulturellen Habitus zum Ausdruck." (Autorenreferat)
[260-L] Reichmayr, Ingrid Francisca:
Weblogs von Jugendlichen als Bühnen des Identitätsmanagements: eine explorative Untersuchung, in: kommunikation @ gesellschaft : Soziologe - Telematik - Kulturwissenschaft, Jg.
6/2005, 17 S. (URL: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B8_2005_Reichmayr.pdf)
INHALT: "Die Ergebnisse einer qualitativ und explorativ konzipierten Untersuchung von 40
Weblogs Jugendlicher und junger Erwachsener zeigen das Potenzial von Weblogs für die
Selbstdarstellung und das Identitätsmanagement, welche von den Jugendlichen mit beträchtlichem Arbeitsaufwand betrieben werden - von der Entwicklung und Erprobung sprachlichen
Ausdrucks bis zum aufwändig betriebenen Design. Die fast ausschließlich als persönliche
Tagebücher und zum überwiegenden Teil von Mädchen und jungen Frauen aus 'bildungsnahen' Schichten geführten Weblogs unterstützen - im Verbund mit anderen Jugendmedien - in-
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1.6 Mediennutzung
teraktive Peer-Group-Netzwerke, die zur Reflexion und Alltagsstrukturierung, zum Erwerb
von Wissen und Kompetenzen, aber auch zu (selbst)-therapeutischen Zwecken und intensiver
Auseinandersetzung mit dem Freundeskreis über Themen wie Schule, Freizeitgestaltung, Musik und Beziehungen genutzt werden. Weblogs steigern somit die Chancen für gelingende
Kommunikationen und können - insoweit sie den Erwerb sowohl personenbezogener als auch
beruflich relevanter Kompetenzen fördern - funktional für eine Gesellschaft sein." (Autorenreferat)
[261-L] Riehm, Ulrich; Krings, Bettina-Johanna:
Abschied vom "Internet für alle"?: der "blinde Fleck" in der Diskussion zur digitalen Spaltung, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, Nr. 1, S. 75-94 (Standort: UuStB
Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Die seit Mitte der 1990er Jahre beschworene Vision, dass das Internet in nur wenigen
Jahren von allen Bevölkerungsschichten genutzt würde, kann heute als gescheitert gelten.
Empirische Erhebungen zeigen, dass man sich auf absehbare Zeit auf einen relativ stabilen
Sockel an Nichtnutzern des Internets einstellen muss. Der Beitrag vertritt die Auffassung,
dass diese Beobachtung sowohl Konsequenzen für die Forschung zur 'digitalen Spaltung' als
auch für die allgemeine Forderung nach einem 'Internet für alle' hat. Zu den 'Offlinern' zählen
nicht nur sozial und kulturell benachteiligte Gruppen, sondern auch Teile der Bevölkerung,
die technische und nichttechnische Alternativen zum Internet bevorzugen. Der Beitrag breitet
entsprechendes empirisches Material aus und schlägt eine Typologie der 'Offliner' vor. Im
Rahmen der bisherigen Forschung zur digitalen Spaltung wird die Nichtnutzung in erster Linie unter dem Aspekt ihrer Überwindung und nicht (auch) als Ausdruck einer alternativen
Mediennutzungsstrategie analysiert. Diese fehlende Anerkennung der Nichtnutzung wird der
'blinde Fleck' in dieser Diskussion genannt, der im Rahmen des Beitrags offen gelegt wird.
Die Konsequenzen aus diesem Tatbestand werden diskutiert." (Autorenreferat)
[262-L] Rogge, Jan-Uwe:
Pädagogische Erniedrigung oder niederschwelliges Beratungsangebot: kritische Anmerkungen zur "Super Nanny" und Konsorten, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S. 27-32
INHALT: Aus seiner Praxis als Familien- und Kommunikationsberater berichtet der Autor über
die Reaktionen der Eltern auf die Erziehungssendungen im Fernsehen, insbesondere die RTLSendereihe "Super Nanny". Auf der Basis von ca. 180 Gesprächen werden drei Rezeptionshaltungen unterschieden: (1) der überwiegende Teil (etwa 50 Prozent) bewertet die Sendungen negativ. Ihr wird vorgeworfen, die Eltern und Kinder vorzuführen und in passiver Objektrolle zu belassen. (2) Ca. 30 Prozent der Befragten standen der Sendung positiv gegenüber,
wurden aber in ihren Erwartungen enttäuscht. Die dargestellten Fälle waren kaum in den eigenen Alltag übertragbar. (3) Etwa 20 Prozent gaben an, die Sendung als bloße Unterhaltung
zu genießen. Auch in der pädagogischen und therapeutischen Fachdiskussion dieser Sendungsarten überwiegt Kritik. Dabei werden handwerkliche Fehler dieser Erziehungsberatung
hervorgehoben, die dem zentralen Prinzip in der heutigen Erziehungsberatung, der Ressourcenorientierung, widersprechen. Bei "Super Nanny" und anderen Sendungen dieser Art wird
alles vordergründig auf Erziehungstechniken reduziert. Auf zwei Haltungen der Sendungen
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1.6 Mediennutzung
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geht der Beitrag abschließend genauer an: die fehlende entwicklungspsychologische Diagnostik sowie die eklatanten handwerklichen Fehler am Beispiel des "stillen Stuhls". (PT)
[263-L] Röser, Jutta:
Das Zuhause als Ort der Aneignung digitaler Medien: Domestizierungsprozesse und ihre
Folgen, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 86-96
INHALT: "Der Beitrag rückt das 'Zuhause' als zentralen Ort der Aneignung digitaler Medien in
den Blick. Im Zentrum steht eine theoretische Konzeptionierung des Domestizierungsprozesses und seiner Folgen für gesellschaftliche Teilhabe, die an ethnografischen Ansätzen der britischen Cultural Studies anknüpft. Mit diesem Konzept werden aktuelle Daten zur lnternetnutzung analysiert und zu 'Digital Divide'-Prognosen kontrastiert. Anhand von Fallstudien
werden Dimensionen des häuslichen, insbesondere geschlechtsgebundenen Medienhandelns
und ausgewählte Befunde vorgestellt." (Autorenreferat)
[264-L] Rössler, Patrick; Veigel, Anina:
Was interessiert an Stars und Sternchen?: Entwicklung und Anwendung einer Skala zur
Messung der Gratifikationsleistung von People-Magazinen ; eine qualitativ-quantitative
Pilotstudie, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die
Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 50/2005, Nr. 4, S.
438-461 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das 'People'-Konzept ist allgegenwärtig. Während jahrzehntelang nur spekuliert wurde, dass der tatsächliche Leserkreis von People-Magazinen weitaus größer ausfalle als die bekennenden Leserschaften, erhöhen sich Auflagen und Reichweiten nun ständig, und die Zahl
der Titel, die über Prominente und Stars berichten, steigt an. Daher befasst sich der vorliegende Beitrag genauer mit der Frage, weshalb Publikumszeitschriften wie 'Bunte', 'Gala' und
'Stern' von einer wachsenden Leserschaft gelesen werden. Eine empirische Pilotstudie auf Basis des Uses-and-Gratifications-Ansatzes, die qualitative und quantitative Vorgehensweisen
verbindet, gibt erste Aufschlüsse über die Motive, aus denen heraus sich Rezipienten diesen
Titeln zuwenden. Die Befunde zeigen, dass verschiedene, aus der Gratifikationsforschung bekannte Dimensionen theoretisch und aufgrund der berichteten Nutzungserfahrungen sinnvoll
angewendet werden können. Die Gratifikationserwartungen von Lesern und Nicht-Lesern der
Magazine unterscheiden sich kaum und erinnern an die aus TV-Studien bekannten Kataloge,
wenngleich ergänzend einige plausible Dimensionen aufgezeigt werden können, die für People-Magazine spezifisch sind. Damit zeigt die Untersuchung interessante Perspektiven für eine gattungsspezifische Weiterentwicklung des Ansatzes auf." (Autorenreferat)
[265-L] Saparniene, Diana; Merkys, Gediminas:
Mediennutzung und Geschlechtsspezifität: von der Diskriminierung zur Emanzipation, in:
Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 29-41
INHALT: "Es werden die Ergebnisse empirischer Studien über die Mediennutzung der Studierenden vorgestellt. Die Daten dokumentieren geschlechtsspezifische Leistungsdifferenzen, die
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bis zu einer Standardabweichung von 1,0 erreichen. Es zeigte sich, dass die digitale Kompetenz stark vom PC-Besitz sowie von der Motivation und emotionalen Beziehung zum Computer abhängt, wobei diese beiden Kriterien auch starke geschlechtsspezifische Effekte aufweisen. Die Erhebung erfasst eine Zeit (2001), die durch massenhaften Eindrang des Computers in den Alltag der litauischen Studierenden gekennzeichnet ist." (Autorenreferat)
[266-F] Schleife, Katrin (Bearbeitung); Spitz-Oener, Alexandra, Prof.Dr. (Leitung):
Regionale versus individuelle Aspekte der digitalen Kluft: eine empirische Analyse für Baden-Württemberg
INHALT: Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die digitale Kluft zwischen Computernutzern und nichtnutzern sowie zwischen Internetnutzern und -nichtnutzern in Baden-Württemberg einer
detaillierten empirischen Analyse zu unterziehen. Hierbei sollen insbesondere regionale Aspekte, aber auch individuelle Charakteristika berücksichtigt werden, um einen möglichst umfassenden Überblick über die Ursachen des Digital Divides in Baden-Württemberg zu erhalten. In den vergangenen Jahren haben sich Informations- und Kommunikationstechnologien
(IKT) sowohl in der Wirtschaft als auch im privaten Leben rasant verbreitet. Ein differenzierterer Blick auf die Tendenzen der IKT-Verbreitung verdeutlicht jedoch, dass nicht alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen an der Diffusion partizipieren. Beispielsweise ist der Anteil der Internetnutzer unter der Stadtbevölkerung weit größer als im ländlichen Raum, und
nach wie vor ist ein starker Unterschied in der IKT-Nutzung zwischen West- und Ostdeutschland zu beobachten. Darüber hinaus hängt die Internetnutzung auch von individuellen Charakteristiken ab, wie z.B. von Alter, Geschlecht und/oder Bildung. Diese Beobachtung prägte
den Begriff der digitalen Kluft (Digital Divide), der beschreibt, dass der Zugang zu und die
Nutzung von IKT von sozialen und regionalen Faktoren abhängt. Folge dieser digitalen Kluft
ist die Benachteiligung der IKT-Nichtnutzer bei der digitalen Informationsbeschaffung eine
Entwicklung, die gerade durch den strukturellen Wandel hin zur Wissens- und Informationsgesellschaft nicht unterschätzt werden sollte. Als Datengrundlage der Analysen dient das sozioökonomische Panel (SOEP), das in verschiedenen Jahren Informationen zur beruflichen
und privaten Computer- sowie Internetnutzung enthält und somit auch Vergleiche über die
Zeit ermöglicht. Durch die Verknüpfung dieser Individualdaten mit regionalstatistischen Indikatoren können Faktoren auf Ebene der Raumordnungsregion berücksichtigt und deren
Wechselwirkungen mit der Nutzung von Computern und Internet in die Analyse mit einbezogen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, Hemmnisfaktoren für die
individuelle IKT-Nutzung zu identifizieren. Daraus können dann Handlungsempfehlungen
abgeleitet werden, die insbesondere aufzeigen, wo gezielte Maßnahmen anzusetzen sind, um
die Nutzung der neuen Technologien weiter zu fördern und so einem möglichst hohen Bevölkerungsanteil im ländlichen Raum einen leichten Zugang zu Informationen zu ermöglichen.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg
ART: gefördert BEGINN: 2005-03 ENDE: 2007-02 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Land Baden-Württemberg Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum
INSTITUTION: Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH -ZEW- (Postfach 103
443, 68034 Mannheim)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail:[email protected], Tel. 0621-1235-353)
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1.6 Mediennutzung
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[267-F] Schönberger, Klaus, Dr. (Bearbeitung):
"Der lange Arm des 'Real Life'" - soziokultureller Wandel und netzbasierte Kommunikation
INHALT: Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Medien- bzw. Techniknutzung und soziokulturellem Wandel theoretisch zu fassen. Das Internet ist das technische
"Leitfossil" (Martin Scharfe) der Gegenwart, das zugleich als Indikator wie auch als Katalysator des gesellschaftlichen Wandels gilt. Sein technischer Charakter (Dezentralität, Verzweigtheit, Datensende- und Datenempfangsmöglichkeit) macht das Internet zum Universalmedium. Die damit einhergehende Integration unterschiedlicher Nutzungen wurde von Beginn an sowohl von technikeuphorischen wie kulturpessimistischen Phantasien, Träumen,
Wünschen, Ängsten und Projektionen begleitet. Die Untersuchung thematisiert den soziokulturellen Wandel im Hinblick auf die Nutzung netzbasierter Kommunikation und fragt nach
den Voraussetzungen, Implikationen und Konsequenzen dieser Nutzungen für soziokulturelle
Wandlungsprozesse in zwei zentralen gesellschaftlichen Bereichen. Der Fokus der Arbeit
liegt dabei auf der Nutzung im Hinblick auf alltägliche persönliche Beziehungen sowie politischem Engagement. Ausgangspunkt hierfür stellen die Ergebnisse verschiedene eigener Projekte dar sowie die vorliegenden Ergebnisse der sozial- und kulturwissenschaftlichen Medienund Techniknutzungsforschung im Hinblick auf die Handlungs- und Kommunikationsmuster
in der netzbasierten Kommunikation. Dieser Fokus auf Handlungs- und Kommunikationsmuster im alltäglichen Gebrauch der neuen Informations- und Kommunikationstechnik zielt
also weniger auf die medienwissenschaftliche Frage nach der Veränderung von Massen- oder
Individualkommunikation. Vielmehr wird der "Gegenstandskomplex" der Handlungs- und
Kommunikationsmuster in der Nutzung von Netzkommunikation als Indikator für soziokulturellen Wandel operationalisiert.
METHODE: Der Ausgangspunkt des Projekts ist die dichotomische Gegenüberstellung zweier
Tendenzen sozialer Strukturierung und sozialer Praxen im Zuge der Nutzung von den netzbasierter Kommunikation und Interaktion: Persistenz bzw. Beharrung und Auflösung bzw. 'Entgrenzung'. Eine solche Dichotomie kann aber die empirisch konstatierbaren Tendenzen nicht
angemessen fassen. Daher wird in diesem Projekt das Verhältnis zwischen Technik, Nutzung
und sozialem Kontext mittels des Bildes vom 'langen Arm des Real Life' gefasst. Dieses Bild
verweist zum einen auf die Persistenz sozialer Strukturierung und bestehender sozialer Praxen
in der netzbasierten Kommunikation und Interaktion. Zum anderen aber betont es auch die
Prozesse innovativer Intensivierung, der Rekombination und Neuzusammensetzung sozialer
Praxen auf der Grundlage bestehender sozialer Strukturen und vorgängiger sozialer Praxen in
den persönlichen sozialen Beziehungen (Freizeit, Familie, Freundeskreis) und hinsichtlich
dem politischen Engagement in der Nutzung netzbasierter Kommunikation.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Schönberger, Klaus: Persistente und rekombinante Handlungsund Kommunikationsmuster in der Weblog-Nutzung. Mediennutzung und soziokultureller
Wandel. in: Schütz, Astrid; Habscheid, Stephan; Holly, Werner; Krems, Josef; Voß, Günther
G. (Hrsg.): Neue Medien im Alltag. Befunde aus den Bereichen: Arbeit, Leben und Freizeit.
Lengerich: Pabst 2005, S. 276-294.
ART: Habilitation; gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2006-04 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Innovationsfonds der Universität Hamburg
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Kulturgeschichte und Kulturkunde Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung (Bogenallee 11, 20144 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 040-42838-7250, e-mail: [email protected])
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[268-L] Schorb, Bernd:
Mediale Sozialisation und politische Information: der Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Fernsehinformationen, in: Klaus-Dieter Felsmann (Hrsg.): Das Vertrauen in die Medien - Orientierung im Wandel : 7. Buckower Mediengespräche ; erweiterte Dokumentation 2003,
München: KoPäd Verl., 2004, S. 77-86, ISBN: 3-935686-15-3
INHALT: Der Beitrag charakterisiert das Fernsehen als Leitmedium für die Herausbildung von
politischen und gesellschaftlichen Werten, es ist die primäre Quelle politischer Information.
Im Fokus stehen die Ergebnisse einer Studie, die das Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen in Hinblick auf Informationsgewinnung untersuchte. (DIPF/GS.)
[269-F] Spetsmann-Kunkel, Martin, Dr.phil. (Bearbeitung); Hansen, Georg, Prof.Dr. (Leitung):
Internet und soziale Differenzierung
INHALT: Forschungsfragen: Wer eignet sich das Internet wie und für welchen Zweck an? Gibt es
Aneignungsweisen entlang sozial relevanter Kategorien? Wer wird aufgrund welcher Ausschließungsmechanismen im Zugang und bei der Aneignung des Internet benachteiligt? Existieren Normalitätsvorstellungen bezüglich des Standardnutzers? Welchen Anteil hat das Internet an der Produktion und Reproduktion von Normalitätsvorstellungen? GEOGRAPHISCHER RAUM: medialer Raum (Internet)/ Focus: Aneignung in der Bundesrepublik
Deutschland
METHODE: Pierre Bourdieus Theorie der ungleichen Verteilung der Kapitalsorten. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Sekundäranalyse von Aggregatdaten
(Herkunft der Daten: ALLBUS, JIM). Inhaltsanalyse, offen. Beobachtung, teilnehmend; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, face to face; Standardisierte Befragung, telefonisch. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts; Feldarbeit durch ein kommerzielles
Umfrageinstitut.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2005-01 ENDE: 2009-12 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Fernuniversität Hagen, FB Kultur- und Sozialwissenschaften, Institut für Bildungswissenschaft und Medienforschung Lehrgebiet Interkulturelle Erziehungswissenschaft
(Fleyer Str. 204, 58084 Hagen)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[270-L] Statistik Austria (Hrsg.):
IKT-Einsatz in Haushalten: Ergebnisse der Europäischen Erhebung über den Einsatz von
Informations- und Kommunikationstechnologien in Haushalten 2003, Wien: Verl. Österreich
2003, 102 S., ISBN: 3-902452-19-6 (Standort: B d. Inst. f. Weltwirtschaft(206)-c242105)
INHALT: Die Erhebung wurde vom Bereich Wissenschafts- und Technologiestatistik der Direktion Volkswirtschaft als Sonderprogramm des Mikrozensus im März 2003 durchgeführt. Es
wurden Haushalte und die in Haushalten lebenden Personen im Alter zwischen 16 und 74
Jahren befragt. Die Ergebnisse der Untersuchung informieren über die Ausstattung der österreichischen Haushalte mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Darüber hinaus
werden Daten zu drei weiteren Themenbereichen geliefert: zur Computernutzung (Häufigkeit
und Ort, computerbezogene Tätigkeiten); zur Internetnutzung (Häufigkeit und Ort, durch-
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schnittliche Dauer, Zweck, Sicherheit); zum Online-Shopping (Art und Gesamtwert der gekauften Waren und Dienstleistungen, Kreditkarteneinsatz). (ICE2)
[271-L] Straub, Ingo:
Neue Freunde durch neue Medien?: die Bedeutung computervermittelter Kommunikation
für männliche Jugendliche, in: MedienPädagogik : Online-Zeitschrift für Theorie und Praxis der
Medienbildung, 2005, H. 2, S. 1-18 (URL: http://www.medienpaed.com/05-2/straub1.pdf)
INHALT: Der Beitrag thematisiert einleitend den Forschungsstand zur Mediennutzung von Jugendlichen, der für Mädchen einen kommunikativen Zugang zu Computern feststellt, während Jungen Computerspiele und Downloads bevorzugen. Diese homogene Zuweisung von
Geschlechterrollen wertet der Autor als problematisch. Daher stellt er eine Studie vor, die innerhalb der Gruppe männlicher Jugendlicher das kommunikative Nutzungsverhalten von
Computern untersucht. Zur Binnendifferenzierung wurden Gruppen ausgewählt, die sich über
gemeinsame Interessen definieren, die Untersuchungsmethode besteht unter anderem in
Gruppeninterviews. Es wird deutlich, dass die Gruppen unterschiedliche Ziele beim Einsatz
der Medien verfolgen. (DIPF/GS.)
[272-L] Treibel, Annette:
Internet und Gendernet - zum Wandel der Geschlechterverhältnisse in der Informationsgesellschaft, in: Maria Funder, Steffen Dörhöfer, Christian Rauch (Hrsg.): Jenseits der Geschlechterdifferenz? : Geschlechterverhältnisse in der Informations- und Wissensgesellschaft: Hampp,
2005, S. 179-198, ISBN: 3-87988-960-0 (Standort: USB Köln(38)-32A5609)
INHALT: Der Beitrag diskutiert die Frage, inwiefern der Wandel der Kommunikationsmedien
infolge der Verbreitung des Internets auch einen Wandel der Geschlechterverhältnisse nach
sich zieht, möglicherweise gar zu einer Entgeschlechtlichung beiträgt. Neuere Arbeiten aus
unterschiedlichen Gebieten der Soziologie werden daraufhin untersucht, wie sie das Verhältnis von Kontinuität und Wandel in den Beziehungen der Geschlechter thematisieren. Nach
einem knappen Rückblick auf die Entwicklung der Geschlechterforschung und ihrer Reflexion der "alten" Geschlechterverhältnisse in der Industrie-, Klassen- und patriarchalen Gesellschaft geht es dann um den Wandel in der Wissens-, Informations- und Netwerkgesellschaft.
Dabei geht es um Mediennutzung und Medienkompetenz unter Gender-Gesichtspunkten. Mit
Blick auf die empirisch zu beobachtenden Widersprüchlichkeiten in den Geschlechterverhältnissen der Informationsgesellschaft, in denen sich Altes und Neues mischt, bringt die Autorin
einen neuen Begriff in die Diskussion: das Gendernet. Damit sind sowohl diejenigen Interaktionsgeflechte zwischen Frauen und Männern gemeint, die im Rückgriff auf neue Technologien entstehen, als auch solche Geschlechterbeziehungen, die auf "alten" Technologien und
unmittelbarer Interaktion beruhen. Das Ergebnis der Betrachtung gegenwärtiger Veränderungsprozesse ist ernüchternd: das Internet trägt zwar zur Entgeschlechtlichung bei, transportiert jedoch auch weiterhin geschlechtliche Zuschreibungen, Stereotype und Ausgrenzungen.
(ICH)
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1.6 Mediennutzung
[273-F] Treibel-Illian, Annette, Prof.Dr.; Billes-Gerhart, Elke; Müller, Patricia; Gutwein, Sabrina
(Bearbeitung):
Medienkompetenz unter der Perspektive ethnischer und geschlechtlicher Differenz
INHALT: Jugendliche sind in eine soziale Umgebung eingebettet, die die Entwicklung ihrer Individualität beeinflusst. Bei Migrantenjugendlichen - der Gruppe, die in diesem Projekt im
Zentrum steht - besteht die soziale Umgebung aus folgenden Faktoren: den allgemeinen sozio-ökonomischen Gegebenheiten, den Peergroups, die mono- oder heteroethnisch sein können, und vor allen Dingen der ethnischen Community (Familie, Verwandte, Freundeskreis,
ethnische Infrastruktur im Stadtteil u.ä.). Die Lebenssituation der Heranwachsenden steht im
Mittelpunkt des Forschungsinteresses und damit verbunden die Frage, wie Jugendliche mit
und ohne Migrationshintergrund - differenziert nach Geschlecht - unter spezifischen sozialen
und biographischen Voraussetzungen die Neuen Medien nutzen und welche Bedeutung diese
für ihre kulturelle Identität haben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Untersuchung des codeswitching bilingualer bzw. trilingualer Jugendlicher in seiner medialen Ausprägung. Ein
wichtiges Differenzierungskriterium bei der Analyse ist dabei der Grad der Vernetzung und
die Infrastruktur der jeweiligen ethnischen Community. Die Ergebnisse des Projektes sollen
die Ausdifferenzierung und Weiterentwicklung der soziologischen Theorie der Transmigration ermöglichen. Parallel zur Durchführung des Projektes werden bereits Forschungsfragen
und -ergebnisse in die Lehre transferiert. Die Ergebnisse des Projektes sollen darüber hinaus
auch curriculare Konsequenzen für die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung befördern. Ziele:
Die Studie soll Aufschluss über die Zusammenhänge zwischen ethnischer Herkunft, Gender,
Community und Peer-group geben. Die Nähe bzw. Distanz zu den Neuen Medien im Falle
der Jugendlichen aus Migrantenfamilien resultiert, so die zugrunde liegende These, nicht linear aus der Geschlechts- und der ethnischen Zugehörigkeit, sondern ist im Kontext der Aufnahmegesellschaft, der lokalen Zugehörigkeit und der globalen Vernetzung zu sehen. Seit den
1990er Jahren wird in der soziologischen Migrationsforschung die Theorie der Transmigration lebhaft diskutiert. Danach wird der eindeutig feststellbare Wohnortwechsel zusehends
durch die Bewegung zwischen verschiedenen Wohnorten abgelöst. Die Lebenspraxis und die
Lebensprojekte der "TransmigrantInnen" spannen sich zwischen verschiedenen Wohnorten
bzw. geographischen Räumen auf. Die Mediennutzungen und -biographien der Migrantenjugendlichen ermöglichen eine Überprüfung der Plausibilität dieses Ansatzes. Parallel zur
Durchführung des Projektes werden inhaltliche und didaktische Konzeptionen für die Pädagogischen Hochschulen erarbeitet, die am Beispiel der Medienkompetenz von weiblichen und
männlichen Migrantenjugendlichen die soziologische Perspektive auf die Einwanderungsgesellschaft einüben und mit der medialtechnischen Kompetenz verknüpfen helfen. In der soziologischen Migrations- und Geschlechterforschung liegt der Schwerpunkt derzeit primär
auf den Erwachsenenbeziehungen zwischen Zugewanderten und Einheimischen bzw. zwischen Frauen und Männern. Das Projekt soll einen Vergleich verschiedener jugendlicher Zugewanderter und Einheimischer beiderlei Geschlechts hinsichtlich ihrer Medienkompetenz
ermöglichen. Aus der Studie sind Korrekturen gängiger Hierarchien sowohl im Alltags- als
auch im Wissenschaftsdiskurs zu erwarten, die curriculare Konsequenzen für die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung nach sich ziehen werden.
METHODE: Zunächst wird eine Sekundäranalyse durchgeführt, mit deren Hilfe der aktuelle
Forschungsstand in den Bereichen Mediennutzungsverhalten und Migrantenjugendliche erarbeitet wird. Da bisher das Zusammenspiel von neuen Medien, ethnischer Zugehörigkeit und
Gender empirisch noch nicht untersucht wurde, konzentrieren wir die Bearbeiter sich auf
zahlreiche bisher durchgeführte empirische Studien zu den Einzelkomponenten. Parallel zur
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.6 Mediennutzung
161
Sekundäranalyse werden halbstandardisierte schriftliche Befragungen an fünf Hauptschulen
in jeweils zwei Klassenstufen (6. und 9. Klasse) durchgeführt. Der Schwerpunkt der empirischen Untersuchung sind offene, narrative Interviews mit Migrantenjugendlichen. Es werden
jeweils Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 15 Jahren aus zwei Hauptschulen mit
türkischem und russlanddeutschem Migrationshintergrund interviewt. Im Anschluss wird
durch Fallvergleich und Fallkontrastierung eine Typologie der Medienkompetenzprofile differenziert nach Gender und Ethnie erstellt.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Billes-Gerhart, E.; Bernart, Y.: Abduktive Kompetenz und Medienkompetenz, eine Analyse des medialen Handelns von Jugendlichen und Lehrkräften. Göttingen: Cuvillier Verl. 2005.+++Treibel, A.: Gendernet und Internet - zum Wandel der Geschlechterverhältnisse in der Informationsgesellschaft. in: Funder, M. u.a. (Hrsg.): Jenseits
der Geschlechterdifferenz? Geschlechterverhältnisse in der Informations- und Wissensgesellschaft. München 2005, S. 179-198.+++Brieskorn, N.; Lesch, W.; Pries, L.; Treibel, A.: Grenzenloses Recht auf Freizügigkeit? Weltweite Mobilität zwischen Freiheit und Zwang. Stuttgart: Kohlhammer 2004.+++Treibel, A.: "Kopftuch in der Schule - für Schülerinnen ja, für
Lehrerinnen nein?" in: PH-Info, Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Ausgabe 2004/02.+++Billes-Gerhart, E.; Treibel, A.: Mediennutzungsverhalten von Jugendlichen
mit und ohne Migrationshintergrund. Ergebnisse von Sekundäranalyse und Pilotstudie im
Projekt Medienkompetenz unter der Perspektive ethnischer und geschlechtlicher Differenz.
Projektergebnisse.+++Wie medienkompetent sind Migranten? Forschungsprojekt von PHProfessorin soll sich in der Lehre niederschlagen". Interview mit Prof.Dr. Treibel-Illian in der
StadtZeitung, dem Amtsblatt der Stadt Karlsruhe vom 09.07.2004. ARBEITSPAPIERE: Gastvortrag: Interkulturelle Missverständnisse in der Migrationsforschung von Prof.Dr. Elisabeth
Beck-Gernsheim an der PH Karlsruhe, 25.05.2005.+++Vortrag: Theorienvergleiche im Spannungsfeld von Fachdiskursen und Lehrpraxis, Tagung der Sektion Soziologische Theorie der
Deutschen Gesellschaft für Soziologie zum Vergleich der Theorienvergleiche in der deutschen Soziologie am Institut für Soziologie der TU Dresden (Prof.Dr. Annette Treibel-Illian),
17.-18.06.2005.+++Vortrag: Soziales Handeln, Zwecktätigkeit und Kommunikation. TUUniversität Karlsruhe (Elke Billes-Gerhart), 13.06.2005.+++Vortrag: Grenzenlose Soziabilität durch Medien? Badischer Kunstverein Karlsruhe im Rahmen der Ausstellungsreihe "Kritische Gesellschaft. Kunst, Kritik und die Versprechen des Kapitalismus" (Elke BillesGerhart), 01.06.2005.+++9. Medienforum Migranten bei uns. 50 Jahre Einwanderungsland
Deutschland, SWR Funkhaus (Teilnahme und Interview, Prof. Dr. Annette Treibel-Illian),
09.-10.05.2005.+++Vortrag: Migranten in Karlsruhe. TU-Universität Karlsruhe (Elke BillesGerhart), 14.02.2005.+++Veranstaltung: "Kopftuch in der Schule - für Schülerinnen ja, für
Lehrerinnen nein?", Pädagogische Hochschule Karlsruhe, 03.07.2004.+++Vortrag: Internet
und Gendernet - zum Wandel der Geschlechterverhältnisse in der Informationsgesellschaft
(Treibel) im Rahmen der Tagung "Geschlecht, Arbeit und Organisation in knowledge-based
Industries oder: Neue Chance, alte Risiken?", Philips-Universität Marburg, Institut der Soziologie, 14.05.2004.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Pädagogische Hochschule Karlsruhe, Fak. II, Institut für Sozialwissenschaften
und Europäischen Studien Abt. Soziologie (Postfach 111062, 76060 Karlsruhe)
KONTAKT: Treibel-Illian, Annette (Prof.Dr. Tel. 0721-925-4628, Fax: 0721-925-4640, e-mail:
[email protected])
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[274-L] Verstege, Raphael:
Profile der Computernutzung von Jugendlichen: eine empirische Analyse für den Freizeitbereich kaufmännischer Voll- und Teilzeitschüler, (Hohenheimer Schriftenreihe zur Berufs- und
Wirtschaftspädagogik, Bd. 4), Stuttgart 2002, 141 S., ISBN: 3-935949-03-0 (Standort: UB Osnabrück(700)-IJP-G-Ver; Graue Literatur)
INHALT: "Die Frage der Nutzung des neuen Mediums Computer durch Jugendliche ist sowohl in
der öffentlichen Diskussion wie auch in pädagogischen Diskursen häufig Gegenstand von
Vorurteilen. Sie reichen von 'bewahrpädagogischen' Warnungen vor einer intensiveren Nutzung des Computers auf der einen Seite bis hin zu neuen Euphorien, die im Lernen mit Computern die Zukunft der Bildung sehen. Der vorliegenden Untersuchung gelingt es, bestehenden Vorurteilen den Weg zu begründeten Urteilen zu bahnen. Dabei wird einerseits die Computernutzung kaufmännischer Voll- und Teilzeitschüler anhand zentraler Merkmale und Einflussgrößen skizziert; andererseits werden übereinstimmende Verhaltensmuster in Form von
Nutzungstypen und -profilen aufgedeckt und eingehend interpretiert. Als Konsequenz wird
deutlich, dass sich trotz des schnellen Wandels in der Computernutzung stabile zentrale
Merkmale und Einflussfaktoren bestimmen lassen. Zudem wird offensichtlich, dass Nutzungstypen identifiziert werden können, deren Profile für pädagogisches Handeln mehr Substanz bieten als vorschnelle Urteile im umgangssprachlichen Gedankengut." (Autorenreferat)
[275-L] Vorderer, Peter; Böcking, Saskia; Klimmt, Christoph; Ritterfeld, Ute:
What makes preschoolers listen to narrative audio tapes?, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 1, S. 8-18 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171)
INHALT: "Die medienpsychologische Forschung über Vorschulkinder hat sich bisher auf die
Fernsehrezeption konzentriert und andere, ebenfalls in dieser Altersgruppe populäre Medienangebote vernachlässigt. Dies gilt unter anderem für Hörspielkassetten. In der vorliegenden
Studie werden die Eigenschaften von Hörspielkassetten untersucht, die die Zuwendung von
Vorschulkindern beeinflussen. Ausgehend von verwandter Forschung aus dem Fernsehbereich werden die emotionale Attraktivität des Protagonisten sowie bestimmte formale Gestaltungselemente (z.B. Musik) als Determinanten der Häufigkeit und Ausdauer, mit der Vorschulkinder Hörspielkassetten nutzen, modelliert. Eine experimentelle Tagebuchstudie mit
N=79 Vorschulkindern bestätigte die angenommenen Effekte. Die Ergebnisse werden mit
Blick auf die (psychologische) Kindermedienforschung diskutiert." (Autoreneferat)
[276-F] Yusup, Wali, B.A. (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr.; Zöllner, Reinhard, Prof.Dr.
(Betreuung):
Die Fernsehnutzung von Kindern und Jugendlichen in Xinjiang: ein Weg zur gesellschaftlichen Integration?
INHALT: Seit den 1980er Jahren hat China mit seiner rapiden wirtschaftlichen Entwicklung in
allen Bereichen einschließlich der elektronischen Medien große Umwälzungen erfahren und
erhebliche Fortschritte erzielt. Zugleich sind Medien für die gesellschaftliche Partizipation ein
wichtiges, ja notwendiges Mittel geworden. Die elektronischen Medien durchdringen schon
heute das Alltagsleben der Chinesen und werden besonders von Kindern und Jugendlichen
akzeptiert. Im Zuge der rasanten Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechno-
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1.6 Mediennutzung
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logien ist der Bedarf für eine psychologische Erklärung der Mediennutzung und Medienwirkung auf die Kinder und Jugendlichen enorm gestiegen. Die Uighuren, die im Nordwesten
der VR China im uighurischen Autonomiegebiet Xinjiang leben, haben eine eigene Kultur
und Sprache. Die Nutzung der han-chinesischen elektronischen Medien hat durch die sich
immer mehr verbessernden chinesischen Sprachkenntnisse der uighurischen Kinder und Jugendlichen zugenommen. Dadurch wird sich ihr Anpassungsvermögen an die multinationale,
multikulturelle Gesellschaft verstärken und die Integration in die moderne Gesellschaft beschleunigen. Vor diesem Hintergrund ist es interessant, von divergierenden Ausgangspunkten
mit Methoden der Medienwirkungsforschung eine Untersuchung über die Integrationsrolle
des Fernsehens, das uighurische Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit täglich oder fast täglich nutzen, durchzuführen und die im Fernsehen gezeigten und den Zuschauer im Sinne der
kulturellen Rahmenbedingungen beeinflussenden Sendungen auf ihre Wirkung hinsichtlich
einer gesellschaftlichen Integration bei den uighurischen Kindern und Jugendlichen zu analysieren. Dabei werden in dieser Arbeit auch die für eine Integration anvisierten Forderungen
an das Fernsehen bezüglich kulturell-ethnischer Minderheiten herausgearbeitet. Es wird versucht, den Zusammenhang von Mediennutzung und dem gesellschaftlichen und kulturellen
Integrationsstatus der Kinder und Jugendlichen darzustellen, sowie eine wissenschaftliche
Analyse und Interpretation hinsichtlich der Wirkung von Medien auf die uighurischen Kinder
und Jugendliche zu geben. GEOGRAPHISCHER RAUM: Xinjiang, VR China
ART: Dissertation ENDE: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[277-L] Zubayr, Camille; Gerhard, Heinz:
Tendenzen im Zuschauerverhalten: Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr
2005, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 3, S. 125-137 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB
Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/03-2006_zubayr.pdf?foid=16699)
INHALT: Der Umfang der Fernsehnutzung und die Reichweite des Fernsehens haben sich im
Jahre 2005 im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Deutlich wird erneut, dass die Sehdauer mit dem Alter der Zuschauer zusammenhängt: Die ältere Generation schaut im Durchschnitt erheblich länger fern als jüngere Menschen. Auf ARD/ Das Erste und das ZDF entfielen 2005 jeweils 13,5 Prozent des Fernsehkonsums, damit waren sie die meistgesehenen Einzelprogramme, gefolgt von RTL (13,2 Prozent), SAT.1 (10,9 Prozent) und ProSieben (6,7
Prozent). Ein Indiz für die langsam fortschreitende Fragmentierung der Fernsehnutzung ist
das Ergebnis, dass der zusammengefasste Marktanteil der sechs führenden Programme von
81 Prozent auf 71 Prozent zurückging. Auch 2005 deckten die Bundesbürger den weitaus
größten Teil ihres Informationsbedarfs bei ARD und ZDF ab. Die meistgesehene Sendung
des Jahres war das "TV-Duell" zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel. (UN2)
164
1.7
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.7 Medienwirkung
Medienwirkung
[278-L] Auter, Philip J.; Arafa, Mohamed; Al-jaber, Khalid:
Identifying with Arabic journalists: how Al-Jazeera tapped parasocial interaction gratifications in the Arab world, in: Gazette : the international journal of mass communications studies,
Vol. 67/2005, Nr. 2, S. 189-204 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/2/189)
INHALT: Al-Jazira steht typisch für die westliche Wahrnehmung der neuen satellitengestützten
arabischen Nachrichtensender. Scheinbar aus dem Nichts aufgestiegen, übernimmt Al-Jazira
als Neuling im Konzert der Nachrichtenkanäle ein Nachrichtenformat nach westlichem Vorbild und passt es den kulturellen Perspektiven eines nahöstlichen Publikums an. Im Ergebnis
ist daraus einer der unter der Bevölkerung des Nahen Ostens und bei im Ausland lebenden
Arabern auf der ganzen Welt beliebtesten Nachrichtensender geworden. Ein Grund für die
Popularität kann die Identifizierung des Publikums mit den beliebtesten Nachrichtensprechern
sein, die zur Entwicklung einer Art pseudointerpersonaler Beziehung mit ihnen führt. Diese
"parasoziale Interaktion" kann sich niederschlagen in der Zeit, die man vor dem Fernseher
verbringt, der Einschätzung des Senders als glaubwürdig und einer Reihe von Motiven, dieses
Programm sehen zu wollen. Um die verschiedenen Möglichkeiten zu testen, wurden 5.300
Rezipienten von Al-Jazira 2002 über einen Zeitraum von zwei Wochen beobachtet. Es fanden
sich starke Hinweise darauf, dass die parasoziale Interaktion mit der Zeit, der man diesem
Programm widmet und dem Glauben in die Glaubwürdigkeit des Senders korreliert. (UNübers.)
[279-F] Baeßler, Berit, Dipl.-Kommunikationswirtin (Bearbeitung); Rössler, Patrick, Prof.Dr.
(Betreuung):
Medienpersonen als parasoziale Interaktions- und Beziehungspartner. Ein theoretischer und
empirischer Beitrag zum Konzept der Persona
INHALT: Das gegenwärtige Medienangebot ist von Personen - sei es als Präsentatoren, Gäste,
Stars oder Darsteller - geprägt, denn durch beliebte Medienpersonen lassen sich Rezipienten
an Angebote binden. Wodurch werden aber Medienpersonen zu Lieblingspersonen bzw. Personae? Welche Merkmale weisen sie auf, wie werden sie wahrgenommen, beurteilt und den
Alltag integriert, welche Bedeutung haben die Merkmale für die Entstehung von sog. parasozialen Beziehungen? Ziel des Dissertationsvorhabens ist die theoretische und empirische Erarbeitung und Modellierung eines Persona-Konzeptes, das sowohl die Rezipientenperspektive
als auch die Medienangebotsperspektive inkl. der Bedingungen verschiedener Medien integriert.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stipendium;
Landesgraduiertenförderung Thüringen
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Methoden (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.7 Medienwirkung
165
[280-L] Bausch, Constanze; Sting, Stephan:
Mediensozialisation und Telesexualität: zur mediengestützten Aneignung von Sexualität und
Geschlecht bei Kindern, in: Heide Funk, Karl Lenz (Hrsg.): Sexualitäten : Diskurse und Handlungsmuster im Wandel, Weinheim: Juventa Verl., 2005, S. 333-342, ISBN: 3-7799-1373-9
INHALT: Die Autoren berichten aus einem Forschungsprojekt, in welchem untersucht wurde,
welchen Beitrag Medien zur Sozialisation von Kindern in der heutigen Gesellschaft leisten.
Denn aus der Jugendmedienforschung ist bekannt, dass die Medien bei der Gestaltung von
Peergroup-Interaktionen eine wichtige Rolle spielen und dass Kinder und Jugendliche mediale Modelle und Muster als soziale Orientierungen aufgreifen. Vor diesem Hintergrund wurde
die Frage gestellt, welchen Niederschlag die in den Medienangeboten vorfindlichen Figuren
der Selbstdarstellung und Selbstinszenierung in der sozialen Praxis und in den Interaktionsformen von Kindern an der Schwelle zum Jugendalter finden. Die Autoren gehen dabei von
zwei Vorüberlegungen aus: (1) Soziales Handeln konstituiert sich in Ritualen und Ritualisierungen, die eine soziale Praxis ermöglichen. Angesichts der Pluralität und Ungewissheit potentieller Handlungsoptionen gerade im Bereich des Sexuellen stiften Rituale herausgehobene
Handlungsmomente von begrenzter zeitlicher Dauer innerhalb sozialer Interaktionen. (2) Ein
wesentlicher Aspekt von Ritualen wie von Medienangeboten ist ihr "performativer" Charakter. Rituale sind sinnlich erfahrbare soziale Inszenierungen und wirken weniger durch ihre
symbolische Bedeutung als durch ihre körperlich-habituelle und szenisch-mimetische Seite.
Um diese performativen Handlungsmomente empirisch zu erfassen, wendeten die Autoren
die Methode der Videoinszenierung an, um das praktische Medienwissen von Kindern zu erforschen. Sie stellen hierzu einige Ergebnisse vor und beschreiben zuvor das Verhältnis von
Werbung und kindlicher Sexualität. (ICI2)
[281-L] Beham, Mira:
Der Informationskrieg um das Kosovo, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 56-74
INHALT: Die Autorin, die als Journalistin in Belgrad arbeitet, verfolgte NATO-Krieg und NATO-Propaganda und weist nach, dass das Feindbildmodell im Informationskrieg nach wie vor
funktioniert. Die Dämonisierung des militärischen Gegners war insbesondere in den deutschen Medien und von deutschen Ministern zu hören, die den NATO-Luftangriff auf Serbien
verteidigten und als Kampf der Guten gegen das Böse interpretierten. Als theoretisches Konzept wird das des "Information Warfare" oder "Infowar" (IW) entwickelt, das ein ganzes
Spektrum von Vorgängen, von der klassischen Propaganda über psychologische Operationen
(Psyops), nachrichtendienstliche Kriegsführung und militärische Angriffe auf Kommunikationseinrichtungen bis hin zum elektronischen Krieg im Cyberspace umfasst. Der Beitrag beschreibt den Kosovo-Krieg als ersten IW, der alle Elemente der Informationskriegsführung
aufweist. Gleichzeitig hat das Internet zum ersten Mal in einem Krieg durch einen freien Zugang zu unzensierten Informationen und einen schnellen Informationsaustausch eine "Demokratisierung des Wissens" herbeigeführt. Die neuen Kommunikationstechnologien und die
sich abzeichnenden Informationskriege der Zukunft sind in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung für die Friedensbewegung und die Friedens- und Konfliktforschung. (UN)
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.7 Medienwirkung
[282-L] Beinzger, Dagmar:
Filmerfahrung im biographischen Rückblick: über den Zusammenhang zwischen Filmrezeption und Geschlechtsidentität ; eine erziehungs- und medienwissenschaftliche Studie, Frankfurt am Main 2006, 195 S. (Graue Literatur;
URL: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/2553/pdf/BeinzgerDagmar.pdf)
INHALT: Die Studie befasst sich mit Formen der Medienaneignung von Frauen und betrachtet
dabei den Zusammenhang zwischen Spielfilmrezeption und dem Erwerb von Geschlechtsidentität. Für die geschlechterorientierte Medienpädagogik ergibt sich hierbei die Fragestellung, wie weitreichend sich der Zusammenhang gestaltet zwischen den geschlechtsspezifischen Identifikationsstrategien, die der medial dargebotene Text nahe legt, und der Herstellung einer Geschlechtsidentität, die ja auch von anderen lebensweltlichen Komponenten geprägt wird. Die Analyse bezieht sich auf die Rezeption von Filmen mit fiktionalen Inhalten,
also Spielfilmen im weitesten Sinn, da sie besonders nachhaltig Geschlechterbilder zur Verfügung stellen, die als Identifikationsangebote und Subjektpositionen für die Ausgestaltung
von Geschlechtsidentität herangezogen werden können. Darüber hinaus werden in der medienpädagogischen Praxis mit Kindern und Jugendlichen sehr oft Videoproduktionen hergestellt, so dass Reflexionen und Erkenntnisse über Aneignungsprozesse von audio-visuellen
Medien von Bedeutung sind. Wie sich die Vermittlung zwischen medialem Text und Individuum vollzieht, wird in der Studie an Hand von biographischen Interviews mit sechs Frauen
untersucht, wovon zwei Fälle hier dargestellt werden. Die Theorieperspektive umfasst handlungstheoretisch-konstruktivistische Ansätze. Aus dem Datenmaterial lassen sich folgende
Schlussfolgerungen ziehen: (1) Das Angebot an Filmen liefert kaum Subjektpositionen, die
Vorbilder für eine selbstbestimmte weibliche Identität anbieten. (2) Liebe und Beziehung sind
in den Filmen an weibliche Unterwerfung gebunden. (3) Die Interaktionsmuster der Filme
sind Konstrukte, die immer wieder mit der Lebensrealität kollidieren. (4) Die Fixierung auf
Passivität und Hilflosigkeit behindert die Entfaltung einer authentischen Persönlichkeit. Es
wird deutlich, dass sich der Mangel an institutionell verankerten Symbolisierungen beziehungsweise deren Einseitigkeit auf die Subjektentwürfe der interviewten Frauen in einer Weise ausgewirkt hat, die das Vertrauen in die eigene Kraft und Stärke geschmälert haben.
(ICG2)
[283-L] Besio, Cristina; Corti, Alessandra:
Die Medienwirksamkeit von Betroffenheit: oder weshalb Ethikkommissionen mit Risikofragen betraut werden, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 1, S. 47-56
INHALT: "Politik und Medizin sehen sich zunehmend genötigt, die Beratung von Ethikkommissionen in Anspruch zu nehmen, um Fragen zu beantworten, die durch mit Risiken behafteten
Entwicklungen in Wissenschaft und Technik aufgeworfen werden. Dabei ist aber nicht immer
klar, warum gerade Ethikkommissionen die richtige Adresse sein sollen. Mit dem folgenden
Beitrag möchten wir der Frage nachgehen, ob nicht die vorwiegend massenmediale Operationalisierung von Risiken mit Hilfe der Unterscheidung von Entscheidern - die Risiken verursachen - und Betroffenen, die zu einer Moralisierung von Risikofragen führt, für die Betrauung von Ethikkommissionen mit der Risikoproblematik verantwortlich zu zeichnen ist." (Autorenreferat)
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1.7 Medienwirkung
167
[284-L] Bragg, Sara; Buckingham, David:
"If they're happy, they're happy ...": wie Heranwachsende in Großbritannien mit Darstellungen von Liebe und Sexualität umgehen, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen
Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 34-37
INHALT: In der Debatte um den schädlichen Einfluss der Medien auf Kinder und Jugendliche
kommen diese selbst in Großbritannien kaum zu Wort. Die Autoren berichten über ihre Untersuchung "Kinder, Medien und Beziehungen" (2001-2003), deren Ziel es war herauszufinden, wie Kinder und Jugendliche zu diesem Thema selbst stehen. Ausgangspunkt der Untersuchung war die These, dass Medien nicht als Quellen der Fehlinformation oder der Unterdrückung zu betrachten sind, sondern als komplexe, vielschichtige Hilfsmittel, die zu einem
besseren Verständnis der Welt beitragen. Im Laufe der Studie ergab sich im Zusammenhang
mit dem Thema "Geschlechtsidentität und Medien" als weitere Fragestellung, ob sich unter
dem medialen Einfluss Anzeichen für die Entstehung neuer, anderer Moralvorstellungen bzw.
Identitäten von Jugendlichen beobachten lassen. Im Rahmen der Studie wurden 120 Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren sowie 60 Eltern interviewt, über 800 Jugendliche wurden
zusätzlich schriftlich befragt. Im vorliegenden Beitrag werden näher die Erkentnisse zur Auseinandersetzung mit dargestellter Homosexualität referiert. (PT)
[285-L] Brüchert, Oliver:
Woher kommt die Lust am Strafen?: einige Fallstricke kriminologischer Medienkritik, in:
Kriminologisches Journal, Beiheft, Jg. 36/2004, Beih. 8, S. 230-248 (Standort: USB Köln(38)MEinzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Schuld für wachsende Straflust und öffentliche Moralpaniken suchen Kriminologen gerne bei den Medien. So unbestreitbar deren Berichterstattung dazu angetan ist, irrationale Bedrohungsgefühle und daraus abgeleitete Strafwünsche zu schüren, so kurz greift die
wissenschaftliche Medienkritik. Medienberichterstattung ist eingebettet in ein gesellschaftliches Umfeld und schöpft aus einem großen kulturellen Reservoir an Bestrafungsgeschichten.
Anhand der Selbstbeschreibungen von Journalisten und Beispielen aus der alltäglichen Kriminalberichterstattung wird ein differenzierteres Modell für die Analyse und Kritik massenmedialer Punitivität entwickelt." (Autorenreferat)
[286-L] Buckingham, David; Bragg, Sara:
Zeigen und Erzählen: wie Kinder und Jugendliche mit Sex und Beziehungen in TV-Serien
umgehen, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 1, S. 40-46 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/
deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/buckingham.pdf)
INHALT: Wie ist die Aufklärungswirkung von Sex und Beziehungen in TV-Serien auf Kinder
und Jugendliche einzuschätzen? Welche Botschaften kommen an, welche nicht? Eine Studie
mit 120 Kindern und Jugendlichen zur Bedeutung von Fernsehserien wie Daily Soaps und
Teenager-Soaps im Hinblick auf ihre sexuelle Entwicklung in Großbritannien ergab, dass sich
junge Leute bei der Bewertung von TV-Soaps vor allem von ethischen und moralischen Kriterien und Werten wie Vertrauen, gegenseitiger Achtung, Hilfsbereitschaft und Selbstvertrauen leiten lassen. Pädagogische Zielsetzungen über das Fernsehen zu vermitteln ist jedoch
schwierig. Realismus ist eine Grundvoraussetzung für die Glaubwürdigkeit von Geschichten,
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1.7 Medienwirkung
"selbst wenn er manchmal zugunsten der Unterhaltung unterlaufen werden muss." Gerade
Kinder und Jugendliche, die ständig den moralischen Vorhaltungen von Erwachsenen ausgesetzt sind, lehnen TV-Formate ab, in denen das dramatische Geschehen lediglich pädagogischen Zwecken im Sinne des "erhobenen Zeigefingers" dient. (RG)
[287-L] Chitnis, Ketan S.; Thombre, Avinash; Rogers, Everett M.; Singhal, Arvind; Sengupta,
Ami:
(Dis)similar Readings: Indian and American audiences' interpretation of "Friends", in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 2, S. 131-145
(URL: http://gaz.sagepub.com/content/vol68/issue2/)
INHALT: Der vorliegende Beitrag vergleicht die unterschiedlichen Interpretationen der USamerikanischen Fernsehunterhaltungsserie (Sitcom) "Friends". Forschungsleitend ist dabei
Olsons Theorie der narrativen Transparenz, wobei Transparenz als die Fähigkeit bestimmter
Texte definiert wird, ungeachtet ihres Ursprungs als vertraut und als Teil der eigenen Kultur
zu erscheinen, selbst wenn sie anderswo erstellt wurden. Es wurden 37 regelmäßige Zuschauer der Serie "Friends" aus Indien und 35 aus den USA in persönlichen Interviews und in
Kerngruppen befragt. Die indischen Zuschauer stellten den Wahrheitsgehalt des Inhalts in
Frage und kamen zu dem Schluss, dass "Friends" eine universelle amerikanische Kultur porträtiert, die sich gänzlich von einem indischen Standpunkt unterscheidet. Diese Interpretation
führte dazu, dass der Sinn der Medientextes verborgen blieb und die indischen Zuschauer die
in einer untersuchten Folge diskutierte Botschaft von "Safer Sex" verwarfen. Amerikanische
Zuschauer fanden "Friends" zwar maßlos übertrieben, aber darüberhinaus, dass die Botschaften von sicherem Sex und Sexualität sich im Einklang mit ihrer Kultur befanden. (UNübers.)
[288-L] Dehm, Ursula; Storll, Dieter; Beeske, Sigrid:
Das Internet: Erlebnisweisen und Erlebnistypen ; sich ergänzende und konkurrierende Gratifikationen durch Fernsehen und Internet, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 2, S. 91-101
(Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/02-2006_dehm.pdf?foid=16567)
INHALT: Bei einer von ZDF und forsa im Jahre 2003 durchgeführten Befragung zum Fernseherleben hat sich gezeigt, dass unabhängig von den Inhalten die fünf Dimensionen Emotionalität,
Orientierung, Ausgleich, Zeitvertreib und Soziales Erleben das Fernseherleben prägen. Ermittelt wurden diese Dimensionen anhand von 20 Gratifikationsitems. Für die vorliegende Untersuchung wurden Anfang 2005 552 Internetnutzer der Basisstudien-Stichprobe erneut befragt. Damit sollte geprüft werden, inwieweit die Gratifikationserwartungen auch auf das Internet zutreffen. Für das Internet erweist sich die Orientierungsleistung als die wichtigste Dimension, gefolgt von emotionalem Erleben, Zeitvertreib, Ausgleich und Sozialem Erleben.
Damit zeigen sich bei den Befragten deutliche Unterschiede zum Fernseherleben, insbesondere spielen das emotionale Erleben und der Ausgleich beim Internet eine geringere Rolle. Bei
den verschiedenen Erlebnisweisen zeigen sich soziodemographische Unterschiede. So konkurrieren Fernsehen und Internet vor allem bei den Jüngeren, insbesondere im Hinblick auf
Soziales Erleben. Insgesamt kristallisieren sich auf der Basis der Internet-Erlebnisdimensionen vier Erlebnistypen heraus (hedonistische Teilhaber, wissbegierige Gewohnheitssurfer,
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1.7 Medienwirkung
169
neugierige Ausgleichssurfer, distanzierte Info-Surfer), deren Charakteristika sich nach Mediennutzungs- und Freizeitnutzungsmerkmalen unterscheiden. (UN2)
[289-L] Döveling, Katrin:
Emotionen - Medien - Gemeinschaft: eine kommunikationssoziologische Analyse, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 340 S., ISBN: 3-531-14236-4 (Standort: USB Köln(38)-32A7079)
INHALT: Welche Faktoren spielen bei der handlungsanleitenden Kraft der Emotionen eine Rolle
und welche Funktion kommt hierbei den Medien zu? Die Autorin geht diesen Fragen nach
und integriert die dialektische Dynamik des Bedürfnisses nach Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft und die Darstellungsweisen von Emotionen in die kommunikationswissenschaftliche Analyse. Erkenntnisse der Kommunikations- und Medienwissenschaft werden mit denen
der Soziologie für eine Erforschung von Emotionen verbunden und für eine Untersuchung der
gruppenspezifischen Berichterstattung innerhalb einer Fallstudie nutzbar gemacht. Das Ziel
der Arbeit besteht in einer Bestandsaufnahme von Emotionen in der kommunikationswissenschaftlichen Analyse. Die vorhandenen Lücken hinsichtlich des Themenfelds "Emotionen in
Vergemeinschaftungen" werden durch Beiträge aus der Soziologie ergänzt. Abschließend
wird eine interdisziplinäre Perspektive der Analyse von Emotionen, Medien und Gemeinschaft erarbeitet, die die aufgezeigten theoretischen Zugänge integriert.(ICA2)
[290-F] Dracklé, Dorle, Prof.Dr. (Betreuung):
Zur Identitätspolitik ethnischer Minderheiten: transnationale indigene Gruppen in den neuen Medien
INHALT: Bei Migranten, indigenen Gruppen und ethnischen Minderheiten dient die Netzrepräsentanz zur Kontaktaufnahme mit verstreuten anderen Gruppen, aber auch zur Festigung und
Konstruktion der eigenen Identität. Soziale Netzwerke - oder im Kontext des Internets, virtuelle Netzwerke - werden durch den Gebrauch der Technologien unterstützt oder sogar erst
hergestellt. Sie sind damit zu einem probaten Mittel der Identitätskonstruktion aufgestiegen.
Aber auch der Kontakt mit der Herkunftsregion und mit anderen Orten, an denen sich Freunde, Verwandte und politische Ansprechpartner befinden, ist von hoher Bedeutung. Ein Ziel
der Forschung ist es auszuloten, inwieweit die Konsequenz dieser Prozesse eine transnationale Öffentlichkeit für Minderheiten und Indigene im interkulturellen Kontakt zu schaffen vermag und welche Auswirkungen dies auf die jeweilige Konstituierung lokaler und transnationaler Identität von indigenen Gruppen hat. Die wesentliche Fragestellung zielt auf das Identitätsmanagement der Gruppen ab. Wie gestalten sich die Prozesse des Wandels?
METHODE: Es werden die Methoden der ethnographischen Feldforschung eingesetzt, erweitert
um Medienanalysen und Aufarbeitungen spezifischer Elemente visueller Kultur.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Projektbeschreibung. Download unter: http://www.wsp-kultur.uni-bremen.de/doc/personen/Drackle.doc .
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Wissenschaftsschwerpunkt
"Dynamik und Komplexität von Kulturen" (Postfach 330440, 28334 Bremen); Universität
Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Bremer Institut für Kulturforschung -bik- (Postfach
330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Betreuerin (e-mail: [email protected])
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1.7 Medienwirkung
[291-L] Eggermont, Steven; Beullens, Kathleen; Van den Bulck, Jan:
Television viewing and adolescent females' body dissatisfaction: the mediating role of opposite sex expectations, in: Communications : the European Journal of Communication Research,
Vol. 30/2005, Nr. 3, S. 343-357 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.343)
INHALT: Die Studie untersucht die Korrelation zwischen Fernsehen bezogen auf das gesamte
Programm und insbesondere auf romantische Jugenddramen und die weiblichen Vorstellungen über die Attraktivitätserwartungen von männlichen Jugendlichen auf der einen und die
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auf der anderen Seite. An der Studie nahmen 411
heranwachsende Mädchen im Alter von 14 bis 16 Jahren teil, die auf einem Messbogen
Selbstauskunft über die Unzufriedenheit mit dem Körper, ihre Fernsehgewohnheiten und darüber, wie wichtig ihnen ihr Aussehen ist, erteilten. Die Ergebnisse legen nahe, dass es sowohl
eine direkte als auch eine indirekte Beziehung zwischen der Rezeption romantischer Jugenddramen im Fernsehen und der Zufriedenheit mit dem eigenen Körper gibt. Mädchen, die mehr
Zeit damit verbrachten, sich romantische Jugenddramen anzuschauen, wiesen ein niedrigeres
Niveau an Zufriedenheit mit dem Körper auf. Hinzukommt, dass die Rezeption romantischer
Jugenddramen auch eine signifikant positive Auswirkung auf die Vorstellungen über die Attraktivitätserwartungen von männlichen Jugendlichen hat, was wiederum einen indirekten Einfluss auf die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper ausübt. (UNübers.)
[292-L] Fleischer, Sandra; Schorb, Bernd:
Ein Fernsehangebot als Orientierungsquelle: der KI.KA - ein Ansprechpartner für Heranwachsende bei Fragen zu Liebe und Sexualität? ; Ergebnisse eines Forschungsprojekts zur
Wahrnehmung und Akzeptanz der Magazinsendung 'Der Kummerkasten', in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 1, S. 60-63
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/schorb.pdf)
INHALT: An der Universität Leipzig wurden 16 ältere Kinder zum "Kummerkasten" des KI.KA
interviewt und gleichzeitig eine funktionale Inhaltsanalyse von neun Sendungen der Sendereihe durchgeführt. Die Studie befasst sich generell mit der Frage, zu welchen Themen Kinder zwischen 7 und 14 Jahren in einem Beratungsangebot des Fernsehens Rat und Orientierung suchen und welche sozialen und aktuellen Lebensbedingungen diese Zuwendung moderieren. Die Studie zeigt, dass die Kinder den KI.KA-"Kummerkasten" als Beratungs- und Orientierungsangebot wahrnehmen. Im sozialen Kontext hat der "Kummerkasten" eine ergänzende Funktion und wird von den Jungen und Mädchen in eine Reihe mit den Vertrauenspersonen des direkten Umfeldes, wie Eltern und Freunde gestellt. Bei der Frage nach den nach
Wunsch der Kinder zu behandelnden Themen bilden die Themenbereiche Liebe und/ oder
Sexualität und Fragen zu körperlicher Attraktivität und Gesundheit neben den Themenbereichen Konflikte in Familien, Schule und Freundschaftsbeziehungen sowie Fragen zu sozialer
Ungleichheit und der eigenen Zukunft einen Schwerpunkt. In bestimmten Fällen wird das
mediale Beratungsangebot als einzige Möglichkeit oder letzte verbleibende Instanz wahrgenommen. Es ist daher geboten, die personalen Sozialisationsinstanzen zu stärken, da die Medien kein hinreichender Partner bei der Bewältigung der Probleme von Heranwachsenden
sind. (RG)
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[293-L] Frau-Meigs, Divina:
Big Brother and Reality TV in Europe: towards a theory of situated acculturation by the
media, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 1, S. 33-56 (Standort: USB
Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/1/33)
INHALT: Der Beitrag untersucht die grenzüberschreitende Zirkulation von Reality-Programmen
in europäischen Ländern, wobei "Big Brother" als einschlägiger Fall genommen wird. Er testet die Spezifität des Medienfaktors im Prozess der Akkulturation, wobei der gesamte Kommunikationsprozess von der Produktion bis zur Rezeption vergleichend beobachtet wird. Der
Beitrag behandelt die Dichotomie, die hervorgerufen wird durch das Aufeinandertreffen von
importierten Elementen und traditionellen einheimischen Grundwerten und die eingesetzten
Adoptions- bzw. Adaptionsstrategien. Die Medien scheinen drei Filter anzuwenden: bei der
Produktion stellt der erste Filter eine Matrix des angloamerikanischen Originals her, indem er
die Angst herausredigiert. Der zweite Filter wirkt während der Sendung wie eine "Luftschleuse" und zielt darauf ab, dass die Leute das kommerzielle audiovisuelle System akzeptieren.
Der dritte Filter zeigt auf der Ebene der Rezeption eine Vielzahl von Strategien, wie gleichzeitig anwesende Öffentlichkeiten um die Werte, die über die Reality-Programme transportiert werden, wetteifern. Auf der Basis der Einschätzung dieser Akkulturationsfilter entwickelt die Autorin den Begriff der "situationsbedingten" Akkulturation, der es ermöglicht, die
grundlegenden Einsätze, die bei derartigen kulturellen Transfers - asymmetrische Machtbeziehungen - auf dem Spiel stehen, zu beurteilen, ohne die möglichen Widerstandsstrategien
gegen die Hegemonie, die sie mit sich bringen und die kulturellen Kurzschlüsse, die sie produzieren, auszuschließen. (UNübers.)
[294-L] Freytag, Annete:
Auf den Spuren der Spurensucher: forensische Wissenschaft auf Erfolgskurs, in: tv diskurs :
Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 68-71
INHALT: Waren es früher clevere Detektive oder Polizisten, die in den Krimiserien im Fernsehen
als Einzelgänger oder im Team die Kriminalfälle lösten, sind es in den letzten Jahren immer
mehr die Wissenschaftler, die die Hauptrolle bei der Verfolgung der Straftäter spielen. Insbesondere die Serie CSI (Crime Scene Investigation) hatte zu diesem Trend geführt. Der Erfolg
der forensischen Wissenschaft im Fernsehen hat Folgen im realen Leben. In der Annahme der
Unfehlbarkeit von forensischer Wissenschaft wurde im amerikanischen Gerichtswesen und
im Polizeiwesen ein "drastischer Anstieg" der Forderungen nach forensischen Beweisen registriert. Im Zuge des CSI-Effekts wurde ein "deutlicher Anstieg" an Bewerbungen für forensische Wissenschaften verzeichnet. Ob sich in Deutschland dieser Trend ebenfalls langfristig
durchsetzt, bleibt abzuwarten. "Werden es moderne Krimiserien sein, die es schaffen, auch
auf lange Sicht Jugendliche zu motivieren, mehr Spaß an Fächern wie Mathematik, Biologie
oder Chemie zu entwickeln, die ihnen aufzeigen, wie nützlich Wissen sein kann?" (PT)
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.7 Medienwirkung
[295-L] Fröhlich, Romy:
Das zoon politikon als 'homo medialis'?: Probleme und Defizite des gesellschaftlichen Diskurses über Medienwirkungen und Menschenbild, in: Heinrich Schmidinger, Clemens Sedmak
(Hrsg.): Der Mensch - ein zôon politikón? : Gemeinschaft - Öffentlichkeit - Macht, Darmstadt:
Wissenschaftl. Buchges., 2006, S. 175-188, ISBN: 3-534-17503-4 (Standort: USB Köln(38)32A8954)
INHALT: Unser Menschenbild wird nicht nur durch Veränderungen in der realen und direkt erfahrbaren Welt geprägt, sondern auch durch die Massenmedien. Wie die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen der Beeinflussung von Menschenbildern durch Medien aussehen, wird hier aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht analysiert. Dabei wird eine Neigung deutlich, die Wirkungen von Massenmedien - und somit auch die problematischen - zu
überschätzen. Die Verfasserin übt auf dieser Basis Kritik an der gesellschaftlichen Diskussion
um angenommene problematische Menschenbilder und betont, dass alle Massenmedien und
alle Genres eine politische Bedeutung haben. Sie fragt nach Besonderheiten im Zusammenhang mit medienökonomischen Entwicklungen, von denen angenommen wird, dass sie einen
Einfluss auf das Wirkungspotenzial von Medien haben könnten. Abschließend werden am
Beispiel eines neuen Medientyps, der "Öffentlichkeit des Privaten", Mythen im öffentlichen
Diskurs über das Thema Medienwirkungen aufgedeckt. Das Fazit der Verfasserin lautet: Medienkompetenz ist eine "unverzichtbare Expertise" für das zoon politikon des 21. Jahrhunderts. (ICE2)
[296-L] Früh, Hannah; Fahr, Andreas:
Erlebte Emotionen: Messung von Rezeptionsemotionen am Beispiel legitimierter Gewalt im
Spielfilm, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die
Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 51/2006, Nr. 1, S.
24-38 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Rezeptionsbegleitende und insbesondere psychophysiologische Messungen werden in
der Kommunikationswissenschaft immer noch vergleichsweise selten eingesetzt. Wenn man
den Rezeptionsprozess jedoch als dynamischen Prozess versteht und erfasst, lässt sich genauer beobachten, wie Menschen Informationen verarbeiten, wenn sie Medien nutzen. In dieser
Studie werden rezeptionsbegleitende Beurteilungsverfahren und psychophysiologische Messungen in einem Mehrmethodendesign zur Erfassung von Rezeptionsemotionen bei einem
Spielfilm eingesetzt und den Befunden einer Befragung gegenübergestellt. Experimentell variiert wurde die Stärke der Legitimation einer Gewalttat. Zentraler Befund war, dass Rezeptionsemotionen während der Rezeption bei allen Zuschauern relativ ähnlich sind: Ihr emotionales Erleben während der zentralen Szene stellt sich als intensives, extrem negatives Erleben
dar. Retrospektiv ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Insgesamt berichten die Versuchspersonen relativ schwache Emotionen. Die Stärke der Gewaltlegitimation hat lediglich Einfluss auf
die ex post geäußerten Gefühle, nicht jedoch auf die rezeptionsbegleitenden Emotionen."
(Autorenreferat)
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1.7 Medienwirkung
173
[297-L] Gleich, Uli:
Fernsehunterhaltung aus Zuschauersicht: ARD-Forschungsdienst, in: Media Perspektiven,
2006/2006, Nr. 3, S. 171-176 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/03_2006_fodi.pdf?foid=16702)
INHALT: Laut aktueller Programmstrukturanalysen besteht rund die Hälfte des Fernsehprogramms aus Unterhaltung (z.B. Spielfilme, Serien, Shows). Dabei wird "Unterhaltung" deutlich von "Information" abgegrenzt. Diese Kategorisierung ergibt sich aus der Funktionszuschreibung der Fernsehsender: Bei Unterhaltungssendungen (z.B. Krimiserien) sollen sich die
Zuschauer unterhalten, bei Informationssendungen (z.B. Politische Magazine) sollen sie sich
informieren. Offen bleibt dabei die Frage, ob und in welchem Ausmaß sich die Zuschauer mit
den als "Unterhaltung" bezeichneten Programmangeboten tatsächlich unterhalten. Der Beitrag
präsentiert Studien, die sich mit dem Phänomen der Unterhaltung aus der Sicht der Rezipienten beschäftigen. Ausgangspunkt ist dabei die Annahme, dass letztlich das Publikum darüber
befindet, was es als unterhaltsam erlebt. Die psychologisch orientierte Medienforschung beschäftigt sich daher in jüngster Zeit intensiv mit Fragen wie "Was ist überhaupt Unterhaltungserleben, aus welchen psychologischen Prozessen resultiert es und wie kann es gemessen
werden?" und "Unter welchen Voraussetzungen und bei welchen Inhalten unterhalten sich die
Zuschauer?" (UN2)
[298-L] Grimm, Jürgen (Interviewter); Vitouch, Peter (Interviewter); Gottberg, Joachim von (Interviewer):
Verwirrung oder Hilfestellung?: das schwierige Verhältnis von Wissenschaft und Jugendschutz, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 50-57
INHALT: "Folgt man der Studie 'Das Weltbild des Fernsehens' von Helmut Lukesch, so hat der
Jugenschutz in den letzten Jahren wenig bewirkt. In Verbindung mit seiner Analyse des Forschungsstands der Gewaltwirkungsforschung zeichnet Lukesch ein finsteres Bild, kommt er
doch zu dem Ergebnis, mediale Gewalt bewirke reale Gewalt. Michael Kunczik, der Lukeschs Studie analysierte, lässt an der Untersuchung allerdings kaum ein gutes Haar. Zusammen mit der Reaktion von Lukesch auf die Analyse Kuncziks bleiben verwirrte Jugendschützer zurück. Gibt es in der Wissenschaft differenzierende Aspekte für den Jugenschutz?" In
dem Gespräch werden die Methodik und die Thesen von Lukesch thematisiert und anhand
des Forschungsstandes und der gegenwärtigen Diskussionen in der Gewaltwirkungsforschung
in Frage gestellt. (PT)
[299-L] Harmon, Mark D.:
Affluenza: a world values test, in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 2, S.
119-130 (URL: http://gaz.sagepub.com/content/vol68/issue2/)
INHALT: Eine Sekundäranalyse des "European Values Survey" und des "World Values Survey"
ergibt, dass Zuschauer mit einem starken Fernsehkonsum weniger dazu neigen, Konsumeinschränkung als ein nationales Ziel zu definieren als solche, die nur einen geringen Fernsehkonsum haben. Zuschauer, die stark und häufig fernsehen, bezeichnen sich darüber hinaus
eher als unglücklich und unzufrieden mit ihrer finanziellen Lage und ihrem Leben im allge-
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1.7 Medienwirkung
meinen als Zuschauer, die nur wenig fernsehen. Eine international vergleichende Analyse des
als "Affluenza" bezeichneten Wohlstandssyndroms, d.h. der nach allgemeiner Meinung durch
das Fernsehen verbreiteten Werte von Konsumdenken, Materialismus und Anschaffung, ergab nur wenige Links zur Fernsehrezeption, aber Länder mit einer stärkeren Fernsehrezeption
waren ebenfalls unglücklicher. Fernsehrezeption, Alter, Einkommen und Religion haben nur
einen geringen prognostischen Wert in Bezug auf eine positive Konsumstimmung. Nach
Meinung des Autor ist die Kultivierungstheorie (cultivation theory) zu einfach und ungenau,
um irgendeinen "Affluenza"-Effekt zu erklären. Es gibt aber extrem verlockende Hinweise
für einen solchen Effekt und der Autor macht methodische Vorschläge für einschlägige Untersuchungen in der Zukunft. (UNübers.)
[300-L] Hepburn, Mary A.:
Electronic media and political socialization in the USA, in: Russel F. Farnen, Henk Dekker,
Christ'l De Landtsheer, Heinz Sünker, Daniel B. German (eds.): Democratization, Europeanization, and globalization trends : cross-national analysis of authoritarianism, socialization, communications, youth, and social policy, Frankfurt am Main: P. Lang, 2005, S. 197-205, ISBN: 3-63151936-2 (Standort: UB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MK5000/276)
INHALT: Die Verfasserin gibt einen Überblick über die Allgegenwärtigkeit elektronischer Massenmedien in den USA und über Inhalte und Effekte dieser Medien. Sie zeigt, wie die elektronischen Massenmedien in ihrer Interaktion mit Familie und Gesellschaft politisches Lernen
und politische Sozialisation verändert haben. Die Verfasserin fordert ein neues Sozialisationsmodell für das Elektronikzeitalter, das die politischen Einflüsse der elektronisch aufgeladenen Gesellschaft im Kontext der vielen verschiedenen Faktoren abbildet, die die Sozialisation junger Menschen beeinflussen. Das rückläufige Interesse von Studienanfängern an Politik unterstreicht die Notwendigkeit medienpädagogischer und medienkritischer Arbeit im
Rahmen der politischen Bildung. (ICE)
[301-L] Heuvelman, Ard; Peeters, Alerd; Dijk, Jan van:
Irritating, shocking, and intolerable TV programs: norms, values, and concerns of viewers in
the Netherlands, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol.
30/2005, Nr. 3, S. 325-342 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.325)
INHALT: Die Studie untersucht die negativen Reaktionen holländischer Zuschauer auf den Inhalt
von Fernsehprogrammen. Die Ergebnisse zeigen, dass die große Mehrheit der Zuschauer
manchmal von den Fernsehprogrammen irritiert ist, eine etwas kleinere Mehrheit manchmal
durch die Fernsehprogramme geschockt ist und dass ein Fünftel der Fernsehzuschauer bestimmte Programme für unerträglich hält. Die am meisten genannten Genres sind Spiele,
Shows und ähnliche Unterhaltungsprogramme, während Reality TV (das auf der Skala der
negativen Reaktionen ganz oben rangiert), Nachrichten und Aktuelles (oft schockierend) und
Sex (oftmals unerträglich) in erster Linie als irritierend bewertet werden. Es scheint, dass gewalttätiges und erschreckendes Material die bei weitem größte Kategorie negativer Reaktionen bildet. Einschüchterndes Verhalten macht den Zuschauern am meisten Sorge, unmittelbar
gefolgt von der Verletzung der Privatsphäre. Der Beitrag diskutiert auch die Konsequenzen
dieser Ergebnisse für die Rundfunkpolitik in den Niederlanden. (UNübers.)
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[302-L] Hoffmann, Dagmar; Krauß, Florian; Gäbel, Maren:
Erotische Körperinszenierungen: Lesearten von 16- bis 18-jährigen Jugendlichen, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 26-32
INHALT: Die Autoren stellen eine Untersuchung vor, in der der Frage nachgegangen wurde, ob
Jugendliche einen "verschärften Blick" auf mediale Inszenierungen von Sexualität haben und
wie sie das, was im Spätabend- und Nachtprogramm des Fernsehens an Erotik und Sex zu sehen ist, erleben und bewerten. Im Zentrum des Interesses waren die Einstellungen der Jugendlichen zu den Körperpräsentationen und -inszenierungen in Werbespots und in Erotikfilmen.
Mit 15 weiblichen und 15 männlichen Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden
fokussierte zwischen 60 und 100 Minuten lange Einzelinterviews geführt. Im vorliegenden
Beitrag stellen die Autoren die Reaktionen der Jugendlichen auf drei Sequenzen vor, die ihnen gegen Ende des Interviews gezeigt wurden. Es handelte sich dabei um den Spot einer Telefonsex-Hotline, einen erotischen Sportclip des DSF und eine Sequenz aus einem Erotikfilm.
Bei den Interviews wurde darauf geachtet, dass die Interviewer gleichgeschlechtlich und nicht
wesentlich älter als die Probanden waren. Die Lesearten und Reflexionen der Jugendlichen
werden referiert. (PT)
[303-L] Hoffmann, Dagmar:
"Nackte Haut ist Alltag": TV-Erotik im Erleben von Jungen und Mädchen, in: Televizion,
Jg. 18/2005, Nr. 1, S. 55-59 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/hoffmann.pdf)
INHALT: Im Zeitalter der Übersättigung sind Jugendliche zu äußerst kritischen Rezipienten von
Sexualität im Fernsehen geworden. An der Hochschule für Film und Fernsehen PotsdamBabelsberg wurden 30 Jugendliche (15 Mädchen und 15 Jungen) zu verschiedenen erotischen
Film- bzw. Fernsehsequenzen befragt. Den Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden insgesamt 12 verschiedene Film- bzw. Fernsehsequenzen präsentiert, in denen nackte
Menschen in verschiedenen Situationen und verschiedene sexuelle Handlungen dargestellt
wurden. Sie wurden anschließend von einem gleichgeschlechtlichen Interviewer befragt und
sollten das Gesehene kommentieren. In den Antworten spielten vor allem die eigene Entwicklung, die Ästhetik und die Wahrung der Würde der Frau eine große Rolle. Es wurde deutlich,
dass die Wahrnehmung von erotischen Beiträgen im Fernsehen, die Nacktszenen beinhalten,
entscheidend vom Stand der eigenen psychobiologischen und psychosozialen Entwicklung
abhängt und sich die medial vorgegebenen Normen mit dem sinnlich körperlichen Erleben
realer Zweisamkeit relativieren. (RG)
[304-L] Kenning, Marie-Madeleine:
Language, media use, and mobility in contemporary society, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 4, S. 445-457 (Standort: USB
Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/30/4)
INHALT: Der Beitrag verfolgt das Ziel, Licht auf die Schnittstelle zwischen Sprachkompetenz
und zwei signifikanten Entwicklungen in der heutigen Gesellschaft zu werfen: dem Ansteigen
der internationalen Mobilität und der wachsende Bedeutung medienvermittelter Kommunika-
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tion. Zunächst werden einige gemeinsame Merkmale von Mobilität und medienvermittelter
Kommunikation und ihrer Interaktion mit den Kenntnissen in einer zweiten Sprache herausgearbeitet und die relevanten Ergebnisse von Kommunikations- und Medienforschung zusammengefasst. Anschließend wird der Fokus auf das Verhältnis von Sprache und Mediennutzung gerichtet. Es wird ein Modell der Auswirkung von Kenntnissen in einer zweiten
Sprache in Form eines Satzes zusätzlicher Optionen innerhalb eines variablen Kontextes, dessen charakteristisches Merkmal die Interaktion von sprachlicher Kompetenz, Wohnort und
Sprachstatus ist, entworfen. Jeder Faktor wird der Reihe nach analysiert und die aufgestellten
Thesen werden mit Daten empirischer Untersuchungen über Erfahrungen, die im Ausland lebende Studenten gemacht haben, erläutert. Abschließend werden mögliche Implikationen für
den Fremdsprachenunterricht diskutiert und einige Spekulationen über zukünftige Entwicklungen angestellt. (UNüber.)
[305-L] Klimmt, Christoph; Hartman, Tilo; Vorderer, Peter:
Macht der Neuen Medien?: "Überwältigung" und kritische Rezeptionshaltung in virtuellen
Medienumgebungen, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg.
50/2005, Nr. 4, S. 422-437 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Mit 'Virtuellen Medienumgebungen' oder 'Virtual reality' hat die technische Medienentwicklung einen neuen Höhepunkt in der Beanspruchung von Sinneskanälen und Wahrnehmungskapazitäten des Publikums erreicht. Entsprechend kursieren Annahmen über besonders starke Wirkungspotenziale dieser Medien. Ausgehend von einer theoretischen Modellierung aus der Präsenzforschung versucht die vorliegende Studie, die potenzielle Wirkungsmacht als 'Überwältigung' der Nutzer/innen zu rekonstruieren, die verschiedenen Stufen
(u.a. Aufmerksamkeitslenkung, unkritische Rezeptionshaltung/Suspension of Disbelief und
Präsenzerleben) erreichen kann. Anschließend testet ein Experiment (N=85) den Einfluss
zentraler Charakteristika virtueller Medienumgebungen (sensorische Vereinnahmung und Interaktivität) auf die Stufen von 'Überwältigung' am Beispiel eines virtuellen Museums. Dabei
werden sowohl Self-Report-Daten als auch ein apparatives Verfahren (Secondary-TaskReaction-Times) verwendet, um 'Überwältigung' zu operationalisieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Annahme allgemein starker 'Überwältigungspotenziale' virtueller Medien im
Sinne von Person-x-Situation-Modellen spezifiziert werden muss, weil Personenvariablen ebenfalls Einflüsse auf das 'Überwältigtwerden' aufweisen." (Autorenreferat)
[306-L] Knieper, Thomas:
Die Flut im Wohnzimmer: die Tsunami-Berichterstattung als traumatischer Stressor für die
bundesdeutsche Bevölkerung, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ;
Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg.
51/2006, Nr. 1, S. 52-66 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Kann die Katastrophenberichterstattung bei Rezipienten zu Angst- und Stressreaktionen bis hin zu einer posttraumatischen Belastungsstörung führen? In einer repräsentativen Telefonumfrage wurden 500 in Deutschland lebende Personen über 15 Jahren zu ausgewählten
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1.7 Medienwirkung
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Folgen der Tsunami-Berichterstattung Ende 2004/ Anfang 2005 befragt. Hierbei zeigt sich,
dass typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung in der Bevölkerung zu
einem beachtlichen Teil vorhanden waren. Deutlich stärker von den Symptomen betroffen
waren Personen, die die Fernsehberichterstarrung über die Tsunami-Katastrophe regelmäßig
verfolgt hatten. Ferner zeigt die Erhebung, dass Frauen für Belastungsstörungen prinzipiell
empfänglicher waren als Männer. Trotz der nachweisbaren Folgen reichen die hier erhobenen
Daten noch nicht aus, um den Nachweis einer medieninduzierten posttraumatischen Belastungsstörung zu führen. Folgestudien unter Einbindung der klinischen Diagnostik erscheinen
daher notwendig." (Autorenreferat)
[307-L] Knijff, Melanie:
Medialer Körperkult: moderne Kommunikationstechnologien und die Identitätsbildung, in:
Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 4, S. 55-60
INHALT: Im Diskurs um den Körper zeichnen sich in der spätmodernen Gesellschaft drei Ebenen
ab: äußerliche Präsentation der Identität, Ernährungsdiskurs und Gesundheit. Der Einfluss der
Medien auf allen drei Stufen ist enorm, so dass von der Verflechtung des Körper- und Mediendiskurses gesprochen werden kann. Aufgrund des technologischen Fortschritts der vermehrt Manipulationen am Körper ermöglicht, entsteht ein durch die Medien verbreitetes Körperideal, dem zu folgen, in Eigenverantwortung der Menschen liegt. Der Körper wird somit
"als Aufgabe spätmoderner Lebensgestaltung" aufgefasst. (PT)
[308-L] Knoch, Habbo:
Gefühlte Gemeinschaften: Bild und Generation in der Moderne, in: Ulrike Jureit, Michael
Wildt (Hrsg.): Generationen : zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg:
Hamburger Ed., 2005, S. 295-319, ISBN: 3-936096-58-9 (Standort: USB Köln(38)-32A9390)
INHALT: Der Beitrag zur Generationenforschung geht der Frage nach, inwieweit insbesondere
massenmediale fotografische Bilder zu den spezifischen Prozessen von Generationsbildung
und Generationalität im 20. Jahrhundert beitragen. Vor allem die Vielzahl und zunehmende
Omnipräsenz fotografischer Visualia lässt argumentieren, dass jede Form generationeller
Selbst- oder Fremdverortung in medialen Korrespondenzräumen stattfindet und durch deren
Bildmuster mitgeprägt wird. Im katastrophischen 20. Jahrhundert hat sich hierbei ein Wechselverhältnis von massenmedialer Martyriologie und Dissonanzerlebnissen entwickelt. Insbesondere weist die kultische Dimension von Bildern auf den nicht im Modus rationaler Analyse restfrei aufzulösenden emotionalen Anteil von generationellen Verortungen hin, der sich
ebenfalls nicht mit der Dichotomie von 'objektiven' Prägefaktoren und 'subjektiven' Ex-postVergemeinschaftungen erfassen lässt. Im emotionalen Überschuss, der mit dem medialen
Moment der Bildlichkeit verbunden ist, liegt, so die Grundüberlegung des Beitrags, eine
Spur, die die Gegenwärtigkeit von Generationserfahrungen und die Nachzeitigkeit von Erfahrungsgenerationen bzw. Gefühlsgemeinschaften verbindet. Die martyriologische Fotografie
des erschossenen Studenten B. Ohnesorg beispielsweise geht nicht nur in das ikonographische Gedächtnis der 68-Bewegung ein, sondern stellt zugleich einen machtvollen Handlungsappell dar. Bilder als anschlussfähige, mehrdimensional kodierbare, identifikationsstiftende
und über sich hinausweisende Abbreviaturen können daher nicht mehr außer Acht gelassen
werden, wenn von Generationen die Rede ist. (ICG2)
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[309-L] Kunczik, Michael; Zipfel, Astrid:
Medien und Gewalt: T. 2, Methodische Entwicklungen, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 12-17
INHALT: "In der Medien-und-Gewalt-Forschung untersucht ein großer Teil der vorliegenden
Studien noch immer mit geringfügig modifizierten Methoden dieselben Themenaspekte.
Nach wie vor handelt es sich bei den meisten Studien um Laborexperimente." Im zweiten
Teil des Beitrags zu Medien und Gewalt werden Untersuchungen vorgestellt, die mit seltener
eingesetzten und zum Teil komplexeren Methoden vorgegangen sind und damit Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Medien-und-Gewalt-Forschung aufgezeigt haben. Dargestellt
werden die Möglichkeiten von Inhaltsanalysen, die mit Rezeptionsanalysen kombiniert werden und andere bedeutende Methoden zur Wirkung von Mediengewalt. Erfolgversprechende
Wege der künftigen Forschung sind Langzeituntersuchungen, Meta-Analysen und insbesondere die Porblemgruppenanalysen. (PT)
[310-L] Kunczik, Michael; Zipfel, Astrid:
Medien und Gewalt: der aktuelle Forschungsstand. T. 1, Wirkungstheorien, in: tv diskurs :
Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 10-15
INHALT: In ihrer Studie wollen die Autoren über den aktuellen Stand der "Medien-und-GewaltForschung" berichten. Schwerpunkt des Interesses ist Gewalt im Fernsehen. Die Ausführungen beruhen auf Erkenntnissen der von beiden Autoren im Auftrag des Bundesministeriums
für Familie erstellten Berichts "Medien und Gewalt. Befunde der Forschung seit 1998", erschienen 2004. Im ersten Teil der Beitragsreihe werden zunächst neuere Entwicklungen in der
Diskussion der Wirkungstheorien und die wichtigsten empirischen Befunde zu den Theorien
vorgestellt. Folgende Ansätze zur Wirkungsforschung werden dargestellt und anhand dazu
vorliegender empirischer Untersuchungen auf ihre Gültigkeit hin beurteilt: die Katharsisthese,
die Inhibitions- oder die Umkehrthese, die Habitualisierungsthese, die Kultivierungsthese und
als neuere Ansätze der Priming-Ansatz, die Skript-Theorie sowie der auf der Lerntheorie basierende kognitiv-physiologische Ansatz (Grimm). Die These von der Wirkungslosigkeit der
Mediengewalt, die bis ca. 1975 vertreten wurde, ist durch die Forschung der letzten 30 Jahre
widerlegt worden. In der Forschung besteht weitgehender Konsens, dass Mediengewalt negative Effekte haben kann, wenn bestimmte Randbedingungen vorliegen. (PT)
[311-L] Leuerer, Thomas:
Die heile Welt der Ostalgie - kollektive politische Erinnerung an die DDR durch mediale
Verzerrung?, in: Thomas Goll, Thomas Leuerer (Hrsg.): Ostalgie als Erinnerungskultur? : Symposium zu Lied und Politik in der DDR, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 46-59, ISBN:
3-8329-0999-0 (Standort: UB Bonn(5)-2005/3028)
INHALT: Der Autor beleuchtet die Hintergründe und politischen Implikationen der Ostalgie,
indem er die kommerzielle Erinnerungsinszenierung im Jahr 2003, die nach dem Erfolg des
Films "Good Bye, Lenin!" stattfand, mit den Auswirkungen vergleicht, die der Film "Braveheart" für das schottische Nationalgefühl hatte. Er stellt damit die innerdeutschen Erinnerungsprozesse in einen Zusammenhang mit außerdeutschen Vorgängen und kritisiert gleichzeitig die Verzerrung der kollektiven Erinnerung in den "Ostalgie-Shows" im deutschen Fern-
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sehen. Er erörtert ferner die Frage, ob die Ostalgie als Ausdruck einer ostdeutschen Teilidentität angesehen werden kann und welche Zusammenhänge zwischen der Ostalgiewelle und
der politischen Ideologie der SED-Nachfolgepartei PDS bestehen. Die historische Aufklärung
über die Entwicklungen in der ehemaligen DDR sollten nach seinem abschließenden Plädoyer
nicht der Unterhaltungsindustrie überlassen, sondern als Kern der politischen Bildung betrachtet werden. (ICI)
[312-F] Linzmaier, Vera, M.A. (Bearbeitung); Rössler, Patrick, Prof.Dr. (Betreuung):
Risikowahrnehmung und Verbraucherverunsicherung. Eine empirische Analyse zur Risikoberichterstattung über Lebensmittelskandale und Lebensmittelvorfälle in Zeitungen und
ihre Wirkung auf die Verbraucher
INHALT: BSE-infizierte Rinder, Schweine mit Maul- und Klauenseuche, der Nachweis von vermutlich krebserregendem Acrylamid im Knäckebrot, Nitrofen-Rückstände in Öko-Produkten,
mit Chloramphenicol belastete Garnelen: Schon ein kurzer Blick auf einige der prominenteren Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre zeigt, welchen enormen Erschütterungen der
Nahrungsmittelsektor ausgesetzt war. Noch nicht mitgezählt sind dabei die vielen kleineren
Vorfälle wie die regelmäßig festgestellte Pestizidbelastung bei Obst und Gemüse. Gesellschaftspolitische Brisanz gewinnen solche Ereignisse vor allem deshalb, weil sie das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit der Lebensmittel sowie in das Produktions- und Kontrollsystem untergraben; mit teilweise verheerenden politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen, die sich unter anderem in einer zunehmenden Verbraucherverunsicherung und massiven
Absatzeinbrüchen bemerkbar machen. In den Printmedien und im Fernsehen rufen Lebensmittelskandale und -vorfälle oft ein lebhaftes Echo hervor. Da Medien in unseren Tagen die
wohl wichtigste Informationsquelle im Hinblick auf die gerade aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen bilden, liegt die Vermutung nahe, ihnen auch auf dem Gebiet von Lebensmittelskandalen und -vorfällen ein großes Wirkungspotential zuzuschreiben. Es verwundert
daher nicht, dass sie häufig dem Vorwurf ausgesetzt sind, durch ihre Berichterstattung zum
bröckelnden Vertrauen der Verbraucher in die Sicherheit der Lebensmittel und damit zur
Verbraucherverunsicherung und ihren Folgen beizutragen. Ein eindeutiger empirischer Beleg
für einen solchen kausalen Zusammenhang von Berichterstattung und Einstellungen der
Verbraucher steht bisher allerdings aus. Behauptungen in dieser Richtung gründen in der Regel hauptsächlich auf beobachtbaren Verbraucherreaktionen nach Lebensmittelskandalen sowie auf gängigen Vorstellungen von der Macht der Medien. Das tatsächliche Wirkungspotential der Medien und seine genauen Rahmenbedingungen sind jedoch bisher noch weitgehend
ungeklärt. Die in Arbeit befindliche Dissertation soll diese Lücke am Beispiel der Risikoberichterstattung zu Lebensmittelskandalen und -vorfällen in Tageszeitungen schließen.
METHODE: Mit Hilfe einer Mehrmethoden-Studie, in der die drei Teilstudien - qualitative
Gruppendiskussionen, eine quantitative Inhaltsanalyse und ein Experiment - eng miteinander
verknüpft sind, sollen grundlegende Erkenntnisse darüber gewonnen werden, inwieweit und
unter welchen medien- und verbraucherbezogenen Voraussetzungen die Berichterstattung
Kognitionen, Emotionen und Verhaltensabsichten der Rezipienten beeinflusst.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stifterverband
für die Deutsche Wissenschaft e.V.
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Methoden (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
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[313-F] Lücke, Stephanie, Dipl.-Sozialwirtin (Bearbeitung); Rössler, Patrick, Prof.Dr. (Betreuung):
Ernährung im Fernsehen. Eine Studie zur Darstellung und Wirkung auf Basis des Kultivierungsansatzes
INHALT: Ziel der Dissertation ist es, Darstellung und Wirkungspotenzial der Ernährungsberichterstattung im deutschen Fernsehen zu analysieren. Im Mittelpunkt der empirischen Untersuchung steht der Zusammenhang zwischen der Fernsehberichterstattung zum Thema Ernährung und ernährungsbezogenen Wahrnehmungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der
Verbraucher in Deutschland. Als empirische Grundlage der Analyse stehen Daten aus einer
Inhaltsanalyse und einer repräsentativen Verbraucherbefragung für eine Sekundäranalyse zur
Verfügung, die in einem vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft finanzierten Drittmittel-Projekt erhoben wurden. Das kommunikationswissenschaftliche Erkenntnisinteresse der Arbeit besteht zum einen in der Anwendung und kritischen Prüfung der Kultivierungshypothese anhand eines neuen Gegenstand in dem kontrovers
diskutierten Feld der Medienwirkungsforschung. Zum anderen leistet sie einen Beitrag zur
Weiterentwicklung des aufstrebenden Feldes der Gesundheitskommunikation, welches das
Themengebiet Ernährung in Massenmedien bislang nur randständig erforscht. Schließlich ist
die Dissertation auch aus ernährungswissenschaftlicher Sicht relevant, da sie erste Anhaltspunkte zum besseren Verständnis des Ernährungsverhaltens in der Bevölkerung erbringt.
GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Methoden (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[314-L] Lukesch, Helmut:
Diskurs oder Selbstgespräch?: Anmerkungen zu den Sottisen eines Rezensenten, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 76-79
INHALT: Der Beitrag bezieht sich auf die Kritik der Studie "Das Weltbild des Fernsehens", die
M. Kunczik in dieser Zeitschrift in zwei Folgen veröffentlichte. Der Autor der Studie erwidert
die Kritik und wirft seinerseits Kunczik vor, sich nicht ernsthaft mit den Ergebnissen der Inhaltsanalyse auseinander zu setzen. (PT)
[315-L] Marr, Mirko:
Wem nutzt die Netznutzung?, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg.
49/2005, H. 6, S. 123-132
INHALT: "Auf der Basis eines erweiterten Verständnisses des Problems der digitalen Spaltung
und mit Bezug auf theoretische Positionen der Wissenskluftforschung fragt der Beitrag nach
dem Einfluss der regelmäßigen lnternetnutzung auf den Wissenstand und den diesbezüglichen
Differenzen zwischen verschiedenen demografischen Vergleichsgruppen. Die Befunde zeigen, dass die Netznutzung bei weniger gebildeten Personen, bei den Jungen und bei den
Männern zu einer Erweiterung des Wissens beiträgt. Dies gilt jedoch allein für die Dimension
des Wahrnehmungswissens (knowledge about), während die lnternetnutzung auf der an-
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spruchsvolleren Ebene des Erklärungswissen (knowledge of) folgenlos bleibt." (Autorenreferat)
[316-L] Maurer, Marcus; Kepplinger, Mathias:
Generelle Überredbarkeit: gibt es den fernsehgläubigen Wähler?, in: Siegfried Schumann
(Hrsg.): Persönlichkeit : eine vergessene Größe der empirischen Sozialforschung, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 209-219, ISBN: 3-531-14459-6 (Standort: USB Köln(38)-32A3491)
INHALT: Ziel des Beitrags ist die Klärung der Frage, welche Persönlichkeitsmerkmale dazu
beitragen, dass Menschen mehr oder weniger fernsehgläubig sind. Die Verfasser konzentrieren sich dabei auf den Einfluss des Dogmatismusgrades. Als Indikator wird die Einstellung
zur Qualität der Politik von Bundeskanzler Schröder bzw. zur Darstellung Schröders im Fernsehen gewählt, wobei die Parteibindung kontrolliert wird. Es ergeben sich die folgenden Ergebnisse: (1) Dogmatische Menschen stehen den Regierungsparteien SPD und Bündnis 90/
Die Grünen eher fern. (2) Anhänger der Regierung sind weniger fernsehgläubig als Anhänger
anderer Parteien und Unabhängige. (3) Dogmatische Menschen sind eher fernsehgläubig als
undogmatische. (ICE2)
[317-L] Michaelis, Wolfgang:
Unsere Kinder sollen ohne Angst aufwachsen ...: T. 3, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 62-67
INHALT: In der letzten Folge seiner Ausführungen zur kindlichen Angst fasst der Autor die Forschungserkenntnisse zu zwei Schwerpunkten zusammen: (1) Welche psychischen Prozesse
laufen bei Hochängstlichen ab, und wie kann man diese bei Angstpatienten therapeutisch beeinflussen? (2) Wie wirkt sich Angst auf Leistung aus? Als Faktum gilt, dass Kinder und Jugendliche gerne fiktional bedrohliche Sendungen ansehen und dies gerade bei den Höherängstlichen der Fall zu sein scheint. Vor diesem Hintergrund wird abschließend ausführlich
die Frage diskutiert, ob das Fernsehen beim Erwerb und der Vervollkommnung von AngstKompetenz eine positive Rolle spielt. Ob sich bedrohliche Sendungen kompetenzsteigernd
oder verängstigend auswirken, hängt von zwei Rahmenbedingungen ab. (1) Die Darstellung
muss positiv enden, das Gute muss gewinnen und (2) die angstauslösenden Momente müssen
sensibel dosiert werden. (PT)
[318-L] Michaelis, Wolfgang:
Öffentliche Wahrheit: eine fast kriminologische Betrachtung, in: tv diskurs : Verantwortung in
audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 58-63
INHALT: Als typische Laien glauben die öffentlichen Wortführer "unbeirrt, dass die Wahrheitsfindung nicht nur im juristischen Sinn, sondern auch im wissenschaftlchen Sinn möglich ist".
Mit "kritischer Distanz" beschreibt der Autor in seinem Beitrag den gegenwärtigen Zustand
der "weichen empirischen Disziplinen". Er schätzt, das zwischen 80 und 95 Pozent des
'Fachwissens', das Lehrbücher und befragte Experten liefern, auf dünner empirischer Basis
'frei entwickelt' sind. Aus eigener Erfahrung beschreibt er drei Fälle jüngeren Datums, bei denen die öffentliche Erwartung durch wissenschaftlich fundierte Wahrheit bestätigt werden
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sollte. Als die empirischen Befunde die erwartete Meinung nicht bestätigen konnten, wurden
diese ignoriert. So passiert, (1) als der Autor im Zusammenhang mit dem Schulmassaker in
Erfurt keine signifikanten Belege zur schädlichen Wirkung gewalthaltiger Videospiele vorlegen konnte, (2) als er zum gleichen Thema Bedenken gegen eine amerikanische Studie geäußert hatte und als Experte in einer Sat.1-Sendung wieder ausgeladen wurde, oder (3) als sein
Artikel nicht erschien, in dem er sich für eine differenzierende Ethik der Gewalt aussprach.
(PT)
[319-L] Mikos, Lothar:
Aufwachsen in mediatisierten Lebenswelten: Medien - Identität - Identifikation, in: tv diskurs
: Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 4, S. 20-25
INHALT: In dem einleitenden Beitrag zum Thema der Tagung "Bildschirm als Entwicklungshelfer" beschreibt der Autor die Funktion der Medien als Sozialisationsfaktor und als Instanz der
Identitätsbildung. Medien geben insbesondere Kindern und Jugendlichen wichtige Vorgaben
für die eigene Identitätsbildung. Sie bieten Rollenmodelle, an denen die kindlichen und jugendlichen Mediennutzer eigene Rollenvorstellungen erproben können. Identitätsbildung findet aber nicht im gesellschaftsfreien Raum statt, sie ist vielmehr in den Prozess der gesellschaftlichen Selbstverständigung eingebunden. Auch wenn die Medien einen Einfluss auf das
Selbstbild und die Identität von Kindern und Jugendlichen haben, ist die soziale Realität in
der Kinder und Jugendliche eingebunden sind, wichtiger. Die Bedeutung der Medienangebote
wird erst in der Interaktion zwischen Individuum, Medien und sozialem Umfeld ausgehandelt. (PT)
[320-L] Mikos, Lothar:
Qualität kommt nicht nur von Können: Überlegungen zum Qualtätsbegriff im Kinderfernsehen, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S. 72-75
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/mikos.pdf)
INHALT: Die Qualität im Kinderfernsehen gibt es nicht. Manche Sendungen erfüllen nur wenige
Qualitätskriterien und sind trotzdem erfolgreich. Der Grund mag darin liegen, dass sie besonders gut auf die Lebenssituation von Kindern passen. Anhand von Beispielen (u.a. "Sendung
mit der Maus", "Löwenzahn", "Willi wills wissen", "Wissen macht Ah!") wird herausgearbeitet, dass Qualität nicht nur von der "Beschaffenheit" eines Produkts abhängt sondern auch von
dessen "Güte" und "Wert" und außerdem von der Frage, ob sich eine Sendung in den Alltag
der Zuschauer und Zuschauerinnen einpasst. Qualität ist immer wertend und wird aus den unterschiedlichen Perspektiven von Produzenten, Redakteuren, Moderatoren, Pädagogen, Eltern
und Kindern unterschiedlich gewichtet. Medienkritik hat die Aufgabe, die öffentliche Diskussion über Qualitätskriterien anzustoßen. Die genannten Gruppen "unter Beteiligung von reflektierenden WissenschaftlerInnen, handeln dann öffentlich und kommunikativ aus, was zu
einem gegebenen historischen Zeitpunkt und in einer gegebenen gesellschaftlichen Situation
unter Qualität nicht nur des Kinderfilms und Kinderfernsehens zu verstehen ist." (RG)
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[321-L] Mutzl, Johanna:
"Die Macht von Dreien ...": Medienhexen und moderne Fangemeinschaften ; Bedeutungskonstruktionen im Internet, (Cultural studies), Bielefeld: transcript Verl. 2005, 189 S., ISBN: 389942-374-7
INHALT: "In diesem Buch wird anhand der sehr erfolgreichen TV-Serie 'Charmed' verdeutlicht,
inwieweit die Medien an der kreativen Umprägung des Hexenbildes (von der bösen, verfolgten Hexe zur guten Super-Hexe) Anteil haben, welche Rolle sie in der Konstruktion moderner
Fangemeinschaften spielen und was moderne Fangemeinschaften auszeichnet. Im Anschluss
an eine breit angelegte Internet-Studie, an der sich über 100 Fans aus der ganzen Welt beteiligten, wurde außerdem ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe auf Fan-Websites neue Formen von Bedeutungskonstruktionen sowie neue Möglichkeiten der Teilnahme an Fangemeinschaften identifiziert wer-den können." (Autorenreferat)
[322-L] Nave-Herz, Rosemarie; Feldhaus, Michael; Logemann, Niels:
Verstärken die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien Handy und Internet
im privaten Raum die De-Institutionalisierung von Familie?, in: Hartwig Heine, Michael
Schumann, Volker Wittke (Hrsg.): Wer den Ast absägt, auf dem er sitzt, kann deshalb noch längst
nicht fliegen : Innovationen zwischen institutionellem Wandel und Pfadkontinuitäten, Berlin: Ed.
Sigma, 2006, S. 25-37, ISBN: 3-89404-540-X
INHALT: Die Autoren gehen in ihrer explorativen Studie der Frage nach, inwieweit die neuen
Informations- und Kommunikationstechnologien von Handy und Internet die Beziehungen
zwischen Eltern und Kindern verändern, neue Verhaltensmuster ausprägen und zu anderen
Institutionalisierungsformen beitragen. Die Diffusion der neuen technischen Entwicklungen
kann z.B. einerseits die familiale Leistung unterstützen. Da sie aber gleichzeitig den institutionellen familialen Kontext verändert, kann als Folge der Adaption auch vermutet werden,
dass die familiale Binnenstruktur mit ihren Kennzeichen von Intimität und Exklusivität belastet wird. Die präsentierten Daten zeigen zunächst, dass sich beide Medien stark unterscheiden: Das Handy ermöglicht durch die ubiquitäre Erreichbarkeit aller Familienmitglieder die
jederzeitige Interaktion zwischen den Eltern sowie zwischen Eltern und Kindern und es hilft
somit, der elterlichen Fürsorge- und Erziehungsfunktion besser zu entsprechen. Das Internet wie auch das Fernsehen - fördert hingegen bestimmte Abschottungsprozesse vornehmlich von
Jugendlichen gegenüber dem gemeinsamen Familienbereich. Eine oftmals mangelnde Medienkompetenz der Eltern oder fehlende Kenntnis über die Gefahren der Internetnutzung kann
zu neuen Belastungspotenzialen führen, auf welche manche Eltern mit Kontrollverzicht reagieren. Insgesamt wird festgestellt, dass die Diffusion von Handy und Internet zwar zu bestimmten Veränderungen in den Familienkontexten führt, jedoch nicht im Sinne eines DeInstitutionalisierungsprozesses. Es können sich im Gegenteil neue zusätzliche Verhaltensnormen herausbilden. (ICI2)
[323-L] Neubauer, Gunter; Winter, Reinhard:
So viel Sex soll's sein: Jungen und "ihre" Fernseh-Erotik, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 1, S.
27-34 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televi-zion/18_2005_1/neubauer.pdf)
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INHALT: Der Beitrag referiert die Ergebnisse einer Erhebung zur Rezeption von Fernseh-Erotik
männlicher Jugendlicher im Rahmen des aktuellen IZI-Projekts "Die Bedeutung von Fernsehfiguren für Jugendliche". In einem Teilprojekt wurden jungenspezifische Zugänge zu erotischen Darstellungen im Fernsehen mit dem Ziel untersucht, für Jugendliche im Alter von 12
bis 17 Jahren erotisch relevante Fernsehfiguren und -formate herauszuarbeiten und ihre Bedeutung für die Identitätsentwicklung zu verstehen. Zur Untersuchung der Verschränkung
von Fernsehen, Figuren und Erotik wurden 30 Fallstudien mit Jungen und männlichen Jugendlichen aus dem südwestdeutschen Raum durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich in der
Kurzformel: "Sex ja, aber in Maßen" zusammenfassen. Neben der Quantität spielt für die
Jungen vor allem die Qualität eine große Rolle. Wichtig ist die selbstverständliche Einbindung erotischer Botschaften und Facetten in ganz verschiedene jungenbezogene Formate.
"Übertreibungen und aufgesetzte Darstellungen kommen bei den Jungen im Allgemeinen
nicht gut an." (RG)
[324-L] Neuß, Norbert:
Ist gutes Fernsehen ein Ergebnis des Produzenten oder des Zuschauers?, in: Televizion, Jg.
18/2005, Nr. 2, S. 66-69
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/neuss.pdf)
INHALT: Qualität entsteht im Kopf des Zuschauers, in der Interaktion von Sendung und Rezipient. Aus einer pädagogischen Perspektive gilt es dabei, an die Entwicklungsthemen der
Kinder anzuknüpfen und "kinderaffine" Formen der Erzählung zu finden. Qualität in diesem
Sinne heißt, die Fähigkeit und Themen der Kinder auf das entsprechende Genre zu beziehen.
Der Beitrag geht zunächst theoretisch auf die grundlegende Frage ein, wo eigentlich die Bedeutung eines Films entsteht und wie man davon ausgehend die Qualität beurteilen kann. In
einem zweiten Abschnitt werden dafür konkrete Hinweise in Bezug auf die Erzählweise "guter" Kinderfilm gegeben und abschließend Überlegungen zur Differenzierung von Qualitätskriterien zur Vertiefung der weiteren Diskussion angestellt. Bei der Beurteilung von Qualität
müssen immer zwei Dinge aufeinander bezogen werden: die Entwicklung der Kinder , ihre
Wahrnehmungsfähigkeit und ihre handlungsleitenden Themen auf das entsprechende Genre
im Kinderfernsehen. Daraus ergeben sich filmhandwerkliche, dramaturgische und sprachliche
Konsequenzen, deren Berücksichtigung eine Voraussetzung für eine zielgruppenangemessene
Kinderfilmproduktion ergibt. (RG)
[325-L] Paus-Hasebrink, Ingrid; Bichler, Michelle:
Kindheit im Wandel - bleiben sozial schwache Kinder auf der Strecke?: ein Plädoyer für die
Intensivierung der Forschung zum Medienumgang von Kindern aus anregungsärmeren
Milieus, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 2, S. 104-107 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/
deutsch/publikation/televizion/18_2005_2/paus_hasebrink.pdf)
INHALT: Kindheit wird heutzutage von Medien und Konsum geprägt. Haushalte aus anregungsärmeren Milieus sind gekennzeichnet durch eine höhere Medienausstattung und intensivere
Mediennutzung. Bislang liegen nur wenige Forschungsergebnisse darüber vor, was dies für
die Kinder aus diesen Milieus und ihre Mediensozialisation im Einzelnen bedeutet. Der Beitrag fasst die vorliegenden Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Kulturräumen zusammen. Sie zeigen, dass aufgrund alltagsweltlicher Verknüpfungen von sozialem und medi-
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alem Handeln heute soziokulturelle Voraussetzungen für die Art und Weise des kindlichen
Mediengebrauchs und für den Stellenwert, den Kinder Medien zuschreiben, eine große Rolle
spielen. Kinder mit hohem sozialen Status nutzen Medien vergleichsweise moderater als ihre
Altersgenossen aus niedrigen sozialen Schichten, während Familien aus sozial schwächeren
Milieus unter einem erhöhten Problemdruck stehen, gleichzeitig aber über ein geringes Problembewusstsein sowie über geringere Ressourcen zur Bearbeitung der Probleme verfügen.
Der Beitrag stellt das österreichische Forschungsprojekt "Mediensozialisation bei Kindern
aus sozial benachteiligten Milieus" vor, das sich das Ziel gesetzt hat, die durch medialen
Wandel evozierten sozialhistorischen Veränderungen speziell für Kinder in sozial schwächeren bzw. anregungsärmeren Milieus im Hinblick auf einzelne Lebensphasen zu beschreiben
und Veränderungen für den Prozess der Sozialisation aufzuzeigen. (RG)
[326-L] Peleg, Samuel; Alimi, Eitan Y.:
A Palestinian state - yes or no?: constructing political discourse in the Israeli print news media ; an experimental design, in: conflict & communication online, Vol. 4/2005, No. 2, 18 S.
(URL: http://www.cco.regener-online.de/2005_2/pdf_2005-2/pa.pdf)
INHALT: "In dieser Arbeit wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, welches untersucht, wie Einstellungen gebildet und geformt werden, und wie Meinungsmacher und Agenda-Setter die
Einstellungen ihrer Anhängerschaft beeinflussen. Die Verfasser konzentrieren sich hierbei auf
die Printmedien als ihr Forschungsgebiet. Untersucht wird, wie sich das Framing von Pressemeldungen auf die Leser auswirkt. Der Versuchsaufbau beinhaltet drei Artikel über dasselbe Thema: die Ratifizierung eines Palästinensischen Staates durch das Israelische Kabinett.
Die drei Artikel sind unterschiedlich eingerahmt: einer befürwortet die Entscheidung, besitzt
also ein positives Framing, der zweite verurteilt die Entscheidung, ist dementsprechend negativ eingerahmt, und der dritte ist ohne Framing. Drei verschiedene Lesergruppen setzten sich
mit den Texten auseinander und mussten anschließend drei Tests bearbeiten: einen Gedächtnis-, einen Kategorisierungs- und einen Bedeutungstest. Die Hypothese der Verfasser lautet,
dass Personen, die den Pro-Staat-Text lesen, positiv auf die Idee eines Palästinensischen Staates reagieren, während jene, die dem entgegengesetzten Framing ausgesetzt waren, eine ablehnende Einstellung entwickeln würden. Mit einem Wort, die Interaktion zwischen Anführern und Anhängern, wie etwa Treue, Loyalität und Hingabe, spielt eine überaus wichtige
Rolle bei der Einstellungsbildung. Anführer mit etablierter Autorität und Führungskraft haben
das Potential, Überzeugungen, Urteile und Bewertungen zu formen und zu prägen. Die Ergebnisse unterstützen diese Behauptung. Diese Forschungsarbeit könnte von großer Tragweite sein und weiter reichen als nur Hinweise darauf zu liefern, dass ein Zusammenhang besteht
zwischen der Manipulation eines Textes und dem Verständnis des Lesers. Die hier ausgearbeiteten Vorschläge und Schlussfolgerungen können in eine noch breitere Forschungsagenda
integriert werden, welche sich mit Themen beschäftigt wie: Autorität und Legitimität (wie
führen Anführer und warum folgt die Anhängerschaft?), Rekrutierung und Mobilisierung
(wie animiert und stimuliert man Menschenmassen?), politischer Aktivismus (wie lässt sich
Loyalität, Hingabe und Opferbereitschaft hervorrufen?), Propaganda und Anstiftung (wie beeinflusst man Meinungen und Standpunkte?), und von dort aus zu noch weiter reichenden
Untersuchungen der politischen, psychologischen und strukturellen Dimensionen von Regierungsformen, politischen Parteien und sozialen Bewegungen führen." (Autorenreferat)
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[327-L] Petersen, Thomas:
Lasswells Frage und Hovlands Problem: Feldexperimente zur Wirkung potenziell emotionalisierender Bildelemente in der Medienberichterstattung, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für
Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 51/2006, Nr. 1, S. 39-51 (Standort: UB Bonn (5)-Z57/193; USB
Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag behandelt die methodologischen Schwierigkeiten der Inhaltsanalyse von
Bildern, die seit Harold D. Lasswell als 'unmessbar' gelten. In drei unterschiedlichen Experimenten mit manipuliertem Bildmaterial wurde versucht, die verstärkte emotionale Wirkung
bestimmter Bildsignale zu testen. Dafür wurden beispielsweise in einem Experiment auf einer
Abbildung aus einem Kriegsgebiet lediglich materielle Schäden gezeigt; in einer weiteren
Abbildung waren die gleichen materiellen Schäden zusammen mir zwei betroffenen Personen
zu sehen. Das verblüffende Ergebnis der repräsentativen Befragung war, dass in keinem der
drei Experimente eine signifikante Emotionalisierung durch das Hinzufügen der vorgeblich
emotionalisierenden Bildelemente nachgewiesen werden konnte. Vergleichbare Experimente
mit Texten ergaben jedoch sehr wohl deutliche Emotionalisierungsreaktionen, so dass eine in weiteren Studien zu testende - Hypothese lautet, dass Texte emotional wirkungsmächtiger
als Bilder sein könnten." (Autorenreferat)
[328-L] Raithel, Jürgen:
Die Bedeutung der Medien für die Geschlechtsrollenorientierung Jugendlicher, in: Deutsche
Jugend : Zeitschrift für Jugendfragen und Jugendarbeit, Jg. 53/2005, H. 5, S. 212-219
INHALT: Die Aneignung und Herausbildung einer Geschlechtsrollenidentität stellt im Entwicklungsprozess von Jugendlichen eine wichtige Aufgabe dar. Die Herausbildung der Geschlechtsrollenidentität erfolgt über den binären Code des zweigeschlechtlichen Regelsystems
und wird über Werte, Orientierungen, Verhaltensweisen und Sprache vermittelt. In diesem
Beitrag befasst sich der Autor mit der Bedeutung der Medien für die Gender-Orientierung Jugendlicher. Auf der Basis einer Befragung von 553 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und
19 Jahren an weiterführenden Schulen in Bayern (2003) untersucht er anhand medienspezifischer Stilisierungen feminine und maskuline Geschlechtsrollenorientierungen. Hierbei fließen
der Film- und Fernsehkonsum, der Musikkonsum sowie der Zeitschriftenkonsum als Prädiktoren in die Analyse ein. In den Ergebnissen zeigen sich teilweise sehr bedeutende Zusammenhänge zwischen medienspezifischen Stilisierungen und der Geschlechtsrollenorientierung. So sind Jugendliche mit Präferenzen für Unterhaltungs-/ Talkshows, Soaps und/ oder
Musikvideos in erhöhtem Masse feminin rollenorientiert. Für die maskuline Geschlechtsrollenorientierung hat sich hingegen der actionformatbezogene Film- und Fernsehkonsum als
wichtige Größe herauskristallisiert. (DJI/Sd)
[329-L] Renaud, Dagmar; Unz, Dagmar:
Medienpsychologische Methoden: die M-DAS - eine modifizierte Version der Differentiellen
Affekt Skala zur Erfassung von Emotionen bei der Mediennutzung, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 2, S. 70-75 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171; URL: http://
www.psyjournals.com/abstracts/hh/contents.de.php?code=zmp&year=2006&issue=02)
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INHALT: "In einer Studie zur Modifikation der 'Differentiellen Affekt Skala' (DAS) wurden die
positiven Emotionen 'Zuneigung', 'Fröhlichkeit', 'Zufriedenheit', 'Faszination', 'Vergnügen'
und 'Freude' dahingehend geprüft, ob sie sich in medienpsychologischen Untersuchungen als
zusätzliche Skalen zur Erfassung positiver emotionaler Befindlichkeiten eignen. 160 Versuchspersonen sollten sich an ein angenehmes Film- oder Fernseherlebnis erinnern und zu 62
emotionsbeschreibenden Begriffen (5-stufige Skala) angeben, wie intensiv sie dieses Gefühl
empfunden haben. Die interne Reliabilitätsermittlung und Faktorenanalysen führten für 'Vergnügen', 'Zufriedenheit', 'Zuneigung' und 'Freude' zu je drei Items, die zufrieden stellende Reliabilitäten erreichten und auf einem gemeinsamen Faktor hoch laden. Für 'Faszination' fand
die Faktorenanalyse zwei Faktoren, die auf zwei Varianten dieser Skala ('Faszination' und
'Ergriffenheit') schließen lassen. Eine zusätzliche Studie mit 600 Kinobesuchern ergab zufrieden stellende interne Konsistenzen für die um die genannten positiven Emotionsskalen erweiterte M-DAS. Somit steht mit der M-DAS ein reliables Instrument zur Verfügung, um ein
breites Spektrum emotionaler Befindlichkeiten bei der Medienrezeption zu erfassen." (Autorenreferat)
[330-L] Romano, Gaetano:
Medienwirkungen in den Zeiten funktionaler Differenzierung: von linearen Kausalitäten zu
strukturellen Kopplungen, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 1, S. 3-12
INHALT: "Studien zur Wirkung massenmedialer Kommunikation sind in großer Zahl verfügbar
und werden weiterhin in beachtlichem Umfange projektiert und finanziert. Weniger ergiebig
fallen die Resultate aus. Ein möglicher Grund für die Diskrepanz zwischen eingesetzten Forschungsmitteln und nutzbaren Ergebnissen könnte in Schwierigkeiten mit den theoretischen
Grundlagen zu suchen sein." In seinem Beitrag will der Autor Vorschläge zu Revision dieser
Grundlagen diskutieren, wobei ihre "Plausibilität an einer Durchsicht der Theorieentwicklung
der traditionellen Medienwirkungsforschung illustriert wie auch getestet werden soll." Der
Autor skizziert die historische Entwicklung der Medienwirkungsforschung und beschreibt ihre Ansätze und ihre Bezüge zu Disziplinen aus dem Umfeld. Es wird gefolgert, dass weder
die Publizistikwissenschaft (mit einer "fragwürdigen Fixierung auf ein lineal-kausales Wirkungsmodell") noch die Medienwissenschaft (die Effekte von Medienevolutionen fokussiert)
ihre Modelle der Wirkungsforschung unter Rückgriff auf eine ausgebaute Gesellschaftstheorie entwickeln, "die eine Theorie der Differenzierung mit evolutions- und medientheoretischen Annahmen verbinden könnte." (PT)
[331-L] Schaap, Gabi; Konig, Ruben; Renckstorf, Karsten; Wester, Fred:
Measuring the complexity of viewers' television news interpretation: differentiation, in:
Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 4, S. 459475 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/30/4)
INHALT: Wenn man von der Annahme ausgeht, dass die Zuschauer von Fernsehnachrichten
aktive Rezipienten sind, sollten ihre Interpretationen ein ausschlaggebender Faktor bei der
Untersuchung der?Wirkung? von Fernsehnachrichten sein. Der vorliegende Beitrag definiert
Zuschauerinterpretationen als subjektive (Re-)Konstruktionen einzelner Nachrichtenbeiträge.
Schon in einem früheren Beitrag legten die Autoren dar, dass sich die Interpretationen sowohl
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beim einzelnen Zuschauer als auch im Verhältnis zu anderen Zuschauern in Bezug auf ihr
Komplexitätsniveau unterscheiden können. Komplexität beschreibt den Grad, nach dem Interpretationen a) differenziert und b) integriert sind. Der Beitrag operationalisiert den Ansatz
der Differenzierung von Interpretationen von Fernsehnachrichten durch die Zuschauer. Darüber hinaus wird ein Verfahren zur Messung der Differenzierung vorgestellt, das darauf basiert, welche Gedanken Zuschauer während der Rezeption von Fernsehnachrichten äußerten.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung mit einer kleinen Grundgesamtheit (N=19) liefern erste
Anzeichen dafür, dass das Messverfahren in der Lage ist, zwischen Zuschauern mit wechselnden Interpretationsniveaus von Fernsehnachrichten zu unterscheiden. (UNübers.)
[332-L] Schaap, Gabi; Renckstorf, Karsten; Webster, Fred:
Conceptualizing television news interpretation by its viewers: the concept of interpretive
complexity, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol.
30/2005, Nr. 3, S. 269-291 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.269)
INHALT: In den letzten Jahren scheinen viele Kommunikationswissenschaftler darin übereinzustimmen, dass die Interpretationen der Zuschauer wichtig für den Einfluss von Fernsehnachrichten sind. Ein theoretisches Konzept von "Interpretation" liegt jedoch nicht vor. Der Beitrag schlägt einen Ansatz vor, der Interpretation als "Repräsentation" einer Nachricht so wie
sie vom Zuschauer der Nachricht konstruiert und wiedergegeben wird, versteht. Der Beitrag
untersucht diese "Repräsentation" im Hinblick auf ihre Komplexität. Dabei sind zwei Aspekte
von Bedeutung: 1) die wesentlichen Elemente, die die Zuschauer bei ihrer Interpretation benutzen (Differenzierung) und 2) wie der Zuschauer diese Elemente miteinander auf einer
mehr abstrakten Ebene zueinander in Beziehung setzt (Integration). Beide zusammen, Differenzierung und Interpretation ergeben ein Bild von der Komplexität der Interpretation einer
Nachricht durch den Zuschauer. Der Beitrag liefert Definitionen dieses Ansatzes und argumentiert dahingehend, dass die interpretative Komplexität bei der Untersuchung des Einflusses von Fernsehnachrichten nützlich sein kann. Abschließend skizziert der Beitrag noch offene Forschungsfragen im Bereich der Fernsehnachrichten, die sich aus dem Einsatz des Ansatzes der interpretativen Komplexität ergeben. (UNübers.)
[333-L] Schorb, Bernd:
Spaß und Betroffenheit: wie Jugendliche Radiospaß wahrnehmen, verwerten und verarbeiten, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 4, S. 21-28
INHALT: Der Beitrag bezieht sich auf eine Untersuchung, die der Frage nachgegangen ist, "ob
und in welchen Formen Gewalt in den Angeboten von Radiosendern zu finden ist und wie
Heranwachsende im Alter von neun bis sechzehn Jahren damit umgehen." In der Untersuchung zeigte sich, dass Gewalt nicht primär in der Musik zu finden ist, sondern eher in den
verbalen Bestandteilen des Programms, insbesondere in den Moderationen. Die Moderatoren
als die personalen Träger der Unterhaltung werden mit dem Programm identifiziert und sind
neben der Musik die Basis für die Akzeptanz oder Ablehnung des Hörfunkprogramms. Die
Untersuchung hatte gezeigt, dass das Alter der Jugendlichen eine wesentliche Rolle für das
Verstehen und der Akzeptanz der Spaßunterhaltung im Radio spielt. Neben der Altersabhängigkeit konnten auch geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Beurteilung der Moderatio-
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nen festgestellt werden. Ältere Heranwachsende haben verstanden, "dass Radiospaß nicht
immer nur unterhaltsam ist, sondern auch verletzend und gewalttätig sein kann." (PT)
[334-L] Schramm, Holger; Wirth, Werner:
Medien und Emotionen: Bestandsaufnahme eines vernachlässigten Forschungsfeldes aus
medienpsychologischer Perspektive, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006,
Nr. 1, S. 25-55 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Emotionen in den Medien sind allgegenwärtig und tragen zum Erleben eines Medienangebots in hohem Maße bei. Die Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich folgerichtig
seit ihren Anfängen mit dieser Thematik, wenn auch nicht sehr intensiv. Dabei hat sie Theorien und Befunde aus Nachbardisziplinen, insbesondere der Emotionspsychologie, nur teilweise aufgegriffen. Ziel des Beitrags ist es, relevante Theorien und zentrale Befunde in der
Breite des Themenfeldes zu dokumentieren sowie Perspektiven für zukünftige Forschung
aufzuzeigen. Dazu werden emotionspsychologische Grundlagen sowie Fragen der Messung
von Emotionen vorangestellt. Es folgen Ansätze und Befunde zu Emotionen bei der Mediennutzung aus Perspektive verschiedener, relevanter Konzepte wie der Stimmungsund Emotionsregulation, des emotionalen Involvements, der emotionalen Erregung, der Empathie, der
Spannung, der Furcht und Angst sowie der Unterhaltung. Anschließend werden Ansätze und
Befunde spezifischer emotionsvozierender Medien(-genres) dargestellt. Da Emotionen nicht
nur als unmittelbares Rezeptionsund Wirkungsphänomen, sondern auch in ihrer Funktion als
mittelbare Einflussfaktoren auf andere Medienwirkungen ihre Bedeutung haben, werden zentrale Forschungsfelder auch in diesem Bereich thematisiert, so beispielsweise die Wirkung
von Emotionen auf die Erinnerung bzw. den Wissenserwerb durch Medien sowie die Wirkung von Emotionen auf das Persuasionspotenzial von Medien." (Autorenreferat)
[335-L] Schuck, Andreas R.T.; Vreese, Claes H. de:
Between risk and opportunity: news framing and its effects on public support for EU enlargement, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 1, S. 5-32 (Standort: USB
Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/1/5)
INHALT: Diese Studie untersuchte das Framing von Nachrichten über die EU-Erweiterung im
Jahre 2004 mittels der Frames "Risiko" und "Chance" und die Auswirkungen, die beide Frames auf die öffentliche Unterstützung der Erweiterung hatten. Dabei kam ein multi-methodischer Ansatz zur Ausführung. Eine Inhaltsanalyse zeigte, dass die EU-Erweiterung als kontroverses Thema behandelt wurde, aber mit einem insgesamt ausgewogenen Ton der Berichterstattung. Das Framing in Risiko und Chancen spielte in den Nachrichten eine gleichermaßen wichtige Rolle. Ein Experiment untersuchte die Auswirkung beider Frames auf die Unterstützung für die EU-Erweiterung. Teilnehmer, die entsprechend dem Frame "Chance" konditioniert waren, zeigten ein signifikant höheres Unterstützungsniveau als Teilnehmer, die auf
das Frame "Risiko" konditioniert waren. Dieser Framing-Effekt wurde abgemildert durch politisches Wissen. Individuen mit geringem politischen Wissen wurden durch das Framing der
Nachrichten mehr beeinflusst und waren empfänglicher für den Frame "Risiko". (UNübers.)
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[336-L] Schulte-Markwort, Michael; Plaß, Angela; Barkmann, Claus:
Internet und familiäre Beziehungen, in: Wolfgang Hantel-Quitmann, Peter Kastner (Hrsg.): Die
Globalisierung der Intimität : die Zukunft intimer Beziehungen im Zeitalter der Globalisierung,
Gießen: Psychosozial-Verl., 2002, S. 179-192, ISBN: 3-89806-133-7 (Standort: UB Trier(385)lb40179)
INHALT: Die Studie untersucht die Auswirkungen der Internetnutzung auf familiäre Beziehungen und geht dabei folgender Frage nach: Unterscheiden sich präpubertäre und pubertäre Internetnutzer und -nichtnutzer hinsichtlich ihrer familiären Beziehungen und ihres Freizeitverhaltens? Nach einer einleitenden Beschreibung der sozialen Funktion des Internet sowie einer
Skizzierung des Forschungsstandes folgt die Auswertung der Untersuchung. Die Ergebnisse
basieren auf der Befragung einer repräsentativen bundesdeutschen Stichprobe von 400 12- bis
13-Jährigen bzw. 17- bis 18-Jährigen sowie deren Eltern. Die Angaben der Kinder und Jugendlichen gliedern sich in folgende Punkte: (1) die Ausstattung mit Fernsehen, PC und Internet, (2) das Familienbild, (3) Zufriedenheit mit den Eltern, (4) familiärer Alltag, (5) Freunde, (6) Zukunft, (7) gesundheitliches Befinden, (8) Werte sowie (9) Sexualität. Die anschließende Diskussion der Ergebnisse erlaubt zwei wesentliche Schlussfolgerungen: Es gibt zur
Zeit keine Hinweise darauf, dass sich das Leben mit allen darin enthaltenen Beziehungen und
Werten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland durch die Nutzung von Computern
und dem Internet dramatisch in einem negativen Sinn verändert. Es ist aber zu vermuten,
dass, zumindest zu einem bestimmten Prozentsatz - und wahrscheinlich besonders zu Beginn
der Internet-Ära - sich in ihren intra- und extrapsychischen Beziehungsnetzen gestörte und
beeinträchtigte Kinder und Jugendliche vom PC und damit auch von der Welt des Internets
besonders angezogen fühlen. (ICG2)
[337-L] Schwarz, Anne:
Mondscheinerotik oder "nackte Tatsachen"?: welche Formen von Erotik Mädchen im Fernsehen suchen, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 1, S. 35-40
(URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/schwarz.pdf)
INHALT: Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Untersuchung, die die Haltung von Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren zur Erotik im Fernsehen zum Gegenstand hatte. Es wurden mit 30 Mädchen Fallstudien durchgeführt, die sich aus unterschiedlichen Bestandteilen
zusammensetzten: themenzentrierte Interviews, Bewertung vorgelegten Bildmaterials, Fotografieren der Mädchen und ihrer Zimmer, Anfertigen eigener Zeichnungen zum Thema "erotische Figuren", teilweise gemeinsames Fernsehen und dessen Auswertung. Der Stellenwert,
den Erotik im Fernsehen für Mädchen hat, ist der eines ästhetischen, aber auch Gefühle erzeugenden Moments, das als selbstverständlicher Teil einer Geschichte und gewürzt mit anderen Stilmitteln wie Humor und Spannung präsentiert werden soll. Mädchen suchen in Filmen und Sendungen mit erotischen Inhalten vor allem erotische Facetten für ihre eigene Entwicklung, für die Gestaltung ihrer Weiblichkeit. "Wichtig ist hierbei die eigene Möglichkeit
zur Gestaltung - die erotische Handlung oder Figur darf weder perfekt noch 'fertig' sein."
(RG)
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[338-L] Schweer, Martin K. W.; Lukaszewski, Frank:
(Neue) Medien, Vertrauen und die Bildung jugendkultureller Identitäten, in: Medien und
Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S. 51-55
INHALT: "Vor dem Hintergrund gesellschaftlich-medialer Wandlungsprozesse ist jugendkulturelle Identitätsbildung gegenwärtig gekennzeichnet durch eine verstärkte Diversifizierung. In
diesem Kontext kommt den (Neuen) Medien und da vor allem den populärkulturellen Inhalten bei der Identitätskonstruktion eine besondere Bedeutung zu. Dabei ist die Frage des Vertrauens von besonderer Bedeutung: Vertrauen ist (mit-)entscheidend, welche Inhalte rezipiert
und angeeignet werden." (PT)
[339-F] Steinhilper, Leila Katharina, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vorderer, Peter, Prof.Dr.;
Rössler, Patrick, Prof.Dr. (Betreuung):
Unterhaltungserleben von Vorschulkindern während der Fernsehrezeption
INHALT: Die Rezeption unterhaltsamer Fernsehangebote ist bei Kindern eine ausgesprochen
beliebte Freizeitbeschäftigung. Dennoch ist das, was Kinder während der Rezeption erleben,
ein in der Kommunikationswissenschaft und Medienpsychologie bislang vernachlässigtes
Thema. Im Rahmen der Dissertation wird ein bestehendes Modell zum medialen Unterhaltungserleben, die Affective Disposition Theory, anhand von entwicklungspsychologischen
Erkenntnissen modifiziert und auf Kinder anwendbar gestaltet. Dieses Modell wird in experimentellen Untersuchungen empirisch überprüft.
ART: Dissertation; gefördert BEGINN: 2004-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stipendium; Landesgraduiertenförderung Thüringen; Christoph-Martin-WielandStipendium der Universität Erfurt
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Methoden (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
[340-L] Virchow, Fabian; Thomas, Tanja:
From Fun to Gun: Krieg, Militär und mediale Unterhaltungsangebote im 21. Jahrhundert,
in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 3, S. 58-66
INHALT: In ihrem Beitrag vertreten die Autoren die These, dass es tiefgreifende Entwicklungen
in der Film-, Spiel- und Unterhaltungsindustrie gibt, die zu einer "Veralltäglichung des Militärischen im Zivilen" führen. Diese These wird am Beispiel der Computer-Kriegsspiele erläutert, die einer Analyse unterzogen werden. Dabei wird (1) den Formen und Darstellungsweisen des Militärs in seinen weitgehend unspektakulären Ausprägungen und Erscheinungen, (2)
den Interaktionen des Militärs mit anderen gesellschaftlichen/kulturellen Akteuren und Milieus, sowie (3) den Auswirkungen auf die primär nicht militärischen Teile der politischen und
der Alltagskultur nachgegangen. Die Verflechtung von Militär und Zivilkultur steht auch im
Zusammenhang mit zahlreichen Kooperationen zwischen dem Militär und der Unterhaltungsindustrie. Die Banalisierung des Militärischen trägt zur Veränderung der politischen Kultur,
die sich in Deutschland von der Akzeptanz des Militärs als solchem zur Akzeptanz der Beteiligung der Bundeswehr an Kriegseinsätzen verschoben hat, die nicht mehr der territorialen
Verteidigung der Bundesrepublik dienen. (PT)
192
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.7 Medienwirkung
[341-F] Wieland, Bernhard, Prof.Dr.rer.pol.habil. (Bearbeitung):
Rolle der Medien in der Verkehrspolitik
INHALT: Im Projekt TIPP (siehe Erfassungsnummer 20030554) wird gefragt, welchen Einfluss
die Institutionen einer Gesellschaft auf die Verkehrspolitik haben. Man kann diese Frage noch
spezialisieren und fragen, welchen Einfluss insbesondere die Medien auf die Verkehrspolitik
ausüben bzw. ob sie überhaupt einen Einfluss ausüben. Im Rahmen von TIPP wurde zu dieser
Frage eine detaillierte Fallstudie zur (inzwischen wieder rückgängig gemachten) Bahnpreisreform des Jahres 2002/2003 durchgeführt, welche in diesem Projekt weitergeführt und theoretisch verallgemeinert wird. Auf der Basis des sogenannten Stigler-Peltzman Modells wurde
ein Modell der positiven Theorie der Regulierung entwickelt, das versucht, den Mediensektor
in den verkehrspolitischen Prozess einzubeziehen. Es wird versucht, den Gewinnmaximierungskalkül der Medien zu modellieren, um daraus Hypothesen darüber abzuleiten, auf welche verkehrspolitischen Themen die Medien mit welcher Form von Berichterstattung reagieren werden. Die Politiker kennen diese 'Reaktionsfunktion' der Medien und beziehen sie von
vorneherein in ihre Aktionen ein
VERÖFFENTLICHUNGEN: Cognitive processes, the media, and the theory of economic regulation. in: Regulation, competition and the market economy, Festschrift für C.C. von
Weizsäcker. Göttingen 2003, S. 193 ff.
ART: keine Angabe AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Technische Universität Dresden, Fak. Verkehrswissenschaften, Institut für Wirtschaft und Verkehr Professur für Verkehrswirtschaft und internationale Verkehrspolitik
(01062 Dresden)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 049-0351-463-36790, Fax: 049-0351-463-36714,
e-mail: [email protected])
[342-L] Wierth-Heining, Mathias:
Filmrezeption und Mädchencliquen: Medienhandeln als sinnstiftender Prozess, (Kinder- und
Jugendschutz, Bd. 1), München: KoPäd Verl. 2004, 397 S., ISBN: 3-938028-27-0
INHALT: Medien allgemein und Filme im besonderen wirken auf jugendliche Rezipienten. Doch
welche Wirkungen sie hinterlassen, ist besonders schwierig zu beantworten, wenn es um die
Rezeption narrativer Filme geht. Ziel der Dissertation war es, diesen Dimensionen der Bedeutungskonstitutionen in Filmrezeptionen am Beispiel dreier jugendlicher Mädchencliquen
nachzugehen. Diese hat er dazu ein dreiviertel Jahr zu Filmrezeptionen im Kino und auf
DVD/ Video begleitet. Der empirische Teil beginnt mit Cliquenporträts, in denen die einzelnen Mädchen bzw. Cliquen mit ihren Freundschaftsbeziehungen, Gesprächsthemen, individuellen und gemeinsamen Medienaktivitäten vorgestellt werden. Anhand dieser detaillierten
Schilderungen der einzelnen Cliquen sowie der Analyse von deren Rezeptionsprozessen
macht der Autor Formen der Teilnahme und Bedeutungskonstitution transparent, die ansonsten schwer zugänglich sind. Der Autor unterscheidet Rezeptionen dabei in individuelle, soziale, (kon-)textuelle und intertextuelle Dimensionen, so dass u.a. die verschiedenen Bezüge
zum Film, zu sich, der Realität und schließlich Prozesse des identitätsbildenden Umgangs mit
Filmen veranschaulicht werden können. (DJI/Sd)
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1.7 Medienwirkung
193
[343-L] Wilhelm, Andreas:
Internationale Politik in den Bilderwelten des Kinofilms: Mittel zur Identitätsbildung oder
Feindbildkonstruktion?, in: Wilhelm Hofmann, Franz Lesske (Hrsg.): Politische Identität - visuell, Münster: Lit Verl., 2005, S. 175-187, ISBN: 3-8258-8471-6
INHALT: Die Medien fungieren einerseits als Quelle politisch-kultureller Deutungs- und Vorstellungsmuster und tradieren somit die Werte und Sinnkonstruktionen, die im kulturellen Gedächtnis eines Staates und seiner Gesellschaft lebendig gehalten werden. Andererseits können
Medien aber auch eine neue Wertepräferenz in den öffentlichen Wahrnehmungsraum tragen
und so zu einer Gestaltungskraft im Bereich der politischen Kultur eines Landes werden. Inwieweit dies auch für den Bereich der auswärtigen und internationalen Politik Bedeutung erlangt, ist Gegenstand der vorliegenden Analyse. Ihr politikwissenschaftlicher Kontext bezieht
sich auf Weltbilder und Einstellungsmuster sowie auf die soziale bzw. perzeptionsbedingte
Konstruktion von Politik in den internationalen Beziehungen. Ausgehend von der Annahme,
dass Wahrnehmungs- und Deutungsmuster das politische Denken und Handeln beeinflussen,
werden u.a. folgende Fragen erörtert: In welchem Maße werden die Bilderwelten des Kinofilms zu bewussten oder unbewussten Mitteln der Identitätsstiftung und Feindbildkonstruktion? Wirkt der Kinofilm als ein Unterhaltungs- und Kommunikationsangebot, das Sinn konstituierende Ideen und Bilder von den Beziehungen zwischen Staaten und Nationen schafft und
bestätigt? Inwiefern trägt die Identität über die Herausbildung eines Wir-Gefühls zur Eingrenzung oder Abgrenzung anderer Gruppen und Gemeinschaften bei und wird im äußersten
Fall zu einer Feindbildkonstruktion, die sich durch eine abwehrende Haltung und Frontstellung gegen das Fremde auszeichnet? (ICI2)
[344-L] Windzio, Michael; Kleimann, Matthias:
Die kriminelle Gesellschaft als mediale Konstruktion?: zum Zusammenhang von Mediennutzung, wahrgenommener Kriminalitätsentwicklung und Einstellung zum Strafen, in: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 57/2006, H. 2, S. 193215 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Kriminalität ist ein Thema mit hoher öffentlicher Aufmerksamkeit. In den Massenmedien, insbesondere im Privatfernsehen, wird in den verschiedensten Formaten über Kriminalität berichtet. Interessanterweise glaubt der überwiegende Teil der Bevölkerung, die Kriminalität hätte in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen - eine Auffassung, die zumindest
durch die Hellfelddaten der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht gestützt wird. Zugleich sind
Einstellungen zum Strafen verbreitet, denen zufolge die von den Gerichten üblicherweise
verhängten Strafen als zu gering angesehen werden. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass das
Thema Kriminalität vor allem in Nachrichtensendungen des Privatfernsehens präsent ist und
gerade jene Personen, die private Nachrichtensendungen nutzen, irrtümlicherweise davon
ausgehen, die Kriminalität habe in den letzten 10 Jahren deutlich zugenommen. Diese Fehleinschätzung bleibt wiederum nicht ohne Folgen, denn je stärker diese bei einer Person ausgeprägt ist, desto häufiger vertritt sie auch die Auffassung, die von den Gerichten verhängten
Strafen seien zu milde - woraus sich möglicherweise Folgen für die Kriminalpolitik ergeben
könnten." (Autorenreferat)
194
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1.7 Medienwirkung
[345-L] Zehle, Soenke:
Media intervention: too late for Rwanda, still needed at home, in: Dirk Wiemann, Agata
Stopinska, Anke Bartels, Johannes Angermüller (Hrsg.): Discourses of violence - violence of discourses : critical interventions, transgressive readings, and post-national negotiations, Frankfurt am
Main: P. Lang, 2005, S. 107-116, ISBN: 0-8204-7762-1 (Standort: UB Bonn(5)-2006-649)
INHALT: Medien können eine entscheidende Rolle dabei spielen, Kriege zu verschärfen oder
Frieden zu konsolidieren. Im ersteren Fall können Medien Gewalt anstiften, indem sie falsche
oder vorurteilsbeladene Informationen verbreiten und propagieren. Auf diesem Hintergrund
untersucht der Beitrag am Beispiel Ruanda, ob das Radio Télévision Libre des Mille Collines
(RTLM) einen negativen, eskalierenden Effekt auf den 1994 folgenden Genozid in Ruanda
hatte und inwiefern Hass-Radio generell eine positive oder negative Auswirkung auf Phasen
eines Konfliktes haben können. Auf der Grundlage des Berichtes "Media in Vulnerable Societies" von Mark Frohardt (Internews) werden die Vor- und Nachteile von Friedenssendern
und Medienintervention in Konfliktgebieten diskutiert. Die Diskussion über Medien und
Konfliktbearbeitung wird jedoch gewöhnlich fehlgeleitet durch eine emotionale Debatte über
Medien und Objektivität. Nicht nur die Vermittlung einer Bandbreite diverser Meinungen,
sondern auch das Streben nach Objektivität ist selbst ein wichtiges Instrument der Konfliktbearbeitung. (ICH)
[346-L] Zill, Rüdiger:
Zivilisationsbruch mit Zuschauer: Gestalter des Mitgefühls, in: Berliner Debatte Initial : Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 17/2006, H. 1/2, S. 61-72 (Standort: UB Bonn(5)Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.berlinerdebatte.de/initial/pdf%20laden.htm)
INHALT: Der Beitrag schlägt eine Brücke vom Theater zu Film und Fernsehen, da diese Medien
in ihrer Wirkungsmächtigkeit oft gegeneinander ausgespielt werden: Wer hat die größere
Wirkung, der Fotograf, dem das entscheidende Greuelfoto eines Kriegs gelingt, oder der
wortmächtige Schriftsteller, der es schafft, uns in die Gefühle des anderen hineinzuversetzen?
Damit ist nicht nur nach den Medien, sondern auch nach den Personen gefragt, die als Mittler
auftreten: den Journalisten, den Schriftstellern, den Schauspielern. Oft haben die Opfer nicht
die Möglichkeiten, oder schlimmer noch, nicht mehr die Worte, ihr Leid auszudrücken. Wie
können dann professionelle Vermittler für sie eintreten? Und wie ist es mit der Darstellung
der Täter? Als der deutsche Erfolgsfilm "Der Untergang" in die Kinos kam, wurde er begleitet von einer ausgreifenden Debatte in den Feuilletons, so unter anderem mit der Frage: Erzeugt der Film am Ende Mitleid mit dem "Monster Hitler"? Die Ausführungen zeigen, dass
und wie sich mit den Medien die "Kultur des Mitleids" verändert hat. Sie lebt heute nicht
mehr - wie etwa im 18. Jahrhundert - vom Pathos der Bühne; sie lebt heute vom Authentizitätsideal, das uns die technischen Medien nahe legen. Das heißt jedoch nicht, dass diese Kultur näher an einem - wie auch immer bestimmten - "wahren" Mitgefühl ist. (ICA2)
[347-L] Zyuzina, Olga:
Arbeitsmärkte und Internet: Auswirkungen auf Suchverhalten und Matching, Erlangen
2005, 65 S. (Standort: IAB-6181 BR 670; Graue Literatur)
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1.7 Medienwirkung
195
INHALT: "Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf der Analyse der Auswirkungen des
Internets auf das Suchverhalten der wirtschaftlichen Akteure am Arbeitsmarkt. Dabei sollen
folgende Fragen beantwortet werden: Welche Vorteile weist das Internet gegenüber traditionellen Suchmethoden auf? Welche Möglichkeiten bietet das Internet für einen erfolgreichen
Suchprozess? Wird das Internet als Suchinstrument von beiden Akteuren am Arbeitsmarkt
genutzt? Wenn ja, in welchem Umfang? Zudem soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit die neuen Technologien zu einem qualitativ und quantitativ höheren und effizienteren
Matching-Prozess beitragen. Darüber hinaus wird der Einfluss des Internets auf Suchdauer
und Bildung von Lohnungleichheit untersucht. Die Arbeit ist in drei Kapitel aufgeteilt. Im
ersten Kapitel werden die theoretischen Grundzüge der Arbeitsmarkttheorie dargestellt, um
innerhalb eines neoklassischen Analyserahmens zunächst die Problematik eines heterogenen
Arbeitsmarktes und damit einhergehender Arbeitsmarktprobleme aufgrund der neuen Technologien herauszuarbeiten. Dieser heterogene Markt begünstigt das Auseinanderfallen von
Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt, das so genannte Mismatch. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Frage des Einflusses der Neuen Ökonomie auf den Arbeitsmarkt. Im
Rahmen dieses Kapitels werden Auswirkungen des Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologien auf die Arbeitnehmer sowie die gesamtwirtschaftliche Bedeutung
der Internettechnologie für den Arbeitsmarkt untersucht. Die Grundlage der Untersuchung
bilden empirische Befunde aus Befragungen von Arbeitnehmern. Das dritte Kapitel, das den
Schwerpunkt der Arbeit darstellt, beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Internets auf
Suchverhalten und Matching. Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird untersucht, welchen
Einfluss das Internet auf das Suchverhalten der Arbeitnehmer und Arbeitgeber hat und, in
welchem Umfang das Internet in deren Suchstrategie integriert ist. Dazu werden Ergebnisse
aus statistischen Auswertungen zur Erläuterung dieses Zusammenhangs heranziehen. Die Daten für die Berechnungen stammen aus Betriebserhebungen des Instituts für Arbeitsmarkt und
Berufsforschung (IAB) aus den Jahren 2000 und 2003. Abschließend werden die Ergebnisse
der Analyse zusammengefasst und kritisch gewürdigt." (Autorenreferat)
1.8
Journalismus
[348-L] Baum, Achim:
Welchen Journalismus will die Kommunikationswissenschaft?, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 6-10
INHALT: Die Publizistikwissenschaft begann erst in den siebziger Jahren, sich mit der journalistischen Praxis zu befassen und sich der Journalistenausbildung zuzuwenden. Seither hat die
Kommunikationswissenschaft einen enormen Aufschwung genommen. Heute verzeichnet die
"Deutsche Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft" (DGPuK) mehr als
vierzig Studiengänge in Deutschland, die sich der wissenschaftlichen Ausbildung für Kommunikationsberufe widmen. Dabei ist der gesellschaftskritische Anspruch der Anfangsjahre
allerdings abhanden gekommen. Stattdessen hat eine Formalisierung des Kommunikationsprozesses stattgefunden, in welcher der Journalist lediglich als Vermittler von Informationen
fungiert, der sich als nicht verantwortlich für die Folgen seines Tuns erklärt. Spätestens mit
journalistischen Skandalen wie den gefälschten Hitler-Tagebüchern, dem Tod von Uwe Bar-
196
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.8 Journalismus
schel oder dem Gladbecker Geiseldrama ist dieses Bild des Journalismus aber nicht länger
aufrecht zu erhalten. (KB)
[349-L] Berkel, Barbara:
Political parallelism in news and commentaries on the Haider conflict: a comparative analysis of Austrian, British, German and French quality newspapers, in: Communications : the
European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S. 85-104 (Standort: USB
Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Normative Theorien der Medienfunktionen fordern eine klare Unterscheidung zwischen der doppelten Rolle der Medien als Forum und als Akteur in der Öffentlichkeit. Dieser
Beitrag untersucht potentielle Verletzungen der Regel der Trennung von Fakten und Meinungen. Die vergleichende Inhaltsanalyse sieht in einem europäischen politischen Konflikt, der
so genannten Haider-Debatte, einen Lakmustest für die Objektivität der Nachrichtenberichterstattung. Die Studie fördert einige kritische Konsequenzen der politischen Involvierung der
Presse in der Debatte zu Tage. In allen untersuchten Ländern tendiert die Presse dazu, journalistische Bewertungen in die Nachrichten zu inkorporieren. Charakteristisches Merkmal der
Haider-Debatte war ein "politischer Parallelismus" der Presse, der sich in einer Weise äußerte, den Hallin und Mancini als "Parteipresseparallelismus" definierten. Die Zeitungen zitierten
in erster Linie Sprecher, die ihre eigenen Positionen unterstützten und instrumentalisierten auf
diese Weise opportune Zeugen. Im Ergebnis "synchronisierten" die Zeitungen die Berichterstattung mit ihren redaktionellen Einstellungen mit der Folge einer parteiischen Berichterstattung auf allen Absatzmärkten. (UNübers.)
[350-L] Bettels, Tina:
Ein gemischtes Stimmungsbild, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 80-83
INHALT: Der Beitrag beruht auf der Diplomarbeit der Autorin, die sie im Studiengang OnlineJournalismus an der Fachhochschule Darmstadt vorgelegt hatte. Sie untersuchte die Redaktionsstrukturen des deutschen Verlagshauses "Main Post" und des dänischen Medienhauses
"Nordjyske Medier". Beide Unternehmen führten 2003 eine auf dem anglo-amerikanischen
Editor-Reporter-Prinzip aufbauende Newsdeskstruktur ein. Die Autorin verbrachte im Februar und März 2005 jeweils drei Tage in den Verlagshäusern, um die Arbeit an den Newsdesks
zu beobachten. Mit 20 Journalisten führte sie Leitfadeninterviews über die NewsdeskStruktur und crossmediales Arbeiten. Zusätzlich wurden Journalisten der beiden Redaktionen
gebeten, einen standardisierten Fragebogen zu beantworten. Sie bekam bei der Main Post 38,
bei Dordjyske Medier 39 Antworten. Ergebnisse der Untersuchung werden vorgestellt und
kommentiert. (PT)
[351-F] Bleicher, Joan Kristin, Prof.Dr.; Eilders, Christiane, Dr.; Engels, Kerstin, Dr.; Herzog,
Anja, M.A.; Hickethier, Knut, Prof.Dr.; Hillebrand, Claudia; Jarren, Otfried, Prof.Dr.; Zielmann,
Sarah, Dr. (Bearbeitung); Weiß, Ralph, Prof.Dr. (Leitung):
Zur Kritik der Medienkritik. Wie Zeitungen das Fernsehen beobachten
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.8 Journalismus
197
INHALT: Die normative Theorie der Öffentlichkeit schreibt dieser Sphäre die Funktion zu, für
Transparenz, Validierung und Orientierung zu sorgen. Das Projekt geht der Frage nach, inwieweit Medien diese Funktion auch mit Blick auf sich selbst erfüllen, inwieweit sie also
selbstreflexiv Öffentlichkeit für das Funktionieren von Öffentlichkeit schaffen. Die Studie untersucht diese Frage auf mehreren Wegen. Im Zentrum stehen Inhaltsanalysen zur Thematisierung des Fernsehens in Zeitungen - vom Boulevardblatt bis zur meinungsführenden Wochenzeitung. Mit einer klassifikatorischen Inhaltsanalyse und ergänzenden Argumentationsanalysen werden typische Muster öffentlicher Fernsehkritik ermittelt. Sie beschreiben, was
am Fernsehen thematisiert wird (ästhetische Fragen, wirtschaftliche Verflechtungen, politische Dimensionen) und welche Maßstäbe der Medienjournalismus anlegt. Diskursanalytische
Fallstudien zur Berichterstattung über die Kirch-Pleite, die 'TV-Duelle' im letzten Bundestagswahlkampf und die Rolle der Medien im Irak-Krieg bestimmen Leistungen und Schranken der Selbstreflexivität im Mediensystem. Im Ergebnis lassen sich auf Basis der Inhaltsanalysen mehrere Typen fernsehbezogener Publizistik unterscheiden: Programm- und Boulevardpresse praktizieren mit Service- und Unterhaltungsjournalismus, die die Attraktivität des
Unterhaltungsmediums Fernsehen nutzen und fortschreiben, eine Art publizistischer Symbiose mit dem elektronischen Medium. Vor allem in der überregionalen Presse findet sich ein
breites Spektrum von Textsorten, die der öffentlichen Reflektion eine Grundlage geben. Sie
reichen von der Programmkritik, die an den Maßstäben der Kunstkritik geschult ist, über ein
zeitdiagnostisches Räsonnement, das Fernsehsendungen als Zeit-Zeichen liest, bis zum parodistischen Spiel mit den Unterhaltungsofferten des Fernsehens. Die medienjournalistische Berichterstattung über Kontexte und Hintergründe ist allerdings durch eine "Ökonomisierung"
der Perspektive auf das Medium Fernsehen verengt. Die Kritik an der telegenen Darstellung
von Politik und Politikern wird durch die publizistische Parteilichkeit in politischen Konflikten perspektivisch verengt. Mittels einer Kommunikatorstudie werden die institutionellen
Strukturen und die Akteurs 'Netzwerke' transparent gemacht, aus denen Medienkritik entsteht.
Die Studie beleuchtet Ziele, Handlungsoptionen und Funktionen der Medienkritik aus der
Perspektive der Macher. Die Befunde zeigen, dass die Strukturen, die Medienjournalismus
und -kritik tragen, fragil und volatil sind. Die Binnenorientierung an den Akteuren der Branche, eine schwache Institutionalisierung innerhalb der Redaktionen sowie in der Profession
und schließlich eine starke Abhängigkeit von den Konjunkturen des Zeitungsgeschäfts
schwächen das publizistische Potenzial von Medienjournalismus und Medienkritik. Daher
werden auf der Grundlage der empirischen Befunde abschließend konzeptionelle Vorschläge
entwickelt, wie aufklärende 'Medienkritik' innerhalb einer 'Mediengesellschaft' gefördert
werden kann. ZEITRAUM: 2002-2003 GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik
Deutschland
METHODE: Normative Theorie der Öffentlichkeit - zurückgewendet auf die öffentliche Thematisierung von Medien durch Medien. Mehrmethoden-Design: quantifizierende klassifikatorische Inhaltsanalyse aller Formen des fernsehbezogenen Journalismus, Diskursanalyse von
medienbezogenen Streitthemen, Kommunikatorstudie mittels Tiefeninterviews DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, standardisiert (Stichprobe: 2.833; Artikel aus 5 überregionalen
Qualitätszeitungen, 2 Wochenzeitungen, 1 Boulevardzeitung, 3 Programmzeitschriften, 2 Medienfachdiensten; Auswahlverfahren: Maximierung der Varianz von Formen des fernsehbezogenen Journalismus, vier jeweils zweiwöchige Erhebungsphasen zwischen September 2002
und Juli 2003). Inhaltsanalyse, offen (Argumentationsanalysen zu Topoi, Wahrnehmungsund Beurteilungsweisen des Fernsehens in seinen verschiedenen Dimensionen -informierende
und unterhaltende Leistungen, Stars, Ökonomie und Politik-. Diskursanalysen zu gesellschaftlichen Debatten um Fernsehereignisse: "TV-Duelle", Pleite des Kirch-Kon-zerns, Be-
198
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1.8 Journalismus
richterstattung über den Irak-Krieg, "Deutschland sucht den Superstar"). Qualitatives Interview (Befragung von Experten aus folgenden Akteurskreisen: Medienjournalisten in Tagesund Wochen- sowie Programmpresse, freie Medienjournalisten und -kritiker, PR-Fachleute
der Fernsehanbieter; Auswahlverfahren: gezielt -entsprechend der in der Inhaltsanalyse berücksichtigten Medien-. Intensivinterviews zu den Dimensionen: Merkmale der Arbeitsorganisation -Konzepte, Quellen, Netzwerke-, Berufszusammenhang –Beschäfti-gungsform, professionelles Selbstverständnis, Ausbildungs- und Zugangswege-, Funktionen, Chancen und
Restriktionen der Medienkritik aus Praktikersicht).
VERÖFFENTLICHUNGEN: Weiß, Ralph (Hrsg.): Zur Kritik der Medienkritik. Wie Zeitungen
das Fernsehen beobachten. Schriftenreihe der Landesanstalt für Rundfunk NordrheinWestfalen, Bd. 48. Berlin: VISTAS 2005, 585 S. ISBN 3-89158-397-4.+++Weiß, Ralph: Zur
Kritik der Medienkritik. Qualitätsstandards - Qualitätsforschung. in: Arbeitsgemeinschaft der
Landesmedienanstalten in der Bundesrepublik Deutschland - ALM (Hrsg.): ALM Programmbericht. Fernsehen in Deutschland 2005. Programmforschung und Programmdiskurs. Berlin:
VISTAS 2005, S. 185-201. ISBN 3-89158-418-0.
ART: Auftragsforschung BEGINN: 2002-08 ENDE: 2005-03 AUFTRAGGEBER: Landesanstalt
für Medien Nordrhein-Westfalen -LfM- FINANZIERER: Auftraggeber
INSTITUTION: Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft II (Universitätsstr. 1, 40225
Düsseldorf); Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg (Heimhuder Str. 21, 20148 Hamburg); Universität Hamburg, Fak. für Geisteswissenschaften, Department Sprache, Literatur, Medien I Institut für Germanistik II Neuere deutsche Literatur
(Von-Melle-Park 6, 20146 Hamburg); Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Institut
für Publizistikwissenschaft und Medienforschung -IPMZ- (Andreasstr. 15, 8050 Zürich,
Schweiz)
KONTAKT: Leiter (e-mail: [email protected])
[352-L] Bosbach, Gerd:
Demographische Entwicklung: Realität und mediale Aufbereitung, in: Berliner Debatte Initial
: Sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Jg. 17/2006, H. 3, S. 59-66 (Standort: UB Bonn
(5)-Z90/76; USB Köln(38)-M XA01655; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.berlinerdebatte.de/initial/pdf%20laden.htm)
INHALT: Der Verfasser zeigt exemplarisch, wie in der aktuellen Debatte über den demographischen Wandel positive Faktoren ausgeblendet, logische Zusammenhänge übersehen und Zukunftsprognosen mit der Wirklichkeit verwechselt werden. Eine Politik der Dramatisierung
transportiert unter dem Deckmantel des Katastrophischen Inhalte und Maßnahmen, die unter
anderen Vorzeichen nicht durchsetzbar wären. Die einzig logische Konsequenz, die aus den
Katastrophenszenarien zu ziehen wäre, wird nicht gezogen: massive Investitionen in das Bildungswesen. Zudem werden Faktoren ignoriert, die der prognostizierten katastrophalen Entwicklung entgegen wirken: rückläufige Kosten für Kinder und Jugendliche, höheres Renteneintrittsalter, sinkende Arbeitslosigkeit und steigende Arbeitsproduktivität. Die strikte Determiniertheit der Zukunft ist jedenfalls eine Schimäre. Gewinner des Katastrophen-Diskurses
sind in erster Linie die privaten Rentenversicherer. Es gilt, die Dramatisierungs-Kampagne
als solche zu entlarven. (ICE2)
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1.8 Journalismus
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[353-L] Braune, Ines:
Die Journalistenverbände in Jordanien und im Libanon - ein Teil der Zivilgesellschaft?,
(Hamburger Beiträge: Medien und politische Kommunikation - Naher Osten und islamische Welt,
10), Hamburg 2005, 135 S., ISBN: 3-89173-090-X (Standort: SUB Hamburg(18)-A/439973;
Graue Literatur)
INHALT: Vor dem theoretischen Kontext der Zivilgesellschaft als ein entscheidendes Beurteilungskonzept für die demokratische Fortschrittlichkeit von Schwellenländern und Gesellschaften in Transformationsprozessen untersucht die Autorin journalistische Interessenverbände im Libanon und in Jordanien. Sowohl der Aufbau eines freien Verbandslebens als auch
und insbesondere einer freien Medienlandschaft spielt in den (Re-)Demokratisierungsbestrebungen beider Länder seit Beginn der 90er-Jahre eine entscheidende Rolle. Die Studie
basiert auf einer Auswertung von Quellen und Dokumenten und auf qualitativen Interviews
mit Journalisten vor Ort. Obwohl in beiden Ländern der Aufklärungsfunktion und Machtkontrolle der Presse ein 'besonderer Stellenwert' (107) eingeräumt wird, kommt die Autorin zu
dem Fazit, dass 'die Interessenvertretung und -durchsetzung auf institutionalisierten Wegen
nur bedingt erfolgversprechend ist' (106) und somit nur eingeschränkt von einer freien Presse
die Rede sein kann, die nicht zuletzt durch Selbstzensur sowie staatliche und personelle Einflussnahme immer wieder beschränkt wird. (ZPol, VS)
[354-L] Brüchert, Oliver:
Autoritäres Programm in aufklärerischer Absicht: wie Journalisten Kriminalität sehen,
(Kritische Theorie und Kulturforschung, Bd. 8), Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot 2005, 248 S.,
ISBN: 3-89691-708-0
INHALT: Der Verfasser knüpft mit seiner Untersuchung an die Forschungstradition der interaktionistischen Soziologie abweichenden Verhaltens, den labeling approach und Theorien sozialer Ausschließung an. Er setzt sich zunächst auf theoretischer Ebene mit journalistischen Produktionsbedingungen im Medienbereich und den dabei produzierten Beiträgen auseinander.
Den Kern des empirischen Teils bilden acht narrative Leitfadeninterviews mit Journalisten
aus dem Bereich der Kriminalitätsberichterstattung, die die Vielfalt dieses Berufsfeldes hinsichtlich beruflicher Positionen, Mediensparten und Bildungswegen widerspiegeln. Im Mittelpunkt stehen die Ziele und Absichten der Journalisten einerseits, die Auswirkungen ihrer
alltäglichen Arbeitsbedingungen andererseits. Der Verfasser zeigt, dass die Produktionsbedingungen kulturindustriellen Imperativen und der Logik der Einschaltquote unterworfen
sind. Zudem wird deutlich, dass gerade die professionellen Normen des Journalismus und die
journalistische Ethik verhindern, dass Journalisten ihr Handeln und die von ihnen erzeugten
Kriminalitätsmythen kritisch hinterfragen. (ICE2)
[355-L] Butterwegge, Christoph; Hentges, Gudrun (Hrsg.):
Massenmedien, Migration und Integration: Herausforderungen für Journalismus und politische Bildung, (Interkulturelle Studien, Bd. 17), Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 260 S.,
ISBN: 3-531-15047-2
INHALT: "In der aktuellen Diskussion über Zuwanderung spielen die Massenmedien eine
Schlüsselrolle. Sie filtern für die Meinungsbildung wichtige Informationen und beeinflussen
200
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.8 Journalismus
so das Bewusstsein der Menschen, denen sich die gesellschaftliche Realität zunehmend über
die Rezeption von Medien erschließt. Medien liefern nicht nur (Zerr-)Bilder von
Migrant(inn)en und ethnischen Minderheiten, die das Denken und Handeln der Einheimischen negativ beeinflussen, sondern prägen auch deren Haltung im Hinblick auf Modelle für
das Zusammenleben zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion,
indem sie Möglichkeiten bzw. Grenzen der Integration ausloten und öffentliche Debatten
darüber organisieren. Eine kritische Medienpädagogik und die interkulturelle Medienbildung
gehören daher zu Kernelementen politischer Bildung in der Einwanderungsgesellschaft."
(Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Martin Wengeler: Zur historischen Kontinuität von Argumentationsmustern im Migrationsdiskurs (11-34); Erol Yildiz: Stigmatisierende Mediendiskurse in der kosmopolitanen Einwanderungsgesellschaft (35-51); Schahrzad Farrokhzad:
Exotin, Unterdrückte und Fundamentalistin - Konstruktionen der "fremden Frau" in deutschen Medien (53-84); Gudrun Hentges: Von "Knochenbrechern" und dem "schwarzen Dreieck Moskau - Minsk - Kiew". Migrationsberichterstattung im Spiegel (87-108); Alexander
Häusler: "MultiKulti" als Bedrohungsszenario in Medien der extremen Rechten (109-128);
Bernd Scheffer: Medien und Fremdenfeindlichkeit: eher Gefühls- als Vernunftprobleme.
Schlägt man die Fremdenfeindlichkeit am besten mit ihren eigenen Mitteln? (129-136); Sebastian Trautmann: "Terrorismus und Islamismus" als Medienthema. Neue Bedeutungslinien
im öffentlichen Diskurs zur Politik der Inneren Sicherheit (139-149); Seref Ates: Das Islambild in den Medien nach dem 11. September 2001 (151-170); Conrad Schetter: Die mediale
Ethnisierung eines Konflikts: Afghanistan nach dem 11. September (171-182); Christoph
Butterwegge: Migrationsberichterstattung, Medienpädagogik und politische Bildung (185235); Rudolf Leiprecht: Rassismus in den Medien als Herausforderung für die politische Bildung. Beispiele aus der Bundesrepublik Deutschland und den Niederlanden (237-254).
[356-L] Caparini, Marina (Hrsg.):
Media in security and governance: the role of the news media in security oversight and accountability, (BICC Schriften zur Abrüstung und Konversion, 8), Baden-Baden: Nomos Verl.Ges. 2004, 348 S., ISBN: 3-8329-0858-7
INHALT: Aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren die Autorinnen und Autoren die besonderen Bedingungen, Schwierigkeiten und Grenzen einer kritischen Berichterstattung über den
Sicherheitssektor, so wie sie sich angesichts der derzeitigen sicherheitspolitischen Weltlage
darstellen. Dabei wird zum einen auf die besonderen Bedingungen in den so genannten
Transformationsländern eingegangen, in denen oft noch Reste alter, vordemokratischer Strukturen fortbestehen. Zum anderen geht es um die Situation in entwickelten Demokratien: Die
Autoren thematisieren sowohl die Bedeutung der neuen Medien als auch die Notwendigkeit
von rechtlichen Rahmenbedingungen, die die freie Berichterstattung schützen. Drüber hinaus
untersuchen sie, inwieweit ein solcher Journalismus angesichts der aktuellen Tendenzen hierzu zählen etwa ökonomische Abhängigkeiten, der so genannte 'embedded journalism' oder die Neigung sich vornehmlich auf offizielle Quellen zu berufen - seiner Kontrollfunktion
tatsächlich nachkommen kann. Das Buch dokumentiert einen Workshop, der am Geneva Centre for the Democratic Control of Armed Forces (DCAF) stattfand. Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Introduction to the media and security governance Marina Caparini: Media and the security sector: oversight and accountability (15-49); Aidan White: Security and the media (5163); Dusan Relijc: Proliferation or pluralism? Mass media in post communist-societies (6578); II. Legal frameworks, media regulations and ethics: Claude Jean Bertrand: Media ethics
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1.8 Journalismus
201
and security forces (81-95); Jake Lynch: Reporting the World: an ethical challenge to international news (97-118); Monroe E. Price: The media and the security sector: changes in the
enabling environment and legal framework (119-130); Stephen J. Ward: Global journalism
ethics: ethics in a time of terror (131-144); III. The media in conflict and post-conflict settings: Ross Howard: The media's role in war and peace building (147-160); Gregory Kent:
Framing and problem definition: British responses to the war against Bosnia (161-177);
Daniel Sunter: The role of the Serb media in times of war and peace-building (179-197); IV.
The media and defence affairs: Stephen Blackwell: Military-media relations and the defence
establishment in Britain (201-212); Philip M. Taylor: Conflict and conflicting cultures: the
military and the media (213-224); V. The media and the police: Otwin Marenin: Media, policing and accountability: The American experience (227-248); Dominique Wisler: Quis custodiet? Police, mass media and democracy (249-264); VI. The media and intelligence services: Eric D. Miller: Balancing national security and the public's right to know after September 11 (267-282); Antje Fritz: Watching the watchdogs: the role of the media in intelligence
oversight in Germany (283-329). (ZPol, VS)
[357-L] Eilders, Christiane:
News factors and news decisions: theoretical and methodological advances in Germany, in:
Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S. 5-24
(Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Die Forschungsarbeiten zum Nachrichtenwert haben erheblich zum Verständnis der
Nachrichtenauswahl beigetragen. Lange Zeit haben sich die Forscher ausschließlich auf
Nachrichtenauswahl durch die Medien konzentriert. Neuere Ansätze, die durch die kognitive
Psychologie angeregt wurden, verstehen Nachrichtenfaktoren aber als Relevanzindikatoren,
die nicht nur als Selektionskriterien im Journalismus fungieren, sondern auch bestimmenden
Einfluss auf die Informationsverarbeitung auf Seiten des Publikums nehmen. Der Beitrag untersucht die theoretischen und methodologischen Entwicklungen in der deutschen Forschungstradition und stellt ausgewählte Forschungsergebnisse zu Nachrichten in Presse und
Fernsehen zur Diskussion. Die theoretische Perspektive konzentriert sich dabei auf einen Ansatz, der Nachrichtenfaktoren entweder als charakteristische Merkmale von Ereignissen oder
als charakteristische Merkmale von Realitätskonstruktionen durch Journalisten und Rezipienten begreift. Der Beitrag untersucht wie und warum Nachrichtenfaktoren Einfluss auf den
Mediengebrauch haben und darauf, welche Einzelnachrichten im Gedächtnis bleiben. Abschließend werden verschiedene Modifikationen der übernommenen Faktoren aus einer empirischen Perspektive diskutiert und methodische Fortschritte bei der Messung von Nachrichtenfaktoren in Selektionsprozessen vorgestellt. (UNübers.)
[358-L] Evers, Huub:
Journalismus braucht Selbstreflexion: Medien in den Niederlanden auf dem Prüfstand, in:
Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 11-14
INHALT: Der niederländische Journalismus hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Beruf
von selbstbewussten Profis entwickelt. Dieser Professionalisierungsprozess weist jedoch auch
Negativseiten auf, wie die Berichterstattung der niederländischen Medien über den Mordfall
202
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1.8 Journalismus
Theo van Gogh zeigt. Der Journalismus orientiert sich zunehmend mehr an sich und seiner
Zunft selbst als an der Gesellschaft. Er verwechselt Autonomie mit Distanz und verliert dadurch an Glaubwürdigkeit. Gleichzeitig verweigert er sich gegenüber den berechtigten Forderungen nach Überprüfbarkeit. Die Gründung eines Presse-Instituts, in welchem Medienwissenschaftler und Medienethiker verschiedene Monitore zur Überwachung der Medien bilden,
könnte helfen, die derzeitige Misere zu beheben. (KB)
[359-L] Gangloff, Tilmann P.:
Schwanengesang: drei Bücher nehmen die Medienkritik in die Zange, in: tv diskurs : Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 72-75
INHALT: Drei fast zeitgleich erschienen Sammelwerke zu Medienkritik und Medienjournalismus
werden in der Sammelbesprechung vorgestellt und in Bezug gebracht: Ralf Weiß (Hrsg.): Zur
Kritik der Medienkritik. Wie Zeitungen das Fernsehen beobachten. Berlin 2005; Gert Hallenberger u. Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.): Neue Kritik der Medienkritik. Werkanalyse, Nutzerservice, Sales Promotion oder Kulturkritik? Köln 2005; Michael Beuthner u. Alexander Weichert (Hrsg.): Die Selbstbeobachtungsfalle. Grenzen und Grenzgänge des Medienjournalismus. Wiesbaden 2005. (PT)
[360-L] Hahn, Martina:
Venezuelas Medien: Katerstimmung, in: KAS-Auslands-Informationen, 2005, Nr. 12, S. 94-105
(Standort: USB Köln(38)-M XE 00681; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL:
http://www.kas.de/db_files/dokumente/auslandsinformationen/7_dokument_dok_pdf_7825_1.pdf)
INHALT: "Venezuelas Medien haben ihre Kriegsrhetorik gegen Präsident Chávez gedämpft.
Weil sie wissen, dass sie noch ein paar Jahre mit ihm leben müssen. Weil jedem kritischen
Journalisten drastische Strafen drohen. Vor allem aber, weil den Medien ein Jahr nach dem
Referendum und vor der nächsten Präsidentschaftswahl langsam dämmert, welche unrühmliche Rolle sie in in diesem hässlichen Konflikt gespielt haben." (Autorenreferat)
[361-L] Hartwig, Stefan:
Public Relations und Medien: Spannungsverhältnis oder spannendes Verhältnis?, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 50-53
INHALT: Während die Medien für viele Rezipienten als eine Art informelle vierte Gewalt anerkannt werden, ist die Einschätzung von Public Relations weitaus negativer. Die Vorwürfe von
Rezipienten, Journalisten und Medienwissenschaftlern gehen in Richtung Parteilichkeit und
Beeinflussung. Dabei bedingen Medien und PR einander gegenseitig, sie befinden sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Interessen in einem Spannungsverhältnis. Die Art und Weise
der Ausgestaltung dieses Verhältnisses ist entscheidend dafür, welchen Nutzen Rezipienten
aus journalistischer Berichterstattung und welchen sie aus der PR ziehen können. (KB)
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1.8 Journalismus
203
[362-L] Hartwig, Stefan:
Presse in Fesseln oder selbst gefesselte Presse?: Lehren aus dem 3. Reich über Medien als
Vermittler zwischen Politik und Bevölkerung, in: Medien-Impulse : Beiträge zur Medienpädagogik, Jg. 12/2004, H. 50, S. 65-68
INHALT: Der Autor vergleicht die Medienlenkung im Dritten Reich mit aktuelleren Beispielen in
demokratischen Staaten, im besonderen die Berichterstattung über den Golfkrieg und den Irakkrieg. Über eine solche Kontrastierung sollen Aufschlüsse über die prägende Rolle der
Medien in Massengesellschaften überhaupt gewonnen werden. Er beschreibt, wie die Presselenkung im Dritten Reich auf drei Ebenen erfolgte: einer inhaltlichen, ökonomischen und institutionellen. Im weiteren wird der Frage nachgegangen, ob es nur Militär, Politik und sonstige mächtige soziale Instanzen sind, die die Berichterstattung einschränken, oder ob Einschränkungen auch aus gegenwärtig typischen medialen Phänomenen resultieren. So führt der
Zwang zur Aktualität oft zur unkritischen Übernahme von vorzensiertem Material anderer
Anbieter, meist der Militärs, was insgesamt die Ansprüche eines journalistischen Berufsethos
mindert; letztere Tendenz wird noch verstärkt durch den Druck werbefinanzierter Medien.
Desiderat ist eine genauere empirische Untersuchung dieser Tendenz. (DIPF/Ble)
[363-L] Hodenberg, Christina von:
Politische Generationen und massenmediale Öffentlichkeit: die "45er" in der Bundesrepublik, in: Ulrike Jureit, Michael Wildt (Hrsg.): Generationen : zur Relevanz eines wissenschaftlichen Grundbegriffs, Hamburg: Hamburger Ed., 2005, S. 266-294, ISBN: 3-936096-58-9 (Standort: USB Köln(38)-32A9390)
INHALT: Der Beitrag zur Generationenforschung untersucht den Zusammenhang von politischen
Generationen und Öffentlichkeit am Beispiel der '45er' im Journalismus der Bundesrepublik
Deutschland. Aufbauend auf Quellenmaterial einer Überblicksstudie der westdeutschen Massenmedien-Öffentlichkeit zwischen 1945 und 1973 werden die Wirksamkeit und die Grenzen
eines generationsspezifischen Deutungsmusters in der journalistischen Profession aufgezeigt.
Dabei gilt es zunächst, die Existenz der politischen Generation der so genannten '45er' in den
Medien zu belegen. Um den zeitgenössischen Kern des generationellen Zusammenhalts zu
bestätigen, werden die Debatten über die jeweilig prägenden Erfahrungen und die sich herauskristallisierenden dominanten Deutungsmuster untersucht. Wie sich aus diesen Deutungen
variierende handlungsleitende Überzeugungen und damit verschiedene Generationseinheiten
entwickeln, wird im nächsten Schritt dargestellt. Zuletzt geht es darum, wie sich generationsspezifische Deutungsmuster auf die berufliche Praxis der Journalisten und damit auf die politischen und kulturellen Aushandlungsprozesse der Zeit auswirken. Dabei wird auch geprüft,
ob sich die generationellen Interpretationsmuster phasenweise Geltung verschaffen können.
Die Analyse stützt sich weitgehend auf Selbstdeutungen und Aussagen von Journalisten der
entsprechenden Altersgruppe, die Autobiographien und der überwiegend zeitgenössischen
Fachdebatte unter Medienpraktikern entstammen. Zusätzlich werden sozialhistorische Daten
zum Personal der Massenmedien, zu den Karriereverläufen im Journalismus und zu intellektuellen Netzwerken herangezogen, ebenso wie die Sendungen und Texte der zeitgenössischen
Massenmedien. Die Berichterstattung über die nationalsozialistische Vergangenheit ist hier
von besonderem Interesse, weil sie direkt auf die Generationserfahrung der Medienmacher
zurückverweist. (ICG2)
204
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1.8 Journalismus
[364-L] Höhn, Tobias D.:
Die heimlichen Verführer, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus, 2005,
Nr. 4, S. 52-55
INHALT: Der Beitrag berichtet über die Ergebnisse einer am Lehrstuhl für Journalistik der Universität Leipzig durchgeführte Studie, in der jeweils eine Woche der Input und der Output in
den dpa-Landeshauptstadtbüros in Dresden, Düsseldorf und Stuttgart, sowie eines weiteren
Außenbüros analysiert wurden. Zusätzlich wurden 38 Redakteure, Pauschalisten und Volontäre befragt und Interviews mit den drei Landesbüroleitern geführt. Die Ergebnisse der Studie
zeigen, dass auch in den Nachrichtenagenturen Öffentlichkeitsarbeit inzwischen zu einer der
wichtigsten Informationssresourcen geworden ist. Etwa 60 Prozent der Berichterstattung ist
PR-induziert, bei neun von zehn PR-induzierten Texten wurde der Inhalt übernommen. In ihren Antworten haben die dpa-Journalisten die Verwertung der PR bestätigt, sich aber als 'kritische Verwerter' von Fremdinformationen dargestellt. (PT)
[365-L] Johnston, Karin L.:
Die mediale Vermittlung des Irak-Konflikts in Deutschland und den USA, in: Thomas Jäger,
Alexander Höse, Kai Oppermann (Hrsg.): Transatlantische Beziehungen : Sicherheit - Wirtschaft Öffentlichkeit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 425-434, ISBN: 3-531-14579-7
(Standort: UB Bonn(5)-2005/8522)
INHALT: Die Öffentlichkeiten in den USA und in Deutschland waren in den letzten zwei Jahren
sehr verschiedenen Bildern und einer unterschiedlichen Sprache ausgesetzt, mit denen die militärische Intervention im Irak und die sich entwickelnden Probleme nach dem Krieg dargestellt wurden. Die Berichterstattung in Deutschland und in den USA über den Irak war meistens einseitig und anfällig für negative Vorurteile und wirft daher Fragen bezüglich des gegenwärtigen Standes der Berichterstattung und des möglichen Einflusses der Medien auf die
Einstellungen der Zuschauer und Zuhörer auf. Sind die verschiedenen Realitäten der Medien
ein Ausdruck der wachsenden Kluft zwischen den Interessen und Werten beiderseits des Atlantiks und daher ein Ausdruck der neuen Realität transatlantischer Beziehungen? Oder haben
die Medien Einfluss auf die öffentliche Meinung ausgeübt, um auf Marktansprüche und den
wachsenden Druck, dem viele deutsche und amerikanische Medien ausgesetzt sind, zu reagieren? Die Autorin vergleicht in ihrem Beitrag die Rolle der amerikanischen und deutschen
Medien im Irak-Krieg und skizziert die Unterschiede in der Berichterstattung über den Folterskandal im Abu Ghraib-Gefängnis. Sie erörtert ferner die Funktion der Medienberichterstattung als Spiegel außenpolitischer Kulturen. (ICI2)
[366-L] Josephi, Beate:
Journalism in the global age: between normative and empirical, in: Gazette : the international
journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 6, S. 575-590 (Standort: USB
Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/575)
INHALT: Der Beitrag gibt einen Überblick über die Literatur zu den Themen Journalismus und
Medien, die sich aus der Mitte des dominierenden wissenschaftlichen Diskurses heraus mit
der globalen Entwicklung des Journalismus und/oder der Medien in verschiedenen Ländern
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1.8 Journalismus
205
befasst. Es zeigt sich, dass in einer Zeit des globalen Bewusstseins die Forschung nur widerwillig andere Modelle als die, die in der anglo-amerikanischen Wissenschaft vorherrschen,
akzeptiert. Dies hat Implikationen für die Entwicklung eines professionellen Modells von
Journalismus und trägt dazu bei, die Kluft zwischen journalistischen Grundsätzen und der beruflichen Praxis auf Dauer zu erweitern. Zu den weiteren Auswirkungen auf die Journalismusforschung gehört, dass die normativen Erwartungen die Ergebnisse verdrehen und die tatsächliche Berufpraxis verschleiern. (UNüber.)
[367-L] Kassel, Susanne:
Kriegslegitimation und Geschlecht: "Das Schlimmste, was uns dieser Krieg zeigt, ist, dass
Frauen wie Männer sind", in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/
2005, Nr. 3, S. 35-45
INHALT: "Die Verflechtung von Medien, Krieg und Gender ist eines der von der Wissenschaft
bisher weitgehend unbeachteten Themengebiete." In ihrem Beitrag behandelt die Autorin den
Zusammenhang von Geschlechterbildern in Kriegszeiten mit der Konstruktion von Freundund Feindbildern und diskutiert die Beteiligung der Medien an der Konstruktion von Krieg
und Geschlecht. Die stereotype Darstellung von Frauen als Opfer, die zur gesellschaftlichen
Legitimation von Kriegen bemüht wird, wird durch Soldatinnen unterlaufen. In der Berichterstattung über den Golfkrieg 1991 bildeten die amerikanischen Soldatinnen den Kontrast zum
Bild der verschleierten orientalischen Frau und dienten so der Legitimation des militärischen
Handelns als eines Kampfes für die Gleichberechtigung der Geschlechter. In der Berichterstattung über den Dritten Irak-Krieg wurde zwei US-amerikanische Soldatinnen große mediale Aufmerksamkeit zuteil. Dem Fall Jessica Lynch, die am Anfang des Krieges in Gefangenschaft geriet und im Beisein eines Fernsehteams befreit wurde und dem Fall Lynndie England, die im Gefängnis Abu Ghraib Gefangene misshandelte. In der Berichterstattung wurden
zwei Rollen konstruiert, die Rolle der "tapferen Heldin" und die Rolle der "wildgewordenen
Furie". Der propagandistische Charakter des Falles Jessica Lynch und noch mehr der Fall
Lynndie England wirkten sich eher delegitimierend aus. (PT)
[368-L] Kempf, Wilhelm:
Two experiments focusing on de-escalation oriented coverage of post-war conflicts, in: conflict & communication online, Vol. 4/2005, No. 2, 17 S.
(URL: http://www.cco.regener-online.de/2005_2/pdf_2005-2/kempf_2005.pdf)
INHALT: "Kriegsberichterstattung hat einen starken Bias in Richtung auf Polarisierung der Konfliktparteien, Feindbildkonstruktion und Konflikteskalation. In abgeschwächter Form lebt
dieser Bias oft über das Ende des Krieges hinaus fort und verzerrt auch noch die Nachkriegsberichterstattung. Selbst nach Kriegsende ist es nur eine Minderheit der Journalisten, welche
in einer mehr deeskalations- oder versöhnungsorientierten Weise berichten. Haben sie eine
Chance, die Öffentlichkeit zu erreichen? Werden ihre Berichte vom Publikum als ausgewogener und weniger verzerrt gewürdigt? Haben Sie einen Einfluss auf die mentalen Modelle,
nach welchen das Publikum den Konflikt interpretiert? Oder hält das Publikum an Vorurteilen fest und lehnt Zeitungsartikel ab, die nicht den Feindbildern entsprechen, die sich während des Krieges entwickelt haben? Die vorliegende Arbeit untersucht diese Fragen in Form
von zwei experimentellen Studien. Im ersten Experiment wurden n=128 Probanden (repräsen-
206
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1.8 Journalismus
tativ für die Leserschaft der deutschen Qualitätspresse) Zeitungsartikel über 3 Ereignisse im
früheren Jugoslawien nach dem Sturz Milosevics vorgelegt: (1) gewalttätige Übergriffe in
Süd-Serbien (Dezember 2000), (2) die Auslieferung Milosevics an Den Haag (Juni 2001) und
(3) der Staatsvertrag zwischen Serbien und Montenegro (März 2003). Zu jedem dieser Ereignisse wurden vier verschiedene Arten von Artikeln benutzt: moderat eskalationsorientierte
Artikel von prestigeträchtigen Deutschen Zeitungen (Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung) und 3 Varianten dieser Artikel, (a) mit verstärkt eskalationsorientiertem Framing, (b) mit moderat deeskalationsorientiertem Framing und (c) mit stärker deeskalationsorientiertem Framing der Ereignisse. Jeder Proband musste jeweils einen Artikel zu
jedem der drei Ereignisse in chronologischer Reihenfolge lesen und nach jedem Artikel (a)
die berichteten Ereignisse in seinen eigenen Worten nacherzählen und (b) einen Fragebogen
ausfüllen, der messen sollte, inwieweit der Artikel als unverzerrt, ausgeglichen, interessant
etc. akzeptiert wurde. Die mentalen Modelle nach welchen die Probanden die Ereignisse interpretierten wurden mittels quantitativer Inhaltsanalyse aus ihren Nacherzählungen abgeleitet. Im zweiten Experiment wurde nur die Akzeptanz der Artikel gemessen, aber nicht ihr
Einfluss auf die mentalen Modelle der Leser. Ansonsten wurden der gleiche Versuchsaufbau
und die gleichen Instrumente benutzt, allerdings mit gewissen Modifikationen: Die Originalartikel stammten von einer Österreichischen Regionalzeitung (Vorarlberger Nachrichten) und
die Versuchspersonengruppe (N=126) wurde aus deren Leserschaft rekrutiert. Die Berichte
über den Staatsvertrag zwischen Serbien und Montenegro wurden durch Berichte über Kostunicas Reaktion auf Rugovas Sieg in den Kosovo-Wahlen (November 2000) ersetzt, und die
stärker deeskalationsorientierten Textversionen wurden durch eskalationsorientierte Varianten mit umgekehrter Parteilichkeit (pro Serbien) ersetzt. Die Ergebnisse der Studien sprechen
zugunsten des Projekts Friedensjournalismus. Deeskalationsorientierte Zeitungsartikel wurden niemals weniger akzeptiert als die anderen Textversionen. Bei dem Textmaterial aus der
Qualitätspresse und ihrer Leserschaft wurden sie sogar eher akzeptiert und resultierten in weniger stark polarisierten mentalen Modellen. Bei dem Textmaterial aus der Provinzpresse und
ihrer Leserschaft konnte kein Unterschied bezüglich der Akzeptanz der verschiedenen Textversionen gefunden werden. Die Befunde deuten zudem darauf hin, dass das provinzielle
Publikum sich weniger für die post-jugoslawischen Angelegenheiten interessierte und von
traditionellen Einflussfaktoren der Nachrichten wie Personalisierung und Negativität stärker
beeinflusst wurde." (Autorenreferat)
[369-L] Kepplinger, Hans Mathias; Ehmig, Simone Christine:
Predicting news decisions: an empirical test of the two-component theory of news selection,
in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S.
25-43 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Zweikomponententheorie der Nachrichtenselektion zu testen. Die beiden Komponenten sind: a) die in den einzelnen Artikeln enthaltenen
Nachrichtenfaktoren und b) der Nachrichtenwert der Nachrichtenfaktoren. Es wird dabei von
der Annahme ausgegangen, dass die Nachrichtenfaktoren den unterschiedlichen Medien entsprechend unterschiedliche Nachrichtenwerte haben. Diese Theorie wurde mittels eines Vergleichs empirischer (gemessener) und theoretischer (berechneter) Nachrichtenwerte von aktuellen Berichten überprüft. Zunächst wurden die Nachrichtenwerte von fünf Nachrichtenfaktoren für überregionale Qualitätszeitungen, Regionalzeitungen und Boulevardzeitungen identi-
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1.8 Journalismus
207
fiziert. Danach wurde in Anwendung des theoretischen Ansatzes der theoretische Nachrichtenwert der aktuellen Berichte berechnet. Unabhängige Variable waren die in den Artikeln
enthaltenen Nachrichtenfaktoren und die Nachrichtenwerte dieser Nachrichtenfaktoren. Zusätzlich wurde der empirische Nachrichtenwert in einer Laborsituation gemessen. Abschließend wurden gemessener und geschätzter Nachrichtenwert miteinander verglichen. Die Ergebnisse bestätigten die Zweikomponententheorie und zeigten, dass sich die Chancen für die
Veröffentlichung eines Berichts anhand seiner Nachrichtenfaktoren und deren Nachrichtenwert im Vorhinein abschätzen lassen. (UNübers.)
[370-L] Kepplinger, Hans Mathias:
Die Mechanismen der Skandalierung: die Macht der Medien und die Möglichkeiten der
Betroffenen, München: Olzog 2005, 176 S., ISBN: 3-7892-8148-4
INHALT: Skandale sind außerordentlich mediengängig. Fehlverhalten von einflussreichen Personen oder Organisationen zieht die Aufmerksamkeit der Journalisten ebenso auf sich wie die
des Publikums. Allerdings sind Skandale nicht einfach interpretierbar, stets sind unterschiedliche Akteure und Perspektiven - Skandalierer, Skandalierte, Öffentlichkeit - miteinander verflochten, und vielfach entwickeln Skandale eine eigene, schwer kontrollierbare Dynamik.
Kepplinger, Professor für Empirische Kommunikationswissenschaft in Mainz, interessiert
sich vor allem für die Mechanismen der Skandalierung. An etlichen, auch aktuellen Beispielen - wie der Annahme anonymer Parteispenden durch Helmut Kohl, der früheren Zugehörigkeit Joschka Fischers zur gewaltbereiten Protestszene, dem Kokainkonsum von Prominenten
oder der geplanten Versenkung der Ölplattform Brent Spar der Shell AG - versucht der Autor
zu zeigen, dass 'nicht der Missstand (...) den Skandal aus(macht), sondern die kollektive
Sichtweise' (25). Hierfür macht Kepplinger primär sozialpsychologische Mechanismen verantwortlich, weniger Fragen der jeweils verletzten Norm oder der Wahrheit des als skandalös
Behaupteten. In dieser empirischen Perspektive sind Skandale letztlich spezielle kommunikative Prozesse mit hohem narrativem Anteil und die 'Skandalierer sind viel eher Künstler als
Analytiker' (145). Schon deswegen beurteilt der Autor Annahmen über die gesellschaftliche
Funktion von Skandalen als Selbstregulierungskräfte der Öffentlichkeit außerordentlich skeptisch. (ZPol, VS)
[371-L] Köhler, Sebastian:
Gnadenlose Selbstverteidigung: zur widersprüchlichen Rolle eingebetteter TV-Journalisten,
in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 54-57
INHALT: "Eingebettete" Journalisten dürften sich generell in Widersprüche verstrickt sehen,
wollen sie einerseits dokumentieren, also objektivierend vermitteln, was geschieht, und sich
andererseits von professionell-ethischen Prinzipien leiten lassen. Ihre normative Unabhängigkeit ist eine bestenfalls relative, da sie nicht in den Konflikt als solchen eingebettet sind, sondern auf Seiten einer der Konfliktparteien. Damit hängt zunächst ihr simples Überleben, aber
auch der Fortgang der eigenen Karriere nicht zuletzt vom Kriegserfolg der eigenen Partei ab.
(KB)
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1.8 Journalismus
[372-L] Kohring, Matthias:
Wissenschaftsjournalismus: Forschungsüberblick und Theorieentwurf, Konstanz: UVK
Verl.-Ges. 2005, 339 S., ISBN: 3-89669-482-0
INHALT: "Die erste Auflage dieser Studie lieferte erstmalig eine umfassende Darstellung der
deutschsprachigen und angloamerikanischen Wissenschaftsjournalismus-Forschung. Dieser
Forschungsüberblick wird nun in grundlegend überarbeiteter und aktualisierter Form neu
vorgelegt. Dabei zeigt sich, dass die kommunikations- und medienwissenschaftliche Forschung die Wissenschaftsberichterstattung immer noch überwiegend als Berichterstattung aus
der Wissenschaft in die Gesellschaft konzipiert. Diesem normativen Konzept einer wissenschaftszentrierten Aufklärung der Gesellschaft stellt der Autor einen Entwurf entgegen, der
Wissenschaftsjournalismus als die autonom durchgeführte Beobachtung des wechselseitigen
Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft versteht. Dies bedeutet nicht zuletzt die generelle Abkopplung journalistischer Wissenschaftsberichterstattung vom Begriff der Wissenschaftspopularisierung." (Autorenreferat)
[373-L] Krönig, Jürgen:
Das neue Reich des Bösen, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus, 2005,
Nr. 4, S. 42-46
INHALT: Zwei mehrteilige Fernsehdokumentationen der BBC werden vorgestellt: "Power of
Nightmares", die ab 20. Oktober 2004 ausgestrahlt wurde und nicht nur in Großbritannien für
Aufsehen gesorgt hat sowie die vor den Terror-Anschlägen in London im Sommer 2005 fertig
gestellte, nach ihnen ausgestrahlte Dokumentation "The new Al Qaeda". "The Power of
Nightmare" von Adam Curtis vertrat die These, dass die Gefahr durch den Islamismus im
Westen maßlos überschätzt wird und dass die USamerikanischen Neokonservativen die Erfinder dieses Alptraums sind. Diese Dokumentation hatte der BBC viel Kritik eingebracht,
die konservative Presse warf dem Sender, dessen ablehnende Haltung dem Irakkrieg gegenüber bekannt ist, Verharmlosung vor. Peter Taylor, der Autor von "The new Al Qaeda"
verstand seine Dokumentation als direkte Widerlegung der Thesen von Curtis. Mit dieser Dokumentation wollte die Leitung der BBC gegen die Kritiker argumentieren, die dem Haus
Einseitigkeit vorwarfen. Angesichts der Terroranschläge in London war die BBC-Leitung
hocherfreut, die Dokumentation produziert zu haben. (PT)
[374-L] Lehmann, Ingrid:
Patriotischer Journalismus in den USA, in: Medien-Journal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 47-55
INHALT: Nach dem 11. September entstand in den USA eine Form des patriotischen Journalismus, der Schulter an Schulter mit der Armee in den Irak-Krieg und nach Afghanistan zog und
sich im Einklang mit der Politik des Präsidenten George W. Bush befand. Erst spät kamen
den großen liberalen Zeitungen Bedenken über diese regierungstreue und kritiklose Unterstützung. Das neue Organ der Rechten in den USA, "Fox Cable News", ist von solchen Bedenken unberührt; es hat CNN als führendes Medium der Kriegsberichterstattung abgelöst
und ist mitverantwortlich für den "wargasm" weiter Teile der US-Bevölkerung. Die Studie
der amerikanischen Medien im Zeitraum zwischen dem 11. September 2001 und dem Irak-
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1.8 Journalismus
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Krieg zeigt, wie stark die Medien Teil der jeweiligen politischen Kultur sind und wie leicht
sie "Opfer politischer Manipulation durch clevere und zielstrebige Kommunikationsmanager
werden konnten." Journalisten beziehen ihre Meinungen aus ihrer politischen Umwelt und so
fällt es Regierungen in Krisenzeiten verhältnismäßig leicht, das innenpolitische Meinungsspektrum zu beherrschen. Im Vergleich zwischen den USA und Europa ist trotz der weitgehend kritischen Haltung der europäischen Medien nicht auszuschließen, dass auch in Europa
eine größere sicherheitspolitische Krise zu ethnozentrischen, "patriotischen" Reaktionen führen könnte, die die Pressefreiheit und andere gesellschaftliche Grundrechte bedrohen. (UN)
[375-L] Loquai, Heinz:
Medien als Weichensteller zum Krieg, in: Hans J. Gießmann, Kurt P. Tudyka (Hrsg.): Dem
Frieden dienen : zum Gedenken an Dieter S. Lutz, Baden-Baden: Nomos Verl.-Ges., 2004, S. 147163, ISBN: 3-8329-0702-5 (Standort: UB Bielefeld(361)-12IE920D3F9D)
INHALT: "Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit." Dieses bekannte Diktum beschreibt nur
die halbe Wahrheit. Es lenkt davon ab, dass die Wahrheit schon vor dem Krieg vernichtet
wird. Wenn dies nicht geschähe, würde es erst gar nicht zum Krieg kommen. Auch nach dem
Krieg wird die Wahrheit fortwährend malträtiert, um den Krieg zu rechtfertigen, um ihn zu
einem gerechten und erfolgreichen Krieg zu stilisieren, den nächsten Waffengang vorzubereiten und Krieg ganz allgemein als normales Mittel der Politik zu rechtfertigen. Der vorliegende Beitrag analysiert vor diesem Allgemeinplatz die deutsche Politik und die Berichterstattung vor und während des Kriegs gegen Jugoslawien. Die meisten Medien transportierten
bzw. verstärkten diese Botschaft vom "Völkermord". Fakt ist, dass in keinem der Berichte der
OSZE oder der Experten des militärischen Nachrichtenwesens von einer derartigen Situation
die Rede war, jedenfalls nicht vor den Luftangriffen gegen Jugoslawien. Noch am 22. März
1999, d.h. zwei Tage vor Kriegsbeginn, heißt es in einer Lageanalyse des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr: "Tendenzen zu ethnischen Säuberungen sind weiterhin nicht
zu erkennen." Drei Tage vorher hatte das Auswärtige Amt festgestellt: "Von Flucht, Vertreibung und Zerstörung im Kosovo sind alle dort lebenden Bevölkerungsgruppen gleichermaßen
betroffen." "Korpsgeist und Denkverbot" kennzeichnete die Rolle des deutschen Fernsehens
im Kosovo-Krieg. Das Fernsehen wurde in den ersten Tagen zu einem Verlautbarungsorgan
von Politik und Militär. Auch deutsche Tageszeitungen machten sich zu "Planierraupen für
den Weg in den Luftkrieg gegen Jugoslawien". In ihrer Berichterstattung erzeugten die Medien fiktive Tatbestände, die geeignet waren, ein emotionales Feindbild zu schaffen bzw. ein
bereits vorhandenes emotional zu festigen. (ICA2)
[376-L] Malik, Maja; Weischenberg, Siegfried:
Journalismus und Wissenschaft: gemeinsame Sinnhorizonte trotz funktionaler Autonomie?,
in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 1, S. 151-165 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Journalismus und Wissenschaft sind verschiedene Funktionssysteme, die eine Reihe
von Gemeinsamkeiten aufweisen. Beide generieren Informationsangebote als Fremdbeobachtung, stützen sich in organisierten Handlungskontexten auf professionelle Methoden und orientieren sich vermeintlich an denselben Maßstäben ('Wahrheit', 'Objektivität'). Am Beispiel
ihrer Schnittstelle Wissenschaftsjournalismus wird jedoch deutlich, dass es sich dabei nur
210
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1.8 Journalismus
scheinbar um gemeinsame Sinnhorizonte handelt. Entscheidend sind die funktionalen Differenzen, welche sich anhand von 'Wahrheit' und 'Objektivität' sowie den Temporalstrukturen
und den Themenrelevanzen beschreiben lassen. Im Fall des Wissenschaftsjournalismus führt
die Unterstellung gleicher Beobachtungskriterien regelmäßig zu enttäuschten Erwartungen.
Und das ist auch gut so. Denn nur durch funktionale Autonomie bleibt die jeweils spezifische
Leistungsfähigkeit beider Systeme erhalten." (Autorenreferat)
[377-L] Misal, Alexander:
Ein Körnchen Wahrheit: Gerüchte und ihre medienethische Einordnung in der wirtschaftsjournalistischen Praxis, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 25-30
INHALT: Die Geschichte des Journalismus ist auch eine Geschichte der Gerüchte. Immer wieder
werden Gerüchte in den Medien veröffentlicht, ohne sie als solche zu kennzeichnen, woraufhin sich diese ungehindert verbreiten und selbst bei nachfolgenden Dementis ihre Wirkungskraft beibehalten können. Eine Kennzeichnungspflicht, mit geeigneten Layout-Mitteln unterstützt, könnte die Wirkung von Gerüchten weitgehend eindämmen. (KB)
[378-L] Nagenborg, Michael; Weber, Karsten:
Der Wandel der Medienanbieter und die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der
Medienethik: ein Workshopbericht, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr.
1, S. 22-24
INHALT: Anlässlich der gemeinsamen Jahrestagung des "Netzwerks Medienethik" und der
DGPuK-Fachgruppe "Kommunikations- und Medienethik" fand am 18.02.2005 ein Workshop statt, in dem der Frage nachgegangen wurde, ob die "klassische Medienethik" dem derzeitigen und künftigen Medienangebot überhaupt noch gerecht werden kann. Hatten die Veranstalter sich auf den Paradigmenwechsel in dieser Frage fokussiert, so nahm die Diskussion
doch einen anderen Verlauf. Es zeigte sich nämlich, dass scheinbar gesichert geltende Grundsätze der Ethik in den herkömmlichen Medien in Frage gestellt wurden, so dass es ein in der
Praxis wirksames Paradigma, welches es abzulösen gelte, gar nicht gibt. Vielmehr stellt sich
die Frage nach der Funktion und der Wirkungsweise einer Medienethik von Grund auf neu.
(KB)
[379-L] Neissl, Julia (Hrsg.):
Der/die Journalismus: Geschlechterperspektiven in den Medien, (Beiträge zur Medien- und
Kommunikationsgesellschaft, Bd. 9), Innsbruck: Studien-Verl. 2002, 191 S., ISBN: 3-7065-16950 (Standort: USB Köln(38)-28A7955)
INHALT: "Dieser Band versammelt sowohl medienwissenschaftliche als auch medienpraktische
Aspekte zur Frage nach den Geschlechterperspektiven in Medien. Ausgehend vom Befund
der deutlichen Unterrepräsentanz von Journalistinnen in Österreich wird einerseits die Situation von Frauen in diesem Berufsfeld erörtert, andererseits der Blick auf medial vermittelte
Geschlechterkonstruktionen und die daraus folgenden Konsequenzen für die Produktionsund Rezeptionsseite gerichtet. Die Beiträge widmen sich u. a. folgenden Fragestellungen:
Was waren und sind die Barrieren für Journalistinnen in ihrem Berufsfeld? Was müsste infra-
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1.8 Journalismus
211
strukturell verbessert werden, um mehr Frauen zu besseren Rahmenbedingungen Journalismus als Beruf zu ermöglichen? Welche Möglichkeiten und Potenziale liegen in der Gestaltung von Frauenzeitschriften sowohl im kommerziellen wie auch im feministischen Mediensegment? Welche Zukunftsszenarien könnten bezüglich der Entwicklung von speziellen Medienangeboten für Frauen entworfen werden: Werden diese weiter als 'Nischenbereich' laufen
oder verschwinden oder...? Dabei zeigt sich in der Medienanalyse wie auch in der Darstellung
des Berufsalltags: es gilt noch wesentlich stärker den 'medialen Geschlechterblick zu schärfen', sowohl in der medialen Vermittlung als auch im Berufsalltag in Medienbetrieben ist bis
heute weder eine Gleichstellung der Geschlechter noch eine breit erfasste geschlechterkritische Darstellung bzw. Berichterstattung erreicht." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Julia
Neissl: Mediale Geschlechterblicke schärfen (7-20); Elisabeth Klaus: Halbseidene Geschichten - Perspektiven von Frauen im Journalismus (21-48); Sabine Weinberger: Die Frau, das
unsichtbare Wesen (49-68); Larissa Krainer: Feministische Aus-Zeit? Zur Rolle des Feminismus als gesellschaftlicher Reflexionsinstanz (68-90); Brigitte Geiger: Mediale Vermittlung
feministischer Öffentlichkeiten (91-112); Friederike Herrmann: 'Ich muss da'n bisschen weiter ausholen' - Zur Präsentation von Personen und Gefühlen in den Medien (113-132); Ingrid
Paus-Haase: Geschlechtsspezifische Medienrezeption von Jugendlichen (133-156); Sabine
Prokop: Das Frauenbild des Fernsehens (157-182); Astrid Zimmermann: Interessengemeinschaft medientreibender Frauen in Österreich - Ein Epilog aus der Praxis (183-188).
[380-L] Pöttger, Horst:
Publizistische Selbstkontrolle im Wandel: über zivilgesellschaftliche Notwendigkeit und mediengesellschaftliche Irrwege, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S.
40-48
INHALT: Der Beitrag geht der Frage nach, "wie die in Aussicht genommenen Transformationen
der publizistischen Selbstkontrolle gesellschafts- und demokratietheoretisch einzuordnen
sind." Der "Deutsche Presserat" leidet seit seiner Gründung an diversen Legitimationsproblemen, die sich auch bei einer Reform der Selbstkontrolle als Stolpersteine erweisen könnten.
Diese Probleme resultieren aus der ständig anwachsenden Bedeutung der medialen Präsentation von Politik (Stichwort: "Kolonialisierung der Politik durch die Medien") einerseits sowie
der mangelnden Legitimation von Journalisten als Schlüsselfiguren von gesamtgesellschaftlich relevanten Entscheidungsprozessen andererseits. Mit der geplanten Mediatisierung käme
noch das Problem hinzu, dass beim Publikum "Illusionen über Auswirkungsmöglichkeiten
des eigenen Handelns" erzeugt werden würden. (KB)
[381-L] Ramaprasad, Jyotika; Hamdy, Naila Nabil:
Functions of Egyptian journalists: perceived importance and actual performance, in: International Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 2, S. 167-185
(URL: http://gaz.sagepub.com/content/vol68/issue2/)
INHALT: Die Studie gibt Auskunft darüber, wie ägyptische Journalisten verschiedene journalistische Funktionen bewerten und zwar sowohl im Hinblick auf ihre Bedeutung als auch auf die
Möglichkeit, diese Funktionen wahrzunehmen. Die Funktionen, die nach ihrer Bedeutung geordnet werden sollen, umfassen vier Faktoren: Erhaltung der Demokratie, Unterstützung des
Arabismus und arabischer Werte, Unterstützung der Regierung und die Versorgung mit Un-
212
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1.8 Journalismus
terhaltung. Die arabischen Journalisten messen der Unterstützung des Arabismus und arabischer Werte die größte Bedeutung zu und nehmen diese Funktion auch am häufigsten wahr.
An zweiter Stelle steht die Funktion der Erhaltung der Demokratie, die aber von den Journalisten nicht so häufig, d.h. nur auf einem durchschnittlichen Niveau wahrgenommen werden
konnte. Für alle funktionalen Faktoren gilt, dass es eine Diskrepanz zwischen der zugemessenen Bedeutung und der tatsächlichen Wahrnehmung dieser Funktion gibt, wobei letztere immer niedrigere Werte aufweist. Die Bedeutung der Untersuchung liegt darin, dass sie (1)
quantitative Benchmarks für die journalistische Praxis in Ägypten bereitstellt, (2) die Funktionen, die aufgrund der einschlägigen Literatur als charakteristisch für die ägyptische Gesellschaft und Presse gelten können, einschließt und (3) im Ergebnis, dass die ägyptischen Journalisten der Funktion, die Sache der Palästinenser zu unterstützen, an die erste Stelle setzen,
sowohl was die Wichtigkeit als auch was die Häufigkeit der Wahrnehmung dieser Funktion
angeht. Diese Ergebnis kann dazu beitragen, in der nicht-westlichen Welt das Verständnis dafür zu wecken, wie wichtig dieses Thema für die ägyptische Presse und daher möglicherweise
auch für die ägyptische Öffentlichkeit ist. (UNübers.)
[382-L] Ramaprasad, Jyotika; Rahman, Shafiqur:
Tradition with a twist: a survey of Bangladeshi journalists, in: International Communication
Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 2, S. 148-165 (URL: http://gaz.sagepub.com/content/vol68/issue2/)
INHALT: In Anlehnung an Erhebungen unter amerikanischen Journalisten befasst sich die Untersuchung damit, wie Journalisten in Bangladesch die Bedeutung der Presse für Grundfreiheiten wie Handlungs-, Meinungs-, Gedankenfreiheit einerseits und die Entwicklung im allgemeinen beurteilen und wie sie diese Funktionen in ihrem täglichen Handeln wahrnehmen.
Dabei werden auch die von Ramaprasad und Kelly vorgeschlagenen "theoretischen" Faktoren
zur Überprüfung der Anwendbarkeit und Vergleichbarkeit solcher Funktionen auf den Fall
Bangladesch einem empirischen Test unterzogen. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Journalisten in Bangladesch die freiheitlichen Funktionen für wichtiger halten als
die Funktionen für die Entwicklung und dass es für die meisten Funktionen eine Kluft zwischen der zugemessenen Bedeutung und täglichen Praxis gibt. Die "theoretischen" Faktoren
bilden dies ziemlich zutreffend ab, und wo sich Abweichungen ergeben, eröffnen sich neue
Möglichkeiten zur Verfeinerung von Pressetheorie. (UNübers.)
[383-L] Rush, Ramona R.; Oukrop, Carol E.; Sarikakis, Katharine:
A global hypothesis for women in journalism and mass communications: a ratio of recurrent
and reinforced residuum, in: Gazette : the international journal of mass communications studies,
Vol. 67/2005, Nr. 3, S. 239-253 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/3/239)
INHALT: Der Beitrag untersucht den Status von Frauen in der Medienindustrie und den Kommunikationsfakultäten an Universitäten. Insbesondere geht es um die Überprüfung der Hypothese von der Gleichung periodischer und verstärkter Benachteiligung (R3-Hypothese), die von
Rush und anderen in den frühen 1980er Jahren entwickelt wurde. Die R3-Hypothese prognostiziert, dass der Prozentsatz von Frauen in der Kommunikationsindustrie und an Universitäten
sich an einer Gleichung orientiert, die von einem Verhältnis von Frauen zu Männern von 1/4:
3/4 oder 1/3 zu 2/3 ausgeht. Der Beitrag präsentiert Daten einer landesweiten Erhebung aus
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1.8 Journalismus
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den USA und vergleicht sie mit Daten globaler Erhebungen und aus UN-Berichten. Die Evidenz ist überwältigend und zeigt die Relevanz und Aussagekraft der R3-Hypothese über unterschiedliche sozioökonomische und kulturelle Kontexte hinweg. Der Beitrag argumentiert
dahingehend, dass diese Gleichung das Ergebnis einer systemimmanenten Diskriminierung
ist, die auf unterschiedlichen Ebenen funktioniert. Die Hindernisse, die der Gleichstellung in
Wissenschaft und in Medienindustrie entgegenstehen, werden diskutiert und es werden Vorschläge gemacht, wie man die R3-Gleichung durchbrechen könnte. (UNübers.)
[384-L] Saxer, Ulrich:
Journalisten und PR-Spezialisten: siamesische Zwillinge oder feindliche Geschwister?, in:
Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und
Gesellschaft, Jg. 38/2005, Nr. 4, S. 359-377 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Verhältnis von Journalisten und PR-Spezialisten ist komplex und widersprüchlich. Der berufssoziologische Vergleich zeigt zwar zahlreiche Überschneidungen ihrer Berufsarbeit, aber erhebliche Unterschiede ihrer Berufskultur und Selbstwahrnehmung. Beiden
geht es um die Optimierung öffentlicher Kommunikation, aber PR-Spezialisten leisten dies in
einem Auftragsverhältnis, Journalisten grundsätzlich autonom. In ihrer öffentlichen Selbstdarstellung betonen ihre Repräsentanten gerne die Andersartigkeit ihrer Berufsprofile. In
Kommunikationskrisen werden diese auch deutlich, während normalerweise ihre Beziehungen sich in vielem komplementär gestalten. Sie lassen sich am ehesten als 'antagonistische
Kooperation' charakterisieren." (Autorenreferat)
[385-L] Scheufele, Bertram:
Frames, schemata, and news reporting, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S. 65-83 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit Frames und Schemata in der aktuellen Berichterstattung.
Er unterscheidet dabei zwischen Frames und Schemata im redaktionellen Diskurs und in der
aktuellen Berichterstattung. Auf der individuellen kognitiven Ebene wird ein Frame als ein
Satz von Schemata für unterschiedliche Aspekte der Realität definiert. Sie bilden sich in der
redaktionellen Diskussion und im Austausch mit anderen (Medien-)Diskursen, d.h. sie sind
nicht idiosynkratisch sondern werden von allen, die in einer Redaktion arbeiten, geteilt. Es
wird angenommen, dass die Strukturen der aktuellen Berichterstattung (die Medienframes)
mit den Redaktionsframes und -schemata korrespondieren. Der Beitrag diskutiert diese Überlegungen im Hinblick auf ähnliche Erklärungen für Nachrichtenproduktion, insbesondere einstellungsbedingte Ansätze wie zur Parteilichkeit von Nachrichten. Während letztere von der
Annahme ausgehen, dass Journalisten Informationen bevorzugen, die mit ihren eigenen Einstellungen übereinstimmen, und dass Berichterstattung und politische Tendenz einer Zeitung
'synchronisiert' sind, geht der Framing-Ansatz davon aus, dass die Information in der routinemäßigen aktuellen Berichterstattung mit den Frames im redaktionellen Arbeitsprozess korrespondiert. Am Beispiel Fremdenfeindlichkeit werden die redaktionellen Frames mittels einer qualitativen Frameanalyse identifiziert. Im zweiten Teil der Studie wird mit Hilfe einer
quantitativen Analyse des Nachrichtenframings untersucht, ob die Information in der Bericht-
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1.8 Journalismus
erstattung mit den redaktionellen Frames korrespondiert. Abschließend werden empirische
Hinweise dafür präsentiert, dass die Frames die in einer Redaktion diskutiert werden, eine
Rolle bei der aktuellen Berichterstattung spielen. (UNübers.)
[386-L] Schicha, Christian:
Umfassende Berichterstattung oder öffentliches Vergessen: die Initiative Nachrichtenaufklärung sucht vernachlässigte Themen und Meldungen, in: Medien-Impulse : Beiträge zur Medienpädagogik, Jg. 13/2005, H. 51, S. 17-24
(URL: http://www.mediamanual.at/mediamanual/themen/pdf/diverse/51_Schicha_Berichterst.pdf)
INHALT: Die vom Institut für Journalistik der Universität Dortmund betriebene Initiative Nachrichtenaufklärung will dazu beitragen, öffentliche Informationsdefizite abzubauen, indem sie
wichtige Themen und Nachrichten, die in der Mainstreamberichterstattung zu wenig beachtet
werden, in ihrer jährlich aktualisierten Top Ten Liste vernachlässigter Nachrichtenthemen
veröffentlicht. Hiermit will die Initiative Themen von allgemeinem Interesse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und so investigativen Journalismus unterstützen und fördern.
Hierzu gehört es auch, die Situation von Minderheiten, die über keine große Lobby verfügen,
in das mediale Bewusstsein zu rücken. Der Artikel erklärt, warum durch den Einsatz so genannter Nachrichtenfaktoren, die als journalistisches Auswahlkriterium der Berichterstattung
dienen, nur eine begrenzte Anzahl wiederkehrender Themen ausgewählt werden, andere
Themen von ebenfalls öffentlichem Interesse jedoch ausgeblendet bleiben. Beschrieben wird
auch das Verfahren, wie die Initiative zu dieser Liste vernachlässigter Themen gelangt: Vorschläge werden sowohl von Einrichtungen, die sich professionell mit Journalismus beschäftigen, als auch von engagierten Privatpersonen eingeholt und in einem kontrollierten Evaluationsprozess nachrecherchiert, beurteilt und ausgewählt. Im letzten Teil des Beitrags wird die
Liste der vernachlässigten Themen in 2003 vorgestellt und erläutert und zugleich auf die Internetseite (www.nachrichtenaufklaerung.de) verwiesen, auf der die Liste des Jahres 2004
nachzulesen ist. (DIPF/Ble)
[387-F] Schlachter, Michael, B.A.; Agel, Fabian, B.A.; Freund, Christina, B.A.; Götz, Timo,
B.A.; Täuber, Ulrike, B.A.; Wächter, Christian, B.A. (Bearbeitung); Rinke, Eike Mark, B.A. (Leitung):
Politik und Journalismus - Netzwerk Berlin. Informelle Interpenetration von Politik und
Journalismus?
INHALT: Zentrale Fragestellungen: 1. Kann gemäß der Studienspezifikationen (zeitlich, geographisch, thematisch, auf Informalität bezogen) eine wechselseitige Interpenetration der Sozialsysteme Politik und Journalismus gemessen werden? 2. Läuft eine etwaige Interpenetration
von Politik und Journalismus in Form elitenzentrierter Kommunikationen ab? Zentrale Ergebnisse I. Ermittlung des sozialen Netzwerks zwischen befragten Journalisten und Informanten; II. Typologie von Einstellungs-/ Rollenkonstrukten von Journalisten hinsichtlich ihrer
Beziehungen zu Informanten. Ad 1. Interpenetration von Politik und Journalismus kann gemäß den Spezifikationen der Studie bestätigt werden. Ad 2. Elitenzentrierung der Kommunikationsbeziehungen von Politik und Journalismus wird für den untersuchten Fall widerlegt.
ZEITRAUM: September 2004 GEOGRAPHISCHER RAUM: Berlin
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1.8 Journalismus
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METHODE: Theorie: systemtheoretische Journalismustheorie, Netzwerktheorie. Erhebungsmethode: fokussierte Leitfadeninterviews. Auswertungsmethoden: Analyse sozialer Netzwerke,
qualitative Inhaltsanalyse (Zusammenfassung), korrelative Zusammenhangsanalyse. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview (Stichprobe: 32).
Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2004-10 ENDE: 2005-07 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler; Hill und Knowlton Communications GmbH & Co. KG
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Professur für Kommunikationswissenschaft, insb. Medienintegration (Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0211-1583-133, e-mail: [email protected])
[388-L] Schwarz, Andreas:
The theory of newsworthiness applied to Mexico's press: how the news factors influence
foreign news coverage in a transitional country, in: Communications : the European Journal of
Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S. 45-64 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Empirische Studien zur Untersuchung der Nachrichtenwerttheorie und der Vorhersagbarkeit der Nachrichtenberichterstattung in Schwellen- oder Entwicklungsländern stehen immer noch auf der Agenda der Journalismusforschung. Die vorliegende Studie untersucht daher den Einfluss von Nachrichtenfaktoren auf die Auslandsberichterstattung von drei mexikanischen Zeitungen. Dabei sind zwei Hauptfragen forschungsleitend. Erstens, handelt es sich
bei der Nachrichtenwerttheorie um einen validen Ansatz zur Vorhersage der Nachrichtenauswahl in einem kulturellen Kontext, der sich wesentlich von dem der westlichen Industrieländer unterscheidet? Zweitens, was sind die relevanten Nachrichtenfaktoren, die die Auslandsberichterstattung in der mexikanischen Presse bestimmen und auf diese Weise das
Image fremder Nationen formen? Die Ergebnisse der quantitativen Inhaltsanalyse bestätigen
die Hypothesen zur Selektion, Additivität und Replikation so wie sie ursprünglich von Galtung und Ruge postuliert wurden und stellen damit die externe Validität der Nachrichtenwertheorie über den westlichen Journalismus hinaus unter Beweis. (UNübers.)
[389-L] Shoemaker, Pamela J.:
News and newsworthiness: a commentary, in: Communications : the European Journal of
Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 1, S. 105-111 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/31/1)
INHALT: Der Beitrag setzt sich in kritischer Form mit dem Begriff?Nachrichten? auseinander
und bezeichnet diesen Begriff als primitiv, als einen, dessen Existenz nicht hinterfragt wird.
Annahmen über Nachrichten müssen aber identifiziert und hinterfragt werden. Im allgemeinen wird davon ausgegangen, dass Nachrichten sich aus einzelnen Teilen zusammensetzen,
die einen bestimmten Nachrichtenwert haben. Das bedeutet, dass Nachrichten und Nachrichtenwert im Kern identisch sind und dass die Prominenz, mit der über ein Ereignis in den
Nachrichten berichtet wird, ein Indikator für den Nachrichtenwert ist. Die neuesten Forschungsarbeiten von P.J. Shoemaker und Akiba Cohen zeigen aber, dass Nachrichten und
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1.8 Journalismus
Nachrichtenwert tatsächlich aber nicht identisch sind. Nachrichten sind ein soziales Konstrukt, ein Ding, eine Ware, wohingegen Nachrichtenwert ein kognitives Konstrukt, eine
mentale Beurteilung darstellt. Der Nachrichtenwert ist kein geeigneter Indikator dafür, Voraussagen darüber zu treffen, ob bestimmte Ereignisse ihren Weg in die Zeitungen finden und
wie über sie berichtet wird. Der Nachrichtenwert ist nur einer der Faktoren auf einem weiten
Feld, die Einfluss darauf nehmen, was zur Nachricht wird und an welcher Stelle über bestimmte Ereignisse berichtet wird. (UNübers.)
[390-L] Simons, Greg; Strovsky, Dimitry:
Censorship in contemporary Russian journalism in the age of the war against terrorism: a
historical perspective, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 2, S. 189-211
(Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/2/189)
INHALT: Die russischen Massenmedien haben seit dem Ende der Sowjetära einen enormen
Wandlungsprozess durchgemacht. Es wird behauptet, dass immer noch einige Ähnlichkeiten
zwischen dem alten sowjetischen System und den neuen postsowjetischen Medien existieren,
wie etwa die Praxis der Selbstzensur. Der Druck auf das Niveau der redaktionellen Freiräume
hat sich seit der späten Jeltsin-Ära verstärkt. Das beginnt mit einer ganzen Reihe von Gesetzen, deren Einbringung sich hinter der Forderung verkleidete, dass die Medien "ehrlich" bleiben müssten. Ein aktueller Einfluss, der die Entwicklung der Medien einschränkt und formt
ist Russlands "Krieg gegen den Terrorismus". Seit den schändlichen Bombenanschlägen auf
Wohnhäuser im August 1999 sind mehr als 1.000 Menschen getötet und zahllose physisch
und emotional durch terroristische Akte auf russischem Boden verletzt worden. Die politischen, sozialen und ökonomischen Kosten sind erheblich. Russlands "Krieg gegen den Terrorismus" liefert den Herrschenden die hinreichenden Begründungen für Einschränkungen der
Medienberichterstattung, wie z.B. den Schutz der Sicherheitskräfte bei der Bekämpfung terroristischer Aktivitäten, das Verhindern der Ausbreitung terroristischer "Propaganda" und den
Schutz von Opfern terroristischer Akte. In der Duma wurden zahlreiche Gesetzesvorlagen beraten, die zum Ziel hatten, die Medienberichterstattung während eines Zwischenfalls zu verbieten. Leitende Repräsentanten der Medien wurden zu den Gesprächen mit den staatlichen
Autoritäten zu diesem Thema und zur Ausarbeitung von Richtlinien über die Berichterstattung über terroristische Akte hinzugezogen. (UNübers.)
[391-L] Spachmann, Klaus:
Wirtschaftsjournalismus in der Presse: Theorie und Empirie, (Medien und Märkte, Bd. 14),
Konstanz: UVK Verl.-Ges. 2005, 417 S., ISBN: 3-89669-480-4
INHALT: "Der Wirtschaftsjournalismus orientiert sich heute immer gezielter am Nutzwert für
bestimmte Lesergruppen und hat deshalb in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen.
Dennoch ist er von der Journalismusforschung bisher wenig beachtet worden. Der Autor begegnet diesem Umstand sowohl in theoretischer als auch empirischer Hinsicht: Unter Rückgriff auf systemtheoretische Journalismuskonzepte leistet er zunächst eine systematische Analyse des Wirtschaftsjournalismus und seiner Bezüge zu Wirtschaft, Gesellschaft und Publikum; auf Grundlage einer Befragung von Redakteuren und Ressortleitern regionaler Tageszeitungen entwickelt er dann das Bild von Wirtschaftsredaktionen, die primär über Unter-
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nehmen, Branchen und Märkte Zugang zu Themen finden, ihre Arbeit aber auch zunehmend
an den wirtschaftlichen Alltagsrollen ihrer Leser, allen voran als Verbraucher, ausrichten."
(Autorenreferat)
[392-L] Spellman, Robert L.:
Journalist or witness?: reporters and war crimes tribunals, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 2, S. 123-139 (Standort: USB Köln(38)MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/2/123)
INHALT: Jonathan Randal, der für die "Washington Post" über die Balkankriege berichtete, wurde als Zeuge vor das Internationale Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien geladen. Er hat diese Vorladung angefochten. Die Berufungskammer des Tribunals entschied,
dass Kriegskorrespondenten das qualifizierte Privileg haben, die Zeugenaussage vor dem Tribunal zu verweigern. Nach Auffassung des Gerichts musste es das Interesse an dem freien Informationsfluss aus Kriegszonen gegen das Interesse an der Durchführung eines fairen Gerichtsverfahrens gegeneinander abwägen. Der Beitrag argumentiert dahingehend, dass die Gerichtsentscheidung unzureichend war, weil sie die Sicherheit des Korrespondenten, die seiner
Familie und seiner Quellen aus der Abwägung ausspart. Außerdem gibt der Beitrag einen
Überblick über den Fall von Robert Young Pelton, der John Walker Lindh in Afghanistan für
CNN interviewte. (UNübers.)
[393-L] Staiger, Jan:
Selbstorganisation, Nicht-Linearität, Viabilität: eine konstruktivistisch-sozialsystemische
Perspektive auf Kriegsberichterstattung, in: Martin Löffelholz (Hrsg.): Krieg als Medienereignis : Bd. 2, Krisenkommunikation im 21. Jahrhundert, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004,
S. 145-168, ISBN: 3-531-13997-5
INHALT: Nach der These des Autors lassen sich alle im Kontext der Kriegsberichterstattung
relevanten Phänomene systemtheoretisch beschreiben und erklären. Mit Hilfe von zwei Theoriegebäuden - des Konstruktivismus und der Theorie sozialer Systeme - identifiziert er universelle Prinzipien und Muster, welche das Medienereignis "Krieg" prägen. Er bestimmt dabei drei zentrale Systemklassen bzw. -ebenen: Menschensysteme als Träger journalistischer
Berufs- bzw. Arbeitsrollen (Mikroebene), journalistische Organisationssysteme bzw. Redaktionen (Mesoebene) und journalistische Systeme höherer Ordnung, die sich auf die Selbstorganisation der Mensch- und Organisationssysteme stützen (Makroebene). Auf dieser Grundlage werden dann die Basisprinzipien der Kriegskonstruktion herausgearbeitet: Selbstorganisation, Selbstbezüglichkeit, Nicht-Linearität, Viabilität und Orientierung an Wirklichkeitsfaktoren. Darüber hinaus werden spezielle inhaltliche Merkmale der Kriegsberichterstattung beschrieben, die sich auf die Orientierung an universalen kognitiven Ordnungsmustern und
Nachrichtenfaktoren, auf die Feindbildkonstruktion sowie auf die Patriotisierung journalistischer Systeme beziehen. Der Autor diskutiert abschließend die Frage, inwieweit die Kriegsberichterstattung auf den Krieg zurückwirkt und imstande ist, sich selbst zu reflektieren. (ICI)
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[394-L] Stapf, Ingrid:
Zwischen Freiheit und Verantwortung: Überlegungen zu einem Modell ethischer MedienSelbstkontrolle im Spannungsverhältnis von Ideal und Praxis, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 15-20
INHALT: Im Rahmen einer vernetzten Medien-Selbstkontrolle sollte der Ausgang von Konfliktfällen das Verhältnis von Medienunternehmen, Profession und Öffentlichkeit verbessern und
die aufgrund des Fehlverhaltens eingebüßte Glaubwürdigkeit wiederherstellen, und damit
auch die Anerkennung der Selbstkontrolle und die Bewahrung der Pressefreiheit anstreben.
Überhaupt sollte bei allen denkbaren Interessenkonflikten die Meinungsfreiheit aller Beteiligten gewahrt bleiben, denn sie ist der Anfangspunkt und die Voraussetzung jeder Form der
Selbstkontrolle. (KB)
[395-L] Strömbäck, Jesper; Nord, Lars W.:
Do politicians lead the tango?: a study of the relationship between Swedish journalists and
their political sources in the context of election campaigns, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 2, S. 147-164 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/2/147)
INHALT: Das Verhältnis von Journalisten zu ihren politischen Quellen wird oft als symbiotisch
beschrieben. Darüber hinaus werden die politischen Quellen oft als der mächtigere Partner in
diesem Verhältnis angesehen. Die meiste Forschung, auf die sich die internationale Fachliteratur zu diesem Thema bezieht, wurde in den USA oder Großbritannien durchgeführt. Daher
stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen Journalisten und ihren politischen Quellen
unter dem Gesichtspunkt der Machtverteilung für andere Länder neu. Der Beitrag untersucht
das Verhältnis zwischen Journalisten und ihren politischen Quellen in Schweden während der
Parlamentswahl von 2002. Dabei macht er eine Unterscheidung zwischen der Macht über den
Prozess des Nachrichtenmachens und die Medienagenda und die Macht über den Inhalt und
das Framing von Nachrichten. Die Ergebnisse zeigen die Wichtigkeit einer solchen Unterscheidung. Sie zeigen auch, dass zumindest für Schweden gilt, das es die Journalisten und
nicht die politischen Quellen sind, die die meiste Zeit beim Tango führen. (UNübers.)
[396-L] Studer, Peter:
Fairness: vages Appellwort oder medienethisch brauchbarer Begriff?, in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 20-21
INHALT: "Fairness als definierter ethischer Begriff ist ein sinnvolles Regelungsinstrument im
Medienqualitätsdiskurs. Mindestens einer ausformulierten 'Richtlinie' bedarf es, um dem
schleichenden Einzug des Thesenjournalismus (...) etwas Präzises entgegenzusetzen." (Autorenreferat)
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[397-L] Weller, Christoph:
Massenmediale Konstruktionen im außenpolitischen Entscheidungsprozess: die öffentliche
Meinung und die deutsche Fernsehberichterstattung am 11. September 2001, in: Cornelia
Ulbert, Christoph Weller (Hrsg.): Konstruktivistische Analysen der internationalen Politik, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 313-346, ISBN: 3-531-13715-8 (Standort: UB Bonn(5)2005/9148)
INHALT: Die Studie untersucht aus einer konstruktivistischen Perspektive die Deutungsleistung
der Fernsehberichterstattung und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung im Zuge der
Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA und seiner Folgen. Dabei vertritt der
Autor die These, dass die massenmedialen Konstruktionen der Ereignisse am 11.09.2001, die
in der deutschen Fernsehberichterstattung am Nachmittag und Abend des 11. September vermittelt wurden, den zentralen Beitrag zur Strukturierung der außenpolitischen öffentlichen
Meinung in Deutschland leisteten. Dementsprechend basieren die Untersuchungsergebnisse
auf der Grundlage von Beobachtungen Zweiter Ordnung der Sendungen ab 15 Uhr der Fernsehanstalten ARD, ZDF, RTL und CNN. Die empirischen Befunde zu den massenmedialen
Konstruktionen des 11. September 2001 gliedern sich schließlich in die folgenden Aspekte:
(1) Darstellung der Terroranschläge als die einzig bedeutsamen Ereignisse der internationalen
Politik an diesem Tag, (2) Beobachtungsweise der Massenmedien, (3) individuelle Beobachtungsweisen der JournalistInnen sowie (4) Beobachtungsweisen der Meinungsforschung. Die
Analyse macht deutlich, dass die außenpolitische öffentliche Meinung in Deutschland nach
dem 11.09.2001 nicht zu verstehen ist ohne die Berücksichtigung der massenmedialen Konstruktionen der Ereignisse von New York und Washington im deutschen Fernsehen. Das dort
verwendete Deutungsmuster hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, die öffentliche
Meinung in Deutschland in der Weise zu strukturieren, dass die rot-grüne Regierung keine
Notwendigkeit und aufgrund der mangelnden gesellschaftlichen Unterstützung auch keine
Möglichkeit sah, der US-amerikanischen Kriegsrhetorik vehement entgegenzutreten. (ICG2)
[398-L] Widmann, Peter:
Machtgefühle: warum Politiker und Journalisten den Stolz entdeckten, in: Ute Benz, Wolfgang Benz (Hrsg.): Stolz deutsch zu sein? : aggressiver Anspruch und selbstverständlicher Patriotismus, Berlin: Metropol-Verl., 2005, S. 29-53, ISBN: 3-936411-72-7 (Standort: RhLB Koblenz(929)-2005/5655)
INHALT: Der Beitrag befasst sich mit dem durch Jürgen Trittins Äußerungen zur "SkinheadMentalität" von Laurenz Meyer ausgelösten politischen Streit über die Nationalstolzdebatte.
Dabei geht es um die Herausarbeitung der Inszenierung als Koproduktion, d.h. darum, dass
politische Realität überhaupt erst in der Interaktion zwischen Medien und Politik entsteht. Die
anhand von Zeitungsausschnitten belegten Inhaltsanalysen zu den Themen "Stolz als politischer Wettbewerbsfaktor", "Stolz als mediale Ware" und "Stolz als neue Hülle alter Thesen"
verdeutlichen, dass die angebliche Debatte eigentlich eine von den Medien und der Politik inszenierte Kampagne war, bei der direkt zum Angriff übergegangen wurde. Der Beitrag analysiert insbesondere die drei Motive, um die die Diskussion kreiste: das anthropologische, das
pädagogische und das historische Motiv. Die Debatte verdeutlicht allerdings auch die Grenzen politischer und medialer Inszenierung: Für die Opposition war der Stolz ein Mittel, die
Regierung in die Defensive zu bringen, für die Boulevardpresse der Anlass, sich als Anwalt
der einfachen Leute zu gerieren. (ICH)
220
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.8 Journalismus
[399-F] Wolter, Ines, M.A. (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Entstehungsbedingungen für das Osteuropabild in der deutschen überregionalen Presse
INHALT: Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Rezipienten beim Auslandsgeschehen auf
Medieninformationen angewiesen sind, stellt sich die Frage nach den Entstehungsbedingungen von Auslandsnachrichten. Am Beispiel der Osteuropaberichterstattung soll der Frage
nachgegangen werden, welche persönlichen, organisatorisch-institutionellen und gesellschaftlichen Faktoren für die Selektion von Nachrichten und ihren Inhalten in deutschen überregionalen Zeitungen verantwortlich sind. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bundesrepublik Deutschland, Osteuropa
METHODE: Es soll ein methodisch komplexer Zugang gewählt werden, wobei Daten von Inhaltsanalysen mit Beobachtungs- und Befragungsdaten der Auslandskorrespondenten an verschiedenen osteuropäischen Standorten miteinander verknüpft werden sollen. Ziel ist es, die
entscheidenden Faktoren hinsichtlich ihrer Einflusskraft zu gewichten und sie für das Osteuropabild zu bewerten.
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected])
1.9
Medien und Politik, internationale Kommunikation
[400-L] Abold, Roland:
Wahlkampf in der Blogosphäre - Weblogs im Vorfeld der Bundestagswahl 2005, (BACES
Discussion Paper, No. 9), Bamberg 2005, 14 S. (Graue Literatur; URL: http://www.baces.unibamberg.de/Texte/Discussion%20Pap%209.pdf)
INHALT: "Der vorliegende Beitrag versucht die Nutzung internetbasierter politischer Kommunikationsformen (und dabei insbesondere Weblogs) durch Wähler im laufenden Bundestagswahlkampf näher zu analysieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Akzeptanz derartiger Formen
der interaktiven Kommunikation bei politisch interessierten Bürgern. Darüber hinaus sollen
jedoch auch die Einstellungen von Autoren und Nutzern politischer Weblogs hinsichtlich Inhalt und Bedeutung der Angebote analysiert werden. Ziel dieser Untersuchung ist es, das Potential von Weblogs als Ergänzung zu den etablierten Massenmedien und zu anderen webbasierten Formen der Kommunikation abzuschätzen." (Textauszug)
[401-L] Abold, Roland:
The Audience is listening: Nutzung und Akzeptanz von Weblogs im Bundestagswahlkampf
2005, in: kommunikation @ gesellschaft : Soziologe - Telematik - Kulturwissenschaft, Jg. 7/2006,
24 S. (URL: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B1_2006_Abold.pdf)
INHALT: "Nach ersten Gehversuchen bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen haben sich
Weblogs im Vorfeld der Bundestagswahl 2005 zu einem neuen Wahlkampfinstrument der
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
221
Parteien und zu einer neuen politischen Informations- und Diskussionsplattform für die
Wahlberechtigten entwickelt. Die Veränderung ihrer Akzeptanz und Nutzung im Vorfeld der
Wahl wurde mit Hilfe einer zweiwelligen Onlineumfrage unter politisch interessierten Internetnutzern untersucht. Politische Weblogs sind demnach nur durch eine kleine Gruppe als
neue Möglichkeit der Information und des politischen Meinungsaustausches im Wahlkampf
herangezogen worden. Die Rezipienten der Inhalte unterscheiden sich dabei deutlich von den
Weblog-Autoren, die generell wesentlich stärker vom Nutzen, vom Einfluss und vor allem
von der Glaubwürdigkeit politischer Weblogs überzeugt sind. Allerdings zeigt sich im Verlauf des Wahlkampfes eine Angleichung der Einstellungen beider Nutzergruppen." (Autorenreferat)
[402-L] Barlösius, Eva; Bruse, Maike:
Der BSE-Diskurs als Beispiel politischer Ernährungskommunikation, (Ernährungswende Diskussionspapier, Nr. 9), Köln 2005, 52 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.ernaehrungswende.de/pdf/DP9_polErnKomm_2005_final.pdf)
INHALT: Die Studie zum Thema 'politische Ernährungskommunikation' untersucht den BSEDiskurs im Bundestag und geht dabei der Frage nach, wie das Thema in der Politik
(re)konstruiert wird. Dem gemäß werden die Strukturen der gegenwärtigen Ernährungskommunikation anhand der politischen Ernährungskommunikation im Sinne eines diskursanalytischen Ansatzes für den Zeitraum 1994 bis 2001 analysiert. Als empirisches Material dienen
Protokolle und Bundestagsdrucksachen zu sieben parlamentarischen Debatten über BSE. In
der Analyse und Kontextualisierung der Veränderungen zwischen den Debatten werden
Strukturen des politischen Umgangs mit und der Kommunikation über das Risikothema deutlich. Die Auswertung des empirischen Materials zur politischen Kommunikation verdeutlicht
die 'politischen Versäumnisse' im Rahmen der BSE-Krise. In diesem Zusammenhang werden
auch Zukunftsstrategie für eine politische Ernährungskommunikation herausgearbeitet, die
eine nachhaltigere Ernährung befördern kann. Dazu gehören Strukturmerkmale wie die konsistente Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse, Risikokommunikation und Verantwortungsübernahme. (ICG2)
[403-L] Becker, Cornelia; Dopfer, Jaqui:
Bürgerbeteiligung, alles nur Gerede?: erste Ergebnisse und Vorschläge aus der Praxis für
eine effektive Partizipation am Verwaltungshandeln unter Anwendung neuer Medien, in:
Achim Schüßler (Hrsg.): Von unten, von oben : Lebensräume zwischen Planung und Selbstregelung ; zwölf Beiträge aus der Praxis, Darmstadt: Archimed-Verl., 2005, S. 114-135, ISBN: 3923578-14-8 (Standort: FHB Dortmund(Dm13)-WUB508)
INHALT: Die elektronisch gestützte Bürgerbeteiligung ist gegenteiligen politischen Willensbekundungen zum Trotz in den EU-Staaten bislang unterentwickelt. Hemmnisse für die Umsetzung von e-Partizipation liegen vor allem im institutionellen Bereich und auf dem Gebiet der
dominierenden Leitbilder des Verwaltungshandelns. Am Beispiel des Planungsamtes Viernheim wird gezeigt, wie Beteiligungsverfahren dauerhaft in Verwaltungsabläufe integriert
werden können. Ausgehend von der Analyse der Hemmnisse führt die Kenntnis konkreter
Wünsche, Motive und Ressourcen zu potenziellen Lösungsansätzen für e-Partizipation und zu
einer Konzeption konkreter Beteiligungsinstrumente. Dabei werden traditionelle Ansätze mit
222
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
der Nutzung des Internet verbunden. Wie eine solche Bürgerbeteiligung aussehen kann, wird
exemplarisch am Beispiel des Parkraummanagements gezeigt. Abschließend wird nach Möglichkeiten einer institutionellen Verankerung solcher Formen der Bürgerbeteiligung gefragt.
(ICE2)
[404-L] Bieber, Christoph:
Europawahlkampf im Internet, in: Jens Tenscher (Hrsg.): Wahl-Kampf um Europa : Analysen
aus Anlass der Wahlen zum Europäischen Parlament 2004, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2005, S. 195-210, ISBN: 3-531-14340-9 (Standort: ULB Münster(6)-MK5110/186)
INHALT: Der "Wahlkampf um Europa" 2004 spielte sich auch in der digitalen, interaktiven Medienumwelt des Internet ab. Der vorliegende Beitrag stellt exemplarische Erscheinungsformen des Online-Wahlkampfs im Vorfeld der Europawahl vor und stellt sie in einen Bezug zu
den bisherigen Online-Wahlkämpfen in Deutschland. Dabei wird (1) zunächst ein Schwerpunkt auf die Bestimmung einzelner Kampagnenphasen gelegt und (2) die wesentlichen Akteure der digitalen Kampagne vorgestellt. Dabei erfolgt im Rahmen einer beispielorientierten
Übersicht zugleich die Betrachtung und Diskussion ausgewählter Kampagnenformate (3).
Abschließend (4) werden die Elemente des deutschen Online-Wahlkampfs zum Europaparlament entlang der Bereiche "Information", "Kommunikation" und "Partizipation" systematisiert. Die Ausführungen zeigen Folgendes: Die starke Orientierung an den Distributivmedien
Presse, Hörfunk und Fernsehen verstärkte den Trend zu einer "Nationalisierung" der Wahlkampfführung. Gerade im Internet, wo die Querverbindung zu anderen europäischen Wahlkampfarenen nahezu problemlos vollzogen werden kann, blieb diese Form der "horizontalen
Vernetzung" eine Seltenheit. Auch das weitgehende Fehlen diskussionsstarker Angebote verhinderte die verstärkte Auseinandersetzung mit länderübergreifenden, "europäischen" Wahlkampfthemen. Insgesamt erzielte die Online-Wahlkampfkommunikation somit auch nur
schwache Effekte auf die Entstehung einer "europäischen Öffentlichkeit", obwohl strukturell
kaum bessere technologische Bedingungen für die Etablierung grenzüberschreitender politischer Kommunikation denkbar sind. (ICA2)
[405-L] Brettschneider, Frank; Rettich, Markus:
Medieneinflüsse auf das Wahlverhalten, in: Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel, Bernhard Weßels (Hrsg.): Wahlen und Wähler : Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2002, Wiesbaden:
VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 157-185, ISBN: 3-531-14137-6 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-45.349.923)
INHALT: Die Studie zu der Bundestagswahl 2002 untersucht die Medieneinflüsse auf das Wahlverhalten der Bürger. Dabei werden zwei Ziele verfolgt: In einem ersten Schritt wird zunächst
skizziert, wo in den dominierenden Ansätzen zur Erklärung des individuellen Wahlverhaltens
Anknüpfungspunkte für Medieneinflüsse zu finden sind. Die sich daraus ergebenden Überlegungen werden in einem heuristischen Modell der Medieneinflüsse auf das Wahlverhalten integriert. Hier geht es darum, die Diskussion über Medieneinflüsse auf das Wahlverhalten zu
systematisieren und eine theoretische Grundlage für empirische Untersuchungen anzubieten.
Im zweiten Schritt werden die in dem Modell zusammengefassten Überlegungen für die Bundestagswahl 2002 anhand von Inhaltsanalysedaten (Nachrichtensendungen der öffentlichen
und privaten Fernsehsender, überregionale Tages- und Wochenzeitungen/-zeitschriften) und
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
223
Umfragedaten (Infratest) auf der Aggregatebene illustriert. Auf die Bedeutung der Medienberichterstattung für die Wahl der SPD bzw. der rot-grünen Regierung wird dabei besonderer
Wert gelegt, weil die Wahlabsicht zugunsten der SPD überdurchschnittlich starken Schwankungen unterliegt. Dabei wird das Potenzial des vorgestellten Modells demonstriert. Die Befunde untermauern die Ausgangsthese der wachsenden Bedeutung der Massenmedien für den
Wahlausgang. Die Medienberichterstattung ist für die Mobilisierung und Aktivierung der eigenen Anhänger, für die Überzeugung der ungebundenen, aber politisch interessierten Wähler
und für die Vermittlung von Stimmungen an ungebundene und politisch weniger interessierte
Wähler von großer Bedeutung. (ICG2)
[406-L] Brosch, Dieter; Mehlich, Harald (Hrsg.):
E-Government und virtuelle Organisation: Bedeutung für die Neugestaltung der sozialen
Sicherungssysteme und Perspektiven für die Kommunalverwaltung, Wiesbaden: Gabler 2005,
VIII, 229 S., ISBN: 3-409-14297-5 (Standort: B d. FH Niederrhein Mönchengladbach(829)-Glk/EGov)
INHALT: "E-Government gewinnt als Reformprozess zunehmend an Bedeutung, vor allem in den
Sektoren der sozialen Sicherungssysteme und im gesamten Bereich der öffentlichen Verwaltung. Ziel ist die weitgehende Unterstützung der Dienstleistungsprozesse durch elektronisch
gestützte Systeme, die durch das Internet untereinander vernetzt sind. Dieses Buch vereint
Aspekte aus Politik, Verwaltungspraxis und Forschung. Es untersucht aus verschiedenen
Blickwinkeln, worin das Innovationspotential des E-Government besteht, wie sich dieses Potential zur Modernisierung des sozialen Bereichs nutzen lässt und in welche Richtung der
damit verbundene organisatorische Umbau bei den Dienstleistern weist." (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Dieter Brosch/Harald Mehlich: E-Government - Zum Reformprozess im
sozialen Sektor und in der Kommunalverwaltung (1-6); Jürgen W. Heike: E-Government Eine Aufgabe für die Sozialpolitik (7-13); Günther Denzler: E-Government und Soziale Arbeit aus kommunalpolitischer Sicht (15-25); Manfred Mayer: E-Government in Bayern Deutschland online. E-Government in Bund und Ländern (27-42); Harald Mehlich: Soziale
Sicherungssysteme und Electronic Government aus der Sicht der Sozialinformatik (43-66);
Dieter Brosch/Rolf Weiber: Die Lernende Verwaltung als Erfolgsfaktor im E-Government
(67-99); Harald Mehlich: Innovative Kooperationsformen im Kommunalbereich durch EGovernment (101-126); Jürgen Postler: Virtuelle Kooperationsverbände aus der Sicht der
Kommunalverwaltung (127-155); Bernd Hofmann: Virtuelle Unternehmen - Ein neues Kooperationsmodell für Kommunen? (157-180); Alexander Schmid: Der Einsatz von OnlineBefragungen in explorativen Feldstudien (181-206); Reinhard Vetter: Sozialdaten und EGovernment - Datenschutz im Sozialbereich (207-212); Jörg Wolstein: Barrierefreies EGovernment (213-226).
[407-L] Coenen, Christopher:
Weblogs als Mittel der Kommunikation zwischen Politik und Bürgern: neue Chancen für EDemokratie?, in: kommunikation @ gesellschaft : Soziologe - Telematik - Kulturwissenschaft,
Jg. 6/2005, 31 S. (URL: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B5_2005_Coenen.pdf)
INHALT: "Weblogs können aufgrund soziotechnischer und -kultureller Charakteristika des Blogging derzeit als besonders gut geeignete Instrumente für den Online-Dialog zwischen Politik
224
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
und Bürger gelten. Neben den Chancen, die sich dadurch zum Beispiel Parlamentariern und
hohen Amtsträgern bieten, bestehen jedoch auch Herausforderungen und Risiken. Dies ist
sowohl hinsichtlich der unmittelbaren Interessen der bloggenden Politiker der Fall als auch in
Bezug auf die weiter reichenden Hoffnungen, die mit digitaler Demokratie oft verbunden
werden." (Autorenreferat)
[408-L] Cuilenberg, Jan van:
On monitoring media diversity, media profusion, and media performance: some regulator's
notes, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr.
3, S. 301-308 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.293)
INHALT: Medienpolitik und Regulierung stellen eine Form des Eingriffs von Regierungen in die
Medienmärkte dar. Die klassische und im Prinzip einzig mögliche Rechtfertigung für eine regulatorische Intervention in die Medienmärkte ist das Marktversagen. Es ist innerhalb der EU
allgemein anerkannt, dass die Medienmärkte dann ihrer Aufgabe nicht gerecht werden, wenn
sie nicht sicherstellen, dass Kommunikationsfreiheit, Medienzugang und Medienvielfalt gewahrt werden. Diese drei Dimensionen sind die Ecksteine westlicher Medienpolitik und der
Beitrag unternimmt eine Klärung des Begriffs der Medienvielfalt und seiner Anwendung auf
die Wettbewerbssituation auf den Medienmärkten aus medienpolitischer Sicht. Eine Beobachtung der Medienmärkte im Hinblick auf deren Vielfalt macht nur Sinn, wenn sie zu wettbewerbsregulierenden Maßnahmen führt. In der medienpolitischen Debatte in Europa stehen
dabei zwei Themen im Vordergrund: (1) ob die Medienvielfalt im Rahmen der allgemeinen
Wettbewerbspolitik geregelt werden soll oder ob es medienspezifischer Regulierungen bedarf
und (2) wie das Konzept eines "relevanten Medienmarktes" definiert werden soll. Der Beitrag
plädiert dafür, dass die zukünftige Medienpolitik sich an einem Begriff von Medienvielfalt
ausrichtet, der Vielfalt multimedial definiert. Die relevanten Medienmärkte definieren sich
nicht mehr durch unterschiedliche Typen von Medien (Presse, Rundfunk, Internet) sondern
aufgrund der Medieninhalte (Genres und Formate) und der Vertriebstechnologien. Für jeden
dieser Märkte sollten normative Beschränkungen der Marktanteile definiert werden, um die
Bildung marktbeherrschender Meinungsmacht zu verhindern. (UN)
[409-L] Dehm, Ursula:
Das TV-Duell 2005 aus Zuschauersicht: eine Befragung des ZDF zum Wahlduell zwischen
Herausforderin Angela Merkel und Kanzler Gerhard Schröder, in: Media Perspektiven, 2005,
Nr. 12, S. 627-637 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/dehm.pdf?foid=16121)
INHALT: In einer Repräsentativerhebung des ZDF wurden unmittelbar nach der Sendung am 4.
September 2005 Zuschauerinnen und Zuschauer danach gefragt, wie sie das Fernsehduell der
Kanzlerkandidaten bewerteten. Im Gegensatz zu 2002 war 2005 nur ein Fernsehduell vorgesehen, das von ARD, ZDF, RTL und SAT.1 gleichzeitig übertragen wurde und insgesamt
rund 21 Millionen Zuschauer erreichte. Die Zuschauer beurteilten besonders positiv Sachlichkeit/ Fairness, guten Umgangston und den Dialogcharakter, also das direkte Eingehen der
Kandidaten aufeinander. Kritisiert wurde vor allem ein Ausweichen der Kandidaten bei Fra-
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
225
gen und teilweise auch die Moderation. Beim Eigenschaftsprofil erhielten "Gut gemacht" und
"interessant" die höchsten Zustimmungen. Bei Männern erreichte das TV-Duell ein besseres
Profil als bei Frauen und je jünger die Befragten waren, desto häufiger empfanden sie es als
"informativ" und "interessant". Die eigene Kandidaten- und Parteipräferenz prägte die Wahrnehmung des Kandidatenduells. Von den Unentschiedenen waren 45 Prozent überzeugt, das
Duell habe Schröder mehr genutzt als Merkel (22 Prozent). Ähnlich war das Ergebnis der
Unentschiedenen bei der Frage, welchen Kandidaten sie bei einer möglichen Direktwahl zum
Kanzler wählen würden. (UN2)
[410-L] Dieball, Werner:
Körpersprache und Kommunikation im Bundestagswahlkampf: Gerhard Schröder versus
Edmund Stoiber, (Wissenschaftliche Schriften : Politik, Bd. 3), Berlin: poli-c books, Fachverl.
für Polit. Kommunikation 2005, 395 S., ISBN: 3-938456-54-X (Standort: UB Ilmenau(Ilm1)-41
SOZ/MG15470/D559)
INHALT: Der Verfasser setzt sich einleitend mit körpersprachlichen Lehrbüchern auseinander,
die er anhand eines zuvor entwickelten Kriterienkatalogs bewertet. Die nachfolgende Analyse
der Körpersprache Schröders und Stoibers stellt drei Fragen in den Mittelpunkt: (1) War die
Körpersprache beider Politiker bei ihrem politischen Aufstieg ein entscheidender Indikator?
(2) In wie weit hat die nonverbale Kommunikation zum politischen Erfolg oder Misserfolg
und zur positiven oder negativen Medienpräsenz im Bundestagswahlkampf 2002 beigetragen? (3) Werden die Spitzenkandidaten aufgrund der visuellen Dominanz des Fernsehens zu
Marionetten der Medien? Schröders und Stoibers politische Laufbahnen werden im Folgenden in Form einer chronologischen Analyse bezüglich ihrer körpersprachlichen Entwicklung
aufgeschlüsselt, wobei ihre nonverbale Kommunikation in Bezug auf äußeres Erscheinungsbild, Mimik, Stimmenklang, Gestik und Motorik untersucht wird. Im Mittelpunkt stehen sodann die Auftritte der beiden Konkurrenten im Bundestagswahlkampf 2002. Dazu wird das
existierende Foto- und Videomaterial den neun Wahlkampfmonaten zugeordnet und mit Hilfe
der genannten Kriterien analysiert. Zum Schluss eines jeden Wahlkampfmonats werden die
nonverbalen Signale Schröders und Stoibers graphisch zusammengefasst. Die gewonnenen
Erkenntnisse werden anschließend mit dem Fundus der nonverbalen Beratungs-Literatur zu
allgemeingültigen Grundsätzen über die Wirkungsweise der Körpersprache im Bundestagswahlkampf kombiniert. Um ein möglichst breites Stimmungsbild zur Bedeutung der Körpersprache für das "Publikum" zeichnen zu können, werden zudem Ergebnisse einer Befragung
von Abgeordneten, Wissenschaftlern, Experten, Fotographen, Journalisten und Schülern vorgelegt. (ICE2)
[411-L] Donges, Patrick (Hrsg.):
Politische Kommunikation in der Schweiz, Bern: Haupt 2005, 220 S., ISBN: 3-258-06765-1
(Standort: LB Karlsruhe(31)-105A55654)
INHALT: "Politik und politische Kommunikation lassen sich in unserer heutigen Mediengesellschaft nicht mehr voneinander trennen. Wer in der Politik auf öffentlichen Zuspruch angewiesen ist, wer Mehrheiten für sich und seine Positionen gewinnen will, muss in den Medien und
der von ihnen bedienten Öffentlichkeit präsent sein. Die zunehmende Konkurrenz um die
Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit bleibt für die Politik jedoch nicht folgen-
226
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
los: Sie kostet Geld und Zeit, erfordert eine Anpassung an die Logik der Medien, und sie verändert damit fortlaufend die Strukturen von Politik. Die Veränderungen in ausgewählten Bereichen der Politischen Kommunikation sind das Thema dieses Sammelbandes." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Patrick Donges: Politische Kommunikation in der Schweiz. Medialisierung eines "Sonderfalls"? (7-26); Otfried Jarren: Staatliche Kommunikation unter mediengesellschaftlichen Bedingungen. Rahmenbedingungen, Probleme und Anforderungen an
die Kommunikation staatlicher Akteure am Beispiel der Schweiz (29-56); Andreas Ladner:
Die Parteien in der politischen Kommunikation. Mediendemokratie: Herausforderungen und
Chancen für die politischen Parteien (57-74); Patrik Ettinger: Das Parlament in der politischen Kommunikation der Schweiz (75-90); Sibylle Hardmeier: Public Relations der öffentlichen Hand in der Schweiz (91-113); Roger Blum: Politischer Journalismus in der Schweiz
(115-130); Esther Kamber/Kurt Imhof: Der neue Kampf um Aufmerksamkeit. Zeitreihenanalyse der öffentlich-politischen Kommunikation (133-155); Ruth Hungerbühler: Sprachregionale Differenzen in der politischen Kommunikation der Schweiz (157-175); Margit Jochum/Anke Tresch: Die Europäisierung der Schweizer Öffentlichkeit (177-194); Claude
Longchamp: Prädisposition, Disposition und Entscheidung. Meinungsbildung zu Volksabstimmungen (197-213); Iwan Rickenbacher: Politikberatung und politische Kommunikation
in der Schweiz (215-220).
[412-L] Dörner, Andreas:
Politik als Fiktion, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 7, S. 3-11 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NPAFHJ.pdf)
INHALT: "Unterhaltende Fernsehformate sind zu einem wichtigen Element der politischen Kommunikation geworden. Sie manifestieren politisch-kulturelle Traditionen und sind zugleich
Medium von Veränderungsprozessen. Wie inszenieren Spielfilme, TV-Serien und TrashFormate heutzutage Politik und Politiker?" (Autorenreferat)
[413-L] Drossou, Olga; Fücks, Ralf:
Digitaler Brückenbau: der UN-Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS), in: Internationale Politik, Jg. 61/2006, Nr. 1, S. 107-111 (Standort: USB Köln(38)-LS G 09335; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Obwohl die tunesischen Behörden alles unterbanden, was nach Kritik am Regime
aussah, ist der UN-Weltgipfel in Tunis insgesamt als Erfolg zu bewerten. Ein 'digitaler Solidaritätsfonds' zugunsten der Entwicklungsländer wurde eingerichtet, und in Bezug auf die
strittige Kontrolle des Internets wurde ein Kompromiss erreicht. Als besonders produktiv erwies sich die Teilnahme zahlreicher zivilgesellschaftlicher Akteure." (Autorenreferat)
[414-L] Emmer, Martin:
Politische Mobilisierung durch das Internet?: eine kommunikationswissenschaftliche Untersuchung zur Wirkung eines neuen Mediums, (INTERNET Research, Bd. 22), München: R.
Fischer 2005, 261 S., ISBN: 3-88927-372-6 (Standort: UB Bonn(5)-2005-3744)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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INHALT: "Das Internet ist eine Herausforderung, nicht nur aber auch für die Kommunikationswissenschaft. Es zwingt die wissenschaftliche Begriffsbildung, Theorieentwicklung und Methodenlehre, sich einer dynamischen Veränderung ihrer zentralen Forschungsgegenstände
'Kommunikation' und 'Medien' anzupassen. In den letzten zehn Jahren wurde in diesem Bereich viel publiziert, es wurden Probleme identifiziert, Vorschläge für Begriffe, Theorien und
Methoden gemacht und empirische Untersuchungen durchgeführt. Durch die vergleichsweise
kurze Zeitspanne, die das Internet erst Gegenstand der Kommunikationsforschung ist, ist die
Literatur jedoch sehr viel stärker von Hypothesen und Desideraten geprägt als von empirischen Erkenntnissen über Art und Folgen des Phänomens. Zur Frage, welche Wirkung das Internet auf unser Handeln hat, existieren bislang nur wenige gesicherte Erkenntnisse. Vor diesem Hintergrund untersucht der Autor mit Hilfe einer Panel-Studie, ob die Nutzung des Internets einen Einfluss auf politische Kommunikation und Partizipation der Bürger hat. Die Daten geben einen Einblick in das Feld der politischen Online-Kommunikation und zeigen, dass
die Nutzung des Internets eine begrenzte mobilisierende Wirkung entfalten kann. Ein ökonomischer Kosten-NutzenAnsatz soll abschließend zur Erklärung dieser Wirkung beitragen."
(Textauszug)
[415-F] Feick, Jürgen, Dr. (Bearbeitung):
Moderne Informations- und Kommunikationssysteme und das politische System
INHALT: Als soziotechnische Infrastruktursysteme erzeugen moderne Informations- und Kommunikationstechniken (IKT) Handlungsoptionen von und Vernetzungsmöglichkeiten zwischen Akteuren und erhöhen funktionale Interdependenzen. Dieses Projekt versucht, einen
Überblick über beobachtbare oder erwartete Auswirkungen von IKT auf das politische System zu erhalten. Dabei stehen drei Bereiche des politischen Systems im Vordergrund: a) politische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse (Inputbereich); b) inner- und zwischenorganisatorische Problembearbeitung, Koordination und Kooperation (Throughputbereich); c)
Interaktionen zwischen implementierenden Regelungsinstanzen und deren regelungsbetroffener Umwelt (Implementationsinteraktion). Darüber hinaus soll (d) policy-orientiert gefragt
werden, ob die Nutzung von IKT neue, regelungsbedürftige Problemlagen erzeugt oder bestehende in einer Weise modifiziert, dass sich Regelbedingungen und Regelungschancen für
das politische System signifikant verändern. Geht es bei den ersten drei Punkten um die Verteilung von Partizipationschancen, um organisatorische und prozedurale Effizienz sowie um
problemorientierte Effektivität, so zielt der vierte auf die übergreifende Thematik von Regierbarkeit und Regierungsfähigkeit; Regieren wird hierbei immer verstanden als Regelungsversuche kollektiv-verbindlicher Art, die über Regierungen und Verwaltungen als Akteure im
engeren Sinne hinausweisen.
METHODE: In einem explorativen Projekt soll zunächst die relevante politikwissenschaftliche
Technikliteratur gesichtet und systematisch aufbereitet werden, um darauf aufbauend empirische Fragestellungen und Forschungsprojekte zu entwickeln.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2004-12 ENDE: 2006-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung (Paulstr. 3, 50676 Köln)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0221-2767-174, Fax: 0221-2767-555,
e-mail: [email protected])
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
[416-L] Gan, Faith; Teo, Joo Leng; Detenber, Benjamin H.:
Framing the battle for the White House: a comparison of two national newspapers' coverage
of the 2000 United States presidential election, in: Gazette : the international journal of mass
communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 5, S. 441-467 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/5/441)
INHALT: Die beispiellose US-Präsidentenwahl des Jahres 2000 liefert den Kontext dieser Studie,
die die Muster des Nachrichtenframings zweier führender nationaler Tageszeitungen untersucht. Es wurde eine vergleichende Inhaltsanalyse aller Artikel, die sich mit der Wahl befassten und die in den Zeitungen "The Straits Times" (Singapur) und "Le Monde" (Frankreich)
zwischen dem 4. Oktober und dem 20. Dezember 2000 (N=484) veröffentlicht wurden,
durchgeführt. Dabei wurden signifikante Unterschiede zwischen den dominierenden Frames,
die in den beiden Zeitungen zur Anwendung kamen, ermittelt, was vermuten lässt, dass es ein
Link zwischen journalistischer Ideologie und dem Framing gibt. Obwohl beide Zeitungen oft
von dem Frame "Pferderennen" Gebrauch machten, konnte bei "Le Monde" ein gleichzeitig
unerwartet hoher Gebrauch des Frames Thema/ Politik in "Le Monde" beobachtet werden,
was Zweifel an der Annahme zulässt, das der Pferderennen-Frame zu Lasten einer themenbezogenen Berichterstattung überbetont wurde. Die Untersuchung ergab darüber hinaus, dass
die routinemäßigen Framing-Prozeduren unterbrochen wurden, als die Unfähigkeit der USA
deutlich wurde, ihren Präsidenten zu wählen und dass stattdessen ein neuer anlassspezifischer
Frame "Verfassungskrise" auftauchte. (UNübers.)
[417-L] Geese, Stefan; Zubayr, Camille; Gerhard, Heinz:
Berichterstattung zur Bundestagswahl 2005 aus Sicht der Zuschauer: Ergebnisse einer Repräsentativbefragung und der GfK-Fernsehforschung, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 12, S.
613-626 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/geese.pdf?foid=16120)
INHALT: Das forsa-Institut führte im Auftrag von ARD und ZDF eine Repräsentativbefragung
zur Nutzung und Bewertung der Wahlberichterstattung im deutschen Fernsehen durch und
befragte 1.200 Wahlberechtigte danach, welche Medien sie nutzten, um sich über die Wahlalternativen zu informieren und wie sie die Wahlinformation im Fernsehen beurteilten. Neben
den Befragungsdaten wurden auch Ergebnisse der GfK-Fernsehforschung zur Analyse herangezogen. Die Wahlberichterstattung im Fernsehen erreichte 2005 eine große Mehrheit der
wahlberechtigten Bevölkerung: knapp 80 Prozent der Wahlberechtigten sahen mindestens eine der Sondersendungen der Bundestagswahl im Fernsehen. Über 70 Prozent sahen mindestens einmal die Berichterstattung in ARD oder ZDF, bei den Privatsendern RTL oder SAT.1
waren es ca. 26 Prozent. Die Hälfte der Wahlbevölkerung nutzte ausschließlich ARD und
ZDF für ihre Wahlinformation im Fernsehen. Insgesamt erhielten die Sendungen von ARD
und ZDF die besten Noten für ihre Wahlberichterstattung: 79 Prozent gaben ARD und 77
Prozent ZDF die Bestnoten "sehr gut" und "gut"; bei RTL betrug dieser Wert 43 Prozent, bei
SAT.1 nur 31 Prozent. Als wichtigste Faktoren für die positive Bewertung von ARD und
ZDF erwiesen sich Seriosität, Glaubwürdigkeit, Fairness und Verständlichkeit ihrer Berichterstattung. Allen Sendern wurde eine Ausgewogenheit der Berichterstattung bescheinigt.
(UN2)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
229
[418-L] Gosepath, Stefan:
Menschenrechte als Grundsicherung, in: Claudia Mahler, Norman Weiß (Hrsg.): Menschenrechtsschutz im Spiegel von Wissenschaft und Praxis, Berlin: Berliner Wissenschafts-Verl., 2004,
S. 90-109, ISBN: 3-8305-0581-7 (Standort: UB Heidelberg(16)-2004A7169)
INHALT: Der Einführungsartikel zu dem Sammelband 'Politische Kommunikation in der
Schweiz' beschreibt den Untersuchungsgegenstand der Publikation. So wird zunächst die politische Kommunikation als Thema öffentlicher Debatten in der Schweiz dargestellt. Um die
hierbei auftretenden Fragen der politischen Kommunikationsordnung auch zusammenhängend zu diskutieren, nennt und erörtert der Autor den Leitbegriff der Mediengesellschaft bzw.
als sein prozedurales Pendant den Begriff der Medialisierung. Damit wird auch die inhaltliche
Ausrichtung der präsentierten Forschungsliteratur dargestellt, und zwar die Medialisierung
von Politik in der Schweiz und ihrer maßgeblichen Aspekte: (1) der Akteure und Strukturen,
(2) der Inhalte sowie (3) der Prozesse politischer Kommunikation. Ferner wird auch auf Überlegungen für weitere Forschungen, also auf den Forschungsbedarf in diesem Wissenschaftsbereich hingewiesen. (ICG)
[419-F] Gräper, Friederike, M.A. (Bearbeitung):
Medienhilfe als Instrument externer Demokratieförderung. Motive, Ziele und Implementierungsstrategien internationaler Akteure in Bosnien-Herzegowina und Kosovo
INHALT: Unabhängige Medien gelten als Schlüssel für Demokratie, Konfliktprävention und
Menschenrechte. Medienhilfe, verstanden als Unterstützung lokaler Medien durch internationale Akteure, ist daher ein wichtiges Instrument internationaler Demokratieförderung. In ExJugoslawien, speziell in Bosnien-Herzegowina und im Kosovo, in denen externe Akteure als
de facto Protektoratsmächte agieren, wurde dies besonders deutlich. Die Medienhilfe erhält
dort sichtbare Ressourcen, externe Akteure beeinflussen die Mediensituation durch Gesetzes
vorlagen, Unterstützung spezieller Institutionen und Trainings für Journalisten. Die Schlüsselfragen des Projektes betreffen die spezifischen Interessen der externen Medienhilfe-Akteure
in Bosnien-Herzegowina und Kosovo. Welche Strategien und welche Medienkonzepte leiten
ihre Tätigkeit? Das Dissertationsprojekt möchte die treibenden Faktoren für externe Medienhilfe identifizieren und eine erste Grundlage für eine mögliche Evaluierung der MedienhilfeMaßnahmen liefern. Das Projekt ist ein Beitrag zum übergeordneten Forschungskontext über
Sicherheit durch Demokratieförderung externer Akteure. GEOGRAPHISCHER RAUM: Bosnien-Herzegowina und Kosovo
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik -IFSH- an der Universität
Hamburg Zentrum für OSZE-Forschung -CORE- (Falkenstein 1, 22587 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 040-866077-65, e-mail: [email protected])
[420-L] Grunwald, Armin; Banse, Gerhard; Coenen, Christopher; Hennen, Leonhard:
Netzöffentlichkeit und digitale Demokratie: Tendenzen politischer Kommunikation im Internet, (Studien des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag, 18), Berlin: Ed. Sigma 2006, 265 S., ISBN: 3-89404-827-1
230
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
INHALT: "Nach der Interneteuphorie um das Jahr 2000 und der anschließenden Phase der Ernüchterung wächst derzeit wieder das Interesse an den Chancen und Herausforderungen, die
sich aus der politischen Nutzung des Internets für die Demokratie ergeben. Besondere Aufmerksamkeit verdienen hier viele neue und dynamische Entwicklungen im Bereich der politischen Netzöffentlichkeit. Der Wandel politischer Öffentlichkeit durch das Netz mit seinen
zahlreichen Aspekten und Facetten steht daher im Zentrum dieses Buchs. Aufbauend auf einer komprimierten Darstellung technischer und kultureller Eigenheiten netzbasierter Kommunikation sowie des Forschungsstandes thematisieren die Autoren vor allem zwei Anwendungsbereiche des Internets: Zum einen widmen sie sich den Programmen zur digitalen Demokratie und den Onlineangeboten zentraler politischer Akteure auf nationaler und internationaler Ebene, vor allem den institutionellen Diskussionsangeboten nationaler Parlamente.
Zum anderen untersuchen sie aktuelle Tendenzen im Bereich nicht-staatlicher politischer
Netzöffentlichkeit. Dabei werden auch Ergebnisse empirischer Analysen ausgesuchter Themenöffentlichkeiten im Netz vorgestellt, die eigens für diese Publikation durchgeführt wurden." (Autorenreferat)
[421-L] Hafez, Kai:
Mythos Globalisierung: warum die Medien nicht grenzenlos sind, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss. 2005, 252 S., ISBN: 3-531-14670-X (Standort: USB Köln(38)-32A7438)
INHALT: "Trotz aller erkennbarer Zeichen der 'Globalisierung' ist das Feld der internationalen
Kommunikation, ist die 'Informationsgesellschaft' in den meisten Bereichen noch immer ein
Nebenschauplatz der öffentlichen Kommunikation... Die Medien werden weltweit noch immer in hohem Maß von lokalen, nationalen und regionalen Prozessen geprägt. Politische und
ökonomische Dimensionen eines 'Weltmediensystems' existieren erst in Ansätzen. Im Bereich
der Massenmedien ist die Globalisierung wissenschaftlich ein kaum fassbarer 'Mythos', der
dringend einer realistischen Revision bedarf, um das politisch bedeutsame Projekt zukunftsfähig zu machen. Das vorliegende Buch versucht auf der Basis einer theoretischen Systematisierung zu einer Bestandsaufnahme der wichtigsten Felder der grenzüberschreitenden Massenkommunikation einen Beitrag zu leisten. Zu den Untersuchungsgegenständen zählen neben der Auslandsberichterstattung, dem Satellitenfernsehen und dem Internet auch das Imund Exportgeschäft mit Kino- und Fernsehfilmen, der Auslandsrundfunk sowie die internationale Mediennutzung durch Migranten. Beiträge über die Entwicklung des Medienkapitals
und grenzüberschreitende Dimensionen der Medienpolitik ergänzen den Band. Die Arbeit
stellt originäre Forschungsergebnisse des Autors vor, die dieser teilweise in anderen Zusammenhängen in den letzten zehn Jahren publiziert hat, sie enthält aber auch neue empirische
Ergebnisse und setzt sich mit Befunden anderer Wissenschaftler auseinander. Neben den
nordamerikanischen und europäischen Mediensystemen wird den Verhältnissen in Asien, Afrika und Lateinamerika erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet." (Textauszug)
[422-L] Haubner, Dominik; Mezger, Erika; Schwengel, Hermann (Hrsg.):
Agendasetting und Reformpolitik: strategische Kommunikation zwischen verschiedenen
politischen Welten, Marburg: Metropolis-Verl. 2005, 403 S., ISBN: 3-89518-505-1
INHALT: "Aktuelle politische Auseinandersetzungen haben immer einen kommunikativen Kern.
Wenn, wie gegenwärtig in den Debatten um die 'Agenda 2010', Parteien, Gewerkschaften und
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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Arbeitgeber über den weiteren politischen Kurs in diesem Land streiten, dann ist der Ausgang
dieses Streits nicht allein von Interessen, Werten oder Standhaftigkeit bestimmt. Die Akteure
müssen, wenn sie wirksamen Einfluss nehmen wollen, zur Unmittelbarkeit ihrer Standpunkte,
gleichviel ob sie 'Wettbewerbsfähigkeit' oder 'soziale Gerechtigkeit' heißen, auf Distanz gehen und sich und ihrer Klientel die Auseinandersetzung mit den Mechanismen zumuten, die
über politischen Erfolg entscheiden. Den Fragen nach diesen Mechanismen, Kommunikationsformen und den Verarbeitungsmustern der jeweiligen Akteure wollen wir nachgehen.
Nach welchem wissenspolitischen Mechanismus werden Themen generiert, wie werden
'Themen zu Themen' und welche (politischen) Akteure bestimmen die politische Agenda?
Wie entwickeln sich Themen und Meinungen innerhalb der verschiedenen Akteurskonstellationen über die Zeit? Welche Themen und Akteure besetzen über einen längeren Zeitraum die
Kommentaragenda, welche sind eher flüchtig? Die Artikel sind unter folgenden Kapiteln zusammengefasst: 1. Theoretische Annäherungen an den Themenkomplex Kommunikation von
Reformprojekten; 2. Zwischen programmatischer Zielplanung und praktischer Politikberatung; 3. Kompatibilität zwischen politischen Prozessen und Produktionsprozessen des Mediensystems; 4. Zur Kommunikation sozial- und arbeitsmarktpolitischer Reformvorhaben; 5.
Institutionelle Voraussetzungen für erfolgreiche Politikberatung." (Autorenreferat)
[423-L] Hofmann, Wilhelm; Lesske, Franz (Hrsg.):
Politische Identität - visuell, (Studien zur visuellen Politik, 1), Münster: Lit Verl. 2005, 191 S.,
ISBN: 3-8258-8471-6
INHALT: Die Aufsätze gehen auf eine Tagung des Arbeitskreises Visuelle Politik zurück, die im
Rahmen des Mainzer Kongresses der DVPW 2003 stattfand. Der Band wurde durch einige
zusätzliche Texte ergänzt. In den theoretischen Beiträgen diskutieren die Autoren die 'Art der
Visibilisierung von Politik' und deren 'besondere Leistung einer visuellen Konstruktion von
politischer Identität' (6 f.) vor dem Hintergrund kommunikations- und medientheoretischer
Überlegungen. Die Thesen werden in exemplarischen Untersuchungen auf anschauliche Weise empirisch überprüft. Die Themenbreite reicht von 'Überlegungen zur US-Identität im Film
vor und nach dem 11. September 2001' (45) über 'Bemerkungen zum 'unübersehbaren' Identitätswandel der Grünen' (65) bis hin zu Untersuchungen über identitätsstiftende Medien in der
DDR und die Rolle 'visuller Kommunikation im Internet' (153) in der rechtsextremen Szene.
Aus dem Inhaltsverzeichnis: I. Theoretische Positionen: Wilhelm Hofmann: Politische Identität - visuell. Theoretische Anmerkungen zur visuellen Konstruktion politischer Identität (326); Daniel C. Henrich: Vom Sehen zum Sprechen - vom Beobachten zum Handeln: Anmerkungen zum Identitätsbegriff bei Jürgen Habermas (27-42); II. Exemplarische Untersuchungen: Tobias Bevc: Politische Identität im Film. Überlegungen zur US-Identität im Film vor
und nach dem 11. September 2001 (45-64); Benjamin Burkhardt: Joschka Fischer spielt Uncle Sam. Bemerkungen zum 'unübersehbaren' Identitätswandel der Grünen (65-86); Philipp
Fraund: Zur Funktion einer Elite - Das United States Marine Corps als Stifter nationaler Identität (87-109); Andreas Ilsmann / Alfred Kirpal: Die DDR als Wissenschaftsland? Themen
und Inhalte von Wissenschaftsmagazinen im DDR-Fernsehen (111-132); Detlef Kannapin:
'DDR-Identität' oder DDR-Bewußtsein im DEFA-Spielfilm? (133-152); Stefan MeierSchuegraf: Merkmale rechtsextremistischer visueller Kommunikation im Internet (153-173);
Andreas Wilhelm: Internationale Politik in den Bilderwelten des Kinofilms. Mittel zur Identitätsbildung oder Feindbildkonstruktion? (175-187). (ZPol, VS)
232
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
[424-L] Hofrichter, Jürgen:
Die Rolle der TV-Duelle im Bundestagswahlkampf 2002, in: Frank Brettschneider, Jan van
Deth, Edeltraud Roller (Hrsg.): Die Bundestagswahl 2002 : Analysen der Wahlergebnisse und des
Wahlkampfes, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 51-73, ISBN: 3-8100-4123-8
INHALT: Die Studie zur Rolle der TV-Duelle im Bundestagswahlkampf 2002 geht davon aus,
dass die TV-Duelle hier - insbesondere angesichts des knappen Wahlausgangs - einen bedeutenden Einfluss haben und im Zusammenwirken mit einer Reihe anderer Faktoren zu dem
knappen Wahlsieg der rot-grünen Bundesregierung beitragen. Diese Einschätzung beruht auf
Informationen aus verschiedenen Datenquellen: Zum einen auf Zuschauerbefragungen zur
Analyse der unmittelbaren, kurzfristigen Effekte der Duelle und zum anderen auf repräsentativen Trenderhebungen und der Wahltagsbefragung zur Analyse längerfristiger Wirkungen
bis zur Bundestagswahl. Die Ergebnisse der Erhebungen bei Zuschauern der Duelle, die unmittelbar nach den Sendungen durchgeführt werden, dokumentieren insbesondere für das
zweite Duell einen deutlichen kurzfristigen Effekt zugunsten G. Schröders und der SPD. Dabei spielt auch das Management der unvorhergesehenen Themen Flutkatastrophe in Ostdeutschland und Irak-Krieg durch Kanzler und Regierung eine wichtige Rolle. Ergebnisse der
für Wahlberechtigte repräsentativen Trenderhebungen zeigen ferner, dass Auswirkungen insbesondere des zweiten Duells auf die Kandidaten- und Parteienpräferenz bis zur Bundestagswahl anhalten. Daten aus der Wahltagsbefragung schließlich weisen darauf hin, dass der
Kandidatenfaktor in Person von Schröder bei der Stimmabgabe für die SPD die größte Rolle
spielt. TV-Duelle, so der Autor zusammenfassend, dürften in Zukunft auch in Deutschland
ein beständiges Element von Wahlkämpfen und der Wahlberichterstattung werden, da sie viel
mehr Wähler erreichen als alle Wahlveranstaltungen und alle anderen politischen Sendungen
im Fernsehen. Somit ist eine weiter zunehmende Rolle des Fernsehens für die Wahlentscheidung und die Inszenierung von Politik zu erwarten. (ICG2)
[425-L] Houchin Winfield, Betty; Peng, Zengjun:
Market or party controls?: Chinese media in transition, in: Gazette : the international journal
of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 3, S. 255-270 (Standort: USB Köln(38)MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/3/255)
INHALT: Die Studie untersucht, unterscheidet und diskutiert auf theoretischer Basis die Veränderungen im chinesischen Mediensystem in den letzten 20 Jahren als ein Ergebnis wirtschaftlicher Reformen. Während der Markt der neuen Medien die gegenwärtige chinesische Parteiorthodoxie durch den Anstoß einer Neuverteilung von Macht und Interessen herausfordert, argumentiert die Studie dahingehend, dass das westliche Modell eines freiheitlichen Mediensystems kaum eine Chance hat. In den Wellenbewegungen der Parteilinie bewegt sich das
chinesische Mediensystem unter dem Strich vom Totalitarismus hin zum Marktautoritarismus. Ausgehend von der Voraussetzung, dass frühere westliche Mediensysteme, die auf den
Vier Theorien und ihren Weiterentwicklungen beruhen, nicht auf den einzigartigen Fall Chinas anwendbar sind, schlagen die Autoren neue theoretische Perspektiven zu Untersuchungen
von Mediensystemen im Übergang vor. (UNübers.)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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[426-L] Huber, Sandra:
Internet-Wahl oder Stimmzettel - Wie wollen die Bürger wählen?, (BACES Discussion Paper,
No. 10), Bamberg 2005, 17 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.baces.uni-bamberg.de/Texte/Internetwahlen_Discussion_paper10.pdf)
INHALT: "Im Zuge der Durchdringung des Alltagslebens durch das Internet stellt sich die Frage,
ob nicht auch die Stimmabgabe bei politischen Wahlen künftig online erfolgen sollte. Die
rechtliche, technische und organisatorische Durchführbarkeit von Online-Wahlen wurde seit
Ende der 90er Jahre diskutiert. Die Frage, ob die Bevölkerung Internet-Wahlen aber tatsächlich wünscht und den auf diese Weise ermittelten Wahlergebnissen überhaupt Vertrauen entgegen brächte, wurde dagegen vernachlässigt. Umfragedaten aus unterschiedlichen Studien
belegen, dass die Zustimmung zu Internet-Wahlen sehr stark abhängig ist von der Erfahrung
im Umgang mit dem Medium Internet. Fehlt diese Erfahrung, so herrscht Skepsis vor. Die
Ergebnisse machen deutlich, dass, falls Schritte in Richtung Online-Wahl unternommen werden sollten, eine intensive Diskussion auch in der Öffentlichkeit erforderlich ist um das Vertrauen der Bürger zu gewährleisten." (Autorenreferat)
[427-L] Hulsink, Willem:
Tides in communication politics?: about shifting involvements and technologies of freedom
and the relevance of Albert Hirschman and Ithiel e Sola Pool for today's communication
studies, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr.
6, S. 569-574 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/6/569)
INHALT: Die Kommunikationspolitik hat über Jahrzehnte hinweg in den meisten westlichen
Ländern Instrumente zur Regulierung der Presse, des Rundfunks und des Telekommunikationssektors herausgebildet. Ithiel de Sola Pool hat 1983 eine Systematik kommunikationspolitischer Regularien entworfen, die auch heute noch gültig ist. Der erste Regulierungsbereich
umfasst die "wirtschaftliche Kontrolle" der Medienindustrie (Computerindustrie und Verlagswesen) und soll wirtschaftliche und politische Vielfalt in einer marktwirtschaftlichen
Ordnung sichern. Der zweite Bereich ist der der "inhaltlichen" Kriterien für die Vergabe von
Lizenzen an private und öffentliche Rundfunkveranstalter. Der dritte Bereich regelt die Wettbewerbsstruktur der Netzbetreiber auf dem Telekommunikationssektor. Die Kommunikationspolitik folgt dabei der Entwicklung der Kommunikationstechnologien wie einer Gezeitenfolge. Zunächst erscheinen die Technologien als Instrumente der Freiheit, die versprechen, an
der Herstellung einer besseren Welt mitzuwirken; in ihrer späteren Entwicklung zeigen sich
dann immer auch negative Effekte, die des staatlichen Eingriffs bedürfen. Für den Politökonomen Albert Hirschmann spiegeln sich in diesem Auf und Ab von Hoffnung und Frustration
die allgemeinen Widersprüche der menschlichen Existenz. (UN)
[428-L] Joux, Alexandre:
Theoretical approaches of the knowledge society at UNESCO, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 31/2006, Nr. 2, S. 193-214 (Standort: USB
Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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INHALT: Wenn es um die Entwicklung von Netzwerken auf dem Gebiet der Kommunikation
und die globale Informationsgesellschaft geht, ist die UNESCO zerrissen zwischen ihrem
Willen, den freien Gedankenfluss zu verteidigen, dem Pluralismus der Kulturen und der Notwendigkeit, den Austausch zu regulieren, wenn sie den Entwicklungsprozess in den am meisten benachteiligten Ländern sicherstellen will. Hinter rhetorischen Konflikten, die die diplomatischen Bemühungen maskieren, scheint es, dass die Organisation heute danach trachtet,
einen eigenen aber problematischen Weg auf dem Gebiet der Kommunikationspolitik einzuschlagen. (UNübers.)
[429-L] Kaschura, Kathrin:
Politiker als Prominente - die Sicht der Zuschauer, in: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage
zur Wochenzeitung Das Parlament, 2006, H. 7, S. 20-25 (Standort: USB Köln(38)-Ztg00926-a;
Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.bpb.de/files/NPAFHJ.pdf)
INHALT: "Wie nehmen Fernsehzuschauer die Auftritte von Politikern in Personality-Talks wahr?
Die hier vorgestellte Studie zeigt das gesamte Spektrum von individueller Wahrnehmung,
normativer Bewertung und emotionaler Wirkung auf. Ihr zentraler Befund sind vier Idealtypen von Nutzern bzw. Nicht-Nutzern." (Autorenreferat)
[430-L] Klein, Markus; Pötschke, Manuela:
Haben die beiden TV-Duelle im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 den Wahlausgang beeinflusst?: eine Mehrebenenanalyse auf der Grundlage eines 11-Wellen-Kurzfristpanels, in:
Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel, Bernhard Weßels (Hrsg.): Wahlen und Wähler : Analysen aus
Anlass der Bundestagswahl 2002, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 357-370, ISBN:
3-531-14137-6 (Standort: UB Kaiserslautern(386)-45.349.923)
INHALT: Die Studie zum Wahlverhalten der Bundesbürger bei der Bundestagswahl 2002 untersucht die direkten Einflüsse der TV-Duelle auf die Wählerentscheidungen. Dabei orientiert
sich die Untersuchung auf die Frage, welcher Kandidat jeweils als Gewinner der beiden TVDuelle angesehen wird und wie sich diese Wahrnehmung auf die Entwicklung der individuellen Wahlabsicht im Vorfeld der Wahl auswirkt. Die Ergebnisse basieren auf einer 11welligen Panelbefragung, die in den letzten sieben Wochen vor der Bundestagswahl vom
Meinungsforschungsinstitut Forsa erhoben wird. Die methodische Vorgehensweise umfasst
einen Mehrebenenansatz, der die Identifikation von möglichen Effekten der TV-Duelle auf
das Wahlverhalten ermöglicht. Die Untersuchung stützt die Annahme der Beeinflussung des
Wahlverhaltens und damit des Wahlausgangs durch die TV-Debatten. Dabei scheinen sowohl
Mobilisierungs- als auch Konversionseffekte aufgetreten zu sein. (ICG2)
[431-L] Kleinsteuber, Hans J.:
E-Government - und alles wird gut: von der Informationsgesellschaft zu iCan, in: Tanja Hitzel-Cassagnes, Thomas Schmidt (Hrsg.): Demokratie in Europa und europäische Demokratien :
Festschrift für Heidrun Abromeit, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 185-203, ISBN:
3-531-14128-7 (Standort: UB Münster Zweigbibl. Sozialwiss.(6A)-MB1200/189A)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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INHALT: Mit dem neuen Paradigma der Informationsgesellschaft gewannen auch die Felder EGovernment und elektronische Demokratie an Aktualität. Die Fortschritte auf diesem Gebiet
sind allerdings bisher recht bescheiden geblieben. Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten des
Internet im politischen Prozess vielfältig. Sie umfassen die Bereiche Information, Diskussion,
Partizipation, Transaktion und Administration. Interaktive Kommunikation kann die Monodirektionalität der klassischen Massenkommunikation überwinden helfen. Das Internet wurde
bisher jedoch kaum zur Stärkung der Position des Bürgers eingesetzt. Dabei zeigt ein Vergleich des deutschen Projekts DEMOS mit dem britischen iCan-Projekt, dass das Internet
sehr wohl für eine Intensivierung der Bürgerbeteiligung eingesetzt werden kann, wenn ein
echter politischer Wille dazu vorhanden ist. Dieser Wille ist gegenwärtig zumindest in
Deutschland jedoch nicht vorhanden. (ICE)
[432-L] Kleinwächter, Wolfgang:
Globalisierung und Cyberspace: der Weltgipfel über die Informationsgesellschaft weist den
Weg, in: Vereinte Nationen : Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, Jg. 54/2006, H. 1/2, S. 38-44
INHALT: "Der Weltgipfel über die Informationsgesellschaft hat auf zwei Konferenzen in Genf
(2003) und Tunis (2005) insgesamt vier Dokumente angenommen, die einen Katalog von
Kerngrundsätzen, allgemeine Verpflichtungen von Staaten, einen Aktionsplan sowie eine
Strategie zur Erreichung von bestimmten Zielen bis zum Jahr 2015 enthalten. Dieser Prozess
soll dabei eng mit dem Prozess zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs)
verzahnt werden. Eine der strittigsten Fragen war dabei die Zukunft der Verwaltung des Internets. Der Tunis-Gipfel hat nun beschlossen, ein neues globales Internet Governance Forum
(IGF) zu gründen, das erstmals Ende Oktober 2006 in Griechenland zusammen kommen
wird." (Autorenreferat)
[433-L] Krüger, Udo-Michael; Müller-Sachse, Karl H.; Zapf-Schramm, Thomas:
Thematisierung der Bundestagswahl 2005 im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen:
Ergebnisse des ARD/ZDF-Wahlmonitors 2005, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 12, S. 598612 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/krueger.pdf?foid=16119)
INHALT: Das Institut für empirische Medienforschung, IFEM, Köln, erfasste und analysierte die
wahlrelevanten Informationssendungen in den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen von ARD und ZDF sowie der Privatsender RTL und SAT.1 zwischen dem 23. Mai und
19. September 2005. Berücksichtigt wurden die politikrelevanten Sendungen im Hauptund
Spätabendprogramm. Danach stammen 83 Prozent vom Gesamtangebot an Wahlinformation
in den vier Programmen von ARD und ZDF. Die Privatsender boten im Vergleich zur Bundestagswahl 2002 in deutlich geringerem Umfang Wahlberichterstattung an. Zwei Drittel der
Wahlinformation beschäftigten sich mit dem Wahlkampf selbst, den parteiinternen Aktivitäten, Personaldiskussionen und Ereignissen im Verlauf des Wahlkampfs. Bei den Sachthemen
standen Steuern sowie Arbeit und Soziales an oberster Stelle. Eine besondere Rolle in der
Wahlbereichterstattung spielten Umfragen: An 39 Tagen berichteten die Nachrichtensendungen der vier Sender in insgesamt 57 Beiträgen über Umfrageergebnisse. Die großen Parteien
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
SPD und CDU/ CSU waren etwa gleich stark in den Informationssendungen präsent, ihre
Kandidaten erhielten ausgewogene Selbstdarstellungschancen. (UN2)
[434-L] Lee, Eun-Jeung:
Das Internet und die Entstehung einer Gegenöffentlichkeit: politische Mobilisierung in Korea zwischen 2000 und 2004, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 4, S. 808-823
(Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Internet ist in Südkorea zur 'fünften Gewalt' geworden. Es konkurriert erfolgreich
gegen die Printmedien, die traditionellen Gatekeeper. Eine alternative Öffentlichkeit ist entstanden, und die koreanische Demokratie selbst hat sich mit der Ausbreitung der Internetforen
verändert. Ein Großteil der politischen Debatten findet online statt, doch haben diese Debatten auch offline beträchtliche Wirkungen entfaltet, etwa nach der Amtsenthebung von Präsident Roh Moo Hyun im März 2004, als über das Internet eine breite Protestbewegung in
Gang gesetzt wurde. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich die Bedeutung der drei großen
konservativen Zeitungen, der Berufsjournalisten und der politischen Eliten erheblich verringert. Die öffentliche Meinungsbildung erfolgt nun über Millionen von aktiven Netizens. Die
häufig als delegativ kritisierte koreanische Demokratie wird auf diese Weise zur deliberativen
Demokratie. Die Erfahrungen der letzten Jahre wecken die Hoffnung, dass das Internet auch
in Zukunft positive Wirkungen auf die demokratischen Transformationsprozesse des Landes
entfalten wird und dürften daher auch für andere Länder innerhalb und außerhalb der Region
von Interesse sein." (Autorenreferat)
[435-F] Lessinger, Eva-Maria, M.A. (Bearbeitung); Holtz-Bacha, Christina, Prof.Dr. (Leitung):
Europawahl 2004
INHALT: Mehrere Studien zu verschiedenen Aspekten der Europawahlkampagne, u.a. zur Fernseh- und Presseberichterstattung und zur politischen Werbung.
METHODE: quantitative und qualitative Inhaltsanalysen; Experiment
VERÖFFENTLICHUNGEN: Esser, Frank; Holtz-Bacha, Christina; Lessinger, Eva-Maria: Contents and effects of political ads in Germany. in: Kaid, L.L. (ed.): The expansion election:
communication shared sovereignty in the 2004 European parliamentary elections.
ART: keine Angabe BEGINN: 2003-01 AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine
Angabe
INSTITUTION: Universität Erlangen-Nürnberg, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft (Postfach
3931, 90020 Nürnberg)
KONTAKT: Leiterin (Tel. 0911-5302-670, Fax: 0911-5302-674,
e-mail: [email protected])
[436-L] Lindner, Ralf:
Internetkommunikation zum Abbau von Demokratie- und Legitimitätsdefiziten?: das Beispiel von Parteien und Interessengruppen in Kanada, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg.
36/2005, H. 4, S. 823-838 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
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INHALT: "Kommunikationsaktivitäten von intermediären Organisationen lassen sich in drei
unabhängige Bereiche gliedern: Organisation, Interessenvermittlung und Integration. Das
Beispiel acht kanadischer Parteien und Verbände zeigt das Transformationspotential, das aus
der vermehrten Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien in der politischen Kommunikation erwächst. Kostenreduzierung und Effizienz waren bei ihnen die
Hauptmotivationen, Informations- und Kommunikationstechnologien einzuführen und anzuwenden. Unterschiede lassen sich bezüglich der Versuche feststellen, Politikinformation,
Kommunikation und Partizipation zu ermöglichen. Diese korrelierten deutlich mit den jeweiligen politisch-ideologischen Lagern. Es kommt in erheblichem Maße auf normative Leitbilder und kognitive Faktoren an, wie die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien genutzt werden." (Autorenreferat)
[437-L] Mai, Manfred:
Medienpolitik in der Informationsgesellschaft, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 263
S., ISBN: 3-531-14855-9
INHALT: Der Sammelband präsentiert medienwissenschaftliche und medienpolitische Beiträge
des Verfassers. Im ersten Teil werden theoretische und politische Grundlagen behandelt. Hier
geht es um Medien als soziales System, das duale Rundfunksystem in Deutschland, den
Strukturwandel von Medien und Medienwirtschaft, das Politikfeld der Medienpolitik, die Sicherung der Rundfunkfreiheit sowie steuerungstheoretische Probleme der Medienpolitik.
Durch die Medien bewirkte Veränderungen in Politik und Gesellschaft sind Gegenstand des
zweiten Teils. Solche Veränderungen betreffen den Funktionswandel von Parlament und Regierung, die Mediatisierung der Politik, Filmpolitik im Spannungsfeld von Kultur und Wirtschaft, neue Medien im Privathaushalt sowie Fragen der Medienethik. (ICE)
[438-L] Maier, Jürgen; Faas, Thorsten:
Schröder gegen Stoiber: Wahrnehmung, Verarbeitung und Wirkung der Fernsehdebatten
im Bundestagswahlkampf 2002, in: Jürgen W. Falter, Oscar W. Gabriel, Bernhard Weßels
(Hrsg.): Wahlen und Wähler : Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2002, Wiesbaden: VS
Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 77-101, ISBN: 3-531-14137-6 (Standort: UB Kaiserslautern(386)45.349.923)
INHALT: Die Studie zur Bundestagswahl 2002 befasst sich mit der Frage, ob die beiden TVDuelle den Ausgang der Wahl beeinflusst haben. Damit aber Fernsehdebatten Konsequenzen
für die politischen Orientierungen und das Wahlverhalten von Individuen haben können, sind
zwei Bedingungen notwendig: erstens der Konsum der Debatten und zweitens die Verarbeitung der während der Debatten angebotenen Informationen. In einem ersten Schritt werden
zunächst diese beiden Bedingungen vor dem Hintergrund bisheriger Befunde zu Wahlkämpfen diskutiert und Hypothesen für die Wahrnehmung, die Verarbeitung und die Wirkung der
Fernsehdebatten des Bundestagswahlkampfes 2002 formuliert. Die nachfolgenden Untersuchungen basieren auf Daten aus der Deutschen Wahlstudie 2002, in dessen Rahmen insgesamt 3.263 Personen befragt wurden. Die empirischen Ergebnisse gliedern sich entsprechend
der formulierten Annahmen in die Aspekte (1) Debattenwahrnehmung, (2) Debattenverarbeitung sowie (3) Debattenwirkung (Effekte auf die Wahlbeteiligung und die Wahlentscheidung). Die Daten belegen, dass die TV-Duelle nicht nur das mit Abstand attraktivste Wahl-
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
kampfereignis sind, sondern mit ihnen auch Wählersegmente angesprochen werden, die - da
politisch uninteressiert, weitgehend medienabstinent und parteipolitisch ungebunden - im
Rahmen eines traditionellen Wahlkampfes von den Parteien vermutlich nicht direkt, sondern
nur indirekt, d.h. über den Umweg der interpersonalen Kommunikation oder über die Massenmedien hätten erreicht werden können. Insgesamt haben - trotz der aus demokratietheoretischer Perspektive durchaus vorhandenen Schattenseiten - die TV-Debatten den Bundestagswahlkampf 2002 bereichert. Für die Attraktivität dieses Wahlkampfelements spricht nicht
nur, dass Wähler und Medien die Duelle unterm Strich positiv beurteilen. Auch die Politiker
scheinen Sendungen dieser Art zu begrüßen. (ICG2)
[439-L] Maier, Jürgen; Maier, Michaela:
Nebensache Europa: Parteienspots zur Europawahl 2004 und ihre Wirkung ; Ergebnisse
einer Experimentalstudie, in: Jens Tenscher (Hrsg.): Wahl-Kampf um Europa : Analysen aus
Anlass der Wahlen zum Europäischen Parlament 2004, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss.,
2005, S. 118-135, ISBN: 3-531-14340-9 (Standort: ULB Münster(6)-MK5110/186)
INHALT: Der Beitrag betrachtet mit den Fernsehwahlwerbespots der Parteien ein Medium, dem,
so die Ausgangsvermutung, gerade bei Europawahlen eine hohe Mobilisierungsfunktion zukommt. Dieser Vermutung und der Frage, in welchem Maße die Parteienwerbung zur Europawahl 2004 politische Orientierungen beeinflussten, wird anhand einer experimentellen Untersuchung nachgegangen. Dabei zeigen sich durchaus vielfältige - teils positive, teils negative - Effekte der Wahlwerbespots: So verbesserte sich einerseits das Faktenwissen der Probanden, andererseits ging von den Spots keine mobilisierende Funktion im Hinblick auf gesteigertes Interesse gegenüber der EU, die Relevanz europapolitischer Themen, das Gefühl
der Informiertheit oder die Wahlabsicht der Rezipienten aus. Dass die Spots z.T. sogar eher
zu einer Abwendung von Europa und der Europawahl führten, wird schließlich jedoch als logische Folge primär national ausgerichteter Spotinhalte interpretiert. Trotz aller Anstrengungen bleiben für viele Menschen "Brüssel" und "Straßburg" immer noch ferne Bürokratien,
"mit denen man nicht viel am Hut hat". Das ist insgesamt eine Fehleinschätzung, aber sie ist
wirksam.Auch fehlte der Wahl die zugespitzte Personalisierung, die das "kräftige Gewürz"
für eine Wählermobilisierung bildet. Viele Kandidaten, meist engagierte Europäer und fähige
Politiker, sind auf nationaler Ebene oft fast unbekannt. Alles in allem werden Europawahlen
als "Nebenwahlen" empfunden. (ICA2)
[440-L] Maier, Jürgen:
Wie stabil ist die Wirkung von Fernsehduellen?: eine Untersuchung zum Effekt der TVDebatten auf die Einstellungen zu Gerhard Schröder und Edmund Stoiber, in: Frank Brettschneider, Jan van Deth, Edeltraud Roller (Hrsg.): Die Bundestagswahl 2002 : Analysen der
Wahlergebnisse und des Wahlkampfes, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2004, S. 75-94,
ISBN: 3-8100-4123-8
INHALT: Die Studie zur Rolle der TV-Duelle im Bundestagswahlkampf 2002 befasst sich mit
der Frage, inwieweit Debatteneffekte über die Zeit hinweg stabil sind. So wird in einem ersten Schritt zunächst die Frage erörtert, wie der Auftritt von Kanzler G. Schröder und seinem
Herausforderer E. Stoiber in den Fernsehdebatten wahrgenommen wird und inwieweit sich
diese Wahrnehmungen auf die Einstellungen zu den beiden Kontrahenten niederschlagen. Die
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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entsprechenden Analysen stützen sich auf Daten, die im Rahmen eines Experimentes anlässlich der beiden Fernsehduelle in Augsburg und Bamberg gesammelt wurden. Zu beiden Debatten wurden nach einem vorher festgelegten Stichprobenplan am 25. August 36 (Augsburg)
bzw. 32 (Bamberg) sowie am 08. September 38 bzw. 35 Bürger eingeladen, das Rededuell
unter Aufsicht zu verfolgen. Dabei wurden die Probanden in zwei Gruppen eingeteilt: Die
erste Gruppe verfolgte die Duelle wie gewohnt im Fernsehen. Der zweiten Gruppe wurde
hingegen kein Bild zur Verfügung gestellt, sie konnte die Debatten nur im Radio verfolgen.
Auf diese Weise war es möglich, verbale und nonverbale Einflüsse der Debatten auf die politischen Orientierungen der Probanden zu trennen. Die Untersuchung offenbart eine Wirkung
der Duelle auf die Einstellungen zu den beiden Bewerbern um das Amt des Bundeskanzlers,
denn beide Debatten haben einen deutlichen Effekt auf die Bewertung von Kanzler und Herausforderer. Durch die Debatten wurden bereits vorhandene Dispositionen verstärkt. Die anschließende Untersuchung der Stabilität der Debatteneffekte zeigt jedoch, dass die Einstellungen über die Zeit hinweg nicht stabil sind, denn innerhalb von wenigen Tagen hat sich der
direkte Einfluss der Debatten zum Großteil verflüchtigt. Der Abbau von Debatteneffekten hat
sich aber nicht in allen Probandengruppen gleich schnell vollzogen. Als moderierende Variable wird die Verarbeitung der Duelle via Massenmedien und interpersonaler Kommunikation identifiziert. Diese steuern den Abschleifungsprozess. Eine intensive Auseinandersetzung
mit den Duellen und die Aufnahme von Informationen, die die eigenen Beobachtungen stützen, verlangsamen den Verfall von Debatteneffekten, während wenig Kommunikation über
dieses Thema und die Aufnahme dissonanter Informationen den Abbau von Debatteneffekten
beschleunigen. Dieser Zusammenhang lässt sich in der Tendenz auch in den definierten Teilgruppen feststellen. (ICG2)
[441-L] Meier, Henk Erik:
Die Regulierungskrise des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 54/2006, H. 2, S. 258-287 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Die Regulierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befindet sich in einer Krise.
Fragen nach den Ursachen, dem Verlauf und den Ergebnissen dieser Krise des Regulierungsregimes stehen im Mittelpunkt dieses Beitrags. Während die Rundfunkanstalten diese Regulierungskrise auf die standortpolitischen Interessen einzelner Länder und die neoliberale Ideologie der Europäischen Kommission zurückführen, argumentiert der folgende Beitrag anhand
von Überlegungen aus der politikwissenschaftlichen Forschung zur Dynamik von Regulierungsregimen (historischer Institutionalismus, Principal-Agent-Ansatz) und interpretiert die
Krise als Ergebnis einer Kumulation institutioneller Defizite des Regulierungsregimes. Diese
Defizite hatten einen schleichenden politischen Legitimitätsverlust zur Folge, der auf Grund
des Zusammentreffens verschiedener Faktoren zur Eskalation der Auseinandersetzungen
führte. Eine grundlegende institutionelle Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist jedoch wegen hoher Veränderungshürden ausgeblieben. Allerdings laufen die gegenwärtigen
Vorschläge zur Reform des Gebührenfestsetzungsverfahrens auf eine Suspendierung des bislang dominierenden Regulierungsprinzips der Programmautonomie hinaus." (Autorenreferat)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
[442-L] Metje, Christian:
Internet und Politik: die Auswirkungen des Onlinemediums auf die Demokratie, Saarbrücken: Logos-Verl. 2005, 265 S., ISBN: 3-8325-0923-2 (Standort: B d. PH Freiburg(Frei 129)PolA700:97)
INHALT: "Beschreibungen einzelner Onlineaktivitäten, wie sie oftmals in der Literatur zu finden
sind, bringen keinen wirklichen Erkenntnisgewinn, da sie sich häufig nur an den potentiellen
Nutzungsmöglichkeiten des Mediums orientieren. Daher bedarf es zunächst eines Rahmens,
mit dessen Hilfe die Auswirkungen des Internets auf liberale, parlamentarisch-repräsentativ
verfasste Systeme vergleichbar dargestellt und diskutiert werden können. Einen solchen
Rahmen bilden die demokratietheoretischen Bezugsgrößen Partizipation, Öffentlichkeit, Legitimität und Repräsentation. In ihm wurden in diesem Buch die Effekte des neuen Mediums
auf die Demokratie empirisch untersucht. Dabei kamen, um Tendenzen und Strukturen sichtbar zu machen, verschiedene multivariate Analysemethoden bei den Auswertungen der Befragungen von Internetnutzern, Politikern und Experten zur Anwendung. Sie haben geholfen,
das Wesentliche herauszustellen, nämlich ob das Internet nicht nur potentielle, sondern reale
Auswirkungen auf die Politik hat - beispielsweise durch eine mögliche Institutionalisierung
von Onlinewahlen, die Entwicklung von Onlineparteien, die Einführung digitaler Bürgerbegehren, die Bereitstellung von Kontaktmöglichkeiten zur Verwaltung und Administration,
etc. Da kein demokratietheoretisch geschlossenes Ableitungssystem für die Wirkungen des
Internets auf die Politik existiert, wird mit der Segmentierung anhand von Bezugsgrößen in
der vorliegenden Arbeit eine eher additive denn integrative Perspektive verfolgt, welche in
der Summe die Auswirkungen des Internets auf die Demokratie prononciert. Diesbezüglich
evoziert das Onlinemedium die auffälligsten Veränderungen im Bereich der politischen Partizipation. Durch einen Vergleich der Onlinepartizipationsformen mit den traditionellen Partizipationsformen gilt es zunächst, diese demokratietheoretisch komparabel darzustellen. Anschließend erfolgt durch die Analyse der Gruppenunterschiede von On- und Offlinepartizipierenden anhand von verschiedenen, in der politikwissenschaftlichen Literatur verbreiteten, partizipationsfördernden Merkmalen eine Untersuchung der Reinforcement- und der Mobilisierungsthese. Die dabei vollzogene Synthese von demokratietheoretischen Annahmen und empirischer Analyse mit dem Ziel der Verifikation bzw. Falsifikation einzelner Fragestellungen
ist paradigmatisch für die gesamte Arbeit. So werden auch in den weiteren Abschnitten des
Partizipationskapitels (Onlinewahlen und Parteienkommunikation) zunächst die demokratietheoretischen Ideale dargestellt, um anschließend anhand von Befragungsdaten empiristisch
die Realität zu interpretieren." (Textauszug)
[443-F] Michaelsen, Marcus, DEA (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr. (Betreuung):
Die Rolle des Internets im Transformationsprozess der Islamischen Republik Iran
INHALT: Die Verbreitung neuer Informationstechnologien hat weltweit hohe Erwartungen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf politische und gesellschaftliche Veränderung geweckt. Aufgrund seiner technischen Eigenschaften zwar gern als "Technologie der Freiheit" gepriesen,
erscheint jedoch der Einfluss des Internets auf Demokratisierungsprozesse in Transitionsländern bis jetzt begrenzt. Insofern müssen theoretische Annahmen zum Zusammenhang zwischen neuen Medien und politischer Transformation kritisch überdacht und durch empirische
Forschungen realistische Positionen entwickelt werden. Das Dissertationsvorhaben wählt in
diesem Zusammenhang die Islamische Republik Iran, im Rahmen derer zögerlichen politi-
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schen Liberalisierung Medien zunehmend an Bedeutung bei der Auseinandersetzung alternativer politischer Interpretationen sowie zivilgesellschaftlicher und individueller Ausdrucksformen mit dem religiös-ideologisch legitimierten Regime gewonnen haben. Unter Beachtung
der sozialen und politischen Realität Irans sollen Nutzung und Inhalte des Internets untersucht
werden, um so Aufschluss über seine Rolle in der politischen und kulturellen Entwicklung
der Islamischen Republik zu erhalten. Dazu sollen auf der Basis politikwissenschaftlicher
Überlegungen für den Transformationsprozess relevante soziale Gruppen ausgemacht, sowie
ihr Zugang zum Mediensystem Irans festgestellt werden. GEOGRAPHISCHER RAUM: Iran
METHODE: Anhand qualitativer Interviews und Inhaltsanalysen wird untersucht, ob und inwieweit das Internet den Akteuren, die einen Wandel des politischen Systems anstreben, eine Artikulation ihrer Positionen sowie die Mobilisierung von Unterstützung ermöglicht bzw. zur
Herausbildung alternativer Öffentlichkeiten beiträgt.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Stipendium;
Institut francais de Recherche en Iran -IFRI-, Teheran
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[444-L] Mittag, Jürgen; Steuwer, Janosch:
Legitimation durch Kommunikation?: Europas öffentliche Meinung und das Weißbuch über
europäische Kommunikationspolitik, in: Dokumente : Zeitschrift für den deutsch-französischen
Dialog, Jg. 62/2006, H. 3, S. 14-21 (Standort: USB Köln(38)-EWA Z297; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Europäische Kommission will gezielt der wachsenden Distanz zwischen Bevölkerung und Politik entgegenwirken. Der entscheidende Schritt in der politischen Kommunikation wäre jedoch nicht die angestrebte bessere Vermittlung vorgegebener Inhalte, sondern eine
lebendige europäische Debattenkultur." (Autorenreferat)
[445-L] Mükke, Lutz:
Der Parlaments-Broker, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus, 2005, Nr.
4, S. 34-40
INHALT: Elmar Brok ist nicht nur ein mächtiger Europa-Parlamentarier, sondern auch Bertelsmann-Lobbyist. Im Zusammenhang mit öffentlichen Debatten um Nebentätigkeiten von Bundes- und Landespolitikern Ende 2004 haben mehrere Journalisten die Tätigkeiten von Brok
beleuchten wollen. In seinem Beitrag zeichnet der Autor die journalistischen Recherchen von
mehreren Brüssel-Korrespondenten, insbesondere die des ARD-Korrespondenten Michael
Grytz nach und berichtet über die heftigen Reaktionen des Parlamentariers. Als interne Bertelsmann-Papiere aufgetaucht sind, die Broks Brüsseler Lobby-Arbeit für das Medienunternehmen belegten, verweigerte er die Aussage und bot mehrfach lediglich Statements an, die
nicht verändert werden durften. Sofort wandte er sich regelmäßig an die Chefredaktionen und
verlangte die Beendigung der Recherchen. Sein Anliegen hatte zuletzt Erfolg in der Redaktion der FAZ, als dem festen freien Brüssel-Korresponden Hajo Friedrichs nach seinem kritischen Beitrag über E. Brok untersagt wurde, im Politik-Ressort zu schreiben. (PT)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
[446-L] Munk, Nicole:
Politische Kommunikation zwischen Transparenzanspruch und Theatralisierung, in: Nicole
Munk, Georg Nienaber (Hrsg.): Standpunkte in der Stadtpolitik : kommunal-, regional- und medienwissenschaftliche Ansätze, Aachen: Shaker, 2004, S. 7-20, ISBN: 3-8322-3378-4 (Standort:
UB Duisburg(464)-PDH4692d)
INHALT: "Die Politik ist nur das, was auch in den Medien stattfindet": Diese These kennzeichnet
die wachsende Bedeutung der Medien im politischen System der Bundesrepublik Deutschland, die über ihre Informationsfunktion hinaus selbst zum politischen "Agenda-Setter" wird.
Die Autorin skizziert zunächst die Grundlagen der politischen Kommunikation und die Funktionen der Massenmedien, die folgendem Transparenzpostulat unterliegen: (1) der Durchsichtigkeit der in der Politik vollzogenen Willensbildungsprozesse als Herrschaftstransparenz, (2)
der Unterrichtung und Begründung von außerwirksamen Beschlüssen und politischen Institutionen als Problemtransparenz, (3) der Durchsichtigkeit historischer politischer Transparenz
als Geschichtstransparenz und (4) der Öffentlichmachung von Planungsprozessen der politischen Institutionen als Planungstransparenz. Die Autorin beschreibt ferner das Kommunikationsdilemma der Medien, denn sie sind einerseits ein Vermittler politischer Kommunikation
im Sinne der öffentlichen Meinungsbildung, unterliegen aber andererseits insbesondere seit
der Einführung kommerzieller TV-Sender bestimmten ökonomischen Interessen. Ihr Beitrag
schließt mit einigen Anmerkungen zur Medieninstrumentalisierung durch die Politik und zu
den Folgen politischer Inszenierung. (ICI2)
[447-F] Nehls, Sabine, M.A. (Bearbeitung); Kleinsteuber, Hans J., Prof.Dr. (Leitung):
Mitbestimmte Medienpolitik - Zustand und Zukunft gewerkschaftlicher Medienpolitik. Eine
Studie mit dem Schwerpunkt Hörfunk und Fernsehen
INHALT: 1. Ausgangslage und Rahmenbedingungen gewerkschaftlicher Medienpolitik eruieren
und darstellen. 2. Perspektiven entwickeln als Diskussionsgrundlage einer fundierten und engagierten arbeitnehmerorientierten Medienpolitik. 3. In mehreren Fallstudien die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen, vor allem mit dem Ziel, Anforderungen an und Informationsbedarfe von mitbestimmungspolitischen Akteuren in Aufsichtsgremien zu benennen. ZEITRAUM: 1999-2004, aber auch aktuelleres Material GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland
METHODE: akteurstheoretischer Ansatz; Konzept des Mehrebenensystems DATENGEWINNUNG: Aktenanalyse, offen; Beobachtung, teilnehmend; Gruppendiskussion; Qualitatives Interview; Standardisierte Befragung, schriftlich. Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2008-03 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Hans-Böckler-Stiftung
INSTITUTION: Universität Hamburg, Fak. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department
Sozialwissenschaften Institut für Politische Wissenschaft Arbeitsstelle Medien und Politik
(Sedanstr. 19, 20146 Hamburg)
KONTAKT: Bearbeiterin (Tel. 040-428386196, e-mail: [email protected])
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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[448-L] Noelle-Neumann, Elisabeth; Donsbach, Wolfgang; Kepplinger, Hans Mathias (Hrsg.):
Wählerstimmungen in der Mediendemokratie: Analysen auf der Basis des Bundestagswahlkampfs 2002, (Alber-Broschur Kommunikation, Bd. 29), Freiburg im Breisgau: Alber 2005, 242
S., ISBN: 3-495-48109-5 (Standort: UB Siegen(467)-31OVI4256)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Einleitung: Elisabeth Noelle-Neumann, Wolfgang Donsbach und
Hans Mathias Kepplinger: Wählerstimmungen in der Mediendemokratie (9-16); Elisabeth
Noelle-Neumann und Wilhelm Haumann: Pendelbewegungen. Ursachen der Meinungsumschwünge zwischen 1998 und 2002 (17-43); Wolfgang Donsbach und Olaf Jandura: Auf verlorenem Posten. Selbstdarstellung der Parteien in Pressemitteilungen und ihre Darstellung in
den Medien (44-68); Wolfgang Donsbach und Olaf Jandura: Rückkehr des Kanzlerbonus.
Redepräsenz der Kanzlerkandidaten in den Fernsehnachrichten (69-90); Hans Mathias
Kepplinger und Thomas Roessing: Präsenzen und Tendenzen. Politische Rolle und Position
als Ursachen der Fernsehberichterstattung (91-103); Wolfgang Donsbach und Kerstin Weisbach: Kampf um das Meinungsklima. Quellen und Inhalte der Aussagen über den möglichen
Wahlausgang (104-1027); Elisabeth Noelle-Neumann und Thomas Petersen: Verlorener Mut.
Test der Schweigespirale anhand der Redebereitschaft von SPD- und CDU-Anhängern (128140); Wolfgang Donsbach und Olaf Jandura: Urteile mit Verfallsdatum. Einflüsse auf die
Wahrnehmung des ersten Fernsehduells (141-163); Elisabeth Noelle-Neumann und Thomas
Petersen: Verlorene Meinungsführerschaft. Wie das Fernsehen die Rolle der persönlichen
Kommunikation im Wahlkampf verändert (164-186); Hans Mathias Kepplinger und Thomas
Roessing: Elbhochwasser und Bilderflut. Nicht die Realität sondern ihre Darstellung beeinflusste das Wahlverhalten (187-207); Wolfgang Donsbach, Olaf Jandura und Thomas Petersen: Methoden des Projekts (208-230).
[449-L] Ociepka, Beata:
Populismus und Massenmedien: Anmerkungen zur Rolle der Medien, in: Rudolf von Thadden, Anna Hofmann (Hrsg.): Populismus in Europa - Krise der Demokratie?, Göttingen: Wallstein,
2005, S. 31-42, ISBN: 3-89244-944-9 (Standort: UB Siegen(467)-31OYU2840)
INHALT: Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Rolle der Medien bei der Vermittlung politischer
Inhalte. Die Verfasserin zeichnet anhand zahlreicher Beispiele populistischer Botschaften, die
aufgrund der fortgeschrittenen Mediatisierung und Personalisierung der Politik leicht an den
Empfänger gelangen, den Trend zur Entstehung einer "Demokratie der öffentlichen Meinung"
nach. Am Beispiel des Wahlkampfs vor dem EU-Referendum 2003 in Polen und dreier polnischer Parteien, der Samoobrona, der Liga Polskich Rodzin und der Prawo i Sprawiedliwosc,
werden die Themen der Populisten nachgezeichnet - nationalistische Elemente und antideutsche Stereotype. Für Populisten stellt vor allem das Fernsehen ein ideales Medium dar. Schon
die Einbeziehung der Populisten in die Berichterstattung der Medien kann eine Form von unfreiwilliger - Unterstützung sein. Die Populisten verstehen die Mediendemokratie nicht als
kommunikativ-diskursives Demokratieelement, sondern als Feld grenzenloser Manipulationsmöglichkeiten. (ICE2)
[450-F] Opitz, Stephanie, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Vowe, Gerhard, Univ.-Prof.Dr. (Leitung):
Professionelle Dienstleister in der politischen Kommunikation
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
INHALT: Ziele: a) systematische Erfassung des Profiles der politischen Kommunikationsdienstleister im Querschnitt durch Exploration; b) geplante Ergebnisse: empirisch basierte
Typologie, Umrisse der Grundgesamtheit und Hypothesensatz. GEOGRAPHISCHER RAUM:
Bundesrepublik Deutschland
METHODE: Methodologie: "Stufenmodell empirisch begründeter Typenbildung" (Kluge 1999);
Professionalisierungsansatz. Untersuchungsdesign: Querschnitt DATENGEWINNUNG: Inhaltsanalyse, offen (Stichprobe: 36; Websites der Dienstleister in Befragungssample; Auswahlverfahren: bewusst). Beobachtung, teilnehmend (Stichprobe: 1; Dienstleister im Rahmen
des Pretests für Befragungsinstrument; Auswahlverfahren: bewusst). Qualitatives Interview
(Stichprobe: 36; Dienstleister des Befragungssamples; Auswahlverfahren: bewusst). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-10 ENDE: 2007-09 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Düsseldorf, Philosophische Fakultät, Sozialwissenschaftliches Institut Lehrstuhl für Kommunikations- und Medienwissenschaft I (Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf)
KONTAKT: Leiter (Tel. 0211-81-14014, e-mail: [email protected])
[451-L] Plehwe, Kerstin (Hrsg.):
Mit Dialogmarketing zum Wahlerfolg: Fachbeiträge namhafter Experten ; Checklisten, internationale Fallbeispiele, (Helios Media Bibliothek), Berlin: Helios Media 2005, 253 S., ISBN:
3-9810024-1-5 (Standort: ULB Münster(6)-MF4700/16A)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Kerstin Plehwe: Politische Kommunikation auf dem Weg in das
Dialogzeitalter (19-30); Stefan Engels: Rahmenbedingungen für den Einsatz des Dialogmarketings zur Wahlwerbung (31-46); Andreas Scherfke: Das Mailing als Instrument des politischen Dialogmarketings (47-82); Torsten Schwarz: E-Mail-Marketing (83-126); Kai Uwe
Bunting/Tobias Stock: Voter Relationship Management: Der digitale Wahlkampf (127-140);
Patrick Tapp/Edith Herrmann: Telemarketing und Mehrwertdienst als Marketinginstrument
im Wahlkampf (141-168); Peter Radunski: Die Bedeutung des Mailings im britischen Wahlkampf 2005 (169-180); Ralf Guldenzopf/Mario Voigt: Im Dialog mit dem Wähler - Campaigning American Style 2004 (181-204); Rudolf Hetzel/Manuel Lianos: Nur noch 72 Stunden: 'Get Out the Vote!' (205-226).
[452-L] Rabieh, Sami:
Zwischen Inter- und Transnationalismus: die Kommunikationspolitik der UNESCO nach
1989/1990, Frankfurt am Main 2006, V, 125 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgibin/dokserv?idn=979223210&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=979223210.pdf;
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/2474/pdf/UNESCO_Rabieh_2006.pdf)
INHALT: "Die Dissertation widmet sich dem Wandel in der UNESCO-Kommunikationspolitik
seit dem Ende des Ost-West Konflikts, um zu klären, welche demokratisierenden Gestaltungspotenziale eine auf die Organisation gerichtete Kommunikationspolitik bietet und welche anderen Pfade gegebenenfalls noch darüber hinaus beschritten werden müssen. Aufbauend auf v.a. gramscianischen Theoriesträngen werden zunächst aktuelle soziale Transformationsprozesse ('Globalisierung') als Interpretationsrahmen für die Analyse der UNESCO darge-
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stellt. Dem folgt eine historische Aufarbeitung der internationalen Kommunikationspolitik
bzw. der UNESCO bis 1989/1990 sowie ein empirischer Teil, der die Entwicklung der Organisation im Politikfeld bis in die Gegenwart untersucht. Eine Synopse und Erörterung alternativer Handlungsoptionen schließen die Arbeit ab. Zusammengenommen erweist sich die Eingangsthese zur Herausbildung eines transnationalen Systems und die damit verbundene Skepsis bezüglich der Demokratisierungspotentiale inter-staatlicher Apparate als korrekt. Die politische Form und Praxis der UNESCO, in der ausschließlich Staatenvertreter zu Kommunikationsprozessen und Entscheidungen fähig und befugt sind, hat im Internetzeitalter keine
Grundlage mehr und wird wegen neuer politischer Terrains sowie der Beliebtheit amerikanischer Pop- und Cyberkulturen kein 'comeback' mehr erleben. Emanzipatorische Strategien
sollten sich deshalb auf eine basisdemokratische Vernetzung mittels neuer Medien konzentrieren." (Autorenreferat)
[453-F] Ritter, Martin, Dipl.-Medienwiss. (Bearbeitung); Hafez, Kai, Prof.Dr. (Betreuung):
"Hauptsache frei" - Medien und Demokratisierung in Kambodscha
INHALT: Die Situation: "Wir streben danach, dass am meisten demokratische Land Asiens zu
werden." Mit diesen Worten des ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Prinz
Norodom Ranariddh startete Kambodscha in eine neue Ära. Eine Ära, die nach französischer
Fremdherrschaft, amerikanischer Aggressionspolitik, Völkermord des Regimes der Roten
Khmer und kommunistisch-vietnamesischen Protektorat mit dem Pariser Friedensabkommen
vom 23. Oktober 1991 begann und in den Jahren 1992/1993 den bis dahin größten UNFriedenseinsatz zur Folge hatte. Aber ebenso eine Ära, an deren Beginn eine demokratische
Verfassung stand, die Kambodscha Frieden und Souveränität brachten. Deutlich aber auch eine Zeit, die geprägt ist von Konsolidierungsproblemen und erneut jenen ehemals kommunistischen Machthabern zur Regierung verhalf. Aus heutiger Sicht auf jeden Fall eine Epoche,
die es augrund ihres Verlaufs und ihrer Ergebnisse Wert ist, im Zusammenhang mit den Demokratisierungsbemühungen in Afghanistan und im Irak näher betrachtet zu werden. Die
Fragestellung: Ausgangspunkt der Arbeit ist jene im Jahr 1993 verabschiedete Verfassung,
die im Wesentlichen ihren westlichen Vorbildern entspricht. Untersucht wird in diesem Zusammenhang, ob das kambodschanische Mediensystem geeignet ist, die der Massenkommunikation zugewiesenen normativen Demokratiefunktionen (Artikulations-, Informations-, Kritik- und Kontrollfunktionen) zu erfüllen. Folglich jene Demokratiefunktionen die gern als
vierte Gewalt bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang gilt es zu untersuchen, inwiefern
eine durch direkten Besitz durch die Regierungspartei gekennzeichnete Presse- und Rundfunklandschaft, die fehlende Rundfunkgesetzgebung, das repressive Vorgehen des Informationsministeriums sowie die fast wie ein Widerspruch erscheinende explosionsartige Entwicklung des privaten Mediensektors Strukturen generieren, die die demokratische Konsolidierung beeinflussen. Die Durchführung: Dieses Projekt wird von der Thüringisch Kambodschanischen Gesellschaft und ihrer kambodschanischen Partnerorganisation, der NGO COMPED
durchgeführt. Als Partner konnte die Konrad-Adenauer-Stiftung, das Cambodia Communication Institut der Universität Phnom Penh sowie die NGO Open Forum of Cambodia gewonnen werden. Die wissenschaftliche Betreuung übernimmt der Lehrstuhl Internationale Kommunikation der Universität Erfurt. GEOGRAPHISCHER RAUM: Kambodscha
METHODE: Geplant sind während der zweijährigen Laufzeit qualitative Einzelinterviews mit
Experten der Medienwirtschaft, mit Journalisten, mit dem Informationsministerium sowie der
politischen Opposition. Weiterhin werden mit Hilfe des Cambodia Communication Instituts
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
Inhaltsanalysen der Presse, des Hörfunks sowie des Fernsehens durchgeführt. Die Inhaltsanalysen werden qualitativ und quantitativ erhoben.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: KonradAdenauer-Stiftung e.V.
INSTITUTION: Universität Erfurt, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft, insb. Vergleichende Analyse von Mediensystemen, Kommunikationskulturen
(Nordhäuser Str. 63, 99089 Erfurt)
KONTAKT: Bearbeiter (e-mail: [email protected])
[454-L] Römmele, Andrea:
Personen oder Inhalte?: Politikvermittlung in deutschen Wahlkämpfen, in: Jürgen W. Falter,
Oscar W. Gabriel, Bernhard Weßels (Hrsg.): Wahlen und Wähler : Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2002, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 414-433, ISBN: 3-531-14137-6
(Standort: UB Kaiserslautern(386)-45.349.923)
INHALT: Die Studie zum Wahlverhalten untersucht die Personalisierung der Medienberichterstattung und geht dabei der Frage nach, inwieweit auch die Medienberichterstattung über
Wahlkämpfe Themen und politische Alternativen über Kandidaten vermittelt oder ob vielmehr eine Entpolitisierung zu beobachten ist. Die Untersuchung umfasst eine Inhaltsanalyse
der Printmedien und ihrer politischen Informationsvermittlung während der Bundestagswahlkämpfe 1972, 1987 und 2002. In das Thema einführend, wird zunächst die Rolle von Kommunikation und Wahlkämpfen in repräsentativen Demokratien erörtert. Der zweite Schritt liefert sodann den Forschungsstand zur Personalisierung der Medienberichterstattung in Wahlkämpfen. Der dritte Schritt präsentiert die empirische Untersuchung, also die Vorstellung des
Studiendesigns und die Darstellung der Ergebnisse. Demnach kann von einer wachsenden
Bedeutung der Spitzenkandidaten in der Politikvermittlung nicht die Rede sein. Nur 15 Prozent der akteursbezogenen Sätze sind mit den Spitzenkandidaten verbunden. Trotzdem ist die
Personalisierung der Medienberichterstattung nicht von der Hand zu weisen, da eine steigende Konzentration auf die Spitzenpolitiker, in erster Linie die Minister als Fachvertreter, zu
beobachten ist. Die Befunde werden abschließend im Lichte der Amerikanisierungs- und Präsidentialisierungsthese diskutiert. (ICG2)
[455-L] Saleh, Adel:
Uses and effects of new media on political communication in the United States of America,
Germany and Egypt, Marburg: Tectum Verl. 2005, 298 S., ISBN: 3-8288-8903-4 (Standort:
Bayer. SB München(12)-2006.19196)
INHALT: "The book by Adel Saleh is a pioneer study of Internet campaigning. It provides a
comprehensive and up-to-date overview of the distribution, usage, and effect of the Internet
as a means of political communication. In the empirical part the author has developed a
methodological model for the empirical and quantitative analysis of websites. He presents his
own international comparative study investigating the Internet presence of parties and candidates in Germany, the USA, and Egypt in the recent or upcoming elections respectively. The
author interprets the results and relevant studies with regard to the accomplishments of the
Internet in democratization processes and political mobilization. When considering even the
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
247
skeptical arguments and findings of the study, he sees good opportunities for the Internet to
help overcome the 'digital divide' in political participation." (author's abstract)
[456-L] Sarikakis, Katharine:
Defending communcative spaces: the remits and limits of the European Parliament, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 2, S. 155-172
(Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/2/155)
INHALT: Die Rolle des Europaparlaments bei der Gestaltung von Medien- und Kulturpolitik ist
ein noch weitgehend unbeachtetes Forschungsfeld und das trotz der Implikationen der aktiven
Beteiligung der Institution an supranationalen Beschlussfassungen zu Regelungen für eine
emanzipatorische Politik in Europa. Auf der Basis eines historischen Überblicks argumentiert
der Beitrag dahingehend, dass das Europaparlament erfolgreich existierende kommunikative
Freiräume verteidigt und die Schaffung neuer Freiräume vorangetrieben hat. Bei seinen Bemühungen, die europäischen Kommunikationsformen und die europäische Kultur gegen den
Prozess der kulturellen Vorherrschaft zu verteidigen, hat es aber dabei versagt, Vorherrschaften innerhalb der EU zu erkennen. Der Beitrag positioniert die Institution innerhalb eines supranationalen Arrangements wirtschaftlicher und politischer Macht und identifiziert die strukturellen Zwänge und Widerstände, die einer Politik, in deren Mittelpunkt das öffentliche Interesse steht, entgegenstehen. (UNübers.)
[457-L] Scheufele, Bertram; Schünemann, Julia; Brosius, Hans-Bernd:
Duell oder Berichterstattung?: die Wirkung der Rezeption des ersten TV-Duells und der
Rezeption der Nachberichterstattung im Bundestagswahlkampf 2002, in: Publizistik : Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung ; Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Jg. 50/2005, Nr. 4, S. 399-421 (Standort: UB Bonn (5)Z57/193; USB Köln(38)-FHM AP00663; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Bundestagswahlkampf 2002 gab es erstmals zwei Fernsehduelle zwischen einem
deutschen Bundeskanzler und seinem Herausforderer. Damit bestand in Deutschland die
Möglichkeit, die Wirkung der Fernsehduelle im Verhältnis zur Nachberichterstattung zu untersuchen. Mit einer Kombination aus Inhaltsanalyse der Nachberichterstattung und repräsentativer Bevölkerungsbefragung untersuchten wir, wie die Rezeption des ersten der beiden Duelle und die Rezeption der Nachberichterstattung zusammenspielten. Die Wähler ließen sich
sowohl von ihrem Realeindruck als auch vom Fremdeindruck aus den Medien beeinflussen.
Einerseits zeigten sich Effekte auf die Eindrücke vom Auftreten der Kandidaten und vom
Sieger des Duells. Andererseits veränderten sich generelle Vorstellungen der Befragten von
Persönlichkeit und Kompetenz der Kandidaten. Zumindest kurzfristig wurden selbst Kandidaten- und Parteipräferenzen beeinflusst." (Autorenreferat)
248
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
[458-L] Schicha, Christian:
"Europa" in politischen Fernsehgesprächssendungen: eine exemplarische Betrachtung von
"Sabine Christiansen" und "Berlin Mitte, in: Jens Tenscher (Hrsg.): Wahl-Kampf um Europa :
Analysen aus Anlass der Wahlen zum Europäischen Parlament 2004, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2005, S. 177-194, ISBN: 3-531-14340-9 (Standort: ULB Münster(6)-MK5110/186)
INHALT: Das Interesse der breiten Öffentlichkeit an der Europawahl 2004 hielt sich in engen
Grenzen. Die Spitzenkandidaten waren weitgehend unbekannt. Die Parteien verzichteten im
Wahlkampf z.T. ganz darauf, mit den Gesichtern der Brüsseler Kandidaten zu werben und
setzten eher auf die Plakatierung von bekannten Bundespolitikern oder allgemeinen Slogans.
Die Abläufe im europäischen Parlament sind nach wie vor für den überwiegenden Teil der
breiten Bevölkerung wenig transparent und Europa gehört auch im Rahmen der Fernsehberichterstattung nicht gerade zu den zentralen Themen. Gleiches gilt auch für die politischen
Talkrunden des Fernsehens: Im gesamten Jahr 2004 widmeten sich lediglich drei Ausgaben
von "Berlin Mitte" (ZDF) und zwei Ausgaben von "Sabine Christiansen" (ARD) explizit EUspezifischen Aspekten. Zwei dieser Sendungen kurz vor der Wahl werden im vorliegenden
Beitrag einer exemplarischen Analyse unterzogen. Dabei wird der Frage nachgegangen, in
welcher Form die EU in den beiden populärsten politischen Fernsehtalkshows im öffentlichrechtlichen Fernsehen der BRD erörtert wurde. Zunächst werden nach grundlegenden Bemerkungen zum Genre der politischen Talkshow die gewählten Formate in einen allgemeinen
Rahmen gestellt, um einige Spezifika der jeweiligen Sendetypen sowie Charakteristika im
Moderationsstil der Gesprächsleiterinnen aufzuzeigen. Daran anschließend werden die Kernaussagen der Diskussionsrunden aus den beiden untersuchten Sendungen - im Sinne "dichter
Beschreibungen" (Geertz) - skizziert. In einem abschließenden Fazit werden die beschriebenen Aussagen der Diskutanten und Moderatorinnen hinsichtlich der Fragestellung bewertet
und verglichen. (ICA2)
[459-F] Schmitt-Beck, Rüdiger, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Kampagnen-Dynamik. Eine Rolling Cross-Section/ Panel-Studie zu den Wirkungen des
Wahlkampfes bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005
INHALT: Ziel des Projektes ist die erste umfassende Analyse der Wirkungen eines Wahlkampfes
auf das Wählerverhalten in Deutschland. Studien aus anderen Demokratien haben in jüngerer
Zeit belegt, dass Wahlkämpfe wichtiger sind als traditionell vermutet. Am Beispiel der vorgezogenen Bundestagswahl im Herbst 2005 soll untersucht werden, ob und wie die Ereignisse
des Wahlkampfes (politische Stellungnahmen und öffentliche Inszenierungen, aber auch Fehler der Parteien und ihrer Kandidaten sowie politische und unpolitische "externe" Ereignisse)
Wahrnehmungen, Einstellungen und Wahlentscheidungen der Wähler sowie darüber vermittelt das Ergebnis dieser außergewöhnlichen Wahl beeinflussen. Um diese Dynamik einzufangen, soll auf eine innovative, in Deutschland noch nie eingesetzte Methode zurückgegriffen
werden, die in den letzten Jahren in mehreren Ländern mit eindrucksvollem Erfolg für Wahlkampfanalysen angewandt wurde: eine national repräsentative Rolling Cross-SectionUmfrage mit täglichen Interviews auf der Basis von Zufallsstichproben über den Gesamtverlauf des Wahlkampfes, die durch eine nach der Wahl realisierte zweite Panelwelle angereichert wird. Verknüpft mit Analysen der Wahlkampagnen der Parteien und ihrer Darstellung
in den Massenmedien werden diese Daten sowohl auf Aggregat- als auch auf Individualebene
detaillierten Aufschluss über die dynamischen Effekte des Wahlkampfgeschehens auf die O-
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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rientierungen der Wähler zu Parteien, Kandidaten und Issues, aber auch auf ihre politische
Involvierung und ihre Unterstützung des politischen Systems geben. GEOGRAPHISCHER
RAUM: Bundesrepublik Deutschland
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER: Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, FB Gesellschaftswissenschaften,
Institut für Politikwissenschaft Professur für Politikwissenschaft, insb. Politik und Kommunikation (Lotharstr. 65, 47048 Duisburg)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0203-379-2051, Fax: 0203-379-2318,
e-mail: [email protected])
[460-L] Schmitt-Beck, Rüdiger; Schwarz, Frank; Cyrus, Abbaszadeh; Winter, Stephan:
Wahlkommunikation im Internet: eine Exploration zur Nutzung von "Informationslotsen"
am Beispiel des "WählerInformationsSystems" zur Europawahl 2004, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, Jg. 36/2005, H. 4, S. 839-853 (Standort: USB Köln(38)-XF148; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Obwohl sich die Zahl der Bürger mit Internetzugang in den letzten Jahren rasant vergrößert hat, ist die Nutzung politischer Angebote im Internet nach wie vor ein ausgeprägtes
Minderheitenphänomen. Umfragedaten und Nutzungsprotokolle des Online-'WählerInformationsSystems' zur Wahl des Europäischen Parlaments 2004 zeigen, wie deutsche Wähler mit
unabhängigen wahlpolitischen Informationsinfrastrukturen im Internet (so genannten Informationslotsen) umgehen. Lediglich eine kleine 'elektronische Informationselite' nimmt die
durch solche Angebote eröffnete Chance wahr, umfassend informierte Wahlentscheidungen
zu treffen. Diese 'Informationselite' ist hoch gebildet und relativ jung, aber auch stark politisiert und parteipolitisch gebunden. Die Nachfragesteuerung der Informationsgewinnung im
Internet verursacht erhebliche 'Informationskosten', welche die meisten Wähler nicht tragen
wollen oder können; sie verlassen sich lieber auf die vorstrukturierten Informationsangebote
der Medien und der Parteien." (Autorenreferat)
[461-L] Schulz, Winfried; Zeh, Reimar:
The changing election coverage of German television: a content analysis, 1990-2002, in:
Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 4, S. 385407 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.atypon-link.com/WDG/toc/comm/30/4)
INHALT: Der Beitrag konstatiert erhebliche Veränderungen der deutschen Wahlberichterstattung
zwischen 1990 und 2002, sowohl was den Stil als auch was die Inhalte angeht. Die Ergebnisse basieren auf einer Inhaltsanalyse der abendlichen Hauptnachrichtensendungen der vier
größten Fernsehsender, die vier Bundestagswahlen umspannt. Im Beobachtungszeitraum hat
das Fernsehen seine Berichterstattung über die Spitzenkandidaten enorm ausgeweitet. Obwohl sich die Präsenz der Kandidaten in den Nachrichten erhöhte, waren diese nicht in der
Lage, ihre Themen zu den Zuschauer überzubringen. Der inhaltliche Diskurs der Nachrichten
beschränkte sich auf Wahlen und Wahlkampf als Themen. Fragen des Wahlkampfstils, das
"Spielschema" (game schema) und Umfragen wurden immer mehr hervorgehoben. Die Zahl
der markanten Sprüche nahm zu, wobei ihre durchschnittliche Länge leicht abnahm. Die
Lebhaftigkeit und Farbigkeit der Kandidatenpräsentation erhöhte sich und machte sie für das
250
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
Publikum attraktiver. Auf der anderen Seite gibt es keinen Anhaltspunkt für einen wachsenden Negativismus. Die zu beobachtenden Trends bei Umfang und Art der Kandidatenpräsentation lassen sich als eine zunehmende Personalisierung und Dramatisierung der Fernsehberichterstattung interpretieren. Die Veränderungen entsprechen teilweise dem Konvergenzmuster (d.h. der gegenseitigen Angleichung öffentlichrechtlicher und privater Programme).
Diese Entwicklungen haben zum Teil ihre Wurzeln in den Veränderungen auf dem deutschen
Fernsehmarkt. Andere Ergebnisse lassen sich durch historische Ereignisse wie die deutsche
Vereinigung von 1990 und die Kandidatenkonstellation bei den einzelnen Wahlen erklären.
Trotz einiger Ähnlichkeiten mit Entwicklungen in den USA wäre es nach Meinung der Autoren unzutreffend, die beobachteten Veränderungen der deutschen Wahlberichterstattung als
"Amerikanisierung" zu bezeichnen. (UNübers.)
[462-L] Schulz, Winfried; Zeh, Reimar:
Die Fernsehpräsenz der Kanzlerkandidaten im Wandel: Analyse der Wahlkampfberichterstattung 1990-2002, in: Frank Brettschneider, Jan van Deth, Edeltraud Roller (Hrsg.): Die Bundestagswahl 2002 : Analysen der Wahlergebnisse und des Wahlkampfes, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2004, S. 95-117, ISBN: 3-8100-4123-8
INHALT: Die Studie zur Wahlforschung untersucht Veränderungen und Kontinuitäten im Medienbild am Beispiel der Berichterstattung des Fernsehens im Vorfeld der Bundestagswahlen
1990 bis 2002. Die Betrachtung konzentriert sich auf die Darstellung der Spitzenkandidaten,
d.h. auf den jeweiligen Bundeskanzler und seinen Herausforderer. Das sind bei den Bundestagswahlen 1990 Kohl und Lafontaine, 1994 Kohl und Scharping, 1998 Kohl und Schröder
sowie 2002 Schröder und Stoiber. Die Untersuchung ist in erster Linie für die Prüfung von
Personalisierungstendenzen in der Berichterstattung ausgelegt, zieht aber auch andere Aspekte der Amerikanisierungs- und Medialisierungsthese in Betracht. So sind folgende Fragen von
Interesse: (1) Haben sich Umfang und mediale Form der Kandidatenpräsenz verändert? (2)
Besteht ein Amtsbonus des Bundeskanzlers? (3) Lässt sich ein Trend der Entsachlichung feststellen? (4) Werden die Kandidaten gemäß apolitischer Eigenschaften dargestellt? (5) Gibt es
einen zunehmenden Negativismus in der Kandidatendarstellung? (6) Nimmt die Authentizität
der Kandidatenpräsentation ab? Die Ergebnisse basieren auf der quantitativen Inhaltsanalyse
der Hauptabendnachrichten der vier Fernsehsender ARD, ZDF, RTL und SAT1 in den letzten
vier Wochen vor dem Wahltag. Die Untersuchung macht deutlich, dass sich die Wahlkampfberichterstattung im Untersuchungszeitraum bemerkenswert, teils dramatisch verändert hat.
Den Wandel jedoch als 'Amerikanisierung' zu bezeichnen, würde den Einfluss solcher Faktoren wie der deutschen Wiedervereinigung 1990, der Flutkatastrophe 2002 und der jeweiligen
Kandidatenkonstellationen auf die Berichterstattung verschleiern. Das Etikett ist allenfalls
vertretbar, wenn damit auf eine ähnliche Orientierung der deutschen Wahlkampfberichterstattung an einigen Nachrichtenwertkriterien und Stilmerkmalen hingewiesen werden soll, wie
sie vom US-amerikanischen, kommerziellen Fernsehen bekannt sind. (ICG2)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
251
[463-L] Schwengel, Hermann; West, Klaus-W.:
Strategische Kommunikation in der Kommunikationsgesellschaft, in: Hermann Schwengel
(Hrsg.): Wer bestimmt die Zukunft? : wie die Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Weichen für eine gute gesellschaftliche Entwicklung stellen können, Frankfurt am Main:
P. Lang, 2005, S. 117-133, ISBN: 3-631-52912-0 (Standort: UB Frankfurt am Main(30)-87
975/64)
INHALT: Mehr als andere leidet die deutsche Reformdebatte unter der Schwäche an strategischer
Kommunikation. Reformen wurden durch die deutsche und europäische Vereinigung verzögert, deshalb wird ihr Alternativenreichtum nicht ausreichend erkannt. Solche perspektivischen Verengungen rufen strategische Kommunikation auf den Plan. Sie muss für Politik und
Gesellschaft das Spektrum an Alternativen öffnen, Lernkorridore definieren, auf denen Lösungen miteinander konkurrieren können und helfen, gesellschaftliche Mehrheiten zu bilden,
die sich als aktive Akteure im globalen Wettbewerb begreifen. Der vorliegende Beitrag analysiert diese Zusammenhänge zwischen strategischer Kommunikation und einer Gesellschaft,
die zur medialen Kommunikationsgesellschaft geworden ist. Strategische Kommunikation
gewinnt unmittelbare Relevanz für das politische Handeln. So unterschiedliche Akteure wie
Regierungen, Parteien, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften oder Bürgerrechtsgruppen
kommen nicht umhin, sich diesem Problem zu stellen. Dabei geht es um mehr als um die
Verständlichkeit und Wirksamkeit von Botschaften. Es geht auch darum, Themen, die Zukunft betreffen - dazu zählen Arbeit, Risiken und Bildung - auf eine geeignete Art und Weise
in besondere Öffentlichkeiten zu bringen und allgemeine Lernprozesse einzuleiten. (ICA2)
[464-L] Segvic, Ivana:
The framing of politics: a content analysis of three Croatian newspapers, in: Gazette : the
international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 5, S. 469-488 (Standort:
USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/5/469)
INHALT: Die Studie untersucht den Inhalt von den drei weitverbreiteten kroatischen Zeitungen,
"Vjesnik", "Slobodna Dalmacija" und "Feral Tribune" über 11 Jahre hinweg. Unter Einsatz
der Framing-Theorie wird untersucht, wie sich die drei Zeitungen in der Darstellung der kroatischen Regierung von 1990 bis 2000 unterschieden. Auf der Basis eines Samples von 1.400
Artikeln wird der Gebrauch spezifischer Frames und die Darstellung von Antagonisten und
Protagonisten in den Inhalten der Artikel untersucht. (UNübers.)
[465-L] Shi, Ming:
Bist Du ein Agent der Gegenseite?: Internet-Diskurse als politische Manöver, (China Analysis, 49), Trier 2005, 11 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.chinapolitik.de/studien/china_analysis/no_49.pdf)
INHALT: Der Beitrag zur politischen Kultur in China erörtert die Nutzung des Internet als Möglichkeit der (freien) Meinungsäußerung der chinesischen Bevölkerung. Die Betrachtung der
vermeintlichen pluralistischen Meinungsbildung bzw. einer transparenten, diskursiven 'Öffentlichkeitsbildung' erörtert folgende Beispiele: (1) die kontroversen Einstellungen gegenüber Japan, (2) die öffentliche Diskussion über die Epidemie SARS sowie (3) die Debatte ü-
252
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
ber den Patriotismus und den damit einher gehenden Schulbuchstreit. Die Krise, mangels
nachprüfbarer Kriterien bei der Züchtigung unliebsamer Meinungen entweder gänzlich der
Willkür zu verfallen oder angesichts unliebsamer Handlungen (versagender Zensur usw.) Autoritätsverluste zu erleiden, treibt die KP-Führung immerfort zurück zur gewohnten Praxis,
argumentative Meinungsgegner als verschwörerische Feinde zu bekämpfen. Als Teilaspekt
dieser Praxis wird hier dargestellt, wie Diskutanten im Internet durch öffentliche Diskussionen über ihre Zugangsberechtigungen diskreditiert werden. Es geht um die immer wieder aufflackernde Diskussion, wer von wem für was im chinesischen Internet bezahlt wird, also um
die Frage, ob es sich bei den Meinungsträgern um eingeschleuste Agenten handelt oder um
verblendete, irregeführte, aber in der Grundtendenz unschuldige Diskutanten. In China werden bereits seit einigen Jahren heftige gesellschaftliche Debatten ausgetragen. Dies geschieht
zunehmend öffentlich, wenn auch von der westlichen Öffentlichkeit fast unbemerkt. Diese
Debatten sind von einer großen Offenheit der Kontroversen geprägt. Die chinesische Führung
reagiert widersprüchlich, mit weitgehender Liberalisierung und strenger Zensur, wobei sie
sich offensichtlich nicht vom Inhalt der Diskussionen leiten lässt. (ICG2)
[466-L] Sommer, Antje:
Vom Pressedienst zur Pressemitteilung: der Wandel in der politischen Kommunikation von
Partei und Bundestagsfraktion der SPD (1946-1995), in: Oliver von Mengersen, Matthias Frese, Klaus Kempter, Heide-Marie Lauterer, Volker Schober (Hrsg.): Personen, Soziale Bewegungen, Parteien : Beiträge zur Neuesten Geschichte ; Festschrift für Hartmut Soell, Heidelberg: Manutius Verl., 2004, S. 377-405, ISBN: 3-934877-32-X
INHALT: Die Pressemitteilung bietet in ihrer chronologischen Abfolge einen Einblick aus erster
Hand in die interne Sachdiskussion und den persönlichen Standpunkt von Politikerinnen und
Politikern. Sie belegt die Gewichtung der Themen, ihre zeitliche Einordnung und nicht zuletzt
die dafür gewählte Sprache und stellt daher ein zeitgeschichtliches Dokument dar, das häufig
in den Hintergrund tritt, wenn in der Geschichtswissenschaft einzelne Sachthemen zurückverfolgt werden. Im vorliegenden Beitrag wird die Entwicklung dieser spezifischen Quelle, der
Aufstieg eines eigenständigen Pressedienstes aus bescheidenen Anfängen bis zu einer bunten
Vielfalt unterschiedlicher Reihen und Themenschwerpunkte bei Parteivorstand und Bundestagsfraktion der SPD nachgezeichnet. Es werden die Merkmale der einzelnen Reihen beschrieben, um so die wesentlichen Veränderungen seit ihrem Wiederbeginn in der Nachkriegszeit zu verdeutlichen. Nach einem kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte des Pressedienstes der SPD bis 1933 werden zunächst die Reihen "Volks-Wirtschaft" und "Das Feuilleton" vorgestellt, die kurz nach Kriegsende erschienen sind. Die weitere Darstellung bezieht
sich u.a. auf den "Parlamentarisch-Politischen Pressedienst PPP", die Ausweitung des Pressedienstes durch die Themenschwerpunkte "Ostspiegel" und "Frauenkorrespondenz" sowie auf
die Verlagerung der Publikationen zur Bundestagsfraktion durch den "Fraktionsservice". (ICI2)
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[467-L] Trénel, Matthias:
Online-Anhörungen am britischen Parlament: Wege zur Verbesserung der Kommunikation
zwischen Parlament und Öffentlichkeit, (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft, Konflikte und Demokratie, Abteilung
Zivilgesellschaft und transnationale Netzwerke, 2005-105), Berlin 2006, 61 S. (Graue Literatur;
URL: http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2005/iv05-105.pdf); Forschungsbericht/Nummer: SP IV 2005105
INHALT: "Zwischen 1998 und 2004 haben die Ausschüsse am Britischen Parlament 15 OnlineAnhörungen (online consultations) durchgeführt. Die dabei gemachten Erfahrungen sind interessant vor dem Hintergrund von Bestrebungen, die Kommunikation zwischen Parlament und
Öffentlichkeit zu intensivieren, die repräsentative Demokratie durch partizipative Elemente
zu stärken und nicht zuletzt auch die Rolle des Parlaments gegenüber der Regierung aufzuwerten. In Studie I wurde untersucht, inwiefern die Einführung netzbasierter Kommunikationskanäle die Anhörungspraxis transformiert hat, wie Best Practice definiert wurde und wie
groß die Resonanz in der Öffentlichkeit war. Dazu wurde auf der Grundlage von Evaluationsberichten und den Webpräsenzen (sofern noch verfügbar) ein Überblick über alle OnlineAnhörungen erstellt. In Studie II wurden halbstrukturierte Interviews geführt, um zu erkunden, wie die Online-Anhörungen von beteiligten Abgeordneten retrospektiv bewertet wurden.
Es zeigte sich, dass sich Online-Anhörungen von der bisherigen Anhörungspraxis in dreierlei
Hinsicht unterschieden: durch die direkte Ansprache von Bürgern, durch ein interaktives Diskussionsformat sowie durch die Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteuren (insbesondere zur Rekrutierung von Teilnehmern), dass Online-Anhörungen in die offiziellen Richtlinien zur Durchführung von Anhörungen aufgenommen wurden und dass sich in der Regel
zwischen 50 und 100 Personen aktiv an den Online-Anhörungen beteiligten, wobei insgesamt
zwischen 100 und 400 Stellungnahmen abgegeben wurden. Die befragten Abgeordneten
glaubten, dass zukünftig noch mehr Bürger online gehört werden wollen und sahen sich deswegen in der Pflicht, schon jetzt mit diesem Instrument zu experimentieren. Darüber hinaus
hätten die Online-Anhörungen schon jetzt dabei geholfen, dem Parlament und den behandelten Themen mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verleihen, die eigene Informationsgrundlage zu validieren, und die eigene Politik durch Zitieren von Bürger-Äußerungen aus
den Online-Anhörungen überzeugender darzustellen." (Autorenreferat)
[468-L] Tuschl, Ronald H.:
Die Angst vor dem 'Cyber-Jihad': der Diskurs um den digitalen Terrorismus im Nahen Osten, in: Österreichisches Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung -ÖSFK- (Hrsg.): Der
Krieg der Armen? : der internationale Terrorismus in der neuen Weltordnung ; Ergebnisse der
State-of-Peace-Konferenz 2005, Münster: agenda Verl., 2005, S. 238-247, ISBN: 3-89688-259-7
(Standort: UB Eichstätt(824)-00MK3500S332-48)
INHALT: Der von George W. Bush proklamierte "Krieg gegen den Terror" hat sich nach Einschätzung des Autors als kontraproduktiv erwiesen. Es konnte zwar die zentrale Organisationsstruktur der Al Qaida, die bis zum Beginn des Afghanistan-Krieges noch intakt war, zerschlagen werden, jedoch hat sich der konventionelle Terrorismus durch diese Maßnahmen in
den kybernetisch-digitalen Raum verlagert, der in Zukunft von allen möglichen Richtungen
aus koordiniert werden kann. Ein global ausgetragener "Cyberwar" nach israelisch-arabischem Vorbild, welcher sich auch gegen die USA und ihre Verbündeten richtet, steht zwar
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
für den internationalen Terrorismus noch aus, könnte sich jedoch in absehbarer Zeit zu einem
solchen entwickeln, wenn es insbesondere um die gezielte Koordination von terroristischen
Aktivitäten geht. Der Autor beschreibt in seinem Beitrag die wachsende Bedeutung des Internet als globalen Kampfraum, der Terroristen, aber auch Aufständischen und Freiheitskämpfern mit sehr unterschiedlicher Ideologie eine geeignete Plattform bietet. Vor allem der Nahe
Osten wird aufgrund mangelnder Computersicherheit zunehmend zum Angriffsziel des weltweiten "Hacking" und "Online-Terrorismus". Gerade auf jugendliche Muslime, die in westlichen Ländern leben, übt die Vorstellung, als Hacker aus der Ferne für den "Jihad" zu kämpfen, eine gleichsam magnetische Anziehungskraft aus, wie der Autor mit Blick auf den islamischen "Netwar" und die psychologische Kriegsführung im Terrormilieu zeigt. (ICI2)
[469-L] Vettehen, Paul Hendriks:
'Open diversity' statistics: an illusion of 'scientific thoroughness'?, in: Communications : the
European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 3, S. 308-312 (Standort: USB
Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.293)
INHALT: In dem medienpolitischen Modell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Europa
versteht man unter Programmvielfalt, dass unterschiedliche Ideen, Präferenzen und Meinungen gleichgewichtig in den Medien präsent sind, unabhängig von ihrer Unterstützung durch
die Öffentlichkeit. Die Versorgung mit einem vielfältigen Programmangebot, aus dem der
Rezipient auswählen kann, ist in diesem Sinne ein wichtiges Kriterium zur Messung der Performanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dieses Kriterium wird auch als "offene Vielfalt" (open diversity OD) bezeichnet. Die verschiedenen statistischen Methoden, mit denen
versucht wird, den Grad der OD zu messen, werden einer kritischen Analyse unterzogen. Der
Beitrag kommt zu dem Schluss, dass die Medienpolitik die Performanzkriterien neu bestimmen sollte, um sie für die Kommunikationswissenschaft messbar zu machen. Ein möglicher
Vorschlag geht dahin, die relative Bedeutung jeder Programmkategorie festzulegen. Die Medienpolitik sollte dann Zielvorgaben für ein Zeitbudget für jede dieser Programmkategorien
definieren und Abweichungen von diesen Zielvorgaben könnten dann in ein neues Verfahren
zur Messung der "offenen Vielfalt" münden. (UN)
[470-L] Voltmer, Katrin; Eilders, Christiane:
The media agenda: the marginalization and domestication of Europe, in: Kenneth Dyson,
Klaus H. Goetz (Hrsg.): Germany, Europe and the politics of constraint, Oxford: Oxford Univ.
Press, 2003, S. 173-197, ISBN: 0-19-726295-3 (Standort: UB Bonn(5)-Z4°4627)
INHALT: Vor dem Hintergrund des Prozesses der Europäisierung bzw. der europäischen Integration und des damit einher gehenden gewandelten Verhältnisses zwischen der Bundesrepublik
Deutschland und der Europäischen Union (EU) betrachtet der Beitrag die Medien und ihre
Berichterstattung über diesen politischen Prozess. In diesem Zusammenhang wird den Fragen
nachgegangen, in welchem Umfang die deutschen Medien eine europäisierte Perspektive bei
politischen Angelegenheiten einnehmen und ob sie die Politik der europäischen Integration
unterstützen. Dabei werden zunächst drei Modelle der Europäisierung politischer Kommunikation diskutiert: (1) eine pan-europäische Öffentlichkeit, (2) segmentierte transnationale Öffentlichkeiten sowie (3) die Europäisierung der nationalen Öffentlichkeit. Im Anschluss folgt
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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die empirische Untersuchung der Rolle der Medien im kommunizierenden Europa am Beispiel einiger Tageszeitungen. Im Rahmen einer Inhaltsanalyse von fünf überregionalen Tageszeitungen im Erscheinungszeitraum 1994 bis 1998 werden insgesamt 8.946 Leitartikel
hinsichtlich der Themen, Positionen und Beurteilungen zur Europapolitik, europäischen Integration usw. betrachtet. Die Studie zeigt, dass die Massenmedien eine zunehmend wichtige
Rolle in der modernen Politik spielen. Allerdings widmen die Druckmedien dem politischen
Thema der Europäisierung nur wenig Aufmerksamkeit, so dass hier trotz der zunehmenden
Bedeutung der Governance auf europäischer Ebene eine Marginalisierung Europas zu beobachten ist. Häufig wird über europapolitische Aspekte in Verbindung mit innenpolitischen
Interessenfeldern berichtet, weshalb hier auch von einer politischen 'Domestikation' gesprochen werden kann. Gleichzeitig unterstützen aber die Medien einstimmig die europäische Integration. (ICGÜbers)
[471-L] Wagner, Jochen W.:
Politische Elite unter Medieneinfluss: Politikerimages in der Mediengesellschaft: eine strukturfunktionale Beschreibung, in: Oscar W. Gabriel, Beate Neuss, Günther Rüther (Hrsg.): Konjunktur der Köpfe? : Eliten in der modernen Wissensgesellschaft, Düsseldorf: Droste, 2004, S.
295-305, ISBN: 3-7700-1189-9 (Standort: UB Essen(465)-ODU1866)
INHALT: "Eliten sind Projektionsfläche der Einschätzungen und Bewertungen, aber auch Hoffnungen der 'Massen' (Nicht-Elite). Eigenschaftszusprechungen von Eliten können sowohl induktiv, vom Individuum auf die Gruppe, als auch deduktiv, von der Gruppe auf einzelne Mitglieder, erfolgen. Diese Zuweisungen sind zwar nicht statisch, unterliegen aber, einmal gefestigt, einem nur langsamen Wandlungsprozess. In modernen 'Mediendemokratien' bilden die
Bürger in ihrer Funktion als Rezipienten die Nichtelite, die den größten Teil ihrer Information
aus dem Konsum von Massenmedien bezieht. Politiker, eine trotz aller innersystemischen
Differenzierungen von großer Homogenität geprägte Gruppe, zählen hingegen zu den bekanntesten Eliten der Gesellschaft. Dafür stehen insbesondere die täglich in allen Medien präsenten Vertreter der Spitzenpolitik. Der funktionale Ansatz bedingt die Frage nach dem Einflussgrad der Massenmedien im Imagegenierungs- und Darstellungsprozess der politischen
Elite in der medienzentrierten Demokratie Deutschlands und den Konsequenzen, die sich daraus für die betroffenen Politiker ergeben." (Textauszug)
[472-L] Wagner, Jochen W.:
Deutsche Wahlwerbekampagnen made in USA?: Amerikanisierung oder Modernisierung
bundesrepublikanischer Wahlkampagnen, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2005, 462 S.,
ISBN: 3-531-14592-4 (Standort: UB Bonn(5)-2005/4904)
INHALT: "Der Amerikanisierungsvorwurf an die Adresse der Wahlkämpfer ist vor allem in den
Medien ein viel zitierter Sachverhalt. Die wissenschaftliche Diskussion beschäftigt sich hingegen mit einer Differenzierung nach Art und Weise von Innovationen und deren Implementierung in bundesrepublikanischen Wahlkämpfen. Eine Diskussion, die trotz ihrer anhaltenden Dauer nichts von ihrer Dynamik verloren hat und hier zum Gegenstand der Fragestellung
gemacht wird. Denn dass sich deutsche Wahlkampfmanager 'ungeachtet aller Unterschiede
im politischen System und im Wahlverhalten am Vorbild der USA orientieren, ist (...) ausgemachte Sache'. Die vorliegende Studie untersucht, ob es sich in der Ausgestaltung deutscher
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
Wahlwerbekampagnen um einen Prozess der Amerikanisierung, also Übernahmen von ganzen bzw. Teilaspekten US-amerikanischer Kampagnenkomponenten. oder um einen systeminternen Entwicklungsprozess der relevanten Systeme handelt. D.h., es ist nach der Herkunft
von Innovationen zu forschen, und potentielle Transferstrukturen sind zu eruieren, entsprechend dein Untersuchungsanspruch zu identifizieren, klassifizieren und letztendlich zu bewerten. Ebenfalls berücksichtigt werden Fragen nach Grenzen und Hürden bei Transfers und
Anwendung von US-Kampagnenaspekten sowie Konsequenzen für die (zukünftige) politische Kommunikation in der Bundesrepublik." (Textauszug)
[473-L] Wagner, Sandra:
Die Nutzung des Internets als Medium für die politische Kommunikation: Reinforcement
oder Mobilisierung?, in: Frank Brettschneider, Jan van Deth, Edeltraud Roller (Hrsg.): Die Bundestagswahl 2002 : Analysen der Wahlergebnisse und des Wahlkampfes, Wiesbaden: VS Verl. für
Sozialwiss., 2004, S. 119-140, ISBN: 3-8100-4123-8
INHALT: Die Studie zur Wahlforschung befasst sich mit der Frage nach der tatsächlichen Bedeutung der politischen Online-Kommunikation im Wahljahr 2002 für die Bundesbürger. Den
theoretischen Rahmen der Untersuchung bilden zwei konkurrierende Thesen über die gesellschaftlichen Auswirkungen des neuen Mediums Internet: die Mobilisierungs- und Reinforcementthese. Der Mobilisierungsthese zufolge werden durch die neue Kommunikationstechnik
bisher politikferne Gesellschaftsgruppen zur Teilhabe an der Politik angeregt. Auch die Vertreter der Reinforcementthese verweisen auf eine technologische Eigenschaft des Internet: Es
handelt sich um ein Pull-Medium, d.h. Bürger müssen in ihm aktiv nach politischen Inhalten
suchen. Ob ein Mensch dies tut, hängt in hohem Maße von seinem politischen Interesse ab.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Befragung von insgesamt 3.263 Personen zwischen dem 03. August und 15 November 2002. In das Thema einführend, werden zunächst
(1) die Vorteile des Internet für die politische Kommunikation (Informationsvielfalt usw.), (2)
die Risiken des Internet für die Demokratie (Digital Divide, Zerfall der Öffentlichkeit, wachsende Wissenskluft) sowie (3) die politische Mobilisierung durch das Netz erörtert. Die anschließende Untersuchung gliedert sich in folgende Schritte: Der erste Abschnitt untersucht
die empirische Relevanz des Digital Divide. Im Anschluss wird beleuchtet, welche Rolle politische Inhalte im Netz überhaupt spielen. Der dritte Abschnitt beantwortet die Frage, ob Internetnutzung die Fragmentierung der Gesellschaft verschärft, durch einen Blick auf die Mediennutzungsgewohnheiten der Befragten. Im vierten Abschnitt wird analysiert, ob es tatsächlich die Information-Haves sind, die das Internet zur politischen Information und Kommunikation nutzen. Besondere Aufmerksamkeit wird schließlich der Erwartung einer durch das Internet gesteigerten Partizipationsbereitschaft geschenkt. Die abschließende Zusammenfassung
der Ergebnisse erfolgt unter dem Gesichtspunkt der übergeordneten Frage: Lassen es die empirischen Evidenzen tatsächlich zu, von einer Mobilisierung politikferner Bürger durch das
Internet zu sprechen, oder legen die Daten doch eher ein Reinforcement der auch bisher politisch Involvierten nahe? Die Antwort gestaltet sich als Interpretationssache, da nur etwa zehn
Prozent der Bevölkerung und etwa 30 Prozent der Internetnutzer im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 das Internet in irgendeiner Form politisch genutzt haben. (ICG2)
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1.9 Medien und Politik, internationale Kommunikation
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[474-L] Weischenberg, Siegfried:
Selbstbewusste Realitätsferne, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 10-13
INHALT: In seinem kritischen Kommentar zur Rolle des Journalismus im Bundestagswahlkampf
2005 wirft der Autor vielen Elite-Journalisten "Wahrnehmungsstörung" vor. Viele, auch
linksliberale Blätter haben die rot-grüne Koalition totgeschrieben und konstruierten über Monate eine Wirklichkeit der Wechselstimmung. So musste der einstige Medienliebling Gerhard
Schröder gegen eine "Phalanx von Leuten (Journalisten, Demoskopen, Politologen)" Wahlkampf führen, die alle schon das Ergebnis zu kennen glaubten. Seine übersteigerte Medienschelte am Wahlabend kann im Zusammenhang mit der Selbstreferenz des deutschen Journalismus, der vom "Beobachter zum Missionar mutierte", gesehen werden. (PT)
[475-L] Zeh, Reimar:
Kanzlerkandidaten im Fernsehen: eine Analyse der Berichterstattung der Hauptabendnachrichten in der heißen Phase der Bundestagswahlkämpfe 1994 und 1998, (Angewandte Medienforschung, Bd. 34), München: R. Fischer 2005, 229 S., ISBN: 3-88927-375-0 (Standort: ULB
Münster(6)-3F59300)
INHALT: "Auch 1998, wie zuvor schon zur Bundestagswahl 1994, wurde diagnostiziert, dass die
großen Parteien einen 'amerikanischen' Wahlkampf geführt hätten. Sie würden Ereignisse inszenieren, um die Berichterstattung vor allem des Fernsehens zu ihren Gunsten beeinflussen
zu wollen. Die Parteien, so zum Teil der Vorwurf, würden ihren Spitzenkandidaten zum
Hauptthema ihrer Kampagne machen und damit einen inhaltsleeren Wahlkampf führen. Ebenso werden alle vier Jahre wieder Vorwürfe an die Medien - besonders an das Fernsehen laut, sie würden sich zu stark an den Inszenierungen der Parteien orientieren und so an Autonomie gegenüber den politischen Akteuren verlieren. Das zentrale Anliegen der vorliegenden
Arbeit ist es, den Charakter der Berichterstattung über die Kanzlerkandidaten 1994 und 1998
im Lichte sich ändernder Rahmenbedingungen herauszuarbeiten. Ziel ist es also, zu klären, ob
sich an der Medienresonanz der Kanzlerkandidaten Instrumentalisierungserfolge der Parteien
ablesen lassen oder ob sich die Medien zunehmend gegenüber der Politik behaupten konnten.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei, wie sich die unterschiedlichen Systeme verhalten haben, ob
sich etwa ihre Darstellungsstile unter dem Wettbewerbsdruck angeglichen haben. Ein weiterer wichtiger Aspekt knüpft daran an und fragt nach der Orientierung der Nachrichtenauswahl: Sind es überwiegend professionelle Selektionskriterien, stehen hinter der Nachrichtenproduktion möglicherweise eigene politische Ziele oder wird primär der Unterhaltungswert
der Ereignisse beachtet? Die Studie beschränkt sich dabei auf die Berichterstattung der
Hauptabendnachrichten der reichweitenstärksten Fernsehvollprogramme über die Kanzlerkandidaten von Union und SPD in der "heiße Phase" der Bundestagswahlkämpfe 1994 und
1998." (Textauszug)
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.10 Medien und Ökonomie
1.10 Medien und Ökonomie
[476-L] Augstein, Franziska:
Einfalt oder Vielfalt: von Pressekonzentration und Selbstgleichschaltung im Zeitungswesen,
in: Blätter für deutsche und internationale Politik, Jg. 50/2005, H. 12, S. 1492-1502 (Standort: UB
Bonn(5)-Z59/69; USB Köln(38)-FHM XE00157; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die Verfasserin sieht die Pressefreiheit in Deutschland aus zwei Richtungen bedroht.
Zum einen setzt sie sich kritisch mit der Übernahme des Berliner Verlages durch ausländische
Finanzgruppen auseinander, die die wirtschaftliche Pressekonzentration in Deutschland auf
eine neue Stufe hebt und die Hilflosigkeit des deutschen Kartellrechts sichtbar macht. Zum
anderen konstatiert sie eine ideelle Pressekonzentration in Gestalt einer Selbstgleichschaltung
der bundesdeutschen Presse. Die deutsche Presse propagiert einheitlich das neoliberale Denken im "Interesse der Wirtschaft". Ihre politische Wächterfunktion ist im Schwinden begriffen, sie macht sich zum Pressesprecher der monetären Interessen des Landes. Als Paradebeispiel der Selbstgleichschaltung nennt die Verfasserin das Ende des "Spiegel" als Leitmedium
des deutschen Journalismus, der in dieser Funktion durch die "Süddeutsche Zeitung" ersetzt
worden ist. (ICE2)
[477-L] Besselmann. Peter; Kötzle, Alfred:
Public Corporate Governance im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Schwachstellen bei Zuständigkeit und Zusammensetzung der Aufsichtsgremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 3/2006, Nr. 1, S. 34-50
INHALT: Wie der Beitrag zeigt, "entsprechen weder die Zuständigkeiten noch die Zusammensetzung der Aufsichtsgremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten den Anforderungen einer
guten und am öffentlichen Auftrag orientierten Corporate Governance. So sind insbesondere
der teilweise extreme staatliche Einfluss in den Gremien, deren suboptimale Zusammensetzung und das ungenügende Rekrutierungssystem ihrer Mitglieder zu beanstanden. Zudem
sind die Gremien vieler Anstalten nicht mit ausreichenden Kompetenzen ausgestattet, einen
effektiven Einfluss auf das Programm oder die Geschäftsführung auszuüben. Die Ausgestaltung der Gremienstruktur und die Kompetenzausstattung der Gremien bedürfen dringend einer Reform. Die derzeitigen Strukturen und Kompetenzen stammen aus einer Zeit, in der der
Rundfunk weniger komplex war. Die rasante technische Entwicklung verbunden mit der Einführung des dualen Systems, welches die Rundfunkanstalten direkt mit privaten Mitwettbewerbern konkurrieren lässt, stellt sowohl die Leitung als auch die Aufsichtsgremien der Anstalten vor immer größere Herausforderungen. Die Optimierung der Aufsichts- und Führungsstrukturen bedarf eines Zusammenspiels erweiterter und präzisierter gesetzlicher Rahmenvorschriften und gesetzlich motivierter Selbstregulierung. Zur Lösung dieser Herausforderungen sollte versucht werden, ein auf den speziellen öffentlichen Auftrag öffentlichrechtlicher Rundfunkanstalten abgestimmtes Public Corporate Governance-Regelwerk zu
schaffen, mit Hilfe dessen die Stärken des Führungs- und Kontrollsystems öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten gefestigt und dessen Defizite beseitigt oder minimiert werden können." (Autorenreferat)
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1.10 Medien und Ökonomie
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[478-L] Birtel, Martin:
Stellenmärkte im Internet: Bedrohung für die Tageszeitung?, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 4, S. 157-169
INHALT: "Die empirische Analyse (zeigt), dass bei den 179 schriftlich befragten Unternehmen
Online-Stellenmärkte mittlerweile eine wichtige Rolle als Rekrutierungsinstrument spielen.
Sie werden von den interviewten Unternehmen inzwischen häufiger zur Bewerbersuche und
zur Anzeigenschaltung eingesetzt als Tageszeitungen. Noch häufiger werden allerdings die
Arbeitgeber-Stellenmärkte auf den unternehmenseigenen Homepages genutzt. Welchen Stellenwert die Arbeitgeber-Stellenmärkte beim Rückgang der gedruckten Stellenanzeigen haben,
muss jedoch in gesonderten Studien noch eingehender untersucht werden." (Autorenreferat)
[479-F] Brosius, Hans-Bernd, Prof.Dr.; Quandt, Thorsten (Bearbeitung):
Konvergenz und Divergenz der Medienangebote und der Medienanbieter (Teilprojekt 7 im
Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der
Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Wie sich die Wertschöpfungskette der Medienindustrie im allgemeinen und die Rolle
der Informationsintermediäre im besonderen darstellen werden, ist entscheidend von Angebot
und Nachfrage der zu distribuierenden Inhalte abhängig. Die seit Jahren zu beobachtende
Tendenz, dass Medienprodukte immer kleinere Publika auf sich vereinigen können, stellt die
Informationsintermediäre vor eine Reihe von Herausforderungen. Zum einen werden immer
spezialisiertere Angebote für immer kleinere Zielgruppen entwickelt, zum anderen verstärkt
sich die Notwendigkeit, neue Produkte zu kreieren und neue Trends aufzugreifen. Durch die
zunehmende Nutzung des Internet wird sich diese Entwicklung weiterhin nachhaltig verändern. Auf der Basis der Internettechnologie stellt sich die ökonomische Basis von Medienangeboten vollständig anders dar, die sich dadurch ergebenden Konvergenz- und Divergenzprozesse sind in der Kommunikationswissenschaft bisher noch nicht systematisch untersucht
worden. Ein besonderer Teilaspekt ist die Konvergenz zwischen öffentlich-rechtlichen und
privaten Angeboten im Fernseh- und Hörfunkbereich, der vor allem auch medienpolitisch relevant ist und sich im Internet fortsetzt. Projektziel: 1. Erarbeitung eines integrativen Modells
von Konvergenz- und Divergenzprozessen unter den Bedingungen des beschleunigten Medienwandels; 2. Empirische Erforschung von Konvergenz- und Divergenzprozessen auf der
Angebotsebene.
METHODE: 1. Identifikation von Konvergenzprozessen in der Produktion, Distribution und
Rezeption von Medienprodukten; 2. Recherche von Strukturdaten des Mediensystems, die
Hinweise auf Konvergenz oder Divergenz liefern; 3. Inhaltsanalyse der Medienprodukte.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vorstellung Teilprojekt 7.
Download unter: http://www.intermedia.lmu.de/projekt/7/Intermedia%20Teilprojekt%207.
pdf .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Sozialwissenschaftliche Fakultät, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (Oettingenstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Brosius, Hans-Bernd (Prof.Dr. Tel. 089-2180-9455,
e-mail: [email protected]); Quandt, Thorsten (Tel. 089-2180-9412,
e-mail: [email protected])
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1.10 Medien und Ökonomie
[480-L] Chalaby, Jean K.:
American culture primacy in a new media order: a European perspective, in: International
Communication Gazette, Vol. 68/2006, Nr. 1, S. 33-51
(URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/68/1/33)
INHALT: Der paradigmatische Wechsel vom Kulturimperialismus zur Globalisierung in der
internationalen Kommunikation hat die kommunikationswissenschaftliche Forschungsagenda
verändert. Während neue Themen in den Vordergrund rückten, wurden andere, wie die amerikanische Überlegenheit auf dem Weltmarkt für Medien nahezu ignoriert. Der Beitrag widmet sich der alten Frage der amerikanischen Dominanz aus der Perspektive des neuen Paradigmas und entwickelt den Vorschlag, den Begriff des Kulturimperialismus durch den des
kulturellen Primats zu ersetzen. Dadurch wird es möglich, das hervorstechendste Merkmal
der gegenwärtigen internationalen Kommunikation zu analysieren, ohne dabei die Annahmen
und ideologischen Vorurteile der Kulturimperialismusthese mit einzubeziehen. Der Beitrag
kontrastiert die beschränkte Reichweite der europäischen Mitspieler auf dem Medienmarkt
mit dem globalen Handlungsspielraum von US-Konzernen und zeigt das Ausmaß der amerikanischen Dominanz auf dem europäischen Markt für audiovisuelle Produkte. In den USA
beheimatete Medienkonzerne werden ihre Vorherrschaft im Zeitalter des Mehrkanalfernsehens noch ausbauen, weil sie bereits erfolgreich die Lokalisierung von Inhalten als eine internationale Strategie eingeführt haben. Um die Wahlmöglichkeit auf Seiten des Rezipienten
und die Programmvielfalt zu bewahren, sollten die europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre nach innen gerichteten nationalen Perspektiven überwinden und ihre Organisationsstrukturen dem internationalen Charakter des Mehrkanaluniversums anpassen.
Gleichzeitig sollten sie ihre gemeinsamen Anstrengungen zur Einführung von Themenkanälen auf Feldern, auf denen sie in der Lage sind, einen wichtigen Beitrag zu leisten, erneuern.
(UNübers.)
[481-F] Coenen, Michael, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung); Schellhaaß, Horst M., Prof.Dr. (Betreuung):
Der Handel mit Funkfrequenzen zwischen Wettbewerb und Regulierung
INHALT: Vor dem Hintergrund rapider technologischer Fortschritte in Telekommunikation und
Rundfunk fordern Politik und Regulierung in den letzten Jahren verstärkt die Einführung
marktlicher Vergabemechanismen für das Funkfrequenzspektrum. Das Ziel der Arbeit ist es,
ökonomische Frequenzmarktinstitutionen aus einem konsistenten wettbewerbsökonomischen
Analyserahmen heraus zu beschreiben, der die zukünftigen Möglichkeiten frequenznutzender
Unternehmen zur strategischen Interaktion explizit berücksichtigt. Im zweiten Kapitel werden
zunächst die staatlichen Ziele der Frequenzregulierung überdacht und technologische Gründe
für die Persistenz administrativer Lizenzierung aufgezeigt. Marktinstitutionen für den Frequenzhandel mit kurzfristig statischer Zielsetzung stehen im Zentrum des dritten Kapitels. Institutionen mit langfristig dynamischer Zielsetzung, die potentielle Auswirkungen des Frequenzhandels auf die Innovationsprojekte frequenznutzender Unternehmen betreffen, werden
im vierten Kapitel behandelt. Das fünfte Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen und bietet
einen Ausblick auf den Übergang von dem System administrativer Lizenzierung zu einem
umfassenden Frequenzhandel.
METHODE: mikrotheoretische und wettbewerbsökonomische Analyse
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1.10 Medien und Ökonomie
261
ART: Dissertation BEGINN: 2000-12 ENDE: 2005-12 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Wissenschaftler
INSTITUTION: Universität Köln, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Staatswissenschaftliches Seminar (Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0221-470-5832, e-mail: [email protected])
[482-L] Dewenter, Ralf; Hartwich, Tobias; Haucap, Justus:
"3rd Workshop on Media Economics" in Hamburg, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für
Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 4, S. 208-209
INHALT: Mit dem dritten Workshop am 14. und 15. Oktober 2005 wurde die Tradition der Veranstaltung fortgesetzt, welche den wissenschaftlichen Austausch zu medienökonomischen
Fragestellungen zum Inhalt hat. Wiederum standen verschiedene Arbeiten aus dem modelltheoretischen sowie empirischen Bereich zur Debatte, die drei Bereiche abdeckten: (1) die
Theorie der 'two-sided-markets', (2) theoretische Modelle zum öffentlichrechtlichen Fernsehen sowie (3) empirische Studien. (KB)
[483-F] Häring, Julia, Dipl.-Volksw.; Ohnemus, Jörg; Doherr, Thorsten, Dipl.-Inform.; Müller,
Bettina; Schleife, Katrin; Koschatzky, Knut, PD Dr.; Beckert, Bernd, Dr.; Cuhls, Kerstin, Dr.;
Friedewald, Michael, Dr.; Georigieff, Peter; Jappe, Arlette; Oertzen, Jürgen von; Rainfurth, Claudia, Dr.; Arnold, Yvonne; Ziesche, Nicole (Bearbeitung); Bertschek, Irene, Dr.; Kimpeler, Simone,
Dr.; Döbler, Thomas, Dr. (Leitung):
FAZIT - Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte IT- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg
INHALT: Im Mittelpunkt des Projekts FAZIT stehen aktuelle und zukünftige Entwicklungen des
IT- und Mediensektors in Baden-Württemberg sowie die Bedeutung von IT und Medientechnologien für Wirtschaft und Gesellschaft. Das Projekt wird vom Land Baden-Württemberg
im Rahmen der Zukunftsoffensive III gefördert und von der MFG Stiftung BadenWürttemberg als Projektträger koordiniert. Die folgenden drei Module sind Bestandteil von
FAZIT: Das IKT-Monitoring für Baden-Württemberg wird federführend vom ZEW durchgeführt und verfolgt das Ziel, die Determinanten, das Ausmaß sowie die ökonomischen Auswirkungen der IKT-Nutzung auf Unternehmensebene zu erfassen und zu analysieren. Hierfür
werden im Halbjahresrhythmus repräsentative schriftliche Befragungen durchgeführt. Befragt
werden Unternehmen des IT- und Mediensektors sowie Unternehmen anderer Branchen des
verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors. Der IT- und Mediensektor umfasst
die Teilbranchen Software, IT- und Medienhardware, DV-Dienstleistungen und (Tele-)
Kommunikation, Audiovisuelle Medien, Druck und Verlage, Werbung und Marktkommunikation sowie Inhalte-Dienstleister. Des Weiteren werden Unternehmen der Branchen Chemie,
Maschinenbau, Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Automobil, Verkehr, Bankund Versicherungsgewerbe, Forschung und Entwicklung sowie technische Dienstleister befragt. Das Modul Zukunftsforschung wird federführend vom Fraunhofer-Insitut für Systemund Innovationsforschung (FhG-ISI), Karlsruhe, durchgeführt. Hier steht die Analyse langfristiger Entwicklungstrends von IT und Medien in den Bereichen Mensch und Gesellschaft,
Technologien und Prozesse sowie Einsatzfelder und Branchen im Mittelpunkt. (S.a.
http://www.fazit-forschung.de ). GEOGRAPHISCHER RAUM: Baden-Württemberg
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1.10 Medien und Ökonomie
METHODE: Repräsentative schriftliche Befragungen. Methodisch kommen Delphi-Studien und
Szenarien-Entwicklung zum Einsatz. Ein intensiver Wissenstransfer stellt die Vermittlung der
Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit in Wissenschaft und Praxis sicher. Dies geschieht
durch regelmäßige Publikationen und Fachkonferenzen sowie eine Kommunikationsplattform
im Internet.
VERÖFFENTLICHUNGEN: S.a. http://www.fazit-forschung.de/index.php?id=fazit-publikationen .
ART: Auftragsforschung; gefördert BEGINN: 2005-01 ENDE: 2008-12 AUFTRAGGEBER: MFG
Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH Geschäftsbereich MFG Stiftung FINANZIERER: Land Baden-Württemberg
INSTITUTION: Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung -ISI- (Breslauer Str.
48, 76139 Karlsruhe); Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH -ZEW- (Postfach 103443, 68034 Mannheim)
KONTAKT: Projekt (e-mail: [email protected]); Bertschek, Irene
(Dr. e-mail: [email protected], Tel. 0621-1235-178, Fax: 0621-1235-333)
[484-L] Hasse, Raimund; Wehner, Josef:
Innovation und Diffusion im Mediensystem: eine netzwerktheoretische Sichtweise, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 1, S. 23-33
INHALT: Zum Wandel der Medienökonomie der letzten 20 Jahre gehört die Vernetzung der
Medienproduktion. Die vollständige hierarchisch gegliederte Integration sämtlicher für die
Erstellung eines Medienprodukts erforderlicher Arbeiten in einem Unternehmen wurde zum
Zwecke der Effizienzsteigerung zugunsten der kooperativen Produktherstellung verschoben.
Die Medienindustrie folgt somit dem allgemeinen Wandel von der Hierarchie zum Netzwerk.
In ihrem Beitrag behandeln die Autoren diese sowie darüber hinausgehende Formen der Vernetzung der Medienwirtschaft. Dabei werden zwei Grundformen der Vernetzung voneinander
unterschieden: Netzwerke als Kooperationsprinzip und Vernetzungen zwischen Peer und
Konkurrenten, d.h. Vernetzungen als Orientierungsrahmen. Effekte der gleichzeitigen Einbindung in verschiedene Netzwerke werden anschließend thematisiert. Für Fragen der Innovationsfähigkeit ist es wichtig, dass Mehrfachvernetzungen zu einem "Überschuss an Neuigkeiten und sich abzeichnenden Trends" führen. Vernetzungen tragen demnach "nicht nur zur
Diffusion von Neuerungen bei, sondern sie unterstützen auch die Tendenz, Innovationsangebote zu variieren, um sie in die jeweiligen spezifischen Kontexte einzupassen." (PT)
[485-L] Heinrich-Franke, Christian:
Die "EBU Screening Sessions": Wandlungen des europäischen Markts für Fernsehprogramme 1963-1985, in: Rundfunk und Geschichte : Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und
Geschichte, Jg. 31/2005, Nr. 1-2, S. 17-25
INHALT: Im Jahre 1985 wurde mit den 23. "EBU Screening Sessions" der erste europäische
Markt für Fernsehproduktionen offiziell eingestellt. Dieser Programmmarkt hatte seit 1963
unter der Ägide der Europäischen Rundfunkgemeinschaft (European Broadcasting Union/EBU) die Kooperation der öffentlichrechtlichen Rundfunkanstalten entscheidend mitgeprägt. Der Beitrag beschreibt die Entwicklung der "EBU Screening Sessions" und untersucht
aus wissenschaftshistorischer Perspektive und unter Beachtung des Kosten-Nutzen-Ansatzes
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1.10 Medien und Ökonomie
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die Fragen, warum a) dieser Programmmarkt 1963 gegründet wurde, worin b) sein Erfolg begründet war und warum c) "dieser Pionier des internationalen Programmhandels" 1985 eingestellt wurde. Das Thema gliedert sich in die chronologisch aufeinanderfolgenden Phasen der
Konzeption, Expansion und Degeneration. Die Entwicklung der Nachfrage und des Angebots
der nationalen Fernsehanstalten sowie die technischen Innovationen der Präsentationstechnik
werden für alle drei Phasen jeweils gesondert betrachtet, da sie grundlegende Rahmenbedingungen für den Programmmarkt setzen. Diese Rahmenbedingungen wurden durch eine expandierende Nachfrage, die Kommerzialisierung des Fernsehens, die technische Entwicklung
und den "explosionsartigen" Anstieg der nationalen Angebots- und Nachfragevolumina deutlich verschlechtert, so dass "auf einem sich dezentral organisierenden und kommerzialisierenden Markt (...) einfach kein Platz mehr für eine zentrale europäische Veranstaltung" war.
(RG)
[486-F] Hess, Thomas, Prof.Dr.; Rauscher, Barbara (Bearbeitung):
Chancen und Risiken adaptiver Inhaltevermittlung für Intermediäre (Teilprojekt 1 im
Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der
Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Mobilere Netze und zunehmend ausdifferenzierte sowie intelligente Endgeräte bieten
stetig verbessernde Möglichkeiten, Inhalte jederzeit und überall abrufen zu können. Dabei ist
es zunehmend möglich, die spezifische Situation des Nutzers zu berücksichtigen. Zukünftig
könnten weitere situationsspezifische Parameter Berücksichtigung finden. Insgesamt eröffnen
sich technisch vielfältige Möglichkeiten der Bereitstellung adaptiver Inhalte. Es stellt sich die
Frage, wie diese Optionen aus ökonomischer Perspektive zu bewerten sind. Im Kern ist zu
klären, welche Veränderungen an den Geschäftsmodellen klassischer Informationsintermediäre sinnvoll sind. Hinsichtlich der Wertschöpfungsstruktur ist insbesondere das Zusammenspiel zwischen Informations- und Übertragungsintermediär zu klären, bis hin zum RevenueSharing und der Verteilung von Investitionskosten. Besonders wichtig ist es auch, herauszuarbeiten, in welchen Situationen der Nutzer die Bereitstellung adaptiver besonders honoriert,
sei es direkt über zusätzliche Erlöse oder indirekt z.B. über eine verbesserte Kundenbindung
bei konventionellen Angeboten wie etwa der klassischen Zeitung. Derartige Fragen wurden in
der Betriebswirtschaftslehre bisher nur im Kontext schmalbandiger, stationärer InternetDienste und damit auf einer ganz anderen technischen Basis andiskutiert bzw. sehr abstrakt
modelltheoretisch betrachtet. Projektziel: 1. Erarbeitung der Chancen und Risiken der Bereitstellung adaptiver Inhalte aus der Perspektive des Geschäftsmodells eines Informationsintermediärs auf empirisch-explorativer Basis; 2. Aufzeigen Erfolg versprechender Migrationspfade.
METHODE: 1. Entwicklung eines ökonomischen Rahmenmodells zur zielgerichteten Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle realer Informationsintermediäre; 2. Entwicklung von Anwendungsszenarios; 3. Empirische Untermauerung modelltheoretischer Analysen zur Produktion
und Vermarktung modularisierter bzw. individualisierter Inhalte.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Ludwigstr. 28 VG, 80539 München); Universität München, Fak. für
Betriebswirtschaft, Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Ludwigstr. 28 VG,
80539 München)
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.10 Medien und Ökonomie
KONTAKT: Hess, Thomas (Prof.Dr. Tel. 089-2180-6391, e-mail: [email protected]);
Rauscher, Barbara (Tel. 089-2180-6790, e-mail: [email protected])
[487-F] Hess, Thomas, Prof.Dr.; Walter, Benedikt von (Bearbeitung):
Funktionale Analyse der technikgetriebenen Transformation im Medienbereich (Teilprojekt
5 im Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation
der Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Die Transformation des Medienbereichs durch neue Technologien ist evident. Neue
digitale Technologien bieten dabei nicht nur Potential für neue Geschäftsideen, sondern führen auch zur Bedrohung klassischer Tätigkeitsfelder. Diese technologiegetriebenen Veränderungen erfordern eine grundlegende funktionale Analyse von Intermediären im Mediensektor
unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen wie "P2P" oder "Open Content", um daraus
Implikationen für die Zukunft spezifischer Akteure ableiten zu können. Im Kontext der Projekts wird dabei von Medienunternehmen im engeren Sinne abstrahiert, um möglichst alle
wesentlichen Entwicklungen und ihre Implikationen für die Erlösgenerierung im Mediensektor zu erfassen. Projektziel: Konkreter Katalog der aktuellen und zukünftigen Intermediärsfunktionen im Medienbereich.
METHODE: 1. Erarbeitung eines konkreten Katalogs von zukünftigen Intermediärsfunktionen
für den Medienbereich mit institutionen-ökonomischer Analyse; 2. Veränderungen der Aufgabenverteilung bzw. deren mögliche Substitution durch Neue Technologien (Beispiel: P2P);
3. Konsolidierung der theoretischen Ergebnisse anhand kleinzahliger empirischer Studien mit
qualitativem Fokus.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vorstellung Teilprojekt 5.
Download unter: http://www.intermedia.lmu.de/projekt/5/Intermedia%20Teilprojekt%205.
pdf .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Ludwigstr. 28 VG, 80539 München)
KONTAKT: Hess, Thomas (Prof.Dr. Tel. 089-2180-6391, e-mail: [email protected]);
Walter, Benedikt von (Tel. 089-2180-5696, e-mail: [email protected])
[488-F] Höhn, Marco, Dipl.-Soz. (Bearbeitung):
Medien-Event-Marketing. Zur Funktion von populären Medienevents für das strategische
Marketing von Rundfunksendern
INHALT: Menschen leben dauerhaft in überwachten Containern, 'Promis' ernähren sich von Maden im Dschungelcamp und 'Superstars' werden von ganz Deutschland gesucht - wieso eigentlich? Sowohl im Fernsehen als auch im Hörfunk spielt das Phänomen 'Event' bzw. 'Medienevent' eine immer bedeutsamere Rolle wenn es darum geht, im Bereich des strategischen
Marketing, Ansätze zu finden, die eine aufmerksamkeitsgenerierende Profilierung gegenüber
Wettbewerbern in einem angespannten Medienmarkt ermöglichen. Events bieten einem spezifischen Publikum die Basis eines besonderen, außeralltäglichen Erlebens in einem fest gerahmten Moment über verschiedene kulturelle Ausdrucksformen und einem mehr oder weniger identitätsstiftenden, situativen Gemeinschaftsgefühl. Sie sind professionell organisiert und
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.10 Medien und Ökonomie
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ermöglichen neue Potenziale der Marketing-Kommunikation, die über emotionale Aktivierungen zu Bindungen an Werbe- oder Markenwelten führen. Diese Funktionen des EventMarketing können sich auch Medienunternehmen zu Eigen machen, doch Medienevents weisen gegenüber Marketingevents bestimmte Spezifika auf, die zudem weit über Marketingfunktionen hinaus reichen. Medienevents können als inszenierte Ereignisse verstanden werden, da die Initiierung und Inszenierung von Ereignissen in der Hoheit der Rundfunksender
liegen muss, will man die Ziele des Eventmarketings (Aufmerksamkeit, Außeralltäglichkeit,
emotionale Ansprache, etc.) auch über die Berichterstattung erreichen. Inszenierte Ereignisse
sind also als Kern und Grundlage von populären Medienevents zu verstehen, die auch über
Provokation zu Aufmerksamkeit und öffentlicher kultureller Auseinandersetzung, aber eben
auch zu Spaß und Unterhaltung führen sollen. Wie äußert sich nun die ökonomische Sinnhaftigkeit einer aktiven Inszenierung von populären Medienevents durch Medienunternehmen?
Dieser Fragestellung widmet sich die Dissertation, wobei die Antwort auf Basis von vier
explorativen Fallstudien formuliert werden soll.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Höhn, M.: Das populäre Medienevent - mehr als nur ein Instrument des Krisenmarketings. in: Sjurts, I. (Hrsg.): Strategische Optionen in der Medienkrise.
Print - Fernsehen - Neue Medien. München: R. Fischer 2004, S. 65-76.
ART: Dissertation; gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Me, Myself and
Eye, RTL II, Antenne Thüringen, Pro7, Blue Eyes
INSTITUTION: Universität Bremen, FB 09 Kulturwissenschaften, Institut für Medien, Kommunikation, Information (Postfach 330440, 28334 Bremen)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0421-218-4190, Fax: 0421-218-2210,
e-mail: [email protected])
[489-L] Kinz, Andrea:
Der medienkulturelle Wandel in Mittelosteuropa im Kontext von Globalisierung, in: MedienJournal : Zeitschrift für Kommunikationskultur, Jg. 29/2005, Nr. 2, S. 32-46
INHALT: Der Beitrag schildert den Übergang von staatlichen Medien zu einem privatwirtschaftlichen Medienmarkt am Beispiel des Fernsehens in Tschechien und der Presse in Slowenien.
Gleichzeitig hat während der Jahre dieser Transformation ein entfesselter Prozess der Globalisierung stattgefunden, der Osteuropa in den globalen Wirtschaftsmarkt weitgehend integrierte. Westliches Medienkapital nutzte diesen Aufbruch und kaufte sich in allen osteuropäischen Ländern zu günstigen Ausverkaufspreisen ein. Es stellt sich die Frage, ob die Internationalisierung und Privatisierung der lokalen Medien den Aufbau eines demokratischen bzw.
marktwirtschaftlich-sozialen Gesellschaftssystems erleichtert und beschleunigt. Von vielen
wird die Einschätzung vertreten, das die samtene Revolution in einen "samtenen Kulturimperialismus" mündet. Der Einzug globaler marktwirtschaftlicher Standards und Normen in
Zentralosteuropa kommerzialisierte die Medienlandschaft nach westlichem Vorbild. In einem
Zeitraum von etwa 10 Jahren entstand ein hoch kompetitiver Medienmarkt, "der für westliche
Unternehmen zu einem bevorzugten Hoffnungsmarkt wurde." (UN)
[490-L] Kleinsteuber, Hans J.:
Poker um die Meinungsmacht, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 26-29
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1.10 Medien und Ökonomie
INHALT: Mit dem Erwerb der Pro Sieben Sat 1 Media im März 2003 wurde der amerikanischisraelische Medienmagnat Haim Saban Besitzer des größten Fernsehanbieters in Deutschland.
In einem Interview für New York Times sagte Saban, eine Fusion wie die von Pro Sieben Sat
1 und Springer wäre in den USA nicht möglich, "it would be too much concentration". Diese
Aussage mag in Deutschland überraschen, sie ist aber berechtigt. In seinem Beitrag stellt der
Autor vor dem historischen Hintergrund die komplexe Realität der Medienregulierung in den
USA vor. Durch die Fusion des größten deutschen Pressekonzerns Springer mit dem größten
Sender aus dem Kirch-Imperium entstand eine ökonomische und publizistische Konzentration
in einer Größenordnung, die in den USA undenkbar wäre. "Es ist bedenklich, dass wir nicht
einmal eine öffentliche Debatte darüber führen, was diese Machtanhäufung für unser demokratisches Gemeinwesen bedeutet." (PT)
[491-F] Krätke, Stefan, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Medienstadt: institutionelle Ordnung und räumliche Konfigurationen der Kulturindustrie
und Medienwirtschaft
INHALT: Die "Medienstadt" bezeichnet Kultur- und Medien-Zentren auf verschiedensten geographischen Maßstabsebenen - sie umfasst lokale Cluster der Kulturproduktion im urbanen
Raum bis hin zu den Kulturmetropolen des globalen Städtesystems. In ausgewählten Großstädten formieren sich urbane Cluster der Kulturproduktion, die ihre Dynamik aus dem Zusammenspiel von wissens- und designintensiven Aktivitätszweigen im urbanen Raum beziehen. Die Kulturökonomie ist zugleich von Globalisierungsprozessen geprägt, wobei globale
Medienkonzerne mit ihrem weltweiten Netz von Niederlassungen und Tochterfirmen die urbanen Cluster der Kulturproduktion miteinander verbinden, und die in führenden Medienstädten aufgespürten Trends oder Lebensstilelemente kommerziell verwerten. Auf dieser Grundlage formiert sich ein System der globalen Medienstädte, die eine wichtige Triebkraft für
Globalisierungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft darstellen. Das Projekt analysiert die
institutionelle Ordnung der Kulturindustrie und die Stadt als Produktionsort von Kulturgütern
und Medienangeboten.
VERÖFFENTLICHUNGEN: Krätke, S.: Global media cities in a worldwide urban network. in:
European Planning Studies, Vol. 11, 2003, No. 6.+++Krätke, S.; Taylor, P.J.: A world geography of global media cities. in: European Planning Studies, Vol. 12, 2004.
ART: Eigenprojekt BEGINN: 2000-01 ENDE: 2002-06 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Institution
INSTITUTION: Europa-Universität Viadrina, Kulturwissenschaftliche Fakultät, Professur für
Wirtschafts- und Sozialgeographie (Postfach 1786, 15207 Frankfurt an der Oder)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0335-5534-2640, e-mail: [email protected])
[492-F] Linnhoff-Popien, Claudia, Prof.Dr.; Krause, Michael (Bearbeitung):
Adaptive Inhaltevermittlung in mobilen Netzen (Teilprojekt 2 im Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der Medienwirtschaft durch
zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Mobile Netze bieten eine Infrastruktur, um Dienste jederzeit und überall ("anytime,
anywhere") nutzen zu können. Bei Diensten des klassischen, drahtgebundenen Internets ist
die Situation in der Regel vorgegeben: die Nutzung erfolgt beispielsweise im Büro durch ein
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1.10 Medien und Ökonomie
267
stationäres Endgerät unter voller Aufmerksamkeit des Nutzers. Hingegen geschieht die Nutzung mobiler Dienste in wechselnden Situationen mittels Endgeräten unterschiedlicher Ausstattungsmerkmale. Ein erheblicher Mehrwert mobiler Dienste entsteht, wenn die durch sie
transferierten Inhalte in Abhängigkeit der jeweiligen Situation, also adaptiv, bereitgestellt
werden. Bei der Vermittlung von Inhalten (Content Brokerage) durch einen Informationsintermediär ist es daher wünschenswert, die Situation eines Nutzers zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu den klassischen statischen Kriterien der Inhaltevermittlung ist die Situation eines
mobilen Nutzers hochdynamisch. Die adaptive Inhaltevermittlung muss während der Nutzung
eines Dienstes passieren. Dementsprechend sind die Anforderungen an die technische Infrastruktur eines Informationsintermediäres vergleichsweise hoch und erfordern neue Mechanismen der Inhaltevermittlung. Projektziel: 1. Verwirklichung eines Broker-Systems zur kontextsensitiven Inhaltevermittlung; 2. Zusammenschluss unabhängig agierender Broker zu einer Föderation; 3. Bündelung, Verteilung, Vermarktung von Kontextinformationen.
METHODE: Bereitstellung von Inhalten und Indizierung mit Kontextinformationen; Vermittlung
von Inhalten in Abhängigkeit der Situation eines Nutzers; Realisierung mehrerer Teilaspekte:
qualitätsabhängige Abrechnung; Sicherheit; Vertraulichkeit.
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Mathematik, Informatik und Statistik, Institut für
Informatik Lehr- und Forschungseinheit für Kommunikationssysteme und Systemprogrammierung (Oettingerstr. 67, 80538 München)
KONTAKT: Linnhoff-Popien, Claudia (Prof.Dr. Tel. 089-2180-9149,
e-mail: [email protected]); Krause, Michael (Tel. 089-2180-9167,
e-mail: [email protected])
[493-L] Lucius, Wulf D. von:
Strukturwandel im wissenschaftlichen Verlag, in: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 11/2005, H. 1, S. 32-51 (Standort: USB Köln(38)-M XG 07784; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag schildert die tiefgreifenden Veränderungen, denen wissenschaftliche Verlage (in Deutschland) in den letzten Jahrzehnten unterworfen waren: technische (bis hin zum
digitalen Publizieren), wettbewerbliche (insbesondere durch die stetig voranschreitende Konzentration), vom Markt her kommende wie insbesondere das Vordringen der englischen
Sprache und die daraus erfolgende Internationalisierung. Parallel einher geht das schrittweise
Verschwinden des Inhaber-Verlegers zugunsten managergeführter Verlage. Letztere werden
oft professioneller geführt aufgrund der Teamarbeit von Spezialisten anstelle eines Generalisten, der der traditionelle Verleger gewesen ist. Einher mit dieser Verschiebung auf der Führungsebene geht ein kurzatmigeres, konsequent gewinnorientiertes Verhalten dieser Verlage,
während der Inhaber-Verleger in viel längeren Zeitdimensionen denkt und handelt und es in
seiner eigenen Verantwortung liegt, wie stark er meta-ökonomische Zielsetzungen zulässt."
(Autorenreferat)
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1.10 Medien und Ökonomie
[494-L] Manske, Alexandra:
Die Stellung halten: Marktstrategien und Positionskämpfe in Berlins Internetbranche, in:
Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 57/2006, H. 2, S.
157-175 (Standort: USB Köln(38)-Haa00943; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Beitrag beleuchtet Marktstrategien und Positionskämpfe von Webdesignern in
Berlins Internetbranche. Empirische Basis ist eine qualitative Feldstudie, die auf Intensivinterviews mit hochqualifizierten, freiberuflichen Webdesignern sowie auf Feldbeobachtungen
beruht. Die Strukturbeschreibungen des Erwerbsfeldes werden mit der Fragestellung verknüpft, in welcher Weise sich das Ende des 'Dot.Com-Booms' im Jahr 2001 auf die Logik des
Feldes wie z.B. auf Interaktions- und Konkurrenzbeziehungen auswirkt und welche Strategien die Akteure entwickeln, um sich unter den verschärften Konkurrenzbedingungen in der
Internetbranche sozial zu positionieren. These ist, dass die Soziallage von Webdesignern ein
spezifisches Unsicherheitspotenzial enthält, das sich im Verlauf des branchenspezifischen
Strukturwandels zu einer prekären sozialen Lage auswächst. Anhand einer Typologie dreier
verschiedener, subjektiver Marktstrategien ('Unternehmer', 'Dienstleister', 'Künstler') wird vor
dem Hintergrund der skizzierten Entwicklung dargelegt, auf welche Weise die Akteure auf
die Feldkontraktion antworten. Als Ergebnis ist zum einen festzuhalten, dass sich die befragten Webdesigner aufgrund ihrer hohen Ressourcenausstattung in einem Zwischenraum von
Privilegierung und Prekarisierung befinden. Zum anderen zeigt sich, dass sich dieser sozialstrukturelle Zwischenraum mit der Feldkontraktion zu einer typologisch differenzierten Prekarisierung auf hohem Niveau verengt und insofern Rückschlüsse auf den Strukturwandel
von Arbeit zulässt." (Autorenreferat)
[495-L] Märkt, Stephan:
Das Ordnungsproblem im Markt für Qualitätszeitungen und dessen Überwindung: der
spieltheoretisch-ökonomische Ansatz und seine Alternativen, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg. 53/2005, Nr. 4, S. 542-559 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Warum bieten zahlreiche Zeitungen dauerhaft eine hohe journalistische Qualität an?
Verfügen sie über keinen angemessenen Täuschungsspielraum, oder liegt es vielmehr in ihrem eigenen Interesse, eine hohe Qualität zu erzeugen? Wie lässt sich dieses Ordnungsproblem theoretisch fassen, und wie kann dessen Überwindung plausibel erklärt werden? Jürgen
Heinrich und Frank Lobigs haben kürzlich die prominente These kritisiert, dass eine hohe
Qualität ohne eine intrinsische Motivation von Medienakteuren nicht erwartet werden kann.
Mit Hilfe der Spieltheorie suchen sie darzulegen, dass der Aufbau von Reputation langfristig
höhere Gewinne erbringen kann als die Täuschung der Leser über die tatsächlich angebotene
Qualität. Qualität könne also unter bestimmten Bedingungen auch aus dem Markt heraus und
von eigennützigen Akteuren erzeugt werden. Der folgende Beitrag setzt sich mit einem solchen Zugang und daraus abgeleiteten Thesen in Bezug auf die Erzeugung von Qualität im
Zeitungsmarkt auseinander und sucht sowohl deren Reichweite als auch Grenzen aufzuzeigen. Am Ende des Artikels wird aufbauend auf dieser Analyse eine alternative theoretische
Perspektive dargestellt, die auf Max Weber zurückgeht und die Spieltheorie in einen umfassenderen Ansatz integriert." (Autorenreferat). An den Beitrag schließen sich Replik und Erwiderung an: Jürgen Heinrich u. Frank Lobigs: "Reputation als Motivation! Der institutionenökonomische Reputationsansatz und welche Alternative? Replik zum Aufsatz von Stefan
Märkt" in: Medien u. Kommunkationswissenschaft, Jg. 53, Nr. 4, 2005, S. 560-566 u. Ste-
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1.10 Medien und Ökonomie
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phan Märkt: "Erwiderung auf die Replik von Heinrich/ Lobigs" in: Medien u. Kommunikationswissenschaft, Jg. 53, Nr. 4, 2005, S. 567-571.
[496-L] Massey, Brian L.; Luo, Wei:
Chinese newspapers and market theories of web journalism, in: Gazette : the international
journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 4, S. 359-371 (Standort: USB
Köln(38)-MAP00647; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/4/359)
INHALT: Der Beitrag testet marktwirtschaftliche Theorieansätze zum Onlinejournalismus anhand
der Internetausgaben gedruckter chinesischer Zeitungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf
Differenzierung, definiert als das Ausmaß in dem eine Zeitung ihren Online-Lesern internetspezifische Funktionen zusammen mit dem Nachrichteninhalt mitliefert. Die Ergebnisse weisen auf eine Korrelation zwischen der Druckauflage und der technischen Komplexität, die eine Zeitung in ihr Onlineangebot investiert, hin. Dies befindet sich auch im Einklang mit dem
Ansatz eines globalen, möglicher Weise vom Kapitalismus bestimmten, Formats für den Internetjournalismus. Es werden allgemeine theoretische Regeln für den Internetjournalismus
vorgeschlagen. (UNübers.)
[497-L] Meyer-Lucht, Robin:
Die Grenzen der Zielgruppenstrategie, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Jg.
53/2005, Nr. 4, S. 533-541 (Standort: UuStB Köln (38)-FHM AP11550)
INHALT: "Dieser Beitrag betrachtet die ökonomischen Grenzen der Zielgruppenstrategie in
Märkten ausschließlich werbefinanzierter Medienangebote aus Anbietersicht. Es wird modellhaft veranschaulicht, unter welchen Bedingungen ein Anbieter mit Zielgruppenstrategie
eine gegenüber dem Reichweitenführer wettbewerbsfähige Position einnimmt. Dabei werden
die drei strategischen Eckpfeiler der Zielgruppenstrategie herausgearbeitet: der erforderliche
relative Programmaufwand, die durchsetzbaren Aufschläge auf die Tausenderkontaktpreise
und die erforderliche relative Reichweite. Diese Einschränkungen der Zielgruppenstrategie
werden am Beispiel des Marktgefüges der Online-Nachrichtenangebote diskutiert. Dabei
zeigt sich die hohe Bedeutung der Reichweite auch für die Zielgruppenstrategie." (Autorenreferat)
[498-F] Ollig, Stefan, Dipl.-Volksw. (Bearbeitung):
Wettbewerbsstrategien für den Export chinesischer Fernsehprogramme
INHALT: Trotz rasantem Exportwachstum der VR China verläuft die Entwicklung im Medienbereich schleppend. Westliche Importeure chinesischer Fernsehprogramme zeigen sich relativ
unbeeindruckt von der aufstrebenden Wirtschaftsnation. Die Arbeit untersucht, wie der Programmexport optimiert werden kann und leitet daraus Strategien ab. Dabei stehen im Mittelpunkt die Fragen, warum Konsumenten chinesische Fernsehprogramme bisher nicht annehmen, ob bisher ungeeignete TV-Programme angeboten wurden und ob eine stärkere Exportorientierung inländisches Know-How im Bereich der Fernsehproduktionen erhöhen kann.
GEOGRAPHISCHER RAUM: VR China
270
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1.10 Medien und Ökonomie
ART: Dissertation AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: keine Angabe
INSTITUTION: Institut für Rundfunkökonomie an der Universität Köln (Hohenstaufenring 57a,
50674 Köln)
KONTAKT: Bearbeiter (Tel. 0221-233536, Fax: 0221-241134,
e-mail: [email protected])
[499-F] Picot, Arnold, Prof.Dr.Dres.h.c.; Schmid, Martin; Kempf, Matthias (Bearbeitung):
Rekonfiguration der Wertschöpfungssysteme in der Medienbranche unter dem Einfluss von
Digitalisierung und Internet (Teilprojekt 6 im Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Die Verbesserungen der Informations- und Kommunikationstechnik verändern derzeit
grundlegend die wettbewerblichen Rahmenbedingungen für Informationsintermediäre. Es ist
zu erwarten, dass sich die Wertschöpfungsstrukturen im Medienbereich durch das weiterentwickelte Internet stark verschieben und neuartige Optionen der inner- und zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit entstehen. Die veränderten Spielregeln der Medienbranche bilden den
Rahmen, innerhalb dessen Informationsintermediäre ihre Geschäftsmodelle gestalten müssen.
Inwiefern diese technischen Möglichkeiten aber auch tatsächlich zu nachhaltig tragfähigen
Geschäftsmodellen führen, hängt vom Wettbewerbsumfeld einer sich grundlegend im Wandel
befindlichen Medienbranche ab. Entscheidend ist hierbei, welche Strategien bestehende und
neue Medienunternehmen wählen, wie sie sich innerhalb der Wertschöpfungskette positionieren und welche organisatorisch-strukturellen und rechtlichen Veränderungen und Fragestellungen sich hieraus für Informationsintermediäre ergeben. Projektziel: Entwicklung einer integrierten Ökonomie der Medien- und Internetökonomie; 2. Erklärung der gegenwärtig zu
beobachtenden Entwicklungen; 3. Abschätzung der Perspektiven für die zukünftige Gestaltung der Wertschöpfungssysteme im Medienbereich.
METHODE: 1. Theoretisch fundierte Analyse des Einflusses des erweiterten Internet auf die
Entwicklung von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungssystemen; a) für unterschiedliche Medien; b) Überprüfung und Verknüpfung unterschiedlicher theoretischer Ansätze; 2.
Hypothesengenerierung über die Wertschöpfungssysteme (Integrations- und Spezialisierungseffekte); 3. Empirische Untersuchung/ Expertengespräche.
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vorstellung Teilprojekt 6.
Download unter: http://www.intermedia.lmu.de/projekt/6/Intermedia%20Teilprojekt%206.
pdf .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität München, Fak. für Betriebswirtschaft, Institut für Information, Organisation und Management (Ludwigstr. 28, VG II, 80539 München)
KONTAKT: Picot, Arnold (Prof.Dr. Tel. 089-2180-2252, e-mail: [email protected]);
Schmid, Martin (Tel. 089-2180-2773, e-mail: [email protected]); Kempf; Matthias
(Tel. 089-2180-3767, e-mail: [email protected])
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1.10 Medien und Ökonomie
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[500-L] Roos, Alexander; Nohr, Holger; Ade, Melanie; Lehmann, Peter:
Informationstechnische Integration als Management-Herausforderung für die BroadcastBranche, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 3, S. 129-137
INHALT: Die privaten und öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstalter stehen vor finanziellen
Problemen, da weder das Werbeaufkommen noch die Gebühreneinnahmen mit den zunehmenden Kosten - z.B. im Sportrechtebereich - Schritt halten. Daher müssen die internen Kosten gesenkt, neue Formate und technologische Neuerungen schnell und flexibel realisiert und
neue Einnahmequellen forciert werden. Erste Trends auf diesen Gebieten werden im vorliegenden Beitrag vorgestellt. (KB)
[501-L] Röper, Horst:
Formationen deutscher Medienmultis 2005: T. 2, Bertelsmann AG, RTL Group, Gruner +
Jahr, Burda, WAZ, Holtzbrinck und Bauer, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 4, S. 182200 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/04-2006_roeper.pdf?foid 17181)
INHALT: Insgesamt sind es in der Bundesrepublik Deutschland nur wenig mehr als eine Handvoll großer Medienunternehmen, die wesentliche Teile von Presse und privatem Hörfunk und
Fernsehen beherrschen und zudem in weiteren Märkten wie Druckereien, Film- und Fernsehproduktionen sowie Internet und Multimedia aktiv sind. Im zweiten Teil des Beitrages "Formationen deutscher Medienmultis" werden wichtige Transaktionen, Strategien und Schwerpunktsetzungen der Unternehmen Bertelsmann AG, RTL Group, Gruner + Jahr, Burda,
WAZ, Holtzbrinck und Bauer dargestellt. Das Schwergewicht liegt dabei auf der Entwicklung
und den Aktivitäten der zum Bertelsmann Konzern gehörenden Unternehmen ( RTL Group,
Gruner + Jahr). Burda hat sich aus dem Tageszeitungsgeschäft vollständig zurückgezogen
und bleibt im privaten Hörfunk ein bedeutender Akteur. Die Lage der WAZ ist von einer Stabilisierung der Marktposition im Stammland Nordrhein-Westfalen und im Ausland bei
gleichzeitigen Querelen unter den Eignern geprägt. Holtzbrinck und Bauer konnten einige
vorgesehene Akquisitionen nicht realisieren, teils aus kartellrechtlichen Gründen, teils weil
sie bei Verkäufen nicht zum Zuge kamen. (RG2)
[502-L] Röper, Horst:
Formationen deutscher Medienmultis: T. 1, ProSiebenSat.1 Media AG und Axel Springer
AG, in: Media Perspektiven, 2006/2006, Nr. 3, S. 114-124 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB
Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/03-2006_roeper.pdf?foid=16698)
INHALT: In der Medienbranche nimmt die Zahl der Zusammenschlüsse und Übernahmen zu.
Privates Fernsehen etabliert sich immer stärker als Pay-TV, und Kabelnetzbetreiber und Telefonkonzerne integrieren das Fernsehen im Zuge vertikaler Geschäftsstrategien in die eigenen
Angebote. Erstmals verweigerten die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) und das Bundeskartellamt ihre Zustimmung zu einer großen Fusion im
Medienbereich, nämlich der geplanten Übernahme der ProSiebenSat.1-Sendergruppe durch
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soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.10 Medien und Ökonomie
den Springer-Konzern. Ausschlaggebend für die Ablehnungen war die Berücksichtigung der
Aktivitäten Springers im nationalen Medienmarkt und insbesondere seine Marktstellung im
Zeitungsmarkt und die damit einhergehende Einschätzung, dass der Springer-Konzern bei einer Übernahme mit seinen gesamten Medienaktivitäten vorherrschende Meinungsmacht erreiche. Der Beitrag untersucht die wirtschaftliche Entwicklung und die Motivation der beiden
betroffenen Unternehmen für den geplanten Zusammenschluss und diskutiert die Beweggründe von KEK und Kartellamt für die Ablehnung dieses Vorhabens. (UN2)
[503-L] Theysohn, Sven; Prokopowicz, Agnieszka; Skiera, Bernd:
Der Paid Content-Markt: eine Bestandsaufnahme und Analyse von Preisstrategien, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005,
Nr. 4, S. 170-180
INHALT: "Die vorliegende Analyse des Paid Content-Marktes in Deutschland und den USA
bestätigt das große Wachstumspotential für Paid Content. Sie zeigt jedoch auch Unterschiede
bezüglich des Marktvolumens und der Preispolitik zwischen diesen beiden Märkten. Sowohl
die Marktgröße des US-amerikanischen Paid Content-Marktes, als auch die Einnahmen der
US-amerikanischen Paid Content-Anbieter und die große Anzahl an preisdifferenzierenden
Unternehmen in den erfolgreichsten Produktkategorien (persönliche Dienstleistungen und Information) deuten auf einen engen Zusammenhang zwischen der Anwendung von Preisdifferenzierung und einem erfolgreichen Verkauf digitaler Produkte hin. (...)" (Autorenreferat)
[504-L] Turecek, Oliver; Grajczyk, Andreas; Roters, Gunnar:
Videomarkt und Videonutzung 2004: gute Marktlage trotz Strukturwandels und Raubkopien, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 11, S. 582-589 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB
Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/11-2005_turecek.pdf?foid=15849)
INHALT: In der Videoindustrie hält die positive wirtschaftliche Entwicklung an. Im Jahre 2004
betrug das Umsatzplus der Branche rund 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Systemwechsel von VHS zu DVD ist inzwischen weitgehend vollzogen. Der Abstand zwischen der
Kinoauswertung und dem DVD-Start wird zudem immer kürzer. Trotz der hohen DVDVerkaufszahlen liegt Deutschland im europäischen Vergleich erst an dritter Stelle hinter
Großbritannien und Frankreich. Im Verleihsektor zeigt sich ein Anstieg des Verleihs über Automaten oder das Internet. Die Verleihcharts erweisen sich als genaues Abbild der Kino- und
Filmlandschaft in Deutschland. An der Spitze stehen ausländische, vor allem USamerikanische Produktionen. Nur im Kaufmarkt spielen auch deutsche (Co-)Produktionen eine Rolle. Probleme bereitet der Branche vor allem die Videopiraterie durch Vervielfältigung
von Kinofilmen auf digitale Datenträger. Brancheneigene Internetangebote und die Forderung
nach Überarbeitung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz des geistigen Eigentums sollen dem entgegenwirken. Videos werden überwiegend am Hauptabend gesehen und aufgenommen. Beim 'zeitversetzten Fernsehen' dominiert das Genre Fiction." (UN2)
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1.10 Medien und Ökonomie
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[505-L] Wurff, Richard van der:
Media markets and media diversity, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol. 30/2005, Nr. 3, S. 293-301 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.extenza-eps.com/WDG/doi/pdf/10.1515/comm.2005.30.3.293)
INHALT: Der Beitrag beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Marktkräfte auf die Medienvielfalt. Vielfalt bezieht sich auf die Heterogenität von Medieninhalten und wird nach einem
oder mehreren Kriterien bemessen. Medieninhalte, die von einem Markt bereitgestellt werden, können vielfältig sein, weil die Absatzmärkte in sich vielfältig sind und weil Absatzmärkte unterschiedliche Arten von Inhalten zur Verfügung stellen, die miteinander kombiniert - eine vielfältige Versorgung garantieren. Vielfältigkeit innerhalb der Absatzmärkte ist
deswegen von Bedeutung, weil sie sicherstellt, dass das Publikum mit unterschiedlichen und
zum Nachdenken provozierenden Inhalten konfrontiert wird. Die Differenzierung der Absatzmärkte ist auch deswegen wichtig, weil sie garantiert, dass die Rezipienten in der Lage
sind, zwischen verschiedenen Produkten auszuwählen. Unglücklicherweise passen Vielfalt
innerhalb der Absatzmärkte und Differenzierung der Absatzmärkte nicht immer zusammen.
Diese Thesen werden am Beispiel dreier Medienmärkte (Rundfunk/Fernsehen, Fachzeitschriften und Zeitungen) überprüft. Aus dem Vergleich lassen sich drei Schlüsse ziehen: (1)
Sowohl zuviel als auch zuwenig Wettbewerb oder Konzentration können die Vielfalt reduzieren. (2) Inwieweit Wettbewerb und Konzentration die Differenzierung von Medienprodukten
begünstigen können, hängt von den Kosten und der Nachfrage ab. (3) Die Marktkräfte verstärken die Vielfalt in erster Linie dadurch, dass sie die Medienunternehmen dazu bewegen,
mehr differenzierte Produkte anzubieten. (UN)
1.11 Medien und Recht
[506-L] Balthasar, Stephan:
Eingriffskonditionen und Lizenzbereitschaft bei der unerlaubten Nutzung von Persönlichkeitsmerkmalen in Werbung und Berichterstattung, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 12, S. 874-879 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Bei genauerem Hinsehen lässt sich (...) die bisherige Rechtsprechung nicht aufrechterhalten, nach der ein Bereicherungsanspruch bei Persönlichkeitsverletzungen eine Lizenz- oder Verwertungsbereitschaft voraussetzt. Wichtige Konsequenz dieser Ansicht ist zunächst,
dass in Fällen leichterer oder schuldloser Persönlichkeitsrechtsverletzungen eine Schutzlücke
beseitigt wird, indem zumindest die fiktive Lizenzgebühr unabhängig von der Schwere des
Eingriffs verlangt werden kann. Weitere Konsequenz des hier gefundenen Ergebnisses ist,
dass die Ansprüche auf Lizenzgebühr bzw. auf Gewinnherausgabe mit Schadensersatz- und
Schmerzensgeldansprüchen konkurrieren können. Es wäre wünschenswert, dass der BGH in
einer künftigen Entscheidung klarstellt, dass ein Bereicherungsanspruch von einer Lizenzoder
Verwertungsbereitschaft unabhängig ist." (Textauszug)
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1.11 Medien und Recht
[507-L] Barzen, Dietmar:
Film- und TV Rechteverwertung auf mobilen Endgeräten, in: MedienWirtschaft : Zeitschrift
für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 4, S. 189-198
INHALT: "Die untersuchten Fallbeispiele haben gezeigt, dass die Film und TV- Rechteverwertung auf mobilen Endgeräten komplexe Geschäftsmodelle zwischen mehreren Unternehmen
mit sich bringt. Die Verwertung der Rechte hängt von der Rechteverteilung zwischen Vorlieferanten, Produktionsfirmen, TV-Sendern und MNOs ab. Nur in einem Falle waren jeweils
ein TV Sender und ein MNO unmittelbar in die Rechteverwertung involviert. In zwei Fällen
wurden die Rechte exklusiv über einen MNO abgewickelt. Auch ursprüngliche Mediendienstleister können in das Rechtegeschäft eintreten, wie die Star Wars Case Study gezeigt
hat. (...)" (Autorenreferat)
[508-L] Böker, Arnfried (Interviewter); Ehler, Karin (Interviewer):
Mittler zwischen den Generationen?: das Handy im Fokus des Kinder- und Jugendschutzes,
in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 3, S. 35-39
INHALT: "Die Landesstelle Kinder- und Jugendschutz Sachsen-Anhalt bietet Beratungen, Informationsveranstaltungen, Fortbildungen und Workshops zu Themen an, die im Zusammenhang mit dem Kinderund Jugendschutzgesetz (JuSchG) oder dem Jugendmedienschutzstaatsvertrag (JMStV) relevant sind, etwa im Bereich Computerspiele, Filme, oder auch Handy."
Im vorliegenden Gespräch gibt der Geschäftsführer der Landesstelle Auskunft zu den Erkenntnissen über die Nutzung von Handys in unterschiedlichen Altersstufen. Während kleinere Kinder das Handy als ein Spielzeug nutzen, wird mit zunehmendem Alter die Kommunikation wichtiger, die SMS-Kommunikation ist die beliebteste Art. Diskutiert wird die Gefahr
der Verschuldung, die durch die Nutzung von Handys verursacht werden können. Es gibt
zwar keine expliziten Jugendschutzbestimmungen für Handys, der Bereich ist aber kein
rechtsfreier Raum. Die Jugendschutzbestimmungen müssen immer greifen, wenn Jugendlichen Angebote zur Verfügung gestellt werden, die für Erwachsene vorgesehen sind, oder
wenn Kinder und Jugendliche gezielt beworben werden, diese Absicht aber nicht erkennen
können. (PT)
[509-L] Bornemann, Roland:
Die Bedeutung der "starken Stellung" in der Medienkonzentrationskontrolle: Professor Dr.
Wolf-Dieter Ring zum 65. Geburtstag, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg.
50/2006, Nr. 3, S. 200-205 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Der Präsident der BLM besitzt eine starke Stellung, vertritt eine gewichtige Rechtsmeinung und hat eine bedeutende Stimme. Der KEK bedeutet ihre starke Stellung so viel,
dass sie das Gewicht ihrer Stimme für eine falsche Rechtsmeinung einsetzt. Die 'starke Stellung' der ProSiebenSat. 1 Media AG mit 22,06% Zuschaueranteil im vielstimmigen deutschsprachigen Fernsehen hat keine Bedeutung für die Medienkonzentrationskontrolle; die Übernahme durch die Axel Springer AG führt weder zu 47% noch zu 42% gewichtetem Zuschaueranteilsäquivalent und ist rundfunkrechtlich zulässig." (Autorenreferat)
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1.11 Medien und Recht
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[510-L] Castendyk, Oliver:
Werbeintegration im TV-Programm: wann sind Themen Placements Schleichwerbung oder
Sponsoring?, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 12, S. 857865 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Bezahltes Themen Placement kann gegen das Beeinflussungsverbot verstoßen. Liegt
eine unzulässige Beeinflussung vor, würde nicht ausreichen, wenn, wie vereinzelt argumentiert wird, im Vor- und Abspann ein Hinweis eingeblendet würde, dass die Sendung bezahltes
Themen Placement enthält und wer der Sponsor ist. Warnhinweise verhindern im besten Fall
die Irreführung des Publikums, aber sie schützen das System der Medien nicht vor einer
schon von Verfassung wegen unzulässigen Beeinflussung durch das System der Wirtschaft."
(Autorenreferat)
[511-L] Christmann, Sabine:
Sonderfragen zur territorialen Rechtevergabe und territorialen Adressierung bei Pay-TV
am Beispiel Film und Sport, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006,
Nr. 1, S. 23-32 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die räumlich beschränkte Vergabe von Lizenzrechten und die technische Umsetzung
über die territoriale, verschlüsselte Adressierung der Inhalte innerhalb der Lizenzgebiete sind
von grundlegender Bedeutung für den audiovisuellen Sektor. (...) Mit der Digitalisierung wird
außerdem die Bedeutung der territorialen Adressierung zunehmen (...). Notwendig ist hierfür
aber, dass alle Geschäftsmodelle dieselben Wettbewerbsbedingungen vorfinden; hierzu gehört auch, dass alle Anbieter unter denselben Voraussetzungen Zugang zu Sportrechten haben." (Textauszug)
[512-L] Diesbach, Martin; Bormann, Sandra S.; Vollrath, Benjamin:
"Public-Viewing" als Problem des Urheber- und Wettbewerbsrechts: zu den Beschränkungen öffentlicher Vorführungen von Live-Übertragungen der Fußballweltmeisterschaft 2006,
in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 4, S. 265-274 (Standort:
USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "1. Die Infront hat Richtlinien veröffentlicht, die so wohl nicht-kommerzielle als auch
kommerzielle Public-Viewing-Veranstaltungen der WM 2006 einer Lizenzpflicht und weiteren inhaltlichen Bindungen (wie z.B. über das Ob und Wie der Einbindung von Sponsoren)
unterwirft. 2. Aus dem Blickwinkel des Urheberrechts sind die Infront-Richtlinien unbeachtlich, da die Infront als Signalhersteller und Lizenzgeber der Fernsehübertragungsrechte kein
Sendeunternehmen darstellt. 3. Auch aus ggf. abgetretenem Recht kann die Infront keine Lizenzierungspflicht von solchen Public-Viewing-Veranstaltungen durchsetzen, die das Leistungsschutzrecht der Sendeunternehmen nach Paragr. 87 Abs. 1 Nr. 3 UrhG nicht berühren.
Rechte der Sendeunternehmen sind nur tangiert, wenn eine öffentliche Wahrnehmbarmachung ihrer Sendungen durch Public-Viewing gegen Zahlung eines Eintrittsgeldes erfolgt.
Dies schließt nach der zutreffenden h. M. 'versteckte Eintrittsgelder' wie z.B. erhöhte Getränkepreise und Mindestverzehranforderungen ein. 4. Bei Public-Viewing-Veranstaltungen, die
ohne Zahlung eines (offenen oder verdeckten) Eintrittsgeldes, aber mit Mitteln des Sponsoring (also Zahlungen Dritter gegen Einräumung einer Werbemöglichkeit) durchgeführt wer-
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1.11 Medien und Recht
den, ist das Leistungsschutzrecht des Sendeunternehmens nach Paragr. 87 Abs. 1 Nr. 3 UrhG
nicht berührt." (Textauszug)
[513-L] Engel, Christoph:
Zuschaueranteile in der publizistischen Konzentrationskontrolle: Grenzwert oder bloß Indiz
unter vielen?, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 11, S. 776782 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Die KEK behandelt die Zuschaueranteile bei der Befindung über eine Verletzung der
publizistischen Konzentration als nur ein Indiz unter anderen. Damit setzt sie sich über die Intention des Rundfunkstaatsvertrags hinweg, der die Zuschaueranteile als entscheidendes Kriterium definiert, und etabliert eine maßstabslose Kontrolle. (KB)
[514-L] Franz, Martin:
TRIPS, "TRIPS PLUS" und der von Zwangsmaßnahmen Betroffene: Vorschläge für ein
faires Verfahren, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 11, S.
802-808 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Umsetzung der europäischen 'Richtlinie über die Maßnahmen und Verfahren zum
Schutz der Rechte an geistigem Eigentum' der EU (sog. 'TRIPS plus'-Richtlinie) soll bis Ende
April 2006 in nationales Recht umgesetzt werden. Die Diskussion um die konkreten Gesetzesänderungen ist bereits in vollem Gange. In diesem Artikel soll in Gegenrichtung zur allgemeinen Tendenz der Diskussion untersucht werden, inwiefern im deutschen Recht Umsetzungsbedarf hinsichtlich der Absicherung eines fairen Verfahrens zu Gunsten des von zivilrechtlichen Zwangsmaßnahmen Betroffenen besteht." (Autorenreferat)
[515-L] Gaster, Jens:
Das urhererrechtliche Territorialitätsprinzip aus Sicht des Europäischen Gemeinschaftsrechts, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 1, S. 8-14 (Standort:
USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das im Urheberrecht herkömmlich geltende Territorialitätsprinzip sieht sich in der EU
ständig wachsenden Herausforderungen ausgesetzt. Diese beruhen zunächst auf dem technologischen Fortschritt. Satellitendienste, das Internet, sowie andere Formen elektronischer Übermittlung führen zu einer ständigen Zunahme der grenzüberschreitenden Verwertung urheberrechtlich geschützter Inhalte. Gleichzeitig steigen die Fälle grenzüberschreitender Rechtsverletzungen exponentiell. (...) Im Urheberrecht bestehen keine EU-weiten einheitlichen
Schutzrechte. Insoweit unterscheidet sich die Situation grundlegend vom gewerblichen
Rechtsschutz (...). Überlegungen zur Schaffung eines gemeinschaftsweit einheitlichen Urheberrechts als autonomem und unitärem Schutzrecht erscheinen derzeit angesichts der politischen Realitäten wenig erfolgversprechend." (Textauszug)
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[516-L] Gercke, Marco:
Die Entwicklung des Internetstrafrechts im Jahr 2005, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 4, S. 284-294 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Entwicklung des Internetstrafrechts stand im Jahr 2005 unter maßgeblichem Einfluss der Harmonisierungsbestrebungen der EU. Damit setzt sich nach Jahren der Konzentration auf nationale Regelungsansätze ein Trend fort, dessen Wurzeln in der Vereinheitlichung
der Verantwortlichkeit der Diensteanbieter durch die E-Commerce-Richtlinie und den Harmonisierungsansätzen der Cybercrime Konvention liegen." (Autorenreferat)
[517-L] Gercke, Marco:
Rechtliche Fragen internetbasierter Contentgenerierung in neuen interaktiven TV-Formaten, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 12, S. 879-883
(Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Zusammenführung unterschiedlicher Medien ermöglicht die Entwicklung neuer
Formate. Bei der Konvergenz von Internet und Rundfunk im Rahmen interaktiver TV-Formate ergibt sich dabei auf den ersten Blick durch Integration von Fremdinhalten der Nutzer
ein gesteigertes Risiko für die Fernsehsender, was die Verletzung von Urheber- und Persönlichkeitsrechten durch die Ausstrahlung betrifft. Im Ergebnis führt dies aber nicht zu ausufernden Prüfungspflichten. Unter Übertragung der in anderem Zusammenhang von der
Rechtsprechung entwickelten Prüfungsmaßstäbe sind die Fernsehsender im Hinblick auf Urheberund Persönlichkeitsrechtsverletzungen grundsätzlich nur zu einer Evidenzprüfung verpflichtet. Weitergehende Prüfungspflichten bestehen ausschließlich in konkreten Verdachtsfällen. Eine Besonderheit besteht insbesondere im Zusammenhang mit der Verwendung von
Personenphotos Minderjähriger. (...)" (Autorenreferat)
[518-L] Gottberg, Joachim von:
Sexualität, Jugendschutz und der Wandel der Moral, in: Televizion, Jg. 18/2005, Nr. 1, S. 1216 (URL: http://www.br-online.de/jugend/izi/deutsch/publikation/televizion/18_2005_1/gottberg.pdf)
INHALT: Was im Kino und Fernsehen gezeigt werden darf und was die Jugend "verdirbt", hat
sich von den 1950er-Jahren bis heute deutlich gewandelt. Im Bereich der Darstellung von Sexualität in den Medien haben sich die Maßstäbe und Zielsetzungen des Jugendschutzes seit
der Einführung des Fernsehens grundlegend verändert. Der Beitrag zeichnet die einzelnen Etappen dieser Entwicklung von der rigiden Ablehnung der Abbildung von Nacktheit in den
1950er Jahren, über die sexuelle Befreiung als Folge der Protestbewegung in den 1960er Jahren, die daran anschließende Reform des Sexualstrafrechts und seine Auswirkungen auf die
Medien bis heute nach und referiert die unterschiedlichen theoretischen Annahmen und Konzepte über mediale Wirkungen, die den Bestimmungen zum Schutze der Jugend zugrunde lagen und liegen. Heute orientiert sich der Jugendschutz am Ziel der Selbstbestimmung: "Der
Einzelne soll nach seinem Entwicklungsstand entscheiden, was er will, vorausgesetzt, sein
Partner will dasselbe." Auf die Medien bezogen will der Jugendschutz verhindern, dass diese
Druck ausüben oder Erwartungen vermitteln, die als angstvoll oder überfordernd erlebt wer-
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1.11 Medien und Recht
den. Unverändert gilt das Gebot, dass die Ausstrahlung von Pornografie im Fernsehen verboten ist. (RG)
[519-L] Haupt, Stefan; Ullmann, Loy:
Zum Umfang der Nutzungsrechte an Schnitt- und Restmaterial im Lichte von Paragraph 89
UrhG, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 12, S. 883-887
(Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Die Rechtslage besagt (...): (1) Die nach Paragr. 89 Abs. 1 UrhG eingeräumten Nutzungsrechte beschränken sich nur auf das konkrete Filmwerk und auf dessen Auswertung. (2)
Die Auslegungsregel des Paragr. 89 Abs. 1 UrhG bezieht sich nur auf bekannte Nutzungsarten. (3) Eine Verwendung von Schnitt- und Restmaterial ist nur mit der Zustimmung der Urheber bzw. Rechteinhaher zulässig. (4) Eine Weiterverwertung der Lichtbilder und Lichtbildwerke aus dem Schnitt- und Restmaterial ist gemäß Paragr. 89 Abs. 4 i.V.m. Paragr. 89
Abs. 1 UrhG nur mit Zustimmung der Urheber bzw. Rechteinhaber zulässig. (5) Die in Paragr. 91 UrhG enthaltene Auslegungsregel ist gemäß Paragr. 132 Abs. 3 UrhG auf Filmverträge, die vor dem 1.7.2002 geschlossen wurden oder entstanden sind, anzuwenden. Das bedeutet: Für die Frage des Umfangs der Rechteeinräumung bezüglich des Schnitt- und Restmaterials gelten die genannten Ergebnisse entsprechend. (6) Eine Gesetzesänderung mit dem
Ziel, das Verbot der Übertragung von Nutzungsrechten für unbekannte Nutzungsarten aufzuheben, hätte nicht zur Folge, dass das gesamte Archivmaterial öffentlich zugänglich gemacht
werden könnte. Das archivierte Schnitt- und Restmaterial wäre wegen des eingeschränkten
Anwendungsbereichs von Paragr. 89 UrhG hiervon nicht mit erfasst." (Autorenreferat)
[520-L] Holtgrewe, Ursula:
Intellectual property, communism and contextuality: a non-essentialist exploration of German digital copyright and the public domain, in: Science, Technology & Innovation Studies :
the first internationally oriented, reviewed online journal for the German speaking STI community,
Vol. 1/2005, No. 1, S. 39-58
(URL: http://www.sti-studies.de/articles/2005-01/holtgrewe/Holtgrewe-STI-2005.pdf)
INHALT: "This paper explores current changes in German copyright legislation in two fields in
which the digitalisation of creative works has changed the relationship between commercial
and non-profit activities: the music industry and scientific publishing. For years the music industry has been facing a decreasing demand due to Internet distribution and filesharing networks and a lock-in of traditional business models. Scientific work is confronted with a supply crisis of information. The resources of libraries, which traditionally used to mediate
commercial and non-profit activities, are dwindling while the role of commercial databases
and meta-information systems for academic reputation is gaining importance. These processes are well known, but both the current public debate and theoretical analyses suffer from
a certain essentialism: The problem of intellectual property is mostly seen as inherent to the
characteristics of knowledge goods and knowledge production. Thus, the arena appears like a
zero-sum game to both commercial actors and promoters of the public domain, in which
commodified goods are subtracted from the public domain and vice versa. This paper applies
a process-oriented and interactionist sociological perspective to the shifting relationship of
markets and public spheres. Knowledge goods and intellectual property institutions thus are
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1.11 Medien und Recht
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mutually constitutive. In establishing them, situated flows of knowledge and meaning are
bracketed institutionally and technologically for a time. However, current changes in copyright legislation tend to privilege commercial exploitation and thus may end up establishing
the very zero-sum configuration that so far has been challenged theoretically." (author's abstract)
[521-L] Kirschenhofer, Matthias:
Die Verbreitung von Programmen und Territorialitätsprinzip am Beispiel von Film-, Fernseh- und Sportprogrammen: Rechtsfragen im Bereich Sport, in: Zeitschrift für Urheber- und
Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 1, S. 15-19 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Sportler sind nicht Inhaber von Urheber- und Leistungsschutzrechten. Insbesondere ist
eine (analoge) Anwendung von Paragr. 73 UrhG ausgeschlossen. Jedoch ist wegen des allgemeinen Persönlichkeitsrechtes eine Einwilligung des Sportlers zur TV-Verwertung seiner
Darbietung nötig. 2. Auch die Veranstalter von Sportereignissen verfügen nicht über urheberrechtlich geschützte Rechtspositionen. Jedoch stellt die Erteilung der Erlaubnis zur TVVerwertung des Sportereignisses einen Verzicht auf die Ausübung verschiedener Verbotsrechte dar. 3. Die TV-Sender verfügen über ein selbstständiges und originäres Leistungsschutzrecht an der Sendung. 4. Das Sendelandprinzip ist auch im Fall eines satellitären Overspills von Sportübertragungen entsprechend anwendbar." (Textauszug)
[522-L] Kleist, Thomas; Scheuer, Alexander:
Kultur und Quoten: Förderung der Kultur im Rundfunk in der EG, Deutschland und anderen EU-Mitgliedsstaaten, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr.
2, S. 108-117 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Eine kursorische Analyse der Situation in einzelnen Mitgliedstaaten zeigt, dass es
neben den 'prominenten' Quoten der Fernsehrichtlinie die verschiedensten gesetzlichen Ausgestaltungen zur Förderung von Sendungen mit kulturellem Inhalt im weitesten Sinne gibt.
Die nationalen Gesetzgeber als 'originäre' Kompetenzträger in Sachen 'Kultur' sind auch auf
rundfunkrechtlicher Ebene vielfältiger und virtuoser, was ihre Aktivitäten zum Schutz und
zur Förderung derselben angeht. Die Definition der kulturellen Inhalte ergibt sich auf Gemeinschaftsebene. aber auch in den Nationalstaaten erst aus dem entsprechenden Kontext.
Die realisierten Fördermaßnahmen reichen von festen gesetzlichen Quoten oder Vorgaben der
Anzahl der auszustrahlenden Sendungen bis hin zur finanziellen Förderung durch entsprechende Programme und Fonds." (Textauszug)
[523-L] Kreile, Johannes:
Territorialitätsprinzip im Bereich fiktionaler Programme, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 1, S. 19-22 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den
Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Haben wir einen Harmonisierungsbedarf auf europäischer Ebene? Wenn die Technik
weiter voranschreitet, vielleicht nicht, da die Grundsätze des internationalen Privatrechts aus-
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1.11 Medien und Recht
reichende Regelungsmechanisrnen vorsehen. Produzenten haben mittels entsprechender vertraglicher Regelungen die Möglichkeit, die Auswertung so vorzunehmen, wie sie diese mittels urhebervertragsrechtlicher Klauseln gestalten wollen. Die vertraglichen Gestaltungsmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahren erlaubt, das Territorialitätsprinzip auf der einen
Seite und den Zugang zu den jeweiligen Märkten auf der anderen Seite in Einklang zu bringen. Der Overspill war die größte Gefahr für das Territorialitätsprinzip, aber die neuen technischen Möglichkeiten, wenn sie denn genutzt werden, erlauben, dass durch vertragliche
Formulierungen dem Territorialitätsprinzip wieder mehr Geltung verschafft wird. Ob das zu
begrüßen ist, das ist allerdings eine ganz andere Frage." (Autorenreferat)
[524-L] Kuhlen, Rainer:
Wie öffentlich soll Wissen für Wissenschaft und Unterricht sein?: Anmerkungen zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, in: Maximilian Eibl, Christian Wolff, Christa Womser-Hacker (Hrsg.): Designing Information Systems : Festschrift für Jürgen Krause, Konstanz:
UVK Verl.-Ges., 2005, S. 27-45, ISBN: 3-89669-564-9
INHALT: Der Verfasser skizziert die Intensivierung der Regelungen der Rechte aus geistigem
Eigentum (Intellectual Property Rights, IPR) zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Zuge der
Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie. Er kritisiert die Tendenz zur Privatisierung
und Kommerzialisierung der IPR mit der Konsequenz einer Verknappung von Wissen und Information. Die ursprüngliche Priorität des öffentlichen gegenüber dem privaten UrheberInteresse wurde umgekehrt. Copyright und Urheberrecht näherten sich einander an, IPR wurden verstärkt. Ausführlich geht der Verfasser auf die Konsequenzen der neuen IPRRegelungen für die Wissenschaft ein. Hier wird als Beispiel der deutsche "Informationskrieg"
um die öffentliche Zugänglichmachung von IPR-geschützten Werken für Unterricht und Forschung gewählt. Der Verfasser plädiert abschließend für mehr Freizügigkeit im Umgang mit
Wissen und Information und verweist auf Gegenmodelle zur kommerziellen Aneignung und
Vermarktung. (ICE2)
[525-L] Lange, Bernd-Peter:
Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Axel-Springer-Konzern: zu den Prüfungsverfahren beim Bundeskartellamt und der KEK, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 11, S. 546-557
(Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/11-2005_lange.pdf?foid=15846)
INHALT: Der Axel Springer Verlag beabsichtigt, das Fernsehunternehmen ProSiebenSat.1 Media
AG zu übernehmen. Sowohl das Bundeskartellamt als auch die Kommission zur Ermittlung
der Konzentration im Medienbereich (KEK) prüfen derzeit diese geplante Fusion. Der Beitrag präsentiert eine wettbewerbsrechtliche und medienrechtliche Analyse und zeigt das enorme crossmediale Potenzial, das sich für den Verlag aus dem Zusammenschluss ergäbe.
Auch aus der Sicht des Schutzes der Medienvielfalt und des Meinungspluralismus ist eine
Verbindung des führenden Privatfernsehveranstalters mit dem Verlag von "Bild" und anderer
auflagenstarker Publikationen kritisch zu bewerten. Daher ist mit einer Untersagung des Zusammenschlusses sowohl durch das Bundeskartellamt als auch durch die KEK zu rechnen,
mindestens aber mit erheblichen Auflagen für die beteilgten Unternehmen. (UN2)
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[526-L] Lindner, Franz:
"Drittmittel" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk?, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 1, S. 32-39 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Angesichts knapper werdender öffentlicher Finanzen und auch knapper werdender
finanzieller Spielräume vieler Menschen sollte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk wie
etwa die Hochschulen auch stärker um andere Finanzierungsquellen bemühen (können und
müssen). Es erscheint angesichts unübersehbarer Redundanzen im öffentlich-rechtlichen Angebot kaum länger vertretbar, immer nur an der Gebührenschraube zu drehen und das ohnehin großzügig bemessene zwangsfinanzierte öffentlich-rechtliche Budget stetig fortzuschreiben." (Textauszug)
[527-L] Mynarik, Nadine:
"Mobile Entertainment" und das Jugendmedienschutzrecht: Entwicklungen von Mobilfunkrecht und -technik ; Perspektiven für den Jugendschutz, in: Zeitschrift für Urheber- und
Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 3, S. 183-188 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "(...) Technische Jugendschutzvorkehrungen und eine starke Regulierungsdichte allein
hindern Kinder und Jugendliche natürlich nicht an einem pädagogisch unerwünschten Medienkonsum. Die Annahme, dass technische Maßnahmen einen Tausch problematischer Individualinhalte gänzlich verhindern können, ist schon aufgrund der anzunehmenden Kreativität
Jugendlicher bei der Umgehung von Verboten utopisch. (...) Dennoch: (...) technikbasierte
Lösungen scheinen zumindest einige Kontrolldefizite beheben zu können. Entsprechende
Verpflichtungen der Gerätehersteller und Mobilfunkanbieter zum Einsatz dieser Technologien könnten - wenn ein bestimmter Stand der Technik erreicht ist - gesetzlich verankert werden, oder vorzugsweise im Wege der Selbstkontrolle als freiwilliger Standard von den Anbietern implementiert werden. Eine institutionalisierte Selbstkontrolle nach dem Vorbild der
Feiwilligen Selbstkontrolleinrichtungen FSM und FSF wäre besonders zweckdienlich."
(Textauszug)
[528-L] Pahlow, Louis:
Das einfache Nutzungsrecht als schuldrechtliche Lizenz: zur Auslegung des Paragraphen 31
Abs. 2 UrhG, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 12, S. 865874 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das einfache Nutzungsrecht stellt (...) ein schuldrechtliches Benutzungsrecht dar, das
über einen eigenen gesetzlichen Sukzessionsschutz verfügt. Als bloß obligatorische Berechtigung teilt das Nutzungsrecht damit den Rechtscharakter der nicht ausschließlichen Lizenz im
Patent- und Markenrecht. Eine wie auch immer verstandene 'konstitutive Rechtsübertragung'
ist dafür nicht erforderlich. Eine schuldrechtliche Charakterisierung einfacher Nutzungsrechte
im Sinne von Paragr. 31 Abs. 2 UrhG ist darüber hinaus in der Lage, die begrifflichen und inhaltlichen Unterschiede zwischen der nicht ausschließenden Lizenz etwa im Patent- und Markenrecht und dem einfachen Nutzungsrecht im Urheberrecht zu überwinden. Das einfache
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Nutzungsrecht des Urheberrechts lässt sich insofern ganz im Sinne der aktuellen Forschung in
ein schutzrechtsübergreifendes Immaterialgütervertragsrecht einordnen." (Autorenreferat)
[529-L] Pfeifer, Nikolaus:
Das Territorialitätsprinzip im Europäischen Gemeinschaftsrecht vor dem Hintergrund der
technischen Entwicklungen, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006,
Nr. 1, S. 1-8 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "1. Das Territorialitätsprinzip entstammt dem Völkerrecht, im Immaterialgüterrecht
steht es nicht nur am Beginn der einzelstaatlichen Gesetzgebung, sondern ist heute auch
Grundlage und Basis der internationalen Verträge auf diesem Gebiet. 2. Im Internationalen
Privatrecht führt die Anwendung des Territorialitätsprinzips zu einer einfachen Prüfung durch
den nationalen Richter, der häufig nur sein Heimatrecht anwenden muss. Im Bereich internationaler Vermarktung führt die Anwendung des Prinzips allerdings zu komplizierten und unübersichtlichen Rechtsverhältnissen, denn der Vermarkter muss sich auf die Geltung einer
Vielzahl von nationalen Rechten einstellen. 3. Angesichts der starken Ausdifferenzierung von
Nutzungsmöglichkeiten und Nutzungstechnik sowie der zunehmend durchlässiger werdenden
Grenzen der Vermarktungsregionen ist die Ubiquität der Nutzung bereits Realität. Konsequenterweise sollte das Recht supranationale Instrumente entwickeln und bereitstellen. Auf
europäischer Ebene überwiegt gleichwohl noch die Harmonisierung nationaler Schutzstandards. Dieser Zustand fördert und stützt die territoriale Bündelung von Rechten. 4. Positiver
Seiteneffekt dieses Handicaps ist allerdings, dass das Immaterialgüterrecht gerade deswegen
einem steten und heftigen Harmonisierungseffekt unterliegt. Neue technische Entwicklungen
werden häufig noch eher im internationalen als im nationalen Recht aufgegriffen. 5. Gleichzeitig ist das Territorialitätsprinzip im Immaterialgüterrecht das Schlüsselinstrument zur
passgenauen Vermarktung von Rechten durch die Ausgestaltung von Lizenzen, und damit ein
entscheidendes Werkzeug zur Produktdifferenzierung. Das System der national beschränkten
Lizenzen wird gemildert durch den Erschöpfungsgrundsatz, der allerdings nur körperliche
Gegenstände betrifft. Die Konditionen unkörperlichen Vertriebs von Dateien können hierüber
nicht gemaßregelt werden. 6. Auseinandersetzungen um passgenaue und territorial aufgespaltene Nutzungsregelungen werden künftig verstärkt im Kartellrecht auftreten. Hier gilt es,
neue Kriterien zu finden, die nicht nur an die Marktbedeutung des Anbieters, sondern auch an
die Auswirkung von gleichgerichteten Bindungen anknüpfen. Bei der Frage, ob Exklusivlizenzen Märkte abschotten und somit einen Missbrauch im Sinne von Art. 82 EG darstellen,
wird es darauf ankommen, die ökonomische Sinnhaftigkeit getrennter Märkte (z.B. für die
Filmauswertung) plausibel zu machen." (Autorenreferat)
[530-L] Ring, Wolf-Dieter (Interviewter); Gottberg, Joachim von (Interviewer):
Die Maßstäbe zwischen Aufsicht und Selbstkontrolle müssen übereinstimmen, in: tv diskurs :
Verantwortung in audiovisuellen Medien, Jg. 9/2005, Nr. 3, S. 21-28
INHALT: Der Präsident der BLM und Vorsitzende der Kommission für Jugenmedienschutz
(KJM) gibt in dem Gespräch Auskunft zu den Erfahrungen der Kommission seit ihrer Gründung im Rahmen des neuen Jugendschutzrechts vom April 2003. Diese Erfahrungen können
"nur unter Vorbehalt" ausgewertet werden, da die für die beiden Selbstkontrolleinrichtungen
verbindlichen Richtlinien erst im Mai 2005 in Kraft getreten sind. In dem Gespräch werden
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1.11 Medien und Recht
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rechtliche Grundlagen, Aufgaben und Funktionen der Selbstkontroll-Gremien FSF und der
FSM, sowie der KJM dargestellt und diskutiert. Die Kommission ist keine "staatliche Aufsicht", sondern eine staatsferne Organisation, die als Organ der Landesmedienanstalten tätig
ist. Sie ist gemäß dem Staatsvertrag eingerichtet worden und arbeitet nach Vorgaben, der der
Gesetzgeber vorgegeben hat. Besprochen werden die Vorwürfe, die Kommission zeige bislang wenig Bereitschaft zur Kommunikation und Kooperation mit den Selbstkontrolleinrichtungen. (PT)
[531-L] Rüberg, Michael:
Mo(n)tezumas späte Rache: der Schutz nachgelassener Werke im deutschen Urheberrecht ;
zugleich Anmerkung zum Urteil des OLG Düsseldorf vom 16. August 2005 - I-20 123/05,
ZUM 2005, 825, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 2, S. 122129 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Trotz der aufgezeigten Problempunkte hinterlässt die Entscheidung des OLG Düsseldorf den befriedigenden Eindruck, dass hier eine den widerstreitenden urheberrechtlichen Interessen angemessen Rechnung tragende Lösung gefunden wurde, die verspricht, auch in dem
inzwischen anhängigen Hauptsacheverfahren von Bestand zu sein. Der Senat widersteht der
Versuchung, sich von rechts- und kulturpolitischen Forderungen zu einem allzu kreativen
Umgang mit dem geltenden Recht verleiten zu lassen. Stattdessen wird durch den handwerklich sauberen Rückgriff auf das verfahrensrechtliche non liquet ein Lösungsweg aufgezeigt,
der dem jeweils Rechtschutzsuchenden ohne Einschränkung des Anwendungsbereichs der
Norm alle Möglichkeiten offen hält, bei hinreichender Beleglage in den Genuss der urheberrechtlichen Monopolstellung zu gelangen." (Textauszug)
[532-L] Schilling, Horst:
Keine Wertung ohne Erklärung, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 90-93
INHALT: Bei der Erstellung und Veröffentlichung von Ranking- und Bestenlisten gehen regelmäßig Beschwerden beim Deutschen Presserat ein. In seinem Beitrag kommentiert der Autor,
ehemals Mitglied der Deutschen Presserates, jüngere Entscheidungen des Presserates: Bewertung von Finanzämtern durch die Zeitschrift "Capital" im Mai 2004 und erneut im April 2005
durch die Zeitschrift "impulse" (wie "Capital" bei Gruner und Jahr herausgegeben). In beiden
Fällen wurden unter Hinzuziehung externer Gutachter öffentliche Rügen ausgesprochen. In
seiner Stellungnahme mahnte der Presserat die Redaktionen zum besonderen Maß an Sorgfalt. Im Hinblick auf den Stellenwert solcher Rankinglisten beim Leser und die möglichen
negativen Folgen für die Beteiligten sollen umfassende Angaben zur Untersuchungsmethode
und der Repräsentativität mitgeteilt werden. (PT)
[533-L] Strauß, Ingo:
Rechtliche Verantwortlichkeit für Wikipedia: der Streit um "Tron" war erst der Anfang, in:
Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 4, S. 274-283 (Standort: USB
Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
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1.11 Medien und Recht
INHALT: "Auch wenn 'Trons' bürgerlicher Name in Wikipedia genannt werden durfte, so ist es
dennoch nur eine Frage der Zeit, bis in Wikipedia rechtswidrige, möglicherweise schadensauslösende Beiträge eingestellt werden, bei denen ein Zugriff auf den anonymen Autor
nicht möglich ist und sich aus diesem Grund der Anspruch gegen Wikipedia selbst richten
wird. In diesem Fall haftet Wikipedia nicht gemäß Paragr. 6 Abs. 1 MDStV als ContentProvider für eigene Informationen, sondern lediglich als Host-Provider für fremde Informationen, wobei Wikipedia sich auf die Haftungsprivilegierung des Paragr. 9 MDStV berufen
kann. Bei der Prüfung, ob ein solcher Anspruch gegen Wikipedia besteht, muss jedoch auch
immer die Zumutbarkeit einer Inanspruchnahme geprüft werden, wobei insbesondere die
grundrechtlichen Gewährleistungen der Rundfunkfreiheit berücksichtigt werden müssen, auf
die sich Wikipedia im Hinblick auf ihr deutsches Angebotssegment berufen kann." (Textauszug)
[534-L] Wanckel, Endress:
Fotos aus dem Hubschrauber, in: message : internationale Fachzeitschrift für Journalismus,
2005, Nr. 4, S. 84-88
INHALT: Unter Berücksichtigung jüngerer Urteile zur Zulässigkeit von Film- und Fotoaufnahmen berichtet der Autor generell über die Problematik der Herstellung und der Verbreitung
von Bildern und Filmmaterial von Gebäuden, Firmengeländen und privaten Umfeld von
Prominenten. Nicht nur Aufnahmen von Personen können Persönlichkeitsrechte verletzten,
denn Persönlichkeitsrechte können auch juristischen Personen zustehen. Obwohl die Praxis
der Rechtsprechung nicht einheitlich und von Einzelfallentscheidungen geprägt ist, lassen
sich zentrale Kriterien benennen: Frei einsehbare Ansichten von öffentlichem Grund sind in
der Regel zulässig; Firmengelände dürfen im Rahmen sachlicher und zutreffender Berichte
gezeigt werden, Privatwohnungen hingegen nur, "wenn sich nach objektiven Maßstäben die
öffentlichen Informationsinteressen gerade auch auf diesen Wohnsitz beziehen"; in der Regel
unzulässig ist es, sich auf das Firmengelände einzuschleichen und dort Aufnahmen zu machen. (PT)
[535-L] Wandtke, Artur:
Grenzenlose Freiheit der Kunst und Grenzen des Urheberrechts: oder über Kunst läßt sich
trefflich streiten?, in: Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 49/2005, Nr. 11, S.
769-775 (Standort: USB Köln(38)-XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Das Urheberrecht hat den Vorteil gegenüber dem verfassungsrechtlichen Begriff der
'Kunstfreiheit' insofern, als der Werkbegriff i.S.d. Paragr. 2 Abs. 2 UrhG zugleich ein Korrektiv gegen eine uferlose Ausweitung des Urheberrechtsschutzes von Kunstwerken ist. Nicht
jedes Kunstwerk muss die Schutzvoraussetzungen des Urheberrechts erfüllen. Aber jedes
Kunstwerk, das produziert worden ist und verbreitet wird, unterliegt der Kunstfreiheit." (Autorenreferat)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.11 Medien und Recht
285
[536-L] Wisuschil, Andreas:
Der Fall "Junge Freiheit": Neuorientierung im Verfassungsschutzrecht?, in: Zeitschrift für
Urheber- und Medienrecht : ZUM, Jg. 50/2006, Nr. 4, S. 294-301 (Standort: USB Köln(38)XD107; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Im Ergebnis hat der hier besprochene Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts das Verfassungsschutzrecht geradezu revolutioniert. Das für einen freiheitlich
und demokratisch verfassten Rechtsstaat äußerst problematische 'scharfe Schwert' des Verfassungsschutzberichts wurde materiell-verfassungsrechtlich mit einem extrem engmaschigen
Filterwerk versehen. Nach hier vertretener Ansicht sind nur noch von allen guten Geistern
verlassene Polit-Kriminelle geeignet, durch diesen Filter zu dringen. Künftige Verfassungsschutzberichte dürften daher nur noch dieses Destillat von Personen, Gruppen und Zeitungen
enthalten, das jeder billig und gerecht denkende Bürger als verfassungsfeindlich und extremistisch qualifizieren wird." (Textauszug)
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
[537-L] Bieri, Rahel; Florack, Arnd; Scarabis, Martin:
Der Zuschnitt von Werbung auf die Zielgrupe älterer Menschen, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 1, S. 19-30 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171)
INHALT: "Das ökonomische Gewicht der älteren Bevölkerung wird zunehmend auch von Marketingexperten erkannt. Dennoch werden die grundlegenden Charakteristika dieser Konsumentengruppe bisher selten bei der Gestaltung von Werbung beachtet. In diesem Artikel wird eine
Übersicht über die wichtigsten Forschungsergebnisse zur Rezeption von Werbung durch ältere Konsument/inn/en gegeben. Es wird aufgezeigt, dass Ältere im Vergleich zu Jüngeren bedeutende Unterschiede bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Werbung und insbesondere bei der späteren Erinnerung von Werbebotschaften aufweisen. Diese Unterschiede haben
grundlegende Implikationen für die Gestaltung von Werbemaßnahmen, insbesondere im Hinblick auf eine adäquate, faire und effektive Ansprache älterer Konsument/inn/en." (Autorenreferat)
[538-L] Cjang, Byeng-Hee; Chan-Olmsted, Sylvia M.:
Relative constancy of advertising spending: a cross-national examination of advertising expenditures and their determinants, in: Gazette : the international journal of mass communications studies, Vol. 67/2005, Nr. 4, S. 339-357 (Standort: USB Köln(38)-MAP00647; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; URL: http://gaz.sagepub.com/cgi/reprint/67/4/339)
INHALT: Die vorliegende empirische Studie untersucht das Prinzip der relativen Konstanz (PRC)
in Form eines internationalen Vergleichs, der im Zeitraum von 1991 bis 2001 70 Länder einbezieht. Das Hauptinteresse liegt auf der Korrelation von Werbeausgaben und volkswirtschaftlicher Entwicklung, wie sie sich im Bruttosozialprodukt (GDP) spiegelt. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das GDP zwar die offensichtlichste Erklärungsvariable
für die Werbeausgaben ist, die Beziehungen zwischen beiden aber nicht proportional ist. Es
286
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
gibt die Möglichkeit, dass auch andere Variablen Einfluss darauf haben, wieviel in einem
Land für Werbung ausgegeben wird. Der Grad der Anwendbarkeit von PRC kann sich von
Land zu Land unterscheiden und hängt ab von der Art der Medien und den Eigenschaften der
Nationen ab. Das Konzept der PRC scheint am ehesten auf entwickelte Länder anwendbar zu
sein. (UNübers.)
[539-L] Franz, Gerhard:
Radiowerbung als Absatzmultiplikator: Ergebnisse einer britischen Studie, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 10, S. 505-510 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM
XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/10-2005_franz.pdf?foid=15763)
INHALT: Die zentralen Ergebnisse einer Studie des Advertising Bureau in London mit dem Originaltitel "The Radio Sales Multiplier" lassen sich dahin interpretieren, dass Radiowerbung
den Abverkauf von Marken steigert und darüber hinaus die Wirkung von Sonderpreisaktionen
beeinflusst. Für den Erfolg von Radiospots spielt auch deren Kreativität eine Rolle. Analysiert wurden die Verkaufsdaten für Marken (schnelldrehende Konsumgüter) mit Radiowerbung in zwei vergleichbaren Regionen. Das Radio ist so wirkungsvoll, weil es während des
Erstellens der Einkaufsliste oder im Auto auf dem Weg zum Supermarkt gehört werden kann
und Marken die letzte Chance der Beeinflussung vor dem Betreten der Einkaufsstätte bietet.
Radiowerbung führt nicht nur zu einer deutlichen Verkaufsförderung für die eigene Marke,
sondern schwächt auch Sonderpreisaktionen der Konkurrenzmarken ab. Die besten Spots
zeichneten sich durch Einfachheit, Synergie mit anderen eingesetzten Medien und ein charakteristisches "Audio Branding" aus. Die Ergebnisse der Studie können auf der Basis des
Durchschnitts der beobachteten Marken zur Prognose der kurzfristig mit Radio zu erzielenden
Absatzzuwächse genutzt werden. (UN2)
[540-L] Fuchs, Christian:
Was schleicht denn da?: Product Placement und Schleichwerbung im deutschen Fernsehen ;
eine Analyse der Show "Wetten dass ...?", in: MedienWirtschaft : Zeitschrift für Medienmanagement und Kommunikationsökonomie, Jg. 2/2005, Nr. 4, S. 199-207
INHALT: "Product Placement und Schleichwerbung gehören seit den Anfängen von 'Wetten Dass
...?' genauso zur Sendung, wie die Wetten. Bei Product Placement konnte eine starke quantitative Zunahme festgestellt werden, bei Schleichwerbungen nicht. Diese Erkenntnis hängt mit
dem Charakter der beiden Formen programmintegrierter Werbung zusammen. Die besser
planbare Form der Produktplatzierungen hat mit den Jahren nachweisbar mehr Interessenten
auf Wirtschaftsseite gefunden, als die schwerer koordinierbare Form der Schleichwerbung.
(...)" (Autorenreferat)
[541-L] Furnham, Adrian; Price, Marie-Therese:
Memory for televised advertisements as a function of program context, viewer-involvement,
and gender, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol.
31/2006, Nr. 2, S. 155-172 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
287
INHALT: Die Untersuchung befasste sich damit, ob Werbung für Autos und Lebensmittel sich
besser innerhalb eines Fernsehprogramms ins Gedächtnis eingräbt, das Autos bzw. Lebensmittel zum Inhalt hat. Ziel war es herauszufinden, in welcher Beziehung Gedächtnis, Programminhalt und emotionale Einbindung der Zuschauer zueinander stehen. Die 92 Probanden
(52 männlich, 40 weiblich) waren Schüler der Oberstufe im Alter zwischen 16 und 17 Jahren,
die nach dem Zufallsverfahren einer von vier Konditionen zugeordnet wurde. Wie vorhergesagt, konnten sich die Untersuchungspersonen an Werbespots, die innerhalb eines Programms
mit gänzlich andersartigem Inhalt platziert waren, signifikant besser erinnern als an solche innerhalb eines Programms mit gleichartigem Inhalt. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei
der Erinnerungsfähigkeit ergaben sich in dem Sinne, dass die weiblichen Probanden sich besser als die männlichen an Produkte erinnern konnten, die auf weibliche Konsumenten abzielten. Die Bewertung der Zuschauerbeteiligung erfolgte durch die Zusammenfassung der Faktoren in drei Cluster: erfreulich, fröhlich und witzig. Dabei ergaben sich negative Korrelationen zwischen Fröhlichkeit und Erinnerungsfähigkeit bezogen auf das Programm mit Autos
und positive Korrelationen zwischen Fröhlichkeit und Erinnerungsfähigkeit bezogen auf das
Programm mit Lebensmitteln. Abschließend werden die Implikationen der Ergebnisse diskutiert. (UNübers.)
[542-L] Gaßner, Hans-Peter:
Werberelevante Zielgruppen im Wandel: Konsum ist entscheidender als Alter, in: Media
Perspektiven, 2006, Nr. 1, S. 16-22 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM
XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/01-2006_gassner.pdf?foid=16399)
INHALT: "In der Werbung gilt die Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen seit Anfang der 1990er
Jahre als die werberelevante Bevölkerungsgruppe schlechthin. Tatsächlich repräsentierte diese Altersgruppe für einige Zeit die Nachkriegsgeneration der Wirtschaftswunder-Kinder mit
hoher Kaufkraft und regem Konsum. Inzwischen stellt diese Gruppe nicht nur zahlenmäßig
die Minderheit in der deutschen Bevölkerung dar, es haben sich auch erhebliche Veränderungen im Konsumverhalten und den Einstellungen der Konsumenten ergeben. Werbung und
Mediaplanung müssen sich in Zukunft stärker auf diese Veränderungen einstellen. Neben der
offensichtlichen demographischen Entwicklung ist der so genannte Kohorteneffekt ein nicht
zu vernachlässigender Faktor: Personen, die beispielsweise in den 1960er Jahren sozialisiert
wurden, nehmen Einstellungen und Verhaltensweisen mit, auch wenn sie die Altersgrenze
von 50 Jahren überschritten haben. Langfristige Vergleiche zeigen darüber hinaus, dass die
älteren Zielgruppen gegenüber früher deutlich offener für Innovationen geworden sind. Die
Akzeptanz der Werbung ist in den letzten Jahren in allen Altersgruppen gestiegen, bei den
über 50-Jährigen zum Teil überdurchschnittlich stark. Es kann demnach keine Rede davon
sein, dass mit zunehmendem Alter automatisch 'altes' Konsumverhalten eintritt. Anstelle der
Zielgruppe 14 bis 49 Jahre bietet sich daher inzwischen eine Differenzierung und gezieltere
Ansprache von Konsumgruppen an. Bei den Top-10-Produktgruppen der Fernsehwerbung
bleibt bei einer Beschränkung auf 14 bis 49 Jahre ein Drittel des Konsumpotenzials unberücksichtigt. Konsumzielgruppen können Mediaplanung präziser gestalten helfen und Streuverluste vermeiden. Beispiele verschiedener Produktbereiche belegen die Vorteile der Planung mit Produktzielgruppen. Ältere Konsumenten erweisen sich dabei als markenbewusste
Käufer mit hoher Kaufkraft." (Autorenreferat)
288
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
[543-L] Gleich, Uli:
Werbung im Umfeld des Sports: ARD-Forschungsdienst, in: Media Perspektiven, 2005, Nr. 11,
S. 590-596 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst erhältlich;
URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/11-2005_fodi.pdf?foid=15850)
INHALT: Sportangebote in Fernsehen, Hörfunk und Internet erfreuen sich großer Beliebtheit und
häufiger Nutzung. Mediale Sportpräsentationen sind daher ein attraktives Umfeld für Werbebotschaften. Die Erforschung von Werbung im Kontext der Sportberichterstattung ist bislang
noch wenig ausgeprägt und systematisch. Der Beitrag gibt einen Überblick über die vorliegenden Studien zum Themenbereich, wobei die Schwerpunkte inhaltlich sehr unterschiedlich
sind. So konzentriert sich eine Reihe von Untersuchungen auf das Sponsoring (sowohl der
Sportveranstaltung selbst als auch der Übertragungen). Es werden auch Untersuchungen berücksichtigt, die im Hinblick auf allgemeine Schlussfolgerungen für die Bedingungen der
Wirkung werblicher Kommunikation im Sportkontext interessant erscheinen. Aus den Ergebnissen der Studien lässt sich ableiten, dass es ratsam ist, die werbliche Kommunikation 1. inhaltlich dem primär unterhaltenden Charakter von großen (medial präsentierten) Sportereignissen anzupassen und 2. sich eher mit emotionalen Appellen an die Rezipienten zu richten
als mit rationalen Informations- und Produktdarbietungen. Werbliche Aussagen dürfen im
Kontext von Sportdarbietungen nicht als störend empfunden werden, sondern eher als Ergänzung oder 'Verlängerung' einer angenehmen und unterhaltsamen Rezeptionssituation. (UN2)
[544-L] Gleich, Uli:
Radiowerbung: ARD-Forschungsdienst, in: Media Perspektiven, 2006, Nr. 2, S. 107-110
(Standort: UB Bonn(5)-Z91/28; USB Köln(38)-FHM XD00257; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich; URL: http://www.ard-werbung.de/showfile.phtml/02-2006_fodi.pdf?foid=16569)
INHALT: Nach den neuesten Ergebnissen der Media-Analyse hören die Menschen in Deutschland täglich im Durchschnitt 206 Minuten Radio. Die hohe tägliche Reichweite und Nutzungsdauer des Radios machen es zu einem attraktiven Werbeträger. Doch wie wirkungsvoll
ist Radiowerbung? Der Beitrag stellt Ergebnisse von Studien vor, die die Wahrnehmung und
Wirkung von Hörfunkwerbung auf unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Methoden untersucht haben. Danach ist das Radio auf Grund seiner medienspezifischen Merkmale (z.B. direkte Ansprache) besser als andere Medien in der Lage, die Zuhörer zu involvieren, Nähe herzustellen und Verbundenheit zu erzeugen. Davon kann auch die werbliche
Kommunikation profitieren, vorausgesetzt die Botschaften sind authentisch und im Hinblick
auf ihre Kreation qualitativ hochwertig. "Likeability" ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Wirksamkeit von Hörfunkwerbung. Auch formale Gestaltungskriterien wie Länge
der Spots oder ihre Platzierung spielen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus zeigt sich, dass
Radio nicht nur allein, sondern auch im Mix mit anderen Medien (z.B. Fernseh-, Print- oder
Outdoor-Werbung) zu positiven Synergieeffekten und damit zu einer Wirkungssteigerung
führt. (UN2)
[545-L] Itschert, Adrian; Widmer, Oliver:
Die Werbung der Gesellschaft: Werbesoziologie jenseits von Wirkungsforschung, in: Medienwissenschaft Schweiz, 2005, H. 1, S. 13-22
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
289
INHALT: "Der folgende Artikel lässt zu Beginn die wissenschaftliche Selbstbeobachtung der
Medienwirkungsforschung mit besonderer Konzentration auf die Werbewirkungsforschung Revue passieren. (Die Autoren) versuchen, die in diesem Diskussionszusammenhang zur
Sprache gekommenen Anomalien einer systemtheoretischen Lesart zu unterziehen. Es soll
gezeigt werden, dass es vielversprechender sein könnte, die kausale Wirkungsforschung
durch das systemtheoretische Konzept struktureller Kopplung zu ersetzen, als auf immer
messschärfere Empirie zu setzen. Im Anschluss soll dann am Beispiel der Werbung gezeigt
werden, was sich theoriepraktisch verändert, wenn von Determination auf strukturelle Kopplung umgestellt wird." (PT)
[546-L] Junge Zielgruppen: das Kompendium 2005, Filderstadt: Egmont-Ehapa-Verl. 2004,
352 S.
INHALT: Mit dem vorliegenden Kompendium 2005 "Junge Zielgruppen" bietet der Egmont
Ehapa Verlag eine aktuelle Informationsquelle und Orientierungshilfe zu den Einstellungen,
Werten, Bedürfnissen und Präferenzen der 6- bis 13jährigen Kinder und Jugendlichen in der
Bundesrepublik Deutschland. Darin werden alle verfügbaren Zielgruppenstudien, veröffentlichten Fakten und Fachzeitschriftenbeiträge zu den Strukturen, Verhaltensmustern, Lebensgewohnheiten, Konsumerfahrungen dieser Zielgruppen der Kinder- und Jugendmärkte und
vor allem die Kommunikationswege mit diesen zusammengetragen und die wichtigsten Befunde in Kurzform referiert. Neben Informationen zu den Zielgruppen, zur zukünftigen Entwicklung dieser Altersgruppen, gibt es auch Empirisches zu deren Einstellungen, zu ihrem
Marktverhalten, zu Aspekten der Kaufbeeinflussung und Kaufentscheidung sowie zu ihrem
Verhältnis zu den Medien allgemein, und zu Print- und elektronischen Medien im besonderen. (DJI/Sd)
[547-L] Kaineder, Ferdinand; Stütz, Paul:
"Stell Dir vor - Kirche": eine Kommunikationskampagne der Diözese Linz, in: Communicatio Socialis : internationale Zeitschrift für Kommunikation in Religion, Kirche und Gesellschaft,
Jg. 38/2005, Nr. 3, S. 300-310 (Standort: USB Köln(38)-M XA 01287; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Mit der Öffentlichkeitskampagne "Stell dir vor - Kirche" versuchte die Diözese Linz in
Österreich diejenigen Mitglieder der Kirche anzusprechen, die ein zum Teil verkürztes, tendenziell negatives und vorwiegend von den Medien geprägtes Bild der Kirche haben. Ziel
war es "Identifikationsflächen bewusst zu machen bzw. neu zu schaffen, um die Bereitschaft
der Menschen zu erhöhen, sich überhaupt wieder der Kirche anzunähern". Zu den Maßnahmen der Kampagne gehörten der Einsatz großflächiger Plakate, verschiedener Werbemittel
wie Anhänger, Aufkleber, Broschüren oder Inserat-Vorlagen und bezahlte "PR-Artikel". Aufgrund z.T. heftiger Kritik aus den Reihen kirchlicher Mitarbeiter wurde die Kampagne evaluiert, um Ursachen und Zusammenhänge der Befürwortung/ Ablehnung bzw. positive/ negative Bewertung zu erforschen. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass die Kampagne nicht
ausreichend auf die Bedürfnisse der einzelnen Pfarreien abgestimmt war. Insgesamt konnte
aber das Ziel, die kirchlich Distanzierten anzusprechen, erreicht werden. Die Kampagne "war
ein mutiger Schritt der katholischen Kirche in Oberösterreich. Auf etliche positive Erfahrungen in einigen Pfarren kann getrost aufgebaut werden." (UN)
290
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
[548-F] Karnowski, Veronika; Pape, Thilo von; Wirth, Werner, Prof.Dr. (Bearbeitung):
Diffusion und Aneignung mobiler und interaktiver Medienangebote (Teilprojekt 9 im Rahmen des Gesamtprojektes "Informationsintermediäre im Wandel - Transformation der Medienwirtschaft durch zukünftige internetbasierte Technologien")
INHALT: Der Markterfolg und die Marktdurchdringung neuer mobiler und interaktiver Medienangebote ist eng mit Aneignungsprozessen verknüpft. Jedoch liegt bislang kein Modell und
somit auch kein Instrument zur sozialwissenschaftlich, empirisch-analytischen Erfassung dieser Aneigungsprozesse vor. Ziel dieses Teilprojektes ist es, ein derartiges Modell und Instrument zu entwickeln und an einer beispielhaften Innovation zu testen. Projektziel: 1. komplexer Prozess der Diffusion und Aneignung wird transparent und leichter prognostizierbar. 2;
leicht einsetzbares Instrument für Marktstudien verfügbar; 3. verbesserte Markt- und Kommunikationsstrategien zur Einführung neuer Kommunikationsdienste.
METHODE: 1. Entwicklung eines empirisch geprüften Phasenmodells der Aneignung mobiler
und interaktiver Medienangebote; 2. Generierung eines leicht einsetzbaren Instruments zur
Untersuchung des Aneignungsprozesses für die Marktforschung; 3. Empfehlungen zur Verhinderung unerwünschter sozialer Effekte bei der Einführung neuer Kommunikationsdienste
(z.B. Digital-Divide)
VERÖFFENTLICHUNGEN: keine Angaben ARBEITSPAPIERE: Vorstellung Teilprojekt 9.
Download unter: http://www.intermedia.lmu.de/projekt/9/Intermedia%20Teilprojekt%209.
pdf .
ART: gefördert AUFTRAGGEBER: keine Angabe FINANZIERER: Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung; Bundesministerium für Bildung und Forschung
INSTITUTION: Universität Zürich, Philosophische Fakultät, Institut für Publizistikwissenschaft
und Medienforschung -IPMZ- (Andreasstr. 15, 8050 Zürich, Schweiz)
KONTAKT: Karnowski, Veronika (Tel. 089-2180-9495, e-mail: [email protected]);
Pape, Thilo von (Tel. 089-2180-9834, e-mail: [email protected])
[549-L] Kussin, Matthias:
Public Relations als Funktion moderner Organisation: soziologische Analysen, (Systemtheorie/ Management), Heidelberg: Verl. für Systemische Forschung im Carl-Auer-Systeme-Verl.
2006, 133 S., ISBN: 3-89670-351-X
INHALT: "Public Relations, zu Deutsch Öffentlichkeitsarbeit, wird in der organisations- und
kommunikationswissenschaftlichen Literatur vor allem als Meinungspflege und als Kommunikationsform mit der Öffentlichkeit bezeichnet. Lässt sich aus dieser Beschreibung auch eine
wissenschaftliche Einordnung von Public Relations ableiten? Dieser Frage nachgehend, diskutiert der Autor die wichtigsten Stränge der PR-Theorien und konfrontiert diese mit den
zentralen Konzepten der soziologischen Systemtheorie. Dabei wird deutlich: Die bisherigen
Beschreibungen der Public Relations arbeiten mit normativen Grundannahmen, die eine
streng analytische Betrachtung eher blockieren. In dieser Studie wird schließlich ein alternativer Begriff der Public Relations formuliert, der sich grundlegend von bisherigen Ansätzen
unterscheidet." (Autorenreferat)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
291
[550-F] Mattissek, Annika, Dipl.-Geogr. (Bearbeitung); Gebhardt, Hans, Prof.Dr. (Leitung):
Diskursanalyse Internationalität und Multikulturalität. Internationalität und Multikulturalität als Komponenten des Imagemarketings von Städten im Kontext globalisierter Wirtschaftsbedingungen
INHALT: Im Zuge globalisierter Wirtschaftsbedingungen und gewandelter Standortfaktoren spielen Stadtimages heute eine wichtige Rolle für die Wettbewerbsfähigkeit von Städten. Da die
Konkurrenzen nicht mehr nur im regionalen, sondern zunehmend auch im nationalen und internationalen Kontext liegen, müssen diese Images international verständlich und anschlussfähig sein. In der Folge kommt es zu einer Uniformierung von Stadtimages, die vor allem
durch die zwei Diskurse um Internationalität und Multikulturalität getragen wird. Diese Diskurse stoßen in einzelnen Städten auf sehr unterschiedliche Voraussetzungen - sie können
nicht überall gleichermaßen an die gewachsenen Images lokaler und regionaler Eigenständigkeit und Identifikation "andocken". Im Rahmen des Forschungsprojekts soll die Frage beantwortet werden, in welches Wechselverhältnis neue und alte Deutungsweisen eintreten. Insbesondere soll untersucht werden, welche gesellschaftlichen Themen sich in den neuen Diskurselementen überlagern und wie deren unterschiedliche Wirkungen und Interpretationen die
bestehenden Stadtimages verändern. Neben dem Verhältnis zwischen alten und neuen Imagekomponenten stellt sich die Frage, inwieweit die neuen symbolischen Belegungen in der Lage
sind, den heterogenen und durch Migrationsprozesse auf verschiedensten Ebenen geprägten
postmodernen Stadtgesellschaften - sowohl den entankerten Eliten der globalisierten Wirtschaft wie den Heimat suchenden einfachen Zuwanderern und Asylanten - neue Identifikationspotentiale anzubieten, bzw. inwieweit sie eingesetzt werden, um unerwünschte Migrantengruppen auszugrenzen oder zu vertreiben. ZEITRAUM: ca. 1995-2005 GEOGRAPHISCHER RAUM: Frankfurt am Main, Köln, Leipzig
METHODE: Poststrukturalismus; Diskursanalyse DATENGEWINNUNG: Qualitatives Interview
(Experten, Schlüsselakteure). Medienanalyse (mit lexikometrischen Verfahren und Verfahren
der qualitativen Inhaltsanalyse). Feldarbeit durch Mitarbeiter/-innen des Projekts.
ART: gefördert BEGINN: 2005-02 ENDE: 2007-01 AUFTRAGGEBER: nein FINANZIERER:
Deutsche Forschungsgemeinschaft
INSTITUTION: Universität Heidelberg, Fak. für Chemie und Geowissenschaften, Geographisches Institut Lehrstuhl Anthropogeographie (Berliner Str. 48, 69120 Heidelberg)
KONTAKT: Bearbeiterin (e-mail: [email protected], Tel. 06221-544536)
[551-L] Moser, Klaus; Leitl, Julia:
Der Dritte-Person-Effekt, Thema der Werbung und Distanz der "dritten Person", in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg. 18/2006, Nr. 1, S. 2-8 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171)
INHALT: "Der Dritte-Person-Effekt (DPE) bezeichnet die Tendenz, andere ('dritte') Personen als
beeinflussbarer durch Medien einzuschätzen als sich selbst. Der vorliegende Beitrag behandelt den Einfluss des Themas der Kommunikation, hier Werbebotschaften (Profit- vs.
Nonprofit-Werbung) und der sozialen Distanz zwischen Selbst und anderen auf die Stärke des
DPE. Nach dem Selbstwerterhöhungsansatz ist anzunehmen, dass der Effekt bei ProfitWerbung und bei zunehmender sozialer Distanz stärker auftritt. Die Ergebnisse der Untersuchung zur wahrgenommenen Wirkung unterschiedlicher Werbungen bestätigen diese Annahmen. Grenzen für das Auftreten des DPE werden aber ebenfalls sichtbar: Bei NonprofitWerbung zeigte sich (unabhängig von der sozialen Distanz) kein DPE." (Autorenreferat)
292
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
[552-L] Prisching, Manfred:
Werbung: Glück ist käuflich, in: Alfred Bellebaum, Detlef Herbers (Hrsg.): Glücksangebote in
der Alltagswelt, Münster: Aschendorff, 2006, S. 131-149, ISBN: 3-402-00403-8
INHALT: Der Verfasser stellt drei Grundthesen auf: (1) Die spät- oder postmoderne Gesellschaft
ist eine konsumistische Gesellschaft. (2) Es handelt sich um eine zweidimensionale Gesellschaft. Die hohe Produktivität bei der Herstellung von Gütern muss durch eine hohe Produktivität im Konsumieren aufgewogen werden. (3) Es handelt sich um eine neue Form des Konsumierens, die Menschen sind nicht mehr Manipulationsobjekte, sondern aktive Gestalter ihrer Identität mit den Mitteln des Konsumierens. Das Glücksversprechen der Werbung ist in
Wahrheit ein immaterielles, da es in der Werbung nicht um den Gebrauchswert von Gütern
geht, sondern um Träume und Phantasien. Es werden immer mehr Lebensaktivitäten vermarktet, weil die Zeit für den erforderlichen Konsum immer knapper wird. Fazit: Das Nachjagen nach dem Glück führt bei steigendem Wohlstand zu einem depressiven Dauerzustand
der Menschen. Man lebt in dem permanenten Zustand eines Versäumnisgefühls. Die Werbung verspricht das unendliche Glück und scheitert an der Endlichkeit. (ICF)
[553-L] Schindelbeck, Dirk:
Vom "Mehrwert" erfolgreicher Produktkommunikation: "Einfühlung" und "Leidenschaft"
als ethische Leitlinien bei Ernest Dichter und Hans Domizlaff, in: Medien und Zeit : Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 20/2005, Nr. 4, S. 18-23
INHALT: Der Beitrag stellt programmatische Aussagen des Motivforschers Ernest Dichter und
des Markentheoretikers Hans Domizlaff gegenüber. Die beiden dokumentierten Texte handeln vom "Geschäft des Werbens" unter ethischen Gesichtspunkten und entwickeln entsprechende Anforderungsprofile sowohl für den eigenen Berufsstand als auch für den Zusammenhang der Gesellschaft insgesamt. Beide Texte wenden sich gegen eine "Trägkeit des Herzens", weil nur deren Überwindung dazu führt, eine auch an Ab- und Umsätzen messbare Optimierung der Publikumsansprache zu erreichen. Dichter und Domizlaff entwickeln "eine Art
Transzendentalphilosophie zwischenmenschlicher Kommunikation", wobei Dichter die Forderung nach "Einfühlungsgabe" zum kategorischen Imperativ erhebt, um eine Erstarrung der
Gesellschaft zu vemeiden und Domizlaff eher innerhalb des Bereichs der Kommunikationselite argumentiert. Beide "Kommunikations-Meister" betonen "auf jeweils eigene Weise und
sehr rigoros den absoluten Primat des kulturellen Paradigmas vor dem Ökonomischen". (UN)
[554-L] Schmid, Beat; Lyczek, Boris:
Die Rolle der Kommunikation im Organisationshandeln, in: Medienwissenschaft Schweiz,
2005, H. 2, S. 68-79
INHALT: "Der Beitrag klärt die integrale Bedeutung der Kommunikation für die Organisation
und liefert einen darauf aufbauenden einheitlichen Begriffsrahmen für die Steuerung der Unternehmenskommunikation auf Ebene der Unternehmensleitung. Auf der Produktebene ermöglichen Kommunikationsbeziehungen eine geeignete Wahrnehmung und dadurch erst
Nutzenstiftung und Wertschöpfung der Produkte oder Dienstleistungen einer Organisation.
Auf der Organisationsebene beeinflussen Kommunikationsbeziehungen die Wahrnehmung
und das Verhalten von Stakeholdern. Das geneigte Verhalten von Stakeholdergruppen kann
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
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aus Unternehmenssicht als Stakeholder Capital aufgefasst werden es ist das Ergebnis der
Kommunikation einer Organisation mit ihrer Umwelt. Dieses Existenz- und handlungsnotwendige Stakeholder Capital muss einem strategischen Management unterliegen. Corporate
Communication verstanden als Stakeholder Capital Management internalisiert die Werte und
Interessen der Stakeholder in das Unternehmenshandeln und verantwortet eine Integrierte
Kommunikation auf Produkt- und Organisationsebene." (Autorenreferat)
[555-L] Schwarzkopf, Stefan; Arvidsson, Adam; Fullerton, Ronald A.; Lunt, Peter; Parkin, Katherine:
Ernest Dichter (1907-1991) and motivation research: an international perspective, in: Medien
und Zeit : Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 20/2005, Nr. 4, S. 40-49
INHALT: Der Beitrag fasst die Beiträge eines internationalen Symposiums an der Universität
Wien, das sich im Dezember 2005 mit der Wirkungsgeschichte der von Ernest Dichter begründeten Motivforschung aus internationaler Sicht auseinandersetzte, zusammen. Die Teilbeiträge von Wissenschaftlern aus den USA, Großbritannien, Dänemark, Deutschland und
Österreich beschreiben die Internationalisierung der Marke "Dichter". Markenartikel, Brands
und Slogans beherrschten spätestens ab den 1950er Jahren auch die europäischen Schaufenster, Kataloge und Geschäftsräume. Ebenso ist auch die vielzitierte "Amerikanisierung" der
Politik zu guten Teilen Ernest Dichter zu verdanken: Denn auch aus politischen Persönlichkeiten und Inhalten machte er "Marken". Dichter ist der Protagonist und das "Symbol" dieser
Ära und der Beitrag unternimmt den Versuch, die politischen, psychologischen und auf das
Marketing bezogenen Vorstellungen Dichters zu analysieren und eine kritische Wertung der
aktuellen Bedeutung seiner theoretischen Überlegungen vorzunehmen. (UN)
[556-L] Siegert, Gabriele:
Medienmarken als Link zwischen Qualität und Profit, in: Kai-Uwe Hellmann, Rüdiger Pilcher
(Hrsg.): Ausweitung der Markenzone : interdisziplinäre Zugänge zur Erforschung des Markenwesens, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2005, S. 81-118, ISBN: 3-531-14746-3
INHALT: "Marken lassen sich als eine spezifische Form von Kommunikation beschreiben. Insofern spielen die Medien der Verständigung, die dabei herangezogen werden, eine wichtige
Rolle für den Markenerfolg. Ihre Art und das Ausmaß ihrer Glaubwürdigkeit tragen wesentlich dazu bei, daß sich Markenvertrauen ausbildet. Traut man der Quelle der Nachricht, traut
man auch der Nachricht. In diesem Sinne ist strategische Markenkommunikation ein Gesamtkunstwerk, genauer: ein künstlich inszeniertes Zusammenwirken mehrerer Dimensionen, mit
dem Ziel, die Vertrauenswürdigkeit eines bestimmten Produktes ins Werk zu setzen. Die Autorin wendet in ihrem Beitrag die Markentheorie nun auf Massenmedien an und betrachtet
Medien der Verständigung damit selbst als Marken. Ausgehend von etablierten Standards der
Markenbetrachtung, etwa der Unterscheidung bestimmter Markenfunktionen wie Orientierungs- und Ordnungsfunktion, Vertrauens- und Garantiefunktion oder Identifikations- und Integrationsfunktion, überträgt sie diese auf sämtliche Massenmedien, die zwar von ihrer Erscheinungs-, nicht aber von ihrer Gebrauchsweise her eine besondere Form von Produkt darstellen. Denn auch Medien kämpfen mit dem Qualitätsrisiko, auch Medien müssen Vertrauen
generieren, um ihre Markt- und Absatzfähigkeit unter Beweis zu stellen, und hierfür ist die
Überformung der Medienprodukte durch die Markenlogik einschlägig." (Autorenreferat)
294
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
[557-L] Sommer, Peter E.:
Generation-Com: Studie und Analyse des Konsumverhaltens von Kindern und Jugendlichen
im Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationsmitteln, Mammendorf: ProLiteratur-Verl. 2004, 199 S., ISBN: 3-937034-09-9
INHALT: Immer mehr MarketingexpertInnen sehen in jungen KonsumentInnen eine zukünftige
Zielgruppe, da sich gerade junge Leute besonders für neue Informations- und Kommunikationsmittel wie Handy, Computer und Internet interessieren. Thematischer Schwerpunkt der
vorliegenden Studie (überarbeitete Dissertation) ist das Konsumverhalten von Kindern und
Jugendlichen an der Jahrtausendwende, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen von
Werbung mit neuen Informations- und Kommunikationsmitteln. Dazu hat er mittels einer exemplarischen Fragebogenerhebung 2.249 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 18
Jahren befragt. Die Explorationen wurden 1998 an Schulen verschiedener Schultypen und an
Gymnasien verschiedener europäischer Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich) durchgeführt. In seinem Fazit stellt der Autor fest, dass die jungen Leute
heute in ihren Handlungen zwar freier und unabhängiger geworden sind, ob jedoch die zukünftige junge Generation anders mit der Informationsflut und der Kommunikationsvielfalt
umgehen kann, bleibt unklar. (DJI/Sd)
[558-L] Süss, Daniel:
Psychologische Aspekte der Markenkommunikation: ein Projektbericht zur Illustration
kritischer Punkte von praxisnaher Hochschulforschung, in: Medienwissenschaft Schweiz,
2005, H. 2, S. 63-67
INHALT: "Im vorliegenden Projekt wird in einer Kooperation zwischen dem Fachbereich Kommunikations- und Medienpsychologie der Hochschule für Angewandte Psychologie HAP,
Zürich und der Heartcore AG, Agentur für Markenwirkung, Zürich, ein neues Instrument zur
Messung von Markenpersönlichkeiten und Markenbeziehungen entwickelt, welches sowohl
wissenschaftlich abgesichert, als auch praktisch innovativ und direkt anwendbar sein soll. An
diesem Beispiel soll aufgezeigt werden, worin die kritischen Punkte gemeinsamer Forschung
von Hochschule und Praxispartnern liegen können. Dabei geht es um die Kommunikation innerhalb des Projektteams, aber auch zwischen Projektteam und potenziellen Nutzern des entwickelten Instrumentes. Da auch Studierende mit Qualifikationsarbeiten in dem Projekt involviert sind, soll daran auch das Spannungsverhältnis von angewandter Forschung und forschendem Lernen diskutiert werden. Die Kontroversen liegen im Bereich der Aufbereitung
von Ergebnissen und der Verwendung von verbalen und visuellen Metaphern, die der Denkweise der Anwender entsprechen, aber auch den Ansprüchen der wissenschaftlichen Exaktheit und Korrektheit entsprechen. Damit verbunden ist die Frage, ob die Kommerzialisierung
von Entwicklungen durch die Hochschulen, ihre Praxispartner oder in einem Joint Venture erfolgen soll und welche Vor- und Nachteile sich aus den Varianten ergeben. Es wird aufgezeigt, weshalb gerade Fachhochschulen durch praxisnahe Forschung für alle ihre Leistungsbereiche (Aus- und Weiterbildung, Forschung, Dienstleistungen) profitieren." (Autorenreferat)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.12 Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmenskommunikation
295
[559-L] Weber, Stefan:
Wirklichkeitskonstruktion im Kräftefeld von Spindoktoren, PR-Journalisten und Lobbyismus: heutige Öffentlichkeitsarbeit ist mehr als die Summe der Presseaussendungen, in: Medien-Impulse : Beiträge zur Medienpädagogik, 2005, H. 52, S. 8-13
INHALT: Der Autor analysiert das Verhältnis von Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Spannungsfeld von Symbiose und Kontroverse. Die PR beschreibt er einleitend als Konstrukteur
von Wirklichkeit, sie muss Fakten so präsentieren, dass ihre Klientel positiv erscheint. Ziele
sind vorab definiert, die Vorgehensweise ist deduktiv. In einem weiteren Prozess beabsichtigt
die Öffentlichkeitsarbeit eine Resonanz in der Presse sowie eine Sensibilisierung für ihre
Themen. Gleichzeitig wächst der ökonomische Druck auf Journalisten im deutschsprachigen
Raum, wie Studien belegen. Eine Symbiose aus PR und Journalismus ist die Folge. Ein besonderer Fall des politischen Lobbyismus ist das Spindoctoring. Auf strategischer Ebene bewegt sich die Öffentlichkeit tendenziell in informelle Kanäle, sie wird personalisiert. Technisch ist die cross-mediale Entwicklung erkennbar. Ein besonderes Phänomen ist das Spindoctoring, wo die politische Berichterstattung gesteuert wird. Politik wird medial inszeniert.
Neu ist das Phänomen der Weblogs, das zu einer Mikroöffentlichkeit beiträgt. Für die Medienpädagogik ergibt sich die Aufgabe, zu einem kritischen Bewusstsein zu erziehen, damit
die konstruktivistische Ebene der Massenmedien erkennbar wird. (DIPF/GS)
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
[560-L] Anfang, Günther; Kammerer, Bernd; Lutz, Klaus (Hrsg.):
Aufwachsen in Medienwelten: Perspektiven der medienpädagogischen Arbeit mit Kindern
und Jugendlichen, Nürnberg: emwe-Verl. 2003, 239 S., ISBN: 3-932376-31-5 (Standort: UB
Bonn(5)-2006-675)
INHALT: "Medien bestimmen zunehmend unseren Alltag, den von Kindern und Jugendlichen
noch mehr. Der Umgang mit Medien ist eine Schlüsselqualifikation schon heute. Medien
nehmen Einfluss auf Wirtschaft, Politik, Bildung, Erziehung, Kultur und unser Privatleben und darüber hinaus auf unsere Wahrnehmungen und unser Bewusstsein. 'Die Medien' sind
selbst zum wichtigen ökonomischen Faktor geworden. Große Hoffnungen und Chancen sind
mit der weiteren Entwicklung verbunden, aber auch viele Befürchtungen. Kurzum: Wir leben
in einer Medienwelt, Kinder und Jugendliche wachsen scheinbar selbstverständlich in diese
Welt hinein. Und die Pädagogik? Sie hat, wie schon immer, ein ambivalentes Verhältnis zu
diesen Entwicklungen. Viele Pädagog/-innen nehmen medientechnische Neuerungen positiv
auf, differenzieren und verbessern ihre methodischen Konzepte. Andere lehnen die Medien
ab, weisen auf Gefahren hin und wollen Kinder und Jugendliche schützen. Angesichts der
massiven Durchdringung der Lebenswelt junger Menschen durch die Medien gilt es, sinnvolle Konzepte im Umgang mit Medien zu entwickeln, die weder die Medien verteufeln, noch
kritiklos modischen Trends hinterherrennen. Klar ist aber heute nach der informationstechnischen Revolution der letzten Jahre: Raushalten aus der Diskussion kann man sich nicht. Es
geht aber nicht nur um einen pädagogischen, sondern auch um einen gesellschaftlichen Diskurs. Das Nürnberger Forum der Jugendarbeit hat diesen Diskurs aufgegriffen und will Akzente für eine zukünftige medienpädagogische Praxis setzen. Dieser Band dokumentiert das
296
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1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
12. Nürnberger Forum der Jugendarbeit mit dem Titel 'Aufwachsen in Medienwelten - Perspektiven der medienpädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen', welches vom 25.
bis 27. September 2002 am Fachbereich Sozialwesen der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule
in Nürnberg stattgefunden hat. Der Fokus der Fachtagung richtete sich vornehmlich auf die
Handlungsfelder der Jugendhilfe, die medienpädagogische Basisarbeit in der (Offenen) Kinder- und Jugendarbeit, aber auch in den Kindertagesstätten. Unser Medienverständnis bezog
sich dabei nicht nur auf die neuen Medien wie Computer und Internet, sondern auch auf die
für die pädagogische Praxis schon 'alten' Medien Video, Foto und Radio. Im Einzelnen standen folgende übergreifende Fragen im Mittelpunkt: Wie nutzen Kinder und Jugendliche Medien? Welche Medienwirkungen können festgestellt werden? Welche Konsequenzen sind
daraus für die Medienpraxis zu ziehen? Was beinhaltet der Begriff Medienkompetenz? Welche Möglichkeiten und Chancen bieten medienpädagogische Projekte in der außerschulischen
Arbeit? Wie können geschlechtsspezifische Aspekte in der praktischen Medienarbeit berücksichtigt werden? Welche Medienqualifikationen brauchen pädagogische Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit? Wie sieht ein sinnvoller Jugendmedienschutz aus?" (Autorenreferat).
Inhaltsverzeichnis: Bernd Schorb: Medienpädagogik (21-45); Helga Theunert: Wie nutzen
Kinder und Jugendliche die Medien? Bedeutung und Einfluss der Medien (47-62); Elke Stolzenburg: 'Ohne Jungs? Ich weiß ja nicht...' Geschlechtsspezifische Medienarbeit mit Mädchen
(63-70); Friedemann Schindler: Jugendschutz im neuen Medium Internet (71-76); Klaus
Lutz: Medienarbeit als Querschnittsaufgabe der pädagogischen Arbeit (77-87); Ida Pöttinger:
Die Zukunft der Medienpädagogik: heiter bis wolkig (89-106); Günther Anfang: Wenn Bilder
laufen lernen - Trickfilm-Videos erstellen mit Kindern (109-112); Michael Bauer/Mathias
Schlemper: 'Bertha goes to Hollywood' (113-119); Erhard Bollmann/Detlef Menzke: webevent (121-124); Danilo Dietsch: Der Funkenflug im AKF Modell (125-130); Kathrin Demmler: Vom Storyboard zur Fotostory (131-133); Fabian Fiedler: youngpoint.de - Nürnbergs virtuelles Jugendhaus (135-141); Florian Friedrich: Jugendeinrichtung Connect - eine medienpädagogische Einrichtung stellt sich vor (143-150); Uli Geißler: Super Mario und Crash Bandicoot Live (151-158); Bettina Giersig: format - Medienarbeit für Toleranz (159-161); Ulrich
Glöckler/Wolfgang Habberger: Trash-work and Lyrics - Müll ist kein Müll (163-174); Manuela Hein/Richard Probst: www.russenkids.de (175-182); Julia Herzog/Carolin Richardt/Anna
Sterzer-Blind: Märchen digital erfahren mit Computern im Kindergarten (183-190); Andreas
Kirchhoff: LOOP - Geräuschcollagen am PC herstellen (191-192); Jutta Leidl: Songstorys aus Liedtexten von Jugendlichen werden Fotostorys (183-198); Oliver Lieb: Videoprojekte
mit Kindern und Jugendlichen (199-204); Klaus Lutz: Multimediaprojekte mit Jugendlichen:
Eine digitale Weltreise zur Gewaltprävention mit Jugendlichen (205-208); Anja PrölßKammerer/Barbara Günther: "Inszenierung der Macht" - ein Videoprojekt auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg (209-221); Gabi Uhlenbrock: Alles dreht sich nur
ums ICH - eine Multimediaprojekt für Jugendliche im Jugendtreff Westend (223-225); Heike
Zimmermann/Helmut Wissmeier/Anja Keil: Ton ab - Radio machen im Hort (227-233) Gerhard Frank: Resümee (235-239).
[561-L] Bachmair, Ben; Diepold, Peter; Witt, Claudia de (Hrsg.):
Jahrbuch Medienpädagogik 3, Opladen: Leske u. Budrich 2003, 282 S., ISBN: 3-8100-3760-5
INHALT: In diesem Sammelband wird die Medienpädagogik aus den vielseitigen Perspektiven
von Bildungs-, Erziehungs- und Sozialisationstheorien entwickelt, um damit die Neugestaltung von Lernarrangements und Lernmethoden voranzutreiben. Inhaltsverzeichnis: I. Innova-
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1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
297
tive Ansätze medienpädagogischer Rezeptionsforschung: Theo Hug: Medien - Generation Wissen. Überlegungen zur medienpädagogischen Forschung - dargestellt am Beispiel der
Frage nach dem Weltwissen globaler Mediengenerationen (13-26); Hans-Dieter Kübler: PISA
auch für die Medienpädagogik? Warum empirische Studien zur Medienkompetenz Not tun
(27-50); Ben Bachmair, Judith Seipold: Intertextuelle und intramediale Bezüge als Orientierungsangebot - systematische Überlegungen und exemplarische Untersuchungen zu Verweisen auf das Fernsehangebot (51-82); Manfred Behr: Visuelle Argumentation: Schlüsselbilder
im Selbstverständnis von Kulturen (83-104). II. Neue Ansätze zur Medienbildung und Medienethik: Christina Schachtner: Mediale Konstruktionen - Lernmedium Computer (107-122);
Sylvia Buchen, Ingeborg Philipper: Biographie, Generation, Gender im Hinblick auf die Nutzung neuer Medien: was bewirken veränderte Lernarrangements in der Schule? (123-136);
Claudia de Witt: Neue Medien im Kontext der pragmatistischen Bildungstheorie (137-148);
Winfried Marotzki: Online-Ethnographie - Wege und Ergebnisse zur Forschung im Kulturraum Internet (149-166); Rudolf Kammerl: Medienbezogene moralische Orientierungen Jugendlicher unter dem Blickwinkel einer medienpädagogischen Diskursethik. Überlegungen
zu medienethischen Fragestellungen am Beispiel internetbasierter Kommunikation Jugendlicher (167-184); Dorothee M. Meister, Uwe Sander: Kindliche Medien- und Werbekompetenz
als Thema der Medienforschung (185-202). III. Neue Medien und innovative (medien)didaktische Konzeptionen: Bardo Herzig, Silke Grafe: Reflexives Lernen mit Multimedia.
Ein Beitrag zum Umgang mit dem Verhältnis von erziehungswissenschaftlichem Wissen und
Unterrichtspraxis (203-230); Sigrid Blömeke: Erweb medienpädagogischer Kompetenz in der
Lehrerausbildung. Modell der Zielqualifikation, Lernvoraussetzungen der Studierenden und
Folgerungen für Struktur und Inhalte des medienpädagogischen Lehramtsstudiums (231-244);
Gerhard Tulodziecki: Gestaltung einer netzbasierten Lernumgebung für einen Fernstudiengang zu "Medien und Informationstechnologien in Erziehung, Unterricht und Bildung" (245256); Silvia Matalik: Didaktik-Ansätze für ein virtuelles Informatik-Praktikum (257-282).
[562-L] Felsmann, Klaus-Dieter (Hrsg.):
Das Politische im Diskurs zur Medienkompetenz: erweiterte Dokumentation 2002, (Buckower Mediengespräche, Bd. 6), München: KoPäd Verl. 2003, 175 S., ISBN: 3-935686-16-1
INHALT: "Die 6. Buckower Mediengespräche im November 2002 stellten sich die Frage nach
der politischen Dimension von Medienkompetenz und den daraus erwachsenden Anforderungen an mediale Bildung. Ausgehend von der Überlegung, dass Multimedia längst mehr ist als
das, was an elektronische oder telematische Produkte gebunden ist, ging es hierbei u.a. um
Konsequenzen für die Entwicklung unserer Zivilgesellschaft. Was heißt geistiger Pluralismus
angesichts des gegenwärtigen globalen marktwirtschaftlichen Kräftespiels? Praxisbeispiele
zeigen, wie man politische Medienkompetenz befördern kann. Allerdings macht die Diskussion in Buckow auch deutlich, dass es hier noch erhebliche organisatorische und auch materielle Defizite gibt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Klaus-Dieter Felsmann: Vorwort
des Herausgebers - Wechselspiel von Politik und Medien; Wolfgang Wunden: Vernünftig
vertrauen - eine sozio-politische Dimension von Medienkompetenz; Lothar Bisky: Politik und
Medien - zur politischen Kommunikation der Mediengesellschaft; Wolfgang Kleinwächter:
Global Governance im Informationszeitalter - partizipatorische Ko-Existenz in einer Triangularen Umgebung; Günther Schatter: Medium Gebaute Welt - Sinnfragen architektonischer Interieurs und Exterieurs; Hans-Dieter Kübler: Multimedia - zwischen Kommerzialisierung des
Lernens und der Herausforderung für eine ganzheitliche Bildung; Stefan Haupt: Urheberrecht
298
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
in der Informationsgesellschaft - ein Konzept ohne Priorität. Thomas Brenner: PISA - Ausbruch aus den Kreisen? Ein gedanklicher Spaziergang durch ungern gehörte Trivialitäten;
Holger Kube Ventura: Neue politische Medienkunst auf der "documenta des Ostens"?; Paul
D. Bartsch: Männer, Frauen und Plakate - warum Wahlkämpfe über den (Wahl-)Tag hinaus
für Medienpädagogen von Interesse sind; Leopols Grün: Resignative Akzeptanz oder gesunde
Distanz? Persönliche Überlegungen zu Bisky, PDS, Medienarbeit und "entpolitisierter" Jugend; Friedemann Schuchardt: Weniger ist mehr: Rückkehr zu Tugenden. Strategische Überlegungen für eine Zukunft mit weniger Geld; Joachim Paschen: Wo liegt die organisatorische
Zukunft der Medienpädagogik?; Lothar Wolf: MKSZ - ein Medienkompetenz- und Servicezentrum für Brandenburg (und Berlin?); Jürgen Schaepe: Mediendiktatur - Medienallmacht Medienkompetenz. Medienerziehung im Spannungsfeld staatlicher Einflussnahmen; Edith
Gaida, Armin Klein: Schulfernsehen in der DDR - Anspruch, Möglichkeiten und Erfahrungen; Ingrid Geretschlaeger: Eine medienpädagogische Beratungsstelle stellt sich vor - Forschung, Bewusstseinsbildung, Schulung, Events, Materialien; Günther Bubenitschek: Die Polizei als Motor - das Heidelberger Modellprojekt zur Verbesserung von Medienkompetenz
junger Menschen; Holger Twele: Die Verbindung Kino und Schule - eine Chance zur Erziehung für das Leben.
[563-L] Filk, Christian:
Zwischen "Erinnern" und "Vergessen": Überlegungen zum Bedingungsgefüge von historischer Erkenntnis und televisuellen Medien, in: Medien-Impulse : Beiträge zur Medienpädagogik, Jg. 13/2005, H. 51, S. 9-16
INHALT: Der Artikel untersucht die Relevanz, die die Umstellung der Mediennutzungspraktiken
aufgrund elektronischer Informationsmedien für die Darstellung und Rezeption von Geschichtsschreibung hat. Die Umstellung der Mediennutzungspraktiken wird unter den Stichworten "Digital Divide" bzw. "Knowledge Gap", "Individualisierung der Mediennutzung"
und aus letzterer resultierend schließlich "soziale Desintegration" behandelt. Aus diesen Problemen der Informationsgesellschaft leitet die Soziologie für die moderne Lebenswelt einen
Verlust an unmittelbarer Lebensführung und einen elementaren Erfahrungsschwund ab. Vor
diesem Hintergrund lautet die These des Autors, dass historische Konstrukte des Mediums
Fernsehen - wenn auch von der konservativ und überwiegend textuell ausgerichteten Geschichtsschreibung wenig anerkannt - eine kompensatorische Funktion haben: sie ermöglichen "ein kollektives Erinnern und Bewahren in einer sich sozial fragmentierenden Gesellschaft". (DIPF/Ble)
[564-L] Gadinger, Susanne:
Kindheitserfahrungen und Programmkonzepte deutscher Kinderfernsehredakteurinnen und
-redakteure: eine Untersuchung aus erziehungswissenschaftlicher und medienpädagogischer
Sicht, Augsburg 2006, 320 S. (Graue Literatur; URL: http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=
979027950&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=979027950.pdf; http://www.opus-bayern.de/
uni-augsburg/volltexte/2006/189/pdf/Gadinger_Kindheitserfahrungen.pdf)
INHALT: "Zu Inhalten und pädagogischen Konzepten, zu Geschichte und Rezeption von Kinderfernsehprogrammen liegen zahlreiche Veröffentlichungen vor. Im Gegensatz dazu sind Arbeiten rar, die sich mit den Machern des Kinderfernsehens auseinandersetzen. An diesem De-
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
299
siderat setzt die Arbeit an und reflektiert die Programmziele der Kinderfernsehmacher vor
dem Hintergrund ihrer Biographie. Die Interviewstudie umfasst biographische Gespräche mit
21 Redakteurinnen und Redakteuren des Kinderfernsehens aus der ehemaligen DDR und der
Bundesrepublik; der Schwerpunkt liegt auf Probanden, die zwischen 1948 und 1954 geboren
wurden. In der Programmstudie werden die Ergebnisse der Interviewstudie mit den Kindersendungen in Beziehung gebracht. Im theoretischen Teil erfolgt eine Bestimmung der Begriffe Lernen, Erziehung und Bildung sowie eine Darstellung von Bildungsinstanzen in der
Kindheit. Dabei spielen insbesondere die mediale Sozialisation sowie die Ausbildung von Interessen und Phantasien eine Rolle. Die Bedeutung von Kindheit als Konstruktion wird in
Verbindung mit der Darlegung pädagogischer Strömungen seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erörtert. Dabei finden auch die Situation in der ehemaligen DDR sowie die Geschichte des Kinderfernsehens Berücksichtigung. Zu diesem Komplex gehören außerdem ein
Überblick über den Forschungsstand zu Programmkonzepten von Kinderfernsehmachern sowie die Beschreibung ihres Tätigkeitsprofils. Abgerundet wird der Theorieteil mit Erläuterungen zum Einfluss der Kategorie Geschlecht. Eigene Kindheitserfahrungen spielen bei der
Reflexion über pädagogisches Handeln eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Ergebnisse
der Untersuchung legen sogar nahe, dass Redakteurinnen und Redakteure des Kinderfernsehens konkrete pädagogische Programmziele vor allem aus nachhaltigen Kindheitserfahrungen
ableiten, wobei solchen, die für sie positiv besetzt sind, eine besondere Bedeutung zukommt.
Umso bedrückender erscheint es - und auch das hat die Studie gezeigt -, dass Erziehung nach
wie vor, zumindest das öffentliche Reden darüber, und wichtige Begriffe wie 'Autorität' oder
'Belehrung' in Misskredit stehen und grundlegende Erziehungsmaxime als 'niedere Werte' abqualifiziert werden. Somit belegt die Studie den Notstand der Erziehung und stellt gleichzeitig einen Ansatzpunkt anheim, diesen überwinden zu helfen. Das Wissen darum, dass Bildungsanregungen, mit denen Kinder konfrontiert werden - die Arbeit unterstreicht die Bedeutung medienvermittelter Bildungseinflüsse - im Erwachsenenalter wiederum die Vorstellungen von Kindheit und Erziehung beeinflussen können, sollte zu einem ausgewogenen erzieherischen Handeln führen, bei dem nicht nur die Rechte und Ansprüche von Kindern betont
werden. Bei der Entwicklung zu einem mündigen Individuum ist auch die Auseinandersetzung mit Pflichten und Grenzen grundlegend. Es erscheint dringend erforderlich, dass im
Hinblick auf das allgemeine Verständnis Erziehung nicht länger mit Unterdrückung gleichgesetzt wird und neben der grundsätzlichen Würde, die Erwachsenen wie Kindern als Subjekten
gleichermaßen zusteht, ihre Unterschiedlichkeit akzeptiert wird. Der zuletzt genannte Aspekt
wird leider immer noch und immer wieder mit einer Geringschätzung von Kindern verwechselt. Dass zahlreiche Redakteurinnen und Redakteure trotz ihrer verbalen Antipädagogik in
ihrem konkreten Handeln pädagogische Ziele verfolgen, kann als Schritt in die richtige Richtung aufgefasst werden. Dennoch ist eine ideologiefreie, breite öffentliche Debatte dringend
vonnöten, in der Erziehung in ihrem eigentlichen Sinn bestimmt wird und Werte wieder eine
Wertschätzung erfahren. Einen Beitrag dazu, 'Erziehung' zum Thema zu machen, könnte ein
TV-Forum leisten, bei dem Redakteurinnen und Redakteure ihre Erzeugnisse vorstellen. Redakteure und Eltern würden zur Reflexion über ihre Erziehungsziele angeregt und grundsätzliche Gespräche über Pädagogik initiiert." (Autorenreferat)
[565-L] Gurt, Michael:
Lebenshilfe aus der Flimmerkiste!?: das Fernsehprogramm als Ratgeber und Orientierungsquelle, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S.
15-20
300
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1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
INHALT: "Anregungen und Vorbilder aus dem Fernsehen spielen bei vielen Heranwachsenden
eine wichtige Rolle bei der Ausformung der Geschlechtsidentität, von Wertvorstellungen und
Lebensperspektiven. Das Fernsehen bietet hierzu eine Vielzahl von Angeboten unterschiedlicher Ausrichtung und Qualität, auf die Kinder und Jugendliche gerne zugreifen. Neben Kinder- und Jugendsendungen sind dies auch Sendungen des so genannten 'Affektfernsehens',
das großteils fragwürdige Welt- und Menschenbilder beinhaltet. Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit Chancen und Risiken dieser 'Lebenshilfe' und resümiert in einer medienpädagogischen Einschätzung." (Autorenreferat)
[566-L] Hugger, Kai-Uwe:
Transnationale soziale Räume von deutsch-türkischen Jugendlichen im Internet, in: MedienPädagogik : Online-Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 2005, H. 2, S. 1-19
(URL: http://www.medienpaed.com/05-2/hugger1.pdf)
INHALT: "Das soziale Miteinander in den Kommunikationsräumen im Internet (von ChatRäumen über Newsgroups, Mailinglisten bis hin zu virtuellen Schwarzen Brettern) ist ein
mittlerweile selbstverständlicher Bestandteil des jugendlichen Medienhandelns. Während sich
die bisherige Erforschung der sozialen Prozesse im Netz vor allem mit der Bildung 'virtueller
Gemeinschaften' bzw. 'Online-Communities' in national oder kulturell begrenzten Kontexten
beschäftigt hat, stellt der Beitrag die Relevanz von Globalisierungsprozessen heraus und versucht, diese für die erziehungswissenschaftliche bzw. medienpädagogische Forschung fruchtbar zu machen. Im Mittelpunkt des Beitrags steht deshalb das Verhältnis von Migrantenjugendlichen, Internet und globaler Kultur." (Autorenreferat)
[567-L] Jöckel, Sven; Schöllkopf, Jochen; Döbler, Thomas:
Medienzugang und -kompetenz für alle?: die Rolle der Schule bei der Nivellierung von Unterschieden bezüglich der Nutzung neuer Medien, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für
Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 110-122
INHALT: "Zwischen Schulerinnen und Schülern unterschiedlichen Schultyps und verschiedener
sozialer Herkunft sowie zwischen deutschen und ausländischen SchülerInnen zeigen sich Unterschiede in der Nutzung von Medien allgemein sowie insbesondere im Hinblick auf den
Zugang zum Internet und dessen Nutzung. Die Nivellierung dieser Unterschiede und die
Vermittlung eines kompetenten Umgangs mit Medien sind wichtige Aufgaben der Schule, die
diese nur begrenzt erfüllen kann. Gelingt es den Hauptschulen vor allem, Zugangsunterschiede ihrer Schüler etwas auszugleichen, vermögen die Gymnasien partiell Mediennutzung kritisch zu reflektieren." (Autorenreferat)
[568-L] Kang, Jin-Suk:
Förderung von Medienkompetenz: Initiativen und Projekte auf Bundesebene, in: Medien und
Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 4, S. 49-54
INHALT: Die Verbreitung von digitalen Medien in allen Bereichen des beruflichen und privaten
Alltags birgt die Gefahr in sich, dass Teile der Bevölkerung von diesen Medien ausgegrenzt
bleiben. Ausschlaggebende Faktoren für die gesellschaftliche Kluft, die als digitale Spaltung
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
301
bezeichnet wird, sind insbesondere der Bildungsstand und die technische Ausstattung. Im
Diskurs zur handlungsorientierten Medienkompetenz werden neben der technischen Kompetenz auch Fragen zur handlungsorientierten und kritischen Medienarbeit thematisiert. Nach
der Zusammenfassung des Diskurses über den Begriff der Medienkompetenz werden in dem
Beitrag Initiativen und Projekte vorgestellt, mit denen der Bund die Medienkompetenz der
Bürger fördert. (PT)
[569-L] Lampert, Claudia:
Gezielte Lebenshilfe durch Entertainment-Education?, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift
für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S. 33-37
INHALT: "Das Konzept des 'Entertainment-Education-Ansatzes' stellt eine Art Lebenshilfe für
den Zuschauenden dar. Der seit den 60er-Jahren weiterentwickelte Ansatz beabsichtigt, insbesondere in Serien und Daily Soaps, pädagogisch wertvolle Botschaften zu vermitteln, um
gleichermaßen Unterhaltungswert zu bieten und zu erziehen. Basierend auf der Theorie des
sozialen Lernens nach Albert Bandura, repräsentieren positive Modelle die zu vermittelnden
prosozialen Werte und Einstellungen, während negative Modelle als Gegenpart agieren." Serien, die sich nach dem 'Entertainment-Education' Konzept (EE) richten, sind im deutschen
Fernsehen beispielsweise die "Sesamstraße" und die "Lindenstraße". (PT)
[570-L] Milhoffer, Petra:
Medien als Aufklärungsquelle: die Einstellung von Kindern zu Sex in den Medien, in: Medien
und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 4, S. 43-48
INHALT: Auf der Grundlage einer empirischen Studie an der Universität Bremen mit ca. 500
Kindern und Bezug nehmend auf aktuelle Umfragen wird die Rolle der Medien bei der sexuellen Aufklärung von Kindern thematisiert. Neben Sexualaufklärung im Schulunterricht und
Gesprächen mit den Eltern ist das "Selbststudium" aus den Medien eine wichtige Informationsquelle über die Sexualität. Dabei sind Jugendzeitschriften wie die "Bravo" besonders für
jüngere Mädchen sehr wichtig, Jungen ziehen audiovisuelle Präsentationen eher vor. Die
Antworten auf die Frage zur Einstellung von Jungen und Mädchen zu sexuellen Darstellungen in den Medien "zeugen von klarer Urteilskraft". Die Flut sexueller Informationen in den
Medien nutzt dem Orientierungsbedürfnis von Kindern wenig, wenn sie nicht die Möglichkeit
bekommen, "über Erfahrungen zu berichten und sich daraus ergebende Fragen zu stellen".
(PT)
[571-L] Ortner, Gerhard E.:
Massenmedien und Lernvermögen: Medien und Bildung in der Informationsgesellschaft ;
friedliche Schwestern oder feindliche Brüder?, in: LA Multimedia : Magazin für Medien und
Bildung, Jg. 1/2004, H. 3, S. 9-12
INHALT: "Die einen sind voller Bedauern, die anderen begeistert: Mit Hilfe der Massenmedien
kann man, so scheint es, das Verhalten von Menschen beeinflussen - massenhaft, möglicherweise sogar nachhaltig. Trifft das auch für das Bildungsverhalten der Menschen zu, das, wie
es uns pädagogische Propagandisten seit Jahren glaubhaft versichern, künftighin der alles ent-
302
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
scheidende Faktor für unser Leben und Überleben sein wird? In einem zweiteiligen Essay
stellt der Autor seine Überlegungen zu einem Thema vor, das nicht nur, aber vor allem in
Nach-PISA-und-IGLU-Zeiten von unbestreitbarer Aktualität ist." (Autorenreferat)
[572-L] Pasuchin, Iwan:
Medienbildung/ Mediendidaktik: Differenzen, Analogien, Synergien, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 5, S. 60-65
INHALT: "Im deutschsprachigen Raum existiert eine tiefe Kluft zwischen der in der Kommunikationswissenschaft verankerten Medienbildung und der erziehungswissenschaftlich ausgerichteten Medienpädagogik." In seinem Beitrag zeichnet der Autor kurz die Wurzeln und die
Entwicklung dieses Konflikts nach. Erst seit Ende der 1990-er-Jahre gibt es Bemühungen um
gegenseitige Annäherung von mediendidaktischen Ansätzen und dem Medienkompetenzdiskurs. Medienbildung und Mediendidaktik werden heute als "zwei Facetten einer umfassenden
Pädagogik der Medien" aufgefasst. Vorgestellt wird ein das Forschungsprojekt "Intermediale
Künstlerische Bildung" an der Universität Mozarteum in Salzburg, in dem die Synergie- und
Transfereffekte genutzt werden sollen. Es wird ein Master-Universitätslehrgang entwickelt,
der Kompetenzen zur Planung und Gestaltung fächerübergreifendener künstlerischkreativer
Projekte mit Einsatz neuer Medien in schulischen und außerschulischen Bildung fördern und
entwickeln soll. (PT)
[573-L] Reinmann, Gabi:
Wissensmanagement und Medienbildung - neue Spannungsverhältnisse und Herausforderungen, in: MedienPädagogik : Online-Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, Jg.
6/2005, H. 1, S. 1-16 (URL: http://www.medienpaed.com/05-1/reinmann2.pdf)
INHALT: "Begrifflichkeiten schaffen Bewusstsein, haben Wirkungen auf Denken und Handeln
und können Zielsetzungen von morgen beeinflussen. Der vorliegende Beitrag möchte der
Frage nachgehen, welche Funktion der Begriff des Wissensmanagements in pädagogischen
Kontexten hat und künftig haben wird, welche Chancen und Risiken davon ausgehen und in
welchem Verhältnis er zum Begriff der Medienbildung steht oder stehen könnte." (Textauszug)
[574-L] Ritterfeld, Ute; Niebuhr, Sandra; Klimmt, Christoph; Vorderer, Peter:
Unterhaltsamer Mediengebrauch und Spracherwerb: Evidenz für Sprachlernpozesse durch
die Rezeption eines Hörspiels bei Vorschulkindern, in: Zeitschrift für Medienpsychologie, Jg.
18/2006, Nr. 2, S. 60-69 (Standort: UB Bonn(5)-Z91/171; URL:
http://www.psyjournals.com/abstracts/hh/contents.de.php?code=zmp&year=2006&issue=02)
INHALT: "Es werden 2 Experimente vorgestellt, die den kausalen Zusammenhang zwischen dem
Unterhaltungspotenzial von Hörspielen, der Aufmerksamkeit und dem Sprachlernen von dreibis vierjährigen Kindern untersuchen. In Experiment 1 wurde 20 Kindern ein eigens produziertes Hörspiel zweimal präsentiert, anschließend wurden hörspielbezogene Sprachlerneffekte durch einen Satzergänzungstest erfasst. Im Vergleich dazu erhielt eine zweite Gruppe von
20 hinsichtlich Alter, Geschlecht und Sprachkompetenz parallelisierten Kindern dasselbe
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
303
Hörspiel unter aufmerksamkeitsbeeinträchtigten Bedingungen. Ein Vergleich der Sprachleistungen bestätigt die Bedeutsamkeit der Aufmerksamkeit für den Sprachlernerfolg. Experiment 2 vergleicht langfristige Sprachlerneffekte bei 20 Kindern, die im Verlauf von 14 Tagen
ein unterhaltsames Hörspiel hörten, mit 20 Kindern, die ein weniger unterhaltsames Hörspiel
erhielten, und einer Kontrollgruppe (n=10). Zur Messung der abhängigen Variablen wurde
ein hörspielproximaler Satzergänzungstest eingesetzt sowie die Spontansprache der Kinder
analysiert. Die deutlich höheren Leistungen der beiden Experimentalgruppen im Vergleich
zur Kontrollgruppe weisen die Sprachförderlichkeit des Hörspiels nach, wobei die Effekte mit
der Zeit zunehmen und stabil bleiben. Der Einfluss der Unterhaltsamkeit wird insofern deutlich, als in dieser Bedingung das Lernmaximum schneller erreicht wird." (Autorenreferat)
[575-L] Schäfer, Eva:
Reflexion durch Produktion: Lebensentwürfe jugendlicher TV-Serienstars ; eine qualitative
Studie am Beispiel von "Schloss Einstein" und "Die Pfefferkörner", (KoPäd Hochschulschriften), München: KoPäd Verl. 2004, 256 S., ISBN: 3-935686-91-9
INHALT: "Bei dieser medienpädagogischen Studie handelt es sich um eine Pionierleistung im
Bereich der Kinderfernsehserienkultur. Speziell die beliebtesten Kinderserien 'Die Pfefferkörner' und 'Schloss Einstein' werden im Hinblick auf ihre Mediennutzungs-Produktivität für
Kinder und Jugendliche untersucht. Dabei wird der Fokus auf die performativen Vollzüge der
Serienhauptdarsteller gelegt. Umfangreiches Fotomaterial dokumentiert den Feldforschungsprozess der Autorin 'vor Ort'." (Autorenreferat)
[576-L] Schicha, Christian:
Bürgergesellschaft und Mediendemokratie: Herausforderungen für die politische Bildung,
in: Zeitschrift für Kommunikationsökologie, Jg. 7/2005, Nr. 1, S. 58-62
INHALT: Um ein Erlernen von Medienkompetenzen als Schlüsselqualifikation zur demokratischen Bürgergesellschaft zu erreichen, sind mehrere Aspekte von Bedeutung. So sollte Medienkompetenz bereits Teil der schulischen Bildung werden, wobei das Aufzeigen der Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen dem politischen und medialen System von
zentraler Bedeutung sein sollte. Um einen praktischen Bezug hinsichtlich der Veränderung
von der Parteiendemokratie zur Mediendemokratie aufzeigen zu können, wäre eine Fallauswertung konkreter Medieninhalte hilfreich. Generell kommt es darauf an, die Regeln und
Sachzwänge politischer Medienwirklichkeit zu begreifen. (KB)
[577-L] Senkbeil, Martin:
Gleiche Chancen für alle?: Befunde aus PISA 2003 zum Stellenwert der Schule beim Erwerb
von Computerkenntnissen durch benachteiligte Jugendliche, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 97-109
INHALT: "Eine zentrale Aufgabe der Schule ist es, Chancengleichheit im Zugang zu Wissen und
Bildung zu gewährleisten. Anhand der in PISA 2003 erhobenen Daten zur Computervertrautheit wird daher der Frage nachgegangen, inwieweit die schulische Computernutzung zu einer
Abnahme des Digital Divide führt. Die Befunde geben keine eindeutigen Hinweise auf eine
304
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.13 Medienpädagogik, Medienarbeit
Ab- oder auch Zunahme des Digital Divide. Jedoch lassen sich Staaten (z.B. skandinavische
Länder) identifizieren, in denen Schüler mit unzureichender häuslicher Computer-Ausstattung
offensichtlich erheblich effektiver gefördert werden als in anderen Ländern. Zu letzteren gehören vornehmlich die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz."
(Autorenreferat)
[578-L] Tillmann, Angela:
LizzyNet - Handlungsspielräume für Mädchen im Internet, in: Medien und Erziehung : Zeitschrift für Medienpädagogik, Jg. 49/2005, H. 6, S. 53-63
INHALT: "Die Ergebnisse einer Studie, in deren Rahmen eine Online-Community für Mädchen
(LizzyNet) evaluiert wurde, weisen darauf hin, dass geschützte Räume für Mädchen auch im
Internet Sinn machen. Mittels einer Gesamtstichprobe, 36 Leitfaden-Interviews und teilnehmender Beobachtung konnte gezeigt werden, dass die Mädchen motiviert werden, sich fern
der Männer- und Erwachsenenwelt aktiv mit sich und den neuen Medienwelten auseinander
zu setzen, sich gegenseitig bei der Ausbildung kommunikativer Kompetenzen zu unterstützen
und eigene Aneignungspraktiken zu entwickeln." (Autorenreferat)
1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
[579-L] Dittmann, Jörg:
Forschungsbericht über die prototypische Verknüpfung des SOEP mit 'Medien Tenor'Daten, (Research Notes, 6), Berlin 2005, 40 S. (Graue Literatur;
URL: http://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/researchnotes/docs/papers/rn6.pdf)
INHALT: "Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Fernsehberichterstattung und öffentliche Meinung in Deutschland im zeitlichen Verlauf verändern. Dazu werden
erstmalig Mikro-Befragungsdaten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) mit Daten über
die inhaltliche Berichterstattung der Medien - erhoben und aufbereitet von der Firma 'Medien
Tenor' - für die Jahre 1998 bis 2003 taggenau verknüpft. Das Längsschnittdesign ermöglicht
somit einen Vergleich von Veränderungen in der Medienberichterstattung und der öffentlichen Meinung auf der Ebene von Tagen und Wochen. Das Untersuchungsdesign erlaubt zudem eine Abschätzung der Wechselwirkungen zwischen der Medienagenda und der Agenda
der öffentlichen Meinung. Darüber hinaus ist diese Verknüpfung methodisch interessant, da
sie eine bislang nicht ausgenutzte Eigenschaft der seit 1984 erhobenen Längsschnittstudie
SOEP ausnutzt: eine über Monate hinweggehende und taggenau dokumentierte Feldzeit der
Befragung sowie relativ große, d.h. auswertbare, Fallzahlen für einzelne Erhebungswochen
mindestens der ersten 6 Monate eines jeden Jahres. Schließlich wird auch die bislang nicht
ausgeschöpfte Power der 'Medien Tenor'-Daten demonstriert." (Autorenreferat)
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
305
[580-L] Downey, John; Koening, Thomas:
Is there a European public sphere?: the Berlusconi-Schulz case, in: European journal of communication, Vol. 21/2006, Nr. 2, S. 165-187 (Standort: USB Köln(38)-MXH04914; Kopie über
den Literaturdienst erhältlich; URL: http://ejc.sagepub.com/cgi/reprint/21/2/165)
INHALT: In letzter Zeit wird behauptet, dass sich trotz des Fehlens europaweiter Massenmedien
eine europäische Öffentlichkeit herausbildet. Dies zeigt sich daran, dass einige Themen von
europäischer Relevanz gleichzeitig mit gleicher Intensität und mit Rückgriff auf die Bedeutungsstrukturen in der gesamten EU diskutiert wurden. Der Artikel untersucht, wie die umstrittene Rede, die Silvio Berlusconi als Präsident des Europäischen Ministerrats am 2. Juli
2003 hielt, und in der er das sozialdemokratische Parlamentsmitglied Martin Schulz mit einem Kapo, einem KZ-Wächter, verglich, von den Medien geframed wurde. Die Daten kommen aus sechs EU-Ländern, den USA, Kanada und der Schweiz und zeigen, dass die Berichterstattung über die Rede zwar drei der von Phillip Schlesinger aufgestellten Kriterien für die
Herausbildung einer europäischen Öffentlichkeit erfüllt (die Existenz einer europaweiten
Nachrichtenagenda, die Teil der täglichen Mediennutzung eines großen Publikums über die
Nationalstaaten hinweg ist), die Daten jedoch keine Hinweise auf eine europäische Überhöhung der nationalen Öffentlichkeiten liefern. (UNübers.)
[581-L] Fechner, Rolf; Clausen, Lars; Bammé, Arno (Hrsg.):
Öffentliche Meinung zwischen neuer Wissenschaft und neuer Religion: Ferdinand Tönnies'
"Kritik der öffentlichen Meinung" in der internationalen Diskussion, (Tönnies im Gespräch:
Schriftenreihe der Ferdinand-Tönnies-Arbeitsstelle an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt,
Bd. 3), (4. Internationales Tönnies-Symposium "Öffentliche Meinung zwischen neuer Wissenschaft und neuer Religion", 2005, Klagenfurt), München: Profil-Verl. 2005, 303 S., ISBN: 398019-590-3 (Standort: UuStB Köln(38)-32A5923)
INHALT: Inhaltsverzeichnis: Arno Bammé und Rolf Fechner: Öffentliche Meinung zwischen
neuer Wissenschaft und neuer Religion. Eine Hinführung (7-23); Cornelius Bickel: Religion
und öffentliche Meinung bei Tönnies und Durkheim (25-32); Rolf Fechner: Hiobs Botschaft:
Die Intellektualisierung und Trivialisierung der Furcht durch die öffentliche Meinung (3343); Frank Osterkamp: Tönnies' Theorie der öffentlichen Meinung und der 11. September
(45-99); Alexander Deichsel: Die Öffentliche Meinung ist die Religion der Neuzeit. Der aktuelle Tönnies (101-122); Carsten Schlüter-Knauer: Ein postmodernes Konzept politischer
Gemeinschaft (123-145); Michael Beetz: Die regulative Funktion der öffentlichen Meinung.
Tönnies im theoretischen Vergleich (147-164); Ingeburg Lachaussée: Die Dramaturgie der
öffentlichen Meinung oder wie man der Agora-Müdigkeit begegnen kann (165-175); Wilhelm Berger: Öffentliche Meinung und öffentliche Stimmung (177-189); Martin Voss: Religion und Öffentliche Meinung vor dem Hintergrund einer Theorie symbolischer Formen
(191-210); Ana Isabel Erdozain: Die Rolle der öffentlichen Meinung beim Aufbau der Sozialpolitik. Problematik einer gesellschaftlichen Instanz zwischen Billigung und Verurteilung
der Politik und Gesetzgebung (211-230); Henning Meyer: Die Rolle der öffentlichen Meinung in der Markenführung (231-248); Peter Heintel: Über eine neue Wissenschaft (249262); Lars Clausen: Tönnies morgen (263-275).
306
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
[582-L] Gallus, Alexander:
Umfragen und Politik, in: Politik im Netz, Jg. 6/2005, H. 32, o.A. (URL: http://www.politik-imnetz.com/pin_rl/archiv/paufsatz/Action.lasso?-database=pin_aufsatz.fp3&-layout=internet&-response=/pin_rl/archiv/paufsatz/arc_auf_det.lasso&Ident_such=A-148&-search)
INHALT: Der Verfasser gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der Demoskopie in der
Bundesrepublik Deutschland vom Anfang der 1950er Jahre bis zu den Bundestagswahlen
2002. Er setzt sich vor diesem Hintergrund mit aktuellen Herausforderungen auseinander, die
das Verhältnis von Umfragen und Politik auf empirischer und auf normativer Ebene betreffen. Auf empirischer Ebene zählt zu den Hauptproblemen der Umstand, dass die Hypothesen
zu den Wirkungen der Demoskopie auf das Wahlvolk beliebig erscheinen. Auch in normativer Hinsicht gehen die Meinungen über die Meinungsforschung weit auseinander. Für die Einen erhöhen Umfragen die Rückkopplung der Politik an den Bürgerwillen, für die Anderen
bergen sie die Gefahr einer "Demoskopiedemokratie". Der Verfasser plädiert für die Begründung einer systematischen Demoskopiewirkungsforschung. (ICE)
[583-L] Glaab, Sonja:
Versagte die Demoskopie im Bundestagswahlkampf 2005?, in: Gesellschaft Wirtschaft Politik :
Sozialwissenschaften für politische Bildung, N. F., Jg. 54/2005, H. 4, S. 469-476 (Standort: UB
Bonn(5)-Z62/84; USB Köln(38)-M XG00116; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: Der Beitrag zeichnet die Debatte um die Demoskopie, die nach, aber auch bereits vor
der Bundestagswahl 2005 in der Öffentlichkeit aufkommt, anhand der Medienberichterstattung nach und zeigt auf, inwiefern tatsächlich von einem Versagen der Demoskopie gesprochen werden kann. Dabei werden folgende Aspekte erörtert: (1) die große Anzahl an Wahlumfragen, (2) die Manipulation der Wähler durch die Demoskopen, (3) methodische Schwächen bzw. Probleme der Meinungsforschung, (4) das geänderte Wahlverhalten der zuvor Befragten, (5) der empirische Vergleich zwischen Wahl- und Umfrageergebnissen, (6) die Berichterstattung vor der Bundestagswahl sowie (7) das Verhältnis von Wahlforschung und Medien. Aus Sicht vieler Medien ist die Frage nach dem Versagen der Demoskopen im Bundestagswahlkampf 2005 zu bejahen. Bei genauerer Betrachtung fällt allerdings auf, dass das
Wahlergebnis keine Überraschung ist und die angeprangerten Fehler der Demoskopen v.a. in
einer Verschiebung der Verhältnisse von Unionsparteien und FDP liegen. Offenbar versagt
die Demoskopie vielmehr darin, die eigene Vorgehensweise und die eigenen Ergebnisse sowie deren Bedeutung und Aussagekraft in den Medien angemessen und sorgfältig darzustellen bzw., darauf einzuwirken, dass die Medien dies tun. (ICG2)
[584-L] Häder, Sabine; Glemser, Axel:
Stichprobenziehung für Telefonumfragen in Deutschland, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie
und Sozialpsychologie, Sonderheft, 2004, H. 44, S. 148-171 (Standort: UB Bonn(5)-Einzelsign;
USB Köln(38)-M Einzelsign; Kopie über den Literaturdienst erhältlich)
INHALT: "Über 40 Prozent aller Interviews in der Marktforschung werden in Deutschland gegenwärtig telefonisch durchgeführt. Voraussetzung für eine hohe Qualität der Telefonumfragen ist die adäquate Generierung der Stichproben. In diesem Zusammenhang stellt sich die
Frage nach einem geeigneten Auswahlrahmen für Telefonstichproben. Das Telefonbuch kann
soFid Kommunikationswissenschaft Massenkommunikation - Medien - Sprache 2006/2
1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
307
für die Stichprobenziehung nicht verwendet werden, weil es nicht vollständig ist. Zu viele
Haushalte sind nicht eingetragen und unterscheiden sich in wesentlichen Merkmalen von den
in das Telefonbuch eingetragenen. Im Folgenden werden Vor- und Nachteile alternativer
Auswahlrahmen diskutiert und Designs für die Stichprobenbildung vorgestellt. In den letzten
Jahren haben sich in Deutschland das Gabler-Häder-Design im akademischen Bereich und
das ADM-Design in der kommerziellen Markt- und Sozialforschung als 'state of the art' etabliert. Die fortschreitende Entwicklung im Mobilfunksektor stellt beide Stichprobensysteme
vor neue Probleme, für die Lösungen gefunden werden müssen." (Autorenreferat)
[585-L] Holland, Martin; Jones, Bradford S.:
Public attitudes toward the European Union in Australia and New Zealand, in: Politik im
Netz, Jg. 6/2005, H. 33, o.A. (URL: http://www.politik-im-netz.com/pin_rl/archiv/paufsatz/Action.lasso?-database=pin_aufsatz.fp3&-layout=internet&-response=/pin_rl/archiv/paufsatz/arc_
auf_det.lasso&Ident_such=A-149&-search)
INHALT: Die Verfasser legen Ergebnisse einer Umfrage in Australien (n=405) und Neuseeland
(n=425) vor, in deren Mittelpunkt folgende Fragenkomplexe stehen: (1) Bedeutung der EU
relativ zu anderen Weltregionen; (2) Beziehungen zur EU, (3) Bedeutung der EU für Australien und Neuseeland; (4) Information über die EU und Bedeutung der Massenmedien; (5) persönliche Beziehungen zur EU. Die Untersuchung zeigt, dass der Einfluss der EU auf beide
Länder im Verhältnis zu Asien, den USA und Großbritannien recht niedrig ist. Beziehungen
zu Europa laufen meist über Großbritannien. Die Bedeutung der EU im Bereich von Handel
und Landwirtschaft ist jedoch im öffentlichen Bewusstsein verankert. Der Informationsgrad
über die EU kann in beiden Ländern als ziemlich gut gelten, wobei das Fernsehen die wichtigste Rolle spielt. (ICE)
[586-L] Kleiner, Brian; Pan, Yuling:
Cross-cultural communication and the telephone survey interview, in: Janet A. Harkness;
Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen -ZUMA- (ed.): Conducting cross-national and
cross-cultural surveys : papers from the 2005 meeting of the international workshop on Comparative Survey Design and Implementation (CSDI), 2006, S. 81-90, ISBN: 3-924220-31-X (Graue
Literatur)
INHALT: Genau wie Telefongespräche oder face-to-face-Interviews stellen Telefoninterviews
Sprechakte dar, die kultur- und sprachspezifischen Normen unterliegen. Telefoninterviews
über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg müssen diese unterschiedlichen Normen des
Sprachgebrauchs berücksichtigen. Übersetzte Fragestellungen müssen den Normen der Zielsprache entsprechen, standardisierte Übersetzungen reichen hier nicht aus. Eine zu wörtliche
Übersetzung von Fragestellungen kann bei Untersuchungsprojekten, die Sprach- und Kulturgrenzen überschreiten, paradoxerweise die Vergleichbarkeit der Ergebnisse beeinträchtigen.
Unterschiedliche Sprachnormen betreffen die Eröffnung eines Gesprächs, Frage- und Antwortsequenzen sowie Themenwechsel. (ICE)
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1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
[587-L] Koopmans, Ruud; Pfetsch, Barbara:
Obstacles or motors of Europeanization?: German media and the transnationalization of
public debate, in: Communications : the European Journal of Communication Research, Vol.
31/2006, Nr. 2, S. 115-138 (Standort: USB Köln(38)-MXA00767; Kopie über den Literaturdienst
erhältlich)
INHALT: Der Artikel unternimmt den Versuch, einen Beitrag zur Diskussion über die Europäisierung der Öffentlichkeit zu leisten. Er ist der Ausgangspunkt für eine Untersuchung der
Rolle der Medien in der grenzüberschreitenden Debatte in Deutschland. Die Untersuchung
verfolgt das Ziel, eine Entscheidung darüber herbeizuführen, ob die Medien im Vergleich zu
anderen Akteuren eher als ein Motor oder eher als ein Hindernis bei der Europäisierung der
nationalen öffentlichen Debatte fungieren. Unter Bezug auf Daten des Projekts "Die Transformation der politischen Mobilisierung und Kommunikation in den europäischen Öffentlichkeiten" (Europub.com) wird analysiert, wie und mit welchen Mitteln politische Akteure, die
Akteure der Zivilgesellschaft und die Medien in Deutschland europäische Themen in der Öffentlichkeit kommunizieren. Quelle für die Untersuchung waren der Nachrichtenteil und der
redaktionelle Teil zweier überregionaler Tageszeitungen (Mitte links, Mitte rechts), einer
Boulevardzeitung und einer Regionalzeitung im Zeitraum von 2000 bis 2002. Die Ergebnisse
zeigen, dass die Ansprüche, die von den Medien formuliert werden, sich im allgemeinen in
einem europäischeren Rahmen bewegen als die anderer politischer Akteure. Im Hinblick auf
die Evaluation der europäischen Integration und die Frames, die dabei befürwortet werden,
zeigt es sich, dass die deutsche Presse und die politische Elite sich ziemlich konvergent verhalten. (UNübers.)
[588-L] Langenbucher, Wolfgang R.; Latzer, Michael (Hrsg.):
Europäische Öffentlichkeit und medialer Wandel: eine transdisziplinäre Perspektive, Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. 2006, 419 S., ISBN: 3-531-14597-5
INHALT: "Die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit ist eine zentrale Herausforderung
im europäischen Integrations- und Erweiterungsprozess, denn Form und Ausmaß europäischer Öffentlichkeit sind mitbestimmend für die demokratische Qualität der Europäischen
Union und für den sozialen Zusammenhalt in Europa. Wie eine europäische Öffentlichkeit idealtypisch aussehen soll, wie sie entsteht, auf welcher Stufe des Weges sich Europa derzeit
befindet und welche strukturellen Hindernisse es zu überwinden gilt, sind zentrale Fragen für
die Weiterentwicklung europäischer Demokratie und Integration. Das vorliegende Buch bietet Antworten auf diese Fragen und analysiert die Rolle der Nachrichtenmedien und deren
Wandel im Prozess der Europäisierung von Öffentlichkeit. 22 Beiträge vermitteln den Stand
der theoretischen und empirischen europäischen Öffentlichkeitsforschung aus transdisziplinärer Perspektive." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Michael Latzer & Florian Saurwein:
Europäisierung durch Medien: Ansätze und Erkenntnisse der Öffentlichkeitsforschung (1044); Friedhelm Neidhardt: Europäische Öffentlichkeit als Prozess. Anmerkungen zum Forschungsstand (46-61); Ulrich Saxer: Europäischer Gesellschafts-, Medien- und Öffentlichkeitswandel - eine kommunikationssoziologische Perspektive (62-92); Elisabeth Klaus: Von
der Beschränktheit unserer Öffentlichkeitstheorien im europäischen Kontext (93-106); Stefan
Tobler: Konfliktinduzierte Transnationalisierung nationaler und supranationaler Öffentlichkeitsarenen. Indikatoren einer europäischen Öffentlichkeit (107-130); Marcel Machill, Markus Beiler & Corinna Fischer: Europa-Themen in Europas Medien - die Debatte um die euro-
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1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
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päische Öffentlichkeit. Eine Metaanalyse medieninhaltsanalytischer Studien (132-155); Jessica Erbe: Integration der politischen Öffentlichkeit in Europa durch Vernetzung. Der Fall der
grenzüberschreitenden Presseschauen in Deutschland (156-178); Barbara Pfetsch & Ruud
Koopmans: Unter falschem Verdacht - Massenmedien und die Europäisierung der politischen
Öffentlichkeit in Deutschland (179-191); Hans-Jörg Trenz: "Banaler Europäismus". Eine latente Kategorie der Europäisierung politischer Kommunikation (192-213); Michael Brüggemann, Stefanie Sifft, Katharina Kleinen-v. Königslöw, Bernhard Peters & Andreas Wimmel:
Segmentierte Europäisierung: Trends und Muster der Transnationalisierung von Öffentlichkeiten in Europa (214-231); Irene Neverla: Der Journalismus warnt - nur ungenügend? Potentiale der journalistischen Risikoberichterstattung zur Konstituierung einer europäischen Öffentlichkeit (232-243); Josef Seethaler: Entwicklung und Stand der kommunikationswissenschaftlichen Forschung zur europäischen Öffentlichkeit. Eine Analyse der Beiträge in vier europäischen Fachzeitschriften 1989-2004 (244-260); Werner A. Meier & Josef Trappel: Die
transnationale Vermachtung durch Medienkonzerne als Voraussetzung für europäische Öffentlichkeit? (262-275); Christian Steininger: Mediale Güter und Öffentlichkeiten in Europa
(276-285); Oliver Hahn, Karen K. Rosenwerth & Roland Schröder: News Management zwischen Europa-PR und EU-Journalismus: Theoretische Überlegungen zu einem effizienten
transnationalen Kommunikationskonzept (286-295); Roman Hummel: Journalistisches Feld
und europäische Öffentlichkeit (296-304); Hans J. Kleinsteuber: Deutsche Welle & Co und
ihr Beitrag zur Stärkung europäischer Öffentlichkeit (305-317); Barbara Thomaß: Public Service Broadcasting als Voraussetzung europäischer Öffentlichkeit - Leistungen und Desiderate
(318-328); Christiane Eilders, Uwe Hasebrink & Anja Herzog: Das aktive Publikum. Institutionalisierung zivilgesellschaftlicher Kontrolle des Fernsehens auf europäischer Ebene (330351); Boris Romahn: Renaissance der public sphere? "Öffentlichkeit" als Ziel und Mittel neuerer marktkritischer Bewegungen (352-377); Roman Winkler, Ulrike Kozeluh & Günther
Brandstetter: Deliberation im europäischen Kontext: Online Debatten und Online Konsultationen auf der EU Plattform Your Voice in Europe (378-400); Cornelia Brantner & Wolfgang
R. Langenbucher: Europäische Öffentlichkeit und medialer Wandel: Herausforderungen für
die Kommunikationswissenschaft (402-415).
[589-L] Meier, Gerd; Schneid, Michael; Stegemann, Yvonne; Stiegler, Angelika:
Steigerung der Ausschöpfungsquote von Telefonumfragen durch geschickte Einleitungstexte,
in: ZUMA Nachrichten, Jg. 29/2005, H. 57, S. 37-55 (Standort: USB Köln(38)-XG6223; Kopie
über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.gesis.org/Publikationen/Zeitschriften/ZU
MA_Nachrichten/documents/pdfs/57/07_Meier.pdf)
INHALT: "In Telefonumfragen wird viel Mühe darauf verwendet, eine möglichst gute Stichprobenausschöpfung zu erreichen. Die Verfasser wenden sich in diesem Beitrag der Frage zu, ob
es möglich ist, Einleitungstexte telefonischer Befragungen in der Art und Weise zu variieren,
dass die Teilnahmerate gesteigert wird. Zunächst werden Untersuchungsergebnisse zu Ursachen und Einflussfaktoren von Verweigerungen und die Determinanten der Interviewteilnahme referiert. Dann werden zwei Untersuchungsvariablen präsentiert, die sich hinsichtlich einer Teilnahmesteigerung als viel versprechend erweisen: Die Nennung von Auftraggebern
der Untersuchung sowie eine in der Einleitung zusätzlich gestellte Frage. Es wird vorhergesagt, dass eine einfach zu beantwortende Frage in der Einleitung, verknüpft mit einer Information, höhere Teilnahmeraten bewirkt. Zusätzlich wird angenommen, dass die Nennung
verschiedener Auftraggeber einer Befragung, operationalisiert durch ein Umfrageinstitut, ein
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1.14 Öffentliche Meinung, Meinungsforschung
Sozialforschungsinstitut und ein Institut im Auftrag einer Universität, ebenfalls zu unterschiedlich hohen Teilnahmeraten führt. Bei einer bundesweit durchgeführten telefonischen
Befragung mit einer Zufallsstichprobe von 4.000 Telefonnummern zeigte sich, dass die Einleitungstexte, die die zusätzliche Frage beinhalteten, die Teilnahme signifikant steigerten."
(Autorenreferat)
[590-L] Neller, Katja:
Kooperation und Verweigerung: eine Non-Response-Studie, in: ZUMA Nachrichten, Jg.
29/2005, H. 57, S. 9-36 (Standort: USB Köln(38)-XG6223; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.gesis.org/Publikationen/Zeitschriften/ZUMA_Nachrichten/documents/
pdfs/57/06_Neller.pdf)
INHALT: "Es ist ein bekanntes Phänomen der Umfrage- bzw. Non-Response-Forschung, dass die
Teilnahmebereitschaft der Bürger an Befragungen sinkt. Mit Hilfe von aufwändigen zusätzlichen Maßnahmen im Rahmen von Erhebungen kann versucht werden, diesem Trend entgegen zu steuern. Die Ergebnisse einer in die deutsche Teilstudie des European Social Survey
(ESS) integrierten Methodenstudie zeigen auf der Basis von insgesamt 482 telefonischen Interviews und insgesamt 633 vor Ort von den Interviewern durchgeführten 'Verweigererinterviews', dass es zur Erhöhung der Ausschöpfungsquote nicht nur lohnenswert ist, die so genannten 'weichen' Verweigerer noch einmal anzugehen, sondern dass auch ein beachtenswerter Teil der 'harten' Verweigerer konvertiert werden kann. Die Differenzen zwischen den
konvertierten und den übrigen Verweigerern sind jedoch so groß, dass die positiven Effekte
im Hinblick auf eine Korrektur von Stichprobenverzerrungen sehr begrenzt sind. In vielen
Aspekten erweist sich die Konvertierungsmaßnahme sogar als kontraproduktiv, da sie am
besten für diejenigen Gruppen zu funktionieren scheint, die sowieso kooperativ und tendenziell in der Stichprobe überrepräsentiert sind." (Autorenreferat)
[591-L] Petermann, Sören:
Rücklauf und systematische Verzerrungen bei postalischen Befragungen: eine Analyse der
Bürgerumfrage Halle 2003, in: ZUMA Nachrichten, Jg. 29/2005, H. 57, S. 55-78 (Standort: USB
Köln(38)-XG6223; Kopie über den Literaturdienst erhältlich; URL: http://www.gesis.org/Publikationen/Zeitschriften/ZUMA_Nachrichten/documents/pdfs/57/08_Petermann.pdf)
INHALT: "Erinnerungsaktionen erhöhen die Rücklaufquoten postalischer Befragungen. Dieser
Beitrag untersucht die Frage, wie Erinnerungsaktionen Verzerrungen der Stichprobe beeinflussen. Wir setzen dazu bei der Entscheidung zur Befragungsteilnahme an