Edition Basiswissen (2011/2013)
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Edition Basiswissen (2011/2013)
Die Edition Basiswissen wurde als Prototyp einer Reihe angelegt. Während knapp 10 Tagen entstanden 20 Bücher als Wettbewerbsbeitrag für den Eidgenössischen Preis für Design 2011 in kollaborativer Autorschaft. Die Inhalte orientieren sich an der Fächertafel der Oberstufe. Jeder Autor konnte sein Buch in seinem Tempo per Knopfdruck «publizieren». Beiträge zusammengestellt, geschrieben und programmiert haben Gina Bucher, Rahel Fischer, Irena Germano, Urs Hofer, Rafael Koch, Hansruedi Matscher, Beat Mazenauer und Judith Welter: Biologie – Aufklärung, Chemie – Get Well Soon, Deutsch – Literatur Medien Kritik, Deutsch – Rhetorik, Französisch – Absinthe, Französisch – Français fédéral, Geografie – Hello Mr. Edition Basiswissen (2011/2013) Text Redaktion Gestaltung Programmierung Druck Copyright Diverse Autor/innen Gina Bucher Rafael Koch Urs Hofer Buchvermarkter.de Rokfor 2011/2013 President, Geografie – Oh Vaterland, Geschichte – 1976 Tag für Tag, Geschichte – 1977 Tag für Tag, Geschichte – Schuldig, Gestaltung -Chic politique, Mathematik – Algorithmen, Musik – Lost in MySpace, Philosophie – Weisheiten, Physik – AC/ DC, Physik – Kurven, Religion – The Answer to the Final, Sport – East Coast West Coast, Wirtschaft – How to... Aus der Edition Basiswissen entstand 2013 die Edition Rokfor (edition.rokfor.ch), ein Experimentierfeld für automatisierte Publikationen. Robert A. Fischer Ich/Buchstabendrescher etc. (2010—11) Textsammlung Konzeption Hrsg. und Editierung Gestaltung Programmierung Gesamtherstellung Verlag ISBN Bestellen Die Publikation «Ich/Buchstabendrescher etc.» mit Texten des Journalisten Robert A. Fischer entstand aus Material seines Archivs, das während 2008 bis 2009 aufgearbeitet wurde. Fischer war als Schreibtisch-Rockstar, Kunstkritiker, Autor, Medienkünstler, Anthropologe tätig und hinterliess rund 20'000 digitale Textdateien über Musik, neue Technologien und Zeitgeist. Mit einer durchschnittlichen Tagesdosis von gut 3'000 bis 4'000 Anschlägen hämmerte Bob Fischer seine Gedanken seit den 60ern bis zu seinem Tod 2001 in der Tradition der écriture automatique direkt in seine Schreibmaschine, später in seine diversen Computer, ohne seine Texte zu überarbeiten – ohne sie überarbeiten zu wollen. Einzig die publizierten Texte genossen ein Lektorat, nicht immer speicherte Fischer diese Version ab, lieber waren ihm die eigenen, ursprünglichen Fassungen, die seinen stream of consciousness wiedergeben sollten. Der Computer war ihm eine neurologische Prothese, die ihm einen Teil des «komplizierten Mechanismus des Schreibens (die Geschwindigkeit, der Einsatz des Gedächtnis', die Lesbarkeit ... )» abnahm. Aus dem Hämmern am Schreibtisch wurde über die Jahre eine Form von littérature brute, inklusive Tippfehler und kruder Rechtschreibung, bezeichnet hat er seine Arbeit als spekulative Forschungsliteratur. Fischer schrieb in einer sehr einfachen, direkten Sprache, der Kontakt zum Publikum war ihm wichtig. Im Prinzip versuchte er so zu schreiben, wie er auch sprach; wichtig war der Inhalt, nicht die Form. Die zahlreichen Texte die Fischer geschrieben hatte, beeindrucken insbesondere in ihrer kaum fassbaren Menge: der Wissenschaftler gibt sich als Popstar, beliefert den Leser mit schnell notierten, kaum überschaubaren Fakten, die teils unkenntlich mit Fiktion verwoben sind. Bereits in den 80ern, Anfang der 90ern dachte Robert A. Fischer über neue technische und interaktive Möglichkeiten nach, wie er Texte schreiben respektive diese gelesen werden könnten: «Also daran arbeite ich gerade: Eine neue Funktion für das Buch zu erfinden, bzw. Robert A. Fischer Rokfor Gina Bucher Rafael Koch Urs Hofer Stämpfli Polska Edition Patrick Frey 2011 978-3-905509-95-3 www.editionpatrickfrey.com/ book/2586/6 eine Buchform für meine Schreibe zu entwickeln. Ich habe 1985 einen frühen Mac angeschafft, den ich seither mit einem Haufen Fragmente, Schnipsel, Material, Gedanken, Kurzkritiken, Tagebucheintragungen fülle... Da sind mittlerweile so um die 10'000 Seiten Manuskript drin. Ich überlege mir im Moment, ob ich meine Schreibstrategie übers Internet abwickeln soll und das Buch auf Internet – sozusagen live – schreiben und erst nachträglich drucken will. Ich würde dabei das gesamte Netz als Lektorat haben.» (1995) Unterdessen gibt es Blogs und andere Möglichkeiten, die seine damaligen Gedanken erübrigen. Rokfor wollte mit einem maschinellen Eingriff in sein Schaffen Fischers Vision gerecht werden: «Ich/Buchstabendrescher etc.» entstand deshalb aus einer speziell programmierten PDF-Maschine, die nicht bloss als Organisations- und Gestaltungstool genutzt wurde sondern auch als narratives Werkzeug. Durch die Indizierung der Datenbank entfalten sich so neue Sinnzusammenhänge in der Textstruktur. Das Buch ist das maschinelle Ergebnis generierter Ecriture und widerspiegelt die experimentelle und schnelle Arbeitsweise von Robert A. Fischer. Eine Leselogik seiner Textsammlung gibt Fischer keine vor. «Ich/Buchstabendrescher etc.» versteht sich deshalb als eine Art Bibliothek eines einzigen Autors, der ein «Best of» von Fischers meist verwendeten Stichwörtern als Inhaltsverzeichnis dient und an verschiedenen Stellen direkt in die Texte führt. Das Buch kann sowohl chronologisch (entsprechend der Textordnung) als auch quer, entlang der 18 Schlagwörter oder über 2'000 Stichwörter, gelesen werden. Es will dem Leser die Möglichkeit bieten, Fischers Syntax oder seinem Wortschatz zu folgen; von Schlagwort zu Stichwort assoziativ durch seine labyrinthische Gedankenwelt zu springen. Das «Best of» der Stichwörter ist maschinell generiert und soll damit Fischers Absichten entsprechen, wie er sich einst eine Maschine wünschte. Bucci Publishing veröffentlicht Novelas verschiedener Autoren im Kleinstverlag. Bisher sind die Geschichten von vier Figuren (Elodie, Olga, Marie und Claire) erschienen, deren Figuren zum Teil miteinander verknüpft sind. Die Novelas werden sowohl portionenweise als E-MailNovela als auch in gedruckter Form angeboten. Die Autoren werden dazu angehalten, die Bucci Novelas entsprechend ihrem Vorbild, dem Groschenroman des Kiosks, möglichst schnell und nonchalant zu schreiben. Bucci Publishing nutzt Rokfor für einen standardisierten und beschleunigten Produktionsprozess. Rokfor wird nicht nur als zentrales Gestaltungssystem, sondern vor allem als Redaktionssystem für die wechselnden Autoren angewendet. Das Lektorat nimmt die einzelnen Kapitel portionsweise ab, redigiert sie und stellt sie fertig. Sofern freigeschalten werden die einzelnen Kapitel bereits vor dem Ende der Geschichte als E-Mail-Novela an den Leser weitergegeben. Denn zu Beginn einer Geschichte muss noch nicht klar sein, in welchem Format die Novela letztlich gelesen wird. Die einzelnen Novelas greifen mindestens eine Figur aus einem gemeinsamen Figurenkabinett. Rokfor gibt dem Autor die Möglichkeit, während dem Schreiben die Figurenentwicklung der/des anderen Autoren/s zu verfolgen und gegebenenfalls aufzunehmen. Diese Entwicklung der Figuren, wie eine Nebendarstellerin zu einer Hauptdarstellerin oder ein Statist zu einem Nebendarsteller wird, wird laufend mit einem Figurenkabinett dokumentiert. Bucci Novelas (2009—) Text Gestaltung Gesamtherstellung Broschiert ISBN Copyright Bestellen Diverse Autor/innen Naima Schalcher Rokfor 52 bis 116 Seiten 978-3-905932-ff. Bucci Publishing seit 2010 www.bucci-publishing.com Der Veranstaltungskalender der Hochschule der Künste Bern ist seit Januar 2009 das primäre Mitteilungsorgan der Schule und löst andere Drucksachen wie Postkarten, Plakate und Flyer ab. Urs Hofer und Rafael Koch haben hierfür ein redaktionell gestütztes, automatisiertes Layout-System entwickelt. Dabei werden die Inhalte in einer Erfassungsmaske von den Verantwortlichen aus den Fachbereichen selbständig verwaltet und redigiert. Gleichzeitig werden die in der Datenbank gespeicherten Inhalte mit dem Veranstaltungskalender auf der schuleigenen Webseite synchronisiert. Veranstaltungskalender Hochschule der Künste Bern (2009—11) Projektleitung Softwaredesign Gestaltung Bereichsverantwortliche Produktionsplanung Gesamtherstellung Copyright Marion Ebinger, Rafael Koch Urs Hofer Rafael Koch, Franco Bonaventura Iris Frauchiger, Rita Weber, Katrin Zimmermann, Thomas Knuchel, Mathias Bühler, Angela Bürger, Martina Nef Roland Zosso Schläfli & Maurer AG HKB 2009–2011 Auf der Basis von Layout-Templates werden die Inhalte zu den einzelnen Veranstaltungen anschliessend mittels eines PDF-Plugins zu Kalenderblättern ausgestaltet. Dabei führen verschiedene Parameter sowie die Mischung aus statischen und dynamischen Elementen zu einem abwechslungsreichen Ausdruck. Der HKB-Veranstaltungskalender erscheint fünf mal im Jahr und wird nach wie vor schulintern von Martin Stöckli produziert. Encyclopaedizer ist ein kollaborativ verfasstes Nachschlagewerk bestehend aus den drei Teilen: Webplattfom, Ausstellungsinterface und gedrucktem Lexikon. Kern der Arbeit bildet eine Applikation welche auf dem Internet vorgefundene mediale Inhalte zu enzyklopaedischen Einträgen aufbereitet. Die Bandbreite der Bezugsquellen berücksichtigt verschiedene Publikationsformen auf dem Netz; u.a. Blogs, Chatrooms, Homepages, Newsgroups, Servicesites. Alle Begriffe welche von den Benutzern mittels Schlagworteingabe definiert wurden, sind in einer Datenbank abgelegt. Sie können eingesehen oder ausgedruckt werden. Dieser ständig wachsende Datenstamm definiert auch die Inhalte, welche im gedruckten Nachschlagewerk erscheinen. Anhand von Layout-Templates und mittels der Programmiersprache Latex wird der Datenbankinhalt täglich automatisiert gelayoutet und als PDF-Datei für die Reproduktion in Buchform ausgegeben. Auf Bestellung wird ein Lexikon im book on demand Verfahren produziert. Das Ausstellungsinterface schliesslich besteht aus einer Eingabekonsole und acht im Raum verteilten Monitoren. Encyclopaedizer (2004—07) Projektleitung Entwicklung Gestaltung Szenografie Druck Webseite Adi Blum, Beat Mazenauer Urs Hofer, Michael Schnyder Rafael Koch Andreas Hertach, Anna Luchs Lulu.com www.encyclopaedizer.net Hierbei werden die einzelnen Resultate auf die Monitore übertragen und durchlaufen anschliessend alle Stationen bevor sie auf der hintersten Position wieder herauskippen. Website, Rauminstallation und Buch funktionieren als solche eigenständig. Sie bedienen sich jedoch derselben Ressource, den auf dem Internet vorgefundenen Inhalten, und sie beeinflussen sich gegenseitig. Einträge auf der Website werden in die Ausstellungen gespiesen. Einträge aus Ausstellungen sind auf der Website sichtbar und die Selektion der Einträge durch die Benutzer bestimmen Umfang und Inhalt des gedruckten Lexikons. Encyclopaedizer wurde bisher in Ausstellungen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Holland vorgestellt. Das Buch Encyclopaedizer 2007– 04 wurde vom Bundesamt für Kultur als eines der schönsten Schweizer Bücher des Jahrgangs 2007 ausgezeichnet. Die Applikation encyclopaedizer.net erhielt den Werkpreis von Stadt und Kanton Luzern im Jahr 2003. «Lieber barfuss als ohne Buch» erschien parallel zur Ausstellung «Bücherhimmel – Bücherhöllen» im Museum Strauhof Zürich, die 2012 von Beat Mazenauer kuratiert wurde. Der Almanach der Bibliomanie gibt kein Abbild der Ausstellung wieder, er erweitert diese vielmehr ins Anekdotische – erzählt von den exaltierten, mysteriösen und verrückten Aspekten der Bibliomanie, der Sucht des Sammelns und der Liebe zu Büchern. Bücher sind leidenschaftliche Verführer. Eine packende Lektüre, eine reich bestellte Bibliothek, das Zusammenstellen von exquisiten Editionen lassen das Herz des Bibliophilen höher schlagen. Im Lesen und Büchersammeln steckt aber auch der Keim zur regellosen Sucht. Die Texte sind dabei unterschiedlichster Natur, Nacherzählungen etwa, ein Archiv von Büchergeschichten, historische Texte zur Bibliomanie sowie Essays und Zitate über die Seligkeit des Lesens, den Triumph des Wissens, die Lust des Büchermachens oder den Wahn des Sammlers. Der Almanach geht nicht historisch vor, sondern trägt durch Unordnung der bibliomanischen Ekstase Rechnung: Verlieren sollen sich die Lesenden darin und assoziativ durch Zitate und Themen wandeln. Lieber barfuss (2012) Konzeption Hrsg. Gestaltung Programmierung Gesamtherstellung Verlag ISBN Rokfor Beat Mazenauer und Gina Bucher Rafael Koch Urs Hofer Stämpfli Polska Salis Verlag 2012 978-3-905801-75-0