Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“

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Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“
Rehabilitationsprojekt „gemeinsam gesund werden“
Familienorientierte onkologische Rehabilitationsmaßnahme
nach Ersterkrankung an Brustkrebs
Unterstützt durch
Mutter/Vater & Kind-Klinik Ostseedeich
Sanfte Hügel, verträumte Dörfer, bunte Wiesen, weißer
Strand und dazu die würzige Seeluft – das ist Grömitz, das
große, moderne Bad an der holsteinischen Ostseeküste.
Eine Gegend, in der Sie die idealen Voraussetzungen finden,
um im grauen Alltag verloren gegangene Gesundheit und
Wohlbefinden zurück zu erlangen. Hier leben Körper, Geist
und Seele auf! Und wir helfen Ihnen und/oder Ihren Kindern
dabei, gesund zu werden.
Die Klinik Ostseedeich, keine 200 Meter vom herrlichen
Südstrand entfernt, bietet nicht nur die für diese Region
bekannten heilklimatischen Vorzüge des milden, allergenarmen Reizklimas. Unsere Klinik ist Ihr Zuhause, mit all den
Annehmlichkeiten einer modernen Kurklinik, gekoppelt mit
perfekten medizinischen und therapeutischen Einrichtungen
für Ihre ganz individuelle Kur.
Und diese Kur können Sie bei uns unbeschwert genießen und
dabei gesunden. Denn Sie können sich darauf verlassen: Ihre
Kinder sind bei unseren geschulten Mitarbeitern in besten
Händen. Nicht nur, dass das Ostseebad Grömitz als besonders
familienfreundlich ausgezeichnet ist, wir setzen persönlich
alles daran, dass Ihre Kinder rundum betreut werden und es
ihnen an nichts fehlt – außer an Langeweile!
Das bedeutet: Sie haben viel Zeit für sich, Zeit endlich
einmal abzuschalten. Genießen Sie neben den Kur-Anwendungen unsere Gymnastik- oder Entspannungskurse oder
unser Kreativ-Angebot. Freuen Sie sich auf das pulsierende
Strandleben, bummeln Sie über eine der schönsten Strandpromenaden an der Ostsee oder schlendern Sie zum farbenfrohen Yachthafen. Lassen Sie sich dazu inspirieren, einfach
mal nur Sie selbst zu sein! Das gehört zur Kur, das gehört
zum Gesund werden.
Die Mutter/Vater & Kind-Klinik Ostseedeich befindet sich
am nördlichen Ortsrand von Grömitz. Zur Verfügung stehen
105 moderne Komfort-Zimmer mit separatem Schlafbereich
für die Kinder; alle Zimmer haben Balkon, Dusche/WC, TV,
Telefon und Babyfon. Internetanschluss im Foyer (gegen
Gebühr), Freizeitangebot, Aufenthaltsräume, Bücherei,
Spielplatz, Therapiebad und Sauna. Unser Speisenangebot ist
anspruchsvoll, vielseitig und schmeckt auch unseren kleinen
Gästen: Neben regelmäßigen Themenbuffets stehen Voll- und
Reduktionskost sowie vegetarische Kost zur Wahl. Spezielle
Diät-Versorgung (z.B. bei Unverträglichkeiten) ist selbstverständlich.
Wir freuen uns, Sie und Ihre Kinder bei uns an der
Ostsee begrüßen zu dürfen!
Indikationen
Vorsorge
• Herz- und Kreislauferkrankungen
• Stoffwechselerkrankungen
• Krankheiten der Atmungsorgane
• Hauterkrankungen/allergische Erkrankungen
• Psychosomatisch psychovegetative Erkrankungen
Reha
• Hauterkrankungen/allergische Erkrankungen
• Psychosomatisch psychovegetative Erkrankungen
• Onkologische Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam
gesund werden“ für an Brustkrebs erkrankte Mütter mit
Kindern in Zusammenarbeit mit der Rexrodt von Fircks
Stiftung
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Kontraindikationen
• Schwere neurologische und psychiatrische Erkrankungen
• Suizidalität
• Suchterkrankungen
• Akute und/oder dekompensierte Krankheiten oder
Zustände
Einleitung
Das Mammakarzinom ist mit einem Anteil von 29% aller
Karzinome mit Abstand die häufigste Krebserkrankung der
Frau. In Deutschland gibt es pro Jahr ca. 58.000 Neuerkrankungen, wobei etwa jede 6. betroffene Frau jünger ist als
50 Jahre. Diese jüngeren Frauen befinden sich häufig in der
aktiven Familienphase und sorgen als Mütter für betreuungsbedürftige Kinder.
als „gesund“. Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass Kinder schwer körperlich kranker Eltern ein stark erhöhtes Risiko
tragen, emotionale Störungen zu entwickeln. Bisher werden
sie erst dann, wenn sich entsprechende Symptome manifestiert haben, die gemäß einschlägigen Diagnosesystemen als
krankheitswertig gelten, im Rahmen des Gesundheitswesens
als „Patienten“ versorgt.
Eine Krebserkrankung ist für die Betroffenen immer ein
einschneidendes Ereignis. Wenn die Behandlung des Brustkrebses abgeschlossen ist, bedeutet dies für die allermeisten
Patientinnen nicht, dass sie nun nahtlos wieder in den Alltag
zurückkehren können. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit ist
oft beeinträchtigt, und viele haben auch mit psychischen
Problemen zu kämpfen. Eine stationäre Rehabilitation nach
Abschluss der Akutbehandlung hat die Aufgabe, den Folgen
von Krankheit in Form von Fähigkeitsstörungen und sozialen
Beeinträchtigungen vorzubeugen, sie zu beseitigen oder zu
bessern oder deren wesentliche Verschlechterung abzuwenden. Im Anschluss an eine Brustkrebserkrankung steht allen
Patientinnen eine onkologische Rehabilitationsmaßnahme
zu.
Entscheiden sich Mütter für die stationäre Rehabilitation in
einer onkologischen Klinik, bedeutet dies oft eine mehrwöchige Trennung von ihren Kindern. Gerade nach der monatelangen Therapiephase mit oft mehrfachen Krankenhausaufenthalten ist das Familiensystem jedoch häufig bereits in
seinen Bewältigungsmöglichkeiten überfordert. Die Kinder
als Begleitpersonen in onkologische Rehabilitationskliniken
mitzunehmen, kann bedeuten, sie einer wenig heilsamen
Atmosphäre durch die Konfrontation mit schwerwiegenden
Krankheitsbildern auszusetzen.
Mütter verzichten aus diesen Gründen oft ganz auf eine
stationäre Rehabilitation.
Brustkrebskranke Mütter werden in den traditionell Individuum zentrierten Formen der Rehabilitation jedoch ausschließlich als Brustkrebspatientinnen wahrgenommen. Ihre durch
die Erkrankung oft schwer beeinträchtigte Funktion als Mütter versorgungsbedürftiger Kinder bleibt meist ebenso unberücksichtigt wie die damit verbundenen psychischen Belastungen und organisatorischen Schwierigkeiten. Ihre Kinder
wiederum gelten trotz der enormen Belastungen, denen sie
durch die Erkrankung der Mütter ausgesetzt sind, zunächst
Die Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ bietet Müttern nach einer erstmaligen Erkrankung an
Brustkrebs eine medizinische Rehabilitation zur Reduzierung
der körperlichen und psychischen Folgeerscheinungen ihrer
Krebserkrankung. Gleichzeitig unterstützt das Heilverfahren
als familienorientierte Maßnahme die Bewältigungskompetenzen aller Familienmitglieder und trägt über entsprechende
Therapiebausteine dazu bei, mögliche Folgeerscheinungen
für die Kinder (emotionale Störungen, Verhaltensauffälligkeiten) zu verhindern bzw. zu reduzieren.
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Zielgruppe
„Gemeinsam gesund werden“ ist eine stationäre onkologische Rehabilitationsmaßnahme für Mütter nach einer
Brustkrebserkrankung und ihre Kinder. Die Aufnahme kann
in einem Zeitraum von 6 Wochen bis zu 6 Monaten nach Abschluss der kurativen Behandlungen (in der Regel Operation,
Chemotherapie, Bestrahlung) erfolgen.
Voraussetzung ist, dass die Erkrankung zum ersten Mal aufgetreten ist und keine Fernmetastasen diagnostiziert sind.
Kontraindiziert sind stationäre Heilverfahren in einer ElternKind-Einrichtung immer dann, wenn schwere neurologische
und psychiatrische Erkrankungen vorliegen, bei Suizidalität,
Suchterkrankungen und allen anderen akuten und/oder dekompensierten Krankheiten und Zuständen.
Kinder zwischen 3 Jahren und dem vollendeten 12. Lebensjahr werden als Patienten mit aufgenommen, die Aufnahme
von jüngeren oder älteren Geschwisterkindern erfolgt nach
Absprache mit der Klinik.
Partner der erkrankten Frau können als Begleitpersonen teilweise oder während des gesamten stationären Aufenthaltes
mit im Haus wohnen.
Fallbeispiel
Personenbezogene Faktoren:
Die Patientin ist 35 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer
8jährigen Tochter. Bis zum Zeitpunkt der Diagnose vor 8
Monaten sei sie als Grundschullehrerin berufstätig gewesen,
seitdem sei sie krank geschrieben/arbeitsunfähig. Nach der
Erstbehandlung (Mastektomie, Chemotherapie, Bestrahlung)
habe jetzt eine adjuvante antihormonelle Therapie mit
Tamoxifen begonnen. Die Rehabilitationsmaßnahme habe
sie nur mit ihrer Tochter gemeinsam absolvieren wollen,
weil das Kind seit ihrem Krankenhausaufenthalt deutliche
Verlustängste zeige, weinerlich geworden sei und häufig über
Bauchschmerzen klage. Für einen geplanten Wiederaufbau
der Brust müsse sie in einigen Monaten erneut ins Krankenhaus und wolle auch deswegen in der Reha viel Zeit mit ihrer
Tochter verbringen.
Umweltbezogene Faktoren:
Der Partner sei ihr eine große Unterstützung, habe sie zu
allen Arztterminen begleitet, wenn er es einrichten konnte
und sich auch Urlaub genommen, um während ihres Krankenhausaufenthaltes die Tochter zu versorgen. Er sage auch
oft, dass sie sich Zeit für sich nehmen solle, um z.B. laufen
zu gehen. Der Tochter gegenüber quäle sie sich häufig mit
Schuldgefühlen: das Kind habe durch die Zeit ihrer Erkrankung so gelitten, sie habe das Gefühl, sich verstärkt um die
Tochter kümmern zu müssen, stelle aber immer wieder fest,
dass ihr dafür die Kräfte fehlten. Sie sei im Gegenteil schnell
gereizt, ihr fehle die Geduld und sie sei oft ungerecht der
Tochter gegenüber.
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Körperfunktionen/-Strukturen:
Sie habe die Behandlungen relativ gut überstanden, jeweils
ein bis zwei Tage nach der Chemotherapie sei es ihr wieder
gut gegangen. Am schlimmsten habe sie den Verlust ihrer
langen Haare empfunden, aber die begännen ja nun wieder
zu wachsen. Sie leide unter einem Lymphödem des rechten
Armes und fühle sich körperlich noch geschwächt, versuche
aber schon wieder, regelmäßig zu walken. Sie habe starke
Konzentrationsschwierigkeiten, versuche zu lesen, könne
sich aber den Inhalt nicht merken. Auch im häuslichen
Alltag müsse sie sich alles aufschreiben, um nicht wichtige Erledigungen zu vergessen. Insgesamt sei sie einfach
erschöpft. Seit sie das Tamoxifen nehme, könne sie wegen
nächtlicher Schweißausbrüche nicht mehr richtig durchschlafen, ihre Stimmung schwanke extrem. Hinzu komme, dass sie
während der Chemotherapie 10 kg zugenommen habe. Sie
fühle sich überhaupt nicht mehr attraktiv.
Obwohl sie als „gesund“ gelte, falle es ihr schwer, dieser
Aussage zu vertrauen. Sie frage sich oft, ob sie ihre Tochter
aufwachsen sehen werde und denke bei jedem körperlichen
Missempfinden sofort an Metastasen. Besonders in letzter
Zeit habe sie das Gefühl, dass die Angst stärker werde und
dass sie erst jetzt zu realisieren beginne, welch schwere
Erkrankung sie durchgemacht habe.
Aktivitäten/Teilhabe:
Den Haushalt könne sie auch dank tatkräftiger Unterstützung
des Ehemannes recht gut bewältigen, für Arbeiten, die sie
noch nicht ausführen könne, hätten sie sich eine Haushalts-
hilfe genommen. Eigentlich hatte sie geplant, direkt nach
der Rehabilitationsmaßnahme wieder in ihren Beruf zurückzukehren, aber im Moment könne sie sich das überhaupt
nicht vorstellen. Die Anstrengung eines Schulalltags könne
sie wohl weder körperlich noch psychisch bewältigen. Auch
die fehlende Konzentration und immer wieder auftretende
Wortfindungsstörungen stünden einer Rückkehr in den Beruf
zurzeit im Wege. Die sexuelle Beziehung zu ihrem Partner sei
praktisch zum Erliegen gekommen und sie habe manchmal
Angst, dass er irgendwann kein Verständnis dafür aufbringen
werde.
Sie überlege auch, ob sie für ihre Tochter psychotherapeutische Unterstützung suchen solle.
Ziel der Rehabilitationsmaßnahme
aus Sicht der Patientin:
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•
•
Aufbau körperlicher Kräfte und Ausdauer
Körperlich-seelische Erholung
Entspannung
Strategien im Umgang mit Ängsten vor einer Wiedererkrankung erlernen
• Weniger Schuldgefühle im Umgang mit ihrer Tochter
Für ihre Tochter wünscht sich die Patientin, dass sie psychisch stabilisiert werde, was sich darin äußern könnte, dass
sie wieder Spaß bei Aktivitäten mit anderen Kindern haben
kann und abends auch mal alleine auf dem Zimmer bleibt.
Überblickschema (ICF)
GESUNDHEITSPROBLEM
ICD-10: C50
KÖRPERFUNKTIONEN UND –STRUKTUREN
AKTIVITÄTEN / TEILHABE
•
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•
•
Lymphödem des rechten Armes
Körperliche Fitness noch stark eingeschränkt
Starke Konzentrationsschwierigkeiten
Wortfindungsstörungen
Nächtliche Schweißausbrüche als Nebenwirkung der
antihormonellen Therapie
• Gewichtszunahme von 10 kg
• Stimmungsschwankungen
• Psychische Belastungen durch Schuldgefühle, Selbstwertprobleme und Angst vor Wiedererkrankung
• Alltagsaufgaben nur unter erhöhtem Kraftaufwand
zu bewältigen
• Braucht Unterstützung vom Partner im Haushalt
• Berufstätigkeit gewünscht, wg. Mangelnder Ausdauer/
Konzentration/Aufmerksamkeit noch nicht möglich
• Erziehungsalltag schwierig aufgrund erhöhter Gereiztheit
und Schuldgefühlen gegenüber dem Kind
• Partnerbeziehung belastet wegen fehlender Sexualität
UMWELTFAKTOREN
PERSONENBEZOGENE FAKTOREN
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Emotionaler Rückzug beider Partner (-)
Unterstützung im Haushalt durch Ehemann (+)
Regelmäßige Bewegung (Walking) 1-2x pro Woche (+)
Gutes soziales Netz (+)
Verständnisvolle Kollegen und Vorgesetzte (+)
Finanziell abgesichert und eigenes Haus (+)
Haus- und Gartenarbeit sehr umfangreich (-)
Arbeitsstelle und Einkaufsmöglichkeiten im Umkreis
von 10 km (+)
Verheiratet (+)
Mutter einer 8 jährigen Tochter (+)
Grundschullehrerin (+)
Zur Zeit arbeitsunfähig (-)
Perfektionistische Grundeinstellung (-)
Starkes Harmoniebedürfnis (-)
Angespannte Partnerschaft (-)
Emotionaler Rückzug beider Partner (-)
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Therapieziele
Ziele in der Behandlung der Mütter
• Umfassende medizinisch-psychologische Rehabilitation
• Unterstützung der Frauen in ihrer Mutterrolle
• Sensibilisierung für mögliche Ängste und Sorgen der
Kinder
• Förderung einer heilsamen Kommunikation in der Familie
• Unterstützung des gesamten Familiensystems
Ziele in der Behandlung der Kinder
• Stärkung der Resilienz über
· Förderung aktiver Bewältigungsmechanismen
· Förderung des emotionalen Ausdrucks
· Förderung des Entspannungsfähigkeit
· Förderung der Mutter-Kind-Beziehung
• Therapeutische Interventionen bei aktuell bestehenden
Störungen
Strategien zur Zielerreichung während der Kurbehandlung
Psychologische Strategien
Die psychologischen Strategien basieren sowohl für die
Erwachsenen als auch für die Kinder auf einem gruppenorientierten Ansatz. Gerade im Bereich der Psychoonkologie
haben sich Gruppeninterventionen in verschiedenen Studien als erfolgreich in der Krankheitsbewältigung erwiesen.
„Gemeinsam gesund werden“ richtet sich an Frauen nach
einer Ersterkrankung mit abgeschlossener Erstbehandlung
an Brustkrebs, die gleichzeitig Mütter versorgungsbedürftiger Kinder sind. Daraus ergeben sich nicht nur hinsichtlich
der Grunderkrankung sondern auch unter anderen Aspekten
viele Ähnlichkeiten in der Lebenssituation und damit auch
in der Auseinandersetzung mit der Krebskrankheit und ihren
Folgen. So entsteht unter den Patientinnen bereits in den ersten Tagen der Rehabilitationsmaßnahme ein außergewöhnlich starkes Zusammengehörigkeits- und Solidaritätsgefühl.
In den Gesprächsgruppen wird dieses Erlebnis weiter gefördert, gleichzeitig trägt es auch dazu bei, dass schnell ein
Vertrauensverhältnis als tragfähige Basis für gemeinsames
Arbeiten entstehen kann. Die Gruppe widmet sich Fragen, die
im Laufe der Krankheitsverarbeitung für viele Menschen eine
Rolle spielen, wie z.B. dem Umgang mit Angst.
Das Seminar zum Thema Kommunikation mit den Kindern hat
eine Stärkung der elterlichen Kompetenz und eine Förderung
der Kommunikation innerhalb der Familie zum Ziel. Hierbei werden auch entwicklungspsychologische Hintergründe
vermittelt, um die unterschiedlichen Reaktionsweisen der
Kinder auf die Erkrankung der Mutter zu verstehen.
Ein gezieltes Entspannungstraining (PMR nach Jacobson)
kann das allgemeine Wohlbefinden fördern, die körperei-
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genen Abwehrkräfte steigern und emotionale Anspannung
vermindern. Zudem zählt die PMR in Kombination mit imaginativen Techniken zu den wirksamsten Einzelinterventionen
in der Psychoonkologie.
Auch für die Kinder ist bereits das Erleben, mit dem Schicksal ihrer Familie nicht alleine da zustehen, therapeutisch
wirksam. In der präventiv-therapeutischen „Schatzgruppe“ für Schulkinder bis 12 Jahren steht die Stärkung und
Ermutigung der Kinder im Vordergrund. Mit Hilfe von Spielen,
Gesprächen und unter dem Einsatz kreativer Mittel sowie
über Naturerfahrungen können eigene Ressourcen erlebt und
die Entwicklung von Bewältigungsstrategien für schwierige
Lebenssituationen gefördert werden. Die Gemeinschaft mit
anderen Kindern, die ähnliche familiäre Belastungen erleben,
spendet Trost und Geborgenheit. Das Kind wird von der Übernahme altersunangemessener Verantwortung innerhalb des
Familiensystems entlastet. Das begleitende Entspannungstraining beinhaltet Traumreisen mit Elementen des Autogenen Trainings sowie meditative Bewegungen, Tänze und
kreatives Gestalten. Ziel ist das Erlernen von Kind gerechten
Entspannungstechniken, um die Ruhefindung bei Stress
durch körperliche und seelische Belastung zu unterstützen
und die Fähigkeit zur Problemlösung in Konfliktsituationen
zu fördern.
Kinder im Alter von 3-6 Jahren werden präventiv-therapeutisch in einer „Traumgruppe“ unterstützt. Diese beinhaltet
themenspezifische Stille-Übungen wie meditative Spiele und
Tänze, Massagen, Traumreisen und kreatives Gestalten. Die
Kinder werden in ihrer Entspannungsfähigkeit gefördert, können Stress abbauen und neue Kräfte sammeln. Zudem wird
durch einen gemeinsamen Termin die Mutter-Kind-Beziehung
gestärkt.
Die Mütter und ggf. auch Väter der Traumgruppenkinder
erhalten zusätzlich ein Elternseminar zur Traumgruppe. Im
Seminar werden den Eltern Möglichkeiten aufgezeigt, auch
im häuslichen Alltag entspannte Zeiten mit ihren Kindern
zu etablieren, in denen durch die Erfahrung von Nähe und
persönlicher Zuwendung die gemeinsame Beziehung gestärkt
und beruhigt werden kann.
Mögliche Ziele können die Wiederherstellung, Erhaltung und/
oder Verbesserung der Leistungsfähigkeit, Stärkung des Immunsystems, Steigerung des Wohlbefindens und Verbesserung
des Körpergefühls, Vermittlung von Bewegungsfreude und
Gruppenerleben sowie die Förderung der Entspannungsfähigkeit sein.
Darüberhinaus ist es wichtig, den Patientinnen zu vermitteln, dass langfristig regelmäßig betriebene körperliche
Aktivität und eine damit verbundene Lebensführung in der
Sekundärprävention eine wichtige Rolle spielen.
Alle erwachsenen Patientinnen erhalten ein psychologisches
Aufnahmegespräch, in dem jeweils die individuellen Therapieziele und der sich daraus ergebende Therapieplan festgelegt werden. Es können sich neben den Gruppenangeboten
Einzel-, Paar- und Familiengespräche anschließen. Dabei
wird konsequent ein lösungs- und ressourcenorientierter
Ansatz vertreten. Die möglichen Therapien der Kinder werden
im Aufnahmegespräch mit den Müttern besprochen und
festgelegt.
Die Vielfalt physiotherapeutischer Behandlungsmethoden hat
die Aufgabe, auf das körperliche und seelische Geschehen
einzuwirken und die Entspannungsfähigkeit durch physikalische bzw. balneotherapeutische Maßnahmen zu fördern.
Durch den gezielten Wechsel zwischen Aktivierung und Entspannung wird ein psychophysisches Gleichgewicht angestrebt, welches sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt.
Medizinische Strategien
Ziel der Ernährungstherapie besteht darin, durch Aufklärung
und Vermittlung von Kenntnissen über eine gesunde und
ausgewogene Ernährungsweise vorbeugend ernährungsbedingte Folgeerscheinungen zu verhindern oder bereits
entstandene zu vermindern. Eine Änderung der bisherigen
Ernährungsgewohnheiten kann zu einer Verbesserung des
Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit beitragen.
Durch eine abwechslungsreiche und vollwertige Kost möchten wir eine Steigerung des Wohlbefindens, sowie eine
Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit erzielen.
Neben den routinemäßig stattfindenden gynäkologischen
Arzt-Patienten-Kontakten zur Aufnahme-, Zwischen- und
Abschlussuntersuchung finden weitere Beratungsgespräche
statt, in welchen die Möglichkeit besteht, die jeweils individuelle Krankheitsproblematik zu erörtern. Ergänzend werden
medizinische Vorträge zu den Themen Nachsorge bei MammaCa und Brustaufbau sowie schulmedizinische Therapien der
Beschwerden z.B. des Fatigue-Syndroms, bei Knochen- und
Gelenkschmerzen, Dysaesthesien u.a. angeboten. In weiteren
Vorträgen werden Informationen zu den Themen Sport und
Bewegung bei Krebs, gesunde Ernährung und Integrativmedizin gegeben.
Bewegungstherapeutische Strategien
Die Sporttherapie als bewegungstherapeutische Maßnahme
kann mit geeigneten Mitteln gestörte körperliche, psychische
und soziale Funktionen kompensieren, regenerieren, Sekundärschäden vorbeugen und gesundheitlich orientiertes Verhalten fördern. Die Betroffenen lernen wieder, Vertrauen in
ihren Körper zu entwickeln und können Freude zu Zuversicht
erleben durch erste kleine Leistungssteigerungen.
Strategien der Ernährungsberatung
Bei Krebserkrankungen kommt es sehr auf eine abwechslungsreiche, ansprechende, der individuellen Verträglichkeit
angepasste Kost an. Diese sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Nährstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen möglichst unter Verwendung frischer Lebensmittel
mit einem ausrechend hohen Anteil an Gemüse und Früchten
enthalten. Der Bedarf an Eiweiß kann mit mageren Fleischsorten, Fisch und Milchprodukten gedeckt werden. Die angemessene Zufuhr mehrfach ungesättigter Fettsäuren, vorwiegend pflanzlichen Ursprungs, kann durch den regelmäßigen
Verzehr von Seefisch ergänzt werden. Dabei wird die, durch
die Erkrankung bzw. durch therapeutische Maßnahmen häufig
gestörte, Verdauungsfunktion mit berücksichtigt.
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Therapiemaßnahmen
1. Medizin
a. Aufnahmeuntersuchung mit gemeinsamer Festle
gung von Therapiezielen und Erstellung eines indivi
duellen Therapieplans
b. Zwischengespräch mit der Möglichkeit der Erörterung
individueller medizinischer Probleme bzw. Modifizie
rung des Therapieplans
c. Bei Bedarf zusätzliche Sprechstundentermine
d. Abschlussgespräch
e. Arztvorträge zu den Themen Nachsorge bei Mamma-Ca
und Fragen zum Brustaufbau sowie schulmedizinische
Therapien bei Fatigue-Syndrom, Knochen- und Gelenk
schmerzen, Dysaesthesien
f. Vortrag: „Gesunde Ernährung“
g. Vortrag „Bewegungstherapie bei Krebs“
h. Vortrag „Komplementärmedizin“
i. Ggf. Medikamentengabe (z.B. Herceptin)
2. Psychologie
Mütter
a. Psychologisches Aufnahmegespräch
b. Psychoonkologische Rehabilitation und ganzheitlich
orientierte Gesundheitsförderung durch psychologische Gruppenangebote
c. Psychoedukatives Seminar zum Thema „Kommunika-
tion in der Familie“
d. Ergänzende Einzelberatung, Eltern-Kind-, Paar- oder Familiengespräche je nach individueller Problemlage
e. Psychologische Elternberatung begleitend zu allen Kindertherapien
f. Entspannungstraining: Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
g. Elternseminar „Traumgruppe“ zum Thema Entspannung mit Kindern im häuslichen Alltag
h. Vortrag zu sozialrechtlichen Fragestellungen
Kinder
a. Altersdifferenzierte psychologische Gruppen zur
Förderung aktiver Bewältigungsmechanismen
b. Angebote zur Kinderentspannung für Schul- und Vorschulkinder
c. Einzel- oder Familiengespräche zur ergänzenden individuellen Unterstützung und Problemlösung
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d. Einbeziehung diagnostischer Beobachtungen aus den Kindertherapien in die Beratung der Eltern
Väter
a. Information, Austausch und Beratung – „Männer-
gruppe“
b. Möglichkeit zur Teilnahme an Paar-, Familien- oder Beratungsgesprächen bezüglich der Kinder sowie an Vorträgen
c. Möglichkeit einer parallel laufenden eigenen Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme
3. Sport/Bewegung
a. Nordic Walking mit Leistungskontrolle
b. Easy-line-Geräteraum mit Ergometer
c. Schulter-Arm-Gruppe „zu Lande“
d. Schulter-Arm im Wasser
e. Gymnastik mit Musik
f. Frühsport
g. Atemtherapie
Für Kinder:
a. Kindersport
b. Haltungsturnen
c. Nordic Walking ab 12. Lj
d. Gymnastik mit Musik ab 12. Lj
e. Geländespiele ab 7. Lj
f. Wasserspiele
g. Atemtherapie
h. Melissebäder
i. Wassertreten, Kneippsche Güsse
4. Physikalische Therapie
a. Marnitzmassage oder Massage und Heißluft
b. Lymphdrainage/Wickeln
c. Kneippsche Güsse
d. Wassertreten
e. Elektrotherapie
f. Stangerbad
g. Narbenbehandlung
h. Krankengymnastik einzeln
Freizeitprogramm
Therapeutisches Team
Die Patientinnen der Rehabilitationsmaßnahme „gemeinsam gesund werden“ werden interdisziplinär begleitet und
betreut von allen Abteilungen der Klinik Ostseedeich.
Das therapeutische Team setzt sich wie folgt zusammen:
In der medizinischen Abteilung stehen die leitende Ärztin
(Fachärztin für Allgemeinmedizin) sowie weitere Ärzte mit
den Fachgebieten Gynäkologie, Dermatologie, Kinder- und
Jugendmedizin und Allgemeinmedizin zur Verfügung. Das
medizinische Team wird ergänzt durch den Pflegedienst,
bestehend aus exam. Krankenschwestern, exam. Kinderkrankenschwestern und medizinischen Fachangestellten.
Die bewegungstherapeutischen und physikalischen Anwendungen werden durchgeführt von SportwissenschaftlerInnen,
Sport- und GymnastiklehrerInnen, PhysiotherapeutInnen,
MasseurInnen und Badehelferinnen.
Für die Ernährung ist das Küchenpersonal sowie Diätassistentinnen und nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung ausgebildete Ernährungsberaterinnen zuständig.
Die psychotherapeutische Versorgung der Patientinnen und
Patienten wird von einem Team von Diplompsychologinnen
und Sozialtherapeutinnen unter Leitung einer Psychologischen Psychotherapeutin sichergestellt. Umfangreiche
Zusatzqualifikationen bestehen u.a. auf den Fachgebieten
Psychoonkologie, Kindertherapie, Familientherapie, systemische Therapie.
Ergänzt wird das Team durch eine ausgebildete Entspannungspädagogin für Kinder.
In unserer Kindertagesstätte „Kinderboot“ werden die Kinder
in altershomogenen Gruppen von Mitarbeiterinnen mit den
Qualifikationen Erzieherin sowie Sozialpädagogische Assistentin betreut.
Eine Gymnasiallehrerin unterstützt und beaufsichtigt die
Kinder bei der Ausarbeitung der von ihren Schulen mitgegebenen Aufgaben.
Evaluation
Die Arbeitsgruppe Therapieevaluation an der Klinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychotherapie und –Psychosomatik der Universität Marburg wurde 2006 von der
Rexrodt von Fircks Stiftung beauftragt, eine externe und
wissenschaftlich unabhängige Evaluation unter der Leitung
von Professor Mattejat durchzuführen. Die Wirksamkeit der
Rehabilitationsmaßnahme sollte untersucht werden.
Insgesamt wurden im Rahmen der Studie 770 Teilnehmerinnen befragt. Sie beantworteten vor Beginn, nach Beendigung, drei Monate und ein Jahr nach der Teilnahme an
„gemeinsam gesund werden“ mittels standardisierter Bögen
Fragen zu ihrer Lebensqualität und Behandlungszufriedenheit. Aufgrund einer sehr hohen Teilnahmequote sind die
ermittelten Ergebnisse sehr aussagekräftig.
„Wir konnten belegen, dass die Maßnahme deutlich kurative
Effekte erbringt. Dazu gehören die Verringerung von Beeinträchtigungen, die Verbesserung der Lebensqualität und die
Verringerung von psychischen Störungssymptomen“, sagt
Prof. Dr. Fritz Mattejat, Leiter der Studie. So geht zum Beispiel auch die Belastung der befragten Frauen stark zurück:
Während sich vor Beginn der Maßnahme noch 46 Prozent
der befragten Frauen stark belastet fühlen, sank diese Zahl
ein Jahr nach Abschluss der Reha auf 13 Prozent ab. Auch
die Belastung der Kinder (bis 14 Jahre) reduzierte sich nach
Einschätzung der Mütter im Laufe des Befragungszeitraumes
kontinuierlich und signifikant. Lag der Anteil der stark
belasteten Kinder zu Beginn der Maßnahme noch bei 26,9
Prozent, so sank dieser nach Abschluss der Maßnahme auf
6,1 Prozent.
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