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NR. 21/2015, 27. MAI 2015 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 GROSSAUFLAGE FÜR MEHR ALS EIN SPIEL FINNLAND NEUE GENERATION LÄSST HOFFEN SEPP BLATTER TEAMWORK, RESPEKT UND FAIR PLAY VENEZUELA MIT TOMÁS RINCÓN ZUR COPA AMÉRICA W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 6 15 Uruguay Noch zwei Spiele sind in der Primera División auszutragen. Peñarol und River Plate liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen – nur ein Punkt trennt die beiden Klubs. 18 “Mein Ziel ist die WM 2018” Tomás Rincón erzählt im Interview von der Entwicklung des Fussballs in Venezuela, der bevorstehenden Copa América und dem langfristigen Ziel, der WM-Teilnahme 2018. 23 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Finnlands Weg Der finnische Masterplan steht: Es soll aufwärtsgehen mit dem heimischen Fussball. Der Grundstock dafür ist die erfolgreiche Nachwuchsarbeit und die neue Infrastruktur. Alan Schweingruber berichtet aus Helsinki. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com S epp Blatter Der FIFA-Präsident erinnert in seiner Kolumne an das gemeinsame Ziel der Mitgliederverbände: “Die Interessen des Fussballs sind zu wahren und gegen negative Einflüsse zu schützen.” 24/30/37 Kanada 2015 Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Deutschland), Elfenbeinküste-Coach Clementine Touré, Brasilien-Coach Vadão und die Frauen-WM. Mehr als ein Spiel Unser Cover zeigt den symbolträchtigen “Handshake for Peace” zwischen dem Südafrikaner Aaron Mokoena (l.) und dem Norweger Morten Gamst Pedersen am 28. März 2009 in Rustenburg, Südafrika. The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2 T H E F I FA W E E K LY imago (3), AFP, Getty Images Trond Tandberg / Getty Images D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 17 VR China Vier Klubs stehen nach elf Runden an der Spitze der Chinesischen Super League. (Im Bild: Gao Lin) 22 “Handshake for Peace” Die gemeinsame Kampagne der FIFA und des Nobel-Friedenszentrums für Frieden und Fair Play. 16 Kroatien Ángelo Henríquez schiesst Dinamo Zagreb zum Double. T H E F I FA W E E K LY 3 UNCOVERED Respekt und Fair Play K am man – in früheren Zeiten – in friedlicher Absicht, schickte man als Ausdruck seines guten Willens die Kinder voraus. Mit dem anschliessenden Handschlag zeigte man seinem Gegenüber an, dass man ihm unbewaffnet begegnet. Beides, die Jugend und der Handschlag, hat nichts von seiner verbindenden Kraft eingebüsst. Im Gegenteil: Die FIFA investiert nicht zuletzt in die Nachwuchsförderung weltweit, und mit dem “Handshake for Peace”, der an jedem FIFA-Turnier Teil des Protokolls ist, haben die FIFA und das Nobel-Friedens zentrum in Oslo eine Geste für Respekt, Frieden und Fair Play etabliert. Sie strahlt weit über den Fussballplatz hinaus in die ganze Welt. Der 52-minütige Dokumentarfilm “A Journey of Hope” zeichnet die eindrückliche Geschichte des “Handshake for Peace” nach. Mehr dazu ab Seite 22. Die grosse Reportage ab Seite 6 verfasste unser Redakteur Alan Schweingruber vor ein paar Tagen in Helsinki. Nach dem Bau von 30 Fussballhallen setzt man in Finnland die Hoffnungen vor allem auf die Jugend. Å Mario Wagner / 2Agenten Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY 5 FINNLAND ZEIT FÜR EINEN NEUEN PLAN 6 T H E F I FA W E E K LY FINNLAND Auch wenn man in Fin noch nicht nland richtig dar an glauben Es scheint, mag: als stünde d e r Fussball vor einer n euen Chan ce, schreibt Alan Schw eingruber a us Helsink Mit Bildern i. von Aapo H uhta. HJK HELSINKI Der Japaner Atomu Tanaka und die beiden Finnen Toni Kolehmainen (l.) und Tapio Heikkilä vor dem Training. T H E F I FA W E E K LY 7 FINNLAND J etzt blüht sie wieder auf, diese schöne Stadt hoch im Norden. Der Frühling ist angekommen in Helsinki. Lieber spät als nie. Wenn sich andere Europäer schon am Sand strand räkeln, freut sich der Finne Mitte Mai auf diesen frischen, aber sonnigen Tag. Man spricht vom ersten Sommertag 2015. Überall sitzen sie draussen, in den Cafés und in den Bars. Beim mobilen Eisladen an der Ecke – sein rostiges Verdeck ist noch nass vom Regen vergangener Nacht – stehen die Kinder Schlange. Es ist 18 Grad. Aber so ist das, in einem Land, wo der Winter dunkel und unendlich lang ist. Man sehnt sich nach Wärme und Licht und irgendwie auch nach den Menschen. Die Finnen verbringen viele Monate im Jahr drinnen, zu Hause, in der Schule, im Geschäft, im Hallenbad, im Restaurant. Es ist oft kalt und windig draussen, und obwohl Helsinki ganz im Süden des Landes liegt, schneit es hier viel. Nun also dieser schöne Tag im Mai. Ganz unerwartet ist er in E rscheinung getreten, denn die Prognosen waren schlecht. Wir stehen auf den obersten Tribünenrängen des Sonera-Stadions. In dieser klei nen, aber schmucken Arena mitten in einer Wohngegend, wo Polizisten auf Pferden ihre Runden drehen, spielt der HJK Helsinki Fussball. Das tut der Verein ziemlich gut. Er gewann die letzten sechs Meisterschaf ten der finnischen Veikkausliiga und darf insgesamt auf 27 von diesen Titeln zurückblicken. An HJK Helsinki kommt keiner vorbei. HJK ist der Klub mit dem landesweit höchsten Budget (vier Millionen Euro), den besten Spielern und den höchsten Gehältern. Unten auf dem Rasen laufen sich die Spieler warm. Man spürt die Energie, die solche Tage mit sich bringen. Aus den Lautsprechern, die am Stadiondach befestigt sind, ertönt ein Hit aus den 80er-Jahren: “Careless Whisper”. Es scheint für einen Moment, als hätte George M ichael noch nie so schön gesungen wie an diesem Vorabend in Helsinki. Natürlich tut das der Brite bemerkenswerterweise seit über drei Jahrzehnten, und wer wollte ihm absprechen, dass er live noch ein wenig besser klingt? Aber es ist eben dieser besondere Moment. Dieses Bild, diese Musik. Die Spieler beim Stretching, die strahlenden Gäste auf den Rängen. Sie haben es sich mit einem Fischbrötchen oder einem Bier in der Hand gemütlich gemacht. Finnische Sommergefühle. Gescheiterte Pläne Der Gegner aus Turku, das schon mal vorweggenommen, bleibt an d iesem Abend chancenlos. HJK siegt 2:0 und erkämpft sich die Tabel lenführung zurück, die der Rekordmeister am Vorabend an die G egnerschaft aus Seinäjoki verloren hatte. Aber kann hier eigentlich von Erkämpfen und Verlieren die Rede sein, wenn doch dieser Klub Jahr für Jahr mit Leichtigkeit die Meisterschaft gewinnt? Langweilt so ein Wettbewerb ohne jegliche Konkurrenz nicht? Vor einem Schalensitz bei der VIP-Lounge steht ein Mann Mitte 50. Er wirkt unscheinbar, trägt eine hellbraune Lederjacke und einen blau-weissen Schal um den Hals. Olli-Pekka Lyytikäinen ist seit 15 Jahren der Präsident von HJK Helsinki. Schon sein Vater führte diesen Klub. “Wissen Sie”, sagt Lyytikäinen, “das Gewinnen und Titel sammeln wird einem nie langweilig. Es ist immer schön, zu sehen, wenn wir den Fussballfans etwas geben können. An tollen Fussballspielen kann man sich doch gar nicht sattsehen. Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Wir bilden hier aus. HJK ist die Adresse, wo ein finnischer Fussballer die Möglichkeit bekommt, sich für einen ausländischen Klub aufzudrängen. Hier kann er sich präsentieren. Wir spielen regelmässig im Europapokal. Das alles ist toll, beinhaltet aber auch viel Verantwor tung. Wenn ein Spieler den Sprung in eine bessere Liga schafft, macht mich das stolz. Denken Sie nicht, ich sei traurig. Sie kommen ja irgend wann zurück.” An diesem Abend verabschiedet sich Robin Lod vom HJK. Der junge Mittelfeldspieler steht nach dem Sieg nahe am Zaun, die Fans umarmen ihn. Sein letztes Spiel für Helsinki. Lod wechselt zu Panathinaikos nach 8 T H E F I FA W E E K LY Athen. Man hört, auch der junge Nationalspieler Rasmus Schüller werde den Klub bald verlassen. “Noch bin ich hier”, sagt Schüller später in den Katakomben. “Aber klar. Es ist der Traum jedes finnischen Fussballers, ins Ausland zu gehen.” Talentierte Spieler im Land suchen, ausbilden und ihnen zu einem Transfer mit einem guten Vertrag ins Ausland verhelfen. Dort sollen sie sich zu noch besseren Fussballern entwickeln. Das ist der Plan. Der Masterplan von HJK und von Finnland. Er besteht schon lange. Aber man scheiterte immer wieder an einer erfolgreichen Umsetzung. Das Ganze ist nicht so einfach. Es steht nicht gut um den finnischen Fussball. Es fehlt an Interesse und an Geld. Man schaut sich gerne Eishockeyspiele an. In dieser Sportart darf sich Finnland weltweit zu einer der führenden Nationen zählen. Ski nordisch ist auch beliebt. Medaillen im Langlauf und in Skispringen gehören zur Tradition. Aber Fussball? Es soll ja irgendwann aufwärtsgehen. Man möchte zum ersten Mal an einem grossen Turnier teilnehmen. Das starke Team um Litmanen Wird ein Finne auf die Entwicklung des finnischen Fussballs an gesprochen, zuckt er mit den Schultern. Man weiss im Land mit den etwas über fünf Millionen Einwohnern nicht so recht, was man davon halten soll. Der Masterplan, wie gesagt, besteht schon länger. Es soll ja irgendwann aufwärtsgehen. Man möchte zum ersten Mal an einer Europameisterschaft teilnehmen. Und irgendwann natürlich an einer Weltmeisterschaft. Einmal, da sah alles gar nicht so schlecht aus. Das war nach der Jahrtausendwende. Die Mannschaft um Jari Litmanen, der beste Fuss baller, den Finnland jemals hervorgebracht hat, verfügte über viel Potenzial. Sami Hyypiä (Liverpool FC), Jonatan Johansson (Glasgow Rangers) oder Aki Riihilahti (Kaiserslautern, heute Manager bei HJK) beispielsweise spielten an der Seite von Litmanen. Sie alle waren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Und ein kleines bisschen schürte diese Mannschaft Hoffnungen in der Heimat. Der Erfolg blieb aber aus. Das hat die Leute in Finnland enttäuscht. Nun fehlt es an Vertrauen. Man zuckt also mit den Schultern. Auch heute Abend im HJK-Stadion. HJK HEL SINKI Name: Hel singin J alk ap allok lubi (Hel sink ier F u s s b allk lub) Gegr ünde t : 1907 P r äsiden t : Olli - P ek k a Ly y t ik äinen C oach: Mik a L ehk o s uo Meis t er t it el: 27 (F innis c her Rek or d) Gr öss t er in t er na t ionaler Er f olg: Teiln a hme C h a mpion s L e ague 19 98 /9 9 (Gr uppenph a s e) S t adion- K apa zit ä t : 10 770 Z u s c h auer (S oner a - S t adion) FINNLAND ENGAGIERT HJK-Präsident Olli-Pekka Lyytikäinen (o.l.) und Hannu Tihinen vom finnischen Verband, dessen Geschäftsstelle im Stadionkomplex untergebracht ist. T H E F I FA W E E K LY 9 FINNLAND HJK-JUGEND, HJK-FANS Kinder und Teenager trainieren hinter dem Stadion, während die Anhängerschaft des Serienmeisters dem Sieg gegen Turku entgegenfiebert. Das Problem im finnischen Fussball ist, dass viele Junge abspringen, wenn es um die Wahl zwischen Fussball und Eishockey geht. Man könnte nun fast meinen, dass Fussball und Finnland einfach nicht zusammenpassen. Es gab ja schon kleinere und unbekanntere Länder, die sich für Weltmeisterschaften qualifiziert haben. Fehlt die Leidenschaft? Spielt man einfach nicht gerne Fussball in Finnland? So ist es nicht. Derzeit sind 126 000 Fussballspieler im Land registriert. Das sind doppelt so viele wie im Eishockey. Das Problem liegt anderswo. Viele junge Fussballer springen ab, wenn es um die Wahl z wischen Fussball DIE FIFA IN FINNL A ND Im Rahmen de s “G o al - P r o gr amm” inve s t ier te die FIFA in den Jahr e n 20 09 und 2013 in s ge s am t 512 0 0 0 US - D o llar in de n f innisc hen Fus sb all. Mit dem G eld konnten unter ander em die B üros am Ver bands sit z mit einem neuen I T- Sys tem ausge s tat tet werden. In den let z ten z wei Jahren unter s tüt z te der Welt ver band zudem den Jugendf us sball in F innland mit 250 0 0 0 US - Dollar, den Frauenf us sball mit 20 0 0 0 0 US - Dollar. 10 T H E F I FA W E E K LY und Eishockey geht. Von den 126 000 Spielern sind 60 000 unter zwölf Jahre alt. Diese aussagekräftigen Zahlen lassen den HJK-Chef Lyytikäinen hadern: “Ich weiss, das ist enorm. Wir haben es noch nicht geschafft, die Jungen an den Fussball zu binden. Zieht ein Teenager eine Karriere als Sportler in Betracht, ist es für ihn aussichtsreicher, wenn er sich für Eishockey entscheidet. Dort ist das Geld. Dort sind die grossen Stars. Wir haben keine grossen Stars in der finnischen Fussballliga.” Das durchschnittliche Gehalt eines Profis in der Veikkausliiga beträgt 20 000 Euro im Jahr. Im Eishockey verdienen die Spieler das Dreifache. Schnee schaufeln Am Tag nach dem HJK-Sieg gegen Turku treffen wir den ehemaligen Internationalen Hannu Tihinen. Der Verteidiger ist in Lappland a ufgewachsen, also im nördlichsten Teil Finnlands, wo im Sommer die Sonne nicht untergeht und die Einwohner in der Winterzeit ganz auf Tageslicht verzichten müssen. Tihinen ist stolz auf seine Karriere, das merkt man schnell, als er uns in seinem Volvo durch Helsinki fährt. Er erzählt von früher und lacht dabei laut. Saukalt sei es gewesen, dort oben im Norden, als sie draussen Schnee schaufeln mussten, um überhaupt trainieren zu können. Tihinen konnte kämpfen. Er wurde spät entdeckt, mit 21 Jahren. Er schaffte den Sprung zu HJK. Später spielte Tihinen in Norwegen, FINNLAND JAMES PYE, 15 Schwärmt von Jari Litmanen. T H E F I FA W E E K LY 11 FINNLAND “Ein wenig verrückt” D er finnische Fussball ist untrennbar mit dem Namen Jari Litmanen verbunden. Kein finnischer Spieler war so erfolgreich wie der offensive Mittelfeldmann, der in den 90er-Jahren zur Weltelite des Fussballs gehörte und für Ajax Amsterdam, den FC Barcelona und den FC Liverpool spielte. Auch Litmanens Weg führte über den Traditionsklub HJK Helsinki, bei dem er am Schluss seiner Karriere noch einmal unter Vertrag stand. Litmanen ist für seine lustige und manchmal etwas chaotische Art bekannt. Es passt zu ihm, dass er offiziell gar nie den Rücktritt gegeben hatte bei HJK Helsinki. Natürlich ist Litmanen in die Jahre gekommen und mit 44 Jahren womöglich zu alt für den p rofessionellen Fussball. “Aber es ist schön, dass Jari doch noch verbunden ist mit unserem Klub”, sagt HJK-Präsident Olli-Pekka Lyytikäinen. “Es ist schon klar, dass er nicht zurückkehren wird.” Kurze Über fahr t Der einzige Fussballer, der mit einem A-Nationalteam während vier Jahrzehnten gespielt hat (1989–2010), lebt mit seiner Familie in Tallinn. Wenn er gelegentlich ein Spiel seines ehemaligen Vereins besucht, dann steigt er in Estlands Hauptstadt auf die Fähre und gelangt in zwei Stunden nach Helsinki. Spricht man finnische Teenager auf Litmanen an, ist die Begeisterung gross. James Pye hält den Ball hoch, unterbricht kurz und sagt: “Jari? Das war unser grosser Star. Er hatte eine unglaubliche Technik drauf. So will in Finnland jeder junge Fussballer mal werden.” James ist 15 Jahre alt. Er hat Litmanen nie im Stadion spielen sehen. Es hätte auch alles anders kommen können im Leben von Jari Litmanen. So wie viele Kinder in Finnland spielte auch er Eishockey. Man sagt, er sei in dieser Sportart sogar talentierter gewesen. Aber Litmanen entschied sich für den Fussball, weil sein Vater und seine Mutter schon Fussball gespielt hatten. Er trainierte hart ,und es war vielleicht sein grosses Glück, dass in Lahti, wo er schon mit fünf Jahren im Klub spielte, eine grosse Halle mit Kunstrasen gebaut wurde, als er zehn Jahre alt war. So konnte Litmanen auch im Winter trainieren. Barça-Probetraining gewonnen Litmanen wurde neunmal zum finnischen Fussballer des Jahres gewählt. Zum ersten Mal gewann er die Auszeichnung im Jahr 1990. Das war wichtig, denn der Preis öffnete ihm ein Stück weit die Tür nach Europa. Wer damals in Finnland zum Fussballer des Jahres erkoren wurde, durfte eine Woche mit dem FC Barcelona trainieren. Litmanen lernte dort die niederländische Legende Johan Cruyff kennen. Zwei Jahre später wechselte er mit 21 Jahren zu Ajax Amsterdam. In einem Interview sagte Litmanen einmal: “Wenn man aus Finnland kommt, kommt man aus einem Land, wo der Fussball unwichtig ist. Es ist schwierig, da Fussballer zu sein. Alles ist gegen dich. Der Winter ist sehr lang. Ich musste hart arbeiten. Viele Stunden täglich, oft allein, nur mit dem Ball. Und die Leute dachten: ’Der Junge ist ein wenig verrückt.’” sca Name Jari Olavi Litmanen Geburtsdatum, Geburtsort 20. Februar 1971, Lahti, Finnland Position Offensives Mittelfeld, Stürmer Stationen als Spieler (Auswahl) 1987–1990 Lahden Reipas 1991–1992 HJK Helsinki; MyPa 1992–1999 Ajax Amsterdam 1999–2001 FC Barcelona 2001–2002 Liverpool FC 2005–2007 Malmö FF 2008–2010 FC Lahti 2011–2012 HJK Helsinki Auszeichnungen 12 T H E F I FA W E E K LY neunmal Finnlands Fussballer des Jahres 1993 Fussballer des Jahres in den Niederlanden Nationalteam Finnland 137 Einsätze, 32 Treffer Iimago JARI LITMANEN In seinen besten Zeiten ein Weltstar, hier im Trikot von HJK (2011). FINNLAND SERIENMEISTER Das Stadion, die Fussballhalle und die Trainingsanlagen von HJK befinden sich in einem Wohnquartier von Helsinki. “Die Fussballhallen wirken Wunder. Ich kann nach wenigen Jahren Fortschritte erkennen. Da wächst etwas heran.” Hannu Tihinen ngland, Belgien und in der Schweiz, wo er für den FC Zürich 2009 E ein Champions-League-Siegtor bei der AC Milan mit der Hacke erzielte. Gibt es eine schönere Geschichte, um junge Finnen für Fussball zu begeistern, als die von Tihinen, der vom Polarkreis kam, um den fi nnischen Fussball in Europa zu repräsentieren? Der 38-Jährige arbeitet heute für den Verband. Zwei Tage pro Woche ist er mit dem Auto unterwegs, fährt zu Klubs oder zu Regierungsmitgliedern im Land, um Kontakte herzustellen und zu vermitteln. Sein Projekt ist offensichtlich: Er will Werbung für den Fussball machen und die Fäden zusammenbinden. “Es sind manchmal kleine Dinge, die viel bewirken können. Ich finde es schlimm, dass viele Kinder nach der Schule nach Hause gehen, um dort vor dem Fernseher zu sitzen oder am Computer zu spielen. Wäre es nicht toll, wenn man den Fussball in die Schulen integrieren würde? Man könnte nach dem Unterricht Trainings anbieten. Das interessiert die jungen Menschen, da bin ich sicher.” Tihinen lenkt seinen Wagen in eine Parklücke und sagt: “Aber jetzt zeige ich euch mal was anderes.” Gute Hallen sind entscheidend In den letzten zehn Jahren sind in Finnland 30 Fussballhallen gebaut worden. Man hat erkannt, dass die kalten Winter die Entwicklung der jungen Spieler arg bremsen. Wir treten ein in eine der grössten Hallen im Land. Im Erdgeschoss befindet sich ein Rutsch- und Spielparadies für die kleinen Kinder. Im ersten Stock hat sich ein Restaurant eingemietet. Im zweiten Stock dann das Herzstück: Dort erstreckt sich ein Fussballfeld über 100 Meter. Hinter den Toren sind breite Transparente mit jubelnden Fans angebracht. Stimmungs mache. Bald, am s päten Nachmittag schon, sei hier richtig was los, sagt Tihinen. Erst trainieren die Kinder, abends die Erwachsenen. “So können wir das ganze Jahr Fussball spielen. Solche Hallen wirken Wunder. Ich kann nach wenigen Jahren in den U14-, U15- und U16- Nationalteams F ortschritte erkennen. Da wächst etwas heran.” An diesem Nachmittag trainiert auch die erste Mannschaft des HJK Helsinki. Das Thermometer klettert auf 20 Grad. Es ist ruhig ums Stadion, dort, wo Meisterschaft um Meisterschaft gewonnen wird. Aus der Ferne hört man Kinder. Ein Sportanlass. Als wir das Gelände verlassen wollen, passieren wir die Geschäftsstelle des fi nnischen F ussballverbandes. Im Eingangsbereich sehen wir zwei Plakate. Sie gehen als Promotion für das wichtige EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn (am 13. Juni) in Druck. Das finnische Nationalteam ist schlecht in die Kampagne gestartet. Und nun soll doch noch alles gut kommen. Man liest: “Risk Everything”. Å T H E F I FA W E E K LY 13 HANDSHAKE FOR PEACE The Handshake for Peace is an initiative between FIFA and the Nobel Peace Center combining the global reach of football with a simple handshake – a Handshake for Peace – that seeks to set an example of friendship to society. The handshake forms an integral part of all FIFA events, giving a strong platform for this positive gesture of peace, respect and solidarity. BLICK IN DIE LIGEN I N Uruguay: Primera División Z a l aye t a nü t z l ic h w ie ei nst Sven Goldmann ist Fussballexperte beim “Tagesspiegel” in Berlin. Mariano Alvez Marcelo Zalayeta ist auch schon ein bisschen herum gekommen in seinem Leben als Fussballprofi. Begonnen hat er daheim in Montevideo beim Club Atlético Peñarol, aber die prägenden Jahre waren die in Europa: in Sevilla, Perugia, Neapel und Bologna, vor allem aber bei Juventus Turin. Seit vier Jahren stürmt Zalayeta nun wieder für Peñarol, er ist mittlerweile 36 Jahre alt – aber Tore schiesst er immer noch wie früher. Am 13. Spieltag des Torneo Clausura war es Marcelo Zalayeta, der die entscheidenden Stiche setzte beim 2:0-Sieg gegen Club Atlético Rentistas. Erst bereitete er mit klugem Pass auf Jonathan Urretaviscaya das frühe Führungstor vor. In der Folgezeit war er an so ziemlich allen gefährlichen Szenen der Aurinegros beteiligt und schoss kurz vor Schluss selbst das e rlösende 2:0. Es garantierte Peñarol das Verweilen an der Tabellenspitze. S I Es war kein schönes, aber von Seiten des Spitzenreiters doch ein sehr dominant geführtes Spiel. Rentistas, der Lokalrivale aus dem Stadtteil Cerrito de la Victoria, hatte im altehrwürdigen Estadio Centenario eigens Gratis-Hamburger an Kinder verteilen lassen, um ein wenig mehr Zuspruch zu bekommen. Half alles nichts, der bullige Zalayeta wies Peñarol mit seiner Routine den Weg. Zwei Spiele sind in der Clausura noch zu absolvieren, und aus dem Dreikampf an der Tabellenspitze ist ein Zweikampf geworden. Da der amtierende uruguayische Meister Danubio Fútbol Club völlig überraschend 0:1 gegen Institución Atlética Sud América verlor, ist der Club Atlético River Plate bei nur einem Punkt Rückstand auf Peñarol der ärgste Verfolger. Beim 4:0-Sieg gegen den Tabellenletzten El Tanque Sisley schoss Michael Santos drei Tore. Bei River Plate verspricht der Name mit Blick auf das benachbarte Buenos Aires mehr, als er in Montevideo halten kann. River spielt seit 1932 mit kürzeren Unterbrechungen erstklassig, hat aber in 66 Spielzeiten in der Primera División noch nie einen Titel gewonnen. In diesem Fall haben Fans in ganz D E Uruguay ein konkretes Interesse daran, dass es dabei bleibt. Sollte Peñarol nämlich die Clausura für sich entscheiden, käme es im Finale um das Campeonato Uruguayo zum Duell mit dem Sieger des Torneo Apertura. Dabei handelt es sich um Peñarols alten Wiedersacher Club Nacional de Football. Peñarol gegen Nacional, das ist der ewige Klassiker des uruguayischen Fussballs, vergleichbar mit Boca gegen River auf der anderen Seite des Rio de la Plata in Buenos Aires, oder mit Flamengo gegen Fluminense in Rio de Janeiro. Von insgesamt 110 Meisterschaften in der Primera División P rofesional de Uruguay gehen 91 an Peñarol (47) und Nacional (44). Seit dem 15. Juli 1900 sind 520 Clásicos ausgespielt worden, und auch hier liegt P eñarol knapp vorn – mit 184:171 Siegen. Die Dominanz hält bis heute an und wurde zuletzt nur durch Danubios Titelgewinn im vergangenen Jahr durchbrochen. Nacionals jüngste Meisterschaft datiert von 2012, Peñarol triumphierte zuletzt 2013. Zum besten Spieler der Saison wählte die Z eitung “El Observador” damals einen gewissen Marcelo Zalayeta. Å Leistungsträger Auch mit 36 Jahren trifft Marcelo Zalayeta (r.) noch für Peñarol – wie zuletzt im Spiel gegen Club Atlético Rentistas. T H E F I FA W E E K LY 15 Kroatien: Pr va HNL Treffer um Treffer Der von Manchester United an Dinamo Zagreb ausgeliehene Ángelo Henríquez (l.) im Torjubel. Dina mo Zagreb m it D o u b l e Perikles Monioudis ist Chef redakteur von The FIFA Weekly. Vor ein paar Tagen hat sich Dinamo Zagreb mit dem Sieg im Pokalfinale das Double in Kroatien gesichert. Der RNK Split, 7. der laufenden Saison, reagierte zwar vor 11 000 Zuschauern im Maksimir-Stadion – Dinamos Heimstätte – auf die spielerische Übermacht der Zagreber mit klugem Defensivspiel – das immerhin dazu taugte, auch die Verlängerung schadlos zu überstehen. Im Elfmeterschiessen aber setzte sich der alte und neue kroatische Meister 4:2 durch. Coach Zoran Mamic, früher Profi bei Zagreb und in Deutschland (etwa bei Bayer Lever kusen), ist seit 2013 im Amt. Mit dem Meistertitel in dieser Saison konnte er den ersten Triumph von 2013/14 bestätigen. “Ich bin überglücklich über den Gewinn des Double”, sagte er nach dem Pokalgewinn in der Presse. “Das ist einer meiner süssesten Erfolge in der Karriere.” Der Mann, der ihn als Coach installiert hat, ist sein älterer Bruder Zdravko Mamic, Präsident von Dinamo Zagreb. In dieser Saison zeigte im Pokalwettbewerb wie auch in der Liga der Chilene Ángelo Henríquez seine Torjägerqualitäten. Der von Manchester United an Dinamo ausgeliehene Nationalspieler verwandelte seinen Elfmeter im Pokalfinale und traf in der laufenden Saison bis jetzt so viele Male, wie er Jahre zählt: 21. Er steht damit auf der Torjägerliste ganz oben. 16 T H E F I FA W E E K LY Auch Andrej Kramaric erzielte für den Zweitplatzierten NK Rijeka 21 Treffer, doch K ramaric spielt da nicht mehr. Der Goalgetter, der bei Dinamo Zagreb das Fussballspielen lernte, erzielte sie allesamt in der Vorrunde. Im Winter-Transferfenster verpflichtete ihn der Premier-League-Klub Leicester City, für den der kroatische Nationalspieler am Tag darauf zu seinem ersten Einsatz kam (0:1 gegen Stoke City). Seinen ersten Treffer für Leicester verbuchte Kramaric im Februar bei Arsenal (1:2), ein Treffer, der freilich nicht mehr in der kroatischen Prva HNL zählt, wie auch sein altes Trefferkonto mit dem Transfer gestrichen wurde. Das dürfte Henríquez im Hinblick auf die Torjägerkrone freuen. Um Kramaric a llerdings auch ideell zu überwinden, bedarf es für Henríquez eines weiteren Treffers. Da er sein Trefferkonto am vergangenen Spieltag bei Istra 1961 (1:1) nicht erhöhen konnte, bleibt ihm dazu nur noch der letzte Spieltag, das Heimspiel am 29. Mai gegen: NK Rijeka – den Klub, der Kramaric in der Winterpause nach England abgegeben hat. Meister Dinamo Zagreb hat sich mit dem Triumph in der Liga für die Qualifikations phase der Champions League qualifiziert, deren Gruppenphase die Zagreber zuletzt 2012/13 erreicht hatten. Rijeka, vor der Schlussrunde mit 75 Punkten 10 hinter Dinamo, wird als einer von drei kroatischen Klubs die Qualifikation zur Europa League bestreiten, gemeinsam mit Hajduk Split (49 Punkte) und entweder Lokomotiva Zagreb (45), NK Zagreb (43) oder Slaven Belupo (42). Å Goran Stanzl / PIXSELL Titel um Titel: Das Double ist für Dinamo Zagreb alles andere als aussergewöhnlich, haben die Blauen doch seit der Saison 2005/06 keine Meisterschaft mehr herge geben – und auch noch sechsmal den Pokal gewonnen. Im Februar 2000 hatte der Klub seinen Namen Croatia Zagreb zurück zu Dinamo Zagreb gewechselt, da die Fans den Namen Croatia (seit 1993) nicht so recht akzeptiert hatten. Nach einer schwierigen Phase, die in der Saison 2004/05 im PokalAus und in Liga-Rang 7 endete, gelang Zagreb die Rückkehr an die Spitze im kroatischen Klubfussball. Von dort ist der Klub seitdem nicht wegzubewegen. VR China: Super League C a n n av a r o s E r fo l g u n d D e mu t Sarah Steiner ist Redakteurin bei lancierte Zhu Baojie den Brasilianer Hyuri, und dieser lobbte den Ball über den Shanghai-Keeper zum 1:0 ins Tor. Kurz nach der Pause doppelte das Team aus Guiyang nach. Hyuris Landsmann Ricardo Santos, der seine erste Saison in China spielt, traf per Freistoss zum viel umjubelten 2:0. The FIFA Weekly. Nach knapp einer halben Saison ist in der Chinese Super League der Kampf um die Tabellenspitze in vollem Gang. Elf Runden sind gespielt, und gleich vier Teams weisen an der Spitze 22 Punkte auf: auf Platz 1 liegt der Guangzhou Evergrande FC, gefolgt von Shandong Luneng, Shanghai SIPG und Beijing Guoan FC. Der amtierende Meister und AFC-Champions-League-Gewinner von 2013 konnte erst nach dem letzten Spieltag die Tabellenspitze erklimmen – dazu reichte ihm ein 2:2 im Derby gegen Guangzhou R&F. Dies, weil Shanghai SIPG überraschend bei Guizhou Renhe FC 0:2 unterlag. imgao Es war die erste Niederlage der Saison für das Team aus der ostchinesischen Metropole – und erst noch gegen den Zweitletzten der Liga. In einer glanzlosen ersten Halbzeit SIPG-Coach Sven-Göran Eriksson, der nach Guangzhou R&F bereits seinen zweiten chinesischen Klub trainiert, dürfte mit der Leistung seines Teams gar nicht zufrieden gewesen sein. Trotzdem fühlt er sich in China wohl und lobt den heimischen Fussball. “China hat viel in den Sport investiert. Das langfristige Ziel ist es, mit dem Nationalteam an einer WM teilzunehmen, ein solches Turnier selbst durchzuführen und es sogar einmal zu gewinnen”, sagt der Schwede. “Das ist sehr ambitioniert, aber es ist doch realistisch, China in den nächsten 10 bis 15 Jahren auf dem höchsten Level als konkurrenzfähig zu betrachten.” Amt von Marcello Lippi übernommen, der dem Klub noch bis Februar als Technischer Direktor erhalten geblieben war, bevor er sein Engagement beendete. Kein leichtes Erbe. “Herr Lippi ist einer der besten Coaches der Welt. Man kann mich nicht mit ihm vergleichen. Ich hoffe nur, dass ich in Zukunft auch nur zehn Prozent von dem erreiche, was er erreicht hat”, sagt Cannavaro. Sein Team musste sich diese Saison erst einmal geschlagen geben (1:2 gegen Henan Jianye). Auch die beiden anderen Konkurrenten um den 1. Platz werden nicht von einheimischen Coaches betreut. Beim Zweitplatzierten Shandong Luneng steht der Brasilianer Alexi Stival, besser bekannt unter dem Namen Cuca, an der Seitenlinie. Die Mannschaft von Beijing Guoan FC wird vom S panier Gregorio Manzano trainiert: ein ausländisches Kräftemessen im viertgrössten Land der Welt. Å Eriksson ist nicht der einzige europäische Trainer in China. Beim direkten Konkurrenten Guangzhou Evergrande FC hält Fabio Cannavaro die Fäden zusammen. Der Weltmeister von 2006 hat letztes Jahr das Nachfolger von Lippi Fabio Cannavaro bei einer Trainingseinheit mit dem Team des Guangzhou Evergrande FC. T H E F I FA W E E K LY 17 Name Tomás Rincón Geburtsdatum, Geburtsort 13. Januar 1988, San Cristóbal, Venezuela Position Mittelfeld 2006 UA Maracaibo B 2007–2008 Zamora FC 2008–2009 Deportivo Táchira 2009–2014 Hamburger SV seit 2014 CFC Genua Nationalteam Venezuela 54 Einsätze 18 T H E F I FA W E E K LY Lukas Maeder / 13 Photo Stationen als Spieler DAS INTERVIEW “Mein Ziel ist die WM 2018” Der venezolanische Fussball ist im Aufwind. Der 27-jährige Mittelfeldspieler Tomás Rincón über die Entwicklung des Sports in seinem Heimatland sowie die bevorstehende Copa América. In Ihrem Heimatland Venezuela ist Baseball weitaus populärer als Fussball. Wie haben Sie trotzdem auf den Rasen gefunden? Tomás Rincón: Wie viele meiner Alters genossen kann ich auch Baseball spielen, doch in meiner Geburtsstadt San Cristóbal erfreut sich der Fussball grosser Beliebtheit. Seitdem mich mein Vater im Alter von vier Jahren in eine Fussballschule brachte, spielt diese Sportart in meinem Leben eine zentrale Rolle. Als kleiner Junge hatte ich für den FC Zamora und Deportivo Táchira gespielt, ehe ich fünf Spielzeiten in Deutschland beim Hamburger SV verbrachte und im vergange nen Sommer bei CFC Genua in Italien u nterschrieb. Sie haben schon in den Nachwuchsnationalteams für Venezuela gespielt, vor sieben Jahren dann gaben Sie Ihr Debüt in der A-Mannschaft. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel? Für mich ist damals ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Meine ganze Familie war beim 1:0-Sieg gegen Haiti dabei, als sich der venezolanische Fussball gerade in einer Phase des Umbruchs befand. Das war ein unvergesslicher Moment. Wie wird der Fussball in einem Land wie Venezuela gelebt? Während der Fussball in anderen süd amerikanischen Ländern der mit Abstand beliebteste Sport ist, hat er bei uns mit Baseball eine starke Konkurrenz, was nicht zuletzt auch an den ausbleibenden guten Ergebnissen liegt. In den 2000er-Jahren hat die Nationalmannschaft die ersten Pflicht spiele gegen Paraguay und Peru gewonnen und seither konnten wir uns kontinuierlich weiterentwickeln. Dies hat auch das Erreichen des Viertelfinales an der Copa América 2007 im eigenen Land gezeigt. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Venezuela kein blosser Punktelieferant mehr ist? Diese Wende vollzog sich 2011 – und zwar in zwei Phasen. Im Juli erreichten wir an der Copa América in Argentinien den 4. Platz und im Oktober feierten wir in der WM-Qualifika tion einen Sieg über Argentinien und Lionel Messi. Seither begannen die Venezolaner, sich mit der Nationalmannschaft zu identifizieren, und viele Jungs ziehen nun Fussball dem Baseballsport vor. Diese Copa América, bei der Sie sogar in die Elf des Turniers gewählt wurden, werden Sie wohl nie vergessen ... Nein, denn das war ein unbeschreibliches Gefühl. In der Gruppenphase spielten wir unter anderem 0:0 gegen Brasilien, im Viertelfinale besiegten wir Chile 2:1 ... Leider haben wir im Halbfinale gegen Paraguay dann nach torlosem Spiel 3:5 im Elfmeter schiessen verloren. Doch immerhin konnten wir einen für Venezuela historischen Erfolg verbuchen. Und die Erinnerung an die jubeln den Menschen bei unserer Rückkehr ist einfach unbezahlbar. Vom Flughafen in La Guaira bis nach Caracas gab es regelrechte Menschenmassen, die uns erwarteten und mit uns feierten. Nun steht die nächste Copa América vor der Tür. Ab dem 11. Juni kämpfen in Chile 16 Teams um die Vorherrschaft in Südamerika. In der Gruppe mit Brasilien, Kolumbien und Peru dürfte es für Venezuela schwierig werden, sich zu behaupten. Das mag sein, aber man darf nicht verges sen, dass bereits der 3. Platz für das Weiter kommen reichen kann, und auch vor vier Jahren wurden wir in eine sehr starke Gruppe gelost. Diese Mannschaften sind technisch versierter, doch wir werden versuchen, dies mit unserer starken Physis und der Bescheidenheit eines Teams wettzumachen, das genau weiss, dass es noch härter an sich arbeiten muss. Was für eine Mannschaft ist Venezuela? Wir sind ein starkes Kollektiv, das den Teamgeist auch ausserhalb des Platzes hoch hält. Mittlerweile stehen viele Spieler bei europäischen Mannschaften unter Vertrag, und wir verstehen und unterstützen einander. Wir haben die taktischen Vorstellungen des neuen Trainers Noel Sanvicente verinnerlicht und können auch auf meinen Freund Salomón Rondón zählen, der für Zenit Sankt Petersburg auf Torjagd geht. Wer wird die Copa América 2015 gewinnen? Wie so oft in der Vergangenheit werden wohl auch diesmal Argentinien und Brasilien den Titel unter sich ausmachen, doch wir hoffen, dass wir wie 2011 für eine Überraschung sorgen können. Welche Zukunft prognostizieren Sie der Nationalmannschaft? Das grosse Ziel der venezolanischen Nationalmannschaft ist die erstmalige Qualifikation für eine WM-Endrunde. Mein persönliches Ziel ist die WM 2018 in Russland und ich werde alles geben, um dieses Ziel zu erreichen. Sollte uns dies gelingen, bin ich davon überzeugt, dass Baseball die längste Zeit die beliebteste Sportart Venezuelas gewesen sein wird. Å Mit Tomás Rincón sprach Franco Nicolussi T H E F I FA W E E K LY 19 First Love Ort: Bali, Indonesien Datum: 15. November 2010 U hrzeit: 16.47 Uhr Fotog ra f: Levon Biss 20 T H E F I FA W E E K LY Photography by Levon Biss with Support from Umbro / RPM T H E F I FA W E E K LY 21 “HANDSHAKE FOR PE ACE” “A JOURNEY OF HOPE” Der 52-minütige Dokumentarfilm “A Journey of Hope” erzählt die Geschichte des “Handshake for Peace”. Von den Ursprüngen bis zum symbolischen Akt des Handschlags vor dem Fussballspiel. D Grosse Namen für eine grosse Sache Gerard Piqué (l.) und Neymar setzen sich für die Kampagne “Handshake for Peace” ein. http://www.fifa.com/aboutfifa/video/video=2243471/ 22 T H E F I FA W E E K LY Christian Grund / 13 Photo er preisgekrönte britische Filmemacher und Autor Stewart Binns zeichnet die Geschichte des “Handshake for Peace” anhand von fünf wegweisenden Momenten nach: angefangen bei den alten Griechen, bei denen der Handschlag als Zeichen der Versöhnung galt, über afrikanische Sklaven in Amerika bis hin zu der bemerkenswerten Geschichte von Nelson Mandela. Über die A nfänge des Nobel- Friedenszentrums und der FIFA spinnt sich der rote Faden bis zu jenem Tag im Jahr 2009, als die erste Nelson-Mandela-Challenge stattfand und der Fotograf Trond Tandberg das Foto aller Fotos aufnahm: den ersten “Hand shake for Peace” zwischen dem Südafrikaner Aaron Mokoena und dem Norweger Morten Gamst Pedersen (unser Titelbild). Der “Handshake for Peace” war geboren und eine neue Reise begann. Vor etwas mehr als 100 Jahren, mitten im ersten Weltkrieg, als der Frieden verloren schien, trafen sich zwischen Schrecken und Hoffnungslosigkeit am Weihnachtsabend 1914 deutsche und englische Truppen zu einem Fussballspiel. Und auch heute soll der Fussball ebendiese Botschaft vermitteln: Hoffnung. In zahlreichen Interviews – etwa mit Sepp Blatter (FIFA-Präsident), Geir Lundestad (Direktor des Nobel-Instituts), B ente Erichsen (Direktorin des Nobel-Friedenszentrums), Tokyo Sexwale (südafrikanischer Politiker) und Mandla Mandela (Enkel Nelson Mandelas) – erzählt die Dokumentation die Geschichte des “Handshake for Peace”. Sie wurde allen Lizenznehmern der FIFA-Medienrechte kostenlos zur Verfügung gestellt, um so die Initiative in aller Welt bekanntzumachen. Å tfw “HANDSHAKE FOR PE ACE” PRESIDENTIAL NOTE Geste für Frieden und Fair Play Die Spielerinnen und Spieler werden sich auch an der WM in Kanada beziehungsweise Neuseeland die Hände zum “Handshake for Peace” reichen. Friedensparlament I “Handshake for Peace” Dieser Handschlag eint alle Spielerinnen und Spieler. FIFA via Getty Images D ie Initiative “Handshake for Peace” der FIFA und des Nobel- Friedenszentrums wird auch in diesem Jahr wieder Teil aller Begegnungen der FIFA-Turniere sein. Wie bereits an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ wird sie sowohl an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ als auch am U20-WM-Turnier in Neuseeland eine zentrale Rolle spielen. Diese kraftvolle Geste der Freundschaft und des Respekts erreicht über die grössten Plattformen des Sports ein Millionenpublikum. Im Rahmen des Spielprotokolls versammeln sich die Spielführer der beiden Teams und die Schiedsrichter nicht nur vor, sondern auch nach jeder Partie beim Mittelkreis und reichen sich die Hand. Zusätzlich wird dieser Akt von nun an durch eine offizielle Fahne visualisiert. Und: Sowohl die Schiedsrichter als auch die Kapitäne der Teams tragen das Logo des “Handshake for Peace” als Identifikation auf ihrer Ausrüstung. Die gemeinsame Kampagne der FIFA und des Nobel-Friedens zentrums verbindet die globale Reichweite des Fussballs mit der einfachen Geste des Handschlags, um auf diese Weise für Frieden und Fair Play zu werben. Seit seiner offiziellen Premiere bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Marokko 2013 ist der Handschlag für den Frieden fester Bestandteil aller FIFA-Veranstaltungen. Spieler und Offizielle nehmen diese Gelegenheit gerne wahr, um vor den Augen der Fans im Stadion und der breiten Öffentlichkeit an den Bildschirmen mit gutem Beispiel voranzugehen. “‘Handshake for Peace’ bedeutet mehr, als nur über Frieden zu sprechen”, sagt FIFA-Präsident Blatter. “Es geht darum, Menschen zusammenzubringen und zu verbinden. Wichtiger Pfeiler der FIFA-Mission ist es, mit der Kraft und der Popularität des Fussballs für alle eine bessere Zukunft zu gestalten.” Å tfw n Zürich trifft sich die FIFA am Donnerstag und Freitag zu ihrem jährlichen Kongress. Seit die sieben Gründungsmitglieder (Belgien, Dänemark, Frankreich, Holland, Schweden, die Schweiz und Spanien, vertreten durch den Madrid FC) 1904 in Paris den Welt verband aus der Taufe gehoben hatten, ist es das 65. Treffen unseres Fussball-Parlaments. Der diesjährige Anlass steht für mich ganz im Zeichen der Friedensbemühungen. Dort, wo der Ball rollt, sind die Menschen d iskussionsbereit. Das spürte ich vergangene Woche auch bei meinen Gesprächen mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Selbst wenn kurzfristig noch kein Konsens gefunden wurde, ist der Weg aus der Sackgasse allen klar: Nur wer sich die Hand reicht, kann in Frieden zusammenleben – ganz im Zeichen unserer völkerverbindenden Kampagne “Handshake for Peace”. In Zürich werden auf allen Ebenen Vorschläge zur Verbesserung unseres Sports ausgearbeitet. Neben den 27 Mitgliedern des Exekutivkomitees dürfen wir über 1000 Delegierte aus unseren 209 Mitgliederverbänden sowie den Konföderationen begrüssen. Die Demokratie steht dabei über allem: Jeder Nationalverband besitzt eine Stimme, unabhängig von seiner Grösse oder geografischen Lage, jeder kann seine Lösungsansätze und Sichtweisen, aber auch seine Probleme einbringen. Der regelmässige Diskurs unserer Mitglieder ist der direkte Draht zur Basis unseres Sports – und liefert so die Substanz für u nsere Entwicklungs- und Hilfsprogramme in allen sechs Konföderationen. Allein anlässlich der Medical-Conference tauschen sich in Zürich über 400 Fachleute aus. Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: die Interessen des Fussballs auf jeder Stufe zu wahren und gegen negative Einflüsse zu schützen. Um dies zu erreichen, gilt die gleiche Taktik wie auf dem Fussballplatz: Teamwork, Disziplin, Respekt und Fair Play. Die globalen Probleme im Fussball wie in sozialen Fragen können wir nur gemeinsam lösen: für ein besseres Spiel, für eine friedlichere Welt. Together! Ihr Sepp Blatter T H E F I FA W E E K LY 23 ELFENBEINKÜSTE Der WM-Neuling versprüht Elan Clementine Touré führte das Frauen-Nationalteam der Elfenbeinküste zum ersten Mal an eine WM. In einer starken Gruppe will die Trainerin ein gutes Bild vom ivorischen Fussball abgeben. Frau an der Seitenlinie Clementine Touré ist der einzige weibliche Coach der drei afrikanischen Teams an der Frauen-WM. 24 T H E F I FA W E E K LY ELFENBEINKÜSTE Teamgeist Die Elfenbeinküste überzeugt durch ein starkes Kollektiv. S Issouf Sanogo / AFP chon 2011 hätte Clementine Touré in Deutschland WM-Luft schnuppern sollen. Damals war sie Mitglied des Trainerstabs von Äquatorial-Guinea. Doch es sollte nicht sein. Die Fussballoberen ihres Heimatlands Elfenbeinküste baten sie nämlich, die Frauen-Nationalmannschaft zu übernehmen. Es war ein Angebot, das die Trainerin nicht ablehnen konnte. “Wenn dein Land dich um so einen Dienst bittet, kannst du nicht ablehnen”, erklärt sie den Schritt. “Ich bin 2006 nach Äquatorial-Guinea gegangen, um das Team von Aguilas Verdes zu trainieren. Ein Jahr später wurde ich gefragt, ob ich Trainerin der Nationalmannschaft werden wolle. Ich habe zugesagt, und 2008 sind wir Afrika-Meister der Frauen geworden.” Zwei weitere Jahre später konnte sie mit ihrem Team den Titel nicht erfolgreich verteidigen. Die Mannschaft verlor das Endspiel gegen Nigeria 2:4, qualifizierte sich aber für die Weltmeisterschaft. “Ich hätte also die Möglichkeit gehabt, zur WM nach Deutschland zu fahren, aber ich habe sie nicht ergriffen.” Zu diesem Zeitpunkt hatte Touré freilich keine Ahnung, dass ihr abermals Veränderungen ins Haus stehen würden – noch dazu zu Lasten ihrer alten Mannschaft. Selbst, als die ivorischen Fussballfrauen Äquatorial-Guinea in der Qualifikation für die Afrika-Meisterschaft 2014 ausgeschaltet hatten, reisten sie noch nicht als Favoritinnen zur Endrunde nach Namibia. Und sogar als sie dort das Halbfinale gegen Kamerun erreichten (und verloren), hielten viele die WM-Qualifikation für eine Nummer zu gross. Schwierige Aufgabe für den Neuling Aber da in Kanada 2015 erstmals drei afrikanische Vertreter an den Start gehen dürfen, bekamen Touré und ihre Mannschaft in den Playoffs gegen das starke Südafrika noch eine letzte Chance. Südafrika hatte denn auch mehr vom Spiel, nutzte aber seine Torchancen nicht. So kam FRAUEN-NATIONALTEAM ELFENBEINKÜSTE WM-Teilnahmen: 2015 Afrika-Meisterschaft: 2012, 2014 FIFA-Ranking: 67. Rang Nationaltrainerin: Clementine Touré WM-KADER Tor: Lydie Saki, Dominique Thiamale, Cynthia Djohoré Verteidigung: Fatou Coulibaly, Djelika Coulibaly, Nina Kpaho, Miriam Diakite, Fernande Tchétché, Sophie Aguié, Raymonde Kacou Mittelfeld: Rita Akaffou, Ida Guehai, Christine Lohouès, Binta Diaktié, Jessica Aby, Aminata Haidara Sturm: Nadège Essoh, Ones Nrehy, Sandrine Niamien, Ange N’Guessan, Rébecca Elloh, Josée Nahi, Nadège Cissé T H E F I FA W E E K LY 25 Jeder Traum braucht einen Kick-off. Beflügeln Sie ihre Leidenschaft. Nutzen Sie jetzt Ihre Visa Card, um Tickets für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu kaufen! ELFENBEINKÜSTE es, wie es kommen musste: Die Westafrikanerinnen erzielten spät das entscheidende Tor durch Ida Guehai. “Es ist eine grosse Ehre, die Mannschaft bei ihrer ersten WM-Teilnahme zu betreuen. Der Verband hat mehrere Jahre lang erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt, um den Frauenfussball weiterzuentwickeln und eine gute Vorbereitung zu gewährleisten. Dies ist der Lohn dafür”, sagt Touré. Der WM-Neuling hat eine schwierige Vorrundengruppe erwischt. Es warten der zweimalige Weltmeister Deutschland, die ebenfalls erfolgsverwöhnten Norwegerinnen sowie Thailand als weiterer Turnierneuling. Touré ist sich bewusst, dass es nicht einfach werden wird, die Gruppe B zu überstehen. “Wir fahren nicht als Punktelieferant nach Kanada.” Clementine Touré “Deutschland und Norwegen zählen zur Weltspitze, da kann niemand sagen, wir hatten Losglück. Auch Thailand wird ein komplizierter Gegner. Es wird also eine schwierige Vorrunde, aber wir fahren nicht als Punktelieferant nach Kanada. Wir wollen so viel erreichen wie möglich und ein gutes Bild von uns und dem Fussball in unserem Land abgeben.” Familientradition Touré und ihr technischer Stab haben im Rahmen der Vorbereitung frühere Spiele der ivorischen WM-Gegner analysiert. “Wir wissen nicht viel über Thailand, und ich hatte Mühe, überhaupt Aufzeichnungen von Spielen mit thailändischer Beteiligung zu finden. Aber wir wissen natürlich, dass Norwegen und Deutschland bevorzugt schnell spielen. Beide Mannschaften sind individuell sehr gut besetzt, und gerade Deutschland schiesst oft viele Tore.” Zur Taktik schweigt sich Touré in dieser Phase aus. “Ich lasse mir nicht in die Karten blicken. Wir haben einige gute Spielerinnen, die teils auch im Ausland und speziell in Europa spielen. Den Kern der Mannschaft werden Spielerinnen bilden, die in Namibia bei der Afrika-Meisterschaft dabei waren, aber es werden auch neue Gesichter dabei sein. Das Wichtigste für uns ist ohnehin, nicht so sehr auf die einzelnen Spielerinnen zu schauen sondern auf die Mannschaft als Kollektiv. Mannschaftliche Geschlossenheit ist meiner Meinung nach eine unserer Stärken.” Als Aktive hat Clementine Touré 22-mal das Trikot der ivorischen Nationalmannschaft getragen, ehe sie offiziell Trainerin wurde. Dabei investierte sie viel Zeit in ihre Weiterbildung. So ist sie nicht nur diplomierte Sportlehrerin, sondern seit 2009 auch FIFA-Instruktorin. Als Spielerin war Touré für diverse Vereine in Abidjan und Umgebung sowie in Ghana aktiv. Drei Titel stehen für sie zu Buche. Ihre erste Trainerstation war JCA Treichville, wo sie zuvor auch gespielt hatte. Nach einigen Erfolgen mit dem Klub aus Abidjan zog sie weiter nach Ghana. WMVorbereitung Stürmerin Rébecca Elloh beim Testspiel gegen Kamerun am 10. Mai (2:3). “Ich komme aus einer Trainerfamilie, insofern war mein Weg vorgezeichnet”, sagt Touré. “Schon als Spielerin war ich quasi Trainerin. Ich habe meinen Mitspielerinnen immer gesagt, wie sie zu stehen und wo sie hinzulaufen haben. Der Schritt zur Vollzeittrainerin war da nur logisch.” In Kanada gilt es nun, die Erwartungen umzusetzen. Die Vorfreude ist auf alle Fälle riesig. Sowohl beim Team als auch bei der Trainerin, die erzählt: “Auf diesen Moment haben wir sehr lange gewartet. Was die Mädels erreicht haben, ist fantastisch. Eine historische Leistung: Die Elfenbeinküste ist erstmals bei der WM-Endrunde vertreten! Unser Dank gilt dem Verband, der an uns und an die Mannschaft geglaubt hat, aber auch allen Ivorern, die für uns gebetet haben. Å African Football Media Issouf Sanogo / AFP Das Team ist der Star I m G e g e n s a t z z u d e n b eid e n a n d e r e n W M - Teiln e h m e r n a u s A f r ik a , K a m er un un d Nig er i a , s t e c h en b ei d er E l f en b ein k ü s t e nic h t ein z e l n e S pie l e r in n e n a u s d e m Te a m h e r v o r. D a s Te a m g l ä n z t a l s K o ll e k t i v. D a s z eig t e s ic h nic h t z u l e t z t im S piel um d en 3 . P l a t z b ei d er A f r ik a - M ei s t er s c h a f t , a l s S ü d a f r ik a A n g r i f f u m A n g r i f f in s z e nie r t e, d ie E l f e n b ein k ü s t e a b e r g e s c h l o s s e n d a g e g e n h ie l t , b i s s ie f ü n f M in u t e n v o r S c h l u s s d e n e n t s c h eid e n d e n S t ic h s e t z e n k o n n t e . D ie S p ie l e r in n e n im K a d e r v o n C l e m e n t in e To u r é s p ie l e n mehrheitlich in der Heimat . Einzig Cécile E smei Amari ( W A C C a s a b l a n c a ) u n d M a r i e C l a i r e Y a s s i (C h a b a b A t l a s 5 Khénifra) sind in Marokko aktiv; E stelle Marie -Josée N a h i (S w e s d a 2 0 0 5 P e r m) u n d T i a V in o I n e s N ’ R e h y ( Z F K S p a r t a k S u b o t ic a ) s t e h e n in E u r o p a u n t e r V e r t r a g . B eid e w a r e n i n d i e s e r S a i s o n i n d e r U E F A - C h a m p i o n s - L e a g u e im E in s a t z u n d w u s s t e n s ic h d a b ei d u r c h a u s in S z e n e z u s e t z e n . S o s c h o s s N a hi f ü r i h r e n r u s s i s c h e n K l u b S w e s d a 2 0 0 5 P r e m v i e r To r e a u f d e m W e g i n d i e z w e i t e R u n d e (b eim 5 : 2 g e g e n S t j a r n a n). N ’ R e h y g e l a n g f ü r d e n s e r bi s c h e n V e r t r e t e r S p a r t a k S u b o t ic a s o g a r e in l u p e n r e in e r H a t t r i c k i n n e r h a l b v o n z e h n M i n u t e n , E n d s t a n d b e i m K a n t e r s ie g g e g e n C S G o l i a d o r C hi s in a u in M o l a w ie n : 19 : 0! tfw T H E F I FA W E E K LY 27 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with FREE KICK SPOTLIGHT ON ALLGEMEINE INFORMATIONEN Land: Kuba FIFA-Kürzel: CUB Kontinent: Nordamerika Hauptstadt: Havanna GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Vorreiter der Vielfalt Perikles Monioudis Mario Wagner/2Agenten D ie “wichtigste Nebensache der Welt”, wie der Fussball manchmal apostrophiert wird, ist heute mitnichten eine Neben sache. Vor allem dann nicht, wenn es etwa um die Kraft des Fussballs geht, Menschen aus Krisengebieten zu einem gemeinsamen Spiel zusammenzuführen. Besiegelt wird die Bereitschaft zu Fair ness und Respekt mit dem “Handshake for Peace”. Er verpflichtet all jene, die sich zu einem Fussballspiel treffen, auf die universel len menschlichen Werte. Der “Handshake for Peace” – eine gemeinsame Initiative des Nobel- Friedenszentrums in Oslo und der FIFA – strahlt damit über den Platz hinaus auf die Ränge und über das Stadion hinaus in die Welt. Bleiben wir bei den Rängen. Im Juni veröffentlicht die FIFA ihren “Good Practice Guide” zu Vielfalt und Antidiskriminierung. Damit werden den 209 Mitgliedsverbänden ein generelles Konzept und gleichzeitig ein Instrument für die Praxis geboten. Speziell ausgebildete Personen berichten im Rahmen des neuen Beobachtungssystems von Hoch risikospielen über diskriminierende Hand lungen. Der “Good Practice Guide” geht auf eine Empfehlung der FIFA-Arbeitsgruppe gegen Rassismus und Diskriminierung unter dem Vorsitz von FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb zurück. Die Arbeitsgruppe wurde auf der Grundlage einer am 63. FIFA-Kongress 2013 verabschiedeten Resolution konzipiert. Ihre allererste Resolution gegen Diskriminierung hat die FIFA 53 Jahre zuvor verabschiedet, im Jahr 1960, unter dem Eindruck der Vorge hensweise des damaligen Apartheidsregimes in Südafrika. Die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung braucht Zeit. Sie können nicht handstreichartig abgeschafft werden, ihnen muss mittels eines diffizilen Mixes aus Sanktionen und Aufklärung der Garaus ge macht werden. Das Konzept der FIFA sieht fünf Säulen vor: rechtliche Richtlinien, Kon trolle und Sanktionen, Kommunikation und Aufklärung, Ausbildung und Beratung, gesellschaftsweite Netzwerke und Kooperati onen. Einfache Rezepte haben in diesen Dingen keine Wirkung. Seine Wirkung nun wird der “Good Practice Guide” nicht verfehlen. Und die “wichtigste Nebensache der Welt” über nimmt damit – einmal mehr – eine gesell schaftliche Vorreiterrolle. Å Landesfläche: 109 884 km² Höchster Punkt: Pico Turquino 1974 m ü. M. Nachbarmeere und -ozeane: Atlantischer Ozean, Karibisches Meer FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 109. Rang Weltmeisterschaften: 1 Teilnahme 1938 Bestes Ergebnis: Viertelfinale FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 96. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen LET Z TE RESULTATE Männer: Jamaika - Kuba 3:0 30. März 2015 Frauen: Haiti - Kuba 1:0 3. Juni 2014 FIFA-INVES TITIONEN Seit 2001: Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion USD 1 600 000 T H E F I FA W E E K LY 29 C O U N T D OW N K A N A D A 2015: N O C H 10 TAG E “Der Fussball steckt voller Überraschungen” Das brasilianische Nationalteam gehört an der WM in Kanada mit zu den Titelanwärtern. Coach Vadão sieht das Turnier aber vor allem als optimale Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2016. Intensive Vorbereitung Die doppelte Herausforderung von Weltmeisterschaft und Olympischen Spielen sowie die 30 T H E F I FA W E E K LY bevorstehenden Panamerikanischen Spiele haben den Brasilianischen Verband dazu bewogen, besondere Massnahmen zu ergreifen, um eine Mannschaft zu formen, die diesen grossen Herausforderungen gewachsen ist. “Die brasilianischen Ligen sind nicht wettbewerbsfähig, sodass wir uns gesagt haben, dass wir in Bezug auf Physis, Taktik und Intensität nur das optimale Niveau erreichen können, wenn wir dauerhaft zusammenarbeiten”, so der Trainer. Aufgrund dieser Überlegungen betreut Vadão seit Anfang des Jahres eine “permanente Nationalmannschaft”, die im Spa Sport Resort in Itu ihr Trainingslager bezogen hat und lediglich auf die Spielerinnen verzichten muss, die bei ausländischen Klubs unter Vertrag stehen, wie Marta oder Bias. “Die Situation ist etwas ermüdend und anstrengend. Dank der richtigen Planung wissen wir aber ganz gut d amit umzugehen. Die meisten Spielerinnen kommen aus dem Bundesstaat São Paulo, wo wir unser Camp bezogen haben, sodass sie in den trainingsfreien Zeiten zu ihren Familien zurückkehren können”, sagt Vadão. Das Fehlen einer festen und wettbewerbsfähigen Struktur im brasilianischen Frauenfussball ist eines der drei grossen Probleme, mit denen sich der ehemalige Trainer von C orinthians, São Paulo, Bahia, Atlético Paranaense, Ponte Preta und Guarani in seiner neuen Funktion konfrontiert sieht. “Ein weiteres grosses Problem war der Zeitmangel, da wir bereits nach der zweiten Begegnung unter meiner L eitung zur Südamerikameisterschaft gereist sind, um uns das Ticket für die WM und die Panamerikanischen Spiele zu sichern. Es ist aber alles gut gelaufen und wir holten Rafael Ribeiro / CBF “A lle brasilianischen Coaches träumen davon, eines Tages unsere Nationalmannschaft zu betreuen. Und ich w urde auserwählt!” Es war das entscheidende Argument, das Oswaldo Fumeiro Alvarez dazu bewog, das Traineramt zu übernehmen. Die Tatsache, dass es sich dabei um die Frauen-Nationalmannschaft handelte, machte das Vorhaben nicht weniger attraktiv, sondern im Grunde umso spannender. “In einer Phase meiner Karriere, in der ich bereits sehr viel Erfahrung gesammelt hatte, stellte mich diese Aufgabe vor eine neue Herausforderung. Ich musste einiges dazulernen, verstehen und noch härter arbeiten. Es ist sowohl auf persönlicher als auch beruflicher Ebene eine grossartige Gelegenheit”, erzählt der 58-Jährige. Alvarez, dessen Laufbahn im Männerfussball 20 Jahre zurückreicht, hat inzwischen sein erstes Trainerjahr beim Frauen-Nationalteam hinter sich. “Die Bilanz ist durchwegs positiv. Die Mannschaft hat sich toll weiterentwickelt, und wir hoffen, bestens vorbereitet zur WM zu fahren”, so der Coach mit dem Spitznamen Vadão. Das Hauptaugenmerk Brasiliens liegt aber nicht auf der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™. “Unser grösstes Ziel sind die Olympischen Spiele 2016. In Brasilien ist die Erwartung in Bezug auf Olympia, deren Gastgeber wir sind, bei allen Athleten extrem hoch”, bestätigt Vadão. Üben für die WM In Kanada will das brasilianische Team nicht seinen Coach Vadão, sondern den Pokal in die Luft stemmen. NOCH 10 TAGE rdnet sich immer der Mannschaft unter. Sie o ist nicht nur eine ausserordentlich gute Spielerin, sondern auch charakterlich absolut vorbildlich”, lobt ihr Trainer. Neben Marta und anderen erfahrenen Spielerinnen wie Cristiane oder Formiga, ver fügt das Nationalteam auch über talentierte Nachwuchskräfte, wie Andresinha, die dazu beitragen sollen, das Gefüge ausgeglichener zu gestalten und zu stärken, um endlich den WM-Titel zu gewinnen. schliesslich den Titel. Eine andere Heraus forderung bestand darin, sich eingehender mit den gros sen Teams des Frauenfussballs zu beschäftigen. Die Teilnahme am Algarve-Cup, wo wir sie aus nächster Nähe gesehen haben, war da eine grosse Hilfe.” Während dieses Lernprozesses über den weiblichen Part eines Sports, den er so gut kennt, fiel dem Trainer vor allem eines auf: “Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die grosse taktische Disziplin der Teams. Die Frauen sind in dieser Hinsicht sehr stark.” Marta als Dreh- und Angelpunkt Und welche Taktik gibt er für sein Team aus? “Die brasilianische Spielweise zeichnet sich durch das Passspiel aus. Wir haben zwei klar definierte Systeme: ein 4-4-2 mit zwei Vierer reihen und ein 4-3-3 mit drei Angreiferinnen. Bei der WM bekommen wir es mit sehr unter schiedlichen Spielweisen zu tun. Aus den letz ten Testspielen haben wir gelernt, dass wir variabel auftreten, Alternativen suchen, die ganze Breite des Feldes ausnutzen oder lange Bälle spielen müssen, wenn es der Gegner erfor dert”, so der Trainer. Abgesehen von den taktischen Ausrich tungen und theoretischen Vorgaben verfügt die brasilianische Auswahl, die noch nie ein WM-Turnier verpasst hat und 2007 Vizeweltmeister wurde, über eine Spielerin, die stets den Ausschlag geben kann: Marta. “Sie steht wie keine andere für den Frauen fussball – und das weltweit! Sie ist konstant, stellt sich immer in den Dienst der Mann schaft und ist körperlich in hervorragender Verfassung. Sie nutzt weder Namen noch B ekanntheitsgrad zu ihren Gunsten und Grösste Hürde Spanien “Ich glaube, dass die Favoriten auf den WM- Titel ganz oben in der FIFA-Weltrangliste zu finden sind. Und natürlich zählt auch Brasilien dazu. Daran arbeiten wir, und wir sind sehr zuversichtlich, gut vorbereitet anzureisen. Bei einer WM ist die Vorbereitung alleine aber nicht ausreichend. Man muss auch Glück haben, was den Spielplan angeht, da man oft genug frühzeitig gegen einen der ganz grossen Konkurrenten ausscheidet.” Vor diesen entscheidenden K.-o.-Begegnun gen muss sich Brasilien erst in Gruppe E gegen Spanien, die Republik Korea und Costa Rica behaupten. “Ich glaube, dass das spanische Team in der Gruppe unser grösster Rivale sein dürfte, da es einen temporeichen und druckvollen Fussball spielt. Aber der Fussball steckt voller Überraschungen …”, sagt Vadão. Und um böse Überraschungen zu vermei den, zieht sich der Coach mit seinen Spielerin nen zurück und nutzt die letzten Tage, um sich intensiv auf jenes Turnier vorzubereiten, das Aufschluss geben wird über die Chancen der Teams bei den Olympischen Spielen. Und da es sich dabei um nichts Geringeres als eine Weltmeisterschaft handelt, könnte die Heraus forderung kaum grösser sein. Å Tamara Castro T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N London, England 1967 imago Sowjetische Spieler bürsten ihre Fussballschuhe nach dem Abschlusstraining ab. 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Manchester, England 2014 imago Die Auszubildenden in der Fussball-Akademie von Manchester City spritzen ihr Schuhwerk ab. T H E F I FA W E E K LY 33 FIFA PARTNER BEST OF NETZER “Afrika bringt grossartige Spieler hervor” Seit der ersten Ausgabe des The FIFA Weekly schreibt Günter Netzer an dieser Stelle über die aktuellen Themen des Weltfussballs. Eine Auswahl von denkwürdigen Zitaten aus seinen Kolumnen. “V on se in em St at u s al s ei n st ig er A u sn ah m e sp ie le r pr of it ie rt ei n Tr ai ne r ni ch t la ng e. So et w as ka nn an fa ng s zu m Er fo lg be it ra ge n. A be r be im er st en A br u ts ch en in de r Ta be lle is t di es er K re di t ve rs pi el t. ” der t im m e r w ie “A fr ik a b ri n g o r, d ie S p ie le r h e rv g ro s s a rt ig e n ik d ie ti k u n d Te c h n le th A r re ih de m it d e r W e lt u n d b e s te n L ig e n ll b e re ic h e rn .” e re F u s s b a ll g e n V e rä n d e “W e s e n tl ic h e ll s o ll te n ssba ru n g e n im F u . S o w ie d a s s e in g u t ü b e rl e g t p a s s v e rb o t im Rück e in g e fü h rt e ng ie s e A n p a s s u D . 2 9 9 1 r h Ja w a r g e n ia l.” ier länd al d e i n “Das aalvoet b ot s s c he T F u s s b all bi n h a t d e g e p r ä g t .” heute “ Tr a d i t i o a ber A u n in E hr en – slän g e n t e s d e r- K o n t in in F u s s b a ll d a u c h i m nic h z eit gem t mehr ä s s .” Star der Siebziger Der Deutsche Günter Netzer im Trikot von Borussia Mönchengladbach. imago “American Football und Baseball sind attraktiv, aber auf die USA zugeschnitten. Wie ein Sport ausgeführt wird, ist auch immer eine Angelegenheit der Mentalität. Die Europäer schätzen die Einfachheit des Spiels: 22 Spieler, 2 Tore, 1 Ball und 90 Minuten, in denen der Ball so oft wie möglich ins Netz muss.” “Der Fussballfan braucht Helden. Er muss sich identifizieren können. Mein Held heisst Lionel Messi. Er ist der beste Fussballer unserer Zeit und ein sehr charmanter Mann.” i“E in es ha be n di e Pr äs rid de nt en vo n Re al M ad te im m er üb er al l di e Ja hr ze hn r w ie de r ge sc ha ff t: ih ik um an sp ru ch sv ol le s Pu bl zu un te rh al te n.” T H E F I FA W E E K LY 35 Jeder Moment zählt Rückfahrkamera - Display System Gekühltes Handschuhfach Flaschenhalter hintere Tür Der Neue Dieses Modell ist eventuell nicht verfügbar in Ihrem Land. TURNING POINT “Jetzt liegt die Wahrheit auf dem Platz” Für Bibiana Steinhaus ist das nächste Spiel immer das wichtigste. Mit dieser Einstellung ist die Schiedsrichterin auf dem Weg zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™. Sophie Stieger / 13 Photo F ussball war schon immer Teil meines Lebens. Ich habe selber gespielt – zugegebenermassen nicht sehr erfolgreich –, mein Vater war Schiedsrichter. Der Sport war immer da. Und für mich war klar, dass ich beim Fussball bleiben will. Ich musste also eine Aufgabe finden. Ich wurde ebenfalls Schiedsrichterin. Irgendwie war es die logische Konsequenz. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mit mir im Reinen bin. Ich kann meine Entscheidungen nicht daran messen, was andere davon halten. Das heisst, ich musste für mich einen Gradmesser finden. Es gilt, ein guter Seismograf zu sein. Fehler wird es immer geben. Mir persönlich setzen sie zu, sie tun weh und bewegen mich sehr, sehr lange. Aber aus Fehlern lernt man und wird besser. Vor Kurzem stand der Fitnesstest für uns WM-Schiedsrichterinnen auf dem Programm. Ich reiste voller Vorfreude nach Zürich. Endlich würde ich die grosse Schiedsrichterfamilie w iedersehen. Wir stehen vor einer solch wichtigen Zeit, vor diesem grossen Turnier, der Weltmeisterschaft in Kanada. Es sind zum ersten Mal 24 Mannschaften dabei, das Medieninteresse ist riesig. Wir sind so gut vorbereitet wie noch nie. Und das auf allen Ebenen: technisch, physisch, psychisch, mental und medizinisch. Wir h aben uns dieses Turnier als Gemeinschaft hart erarbeitet. Dieser Moment bewegt mich so sehr. Ich überlege mir immer wieder, wie es sein wird. Wir haben gemeinsam gelernt und trainiert, jetzt liegt die Wahrheit auf dem Platz. Ich liebe, was ich tue. Und ich liebe diese Schiedsrichterfamilie. Wir gehen diesen Weg gemeinsam, wir freuen uns und leiden gemeinsam. Ich wünsche mir für jede einzelne meiner Kolleginnen, dass sie tolle Spiele macht, und sie wünschen mir dasselbe. Ich habe meine b este Leistung angeboten. Dass sie mich befähigt, nach Kanada zu fahren, macht mich stolz und ist ein weiterer Wendepunkt in meiner Karriere. Ich erinnere mich gut an das Turnier 2011 in Deutschland. Ich durfte das Finale leiten – sehr unerwartet. Denn alle haben damit gerechnet, dass die deutschen Frauen es ins Endspiel schaffen. Und dann wäre ich als Schiedsrichterin natürlich nicht infrage gekommen. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Doch war es mein schönstes Spiel? Das ist schwierig zu sagen. Jede Begegnung hat etwas Besonderes. Das wichtigste Spiel ist immer das nächste. Und jede Partie hat den bestmöglichen Schiedsrichter verdient. Mit diesen Gedanken geht es jetzt nach Kanada. Å Aufgezeichnet von Sarah Steiner Name Bibiana Steinhaus Geburtsdatum, Geburtsort 24. März 1979, Bad Lauterberg im Harz, Deutschland Beruf Polizistin Geleitete Endspiele DFB-Pokal der Frauen 2003 Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011 Olympisches Fussballturnier der Frauen 2012 Auszeichnungen DFB-Schiedsrichterin des Jahres 2007, 2008, 2009, 2010, 2011; IFFHS-Welt-Schiedsrichterin des Jahres 2013 und 2014 Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R Deutschland (unverändert) keine keine 3 kein Team mit mehr als einem Spiel Russland (+ 47 Punkte) Suriname (+ 14 Ränge) Montenegro (– 34 Punkte) Mauretanien (– 9 Ränge) Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Teams mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte Letzte Aktualisierung: 7. Mai 2015 Rang Team +/- Punkte Rang Team +/- Punkte 1 Deutschland 0 1687 55 Gabun 0 583 109 Kuba 0 298 163 Guyana -8 128 2 Argentinien 0 1494 56 Mali 0 578 110 St. Vincent und die Grenadinen 6 291 163 Bhutan 0 128 3 Belgien 0 1457 57 Albanien 0 575 111 Sudan -1 288 165 Dominica 12 121 4 Kolumbien 0 1412 57 Republik Korea 0 575 112 Libyen -1 281 166 Malaysia -2 120 5 Brasilien 0 1372 59 Südafrika 1 553 112 St. Kitts und Nevis -1 281 167 Puerto Rico -1 119 6 Niederlande 0 1301 60 Sambia -1 552 114 Namibia -1 279 168 Jemen 2 117 7 Portugal 0 1221 61 Äquatorial-Guinea 0 549 115 Kanada -1 277 169 Hongkong -2 116 8 Uruguay 0 1176 62 Republik Irland 0 546 116 Aserbaidschan -1 264 169 Bangladesch -2 116 9 Schweiz 0 1135 63 Peru 1 532 117 Kenia 0 258 171 Grenada -6 113 10 Spanien 0 1132 64 Australien -1 531 118 Dominikanische Republik 0 257 172 Montserrat -1 107 11 Frankreich 0 1127 65 Trinidad und Tobago 0 519 119 Niger 0 252 173 Pakistan -1 106 12 Rumänien 0 1086 66 Burkina Faso 0 517 120 Moldawien 1 245 174 Amerikanische Jungferninseln -1 104 13 Italien 0 1085 67 Bulgarien 0 505 121 Lesotho 1 242 175 Neukaledonien -1 101 14 England 0 1030 68 Vereinigte Arabische Emirate 0 501 122 Burundi 1 237 176 Guam -1 97 15 Costa Rica 0 1016 69 Venezuela 0 495 123 Simbabwe 0 235 176 Swasiland -1 97 16 Chile 0 1002 70 Norwegen 0 491 124 Vietnam 1 229 178 Laos 0 88 17 Kroatien 0 977 71 Uganda 1 485 125 Syrien 1 225 179 Kambodscha 0 86 18 Tschechische Republik 1 923 72 Usbekistan 1 476 126 Kuwait 1 224 179 Chinese Taipei 0 86 70 19 Slowakei 1 920 73 Ruanda 1 474 127 Liechtenstein 1 219 181 Nepal 0 20 Algerien 1 917 74 Jamaika 1 466 128 Bermuda 1 217 182 Brunei Darussalam 1 69 21 Wales 1 916 75 Montenegro -5 457 129 Mauretanien -9 216 183 Turks- und Caicos-Inseln 1 66 22 Mexiko -4 908 76 Honduras 0 453 130 Barbados 0 215 183 Macau 1 66 23 Elfenbeinküste 0 907 77 Armenien 0 449 131 St. Lucia 5 214 185 Tahiti 1 65 24 Griechenland 0 900 78 Finnland 0 446 132 Guinea-Bissau -1 212 185 Mauritius -4 65 25 Österreich 0 891 79 Haiti 0 442 132 Liberia -1 212 185 Komoren 1 65 26 Ghana 0 833 80 Togo 0 435 134 Kasachstan -1 210 188 Sri Lanka -2 64 60 27 Russland 5 828 81 Paraguay 0 415 135 Afghanistan 0 208 189 Seychellen 0 28 USA -1 825 82 VR China 0 408 136 Aruba -2 204 190 São Tomé und Príncipe 0 58 29 Dänemark -1 808 83 Belarus 0 397 137 Philippinen 2 200 191 Cayman-Inseln 0 48 30 Schottland -1 796 84 El Salvador 0 388 137 Luxemburg 0 200 192 Salomon-Inseln 0 46 31 Tunesien -1 793 85 Lettland 0 387 139 Georgien -1 197 193 Südsudan 0 43 32 Bosnien und Herzegowina -1 783 86 Mosambik 0 383 140 Malediven 1 191 194 San Marino 0 40 33 Ukraine 0 772 86 Irak 0 383 141 Palästina -1 190 195 Vanuatu 0 34 34 Ecuador 0 762 88 Sierra Leone 0 382 142 Thailand 0 183 196 Fidschi 0 30 35 Polen 0 753 89 Angola 0 381 143 Tadschikistan 0 173 196 Samoa 0 30 36 Senegal 0 752 90 Marokko 1 371 144 Zentralafrikanische Republik 0 163 198 Bahamas 0 26 37 Kap Verde 0 737 90 Guatemala 0 371 144 Libanon 0 163 198 Britische Jungferninseln 0 26 38 Island 0 728 92 Bolivien 0 360 144 Neuseeland 0 163 200 Mongolei 0 19 39 Schweden 0 704 93 Estland 0 358 147 Indien 0 161 201 Tonga 0 17 40 Iran 0 689 94 Benin 0 357 148 Curaçao 0 159 202 Papua-Neuguinea 0 13 41 Guinea 0 678 95 Saudiarabien 0 349 149 Malta 0 158 203 Amerikanisch-Samoa 0 12 8 42 Nordirland 0 672 96 Zypern 0 342 150 Madagaskar 0 156 204 Andorra 0 43 Ungarn 0 665 97 Oman 0 341 151 Osttimor 1 151 204 Eritrea 0 8 44 Serbien 0 664 97 Malawi 0 341 152 Tschad -1 150 206 Somalia 0 6 45 Nigeria 0 659 99 Katar 0 337 153 Kirgisistan 0 148 207 Dschibuti 0 4 46 Israel 0 649 100 Litauen 0 333 154 Nicaragua 0 142 207 Cook-Inseln 0 4 47 Slowenien 0 648 101 Äthiopien 0 321 155 Suriname 14 141 209 Anguilla 0 2 48 Kamerun 0 627 102 Färöer 0 318 156 DVR Korea 1 139 49 Kongo 0 624 103 Jordanien 0 316 157 Gambia -1 138 50 Japan 0 614 104 Botsuana 0 314 158 Myanmar 0 133 51 Ägypten 0 612 105 EJR Mazedonien 0 312 159 Turkmenistan 0 131 52 Türkei 0 603 106 Antigua und Barbuda 0 311 159 Indonesien 0 131 53 Panama 0 587 107 Tansania 0 304 159 Belize 0 131 54 DR Kongo 0 584 108 Bahrain 0 299 162 Singapur 0 130 38 T H E F I FA W E E K LY http://de.fifa.com/worldranking/index.html PUZZLE Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht. Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878 Präsident Joseph S. Blatter 1 6 5 8 4 Chefredakteur Perikles Monioudis 9 9 Art Direction Catharina Clajus 2 4 4 9 2 4 4 Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefred.), Sarah Steiner 6 3 8 8 3 5 9 6 7 3 2 7 3 9 5 5 7 MIT TEL Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach 3 Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn 5 5 7 4 Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf 9 2 8 1 6 5 6 8 Produktion Hans-Peter Frei 6 2 4 Mitarbeit an dieser Ausgabe Tamara Castro, Christiane Ludena, Franco Nicolussi 9 7 1 Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub Übersetzung www.sportstranslations.com 8 5 3 Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Walter De Gregorio Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli 2 2 Generalsekretär Jérôme Valcke Bildredaktion Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.) 1 LEICHT 9 4 7 1 6 3 3 3 1 SCHWER Kontakt [email protected] Internet www.fifa.com/theweekly Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. 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