finnland - FIFA.com

Transcription

finnland - FIFA.com
NR. 21/2015, 27. MAI 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
GROSSAUFLAGE FÜR
MEHR ALS
EIN SPIEL
FINNLAND
NEUE GENERATION
LÄSST HOFFEN
SEPP BLATTER
TEAMWORK, RESPEKT
UND FAIR PLAY
VENEZUELA
MIT TOMÁS RINCÓN
ZUR COPA AMÉRICA
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
6
15
Uruguay
Noch zwei Spiele sind in der Primera División
auszutragen. Peñarol und River Plate liefern sich
ein Kopf-an-Kopf-Rennen – nur ein Punkt trennt
die beiden Klubs.
18
“Mein Ziel ist die WM 2018”
Tomás Rincón erzählt im Interview von der
Entwicklung des Fussballs in Venezuela, der
bevorstehenden Copa América und dem
lang­fristigen Ziel, der WM-Teilnahme 2018.
23
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Finnlands Weg
Der finnische Masterplan steht: Es soll
aufwärtsgehen mit dem heimischen Fussball.
Der Grundstock dafür ist die erfolgreiche
­Nachwuchsarbeit und die neue Infrastruktur.
Alan Schweingruber berichtet aus Helsinki.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
S epp Blatter
Der FIFA-Präsident erinnert in seiner Kolumne an
das gemeinsame Ziel der Mitgliederverbände:
“Die Interessen des Fussballs sind zu wahren
und gegen negative Einflüsse zu schützen.”
24/30/37
Kanada 2015
Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus
(Deutschland), Elfenbeinküste-Coach
Clementine Touré, Brasilien-Coach
Vadão und die Frauen-WM.
Mehr als ein Spiel
Unser Cover zeigt den symbolträchtigen
“Handshake for Peace” zwischen dem
Südafrikaner Aaron Mokoena (l.) und
dem Norweger Morten Gamst Pedersen
am 28. März 2009 in Rustenburg,
Südafrika.
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und
ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos
verfügbar. http://de.fifa.com/mobile
2
T H E F I FA W E E K LY
imago (3), AFP, Getty Images
Trond Tandberg / Getty Images
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
17
VR China
Vier Klubs stehen nach elf
Runden an der Spitze der
Chinesischen Super League.
(Im Bild: Gao Lin)
22
“Handshake for Peace”
Die gemeinsame Kampagne der FIFA
und des Nobel-Friedenszentrums für
Frieden und Fair Play.
16
Kroatien
Ángelo Henríquez schiesst Dinamo
Zagreb zum Double.
T H E F I FA W E E K LY
3
UNCOVERED
Respekt und Fair Play
K
am man – in früheren Zeiten – in friedlicher Absicht, schickte man als
­Ausdruck seines guten Willens die Kinder voraus. Mit dem anschliessenden Handschlag zeigte man seinem Gegenüber an, dass man ihm unbewaffnet begegnet.
Beides, die Jugend und der Handschlag, hat nichts von seiner verbindenden
Kraft eingebüsst. Im Gegenteil: Die FIFA investiert nicht zuletzt in die Nachwuchsförderung weltweit, und mit dem “Handshake for Peace”, der an jedem
FIFA-Turnier Teil des Protokolls ist, haben die FIFA und das Nobel-Friedens­
zentrum in Oslo eine Geste für Respekt, Frieden und Fair Play etabliert. Sie
strahlt weit über den Fussballplatz hinaus in die ganze Welt. Der 52-minütige
Dokumentarfilm “A Journey of Hope” zeichnet die eindrückliche Geschichte des
“Handshake for Peace” nach. Mehr dazu ab Seite 22.
Die grosse Reportage ab Seite 6 verfasste unser Redakteur Alan Schweingruber
vor ein paar Tagen in Helsinki. Nach dem Bau von 30 Fussballhallen setzt man in
Finnland die Hoffnungen vor allem auf die Jugend. Å
Mario Wagner / 2Agenten
Perikles Monioudis
T H E F I FA W E E K LY
5
FINNLAND
ZEIT FÜR EINEN
NEUEN PLAN
6
T H E F I FA W E E K LY
FINNLAND
Auch wenn
man in Fin
noch nicht
nland
richtig dar
an glauben
Es scheint,
mag:
als stünde
d
e
r Fussball
vor einer n
euen Chan
ce, schreibt
Alan Schw
eingruber a
us Helsink
Mit Bildern
i.
von Aapo H
uhta.
HJK HELSINKI
Der Japaner Atomu
Tanaka und die
beiden Finnen Toni
Kolehmainen (l.)
und Tapio Heikkilä
vor dem Training.
T H E F I FA W E E K LY
7
FINNLAND
J
etzt blüht sie wieder auf, diese schöne Stadt hoch im
­Norden. Der Frühling ist angekommen in Helsinki. Lieber
spät als nie. Wenn sich andere Europäer schon am Sand­
strand räkeln, freut sich der Finne Mitte Mai auf diesen
frischen, aber sonnigen Tag. Man spricht vom ersten
Sommertag 2015. Überall sitzen sie draussen, in den Cafés
und in den Bars. Beim mobilen Eisladen an der Ecke – sein
rostiges Verdeck ist noch nass vom Regen vergangener
Nacht – stehen die Kinder Schlange. Es ist 18 Grad.
Aber so ist das, in einem Land, wo der Winter dunkel und
unendlich lang ist. Man sehnt sich nach Wärme und
Licht und irgendwie auch nach den Menschen. Die
­Finnen verbringen viele Monate im Jahr drinnen, zu Hause, in der
Schule, im Geschäft, im Hallenbad, im Restaurant. Es ist oft kalt und
windig draussen, und obwohl Helsinki ganz im Süden des Landes
liegt, schneit es hier viel.
Nun also dieser schöne Tag im Mai. Ganz unerwartet ist er in
­E rscheinung getreten, denn die Prognosen waren schlecht. Wir stehen
auf den obersten Tribünenrängen des Sonera-Stadions. In dieser klei­
nen, aber schmucken Arena mitten in einer Wohngegend, wo Polizisten
auf Pferden ihre Runden drehen, spielt der HJK Helsinki Fussball. Das
tut der Verein ziemlich gut. Er gewann die letzten sechs Meisterschaf­
ten der finnischen Veikkausliiga und darf insgesamt auf 27 von diesen
Titeln zurückblicken. An HJK Helsinki kommt keiner vorbei. HJK ist
der Klub mit dem landesweit höchsten Budget (vier Millionen Euro),
den besten Spielern und den höchsten Gehältern.
Unten auf dem Rasen laufen sich die Spieler warm. Man spürt die
Energie, die solche Tage mit sich bringen. Aus den Lautsprechern, die
am Stadiondach befestigt sind, ertönt ein Hit aus den 80er-Jahren:
“Careless Whisper”. Es scheint für einen Moment, als hätte George
­M ichael noch nie so schön gesungen wie an diesem Vorabend in
­Helsinki. Natürlich tut das der Brite bemerkenswerterweise seit über
drei Jahrzehnten, und wer wollte ihm absprechen, dass er live noch ein
wenig besser klingt? Aber es ist eben dieser besondere Moment. Dieses
Bild, diese Musik. Die Spieler beim Stretching, die strahlenden Gäste
auf den Rängen. Sie haben es sich mit einem Fischbrötchen oder einem
Bier in der Hand gemütlich gemacht. Finnische Sommergefühle.
Gescheiterte Pläne
Der Gegner aus Turku, das schon mal vorweggenommen, bleibt an
­d iesem Abend chancenlos. HJK siegt 2:0 und erkämpft sich die Tabel­
lenführung zurück, die der Rekordmeister am Vorabend an die
­G egnerschaft aus Seinäjoki verloren hatte. Aber kann hier eigentlich
von Erkämpfen und Verlieren die Rede sein, wenn doch dieser Klub
Jahr für Jahr mit Leichtigkeit die Meisterschaft gewinnt? Langweilt
so ein Wettbewerb ohne jegliche Konkurrenz nicht?
Vor einem Schalensitz bei der VIP-Lounge steht ein Mann Mitte 50.
Er wirkt unscheinbar, trägt eine hellbraune Lederjacke und ­einen
blau-weissen Schal um den Hals. Olli-Pekka Lyytikäinen ist seit
15 Jahren der Präsident von HJK Helsinki. Schon sein Vater führte
diesen Klub. “Wissen Sie”, sagt Lyytikäinen, “das Gewinnen und Titel­
sammeln wird einem nie langweilig. Es ist immer schön, zu sehen, wenn
wir den Fussballfans etwas geben können. An tollen Fussballspielen
kann man sich doch gar nicht sattsehen. Aber darum geht es eigentlich
gar nicht. Wir bilden hier aus. HJK ist die Adresse, wo ein finnischer
Fussballer die Möglichkeit bekommt, sich für einen ausländischen Klub
aufzudrängen. Hier kann er sich präsentieren. Wir spielen regelmässig
im Europapokal. Das alles ist toll, beinhaltet aber auch viel Verantwor­
tung. Wenn ein Spieler den Sprung in eine bessere Liga schafft, macht
mich das stolz. Denken Sie nicht, ich sei traurig. Sie kommen ja irgend­
wann zurück.”
An diesem Abend verabschiedet sich Robin Lod vom HJK. Der ­junge
Mittelfeldspieler steht nach dem Sieg nahe am Zaun, die Fans umarmen
ihn. Sein letztes Spiel für Helsinki. Lod wechselt zu Panathinaikos nach
8
T H E F I FA W E E K LY
Athen. Man hört, auch der junge Nationalspieler Rasmus Schüller
­werde den Klub bald verlassen. “Noch bin ich hier”, sagt Schüller später
in den Katakomben. “Aber klar. Es ist der Traum jedes finnischen
­Fussballers, ins Ausland zu gehen.”
Talentierte Spieler im Land suchen, ausbilden und ihnen zu einem
Transfer mit einem guten Vertrag ins Ausland verhelfen. Dort sollen
sie sich zu noch besseren Fussballern entwickeln. Das ist der Plan. Der
Masterplan von HJK und von Finnland. Er besteht schon lange. Aber
man scheiterte immer wieder an einer erfolgreichen Umsetzung.
Das Ganze ist nicht so einfach. Es steht nicht gut um den finnischen
Fussball. Es fehlt an Interesse und an Geld. Man schaut sich gerne
Eishockeyspiele an. In dieser Sportart darf sich Finnland weltweit zu
einer der führenden Nationen zählen. Ski nordisch ist auch beliebt.
Medaillen im Langlauf und in Skispringen gehören zur Tradition.
Aber Fussball?
Es soll ja irgendwann
aufwärtsgehen. Man möchte
zum ersten Mal an einem grossen
Turnier teilnehmen.
Das starke Team um Litmanen
Wird ein Finne auf die Entwicklung des finnischen Fussballs an­
gesprochen, zuckt er mit den Schultern. Man weiss im Land mit den
etwas über fünf Millionen Einwohnern nicht so recht, was man davon
halten soll. Der Masterplan, wie gesagt, besteht schon länger. Es soll
ja irgendwann aufwärtsgehen. Man möchte zum ersten Mal an einer
Europameisterschaft teilnehmen. Und irgendwann natürlich an einer
Weltmeisterschaft.
Einmal, da sah alles gar nicht so schlecht aus. Das war nach der
Jahrtausendwende. Die Mannschaft um Jari Litmanen, der beste Fuss­
baller, den Finnland jemals hervorgebracht hat, verfügte über viel
­Potenzial. Sami Hyypiä (Liverpool FC), Jonatan Johansson (Glasgow
Rangers) oder Aki Riihilahti (Kaiserslautern, heute Manager bei HJK)
beispielsweise spielten an der Seite von Litmanen. Sie alle waren auf
dem Höhepunkt ihrer Karriere. Und ein kleines bisschen schürte diese
Mannschaft Hoffnungen in der Heimat. Der Erfolg blieb aber aus. Das
hat die Leute in Finnland enttäuscht. Nun fehlt es an Vertrauen. Man
zuckt also mit den Schultern. Auch heute Abend im HJK-Stadion.
HJK HEL SINKI
Name: Hel singin J alk ap allok lubi (Hel sink ier F u s s b allk lub)
Gegr ünde t : 1907
P r äsiden t : Olli - P ek k a Ly y t ik äinen
C oach: Mik a L ehk o s uo
Meis t er t it el: 27 (F innis c her Rek or d)
Gr öss t er in t er na t ionaler Er f olg: Teiln a hme C h a mpion s L e ague 19 98 /9 9
(Gr uppenph a s e)
S t adion- K apa zit ä t : 10 770 Z u s c h auer (S oner a - S t adion)
FINNLAND
ENGAGIERT
HJK-Präsident Olli-Pekka
Lyytikäinen (o.l.)
und Hannu Tihinen vom
finnischen Verband,
dessen Geschäftsstelle
im Stadionkomplex
untergebracht ist.
T H E F I FA W E E K LY
9
FINNLAND
HJK-JUGEND, HJK-FANS
Kinder und Teenager
trainieren hinter dem Stadion,
während die Anhängerschaft
des Serienmeisters dem Sieg
gegen Turku entgegenfiebert.
Das Problem im finnischen Fussball ist, dass viele Junge
abspringen, wenn es um die Wahl zwischen
Fussball und Eishockey geht.
Man könnte nun fast meinen, dass Fussball und Finnland einfach
nicht zusammenpassen. Es gab ja schon kleinere und unbekanntere
­Länder, die sich für Weltmeisterschaften qualifiziert haben. Fehlt die
Leidenschaft? Spielt man einfach nicht gerne Fussball in Finnland? So
ist es nicht. Derzeit sind 126 000 Fussballspieler im Land registriert. Das
sind doppelt so viele wie im Eishockey. Das Problem liegt anderswo. Viele junge Fussballer springen ab, wenn es um die Wahl ­z wischen Fussball
DIE FIFA IN FINNL A ND
Im Rahmen de s “G o al - P r o gr amm” inve s t ier te die FIFA in den
­Jahr e n 20 09 und 2013 in s ge s am t 512 0 0 0 US - D o llar in de n
­f innisc hen Fus sb all. Mit dem G eld konnten unter ander em die
­B üros am Ver bands sit z mit einem neuen I T- Sys tem ausge s tat tet
werden. In den let z ten z wei Jahren unter s tüt z te der Welt ver band
zudem den Jugendf us sball in F innland mit 250 0 0 0 US - Dollar, den
Frauenf us sball mit 20 0 0 0 0 US - Dollar.
10
T H E F I FA W E E K LY
und Eishockey geht. Von den 126 000 Spielern sind 60 000 unter zwölf
Jahre alt. Diese aussagekräftigen Zahlen lassen den HJK-Chef Lyytikäinen hadern: “Ich weiss, das ist enorm. Wir haben es noch nicht geschafft,
die Jungen an den Fussball zu binden. Zieht ein Teenager eine Karriere
als Sportler in Betracht, ist es für ihn aussichtsreicher, wenn er sich für
Eishockey entscheidet. Dort ist das Geld. Dort sind die grossen Stars. Wir
haben keine grossen Stars in der finnischen Fussballliga.”
Das durchschnittliche Gehalt eines Profis in der Veikkausliiga beträgt
20 000 Euro im Jahr. Im Eishockey verdienen die Spieler das Dreifache.
Schnee schaufeln
Am Tag nach dem HJK-Sieg gegen Turku treffen wir den ehemaligen Internationalen Hannu Tihinen. Der Verteidiger ist in Lappland a
­ ufgewachsen,
also im nördlichsten Teil Finnlands, wo im Sommer die Sonne nicht untergeht und die Einwohner in der Winterzeit ganz auf Tageslicht verzichten
müssen. Tihinen ist stolz auf seine Karriere, das merkt man schnell, als er
uns in seinem Volvo durch Helsinki fährt. Er erzählt von früher und lacht
dabei laut. Saukalt sei es gewesen, dort oben im Norden, als sie draussen
Schnee schaufeln mussten, um überhaupt trainieren zu können.
Tihinen konnte kämpfen. Er wurde spät entdeckt, mit 21 Jahren.
Er schaffte den Sprung zu HJK. Später spielte Tihinen in Norwegen,
FINNLAND
JAMES PYE, 15
Schwärmt von
Jari Litmanen.
T H E F I FA W E E K LY
11
FINNLAND
“Ein wenig verrückt”
D
er finnische Fussball ist untrennbar mit dem
­Namen Jari Litmanen verbunden. Kein finnischer
Spieler war so erfolgreich wie der offensive Mittelfeldmann, der in den 90er-Jahren zur Weltelite
des Fussballs gehörte und für Ajax Amsterdam, den
FC Barcelona und den FC Liverpool spielte. Auch
­Litmanens Weg führte über den Traditionsklub HJK
Helsinki, bei dem er am Schluss seiner Karriere noch
einmal unter Vertrag stand.
Litmanen ist für seine lustige und manchmal
­etwas chaotische Art bekannt. Es passt zu ihm, dass
er offiziell gar nie den Rücktritt gegeben hatte bei
HJK Helsinki. Natürlich ist Litmanen in die Jahre
­gekommen und mit 44 Jahren womöglich zu alt für
den p
­ rofessionellen Fussball. “Aber es ist schön, dass
Jari doch noch verbunden ist mit unserem Klub”, sagt
HJK-Präsident Olli-Pekka Lyytikäinen. “Es ist schon
klar, dass er nicht zurückkehren wird.”
Kurze Über fahr t
Der einzige Fussballer, der mit einem A-Nationalteam
während vier Jahrzehnten gespielt hat (1989–2010),
lebt mit seiner Familie in Tallinn. Wenn er gelegentlich
ein Spiel seines ehemaligen Vereins besucht, dann
steigt er in Estlands Hauptstadt auf die Fähre und gelangt in zwei Stunden nach Helsinki. Spricht man finnische Teenager auf Litmanen an, ist die Begeisterung
gross. James Pye hält den Ball hoch, unterbricht kurz
und sagt: “Jari? Das war unser grosser Star. Er hatte
eine unglaubliche Technik drauf. So will in Finnland jeder junge Fussballer mal werden.” James ist 15 Jahre
alt. Er hat Litmanen nie im Stadion spielen sehen.
Es hätte auch alles anders kommen können im
Leben von Jari Litmanen. So wie viele Kinder in Finnland spielte auch er Eishockey. Man sagt, er sei in
dieser Sportart sogar talentierter gewesen. Aber
Litmanen entschied sich für den Fussball, weil sein
Vater und seine Mutter schon Fussball gespielt hatten. Er trainierte hart ,und es war vielleicht sein grosses Glück, dass in Lahti, wo er schon mit fünf Jahren
im Klub spielte, eine grosse Halle mit Kunstrasen
gebaut wurde, als er zehn Jahre alt war. So konnte
Litmanen auch im Winter trainieren.
Barça-Probetraining gewonnen
Litmanen wurde neunmal zum finnischen Fussballer
des Jahres gewählt. Zum ersten Mal gewann er die
Auszeichnung im Jahr 1990. Das war wichtig, denn
der Preis öffnete ihm ein Stück weit die Tür nach Europa. Wer damals in Finnland zum Fussballer des Jahres
erkoren wurde, durfte eine Woche mit dem FC Barcelona trainieren. Litmanen lernte dort die niederländische Legende Johan Cruyff kennen. Zwei Jahre später
wechselte er mit 21 Jahren zu Ajax Amsterdam.
In einem Interview sagte Litmanen einmal:
“Wenn man aus Finnland kommt, kommt man aus
einem Land, wo der Fussball unwichtig ist. Es ist
schwierig, da Fussballer zu sein. Alles ist gegen
dich. Der Winter ist sehr lang. Ich musste hart
­arbeiten. Viele Stunden täglich, oft allein, nur mit
dem Ball. Und die Leute dachten: ’Der Junge ist ein
wenig verrückt.’”
sca
Name
Jari Olavi Litmanen
Geburtsdatum, Geburtsort
20. Februar 1971, Lahti, Finnland
Position
Offensives Mittelfeld, Stürmer
Stationen als Spieler (Auswahl)
1987–1990 Lahden Reipas
1991–1992 HJK Helsinki; MyPa
1992–1999 Ajax Amsterdam
1999–2001 FC Barcelona
2001–2002 Liverpool FC
2005–2007 Malmö FF
2008–2010 FC Lahti
2011–2012 HJK Helsinki
Auszeichnungen
12
T H E F I FA W E E K LY
neunmal Finnlands Fussballer des Jahres
1993 Fussballer des Jahres in den Niederlanden
Nationalteam Finnland
137 Einsätze, 32 Treffer
Iimago
JARI LITMANEN
In seinen besten Zeiten
ein Weltstar, hier im
Trikot von HJK (2011).
FINNLAND
SERIENMEISTER
Das Stadion, die Fussballhalle
und die Trainingsanlagen von
HJK befinden sich in einem
Wohnquartier von Helsinki.
“Die Fussballhallen wirken Wunder. Ich kann nach wenigen
Jahren Fortschritte erkennen. Da wächst etwas heran.”
Hannu Tihinen
­ ngland, Belgien und in der Schweiz, wo er für den FC Zürich 2009
E
ein Champions-League-Siegtor bei der AC Milan mit der Hacke erzielte. Gibt es eine schönere Geschichte, um junge Finnen für Fussball
zu ­begeistern, als die von Tihinen, der vom Polarkreis kam, um den
­fi nnischen Fussball in Europa zu repräsentieren?
Der 38-Jährige arbeitet heute für den Verband. Zwei Tage pro
Woche ist er mit dem Auto unterwegs, fährt zu Klubs oder zu
­
­Regierungsmitgliedern im Land, um Kontakte herzustellen und zu
vermitteln. Sein Projekt ist offensichtlich: Er will Werbung für den
Fussball machen und die Fäden zusammenbinden. “Es sind manchmal kleine Dinge, die viel bewirken können. Ich finde es schlimm,
dass viele Kinder nach der Schule nach Hause gehen, um dort vor dem
Fernseher zu sitzen oder am Computer zu spielen. Wäre es nicht toll,
wenn man den Fussball in die Schulen integrieren würde? Man könnte nach dem Unterricht Trainings anbieten. Das interessiert die jungen Menschen, da bin ich sicher.” Tihinen lenkt seinen Wagen in eine
Parklücke und sagt: “Aber jetzt zeige ich euch mal was anderes.”
Gute Hallen sind entscheidend
In den letzten zehn Jahren sind in Finnland 30 Fussballhallen gebaut
worden. Man hat erkannt, dass die kalten Winter die Entwicklung
der jungen Spieler arg bremsen. Wir treten ein in eine der grössten
Hallen im Land. Im Erdgeschoss befindet sich ein Rutsch- und Spielparadies für die kleinen Kinder. Im ersten Stock hat sich ein Restaurant ­eingemietet. Im zweiten Stock dann das Herzstück: Dort erstreckt sich ein Fussballfeld über 100 Meter. Hinter den Toren sind
breite Trans­parente mit jubelnden Fans angebracht. Stimmungs­
mache. Bald, am s­ päten Nachmittag schon, sei hier richtig was los,
sagt Tihinen. Erst trainieren die Kinder, abends die Erwachsenen.
“So können wir das ganze Jahr Fussball spielen. Solche Hallen wirken
Wunder. Ich kann nach wenigen Jahren in den U14-, U15- und U16-­
Nationalteams F
­ ortschritte erkennen. Da wächst etwas heran.”
An diesem Nachmittag trainiert auch die erste Mannschaft des
HJK Helsinki. Das Thermometer klettert auf 20 Grad. Es ist ruhig
ums ­Stadion, dort, wo Meisterschaft um Meisterschaft gewonnen
wird. Aus der Ferne hört man Kinder. Ein Sportanlass. Als wir das
Gelände ­
verlassen wollen, passieren wir die Geschäftsstelle des
­fi nnischen F
­ ussballverbandes. Im Eingangsbereich sehen wir zwei
Plakate. Sie ­gehen als Promotion für das wichtige EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn (am 13. Juni) in Druck. Das finnische Nationalteam ist schlecht in die Kampagne gestartet. Und nun soll doch noch
alles gut kommen. Man liest: “Risk Everything”. Å
T H E F I FA W E E K LY
13
HANDSHAKE
FOR PEACE
The Handshake for Peace is an initiative between FIFA and the Nobel Peace Center combining the global reach of
football with a simple handshake – a Handshake for Peace – that seeks to set an example of friendship to society.
The handshake forms an integral part of all FIFA events, giving a strong platform for this positive gesture of peace,
respect and solidarity.
BLICK IN DIE LIGEN
I
N
Uruguay: Primera División
Z a l aye t a nü t z l ic h
w ie ei nst
Sven Goldmann ist Fussballexperte
beim “Tagesspiegel” in Berlin.
Mariano Alvez
Marcelo Zalayeta ist auch
schon ein bisschen herum­
gekommen in seinem Leben
als Fussballprofi. Begonnen hat er daheim in
Montevideo beim Club Atlético Peñarol, aber
die prägenden Jahre waren die in Europa: in
Sevilla, Perugia, Neapel und Bologna, vor allem
aber bei Juventus Turin. Seit vier Jahren
stürmt Zalayeta nun wieder für Peñarol, er ist
mittlerweile 36 Jahre alt – aber Tore schiesst er
immer noch wie früher. Am 13. Spieltag des
Torneo Clausura war es Marcelo Zalayeta, der
die entscheidenden Stiche setzte beim 2:0-Sieg
gegen Club Atlético Rentistas. Erst bereitete er
mit klugem Pass auf Jonathan Urretaviscaya
das frühe Führungstor vor. In der Folgezeit war
er an so ziemlich allen gefährlichen Szenen der
­Aurinegros beteiligt und schoss kurz vor
Schluss selbst das e­ rlösende 2:0. Es garantierte
Peñarol das Verweilen an der Tabellenspitze.
S
I
Es war kein schönes, aber von Seiten des
Spitzenreiters doch ein sehr dominant
­geführtes Spiel. Rentistas, der Lokalrivale
aus dem Stadtteil Cerrito de la Victoria, hatte
im altehrwürdigen Estadio Centenario eigens
Gratis-Hamburger an Kinder verteilen lassen,
um ein wenig mehr Zuspruch zu bekommen.
Half alles nichts, der bullige Zalayeta wies
Peñarol mit seiner Routine den Weg.
Zwei Spiele sind in der Clausura noch zu
absolvieren, und aus dem Dreikampf an der
Tabellenspitze ist ein Zweikampf geworden.
Da der amtierende uruguayische Meister
Danubio Fútbol Club völlig überraschend 0:1
gegen Institución Atlética Sud América verlor,
ist der Club Atlético River Plate bei nur einem
Punkt Rückstand auf Peñarol der ärgste
Verfolger. Beim 4:0-Sieg gegen den Tabellenletzten El Tanque Sisley schoss Michael
Santos drei Tore.
Bei River Plate verspricht der Name mit Blick
auf das benachbarte Buenos Aires mehr, als
er in Montevideo halten kann. River spielt
seit 1932 mit kürzeren Unterbrechungen
erstklassig, hat aber in 66 Spielzeiten in der
Primera División noch nie einen Titel gewonnen. In diesem Fall haben Fans in ganz
D
E
Uruguay ein konkretes Interesse daran, dass
es dabei bleibt. Sollte Peñarol nämlich die
Clausura für sich entscheiden, käme es im
Finale um das Campeonato Uruguayo zum
Duell mit dem Sieger des Torneo Apertura.
Dabei handelt es sich um Peñarols alten
Wieder­sacher Club Nacional de Football.
Peñarol gegen Nacional, das ist der ewige
Klassiker des uruguayischen Fussballs,
vergleichbar mit Boca gegen River auf der
anderen Seite des Rio de la Plata in Buenos
Aires, oder mit Flamengo gegen Fluminense
in Rio de Janeiro. Von insgesamt 110 Meisterschaften in der Primera División
­P rofesional de Uruguay gehen 91 an Peñarol
(47) und Nacional (44). Seit dem 15. Juli 1900
sind 520 Clásicos ­ausgespielt worden, und
auch hier liegt P
­ eñarol knapp vorn – mit
184:171 Siegen.
Die Dominanz hält bis heute an und wurde
zuletzt nur durch Danubios Titelgewinn im
vergangenen Jahr durchbrochen. Nacionals
jüngste Meisterschaft datiert von 2012,
Peñarol triumphierte zuletzt 2013. Zum
besten Spieler der Saison wählte die
­Z eitung “El Observador” damals einen
gewissen Marcelo Zalayeta. Å
Leistungsträger
Auch mit 36 Jahren
trifft Marcelo Zalayeta (r.)
noch für Peñarol – wie
zuletzt im Spiel gegen Club
Atlético Rentistas.
T H E F I FA W E E K LY
15
Kroatien: Pr va HNL
Treffer um Treffer
Der von Manchester United an
Dinamo Zagreb ausgeliehene
Ángelo Henríquez (l.) im Torjubel.
Dina mo Zagreb
m it D o u b l e
Perikles Monioudis ist Chef­
redakteur von The FIFA Weekly.
Vor ein paar Tagen hat sich
Dinamo Zagreb mit dem Sieg
im Pokalfinale das Double in
Kroatien gesichert. Der RNK Split, 7. der
laufenden Saison, reagierte zwar vor 11 000
Zuschauern im Maksimir-­Stadion – Dinamos
Heimstätte – auf die spielerische Übermacht
der Zagreber mit klugem Defensivspiel – das
immerhin dazu taugte, auch die Verlängerung
schadlos zu über­stehen. Im Elfmeterschiessen
aber setzte sich der alte und neue kroatische
Meister 4:2 durch.
Coach Zoran Mamic, früher Profi bei Zagreb
und in Deutschland (etwa bei Bayer Lever­
kusen), ist seit 2013 im Amt. Mit dem Meistertitel in dieser Saison konnte er den ersten
Triumph von 2013/14 bestätigen. “Ich bin
überglücklich über den Gewinn des Double”,
sagte er nach dem Pokalgewinn in der Presse.
“Das ist einer meiner süssesten Erfolge in der
Karriere.” Der Mann, der ihn als Coach
installiert hat, ist sein älterer Bruder Zdravko
Mamic, Präsident von Dinamo Zagreb.
In dieser Saison zeigte im Pokalwettbewerb
wie auch in der Liga der Chilene Ángelo
Henríquez seine Torjägerqualitäten. Der von
Manchester United an Dinamo ausgeliehene
Nationalspieler verwandelte seinen Elfmeter
im Pokalfinale und traf in der laufenden
Saison bis jetzt so viele Male, wie er Jahre
zählt: 21. Er steht damit auf der Torjägerliste
ganz oben.
16
T H E F I FA W E E K LY
Auch Andrej Kramaric erzielte für den
­Zweitplatzierten NK Rijeka 21 Treffer, doch
­K ramaric spielt da nicht mehr. Der Goalgetter,
der bei Dinamo Zagreb das Fussballspielen
lernte, erzielte sie allesamt in der Vorrunde.
Im Winter-Transferfenster verpflichtete ihn
der Premier-League-Klub Leicester City, für
den der kroatische Nationalspieler am Tag
darauf zu seinem ersten Einsatz kam
(0:1 gegen Stoke City). Seinen ersten Treffer
für Leicester verbuchte Kramaric im Februar
bei Arsenal (1:2), ein Treffer, der freilich nicht
mehr in der kroatischen Prva HNL zählt, wie
auch sein altes Trefferkonto mit dem Transfer
gestrichen wurde.
Das dürfte Henríquez im Hinblick auf die
Torjägerkrone freuen. Um Kramaric ­a llerdings
auch ideell zu überwinden, bedarf es für
Henríquez eines weiteren Treffers. Da er sein
Trefferkonto am vergangenen Spieltag bei
Istra 1961 (1:1) nicht erhöhen konnte, bleibt
ihm dazu nur noch der letzte Spieltag, das
Heimspiel am 29. Mai gegen: NK Rijeka – den
Klub, der Kramaric in der Winterpause nach
England abgegeben hat.
Meister Dinamo Zagreb hat sich mit dem
Triumph in der Liga für die Qualifikations­
phase der Champions League qualifiziert,
deren Gruppenphase die Zagreber zuletzt
2012/13 erreicht hatten. Rijeka, vor der
Schlussrunde mit 75 Punkten 10 hinter
­Dinamo, wird als einer von drei kroatischen
Klubs die Qualifikation zur Europa League
bestreiten, gemeinsam mit Hajduk Split
(49 Punkte) und entweder Lokomotiva Zagreb
(45), NK Zagreb (43) oder Slaven Belupo (42). Å
Goran Stanzl / PIXSELL
Titel um Titel: Das Double ist für Dinamo
Zagreb alles andere als aussergewöhnlich,
haben die Blauen doch seit der Saison
2005/06 keine Meisterschaft mehr herge­
geben – und auch noch sechsmal den Pokal
gewonnen. Im Februar 2000 hatte der Klub
seinen Namen Croatia Zagreb zurück zu
Dinamo Zagreb gewechselt, da die Fans den
Namen Croatia (seit 1993) nicht so recht
akzeptiert hatten. Nach einer schwierigen
Phase, die in der Saison 2004/05 im PokalAus und in Liga-Rang 7 endete, gelang Zagreb
die Rückkehr an die Spitze im kroatischen
Klubfussball. Von dort ist der Klub seitdem
nicht wegzubewegen.
VR China: Super League
C a n n av a r o s E r fo l g
u n d D e mu t
Sarah Steiner ist Redakteurin bei
lancierte Zhu Baojie den Brasilianer Hyuri,
und dieser lobbte den Ball über den Shanghai-Keeper zum 1:0 ins Tor. Kurz nach der
Pause doppelte das Team aus Guiyang nach.
Hyuris Landsmann Ricardo Santos, der seine
erste Saison in China spielt, traf per Freistoss
zum viel umjubelten 2:0.
The FIFA Weekly.
Nach knapp einer halben
Saison ist in der Chinese
Super League der Kampf um
die Tabellenspitze in vollem Gang. Elf Runden
sind gespielt, und gleich vier Teams weisen an
der Spitze 22 Punkte auf: auf Platz 1 liegt der
Guangzhou Evergrande FC, gefolgt von
Shandong Luneng, Shanghai SIPG und Beijing
Guoan FC. Der amtierende Meister und
AFC-Champions-League-Gewinner von 2013
konnte erst nach dem letzten Spieltag die
Tabellenspitze erklimmen – dazu reichte ihm
ein 2:2 im Derby gegen Guangzhou R&F. Dies,
weil Shanghai SIPG überraschend bei Guizhou
Renhe FC 0:2 unterlag.
imgao
Es war die erste Niederlage der Saison für das
Team aus der ostchinesischen Metropole –
und erst noch gegen den Zweitletzten der
Liga. In einer glanzlosen ersten Halbzeit
SIPG-Coach Sven-Göran Eriksson, der nach
Guangzhou R&F bereits seinen zweiten
chinesischen Klub trainiert, dürfte mit der
Leistung seines Teams gar nicht zufrieden
gewesen sein. Trotzdem fühlt er sich in China
wohl und lobt den heimischen Fussball.
“China hat viel in den Sport investiert. Das
langfristige Ziel ist es, mit dem Nationalteam
an einer WM teilzunehmen, ein solches
Turnier selbst durchzuführen und es sogar
einmal zu gewinnen”, sagt der Schwede.
“Das ist sehr ambitioniert, aber es ist doch
realistisch, China in den nächsten 10 bis 15
Jahren auf dem höchsten Level als
­konkurrenzfähig zu betrachten.”
Amt von Marcello Lippi übernommen, der
dem Klub noch bis Februar als Technischer
­Direktor erhalten geblieben war, bevor er
sein Engagement beendete. Kein leichtes
Erbe. “Herr Lippi ist einer der besten Coaches
der Welt. Man kann mich nicht mit ihm
vergleichen. Ich hoffe nur, dass ich in Zukunft
auch nur zehn Prozent von dem erreiche, was
er erreicht hat”, sagt Cannavaro. Sein Team
musste sich diese Saison erst einmal geschlagen geben (1:2 gegen Henan Jianye).
Auch die beiden anderen Konkurrenten um
den 1. Platz werden nicht von ein­heimischen
Coaches betreut. Beim Zweit­platzierten
Shandong Luneng steht der Brasilianer Alexi
Stival, besser bekannt unter dem Namen
Cuca, an der Seitenlinie. Die Mannschaft von
Beijing Guoan FC wird vom S
­ panier Gregorio
Manzano trainiert: ein ausländisches Kräftemessen im viertgrössten Land der Welt. Å
Eriksson ist nicht der einzige europäische
Trainer in China. Beim direkten Konkurrenten Guangzhou Evergrande FC hält Fabio
Cannavaro die Fäden zusammen. Der
­Weltmeister von 2006 hat letztes Jahr das
Nachfolger von Lippi
Fabio Cannavaro bei einer
Trainingseinheit mit dem
Team des Guangzhou
Evergrande FC.
T H E F I FA W E E K LY
17
Name
Tomás Rincón
Geburtsdatum, Geburtsort
13. Januar 1988, San Cristóbal,
Venezuela
Position
Mittelfeld
2006 UA Maracaibo B
2007–2008 Zamora FC
2008–2009 Deportivo Táchira
2009–2014 Hamburger SV
seit 2014 CFC Genua
Nationalteam Venezuela
54 Einsätze
18
T H E F I FA W E E K LY
Lukas Maeder / 13 Photo
Stationen als Spieler
DAS INTERVIEW
“Mein Ziel ist die WM 2018”
Der venezolanische Fussball ist im Aufwind.
Der 27-jährige Mittelfeldspieler Tomás Rincón über die Entwicklung des Sports
in seinem Heimatland sowie die bevorstehende Copa América.
In Ihrem Heimatland Venezuela ist Baseball
weitaus populärer als Fussball. Wie haben Sie
trotzdem auf den Rasen gefunden?
Tomás Rincón: Wie viele meiner Alters­
genossen kann ich auch Baseball spielen,
doch in meiner Geburtsstadt San Cristóbal
erfreut sich der Fussball grosser Beliebtheit.
Seitdem mich mein Vater im Alter von vier
Jahren in eine Fussballschule brachte, spielt
diese Sportart in meinem Leben eine zentrale
Rolle. Als kleiner Junge hatte ich für den
FC Zamora und Deportivo Táchira gespielt,
ehe ich fünf Spielzeiten in Deutschland beim
­Hamburger SV verbrachte und im vergange­
nen Sommer bei CFC Genua in Italien
­u nterschrieb.
Sie haben schon in den Nachwuchsnationalteams für Venezuela gespielt, vor sieben
Jahren dann gaben Sie Ihr Debüt in der
A-Mannschaft. Welche Erinnerungen haben
Sie an dieses Spiel?
Für mich ist damals ein Kindheitstraum
in Erfüllung gegangen. Meine ganze Familie
war beim 1:0-Sieg gegen Haiti dabei, als sich
der venezolanische Fussball gerade in einer
Phase des Umbruchs befand. Das war ein
unvergesslicher Moment.
Wie wird der Fussball in einem Land wie
Venezuela gelebt?
Während der Fussball in anderen süd­
amerikanischen Ländern der mit Abstand
beliebteste Sport ist, hat er bei uns mit
Baseball eine starke Konkurrenz, was nicht
zuletzt auch an den ausbleibenden guten
Ergebnissen liegt. In den 2000er-Jahren hat
die Nationalmannschaft die ersten Pflicht­
spiele gegen Paraguay und Peru gewonnen
und seither konnten wir uns kontinuierlich
weiterentwickeln. Dies hat auch das
­Erreichen des Viertelfinales an der Copa
América 2007 im eigenen Land gezeigt.
Wann wurde Ihnen bewusst, dass Venezuela
kein blosser Punktelieferant mehr ist?
Diese Wende vollzog sich 2011 – und zwar
in zwei Phasen. Im Juli erreichten wir an der
Copa América in Argentinien den 4. Platz und
im Oktober feierten wir in der WM-Qualifika­
tion einen Sieg über Argentinien und Lionel
Messi. Seither begannen die Venezolaner, sich
mit der Nationalmannschaft zu identifizieren,
und viele Jungs ziehen nun Fussball dem
Baseballsport vor.
Diese Copa América, bei der Sie sogar in die
Elf des Turniers gewählt wurden, werden Sie
wohl nie vergessen ...
Nein, denn das war ein unbeschreibliches
Gefühl. In der Gruppenphase spielten wir
unter anderem 0:0 gegen Brasilien, im
­Viertelfinale besiegten wir Chile 2:1 ... Leider
haben wir im Halbfinale gegen Paraguay
dann nach torlosem Spiel 3:5 im Elfmeter­
schiessen verloren. Doch immerhin konnten
wir einen für Venezuela historischen Erfolg
verbuchen. Und die Erinnerung an die jubeln­
den Menschen bei unserer Rückkehr ist
einfach unbezahlbar. Vom Flughafen in
La Guaira bis nach Caracas gab es regelrechte
Menschenmassen, die uns erwarteten und
mit uns feierten.
Nun steht die nächste Copa América vor der
Tür. Ab dem 11. Juni kämpfen in Chile
16 Teams um die Vorherrschaft in Südamerika.
In der Gruppe mit Brasilien, Kolumbien und
Peru dürfte es für Venezuela schwierig werden,
sich zu behaupten.
Das mag sein, aber man darf nicht verges­
sen, dass bereits der 3. Platz für das Weiter­
kommen reichen kann, und auch vor vier
Jahren wurden wir in eine sehr starke Gruppe
gelost. Diese Mannschaften sind technisch
versierter, doch wir werden versuchen,
dies mit unserer starken Physis und der
Bescheidenheit eines Teams wettzumachen,
das genau weiss, dass es noch härter an sich
arbeiten muss.
Was für eine Mannschaft ist Venezuela?
Wir sind ein starkes Kollektiv, das den
Teamgeist auch ausserhalb des Platzes hoch­
hält. Mittlerweile stehen viele Spieler bei
europäischen Mannschaften unter Vertrag,
und wir verstehen und unterstützen einander.
Wir haben die taktischen Vorstellungen des
neuen Trainers Noel Sanvicente verinnerlicht
und können auch auf meinen Freund Salomón
Rondón zählen, der für Zenit Sankt
­Petersburg auf Torjagd geht.
Wer wird die Copa América 2015 gewinnen?
Wie so oft in der Vergangenheit werden
wohl auch diesmal Argentinien und
Brasilien den Titel unter sich ausmachen,
doch wir hoffen, dass wir wie 2011 für eine
Überraschung sorgen können.
Welche Zukunft prognostizieren Sie der
­Nationalmannschaft?
Das grosse Ziel der venezolanischen
Nationalmannschaft ist die erstmalige
­Qualifikation für eine WM-Endrunde. Mein
persönliches Ziel ist die WM 2018 in Russland
und ich werde alles geben, um dieses Ziel zu
erreichen. Sollte uns dies gelingen, bin ich
davon überzeugt, dass Baseball die längste
Zeit die beliebteste Sportart Venezuelas
gewesen sein wird. Å
Mit Tomás Rincón
sprach Franco Nicolussi
T H E F I FA W E E K LY
19
First Love
Ort: Bali, Indonesien
Datum: 15. November 2010
U hrzeit: 16.47 Uhr
Fotog ra f: Levon Biss
20
T H E F I FA W E E K LY
Photography by Levon Biss with Support from Umbro / RPM
T H E F I FA W E E K LY
21
“HANDSHAKE FOR PE ACE”
“A JOURNEY OF HOPE”
Der 52-minütige Dokumentarfilm “A Journey of Hope” erzählt die Geschichte
des “Handshake for Peace”. Von den Ursprüngen bis zum symbolischen Akt
des Handschlags vor dem Fussballspiel.
D
Grosse Namen für eine grosse Sache
Gerard Piqué (l.) und Neymar setzen sich für
die Kampagne “Handshake for Peace” ein.
http://www.fifa.com/aboutfifa/video/video=2243471/
22
T H E F I FA W E E K LY
Christian Grund / 13 Photo
er preisgekrönte britische Filmemacher und Autor Stewart Binns zeichnet
die Geschichte des “Handshake for Peace” anhand von fünf wegweisenden
­Momenten nach: angefangen bei den
alten ­Griechen, bei denen der Handschlag als Zeichen der Versöhnung galt, über
afrikanische Sklaven in Amerika bis hin zu
der bemerkenswerten Geschichte von Nelson
Mandela. Über die ­
A nfänge des Nobel-­
Friedenszentrums und der FIFA spinnt sich
der rote Faden bis zu jenem Tag im Jahr 2009,
als die erste Nelson-Mandela-Challenge stattfand und der Fotograf Trond Tandberg das
Foto aller Fotos aufnahm: den ersten “Hand­
shake for Peace” zwischen dem Südafrikaner
Aaron Mokoena und dem Norweger Morten
Gamst Pedersen (unser Titelbild). Der
“Handshake for Peace” war geboren und eine
neue Reise begann.
Vor etwas mehr als 100 Jahren, mitten im
ersten Weltkrieg, als der Frieden verloren
schien, trafen sich zwischen Schrecken und
Hoffnungslosigkeit am Weihnachtsabend 1914
deutsche und englische Truppen zu einem
Fussballspiel. Und auch heute soll der Fussball
ebendiese Botschaft vermitteln: Hoffnung.
In zahlreichen Interviews – etwa mit Sepp
Blatter (FIFA-Präsident), Geir Lundestad (Direktor des Nobel-Instituts), B
­ ente Erichsen (Direktorin des Nobel-Friedens­zentrums), Tokyo
Sexwale (südafrikanischer Politiker) und
Mandla Mandela (Enkel Nelson Mandelas) –
­erzählt die Dokumentation die Geschichte des
“Hand­shake for Peace”. Sie wurde allen Lizenznehmern der FIFA-Medienrechte kostenlos zur
Verfügung gestellt, um so die Initiative in aller
Welt bekanntzumachen. Å
tfw
“HANDSHAKE FOR PE ACE”
PRESIDENTIAL NOTE
Geste für Frieden
und Fair Play
Die Spielerinnen und Spieler werden sich auch an
der WM in Kanada beziehungsweise Neuseeland die
Hände zum “Handshake for Peace” reichen.
Friedensparlament
I
“Handshake for Peace” Dieser Handschlag eint alle Spielerinnen und Spieler.
FIFA via Getty Images
D
ie Initiative “Handshake for Peace” der FIFA und des Nobel-­
Friedenszentrums wird auch in diesem Jahr wieder Teil aller
Begegnungen der FIFA-Turniere sein. Wie bereits an der FIFA
Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ wird sie sowohl an
der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™ als auch am
­U20-WM-Turnier in Neuseeland eine zentrale Rolle spielen. Diese
kraftvolle Geste der Freundschaft und des Respekts erreicht über
die grössten Plattformen des Sports ein Millionenpublikum.
Im Rahmen des Spielprotokolls versammeln sich die Spielführer
der beiden Teams und die Schiedsrichter nicht nur vor, sondern
auch nach jeder Partie beim Mittelkreis und reichen sich die Hand.
Zusätzlich wird dieser Akt von nun an durch eine offizielle Fahne
visualisiert. Und: Sowohl die Schiedsrichter als auch die Kapitäne
der Teams tragen das Logo des “Handshake for Peace” als Identifikation auf ihrer Ausrüstung.
Die gemeinsame Kampagne der FIFA und des Nobel-Friedens­
zentrums verbindet die globale Reichweite des Fussballs mit der
einfachen Geste des Handschlags, um auf diese Weise für Frieden
und Fair Play zu werben. Seit seiner offiziellen Premiere bei der FIFA
Klub-Weltmeisterschaft Marokko 2013 ist der Handschlag für den
Frieden fester Bestandteil aller FIFA-Veranstaltungen. Spieler und
Offizielle nehmen diese Gelegenheit gerne wahr, um vor den Augen
der Fans im Stadion und der breiten Öffentlichkeit an den Bildschirmen mit gutem Beispiel voranzugehen.
“‘Handshake for Peace’ bedeutet mehr, als nur über Frieden zu
sprechen”, sagt FIFA-Präsident Blatter. “Es geht darum, Menschen
zusammenzubringen und zu verbinden. Wichtiger Pfeiler der
­FIFA-Mission ist es, mit der Kraft und der Popularität des Fussballs
für alle eine bessere Zukunft zu gestalten.” Å
tfw
n Zürich trifft sich die FIFA am Donnerstag und Freitag zu ihrem
jährlichen Kongress. Seit die sieben Gründungsmitglieder (Belgien,
Dänemark, Frankreich, Holland, Schweden, die Schweiz und
­Spanien, vertreten durch den Madrid FC) 1904 in Paris den Welt­
verband aus der Taufe gehoben hatten, ist es das 65. Treffen unseres
Fussball-Parlaments.
Der diesjährige Anlass steht für mich ganz im Zeichen der
­Friedensbemühungen. Dort, wo der Ball rollt, sind die Menschen
d iskussionsbereit. Das spürte ich vergangene Woche auch bei
­
meinen Gesprächen mit dem israelischen Premierminister Benjamin
Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.
Selbst wenn kurzfristig noch kein Konsens gefunden wurde, ist
der Weg aus der Sackgasse allen klar: Nur wer sich die Hand reicht,
kann in Frieden zusammenleben – ganz im Zeichen unserer völkerverbindenden Kampagne “Handshake for Peace”.
In Zürich werden auf allen Ebenen Vorschläge zur Verbesserung
unseres Sports ausgearbeitet. Neben den 27 Mitgliedern des Exekutivkomitees dürfen wir über 1000 Delegierte aus unseren 209 Mitgliederverbänden sowie den Konföderationen begrüssen. Die
­Demokratie steht dabei über allem: Jeder Nationalverband besitzt
eine Stimme, unabhängig von seiner Grösse oder geografischen Lage,
jeder kann seine Lösungsansätze und Sichtweisen, aber auch seine
Probleme einbringen.
Der regelmässige Diskurs unserer Mitglieder ist der direkte
Draht zur Basis unseres Sports – und liefert so die Substanz für
­u nsere Entwicklungs- und Hilfsprogramme in allen sechs Konföderationen. Allein anlässlich der Medical-Conference tauschen sich in
Zürich über 400 Fachleute aus.
Wir alle haben ein gemeinsames Ziel: die Interessen des Fussballs
auf jeder Stufe zu wahren und gegen negative Einflüsse zu schützen.
Um dies zu erreichen, gilt die gleiche Taktik wie auf dem Fussballplatz: Teamwork, Disziplin, Respekt und Fair Play.
Die globalen Probleme im Fussball wie in sozialen Fragen können
wir nur gemeinsam lösen: für ein besseres Spiel, für eine friedlichere
Welt. Together!
Ihr Sepp Blatter
T H E F I FA W E E K LY
23
ELFENBEINKÜSTE
Der WM-Neuling versprüht Elan
Clementine Touré führte
das Frauen-Nationalteam der
­Elfenbeinküste zum ersten Mal
an eine WM. In einer starken
Gruppe will die Trainerin ein
gutes Bild vom ivorischen
Fussball abgeben.
Frau an der
Seitenlinie
Clementine Touré ist
der einzige weibliche
Coach der drei afrikanischen Teams an der
Frauen-WM.
24
T H E F I FA W E E K LY
ELFENBEINKÜSTE
Teamgeist
Die Elfenbeinküste
überzeugt durch ein
starkes Kollektiv.
S
Issouf Sanogo / AFP
chon 2011 hätte Clementine Touré in Deutschland WM-Luft
schnuppern sollen. Damals war sie Mitglied des Trainerstabs von
Äquatorial-Guinea. Doch es sollte nicht sein. Die Fussballoberen
ihres Heimatlands Elfenbeinküste baten sie nämlich, die Frauen-Nationalmannschaft zu übernehmen. Es war ein Angebot, das
die Trainerin nicht ablehnen konnte. “Wenn dein Land dich um
so einen Dienst bittet, kannst du nicht ablehnen”, erklärt sie den Schritt.
“Ich bin 2006 nach Äquatorial-Guinea ­gegangen, um das Team von
Aguilas Verdes zu trainieren. Ein Jahr später wurde ich gefragt, ob ich
Trainerin der Nationalmannschaft werden wolle. Ich habe zugesagt, und
2008 sind wir Afrika-Meister der Frauen geworden.” Zwei weitere Jahre
später konnte sie mit ihrem Team den Titel nicht erfolgreich verteidigen.
Die Mannschaft verlor das Endspiel gegen Nigeria 2:4, qualifizierte sich
aber für die Weltmeisterschaft. “Ich hätte also die Möglichkeit gehabt,
zur WM nach Deutschland zu fahren, aber ich habe sie nicht ergriffen.”
Zu diesem Zeitpunkt hatte Touré freilich keine Ahnung, dass ihr
abermals Veränderungen ins Haus stehen würden – noch dazu zu Lasten
ihrer alten Mannschaft. Selbst, als die ivorischen Fussballfrauen
­Äquatorial-Guinea in der Qualifikation für die Afrika-Meisterschaft
2014 ausgeschaltet hatten, reisten sie noch nicht als Favoritinnen zur
Endrunde nach Namibia. Und sogar als sie dort das Halbfinale gegen
Kamerun erreichten (und verloren), hielten viele die WM-Qualifikation
für eine Nummer zu gross.
Schwierige Aufgabe für den Neuling
Aber da in Kanada 2015 erstmals drei afrikanische Vertreter an den
Start gehen dürfen, bekamen Touré und ihre Mannschaft in den Playoffs
gegen das starke Südafrika noch eine letzte Chance. Südafrika hatte
denn auch mehr vom Spiel, nutzte aber seine Torchancen nicht. So kam
FRAUEN-NATIONALTEAM
ELFENBEINKÜSTE
WM-Teilnahmen: 2015
Afrika-Meisterschaft: 2012, 2014
FIFA-Ranking: 67. Rang
Nationaltrainerin: Clementine Touré
WM-KADER
Tor: Lydie Saki, Dominique Thiamale, Cynthia
Djohoré
Verteidigung: Fatou Coulibaly, Djelika
Coulibaly, Nina Kpaho, Miriam Diakite,
Fernande Tchétché, Sophie Aguié, Raymonde
Kacou
Mittelfeld: Rita Akaffou, Ida Guehai, Christine
Lohouès, Binta Diaktié, Jessica Aby, Aminata
Haidara
Sturm: Nadège Essoh, Ones Nrehy, Sandrine
Niamien, Ange N’Guessan, Rébecca Elloh, Josée
Nahi, Nadège Cissé
T H E F I FA W E E K LY
25
Jeder Traum braucht einen Kick-off.
Beflügeln Sie ihre Leidenschaft. Nutzen Sie jetzt Ihre Visa Card, um
Tickets für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu kaufen!
ELFENBEINKÜSTE
es, wie es kommen musste: Die Westafrikanerinnen erzielten spät das
entscheidende Tor durch Ida Guehai.
“Es ist eine grosse Ehre, die Mannschaft bei ihrer ersten WM-Teilnahme zu betreuen. Der Verband hat mehrere Jahre lang erhebliche Mittel zur
Verfügung gestellt, um den Frauenfussball weiterzuentwickeln und eine
gute Vorbereitung zu gewährleisten. Dies ist der Lohn dafür”, sagt Touré.
Der WM-Neuling hat eine schwierige Vorrundengruppe erwischt.
Es warten der zweimalige Weltmeister Deutschland, die ebenfalls erfolgsverwöhnten Norwegerinnen sowie Thailand als weiterer Turnierneuling. Touré ist sich bewusst, dass es nicht einfach werden wird, die
Gruppe B zu überstehen.
“Wir fahren nicht als
Punkte­lieferant nach Kanada.”
Clementine Touré
“Deutschland und Norwegen zählen zur Weltspitze, da kann niemand sagen, wir hatten Losglück. Auch Thailand wird ein komplizierter
Gegner. Es wird also eine schwierige Vorrunde, aber wir fahren nicht als
Punktelieferant nach Kanada. Wir wollen so viel erreichen wie möglich
und ein gutes Bild von uns und dem Fussball in unserem Land abgeben.”
Familientradition
Touré und ihr technischer Stab haben im Rahmen der Vorbereitung frühere Spiele der ivorischen WM-Gegner analysiert. “Wir wissen nicht viel
über Thailand, und ich hatte Mühe, überhaupt Aufzeichnungen von Spielen mit thailändischer Beteiligung zu finden. Aber wir wissen natürlich,
dass Norwegen und Deutschland bevorzugt schnell spielen. Beide Mannschaften sind individuell sehr gut besetzt, und gerade Deutschland
schiesst oft viele Tore.”
Zur Taktik schweigt sich Touré in dieser Phase aus. “Ich lasse mir nicht
in die Karten blicken. Wir haben einige gute Spielerinnen, die teils auch
im Ausland und speziell in Europa spielen. Den Kern der Mannschaft werden Spielerinnen bilden, die in Namibia bei der Afrika-­Meisterschaft dabei
waren, aber es werden auch neue Gesichter dabei sein. Das Wichtigste für
uns ist ohnehin, nicht so sehr auf die einzelnen Spielerinnen zu schauen
sondern auf die Mannschaft als Kollektiv. Mannschaftliche Geschlossenheit ist meiner Meinung nach eine unserer Stärken.” Als Aktive hat
­Clementine Touré 22-mal das Trikot der ivorischen Nationalmannschaft
getragen, ehe sie offiziell Trainerin wurde. Dabei investierte sie viel Zeit
in ihre Weiterbildung. So ist sie nicht nur diplomierte Sportlehrerin,
sondern seit 2009 auch FIFA-Instruktorin. Als Spielerin war Touré für
diverse Vereine in Abidjan und Umgebung sowie in Ghana aktiv.
Drei Titel stehen für sie zu Buche. Ihre erste Trainerstation war
JCA Treichville, wo sie zuvor auch gespielt hatte. Nach einigen Erfolgen
mit dem Klub aus Abidjan zog sie weiter nach Ghana.
WMVorbereitung
Stürmerin Rébecca
Elloh beim Testspiel
gegen Kamerun
am 10. Mai (2:3).
“Ich komme aus einer Trainerfamilie, insofern war mein Weg vorgezeichnet”, sagt Touré. “Schon als Spielerin war ich quasi Trainerin. Ich
habe meinen Mitspielerinnen immer gesagt, wie sie zu stehen und wo sie
hinzulaufen haben. Der Schritt zur Vollzeittrainerin war da nur logisch.”
In Kanada gilt es nun, die Erwartungen umzusetzen. Die Vorfreude
ist auf alle Fälle riesig. Sowohl beim Team als auch bei der Trainerin, die
erzählt: “Auf diesen Moment haben wir sehr lange gewartet. Was die
Mädels erreicht haben, ist fantastisch. Eine historische Leistung: Die
Elfenbeinküste ist erstmals bei der WM-Endrunde vertreten! Unser
Dank gilt dem Verband, der an uns und an die Mannschaft geglaubt hat,
aber auch allen Ivorern, die für uns gebetet haben. Å
African Football Media
Issouf Sanogo / AFP
Das Team ist der Star
I m G e g e n s a t z z u d e n b eid e n a n d e r e n W M - Teiln e h m e r n a u s
A f r ik a , K a m er un un d Nig er i a , s t e c h en b ei d er E l f en b ein k ü s t e nic h t ein z e l n e S pie l e r in n e n a u s d e m Te a m h e r v o r. D a s
Te a m g l ä n z t a l s K o ll e k t i v. D a s z eig t e s ic h nic h t z u l e t z t im
S piel um d en 3 . P l a t z b ei d er A f r ik a - M ei s t er s c h a f t , a l s S ü d a f r ik a A n g r i f f u m A n g r i f f in s z e nie r t e, d ie E l f e n b ein k ü s t e
a b e r g e s c h l o s s e n d a g e g e n h ie l t , b i s s ie f ü n f M in u t e n v o r
S c h l u s s d e n e n t s c h eid e n d e n S t ic h s e t z e n k o n n t e .
D ie S p ie l e r in n e n im K a d e r v o n C l e m e n t in e To u r é s p ie l e n
mehrheitlich in der Heimat . Einzig Cécile E smei Amari
( W A C C a s a b l a n c a ) u n d M a r i e C l a i r e Y a s s i (C h a b a b A t l a s
5 Khénifra) sind in Marokko aktiv; E stelle Marie -Josée
N a h i (S w e s d a 2 0 0 5 P e r m) u n d T i a V in o I n e s N ’ R e h y ( Z F K
S p a r t a k S u b o t ic a ) s t e h e n in E u r o p a u n t e r V e r t r a g . B eid e
w a r e n i n d i e s e r ­S a i s o n i n d e r U E F A - C h a m p i o n s - L e a g u e
im E in s a t z u n d w u s s t e n s ic h d a b ei d u r c h a u s in S z e n e z u
s e t z e n . S o s c h o s s N a hi f ü r i h r e n r u s s i s c h e n K l u b S w e s d a
2 0 0 5 P r e m v i e r To r e a u f d e m W e g i n d i e z w e i t e R u n d e
(b eim 5 : 2 g e g e n S t j a r n a n). N ’ R e h y g e l a n g f ü r d e n s e r bi s c h e n V e r t r e t e r S p a r t a k S u b o t ic a s o g a r e in l u p e n r e in e r
H a t t r i c k i n n e r h a l b v o n z e h n M­ i n u t e n , E n d s t a n d b e i m
K a n t e r s ie g g e g e n C S G o l i a d o r ­C hi s in a u in M o l a w ie n : 19 : 0!
tfw
T H E F I FA W E E K LY
27
sharecocacola.com
#shareacocacola
Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company.
Share a
with
FREE KICK
SPOTLIGHT ON
ALLGEMEINE
INFORMATIONEN
Land:
Kuba
FIFA-Kürzel:
CUB
Kontinent:
Nordamerika
Hauptstadt:
Havanna
GEOGR APHISCHE
INFORMATIONEN
Vorreiter der Vielfalt
Perikles Monioudis
Mario Wagner/2Agenten
D
ie “wichtigste Nebensache der Welt”, wie
der Fussball manchmal apostrophiert
wird, ist heute mitnichten eine Neben­
sache. Vor allem dann nicht, wenn es etwa
um die Kraft des Fussballs geht, Menschen
aus Krisengebieten zu einem gemeinsamen
Spiel zusammenzuführen.
Besiegelt wird die Bereitschaft zu Fair­
ness und Respekt mit dem “Handshake for
Peace”. Er verpflichtet all jene, die sich zu
einem ­Fussballspiel treffen, auf die universel­
len menschlichen Werte. Der “Handshake for
Peace” – eine gemeinsame Initiative des
­
Nobel-­
Friedenszentrums in Oslo und der
FIFA – strahlt damit über den Platz hinaus
auf die Ränge und über das Stadion hinaus in
die Welt.
Bleiben wir bei den Rängen. Im Juni
veröffentlicht die FIFA ihren “Good Practice
Guide” zu Vielfalt und Antidiskriminierung.
Damit werden den 209 Mitgliedsverbänden
ein generelles Konzept und gleichzeitig ein
Instrument für die Praxis geboten. Speziell
ausgebildete Personen berichten im Rahmen
des neuen Beobachtungssystems von Hoch­
risikospielen über diskriminierende Hand­
lungen.
Der “Good Practice Guide” geht auf eine
Empfehlung der FIFA-Arbeitsgruppe gegen
Rassismus und Diskriminierung unter dem
Vorsitz von FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb
zurück. Die Arbeitsgruppe wurde auf der
Grundlage einer am 63. FIFA-Kongress 2013
verabschiedeten Resolution konzipiert. Ihre
allererste Resolution gegen Diskriminierung
hat die FIFA 53 Jahre zuvor verabschiedet, im
Jahr 1960, unter dem Eindruck der Vorge­
hensweise des damaligen Apartheidsregimes
in Südafrika.
Die Bekämpfung von Rassismus und
Diskriminierung braucht Zeit. Sie können
nicht handstreichartig abgeschafft werden,
ihnen muss mittels eines diffizilen Mixes aus
Sanktionen und Aufklärung der Garaus ge­
macht werden. Das Konzept der FIFA sieht
fünf Säulen vor: rechtliche Richtlinien, Kon­
trolle und Sanktionen, Kommunikation und
Aufklärung, Ausbildung und Beratung,
gesellschaftsweite Netzwerke und Kooperati­
onen. Einfache Rezepte haben in diesen
Dingen keine Wirkung.
Seine Wirkung nun wird der “Good
Practice Guide” nicht verfehlen. Und die
“wichtigste Nebensache der Welt” über­
nimmt damit – einmal mehr – eine gesell­
schaftliche Vorreiterrolle. Å
Landesfläche:
109 884 km²
Höchster Punkt:
Pico Turquino 1974 m ü. M.
Nachbarmeere und -ozeane:
Atlantischer Ozean,
Karibisches Meer
FUSSBALL MÄNNER
FIFA-Ranking:
109. Rang
Weltmeisterschaften:
1 Teilnahme
1938
Bestes Ergebnis:
Viertelfinale
FUSSBALL FR AUEN
FIFA-Ranking:
96. Rang
Weltmeisterschaften:
Bisher keine Teilnahmen
LET Z TE RESULTATE
Männer:
Jamaika - Kuba 3:0
30. März 2015
Frauen:
Haiti - Kuba 1:0
3. Juni 2014
FIFA-INVES TITIONEN
Seit 2001:
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
USD 1 600 000
T H E F I FA W E E K LY
29
C O U N T D OW N K A N A D A 2015: N O C H 10 TAG E
“Der Fussball
steckt voller
Überraschungen”
Das brasilianische Nationalteam
gehört an der WM in Kanada mit zu
den Titelanwärtern. Coach Vadão
sieht das Turnier aber vor allem
als optimale Vorbereitung auf
die Olympischen Spiele 2016.
Intensive Vorbereitung
Die doppelte Herausforderung von Weltmeisterschaft und Olympischen Spielen sowie die
30
T H E F I FA W E E K LY
bevorstehenden Panamerikanischen Spiele
haben den Brasilianischen Verband dazu
­bewogen, besondere Massnahmen zu ergreifen, um eine Mannschaft zu formen, die diesen
grossen Herausforderungen gewachsen ist.
“Die brasilianischen Ligen sind nicht wettbewerbsfähig, sodass wir uns gesagt haben, dass
wir in Bezug auf Physis, Taktik und Intensität
nur das optimale Niveau erreichen können,
wenn wir dauerhaft zusammenarbeiten”, so
der Trainer.
Aufgrund dieser Überlegungen betreut
Vadão seit Anfang des Jahres eine “permanente Nationalmannschaft”, die im Spa Sport
­Resort in Itu ihr Trainingslager bezogen hat
und lediglich auf die Spielerinnen verzichten
muss, die bei ausländischen Klubs unter Vertrag stehen, wie Marta oder Bias. “Die Situation
ist etwas ermüdend und anstrengend. Dank der
richtigen Planung wissen wir aber ganz gut
­d amit umzugehen. Die meisten Spielerinnen
kommen aus dem Bundesstaat São Paulo, wo
wir unser Camp bezogen haben, sodass sie in
den trainingsfreien Zeiten zu ihren Familien
zurückkehren können”, sagt Vadão.
Das Fehlen einer festen und wettbewerbsfähigen Struktur im brasilianischen Frauenfussball ist eines der drei grossen Probleme,
mit denen sich der ehemalige Trainer von
C orinthians, São Paulo, Bahia, Atlético
­
­Paranaense, Ponte Preta und Guarani in seiner
neuen Funktion konfrontiert sieht. “Ein weiteres grosses Problem war der Zeitmangel, da wir
bereits nach der zweiten Begegnung unter
­meiner L
­ eitung zur Südamerikameisterschaft
gereist sind, um uns das Ticket für die WM und
die Panamerikanischen Spiele zu sichern.
Es ist aber alles gut gelaufen und wir holten
Rafael Ribeiro / CBF
“A
lle brasilianischen Coaches träumen
davon, eines Tages unsere Nationalmannschaft zu betreuen. Und ich
­w urde auserwählt!” Es war das entscheidende Argument, das Oswaldo
Fumeiro Alvarez dazu bewog, das
Traineramt zu übernehmen. Die Tatsache, dass
es sich dabei um die Frauen-Nationalmannschaft handelte, machte das Vorhaben nicht
weniger attraktiv, sondern im Grunde umso
spannender. “In einer Phase meiner Karriere,
in der ich bereits sehr viel Erfahrung gesammelt hatte, stellte mich diese Aufgabe vor eine
neue Herausforderung. Ich musste einiges
­dazulernen, verstehen und noch härter arbeiten. Es ist sowohl auf persönlicher als auch
beruflicher Ebene eine grossartige Gelegenheit”, erzählt der 58-Jährige.
Alvarez, dessen Laufbahn im Männerfussball 20 Jahre zurückreicht, hat inzwischen sein
erstes Trainerjahr beim Frauen-Nationalteam
hinter sich. “Die Bilanz ist durchwegs positiv. Die
Mannschaft hat sich toll weiterentwickelt, und
wir hoffen, bestens vorbereitet zur WM zu fahren”, so der Coach mit dem Spitznamen Vadão.
Das Hauptaugenmerk Brasiliens liegt aber nicht
auf der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada
2015™. “Unser grösstes Ziel sind die Olympischen
Spiele 2016. In Brasilien ist die Erwartung in
­Bezug auf Olympia, deren Gastgeber wir sind, bei
allen Athleten extrem hoch”, bestätigt Vadão.
Üben für
die WM
In Kanada will das
brasilianische Team nicht
seinen Coach Vadão,
sondern den Pokal in die
Luft stemmen.
NOCH 10 TAGE
­ rdnet sich immer der Mannschaft unter. Sie
o
ist nicht nur eine ausserordentlich gute
­Spielerin, sondern auch charakterlich absolut
vorbildlich”, lobt ihr Trainer.
Neben Marta und anderen erfahrenen
­Spielerinnen wie Cristiane oder Formiga, ver­
fügt das Nationalteam auch über talentierte
Nachwuchskräfte, wie Andresinha, die dazu
beitragen sollen, das Gefüge ausgeglichener zu
gestalten und zu stärken, um endlich den
WM-Titel zu gewinnen.
schliesslich den Titel. Eine andere Heraus­
forderung bestand darin, sich eingehender mit
den gros­
sen Teams des Frauenfussballs zu
­beschäftigen. Die Teilnahme am Algarve-Cup,
wo wir sie aus nächster Nähe gesehen haben,
war da eine grosse Hilfe.”
Während dieses Lernprozesses über den
weiblichen Part eines Sports, den er so gut
kennt, fiel dem Trainer vor allem eines auf:
“Was mich am meisten beeindruckt hat, ist
die grosse taktische Disziplin der Teams. Die
Frauen sind in dieser Hinsicht sehr stark.”
Marta als Dreh- und Angelpunkt
Und welche Taktik gibt er für sein Team aus?
“Die brasilianische Spielweise zeichnet sich
durch das Passspiel aus. Wir ­haben zwei klar
definierte Systeme: ein 4-4-2 mit zwei Vierer­
reihen und ein 4-3-3 mit drei Angreiferinnen.
Bei der WM bekommen wir es mit sehr unter­
schiedlichen Spielweisen zu tun. Aus den letz­
ten Testspielen haben wir gelernt, dass wir
variabel auftreten, Alternativen s­uchen, die
ganze Breite des Feldes ausnutzen oder lange
Bälle spielen müssen, wenn es der Gegner erfor­
dert”, so der Trainer.
Abgesehen von den taktischen Ausrich­
tungen und theoretischen Vorgaben verfügt
die brasilianische Auswahl, die noch nie
ein WM-Turnier verpasst hat und 2007
­Vizeweltmeister wurde, über eine Spielerin,
die stets den Ausschlag geben kann: Marta.
“Sie steht wie keine andere für den Frauen­
fussball – und das weltweit! Sie ist konstant,
stellt sich immer in den Dienst der Mann­
schaft und ist körperlich in hervorragender
Verfassung. Sie nutzt weder Namen noch
B ekanntheitsgrad zu ihren Gunsten und
­
Grösste Hürde Spanien
“Ich glaube, dass die Favoriten auf den WM-­
Titel ganz oben in der FIFA-Weltrangliste zu
finden sind. Und natürlich zählt auch Brasilien
dazu. Daran arbeiten wir, und wir sind sehr
­zuversichtlich, gut vorbereitet anzureisen. Bei
einer WM ist die Vorbereitung alleine aber
nicht ausreichend. Man muss auch Glück
­haben, was den Spielplan angeht, da man oft
genug frühzeitig gegen einen der ganz grossen
Konkurrenten ausscheidet.”
Vor diesen entscheidenden K.-o.-Begegnun­
gen muss sich Brasilien erst in Gruppe E gegen
Spanien, die Republik Korea und Costa Rica
­behaupten. “Ich glaube, dass das spanische Team
in der Gruppe unser grösster Rivale sein dürfte,
da es einen temporeichen und druckvollen
­Fussball spielt. Aber der Fussball steckt voller
Überraschungen …”, sagt Vadão.
Und um böse Überraschungen zu vermei­
den, zieht sich der Coach mit seinen Spielerin­
nen zurück und nutzt die letzten Tage, um sich
intensiv auf jenes Turnier vorzubereiten, das
Aufschluss geben wird über die Chancen der
Teams bei den Olympischen Spielen. Und da es
sich dabei um nichts Geringeres als eine
­Weltmeisterschaft handelt, könnte die Heraus­
forderung kaum grösser sein. Å
Tamara Castro
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
London, England
1967
imago
Sowjetische Spieler bürsten ihre Fussballschuhe nach dem Abschlusstraining ab.
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Manchester, England
2014
imago
Die Auszubildenden in der Fussball-Akademie von Manchester City spritzen ihr Schuhwerk ab.
T H E F I FA W E E K LY
33
FIFA PARTNER
BEST OF NETZER
“Afrika bringt grossartige Spieler hervor”
Seit der ersten Ausgabe des The FIFA Weekly schreibt Günter Netzer
an dieser Stelle über die aktuellen Themen des Weltfussballs.
Eine Auswahl von denkwürdigen Zitaten aus seinen Kolumnen.
“V on se in em St
at u s
al s ei n st ig er A u
sn ah m e sp ie le r pr of it ie
rt ei n Tr ai ne r
ni ch t la ng e. So
et w as ka nn an fa ng s zu m Er fo
lg be it ra ge n. A be
r
be im er st en A br
u ts ch en in de r
Ta be lle is t di es
er
K re di t ve rs pi el t.
”
der
t im m e r w ie
“A fr ik a b ri n g
o r, d ie
S p ie le r h e rv
g ro s s a rt ig e
n ik d ie
ti k u n d Te c h n
le
th
A
r
re
ih
de
m it
d e r W e lt u n d
b e s te n L ig e n ll b e re ic h e rn .”
e re
F u s s b a ll g e n
V e rä n d e “W e s e n tl ic h e ll s o ll te n
ssba
ru n g e n im F u . S o w ie d a s
s e in
g u t ü b e rl e g t p a s s v e rb o t im
Rück
e in g e fü h rt e
ng
ie s e A n p a s s u
D
.
2
9
9
1
r
h
Ja
w a r g e n ia l.”
ier länd al
d
e
i
n
“Das aalvoet b
ot
s
s c he T F u s s b all bi
n
h a t d e g e p r ä g t .”
heute
“ Tr a d i t i
o
a ber A u n in E hr en –
slän
g e n t e s d e r- K o n t in in
F u s s b a ll d a u c h i m
nic h
z eit gem t mehr
ä s s .”
Star der Siebziger
Der Deutsche Günter Netzer
im Trikot von Borussia
Mönchengladbach.
imago
“American Football und Baseball
sind attraktiv, aber auf die USA zugeschnitten. Wie ein Sport ausgeführt wird,
ist auch immer eine Angelegenheit der
Mentalität. Die Europäer schätzen die
Einfachheit des Spiels: 22 Spieler, 2 Tore,
1 Ball und 90 Minuten, in denen der Ball
so oft wie möglich ins Netz muss.”
“Der Fussballfan braucht
Helden. Er muss sich
identifizieren können.
Mein Held heisst Lionel Messi.
Er ist der beste Fussballer
unserer Zeit und ein
sehr charmanter Mann.”
i“E in es ha be n di e Pr äs
rid
de nt en vo n Re al M ad
te im m er
üb er al l di e Ja hr ze hn
r
w ie de r ge sc ha ff t: ih
ik um
an sp ru ch sv ol le s Pu bl
zu un te rh al te n.”
T H E F I FA W E E K LY
35
Jeder Moment zählt
Rückfahrkamera - Display System Gekühltes Handschuhfach
Flaschenhalter hintere Tür
Der Neue
Dieses Modell ist eventuell nicht verfügbar in Ihrem Land.
TURNING POINT
“Jetzt liegt die
Wahrheit auf
dem Platz”
Für Bibiana Steinhaus ist das
nächste Spiel immer das wichtigste. Mit dieser Einstellung ist
die Schiedsrichterin auf dem
Weg zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Kanada 2015™.
Sophie Stieger / 13 Photo
F
ussball war schon immer Teil meines
­Lebens. Ich habe selber gespielt – zugegebenermassen nicht sehr erfolgreich –,
mein Vater war Schiedsrichter. Der Sport
war immer da. Und für mich war klar,
dass ich beim Fussball bleiben will. Ich
musste also eine Aufgabe finden. Ich wurde
ebenfalls Schiedsrichterin. Irgendwie war es
die logische Konsequenz.
Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mit
mir im Reinen bin. Ich kann meine Entscheidungen nicht daran messen, was andere davon
halten. Das heisst, ich musste für mich einen
Gradmesser finden. Es gilt, ein guter Seismograf zu sein. Fehler wird es immer geben. Mir
persönlich setzen sie zu, sie tun weh und bewegen mich sehr, sehr lange. Aber aus Fehlern
lernt man und wird besser.
Vor Kurzem stand der Fitnesstest für uns
WM-Schiedsrichterinnen auf dem Programm.
Ich reiste voller Vorfreude nach Zürich. Endlich würde ich die grosse Schiedsrichterfamilie w
­ iedersehen. Wir stehen vor einer solch
wichtigen Zeit, vor diesem grossen Turnier,
der Weltmeisterschaft in Kanada. Es sind
zum ­ersten Mal 24 Mannschaften dabei, das
Medieninte­resse ist riesig. Wir sind so gut
­vorbereitet wie noch nie. Und das auf allen
­Ebenen: technisch, physisch, psychisch, mental und medizinisch. Wir h
­ aben uns dieses
Turnier als Gemeinschaft hart erarbeitet.
Dieser ­
­
Moment bewegt mich so sehr. Ich
­überlege mir immer wieder, wie es sein wird.
Wir haben ­gemeinsam gelernt und trainiert,
jetzt liegt die Wahrheit auf dem Platz.
Ich liebe, was ich tue. Und ich liebe diese
Schiedsrichterfamilie. Wir gehen diesen Weg
gemeinsam, wir freuen uns und leiden gemeinsam. Ich wünsche mir für jede einzelne meiner
Kolleginnen, dass sie tolle Spiele macht, und sie
wünschen mir dasselbe. Ich habe meine b
­ este
Leistung angeboten. Dass sie mich befähigt,
nach Kanada zu fahren, macht mich stolz und
ist ein weiterer Wendepunkt in meiner Karriere.
Ich erinnere mich gut an das Turnier 2011 in
Deutschland. Ich durfte das Finale leiten – sehr
unerwartet. Denn alle haben damit gerechnet,
dass die deutschen Frauen es ins Endspiel schaffen. Und dann wäre ich als Schiedsrichterin
­natürlich nicht infrage gekommen. Es war eine
unglaubliche Erfahrung. Doch war es mein
schönstes Spiel? Das ist schwierig zu sagen. Jede
Begegnung hat etwas Besonderes.
Das wichtigste Spiel ist immer das nächste.
Und jede Partie hat den bestmöglichen Schiedsrichter verdient. Mit diesen Gedanken geht es
jetzt nach Kanada. Å
Aufgezeichnet von Sarah Steiner
Name
Bibiana Steinhaus
Geburtsdatum, Geburtsort
24. März 1979, Bad Lauterberg im Harz,
Deutschland
Beruf
Polizistin
Geleitete Endspiele
DFB-Pokal der Frauen 2003
Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011
Olympisches Fussballturnier der Frauen 2012
Auszeichnungen
DFB-Schiedsrichterin des Jahres 2007, 2008,
2009, 2010, 2011; IFFHS-Welt-Schiedsrichterin
des Jahres 2013 und 2014
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem
wegweisenden Moment in ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Deutschland (unverändert)
keine
keine
3
kein Team mit mehr als einem Spiel
Russland (+ 47 Punkte)
Suriname (+ 14 Ränge)
Montenegro (– 34 Punkte)
Mauretanien (– 9 Ränge)
Spitzenreiter
Aufsteiger in die Top 10
Absteiger aus den Top 10
Spiele insgesamt
Teams mit den meisten Spielen
Grösster Aufsteiger nach Punkten
Grösster Aufsteiger nach Rängen
Grösster Verlierer nach Punkten
Grösster Verlierer nach Rängen
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
Letzte Aktualisierung:
7. Mai 2015
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
1 Deutschland
0 1687
55 Gabun
0
583
109 Kuba
0
298
163 Guyana
-8
128
2 Argentinien
0 1494
56 Mali
0
578
110 St. Vincent und die Grenadinen
6
291
163 Bhutan
0
128
3 Belgien
0 1457
57 Albanien
0
575
111 Sudan
-1
288
165 Dominica
12
121
4 Kolumbien
0 1412
57 Republik Korea
0
575
112 Libyen
-1
281
166 Malaysia
-2
120
5 Brasilien
0 1372
59 Südafrika
1
553
112 St. Kitts und Nevis
-1
281
167 Puerto Rico
-1
119
6 Niederlande
0 1301
60 Sambia
-1
552
114 Namibia
-1
279
168 Jemen
2
117
7 Portugal
0 1221
61 Äquatorial-Guinea
0
549
115 Kanada
-1
277
169 Hongkong
-2
116
8 Uruguay
0 1176
62 Republik Irland
0
546
116 Aserbaidschan
-1
264
169 Bangladesch
-2
116
9 Schweiz
0 1135
63 Peru
1
532
117 Kenia
0
258
171 Grenada
-6
113
10 Spanien
0 1132
64 Australien
-1
531
118 Dominikanische Republik
0
257
172 Montserrat
-1
107
11 Frankreich
0 1127
65 Trinidad und Tobago
0
519
119 Niger
0
252
173 Pakistan
-1
106
12 Rumänien
0 1086
66 Burkina Faso
0
517
120 Moldawien
1
245
174 Amerikanische Jungferninseln
-1
104
13 Italien
0 1085
67 Bulgarien
0
505
121 Lesotho
1
242
175 Neukaledonien
-1
101
14 England
0 1030
68 Vereinigte Arabische Emirate
0
501
122 Burundi
1
237
176 Guam
-1
97
15 Costa Rica
0 1016
69 Venezuela
0
495
123 Simbabwe
0
235
176 Swasiland
-1
97
16 Chile
0 1002
70 Norwegen
0
491
124 Vietnam
1
229
178 Laos
0
88
17 Kroatien
0
977
71 Uganda
1
485
125 Syrien
1
225
179 Kambodscha
0
86
18 Tschechische Republik
1
923
72 Usbekistan
1
476
126 Kuwait
1
224
179 Chinese Taipei
0
86
70
19 Slowakei
1
920
73 Ruanda
1
474
127 Liechtenstein
1
219
181 Nepal
0
20 Algerien
1
917
74 Jamaika
1
466
128 Bermuda
1
217
182 Brunei Darussalam
1
69
21 Wales
1
916
75 Montenegro
-5
457
129 Mauretanien
-9
216
183 Turks- und Caicos-Inseln
1
66
22 Mexiko
-4
908
76 Honduras
0
453
130 Barbados
0
215
183 Macau
1
66
23 Elfenbeinküste
0
907
77 Armenien
0
449
131 St. Lucia
5
214
185 Tahiti
1
65
24 Griechenland
0
900
78 Finnland
0
446
132 Guinea-Bissau
-1
212
185 Mauritius
-4
65
25 Österreich
0
891
79 Haiti
0
442
132 Liberia
-1
212
185 Komoren
1
65
26 Ghana
0
833
80 Togo
0
435
134 Kasachstan
-1
210
188 Sri Lanka
-2
64
60
27 Russland
5
828
81 Paraguay
0
415
135 Afghanistan
0
208
189 Seychellen
0
28 USA
-1
825
82 VR China
0
408
136 Aruba
-2
204
190 São Tomé und Príncipe
0
58
29 Dänemark
-1
808
83 Belarus
0
397
137 Philippinen
2
200
191 Cayman-Inseln
0
48
30 Schottland
-1
796
84 El Salvador
0
388
137 Luxemburg
0
200
192 Salomon-Inseln
0
46
31 Tunesien
-1
793
85 Lettland
0
387
139 Georgien
-1
197
193 Südsudan
0
43
32 Bosnien und Herzegowina
-1
783
86 Mosambik
0
383
140 Malediven
1
191
194 San Marino
0
40
33 Ukraine
0
772
86 Irak
0
383
141 Palästina
-1
190
195 Vanuatu
0
34
34 Ecuador
0
762
88 Sierra Leone
0
382
142 Thailand
0
183
196 Fidschi
0
30
35 Polen
0
753
89 Angola
0
381
143 Tadschikistan
0
173
196 Samoa
0
30
36 Senegal
0
752
90 Marokko
1
371
144 Zentralafrikanische Republik
0
163
198 Bahamas
0
26
37 Kap Verde
0
737
90 Guatemala
0
371
144 Libanon
0
163
198 Britische Jungferninseln
0
26
38 Island
0
728
92 Bolivien
0
360
144 Neuseeland
0
163
200 Mongolei
0
19
39 Schweden
0
704
93 Estland
0
358
147 Indien
0
161
201 Tonga
0
17
40 Iran
0
689
94 Benin
0
357
148 Curaçao
0
159
202 Papua-Neuguinea
0
13
41 Guinea
0
678
95 Saudiarabien
0
349
149 Malta
0
158
203 Amerikanisch-Samoa
0
12
8
42 Nordirland
0
672
96 Zypern
0
342
150 Madagaskar
0
156
204 Andorra
0
43 Ungarn
0
665
97 Oman
0
341
151 Osttimor
1
151
204 Eritrea
0
8
44 Serbien
0
664
97 Malawi
0
341
152 Tschad
-1
150
206 Somalia
0
6
45 Nigeria
0
659
99 Katar
0
337
153 Kirgisistan
0
148
207 Dschibuti
0
4
46 Israel
0
649
100 Litauen
0
333
154 Nicaragua
0
142
207 Cook-Inseln
0
4
47 Slowenien
0
648
101 Äthiopien
0
321
155 Suriname
14
141
209 Anguilla
0
2
48 Kamerun
0
627
102 Färöer
0
318
156 DVR Korea
1
139
49 Kongo
0
624
103 Jordanien
0
316
157 Gambia
-1
138
50 Japan
0
614
104 Botsuana
0
314
158 Myanmar
0
133
51 Ägypten
0
612
105 EJR Mazedonien
0
312
159 Turkmenistan
0
131
52 Türkei
0
603
106 Antigua und Barbuda
0
311
159 Indonesien
0
131
53 Panama
0
587
107 Tansania
0
304
159 Belize
0
131
54 DR Kongo
0
584
108 Bahrain
0
299
162 Singapur
0
130
38
T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den
Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie
in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Herausgeberin
FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich
Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
Präsident
Joseph S. Blatter
1
6
5
8
4
Chefredakteur
Perikles Monioudis
9
9
Art Direction
Catharina Clajus
2
4
4
9
2
4
4
Redaktion
Alan Schweingruber (Stv. Chefred.), Sarah Steiner
6
3
8
8
3
5
9
6
7
3
2
7
3
9
5
5
7
MIT TEL
Korrektorat
Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
3
Ständige Mitarbeitende
Ronald Düker, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros,
Jordi Punti, Thomas Renggli, David Winner, Roland Zorn
5
5
7
4
Redaktionsassistenz
Alissa Rosskopf
9
2
8
1
6
5
6
8
Produktion
Hans-Peter Frei
6
2
4
Mitarbeit an dieser Ausgabe
Tamara Castro, Christiane Ludena, Franco Nicolussi
9
7
1
Projektmanagement
Bernd Fisa, Christian Schaub
Übersetzung
www.sportstranslations.com
8
5
3
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Walter De Gregorio
Layout
Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
2
2
Generalsekretär
Jérôme Valcke
Bildredaktion
Peggy Knotz, Andreas Wilhelm (Stv.)
1
LEICHT
9
4
7
1
6
3
3
3
1
SCHWER
Kontakt
[email protected]
Internet
www.fifa.com/theweekly
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und
unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen.
In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht
werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
6
7
7
1
2
7
9
5
5
9
6
2
7
2
3
1
1
1
7
6
7
1
2
7
5
2
9
8
T H E F I FA W E E K LY
Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
5
Druck
Zofinger Tagblatt AG
39
FOOTBALL
FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten.
Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale
Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.