ungarn zurück im geschäft honduras leader progreso tut
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NR. 46/2015, 20. NOVEMBER 2015 DEUTSCHE AUSGABE Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904 UNGARN ZURÜCK IM GESCHÄFT HONDURAS LEADER PROGRESO TUT SICH SCHWER MAROKKO JOHN TOSHACK BEI WYDAD GEFEIERT NEUSEELANDS NATIONALTEAM Schritt für Schritt W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L 6 16 Honduras Die Playoffs beginnen. Kann der Club Deportivo Progreso Geschichte schreiben und sich die Meisterschaft vor den Seriensiegern Olimpia und Motagua sichern? 17 Thailand Während sich Port FC mit Trainer Masahiro Wada langsam aus dem Tabellenkeller spielt, steht Buriram United unangefochten an der Spitze. 28 Nord- und Mittelamerika 35 Mitglieder www.concacaf.com Neuseeland “Ich habe einen Plan, ich glaube an meine Arbeit und ich glaube an meine Spieler”, sagt Anthony Hudson nach seinem ersten Jahr als National trainer Neuseelands. Im Interview mit Annette Braun spricht er über die Fortschritte im Nachwuchsbereich, die logistischen Heraus forderungen in Ozeanien und das grosse Ziel Russland 2018. Südamerika 10 Mitglieder www.conmebol.com 18 André Schürrle “Wenn es hart auf hart kommt, werden wir auch wieder Top-Fussball zeigen”, sagt der deutsche Nationalspieler und Weltmeister im Interview. M aria Elena Valverde Die Costa Ricanerin folgte ihrer Leidenschaft und gründete 1949 zusammen mit Freundinnen das erste Frauenteam des Landes. 15 Marokko Kein Weg führt in der Meister schaft an Wydad Casablanca vorbei. (Im Bild: John Toshack) Schritt für Schritt Unser Cover zeigt die Illustration eines Kiwis. Die Neuseeländer pflegen sich selbst so zu nennen. Look and Learn / Bridgeman Images The-FIFA-Weekly-App The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA, erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos verfügbar. http://de.fifa.com/mobile 2 T H E F I FA W E E K LY FIFA Klub-Weltmeisterschaft FIFA Futsal-Weltmeisterschaft 10. – 20. Dezember 2015, Japan 10. September – 1. Oktober 2016, Kolumbien D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L Europa 54 Mitglieder www.uefa.com Afrika 54 Mitglieder www.cafonline.com Asien 46 Mitglieder www.the-afc.com Ozeanien 11 Mitglieder www.oceaniafootball.com 22 EM-Qualifikation Gabor Kiraly, seine Trainingshose und Ungarns Rückkehr auf die grosse Fussballbühne. 31 imago (2), AFP, Getty Images Raúl Die spanische Legende beendete ihre grosse Karriere standesgemäss. T H E F I FA W E E K LY 3 © 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group. # B E T H E D I F F E R E N C E UNCOVERED Auf zum Dritten S eit Australien die Ozeanische Konföderation OFC verlassen und sich der Asiatischen Konföderation AFC angeschlossen hat, ist Neuseeland das Team, das es in Ozeanien zu schlagen gilt – wenn man einen Platz zum Beispiel in den Playoffs zu einer WM-Endrunde im Sinne hat. Dieses Ziel allerdings hat sich auch Neuseeland gesteckt. Geklappt hat es mit der WM-Endrunden-Teilnahme bereits zweimal. An der WM 1982 in Spanien setzte es für die Kiwis noch drei Niederlagen in der Gruppenphase (2:12 Treffer). 2010 in Südafrika hingegen absolvierten die All Whites die Vorrunde ohne Niederlage. Diese Aufwärtsbewegung, fussend auf einer umsichtigen Politik der kleinen Schritte durch den 1891 gegründeten neuseeländischen Verband New Zealand Football (NZF), setzt sich in der Gegenwart fort. Trainer Anthony Hudson nennt im Interview mit unserer Redakteurin Annette Braun ab Seite 6 die Gründe für seine Zuversicht, dass die All Whites in nicht allzu ferner Zukunft wieder an einer WM-Endrunde dabei sein werden. Å Mario Wagner / 2Agenten Perikles Monioudis T H E F I FA W E E K LY 5 NEUSEEL AND Shane Wenzlick / phototek “WIR WOLLEN GESCHICHTE 6 T H E F I FA W E E K LY NEUSEEL AND SCHREIBEN” Im Freundschaftsspiel gegen Oman feierte Anthony Hudson gerade den ersten Sieg als Trainer der neuseeländischen Nationalmannschaft. Im Interview mit Annette Braun formuliert der 34-Jährige sein langfristiges Ziel: die Qualifikation für die WM 2018. T H E F I FA W E E K LY 7 NEUSEEL AND Anthony Hudson, Ihre Jahre als Spieler und Trainer in England, den Niederlanden, den USA und Bahrain haben Ihnen einen Einblick in die verschiedenen Kulturen und Spielweisen der jeweiligen Länder verschafft. Mit welchen neuen Herausforderungen sehen Sie sich im neusee ländischen Fussball konfrontiert? Anthony Hudson: Hier ist sehr vieles ganz anders als bei meinen früheren Stationen, insbesondere aufgrund der geografischen Lage und der sich daraus ergebenden Logistik für unsere Spieler sowie aufgrund der Auswirkungen, die all das auf unser Programm hat. Die Sportart Nummer eins in Neuseeland ist Rugby. Wie populär ist der Fussball? Fussball ist hier sehr beliebt, und wir brauchen gar nicht mit Rugby zu konkurrieren, sondern konzentrieren uns einfach darauf, uns fussballerisch zu verbessern. WM-Qualifikation Fans unterstützen 2013 die Nationalelf im Playoff-Spiel gegen Mexiko. Welche Argumente können Sie anführen, um Kinder in Neuseeland zu motivieren, mit Fussball statt mit Rugby anzufangen? Ich würde nie darüber streiten oder versuchen, Kinder zu überreden, eine Sportart der anderen vorzuziehen. Aus Kindern werden nur dann gute Fussballer, wenn sie das Spiel lieben und spielen wollen. Nachwuchsfussball ist hier sehr beliebt und hat die höchsten Teilnehmerzahlen aller grossen Sportarten. Das ist ein sehr gutes Zeichen für die Zukunft. Im August haben Sie ihr erstes Jahr im Amt bei den All Whites gefeiert. Wie würden Sie Ihre bisherige Zeit in Neuseeland und Ihre Arbeit als Nationaltrainer zusammenfassen? Ich bin sehr stolz darauf. Wir haben viel harte Arbeit geleistet. Ich bin nicht nur für die A-Mannschaft verantwortlich, sondern trainiere auch die U23-Auswahl und betreue die U20- und U17-Mannschaften. Wir haben grosse Fortschritte gemacht. Was die erste Mannschaft angeht, waren die Ergebnisse oberflächlich betrachtet enttäuschend, aber wir sind auch gerade dabei, die Mannschaft neu aufzubauen, wir spielen alle Partien auswärts, und es stehen nicht zu jedem Termin alle Spieler zur Verfügung. Entsprechend brauchen Erfolge ihre Zeit. Doch es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass wir auf Kurs zu unserem nächsten wichtigen Ziel sind, dem Nationen-Pokal. Wir haben viel Zeit in die Umsetzung einer bestimmten Spielweise in unseren Nachwuchsteams investiert. Ich bin stolz, dass unsere U20-Auswahl mit Darren Bazeley bei der WM Geschichte geschrieben hat und dass gute Trainer wie Danny Hay und Chris Zoricich für unsere U17-Mannschaft zuständig sind. Zum ersten Mal haben beide Altersgruppen bei WM-Turnieren im gleichen Zyklus den Sprung aus der Gruppenphase geschafft. Zudem haben wir in der Olympiaqualifikation alle Spiele gewonnen – ohne ein einziges Gegentor. Das hatte es vorher noch nie gegeben. Fussballfieber Grosser Zuschauerzuspruch bei der U20-Heim-WM in diesem Jahr. 8 T H E F I FA W E E K LY Ist es trotz dieser Erfolge für die Spieler noch zu früh, um eine wichtige Rolle in der Qualifikation für die FIFA Fuss ball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ zu spielen? Hagen Hopkins / Getty Images, imago Welche Rolle spielen die Nachwuchsteams in diesem Kontext? NEUSEEL AND Name Anthony Hudson Geburtsdatum, Geburtsort 11. März 1981, Seattle, USA Position Mittelfeld Stationen als Spieler 2000 Luton Town 2001–2002 NEC Nijmegen 2006–2008 Wilmington Hammerheads Photosport Stationen als Coach 2008–2010 Real Maryland Monarchs 2011 Newport County 2012–2014 Bahrain U23 2013–2014 Bahrain seit 2014 Neuseeland T H E F I FA W E E K LY 9 NEUSEEL AND DER GRÖSSTE Der Alpinist Edmund Hillary ist Neuseelands grösstes Idol. Er bestieg als erster Mensch den Mount Everest. Später liess er Schulen in Nepal bauen. Auch seine zweimonatige Suche nach dem Yeti ist legendär. Kurz vor dem Ziel Hillary (l.) und Norgay am Mount Everest (28. Mai 1953). Einmal Mount Everest reicht Tenzing war es auch, der ganz oben auf 8848 m ü M. mit Sauerstoffmaske für das Beweisfoto posierte. Vom Neuseeländer selbst existiert kein Bild, weil Tenzing bis zu jenem Tag noch überhaupt nie ein Foto gemacht hatte. “Der Everest wäre sicher der falsche Ort gewesen, um ihm dies beizubringen”, sagte Hillary später. Der damals 33-jährige Imker wurde von Queen Elisabeth II zum Ritter g eschlagen, was in der Öffentlichkeit die unsinnige Debatte entste- 10 T H E F I FA W E E K LY hen liess, wer von den beiden Bergsteigern eigentlich als erster den Gipfel erreicht hatte. Zu Legenden wurden beide. Hillarys Sohn Peter bestieg den Mount Everest übrigens zweimal. Sein Vater meinte in einem Bericht der “Süddeutschen Zeitung” später: “Mir reicht einmal. Die Berge ändern sich ja nicht.” Verewigt auf dem Fünf-Dollar-Schein Hillary war berühmt für seine zynischen Zitate. Noch berühmter machte ihn sein unaufhörlicher Antrieb für wohltätige und auch amüsante P rojekte. Hillary durchquerte mit einem Team und mehreren Traktoren die Antarktis und er liess Schulen und Krankenhäuser in Nepal bauen. Später half der Neuseeländer bei der Errichtung des Sagarmatha-Nationalparks. Und 1960 machte sich Hillary auf die Suche nach dem Yeti. Mit Wissenschaftlern und Zoologen zog er für zwei Monate ins Hochgebirge, wo die automatische Kamera dann nur Füchse und Hasen festhalten konnte. Der Yeti, so der Neuseeländer danach, existiere nicht. Hillarys kantiges Konterfei ziert heute den neuseeländischen FünfDollar-Schein. “Ich habe geglaubt, meine Bekanntheit würde sich nur für ein paar Jahre halten”, meinte er zu Lebzeiten. Im Januar 2008 starb H illary an einem Herzinfarkt. Neuseeland widmete ihm ein Staats begräbnis. Alan Schweingruber Alfred Gregory / Keystone / Royal Geographical Society N euseeland, das schöne Land im Südpazifik, liebt den Sport. Rugby steht an erster Stelle. Gerade haben die All Blacks zum dritten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen und die Nation stolz gemacht. Mindestens so unwiderstehlich wie die Sprints der N ationalspieler ist ja deren uriger Haka vor den Partien: bemalte Gesichter, herausgestreckte Zunge, lautes Gebrüll. Daneben sind Cricket und Netball bei den 4,5 Millionen Einwohnern sehr beliebt. Und hin und wieder bringt das Land mit den vielen Schafen und Kiwis auch einen Superstar einer anderen Sportart hervor. Seit einigen Jahren glänzt die zweifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin Valerie Adams im Kugelstossen. Der bislang grösste Sportheld Neuseelands aber ist Sir Edmund Hillary. Er hat am 29. Mai 1953 g emeinsam mit dem nepalesisch-indischen Bergsteiger Tenzing Norgay als erster Mensch den Mount Everest im Himalaya-G ebirge erklommen. NEUSEEL AND Wir verlassen uns nicht nur auf diese Spieler, um es nach Russland zu schaffen. Wäre das der Fall, würde ich es für unwahrscheinlich halten. Wir haben einige sehr vielversprechende Nachwuchsspieler und zusammen mit unseren erfahrenen Akteuren haben wir realistische Chancen. Welche Eigenschaften muss ein junger Spieler aus dem Nachwuchsbereich mitbringen, um in der A-Mannschaft bestehen zu können? Am wichtigsten sind Courage und Erfolgshunger. Courage, um den Schritt zu machen und sich zu etablieren. Und Erfolgshunger, denn die Spieler müssen begreifen, dass sie zwar den Sprung geschafft haben, die wirklich harte Arbeit damit jedoch erst anfängt. Sie sind noch nicht am Ziel! Sie haben Ihre Absicht erklärt, die Nationalmannschaft offensiver einzustellen und ein Team um die jungen Spieler herum aufzubauen. Doch nach dem 1:1 im Freundschaftsspiel gegen Myanmar haben die Presse und mehrere Ex-Trainer Ihren Ansatz als Fehlschlag bezeichnet. Wie gehen Sie mit derartiger Kritik um? Vielversprechender Nachwuchs Die U17-Auswahl bei der WM 2015 in Chile. Ich habe einen Plan, ich glaube an meine Arbeit und ich glaube an meine Spieler. Der Ansatz ist nicht das Problem. Das sehen wir bei den meisten Spielen, nicht nur bei der ersten Mannschaft sondern auch bei den jüngeren Teams. Schnelleren Fortschritten des Teams steht vor allem entgegen, dass wir kaum Konstanz in der Gruppe entwickeln können. “Man muss mit Leidenschaft und Hingabe arbeiten. Am meisten reizt mich die V orbereitung auf das nächste Spiel.” Tom Dulat / Getty Images, Victor Decolongon / Getty Images, Marty Melville / AFP Wie wollen Sie diese Konstanz erreichen? Der wichtigste Faktor für einen Trainer ist, die leichen Spieler zur Verfügung zu haben, damit man das g Team zusammenstellen und organisieren kann. Ich glaube, wir konnten bisher nie zweimal das gleiche Team aufs Feld schicken. Bei unserem Neuaufbau treten also immer wieder Hindernisse auf, doch wir werden bereit sein, wenn es nächstes Jahr in die Qualifikationsspiele geht. Ich bin fest von dem überzeugt, was wir machen. Gibt die Richtung vor U17-Nationaltrainer Danny Hay. Sie sind also auf dem richtigen Weg, was die Strategie und die Integration junger Spieler angeht? Zu 100 Prozent, ja. Es dauert seine Zeit und das ist manchmal frustrierend, denn wir wären gerne schon weiter auf unserem Weg, doch ohne regelmässigen Kontakt zu den Spielern dauert es eben etwas länger. Australien ist 2006 der asiatischen Fussballkonföderation AFC beigetreten, um in der WM-Qualifikation gegen stärkere Gegner anzutreten. Haben Sie je über einen ähnlichen Schritt nachgedacht? Neuseeland ist ein zentrales Mitglied der ozeanischen Konföderation. Wir haben hier Möglichkeiten, die uns nirgendwo sonst zur Verfügung stehen. Wir streben Mann für die Zukunft Bill Tuiloma (r.) bei der U20-WM im eigenen Land. T H E F I FA W E E K LY 11 Football breaks down barriers Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality. FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football. Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism. For more information visit FIFA.com NEUSEEL AND keinen derartigen Schritt an. Zudem müsste eine solche Entscheidung und Strategie natürlich von der gesamten Konföderation beschlossen werden, nicht nur von mir selbst. Was sind die grössten Vorteile der ozeanischen Konföderation? Auf der Jagd nach dem ersten WM-Sieg In den letzten Jahren haben wir uns in der ozeanischen Konföde ration regelmässig für FIFA-Turniere in den Altersklassen von U17 bis U23 qualifiziert. Diese Erfahrungen auf der Weltbühne helfen uns dabei, unsere Spieler für den nächsten Schritt auf Senioren-Ebene vorzubereiten. Als potenzieller Gewinner der Ozeanien-Qualifikation würden Sie auf das fünftplatzierte Team aus Südamerika treffen. Das wäre ganz sicher keine leichte Aufgabe. Das interkontinentale Playoff wird auf jeden Fall eine schwere Sache, unabhängig davon, welche Länder es bestreiten. Die Qualifika tion für die WM-Endrunde darf nicht leicht sein und ist es auch nicht. Aber wir sind überzeugt, dass wir es schaffen können. Sie sind mit dem Fussball aufgewachsen, denn Ihr Vater Alan Hudson war Mittelfeldspieler bei Chelsea und Stoke City. Hat der Fussball sie jemals enttäuscht? Fussball kann eigentlich nicht enttäuschen. Herausforderungen und personelle Dinge können schwierig sein, aber genau das macht es doch zu einem interessanten Job. Sie haben Ihre Trainerkarriere schon mit 27 Jahren begonnen. War dies eine Konsequenz aus den hohen Erwartungen, die als Spieler in Sie gesetzt wurden? Ich habe sogar schon mit 23 als Assistenztrainer angefangen und dann mit 27 meinen ersten richtigen Trainerjob bekommen. Ich kam also schon sehr jung zum Trainerberuf und es hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Was reizt Sie am meisten am Trainerdasein, und was macht Ihrer Meinung nach einen guten Trainer aus? Man muss mit Leidenschaft und Hingabe arbeiten. Am meisten reizt mich jeweils die Vorbereitung auf das nächste Spiel. Harry Redknapp hat Ihnen einmal den Spitznamen “der neue José Mourinho” verpasst. Wie würden Sie sich selbst beschreiben? Ich bin mit grosser Leidenschaft dabei, wenn es um Fussball, um den Aufbau von Fussballteams und um die Arbeit mit den Spielern geht. Und welche Ziele haben Sie sich für die nächsten drei Jahre gesetzt? Wir wollen zum Konföderationen-Pokal und zur WM – und wenn wir dort sind, wollen wir Geschichte schreiben. Å Geoff Robins / AFP Photo NEUSEELANDS WEG ZUR WM 2018 Die WM 2014 in Brasilien hat die neuseeländische Nationalmannschaft knapp verpasst. In den interkontinentalen Playoff-Spielen scheiterte die Elf an Mexiko. Um sich für das Turnier 2018 in Russland zu qualifizieren, muss sich das Team von Anthony Hudson im kommenden Jahr zunächst in Runde 2 der Ozeanien-Qualifikation mit den Salomonen, Fidschi und Vanuatu messen. Die beiden Bestplatzierten der Gruppe treffen in den Halbfinals auf die beiden Bestplatzierten der zweiten Gruppe (Tahiti, Neukaledonien, Samoa und Papua-Neuguinea). Die Sieger der Halbfinal-Partien spielen im Finale des Nationen Cups den Ozeanien-Teilnehmer für den Konföderationen Pokal 2017 aus. Zugleich qualifizieren sich die jeweils drei bestplatzierten Teams der beiden Gruppen der Runde 2 für die Runde 3. Die sechs Teams werden in zwei Gruppen mit je drei Mannschaften gelost und spielen im Ligaformat in Hin- und Rückspiel jeder gegen jeden. Die beiden Sieger der Gruppen ermitteln dann in einem Hin- und Rückspiel den Teilnehmer der interkontinentalen Playoffs, in denen es im November 2017 gegen den Fünftplatzierten der Südamerika- Qualifikation gehen wird. Der Sieger dieses Spiels fährt schliesslich zur WM 2018 nach Russland. Trainingseinheit Das neuseeländische Team bei der WM in Kanada. W enn Hannah Wilkinson für die neuseeländische Frauen nationalmannschaft bei einer WM trifft, dann holt das Team einen Punkt. Das sagt die Statistik. So geschehen beim Turnier 2011 in Deutschland, als die damals 19-Jährige beim Gruppenspiel gegen Mexiko eingewechselt wurde und in der 94. Minute zum 2:2-Ausgleich traf. Ebenfalls geschehen bei der Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Kanada, als die Stür merin beim Gruppenspiel gegen China den zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand ausglich und eine Kopfballvorlage von Amber Hearn vollstreckte. Vier WM-Teilnahmen, noch kein Sieg Viermal waren die Schwäne, wie die Frauenauswahl Neusee lands auch genannt wird, bei einer WM-Endrunde mit dabei (1991, 2007, 2011 und 2015), viermal gab es keinen Sieg für die Mannschaft, die in Ozeanien den Frauenfussball dominiert. Bei zwölf WM-Auftritten verlor das Team neun Partien, d reimal spielte sie unentschieden. Neben den beiden Remis, bei denen Wilkinson traf, gab es bei der WM 2015 noch ein 0:0 gegen den Gastgeber. Die Leistungskurve geht jedoch nach oben. In Kanada zeigten sich die Neuseeländerinnen unter Trainer Tony Readings spielerisch stark verbessert und hatten Pech, dass ihre gelungenen Auftritte nicht mit einem ersten Sieg oder dem Weiterkommen in die K.-o.-Phase belohnt wurden. Schritt für Schritt nähert sich die Mannschaft, die aufgrund ihrer geo graphischen Lage nicht oft die Möglichkeit erhält, gegen inter nationale Topteams anzutreten, dem Niveau der führenden Nationen. Neue Ziele Die neuseeländische Frauennationalmannschaft möchte nicht nur in Ozeanien, sondern auch weltweit fussballerische Spuren hinterlassen. Die Tore von Hannah Wilkinson sollen dabei h elfen. Im Moment ist die 23-Jährige Rekordhalterin. Kein neu seeländischer Fussballer (männlich oder weiblich) hat bisher bei zwei Weltmeisterschaften getroffen. Sollte Wilkinson ihre Marke ausbauen, dürfte auch der erste WM-Sieg nur noch eine Frage der Zeit sein. Annette Braun T H E F I FA W E E K LY 13 BLICK IN DIE LIGEN I N Marokko: Botola Pro John Toshack verzückt Casablanca Alan Schweingruber ist Redakteur bei The FIFA Weekly. John Toshack ist schon lange Trainer, seit 1978 um genau zu sein. Er verbiegt sich nicht mehr für einen Klub. Wer ihn engagiert, der weiss, dass er sich gleichzeitig auf einen Mann ohne blumige Worte einlässt. Als ihn einmal spanische Reporter fragten, wie lange er denn noch Trainer von Real Madrid bleibe, provozierte er die Chefetage mit dieser Antwort: “Das wüsste ich auch gern.” imago Im Juni 2014 wurde der ehemalige LiverpoolStürmer von Marokkos Rekordmeister Wydad Casablanca verpflichtet. Und weil Toshacks Erfolge schon etwas nachgelassen hatten in den letzten Jahren, reagierte ein Teil des Umfelds skeptisch auf das Engagement. Nun, eineinhalb Jahre später, lässt sich sagen: Die S I Beziehung Wydad / Toshack funktioniert. Der 66-jährige Waliser gewann in seiner ersten Saison gleich den Meistertitel. Gelungen ist ihm das nur einmal, 1990, in seiner aufstrebenden Zeit mit Real Madrid. In der neuen Saison sind sieben Runden gespielt und Toshack und sein Team machten schon mal deutlich, über wen die Meisterschaft 2015 / 2016 erneut führt: Wydad Casablanca steht ungeschlagen ganz oben in der Tabelle und hat dabei erst noch ein Spiel weniger ausgetragen. Am 21. November kommt es zum Spitzenkampf gegen das Zweitplatzierte Ittihad Tanger. In anderen Sphären bewegt sich etwas überraschend Raja Casablanca. Vor vier Monaten verpflichtete der Verein ebenfalls einen ausländischen Trainer, Ruud Krol. Warm wurde Raja aber nie mit dem 66-jährigen Niederländer. Und als nach ein paar Runden die erste Minikrise einsetzte, entliess man Krol auch gleich wieder. Jetzt steht Rachid Taoussi bei Raja Casablanca an der Seiten linie. Der Marokkaner gewann mit dem U20-Nationalteam einst den Afrikapokal. D E Kann er die Wende bei Raja einleiten? Gerade verlor das Team erneut – zu Hause gegen Maghreb Tétouan 2:3. Auf Taoussi wartet ein schwieriges Programm. Und dann kommt es am 19. Dezember auch noch zum vorweihnachtlichen Saison- Highlight gegen den Stadtrivalen Wydad Casablanca. Die Duelle im grossen Stade Mohammed V, wo beide Klubs beheimatet sind, gelten als legendär. Beide Fanlager sind weltweit bekannt für ihre Choreographien. Und Toshack? 2012 hatte er das mazedonische Nationalteam nach nur einem Jahr verlassen, weil er nicht nach Mazedonien ziehen wollte. Sein darauffolgendes Bündnis mit Khazar Lankaran (Aserbaidschan) dauerte nur acht Monate. Jetzt, so scheint es, bahnt sich mit Wydad Casablanca etwas Ernsthaftes an. Real Madrid entliess Toshack bei seinem zweiten Intermezzo in Madrid 1999 übrigens nach neun Monaten. Wegen eines Zitates. Das ging so: “Man wird es eher erleben, dass ein Schwein über das Bernabéu-Stadion fliegt, als dass ich mich ändere.” Å Erfolgscoach John Toshack (l.) fokussiert im zweiten Amtsjahr den zweiten Meistertitel. T H E F I FA W E E K LY 15 Honduras: Liga Nacional Progreso will Geschichte schreiben Sven Goldmann ist Fussball experte beim “Tagesspiegel” in Berlin. Der Überraschungsspitzen reiter schwächelt ein wenig. Oder schont sich der Club Deportivo Honduras Progreso nur für die Playoffs des Torneo Apertura? Am 18. und letzten Spieltag der Liga Nacional de Fútbol Profesional reichte es nur zu einem 1:1 gegen den Club Deportivo Vida. Das schlägt sich in der Abschlusstabelle nicht weiter nieder – da beträgt der Vorsprung auf den Tabellenzwei ten Club Deportivo Motagua immer noch stolze vier Punkte. Was Progresos Trainer Héctor Castellón schon eher beunruhigen könnte, ist der jüngste Trend. In den vergan genen vier Spielen kam seine Mannschaft gerade mal auf einen Sieg. Aufgeweichtes Terrain Progreso mit Kapitän Cálix (l.) tat sich gegen Deportivo Vida schwer (1:1). Zaldivar, der hoch aufgeschossene Verteidiger mit dem blau-weiss gefärbten Haarschopf, liess sich nicht nervös machen und setzte den Ball flach in die linke Ecke. Wegen seiner Vorliebe für schräge Frisuren und Tattoos nennen sie Zaldivar in Honduras auch den Arturo Vidal von Progreso. Beinahe hätte er seine Bilanz noch ein wenig aufhübschen können, denn kurz vor Schluss verhängte Schiedsrichter Nelson Salgado einen weiteren Elfmeter für Progreso. Zaldivar machte sich in Gedanken schon zur Ausführung bereit, aber auf Intervention des Assistenten an der Seitenlinie nahm Salgado seine Entscheidung zurück, und es blieb beim 1:1. Es geht jetzt um die Mobilisierung der letzten Reserven. 16 T H E F I FA W E E K LY Progreso ist wie der Tabellenzweite Motagua direkt für das Halbfinale qualifiziert und darf sich eine Woche Ruhe gönnen, während Vida (gegen Marathon) und Titelverteidiger Olimpia (gegen Real Sociedad) in das vorge schaltete Viertelfinale gehen müssen. Es geht um die Mobilisierung der letzten Reser ven, um den grössten Triumph der Vereins geschichte, der am Ende dieser bislang so grandiosen Saison stehen soll. Progreso, der Klub aus dem Norden des Landes, hat den Titel noch nie gewonnen und spielte bis 2014 nach sportlich und wirtschaftlich sehr wech selvollen Jahren noch in der 2. Liga. Bislang ist der Fussball in Honduras eine Domäne der beiden grossen Mannschaften aus der Hauptstadt Tegucigalpa. Rekordmeis ter Olimpia kommt auf 29 Meisterschaften, der Lokalrivale Motagua immerhin auf 13. Im Finale des Torneo Clausura hatten die beiden den Titel im vergangenen Mai wie gewohnt im Clásico del fútbol hondureño unter sich ausgemacht. Auch Héctor Castellón war schon einmal Teil einer siegreichen Mannschaft – 1977 als Mittelfeldspieler in Diensten von Olimpia. Nur zu gern würde er diesmal als Trainer mit Progreso dazwischenfunken. Å LNP Honduras Zum Abschluss der Doppelrunde der Aper tura hätte es beinahe die fünfte Saisonnieder lage gegeben. Es war ein seltsames Spiel auf dem von stundenlangen Regenfällen auf geweichten Rasen im Estadio Humberto Micheletti, wo ein technisch anspruchsvolles Spiel kaum mehr möglich war. Progreso war die bessere Mannschaft, aber das erste Tor schoss Vida. Mitte der zweiten Halbzeit gelang Maycol Montero nach schöner Vor arbeit von Marcelo Canales das 1:0. Erst zehn Minuten vor Schluss schaffte Progresos Jorge Zaldivar noch den Ausgleich, und es musste dafür schon ein Elfmeter herhalten. Der Argentinier Leonardo Domínguez hatte Fredixon Elvir gefoult, und im Zuge der allgemeinen Proteste dauerte es ein Weilchen, bis der Schütze endlich zur Tat schreiten durfte. Thailand: Premier League Buriram United ist nicht aufzuhalten Annette Braun ist Redakteurin bei The FIFA Weekly. Kann sich Masahiro Wada beim Port FC halten? Der Japaner ist bereits der fünfte Coach des abstiegsbedrohten Klubs in dieser Saison. Seine Vorgänger mussten den Verein alle vorzeitig verlassen. Der Grund? Erfolg losigkeit. Port FC dümpelte am Tabellenende und verlor immer mehr den Anschluss ans sichere Mittelfeld. Thananuwat Srirasant / Buriram United Nun ist also Masahiro Wada an der Reihe, sein Glück zu versuchen. Und siehe da, in den beiden letzten Partien konnte die Mannschaft zwei Siege erringen. Nach dem 2:1-Erfolg gegen TOT-CAT stand gegen Sisaket FC am 14. November ein 3:1-Heimsieg zu Buche. Port FC liegt nun zwar immer noch auf einem Relegationsplatz, aber das rettende Ufer ist nur noch einen Punkt entfernt. Alles wieder offen also für das Team, das unbedingt vermeiden will, nach 2012 ein zweites Mal in der Vereinshistorie abzusteigen — auch wenn dann umgehend der direkte Wiederaufstieg gelang. Ende der 1990er- und Anfang der 2000er- Jahre sahen die Ziele des Port FC noch ganz anders aus. Da beendete die Mannschaft die Saison regelmässig im oberen Tabellendrittel, auch wenn man den Meistertitel nicht errin gen konnte. Der Abstand zu den Topteams hat sich nun aber vergrössert. Die Möglichkeit, um den Titel mitzuspielen, ist in weite Ferne gerückt. Ganz oben steht dagegen seit Jahren Buriram United. Der Verein schloss die Spielzeiten 2008, 2011, 2013 und 2014 auf Tabellenrang 1 ab. Und auch in dieser Saison führt die Mannschaft die Liga souverän mit sieben Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger, Muangthong United, an. Wer kann den Klub vom Gewinn des dritten Meistertitels in Folge noch abhalten? In der Partie gegen Chiangrai United setzte sich Buriram 6:0 durch. Gleich dreifach erfolgreich war der Brasilianer Diogo. Er schoss in der zweiten Halbzeit binnen nur 13 Minuten einen Hattrick. Mit dem Dreier pack schraubte er seinen Torstand in dieser Saison auf 27 hoch. Dieser Wert macht ihn zum Rekordhalter: Noch kein Spieler zuvor hat in einer Saison der thailändischen Premier League so viele Tore für seinen Klub erzielt. Diogo, der erst in diesem Jahr von Palmeiras (Brasilien) zu Buriram wechselte, netzte in 27 Spielen 27-mal ein, und die Saison ist ja noch nicht vorbei. Der brasilianische Stürmer kann die Rekordmarke noch weiter erhöhen, und in seiner derzeitigen Verfassung bezweifelt niemand, dass er das auch tun wird. Zweifel dürfte bei Muangthong United das Spiel gegen Suphanburi geschürt haben. Darüber, ob man die Schlussphase wirklich noch einmal spannend gestalten und mit Buriram um den Titel kämpfen kann. 2:0 führte der Tabellenzweite in der Heim partie gegen Suphanburi, 2:2 stand es nach 90 Minuten. Von hinten droht der Mann schaft keine Gefahr mehr, der Vorsprung beträgt 13 Punkte. Aber das Remis beendet fünf Spieltage vor Schluss den finalen Angriff auf Buriram fast schon, bevor er überhaupt begonnen hat. Å Fokussiert Toptorschütze Diogo von Buriram United hat den Ball im Blick. T H E F I FA W E E K LY 17 DAS INTERVIEW “Unseren Spielstil beibehalten” André Schürrle lieferte im WM-Finale 2014 die Torvorlage zum 1:0-Siegtreffer durch Mario Götze und hatte somit grossen Anteil am ersten Titel der deutschen Nationalmannschaft seit 18 Jahren und dem ersten Weltmeisterschaftstitel seit 1990. Herr Schürrle, welche war die erste WM, die Sie als Kind bewusst miterlebt haben? André Schürrle: (lacht) Das war Japan und Korea 2002. Ich weiss noch genau, wie ich damals das Endspiel zwischen Deutschland und Brasilien zu Hause mit meinen Eltern auf der Couch verfolgt habe. Und wie traurig ich war, nachdem wir verloren hatten. Träumten Sie damals davon, selbst mal eine WM zu spielen? Vielleicht sogar in einem WM-Finale zu stehen? Ich hatte mir die Zeit nach der WM natürlich selbst auch anders erhofft. Ich hatte eigentlich damals einen sehr guten Saison start mit Chelsea, aber dann lief es nicht zu 100 Prozent. Daraufhin wollte ich im Winter wieder zurück nach Deutschland und habe den Schritt mit dem Wechsel nach Wolfsburg gemacht. Mental ist es nicht leicht, aber ich bin mir meiner Stärken nach wie vor bewusst, und ich weiss auch, wenn ich es schaffe, sie wieder konstant auf den Platz zu bringen, kommt auch alles andere wieder zurück. Man träumt als Kind von vielen Dingen. Vor allem wenn man seine Vorbilder im Fernsehen sieht und sich vorstellt, was man selbst alles erreichen könnte. Mein grosses Idol war damals Michael Ballack. Mein Traum war immer, Fussball zu meinem Beruf zu machen und vielleicht sogar mal in der Nationalmannschaft zu spielen. Aber dass es dann sogar so weit geht, dass ich in einem WM-Finale den Siegtreffer vorbereiten würde, davon habe ich nun wirklich nicht zu träumen gewagt. Bei Chelsea hatte ich nur die Jokerrolle inne. Daher nahm ich die Chance wahr, nach Wolfsburg und damit zu einem sehr ambitionierten Bundesligisten zu wechseln. Nun wollen wir versuchen, jedes Jahr in der Bundesliga vorne mit dabei zu sein und jedes Jahr in der Champions League zu spielen. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg, aber es liegt auch noch ein grosses Stück Arbeit vor uns. In Deutschland sind Sie seit vielen Jahren eine feste und bekannte Fussball-Grösse. Im Ausland kennt man Sie vor allem als den Mann, der den entscheidende Pass für Götzes Tor im Maracanã spielte. Erinnern Sie sich noch oft an diesen Moment zurück? Die deutsche Nationalmannschaft hat die Qualifikation für die Euro 2016 zwar geschafft, aber nicht unbedingt mit der Souveränität, die man von einem Weltmeister erwartet. Worin muss man sich bis zur Endrunde in Frankreich verbessern? Natürlich! Dieser Moment und der damit verbundene WM-Sieg waren ohne Frage der bislang grösste Erfolg meiner Karriere. Man sieht den Treffer und die Vorlage ja noch sehr häufig im TV und wird oft ganz zwangsläufig daran erinnert. Diese Momente bleiben für mich auf ewig unvergessen. Wir müssen jetzt einfach schauen, dass unsere Leistungsträger fit bleiben und auf dem Weg nach Frankreich alle in Form kommen. Dann bin ich mir sicher, dass wir wieder zu unserer eigentlichen Stärke finden. Nach der WM haben wir mit Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose schliesslich auch drei Stützen der Mannschaft verloren. Es musste sich erst wieder etwas Neues bilden. Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Spielstil jetzt beibehalten. Wie hat sich Ihr Leben seit dem 13. Juli 2014 verändert? Die Aufmerksamkeit wurde viel grösser und ist weltweit gestiegen. Egal, wo ich bin, plötzlich erkennen mich Leute überall, sei es in Deutschland oder im Ausland. Das ist mit Sicherheit das grösste Merkmal der Veränderung. Seitdem ist aber auch in Ihrer Karriere nicht alles perfekt verlaufen. Wie geht man damit um, dass nach einem derartigen Highlight auch wieder Tiefen kommen? 18 T H E F I FA W E E K LY Wie sehen nun Ihre mittelfristigen Ziele aus? Inwieweit unterscheidet sich die Mannschaft charakterlich von der, die bei der WM 2014 in Brasilien den Titel gewann? Wir haben nach wie vor viele Spieler, die grosse Persönlichkeiten sind. Ich denke vor allem an Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger, der schon ewig auf diesem Top-Niveau spielt, sowie an Thomas Müller, der ein unglaublicher Typ ist. Dann haben wir mit Leuten wie Mats Hummels und Toni Kroos eine ganze Reihe weiterer Weltklassespieler. Ich bin mir absolut sicher: Wenn es hart auf hart kommt, werden wir auch wieder Top-Fussball zeigen. Wie schätzen Sie Ihre persönliche Rolle in der DFB-Auswahl ein? Ich bin überzeugt, dass Joachim Löw mir vertraut, weil er weiss, was ich leisten kann. Zurzeit spiele ich mal von Anfang an, mal komme ich als Joker. Aber ich fühle mich wohl dabei und werde immer da sein, wenn der Bundestrainer mich braucht. Welche Weiterentwicklung sehen Sie in der Nationalmannschaft spielerisch und taktisch? Wir brauchen neue Impulse, weil sich unsere Gegner immer besser auf uns einstellen. Gegen den Weltmeister ist jedes Team extrem motiviert und bereit, sein bestes Spiel abzuliefern. In der EM-Qualifikation haben wir gemerkt, dass alle unsere Gegner sehr tief stehen. Wir haben in jedem Spiel 70 bis 75 Prozent Ballbesitz und müssen unsere Wege zum Tor finden. Es gilt vor allem, daran zu arbeiten, unsere Torchancen wieder effizienter zu nutzen. Wenn wir mal längere Zeit zusammen sind und in drei- bis vierwöchigen Trainingslagern die Abläufe und Automatismen verfeinern, werden wir auch gegen tiefstehende Gegner wieder erfolgreicher sein. Ist der EM-Titel drin? Auf jeden Fall! Wir sind Weltmeister und haben eine überragende Mannschaft. Der EM-Titel ist realistisch, auch weil ich kaum eine andere Mannschaft mit dieser mentalen Stärke sehe. Å Mit André Schürrle sprach Andreas Alf Name André Horst Schürrle Geburtsdatum, Geburtsort 6. November 1990, Ludwigshafen, Deutschland Position Sturm, Mittelfeld Stationen als Spieler 2009–2011 Mainz 05 2011–2013 Bayer Leverkusen 2013–2015 Chelsea FC seit 2015 VfL Wolfsburg Thomas Rapsch / laif Erfolge Weltmeister 2014 Englischer Meister 2015 Deutscher Pokalsieger 2015 Nationalteam 49 Einsätze, 20 Tore T H E F I FA W E E K LY 19 20 T H E F I FA W E E K LY Magnum Photos First Love O r t : O m o Va l l e y, Ä t h i o p i e n Datum: 8. August 2013 U h r z e it : 9. 5 2 U h r Fotog ra f: Steve McCur r y T H E F I FA W E E K LY 21 Glücksbringer Ohne seine graue Trainings hose betritt Gabor Kiraly nicht den Rasen. 22 T H E F I FA W E E K LY Laszlo Balogh / Reuters EM - QUALIFIK AT ION EM - QUALIFIK AT ION Renaissance des einstigen Giganten In den 1950er-Jahren dominierte die ungarische Nationalmannschaft die Fussballbühne. Vom Glanz einstiger Tage blieb in den vergangenen Jahrzehnten aber nicht viel übrig. Nach Jahren der Erfolglosigkeit qualifizierte sich das Team nun wieder für eine EM-Endrunde, schreibt Annette Braun. E s ist wohl die bekannteste lange Trainingshose der Fussballwelt. Sie ist grau, schliesst an den Beinen mit Gummizug und ist immer eine Nummer zu gross für die Person, die sie trägt. Sie war schon in den verschiedensten Ländern Europas auf dem grünen Rasen in Aktion, wird während der 90 Spielminuten von seinem Besitzer regelmässig in Mitleidenschaft gezogen, nur um in der folgenden Partie wieder in vollem Glanz zu erstrahlen. Im nächsten Jahr wird genau diese graue Jogginghose nach Frankreich zur Europameisterschaft reisen, im Gepäck des ungarischen Nationaltorhüters Gabor Kiraly. Er ist der Mann, der seit den 1990er-Jahren auf das Tragen der sonst üblichen Shorts verzichtet und den Schlabberlook zwischen den Pfosten berühmt machte. Nächster grosser Auftritt für Kiraly samt Trainerhose: die EM-Endrunde. nach langer Durststrecke, nach vielen Zweifeln und allgemeiner Ratlosigkeit. “Das ist wie ein kleines Fussballwunder”, sagte Co-Trainer Andreas Möller, der eigens für die Playoff- Spiele in den Betreuerstab der Ungarn berufen worden war. Schweres Erbe der 50er-Jahre Nostalgisch sind sie, die Ungarn. Gerne erinnern sie sich an die glorreichen Zeiten in den 1950er-Jahren, als die ungarische Auswahl den Fussballzirkus dominierte. Damals, als die Goldene Elf um Puskas, Kocsis, Hidegkuti, Grosics und Czibor ein beispielhaftes Offensivspiel zelebrierte und vom 14. Mai 1950 bis zum 4. Juli 1954, dem WM-Finale gegen Deutschland in Bern, in 31 Länderspielen nacheinander ungeschlagen blieb. Die Aufnahmen von damals laufen im TV hoch und runter, immer noch, auch nach so vielen Jahren. Die ungarische Nationalelf feierte damals grosse Erfolge, doch die Entwicklung stagnierte. Während andere Nationen ihr Spiel anpas sten, trat die hoch gelobte ungarische Ballkunst auf der Stelle. Sie wurde eingeholt, sie wurde überholt. 1972 war die Nationalmannschaft zum letzten Mal bei einem EM-Endturnier dabei. In Belgien scheiterte das Team im Halbfinale an der Sowjetunion. 1986 gelang noch einmal die Qualifikation für eine WMEndrunde. In Mexiko war als Gruppendritter hinter der Sowjetunion und Frankreich nach der Vorrunde Schluss, und die grossen Turniere fanden in der Folge ohne den einstigen Giganten statt. Ein Tiefpunkt erlebte die Mannschaft 2013 im Spiel gegen die Niederlande. 1:8 lautete das Ergebnis dieses WM-Qualifikations duells. Die deutliche Niederlage zeigte: Die Magyaren sind meilenweit vom Topniveau anderer Länder entfernt. Mit Trainerhose und Ambitionen Wie sich das Blatt doch innerhalb von zwei Jahren wenden kann. Mit dem Sieg in den Playoffs gegen Norwegen positioniert sich Ungarn wieder auf der europäischen Fussball-Landkarte. Und der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Bereits seit 2010 investiert die Regierung des Landes in die Entwicklung des Spiels. Stadien werden gebaut oder erneuert, und die Vereine erhalten grössere finanzielle Unterstützung. Die ersten Früchte konnten nun in diesem Jahr geerntet werden. Die Mannschaft belegte in der Qualifikation zur EM 2016 hinter Nordirland “Das ist ein kleines F ussballwunder.” Trond Tandberg / Getty Images Ungarns Co-Trainer Andreas Möller Erste EM-Quali nach 43 Jahren Die ungarische Nationalmannschaft hat es geschafft, sie hat sich qualifiziert. 43 Jahre nach dem letzten EM-Auftritt 1972 setzte sich das Team von Bernd Storck in den Playoffs gegen Norwegen durch. Das Hinspiel in Oslo wurde 1:0 gewonnen, das Rückspiel in Budapest endete mit einem 2:1-Erfolg. Es ist eine historische Rückkehr auf die grosse europäische Bühne – Geschafft! Ungarn qualifizierte sich erstmals seit 1972 wieder für eine EM-Endrunde. T H E F I FA W E E K LY 23 EM - QUALIFIK AT ION “Die Nächte, für die du lebst” D ie Pioniere des Synthiepop, Depeche Mode, haben in ihrer beeindruckenden Laufbahn viel schönere und melodiösere Lieder komponiert als “Just Can’t Get Enough”. Wenn die simplen Beats der 1981-Single heute irgendwo auf der Welt aus den Lautsprechern dröhnen, dann hat das meistens damit zu tun, dass sich etwas Nettes ereignet hat, von dem man nicht genug bekommen mag. Dann grölen immer alle laut mit, selbst die unmusikalischsten Zeitgenossen. Die Lyrics lassen es ja zu. Auch im Nationalstadion von Dublin sangen sie am späten Abend des 16. November aus vollen Kehlen. 50 000 Zuschauer waren gekommen, um das irische Team gegen den Favoriten aus Bosnien-Herzegowina anzufeuern. Auf die filigrane Art kam das 2:0 dann nicht zustande. Und vielleicht hatte Irland beim Führungstor, dem ein umstrittener Elfmeter vorausging, auch etwas Glück. Aber alles in allem gingen der Sieg und die damit verbundene dritte EM-Qualifikation in Ordnung. Auch weil Bosnien- Herzegowina zu wenig Zug aufs gegnerische Tor zustande brachte. EM-Debakel 2012 Nun möchten die Iren endlich ihren WM-Groove an eine EM mitnehmen. Dreimal fuhr das kleine Land an eine Weltmeisterschaft. Die Resultate liessen sich immer sehen. Zweimal zog Irland ins Achtelfinale ein, 1990 stand der Inselstaat sogar im WM-Viertelfinale, wo Gastgeber Italien ganz italienisch 1:0 gewann. Aber eben, die EM ist ein anderer Schauplatz und ein Turnier, das von Experten gerade in der Gruppenphase als schwieriger eingestuft wird. Irland bekam dies vor allem 2012 in Polen zu spüren. Unter Giovanni Trapattoni schied man mit null Punkten und einem Torverhältnis von 1:9 aus. Im zweiten Gruppenspiel demütigte der spätere Europameister S panien die Iren 4:0. Aus Sicht der Iren war die Euro ein Debakel. Beim Playoff-Rückspiel in Dublin wurde Jonathan Walters zum Matchwinner. Er erzielte nach seiner abgelaufenen Sperre beide Tore. Noch etwas intensiver gefeiert wurde bei Spielschluss Martin O’Neill. Der nordirische Coach, der mitten im Premier-League-Abstiegskampf der S aison 2012/2013 von Sunderland entlassen worden war, schaffte in zwei Jahren Amtszeit Erstaunliches. Nächsten Sommer fliegt ein eingeschworenes irisches Nationalteam nach Frankreich und mit ihm Tausende Fans von der Grünen Insel. O’Neill bedacht Martin O’Neill, der vom ehemaligen Manchester-United-Brecher Roy Keane assistiert wird, geht in der Freizeit übrigens einem nicht alltäglichen Hobby nach: Er begeistert sich für bedeutende Kriminalfälle. In Anbetracht dessen war seine Aussage nach dem Sieg in Dublin, als das ganze Land eine “Juhee”-Botschaft erwartete, sehr sanftmütig: “Das sind die Nächte, für die du lebst. Es ist schwierig, Worte zu finden. Ich bin ja nicht William Shakespeare.” Alan Schweingruber Langes Fest Die Iren begiessen in Dublin die EM-Qualifikation. 24 T H E F I FA W E E K LY David Maher / SPORTSFILE Irland qualifiziert sich zum dritten Mal für eine Europameisterschaft. Coach Martin O’Neill verfügt über ein eingeschworenes Team. EM - QUALIFIK AT ION Playoff-Spiele zur Endrunde 12. / 15. November 2015 Norwegen Ungarn 0 1 1 123 13. / 16. November 2015 Bosnien und Herzegowina 1 0 1 Irland 123 14. / 17. November 2015 Ukraine Slowenien 213 0 1 1 Schweden Dänemark 224 1 2 3 Die 24 Endrunden-Teilnehmer (in alphabetischer Reihenfolge) Höhenflug Ungarns Goldene Elf um Torhüter Gyula Grosics im Halbfinale der WM 1954 gegen Uruguay. Popperfoto und Rumänien den 3. Platz, der zur Teilnahme an den Ausscheidungsspielen gegen die Skandinavier berechtigte. In die Partien gegen Norwegen ging das Team zwar als klarer Aussenseiter, doch gleichzeitig waren sich alle Beteiligten der Chance bewusst, die sich ihnen bot. Die Mannschaft von Bernd Storck, der im Sommer das Traineramt von Pal Dardai übernommen hatte, nutzte diese Chance souverän und hochverdient mit zwei siegreichen Spielen. Stürmer Tamas Priskin, der den Vorzug vor dem Hoffenheimer Adam Szalai erhalten hatte, traf im Rückspiel vor 26 186 Zuschauern im strömenden Regen zur Führung (14.), nach einem Eigentor durch Markus Henriksen (83.). In Budapest kannte der Jubel, trotz des zwischenzeitlichen Anschlusstreffers der Norweger, keine Grenzen. Gabor Kiraly steuerte in seinem 101. Länderspiel eine Parade in der 76. Minute zum Triumph bei. 40 Jahre alt wird der Torhüter bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr sein. Und er wird sie sicher auch dort wieder tragen, diese graue Trainerhose, die er nur noch im Handgepäck transportiert. Zusammen mit seinen Teamkameraden möchte der Torhüter beim Turnier gute Leistungen zeigen und — bei aller Glorifizierung der Vergangenheit — neue Erinnerungen schaffen. Die Trainingshose soll Teil davon werden – und trägt damit doch wieder einen Hauch von Nostalgie bei. Å Mit dem Sieg in den Playoffs gegen Norwegen positioniert sich Ungarn wieder auf der europäischen Fussball-Landkarte. Albanien Belgien Deutschland England Frankreich Irland Island Italien Kroatien Nordirland Österreich Polen Portugal Rumänien Russland Tschechische Republik Schweden Schweiz Slowakei Spanien Türkei Ukraine Ungarn Wales Die Gruppenauslosung zur Euro 2016 findet am Samstag, dem 12. Dezember 2015, ab 18 Uhr in Paris statt. T H E F I FA W E E K LY 25 GRASSROOTS FIFA inspiring girls and boys to play football FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play. For more information visit FIFA.com F IFA IN T E R AC T I V E WORLD C U P 2016 PRESIDENTIAL NOTE Die ersten zehn Gewinner der Saison 1 stehen fest Vereint für den Frieden I Ran an die Konsole Die Qualifikation für das Grand Final 2016 läuft. D ie ersten zehn 10-FIWC-Teilnehmer, die neben Titelverteidiger Abdulaziz Alshehri beim Grand Final des FIWC 2016 in New York dabei sind, stehen fest. Schon jetzt sind Vertreter aus sieben Ländern beim Grand Final 2016 mit dabei. Die zehn zu vergebenden Plätze in der ersten Saison wurden zu gleichen Teilen auf die Playstation®4 (PS4) und Xbox One aufgeteilt. Erstmals in der 13-jährigen Geschichte des Turniers können beim FIWC 2016 die Teilnehmer nach Wunsch auf den zwei führenden Spielkonsolen mitmachen. Gratulation an die folgenden qualifizierten Spieler: Alexander Hassenstein / FIFA via Getty Images Playstation 4 • SP__FIFA (USA) • Nalla_Otcapmi (Brasilien) • epsilon_sigma_ (Burkina Faso) • DimFifa (England) • codASW96 (England) Xbox One • xXThe RoyalXx (Saudiarabien) • TheSchaeferhund (Deutschland) • D1g0 Fifeiro (Brasilien) • Voncita20 (Costa Rica) • Miracle Raseck (Deutschland) Format der Qualifikation In jeder Saison qualifizieren sich fünf Spieler aus der Punktwertung der PS4 und fünf Spieler aus der Punktwertung der Xbox One. Die fünf Plätze werden jeweils wie folgt vergeben: Erst- und Zweitplatzierter (Europa), Erstplatzierter (Nord-, Mittelamerika und Karibik), Erstplatzierter (Südamerika), Erstplatzierter (Asien, Afrika und Ozeanien). Die zweite Saison ist derzeit in vollem Gange – sie dauert vom 1. November bis 1. Dezember 2015. Å tfw n einer Welt, in der Zwietracht und Konflikte so viele unschuldige Leben zerstören, ist es äusserst wichtig, dass jeder von uns seinen Beitrag zum Zusammenrücken aller Nationalitäten, Kulturen und Konfessionen leistet. Der Fussball kann seinerseits keine Lösung für die politischen Konflikte dieser Welt anbieten. Als weltweit beliebteste Sportart kommt ihm aber die besondere Aufgabe zu, immer dort, wo es ihm möglich ist, seinen Einfluss im Herzen unserer Gesellschaft geltend zu machen. Dabei muss vor allem die Sicherheit der Fans und der Spieler oberste Priorität haben. Es gibt kein Fussballspiel, das wichtiger ist als ein Menschenleben. Daher unterstützen wir sämtliche Entscheidungen, die von den zuständigen Behörden im Interesse der Sicherheit getroffen werden. Zugleich haben wir uns davon überzeugen können, dass der Sport in der Lage ist, die Völker in den schwierigsten Momenten zusammenzuschweissen. Am Dienstagabend haben sich die Fans und Spieler der englischen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion als Reaktion auf die schrecklichen Attentate vom vergangenen Freitag in Paris mit dem französischen Gästeteam und den mitgereisten Fans verbrüdert. Es war ein Sieg des Fussballs, dass sich ausgerechnet die Fans zweier rivalisierender Fussball nationen im Geiste des Friedens und in grösstmöglicher Solidarität vereinten. Diese wunderbare Geste war die beste Antwort, die Zuschauer und Spieler an diesem Abend auf die Barbarei geben konnten. Die FIFA ist keine politische Instanz. Deshalb müssen wir neutral bleiben. Dennoch weiss ich, dass ich im Namen aller Mitglieder der Fussballgemeinschaft spreche, wenn ich sage, dass wir im Kampf gegen Gewalt fest an der Seite unserer Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt stehen, unabhängig davon, wo und durch wen sie ausgeübt wird. Der Fussball ist ein Sport des freundschaftlichen Miteinanders und ein Ausdruck von Menschlichkeit. Das war schon immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. Diese Botschaft müssen wir ständig in die Welt entsenden. Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl gelten den Familien der zahlreichen Opfer von Gewalttaten in aller Welt, einschliesslich der Opfer all jener Konflikte, die nicht in den Schlagzeilen der internationalen Medien auftauchen. Ihr Issa Hayatou T H E F I FA W E E K LY 27 Entschlossene Pionierin A lles begann während einer Totenwache. Neun Tage des Gebets, die mit den Söhnen des Verstorbenen, Fernando und Manuel Emilio Bonilla, schliesslich in einem Gespräch über Fussball mündeten. Sie wollten ein Frauenteam aufbauen, fanden aber keine Spielerinnen. Maria E lena Valverde mochte den Fussball, hatte aber keine Mannschaft. “Am Ende waren wir sieben Frauen, die loszogen, Freunde und Verwandte zu finden, um eine Mannschaft zu gründen”, berichtet sie. Es war der 27. Februar 1949. Schon drei Wochen später trainierte sie erstmals bei Deportivo Femenino Costa Rica, dem ersten Frauenteam der CONCACAF. Maria Elena Valverde und ihren Freundinnen war es gelungen, 30 Mädchen zusammenzubringen. Am 19. März, dem Ehrentag des Schutzheiligen der costa-ricanischen Hauptstadt San José, begannen sie, auf der Finca Las Delicias zu trainieren. “Wir mussten vor dem Training erst alle Kuhfladen beseitigen, denn es gab dort Vieh. Das war unser Aufwärmen”, blickt eine der ersten costa-ricanischen Fussballspielerinnen 28 T H E F I FA W E E K LY amüsiert zurück. “Viele Mädchen mussten zu Hause sagen, dass sie zum Basketball-Training gingen, weil ihnen ihre Familien nicht erlaubten, Fussball zu spielen. Ich hatte da nie Pro bleme. Meine Mutter stellte sich sogar ins Tor, wenn wir mit den Cousins und den Tanten auf dem Marktplatz ein Spielchen organisierten. Und das, obwohl sie sehr klein war. Sie ging mir und meinen fünf Brüdern als Beispiel voran.” Die 87-jährige Maria Elena macht beim Sprechen Pausen, doch sie erinnert sich an alle Einzelheiten. Und mit jedem weiteren Wort scheint sie jenes Abenteuer aufs Neue zu geniessen. “Ich hätte mir nie träumen lassen, was ich dank des Fussballs erleben würde”, sagt sie dankbar. Unzählige Erinnerungen Denn was geradezu wie ein Geheimtreffen u nter Freundinnen begann, führte sie als Botschafterin des costa-ricanischen Fussballs um die halbe Welt. Für ihre Pionierleistung wurde sie zudem mit dem Verdienstorden der FIFA ausgezeichnet. Sie hat immer ein d ickes Fotoalbum bei sich, das sie stolz zeigt: Erinnerungen an ihren Besuch des Auftaktspiels der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™, Fotos mit legendären Spielern wie Just Fontaine oder Franz Beckenbauer. Kürzlich war sie auch beim Finale der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada. Doch wir legen die Farbbilder beiseite und widmen uns wieder den Schwarz-Weiss- Fotografien aus Las Delicias. Dort feilte Maria Elena ein Jahr lang an ihren Fertigkeiten als rechte Innenverteidigerin, bis das Projekt eine neue Dimension erreichte. Am 27. März 1950 wurde der Spieltag der Männer unterbrochen, damit diese Gruppe von wagemutigen Frauen – eine Hälfte in weisser, die andere in hellblauer Kleidung – ihren Landsleuten ihr Können am Ball demonstrieren konnten. “Die Bonillas mussten von Haus zu Haus gehen und die Erlaubnis der Familien einholen. Aber es gelang ihnen. Am nächsten Tag schrieb die Zeitung ‘La Nacion’ sogar, dass ‘sie besser spielen als die Männer’ ”, erinnert sich Valverde stolz. Es war ein so durchschlagender Erfolg, dass die Frauen im Anschluss auf eine internationale Tournee gehen konnten, die sie nach FIFA Sie hat den Frauenfussball in Costa Rica zum Leben erweckt: Maria Elena Valverde folgte ihrem Herzen und gründete zusammen mit ihren Freundinnen die erste Frauenmannschaft des Landes. HISTORY “Ich hätte mir nie t räumen lassen, was ich dank des Fussballs erleben würde.” Maria Elena Valverde HO (3) Wegbereiterinnen Die Frauenmannschaft Deportivo Femenino Costa Rica. Erinnerungen Valverdes Fotoalbum. Historisches Debüt Der erste Auftritt des Frauenteams im März 1950 in San José. Panama, Kolumbien, Curaçao, Honduras und Guatemala führte, wo sie Showspiele bestritten. “In Bogotá durften wir nicht spielen, weil die ‘Liga für den Anstand’ meinte, unsere Sport hosen seien zu kurz”, erzählt sie und ergänzt entrüstet: “Dabei bestand diese Liga aus Frauen!” Maria Elena Valverde verteidigt die Rechte der Frauen durch Worte und Taten, hebt aber vor allem eine Eigenschaft hervor: “Wenn ich etwas haben will, dann kriege ich es. Man darf nicht aus Charakterschwäche auf etwas verzichten. Das Entscheidende ist, dass du kämpfst.” Ihr Kampf für den Fussball brachte sie sogar dazu, einen Ehemann zurückzulassen, dem ihre Leidenschaft nicht gefiel. “Ich konnte nicht einfach den Kopf einziehen und mich seinem Willen beugen. Wenn ich etwas Ungerechtes oder Unanständiges gemacht hätte – aber es war richtig, und so empfand ich es auch. Meine Familie unterstützte mich, und ich schickte ihn zum Teufel. Ich bin so, mit viel Charakter”, betont sie. “Wenn ich den Kopf eingezogen hätte, wäre nichts von alledem jemals passiert”, ergänzt sie mit der Zufriedenheit eines Menschen, der die Chancen genutzt hat, die das Leben bot. Im Vorprogramm von Real Madrid Valverde hängte am 15. August 1961 ihre Fussballschuhe an den Nagel. Dies tat sie indes mit einem standesgemässen Auftritt. “Als Real Madrid zum ersten Mal nach Costa Rica kam, um gegen Deportivo Saprissa zu spielen, baten wir darum, als Vorprogramm gegen ein anderes Frauenteam anzutreten – damals gab es schon mehrere. Sie hatten uns in Kolumbien gesehen und waren von der Idee begeistert”, erklärt sie. Sie war furchtbar aufgeregt, als sie in das Estadio Nacional einlief. An diesem Ort war sie übrigens mit dem Fussballvirus infiziert worden, als sie den ihrer fachkundigen Meinung nach besten Spieler der costa-ricanischen Geschichte gesehen hatte: Alejandro Morera Soto. Maria Elena konnte in der Nacht vor ihrem Abschiedsspiel kaum schlafen, nicht etwa vor Nervosität, weil sie neben Alfredo Di Stéfano, Ferenc Puskas oder Paco Gento im Scheinwerferlicht stehen würde. Sie beunruhigte etwas anderes: “Der Trainer bat mich, im Mittelfeld zu spielen. Das hatte ich noch nie gemacht! Aber man sagte mir, dass ich sehr gut gespielt habe, und nach der Partie wurde ich auf Händen getragen. Es war mein letztes und bestes Spiel”, sagt Valverde, die mal davon geträumt hatte, Balletttänzerin zu werden, lächelnd. Später widmete sie sich zwar vor allem ihrer grossen Familie mit 4 Kindern, 13 Enkeln, 14 Urenkeln und 3 Ururenkeln. Sie blieb aber dem Frauenfussball weiterhin verbunden. A llerdings erlebte dieser in den 70er- und 80er-Jahren eine Zeit des Niedergangs. Doch 2014 kam es zur endgültigen Wiedergeburt, die mit der Vorbereitung auf die Austragung der FIFA U17-Frauen-Weltmeisterschaft in Costa Rica begann. “Das war eine sehr schöne und besondere Zeit. Diese Mädchen zu sehen – wer hätte das gedacht”, seufzt Valverde, die dem Frauenfussball in Costa Rica vor mehr als 60 Jahren den Weg ebnete. Å Tamara Castro T H E F I FA W E E K LY 29 sharecocacola.com #shareacocacola Coca-Cola and the contour bottle are registered trademarks of the Coca-Cola Company. Share a with FREE KICK SPOTLIGHT ON ALLGEMEINE INFORMATIONEN Raúl – eine Legende tritt ab Annette Braun Mario Wagner / 2Agenten S ein Abschied von der grossen Fussball bühne war standesgemäss, er krönte ihn mit einem Titel. Als Teil der Mannschaft von New York Cosmos gewann Raúl González Blanco nach dem 3:2-Sieg gegen Ottawa den Titel in der amerikanischen NASL. Dieser Tri umph war nicht der bedeutendste in der 21 Jah re währenden Karriere des Stürmers, der unter anderem mit Real Madrid sechs spanische Meisterschaften und drei Champions-Le ague-Titel erringen konnte. Aber darum ging es Raúl sowieso nie. Der Weltstar liebte es, Fussball zu spielen. So einfach, so gut. Im Mittelpunkt der Auf merksamkeit stehen? Wollte er nur, wenn es dem Erfolg der Mannschaft diente. Sich selbst zu inszenieren? War ihm auch fern des Platzes fremd. Raúl begann, auf Sand gegen den Ball zu treten. Und auch später vergass er nie, woher er kam und wo seine Wurzeln liegen. Bescheiden heit war es, die ihn auszeichnete. Diese Normalität, die in der heutigen Zeit so selten geworden ist im verrückten Fussballzirkus. Dabei hätte er allen Grund gehabt, sich in den Vordergrund zu stellen, den Ruhm auszu kosten. 16 Jahre lang stand er bei den König lichen unter Vertrag und schoss unglaubliche 323 Pflichtspieltore für den Klub seines Herzens. Dieser Rekordwert wurde erst von Cristiano Ronaldo überboten. Als Kapitän übernahm Raúl nicht nur auf Vereinsebene, sondern auch in der Nationalelf Verantwor tung – selbst wenn er bei den Titelgewinnen 2008, 2010 und 2012 schon nicht mehr mit an Bord war. Aber eben: Titel werden es vorrangig nicht sein, weshalb Raúl einen festen Platz in der Erinnerung vieler Fussballfans haben wird. Es sind nicht die grossen, glamourösen Momente, sondern die leisen Töne. Es ist seine sympathi sche Art, an die man sich erinnert. Mit Leidenschaft, Arbeitseifer und Ehrlich keit ging er seine Aufgaben an — ob bei Real Madrid, Schalke 04, Sadd Sports Club oder in New York. Glücklich, aber auch ein bisschen traurig sei er nach dem letzten Spiel seiner K arriere, sagte Raúl nach dem finalen Schluss pfiff. Aber es sei der richtige Zeitpunkt. Und so wurde er ein letztes Mal im Stadion gefeiert, seine Mitspieler trugen ihn auf den Schultern durch das Rund. Noch einmal Blitz lichtgewitter, noch einmal im Zentrum des medialen Interesses — dann verliess ein ganz Grosser des Sports mit einem zurückhaltenden Lächeln endgültig den Rasen. Å Land: Chile FIFA-Kürzel: CHI Konföderation: CONMEBOL Kontinent: Südamerika Hauptstadt: Santiago GEOGR APHISCHE INFORMATIONEN Landesfläche: 756 950 km² Höchster Punkt: Ojos del Salado 6893 m Nachbarmeere und -ozeane: Pazifik FUSSBALL MÄNNER FIFA-Ranking: 5. Rang Weltmeisterschaften: 9 Teilnahmen Bestes Ergebnis: 3. Platz 1962 FUSSBALL FR AUEN FIFA-Ranking: 42. Rang Weltmeisterschaften: Bisher keine Teilnahmen LET Z TE RESULTATE Männer: Uruguay - Chile 3:0 17. November 2015 Frauen: Paraguay - Chile 3:2 20. September 2014 FIFA-INVES TITIONEN Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion Seit 2003: USD 6 260 000 T H E F I FA W E E K LY 31 ZEITSPIEGEL T H E N Chorzow, Polen 1989 Bob Thomas / Getty Images Tony Dorigo, Tony Adams, Dave Beasant und Mike Newell (v.l.) während der WM-Qualifikationspartie Polen - England (0:0). 32 T H E F I FA W E E K LY ZEITSPIEGEL N O W Moskau, Russland 2013 Ian Horrocks / Newcastle United via Getty Images Newcastle-United-Ergänzungsspieler während der Europa-League-Partie gegen Anschi Machatschkala im Luschniki-Stadion (0:0). T H E F I FA W E E K LY 33 Überall, wo Sie sein wollen Wo möchtest du sein? 3 Welttitel, 3 Tore im Finale der FIFA WMTM und ein Ticket nach Brasilien. Und das ist erst der Anfang. Visa unterstützt voller Stolz Carli Lloyd und ihre Träume. In der Weltspitze. ©2015 Visa. All rights reserved. NET ZER WEISS ES! Was macht einen guten Stadionbesuch aus? Z I TAT E DER WOC HE “Ich wollte Hussein den zweiten Vornamen Arsenal geben, aber Tania wollte nichts davon wissen.” Olympia-Goldmedaillengewinner Mo Farah nach der Geburt seines ersten Sohnes “In solchen Fällen gibt es nur zwei Dinge, die du machen kannst: Du kannst ent weder das Handtuch werfen oder dich voll reinhängen, um zu beweisen, dass alle anderen falschliegen. Ich habe den zweiten Weg gewählt, und ich hoffe, Robin wird das auch machen. Aber ich weiss, dass man sich in einem solchen Moment fühlt wie in der Hölle.” Wesley Sneijder über Robin van Persie, der nicht mehr zum niederländischen Nationalteam gehört Porträt muss sein Nationalspieler Günter Netzer im Februar 1974. imgao W ir hatten in Deutschland das Glück, die WM 1974 ausrichten zu dürfen. Dieses Turnier, und später auch die Europa meisterschaft 1988, verliehen der Stadion kultur einen wichtigen Schub. Der Stadion besuch gewann an Attraktivität, weil man den Komfort zeitgemäss in die Planung mit einbezogen hatte. Nicht vergessen ist, wie das früher auf den Rängen zu und her ging: Bei Borussia Mönchengladbach, wo ich einen grossen Teil meiner Karriere verbrachte, standen die Fans während des Spiels auf weichen Lehmböden. An regnerischen Tagen rutschten sie den Hang herunter. In den 90 Minuten muss der Zuschauer unterhalten werden, keine Frage. Im besten Fall bekommt er ein schnelles, spannendes und obendrein spektakuläres Spiel geboten. Im schlimmsten Fall einen müden Kick ohne Elan und Tore. Dazwischen aber – und darauf läuft es hinaus – gibt es die durchschnitt lichen Spiele, die sich beim Zuschauer aber dennoch sehr gut anfühlen, weil rundherum alles stimmt. Ein Dach, windgeschützte Tribünen, Live-Musik, eine heisse Wurst um die Ecke, kurze Wege zu den Toiletten – es gibt viele Beispiele. Verhältnismässigkeit ist natürlich angebracht. Das Angebot darf das Spiel auf dem Rasen nicht überbieten. Ich besuche im Jahr etwa 10 bis 15 Spiele, die meisten in Deutschland. Dabei beobachte ich auch immer wieder, welchen Stellenwert der Event bei den Zuschauern geniesst. Eingefleischte Fans, Familien, Jugendliche, Geschäftsleute – sicher, sie kommen wegen den Stars und den schönen Tore. Aber sie kommen auch, um zusammen zu sein. Zwei Stunden, drei Stunden – oder einen ganzen Tag. Å Was wollten Sie schon immer über Fussball w issen? Fragen Sie Günter Netzer: [email protected] “Marton war ein bewundernswerter Mann, der nie etwas anderes als Freude und ein breites, strahlendes Lächeln in die Kabine von Sunderland getragen hat. Diese Nachricht ist sehr tragisch. Ich schliesse mich den Gefühlen aller Menschen an, die ihn kannten. Seine Sorge um andere war bemerkenswert. Jeder, der ihn k annte, muss sich schrecklich fühlen.” Niall Quinn nach dem Tod von Torhüter Marton Fülöp (Ungarn und AFC Sunderland) “Das war ein unglaublicher Empfang für mich, das haben die Fans überragend gemacht. Das ging mir unter die Haut.” Bayern Münchens Holger Badstuber zeigte sich sehr bewegt von den stehenden Ovationen des Publikums bei seiner Rückkehr. “Ehrlich gesagt, ist es nicht ganz leicht. Ich weiss, dass 50 Prozent der Frauen auf mich zukommen, weil ich prominent bin. Das ist normal, das geht nicht nur mir so. Aber ich bin eben ein selbstbewusster Typ. Ich bin gross, habe noch alle Zähne und einen ganz netten Körper.” Cristiano Ronaldo über die ständigen Nachstellungen von Frauen T H E F I FA W E E K LY 35 FIFA PARTNER TURNING POINT “Die Zeit am Golf möchte ich nicht missen” Dass aus Wolfgang Sidka ein erfolgreicher Trainer am ara bischen Golf wurde, verdankt der frühere Bundesligaspieler einem kuriosen Zufall. imago N ach meiner Entlassung beim Bundes ligisten Werder Bremen und dem kur zen Intermezzo beim VfL Osnabrück war ich im Jahr 2000 unterwegs auf der Autobahn von Bremen nach Berlin, als ich einen Anruf eines Journalisten aus München erhielt. Dieser fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, die Nationalmann schaft von Bahrain zu trainieren. Ich war erst einmal ziemlich verdutzt, habe mir die ganze Angelegenheit aber näher erklären lassen. Der ehemalige Nationaltrainer der Bahraini hatte als letzte Amtshandlung den Auftrag gefasst, seinen Nachfolger zu suchen. Dieser Trainer nun kannte besagten Journalisten, der ihm ein paar Kandidaten empfohlen hatte. Einer davon war ich. Ich habe die Entscheidung zunächst auf die lange Bank geschoben – bis dann eine Einla dung direkt aus Bahrain kam. Ich hatte nichts zu verlieren, also nahm ich die Einladung an. Etwa eine Woche war ich dort, und ich war beeindruckt, wie sich alle um mich bemüht haben. Also habe ich zugesagt. Man hatte mir einen Vertrag zugeschickt, den ich sehr sorgfältig studiert habe. Doch als ich dann auf der Insel in der Metropole Mana ma bei der Vertragsunterzeichnung sass, vor mir jede Menge Presseleute, neben mir die Ver bandsmitglieder, sah ich, dass da ein zusätz licher Absatz in den Vertrag aufgenommen wurde. Sieben Monate Vertrag, die ersten drei Monate mit täglicher Kündigungsfrist. Ich habe eine Minute lang überlegt. Entweder es klappt, oder es klappt nicht, dachte ich mir dann und habe unterschrieben. Aus sieben Monaten sind schliesslich sie ben Jahre am Golf, im Königreich Bahrain und im benachbarten Emirat Katar, geworden – ohne tägliche Kündigungsfrist. Ich habe die Bahraini als stolzes und vor allem fussball verrücktes Volk kennengelernt – mit vielen Talenten und grosser Aufgeschlossenheit. In der Weltrangliste haben wir uns in der Zwi schenzeit von Platz 138 auf Platz 50 verbessert. Fussball wurde “in”, die Stadien voll. Wir wur den beim GCC-Turnier 2003 arabischer Vize meister, in der Qualifikation zur WM 2006 sind wir erst in den Playoffs gescheitert. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Mentalitäten, das Kennenlernen fremder Länder und Kulturen, völkerverbindendes Handeln, wunderbare Freundschaften, die heute noch halten – ich möchte die Zeit am Golf nicht missen. Å Aufgezeichnet von Rainer Hennies Name Wolfgang Sidka Geburtsdatum, Geburtsort 26. Mai 1954, Lengerich, Westdeutschland Position Mittelfeld Stationen als Spieler 1971–1980 Hertha BSC Berlin 1980–1982 TSV 1860 München 1982–1987 SV Werder Bremen 1987–1989 Tennis Borussia Berlin 1989–1992 VfB Oldenburg Stationen als Trainer (Auszug) 1997–1998 SV Werder Bremen 1999–2000 VfL Osnabrück 2000–2003, 2005 Bahrain 2003–2005 Al-Arabi Doha Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem wegweisenden Moment in ihrem Leben. T H E F I FA W E E K LY 37 W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R Belgien (plus 2) Österreich (10, plus 1) Wales (15, minus 7) 172 Äthiopien (5 Spiele) Türkei (plus 224 Punkte) Tschad (plus 39 Ränge) Wales (minus 163 Punkte) Sudan (minus 44 Ränge) Spitzenreiter Aufsteiger in die Top 10 Absteiger aus den Top 10 Spiele insgesamt Team mit den meisten Spielen Grösster Aufsteiger nach Punkten Grösster Aufsteiger nach Rängen Grösster Verlierer nach Punkten Grösster Verlierer nach Rängen Rang Team +/- Punkte Rang Team Letzte Aktualisierung: 5. November 2015 +/- Punkte Rang Team 1 Belgien 2 1440 55 DR Kongo 5 587 109 Simbabwe 2 Deutschland 0 1388 56 Finnland 8 586 3 Argentinien -2 1383 57 Ägypten -6 4 Portugal 0 1364 57 Peru 5 Chile 4 1288 59 Nigeria 6 Spanien 0 1287 60 Australien 7 Kolumbien -2 1233 61 Jamaika 8 Brasilien -1 1208 61 Israel -14 559 115 Aserbaidschan 9 England 1 1179 63 Mali -1 552 117 Belize 10 Österreich 1 1130 64 Slowenien -18 547 11 Schweiz 1 1073 65 Panama 12 Uruguay 8 1051 66 Bulgarien +/- Punkte Rang Team +/- Punkte 0 305 163 Liechtenstein -7 110 Zentralafrikanische Republik 16 302 164 Samoa -2 152 583 111 Georgien -1 301 165 Amerikanisch-Samoa -1 145 -7 583 112 Aruba 3 299 166 Malediven 10 141 -7 582 113 Libyen -8 297 167 Grenada -8 137 -2 573 114 Äthiopien -6 294 168 Gambia -7 135 -4 559 115 Bahrain 8 293 169 Cook-Inseln -3 132 -10 293 170 Puerto Rico -5 129 1 292 171 Malaysia 0 127 118 Madagaskar 9 290 172 Indien -5 122 154 0 515 118 Namibia 7 290 173 Mauritius -5 117 12 497 120 DVR Korea 9 288 174 Indonesien -3 108 13 Italien 4 1040 67 Vereinigte Arabische Emirate 3 495 121 Sierra Leone 0 281 175 Dominica -1 104 14 Rumänien -1 1039 68 Uganda 7 491 121 Turkmenistan 34 281 176 Laos 3 90 15 Wales -7 1032 69 Äquatorial-Guinea -2 487 123 Litauen -7 279 177 Komoren 16 Niederlande -2 70 Belarus 28 479 124 Kirgisistan 22 277 6 -18 976 17 Tschechische Republik -2 974 71 Usbekistan 3 477 125 Kenia 18 Türkei 19 941 71 Sambia 0 477 125 Mosambik 16 89 178 Amerikanische Jungferninseln 0 88 274 179 Jemen 1 81 274 180 Bangladesch 2 80 19 Kroatien -3 924 73 Haiti 4 470 127 Armenien -36 271 180 Neukaledonien -11 80 20 Bosnien und Herzegowina 10 923 73 Gabun -8 470 128 Sudan -44 267 180 Bhutan -7 80 21 Ecuador 10 921 75 Südafrika -2 461 129 St. Vincent und die Grenadinen -7 262 183 Kambodscha 3 78 22 Elfenbeinküste -1 890 76 Zypern 38 444 130 Swasiland 5 258 184 Suriname -3 77 76 23 Russland 3 885 77 Bolivien -10 442 131 Kasachstan 11 256 185 Pakistan -8 24 Mexiko 3 881 78 Montenegro -6 426 132 Syrien -9 254 186 Brunei Darussalam 1 74 24 Frankreich -2 881 79 Marokko 1 422 133 Kuwait -5 252 187 Chinese Taipei -4 71 26 Algerien -7 872 80 Saudiarabien 8 417 134 Südsudan 10 246 188 Montserrat -4 67 27 Slowakei -9 857 80 Antigua und Barbuda 3 417 135 Tansania 1 245 189 Seychellen -5 60 28 Ukraine -4 806 82 Jordanien 17 411 136 Tschad 39 240 190 Fidschi -1 59 29 Nordirland 6 797 83 Venezuela -14 408 137 Philippinen -3 236 191 Tahiti -3 56 30 Ghana -5 793 84 VR China -3 403 138 Palästina -8 233 192 Nepal -2 51 31 Island -8 792 85 Katar 7 397 139 EJR Mazedonien -7 230 193 Cayman-Inseln -2 49 32 Kap Verde 9 762 86 Liberia 9 394 140 Libanon 0 228 194 Sri Lanka -3 45 33 Ungarn 0 759 87 Irak -2 392 141 Guinea-Bissau 6 216 195 Macau -2 44 33 USA -4 759 88 Togo -9 386 142 Barbados 12 206 196 San Marino 0 35 35 Dänemark -7 743 89 Färöer -4 385 143 St. Lucia -4 204 197 Turks- und Caicos-Inseln 0 33 36 Albanien -4 723 90 Estland -3 370 144 Thailand 1 202 198 Britische Jungferninseln 1 27 37 Griechenland 7 718 91 Guatemala -9 367 145 Hongkong 8 199 199 Salomon-Inseln -2 26 38 Polen 5 712 92 Oman 10 365 146 Luxemburg -4 197 200 Tonga 0 17 39 Senegal -1 678 93 Burkina Faso -17 363 147 Vietnam 2 193 201 Vanuatu 0 13 40 Costa Rica 2 671 94 El Salvador 0 361 147 Lesotho 41 Tunesien -5 668 95 Honduras -6 359 149 Dominikanische Republik 42 Republik Irland 12 659 96 Ruanda -3 356 43 Iran -4 651 97 Malawi 4 44 Schottland -4 649 98 Angola 45 Schweden 0 647 99 Lettland 46 Norwegen -12 637 47 Paraguay 14 5 48 Republik Korea 49 Serbien -7 193 202 Eritrea 0 8 -30 187 203 Mongolei 0 6 150 Curaçao 2 182 203 Somalia 0 6 351 151 Bermuda -13 181 205 Andorra 0 5 -1 344 152 Guyana -15 179 206 Papua-Neuguinea 0 4 4 342 152 Singapur 5 179 207 Anguilla 1 0 100 Nicaragua -5 341 154 Moldawien -22 177 207 Bahamas 1 0 610 101 St. Kitts und Nevis 11 340 155 Guam -5 170 207 Dschibuti -1 0 606 102 Kanada 2 335 156 Afghanistan -6 168 14 605 103 Benin -3 333 157 São Tomé und Príncipe 36 165 50 Japan 5 603 104 Mauretanien -15 328 158 Malta -1 164 51 Kamerun -3 597 105 Niger 15 327 159 Neuseeland -11 163 52 Kongo -3 593 105 Botsuana 6 327 160 Tadschikistan 0 159 53 Guinea 2 589 107 Burundi 6 321 161 Myanmar 2 157 54 Trinidad und Tobago 5 588 108 Kuba 9 312 162 Osttimor 8 155 38 T H E F I FA W E E K LY http://de.fifa.com/worldranking/index.html PUZZLE Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht. Eine Wochenpublikation der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) Geschäftsführender Präsident Issa Hayatou 1 3 6 6 8 LEICHT 4 2 Geschäftsführender Generalsekretär Markus Kattner Direktor Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit Nicolas Maingot (a. i.) Chefredakteur Perikles Monioudis 1 Redaktion Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur), Annette Braun, Sarah Steiner 6 5 Bildredaktion Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung) Layout Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli 4 4 9 3 8 6 7 4 2 5 8 2 1 5 8 8 5 3 7 2 1 3 8 6 7 Redaktionsassistenz Alissa Rosskopf 8 Produktion Hans-Peter Frei 4 6 1 Mitarbeit an dieser Ausgabe Andreas Alf, Tamara Castro, Rainer Hennies 5 4 6 2 2 1 6 8 3 7 5 6 5 6 Projektmanagement Bernd Fisa, Christian Schaub 3 7 SCHWER 1 Druck Zofinger Tagblatt AG Kontakt [email protected] 2 Internet www.fifa.com/theweekly Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA. 8 3 MIT TEL Ständige Mitarbeitende Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann, Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt. Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen. In der Schweiz hergestellt und gedruckt. 1 9 9 2 Korrektorat Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach Übersetzung www.sportstranslations.com 7 2 Art Direction Catharina Clajus 5 5 5 2 7 9 2 9 6 6 1 4 4 4 2 1 8 6 9 3 7 1 4 2 5 3 7 Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku Herausgeberin FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878 9 2 5 T H E F I FA W E E K LY 39 FOOTBALL FOR HOPE Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten. Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen. Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.