ungarn zurück im geschäft honduras leader progreso tut

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ungarn zurück im geschäft honduras leader progreso tut
NR. 46/2015, 20. NOVEMBER 2015
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
UNGARN
ZURÜCK IM
GESCHÄFT
HONDURAS
LEADER PROGRESO
TUT SICH SCHWER
MAROKKO
JOHN TOSHACK BEI
WYDAD GEFEIERT
NEUSEELANDS NATIONALTEAM
Schritt für Schritt
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
6
16
Honduras
Die Playoffs beginnen. Kann der Club Deportivo
Progreso Geschichte schreiben und sich die
Meisterschaft vor den Seriensiegern Olimpia
und Motagua sichern?
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Thailand
Während sich Port FC mit Trainer Masahiro
Wada langsam aus dem Tabellenkeller spielt,
steht Buriram United unangefochten an der
Spitze.
28
Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
Neuseeland
“Ich habe einen Plan, ich glaube an meine Arbeit
und ich glaube an meine Spieler”, sagt Anthony
Hudson nach seinem ersten Jahr als National­
trainer Neuseelands. Im Interview mit Annette
Braun spricht er über die Fortschritte im
­Nachwuchsbereich, die logistischen Heraus­
forderungen in Ozeanien und das grosse Ziel
Russland 2018.
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
18
André Schürrle
“Wenn es hart auf hart kommt,
werden wir auch wieder
Top-Fussball zeigen”, sagt der
deutsche Nationalspieler und
Weltmeister im Interview.
M aria Elena Valverde
Die Costa Ricanerin folgte ihrer Leidenschaft
und gründete 1949 zusammen mit Freundinnen
das erste Frauenteam des Landes.
15
Marokko
Kein Weg führt in der Meister­
schaft an Wydad Casablanca
vorbei. (Im Bild: John Toshack)
Schritt für Schritt
Unser Cover zeigt die Illustration
eines Kiwis. Die Neuseeländer pflegen
sich selbst so zu nennen.
Look and Learn / Bridgeman Images
The-FIFA-Weekly-App
The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
erscheint jeden Freitag in vier Sprachen und
ist auch auf Smartphone und Tablet kostenlos
verfügbar. http://de.fifa.com/mobile
2
T H E F I FA W E E K LY
FIFA Klub-Weltmeisterschaft
FIFA Futsal-Weltmeisterschaft
10. – 20. Dezember 2015, Japan
10. September – 1. Oktober 2016, Kolumbien
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L
Europa
54 Mitglieder
www.uefa.com
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
22
EM-Qualifikation
Gabor Kiraly, seine Trainingshose
und Ungarns Rückkehr auf die
grosse Fussballbühne.
31
imago (2), AFP, Getty Images
Raúl
Die spanische Legende
beendete ihre grosse Karriere
standesgemäss.
T H E F I FA W E E K LY
3
© 2015 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
# B E T H E D I F F E R E N C E
UNCOVERED
Auf zum Dritten
S
eit Australien die Ozeanische Konföderation OFC verlassen und sich der
Asiatischen Konföderation AFC angeschlossen hat, ist Neuseeland das Team,
das es in Ozeanien zu schlagen gilt – wenn man einen Platz zum Beispiel in
den Playoffs zu einer WM-Endrunde im Sinne hat.
Dieses Ziel allerdings hat sich auch Neuseeland gesteckt. Geklappt hat es mit
der WM-Endrunden-Teilnahme bereits zweimal. An der WM 1982 in Spanien
setzte es für die Kiwis noch drei Niederlagen in der Gruppenphase (2:12 Treffer).
2010 in Südafrika hingegen absolvierten die All Whites die Vorrunde ohne Niederlage.
Diese Aufwärtsbewegung, fussend auf einer umsichtigen Politik der kleinen
Schritte durch den 1891 gegründeten neuseeländischen Verband New Zealand
Football (NZF), setzt sich in der Gegenwart fort. Trainer Anthony Hudson nennt
im Interview mit unserer Redakteurin Annette Braun ab Seite 6 die Gründe für
seine Zuversicht, dass die All Whites in nicht allzu ferner Zukunft wieder an
einer WM-Endrunde dabei sein werden. Å
Mario Wagner / 2Agenten
Perikles Monioudis
T H E F I FA W E E K LY
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NEUSEEL AND
Shane Wenzlick / phototek
“WIR WOLLEN GESCHICHTE
6
T H E F I FA W E E K LY
NEUSEEL AND
SCHREIBEN”
Im Freundschaftsspiel gegen Oman feierte
Anthony Hudson gerade den ersten Sieg
als Trainer der neuseeländischen Nationalmannschaft. Im Interview mit Annette Braun
formuliert der 34-Jährige sein langfristiges
Ziel: die Qualifikation für die WM 2018.
T H E F I FA W E E K LY
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NEUSEEL AND
Anthony Hudson, Ihre Jahre als Spieler und Trainer in
England, den Niederlanden, den USA und Bahrain haben
Ihnen einen Einblick in die verschiedenen Kulturen und
Spielweisen der jeweiligen Länder verschafft. Mit welchen
neuen Herausforderungen sehen Sie sich im neusee­
ländischen Fussball konfrontiert?
Anthony Hudson: Hier ist sehr vieles ganz anders als
bei meinen früheren Stationen, insbesondere aufgrund
der geografischen Lage und der sich daraus ergebenden
Logistik für unsere Spieler sowie aufgrund der Auswirkungen, die all das auf unser Programm hat.
Die Sportart Nummer eins in Neuseeland ist Rugby.
Wie populär ist der Fussball?
Fussball ist hier sehr beliebt, und wir brauchen gar
nicht mit Rugby zu konkurrieren, sondern konzentrieren
uns einfach darauf, uns fussballerisch zu verbessern.
WM-Qualifikation Fans unterstützen 2013 die Nationalelf im Playoff-Spiel gegen Mexiko.
Welche Argumente können Sie anführen, um Kinder in
Neuseeland zu motivieren, mit Fussball statt mit Rugby
­anzufangen?
Ich würde nie darüber streiten oder versuchen, Kinder
zu überreden, eine Sportart der anderen vorzuziehen. Aus
Kindern werden nur dann gute Fussballer, wenn sie das
Spiel lieben und spielen wollen. Nachwuchsfussball ist
hier sehr beliebt und hat die höchsten Teilnehmerzahlen
aller grossen Sportarten. Das ist ein sehr gutes Zeichen
für die Zukunft.
Im August haben Sie ihr erstes Jahr im Amt bei den
All Whites gefeiert. Wie würden Sie Ihre bisherige Zeit
in Neuseeland und Ihre Arbeit als Nationaltrainer
­zusammenfassen?
Ich bin sehr stolz darauf. Wir haben viel harte Arbeit
geleistet. Ich bin nicht nur für die A-Mannschaft verantwortlich, sondern trainiere auch die U23-Auswahl und
betreue die U20- und U17-Mannschaften. Wir haben
grosse Fortschritte gemacht. Was die erste Mannschaft
angeht, waren die Ergebnisse oberflächlich betrachtet
enttäuschend, aber wir sind auch gerade dabei, die Mannschaft neu aufzubauen, wir spielen alle Partien auswärts,
und es stehen nicht zu jedem Termin alle Spieler zur
Verfügung. Entsprechend brauchen Erfolge ihre Zeit.
Doch es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass wir auf
Kurs zu unserem nächsten wichtigen Ziel sind, dem
Nationen-Pokal.
Wir haben viel Zeit in die Umsetzung einer bestimmten Spielweise in unseren Nachwuchsteams investiert. Ich
bin stolz, dass unsere U20-Auswahl mit Darren Bazeley
bei der WM Geschichte geschrieben hat und dass gute
Trainer wie Danny Hay und Chris Zoricich für unsere
U17-Mannschaft zuständig sind. Zum ersten Mal haben
beide Altersgruppen bei WM-Turnieren im gleichen
Zyklus den Sprung aus der Gruppenphase geschafft.
Zudem haben wir in der Olympiaqualifikation alle Spiele
gewonnen – ohne ein einziges Gegentor. Das hatte es
vorher noch nie gegeben.
Fussballfieber Grosser Zuschauerzuspruch bei der U20-Heim-WM in diesem Jahr.
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Ist es trotz dieser Erfolge für die Spieler noch zu früh, um
eine wichtige Rolle in der Qualifikation für die FIFA Fuss­
ball-Weltmeisterschaft Russland 2018™ zu spielen?
Hagen Hopkins / Getty Images, imago
Welche Rolle spielen die Nachwuchsteams in diesem
Kontext?
NEUSEEL AND
Name
Anthony Hudson
Geburtsdatum, Geburtsort
11. März 1981, Seattle, USA
Position
Mittelfeld
Stationen als Spieler
2000 Luton Town
2001–2002 NEC Nijmegen
2006–2008 Wilmington Hammerheads
Photosport
Stationen als Coach
2008–2010 Real Maryland Monarchs
2011 Newport County
2012–2014 Bahrain U23
2013–2014 Bahrain
seit 2014 Neuseeland
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NEUSEEL AND
DER GRÖSSTE
Der Alpinist Edmund Hillary ist Neuseelands grösstes Idol. Er bestieg als
erster Mensch den Mount Everest. Später liess er Schulen in Nepal bauen.
Auch seine zweimonatige Suche nach dem Yeti ist legendär.
Kurz vor dem Ziel Hillary (l.) und Norgay am Mount Everest (28. Mai 1953).
Einmal Mount Everest reicht
Tenzing war es auch, der ganz oben auf 8848 m ü M. mit Sauerstoffmaske für das Beweisfoto posierte. Vom Neuseeländer selbst existiert kein
Bild, weil Tenzing bis zu jenem Tag noch überhaupt nie ein Foto gemacht
hatte. “Der Everest wäre sicher der falsche Ort gewesen, um ihm dies
beizubringen”, sagte Hillary später.
Der damals 33-jährige Imker wurde von Queen Elisabeth II zum Ritter ­g eschlagen, was in der Öffentlichkeit die unsinnige Debatte entste-
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T H E F I FA W E E K LY
hen liess, wer von den beiden Bergsteigern eigentlich als erster den
Gipfel erreicht hatte. Zu Legenden wurden beide. Hillarys Sohn Peter
bestieg den Mount Everest übrigens zweimal. Sein Vater meinte in einem
Bericht der “Süddeutschen Zeitung” später: “Mir reicht einmal. Die Berge ändern sich ja nicht.”
Verewigt auf dem Fünf-Dollar-Schein
Hillary war berühmt für seine zynischen Zitate. Noch berühmter machte
ihn sein unaufhörlicher Antrieb für wohltätige und auch amüsante
­P rojekte. Hillary durchquerte mit einem Team und mehreren Traktoren
die Antarktis und er liess Schulen und Krankenhäuser in Nepal bauen.
Später half der Neuseeländer bei der Errichtung des Sagarmatha-Nationalparks. Und 1960 machte sich Hillary auf die Suche nach dem Yeti.
Mit Wissenschaftlern und Zoologen zog er für zwei Monate ins Hochgebirge, wo die automatische Kamera dann nur Füchse und Hasen festhalten konnte. Der Yeti, so der Neuseeländer danach, existiere nicht.
Hillarys kantiges Konterfei ziert heute den neuseeländischen Fünf­Dollar-Schein. “Ich habe geglaubt, meine Bekanntheit würde sich nur für
ein paar Jahre halten”, meinte er zu Lebzeiten. Im Januar 2008 starb
­H illary an einem Herzinfarkt. Neuseeland widmete ihm ein Staats­
begräbnis.
Alan Schweingruber
Alfred Gregory / Keystone / Royal Geographical Society
N
euseeland, das schöne Land im Südpazifik, liebt den Sport. Rugby
steht an erster Stelle. Gerade haben die All Blacks zum dritten Mal
die Weltmeisterschaft gewonnen und die Nation stolz gemacht. Mindestens so unwiderstehlich wie die Sprints der ­N ationalspieler ist ja deren
uriger Haka vor den Partien: bemalte Gesichter, herausgestreckte Zunge,
lautes Gebrüll.
Daneben sind Cricket und Netball bei den 4,5 Millionen Einwohnern
sehr beliebt. Und hin und wieder bringt das Land mit den vielen Schafen
und Kiwis auch einen Superstar einer anderen Sportart hervor. Seit einigen
Jahren glänzt die zweifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin
Valerie Adams im Kugelstossen. Der bislang grösste Sportheld Neuseelands aber ist Sir Edmund Hillary. Er hat am 29. Mai 1953 ­g emeinsam mit
dem nepalesisch-indischen Bergsteiger Tenzing Norgay als erster Mensch
den Mount Everest im Himalaya-­G ebirge erklommen.
NEUSEEL AND
Wir verlassen uns nicht nur auf diese Spieler, um es
nach Russland zu schaffen. Wäre das der Fall, würde ich
es für unwahrscheinlich halten. Wir haben einige sehr
vielversprechende Nachwuchsspieler und zusammen mit
unseren erfahrenen Akteuren haben wir realistische
Chancen.
Welche Eigenschaften muss ein junger Spieler aus dem
Nachwuchsbereich mitbringen, um in der A-Mannschaft
bestehen zu können?
Am wichtigsten sind Courage und Erfolgshunger.
Courage, um den Schritt zu machen und sich zu etablieren.
Und Erfolgshunger, denn die Spieler müssen begreifen,
dass sie zwar den Sprung geschafft haben, die wirklich
harte Arbeit damit jedoch erst anfängt. Sie sind noch
nicht am Ziel!
Sie haben Ihre Absicht erklärt, die Nationalmannschaft
offensiver einzustellen und ein Team um die jungen Spieler
herum aufzubauen. Doch nach dem 1:1 im Freundschaftsspiel gegen Myanmar haben die Presse und mehrere
Ex-Trainer Ihren Ansatz als Fehlschlag bezeichnet. Wie
gehen Sie mit derartiger Kritik um?
Vielversprechender Nachwuchs Die U17-Auswahl bei der WM 2015 in Chile.
Ich habe einen Plan, ich glaube an meine Arbeit und
ich glaube an meine Spieler. Der Ansatz ist nicht das
Problem. Das sehen wir bei den meisten Spielen, nicht nur
bei der ersten Mannschaft sondern auch bei den jüngeren
Teams. Schnelleren Fortschritten des Teams steht vor
allem entgegen, dass wir kaum Konstanz in der Gruppe
entwickeln können.
“Man muss mit Leidenschaft und Hingabe
arbeiten. Am meisten reizt mich die
­V orbereitung auf das nächste Spiel.”
Tom Dulat / Getty Images, Victor Decolongon / Getty Images, Marty Melville / AFP
Wie wollen Sie diese Konstanz erreichen?
Der wichtigste Faktor für einen Trainer ist, die
­ leichen Spieler zur Verfügung zu haben, damit man das
g
Team zusammenstellen und organisieren kann. Ich glaube, wir konnten bisher nie zweimal das gleiche Team aufs
Feld schicken. Bei unserem Neuaufbau treten also immer
wieder Hindernisse auf, doch wir werden bereit sein, wenn
es nächstes Jahr in die Qualifikationsspiele geht. Ich bin
fest von dem überzeugt, was wir machen.
Gibt die Richtung vor U17-Nationaltrainer Danny Hay.
Sie sind also auf dem richtigen Weg, was die Strategie und
die Integration junger Spieler angeht?
Zu 100 Prozent, ja. Es dauert seine Zeit und das ist
manchmal frustrierend, denn wir wären gerne schon
weiter auf unserem Weg, doch ohne regelmässigen Kontakt zu den Spielern dauert es eben etwas länger.
Australien ist 2006 der asiatischen Fussballkonföderation
AFC beigetreten, um in der WM-Qualifikation gegen
­stärkere Gegner anzutreten. Haben Sie je über einen
ähnlichen Schritt nachgedacht?
Neuseeland ist ein zentrales Mitglied der ozeanischen
Konföderation. Wir haben hier Möglichkeiten, die uns
nirgendwo sonst zur Verfügung stehen. Wir streben
Mann für die Zukunft Bill Tuiloma (r.) bei der U20-WM im eigenen Land.
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Football breaks down barriers
Football builds bridges. It has a unique power to inspire friendship, respect and equality.
FIFA’s Say No To Racism campaign is part of our commitment to tackle all forms of discrimination in football.
Everyone should have the right to play and enjoy football without fear of discrimination. Say no to racism.
For more information visit FIFA.com
NEUSEEL AND
keinen derartigen Schritt an. Zudem müsste eine solche Entscheidung
und Strategie natürlich von der gesamten Konföderation beschlossen
werden, nicht nur von mir selbst.
Was sind die grössten Vorteile der ozeanischen Konföderation?
Auf der Jagd nach dem
ersten WM-Sieg
In den letzten Jahren haben wir uns in der ozeanischen Konföde­
ration regelmässig für FIFA-Turniere in den Altersklassen von U17 bis
U23 qualifiziert. Diese Erfahrungen auf der Weltbühne helfen uns
dabei, unsere Spieler für den nächsten Schritt auf Senioren-Ebene
vorzubereiten.
Als potenzieller Gewinner der Ozeanien-Qualifikation würden Sie auf
das fünftplatzierte Team aus Südamerika treffen. Das wäre ganz sicher
keine leichte Aufgabe.
Das interkontinentale Playoff wird auf jeden Fall eine schwere
Sache, unabhängig davon, welche Länder es bestreiten. Die Qualifika­
tion für die WM-Endrunde darf nicht leicht sein und ist es auch nicht.
Aber wir sind überzeugt, dass wir es schaffen können.
Sie sind mit dem Fussball aufgewachsen, denn Ihr Vater Alan Hudson
war Mittelfeldspieler bei Chelsea und Stoke City. Hat der Fussball sie
jemals enttäuscht?
Fussball kann eigentlich nicht enttäuschen. Herausforderungen
und personelle Dinge können schwierig sein, aber genau das macht es
doch zu einem interessanten Job.
Sie haben Ihre Trainerkarriere schon mit 27 Jahren begonnen. War dies
eine Konsequenz aus den hohen Erwartungen, die als Spieler in Sie
gesetzt wurden?
Ich habe sogar schon mit 23 als Assistenztrainer angefangen und
dann mit 27 meinen ersten richtigen Trainerjob bekommen. Ich kam
also schon sehr jung zum Trainerberuf und es hat mir auf Anhieb sehr
gut gefallen.
Was reizt Sie am meisten am Trainerdasein, und was macht Ihrer
­Meinung nach einen guten Trainer aus?
Man muss mit Leidenschaft und Hingabe arbeiten. Am meisten
reizt mich jeweils die Vorbereitung auf das nächste Spiel.
Harry Redknapp hat Ihnen einmal den Spitznamen “der neue José
Mourinho” verpasst. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Ich bin mit grosser Leidenschaft dabei, wenn es um Fussball, um
den Aufbau von Fussballteams und um die Arbeit mit den Spielern
geht.
Und welche Ziele haben Sie sich für die nächsten drei Jahre gesetzt?
Wir wollen zum Konföderationen-Pokal und zur WM – und wenn
wir dort sind, wollen wir Geschichte schreiben. Å
Geoff Robins / AFP Photo
NEUSEELANDS WEG ZUR WM 2018
Die WM 2014 in Brasilien hat die neuseeländische Nationalmannschaft knapp verpasst. In den interkontinentalen
Playoff-Spielen scheiterte die Elf an Mexiko. Um sich für das Turnier 2018 in Russland zu qualifizieren, muss sich
das Team von Anthony Hudson im kommenden Jahr zunächst in Runde 2 der Ozeanien-Qualifikation mit den Salomonen, Fidschi und Vanuatu messen. Die beiden Bestplatzierten der Gruppe treffen in den Halbfinals auf die beiden
Bestplatzierten der zweiten Gruppe (Tahiti, Neukaledonien, Samoa und Papua-Neuguinea). Die Sieger der Halbfinal-Partien spielen im Finale des Nationen Cups den Ozeanien-Teilnehmer für den Konföderationen Pokal 2017 aus.
Zugleich qualifizieren sich die jeweils drei bestplatzierten Teams der beiden Gruppen der Runde 2 für die Runde 3.
Die sechs Teams werden in zwei Gruppen mit je drei Mannschaften gelost und spielen im Ligaformat in Hin- und
Rückspiel jeder gegen jeden. Die beiden Sieger der Gruppen ermitteln dann in einem Hin- und Rückspiel den Teilnehmer der interkontinentalen Playoffs, in denen es im November 2017 gegen den Fünftplatzierten der
Südamerika­- Qualifikation gehen wird. Der Sieger dieses Spiels fährt schliesslich zur WM 2018 nach Russland.
Trainingseinheit Das neuseeländische Team bei der WM in Kanada.
W
enn Hannah Wilkinson für die neuseeländische Frauen­
nationalmannschaft bei einer WM trifft, dann holt das
Team einen Punkt. Das sagt die Statistik. So geschehen
beim Turnier 2011 in Deutschland, als die damals 19-Jährige
beim Gruppenspiel gegen Mexiko eingewechselt wurde und in
der 94. Minute zum 2:2-Ausgleich traf. Ebenfalls geschehen bei
der Weltmeisterschaft in diesem Jahr in Kanada, als die Stür­
merin beim Gruppenspiel gegen China den zwischenzeitlichen
1:2-Rückstand ausglich und eine Kopfballvorlage von Amber
Hearn vollstreckte.
Vier WM-Teilnahmen, noch kein Sieg
Viermal waren die Schwäne, wie die Frauenauswahl Neusee­
lands auch genannt wird, bei einer WM-Endrunde mit dabei
(1991, 2007, 2011 und 2015), viermal gab es keinen Sieg für
die Mannschaft, die in Ozeanien den Frauenfussball dominiert.
Bei zwölf WM-Auftritten verlor das Team neun Partien, d
­ reimal
spielte sie unentschieden. Neben den beiden Remis, bei denen
Wilkinson traf, gab es bei der WM 2015 noch ein 0:0 gegen
den Gastgeber. Die Leistungskurve geht jedoch nach oben. In
Kanada zeigten sich die Neuseeländerinnen unter Trainer Tony
Readings spielerisch stark verbessert und hatten Pech, dass
ihre gelungenen Auftritte nicht mit einem ersten Sieg oder dem
Weiterkommen in die K.-o.-Phase belohnt wurden. Schritt für
Schritt nähert sich die Mannschaft, die aufgrund ihrer geo­
graphischen Lage nicht oft die Möglichkeit erhält, gegen inter­
nationale Topteams anzutreten, dem Niveau der führenden
Nationen.
Neue Ziele
Die neuseeländische Frauennationalmannschaft möchte nicht
nur in Ozeanien, sondern auch weltweit fussballerische Spuren
hinterlassen. Die Tore von Hannah Wilkinson sollen dabei
­h elfen. Im Moment ist die 23-Jährige Rekordhalterin. Kein neu­
seeländischer Fussballer (männlich oder weiblich) hat bisher
bei zwei Weltmeisterschaften getroffen. Sollte Wilkinson ihre
Marke ausbauen, dürfte auch der erste WM-Sieg nur noch eine
Frage der Zeit sein.
Annette Braun
T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN
I
N
Marokko: Botola Pro
John Toshack
verzückt Casablanca
Alan Schweingruber ist Redakteur bei The FIFA Weekly.
John Toshack ist schon lange
Trainer, seit 1978 um genau
zu sein. Er verbiegt sich nicht
mehr für einen Klub. Wer ihn engagiert, der
weiss, dass er sich gleichzeitig auf einen
Mann ohne blumige Worte einlässt. Als ihn
einmal spanische Reporter fragten, wie lange
er denn noch Trainer von Real Madrid bleibe,
provozierte er die Chef­etage mit dieser
Antwort: “Das wüsste ich auch gern.”
imago
Im Juni 2014 wurde der ehemalige Liverpool­Stürmer von Marokkos Rekordmeister Wydad
Casablanca verpflichtet. Und weil Toshacks
Erfolge schon etwas nachgelassen hatten in
den letzten Jahren, reagierte ein Teil des
Umfelds skeptisch auf das Engagement. Nun,
eineinhalb Jahre später, lässt sich sagen: Die
S
I
Beziehung Wydad / Toshack funktioniert.
Der 66-jährige Waliser gewann in seiner
ersten Saison gleich den Meistertitel.
Gelungen ist ihm das nur einmal, 1990, in
seiner aufstrebenden Zeit mit Real Madrid.
In der neuen Saison sind sieben Runden
gespielt und Toshack und sein Team machten
schon mal deutlich, über wen die Meisterschaft 2015 / 2016 erneut führt: Wydad
­Casablanca steht ungeschlagen ganz oben
in der Tabelle und hat dabei erst noch ein
Spiel weniger ausgetragen. Am 21. November
kommt es zum Spitzenkampf gegen das
Zweitplatzierte Ittihad Tanger.
In anderen Sphären bewegt sich etwas überraschend Raja Casablanca. Vor vier Monaten
verpflichtete der Verein ebenfalls einen
ausländischen Trainer, Ruud Krol. Warm
wurde Raja aber nie mit dem 66-jährigen
Niederländer. Und als nach ein paar Runden
die erste Minikrise einsetzte, entliess man
Krol auch gleich wieder. Jetzt steht Rachid
Taoussi bei Raja Casablanca an der Seiten­
linie. Der Marokkaner gewann mit dem
U20-Nationalteam einst den Afrikapokal.
D
E
Kann er die Wende bei Raja einleiten? Gerade
verlor das Team erneut – zu Hause gegen
Maghreb Tétouan 2:3.
Auf Taoussi wartet ein schwieriges Programm. Und dann kommt es am 19. Dezember
auch noch zum vorweihnachtlichen Saison-­
Highlight gegen den Stadtrivalen Wydad
Casablanca. Die Duelle im grossen Stade
Mohammed V, wo beide Klubs beheimatet
sind, gelten als legendär. Beide Fanlager sind
weltweit bekannt für ihre Choreographien.
Und Toshack? 2012 hatte er das mazedonische
Nationalteam nach nur einem Jahr verlassen,
weil er nicht nach Mazedonien ziehen wollte.
Sein darauffolgendes Bündnis mit Khazar
Lankaran (Aserbaidschan) dauerte nur acht
Monate. Jetzt, so scheint es, bahnt sich mit
Wydad Casablanca etwas Ernsthaftes an.
Real Madrid entliess Toshack bei seinem
zweiten Intermezzo in Madrid 1999 übrigens
nach neun Monaten. Wegen eines Zitates. Das
ging so: “Man wird es eher erleben, dass ein
Schwein über das Bernabéu-Stadion fliegt, als
dass ich mich ändere.” Å
Erfolgscoach
John Toshack (l.) fokussiert
im zweiten Amtsjahr den
zweiten Meistertitel.
T H E F I FA W E E K LY
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Honduras: Liga Nacional
Progreso will
Geschichte schreiben
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel” in
Berlin.
Der Überraschungsspitzen­
reiter schwächelt ein wenig.
Oder schont sich der Club Deportivo
­Honduras Progreso nur für die Playoffs des
Torneo Apertura? Am 18. und letzten Spieltag
der Liga Nacional de Fútbol Profesional
reichte es nur zu einem 1:1 gegen den Club
Deportivo Vida. Das schlägt sich in der
Abschlusstabelle nicht weiter nieder – da
beträgt der Vorsprung auf den Tabellenzwei­
ten Club Deportivo Motagua immer noch
stolze vier Punkte. Was Progresos Trainer
Héctor Castellón schon eher beunruhigen
könnte, ist der jüngste Trend. In den vergan­
genen vier Spielen kam seine Mannschaft
gerade mal auf einen Sieg.
Aufgeweichtes Terrain Progreso mit Kapitän Cálix (l.) tat sich gegen Deportivo Vida schwer (1:1).
Zaldivar, der hoch aufgeschossene Verteidiger
mit dem blau-weiss gefärbten Haarschopf,
liess sich nicht nervös machen und setzte den
Ball flach in die linke Ecke. Wegen seiner
Vorliebe für schräge Frisuren und Tattoos
nennen sie Zaldivar in Honduras auch den
Arturo Vidal von Progreso. Beinahe hätte er
seine Bilanz noch ein wenig aufhübschen
können, denn kurz vor Schluss verhängte
Schiedsrichter Nelson Salgado einen weiteren
Elfmeter für Progreso. Zaldivar machte sich
in Gedanken schon zur Ausführung bereit,
aber auf Intervention des Assistenten an der
Seitenlinie nahm Salgado seine Entscheidung
zurück, und es blieb beim 1:1.
Es geht jetzt um die Mobilisierung
der letzten Reserven.
16
T H E F I FA W E E K LY
Progreso ist wie der Tabellenzweite Motagua
direkt für das Halbfinale qualifiziert und
darf sich eine Woche Ruhe gönnen, während
Vida (gegen Marathon) und Titelverteidiger
­Olimpia (gegen Real Sociedad) in das vorge­
schaltete Viertelfinale gehen müssen. Es
geht um die Mobilisierung der letzten Reser­
ven, um den grössten Triumph der Vereins­
geschichte, der am Ende dieser bislang so
grandiosen Saison stehen soll. Progreso, der
Klub aus dem Norden des Landes, hat den
Titel noch nie gewonnen und spielte bis 2014
nach sportlich und wirtschaftlich sehr wech­
selvollen Jahren noch in der 2. Liga.
Bislang ist der Fussball in Honduras eine
Domäne der beiden grossen Mannschaften
aus der Hauptstadt Tegucigalpa. Rekordmeis­
ter Olimpia kommt auf 29 Meisterschaften,
der Lokalrivale Motagua immerhin auf 13. Im
Finale des Torneo Clausura hatten die beiden
den Titel im vergangenen Mai wie gewohnt
im Clásico del fútbol hondureño unter sich
ausgemacht. Auch Héctor Castellón war schon
einmal Teil einer siegreichen Mannschaft –
1977 als Mittelfeldspieler in Diensten von
Olimpia. Nur zu gern würde er diesmal als
Trainer mit Progreso dazwischenfunken. Å
LNP Honduras
Zum Abschluss der Doppelrunde der Aper­
tura hätte es beinahe die fünfte Saisonnieder­
lage gegeben. Es war ein seltsames Spiel auf
dem von stundenlangen Regenfällen auf­
geweichten Rasen im Estadio Humberto
­Micheletti, wo ein technisch anspruchsvolles
Spiel kaum mehr möglich war. Progreso war
die bessere Mannschaft, aber das erste Tor
schoss Vida. Mitte der zweiten Halbzeit
gelang Maycol Montero nach schöner Vor­
arbeit von Marcelo Canales das 1:0. Erst
zehn Minuten vor Schluss schaffte Progresos
Jorge Zaldivar noch den Ausgleich, und es
musste dafür schon ein Elfmeter herhalten.
Der Argentinier Leonardo Domínguez hatte
Fredixon Elvir gefoult, und im Zuge der
allgemeinen Proteste dauerte es
ein Weilchen, bis der Schütze endlich zur
Tat schreiten durfte.
Thailand: Premier League
Buriram United ist
nicht aufzuhalten
Annette Braun ist Redakteurin
bei The FIFA Weekly.
Kann sich Masahiro Wada
beim Port FC halten? Der
Japaner ist bereits der fünfte
Coach des abstiegsbedrohten Klubs in dieser
Saison. Seine Vorgänger mussten den Verein
alle vorzeitig verlassen. Der Grund? Erfolg­
losigkeit. Port FC dümpelte am Tabellenende
und verlor immer mehr den Anschluss ans
sichere Mittelfeld.
Thananuwat Srirasant / Buriram United
Nun ist also Masahiro Wada an der Reihe,
sein Glück zu versuchen. Und siehe da, in den
beiden letzten Partien konnte die Mannschaft
zwei Siege erringen. Nach dem 2:1-Erfolg
gegen TOT-CAT stand gegen Sisaket FC am
14. November ein 3:1-Heimsieg zu Buche.
Port FC liegt nun zwar immer noch auf einem
Relegationsplatz, aber das rettende Ufer ist
nur noch einen Punkt entfernt. Alles wieder
offen also für das Team, das unbedingt
vermeiden will, nach 2012 ein zweites Mal in
der Vereinshistorie abzusteigen — auch wenn
dann umgehend der direkte Wiederaufstieg
gelang.
Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-­
Jahre sahen die Ziele des Port FC noch ganz
anders aus. Da beendete die Mannschaft die
Saison regelmässig im oberen Tabellendrittel,
auch wenn man den Meistertitel nicht errin­
gen konnte. Der Abstand zu den Topteams hat
sich nun aber vergrössert. Die Möglichkeit,
um den Titel mitzuspielen, ist in weite Ferne
gerückt.
Ganz oben steht dagegen seit Jahren Buriram
United. Der Verein schloss die Spielzeiten
2008, 2011, 2013 und 2014 auf Tabellenrang 1
ab. Und auch in dieser Saison führt die
Mannschaft die Liga souverän mit sieben
Punkten Vorsprung auf den ersten Verfolger,
Muangthong United, an. Wer kann den Klub
vom Gewinn des dritten Meistertitels in Folge
noch abhalten?
In der Partie gegen Chiangrai United setzte
sich Buriram 6:0 durch. Gleich dreifach
erfolgreich war der Brasilianer Diogo. Er
schoss in der zweiten Halbzeit binnen nur
13 Minuten einen Hattrick. Mit dem Dreier­
pack schraubte er seinen Torstand in dieser
Saison auf 27 hoch.
Dieser Wert macht ihn zum Rekordhalter:
Noch kein Spieler zuvor hat in einer Saison
der thailändischen Premier League so viele
Tore für seinen Klub erzielt. Diogo, der erst
in diesem Jahr von Palmeiras (Brasilien) zu
Buriram wechselte, netzte in 27 Spielen
27-mal ein, und die Saison ist ja noch nicht
vorbei. Der brasilianische Stürmer kann die
Rekordmarke noch weiter erhöhen, und in
seiner derzeitigen Verfassung bezweifelt
niemand, dass er das auch tun wird.
Zweifel dürfte bei Muangthong United das
Spiel gegen Suphanburi geschürt haben.
Darüber, ob man die Schlussphase wirklich
noch einmal spannend gestalten und mit
Buriram um den Titel kämpfen kann.
2:0 führte der Tabellenzweite in der Heim­
partie gegen Suphanburi, 2:2 stand es nach
90 Minuten. Von hinten droht der Mann­
schaft keine Gefahr mehr, der Vorsprung
beträgt 13 Punkte. Aber das Remis beendet
fünf Spieltage vor Schluss den finalen Angriff
auf ­Buriram fast schon, bevor er überhaupt
begonnen hat. Å
Fokussiert Toptorschütze
Diogo von Buriram United
hat den Ball im Blick.
T H E F I FA W E E K LY
17
DAS INTERVIEW
“Unseren Spielstil beibehalten”
André Schürrle lieferte im WM-Finale 2014 die Torvorlage zum 1:0-Siegtreffer durch
Mario Götze und hatte somit grossen Anteil am ersten Titel der deutschen Nationalmannschaft
seit 18 Jahren und dem ersten Weltmeisterschaftstitel seit 1990.
Herr Schürrle, welche war die erste WM, die
Sie als Kind bewusst miterlebt haben?
André Schürrle: (lacht) Das war Japan und
Korea 2002. Ich weiss noch genau, wie ich
damals das Endspiel zwischen Deutschland
und Brasilien zu Hause mit meinen Eltern auf
der Couch verfolgt habe. Und wie traurig ich
war, nachdem wir verloren hatten.
Träumten Sie damals davon, selbst mal eine
WM zu spielen? Vielleicht sogar in einem
WM-Finale zu stehen?
Ich hatte mir die Zeit nach der WM
natürlich selbst auch anders erhofft. Ich hatte
eigentlich damals einen sehr guten Saison­
start mit Chelsea, aber dann lief es nicht zu
100 Prozent. Daraufhin wollte ich im Winter
wieder zurück nach Deutschland und habe
den Schritt mit dem Wechsel nach Wolfsburg
gemacht. Mental ist es nicht leicht, aber ich
bin mir meiner Stärken nach wie vor bewusst,
und ich weiss auch, wenn ich es schaffe, sie
wieder konstant auf den Platz zu bringen,
kommt auch alles andere wieder zurück.
Man träumt als Kind von vielen Dingen.
Vor allem wenn man seine Vorbilder im
Fernsehen sieht und sich vorstellt, was man
selbst alles erreichen könnte. Mein grosses
Idol war damals Michael Ballack. Mein
Traum war immer, Fussball zu meinem Beruf
zu machen und vielleicht sogar mal in der
Nationalmannschaft zu spielen. Aber dass es
dann sogar so weit geht, dass ich in einem
WM-Finale den Siegtreffer vorbereiten
würde, davon habe ich nun wirklich nicht zu
träumen gewagt.
Bei Chelsea hatte ich nur die Jokerrolle
inne. Daher nahm ich die Chance wahr,
nach Wolfsburg und damit zu einem sehr
ambitionierten Bundesligisten zu wechseln.
Nun wollen wir versuchen, jedes Jahr in der
Bundesliga vorne mit dabei zu sein und jedes
Jahr in der Champions League zu spielen.
Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg,
aber es liegt auch noch ein grosses Stück
Arbeit vor uns.
In Deutschland sind Sie seit vielen Jahren eine
feste und bekannte Fussball-Grösse. Im
­Ausland kennt man Sie vor allem als den
Mann, der den entscheidende Pass für Götzes
Tor im Maracanã spielte. Erinnern Sie sich
noch oft an diesen Moment zurück?
Die deutsche Nationalmannschaft hat die
Qualifikation für die Euro 2016 zwar geschafft,
aber nicht unbedingt mit der Souveränität, die
man von einem Weltmeister erwartet. Worin
muss man sich bis zur Endrunde in Frankreich
verbessern?
Natürlich! Dieser Moment und der damit
verbundene WM-Sieg waren ohne Frage der
bislang grösste Erfolg meiner Karriere. Man
sieht den Treffer und die Vorlage ja noch sehr
häufig im TV und wird oft ganz zwangsläufig
daran erinnert. Diese Momente bleiben für
mich auf ewig unvergessen.
Wir müssen jetzt einfach schauen, dass
unsere Leistungsträger fit bleiben und auf
dem Weg nach Frankreich alle in Form
kommen. Dann bin ich mir sicher, dass wir
wieder zu unserer eigentlichen Stärke finden.
Nach der WM haben wir mit Philipp Lahm,
Per Mertesacker und Miroslav Klose
­schliesslich auch drei Stützen der Mannschaft
verloren. Es musste sich erst wieder etwas
Neues bilden. Deshalb ist es wichtig, dass
wir unseren Spielstil jetzt beibehalten.
Wie hat sich Ihr Leben seit dem 13. Juli 2014
verändert?
Die Aufmerksamkeit wurde viel grösser
und ist weltweit gestiegen. Egal, wo ich bin,
plötzlich erkennen mich Leute überall, sei es
in Deutschland oder im Ausland. Das ist
mit Sicherheit das grösste Merkmal der
Veränderung.
Seitdem ist aber auch in Ihrer Karriere nicht
alles perfekt verlaufen. Wie geht man damit
um, dass nach einem derartigen Highlight
auch wieder Tiefen kommen?
18
T H E F I FA W E E K LY
Wie sehen nun Ihre mittelfristigen Ziele aus?
Inwieweit unterscheidet sich die Mannschaft
charakterlich von der, die bei der WM 2014 in
Brasilien den Titel gewann?
Wir haben nach wie vor viele Spieler, die
grosse Persönlichkeiten sind. Ich denke vor
allem an Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger, der schon ewig auf diesem Top-Niveau
spielt, sowie an Thomas Müller, der ein
unglaublicher Typ ist. Dann haben wir mit
Leuten wie Mats Hummels und Toni Kroos
eine ganze Reihe weiterer Weltklassespieler.
Ich bin mir absolut sicher: Wenn es hart auf
hart kommt, werden wir auch wieder
Top-Fussball zeigen.
Wie schätzen Sie Ihre persönliche Rolle in der
DFB-Auswahl ein?
Ich bin überzeugt, dass Joachim Löw mir
vertraut, weil er weiss, was ich leisten kann.
Zurzeit spiele ich mal von Anfang an, mal
komme ich als Joker. Aber ich fühle mich
wohl dabei und werde immer da sein, wenn
der Bundestrainer mich braucht.
Welche Weiterentwicklung sehen Sie in der
Nationalmannschaft spielerisch und taktisch?
Wir brauchen neue Impulse, weil sich
unsere Gegner immer besser auf uns einstellen. Gegen den Weltmeister ist jedes Team
extrem motiviert und bereit, sein bestes Spiel
abzuliefern. In der EM-Qualifikation haben
wir gemerkt, dass alle unsere Gegner sehr tief
stehen. Wir haben in jedem Spiel 70 bis 75
Prozent Ballbesitz und müssen unsere Wege
zum Tor finden. Es gilt vor allem, daran zu
arbeiten, unsere Torchancen wieder effizienter zu nutzen. Wenn wir mal längere Zeit
zusammen sind und in drei- bis vierwöchigen
Trainingslagern die Abläufe und Automatismen verfeinern, werden wir auch gegen
tiefstehende Gegner wieder erfolgreicher sein.
Ist der EM-Titel drin?
Auf jeden Fall! Wir sind Weltmeister und
haben eine überragende Mannschaft. Der
EM-Titel ist realistisch, auch weil ich kaum
eine andere Mannschaft mit dieser mentalen
Stärke sehe. Å
Mit André Schürrle sprach Andreas Alf
Name
André Horst Schürrle
Geburtsdatum, Geburtsort
6. November 1990,
Ludwigshafen, Deutschland
Position
Sturm, Mittelfeld
Stationen als Spieler
2009–2011 Mainz 05
2011–2013 Bayer Leverkusen
2013–2015 Chelsea FC
seit 2015 VfL Wolfsburg
Thomas Rapsch / laif
Erfolge
Weltmeister 2014
Englischer Meister 2015
Deutscher Pokalsieger 2015
Nationalteam
49 Einsätze, 20 Tore
T H E F I FA W E E K LY
19
20
T H E F I FA W E E K LY
Magnum Photos
First Love
O r t : O m o Va l l e y, Ä t h i o p i e n
Datum: 8. August 2013
U h r z e it : 9. 5 2 U h r
Fotog ra f: Steve McCur r y
T H E F I FA W E E K LY
21
Glücksbringer Ohne seine graue Trainings­
hose betritt Gabor Kiraly nicht den Rasen.
22
T H E F I FA W E E K LY
Laszlo Balogh / Reuters
EM - QUALIFIK AT ION
EM - QUALIFIK AT ION
Renaissance des
einstigen Giganten
In den 1950er-Jahren dominierte die ungarische
­Nationalmannschaft die Fussballbühne. Vom Glanz
einstiger Tage blieb in den vergangenen Jahrzehnten
aber nicht viel übrig. Nach Jahren der Erfolg­losigkeit
qualifizierte sich das Team nun wieder für eine
EM-Endrunde, schreibt Annette Braun.
E
s ist wohl die bekannteste lange Trainingshose der Fussballwelt. Sie ist grau,
schliesst an den Beinen mit Gummizug
und ist immer eine Nummer zu gross für
die Person, die sie trägt. Sie war schon in
den verschiedensten Ländern Europas
auf dem grünen Rasen in Aktion, wird während
der 90 Spielminuten von seinem Besitzer regelmässig in Mitleidenschaft gezogen, nur um in
der folgenden Partie wieder in vollem Glanz zu
erstrahlen. Im nächsten Jahr wird genau diese
graue Jogginghose nach Frankreich zur Europameisterschaft reisen, im Gepäck des ungarischen Nationaltorhüters Gabor Kiraly. Er ist
der Mann, der seit den 1990er-Jahren auf das
Tragen der sonst üblichen Shorts verzichtet
und den Schlabberlook zwischen den Pfosten
berühmt machte. Nächster grosser Auftritt für
Kiraly samt Trainerhose: die EM-Endrunde.
nach langer Durststrecke, nach vielen Zweifeln
und allgemeiner Ratlosigkeit. “Das ist wie ein
kleines Fussballwunder”, sagte Co-Trainer
Andreas Möller, der eigens für die Playoff-­
Spiele in den Betreuerstab der Ungarn berufen
worden war.
Schweres Erbe der 50er-Jahre
Nostalgisch sind sie, die Ungarn. Gerne erinnern sie sich an die glorreichen Zeiten in den
1950er-Jahren, als die ungarische Auswahl den
Fussballzirkus dominierte. Damals, als die
­Goldene Elf um Puskas, Kocsis, Hidegkuti, Grosics und Czibor ein beispielhaftes Offensivspiel
zelebrierte und vom 14. Mai 1950 bis zum 4. Juli
1954, dem WM-Finale gegen Deutschland in
Bern, in 31 Länderspielen nacheinander ungeschlagen blieb. Die Aufnahmen von damals
laufen im TV hoch und runter, immer noch,
auch nach so vielen Jahren.
Die ungarische Nationalelf feierte damals
grosse Erfolge, doch die Entwicklung stagnierte. Während andere Nationen ihr Spiel anpas­
sten, trat die hoch gelobte ungarische Ballkunst auf der Stelle. Sie wurde eingeholt, sie
wurde überholt. 1972 war die Nationalmannschaft zum letzten Mal bei einem EM-Endturnier dabei. In Belgien scheiterte das Team im
Halbfinale an der Sowjetunion. 1986 gelang
noch einmal die Qualifikation für eine WM­Endrunde. In Mexiko war als Gruppendritter
hinter der Sowjetunion und Frankreich nach
der Vorrunde Schluss, und die grossen Turniere fanden in der Folge ohne den einstigen Giganten statt. Ein Tiefpunkt erlebte die Mannschaft 2013 im Spiel gegen die Niederlande. 1:8
lautete das Ergebnis dieses WM-Qualifikations­
duells. Die deutliche Niederlage zeigte: Die Magyaren sind meilenweit vom Topniveau anderer
Länder entfernt.
Mit Trainerhose und Ambitionen
Wie sich das Blatt doch innerhalb von zwei Jahren wenden kann. Mit dem Sieg in den Playoffs
gegen Norwegen positioniert sich Ungarn wieder auf der europäischen Fussball-Landkarte.
Und der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Bereits seit 2010 investiert die Regierung des Landes in die Entwicklung des Spiels. Stadien werden gebaut oder erneuert, und die Vereine
erhalten grössere finanzielle Unterstützung.
Die ersten Früchte konnten nun in diesem Jahr
geerntet werden. Die Mannschaft belegte in der
Qualifikation zur EM 2016 hinter Nordirland
“Das ist ein kleines
­F ussballwunder.”
Trond Tandberg / Getty Images
Ungarns Co-Trainer Andreas Möller
Erste EM-Quali nach 43 Jahren
Die ungarische Nationalmannschaft hat es geschafft, sie hat sich qualifiziert. 43 Jahre nach
dem letzten EM-Auftritt 1972 setzte sich das
Team von Bernd Storck in den Playoffs gegen
Norwegen durch. Das Hinspiel in Oslo wurde
1:0 gewonnen, das Rückspiel in Budapest endete mit einem 2:1-Erfolg. Es ist eine historische
Rückkehr auf die grosse europäische Bühne –
Geschafft! Ungarn qualifizierte sich erstmals
seit 1972 wieder für eine EM-Endrunde.
T H E F I FA W E E K LY
23
EM - QUALIFIK AT ION
“Die Nächte, für die du lebst”
D
ie Pioniere des Synthiepop, Depeche Mode, haben in ihrer beeindruckenden Laufbahn viel schönere und melodiösere Lieder komponiert
als “Just Can’t Get Enough”. Wenn die simplen Beats der 1981-Single
heute irgendwo auf der Welt aus den Lautsprechern dröhnen, dann hat
das meistens damit zu tun, dass sich etwas Nettes ereignet hat, von dem
man nicht genug bekommen mag. Dann grölen immer alle laut mit, selbst
die unmusikalischsten Zeitgenossen. Die Lyrics lassen es ja zu.
Auch im Nationalstadion von Dublin sangen sie am späten Abend des
16. November aus vollen Kehlen. 50 000 Zuschauer waren gekommen, um
das irische Team gegen den Favoriten aus Bosnien-Herzegowina anzufeuern. Auf die filigrane Art kam das 2:0 dann nicht zustande. Und vielleicht
hatte Irland beim Führungstor, dem ein umstrittener Elfmeter vorausging,
auch etwas Glück. Aber alles in allem gingen der Sieg und die damit verbundene dritte EM-Qualifikation in Ordnung. Auch weil Bosnien-­
Herzegowina zu wenig Zug aufs gegnerische Tor zustande brachte.
EM-Debakel 2012
Nun möchten die Iren endlich ihren WM-Groove an eine EM mitnehmen.
Dreimal fuhr das kleine Land an eine Weltmeisterschaft. Die Resultate
liessen sich immer sehen. Zweimal zog Irland ins Achtelfinale ein, 1990
stand der Inselstaat sogar im WM-Viertelfinale, wo Gastgeber Italien ganz
­italienisch 1:0 gewann.
Aber eben, die EM ist ein anderer Schauplatz und ein Turnier, das von
Experten gerade in der Gruppenphase als schwieriger eingestuft wird.
Irland bekam dies vor allem 2012 in Polen zu spüren. Unter Giovanni
­Trapattoni schied man mit null Punkten und einem Torverhältnis von 1:9
aus. Im zweiten Gruppenspiel demütigte der spätere Europameister
­S panien die Iren 4:0. Aus Sicht der Iren war die Euro ein Debakel.
Beim Playoff-Rückspiel in Dublin wurde Jonathan Walters zum
Matchwinner. Er erzielte nach seiner abgelaufenen Sperre beide Tore.
Noch etwas intensiver gefeiert wurde bei Spielschluss Martin O’Neill. Der
nordirische Coach, der mitten im Premier-League-Abstiegskampf der­
­S aison 2012/2013 von Sunderland entlassen worden war, schaffte in zwei
Jahren Amtszeit Erstaunliches. Nächsten Sommer fliegt ein eingeschworenes irisches Nationalteam nach Frankreich und mit ihm Tausende Fans
von der Grünen Insel.
O’Neill bedacht
Martin O’Neill, der vom ehemaligen Manchester-United-Brecher Roy Keane assistiert wird, geht in der Freizeit übrigens einem nicht alltäglichen
Hobby nach: Er begeistert sich für bedeutende Kriminalfälle. In Anbetracht dessen war seine Aussage nach dem Sieg in Dublin, als das ganze
Land eine “Juhee”-Botschaft erwartete, sehr sanftmütig: “Das sind die
Nächte, für die du lebst. Es ist schwierig, Worte zu finden. Ich bin ja nicht
William Shakespeare.”
Alan Schweingruber
Langes Fest Die Iren
begiessen in Dublin die
EM-Qualifikation.
24
T H E F I FA W E E K LY
David Maher / SPORTSFILE
Irland qualifiziert sich zum dritten Mal für eine
Europameisterschaft. Coach Martin O’Neill
­verfügt über ein eingeschworenes Team.
EM - QUALIFIK AT ION
Playoff-Spiele zur Endrunde
12. / 15. November 2015
Norwegen
Ungarn
0 1 1
123
13. / 16. November 2015
Bosnien und Herzegowina 1 0 1
Irland
123
14. / 17. November 2015
Ukraine
Slowenien
213
0 1 1
Schweden
Dänemark
224
1 2 3
Die 24 Endrunden-Teilnehmer
(in alphabetischer Reihenfolge)
Höhenflug Ungarns Goldene Elf um Torhüter Gyula
Grosics im Halbfinale der WM 1954 gegen Uruguay.
Popperfoto
und Rumänien den 3. Platz, der zur Teilnahme
an den Ausscheidungsspielen gegen die Skandinavier berechtigte. In die Partien gegen
Norwegen ging das Team zwar als klarer
­
­Aussenseiter, doch gleichzeitig waren sich alle
Beteiligten der Chance bewusst, die sich ihnen
bot.
Die Mannschaft von Bernd Storck, der im
Sommer das Traineramt von Pal Dardai übernommen hatte, nutzte diese Chance souverän
und hochverdient mit zwei siegreichen Spielen.
Stürmer Tamas Priskin, der den Vorzug vor
dem Hoffenheimer Adam Szalai erhalten hatte,
traf im Rückspiel vor 26 186 Zuschauern im
strömenden Regen zur Führung (14.), nach
­einem Eigentor durch Markus Henriksen (83.).
In Budapest kannte der Jubel, trotz des zwischenzeitlichen Anschlusstreffers der Norweger, keine Grenzen.
Gabor Kiraly steuerte in seinem 101. Länderspiel eine Parade in der 76. Minute zum Triumph bei. 40 Jahre alt wird der Torhüter bei der
Europameisterschaft im nächsten Jahr sein.
Und er wird sie sicher auch dort wieder tragen,
diese graue Trainerhose, die er nur noch im
Handgepäck transportiert. Zusammen mit
­seinen Teamkameraden möchte der Torhüter
beim Turnier gute Leistungen zeigen und — bei
aller Glorifizierung der Vergangenheit — neue
Erinnerungen schaffen. Die Trainingshose soll
Teil davon werden – und trägt damit doch wieder einen Hauch von Nostalgie bei. Å
Mit dem Sieg in den Playoffs gegen
Norwegen positioniert sich Ungarn wieder auf
der europäischen Fussball-Landkarte.
Albanien
Belgien
Deutschland
England
Frankreich
Irland
Island
Italien
Kroatien
Nordirland
Österreich
Polen
Portugal
Rumänien
Russland
Tschechische Republik
Schweden
Schweiz
Slowakei
Spanien
Türkei
Ukraine
Ungarn
Wales
Die Gruppenauslosung zur Euro 2016 findet
am Samstag, dem 12. Dezember 2015,
ab 18 Uhr in Paris statt.
T H E F I FA W E E K LY
25
GRASSROOTS
FIFA inspiring girls and boys to play football
FIFA’s Grassroots programme is the core foundation of our development mission, aimed at encouraging girls and boys
around the world to play and enjoy football without restrictions. Grassroots focuses on the enjoyment of the game
through small-sided team games, and teaching basic football technique, exercise and fair play.
For more information visit FIFA.com
F IFA IN T E R AC T I V E WORLD C U P 2016
PRESIDENTIAL NOTE
Die ersten zehn Gewinner der
Saison 1 stehen fest
Vereint für
den Frieden
I
Ran an die Konsole Die Qualifikation für das Grand Final 2016 läuft.
D
ie ersten zehn 10-FIWC-Teilnehmer, die neben Titelverteidiger Abdulaziz
Alshehri beim Grand Final des FIWC 2016 in New York dabei sind, stehen
fest. Schon jetzt sind Vertreter aus sieben Ländern beim Grand Final 2016
mit dabei. Die zehn zu vergebenden Plätze in der ersten Saison wurden zu gleichen Teilen auf die Playstation®4 (PS4) und Xbox One aufgeteilt. Erstmals in der
13-jährigen Geschichte des Turniers können beim FIWC 2016 die Teilnehmer
nach Wunsch auf den zwei führenden Spielkonsolen mitmachen.
Gratulation an die folgenden qualifizierten Spieler:
Alexander Hassenstein / FIFA via Getty Images
Playstation 4
• SP__FIFA (USA)
• Nalla_Otcapmi (Brasilien)
• epsilon_sigma_ (Burkina Faso)
• DimFifa (England)
• codASW96 (England)
Xbox One
• xXThe RoyalXx (Saudiarabien)
• TheSchaeferhund (Deutschland)
• D1g0 Fifeiro (Brasilien)
• Voncita20 (Costa Rica)
• Miracle Raseck (Deutschland)
Format der Qualifikation
In jeder Saison qualifizieren sich fünf Spieler aus der Punktwertung der PS4 und
fünf Spieler aus der Punktwertung der Xbox One. Die fünf Plätze werden jeweils
wie folgt vergeben: Erst- und Zweitplatzierter (Europa), Erstplatzierter (Nord-,
Mittelamerika und Karibik), Erstplatzierter (Südamerika), Erstplatzierter (Asien,
Afrika und Ozeanien). Die zweite Saison ist derzeit in vollem Gange – sie dauert
vom 1. November bis 1. Dezember 2015. Å
tfw
n einer Welt, in der Zwietracht und Konflikte so viele unschuldige Leben zerstören, ist es äusserst wichtig, dass
jeder von uns seinen Beitrag zum Zusammenrücken aller
Nationalitäten, Kulturen und Konfessionen leistet.
Der Fussball kann seinerseits keine Lösung für die politischen Konflikte dieser Welt anbieten. Als weltweit beliebteste Sportart kommt ihm aber die besondere Aufgabe
zu, immer dort, wo es ihm möglich ist, seinen Einfluss im
Herzen unserer Gesellschaft geltend zu machen.
Dabei muss vor allem die Sicherheit der Fans und der
Spieler oberste Priorität haben. Es gibt kein Fussballspiel,
das wichtiger ist als ein Menschenleben. Daher unterstützen wir sämtliche Entscheidungen, die von den zuständigen
Behörden im Interesse der Sicherheit getroffen werden.
Zugleich haben wir uns davon überzeugen können, dass
der Sport in der Lage ist, die Völker in den schwierigsten
Momenten zusammenzuschweissen. Am Dienstagabend
haben sich die Fans und Spieler der englischen Nationalmannschaft im Wembley-Stadion als Reaktion auf die
schrecklichen Attentate vom vergangenen Freitag in Paris
mit dem französischen Gästeteam und den mitgereisten
Fans verbrüdert. Es war ein Sieg des Fussballs, dass sich
ausgerechnet die Fans zweier rivalisierender Fussball­
nationen im Geiste des Friedens und in grösstmöglicher
Solidarität vereinten. Diese wunderbare Geste war die ­beste
Antwort, die Zuschauer und Spieler an diesem Abend auf
die Barbarei geben konnten.
Die FIFA ist keine politische Instanz. Deshalb müssen
wir neutral bleiben. Dennoch weiss ich, dass ich im Namen
aller Mitglieder der Fussballgemeinschaft spreche, wenn ich
sage, dass wir im Kampf gegen Gewalt fest an der Seite unserer Brüder und Schwestern auf der ganzen Welt stehen,
unabhängig davon, wo und durch wen sie ausgeübt wird.
Der Fussball ist ein Sport des freundschaftlichen Miteinanders und ein Ausdruck von Menschlichkeit. Das war
schon immer so und wird auch in Zukunft so bleiben. Diese
Botschaft müssen wir ständig in die Welt entsenden.
Unsere Gedanken und unser tiefes Mitgefühl gelten den
Familien der zahlreichen Opfer von Gewalttaten in aller
Welt, einschliesslich der Opfer all jener Konflikte, die nicht
in den Schlagzeilen der internationalen Medien auftauchen.
Ihr Issa Hayatou
T H E F I FA W E E K LY
27
Entschlossene Pionierin
A
lles begann während einer Totenwache.
Neun Tage des Gebets, die mit den Söhnen des Verstorbenen, Fernando und
Manuel Emilio Bonilla, schliesslich in
einem Gespräch über Fussball mündeten. Sie wollten ein Frauenteam aufbauen, fanden aber keine Spielerinnen. Maria
­E lena Valverde mochte den Fussball, hatte aber
keine Mannschaft.
“Am Ende waren wir sieben Frauen, die loszogen, Freunde und Verwandte zu finden, um
eine Mannschaft zu gründen”, berichtet sie. Es
war der 27. Februar 1949. Schon drei Wochen
später trainierte sie erstmals bei Deportivo
­Femenino Costa Rica, dem ersten Frauenteam
der CONCACAF. Maria Elena Valverde und
­ihren Freundinnen war es gelungen, 30 Mädchen zusammenzubringen. Am 19. März, dem
Ehrentag des Schutzheiligen der costa-ricanischen Hauptstadt San José, begannen sie, auf
der Finca Las Delicias zu trainieren.
“Wir mussten vor dem Training erst alle
Kuhfladen beseitigen, denn es gab dort Vieh.
Das war unser Aufwärmen”, blickt eine der ersten costa-ricanischen Fussballspielerinnen
28
T H E F I FA W E E K LY
amüsiert zurück. “Viele Mädchen mussten zu
Hause sagen, dass sie zum Basketball-Training
gingen, weil ihnen ihre Familien nicht erlaubten, Fussball zu spielen. Ich hatte da nie Pro­
bleme. Meine Mutter stellte sich sogar ins Tor,
wenn wir mit den Cousins und den Tanten auf
dem Marktplatz ein Spielchen organisierten.
Und das, obwohl sie sehr klein war. Sie ging mir
und meinen fünf Brüdern als Beispiel voran.”
Die 87-jährige Maria Elena macht beim
Sprechen Pausen, doch sie erinnert sich an alle
Einzelheiten. Und mit jedem weiteren Wort
scheint sie jenes Abenteuer aufs Neue zu
­geniessen. “Ich hätte mir nie träumen lassen,
was ich dank des Fussballs erleben würde”, sagt
sie dankbar.
Unzählige Erinnerungen
Denn was geradezu wie ein Geheimtreffen
u nter Freundinnen begann, führte sie als
­
­Botschafterin des costa-ricanischen Fussballs
um die halbe Welt. Für ihre Pionierleistung
wurde sie zudem mit dem Verdienstorden
der FIFA ausgezeichnet. Sie hat immer ein
­d ickes Fotoalbum bei sich, das sie stolz zeigt:
Erinnerungen an ihren Besuch des Auftaktspiels der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft
Brasilien 2014™, Fotos mit legendären Spielern
wie Just ­Fontaine oder Franz Beckenbauer.
Kürzlich war sie auch beim Finale der FIFA
Frauen-Weltmeisterschaft in Kanada.
Doch wir legen die Farbbilder beiseite und
widmen uns wieder den Schwarz-Weiss-­
Fotografien aus Las Delicias. Dort feilte Maria
Elena ein Jahr lang an ihren Fertigkeiten als
rechte Innenverteidigerin, bis das Projekt eine
neue Dimension erreichte. Am 27. März 1950
wurde der Spieltag der Männer unterbrochen,
damit diese Gruppe von wagemutigen Frauen –
eine Hälfte in weisser, die andere in hell­blauer
Kleidung – ihren Landsleuten ihr Können am
Ball demonstrieren konnten.
“Die Bonillas mussten von Haus zu Haus
gehen und die Erlaubnis der Familien einholen.
Aber es gelang ihnen. Am nächsten Tag schrieb
die Zeitung ‘La Nacion’ sogar, dass ‘sie besser
spielen als die Männer’ ”, erinnert sich Valverde
stolz. Es war ein so durchschlagender Erfolg,
dass die Frauen im Anschluss auf eine internationale Tournee gehen konnten, die sie nach
FIFA
Sie hat den Frauenfussball in Costa Rica zum Leben erweckt:
Maria Elena Valverde folgte ihrem Herzen und gründete zusammen mit ihren
Freundinnen die erste Frauenmannschaft des Landes.
HISTORY
“Ich hätte mir nie
­t räumen lassen, was
ich dank des Fussballs
­erleben würde.”
Maria Elena Valverde
HO (3)
Wegbereiterinnen Die Frauenmannschaft Deportivo Femenino Costa Rica.
Erinnerungen Valverdes Fotoalbum.
Historisches Debüt Der erste Auftritt des Frauenteams im März 1950 in San José.
Panama, Kolumbien, Curaçao, Honduras und
Guatemala führte, wo sie Showspiele bestritten.
“In Bogotá durften wir nicht spielen, weil
die ‘Liga für den Anstand’ meinte, unsere
Sport­
hosen seien zu kurz”, erzählt sie und
­ergänzt entrüstet: “Dabei bestand diese Liga
aus Frauen!”
Maria Elena Valverde verteidigt die Rechte
der Frauen durch Worte und Taten, hebt aber
vor allem eine Eigenschaft hervor: “Wenn ich
etwas haben will, dann kriege ich es. Man darf
nicht aus Charakterschwäche auf etwas verzichten. Das Entscheidende ist, dass du
kämpfst.”
Ihr Kampf für den Fussball brachte sie
­sogar dazu, einen Ehemann zurückzulassen,
dem ihre Leidenschaft nicht gefiel. “Ich konnte
nicht einfach den Kopf einziehen und mich seinem Willen beugen. Wenn ich etwas Ungerechtes oder Unanständiges gemacht hätte – aber es
war richtig, und so empfand ich es auch. Meine
Familie unterstützte mich, und ich schickte ihn
zum Teufel. Ich bin so, mit viel Charakter”,
­betont sie. “Wenn ich den Kopf eingezogen hätte, wäre nichts von alledem jemals passiert”,
ergänzt sie mit der Zufriedenheit eines Menschen, der die Chancen genutzt hat, die das
Leben bot.
Im Vorprogramm von Real Madrid
Valverde hängte am 15. August 1961 ihre Fussballschuhe an den Nagel. Dies tat sie indes mit
einem standesgemässen Auftritt. “Als Real
Madrid zum ersten Mal nach Costa Rica kam,
um gegen Deportivo Saprissa zu spielen, baten
wir darum, als Vorprogramm gegen ein anderes
Frauenteam anzutreten – damals gab es schon
mehrere. Sie hatten uns in Kolumbien gesehen
und waren von der Idee begeistert”, erklärt sie.
Sie war furchtbar aufgeregt, als sie in das
Estadio Nacional einlief. An diesem Ort war sie
übrigens mit dem Fussballvirus infiziert worden, als sie den ihrer fachkundigen Meinung
nach besten Spieler der costa-ricanischen Geschichte gesehen hatte: Alejandro Morera Soto.
Maria Elena konnte in der Nacht vor ihrem
Abschiedsspiel kaum schlafen, nicht etwa vor
Nervosität, weil sie neben Alfredo Di Stéfano,
Ferenc Puskas oder Paco Gento im Scheinwerferlicht stehen würde. Sie beunruhigte etwas
anderes: “Der Trainer bat mich, im Mittelfeld
zu spielen. Das hatte ich noch nie gemacht!
Aber man sagte mir, dass ich sehr gut gespielt
habe, und nach der Partie wurde ich auf Händen getragen. Es war mein letztes und bestes
Spiel”, sagt Valverde, die mal davon geträumt
hatte, Balletttänzerin zu werden, lächelnd.
Später widmete sie sich zwar vor allem
­ihrer grossen Familie mit 4 Kindern, 13 Enkeln,
14 Urenkeln und 3 Ururenkeln. Sie blieb aber
dem Frauenfussball weiterhin verbunden.
A llerdings erlebte dieser in den 70er- und
­
80er-Jahren eine Zeit des Niedergangs. Doch
2014 kam es zur endgültigen Wiedergeburt, die
mit der Vorbereitung auf die Austragung der
FIFA U17-Frauen-Weltmeisterschaft in Costa
Rica begann. “Das war eine sehr schöne und
besondere Zeit. Diese Mädchen zu sehen – wer
hätte das gedacht”, seufzt Valverde, die dem
Frauenfussball in Costa Rica vor mehr als
60 Jahren den Weg ebnete. Å
Tamara Castro
T H E F I FA W E E K LY
29
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ALLGEMEINE
INFORMATIONEN
Raúl – eine
Legende tritt ab
Annette Braun
Mario Wagner / 2Agenten
S
ein Abschied von der grossen Fussball­
bühne war standesgemäss, er krönte ihn
mit einem Titel. Als Teil der Mannschaft
von New York Cosmos gewann Raúl González
Blanco nach dem 3:2-Sieg gegen Ottawa den
Titel in der amerikanischen NASL. Dieser Tri­
umph war nicht der bedeutendste in der 21 Jah­
re währenden Karriere des Stürmers, der unter
anderem mit Real Madrid sechs spanische
Meisterschaften und drei Champions-Le­
ague-Titel erringen konnte. Aber darum ging es
Raúl sowieso nie.
Der Weltstar liebte es, Fussball zu spielen.
So einfach, so gut. Im Mittelpunkt der Auf­
merksamkeit stehen? Wollte er nur, wenn es
dem Erfolg der Mannschaft diente. Sich selbst
zu inszenieren? War ihm auch fern des Platzes
fremd. Raúl begann, auf Sand gegen den Ball zu
treten. Und auch später vergass er nie, woher er
kam und wo seine Wurzeln liegen. Bescheiden­
heit war es, die ihn auszeichnete. Diese
­Normalität, die in der heutigen Zeit so selten
geworden ist im verrückten Fussballzirkus.
Dabei hätte er allen Grund gehabt, sich in
den Vordergrund zu stellen, den Ruhm auszu­
kosten. 16 Jahre lang stand er bei den König­
lichen unter Vertrag und schoss unglaubliche
323 Pflichtspieltore für den Klub seines
­Herzens. Dieser Rekordwert wurde erst von
Cristiano Ronaldo überboten. Als Kapitän
übernahm Raúl nicht nur auf Vereinsebene,
sondern auch in der Nationalelf Verantwor­
tung – selbst wenn er bei den Titelgewinnen
2008, 2010 und 2012 schon nicht mehr mit an
Bord war.
Aber eben: Titel werden es vorrangig nicht
sein, weshalb Raúl einen festen Platz in der
­Erinnerung vieler Fussballfans haben wird. Es
sind nicht die grossen, glamourösen Momente,
sondern die leisen Töne. Es ist seine sympathi­
sche Art, an die man sich erinnert.
Mit Leidenschaft, Arbeitseifer und Ehrlich­
keit ging er seine Aufgaben an — ob bei Real
Madrid, Schalke 04, Sadd Sports Club oder in
New York. Glücklich, aber auch ein bisschen
traurig sei er nach dem letzten Spiel seiner
­K arriere, sagte Raúl nach dem finalen Schluss­
pfiff. Aber es sei der richtige Zeitpunkt.
Und so wurde er ein letztes Mal im Stadion
gefeiert, seine Mitspieler trugen ihn auf den
Schultern durch das Rund. Noch einmal Blitz­
lichtgewitter, noch einmal im Zentrum des
­medialen Interesses — dann verliess ein ganz
Grosser des Sports mit einem zurückhaltenden
Lächeln endgültig den Rasen. Å
Land:
Chile
FIFA-Kürzel:
CHI
Konföderation:
CONMEBOL
Kontinent:
Südamerika
Hauptstadt:
Santiago
GEOGR APHISCHE
INFORMATIONEN
Landesfläche:
756 950 km²
Höchster Punkt:
Ojos del Salado 6893 m
Nachbarmeere und -ozeane:
Pazifik
FUSSBALL MÄNNER
FIFA-Ranking:
5. Rang
Weltmeisterschaften:
9 Teilnahmen
Bestes Ergebnis:
3. Platz 1962
FUSSBALL FR AUEN
FIFA-Ranking:
42. Rang
Weltmeisterschaften:
Bisher keine Teilnahmen
LET Z TE RESULTATE
Männer:
Uruguay - Chile 3:0
17. November 2015
Frauen:
Paraguay - Chile 3:2
20. September 2014
FIFA-INVES TITIONEN
Die wöchentliche Kolumne aus der The-FIFA-Weekly-Redaktion
Seit 2003:
USD 6 260 000
T H E F I FA W E E K LY
31
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Chorzow, Polen
1989
Bob Thomas / Getty Images
Tony Dorigo, Tony Adams, Dave Beasant und Mike Newell (v.l.) während der WM-Qualifikationspartie Polen - England (0:0).
32
T H E F I FA W E E K LY
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Moskau, Russland
2013
Ian Horrocks / Newcastle United via Getty Images
Newcastle-United-Ergänzungsspieler während der Europa-League-Partie gegen Anschi Machatschkala im Luschniki-Stadion (0:0).
T H E F I FA W E E K LY
33
Überall, wo Sie sein wollen
Wo möchtest du sein?
3 Welttitel, 3 Tore im Finale der FIFA WMTM und ein
Ticket nach Brasilien. Und das ist erst der Anfang. Visa
unterstützt voller Stolz Carli Lloyd und ihre Träume.
In der Weltspitze.
©2015 Visa. All rights reserved.
NET ZER WEISS ES!
Was macht einen guten
Stadionbesuch aus?
Z I TAT E DER WOC HE
“Ich wollte Hussein den zweiten
­Vornamen Arsenal geben, aber Tania
wollte nichts davon wissen.”
Olympia-Goldmedaillengewinner Mo Farah
nach der Geburt seines ersten Sohnes
“In solchen Fällen gibt es nur zwei Dinge,
die du machen kannst: Du kannst ent­
weder das Handtuch werfen oder dich
voll reinhängen, um zu beweisen, dass
alle anderen falschliegen. Ich habe den
zweiten Weg gewählt, und ich hoffe,
Robin wird das auch machen. Aber ich
weiss, dass man sich in einem solchen
Moment fühlt wie in der Hölle.”
Wesley Sneijder über Robin van Persie, der nicht
mehr zum niederländischen Nationalteam gehört
Porträt muss sein Nationalspieler Günter Netzer im Februar 1974.
imgao
W
ir hatten in Deutschland das Glück, die
WM 1974 ausrichten zu dürfen. Dieses
Turnier, und später auch die Europa­
meisterschaft 1988, verliehen der Stadion­
kultur einen wichtigen Schub. Der Stadion­
besuch gewann an Attraktivität, weil man
den Komfort zeitgemäss in die Planung mit­
einbezogen hatte. Nicht vergessen ist, wie das
früher auf den Rängen zu und her ging:
Bei Borussia Mönchengladbach, wo ich einen
grossen Teil meiner Karriere verbrachte,
standen die Fans während des Spiels auf
­weichen Lehmböden. An regnerischen Tagen
rutschten sie den Hang herunter.
In den 90 Minuten muss der Zuschauer
unterhalten werden, keine Frage. Im besten
Fall bekommt er ein schnelles, spannendes
und obendrein spektakuläres Spiel geboten.
Im schlimmsten Fall einen müden Kick ohne
Elan und Tore. Dazwischen aber – und darauf
läuft es hinaus – gibt es die durchschnitt­
lichen Spiele, die sich beim Zuschauer aber
dennoch sehr gut anfühlen, weil rundherum
alles stimmt. Ein Dach, windgeschützte
­Tribünen, Live-Musik, eine heisse Wurst um
die Ecke, kurze Wege zu den Toiletten – es
gibt viele Beispiele. Verhältnismässigkeit ist
natürlich angebracht. Das Angebot darf das
Spiel auf dem Rasen nicht überbieten.
Ich besuche im Jahr etwa 10 bis 15 Spiele,
die meisten in Deutschland. Dabei beobachte
ich auch immer wieder, welchen Stellenwert
der Event bei den Zuschauern geniesst.
­Eingefleischte Fans, Familien, Jugendliche,
Geschäftsleute – sicher, sie kommen wegen
den Stars und den schönen Tore. Aber sie
kommen auch, um zusammen zu sein. Zwei
Stunden, drei Stunden – oder einen ganzen
Tag. Å
Was wollten Sie schon immer über Fussball w­ issen?
Fragen Sie Günter Netzer: [email protected]
“Marton war ein bewundernswerter Mann,
der nie etwas anderes als Freude und ein
breites, strahlendes Lächeln in die Kabine
von Sunderland getragen hat. Diese
Nachricht ist sehr tragisch. Ich schliesse
mich den Gefühlen aller Menschen an,
die ihn kannten. Seine Sorge um andere
war bemerkenswert. Jeder, der ihn
­k annte, muss sich schrecklich fühlen.”
Niall Quinn nach dem Tod von Torhüter
Marton Fülöp (Ungarn und AFC Sunderland)
“Das war ein unglaublicher Empfang für
mich, das haben die Fans überragend
gemacht. Das ging mir unter die Haut.”
Bayern Münchens Holger Badstuber zeigte sich
sehr bewegt von den stehenden Ovationen des
Publikums bei seiner Rückkehr.
“Ehrlich gesagt, ist es nicht ganz leicht.
Ich weiss, dass 50 Prozent der Frauen auf
mich zukommen, weil ich prominent bin.
Das ist normal, das geht nicht nur mir so.
Aber ich bin eben ein selbstbewusster
Typ. Ich bin gross, habe noch alle Zähne
und einen ganz netten Körper.”
Cristiano Ronaldo über die ständigen
Nachstellungen von Frauen
T H E F I FA W E E K LY
35
FIFA PARTNER
TURNING POINT
“Die Zeit am
Golf möchte ich
nicht missen”
Dass aus Wolfgang Sidka ein
erfolgreicher Trainer am ara­
bischen Golf wurde, verdankt
der frühere Bundesligaspieler
einem kuriosen Zufall.
imago
N
ach meiner Entlassung beim Bundes­
ligisten Werder Bremen und dem kur­
zen Intermezzo beim VfL Osnabrück
war ich im Jahr 2000 unterwegs auf
der Autobahn von Bremen nach Berlin,
als ich einen Anruf eines Journalisten
aus München erhielt. Dieser fragte mich, ob
ich mir vorstellen könne, die Nationalmann­
schaft von Bahrain zu trainieren. Ich war erst
einmal ziemlich verdutzt, habe mir die ganze
Angelegenheit aber näher erklären lassen.
Der ehemalige Nationaltrainer der Bahraini
hatte als letzte Amtshandlung den Auftrag
gefasst, seinen Nachfolger zu suchen. Dieser
Trainer nun kannte besagten Journalisten,
der ihm ein paar Kandidaten empfohlen hatte.
Einer davon war ich.
Ich habe die Entscheidung zunächst auf die
lange Bank geschoben – bis dann eine Einla­
dung direkt aus Bahrain kam. Ich hatte nichts
zu verlieren, also nahm ich die Einladung an.
Etwa eine Woche war ich dort, und ich war
­beeindruckt, wie sich alle um mich bemüht
­haben. Also habe ich zugesagt.
Man hatte mir einen Vertrag zugeschickt,
den ich sehr sorgfältig studiert habe. Doch als
ich dann auf der Insel in der Metropole Mana­
ma bei der Vertragsunterzeichnung sass, vor
mir jede Menge Presseleute, neben mir die Ver­
bandsmitglieder, sah ich, dass da ein zusätz­
licher Absatz in den Vertrag aufgenommen
wurde. Sieben Monate Vertrag, die ersten drei
Monate mit täglicher Kündigungsfrist. Ich
habe eine Minute lang überlegt. Entweder es
klappt, oder es klappt nicht, dachte ich mir
dann und habe unterschrieben.
Aus sieben Monaten sind schliesslich sie­
ben Jahre am Golf, im Königreich Bahrain und
im benachbarten Emirat Katar, geworden –
ohne tägliche Kündigungsfrist. Ich habe die
Bahraini als stolzes und vor allem fussball­
verrücktes Volk kennengelernt – mit vielen
­Talenten und grosser Aufgeschlossenheit. In
der Weltrangliste haben wir uns in der Zwi­
schenzeit von Platz 138 auf Platz 50 verbessert.
Fussball wurde “in”, die Stadien voll. Wir wur­
den beim GCC-Turnier 2003 arabischer Vize­
meister, in der Qualifikation zur WM 2006 sind
wir erst in den Playoffs gescheitert.
Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher
Mentalitäten, das Kennenlernen fremder
Länder und Kulturen, völkerverbindendes
­
Handeln, wunderbare Freundschaften, die
­heute noch halten – ich möchte die Zeit am Golf
nicht missen. Å
Aufgezeichnet von Rainer Hennies
Name
Wolfgang Sidka
Geburtsdatum, Geburtsort
26. Mai 1954, Lengerich, Westdeutschland
Position
Mittelfeld
Stationen als Spieler
1971–1980 Hertha BSC Berlin
1980–1982 TSV 1860 München
1982–1987 SV Werder Bremen
1987–1989 Tennis Borussia Berlin
1989–1992 VfB Oldenburg
Stationen als Trainer (Auszug)
1997–1998 SV Werder Bremen
1999–2000 VfL Osnabrück
2000–2003, 2005 Bahrain
2003–2005 Al-Arabi Doha
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen von einem
wegweisenden Moment in ihrem Leben.
T H E F I FA W E E K LY
37
W E LT R A N G L I S T E D E R M Ä N N E R
Belgien (plus 2)
Österreich (10, plus 1)
Wales (15, minus 7)
172
Äthiopien (5 Spiele)
Türkei (plus 224 Punkte)
Tschad (plus 39 Ränge)
Wales (minus 163 Punkte)
Sudan (minus 44 Ränge)
Spitzenreiter
Aufsteiger in die Top 10
Absteiger aus den Top 10
Spiele insgesamt
Team mit den meisten Spielen
Grösster Aufsteiger nach Punkten
Grösster Aufsteiger nach Rängen
Grösster Verlierer nach Punkten
Grösster Verlierer nach Rängen
Rang Team
+/- Punkte
Rang Team
Letzte Aktualisierung:
5. November 2015
+/- Punkte
Rang Team
1 Belgien
2 1440
55 DR Kongo
5
587
109 Simbabwe
2 Deutschland
0 1388
56 Finnland
8
586
3 Argentinien
-2 1383
57 Ägypten
-6
4 Portugal
0 1364
57 Peru
5 Chile
4 1288
59 Nigeria
6 Spanien
0 1287
60 Australien
7 Kolumbien
-2 1233
61 Jamaika
8 Brasilien
-1 1208
61 Israel
-14
559
115 Aserbaidschan
9 England
1 1179
63 Mali
-1
552
117 Belize
10 Österreich
1 1130
64 Slowenien
-18
547
11 Schweiz
1 1073
65 Panama
12 Uruguay
8 1051
66 Bulgarien
+/- Punkte
Rang Team
+/- Punkte
0
305
163 Liechtenstein
-7
110 Zentralafrikanische Republik
16
302
164 Samoa
-2
152
583
111 Georgien
-1
301
165 Amerikanisch-Samoa
-1
145
-7
583
112 Aruba
3
299
166 Malediven
10
141
-7
582
113 Libyen
-8
297
167 Grenada
-8
137
-2
573
114 Äthiopien
-6
294
168 Gambia
-7
135
-4
559
115 Bahrain
8
293
169 Cook-Inseln
-3
132
-10
293
170 Puerto Rico
-5
129
1
292
171 Malaysia
0
127
118 Madagaskar
9
290
172 Indien
-5
122
154
0
515
118 Namibia
7
290
173 Mauritius
-5
117
12
497
120 DVR Korea
9
288
174 Indonesien
-3
108
13 Italien
4 1040
67 Vereinigte Arabische Emirate
3
495
121 Sierra Leone
0
281
175 Dominica
-1
104
14 Rumänien
-1 1039
68 Uganda
7
491
121 Turkmenistan
34
281
176 Laos
3
90
15 Wales
-7 1032
69 Äquatorial-Guinea
-2
487
123 Litauen
-7
279
177 Komoren
16 Niederlande
-2
70 Belarus
28
479
124 Kirgisistan
22
277
6
-18
976
17 Tschechische Republik
-2
974
71 Usbekistan
3
477
125 Kenia
18 Türkei
19
941
71 Sambia
0
477
125 Mosambik
16
89
178 Amerikanische Jungferninseln
0
88
274
179 Jemen
1
81
274
180 Bangladesch
2
80
19 Kroatien
-3
924
73 Haiti
4
470
127 Armenien
-36
271
180 Neukaledonien
-11
80
20 Bosnien und Herzegowina
10
923
73 Gabun
-8
470
128 Sudan
-44
267
180 Bhutan
-7
80
21 Ecuador
10
921
75 Südafrika
-2
461
129 St. Vincent und die Grenadinen
-7
262
183 Kambodscha
3
78
22 Elfenbeinküste
-1
890
76 Zypern
38
444
130 Swasiland
5
258
184 Suriname
-3
77
76
23 Russland
3
885
77 Bolivien
-10
442
131 Kasachstan
11
256
185 Pakistan
-8
24 Mexiko
3
881
78 Montenegro
-6
426
132 Syrien
-9
254
186 Brunei Darussalam
1
74
24 Frankreich
-2
881
79 Marokko
1
422
133 Kuwait
-5
252
187 Chinese Taipei
-4
71
26 Algerien
-7
872
80 Saudiarabien
8
417
134 Südsudan
10
246
188 Montserrat
-4
67
27 Slowakei
-9
857
80 Antigua und Barbuda
3
417
135 Tansania
1
245
189 Seychellen
-5
60
28 Ukraine
-4
806
82 Jordanien
17
411
136 Tschad
39
240
190 Fidschi
-1
59
29 Nordirland
6
797
83 Venezuela
-14
408
137 Philippinen
-3
236
191 Tahiti
-3
56
30 Ghana
-5
793
84 VR China
-3
403
138 Palästina
-8
233
192 Nepal
-2
51
31 Island
-8
792
85 Katar
7
397
139 EJR Mazedonien
-7
230
193 Cayman-Inseln
-2
49
32 Kap Verde
9
762
86 Liberia
9
394
140 Libanon
0
228
194 Sri Lanka
-3
45
33 Ungarn
0
759
87 Irak
-2
392
141 Guinea-Bissau
6
216
195 Macau
-2
44
33 USA
-4
759
88 Togo
-9
386
142 Barbados
12
206
196 San Marino
0
35
35 Dänemark
-7
743
89 Färöer
-4
385
143 St. Lucia
-4
204
197 Turks- und Caicos-Inseln
0
33
36 Albanien
-4
723
90 Estland
-3
370
144 Thailand
1
202
198 Britische Jungferninseln
1
27
37 Griechenland
7
718
91 Guatemala
-9
367
145 Hongkong
8
199
199 Salomon-Inseln
-2
26
38 Polen
5
712
92 Oman
10
365
146 Luxemburg
-4
197
200 Tonga
0
17
39 Senegal
-1
678
93 Burkina Faso
-17
363
147 Vietnam
2
193
201 Vanuatu
0
13
40 Costa Rica
2
671
94 El Salvador
0
361
147 Lesotho
41 Tunesien
-5
668
95 Honduras
-6
359
149 Dominikanische Republik
42 Republik Irland
12
659
96 Ruanda
-3
356
43 Iran
-4
651
97 Malawi
4
44 Schottland
-4
649
98 Angola
45 Schweden
0
647
99 Lettland
46 Norwegen
-12
637
47 Paraguay
14
5
48 Republik Korea
49 Serbien
-7
193
202 Eritrea
0
8
-30
187
203 Mongolei
0
6
150 Curaçao
2
182
203 Somalia
0
6
351
151 Bermuda
-13
181
205 Andorra
0
5
-1
344
152 Guyana
-15
179
206 Papua-Neuguinea
0
4
4
342
152 Singapur
5
179
207 Anguilla
1
0
100 Nicaragua
-5
341
154 Moldawien
-22
177
207 Bahamas
1
0
610
101 St. Kitts und Nevis
11
340
155 Guam
-5
170
207 Dschibuti
-1
0
606
102 Kanada
2
335
156 Afghanistan
-6
168
14
605
103 Benin
-3
333
157 São Tomé und Príncipe
36
165
50 Japan
5
603
104 Mauretanien
-15
328
158 Malta
-1
164
51 Kamerun
-3
597
105 Niger
15
327
159 Neuseeland
-11
163
52 Kongo
-3
593
105 Botsuana
6
327
160 Tadschikistan
0
159
53 Guinea
2
589
107 Burundi
6
321
161 Myanmar
2
157
54 Trinidad und Tobago
5
588
108 Kuba
9
312
162 Osttimor
8
155
38
T H E F I FA W E E K LY
http://de.fifa.com/worldranking/index.html
PUZZLE
Ziel beim Sudoku-Lösen ist es, die leeren Zellen des Spielfeldes mit den
Ziffern 1 bis 9 so auszufüllen, dass in jeder Zeile und in jeder Spalte sowie
in jedem 3x3-Teilquadranten jede dieser Ziffern genau ein Mal steht.
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
Geschäftsführender Präsident
Issa Hayatou
1
3
6
6
8
LEICHT
4
2
Geschäftsführender Generalsekretär
Markus Kattner
Direktor Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit
Nicolas Maingot (a. i.)
Chefredakteur
Perikles Monioudis
1
Redaktion
Alan Schweingruber (Stv. Chefredakteur),
Annette Braun, Sarah Steiner
6
5
Bildredaktion
Peggy Knotz, Christiane Ludena (13 Photo; Vetretung)
Layout
Richie Krönert (Leitung), Tobias Benz, Susanne Egli
4
4
9
3
8
6
7
4
2
5
8
2
1
5
8
8
5
3
7
2
1
3
8
6
7
Redaktionsassistenz
Alissa Rosskopf
8
Produktion
Hans-Peter Frei
4
6
1
Mitarbeit an dieser Ausgabe
Andreas Alf, Tamara Castro, Rainer Hennies
5
4
6
2
2
1
6
8
3
7
5
6
5
6
Projektmanagement
Bernd Fisa, Christian Schaub
3
7
SCHWER
1
Druck
Zofinger Tagblatt AG
Kontakt
[email protected]
2
Internet
www.fifa.com/theweekly
Ansichten, die in The FIFA Weekly zum Ausdruck gebracht
werden, entsprechen nicht unbedingt den Ansichten der FIFA.
8
3
MIT TEL
Ständige Mitarbeitende
Ronald Düker, Matt Falloon, Luigi Garlando, Sven Goldmann,
Andreas Jaros, Jordi Punti, David Winner, Roland Zorn
Der Nachdruck von Fotos und Artikeln aus The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Redaktion und
unter Quellenangabe (The FIFA Weekly, © FIFA 2015) erlaubt.
Die Redaktion ist nicht verpflichtet, unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene Warenzeichen.
In der Schweiz hergestellt und gedruckt.
1
9
9
2
Korrektorat
Nena Morf (Leitung), Martin Beran, Kristina Rotach
Übersetzung
www.sportstranslations.com
7
2
Art Direction
Catharina Clajus
5
5
5
2
7
9
2
9
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4
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2
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3
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5
3
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Puzzles courtesy: opensky.ca/sudoku
Herausgeberin
FIFA, FIFA-Strasse 20, Postfach, CH-8044 Zürich
Telefon +41-(0)43-222 7777, Fax +41-(0)43-222 7878
9
2
5
T H E F I FA W E E K LY
39
FOOTBALL
FOR HOPE
Football for Hope ist unser weltweites Bekenntnis, mithilfe des Fussballs eine bessere Zukunft zu gestalten.
Bislang haben wir über 550 lokale Projekte unterstützt, die sich mit dem Fussball verantwortungsvoll für soziale
Anliegen einsetzen und so Jugendlichen und ihrem Umfeld ein besseres Leben und neue Perspektiven eröffnen.
Weitere Informationen finden Sie unter der Rubrik Nachhaltigkeit auf FIFA.com.