barfuss auf nacktschnecken_ph

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barfuss auf nacktschnecken_ph
Präsentiert
BARFUSS AUF NACKTSCHNECKEN
(Originaltitel: PIEDS NUS SUR LES LIMACES)
Start: 05. Mai 2011
PRESSEHEFT
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INHALTSVERZEICHNIS
BESETZUNG / STAB / TECHNISCHE DATEN
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KURZINHALT
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PRESSENOTIZ
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INHALT
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INTERVIEW FABIENNE BERTHAUD
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DIE DARSTELLER
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DER STAB
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Mit freundlicher Unterstützung von
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BESETZUNG
Besetzung
Diane Kruger
Clara
Ludivine Sagnier
Lily
Denis Ménochet
Pierre
Brigitte Catillon
Odile, Pierres Mutter
Jacques Spiesser
Paul, Pierres Vater
Anne Benoît
Mireille
Jean-Pierre Martins
Jonas
Gaëtan Gallier
Dan
Reda Kateb
Seb
Côme Levin
Paulo
STAB
Regie
Fabienne Berthaud
Drehbuch
Fabienne Berthaud
Pascal Arnold
Produktion
Bertrand Faivre
Kamera
Fabienne Berthaud
Nathalie Durand
Schnitt
Pierre Haberer
Szenenbild
Valérie Delis
Orginalmusik
Michael Stevens
TECHNISCHE DATEN
Länge
103 Min.
Bildformat
2,35:1
Tonformat
Dolby SRD
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KURZINHALT
Lily (Ludivine Sagnier) ist anders. Sie lebt in einer skurrilen Fantasiewelt und macht meistens das, wozu sie gerade Lust hat. Zusammen mit ihrer Mutter wohnt sie in einem idyllischen Landhaus. Als ihre Mutter plötzlich stirbt, ist es an Lilys Schwester Clara (Diane
Kruger), die mit einem Anwalt verheiratet ist und in Paris lebt, für Lily da zu sein. Unter
dem Einfluss der eigenwilligen und freiheitsliebenden Lily findet Clara mehr und mehr
Geschmack an der von Lily vorgelebten Ungebundenheit. Sie beginnt, ihr konformes
Leben in Frage zu stellen. Eine gewaltige Herausforderung für ihre Ehe und gleichzeitig
die Wiederentdeckung der Nähe zwischen zwei ungleichen Schwestern.
Barfuß auf Nacktschnecken ist ein wunderbar verspielter Sommerfilm von Fabienne
Berthaud (Frankie) mit Ludivine Sagnier (Swimming Pool, 8 Frauen) und Diane Kruger
(Inglourious Basterds, Mr. Nobody, Troja). Der Film erhielt 2010 in Cannes den Art Cinema Award.
PRESSENOTIZ
„Sind die Zwänge unserer Erziehung, die Werte, die man uns einbläut
– Geld, materieller Wohlstand, Erfolg im Beruf, Vernunft in Herzensangelegenheiten usw. – nicht allzu oft Schuld an unserem Unglück?“
Fabienne Berthaud
Erzählt wird die Geschichte von zwei ungleichen Schwestern, die der plötzliche Tod der
Mutter wieder zusammenbringt. Die vernünftige Clara will sich aufopferungsvoll um ihre
Schwester kümmern – und merkt erst spät, dass sie ihre Schwester mindestens ebenso
sehr braucht wie diese sie. Denn was Lily ihrer Schwester und allen Menschen in ihrem
Umfeld auf eine so einzigartige Weise vorlebt, ist ihre entwaffnende Aufrichtigkeit und
Kompromisslosigkeit – sich selbst und auch allen Menschen gegenüber. Barfuß auf
Nacktschnecken ist ein Plädoyer das Hier und Jetzt in vollen Zügen auszukosten und
sich von gesellschaftlichen Normen nicht einengen zu lassen.
So leuchtend, farbenfroh und einzigartig wie Lily selbst sind auch die Bilder mit denen
Fabienne Berthaud ihre Geschichte erzählt. Die französische Künstlerin Valérie Delis hat
das Szenenbild des Films gestaltet, um dem Film auch hier visuell die Originalität und
Verspieltheit einzuhauchen, die seiner Protagonistin entspricht.
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INHALT
Die lebhafte und freiheitsliebende Lily lebt allein mit ihrer Mutter auf dem Land. Lily ist
anders als andere junge Frauen in ihrem Alter: Sie hat ein kindlich-ungestümes Gemüt
und lebt nach den Regeln ihrer ganz eigenen Fantasiewelt. Lily liebt Natur und Tiere –
nicht nur die lebenden – und macht aus Fellen in ihrer kleinen Werkstatt eigenwillige
Kreationen.
Als Lilys Mutter unerwartet stirbt, ist es an ihrer großen Schwester Clara, sich um Lily zu
kümmern. Denn auf sich gestellt, allein im Haus der Mutter, kann die übermütige Lily
nicht bleiben. Clara und ihr Mann Pierre beschließen nach der Beerdigung der Mutter
zunächst, dass die Nachbarin Mireille während der Woche ein wachsames Auge auf
Lily haben soll und Clara am Wochenende zu ihr aufs Land fährt. Das Ehepaar lebt unter der Woche in Paris, wo Pierre als Anwalt und Clara als Anwaltsgehilfin arbeitet.
Mireille ist bereits nach kurzer Zeit mit der ungestümen Lily überfordert und liefert sie bei
ihrer Schwester ab. Clara und Pierre versuchen Lily in ihrer Stadtwohnung unter zu bringen, doch während Clara bei der Arbeit ist, nimmt Lily Reißaus und irrt verwirrt durch
die Straßen der Metropole. Clara muss einsehen, dass Lily nur mit ihr zusammen auf
dem Land leben kann.
Die ersten gemeinsamen Tage zurück im Landhaus sind ganz nach Lilys Geschmack:
Die Schwestern schwimmen nackt im Bach, faulenzen im Gras, Clara stoppt die Zeit
wie lange Lily in der Badewanne tauchen kann und liest ihr abends vor. Die Probleme
beginnen, als der Pfarrer Clara aufsucht und sie bittet das Grab der Mutter zu säubern,
die Leute im Ort hätten sich beschwert. Denn Lily hatte das Grab auf ihre ganz eigene
Weise geschmückt.
Als Pierre am Wochenende zu den Schwestern aufs Land kommt, bringt er seine Eltern
mit. Lily hegt klare Sympathien für Pierres, wohingegen sie seine Mutter überhaupt nicht
ausstehen kann und dem Vater vor seiner Frau ans Herz legt, sich unbedingt scheiden
zu lassen. Als Lily den Tisch verlässt, nimmt Pierres Mutter kein Blatt mehr vor den Mund:
Es müsse eine Lösung für das ‚Problem Lily‘ gefunden werden, sie nehme den Platz für
eigene Kinder ein. Als dann auch noch der Hund der verhassten Schwiegermutter verschwindet, verdächtigt Clara Lily ihn im Gefrierfach deponiert zu haben.
Einige Tage später lädt Lily ihren Schwarm Paulo zu sich ein und versucht ihn zu verführen, nur der schüchterne Junge springt nicht darauf an. Als Clara hereinplatzt, haut
Paulo ab und zwischen den Schwestern bricht ein Streit aus. Lily sagt Clara in ihrer direkten Art auf den Kopf zu, dass ihre Ehe verkorkst sei und dass sie sich für andere komplett verbiegen würde.
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Zu einem erneuten Streit kommt es, als Clara ihre Schwester im Wald aufgreift, wo sie
sich mit drei Jungs vergnügt. In der vernünftigen Clara lodert es - die schonungslosehrlichen Worte Lilys, die Anfeindungen ihres Mannes und der Schwiegermutter sowie
Lilys alltägliche Eskapaden bringen das Fass zum Überlaufen: Sie taucht Lily in der Badewanne so lange unter, bis sie sich nicht mehr bewegt. Als Clara erkennt, was sie getan hat, bleibt sie erstarrt und bleich vor Schreck neben der Badewanne sitzen – doch
dann taucht Lily wieder auf, tut so als ob nichts gewesen wäre.
Die Erleichterung hält nicht lange an, kurz darauf findet Clara den toten Hund der
Schwiegermutter in Lilys Sachen. Ein heftiger Streit bricht zwischen den beiden aus an
dessen Ende Clara Lily die Treppe hinunterstößt. Lily bleibt unverletzt und rennt davon.
Clara läuft ihr hinterher, kann sie aber nicht mehr einholen. Lily bleibt für mehrere Tage
verschwunden und Clara macht sich große Vorwürfe. Erleichtert und versöhnt fällt Clara Lily in die Arme, als sie eines Morgens wieder auftaucht.
Lily hat in den Tagen, in denen sie verschwunden war, drei Männer kennengelernt, die
für das rote Kreuz mit ihrem Laster quer durchs Land fahren und Kleidung von Verstorbenen einsammeln. Als die Drei unerwartet bei den Schwestern im Landhaus auftauchen, ist Clara zunächst so gar nicht wohl bei dem merkwürdigen Besuch. Die Fünf
veranstalten ein gemütliches Grillfest im Garten und mit der Zeit taut selbst Clara auf
und findet Gefallen an Jonas. Lily hat ein Auge auf Dan geworfen und der auch auf
sie. Beide Schwestern schlafen in dieser Nacht nicht allein. Am nächsten Morgen ziehen die drei Männer weiter.
Pierre besucht Clara und Lily, die drei machen einen Ausflug zum See. Als ein großer
Hund Lily ansabbert, läuft sie wutentbrannt zu den Besitzern. Ein Streit bricht aus, Pierre,
Clara und Lily räumen das Feld. Daheim redet Pierre auf Clara ein, meint für Lily müssen
klare Regeln aufgestellt werden, doch Clara nimmt ihre Schwester in Schutz und verlässt Pierre. Nach der Trennung von Pierre zieht Clara endgültig zu Lily. Die beiden
Schwestern kaufen und bemalen einen alten Bulli, mit dem sie auf dem Land selbstgemachte „Pantoffeln, Marmelade & Gemischtes“ verkaufen. Lily und Clara haben
eine gemeinsame Zukunft gefunden.
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INTERVIEW FABIENNE BERTHAUD
Wann wurde die Idee zu „Barfuß auf Nacktschnecken" geboren?
Die Figur der Lily ist durch ein Mädchen inspiriert, das zu Behandlungszwecken in jener
Klinik untergebracht war, in der wir damals „Frankie“ drehten. Letztlich ist „Barfuß auf
Nacktschnecken" eine logische Fortsetzung meiner bisherigen Arbeit: Phantasiewelten
und Grenzerfahrungen zählen ebenso zu den Themen, die mich laufend beschäftigen,
wie die Unangepasstheit und die Zerbrechlichkeit meiner Protagonisten.
Was hat Sie an diesem Mädchen so fasziniert?
Ihre Freiheit. Ihre Fähigkeit, ganz im Hier und Jetzt zu leben. Mich interessieren Menschen, die keiner Schablone entsprechen und denen es aufgrund ihrer ausgeprägten
Sensibilität verwehrt ist, sich widerstandslos in ein Gesellschaftsmodell einzufügen, wie
es einem nun einmal angeboten wird. Lily schert sich nicht um die Grenzen dessen,
was gemeinhin als „Normalität" betrachtet wird, und mit dieser Einstellung zwingt sie
uns dazu, uns über die möglichen Lebensformen einer Person Gedanken zu machen,
die sich in kein bestimmtes Schema pressen lässt. Ohne sich auf Kompromisse einzulassen, verfügt Lily frei über ihren Geist und ihren Körper – da gibt es nichts zu verhandeln!
Sie rüttelt an der herrschenden Moral und brüskiert damit ihre Umwelt. Die Geschichte
rührt uns im Grunde alle in unserem Innersten, denn sie wirft die Frage nach dem
schmalen Grat zwischen „normal" und „verrückt" auf. Sind die Zwänge unserer Erziehung, die Werte, die man uns einbläut – Geld, materieller Wohlstand, Erfolg im Beruf,
Vernunft in Herzensangelegenheiten usw. – nicht allzu oft schuld an unserem Unglück?
Wie würden Sie Ihren Film definieren?
Als eine Familiengeschichte: Zwei Schwestern, schwer mitgenommen durch den plötzlichen Tod ihrer Mutter, begegnen sich wieder. Beide geraten aus dem Gleichgewicht,
jede auf ihre eigene Weise. Ihr Alltag gerät aus den Fugen, und gerade das treibt sie
dazu, voneinander zu lernen und sich einander zu offenbaren. Ich wollte dabei Aspekte wie Menschlichkeit, Liebe und Freiheit thematisieren. Die große Herausforderung
bestand im Grunde darin, den jeweils anderen in seinem Anderssein zu verstehen.
Wann haben Sie in Erwägung gezogen, Diane Kruger, der Hauptdarstellerin ihres vorigen Films „Frankie", die Rolle von Lilys älterer Schwester Clara anzuvertrauen?
Ich habe mir das nicht überlegt: Das war einfach so, es lag auf der Hand! Wir hatten
einfach Lust, erneut zusammenzuarbeiten. Ich liebe es, sie vor der Kamera zu haben!
Sie inspiriert mich. Sie ist eine Darstellerin, die gleichzeitig stark und zerbrechlich wirkt,
und ich finde es faszinierend, wie sie diese zwei Gegensätze in sich vereint. Sie versteht
sich bestens darauf, auch in ganz ruhigen Szenen mit großem Feingefühl Gefühle zum
Ausdruck zu bringen.
Wir kennen uns jetzt schon seit einigen Jahren. Sie ist mit meinem Arbeitsstil vertraut, so
dass wir nicht viele Worte wechseln müssen, um einander zu verstehen. Sie weiß, was
ich von ihr erwarte, und ich weiß, was sie von mir erwartet.
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Die Figur der Clara ist gewiss keine leichte Rolle, so verschlossen, wie sie sich gibt, und
dabei doch auch so empfindsam. Sie ist eine Person, die mit großer innerer Unruhe zu
kämpfen hat, davon aber nichts nach außen dringen lässt.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, Ludivine Sagnier die Rolle der Lily anzuvertrauen?
Lily zu besetzen, war eine extrem knifflige Angelegenheit – vor allem deshalb, weil diese Figur niemals lächerlich wirken darf. Sie streift zwar sehr wohl die Grenzen des Verrückten, doch das bedeutet noch lange nicht, dass man aus ihr eine Art „Rainwoman"
hätte machen dürfen. Folglich musste eine Darstellerin gefunden werden, die sich ein
gewisses Maß an kindlicher Ausstrahlung bewahrt hat: Eine, die zwar mit größter Leidenschaft agiert, dabei aber gleichzeitig eine entwaffnende Unschuld und Aufrichtigkeit an den Tag legt. Das ist nun wirklich keine Rolle, an die man halbherzig herangehen könnte. Wer sich darauf einlässt, für den darf es keine Kompromisse geben, der
muss alles geben! Diese Rolle verlangt einem viel Arbeit ab, ohne dass man das wirklich sehen würde.
Ich spürte, dass Ludivine Sagnier die notwendigen Fähigkeiten hatte, um diese Rolle zu
meistern. Als sie zu den Proben erschien, brauchte ich nur kurz hinzuschauen, wie sie zur
Tür hereinkam, um sofort zu wissen, dass sie genau die Richtige war. Allein schon ihre
Erscheinung, halb Frau, halb Kind – und dann diese absolute Unverfälschtheit! Also habe ich sie mit Diane Kruger zusammen gebracht, denn ich musste ja sehen, wie die
beiden miteinander harmonieren würden, ob sie sich denn auch gut verstehen und
mögen würden. Die beiden haben sofort einen Draht zueinander gefunden, und auch
von ihrer Erscheinung her passte es wunderbar, sie in der Rolle von zwei Schwestern zu
sehen. Zwischen ihnen herrschte tatsächlich eine enge Verbundenheit, eine große Bereitschaft, aufeinander zuzugehen.
Inwieweit haben Sie bei "Barfuß auf Nacktschnecken" von Ihren Erfahrungen bei "Frankie" profitieren können? Und wie arbeiten Sie im Allgemeinen?
Mir scheint, dass jeder Film seine eigene Grammatik hat. Wohl deshalb habe ich jetzt
den seltsamen Eindruck, als ob "Barfuß auf Nacktschnecken" mein "zweiter erster Film"
wäre. Übrigens hat sich auch Diane Kruger während der Dreharbeiten ständig über
mich lustig gemacht, indem sie mir zurief: „Aber Fabienne, bitte vergiss nicht: Wir drehen hier einen echten Film, mit einem richtigen Team!" Der Wahrheit halber muss man
dazu aber sagen, dass sich das Filmteam bei „Frankie" lediglich auf eine einzige Assistentin beschränkte, die das Mikrophon hielt, während ich mit einer kleinen Digitalkamera herumhantierte, als wäre es ein Kugelschreiber. Das war alles. Freilich war das auch
dem Budget des Films geschuldet.
Diesmal war alles anders: Mir standen alle Mittel zur Verfügung, die man fürs Kino
braucht; dazu ein Filmteam, das ich allerdings bewusst klein belassen habe, um nicht
vom Gewicht der Technik erdrückt zu werden. Ich muss mich frei fühlen, um arbeiten
zu können. Ich retuschiere nichts, lege mich niemals auf ein starres Bild fest, sondern
kümmere mich um die Einstellungen. Wenn ich nicht den Blickwinkel der Kamera einnehme, dann kann ich auch die Szene nicht nachfühlen, die ich gerade drehe. Allein
darauf kommt es an. Der Film entsteht aus dem Moment heraus.
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Wenn ich eine neue Szene in Angriff nehme, dann versetze ich mich in eine Art Alarmzustand, in dem ich ganz nervös bin: Ich lauere auf etwas Unerwartetes, auf ein Wunder, einen Moment der Gnade. Ich bereite nichts vor, weiß aber genau, in welche
Richtung ich gehe und was ich erreichen will. Vorher nämlich habe ich gründlich über
alles nachgedacht.
Während der Aufnahmen habe ich die unselige Angewohnheit, ständig zu reden, etwa, um den Darstellern Anweisungen zu erteilen. Das liegt auch daran, dass wir fast nie
eine Szene im Voraus proben. Ich sage mir immer: „Erzähl deine Geschichte so, als
würdest du einen Dokumentarfilm über diese Menschen drehen". Ich musste mir also
Leute zusammensuchen, die bereit waren, sich auf diesen Arbeitsstil einzulassen, und
die sich von ihren eingefahrenen Reflexen und Gewohnheiten lösen können, um den
meinigen zu folgen.
Ein wichtiges Element des Films ist der ganz eigene Kosmos, den sich Lily um sich herum erschafft. Wie sind Sie bei der Gestaltung dieses Universums vorgegangen?
Während des Schreibens habe ich die Künstlerin Valérie Delis getroffen, deren Werk
Lilys Universum sehr nahe kommt, da es ebenfalls durch einen sehr engen Bezug zur
Natur und zu den Tieren geprägt ist. Als Valérie Delis mir die Türen ihres Ateliers öffnete,
habe ich mich von ihrer Phantasiewelt einfach überwältigen lassen und dann, durch
ihre Kunstwerke inspiriert, verschiedene Szenen des Drehbuchs umgeschrieben. Wir
haben uns gemeinsam Gedanken über Lilys Kosmos gemacht, über ihre Art, sich zu
kleiden und sich Dinge zu erschaffen…
Erst haben wir ein paar Skizzenhefte angelegt, und dann hat es nicht lange gedauert,
bis Valérie damit anfing, für Lily Schürzen und Pantoffeln zu schneidern. Des Weiteren
hat sie Lilys Werkstatt am Ende des Gartens entworfen und einige ihrer Kunstwerke zur
Verfügung gestellt, um sie in ihr Zimmer zu stellen. Als ich Valérie vorschlug, den Wald
mit Installationen auszuschmücken, kam ihr die Idee, die Bäume „einzukleiden". Gewissermaßen hat sie also Lilys Universum mitaufgebaut, miterfunden und bereichert.
Haben Sie sich an bestimmten Filmen oder Regisseuren orientiert, um „Barfuß auf
Nacktschnecken" zu drehen?
Ich gebe zu, dass ich mir vor jedem Drehbeginn die Filme von Cassavetes anschaue.
Ich habe dann den Eindruck, seine Stimme zu hören, die mir ins Ohr raunt: „Los, mach
was du willst! Kümmere dich nicht um die anderen und fühl dich frei! Es gibt keine anderen Regeln als nur deine eigenen!" Jedenfalls hat er diese Wirkung auf mich, und so
bewahrt er mich davor, Angst zu haben.
Zu den fesselndsten Momenten des Films gehört die Liebesszene, die sich zwischen Lily
und einer Horde Jungs in einem Bus abspielt. Wie haben Sie es hinbekommen, dass
diese Szene auf der Leinwand gleichzeitig roh wirkt und doch ganz dem Tonfall kindlicher Fröhlichkeit, von dem der Film sonst geprägt ist, verhaftet bleibt?
Lily ist da die Großzügigkeit in Person. In ihren Augen ist nichts Verkehrtes daran, den
Jungs Vergnügen zu schenken. Übrigens sagt sie das auch klipp und klar ihrer Schwester: „Wenn ich schon einen Körper habe, dann doch wohl, um mich seiner zu bedienen! Wozu hätte ich denn sonst einen?" Für sie ist nichts einfacher als das.
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Allerdings wird diese Szene nicht nur aus ihrer Perspektive gezeigt, und dies dürfte der
Grund dafür sein, dass sich ein Gefühl des Unbehagens einstellt. Um dies zu erreichen,
habe ich allen drei Jungs Anweisungen erteilt und ihnen erklärt, worauf es ankommt.
Dann habe ich sie frei agieren lassen und die Kamera 22 Minuten lang einfach laufen
lassen.
Der Film ist in der Tat durchgehend von einer Balance zwischen großer Emotionalität,
Witz und Unbehagen geprägt – was uns daran hindert, ihn einem bestimmten Genre
zuzuordnen…
Wenn es sich mit diesem Film so wie mit Lily verhält – dass man ihn nämlich nicht in eine
bestimmte Schublade stecken kann –, dann soll mir das durchaus recht sein. Ob ein
Film nun angelsächsisch, deutsch oder französisch daherkommt, ist letztlich egal, solange es nur darin „menschelt" und er in sich stimmig ist. Er muss die Leute ansprechen.
Das ist das Einzige, was zählt!
Ziehen Sie eher das Kino oder die Literatur vor?
Beides! Ich brauche das eine, um das andere machen zu können. Das befruchtet sich
doch gegenseitig! In meinen Romanen finde ich die Themen für meine Filme, und umgekehrt finde ich die Ideen für meine Romane, indem ich Filme drehe.
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DIE BESETZUNG
LUDIVINE SAGNIER
Die französische Schauspielerin stand bereits als Kind vor der Kamera. Nach dem
Abitur studierte sie am Conservatoire d’art
dramatique in Versailles. Ihren Durchbruch
hatte sie mit 8 Frauen und Swimming Pool
unter der Regie François Ozons. Beide Rollen brachten ihr eine César Nominierung
ein. Für 8 Frauen wurde sie mit dem RomySchneider Preis für Nachwuchsschauspielerinnen und dem silbernen Bären in Berlin
ausgezeichnet. Es folgte die Hauptrolle in Claude Chabrols Die zweigeteilte Frau. In
Peter Pan, ihrer ersten amerikanischen Produktion, spielte sie die Rolle der Fee
Tinkerbell.
Filmographie (Auswahl)
•
Public Enemy No. 1 – Todestrieb (L’ennemi public n°1, R: Jean-François Richet, 2008
•
Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt (L’instinct de mort), R: Jean-François Richet, 2008
•
Ein Geheimnis (Un secret), R: Claude Miller, 2007
•
Die zweigeteilte Frau (Le fille coupée en deux), R: Claude Chabrol, 2007
•
Chanson der Liebe (Les chansons d’amour), R: Christophe Honoré, 2007
•
Molière, R: Laurent Tirard, 2007
•
Paris je t’aime, R: diverse, 2006
•
Peter Pan, R: P. J. Hogan, 2003
•
Swimming Pool, R: François Ozon, 2003
•
8 Frauen (8 femmes), R: François Ozon, 2002
11
DIANE KRUGER
Dass die deutsche Schauspielerin nicht
nur fließend deutsch und englisch, sondern auch französisch spricht, konnte sie
in Barfuß auf Nacktschnecken einmal
mehr beweisen. Neben erfolgreichen USProduktionen ist sie immer wieder im französischen Kino zu sehen. Als Verkörperung der schönsten Frau der Antike, der
Helena in Troja, wurde sie weltweit bekannt. An der Seite von Nicolas Cage
spielte sie die Abigail Chase in Das Vermächtnis der Tempelritter und Das Vermächtnis
des geheimen Buches. Zuletzt war Diane Kruger in Quentin Tarantionos Inglourious
Basterds und in Jaco Van Dormaels Mr. Nobody zu sehen.
Filmographie (Auswahl)
•
Inglourious Basterds, R: Quentin Tarantino, 2009
•
Mr. Nobody, R: Jaco Van Dormael, 2009
•
Goodbye Bafana, R: Bille August, 2007
•
Das Vermächtnis des geheimen Buches (National Treasure: Book of Secrets), R: Jon
Turtletaub, 2007
•
Klang der Stille (Copying Beethoven), R: Agnieszka Holland, 2006
•
Frankie, R: Fabienne Berthaud, 2005
•
Merry Christmas (Joyeux Noël), R: Christian Carion, 2005
•
Das Vermächtnis der Tempelritter (National Treasure), R: Jon Turtletaub, 2004
•
Sehnsüchtig (Wicker Park), R: Paul McGuigan, 2004
•
Troja (Troy), R: Wolfgang Petersen, 2004
•
Bad, Bad Things (Mon idole), R: Guillaume Canet, 2002
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DENIS MENOCHET
Der französische Schauspieler erfreut
sich in seinem Heimatland großer Beliebtheit und hat auch bereits in mehreren großen amerikanischen Filmen mitgewirkt, wie in Hanibal Rising,
Inglourious Basterds und Robin Hood.
Filmographie (Auswahl)
•
Robin Hood, R: Ridley Scott, 2010
•
Die Kinder von Paris (La rafle), R: Rose Bosch, 2010
•
Inglourious Basterds, R: Quentin Tarantino, 2009
•
La vie en rose (La môme), R: Olivier Dahan, 2007
•
Hannibal rising – Wie alles began, R: Peter Webber, 2007
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DER STAB
FABIENNE BERTHAUD, Regie, Drehbuch, Kamera
Barfuß auf Nacktschnecken ist der zweite Spielfilm der französischen Regisseurin und
Autorin Fabienne Berthaud. 2005 erschien ihr Debutfilm Frankie, bei dem sie auch das
Drehbuch schrieb, Kamera führte und ihn produzierte. Zuvor hat Berthaud Kurzfilme
und eine Folge der TV-Serie Chambre n° 13 gedreht. Als Schauspielerin stand Berthaud
in den 80er und 90er Jahren bei französischen Kino- & TV Produktionen vor der Kamera.
PASCAL ARNOLD, Drehbuch
Zusammen mit Berthaud schrieb Arnold die Romanvorlage zu Barfuß auf Nacktschnecken in das Drehbuch um. Er ist ähnlich vielseitig wie sie in der Filmlandschaft unterwegs und hat bereits bei einigen Filmen als Regisseur gearbeitet, sie produziert und bei
weiteren Kamera geführt.
Filmographie (Drehbuch, Auswahl)
•
Complices, R: Frédéric Mermoud, 2009
•
Jedem seine Nacht (Chacun sa nuit), R: Pascal Arnold/Jean-Marc Barr, 2006
•
Being Light, R: Pascal Arnold/Jean-Marc Barr, 2001
•
Too Much Flesh, R: Pascal Arnold/Jean-Marc Barr, 2000
•
Rats and Rabbits, R: Lewis Furey, 2000
BERTRAND FAIVRE, Produzent
Filmographie (Auswahl)
•
Welcome, R: Philippe Lioret, 2009
•
Julia, R: Erick Zonca, 2008
•
Far North, R: Asif Kapadia, 2007
•
Merry Christmas (Joyeux Noël), R: Christian Carion, 2005
•
The Warrior, R: Asif Kapadia, 2001
•
Stille Wasser sind tief (Méfie-toi de l’eu qui dort), R: Jacques Deschamps, 1996
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