PDF-Datei: 11.05.2004 KS

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KRAICHGAU
DIENSTAG
11. Mai 2004
VERSAMMLUNG
Heute
Moment mal
Späte Rache
Unfall mit Traktor war
eine fahrlässige Tötung
Er hatte eine blütenweiße Weste. Doch dann, mit 70, war er
plötzlich Schuld am Tod eines
Menschen. Für einen Heilbronner Landwirt bleibt der Unfall
ein Rätsel. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt.
REGION HEILBRONN Seite 35
Verbraucherberatung
logiert in Neckarsulm
Die Verbraucherberatung ist
umgezogen: Aus der Heilbronner Bahnhofstraße in die Neckarsulmer Marktstraße. Damit
bleibt im Raum die unabhängige Beratung in Sachen Baufinanzierung, Versicherungen, Gesundheitsdienstleistungen oder
Telekommunikation erhalten.
LANDKREIS
Seite 38
Frauen im Kirchenbezirk
Vortragsthema:
Ich bin geschafft!
Beim Frauenfrühstück sowie bei der
Abendveranstaltung des evangelischen Kirchenbezirks am Mittwoch, 12. Mai, sind noch Plätze
frei. Das Frühstück findet im Martin-Luther-Haus Bad Rappenau, das
Abendessen im Eppinger Hotel
Villa Waldeck statt. Das Frühstück
beginnt um 9 Uhr, die Abendveranstaltung um 19 Uhr.
Heidi Krause-Frische spricht zum
Thema: „Ich bin geschafft! Ich
hab’s geschafft!“ Anmeldungen
sind erbeten für Eppingen bei Pfarrerin Sabine Graf unter der Telefonnummer 07262 / 91720 oder Fax
07262 / 917222, für Bad Rappenau
beim evangelischen Pfarramt, Telefon 07264 / 4046 oder Fax 07264 /
4156 und beim evangelischen Dekanat Kirchardt, Telefon 07266 /
911606, Fax 07266 / 911608. (gj)
Sinsheim / Bad Rappenau
Mit „Waffe“ im
Abteil hantiert
Mit einer getreuen Nachbildung einer Schusswaffe, die sich im Nachhinein als Soft-Air-Pistole herausstellte, fuhr ein 18-Jähriger am
Samstag im Regionalzug von Sinsheim Richtung Heilbronn. Als er im
Abteil mit der „Waffe“ herumhantierte, bekamen es zwei Mädchen
mit der Angst zu tun. Sie flüchteten
in Bad Rappenau aus dem Zug und
verständigten die Polizei sowie den
Bundesgrenzschutz Heilbronn. Der
Täter konnte ermittelt und die
Waffe sichergestellt werden. Durch
den Vorfall hatte der Zug 45 Minuten Verspätung. Der Bundesgrenzschutz Heilbronn sucht weitere
Zeugen, die sachdienliche Hinweise
unter der Telefonnummer 07131 /
8882600 geben können.
Die Geburtsstunde des Unterländer Volksfestbiers im Sudhaus der Eppinger Palmbräu (von links): Braumeister Achim Müller, der Heilbronner Marketing-Chef
Bernhard Winkler, Festwirt Karl Maier, Palmbräu-Geschäftsführer Andreas Polster und Winklers Kollege Friedrich Wagner. (Fotos: Peter Boxheimer)
Bei der Eppinger Palmbräu hatte das Unterländer Volksfestbier zum dritten Mal seine Geburtsstunde
Im Mai schlagen auch die Brauer aus
Von Peter Boxheimer
Im Mai schlagen nicht nur die
Bäume, sondern zuweilen auch
die Brauer aus. So nennen sie im
Fachjargon das Ablassen der fertig
gekochten Würze im Sudhaus.
Gestern geschehen in Eppingen:
Bei der Privatbrauerei Palmbräu
hatte das Unterländer Volksfestbier seine Geburtsstunde.
Süffig, aber nicht zu malzig, kräftig gehopft, aber nicht bitter soll die
Maß sein, die vom 30. Juli bis 9. August im Festzelt auf der Heilbronner
Theresienwiese serviert wird. Bernsteinfarben ist das spezielle Volksfestbier aus dem Kraichgau. 13,2
Prozent Stammwürze und 5,3 Prozent Alkoholgehalt sollen für einen
sommergerechten Trinkgenuss sorgen. „Wir haben uns wieder sehr
viel Mühe gegeben“, versicherte
Palmbräu-Geschäftsführer Andreas
Polster.
Morgens um halb zwei hatten die
Eppinger Bierbrauer die spezielle
Malzmischung geschrotet. Nach
rund acht Stunden war der
24 000-Liter-Sud fertig. Rund 90 Minuten lang wurde er in der kupfernen Würzepfanne gekocht – etwas
länger als normal, damit mehr Wasser verdampfte. „Dadurch wird’s
stärker“, erläuterte Andreas Polster.
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75031 Eppingen
Tel.-Zentrale 0 72 62/ 60 92-0
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Geschäftszeiten
8.30 - 12.30 Uhr
Mo.- Fr.
14.00 - 17.00 Uhr
9.00 - 11.30 Uhr
Samstag
Grad der Zucker unter Einsatz von
Hefe in Kohlensäure und Alkohol
umgewandelt. Nach weiteren vier
Wochen im Lagerkeller ist das Bier
zum Filtrieren bereit.
100 000 Liter Volksfestbier brauen die Eppinger in diesem Jahr. Vier
Wochen vor dem Großereignis
gibt’s für die Gerstensaft-Freunde
schon einen Vorgeschmack: In
Halbliterflaschen wird der Stolz des
Kraichgaus im Handel verkauft –
und auf den Etiketten für das Spektakel geworben.
Ein schönes Wetter mit angenehmen Temperaturen wünschen sich
die Fest-Organisatoren, die rund
100 Schausteller erwarten. „Dann
können wir alle zufrieden sein“,
meinten sie unisono. Von 5,60 auf
5,75 Euro wird der Maßpreis im
Festzelt angehoben. Das Göckele
kostet weiterhin 6,40 Euro.
Festwirt Maier verwies auf seinen
hohen Aufwand. Von der Dekoration über die Kapellen bis zu den Sicherheitskräften fielen beträchtliche Ausgaben an: „Bevor wir die erste Maß verkaufen, haben wir Kosten
im hohen sechsstelligen Bereich.“
Wenn im Festzelt, das inklusive
des Biergartens 2600 Sitzplätze bietet, um die 40 000 Liter verkauft
Alles in Ordnung: Biersieder Martin werden, kommt Maier mit seiner
Schmitt bestimmte die Stammwürze. Kalkulation hin. Im vorigen Jahr
Biersieder Martin Schmitt bestimmte Stammwürze und Farbe –
alles in Ordnung. Volksfestwirt Karl
Maier konnte in Aktion treten. Per
Knopfdruck am Computer pumpte
er den Sud ab. Eine Woche lang
bleibt er jetzt im Gärkeller. Dort
wird bei einer Temperatur von neun
machte ihm die Bullenhitze des
Jahrhundertsommers einen Strich
durch die Rechnung. Sie zügelte den
Durst gewaltig. Nur knapp 30 000
Liter Bier rannen durch die Kehlen.
„Lust auf mehr“ muss der Gerstensaft machen, definierte der Festwirt. Das seit 2002 auf der Theresienwiese ausgeschenkte Gebräu
aus dem Kraichgau habe eine durchweg positive Resonanz gefunden:
„Es ist wirklich eine Bierspezialität.“
Sind aller guten Dinge drei? Zum
„Wir hoffen, dass es nicht
das letzte Ausschlagen
sein wird.“
Andreas Polster
dritten Mal wurde im Eppinger Sudhaus das Volksfestbier kreiert. Andreas Polster hofft, dass er auch in
den kommenden Jahren zu dieser
Zeremonie bitten wird. Kein Wunder: Das Unterländer Volksfest ist
für die Eppinger Brauerei die größte
Einzelveranstaltung, bei der sie als
Alleinlieferant auftritt. Ob der Vertrag mit Palmbräu verlängert wird,
entscheidet sich erst nach dem großen Rummel. Bernhard Winkler,
Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH: „Darüber verhandeln wir im Herbst.“
Der Abend der Jahreshauptversammlung neigt sich dem Ende,
die Geduld auch. Wo bleibt das
Bier? Da sagt der Versammlungsleiter: „Ich rufe auf Punkt
acht der Tagesordnung. Bericht
des Kassenwarts.“ Hinten im
Saal erhebt sich ein unscheinbarer Herr.
Gewichtigen Schrittes eilt er
nach vorne, mit Lesebrille und
raschelndem Papier. Vergeblich
bemühen sich die drei Dutzend
Vereinsmitglieder um ein neugieriges Gesicht. Zuhören will
keiner. Denn Kassenwarte haben es schwer. Geht’s dem Verein gut, interessiert sich niemand für sie. Läuft etwas schief,
stehen sie im Mittelpunkt des
Skandals. Der Auftritt in der
Versammlung ist die Rache des
sträflich Missachteten. Quälende Monate des einsamen Abheftens von Überweisungsbelegen
sind zu Ende. Nach 20 Minuten
über Beitragssätze, Zinseszinsen
und Verbandszuschüsse beginnen die ersten Zuhörer mit den
Augen zu rollen. Weitere zehn
Minuten später werden Pinkelpausen zahlreicher und länger.
Da erhebt der Ritter der Kassenkredite mit strengem Blick
die Stimme zu schneidender
Schärfe: „Und nun noch ein
Wort zur Buchführung.“ Aus einem Wort werden zwei, mitunter sogar ganze Monologe. Zu
epochal ist der Triumph über
getilgte Schulden, als dass ihn
nicht die ganze Welt hören sollte. Ihr Banausen, Ihr!
Da! Endlich! Nach nicht einmal einer Stunde faltet der Kassenwart mit einer Geste von imperialer Würde seine Unterlagen
zusammen und verlässt stolz
die Bühne: „Ich danke Ihnen!“
Ein Luftzug des Aufatmens
schwebt ihm entgegen. Da erschüttert die Stimme des Versammlungsleiters das Idyll: „Ich
rufe auf Punkt neun der Tagesordnung. Bericht des Kassenprüfers.“ Hinten im Saal erhebt
sich ein unscheinbarer Herr.
Klaus Thomas Heck
Neckarbischofsheimer Alkoholfahrt
Mit 1,79 Promille
in Hecke gelandet
Unter Alkoholeinwirkung war ein
36-jähriger Autofahrer in Neckarbischofsheim zu schnell unterwegs.
Er verlor die Kontrolle über seinen
VW, fuhr in eine Hecke und erlitt
Verletzungen im Gesicht. Ein Alcomat-Test in Sinsheim ergab einen
Promillewert von 1,79.
Überfall auf die Tankstelle in Stebbach am Sonntagabend – Täter kommen eventuell aus der nahen Umgebung oder gehören zum „fahrenden Volk“
Tageseinnahmen, Zigaretten und Telefonkarten erbeutet
Von Heike Kinkopf
w w w. s t i m m e . d e
29
Ist es die verkehrsgünstige Lage?
Zum zweiten Mal ist die Tankstelle an der B 293 in Gemmingen-Stebbach überfallen worden.
Die Polizei sucht nach zwei jugendlichen Tätern, die am Sonntag gegen 22 Uhr zuschlugen.
„Da kann man sich schützen, wie
man will“, schüttelt Pächterin Kati
Marquardt den Kopf. Gegen Überfälle sei man machtlos. Überwachungskameras nützten bei Maskierten nicht viel, ebenso wenig das
Pfefferspray in der Handtasche.
Zwei Männer lauerten am Sonntagabend einer 21 Jahre alten Tankstellenmitarbeiterin auf, als sie gerade die Tür abschloss. Die Männer
trugen so genannte MotorradSturmhauben. Masken, die nur die
Augenpartie freilassen. Die eine
Maske war hell, die andere dunkel.
Die beiden Täter traten von hinten an die Frau heran, bedrohten sie
mit einer Pistole und forderten sie
auf, die Tür wieder zu öffnen. „Die
Sicherheit geht absolut vor“, erklärt
Kati Marquardt. Mitarbeiter hätten
die Anweisung, in solchen Situationen den Tätern Folge zu leisten.
Die Männer zwangen die Frau,
sich auf den Boden zu legen. Dann
nahmen sie das Wechselgeld an
sich, das die Beschäftigte in einer
Umhängetasche aufbewahrte. Es
war ihnen zu wenig. Die Unbekannten forderten, den Tresor im angrenzenden Büro zu öffnen. Sie erbeuteten mehrere hundert Euro.
Die Tageseinnahmen waren verpackt in hölzernen Zigarettenschachteln und einem Leinensack.
Beides packten die Täter in einen
mitgebrachten Plastikbeutel. Sie
raubten einige Stangen MarlboroZigaretten und Telefonkarten. Anschließend flüchteten sie zu Fuß in
unbekannte Richtung. Die sofort
eingeleitete Fahndung verlief bislang ohne Ergebnis.
Die jungen Männer werden wie
folgt beschrieben: Sie waren auffallend klein, etwa 1,55 bis 1,60 Meter
groß, und unter 18 Jahren. Sie trugen Jogginghosen und helle Sportschuhe. Die Pistole war schwarz lackiert, am Lauf der Waffe sei der
Lack abgeblättert. Einer der beiden
Männer hatte einen dunklen Teint.
Beide sprachen kein Deutsch miteinander. Es soll sich um eine osteuropäische Sprache gehandelt haben.
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Heilbronn entgegen unter Telefon 07131 / 1042077.
Denkbar, dass die Täter aus der
Umgebung kommen. Darauf ließe
das jugendliche Alter schließen.
Oder sie gehören zum „fahrenden
Volk, erklärt die Polizei. Ermittelt
werde in beide Richtungen.
Die Tankstelle an der B 293 war
im November 2001 schon einmal
überfallen worden. Einen Monat
später wurde der Täter dingfest ge-
macht. Damals handelte es sich um
einen Drogenabhängigen aus dem
Raum Pforzheim. Nach dem jüngsten Überfall bleibt „ein mulmiges
Gefühl“, bestätigt Kati Marquardt,
auch wenn es der 21-Jährigen gut
gehe. Mitarbeiterinnen lassen sich
von Ehemännern abholen. Mal
schaut die Pächterin persönlich gegen Feierabend vorbei. Die Polizei
fährt Streife, kommt zum Tanken.
So wie am Sonntag, erzählt Marquardt. Da sei sie zwei, drei Stunden
vor dem Überfall vor Ort gewesen.
Eine Mitarbeiterin der Tankstelle in Stebbach ist am Sonntag gegen 22 Uhr überfallen worden. Die Fahndung nach
zwei offensichtlich jugendlichen Tätern läuft. Die Polizei bittet um Hinweise. (Foto: Heike Kinkopf)