Makroökonomie
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Makroökonomie
VWL 4 – Uni Basel Makroökonomie Attilio Zanetti - Frühlingssemester 2010 Teil I Allgemeine Einführung Kapitel 1 Organisatorisches und die Themen der Vorlesung Kapitel 2 Von der Subprime‐Krise zur globalen Rezession Kapitel 1 Organisatorisches Organisatorisches und die Themen der Vorlesung 1 Die Vorlesung findet jeweils Montags, 14:15‐17:30 Uhr statt. 14:15 bis 15.45 15 Min Pause 16:00 bis 17:30 Für Fragen stehe ich während der Pause und nach der Vorlesung zur Verfügung. Ausserhalb der Vorlesung: email: [email protected] Besprechungen müssen vereinbart werden. 2 Übungsveranstaltungen Makroökonomie‐ Uni Basel 4 Die Vorlesung wird von Übungen durch die Assistentin begleitet. Die betreuenden Assistenten dieser Vorlesung sind Benedikt von Scarpatetti (Fragen zur Vorlesung) und Felicitas Kemeny (Übungen). Bei Problemen oder Fragen zur Vorlesung kann er jederzeit kontaktiert werden. Email Adresse: [email protected] Alle wichtige Informationen sind auf der Homepage der Vorlesung verfügbar. Makroökonomie ‐ Uni Basel 5 http://wwz.unibas.ch/wirtschaftstheorie/lehre/fs‐10/vwl‐4/abteilung/witheo/ Sie finden dort viele nützliche Informationen: Vorlesungsplan Folien Reader und PDF‐Files der relevanten Artikel Verschiedene Dossiers zu aktuellen Themen Podcasts und Videos zu makroökon. Themen Links zu einigen interessanten Websites Links zu makroökonomischen Daten Übungen mit Lösungen Makroökonomie ‐ Uni Basel 6 2 Literatur Wir werden das Buch von Abel/Bernanke/Croushore verwenden: Macroeconomics, 6th edition, 2007. Zumindest einer dieser Namen sollte Ihnen bekannt vorkommen... Andrew B. Abel, Wharton School of the University of Pennsylvania Ben S. Bernanke, vorher an der Princeton University, danach Chairman of the President's Council of Economic Advisers. Seit Februar 2006 Chairman des Federal Reserve Dean Croushore, Robins School of Business, University of Richmond Makroökonomie ‐ Uni Basel 7 Ich werde mich hauptsächlich an ABC halten, jedoch nicht strikte 1:1 dem Buch folgen . Es existieren weitere bekannte Lehrbücher in die Sie bei Interesse ebenfalls einen Blick werfen können. Zusätzlich zum Lehrbuch werde ich mich auch auf spezifische Kapitel anderer Lehrbücher, grundlegende theoretische und empirische Forschungsarbeiten sowie auch Presseartikel beziehen. Makroökonomie ‐ Uni Basel 8 Weitere Lehrbücher Ebenfalls zu empfehlen ist: F. Mishkin, Money, Banking and Financial Markets, Addison Wesley. Einen weiteren Namen den Sie in den Medien sowie in der Forschungsliteratur antreffen könnten… Columbia University. Von September 2006 bis August 2008 Mitglied des FED‘s Board of Governors. Makroökonomie ‐ Uni Basel 9 3 Weitere Lehrbücher N.G. Mankiw, Macroeconomics, Worth Publishers. R.E.A. Farmer, Macroeconomics,Thomson. J.B. DeLong & M. Olney, Macroeconomics, Mcgraw‐Hill. R.J. Barro, Macroeconomics: A modern approach, Thomson. Makroökonomie ‐ Uni Basel 10 Zum Englisch ABC: Gibt es eine deutsche Version? Nicht nur das Buch sondern auch weitere Unterlagen und Artikel werden in Englisch sein. Englisch ist DIE Kommunikationssprache in der Geschäfts‐ und Wirtschaftswelt. d Wi t h ft lt Es ist daher unwahrscheinlich, dass Sie in Ihrer beruflichen Zukunft diese Sprache nicht beherrschen werden müssen . An der Prüfung werde ich davon ausgehen, dass Sie alle Grundbegriffe gut beherrschen, welche im Lehrbuch sowie in den anderen Pflichtlektüren verwendet werden. Makroökonomie ‐ Uni Basel 11 Zusätzliche Literatur Alle Dokumente werden als PDF Files auf der Homepage verfügbar sein. Wir werden zwischen Pflicht‐ (= prüfungsrelevant) und empfohlener Zusatzlektüre unterscheiden. Current issues und darüber hinaus: Informiert sein! Versuchen die Links zwischen behandeltem Stoff und den aktuellen Debatten zu sehen! Makroökonomie ‐ Uni Basel 12 4 Weiteres Material Videos Podcasting Podcasting: Cochrane on ‘The Financial Crisis’ Die entsprechenden Files oder Links finden Sie auf der Website des Kurses. Makroökonomie ‐ Uni Basel 13 Legende zu den Folien Technische Notizen (TBOX) Bezug zur Realität The subprime crisis You have probably heard of the so called subprime crises which burst during the summer in US and rapidly deployed its effects in Europe as well. It is a very good example of how important the connection between financial markets and the macroenconomy is. What happened? Step 1: For a long period of time time, US interest rates were low. This was meant to favor the economy’s expansion. One of the channel through which this occurs is housing investment. Intermediate Macro - Uni Basel 84 Wichtige Konzepte Makroökonomie ‐ Uni Basel 14 Arbeit mit Daten Um die Konzepte zu verdeutlichen, werde ich versuchen diese im Verlauf auch immer wieder mit Beispielen zu illustrieren. Sie werden solche auch in den Büchern antreffen, diese beziehen sich jedoch mehrheitlich auf die USA. beziehen sich jedoch mehrheitlich auf die USA. In dieser Vorlesung werde ich den Fokus auf das Schweizerische Wirtschaftsgeschehen legen. Ziel 1: Ich möchte Sie mit dem Umgang mit Daten im Allgemeinen vertraut machen: Verwendung von Datenbanken, Datentransformation, etc. Ziel 2: Sie lernen Excel (und evtl. E‐Views) zu verwenden Makroökonomie ‐ Uni Basel 15 5 Grundsätzliches zur Prüfung Die Prüfung findet im Juni in schriftlicher Form statt. Sie besteht zu einem Grossteil Multiple‐Choice Fragen aber nicht nur. Die Sprache ist Deutsch. Englische Begriffe können jedoch vorkommen. Keine Hilfsmittel Mit einer Note von 4 oder mehr erhalten Sie 6 ECTS‐Pkte. Mit i N t 4 d h h lt Si 6 ECTS Pkt Prüfungsstoff: Vorlesungen Übungen relevante Kapitel im Lehrbuch Pflichtlektüren (siehe Homepage) Sie können schon jetzt mit Sicherheit mit Prüfungsfragen aus den Übungen und der Literatur rechnen! Makroökonomie ‐ Uni Basel 16 Die Themen der Makroökonomie und unser Programm Eine erste Definition: Die Makroökonomie ist die Analyse der Struktur, der Mechanismen und der Leistung von Volkswirtschaften sowie der wirtschaftspolitischen Massnahmen welche die Wirtschaftsleistung beeinflussen. Zentrale Fragestellungen und Schwerpunkte: Langfristiges Wachstum Konjunkturzyklen, inkl. Arbeitslosigkeit und Inflation und Makroökonomische Wirtschaftspolitik Makroökonomie ‐ Uni Basel 17 Schwerpunkt: Langfristiges Wirtschaftswachstum Schweizerisches Wirtschaftswachstum: BIP pro Kopf 1913 ‐ 2006 Real GDP per capita 70000 60000 50000 40000 30000 20000 10000 0 2003 1998 1993 1988 1983 1978 1973 1968 1963 1958 1953 1948 1943 1938 1933 1928 1923 1918 1913 Makroökonomie ‐ Uni Basel zu Preisen von 2000 18 6 Was wäre wenn: Angenommen 1% zusätzliches jährliches Wachstum Real GDP per capita II 180000 160000 Die Magie der kumulierten Wachstumsrate (compounding)!! 140000 120000 100000 80000 60000 40000 20000 0 2003 1998 1993 1988 1983 1978 1973 1968 1963 1958 1953 1948 1943 1938 1933 1928 1923 1918 1913 zu Preisen von 2000 Makroökonomie ‐ Uni Basel 19 Quelle: Barro, Kapitel 3 Makroökonomie ‐ Uni Basel 20 Quelle: Barro, Kapitel 3 Makroökonomie ‐ Uni Basel 21 7 Fragen bezüglich Wachstum: Welches sind die Faktoren die einige Länder über Perioden wie bspw. 1960 ‐ 2000 schneller, andere wiederum langsamer wachsen liessen? Wie konnten Länder wie die USA oder andere OECD‐ Mitgliedsstaaten jährliche Wachstumsraten des realen BIPs von Mitgliedsstaaten jährliche Wachstumsraten des realen BIPs von rund 2% über ein Jahrhundert oder mehr aufrecht erhalten? Was können politische Entscheidungsträger unternehmen um die BIP/Kopf ‐ Wachstumsrate zu erhöhen? Makroökonomie ‐ Uni Basel 22 Schwerpunkt: Konjunkturzyklen Unter Konjunkturzyklen versteht man kurzfristige Kontraktionen und Expansionen der ökonomischen Aktivität Eine rückläufige Phase nennt man Rezession Eine ansteigende Phase nennt man Expansion Warum kümmert uns diese schwankende ökonomische Aktivität? Wegen der Auswirkungen auf die Wohlfahrt! Sämtliche gesamtwirtschaftliche Grössen sind von Konjunkturzyklen betroffen: Gewinne, Löhne, verfügbares Einkommen, Zinssätze, Beschäftigung, Konsumentenpreise, Aktienkurse, Immobilienpreise,… Wir kommen in detaillierterer Form auf diese Fragestellungen zurück. Makroökonomie ‐ Uni Basel 23 Ein kurzer Blick was unter Fluktuationen zu verstehen ist: Diese Grafik zeigt das BIP Wachstum der Schweiz Makroökonomie ‐ Uni Basel 24 8 Und hier einige Indikatoren zum verarbeitenden Industriesektor der Schweiz Auslastungsgrad in % Technische Kapazitäten, VQ 92.0 90.0 30.0 88.0 25.0 86.0 20.0 84.0 15.0 82.0 10.0 5.0 80.0 78.0 0.0 76.0 ‐5.0 74.0 ‐10.0 Ertragslage, VQ Hemmn.: ungenügende Nachfrage 18.0 59.0 8.0 54.0 ‐2.0 49.0 44.0 ‐12.0 39.0 ‐22.0 34.0 ‐32.0 29.0 ‐42.0 24.0 ‐52.0 19.0 ‐62.0 14.0 Makroökonomie ‐ Uni Basel 25 Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit: tritt auf wenn Personen grundsätzlich für Arbeit verfügbar sind, diese auch aktiv suchen, jedoch keinen Job finden können Arbeitslosigkeit wird zum einen durch konjunkturelle Schwankungen (Rezessionen erhöhen die Arbeitslosenquote) zum anderen durch strukturelle Faktoren verursacht Warum ist die Arbeitslosigkeit ein so zentrales Thema? Für die meisten Leute stellt die Arbeit eine zentrale Komponente ihres Lebens dar: Arbeitseinkommen wird zur eigenen sowie auch familiären Versorgung benötigt Die Arbeit ist ein Teil jeder individuellen Identität Sich ausweitende Arbeitslosigkeit hat einerseits direkte Konsequenzen für die Betroffenen und schafft andererseits viel Unsicherheit für den restlichen Teil der Bevölkerung Aufgrund dieser Faktoren kann die Arbeitslosigkeit signifikante politische Auswirkungen haben Makroökonomie ‐ Uni Basel 26 Arbeitslosenquote in den USA, 1890‐2005 Quelle: ABC Makroökonomie ‐ Uni Basel 27 9 Inflation Inflation hat mehrere negative Effekte Preise müssen Informationen enthalten, um die optimale Allokation der Ressourcen auf Mikroebene zu erleichtern Soziale Aspekte: Einkommens‐ S i l A kt Ei k und Vermögensseffekte dV ö ff kt Inflation beeinträchtigt das Wachstum Glaubwürdigkeit, Erwartungen und sacrifice ratio Aus diesen Gründen ist die Inflation, genauso wie die Arbeitslosigkeit, ein gefährliches „Monster“ Makroökonomie ‐ Uni Basel 28 Der negative Einfluss der Inflation auf das Wachstum: Evidenz Durchschnittliche jährliche Inflationsrate und durchschnittl. BIP‐ Wachstum pro Kopf, 1965‐90, 82 Länder. Klarer negativer, jedoch nicht zwingend linearer, Zusammenhang erkennbar Quelle: Haslag, J.H., (1997), Output, Growth, Welfare and Inflation: A Survey, Fed of Dallas Economic Review, second Quarter. Makroökonomie ‐ Uni Basel 29 Inflationsrate: Ein internationaler Vergleich “The great moderation” Annual CPI Inflation in % 25 3500 3000 20 2500 15 2000 10 1500 1000 5 500 0 2005 2003 2001 1999 1997 1995 1993 Germany USA 1991 1989 1987 1985 1983 1981 Makroökonomie ‐ Uni Basel 1979 CH Italy 1977 1975 1973 1971 -5 0 -500 Japan Argentina (RH scale) 30 10 Makro‐Politik Fiskalpolitik: Staatsausgaben und Besteuerung Wie sollte die Staatsrechnung aussehen? Wie hoch ist eine vernünftige oder optimale Verschuldung? Soll die Fiskalpolitik auf den Konjunkturzyklus Einfluss nehmen? Was ist mit nachhaltigem langfristigen Wachstum? Wie sieht eine optimale Besteuerung aus? Makroökonomie ‐ Uni Basel 31 Ab 2008: sehr intensive Debatte über die Rolle der Fiskalpolitik zur Bekämpfung der Rezession: Welche Massnahmen? Unter welchen Bedingungen? In welchem Ausmass? Makroökonomie - Uni Basel 32 Geldpolitik: Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um das Management der Menge und Kosten des Geldes. Was sind die Ziele der Geldpolitik? Wie sieht die optimale institutionelle Ausgestaltung aus? Wie soll die Geldpolitik implementiert werden? Wie wird die Geldmenge tatsächlich geregelt? Wi i d di G ld t t ä hli h lt? Makroökonomie - Uni Basel 33 11 Kapitel 2 Von der Subprime‐Krise zur globalen Rezession <<These are historic moments for the world economy.>> Martin Wolf, Financial Times, Dec. 11th 2007 <<Today, it is impossible to rule out a lost decade for the world economy. This has to be prevented. Posterity will not forgive leaders who fail to rise to this great challenge.>> Martin Wolf, Financial Times, Feb. 18th 2009 Welches ökonomisches Thema hat in den letzten Tagen die Schlagzeilen gemacht? Intermediate Macro - Uni Basel 35 Was ist das Problem konkret? Was ist der Zusammenhang zwischen den Leuten auf der Strasse in Athen und unserer Vorlesung ? 12 Übersicht des Kapitels 2.1 Die Immobilienblase und ihre Mechanismen 2.2 Die Vernetzung der Finanzmärkte 2.3 Reaktionen auf dem Geldmarkt 2 3 R kti fd G ld kt 2.4 Realwirtschaftliche Konsequenzen 2.5 Wirtschaftpolitische Massnahmen 2.6 Wo stehen wir heute? Makroökonomie ‐ Uni Basel 37 US Immobilienmarktblase Platzen der Blase Komplexe Finanzmarktturbulenzen Schwierigkeiten für Finanzinstitute Beschränkte Kreditvergabe Beschränkte Kreditvergabe Vertrauensverlust Realwirtschaftliche Folgen in einzelnen Ländern Eine globale Rezession Makroökonomie ‐ Uni Basel Wirtschaftpolitische Reaktionen und neue Herausforderungen 38 Zu diesem Thema: Podcasting: Cochrane on ‘The Financial Crisis’ Podcasting: Kling on ‘Credit Default Swaps …’ Podcasting: Acemoglu on ‘The Financial Crisis’ Podcasting: Munger on ‘The Middlemen’ Podcasting: Shiller on ‘Housing and bubbles’ Podcasting: Higgs on ‘The Great Depression’ Podcasting: Kling on ‘Freddie, Fannie and the US housing market’ Podcasting: Fazzari on ‘Keynesian economics’ Makroökonomie ‐ Uni Basel 39 13 2.1 Die Immobilienkrise und ihre Mechanismen Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der Geldpolitik Die Zinssätze in den USA waren über einen längeren Zeitraum tief. Die Idee hierbei war die Stützung des Wirtschafts‐ wachstums. Einer der entsprechenden Wirkungskanäle besteht bspw. aus den Bauinvestitionen. Taylor (2008): US Geldpolitik war zu locker Zinsen waren zu tief Über einen zu langen Zeitraum Makroökonomie - Uni Basel 40 Mit der Reduktion der Leitzinsen sind auch die Hypothekarzinssätze gesunken Mit dem tieferen Preis stieg die Nachfrage nach Hypothekarkrediten US interest rates Fed funds rate Makroökonomie - Uni Basel Jan 06 Jan 04 Jan 02 Jan 00 Jan 98 Jan 96 Jan 94 Jan 92 Jan 90 Jan 88 Jan 86 Jan 84 Jan 82 Jan 80 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Mortgage rate Taylor (2008): ‘So there is clearly evidence that there were monetary excesses during the period leading up to the housing boom… (there is) empirical evidence that the unusually low interest rate policy was a factor in the housing boom.’ 41 Geldpolitik war gemäss Taylor (2008) auch in anderen Ländern zu locker, wie beispielsweise Irland und Spanien … … welche ebenfalls von einer Immobilienblase betroffen sind. Makroökonomie - Uni Basel 42 14 Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der internationalen Kapitalströme und der Risikounterschätzung Sehr hohe Sparquoten in den emerging markets (insbesondere China) haben grosse Kapitalströme in die USA begünstigt; Das grosse Kapitalangebot hat die Zinsen unter Druck gesetzt; tiefe Zinsen haben ein search for yield ausgelöst; um eine bessere Rendite zu erzielen, waren Anleger bereit grössere Risiken in Kauf zu nehmen. ö Ri ik i K f h Aufgrund der stabilen Inflationserwartungen waren die Investoren überzeugt, dass die Zinsen noch lange tief bleiben werden; great moderation hat zu einer allgemeinen Unterschätzung der Risiken geführt. Makroökonomie - Uni Basel Intermediate Macro - Uni Basel 43 Quelle: Blanchard and Milesi‐Feretti (2010) 44 Schritt 1 ‐ Entstehung der Blase: die Rolle der Kreditbedingungen Wie wurde die Blase finanziert? Mehrheitlich durch Hypothekarkredite, da die meisten Leute, was nicht weiter erstaunlich ist, nicht über genügend Eigenmittel verfügten. Permanent steigende Preise? Wenn der Preis steigt, dann ist auch eine hohe Verschuldung unproblematisch: Über die Zeit wird sich die Last der Verschuldung automatisch reduzieren. Seitens der Banken führte diese Überlegung zu einer Seitens der Banken führte diese Überlegung zu einer Lockerung der Kreditbedingungen (Ellis, 2008). Prüfung der Kreditwürdigkeit der Kunden wurde substantiell gelockert – steigende Hauspreise wurden als Garantie betrachtet. 100% Kredit. Später wurden in vielen Fällen die Schulden der Besitzer grösser als der Wert ihrer Häuser. Neue Marktsegmente (subprime und Alt‐A) gewannen an Bedeutung. Makroökonomie - Uni Basel 45 15 Tiefe Zinsen haben Hypotheken mit variablen Zinsbedingungen attraktiver gemacht (ARM, Adjustable‐Rate Mortgages). Sonderbedingungen: 3 – 4 Prozentpunkte Rabatt in der ersten Phase, keine Zurückzahlung. US Mortgage Rates 10 10 8 8 6 6 4 4 2 2 Apr-91 Apr-92 Apr-93 Apr-94 Apr-95 Apr-96 Apr-97 Apr-98 Apr-99 Apr-00 Apr-01 Apr-02 Apr-03 Apr-04 Apr-05 Apr-06 Apr-07 15 YR FRM 30 YR FRM TREAS 1Y ARM Seitens der Haushalte entstand die falsche Auffassung, dass sich somit jeder ein Haus leisten könne, auch ohne die entsprechenden Eigenmittel und mit einem tiefen Einkommen. Makroökonomie - Uni Basel 46 Schritt 1 ‐ Entstehen der Blase: Verbriefung Hypotheken: Das klassische Finanzierungsmodell Üblicherweise wurden Hypothekarkredite von lokalen Banken vergeben, welche stärker in den Hypothekarmarkt involviert sind als die grösseren Universalbanken. einen direkten Kontakt mit den Kunden und dem lokalen Markt haben. die Risiken jeweils in ihren Bilanzen tragen, was zu einer sorgfältigen Prüfung der Kreditwürdigkeit der Kunden führt. Verbriefung (securitization) von Hypothekarkrediten In der jüngsten Zeit haben Finanzinnovationen dazu geführt, dass sich, insbesondere in den USA, die Art und Weise der Finanzierung der Hypothekarkredite geändert hat. Makroökonomie ‐ Uni Basel 47 Unter dem Begriff Verbriefung versteht man das Bündeln von Vermögenswerten (bspw. Forderungen), um dann die Ausgabe von Wertpapieren zu ermöglichen, welche durch solche Pakete aus Aktiva abgesichert sind. Mortgage‐backed securities (MBS) sind eine Form solcher gesicherter Wertpapiere, wobei die Sicherheit hierbei aus einzelnen Hypotheken oder Hypothekenpaketen besteht. Das Bündeln der Vermögenswerte beinhaltet auch deren Das Bündeln der Vermögenswerte beinhaltet auch deren Verkauf über eine Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV), welche unter Umständen dann in den Bilanzen der ursprünglichen Hypothekargläubiger nicht mehr auftaucht. Die Hypothekargläubiger, dh. die Banken, bedienen die Wertpapiere weiterhin durch die Zins‐ und Tilgungszahlungen aus den Hypotheken Makroökonomie ‐ Uni Basel 48 16 Quelle: Adrian and Shin (2008) Makroökonomie ‐ Uni Basel 49 Diese Innovation birgt einen grossen Vorteil: Durch die Verbriefung können auch kleinere Banken ihren Kunden den Zugang zum breiten Kapitalmarkt ermöglichen. Die verfügbaren Ressourcen für Hypothekarkredite werden umfangreicher, da die Kapitalmärkte mehr Mittel bereitstellen können. Der wachsende Wettbewerb erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für die Kunden, Kredite zu tieferen Hypothekarzinsen zu erhalten. Es können sich mehr Leute den Kauf eines Hauses leisten. Makroökonomie - Uni Basel 50 Es bleibt jedoch ein ziemlich grosses ABER Indem das Risiko an breitere Märkte weiterverkauft wird, verteilen sich die Risiken. Banken können Anreize haben, Hypothekarkredite zu gewähren, während jemand anderes die entsprechenden Risiken trägt. Oder wie es die Financial Times formuliert: “... Securitisation led to bad credit standards because banks didn didn’tt have skin in the in the game... game “ Weiter haben Banken den Anreiz kurzfristig Kredite aufzunehmen und langfristig zu gewähren, was zu einem Missverhältnis zwischen Vermögenswerten und Wertpapieren führt. Makroökonomie - Uni Basel 51 17 Schritt 2 – Die Blase platzt: Überangebot drückt Preise nach unten. Rege Bautätigkeit hat zu einem Überangebot auf dem Immobilienmarkt geführt: es wurden mehr Häuser gebaut als die US Bevölkerung brauchte. Ellis (2008): Dies war schon vor Beginn der subprime‐Krise zu erkennen: die Leerwohnungsquote hatte sich zwischen 1996 und 2006 verdoppelt. Quelle: Ellis (2008) Makroökonomie ‐ Uni Basel Intermediate Macro - Uni Basel 52 53 Schritt 2 – Die Blase platzt: Eine restriktivere US‐Geldpolitik führt zu höheren Kurzfristzinssätzen und somit auch zu höheren Hypothekarzinsen. Liquidität verteuert sich für die Banken neue Kredite werden kostspieliger und daher weniger gewährt, was wiederum das Wachstum dämpft. Dies entspricht genau den Absichten der Zentralbank. Die Kosten ausstehender Hypotheken für US‐Haushalte sind ebenfalls angestiegen b f ll i Die Schuldenlast wurde grösser Im Falle von ARM‐ Kredite wirkte sich der Schock besonders heftig aus All dies geschieht in einem ansonsten bereits rückläufigen Marktumfeld. Makroökonomie - Uni Basel 54 18 Speziell im Subprime‐Segment stieg die Anzahl der Haushalte, welche ihre Schulden nicht mehr begleichen konnten, dramatisch an. Quelle: Kiff and Mills (2007) Makroökonomie - Uni Basel 55 Foreclosure signs, like this one east of San Diego, are becoming more common as data showed a higher default rate on subprime mortgages taken out in 2007 than those in 2005 and 2006. Source: NYT. www bloomberg com 01 11 07 www.bloomberg.com, 01.11.07 Der Markt der entsprechenden Wertpapiere brach zusammen, was den Hypothekenkreditbanken die Finanzierung ihrer Aktivitäten erschwerte. Zusätzlich verloren Investoren (speziell die Investmentbanken) mit solchen Wertpapieren in ihren Portfolios eine Menge Geld. Da niemand genau wusste, wie schwerwiegend die Probleme wirklich waren, verbreitete sich die Unsicherheit mit grosser Geschwindigkeit über den gesamten Geldmarkt. Makroökonomie - Uni Basel 56 2.2 Die Vernetzung der Finanzmärkte “The modern financial system is immensely complex – possibly too complex for any one person to really understand it. Interconnections create systemic risks that are extraordinarily difficult to figure out”. (BIS annual report, 2009) Quelle: Blanchard (2008) Makroökonomie ‐ Uni Basel 57 19 Durch die Globalisierung der Finanzmärkte hat sich die Krise blitzartig ausgeweitet: Einige ausländische Banken sind direkt auf dem US Markt involviert; Andere haben in grossem Ausmass in US‐ Immobilienmarkt bezogene Produkte investiert. bili k b d k i i Diese Verluste haben das europäische Bankensystem destabilisiert und die Fähigkeit der Kreditinstitute inländische Kredite zu gewähren stark reduziert. Makroökonomie ‐ Uni Basel 58 Leverage und kurzfristige Finanzierung Bilanz I Bilanz Bilanz Hyp pothekarkredite Aktiven Finanzierungsproblem Northern Rock Kurzfristigge Finanzierung Bilanz II Asset Ba acked Securities Eigenkapital Fremdfinanzierung Kurzfristigge Finanzierung Leverage Passiven Lehman Brothers Makroökonomie ‐ Uni Basel 59 Der Fall Northern Rock Kurzfristigge Finanzieru ung Kunden‐ depots Hypothekarkredite Bilanz Makroökonomie ‐ Uni Basel Rahmenbedingungen: Immobilienblase GB; NR war im US Subprime‐Geschäft nicht involviert; NR hatte sich massiv auf (billiges) kurzfristiges Geld gestützt um die Hypotheken zu finanzieren; US Subprime‐Krise verursacht weltweit einen money market freeze Plötzlich wird die Refinanzierung für NR unmöglich Angst von einem Konkurs führt zu einem klassischen bank run der Kleinanleger. NR wird verstaatlicht 60 20 Fall Lehman Brothers Kurzfristigge Finanzierung Asset Ba acked Securities Bilanz ABS: Fallende Preise und steigende Unsicherheit; Druck auf die Banken diese Aktiven zu verkaufen, bevor die Verluste zu gross werden und Insolvenzprobleme auftauchen, führt zu noch stärker fallenden Preisen; Bilanzaktiva verlieren massiv an Wert und das Eigenkapital kann diese Verluste nicht absorbieren; Die Schwierigkeiten einer Bank führen zu ähnlichen Schwierigkeiten bei anderen Finanzinstituten, welche die gleichen oder ähnliche Wertpapiere besitzen. Wenn die Wertpapiere schwierig zu bewerten sind, weil die Produkte kompliziert sind oder weil der spezifische Markt illiquid wird, können sich die entsprechenden Auswirkungen sehr schnell ausbreiten. Makroökonomie ‐ Uni Basel 61 2.3 Reaktion auf dem Geldmarkt Was ist der Geldmarkt? Der Markt auf welchem sich die Banken täglich Geld untereinander ausleihen Am Geldmarkt werden Kredite und Guthaben mit einer kurzen Laufzeit gehandelt. Der Geldmarkt dient dem Ausgleich von Liquiditätsunterschieden zwischen den Ausgleich von Liquiditätsunterschieden zwischen den Banken. Laufzeit: 24 Stunden bis wenige Monate Unter normalen Umständen handelt es sich hauptsächlich um ungedeckte Kredite. Vertrauen spielt eine ganz zentrale Rolle. Makroökonomie ‐ Uni Basel 62 Gegenparteirisiko (counterparty risk) Da die Kredite ungedeckt sind, ist jeweils ein gewisses Risiko vorhanden, dass die Gegenpartei das Geld nicht zurückzahlen wird. Um den Kreditgeber für dieses Risiko zu entschädigen, muss der Kreditnehmer eine Risikoprämie bezahlen. Risikoprämie auf dem Geldmarkt = Geldmarktzinssatz – Zinssatz eines risikolosen Wertpapiers für die gleiche Fristigkeit. Im Rahmen der Krise ist die Risikoprämie auf den verschiedenen Geldmärkte auf vorher unvorstellbare Niveaus gestiegen. Makroökonomie ‐ Uni Basel 63 21 Dies widerspiegelt eine weitverbreitete Unsicherheit über die Ausfallswahrscheinlichkeit der Banken. Folge: der Geldmarkt funktionierte nicht mehr. Die Banken, welche Liquidität brauchten, konnten sich diese Liquidität bei anderen Banken nicht mehr besorgen. Banken, welche überflüssige Liquidität hatten, behielten dieses Geld auch bei Nullrenditen. Makroökonomie ‐ Uni Basel 64 Quelle: Blanchard (2008) Makroökonomie ‐ Uni Basel 65 22