Formale Briefkonventionen
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Formale Briefkonventionen
Korrespondenz Formale Briefkonventionen Wenn Sie morgens zur Arbeit gehen oder abends das Haus verlassen, um auszugehen, kleiden Sie sich sorgfältig und werfen noch rasch einen prüfen den Blick in den Spiegel. Dasselbe sollten Sie tun, wenn Sie Briefe auf Reisen schicken, denn vergessen Sie nicht: Briefe sind Stellvertreter ihres Absenders. Erfolg versprechendes Korrespondieren steht und fällt mit der Pflege vieler Details. Ob kurzer oder langer Brief, er muss gezielt wirken und eine überzeugende Einheit von Form und Inhalt bilden. Der erste Eindruck entscheidet. Sauberkeit und rationelle Anordnung eines Brieftextes beeinflussen den Leser nicht unwesentlich. Nicht zu vernachlässigen sind ausserdem bestimmte Normen und Vorschriften, die für Geschäftsbriefe, Briefe an Behörden, Bewerbungen und andere Formen von «offiziellem» Briefverkehr gelten. Formale Darstellung Für die moderne Geschäftskorrespondenz gilt, dass Briefe in der Blockmethode (nicht zu verwechseln mit Blocksatz) zu gestalten sind. Verzichten Sie also auf das Einrücken der ersten Zeile eines neuen Abschnittes. Briefe werden heute mit Zeilenabstand 1 und in der Schriftgrösse 11 - 12 geschrieben. Der ansprechende Brief ist richtig geordnet: Ähnliche Gedanken sind in einem Abschnitt zusammengefasst, das heisst der Brieftext ist in geeignete und sinnvolle Abschnitte gegliedert. Damit bieten Sie dem Leser Blick- und Orientierungshilfen an. Zwischen den Abschnitten liegt jeweils eine Leerzeile. Ort und Datum - Das Datum muss rasch und eindeutig lesbar sein - Das Wort «den» nach der Ortschaft ist heute nicht mehr zeitgemäss - Längere Ortschaftsnamen dürfen gekürzt werden Beispiele Bern, 6. Juli 2007 (mehrheitlich in der Schweiz verbreitet, falls in der Adresse die Ortschaft nicht steht) Rapperswil, 03.07.2007 Solothurn, 2007-09-14 (gemäss internationaler Normierung ISO) H'buchsee, 13. Dezember 2007 Bezugszeichen Bezugszeichen können auf Briefpapier ohne« Vordruck» direkt hinter dem Datum stehen. Beispiel Basel, 31. Oktober 2007 S/ba (S = Verfasser des Briefes/ ba = Sachbearbeiter/Sachbearbeiterin) Adressen Korrekte Adressen tragen einiges bei zur raschen und sicheren Postbeförderung. Die Anschrift muss den Empfänger so genau bezeichnen, dass jede Ungewissheit ausgeschlossen bleibt, die zur Fehlleitung der Postlieferung führen kann. Heute wird der Bestimmungsort nicht mehr unterstrichen und auch nicht g e s p e r r t geschrieben; denn die automatischen und elektronischen Lesegeräte der Post können bei Unterstreichungen gestört werden, wenn die Unterlängen von Buchstaben wie f, g, g, p, q usw. mit dem Unterstreichungsstrich zusammentreffen. In Adressen werden keine Leerzeilen zwischen Domizil (Strasse)/ Postfach und dem Bestimmungsort mehr eingefügt. Der aktuelle Zustellnachweis für wichtige Sendungen lautet immer noch „Einschreiben“, obschon zwischenzeitlich ein „Lettre signature“ beziehungsweise „Lettre assurance“ unterschieden wurde. Ein eingeschrieben geschickter Brief wird nur gegen Unterschrift des Empfängers ausgehändigt. Auf diese Weise kann die Zustellung jederzeit nachgewiesen werden. Christoph Egli Seite 1 / 3 Korrespondenz Aufbau der Adresse 1. Vor- und Nachname des Empfängers 2. Beruf, Branchenbezeichnung (fakultativ) 3. Strasse oder Postfach 4. Postleitzahl und Bestimmungsort Beispiele Herr(n) Bernhard Lorenz (Architekt HTL) Schützenstrasse 58 8360 Eschlikon Frau Dr. med. Martina Ritz Augenärztin FMH Baselstrasse 2 4500 Solothurn Die Adresse wird immer mit Zeilenabstand 1 geschrieben. Auch die Anschrift wird in der praktischen Blockdarstellung angeordnet, was ein rationelles Arbeiten gewährleistet. Akademische Titel gehören zum Namen. Die Berufsbezeichnung steht unter dem Namen. Bei mehreren Empfängern ist je nach Beziehung derselben untereinander die richtige Darstellungsform zu wählen. Der Berufstitel steht auf der 1. Zeile hinter «Frau» oder «Herr». Der Zusatz «c/o» oder «bei» ist überflüssig. Beförderungs- und Behandlungsvermerke können über der Adresse stehen. Zusatzbezeichnungen wie «An» und «Firma» sind veraltet. «8» = Stockwerk- oder Eigentumswohnung-Nummer. Beispiele Frau Beate Oberholzer Herr Kurt Wägli Brother Handels AG Täfernstrasse 30 5405 Baden Familie Marianne Schlup Kobi und Peter Kobi Inselquai 27 6005 Luzern Herr und Frau K. und B. Wirz-Brändli Kalkofenstrasse 44 D-79111 Freiburg Herr Direktor Andreas Bühler Delfterstrasse 4/8 5000 Aarau Einschreiben Iseli + Albrecht AG Unternehmensberatung Forstweg 26 4153 Reinach Nach Duden sind «Herr» und «Herrn» richtig (Wer erhält den Brief? «Herr... »/ Wem schreiben wir den Brief? «Herrn...) Die Schreibweise «Herr» ist rationeller und setzt sich heute immer mehr durch. In militärischen Adressen setzt man keine Punkte. Anstelle von «Feldpost» kann man «Militär» setzen. Die Postleitzahl muss je nach der Postorganisation des betreffenden Landes richtig platziert werden. Beispiele Herr Konrad Zwiegart Postlagernd 5001 Aarau Kpl Erich Weber Füs Kp 1/25 Feldpost Swiss Credit Bank 100 Wall Street New York, NY 10005 USA Betreff Die Betreffszeile enthält eine Inhaltsangabe des Briefes. Die vorangestellten Wörter «Betrifft», «Betreff» und «Gegenstand» werden heute nicht mehr geschrieben. Brieftitel werden heute fett und in der gleichen Schriftgrösse wie der andere Brieftext geschrieben. Ein kurzer Betreff genügt. Längere Betreffzeilen werden zweizeilig geschrieben. Am Ende der Inhaltsangabe setzt man keinen Punkt. Beispiele Ihre Lieferung vom 12. Mai 2007 Ihr Inserat in der BZ vom 9. Mai 2007 Vollamtliche Rektoratssekretärin (60 %) Christoph Egli Seite 2 / 3 Korrespondenz Anrede Im Briefverkehr heute ist allgemein üblich, dass die Anrede «Sehr geehrte ...» und «Sehr geehrter ...» verwendet wird. Alle amtlichen und dienstlichen Anreden treten im gesellschaftlichen Verkehr immer mehr zurück. Mehr und mehr scheint es «guter Ton»zu werden, auch den Regierungsrat Müller mit «Herr Müller» anzureden und die Ständerätin Monika Weber mit «Frau Weber». Entgegen dieses Trends hört und liest man trotzdem, vor allem in Deutschland «Frau Botschafterin», «Herr Minister», «Herr Präsident» usw. In der Schweiz wird nach der Anrede kein Komma gesetzt, in Deutschland und Österreich jedoch schon! Während in der Schweiz jeder Brief mit einem Grossbuchstaben beginnt, fällt bei unserem nördlichen wie auch östlichen Nachbar der Briefbeginn klein aus! Für die Schweiz gilt, wenn der Brief an eine bestimmte Person gerichtet Ist: Sehr geehrter Herr Blocher Sehr geehrter Herr Dr. Blocher Sehr geehrter Herr Bundesrat (Anmerkung: Ex-Bundesrat!) Ist der Brief an mehrere Personen gerichtet, so schreibt man: Sehr geehrte Damen Sehr geehrte Herren Sehr geehrte Damen und Herren Wenn der Brief an die Direktion oder Geschäftsleitung einer Firma bzw. an eine Behörde, den Vorstand eines Verbandes, eines Clubs oder eines Vereins gerichtet ist, schreibt man immer eine Anrede. Neben den allgemeinen Standard-Anreden gibt es einige auflockernde Formen wie Sehr geehrter Inserent Sehr geehrte Leserin Guten Tag Guten Tag liebe Leser/innen Guten Tag Herr Stalder Liebe Familie Zürcher Grussform Im Briefschluss sind Grussformel, Firmenname, maschinenschriftliche Angaben der Unterzeichner sowie die Unterschrift(en) enthalten. Geschäftlich und amtlich gilt heute für die Grussformel (ohne Satzzeichen): Freundliche Grüsse (Schweiz) Mit freundlichen Grüssen (Deutschland) Folgende Grussformeln sind veraltet Mit freundlichen Grüssen (CH) Mit freundlichem Gruss ... und grüsse Sie freundlich ... und verbleibe mit freundlichen Grüssen Mit vorzüglicher Hochachtung Hochachtungsvoll / Hochachtend Der Firmenname darf in Gross- oder Kleinbuchstaben geschrieben werden. Bei zwei Bezeichnungen schreibt man die wichtigere in Grossbuchstaben. Die Wörter „Beilagenvermerk“ oder „Beilagen“ werden heute nicht mehr geschrieben. Solche Vermerke stehen unterhalb der letzten geschriebenen Angabe im Brief. In Deutschland heisst der Vermerk nicht Beilage, sondern Anlage! pp. Peter Meier - Kopie Rechnung Nr. 33 pp. oder ppa. bedeutet per Prokura (Handlungsvollmacht) i. V. bedeutet in Vertretung Quelle: Fankhauser, Susanne et al.: Aktuelle Korrespondenz. Die Grundlagen. Bern 2005. Christoph Egli Seite 3 / 3