Top 40 unter 40
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LEADERSHIP Machtzentrale: VDI-Chef Willy Fuchs Seite 5 BILDUNG Hochschulen: Können Frauen Technik? Seiten 8/9 JUNGE PROFIS Branding: Der Mensch als Marke Seiten 10/11 11. /13. D E Z E M B E R 2 010 Die A lpha-Frauen Alpha- BERTOLD FABRICIUS Wie Top-Managerinnen ihren Arbeitsalltag gestalten Seiten 2-4 Tina RademacherScheele, Finanz-CEO bei J. Walter Thompson in Hamburg In Kooperation mit 2 Thema der Woche Inhalt THEMA: DIVERSITY Top 40 unter 40 Fünf Frauen, die den Ton angeben 2-3 5 Fragen an Ines Kolmsee 2 Frauen als Chefs Dank Quote an die Spitze 4 LEADERSHIP So gelingt Top-Managerinnen die Quadratur des Kreises 5 Talentmanagement Potentials frühzeitig fördern 6 BILDUNG MINT-Fächer Frauen können Technik 8 Campus-Story Zu Besuch bei Olivia Vieweg in der Bauhaus-Uni Weimar 9 JUNGE PROFIS Selbstmarketing Interview mit Jürn Konitzer zu Individual Branding 10-11 10 Insider-Tipp Finance Bewerbung Start-up Die Senoritas vom Autohaus 11 12 Internet Das Karriere-Angebot von DIE WELT und StepStone mit über 40.000 Stellenanzeigen finden Sie im Netz unter welt.de/Karriere Demnächst online: ● Wie Frauen in der Männerwelt kommunizieren müssen ● Auflösung Brainteaser IMPRESSUM KarriereWELT ist eine Veröffentlichung der WELT-Gruppe Herausgeber: Thomas Schmid Chefredakteur: Jan-Eric Peters Redaktion Sonderthemen: Astrid Gmeinski-Walter (Ltg.), Klaus Ries (stellv.) Redaktion: Dr. Anke-Sophie Meyer (verantw.), Marie Thérèse Nercessian, Heike Kowitz, Christiane Patrick-Löhr Art Direction: Walter Lendl Anzeigen Michael Haufe (verantw.) Stephan Stamm (Stellen) Petra Mählmann (Bildung) Kontakt: Tel. 030/58 58 90 Fax 030/58 58 91 Email: [email protected] Spezielle Anzeigen veröffentlichen wir mit einem QR-Code – einem Link ins mobile Internet, der über die Kamera Ihres Mobiltelefons lesbar wird. Auf diesem Weg erhalten Sie weitere Informationen zur ausgeschriebenen Stelle. I n dieser Art hatte sich Susanne Wiegand ihren neuen Job nicht vorgestellt. Kurz nachdem ihr Arbeitgeber Thyssen-Krupp die damals erst 35-Jährige als Geschäftsführerin zur NobiskrugWerft an den Nord-Ostsee-Kanal entsandt hatte, machte der Konzern Kasse und verkaufte an einen russischen Investor. Der hielt seine finanziellen Zusagen nicht ein. Schon zwölf Monate später drohte dem auf Luxusyachten spezialisierten Mittelständler mit seinen 420 Mitarbeitern die Pleite. In einem Verhandlungsmarathon rang die Betriebswirtin und Ex-Beraterin dem Land, einer Bank und dem Vorbesitzer Millionen-Bürgschaften ab und fand einen neuen Eigentümer, Scheich Hamdan aus Abu Dahbi. Wie eine Löwin habe sie gekämpft, bescheinigten Mitarbeiter. In der von Krisen geschüttelten Branche will Deutschlands einzige Werftchefin die Zukunft des Unternehmens neben exklusiven Privatyachten mit Aufträgen für die Marine absichern. Privat gibt sie dafür einiges auf. Nur am Wochenende sieht die RAINER HOLZ, BERTOLD FABRICIUS, NOBISKRUG GMBH, MCKINSEY&COMPANY VDI-Direktor Willi Fuchs Meine Sekretärin in Indien Fünf Frauen, ELI HAMACHER Machtzentrale Interview mit Meconomy K A R R I E R E W E LT, 11. /13 . D E Z E M B E R 2 010 38-Jährige ihren Mann, einen Unternehmer, mit dem sie in Stuttgart lebt. Auf Kinder verzichtet sie zurzeit bewusst. „Ich bin doch eh nie zu Hause, würde die Kids aber nicht outsourcen wollen.“ Wie viele ihrer Altersgenossinnen empfindet Wiegand die Vereinbarkeit von Mutterschaft und Beruf aber keinesfalls als Karrierehemmnis. Bei ihrem Aufstieg in die oberste Führungsebene kämpft das Gros der Frauen vielmehr mit Vorurteilen gegenüber weiblichen Führungskräften und fühlt sich von mangelnder Chancengleichheit gebremst, ergab eine Umfrage der Personalberatung Odgers Berndtson. Einige setzen sich trotzdem durch, wie ein Blick auf die Liste der „Top 40 unter 40“ (Welt v. 20.11.) beweist. 40 Prozent der Kandidaten sind weiblich und haben sich 5 Fragen an INES KOLMSEE Netzwerke brauchen Zeit und gemeinsame Ziele für ganz unterschiedliche Lebenswege entschieden: einige sind ledig und kinderlos, viele verheiratet mit und ohne Kinder. Eine Beraterin lebt mit einer Frau zusammen und bekommt in Kürze ihr erstes Kind, auch das kein Karrierehemmnis. Wie ganz ungewöhnliche Studienkombinationen den Aufstieg befördern können, beweist das Beispiel Katrin Suders. Die heute 39-Jährige entscheidet sich für NETZWERKE FÜR FRAUEN www.career-women.org Informationen zu allen Karrierethemen ............................................................................ spitzenfrauenindenmedien.de Projekt u.a. der FU Berlin zur medialen Repräsentation von Frauen in Spitzenpositionen in Politik, Wirtschaft , Wissenschaft Welche Rolle hat ihr Netzwerk für Ihre Karriere gespielt? Bislang habe ich mich auf keinen meiner Jobs beworben, sondern wurde immer aufgrund von Empfehlungen gefragt. werden, wenn man auch Zeit investieren und gemeinsame Ziele entwickeln kann. Interne Netzwerke erleichtern vor allem in internationalen Unternehmen den Alltag ungemein. ............................................................................ Ihr wichtigstes Netzwerk? Mein liebstes Netzwerk ist Generation CEO, das von dem Personalberater Heiner Thorborg gegründet wurde und in dem sich bis heute 80 Frauen zusammen gefunden haben, die Top-Führungspositionen bekleiden. Wir treffen uns regelmäßig und tauschen uns aus. Der größte Irrtum des Networking? Dass einen ganz viele Facebook-Kontakte zum Top-Netzwerker machen. www.vdu.de Verband deutscher Unternehmerinnen Ihr wichtigster Tipp für erfolgreiches Networking? Man sollte in einem externen Netzwerk nur Mitglied www.gruenderinnenagentur.de deutschlandweites Info- und Servicezentrum zu Selbstständigkeit und Unternehmensnachfolge ............................................................................ www.helga-stoedter-stiftung.de Stiftung zum Thema „Frauen in und für Führungspositionen.“ ............................................................................ ............................................................................ www.bfbm.de Verband der Frau in Business und Management ............................................................................ Ines Kolmsee (40) ist Vorstandsvorsitzende des Spezialchemie-Anbieters SKW und die einzige Frau an der Spitze eines in den Börsenligen vertretenen Unternehmens Sind Männer die besseren Netzwerker? Bestimmt nicht. Aber die meisten erfolgreichen Männer haben auch einen Sponsor im Unternehmen, der sich für ihn einsetzt. Fördert ein älterer Kollege eine jüngere Frau heißt es gleich: Die haben eine Affäre. www.vbm-online.de Verband berufstätiger Mütter ............................................................................ www.heinerthorborg.com/generation-ceo.html Generation CEO: exklusives Business-Netzwerk für Frauen, das herausragenden weiblichen Führungskräften den Weg ins Top-Management erleichtern soll ............................................................................ www.mckinsey.de/html/publikationen/ women_matter/index.asp McKinsey-Studien zum Thema Diversity Netzwerke Thema der Woche 3 K A R R I E R E W E LT, 11. /13 . D E Z E M B E R 2 010 die den Ton angeben Tina Rademacher-Scheele (J. Walter Thomsen), Susanne Wiegand (Nobiskrug GmbH) und Katrin Suder, Partnerin bei McKinsey&Company (v.l.n.r.) Profitierte von ihren französischen Kolleginnen: Daniela Mündler, MarketingGeschäftsführerin bei Douglas Physik und Theaterwissenschaft, genießt die Gegensätze in den zwei Welten, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Dem Theater bleibt sie als Laienschauspielerin und Regisseurin treu, der Physik kehrt sie nach der Promotion den Rücken. Ihre analytische Stärke und die Fähigkeit, sich auf neue Situationen schnell einzustellen und mit unterschiedlichen Charakteren gut umzugehen, bieten offenbar eine ideale Basis für einen ganz anderen Job. Gestartet 2000 bei McKinsey, wird sie schon nach fünf Jahren zur Partnerin gewählt, zwei Jahre später zur Leiterin des Berliner Büros und Anfang 2010 auch zur Verantwortlichen für den öffentlichen Sektor. Suder: „Für mich ist das ein ideales Umfeld, in dem ich einerseits komplexe Probleme lösen kann und andererseits mit vielen verschiedenen Menschen zusammentreffe.“ Zu Weihnachten macht sich die Mainzerin das beste Geschenk selbst. Dann soll ihr erstes Kind zur Welt kommen. Etwa drei Monate will die Beraterin eine Auszeit nehmen, anschließend kümmern sich auch ihre Lebensgefährtin und ein Tagesvater um das Baby. „Einfach machen“, sagt sich Daniela Mündler, wenn sie wieder auf Unverständnis stößt. Unbeirrt geht die 37-jährige Marketing-Geschäftsführerin ihren Weg. Freitag noch bei der Arbeit, kam am Sonntag Tochter Emma zur Welt. Mit gut sechs Monaten wird Emma wie ihr Bruder Moritz den Betriebskindergarten von Mündlers Arbeitgeber Douglas besuchen. Auf ihr Betreiben hat die Kita von sieben bis 18 Uhr KARRIEREHEMMNISSE MITGLIEDSCHAFT IN NETZWERKEN Quelle: Gabriele Stahl/Nicole Mühling: Deutschlands Chefinnen. Wie Frauen es an die Unternehmensspitze schaffen. Odgers Berndtson geöffnet, auch in den Ferien. Schafft sie die Schlusszeit nicht oder ist auf Reisen, springt ihr Mann, ein Unternehmer, ein. Was in Deutschland gern als viel zu früh kritisiert verurteilt wird, hat Mündler bei ihren früheren französischen Arbeitgebern ganz anders erlebt. „Da war es ganz selbstverständlich, dass die Frauen zügig zurückkehrten“, sagt die Betriebswirtin, die ihre Karriere bei L’Oréal begonnen hat und vor Douglas beim LVMH-Konzern bis zur Geschäftsführerin für die Marken Givenchy, Kenzo und Fendi in Deutschland aufgestiegen war. Diese Vorbilder hätten ihr gezeigt, dass sehr wohl beides möglich sei – Kinder und Karriere. Nach fünf Monaten Babypause freut sie sich auf ihre aktuelle Herausforderung: Die Marke Douglas in den 1200 Filialen zu stärken und enger mit der Geschichte des Gründers John Sharp Douglas zu verknüpfen. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und das soll auch so bleiben“, sagt Mündler. Wie viele der Top 40 hat auch Tina Rademacher-Scheele ihre ersten Karriereschritte bei einer Unternehmensberatung gemacht. Nach BWLStudium, kurzer Station beim Wirtschaftsprüfer Deloitte und einer sechsmonatigen Auszeit in Neuseeland beginnt sie bei BCG. Mit 26 Jahren befördert ihr Arbeitgeber sie zur Leiterin Rechnungswesen. Wie sie sich Respekt mit fundiertem Fachwissen erkämpft, lernt die Betriebswirtin schnell. Und auch den Umgang mit Männern, die Rademacher aufgrund ihres jugendlichen Aussehens schon mal zum Kaffee kochen schicken wollen. 2004 wechselt die Finanzexpertin zur Werbeagentur J. Walter Thompson, die Nestlé, Bayer oder auch Mazda zu ihren Kunden zählt, steigt nur ein Jahr später mit 33 Jahren zur Geschäftsführerin auf, nachdem sie erfolgreich die komplette Finanzabteilung von Deutschland nach Österreich verlagert hatte. Lange Arbeitszeiten und Dienstreisen sind auch kein Problem, seitdem ihr Sohn zur Welt kam. Rademachers Mann machte sich nach der Geburt selbstständig, was die Planung vereinfacht. Dennoch räumt die 38-Jährige ein: „Wenn man einen Job hat, der mit Kind funktioniert, dann überlegt man sich den nächsten Karriereschritt sorgfältig.“ ANZEIGE 4 Thema der Woche K A R R I E R E W E LT, 11. /13 . D E Z E M B E R 2 010 Dank Quote an die Spitze Eine Frau in einer Führungspositionen ist eine Exotin – Vorschriften sollen das ändern ELI HAMACHER T VORBILD NORWEGEN ypisch Frau. Als Rita Lietzke von einer attraktiven freien Stelle bei der Telekom hörte, dachte sie: „Wenn der Vorstand mich für geeignet hält, wird er mich schon ansprechen.“ Viele Männer hätten schon „hier“ geschrien, bevor die Suche losgeht. Die Juristin, die ihre Karriere bei der Post begann, hatte Glück. Der Vorstand fragte sie tatsächlich. Als Personalmanagerin ist die 53-Jährige nun für den Vorstandsbereich Innovation und Technologie verantwortlich. Ein Traumjob, sagt die zweifache Mutter. .................................................................... NORBERT ITTERMANN/TELEKOM Ein Wermutstropfen bleibt jedoch. In die Geschichte des Konzerns wird Lietzke als eine der ersten Quotenfrauen eingehen. Im Frühjahr 2010 hat die Telekom beschlossen, künftig jede dritte Position im mittleren und oberen Management mit einer Frau zu besetzen – als bislang einziges großes börsennotiertes Unternehmen. „Der Begriff Frauenquote war für mich sehr negativ besetzt. Quote steht eben nicht für Leistung“, sagt Lietzke. Eine Meinung, die viele Frauen unter den Top 40 unter 40 teilen (siehe auch Kasten). Doch trotz Lippenbekenntnissen zur Frauenförderung hat sich in Deutschland wenig geändert: Der Frauenanteil unter Führungskräften stagniert seit 2006 bei 27 Prozent, heißt es in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Je höher die Position in der betrieblichen Hierarchie, desto geringer der fällt der Frauenanteil aus“, sagt DIW-Arbeitsmarktexperte Klaus Brenke. Bei den hundert Norwegen macht vor, wie gesetzliche Vorgaben Frauen weiterbringen können: 40 Prozent der Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsposten in Aktiengesellschaften und Staatsbetrieben sollten mit Frauen besetzt werden. Das Ziel wurde erreicht. Die Kehrseite der Medaille: Laut Osloer Center for Corporate Diversity (CCD) hat die Quote dazu geführt, dass eine Elite von rund 70 Topmanagerinnen 300 Aufsichtsratsmandate auf sich vereint, was diesen Frauen den Spitznamen „Goldröcke“ eingebracht hat. Auch in Finnland, Südafrika und Irland wurden die Quoten eingeführt und erfüllt. Selbst die konservative Schweiz schreibt Staatsbetrieben bis 2011 eine Quote von 30 Prozent vor. Spanien und Frankreich haben sich 40 Prozent bis 2015/16 zum Ziel gesetzt. Noch weiter geht Niederlande: Bis 2016 müssen bei Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten 30 Prozent im Aufsichtsrat und im Vorstand Frauen sein. Rita Lietzke, Personalmanagerin der Telekom, betrachtet Frauenquoten als notwendiges Übel größten Unternehmen sei weniger als ein Prozent der Vorstände weiblich. Mit Brigitte Ederer, Barbara Kux (beide Siemens), Angelika Dammann (SAP) und Regine Stachelhaus (Eon) sitzen bislang nur vier Frauen in Vorständen eines Dax-Konzerns. Im Mai 2011 soll mit Margret Suckale (BASF) die Nummer fünf folgen. In anderen Ländern der Europäischen Union sieht es nicht viel besser aus. EU-Justizkommissarin Viviane Reding setzt sich deshalb für eine gesetzlich festgelegte Frauenquote ein. Großunternehmen sollen demnach bis 2015 jeden dritten Managerposten mit einer Frau besetzen. Und die Wirtschaft läuft Sturm. Sophia von Rundstedt (38), Ge- schäftsführerin bei der Personalberatung Rundstedt, hält dagegen: „Auch wenn generell Einigkeit darüber herrscht, dass für Führungsaufgaben Kompetenzen wie die Fähigkeit zur Bewältigung von komplexen Sachlagen, mittel- und langfristiges Denken, Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Intuition, Kreativität und Pioniergeist erforderlich sind, legen Männer diese Eigenschaften bei Frauen mitunter als Defizite aus.“ Kommen mehr Frauen durch die Quote in Führungspositionen, werde diese Wahrnehmung ausgewogener. Das Vorhaben dürfte aber bei vielen Firmen nicht durchzusetzen sein. „Ich wüsste gar nicht, woher ich die Frauen bekommen sollte“, sagt Ines Kolmsee, Chefin der SKW Stahl-Metallurgie Holding AG und damit einzige Frau an der Spitze eines in den Börsenligen notierten Unternehmens. Bei technisch orientierten Firmen gebe es massive Probleme, Frauen für die Stellen zu begeistern. Ihr Gegenvorschlag: „Große Unternehmen sollten gezwungen werden, im jährlichen Geschäftsabschlusses auch offenzulegen, wie hoch der Frauenanteil auf den einzelnen Management-Leveln ist.“ Es wäre für die Firmen auch ein gutes Marketing-Instrument, wenn die Frauenquote deutlich steigt. Deshalb müssten Entwicklungsprogramme für Frauen gepusht werden. „Erfolgreiche Unternehmen setzen auf Trainings-, Coaching- und Mentoring-Module, die weiblichen Nach- wuchskräften ihre Möglichkeiten aufzeigen und ihre Karrierewege fördern“, heißt es in einer Studie von McKinsey. Zudem müssten Personalprozesse die gewünschte Vielfalt reflektieren, Beruf und Familie besser zu vereinbaren sein. Rita Lietzke empfindet die Frauenquote mittlerweile als „notwendiges Übel“. „Bei Stellenbesetzungen schaue ich viel genauer hin“, sagt Lietzke. Frauen seien oft genauso gut wie Männer, würden aber nicht genug Marketing in eigener Sache machen und deshalb übergangen. u W Das Ranking und weitere Beiträge zur Serie Top 40 unter 40 finden Sie online unter www.welt.de/karriere „DER KANDIDAT MIT DER BESTEN EIGNUNG SOLLTE DEN JOB BEKOMMEN“ NETMOMS/KOSTER/PEYMAN AZHARI Wie weibliche Führungskräfte zu gesetzlichen Vorgaben stehen Franziska Völckner, 33 Jahre, ist heute schon in der Enzyklopädie Wikipedia mit einen ausführlichen Eintrag vertreten. Mit 30 sorgt sie als Deutschlands jüngste habilitierte Wirtschaftsprofessorin für Schlagzeilen, lehrt seitdem an der Uni Köln. Bereits in der Schule fällt die Hamburgerin durch schnelle Auffassungsgabe auf, überspringt eine Klasse, macht das Abi mit 1,2, promoviert später – na klar – mit summa cum laude. Ihr praxisnahes Spezialgebiet, Marketing und Markenmanagement, macht aus Völckner eine gefragte Publizistin und Gesprächspartnerin. „Ich bin gegen eine Frauenquote, weil eine solche Quote – wenn sie strikt durchgesetzt wird – eine Diskriminierung von Frauen zur Folge haben könnte. Denn die Positionen würden dann nach einer definierten Quote statt nach Leistung vergeben werden.“ Inga Koster, 31 Jahre, gründete mit ihren Kommilitonen Marco Knauf und Nicolas Lecloux 2006 den Smoothie-Produzenten True Fruits. „Anfangs haben wir bei Abfüllern und Einzelhändlern nur auf Granit gebissen“, erinnert sich Koster. Doch ihre Beharrlichkeit und der unerschütterliche Glaube an die Erfolgschancen des Saftes aus pürierten Früchten zahlten sich aus. Heute verkauft True Fruits rund 500 000 Flaschen im Monat und beschäftigt 19 Mitarbeiter. Im Sommer wagte das Trio den nächsten Schritt und brachte Fruchtchips auf den Markt. „Eine Quote ist für mich Männer-Diskriminierung. Die Kandidatin/der Kandidat mit der besten Eignung sollte den Job bekommen – und das geschlechtsunabhängig.“ Tanja Prinzessin zu Waldeck, 32 Jahre, arbeitete gut fünf Jahre als Beraterin bei McKinsey, bevor sie sich 2007 in die von Männern dominierte Online-Gründerszene wagte. Gemeinsam mit Jens Echterling startete die studierte Betriebswirtin www.netmoms.de, ein InternetInfoportal für Mütter. Zur selben Zeit erwartete die Kölnerin ihr erstes Kind. Laut Arbeitsgemeinschaft Online Forschung zählt der Internetanbieter netmoms heute mit 770 000 Nutzer pro Monat zu einer der drei reichweitenstärksten Familienseiten in Deutschland. „Die Quote löst nicht das Problem, dass Frauen wegen oft mangelhafter Kinderbetreuung und geringer Akzeptanz flexibler Arbeitszeiten bereits auf dem Weg ins mittlere Management aussteigen und damit eh nie in Top-Positionen ankommen können.“