Kawanishi E7K2

Transcription

Kawanishi E7K2
JAPANESE NAVY
RECONNAISSANCE SEAPLANE
Kawanishi E7K2 „Alf“
von Bruno Schneider
IPMS-CH / Sektion St. Gallen
April 2007
Gebaut von 1938-1941. An der Front im Pazifik bis 1943 als Aufklärer mit 3 Mann Besatzung. Das
Flugzeug wurde auch als Drohnen-Transporter eingesetzt. Die ferngesteuerte Holzdrohne wurde
in 3000 m.ü Meer ausgeklinkt und als 1:1 Ziel-Übungsflugzeug für die Jäger verwendet.
Der Luftgekühlte Radialmotor von Mitsubishi Kuisei, Typ 11, hat 14 Zylinder und 870 PS mit einem
hölzernen 2-Blatt Propeller. Die Geschwindigkeit beträgt ca. 275 km/h bei einer max. Flughöhe
von 7060 m.ü.Meer. Flugdauer max. 11 Std. 30Min.
Die Bewaffnung besteht aus einem hinteren 7.7mm MG und 4 x 30kg oder 2 x 60kg Bomben unter
den Flügeln oder dem Rumpf.
Flügelspannweite;
Länge;
Höhe;
Gewicht leer;
Gewicht geladen;
Stückzahlen:
21.47m
10.50m
4.85m
2100 kg
3300 kg
350
Bausatz:
Der Hauptbausatz ist von Hasegawa, Typ Kawanishi E7K1 Type 94. Guter Spritzguss mit
separatem Katapult. Das Cockpit ist mager und spartanisch, die 3 im Bausatz enthaltenen Piloten
sind alle gleich und von schlechter Qualität. Fazit; standart Qualität zu fairem Preis.
Der 2. Bausatz stammt von AV Models, Typ Kawanishi E7K2 Resin. Bis auf den Motor und
verschiedene Cockpitteile und Decals sind beide Bausätze fast Formgleich. Zu bemängeln sind
hier die Bauanleitung, (Explosionszeichnung) und die dürftigen Farbangaben. Der Resinguss war
bei einigen Teilen sehr mangelhaft. Ein wenig mehr Sorgfalt seitens des Herstellers wäre
wünschenswert, ist doch der Preis doppelt so gross wie bei Hasegawa.
Routinemässig begann ich mit dem Vermessen und dem Vergleichen der beiden Modelle. Die
Abmessungen der Flügel, Streben, Schwimmer und des Höhen und Seitenleitwerkes sind bis auf
0.5mm identisch. Der Rumpf hingegen ist beim Hasegawa-Modell ca. 5mm länger, was sicherlich
auf den Motor zurückführen ist.
Ich beschloss, für mich die E7K2 Version zu bauen, die einen Radialmotor mit 2-Blattpropeller und
einen seltenen 2-Farben Tarnanstrich besitzt.
Zuerst begann ich jedoch mit dem Bau des Katapults.
Katapult:
Das Katapult von Hasegawa ist eigentlich schon ein Bausatz für sich, das auch von anderen
Flugzeugen wie der Aichi E13A1 „Jake“ benutzt worden ist. Die grössten Schwierigkeit waren
sicherlich das mühsame entfernen der „zig“ Ausdruckpunkte an den beiden offenen Seitenarmen.
Die bestehenden und gut wiedergegebenen Nietreihen sollte man dabei jedoch stehen lassen und
nicht wegschleifen. Der Zusammenbau war schwieriger als ich dachte. Die Unterseitenstösse
mussten noch ordentlich gespachtelt und geschliffen werden. Das Katapult ist jedoch ein
spezielles Bauteil mit einigen interessanten Details. Mit der entsprechenden Lackierung nach den
Bauvorlagen, (Gunze H 83 Japanese Navy Vessel) und ein wenig Alterung und Washing mit
Ölfarbe und Drybrush mit Testors Möwengrau dunkel, erzielt man ein tolles Abschussgerät.
Drehbares Katapult 360°
Raketenantrieb unten und leicht geänderter
Abschusswagen. (U-Halterungen neu)
Da das Katapult sehr beansprucht wurde, darf man hier ruhig etwas mehr verschmutzen und auch
verschiedene Techniken ausprobieren. Zu beachten ist allerdings, das man die einzelnen Teile
vor dem Zusammenbau lackiert und den Seilzug teilweise vorher einbaut. Nachher kommt man
nicht mehr gut dazu. Das Katapult sollte auch drehbar sein, was sicherlich in der Realität auch der
Fall war. Auf der Unterseite der Platte habe ich ein Stück Holz als Gegengewicht (Kippgefahr)
eingeleimt.
Beim Katapult sind die 2 seitlichen Stehplatten Eigenbau, wie auf der Packung gezeichnet. Beim
Abschusswagen kamen noch kleine Zusatzhalterungen dazu, damit das Flugzeugmodell später
lose aufgesteckt werden kann.
Seilzug mit Umlenkrolle und Raketenantrieb
( Baumwollfaden schwarz eingefärbt )
Seitiche, hintere Stehborde sind Eigenbau
Washing mit Oelfarbe.
Rumpf:
Zuerst begann ich das Cockpt völlig neu zu bauen. Schade, dass von Hasegawa nur 3 massige,
unbrauchbare Sitze und ein Decal für das vordere Instrumentenbrett vorhanden ist. Ich
verwendete nur den Unterboden und setzte Instrumentenkonsolen sowie Sitze vom Resinbausatz
hinzu. Die Seitendetailierung, Spanten und Zwischenwände entstanden im Eigenbau aus
Evergreenstreifen, nach Vorlagen aus diversen Modellbauheften. Leitungen und Konsolen wurden
mit Kupferdraht und Plastiksheet ergänzt und mit Japan Interior Farben bemalt.
Einzelne Rumpfabschnitte mit Rippeneinbau.
Cockptikonsolen vor dem lackieren
Fertig bemalte Rumpfwand mit Kabel und Leitungen.
Am Schuss setzte ich bei den Sitzen noch fertig bemaltes Japanisches Kawanishi Gurtzeug von
Eduard hinzu.
Nun wurden die beiden Rumpfhälften zusammengeklebt und verspachtelt. Den Resinrumpf habe
ich ebenfalls verleimt. Nun sägte ich den Hasegawa-Motor ab und setzte den Rumpfvorderteil
vom Resinbausatz hinzu. Diverse Spachtel und Anpassungsarbeiten waren nötig um die neue
Form zu erlangen. Ebenfalls spachtelte ich die bestehenden Fenster der K1 Version zu. Warum
nicht den Resinrumpf verwenden? Nun, der Resin- Rumpfguss ist nicht von besonders guter
Qualität und mit vielen Einschlüssen versehen, zudem finde ich, ist das Arbeiten am Spritzguss
einfacher.
Motor:
Ich verwendete den Resin-Radialmotor aus dem AV Bausatz, den man auch nach dem Einbau
von vorne noch gut sehen kann. Zuerst musste alles sauber, mühsam entgratet werden. Die
Zündkabel an den Zylinderköpfen und am Motorenblock fügte ich mit 0.1mm Kupferdraht, den ich
einzeln miteinander verschlaufte, hinzu.
Grössenvergleich: 1 Quadrat = 10 x 10mm
Motorblock mit verschlauften Kabeln.
Nun setzte ich beide Teile zusammen. Nach der Grundierung mit Gunze Surfacer 1000 lackierte
ich den Motor mit Alclad II, White Aluminium. Mit einem Ölfarbenwashing erzielte ich eine optimale
Tiefenwirkung. Die Zündkabel wurden mit Kupferfarbe nachbemalt und danach mit Mattlack
versiegelt. Das Motorengehäuse wurde innen mattschwarz bemalt. Den oberen LuftAnsaugstutzen stellte ich aus alten Resinteilen her.
Motor eingeklebt, Zündkabel sichtbar
separate Lackierung und Alterung
Die Auspuffrohre wurden im Eigenbau aus Evergreen Rundsheets hergestellt, gebogen und
aufgebohrt. Lackiert wurden sie mit Testors Emailfarben Burnt Sienna und Burnt Umber. Nach
dem Aufbringen von Mattlack wurden die Auspuffe mit Pastellkreide gealtert.
Der Resin-Propeller wurde abgeflacht und mit einer Messingnabe versehen. Danach lackierte ich
ihn zuerst mit Alclad II White Aluminium und dann mit H7 & H37 von Gunze. Die Decals für den
Propellerkantenschutz stammen von Hasegawa. Leichte Kratzspuren am Propeller erzeugen ein
realistisches Aussehen. Der Propeller wird von vorne aufgesteckt und lässt sich drehen.
Seiten und Höhenleitwerk:
Ich verwendete die Teile von Hasegawa. Die Seiten und Höhenleitwerke wurden aufgetrennt,mit
neu angefertigten Scharnieren ( Evergreensheet ) versehen und mit Einschlag wieder
zusammengeklebt, um eine zusätzliche Spannung zu erzeugen.
Der MG Seitenleitwerkschutz wurde neu hergestellt. Die Flügel und Streben sind ebenfalls von
Hasegawa. Danach wurde alles sauber eingepasst und das Seiten - Höhenleitwerk mit Hilfe einer
Kartonschablone angeklebt. Der untere, grosse Flügel wurde ebenfalls eingeklebt und
verspachtelt. Der Rumpf war somit fertig für die einzelne Bemalung.
Das fertig bemalte Flugzeug mit den abgeänderten Seiten und Höhenrudern nach der Alterung
und dem Einbau von MG und der seitlichen Luftschraube.
Schwimmer:
Ich verwendete die Hasegawa-Schwimmer und Streben. Vorweg ein wichtiger Punkt. Wenn das
Schwimmflugzeug nicht ab dem Katapult startet, kann in den beiden Schwimmern vorne Gewicht
eingeklebt werden, um zu verhindern, dass das Flugzeug nicht nach hinten kippt. Dieses Problem
konnte ich am Schluss zum Glück noch mit dem Gewichteinbau, (Metall 12 x 12 x 23mm)
zwischen Motor und dem Cockpit ausbessern.
Die Schwimmer wurden einzeln, mit Alclad II, White Aluminium gespritzt, danach lackierte ich die
graue Unterseite und den braunen und grünen Tarnanstrich mit Acrylfarben von Gunze Sangyo.
Nun wurde alles mit Future versiegelt und die Decals aufgebracht. Nach einer weiteren
Versiegelung mit Future wurde die Tarnfarbe teilweise wieder abgekratzt um eine realistische
Abnutzung darzustellen.
Schwimmer fertig gealtert mit Pastellkreide und Plakatfarbe, versiegelt mit Revell Mattlack.
Nach einer Schicht mattem Klarlack von Revell brachte ich die schmutzige Wasserlinie und die
Alterung auf der Schwimmerunterseite mit Pastellkreide an, die dann mit erneutem Mattlack
wieder versiegelt wurde. Jetzt wurden die fertig lackierten Streben mit den Schwimmern verleimt.
Lackierung & Decals:
Das ganze Flugzeug wurde mit Surfacer 1000 von Gunze Sangyo grundiert. Für die Lackierung
verwendete ich Acrylfarben von Gunze Sangyo. Die einzelnen Teile und Baugruppen, wie Motor,
Streben, Flügelunterseite und Rumpfunterseite wurden mit H61 IJN Gray lackiert.
Danach spritzte ich das Tarnmuster mit Hilfe von selbst hergestellten Schablonen mit H37 Wood
Brown und H59 IJN Green. Die Farbangaben entnahm ich aus einzelnen Modellbauheften und
aus der Bauanleitung als Vergleich. Genaue Farbangaben für dieses Flugzeug sind schwierig
aufzutreiben. Nun wurde alles mit Future versiegelt. Nach 2 Tage Trockenzeit wurden die Decals
vom AV Bausatz und aus der Reservekiste aufgebracht und mit Zuhilfenahme von Microset und
Microsol positioniert.
Unterseite: Acrylfarbe H61 IJN Gray
Decals wurden erneut mit Future versiegelt.
Oberseite: H37 Wood Brown & H59 IJN Green,
Nach einem weiteren Tag Trockenzeit wurde die Tarnfarbe mit Zahnstocher und Modelierspachtel
teilweise wieder abgekratzt um darunterliegendes Aluminium zum Vorschein zu bringen. Danach
brachte ich an einigen Stellen ein subtiles Washing mit schwarzbrauner Plakatfarbe auf.
Streben & Verspannung:
Nun leimte ich die verschiedenen Streben mit Sekundenleim auf den unteren Flügel und Rumpf.
Dies ist ein heikler Schritt, man sollte sich dabei genügend Zeit lassen. Alle Streben und
Verbindungspunkte müssen perfekt aufeinanderpassen. Nach einer Probemontage des oberen
Flügels und des Motors bohrte ich die Löcher, 0.3mm für die Bespannung in die Tragflächen,
wobei die oberen durchbohrt wurden, was nachträglich ein böser Fehler war.
Wie schon vorgängig beschrieben, sollte beim Zusammenbau der Schwimmer Gewicht in die
Spitze eingelegt werden. Der unterlassene Vorgang wurde durch das Einsetzen eines
Metallstabes nachträglich behoben. Metallstück 12 x 12 x 23mm hinter dem Motor eingeklebt.
Gewichtseinbau vor der Motorenmontage, damit das Flugzeug sicher nicht nach hinten kippt.
Nach dem Ankleben der Vacu-Frontscheiben mit Future und dem Anleimen des oberen Flügels
wurde die Verspannung mit 0.1mm Nylonfaden angebracht. Der Faden wurde vorgängig mit
wasserfestem schwarzen Filzschreiber bemalt und mit mattem Klarlack versiegelt. Danach von
der unteren Tragfläche aus nach oben verklebt. Besser wäre die Verspannung von oben nach
unten auf die Unterseite der unteren Tragfläche, da hier nur der untere Sichtschutz und nicht das
Tarnmuster nachlackiert werden muss und allfällige Reparaturen weniger gut sichtbar wären.
Die Schwimmer werden ebenfalls mit den Steben versehen und die Verspannung angebracht.
Nach einer erneuten Probemontage wurde alles mit mattem Klarlack von Revell versiegelt, bevor
die einzelnen Baugruppen miteinander zusammengesetzt werden.
Verspannung und Antennen
Verstrebungen mit Spanndrähten versehen.
Gut zu sehen, Wasserlinie auf Schwimmer.
Schlussfinish & Altern:
Den Abschluss der Lackierarbeiten bildete ein Überzug mit mattem Klarlack von Revell und das
Anbringen von dezenten Abgasspuren, Schmierölrückständen und leichtes altern der Flügelrippen
mit Pastellkreide. Anschliessen begann ich mit der Montage aller separat gefertigten Teile wie
Schwimmer, Bomben, MG, Auspuff, Motor mit Propeller und zusätzlichen Antennen mit
eingefärbtem Nylonfaden.
60kg Bomben vom Hasegawa Bausatz,
MG aus der Reservekiste
schwarz lackiert, Hellgrau trockenbemalt.
7.7mm MG aus der Ersatzteilkiste, gealtert mit
Graphit und Trockenbemalung.
Das MG wurde mit Ätzteilen von CMK (Visier) und Trommelmagazin zusätzlich aufgewertet, der
Lauf sowie der Abzug wurden aufgebohrt.
Zum Schluss wurden noch alle hinteren Antennen ( Nylonfaden ) angebracht, verspannt und mit
Sekundenkleber fixiert. Das Flugzeug ist nun fertig und kann aufs Katapult gesetzt werden.
Fertige Unter – und Oberseite nach Alterung und Endmontage
Startbereit zum nächsten Einsatz.
Rückblick:
Für die Fans von japanischen Flugzeugen aus dem 2. Weltkrieg ist dieses Modell mit Sicherheit
ein selten gesehenes. Da dies mein erstes Doppeldeckermodell war, darf ich mit dem Ergebnis
sicherlich zufrieden sein. Die Hemmschwelle, Doppeldecker zu bauen, ist damit bei mir gebrochen
und ich bin um neue Erfahrungen reicher. Mit der spärlichen Fachliteratur aus dem Internet und
den verschiedenen Modellbauberichten von diversen Japanische Flugzeugen aus dem WW II
gelang mir mit viel Geduld ein spezielles Modell zu bauen. Durch die Verwendung von 2
Bausätzen und einiges an selbst hergestellten Teilen ist dies sicherlich ein weiteres
Schmuckstück in meiner Sammlung. Einiges an Bastelerfahrung sollte jedoch schon vorhanden
sein, für den fortgeschrittenen Modellbauer ist dieses Model jedoch zu meistern, vorausgesetz,
man bringt die Geduld auf bis zum Ende alles voll durchzuziehen.
Es wäre jedoch nett, wenn man sich bei Hasegawa einmal Gedanken darüber macht, ob es sinvoll
ist, das Cockpit so spärlich zu gestalten, vorallem wenn der Einblick von oben voll gewährleistet
ist.
Happy Modeling!