Magnetooptische und Transport
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Magnetooptische und Transport
Universität Würzburg Fakultät für Physik und Astronomie Lehrstuhl für Experimentelle Physik III AG Optische Spektroskopie Prof. Dr. W. Ossau Magnetooptische und Transport-Untersuchungen an Spinfilterelementen auf Basis semimagnetischer II-VI-Halbleiter Diplomarbeit Steffen Bieker Würzburg, Dezember 2010 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1 1 Einleitung 3 2 Physikalische Grundlagen 2.1 Semimagnetische II-VI-Halbleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Elektronische Eigenschaften von (Zn,Mn)Se . . . . . . . 2.1.2 Magnetische Eigenschaften von (Zn,Mn)Se . . . . . . . 2.2 Mikroskopische Theorie der dielektrischen Funktion . . . . . . . 2.3 Der magnetooptische Kerr-Effekt und Faraday-Effekt . . . . . . 2.4 Röntgenbeugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Resonantes Tunneln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Kohärentes Tunneln in Halbleiterstrukturen . . . . . . . 2.5.2 IV-Kurven von RTDs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.3 Sequentielles Tunneln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Spin-Injektion in Halbleitermaterialien . . . . . . . . . . . . . . 2.6.1 Ferromagnetische Kontakte und Conductivity-Mismatch 2.6.2 Magnetowiderstand eines DMS/NMS-Kontaktes . . . . 3 Konzeption und Aufbau des Experiments 3.1 Konzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Aufbau des Kerr-Experiments . . . . . . . . . . . . 3.3 Berechnung der erwarteten Signalfunktion . . . . . 3.4 Transportaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.5 Messungen mit zweifacher Modulation . . . . . . . 3.6 Zeitliche Stabilität der verwendeten Komponenten 3.7 Inbetriebnahme des Kerr-Aufbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 5 5 6 9 13 15 18 19 21 22 23 23 24 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 27 27 30 33 34 35 38 4 Kerr-Messungen 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Vergleich von Photolumineszenz- und Kerr-Messdaten 4.1.2 Simulation der Messdaten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Einzelbarrieren-Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Probendesign . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 Messergebnisse und Abschätzung der Signalgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 43 43 45 52 52 53 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Herstellung der Transmissionsprobe 55 5.1 Die Poliermaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 III Inhaltsverzeichnis 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 Entwicklung des Schleifprozesses . . . HRXRD-Messung 1 . . . . . . . . . . Weiterentwicklung des Schleifprozesses HRXRD-Messung 2 . . . . . . . . . . Optimierung des Schleifprozesses . . . Kontaktierungsroutine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben 6.1 Transportmessungen an Transmissionsproben . . . . . . . . . . 6.1.1 Vergleich zwischen unbehandelter und abpolierter RTD 6.2 Erklärungsansätze für die Erhöhung des PVR . . . . . . . . . . 6.2.1 Formation von Quantenpunkten an Wachstumsgrenzen 6.2.2 Nullfeldaufspaltung in Quantenpunkt-RTDs . . . . . . . 6.2.3 Übertragung der Erkenntnisse auf Quantentrog-RTDs . 6.3 Faraday-Messung an abpolierter Einzelbarriere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 59 62 67 68 68 . . . . . . . 71 71 71 74 74 74 75 76 7 Zusammenfassung und Ausblick 79 Prozessparameter zur Herstellung der Transmissionsproben 83 Literaturverzeichnis 85 Danksagung 91 Erklärung 93 IV Abkürzungsverzeichnis 2DEG . . . . . . . . . . . . . CAIBE . . . . . . . . . . . . DIC . . . . . . . . . . . . . . . DMS . . . . . . . . . . . . . . FWHM . . . . . . . . . . . . GaAs . . . . . . . . . . . . . . GMR . . . . . . . . . . . . . . hh . . . . . . . . . . . . . . . . . HMDS . . . . . . . . . . . . . HRXRD . . . . . . . . . . . lh . . . . . . . . . . . . . . . . . . MBE . . . . . . . . . . . . . . MOKE . . . . . . . . . . . . NDR . . . . . . . . . . . . . . NIC . . . . . . . . . . . . . . . NMS . . . . . . . . . . . . . . PEM . . . . . . . . . . . . . . PL . . . . . . . . . . . . . . . . PVR . . . . . . . . . . . . . . RTD . . . . . . . . . . . . . . . SO . . . . . . . . . . . . . . . . ZnSe . . . . . . . . . . . . . . twodimensional electron gas chemically assisted ion beam etching differential interference-contrast microscopy diluted magnetic semiconductor full width at half maximum Galliumarsenid giant magnetoresistance heavy hole band Hexamethyldisilazan high resolution X-ray diffraction light hole band molecular beam epitaxy magneto-optical Kerr effect negative differential resistance negative impedance converter non-magnetic semiconductor Photoelastischer Modulator Photolumineszenz peak-to-valley-ratio resonant tunneling diode split off band Zinkselenid 1 1 Einleitung In unserer modernen Welt spielt die effiziente Verarbeitung elektronischer Daten eine herausragende Rolle. Während herkömmliche elektronische Bausteine zur Ausführung von Rechenoperationen auf dem Transport elektrischer Ladungen in Halbleiterstrukturen basieren, werden zur Speicherung von Daten häufig die magnetischen Eigenschaften von Festkörpern ausgenutzt. Durch fortschreitende Miniaturisierung kann seit Beginn des digitalen Zeitalters eine immer kompaktere Bauweise integrierter Schaltkreise und Speicherelemente erreicht werden, die bei gleichem Platzbedarf zunehmend mehr Rechenleistung und Speicherkapazität zur Verfügung stellen. Zeitgleich werden neuartige innovative Konzepte erdacht, erforscht und auf ihre Eignung überprüft, langfristig eine weitere Erhöhung von Rechenleistung und Speicherkapazität zu sichern. Ein Forschungsfeld, welches sich in diesem Zusammenhang in den 1990er Jahren entwickelt hat, ist die Spintronik, deren konzeptionelle Grundidee im Folgenden kurz umrissen sei. Neben seiner elektrischen Ladung weist das Elektron einen intrinsischen quantenmechanischen Freiheitsgrad auf, welcher sich bezüglich seiner Kommutatorrelationen formal analog zu einem quantenmechanischen Drehimpuls verhält [Sak94] und als Spin bezeichnet wird. Der Spin-Operator eines Elektrons besitzt zwei Eigenzustände |± 12 i, für die sich ferner die Nomenklatur Spin-up |↑i und Spin-down |↓i etabliert hat. Die Spintronik verfolgt das langfristige Ziel, den Spin-Freiheitsgrad des Elektrons für neuartige elektronische Bauelemente auszunutzen, die möglicherweise in der Lage sind, bestimmte Operationen effizienter auszuführen. Während herkömmliche elektronische Bauteile auf eine binäre Logik mit nur zwei Schaltzuständen ( Strom an“, Strom aus“) zu” ” rückgreifen, wäre im Falle dreier zugänglicher Zustände ( Spin-up Strom“, Spin-down ” ” Strom“, kein Strom“) die Implementierung andersartiger Logik-Familien denkbar. Da ” mit dem Spin des Elektrons ferner ein magnetisches Moment verknüpft ist, könnte in Spintronik-Bauelementen auch eine Zusammenführung von elektrischer Datenverarbeitung und magnetischer Datenspeicherung möglich werden. Um Spintronik-Bauelemente einer technologischen Nutzung zugänglich zu machen, müssen mindestens drei Bedingungen erfüllt sein. Erstens die kontrollierbare Erzeugung einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung, welche die Information trägt. Zweitens das Vorhandensein von Materialien, in denen sich diese Spin-Information ohne zu zerfallen über relevante Distanzen transportieren lässt (im Gegensatz zu elektrischer Ladung ist Spin“ keine ” Erhaltungsgröße). Drittens ein Mechanismus für das Auslesen der Spin-Information. Umfassende Darstellungen mit zahlreichen Querverweisen zum Themenkomplex Spintronik lassen sich in einschlägigen Übersichtsartikeln [Zut04], [Fab07] finden. 3 1 Einleitung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung eines neuartigen Konzeptes zur elektrischen Injektion einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung in einen nichtmagnetischen Halbleiter. Der Spininjektor besteht aus einer semimagnetischen Heterostruktur, welche für Elektronen im Leitungsband eine Tunnelbarriere darstellt. Abhängig vom angelegten Magnetfeld entstehen für die beiden Spin-Spezies |↑i , |↓i unterschiedliche Transmissionswahrscheinlichkeiten durch die Barriere. Ein elektrischer Strom sollte demnach konzeptionell in der Lage sein, eine Spin-Information in den nichtmagnetischen Halbleiter zu transportieren. Während reine Transportmessungen lediglich in der Lage sind, über Vergleiche mit Modellrechnungen indirekte Hinweise auf eine erfolgreiche Spininjektion zu liefern, lassen sich mittels optischer Methoden prinzipiell direkte Nachweise führen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Zirkular-Polarisationsgrad der Elektrolumineszenz injizierter Elektronen in einem angrenzenden Quantentrog auszuwerten [Fie99]. Um die Einflüsse parasitärer Effekte infolge von Bandverbiegungen zu unterdrücken, empfiehlt sich ein möglichst flacher Verlauf des Leitungsbandes zwischen Spininjektor und Quantentrog-Detektor. Als nachteilig an einer solchen Struktur erweist sich jedoch die intensive HintergrundLumineszenz jener Elektronen aus der Umgebung, welche in das Potentialminimum des Quantentroges fallen, strahlend rekombinieren und mit ihrer unpolarisierten Lumineszenz den Polarisationsgrad der spin-injizierten Elektronen maskieren. Das Wachstum von Heterostrukturen, welche beiden Anforderungen gerecht werden, gestaltet sich als eine immense technologische Herausforderung. Eine alternative Methodik zum optischen Nachweis einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung greift auf den magnetooptischen KerrEffekt zurück, der in der Vergangenheit bereits erfolgreich zur Visualisierung räumlicher Diffusionsprofile von spinpolarisierten Strömen in Halbleiterstrukturen eingesetzt werden konnte [Hof06], [Cro05]. Die initiierende Zielvorgabe dieser Diplomarbeit besteht darin, einen experimentellen Aufbau zu konzipieren, welcher den direkten Nachweis einer Spin-Injektion mittels einer semimagnetischen Einzelbarriere ermöglicht. 4 2 Physikalische Grundlagen 2.1 Semimagnetische II-VI-Halbleiter Die Spinfilter-Strukturen, welche in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, greifen auf die besonderen Eigenschaften sogenannter semimagnetischer oder verdünnt magnetischer Halbleiter (engl. diluted magnetic semiconductors, Abk. DMS) zurück. Hierunter versteht man Halbleiterverbindungen, auf deren Gitterplätzen einige magnetisch neutrale Atome durch solche mit magnetischem Moment substituiert sind. Eine gut verstandene Gruppe semimagnetischer Halbleiter bilden die ternären Verbindungen vom Typ IV AII 1−x Mnx B . Es handelt sich um II-VI-Halbleiter, bei denen der Bruchteil x der TypII-Untergitterplätze mit Mn-Atomen besetzt ist. Durch Variation der Zusammensetzung können relevante Parameter wie Gitterkonstante und Bandlücke gezielt angepasst werden. Aufgrund der zufällig verteilten, lokalen magnetischen Momente der Mn2+ -Ionen besitzen diese Materialien interessante magnetische Eigenschaften. 2.1.1 Elektronische Eigenschaften von (Zn,Mn)Se Im Bereich 0 < x ≤ 0.30 kristallisiert Zn1−x Mnx Se in der Zinkblende-Struktur [Fur88] und erhält damit die kristalline Ordnung des Ausgangsmaterials ZnSe. Infolgedessen reproduzieren sich für Zn1−x Mnx Se im Bereich kleiner Mangangehalte x auch die wesentlichen elektronischen Eigenschaften von ZnSe. Abb. 2.1 zeigt die schematische Darstellung einer ZnSe-Einheitszelle. Die Kristallstruktur besteht aus zwei flächenzentriert-kubischen Untergittern, welche um 41 der Raumdiagonalen der Einheitszelle gegeneinander verschoben sind. Die Gitterkonstante a0 von Zn1−x Mnx Se hängt vom Mangangehalt x der ternären Verbindung ab und kann nach dem Vegard-Gesetz aus einer linearen Interpolation zwischen den Gitterkonstanten der Materialien ZnSe und MnSe berechnet werden [Fur88]. Für T = 4.2K beträgt sie [Lan99] a0 (Zn1−x Mnx Se) = (5.668 + 0.262x)Å. (2.1) Abb. 2.1 zeigt die resultierende E(k)-Dispersionsrelation von Zn1−x Mnx Se in der Umgebung des Γ-Punktes ohne angelegtes Magnetfeld. Zu erkennen ist die für ZinkblendeHalbleiter typische Bandstruktur: Es handelt sich um Materialien mit direkter Bandlücke, d. h. die Extrema treten am Γ-Punkt, dem Zentrum der Brillouin-Zone, auf. Die Bandlücke von Zn1−x Mnx Se hängt nichtlinear vom Mangangehalt des Materials ab und berechnet sich für T = 4.2K über die Beziehung [Kel04] EgΓ (x) = 2.82 − 0.145x + 4.073x2 eV. (2.2) 5 2 Physikalische Grundlagen 6 Grundlagen semimagnetischer II-VI Halbleiter Heterostrukturen CB Γ6 z [001] y [010] a0 Abbildung 1.1: Einheitszelle der Eg Γ8 Die GitterkonZinkblendestruktur. hh ∆SO Offene stante ist mit a0 bezeichnet. bzw. geschlossene Γ7 Kreise repräsentielh ren jeweils die Atome eines Teilgitters (Anionen bzw. Kationen). SO x [100] L [111] Γ [100] X Abb. 2.1: Links: Einheitszelle des Zinkblende-Gitters. Schwarze und weiße Punkte repräDie Symmetrie wird durch[Kel04]. die Td Punktgruppe beschrieben.DarstelDiese sentierender z. Zinkblendestruktur B. Zink- bzw. Selen-Atome Rechts: Schematische Untergruppe der vollen sphärischen Gruppe O(3) enthält die 24 eigentlichen und uneigentlichen lung der wichtigsten Valenz- und Leitungsbänder eines II-VI-Halbleiters in der Drehungen, die Kristall in sich selbst überführen.werden Im Gegensatz zu monoatomaren Halblei1. den Brillouin-Zone. Energiedifferenzen nur qualitativ korrekt abgebildet. tern mit Zinkblendestruktur, wie Silizium oder Germanium, besitzen Kristalle mit zweiatomiger Basis wie ZnSe keine Inversionssymmetrie. Die Kristallstruktur bleibt bei den ternären Materialien (Zn,Mn)Se und Die energetische Abfolgevon der ZnSe Bänder lautet in gruppentheoretischer Notation Γ 7 , Γ8 , bei denen ein geringer Anteil x der Zn-Kationen durch die ebenfalls zweiwerti-Zuständen, das Leitungsband Γ(Zn,Be)Se, , wobei man sich die Valenzbänder Γ aus den P 3 1 6 7,8 , 2 2 Mn- bzw. Be-Kationen ersetzt wird, erhalten. BeSe kristallisiert ebenfalls in ZinkblendeΓgen 6 aus den S 1 -Zuständen der beteiligten Atome entstanden denken kann. Der s-artige struktur, MnSe2 jedoch in NaCl-Struktur. Ab einer Mn-Konzentration von etwa 0.3 erfolgt die 1 der Zustände im Γ7 -BandDie führt dazu, dass diese im Gegensatz zu den Charakter (J = Kristallisation von2 )(Zn,Mn)Se in Wurzitstruktur. Gitterkonstante der ternären Materialien 3 p-artigen Zuständen des Γ8’schen -Bandes (J =als2 )lineare keinerInterpolation Spin-Bahn-Wechselwirkung unterlieGesetz zwischen den Werten der lässt sich nach dem V EGARD gen. Infolgedessen liegen beide Bänder um eine Energie ∆ von ca. 430meV [Wör97] SO entsprechenden binären Halbleiter gewinnen. Für die in dieser Arbeit relevanten Materialien voneinander erhält man: getrennt. Das energetisch tiefer liegende Γ7 -Band, welches auch als split off band (Abk. SO) bezeichnet wird, ist bei tiefen Temperaturen vollständig besetzt. Auf die Mehrzahl der optischen Übergänge, welche im Bereich k = 0 stattfinden (vgl. Ka: es a0 /keinen Å = 5.6676 + 0.262x [LB99], Zn(2.29)), pitel 2.2, Gleichung hat nennenswerten Einfluss. Die beiden(1.1) Zweige 1−x Mnx Se des Γ8 -Bandes, die Zn sich durch die z-Komponente des Gesamtdrehimpulses unterscheiBe Se : a / Å = 5.6676 − 0.516y [LB99]. (1.2) 1−y y 0 den, sind am Γ-Punkt entartet, spalten für k 6= 0 hingegen auf und zeigen ein unterDie Bandstruktur von ZnSe ist in Aufgrund Abb. 1.2 gezeigt. ZnSe istresultierenden ein direkter Halbleiter, d.h. schiedliches Krümmungsverhalten. der hieraus verschiedenen der als Mitte der B RILLOUIN -Zone. optidie fundamentale Bandlücke E0 liegt am Γ-Punkt effektiven Massen der Ladungsträger werdenin sie Leichtloch(engl. lightAlle hole band, schenlh, Übergänge finden in der Nähe vonheavy k = 0 hole am Γ-Punkt Abk. mz = ±in12dieser ) bzw.Arbeit Schwerlochband (engl. band, statt. Abk.Die hh,elektronimz = ± 32 ) schen Zustände im s-artigen Γ6 -Leitungsband haben einen Gesamtdrehimpuls von 1/2 und sind bezeichnet. zweifach spinentartet. Das hauptsächlich aus p-artigen atomaren Zuständen hervor gehende Valenzband spaltet bei k = 0 aufgrund der Spin-Bahn-Wechselwirkung in ein Γ8 -Quartett und ein auf, die jeweils bezüglich des Gesamtdrehimpulses Γ7 -Duplett 2.1.2 Magnetische Eigenschaften von (Zn,Mn)Se J = 3/2 bzw. J = 1/2 entartet sind. Für k = 0 spaltet das Γ8 -Valenzband in zwei Bänder mit unterschiedlichen Krümmungen auf, die aufgrund ihrer effektiven Massen als Leichtlochband (z-Komponente des GesamtdrehDie magnetischen Eigenschaften der Gruppe AII Mnx BIVwerden. -Verbindungen liegen in 1−x und Schwerlochband (mj = der ±3/2) bezeichnet Da das Γ7 -Band impulses mj = ±1/2) 5 4s2 , begründet. Die halbgefüllte dder Elektronenkonfiguration des Mn-Atoms, [Ar]3d in ZnSe energetisch etwa 430 meV tiefer liegt, als das Γ8 -Band [Wör97], ist es bei tiefen TemSchale führt Hundschen Regeln [Hak04] zu einem Gesamtspin desoptischen freien Mnperaturen fast nach immerden vollkommen besetzt und hat somit keine Auswirkungen auf die Atoms von S im = 25Bereich , sowieder einem Gesamtbahndrehimpuls von = 0. der Diefundamentafür DMS chaEigenschaften fundamentalen Bandlücke. Wegen derLGröße len Bandlücke besteht nur eine schwache Kopplung zwischen Leitungs- und Valenzband. Die 6 2.1 Semimagnetische II-VI-Halbleiter rakteristischen magnetischen Eigenschaften lassen sich auf zwei verschiedene Austauschwechselwirkungsprozesse zurückführen. Paramagnetismus und d-d-Austauschwechselwirkung Im Bereich kleiner Mangankonzentrationen x und großer Temperaturen T können die magnetischen Momente der Manganionen als unabhängig voneinander betrachtet werden; das semimagnetische Material befindet sich in der paramagnetischen Phase. Das magnetische Moment µ eines einzelnen Mn2+ -Ions beträgt µ = −gM n µB S, (2.3) wobei gM n = 2 [Kel01] den Landé-Faktor des Mn-d-Zustandes, µB das Bohrsche Magneton und S = 25 den Spin des Manganions bezeichnen. Im Magnetfeld B = (0, 0, B)1 beträgt die Energie des magnetischen Momentes E = −µ · B, seine Projektion auf die Magnetfeldrichtung unterliegt der Quantisierungsbedingung [Hak04] µz = −gM n µB mj , 5 5 mj = −|S|, · · · , +|S| = − , · · · , + . 2 2 (2.4) Im paramagnetischen Grenzfall hoher Verdünnung (x ≤ 0.01) berechnet sich der Erwartungswert der Magnetisierung des Materials zu [Fur88] ! 5 g µ B M n B . (2.5) hMz i = xN0 SgM n µB B 5 2 2 kB T Dabei beschreibt 2S + 1 coth BS (x) = 2S 2S + 1 1 1 x − coth x 2S 2S 2S (2.6) die sogenannte Brillouin-Funktion [Ash01], S = 52 den Gesamtspin der Mn2+ -Ionen und xN0 deren Dichte pro Volumeneinheit. Bei zunehmender Dichte x können die einzelnen Manganionen nicht mehr als voneinander unabhängig betrachtet werden. Zwischen ihnen beginnt sich eine Superaustausch-Wechselwirkung zu manifestieren, infolge derer sich antiferromagnetische Cluster von Manganionen bilden [Fur88], [Lar88]. Gemäß J. A. Gaj et al. [Gaj79] lässt sich die Magnetisierung des DMS-Materials auch für höhere Mangangehalte x weiterhin qualitativ korrekt beschreiben, wenn in Gleichung (2.5) zwei Ersetzungen vorgenommen werden: ! 5 2 g M n µB B hMz i = xN0 Seff gM n µB B 5 . (2.7) 2 kB Teff Aufgrund der antiferromagnetischen Kopplung der Mn2+ -Spins reduziert sich der effektive Gesamtspin der Manganionen auf den Wert Seff ≤ S, die effektive Temperatur 1 Die Richtung des Magnetfeldes soll für alle folgenden Betrachtungen mit der z-Achse identisch sein. 7 2 Physikalische Grundlagen Teff = TM n + T0 korrigiert die Temperatur TM n um die antiferromagnetische Temperatur T0 des Mangansystems. Empirisch zeigt sich, dass die Funktionen Seff (x) und T0 (x) für jede Familie semimagnetischer Halbleiter durch einfache Zusammenhänge interpoliert werden können. Für Zn1−x Mnx Se gilt [Kel01] 0.364 x − 0.109 T0 (x) = 47.2x − 281x2 + 714x3 . Seff (x) = −0.804 + (2.8a) (2.8b) sp-d-Austauschwechselwirkung und Giant Zeeman Effekt Die magnetooptischen Eigenschaften semimagnetischer Halbleiter werden dominiert durch die Austauschwechselwirkung der s- und p-Bandelektronen mit den Elektronen der Mn3d5 -Zustände. Diese kann formal durch einen Kondo-artigen Hamiltonoperator Hex = X Ri Jsp−d (r − Ri )Si · σ (2.9) beschrieben werden, wobei Si und σ die Spinoperatoren des Manganions bzw. des Bandelektrons, Jsp−d die Austausch-Kopplungskonstante, sowie r und Ri die Ortsvektoren des Bandelektrons bzw. des Manganions beschreiben [Fur88]. Die Summation erstreckt sich über jene Plätze des fcc-Untergitters, welche mit Mn2+ -Ionen besetzt sind. Aufgrund der starken Delokalisierung der elektronischen Wellenfunktionen lassen sich zwei Näherungen in Hex rechtfertigen: Erstens die Ersetzung von Si durch den thermischen Erwartungswert hSz i (Magnetfeld liegt in z-Richtung an) über alle Mn2+ -Ionen, welcher eng verknüpft ist mit der Magnetisierung des Materials hMz i, vgl. Gleichung (2.7). Zweitens die Ersetzung von Jsp−d (r − Ri ) durch xJsp−d (r − R), wobei die Summation nun über alle Gittervektoren R des fcc-Gitters zu erfolgen hat. Der Hamiltonoperator nimmt somit die vereinfachte Form Hex = σz hSz i x X R Jsp−d (r − R) (2.10) an. Ein immenser Vorteil in der Darstellung von Hex gemäß Gleichung (2.10) besteht darin, dass der Operator nun die Periodizität des Bravais-Gitters aufweist. Er kann somit in derselben Basis diagonalisiert werden wie auch der Hamiltonoperator H0 , welcher alle Eigenschaften der Bandstruktur enthalten soll, die nicht auf den sp-dAustauschmechanismus zurückzuführen sind. Das Auftreten des Operators σz in Hex hat zur Folge, dass sich die sp-d-Austauschwechselwirkung hinsichtlich ihres Einflusses auf die Energieniveaus der Spin-up- und Spin-down-Elektronen unterscheiden wird. Für 8 2.2 Mikroskopische Theorie der dielektrischen Funktion das Γ6 -Leitungsband lassen sich letztere unter laufes am Γ-Punkt berechnen zu [Fur88] 1 El (↑) = Eg + l + ~ωc + 2 1 ~ωc − El (↓) = Eg + l + 2 Annahme eines parabolischen Bandver 1 g ∗ µB B + 2 1 g ∗ µB B + 2 α hMz i g M n µB α hMz i . g M n µB (2.11a) (2.11b) Eg bezeichnet die Bandlücke am Γ-Punkt, ωc die Zyklotronfrequenz, g ∗ den g-Faktor des Volumenmaterials ohne Austauschwechselwirkungs-Beiträge und α = hS|Jsp−d |Si /VEZ (2.12) ist das Austauschintegral für die s-artigen Zustände des Γ6 -Bandes. VEZ beschreibt das Volumen der Einheitszelle. Die beiden letzten Beiträge in (2.11) werden häufig durch die Definition eines effektiven g-Faktors geff = g ∗ + α hMz i gM n µ2B B (2.13) zusammengefasst. geff kann für semimagnetische Materialien abhängig von Temperatur, Mangankonzentration und Magnetfeld leicht Werte in der Größenordnung von 100 annehmen. Die Landau-Quantisierung der Energieniveaus sowie die normale ZeemanAufspaltung (g ∗ liegt in der Größenordnung von 1) sind dann gegen die Auswirkung der sp-d-Austauschwechselwirkung vernachlässigbar. Da sich letztere formal wie eine normale Zeeman-Aufspaltung mit modifiziertem g-Faktor geff beschreiben lässt, spricht man häufig vom Giant Zeeman Effekt. Die sp-d-Austauschwechselwirkung beeinflusst natürlich nicht nur die Energieniveaus der Leitungsband-Elektronen, sondern in analoger Weise die Valenzband-Elektronen (das zugehörige Austauschintegral der p-artigen Γ8 Elektronen wird dann als β bezeichnet) sowie beispielsweise Störstellen und exzitonische Energieniveaus. 2.2 Mikroskopische Theorie der dielektrischen Funktion Die Wellenfunktion eines einzelnen Elektrons, das sich in einem perfekt periodischen Kristall bewegt, erfüllt die stationäre Schrödingergleichung 2 p H0 ψ(r, t) = + V (r) ψ(r, t) = E ψ(r, t). (2.14) 2m Aufgrund der Periodizität des Bravaisgitters ergibt sich für das Kristallpotential V (r) die Transformationseigenschaft V (r + R) = V (r), sofern R ein Gittervektor des Bravaisgitters ist. Die Translationssymmetrie des Hamiltonoperators H0 vererbt sich auf die Wellenfunktion ψ(r, t). Nach dem Blochschen Satz [Ash01] bestehen die stationären 9 2 Physikalische Grundlagen Zustände der Kristallelektronen immer aus einem Produkt einer ebenen Welle mit einer Funktion un,k (r), welche die Periodizität des Gitters besitzt: ψn,k (r) = eikr un,k (r). (2.15) Der Index n bezeichnet den sogenannten Bandindex. Um der quantenmechanischen Natur der Elektronen im Festkörper Rechnung zu tragen, werden die Elektronen in der folgenden semiklassischen, mikroskopischen Herleitung der dielektrischen Funktion als Bloch-Wellen behandelt, während das elektromagnetische Strahlungsfeld klassisch behandelt wird2 . Die Bloch-Zustände der Elektronen im Valenz- bzw. Leitungsband des Halbleiters lassen sich in der üblichen Dirac-Notation darstellen als |vi = uv,kv (r)eikv r |ci = uc,kc (r)eikc r . (2.16a) (2.16b) Die Integration eines elektromagnetischen Feldes in den Hamiltonoperator H0 gelingt durch die Ersetzung des Impulsoperators p → p + ec A, wobei A das Vektorpotential des elektromagnetischen Feldes bezeichnet. In der Coulombeichung gelten für das Vektorpotential A, das skalare Potential Φ, sowie für das damit verknüpfte elektrische bzw. magnetische Feld die Beziehungen ∇A = 0 , Φ = 0 1 ∂A B=∇×A , E=− . c ∂t (2.17a) (2.17b) Der gesamte Hamiltonoperator lautet in der gewählten Eichung H = 1 e 2 p + A + V (r). 2m c (2.18) Ausmultiplizieren des ersten Summanden liefert e 2 e e e 2 p + A = p2 + A · p + p · A + A2 . c c c c (2.19) Mithilfe der Definition des Impulsoperators p = −i~∇ sowie unter Ausnutzung der Divergenzfreiheit des Vektorpotentials in Coulombeichung lässt sich der Ausdruck p · A durch Anwendung auf eine ortsabhängige Funktion ξ(r) folgendermaßen umformen: (p · A) ξ(r) = ~ ~ ~ ∇ · A ξ(r) = (∇A) ξ(r) + A (∇ξ(r)) i i | {z } i =0 (2.20) = (A · p) ξ(r). 2 Die folgende Herleitung der dielektrischen Funktion ist angelehnt an die Darstellung in [Yu99]. 10 2.2 Mikroskopische Theorie der dielektrischen Funktion Der in A quadratische Term in (2.19) kann unter der Annahme, dass es sich nur um ein schwaches elektromagnetisches Feld handelt, vernachlässigt werden, sodass der Hamiltonoperator H dann lautet p2 e + A · p + V (r) 2m mc e = H0 + A · p. mc H = (2.21) Unter der Annahme, dass der zweite Term in H klein im Vergleich zum ungestörten Hamiltonoperator H0 ist, kann die Übergangswahrscheinlichkeit eines Elektrons vom Valenz- in das Leitungsband mithilfe zeitabhängiger Störungstheorie in erster Ordnung berechnet werden. Die stationären Zustände des Elektrons im Valenz- bzw. Leitungsband werden dabei gemäß Gleichung (2.16) als Bloch-Zustände beschrieben. Für die folgenden Berechnungen erweist sich die Darstellung des Vektorpotentials als Produkt aus skalarer Amplitude A und Einheitsvektor ê in Richtung von A als hilfreich. Die Amplitude A lässt sich dann in folgender Form durch die Amplitude des elektrischen Feldes E ausdrücken A=− E(ω) i(q·r−ωt) e + e−i(q·r−ωt) , 2q (2.22) wobei q den Wellenvektor der elektromagnetischen Welle, q dessen Betrag und ω die Frequenz des entsprechenden Wechselfeldes bezeichnet. Die Übergangsrate Γcv des Elektrons zwischen dem Valenz- und Leitungsband lässt sich gemäß Fermis Goldener Regel für ein harmonisches Störpotential der Form V (t) = V eiωt + V † e−iωt [Sak94] berechnen durch 2 2π X e Γcv = hc| A · p|vi (2.23) δ (Ec (kc ) − Ev (kv ) ± ~ω), ~ mc kc ,kv wobei sich das Pluszeichen in δ (Ec − Ev ± ~ω) auf die stimulierte Emission eines Photons beim Übergang |ci → |vi des Elektrons bezieht, das Minuszeichen auf den umgekehrt ablaufenden Absorptionsprozess. Die Deltafunktion garantiert die Energieerhaltung während dieser Übergänge. Da für die folgenden Überlegungen nur die Photonenabsorption relevant ist, wird das Pluszeichen in der Deltafunktion nicht weiter berücksichtigt, die Amplitude des Vektorpotentials A in Gleichung (2.22) vereinfacht sich auf den ersten Summanden, welcher ausschlaggebend für den Absorptionsprozess ist. Zur Berechnung des Übergangsmatrixelementes hc|A · p|vi wird zunächst in Gleichung (2.22) die elektrische Dipolnäherung eingeführt. Der ortsabhängige Teil von A kann durch eine TaylorEntwicklung dargestellt werden: ei(q·r) = 1 + i(q · r) + ... (2.24) Vernachlässigt man im Folgenden alle q-abhängigen Beiträge zu ei(q·r) , erhält man nur jene optischen Übergänge, welche mit der Absorption elektrischer Dipolstrahlung verknüpft sind. Diese Näherung rechtfertigt sich aus der Abschätzung, dass für Wellenlängen im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums und typische interatomare 11 2 Physikalische Grundlagen Abstände in Festkörpern das Produkt q · r größenordnungsmäßig Werte im Bereich 10−3 annimmt. In der elektrischen Dipolnäherung lässt sich das Übergangsmatrixelement E(ω) hc|A · p|vi = − 2q Z dr u∗c,kc (r)e−ikc r ê(−i~∇) uv,kv (r)eikv r (2.25) weiter vereinfachen. Anwendung des Impulsoperators auf die rechts von ihm stehenden Terme im Integral liefert unter Berücksichtigung der Produktregel [−i~∇ uv,kv (r)] eikv r + uv,kv (r) ~kv eikv r . (2.26) Das Integral über den gesamten Raum verschwindet für den zweiten Summanden in (2.26), da die gitterperiodischen Funktionen der Blochzustände uc,kc , uv,kv ein Orthogonalsystem bilden. Zur Berechnung des restlichen Teils des Matrixelementes hc|A · p|vi wird der Ortsvektor r in einen Gittervektor Rm und einen Vektor r0 innerhalb der Einheitszelle des Kristalls aufgespalten: r = Rm + r0 . (2.27) Wegen der Gitterperiodizität der Funktionen uc,kc , uv,kv zerfällt die Integration im Matrixelement in eine Summation über alle Gittervektoren Rm und eine Integration über die Einheitszelle des Kristallgitters: E(ω) hc|A · p|vi = − 2q X e i(kv −kc )·Rm ! Z EZ m 0 dr0 u∗c,kc ei(kv −kc )·r ê · p uv,kv . (2.28) Die Summation über alle Gittervektoren in Gleichung (2.28) resultiert in einer Deltafunktion der Form X ei(kv −kc )·Rm ∝ δ (kv − kc ) , (2.29) m welche anschaulich die Erhaltung des k-Vektors während des Absorptionsprozesses sicherstellt. Es handelt sich um sogenannte direkte Übergänge, welche in E(k)-Dispersionsdiagrammen immer als vertikale Pfeile eingezeichnet werden. Aus diesem Grund wird von nun an auf die Unterscheidung zwischen kc und kv verzichtet. Das Matrixelement nimmt letztlich die einfache Form Z E(ω) E(ω) hc|A · p|vi = − dr0 uc,k ê · p uv,k = − · |Pcv |2 (2.30) 2q 2q EZ an. Die Übergangsrate Γcv kann somit unter Berücksichtigung der Beziehung ω = cq und mit dem Impulsmatrixelement |Pcv | ausgedrückt werden als Γcv 2π e 2 E(ω) 2 X = |Pcv |2 δ (Ec (k) − Ev (k) − ~ω). ~ mω 2 k 12 (2.31) 2.3 Der magnetooptische Kerr-Effekt und Faraday-Effekt Mit wenigen kurzen Zwischenschritten lässt sich der gefundene Ausdruck für die Übergangsrate Γcv überführen in eine Darstellung des Imaginärteils der dielektrischen Funktion: 2πe 2 X i (ω) = |Pcv |2 δ (Ec (k) − Ev (k) − ~ω). (2.32) mω k Real- und Imaginärteil der komplexen dielektrischen Funktion e (ω) sind miteinander verknüpft über die Kramers-Kronig Relationen [Yu99] Z ∞ ω0 2 dω 0 02 i (ω 0 ) r (ω) − 1 = P π ω − ω2 0 Z ∞ 2ω r (ω 0 ) i (ω) = − P dω 0 02 . π ω − ω2 0 (2.33a) (2.33b) P bezeichnet dabei den Hauptwert des Integrals. Mithilfe dieser Beziehungen berechnet sich r zu 2 2 |Pcv |2 4πe2 X . (2.34) r (ω) = 1 + 2 − ω2 m m~ωcv ωcv k 2.3 Der magnetooptische Kerr-Effekt und Faraday-Effekt 1877 beobachtete J. Kerr erstmals eine Drehung der Schwingungsebene linear polarisierten Lichts bei Reflexion an der Oberfläche eines Magneten [Ker77]. Der nach ihm benannte magnetooptische Kerr-Effekt (engl. magneto-optical Kerr effect, Abk. MOKE) findet sowohl Anwendung zur Untersuchung der magnetischen Struktur von Festkörpern (Hysteresekurven, magnetische Domänenbildung) als auch in technischen Umsetzungen wie der magnetooptischen Datenspeicherung. Unterschieden wird zwischen verschiedenen Geometrien des Kerr-Effektes, von denen in dieser Arbeit nur die polare Geometrie relevant ist: Die Magnetisierung im untersuchten Material liegt parallel zur Oberflächennormalen. Beobachtet man eine Drehung der Polarisationsebene in Transmission statt in Reflexion, spricht man vom Faraday-Effekt. Die Familie der magnetooptischen Effekte lässt sich gut verstehen im Zuge einer Diskussion der dielektrischen Funktion, welche die Antwort eines Festkörpers auf eine äußere Störung in Form eines oszillierenden elektromagnetischen Feldes beschreibt, vgl. Kapitel 2.2. Eine einfallende linear polarisierte Welle lässt sich äquivalent beschreiben durch eine Linearkombination zweier zirkular polarisierter Wellen mit gegensinniger Helizität. Weist das zu untersuchende Material einen zirkularen Dichroismus [Ber04] auf, verändert sich nach Transmission durch das Medium, bzw. nach Reflexion an dessen Oberfläche das relative Verhältnis der zirkularen Komponenten. Bei Darstellung in linearer statt zirkularer Basis bedeutet dies eine Drehung der Polarisationsebene sowie die Einführung einer zusätzlichen Elliptizität der Schwingung. Das unterschiedliche Absorptionsverhalten für 13 2 Physikalische Grundlagen rechts- bzw. linkszirkulare Strahlung resultiert nach Gleichung (2.32) und (2.34) mikroskopisch betrachtet aus einer Verschiebung der Resonanzfrequenzen ωcv für σ + und σ − Polarisation. Eine Aufspaltung der Resonanzfrequenzen ergibt sich z. B. im Magnetfeld im Zuge des Zeeman-Effektes. Quantitativ lassen sich magnetooptische Effekte mit Hilfe der Fresnel-Koeffizienten erfassen. Sie folgen aus den Stetigkeitsbedingungen für elektromagnetische Wellen an Grenzflächen [Ber04] und beschreiben das Reflexionsverhalten eines Mediums. Die Amplituden-Reflexionskoeffizienten r± für rechts- und linkszirkulare Polarisation lassen sich folgendermaßen darstellen [Bus90]: r± = |r± |ei∆± = n± − ik± − 1 . n± − ik± + 1 (2.35) n± und k± beschreiben Real- und Imaginärteil des komplexen Brechungsindex n e± = n± − ik± . (2.36) Für die Darstellung der Reflexionskoeffizienten mit reeller Amplitude und komplexer Phase gilt die Umformung 2k± ∆± = arctan − 2 (2.37a) 2 −1 n± + k ± q 2 − 1)2 + (2k )2 (n2± + k± ± |r± | = . (2.37b) 2 2 2 (n± + 1) + k± Der komplexe Kerrwinkel setzt sich zusammen aus einem Realteil θK , welcher die Drehung der Polarisationsebene bezeichnet, und einem Imaginärteil K , der mit einer Elliptizität des reflektierten Lichtes verbunden ist ΦK = θK − iK . (2.38) Die Auswertung der Fresnel-Reflexionskoeffizienten liefert in polarer Geometrie die folgenden Verknüpfungen von Kerr-Rotation und Elliptizität mit den Amplituden-Reflexionskoeffizienten [Bus90]: 1 θK = − (∆+ − ∆− ) 2 |r+ | − |r− | K = − . |r+ | + |r− | (2.39a) (2.39b) Neben dem reflektierten Anteil erfährt auch der transmittierte Anteil einer linear polarisierten Welle beim Durchgang durch ein Medium mit unterschiedlichen Brechungsund Absorptionskoeffizienten für σ ± -Polarisationskomponenten eine Drehung seiner Polarisationsebene sowie eine Elliptizität. In diesem Fall spricht man vom Faraday-Effekt. 14 2.4 Röntgenbeugung Bezeichnen c und l0 Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichtes und Dicke des Mediums, berechnen sich Real- und Imaginärteil des Faraday-Winkels zu [Bus90] ωl0 (n+ − n− ) 2c ωl0 (k+ − k− ) . F = tanh 2c θF = (2.40a) (2.40b) Gleichungen (2.39), (2.40) gelten streng nur für eine Messgeometrie, in der Einfallsund Reflexionsrichtung mit der Oberflächennormalen der Probe zusammenfallen. Ein Korrekturfaktor für Abweichungen von der senkrechten Einfallsrichtung ist in [You96] angegeben. Bei einem Einfallswinkel von 5◦ beträgt die relative Korrektur ca. 1%, sodass die angegebenen Gleichungen für praktische Belange ihre Gültigkeit behalten. Um aus einem Modell für die dielektrische Funktion mithilfe der angegebenen Beziehungen einen Verlauf des Kerrwinkels berechnen zu können, bedarf es lediglich noch der Verknüpfung der Real- und Imaginärteile der dielektrischen Funktion und der Größen n± , k± , welche gegeben ist durch e ± = r± + ii± = (n± − ik± )2 . (2.41) Weist der Verlauf des Absorptionskoeffizienten in einem gewissen Energiebereich einen großen Gradienten auf, hat die Verschiebung der Resonanzfrequenzen ωcv für σ ± -Strahlung für entsprechende Wellenlängen eine resonant überhöhte Kerr-Rotation zur Folge. In einem realen Experiment wird die Wellenlänge des Laserlichtes idealerweise so gewählt, dass sie möglichst nahe einer Resonanz im untersuchten Material liegt. Kapitel 4 wird die Situation anhand eines konkreten Beispiels anschaulich verdeutlichen. 2.4 Röntgenbeugung Um Beugungserscheinungen von Wellen beobachten zu können, bedarf es stets Wellenlängen, die in der Größenordnung der beugenden Struktur liegen. Die Gitterkonstanten realer Festkörper liegen im Bereich einiger Å, sodass für Beugungsexperimente konzeptionell Röntgenstrahlung sowie Elektronen und Neutronen als beugende Teilchen zur Verfügung stehen. Elektronen eignen sich aufgrund ihrer starken Coulomb-Wechselwirkung mit der Elektronenhülle der Gitteratome und der daraus resultierenden geringen Eindringtiefe von nur einigen Atomlagen [Hei88] ausschließlich zur Auflösung von Oberflächenstrukturen. Aus der im Gegensatz zu Neutronenquellen problemlosen Verfügbarkeit von Röntgenstrahlung erschließt sich die große Bedeutung der Methode der hochauflösenden Röntgenbeugung (engl. High Resolution X-Ray Diffraction, Abk. HRXRD) für die Analyse kristalliner Festkörperstrukturen. Als besonders hifreich in der Beschreibung von Röntgenbeugungsexperimenten erweist sich das Konzept des reziproken Gitters. 15 2 Physikalische Grundlagen Das Gitter eines einkristallinen Festkörpers lässt sich beschreiben durch eine Potentiallandschaft V (r), welche eine vollständige Translationssymmetrie V (r + R) = V (r) bezüglich ihrer Gittervektoren R aufweist. Jeder Gittervektor lässt sich als eine Summe aus primitiven Gittervektoren ai darstellen: R = u1 a1 + u2 a2 + u3 a3 , ui ∈ N. Im Falle eindimensionaler periodischer Funktionen erweist es sich häufig als hilfreich, die Funktion in eine Fourierreihe zu entwickeln, deren Basisfunktionen ein Orthonormalsystem bilden. Vollkommen analog dazu lässt sich auch die dreidimensionale Gitterstruktur in eine Fourierreihe entwickeln, indem man einen Satz von Vektoren G findet, sodass die Potentialfunktion in der Darstellung X nG eiGr (2.42) V (r) = G invariant gegenüber einer Translation um ganzzahlige Vielfache eines Gittervektors R ist [Kit02]. Die Vektoren der Lösungsmenge {G} werden reziproke Gittervektoren genannt. Sie lassen sich analog zu den Gittervektoren im Realraum als eine Summe primitiver Gittervektoren des reziproken Gitters G = v1 b1 + v2 b2 + v3 b3 , vi ∈ N ausdrücken, für welche die Konstruktionsvorschrift bi = 2π aj × ak ai · aj × ak (2.43) gilt. Zwischen den primitiven Vektoren des reziproken und des Realraumgitters besteht des Weiteren die Beziehung ai · bj = 2πδij . Wird ein Röntgenstrahl, beschrieben als eine ebene Welle der Form exp(ikr), an einer Kristallprobe gestreut, so erfährt der Wellenvektor k eine Änderung um ∆k, sodass k0 = k + ∆k den Wellenvektor der gestreuten Wellenfront beschreibt. Die Phasendifferenz zwischen einfallender und gestreuter Welle beträgt exp[i(k − k0 )r]. Da die Amplitude der am Kristallvolumenelement dV gestreuten Strahlung proportional zum Produkt aus Phasendifferenz und Elektronendichte n(r) ist, gilt für die Intensität der gestreuten Strahlung Z I∝ 0 dV e[i(k−k )r] n(r). (2.44) Die Elektronendichte weist dieselbe Periodizität wie das Kristallgitter auf, sodass sich mithilfe von Gleichung (2.42) die Darstellung Z I ∝ dV nG e[i(G−∆k)r] (2.45) ergibt, aus der sich ablesen lässt, dass die gestreute Intensität ein Maximum annehmen wird, sobald der Streuvektor ∆k identisch einem reziproken Gittervektor G ist. Die Beugungsbedingung ∆k = G lässt sich leicht in die bereits zuvor von W. Bragg formulierte und nach ihm benannte Bedingung 2d sin θ = n · λ 16 (2.46) 2.4 Röntgenbeugung kz Realraum reziproker Raum b an Sc ω b (004) bc bc ~kr b 2θ ω − 2θ-Scan b ~ki I ~kr b ω D b θ kx ω Abb. 2.2: Links: Ewald-Konstruktion zur Veranschaulichung der Beugungsbedingung im reziproken Raum. Die gestrichelten Pfeile deuten die Richtungen des ω − 2θ−Scans sowie des ω−Scans durch das reziproke Gitter an. Rechts: ZnSe wächst aufgrund seiner geringfügig größeren Gitterkonstante zunächst pseudomorph verspannt (grün) auf GaAs (schwarz). Bei Überschreitung der kritischen Schichtdicke erfolgt plastische Relaxation (rot). Die jeweils unterschiedlichen vertikalen Gitterkonstanten führen zur entsprechenden relativen Lage der reziproken Gitterpunkte (links). Die Reihenfolge der resultierenden Reflexe in einem ω − 2θ−Scan zeigt der untere Teil der Abbildung. überführen, die das Auftreten von Beugungsreflexen im Realraum rein geometrisch als konstruktive Interferenz von Wellenfronten bei Reflexion an Netzebenenscharen interpretiert. Abb. 2.2 zeigt eine Veranschaulichung der Entstehung von Beugungsreflexen, die in der Literatur unter dem Begriff der Ewald-Konstruktion firmiert. Die Zeichenebene enthält einen Ausschnitt des fest mit der Kristallstruktur verbundenen reziproken Gitters in kx und kz -Richtung. Zwecks Übersichtlichkeit sind nur einige Punkte des reziproken Gitters eingezeichnet. Die Richtung des einfallenden Wellenvektors ki ist durch die Geometrie des Experimentes vorgegeben. Der Vektor wird nun so eingezeichnet, dass sein Ende mit dem Ursprung des reziproken Gitters zusammenfällt. Zeichnet man einen Kreis mit Radius |kr | um den Ursprung, so ist gemäß der Beugungsbedingung ∆k = G genau dann ein Reflex zu beobachten, wenn der Kreis einen der anderen reziproken Gitterpunkte schneidet. Für eine zufällig gewählte Orientierung von Strahlquelle, Probe und Detektor wird daher in der Regel kein Beugungsreflex auftreten. Die Anordnung in Abb. 2.2 ist so konstruiert, dass die Beugungsbedingung für den Reflex (004) erfüllt wird. In Kristallen mit Zinkblende-Struktur weist dieser Reflex aufgrund des Strukturfaktors eine besonders hohe Intensität auf und wird daher gern als Referenz zur Optimierung der Justage verwendet. Aus verschiedenen Scans durch den reziproken Raum können sich gegenseitig ergänzende Informationen über die Kristallstrukur des untersuchten Festkörpers extrahiert wer- 17 2 Physikalische Grundlagen den. Zwei der wichtigsten drei Scanrichtungen sind zur Veranschaulichung ebenfalls in Abb. 2.2 eingezeichnet und sollen im Folgenden kurz diskutiert werden. Eine eingehende Behandlung findet sich in der einschlägigen Literatur (beispielsweise [Spi05]). 1. Rechts in Abb. 2.2 ist eine bei in MBE-Technologie gewachsenen Proben häufig auftretende Situation dargestellt. Weist das Substrat eine lateral geringfügig verschiedene Gitterkonstante als jene des aufwachsenden Materials auf, so wird letzterem zunächst die Gitterkonstante des Substrates aufgezwungen. Die kompressive Verspannung infolge der Anpassung an die laterale Gitterkonstante hat eine tensile Verspannung in vertikaler Richtung zur Folge. Dieser Fall wird als pseudomorphes Wachstum bezeichnet. Mit zunehmender Schichtdicke wächst die kumulierte Verspannungsenergie im Kristall. Ab einer kritischen Schichtdicke beginnt das aufwachsende Material die Verspannungsenergie abzubauen, indem es Versetzungen bildet und wieder mit seinen intrinsischen Gitterkonstanten wächst [Kud92]. Die unterschiedliche Periodizität im Realraum hat aufgrund der Fouriertransformation als Verknüpfung zum reziproken Raum eine veränderte Lage der reziproken Gitterpunkte zur Folge, die für den (004)-Reflex im linken Teil der Abb. 2.2 schematisch wiedergegeben ist. Mittels des ω − 2θ−Scans können entsprechende Verspannungssituationen aufgelöst werden. Die Beugungsbedingung wird im Verlauf des Scans sukzessiv für alle Punkte auf einer Geraden in kz -Richtung erfüllt (vgl. gestrichelte Linie in Abb. 2.2). In der geschilderten Darstellung würde der zur pseudomorphen Schicht gehörige Reflex bei kleineren Winkeln ω als jener der relaxierten Schicht und letzterer wiederum bei kleineren ω als der Substrat-Reflex auftauchen (vgl. Abb. 2.2 rechts unten). 2. Nur im Falle eines unendlich ausgedehnten Kristalls handelt es sich bei den reziproken Gitterpunkten um wohldefinierte Punkte im engeren Sinne. Endliche Schichtdicken, Granularität und Mosaizität, Variationen in der Gitterfehlanpassung sowie Übergitterstrukturen erzeugen jeweils charakteristische Verbreiterungen der Gitterpunkte im reziproken Raum [Spi05]. Mit Hilfe des angular verlaufenden ω−Scans (häufig auch als Rocking-Curve bezeichnet, Verlauf im reziproken Raum siehe Abb. 2.2) können Aussagen über die Verbreiterung der reziproken Gitterpunkte getroffen und damit Rückschlüsse auf die kristalline Qualität einer Probe gezogen werden. 2.5 Resonantes Tunneln Die Entwicklung der Molekularstrahlepitaxie (engl. molecular beam epitaxy, Abk. MBE) in den 1970er Jahren [Cho75] bedeutete einen Schub für das Forschungsfeld der experimentellen Festkörperphysik. Das durch die MBE-Technologie ermöglichte Wachstum von Monolagen-basierten Halbleiter-Heterostrukturen macht Modellsysteme mit einem Confinement auf der Skala der de Broglie-Wellenlänge des Elektrons zugänglich. Beobachtungen, welche auf der Wellennatur des Elektrons beruhen, ermöglichen die Verifizierung quantenmechanischer Voraussagen. Pinoierarbeit wurde u. a. geleistet von 18 2.5 Resonantes Tunneln L. Esaki3 und R. Tsu, welche die Idee des resonanten Tunnelns in einer Arbeit über die Transporteigenschaften von Halbleiter-Übergittern einführten [Tsu73]. Das einfachste Modellsystem zur Beobachtung resonanter Tunnelprozesse besteht aus einer Doppelbarrierenstruktur wie sie in den Abbildungen 2.3 und 2.4 schematisch skizziert ist. Die als resonante Tunneldiode (engl. resonant tunneling diode, Abk. RTD) bezeichnete Heterostruktur besteht aus zwei Barrierenschichten der Dicke d, in deren Zwischenraum sich ein zweidimensionaler Quantentrog der Breite D ausbildet. Der für eine RTD vorhergesagte und charakteristische Bereich negativen differentiellen Widerstandes (engl. negative differential resistance, NDR) in der IV-Kennlinie konnte 1974 erstmals von L. L. Chang et al. nachgewiesen werden [Cha74]. 2.5.1 Kohärentes Tunneln in Halbleiterstrukturen Die Tsu-Esaki-Formel Das Modell eines globalen kohärenten Tunnelprozesses liefert das einfachste Bild zur Beschreibung des Tunnelstroms in einer Doppelbarrieren-Struktur. Senkrecht zur Wachstumsrichtung (im Folgenden sei dies die z-Richtung) weist die betrachtete Struktur vollständige Translationsinvarianz auf, die Energie eines Elektrons mit effektiver Masse m∗ lässt sich daher folgendermaßen separieren: E(k) = ~2 (kx2 + ky2 ) + Ez . 2m∗ (2.47) Der gesamte Tunnelstrom J setzt sich zusammen aus einem Anteil J→ , welcher vom Emitter in den Kollektor fließt, und einem Anteil J← mit entgegengesetzter Flussrichtung: J = J→ + J← X J→ = 2 evz T (Ez )fL (k) [1 − fR (k)] (2.48a) (2.48b) kx ,ky ,kz >0 J← = 2 X kx ,ky ,kz <0 evz T (Ez )fR (k) [1 − fL (k)]. (2.48c) In dieser in der Literatur als Tsu-Esaki-Formel bekannten Beziehung [Miz95] bezeichnet fL,R (k) die Fermifunktion im hochdotierten Emitter- respektive Kollektorbereich der RTD. Der von Ez -abhängige Transmissionskoeffizient wird erfasst durch T (Ez ). 3 Für seine Leistungen auf dem Gebiet der Tunnelphänomene in Halb- und Supraleitern wurde L. Esaki 1973 (zusammen mit I. Giaever und B. D. Josephson) der Nobel-Preis für Physik verliehen. 19 2 Physikalische Grundlagen Berechnung des Transmissionskoeffizienten Die Wellenfunktion eines Elektrons mit effektiver Masse m∗ , das sich in einem eindimensionalen konstanten Potential der Höhe V0 befindet, nimmt stets eine Struktur an, welche aus der Linearkombination zweier ebener Wellen besteht [Sak94]: r 2m∗ (Ez − V0 ) ikz −ikz ψ(z) = Ae + Be , k= . (2.49) ~2 Beschreibt man eine komplexere Potentiallandschaft als Summe abschnittsweiser konstanter Potentiale V (i) , so lassen sich ebene Welle-Lösungen ψ (i) (z)4 für jeden Abschnitt angeben. Als Anschlussbedingungen zwischen zwei benachbarten Bereichen gilt neben der Stetigkeit der Wellenfunktion zusätzlich die Stetigkeit ihrer ersten Ableitung an der Grenzfläche [Miz95], [Sak94] (Kontinuität des Elektronenflusses): (i) (z) 1 ∂ψ ψ (i) (zi ) = ψ (i+1) (zi+1 ) , ∗(i) . (2.50) ∂z m z=zi Die als zweikomponentige Spaltenvektoren zusammengefassten Koeffizienten (A(i) , B (i) ), (A(i+1) , B (i+1) ) der ebene Welle-Lösungen zweier benachbarter Potentialabschnitte lassen sich auf diese Weise jeweils durch eine 2 × 2-Matrix Tb(i) miteinander verknüpfen. Die allgemeine Struktur dieser Transfermatizen ist in [Miz95] angegeben5 . Vergleichbar mit dem Jones-Formalismus in Kapitel 3.3 liegt die Stärke dieses TransfermatrixFormalismus darin begründet, dass sich der Zusammenhang zwischen den vier Koeffizienten in Emitter und Kollektor der in n Abschnitte diskretisierten Potentiallandschaft durch eine einzige Matrix beschreiben lässt, welche aus der Bildung des Matrixproduktes Πni=1 Tb(i) hervorgeht. Die Transmissionswahrscheinlichkeit eines Elektrons durch die Potentiallandschaft berechnet sich mit Hilfe der Randbedingungen (AL , B R ) = (1, 0) für die Emitterseite und (AL , B R ) = (0, 1) für die Kollektorseite zu T (Ez ) = m∗L k R |AR |2 . m∗R k L |AL |2 (2.51) Abb. 2.3 zeigt die Verläufe der Transmissionswahrscheinlichkeit, wie sie sich aus dem Transfermatrixformalismus berechnen, exemplarisch für eine Einzelbarriere sowie für eine resonante Tunneldiode. Zwischen den Barrierenschichten der RTD liegen im dargestellten Fall zwei quantisierte Energieniveaus, welche die resonante Überhöhung des Transmissionskoeffizienten für zwei Werte von Ez < V0 zur Folge haben. Für die Mehrzahl der Betrachtungen ist vor allem der Bereich in der Umgebung der Resonanz von Interesse, in welcher der Transmissionskoeffizient eine Lorentz-förmige Energieabhängigkeit aufweist. 4 5 Zwecks Übersichtlichkeit wird die folgende verkürze Notation verwendet: ψ (i) (z) = b ψ (i) (i) kz (z). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in der genannten Quelle Gleichung (2.14d) einen Vorzeichenfehler aufweist. Der imit Q bezeichnete Eintrag der Transfermatrix lautet korrekterweise h (i) (i+1) Q = exp i(kz + kz )zi+1 . 20 2.5 Resonantes Tunneln E 0.5eV Transmissionswahrscheinlichkeit 1,0 0 E 0.5eV 0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,00 0,25 0,50 0,75 1,00 1,25 Energie (eV) Abb. 2.3: Resonantes Tunneln: Transmissionswahrscheinlichkeit eines Elektrons durch eine Einzelbarriere sowie eine resonante Tunneldiode. Die RTD weist zwei lokalisierte Niveaus im Innern ihres Quantentrogs auf. Es lässt sich für Ez ≈ Ez0 auch analytisch eine Näherungsformel begründen, welche in der Literatur als Breit-Wigner-Formel bekannt ist [Miz95]: T (Ez ) ≈ Γ2 . (Ez − Ez0 )2 + Γ2 (2.52) Der Parameter Γ erfasst hierbei die energetische Breite der Resonanz in der Umgebung von Ez0 . 2.5.2 IV-Kurven von RTDs Abb. 2.4 verdeutlicht konzeptionell das Zustandekommen der typischen Charakteristika in den IV-Kennlinien resonanter Tunneldioden. Ohne angelegte Spannung verläuft das Profil der Leitungsbandkante flach. Da das erste unbesetzte quantisierte Energieniveau zwischen den Barrieren oberhalb des Ferminiveaus der Elektronen im Emitter liegt (Fall a), wird der Tunnelstrom aufgrund der Energieerhaltung unterdrückt. Eine angelegte Spannung V fällt in erster Näherung vollständig über die undotierten Barrierenschichten ab, das quantisierte Energieniveau verschiebt sich um ≈ e V2 gegenüber dem Emitter-Ferminiveau. Sobald das Trogniveau mit der Emitter-Fermienergie zusammenfällt, beginnt der resonante Tunnelstrom zu fließen (Fall b). Die Resonanzbedingung ist für eine maximale Anzahl an Elektronen erreicht, wenn das Trogniveau die Leitungsbandkante erreicht (Fall c). Für größere Spannungen V (Fall d) verbietet die Erhaltung des lateralen/transversalen Impulses das Tunneln durch die Doppelbarriere [Sze07], der Stromfluss nimmt ab und die Doppelbarrierenstruktur weist in diesem Bereich ihren charakteristischen negativen differentiellen Widerstand auf. Für Spannungswerte, bei denen die Resonanzbedingung Ez = Ez0 nicht erfüllt ist, müssen die Elektronen im Emitter 21 a b EF c d V Stromstärke (willk. Einheiten) 2 Physikalische Grundlagen c Phonon-Replik d b a Spannung (willk. Einheiten) Abb. 2.4: Links: Leitungsband-Profil einer RTD für zunehmende angelegte Spannung V. Die Schraffur deutet die Lage des Ferminiveaus auf Emitter- und Kollektorseite an. Rechts: Resultierende IV-Kennlinie mit charakteristischen Punkten. Der Quotient der Stromstärken bei c und d wird auch als Peak-to-Valley-Ratio bezeichnet. effektiv eine Potentialbarriere der Dicke 2d+D überwinden, um in den Kollektor zu gelangen. Die Höhe der Barriere nimmt mit zunehmender Spannung V ab, die endliche Transmissionswahrscheinlichkeit durch die gesamte Doppelbarrierenstruktur erzeugt den exponentiell ansteigenden Hintergrundstrom. Ein weiteres Charakteristikum in der IVKennlinie ist die Phonon-Replik, welche durch Emission eines LO-Phonons die Resonanz bei größeren Spannungswerten reproduziert (siehe Abschnitt 2.5.3). 2.5.3 Sequentielles Tunneln Modellierungen, welche auf dem Bild eines globalen kohärenten Tunnelprozesses beruhen, sagen wesentlich schärfere Resonanzen und größere Peak-to-Valley-Ratios voraus als sie in experimentell ermittelten IV-Kurven tatsächlich beobachtet werden. Die Beschreibung des Tunnelvorgangs in Abschnitt 2.5.1 beruht auf der Annahme, dass die Phasenkohärenz der Elektronen-Wellenfunktion während des gesamten Prozesses erhalten bleibt. Abhängig von der Struktur der Doppelbarriere beträgt die Aufenthaltsdauer des Elektrons im Quantentrog bis zu einigen 100ns [Miz95]. Währenddessen erfährt das Elektron eine Vielzahl von Streuprozessen (beispielsweise an Verunreinigungen, Kristallbaufehlern oder Phononen), die seine Phasenkohärenz zerstören. S. Luryi schlug daher vor, eher als einen kohärenten einen sequentiellen Tunnelprozess in Betracht zu ziehen [Lur85]. Betrachtet man den Tunnelprozess vom Emitterkontakt in den Quantentrog sowie aus dem Quantentrog in den Kollektor unabhängig voneinander und lässt im Trog einen beliebigen Phasensprung der Elektronen-Wellenfunktion zu, nimmt der Transmissionskoeffizient einer symmetrischen Doppelbarrierenstruktur folgende Form an 22 2.6 Spin-Injektion in Halbleitermaterialien [Jon87]: T (Ez ) = Γ2tot Γ . Γtot (Ez − Ez0 )2 + Γ2tot (2.53) Die qualitative Energieabhängigkeit verändert sich im Vergleich zur Breit-Wigner-Formel (2.52) für den kohärenten Tunnelprozess nicht. Jeder Streuprozess erhöht jedoch die Gesamtbreite Γtot des resonanten Niveaus und trägt somit zu einer effektiven Verringerung des Peak-to-Valley-Ratios in der IV-Kurve bei. In polaren Halbleitersystemen stellt die Wechselwirkung zwischen Elektronen und longitudinal-optischen Phononen (LO-Phononen) den dominierenden Streumechanismus dar [Miz95]. Sowohl die Absorption als auch die Emission eines LO-Phonons während des Tunnelprozesses sind prinzipiell möglich, letztere jedoch aufgrund der geringen Besetzungsdichte bei tiefen Temperaturen sehr viel wahrscheinlicher. Das LO-Phonon assistierte Tunneln hat einen Satelliten-Peak in der IV-Kurve zur Folge, welcher sich bei höherer Spannung (entsprechend Ez = Ez0 + ~ωLO ) manifestiert. 2.6 Spin-Injektion in Halbleitermaterialien Im engeren Sinne bezeichnet die Halbleiter-Spintronik ein Forschungsfeld, in welchem elektronische Bauelemente untersucht werden, für deren Funktionsweise der Spinfreiheitsgrad des Elektrons eine entscheidende Rolle spielt. Während einige Effekte der Spintronik in metallischen Materialien bereits Anwendungen in der Computerindustrie gefunden haben, für die als stellvertretendes Beispiel an dieser Stelle der Riesenmagnetowiderstandseffekt (engl. giant magnetoresistance, Abk. GMR) [Bin89] genannt sei, treten auf dem Weg zur Implementierung von Halbleiter-Spintronik-Bauelementen noch bislang ungelöste Schwierigkeiten auf. Eine bezieht sich auf die kontrollierbare Injektion spinpolarisierter Ströme in nichtmagnetische Halbleitermaterialien. 2.6.1 Ferromagnetische Kontakte und Conductivity-Mismatch In den Anfängen der Halbleiter-Spintronik in den 1990er Jahren orientierte sich der meist verfolgte Ansatz zur Erzeugung eines Ensembles spinpolarisierter Elektronen in einem nichtmagnetischen Halbleiter an jenem Konzept, welches sich im Forschungsfeld der metallischen Spintronik als zielführend erwiesen hat. Von einer einfachen Injektor– Detektor–Geometrie wurde erwartet, dass sie sich zur Erzeugung einer Spinpolarisation eignet. Zwei ferromagnetische Metallfilme kontaktieren von beiden Seiten ein zweidimensionales Elektronengas (engl. twodimensional electron gas, Abk. 2DEG). Die konzeptionelle Idee besteht darin, dass im Ferromagneten die unterschiedlichen Zustandsdichten an der Fermikante unterschiedliche Leitfähigkeiten der beiden Spin-Kanäle zur Folge haben und ein elektrischer Strom infolgedessen eine Spinungleichgewichtsverteilung in den nichtmagnetischen Halbleiter transportiert. Die Leitfähigkeit des gesamten Bauteils hinge dann von der relativen Magnetisierung der beiden Metallkontakte zueinander ab. 23 2 Physikalische Grundlagen magnetischer Halbleiter E nichtmagnetischer Halbleiter µ↑ Abb. 2.5: Verlauf der chemischen Potentiale an einer DMS/NMS-Grenzfläche, über die ein elektrischer Strom fließt. Die Spininjektion hat ein Aufspalten von µ↓,↑ im Bereich der Kontaktstelle zur Folge. µ↑ ∆µ∗ µ↓ µ↓ x Sowohl W. Y. Lee et al. als auch P. R. Hammar et al. berichteten in ihren experimentellen Arbeiten aus dem Jahr 1999 über beobachtete Effekte, die tatsächlich Hinweise auf die Existenz einer Spinpolarisation am untersuchten Ferromagnet/Halbleiter-Übergang liefern. Die aus den Messdaten extrahierten Spinpolarisationen fielen jedoch mit <1% ernüchternd gering aus [Lee99], [Ham99]. G. Schmidt et al. konnten im Jahr 2000 zeigen, dass sich Kontakte zwischen metallischen Ferromagneten und Halbleitern prinzipiell nicht eignen, um im angrenzenden Halbleiter signifikante Spinpolarisationen zu erzeugen [Sch00]. Die physikalische Ursache für diesen Befund hat sich in der Literatur unter dem Begriff des conductivity mismatch etabliert. Im Regime des diffusiven Ladungstransportes lassen sich makroskopische Spinpolarisationen in einem nichtmagnetischen Material nur dann über einen magnetischen Kontakt injizieren, wenn erstens die Leitfähigkeiten beider Materialien in derselben Größenordnung liegen und zweitens der magnetische Teil des Kontaktes eine möglichst vollständige Spinpolarisation aufweist. Mit den in Kapitel 2.1 vorgestellten semimagnetischen Halbleitern steht ein vielversprechendes Materialsystem zur Verfügung, das beide Anforderungen erfüllt. 2.6.2 Magnetowiderstand eines DMS/NMS-Kontaktes 2001 konnten G. Schmidt et al. zeigen, dass sich mittels eines Stromflusses durch einen DMS/NMS-Kontakt eine Spinpolarisation im nichtmagnetischen Halbleitermaterial (NMS) erzeugen lässt. Der Nachweis erfolgt über die Messung einer positiven Magnetowiderstandsänderung, deren qualitative Magnetfeldabhängigkeit sich mit Hilfe eines einfachen Modells erklären lässt [Sch01]. Das physikalische Bild, auf dem dieses Modell beruht, verdeutlicht die im nächsten Kapitel beschriebene Konzeptionierung des geplanten Experimentes und sei daher an dieser Stelle kurz umrissen. Unter der Annahme, dass Spin-Streu-Prozesse wesentlich seltener auftreten als andere Elektronen-Streu-Prozesse [Häg98], lassen sich für die beiden Spin-Spezies ↑, ↓ zwei nicht notwendigerweise identische elektrochemische Potentiale µ↓,↑ definieren [vS87]. Die chemischen Potentiale sind über das Ohmsche Gesetz (2.54a) sowie die Diffusionsgleichung (2.54b) mit der Leitfähigkeit σ↓,↑ , der Stromdichte j↓,↑ , einer über beide Spinrichtungen gemittelten Diffu- 24 2.6 Spin-Injektion in Halbleitermaterialien sionskonstante D und der Spin-Flip-Rate τsf verknüpft [Sch01]: ∂µ↓,↑ ej↓,↑ = − ∂x σ↓,↑ µ ↓ − µ↑ ∂ 2 (µ↓ − µ↑ ) = D . τsf ∂x2 (2.54a) (2.54b) Im Falle einer idealisierten Grenzfläche, an der keine Spin-Flip-Prozesse stattfinden, weisen sowohl die Stromdichten als auch die elektrochemischen Potentiale keine Unstetigkeiten auf. Löst man die Differentialgleichungen (2.54) unter der Randbedingung µ↑ (±∞) = µ↓ (±∞), so ergibt sich eine zur Gesamtstromdichte proportionale Aufspaltung von µ↓,↑ an der DMS/NMS-Grenzfläche, welche exponentiell auf der Länp genskala der Spin-Flip-Länge λ = Dτsf des jeweiligen Materials zerfällt. Derselbe Formalismus wurde bereits zuvor von P. C. van Son et al. eingeführt, um einen verwandten Effekt, das Aufspalten elektrochemischer Potentiale an einer rein metallischen Ferromagnet/Nichtmagnet-Grenzfläche, zu beschreiben [vS87]. Abb. 2.5 zeigt eine schematische Darstellung der räumlichen Verläufe von µ↓,↑ an einer DMS/NMS-Grenzfläche, über welche ein elektrischer Strom fließt. Die gestrichelten Linien deuten den über beide Spin-Spezies gemittelten Wert µ∗ des chemischen Potentials an. Die Diskontinuität ∆µ∗ entspricht dem Grenzflächenwiderstand eines Ferromagnet/Nichtmagnet-Kontaktes [vS87]. Die Injektion einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung in den nichtmagnetischen Halbleiter äußert sich in einem Aufspalten der chemischen Potentiale, welche sich aufgrund der Stetigkeitsbedingung analog auch im magnetischen Halbraum des Kontaktes fortpflanzt. Für Distanzen größer als die Spin-FlipLänge des jeweiligen Materials laufen µ↓,↑ wieder auf denselben Wert zusammen. An dieser Stelle lässt sich eine intuitive Begründung für die Beobachtung aus dem vorangegangenen Abschnitt 2.6.1 formulieren. Bestünde der linke Teil des Kontaktes in Abb. 2.5 aus einem metallischen Ferromagneten statt einem magnetischen Halbleitermaterial, flössen zunächst ebenfalls bevorzugterweise Elektronen einer Spin-Spezies in den nichtmagnetischen Halbleiter. Aufgrund der geringen Elektronendichte im Halbleiter hat bereits die Injektion weniger Überschussladungsträger einer Spinrichtung eine Aufspaltung der chemischen Potentiale zur Folge. Die Stetigkeitsbedingung für µ↓,↑ verhindert jedoch die Ausbildung einer signifikanten Aufspaltung, da der Ferromagnet ein um Größenordnungen umfangreicheres Reservoir an Elektronen bereitstellt. Der Transfer nur weniger Elektronen einer Spin-Spezies in den Halbleiter hat keine nennenswerte Spinpolarisation im Ferromagneten zur Folge, sodass eine Aufspaltung der chemischen Potentiale – auch im nichtmagnetischen Halbleiter – unterdrückt wird. 25 3 Konzeption und Aufbau des Experiments 3.1 Konzept Die Neuartigkeit in der Konzeptionierung des geplanten Experimentes bezieht sich einerseits auf die Struktur, mittels derer eine Spininjektion in einen nichtmagnetischen Halbleiter erreicht werden soll, und andererseits auf die Methodik zum Nachweis einer eventuell erzeugten Spin-Ungleichgewichtsverteilung. Der Spininjektor besteht aus einer 20nm dicken Schicht des semimagnetischen Halbleitermaterials (Zn,Be,Mn)Se, welche mittels MBE-Wachstumstechnologie in eine nichtmagnetische Umgebung aus ZnSe eingebettet wird. Parallel zur Wachstumsrichtung wird mit dieser Heterostruktur ein Leitungsbandprofil erzeugt, welches für Elektronen eine einfache Tunnelbarriere darstellt. Durch Anlegung eines magnetischen Feldes spaltet die Tunnelbarriere für die beiden Spin-Spezies infolge des Giant Zeeman Effektes auf in zwei Barrieren unterschiedlicher effektiver Höhe. Aufgrund der Abhängigkeit der Transmissionswahrscheinlichkeit eines Elektrons von der Barrierenhöhe wird durch einen elektrischen Stromfluss parallel zur Wachstumsrichtung die Injektion einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung in den nichtmagnetischen Bereich erwartet. Mikroskopisch betrachtet hat dies ein Aufspalten der elektrochemischen Potentiale im Bereich hinter der Barriere zur Folge. Während reine Transportuntersuchungen, beispielsweise über Magnetowiderstandsänderungen, lediglich einen indirekten Rückschluss auf eine Spininjektion erlauben, sind optische Messmethoden prinzipiell in der Lage, einen direkten Nachweis zu führen. 1999 demonstrierten R. Fiederling et al. die Erzeugung einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung in GaAs, indem die den Grad zirkularer Polarisation der Elektrolumineszenz eines auf den Spinfilter folgenden Quantentroges als Funktion des Magnetfeldes detektierten [Fie99]. Die Konzeption des in der vorliegenden Arbeit behandelten Experimentes stützt sich auf die Aufspaltung der elektrochemischen Potentiale. Da sich hierdurch die Resonanzfrequenzen ωcv für σ ± -Strahlung energetisch gegeneinander verschieben, ist für linear polarisiertes Licht bei Reflexion an der Einzelbarriere eine Kerr-Rotation zu erwarten. Abb. 3.1 fasst die Konzeptionierung des Experimentes nochmals graphisch zusammen. 3.2 Aufbau des Kerr-Experiments Das Grundgerüst des Versuchsaufbaus ist in Abbildung 3.2 dargestellt. Die Probe ist in einen 4 He-Badkryostat eingebracht, welcher mit einem supraleitenden Split-Coil-Magneten ausgestattet ist. Magnetefelder zwischen 0 und 6T können wahlweise in Faraday- 27 3 Konzeption und Aufbau des Experiments B=0 CB µ(↓) µ(↑) σ+ B 6= 0 σ− hh lh Abb. 3.1: Links: Schematische Darstellung des Leitungsbandverlaufs der semimagnetischen Einzelbarriere mit und ohne Magnetfeld. Gestrichelte Linien deuten qualitativ die Lage der chemischen Potentiale an. Rechts: Die chemischen Potentiale der beiden Spinrichtungen spalten in der Umgebung der Barriere auf (Spininjektion). Es ergeben sich unterschiedliche Absorptionskoeffizienten für σ + und σ − Polarisation. oder Voigt-Geometrie1 angelegt werden. Für die Auswahl einer geeigneten Laserquelle für dieses Experiment müssen zwei Randbedingungen berücksichtigt werden. Zum einen muss die Photonenenergie der Laserstrahlung unterhalb der Energie des ZnSe-1S-Exzitons liegen, um nicht einen Großteil der einfallenden Intensität durch Absorptionen in der Probe zu verlieren. Zum anderen werden maximale Kerr-Rotationen für jene Energien erreicht, welche nahe an der untersuchten Resonanz liegen (vgl. hierzu das Kapitel 4, speziell Abb. 4.5). Im konkreten Fall wird ein Diodenmodul der Produktreihe CUBE vom Hersteller Coherent mit einer Emissionswellenlänge von 444nm verwendet. Das Modell erfüllt ferner auch die Anforderung einer hohen Leistungs- und Polarisationsstabilität, da sich Schwankungen in Ausgangsleistung oder Polarisationsgrad auf das Signal am Detektor übersetzen (vgl. Kapitel 3.3). Ein Glan-Thompson-Polarisator sorgt für einen definierten linearen Polarisationszustand des einfallenden Laserstrahls. Durch die Montage des Polarisators auf einem drehbaren Präzisions-Halter kann die Polarisationsrichtung zu Justagezwecken sehr fein variiert werden. Der Strahl wird mit Hilfe einer Sammellinse (Linse 1 in Abb. 3.2) auf die Probe fokussiert. Dieselbe Linse garantiert ferner, dass es sich bei austretendem Licht um Parallelstrahlen handelt. Das unter einem kleinen Winkel reflektierte Licht passiert eine weitere Sammellinse (Linse 2 in Abb. 3.2), wodurch ein reelles Zwischenbild der Probe erzeugt wird. Mithilfe eines Mikroskops kann so das Abbild der Probe samt Reflex der Laserstrahlung betrachtet werden, was durch Verschieben der Linse 1 eine Positionierung des Laserstrahls auf der Probenoberfläche erlaubt. 1 Faraday-Geometrie: Der Magnetfeldvektor steht parallel zum Normalenvektor der Probenoberfläche. Voigt-Geometrie: Magnetfeld- und Normalenvektor stehen senkrecht zueinander. 28 CUBE 3.2 Aufbau des Kerr-Experiments Kryostat Mikroskop Polarisator Probe PEM Detektor Linse 2 Input Lock-In 1 2f Linse 1 f Controller X Y Abb. 3.2: Übersicht über den Versuchsaufbau. CUBE: Laserquelle mit Emissionswellenlänge 444nm. PEM: Photoelastischer Modulator. Beschreibung der Detektoreinheit siehe Abb. 3.3. Als Referenzfrequenz für den Lock-In-Verstärker dient die zweifache Modulationsfrequenz. Beim Detektor handelt es sich um einen ausbalancierten Photodiodendifferenzverstärker. Abb. 3.3 zeigt schematisch den Aufbau der Detektoreinheit. Das von der Probe reflektierte Laserlicht trifft zunächst auf ein unter 45◦ montiertes Wollaston-Prisma. Beim Durchtritt findet eine Zerlegung des Lichtes in zwei zueinander senkrecht polarisierte Anteile (ordentlicher und außerordentlicher Strahl) statt [Ber04]. Beide Lichtbündel werden mit Hilfe zweier Sammellinsen auf die beiden Photodioden des Detektors fokussiert. Bei der Schaltung in der Detektoreinheit handelt es sich (vgl. rechte Seite der Abb. 3.3) um eine analoge Addierer-Schaltung [Tie02]. Die Spannung am Ausgang des Operationsverstärkers beträgt UOut = RN (I1 − I2 ) , (3.1) wobei I1,2 die Stromstärken durch die beiden Photodioden bezeichnen, welche in erster Näherung proportional zur einfallenden Lichtintensität sind. Zur Messung der Kerr-Rotation wird eine Modulationstechnik eingesetzt. Der photoelastische Modulator (Modell Hinds Instruments PEM-90, Abk. PEM) im Versuchsaufbau besteht aus einem Quarzkristall, welcher durch Piezoaktoren in mechanische Ei- 29 3 Konzeption und Aufbau des Experiments 1kΩ -10V o RN Wollaston-Prisma + Out 1kΩ ao Out +10V Abb. 3.3: Links: Aufbau der Detektoreinheit. Die optische Achse des Wollaston-Prisma ist um 45◦ gegen die x-Richtung gedreht. Rechts: Blockschaltbild des AnalogAddierers im Detektor. genschwingungen einer Frequenz f von ca. 50kHz versetzt wird. Infolge der Spannungsdoppelbrechung propagieren ordentlicher und außerordentlicher Strahl mit verschiedener Ausbreitungsgeschwindigkeit durch den Kristall, sodass die linearen Polarisationszustände in x- und y-Richtung nach Austritt aus dem PEM eine Phasenverschiebung gegeneinander aufweisen (bei Angabe in Einheiten der Wellenlänge λ spricht man von Retardierung). Wie eine genauere Rechnung in Kapitel 3.3 zeigt, hat eine Retardierung von λ2 eine Modulation des erwarteten Kerrsignals mit der Frequenz 2f zur Folge. Das Ausgangssignal des Detektors wird auf den Eingang eines Lock-In-Verstärkers gegeben. Intern findet eine Multiplikation des Eingangssignals der Frequenz f1 mit einem Referenzsignal der Frequenz f2 statt. Für das Produkt gilt [Bro00] A0 · sin(f1 ) sin(f2 ) = A0 [cos(f1 − f2 ) − cos(f1 + f2 )] , 2 (3.2) sodass bei Abstimmung der Referenzfrequenz auf die Signalfrequenz (f1 = f2 ) und nachgeschaltetem Tiefpassfilter das Signal definierter Frequenz f1 sehr effektiv vom Untergrundrauschen separiert werden kann. 3.3 Berechnung der erwarteten Signalfunktion Zur Beschreibung polarisierten Lichtes und dessen Wechselwirkung mit polarisationsverändernden optischen Komponenten eignet sich der Jones-Formalismus [Azz77]. Polarisationszustände werden als zweidimensionale Vektoren beschrieben. Als Basissysteme verwendet man üblicherweise entweder die Jones-Vektoren zweier linear polarisierter 30 3.3 Berechnung der erwarteten Signalfunktion Probe Polarisator 0◦ PEM D θK Polarisator 45◦ Abb. 3.4: Schematische Darstellung der optischen Komponenten, welche in die Berechnung des Sinalverlaufs eingehen. Die Drehung der Polarisationsrichtung um den Kerrwinkel θK findet bei der Reflexion des Laserstrahls an der Probe statt. ebener Wellen in x- und y-Richtung oder zweier links- bzw. rechtshändig zirkular polarisierter Wellen. Nicht depolarisierende optische Elemente im Strahlengang lassen sich im Jones-Formalismus durch 2 × 2-Matrizen beschreiben. Die Stärke des Formalismus liegt darin begründet, dass der Einfluss beliebiger aufeinanderfolgender optischer Elemente auf den Polarisationszustand des Lichtes durch einfache Matrixmultiplikation berechnet werden kann. Die wesentlichen Komponenten, welche den zeitlichen Verlauf des Messsignals erzeugen, sind schematisch in Abb. 3.4 dargesellt. Für die Berechnung der Signalform findet die lineare Basis Verwendung. Im Strahlengang befindet sich zunächst ein unter 0◦ (in Richtung des Basiszustandes êx ) montierter Linearpolarisator Pbx , welcher eventuell vorhandene Rest-Polarisationskomponenten in y-Richtung entfernt: 0 0 0 Ex Ex E0 Ex 1 0 ≡ . (3.3) = → 0 0 Ey Ey 0 0 0 0 Die Drehung der Polarisationsrichtung (Kerr-Effekt) des Lichtes bei Reflexion an der b mit nichtverschwindenden NichtdiagonalProbe lässt sich durch eine Reflexionsmatrix R Elementen beschreiben. Die folgende Symmetrieüberlegung erlaubt, die Einträge der b zu reduzieren: Eine Drehung der Probe um 90◦ muss ein identisches Reflexionsmatrix R Messergebnis liefern E0 ! b E0 b b b R = D90◦ R D−90◦ . (3.4) 0 0 b ϕ beschreibt dabei die zweidimensionale Drehmatrix um den Winkel ϕ. Für die RefleD xionsmatrix ergibt sich damit die Struktur rxx rxy b R= , (3.5) −rxy rxx sodass der Polarisationszustand des Laserstrahls nach Reflexion an der Probe geschrieben werden kann als E0 rxx rxy E0 rxx E0 → = . (3.6) 0 −rxy rxx 0 −rxy E0 31 3 Konzeption und Aufbau des Experiments Der Realteil des Kerrwinkels θK ist definiert durch rxy ∝ rxy . θK = arctan − rxx (3.7) Die Proportionalität gilt im Fall kleiner Kerrwinkel. Beim Durchgang durch den photoelastischen Modulator wird ein zeitabhängiger Phasenversatz zwischen x- und y-Polarisationskomponenten des Lichtes eingeführt. Bei einer Retardierung von λ2 (entsprechend einem Phasenversatz von π) bedeutet dies eine Modulation der y-Komponente mit ω = 2π 50 kHz, welche sich folgendermaßen darstellen lässt [Cer03]: 1 0 rxx E0 rxx E0 rxx E0 → = . (3.8) −rxy E0 −rxy E0 0 eiπ cos(ωt) −rxy eiπ cos(ωt) E0 Der unter 45◦ montierte Polarisator lässt sich äquivalent beschreiben durch eine Drehung des gesamten Koordinatensystems um 45◦ mit anschließender Projektion auf die neue x-Richtung: E0 rxx − rxy eiπ cos(ωt) rxx E0 rxx E0 b b → Px D45◦ =√ . (3.9) −rxy eiπ cos(ωt) E0 −rxy eiπ cos(ωt) E0 0 2 Da die Photodiode im Detektor nur in der Lage ist, Intensitäten zu messen, hat das Signal am Detektor die Form I= ∗ E02 rxx − rxy eiπ cos(ωt) rxx − rxy eiπ cos(ωt) . 2 (3.10) Zur Vereinfachung dieses Ausdrucks bietet sich die Jacobi-Anger-Entwicklung an. Für eine komplexe Exponentialfunktion mit oszillierendem Term im Argument gilt folgende Entwicklung nach Besselfunktionen 1. Art [Erd53]: eiz cos(ϕ) = J0 (z) + 2 ∞ X in Jn (z) cos(nϕ). (3.11) n=1 Mithilfe dieser Relation liefert Gleichung (3.10) in 2. Ordnung in Kombination mit einer 2 ) den genäherten Kleinwinkelnäherung“ rxy rxx (Vernachlässigung aller Glieder in rxy ” Ausdruck für die Intensität am Detektor I≈ E02 2 rxx − rxx rxy (2J0 (π) − 4J2 (π) cos(2ωt)) . 2 (3.12) Die Detektion des Kerrsignals muss demnach (vgl. Gleichung (3.7)) auf der doppelten Modulationsfrequenz erfolgen, um den Anteil ∝ rxy ∝ θK zu selektieren. Gleichung (3.12) zeigt des Weiteren, dass alternativ zum beschriebenen Differenzverstärker in Abb. 3.3 entgegen streckenweise anders lautender Warnungen in der Literatur [Dya08] auch eine einfache Kombination aus Analysator und Photodiode durchaus geeignet ist, um Kerrwinkel zu detektieren. 32 3.4 Transportaufbau RRef Nanovoltmeter Ch 2 Ch 1 1:1 In 1 Out In 2 100 : 1 zum Probenspieß 1:1 PC Abb. 3.5: Links: Übersicht über den Aufbau des Transportmessplatzes. Spannungen werden an die Probe mittels D/A-Wandlerkarte und Spannungsteiler angelegt. Der Spannungsabfall über der Probe wird auf Channel 1 gemessen, der Stromfluss auf Channel 2. Rechts: Vereinfachte Schaltskizze der Boxen (im linken Teil der Abbildung mit 1:1“ bezeichnet) zur Reduktion zweier Innenleiter auf eine BNC” Buchse. 3.4 Transportaufbau Zur Injektion der Spinungleichgewichtsverteilung wird ein kontrollierter Stromfluss durch die Probe benötigt. Der Aufbau des Kerr-Experimentes wird daher um einen TransportMessplatz erweitert. Eine schematische Übersicht über den Aufbau ist in Abb. 3.5 dargestellt. Die Probenstücke werden in Chipcarrier eingeklebt, deren Ränder mit 18 Goldkontakten bestückt sind. Von den Kontaktflächen auf den Proben werden durch Bonden elektrisch leitende Verbindungen zu diesen Goldkontakten hergestellt. Dünne Kupferlitzen sind durch das Innere des Probenspießes geführt, sodass eine Steckverbindung nach außen entsteht. Eine Box mit 18 BNC-Buchsen2 erlaubt es, jeden Kontakt separat zu erden oder auf das an der zugehörigen Buchse angelegte Potential zu legen. Eine D/A-Wandlerkarte (ADLINK 6208 ) stellt Spannungen im Bereich −10V ≤ V ≤ +10V mit einer Auflösung von 16bit zur Verfügung [Adl09]. Zur Verkleinerung der minimalen Schrittweite findet beispielsweise ein 100:1-Spannungsteiler Verwendung, was effektiv auch den Ausgangsspannungsbereich auf ±100mV herabsetzt. Neben der Erhöhung der Auflösung hat der Spannungsteiler eine Verringerung des Einflusses von Spannungs-Offsets am Ausgang der Karte zur Folge sowie eine Verringerung des Rauschens (vgl. hierzu auch das Kapitel 3.6). Die Schaltskizze zur Messung einer IV-Kennlinie ist ebenfalls in Abb. 3.5 dargestellt. Für sämtliche gezeichnete Verbindungen finden ausschließlich rauscharme Koaxialkabel Verwendung, deren Außenleiter zwecks elektromagnetischer Abschirmung stets geerdet sind. 2 Bayonet Neill Concelman, Koaxialer Steckverbinder mit Bajonett-Verschluss nach P. Neill und C. Concelman. 33 3 Konzeption und Aufbau des Experiments Das eigentliche Messsignal läuft nur auf den Innenleitern. Spannungen werden mithilfe eines Nanovoltmeters des Typs Agilent 34420 A [Agi03] potentialfrei gemessen. Da das Nanovoltmeter nur Spannungen zwischen Innen- und Außenleitern misst, werden Boxen verwendet, wie sie schematisch im rechten Teil der Abb. 3.5 gezeichnet sind. Die Potentialdifferenz zwischen zwei Innenleitern wird auf eine BNC-Buchse reduziert, effektiv handelt es sich um eine Spannungsverstärkerschaltung mit dem Verstärkungsfaktor 1. Auf Kanal 1 des Nanovoltmeters wird der Spannungsabfall über der Probe, auf Kanal 2 der Spannungsabfall über einem bekannten Referenzwiderstand gemessen, was die Berechnung der Stromstärke durch die Probe ermöglicht. Beide Kanäle lassen sich mit einem geeigneten Messprogramm auf dem PC auslesen. 3.5 Messungen mit zweifacher Modulation Mit Blick auf die semimagnetische Einzelbarriere wird ein Kerrsignal erwartet, dessen Amplitude von der über der Probe abfallenden Spannung bzw. der Stromstärke durch die Probenstruktur abhängt. Um statische Beiträge zur Kerr-Rotation von diesem Messsignal unterscheiden zu können, wird eine Doppelmodulations-Technik eingesetzt. Während die Modulation auf 50kHz aus Sicht der optischen Messtechnik notwendig ist, um die Kerr-Rotation messbar zu machen, wird zusätzlich die Probenspannung mittels eines Rechtecksignals moduliert. Abb. 3.6 zeigt eine schematische Darstellung des Messaufbaus. Das Signal aus dem Detektor (Photodiode oder balancierter Differenzverstärker) wird auf die Eingangsbuchse des ersten Lock-In-Verstärkers gegeben und auf der zweifachen Eigenfrequenz des Quarzkristalls demoduliert (vgl. Kapitel 3.3). Das Ausgangssignal wird dann als Eingangssignal in den zweiten Lock-In-Verstärker eingespeist. Als Referenz für die Demodulation dient das TTL-Triggersignal des verwendeten Funktionengenerators HP 3314A, welches mit der Modulationsfrequenz der Stromstärke übereinstimmt. Das Ausgangssignal des zweiten Lock-In-Verstärkers kann in der Folge mittels des Nanovoltmeters 2 auf dem PC ausgelesen werden. Nanovoltmeter 1 misst wie bisher den Spannungsabfall über der Probe sowie über einem Referenzwiderstand. Für die Wahl der zweiten Modulationsfrequenz müssen zwei Dinge berücksichtigt werden: 1. Um Artefakte zu vermeiden, müssen die beiden Modulationsfrequenzen möglichst weit voneinander entfernt liegen. 2. Durch Einstellung der Integrationszeit am ersten Lock-In-Verstärker kann das Auflösungsvermögen im Kerr-Winkel beeinflusst werden. Zu berücksichtigen gilt, dass der Lock-In-Verstärker ein Vielfaches der eingestellten Integrationszeit an Zeit benötigt, um einen neu erreichten Messwert an der Ausgangsbuchse stabil auszugeben3 . Ist die zweite Modulationsfrequenz zu hoch gewählt, verhindert die Träg” heit“ des ersten Lock-In-Verstärkers eine Messung des Kerr-Signals. 3 Die Betriebsanleitung des Ithaco 3961 macht hierzu keine konkrete Angabe. Aus den Betriebsanleitungen anderer Lock-In-Verstärker ist jedoch zu entnehmen, dass die Erholungszeit“ ca. das vier” bis fünffache der Integrationszeit beträgt. 34 3.6 Zeitliche Stabilität der verwendeten Komponenten Detektor Lock-In 1 Lock-In 2 NVM 1 In Ref X Y 2 · 50kHz In Ref X Y 7Hz Ch1 Ch2 PEM-Controller Funktionsgenerator siehe vorherige Abb. Out NVM 2 Ch1 Ch2 Out zum PC Abb. 3.6: Schematischer Schaltplan für die Messung mit Doppelmodulations-Technik. Neben einer niedrigen Integrationszeit am ersten Lock-In-Verstärker wird daher zusätzlich eine niedrige Frequenz von 7Hz für die Modulation der Stromstärke verwendet. 3.6 Zeitliche Stabilität der verwendeten Komponenten Sämtliche Komponenten des Versuchsaufbaus weisen ein gewisses Signal/Rausch-Verhältnis auf, welches letztlich das Auflösungsvermögen der Kerr-Messungen begrenzt. Um auszuschließen, dass ein einziges (möglicherweise austauschbares) Instrument den Flaschenhals für das Auflösungsvermögen bildet, werden alle Komponenten des Versuchsaufbaus auf ihre zeitliche Stabilität getestet. Aufgrund des bekannten Verhaltens, dass elektronische Messgeräte nach dem Einschalten durch anfängliche Eigenerwärmung eine gewisse Drift aufweisen können, werden sämtliche Messgeräte auch nach Beendigung der jeweiligen Messung nicht wieder ausgeschaltet. D/A-Wandlerkarte An Kanal 0 und 1 der D/A-Wandlerkarte wird jeweils eine Gleichspannung von 10mV bzw. 5V ausgegeben und über einen Zeitraum von drei Stunden mittels eines Nanovoltmeters aufgezeichnet. Die Messdaten sind exemplarisch für Kanal 1 im linken Teil der Abb. 3.7 dargestellt und lassen drei wesentliche Schlüsse zu: 1. Die beiden Datensätze weisen keine Drift auf. 2. In beiden Fällen ist ein Spannungs-Offset von 0.40mV bzw. 0.37mV vorhanden. 3. Die Stabilität der gemessenen Ausgangsspannung beträgt für beide Messungen ca. 1 · 10−5 V. 35 3 Konzeption und Aufbau des Experiments 5 0 0 0 ,4 3 7,211 5 0 0 0 ,4 0 1 0 ,4 2 1 0 ,4 0 Amplitude Ithaco (V) 5 0 0 0 ,3 4 N u d a q C h a n n e l 1 (m V ) 7,210 5 0 0 0 ,3 7 7,209 360 365 370 375 7,208 7,207 1 0 ,3 8 1 0 ,3 6 7,206 0 3 0 6 0 9 0 Z e it (M in ) 1 2 0 1 5 0 1 8 0 0 50 100 150 200 250 300 350 Zeit (Min) Abb. 3.7: Links: Zeitliche Stabilität einer an der D/A-Wandlerkarte ausgegebenen Gleichspannung von 5V (oben) bzw. 10mV (unten). Rechts: Zeitliche Stabilität der Ausgangsspannung am Lock-In-Verstärker bei sinusförmigem Eingangssignal. Zwecks Optimierung der relativen Stabilität und Minimierung des Spannungs-Offsets empfiehlt es sich, an der D/A-Wandlerkarte möglichst große Ausgangsspannungen anzuweisen und die tatsächlich benötigten Werte mittels eines Spannungsteilers zu erzeugen. Lock-In-Verstärker Zur Charakterisierung der Stabilität des verwendeten Lock-InVerstärkers Ithaco 3961 wird eine sinusförmige Wechselspannung (Frequenz 50kHz, Amplitude 10mV, Signalquelle HP 3314A, Integrationszeit 100ms) auf den Signaleingang, das TTL-Triggersignal identischer Frequenz auf die Eingangsbuchse des Referenzsignals gegeben. Die Ausgangsspannung des Lock-In-Verstärkers wird ebenfalls mittels eines Nanovoltmeters über einen Zeitraum von mehreren Stunden aufgezeichnet. Die Messdaten sind im rechten Teil der Abb. 3.7 dargestellt. Ob die auf die Signalamplitude normierte relative Drift des Ausgangssignals von ca. 3 · 10−4 auf eine Instabilität des verwendeten Funktionengenerators oder des Lock-In-Verstärkers zurückzuführen ist, lässt sich nicht beurteilen. Die relative Stabilität der Ausgangsspannung im grau markierten Bereich (vergrößerte Darstellung siehe Inset) beträgt ca. 3 · 10−5 . Beide Werte liegen unterhalb der spezifizierten Leistungs- und Polarisationsstabilität der verwendeten Laserquelle und werden daher das Auflösungsvermögen des Gesamtaufbaus nicht limitierend beeinflussen. Für die geplanten Kerr-Messungen mit doppelter Modulation ist ferner interessant, wie sich die relative Stabilität des Ausgangssignals am Lock-In-Verstärker als Funktion der Integrationszeit verhält. Mittels des Funktionengenerators HP 3314A wird wiederum eine sinusförmige Wechselspannung erzeugt (Frequenz 50kHz, Amplitude 100µV) und auf die Signal-Eingangsbuchse des Lock-In-Verstärkers gegeben. Mittels eines Nanovoltmeters wird die Spannung an der Singalausgangsbuchse 100mal ausgelesen. Die Standardabweichung der Messreihe normiert auf den Mittelwert wird als Maß für die Stabilität der 36 3.6 Zeitliche Stabilität der verwendeten Komponenten Standardabweichung / Bestwert 8E-4 6E-4 4E-4 2E-4 1 10 t 100 int (ms) 1000 Signal Photodiode (V) Signal Photodiode (V) 1E-3 6,00 5,97 Polarisator 5,94 Photo CUBE 5,91 diode 5,88 0 25 50 75 100 6,84 6,80 6,76 Photo CUBE 6,72 diode 6,68 0 25 50 75 100 Zeit (Min) Abb. 3.8: Links: Abhängigkeit der relativen Stabilität bei der Messung einer 50kHzWechselspannung als Funktion der am Lock-In-Verstärker eingestellten Integrationszeit. Rechts: Leistungs- und Polarisationsstabilität der verwendeten Laserquelle unmittelbar nach dem Einschalten. Die Oszillationen verschwinden erst nach ca. einer Stunde Laufzeit. Messung herangezogen. Erwartungsgemäß zeigt der linke Teil der Abb. 3.8, dass sich die Stabilität bei Herabsetzung der Integrationszeit tendenziell verschlechtert. Selbst beim kleinsten zugänglichen Wert von 1ms liegt sie jedoch bei einer Signalfrequenz von 50kHz noch in derselben Größenordnung wie die Stabilität bei 1000ms Integrationszeit. Für Messungen mit zweifacher Modulation bedeutet dies, dass die Integrationszeit ohne große Einbußen im Auflösungsvermögen auf den niedrigsten Wert gesetzt werden kann. Laserquelle Zur Bestimmung der Leistungs- und Polarisationsstabilität der Laserquelle nach dem Einschalten wird der Strahl durch einen Glan-Thompson-Linearpolarisator geschickt, die Intensität mittels einer Silizium-Photodiode und eines Nanovoltmeters gemessen und über einen Zeitraum von ca. 100 Minuten aufgezeichnet. Der zeitliche Verlauf der Intensität ist im oberen rechten Teil der Abb. 3.8 dargestellt. Unmittelbar nach dem Einschalten des Lasers treten starke Oszillationen in der gemessenen Intensität auf. Wie eine analoge Messung ohne Linearpolarisator zeigt (vgl. Abb. 3.8 rechts unten), handelt es sich nicht nur um eine Polarisationsinstabilität, sondern ebenfalls um Schwankungen der Ausgangsleistung. Um eine möglichst stabile Ausgangsleistung zu gewährleisten, wird für sämtliche Kerr-Messungen die Laserquelle mindestens eine Stunde vor Beginn der Messungen eingeschaltet. Temperaturstabilität Um einen Einfluss von Schwankungen in der Umgebungsluft auf die Messergebnisse (evtl. Langzeitdrift je nach Steuerungsmechanismus der im Laborraum installierten Klimaanlage) auszuschließen, wird die Temperatur der Umgebungsluft 37 R = 0.45 R = 0.50 R = 0.55 0 2 Signalverlauf Photodiode (willk. Einheiten) Signalverlauf Photodiode (willk. Einheiten) 3 Konzeption und Aufbau des Experiments R = 0.48 R = 0.50 0 Abb. 3.9: Links: Berechnete Signalverläufe für einen PEM unter 45◦ zwischen gekreuzten Polarisatoren mit verschiedenen Retardierungen. Rechts: Gemessene Signalverläufe für verschiedene Retardierungen. Für R=0.50 treten bereits die charakteristischen Überschwinger auf, für R=0.48 zeigen sich die Plateaus. Alle Kurven sind zwecks besserer Erkennbarkeit vertikal gegeneinander verschoben. über einen Zeitraum von fünf Tagen aufgezeichnet. Die gemessenen Werte schwanken zwischen 21.1◦ C und 21.6◦ C. Aufgrund der guten Stabilität wird man keinen Einfluss auf das Auflösungsvermögen der Kerr-Messung erwarten. 3.7 Inbetriebnahme des Kerr-Aufbaus Kalibrierung des Modulators Am Controller des photoelastischen Modulators lässt sich nach Eingabe der Wellenlänge des verwendeten Lichtes die gewünschte Retardierung einstellen. Zur Überprüfung der internen Kalibrierung wird folgender Aufbau verwendet: Der Laserstrahl durchläuft den PEM, welcher um 45◦ verkippt zwischen zwei gekreuzten Glan-Thompson-Polarisationsprismen positioniert ist. Der zeitliche Verlauf des Signals wird mit einer Silizium-Photodiode detektiert und mit Hilfe eines digitalen Speicheroszilloskops aufgezeichnet. Der erwartete Signalverlauf lässt sich mit dem in Kapitel 3.3 vorgestellten Formalismus berechnen. Abb. 3.9 zeigt auf der linken Seite die berechneten Signalverläufe für Retardierungen von R=0.45, 0.50 und 0.55. Im Falle einer Retardierung von exakt λ2 ergibt sich ein charakteristisches Plateau im Signalverlauf. Für kleinere Retardierungen tritt eine Abrundung des Plateaus auf, für größere Retardierungen ergeben sich kleine Überhöhungen im Signalverlauf. Auf der rechten Seite derselben Abbildung sind die gemessenen Signalverläufe für die eingestellten Retardierungen R=0.50 bzw. R=0.48 zu sehen. Für eine eingestellte Retardierung von λ2 ergeben sich bereits kleine Überschwinger, die charakteristischen Plateaus treten bei einer eingestellten Retardierung von R=0.48 am deutlichsten auf. Möglicherweise liegt die von der Erwartung abweichende Beobachtung in Vielfachreflexionen an den Grenzflächen des Quarzkristalls im Modulator begründet. Da allerdings alle optischen Komponenten auf einer Führungsschiene montiert werden, lässt sich der Strahl nicht zur Unterdrückung von Vielfachreflexionen unter einem kleinen Winkel durch den Modulator führen. Für alle folgenden 38 3.7 Inbetriebnahme des Kerr-Aufbaus 8 12 cm 4 x 2 = 4,17 10 0 - 4 rad (4,61 + 0 1 2 3 12cm Kerrwinkel K (mV) 6 - 4 0,19) 10 4 5 µm-Schraube rad / mV 6 7 Zeit (Min) Abb. 3.10: Kalibrierung des Versuchsaufbaus. Mithilfe einer Mikrometerschraube lassen sich definierte Verkippungen der schnellen Achse des PEMs erreichen, was eine Zuordnung zwischen Drehwinkel und Ausgangsspannung am Lock-InVerstärker ermöglicht. Die Graphik zeigt das Kerr-Signal für verschiedene Drehwinkel des PEMs. Messungen wird am PEM daher die Einstellung R=0.48 für eine gewünschte Retardierung von λ2 gewählt. Bestimmung der Apparatefunktion Neben der Reflexion an der Probenoberfläche kann auch der Durchgang durch die Kryostatenfenster eine Drehung der Polarisationsrichtung des Laserstrahls erzeugen. Thermische Verspannungen im Glas infolge des Abkühlens sowie der Faraday-Effekt bei angelegtem Magnetfeld sind hierfür verantwortlich. Um eine Missinterpretation später gemessener Kerr-Signale zu verhindern, wird die Apparatefunktion des Versuchsaufbaus vermessen. Hierzu wird als optisch inaktive Referenzprobe ein Aluminium-Spiegel im Probenraum montiert und bei schrittweiser Erhöhung des Magnetfeldes die Drehung der Polarisationsrichtung des Lichtes gemessen. Um die Ausgangsspannungen des Lock-In-Verstärkers in einen Winkel umrechnen zu können, wird bei jeder Messreihe folgende Kalibrierungsprozedur durchgeführt: Der Kopf des Modulators ist drehbar um die z-Achse gelagert, über einen Hebelarm lassen sich mithilfe einer Mikrometerschraube kleine Verkippungswinkel gegenüber der ursprünglichen Ausgangsposition einstellen (vgl. rechte Seite der Abb. 3.10). Über die einfache Beziehung δx δx γ = arctan ≈ (3.13) 12cm 12cm kann der Versatz der Schraube δx in einen Drehwinkel γ umgerechnet werden. Abb. 3.10 zeigt die zeitliche Entwicklung des Signalverlaufs am Detektor, wenn der PEM um kleine Winkel γ gedreht wird. Deutlich sind die entstehenden Stufen im detektierten 39 3 Konzeption und Aufbau des Experiments 0,175 0,80 Messwerte 0,150 Linearer Fit Magnetfeld (T) (rad) 0,75 0,125 Kerrwinkel 0,100 0,075 0,050 (2,77 + 0,025 - 2 0,11) 10 0,70 0,65 rad / T 0,60 0,000 0 1 2 3 4 5 6 0 1 2 3 4 5 Zeit (Min) Magnetfeld (T) Abb. 3.11: Links: Faraday-Effekt der Kryostatenfenster. Als Referenzprobe ist ein Aluminium-Spiegel montiert. Rechts: Stabilisierung des Magnetfeldes. Am Controller wurde eine Erhöhung der Feldstärke von 0.5T auf 0.75T angewiesen. Der Nullpunkt der Zeitskala fällt mit dem angezeigten Erreichen des Endwertes von 0.75T zusammen. Kerr-Signal zu erkennen. Aus den gewonnenen Wertepaaren werden die Quotienten Drehwinkel/Spannungshub berechnet. Durch Mittelwertbildung erhält man so einen Kalibrierungsfaktor zur Umrechnung der Ausgangsspannung am Lock-In-Verstärker in einen Kerrwinkel. Im konkreten Fall ergibt sich dieser zu (4.61 ± 0.19) · 10−4 rad . mV (3.14) Der relative Fehler von ≈ 4% entsteht durch die endliche Einstellgenauigkeit der Mikrometerschraube, sodass die Stufen im Signal trotz nominell gleichen Versatzes δx unterschiedlich hoch ausfallen. Abb. 3.11 zeigt die Rotation der Polarisationsebene als Funktion des Magnetfeldes bei Reflexion am erwähnten im Probenraum montierten Aluminium-Spiegel. Die lineare Abhängigkeit des Faraday-Effektes vom Magnetfeld lässt sich durch lineare Regression berechnen zu (2.77 ± 0.11) · 10−2 rad , T (3.15) wobei sich der relative Fehler aus der Ungenauigkeit der Kalibrierung ergibt. Wird an einer Probe die Magnetfeldabhängigkeit des Kerr-Effektes vermessen, muss entsprechender Faraday-Beitrag der Fenster jeweils vom erhaltenen Signalverlauf subtrahiert werden4 . Anmerkung zum Magnetfeld-Sweep Um die Magnetfeldstärke im Probenraum des Kryostaten zu verändern, wird die Stromstärke durch die supraleitenden Spulen langsam erhöht bzw. erniedrigt. Eine Beobachtung des zeitlichen Verlaufs des Kerr-Signals 4 Da zusätzlich zu den Kryostatenfenstern auch der zylindrische Glaspin des Probenraums eine Drehung der Polarisationsrichtung erzeugt, welche vom konkreten Strahlengang abhängen kann, empfiehlt es sich, die Apparatefunktion nach jeder neuen Justage des Aufbaus erneut zu bestimmen. 40 3.7 Inbetriebnahme des Kerr-Aufbaus am Detektor zeigt, dass das Messprogramm das Erreichen des nominellen Zielwertes für das Magnetfeld deutlich verfrüht anzeigt. Abb. 3.11 zeigt rechts die Entwicklung des Kerrsignals, nachdem der Wert von B = 0.75T angeblich erreicht sei. Durch Verwendung derselben Messkonfiguration wie zur Bestimmung des Faraday-Effektes der Kryostatenfenster im vorangegangenen Kapitel lässt sich mithilfe der Gleichung (3.15) vom gemessenen Kerr-Signal auf die tatsächlich vorhandene Magnetfeldstärke zurückrechnen. Deutlich ist zu erkennen, dass der Sättigungswert erst nach einigen Minuten erreicht wird. Bei allen magnetfeldabhängigen Messungen wird daher nach Veränderung des Magnetfeldes vor Beginn der Messung ca. zwei Minuten gewartet, um eine Stabilisierung der Feldstärke zu gewährleisten. Einfluss der Laserleistung auf das Auflösungsvermögen Erwartungsgemäß zeigt sich keine Abhängigkeit des Kerrwinkels von drei verschiedenen stichprobenartig eingestellten Leistungen. 41 4 Kerr-Messungen 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht Bei Untersuchung komplexer Heterostrukturen wie resonanter Tunneldioden oder semimagnetischer Einzelbarrieren ist es durchaus denkbar, dass neben einer injizierten SpinUngleichgewichtsverteilung, auf deren Nachweis das Experiment abzielt, durch Stromfluss und elektrische Felder eine Vielzahl von Effekten die gemessenen Kerr-Rotationen beeinflussen und eine Interpretation von Signaturen in den Messdaten erschweren. Als Beispiel sei an dieser Stelle auf den Franz-Keldysh-Effekt verwiesen: Bereits das sich an einer Grenzfläche der Heterostruktur ausbildende elektrische Feld ist in der Lage eine Bandverbiegung zu erzeugen, welche den detektierten Kerr-Winkel extrem sensitiv auf Änderung der Temperatur und Wellenlänge reagieren lässt [Ver09]. Um Missinterpretationen vorzubeugen, wird zunächst die Magnetfeldabhängigkeit der Kerr-Rotation an einer 40nm dicken (Zn,Mn)Se-Schicht mit einem nominellen Mangangehalt von 4% untersucht. 4.1.1 Vergleich von Photolumineszenz- und Kerr-Messdaten An genannter Probe wird zunächst eine Photolumineszenz-Messung (Abk. PL) durchgeführt. Die hierbei ablaufenden Prozesse sind in Abb. 4.1 schematisch skizziert. Mit Laserlicht, dessen Photonenenergie größer als die Energie der fundamentalen Bandlücke des Materials gewählt ist, werden Elektronen vom Valenz- ins Leitungsband angeregt. Beide Ladungsträger erfahren eine Energie- und Impulsrelaxation zur jeweiligen Bandkante durch Aussendung zunächst longitudinal optischer, dann longitudinal akustischer Phononen. Typische Zeitskalen für diese Relaxationsprozesse liegen in der Größenordnung von 1 bis 100ps [Sha99]. Vom Γ-Punkt der 1. Brillouin-Zone aus findet strahlende Rekombination der gebildeten Exzitonen statt. Durch Detektion des ausgesandten Lumineszenzlichtes lässt sich auf die energetische Struktur des Halbleiters in der Umgebung des Γ-Punktes zurückschließen. Als Quelle für die Anregung ins Leitungsband dient ein Diodenlaser mit Emissionswellenlänge von 405nm, die Anregungsleistung beträgt lediglich 100µW, um das Mangansystem der untersuchten Probe nicht zu überheizen [Kel01]. Die Rekombinationsstrahlung (Lumineszenz) wird mithilfe eines Objektivs auf den Eingangsspalt eines Einfachspektrometers vom Typ Jobin Yvon HR1000 mit 1m Fokuslänge fokussiert. Die Detektion der spektral zerlegten Lumineszenz erfolgt mittels einer Stickstoff-gekühlten CCD-Kamera (Princeton Instruments CCD-1100-PF/UV ). 43 4 Kerr-Messungen mj Γ6 + 12 Γ6 − 12 Relaxation σ− Rekombination Anregung σ+ − 32 Γ8 − 12 Γ8 + 12 + 32 B=0 B 6= 0 Abb. 4.1: Links: Zustandekommen des PL-Signals. Durch optische Anregung werden Elektronen vom Valenz- ins Leitungsband gehoben und erfahren Energie- und Impulsrelaxation über Phononen-Emission. Die Exzitonen am Γ-Punkt rekombinieren unter Aussendung von Photonen. Rechts: Aufspaltung der Γ6,8 -Bänder semimagnetischer II-IV-Halbleiter im Magnetfeld. Die energetische Abfolge der durch mj indizierten Niveaus begründet sich aus dem Vorzeichen der Austauschintegrale α, β [Fur88], [Goe88]. Die Pfeile deuten dipol-erlaubte optische Übergänge (∆mj = ±1) in Faraday-Geometrie an. In Voigt-Geometrie wären zusätzlich πPolarisationskomponenten mit ∆mj = 0 zu beobachten. Aufgrund thermischer Besetzungsverhältnisse dominiert der rot markierte Übergang. Die vom Magnetfeld abhängige Energie jener Exzitonen, deren Rekombinationsstrahlung in Faraday-Geometrie beobachtet werden kann, berechnet sich für semimagnetische Halbleiter nach den in Kapitel 2.1.2 dargestellten Aufspaltungen der Bänder zu [Goe88] hMz i 1 , EX (B) = EX (B = 0) ± xM n N0 (α − β) 2 g M n µB (4.1) wobei EX (B = 0) die Exzitonen-Energie für verschwindendes Magnetfeld bezeichnet. Abb. 4.1 zeigt auf der rechten Seite die energetische Abfolge der im Magnetfeld aufgespaltenen Valenz- und Leitungsbänder von (Zn,Mn)Se. Eingezeichnet sind des Weiteren die gemäß der optischen Auswahlregel ∆mj = ±1 erlaubten Übergänge für σ ± -Polarisation. Aufgrund des thermischen Besetzungsverhältnisses nach Boltzmann der für B 6= 0 energetisch getrennt liegenden Äste beobachtet man nur σ + -Polarisationskomponenten im detektierten PL-Signal. Die energetischen Positionen der Übergänge werden aus den PL-Spektren herausgelesen und als Funktion des Magnetfeldes aufgetragen. Das Ergebnis ist in Abb. 4.2 graphisch dargestellt. Deutlich erkennbar ist die Verschiebung der Energieniveaus gemäß einer Brillouin-Funktion, vgl. Kapitel 2.1.2. Der Verlauf der Messwerte lässt sich mit Gleichung (4.1) unter Ausnutzung der in (2.7), (2.8) angegebenen Relationen fitten. Die Anpassung an die Messdaten liefert in Übereinstimmung mit dem nominellen Wert einen Mangangehalt von x = 4.3%. 44 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht 0,25 2,86 T = 1.8K x = 4.3% Mn hh 0,20 (rad) 2,82 lh + 2,80 lh 444nm 0,15 K - Kerrwinkel PL - Peak (eV) 2,84 2,78 0,10 0,05 + hh 2,76 0,00 0 1 2 3 Magnetfeld 4 5 (T) 6 0 1 2 3 4 5 6 Magnetfeld (T) Abb. 4.2: Links: Energetische Position der im PL-Spektrum erkennbaren Übergänge einer 40nm dicken (Zn,Mn)Se-Schicht mit Brillouin-Fit. Die gestrichelten Kurven deuten die Lage der energetisch höher liegenden optischen Übergänge an. Rechts: Magnetfeldabhängigkeit der gemessenen Kerr-Rotation derselben Probe. Stimmt + die Energie der Laserstrahlung (λ =444nm) mit der Übergangsenergie des σhh Übergangs überein, beobachtet man eine resonante Überhöhung des Kerrsignals. An derselben Struktur wird ferner der Kerrwinkel bei Reflexion an der Probenoberfläche in Abhängigkeit des Magnetfeldes gemessen. Hierzu wird der im vorangegangenen Kapitel 3 beschriebene experimentelle Aufbau genutzt, die Emissionswellenlänge der verwendeten Laserquelle beträgt λ = 444nm. Die um den Faraday-Effekt der Kryostatenfenster bereinigten Daten sind im rechten Teil der Abb. 4.2 dargestellt. Deutlich erkennt man eine resonante Überhöhung des Kerrsignals, wenn die Laserwellenlänge energetisch mit dem Übergang Γ8,hh → Γ6 übereinstimmt, vgl. linke Seite der Abb. 4.2. Der Resonanz überlagert ist ein mit wachsendem Magnetfeld nichtlinear ansteigender Untergrund. 4.1.2 Simulation der Messdaten Um die magnetfeldabhängige Entwicklung des Kerr-Signals mittels des in Kapitel 2.3 angegebenen Formelapparates zu simulieren, bedarf es der Kenntnis der dielektrischen Funktion von (Zn,Mn)Se. Gleichung (2.32) zeigt deutlich, dass e (ω) eng verknüpft ist mit dem Verlauf der Energiebänder im reziproken Raum. Der Imaginärteil der dielektrischen Funktion i (ω) nimmt dann große Werte an, wenn Valenz- und Leitungsband über einen gewissen Bereich des k-Raumes parallel verlaufen: Die Summation über die Deltafunktion δ (Ec (k) − Ev (k) − ~ω) sorgt in einem solchen Fall dafür, dass die Beiträge eines Kontinuums von k-Werten derselben Übergangsenergie ~ω zugeschlagen werden und sich eine ausgeprägte Resonanz in i (ω) ergibt. Solche Bereiche der Bandstruktur werden als kritische Punkte bezeichnet und charakterisieren die optischen Eigenschaften eines Festkörpers. Stellt man den Verlauf Ecv (k) in der Umgebung eines kritischen Punktes an der Stelle k = 0 als eine Reihenentwicklung zweiter Ordnung in den Komponenten des Wellenvektors k = (k1 , k2 , k3 ) dar (für den Gradienten gilt am kritischen 45 4 Kerr-Messungen Abb. 4.3: Bandstruktur von ZnSe, berechnet von J. R. Chelikowsky et al. mittels einer PseudopotentialMethode [Che76]. Die eingezeichneten Pfeile deuten die Lage jener kritischer Punkte an, welche in das Modell der dielektrischen Funktion eingehen [Ada91]. Punkt definitionsgemäß ∇Ecv (k) ≡ 0) Ecv (k) = E(0) + c1 k12 + c2 k22 + c3 k32 , (4.2) so besteht eine Möglichkeit der Klassifizierung kritischer Punkte in der Anzahl negativer Koeffizienten ci , welche die Entwicklung (4.2) aufweist. M0 bezeichnet ein Minimum in Ecv (k), keiner der Koeffizienten ci ist negativ. Im Falle eines M1 oder M2 kritischen Punktes ergibt sich ein Sattelpunkt. Sind an einem M3 kritischen Punkt alle Koeffizienten negativ, entspricht dies einem Maximum im Bandabstand Ecv (k) [Yu99]. Abb. 4.3 zeigt den Verlauf der Bandstruktur von ZnSe im reziproken Raum, wie er von J. R. Chelikowsky et. al. mittels einer Pseudopotentialmethode berechnet wurde [Che76]. Die senkrechten Pfeile deuten qualitativ die Lage dreier kritischer Punkte E0 , E1 , E2 an, an denen der Gradient ∇Ecv (k) verschwindet. S. Adachi et al. geben in [Ada91] die dielektrische Funktion e (ω) = r (ω) + ii (ω) von ZnSe als Summe analytischer Funktionen an, welche sie den eingezeichneten kritischen Punkten zuordnen. In die Modellfunktion gehen die folgenden Beiträge ein: • E0 und E0 + ∆0 Übergänge Die energetische Differenz zwischen Leitungs- und Valenzbändern nimmt am ΓPunkt ein Minimum an. Dieser kritische Punkt gehört zum Typ M0 [Yu99] und beschreibt eine direkte Absorptionskante. Sein Beitrag zur dielektrischen Funktion 46 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht e (ω) lässt sich folgendermaßen modellieren: " # 3/2 E0 A 1 e (ω) = 3/2 f (χ0 ) + f (χs.o. ) 2 E0 + ∆0 E0 p p 1 f (χ) = 2 2 − 1 + χ − 1 − χ χ ~ω + iΓ ~ω + iΓ , χs.o. = . χ0 = E0 E0 + ∆0 (4.3a) (4.3b) (4.3c) E0 bezeichnet die direkte Bandlücke des Materials, ∆0 jene Energiedifferenz, um welche das Γ7 von den Γ8 -Bändern getrennt liegt (vgl. Kapitel 2.1.1). Die Breite des Übergangs wird durch die Größe Γ erfasst. Energetisch unterhalb der direkten Absorptionskante existieren exzitonische Übergänge, deren Beiträge zu e (ω) durch Lorentz-förmige Linien erfasst werden. G0 bezeichnet die Exzitonen-Bindungsenergie. " !# ∞ X A0x 1 1 1 e (ω) = + (4.4) 0 0 n3 E0 − G − ~ω − iΓ 2 E0 + ∆0 − G − ~ω − iΓ n2 n2 n=1 • E1 und E1 + ∆1 -Übergänge Die zugehörigen kritischen Punkte liegen entlang der h111i-Richtung in der Brillouinzone und gehören zum Typ M1 [Ada87]. Aufgrund der hyperboloiden Form der Flächen konstanter Energie in der Umgebung von M1 kritischen Punkten [Yu99] bezeichnet man die zugehörigen Exzitonen als hyperbolische Exzitonen. Die im Vergleich zu den transversalen deutlich größere longitudinale effektive Masse in entsprechender Kristallrichtung erlaubt jedoch die Näherung, die genannten Exzitonen als solche eines zweidimensionalen kritischen Punktes vom Typ M0 zu behandeln. Ihr Beitrag zur dielektrischen Funktion wird dann wiederum durch eine Serie Lorentz-förmiger Linien erfasst. G1 bezeichnet die Exzitonen-Bindungsenergie, Γ1 ihre spektrale Breite. ! ∞ X 1 B1x B2x e (ω) = + G1 G1 (2n − 1)3 E1 − (2n−1) E1 + ∆1 − (2n−1) 2 − ~ω − iΓ1 2 − ~ω − iΓ1 n=1 (4.5) • E2 -Übergänge Dieser kritische Punkt lässt sich keiner Kategorie der wohldefinierten Punkte M0-3 zuordnen. Ein Vergleich mit empirischen Daten zeigt jedoch, dass sich zur Modellierung seines Beitrages zur dielektrischen Funktion der Ansatz eines gedämpften harmonischen Oszillators mit Dämpfungskonstante γ eignet. e (ω) = C (1 − χ22 ) − iχ2 γ , χ2 = ~ω E2 (4.6) 47 4 Kerr-Messungen • Jede Resonanz im Imaginärteil der dielektrischen Funktion erzeugt gemäß der Kramers-Kronig-Relationen (2.33) eine Erhöhung des Realteils r (ω) für Frequenzen ω, welche unterhalb der jeweiligen Resonanzfrequenz liegen. Sämtlichen energetisch höher liegenden Übergängen wird durch eine Konstante ∞ = 1.2 Rechnung getragen, deren Wert sich aus dem Vergleich mit experimentellen Daten (siehe unten) ergibt. Die von S. Adachi et al. berücksichtigten Beiträge zu e (ω) lassen sich zwar aus der in Abb. 4.3 gezeigten Bandstrukturrechnung motivieren, ihre konkrete Ausformulierung orientiert sich jedoch an einer möglichst guten Anpassung der Modellfunktion an experimentell ermittelte Ellipsometrie-Daten1 , mittels derer sie auch die numerischen Werte der Parameter festlegen. Bereits geringfügige Oberflächenunreinheiten (beispielsweise Oxidschichten von lediglich 10Å Dicke [Yu99]) beeinflussen bei dieser Messmethode den ermittelten Verlauf der dielektrischen Funktion enorm. Kryostatenfenster, welche infolge des Abkühlprozesses mechanische Verspannungen im Glas aufweisen, verändern den Polarisationszustand des einfallenden Lichtes und verfälschen die Ergebnisse einer Ellipsometrie-Messung ebenfalls. Aus diesem Grund liegen Ellipsometrie-Daten in der Regel nur für Messungen bei Raumtemperatur vor. Um eine Modellfunktion für e (ω) zu erhalten, welche die optischen Eigenschaften von (Zn,Mn)Se bei 1.8K reproduziert, werden die in [Ada91] für reines ZnSe bei 300K angegebenen Parameter als Ausgangswerte herangezogen. Die an der Probe gemessenen magnetfeldabhängigen Kerr-Rotationen reagieren besonders sensitiv auf den Verlauf der dielektrischen Funktion in unmittelbarer Nähe der verwendeten Laserwellenlänge. Die Festlegung der in die Simulation eingehenden Parameter orientiert sich daher soweit möglich an zugänglichen Primärdaten. Speziell für die Übergänge des E0 kritischen Punktes können diese aus den PL-Daten extrahiert werden. Für die energetisch weiter entfernt liegenden kritischen Punkte E1,2 werden die Parametersätze aus [Ada91] übernommen. Der Wert der direkten Bandlücke von (Zn,Mn)Se bei 2K lässt sich für die ermittelte Mangankonzentration von 4.3% gemäß Gleichung (2.2) berechnen, der Wert für ∆0 ist ebenfalls in Kapitel 2.1.1 angegeben. Abb. 4.4 zeigt exemplarisch das PhotolumineszenzSpektrum der untersuchten (Zn,Mn)Se-Schicht bei einem angelegten Magnetfeld von 6T. Die geringe Signalqualität erklärt sich aus der niedrigen Anregungsleistung von lediglich 100µW sowie der geringen Schichtdicke der Probe von 40nm. Die Linienbreite, welche sich aus einem Lorentz-Fit der Messdaten ergibt, beträgt 3.5meV und legt damit die spektrale Breite Γ der zum E0 kritischen Punkt gehörigen Exzitonen-Übergänge fest. Zusätzlich zur Exzitonen-Bindungsenergie von G0 = 19.5meV [Lan99] müssen zur korrekten Beschreibung der energetischen Lage der Übergänge die Verspannungsverhältnisse in der 1 Die spektroskopische Ellipsometrie ist eine Standard-Methode, um die dielektrische Funktion eines Festkörpers auszumessen. Monochromatisches linear polarisiertes Licht fällt unter einem beliebigen Winkel auf die Probenoberfläche und erfährt aufgrund der unterschiedlichen Reflexionskoeffizienten für s- und p-Polarisationskomponenten eine Elliptizität. Mittels einer Kompensator/AnalysatorKombination können die Reflektivitäten für s- und p-Polarisationskomponenten ermittelt werden und bei bekanntem Einfallswinkel lässt sich mit Hilfe der Fresnel-Formeln auf den komplexen Brechungsindex n e(ω) und damit auf e (ω) zurückrechnen [Azz77], [Yu99]. 48 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht T = 1.8K E Intensität PL (willk. Einheiten) B = 6.0T E Ec ∆Elh Ehh ∆Ehh Elh kz 2,745 2,750 2,755 2,760 kz 2,765 (eV) Abb. 4.4: Links: Photolumineszenz-Spektrum der (ZnMn)Se-Schicht bei 6T. Ein Lorentzförmiger Fit der Messdaten ergibt eine spektrale Linienbreite Γ des Übergangs von 3.5meV. Rechts: Schematische Darstellung der Γ6,8 -Bänder eines Halbleiters mit Zinkblende-Struktur in der Umgebung von k = 0 ohne Verspannung (Symmetriegruppe Td , rechts) sowie unter biaxialer kompressiver Verspannung (Symmetriegruppe D2d , links) [Loz91]. Probe berücksichtigt werden. Die (Zn,Mn)Se-Schicht wurde ohne Pufferschichten auf ein GaAs-Substrat aufgewachsen. Durch die unterschiedlichen Gitterkonstanten von GaAs und (Zn,Mn)Se ergibt sich eine biaxiale kompressive Verspannung in der Ebene senkrecht zur Wachstumsrichtung (vgl. Kapitel 2.4). Die Zinkblende-Symmetrie Td in der (Zn,Mn)Se-Schicht wird auf die Symmetriegruppe D2d reduziert [Kud92]. Während sich die energetische Lage des Γ6 -Leitungsbandes aufgrund seines s-artigen Charakters nicht verändert, wird die Valenzband-Entartung am Γ-Punkt aufgehoben und die p-artigen hh- und lh-Subbänder erfahren eine energetische Verschiebung (Skizze siehe rechte Seite der Abb. 4.4), welche sich gemäß [Kud92] berechnet zu a(Zn,M n)Se − aGaAs aGaAs C11 − C12 C11 + 2C12 +b = −2a C11 C11 C11 + 2C12 C11 − C12 = −2a −b . C11 C11 = ∆Ehh ∆Elh (4.7a) (4.7b) (4.7c) Die zusätzliche Verspannung, welche aus den unterschiedlichen thermischen Ausdehnungskoeffizienten der beteiligten Materialien resultiert, dominiert den Wert für , sobald das aufwachsende Material seine kritische Schichtdicke erreicht und zu relaxieren beginnt. Für ZnSe auf GaAs beträgt diese kritische Schichtdicke ca. 150nm [Kud92] und ist im vorliegenden Fall demnach nicht erreicht. Eine zusätzliche thermische Verspannung 49 4 Kerr-Messungen E 10 1 (Zn,Mn)Se E + 5 E r 0 E + 0 1 1 0 i 0 (E ) B > 0 0,05 2 0,00 K -0,05 0 1 2 3 4 5 6 (eV) Abb. 4.5: Real- und Imaginärteil der dielektrischen Funktion von (Zn,Mn)Se sowie zugehörige kritische Punkte. Anmerkung zu den verwendeten Parametern siehe Text. Im unteren Teil der Abbildung ist der berechnete Verlauf des Kerrwinkels θK als Funktion der Probe-Wellenlänge gezeigt, wie er sich in (Zn,Mn)Se bei angelegtem Magnetfeld ergibt. Maximales Signal erhält man für Wellenlängen knapp unterhalb der zum E0 kritischen Punkt gehörenden Exzitonen-Übergänge. muss für die hier untersuchte Probe daher keine Berücksichtigung finden. Mithilfe der Gleichungen (4.7) berechnet sich ∆Ehh zu ca. 5meV. Der Verlauf des Real-und Imaginärteils der dielektrischen Funktion, der sich als Summe der diskutierten Beiträge ergibt, ist im oberen Teil der Abb. 4.5 dargestellt. Für die Breite der Exzitonen-Übergänge Γ wurde zwecks besserer Übersichtlichkeit in der Darstellung ein Wert von 10meV statt 3.5meV eingesetzt. Mittels der in Kapitel 2.3 angegebenen Beziehungen lässt sich aus der Modellfunktion für e (ω) der Verlauf der Kerr-Rotation bei nichtverschwindendem Magnetfeld B als Funktion der Probe-Energie (d. h. Photonenenergie ~ω der zur Messung verwendeten Laserwellenlänge) berechnen. Hierfür werden die dielektrischen Funktionen für σ ± -Polarisation energetisch gemäß der Fitfunktion (4.1) gegeneinander verschoben. Das Ergebnis der Simulation ist im unteren Teil der Abb. 4.5 dargestellt. Das Signal fällt für jene Energien groß aus, bei denen die gegensinnigen Helizitäten σ ± stark unterschiedliche Absorptionskoeffizienten aufweisen. Dies ist speziell im Bereich der zum E0 kritischen Punkt gehörenden Exzitonen-Übergänge zu beobachten. Abb. 4.6 verdeutlicht damit nochmals die getroffene Wahl der Laserwellenlänge bei der Konzeption des Versuchsaufbaus. Um den Verlauf der Messdaten als Funktion des Magnetfeldes zu simulieren, wird die Probe-Energie auf die Laserwellenlänge von 444nm festgesetzt und der zu erwartende Verlauf der Kerr-Rotation berechnet. In Abb. 4.6 ist das Ergebnis der Simulation dargestellt, wenn nur die Beiträge der Schwerlochübergänge zur dielektrischen Funktion berücksichtigt werden (gestrichelte Linie). Die Annahme erscheint zunächst gerechtfer- 50 4.1 (Zn,Mn)Se-Schicht 0,25 Messwerte Beitrag Beitrag 8,lh 6 8,hh 6 Gesamt-Fit 0,15 Kerrwinkel K (rad) 0,20 0,10 0,05 0,00 0 1 2 3 4 5 6 Magnetfeld (T) Abb. 4.6: Links: Magnetfeldabhängige Kerr-Rotation an einer (Zn,Mn)Se-Schicht mit Fitfunktion (vgl. Text). Die Beiträge des hh- und lh-Subbandes zum Kerrwinkel sind unterbrochen eingezeichnet. tigt, da die entsprechenden Übergänge auch im PL-Spektrum auftreten. Der Vergleich mit den Messdaten zeigt, dass die Simulation die energetische Lage des Maximums korrekt reproduziert. Der nichtlinear ansteigende Untergrund für größere Magnetfelder wird hingegen nicht erfasst. An dieser Stelle wird ein fundamentaler Unterschied zwischen Photolumineszenz- und Kerr-Messungen deutlich. Während in PL-Spektren aufgrund thermischer Besetzungsverhältnisse nur energetisch begünstigte Übergänge beobachtet werden können, tragen in einer Kerr-Messung auch solche Zustände zum Signal bei, die höhere Übergangsenergien aufweisen. Im hier betrachteten Fall liegt neben dem Γ8,hh → Γ6 Übergang auch der Γ8,lh → Γ6 Übergang energetisch nahe genug an der Laserwellenlänge, um signifikante Beiträge zum Kerrwinkel zu produzieren. Berücksichtigt man den genannten Übergang in der Simulation, so erreicht man die beste Anpassung an die gemessenen Datenpunkte, wenn eine Verspannungsenergie der Leichtlöcher von ∆Elh = 22.5meV angenommen wird. Gleichung (4.7) sagt für ∆Elh einen theoretischen Wert von 23.7meV voraus. Bemerkenswert an diesem Ergebnis ist, dass die Simulation nicht nur den qualitativen Verlauf der Messdaten korrekt reproduziert, sondern dass die berechneten Kerrwinkel auch quantitativ mit den Messdaten übereinstimmen. Bei hinreichend detailliert bekanntem Verlauf der dielektrischen Funktion im Bereich der verwendeten Laserwellenlänge lassen sich im direkten Vergleich mit den Messdaten sogar Aussagen über die individuelle Verspannungssituation der Heterostruktur treffen. Der in die Simulation aus Abb. 4.6 eingegangene Parametersatz findet sich nochmals in Tabelle 4.1 zusammengefasst. 51 4 Kerr-Messungen Parameter Wert Quelle Anmerkung E0 ∆0 A Γ A0x G0 B1x B2x Γ1 E1 ∆1 G1 E2 γ C ∞ C11 C12 a b 2.821eV 430meV 23.4 3.5meV 0.035 19.5meV 2.31 1.16 370meV 4.984eV 292meV 234meV 6.7eV 200meV 1.6 1.2 88.8GPa 54.0GPa -5.0eV -1.15eV [Kel04] [Wör97] [Ada91] PL-Messung Fit θK (B) an Messdaten [Lan99] [Ada91] [Ada91] [Ada91] [Kvi04], [Ada91] [Kvi04], [Ada91] [Ada91] [Ada91] [Ada91] [Ada91] [Ada91] [Lan99] [Lan99] [Lan99] [Lan99] konsistent mit PL-Messung Linienbreite Lorentz-Fit vgl. [Ada91]: 0.03 konsistent mit PL-Messung [Ada91] nicht eindeutig [Ada91] nicht eindeutig Wert Wert Wert Wert für für für für ZnSe ZnSe ZnSe ZnSe übernommen übernommen übernommen übernommen Tabelle 4.1: Zusammenfassung des für die Simulation verwendeten Parametersatzes. 4.2 Einzelbarrieren-Struktur 4.2.1 Probendesign Abb. 4.7 zeigt im linken Teil die epitaktische Schichtfolge der semimagnetischen Einzelbarriere mit der Probennummer CB3502. Im rechten Teil derselben Abbildung sind ein schematischer Schnitt parallel zur Wachstumsrichtung sowie eine Ansicht der Probenoberfläche nach erfolgter lateraler Strukturierung dargestellt. Mittels optischer Lithograhie (vgl. hierzu die Darstellung in Abb. 5.7) und einem trockenchemischen Ätzverfahren (engl. Chemically Assisted Ion Beam Etching, Abk. CAIBE) zur Materialabtragung werden die Türmchen (engl. Pillars) erzeugt, durch welche der Stromfluss stattfindet. Nach der Freilegung der hochleitenden Schicht werden hierauf Ringkontakte aus Titan/Gold aufgedampft (Bottom-Kontakt). Die in situ-Metallschicht auf der Probenoberfläche (Top-Kontakt) wird ebenfalls mit zusätzlichem Metall verstärkt, um später mittels Ultraschallbondens Kontaktdrähte anbringen zu können. In den Top-Kontakt der Pillars werden ferner Fenster mit 250µm Durchmesser strukturiert. Die Entfernung der in situ-Metallisierung im Innern soll verhindern, dass später ein Großteil der einfallenden Strahlungsintensität am Metallkontakt reflektiert wird. 52 4.2 Einzelbarrieren-Struktur Structure of CB3502 10nm Al / 10nm Ti / 30nm Au 30 15 10 20 10 10 100 300 20 50 20 50 20 50 20 50 20 50 200 Material ZnSe ZnBe(3%)Se ZnSe ZnBe(7%)Mn(8%)Se ZnSe ZnBe(3%)Se ZnSe ZnBe(3%)Se ZnBe(10%)Se ZnSe ZnBe(10%)Se ZnSe ZnBe(10%)Se ZnSe ZnBe(10%)Se ZnSe ZnBe(10%)Se ZnSe ZnBe(3%)Se GaAs Subst. GaAs:Si n 2E+19 1E+18 i i i 1E+18 2E+19 2E+19 i i i i i i i i i i 2E+19 i 1-5e18 (Zn,Be,Mn)Se (Zn,Be,Mn)Se (Zn,Be)Se (Zn,Be)Se GaAs-Substrat GaAs-Substrat 850µm 500µm 250µm d / nm Abb. 4.7: Schematische Darstellungen des Aufbaus einer der verwendeten semimagnetischen Einzelbarrieren. Links: Epitaktische Schichtfolge. Rechts oben: Querschnitt durch einen kontaktierten Pillar mit Fenster im oberen Metallkontakt. Rechts unten: Draufsicht auf die Probenstruktur. Der blaue Bereich deutet eine mögliche Lage des Laserspots an. 4.2.2 Messergebnisse und Abschätzung der Signalgröße Für die Kerr-Messung werden die Proben auf ca. 1.8K abgekühlt und ein Magnetfeld von 6T in Faraday-Geometrie angelegt. Mittels der in Kapitel 3.5 beschriebenen Doppelmodulations-Technik werden Rechteckspannungen verschiedener Amplitude zwischen Top- und Bottom-Kontakt angelegt und das Signal der Photodiode nacheinander auf 100kHz und 7Hz mit Integrationszeiten von 3ms respektive 10s demoduliert. Im Rahmen des Auflösungsvermögens des Versuchsaufbaus kann jedoch an den untersuchten Strukturen keine Abhängigkeit des Kerr-Signals von der angelegten Spannung gefunden werden. Eine mögliche Ursache für diesen Negativ-Befund besteht darin, dass die Intensität des an der interessierenden Grenzfläche ZnSe/(Zn,Be,Mn)Se reflektierten Laserlichtes zu gering ist, um Kerr-Rotationen in messbarer Größe zu erzeugen. Um hierüber eine quantitative Abschätzung zu erhalten, wird die im vorangegangenen Abschnitt beschriebene e (ω)-Modellfunktion herangezogen und soweit möglich an die auftretenden Materialien angepasst. 53 4 Kerr-Messungen Für die Berechnung der Brechungsindices der (Zn,Be,Mn)Se- und ZnSe-Schichten sind besonders die energetische Lage der Exzitonen-Resonanzen in der Umgebung der verwendeten Laserwellenlänge ausschlaggebend. Um den unterschiedlichen Materialien Rechnung zu tragen, werden für E0 bei 4.2K folgende Werte eingesetzt: E0 (ZnSe) = 2.8200eV [Kel04] E0 (ZnBe(7%)Mn(8%)Se) = 3.0305eV [Gra05]. (4.8a) (4.8b) Die Werte für die Gitterkonstanten zur Berechnung der Verspannungsenergie können ebenfalls der umfassenden Tabellierung in [Gra05] entnommen werden. Für die Exzitonenbindungsenergien und Übergangsbreiten der ternären Verbindung (Zn,Be,Mn)Se sind keine detaillierten Abhängigkeiten von Beryllium- und Mangangehalt bekannt. Die Annahme, dass die Abschätzung durch Übertragen der ZnSe-Werte nicht wesentlich verfälscht wird, erscheint in erster Näherung gerechtfertigt. Des Weiteren wird in der Modellfunktion nur der Beitrag der Schwerloch-Übergänge berücksichtigt. Unter den genannten Annahmen berechnet sich der Brechungsindex der ZnSe-Schicht für eine Laserwellenlänge von 444nm bei angelegtem Magnetfeld von 6T zu nZnSe = 2.82, derjenige der ZnBe(7%)Mn(8%)Se-Schicht zu n(Zn,Be,Mn)Se = 2.70. Für die ZnSe/(Zn,Be,Mn)SeGrenzfläche bedeutet dies einen Intensitäts-Reflexionskoeffizienten von ca. 4.4·10−4 . Unter Berücksichtigung des zusätzlichen Intensitätsverlustes an der L4 He/ZnSe-Grenzfläche entfällt nach dieser Abschätzung nur ein relativer Anteil von ca. 1 · 10−4 auf jenes Licht, welches an der interessierenden (Zn,Be,Mn)Se-Schicht reflektiert wurde. Selbst eine unrealistisch hohe Kerr-Rotation von 1rad bei Reflexion an der semimagnetischen Einzelbarriere fiele größenordnungsmäßig in den Grenzbereich des experimentellen Auflösungsvermögens dieses Versuchsaufbaus. Erschwerend kommt ferner hinzu, dass der Durchmesser des Laserspots den Durchmesser des Fensters im Top-Kontakt übersteigt und sich mittels des Justage-Mikroskops zudem nur grob auf dem Fenster zentrieren lässt. Tritt eine Situation wie im unteren rechten Teil der Abb. 4.7 dargestellt ein, wird bereits ein Großteil der Intensität des einfallenden Laserstrahls aufgrund seines gaußförmigen Intensitätsprofils am Metallkontakt reflektiert. Weder der Versuchsaufbau bietet im Rahmen der zur Verfügung stehenden Ausrüstung Optimierungspotential hinsichtlich seines Auflösungsvermögens noch lässt sich die Reflektivität der ZnSe/(Zn,Be,Mn)Se-Grenzfläche (beispielsweise durch eine Erhöhung des Berylliumgehaltes) hinreichend steigern. Der Kerr-Effekt erweist sich damit als ungeeignet, um den Nachweis einer Spininjektion an der untersuchten semimagnetischen Einzelbarriere zu führen. Die einzig verbleibende Möglichkeit, das Aufspalten der elektrochemischen Potentiale über einen magnetooptischen Effekt nachzuweisen, besteht in der Ausnutzung des Faraday- statt Kerr-Effektes. Da in dieser Messgeometrie sämtliche auf den Detektor fallende Intensität notwendigerweise die Einzelbarriere durchdrungen hat, verliert die obige Abschätzung ihren limitierenden Charakter. Eine erhöhte Signalamplitude lässt sich ferner erwarten, da für das Faraday-Signal die Differenz der elektrochemischen Potentiale über den gesamten Bereich der Aufspaltung aufintegriert wird. 54 5 Herstellung der Transmissionsprobe Der vollständige epitaktische Aufbau der Probe CB3502 ist im linken Teil der Abb. 4.7 dargestellt. Mit Ausnahme des GaAs-Substrates liegen die fundamentalen Bandkanten aller auftretender Halbleiterverbindungen (einschließlich des ZnSe/ZnBeSe-Übergitters zur Gitteranpassung an das GaAs-Substrat) energetisch oberhalb der Photonenenergie der verwendeten Laserstrahlung. Um eine Probe zu präparieren, die eine Messung des Faraday-Effektes (in Transmission) erlaubt, muss lediglich das GaAs-Substrat durch einen geeigneten Prozess entfernt und der Film auf ein durchsichtiges Substrat aufgebracht werden. Für die Planung des Prozesses müssen ferner einige Randbedingungen berücksichtigt werden. • Für den Wachstumsprozess mittels Molekularstrahlepitaxie stellt die Temperatur des Substrates einen kritischen Parameter dar. Um einen guten thermischen Kontakt und optimale Kontrolle über die Substrattemperatur zu gewährleisten, werden die GaAs-Wafer mit Hilfe von Indium auf die verwendeten Substrathalter geklebt. Beim Ablösen der Wafer nach abgeschlossenem Wachstumsprozess bleiben Reste des Indiums an der Unterseite der Proben kleben. Um bei den späteren Schritten eine gleichmäßige Materialabtragung zu erreichen, werden die Indiumreste zunächst mit Hilfe von Salzsäure entfernt. Infolge der für Indium charakteristischen Eigenschaft, bis zu einem gewissen Grad in das GaAs-Substrat hinein zu diffundieren, zeigt sich die Oberfläche des Substrates nach dem Entfernen der Indiumreste auf einer Größenskala von 10µm aufgerauht. Das Entfernen des GaAs-Substrates mittels einer selektiven Ätzlösung hätte keine gleichmäßige Verringerung der Schichtdicke zur Folge. An den Stellen der Vertiefungen im Substrat würde die Ätzlösung verfrüht die ZnSe-Schichten erreichen und aufgrund der nur endlichen Selektivität auch diese angreifen. Um die Dicke des GaAs-Substrates bereits vor Beginn des Ätzens drastisch zu reduzieren und eine glatte Oberfläche zu erzeugen, die einen isotroperen Ätzprozess ermöglicht, soll ein Prozess entwickelt werden, der es erlaubt, das Substrat kontrolliert abzuschleifen. • Zur Detektion eines Faraday-Signals müssen auf der späteren Probe notwendigerweise Kontakte zur Stromzuführung vorhanden sein. Der Prozess muss daher so gestaltet werden, dass der Probenfilm letztlich mit der Seite des in situ-Metalls nach oben zeigend auf einem Glassubstrat zu liegen kommt. Dies bedeutet, dass der Probenfilm zu einem Zeitpunkt gedreht werden muss ohne dabei aufgrund seiner sehr geringen Dicke von lediglich ca. 1.2µm zu zerreißen. • Ein weiteres Problem stellt sich mit der Frage, wie der Probenfilm auf dem späteren Glassubstrat befestigt werden kann. 55 5 Herstellung der Transmissionsprobe ② ④ ① ③ ⑤ 1 Rotierender Schleifteller 2 VorratszyAbb. 5.1: Die verwendete Poliermaschine PM4. 3 Chuck mit Unterdruck 4 Messuhr 5 Exzenterarm. linder mit Schleifmittel 5.1 Die Poliermaschine Ein Foto der verwendeten Poliermaschine Logitech PM4 Precision Lapping and Polishing 1 wird kontinuierlich mit dem SchleifmitMachine ist in Abb. 5.1 gezeigt. Ein Glasteller tel (im konkreten Fall Aluminiumoxid-Pulver mit Partikelgröße 9µm gelöst in Wasser) 2 benetzt. Zum Schleifen wird die Probe aus einem drehbar gelagerten Vorratszylinder mit dem GaAs-Substrat nach oben auf einen Glasträger geklebt, welcher mittels Unter3 angesaugt wird. Am genannten Chuck ist ferner eine Messuhr 4 druck am Chuck montiert. Hier kann die Federvorspannung eingestellt werden, mit der die Probe auf den Schleifteller gedrückt wird. Mittels des Federmechanismus ermöglicht die Messuhr ferner eine mikrometergenaue Kontrolle über die abgetragene bzw. verbliebene Schichtdicke 5 geführt. Neben der der Probe. Die gesamte Vorrichtung wird von einem Exzenterarm Rotationsgeschwindigkeit des Glastellers kann auch die Geschwindigkeit der Exzenterbewegung eingestellt werden, um lateral eine möglichst homogenene Materialabtragung zu erreichen. Abb. 5.2 zeigt zwecks Verdeutlichung des Aufbaus eine schematische Darstellung des Probenhalters. 5.2 Entwicklung des Schleifprozesses Von der zu untersuchenden Einzelbarriere CB3502 liegen nur endliche Mengen an Probenmaterial vor. Während der ersten Schleif- und Ätzversuche, die der Identifikation be- 56 5.2 Entwicklung des Schleifprozesses Vakuum Abb. 5.2: Schematischer Schnitt durch den Probenhalter: Mittels Unterdruck wird der Glasträger (grau) angesaugt, auf dem die Probe (rot) aufgeklebt ist. Die gespannten Federn drücken die Probe auf den Schleifteller. Schleifteller sonders kritischer Schritte im Prozess und Optimierung der beteiligten Handgriffe dienen, wird daher auf verwandtes Probenmaterial mit größeren Reserven zurückgegriffen. Der Einzelbarriere im strukturellen Aufbau sehr ähnlich sind resonante Tunneldioden. Bis auf die Tatsache, dass hier nicht nur eine, sondern zwei Tunnelbarrieren getrennt durch einen Quantentrog aufgewachsen sind, unterscheiden sich die Proben nicht. Ein Prozess, der es ermöglicht, an den genannten RTD-Proben (CB3389, CB3246) das GaAs-Substrat kontrolliert zu entfernen, wird sich identischerweise auf die Einzelbarriere CB3502 anwenden lassen. Ein ca. 4×4mm2 großes Probenstück (CB3389) wird mit der in situ-Metallseite nach unten auf den Glasträger aufgeklebt. Verwendung findet ein Wachs, welches vom Hersteller der Poliermaschine mitgeliefert wurde. Der Schmelzpunkt des Wachses liegt bei ca. 50◦ C. Nach dem Abkühlen werden die überschüssigen Wachsreste zunächst grob mit Hilfe einer Rasierklinge abgeschabt, die noch verbliebenen Reste mit einem in Aceton getränkten Wattestäbchen entfernt. Ein gründliches Säubern der Probe von Wachsresten ist notwendig, um die Entstehung von Schmierfilmen während des Schleifens zu verhindern. In einem Bad aus 37%iger Salzsäure lösen sich die oben beschriebenen Indiumreste auf. Die restlose Entfernung des Indiums lässt sich durch das Ende der charakteristischen Bläschenbildung leicht erkennen. Beim anschließenden Schleifen werden ca. 300µm des GaAs-Substrates abgetragen. Der Glasträger wird im Anschluss in eine selektive Ätzlösung aus 5%iger Natronlauge und Wasserstoffperoxid (31%) im VolumenMischungsverhältnis NaOH:H2 O2 = 84:16 gelegt. Sobald die verbliebene GaAs-Schicht vollständig aufgelöst ist, kommt das in situ-Metall mit einem charakteristischen grünlichen Schimmer aufgrund der darüber liegenden ZnSe-basierten Schichten zum Vorschein. Das Ablösen des Probenfilms lässt sich durch ein Bad in einem ebenfalls vom Hersteller der Poliermaschine mitgelieferten Lösungsmittel erreichen. Bei Erhitzung des Lösungsmittels auf ca. 60◦ C löst sich der Probenfilm nach 3 bis 6 Minuten vom Schleifteller ab und liegt am Boden des verwendeten Gefäßes auf. Durch vorsichtiges Schwenken des Gefäßes lässt sich erreichen, dass sich der abgelöste Film ohne zu zerreißen auf die gewünschte Seite dreht (in situ-Metall nach oben). Das Auffangen des Films aus dem Lösungsmittel erfordert einige Fingerfertigkeit und Übung. Die geringe Dicke des Pro- 57 5 Herstellung der Transmissionsprobe Abb. 5.3: Zwei Filme der Probe CB3389, die durch den im Text beschriebenen Schleifprozess entstanden sind. Links: Aufbringung auf ein Glassubstrat und trocknen lassen bei Raumtemperatur. Es bildet sich eine kissenförmige Aufwölbung der Oberfläche aus. Rechts: Aufbringung auf ein Glassubstrat und Verdampfung des Lösungsmittels bei ca. 60◦ C. Die entstehende Oberflächenstruktur ist sehr zerklüftet und feingliedrig aufgefaltet. Außerdem sind sowohl auf dem Probenfilm als auch auf dem Glassubstrat Rückstände des verwendeten Lösungsmittels zu erkennen. benfilms hat zur Folge, dass dieser schon bei leichtester seitlicher Berührung in mehrere kleine Fetzen zerreißt. Folgendes Vorgehen hat sich als zielführend erwiesen: Durch leichtes Schwenken des Gefäßes entstehen Verwirbelungen im Lösungsmittel, infolge derer der Film etwas aufschwimmt. Im kurzen Moment des Aufschwimmens kann ein Stückchen Glassubstrat unter den Probenfilm bewegt werden, mit dem sich dieser auffangen lässt. Abb. 5.3 zeigt das Mikroskopbild zweier Probenfilme, die mittels des oben beschriebenen Schleif- und Ätzprozesses hergestellt wurden. Der Film links in Abb. 5.3 wurde nach dem Aufbringen auf das Glassubstrat bei Raumtemperatur getrocknet. Die Verwendung einer Nomarski-Optik1 erlaubt ein deutliches Hervortreten des Höhenprofils der betrachteten Probe und deckt auf, dass der Film nicht plan auf dem Glassubstrat aufliegt, sondern eine kissenförmige Wölbung aufweist. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn der Film unmittelbar 1 Bei der verwendeten Mikroskopie-Technik handelt es sich um eine Form der so genannten differenti” ellen Interferenz-Kontrast Mikroskopie“ (engl. Differential Interference-Contrast Microscopy, Abk. DIC). Linear polarisiertes Licht wird so durch ein Nomarski-Prisma (abgewandeltes WollastonPrisma, benannt nach G. Nomarski) geführt, dass mit Hilfe einer weiteren Linse zwei räumlich versetzte, orthogonal zueinander polarisierte Lichtbündel auf die Probenoberfläche fokussiert werden. Verläuft die Oberflächennormale parallel zur optischen Achse des Mikroskops, befindet sich die gesamte Apparatur in einem Zustand der Selbstkompensation: durchlaufen die reflektierten Lichtbündel auf Ihrem Rückweg das Nomarski-Prisma zum zweiten Mal, addieren sich alle Phasenverschiebungen zu Null. Weist die Oberfläche lokal abweichende Verkippungswinkel auf, sammeln die reflektierten Lichtbündel beim zweiten Durchgang durch das Nomarski-Prisma verschiedene Phasendifferenzen auf. Die Lichtbündel werden bedingt durch die charakteristische Bauform nach Austritt aus dem NomarskiPrisma überlagert und mit Hilfe eines unter 45◦ montierten Analysators zur Interferenz gebracht. Der Kontrast des erzeugten Bildes codiert somit den lokalen Gradienten des Oberflächenprofils [Har80]. 58 5.3 HRXRD-Messung 1 nach dem Auffangen aus dem Lösungsmittel bei ca. 60◦ C auf eine Heizplatte gelegt wird: Es bildet sich dann eine sehr viel feingliedriger zerklüftete Höhenlandschaft aus (vgl. rechte Seite der Abb. 5.3). Das Fazit der ersten Versuche, das GaAs-Substrat zu entfernen, fällt vielschichtig aus und liefert eine Vielzahl von Ansätzen zu notwendiger Optimierung des Prozesses. • Positiv bleibt zunächst festzuhalten, dass durch Kombination aus mechanischem Polieren und selektivem Ätzen das GaAs-Substrat von der ZnSe-basierten Schicht rückstandslos entfernt werden kann und ein anschließender Transfer des Probenfilms auf ein Glassubstrat einschließlich Drehung des Film möglich ist. • Der abgelöste Probenfilm liegt jedoch nicht sehr plan auf dem Glassubstrat auf. Dass bei Verwendung eines polierten Silizium-Wafers zum Auffangen aus dem Lösungsmittel dieselben Verformungen der Oberfläche auftreten, lässt den Schluss zu, dass sich das Aufwölben des Films nicht durch die Rauhigkeit des unpolierten Glassubstrates begründet. Unabhängig von der genauen Topographie der Oberfläche wird es nicht möglich sein, in den Film nachträglich die für Transportuntersuchungen notwendigen Pillars und Kontakte zu strukturieren. • Das verwendete Lösungsmittel ist zähflüssig, sehr klebrig und hinterlässt auf der Probenoberfläche grobe Verunreinigungen, die ein späteres Kontaktieren der Probe mindestens erschweren werden. Vermutlich liegt hier auch ein Grund für das Aufwölben der Probenfilme: Lösungsmittelreste befinden sich ebenfalls zwischen Glassubstrat und Film. Trocknen sie langsam, bleibt die Tropfenstruktur der Reste erhalten. Beim Erhitzen bilden sich mehrere kleine Tröpfchen, welche das zerklüftete Profil erzeugen. Die Reste lassen sich nicht durch vorsichtiges Spülen mit Aceton oder Isopropanol entfernen. Die Verwendung einer anderen Kombination aus Wachs und Lösungsmittel, welche weniger Spuren hinterlässt, ist daher erstrebenswert. • Die Probenfilme weisen an den Rändern häufig Risse und kleine Falten auf. Um zu klären, ob die kristalline Struktur im Inneren des Materials erhalten bleibt oder durch die mechanischen Belastungen des Schleifens völlig zerstört wird, bietet sich eine exemplarische HRXRD-Messung an einem der Probenfilme an. 5.3 HRXRD-Messung 1 Die HRXRD-Messungen werden in einem Röntgendiffraktometer der Modellserie PANanytical X’Pert durchgeführt. Als Röntgenquelle dient die charakteristische Kα1 -Strahlungslinie einer Kupfer-Anode. Das Gerät ist ferner mit einem Germanium-Vierfachmonochromator sowie einer Spalt-Optik vor dem Detektor ausgestattet, um die nötige Winkelauflösung zu erreichen. Die Grundlagen zur Interpretation von HRXRD-Messungen sind in Kapitel 2.4 beschrieben. Zur Beurteilung der kristallinen Qualität der mittels obigem Prozess abpolierten 59 5 Herstellung der Transmissionsprobe 7 10 6 10 6 5 Zählereignisse 5 4 10 4 10 7 3 10 2 10 3 1&2 1 10 -6000 -4000 -2000 0 2000 4000 6000 8000 10000 ('') Abb. 5.4: ω − 2θ−Diffraktogramm einer resonanten Tunneldiode vor (schwarze Kurve) und nach Entfernung des GaAs-Substrates (rote Kurve, zwecks besserer Darstellbarkeit mit einem Faktor 10 skaliert). Die nummerierten charakteristischen Signaturen sind im Fließtext erläutert. Probe sind die Messergebnisse des ω − 2θ−Scans den Ergebnissen, wie sie bei einer identischen Messung an identischer Probe vor dem Schleifprozess aufgenommen wurden, in Abb. 5.4 gegenübergestellt. Der ω − 2θ−Scan weist die typischen Signaturen einer RTDStruktur auf. Die wichtigsten Charakteristika, welche vielschichtige Rückschlüsse auf die Probenstruktur erlauben, werden im Folgenden anhand der Daten in Abb. 5.4 qualitativ erläutert. 1| (004)-GaAs-Reflex Der extrem scharfe Reflex (in Abb. 5.4 mit der Ziffer 1 gekennzeichnet) stammt von der Netzebenenschar mit den Millerindizes (004) des GaAsSubstrates und definiert als Referenzpunkt die Nulllage der Winkelskala (Achsenbeschriftung in Bogensekunden). 2| ZnBe(3%)Se Unmittelbar auf dem GaAs-Substrat befindet sich eine 200nm dicke ZnBe(3%)Se-Schicht, deren Gitterkonstante der GaAs-Gitterkonstante entspricht. Der Peak überlagert den GaAs-(004)-Reflex und lässt sich trotz identischer Position im Spektrum daran erkennen, dass der GaAs-Reflex im unteren Bereich eine unnatürliche Verbreiterung aufweist. Sie lässt sich anschaulich verstehen, wenn man bedenkt, 60 5.3 HRXRD-Messung 1 kz b kz endliche Schichtdicke laterale Granularität Abb. 5.5: Links: Das Beugungsbild einer dünnen Schicht entspricht im reziproken Raum qualitativ dem Beugungsbild eines Einfachspaltes. Mit zunehmender Schichtdicke geht es in ein Lorentzprofil über (beide Kurven sind im logarithmischen Maßstab gezeichnet). Rechts: Nur im Falle eines unendlich ausgedehnten Gitters sind die Punkte im reziproken Raum scharf definiert (schwarz). Endliche Schichtdicken haben eine Verbreiterung des Reflexes in Normalenrichtung zur Folge und lassen sich mittels eines ω − 2θ−Scans aufdecken (rot). Laterale Granularitäten verbreitern den reziproken Gitterpunkt in Parallelrichtung (grün). Zum Nachweis eignet sich ein ω−Scan [Spi05]. dass Realraum und reziproker Raum durch eine Fouriertransformation miteinander verknüpft sind. Handelt es sich bei der untersuchten Probe um eine sehr dünne Schicht, so nimmt die Fouriertransformierte (analog zum Beugungsbild eines Einzelspaltes) eine Form ∝ |sin x/x|2 an. Mit wachsender Schichtdicke verschmälert sich der Reflex im reziproken Raum kontinuierlich, die Nebenmaxima werden zunehmend gedämpft und für hinreichende Schichtdicke ist das Beugungsbild nicht mehr von einem lorentzförmigen Profil zu unterscheiden (vgl. Abb. 5.5). Im Grenzfall des unendlich ausgedehnten perfekt periodischen Kristallgitters geht die Lorentzkurve letztlich in einen Dirac-δförmigen Reflex über. Die dünnere ZnBe(3%)Se-Schicht weist daher im Diffraktogramm eine größere Breite und kleinere Intensität auf und lässt sich so trotz überlagerten GaAsSubstratreflexes von letzterem unterscheiden. 3| ZnSe-Reflex ZnSe weist eine etwas größere Gitterkonstante als GaAs auf. Der zugehörige (004)-Reflex erscheint daher im ω−2θ−Diffraktogramm zu kleineren Winkeln verschoben (siehe auch Abb. 2.2), in Abb. 5.4 tritt er bei ca. −100000 auf. 4| in situ-Metallschicht Empirisch zeigt sich, dass die spektral breite Struktur im Diffraktogramm bei ca. −250000 der in situ-Metallschicht zuzuordnen ist. 5| ZnBe(10%)Se Superlattice Buffer Unter der Doppelbarriere der RTD befindet sich eine Pufferschicht aus 50nm ZnSe und 20nm ZnBe(10%)Se in alternierender Abfolge. Dieses Übergitter stellt einen künstlichen Kristall“ mit einer Dicke von lediglich 5 ” Gitterkonstanten dar, welcher den entsprechenden Reflex erzeugt. 61 5 Herstellung der Transmissionsprobe 6| Si-Reflex Der extrem scharfe Reflex bei 500000 ist nicht der RTD-Struktur zuzuordnen, sondern rührt vom Probenhalter der Röntgenapparatur her. Der Wafer, auf welchen die zu untersuchenden Proben aufgeklebt werden, besteht offensichtlich aus Silizium. 7| Doppelbarrierenstruktur Eine besonders charakteristische Signatur einer RTDStruktur sind die Oszillationen, welche in Abb. 5.4 im Bereich von 400000 bis 800000 auftreten. Bestünde die resonante Tunneldiode aus einer Einzel- statt Doppelbarriere, würde das Diffraktogramm eine Einhüllende der Oszillationen bilden. Durch die Doppelbarrierenstruktur entstehen Interferenzen zwischen den beiden Schichten, wodurch sich das typische Beating ergibt [Fre10]. Die Doppelbarrierenstruktur verhält sich wie ein Übergitter mit lediglich 1.5 Perioden. Dass das Feature aufgrund der geringen Zählrate (wenig Streuvolumen) trotzdem im Diffraktogramm erkennbar ist, ist der hohen Gitterkonstante“ des Übergitters geschuldet. Sie hat zur Folge, dass das zugehörige ” Beugungsbild im Diffraktogramm bei stark abweichenden Winkeln auftaucht und daher nicht von anderen Signaturen der Probe überlagert wird. Phase und Periodizität des Beatings hängen von der Breite des Quantentroges und der Barrierenschichten sowie ihrer Material-Zusammensetzungen ab. Neben einer qualitativen Aussage lassen sich hieraus auch quantitative Werte für die genannten Größen extrahieren. Eine Anleitung zur Auswertung ist ebenfalls in [Fre10] gegeben. Im Vergleich zum Diffraktogramm vor dem Schleifprozess weist die abpolierte Probe signifikante Abweichungen auf. Erwartungsgemäß tritt der (004)-Reflex des GaAsSubstrates nicht mehr auf. Die Zählraten fallen über den gesamten Winkelbereich um Größenordnungen niedriger aus. Sämtliche beschriebene Charakteristika treten spektral verbreitert auf. Die Doppelbarrieren-Signatur ist nicht erkennbar. Ein ω−Scan des ZnBe(3%)Se-Reflexes liefert einen Peak mit Full Width at Half Maximum-Breite (Abk. FWHM) von 266400 . Zum quantitativen Vergleich möge die Information dienen, dass ZnSe-Schichten bei hoher kristalliner Qualität für diese Messung FWHM-Breiten von ca. 6000 erreichen. 5.4 Weiterentwicklung des Schleifprozesses Zwei Ursachen für den Befund der HRXRD-Messung erscheinen naheliegend. 1. Die zerklüftete Oberfläche des Probenfilms könnte zur Folge haben, dass die Röntgenstrahlung diffus an der Probe gestreut wird. Statt wie zuvor bei fest definierten Winkeln träten die charakteristischen Signaturen nun auch bei abweichenden Winkeln auf. Aus der spektralen Verbreiterung folgten zwanglos die niedrigen beobachteten Zählraten. 2. Möglicherweise ergänzend kommt zudem folgende Interpretation in Frage: ZnSe weist eine geringere Härte als GaAs auf. Durch das direkte Aufkleben der Probe 62 5.4 Weiterentwicklung des Schleifprozesses Glasträger Glasträger ZnSe Si GaAs Schleifteller GaAs Schleifteller Abb. 5.6: Links: Bei direktem Aufkleben der Probe auf den Glasträger wird das im Vergleich zum GaAs-Substrat weichere II-VI-Material durch die auftretenden Scherkräfte stark beansprucht. Rechts: Zwecks Reduzierung der Scherkräfte wird in einem gewissen Bereich bis auf das GaAs-Substrat herunter geätzt und die Probe mittels eines Silizium-Rahmens direkt auf das GaAs-Substrat geklebt. mit der in situ-Metallseite übersetzen sich die beim Schleifen auftretenden Scherkräfte im Wesentlichen in die II-VI-basierte Schicht (Illustration siehe Abb. 5.6). Denkbar ist ein Zerbrechen des II-VI-Materials in mikroskopische Kristallite, welche durch die in situ-Metallschicht zusammen gehalten werden. Die aus der unterschiedlichen Orientierung der einzelnen Bruchstücke zur Oberfläche resultierende Mosaizität hätte ebenfalls eine massive Verbreiterung des ω-Peaks und ein spektrales Verschmieren der Signaturen im ω − 2θ-Scan zur Folge. Um die kristalline Qualität der Probe zu erhöhen, müssten die Scherkräfte beim Schleifen auf ein Minimum reduziert werden. Die Idee besteht darin, bis auf einen kleinen Bereich die gesamte II-VI-basierte Schicht zu entfernen und die Probe mittles eines Rahmens aus Silizium direkt auf das GaAs-Substrat aufzukleben (vgl. Abb. 5.6). Die auftretenden Scherkräfte würden in der Folge von der ZnSe-Schicht entkoppelt. Die gewünschte Strukturierung der Probe erfolgt mittels optischer Lithographie. Eine konzeptionelle Darstellung der Technik findet sich in Abb 5.7. Für tiefer gehende Erläuterungen sei an dieser Stelle auf die einschlägige Literatur verwiesen [Mah99]. Zur Herstellung des benötigten Rahmens wird ein Siliziumwafer mit einer 200nm dicken Schicht aus SiO2 verwendet. Ein 5×5mm2 großes Quadrat wird auf die Oberfläche strukturiert, innerhalb dessen sich mit verdünnter Flusssäure die SiO2 -Schicht wegätzen lässt. Der entstehende Rahmen dient wiederum als Maske, um mittels 80◦ C heißer 20%iger Kalilauge das Quadrat komplett herauszuätzen. Auf die Oberfläche der zu schleifenden Probe wird ferner ein Rechteck mit maximaler Größe von 4×4mm2 strukturiert. Zur Freilegung des GaAs-Substrates im belichteten Bereich erfolgen drei Ätzschritte. 1. Entfernen der in situ-Goldschicht mittles einer Ätzlösung aus jeweils 10%iger Natriumsulfat-, Thioharnstoff- und Kaliumhexacyanoferrat(III)-Lösung im Volumenverhältnis 1:1:1. 2. Entfernen der in situ-Aluminium- und in situ-Titanschicht mittels 1:200 verdünnter Flusssäure. 63 5 Herstellung der Transmissionsprobe ① ② ③ ④ ⑤ ⑥ Abb. 5.7: Konzeptionelle Beschreibung der wichtigsten Prozesse für die optische Litho1 Auf die Probe (hellgrau: GaAs-Substrat, dunkelgrau: II-VI-basierte graphie. Schicht) wird eine dünne Schicht Photolack aufgeschleudert. Der Lack besteht aus einem in alkalischem Milieu löslichen Harz, einer photoaktiven Komponente und einem Lösungsmittel. Beim Ausbacken verdampft letzteres, der Lack här2 Durch Bestrahlung mit UV-Licht wird eine chemische Reaktion der tet aus. photoaktiven Komponente getriggert. Eine Maske schützt selektiv einen Teil des Lacks vor der Belichtung, durch welche sich die Löslichkeit im belichteten Be3 Bei der Entwicklung in einem geeigneten alkalischen reich drastisch erhöht. Lösungsmittel bleiben nur die unbelichteten Regionen des Photolacks stehen. 4 Mithilfe geeigneter Ätzlösungen können nun die Strukturinformationen der 5 Nach dem Entfernen des restlichen Maske auf die Probe übertragen werden. 6 Frei stePhotolacks bleibt eine lateral strukturierte Probenoberfläche zurück. hende II-VI-Schicht. Der Silizium-Rahmen (Schraffur) liegt direkt auf dem GaAsSubstrat auf. 3. Wegätzen sämtlichen ZnSe-basierten Materials auf dem GaAs-Substrat mittels 1%iger Lösung von Brom in Ethylenglycol. Die vollständige Entfernung der Gold- und Aluminium/Titan-Schichten lässt sich zweifelsfrei durch das Verschwinden der charakteristischen Farbigkeit der Oberfläche erkennen. Die Brom-basierte Ätzlösung erweist sich als sehr aggressiv gegenüber allen in der Probe vorhandenen Materialien. Ist das genannte Rechteck nicht durch die Lackschicht geschützt, lösen sich bereits nach nur kurzem Kontakt mit der Ätzlösung die Metallschichten vollständig ab (vgl. Abb. 5.8 oben links). Eine weitere Schwierigkeit stellt die Tatsache dar, dass die Harz-basierten Photolacke in organischen Lösungsmitteln wie Aceton eine hohe Löslichkeit aufweisen. Aufgrund seiner höheren Zähigkeit als Aceton degradiert die Lackmaske unter Einwirkung von Ethylenglycol sehr viel langsamer, wird jedoch auch hiervon angegriffen und letztlich 64 5.4 Weiterentwicklung des Schleifprozesses Abb. 5.8: Oben links: Ist die Oberfläche nicht durch eine Lackmaske geschützt, lösen sich bereits nach wenigen Sekunden Kontakt mit der Brom-basierten Ätze die in situ-Metallschichten vollständig ab. Oben rechts: Zustand der Probe nach 4 Minuten Ätzzeit. Die Brom-Lösung kriecht zwischen Lackmaske und Probenoberfläche und greift die in situ-Metallschicht an. Unten: Dieselbe Situation, nur mit Verwendung von HMDS als Haftvermittler. Die Lackmaske degradiert langsamer, in der vergrößerten Darstellung rechts ist dennoch zu erkennen wie die Ätzlösung unter die Maske kriecht. Die deutlich hervortretenden Dünnschichtinterferenzen stammen von den II-VI-basierten Halbleiterschichten. Abb. 5.9: Zustand der Probe nach erfolgreichem Entfernen der in situMetall- und II-VI-Schichten. Deutlich erkennbar durch die dunklere Abschattierung ist jener Bereich, in dem die zweite Lackmaske die eigentliche Struktur überlappte. 65 5 Herstellung der Transmissionsprobe aufgelöst. Nach einigen Minuten beginnt die Ätzlösung zwischen Probe und Lackmaske zu kriechen und die in situ-Metallschicht anzugreifen (vgl. Abb. 5.8 oben links). Um letzteres zu unterbinden, wird zunächst zusätzlich Hexamethyldisilazan (Abk. HDMS) als Haftvermittler zwischen Probenoberfläche und Photolack eingesetzt. Wie sich im unteren Teil der Abb. 5.8 erkennen lässt, ist bei gleicher Ätzzeit die in situ-Metallschicht weniger stark angegriffen. Allerdings lässt sich auch durch den Einsatz des Haftvermittlers nicht vollständig unterbinden, dass die Ätzlösung unter die Lackmaske kriecht. Um die Kanten der Struktur zu schützen, erweist es sich als zielführend, nach dem Entfernen der in situ-Metallschicht die verwendete Lackschicht mittels Aceton abzulösen und eine weitere derart aufzubringen, dass die neue Maske an allen Rändern die Struktur um ca. 50 bis 100µm überlappt. Für die Verweildauer in der Brom-Ätze ist die Struktur hinreichend geschützt. Abb. 5.9 zeigt exemplarisch eine mittels überlappender Lackmaske während des Ätzens geschützte Struktur nach der Freilegung des GaAs-Substrates. Das Aufkleben der so präparierten Probe stellt sich als unkritisch heraus, solange die geätzte Struktur eine Größe von ca. 4 × 4mm2 nicht überschreitet. Durch das Loch im Siliziumrahmen lässt sich leicht erkennen, ob die geätzte Struktur ohne Kontakt zum 6 Rahmen aufgeklebt wurde (vgl. Abb. 5.7 ), bei Bedarf kann das Aufkleben wiederholt werden. Für die folgenden Schritte wird zudem ein anderes Wachs verwendet, für welches sich Trichlorethylen als Lösungsmittel eignet. Durch Schleifen werden wiederum ca. 300µm des GaAs-Substrates abgetragen und der Glasträger anschließend in die übliche Ätzlösung gelegt. An dieser Stelle treten zwei weitere Schwierigkeiten auf: 1. Es zeigt sich, dass auf einer Seite der Probe die ZnSe-Schicht während des Ätzens sehr viel früher als auf der anderen zum Vorschein kommt. Offensichtlich hatte der Rest des GaAs-Substrates eine Keilform, die auf eine nicht gleichmäßig dicke Wachsschicht zurückzuführen ist. 2. Die Ätzlösung läuft in der Folge unter den Probenfilm und greift die II-VI-Schicht an. Nach der vollständigen Entfernung der GaAs-Schicht war die Oberseite des Probenfilms über eine Stunde der Ätzlösung ausgesetzt. Beim Auffangen des Probenfilms zeigte sich dieser sehr viel instabiler als bei vorherigen Versuchen. Es ist daher darauf zu achten, dass beide Wachsschichten (zwischen Glasträger und Silizium-Rahmen sowie zwischen Rahmen und Probe) möglichst über die gesamte Kontaktfläche eine einheitliche Dicke aufweisen. Erreicht werden kann dies durch ein leichtes Verschieben der beteiligten Stücke unter sanftem Druck. Um zu verhindern, dass die Ätzlösung in die Mulde läuft, muss zudem ein weiterer Zwischenschritt in den Prozess eingebunden werden. Nach dem Schleifen wird die Probe mittels 60◦ C heißen Trichlorethylens abgelöst, mit einer Pinzette aus dem Lösungsmittel entnommen und mit der in situ-Metallseite nach unten flächig wieder auf den Glasträger aufgeklebt. Das Wachs schützt so die Metallseite der Probe gegen die Ätzlösung. Die Probe ist nach dem Schleifen aufgrund ihrer geringen Dicke extrem empfindlich gegen Zerbrechen. Werden während des Schleifens ca. 280µm des GaAs-Substrates entfernt, kann die Probe noch mit äußerster Sorgfalt aufgenommen und gedreht werden. Bei Entfernung von 300µm des 66 5.5 HRXRD-Messung 2 7 10 800 600 6 10 400 Zählereignisse 5 10 200 0 4 10 -4000 -2000 0 2000 4000 (') 3 10 2 10 1 10 -6000 -4000 -2000 0 2000 4000 6000 8000 10000 ('') Abb. 5.10: ω − 2θ−Diffraktogramm einer resonanten Tunneldiode vor (schwarze Kurve) und nach Abpolieren des GaAs-Substrates unter Verwendung des SiliziumRahmens (rote Kurve, zwecks besserer Darstellbarkeit mit einem Faktor 10 skaliert). Das Inset zeigt einen ω−Scan des Reflexes bei 000 . Substrates hingegen (entsprechend 50µm verbliebener Schichtdicke) gelingt dies erfahrungsgemäß nicht mehr. Nach dem selektiven Ätzen des restlichen GaAs-Substrates kann der Probenfilm wie bereits beschrieben abgelöst und aufgefangen werden. 5.5 HRXRD-Messung 2 An einem Probenfilm, welcher unter Zuhilfenahme des Silizium-Rahmens abpoliert wurde, wird wiederum eine HRXRD-Messung durchgeführt, die Daten zeigt Abb. 5.10. Im Vergleich zur Messung an der Probe, die direkt auf den Glasträger aufgeklebt wurde, treten im ω − 2θ−Scan zwei Unterschiede zu Tage. Normiert auf die Integrationszeit weist der zentrale Reflex bei 000 in Abb. 5.4 im Maximum eine Zählrate von 520 Zählereignissen pro Sekunde auf, der Reflex in Abb. 5.10 hingegen eine Zählrate von 1343 Zählereignissen pro Sekunde. Bereits bei geringerer Integrationszeit wird in Abb. 5.4 die Signatur der Doppelbarrierenstruktur ansatzweise sichtbar. Der ω−Scan des zentralen Reflexes liefert eine im Vergleich zur vorangegangenen Messung reduzierte FWHM-Breite von 199100 . Alle drei Befunde zusammen genommen deuten darauf hin, dass durch die Verwendung des Silizium-Rahmens während des Schleifens eine erhöhte kristalline Qualität des Probenfilmes erreicht werden kann. Die Zählraten weichen jedoch weiterhin 67 5 Herstellung der Transmissionsprobe um Größenordnungen von jenen der Referenzmessung an der unbehandelten Probe ab. Die Ergebnisse bleiben hinsichtlich der Frage, ob die Unebenheit des Probenfilmes für die schlechte Datenqualität verantwortlich ist, uneindeutig. Ob die RTD in ihrer mikroskopischen Kristallstruktur erhalten geblieben ist, lässt sich nur durch Vergleich der Transportdaten einer unbehandelten Probe und einer mit abpoliertem GaAs-Substrat beurteilen. 5.6 Optimierung des Schleifprozesses Aufgrund dessen, dass der Probenfim nicht plan auf dem Glassubstrat aufliegt, bei kleinster mechanischer Belastung zerbricht und sich bei Kontakt mit Aceton oder anderen Lösungsmitteln wiederum ablöst, ist eine nachträgliche Prozessierung der Probe nicht möglich. Die Pillars werden daher vor dem Schleifprozess strukturiert, sind während des Schleifens durch den Silizium-Rahmen geschützt und bleiben nach der Entfernung des GaAs-Substrates ohne erkennbare Beschädigungen erhalten (vgl. Abb. 5.11). Als weiterer Schritt zur Optimierung des Prozesses hat sich das im Folgenden beschriebene Vorgehen herausgestellt. Der Probenfilm lässt sich nach Entfernung des GaAsSubstrates einfacher als mit einem relativ dicken Glassubstrat mittels eines Stückchens Siliziumwafer (Dicke 350µm) aus dem Lösungsmittel entnehmen. Der Film wird anschließend in ein Gefäß mit Isopropanol gebracht, einige Sekunden hierin belassen und anschließend wiederum mittels des Siliziumsubstrates in ein Gefäß mit destilliertem Wasser überführt. Aufgrund der hohen Oberflächenspannung schwimmt der Probenfilm anstatt auf den Boden des Gefäßes abzusinken auf der Wasseroberfläche auf und lässt sich auch mithilfe des Glassubstrates vergleichsweise einfach auffangen. Betrachtet man die so behandelte Probe unter dem Mikroskop (siehe Abb. 5.11), fällt zudem auf, dass infolge des beschriebenen Vorgehens sich kaum noch Rückstände des Wachses und/oder des Lösungsmittels auf der Probenoberfläche befinden. 5.7 Kontaktierungsroutine Als weiteres Problem erweist sich in zweierlei Hinsicht die Kontaktierung der Probe. Das Standard-Verfahren besteht in einem Bondprozess, bei dem ein dünner Golddraht mittels eines kurzen Ultraschallpulses und mäßigen Drucks sowohl mit den Goldkontakten des verwendeten Chipcarriers sowie mit den metallischen Kontaktflächen auf der Probe verbunden wird. Es stellt sich jedoch heraus, dass die mechanischen Beanspruchungen infolge des Bondprozesses zur Zerstörung der Probenfilme führen. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, dass die Kupfer-Kontaktflächen der verwendeten Chipcarrier eine zu hohe Rauhigkeit (>1µm) aufweisen, sodass die Golddrähte auch hierauf nicht haften. Zur Kontaktierung wurde die folgende Routine verwendet: In einem definierten Fenster werden ca. 200nm Gold auf die Kontaktflächen des Chipcarriers aufgedampft, um die Haftung des Bonddrahtes zu verbessern. Auf die Kontaktstelle wird ferner ein Tropfen 68 5.7 Kontaktierungsroutine Abb. 5.11: Probenfilm, welcher unter Zuhilfenahme des Siliziumrahmens geschliffen, gemäß im Text beschriebener Prozedur geätzt und anschließend auf ein Glassubstrat aufgebracht wurde. eines leitenden Epoxyd-Harz Klebers zur Kontaktverstärkung aufgebracht. Mittels einer dünnen Nadel lassen sich unter dem Mikroskop kleine Tropfen des verwendeten Klebers EPO-TEK® H20E 2 auf die metallischen Kontaktflächen der Pillars träufeln, in welche anschließend die Bonddrähte hineingesteckt werden. Nach einer Ausbackzeit von mindestens 3 Stunden bei 80◦ C sind auf diese Weise mechanisch stabile und elektrisch leitende Kontaktstellen entstanden. 2 Neben dem genannten Produkt wurden auch zwei weitere elektrisch leitende Epoxyd-Harz Kleber getestet, namentlich CircuitWorks® CW2400 und EPO-TEK® H22. Beide ließen entweder aufgrund ihrer hohen Zähigkeit nicht zu, hinreichend kleine Tropfen aufzubringen oder zeigten sich derart dünnflüssig, dass der Kleber während des Ausbackens zerlief und Top- und Back-Kontakt der Probe kurzgeschlossen wurden. 69 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben 6.1 Transportmessungen an Transmissionsproben 6.1.1 Vergleich zwischen unbehandelter und abpolierter RTD Vom Ausgangsmaterial der RTD-Wachstumsserie CB3311 werden zwei Probenstücke mit Pillars der in Abb. 4.7 gezeigten Geometrie hergestellt. Um maximale Vergleichbarkeit der Messdaten zu gewährleisten, werden zwei nominell identische Proben strukturiert, die sämtliche Prozessschritte (CAIBE, Aufbringung der Metallkontakte etc.) parallel durchlaufen. Bei einer der beiden Proben erfolgt nach dem Einkleben in einen Chipcarrier die übliche Kontaktierung mittels Ultraschallbondens (im Folgenden als unbehandelt“ ” bezeichnete Probe). Die andere Probe durchläuft die im vorangegangenen Kapitel 5 entwickelte Routine zur Entfernung des GaAs-Substrates. Der auf einem Glassubstrat aufgebrachte Probenfilm wird ebenfalls in einen Chipcarrier eingeklebt, die Kontaktierung erfolgt mithilfe des elektrisch leitenden Epoxyd-Harz Klebers. An beiden Proben werden im selben Kryostaten unter identischen Bedingungen (Temperatur, Ausschluss von Beleuchtung, identischer Messaufbau und Verwendung derselben Referenzwiderstände) IV-Kennlinien für Magnetfelder zwischen 0 und 6T gemessen. Abb. 6.1 zeigt im oberen Bereich die GV-Kennlinien der unbehandelten Probe und jener mit entferntem GaAs-Substrat. Die unbehandelte Probe weist die für eine RTD mit semimagnetischem Quantentrog typischen Signaturen auf. Das Zustandekommen der charakteristischen GV-Kennlinie wird nochmals im unteren linken Teil der Abb. 6.1 veranschaulicht. Bei 0T ist ein näherungsweise exponentiell ansteigender Hintergrundstrom zu beobachten, dem eine deutliche Resonanz überlagert ist. Die Resonanz nimmt ihr Maximum an, wenn die Emitter-Leitungsbandkante mit dem quantisierten Trogniveau zusammenfällt. Mit ansteigendem Magnetfeld spalten die Energieniveaus im Quantentrog aufgrund des Giant Zeeman Effektes gemäß einer Brillouin-Funktion für die beiden Spin-Richtungen auf. In der GV-Kurve äußert sich dies durch ein Aufspalten des Leitwert-Maximums in zwei zunehmend weiter voneinander getrennt liegende Resonanzen. Gemeinhin wird dies als Injektion einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung in den Kollektor gedeutet [Slo03]. Auf der höherenergetischen Seite der Resonanz ist ferner vor allem für niedrige Magnetfeldstärken deutlich die Replik des ZnSe-LO-Phonons zu erkennen. Durch den direkten Vergleich der Datensätze können über die abpolierte Probe zwei sehr entscheidende Aussagen getroffen werden. 71 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben 18 16 16 14 G (mS) G (mS) 4T 8 3T 6 5T 10 4T 8 3T 6 2T 4 2T 4 1T 2 T = 4.2K 0T 0 -250 -200 -150 -100 -50 0 -300 0 1T T = 4.2K 0T -250 -200 -150 -100 -50 0 V (mV) Stromstärke (willk. Einheiten) V (mV) B = 0 B > 0 0 0 Leitfähigkeit (willk. Einheiten) 6T 12 5T 10 2 14 6T 12 0 Spannung (willk. Einheiten) 0 0 Spannung (willk. Einheiten) 0 Abb. 6.1: GV-Kennlinien resonanter Tunneldioden mit semimagnetischem Quantentrog. Oben links: GV-Kennlinie einer unbehandelten“ RTD (Erläuterung siehe ” Text). Oben rechts: GV-Kennlinie derselben RTD unter identischen Bedingungen mit abpoliertem GaAs-Substrat. Unten links: RTD als Spinfilter-Element. Unten rechts: Zustandekommen der Diskontinuität in den GV-Kennlinien. Die gepunkteten Linien bezeichnen die Lastgerade des Referenzwiderstandes. Im Bereich des negativen differentiellen Widerstandes kann es zu Oszillationen kommen, wenn kein eindeutiger Arbeitspunkt definiert ist (gestrichelte Linie). 1. Zunächst ist zu beobachten, dass die abpolierte Probe mit einem exponentiell ansteigenden Hintergrundstrom und einer deutlich ausgeprägten, im Magnetfeld aufspaltenden Resonanz, qualitativ dieselben Charakteristika in ihren GV-Kennlinien aufweist wie die unbehandelte Probe. Dieser Befund liefert einen starken Hinweis darauf, dass die spektrale Verbreiterung der Reflexe im Röntgendiffraktogramm nicht auf eine Polykristallinität infolge mechanischer Belastungen während des Schleifprozesses zurückzuführen ist. In diesem Fall wäre zu erwarten, dass sich die Probe nicht mehr wie gewohnt durch eine wohldefinierte Bandstruktur beschreiben ließe, was sich negativ auf die Qualität der Transportdaten auswirken würde. 2. Im Gegenteil weisen die Kennlinien der RTD mit entferntem GaAs-Substrat Abweichungen auf, die auf eine Verbesserung der Transporteigenschaften der Struktur hinweisen. Zur Verdeutlichung dient die Darstellung unten rechts in Abb. 6.1. Bei dem verwendeten Messaufbau handelt es sich um eine Serienschaltung aus einem Ohmschen Referenzwiderstand und dem nichtlinearen Widerstand der RTD (vgl. hierzu auch Abb. 3.5), an denen jeweils ein Bruchteil der angelegten Spannung 72 6.1 Transportmessungen an Transmissionsproben 5 GaAs-Substrat abpoliert Probe unbehandelt 4 Abb. 6.2: Vergleich der GV-Kurven der unbehandelten und abpolierten Probe. Letztere weist ein größeres Peak-to-Valley-Ratio auf, zeigt schmalere Resonanzen und die Phonon-Replik tritt deutlicher hervor. G (mS) 3 2 1 T = 4.2K B = 6T 0 -250 -200 -150 -100 -50 0 V (mV) abfällt. Der Arbeitspunkt ergibt sich für jeden Wert der angelegten Spannung aus dem Schnittpunkt der RTD-Kennlinie mit der Lastgerade des Referenzwiderstandes. Im negativen differentiellen Widerstands-Bereich der RTD kann die Situation eintreten, dass Lastgerade und RTD-Kennlinie mehr als einen Schnittpunkt aufweisen. Die Schaltung befindet sich dann in einem instabilen Zustand und kann zwischen beiden Arbeitspunkten oszillieren [Coo89]. Bei diesem Spannungswert treten dann die Diskontinuitäten in der GV-Kennlinie auf. Sie lassen sich unterdrücken durch die Verwendung eines kleineren Referenzwiderstandes, was in Abb. 6.1 einer steileren Lastgerade entspräche. Dass bei der abpolierten Probe bei Messung mit identischem Widerstand solche Sprünge in der Kennlinine auftreten, bei der unbehandelten Probe jedoch nicht, ist gleichbedeutend mit einer steileren Flanke der Resonanz. Des Weiteren tritt die Phonon-Replik bei der Struktur mit entferntem GaAs-Substrat deutlicher zu Tage. Die beobachteten Diskontinuitäten verhindern es, die beiden Kennlinien-Sätze für alle Magnetfeldstärken quantitativ miteinander zu vergleichen. Im konkreten Fall lässt sich ihr Auftreten auch nicht durch die Verwendung eines geringeren Referenzwiderstandes unterdrücken. Die Erklärung hierfür besteht darin, dass auch die Kontaktflächen einen Widerstand aufweisen, der zum Widerstand der eigentlichen RTD und dem Referenzwiderstand hinzukommt. Jener Kontaktwiderstand skaliert mit der Fläche der Pillars und reicht selbst bei verschwindendem Referenzwiderstand aus, um einen instabilen Arbeitspunkt zu erzeugen. Abb. 6.2 zeigt exemplarisch die Gegenüberstellung der GVKennlinien für beide Proben bei 6T. Zusätzlich zur schmaleren Resonanz zeigt sich im direkten Vergleich, dass sich das Peak-to-Valley-Ratio der Probe mit entferntem GaAsSubstrat um 20% von 1.07 auf 1.29 erhöht. 73 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben 6.2 Erklärungsansätze für die Erhöhung des PVR 6.2.1 Formation von Quantenpunkten an Wachstumsgrenzen 1994 demonstrierten A. Zrenner et al., dass sich an den Grenzflächen von mittels MBETechnologie gewachsener Heterostrukturen infolge lokaler Fluktuationen der Schichtdicke quantenpunktartige, nulldimensionale Zustände ausbilden können [Zre94]. Die von ihnen untersuchte Probe besteht aus einer in Al0.48 Ga0.52 As eingebetteten gekoppelten AlAs/GaAs-Quantentrogstruktur, deren X- und Γ-Leitungsbänder zwei benachbarte Tröge ausbilden. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes lassen sich die Niveaus des X-Minimums infolge des linearen Stark-Effektes energetisch gegenüber denen des ΓMinimums verschieben. Im Photolumineszenz-Spektrum bei angelegter Spannung VB = −0.2V (X-Minimum liegt energetisch unterhalb des Γ-Minimums) beobachtet man im Falle eines flächenmäßig großen Anregungsspots (∅ ≈ 100µm) verbreiterte Übergänge beider Potentialminima. Wird der Anregungsspot drastisch verringert (∅ ≈ 2µm), treten extrem schmale, getrennt voneinander liegende Linien im Bereich des indirekten Übergangs auf, welche auf ein vollständig quantisiertes System wie einen einzelnen Quantenpunkt hinweisen. Durch Wahl einer geeigneten Vorspannung VB kann folgende Situation erreicht werden: Elektronen vom Γ-Minimum gehen in das energetisch tiefer liegende X-Minimum über, in dem sie eine um mehrere Größenordnungen erhöhte Lebensdauer aufweisen. Jene Elektronen bilden ein Reservoir, aus dem einzelne Elektronen abhängig von der jeweiligen Vorspannung resonant in lokalisierte Niveaus unterhalb des Γ-Minimums injiziert werden können. Während bei kleinen negativen Spannungen eine Vielzahl diskreter Linien im PL-Spektrum zu beobachten ist, reduziert sich deren Anzahl für betragsmäßig größer werdende negative Werte, da nun nur noch wenige, besonders tief liegende Niveaus bevölkert werden. Auch die charakteristische Magnetfeldabhängigkeit der energetischen Position der diskreten Linien weist auf quantenpunktartige Zustände an den Grenzflächen hin. 6.2.2 Nullfeldaufspaltung in Quantenpunkt-RTDs Wird in einer resonanten Tunneldiode der zweidimensionale Quantentrog durch ein Ensemble selbstorganisierter Quantenpunkte ersetzt, weisen die GV-Kennlinien der RTD ein fundamental abweichendes Verhalten auf. Für eine RTD mit semimagnetischen Barrieren und Quantenpunkten aus nichtmagnetischem Material beobachteten C. Gould et al. folgendes Verhalten [Gou06]: Während die Aufspaltung der beiden Resonanzen für hohe Magnetfelder erwartungsgemäß einer Brillouin-Funktion folgt, ergibt sich für kleine Magnetfelder ein qualitativ abweichender Verlauf. Obwohl das paramagnetische Material bei Nullfeld keine makroskopische Magnetisierung aufweist, beobachtet man kein vollständiges Zusammenlaufen, sondern weiterhin eine Aufspaltung der beiden Resonanzen. Diese Beobachtung ist folgendermaßen zu verstehen: Obwohl die geometrischen Maße der Struktur viele Millionen Quantenpunkte umfassen, wird der Transport durch einige wenige Quantenpunkte dominiert, welche bei niedriger Spannung in Resonanz kommen. Die 74 6.2 Erklärungsansätze für die Erhöhung des PVR Wellenfunktionen der Elektronen weisen eine hinreichende räumliche Ausdehnung auf, um mit Mn-Ionen in den Barrierenschichten zu überlappen. Der Gesamtspin eines Quantenpunktes nimmt für fast jede Elektonen-Population einen endlichen Wert an. Es lässt sich zeigen, dass die Wechselwirkung zwischen dem Gesamtspin des Quantenpunktes mit dem Spin eines Mn-Ions ein effektiv ferromagnetisches Verhalten aufweist, welches die antiferromagnetische Kopplung benachbarter Mn-Spins zu kompensieren vermag. Elektronen im Quantenpunkt vermitteln somit eine lokal ferromagnetische Wechselwirkung zwischen Mn-Spins in der Umgebung des Quantenpunktes, die eine endliche Aufspaltung der Resonanzen in der GV-Kurve bei Nullfeld erzeugen. 6.2.3 Übertragung der Erkenntnisse auf Quantentrog-RTDs 2010 zeigten M. Rüth et al. [Rüt10], dass das etablierte Bild der Spin-Injektion über eine RTD mit semimagnetischem Quantentrog einer Revision bedarf. Drei Beobachtungen lassen sich mit dem hergebrachten Bild nicht erklären: • Eine genauere Auswertung zeigt, dass die beiden Resonanzen auch bei Nullfeld nicht auf exakt den gleichen Wert zusammen laufen. • Die Energie des ZnSe-LO-Phonons von 31.7meV [Lan99] lässt sich nutzen, um durch Gleichsetzung mit dem energetischen Abstand e∆V zwischen Resonanz bei Nullfeld und Phonon-Replik die Spannungsachse in eine Energie-Achse zu übersetzen. Die Halbwertsbreite der Nullfeld-Resonanz entspricht der Fermi-Energie des Emitter-Kontaktes. Der so bestimmte Wert fällt jedoch höher aus als erwartet und erweist sich als inkonsistent mit den Erkenntnissen anderer Bestimmungsmethoden. • Die Linienform der Resonanz weicht weit von einem Lorentz-Profil ab und lässt sich wesentlich besser durch eine Gauß-Funktion beschreiben. Diese Beobachtungen lassen sich konsistent erklären, wenn man annimmt, dass sich an den Grenzflächen der Heterostruktur quantenpunktartige Zustände ausbilden. Der Transport durch die Struktur wird damit stark beeinflusst von der Transmission durch diese nulldimensionalen Zustände. Gemäß Abschnitt 6.2.2 ließe sich damit die beobachtete Nullfeldaufspaltung der Resonanz erklären. Werden die tunnelnden Elektronen nicht nur von den zweidimensionalen quantisierten Trogniveaus beeinflusst, sondern findet der Transport durch ein Ensemble lokalisierter Zustände statt, verliert die Annahme eines Lorentz-förmigen Transmissionskoeffizienten seine Gültigkeit. Vielmehr muss eine Überlagerung einer Vielzahl von energetisch getrennt liegenden Transmissionskoeffizienten berücksichtigt werden, die sich wiederum in Übereinstimmung mit der experimentellen Beobachtung als eine Gauß-Funktion beschreiben lässt. Die einzige offensichtliche Veränderung, die mit der Entfernung des GaAs-Substrates einhergeht, betrifft die Verspannungssituation in der Probe. Die Frage, wie der Zusammenhang zwischen der Entfernung des Substrates und den ausgeprägteren Resonanzen mi- 75 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben kroskopisch zu interpretieren ist, lässt sich an dieser Stelle jedoch nicht abschließend beantworten. Fest steht aber, dass eine systematische Untersuchung der durch den Schleifprozess induzierten Veränderungen in den Transporteigenschaften zur Vervollständigung des physikalischen Bildes resonanter Tunnelprozesse in semimagnetischen QuantentrogRTDs beitragen wird. Hierfür wird es in erster Linie notwendig sein, die Aufspaltung der Resonanzen in den IV-Kurven durch eine geeignete Verstärkerschaltung über den gesamten Spannungsbereich und für sämtliche Magnetfeldstärken ohne Diskontinuitäten aufzulösen. Eine Möglichkeit bildet die Verwendung eines negative impedance converter (Abk. NIC). Diese Operationsverstärker-Schaltung verhält sich wie ein negativer Widerstand [Mar94]. Durch eine Reihenschaltung mit dem Referenzwiderstand und der RTD wird eine effektiv größere Steigung der Lastgerade in Abb. 6.1 erreicht. Bei korrekter Dimensionierung des NIC wird der Verlauf der IV-Kurve auch im Bereich ihres negativen differentiellen Widerstandes einer Messung ohne Bistabilitäten zugänglich gemacht. Eine denkbares (Teil-) Ergebnis einer umfassenden Analyse von energetischer Lage und Linienform der Resonanzen in den IV-Kurven könnte beispielsweise sein, dass nach Entfernung des GaAs-Substrates die Nullfeldaufspaltung der Resonanzen geringer ausfällt. Da die energetisch höher liegende Resonanz hierdurch stärker aus dem Hintergrundstrom hervorträte, ließe sich zumindest die Beobachtung des erhöhten Peak-to-ValleyRatios zwanglos auf eine geringere Nullfeldaufspaltung zurückführen. Eine schematische Darstellung ist im linken Teil der Abb. 6.3 gezeigt. 6.3 Faraday-Messung an abpolierter Einzelbarriere Nachdem sich der Nachweis einer potentiellen Spininjekion über eine semimagnetische Einzelbarriere mittels des Kerr-Effektes aus konzeptionellen Gründen als nicht möglich erwiesen hat (vgl. Kapitel 4.2.2), wird nun der Versuch eines Nachweises über den Faraday-Effekt unternommen. Gemäß der Beschreibung in Kapitel 3 wird eine mit 7Hz rechteckförmig modulierte Spannung variabler Amplitude an die Einzelbarriere angelegt und die beschriebene Doppelmodulations-Technik eingesetzt. Die Integrationszeit des ersten Lock-In-Verstärkers wird auf den niedrigst möglichen Wert von 3ms gesetzt, die Integrationszeit des zweiten Lock-In-Verstärkers beträgt 10s. Der Faradaywinkel wird für jede angelegte Spannung fünfzig Mal gemessen, Abb. 6.3 zeigt die berechneten Mittelwerte als Funktion der jeweiligen Ausgangsspannung des Funktionengenerators. Der eingezeichnete Fehlerbalken reflektiert die Standardabweichung der fünfzig Einzelmessungen. Die extrem großen Fehlerbalken erklären sich durch eine unerwartete experimentelle Schwierigkeit. Dreht man den Polarisator vor Linse 1 im Versuchsaufbau (vgl. Abb. 3.2) um einen kleinen Winkel und betrachtet den Signalverlauf auf der Photodiode mittels eines Oszilloskops, so zeigt sich ein qualitativ ähnlicher Signalverlauf wie in Abb. 3.9, der allerdings massive Verzerrungen aufweist. Schwankungen in der durch die Struktur transmittierten Intensität sind bereits mit bloßem Auge deutlich zu erkennen. Sie übersetzen 76 6.3 Faraday-Messung an abpolierter Einzelbarriere T = 1.8 K B = 6T 8 6 L e i t f ä h i g k Faradaywinkel e i t F ( w i l l k . E i n h e i t e n ) (willk. Einheiten) 10 S p a n n u n g (w illk . E in h e ite n ) 4 2 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Amplitude (V) Abb. 6.3: Links: Im Falle reduzierter Nullfeldaufspaltung (unten) ergibt sich automatisch ein größeres Peak-to-Valley-Ratio, da die energetisch höher liegende Resonanzdeutlicher aus dem Hintergrundstrom hervortritt. Rechts: Gemessene FaradayWinkel für angelegte Rechteckspannungen verschiedener Amplituden. Die großen Fehlerbalken erklären sich aufgrund schwankender Intensität auf dem Detektor infolge mechanischer Instabilitäten. sich nach Gleichung (3.12) 1:1 auf Instabilitäten des Signalverlaufs. Das Auflösungsvermögen der Apparatur wird drastisch reduziert. Die Ursache hierfür ist ein Wandern des Laserstrahls auf dem Metallfenster in der Probenstruktur. Mechanische Erschütterungen (Trittschall, Vibrationen durch Pumpstände etc.) übersetzen sich über Wellschläuche auf den ungedämpften Magnetkryostaten. Für sämtliche Messungen, wie sie bisher im selben Labor durchgeführt wurden (Magneto-Photolumineszenz und PhotolumineszenzAnregungsspektroskopie sowie Reflexionsspektroskopie), hatten mechanische Vibrationen keine Auswirkungen, da sie erstens die Anregungsbedingungen nicht signifikant änderten und zweitens zur Detektion hohe Integrationszeiten zum Einsatz kamen. Eine eigens angefertigte Bronze-Feder, welche auf dem Probenspieß angebracht wurde, um mittels mechanischen Kontaktes den zuvor frei hängenden Probenspieß zu stabilisieren, brachte nicht den erwünschten Erfolg. Der Aufbau in seiner derzeitigen Konfiguration erscheint nicht geeignet, um die vorgeschlagene Faraday/Kerr-Messung durchzuführen, welche eine Stabilität des Laserspots auf der Probenoberfläche im µm-Bereich erfordert. Um eine Stabilisierung der transmittierten Intensität zu erreichen, stehen zwei offensichtliche Ansatzpunkte zur Verfügung: 1. Der Kryostat müsste mittels eines Dämpfungssystems so aufgestellt werden, dass sich weder Trittschall noch Vibrationen durch Pumpstände auf eine mechanische Bewegung der Probe übersetzen können. 2. Zwecks verlässlicherer Justage des Laserspots auf dem Fenster der Probenstruktur wäre eine bessere Fokussierung des Laserstrahls wünschenswert. 77 6 Faraday- und Transportmessungen an Transmissionsproben Während der erste Ansatzpunkt realisierbar ist, erscheint die Realisierung des zweiten aufgrund der großen Distanz zwischen Außenfenster und Probenebene sowie des zylindrischen Glaspins jedoch fraglich. Mit einer besseren Fokussierung müsste zusätzlich eine bessere Kontrollmöglichkeit der Justage eingerichtet werden, was notwendigerweise mit der Neuanschaffung eines höherwertigen Mikroskops einherginge. 78 7 Zusammenfassung und Ausblick Die initiierende Aufgabenstellung dieser Diplomarbeit bestand darin, einen Versuchsaufbau zu konzipieren, der es mittels des magnetooptischen Kerr-Effektes ermöglicht, den direkten Nachweis einer Spin-Injektion über eine semimagnetische Einzelbarriere zu führen. Der implementierte experimentelle Aufbau ist optimiert auf das Materialsystem (Zn,Mn)Se und ermöglicht die Messung von Faraday- und Kerr-Rotationen mit einer Winkelauflösung von besser als 10−4 rad. Im Gegensatz zur üblichen Praxis der Angabe gemessener Rotationen der Polarisationsebene in willkürlichen Einheiten lassen sich mithilfe der vorgestellten Kalibrierungsroutine Kerr- und Faradaywinkel quantitativ bestimmen. Der Versuchsaufbau wurde des Weiteren um einen Transportmessplatz ergänzt. Sowohl magnetooptische als auch Transportuntersuchungen mit konkurrenzfähiger Auflösung und Stabilität lassen sich separat sowie in Kombination durchführen. Die Zusammenführung beider Messplätze gelingt durch eine Doppelmodulations-Technik. Der neue Versuchsaufbau wurde genutzt, um die Kerr-Rotation an einer (Zn,Mn)SeSchicht bekannter Zusammensetzung als Funktion des Magnetfeldes zu vermessen. Qualitativ lässt sich die Entwicklung des Kerrwinkels θK (B) bereits aus einem direkten Vergleich mit Photolumineszenzdaten nachvollziehen. Darüber hinausgehend wurde exemplarisch für die untersuchte (Zn,Mn)Se-Schicht eine Routine entwickelt, welche die Simulation von Kerr- und Faraday-Rotationen sowie der zugehörigen Elliptizitäten sowohl als Funktion eines angelegten Magnetfeldes als auch der zur Messung verwendeten Laserwellenlänge ermöglicht. Es konnte gezeigt werden, dass unter Berücksichtigung der Schwer- und Leichtlochübergänge sowie der individuellen Verspannungssituation im Kristall die Simulation den Verlauf der Kerrwinkel als Funktion des Magnetfeldes im Detail reproduziert. Hervorzuheben ist ferner, dass die Simulation quantitative Aussagen über Signalverläufe macht, die im Falle der untersuchten (Zn,Mn)Se-Schicht mit den Messdaten quantitativ übereinstimmen. Publikationen mit einer vergleichbar umfassenden quantitativen Analyse von Kerr-Rotationen an Halbleiterstrukturen sind dem Autor nicht bekannt. Mittels der Simulations-Infrastruktur lässt sich zudem eine Abschätzung über die zu erwartende Signalgröße bei Reflexion an der Einzelbarriere gewinnen. Es zeigt sich, dass die Reflektivität der ZnSe/(Zn,Be,Mn)Se-Grenzfläche zu gering ist, um mit der bestehenden Apparatur die Kerr-Rotation infolge einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung nachzuweisen. Mit dem Ziel, die semimagnetischen Einzelbarrieren einer Faraday-Messung zugänglich zu machen, wurde ein neues Verfahren entwickelt, welches mittels einer Kombination aus mechanischem Schleifen und nasschemischem Ätzen die Entfernung des GaAs-Substrates und einen Transfer der entstehenden Probenfilme auf Glassubstrate erlaubt. Durch Verwendung eines Silizium-Rahmens lassen sich die Proben vor der Einwirkung von Scher- 79 7 Zusammenfassung und Ausblick kräften während des Schleifens schützen, sodass mittels optischer Lithographie erzeugte laterale Strukturierungen den gesamten Prozess unbeschadet überstehen. Während hochauflösende Röntgendiffraktogramme an den abpolierten Probenfilmen verbreiterte Reflexe aufweisen, konnte durch Transportmessungen nachgewiesen werden, dass die kristalline Struktur der epitaktischen Schichten erhalten bleibt. GV-Kennlinien resonanter Tunneldioden weisen entgegen ursprünglicher Erwartungen nach der Entfernung des GaAs-Substrates schmalere Resonanzen und erhöhte Peak-to-Valley-Ratios auf als identische Referenzstrukturen mit GaAs-Substrat. Diese Beobachtung fügt sich zwanglos ein in die neueste Entwicklung eines revidierten Verständnisses der Transportmechanismen in resonanten Tunnelstrukturen. Unerwarteten experimentellen Schwierigkeiten in Form mechanischer Vibrationen des Versuchsaufbaus ist es geschuldet, dass der Nachweis einer Spininjektion über eine semimagnetische Einzelbarriere letztlich nicht geführt werden konnte. Ansatzpunkte zur Optimierung des Versuchsaufbaus wurden vorgeschlagen, die notwendigen Umbauten erfordern jedoch zeitliche und finanzielle Investitionen. Die vorgestellte Simulationsroutine lässt sich auf verwandte Materialsysteme übertragen, liefert quantitative Abschätzungen über die spektrale Lage sowie die zu erwartende Intensität von Faraday- und Kerr-Signalen und wird sich damit als Instrumentarium für die Vorausplanung zukünftiger Experimente als hilfreich erweisen. Darüber hinaus lässt sich aus der vorliegenden Arbeit ein breites Spektrum an vielversprechenden Fragestellungen für zukünftige Projekte entwickeln, von denen an dieser Stelle stellvertretend einige genannt seien. • Die Simulation lässt eine ausgeprägte Resonanz in semimagnetischen Strukturen für Wellenlängen nahe des Γ7 → Γ6 Übergangs erwarten. Eine Messung würde erstmalig die direkte Bestimmung der energetischen Position des Split-Off-Bandes ermöglichen. • Eine Weiterentwicklung der Simulationsroutine, welche auch die Entstehung einer Kerr-Rotation aufgrund einer Spin-Ungleichgewichtsverteilung korrekt erfasst, wird die nötige Infrastruktur bereitstellen, um eine optisch induzierte Spinpolarisation quantitativ ortsaufgelöst auszumessen. • Eine systematische Untersuchung der durch die Entfernung des GaAs-Substrates induzierten Veränderungen in den Transporteigenschaften resonanter Tunneldioden wird möglicherweise wertvolle Hinweise auf die Natur der zugrunde liegenden Tunnelprozesse liefern. • Des Weiteren lässt sich der entwickelte Prozess zur Entfernung des GaAs-Substrates auf die überwiegende Mehrzahl der an unserem Institut gewachsenen Strukturen übertragen und macht diese damit einer Vielzahl bisher unanwendbarer Untersuchungsmethoden zugänglich. Von besonderem Interesse könnten in diesem Zusammenhang Transmissionsmessungen an selbstorganisierten Quantenpunkten sein, welche an ein räumlich nahe gelegenes zweidimensionales Elektronengas koppeln. 80 Durch Anlegung eines elektrischen Feldes ließen sich die Energieniveaus der Quantenpunkte gegenüber der Fermienergie des 2DEG verschieben und deren Wechselwirkung über eine optische Transmissionsmessung mit hoher Genauigkeit verfolgen. 81 Prozessparameter zur Herstellung der Transmissionsproben Die folgende Tabelle enthält eine Übersicht über sämtliche Prozessschritte, welche nach der Strukturierung der Pillars notwendig sind, um das GaAs-Substrat der Proben zu entfernen. Schritt Prozessparameter 0 Herstellung des Silizium-Rahmens Lithographie (Parameter siehe Schritt 1) eines Quadrates auf einen Siliziumwafer mit 200nm SiO2 -Beschichtung. Ätzen der SiO2 -Schicht mittels 1:200 verdünnter Flusssäure. Durchätzen des Si-Substrates mittels 80◦ C heißer 20%iger Kalilauge. Die verbliebene SiO2 -Schicht am Rand dient als Maske. 1 Lithographie des Rechtecks Probe mittels Spincoating-Verfahrens belacken. Vorbehandlung: HMDS 5” @ 4000 rpm, dann Photolack AR-U 4040 20” @ 4000 rpm. 2’ ausbacken bei 80◦ C. 20” UV-Belichtung. 20” Entwickeln in Entwicklerlösung AR-300-26:H2 O = 1:4. 2 Entfernen der in situ-Goldschicht Ätzlösung: Natriumsulfat, Thioharnstoff und Kaliumhexacyanoferrat(III) (jeweils 10%ige Lösung) im Volumenverhältnis 1:1:1. Ätzdauer: 75”. Charakteristische Goldfärbung der Probenoberfläche verschwindet. 3 Entfernen der in-situ-Ti/Al-Schichten Ätzlösung: 1:200 verdünnte Flusssäure. Ätzdauer: 20”. Schritte 2 und 3 werden jeweils nacheinander so lange wiederholt, bis alle Metallreste entfernt sind (Probenoberfläche schwarz). 4 Lithographie Alte Lackmaske entfernen durch Bad in Aceton, Isopropanol und Wasser. Neue Lackmaske aufbringen mit ca. 50-100µm Überlappung über zu erhaltende Struktur. Parameter siehe Schritt 1. 5 Entfernen der II-VI-Schichten Ätzlösung: 1%ige Lösung von Brom in Ethylenglykol. Ätzdauer: ca. 10’. Dünnschichtinterferenzen der II-VI-Schichten verschwinden, wenn die gesamte II-VI-Schicht entfernt ist. Die Probenoberfläche erscheint dann einheitlich dunkel. Alternativ Kontrolle der Ätztiefe mittels DekTak. 83 7 Zusammenfassung und Ausblick 6 Aufkleben der Probe Probe gemäß Abb. 5.7 rechts unten so auf den Siliziumrahmen kleben, dass die II-VISchicht ohne Kontakt frei steht. Schmelzpunkt des Wachses ca. 50◦ C. Auf gleichmäßige Dicke der Wachsschicht achten. 7 Entfernen der Indiumreste Bad in 37%iger Salzsäure. Ätzdauer: ca. 10’ - 30’. Alle Indiumreste sind aufgelöst, wenn die charakteristische Bläschenbildung ausbleibt. 8 Abpolieren der Probe Schleifmittel: 9µm-Aluminiumoxid Partikel gelöst in Wasser. Mittels Schleifen ca. 280µm des GaAs-Substrates abtragen. 9 Probe erneut aufkleben Trichlorethylen auf mind. 60◦ C erhitzen, den Glasträger mit abpolierter Probe hineinlegen und warten, bis sie sich von selbst ablöst. Probe vorsichtig mit einer Pinzette aus dem Lösungsmittel entnehmen und mit der metallisierten Seite nach unten wieder mittels Wachs auf den Glasträger kleben. 10 Ätzen des GaAs-Substrates Ätzlösung: Natronlauge:Wasserstoffperoxid = 84:16 (Volumenverhältnis). Glasträger hineinlegen, bis die Goldschicht der Probe durchscheint. Ätzdauer je nach verbliebener Substratdicke mindestens 60’. 11 Aufbringung der Probe auf ein Glassubstrat Probenfilm wiederum in erhitztem Trichlorethylen ablösen, mittels eines Siliziumsubstrates zunächst in ein Gefäß mit Isopropanol, dann in Wasser überführen (Beschreibung siehe Text). Probenfilm drehen und mittels eines Stückchens Glassubstrat aufnehmen. 12 Probe kontaktieren Auf den Kontaktflächen des Chipcarriers mittels optischer Lithographie kleine Rechtecke strukturieren und 200nm Gold mit 10nm Titan als Haftvermittler aufdampfen. Glassubstrat mit Probenfilm auf den Chipcarrier aufkleben (zwei Komponenten-ExpoxydharzKleber). Bolddrähte von den Kontakflächen zu den Kontakten der Probe führen und mittels Zwei-Komponenten-Kleber befestigen. Kleber mindestens 3 Stunden bei 80◦ C aushärten. 84 Literaturverzeichnis [Ada87] S. Adachi. Model dielectric constants of GaP, GaAs, GaSb, InP, InAs, and InSb, Phys. Rev. B 35, 7454 (1987). [Ada91] S. Adachi und T. Taguchi. Optical properties of ZnSe, Phys. Rev. B 43, 9569 (1991). [Adl09] 6208/6216-GL Series Multi-channel Analog Output Cards. User’s Manual (ADLINK Technologiy Inc., 2009). [Agi03] Agilent 34420A Nano Volt/Micro Ohm Meter. Service Guide (Agilent technologies, 2003). [Ash01] N. W. Ashcroft und N. D. Mermin. 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Phys. 76, 323 (2004). 89 Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders bei Dr. Tobias Kießling bedanken für die hervorragende Betreuung der Diplomarbeit sowie für zahlreiche Diskussionen und Erklärungen, von denen ich im Laufe des letzten Jahres profitieren durfte. Bedanken möchte ich mich auch bei Prof. Dr. Wolfgang Ossau, der es auf unnachahmliche Weise schafft, ein gleichsam produktives und ungezwungenes Klima innerhalb der Arbeitsgruppe zu erzeugen und einem Diplomanden das Gefühl zu geben, nicht nur akzeptiert, sondern willkommen zu sein. Prof. Dr. Laurens Molenkamp danke ich für die beständige Unterstützung unserer Arbeitsgruppe im Gefüge des Lehrstuhls für Experimentelle Physik III. Ein Dankeschön gilt ferner Dr. Charles Gould für die Möglichkeit, die Diplomarbeit in enger Kooperation mit seiner Arbeitsgruppe anzufertigen. Bei Philip Hartmann möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit und seine bereitwillige Hilfestellung bei der Durchführung und Interpretation von Transportmessungen bedanken. Ein weiteres Wort des Dankes möchte ich an Dr. Claus Schumacher für seine Hilfe bei der Durchführung der Röntgen-Messungen richten sowie an Volkmar Hock und Petra Wolf-Müller, die mir während der Arbeiten im Reinraum mit Ratschlägen und Hilfestellungen zu sämtlichen Technologie-Fragen zur Seite standen. Für die einzigartige Atmosphäre in unserem Büroalltag möchte ich allen Insassen“ von ” C134a sagen: Danke Christoph, Franz, Tobias, Andreas, Jan-Henrik und Tobi! Herzlich möchte ich mich bei meinen Eltern, meinen Großeltern und Schwestern bedanken, die alle ihren eigenen, ganz besonderen und wichtigen Teil zu meinem Studium beigetragen haben. Von Herzen danke ich meiner Freundin Sara Anna für ihre unvergleichlich liebevolle Art, mit der sie mir die Augen öffnet für die wirklich wichtigen Dinge außerhalb der Physik. 91 Erklärung Gemäß §33 Absatz 2 der Prüfungsordnung für den Diplom-Studiengang Physik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg in der Fassung vom 15.09.2004. Hiermit erkläre ich, dass ich die Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen Hilfsmittel als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Würzburg, 15. Dezember 2010 Steffen Bieker 93