ISDAT Toulouse (Frankreich), WS 2012/13
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ISDAT Toulouse (Frankreich), WS 2012/13
Bericht über meinen Auslandsaufenthalt in Toulouse im Rahmen des Erasmus-Programmes im Wintersemester 2012/2013 Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Unterkunft Studium an der Gasthochschule Alltag und Freizeit Fazit – Contra und Pro S.1/2 S.2 S.3/4 S.4/5 S.5 1. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Toulouse als Wunschziel meines Auslandsaufenthaltes stand für mich bereits nach unserer Orgelexkursion mit der Orgelklasse der Musikhochschule Stuttgart im September 2010 fest. Damals habe ich den Wunsch geäußert, hier einmal für längere Zeit studieren zu dürfen, da die Stadt voll von interessanten und faszinierenden Orgeln ist. Toulouse gilt zurecht als Orgelhauptstadt Europas! Ebenso wollte ich gerne Prof. Michel Bouvard und Prof. Jan Willem Jansen als Orgelprofessoren kennen lernen und mit ihnen arbeiten. Mit Michel Bouvard an der Cavaillé-Coll-Orgel in der Basilika St. Sernin Toulouse und Jan Willem Jansen an der AhrendOrgel im Musée des Augustins Toulouse Im Januar 2012 nahm ich via Mail und Telefon Kontakt mit Michel Bouvard auf. Er erläuterte mir, dass es schwierig ist, einen Platz zu bekommen, da sie jährlich nur einen Erasmus-Platz vergeben können und dieser sehr begehrt ist. Über einen Kommilitonen aus Lübeck, den ich während unserer Orgelexkursion 2010 in Toulouse kennen lernte – er war 2010/2011 Erasmus-Student in Toulouse – konnte ich mir den Studienalltag näher erläutern lassen und erfuhr, welche Fächer angeboten werden. Eingereicht habe ich meine Bewerbungsunterlagen inklusive CD zum 31. Januar 2012. Die Zusage durch die Erasmus-Koordinatorin in Toulouse, Madame Sophie Seguin, erhielt ich via Mail im Juni 2012. Ich konnte mein Glück kaum fassen!!!! Toulouse war bei den drei möglichen Stadtwünschen meine absolute Nummer 1!!!! 2. Unterkunft Nachdem ich aus Toulouse die ersehnte Zusage bekommen habe, bemühte ich mich postwendend um eine Unterkunft, indem ich mich im Bekannten- und Freundeskreis sowie im Internet kundig machte. Glücklicherweise konnte mir ein Kommilitone weiterhelfen, da sein Bruder ebenfalls einen Toulouse-Aufenthalt plante und aufgrund eines Praktikums bei Airbus vor einigen Jahren schon einmal längere Zeit in Toulouse lebte. Über ihn bekam ich die Adresse einer sehr netten, 89-jährigen Dame, die Zimmer vermietet. Gerne nahm ich ein Zimmer (24m2) für monatlich € 400,- an, welches direkt in der Stadtmitte (3min vom Marktplatz entfernt) liegt. Mir war es wichtig, schnell und unkompliziert zu den für mich wichtigen Übe-Kirchen zu Fuß zu gelangen (1min Saint-Sernin, 5min Chatreux, 10min Daurade) und dem Conservatoire (10min). Mein Zimmer (24m2) – direkt in der Stadtmitte Beim Studieren von Erasmus-Berichten im Internet habe ich erfahren, dass jeder Ausländer in Frankreich CAF – sogenanntes Wohngeld – beantragen kann. Dafür sind neben den Formularen folgende Dokumente einzureichen: Personalausweis, Versicherungskarte, Studentenausweis, Miet-Quittung und eine französische Bankverbindung. Die Höhe des monatlichen Wohngeldes hängt von der jeweiligen persönlichen Situation des Antragsstellers und der Monatsmiete ab. CAF wird ab dem zweiten Monat ausgezahlt. Persönlicher Tipp: Der Handytarif „Free“ für € 19,99/Monat erlaubt unbegrenztes telefonieren in Frankreich und ins Festnetz von 40 anderen Ländern. Ebenso SMS- und Datenflatrate innerhalb Frankreichs. 3. Studium an der Gasthochschule In Toulouse war ich Studentin von Isdat (l'Institut supérieur des arts de Toulouse), wobei der Unterricht im Conservatoire à Rayonnement régional Toulouse stattfand, da Conservatoire und Isdat in einem Gebäude untergebracht sind. Der Orgelunterricht fand extern auf grandiosen Orgeln in Basiliken, Kathedralen und Kirchen statt. Neben Orgel belegte ich pro Woche Klavier (1Std.), Dirigieren (1Std.), Vom-Blatt-Spiel (30min), sang im Vokalensemble (1,5Std.) und im Chor (1,5Std). Es wurden mir darüber hinaus weitere Fächer, wie beispielsweise Musikgeschichte und Komposition angeboten. Dies lehnte ich ab, da ich meine begrenzte Zeit für das Orgel- und Klavierüben verwenden wollte. Darüber hinaus hatte ich Gelegenheit, mit ca. 30-40 Kindern im Alter von 10-12, ebenso mit 67-jährigen chorisch zu arbeiten und bekam privat einige Male wunderbaren Gesangsunterricht bei einer 83-jährigen früheren Opernsängerin (Jane Berbié). Chor mit 6 bis 7-jährigen im Conservatoire Jane Berbié – eine frühere Operndiva (83 Jahre) Orgel üben konnte ich in der Basilika Saint-Sernin, in Saint-Pierre des Chatreux und auf der Orgel, auf der ich sonntags Messen begleitete (Notre Dame de la Dauraude – Ich war Assistentin meines Orgelprofessors Jan Willem Jansen). Im Conservatoire gab es drei Orgeln, leider auf geringem Niveau. Glücklicherweise durfte ich größtenteils in den Kirchen üben. An der großen Cavaillé-Coll-Orgel der Basilika Saint-Sernin Die Möglichkeit, ein Klavierstudio zum Üben zu bekommen, ist unter der Woche leider ziemlich schwer. Darüber hinaus gibt es nur schlechte Klaviere (es gibt keine Flügel zum Üben!). Glücklicherweise durfte ich auch im Studio des Co-Direktors und bei einem Bekannten privat üben. Vom Niveau her kann man lediglich die Unterrichtsfächer Orgel und Klavier mit dem Niveau der Musikhochschule Stuttgart vergleichen. 4. Alltag und Freizeit Im Durchschnitt habe ich täglich 9 Stunden geübt. Abends hatte ich entweder eine Chorprobe (ich begleitete einen Toulouser Chor und gelegentlich die Matrise de Saint-Etienne), las MusikBiographien, historische Romane, besuchte Konzerte oder traf mich gelegentlich mit Freunden. Ich hatte großes Glück, dass gleich zu Beginn meines Studienaufenthaltes das Festival „Toulouse Les Orgues“ stattfand. Dabei durfte ich weltberühmten Organisten in ihren Konzerten assistieren. Es war eine wertvolle Erfahrung, diese grandiosen Organisten näher kennen gelernt zu haben! Sonntags war das Conservatoire geschlossen. Nach dem Orgeldienst in meiner Kirchengemeinde besuchte ich beispielsweise Airbus, die Cité de l´Espace, machte Ausflüge mit Bekannten zu schönen Städten mit tollen Orgeln (Albi, Lavaur, Moissac und Carcassonne). Konzert mit der Matrise de Saint-Etienne im November 2012 in Moissac 5. Fazit: Contra und Pro Contra: In Toulouse auf Dauer Leben zu können, kann ich mir allerdings trotz der fantastischen Orgeln nicht vorstellen. Zu stark belastend sind für mich die in jeder Straße sitzenden Bettler und die vielen freilaufenden Hunde, die ihre Notdurft auf dem Gehweg hinterlassen, sodass man stets nur dreckige Straßen sieht.... Pro: Ich habe mich in meiner Zeit in Toulouse sehr wohlgefühlt. Es war ein Traum, auf so wunderbaren Instrumenten, wie beispielsweise in Saint-Sernin nicht nur spielen, sondern auch intensiv üben zu dürfen. Da mich die französische Orgelmusik am meisten begeistert, war jeder Tag eine große Bereicherung für mich. Ich bin überglücklich, hier fünf Monate studiert haben zu dürfen. Ich plane in den Semesterferien, wieder einige Wochen nach Toulouse zu fliegen. Ich habe sehr viele nette Bekanntschaften mit jungen Freunden, aber auch älteren Herrschaften aus meiner Kirchengemeinde gemacht, die mich bereichern und von denen ich sicherlich profitieren werde. Es war eine unvergesslich schöne und unglaublich bereichernde, glückliche Zeit. Ein rundum gelungener und lehrreicher Aufenthalt! DANKE an Erasmus, dass ich die Möglichkeit hatte und im Ausland studieren durfte! Toulouse, den 15. Januar 2012 __________________________ Mahela T. Reichstatt 3 Rue Saint Bernard F- 31000 Toulouse