Reisebüro-Chef mit Sendungsbewusstsein

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Reisebüro-Chef mit Sendungsbewusstsein
Datum: 28.02.2016
NZZ am Sonntag
8021 Zürich
044/ 258 11 11
www.nzz.ch/sonntag
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 126'855
Erscheinungsweise: wöchentlich
Themen-Nr.: 274.042
Abo-Nr.: 1076872
Seite: 31
Fläche: 57'531 mm²
Reisebüro-Chef mit Sendungsbewusstsein
Andre Lüthi zeigt mit Globetrotter, wie man im
Reisegeschäft trotz Online-Konkurrenz erfolgreich sein kann
1
Andrd Lüthi setzt als Chef der Globetrotter-Gruppe auf kenntnisreiche Berater im Reisebüro. (Bern, 2015)
Birgit Voigt
Konkurrenten geben auf,
doch Globetrotter behauptet
sich: Hier lebt der Chef als
Markenbotschafter die Vision
vom Abenteuerreisenden vor.
Chef zuversichtlich. Wie ein ech- dienen und nicht mit Kommis-
ter Wanderprediger preist er das sionen für ein austauschbares
Reisen als bewusstseinserwei- Standardprodukt», redet er der
ternde Erfahrung. Von Beginn Branche ins Gewissen.
Die existenziellen Sorgen viethi auf die kompetente Beratung ler Konkurrenten freuen Andre
Die Türe schwingt auf, und Andre für individuelle Reisen gesetzt. Lüthi nicht. Aber sie bestätigen
weg in den 1990er Jahren hat Lü-
Lüthi steht in der auf alt getrimm- Von dieser Strategie ist er über die ihn in seinem Ansatz. Wie ein
ten Hotelbar eines neuen Zürcher Jahre kein Jota abgewichen, und Sammler hat der gebürtige Frei-
Hochhauses. Der letzte Kontakt damit trotzt das Unternehmen burger in den letzten Jahren 10
fand 2014 statt. Auf eine Anfrage dem Selbstbuchertrend im Inter- kleine, hochspezialisierte Anbieschrieb er damals per SMS: «Kom- net und den gleichgeschalteten ter in die Globetrotter-Group-Fame gerade aus der Antarktis, sitze Angeboten des Massentourismus. milie geholt, von Wüsten- über
in Buenos Aires.» Doch nun be- Lüthis Credo war und ist, dass Sprach-, Velo- zu Ayurvedaferien
grüsst er die Journalistin, als ob er
sie gerade gestern getroffen habe.
Das wirkt nicht aufgesetzt. Es ist
Teil des Lüthi-Charmes, der viele
Menschen in seinen Bann zieht.
Reiseberatung mehr sein muss als spannt sich das Angebot.
Marge ist wichtiger als Umsatz,
gemeinsames Blättern im Katalog, egal ob der nun online oder könnte man als Leitprinzip für die
auf Papier besteht. «Wir müssen Übernahmen festhalten. Insgeunser Geld mit dem Wissen und samt erzielten die 420 MitarbeiTrotz der Krise in der Touris- der erbrachten Dienstleistung, ter der Globetrotter-Gruppe im
musbranche ist der Globetrotter- dem Organisieren einer Reise ver- letzten Jahr einen Umsatz von
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240 Mio. Fr. Marktführer Hotel- aber auch Globetrotter. Erst sive Globetrotter mehrheitlich als
plan erreichte zum Vergleich 2015 Anfang 2012 hat Lüthi als gleich- Verwaltungsratspräsident. Danein der Schweiz noch einen Um- berechtigter Eigentümer mit dem ben sorgt er mit anderen Aktio-
satz von 684 Mio. Fr. Die Ver- Firmengründer Walter Kamm nen für Aufsehen. Etwa als er
kaufszahlen sanken um 7,9%. Lü- gleichgezogen. Schon Mitte 2013
thi sagt dagegen zufrieden: «Wir liessen sie einen weiteren, groshaben rund 4% weniger verkauft, sen Investor ins Boot: Die Dietaber bei den Reisen die Margen helm-Keller-Gruppe hält seitdem
erhöhen können.» Unter dem die Hälfte der Aktien. «Es gab da
Strich sei auch 2015 «solide profi- eine glückliche Verkettung von
tabel» gewesen. Für 2016 bleibt er Kontakten», antwortet Lüthi wolebenfalls positiv. Als Reisepartner kig auf die Frage, wessen Idee das
von Swiss Olympic profitiert Glo- war. Sicher hatten frühere Kauf-
betrotter von den kommenden
Spielen in Brasilien - theoretisch.
«Das Auftreten des Zikavirus ist
natürlich gravierend und wird
medial viel zu sehr aufgebauscht», zeigt sich Lüthi aus-
2014 gemeinsam mit dem ehema-
ligen Nationalbankpräsidenten
Philipp Hildebrand und dem Mitgründer des Swiss Economic Forum, Stefan Linder, den Blausee
im Berner Oberland kaufte. Oder
er organisiert Hilfsaktionen für
das erdbebengeschädigte Nepal
oder überredet eine Gruppe von
angebote von Konkurrenten wie Schweizer KMU-Chefs, mit ihm
Kuoni für Unruhe gesorgt. Dank kommende Woche Nordkorea zu
Diethelm Keller gibt es nun einen bereisen. «Reisen hilft wirklich,
starken Ankeraktionär, der für die Welt zu verstehen. Wenn
mehr Menschen richtig reisen
Rückhalt sorgen dürfte.
Inzwischen dirigiert der würden, gäbe es weniger Konflik-
nahmsweise einmal empfindlich. 55-jährige Vater von zwei Kindern te auf der Welt», sagt Lüthi über«Globetrotter hat stets mehr als Chef der Globetrotter-Gruppe zeugt. Ein Wanderprediger ist
Geld in seine Mitarbeiter und die die Tochterunternehmen inklu- eben immer auf Mission.
Beratung investiert als der Rest
Ferienverkäufer
der Branche», zollt ein ehemali- Weniger Ferienverkäufer
ger Konkurrent dem Ansatz Respekt. Das Unternehmen bietet Entwicklung der Zahl der
seinen Angestellten mehrere Wo-
Schweiz
Reisebüros in der Schweiz
chen unbezahlte Ferien, damit
ohne Kundengeldabsicherung
Kundengeldabsicherung
ohne
diese auf Reisen die Welt entdecken. Das dabei gewonnene Wis-
2800
sen lässt sich vermarkten. «Inzwi-
2400
schen bitten wir Kunden jeweils
erst einen Termin zu vereinbaren,
damit ihnen beim Gespräch auch
ein echter Spezialist gegenübersitzt», erzählt Lüthi. «Das funktioniert gut.» Offene Kritiker von
Lüthi sucht man vergeblich. Als
sehr ehrgeizig, als einer, der immer gewinnen will, charakterisiert ihn ein Sportkollege. «Aber
das ist ja nicht schlecht.»
mit Kundengeldabsicherung
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Quelle: Schweizer Reise-Verband
Den Druck in der Branche spürt
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