Neue Studentenbar lebt von Eigeninitiative

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Neue Studentenbar lebt von Eigeninitiative
HOCHSCHULZEITUNG
Mittwoch, 4. November 2015
Schwäbische Zeitung
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Aus der Hochschule
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Interessierte lernen die Hochschule kennen
SIGMARINGEN (sz) - Wer die Hochschule Albstadt-Sigmaringen kennen-
lernen möchte, kann den Studieninformationstag am Mittwoch, 18. November, nutzen. Um 9.30 Uhr startet die Veranstaltung an beiden Hochschulstandorten mit einer Begrüßung durch das Rektorat. Danach stehen je nach
Studiengang praktische Übungen, Schnuppervorlesungen, Laborführungen,
Rundgänge oder Berichte über Praxissemester und Auslandsaufenthalte
auf dem Programm. Eine vorherige Anmeldung über die Website der
Hochschule ist erforderlich: www.hs-albsig.de
Unternehmen treffen ihren Nachwuchs
SIGMARINGEN (sz) - Die 14. Karrierebörse der Hochschule Albstadt-Sig-
maringen findet am Mittwoch, 11. November, statt. Mehr als 60 Unternehmen kommen auf den Sigmaringer Campus, um dort ihre Nachwuchskräfte
von morgen kennenzulernen. Von 9.30 bis 15 Uhr können Studierende,
Absolventen und berufstätige Akademiker an den Messeständen Gespräche mit Personalverantwortlichen führen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Anschluss an die Messe findet ab 15 Uhr
der erste „Career Pitch“ der Hochschule statt. Dabei müssen die teilnehmenden Studierenden Jury und Publikum in nur drei Minuten von ihrer
Bewerbung oder ihrer Geschäftsidee begeistern.
Damit die Freizeit nicht zu kurz kommt
SIGMARINGEN (sz) - Damit neben lauter Lernen und Studieren auch die
Prost: Die Hochschulkneipe in Sigmaringen hat wieder geöffnet.
FOTO: THILO BERGMANN
Neue Studentenbar lebt von Eigeninitiative
Die „Stuba“ legt einen erfolgreichen Start hin – Viele Studenten helfen mit
Von Thilo Bergmann
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SIGMARINGEN - Die Hochschulkneipe auf dem Campus der Hochschule ist seit Oktober wieder geöffnet – nach zwei Jahren Stillstand.
Dreimal pro Woche öffnet sie ihre
Türen, einen großen Teil des Umbaus in der Kellerbar haben die Studenten in Eigenleistung gemeistert.
Eine lange Rampe führt in die Bar,
die unter einem Verwaltungsgebäude auf dem Hochschul-Campus liegt.
Tobias Hahn und Olga Migal gehen
hinunter zur „Stuba“, der StudentenBar. Hinter der Tür liegt der kleine,
verwinkelte Kellerraum – 45 Quadratmeter ist er groß. Es ist kurz vor
19 Uhr an einem Mittwochabend im
Oktober, in wenigen Minuten öffnet
die Bar. „Die Studenten sollen direkt
nach der Vorlesung hier vorbei kommen“, sagt Tobias Hahn. Er ist Kulturreferendar der verfassten Studierendenschaft, einem Hochschulgremium. Hahn kümmert sich mit anderen um die Räume.
Die waren schon einmal eine
Kneipe. Vor zwei Jahren war nach einer Schlägerei aber Schluss. Jetzt soll
alles anders werden: Stolz erklärt
Hahn das neue Konzept der Bar.
Dreimal in der Woche hat sie bis Mitternacht geöffnet, nur an Sonntagen
macht sie später auf. „Wir experimentieren noch mit den Öffnungszeiten“, sagt Hahn, der Lebensmittel,
Ernährung, Hygiene studiert. Hinter
der massiven schwarzen Bar aus
Holz stehen zwei neue Kühlschränke
mit Glasfenstern. Migal und Hahn
nehmen sie unter die Lupe. „Jetzt ist
es richtig hell hinter der Bar“, sagt
Olga Migal. In den Räumen wird
auch drei Wochen nach der Eröff-
Kulturreferendar Tobias Hahn im Getränkelager der Studentenbar.
nung immer noch viel verändert.
schehen – als lebensgroße ZeichnunErika Mick und Dominik Gessler gen in Schwarz und Weiß. Drei Tage
haben an diesem Abend Theken- lang haben Studentinnen die Kunstdienst. Sie wischen die Tische und werke gemalt. Auch die Hochschule
Sitzbänke ab und legen Musik auf. selbst war aktiv: Sie hat unter andeAm Anfang des Semesters wurden rem die Sicherheitstechnik auf den
alle Studenten gefragt, ob sie helfen neuesten Stand gebracht und die
wollen. Weil sich viele meldeten, ha- Wände streichen lassen. Für die Inben die einzelnenausstattung
nen Studenten
waren die Stu„Wir
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jetzt nur zweidenten
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und mit schwarsagt Kulturreferendar Tobias Hahn.
umsonst – „man
zem Kunstleder
muss aber arbeitsfähig bleiben“, sagt bezogen. Die Bar mit ihren LichtefOlga Migal und lacht. Für den Rest fekten, die Kühlschränke und die
des Semesters bekommen die Helfer Soundanlage – all das wurde von den
außerdem 50 Cent Rabatt auf die Ge- Studenten organisiert, bezahlt und in
tränke. Aber nicht nur das reizt die vielen Stunden Arbeit umgesetzt.
Helfer. „Mir macht das einfach „Viele Ideen kamen uns erst wähSpaß“, sagt Dominik Gessler.
rend des Umbaus“, sagt Tobias Hahn.
Von den Wänden schauen MusiEr führt durch die Lagerräume
ker wie die Blues Brothers, Ray Char- hinter der Kellerbar. Dort stehen ein
les und Louis Armstrong auf das Ge- alter Kühlschrank und übrig geblie-
bene Holzplatten. Aus denen soll ein
Schild mit dem Logo der Stuba entstehen – mit Plexiglas und Beleuchtung, sagt Hahn. Jede Menge Weinkartons stehen in einem Regal, daneben noch Pinsel von den Umbauarbeiten. Im Getränkelager stapeln
sich Bier- und Limokisten, und an
den Wänden hängen Zettel mit dem
Lagerbestand der Getränke. So weiß
jeder, wie viel vorrätig sein muss.
Das passt auch zu einer weiteren
Neuheit im Eigenbetrieb „Stuba“.
Denn das Wissen darüber, wie die
Bar geführt wird, ist jetzt öffentlich,
sagt Hahn. „Wir stellen alles bei uns
online“, sagt Migal. So können auch
zukünftige Generationen den Barbetrieb organisieren und Veranstaltungen planen.
Seit drei Wochen kommen immer
mehr Gäste. Erstsemester, höhere
Semester, auch Ehemalige sind darunter. Die Einnahmen stimmen
auch. Das müssen sie auch, denn
schließlich finanziert sich die Kneipe selbst. Das jedenfalls ist der Plan.
Ein paar hundert Euro pro Semester
sollen hängen bleiben, davon kann
dann neues Material angeschafft
werden. Wenn die arbeitsreiche Anfangszeit vorbei ist, dann soll es in
der „Stuba“ auch Themenabende geben. Einen Pokerabend oder eine
Halloweenfete zum Beispiel, sagt der
Kulturreferendar. Die Kellerräume
sind der studentischen Kommunikation gewidmet, erklärt Tobias Hahn.
„Passt doch gut zur neuen Stuba.“
Die „Stuba“ hat immer bis Mitternacht geöffnet. Mittwochs und
donnerstags öffnet sie um 19 Uhr,
sonntags um 20 Uhr.
Freizeit nicht zu kurz kommt, stehen in nächster Zeit wieder einige Aktivitäten auf dem Programm. Am Donnerstag, 12. November, steht die
Hochschul-Ausfahrt in die Balinger Discothek „Top 10“ an. Die Teilnahme
kostet sieben Euro, dafür gibt es freien Eintritt und einen Gutschein für
einen Longdrink. Am Mittwoch, 25. November, findet das nächste Volleyballturnier in Sigmaringen statt. Am Dienstag, 1. Dezember, starten die
Studierenden ab 17.30 mit der berühmt-berüchtigten Feuerzangenbowle am
Sigmaringer Hochschulcampus in die Adventszeit. Details werden rechtzeitig bekannt gegeben.
Praktiker bringen
die berufliche
Realität an die Hochschule
Professor Wilfried Funk engagiert regelmäßig
Vertreter eines Automobilherstellers
SIGMARINGEN (sz) - Die Automobil-
industrie ist nicht nur für die deutsche Wirtschaft eine Schlüsselindustrie, auch in der Lehre der Hochschule Albstadt-Sigmaringen spielt sie eine wichtige Rolle. So steht sie
beispielsweise im Studiengang Betriebswirtschaft seit Längerem im
Fokus. Professor Wilfried Funk engagiert in jedem Semester einen Vertreter eines Automobilherstellers als
Gastdozent. „Die Praxis soll das Erlernte anhand von Praxisfällen ergänzen und zielgerichtet vertiefen“,
sagt Funk, der selbst einige Jahre bei
einem Automobilkonzern mit entsprechenden Einsätzen in den USA
und Japan tätig war.
Herrmann Obert, Führungskraft
der Daimler AG in Sindelfingen, analysiert mit den Studierenden des
siebten Semesters anhand realer Fälle aktuelle Herausforderungen der
Automobilindustrie. Dabei werden
die Entwicklungsphasen eines Fahrzeugs ebenso betrachtet wie das Kostenmanagement bei Produktkomponenten. So könnten die Studierenden
direkt in den Dialog mit der Praxis
treten, sagt Funk. Um dem Anspruch
an Praxisrelevanz im Studium gerecht zu werden, würden auch in anderen Veranstaltungen Führungskräfte aus den Bereichen der Produktion, der IT-Branche, Banken und
Wirtschaftsprüfung gezielt in die
Lehrveranstaltungen integriert.
Professor Wilfried Funk und der
Diplomingenieur Herrmann Obert
von der Daimler AG gestalten ein
Seminar an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen.
FOTO: PRIVAT
Flüchtlinge können Gasthörer der Hochschule werden
Die Hochschule engagiert sich für Menschen in den Erstaufnahmestellen – Freiwillige Studenten für Physik-Projekt mit Kindern gesucht
Engagieren sich im Namen der Hochschule Albstadt-Sigmaringen für
Flüchtlinge (von links): Prof. Dr. Carola Pickhardt, Prof. Dr. Andreas Mockenhaupt und Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer.
FOTO: PRIVAT
SIGMARINGEN (sz) - Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen plant noch
für das Wintersemester erste Projekte für Flüchtlinge in den Erstaufnahmestellen in Sigmaringen und
Meßstetten. „Wir haben eine hochschuleigene Aufgabe, und die sollten
wir erfüllen“, sagt Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer. Damit meint sie die
Integration von studierwilligen und
-fähigen Flüchtlingen ins Hochschulsystem. „Daher sollten wir Maßnahmen wählen, die uns als Hochschule
entsprechen.“ Zunächst sollen den
Flüchtlingen in den Erstaufnahmestellen das deutsche Hochschulsystem und die vor Ort angebotenen
Studiengänge vorgestellt werden.
Darüber hinaus soll studierwilligen
Flüchtlingen eine begrenzte Anzahl
an Gasthörerschaften in Vorlesungen angeboten werden. „So können
Studieninteressierte testen, ob eine
Vorlesung an unserer Hochschule ihren Vorstellungen und Fähigkeiten
entspricht“, sagt Mühldorfer.
Hochschule möchte Online-Kurse
für Flüchtlinge anbieten
Bereits vor dem Wintersemester
wurden erste Beratungsgespräche
mit Flüchtlingen geführt. Diese Gespräche sollen in den kommenden
Monaten ausgebaut werden. Ein weiteres Konzept ist das Angebot von
Online-Kursen, in denen studienwillige Flüchtlinge in Grundlagenkursen auf das Studium vorbereitet werden sollen. Derzeit werden dafür
aber noch Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. Außerdem ist für das
kommende Semester eine Vortragsreihe im Zuge von „Hochschule im
Gespräch“ angedacht. Dabei könnten neben Vorträgen zu den drei monotheistischen Weltreligionen etwa
auch die Hochschulsysteme anderer
Länder durch die Flüchtlinge selbst
vorgestellt werden.
Ein Angebot, das in Zusammenarbeit mit dem Schülerforschungszentrum Südwürttemberg schon im Dezember umgesetzt werden soll, ist
das von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) initiierte
Angebot „Physik im Advent“. Im
Rahmen der Aktion sollen mit
Flüchtlingskindern vom 1. bis 24. Dezember täglich kleine Physik-Experimente umgesetzt werden. In Sigmaringen geschieht dies unter der Leitung von Carola Pickhardt, Koordinatorin der Kooperation mit dem
Schülerforschungszentrum in Bad
Saulgau, gemeinsam mit Studierenden. Interessierte Studierende, die
mitmachen wollen, werden aktuell
noch gesucht und können sich bei
Carola Pickhardt melden.
Um die verschiedenen Aufgaben
besser zu koordinieren, hat Professor
Dr. Andreas Mockenhaupt zum Wintersemester das Amt des Beauftragten für Flüchtlingsangelegenheiten
an der Hochschule übernommen. Er
betreut bereits ehrenamtlich einen
Deutschkurs in der Erstaufnahmestelle in Sigmaringen und sieht im
Engagement der Hochschule ein großes Potenzial: „Ich finde es wichtig,
dass die Hochschule sich hier engagiert - wir können da viel bewegen“,
sagt er. Seine eigene Rolle sieht er
vor allem darin, die „Bewegung anzustoßen“.
Studenten, die bei Physik im
Advent mitmachen möchten,
können sich per E-Mail an Prof. Dr.
Carola Pickhardt wenden:
» [email protected]
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