Interview aus der August-Ausgabe als PDF downloaden.

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RD Wort für Wort
Pierce Brosnan
Lizenz zum
Tanzen
Vom Agentendasein hat Pierce Brosnan
genug. Jetzt will er singen und tanzen
röstelnd und müde sitzt er
mir am Pool des Hotels in Los
Angeles gegenüber. Trotz der
22 Grad Lufttemperatur ordert Pierce Brosnan eine
Suppe. Ich sollte erwähnen, dass er
mit seiner Frau Keely Shaye Smith und
ihren zwei Jüngsten Dylan, 11, und
Paris, 7, inzwischen auf Hawaii lebt.
Der offene Hemdkragen gibt den
Blick auf eine tibetische Perlenkette
frei. Ein buddhistischer Mönch hat sie
ihm vor Jahren auf einem turbulenten
Flug geschenkt. Seither trägt sie Brosnan auf allen Flügen als Glücksbringer. Der Schauspieler wurde katholisch erzogen und glaubt an das Glück
der Iren. Auf die Frage nach seiner
Spiritualität sagt er: „Ich bete. Auch
dafür, dass es einen Himmel gibt!“
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Aus seinen feinen Zügen und der
Grazie, mit der er die Suppe isst,
spricht noch immer der smarte Typ,
den er sieben Jahre lang mimte. In seinem neuesten Film Mamma Mia!
spielt er einen Tänzer und Sänger, der
Meryl Streep umwirbt. „In einer Szene
sind wir klatschnass“, erzählt er.
„Meryl reißt die Knöpfe an meinem
Hemd ab, ich umarme sie wild und genieße jeden Augenblick.“ Gott sei
Dank, er ist noch ganz der Frauenheld.
Reader’s Digest: Wie sind Sie zu diesem Film gekommen?
Pierce Brosnan: Mein Agent hat mich
angerufen und gefragt: „Wie sieht es
aus, Meryl Streep und Mamma Mia!“
Und ich habe geantwortet: „Ja, ich bin
dabei.“ Ich wusste nicht einmal, wen
FOTO: © JACK GUY/CORBIS OUTLINE
VON MEG GRANT
Viermal spielte Pierce
Brosnan den Agenten James
Bond, dann wollte er nicht
mehr im Auftrag Ihrer
Majestät unterwegs sein
RD
I
M O N AT 2 0 0 7
L I Z E N Z Z U M TA N Z E N
hat das geklappt?
Brosnan: Ich habe noch nie mit Or-
RD: Mamma Mia! spielt in Griechenland, ABBA stammt aus Schweden,
und Sie sind kürzlich US-Bürger geworden. Weshalb?
Brosnan: Wegen der Ereignisse, mit
denen wir seit dem 11. September 2001
leben. Ich habe 25 Jahre hier gelebt
und Steuern gezahlt. Jetzt wollte ich
endlich mitentscheiden.
chester oder Arrangements gesungen.
Anfangs waren es nur Töne. Dann
probte ich in London mit Benny Andersson und Björn Ulvaeus von ABBA
im Studio. Meine Familie hat sich zuerst große Sorgen gemacht. Aber dann
habe ich doch passabel gesungen.
ner geworden. Aber meine Liebe zu
Irland und der Glaube sind geblieben.
RD: Für die Tanzeinlagen sollen Sie
RD: Sie wurden katholisch erzogen.
Leggings getragen haben.
Brosnan: Nein, es waren spezielle
Schlaghosen aus Elastan und hochhackige Stiefel. Das war zum Brüllen.
Praktizieren Sie den Glauben noch?
Brosnan: Ich war Ministrant. Wenn
eine Kirche am Ort ist, gehe ich hinein, zuletzt gestern. Doch an die bud-
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RD: Ihr Vater hat Sie als Kleinkind ver-
RD: Pflegen Sie familiäre Rituale?
Brosnan: Ich backe den Kindern mor-
RD: Haben Sie noch irische Wurzeln?
Brosnan: Ich bin fast ganz Amerika-
RD: Warum sind Sie von Los Angeles
nach Hawaii gezogen?
Brosnan: Wir dachten an die Zukunft
FOTO: © PETER MOUNTAIN/UNIVERSAL PICTURES
RD: Sie singen in der Rolle viel. Wie
Brosnan: Wir haben ein Kompostier-
lassen. Sie wuchsen bei Verwandten
auf, als Ihre Mutter in London die
Schwesternschule besuchte. Hat das
Ihr Leben als Vater beeinflusst?
Brosnan: Meine frühe Kindheit war
sehr einsam. Mir fehlte eine Vaterfigur.
Trotzdem wurde ich geliebt in einem
unsteten Leben: Ich lebte bei den Großeltern, einer Tante, einem Onkel und
meiner Mutter. Meine Kinder sollten immer wissen, wohin sie gehören,
und die Liebe der Familie spüren. Ich
weiß die kostbare Zeit mit ihnen zu
schätzen.
„Sie ist zauberhaft,
sexy und hinreißend“,
sagt Brosnan über
seine Kollegin
Meryl Streep
ich spielen sollte. Aber ich wusste,
dass ich mit dieser fantastischen
Schauspielerin arbeiten wollte.
dhistische Lehre glaube ich persönlich. Ich missioniere nicht, aber der
Buddhismus ist mir in langen Nächten eine Stütze.
und an die Kinder. Hawaii ist wie ein
warmes Irland. Unser Zuhause ist ein
Paradies, und Keely ist eine fantastische Gärtnerin. Sie hat prachtvolle samoanische Palmen gezogen. Bei uns
wachsen Früchte – Zitronen, Papayas,
Mangos – und üppige Gardenien, wo
sie gar nicht wachsen dürften.
RD: Sie und Keely waren schon umweltbewusst, als es noch nicht „in“
war. Nennen Sie doch ein Beispiel.
gerät, und die Jungs wissen, wie die
Küchenabfälle im Garten verwendet
werden.
gens Pfannkuchen, außerdem gehen
wir oft picknicken. Und jetzt lerne ich
mit ihnen das Surfen.
RD: Ich habe gehört, Sie malen in der
Freizeit gerne.
Brosnan: Ja. Ich finde, dass ich am besten male, wenn es mir nicht so gut
geht. Und ich male mit den Jungs.
RD: Wollten Sie Maler werden, bevor
Sie Schauspieler wurden?
Brosnan: Ich bin mit 15 von der Schule
abgegangen, um zu malen und zu
zeichnen. Mein Traum war es, Plattenhüllen zu entwerfen. Ich schlug
mich als Tellerwäscher und Taxifahrer
durch. Weil ich einen eher schlechten
Orientierungssinn habe, graute mir
vor jeder Fahrt. Als ich das Theater
entdeckte, gab es jedoch kein Zurück
mehr! Und ich habe nicht vor aufzuhören, deshalb produziere ich weiterhin Filme und arbeite als Schauspieler.
RD: Sind Sie ein Optimist?
Brosnan: Unbedingt. Man muss hoffen
können. Nur so kommt man voran.
Wie das Feuer ist das Geld an sich weder gut noch böse. Es ist neutral.
Sein Wesen wird vom Auge des Betrachters, der Hand seines BenutJ ERO LD MUN DIS, US-amerikanischer Autor
zers bestimmt.
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