Ökologie und Ökonomie: Deutsche Umweltindustrie als
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Ökologie und Ökonomie: Deutsche Umweltindustrie als
Ökologie und Ökonomie: Deutsche Umweltindustrie als Exportschlager Dr. Stephan Harmening Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) Berlin Meine sehr verehrten Damen und Herren, „herzlich Willkommen zur ENTSORGA-ENTECO“, das werden wir in vier Wochen dem Fachpublikum der ganzen Welt sagen können. Die ENTSORGA-ENTECO 2006 – ist der Branchenhöhepunkt der Abfall-, Wasser- und Umweltwirtschaft. Die Messe bietet exzellente Voraussetzungen, um deutschen Umweltschutz einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren. Die Messe wird seit nunmehr mehr als 20 Jahren vom BDE veranstaltet. Der BDE, dem ich seit 2005 als Hauptgeschäftsführer vorstehe. Der BDE vertritt die Interessen der deutschen Entsorgungs- und Wasserwirtschaft. Mit seinen mehr als 750 Mitgliedern ist er der größte Verband seiner Art weltweit. Meine Damen und Herren, internationale Finanzexperten sind davon überzeugt, dass der Markt für Umwelttechnik im 21. Jahrhundert zu den wichtigsten und dynamischsten gehören wird. Insbesondere in den „klassischen“ Umweltschutzbereichen – Wasserreinigung, Entsorgung, Luftreinhaltung – sind große Investitionen zu erwarten. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der riesige Investitionsstau im öffentlichen Kanalnetz! International wird der jährliche Investitionsbedarf in moderne Umwelttechnik und Dienstleistungen auf bis zu 85 Mrd. Euro geschätzt. Umweltschutz ist kein politisches Luxusthema, sondern für eine moderne, prosperierende Industriegesellschaft unerlässlich. Diese Einsicht haben nicht nur die Deutschen, die Europäer und die USA getroffen. ENTSORGA-ENTECO 2006 Wirtschaftspressekonferenz Köln, 28. September 2006 Auch in den stürmisch wachsenden Märkten in Asien sowie den auf aufholenden Volkswirtschaften in Osteuropa setzt sich diese Erkenntnis zunehmend durch. Die heutige Pressekonferenz bildet den Abschluss einer Reihe von Veranstaltungen, die uns einmal um die Welt geführt haben: Australien, China, USA, Russland, Polen, jetzt Köln. Überall ist das Interesse an der ENTSORGA-ENTECO groß. Der Grund hierfür ist in genau dem Bewusstseinswandel zu finden, den ich eben skizziert habe. Für nachhaltiges Wachstum ist Umweltschutz unterlässlich. Deutschland ist von seinen Nachbarn oft belächelt worden wegen der vielen Mülltonnen in unseren Küchen, unserer „typisch deutschen“, disziplinierten Mülltrennung, wegen der abgespülten Joghurtbechern. Das hat sich geändert: überall in der Welt überlegt man sich heute, wie man mehr aus dem Abfall machen kann, als ihn nur zu deponieren. Und ich darf hinzufügen: Leere Joghurtbecher spült auch in Deutschland niemand. Aus den Müllkutschern von einst sind heute Hightechunternehmen geworden. Die Entsorgungswirtschaft ist eine der deutschen Zukunftsbranchen. Ihre Bedeutung nimmt mit steigenden Preisen für Primärrohstoffe und Energie weiter zu. Dabei hat sich gezeigt, dass hohes ökologisches Handeln die Entwicklung der Industrie nicht behindert. Mehr noch: sie befördern die Schaffung einer hoch kompetitiven Umweltindustrie. Deutsche Entsorger und Recycler sind weltweit führend in technischer Kompetenz und Wirtschaftlichkeit. Das Knowhow, das besonders private Unternehmen aufgebaut haben beim Sammeln, Sortieren, Wiederverwerten und Entsorgen von Abfall, dieses Knowhow ist ein strategischer Wettbewerbsfaktor im internationalen Entsorgungsmarkt. Ein gutes Beispiel für diesen Mechanismus ist das Deponieverbot von unbehandeltem Siedlungsabfall. Durch dieses Deponieverbot wurde der billigste aber auch der ökologisch bedenklichste Weg der Abfallentsorgung ein für alle Mal versperrt. Fünf Millionen Tonnen Abfälle im Jahr werden statt auf Deponien zu wandern, in Behandlungs- oder Verbrennungsanlagen verwertet. Verbrennen aber ist um ein Vielfaches teurer als Deponieren. Es ist erstmals finanziell interessant, möglichst viel an Wertstoffen aus dem Abfall herauszuholen und zu verwerten. Das Deponieverbot ermöglicht damit eine weitaus tiefere Wertschöpfung als sie mit dem reinen Transport und dem Deponieren von Abfällen möglich war. -2- ENTSORGA-ENTECO 2006 Wirtschaftspressekonferenz Köln, 28. September 2006 Diese Schätze im Abfall müssen und können gehoben werden. Im Vorgriff auf das Deponieverbot haben deutsche Entsorgungsunternehmen insgesamt mehr als 20 Milliarden € in neue Sortier-, Aufbereitungs-, Kompostier-, Biomasse- und Verbrennungsanlagen investiert und eines der weltweit fortschrittlichsten Abfallwirtschaftssysteme der Welt aufgebaut. Das Deponieverbot stellt damit die Voraussetzung dafür dar, dass die Unternehmen sich weiter entwickeln - hin zu Produzenten hochwertiger Sekundärroh- und –brennstoffe. Das ist eine große Chance für unsere Unternehmen, doch hinter dem betriebswirtschaftlichen steckt auch das klare volkswirtschaftliche Interesse Deutschlands. Primärrohstoffe werden sich zunehmend verknappen, zumindest das auf den Weltmärkten verfügbare Angebot. Der Grund dafür liegt in der massiv gestiegenen und weiter steigenden Nachfrage aus China, Indien und weiteren Ländern. Europa ist rohstoffarm und vom Weltmarkt und den Weltmarktpreisen abhängig. „Urban Mining“ ist das Stichwort. Die lange Zeit bestehende Kostenschere zwischen Gewinnungskosten für Sekundärrohstoffe und Marktpreisen für Primärrohstoffe hat sich in vielen Bereichen schon geschlossen, bzw. zugunsten der Sekundärrohstoffe geöffnet. So kosten aufbereitete PET-Flocken aus Getränkeflaschen in der besten Qualität rund tausend € pro Tonne. Der entsprechende Rohstoff aus Rohöl hingegen mindestens 1.200 €. Ein Kostenanteil von 20 %. „Urban Mining“ ist in einigen Teilmärkten heute erstmals ökonomisch interessant. Viele Märkte für Sekundärrohstoffe, wie Schrott, Altpapier, Altglas, auch Kunststoffe erfahren eine starke auch internationale Nachfrage. Es ist für mich eine Frage der Zeit, wann alte Mülldeponien geöffnet werden, um an die dort eingelagerten Rohstoffe zu gelangen. Ich wage die Prognose: in 50 Jahren wird das, was wir heute mit unserem Abfall tun, als Verschwendung gelten. In dieser Situation auf den Rohstoffmärkten hat die Entsorgungswirtschaft eine wesentliche gesamtökonomische Bedeutung. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat unlängst errechnet, dass die Entsorgungs- und Recycling-unternehmen der deutschen Volkswirtschaft heute bereits rund 3,7 Milliarden € jährlich an Rohstoff- und Energiekosten ersparen – durch die Gewinnung von Sekundärrohstoffen. 20% der -3- ENTSORGA-ENTECO 2006 Wirtschaftspressekonferenz Köln, 28. September 2006 Kosten für Metallrohstoffe und 3% jener für unsere Energieimporte werden ersetzt. 3% klingt nach wenig, aber überlegen Sie: 3% der Kosten der gesamten deutschen Energieimporte! Damit ist das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft, denn wir können von weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen ausgehen. Heute werden 65% des deutschen Abfallaufkommens werden recycelt oder als Ersatz für primäre Energieträger genutzt. Jeden Tag verwerten deutsche Entsorger 80.000 Tonnen Abfall und sichern höchste Recyclingquoten: Glas 87,7%, Papier 87,7%, Kunststoffe 53,8%, Weißblech: 81,6%, Aluminium: 72,3%, Flüssigkeitskartons: 64,4%. Das sind weltweit Spitzenwerte, die besonders dem Engagement privater Unternehmen zu verdanken sind. Auch die privaten Unternehmen der Trink- wie der Abwasserwirtschaft haben bereits bewiesen, wie leistungsfähig sie sind. In Deutschland werden private Unternehmen im Wettbewerb leider gegenüber öffentlichen erheblich benachteiligt, da jene – anders als private – von der Umsatzsteuer befreit sind. Die Unternehmen der deutschen Wasserwirtschaft aber realisieren weltweit Projekte aller Größenordnungen, die höchsten Anforderungen genügen. Beim Verbraucher freilich kommt die Umsatzsteuerprivilegierung gar nicht an. Die deutschen Abwassergebühren liegen europaweit an der Spitze. Selbst in Holland und Österreich, wo vergleichbare Standards gelten, liegen sie deutlich niedriger. Zusätzlich hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall vorausgesagt, dass die Abwassergebühren in den nächsten Jahren nochmals um bis zu 50% steigen werden. Der Grund dafür liegt im Bevölkerungsrückgang, der nach Ansicht der kommunalen Unternehmen dazu führen müsse, die Gebühren für den einzelnen Verbraucher zu verteuern. Für den BDE ist es offensichtlich, dass die derzeitigen Strukturen den Veränderungen des Marktes nicht gewachsen sind. Ohne fairen Wettbewerb, der privates Engagement ermuntert, wird die Wasserwirtschaft aber die gewaltigen Herausforderungen nicht meistern können. Die Unternehmen stehen dafür bereit. -4- ENTSORGA-ENTECO 2006 Wirtschaftspressekonferenz Köln, 28. September 2006 Meine Damen und Herren, die ENTSORGA-ENTECO 2006 ist die Leitmesse der Entsorgungs- und Wasserbranche sowie der Ausrüster und Anlagenbauer. Zum ersten Mal ist mit dem VDMA der weltgrößte Verband von Maschinen- und Anlagenbauern an Bord. Eine weitere Attraktion sind die neuen Kölner Messehallen, die die ENTSORGAENTECO komplett belegen wird. Die Messe bietet damit die besten Voraussetzungen, um den Exportschlager Umweltschutz einem internationalen Fachpublikum vor dem Hintergrund der vier großen Zukunftstrends zu präsentieren: 1. Verknappung der Primär- und damit ein steigender Bedarf an Sekundärrohstoffen 2. Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Prozessen 3. Verknappung und Verteuerung der fossilen Energieträger und die Förderung von erneuerbaren Energien 4. Reduktion der Treibhausgasemissionen Überzeugen Sie sich von den faszinierenden Lösungen und der Leistungsbereitschaft unserer Branche in vier Wochen auf der ENTOSRGA-ENTECO 2006 in Köln. Vielen Dank. -5-