Fast jeden Tag gibt es getöteteKinder

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Fast jeden Tag gibt es getöteteKinder
Freie
Nr. 51/52
Zeitung
24./31. Dezember 2007
148/35. Jahrgang
$ 3.00
Schlimmes Jahres
Jahresende
ende::
Fast jeden Tag gibt es
getötete Kinder !
von Don R. Vigo - Gerne hätten wir Ihnen, liebe Leserinnen und
Leser, auf dieser Titelseite einen schönen, aufmunternden Artikel
zum Jahreswechsel präsentiert. Doch die Entwicklung in Deutschland
nimmt derzeit so dramatische Züge an, dass für Frohsinn und Heiterkeit kaum Platz bleibt. Haben wir in der Vergangenheit schon über
Kindstötungen berichtet, die leider immer wieder und nicht nur in
Deutschland vorkommen, so ist das, was in den letzten Wochen zu vermelden ist, überaus besorgniserregend. Denn fast täglich gibt es neue,
einfach unfassbare Meldungen über getötete Kinder in Deutschland.
Nicht pervertierte Triebverbrecher sind die Täter, sondern fast ausnahmslos die eigenen Eltern. Die Behörden zeigen sich immer mehr
sprachlos, und man muss sich wieder einmal fragen: Was ist los in
diesem Land?
Foto: Sebastian Widmann, Berichte: S. 3
In dieser Ausgabe:
El Masri witterte überall Verschwörung
Museumsskandal in Hamburg
Erstmals Wachschutz an deutschen Schulen
Weltmeisterin Jones unter Tränen verabschiedet
GLOBAL
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Wilhelmshöhe wieder Napoleonshöhe
In einer nachgeschneiderten Galauniform von Jérôme Bonaparte, dem König von Westphalen, steht
Michael Kelbling von der Museumslandschaft Hessen Kassel vor Schloss Wilhelmshöhe in Kassel.
Mit der Umbenennung von Schloss Wilhelmshöhe in Napoleonshöhe wird an die Gründung des
Königreichs Westphalen vor 200 Jahren erinnert. Der Schriftzug am Portikus soll bis Juni 2008
zu sehen sein. Jérôme war der jüngste Bruder von Napoleon Bonaparte.
Foto: Uwe Zucchi
Auf 4
Jahresrückblick
Jahresrückblick
Seiten!
SPORT
Zwischen
Tradition
und Tourismus
Bei den
Bayern brodelt
es gewaltig!
Colonia Tovar:
Deutsche Kolonie in
Venezuela hat zu kämpfen
1. FC ist Herbstmeister,
Werder und HSV sind
dicht auf den Fersen
Seite 9
Seite 40
In dieser Ausgabe der AmerikaWoche
blicken wir auf den Seiten 19 bis 22
zurück auf das Jahr 2007!
Seite 2
24./31. Dezember 2007
Nachrichten
AMERIKA WOCHE
Argumente
Bloß weg hier!
Liebe Leserinnen und Leser,
dieses ist die letzte Ausgabe des Jahres 2007, und zum Jahreswechsel
sollten eigentlich gute Wünsche, Frohsinn und Heiterkeit auf dem
Dienstplan stehen. So ganz will sich das aber nicht einstellen, denn
es gibt viel zu viele Dinge, über die man sich ganz gewaltige Sorgen
machen kann - und auch sollte. Die Menschen in Deutschland konnten
sich in den letzten Wochen und Monaten schon ausgiebig an schlechte
Nachrichten gewöhnen. In den Medien der Bundesrepublik wird
dabei oftmals selbst das schön geredet, was selbst die Schönredner
nachdenklich stimmen müsste. Da ist von Aufschwung, von Belebung des Arbeitsmarktes und zurückgehenden Arbeitslosenzahlen
die Rede, doch der Aufschwung geht am Otto-Normalverbraucher
weitgehendst vorbei. Ganz im Gegenteil, denn der Aufschwung macht
sich höchstens bei den Aufsichtsräten und Besserverdienern bemerkbar.
Gerade die unteren Schichten aber werden von den unglaublichen
Preiserhöhungen der letzten Zeit enorm getroffen. Denn wo schon
wenig Geld vorhanden ist, tun erhöhte Belastungen umso deutlicher
weh - wir haben darüber schon ausführlich berichtet. Warum also diese
Schönfärberei, wenn das Leben in drastischen Schritten immer teurer
wird? Und warum hält das Volk still, macht alle Unverschämtheiten
mit, die ihm von Politik und Wirtschaft aufgebürdet werden? Es ist
einfach unerklärlich. Immer mehr Bundesbürger sind allerdings nicht
mehr bereit, das mitzumachen und kehren Deutschland den Rücken,
versuchen ihr Glück im Ausland. Fernsehsendungen wie „Goodbye
Deutschland“ oder „Mein neues Leben“ haben enorme Einschaltquoten
und zeigen einen ganz eindeutigen Trend: Bloß weg hier! Das ist nur
zu gut zu verstehen, denn es gibt durchaus Staaten auf dieser Erde,
die ihre Bürgerinnen und Bürger nicht bis aufs sprichwörtliche letzte
Hemd ausziehen. Der Neustart in der Fremde birgt allerdings auch
Risiken, davon wissen viele Auswanderer zu berichten, vor allem die
gescheiterten. Dennoch: Vor vielen Jahren hat es schon einmal eine
Massenflucht aus Deutschland gegeben, die deutschstämmigen Familien z.B. in den USA oder Kanada zeugen noch heute davon. Wer
weiß, vielleicht wird der neue Bloß-weg-hier-Trend zu einem neuen
Boom - und führt zu einer Belebung
...alles Gute, Ihr
der deutschen Szenen im Ausland. Wir
Don R. Vigo
werden es sehen.
Editor-in-Chief
WashingtonGermany
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Khaled el Masri (r.) und sein Anwalt Manfred Gnjidic im Landgericht Memmingen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
El Masri witterte überall
Verschwörungen und legte Feuer
von Don R. Vigo - Als Khaled el
Masri den Gerichtssaal in Memmingen betritt, macht er einen erholten
Eindruck - er kommt direkt aus einer
psychiatrischen Klinik. Umringt von
Fotografen plaudert er scheinbar entspannt mit seinem Anwalt Manfred
Gnjidic, schildert fast emotionslos
seine Erlebnisse bei seiner angeblichen Entführung durch den USamerikanischen Geheimdienst.
Als sein Anwalt, zeigt El Masri
jedoch plötzlich und wie auf Stichwort Nerven. Auf die Frage, ob er
gefoltert worden sei, versagt dem
robusten und stattlichen Mann die
Stimme. Mit zitternden Händen
wischt er sich Tränen aus dem Gesicht. Der Vorsitzende Richter Götz
Helms unterbricht die Verhandlung
und lässt dem Angeklagten ein Glas
Wasser bringen.
Ein brillantes Schauspiel oder
wirkliche Betroffenheit? Nicht wenige Anwesenden glauben eher das
erste. Dass der Moslem schon vor
seiner angeblichen Entführung ins
Visier der deutschen Ermittlungsbehörden wegen Mitgliedschaft in einer
terroristischen Vereinigung geraten
war, wird nur allzu selten angeführt.
Die Staatsanwaltschaft wirft El
Masri in diesem Verfahren Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung vor. Dieser gibt zu Protokoll,
er habe durch seine Straftaten vermeintliche Hintergründe für eine
Verschwörung lange nach seiner
Entführung herausfinden wollen.
“Ich wollte, dass es eskaliert, um zu
wissen, was dahinter steckt.”
So spuckte er einer Angestellten
in einem Neu-Ulmer Großmarkt voll
ins Gesicht, weil er in ihr eine “Marionette des Geheimdienstes” sah.
Einen Vorgesetzten, der ihm eine
Abmahnung überreichte, schlug
er brutal zu Boden, und in einem
Neu-Ulmer Großmarkt wollte er
Büros anzünden. Dazu hatte er die
Eingangstür mit seinem Auto eingefahren, Glastüren mit einem Beil
zerstört, mit drei Kanistern Benzin
Waren übergossen und angezündet.
Diese Taten sollen laut El Masri
in indirektem Zusammenhang mit
seiner Entführung stehen. Sogar im
Neu-Ulmer Großmarkt fühlte er sich
von den Geheimdiensten verfolgt.
Nach seiner Brandstiftung habe er
sich den Polizeibeamten gegenüber
ruhig und kontrolliert verhalten, damit er nicht erschossen und sein Tod
später als “Unfall” dargestellt werde.
Er erzählt von angeblichen Zufällen
in seinem Alltagsleben und wie er
nachts von vier Autos auf der Autobahn verfolgt worden sei. All dies
seien Beweise für geheimdienstliche
Verschwörungen - und das alles, so
darf man sich getrost wundern, obwohl El Masri ein Niemand ist.
Zuvor hatte der 44-Jährige Einzelheiten seiner Zeit in Afghanistan
geschildert. Fünf Monate habe er
ohne Tageslicht gelebt und ungenießbares Essen bekommen - was
allerdings keinesfalls bewiesen
ist. Vielmehr lässt sich eigentlich
alles anzweifeln, was El Masri von
sich gibt. Aber der Mann mit der
möglicherweise sehr ausgeprägten
Profilneurose sieht sich in den Medien - und seinen Namen auf dem
Urteil in Memmingen: Zwei Jahre
auf Bewährung.
Freie
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Nachrichten
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 3
Der schwierige Weg zum Schutz der Schwächsten
Bericht von Seite 1
von Ulrich Scharlack und
Karl-Heinz Reith
Berlin (dpa) - Erst das Martyrium des kleinen Kevin in Bremen
vor einem Jahr, vor zwei Wochen
dann der Hungertod der kleinen
Lea-Sophie in Schwerin. In dieser
Woche folgte die bedrückende
Serie von mutmaßlichen Kindestötungen in Plauen und Darr y,
wahrscheinlich jeweils durch die
Hand der Mutter. Und als sei
die Schreckensliste noch nicht
lang genug, wurde am Freitag in
Nordhausen (Thüringen) ein Baby
wenige Stunden nach seiner Geburt tot aufgefunden. Ein weiteres
verdurstete in Berlin.
Die Häufung in diesen Tagen
- auch wenn vielleicht eher zufällig
- muss den Staat alarmieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte
bereits am Donnerstag eine “Kultur
des Hinsehens”. Sie sah Bund, Länder und Kommunen gefordert - aber
eben nicht nur die: Auch die Nachbarn selbst seien in der Pflicht.
Am Freitag entschloss sich die
Kanzlerin selbst zum Handeln
- auch wenn dem Bund rechtlich
weitgehend die Hände gebunden
sind. Merkel will bei ihrem nächs-
ten Treffen mit den Ministerpräsidenten am 19. Dezember über das
Thema Kindervernachlässigung
reden. “Niemand kann sich zurücklehnen und sagen: Dafür sind
andere zuständig”, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg.
Doch wie kann der Staat vorbeugen? In fast allen aktuellen
Fällen waren die Ämter irgendwie
eingeschaltet. Und spätestens seit
dem Fall Kevin wurde in der Politik
auch ausgiebig über neue Gesetze
geredet. Auch der Bund hat einiges
unternommen. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU)
gründete ein “Nationales Zentrum
Frühe Hilfen”, das das Fachwissen
über die Prävention von Kindesvernachlässigungen bündeln und die
Jugendämter beraten soll. Indes:
Manches Amt ist nur mit fünf oder
sechs Mitarbeitern ausgestattet.
Auch Bundesjustizministerin
Brigitte Zypries (SPD) war aktiv.
Nach ihrem Gesetzentwurf sollen die Familiengerichte früher
eingreifen können, wenn Vernachlässigung oder Misshandlung
offensichtlich sind. Jeder soll die
Familiengerichte anrufen dürfen.
Die Richter können Erziehungsberatung und soziale Trainingskurse
Pflichtvorsorgeuntersuchungen für Kinder sind kein Allheilmittel, könnten aber mehr Sicherheit geben. Foto: Patrick Pleul
verordnen. Bisher stand ihnen als
letzte Konsequenz nur der Entzug
des Sorgerechts zu. Nur: Das Gesetz passierte schon im Sommer
das Kabinett. Der Bundestag hat es
Meldungen zum Thema
16-Jährige wegen
Kindstötung verurteilt
Koblenz (dpa) - Das Landgericht
Koblenz (Rheinland-Pfalz) hat ein
16-jähriges Mädchen, das sein Baby
getötet hat, zu zwei Jahren und neun
Monaten Haft verurteilt. Die Jugendstrafkammer sah es am Montag als
erwiesen an, dass die Jugendliche
Weihnachten 2006 heimlich einen
Jungen zur Welt brachte und das
schreiende Kind tötete, indem sie ihm
den Hals zudrückte. Das Urteil lautet
auf Totschlag im minderschweren
Fall, sagte ein Gerichtssprecher nach
dem nichtöffentlichen Prozess. Die
Staatsanwaltschaft hatte dreieinhalb
Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte zwei Jahre auf Bewährung
für angemessen gehalten. Sie will
Rechtsmittel einlegen - das Urteil ist
deshalb nicht rechtskräftig.
Baby verdurstet, Mutter tot
Berlin (dpa) - In Berlin ist trotz
intensiver Betreuung durch die
Behörden ein sechs Wochen altes
Baby verdurstet. Die Mutter der kleinen Alexandra starb zuvor an einer
Drogenvergiftung und konnte ihre
Tochter nicht mehr stillen, teilte die
Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Die
24-jährige Lettin und ihr Kind waren
am Donnerstagabend tot in ihrer
Wohnung entdeckt worden.
Nach Fund von totem Baby
Umstände unklar
Nordhausen (dpa) - Nach dem
Fund eines toten Babys im thüringischen Nordhausen sind die Umstände
der Tragödie weiter unklar. Bislang
spreche nichts dafür, dass die Mutter
die Absicht gehabt habe, ihr Neugeborenes zu töten, sagte der Sprecher der
Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Dirk
Germerodt, am Sonntag. Es sei nach
wie vor ungewiss, ob das Baby bei der
Geburt gelebt habe.
Säugling in Lebensgefahr
Kleve (dpa) - Ein drei Monate
alter Säugling ist in Kleve von seinem
19 Jahre alten Vater lebensgefährlich
verletzt worden. Die Eltern hatten am
Sonntag einen Notarzt gerufen. Der
behandelnde Arzt im Krankenhaus
stellte bei der Untersuchung des Kindes
Anzeichen einer Misshandlung fest und
alarmierte die Polizei. Die Ermittler
gehen davon aus, dass der Vater sein
Kind so heftig geschüttelt hat, dass
es ein Trauma erlitt. Die 22 Jahre alte
Mutter und der Vater wurden von der
Polizei vernommen. Es werde wegen
des Verdachts der schweren Körperverletzung ermittelt.
Amt kannte psychische
Störung der Mutter nicht
Greifswald (dpa) - Nur fünf Minuten
hatte die Großmutter in Greifswald am
vergangenen Freitag ihre Tochter und
deren Baby alleingelassen. Die Zeit
reichte aus, um dem Kind schlimmste
Verletzungen zuzufügen. Nach Angaben der Stralsunder Staatsanwaltschaft
hat die 20 Jahre alte, anscheinend psychisch gestörte Mutter in dieser kurzen
Zeit ihren Sohn schwer misshandelt: Sie
schlug dem kleinen Felix mit der Faust
auf den Kopf. Dabei brach der Schädel
des Jungen. Die Frau wurde nach
der polizeilichen Vernehmung in eine
psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie
stehe unter dringendem Tatverdacht,
ihr Kind misshandelt zu haben, sagte
der Leitende Staatsanwalt in Stralsund,
Martin Cloppenburg. Drei Wochen
ist es her, dass in Schwerin Eltern die
kleine Lea-Sophie verhungern und
verdursten ließen. Als Konsequenz aus
dem Vorfall entschied das Greifswalder
Jugendamt, sich künftig alle Kinder von
auffällig gewordenen Eltern zeigen zu
lassen. “Treffen wir die Eltern nicht
mit allen Kindern an, haken wir sofort
nach”, sagte der Leiter des Jugendamtes, Dirk Scheer.
Tochter zerstückelt
Rotterdam/Den Haag (dpa)
- Das zwölfjährige Mädchen wurde
zerstückelt, die Körperteile in Taschen
verpackt und in die Maas geworfen.
Rund eineinhalb Jahre nach der
schrecklichen Tat wurde am Montag
der Vater des Mädchens in Rotterdam
zu acht Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Obwohl nicht geklärt werden konnte,
wie die Zwölfjährige ums Leben kam,
gebe es für ihren Tod keine andere
Erklärung als eine Bluttat des Vaters,
stellten die Richter fest. Der Mann
hatte geschwiegen. Im Sommer 2006
waren Rumpf, Kopf und ein Bein in
Taschen verpackt im Wasser der
Maas bei Rotterdam gefunden worden. Die Fahnder entdeckten danach
Knochensplitter und Blutspuren des
Kindes in der Wohnung des Vaters.
Eine Zeugin hatte von Geräuschen
“wie in einer Schlachterei” berichtet.
Vor diesem Hintergrund hatten die
Richter keinen Zweifel, dass der Mann
die Leiche zerstückelt hat. Die Kraft zu
einer solchen laut Gutachter “sowohl
körperlich als auch seelisch extrem
belastenden Tätigkeit” bringe nur
jemand auf, der eine vorausgegangene schwere Straftat verbergen wolle.
Da es - auch durch das Schweigen
des Angeklagten - keinerlei andere
Erklärung gebe, müsse geschlossen
werden, dass er auch derjenige war,
der seine Tochter getötet hat.
Mutter erschlug Kind mit Beil
und sprang aus dem Fenster
Bratislava (dpa) - Eine slowakische Mutter hat ihr vier Jahre altes
Kind am Sonntag mit einem Beil erschlagen. Anschließend sei sie aus
dem Fenster ihres Hauses in einem
Dorf in der Mittelslowakei gesprungen, hieß es, überlebte aber den
Selbstmordversuch und sei am Montag außer Lebensgefahr gewesen.
aber noch nicht verabschiedet.
Nach dem Fall Kevin war auch
viel über verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen diskutiert worden.
Von der Leyen führ t dagegen
“erhebliche rechtliche Gründe”
an. Nach ihrer Ansicht steht für
“Regelungen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge” den Ländern
die alleinige Gesetzgebungskompetenz zu. Aber denen rät sie zur Vorsicht. Verfassungsrechtler sähen
in Pflichtuntersuchungen einen
unverhältnismäßigen Eingriff ins
grundrechtlich geschützte Elternrecht (Artikel 6 Grundgesetz).
“Pflichtuntersuchungen würden
alle Eltern, die bisher freiwillig zu
den Untersuchungen kommen,
unter Generalverdacht stellen.”
Ein gangbarer Weg zu besserer
Kontrolle wäre jedoch verbindliche
Vorsorgeuntersuchungen. “Das
heißt, dass jeder eingeladen wird”,
sagt die Ministerin. “Wer nicht
kommt, da geht das Jugendamt hin
in die Familie und guckt, ob alles in
Ordnung ist.”
Vier Länder haben dies schon so
beschlossen: Schleswig-Holstein,
Berlin, Bremen und das Saarland.
Aber selbst, wenn alle anderen am
19. Dezember ihre Bereitschaft
zum Nachziehen zeigen sollten,
müsste noch ein anderes Problem
gelöst werden. Die Jugendämter
müssten dann auch personell in der
Lage sein, in den Familien nachzuschauen. Der Vorstandsvorsitzende
der Deutschen Kinderhilfe Direkt,
Georg Ehrmann, ist skeptisch: “In
keinem Bereich ist in den letzten
Jahren so gespart worden wie bei
der Kinder- und Jugendhilfe.”
Expertin: Hilfe schon vor Geburt
Köln (dpa) - Nach den zahlreichen jüngsten Fällen tödlicher
Kindermisshandlungen dringt
das Nationale Zentr um Frühe
Hilfen auf eine Unterstützung
von Eltern noch vor der Geburt
ihres Säuglings. “Wir dür fen
mit unseren Hilfen nicht erst
anfangen, wenn schon ein Riesenproblem mit dem Baby da ist,
sondern ganz frühzeitig, schon
in der Geburtsklinik oder bei der
Geburtsvorbereitung.” Das sagte
Prof. Elisabeth Pott, Direktorin
der Kölner Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA),
bei der das Zentrum angesiedelt
ist. “Den Hebammen kommt eine
Schlüsselfunktion zu.”
Nach Einschätzung Potts sind
viele Eltern mit der Erziehung der
Kinder überfordert. Ein “lückenloses Netzwerk von Hilfen” müsse
verhindern, dass es dadurch zu
Tragödien wie in Plauen oder Darry komme. “Schon im Vorfeld der
Geburt muss man genau hinschauen”, forderte die BZgA-Direktorin.
“In der Geburtsklinik zeigt sich,
ob eine werdende Mutter drogenabhängig, psychisch krank ist,
aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommt oder völlig isoliert
ist.” Bereits in diesem Stadium
müsse die Hilfe und Begleitung für
Mutter und Kind beginnen, sagte
Pott. “Wenn die Frau erst mal aus
der Klinik raus ist, stellt sich doch
die Frage, wer überhaupt noch auf
ihren Fall aufmerksam wird.”
Im sächsischen Plauen waren
drei Babyleichen gefunden worden, in Darry in Schleswig-Holstein hatte eine offenbar psychisch
kranke Mutter ihre fünf Kinder
getötet. “Jeder Arzt, der Kontakt
zu Mutter oder Kind hat, muss
überlegen, wie er Hilfe organisieren kann. Wir müssen überall
eine große Sensibilität schaffen”,
sagte Pott.
Besonders wichtig sei die
Zusammenarbeit aller kompetenten Stellen: “Die Klinik,
die Hebammen, der Arzt, das
Jugendamt, die Beratungsstelle
- sie alle sollten sich vernetzen,
um lückenlos und mit umfassender Expertise helfen zu können.”
Ganz wichtig sei dabei der Blick
auf die unter Dreijährigen: “Hier
haben wir es mit einer besonders
schwierigen Situation zu tun, da
die Kinder extrem verletzlich
sind und meist noch kein Zugang
über die Kitas gegeben ist.”
Seite 4
24./31. Dezember 2007
AMERIKA WOCHE
Museumsskandal in Hamburg:
Terrakotta-Krieger wohl unecht
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Ausstellungsleiter Thomas Hafermann säubert im Museum für Völkerkunde
in Hamburg in der Ausstellung “Macht im Tod - Die Terrakotta-Armee des
Ersten Kaisers von China” den Kopf eines Tonsoldaten. Foto: Ulrich Perrey
von Carola Große-Wilde
Deutschland genehmigt zu haben,
Peking/Hambur g (dpa) - obwohl dies vorgeschrieben wäre.
Hamburg hat einen Museums- Das staatliche Amt für die Verwalskandal: Die Terrakotta-Soldaten tung von Kulturgütern in Peking
der weltberühmten Armee des schloss daraus, dass es sich bei
ersten chinesischen Kaisers (259 den Exponaten um illegale Kopien
bis 210 v. Chr.), die seit Ende No- handeln müsse: “Hier scheint es
vember im Völkerkundemuseum ein Problem mit dem Schutz von
zu sehen sind, sind wahrscheinlich Urheberrechten zu geben.”
gefälscht. Die zuständigen Behör“Wir haben gegenwärtig keine
den in Peking und Xi’an berich- Ausstellung mit Terrakotta-Solteten, weder eine Ausstellung in daten in Deutschland”, sagte der
Hamburg noch eine Ausfuhr der Sprecher. Ähnlich äußerte sich
2200 Jahre alten Tonkrieger nach ein Sprecher des Provinzamtes
Endlich: Waffenverbot auf
dem Hamburger Kiez
H a m b u rg s
Innensenator Udo
Nagel neben
einem Polizeifahrzeug
vor der Davidwache in
H a m b u rg St.Pauli.
Der Rotlichtbezirk
um die Hamburger Reeperbahn und die umliegenden Straßen ist jetzt endlich
Waffenverbotszone. Erstmals in
Deutschland weisen dort und im
Bahnhofsviertel St. Georg seit
Donnerstag rund 50 Schilder
darauf hin, dass das Tragen
jeglicher Waffen - ob Pistolen,
Messer oder Baseballschläger
- verboten ist. Foto: Bodo Marks
für Kulturgüter in der alten Kaiserstadt Xi’an, wo die lebensgroßen
Figuren herkommen. In Europa
sei einzig eine Ausstellung in London genehmigt. “Wir haben keine
Ausstellung in Deutschland. Wenn
es eine gäbe, müssten wir davon
wissen, weil sie von uns hätte genehmigt werden müssen.” Die Behörde wisse immer genau, wo die
Tonsoldaten in der Welt seien.
Genau das hatte vor einer Woche der Kulturmanager Roland
Freyer, der 2005 in Markkleeberg
bei Leipzig eine Ausstellung mit
den Tonkriegern organisiert hatte,
behauptet und damit den Stein
ins Rollen gebracht. Freyer liegt
allerdings seit Jahren mit dem
Leipziger Center of Chinese Arts
and Culture (CCAC) im Streit, das
die Schau in Hamburg konzipiert
hat. Wechselseitige Strafanzeigen
führten zu Ermittlungsverfahren,
die nach Angaben der Leipziger
Staatsanwaltschaft jedoch alle
eingestellt wurden. Das Völkerkundemuseum wollte Freyer zunächst nicht glauben, weil er eine
Ersatzausstellung mit antiken
Uhren anbot.
Die Frage stellt sich jedoch, warum sich das Museum überhaupt
auf die dubiosen Ausstellungsmacher aus Leipzig eingelassen
hat. Waren die Vorgänge dem
Museum unbekannt? Und warum
hat man sich nicht direkt mit den
Chinesen in Verbindung gesetzt?
So hat es nämlich das Britische
Museum in London gemacht, wo
seit dem 13. September 20 original
Terrakotta-Krieger zu bewundern
sind. Zumindest hätten sich die
Hamburger Museumsleute bei den
Chinesen rückversichern und sich
gültige Zollpapiere vorlegen lassen
müssen. Aber selbst das war nicht
der Fall. Erst nach Bekanntwerden
der Vorwürfe beurteilte MuseumsDirektor Wulf Köpke die Unterlagen als “unübersichtlich”.
Dabei hatte die Ausstellung
schon im Vorfeld zu diplomatischen Unstimmigkeiten zwischen
Deutschland und China geführt.
Weil die Exponate nicht rechtzeitig
zum Eröffnungstermin eintrafen,
musste die Schau um sechs Wochen verschoben werden. Gerüchte, die Chinesen seien gekränkt
wegen des Empfangs des Dalai
Lama durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), machten die
Runde. Hamburgs Bürgermeister
Ole von Beust und der chinesische
Generalkonsul Ma Jinsheng wurden eingeschaltet.
Seit der verspäteten Eröffnung
am 26. November haben immerhin
10 000 Besucher die Ausstellung
gesehen. Jetzt ermittelt das Landeskriminalamt. “Sollten sich Besucher getäuscht fühlen, bekommen sie ihr Geld zurück”, sagte
Geschäftsführer Thorsten Pück
am Montag. “Ab morgen werden
wir ein Hinweisschild aufstellen,
dass es sich um Kopien handelt.
Dann kann jeder Besucher selbst
entscheiden, ob er die Schau sehen
möchte oder nicht.”
Nachrichten
KURZMELDUNGEN
Ehe von Ministerpräsident
Günther Oettinger gescheitert
Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger
(r.) zusammen mit seiner Frau Inken beim Landespresseball in der
Liederhalle in Stuttgart am 9. November 2007. Baden-Württembergs
Ministerpräsident Günther Oettinger (54, CDU) und seine Frau Inken
(41) trennen sich nach 13 Jahren Ehe. “Nach eingehender Prüfung
haben wir uns im Einvernehmen dazu entschieden, getrennte Wege
in Freundschaft zu gehen”, sagte Oettinger. Foto: Bernd Weissbrod
Drei Verletzte bei Schießerei in
Hamburg wegen Handy-Telefonat
Ein Verletzter wird nach einer Schießerei in einem Restaurant von Sanitätern aus dem Lokal gebracht. Zuvor waren in dem Lokal im Hamburger
Stadtteil Jenfeld am späten Montagabend drei Männer verletzt worden.
Die Männer im Alter von 26, 21 und 20 Jahren erlitten Beinschüsse. Demnach hatte in dem Lokal eine Gruppe von fünf Männern gegessen, als kurz
nach 22.15 Uhr zwei Männer hinzukamen und ein Streit entbrannte. Einer
der Fünf lief nach draussen und kam wenig später mit weiteren acht Männern zurück. Drei Männer der „Verstärkung“ zogen Schusswaffen und
feuerten mindestens zehn Schüsse ab. Hintergrund für den folgenreichen
Streit soll ein Handy-Telefonat gewesen sein.
Foto: Jens Holgersson
Nachrichten
KURZMELDUNGEN
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 5
Berlin: Erstmals Wachschutz
für Schulen in Deutschland
von Silke Katenkamp
Kopftuchverbot für hessische
Beamte ist verfassungsgemäß
Das Kopftuchverbot für hessische Beamte ist verfassungsgemäss.
Dies hat der Staatsgerichtshof des Landes am Montag in Wiesbaden
entschieden. In Hessen gilt eines der bundesweit strengsten Verbote.
Beamten dürfen demnach im Dienst keine Kleidungsstücke tragen,
die den politischen Frieden gefährden können. Foto: Boris Roessler
El-Kaida-Terroristen verurteilt
nach Großem Lauschangriff
Die Bildkombo zeigt die Angeklagten Ismail Abu S. (von links), Yasser
Abu S. und Mohamed Ibrahim K. in Düsseldorf im Gerichtssaal des
Oberlandesgerichts vor der Urteilsverkündung. Nach mehr als eineinhalb Jahren Prozessdauer hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht
zwei El-Kaida-Terroristen zu sechs und sieben Jahren Haft verurteilt.
Ein dritter Angeklagter muss wegen Unterstützung des islamistischen
Terror-Netzwerks für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Das Verfahren
ist das erste der Bundesanwaltschaft, das auf Erkenntnissen aus einem
sogenannten Großen Lauschangriff fußt.
Foto: Federico Gambarini
Explosive Stoffe bei 15-Jährigem
in Klein Nordende gefunden
Feuerwehrmänner gehen in Klein Nordende bei Hamburg auf ein
Grundstück, auf dem explosive Stoffe gefunden wurden. Die bei einer
Durchsuchung in einem Einfamilienhaus entdeckten Explosivstoffe gehörten anscheinend einem 15 Jahre alten Schüler. Sie waren
so gefährlich, dass sie nicht abtransportiert werden konnten und
nahe am Fundort gesprengt wurden.
Foto: Sebastian Widmann
Berlin (dpa) - Der kleine Hussein hat nur eine Frage an die zwei
großen blau-uniformierten Männer,
die am Eingangstor seiner Schule in
Berlin-Neukölln Stellung bezogen
haben. “Habt ihr eure Pistolen dabei?” fragt er schüchtern. Da muss
der Größere der beiden grinsen. Er
beugt sich zu dem Kind hinunter und
schüttelt den Kopf. Hussein atmet
auf und geht - begleitet von zahlreichen Fernsehteams - zufrieden zu
seinen Freunden, die hinter dem
Gittertor auf dem Schulhof warten.
Es ist 07.45 Uhr. Der bundesweit
erste Einsatz von 20 privaten Sicherheitsleuten an 13 Schulen im Bezirk
Neukölln hat begonnen.
Eine dreiviertel Stunde vor Schulbeginn stehen bereits die ersten
Journalisten und Kamerateams vor
dem Eingang der Röntgen-Schule
am Richardplatz bereit. Doch der
umstrittene Einsatz verläuft unspektakulär. “Mich hat niemand kontrolliert”, berichtet die 15- jährige Nour
Zeitan. Sie ist froh über den Einsatz
der Wachmänner, die ab sofort ihre
Schule vor dem Eindringen fremder Jugendlicher schützen sollen.
Unsicher habe sie sich auf dem
Schulgelände zwar noch nie gefühlt.
“Aber hier kann ja immer mal was
passieren.”
Das findet auch die zwölfjährige
Hala Mahawech, die in diesem
Schuljahr neu an die RöntgenSchule gekommen ist und die
siebte Klasse besucht. Gewalt an
ihrer Schule habe sie noch nicht
beobachtet. “Aber ein bisschen
Angst habe ich schon, seit unsere
Lehrerin uns erzählt hat, dass hier
ein Lehrer zusammengeschlagen
wurde”, berichtet sie. Das war im
Juni. Ein schulfremder 17-Jähriger
hatte einen Lehrer mehrmals mit
der Faust so stark ins Gesicht ge-
Zwei Wachmänner eines privaten Wachdienstes vor dem Eingang der Richard
Grundschule und Röntgen-Oberschule in Berlin-Neukölln. Foto: Wolfgang Kumm
schlagen, bis dieser zu Boden fiel. kontrolliert werden, müssen die
“Im Kollegium war danach deut- Wächter in anderen Fällen ganze
lich spürbar, dass man keine Lust Schülergruppen zur nahe gelegenen
mehr hatte, sich ständig von schul- Turnhalle begleiten.
Die Kritik von Berlins Innensenafremden Jugendlichen anpöbeln und
provozieren zu lassen”, sagt Schul- tor Ehrhart Körting (SPD), er wolle
leiterin Marlis Meinicke-Dietrich. mit “paramilitärischen Einheiten für
Den Einsatz des Wachdienstes habe Disziplin” sorgen, sei völlig abwegig,
die Schulkonferenz nun einstimmig sagt Stadtrat Schimmang. “Die Leute
beschlossen. “Es kann nicht die Auf- wurden extra geschult, um zu deesgabe der Lehrer sein, die Schüler vor kalieren.” Kleidung und Auftreten
der Wachmänner entspreche nicht
Angriffen von außen zu schützen.”
Auch an anderen Berliner Schulen dem gängigen Klischee. “Sie tragen
war es in den Vergangenheit immer keine Waffen und keine Springerwieder zu Gewalttaten gekommen. stiefel und wirken wie völlig normale
Allein in Neukölln zählte das Bezirk- Ordnungsamtsmitarbeiter, die auch
samt für das vergangenen Jahr 136 im Park Streife gehen.”
Der 13-jährige Jasser von der
Fälle von körperlicher Gewalt. In 27
Fällen sei die Gewalt von außen in Rütli-Schule, die mit einem Hilferuf
der Lehrer im Frühjahr 2006 für
die Schule getragen worden.
“Es musste etwas getan werden”, Aufsehen sorgte, sieht das allerdings
sagt der Neuköllner Bildungsstadt- anders. “Groß” und “breit” seien die
rat Wolfgang Schimmang (SPD), der Männer gewesen, die am Morgen
auf dem Schulhof Interviews gibt. vor dem Schuleingang standen. “Ich
Zur besseren Verständigung beherr- fühle mich jetzt beobachtet. Das
schen die Sicherheitsleute zum Teil schüchtert mich ein.” Und auch sein
Türkisch oder Arabisch. Was genau zwölfjähriger Freund Mohammed
getan wird, unterscheidet sich je findet: “Das Ganze sieht total übernach Schule. Während an einigen trieben aus. Dadurch wirkt unsere
Schulen nur ab und zu Ausweise Schule jetzt erst recht kriminell.”
“Beste Schule”: Robert-BoschGesamtschule in Hildesheim
Hildesheim (dpa) - So sieht sie
also aus, “Deutschlands beste Schule” des Jahres: Ein Betonbau aus
den 1970er Jahren, inmitten eines
Wohngebiets im Norden des niedersächsischen Hildesheim. An der
Fassade prangt eine bunte Collage
zum Thema UNESCO, gestaltet von
Schülern der 8. Stufe. Noch vor wenigen Jahren galt die Robert-BoschGesamtschule (RBG) als Schule für
Schwache, der Ruf war miserabel.
Heute ist das Prestige enorm, Schulleiter Wilfried Kretschmer muss
jedes Jahr Dutzende Schüler ablehnen. Jetzt ist die Ganztagsschule von
Bundesbildungsministerin Annette
Schavan in Berlin (CDU) mit dem
Deutschen Schulpreis 2007 ausgezeichnet worden.
Gestiftet wird der mit 50.000 Euro
dotierte Preis von der Heidehof Stiftung sowie der Robert Bosch Stiftung.
Aber nicht die Namensgleichheit mit
der Stiftung hat die RBG auf den ersten
Platz gehievt. Ausschlaggebend war
letztendlich die hervorragende Ent-
Foto: Jochen Lübke
wicklung der Schule. Zudem begutachtete die elfköpfige Jury die Kandidaten
nach den Kriterien Leistung, Umgang
mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung und Schulleben. “Anderen
Schulen ist sie in ihrer Entwicklung
zehn Jahre voraus”, sagt Jurysprecher
Prof. Peter Fauser, Erziehungswissenschaftler an der Universität Jena, über
die RBG. Die Lehrer besuchen sich
gegenseitig freiwillig im Unterricht.
“Diese Unterrichtsform ist einmalig
in Deutschland”, sagt Schulleiter
Kretschmer.
Mit dem Sieg beim Deutschen
Schulpreis ist die Unterrichtsentwicklung an der RBG noch nicht abgeschlossen. “Das ist ein dynamischer
Prozess”, sagt Kretschmer. Derzeit
arbeiten Kollegium und Schüler bereits am neuesten Projekt: Mit dem
“sozialen Lehrplan” will Kretschmer
unter anderem die Frage klären, “was
unbewusst läuft”.
Seite 6
24./31. Dezember Dezember 2007
Bei den Nachbarn
AMERIKA WOCHE
Vater wirft nach Streit 2-jährige
Tochter aus dem Fenster: tot
Melk (dpa) - Ein 22-jähriger
Asylbewerber aus Tschetschenien
hat in der vergangenen Woche
seine zweijährige Tochter aus
dem Fenster seiner Wohnung im
ersten Stock eines Mietshauses in
Ybbs (Niederösterreich) geworfen
und dabei getötet. Nach Angaben
der Polizei war der Tat ein heftiger Streit mit der Partnerin des
Asylbewerbers vorausgegangen.
Das kleine Mädchen hatte bei
dem Sturz aus knapp neun Metern
Höhe so schwere Kopfverletzun-
gen erlitten, dass es auf dem Weg
ins Krankenhaus starb. Der Täter
wurde kurz darauf festgenommen.
Nach Polizeiangaben war es zuvor
zu der Auseinandersetzung gekommen, weil die junge Frau sich vom
Vater ihres Kindes trennen wollte.
Nachbarn, die die Schreie der
18-Jährigen hörten, traten schließlich die Wohnungstür ein, kamen
jedoch zu spät, um die Tragödie
zu verhindern. Bei seiner ersten
Polizeivernehmung sagte der Täter,
er habe das Kind nie gewollt.
62 Millionen Euro Schaden
- Auftakt im AMIS-Prozess
Zu Beginn eines der größten Wirtschaftsprozesses Österreichs haben
sich drei ehemalige Manager des Wertpapierdienstleisters AMIS
des Betruges für schuldig bekannt. Drei der fünf Angeklagten gaben
nach österreichischen Medienberichten am Montag zu, jahrelang
gutgläubige Anleger um ihr Geld betrogen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten etwa 15.000 AMIS-Kunden
- darunter etwa 2500 aus Deutschland - um geschätzte 62 Millionen
Euro geschädigt haben. Das Foto zeigt Harald Loidl (l.), Mitbegründer der AMIS, im Gespräch mit seinem Anwalt Ernst Schillhammer beim Prozess in Wien.
Foto: epa/Georg Hochmuth
Streumunition wird verboten
Wien (dpa) - Als zweites Land
nach Belgien hat Österreich ein
weitreichendes Verbot der umstrittenen Streumunition erlassen.
Sowohl Herstellung als auch Beschaffung, Verkauf, Vermittlung,
Ein-, Aus- und Durchfuhr sowie
Gebrauch und Besitz von Streumunition sind damit untersagt. Die
noch vorhandenen Bestände sollen
innerhalb der nächsten eineinhalb
Jahre vernichtet werden. Einzig zu
Ausbildungszwecken darf Streumunition künftig noch verwendet
werden. Bei Streumunition handelt
es sich um Granaten oder Bomben, die aus zum Teil Hunderten
einzelner Sprengkörper bestehen,
die sich vor dem Aufprall über eine
große Fläche verteilen.
Entführungsopfer Kampusch
bekommt eigene Talkshow
Wien (dpa) - Das österreichische Entführungsopfer Natascha
Kampusch soll im kommenden
Jahr eine eigene Talkshow moderieren. Im neuen Privatsender
„Puls 4“, der im Februar seinen
Betrieb aufnehmen wird, soll die
19-Jährige pro Sendung einen
Gast befragen. “Ich trage bereits
seit längerem den Gedanken, aus
der Rolle eines passiven “Medienobjekts” herauszutreten und
pro-aktiv mediale Inhalte zu gestalten”, so Kampusch. Die junge
Frau war acht Jahre lang in einem
Kellerverlies gefangen gehalten
worden und schaffte im Sommer
2006 die Flucht.
Bergungsarbeiter inspizieren am 16. November 2000 die verbrannten Reste der Gletscherbahn im Tunnel am Kitzsteinhorn in Kaprun. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat jetzt eine Beschwerde von 60 Betroffenen
der Brandkatastrophe zurückgewiesen.
Foto: Franz Neumayr
Menschenrechtsgerichtshof weist
Klage von Kaprun-Opfern ab
Salzburg (dpa) - Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg hat jetzt
eine Beschwerde von 60 Betroffenen
der Brandkatastrophe von Kaprun
in Österreich zurückgewiesen. Bei
dem Feuer in einer Gletscherbahn
kamen im Jahr 2000 insgesamt 155
Menschen ums Leben. Wie der
österreichische Anwalt, Gerhard
Podovsovnik, am Sonntag der dpa
mitteilte, heißt es in der Begründung, die von mehreren Anwälten
eingebrachte Beschwerde lasse
“keinen Anschein einer Verletzung
der in der Konvention oder ihren Zusatzprotokollen garantierten Rechte
und Freiheiten erkennen”. Die Entscheidung des EGMR sei endgültig.
Podovsovnik vertritt neun deutsche
Überlebende des Unglücks.
Bei dem verheerenden Feuer
in der Gletscherbahn waren am 11.
November 2000 in einem Tunnel
insgesamt 155 Passagiere (darunter
37 Deutsche) getötet worden. In
zwei Strafprozessen in den Jahren
2004 und 2005 wurden jedoch alle
16 österreichischen Angeklagten
freigesprochen. Zuletzt hatte die
deutsche Staatsanwaltschaft in Heilbronn ein Untersuchungsverfahren
gegen den Heizlüfter-Hersteller Fakir
eingestellt. Die österreichische Justiz
hatte die Ansicht vertreten, dass ein
Fakir-Heizlüfter, den österreichische
Techniker gegen die Empfehlung des
Herstellers in den Führerstand einge-
baut hatten, defekt gewesen sei. Die
deutschen Behörden konnten jedoch
keinen Fehler an dem Gerät finden.
Nach dem jüngsten Urteil geraten
die Angehörigen der Opfer noch
stärker unter Druck, dem Angebot
eines sogenannten Kaprun- Vermittlungsausschusses zuzustimmen, der
den Angehörigen bis zu 32 000 Euro
Entschädigung angeboten hatte. Die
Kommission, der unter anderem
Vertreter Österreichs, der Seilbahngesellschaft Kaprun und der Versicherer
Generali angehören, hat den Angehörigen bis zum 14. Dezember Zeit
gegeben, das Angebot anzunehmen.
Anderenfalls bleiben den Opfern nur
noch der Gang vor ein Zivilgericht
oder langwierige Klagen in den USA.
Fahrplan
zur EM
2008
steht
fest
Die Kombo zeigt die
vier Österreichischen
Stadien der EM 2008.
Oben links das ErnstHappel-Stadion in
Wien, daneben das
Wörthersee-Stadion
in Klagenfurt. Unten
links der Tivoli in Innsbruck und das Stadion Wals-Siezenheim in Salzburg. Fotos: Euroluftbild, Barbara
Gindl, Helmut Fohringer. Mit Testspielen gegen hochkarätige Gegner und drei Trainingslagern bereitet sich
die österreichische Fußball-Nationalmannschaft auf die EM vor. Vor dem Spiel gegen Deutschland am 6.
Februar im Wiener Ernst-Happel- Stadion bezieht die Mannschaft von Trainer Josef Hickersberger ein einwöchiges Trainingscamp in Wien. Die weiteren Testspielgegner sind am 24. März in Wien die Niederlande und
am 27. Mai in Linz oder Graz Nigeria. Der Gegner für den Test am 30. Mai steht noch nicht fest. Österreich
trifft in der EM-Gruppe A auf Kroatien, Polen und Deutschland. Nach dem Saisonende der österreichischen
Meisterschaft zieht sich das Hickersberger-Team Anfang Mai zu Regenerationsmaßnahmen nach Mallorca
oder Sardinien zurück, Mitte Mai folgt ein Trainingslager in der Sportschule Lindabrunn 32 Kilometer südlich
von Wien. Am 1. Juni beziehen die Österreicher ihr EURO-Quartier in Stegersbach im südlichen Burgenland.
Bei den Nachbarn
AMERIKA WOCHE
Lötschberg-Tunnel - Da muss man
durch
24./31. Dezember 2007
Seite 7
Schweiz
Schweizer knackt Jackpot bei
“Euro Millions” - 27 Millionen
Foto: epa/Olivier Maire
Vergangene Woche wurde der
neue Lötschberg-Tunnel eröffnet
- ein Lehrstück für die künftige Bewältigung des Bahnverkehrs über
die Alpen. “Unser neuer Tunnel”,
sagt Mathias Tromp, Chef des
Schweizer Bahnunternehmens
BLS, “ist keine Röhre, sondern eine
Maschine.” Er ist ein 34,6 Kilometer
langer Bypass, der den Verkehr
durch den Berg pumpt, um dem
Infarkt durch die unaufhörliche
Blechlawine vorzubeugen, die sich
sonst über Pässe und Serpentinen
durch die Alpen zwängt.
Der schnellste Weg von Rotterdam nach Genua - abgesehen vom
Fliegen - führt von der kommenden
Woche an nicht auf der Straße, sondern auf Eisenbahngleisen durch den
Lötschberg via Frutigen im Berner
Oberland nach Visp durch das Wallis
und von dort in den Simplon. Ein
neues, funkferngesteuertes Zugleitsystem, das European Train Control
System ETCS, soll dabei die im DreiMinuten-Takt mit bis zu 250 km/h
aufeinander folgenden Züge ähnlich
wie beim Flugverkehr mit Hilfe von
Slots durch die Röhre schleusen.
Der neue Basistunnel wird einen
Teil des alpenquerenden Verkehrs
auffangen, den die Schweiz unbedingt auf die Schiene verlagern will.
16 Millionen Tonnen Fels wurden
gesprengt und dabei etliche Störzonen bewältigt. Gesteinsschüttungen
und Wassereinbrüche hatten ganze
Dörfer, die oberhalb der Baustelle
am Berg lagen, absacken lassen.
Immerhin ist das Bauwerk, die Kosten werden auf 2,8 Milliarden Euro
geschätzt, zehn Jahre früher fertig als
der neue Tunnel am Gotthard. Der
soll mit 57 Kilometer dann zwar der
längste der Welt sein, aber frühestens
2017 in Betrieb gehen. Bis dahin
muss der Basistunnel am Lötschberg
den Verkehrszuwachs auffangen.
Die schnelle Taktfolge mit bis zu 110
Zügen pro Tag bedingt aufwendige
Sicherheitsvorkehrungen.
In der Röhre selbst sind 3200
Brandmelder installiert, 175 Sicherheitsschleusen und feuersichere
Tore eingebaut. 133 Kameras über-
Regierung im Amt - Blocher
droht mit starker Opposition
Bern (dpa) - Die neue siebenköpfige Schweizer Regierung ist
gewählt, ohne dass ihr der umstrittene nationalkonservative Politiker
Christoph Blocher angehören wird.
Die ebenfalls zu der Schweizerischen Volkspartei (SVP) Blochers
gehörende Finanzexpertin Eveline
Widmer-Schlumpf (Foto rechts:
epa/Peter Klaunzer), die überraschend vom Parlament in die Regierung gewählt worden war, nahm
ihre Wahl an und wurde vereidigt.
Blocher kündigte im Parlament
eine umfassende Opposition an. Er
schwanke zwischen Erleichterung,
Enttäuschung und Empörung. “Von
jetzt an kann ich wieder sagen, was
ich denke”, fügte er hinzu.
Die als liberal geltende 51-jährige Politikerin, deren Vater vor 20
Jahren ebenfalls Regierungsmitglied war, sprach von sich selbst
als Sachpolitikerin. “Ich kann Kompromisse suchen, wenn es nötig
ist.” Blocher war vor allem wegen
seines autoritären Führungsstils
und seiner radikalen Ansichten, besonders gegenüber Ausländern und
Asylsuchenden, kritisiert worden.
Eine Mehrheit aus Christ-, Sozialdemokraten und Grünen hatte ihm
am Mittwoch in zwei Wahlgängen
die Wiederwahl verweigert.
Mit Verteidigungsminister Samuel Schmid, der ebenfalls bereits
am Mittwoch gewählt und vereidigt
worden war, hat die SVP nun wie
bisher zwei Mitglieder in der siebenköpfigen Regierung. Die stärkste
Partei der Schweiz hat ihnen aber
die Mitgliedschaft in der Fraktion
aufgekündigt. Am Donnerstagvormittag feierten rund 1500 Menschen
vor dem Parlament in Bern friedlich
die Abwahl Blochers.
wachen den laufenden Betrieb, 437
Telefone und 16 Kommunikationszentralen sollen im Ernstfall die
Erreichbarkeit, alle 333 Meter Querstollen den Fluchtweg sichern.
10.000 sogenannte Er tüchtigungsfahrten, von denen bislang
rund 3000 absolviert wurden, sind
vorgeschrieben, um das Bauwerk
von Dezember an fest in den Fahrplan einbinden zu können. In aufwendigen Szenarien wurde der
Ernstfall geprobt, bei dem auch
die Schienenfahrzeuge der Retter
schnell sein müssen, um mit bis
zu 100 Kilometer pro Stunde an
den Einsatzort vordringen zu können. Die Schweizer SBB, für die
Sicherheit im Tunnel zuständig,
schickte im Dezember einen mit
Messinstrumenten vollgestopften
Spezial-ICE der Deutschen Bahn
ins Loch, um die Stabilität des Fahrwegs und der Oberleitung bei bis
zu 280 km/h zu testen. Dem ETCS
kommt eine wichtige Aufgabe zu, da
bis zu 30 Züge in schneller Folge mit
herkömmlichen Signalen kaum zu
bewältigen wären.
Das neue System fragt über
einen in die Lokomotive eingebauten Sende-Empfänger sogenannte
Transponder, eine Art elektronische Kilometersteine, ab, die ins
Gleisbett eingelassen sind, und
bestimmt daraus die Position. Die
Ortsangabe wird via Mobilfunk in
ein Kontrollzentrum übertragen,
das sämtliche Züge überwacht, die
sich auf der Strecke be-finden, und
auf ausreichende Sicherheitsabstände achtet. Wiederum per Funk wird
die Erlaubnis für die Weiterfahrt
samt Geschwindigkeitsangaben und
Streckendaten jeweils direkt auf die
Instrumententafel des Zugführers
übertragen. Zwischen den Ortungen ermittelt ein Bordrechner über
Achssensoren, Beschleunigungsmesser und permanente Weg-ZeitMessung die eigene Position.
Das digitale Zugsicherungssystem wurde bislang nur auf wenigen
Strecken erprobt, erstmals 1999
zwischen Wien und Budapest.
Seither folgten Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Madrid und
Lleida und in Deutschland zwischen
Halle, Leipzig und Berlin. In der
Schweiz ist das System seit Ende
März auf einer 47 Kilometer langen
Neubaustrecke zwischen Olten und
Bern mit 240 bis 260 Zügen pro Tag
in Betrieb.
Lausanne (dpa) - Ein
Spieler aus der deutschsprachigen Schweiz hat beim europäischen Lottospiel “Euro
Millions” den mit 45 Millionen
Franken (27 Millionen Euro)
gefüllten Jackpot geknackt.
Es ist nach 99 Millionen Franken, die 2005 gewonnen wurden, die größte Einzelsumme
beim Lotto in der Schweiz,
wie die Lottogesellschaft am
Samstag mitteilte. “Euro Millions” ist ein Spiel, das seit
2004 außer in der Schweiz
auch in Spanien, Frankreich,
Großbritannien, Österreich,
Belgien, Irland, Luxemburg
und Portugal, aber nicht in
Deutschland gespielt werden kann. Der höchste Gewinn ging mit
umgerechnet etwa 112 Millionen Euro vor zwei Jahren an eine Irin.
“Sterbetourismus” ist das
Schweizer Wort des Jahres
Zürich (dpa) - “Sterbetourismus” ist das Wort des Jahres
2007 in der deutschsprachigen
Schweiz. Der Begriff habe die liberale Gesetzgebung der Schweiz
in den Mittelpunkt des internationalen Interesses gerückt, hieß
es in Schweizer Medien. Zudem
beschreibe das Wor t “Sterbetourismus” eine vermeintliche
Kommerzialisierung des Todes.
Das “Wort des Jahres” wird in der
Deutschschweiz, die zwei Drittel
des Landes umfasst, und Liechtenstein seit 2003 bestimmt.
Das Thema “Sterbetourismus” beherrsche Schlagzeilen
und Stammtisch gleichermaßen,
erklär te die aus Jour nalisten
und Autoren zusammengesetzte
siebenköpfige Jury ihre Auswahl
aus 2000 Wortvorschlägen aus
der Bevölkerung. Nachdem die
Sterbehilfe-Organisation Dignitas
auf einem Parkplatz bei Zürich
zwei Deutschen zum Freitod
verholfen hatte, hat dieses Thema
erneut in der Schweiz aber auch
in Deutschland für Aufregung
gesorgt. Über 100 sterbewillige
Deutsche sind im vergangenen
Jahr in die Schweiz gereist, in
der passive Sterbehilfe straffrei
bleibt.
Finanzplatz Schweiz gerät bei
UBS-Krise ins Wanken
Zürich/Genf (dpa) - Die
Krise bei der weltweit größten Vermögensverwalterin, der
Schweizer Großbank UBS, bringt
auch den Finanzplatz Schweiz ins
Wanken. Natürlich bestehe nach
der zweiten Abschreibungsrunde
keine direkte Gefahr, dass große
Teile des auf etwa 3,4 Billionen
Franken (r und 2,0 Billionen
Euro) geschätzten ausländischen
Vermögens im Lande rasch abgezogen würden, hieß es in ersten
Kommentaren. Dennoch sei der
Ver trauensverlust die größte
Gefahr für den Finanzplatz, der
immerhin fast zwölf Prozent zum
Bruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt. Einigkeit herrscht
unter Analysten weitgehend auch
darüber, dass sich Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel nur
so lange wird halten können wie
er dieses Vertrauen der Kunden
nicht noch weiter strapaziert.
Ein Zufall wollte es, dass am
Vorabend der UBS-Ankündigung
über die erneuten MilliardenAbschreibungen im Schweizer
Fernsehen der Film “Grounding”
über den traumatischen Absturz
der einstigen Prestige-Fluglinie
Swissair gezeigt wurde. Die fassungslosen Zuschauer konnten
so miterleben, wie ein hochbezahltes Management in die Turbulenzen von Marktmechanismen geriet, denen es schließlich
nicht entrinnen konnte. “Ich will
Teil der Lösung sein und jetzt
nicht feige durch die Hintertüre
abziehen”, sagte Ospel am Montag im Schweizer Fernsehen zu
Fragen nach Konsequenzen für
ihn persönlich. Beobachter erinnerten sich sofort, dass ähnliche
Worte vor dem Swissair-Absturz
2002 ebenfalls gefallen waren.
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24./31. Dezember 2007
AMERIKA WOCHE
Disneyland der Religionen Schlange stehen für die Schöpfung
von Johannes Damian
Buenos Aires (dpa) - In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires lädt
der laut Betreiber erste multi-religiöse Themenpark der Welt zu einem
Ausflug ins Jerusalem zu Zeiten
Jesu Christi ein. Anders als bei rein
christlichen Parks sollen in “Tierra
Santa” (Heiliges Land) Anhänger
auch anderer Glaubensrichtungen
wie Juden und Moslems auf ihre
Kosten kommen. Historisch nicht
gerade korrekt findet sich in dem
Park deshalb auch eine Moschee,
eine Kapelle und sogar Mahatma
Gandhi ist schon da. Im Mittelpunkt
aber steht das Christentum.
Obwohl Regen angekündigt
worden war, ist die Tribüne vor der
Nachbildung des Berges Golgatha
an diesem Samstagnachmittag
gerammelt voll. Gebannt schauen
die Menschen gen Himmel und
endlich geschieht es: Wie von
Geisterhand bewegt steigt eine 18
Meter hohe Jesus-Statue langsam
aus dem Kunstgestein empor. Dazu
schmettert ein Chor “Halleluja” vom
Band. Ein Raunen geht durch die
Menge, als der überdimensionale
Heiland beginnt, seine 36 automatischen Bewegungen zu vollführen.
Die Menge spendet begeister t
Beifall. Wer die rund zehnminütige
“Auferstehung” verpasst hat, weil er
gerade beim “Abendmahl” war oder
der “Schöpfung” beiwohnte, muss
nur 45 Minuten warten. Dann geht
alles von vorne los.
“Früher gab es zur Auferstehung
noch eine Lasershow, aber das
wurde dann verboten, weil es den
Luftverkehr gestört hat”, erzählt
Manfred Engler, als Sohn deutschösterreichischer Eltern in Buenos
Aires geboren und seit dessen
Gründung offizieller Fotograf des
Parks. Neben seiner Arbeit in der
deutschen Botschaft hält er hier
jedes Wochenende das Geschehen
in Bildern fest.
Schweinezüchter
als Serienkiller
verurteilt
Im größten Serienmord-Prozess
der kanadischen Geschichte ist
der 58-jährige Schweinezüchter
Robert Pickton des Mordes an
sechs Frauen für schuldig befunden
worden. Pickton soll die Frauen aus
dem Rotlichtmilieu von Vancouver
zwischen 1997 und 2001 auf seiner
Farm ermordet und beseitigt haben.
Dem Farmer droht eine lebenslange
Freiheitsstrafe. Zudem erwartet ihn
ein zweiter Prozess, in dem ihm der
Mord an 20 weiteren Frauen vorgeworfen wird. Foto: BCTV News
T
DAS
Global
SZENE-
ELEGRAMM
GOLFTRAINING IM HALLENBAD: IM WASSER DEN
PERFEKTEN ABSCHLAG ÜBEN
H a m b u r g (dpa) Golfspieler, die auch bei
ungemütlichen Temperaturen nicht aufs Training
verzichten wollen, können jetzt im Hallenbad
den perfekten Abschlag
üben. Beim sogenannten
AquaGolf wird im Wasser mit einem speziell
entwickelten Schläger
aus Aluminium gespielt.
“Vor allem Beweglichkeit, Koordination und Kraft werden bei der
gelenkschonenden Methode verbessert”, sagte der Vorsitzende der
Hamburger AquaGolf-Gesellschaft, Klaus G. Schreiber. Aufgrund des
höheren Energieaufwandes entspreche eine 45-minütige Wasser-Einheit einem eineinhalbstündigen Training an Land. Nach Hamburg
und Berlin sei auch ein Trainingszentrum in Düsseldorf geplant.
PARISER STREBEN IN CLUB-BARS IM RETROLOOK
Auferstehung - Das ist eine der Hauptattraktionen von Tierra Santa in Buenos Aires, aufgen. im November 2007. Die 18 Meter hohe Statue verfügt über
36 automatische Bewegungen. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires
lädt der laut Betreiber erste multi-religiöse Themenpark der Welt zu einem
Ausflug ins Jerusalem zu Zeiten Jesu Christi ein. Foto: Johannes Damian
“Der Park wurde am 24. Dezember 1999 eröffnet. Wir wollten, dass
Argentinien etwas Besonderes zum
2000. Jubiläum der Geburt Jesu beiträgt”, erzählt María Antonia Ferro,
Direktorin und Mitbegründerin
von Tierra Santa. Bisher seien drei
Millionen Besucher gezählt worden.
“Abgesehen von dem, was die Besucher über die Kultur und Geschichte
lernen, hat der Park auch eine ganz
besondere Mystik. Die Leute kommen wieder, weil sie hier inneren
Frieden finden”, meint sie.
Auf der sieben Hektar großen
Anlage, die mit sieben Millionen
Dollar errichtet wurde und sich heute selber trägt, stehen inzwischen
mehr als 30 historischen Vorbildern
nachempfundene Bauten. Sie geben
den Besuchern einen Einblick in
den Alltag vor 2000 Jahren und
veranschaulichen Bibelszenen. Mit
Hilfe von mehr als 500 lebensgroßen
Figuren soll die Welt des Altertums
wieder erweckt werden. Dutzende
Schauspieler und Künstler bringen
Leben in die Szenerie. Restaurants
bieten armenische und libanesische
Küche und als Souvenir gibt es kleine Nofretete-Büsten.
“Ich bin schon mehrmals hier
gewesen. Wir sind sehr religiös und
da wir nicht die Möglichkeit haben,
nach Israel zu reisen, ist das eine
gute Alternative”, meint die Katholikin Carla, die mit ihren beiden Kindern und der Schwiegermutter da
ist. “Mir hat am besten die arabische
Tänzerin gefallen”, sagt die kleine
Cintia. Und die 20-jährige Florencia
wollte mit ihren Freunden “einfach
das schöne Wetter genießen”. Religion werde meistens langweilig
dargestellt. “Hier ist das nicht so”,
sagt die junge Frau, die sich selbst
als gläubig bezeichnet.
Obwohl die Direktorin den Park
als “eine Art Disneyland” bezeichnet,
stehen die einzelnen Religionen dem
Unternehmen wohlwollend gegenüber: “Ohne die Unterstützung der
Kirche wäre es unmöglich gewesen,
den Park aufzubauen”, sagt Ferro.
Die Kinder könnten dort unter
Anleitung von Laienpredigern die
Bibelgeschichte erleben. Manche
begingen sogar ihre Erstkommunion im Park.
“Moslems beten hier in der
Moschee, und für die Juden ist die
“Klagemauer” ein wichtiger Ort”,
erzählt die Direktorin. In den Ritzen
der Mauer deponieren viele Zettel
mit ihren Wünschen, die einmal
jährlich von Mitarbeitern der israelischen Botschaft abgeholt und
nach Jerusalem gebracht werden.
“Ich glaube, dass es einen Gott für
alle gibt”, beschreibt Frau Ferro den
Charakter des Parks. Die Mitarbeiter aber verbreiten vor allem das
Christentum, stellt sie klar. “Wir alle
missionieren hier: von dem, der die
Eintrittskarten abreisst, bis zu dem
der sauber macht”.
Paris (dpa) - Den
schnellen Morgenkaffee trinken die Pariser
wie eh und je im etwas
verkrümelten Bistrot
um die Ecke. Doch
am Abend zieht es die
vergnügungsuchenden
“branchés” neuerdings
in Club-Bars im kantenarmen Retro-Look. Im
“Pin’up” im Stadtzentrum kann man seinen
Champagnercocktail
in weiß-rosa Schalensesseln genießen. Gelbe, geschwungene
Drehsessel und helles Loft-Ambiente bietet das “Djoon” nahe der
Nationalbibliothek. Und der weiß gestrichene Club “Superbar” am
Pigalle taucht die Gäste mit subtilen Lichtspielen in eine fruchtigrosige Atmosphäre. So monochrom die Einrichtung, so polyphon
ist die Musik. Von Jazz über Disco bis Funk und Punk bieten die
Club-Bars für jeden Geschmack etwas.
“FÜR HIER” - COFFEESHOP-DEUTSCH ALS
FUNDGRUBE FÜR LINGUISTEN
Berlin (dpa) - LinguistikStudenten auf der Suche nach
einem Thema für die Magisterarbeit könnten beim Kaffeetrinken auf ein interessantes
Feld stoßen: das CoffeeshopDeutsch. In Starbucks- Filialen
etwa zeugen nicht nur die Größenbezeichnungen (tall, grande,
venti) von der amerikanischen
Herkunft dieser Café-Variante.
Wer einen Kaffee bestellt, wird
zuweilen nach dem Vornamen
gefragt - der wird dann ausgerufen, wenn die Düse des
Milchaufschäumers verklungen
ist. Vorher wird man in vielen Coffeeshops gefragt, ob man “den Latte” “für
hier” (zum hier Trinken) haben möchte - auch ein Sprachphänomen aus
dem Coffee-to-go-Zeitalter.
Global
D
icke Jeeps quetschen sich
durch die Calle Hessen, Abgase verpesten die frische
Bergluft, vor dem Café Muhstall ertönt
ein lautes Hupkonzert. Ein Wegweiser
zeigt rechts in die Hauptstadt Caracas,
links ins Dorfzentrum der Colonia
Tovar. Der 65 Jahre alte Dorfhistoriker
Samuel Briceño Kanzler fürchtet den
Einfall der venezolanischen Touristen
am Wochenende. Dann ist es vorbei
mit der Beschaulichkeit in der 1843
gegründeten Schwarzwald-Kolonie.
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 9
Deutsche Kolonie in Venezuela zwischen
Tourismus und Tradition
Die Colonia Tovar ist deutscher als
manches Schwarzwalddorf - auf den
ersten Blick zumindest. Der Lottoladen heißt “Das Glück”, die Bäckerei
“Das Brot”. Der Verkaufsschlager ist
die Wurst. “Ein guter Gast findet hier
Rast. Ein froher Gast ist niemals Last”,
steht in Sütterlin-Schrift im Muhstall
als Wandspruch geschrieben. Trachtentragende Kellnerinnen mit tief
ausgeschnittenen Dekolletés servieren
Erdbeertörtchen aus Mürbeteig mit einem großen Klacks Schlagsahne oder
wie bei Oma in der Küche duftendes
Eisbein mit Sauerkraut. Die Restaurants und Hotels heißen Rebstock,
Edelweiß, Baden, Freiburg, Schwarzwald oder schlicht Bierstube. Das erste
Bier Venezuelas wurde in der Colonia
Tovar gebraut.
Und zu den inneren Problemen
gesellt sich nun auch noch Unheil
von außen, Venezuelas Volkstribun
Hugo Chávez hat ein Auge auf die
florierende Siedlung geworfen. In
seiner wöchentlichen Fernsehsendung
“Alo Presidente!” soll er gesagt haben,
dass er sich die Colonia Tovar ganz
gut als zweiten Regierungssitz vorstellen könnte. Die Deutschstämmigen
Jeeps fahren durch die engen Strassen in der deutschen Siedlung Colonia Tovar in Venezuela. Colonia Tovar liegt etwa 40 Kilometer von der venezolanischen Hauptstadt Caracas entfernt. Die Kolonie wurde 1843 von knapp 300 Deutschen aus dem Kaiserstuhl (Baden) gegründet. Foto: Georg Ismar
fürchten, dass im Zuge der chavistischen Sozialisierungsprojekte auch
die Gebietsschenkungen von 1843
rückgängig gemacht und Ländereien
beschlagnahmt werden könnten.
“Wenn sie kommen, verteidige ich
mein Haus zur Not mit dem Gewehr”,
Der Dorfhistoriker Samuel Briceno Kanzler sitzt vor der Dorfkirche
San Martin in der deutschen Siedlung Colonia Tovar in Venezuela. Seit
der Öffnung für den Tourismus ist sie für Venezolaner eine beliebte
Attraktion, gerade an Wochenenden sind die Strassen von Einheimischen überfüllt. Die Gründernachfahren befürchten den langsamen,
aber stetigen Verlust ihrer Traditionen.
Foto: Georg Ismar
sagt Samuel Briceño Kanzler. Er sieht
sehr entschlossen dabei aus.
Der Historiker lebt in der Villa
Jahn, einem Haus der Gründerväter.
Die Wohnzimmer-Dielen knarzen,
die rot-karierten dicken Stoffgardinen
muf feln nach langer Geschichte.
Die Fensterläden sind geschlossen.
Abschottung nach außen - zumindest
am Wochenende. 163 Jahre hat das
Fachwerkhaus auf dem Buckel. Es hat
miterlebt, wie hart die Anfangsjahre
hier im Bergregenwald waren. Vergilbte Schwarzweißfotos zeigen die ersten
Männer der Kolonie.
Das sei nicht weiter schlimm, nur
interessiere sich gerade die Jugend zu
wenig für die Ursprünge der Kolonie.
Beispielsweise dafür, wie die Urururgroßväter hierhin gekommen sind.
Der venezolanische Staat suchte 1842
tüchtige Einwanderer, um das Land zu
kolonisieren. Der italienische Geograph
Agustin Codazzi bekam den Auftrag,
Siedler zu suchen. Codazzi wurde im
Kaiserstuhl in Baden fündig. Hungersnot und Elend ließen die Menschen von
einem neuen Leben träumen. In wenigen Wochen erklärten sich 80 Familien
zur Auswanderung bereit.
Am 18. Dezember 1842 machten
sich 389 Wagemutige - überwiegend
aus Endingen und Wyhl - rheinabwärts
auf den Weg nach Straßburg. Von dort
ging es für die Maurer, Handwerker,
Metzger, Schumacher und Bauern
drei Wochen zu Fuß 680 Kilometer bis
zum Hafen in Le Havre und dann per
Schiff nach Venezuela. Nach 112 Tagen
Reise erreichten sie - von Durchfall und
Gelbfieber gezeichnet - im April 1843
ihre neue Heimat.
Aber dennoch würden Traditionen
gelebt und seien nicht nur Kitsch.
Durch die Hochzeit des Kolonisten
Pablo Dürr aus Tovar mit einer Dame
aus dem Kaiserstuhl wurden seit Ende
der 70er Jahre die Bindungen zur
Heimat wieder enger und Traditionen
wie die Fastnacht neu belebt. Der 2006
verstorbene Conrad Koch brachte mit
einer Doktorarbeit über die Genealogie der Kolonie vergessene Familien-
stammbäume zum Vorschein.
Wer aber in Colonia Tovar heute
noch blonde Menschen mit akkurat
geschnitten Schnurrbärten erwartet,
muss in die abgelegenen Siedlungen
außerhalb der kleinen Stadt fahren.
Dorthin, wo die Menschen weiter
isoliert leben, wo die Frauen lange
Kleider und Stoffhauben tragen, Sätze
wie “Jede Dag in d’r Früh fange mer
an un’ gehn rüs uf’s Feld. Mir läbe vun
d’r Landwirtschaft”, sprechen und den
Tag in Erdbeer- und Mangoldfeldern
verbringen. Die Mundart, die Architektur, das Essen und die alemannische
Fastnacht sind die deutlichsten Zeichen
der Herkunft der emsigen Siedler.
Was kaum noch zu finden ist, ist
klassisches Deutsch. “Wir können
alles außer Hochdeutsch” - dieser
Werbeslogan Baden-Württembergs
lässt sich hervorragend auf den kleinen
Ableger in Venezuela übertragen. Im
Zweiten Weltkrieg wurde der Kolonie
ihre Sprache genommen, Deutsch
durfte nicht mehr in den Schulen
unterrichtet werden. Als Venezuela
1945 Deutschland den Krieg erklärte,
musste auch Deutschlehrer Richard
Aretz die Colonia Tovar und das Land
verlassen.
“Abgesehen von einigen Wiederbelebungsversuchen in den 90er Jahren
war dies das Ende des flächendeckenden Deutschunterrichts”, sagt Haidi
Collin, Kulturbeauftragte der Kolonie.
Auch der Gottesdienst wird seit einigen
Jahren nur noch auf Spanisch gehalten.
Was sich hingegen bis heute vererbt
hat, ist die badische Mundart. “Bi uns
ka mer au alemannisch schwätze”,
steht auf einem Aufkleber an Collins
Computer. In einer weiteren Funktion
ist sie auch Beauftragte für den Erhalt
des Alemannischen, sie arbeitet an
einem Dialekt-Wörterbuch.
Draußen am Haus prangt ein riesiger gelb-rot-blauer Jokili, die eulenspiegelhafte Hauptfigur der Fastnacht in
Endingen - dem Herkunftsort der meisten Einwanderer der Colonia Tovar.
Das sei die andere Seite der Medaille,
sagt die 40-Jährige. “Weil die Besucher
als Einnahmequelle so wichtig sind,
werden Traditionen wie die Fastnacht
besonders stark gepflegt.”
Nicht nur die Colonia Tovar hat mit
dem Zwiespalt zwischen Tradition und
Tourismus, zwischen Kultur und Kommerz zu kämpfen, anderen deutschen
Gemeinschaften in Lateinamerika geht
es ähnlich. Die stärkste Traditionspflege bildet oft das jährliche Oktoberfest,
das in ganz Lateinamerika ein großer
Publikumsmagnet ist. Etwa sechs
Millionen Deutschstämmige gebe
es heute in Lateinamerika, sagt der
Kölner Historiker Holger M. Meding.
Die Zahl der Deutschsprechenden
beläuft sich aber schätzungsweise nur
auf rund zwei Millionen. Das Problem
liegt auch darin, dass es heute keine
Einwanderung aus Deutschland mehr
gibt, die eine Brücke zur Heimat schlagen könnte.
Chavez dreht
Uhren in zurück
Venezuelas Präsident Hugo Chavez
hat die Uhren um eine halbe Stunde
zurückgedrehen lassen. Mit der
Maßnahme sollen nach Mitteilung
des Ministeriums für Wissenschaft
und Technik der Stoffwechsel und
der Schlafrhythmus der Venezolaner
mit dem natürlichen Tagesverlauf in
Einklang gebracht werden. Nach
Medienberichten sorgte der Wechsel
zunächst aber für grosse Verwirrung
in Caracas und anderen Städten.
Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt damit jetzt fünfeinhalb
Stunden. Foto: epa/Tannen Maury
Seite 10
24./31. Dezember 2007
Wissenschaft
AMERIKA WOCHE
Strahlendes Licht, strahlende Sieger - Zukunftspreis für LED-Tüftler
Berlin (dpa) - Einen ernsten
Lichtforscher wie den Physiker
Klaus Streubel aus der Fassung zu
bringen, ist sicher nicht leicht. Doch
Bundespräsident Horst Köhler ist
es sofort gelungen, als er Streubels
Wissenschaftsteam am Nikolausabend für ihre Erfindung leistungsstärkerer Leuchtdioden (LEDs)
zum Sieger im Wettlauf um den
Deutschen Zukunftspreises kürte.
“Ich fasse es noch gar nicht”, sagte
Streubel kurz nach der Bekanntgabe. Doch dann strahlte er - und es
war das Lächeln eines Siegers.
Den drei Forschern des Jenaer
Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik
sowie der Firma Osram Opto
Semiconductors aus Regensburg
winken nun 250.000 Euro Preisgeld
und ein großer Reputationsschub
für ihre Erfindung: lichtstärkere
LEDs. Gleich dreifach mit einem
Chip, neuem Gehäuse und einer
Spezialoptik verbessert, strahlen sie
bereits in Autoscheinwerfern oder
Flachbildschirmen. Doch sie können mehr. Für die Forscher hat ihre
Innovation das Potenzial zu einer
Revolution in der Beleuchtung.
Bundespräsident Horst Köhler
gab am Donnerstagabend heiter
zu, dass sein erstes Bild eines
Wissenschaftlers von Daniel Düsentrieb geprägt war. Der Comic-Held
lässt sich gern von einem kleinen
Roboter mit Glühbirnen-Kopf unterstützen. Vielleicht müssen die
künftigen Düsentrieb-Helferlein
umdenken und sich besser eine
Leuchtdiode aus Regensburg und
Jena zulegen. Denn die sind, das
haben die Preisträger bewiesen,
nicht nur lichtstärker, sondern auch
langlebiger und energiesparender
- sie schonen die Umwelt.
Fast ohne Pause tüftelte Streubel
seit 1999 mit seinen Kollegen Stefan
Illek und Andreas Bräuer an der
Verbesserung von LEDs. Es gab
viele Nächte, in denen sie diskutierten und ausprobierten. “Und es
gab immer das große Risiko, dass
es überhaupt nicht funktioniert”,
beschreibt Streubel die schwierigen Anfangsjahre. “Das war schon
unheimlich.” Es ist genau das, was
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Bundespräsident Horst Köhler (2.v.l) verlieh in Berlin den diesjährigen “Zukunftspreis 2007” an
Klaus Streubel (l.), Stefan Illek, beide von “Osram Opto Semiconductors” in Regensburg, und Andreas
Bräuer (r.) vom Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik in Jena. Foto: Peer Grimm
der Deutsche Zukunftspreis neben
einer marktreifen Innovation würdigen will: die Kreativität, den Mut
und das Durchhaltevermögen von
Wissenschaftlern in Deutschland.
Die Gesichter und Geschichten
hinter den prämierten Erfindungen
sollen Schülern, für die Naturwissenschaften ihre Faszination
verloren haben, ein Vorbild sein.
Der Verein Deutscher Ingenieure
klagt regelmäßig, dass die Studienanfängerzahlen zurückgehen.
Die deutsche Wirtschaft könne aus
Mangel an Fachkräften aktuell rund
25 000 Ingenieursstellen nicht mehr
besetzen. Es ist eine Negativ- Entwicklung, die auch den Bundespräsidenten stark beschäftigt. “Man muss
Kinder schon im Kindergarten und
in der Schule durch Experimente
an Naturwissenschaften heranbringen”, betonte Köhler.
Es gibt noch etwas, das ihn
massiv stör t: Es ist der lange
Weg von der Wissenschaft in die
Wirtschaft, von der Erfindung hin
zu Arbeitsplätzen. “Der Transfer
muss schneller gehen”, mahnte
Köhler am Abend erneut. Beispiele für den Mangel an Risikokapital und Umsetzungsfreude
in Deutschland gibt es genug. Im
Jahr 2000 ging der Zukunftspreis
an die deutschen Er finder des
Datenformats MP3 zur Musikübertragung. Das Riesengeschäft
mit MP3-Spielern aber machten
die Japaner. Zu Arbeitsplätzen in
Asien sagte Köhler: “Wenn wir
weiter betulich vor uns hindenken,
werden sie weiter abschwirren.”
Nach der Preisverleihung war
es Klaus Streubel, der bei den Gedanken an künftige LED-Potenziale
abschwirrte. “Wir können Zimmer
beleuchten, Wohnungen, Häuser,
Straßen - alles viel intelligenter
als heute”, sagte er. Würden die
neuen LEDs erst zum Massenprodukt, seien sie konkurrenzfähig
zur Glühbirne. Und wenn es eine
Lieblingsanwendung für ihn gibt,
dann ist es ein Mini-Projektor für
Klaus Streubel von Osram Opto Semiconductors präsentiert eine Leuchtdiode (LED). Foto: Armin Weigel
die Hosentasche. “Ein batteriebetriebener Taschenbeamer groß wie
ein Stück Butter”, beschreibt es
Streubel. Doch zuerst, vor weiteren
Tüfteleien, soll es für alle 50 bis 60
Team-Mitarbeiter eine Riesenparty
in Regensburg geben.
Karl Heinz Beckurts-Preise 2007
gehen an Gen- und Krebsforscher
Der Genforscher Thomas Tuschl von der New Yorker Rockefeller
University und der Biochemiker Axel Ullrich aus Martinsried bei
München sind die diesjährigen Träger der Karl Heinz BeckurtsPreise. Am Freitagabend wurden die mit je 30.000 Euro dotierten
Auszeichnungen in München überreicht werden. Tuschl wurde der
Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zuerkannt, mit dem
gezielt einzelne Gene in Zellen abgeschaltet und ihre Funktionen
besser erforscht werden können. Mögliche Anwendungen lägen in
der Behandlung von Tumoren und Erbkrankheiten, teilte die Karl
Heinz Beckurts-Stiftung mit. Ullrich vom Max-Planck-Institut für
Biochemie in Martinsried überzeugte die Jury mit seiner Grundlagenforschung zur Krebstherapie. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hätten zur Entwicklung und Zulassung modernster Krebsmedikamente geführt, begründete die Stiftung. Dabei handelt es sich um das Brustkrebsmedikament Herceptin
und um den Wirkstoff Sutent, mit dem Nierentumore und bösartige Weichteiltumore im Verdauungstrakt
behandelt werden. Bei der Preisverleihung sollten auch 15 Lehrer geehrt werden, die sich durch einen besonders guten naturwissenschaftlichen Unterricht hervorgetan haben. Die Stiftung wurde vor 20 Jahren von der
Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gegründet zum Gedenken an den früheren Siemens-Forschungsvorstand Beckurts, der 1986 bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen war.
Info
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 11
Seite 12
24./31. Dezember 2007
AMERIKA WOCHE
Kurz be-lichtet
200 Jahre Königreich Westphalen
Eine Frau betrachtet im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel den Schreibtisch von Jerome Bonaparte. Vor
200 Jahren zog Napoleons Bruder Jerome Bonaparte als erster und letzter König von Westphalen in
Kassel ein - und bekam den Stadtschlüssel von seinen neuen Untertanen gereicht.
Foto: Uwe Zucchi
Aktuell
Minister Schnappauf:
Abschied unter Tränen
Der ehemalige bayerische Umweltminister und neue Hauptgeschäftsführer
des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Werner Schnappauf, beim
Sonderparteitag der oberfränkischen CSU in Weissenstadt (Oberfranken)
im Landkreis Wunsiedel. Bei seiner Rede brach Schnappauf gerührt in
Tränen aus. Nach über acht Jahren ist Schnappauf von seinem Posten als
Bezirksvorstand und Umweltminister zurück getreten. Nachfolger für den
Bezirksvorstand ist Karl-Theodor zu Guttenberg.
Foto: Marcus Führer
Protest gegen Brückenbau
Luftbrücken-Denkmal in Frankfurt
Einer der beiden so genannten “Rosinenbomber” am Luftbrücken-Denkmal des Frankfurter Flughafens.
Für die Feiern zum 60. Jubiläum der Luftbrücke im Sommer des kommenden Jahres werden das Denkmal und die beiden dort ausgestellten Original-Flugzeuge saniert und restauriert.
Foto: Uwe Anspach
Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (l.) bei einer Baustellenbegehung während einer Demonstration gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden. Neben ihm steht der Dresdner Schriftsteller Thomas
Rosenbecher, im Hintergrund die Silhouette der Stadt. Am Vortag hatten
hier rund 400 Menschen gegen die Beseitigung der letzten alten Eichen
protestiert. Die Polizei trug rund 60 Menschen von der Baustelle, die einen
Sitzstreik abgehalten hatten. Sachsen beharrt auf dem Brückenbau und
beruft sich auf einen Bürgerentscheid pro Brücke aus dem Jahr 2005. Mit
dem Bau der Waldschlösschenbrücke droht dem Dresdner Elbtal die Aberkennung des Titels als Unesco-Weltkulturerbe.
Foto: Ralf Hirschberger
Größter Stollen der Welt
Claas-Mähdrescher boomen weiter
Die weltweite Nachfrage nach Traktoren und Erntemaschinen hat Europas größtem Landtechnikhersteller Claas
eindeutliches Umsatz- und Ergebnisplus beschert. Im Geschäftsjahr 2007 habe der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr
um 13,1 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zugelegt, teilte das im ostwestfälischen Harsewinkel ansässige Unternehmen in Düsseldorf mit. Der Überschuss wuchs um 41,9 Prozent auf 114,8 Millionen Euro. Foto: Martin Gerten
Bäckermeister Walther Säurig hält zum 14. Stollenfest in Dresden
neben dem diesjährigen Stollenmädchen, Sylvia Biedermann, auf dem
Wagen mit dem Riesenstollen auf dem Striezelmarkt das übergroße
Stollenmesser in die Höhe. Das rund vier Tonnen schwere Weihnachtsgebäck ist aus 350 Platten zusammengesetzt und soll mit 3320
Kilogramm der größte Weihnachtsstriezel (Weihnachtsstollen) der Welt
sein. Zum Festumzug wurde der Stollen zuvor auf einemFuhrwerk den
Zuschauern in der barocken Altstadt präsentiert. Foto: Steffen Füssel
Leben
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 13
Abriss ganzer Duisburger Viertel - Wiesen statt
Industrie-Tristesse
von Dagmar Dahmen
Duisburg (dpa) Graue, fast
schwarze Fassaden, die seit Jahren
bröckeln, leerstehende Wohnungen
und Häuser mit halb heruntergezogenen Rollos vor schmutzigen
Fenstern: Der Duisburger Stadtteil
Bruckhausen wirkt nicht nur an
dunklen Wintertagen vielerorts
trostlos. Wer schwarz malen will,
findet dort sogar die Blumen in den
wenigen Vorgär ten blasser und
grauer als anderswo. Vier Hochöfen
von ThyssenKrupp Steel (TKS)
überragen das Viertel, viele Häuser
stehen nur eine Straßenbreite von
den massigen Industrieanlagen entfernt. Jetzt sollen Bruckhausen und
die Viertel Beeck und Marxloh in einem bundesweit einmaligen Projekt
abgerissen und saniert werden.
Es wird erwartet, dass der Rat
der Stadt Duisburg an diesem
Montagabend grünes Licht für das
Projekt “Grüngürtel Nord” gibt. Insgesamt 191 Gebäude davon allein
144 in Bruckhausen - sollen abgerissen werden, um Platz für Bäume,
Sträucher, Pflanzen und Wiesen
zu machen. Rund 1600 Menschen,
darunter viele Ausländer, müssten
umziehen, damit der Traum von
mehr Grün und Lärmschutz und weniger Wohnungsleerstand Realität
wird. “Früher wollten die Arbeiter
und sogar die Fabrikdirektoren
direkt am Arbeitsplatz leben”, sagt
TKS- Pressesprecher Erwin Schneider. Das habe sich im Zeitalter von
Umweltbewusstsein und Feinstaubdiskussion gravierend geändert.
Deutschlands größtes Stahlunternehmen bezahlt die Hälfte des
72 Millionen Euro teuren Projekts.
Das Land Nordrhein-Westfalen
und die EU tragen die zweite Hälfte
der Kosten für den grünen Puffer
zwischen den Industrieanlagen und
den Wohnvierteln. Die Mitfinanzierung eines groß angelegten städte-
baulichen Sanierungsprogramms
durch ein Privatunternehmen ist
laut Thyssen-Krupp ein Novum in
Deutschland.
Duisburgs Oberbürgermeister
Adolf Sauerland (CDU) ist begeistert von dem Projekt: “Duisburg ist
damit Vorreiter und mögliches Vorbild für andere Städte.” Denn nach
einer vom NRW-Bauministerium in
Auftrag gegebenen Studie müssen
weite Teile des Ruhrgebiets mit
Wohnungsleerständen kämpfen.
Anfang nächsten Jahres soll
das Projekt “Grüngürtel Nord”
starten. Zehn Jahre Bauzeit sind
veranschlagt. Umzüge werden
nach individueller Beratung finanziell unterstützt. Neuer Wohnraum
soll möglichst im gleichen Stadtteil
angeboten werden, um die Einwohnerzahl konstant zu halten. 800
Euro Pauschale soll beispielsweise
ein Drei-Personen-Haushalt für einen Umzug in Eigenregie erhalten.
Maximal 2500 Euro pro Haushalt
sind für die Anschaffung von Gardinen, Teppichen oder Tapeten
vorgesehen.
Nach anfänglichem Misstrauen
hat sich die Skepsis vieler Bürger
gegen das Projekt gelegt, berichtete die Stadtteilmanagerin von
Bruckhausen, Edeltraud Klabuhn.
“80 Prozent begrüßen mittlerweile
das Vorhaben. Viele haben eingesehen, dass selbst in frisch sanierten
Häusern und Wohnungen niemand
im Schatten eines Hochofens leben
möchte.” Trotzdem gibt es weiter
erbitterte Gegner des Sanierungsprogramms wie die Interessengruppe NIBB (Nachbarn in Bruckhausen Beeck), die Initiative gegen
den Grüngürtel (IGG) und die Interessengemeinschaft Eigentümer
und Mieter im Sanierungsgürtel
Duisburg-Nord (IGES). Sie fordern
eine Sanierung des Viertels in der
bisherigen Form.
Wohnhäuser zwischen dem Markt- und Spielplatz und dem ThyssenKrupp Hüttenwerk in Duisburg Bruckhausen.
Wenn der “Grüngürtel Nord” tatsächlich Realität wird, werden insgsamt 191 Gebäude, die den Hochöfen am
nächsten stehen, abgerissen und auf der freiwerdenden Fläche ein Grüngürtel angelegt. Foto: Roland Weihrauch
Eine junge Frau geht an einem bemalten Toreingang in Duisburg Bruckhausen vorbei. Nur wenige hundert Meter
entfernt stehen die Hochöfen von ThyssenKrupp.
Foto: Roland Weihrauch
Schäuble weiter gegen Scientology - Experten skeptisch
Berlin (dpa) - In der Debatte
über ein Scientology-Verbot hat
Bundesinnenminister Wolfgang
Schäuble (CDU) die Pläne für ein
rechtliches Vorgehen gegen die
Organisation verteidigt. “Scientology
arbeitet auch in Deutschland daran,
politische Macht und Einfluss zu
erringen”, sagte Schäuble der “Bild
am Sonntag”. Es handele sich um
eine “verfassungsfeindliche Organisation”, die wesentliche Grundund Menschenrechte außer Kraft
setzen wolle. Am Freitag hatten
die Innenminister von Bund und
Ländern beschlossen, ein Verbot
von Scientology zu prüfen. Politiker
und Verfassungsschützer reagierten
skeptisch auf den Vorstoß.
“Ich habe Zweifel, dass man
ausreichende Belege findet, um
Scientology zu verbieten”, sagte
der Vorsitzende des Bundestags- Innenausschusses, Sebastian Edathy
(SPD). Die Extremismusexpertin
der Unionsfraktion, Kristina Köhler
(CDU), sagte, es sei nicht Aufgabe
des Staates, den Menschen die
Dummheit zu verbieten, sich mit
Scientology einzulassen.
Auch die Opposition steht den
Verbotsplänen zurückhaltend gegenüber. Bundestagsvizepräsidentin
Petra Pau (Linke) sagte, ein Verbot
sei “zumindest schwierig”. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian
Ströbele befürchtet, in einem Verbotsverfahren würde die Organisation “zu einer Gefahr stilisiert, die sie
nicht ist”. FDP- Fraktionsvize Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger tat
den Vorschlag als Wahlkampf ab.
“Die Innenminister von Union und
SPD schielen auf Wählerstimmen
für die bevorstehenden Landtagswahlen”, sagte sie.
Die Hamburger ScientologyExpertin Ursula Caberta wies die
Kritik zurück und warnte davor, die
Organisation zu verharmlosen. “Die
Verbots-Prüfung ist ein Riesenschritt
nach vorn”, sagte Caber ta. Sie
rechne allerdings mit erheblicher
Gegenwehr der Vereinigung. Diese
sei bereits “tief in die Politik und Kultur unseres Landes eingedrungen”
und übe entsprechend viel Druck
und Einfluss aus.
Verfassungsschützer sehen derzeit kaum eine Chance für ein rechtliches Vorgehen gegen die umstrittene
Organisation. Die Vereinigung biete
nicht genug Anlass für ein Verbot
auf Grundlage des Vereinsrechts.
Auch der Berliner Staatsrechtler
Ulrich Battis bezweifelte, dass ein
Verbotsver fahren Er folg haben
könnte. “Eine Religionsgemeinschaft
steht unter dem besonderen Schutz
des Grundgesetzes”, sagte der Professor an der Humboldt-Universität.
Da nütze es auch nichts, Scientology
vorzuwerfen, sie sei eine “profitorientierte Psychogruppe mit totalitären
Strukturen und undemokratischen
Zielen”. Man müsse der Organisation
Strafrechtsverstöße nachweisen.
Bayerns Innenminister Joachim
Herrmann (CSU) zufolge haben die
Länder eine bundesweite Kampagne
vereinbart, um vor den Gefahren der
Organisation zu warnen. Ziel sei es,
der Öffentlichkeit klarzumachen, “in
welch gefährlicher Weise hier Men-
Bundesinnenminister Schäuble (CDU): “Scientology arbeitet auch in Deutschland daran, politische Macht und Einfluss zu erringen.” Foto: Rainer Jensen
schen beeinflusst werden”, sagte er. erforderlich sind”.
Scientology bestreitet unterdesUm gegen Scientology vorgehen
zu können, sollen jetzt gemäß dem sen, verfassungsfeindliche Ziele zu
Prüfauftrag der Innenministerkon- verfolgen. Die Vorwürfe leiteten
ferenz (IMK) unter Federführung sich lediglich aus einzelnen Zitaten
des Bundes Informationen gesam- aus dem Glaubensbekenntnis der
melt werden, “die für ein mögliches Organisation ab, die aus dem Zuvereinsrechtliches Ermittlungsver- sammenhang gerissen worden seien,
fahren mit dem Ziel eines Verbotes erklärte eine Sprecherin.
Seite 14
24./31. Dezember 2007
Meinung
AMERIKA WOCHE
EINE NUMMER DREI ZEITUNGEN
1-888-819-0501
Leserbriefe geben die Meinung des jeweiligen Verfassers und
nicht der Redaktion wieder. Die Redaktion behält es sich vor,
Leserbriefe zu kürzen.
Leserbrief
zum Artikel
„Ein Denkmal für die
Auswanderer - Ausstellung
Ballinstadt in Hamburg“.
Sehr geehrter Herr Vigo,
mit viel interesse habe ich Ihre
Abhandlung gelesen.
Ergänzend möchte ich auf das
Buch „Hamburg und die Hapag
- Seefahr t im Plakat“, ISBN 39805772-28, hingwiesen sowie
auf die Liste der Reisenden am 13.
März 1924 von Hamburg nach
New York über Southampton mit
der „Alber t Ballin“ und auf die
Abfahrtsliste 1924.
Wer Auszüge aus den beiden
letzten Quellen haben möchte,
sende mir bitte eine E-Mail unter
„[email protected]“.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Georg Boyken
Titonka, Iowa
Leserbriefe bitte an:
Amerika Woche
100 S.Ocean Ave,
Suite 1U
Freeport, NY 11520
Fax: (516) 771-3184
E-Mail:
[email protected]
Minister erhöhen Druck auf Scientology und NPD
von Basil Wegener
Berlin (dpa) - Ralf Stegner findet
markige Worte. “Das ist hundsnormale
Kriminalität”, sagt Schleswig-Holsteins
SPD- Innenminister über Scientology.
Menschen würden manipulativ in die
Abhängigkeit getrieben. Und in der
Bewertung der Organisation sind sich
die 17 Innenminister von Bund und
Ländern einig: Scientology verfolgt
verfassungsfeindliche Ziele. Nun wird
geprüft, ob ein Verbot möglich ist.
Schon 1997 nahm die Innenministerkonferenz die selbst ernannte
Kirche ins Visier, äußerte den Verdacht verfassungsfeindlicher Ziele
und machte den Weg frei für eine
nachrichtendienstliche Überwachung.
Nun streben die Minister ein Ermittlungsverfahren des Bundes an. Ob
es dazu kommt und ob ein Verfahren
zu einem Verbot führen würde, ist
derzeit aber zweifelhaft. Noch lägen
nicht genügend Voraussetzungen
für ein Verbotsverfahren vor, sagt
Bundesinnenminister
Wolfgang Schäuble
(CDU). In anderen
Staaten gilt Scientology als Religion. “Für
ein Verbotsverfahren
sind die vorliegenden
belastenden Materialien noch nicht
ausreichend”, meint
FDP-Expertin Gisela Piltz.
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) betrachtet die
schärfere Gangart gegen die mit rund
6000 Anhängern in Deutschland eher
überschaubare Organisation dennoch
als zentrales “Signal” des zweitägigen
Treffens. Der Antrag dazu kam aus
Hamburg, wo gerade der Wahlkampf
begonnen hat. Bayerns Innenminister
Joachim Herrmann (CSU) betont
die regionalen Unterschiede: Neben
Hamburg sei die Organisation vor
allem in Bayern, Baden-Württemberg
und Berlin aktiv.
Andere starke Signale senden die
Innenminister kaum aus. Durch mehrere Interviews des Vorsitzenden der
Konferenz, Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD), rückte zunächst
der Plan in den Fokus, die rechtsextremistische Szene finanziell so weit
als möglich auszutrocknen. “Wir sind
gemeinsam im Kampf gegen diese
braune Pest”, sagt Körting nach dem
Treffen. Nur: NPD-nahe Stiftungen,
die Geld vom Staat erhalten, gibt es
derzeit gar nicht. Und die Zahl NPDnaher Vereine, die als gemeinnützig
eingestuft und deren Spenden absetzbar sind, dürfte auch eher gering
sein. Körting räumt ein: Eigentlich
sei das ein “Nebenkriegsschauplatz”.
Ein neues NPD-Verbotsverfahren
aber sieht die Union als derzeit nicht
Das Haus der “Scientology Kirche Hamburg”.
Foto: Maurizio Gambarini
erfolgsversprechend an - und ein erneutes Debakel der demokratischen
Parteien in Karlsruhe will der NPD
niemand gönnen.
Ulla Jelpke von den Linken reibt
den Ministern umgehend unter die
Nase, dass der Bundestag bereits
2001 entschied, dass Rechtsextremen keine Zuschüsse bekommen
sollen. “Besser wäre es gewesen,
die Innenminister hätten sich für die
Abschaltung der V-Leute in der NPD
ausgesprochen, um freie Bahn für ein
Parteiverbot zu schaffen.”
Beim Dauerstreit zwischen Union
und SPD über die geplanten erweiterten Befugnisse des Bundeskriminalamt (BKA) zur Vorbeugung
von Terroranschlägen stellten die
SPD-Vertreter ihre Warnungen zuletzt
ein. Von einem drohenden “Zuständig-
keits-Chaos” ist nicht mehr die Rede.
Stattdessen begrüßt die Konferenz die
Zusage Schäubles, die Zuständigkeiten
der Länder unberührt zu lassen und
umfassende Abstimmungen vorzusehen. Diese Zusage hatte Schäuble auch
schon den Unions-Innenministern im
November in Hannover gemacht.
Im Koalitionsstreit, ob das BKA
auch private Computer via Internet
ausspähen darf oder nicht, gibt es
vorerst keinen Durchbruch. “Der
Computer ist nicht sakrosankt”, sagt
Stegner zwar. Die SPD will zunächst
das im März erwartete Urteil des
Bundesverfassungsgerichts abwarten.
Und Schäuble bleibt nichts übrig als
die trockene Feststellung: “Die Bundesregierung wird Gesetzentwürfe
nur beschließen, wenn sich die Partner
darüber einig sind.”
fährt dann eben in die Schweiz, in
der Scientology unbehelligt schalten
und walten kann. Wirkungsvoller ist
es, die Scientologen überall offiziell
zu beobachten, wo auch immer sie
Zentren und Missionen bauen. Und
ganz wichtig: Die Menschen, die Scientology verlassen wollen, brauchen
dafür verlässlich Hilfe.
andere Verein auch. Daraus aber ein
gefährliches “Streben nach Macht
und Einfluss” abzuleiten, ist ziemlich
weit hergeholt. Man kann darüber
streiten, ob Scientology eine Religion
ist oder doch nur ein kommerzieller
Psycho- Dienstleister. Doch schon
hier gehen die Meinungen - auch
der Gerichte - auseinander. Die
Innenminister scheinen darüber so
frustriert zu sein, dass sie die große
Verbotskeule aus dem Sack holen.
Vorerst bleibt es aber bei markigen
Worten: Das Verbot wird nur geprüft.
Vermutlich werden solche Ansagen
noch öfters zu hören sein - immer
dann, wenn die Innenminister sonst
nichts zu tun haben.
Pressestimmen
“Frankfurter Rundschau”
In der nachrichtlichen Verdauung klingt dieser Auftrag gewaltig:
Innenminister wollen Scientology
verbieten. Bei genauerem Hinsehen
zeigt sich aber schnell, dass hinter
diesen markigen Ankündigungen
vor allem eins steckt: viel heiße Luft.
Denn die Verfassungsschutzämter
beobachten das zutiefst ärgerliche,
höchstkriminelle und zweifellos
auch gefährliche Wirtschaftsunternehmen Scientology bereits
seit 1997. Nein, der Beschluss der
Innenminister ist ein billiges Placebo. Lassen Sie sich nicht täuschen:
Scientology wird auf absehbare Zeit
nicht verboten werden.
“Neue Osnabrücker Zeitung”
Der Weg zum Verbot ist überaus
steinig. Zwar lassen sich seit 2001
auch (vermeintlich) religiöse Vereine verbieten. Jedoch nur, sofern
sie die freiheitlich-demokratische
Grundordnung beseitigen wollen.
Oder wenn ihre Mitglieder auf
Betreiben des Vereins Straftaten begehen. Beides ist schwer nachzuweisen. Gleichzeitig ist die Gefahr durch
Scientology deutlich gesunken, weil
Kirchen, Gewerkschaften, Parteien
und andere erfolgreich über die
dubiose Ideologie der Organisation
aufgeklärt haben. Sie muss weiter
im Visier des Staatsschutzes bleiben
und von Fall zu Fall konsequent
strafrechtlich verfolgt werden. Machen die Minister die schwächelnde
Truppe jetzt aber zum Staatsfeind
Nummer eins, hilft das Rampenlicht
ihr womöglich wieder richtig auf die
Beine.
Innenminister Stegner formulierte,
muss man ihr auch mit den Mitteln
hundsgewöhnlicher Kriminalitätsbekämpfung - also mit polizeilichen Mitteln - entgegen treten. Kriminellen
tut man zu viel Ehre an, wenn man
sie zu Staatsfeinden erklärt. Auch da
täte etwas mehr Gelassenheit gut.
Hyperaktiven rät man mitunter, auf
ihren Händen zu sitzen.
“Stuttgarter Nachrichten”
Die Innenminister lassen ein
Verbot der Glaubensgemeinschaft
prüfen. Mitte der 90er Jahre, auf
dem Höhepunkt der Hysterie um
Hubbards Jünger, waren die Minister schon mal so weit gewesen.
Sie entschieden sich dagegen - und
sollten das wieder tun, denn Scientology hat seither die Republik nicht
unterwandert. Das verhinderte die
aufklärende Wachsamkeit von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und
Unternehmen. Ein Verbot könnte
nicht besser wirken. Es würde der
selbst ernannten Kirche nur 6000
Märtyrer schenken.
“Lübecker Nachrichten”
Das Problem mit Sektenjüngern
ist, dass sie sich selbst nie als verführte Opfer ihres Gurus, sondern als
missverstandene Märtyrer betrachten, wenn sie Widerstand spüren.
So etwas macht, wie jedes Verbot,
interessant. Vielleicht gefällt es den
Operierenden Thetanen deshalb,
wenn sie nun mit Verbotsdrohungen
belegt werden. Nur: Wer verbietet
sei es nun die NPD oder Scientology,
muss damit rechnen, dass deren Anhänger sich andere Wege suchen und
noch besser tarnen als jetzt schon.
“Kölnische Rundschau”
Konzentration auf das Wichtige
wäre auch sinnvoll für den Umgang mit Scientology, deren Verbot
nun ernsthaft erwogen wird. Wenn
es stimmt, dass die Organisation
“hundsgewöhnliche Kriminalität”
betreibe, wie es Schleswig-Holsteins
“Südwest Presse”
Ein Verbot der Organisation würde ihr nur unnötig Sympathisanten
in die Arme treiben. Zumal sich der
Zugang zur Lehre der Scientologen
ohnehin nicht sperren ließe. Das
Internet bietet dazu alle Möglichkeiten. Wer es persönlicher mag,
“Mannheimer Morgen”
Die Innenminister haben gestern
schweres Geschütz aufgefahren.
Denn das Gesetz, auf dem ein Verbot
gründen würde, richtet sich eigentlich gegen militante Islamisten. Nun
kann man den selbsternannten Weltverbesserern von Scientology einiges
vorhalten: Nötigung von Mitgliedern
beispielsweise, auch Betrug und den
permanenten Versuch, in Politik und
Wirtschaft Einfluss zu gewinnen. Das
alles aber, sofern verboten, ist durch
das Strafgesetzbuch hinreichend abgedeckt. Ob jedoch darüber hinaus
verfassungsfeindliche Bestrebungen
nachgewiesen werden können, ist
eher zweifelhaft.
“Kölner Stadt-Anzeiger”
Dass die Demokratie in Deutschland ausgerechnet von Scientology
bedroht sein soll, ist eine skurrile
Vorstellung. Klar, die umstrittene
Sekte macht Lobby-Arbeit - wie jeder
“Rhein-Neckar-Zeitung”
Die Innenminister der Länder haben getagt - und genau die falschen
Beschlüsse getroffen. Statt eines
Verbots der NPD setzen sie darauf,
die rechtsextremistische Par tei
auszutrocknen. Wohlwissend, dass
der Hauptfinanzier der NPD immer
noch der Staat ist (via Parteienfinanzierung). Umgekehrt planen die
Minister ein Verbot von “Scientology” - was chancenlos bleibt so lange
die Beweislage so dünn ist. Warum
beschließen die Minister nicht einmal etwas, was sie auch umsetzen
können: Ein Verbot der NPD.
Meinung
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 15
Debatte über hohe Zahlungen an Manager - Arbeitsgruppe
von Tony Carbon
In der Debatte über Gehälter
und Abfindungen für Manager
haben führende SPD- und Unionspolitiker vor zu hohen Er wartungen an gesetzliche Regelungen
gewarnt. “Wir dürfen jetzt nichts
vollmundig ankündigen, was wir
am Ende gar nicht umsetzen können”, sagte SPD-Fraktionsvize
Joachim Poß. Die SPD wollte)
eine Arbeitsgr uppe einsetzen,
die Möglichkeiten für gesetzliche
Regelungen prüfen soll.
Poß sagte, vor allem müsse
untersucht werden, wie die steuerliche Absetzbarkeit von Abfindungen begrenzt werden könne.
“Das Thema Managergehälter ist
in erster Linie eines der Unternehmen selbst, also von Arbeitgebern und Gewerkschaften.”
SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz warnte in vor überzogenen
Erwartungen an die Arbeitsgruppe: “Der Gestaltungsspielraum
des Gesetzgebers ist nicht beliebig.” Denkbare Instrumente
seien das Unternehmens- und
das Aktienrecht.
SPD-Fraktionsvize Ludwig
Stiegler meinte, im Aktiengesetz
sei klar festgelegt, dass sich die
Manager vergütung an der Situation des Unternehmens und der
Verantwor tung des Managers
orientieren müsse. “Millionenabfindungen nach einer Pleite
lassen sich nicht rechtfertigen.”
Managergehälter müssten künftig mehr an die Interessen der
Arbeitnehmer und nicht nur
einseitig an die Interessen der
Aktionäre gekoppelt werden.
Unionsfraktionsvize Michael
Meister (CDU) sprach sich unterdessen gegen gesetzliche Regelungen aus. “Hier ist zunächst
einmal das Verantwor tungsbewusstsein in den Aufsichtsräten
und Vorständen gefragt.” Die
Wirtschaft solle eine Kommission
bilden, die Missstände beseitige.
Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand in der Union,
Michael Fuchs (CDU), sagte der
“Frankfur ter Rundschau”, der
Ruf nach dem Gesetzgeber sei
Unfug: “Wir können da gar nichts
machen, denn hier handelt es
sich um Eigentumsrechte.”
Der Präsident des Deutschen
Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg
Braun, vertritt die Ansicht, dass
die Debatte über Managergehälter zunehmend absurder wird.
Schon seit Jahren gebe es weitgehende Offenlegungspflichten.
Wichtig sei, dass die Aufsichtsräte ihren Pflichten nachkämen.
“Das ist kein Spielfeld für die Politik”, sagte der DIHK-Präsident.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor einer
Gefährdung des sozialen Zusammenhalts. Die Aufsichtsräte
müssten dafür Sorge tragen,
dass die Gehälter der Manager
in einem “vernünftigen Verhältnis” zu den Einkommen der
Beschäftigten stünden, so ein
DGB-Sprecher.
Das Deutsche Institut für
W ir tschaftsforschung (DIW)
kritisier te die Debatte als Populismus. DIW-Präsident Klaus
Zimmermann sagte: “Es gibt
“Oldenburgische
Volkszeitung”, Vechta
In deutschen Konzer nen
scheint auf höchster Ebene der
Sinn für Anstand verloren gegangen zu sein und mit ihm das
Bewusstsein, eine herausragende
Verantwor tung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und
in letzter Konsequenz auch für die
Stabilität der bundesrepublikanischen Demokratie zu tragen. Und
zwar nicht nur mit Blick auf die
Riesensummen für erfolglose Manager, sondern auch was die Höhe
von Gehältern von Vorstandschefs
überhaupt angeht. Dass es jetzt
hierüber eine neue und schärfere
politische Debatte gibt, ist angesichts der mangelnden Fähigkeit
der Wirtschaft zur Selbsteinsicht
und Selbstregulierung überaus
notwendig. Union und SPD mögen
hier zwar eine Ar t Wahlkampf
vorab führen, doch wichtiger ist,
dass sie sich jetzt regen - als Regierungsparteien.
Gesellschaft. Zutiefst fragwürdig
erscheint zugleich, dass ausgerechnet jene sich einmischen
zu müssen glauben, die ganz
allein über die Höhe ihres nicht
gerade bescheidenen Einkommens befinden. Und die überdies
kaum zu belangen sind, falls sie
Milliarden um Milliarden in den
Sand setzen.
“Offenbach-Post”
Wenn “nicht Erfolg belohnt,
sondern Misserfolg bezahlt” wird,
ist in der Tat etwas faul im System,
aber damit noch lange nicht im
Staate Dänemark. Das allerdings
geschieht, sobald Politiker sich
berufen fühlen, dirigistisch in die
Wirtschaft einzugreifen - geht es
dabei doch um ein grundsätzliches Verständnis von Staat und
“Nordsee Zeitung”,
Bremerhaven
Statt in einen Staatsdirigismus
zu verfallen, sollte man auch unter den anscheinend allzu schnell
verblassenden Eindrücken des
Mannesmann-Prozesses an die
Verantwortung der Aufsichtsräte
erinnern, über deren Tisch die
Festlegung der Gehälter und
Abfindungen geht. Übrigens
Nach Meinung von Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des Energieunternehmens EnBW, sind millionenschwere Abfindungen für Manager, die ihre Unternehmen wirtschaftlich nicht oder nicht ausreichend vorangebracht haben, nicht gerechtfertigt.
Foto: Bernd Weissbrod
Bundeskanzlerin
Angela
MerKur t Beck äußer te Bedenken
auch Fußballer und Popstars, die
ähnlich viel verdienen - teilweise kel (CDU) hatte kürzlich beim gegen “undurchsichtige” Bonusvermutlich für erheblich geringe- CDU-Bundespar teitag in Han- und Aktienpakete, die mittlerweinover einzelne Managerbezüge le oft Bestandteil der Bezahlung
re Leistung.”
als überhöht kritisiert. SPD-Chef von Managern geworden seien.
Pressestimmen
“Sächsische Zeitung”,
Dresden
Mit Sozialneid lassen sich in
Deutschland nun mal leicht Wählerstimmen fangen. Mehr Sachlichkeit täte der Diskussion ganz
gut. Völlig untauglich ist jedenfalls
der Versuch, per Gesetz eine feste
Obergrenze für Managergehälter
festzuschreiben. In einer Weltwirtschaft, die international eng
miteinander verflochten ist, bringen solche nationalen Regelungen
nichts. Sie führen höchstens dazu,
dass Konzerne ihren Sitz ins Ausland verlegen.
auch unter kräftigem Zutun der
Arbeitnehmer-Vertreter, die sich
ihr Wohlwollen of fensichtlich
aber ja immer häufiger allzu gern
“abkaufen” lassen siehe VW.
“Stuttgarter Nachrichten”
Mit ihrem Ruf nach gesetzlichen Regelungen trägt die SPD
den Wahlkämpfen in Hessen und
Niedersachsen Rechnung. Es gilt
Stammwähler zurückzugewinnen.
Da macht sich das Thema als
Ergänzung zur Mindestlohn-Kampagne sehr gut. Um dagegen nicht
als Vertreterin einer kaltherzigen
Partei dazustehen, hatte Angela
Merkel den kämpferischen Jargon
auf dem CDU-Bundespar teitag
übernommen. Am Ende dieser Debatten werden aber keine Gesetze
stehen. Der Staat kann nicht ernsthaft privaten Unternehmen vorschreiben, wie sie ihre leitenden
Mitarbeiter ent- und belohnen.
“Mitteldeutsche Zeitung”,
Halle
So legitim die Debatte über
Mindestlöhne ist, so populistisch
sind Forderungen nach Begrenzung von Managergehältern. Beim
Mindestlohn wird es darum gehen,
eine vernünftige die Besonderheiten von Branchen und Regionen
berücksichtigende Lösung zu
finden. Bei den Managergehältern
geht es vor allem um Anstand und
Verantwor tung. Auch wenn 60
Millionen Euro Jahresgehalt für
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking anstößig sind: In einer globalisierten Marktwirtschaft lässt sich
so etwas nicht verhindern. Schon
gar nicht per Gesetz.
“Westfalenpost”, Hagen
Die Diskussion über Managergehälter hat gehörig Fahr t
aufgenommen. Passend zum
Thema kommt die Meldung,
dass das Realeinkommen der
Bevölkerung sinkt. Und schon ist
die Politik schnell und pauschal
zur Stelle, trennt dabei nicht zwischen ungerechten Vorurteilen
und krassen Missständen. Nieten
in Nadelstreifen hat es schon
immer gegeben, nur nicht in so
extremen Fällen. Sozialer Friede,
Bodenhaftung, das sind Kernbegriffe denen sich die Manager
stellen müssen, die im übrigen
von Aufsichtsräten eingestellt
werden, die ihre Verantwortung
zu oft ausblenden. Deshalb ist es
nicht die schlechteste Idee, wenn
für die Managermoral ein Verhaltenskodex erarbeitet würde.
“Nürnberger Nachrichten”
Will ein Gemeinwesen nicht
schleichend die Planwirtschaft
einführen, dann bleiben ihm
nur vorsichtige, korrigierende
Eingrif fe. Wie etwa die Überlegung, die extrem hohen Manager-Abfindungen steuerlich
anders zu behandeln als bisher.
Das ist ordnungspolitisch noch
vertretbar, zerstört auch nicht
den freien Wettbewerb der Kräfte. Absurd jedoch wäre die Idee,
das Gehalt der Vorstände auf das
20-, 40- oder 60-Fache des durchschnittlichen Einkommens begrenzen zu wollen. Damit würde
sich Deutschland aus dem Kreis
der ernstzunehmenden Staaten
ausschließen.
“Leipziger Volkszeitung”
Klar ist: Top-Manager sind
nicht zum Schnäppchen-Preis zu
haben. Ohne ordentliche Entlohnung wird es keinem Unternehmen gelingen, gute Leute an Bord
zu holen und zu halten. Absurd
sind daher Bestrebungen von
Politikern, die Gehaltsobergrenzen für die Chefs festlegen wollen
und ein Gesetz zur Begrenzung
von Abfindungen erwägen. Nur:
Was, wenn diese sich irren, die
Fähigkeiten und das Geleistete
des Chefs durch die rosarote
Brille sehen? Immerhin saßen
die Oberaufseher häufig selbst
auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden und haben ihre
Ziehkinder als Nachfolger an
die Konzern-Spitze gehievt. Hier
liegt der Hase im Pfeffer. Diesen
Fast-Automatismus gilt es auszuhebeln, damit alte Verbindungen
gar nicht erst eine Rolle spielen
können.
Seite 16
24./31. Dezember 2007
Leute heute
AMERIKA WOCHE
Schlagersänger-Rente kein Thema Frank Schöbel wurde 65
von Thomas Kunze
Berlin (dpa) - Als der ostdeutsche
Schlagersänger Frank Schöbel vor
45 Jahren auf die Bühne trat, hätte
er gern wie Cliff Richard geklungen.
“Der britische Popstar war mein großes Idol”, erinnerte sich Schöbel an
seinem 65. Geburtstag. “Aber ich bin
dankbar für meine Karriere. Besser
hätte ich sie nicht planen können.”
Mit Hits wie “Gold in deinen Augen”,
Ermittlungen
gegen Konstantin
Wecker eingestellt
Beschimpfungen der rechtsextremen
NPD bleiben für Liedermacher
Konstantin Wecker ohne strafrechtliche Konsequenz. Die Nürnberger
Staatsanwaltschaft stellte jetzt ein
Ermittlungsverfahren gegen Wecker
wegen angeblicher Beleidigung der
rechtsextremen Partei ein. Wecker
hatte bei dem Konzert am 12. November seine Zuhörer aufgefordert,
den Satz „Die NPD ist braunes Pack
und eine Verbrecherbande“ im Chor
aufzusagen. Foto: Horst Ossinger
“Wie ein Stern” oder “Ich geh’ vom
Nordpol zum Südpol zu Fuß” hatte
“Frankie-Boy”, wie er noch heute
bei älteren Fans heißt, im Osten
ein Massenpublikum. Mit einigen
Stücken schaffte er es sogar bis in
die West-Hitparaden.
Eine Geburtstagsfeier gab es
nicht. “Ich kann Geburtstage nicht
leiden, schließlich sind die ja keine
Leistung von mir.” Er ging lieber wie
jeden Dienstag in seinem Wohnort
Berlin-Mahlsdor f zum Fußballspielen. Nur nehme er diesmal
einen Kasten Bier mit, um mit den
Kumpels anzustoßen. Doch der
Mitteldeutsche Rundfunk (MDR)
feierte Schöbel schon vorab mit
einer Fernsehgala unter dem Motto
“Lass es einmal richtig krachen”.
Die Aufzeichnung der Show im
“Quatsch Comedy Club” im Berliner
Friedrichstadtpalast sei für ihn das
schönste Geschenk gewesen, sagt
der Jubilar.
Eines schmerzt ihn dennoch - dass
die Gala allein im MDR und nicht im
Ersten Programm ausgestrahlt wurde. “Das findet im Osten statt, aber
eben nicht gleichberechtigt. Wäre
es umgekehrt denkbar, dass eine
solche Gala für Udo Jürgens nur im
WDR läuft?” Auch nach der Wende
ist der Schlagersänger immer noch
gefragt, aber fast ausschließlich in
ostdeutschen Sälen.
Die Bezeichnung Schlagersänger mag Schöbel übrigens
gar nicht. Er habe sich immer als
Künstler mit Anspruch an Text
und Musik verstanden. In seiner
Laufbahn habe er durchaus eine
Entwicklung durchgemacht - von
den frühen Schlagern wie “Looky,
looky” bis zum Song “Wir brauchen
Schlagersänger Frank Schöbel bei der Aufzeichnung einer MDR-Sendung in Leipzig im Oktober letzten Jahres. Schöbel, der seine Bühnenlaufbahn vor 45 Jahren begann, wird am 11. Dezember 65 Jahre alt. Der Entertainer ist heute nach wie vor gefragt, aber fast ausschliesslich in ostdeutschen Sälen. Foto: Thomas Schulze
keine Lügen mehr” von 1989. Mit werden wollen. Auf Umwegen kam damaligen Frau Chris Doerk spielt,
letzterem brachte der Sänger Mo- er zur Musik.
gilt bis heute als einer der Kultfilme
nate vor der Wende ein Liebeslied
1964 nahm er den ersten Song der Defa.
heraus, das vom Publikum als Pro- auf, “Hey, hey Klaus, es sieht nach
Nach der Wende hatte Schötestsong verstanden wurde.
Schnee aus” - “eine grausame Num- bel wie viele Ost-Künstler eine
Obwohl Schöbel am 11. Dezember mer”, wie Schöbel im Rückblick schwierige Phase durchzustehen.
1942 in Leipzig in eine musikalische amüsiert anmerkt. Gleichwohl kam Mittler weile hat er aber wieder
Familie geboren wurde - seine Mut- er damit auf Anhieb in die DDR- Tipp- etliche Alben veröffentlicht und ist
ter war Opernsängerin - verlief sein Parade, vergleichbar der Hitparade zugleich als Produzent, Komponist
Weg auf die Bühne nicht geradlinig. im Westen. Auch als Showmoderator und Texter tätig. “Die Rente ist für
Eigentlich habe er als Jugendlicher und Schauspieler hatte Schöbel mich jedenfalls kein Thema”, sagt
mit einer Sportlerkarriere geliebäu- Erfolg. Der Musikfilm “Heißer Som- er. “Allerdings nur, so lange mich die
gelt und DDR- Meister im Radsport mer” (1968), in dem er mit seiner Leute noch wollen.”
Der tschechische Künstler
(“Biene Maja”)
darf sich bereits zum 33. Mal mit
der Auszeichnung “Nachtigall” als
beliebtester Sänger seines Heimatlandes schmücken. “Ich bin
so stolz, dass ich den Preis so oft
bekomme, weil es in der Popmusik
- wie jeder weiß - keine Garantien
gibt”, bedankte sich Gott, wie Radio
Prag am Montag berich-
Karel Gott
Der Moderator Frank
Elstner (Foto: Jörg Carstensen) während der Aufzeichnung zur TV-Show
“Das unglaubliche Quiz
der Tiere” in Hür th.
Für Frank Elstner ist
im Rentenalter noch
lange nicht Schluss.
Der Altmeister der
Shows und Ratesendungen im Deutschen
Fernsehen hat auch
mit 65 Jahren einen
prall gefüllte Terminkalender und im kommenden Jahr rechnet er sogar
damit, noch
häufiger vor
die Kamera zu
gehen.
tete. Der 68-Jährige hatte den Publikumspreis erstmals 1963 gewonnen. Bei der Gala Samstagnacht
wurden auch die Sängerin Lucie
Bila, bereits zum zehnten Mal, und
die Rockband Kabat geehrt.
Herbert Grönemeyer
(51) kann sich trotz seines politischen
Engagements für
die Aktion
“Deine Stimme gegen Armut” nicht
vorstellen, Politiker zu werden. “Ich
würde das nur machen, wenn ich
täglich im Bundestag singen darf”,
sagte er am Donnerstagabend am
Rande der Verleihung des Radiopreises “1Live Krone” in seiner Heimatstadt Bochum. Politiker möge
er nicht. “Ich mag deren Sprache
nicht, ich verstehe die nicht und
ich werde die auch nie verstehen.”
Gemeinsam mit anderen Prominenten setzt sich der Künstler
dafür ein, dass die Regierungschefs der Welt die Millenniumserklärung der Vereinten
Nationen einhalten. Bis zum
Jahr 2015 soll die Zahl der in
extremer Armut lebenden
Menschen auf die Hälfte
gesenkt werden. “Wir
haben es geschafft, Afrika
zurück in das Bewusstsein
der Menschen zu
holen”,
sagte Grönemeyer.
Leute heute
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 17
Mireille Mathieu - Der “Spatz von
Avignon” zwitschert wieder
Sänger Campino hat weiter
Lust auf Theater
und Film
Toten-Hosen-Sänger
Campino zieht es auch
künftig auf die Theaterbühne und ans Filmset.
“Das ist ja gerade erst
drei Wochen her seitdem
ich den letzten Drehtag
hatte”, sagte Campino mit
Blick auf seine Hauptrolle im
Wim-Wenders-Film “The Palermo
Shooting”. Der Sänger spielt den Fotografen Finn. In Berlin war
Campino zuletzt als Theater-Schauspieler aktiv: In einer Inszenierung von Bertolt Brechts “Dreigroschenoper” mimte er die Figur
des Mackie Messer. Die Arbeit für seine Band stehe aber weiterhin
im Vordergrund. “Jetzt will ich erstmal wieder Musik machen”,
sagte Campino. Die Toten Hosen seien im kommenden Sommer
bereits für das Festival “Rock am Ring” eingeplant, im Herbst tobe
man sich wahrscheinlich in Südamerika aus. Zudem schrieben die
Düsseldorfer Rocker derzeit fleißig Songs und machten erste Aufnahme für das neue Album. “Einen Titel gibt es aber noch nicht.”
Ann-Kathrin Kramer
Botschafterin von
Kinderhospiz
Ihre Helmfrisur ist berühmt, in Fernsehshows war sie
ein Dauergast. Die Spanne ihrer Duettpartner reicht
von Charles Aznavour über Patrick Duffy (“Dallas”) bis zum Volksmusikanten Florian Silbereisen.
Mireille Mathieu (Foto: Jens Kalaene) ist einer der
internationalen Stars, die besonders in Deutschland
ein treues Publikum haben. Hits wie “Akropolis
Adieu” oder “Hinter Den Kulissen
Von Paris” fehlen heute auf kaum
einer Schlagerparty. 125 Millionen Platten hat die Französin
weltweit verkauft. Kommendes
Jahr geht der mittlerweile
61 Jahre alte “Spatz von
Avignon” wieder auf
Tour in Deutschland.
Es ist das erste Mal
seit 20 Jahren. “Ich bin
so glücklich”, sagt sie.
DasFernsehenlässtvergessen,
wie zierlich Mireille Mathieu in Wirklichkeit ist. 1,53 Meter misst sie, bei geschätzter Schuhgröße 33.
“Das deutsche Publikum und ich - das ist eine Liebesgeschichte”, schwärmt sie. Das Publikum ist für Mathieu
wie ein Geliebter. Lampenfieber hat sie auch nach mehr
als 40 Jahren auf der Bühne, sie bekreuzigt sich vor jedem Auftritt. Ihre dann 86 Jahre alte Mutter will bei der
Tour in Deutschland dabei sein. Im Gepäck hat Mathieu
alte und neue Lieder. Die Tour und CD heißen “In meinem Herzen”. Erste Station ist am 27. März in Leipzig.
In den vergangenen Jahren war es etwas ruhiger um
Mathieu geworden, so dass sie in der Rubrik “Was macht
eigentlich...?” auftauchte. In ihrer Heimat feierte sie 2005
ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem umjubelten
Konzert im Pariser “Olympia”. Kürzlich schmetterte sie
für den neuen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy die
Nationalhymne. Sarkozy kannte Mathieu schon, als er
Bürgermeister von Neuilly war, dem noblen Pariser Vor-
ort, in
dem sie lebt.
Er gefällt der konservativen Sängerin. “Er tut sehr viel für sein
Land.” Auch Angela Merkel (“eine
très grande dame”) macht einen guten Eindruck auf sie.
Anders als Edith Piaf, mit deren Liedern sie ihre Karriere
in den 60er Jahren begann, ist Mathieu keine verruchte
Chanteuse. “Sie hat nie Wutanfälle, sie ist immer gut gelaunt”, sagt ein Weggefährte in einer DVD-Dokumentation.
Oft erzählt ist die Geschichte ihres märchenhaften Aufstiegs. Mathieu stammt aus armen Verhältnissen und
wuchs mit 13 Geschwistern auf: “Jedes Jahr kam ein
Baby.” Weihnachten feiert sie in der Großfamilie mit 40
Leuten. Managerin ist ihre Schwester, die auch darüber wacht, dass die Sängerin auf Bildern gut aussieht.
Sieht man von den Fältchen ab: Seit Jahrzehnten hat
sich Mireille Mathieu wenig verändert. Das hört die
Französin oft. Das liege in den Genen und am gesunden Lebensstil, Schönheitsoperationen lehnt sie ab. Der
dunkle Rundschnitt, das Markenzeichen der Französin,
ist heute so retro, dass er wieder schwer en vogue ist.
Minister Seehofer: “Bauer sucht
Frau” ist “ein Schmarrn”
Die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer (41, Foto: Horst Ossinger)
im Kinderhospiz “Balthasar” in Olpe an einer Wand mit Fuß-und
Handabdrücken von Kindern aus dem Hospiz.. Mit Ann-Kathrin
Kramer präsentierte die Bundesstiftung Kinderhospiz jetzt ihre erste
Botschafterin. Die Schauspielerin setzt sich ab sofort für die Anliegen
Kinder und Jugendlicher mit schweren, lebensbegrenzenden Erkrankungen ein. Bei einem Rundgang lernte sie das Alltagsleben in einem
Kinderhospiz von Seiten der Betroffenen und der Pflegenden kennen.
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU, Foto: Holger Hollemann), hier im Bild mit dem
niedersächsischen Landvolkpräsidenten Werner Hilse, hat die RTL-Reihe “Bauer sucht Frau” als
völlig realitätsfern kritisiert. Die Sendung verletze die Ehre der Landwirte, sagte Seehofer dem Hörfunksender Hit-Radio Antenne Niedersachsen. “Aus meiner Sicht ist das ein Schmarrn, der moderne
Bauer ist selbstbewusst, umweltbewusst, ein dynamischer Unternehmer”. Zuvor hatte bereits der Deutsche Bauernverband scharfe Kritik an der Show mit Rekord-Einschaltquoten geübt. Niedersachsens
Agrarminister Hans- Heinrich Ehlen (CDU) nannte die Serie “Quatsch”: “Teilweise werden da Leute
durch den Kakao oder durch den Dreck gezogen.” RTL erzielt mit der Reihe, in der einsame Landwirte ihr Glück finden sollen, jeden Montag Einschaltquoten von rund acht Millionen Zuschauern.
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24./31. Dezember 2007
Kultur
AMERIKA WOCHE
Himmlisch lümmeln im hektischen Advent Die Engel der Sixtina
von Simona Block
Dresden (dpa) - Ihr Konterfei
ziert millionenfach Tassen, Dosen,
Regenschirme und Geschenkpapier. Als Werbeträger begeistern
sie unzählige Menschen: die Engel
der Sixtina. “Sie sind ein kommunikatives Phänomen in der Werbewelt”, sagt der Mitbegründer und
Vorstandsvorsitzende der Berliner
Werbeagentur Scholz & Friends,
Sebastian Turner. Vor allem in
der Adventszeit finden mit den
pausbäckigen, geflügelten Knaben
versehene Gebrauchsgegenstände
und Andenken reißenden Absatz.
“Ihre Botschaft in hektischer Zeit
ist: Sie laden zur Muße ein, zum
Lümmeln”, versucht Turner die
Magie zu erklären.
Zuhause sind die Engel auf
einem der berühmtesten Bilder
der Kunstgeschichte - als Nebenfiguren zu Füßen der “Sixtinischen
Madonna” von Raffael in der Sempergalerie im Dresdner Zwinger.
Das 1512/13 geschaffene Gemälde, das 1754 aus der Klosterkirche
San Sisto in Piacenza an die Elbe
kam, ist ein Weihnachtsbild. “Es
stellt die Inkarnation Christi dar,
die Madonna trägt das Jesuskind
zur Erde”, sagt der Kurator für
Italienische Malerei der Gemäldegalerie Alte Meister, Andreas
Henning. Ihre Faszination sei
in ihrem Wesen begründet. “Sie
bringen einen fast ironischen
Unterton ins Bild, die Heiligkeit
wird aufgebrochen zu einem “Wirwarten-mal-was-passiert”.”
Dabei hätte es die süßen Engelchen fast nicht gegeben. “Raffael
hat sie erst am Schluss in dünner
Malschicht auf die Wolken gemalt.”
Und damit etwas Einzigartiges geschaffen. “Die Renaissance hatte
keinen wirklichen Ironiebegriff”,
sagt Henning. Dennoch habe
der Maler unterschwellig Ironie
ins Bild gebracht, da die Figuren
die Madonna nicht verklärt anbeteten, sondern schelmisch und
abwartend schauten. Damit habe
Raffael eine emotionale Brücke
zum Betrachter geschaffen.
Rasch verselbstständigte sich
die Faszination. Getrennt von
der Mutter Gottes, begann die
Karriere der Engel als beliebtes
Motiv in der Kunst. Mittlerweile
sind die kecken Engelchen nicht
nur die Lieblinge der Galeriebesucher, sondern auch omni-
Darüber spricht man ...
Retrospektive zum 100. Geburtstag
von Rupprecht Geiger
In der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister stehen Sammlerstücke aus aller Welt mit den Engeln von Raffaels Sixtinischer Madonna. Das 1512/13 geschaffene Gemälde, das 1754 aus der Klosterkirche San Sisto von Piacenza an die
Elbe gelangte, ist die Vorlage. Ihr Konterfei ziert millionenfach Tassen, Dosen, Regenschirme oder Geschenkpapier.
Als Werbeträger sind sie präsenter als berühmte Schauspieler. Vor allem in der Adventszeit finden mit den pausbäckigen, geflügelten Knaben versehene Gebrauchsgegenstände und Andenken reissenden Absatz. Foto: Matthias Hiekel
präsente Werbeträger. “Sie sind eines Dresdner Weihnachtsphä- reicht bis ins World Wide Web.
globale Botschafter des Bildes, nur nomens: “Es vollzieht sich alljähr- In der originalgetreuen Kopie der
weiß keiner den Kontext”, erklärt lich in besonderer Weise”, sagt Sempergalerie in der Internet-Welt
Henning. “Sie werden meist mit Henning. Erst erlägen Touristen Second Life werben sie virtuell auf
anderen Dingen assoziiert, sind auf dem Striezelmarkt den auf T-Shirts und Postern für das Musentimentale Ikonen, die für Lieb- allerlei Gegenständen abgebilde- seum. “Sie sind das berühmteste
lichkeit und vor weihnachtliche ten Engeln, dann stellten sie beim Werbepaar aus Sachsen, vor WinneGaleriebesuch überrascht fest, tou und Old Shatterhand, Vater und
Gemütlichkeit stehen.”
Angelus und Uriel, wie sie im dass die niedlichen Knaben Teil Sohn von e.o.plauen oder dem Doppelten Lottchen von Erich Kästner”,
Galerie-Kinderbuch “Zwei Engel eines Kunstwerkes sind.
Die Anziehungskraft der Engel sagt Werbe-Experte Turner.
büxen aus.. .” heißen, sind Akteure
Schliemann soll in Gedenkstätte Walhalla
geehrt werden
Julia Geiger, vor einem Werk ihres Opas, des Münchner Malers Rupprecht
Geiger. Zum 100. Geburtstag des Künstlers widmet ihm das Münchner
Lenbachhaus eine grosse Retrospektive. Bis zum 30. März 2008 werden
insgesamt 270 Exponate aus sieben Schaffensjahrzehnten Geigers gezeigt,
der zu den wichtigsten Malern der deutschen Nachkriegsavantgarde zählt.
Der in München lebende Geiger wird am 26. Januar 100 Jahre alt. An
der Konzeption der Ausstellung habe Geiger selbst mitgewirkt, sagte der
Leiter des Lenbachhauses, Helmut Friedel.
Foto: Felix Hörhager
Stararchitekt Niemeyer : 100
Der brasilianische
Architekt Oscar Niemeyer während der
Einweihung seines
letzten Projektes in
Niteroi in der Nähe
von Rio de Janeiro.
Niemeyer zählt zu den
Stars der modernen
Architekturszene. Weltweit entwarf der Brasilianer mehr als 500
Bauwerke. Vor kurzem
feierte Niemeyer seinen 100. Geburtstag.
Foto: Antonio Lacerda
Foto: Armin Weigel
Die Büste des Archäologen Heinrich Schliemann (1822-1890, kleines Foto: Zentralbild)
gehört nach Ansicht der Schliemann-Gesellschaft
in die nationale Gedenkstätte Walhalla
bei Regensburg. Die Gesellschaft wolle
dem Bayerischen Kultusministerium
noch im Dezember vorschlagen, den
Troja-Ausgräber auf diese Weise zu
ehren, sagte der Vorsitzende Rainer
Hilse am Samstag in Ankershagen (Mecklenburg-Vorpommern).
Schliemann habe mit seinen Pionierleistungen in der Archäologie und seinen
Ausgrabungen wesentlich zum Erkenntnisfortschritt der Kulturgeschichte beigetragen, sagte der
frühere Direktor des Schliemann-Museums im
einstigen Pfarrhaus von Ankershagen, Wilfried Bölke.
In der Walhalla nahe dem oberpfälzischen Donaustauf
(Landreis Regensburg) erinnern seit 1842 Tafeln und
Marmorbüsten an bedeutende Deutsche und mit
der deutschen Geschichte verbundene Persönlichkeiten. Die Gedenkstätte ist Eigentum
des Freistaats Bayern, über Neuaufnahmen
entscheidet der Ministerrat. Die Ehrenhalle
in Gestalt eines griechischen Tempels war
im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig
I. von dem Architekten Leo von Klenze hoch
über der Donau errichtet worden. In diesem
Jahr wurde der Mathematiker und Astronom
Carl Friedrich Gauß (1777-1855) aufgenommen, 2008
soll die Philosophin Edith Stein (1891-1942), 2009
der Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856) folgen.
Jahresrückblick
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 19
Das war das Jahr 2007!
Ja, liebe Leserinnen
und Leser, das war es
tatsächlich schon wieder,
das war das Jahr 2007.
Was Sie erlebt haben,
wissen wir (leider) nicht,
aber was in der Welt in
diesem Jahr geschehen
ist, das präsentieren
wir Ihnen hier auf
vier Seiten - natürlich
ohne den Anspruch auf
Vollständigkeit.
Für das kommende Jahr
2008 wünscht Ihnen
unser gesamtes Team
alles erdenklich Gute!
Ihr Don R. Vigo
Januar
1.1.: Das neue Jahr beginnt für die
Bundesbürger mit einer der höchsten
Steuererhöhungen der Geschichte.
Der Mehrwertsteuersatz steigt von 16
auf 19 Prozent. Die Bundesregierung
hat dies mit dringend benötigten
Mehreinnahmen für den Haushalt
gerechtfertigt.
1.1.: Deutschland übernimmt für ein
halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft, gleichzeitig ist die Bundesrepublik für ein Jahr Vorsitzende der
sieben führenden Industrienationen
und Russlands (G 8). Rumänien und
Bulgarien treten der EU bei, die nun
27 Staaten umfasst. Das EU-Mitglied
Slowenien führt als dreizehntes Land
den Euro ein.
10.1.: Die EU-Kommission legt ein
neues Konzept für eine gemeinsame
Energiepolitik der Mitgliedsländer vor. Durch die Abspaltung der
Transportnetze der großen Energiekonzerne soll der Wettbewerb auf
dem Strom- und Gasmarkt gefördert
werden. Mehrere Staaten kündigen
Widerstand an.
11.1.: In Wien wird die neue Regierung aus SPÖ und ÖVP vereidigt.
Neuer Kanzler wird der Sozialdemokrat Franz Gusenbauer, Vizekanzler und Finanzminister ist Wilhelm
Molterer (ÖVP). Die SPÖ hatte die
Wahlen im Oktber 2006 gewonnen, die
Koalitionsverhandlungen dauerten
ungewöhnlich lange.
17.1./18.1.: Vor dem Verteidigungsausschuss und dem BND-Ausschuss
berichtet der ehemalige Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz von den
Foltermethoden der Amerikaner. Der
Deutsch-Türke war Ende 2001 in
Pakistan unter Terrorverdacht festgenommen worden und erst im August
2006 nach Deutschland zurückgekehrt. Außenminister Frank-Walter
Steinmeier, damals Kanzleramtschef,
weist Vorwürfe zurück, die rot-grüne
Bundesregierung habe Kurnaz Hilfe
verweigert.
18.1.: Bayerns Ministerpräsident und
CSU-Vorsitzender Edmund Stoiber
kündigt seinen Rücktritt für Ende September an. Er zieht so die Konsequenz
aus einer seit Wochen andauernden
Führungskrise. Diese war nicht
zuletzt durch die Fürther Landrätin
Kein Prominenter war in diesem Jahr so gefragt wie Zac Efron. Selbst Angelina
Jolie oder Avril Lavigne gaben weitaus weniger Autogramme und Interviews als der
“High School Musical”-Darsteller, so eine Internetstudie.
Zachary David Alexander „Zac“ Efron (geb. 18. Oktober 1987 in San Luis
Obispo, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Fernsehschauspieler und Sänger.
Zac Efron wuchs als Sohn einer Familie der US-amerikanischen Mittelschicht auf.
Seine Eltern David Efron und Starla Baskett sind Ingenieur und Sekretärin. Er hat
einen jüngeren Bruder namens Dylan. Mit elf Jahren wurde sein Gesangstalent
entdeckt und gefördert, sodass er schon bald auf der Bühne stand und 90 Mal im
Musical „Gypsy“ auf der Bühne stand. Weitere Bühnenauftritte folgten. Im Alter von
15 Jahren begannen dann seine Auftritte in US-Fernsehserien, u. a. in Firefly und
Emergency Room. In der Serie Summerland Beach hatte er ursprünglich nur eine
Nebenrolle, die jedoch beim Publikum so beliebt war,
dass er in der zweiten Staffel der Serie im Jahr 2005 in den Hauptcast aufgenommen
wurde. Nach zwei Staffeln wurde die Serie eingestellt.
Miley Cyrus (geb. 23. November 1992 in Franklin, Tennessee) ist eine US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin. Ihren Durchbruch verdankte sie der Fernsehserie Hannah Montana, in der sie Hannah Montana/Miley Stewart verkörpert.
Cyrus wurde in Franklin, Tennessee, einem Vorort von Nashville geboren, besuchte
die Heritage Middle School und wuchs auf der Farm ihrer Eltern in der Nähe von
Nashville auf. Sie ist die Tochter des Country-Sängers Billy Ray Cyrus.
Avril Ramona Lavigne Whibley, Künstlernamen Avril Lavigne (geb. 27. September 1984 in Belleville, Ontario, Foto links) ist eine kanadische Rock- und PopSängerin, Gitarristin, Songwriterin, Produzentin, und Schauspielerin.
Emma Charlotte Duerre Watson (geb. 15. April 1990 in Paris, Frankreich, Foto rechts) ist eine britische Schauspielerin. Sie
wurde durch ihre Rolle als Hermine Granger in den
Verfilmungen der „Harry Potter“-Romane bekannt.
Die gefragtesten Promis
1. Zac Efron
2. Michael Jackson
3. Miley Cyrus
4. Oprah Winfrey
5. Emma Watson
6. Avril Lavigne
7. John Cena
8. Chris Brown
9. Angelina Jolie
10. Enrique Iglesias
und Stoiber-Kritikerin Gabriele Pauli
ausgelöst worden, die der Staatskanzlei vorgeworfen hatte, ihr Privatleben
auszuspionieren.
18.1.: Das Sturmtief Kyrill richtet in
ganz Europa massive Schäden an.
Es werden Windgeschwindigkeiten
von mehr als 200 Stundenkilometer
gemessen. In Deutschland sterben elf
Menschen, in ganz Europa ingesamt
mindestens 45. In Deutschland stellt
die Bahn den Zugverkehr weitgehend
ein. Am neueröffneten Berliner Hauptbahnhof bringt der Sturm einen tonnenschweren Träger zum Einsturz.
24.1.: Die EU-Kommission verhängt
wegen illegaler Preisabsprachen bei
Schaltanlagen für Stromnetze ein
Bußgeld in Höhe von 397 Millionen
Euro gegen Siemens Deutschland. An
dem Kartell sollen elf internationale
Großfirmen beteiligt gewesen sein,
die Gesamtstrafsumme beläuft sich
auf 750 Millionen Euro. Siemens
kündigt an, gegen die Entscheidung
zu klagen.
25.1.: Das Landgericht Braunschweig
verurteilt den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz nach einem
zweitägigen Prozess wegen Untreue
und Begünstigung von Betriebsräten
zu zwei Jahren Haft auf Bewährung
und einer Geldstrafe von insgesamt
576.000 Euro. Der ehemalige Spitzenmanager hatte gestanden, den
früheren VW-Betriebsratschef Klaus
Volkert mit Sonderboni in Millionenhöhe „gekauft“ zu haben.
Februar
2.2.: Der Bundestag beschließt die
Gesundheitsreform. 378 Abgeordnete
stimmen dafür, 207 – und damit mehrere Dutzende Parlamentarier von
Union und SPD – dagegen. Kernpunkt
des wichtigsten Reformprojekts der
Großen Koalition ist die Einführung
eines Gesundheitsfonds in der gesetzlichen Krankenversicherung. Der
Bundesrat stimmt am 16.2. zu, die
Reform tritt am 1.4. in Kraft – zentrale
Punkte werden allerdings erst 2009
umgesetzt.
2.2.: Nach einem Bericht des UNKlimarats IPCC steht der Erde eine
„beispiellose“ Klimaerwärmung
bevor. Die Experten prognostizieren
bis Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad
Celsius, natürliche Ursachen dafür
scheiden nahezu vollständig aus.
4.2.: Im Finale in Köln bezwingt die
deutsche Handballnationalmannschaft unter Trainer Heiner Brand das
Team aus Polen mit 29:24 und wird
zum dritten Mal Weltmeister.
5.2.: Der Bundesgerichtshof erklärt
heimliche Online-Durchsuchungen
bei Verdächtigen für unzulässig. Das
Ausspähen von Daten durch die Polizei sei derzeit nicht von der Strafprozessordnung gedeckt. Innenminister
Wolfgang Schäuble (CDU) hält diese
Durchsuchungen für „unerlässlich“.
6.2.: Im Irak werden wieder deutsche
Staatsbürger entführt. Es handelt sich
um eine Deutsch-Irakerin und ihren
Sohn, die seit vielen Jahren in dem
Land leben.
17.2.: Bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin gewinnt der
chinesische Film „Tuyas Ehe“ den
Goldenen Bären. Einen Silbernen
Bären erhält die Schauspielerin Nina
Hoss für ihre Rolle in „Yella“.
25.2.: Das deutsche Stasi-Drama
„Das Leben der Anderen“ von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck wird in Los Angeles mit
dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet.
Großer Gewinner ist US-Regisseur
Martin Scorsese, der für „Departed“
die zwei Top-Ehrungen (Bester Film,
Beste Regie) erhält. Beste Schauspielerin ist Helen Mirren („The Queen“),
bester Schauspieler Forrest Whitaker
(„The last King of Scotland“).
26.2.: Der Radsportprofi Jan Ullrich
gibt das Ende seiner Karriere bekannt.
Er ist dringend verdächtig, in den Dopingskandal um den spanischen Arzt
Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein.
Ullrich war deshalb 2006 von der
Tour de France ausgeschlossen und
von seinem Team T-Mobile entlassen
worden. Er weist alle Dopingvorwürfe
zurück.
28.2.: Airbus-Chef Louis Gallois gibt
bekannt, im Rahmen des Sanierungsprogramms „Power 8“ europaweit
etwa 10.000 Stellen abbauen zu
wollen. Der angeschlagene Flugzeugbauer will allein in Deutschland
in den kommenden Jahren 3700 Arbeitsplätze wegfallen lassen. Auch von
Werkschließungen ist die Rede. Aus
Protest legen zahlreiche Beschäftigte
an diversen Standorten die Arbeit
nieder.
März
8.3.: Im Norden Afghanistans wird
ein Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe bei einem Überfall erschossen. Er ist das erste deutsche
Mitglied einer Hilfsorganisation,
das seit dem Sturz der Taliban 2001
getötet wurde.
9.3.: Der Bundestag beschließt die
umstrittene Entsendung von sechs
Tornado-Aufklärungsflugzeugen nach
Afghanistan. 405 Abgeordnete stimmen zu, 157 dagegen. Die Bundeswehr soll mit den Flugzeugen die im
Süden des Landes kämpfenden internationalen Isaf-Truppen unterstützen.
Im Gegensatz zu den vielen Kritikeren
spricht die Bundesregierung nicht von
einem „Kampfeinsatz“.
9.3.: Die Große Koalition beschließt
die Rente mit 67. Von 2012 an soll das
Renteneintrittsalter schrittweise angehoben werden, 2029 wird es dann bei
67 angelangt sein. Ausnahmen gibt
es nur für Arbeitnehmer, die 45 Jahre
lang Beiträge gezahlt haben.
9.3.: Nach monatelangen Verhandlungen einigen sich die Staats- und
Regierungschefs der EU in Brüssel
auf verbindliche gemeinsame Klimaschutzziele: Der Ausstoß von Kohlendioxid soll bis 2020 im Vergleich zu
1990 um ein Fünftel gesenkt werden.
Der Anteil an erneuerbaren Energien soll um 20 Prozent ausgebaut
werden.
22.3.: Die Ministerpräsidenten der
Länder einigen sich auf einen Kompromiss zum Rauchverbot, das in
Schulen, Krankenhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln, Behörden,
Discotheken sowie Freizeit- und
Kultureinrichtungen strikt umgesetzt
werden soll. In Gaststätten soll das
Qualmen nur noch in abgetrennten
Räumen erlaubt sein, über Ausnahmeregeln können die Bundesländer
selbst entscheiden.
25.3.: Nach 24 Jahren wird die
ehemalige RAF-Terroristin Brigitte
Mohnhaupt aus der Haft enlassen.
Sie war im Jahr 1977 maßgeblich
an mehreren Mordanschlägen beteiligt gewesen. Nach Verbüßung der
Mindesthaftdauer kommt sie auf Bewährung frei, das Oberlandesgericht
Stuttgart sieht keine „fortdauernde
Gefährlichkeit der Verurteilten“.
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Kaleidoskop
AMERIKA WOCHE
Das war das Jahr 2007!
Klimakatastrophe, Schleie,
Waldkiefer, Turmfalke,
2.4.: Familienministerin Ursula von
Zooloretto und Bücherei für Knastis:
der Leyen (CDU) einigt sich mit ihren
Länderkollegen auf einen Ausbau der
Kleinkinderbetreuung auf 750 000 Plätze. Im Jahr 2013 soll es für jedes dritte
Kind unter drei Jahren einen Platz in
einer Krippe oder bei einer Tagesmutter
geben.
11.4.: Die Grabrede von BadenWürttembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) für seinen am 1.4.
verstorbenen Vorgänger Hans Filbinger
löst große Empörung aus. Oettinger
bezeichnet den Mann, der in der NS-Zeit
als Marinerichter an mehreren Todesurteilen gegen Deserteure beteiligt war,
als „Gegner des NS-Regimes“. Zahlreiche Politiker und der Zentralrat der Juden kritisieren den Ministerpräsidenten
Klimakatastrophe
für seine „Geschichtsklitterung“, auch
Das “Wort des Jahres 2007” lautet “KlimakataKanzlerin Angela Merkel tadelt ihren
strophe”. Das gab die Gesellschaft für deutsche
Parteifreund. Am 16.4. nimmt Oettinger
Sprache in Wiesbaden bekannt. Auf Platz zwei
die umstrittene Passage zurück und
setzte die Jury “Herdprämie”, einen Schlüsselentschuldigt sich mehrmals.
begriff der Diskussion um die Kinderbetreuung,
12.4.: Ein verhängnisvoller Urlaubsflirt.
“Raucherkneipe” auf Platz drei.
Der 17 Jahre alte Schüler Marco W. aus
Uelzen wird in der Türkei festgenommen.
Er soll im Urlaubsort Side, in einem
Hotelzimmer die 13-jährige Britin Charlotte sexuell missbraucht haben. Bis zur
Verhandlung bleibt der jugendliche in
Untersuchungshaft. Erst im Dezember
kommt er völlig unerwartet wieder frei
und kehrt nach Deutschland zurück.
19.4.: Der Aufsichtsratschef von Siemens, Heinrich von Pierer, gibt seinen Rücktritt zum 25.4. bekannt und
zieht damit die Konsequenzen aus der
Schmiergeldaffäre bei dem größten
deutschen Elektrokonzern. Das System
schwarzer Kassen war in seiner Zeit als
Zooloretto
Vorstandschef aufgebaut worden. PieSpiel des Jahres war Zooloretto, ein weiteres
rers Nachfolger wird Gerhard Cromme,
Spiel des Autors Michael Schacht.
Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp.
25.4.: Siemenschef Klaus Kleinfeld
kündigt an, den Elektronikkonzern zum
30.9.2007 zu verlassen. Im Aufsichtsrat
hatte es Widerstand gegen eine Vertragsverlängerung des Vorstandsvorsitzenden gegeben. Neuer Chef des von
einem Schmiergeldskandal betroffenen
Unternehmens wird am 1. Juli der Österreicher Peter Löscher, bisher Manager beim US-Pharmakonzern Merck.
25.4.: Im Innenausschuss des BundesDer Turmfalke
tags wird bekannt, dass Geheimdienste
Der NABU und der Landesbund für Vogelseit 2005 bereits die umstrittene Onlischutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, hatten
ne-Durchsuchung von Privatcomputern
den Turmfalken zum „Vogel des Jahres 2007”
einsetzen. Die Opposition kritisiert die
gekürt. Der Turmfalke ist mit seinen rund 35
Praxis, die einen Tag später gestoppt
Zentimetern Körpergröße und 75 Zentimetern
wird, als illegal. Innenminister WolfFlügelspannweite ein kleiner Ver wandter
Wanderfalken.
gang Schäuble (CDU) setzt sich seit
einiger Zeit vehement für dieses InstruGewerkschaft Verdi auf einen Kompromiss.
ment der Ausspähung ein.
13.5.: Bei der Landtagswahl in Bremen
gelingt der Linkspartei erstmals der Sprung
Mai
7.5.: Bundespräsident Horst Köhler in ein westdeutsches Parlament. Sie erreicht
lehnt nach langer Prüfung und einer 8,4 Prozent der Stimmen. SPD und CDU, die
heftigen öffentlichen Debatte das Gna- bisher die Regierung gebildet hatten, müssen
dengesuch des ehemaligen RAF-Terro- Verluste hinnehmen. Am 16.6. einigen sich
risten Christian Klar ab. Dieser war SPD und Grüne, die deutlich zugelegt haben,
1985 wegen der Beteiligung an neun auf die Bildung einer Koalition, RegierenMorden zu lebenslanger Haft verurteilt der Bürgermeister bleibt Jens Böhrnsen. Er
worden, er kommt nun frühestens im wird am 29.6. als Chef der ersten rot-grünen Landesregierung nach dem Scheitern
Januar 2009 frei.
11.5.: Tausende Beschäftigte der Te- der Koalition von Bundeskanzler Gerhard
lekom treten in den Streik. Grund ist Schröder gewählt.
die geplante Auslagerung von 50 000 14.5.: Der Autokonzern DaimlerChrysler
Mitarbeitern in eine neue Tochter- verkauft 80,1 Prozent der Anteile an der
gesellschaft, die deutlich schlechtere US-Automarke Chrysler für 5,5 Milliarden
Arbeitsbedingungen bieten soll. Am Euro an den US-Finanzinvestor Cerberus
20.6. einigen sich die Telekom und die – und gesteht das Scheitern der Fusion nach
April
Titel des Jahres!
Gefangenenbücherei
Der Preis “Bibliothek des Jahres” ging 2007 an
die Gefangenenbücherei der Justizvollzugsanstalt Münster, weil es hier gelang, unter ganz
besonderen Bedingungen und mit spezieller Aufgabenstellung einen hervorragenden Beitrag zur
Integration durch Kultur und Bildung zu leisten.
Die Schleie
In Deutschland und in Österreich wurde die
Schleie (Tinca tinca) gemeinsam zum Fisch des
Jahres 2007 gewählt.
Die Waldkiefer
Die Waldkiefer (Pinus sylvestris L.), regional
auch Kienbaum, Föhre oder Forche genannt,
hat einen zähen Überlebenswillen und war 2007
Baum des Jahres.
neun Jahren ein. Am 4.10. beschließt eine
außerordentliche Hauptversammlung, dass
die Firma künftig Daimler AG heißen soll.
17.5.: Der Exekutivrat der Weltbank kündigt
nach tagelangen Beratungen den Rücktritt
des Präsidenten Paul Wolfowitz zum 30.6.
an. Dieser hatte seiner Lebensgefährtin, die
auch bei der Bank arbeitete, einen deutlich
höher dotierten Posten im Außenministerium
verschafft. Vor allem die Europäer hatten
diese unrechtmäßige Begünstigung massiv
kritisiert. Neuer Bankchef wird der ehemalige US-Vizeaußenminister Robert Zoellick.
21.5.: Eine ganze Reihe früherer Radprofis
vor allem aus dem Team Telekom gesteht
die Einnahme von Dopingmitteln während
ihrer aktiven Zeit. Bis Ende Mai geben unter
anderem Udo Bölts, Rolf Aldag, Erik Zabel
und Bjarne Riis Blutdoping in den neunzi-
ger Jahren zu, auch drei Freiburger
Sportärzte gestehen ein, an den illegalen Praktiken mitgewirkt zu haben.
Am 2.7. gesteht auch der Profi Jörg
Jaksche und stellt sich als Kronzeuge
zur Verfügung. Am 5.7. beschließt der
Bundestag ein Anti-Dopinggesetz, das
den Besitz größerer Dopingmittel unter
Strafe stellt. Kritiker geißeln das Gesetz
als zu großzügig.
Juni
6.-8.6.: Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm vereinbaren die Staats- und
Regierungschefs der sieben wichtigsten
Industrienationen und Russland eine
globale Klimaschutzstrategie. Demnach
sollen bis 2050 die Kohlendioxid-Emissionen halbiert werden.
11.6.: Bei einem Festakt im Schloss
Bellevue wird die Zwangsarbeiterentschädigung formell für beendet erklärt.
Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ hatte seit dem Jahr
2002 insgesamt 4,37 Milliarden Euro
an etwa 1,66 Millionen NS-Opfer ausgezahlt.
16.6.: Die Linkspartei und die WASG
schließen sich in Berlin zu einer neuen
Partei mit Namen „Die Linke“ zusammen. Als Vorsitzende der neuen gesamtdeutschen sozialistischen Vereinigung
werden Oskar Lafontaine und Lothar
Bisky gewählt.
21.-23.6.: Nach einem erbitterten Streit
über die künftige Stimmengewichtung
in der EU einigt sich der Gipfel der
europäischen Staats- und Regierungschefs am 23.6. grundsätzlich auf einen
neuen EU-Vertrag. Vor allem Polen und
Großbritannien hatten massiv auf Zugeständnisse gedrungen, die Regierung
in Warschau hatte mehrmals mit einem
Veto gedroht. Der Gipfel beschließt
eine Grundrechte-Charta, neue Abstimmungsregeln und die Einführung eines
„Hohen Vertreters“ für eine gemeinsame EU-Außenpolitik. Der EU-Vertrag
soll 2009 in Kraft treten.
24.6.: Ein Sondertribunal in Bagdad
verurteilt den Cousin von Saddam
Hussein, Ali Hasan al-Madschid,
wegen Völkermords an den Kurden
zum Tode. Ende der achtziger Jahre
hatte der Regime-Funktionär, genannt
„Chemie-Ali“, den Giftgaseinsatz im
Nordirak verantwortet. Dabei waren
mehrere zehntausend Kurden ums Leben gekommen.
28.6.: Nach einem in einer Trafostation
werden die Atomkraftwerke Krümmel
und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein
abgeschaltet. Erst nach und nach
wird bekannt, dass es weitaus größere
Pannen gegeben hatte als zunächst
vom Betreiber Vattenfall mitgeteilt.
Die Informationspolitik des Stromkonzerns gerät massiv in die Kritik.
In den folgenden Tagen werden noch
einige weitere Pannen gemeldet. Eine
Gefahr für den Nuklearbereich soll
nicht bestanden haben.
29./30.6.: Die Londoner Polizei entschärft in der Innenstadt zwei Autobomben, acht Verdächtige werden festgenommen. Zuvor hatten Islamisten offenkundig mehrere Anschläge angekündigt. Am
30.6. explodiert vor dem Flughafen von
Glasgow ein Geländewagen, den beiden
Fahrern gelingt es jedoch nicht, ihn in
das Terminal zu lenken, fünf Menschen
werden verletzt. Zeitweise gilt im ganzen
Land die höchste Terrorwarnstufe.
Kaleidoskop
AMERIKA WOCHE
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Das war das Jahr 2007!
Juli
3.7.: Im Tarifkonflikt bei der Bahn kommt
es zu ersten Warnstreiks. Die Gewerkschaft
der Lokführer (GDL) legt den Bahnverkehr
in ganz Deutschland weitgehend lahm. Am
9.7. einigen sich die DB AG und die Gewerkschaften Transnet und GDBA auf einen
Tarifabschluss und Einkommenssteigerungen von 4,5 Prozent. Die GDL beharrt auf
einem eigenen Tarifvertrag und fordert bis zu
31 Prozent mehr Lohn.
7.7.: Bei einem 24-stündigen Musikmarathon machen zahlreiche internationale Topstars auf die Bedeutung des Klimawandels
aufmerksam. Die „Live-Earth“-Konzerte
finden in diversen Metropolen auf allen
Kontinenten statt.
16.7.: Nach langem Streit zwischen Deutschland und Frankreich wird die Doppelspitze
beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS abgeschafft. Alleiniger Chef des
Luftfahrtunternehmens wird der Franzose
Louis Gallois. Der Deutsche Thomas Enders
übernimmt die Führung von Airbus.
18.7.: Die Tour de France wird erneut von
zahlreichen Dopingfällen überschattet.
Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen
gegen den Profi des Team Telekom, Patrick
Sinkewitz, beenden ARD und ZDF ihre
Live-Berichterstattung aus Frankreich.
Der Privatsender Sat 1 übernimmt die
Sendelizenz.
18.7.: In Afghanistan werden zwei Deutsche
entführt. Am 21.7. wird die Leiche des Ingenieurs Rüdiger D. gefunden, er war nach
einem Zusammenbruch von den Entführern
erschossen worden. Am 10.10. kommt
Rudolf B. nach 85 Tagen in Geiselhaft im
Austausch gegen vier gefangene Komplizen
der Entführer frei.
21.7.: Weltweit startet der Verkauf des letzen
Bandes von Harry Potter. Innerhalb weniger
Stunden werden Millionen von Exemplaren abgesetzt. Die deutsche Übersetzung
kommt unter dem Titel „Harry Potter und
die Heiligtümer des Todes“ am 27.10. auf
den Markt.
24.7.: Das Bundeskabinett beschließt die
Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Die
Infrastruktur wie das Schienennetz soll 15
Jahre in Besitz des Bundes bleiben, wobei
es die Bahn in vollem Umfang nutzen darf.
Bis 2008 sollen maximal 25 Prozent der
Anteile verkauft werden. Aus den Ländern
und von Verbänden kommt massive Kritik,
im Oktober beschließt der SPD-Parteitag
eine deutliche Modifikation der Pläne, was
nach Worten von Kanzlerin Angela Merkel
den gesamten Plan gefährdet.
30.7.: Die schwere Krise auf dem US-Immobilienmarkt hat auch Auswirkungen auf
Deutschland. Die Deutsche Industriebank
(IKB) hatte in den USA mit riskanten Kreditpaketen spekuliert. Die staatliche KfWFörderbank und andere Banken müssen mit
hohen Summen aushelfen, um die Zahlungsfähigkeit der Bank zu gewährleisten. Der
IKB-Vorsitzende wird abgelöst.
31.7.: Der UN-Sicherheitsrat stimmt nach
langem Hin und Her für die Stationierung
einer Friedenstruppe in der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur. Die Rede
ist von 20.000 Soldaten der Afrikanischen
Union und der UN, die notfalls auch mit
Waffengewalt über die Einhaltung eines Waffenstillstands wachen sollen. In dem blutigen
Konflikt sollen bereits mehr als 200.000
Menschen getötet worden sein, mehr als zwei
Millionen sind auf der Flucht.
Die Zitate des Jahres!
ıIch werde ihn
vermissen.‰
Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU,
über den scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber, 20. September
ıViele Ehen werden in unserem Staat
nur zum Schein geführt.‰
Die CSU-Landrätin Gabriele Pauli in
München zu ihrem Vorschlag für eine Ehe
auf Zeit, September 2007.
ıWir sind nur
interessiert an
sauberen Geschäften
- immer und überall.‰
Siemens-Chef Peter Löscher zu den Lehren
aus der Schmiergeldaffäre, 8. November.
ıDamals wurden auch
Autobahnen gebaut,
und wir fahren darauf!‰
Die ehemalige NDR-Moderatorin Eva Herman
kurz vor ihrem Rauswurf aus der Sendung
„Johannes B. Kerner” am 8. Oktober.
ıWir könnten uns ja vielleicht einigen:
Rauchverbot ab Tempo 130..‰
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian
Pronold zum - von ihm nicht unterstützten - Parteitagsbeschluss für ein Tempolimit auf Autobahnen, 29. Oktober.
ıIch bin Al Gore, ich war früher
der nächste Präsident der USA.‰
ıDie CSU ist die Partei der alten
Herren und der jung Vergreisten.‰
Der diesjährige Nobelpreisträger Al Gore am
Dienstag bei einer Veranstaltung des Energiekonzerns EnBW in Berlin, 24. Oktober.
und Klauenseuche festgestellt. Das Virus stammt
wahrscheinleich aus einem nahegelegenen
tiermedizinischen Forschungslabor. Die EUKommission verhängt am 6.8. ein Exportverbot
für britisches Fleisch und lebendes Vieh.
9.8.: Aufgrund der anhaltenden Krise auf dem
US-Hypothekenmarkt greifen die Europäische
Zentralbank und andere Notenbanken ein. Sie
stellen kurzfristig mehr als 100 Milliarden
Euro bereit, um Engpässe bei der Geldversorgung zu überbrücken. Experten sprechen
von der größten Finanzspritze in der EZB-Geschichte. Die Krise führt im Laufe des August
zu weltweiten Kursrutschen.
15.8.: Bei einem Anschlag in der afghanischen
Hauptstadt Kabul werden drei deutsche Polizisten
getötet, ein weiterer wird verletzt. Die Beamten
August
3.8.: Auf einem Bauernhof südlich von waren in zwei gepanzerten Geländewagen unterLondon wird bei etwa 60 Rindern die Maul- wegs zu einer Schießübung, die radikal-islami-
Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia
Roth beim bayerischen Landesparteitag
ihrer Partei in Deggendorf über die neue
CSU-Führung und die neue bayerische
Staatsregierung, Oktober 2007.
schen Taliban bezichtigen sich des Terrorakts.
17.8.: Nach 21 Jahren Haft wird die ehemalige
RAF-Terroristin Eva Haule aus dem Gefängnis
entlassen, das Oberlandesgericht Frankfurt
setzte die Reststrafe zur Bewährung aus. Haule
war im April 1994 wegen dreifachen Mordes
im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag
auf den Frankfurter US-Militärflughafen zu
lebenslanger Haft verurteilt worden.
19.8.: Bei einer Hetzjagd auf acht Inder bei einem Stadtfest im sächsischen Mügeln werden 14
Menschen verletzt, unter ihnen alle Inder. Die
Angreifer rufen ausländerfeindliche Parolen,
viele Bürger schauen unbeteiligt zu. Der Vorfall
entfacht eine neue Debatte über rechtsradikale
Gewalt in Ostdeutschland.
26.8.: Die Regierung in Dresden beschließt den
Verkauf der Sachsen-LB an die Landesbank Baden-Württemberg. Der Schritt war notwendig
geworden, um die wegen des Engagements am US-Hypothekenmarkt finanziell
stark angeschlagene Landesbank vor der
Insolvenz zu retten. Finanzminister Horst
Metz (CDU) kündigt am 31.8.seinen Rücktritt zum 30.9 an.
28.8.: In Bayern wird ein neuer Ekelfleischskandal aufgedeckt. Eine Firma
bei Augsburg hatte tonnenweise Schlachtabfälle umettiketiert und unter anderem
an Döner-Hersteller in Berlin geliefert.
Am 31.8. gesteht der Hauptverdächtige,
seit Juni 2006 bis zu 200 Tonnen solcher
Abfälle in Umlauf gebracht zu haben.
28.-29.8.: Bei schweren Waldbränden
in Griechenland sterben mindestens 67
Menschen. Am schlimmsten betroffen ist
die Halbinsel Pelopopnnes und die Insel
Euböa. Knapp 200 000 Hektar Wald werden zerstört, der Schaden wird auf zwei
Milliarden Euro geschätzt. Vielfach wird
Kritik an der Regierung für ihr mangelhaftes Krisenmanagement laut.
September
4.9.: Die Polizei nimmt im Sauerland drei
mutmaßliche islamische Terroristen fest.
Die zur Islamischen Dschihad-Union gehörenden zwei Deutschen und ein Türke
sollen an mehreren Autobomben gebastelt
haben und hätten geplant, US-Einrichtungen in Deutschland zu attackieren. Weitere
Verdächtige tauchen unter.
9.9.: Bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart
gewinnt Fabian Hambüchen den Titel im
Reckturnen. Die deutschen Herren erreichen in der Mannschaftswertung mit insgesamt drei Medaillen den dritten Rang.
16.9.: Der Kieler Innenminister Ralf
Stegner (SPD) kündigt seinen Rücktritt
zum 15.1.2008 an. Auf diese Weise wird
der Bruch der Großen Koalition in Schleswig-Holstein abgewendet, die CDU hatte
Stegner einen Konfrontationskurs innerhalb der Koalition vorgeworfen.
23.9.: Kanzlerin Angela Merkel empfängt den Dalai Lama zu einem privaten
Gespräch im Kanzleramt. Der Besuch
führt zu diplomatischen Spannungen mit
China, die das gesitige Oberhaupt der
Tibeter nicht anerkennt. Mehrere geplante
deutsch-chinesische Veranstaltungen
werden abgesagt.
25.9.: Der Freistaat Bayern, die Deutsche Bahn und die Industrie einigen
sich auf eine Finanzierung für den Bau
einer Transrapid-Strecke zwischen dem
Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen. Die 37 Kilometer lange Strecke soll
mindestens 1,85 Milliarden Euro kosten.
Gegner wollen das Projekt jedoch weiterhin mit allen Mitteln verhindern.
29.9.: Der CSU-Parteitag in München
wählt Erwin Huber mit 58,2 Prozent der
Stimmen zum neuen Parteichef. Sein Kontrahent Horst Seehofer erzielt 39,1 Prozent,
die Fürther Landrätin Gabriele Pauli 2,5
Prozent. Als Nachfolger für Ministerpräsident Edmund Stoiber nominierten
die Delegierten Innenminister Günther
Beckstein mit 96,6 Prozent. Am 30.9. reicht
der bisherige Amtsinhaber wie im Januar
angekündigt seinen Rücktritt ein.
30.9.: Die deutsche Frauenfußballerinnen besiegen im WM-Endspiel in
Schanghai Brasilien mit 2:0. Die Nationalmannschaft verteidigt damit in dem
Turnier in China ihren Titel aus dem Jahr
2003. Erstmals in der Fußballgeschichte
gelingt es einem Team, den Sieg ohne
Gegentor zu erreichen.
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24./31. Dezember 2007
Deutschland aktuell
AMERIKA WOCHE
Das war das Jahr 2007!
Oktober
4.10.: Das Landgericht München verhängt im Siemens-Schmiergeldskandal eine Geldbuße in Höhe
von insgesamt 201 Millionen Euro,
damit wird das Fehlverhalten des
Managements in der ehemaligen
Telekommunikationssparte Com
geahndet, die Ermittlungen gegen
einzelne Personen laufen weiter.
Außerdem wird eine Steuernachzahlung von 179 Millionen Euro
fällig, der Konzern akzeptiert die
Strafe.
5.10.: Die Lokführergewerkschaft GDL legt den Schienennahverkehr in Deutschland für drei
Stunden lahm. In der Nacht zuvor
hatte das Arbeitsgericht Chemnitz
Streiks im Güter- und Fernverkehr
verboten. Es folgen mehrere Streiktage am 12.10, 18.10 und am 25.10,
zahllose Menschen müssen große
Verspätungen in Kauf nehmen.
9.10.: Der Landtag wählt Günther Beckstein (CSU) zum neuen
bayerischen Ministerpräsidenten.
In den Tagen darauf bildet er das
Kabinett um: Neuer Finanzminister
wird der Parteivorsitzende Erwin
Huber, der bisherige Amtsinhaber
Kur t Faltlhauser scheidet aus;
Innenminister wird der bisherige
Fraktionschef Joachim Hermann,
neuer Fraktionsvorsitzender Georg
Schmid, neue Generalsekretärin
Christine Haderthauer.
19.10.: Die Staats- und Regierungschefs der EU verabschieden in Portugals Hauptstadt die
„Lissabonner Ver träge“ Dieses
Reformprojekt soll die im Jahr 2005
in Frankreich und den Niederlanden abgelehnte EU-Ver fassung
ersetzen.
21.10.: Die nationalkonservative Par tei SVP gewinnt die
Schweizer Parlamentswahlen mit
28,8 Prozent der Stimmen. Im
Wahlkampf hatte vor allem der umstrittene Justizminister Christoph
Blocher mit fremdenfeindlichen
Parolen Stimmung gemacht.
21.10.: Im letzten Rennen
der Saison gewinnt der FerrariPilot Kimi Räikkönen den Titel des
Formel-1-Weltmeisters. Der Finne
sicher t sich mit seinem dritten
Saisonsieg in der Gesamtwertung
einen Punkt Vorsprung vor Lewis
Hamilton und Fernando Alonso
(beide McLaren-Mercedes).
23.10.: Der Europäische Gerichtshof kippt das VW-Gesetz
aus dem Jahr 1960, das den Wolfsburger Konzern bisher vor einer
feindlichen Übernahme schützte.
Demnach dur fte ein Aktionär
höchstens 20 Prozent der Stimmrechte ausüben, auch wenn er
mehr Anteile besitzt. Der Sportwagenbauer Porsche, der 31 Prozent
von VW hält, sichert sich einen
Kredit in Höhe von zehn Milliarden Euro, um seinen Anteil weiter
aufzustocken.
27./28.10.: Auf dem SPD-Parteitag in Hamburg wird Kurt Beck
mit 95,5 Prozent der Stimmen als
Vorsitzender bestätigt. Der interne
Streit um die künftige Richtung der
Sozialdemokratie wird beigelegt.
Die Delegier ten verabschieden
Die Toten des Jahres
Walter Kempowski
Autor, 5. Oktober
„Silberlocke“ Jupp Derwall,
Ex-Bundestrainer, 26. Juni
Evelyn Hamann
Schauspielerin, 28. Oktober
Georg Danzer,
österr. Liedermacher, 21. Juni
Klaus-Jürgen Wussow
Schauspieler, 19. Juni
Ulrich Mühe
Schauspieler, 22. Juli
Jörg Immendorff
Künstler, 28. Mai
Hansjörg Felmy
Schauspieler, 24. August
Herbert Fux
Schauspieler/Politiker, 13. März
ein neues Grundsatzprogramm,
Beobachter sprechen von einem
Linksruck. Mehrere Spitzenpolitiker attackieren die Union und
Kanzlerin Angela Merkel scharf.
November
2.11.: Das sächsische Landesarbeitsgericht erlaubt der Lokführergewerkschaft GDL auch die
Streiks im Güter- und Fernverkehr.
Es folgen Streiks am 8.11. und
14.11, der Regional- und Fernverkehr für zwei volle Tage lahmgelegt. Bahnchef Mehdorn macht darauf am 24.11 der Gewerkschaft ein
neues Angebot: eine Tariferhöhung
zwischen acht und 23 Prozent.
7.11.: Ein 18 Jahre alter Jugendlicher tötet bei einem Amoklauf in einer finnischen Schule
acht Menschen, unter ihnen die
Rektorin. Anschließend schießt
er sich in den Kopf, wenig später
stirbt er. Der Schüler aus Tuusula
hatte seine Absicht in einem Video
auf der Internetplattform YouTube
angekündigt.
13.11.: Der SPD-Politiker Franz
Müntefering erklärt seinen Rücktritt
als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister zum 19.11. Er gibt private
Gründe für seine Entscheidung an,
er woll sich um seine krebskranke
Frau kümmern. Arbeitsminister
wird der bisherige Geschäftsführer
der SPD-Bundestagsfraktion, Olaf
Scholz, Vizekanzler wird Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Am
21.11. verabschiedet Horst Köhler
sich von Franz Müntefering und
übergibt ihm seine Entlassungsurkunde mit dem Satz: “Sie werden
mir fehlen”.
15.11.: Mit großer Mehrheit
verlängert der Bundestag die Beteiligung des Bundeswehreinsatzes an
der Operation Enduring Freedom
in Afghanistan und am Horn von
Afrika. Grüne und Linke stimmen
geschlossen gegen die US-geführte
Anti-Terror-Mission.
17.11.: Der Weltklimarat legt
in Valencia seinen Jahresbericht
vor. Darin sind alle drei bisher
veröf fentlichten Teilergebnisse
zum Weltklimareport zusammengefasst. UN-Generalsekretär Ban
Ki Moon nennt die Szenarien zum
Klimawandel „schlimmer als im
Science-Fiction-Film“.
18.11.: Die Kölner Polizei gibt
bekannt, einen Amoklauf an einem
Gymnasium verhindert zu haben.
Ein 18 Jahre alter Schüler hatte den
Plan gestanden, sein 17 Jahre nahm
Komplize sich nach Aufdeckung
der geplanten Bluttat das Leben.
21.11.: Gabriele Pauli gibt ihren Austritt aus der CSU bekannt.
Die Politikerin hatte mit ihrer Kritik
an Edmund Stoiber, umstrittenen
Fotos in einer Zeitschrift sowie dem
Vorschlag einer “Ehe auf Zeit” in
der Partei ins Aus gebracht.
26.11.: Der Grünen-Politiker
Oswald Metzger tritt nach 21
Jahren aus der Partei aus. Sein
Mandat im Stuttgarter Parlament
will er niederlegen. Sein Austritt
begründet er mit den Beschlüssen
der Grünen zur Sozialpolitik.
Dezember
2.12.: Bei der Wahl zur russischen Staatsduma erringt die
Par tei “Einiges Russland” von
Präsident Putin einen klaren Sieg:
Nach der Auszählung von 97,8
Prozent der Stimmen erhielt die
Regierungspar tei 64,1 Prozent.
Weit abgeschlagen auf dem zweiten
Platz landet die Kommunistische
Partei mit 11,6 Prozent. 2.12.: Venezuelas Präsident Chávez scheitert
mit dem Versuch, den Sozialismus
in der Verfassung zu verankern. Außerdem lehnen die Venezolaner es
ab, dass der Präsident unbegrenzt
wiedergewählt werden kann.
2.-4.12.: 21. Parteitag der CDU
in Hannover: Kanzlerin Angela
Merkel kündigt die Fortsetzung
des Reformkurses an und deklariert die Partei als einzige Volkspartei der Mitte. Die Delegierten sollen ein neues Grundsatzprogramm
verabschieden.
2.12.: In Luzern werden die
Gruppen zur Fußballeuropameisterschaft 2008 in der Schweiz und
Österreich ausgelost. Die deutsche
Mannschaft zählt zur Mannschaft
B. Gruppengegner sind Österreich,
Polen und Kroatien. Die deutsche
Mannschaft hatte sich bereits im
Sommer für das Turnier qualifiziert.
3.-14.12.: Eine UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel
Bali soll den Beginn umfassender
Verhandlungen eines Klimaschutzabkommens für die Zeit nach 2012
beschließen. Ziel ist es, bis 2009 ein
neues Abkommen auszuhandeln,
das nahtlos an die Verpflichtungen
des Kyoto-Protokolls anknüpft.
5.12.: Familiendrama in Schleswig-Holstein: Die Polizei findet
in einem Haus in Darry fünf tote
Kinder. Die Mutter wird wegen
Mordverdachts festgenommen.
7.12.: Die Gesellschaft für
deutsche Sprache kürt das Wort des
Jahres 2007: “Klimakatastrophe”.
10.12.: In Oslo erhalten der frühere US-Politiker Al Gore und der
UN-Klimarat IPCC den Friedensnobelpreis für ihr Engagement gegen
die Klimaerwärmung überreicht.
Gore habe wie kaum ein anderer
die Menschen für die notwendigen
Maßnahmen zum globalen Schutz
der Umwelt sensibilisiert, lautet die
Begründung.
10.12.: In Stockholm werden
die Deutschen Peter Grünberg und
Gerhard Ertl mit dem Nobelpreis
ausgezeichnet. Grünberg erhält
den Physik-Preis zusammen mit
dem Franzosen Albert Fert für die
Entdeckung des GMR-Effekts, der
zur Entwicklung von ComputerFestplatten beigetragen hat. Ertl
bekommt den Chemie-Nobelpreis
für seine Arbeiten zu chemischen
Reaktionen auf Oberflächen. Die
britische Schriftstellerin Doris Lessing bekommt die Auszeichnung in
der Sparte Literatur.
12.12.: Nach monatelanger
Debatte beschließt der bayerische
Landtag das bundesweit schärfste
Rauchverbot für alle öffentlichen
Gebäude und Gaststätten Bayerns.
12.12.: Wegen seiner Rolle bei
der Belagerung Sarajevos wird der
bosnisch-serbische General Dragomir Milosevic in Den Haag zu 33
Jahren Gefängnis verurteilt.
12.12.: Der umstrittene Spitzenkandidat der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspar tei, Christoph Blocher, fällt
bei der Abstimmung über einen
Regierungssitz auch im zweiten
Wahlgang durch.
31.12.: Das Briefmonopol der
Deutschen Post läuft aus.
Amerika heute
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
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“Dollywood”: Heimatkunde, Country-Kultur und
Rummelplatz - Spaßprogramm mit Kommerz und Herz
von Tina Eck
Pigeon Forge (dpa) - Die kleine
runde Frau im altmodischen langen
Baumwollkleid mit Schürze und
Häubchen rührt vehement in einem
großen runden Kessel. Es dampft,
und es riecht komisch; etwas streng
und bitter. Ganz bestimmt nicht
nach Seife. Aber das ist es, was Annie Coppock da aus Schweinefett,
Lauge und destilliertem Wasser
zusammenbraut: Lye-Soap, ein altes
Allheilmittel aus den Appalachian
Mountains, das gegen Läuse und
Ausschlag ebenso helfen soll, wie
gegen har tnäckige Flecken auf
Bettwäsche und Holzböden.
Hier, in Annies Seifenküche, ist
die Zeit irgendwie stehengeblieben.
Zumindest scheint es so. Aber um
die kleine Holzhütte herum tummeln
sich zeitgenössische Urlauber und
Touristen in modernen Jeans und
Anoraks aus dem 21. Jahrhundert.
In Annies Seifen-Labor sind sie nur
kurz eingetaucht - in ein Amerika,
wie es früher einmal war. Und wie
es im Freizeitpark “Dollywood” in
Pigeon Forge am Fuße der Smoky
Mountains täglich naturgetreu aufgeführt wird.
In der Schmiede neben der Seifenküche hämmert ein beeindruckend
breitschultriger Mann mit weißem
Walle-Haar auf dem Amboss ein
rotglühendes Stück Eisen zu einer
scharfen Spitze zu recht. Es zischt
und dampft, als er es in den Eimer
mit kaltem Wasser taucht und kurz
darauf wieder in den Holzfeuerofen
zurückschiebt. Beim Wagenbauer
nebenan entstehen unter lautem
Getöse von Hämmern und Sägen
große runde Holzräder für altmodische Pferdekutschen. Glasbläser,
Holzschnitzkünstler, Kerzengießer,
Weber, Töpfer, Buchbinder und
Geigenbauer demonstrieren ihr
Handwerk in den vielen altmodischen
Werkstätten der Pionierzeit. Apfelmus, wie von Urgroßmutter gemacht,
saftiges Barbecue vom Schwein über
rauchender Holzkohle gegrillt.
Gäbe es dazu nicht das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk aus dem
Automaten, könnte der Besucher
wirklich glauben, er befinde sich
im Amerika des 19. Jahrhunderts.
“Dollywood” - so viel ist klar - ist kein
Vergnügungspark im herkömmlichen Sinne. Eher eine Mischung aus
Heimatkunde-Museum, zünftiger
Cowboy-Kultur und Rummelplatz
auf rund 60 Hektar bewaldeten Hügellandes am Rande der Appalachian
Mountains im tiefen Süden der USA,
im Bundesstaat Tennessee. Anstelle
von lustigen Micky Mäusen lächeln
artig beschürzte und bekopftuchte
Hostessen in die Kameras der Besucher. Wasserfälle rauschen, riesige
Mühlräder klappern, und hölzerne
“Gristmills” (Kornmühlen) drehen
ächzend echte Mühlsteine. “Wir
sind größer, als das ursprüngliche
Disneyland”, betont “Dollywood”Sprecher Pete Owens stolz, “und
unser Maskottchen hat auch etwas
Größeres vorzuweisen als ein paar
Mäuseohren.”
Damit ist natürlich die CountryIkone Dolly Parton gemeint und
ihre weltberühmte, pralle Oberweite. Die platinblonde Sängerin hat
“Dollywood” nicht nur den Namen
gegeben, die Entertainerin hat dem
Vergnügungspark insgesamt ihren
Stempel aufgedrückt. Unterhaltung
für die ganze Familie ist angesagt.
Großeltern, Vater, Mutter und Kind
sollen sich hier gleichermaßen amüsieren. Nach echter konservativer
Südstaatentradition: adrett, züchtig
und nett - dazu eine Prise Patriotismus und Gottesglauben. “Dolly
ist die kreative Kraft hinter all dem
hier”, sagt Owens und schwingt den
Arm in weitem Bogen über die rustikalen Holzbuden und plätschernden
Wasserkaskaden.
Dolly hat hier sogar eine Wohnung
im Obergeschoss eines malerischen
Fachwerkhauses. “Manchmal mischt
sie sich ungeschminkt in Jeans und
Pulli unters Besuchervolk, um die
Atmosphäre vollkommen unerkannt
zu genießen”, verrät Steve. Dolly
Parton ungeschminkt - das versuche
sich mal einer vorzustellen. Aber alle,
die sie hier kennen (und das sind
viele), versichern übereinstimmend:
Die vielfache Grammy-Gewinnerin
ist auch mit fast 62 und am Zenit
ihres Ruhms immer ein echtes Südstaaten-Girl geblieben. Warmherzig,
bescheiden und bodenständig.
Dolly Rebecca Parton, lernt man in
ihrem Museum “Chasing Rainbows”
gleich am Eingang des Vergnügungsparks, wurde am 19. Januar 1946 in
dem kleinen Dorf Locust Ridge in
den Great Smoky Mountains in eine
Großfamilie geboren. Schon mit
neun Jahren begann sie zu singen,
Lieder zu schreiben und hatte erste
Auftritte beim lokalen Radiosender
im nahen Sevierville. Mit zehn war
sie regelmäßiger Fernsehgast in
einer Show im größeren Knoxville.
Nach dem Schulabschluss packte
Dolly ihre Koffer, fuhr ins MusikMekka Nashville und gabelte dort
noch am gleichen Nachmittag ihren
künftigen Ehemann Carl Dean auf.
Ihre Gesangskarriere - und angeblich auch eine Liebschaft - begann
sie mit dem US-Fernsehstar Porter
Wagoner (1927-2007), in der Grand
Ole Opry wurde sie berühmt und
1978 in den USA zur Entertainerin
des Jahres gekürt.
Für ihre Rolle in dem Film “9 to 5”
wurde sie für den Oskar nominiert,
weitere Rollen folgten in Filmen wie
“Magnolien aus Stahl” und “Rhinestone”. Dolly Parton hat einen eigenen
Stern auf dem Hollywood Walk of
Fame. Sie hat eine Autobiografie und
ein Kinderbuch geschrieben, sieben
Grammys gewonnen, 20 NummerEins-Hits gesungen und mehr als 100
Millionen Alben weltweit verkauft.
Das faltenlose Gesicht, die dickgeschminkten, langbewimperten Augen unter der gigantischen, blonden
Löwenmähne und natürlich die imposante Oberweite dieser winzigen, nur
1,52 Meter großen Person wurden zu
ihren Markenzeichen. Im Frühjahr
kommt sie auf Europa-Tournee.
Partons Entertainment-Unternehmen “Dollywood Co.” macht
nach Schätzungen des “Wall Street
Journals” Einnahmen von jährlich
22 Millionen Dollar. Die Rechte an
ihren 3000 eigenen Songs hat die
Sängerin von jeher selbst behalten
und verwaltet. Aber bei all diesen
Millionengeschäften im knallharten
Showbiz blieb Dolly offenbar auf
dem Teppich. Ihre größte Liebe,
heißt es in ihrer Biografie, sei das
Liederschreiben und Singen von
Country- und Bluegrass-Songs aus
ihrer Heimat. Barbie meets Bergfrau
- Parton vereint die Gegensätze ihrer
Welten - den Glamour der Bühnen
mit der heimeligen Gemütlichkeit
ihrer ländlichen Herkunft.
Ihre Memorabilien-Sammlung
“Chasing Rainbows” ist eingerichtet
wie ihr Zuhause, das alte Bauernhaus
in Locust Ridge: oben die Rumpelkammer mit Erinnerungsstücken
und Kisten voller Briefe, Liedertexte
und alten Fotos, einige davon gerahmt an der Wand.
“Dolly wollte ihrer verarmten und
von Arbeitslosigkeit geplagten Heimat im Osten von Tennessee etwas
zurückgeben”, erklärt “Dollywood”Publizistin Trish McGee. Deshalb
hat sie sich 1986 mit dem Entertainment-Imperium der Herschend-Familie zusammengetan, den bis dahin
unter verschiedenen Namen dahin
dümpelnden Rummelplatz in Pigeon
Forge gekauft und mit Investitionen
von knapp 160 Millionen Dollar zum
heute berühmten “Dollywood” - dem
größten Arbeitgeber der Gegend
- ausgebaut. 2000 Angestellte arbeiten hier, und rund drei Millionen
Besucher strömen pro Jahr in den
rustikalen Vergnügungspark und
das angrenzende Tochter-Etablissement, das Wasserrutschen- Paradies
“Splashcountry Waterpark”.
In dem Märchenland tragen die
verschlungenen Wege zu den Attraktionen Namen alter Ortsmarken
aus der Pionierzeit. So geht’s unter
hohen Bäumen durch das Handwerkertal und die Holzfällerschlucht in
den Traumlandwald, zur Kirchweih
oder ins Dorf. Das gesamte Konzept
bleibt heimatverbunden - selbst im
Geschwindigkeitsrausch. Die steilste
Achterbahn am Ort ist der Tennessee-Tornado, für Gänsehaut sorgt
die Sause mit der Holzbahn Thunderhead, und die haarsträubendsten
Abstürze im 90-Grad-Winkel gibt’s
mit dem Fahrgeschäft aus deutscher
Produktion, in der im Stil eines alten
Tennessee-Bergwerks gebauten
Mystery-Mine. Wem das alles zu
aufregend ist, der kann Boot fahren,
Dampflok oder Kettenkarussell.
Eine Kirche mit Gottesdienst
darf im gläubigen und konservativen “Dollywood” nicht fehlen. Die
kleine Kapelle vor dem Adlerhorst
stammt aus den Anfängen des 20.
Jahrhunderts, als hier die Dampflok
“Klondike Katie” den Betrieb aufnahm. Der Zug, ein Überbleibsel aus
der Holzfäller-Ära, die den Wäldern
der Great Smoky Mountains seinerzeit fast den Garaus gemacht hätte,
schnauft noch heute laut pfeifend
über das Gelände. Und die Kapelle
ist ausgerechnet nach dem Doktor
benannt - Dr. Robert Thomas - der
Dolly Rebecca Parton seinerzeit half,
als viertes von zwölf Kindern das
Das Dolly Parton Museum ist eingerichtet wie Partons ehemaliges Zuhause in
Locust Ridge in Tennessee. Hier präsentiert die Country Sängerin anhand von
alten Photos, Briefen, Büchern und Bühnen-Kostümen ihr Leben. Foto: Tina Eck
Licht der Welt zu erblicken.
Die Country-Röhre ist in “Dollywood” also tatsächlich zu Hause,
wenn sie nicht gerade in Nashville
oder Malibu weilt, wo sie ebenfalls
Häuser hat. Dolly hat auch - dank
ihrer guten “connections” in der
Branche - die beste Country-Musik
der USA in ihren Vergnügungspark
gebracht. In fünf großen Konzerthallen und auf zahllosen kleineren
Open-Air-Bühnen finden mehrmals
am Tag Konzerte, Musicals und Theater-Aufführungen statt. Bluegrassund Gospelfestivals, Erntedankfest,
internationale Folklore und natürlich
Weihnachten werden mit allem volkstümlichen Brimborium begangen.
Jetzt im Winter ist der Park mit
dreieinhalb Millionen Lichtern
dekoriert, Santa Claus läuft sich
warm, große Tannenbäume leuchten
Die Country-Ikone Dolly Parton.
festlich, und der Apfelwein Cidre
wird heiß ser viert. “Dollywood”
ist entsprechend seinem Motto blitzsaubere Familien-Unterhaltung
- vollkommen alkoholfrei.
Wie jeder Themenpark der Welt
zieht auch “Dollywood” seine Gäste
in eine Scheinwelt, die geografisch
leicht erschließbar und sicher ist.
Und auch “Dollywood” lässt sich
seinen Südstaatencharme mit harten
Dollars bezahlen. Und doch: Kaum
ein Vergnügungspark der Welt hat
in diesen Deal so viel spürbares
Gefühl investiert. Irgendwie wirkt
dieser ganze Zinnober authentisch.
Und das, versichern Partons Mitarbeiter, Freunde und Bekannte in
Pigeon Forge übereinstimmend,
ist auch Dolly unter all ihrem angeklebten Plastik und der Perücke:
authentisch.
Foto: Dollywood Publicity
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24./31. Dezember 2007
AMERIKA WOCHE
Deutschland aktuell
Einfach TIER -isch!
Sita malt für Gorillagarten Krefeld
Orang-Utan-Dame Sita sitzt in ihrem Gehege im Krefelder Zoo und malt. Alle drei Wochen
wird Sitas Gehege zum Atelier. Dann bekommt sie Papier und Frabstifte durch die Gitterstäbe
gereicht und malt. 200 Blätter hat das Affenweibchen schon produziert, 50 davon sind im OnlineVerkauf und fünf davon haben bereits für insgesamt 1200 Euro Liebhaber gefunden. Der Erlös
der Bilder fließt in die Finanzplanung für einen Gorillagarten des Zoos. Foto: Horst Ossinger
Anne backt Kuchen
für die Hunde
Die Hundekuchenbäckerin Anne Metzner nimmt in ihrem
Geschäft in Bad Kreuznach Weihnachtskekse für Hunde aus
dem Backofen. Seit Februar 2007 verkauft Anne Metzner in
ihrem Geschäft selbstgebackene Käsetaler, Pansenkräcker,
Thunfischkekse und Ähnliches für Hunde. Foto: Frank May
Farm für Rentiere in der Uckermark
Ein Mitarbeiter der Rentierfarm Thomas Golz, einem der wenigen Züchter in Deutschland, in Kleptow nahe Prenzlau trainiert mit einem Rentier, das einen Wagen zieht. Die
Hirschart vom Polarkreis liebt Kälte, und wenn Thomas Goltz dann noch wattig-weiche
„Rentierflechte“ aus Schweden mitbringt, fühlen sich seine „Renies“ auch in der Uckermark richtig heimisch. Ein gutes Dutzend der Tundrenbewohner äst im reifgrauen Gras
seines Geheges in Kleptow, einem 200-Seelen-Dorf bei Prenzlau. Foto: Patrick Pleul
Endlich neue Heimat
für die Feldhamster
Wildschweine für Frankfurter
Ein Frischling sucht im nordhessischen Wildpark Knüll bei Homberg/Efze den Kontakt zu
seiner Mutter. Die Tiere dringen immer häufiger in Ortschaften vor, sie pflügen Golfplätze
und Gärten um - leicht erreichbares Futter bieten auch Mülltonnen. In Frankfurt suchen die
Wildschweine regelmässig Grundstücke am südlichen Stadtrand heim.
Foto: Uwe Zucchi
Auf einem Acker im Mannheim zeigt ein Mitarbeiter von der
Mannheimer Naturschutzbehörde einen Feldhamster im Käfig,
der anschließend freigelassen wurde. Die Feldhamster, die im Mai
in Mannheim ausgesetzt wurden, haben sich in ihrer neuen Umgebung eingewöhnt. Die Überlebenschancen sind allerdings gering,
nur jedes fünfte ausgesetzte Tiere habe die Zeit bis zum Beginn des
Winterschlafs im Oktober überstanden, wie der Biologe Ulrich
Weinhold am Donnerstag berichtete. Um den bedrohten Feldhamster in Mannheim wieder heimisch zu machen, waren seit Mai
46 Tiere in die Freiheit entlassen worden. Foto: Philipp Rothe
Deutschland
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 25
Kurz be-lichtet
Durchs Fenster aus
dem Bus geschleudert
Dieser Linienbus war in Berlin-Tegel auf die gegenüberliegende Fahrbahn geraten und anschließend gegen einen Baum
geprallt. Dabei wurden zwei Fahrgäste, die oben saßen, durch
die Frontscheibe geschleudert und dabei schwer verletzt. Fünf
Passagiere erlitten leichte Verletzungen. Foto: Peer Grimm
Geburtstag:
Ge
burtstag: 15 Jahre SMS
Eine SMS mit Neujahrsgrüßen auf dem Display eines Mobiltelefons im französischen
Metz. Vor 15 Jahren wurde die erste SMS versendet. Am 3. Dezember 1992 hatte ein
Techniker in Großbritannien die erste Kurznachricht (Short Message) zu Testzwecken
von einem Computer an das Mobiltelefon eines Kollegen übertragen. Die Botschaft lautete: “Merry Christmas”. Der Short Message Service (SMS) war damals gar nicht für
die Kommunikation zwischen den Telefonnutzern gedacht. Vielmehr wollte der Betreiber
damit die Nutzer unter anderem über Netzstörungen informieren. Deshalb wurde dieses Nebenprodukt auch zunächst kostenlos angeboten. Foto: epa/Christophe Karaba
Prenzlauer Berg:
“Heimweh nach Gott”
Nach dem oft beschriebenen Babyboom und der neuen Bürgerlichkeit wird für den Prenzlauer Berg - im Bild die katholische
Kirche St. Augustinus - ein neuer Trend ausgerufen. In Berlins
noch immer schwer angesagtem Ost-Viertel herrscht “Heimweh
nach Gott”, wie nicht nur das Stadtmagazin “Tip” feststellt. “Die
Kirchengemeinden wachsen, die Gottesdienste sind voll, Bücher
über Schutzengel und Taufzeremonien verkaufen sich bestens.” Und
das ausgerechnet in “einer ausgesprochen unchristlichen Stadt”,
wundert sich das Magazin und fragt: “Hat die Retro-Welle nun
auch noch die kirchlichen Institutionen erreicht?”
Foto: privat
Rauchrebellen gegen Tabaksteuer
Der Vorsitzende des Vereins “Deutsche Hecke”, Norman Fuhrmann (l.), Pressesprecher Georg-Ove
Daniel und der 2. Vorsitzende Peter Burmeister genießen Raucherfreuden im Vereinslokal in Tönning
(Kreis Nordfriesland) und präsentieren stolz eine Dummy-Packung der geplanten Privat-Zigarettenmarke “Deutsche Hecke”. Die 400 Rauchrebellen des Vereins wollen das Qualmen durch das Ausnutzen
von Gesetzeslücken revolutionieren und dabei auch die Tabaksteuer umgehen. Foto: Christian Hager
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24./31. Dezember 2007
Europa
AMERIKA WOCHE
EU feiert “Vertrag von Lissabon” - Brüsseler Gipfel
will “Weisen-Rat”
Lissabon/Brüssel (dpa) - Die
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben am Donnerstag
den “Vertrag von Lissabon” unterzeichnet und damit einen Schlussstrich
unter sechs Jahre erbitterten Streit
über die Modernisierung der EU gezogen. Der Vertrag soll Europa neue
politische Gestaltungskraft geben
und helfen, den Wohlstand der fast
500 Millionen EU-Bürger zu sichern
und Europa fit für den globalen Wettbewerb zu machen. Bundeskanzlerin
Angela Merkel (CDU) bekam bei der
feierlichen Zeremonie im HieronymusKloster von Lissabon für ihre Arbeit am
Gelingen des Vertragswerks viel Lob
und Beifall. Der Vertrag wird rechtskräftig, wenn alle 27 Mitgliedstaaten
ihn ratifiziert haben. Er soll 2009 in
Kraft treten und die EU demokratischer und in ihren Entscheidungen
schneller machen.
Am Freitag kamen die “Chefs”
erneut zusammen, um beim EU-Gipfel
in Brüssel über die mögliche Anerkennung eines unabhängigen Kosovos
und die weiter umstrittene Erweiterung der Union zu sprechen. Auch
wenn die Beitrittsverhandlungen mit
der Türkei schon in der kommenden
Woche ausgeweitet werden, bleiben
erhebliche Vorbehalte gegen den Beitritt des Landes mit einer mehrheitlich
muslimischen Bevölkerung.
Nach dem Willen von Frankreichs
Präsident Nicolas Sarkozy wird ein
“Rat der Weisen” berufen. Das Gremium mit acht bis zehn unabhängigen
Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft soll sich Gedanken machen,
wie die EU in 20 Jahren aussehen
soll. Sarkozy, der einen Beitritt der
Türkei strikt ablehnt, erhofft von den
“Weisen” Unterstützung.
In der Kosovo-Debatte dürfte der
Streit um eine mögliche Anerkennung
der abtrünnigen serbischen Provinz,
die sich vermutlich Anfang kommenden Jahres für unabhängig erklären
wird, durch eine unverbindlichen Gipfel-Erklärung entschärft werden. Auch
Fragen der legalen Einwanderung in
die EU und Wirtschaftsfragen stehen
auf dem Gipfel-Programm.
Am Tag vor dem üblichen Brüsseler
Arbeitstreffen feierten die Staats- und
Regierungschef in dem Prachtbau in
Lissabon ihren Erfolg und fanden überschwängliche Worte für die Zukunft der
EU. “Dieser Vertrag ist eine neue Etappe
im Abenteuer Europa”, sagte Portugals
Regierungschef José Sócrates, der
derzeitige EU-Ratsvorsitzende. Kommissionspräsident José Manuel Barroso
sagte: “Aus diesem alten Kontinent wird
ein neues Europa geboren.” Parlamentspräsident Hans- Gert Pöttering (CDU)
meinte, die EU gehe aus der schweren
Krise “gestärkt hervor”.
Merkel betonte: “Dies ist ein wichtiger Tag für Europa.” Künftig werde
sich die EU einheitlicher darstellen.
“Es werden die Voraussetzungen
geschaffen, dass der Vertrag überall
ratifiziert werden kann”, sagte die
Kanzlerin. Bundesaußenminister
Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: “Europa wird transparenter, Europa
wird demokratischer, und Europa wird
effizienter arbeiten können. Das ist es,
was dem Bürger in Europa hilft.”
Der derzeitige Präsident des EU-Parlaments, der Deutsche Hans-Gert Pöttering, während seiner Ansprache bei
der Unterzeichnungszeremonie des EU-Vertrages im portugiesischen Lissabon, Portugal. Foto: epa/Inacio Rosa
Vor der Unterzeichnung im Hieronymus-Kloster, einem der historisch
wichtigsten Gebäude Portugals, gab
es viel Lob für Merkel. Sie hatte als
EU-Ratsvorsitzende im Juni bei einer
dramatischen Nachtsitzung genaue
Vorgaben für die abschließenden
Verhandlungen durchgesetzt und die
meisten Streitpunkte ausgeräumt.
“Dieser Prozess war nur wegen des
Einsatzes von Angela Merkel erfolgreich, die das Mandat erwirkt hat,
ohne das alles nicht möglich gewesen
wäre”, sagte Sócrates. Barroso sprach
von einem “außergewöhnlichen Beitrag” der Deutschen. Er betonte vor
allem die Notwendigkeit von Solida-
rität in der EU. “Wir wollen ein faires
Modell des Gebens und Nehmens
sein”, sagte er.
Der britische Premierminister
Gordon Brown unterzeichnete nachträglich den Vertrag. Er nahm wegen
Verpflichtungen im Londoner Parlament an der Zeremonie nicht teil und
kam war mehrere Stunden später.
Brown unterschrieb das Vertragswerk
in einem Kutschenmuseum, in dem
Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva zu einem Essen geladen hatte.
Die heimische Opposition warf ihm
“Feigheit” vor. Er wolle offenbar kein
Foto von sich in der Presse sehen, auf
dem er den in Großbritannien höchst
umstrittenen Vertrag unterzeichnet.
Brown leistete die Unterschrift dann
aber doch vor laufenden Kameras. Britische TV-Sender zeigten die Bilder.
Der “Vertrag von Lissabon” tritt an
die Stelle der EU-Verfassung, deren
Entwurf 2005 bei Volksabstimmungen
in Frankreich und in den Niederlanden
gescheitert war. Die Stimmgewichte
im Rat werden verändert, es gibt
mehr Entscheidungen mit Mehrheit,
eine Art Außenminister soll künftig
über einen eigenen diplomatischen
Dienst verfügen. Europaparlament
und nationale Parlamente bekommen
mehr Mitwirkungsrecht bei EU-Entscheidungen.
Lourdes-Jubiläum
LourdesJubiläum - Auch der Papst unter
unter den Pilgern
von Hanns-Jochen Kaffsack
Rom (dpa) - Etwa fünf Millionen Menschen pilgern jährlich
zu der weltberühmten Grotte
nach Lourdes. Die Kranken und
Gebrechlichen lassen sich in den
südwestfranzösischen Pyrenäenort bringen, denn das Quellwasser
der Grotte gilt als heilend. Am
Wochenende begann in Lourdes
ein Jubiläumsjahr, das sogar acht
Millionen Pilger zu der Marienwallfahr tsstätte in den Bergen
bringen dür fte, dar unter Papst
Benedikt XVI.: Bis zum 8. Dezember 2008 sorgt die Müllerstochter
Bernadette Soubirous für noch
mehr Andrang als sonst - dort, wo
ihr vor 150 Jahren gleich mehrfach die Muttergottes erschienen
sein soll.
Ihre Visionen an der Grotte
hatte die 14-jährige Bernadette
vom 11. Febr uar 1858 an. Das
hat die Kleinstadt am Fuße der
Hochpyrenäen seit langem zu einem Pilger- und Touristenmagnet
allererster Güte gemacht. Nicht
zuletzt erkannte die katholische
Kirche im Zuge der Jahrzehnte
mindestens 68 “medizinisch unerklärliche Heilungen” in Lourdes
als Wunder an. Im Jubiläumsjahr
geht es Anfang September 2008
auch fachlich um Marienerscheinungen in Geschichte, Glaube
und Theologie. Möglicher weise
nimmt Benedikt eben diese “mariologische” Konferenz zum Anlass,
um nach Lourdes zu reisen, einen
Rosenkranz zu beten und wie Millionen vor ihm Quellwasser der
Pyrenäen zu trinken.
“Mit der Tradition der Wallfahrten sind wir mitten in der Mission
der Kirche und nicht am Rand.” So
hatte Jacques Perrier, der Bischof
von Lourdes, einen Besuch des
Papstes im Jubiläumsjahr angekündigt - und dabei auch all jene
belehrt, die meinten, Pilgern sei
nur etwas für die besonders frommen Katholiken. Von Krankheit
und Erschöpfung stark gezeichnet
hatte auch Benedikts Vorgänger
Johannes Paul II. im August 2004
diese weltbekannte Grotte aufgesucht. Als der 84-jährige Papst auf
die Knie ging, drohte er zu straucheln und musste gestützt werden.
Lourdes und die Marienverehrung
waren ihm die Strapaze wert.
Was am Freitag in der unterirdischen Basilika von Lourdes mit einer Messe begann, zelebriert von
dem neuen deutschen Kardinal
Paul Josef Cordes, das wertet der
Nachfolger von Johannes Paul II.
mit einem vollkommenen Ablass
noch auf. Der Ablass gilt für alle,
die während des Jubiläumsjahres
nach Lourdes pilgern oder aber
in der Febr uar woche vor dem
Tag der ersten berichteten Marienerscheinung eine Kapelle oder
andere Stätte besuchen, in der
die Madonna von Lourdes verehrt
wird. Johannes Paul II. bot etwa im
Heiligen Jahr 2000 den Gläubigen
die Gelegenheit zur Vergebung
der Sünden, und auch Benedikt gewährte bereits wiederholt Ablässe.
So nahmen viele Teilnehmer des
Weltjugendtages im August 2005
in Köln neben neuen Erfahrungen
einen von Benedikt XVI. gewährten Ablass mit nach Haus.
“Ablass bedeutet keine billige
Sündenvergebung für TV-Zuschauer des Urbi et Orbi-Segens”,
erklärt Stefan Kempis von Radio
Vatikan. Er verweist auf den heiligen Franz von Assisi, der eines im
Auge gehabt habe: Auch einfache
Menschen sollten durch einen bewussten Akt ausdrücken können,
“dass sie die ihnen in der Beichte
gewähr te Vergebung mit Freude entgegennehmen.” Ehedem
bedeutete dies meist eine teure,
gefährliche und zeitraubende Jerusalem-Wallfahrt, für den heiligen
Franz reichte dann auch ein Gang
nach Assisi aus. In dem Jubiläumsjahr der Marienerscheinungen
wird Lourdes für Millionen der Ort
des Bußgedankens und der Verinnerlichung sein, samt Ablass.
Papst Johannes Paul II bei einer Andacht vor der Madonnenfigur über
dem Eingang der Mariengrotte in Lourdes.
Foto: Alessandro Bianchi
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24./31. Dezember 2007
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Spartanburg ab. Tel: 864-587-7766
Washington, DC
Gemeinschaftsgottesdients Vereinigte und Pilgrims Kirche.
Syvester Abend, Monnag 18:00 Uhr,
National Cathedral, Wisconsin Ave.
Bethlehem Kapelle. Info 202-3370939
Wir in Amerika
Freie
Willst Du dein Herz mir
schenken, so fang es heimlich
an… heisst es in einem
Gedicht von 1650. Ach, nicht
nur Herz und Seele sondern
alles andere was man geben
möchte, sollte mit einfühlsamer Umsicht ausgesucht
werden. Das gilt besonders für
Weihnachtsgeschenke, ideell
und materiell. Doch meist
lasse ich mich dummer weise
erst nach Thanksgiving mit
Millionen anderer Menschen
in die Geschäfte treiben.
Nämlich dann, wenn man für
die vielen Weihnachtsparties
zu denen Clubs,Vereine,
Spor tgr uppen und Arbeitgeber
bereits
Anfang
Dezember einladen, einige
Präsente braucht. Diese
Weihnachtsvor feierei ist
inzwischen in Deutschland fast
ebenso beliebt wie in USA,
doch lange konnte ich mich
beim besten Willen nicht daran
gewöhnen. In meiner Kindheit
näher te sich Weihnachten
bedächtig, mit schummrigen,
ruhig verbrachten Adventssonntagen. Am Heiligabend
gab es Gesang, nützliche
Gaben
und
fröhliche
gegenseitige Besuche im
Familienkreis, die erst am 27.
12., dem dritten Feier tag
aufhör ten. Die paar Geschenke, die wir bekamen,
waren eigentlich nebensächlich. Viel wichtiger war
unser heiteres Zusammensein
mit Tanten, Onkeln, Kusinen
und Kusins. Ich erinnere mich
an die Haselnüsse, die
selbster fundenen Spiele, an
die mitternächtlichen Spaziergänge im Schnee.
Während unsere Tochter in
Zeitung
24./31. Dezember 2007
Texas aufwuchs hielten wir so
gut es ging an diesen
herkömmlichen Traditionen
fest. Damit waren wir die
einzigen in unserer Umgebung,
bei denen Weihnachten am 24.
begann und drei Tage später
aufhör te. Dagegen waren
unsere Nachbarn in der Regel
froh, wenn der ganze Rummel
Ein echtes Geschenk
ist kein
White Elephant
am 25. vorbei war und sie danach
in den Geschäften ihre
Geschenke
umtauschen
konnten. Doch wie es so geht,
gleicht sich auch der sturste
Einzelgänger irgendwann den
Gepflogenheiten der Mehrheit
an. Meine Umerziehung begann
ganz harmlos in unserer
Aerobicsgruppe. Zum vierten
Advent
brachte
ich
Tannenkranz, Kerzen und
Stollen mit, die anderen
steuer ten
verschiedenes
Weihnachtsgebäck bei und nach
dem Workout sangen wir
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Brauch, der sicher seinen
Ursprung in dem Sprichwor t
für jeden schiefen Topf findet
sich ein schiefer Deckel hat.
Er wachsene versuchen wohl
damit ohne nenneswer ten
Geldaufwand etwas vom Spass
und der Überraschung ihrer
Kindheit zurückzuholen. Für
mich ist das nichts. Denn
obwohl ich ein Regal voll
sinnloser Kinkerlitzchen
besitze, mag ich nichts
verschenken was mir selber
nicht gefällt. Also muss ich
mich aufraf fen und einkaufen
gehen. Nach anstrengenden
Stunden entscheide ich mich
dann für ein Buch, obwohl das
selten
die
er wünschte
Befriedigung erzielt, weil man
ja den Empfänger nicht kennt.
Beim White Elephant Gift
Exchange gehen zuerst die
grösseren Pakete weg, und die
bescheideneren har ren bis
zuletzt. Auf einer eleganten
Par ty wickelte eine Dame
endlich mein Büchlein aus. Mit
gerunzelter Stirn las sie den
Titel "Reptilien inTexas" und
legte es unangenehm berührt
schnell zur Seite. Niemand
versuchte
ihr
den
Naturkundeband
auszu spannen. Am liebsten hätte ich
ihn zurückgeholt, doch ich
blieb auf einer Duftkerze und
streng riechender Handlotion
sitzen. Andere schleppten
der weil gehäkelte Decken und
bemaltes Porzellan davon, die
ich allerdings auch nicht
gebrauchen konnte.
Was durchaus nicht heissen
will, dass andere Geschenke,
die ich nach langem Überlegen
im Geschäft erstehe oder zu
Hause selber mache, bei ihren
Empfänger n
ungetrübte
Freude auslösen. Deshalb
verlege ich mich neuerdings
auf nützliche Kleinigkeiten, die
nicht durch ihren Preis
sonder n
ihr e
akute
Brauchbarkeit bestechen.
Mein Renner, der nachweisbar
bei allen Männern, Frauen, alt
und jung ankommt, ist das Inova
Microlight, für zehn Dollar. Die
olivengrosse Taschenlampe ist
stoss- und wasser fest und
strahlt mit ihrer fast
unzerstörbaren LED Birne und
der winzigen Lithium Batterie
Seite 28
15 Stunden lang unglaublich
helles Licht aus. Dazu gebe
ich ein kleines, flaches echtes
Schweizer Taschenmesser in
rot oder schwarz und man hat
das Notwendigste um bei
Gefahr im Dunklen seinen
Weg zu finden oder einen
Apfel zu schälen wenn die
Elektrizität ausfällt.
Selten
erhält
man
Geschenke, die noch nach
vielen
Jahren
zu
Begeister ungsstürmen hinreissen. Die von meinem
Mann entwor fenen und
geschmiedeten Schmuckunikate oder die unglaublich
versatile Bosch Stichsäge, die
mir mein Bruder vor Jahren
verehrte, gehören dazu. Mit
dieser Säge lernte ich Bänke,
Tische einen Stuhl und
kürzlich Bücherregale bauen.
Wunderschön sind auch die
mit viel Liebe und Kenntnis
über die Eigenar ten ihrer
Elter n
gepackten
Postsendungen,
die
unsereTochter jedes Jahr
schickt. Es gehört schon eine
Por tion Einfühlsamkeit dazu
Er wachsene mit Gaben zu
er freuen. Meine umsichtige,
ideenreiche Freundin Rita
begann vor drei Jahren mit
einer ganz besonderen
Geschenkserie. Am Heiligabend rollte sie auf einem
roten Wägelchen einen Sack
voll hölzer nem Kinder spielzeug für uns frisch
gebackene
Gr osselter n
herein.
Mit diesen bedachtsam
ausgesuchten Gaben für
unsere Enkel-kinder brachte
sie uns wirklich "grosse
Freude".
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5,000 – wurden von der Worcester Wreath Co. in
Harrington, Maine, gestiftet. Merrill Worcester übernimmt
zusätzlich noch die Transportkosten. Er tut dies bereits
sei 1992. Ein bemerkenswerter Mensch! Ausserdem
besuchen Gruppen von Schulkindern aus Maine in
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Fragen/Antworten
Freie
Zeitung
24./31. Dezember 2007
Seite 29
Sie Fragen - Wir Antworten mit Tante Anna
gereicht werden. Sie benötigen:
Frage: In der AW vom 29.
Oktober 2007 auf Seite 29 war
der Text der Bayernhymne. Gibt
es eine Landeshymne für das
Bundesland Brandenburg oder
für Berlin? Können Sie bitte den
Brandenburger oder Berliner Text
in der AW veröffentlichen?
Besten Dank für Ihre Hilfe.
R Kaeske Gurnee, IL
-
4 Brötchen vom Vortag
400 ml Milch
2 Eier (nach Belieben)
100 g Zucker
2 Essl. Zimt
2 Essl. Butter
Zubereitung:
Zimt und Zucker vermischen.
Brötchen der Länge nach
halbieren, Milch mit den Eiern
verquirlen. Die Brötchen in die
Eiermilch legen und vollsaugen
lassen. Sind die Brötchen sehr
trocken, eventuell mehr Eiermilch verwenden, damit die Brötchen richtig vollgesogen werden.
Butter in der Pfanne erhitzen
und die Ritter darin goldbraun
backen. Sie erhalten das "rostige"
Aussehen durch die Bestreuung
mit Zimtzucker.
Dazu kann eine Vanille- oder
Weinsosse gereicht werden.
Guten Appetit!
Antwor t:
Es gibt ein
Brandenburger Lied und ich
kenne es auch! Es heisst
"Märkische Heide" und stammt
von Gustav Büchsenschütz, der
es 1923 schrieb. Hier ist der Text:
1. Märkische Heide,
Märkischer Sand
|: Sind des Märkers Freude,
Sind sein Heimatland. :|
Refrain:
Steige hoch, du roter Adler,
Hoch über Sumpf und Sand,
|: Hoch über dunkle
Kiefernwälder,
Heil dir mein
Brandenburger Land. :|
2. Uralte Eichen,
Dunkler Buchenhain,
|: Grünende Birken
Stehen am Wiesenrain. :|
Steige hoch . . . . . .
3. Blauende Seen,
Wiesen und Moor,
|: Liebliche Täler,
Schwankendes Rohr. :|
Steige hoch . . . . . .
Frage: In Deutschland sangen
wir in meiner Jugendzeit immer
ein schönes Lied zum Ausklang
beim Lager feuer oder beim
Abschied von guten Freunden. Die
Melodie ist "Auld lang syne".
Könnten Sie bitte den deutschen
Text abdrucken, um mein
Gedächtnis aufzufrischen?
C Narloch Youngstown, OH
Antwort: Ihrer Bitte komme ich
nur zu gerne nach, da dieses Lied
einen schönen und besinnlichen Text
hat. Es ist eine schottische Weise
und stammt von Claus Ludwig Laue,
der es in 1946 schrieb:
3. So ist in jedem Anbeginn
Das Ende nicht mehr weit.
Wir kommen her und gehen
hin
Und mit uns geht die Zeit
Refrain:
4. Nehmt Abschied Brüder,
schliesst den Kreis,
Das Leben ist kein Spiel.
Nur wer es recht zu Leben
weiss,
Gelangt ans grosse Ziel.
Refrain:
Nehmt Abschied, Brüder
4. Knorrige Kiefern
Leuchten im Abendrot,
|: Sah'n wohl frohe Zeiten,
Sah'n auch märk'sche Not.
:|
Steige hoch . . . . . .
5. Bürger und Bauern
Vom märk'schen Geschlecht,
|: Hielten stets in Treu
Zur märk'schen Heimat fest!
:|
Steige hoch . . . . . .
6. Hie Brandenburg allewege Sei unser Losungswort!
|: Dem Vaterland die Treue
In alle Zeiten for t. :|
Steige hoch . . .
1. Nehmt Abschied, Brüder,
ungewiss
Ist alle Wiederkehr,
Die Zukunft liegt in Finsternis
Und macht das Herz uns
schwer.
Refrain:
Der Himmel wölbt sich übers
Land,
Ade, auf Wiedersehn!
Wir ruhen all in Gottes Hand,
Lebt wohl, auf Wiedersehn.
2. Die Sonne sinkt, es steigt
die Nacht,
Vergangen ist der Tag.
Die Welt schläft ein, und leis
erwacht
Der Nachtigallen Schlag.
Refrain:
Frage: Während meiner Kinderzeit besuchte ich Verwandte in
Deutschland und erinnere mich
gerne an die Speisen, die mir
meine Tante vorsetzte. Besonders
gerne ass ich "Karthäuser Klösse".
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Rostige Ritter können als
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24./31. Dezember 2007
Seite 30
Versicherungsregulierungsbehörde er weitert ihr
Dienstleistungsangebot um Dolmetscherser vice
In Zusammenarbeit mit Language Line Services kann die Behörde
ab sofort Kunden in über 162 Sprachen betreuen
Columbus, OH (awj) - Mary Jo Hudson, die Direktorin des Ohio Department of
Insurance, kündigte heute an, dass die Behörde ab sofort Kunden in über 162 Sprachen
betreuen kann. Um diese Betreuung zusätzlicher Kunden zu ermöglichen, arbeitet die
Behörde mit der Übersetzungsagentur Language Line Services zusammen.
"Wir wollen sicherstellen, dass unsere Angebote so viel wie möglich im Bundesstaat
Ohio ansässigen Personen zur Verfügung stehen," so Hudson. "Mithilfe dieser neuen
Dienstleistung stellen wir sicher, dass uns Kunden alle möglichen Fragen zum Thema
Versicherung stellen können und sie von uns umfassend informiert werden. Rufen Sie
uns unter 1-800-686-1526 an."
Kunden, die die Behörde anrufen und Übersetzungshilfe benötigen, werden zunächst
mit einem "Vermittler" von Language Line Services verbunden, der dem Anrufer einige
Fragen stellt, um dessen Sprache sowie den Dialekt zu ermitteln. Der Vermittler stellt
den Anruf dann an einen entsprechenden Dolmetscher durch, der das Gespräch
zwischen dem Anrufer und dem Behördenangestellten übersetzt. Language Line
Services beschäftigt über 2000 Dolmetscher in 162 Sprachen wie z. B. Spanisch, Somali,
Französisch, Kantonesisch, Deutsch, Italienisch, Russisch und Portugiesisch.
Kunden aus Ohio, die Fragen zu Versicherungsproblemen haben, sollten das
Kundentelefon des Ohio Department of Insurance unter 1-800-686-1526 anrufen.
Kostenfreie Informationen finden Sie auch im Internet unter www.ohioinsurance.gov.
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1984 thru 2007
Wir in Amerika
Freie
Zeitung
24./31. Dezember 2007
Seite 31
Schwäbischer Sängerbund feiert Weihnachten
Mar tinsville, NJ (awj) - Der
Schwäbische Sängerbund von New
Jersey hielt am Sonntag, 2.
Dezember 2007, seine Weihnachtsfeier im malerisch gelegenen Martinsville Inn.
Während der Cocktailstunde
gab es reichlich Gelegenheit, bei
einem guten Tropfen und
genussvollen Häppchen hie und da
zu plaudern und Neuigkeiten
auszutauschen. Geselligkeit wird
gepflegt und das Singen einiger
Weihnachtslieder gehört selbstverständlich zu dieser Feier. Der
Vorsitzende und Präsident, Steve
Barthelmes, hiess alle Sangesschwestern und -brüder, sowie
Freunde herzlich willkommen.
Erster Vizepräsident Hans
Blessing führte humorvoll durch
das Programm und Karin Duerr
übertraf mit ihren geschmack-
vollen Dekorationen wieder alle
Erwartungen. Kurt Striny bewies
sein künstlerisches Talent mit der
Gestaltung des Programmheftes
und die Tischordnung, sowie der
Kartenverkauf lag in den Händen
von Patricia Froehlich und Irene
Zehetleitner.
Die musikalische Umrahmung
mit Tanz- und Unterhaltungsmusik
gelang dem Norbert Ludewig
Orchester wieder fabelhaft. Nach
dem ausgezeichneten Dinner
er folgte die Ehrung einiger
Mitglieder, die ein Jubiläum mit
dem SSB feiern konnten. Steve
Barthelmes und Hans Blessing
bereitete es grosse Freude,
Gertrud Adams, Irene Palenycky
und Monika Van Houten für deren
10 Jahre beim SSB zu ehren und
ihnen zu danken. Elsa Daletzki trat
dem SSB vor 25 Jahren bei und
Katharina Fehlberg ist bereits seit
20 Jahren Mitglied. Leider konnten
diese Beiden nicht anwesend sein,
aber die Ehrung wurde bei der
nächsten Chorprobe vorgenommen. Fran Steinmetz überreichte
Waltraud Braun mit vielen Dankesworten, denen sich die Präsidentschaft anschloss, ein herrliches
Blumengebinde für ihre unermüdliche Arbeit für den Sängerbund.
Die musikalische Tour durch
Deutschland während des
vergangenen Sommers, sowie
das bevorstehende Weihnachtskonzer t sind zwei
Höhepunkte, die das Vereinsleben bereichern. Die stattliche Anzahl der Sängerinnen und
Sänger spricht für sich selbst und
die Aufrechterhaltung des
deutschen Liedgutes lässt sich
leicht mit den Lieder n der
amerikanischen Wahlheimat
vereinen.
Im Jahre 2010 dar f der
Schwäbische Sängerbund sein 125jähriges Bestehen feiern!
Christa K. Wimmer
10 Jahre Mitglied beim SSB (l-r): Irene Palenycky, Gertrud
Adam und Monika Van Houten. Präsident Steve Bartelmes und
1. VP Hans Blessing gratulieren
Photo: Inge Helling
Christkindlmarkt der DC Clark Ladies Division
Clark, NJ (awj) - Die Ladies
Division des Deutschen Clubs of
Clark hat sich mit ihrem
alljährlichen Christkindlmarkt
inzwischen einen guten Ruf
erobert. Der zumeist im Freien,
in der enormen Festhalle
abgehaltene Weihnachtsmarkt
zieht auch bei Regenwetter
kauflustige Freunde magisch an.
Viele Stände waren unter dem
schützenden Dach untergebracht und heruntergelassene
Plastikwände hielten den Regen
ab. Die Glühweinbude war ständig
belagert und der verlockende Duft
unwiderstehlich. Räuchermännchen und kunstvolle Pyramiden aus
dem Erzgebirge, weihnachliche
Dekorationen aller Art, Adventskränze, verschneite MiniaturTannenbäume, Christbaumkugeln,
Wachskerzen, festlich-elegante
Tischdecken, Lebkuchen, Weinbrandbohnen, selbstgebackene
Kuchen und Plätzchen, Schmuck,
Handarbeiten sind nur einige Beispiele der zahlreichen Angebote.
Eine Gruppe unermüdlicher
Sänger vom Sänger Chor Newark
sang die beliebtesten Weihnachtslieder unter der Direktion ihres
Präsidenten, Kurt Striny, der auf
dem Akkordeon begleitete.
Das Vereinshaus lud ein zu
Speis' und Trank, von dem
ausgiebig Gebrauch gemacht und
zu gemütlichem Beisammensein
ausgenutzt wurde. Obwohl zahlreiche Besucher nach Tätigung
ihres Einkaufes wieder nach
Hause strebten, liessen sich fast
400 Gäste ein
schmackhaftes
Essen munden.
Die unermüdliche
Ladies Division darf
auf ihre er folgreichen Aktivitäten
stolz und sich der
dankbaren Anerkennung
des
Deutschen Clubs of
Clark gewiss sein.
Text und Photos:
Christa K.
Wimmer
Das ganze Jahr über
klapperten die Stricknadeln
und flitzen die Häkelnadeln
in den fleissigen Händen
von Susanne Schmid, die
unermüdlich im und um das
Vereinshaus tätig ist
Die vorgetragenen Lieder des Sänger Chor Newark, unter der
Leitung von Kurt Striny (mit Akkordeon), trugen wesentlich
zur vorweihnachtlichen Stimmung bei
Katzentanne zum Mitsingen, nach der Melodie
"Am Weihnachtsbaume, die Lichter brennen"
(Eingesandt von Leserin Hilke Breckwoldt-Laun
aus Schaumburg, Illinois)
Am Weihnachtsbaume,
die Katze klet-tert
sie schnurrt zufrie-den, leis und zart.
Der shöne Glasschmuck ist schon zerschmet-tert
die Candystan-gen stark behaart.
Die Lichterket-te ist unterbro-chen,
der Stern ganz o-ben scheint nicht mehr.
Die Schokola-de ward angero-chen
und keine Seele will sie mehr.
O - schöne Tan-ne, wie bist Du herr-lich,
für jedes Kat-zen-Herz ein Traum.
Laß Katze den-ken, sie lebt gefähr-lich
und kauf ihr ei-nen Weihnachtsbaum...
Wir in Amerika
Freie
Zeitung
24./31. Dezember 2007
Seite 32
Kirchliche Nachrichten
Die Vereinigte Kirche teilt mit:
Wir laden Sie herzlich ein zu unseren
evangelischen Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Vereinigten Kirche, Ecke
20th und G Street NW, Washington, DC, Tel.
(202) 337-0939. Nach jedem Gottesdienst ist
Kaffeestunde in der John Cooper Lounge.
Sonntag, den 16. Dezember, 9:30 Uhr:
Gottesdienst zum 3. Advent mit Liedern und
Lesungen 15:00 Uhr: Adventskonzert des
Washington Sängerbundes
Montag, den 24. Dezember, 17:00 Uhr:
Christvesper
Montag, den 31. Dezember, 18:00 Uhr:
Jahresschlussgottesdienst der deutschen evangelischen Gemeinden mit Abendmahlsfeier in der Bethlehemkapelle der Nat‘l Cathedral, Wisconsin Ave.
Die Deutschsprachige Katholische
Mission Washington, D.C. teilt mit:
Sie sind alle herzlich zu unseren
Gottesdiensten eingeladen, die alle, falls nicht
anders angegeben, in The Heights School, 10400
Seven Locks Road, Potomac, MD, 20854
stattfinden. Einmal im Monat ist Gottesdienst
mit besonderer Ansprache für die Kinder. Pfarrer
Bernd Kaut. Alle Veranstaltungen finden im
Pfarrhaus, 6330 Linway Terrace, McLean, VA
22101 (Tel. 703-356-4473) statt. Gelegenheit
zum Empfang des Bußsakramentes jederzeit
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Zu unseren Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen sind Sie herzlich eingeladen. Die Gottesdienste für Kinder und Erwachsene feiern wir, soweit
nicht anderes angegeben, in der Pilgrim Lutheran
Church, 5500 Massachusetts Ave., Bethesda, MD
20816. Gleichzeitig wird Kleinkindbetreuung angeboten. Nach jedem Gottesdienst: Kirchenkaffee in der
Fellowship Hall. Die Veranstaltungen in der Woche
finden in unserem Gemeinderaum in der Pilgrim
Lutheran Church oder im Pfarrhaus, 10012 Kendale
Road, Potomac, MD 20854, statt.
Eine Übersicht der aktuellen Veranstaltungen (z.B.
Eltern-Kind-Gruppe mittwochs vormittags von 1012 Uhr im Pfarrhaus) finden Sie auf der Webpage
unserer Gemeinde unter www.glcwashington.org (siehe
"Aktuelles"). Nähere Informationen erhalten Sie im
Pfarrhaus: Tel. 301-365-2678.
Dte. Gottesdienste in Philadelphia:
Die Lutherische Kirche Alt Zion im Zentrum von Philadelphia (Kreuzung N. Broad und Mt.
Vernon) lädt sonntags um 11.15 Uhr zum deutschen Gottesdienst ein. Aktuelle Informationen
(Band) unter 215-765-5883 oder direkt vom Pfarrer, 215-769-1960. E-mail: [email protected].
In der Immanuel Lutheran Church, 14100
Worthington Rd. (corner Southampton Rd.),
Somerton, findet jeden Sonntag um 11 Uhr ein Deutscher Gottesdiest statt. Info dazu gibt es bei Pastor
Soenke Schmidt-Lange unter Tel.: (215) 464-1540
oder per e-mail unter [email protected]
Ebenfalls einen deutschen Gottesdienst feiern
die Christen der Tabor Lutheran Church, Roosevelt Blvd. & Mascher St., Philadelphia, PA, sonntags
um 10.30 Uhr. Infos bei Pastor Wagner unter Tel.:
(215) 455-1706. Email: [email protected]
Tel: (302) 366-9454 Fax: (302) 737-8493
WWW.DelawareSaengerbund.Org
1920 G Street, N.W.
Washington, DC 20006-4303
Gemeindebüro: (202) 337-0939
Deutschsprachiger evangelischer Gottesdienst
In deutscher Sprache an jedem
1. und 3. Sonntag im Monat
um 9.30 Uhr mit Pastor Bodo Schwabe
Jeden Sonntag um 11 Uhr
englischer Gottesdienst
mit Rev. Peter DeGroote
Seit 1833 deutschsprachige
evangelische Gottesdienste
www.theunitedchurch.org
Neujahrsfeier
31. Dezember 2007
Reservierungen bei Brian Schulz: (302) 453-8557
oder email: [email protected]
Präsident Brian Schulz
49 Salem Church Road
Newark, Delaware 19713
Reisen
AMERIKA WOCHE
24./31 Dezember 2007
Seite 33
Touristen-Kult und Armut - Die letzte Milchbar von Nowa Huta
von Eva Krafczyk
Krakau (dpa) - Sozreal ist Kult
geworden in Nowa Huta, das einst
die sozialistische Vorzeigestadt im
bourgeouis-katholischen Polen werden sollte. Die Alleen und Arbeiterprachtbauten im stalinistischen Stil
setzen einen deutlichen Kontrapunkt
zum südpolnischen Krakau (Krakow). Wenn die Touristen aus aller
Welt übersättigt sind von den architektonischen Schönheiten der alten
Königsstadt, deren komplette Altstadt
auf der Liste des Weltkulturerbes der
Weltkulturorganisation UNESCO
steht, wenn sie sich im alten jüdischen
Stadtteil Kazimierz satt gegessen
haben an “gefilte Fisz” und “Karpfen
jüdische Art”, schlägt die Stunde der
Ostalgie-Touren.
Gleich mehrere kleine Veranstalter
bieten seit einigen Jahren “Kommunismus-Touren” an. Einige von ihnen
haben sogar alte Trabis und Moskwas
reaktiviert, um deutschen, englischen
oder amerikanischen Besuchern das
mittlerweile in Krakau eingemeindete
Nowa Huta vorzustellen mit seinen
Monumentalbauten, den breiten
Alleen und von Grünflächen unterbrochenen Wohnblöcken, die einst ein
Arbeiterparadies werden sollten.
Der politische Wandel hat, mitunter zum Verdruss der jungen Tourismus-Geschäftsleute, an Nowa Huta
Spuren hinterlassen. Der Plac Centralny, zentraler Verkehrsknotenpunkt
der Sozreal-Stadtteils, trägt heute den
Namen Ronald Reagans. Die Allee
des kommunistischen Manifestes
gibt es nicht mehr. Mit einer nach
dem polnischen Papst Johannes Paul
II. benannten Allee lässt sich leicht
vergessen, dass Nowa Huta nach dem
Willen der kommunistischen Stadtplaner eine “Stadt ohne Gott” sein
sollte. Die katholische Arbeiterklasse
sah das anders - gemeinsam mit dem
damaligen Krakauer Erzbischof Karol
Wojtyla ertrotzten die Einwohner den
Bau einer Kirche.
Auch Lenin musste den neuen
Zeiten weichen. Einst grüßte der
Revolutionär die Werktätigen von seinem Podest vom Plac Centralny aus.
Doch die frische Brise des Wandels
blies auch Lenin weg: Das Denk-
mal wurde ganz neu-kapitalistisch
verkauft und in einen schwedischen
Freizeitpark exportiert. Vor einigen
Jahren wollten anonyme Spaßvögel an
den Geist des alten Nowa Huta erinnern und stellten in einer nächtlichen
Aktion eine Lenin-Gipsfigur am alten
Standort auf. Die heftigen Reaktionen
und ein prompter Demontage-Einsatz
der Stadtteilbehörden machten aber
schnell klar, dass sich die Zeiten endgültig geändert haben.
Der Club der Internationalen
Presse in den Arkadenbögen am
Plac Centralny existiert nicht mehr.
Stattdessen können die Einwohner
von Nowa Huta wie der Rest ihrer
Landsleute Ananas, Bananen und
Orangen auch ganz ohne Sonderlieferungen kubanischer Genossen
im Lebensmittelladen oder an den
Marktbuden kaufen, an denen freies
Unternehmertum längst zur Lebensphilosophie geworden ist.
Doch die neuen Zeiten haben
nicht allen Wohlstand gebracht. Das
Stahlwerk,das einst der wichtigste
Arbeitgeber in Nowa Huta war, gehört nach der Privatisierung einem
indischen Konzern. Schon vor der
Übernahme waren zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut worden. Auch
für die Rentner, die auf jeden Zloty
achten müssen, ist eine Shoppingtour in den schicken Boutiquen und
neu entstandenen Einkaufszentren
der Innenstadt nicht drin, die Ware
unerschwinglich.
Sie decken sich im “Ciuchland”
(Lumpenland) mit Wintermänteln,
Pullovern oder Nachthemden ein.
Was aus englischen, deutschen, niederländischen Kleiderschränken ausgemustert wurde, geht hier zum Kilopreis über den Ladentisch. Früher, so
erzählt eine Verkäuferin, war hier das
“Geschäft der Polnischen Mode.” Sie
zuckt gleichgültig die Schultern. “Die
Altkleider aus dem reichen Westen
sind oft von besserer Qualität als das,
was unsere Textilkombinate damals
herstellen konnten.”
Doch ein Überbleibsel der alten
Zeiten ist geblieben. In zuckrigen
Pastellfarben prangen bunte Bögen
auf dem grauen Beton der Arkaden,
die von der Rosenallee zum Plac
Preußen-Schätze auf
Burg Hohenzollern
Ein lange Zeit verschollenes Reiseservice Friedrichs des Großen aus Meissner Porzellan wird in der Schatzkammer der Burg Hohenzollern bei Hechingen (Zollernalbkreis) ausgestellt. Tausende Touristen aus der ganzen
Welt besuchen die Burg, um die wertvollen Schätze zu sehen. Auf dem 855
Meter hoch gelegenen Stammsitz der Hohenzollern wollen sie in die Welt
der Ritter und der Preußen-Dynastie eintauchen. Foto: Patrick Seeger
Centralny führen. “Bar Mleczny”
(Milchbar) verkünden die weißen
Buchstaben an den hohen Fenstern
der Bar. Selbst die Lettern erinnern an
die frühen Jahre des 1956 eröffneten
Selbstbedienungsrestaurants.
Seit 15 Jahren arbeitet Bar-Chefin
Lucyna Serafin hier, aber sie versichert, dass die Pierogi, die süß oder
deftig gefüllten Teigtaschen, noch
nach demselben Rezept von Hand
hergestellt werden wie einst in der
Volksrepublik. Auch die Abläufe im
Selbstbedienungsrestaurant sind
noch die gleichen. Nur das Aluminiumbesteck von einst ist Einweg-Plastik gewichen.
Flink lässt Helena Markowicz die
Finger über die Kasse gleiten. Ihr
Blick wandert über Teller mit Pierogi,
mit Barszcz, der traditionellen Suppe
aus roten Rüben, oder Bratkartoffeln.
Es muss schnell gehen, die nächsten
Gästen warten schon in der Schlange,
trotzdem hat sie ein Lächeln und ein
freundliches “Smacznego” (guten
Appetit) für jeden. In den 37 Jahren,
die sie an der Kasse der Bar arbeitet,
ist so mancher Besucher zum Stammgast geworden.
Durch die kleinen Fenster an
Kasse und Bestellaufgabe lässt sich
ein Blick in die Küche erhaschen. Die
stämmige Köchin und ihre Helferinnen, die stoisch Kartoffeln schälen,
Pierogiteig ausrollen und in großen
Töpfen rühren, sehen mit ihren
Kittelschürzen und nicht gerade
modischen Plastikhauben, die die
Haare zurückhalten, selbst noch wie
einst in kommunistischen Zeiten aus.
Dampfschwaden füllen die Küche,
es riecht nach Kohl, aber auch nach
gebratenem Fleisch - im Gegensatz
zu den alten Zeiten des Mangels ist
heute in den Milchbars das Angebot
nicht mehr auf fleischlose Kost beschränkt.
“Nie habe ich solche Armut wie
jetzt gesehen. Es gibt Leute, die bestellen eine Suppe für 1,20 Zloty und
machen die Bestellung rückgängig,
weil ihnen ein paar Groschen fehlen”,
sagt Markowicz bedrückt. “Andere
wollen nur eine halbe Portion, weil
sie sich kein ganzes Essen leisten
können.”
Früher hätten die Menschen zwar
auch nicht viel gehabt, und es habe ja
obendrein Mangel in vielen Geschäften geherrscht, sinniert die Barchefin.
“Aber so extrem, dass Menschen von
draußen reinkommen und bei der
Geschirrrückgabe um das übrig gebliebene Essen bitten - nein, so etwas
kannten wir früher nicht.”
Markowicz zeigt zum Fenster, von
dem aus die Besucher der Milchbar
einst das Lenin-Denkmal sehen konnten. “Alle waren überzeugt, es werde
den Menschen gut gehen, wenn
Schluss ist mit dem Kommunismus”,
sagt sie, und es klingt bitter. “Lenin
steht hier nicht mehr, aber die Armut
gibt es immer noch, und schlimmer
als zuvor.”
Jadwiga Rymarz studier t aus
kurzsichtigen Augen die handbeschriebene Tafel, auf der das aktuelle
Menü aufgelistet ist. Die Rentnerin
zieht den warmen Mantel, der schon
bessere Tage gesehen hat, enger
Gäste in der Milchbar “Bar Mleczny” in Krakau, Polen. Foto: Eva Krafczyk
um sich. Nach längerem Überlegen
entscheidet sie sich für Erbsensuppe
für 1,05 Zloty - die ist heute am billigsten. “Vor einem Jahr gab es noch
Suppe für einen Zloty, oder sogar für
90 Groszy, wenn es keine Nudel- oder
Reiseinlage gab”, klagt sie, als sie
sich auch noch für die mit Kartoffel
und Zwiebelquark gefüllten Pierogi
russischer Art entscheidet.
Auf die Speckgrieben, die für mehr
Geschmack sorgen, verzichtet Rymarz nicht aus Gesundheitsgründen:
“Wenn ich sie mit Grieben bestelle,
müsste ich 60 Groszy mehr zahlen”,
rechnet sie vor. So beläuft sich die
Rechnung für Suppe und Hauptgericht auf nicht ganz vier Zloty, etwa
einen Euro. “Gott sei Dank gibt es
noch die Milchbars”, sagte die 73Jährige. “Ich wüsste nicht, wie ich
sonst mit meiner Rente durch den
Monat kommen soll, gerade jetzt, wo
ich auch heizen muss.”
Katarzyna Janowicz hat sich ebenfalls für Pierogi entschieden und
gleich eine weitere Portion auf Vorrat
gekauft. Die Plastiktüte baumelt am
Kinderwagen ihrer kleinen Tochter,
die mit offenem Mund unter ihrer
Decke döst. “Die schmecken auch
morgen noch, und ich spare mir die
Fahrkarten, um hierher und wieder
zurück nach Hause zu fahren”, sagt
die 21-Jährige leise.
Sie ist alleinerziehend, muss auf
jeden ausgegebenen Zloty achten.
“In meiner Plattensiedlung gibt es nur
Fast Food und Pizzabringdienste, aber
das kann ich mir nicht leisten”, seufzt
sie, während sie mit der Plastikgabel
langsam eine Teigtasche zerteilt.
“Und leider werden die Milchbars
immer seltener.”
Wendy und Julian Kendrick kennen diese Probleme nicht. Das Paar
aus dem englischen Chester hat vor
ein paar Tagen eine der “Sozialismus-Touren” gebucht und wollte auf
eigene Faust noch ein wenig postsozialistisches Ambiente erleben. “Unser
Guide hat uns die Milchbar im Vorbeigehen gezeigt, da wollten wir uns das
auch gleich mal von innen ansehen”,
erzählt Julian, der zu seinem Kotelett
mit Kartoffeln und Rotkohl noch eine
kräftige Suppe, Saft und Kompott auf
seinem Tablett stehen hat.
“Das hat ungefähr 15 Zloty gekostet”, sagt er begeistert. “Ist doch ein
Witz, solche Preise - dafür kriege ich
zu Hause nicht mal ein Sandwich.”
Auch die Mittdreißigerin Wendy lässt
sich ihr Hähnchenbrustfilet mit Kartoffelbrei und Salatteller gut schmecken. “Ich war ja erst skeptisch, ob wir
bei diesen Preisen etwas Ordentliches
erwarten können”, gibt sie zu. “Kaum
zu glauben, dass man für so wenig
Geld essen gehen kann.”
Das polnische Rentnerpaar, das
geduldig in der Warteschlange der
Kunden darauf harrt, seine Bestellung aufgeben zu können, dürfte diese
Einschätzung nicht teilen. Doch der
alte Mann mit dem buschigen weißen
Schnurrbart gibt sich auch in der
Milchbar mit ihren Plastikstühlen und
-blumen, den bunten Wandbildern
im Stil der späten 50er Jahre und
den Gästen, die angesichts niedriger
Temperaturen lieber den Mantel
anbehalten, wie ein Kavalier alter
Schule, der seine Frau in ein edles
Restaurant ausführt. “Jetzt sei doch
nicht so bescheiden, Danusia”, drängt
er seine zögernde Frau. “Gönn Dir
bitte ein Kompott zum Nachtisch.”
Roman
AMERIKA WOCHE
24./31. Dezember 2007
Seite 34
Aus Drei mach Eins
von Conny Kirschgarten
„Aus Drei mach Eins“ ist eine sympathisch-turbulente Sommerkomödie,
die in Mainz, Wiesbaden und Saarbrücken spielt. Ein Muss für alle
Politikverdrossenen, die sich dennoch während ihres Sommerurlaubs
amüsieren möchten.
www.brueckenverlag.de
Man kann das Buch (und andere) dort bestellen.
8
(Fortsetzung)
"Hey, ihr zwei, nicht so schnell! Nächsten Freitagabend
gibt es auf Thilos Weingut ein großes Sommerfest. Er
hat es extra nochmals gesagt. Ihr seid herzlich eingeladen.
Wenn ihr wollt, könnt ihr schon mittags kommen und
beim Aufbauen helfen. Gerade zwei kräftige Handwerker
könnte Thilo gut gebrauchen. Bleibst du solange, Serge?"
"Sommerfest auf einem Weingut? Natürlich bin ich
dabei. Ich habe geplant, am Sonntag zurückzukehren.
Mehr als zehn Tage kann ich nicht wegbleiben, sonst
glaubt sich mein Mathieu, er ist Chef. Vielen lieben Dank
und pass mir gut auf Christian auf."
"Ja, mache ich, keine Sorge", versprach Evelyn. Dann
wandte sie den Kopf zu Christian: "Ich glaube, das kannst
du selbst ganz gut, oder?"
Für Christian war das Tempo von Aufbruch,
Einladung, und Verabschiedung reichlich schnell.
"Ehrlich gesagt, mir hat es ein wenig die Sprache
verschlagen. Also, ihr beiden, kommt gut nach Hause."
"Mein Auto steht gerade um die Ecke", hörte er Evelyn
sagen.
"Es war der letzte freie Parkplatz. Ich fahr dich heim.
Ich soll ja auf dich aufpassen."
"Einen Augenblick. Ich gehe erst einmal bezahlen. Bin
gleich wieder da."
Als er zurückkam, schlenderten sie gemeinsam zum
Parkplatz.
"Angélique, willst du mich gleich in den Rhein werfen
und die Fische mit mir füttern?" Serge schaute sie
verstohlen von der Seite an.
"Das hat Zeit bis du die Lampe im Badezimmer
aufgehängt hast. Komm, wir gehen durch die Altstadt
nach Hause. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber gerade
abends finde ich es sehr schön dort."
"Das freut mich. Dann habe ich eine Chance bei dir
vor meinem Tod?"
Angelika wurde still. Sie kannte Serge schon so lange,
fast zehn Jahre. Auch seine erste Frau, mit der er Christian
öfter in Mainz besucht hatte. Es war seltsam für sie, die
Bekanntschaft mit ihm plötzlich in einem anderen Licht
zu sehen.
"Schau nicht traurig!" Serge nahm ihre Hand. "Wenn
es wegen Evelyn ist. Nimm es nicht tragisch. Sie tut ein
bisschen auf femme de classe."
"Das hat nichts mit Evelyn zu tun, ich mache mir halt
ständig Sorgen um den Jungen", gestand sie ihm.
"Sebastian wird die paar Monate durchhalten, und dann
macht er Schluss mit der Armee. Ich bin sicher, er hat
die Nase voll von Sand und Steppe. Mein Vater, nicht
freiwillig, war in Algerien. Seitdem ist er mit Armee für
alle Zeiten bedient", versuchte Serge sie aufzumuntern.
"Vielleicht hast du Recht", Angelika lächelte ihn an,
"und er kommt zur Besinnung."
Vor dem Frankfurter Hof blieben sie stehen. Serge hatte
ein Plakat entdeckt. Es warb für eine Ausstellung im
Landesmuseum über die Beutekunst unter Napoleon.
"Schon wieder Soldaten!" Angelika seufzte tief.
Serge grinste verschmitzt: "Die armen napoleonischen
Soldaten. Sie hatten es schwer mit den Mädels in
Deutschland."
"Wieso schwer", wunderte sich Angelika.
"Du weißt was fiese Matenten sind?", fragte Serge nach.
"Klar, fiese Matenten sind hinterhältige
Machenschaften."
"Nein, nicht richtig", widersprach Serge, "sondern das
Gegenteil. Wie gesagt, damals, die französischen Soldaten
haben den Damen, in die sie sich verliebten, vorgeschlagen
‚Visite ma tente'. Daraus machten die Deutschen das
Verbot ‚Mach mir keine fiese Matenten'."
Angelika lachte auf und fragte amüsiert: "Und, wo steht
dein Zelt heute Nacht?"
Eine Antwort auf ihre Frage bekam sie nicht mehr.
Serge ließ sie stehen. Er eilte auf einen Penner zu, der ein
paar Meter von ihnen entfernt, vor der Augustinerkirche
saß. Angelika sah völlig verwundert auf die rechte Schulter
des Mannes, die wie um die eigene Achse herum rotierte.
Sein Kopf zuckte in schnellen Stößen nach vorn und
hinten. Bei jedem Zurück schlug er gegen das Mauerwerk.
Serge beugte sich zu dem Mann hinunter und umfasste
mit beiden Händen den Kopf.
"Il est tellement fort", rief er Angelika zu, die jetzt neben
ihm war.
Serge stand langsam auf, ohne ihn loszulassen. Er
schob sich behutsam zwischen den Mann und das
Mauerwerk, sodass sein Körper als Puffer fungierte. Er
löste seine linke Hand vom Kopf des Mannes und ließ sie
auf dessen Schulter gleiten. Mit kräftig massierenden
Bewegungen strich er darüber. Mit der anderen Hand
stützte er weiter den Kopf. Währenddessen rief Angelika
mit ihrem Handy den Notarzt und schilderte mit knapper
Stimme die Symptome.
Als sie wieder zu den beiden hinblickte, fand sie die
Zuckungen schon weniger heftig. Aber am Hinterkopf
des Mannes prangte eine böse Wunde. Angelika nahm
das Handy von einer Hand in die andere. Wo blieb nur
der Notarzt? Sie schaute mit großen Augen zu Serge.
Der schien sie vergessen zu haben. Einen Augenblick
später sah sie den Krankenwagen die Augustinergasse
herauf fahren und neben ihnen halten. Eine junge Ärztin
stieg aus. Angelika bemerkte, wie abgespannt und
übernächtigt sie war.
"Es ist besser geworden", begrüßte sie die Ärztin. "Vor
zehn Minuten hat er wild mit dem Kopf hin- und her
geschlagen."
Die Notärztin wandte sich dem Kranken zu und
begutachtete die Wunde am Kopf. "Sie können den Kopf
loslassen", sagte sie zu Serge. "Aber bitte bleiben Sie
stehen, bis wir ihn im Wagen haben."
Sie winkte ihre beiden Helfer heran, die in Windeseile
die Trage aus dem Wagen herauszogen. Sie hoben den
Verletzten hinauf und schoben ihn in den Krankenwagen.
Serge war endlich aus seiner Stellung an der Mauer
erlöst. Er vertrat sich die Beine. Die Ärztin wandte sich
an Serge und Angelika. Sie vermutete einen epileptischen
Anfall. Allerdings müsse zuerst die Wunde versorgt
werden. Dann sehe man weiter. Sie schloss die Hecktür
(c) 2005 - BRÜCKEN VERLAG
des Krankenwagens und verabschiedete sich. Der nächste
Einsatz wartete schon. Es war viel los.
"Vom Hyatt zum Notarzt. Der Abend ist ereignisreich."
Serge legte seinen Arm um Angelikas Schultern und sagte
leise. "Wir sind ein gutes Team. Unser nächstes Projekt
ist deine Lampe."
Angelika schmiegte sich an ihn. Die Lampe fand sie
nicht mehr so wichtig.
9
Die Routine hatte pünktlich am Montag um 7.30 Uhr
begonnen. Während seiner Joggingrunde am Rhein
entlang, hatte Christian mit Staunen festgestellt, wie dieser
stolze Fluss mit jedem Tag schmaler wurde. Auch roch
er immer intensiver. Demnächst würde der Schiffsverkehr
drastisch eingeschränkt oder gar eingestellt werden. Zu
wenig Wasser unterm Kiel!
Beim Laufen auf den Bodenplatten am Stresemannufer
hatten seine Joggingschuhe bei jedem Schritt geknatscht.
Eingetrocknete Bier- und Saftreste zeugten von den
nächtlichen Gelagen der hitzegeplagten Mainzer. Ein
kühlender Regenschauer, das wäre es! Auf der
Wasseroberfläche am Winterhafen waren bäuchlings ein
paar tote Fische getrieben und sogar die Möwen schienen
trocken aus dem Hals gekrächzt zu haben. Ganz zu
schweigen von den verdorrten Grünflächen: wie braune
Steppe!
Gutgelaunt im Büro angekommen, pfiff er jetzt vor
sich hin und füllte Kaffeepulver löffelweise in den Filter.
Angelika würde sicherlich ein sehr starkes Getränk
benötigen: Einen Löffel für Serge, zwei für das
Wochenende und drei für Angelika.
Eine Minute vor neun kam sie frisch und munter an,
schenkte sich sofort einen Kaffee ein und nahm neben
Christian am Schreibtisch Platz: "Na, dann legen wir los,
solange es einigermaßen kühl ist und wir noch denken
können."
Christian versuchte sachlich zu beginnen: "Neugierig
wie ich bin, habe ich in Hessen begonnen, mit dem
Wahlkreis um Bad Hersfeld. Die Abgeordneten dort, halten
sich seit über 20 Jahren. Ihre Kinder waren zum Teil in
meiner Klasse."
"Hast du etwas besonders Auffälliges entdeckt?"
"Nein, nur das Übliche. Ein bisschen Schieberei, ein
bisschen Bordell. Langweilig wie die ganze Gegend."
"Was soll aus den Langweilern werden?"
"Sie als Bergwerksdirektoren in den Bergbau zu
schicken, wird schwierig. Das ist ähnlich wie im Saarland.
Zuviel Personal wurde in den letzten Jahren abgebaut.
Außer, wir lassen sie als Geister durch die leeren Schächte
spuken."
"Das ist richtig innovativ", fand Angelika. "Die vom
Rhein werden Schiffer, die aus dem hintersten Hessen
geistern im Bergwerk umher."
Er wurde ernst. "Es sind insgesamt 260 Leute
unterzubringen. Die Pensionen und Übergangsgelder
sowie sonstige Zahlungen belaufen sich voraussichtlich
auf 260 bis 320 Millionen Euro".
Fortsetzung folgt
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Seite 38
24./31 Dezember 2007
Sport
AMERIKA WOCHE
Steffi Jones wurde bei ihrer Verabschiedung im Stadion am Brentanobad in Frankfurt am Main
ausgiebig gefeiert. Die Welt-, Europa- und mehrfache Deutsche Meisterin hatte zuvor ihr letztes
Heimspiel absolviert und wird sich künftig auf ihre Aufgabe als Präsidentin des Organisationskomitees für die FIFA-Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland konzentrieren.
Foto: Frank May
Tränen beim Jones-Abschied in
Frankfurt - Potsdam verliert
Middendorp entlassen,
Frontzek neuer Trainer
bei Arminia Bielefeld
Trainer Ernst Middendorp (Foto: Bernd Thissen) ist nach dem
desaströsen 1:6 (0:2) bei Borussia Dortmund in der vergangenen
Woche von Arminia Bielefeld entlassen worden. Sein Nachfolger
ist Michael Frontzeck (kleines Foto: Rolf Vennenbernd), der mit
einem völlig unerwarteten 2:0-Heimsieg gegen den amtierenden
deutschen Meister VfB Stuttgart einen glanzvollen Einstand feierte.
Frankfur t/Main (dpa) - Auf
ihrer kurzen Abschiedstournee hat
Steffi Jones mit einem Sieg und ein
paar Tränen ihrem Heimpublikum
adé gesagt. Die 34-Jährige bezwang
mit dem 1. FFC Frankfurt am Sonntag vergangener Woche die SG
Wattenscheid 09 klar mit 4:0 (2:0).
Die in dieser Bundesligasaison
noch ungeschlagenen Hessinnen
führen damit die Tabelle mit vier
Punkten Vorsprung (22) an.
Auf Platz zwei schob sich dank
eines 5:0-Erfolgs beim 1. FC Saarbrücken der FCR Duisburg (18).
Der Vizemeister hat allerdings
ein Spiel weniger als der Titelverteidiger aus Frankfurt absolviert.
Federn ließ am neunten Spieltag
der 1. FFC Turbine Potsdam. Der
Ex- Meister unterlag vor heimischer Kulisse mit 1:2 Verfolger FC
Bayern München und belegt mit 17
Punkten aus neun Spielen Rang 3.
In Frankfurt richteten sich derweil alle Augen auf Steffi Jones.
“Liebe Fans, vielen Dank, Ihr seid
die Besten”, sagte die 111-malige
Nationalspielerin, die vom 1. Januar
an als Präsidentin des Organisationskomitees zur Frauen-Fußball-WM
2011 in Deutschland arbeiten wird.
Daher beschloss sie jüngst ihre erfolgreiche Karriere bereits zum 31.
Dezember dieses Jahres offiziell zu
beenden. Ihr endgültig letztes Spiel
für Frankfurt bestritt die Welt- und
dreimalige Europameisterin am
Sonntag im DFB-Pokal-Viertelfinale
in Potsdam, dass die Frankfurterinnen mit 1:0 gewannen.
“Das ist auch für mich ein bewegender Moment”, sagte FFCTrainer Hans-Jürgen Tritschoks.
“Ich bin froh, mit ihr zusammen
gearbeitet zu haben.” Auch Jones’
langjährige Mitstreiterin sowohl
im Nationaldress als auch bei dem
hessischen Vorzeigeverein, Renate
Lingor, findet es “schade”, dass
ihre Kollegin die Schuhe an den
Nagel hängen wird. “Denn Steffi
ist auch auf dem Rasen eine große
Persönlichkeit”, sagte Lingor. Und
demnächst auch Fußballlehrerin.
Ihr Diplom nahm Jones letzte Woche in Köln entgegen.
Assauer wird als Berater tätig
Koller mit Nürnberg einig
Heiner Brand
“Trainer des
Jahres”
Die Rückkehr des tschechischen Fußballnationalspielers Jan Koller
in die Fußballbundesliga schon zur Winterpause rückt näher. “Ich
stehe in Kontakt mit Nürnberg”, sagte der 34 Jahre alte Angreifer
jetzt. “Ein halbes Jahr vor der EURO brauche ich Spiele.” Mit dem
1. FC Nürnberg sei sich Koller bereits über einen Eineinhalbjahresvertrag mit Option einig, heißt es. Foto: Carmen Jaspersen
Der Bundestrainer der deutschen Handballnationalmannschaft, Heiner Brand, ist vom
Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zum “Trainer
des Jahres” 2007 gekürt worden. Foto: Rolf Vennenbernd
Rudi Assauer,
langjähriger Manager des Fußballbundesligisten FC Schalke
04, hat ein neues
Betätigungsfeld
gefunden. Der
63-Jährige soll
angeblich als Berater von Fußballvereinen bei
Finanzierungsfragen, Sponsorensuche oder Stadionbau aktiv. Außerdem sei die Beratung von
Spielern vorgesehen - eine Tätigkeit, die Assauer als Schalke-Manager eher skeptisch beurteilte. “Es stimmt schon, dass ich von
vielen Spielerberatern nichts halte. Doch was ich jetzt in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern machen werde, ist nur zu einem
Teil mit Spielerberatung verbunden”, sagte Assauer der Zeitung.
Einer seiner Klienten ist nach “Rundschau”-Angaben Torhüter
Simon Jentzsch vom Bundesligisten VfL Wolfsburg. Sollte Assauer
künftig auch Profis des FC Schalke 04 zu seinem Kundenstamm
zählen, hätte er “kein Problem” damit, sich mit seinen früheren
Vorstandskollegen der Gelsenkirchener an einen Tisch zu setzen.
Er werde jedem Spieler helfen, der seinen Rat suche.
Sport
AMERIKA WOCHE
Seite 39
24./31 Dezember 2007
2. BL: Mainz, Köln und Greuther Fürth rücken näher heran
Köln - Die beiden Führenden der
Liga wurden gebremst, Mainz, Köln
und Greuther Fürth rückten näher
heran. Drei der vier Letztplatzierten
sammelten Punkte; in Aue ging die
Stimmung in den Keller.
„Wir müssen auswärts auch mal
mit einem Punkt zufrieden sein“,
nahm Gladbachs Coach Jos Luhukay
die 1:1-Punkteteilung beim Aufsteiger
Wehen Wiesbaden nicht allzu schwer,
zumal die Borussia ihren Zähler erst
kurz vor dem Schlusspfiff sicherte
(88., Colautti). Der Vorsprung zum
Freiburger SC blieb erhalten, da
auch die Breisgauer auswärts remis
spielten (0:0 in Offenbach). Mainz,
Köln und Greuther Fürth nutzten das
Wochenende, ihr Standing in der Spit-
zengruppe zu verbessern. Der FSV
hatte beim 3:0-Sieg in Aachen in Felix
Borja einen trefflichen Vollstrecker
- der Ecuadorianer machte alle Tore
und katapultierte sich in die oberen
Bereiche des Torjägerrankings (9
Treffer). An Milivoje Novakovic (14
Treffer) konnte Borja allerdings noch
nicht heranreichen. Der Kölner Goalgetter half auch beim 3:0-Sieg des FC
gegen den FC Augsburg durch zwei
Tore kräftig mit, den Aufschwung der
Geißböcke fortzusetzen. Im Playmobil-Stadion der SpVgg Greuther Fürth
fielen die Tore wie Fallobst: 6:3 setzten
sich die Gastgeber in der Partie gegen
den VfL Osnabrück durch. Dass trotz
des attraktiven Verlaufs beide Trainer
mit der Abwehrleistung ihrer Teams
BUNDESLIGA - ÖSTERREICH
RB Salzburg
SV Mattersburg
FC Wacker Innsbruck
Linzer ASK
Austria Wien
-
SV Ried
SCR Altach
SK Rapid Wien
SK Austria Kärnten
Sturm Graz
2:0 (1:0)
3:3 (0:0)
1:1 (0:0)
4:0 (2:0)
1:2 (1:2)
SV Mattersburg
SV Ried
Sturm Graz
SCR Altach
SK Rapid Wien
-
Austria Wien
FC Wacker Innsbruck
RB Salzburg
SK Austria Kärnten
Linzer ASK
1:1 (1:1)
0:0 (0:0)
1:1 (1:0)
0:1 (0:1)
2:0 (0:0)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
(1.)
(2.)
(3.)
(5.)
(4.)
(6.)
(7.)
(8.)
(9.)
(10.)
Sturm Graz
RB Salzburg
Austria Wien
SK Rapid Wien
Linzer ASK
SV Mattersburg
SV Ried
SCR Altach
FC Wacker Innsbruck
SK Austria Kärnten
23
23
23
23
23
23
23
23
23
23
9 10
10 7
9 10
10 6
9 8
7 11
8 5
5 8
4 8
5 5
4
6
4
7
6
5
10
10
11
13
43:25
36:26
29:21
37:29
37:29
40:30
28:35
24:38
21:38
19:43
haderten verwunderte nicht.
Ähnliches galt für das Spiel des
FC St. Pauli gegen Kaiserslautern.
Auch diese Begegnung lieferte eine
überdurchschnittliche Torausbeute.
Den Hamburgern gelang es trotz
einer 2:0-Führung nicht, auch nur einen Punkt zu behalten. „In dieser Liga
kann man es sich eben nicht erlauben, einen Gang runterzuschalten“,
rekapitulierte Pauli-Trainer Holger
Stanislawski. Die Lauterer bewiesen
Moral und rangen die Gastgeber mit
4:3 nieder. Als Lohn verließen sie die
Abstiegszone (von 16 auf 14). Die
beiden Letztplatzierten sammelten
ebenfalls neue Hoffnung im Abstiegskampf. Schlusslicht Jena besiegte im
Ostduell Erzgebirge Aue mit 2:1. Die
Veilchen verspielten
ihre 1:0-Führ ung
und handelten sich
Österreich
durch die Nieder22. Spieltag
lage Ärger mit der
Vereinsleitung ein,
Duisburg gegen Frankfurt: Der Duisburger Youssef Mokhtari (oben)
und der Frankfurter Benjamin Köhler kämpfen um den Ball. Die Frankfurter gewannen in Duisburg 1:0.
Foto: Roland Weihrauch
die sogar eine geplante Weihnachtsfeier absagte. Derart drakonische
Strafen wurden für die Beteiligten
des Spiels 1860 München gegen SC
Paderborn nicht überliefert, obwohl
der Charakter der Begegnung in
dem tristen 0:0-Endresultat passend
ausgedrückt war. SCP-Trainer Holger
Fach indes nahm den Auswärtspunkt
gerne mit.
SUPER-LEAGUE SCHWEIZ
23. Spieltag
+18
+10
+8
+8
+8
+10
-7
-14
-17
-24
37
37
37
36
35
32
29
23
20
20
FC Luzern
FC Aarau
Grasshopper Zürich
Young Boys Bern
FC Basel
1.
(1.)
2.
(2.)
3.
(3.)
4.
(5.)
5.
(6.)
6.
(4.)
7.
(8.)
8.
(7.)
9.
(9.)
10. (10.)
1. BUNDESLIGA
-
FC Thun
FC St. Gallen
FC Zürich
FC Sion
Neuchatel Xamax
FC Basel
FC Zürich
Young Boys Bern
FC Aarau
Neuchatel Xamax
FC Sion
Grasshoppers
FC Luzern
FC Thun
FC St. Gallen
18
18
18
18
18
18
18
18
18
18
18. Spieltag
1:2 (0:2)
2:2 (1:0)
2:1 (1:1)
1:0 (1:0)
0:1 (0:0)
12
9
9
5
5
6
5
2
4
3
3
6
6
9
7
4
5
11
5
4
3
3
3
4
6
8
8
5
9
11
38:19
41:19
43:30
27:25
27:28
22:25
26:34
24:34
17:27
21:45
19
22
13
2
-1
-3
-8
-10
-10
-24
39
33
33
24
22
22
20
17
17
13
2. BUNDESLIGA
Borussia Dortmund
VfB Stuttgart
FC Bayern München
Hamburger SV
VfL Bochum
Hannover 96
Eintracht Frankfurt
Bayer Leverkusen
1. FC Nürnberg
-
Arminia Bielefeld
VfL Wolfsburg
MSV Duisburg
FC Energie Cottbus
Karlsruher SC
SV Werder Bremen
FC Schalke 04
Hansa Rostock
Hertha BSC Berlin
6:1 (2:0)
3:1 (1:0)
0:0 (0:0)
0:0 (0:0)
2:2 (1:1)
4:3 (3:2)
2:2 (0:0)
3:0 (1:0)
2:1 (2:0)
16. Spieltag
1. FSV Mainz 05
Alemannia Aachen
Erzgebirge Aue
1. FC K’lautern
FC Augsburg
SC Paderborn 07
1899 Hoffenheim
VfL Osnabrück
SC Freiburg
-
1. FC Köln
FC St. Pauli
TuS Koblenz
FC Carl Zeiss Jena
SpVgg Greuther Fürth
SV Wehen Wiesbaden
Kickers Offenbach
TSV 1860 München
Borussia M’gladbach
1:0 (0:0)
2:2 (0:1)
0:0 (0:0)
2:3 (2:0)
3:0 (1:0)
1:1 (1:0)
2:2 (2:0)
3:0 (2:0)
1:3 (0:1)
16. Spieltag
FC Energie Cottbus
FC Schalke 04
SV Werder Bremen
Hertha BSC Berlin
Arminia Bielefeld
VfL Wolfsburg
Karlsruher SC
Hansa Rostock
MSV Duisburg
-
Hannover 96
1. FC Nürnberg
Bayer Leverkusen
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Borussia Dortmund
Hamburger SV
VfL Bochum
Eintracht Frankfurt
5:1 (3:0)
2:1 (2:0)
5:2 (1:1)
0:0 (0:0)
2:0 (0:0)
4:0 (2:0)
1:1 (0:0)
2:0 (2:0)
0:1 (0:1)
17. Spieltag
TuS Koblenz
Kickers Offenbach
FC St. Pauli
Borussia M’gladbach
SpVgg Greuther Fürth
TSV 1860 München
FC Carl Zeiss Jena
SV Wehen Wiesbaden
1. FC Köln
-
Alemannia Aachen
VfL Osnabrück
1. FSV Mainz 05
SC Paderborn 07
1899 Hoffenheim
Erzgebirge Aue
FC Augsburg
SC Freiburg
1. FC K’lautern
0:0 (0:0)
3:3 (1:1)
1:0 (1:0)
1:1 (0:0)
4:1 (1:1)
5:0 (2:0)
1:2 (0:2)
2:2 (2:1)
-:-
17. Spieltag
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
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14.
15.
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17.
18.
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(9.)
(13.)
(12.)
(11.)
(15.)
(16.)
(14.)
(18.)
(17.)
FC Bayern München
SV Werder Bremen
Hamburger SV
Bayer Leverkusen
FC Schalke 04
Karlsruher SC
Hannover 96
VfB Stuttgart
Eintracht Frankfurt
Borussia Dortmund
VfL Wolfsburg
Hertha BSC Berlin
VfL Bochum
Arminia Bielefeld
Hansa Rostock
1. FC Nürnberg
FC Energie Cottbus
MSV Duisburg
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
17
10
11
9
9
7
8
8
8
5
6
5
6
5
5
5
4
3
4
6
3
5
3
8
4
3
1
8
3
5
2
4
3
2
3
6
1
1
3
3
5
2
5
6
8
4
8
7
9
8
9
10
10
8
12
31:8
42:24
24:13
32:16
26:17
19:21
27:28
24:25
19:23
26:30
30:30
19:24
25:27
19:38
16:26
21:28
17:27
14:26
+23
+18
+11
+16
+9
-2
-1
-1
-4
-4
0
-5
-2
-19
-10
-7
-10
-12
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20
20
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15
15
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(12.)
(14.)
(15.)
(16.)
(17.)
(18.)
Borussia M’gladbach
1. FSV Mainz 05
SC Freiburg
SpVgg Greuther Fürth
TSV 1860 München
1. FC Köln
SV Wehen Wiesbaden
1899 Hoffenheim
TuS Koblenz
FC St. Pauli
Alemannia Aachen
FC Augsburg
VfL Osnabrück
Kickers Offenbach
Erzgebirge Aue
1. FC K’lautern
FC Carl Zeiss Jena
SC Paderborn 07
17
17
17
17
17
16
17
17
17
17
17
17
17
17
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10
9
8
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5
5
4
4
3
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3
8
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4
3
4
3
5
4
5
5
7
6
7
7
7
9
7
10
7
36:18
31:16
27:20
29:21
29:18
30:22
26:26
24:27
21:25
20:24
22:23
23:28
25:32
17:29
21:30
16:19
23:33
10:19
+18
+15
+7
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0
-3
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-4
-1
-5
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Seite 40
24./31 Dezember 2007
Sport
AMERIKA WOCHE
Klasnic sorgt für vorweihnachtliches Märchen
Düsseldorf (dpa) - Das erste
Etappenziel ist erreicht, der Betriebsfrieden jedoch empfindlich
gestört. Beim FC Bayern München
hält sich die Freude über den Gewinn der 16. Herbstmeisterschaft in
Grenzen. Nicht nur die Schlagzeilen
über Torhüter Oliver Kahn und die
Diskussionen über die Zukunft von
Trainer Ottmar Hitzfeld, sondern
auch die zuletzt wenig berauschenden Auftritte der Mannschaft stören
den vorweihnachtlichen Frieden.
Nur mit Mühe und Not verteidigten die Münchner mit dem 0:0 bei
Hertha BSC die bereits am ersten
Spieltag eroberte Tabellenführung.
“Wir können nur deutscher Meister
werden, wenn hier wieder Ruhe
einkehrt”, sagte Hitzfeld.
Anders als von Manager Uli
Hoeneß prophezeit, benötigt die
Konkurrenz indes kein Fernglas,
um die vermeintliche Übermacht
im Blick zu behalten. Nach dem
5:2 über Bayer Leverkusen liegt
Werder Bremen nur wegen des
schlechteren Tor verhältnisses
einen Platz hinter den Bayern.
Unbeeindruckt vom ChampionsLeague-Aus untermauerten die
Bremer ihren Ruf als spielstärkstes
Team der Liga. Dabei sorgte Doppeltorschütze Ivan Klasnic für einen
der bewegendsten Momente der
Hinrunde: Die ersten Treffer nach
langer Leidenszeit mit zwei Nierenoperationen gingen dem Angreifer
nahe. Für einen Augenblick kniete
er an der Außenlinie nieder: “Für
mich war es sehr emotional. Ich
konnte mein erstes Tor fünf Sekun-
den lang gar nicht begreifen.”
Nur die Statistik spricht derzeit
für einen Durchmarsch der Bayern. In 30 von 44 Fällen stand der
Herbstmeister auch am Saisonende
in der Tabelle oben. Die Münchner
verspielten eine Hinrunden-Führung gar erst zweimal. Dennoch
darf sich Werder berechtigte TitelHoffnungen machen: Schließlich
musste sich der FC Bayern in den
letzten sieben Punktspielen viermal mit einem 0:0 begnügen und
holte nur zehn von 21 möglichen
Punkten. Berichte über die bereits
begonnene Suche nach einem
neuen Coach wertete Hoeneß als
Störmanöver von außen: “Es ist
blanker Unsinn, dass wir mit anderen Trainern reden. Hitzfeld ist
unser erster Gesprächspartner.”
Nicht nur das Rennen um die
Meisterschaft, sondern auch der
Kampf um den Klassenverbleib
verspricht eine unterhaltsame
Rückrunde. Selbst das bereits
abgeschriebene Team aus Cottbus
stellte mit dem höchsten Sieg seiner
Bundesligageschichte (5:1 über
Hannover) wieder Anschluss an
die Nicht-Abstiegsplätze her. Hansa
Rostock gelang am Sonntag mit
dem 2:0 gegen den VfL Bochum
dank der Treffer von Kai Bülow
(7.) und Sebastian Hähnge (43.) gar
der Sprung auf Rang 15. Dagegen
muss der MSV Duisburg nach dem
0:1 gegen Eintracht Frankfurt (Tor:
Amanatitis/40.) auf dem letzten
Tabellenplatz überwintern.
Auf dem Weg der Besserung
scheint dagegen Arminia Bielefeld:
Hertha BSC Berlin gegen FC Bayern München: Herthas Steve van Bergen (Mitte) setzt sich gegen die BayernSpieler Lukas Podolski (l.) und Miroslav Klose (2.v.r.) durch, rechts der Berliner Mineiro. Foto: Soeren Stache
Wenige Tage nach der Trennung
von Ernst Middendorp feierten die
von Interimscoach Detlev Dammeier betreuten Ostwestfalen ein 2:0
über den VfB Stuttgart. Unter der
Regie des neuen Fußball-Lehrers
Michael Frontzeck, der kurz nach
dem Abpfiff als Middendorp-Nachfolger präsentiert wurde, soll es
in der Rückrunde weiter aufwärts
gehen. “Das Spiel gegen Stuttgart
hat genau das Leistungsvermögen
gezeigt, das ich von der Mannschaft
im Kopf habe”, sagte Frontzeck der
Deutschen Presse-Agentur dpa.
Die Negativ-Kapitel der Hin-
runde schrieben ausgerechnet die
beiden Titelträger der vergangenen
Saison. Der Pokalsieger aus Nürnberg rutschte nach dem 1:2 “auf
Schalke” und den Sonntag-Spielen
auf einen Abstiegsplatz. Und auch
der Meister aus Stuttgart verliert
seine Ziele mehr und mehr aus den
Augen. Mit dem 0:2 in Bielefeld, bei
dem die Mexikaner Pavel Pardo
und Ricardo Osorio des Feldes verwiesen wurden, geriet der VfB im
Rennen um einen Europapokalplatz
weiter ins Hintertreffen.
Anders als die Stuttgarter steuern die Hamburger auf Champions-
League-Kurs. Zwar verpassten die
Profis von Trainer Huub Stevens
beim 1:1 in Karlsruhe erneut die
Chance, den Abstand zum FC
Bayern zu verringern, liegen aber
mit vier Punkten weniger weiter
in Lauerstellung. Darüber hinaus
rechnen sich auch Leverkusen und
Schalke noch Chancen auf Rang
drei aus. Der Aufwärtstrend der
vergangenen Wochen mit zehn von
zwölf möglichen Punkten stimmte
Schalke-Coach Mirko Slomka für
die zweite Saisonhälfte zuversichtlich: “In der Liga haben wir noch
viel Luft nach oben.”
K.o.-König Abraham will nun Sturm
Schumacher:
“Da kann man
nur lachen”
Michael Schumacher ist alles
andere, als begeistert, welche
Wellen die Geschichte seiner
Taxifahrt in Deutschland aktuell schlägt. Die Behörden
im fränkischen Coburg haben
gegen ihn und den Taxifahrer
Tuncer Yilmaz eine Untersuchung eingeleitet, nachdem sich
Schumacher vor ein paar Tagen
selbst an das Steuer eines Taxis
gesessen hatte. Dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister
droht ein Bußgeldbescheid,
dem Taxifahrer stehen jedoch
größere Schwierigkeiten ins
Haus, denn die Tatsache, dass
Schumacher das Steuer des Taxis übernommen habe, „sei ein
Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz gewesen“,
lautet es in einer Erklärung des
Coburger Ordnungsamtes.
Hamburg/Basel (dpa) - Zwei
gebürtige Armenier haben der deutschen Profi-Boxszene kurz vor dem
Weihnachtfest Glanzlichter aufgesetzt.
Mittelgewichtler Arthur Abraham
verteidigte in der Nacht zum Sonntag
seinen IBF-WM-Titel in Basel durch
technischen K.o. in der 5. Runde
gegen den Engländer Wayne Elcock.
Fliegengewichtlerin Susi Kentikian
(Hamburg) holte mit einem einstimmigen Punktsieg (97:95, 96:94, 97:94)
in Hamburg über die Französin Nadia
Hokmi den WIBF-WM-Titel, den Regina Halmich eine Woche zuvor bei
ihrem Rücktritt niedergelegt hatte.
Abraham schickt sich nach dem
25. Sieg seiner makellosen Karriere
an, seinen deutschen Widerpart Felix
Sturm und Amerika zu erobern. Im
Sommer kommenden Jahres soll er
gegen WBA-Weltmeister Felix Sturm
aus Leverkusen oder den WBO- und
WBC-Champion Kelly Pavlik (USA)
boxen. “Wir würden am liebsten gegen Felix Sturm boxen”, sagte Promoter Wilfried Sauerland, der dem Boxer
aus dem Hamburger Universum-Stall
schon ein Kampfangebot von einer
Million Euro unterbreitet hat. Für
Juli 2008 hat Sauerland die FußballArena des FC St. Pauli in Hamburg
angemietet. “Sollte die andere Seite
Bereitschaft signalisieren, bin ich
bereit, das Angebot noch zu erhöhen.”
Auch Abraham steht bereit: “Der
Kampf ist nur eine Geldfrage. Wenn
das Geld stimmt, boxt jeder.”
Bei seinem ersten Auslandsauftritt demonstrierte
Abraham vor 4500
Zuschauern nach
vier verhaltenen
Runden im fünften
Durchgang seine
beeindr uckende
Schlagkraft. Nach
einem Treffer mit
der Rechten ging
Herausforderer
Elcock zu Boden.
Nach einem weiteren Schlaghagel
Susi Kentikian (r.) und Nadia Hockmi im Kampf um die des Weltmeisters
WM im Fliegengewicht.
Foto: Sebastian Widmann an den Ringseilen
nahm Ringrichter Wayne Kelly (USA) den 33 Jahre alten
Briten aus dem
Kampf. Elcock war
Abrahams 20. “K.o.- Opfer”.
Sein zweiter Wunschgegner
im kommenden Jahr ist Pavlik.
“Denn er hat zwei Gürtel. Und
ich will der Super-Champion werden”,
sagt Abraham. Der Showdown unter
Weltmeistern könnte im Sommer
in Amerika stattfinden. “Wir haben
Anfragen aus den USA”, bestätigt
Sauerland, der schon mit dem mächtigen amerikanischen TV-Sender HBO
verhandelt.
So begehrt ist Kentikian noch
nicht. Aber im Kampf um die Erbfolge
der deutschen Box-Königin Regina
Halmich hat die 20-Jährige nach dem
Sieg über Hokmi die besten Aussichten. “Das ist ein ganz besonderer Titel.
Ich bin einfach nur glücklich”, gestand
die nunmehr zweifache Weltmeisterin
nach ihrem von 3800 Zuschauern
bejubelten Erfolg.
Halmich gehörte zu den ersten
Gratulanten. “Ein Wahnsinnskampf.
„König“ Arthur Abraham. Foto: epa
Er ist genauso ausgegangen, wie ich
das erwartet hatte”, so die 31 Jahre
alte Karlsruherin, die bei der ProSieben-Fight Night zuvor eine weitere
Bewährungsprobe auf dem Weg zur
angestrebten TV-Karriere zu bestehen
hatte. Am Verdienst des KentikianSieges gab es für Regina Halmich
keinen Zweifel: “Susi ist eine würdige
Weltmeisterin.”
Dem Ex-Europameister im Super-Mittelgewicht, Danilo Häußler
(Schwedt/Oder), gelang es in Basel
nicht, seinen Titel zurückzuholen. Der
Brandenburger, der den Titel von 2001
bis 2003 hielt, kam gegen Titelverteidiger Cristian Sanavia aus Italien nach 12
Runden nicht über ein Unentschieden
(114:112, 112:114, 113:113) hinaus.