Lokalisation von mRNA-Transkripten auf Gewebeschnitten des
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Lokalisation von mRNA-Transkripten auf Gewebeschnitten des
Lokalisation von mRNA-Transkripten auf Gewebeschnitten des Riechepithels der Ratte durch in situ Hybridisierung Diplomarbeit vorgelegt der Fakultät für Biowissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Thomas Hengl Heidelberg, Dezember 2006 Die vorliegende Arbeit wurde am Institut für Zoologie der Universität Heidelberg in der Zeit vom 13. März bis 13. Dezember 2006 unter Anleitung von Prof. Dr. Stephan Frings und Dr. Frank Möhrlen ausgeführt. Referent: Prof. Dr. Stephan Frings Korreferent: Prof. Dr. Gabriele Petersen Institut für Zoologie Im Neuenheimer Feld 230 69120 Heidelberg Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig unter Anleitung verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe. Heidelberg, den 13. Dezember 2005 Thomas Hengl Danksagung Die vorliegende Arbeit wurde in der Arbeitsgruppe Molekulare Physiologie am Institut für Zoologie der Universität Heidelberg angefertigt. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen recht herzlich für die Unterstützung bei der Anfertigung der Arbeit bedanken. Mein besonderer Dank gilt: • Prof. Dr. Stephan Frings für die Überlassung des interessanten Themas, die Bereitstellung des Arbeitsplatzes und der Betreuung meiner Arbeit. • Apl. Prof. Dr. Gabriele Petersen für die Übernahme des Korreferats. • Dr. Frank Möhrlen für die ausgezeichnete Betreuung, für seine Anregungen und Hilfestellungen, seine Geduld und seinen Rat bei der Fertigstellung dieser Arbeit. • Dipl.-Biol. Nicole Ungerer, Dipl.-Biol. Ulrich Mayer, Dipl.-Biol. Clemens Prinz zu Waldeck, Dipl.-Biol. Daniel Klimmeck und Dipl.-Biol. Katharina Funk, für ihre ständige Diskussionsbereitschaft, Hilfestellungen und Korrektur- lesearbeiten. • Tanja Keller und Gabriele Günther für die Unterstützung bei molekularbiologischen und histologischen Fragestellungen. • Dipl.-Biol. Kerstin Vocke, Dipl.-Biol. Christina Franjic-Würtz, Jochen Schlabing, Inge Neudorf und Maren Stavermann für die familiäre Atmosphäre im Labor 403 und Zimmer 416. Semir, Philipp, Tilmann und Christine für ihre Unterstützung im Studentenlabor. • Meinen Eltern, Verwandten und Freunde, ohne deren Unterstützung dieses Studium nicht möglich gewesen wäre. • Meiner Freundin Isabel, die immer für mich da war und an mich geglaubt hat. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ........................................................................................................... 1 1.1 2 Die Nasenhöhle der Landwirbeltiere ............................................................ 1 1.1.1 Aufbau des respiratorischen Epithels.................................................... 2 1.1.2 Aufbau des olfaktorischen Epithels ....................................................... 3 1.2 Die olfaktorische Signaltransduktion ............................................................ 5 1.3 Ziel der Arbeit ............................................................................................... 7 Material und Methoden ..................................................................................... 8 2.1 Geräte .......................................................................................................... 8 2.2 Verbrauchsmaterialien ................................................................................. 9 2.3 Reaktionskomplettausstattungen ................................................................. 9 2.4 Chemikalien ................................................................................................. 9 2.5 Puffer, Lösungen und Medien .................................................................... 10 2.5.1 Puffer und Lösungen für die Histologie ............................................... 10 2.5.2 Puffer und Lösungen für die Molekularbiologie ................................... 11 2.5.3 Bakterien-Medien ................................................................................ 13 2.6 Bakterien Stämme...................................................................................... 14 2.7 Bakterien Vektoren..................................................................................... 14 2.8 Primer......................................................................................................... 15 2.9 Tiere ........................................................................................................... 18 2.10 Präparation des olfaktorischen Epithels für Nasengewebeschnitte ............ 18 2.10.1 Herstellung beschichteter Objektträger ............................................... 18 2.10.2 Fixierung für Paraffinschnitte............................................................... 19 2.10.3 Entwässerung des Gewebes............................................................... 19 2.10.4 Paraffineinbettung ............................................................................... 19 2.10.5 Schneiden der Paraffinblöcke ............................................................. 20 2.10.6 Fixierung für Kryoschnitte ................................................................... 20 2.10.7 Anfertigung der Kryostatschnitte ......................................................... 20 2.11 Molekularbiologische Methoden ................................................................. 21 2.11.1 Arbeiten mit RNA ................................................................................ 21 2.11.2 RNA-Isolierung.................................................................................... 21 2.11.3 Konzentrationsbestimmung und RNA-Spektrum................................. 22 Inhaltsverzeichnis 3 2.11.4 Denaturierende RNA-Agarosegel-Elektrophorese .............................. 22 2.11.5 Die cDNA-Synthese ............................................................................ 23 2.11.6 Polymerasekettenreaktion (PCR)........................................................ 23 2.11.7 DNA-Extraktion aus Agarosegelen...................................................... 24 2.11.8 Klonierung ........................................................................................... 25 2.11.9 Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli .............................................. 26 2.11.10 DNA-Sequenzierung........................................................................ 27 2.11.11 Lagerung von Klonen (Glycerinstock).............................................. 27 2.11.12 In vitro Transkription ........................................................................ 27 2.11.13 In situ Hybridisierung (ISH).............................................................. 29 2.11.14 DAPI-Färbung.................................................................................. 30 2.11.15 Bilddokumentation ........................................................................... 31 Ergebnisse ....................................................................................................... 32 3.1 Etablierung der ISH auf Gewebeschnitten der Rattennase ........................ 32 3.1.1 OMP als Marker für reife olfaktorische Rezeptorneurone ................... 35 3.1.2 CNG-A2 als Marker für reife olfaktorische Rezeptorneurone .............. 37 3.1.3 Das Golf-Protein als Marker für olfaktorische Rezeptorneurone .......... 39 3.1.4 Crb-2 als Marker für Stützzellen.......................................................... 41 3.2 Bestrophin-2 als möglicher Kandidat für den Ca2+-aktivierten Cl--Kanal .... 43 3.3 Negativkontrollen zu den in situ Hybridisierungen...................................... 47 4 Diskussion ....................................................................................................... 48 5 Zusammenfassung.......................................................................................... 53 6 Literaturverzeichnis ........................................................................................ 54 7 Abkürzungsverzeichnis .................................................................................. 64 Einleitung 1 Einleitung 1.1 Die Nasenhöhle der Landwirbeltiere Die Nasenhöhle der Landwirbeltiere wird im anterioren Bereich vom respiratorischen und im posterioren Bereich vom olfaktorischen Epithel ausgekleidet. Die Einstülpungen (Abb.1) in das Lumen der Nasenhöhle werden als Conchien bezeichnet (Cole P., 2003) und dienen der Oberflächenvergrößerung der Epithelien. Die dorsalen Conchien nennt man Nasoturbinaten, die ventralen Conchien Maxilloturbinaten (Uraih und Maronpot, 1990). Das median gelegene Septum (Abb.1) trennt die Nasenhöhle in zwei Bereiche, die von den lateralen Wänden nach außen hin begrenzt werden. N OE L S M RE W . die mit Richardson-Blau angefärbt Abb.1: Koronalschnitt einer Rattennase, wurde. Das blaugefärbte OE (olfaktorische Epithel) und RE (respiratorische Epithel) grenzen die Gewebe vom Lumen ab. L: Lumen M: Maxilloturbinate, N: Nasoturbinate, S: Septum, W: laterale Wand 1 Einleitung 1.1.1 Aufbau des respiratorischen Epithels Das in der Nasenhöhle anterior gelegene respiratorische Epithel dient der Erwärmung, Befeuchtung und Filtration der eingeatmeten Luft (Adams, 1972; Negus, 1956 und 58). Es besteht aus sechs morphologisch unterschiedlichen Zelltypen (Abb.2): Cuboidal-, Bürsten-, Basal-, Becher-, ciliären und nichtciliären Säulenzellen (Uraih und Maronpot, 1990). Abb.2: Schematische Darstellung der Zelltypen des respiratorischen Epithels. (Uraih und Maronpot, 1990) Die sechs Zelltypen: Cuboidalzelle, Bürstenzelle, Basalzelle auf der linken und Becherzelle, ciliäre und nichtciliäre Säulenzelle auf der rechten Seite. Zusätzlich ist die Basallamina, die das Epithel basal begrenzt und die darunterliegende Lamina propria mit Fibroblasten und Axonbündeln dargestellt. Becherzellen produzieren den Mukus, eine dünne wässrige Schleimschicht, die das Epithel feucht hält und schützt. Sie erstrecken sich von der Basallamina bis zum nasalen Lumen und befinden sich hauptsächlich am Septum wo sie sich mit ciliären Säulenzellen vermischen (Leeson, 1981; Bloom, 1975). Der Nukleus der Becherzellen liegt basal, so dass apikal Raum für sekretorische Vesikel bleibt. Die ciliären Säulenzellen sind ähnlich aufgebaut, besitzen jedoch Cilien (4 µm) und Mikrovilli (1,2 µm) und dienen der Filtration der Atemluft. Sie befinden sich sowohl am Septum als auch medial der Nasoturbinaten und Maxilloturbinaten (MonteiroRiviere und Popp, 1984). 2 Einleitung Die Basalzellen sind kleine flache Zellen mit großem Nukleus. Sie liegen der Basallamina direkt auf und treten nicht mit dem nasalen Lumen in Kontakt. Die Basalzellen gelten als Vorläuferzellen des respiratorischen Epithels und besitzen das Potential zur Proliferation und zur Differenzierung in Becher- und ciliäre Säulenzellen (Puchelle und Peault, 2000; Inayama et al., 1989). Die drei weiteren Zelltypen, Cuboidal-, Bürsten- und nichtciliäre Säulenzellen besitzen alle Mikrovilli in unterschiedlichen Längen und sind fast ausschließlich auf der Oberfläche der Conchien und der lateralen nasalen Wand zu finden (MonteiroRiviere und Popp, 1984). Die Funktionen dieser Zellen sind noch nicht genau geklärt. 1.1.2 Aufbau des olfaktorischen Epithels Das olfaktorische Epithel liegt als Verbund einzelner Zellschichten in der Nasenhöhle und besteht aus vier Zelltypen (Abb.3): Basalzellen, olfaktorischen Rezeptorneuronen (ORN), Stützzellen und in geringem Umfang aus Phospholipase C-β2 positiven Zellen (Mikrovillizellen; Anholt, 1993; Elsässer et al., 2005). Abb.3: Schematische Darstellung des olfaktorischen Epithels. OE: Olfaktorisches Epithel; LP: Lamina propria; C: Cilien der Riechsinneszellen; MV: Mikrovilli der Stützzellen und PLC-β2 positiven Zellen; SZ: Stützzellen; RZ: Riechsinneszellen; BZ: Basalzellen; BD: Bowman-Drüsen (verändert nach Anholt, 1993). 3 Einleitung Dem Epithel liegt der Mukus auf, eine Schleimschicht (Menco and Farbman, 1992) die für den Riechvorgang notwendige Elektrolyte und auch hydrophile olfaktorische Bindeproteine enthält (Pelosi, 1994), welche die Diffusion der hydrophoben Duftmoleküle zu den olfaktorischen Rezeptorneuronen erleichtern (Ache und Restrepo, 2000). Er wird von unterhalb des Epithels liegenden flaschenförmigen Drüsenzellen, den Bowman-Drüsen, sezerniert. Oberhalb der Basallamina befinden sich die Basalzellen, welche neuronale Stammzellen darstellen. Aus diesen gehen die darüber liegenden ORNs (Breipohl et al., 1986; Carr und Farbman, 1993) hervor. Riechsinneszellen haben eine ungewöhnlich kurze Lebensdauer von etwa vier Wochen (Farbman, 1990). Da sie zeitlebens von den Basalzellen erneuert werden, entsteht eine Mischung aus Riechsinneszellen verschiedener Reifegrade (Verhaagen et al., 1989). Die unreifen ORNs befinden sich nahe der Basallamina und wandern mit dem Grad ihrer Reifung in Richtung Stützzellen (Graziadei und Monti Graziadei, 1979; Caggiano et al., 1994; Weiler und Farbman, 1997). Deshalb befinden sich reife Neurone direkt unterhalb der Stützzellen (Verhaagen et al., 1989). Riechzellen sind primäre, bipolare Sinneszellen. Basal besitzen sie lange Axonfortsätze (Abb.4), die sich zum Tractus olfactorius bündeln und durch das Siebbein direkt in den Bulbus Abb. 4 Riechsinneszelle aus Rana pipiens isoliert und eine vergrößerte Darstellung eines Knopfes mit Dendriten Differential-Interferenz Kontrastbild 1:100; c: Cilien, d: Dendrit, s: Soma, a: Axon (S.J. Kleene,. R.C. Gesteland, 1981) 4 Einleitung olfaktorius projizieren. Hier werden die Informationen verarbeitet und an höhere Gehirnareale gesendet. Apikal entspringt ein Dendrit, der sich bis zur Oberfläche des Epithels erstreckt und in einem Dendritenknopf endet. Aus dem Dendritenknopf reichen bis zu 20 Cilien (Abb.4), in denen die Signaltransduktion stattfindet, in den Mukus. Die Cilien der Säuger besitzen eine Länge von ungefähr 50 µm (Finger et al., 2000). Den Abschluss des Epithels zur Nasenhöhle bildet eine palisadenartig angeordnete Stützzellschicht (Menco and Jackson, 1997b; Pixley et al, 1997; Moran et al 1982b). Die Stützzellen phagozytieren abgestorbene olfaktorische Neurone und puffern das extrazelluläre Milieu (Trotier, 1998; Getchell und Mellert, 1991; Getchell und Getchell, 1982). Die PLC-β2-Zellen ähneln morphologisch den Stützzellen tragen aber nur etwa 5 % zum Riechepithel bei. Es handelt sich wahrscheinlich neben den ORNs um einen zweiten Typ chemosensorischer Zellen. Sie besitzen an ihrem anterioren Ende Mikrovilli mit Rezeptoren für Geruchsstoffe, die einen zu den ORNs alternativen Signalweg in Gang setzen (Sklar et al., 1986; Boekhoff et al., 1990; Ronnett et al., 1993; Elsässer et al., 2005). 1.2 Die olfaktorische Signaltransduktion Die olfaktorischen Rezeptorneurone sind für die Detektion der Duftstoffe in der Atemluft und deren Umwandlung in elektrische Signale verantwortlich. Bindet ein Duftstoff an einen Rezeptor wird die olfaktorische Signaltransduktion in Gang gesetzt (Buck & Axel, 1991; Breer et al., 1994; Zufall et al., 1994; Freitag et al., 1998; Schild & Restrepo, 1998). Die Interaktion eines Duftstoffes mit dem Rezeptor bewirkt eine Konformationsänderung des Rezeptors, die zur Aktivierung der α-Untereinheit des membranständigen G-Proteins, Golf (Jones & Reed, 1989; Firestein et al., 1991; Menco et al., 1992; Zigman et al., 1993) führt. Diese stimuliert die Adenylatzyklase Typ III (ACIII; Pace et al., 1985; Pfeuffer et al., 1989, Bakalyar & Reed, 1990), die aus ATP cAMP synthetisiert, was für einen schnellen intrazellulären cAMP Anstieg sorgt (Sklar et al., 1986; Breer et al., 1990; Lowe & Gold, 1993). Die hohe Konzentration des sekundäreren Botenstoffes cAMP sorgt für das Öffnen zyklischNukleotid gesteuerter Kationenkanäle (CNG-Kanäle) in der Plasmamembran (Nakamura & Gold, 1987; Firestein et al., 1991; Frings et al., 1992). 5 Einleitung Abb.5: Modell der Signaltransduktion in den Cilien der olfaktorischen Rezeptorneurone von Landwirbeltieren: Schematische Darstellung des olfaktorischen Epithels (links) und der Transduktionsmoleküle in der Cilienmembran der Ratte (rechts). Bei Stimulation wird die cAMP-Synthese aktiviert und führt zur Öffnung von Kationenkanälen. Ca2+-Einstrom durch diese Kanäle öffnet Ca2+-aktivierte Cl--Kanäle, die den größten Teil des Rezeptorstroms leiten. Die roten Linien bezeichnen Ca2+- abhängige Wege der Rückkopplungshemmung: Aktivierung der Phosphodiesterase (PDE) und Hemmung der Kationenkanäle. Beide Rückkopplungsprozesse werden durch Calmodulin vermittelt. R: Duftstoffrezeptor; Golf: GProtein; AC: Adenylatzyklase III; PDE: Phosphodiesterase, CaM: CaM-Kinase II. Verändert nach: Frings (2001). Aus dem Mukus können Na+- und Ca2+-Ionen durch die CNG-Kanäle ins ciliäre Lumen strömen, wodurch die ORNs schwach depolarisieren. Aufgrund des erhöhten Ca2+-Spiegels (Firestein & Werblin, 1989; Frings et al., 1995; Leinders-Zufall et al., 1997; Leinders-Zufall, 1998) werden Ca2+-aktivierte Cl--Kanäle geöffnet (Kleene & Gesteland, 1991; Kleene, 1993; Kurahashi & Yau, 1993; Hallani et al., 1998) und es kommt zu einem Cl--Einstrom, der etwa 80 % des Rezeptorstroms trägt (Lowe & Gold, 1993; Kleene, 1997; Reuter D. et al., 1998; Reisert J. et al., 2003). Diese Depolarisation führt schließlich zur Entstehung von Aktionspotentialen (Hedlund et al., 1987; Lynch & Barry, 1989; Kawai et al., 1997; Duchamp-Viret et al., 1999). 6 Einleitung Der Ca2+-gesteuerte Cl--Kanal ist bisher auf molekularer Ebene nicht charakterisiert. Mit elektrophysiologischen Methoden konnten jedoch die biophysikalischen Eigenschaften sehr genau untersucht werden (Reuter et al., 1998; Reisert et al., 2003; Kaneko et al., 2006). Bestrophin-2 wurde nun kürzlich als möglicher Kandidat für den Ca2+-aktivierten Cl--Kanal ins Spiel gebracht (Pfifferi et al., 2006). Jedoch weichen die elektrophysiologischen Eigenschaften des Bestrophin-2 deutlich von den Eigenschaften des Ca2+-aktivierten Cl--Kanals ab. Um eine höhere Auflösung von Duftstoffimpulsen zu erzielen, besitzt die Riechsinneszelle mehrere Adaptionsmechanismen. Zum einen bildet Ca2+ mit Calmodulin einen Komplex, der an die Calmodulin-Bindestellen der CNG-Kanäle bindet und deren Affinität für cAMP drastisch sinken lässt (Chen und Yau, 1994; Liu et al., 1994; Balasubramanian et al., 1996; Frings et al., 1999; Bradley et al., 2004). Dies wird als schnelle Adaption bezeichnet. Zum anderen wird die Adenylatzyklase Typ III durch die Ca2+-Calmodulin abhängige CaM-Kinase II phosphoryliert und somit inaktiviert (Wayman et al., 1995; Wei et al., 1998). Zusätzlich aktiviert der Ca2+Calmodulin-Komplex eine Phosphodiesterase (PDE), die den sekundären Botenstoff cAMP abbaut (Borisy et al., 1992; Yan et al., 1995). Durch Phosphorylierung der Adenylatzyklase wird vorübergehend kein cAMP mehr gebildet und bestehendes wird durch die PDE abgebaut. 1.3 Ziel der Arbeit Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es einen Beitrag zur molekularen Identifizierung des Ca2+-aktivierten Cl--Kanals zu leisten. Hierzu wurde die Methode der in situ Hybridisierung mit Hilfe von Markerproteinen der ORNs und der Stützzellen etabliert um weiterführend Proteine auf ihre zellspezifische Expression im olfaktorischen Epithel analysieren zu können. Während dem Verlauf der Arbeit erschien eine Publikation (Pfifferi et al., 2006), die Bestrophin-2 als Ca2+-aktivierten Cl--Kanal beschreibt. Deshalb wurde zusätzlich die Expression von Bestrophin-2 im olfatoktorischen und respiratorischen Epithel untersucht um diese Behauptung zu untermauern oder entkräften. 7 Material und Methoden 2 Material und Methoden 2.1 Geräte Binocular SMZ800, Nikon Fluoreszenzbinocular MZFL3, Leica Fluoreszenzlampen ebq100, Nikon EXFO, Nikon Fluoreszenzmikroskop Eclipse 90i, Nikon Hybridisierungsofen SI 20 H, Stuart Sientific Kamera DXM1200F, Nikon DS-1QM, Nikon Kryostat CM 3050 S, Leica Kühlzentrifuge Z 323 K, Hermle Lichtmikroskop Axivert 200, Zeiss Mikrotom Ultramikrotom, Leica PCR Maschine T personal, Biometra T gradient, Biometra Photometer Lambda 25, Perkin-Elmer Ultraspec Plus, LKB Biochrom 8 Material und Methoden 2.2 Verbrauchsmaterialien Deckgläser Roth, Menzel Mikrotommesser Leica Kryostatmesser Leica Objektträger SuperFrost Plus, Menzel-Gläser SuperFrost Plus Gold, Menzel-Gläser SuperFrost Excell, Erie Scientific Company Adhäsiv-Objektträger, Menzel-Gläser SuperFrost, gelatinisiert SuperFrost, Poly-L-Lysin PAP-Pen 2.3 Super HT, Polysiences Reaktionskomplettausstattungen NucleoSpin® Extract II Macherey-Nagel pGEM®-T and pGEM®-T Promega Easy Vector Systems NucleoSpin® Plasmid Macherey-Nagel RevertAid™ First Strand cDNA Synthesis Kits MBI Fermentas GeneJET™ Plasmid Miniprep Kit MBI Fermentas Plasmid Midi Kit Qiagen 2.4 Chemikalien Alle laborüblichen Chemikalien wurden in p.A.-Qualität von den Firmen Merck KGaA (Darmstadt), Carl Roth GmbH (Darmstadt), Serva Feinbiochemika GmbH (Heidelberg), Sigma Aldrich Chemikalien GmbH (Deisenhofen), Boehringer Mannheim GmbH oder J.T Baker bezogen. Alle eingesetzten Zweit-Antikörper wurden von der Firma Sigma Aldrich Chemikalien GmbH (Deisenhofen) erworben. 9 Material und Methoden Wasser wurde stets aus einer MilliQ-UV-Plus-Anlage der Firma Millipore (APS Water Services Inc., Van Nuys, CA, USA) verwendet, die mit VE-Wasser gespeist und bei einem ohm`schen Widerstand von 18,2 MΩ entnommen wurde. 2.5 Puffer, Lösungen und Medien 2.5.1 Puffer und Lösungen für die Histologie Paraformaldehydlösung 4 % (w/v) Paraformaldehyd 1 x PBS 10 x PBS 1370 mM NaCl 27 mM KCl 15 mM KH2PO4 81 mM Na2HPO4 pH 7,4 10 % Saccharose-Lösung 10 % (w/v) Saccharose 0,5 % (w/v) NaN3 1 x PBS 30 % Saccharose-Lösung 30 % (w/v) Saccharose 0,5 % (w/v) NaN3 1 x PBS DAPI-Lösung 90 µM 4,6-Diamidino-2-phenylindol 1 x PBS 10 Material und Methoden 2.5.2 Puffer und Lösungen für die Molekularbiologie Antibiotika-Stocklösungen Ampicillin, 50 mg/ml Carbenicillin, 50 mg/ml 10 x PBS 1370 mM NaCl 27 mM KCl 15 mM KH2PO4 81 mM Na2HPO4 pH 7,4 50 x TAE 40 mM Tris-Acetat 1 mM EDTA, pH 8,0 5 x MOPS-Laufpuffer 0,1 M 3-[N-Morpholino-]propansulfonsäure 40 mM Na-Acetat 5 mM EDTA pH 8,0 20 x SSPE 3 M NaCl 0,2 M NaH2PO4-H2O 0,5 M EDTA pH 7,4 20 x SSC 3 M NaCl 0,3 M tri-Na-citrat pH 7,0 11 Material und Methoden RNA-Isolationslösung 4 M Guanidiumthiocyanat (Solution D) 25 mM NaCitrat 0,5 % N-Lauroylsarcosine (w/v) 0,1 M ß-Mercaptoethanol Farbentwickler (NBT/BCIP) 0,1M Tris/HCl 0,1M NaCl 5 mM MgCl2 0,1 % Tween-20 (v/v) 1 mM Levamisole pH 9,5 5 x Ladepuffer 50 % Glycin (v/v) 1 mM EDTA pH 8,0 0,1 % (w/v) Bromphenolblau 0,1 % (w/v) Xylencyanol 50 x Denhardts 1 % (w/v) BSA 1 % (w/v) Ficoll-400 1 % (w/v) Polyvinylpyrrolidon Prähybridisierungslösung 25 % 5 x SSC (v/v) 10 % 1 x Denhardts (v/v) 50 % Formamid (deionisiert) (v/v) 0,1 % Tween-20 (v/v) 5 µg Heringssperma-DNA 12 Material und Methoden Hybridisierungspuffer 25 % 5 x SSC (v/v) 10 % 1 x Denhardts (v/v) 50 % Formamid (deionisiert) (v/v) 5 µg Heringssperma-DNA RNA-Sonde (siehe in situ Hybridisierung) PBT 1 x PBS 0,5 % (w/v) BSA 0,1 % (w/v) Triton X-100 Proteinase K Puffer 50 mM Tris/HCl 5 mM EDTA pH 8,3 Blocklösung 5 % BSA (w/v) in PBT 2.5.3 Bakterien-Medien LB- Medium (Luria Bertani) 10 g/l Trypton 5 g/l Hefeextrakt 10 g/l NaCl pH 7,5 Für LB-Agar 15 g/l Agar hinzufügen. TY–Medium 2 % Trypton (w/v) 0,5 % Hefeextrakt (w/v) 0,51 % MgSO4 (w/v) * 7 H2O 0,058 % NaCl (w/v) pH 7,0 13 Material und Methoden SOB–Medium 2 % Bactotrypton (w/v) 0,5 % Hefe (w/v) 0,58 g/l NaCl (w/v) 0,19 g/l KCl (w/v) ad 1000 ml H2O SOC–Medium SOB + 1 % 1 M MgCl2 (sterilfiltriert) (w/v) + 1 % 1 M MgSO4 (sterilfiltriert) (w/v) + 1 % 2 M Glucose (sterilfiltriert) (w/v) 2.6 Bakterien Stämme XL1–blue (Stratagene) recA1 endA1 gyrA96 thi-1 hsdR17 supE44 relA1 lac[F´proAB laclqZ∆M15Tn10(Tetr)] 2.7 Bakterien Vektoren pGEM®-T Promega Abb. 6: pGEM-T Vektor 14 Material und Methoden pGEM®-T Easy Promega Abb. 7: pGEM-T Easy Vektor 2.8 Primer Die Primer (Tab.1-3) wurden mit dem der Oligo® Primer Analysis Software 5.0 der Firma Molecular Biology Insights generiert und von der Firma Thermo in Heidelberg synthetisiert. Tab. 1: Die Bestrophin-Genfamilie: Kandidat Best 1 Best 2 Sequenz Sequenz Primer forward Primer reverse 5' GGA GGG CAA GGA 5' AGC CCA TGA AGG CGA GCA AG 3´ ATT GTC GGT 3' 5' CCG CCT ATC GCT 5' CAG CAA GGT GAA TCT TAC TGG 3' GAT CGG AAT G 3' Produktlänge 743 bp 695 bp 15 Material und Methoden Tab. 2: Marker für ORNs und Stützzellen: Kandidat Sequenz Sequenz Produktläng Primer forward Primer reverse e 5' GGC CAA CAA GAA 5' GTA GTC CAG CAC 332 bp TTT CCG TGA A 3' CAG CCA TAC CA 3' CNGA2 5' AAT GAA GTC GCA 5' ATG CCT TGG GAG long GCT AGT ATG G 3' ACA GTT TAG 3' Crb-2 5' CGT GAC GCG AAC 5' GCG GGG TCT GGA CAA TGC 3' GAT CAG TT 3' 5' ATG ACA ACT TTG 5' GGT TTC TCC AGG GCA TCG TGG AA 3' CGG CAT GT 3' 5' ACC CTG AGA ACC 5' TCT GGC CTC CAA AGT TTC GGT CA 3' CGT CAA ACA 3' 5' TGG TGA TCC GGG 5' CCA GAG GGT GAT AAG ATA ACA A 3' ACG GGG ATA C 3' 5' AGT GGT GGC AGT 5' ACA CCA CAG AGG GGC AAC A 3' CCT TTA GGT T 3' CNG-A2 GAPDH Golf Golf long OMP long 717 bp 709 bp 262 bp 321 bp 711 bp 514 Tab. 3: Kandidatenprimer aus dem Proteomprojekt: Kandidat K1 K5 K6 K8 K11 Sequenz Sequenz Produktläng Primer forward Primer reverse e 5' AAC CAA AGG TCT 5' ACT TCC CAA CCA 319 bp TCC CCA TAA A 3' TCT TGA ACA G 3' 5' GGT CTC TTG GCT 5' GTG ATG GAA AGG GAC AGA TAT GG 3 CTT AGT CGT CT 3' 5' CAC AGT TTA TTG 5' GGA CCC CTA TCC CTC CGC TTT GT 3' GAA TTA CCA G 3' 5' TTG GCT ACT TTG 5' GCC ACA AGG ACA AAG GTG CAA G 3' ATG TCA TAG AA 3' 5’ TTG GCT ACT TTG 5’ GCC ACA AGG ACA AAG GTG CAA G 3’ ATG TCA TAG AA 3’ 824 bp 712 bp 716 bp 716 bp 16 Material und Methoden K13 K16 K20 K22 K23 K24 K25C K25N K26 K27C K27N K28 K29 K30 K31 5’ CCA GTT CAC ACT 5’ TGA TTG TAT TTC CAA GCC TAT 3’ TCT AGG TCG AA 3’ 5’ GCT GAG GTT TAC 5’ CAG CTT TGG CAC TTC GCA CAG T 3' ATC GTC TAC 3' 5’ CCT CTA CTC TGA 5’ CAG CGT AGG AAG CCG CTA CAC CA 3’ AAG GGT AGG A 3’ 5' TGT TGG CAT TAA 5' CGG GTA TCA GTG CAT GGG CAT AT 3' GGA GTT ATG GT 3' 5' TGA TTT GAA AAC 5' CAC CCG CAT TGA GAA GTC CGA GA 3' CGT TCT T 3' 5' GGC ACG AGG AGT 5' TGA TGT GAA GCT CGC AAG T 3' TGG GTA AGA GG 3' 5' AAC TGA AGA CCT 5' CCT CAT TAA TCT TCG CAC CT 3' CTG GAG AGT TTG 3' 5' GTA TTA CCA CCT 5' TCT CTG AAT TTT ACC CGT GAA GC 3' GAG GCG TCT C 3' 5' ATT ATG CAT CTA 5' TGT CTC CAA CAT AGC TTG GGG ACG A 3' GTC TTC AAC TGC C 3' 5’ GGT GGA GAA GGA 5’ GTG TGG AGA GGA GGC GGA AAC 3’ GGA GCA CTC TG 3’ 5' AGA GGA CAC TAC 5' TTG AAG ATG AGG TGC TGC TCG GT 3' GCC TTG TCA TAG 3' 5' CGT TTT CTA GCG 5' GCT CTT CTA TCT AAG TCC CAC 3' GGC GCT CC 3' 5' GCT CTG CAC CAG 5' GAT GCG CAC GTT CTG TAC CTC 3' CTT GAG TT 3' 5' GGA CAG TGT GCA 5' TGT GTG GGA TGC GAG GAA CGG 3' TCA GGG TAC T 3' 5' GGA CAA CGA CGA 5' GGC CAG TTT GTG CGA CGA GC 3' GAT AAC CCA A 3' 666 bp 282 bp 743 bp 652 bp 728 bp 681 bp 749 bp 746 bp 746 bp 504 bp 408 bp 732 bp 630 bp 767 bp 747 bp 17 Material und Methoden 2.9 Tiere Als Versuchstiere wurden weibliche Wistar-Ratten verwendet. Die Ratten stammten vom Zentralen Tierlabor (ZTL) der Universität Heidelberg und wurden dort unter standardisierten Bedingungen in einem vollklimatisierten Raum bei künstlichem TagNacht-Rhythmus gehalten. Es wurden drei Wochen alte Wistar-Ratten für die Präparation von Nasen und ein Jahr alte für die Präparation der Conchien verwendet. Die Nasen dienten für Gewebeschnitte, die Conchien für die RNA-Isolierung. OMP-GFP-Mäuse des M55/Cre7-Stammes (Potter et al., 2001) wurden freundlicherweise von Priv.-Doz. Dr. Jörg Strotmann (Universität Hohenheim) zur Verfügung gestellt. 2.10 Präparation des olfaktorischen Epithels für Nasengewebeschnitte Vor der Gewebepräparation wurden die Tiere durch eine CO2-Begasung getötet und dekapitiert. Daraufhin wurden das Fell und der Unterkiefer vom Kopf entfernt, sowie der posteriore Teil des Oberschädels durch einen koronalen Schnitt hinter dem Siebbein abgetrennt. Die Nasenspitze wurde posterior der Schneidezähne koronal abgetrennt, um das Abstumpfen der Stahlmesser am harten Dentin der Schneidezähne zu vermeiden. Weiterhin wurde durch einen Sagitalschnitt des Schädeldachs von posterior nach anterior über das Siebbein hinweg ein Zugang zur Nasenhöhle geschaffen. Dies ist nötig um der Luft das Entweichen und dem Fixativ das Eindringen in die Nasenhöhle zu ermöglichen. Die gesamte Präparation erfolgte bei Raumtemperatur. 2.10.1 Herstellung beschichteter Objektträger • Gelatine beschichtete Objektträger SuperFrost Objektträger (Menzel) wurden über Nacht in 100 % Ethanol gelagert. Am nächsten Tag wurden diese in destilliertem Wasser gewaschen und in 0,5 % Gelatine (w/v) bei 40-50°C gegeben. Nach 2-3 h wurden die Objektträger aus dem 18 Material und Methoden Gelatinebad genommen und für mindestens 5 h bei 60°C getrocknet. Die Objektträger wurden in Aluminiumfolie eingepackt um sie vor Staub zu schützen. • Poly-L-Lysin beschichtete Objektträger Die Objektträger SuperFrost (Menzel) wurden ebenfalls in 100 % Ethanol gelagert, im Inkubator bei 60°C getrocknet und dann in eine 0,1 mg/ml Poly – L – Lysinlösung überführt. Am nächsten Tag wurden die Objektträger für 1-2 h bei 40°C im Inkubator getrocknet. 2.10.2 Fixierung für Paraffinschnitte Die Fixierung dient dem Erhalt der Gewebestruktur und sorgt dafür, dass die mRNATranskripte an Ort und Stelle verbleiben. Als Fixationsmittel wurde Paraformaldehyd benutzt. Die präparierten Nasenhöhlen der Tiere wurden für 2 Tage bei 4 °C in 4 % Paraformaldehyd fixiert. 2.10.3 Entwässerung des Gewebes Zur Entwässerung wurde eine aufsteigende Alkoholreihe (3 x 20 min. 70 % Ethanol, je 2 x 30 min. 80 %, 90 %, 96 % Ethanol und 100 % Isopropanol) benzutzt. Es folgte eine 8-, 16- und 3 stündige Behandlung mit dem Intermedium Methylbenzoat um Wasser vollständig zu entfernen. 2.10.4 Paraffineinbettung Die entwässerten Objekte wurden in das wasserunlösliche Medium Paraffin eingebettet, welches ein Gemisch aus aliphatischen Kohlenwasserstoffen ist. Die präparierten Tiere wurden zuerst 3,5 Std., dann nochmals über Nacht in flüssigem, 57 °C warmem Paraplast (Tyco Healthcare Group LP, Mansfield) getränkt. Die Einbettung erfolgte in geschmolzenem Paraplast in vorgewärmten Gießformen. Nach Abkühlung auf einer 4°C Platte erstarrt das Paraplast und das Präparat ist zum Schneiden bereit. 19 Material und Methoden 2.10.5 Schneiden der Paraffinblöcke Die eingebetteten Präparate wurden mit einem Schlittenmikrotom geschnitten. Ein Stahlmesser wurde hierbei über das jeweilige Präparat hinweggeführt. Es wurden bei Raumtemperatur Schnitte mit einer Dicke von 8 - 16 µm angefertigt. Diese wurden im Wasserbad GFL 1052 bei 40 °C gestreckt und anschließend auf Objektträger aufgezogen. Die Objektträger wurden in einem Wärmeschrank (Heraeus) 5 h bei 50°C getrocknet und bis zur weiteren Verarbeitung staubfrei bei Raumtemperatur gelagert. 2.10.6 Fixierung für Kryoschnitte Der Schädel des jeweiligen Präparates wurde zunächst in 1 x PBS gewaschen, um Blutreste und Verunreinigungen zu entfernen. Danach wurde durch Inkubation in 4 % Paraformaldehyd für 40 min fixiert. Die verbleibende Luft in der Nasenhöhle wurde durch Anlegen eines Unterdrucks mittels Exsikkator entfernt. Nach Auswaschen des Paraformaldehyds mit 1 x PBS (3 x 5 min.) wurde das Gewebe in einem ansteigenden Saccharose-Gradienten entwässert: Zunächst 2 - 3 h Inkubation in 10 % Saccharose-Lösung bei Raumtemperatur und schließlich über Nacht in 30 % Saccharose-Lösung bei 4°C. Die Präparate wurden mit einer 30 % Saccharose: TissueTek Lösung (Sakura, Gießen) im Verhältnis 1:2 übergossen und bei -20°C in TissueTek eingebettet, bevor sie dann bis zum Gebrauch bei -20°C gelagert wurden. 2.10.7 Anfertigung der Kryostatschnitte Die Kryostatschnitte wurden am Kryostat CM3050 S (Leica) mit einem Stahlmesser bei -20°C angefertigt. Die Schnittdicke betrug 8 - 20 µm. 20 Material und Methoden 2.11 Molekularbiologische Methoden 2.11.1 Arbeiten mit RNA Beim Arbeiten mit RNA dürfen die Gebrauchsgegenstände nicht mit aktiven RNasen kontaminiert sein. Zur Inaktivierung von RNasen wurden deshalb folgende Vorkehrungen getroffen: Glaswaren oder andere hitzebeständige Materialien wurden in einem Wärmeschrank (Heraeus) für mindestens 4 h bei 180°C inkubiert. Lösungen und Puffern wurde Diethylpyrocarbonat (DEPC) im Verhältnis 1:1000 zugesetzt, anschließend über Nacht bei Raumtemperatur inkubiert und danach 30 min autoklaviert. DEPC zerfällt dabei zu Kohlenstoffdioxid und Ethanol. Lösungen, die Substanzen mit Aminogruppen wie TRIS oder MOPS enthalten, dürfen nicht mit DEPC behandelt werden. Diese wurden mit RNase-freien Chemikalien, mit DEPC– vorbehandeltem Wasser und ausgeglühtem Spatel angesetzt. Hitzeempfindliche Gegenstände wurden mit 0,1 M NaOH oder RNase AWAY (Molecular BioProducts) behandelt. Die Inkubationsdauer lag bei 30 min. Danach wurde das Material mit DEPC behandeltem Wasser abgespült. 2.11.2 RNA-Isolierung Zur Isolierung von RNA aus dem Riechepithel der Ratte wurde die „single step“ Methode (Chomczynski und Sacchi, 1987) durchgeführt. Das Gewebe wurde in einem Glashomogenisator aufgebrochen, die RNasen mit Guanidiumthiocyanat inaktiviert und mittels Phenol/Chloroform- und Alkoholfällung wurde die RNA aus dem Lysat ausgefällt. 100 mg Riechgewebe wurde mit 1 ml Solution D versetzt und mit einem Homogenisators für 5 min auf Eis lysiert. Nach Zugabe von 100 µl/ml 2 M Natriumacetat pH 4, 500 µl/ml Phenol pH 4,5–5 und 200 µl/ml Chloroform/Isoamylalkohol wurde gründlich homogenisiert und 15 min auf Eis inkubiert. Es folgte eine Zentrifugation bei 14000 g für 15 min bei 4°C. Die wässrige Phase wurde in ein RNasefreies Gefäß überführt. Dieser Schritt wurde einmal ohne Zusatz von Natriumacetat wiederholt. Zur RNA-Fällung wurde der wässrigen Phase Isopropanol im Verhältnis 1:2 zugegeben und für 60 min bei -70°C inkubiert. Nach 21 Material und Methoden einer 20 minütigen Zentrifugation bei 13000 g und 4°C wurde das Pellet in 100 µl Solution D gelöst. Es folgte eine weitere Isopropanolfällung. Das Pellet wurde mit 75 % Ethanol gewaschen, nochmals abzentrifugiert und schließlich luftgetrocknet. Der Niederschlag wurde in 20-50 µl DEPC-H2O resuspendiert. Die Reinheit und Konzentration der so gewonnenen RNA wurde photometrisch bestimmt. 2.11.3 Konzentrationsbestimmung und RNA-Spektrum RNA hat sein Absorbtionsmaximum bei 260 nm. Mit einem Spektrometer (Perkin Elmer, Lamda 25 UV/VIS Spektrometer) wurde die Absorbtion der Lösung bei 260 nm gemessen und die RNA-Konzentration berechnet. Eine OD260 = 1 hat eine RNAKonzentration von 40 µg/ml. Des Weiteren war eine Aussage über die Reinheit der Probe mit einem Spektrum von 220-320 nm möglich, da das Absorbtionsmaximum von Phenol bei 220 nm und das von Proteinen bei 280 nm liegt. 2.11.4 Denaturierende RNA-Agarosegel-Elektrophorese Für ein 1 %-iges Gel wurde 1 g Agarose in 62,1 ml DEPC-H2O aufgekocht, auf 60°C abgekühlt, 20 ml 5 x Laufpuffer (0,1 M MOPS ( 3-[N-Morpholino]propansulfonsäure ) pH 7,0, 40 mM Natriumacetat, 5 mM EDTA pH 8,0) und 17,9 ml 37 % Formaldehyd zugegeben und in einen Agarosegelschlitten gegossen. Zur Probenvorbereitung wurden je 6 μl RNA Probe, die zuvor für 15 min bei 65°C denaturiert wurde und 6µl 2 x RNA-Ladepuffer (2 x Loading Dye Solution, Fermentas) in die Taschen des Gels pipettiert. Die Gelelektrophorese erfolgte in 1 x Laufpuffer bei 5 V/cm und wurde gestoppt, sobald der Farbmarker 2/3 des Gels durchlaufen hatte. Abschließend wurde 30 min mit 0,5 μg/ml Ethidiumbromid in 0,1 M Ammoniumacetat gefärbt und die RNA auf einem UV-Transluminator überprüft. 22 Material und Methoden 2.11.5 Die cDNA-Synthese Um aus RNA cDNA zu synthetisieren wurde der RevertAid™ H Minus First Strand cDNA Synthesis Kit (Fermentas) verwendet. Es wurden 5 µg RNA und 0,2 µg eines random Hexamer-Primers eingesetzt und auf 12 µl mit DEPC-H2O aufgefüllt. Der Ansatz wurde 5 min bei 70°C inkubiert und dann auf Eis abgekühlt. 4 µl 5 x Reaktionspuffer, 20 Units RiboLock™ Ribonuclease Inhibitor und 10 mM dNTPs wurden zugegeben. Nach einer Inkubation von 5 min bei 25°C wurden 200 Units der RevertAid™ H Minus M-MuLV Reverse Transkriptase hinzugefügt und nochmals 10 min bei 25°C und 60 Minuten bei 42 °C inkubiert. Dieses Enzym ist in der Lage die RNA-Stränge revers zu transkribieren und aufgrund der geringen RNase H Aktivität den RNA-Strang nicht abzubauen. Die Reaktion wurde bei 70°C für 10 min gestoppt. 2.11.6 Polymerasekettenreaktion (PCR) Zur Amplifikation von DNA wurde die Polymerasekettenreaktion benutzt. Ein Reaktionsansatz setzte sich folgendermasen zusammen (Tab.4) Tab. 4: Reaktionsansatz einer PCR 1 µg Template DNA 0,75 µl dNTPs 10 mM 1 µl Primer 1 (vorwärts) 10 pmol 1 µl Primer 2 (rückwärts) 10 pmol 5 µl Taq-Puffer (10x) 0,5 µl Taq Polymerase 2,5 U (Axon) 2 µl MgCl2 25 mM Ad 50 µl H2O 23 Material und Methoden Die PCR fand unter folgenden Bedingungen statt: Standard PCR-Programm 94°C 2’ 94°C 30’’ 58°C 30’’ 72°C 90’’ 72°C 8’ 4°C bis damit weitergearbeitet wurde. 30 Zyklen 2.11.7 DNA-Extraktion aus Agarosegelen Nach Auftrennung der DNA-Fragmente mittels Agarosegelelektrophorese kann die gewünschte DNA aus dem Gel extrahiert werden. Der NucleoSpin® Extract II Kit von Macherey-Nagel wurde hierzu verwendet. Das DNA-Fragment wurde mit einem sauberen Skalpell aus dem Gel ausgeschnitten. Zu 100 mg Agarose wurde 200 µl Puffer NT gegeben, 10 min bei 50°C inkubiert und in 3 minütigen Abständen gevortext bis die Agarose verflüssigt war. Die Probe wurde auf die Säule gegeben und 1 min bei 11000 g zentrifugiert. Der Überstand wurde abgenommen und die Säule mit 600 µl NT3 gewaschen. Nach einer einminütigen Zentrifugation bei 11000g wurde der Überstand wiederum abgenommen und 2 min bei 11000 g zentrifugiert um letzte Flüssigkeitsreste zu entfernen. Da im Puffer NT3 Ethanol enthalten ist, wurde die Probe für 2-5 min auf 70 °C erwärmt um mögliche Ethanolverunreinigungen zu entfernen. Die DNA wurde daraufhin in 15-50µl Elutionspuffer NE eluiert. 24 Material und Methoden 2.11.8 Klonierung • Klonieren von PCR-Produkten mit AT-Überhängen Clark (1988) konnte zeigen, dass die Taq-Polymerase während einer PCR keine Fragmente mit glatten Enden produziert, sondern einen Überhang von Adenin schafft. Die von der Taq-Polymerase amplifizierten PCR-Fragmente lassen sich deshalb in einen offenen Vektors mit Thymin-Überhängen klonieren. Diese Methode wird auch als TA-Klonierung bezeichnet. Zur Herstellung von Klonen wurde der pGEM®-T beziehungsweise pGEM®-T Easy Vector (Abb.1 + 2) der Firma Promega verwendet. • Ligation Als Ligation bezeichnet man die Verknüpfung des Inserts mit einem Vektor. Es wird ein offener Vektor, ein Insert (mit kompatiblen Enden) und eine Ligase, die die Veresterungsreaktion katalysiert, benötigt. Die Reaktion wurde mit der pGEM®-T beziehungsweise pGEM®-T Easy Vector Reaktionskomplettausstattung, nach Angaben des Herstellers, durchgeführt (Tab.5). Tab. 5 Reaktionsansatz der Ligation 5µl 2xRapid Ligation Buffer 1µl (50 ng) pGEM®-T (Easy) Vector 3µl PCR-Produkt (Konzentration war immer unterschiedlich) 1 µl T4 Ligase (3 Units) Die Inkubationszeit betrug 1 h bei Raumtemperatur. • Transformation Nach der Ligation wurde der Vektor mit Insert zur Vermehrung in E.coli-Bakterien überführt. Dieser Vorgang wird als Transformation bezeichnet. Es wurden elektrokompetente XL1–blue Zellen mittels Elektroporation (EasyjecT Plus von EquiBio) transformiert. Die XL1–blue Zellen wurden auf Eis aufgetaut, SOCMedium auf 37°C erwärmt und Küvetten auf Eis bereitgestellt. 1-2 µl des Ligationsansatzes wurden zu 50 µl XL1–blue Zellen gegeben und bei 2500 Volt, einem ohmschen Widerstand von 201 Ω, einer Kapazität von 25 µF und einer 25 Material und Methoden Pulsdauer von 5 µs elektroporiert (V=2500, R=0201, C=0025, T=0005). Die Bakterien wurden daraufhin schnellstmöglich in 1 ml SOC-Medium aufgenommen und für 1 h bei 37°C auf dem Schüttler inkubiert. Anschließend wurde ein Teil des Bakterienansatzes auf Agarplatten gegeben, die sowohl mit einem selektiven Antibiotikum (Carbenicillin) als auch mit IPTG und X-Gal (Blau-Weiß-Selektion) versetzt waren. Aufgrund dieser Selektionen war es möglich die Bakterien zu identifizieren, die den Vektor aufgenommen haben. • Kolonie-PCR Die Kolonie-PCR wurde zur Detektion von Insert-Fragmenten benutzt. Dabei wird ein Bakterienklon von einer Plattenkolonie zum PCR-Ansatz gegeben, um das gesuchte Fragment mit Hilfe geeigneter Primer zu amplifizieren. Zur Durchführung der PCR wurde Zellmaterial von Einzelkolonien mit einem sterilen Zahnstocher direkt in das vorbereitete PCR-Reaktionsgemisch (Tab. 4) gegeben. Die PCR fand unter den oben beschriebenen Standartbedingungen statt. 2.11.9 Isolierung von Plasmid-DNA aus E. coli • Minipräparation (Plasmid-Isolation aus E.coli-Bakterien) Die Plasmid-Isolation im kleinen Maßstab (5 ml Übernachtkultur) wurde mit dem NucleospinTM Plasmid Purification Kit von Machery-Nagel nach Angaben des Herstellers durchgeführt. Die Plasmid-DNA wurde in 50 µl TE eluiert • Midipräparation (Plasmid-Isolation aus E.coli-Bakterien) Die Plasmid-Isolation im großen Maßstab (50 ml Übernachtkultur) wurde mit dem QIAGEN Plasmid Midi Kit, laut Angaben des Herstellers durchgeführt. Die PlasmidDNA wurde in 500 µl TE eluiert. 26 Material und Methoden 2.11.10 DNA-Sequenzierung Die DNA-Sequenzierungen wurden von der Firma Seqlab Göttingen durchgeführt. Es wurden 20 pmol des Sequenzierprimers mit 600 ng der zu sequenzierenden DNA in ein 0,2 ml Reaktionsgefäß gegeben und auf 7 µl mit H2O aufgefüllt. 2.11.11 Lagerung von Klonen (Glycerinstock) Für die Lagerung von Klonen wurden 600 µl Flüssigkultur des jeweiligen Klons verwendet und mit 200 µl Glycerin (80%) versetzt. Nach gutem Durchmischen wurde die Probe in flüssigem N2 schockgefroren und bei -70°C aufbewahrt. 2.11.12 In vitro Transkription RNA-Sonden (Tab. 7) werden durch in vitro Transkription klonierter DNA-Fragmente hergestellt. Hierfür wurden die Transkriptionsvektoren pGEM®-T und pGEM®-T Easy der Firma Promega verwendet. Die Vektoren pGEM®-T beziehungsweise pGEM®-T Easy (Abb. 6 + 7) wurden einmal stromaufwärts des Inserts mit den Restriktionsenzymen NotI oder SacI und in einem anderen Ansatz stromabwärts mit ApaI, SphI oder NcoI verdaut. Der aufgereinigte linearisierte Vektor wurde als Template in einer Konzentration von 1 µg dem Reaktionsansatz zugegeben (Tab. 6) und mit dem Enzym SP6 oder T7 (Abb. 6 + 7), je nach Schnittstelle, versetzt. So entstehen sense (Negativkontrolle) und antisense (Sonde) Strang. Der DIG-RNA-Labeling Mix (Roche) lieferte die Nukleotidtriphosphate, wobei etwa 1/3 der UTPs ein Digoxygeninmolekül, ein Glycosid aus dem Roten Fingerhut (Digitalis purpurea), gebunden hat. Der RNaseInhibitor RiboLock™, die Polymerasen SP6 beziehungsweise T7 und der 5 x Reaktionspuffer wurden von MBI Fermentas bezogen. 27 Material und Methoden Tab. 6: Reaktionsansatz für die in vitro Synthese von RNA-Sonden Volumen Konzentration Geschnittener Vektor X µl 1 µg 5 x Puffer 10 µl RiboLock™ 2 µl DIG-RNA-Labeling Mix 2 µl Polymerase SP6/T7 2 µl DEPC-H2O Ad 50 µl 80 Units 10 mM/Nukleotidart 40 Units Die Substanzen des Reaktionsansatzes wurden in ein 1,5 ml Reaktionsgefäß gegeben und für 2 h bei 37°C inkubiert. 2 Units DNase 1, RNase-frei (MBI Fermentas), verdaute in 15 Minuten bei 37°C die eingesetzte Plasmid-DNA. Die Enzymreaktion wurde mit 5 µl 0,2 M EDTA-Lösung pH 8, welche die für die Polymerasen nötige Mg2+ Ionen bindet, gestoppt. 112,5 µl einer alkalischen Hydrolyse-Lösung (5µl 1 M DTT, 40µl 1 M NaHCO3, 60µl 1 M Na2CO3, 395µl DEPC-H2O) sorgte für eine Hydrolyse der RNA-Sonden in etwa 200 Basen lange Fragmente. Die Inkubationszeit betrug 45 min bei 60°C. Die Reaktion wurde durch Abkühlen auf 4°C gestoppt und mit 112,5 µl eines Neutralisationspuffers (5µl 1 M DTT, 5 µl CH3COOH, 100 µl Na(CH3COO), 390 µl DEPC-H2O) neutralisiert. Die RNA-Sonden wurden mindestens 1 h lang durch Zugabe von 28,4 µl Lithiumchlorid und 750 µl Ethanol bei -80°C ausgefällt. Nach Zentrifugation bei 13000g für 20 min bei 4°C wurde das RNA-Pellet mit 70 % Ethanol gewaschen, abzentrifugiert, der Überstand verworfen und das Pellet luftgetrocknet. Die RNASonden wurden in 30 µl Formamid (deionisiert) und 5 x SSC (im Verhältnis 3:1) aufgenommen und bei -70°C gelagert. Die Sonden, die aus dem Antisense-Strang der DNA entstanden sind, wurden als Negativkontrolle benutzt. 28 Material und Methoden Tab. 7: Hergestellte RNA-Sonden als Marker für ORNs und Stützzellen Sondenname Beschreibung OMP (olfaktorisches Markerprotein) Lösliches Protein in ORNs, Aufgaben unbekannt CNG-A2 Membranprotein, Untereinheit des olfaktorischen CNG-Kanals Golf Membranständiges Protein, olfaktorisches G-Protein Crb-2 (Carbonyl reductase 2) Lösliches Protein in den Stützzellen Sowohl die Negativkontrollen als auch weitere hergestellte RNA-Sonden der Bestfamilie sind nicht aufgeführt. 2.11.13 In situ Hybridisierung (ISH) Die Methode der in situ Hybridisierung wurde 1969 entdeckt (Das NK, Alfert M., 1969) und seit den 90ern in vielen Fachgebieten angewendet. Es handelt sich dabei um die Hybridisierung von Nukleinsäuresonden an zelluläre komplementäre Nukleinsäuren zur Identifizierung bestimmter Chromosomen, Genloci oder auch von RNA-Molekülen, die auf bestimmte Expressionsmuster einer Zelle hinweisten. Es existieren diverse Standardprotokolle (Schaeren-Wiemers und Gerfin-Moser, 1993; Bradley 1997). Diese Standardprotokolle haben sich bei der Anwendung auf Gewebeschnitten der Rattennase als nicht geeignet erwiesen, deshalb wurde in der vorliegenden Arbeit das folgende Protokoll ausgearbeitet. Es wurden coronale Gewebeschnitte von Rattennasen angefertigt (siehe 1.10). Die Schnitte wurden 20 min getrocknet bevor sie erneut 10 min mit 4 % Paraformaldehyd fixiert wurden. Nach zweimaligem waschen in 1 x PBS (5 min) wurde das Gewebe mit Proteinase K (50 µg/ml) für 5 min bei 37°C verdaut. Danach wurde erneut in 1 x PBS (2 x 5 min) gewaschen. Die Schnitte wurden für 10 min in 0,1 M Triethanolamin pH 8 mit einer Endkonzentration von 0,25 % Essigsäureanhydrid inkubiert. Anschließend wurde wiederum zweimal in PBS gewaschen. Es folgte die Prähybridisierung mit dem Prähybridisierungspuffer um mit Heringssperma DNA unspezifische Bindestellen zu belegen. Die Inkubationsdauer betrug zwischen 4 und 6 h bei Raumtemperatur. Der Hybridisierungspuffer mit verschiedenen Sondenkonzentrationen (30 ng-1 µg) wurde auf die Schnitte gegeben, die daraufhin 29 Material und Methoden über Nacht in einem Hybridisierungsofen (SI 20 H, Stuart Sientific) bei 55°C inkubiert wurden. Am nächsten Tag wurden die Objektträger zuerst für 30 min bei 60°C in 5 x SSC, anschließend 30 min bei 60°C in 0,2 x SSC und 5 min bei Raumtemperatur in 0,2 x SSC gewaschen. Es folgte eine Inkubation in PBT für 5 min mit anschließendem Blocken in 5 % BSA proteinasefrei (Roth) in PBT für 1 h. Daraufhin wurde der Antikörper Anti-Digoxigenin-AP, Fab fragments (Roche) im Verhältnis 1: 5000 in PBT mit 5 % BSA proteinasefrei (Roth) für 2 h bei Raumtemperatur auf die Schnitte gegeben. Danach wurde 2 Mal für 30 min in PBT gewaschen. Die Schnitte wurden in die Färbelösung, die NBT und BCIP enthielt, gegeben. Die Farbreaktion dauerte zwischen 30 min und 6 h. Anschließend wurden die Schnitte nochmals gewaschen, zum Teil mit DAPI gefärbt (siehe 2.11.14), mit Aqua PolyMount Medium benetzt und mit Deckgläsern bedeckt. 2.11.14 DAPI-Färbung 4,6-Diamidino-2-phenylindol, auch kurz DAPI genannt, färbt Zellkerne, genauer ATreiche Bereiche der DNA, an. Die Gefrierschnitte wurden 3 x 10 min mit 1 x PBS gewaschen und die Flüssigkeitsreste mit Papier am Rand des Objektträgers abgesaugt. Danach wurde mit einer 1:300 Verdünnung einer 90 µM DAPIStammlösung für 45 s inkubiert. Nach weiteren Waschschritten (3 x 10 min in PBS) wurden die Schnitte erneut getrocknet, mit Aqua PolyMount benetzt und mit Deckgläsern bedeckt. 30 Material und Methoden 2.11.15 Bilddokumentation Zur Dokumentation der mit NBT und BCIP gefärbten Gewebeschnitte diente die Hellfeld-Mikroskopie. Für diese Technik wurde das Nikon Eclipse 90i Mikroskop mit der Farbkamera Nikon DXM1200C im Nikon Imaging Center verwendet. Zur Nachbearbeitung der Bilder diente das Programme Adobe® Photoshop® 7.0. Abb. 8: Nikon Eclipse 90i Mikroskop mit der Farb-kamera Nikon DXM1200C im Nikon Imaging Center 31 Ergebnisse 3 Ergebnisse Das Ziel dieser Arbeit ist es einen Beitrag zur molekularen Identifizierung des Ca2+aktivierten Cl--Kanals in olfaktorischen Rezeptorneuronen zu leisten. Deshalb wurde die in situ Hybridisierung mit Markerproteinen für ORNs und Stützzellen etabliert und die zellspezifische Expression von Bestrophin-2 im olfaktorischen wie auch im respiratorischen Epithel veranschaulicht. 3.1 Etablierung der ISH auf Gewebeschnitten der Rattennase Im Rahmen der Etablierung der Methode der in situ Hybridisierung an Gewebeschnitten der Rattennase dienten das Standardwerk „In Situ Hybridization“ von D.G.Wilkinson sowie Veröffentlichungen zu in situ Hybridisierungen an Neuronen von Schaeren-Wiemers und Gerfin-Moser 1993 und Bradley 1997., als Leitfaden. Die exakte Durchführung der in situ Hybridisierung an Gewebeschnitten der Rattennase mit den oben genannten Protokollen erwies sich jedoch zunächst als unzureichend und musste deshalb optimiert werden. Die Objektträgerwahl spielte dabei eine entscheidende Rolle, da das aufliegende Gewebe etwa 36 h lang verschiedenen Agenzien ausgesetzt ist und sich nicht ablösen darf. Bradley empfiehlt Superfrost Plus, Schaeren-Wiemers und GerfinMoser Poly-L-Lysin-beschichtete Objektträger. Allerdings zeigten beide Objektträgerarten (mit Paraffinschnitten) nur geringen Erfolg, da etwa 80 % der Gewebeschnitte sich schon nach einigen Stunden bzw. spätestens nach dem Hybridisierungsschritt ablösten. Daraufhin wurden folgende Objektträger getestet: • SuperFrost Plus, Menzel-Gläser • SuperFrost Plus Gold, Menzel-Gläser • SuperFrost Excell, Erie Scientific Company • Adhäsiv-Objektträger, Menzel-Gläser • SuperFrost gelatinisiert • SuperFrost mit Poly-L-Lysin Anfangs wurden die Präparate in Paraffin eingebettet und mit einem Mikrotom geschnitten. Es konnten Schnitte mit einer Dicke von 6-8 µm hergestellt werden. 32 Ergebnisse Dem gegenüber stehen Gewebeschnitte mit dem Kryostaten, die zwar dicker (10-16 µm) sind, aber eine wesentlich kürzere Präparationsdauer und damit einhergehend eine kürzere Fixierungszeit haben. Deshalb wurde sowohl das Haften von Paraffinals auch von Kryostatschnitten auf den genannten Objektträgern getestet. SuperFrost Excell-Objektträger konnten 50-80 % der Paraffinschnitte und SuperFrost Plus bzw. SuperFrost Plus Gold 50-80 % der Kryostatschnitte bis zum Ende der in situ Hybridisierung binden. Von allen anderen lösten sich die Gewebeschnitte schon nach wenigen Stunden komplett ab. Die Parafifinschnitte weisen im Gegensatz zu den Kryostatschnitten nach der in situ Hybridisierung unter dem Mikroskop eine wesentlich schlechtere Qualität auf. Sie sind grau, verwaschen und kontrastarm im Vergleich zu den Kryostatschnitten. Aus diesen Gründen wurde mit Kryostatschnitten weitergearbeitet. Die Kryostatschnitte hafteten zwar größtenteils auf den SuperFrost Plus bzw. SuperFrost Plus Gold Objekträgern, aber die Anzahl an auswertbaren Schnitten nach der in situ Hybridisierung war zu gering. Es lösten sich einige Bereiche, wie z.B. das Septum, vom Objektträger ab und legten sich über die Schnitte, so dass weitere Areale des Gewebes verdeckt und somit unbrauchbar wurden. Zusätzlich lösten sich regelmäßig große Bereiche des apikalen Epithels vom Objektträger ab. Dies ließ sich auf die lange Beanspruchung des Gewebes während des Experimentes zurückführen. Die Dauer der Versuche, besonders vor der Hybridisierung der Sonde, wurde deshalb verschiedenen stark reduziert. Das dreimalige Versuchsschritten vor der Waschen Hybridisierung, zwischen den wie den in Standardprotokollen beschrieben, wurde auf zweimal reduziert. Alle späteren Waschschritte mussten erhalten werden um Hintergrundsignale durch nicht spezifisch gebundene Sonde beziehungsweise Antikörper zu vermeiden. Rehydrationen bzw. Dehydrationen des Gewebes in Form von absteigenden bzw. aufsteigenden Ethanolreihen, wie sie in vielen Protokollen erwähnt sind, wurden um die Versuchsdauer weiter zu verkürzen vermieden. Der Proteinase K Verdau wurde von 30 min (Schaeren-Wiemers und Gerfin-Moser 1993) auf 5 min verkürzt, aber gleichzeitig wurde die Proteinase K Konzentration von 10 µg/ml auf 50 µg/ml erhöht. Auf weitere Schritte wie Ansäuerung des Gewebes mit HCl oder eine zweimalige Triethanolbehandlung wurde ebenfalls verzichtet. Dies führte zu eindeutigeren und besseren Signalen, sowie zu einer größeren Zahl auswertbarer Schnitte. 33 Ergebnisse Der Prähybridisierungs- bzw. der Hybridisierungspuffer mit Dextransulfat und Heparin, wie sie ebenfalls in vielen Protokollen beschrieben sind, erwiesen sich als ungeeignet, da die Schnitte nach der Hybridisierung mit beiden Chemikalien bedeckt waren und selbst nach den folgenden Waschschritten sich nicht von den Gewebeschnitten lösten. Dies führte schließlich zu einem Ablösen des Schnittes aufgrund erhöhter Beanspruchung durch gebundene Chemikalien oder zu einem Blockieren der Bindestellen der RNA-Sonden und somit zu keinem Signal. Ohne Dextransulfat und Heparin blieben die Gewebeschnitte an den Objektträgern haften und Ablagerungen auf dem Gewebe werden vermieden. Ein weiterer entscheidender Schritt ist die Herstellung qualitativ hochwertiger Sonden, welche nach der alkalischen Hydrolyse die die optimale Länge von ca. 200 Basen haben. Die Dig-markierten RNA-Sonden wurden sowohl nach der in vitro Transkription als auch nach der alkalischen Hydrolyse mittels denaturierender RNAGelelektrophorese auf ihre Größe und Qualität überprüft. Hierbei wurde ausschließlich mit Sonden, welche die richtige Größe haben und kaum weitere Degradationen auf dem Gel zeigten, weiter gearbeitet. Die RNA-Sonden wurden nach der alkalischen Hydrolyse in Formamid und 5 x SSC aufgenommen. Aus diesem Grund konnte, wie in den oben genannten Standardwerken bzw. Veröffentlichungen beschrieben, keine exakt bestimmte Konzentration pro Gewebeschnitt eingesetzt werden. Es erwies sich als geeignet von den Sonden verschiedene Mengen zwischen 30 ng und 1 µg pro Gewebeschnitt zu verwenden. Zusammengefasst sind bei der Durchführung der in situ Hybridisierung 4 Parameter ausschlaggebend. Die Qualität und Größe der RNA-Sonde, welche die Hybridisierung dieser an spezifische mRNA-Transkripte ermöglicht, sowie die Adhäsionskraft des Objektträgers, welche das Gewebe über den gesamten Versuchsverlauf ausreichend bindet. Weiterhin das Verkürzen bzw. Streichen einiger Arbeitsschritte bis zur Hybridisierungsreaktion um das Gewebe zu schonen und schlussendlich das Vermeiden von Dextransulfat und Heparin im Hybridisierungspuffer um Ablagerungen auf den Schnitten zu vermeiden. 34 Ergebnisse 3.1.1 OMP als Marker für reife olfaktorische Rezeptorneurone Das cytosolische olfaktorische Markerprotein (OMP) wird spezifisch in ORNs exprimiert und deshalb als Markerprotein verwendet. In Abb. 8 sind Aufnahmen von coronalen Nasengewebeschnitten nach in situ Hybridisierung und anschließender BCIP/NBT-Färbung zu sehen. Als Sonde wurde eine zur OMP-mRNA komplementäre RNA hergestellt. (A) zeigt eine Maxilloturbinate, die sich ins Lumen der Nasenhöhle erstreckt. Es ist eine rotlich/violette Färbung im Bereich des olfaktorischen Epithels zu erkennen. In (B) ist eine Vergrößerung des Septums mit aufliegendem olfaktorischem Epithel zu sehen. Hier kann man eindeutig die Basallamina erkennen, die das OE von der darunter liegenden Lamina propria abgrenzt. Die darauf folgenden Zellschichten, Basalzellen und unreife Neuronen, zeigen keine OMP-Färbung. Nur die Somata der reifen ORNs sind rot-violett gefärbt und lassen sich von der folgenden Stützzellschicht klar abgrenzen. In (C) ist ein Teil des Septums mit aufliegendem OE und der Übergang zum respiratorischen Epithel (RE) gezeigt. Zusätzlich zur Abgrenzung der ORNs zu den Stützzellen ist auch die Scheidelinie zum beginnenden RE durch die deutliche OMP-Färbung zu sehen. (D) zeigt einen Bereich des dorsal gelegenen Bogens der Nasenhöhle, in dem wiederum eine spezifische Färbung der ORNs sichtbar ist. Die Bilder (E) und (F) repräsentieren den in (D) dargestellten Ausschnitt in einer höheren Vergrößerung, die nochmals die durch das OMP-Signal abgrenzbaren Bereiche der ORNs und der Stützzellen hervorhebt. 35 Ergebnisse Abb. 8: Nachweis von mRNA-Transkripten des olfaktorischen Markerproteins in reifen olfaktorischen Rezeptorneuronen durch ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte. ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, SZ: Stützzelle, OE: olfaktorisches Epithel, RE: respiratorisches Epithel, BL: Basallamina, BG: Blutgefäß, S: Septum, M: Maxilloturbinate, (Sondenmenge: ca. 30 ng/Schnitt) 36 Ergebnisse 3.1.2 CNG-A2 als Marker für reife olfaktorische Rezeptorneurone CNG-A2 ist die Hauptuntereinheit des olfaktorischen CNG-Kanals und ist in den Cilien der ORNs lokalisiert. Abb. 9 zeigt die Ergebnisse der in situ Hybridisierung mit der CNG-A2-Sonde. In (A) ist ein ventraler Ausschnitt der Nasoturbinate mit aufliegendem olfaktorischen Epithel abgebildet. Es ist eine starke rot-violette Färbung im Bereich des OE erkennbar, wobei bei dieser mikroskopischen Auflösung nicht eindeutig geklärt werden kann welcher Zelltyp markiert ist. In Bild (B) ist dieser Ausschnitt vergrößert dargestellt. Im äußersten Bereich des OE ist vermutlich die ungefärbte Stützzellschicht aber aufgrund der prominenten Färbung in den ORNs nicht eindeutig erkennbar. Gleiches gilt für (C), einem dorsalen Ausschnitt einer Maxilloturbinate. Die ORNs sind eindeutig gefärbt, jedoch ist der Übergang sowohl zu den Stützzellen als auch hin zur Basallamina nicht eindeutig von der Färbung abgrenzbar. Jedoch kann in der Vergrößerung (D) dieser Übergang klar gezeigt werden. Sowohl die Stützzellschicht als auch der basale Bereich des olfaktorischen Epithels sind ungefärbt. Die nochmalige Vergrößerung dieses Bereiches in (E) und (F) veranschaulicht dies zusätzlich. Im Bereich der ORNs ist die rote Färbung sehr prominent, wohingegen die basalen und die apikale Zellschicht(en) weiß erscheinen. Somit wurde die mRNA der CNG-A2 Untereinheit nachgewiesen. Wie erwartet korreliert die Färbung stark mit der in Abb. 8 dargestellten OMP-Färbung, da CNGA2-Proteine immer in OMP-positiven Zellen exprimiert werden. 37 Ergebnisse Abb.9: Nachweis von mRNA-Transkripten der CNG-A2 Untereinheit in reifen olfaktorischen Rezeptorneuronen durch ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte. ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, SZ: Stützzelle, OE: olfaktorisches Epithel, , BL: Basallamina, , M: Maxilloturbinate, N: Nasoturbinate, (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) 38 Ergebnisse 3.1.3 Das Golf-Protein als Marker für olfaktorische Rezeptorneurone Das G-Protein Golf ist ebenfalls Bestandteil der olfaktorischen Signaltransduktion und deshalb nur in ORNs exprimiert. In Abb. 10 sind Ausschnitte von coronalen Nasengewebeschnitten mit aufliegendem olfaktorischem Epithel zu sehen. Die Hybridisierung wurde mit der Golf-Sonde durchgeführt. (A) zeigt den Ausschnitt einer Turbinate. Die rot-violette Färbung ist vor allem im apikalen Bereich des OE erkennbar. Somit sind die Basalzellen, sowie unreife Neurone, die sich basal des OEs befinden, nicht gefärbt. Die darüber liegenden ORNs sind deutlich gefärbt, aber die das Epithel abschließende Stützzellschicht kann mit dieser Auflösung nicht von den ORNs abgegrenzt werden. (B) zeigt diesen Bereich in einer stärkeren Vergrößerung, so dass die Trennung der verschieden Schichten nun möglich ist. Die Stützzellschicht erweist sich als farblos und die ORNs zeigen deutliche Signale in den Somata. Weitere Vergrößerungen dieses Ausschnittes in (C) und (D) untermauern dies nochmals. Stützzellen im rechten Bildrand zeigen keine Signale, der Basale Bereich des OE ist weitestgehend farblos und die sich nahe den Stützzellen befindenden ORNs weisen eine deutliche Färbung auf. Nochmalige Vergrößerungen von weiteren Ausschnitten des olfaktorischen Epithels in (E) und (F) heben abermals die farblosen Stützzellen von den roten ORNs ab. Zusammenfassend zeigen damit drei Marker für olfaktorische Rezeptorneurone, OMP, CNGA-2 und Golf, eine spezifische Färbung der ORNs. 39 Ergebnisse Abb.10: Nachweis von mRNA-Transkripten des Golf-Proteins in reifen olfaktorischen Rezeptorneuronen durch ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte. ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, SZ: Stützzelle, OE: olfaktorisches Epithel, BL: Basallamina, (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) 40 Ergebnisse 3.1.4 Crb-2 als Marker für Stützzellen Die Carbonyl-Reductase 2 ist ein Protein, das spezifisch in Stützzellen exprimiert (Yu, 2005) und am xenobiotischen Stoffwechsel beteiligt ist. In Abb. 11 ist der dorsal gelegene Bogen eines Nasengewebeschnitts mit olfaktorischem Epithel in verschiedenen Vergrößerungen dargestellt. Im Vergleich zu den vorherigen Markern sind hier keine neuronalen Zellen, sondern die Stützzellen, die das Epithel zum Lumen hin abgrenzen mit BCIP/NBT gefärbt. In (A) ist die Basallamina, die das OE zur Lamina propria hin abgrenzt, dargestellt. Es ist eine schwache rote Färbung im apikalen Bereich des OE erkennbar, doch kann sie in dieser Vergrößerung noch keinem spezifischen Zelltyp zugewiesen werden. Im Ausschnitt (B) ist die Färbung bedeutend stärker und eindeutig der äußeren Zellschicht, also den Stützzellen, zu zuordnen. Die darunter liegenden Zellschichten des OEs zeigen keine Färbung. Dieses Bild spiegelt sich auch bei höherer Vergrößerung in(C) und (D) wieder. Die Somata der Stützzellen weisen eine deutliche violette Färbung auf und die restlichen Zelltypen des olfaktorischen Epithels sind farblos. In (E) und (F) sind die einzelnen Somata der Stützzellen und der lila Farbniederschlag aufgrund der höheren Vergrößerung deutlicher zu erkennen und gegenüber den darunter liegenden Schichten leichter abzugrenzen. Wie erwartet ist auch hier eine spezifische Färbung in den Stützzellen zu detektieren. 41 Ergebnisse Abb.11: Nachweis von mRNA-Transkripten des Crb-2-Proteins in den Stützzellendurch ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte. ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, SZ: Stützzelle, OE: olfaktorisches Epithel, BL: Basallamina, (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) 42 Ergebnisse 3.2 Bestrophin-2 als möglicher Kandidat für den Ca2+-aktivierten Cl--Kanal Durch den aktuellen Bericht von Pifferi et al., 2006 sollte Bestrophin-2 mittels in situ Hybridisierung auf Gewebeschnitten von Rattennasen zellspezifisch nachgewiesen werden, um die Indizien für Bestrophin-2 als potentiellen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal zu bestätigen oder zu entkräften. In Abb.12 sind die mit BCIP/NBT angefärbten mRNA-Transkripte im olfaktorischen Epithel und in Abb.13 die im respiratorischen Epithel der Nasenhöhle zu sehen. In Abb.12 (A) ist das mit Pfeilen gekennzeichnete OE dargestellt. Schon bei geringer Vergrößerung ist zu erkennen, dass die apikale Zellschicht, also die Stützzellen, nicht gefärbt, die darunter liegenden reifen ORNs allerdings stark gefärbt sind. Ob die basal gelegenen Basalzellen und die unreifen ORNs gefärbt sind, ist nicht eindeutig zu erkennen. In (B) ist ein Ausschnitt des Septums mit aufliegendem OE zu sehen. Auch hier ist die Stützzellschicht nicht gefärbt, die darunter liegenden Schichten zeigen jedoch ein deutliches Bestrophin-2-Signal. Erst mit einer stärkeren Vergrößerung in (C) zeigt sich, dass die Basalzellen und die unreifen Neuronen keine Färbung aufweisen. Zusätzlich ist eine Bowman´sche Drüse, die auch farblos bleibt zu sehen. Die gefärbten reifen ORNs grenzen sich apikal von der Stützzellschicht ab. Die Aufnahmen mit der höchstmöglichen Vergrößerung (D-F) bestätigen nochmals die spezifische Färbung in den ORNs. 43 Ergebnisse Abb.12: Nachweis von mRNA-Transkripten des Best-2-Proteins im olfaktorischen Epithel durch ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte. ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, SZ: Stützzelle, OE: olfaktorisches Epithel, BL: Basallamina, BD: Bowman´sche Drüse, (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) 44 Ergebnisse Zusätzlich zu den Signalen in den ORNs sind aber auch Färbungen im respiratorischen Epithel nachweisbar (Abb.13). (A) zeigt den Übergang des olfaktorischen in das respiratorische Epithel bei schwacher Vergrößerung. Rechts der Trennlinie kann man die gefärbten Neurone des olfaktorischen Epithels von den farblosen Stützzellen unterscheiden, links sind basal und apikal im respiratorischen Epithel Färbungen sichtbar. In (B) ist ebenfalls das respiratorische Epithel zu sehen, allerdings ist die rote Färbung etwas diffuser im Epithel verteilt, so dass keine Aussage über zellspezifische Färbungen im RE möglich ist. In (C) ist die Färbung wieder spezifischer in Zellen oberhalb der Basallamina beziehungsweise im apikalen Bereich des Epithels zu erkennen. Allerdings kann auch hier kein Zelltyp der Färbung zugeordnet werden. Bei hohen Vergrößerungen (D)-(F) sind wieder deutliche Färbungen sowohl basal als auch apikal des Epithels, aber nicht median, zu erkennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Färbung im olfaktorischen Epithel eindeutig ORNs und im respiratorischen Epithel keinem speziellen Zelltypen zugeordnet werden kann, allerdings sind die Zellen knapp über der Basallamina, bei denen es sich um Basalzellen handelt, farblos. 45 Ergebnisse Abb.13: Nachweis von mRNA-Transkripten des Best-2-Proteins im respiratorischen Epithel nach ISH: BCIP/NBT-Färbung coronaler Nasengewebeschnitte: RE: respiratorisches Epithel, OE: olfaktorisches Epithel, BG: Blutgefäß, BL: Basallamina, ORN: olfaktorische Rezeptorneuron, CSZ: ciliäre Säulenzelle, BZ: Basalzelle, BüZ: Bürstenzelle, die Pfeile ohne Beschriftung zeigen auf Färbungen im respiratorischen Epithel, (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) 46 Ergebnisse 3.3 Negativkontrollen zu den in situ Hybridisierungen Es wurden zwei verschiedene Negativkontrollen durchgeführt (Abb. 14). Zum einen wurden Schnitte mit Hybridisierungspuffer ohne Sonde und zum anderen wurden Schnitte mit der Antisense-Sonde behandelt. Die Antisense-Sonde (Negativkontrolle) ist komplementär zur Sense-Sonde (Positivkontrolle) und entspricht einem Teil der zellulären mRNA. Abb. 14: Negativkontrollen: A: ISH mit BCIP/NBT-Färbung ohne Sonde, B: ISH mit BCIP/NBTFärbung mit Antisense-Sonde (Sondenmenge: ca. 300 ng/Schnitt) der OMP-Sonde. BL: Basallamina, OE: olfaktorisches Epithel In Abb. 14 (A) ist ein Ausschnitt eines coronalen Nasengewebeschnitts mit olfaktorischem Epithel gezeigt. Es handelt sich um die Negativkontrolle einer in situ Hybridisierung bei der im Hybridisierungsschritt keine Sonde eingesetzt wurde. Es ist weder eine Färbung im olfaktorischen Epithel noch im basal liegenden Knorpelgewebe erkennbar. In (B) ist ein Bereich eines Nasengewebeschnitts mit olfaktorischem Epithel nach in situ Hybridisierung und BCIP/NBT-Färbung dargestellt. Als Sonde wurde die Antisense-Sonde von OMP benutzt. Auch hier sind keine spezifischen Färbungen sichtbar. Sowohl die Zellen des olfaktorischen Epithels als auch das Knorpelgewebe sind nicht gefärbt. Die Negativkontrollen zu CNG-A2, Golf, Crb-2 und Best-2 zeigen auch keine Färbung, deshalb wurde nur die Negativkontrolle zu OMP dargestellt. 47 Diskussion 4 Diskussion Im Rahmen der Diplomarbeit wurde ein Beitrag zur molekularen Identifizierung des Ca2+-aktivierten Cl--Kanals geleistet. Als Werkzeug hierzu wurde die in situ Hybridisierung auf Gewebeschnitten der Rattennase mit Markerproteinen etabliert und die Bestrophin-2 Expression im olfaktorischen und respiratorischen Epithel dargestellt. Die in situ Hybridisierung ist eine Methode zur zellspezifischen Lokalisation von mRNA-Molekülen, die alternativ für das zu untersuchende Gewebe jeweils empirisch optimiert werden muss. Bei in situ Hybridisierungen an Gewebeschnitten ist dabei der wichtigste Schritt einen Objektträger zu finden, der in der Lage ist das Gewebe während der Dauer des Versuchs zu binden. Dies erwies sich im Rahmen dieser Arbeit als Herausforderung, da selbst Objektträger, die in Vorversuchen das olfaktorische Gewebe fest binden konnten, im eigentlichen Versuchsablauf dann aber nur Bruchstücke des Gewebes erhalten konnten. Ein weiterer wichtiger Versuchsparameter bei der Etablierung der in situ Hybridisierung auf Nasengewebeschnitten ist die Länge der Behandlung mit Proteinase-K. Zu lange Inkubationszeiten zerstörten das Gewebe in solchem Umfang, dass die RNA-Sonden zwar mit komplementären mRNAs hybridisieren konnten, aber die Zellen soweit zerstört wurden, dass die Färbungen keinem Zelltyp mehr zugeordnet werden konnte. Andererseits führte eine zu kurze Inkubationszeit zu keiner Färbung, da die Sonde vermutlich nicht durch das Gewebe zur mRNA „vordringen“ und hybridisieren konnte. Eine Inkubation für 5 min bei 37°C mit einer Proteinase-K Konzentration von 50 µg/ml erwies sich hier als geeignet. Weiterhin stellte sich bei den Versuchen heraus, dass vor der Hybridisierung möglichst kurze Inkubationszeiten einzuhalten waren. Dies erwies sich für die Gewebeerhaltung als auch gegen mögliche Degradation der mRNA durch RNasen als unbedingt notwendig. Weiterhin zeigte sich, dass die Qualität der eingesetzten Sonden und deren Länge eine entscheidende Rolle für die Qualität der Färbung spielte. Nur RNA-Sonden, die nach der in vitro Transkription und alkalischer Hydrolyse eine Länge von ungefähr 200 Basen zeigten, ergaben auf Gewebeschnitten der Nase zufrieden stellende 48 Diskussion Färbungen. Sonden, die zusätzliche Fragmente oder Degradationen auf dem RNAGel zeigten, ergaben in keinem Fall eine spezifische Färbung. Mit den Hybridisierungsbedingungen wie Temperatur und Formamidkonzentration im Hybridisierungspuffer musste darüber hinaus solange variiert werden bis ein eindeutiges Signal erhalten wurde und kein unspezifisches Hintergrundsignal auftrat. Eindeutige quantitative Aussagen über die Anzahl der im jeweiligen Gewebeschnitt vorhandenen mRNA-Transkripte und damit die Expressionsstärke des jeweiligen Gens waren mit der hier durchgeführten in situ Hybridisierung nur schwer möglich, da sowohl die jeweilig eingesetzte RNA-Sonden-Konzentration variierte als auch die Färbedauer mit BCIP/NBT verschieden war. Dies war nötig, um eine möglichst optimale Färbung des zu untersuchenden Gens zu erhalten und war nicht für den quantitativen Vergleich der Expressionsstärke vorgesehen. Die in situ Hybridisierung auf Nasengewebeschnitten erwies sich so als geeignete Methode um eine zellspezifische Lokalisation von mRNA-Molekülen nachzuweisen. Dies unterstreichen die in Abb. 8-11 gezeigten Markerproteine OMP, CNG-A2, Golf und Crb-2. Während die OMP-, CNG-A2-, und Golf-Sonden eindeutig ORNs detektierten, konnte die Crb-2-Sonde die Stützzellen anfärben und diese somit klar von den ORNs abgrenzen. Nach der Etablierung war es aufgrund der Vergleiche mit den Markerproteinen möglich auch ein Protein, dessen zelluläre Expression nicht bekannt war, den verschieden Zelltypen zuzuordnen. Die Bestrophine sind eine relativ neue Genfamilie, die Ca2+-aktivierte Cl--Kanäle ausbilden können. Das erste identifizierte Gen war Bestrophin-1, welches nach der Krankheit Morbus best benannt ist. Kurz darauf wurden in Säugetieren auch die Bestrophine 2, 3 und 4 im Genom identifiziert. Bestrophin-2 wurde nun kürzlich als möglicher Kandidat des Ca2+-aktivierten Cl-Kanals beschrieben (Pfifferi et al., 2006). Als Indiz dafür spricht eine spezifische Expression von Bestrophin-2 im OE der Maus, die Bestrophine-1, 3 und 4 wurden nach Pfifferi et al. nicht gefunden. Eine Einzellzell-PCR zeigte darüber hinaus, dass Bestrophin-2 in den ORNs aber nicht in den Stützzellen exprimiert ist. Demgegenüber stehen allerdings PCR-Analysen anderer Autoren die eindeutig alle 4 Bestrophine sowohl im olfaktorischen Epithel der Ratte als auch in der ODORAZelllinie, eine primär Zelllinie von olfaktorischen Neuronen, nachweisen (Christina 49 Diskussion Franjic-Würtz, Diplomarbeit 2006; Anja Brühl, Dissertation 2005). Zusätzlich konnte Barro Soria et al. Bestrophin-1, 2 und 4 im Riechepithel nachweisen (Barro Soria et al., 2006). Damit ist die von Pfifferi et al. nachgewiesene spezifische Expression von Bestrophin-2 im olfaktorischen Epithel alleine mehr als fragwürdig. Ein weiteres Argument von Pfifferi et al. Bestophin-2 als möglichen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal zu nennen, war die immunhistochemische Lokalisation von Bestrophin-2 in einer Cilienanreicherung. Auch diese Tatsache ist nicht eindeutig, da auf dem gezeigten Immuno-Blot eine Kreuzreaktion des Antikörpers mit einem weiteren Protein zu sehen ist. Noch klarer sind die Widersprüche beim 2+ Vergleich der biophysikalischen - Eigenschaften des nativen olfaktorischen Ca -aktivierten Cl -Kanals (Kaneko et al., 2006; Reisert et al., 2003; Reuter et al.; 1998) mit dem in HEK-293 Zellen heterolog exprimierten Bestrophin-2 (Pfifferi et al., 2006). Es konnte nur im whole cell Modus ein messbarer Ca2+-induzierter Cl--Strom in diesen HEK-293 Zellen gemessen werden, nicht aber in excised patches (Pfifferi et al., 2006). Die Einzelkanalleitfähigkeit wurde daher im whole cell Modus bestimmt und war um mehr als das Fünffache niedriger als die des nativen Ca2+-aktivierten Cl--Kanals (Pfifferi et al., 2006). Des Weiteren liegt die Öffnungsgeschwindigkeit des Ca2+-aktivierten Cl-Kanals im Millisekundenbereich, die von heterolog exprimiertem Bestrophin-2 im Sekunden- bis Minutenbereich. Zusammenfassend stellen diese Befunde damit Bestrophin-2 als möglichen olfaktorischen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal mehr als in Frage. Pfifferi et al. versuchen diese Unstimmigkeiten mit dem Hilfsargument des Fehlens von Regulationsproteinen oder weiteren Kanaluntereinheiten in der HEK293 Zelle zu erklären. Aufgrund dieser Widersprüche wurde im Rahmen der Arbeit deshalb die zellspezifische Lokalisation von Bestrophin-2 auf Gewebeschnitte mittels in situ Hybridisierung überprüft. Dabei zeigte sich zunächst, dass Bestrophin-2 tatsächlich spezifisch ORNs anfärbt. Im Vergleich mit den ORN-Markern OMP, CNG-A2 und Golf zeigt Bestrophin-2 allerdings bedeutend weniger gefärbte ORNs. Daraus lässt sich schließen, dass Bestrophin-2 möglicherweise nicht in allen OMP- bzw. CNG-A2- und Golf -positiven Zellen exprimiert wird. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine Subpopulation von ORNs, die einen anderen Rezeptor nutzen. Hierbei könnte es sich beispielsweise um die von Liberles und Buck, 2006 identifizierten TAARs (trace 50 Diskussion amine-associated receptors) handeln, die flüchtige Amine detektieren können. Bestrophin-2 zeigt nach den in situ Hybridisierungen nicht nur im olfaktorischen sondern auch im respiratorischen Epithel sehr starke Signale. Dies ist ein weiteres starkes Indiz dafür, dass es sich bei Bestrophin-2 nicht um den olfaktorischen Ca2+aktivierten Cl--Kanal handeln kann. Elektrophysiologische Untersuchungen zeigten nämlich, dass der Ca2+-aktivierte Cl--Kanal nur in ORNs, sowie glatten Muskelzellen und DRG-Neuronen exprimiert wird. Welche Rolle Bestrophin-2 im respiratorischen Epithel erfüllen kann, muss hier zunächst zurückgehalten werden. Die in situ Hybridisierung stellt somit ein weiteres Argument gegen Bestrophin-2 als Transduktionskanal in ORNs dar, weil die Expression auf weniger ORNs beschränkt ist und auch verschiedene Zelltypen des respiratorischen Epithels gefärbt sind. Anhand der biophsikalischen Eigenschaften von Bestrophin-2 in HEK-293 Zellen (Pfifferi et al, 2006) und den Ergebnissen der in situ Hybridisierung könnte man daher vermuten, dass es sich eher um ein Transporter handelt, der für die AnionenHomöostase des Mukus, sowohl im respiratorischen als auch im olfaktorischen Epithel, verantwortlich sein könnte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die in situ Hybridisierung mit den Markerproteinen etabliert wurde und ein zellspezifischer Expressionsnachweis auf Gewebeschnitten der Rattennase möglich ist. Bestrophin-2 kann aufgrund der Ergebnisse von Pfifferi et al. und dem mittels in situ Hybridisierung erbrachten Nachweis, dass Bestrophin-2 auch in Zellen des respiratorischen Epithels exprimiert ist, als Kandidat für den olfaktorischen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal weiter bezweifelt werden. Im Rahmen der Suche nach dem olfaktorischen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal wurden über die Analyse von Bestrophin-2 hinaus auch ca. 300 Membranproteine aus einer Cilienpräparation der Ratte isoliert und massenspektrometrisch identifiziert. Diese Proteinsequenzen wurden bioinformatisch analysiert und konnten daraufhin bekannten Proteinen der olfaktorischen Signaltransduktion, des xenobiotischen Stoffwechsels, des Cytoskelets und weiteren physiologischen Funktionen zugeordnet werden. Allerdings fanden sich auch 32 Proteine unbekannter Funktion, unter denen sich möglicherweise der nach wie vor unbekannte Ca2+-aktivierte Cl--Kanal befinden könnte. 51 Diskussion Nachdem die Methode der in situ Hybridisierung nun etabliert ist, können diese Proteine unbekannter Funktion auf Nasengewebeschnitten der Ratte nachgewiesen werden. Die Proteine, die auf mRNA-Ebene nicht in ORNs oder in ORNs und weiteren Zelltypen des olfaktorischen beziehungsweise respiratorischen Epithels detektiert werden, können nicht der gesuchte Ca2+-aktivierte Cl--Kanal sein. Alle Proteine, die ausschließlich in den ORNs nachgewiesen werden, müssen mit weiteren Versuchen wie z. B der siRNA-Technik und der patch clamp-Methode weiter untersucht werden bis ein Protein gefunden ist, das in transfizierten HEK-293 Zellen einen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal mit den richtigen biophysikalischen Eigenschaften ausbildet. Die Suche nach dem Ca2+-aktivierten Cl--Kanal dient nicht nur der weiteren Erforschung der olfaktorischen Signaltransduktion, sondern erlaubt auch einen Einblick in die Schmerzsignaltransduktion. Die Reizweiterleitung des Schmerzes wird ebenfalls durch das öffnen eines Ca2+-aktivierten Cl--Kanals verstärkt (Ault and Hildebrand, 1994; Carlton et al., 1999). Hierbei wird vermutet, dass es sich um einen dem olfaktorischen Mechanismus ähnlichen Weg handelt, da eine aktive Chloridakkumulation (Alvarez-Leefmans et al., 2001; Kaneko et al., 2006) in der Schmerzzelle und die Expression eines Ca2+-aktivierte Cl--Kanals (Currie et al., 1995; Kenyon and Goff, 1998; Lee et al., 2005) nachgewiesen ist. Weiterhin zeigen die Ca2+-aktivierten Cl--Kanäle sowohl des olfaktorischen als auch des SchmerzSignaltransduktionsweges die gleichen elektrophysiologischen Eigenschaften, z.B. besitzen sie ähnliche Leitfähigkeit, Ionenselektivität und die Aktivierbarkeit durch Ca2+-Ionen (Frings, 1999). Aus diesen Gründen ist die molekulare Identifizierung auch für pharmakologische Zwecke interessant, da eine Unterdrückung der aktiven Chloridakkumulation zum Abklingen der Schmerzempfindung führt (Willis et al., 2004) und gleichzeitig ein Schmerztherapeutika gegen den Ca2+-aktivierten Cl--Kanal synthetisiert werden kann, welches den Kanal blockiert und somit die Verstärkung des Rezeptorstroms verhindert 52 Zusammenfassung 5 Zusammenfassung Die olfaktorische Signaltransdukion bei Landwirbeltieren ist in ihren Grundzügen bereits gut verstanden. Der Ca2+-aktivierte Cl--Kanal, der für den größten Teil der Erregungsbildung verantwortlich ist, ist jedoch auf molekularer Ebene noch nicht identifiziert. Das Ziel dieser Arbeit war es deshalb zunächst die in situ Hybridisierung auf Gewebeschnitten der Rattennase mit Markerproteinen für olfaktorische Rezeptorneurone und Stützzellen zu etablieren. Bei der Etablierung waren vier Arbeitsschritte entscheidend. Die richtige Wahl des Objektträgers, der das Gewebe bis zum Versuchsende binden muss, die Synthese von RNA-Sonden optimaler Länge und Qualität, die Verringerung der Inkubationszeiten vor der wesentlichen Hybridisierungsreaktion, um eine optimale Gewebeerhaltung zu garantieren und eine mögliche Degradation der RNA zu verhindern sowie der Ausschluss von Dextransulfat und Heparin im Hybridisierungspuffer, da dieses auf den Gewebeschnitten präzipitiert und dadurch das Eindringen der Sonden in das Gewebe verhindert. Die in situ Hybridisierung wurde mit OMP, CNG-A2 und Golf als Marker für reife olfaktorische Rezeptorneurone und mit Crb-2 als Stützzellmarker etabliert. Die Marker für reife Neuronen zeigten deutliche Färbungen in den ORNs und keine unspezifischen Signale in anderen Zellen. Mit Hilfe des Stützzellmarkers konnten die gefärbten Stützzellen klar von den Neuronen unterschieden werden. Ein Bericht von Pfifferi et al. beschrieb Bestrophin-2 als Kandidat für den olfaktorischen Ca2+-aktivierten Cl--Kanal. Diese Behauptung sollte mit einer zellspezifischen Expression von Bestrophin-2 auf Nasengewebeschnitten untersucht werden. Bestrophin-2 konnte zwar eindeutig in ORNs des olfaktorischen Epithels nachgewiesen aber auch deutlich in Zellen des respiratorischen Epithels detektiert werden. Da die Existenz des olfaktorischen Ca2+-aktivierten Cl--Kanals aber nur in ORNs und nicht in Zellen des respiratorischen Epithels nachgewiesen ist, muss diese Aussage von Pfifferi et al., in Frage gestellt werden. Weitere 32 Kandidaten, die aus dem ciliären Proteomprojekt unserer Arbeitsgruppe stammen und denen keine physiologischen Funktionen und eindeutige zelluläre Lokalisation zugewiesen werden können, sollen zukünftig mit der in situ Hybridisierung auf ihre zellspezifische Expression auf Nasengewebeschnitten untersucht werden. 53 Literaturverzeichnis 6 Literaturverzeichnis Ache B. 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Abbildung AC III Adenylatcyclase Typ III ATP Adenosin-5'-Triphosphat BCIP 5-Bromo-4-Chloro-3-Indoylphosphat BG Blutgefäß BL Basallamina BSA Bovines Serumalbumin ca. circa bzw. beziehungsweise cAMP 3´,5´-zyklisches Adenosinmonophosphat cm Zentimeter CNG-Kanal cyclic nucleotide gated channel DAPI 4,6-Diamidino-2-phenylindol DRG (dorsal root ganglion) EDTA Ethylendinitrilotetraessigsäure GFP green fluorescent protein Golf olfaktorisches G-Protein h Stunde ISH in situ Hybridisierung LP Lamina propria M Molar mA Milliampère ml Milliliter mm Millimeter mM milli-Molar ms milli-Sekunde NBT Nitro Blue Tetrazolium OD Optische Dichte OE Olfaktorisches Epithel OMP olfaktorisches Markerprotein 64 Abkürzungsverzeichnis ORN Olfaktorische Rezeptor-Neurone p.a pro analysi PBS phosphate buffered saline PDE Phosphodiesterase RE respiratorisches Epithel rpm rounds per minute s Sekunde S Septum SDS Sodium-Dodecylsulfat SZ Stützzelle Tab. Tabelle TRIS 2-Amino-2(hydroxymethyl)-1,3-propandiol U Unit µg Microgramm µl Microliter µm Micrometer v/ v volume per volume w/ v weight per volume z.B. zum Beispiel 65