Schriftlicher Entwurf zum dritten Unterrichtsbesuch am 03.07.2013
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Schriftlicher Entwurf zum dritten Unterrichtsbesuch am 03.07.2013
Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Schriftlicher Entwurf zum dritten Unterrichtsbesuch am 03.07.2013 Name: Fach: Lerngruppe: Zeit: Schule: Raum/Sportstätte: Kernseminarleiter: Fachleiter: Ausbildungsbeauftragte: Ausbildungslehrer: Referendarin: Katharina Pape Sport 8a (27 SuS: 10 Mädchen und 17 Jungen) 11.50h-12.50h Städtisches Gymnasium Haan Halle 1/2/3 Herr Berg Herr Brischke Frau Rosenboom Herr Kindermann Frau Pietzschmann Thema der Stunde: „Wenn etwas im Weg steht“ – Vom Überlaufen von Hindernissen zum Hürdenlauf – Reflektierte Erarbeitung und Erprobung eines Laufrhythmus (Drei-Schritt-Rhythmus) unter besonderer Berücksichtigung der Hindernisabstände zur Förderung eines flüssigen und gleichmäßigen Überlaufens von Hindernisbahnen als Vorbereitung auf den Hürdenlauf Kernanliegen der Stunde: Indem die Schülerinnen und Schüler eigenständig an von ihnen ausgewählten Hindernisbahnen einen Laufrhythmus erarbeiten, den anderen präsentieren und gemeinsam reflektieren, erkennen sie neben der Bedeutsamkeit des immer gleichen Absprungbeins (Nachziehbein) den Einfluss der Hindernisabstände und Schrittlänge auf ein flüssiges und gleichmäßiges Überlaufen von Hindernissen und erweitern durch die erlangte Bewegungsvorstellung ihr Wissen im Kontext der Sprintsportart Hürdenlauf. Inhaltsübersicht 1 Längerfristige Unterrichtszusammenhänge 1.1 Einordnung des Unterrichtsvorhabens in curriculare Zusammenhänge 1.2 Begründungszusammenhänge 1.2.1 Lerngruppenanalyse 1.2.2 Curriculare Legitimation 1.2.3 Didaktisch-methodische Begründungszusammenhänge 1 1 3 3 4 5 2 Unterrichtsstunde 2.1 Einordnung der Unterrichtsstunde in curriculare Zusammenhänge 2.2 Begründungszusammenhänge 2.2.1 Lernvoraussetzungen 2.2.2 Begründung der didaktisch-methodischen Planungsentscheidungen 2.2.3 Mögliche Schwierigkeiten und Handlungsalternativen 2.3 Verlaufsplan 6 6 7 7 7 9 11 3 Literatur 4 Anhang 13 13 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen 1. Längerfristige Unterrichtszusammenhänge 1.1 Einordnung des Unterrichtsvorhabens in curriculare Zusammenhänge Thema des Unterrichtsvorhabens: „Wie geht‘s am schnellsten, wenn etwas im Weg steht?“ – Schwerpunkt Sprint; Hürdenlauf – Möglichkeiten der Erweiterung und Differenzierung im Sprint durch Laufen über Hindernisse Leitende Pädagogische Perspektive, weitere Pädagogische Perspektiven: Leitendes Inhaltsfeld mit inhaltlichem Schwerpunkt: weiteres Inhaltsfeld mit inhaltlichem Schwerpunkt: Bewegungsfeld/Sportbereich mit inhaltlichem Kern: Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern (A); Sich körperlich ausdrücken, Bewegungen gestalten (B); Etwas wagen und verantworten (C); Das Leisten erfahren, verstehen und einschätzen (D) Bewegungsstruktur und Bewegungslernen (a) Wahrnehmung und Körpererfahrung; Informationsaufnahme und -verarbeitung bei sportlichen Bewegungen; Bewegungsstrukturen und grundlegende Aspekte des motorischen Lernens Bewegungsgestaltung (b) Gestaltungsformen und -kriterien (individuell u. gruppenspezifisch); Variationen von Bewegung (u.a. räumlich, zeitlich, dynamisch); Gestaltungsanlässe, Gestaltungsthemen und objekte Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik (3) grundlegende leichtathletische Disziplinen (Sprint); leichtathletischer Mehrkampf Kompetenzerwartungen Die Schülerinnen und Schüler1 lernen „leichtathletische Disziplinen (Lauf, Sprung, Wurf oder Stoß) auf erweitertem technischkoordinativem Fertigkeitsniveau aus[zu]führen und grundlegende Merkmale leichtathletischer Fertigkeiten in ihrer Funktion [zu] erläutern“ (Bewegungs- und Wahrnehmungskompetenz 2.1, MSW NRW 2011, S.30) „eine neu erlernte leichtathletische Disziplin [hier: Hürdenlauf] in der Grobform aus[zu]führen“ (Bewegungs- und Wahrnehmungskompetenz 2.2, ebd.) 1 Im Folgenden abgekürzt als „SuS“. 1 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen „selbstständig für die Verbesserung der leichtathletischen Leistungsfähigkeit [zu] üben und [zu] trainieren sowie den Leistungszuwachs […] [zu] erfassen“ (Methodenkompetenz 2.2, ebd., S.31) „die eigene disziplinspezifische Leistungsfähigkeit für die Durchführung eines leichtathletischem Wettkampfes [zu] beurteilen“ (Urteilskompetenz 2.1, MSW NRW 2011, S.31) Weitere Zielsetzungen/Absichten: Die Schülerinnen und Schüler… gehen jeder für sich ein Wagnis ein, indem Hindernisse im schnellen Lauf überwunden werden. Die durch die im Weg stehenden Gegenstände verursachte subjektive Befindlichkeit von Gespanntheit, Unsicherheit und Angst muss durch situationsgerechte Entscheidungen bewältigt werden. schulen ihre Sprintfähigkeit und haben die Möglichkeit, den 50- bzw. 100-m-Sprint für das Sportabzeichen zu absolvieren. Übersicht über das Unterrichtsvorhaben Stunde Thema Schwerpunkte 1./2. „Wie geht’s am schnellsten?“ – Reaktions- und Sprintspiele in Kombination mit verschiedenen Signalarten als motivierende Wiederholung der Sprintdisziplin 3. „Hoch oder Tief?“ – Kennenlernen und Erproben verschiedener Startformen 4. „Brauchen wir zum Sprinten eine Technik?“ – Auseinandersetzung mit Bewegungsmerkmalen des schnellen Laufens 4./ 5. „Teamsprint“ – Gemeinsames Sprinten im Staffelbetrieb 6./ 7. „Wenn etwas im Weg steht“ – Vom Überlaufen von Hindernissen zum Hürdenlauf – Reflektierte Erarbeitung und Erprobung eines Laufrhythmus (Drei-Schritt-Rhythmus) unter besonderer Berücksichtigung der Hindernisabstände zur Förderung eines flüssigen und gleichmäßigen Überlaufens von Hindernisbahnen als Vorbereitung auf den Hürdenlauf „ ‚Richtig‘ Hürdenlaufen“ – Kennenlernen und Erproben der Merkmale des Hürdenlaufs - Schulung der Reaktions- und Antrittschnelligkeit durch verschiedene Sprintspiele - Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Signalarten (visuell, akustisch, taktil): SuS erfahren, dass auf verschiedene Signale unterschiedlich schnell reagiert wird - Kennenlernen des Hoch-, Einhand- und Tiefstarts, um sich nach einer Erprobungsphase für eine Startform entscheiden zu können - Benennen der Kriterien für eine richtige Lauftechnik (Fußaufsatz,Schrittfrequenz und -länge, Armbewegung, Oberkörperhaltung etc.) und Erprobung dieser - Zeitnahme des 50m/100m-Sprints für das Sportabzeichen - Einschätzen des eigenen Sprintvermögens, um dieses in den Dienst der Mannschaft zu stellen (Mannschaftswettkampf „Risikosprint“) - erste Annäherung an den Hürdenlauf durch Hindernisse auf dem Sprintweg - eigenständige Erarbeitung eines Laufrhythmus über Hindernisse - Erproben des hürdentypischen Drei-Schritt-Rhythmus - Kennenlernen der Bedeutsamkeit des immer gleichen Absprungbeins - Erkennen des Einflusses von Hürdenabstand und Schrittlänge auf ein flüssiges und gleichmäßiges Überlaufen einer Hindernisbahn - Erarbeitung einer Bewegungsvorstellung zur Hindernisüberquerung 8./ 9. 2 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen 10./ 11. „ ‚Richtig‘ Hürdenlaufen im selbst organisierten Biathlon“ – Anwenden und Erproben der kennengelernten Elemente des Hürdenlaufs in Kombination mit der bereits erlernten Disziplin des Kugelstoßens in einem selbst organisierten Wettkampf - verschiedene Stationen zur Hindernisüberquerung, spezifischer Gymnastik, zum Hürdenlaufen und zur Hürdenkoordination - erstes Zusammenfügen von Drei-Schritt-Rhythmus und Hürdenschritt - Organisation eines klasseninternen Wettkampfs (Gruppeneinteilung etc.) - Verknüpfung der im Halbjahr neu kennengelernten leichtathletischen Disziplinen Kugelstoß und Hürdenlauf als Sprintdisziplin 1.2 Begründungszusammenhänge 1.2.1 Lerngruppenanalyse Die Klasse 8a setzt sich aus 27 SuS zusammen, von denen 10 weiblichen und 17 männlichen Geschlechts sind. Die Lerngruppe wird von mir im Rahmen des Ausbildungsunterrichtes seit der letzten Einheit unterrichtet, ich habe die Klasse jedoch bereits in einer dreiwöchigen Hospitationsphase kennenlernen können. Für den Sportunterricht der achten Klassen stehen zwei Schulstunden à 45 Minuten pro Woche zur Verfügung, die in der 8a mittwochs in der fünften und sechsten Stunde unterrichtet werden. Aufgrund des überschaubaren Zeitraumes, in dem ich die Klasse bisher im Sportunterricht kennengelernt habe, konnte ich nur einen recht oberflächlichen Einblick in die Leistungsvoraussetzungen und -fähigkeiten der einzelnen SuS gewinnen. Meine Beobachtungen zum jetzigen Zeitpunkt decken sich jedoch mit den Einschätzungen des unterrichtenden Fachlehrers. Die Lerngruppe zeichnet sich auf den ersten Blick durch eine sehr heterogene Einstellung zum Sportunterricht aus, die sich auch in der Lernbereitschaft und Arbeitshaltung widerspiegelt. Während einige SuS - vorwiegend männlichen Geschlechts - offensichtlich Freude am Sporttreiben haben und in den zwei Schulstunden pro Woche ihrem Bewegungsdrang nachgehen möchten, ziehen sich andere SuS sehr zurück, einige so weit, dass sie einen eher ablehnenden Eindruck machen. Diese Einstellung wirkt sich auf die Dynamik des Kurses aus, die ich teilweise als träge wahrgenommen habe. Die SuS brauchen verhältnismäßig lange fürs Umkleiden, Auf- und Abbauen und Zusammenkommen in der Gruppe für etwaige Zwischenreflexionen. Die Spitzen im Hinblick auf die Motivation lassen sich auch auf die motorischen Fähig- und Fertigkeiten übertragen. Neben einigen sehr sportlichen SuS, von denen drei auch einen Leichtathletikverein besuchen, fallen einige SuS durch motorische Schwierigkeiten auf. Einer Schülerin fällt es sehr schwer, schnell zu laufen oder niedrige Hindernisse zu überwinden, was für diese Unterrichtsreihe grundlegend ist. Daran anknüpfend sind besonders im Rahmen des vorhergegangenen Kugelstoßens die Unterschiede bezüglich der körperlichen Voraussetzungen aufgefallen. Im Hinblick auf den Hürdenlauf müssen insbesondere die Körpergrößen Berücksichtigung finden und durch unterschiedliche Hürdenhöhen und -abstände differenzielle Angebote geschaffen werden. Um allen SuS zu ermöglichen, dem Unterrichtsgeschehen aufmerksam folgen zu können und 3 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen eine Störung durch Nebenbeschäftigungen und Gespräche mit dem Partner entgegenzuwirken, braucht die Lerngruppe eine transparente Stundenstruktur, klare Arbeitsanweisungen und eine enge Führung. Genannte Problematik konnte ich besonders bei einigen Mädchen beobachten, die sich nur schwer für den Sportunterricht begeistern lassen. Das soziale Verhalten der SuS untereinander würde ich grundsätzlich als gut bezeichnen, wobei eine Art Cliquenbildung sowie Geschlechtertrennung bereits in den Pausen oder freien Spielphasen sichtbar wird. Die unterschiedlichen Verfahrensweisen kooperativen Arbeitens, sei es Partner- oder Gruppenarbeit, liefen zumeist reibungslos ab. Von den SuS werden jedoch deutlich geschlechtshomogene Gruppen innerhalb des Freundeskreises präferiert. Um den SuS dahin gehend entgegenzukommen und ihnen besonders in der neuen Disziplin des Hürdenlaufens eine Unsicherheit zu nehmen, wird darauf geachtet, dass die Jugendlichen in kooperativen Phasen stets mit einer Person ihres Vertrauens zusammenarbeiten können. Genanntes wird auch in der heutigen Stunde berücksichtigt. Für das Vorhaben werden gleichgroße Partner und Partnerinnen benötigt, die den SuS aus der letzten Stunde bereits bekannt sind, da sie dort zusammengearbeitet haben. In Rücksprache mit dem Fachlehrer und meinen eigenen Beobachtungen zu Folge kann im Hinblick auf die methodisch-medialen Fähigkeiten das Fazit gezogen werden, dass die Lerngruppe kooperative Arbeitsweisen zufriedenstellend beherrscht. 1.2.2 Curriculare Legitimation Die geplante Unterrichtsreihe zum Thema Möglichkeiten der Erweiterung und Differenzierung im Sprint durch Laufen über Hindernisse lässt sich laut dem Kernlehrplan Sport dem Bewegungsfeld und Inhaltsbereich 3 „Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik“ zuordnen (MSW NRW 2011, S.19). An den inhaltlichen Kern, dem Beherrschen „grundlegende[r] leichtathletische[r] Disziplinen (Sprint […])“ anknüpfend, sollen sich die SuS im Rahmen dieser Unterrichtsreihe mit dem Bereich des Sprintens auseinandersetzen, indem sie typische Merkmale, wie die schnelle Antrittsgeschwindigkeit und benötigte Reaktionsschnelligkeit, verschiedene Startformen sowie typische Bewegungskennzeichen, die sie aus vorhergegangenen Schuljahren bereits größtenteils kennen, wiederholen und festigen und neue Formen dieser leichtathletischen Disziplin in Form des Hürdenlaufens kennenlernen. Umgesetzt wird das Vorhaben unter Berücksichtigung der Pädagogischen Perspektive A „Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern“ als motorisches Erlebnisangebot. Ferner spielen durch die Erarbeitung eines Laufrhythmus die Perspektiven „[Sich körperlich ausdrücken,] Bewegungen gestalten“ (B) und im Hinblick auf die Überwindung von Hindernissen „Etwas wagen und verantworten“ (C) eine Rolle. Komplementär dazu stehen für die Sekundarstufe I die kompetenzorientierten Inhaltsfelder a „Bewegungsstruktur und Bewegungslernen“, b „Bewegungsgestaltung“ sowie c „Wagnis und Verantwortung“ (MSW NRW 2011, S.17). 4 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen 1.2.3 Didaktisch-methodische Begründungszusammenhänge Auswahl Unterrichtsvorhaben Das schnelle Laufen in Kombination mit Wettkämpfen stößt bei Kindern und Jugendlichen erfahrungsgemäß auf Zuspruch: „‚So schnell wie möglich laufen‘, entspricht dem Bewegungsbedürfnis und ist zunächst attraktiv für die Schüler, sie bewegen sich gerne schnell, explosiv, raumgreifend, mit voller Kraft“ (Zeuner, 1997, S.17). Um die Einförmigkeit des Übens zu umgehen und den SuS neue Bewegungserfahrungen zu ermöglichen, schließt sich in der vorliegenden Reihe der Grundlagenausbildung des Sprintens und der Zeitnahme für das Sportabzeichen der unbekannte Gegenstand des Überlaufens von Hindernissen an. Besonders die Rhythmisierung von Bewegungen wird bei SuS positiv aufgenommen (Fittko et al., 2011, S.20). Hürdenlauf wird im Allgemeinen als eine Leichtathletikdisziplin gesehen, die hohe technische und koordinative Anforderungen aufweist und zudem ein hohes Maß an Beweglichkeit verlangt (ebd., S.16). Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, den Hürdenlauf in der Schule auszuklammern, wäre nach Dober falsch, da Hindernisse einen hohen Aufforderungscharakter haben, Lernfortschritte und individuelles Lernen in der Regel schnell möglich sind, rhythmische Elemente besonders gut erfahren werden und Leichtathletik insgesamt für Lehrer und auch SuS interessanter, da vielseitiger, wird (Dober, 1999). Für den Bereich Schule wird jedoch Abstand von den Vorgaben für die leichtathletischen Wettkämpfe genommen. Durch das Vorgehen des individuellen Anpassens der Parameter „Abstand“ und „Höhe“ der Hürden an die einzelnen Schülerinnen und Schüler kann man sowohl der Forderung nachkommen, jeden Schüler „dort abzuholen, wo er steht“, als auch den Jugendlichen signalisieren, dass Vorgaben flexibel zu handhaben und an jedes Leistungsniveau anzupassen sind. Trotzdem werden einige Schüler Vorbehalte oder gar Angst haben. Dies sollte man nicht übersehen, sondern angstabbauende methodische Maßnahmen an den Anfang stellen (Fittko et al. 2011, S.20). Anknüpfend an den Kernlehrplan Sport, welcher den Inhaltsbereich 3 „Laufen, Springen, Werfen – Leichtathletik“ für die Jahrgangsstufen sieben bis neun im Programm hat, wird durch die Richtlinien und Lehrplänen für das Fach Sport aus dem Jahr 2001 ergänzt, dass es besonders vor dem Hintergrund einer sich weiter ausdifferenzierenden Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit ab der Jahrgangsstufe sieben zu beträchtlichen Leistungsunterschieden kommt, die eine differenzierende und individualisierende Unterrichtsgestaltung fordern. Gleichermaßen soll die Motivation für eine Zuwendung zu diesem Inhaltsbereich erhalten beziehungsweise verbessert werden (MSWF NRW, 2001, S.78). Das Unterrichtsvorhaben zum Sprint in Verbindung mit dem unbekannten Gegenstand des Hürdenlaufens kann diese Aspekte berücksichtigen, da die Hindernisvariationen eine interessante und abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung ermöglichen, die koordinativ-rhythmische und technische Anforderungen an die SuS stellt (MSWF NRW, 2001, S.42). Methodisches Vorgehen Im Sinne eines ganzheitlichen Übens wurde das schnelle und rhythmische Überlaufen von 5 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen zunächst flachen Hindernissen als erstes Vertrautmachen mit verschiedenen technischen Anforderungen des Hürdenlaufens gewählt. Begonnen wird mit der rhythmusorientierten Teillernmethode, dem Einüben und Erarbeiten des Zwischenhürdenlaufs, um die SuS nicht zu frustrieren. Hinzu kommt, dass durch die Schulung dieser koordinativen Fähigkeit die Voraussetzung für die Verkürzung motorischer Lernprozesse geschaffen wird. Außerdem liegt diese Herangehensweise in der Charakteristik des Hürdenlaufs begründet, welche eine Sprintdisziplin ist, bei der das flüssige Überlaufen von Hindernissen im Vordergrund steht. In der heutigen Stunde wird der Laufrhythmus vor dem Hintergrund der Hindernisabstände thematisiert und reflektiert. Die Umsetzung des Drei-Schritt-Rhythmus schafft die Basis für ein schnelles Überlaufen von Hindernissen, die folglich schrittweise erhöht werden können. Die Technik des Hürdenschrittes wurde aus genannten Gründen in die folgende Stunde ausgelagert. 2. Unterrichtsstunde 2.1 Einordnung der Unterrichtsstunde in curriculare Zusammenhänge Thema der Unterrichtsstunde: „Wenn etwas im Weg steht“ – Vom Überlaufen von Hindernissen zum Hürdenlauf – Reflektierte Erarbeitung und Erprobung eines Laufrhythmus (Drei-Schritt-Rhythmus) unter besonderer Berücksichtigung der Hindernisabstände zur Förderung eines flüssigen und gleichmäßigen Überlaufens von Hindernisbahnen als Vorbereitung auf den Hürdenlauf Kernanliegen: Indem die Schülerinnen und Schüler eigenständig an von ihnen ausgewählten Hindernisbahnen einen Laufrhythmus erarbeiten, den anderen präsentieren und gemeinsam reflektieren, erkennen sie neben der Bedeutsamkeit des immer gleichen Absprungbeins (Nachziehbein) den Einfluss der Hindernisabstände und Schrittlänge auf ein flüssiges und gleichmäßiges Überlaufen von Hindernissen und erweitern durch die erlangte Bewegungsvorstellung ihr Wissen im Kontext der Sprintsportart Hürdenlauf. Weitere Zielsetzungen/Absichten: Die Schülerinnen und Schüler… können durch die Erfahrungen aus der Erprobungsphase ihr Überlaufbein benennen. können den Laufrhythmus bei sich selbst und ihren Mitschülern und Mitschülerinnen erkennen und beschreiben sowie Kriterien für einen schnellen Hindernislauf formulieren. erweitern ihre Kommunikations- sowie Kooperationsfähigkeit und damit ihre soziale 6 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Kompetenz, indem sie im Zuge der selbstständigen Entwicklung eigener Hindernisabstände mit ihrem Partner zusammenarbeiten und sich auf einen Zwischenhürdenabstand einigen müssen. Auch in der abschließenden Wettkampfsituationen müssen sie sich in der Kleingruppe verständigen. erweitern ihre Präsentationskompetenz, indem sie ihre Gruppenergebnisse vor den Mitschülerinnen und Mitschülern vorstellen. In diesem Zuge gestalten sie ihren Lernort aktiv mit. 2.2 Begründungszusammenhänge 2.2.1 Lernvoraussetzungen Bereits in der letzten Stunde haben die SuS in einer Sprintstaffel erste Erfahrungen im Hinblick auf das Überlaufen von Hindernissen gesammelt, die auf der Bahn positioniert waren. Am Rande wurde hierbei von einigen SuS angemerkt, dass die Hindernisse den Lauf behindert haben, da sie vor jedem Hindernis abbremsen mussten. Um nichts vorweg zu nehmen, wurde jedoch nicht näher auf diesen Aspekt eingegangen. Im Bereich des Hürdenlaufens liegen auf Seiten der SuS kaum Erfahrungen vor. Drei Schülerinnen sind Mitglieder eines Leichtathletikvereins, betreiben dort jedoch vorwiegend die Disziplinen Weitsprung in Kombination mit dem Sprint sowie den Ausdauerlauf. Auf Nachfrage haben sie den Hürdenlauf einmal spielerisch im Training kennengelernt, sind jedoch keine Experten. Trotzdem kann an geeigneter Stelle auf ihr Wissen zurückgegriffen werden, zum Beispiel beim Benennen des DreiSchritt-Rhythmus. Mit dem Wechsel zwischen Bewegungszeit und Verbalphasen sind die SuS weitestgehend vertraut, auch haben sie die Methode der „Zahlenstrahl-Reflexion“ in der letzten Stunde kennengelernt. Was das selbstständige Arbeiten in Gruppen angeht, muss ich mich auf die Aussagen des Fachlehrers beziehen, der der Gruppe dieses Vorgehen durchaus zutraut, auch wenn derartige Erarbeitungsphasen in der Vergangenheit mehr oder weniger ernsthaft ausgeführt wurden. Für das Gelingen der Stunde muss hinzugefügt werden, dass die SuS in der fünften Stunde eine Informationsveranstaltung zu den kommenden Projekttagen hätten, sich die heutige Stunde aus organisatorischen Gründen jedoch nicht verschieben ließ, so dass die SuS gegen ihren Willen am Sportunterricht teilnehmen müssen, was sich auf ihre Motivation auswirken kann. 2.2.2 Begründung der didaktisch-methodischen Planungsentscheidungen Rituale „Rituale strukturieren den Unterricht. Sie geben dem Lehrer und den Schülern Orientierung und Sicherheit“ (Tscholl, 2001). Die heutige Sportstunde beginnt im Sitzkreis um die Lehrkraft herum. Das Begrüßungsritual erregt die Aufmerksamkeit der SuS und markiert den offiziellen 7 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Stundenbeginn, stellt somit eine erste Strukturierungshilfe dar. Das Ritual wird durch einen Pfiff der Lehrkraft eingeläutet, die von diesem Zeitpunkt an laut von fünf bis null herunterzählt. Für ein reibungsloses Gelingen der Sportstunde hat sich in der Vergangenheit bewährt, den SuS den Stundeninhalt transparent zu machen, ihnen somit eine Orientierung zu geben. Auch weitere Zusammentreffen der Lerngruppe, beispielsweise nach einer Phase, werden durch einen Pfiff signalisiert. Bewegungszeit und Erwärmung Da sich der Sportunterricht grundsätzlich durch seine körperliche Aktivität und hohe Bewegungszeit auszeichnet, steht die Intensität eben dieser in der heutigen Stunde im Vordergrund. Mithilfe des „Schattenlaufens“2 als allgemeine Erwärmung Spielform werden die SuS nicht nur körperlich, sondern auch emotional und mental auf die Anforderungen und Inhalte der Stunde vorbereitet, indem sie sich bereits durch den „Hindernisgarten“ fortbewegen und Hindernisse um- beziehungsweise überlaufen werden können. Durch die Arbeit mit dem Partner wird zudem eine kooperative Arbeitsatmosphäre geschaffen. In der folgenden spezifischen Erwärmung sollen die SuS die aufgebauten Hindernisbahnen in Schlagenlinien durchlaufen, so dass möglichst alle in Bewegung sind. Hier steht zunächst nur das schnelle Überwinden der Hindernisse im Vordergrund, die einen hohen Aufforderungscharakter haben. Traut sich ein Schüler/eine Schülerin das Überlaufen eines Hindernisses nicht zu, kann es beliebig überwunden oder umlaufen werden. In dieser ersten Annäherung sollen keine Ängste aufgebaut beziehungsweise verstärkt werden. Eine angemessene Erwärmung im Sinne einer Gymnastik ist zwar wichtig, jedoch wird in dieser Stunde von einem sportartspezifischen Dehnen der beim Hürdenlaufen beanspruchten Beinmuskulatur verzichtet, da es sich um tiefe Hindernisse handelt und der typische Hürdenübergang noch nicht thematisiert wurde. Hindernisbahn/ Auswahl der Hindernisse Ich habe mich für ein Angebot unterschiedlicher Hindernishöhen und -breiten entschieden, um jedem SuS ein individuelles Wagnis zu ermöglichen, jedoch niemanden zu überfordern und abzuschrecken. Von „normalen“ Hürden mit einer Mindesthöhe von 76cm wurde abgesehen. Um ein effektives Üben und den SuS eine erste Bewegungserfahrung des Hürdenlaufens zu ermöglichen, sind mindestens drei hintereinanderstehende Hürden pro Bahn notwendig (Zeuner et al., 1997, S.41). Aufgrund der in der Schule vorhandenen Materialien können sogar vier Hindernisse aufgebaut werden. So können die Jugendlichen ihren Rhythmus finden, motorisch aufnehmen und darstellen. An die unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen der SuS anknüpfend wurden vier Hindernisstufen gewählt, die in der Erwärmungsphase von jedem SuS ausprobiert werden können. Blaue Turnmatten stellen ein sehr flaches und weiches Hindernis dar, das von allen SuS überlaufen werden kann. Es folgen große Medizinbälle, die 2 Eine nähere Erläuterung des Aufwärmspiels wurde im Anhang beigefügt. 8 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen bereits ein sichtbares Hindernis verkörpern und als zusätzlicher Anreiz dienen, jedoch aufgrund ihrer Höhe von den meisten SuS problemlos überlaufen werden können. Auf Pylonen aufgelegte Poolnudeln sind höhere Hindernisse, die jedoch bei Berührung hinunterfallen und zu keinen Verletzungen der unteren Extremitäten führen, den SuS somit eine Angst dahin gehend genommen werden kann. Um auch den mutigen, fordernden Jugendlichen ein Wagnis anzubieten, werden weiterhin verstellbare Hallenhürden herangezogen, deren Höhe individuell regulierbar ist. Die gewählten erschwinglichen (Behelfs-)Hindernisse „ermöglichen ein erlebnisreiches Hürdenlaufen, das mit vielen interessanten Aufgaben verbunden werden und insbesondere ab Klasse 7/8 den Unterricht mit Neuem und Anspruchsvollem bereichern kann“ (Zeuner et al., 1997, S.42). Außerdem ermöglichen sie eine Konzentration auf das Laufen und den Rhythmus, anstelle auf die Überwindung des Hindernisses. Bewegungsaufgabe Die Stunde ist erfahrungsorientiert aufgebaut, so dass den SuS an den Hindernisbahnen durch eine offene Bewegungsaufgabe verschiedene Rhythmuserfahrungen ermöglicht werden. Es soll dabei von Beginn an die Geschwindigkeit als wichtiges Merkmal des Hürdenlaufens angestrebt werden. Die Abstände zwischen den Hürden werden vorher so arrangiert, dass sie nur einen bestimmten Rhythmus zulassen, was in einem weitestgehend induktiven Verfahren von den SuS erfahren und reflektiert werden soll. Durch die Konfrontation mit einem Bewegungsproblem wird den SuS die Möglichkeit gegeben, die Abstände und Schrittrhythmen zwischen den Hürden selbst zu erarbeiten. Jeweils eine der beiden Bahnen mit einem gleichen Hindernis wird durch einen zu engen beziehungsweise zu weiten Hindernisabstand sowie einen annähernd passenden Abstand für einen Drei-Schritt-Rhythmus geprägt sein. Den Drei-SchrittRhythmus als Grundrhythmus in der Schule anzustreben findet darin seine Legitimation, dass das Überlaufen von Hindernissen mit einem ungeraden Rhythmus, also Absprung immer mit dem gleichen Bein, nicht so hohe koordinative Anforderungen an die SuS stellt. Dieser wird den Jugendlichen jedoch nicht vorgegeben, sondern sie sollen ihn in der Gruppe selbstständig an vorher im Plenum entwickelten Kriterien entwickeln, indem sie die Hindernisabstände auf ihrer Bahn verändern dürfen. So kann auch annähernd individuell differenziert werden. In der letzten Stunde, in der die SuS bereits erste Erfahrungen mit dem Überlaufen von Hindernissen gesammelt haben, wurde ersichtlich, dass bereits einige von ihnen einen Drei-Schritt-Rhythmus verwandt haben, so dass ich davon ausgehe, dass viele Gruppen diesen Laufrhythmus erarbeiten werden. Sollte in der anschließenden Präsentationsphase eine andere Rhythmusvariation ersichtlich werden, kann in der Zwischenreflexion auf Vor- und Nachteile eingegangen werden. Präsentation der Laufrhythmen Die Präsentation der in den Gruppen erarbeiteten Laufrhythmen dient der Festigung des Rhythmus und der visuellen Verdeutlichung des rhythmischen Laufens. Außerdem gibt sie der Lehrkraft eine Rückmeldung über das Arbeitsergebnis der Gruppe und würdigt zudem die Schülerergebnisse. 9 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Übungsphasen Um den Drei-Schritt-Rhythmus zu erproben, falls er von einer Gruppe nicht selbst erarbeitet wurde, und ihn zu festigen, folgt eine Erprobungsphase, in der sich die Partner gegenseitig akustische Hilfen („Sprung-1-2-3“) geben. So kann der Rhythmus neben dem visuellen und motorischen, auch akustisch internalisiert werden. Indem die SuS auch andere Hindernisbahnen ausprobieren, erfahren sie, dass andere Bahnen gegebenenfalls eine Anpassung der Schrittlänge provozieren, da die Abstände zwischen den Hürden je nach Körpergröße und damit einhergehender Körpergröße verschieden sein können. Um das Erlernte abschließend spielerisch umzusetzen und einen motivierenden Stundenabschluss zu schaffen, folgt ein Staffelwettkampf, indem die SuS ihr Können im Hinblick auf den Drei-SchrittRhythmus unter Beweis stellen können. Hierbei bilden die Bahnen mit den gleichen Hindernissen ein Team, das gegen die anderen drei antritt. Neben Schnelligkeit ist hier vor allem die fehlerfreie Ausführung des erarbeiteten Rhythmus gefragt, da es ansonsten Fehlerpunkte gibt. Jede Gruppe stellt hierbei einen Schiedsrichter. Gruppenzusammensetzung Die SuS verteilen sich nach der an die Erwärmung angeknüpften Zwischenreflexion mit ihrem Partner auf die vier Hindernisbahnen. In der Annahme einer ungefähr gleichen Schrittlänge, die für diese Einheit benötigt wird, haben sich die SuS bereits in der letzten Stunde in gleichgroßen Paaren gefunden mit denen sie auch heute zusammenarbeiten. So kann sichergestellt werden, dass jeder Teilnehmer mit einem Partner seines Vertrauens kooperiert und das Problem der erwünschten Cliquenzusammengehörigkeit ein Stück umgangen werden kann. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Wahl der Hindernisbahn von den besten Freunden abhängt und nicht von eigenen Überlegungen geleitet wird. Wenn alle SuS anwesend sind, ergibt sich eine ungerade Anzahl, so dass es ein Dreierteam gibt, was jedoch kein Problem darstellt. Die Gruppenarbeit soll eine Bewegungsintensität sowie die individuelle Arbeitsbereitschaft steigern. Inaktive SuS Die inaktiven SuS werden in das Unterrichtsgeschehen eingebunden und erhalten verschiedene Beobachtungsaufträge. Kognitive Phasen Neben den motorischen Phasen, in denen die SuS über ihren Körper und ihre Bewegungen lernen und ihre Erfahrungen erweitern, spielen die kognitiven Phasen in dieser Stunde eine zentrale Rolle. Bewegungs- und Verbalphasen wechseln sich ab, so dass Erlerntes direkt kognitiv verarbeitet und durchdrungen werden kann. Die praxisbegleitende Reflexion wird beim Überlaufen der Hindernisbahnen gewählt, um die SuS bereits hier für die Bedeutsamkeit eines immer gleichen Absprungbeins zu sensibilisieren. Gleich im Anschluss an die Erprobung des „Schokoladenbeins“, stellen die SuS das Problem des Überlaufens in der Verbalphase dar, 10 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen das in zu engen/zu weiten Hindernisabständen begründet liegt, dar und halten die Kriterien für eine rasche Hindernisüberwindung auf einem Plakat fest. Um zu erfassen, bei wem das Überlaufen mit dem gleichen Bein funktioniert hat, wird die Reflexionsmethode des „Zahlenstrahls“ gewählt, da er alle Jugendlichen gleichermaßen aktiviert und einbindet sowie durch das jeweilige Standbild ein direkter Überblick über die Verteilung der Schüler gewährleistet wird. Es besteht zudem die Möglichkeit, einzelne SuS nach ihrem Standpunkt zu befragen. 2.2.3 Mögliche Schwierigkeiten und Handlungsalternativen Unterrichtsstörungen können entstehen, wenn in den Tandems und Kleingruppen zu viel diskutiert wird und keine gemeinsamen Lösungen gefunden werden, da die Arbeit in Gruppen eine besondere Herausforderung an soziale und organisatorische Aspekte stellt. An dieser Stelle versuche ich beratend zur Seite zu stehen und in meiner Rolle als Moderator die Gruppen dazu zu motivieren, sich schnell zu einigen und Variationen durchzuspielen. Nichtsdestotrotz müssen die SuS Erfahrungen im Bereich von Gruppenarbeitsprozessen sammeln und sollten nicht zu stark beeinflusst werden. In dieser Stunde kommt erschwerend hinzu, dass sich die SuS zwar einem gleichgroßen Partner zugeordnet haben, dieser jedoch nicht zwangsweise die gleiche Schrittlänge haben muss oder eventuell eine andere Hindernisbahn auswählen möchte als sein Partner. Daran anknüpfend kann es bei der Frequentierung der Hindernisbahnen zu Schwierigkeiten kommen, weil eine Hindernisart vielleicht einen höheren Aufforderungscharakter hat als andere. Sind genügend dieser Hindernisse vor Ort, versuche ich spontan einzugreifen und mehr von ihnen anzubieten. Dies ist im Vorhinein jedoch nicht absehbar, vor allem, weil ich die Gruppe hierzu nicht gut genug einschätzen kann. Ein weiteres Problem könnte das Zeitfenster für die Gruppenarbeit darstellen. Sollte eine Gruppe eher fertig sein und schneller zu einem Laufrhythmus kommen, erhalten sie einen auf die Gruppe zugeschnittenen Arbeitsauftrag, der an die folgende Erprobung anderer Bahnen anknüpft: während einige Gruppen ihre Hindernisse erhöhen können (Hürden verstellen, zwei Medizinbälle aufeinander, einen Medizinball auf die Matte etc.), können sich andere Gruppen Gedanken dazu zu machen, welche Probleme ihnen auf anderen Hindernisbahnen begegnen könnten. Ein weiteres Problem während der Gruppenarbeit kann sich ergeben, wenn die Mitglieder zwar gleich groß, jedoch eine unterschiedliche Schrittlänge haben, so dass der gewählte Anstand nicht für alle perfekt ist. Dieses Problem wird in einer anschließenden Reflexionsphase thematisiert, kann im Rahmen der Sprintstaffel aus organisatorischen Gründen jedoch nicht vollends behoben werden, was zu Missgunst auf Seiten der SuS führen kann. Das Problem wird jedoch mehrere Schülerinnen und Schüler betreffen, was einen Ausgleich schafft. 11 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen 2.3 Verlaufsplan Phase Unterrichtsinhalt Einstieg Erwärmung Begrüßung, Vorstellen der Gäste, Ankündigung des Stundeninhalts allgemein: gleichgroße Partner finden sich zusammenSchattenlauf durch die Halle um/über die bereits aufgebauten Hindernisse herum; spezifisch: Durchlaufen der Hindernisbahnen in Schlangenlinien; an jeder Bahn kann gestartet werden - AA 1: „Überlauft die Hindernisse möglichst schnell – wenn der Vordermann das zweite Hindernis überwunden hat, läuft der nächste los!“ - AA 2: „Achtet darauf, mit welchem Bein ihr die Hindernisse zuerst überlauft!“ auf der Querseite der Halle wird ein Plakat hinterlegt, auf dem die SuS ankreuzen sollen, mit welchem Bein sie zuerst abspringen Zwischenreflexion Exploration Problematisierung - Auswertung des Plakates; kurze Zusammenfassung der Ergebnisse; Ansprache an ausgewählte SuS: z.B. „Warum bist du immer mit dem rechten Bein abgesprungen?“ - L-impuls: „Warum könnte es für uns hilfreich sein, das Hindernis immer mit dem gleichen Bein zu überlaufen?“ - erwartete Antworten: „Schokoladenseite“ (Beweglichkeit, Koordination), Rhythmus, gleichbleibende Schnelligkeit AA: „Überlauft die Hindernisse immer mit dem gleichen Bein!“; wer sich noch nicht sicher ist, welches sein „Schokoladenbein“ ist, probiert den Absprung zunächst mit beiden Beinen aus jedes Paar sucht sich eine Hindernisbahn aus, an der es üben möchte (nicht mehr als vier Paare pro Bahn) L-Impuls: „Bei wem hat das Überlaufen gut funktioniert/nicht gut funktioniert?“ die SuS stellen sich auf einem imaginären Strahl auf u. positionieren sich von gut bis nicht gut Befragen einiger SuS, warum es gut/ nicht gut funktioniert hat: L-Impuls: „Kannst du benennen, von was eine schnelle u. unproblematische Überwindung der Hindernisbahn abhängig ist?“ - erwartete Antworten: hängt von den Bahnen/ unterschiedlichen Abständen der Hindernisse ab L-Impuls: „Bei welchen Bahnen hat es besser funktioniert?“ 11 Medien/ Sozialform LV - Bahn 1/2: Turnmatten - Bahn 3/4: Medizinbälle - Bahn 5/6: Pylonen + Poolnudeln - Bahn 7/8: Hürden - Plakat mit „links“, „rechts“, „beide“, „immer unterschiedlich“; Stift; PA, alle Plakat; Plenum Kommentar Transparenz u. Motivation; Wecken von Neugierde Aktivieren des Herz-Kreislauf-Systems; Einstimmung/Vorbereitung auf den Stundeninhalt offener AA; unterschiedliche Abstände der Bahnen ermöglichen vielfältige Rhythmuserfahrungen; SuS erfahren, dass sie ein „Schokoladenbein“ haben und aufgrund dessen bestimmte Bahnen eher favorisieren als andere hoher Anteil von Bewegungszeit (Differenzierung: Hindernisse, die aus Respekt/Angst nicht überlaufen werden möchten, können umgangen werden) Reflexion der Erprobung u. Hinleitung zu den Voraussetzungen für einen Rhythmus; kognitive Durchdringung der Bedeutsamkeit des Rhythmus für das schnelle Überlaufen von Hindernissen Hindernisbahnen(s.o.) Erprobung des Reflektierten zur Problematisierung; unterschiedliche Hindernisse dienen der Differenzierung Plakat, Stift Praxisreflexion; Herausstellen des Problems: Umsetzung ist nicht bei allen Bahnen gut möglich; SuS ermitteln, dass ein zu enger/zu weiter Abstand zw. den Hindernissen hinderlich für ihren Laufrhythmus sind, da zu wenige/zu viele Schritte die Geschwindigkeit verändern; Plakat als visuelle Unterstützung Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen - erwartete Antworten: nicht so eng aneinanderliegende/ nicht so weit weg liegende Hindernisse Erarbeitung Präsentation Erprobung Reflexion Anwendung Abschluss Sammeln u. Festhalten von Kriterien für eine rasche Hindernisüberwindung auf einem Plakat: L-Impuls: „Welche Kriterien müssen bei einer schnellen Überwindung der Hindernisbahnen beachtet werden?“ - erwartete Antworten: immer mit dem gleichen Bein überlaufen, Abstände nicht zu eng/zu weit, gleichbleibende Geschwindigkeit Erarbeiten eines Laufrhythmus in Kleingruppen: AA: „Findet einen Rhythmus, mit dem ihr die Hindernisse schnell überwinden könnt. Beachtet dabei die Kriterien! Eventuell müsst ihr die Abstände zwischen euren Hindernissen verändern!“ Demonstration der Ergebnisse; jeweils eine der vier unterschiedlichen Hindernisbahnen (Matten, Medizinball, Poolnudel, Hürden) soll vorgestellt werden durch mind. ein Paar, das an der Station gearbeitet hat; Beobachtungsauftrag an die SuS: „Zählt die Bodenkontakte! Mit welchem Bein wird das Hindernis überwunden?“ - es wird davon ausgegangen, dass bei mind. einem Paar der hürdentypische Drei-SchrittRhythmus vorgestellt wird, da er sich aus der natürlichen Laufbewegung ergibt; an dieser Stelle kann der Begriff eingeführt werden Erprobung des Drei-Schritt-Rhythmus mit akustischem Signal an den verschiedenen Hindernisbahnen; während ein Partner läuft, unterstützt ihn der Partner mit einem akustischen Signal, z.B. „Spring-1-2-3, Spring…“; SuS sollen auch andere Hindernisbahnen ausprobieren L-Impuls: „Ihr seid Experten auf eurer Bahn! Konntet ihr die anderen Bahnen gleichermaßen schnell überlaufen?Wenn nein, was musstet ihr verändern?“ -erwartete Antworten: Anpassen der Schrittlänge, Herausnehmen von Schnelligkeit Staffelwettkampf: Die bestehenden Gruppen treten gegeneinander an. Jeweils ein S. aus jeder „Hindernis-Gruppe“ fungiert als Schiedsrichter u. achtet auf die Einhaltung des DreiSchritt-Rhythmus. Ziel: fehlerfreie Ausführung des Drei-Schritt-Rhythmus, ansonsten gibt es Fehlerpunkte Reflexion über den Lernfortschritt; Konfrontation mit dem Problem „Hürden“ 12 Plakat mit Kriterien Organisationsform ermöglicht selbstständiges Arbeiten; Vorgabe von Kriterien gibt Orientierung u. Schafft Aufgabentransparenz; die SuS haben die Möglichkeiten eigene Rhythmusvariationen zu erarbeiten, es wird davon abgesehen, den hürdentypischen Drei-Schritt-Rhythmus als Rhythmus der Wahl vorzugeben Würdigung der SuS-Ergebnisse; ggf. motorische u. kognitive Durchdringung des Drei-Schritt-Rhythmus Hindernisbahnen (s.o.) Erproben u. Festigen des Drei-Schritt-Rhythmus mit akustischer Partnerhilfe; Internalisieren des Rhythmus; Erfahren, dass andere Mattenbahnen ggf. eine Anpassung der Schrittlänge provozieren Reflexion des Erprobten / Umsetzung des Erlernten; Motivierender Stundenabschluss; Gewonnen hat die Gruppe, die am Schnellsten war, aber auch am wenigsten Fehler gemacht hat / Schaffung von Transparenz über die Lernprogression u. den Sinnzusammenhang; motivierender Ausblick Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen 3. Literatur Dober, R. (1999): Hürdenlauf im Sportunterricht. URL: http://www.sportpaedagogikonline.de/leicht/huerdeindex.html#Ber (zuletzt aufgerufen am 1.7.2013) Fittko, E. et al. (2011): Leichtathletik. Laufen – Springen – Werfen. Handreichung für Schulen der Sekundarstufe I. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Ministerium für Schule, Weiterbildung und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSWF NRW) (2001): Richtlinien und Lehrpläne für das Gymnasium – Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen. Sport. Frechen: Ritterbach. Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (MSW NRW) (2011): Kernlehrplan für das Gymnasium – Sekundarstufe I in Nordrhein-Westfalen. Sport. Frechen: Ritterbach. Tscholl, S. (2011): Die Bedeutung von Ritualen im Sportunterricht in der Grundschule. URL: http://suite101.de/article/die-bedeutung-von-ritualen-im-sportunterricht-in-dergrundschule-a127447 (zuletzt aufgerufen am 28.5.2013) Zeuner, A., Hofmann, S. & Lehmann, F. (1997): Sportiv Leichtathletik. Schulmethodik Leichtathletik. Leipzig: Klett. 4. Anhang Erläuterungen zur allgemeinen Erwärmung „Schattenlaufen“ Schematische Darstellung der unterschiedlich angeordneten Hindernisbahnen „Schattenlaufen“ SuS bilden Paare. Der eine Partner gibt Laufrichtung und Tempo vor, der andere Partner folgt ihm als Schatten. Nach Kommando erfolgt ein Rollenwechsel. Eine Besonderheit der heutigen Stunde liegt darin, dass sich die SuS bereits durch den „Hindernisgarten“ bewegen dürfen und Hindernisse um- bzw. überlaufen werden können. 15 Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Solingen Seminar für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen Schematische Darstellung der Hindernisbahnen (Ansicht Dreifachhalle) 1 2 3 4 5 6 7 8 16