Hintergründe ausgeleuchtet

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Hintergründe ausgeleuchtet
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WAS MACHT BLOSS?
ROBERT PORTMAN (54)
Der frühere US-Handelsbeauftragte
mit Schweizer Wurzeln will für seinen
Heimatstaat Ohio in den Senat.
‡
FRANÇOIS BLOCH
«GEGEN
NORMEN»
Für den Börsenkolumnisten von «Tages-Anzeiger»
Er ist ein Veteran der US-Politik – auch
wenn es etwas ruhiger wurde um Robert
Portman, Republikaner aus Cincinnati, Ohio.
Bereits 1993 zog er als Abgeordneter in das
US-Repräsentantenhaus ein. Er verdiente
sich seine Sporen als stellvertretender Vorsitzender des Budgetkomitees und Verbindungsmann zum Weissen Haus. Dabei beeindruckte er Präsident George W. Bush derart,
dass dieser ihn («meinen guten Freund, ehrbaren Mann und harten Verhandler») im März
2005 zum US-Handelsbeauftragten ernannte.
Wie bestimmt Portman am Verhandlungstisch agierte, bekam Anfang 2006 Bundesrat
Joseph Deiss zu spüren, als beide tagelang
um einen Freihandelsvertrag zwischen der
Schweiz und den USA feilschten. Am Ende
kam das US-Swiss Trade and Investment
Cooperation Forum Agreement heraus. Dafür
erhielt Portman von der Swiss-American
Chamber of Commerce den Gallatin Award.
Im April 2006 wechselte Portman als Direktor in das Washingtoner Office of Management and Budget – verliess den Job aber ein
Jahr später wieder, «um mehr Zeit mit meiner Frau Jane und den drei Kindern zu verbringen». Er hatte sich wohl heimlich erhofft,
als Vizepräsidentschaftskandidat von John
McCain in den Wahlkampf zu ziehen, doch
Sarah Palin durchkreuzte seine Pläne. Portman zog sich nach Cincinnati zurück, arbeitete für eine Anwaltskanzlei und vertrieb sich
die Zeit als Coach der Fussballmannschaft
seiner Tochter, beim Spendensammeln gegen die Parkinsonkrankheit oder beim Paddeln mit Sohn Will auf dem Ohio River. Ende
der politischen Karriere? Mitnichten! Im Januar 2009 verkündete Portman seine Kandidatur für den frei werdenden Senatssitz in Ohio.
Seine Chancen stehen nicht schlecht: Bei
den Wahlen im November ist mit deutlichen
Zugewinnen der Republikaner zu rechnen. DR
»
18 BILANZ | 6 | 2010
Mal ist er Feldmann, mal ist er
Bloch. Beim «Sonntag» signiert
er seine Börsenkommentare mit
Boris Feldmann, beim «TagesAnzeiger», wo er seit kurzem
tippt und kommentiert, unterschreibt er mit François Bloch.
Nun, François Bloch ist sein
offizieller Name. Er serviert der
«Tagi»-Leserschaft jeden Mittwoch die heissesten Renditeobjekte. Nur der UBS traut er nicht
allzu viel zu: Für über 17 Franken
habe die Aktie kein Potenzial.
Weshalb?, fragt der Laie, zumal
der Titel zwei Wochen nach
Tippabgabe zwischen 16 und 17
Franken oszilliert. Blochs Erklärung für die gewagte Prognose:
«Historische Datenreihen, Mandelbrotfraktaltheorie wie auch
technische Trendfolgemodelle
fliessen in die Analyse hinein.»
Bisweilen stiften François
Blochs Kolumnensätze Verwirrung. Vor zwei Wochen formulierte er: «Dass Peter Spuhler eine bildhübsche Frau sein Eigen
nennt, ist in Zürcher SocietyKreisen eine wohltuende Begleiterscheinung.»
Weniger wohltuend war Blochs
Abgang beim letzten Arbeitgeber,
der Hinduja Bank in Genf. Man
trennte sich im Herbst abrupt, angeblich wegen mangelnder Performance. «Wir haben den Arbeitsvertrag mit François Bloch
nicht verlängert», bestätigt ein
Sprecher. Bloch war Investmentchef und zuletzt Leiter strukturierte Produkte.
Das Verhältnis zwischen Bank
und Banker wurde noch kom-
plexer, als im Dezember aufflog,
dass sich hinter dem «Sonntag»Börsenkolumnisten Feldmann
der Banker Bloch versteckte. Der
verdutzte Arbeitgeber entnahm
offenbar den Medien, dass ihr
Kadermann über Monate unter
fiktivem Namen sehr konkrete
Anlagetipps abgab. Ein klarer Fall
für die Genfer: «Es widerspricht
nicht nur den Richtlinien der
Bank, sondern auch den Standards und Normen der Branche,
wenn ein Mitarbeiter ohne Billigung des Managements eine
Finanzkolumne schreibt.»
Man hätte ihn fristlos gefeuert,
wäre er nicht schon freigestellt gewesen. Es kam noch besser: Auch
die Finanzaufsicht Finma wurde
hellhörig und schaltete sich ein.
Sprecher Tobias Lux: «Die Finma
hat im Rahmen ihrer Aufsichtstätigkeit entsprechende Informationen bei der Hinduja Bank eingefordert.» Es ging wohl um
allfällige Insidergeschäfte; gefunden wurde nichts. Anschliessend
informierte die Bank die Behörde
«umfassend über unsere Entscheidung gegen Herrn Bloch».
Dieser freilich sieht sich zu
Unrecht beschuldigt. «Bei der
Hinduja Bank waren sowohl die
damalige Compliance als auch
weitere Direktoren und Mitglieder der Geschäftsleitung über
die Nebentätigkeit orientiert»,
behauptet er. Ein starkes Stück,
findet die Bank: Blochs Aussagen
seien «falsch und sehr schwerwiegend». Aufgrund seiner Behauptung fasst Hinduja juristische
Schritte ins Auge. BAR
Foto: Getty Images
und «Sonntag» interessierte sich einst die Finma.
Nun droht Zoff mit dem Ex-Arbeitgeber.
BALLY
KREATIVER
PAARLAUF
Designer Brian Atwood kehrt Bally den Rücken.
Das neue Kreativ-Duo wird es schwer haben, die Lücke
mit frischem Glamour zu füllen.
Foto: PR
Michael Herz,
Graeme Fidler,
Berndt Hauptkorn (v.l.):
frischer Wind
bei Bally.
Vor Jahresfrist hat Marco Franchini,
der als CEO dem Schweizer Traditionsunternehmen Bally zu neuem Glanz verhalf, den Luxuskonzern überraschend
verlassen. Bis heute liegen die Hintergründe für den Abgang des Italieners im
Dunkeln. Nun hat auch Designer Brian
Atwood der Firma den Rücken gekehrt
– nicht weniger überraschend. Die Umstände des Weggangs sind ebenfalls
merkwürdig. «Brian will sich auf seine
eigene Schuhkollektion konzentrieren»,
sagt Berndt Hauptkorn, der Bally seit
fünf Monaten leitet. Doch das hat der
Amerikaner Atwood schon früher getan;
er liess sich vom Tessiner Unternehmen
bei seinem Einstieg 2007 vertraglich zusichern, dass er weiterhin auch seine private, frech und sexy gestaltete Schuhlinie
betreuen darf.
Nur scheint er dabei seinen Job bei
Bally etwas aus den Augen verloren zu
haben. Dies jedenfalls tönt Hauptkorn
an: «Wir haben jemanden gesucht, der
seine Zeit ausschliesslich Bally zur Verfügung stellt.» Fündig wurde der Deutsche in Grossbritannien, und zwar gleich
doppelt: Paradiesvogel Brian Atwood
wird ersetzt durch Graeme Fidler und
Michael Herz. Das Kreativ-Duo hat sich
vor sieben Jahren bei Aquascutum in
London kennen gelernt. Der britische
Traditionsschneider, der vor allem durch
seine Trenchcoats berühmt wurde, erfreut sich in der Modewelt eines eher
mässigen Glamourfaktors.
«Für Bally ist das eine elegante und
sinnvolle Lösung», ist Berndt Hauptkorn überzeugt. Die beiden seien enge
Freunde und arbeiteten bestens zusammen. Auch sonst mache ein Zweierteam
als Kreativchefs viel Sinn; das Luxusunternehmen führe ja fast gleichwertige
Frauen- und Männerlinien. Sowohl
Herz wie auch Fidler geht jedoch etwas
ab, was bei einer primär als Schuhverkäufer wahrgenommenen Firma wie
Bally eine nicht unwesentliche Rolle
spielt: Keiner hat sich als Schuhdesigner
hervorgetan. «Das ist kein Beinbruch»,
wiegelt Hauptkorn ab. «Wir haben in
jeder Kategorie eigene Designer. Die
Aufgabe der beiden wird sein, eine
durchgehende Linie ins Bally-Design zu
bringen.» SL
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