Illustration aus Hamburg
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Illustration aus Hamburg
35 Illustration aus Hamburg Die BuchiIllustration hat im Studiendepartment Design der HAW Hamburg einen besonderen Stellenwert, der sich in einer in Deutschland einzigartigen Konzentration in der Ausbildung und im Engagement der Lehrenden begründet. Ich möchte an dieser Stelle vor allem Prof. Rüdiger Stoye dafür danken, dass er über Jahre mit großem Energieaufwand eine intensive (Einzel-)Betreuung der Studenten betrieben und dabei das Ziel einer hohen künstlerischen Qualität der Arbeiten mit Nachdruck vertreten hat. Er hat sich mit immensem Fachwissen, einfühlsamemWitz und starker persönlicher Beteiligung für eine künstlerisch anspruchsvolle Bilderbuchillustration eingesetzt und sich auf seine unnachahmlich humorvolle und herzliche Art um seine Studenten gekümmert, sie gefordert und gefördert. »Stoye - Studenten« haben viele Preise gewonnen und Auszeichnungen erhalten. Viele herausragende Bilderbuchillustratoren sind aus seinem Kurs hervorgegangen. Er hat die »Hamburger- Bilderbuchillustration« zu einer wichtigen Adresse in Deutschland und Europa gemacht. Zur Philosophie der »Hamburger Illustration« gehört es, dass man kein kühles Hörsaalstudium oder ein Abarbeiten von Aufgaben will. Man ist eher eine Art große Familie, in der es darum geht, durch gemeinsame Aktionen und sehr individuelle Betreuung die künstlerische Persönlichkeit jedes einzelnen Studenten zu fördern. Ein breiter künstlerischer Grundlagenunterricht ist das Fundament, auf dem unsere Illustration aufbaut. In den Zeichen- und Malkursen geht es darum, künstlerische Arbeits- und Sichtweisen kennenzulernen. Wir haben im Rahmen der aktuellen Studienreform entschieden, dass künstlerische Fächer auch im künftigen Bachelorstudium einen hohen Stellenwert in der Ausbildung behalten werden. Es wurde die Möglichkeit geschaffen, dass die Studierenden während des gesamten Studiums auch in Zukunft ein künstlerisches Fach belegen können und müssen. Dies wurde im neuen Studienplan fest verankert. Im letzten Semester wurde das Fach Illustration offiziell neben dem Fach Zeichnen in das Stellenprofil von Frau Prof. Anke Feuchtenberger aufgenommen. Damit hat die Studienrichtung Illustration 4 Professoren für »Illustration und Zeichnen« zu bieten. Das wird im Bundesgebiet von keiner anderen Hochschule angeboten. Wir erhoffen uns durch diesen Schritt eine größere Flexibilität bei der Verteilung der Lehre und größere Attraktivität für zukünftige Studienbewerber. Mit dem Forschungsschwerpunkt »Nachhaltige ästhetische Kommunikation«, betreut von Prof. Anke Feuchtenberger, Prof. Schulz-Schaeffer und mir, arbeitet der Studiengang Illustration und Kommunikationsdesign zum ersten Mal in einem umfassenderen Forschungsprojekt. Wir beschäftigen uns in diesem Rahmen zunächst unter dem Stichwort »Public Understanding Of Science« mit der Frage, wie wir Wissenschaft einer breiten Öffentlichkeit visuell näher bringen können. Durch Vermittlung von Prof. Schulz-Schaeffer besteht dafür auch ein Kooperationsvertrag mit der Zeitschrift »Stern«. Parallel nehmen wir die Forschungsprojekte unser eigenen Hochschule, der HAW-Hamburg, zum Thema. Das Ergebnis wird in einem Kalender veröffentlicht werden. Wir wollen im Anschluss daran die Rolle ästhetischer Kommunikation und ihre nachhaltige Wirkung im Kindesalter untersuchen. Die Pisa Studie hat vor allem eine eklatante Lese- und Verständnisschwäche der deutschen Schüler ermittelt. Mit Bilder-, Kinder-, Jugend-, Schul- und Sachbüchern sind unsere Studierenden die zukünftigen Gestalter der ersten kindlichen Seh- und Leseerfahrungen mit dem Medium Buch. Uns beschäftigt die Frage, welche gesellschaftliche Verantwortung uns und den Verlegern aus diesen Tatsachen erwächst? Seit der ersten Teilnahme 1990 bei dem Wettbewerb »Figures Future« der französischen Kinder und Jugendbuchmesse in Montreuil/Paris ist die »Hamburger Illustration« ununterbrochen »Beste teilnehmende Hochschule« von weltweit bis zu ca. 340 teilnehmenden Kunst- und Designschulen. So auch in diesem Jahr. Unsere Studierenden gewinnen viele Preise und Auszeichnungen. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang , dass mit Sonja Bougaeva und Aljosha Blau zwei ehemalige »Stoye-Schüler« für den Jugendliteraturpreis 2006 nominiert worden sind, dass Tobias Krejtschi den Wettbewerb zum 40jährigen Jubiläum des renommierten Peter Hammer Verlages gewonnen hat, dass Arne Bellstorf für seinen Comic »acht, neun, zehn« mehrere Preise erhalten hat, und dass Anne-Kathrin Ahrens mit ihrem Diplom für den Adobe Achievement Award nominiert worden ist. Wir werden uns weiterhin bemühen, die künstlerische und konzeptuelle Qualität der Illustrationen auf hohem Niveau zu halten und gleichzeitig neue Formen der Illustration zu entwickeln. So begehen wir zur Zeit mit den 3D-Illlustrationen und Animationen im Bereich der Informativen Illus tration neue Wege, was den Studenten neue berufliche Betätigungsfelder eröffnen wird. Unsere Studierenden werden hoffentlich am Ende Ihres Studiums sagen können: »Ich habe viel gelernt und es hat Spaß gemacht.« Prof . Bernd Mölck-Tassel (Leiter des Departments Design) Buchillustration 36 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Anke Feuchtenberger Diplom: 2005 Technik: Tusche, digital (Photoshop) Thema: Comicerzählung (graphic novel) Kontakt: [email protected] Arne Bellstorf »acht, neun, zehn« Nichts ist beunruhigender als eine ruhige Jugend. Warum will immer gerade dann nichts passieren, wenn man sich am meisten danach sehnt? Wenn man das Gefühl hat, an der einzigen Haltestelle im Ort auf den Bus zu warten, von dem man gar nicht genau weiß, ob er überhaupt noch kommt. Man kann es kaum erwarten, dass das Leben endlich anfängt, einen so ernst zu nehmen, wie man sich selbst. Und trotzdem versucht man, dabei so gleichgültig wie möglich zu wirken. Das ist die größte Herausforderung. Christoph Bachmann, der Protagonist meiner Bilderzählung, muss die zehnte Klasse wiederholen. Der Sommer ist bald vorbei, der erste Tag des nächsten Schuljahrs rückt näher. Ereignislos verstreichen die letzten Ferienwochen, die Christoph mit seiner Mutter allein zuhause verbringt. Aber dann weckt ein Mädchen, das in einer Gärtnerei arbeitet, sein Interesse – die erste Begegnung zwischen den beiden verläuft vielversprechend. Plötzlich kommt Farbe in sein Leben… Im Mittelpunkt der grafischen Erzählung »acht, neun, zehn« steht ein männlicher, etwas spät pubertierender Jugendlicher – scheinbar ziellos, eher verschlossen, in sich gekehrt und mit einer Körperhaltung, die das pubertäre »Sich-hängen-lassen« auch in die äußere Erscheinung überträgt. Das Innenleben von Christoph Bachmann lässt sich nur an seiner Gestik und Mimik ablesen; die gefühlte Enge und der Stillstand vor dem bürgerlichen Hintergrund einer Vorortsiedlung, der keine existenzielle Not sichtbar macht, lässt Christoph sprach- und antriebslos zurück. Das Warten auf einen Wendepunkt und darauf, daß das Leben endlich mit großen Schritten vorwärts geht, wird für ihn zur Unerträglichkeit. Nichts verheißt für Christoph eine Entwicklung nach vorn, die trägen Sommertage ziehen ereignislos an ihm vorüber. So ziehen sich die Motive Stillstand und Wiederholung wie ein roter Faden durch die Erzählung und vermitteln Grundstimmung und Empfinden der Hauptfigur. »Es ist eine erzählerisch und grafisch bemerkenswert reife Arbeit geworden: ein Comic über die Pubertät, der die Lächerlichkeit und den ganzen Ernst dieser körperlich wie geistig auf die Umwelt so abstoßend wirkenden Ent wicklungsphase in klarem Stil kristallisiert.« (J. Balzer, Berliner Zeitung) 96 Seiten, (ISBN 3-931377-98-9) EUR 13,00 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Rüdiger Stoye Diplom: 2006 Technik: Digital colorierte Bleistiftzeichnungen mit plastischen Elementen Thema: »Von dem Breikessel« – Ein Bilderbuchprojekt nach einem Märchen Kontakt: [email protected] Claudia Carls »Von dem Breikessel « – Ein Bilderbuchprojekt nach einem Märchen Der Text, der meiner Diplomarbeit zu Grunde liegt, ist ein relativ unbekanntes niedersächsisches Märchen mit dem Titel »Von dem Breikessel«, aufgeschrieben im Jahr 1854. Es ist ein Text mit vielen märchentypischen Verrücktheiten und seltsamen Wendungen, der in der Gestaltung der Bilder viel Freiraum lässt, aber ohne eine ebenfalls märchentypische Moral auskommt. Die Erzählung handelt von einem Mädchen, im Text nur »Müllerstochter« genannt, das während einer Hungersnot seinen Eltern verlorengeht, als die sich um die letzte Mahlzeit streiten. Auf Empfehlung einer Fee stellt sich das Mädchen auf dem Königsschloss vor und beeindruckt die Königsfamilie mit einigen Lügengeschichten und einem beachtlichen Selbstvertrauen so sehr, dass sie am Ende den Prinzen heiraten darf. Diese Geschichte erzähle ich auf zwölf ganzseitig illustrierten Doppelseiten mit dem Format 22 cm mal 28 cm (aufgeklappt 56cm). Auf der Suche nach einer Geschichte, die ich im Diplom bearbeiten wollte, hatte ich mich nicht von Anfang an auf Märchentexte festgelegt, dennoch erschien mir diese Art der Erzählung am besten zu dem Illustrationsstil zu passen, den ich vor Augen hatte. Dieser Stil beinhaltet Photos plastischer Elemente, die digital mit feinen und detailreichen Bleistiftzeichnungen kombiniert werden. Die in der Geschichte auftretenden Personen werden alle aus einer tonähnlichen Masse modelliert, angemalt und abfotografiert – für das zwölf Doppelseiten umfassende Bilderbuch entstanden so 25 einzelne Figuren, etwa 12 bis 15 cm groß, von denen 10 die Hauptfigur (»Müllerstochter«) in verschiedenen Haltungen zeigen. Alles andere, z.B. Landschaft, Hintergründe, Tiere, Pflanzen, Gebäude, ist mit dem Bleistift gezeichnet, anschließend eingescannt und ausschließlich digital coloriert. Der Grund, warum ich die Bilder nicht vollständig gezeichnet habe, besteht darin, dass ich die feine, traditionelle Stilistik der Bleistiftzeichnungen mit den moderneren, dreidimensionalen Einschüben durchbrechen wollte. Auf diese Art hat der überlieferte Text einen historischen Bezug in den Illustrationen, dennoch beinhaltet die Technik ein verwirrendes und ungewohntes Element: als würden Schauspieler vor einer gemalten Kulisse ihre Geschichte erzählen. 42 43 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Rüdiger Stoye, Prof. Jovica Veljovi� Diplom: 2005 Technik: Bleistift auf Papier Thema: Es war finster Kontakt: [email protected] Einar Turkowski »Es war finster…« – ein Bilderbuch Die Geschichte: Merkwürdig finster und still ist es, als ein Mann sein Schiff auf eine Insel treiben lässt, es dort festzurrt und ein verlassenes Haus am Dünenrand bezieht. Grund genug für die misstrauischen Bewohner eines nahegelegenen Städtchens, den Mann von ferne zu beobachten, denn sicher ist, dass hier etwas nicht stimmt. Tatsächlich geschehen bald merkwürdige Dinge bei dem einsamen Haus. Stäbe ragen aus der Erde, mit Gegenständen darauf. Einige Fische hängen an einer Leine, andere stecken mit ihren Köpfen im Sand. Die Stadtmenschen zerspringen fast vor Neugier, ihre Observationstechniken werden immer skurriler und umfangreicher, denn sie wollen unbedingt wissen, was dort unten vor sich geht. Aber anstatt hinzugehen und ihn zu fragen, verstecken sie sich lieber in ihren Gassen und verbreiten üble Gerüchte. Auch seine Fische verschmähen sie, als er ihnen welche zum Verkauf anbietet. Als einige der Bewohner überhaupt nicht mehr ins Bett gehen, um die ganze Nacht Wache halten zu können, finden sie endlich heraus, dass der Mann die Wolken einfängt, um sie dann abregnen zu lassen. Von der Ahnung ge- trieben, es könne sich hierbei um ein gutes Geschäft handeln, fangen die Stadtmenschen sofort an, es dem Wolkenfänger nachzumachen – erfolglos. Das Misstrauen und der Ärger wachsen und schließlich soll der Mann verjagt werden. Doch als sie ihm ein Schreiben überbringen wollen, welches ihm die Aufenthaltsgenehmigung untersagt, finden sie das Haus bereits verlassen. Voller Eifer und das prächtige Geschäft mit den Fischen in ihren Köpfen, ziehen alle in das Haus am Strand. Doch auch beim zweiten Versuch will ihnen das Wolkenfischen nicht gelingen. Stattdessen geschieht etwas, mit dem sie nicht gerechnet haben… »Es war finster…« ist ein Bilderbuch, das in seiner aufwendigen Bleistifttechnik über die Dauer von fast drei Jahren entwickelt wurde. Sowohl die Geschichte als auch die gesamte übrige Buchgestaltung stammen von Einar Turkowski. Das Buch mit seinen surrealen und detailverliebten Bildwelten wurde Ende 2005 in einem aufwendigen Duplexverfahren beim AtlantisVerlag veröffentlicht. 47 48 Studiengang: Illustration und Kommunikationsdesign Begleitung: Prof. Rüdiger Stoye, Prof. Stefan Schabenbeck Diplom: 2006 Technik: Mischtechnik (Bleistift, Buntstift, Aquarell, Acryl, Tee) Thema: Gute Nacht, oder: Der lange Weg ins Bett. Kontakt: [email protected] / www.jennybrosinski.com Jenny Brosinski Gute Nacht, oder: Der lange Weg ins Bett. Als Thema meiner Diplomarbeit wählte ich das Gedicht »Gute Nacht, oder: Der lange Weg ins Bett« von Frantz Wittkamp. Zu meiner Arbeit gehörte die Entwicklung einer eigenen Schrift und einer Bilder- und Figurenwelt, die dem Gedicht nichts nimmt, ihm aber auch in Nichts nachstehen sollte. Ich hielt es für wichtig, nicht ausschließlich das Beschriebene darzustellen, sondern die vom Text gelieferten Ideen in Nebenszenarien weiterzudenken. So hat der Betrachter die Möglichkeit, bei einem zweiten, dritten oder gar vierten Anschauen neue Details zu entdecken, die ihn auf dem Weg durchs Buch begleiten. Auch schien es mir wichtig, die Wirkung des Gedichtes mit der Wahl der richtigen Technik zu unterstreichen. Da es sich hierbei um Schüttelreime handelt, die Frantz Wittkamp selbst als »Findlinge« bezeichnet, bot sich ei ne nicht zu feste, spielerische Art der Umsetzung an. Ich zeichnete meine Figuren und Parallelgeschichten in dünnen Bleistiftlinien und färbte diese mit einem Materialmix aus Aquarell, Buntstift,Acryl und schwarzem Tee ein. Die Stimmung der Schrift unterstreicht die Leichtigkeit des Textes und der Bilder, die Buchstaben, die handschriftlich geschrieben und später digitalisiert wurden, entstanden im Kurs von Prof. Jovica Veljovic, der mein Diplomprojekt ebenfalls bis zur Prüfung begleitete. Mein Diplom wurde im Februar 2006 bei Atlantis/Orell Füssli Verlagsgruppe veröffentlicht. 50 52 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Yoram Merose, Prof. Jochen Tensfeldt, Frau Ursula Trams Diplom: 2006 Technik: Lambdaprints auf Duratrans, Siebdruck auf Tyvek, Video (Animation über Final Cut) Thema: Aids Kontakt: [email protected] Kilian Foerster Positiv & Negativ Meine fotografische Diplomarbeit �Positiv & Negativ� ist die Suche nach neuen und eindringlichen Ideen und Darstellungsweisen zum Thema Aids. Gerade bei AIDS lässt sich exemplarisch zeigen, wie sich die Gesellschaft gegenüber existentiellen Fragen (Liebe/Tod) verhält. Die Arbeit ›Positiv & Negativ�, ebenso wie andere von mir schon zu diesem Thema erstellte und ausgestellte Arbeiten, ist nicht so sehr als »Präventionskampagne« zu verstehen, sondern hat vielmehr zum Ziel, die Stigmatisierung von HIV positiven Menschen in der Öffentlichkeit in Frage zu stellen. Das Thema Aids ist in den Medien und der Kunst schon vielfältig behandelt und dargestellt worden und gerade deshalb reizte es mich, nach eigenen Ideen zu suchen. So sehr ich auch die fotografischen Arbeiten von Oliviero Toscani zum Thema Aids schätze; ich zweifle, dass der beabsichtigte Schock seiner Fotografien noch die erhoffte Wirkung beim Betrachter heutzutage hat. Das Positiv und das Negativ sind in der Fotografie untrennbar miteinander verbunden. Man könnte auch von einer Symbiose sprechen. Dieser Umstand hilft mir bei meiner fotografischen Arbeit zum Thema Aids. Das Blut als Lebensstoff an sich, schließlich ist es Träger vom Sauerstoff im menschlichen Körper, wird durch die Infektion mit HIV-Viren als Bedrohung und Gefahr empfunden. Im Videotrailer wird das Bildmaterial noch zusätzlich durch das von mir mittels Ultraschalldiagnostik aufgenommene Blutflußgeräusch verstärkt. Die Präsentation meiner mikroskopischen Aufnahmen von Blut in Leuchtkästen, die an Brillianz und Farbintensität einem Papierprint deutlich überlegen sind, nimmt direkt Bezug zum Thema Aids. Positiv und Negativ gehören zusammen und verbinden sich, die Stigmatisierung von HIV-Positiven wird in Frage gestellt. Zusätzlich mit »Positiv & Negativ« präsentiere ich noch zwei Großplakate aus Tyvek, auf denen das »red ribbon« grafisch verändert wird. 53 54 55 56 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Klaus Waschk Diplom: 2004 Technik: Acryl Thema: Sexarbeit – Eine Portraitserie Kontakt: [email protected] Masami Fischer Sexarbeit – eine Portraitserie In einem privaten SM-Studio traf ich auf drei junge Frauen wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Drei selbstbewusste Frauen, die ihre bürgerlichen Berufe aufgegeben haben, um in dem ältesten Gewerbe der Welt als Domina, Sklavin und Switcher ihr Geld zu verdienen. Sie haben ganz bewusst die Sexarbeit als Tätigkeit mit vielen Vor- und wenigen Nachteilen gewählt. Sie entscheiden selbst, welche Dienstleistungen sie ihren Gästen anbieten, wie oft und an welchen Tagen sie arbeiten und den Großteil ihrer Einnahmen behalten sie für sich. Keine von ihnen ist gezwungen, körperliche oder emotionale Grenzen zu überschreiten. Sadomasochismus leben zwei von ihnen auch privat, während die Dritte es sich nicht annähernd vorstellen könnte, SM-Praktiken auch in ihre private Beziehung miteinzubeziehen. Es wird natürlich trotzdem zwischen privatem und beruflichem SM unterschieden. Während Tanja die Sexarbeit als Auszeit von ihrem »nor- malen« Beruf betrachtet, ist für Undine, die ein Problem mit Autoritäten hat, der wichtigste Aspekt ihre Selbstständigkeit. Gabi wiederum mag die geistige Freiheit. Aber alle drei Frauen sind sich einig, dass diese Arbeit für sie ein Privileg ist. Das Studio ist trotz Käfigen und diversen Instrumenten, die allein beim Hingucken schon Schmerzen verursachen, mit Liebe eingerichtet und hat ein sehr freundliches Ambiente. In den drei Monaten, die ich dort zu Gast war, wurde mir gezeigt, dass das Geschäft mit der Lust auch ohne Ausbeutung oder Begleitkriminalität funktioniert. Sie gewährten mir einen kleinen Einblick in die Welt des Sadomasochismus, der auf Freiwilligkeit, Einvernehmlichkeit und dem Vergnügen aller Beteiligten basiert und von den Praktizierenden als Bereicherung ihres (Sexual-) Lebens empfunden wird. 60 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Rüdiger Stoye, Prof. Dietmar Ullrich Diplom: 2005 Technik: schwarzer Wachs und Polychromos Thema: »Sagenhaftes aus der Altmark« Kontakt: [email protected] Mirko Rathke Sagenhaftes aus der Altmark Ich stamme aus der Altmark, dem nördlichen Sachsen-Anhalt. Diese Gegend ist sehr ländlich geprägt. Sie zeigt gewachsene Dorfstrukturen und ist voller idyllischer Reize und reich an kulturellen Kleinodien. Inmitten dieser trügerisch friedvollen Beschaulichkeit habe ich meine kleinen und großen Absurditäten zum Sagenhaften hin inszeniert. Die Basis beim Ideenfindungsprozess bildet stets die Frage: »Was würde passieren, wenn…«. Folgt man nun unauffällig jenen Pfaden, so erschließen sich die kuriosen Aspekte voll Ironie und Ernsthaftigkeit nach und nach. Manches bleibt jedoch im Rätselhaften, und ich werde oft gefragt, warum ich das mache. Mit meinen Illustrationen möchte ich einfach allzu Vertrautes neugierig und provozierend frech hinterfragen. Für mich spielt der Kontrast von Modernem und Marodem dabei die wesentlichste Rolle. Die realistische, bisweilen fantastische Bildauffassung soll den Betrachter in meine Welt entführen. Meine Protagonisten, Objekte gar, entwickeln stellvertretend ihr Eigenleben. Auf bizarre Weise stehen sie wie Metaphern für menschliches Handeln. Unermüdlich bin ich auf der Suche nach retadierenden Momenten. Sie machen mir deutlich, wie veränderlich die Dinglichkeiten sind. Meine Grafiken erinnern trotz aktueller Inhalte in ihrer Umsetzung an Zeichnungen früherer Jahrhunderte. Ich verbinde so die Sagenschätze der Vergangenheit mit denen meiner Gegenwart. Zu allen 13 Zeichnungen gehören verschiedene selbst erdachte Sagengeschichten, die ich mit den Jahren zeichnerisch weiter verfolgen werde, um sie später zu einer illustrierten Sagenbuch-Edition zu vereinen, die dann meine bisher persönlichste Auseinandersetzung mit heimatlichen Wurzeln widerspiegeln wird. 61 64 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Erhard Göttlicher, Prof. Dietmar Ullrich Diplom: 2005 Technik: Acryl auf Leinwand Thema: Travestiekünstler im Pulverfass, eine Portraitserie Kontakt: ole.fi[email protected] Ole Fink Travestiekünstler im Pulverfass, eine Portraitserie Portraitmalerei war innerhalb der Kunstgeschichte und meiner eigenen Arbeit immer schon am interessantesten und faszinierensten für mich. Als ich Anfang des Jahres 2004 vom »Pulverfass«, einem Travestie-Theater auf der Reeperbahn, den Auftrag für ein Wandbild im Foyer des Theaters erhielt, fragte ich mich während der Planung, wen ich dafür – und dann auch für meine Diplomarbeit – portraitieren könnte: Ich sprach die dort auftretenden Künstler an – und einige waren gern bereit, sich von mir fotografieren zu lassen, damit ich ein Bild nach ihrem Foto malen konnte. Als das erste Bild fertig war, waren sie auch bereit, mir Modell zu sitzen und mir Interviews zu geben. So entstand eine Portraitserie von dreizehn Bildern, die vier der im Pulverfass auftretenden Künstler als Mann und als Frau darstellen. Zwei von ihnen gaben mir umfangreiche Interviews, in denen sie über ihr Leben und ihren Beruf erzählen und darüber, wie sie Travestie- Künstler geworden sind. Die aufgezeichneten Gespräche schrieb ich als Monolog auf, wobei ich den Wortlaut kaum veränderte und alles so festhielt, wie es gesagt wurde. Auf diese Weise wird das Portrait um eine Dimension verstärkt, die abgebildete Person erzählt dem Leser ihre Geschichte. Zusammen mit einem Bericht über Idee und Realisierung des Themas sowie einem kleinen Text über die Geschichte der männlichen Homosexualität, einer kurzen Übersicht über Travestie in Deutschland heute und einigen Dokumentarfotos ergibt sich daraus meine Diplom-Arbeit. 65 66 67 68 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Rüdiger Stoye, Prof. Klaus Waschk Diplom: 2005 Technik: mixed (Bleistift, Acryl, Letraset etc auf Papier, Leinwand, Holz…) Thema: Wunderkammer – Untersuchungen einer gesammelten Wirklichkeit Kontakt: [email protected] / www.zeichnerei.com 69 Susanne Rothfuss Wunderkammer, eine inszenierte Sammlung Was wir heute mit dem Begriff der Wunderkammer bezeichnen, hat seinen Ursprung in der Spätrenaissance und entwickelte sich aus Privatsammlungen. Der Sammler verstand sich als eine Art Weltschöpfer, der die Welt im Kleinen nachbildet: den »Macrocosmo im Microcosmo«. Durch das Sammeln und Ordnen war es dem Menschen möglich geworden, sich einen Überblick über die Welt zu verschaffen. Er hatte gelernt, erworbene Erkenntnisse miteinander zu verknüpfen und konnte so neue Ideen entwickeln. Jede Entwicklung, jeder Fortschritt beginnt mit dem Wundern. Wir persönlich glauben, dass unsere Welt so ist, wie wir sie sehen, riechen und hören. Oft vergessen wir dadurch, alltägliche und scheinbar selbstverständliche Dinge zu hinterfragen. Das eigentliche Wundernswerte ist schwer greifbar, z.B. das belauschte Gespräch in der U-Bahn, die achtlos weggeworfene Notiz, die Überschrift in der Zeitung. Meine Wunderkammer ist eine illustrierte Betrachtung der mich umgebenden Wirklichkeit, ein Sammeln und Betrachten des Lebens. Ich wähle nach bestimmten persönlichen Kriterien aus, was in der Sammlung Platz findet, und bestimme dadurch natürlich deren Erscheinungsbild. Die Arbeiten präsentieren sich in Form meist kleinformatiger Alltagsskiz- zen in verschiedenen illustrativen Techniken: so finden sich Acryl, Bleistift, Kugelschreiber, Siebdruck, Stempel und Photos neben Gesticktem, Geklebtem und Collagen auf Papier und Pappe, auf Holz und in Boxen, Kästen, Gläsern und auf Pinnwänden. Mein Anliegen ist es, die Freude am Schauen wieder zu entdecken. Auch finde ich es wichtig, dass der Besuch der Wunderkammer spielerisch ist, dass gelacht und geschmunzelt werden darf. Ich sehe mich nicht als Geschichtenerzähler, sondern als Ausrufezeichner. Auch in der Wunderkammer werden keine fertigen Geschichten erzählt. Dort findet man lediglich die Impulse für Geschichten, die dann in den Köpfen des Betrachters entstehen sollen. Er muss sich auf das Wundern einlassen, muss sich Zeit dafür nehmen. Die Objekte und Bilder müssen den Blick des Betrachters zumindest so lange halten können, bis er über den ersten, raschen Blick hinaus zu dem kommt, was Wilhelm Genazino in seinem gleichnamigen Buch als den »gedehnten Blick« bezeichnet. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, eine nicht sichtbare Botschaft zu vermitteln. Je nach persönlicher Sichtweise, Erziehung und Herkunft, wird es dem Betrachter möglich sein, die Symbolik der Bilder zu entschlüsseln. Und sich zu wundern. 70 71 72 Studiengang: Illustration Begleitung: Prof. Reinhard Schulz-Schaeffer, Prof. Hartmut Gudenau Diplom: 2005 Technik: Kohle und Acryl auf Leinwand Thema: Mein Haus - ein Portrait in 228 Teilen Kontakt: [email protected] Tonia Ackermann Mein Haus – ein Portrait in 228 Teilen Seit nunmehr etwa zehn Jahren wohne ich in einem Haus aus der Zeit der Jahrhundertwende im Hamburger Schanzenviertel. Als ich einzog, war dies eine gute Adresse mit erschwingliche Mieten in zentraler Lage, umgeben von Altbauten, kleinen Läden und Lokalen. Sanierungsvorhaben und Umstrukturierungenverändern den Stadtteil kontinuierlich seit mindestens zwanzig Jahren. Manchmal bedauerte ich es, wenn einzelne gemütliche oder kuriose Geschäfte zumachten. Doch erst, als eines Tages auch unser Haus zum Objekt umfassender Renovierungsmaßnahmen wurde, begann ich, mich eigentlich mit der Entwicklung zu beschäftigen. Die Situation des Hauses steht exemplarisch für viele im Stadtteil. Natürlich sind Renovierungen in der Tat eine sinnvolle Maßnahme, jedoch sind die Häuser, andenen über Jahrzehnte nur das Nötigste verändert wurde, nicht nur baufällig. Sie sind auch Zeitzeugen und spiegeln zuweilen eine Geschichtlichkeit, die unter neuem Anstrich verloren geht. Durch die steigenden Mietpreise kann sich auch die Mieterschaft der Häuser verändern. Die Vorstellung, dass sich so das Erscheinungsbild nach und nach komplett verwandeln könnte, brachte mich zu dem Vorhaben, etwas von diesem Haus in Bildern einzufangen und festzuhalten. Die Darstellung mit Hilfe des Rasters und einer Collagentechnik nach David Hockney bringt mehrere zeitliche und räumliche Ebenen in einem Bild zusammen und ermöglicht es so, einen umfassenderen, »begehbaren« Eindruck eines Motivs wiederzugeben. Diese Motive handeln von Besuchen bei den Nachbarn, Untersuchungen unserer Küche oder des Treppenhauses bei verschiedenem Lichteinfall, zu verschiedenen Tageszeiten. Auf diese Weise habe ich ein Portrait aus acht Bildern zusammengestellt, die, wie in einem Rundgang durch das Haus, von mehreren Standpunkten den Ausblick auf ein Stück Hamburg zeigen. 73 74 75 77 Kommunikationsdesign Kommunikationsdesign. – Nomen est omen. So betrachtet bedeutet Kommunikationsdesign die Recherche, die Konzeption und Gestaltung jedweder »Nachricht« oder »Bortschaft« in Wort und Bild und Ton – in der Regel auf zweidimensionaler Ebene als Print- oder elektronisches Produkt. Kommunikationsdesign dient dem Sichtbarmachen, der Verdeutlichung und Präzisierung »nachrichtlicher« Anliegen. Es ist bemüht, sowohl die rationale als auch die emotionale Seite des Empfängers zu erreichen. Es erzählt und berichtet über Unternehmen, Institutionen und Produkte und macht Zusammenhänge klar. Es zielt auf bestimmte Wirkungen und auf Erkenntnisgewinn und letztendlich auf eine Verhaltensänderung. Die Mittel des Kommunikationsdesigns sind schnell aufgezählt, es sind nur 6. 1. Das Format. Kommunikationsdesign bedarf immer eines Formates. Es kann so klein sein wie eine Briefmarke oder so groß wie ein Fussballfeld. 2. Der Text. Kommunikationsdesign ohne Sprache ist zwar denkbar, aber Kommunikationsdesign als Vermittlungsfunktion ohne Sprache ist kaum darstellbar. Die Form der Sprache ist die Typographie. Sie hat neben ihrer reinen Erzähl- und Ordnungsfunktion auch eine außerordentlich stark emotionale wirkende Funktion. 3. Das Bild. Das Bild, ob nun bewegt oder unbewegt, nimmt eine zentrale Stelle im kommunikativen Prozess ein. In der Regel ist es der emotionale Träger der jeweiligen Botschaft. Bilder werden ungeschützt, unmittelbar und ungefiltert wahrgenommen. Sie prägen unser kulturelles Gedächtnis. 4. Die Farbe. Auch sie ist eher der emotionalen Seite zuzuordnen als der rationalen. Farbzuordnungen können das erste Wiedererkennungsmerkmal sein. Da Farbe immer an Form gebunden ist, spielt auch diese eine wichtige Rolle. 5. Der Ton. Ton, gedacht als Sprache und/oder Musik und/oder Geräusch ist heute bei Internetauftritten nahezu selbstverständlich. Zwingend ist er in Fernseh- und Funkspots und selbstverständlich im Film. 6. Die Räumlichkeit. Das Wissen um Räumlichkeit (gemeint ist nicht die dargestellte Räumlichkeit, sondern die wirkliche) ist sicherlich nicht das zentrale Thema des Kommunikationsdesigns. Sie spielt aber bei der Packungsgestaltung, bei der Displaygestaltung und selbstverständlich bei al lem, was mit Ausstellung und Präsentation zu tun hat, eine wichtige Rolle. Diese sechs »Materialfelder« sind das Handwerkszeug im Kommunikations design. Je nach Disziplin verschieden gewichtet sind sie selbstverständlich und unverzichtbar unterfüttert mit den jeweiligen Theoriefächern. Kommunikationsdesign bewegt sich im Wesentlichen auf folgenden Berufs- und Medienfeldern: Typographie, Corporate Identity, Advertising Design, Editorial Design, Book Design, Internet/CD ROM-Design, Multimedia und audio-visuelles Design wie Film und Fernsehen und Fotografie. Prof. Welfhard Kraiker