überleben im digitalen zeitalter. - T

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überleben im digitalen zeitalter. - T
ÜBERLEBEN
IM DIGITALEN
ZEITALTER.
CLOUD, MOBILITY UND BIG DATA LASSEN CIOS
SCHNELL INS SCHWIMMEN GERATEN. ABER
DER DIGITALE REIFEGRAD VON UNTERNEHMEN
WIRD ZUM BENCHMARK IHRER ZUKUNFTSFÄHIGKEIT – UND FÜR IHR ÜBERLEBEN.
<Text> Thomas van Zütphen
Lesen Sie hier …
wie sich CIOs auf den „Digitalen Darwinismus“ vorbereiten,
warum „Zero Distance“ zum Kunden ein tragfähiger Rettungsanker ist,
mit welchen Technologien Unternehmen jetzt ihre IT transformieren.
SCHWERPUNKT
— 13
Digitalisierung
IT-Transformation
WER PROFITIERT VON DER DIGITALISIERUNG und wer scheint den Megatrend von Industrie und Handel komplett zu verschlafen? – Mit einem „Digital
Readiness Index“ (DRI) hat das Kölner Beratungshaus neuland erstmals die Fitness von 233 Unternehmen für das digitale Zeitalter gemessen. Mit dem Ergebnis: Während in der Automobilindustrie Unternehmen wie Ford, Audi und BMW
oder die Handelsriesen Otto, Macy’s und H&M mit vielen durchdigitalisierten
Prozessen überdurchschnittlich nah an ihren Kunden sind, hinken andere Branchen wie Pharma oder der öffentliche Sektor teils hinterher.
Den Grund dafür sieht der Internetökonom und neuland-Chef Karl-Heinz
Land „vor allem darin, dass bei Unternehmen oft noch nicht angekommen ist,
wie die Dematerialisierung von Dingen – als Folge der Digitalisierung – unsere
Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft vollständig auf den Kopf stellt“.
„Schlüssel etwa“, da ist sich der Experte sehr sicher, „wird bald kein
Mensch mehr brauchen.“ Stattdessen werden Smartphones und Eye-ScanTechnologien in wenigen Jahren Haustüren und Autos so selbstverständlich
öffnen wie Schließfächer und Schreibtischschubladen. Bezahlsysteme werden Bargeld und Kreditkarten verschwinden lassen, Logistikanbieter ohne
einen eigenen Lkw auskommen und Akku-Hersteller ihre Batterien mit Sensoren ausstatten, weil Geräte immer häufiger mit Geräten kommunizieren.
Laut Land sind das alles weitere Beispiele dafür, wie sich „Märkte fundamental verschieben, weil Digitalisierung ein völlig anderes Kundenverhalten mit
sich bringt und dabei eine Vielfalt neuer Geschäftsideen ermöglicht“.
„Wie schnell und flexibel sich Unternehmen auf diese Geschwindigkeit
des Umbruchs einstellen können, entscheidet darüber“, so Land „wer von
ihnen überlebt. Was heute die Ideen kreativer Köpfe blitzschnell mit Kunden
und Verbrauchern zusammenführt, ist die Ökonomie des Internets.“
„Digitalen Darwinismus“ nennt der Experte es vor diesem Hintergrund,
„wenn Technologie und Gesellschaft sich schneller verändern als Unternehmen in der Lage sind, sich daran anzupassen, und in der Folge ihren Kunden nicht mehr erreichen“. Für die mangelnde Kundennähe hat der Experte
in vielen Unternehmen vor allem einen geschäftskritischen Faktor ausgemacht: „Eine schwerfällige IT, die ihren Fachbereichen nicht die Tools an die
Hand gibt, die das Überleben in der digitalen Welt sichern.“
Mobility, Customer-Support, E-Commerce, digitales Marketing etwa
sind Kriterien, anhand derer Land im vergangenen Jahr zehn verschiedene
Branchen untersucht hat. So liefert der „Digital Readiness Index“ klare Indikatoren für das zu erwartende Wachstum von Unternehmen, ihre zukünftige
Agilität und Profitabilität. Und darüber, welche Unternehmen schon in der
digitalen Welt angekommen sind, weil sie von der Entwicklung über die Fer-
„EINE IT-TRANSFORMATION
OHNE DIGITALE VISION
KOMMT ÜBER TAKTISCHES
NAVIGIEREN NIE HINAUS.“
Karl-Heinz Land, Internetökonom und neuland-Chef
tigung bis zum Service all ihre Prozesse Richtung Kunde ausgerichtet und
digitalisiert haben.
Dass sich diese Transformation lohnt, zeigt auch eine weltweite Studie
der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology. Darin generieren Unternehmen mit einem hohen IT-Faktor mehr Umsatz (plus neun Prozent) als der Durchschnitt, sind deutlich profitabler (plus
26 Prozent) und haben einen höheren Firmenwert (im Schnitt zwölf Prozent
höherer Börsenwert). Die Gewinner machen – egal, ob Start-up oder etabliert – über alle Prozesse hinweg die IT zur DNA ihres Unternehmens.
In deren Zentrum steht der Endverbraucher. Auch, so der ForresterAnalyst Dan Bieler, „weil der ‚digital mindshift‘ dazu führt, dass Menschen –
ob Endkunden oder eigene Mitarbeiter – erwarten, dass Dienstleistungen
mobil verfügbar sein müssen, dass Digitalisierung Wettbewerbsvorteile verschiebt und für Unternehmen den Bedarf an Skalierbarkeit von IT-Ressourcen in völlig neue Dimensionen treibt“ (siehe Analyze IT, Seite 18).
DIGITALES REIFEZEUGNIS
233 Unternehmen unterzog das Beratungsunternehmen neuland dem digitalen Reifetest. Nachfolgend Auszüge aus
dem DRI. Eine Branchenzusammenfassung finden Sie unter www.neuland.me
Fotos: Jung/Laif, Shutterstock
Automotive
Handel
Public
Ford USA
89 %
Otto
84 %
Bundeswehr
75 %
Audi
88 %
Macy’s USA
68 %
Stadt München
57 %
Opel
80 %
H&M
63 %
Stadt Hamburg
54 %
BMW
79 %
Tchibo
63 %
Bundesminist. f. Wirts.
51 %
VW
74 %
Karstadt
59 %
Auswärtiges Amt
49 %
Ford
70 %
Ernsting’s Family
51 %
Mercedes-Benz
70 %
Peek & Cloppenburg
49 %
Stadt Frankfurt
36 %
Nissan
66 %
Zara
48 %
Bundesagent. f. Arbeit
35 %
Kia
56 %
Tom Tailor
41 %
Bundesminist. f. Familie
Mini
54 %
Adler
36 %
Toyota
53 %
TK Maxx
34 %
Bundesknappschaft
17 %
Honda
52 %
KIK
30 %
Bundesregierung
17 %
Peugeot
50 %
Takko
27 %
Stadt Berlin
16 %
Mitsubishi
34 %
Primark
17 %
Bundespolizeibehörden
5%
Nachzügler 0–20 %
Entwickler 20–40 %
Talent 40–57 %
Experte 57–80 %
Innovator 80–100 %
Deutsche Rentenvers. 42 %
Stadt Köln
31 %
21 %
TRANSFORMATION
Lebenshilfe
Der Kölner Unternehmensberater KarlHeinz Land ist Autor
ROADMAP
des Buchs „Digitaler
Darwinismus“.
Survival-Typ A
Traditionell
Social Media, Big Data, Cloud, Mobility und Security sind für Karl-Heinz Land
„heute die Schlüsseltechnologien“, um dem Kunden mit allem entgegenzukommen, was der in seiner „Always and anywhere“-Grundhaltung erwartet. Doch
sämtliche Flexibilität, die Vertrieb und Kundenbetreuung vorn beim Endverbraucher leisten können, hat ihren Motor im Back-End – der IT. Deshalb, so Land,
brauchen Unternehmen „genau dort auch einen kundenorientierten Technologieansatz, wie ihn T-Systems mit ‚Zero Distance‘ verfolgt. Es geht darum, FrontEnd- und Back-End-Systeme eng miteinander zu verzahnen und zu digitalisieren“.
Mit Blick auf die nötige Transformation stehen in nahezu jeder Branche drei
Unternehmenstypen in Konkurrenz zueinander:
• Auf der einen Seite die „Alten“, die mit dem Handicap einer über Jahre gewachsenen Legacy ihre „Bis-dato-IT“ flott machen müssen, um die eigene
Marktstellung auszubauen und Konkurrenten abzuwehren. Sie stehen vor
der größten Transformationsaufgabe.
• Auf der anderen Seite des Wettbewerbs junge Start-ups, die direkt zu neuesten Technologien greifen, um sie als kürzeste Brücke zum Kunden einzusetzen, ihre „IT unterm Schreibtisch“ jedoch in dem Moment industrialisieren
müssen, sobald ihre innovativen Produkte beim Endkunden einen Run auslösen.
• Und dazwischen stehen die Player am Markt, die neue Geschäftsmodelle à la
Start-up von jetzt auf gleich ins Rennen schicken, um ihr Portfolio Richtung
Kunde ständig zu aktualisieren, ohne dass gleich eine Kernsanierung ihrer IT
nötig wird.
WENN IT-VERFÜGBARKEIT GESCHÄFTSKRITISCH WIRD
So sehen denn auch nicht wenige CIOs ein Ungleichgewicht im Handlungsspielraum, der ihnen beim Einsatz ihrer Mittel zur Verfügung steht. „Jede Transformation kostet Zeit, Kraft und Geld, bevor sie ihren Return-on-Invest liefert“, so
Johan du Plessis, CIO bei Afrikas größtem Glashersteller Consol. Doch Wachstum und sichere Business-Continuity, wie sie erfolgreichen Start-ups in die Wiege gelegt scheinen, so du Plessis, „brauchen immer auch einen zuverlässigen
Provider“. Was nütze der Schritt Richtung Cloud, wenn es anschließend „an der
Hochverfügbarkeit der Netzwerktechnik oder dem Qualitätsmanagement eines
IT-Dienstleisters hapert, der nicht den Zero Outage gewährleistet, auf die unsere
Businessprozesse unbedingt angewiesen sind“?
Auch deshalb, so Karl-Heinz Land, brauche jede digitale Transformation zunächst eine digitale Vision. Und die müsse nicht nur von allen Fachbereichen
eines Unternehmens getragen, sondern auch vom richtigen Provider umgesetzt
werden können. „Ein zusätzlicher Server hier und neue Supportfunktionen dort
helfen ohne eine echte Vision, die sich am Geschäftsziel und an den eigenen
Kunden ausrichtet, allenfalls beim taktischen Navigieren.“ Besonders, wenn
dem Gedankenbild nicht auch eine Strategie folgt.
Sechs Beispiele zeigen, mit welchen Strategien Unternehmen unterschiedliche Geschäftsanforderungen
angegangen sind, um mit ungleichen
Startbedingungen auf verschiedenen
Wegen dasselbe Ziel zu erreichen,
dem digitale Transformation vorrangig dient: Zero Distance, die radikale Mehr Informationen
Nähe zum Kunden – ohne die sie zum Digital Readiness Index der Unternehmenskaum überleben könnten.
beratung neuland und ein Video-Interview mit
Karl-Heinz Land hier oder unter www.t-systems.de/
<Link> www.t-systems.de/zero-distance
herausforderung-digitalisierung
KLASSISCHE Legacy erfordert Transformation.
Beispiel Tabakkonzern
Der Tabakkonzern beschäftigt weltweit
mehr als 55 000 Mitarbeiter in 130 Ländern und erzielte 2012 einen Umsatz von
19,3 Milliarden Euro.
Consol
Afrikas größter Hersteller von
Glasverpackungen produziert an sechs
Standorten Südafrikas unter anderem
für die internationale Getränke-,
Lebensmittel- und Pharmaindustrie.
Survival-Typ B
Neues Geschäftsmodell
PLATTFORM-SERVICES als Dockstation
innovativer Apps.
Airbus
1970 gegründet, beschäftigt der
europäische Flugzeugbauer heute 69 000
Mitarbeiter und erzielte 2012 einen
Umsatz von 33,1 Milliarden Euro.
Allianz
Das fast 125 Jahre „alte“ Unternehmen ist
der größte Versicherungskonzern der Welt
und erzielte 2012 mit 144 000 Mitarbeitern
einen Umsatz von 106,3 Milliarden Euro.
Survival-Typ C
Start-up
SPEED-DATING in der Cloud federt
Erfolgskurve ab.
Enio
Erst 2013 gegründet, ist das Start-up heute
schon Österreichs führender Anbieter von
E-Mobility-Logistik.
runtastic
Das Start-up entwickelt innovative SportApps, registriert aktuell 60 Millionen Downloads und gewinnt täglich 250 000 neue
User hinzu.
SCHWERPUNKT
— 15
01
Digitalisierung
IT-Transformation
BUSINESS PAIN POINT
ANWENDUNGSDSCHUNGEL ALS BREMSER
LEGACY VERSCHLEPPT WACHSTUMSPLÄNE
TABAKKONZERN Standen für das Unternehmen früher Europa und Nordamerika im Fokus, sind es heute die Märkte Brasilien, Zentralafrika und Russland. Dabei steht der weltweit operierende Markenartikler in vielen Ländern
unter starkem Regulierungsdruck und will dennoch durch Wachstum seine
Wettbewerbsfähigkeit ausbauen. „Wir brauchten dringend eine IT-Konsolidierung, um die Businessprozesse zu harmonisieren, Mitarbeiter enger zu verzahnen und schneller und dichter an unsere Kunden zu führen sowie eine wettbewerbsfähige Marge zu sichern“, so der Konzern-CIO. Doch unter dynamischen
Marktbedingungen betrieb das Unternehmen bis 2012 auf allen Kontinenten
zehn eigene Rechenzentren, um die herum unabhängige IT-Gruppen vielfältige Anwendungsbündel und Infrastrukturen aufgebaut hatten. Zugleich arbeitete der Konzern mit mehr als 100 Providern zusammen, litt unter einem ITInvestitionsstau und bremste seine eigene Handlungsfähigkeit vielerorts
durch den eigenen Anwendungsdschungel selber aus.
CONSOL Spirituosen-, Kosmetik- oder Lebensmittelhersteller differenzieren sich
gegenüber dem Kunden mit ihren Glasverpackungen. Neben der zunehmenden Diversifikation und Komplexität der Kundenanforderungen stellten die variablen Bestellmengen Afrikas größten Glashersteller zusätzlich vor Probleme. In
diesem volatilen Markt betrieb Consol eine kaum skalierbare IT-Landschaft, mit
einer auf 120 000 SAPS ausgelegten Infrastruktur und einem Database-System
mit eingeschränktem Kompressionsfaktor. Mit Blick auf die Anfälligkeit der ITSysteme ohne ein zuverlässiges End-to-End-Disaster-Recovery waren vor allem
die Hochöfen, mit denen Consol flüssiges Glas produziert, ein Nadelöhr in der
Supply-Chain. Über ihre Lebensdauer von circa 15 Jahren hinweg dürfen sie niemals erkalten. Und die 2010 aufgenommenen strategischen Wachstumspläne
des Unternehmens sahen vor, die eigenen Kapazitäten mit bis zu sechs neuen
Hochöfen zu verdoppeln und mit einer Ausweitung der eigenen Supply-Chain
die Marktführerschaft deutlich auszubauen.
FLUGZIEL „ZERO DISTANCE“
AIRBUS will das Fliegen für Reisende angenehmer machen und seinen Kunden, den Airlines, leichtere, spritsparendere Flugzeuge anbieten. Als Schlüssel in der Prozesskette identifizierte der Flugzeugbauer das Reisegepäck und
suchte in einer Cross-Industry-Kooperation die Nähe zum Kofferhersteller
RIMOWA und T-Systems. Gemeinsam entwickelten die Partner das intelligente
Gepäckstück. Als BAG2GO reist es selbständig von Tür zu Tür. Damit braucht
sein Besitzer es nicht in die Flugkabine mitzunehmen und behält mittels einer
App die ständige Kontrolle über den Aufenthaltsort des Koffers. Werden alle
Kofferdaten via T-Systems-Cloud an den BAG2GO-Server gesendet und von
dort mit den Fluggesellschaften synchronisiert, könnten Airlines in absehbarer
Zeit auf die Overhead-Gepäckfächer verzichten und ihre extrem hohen Kosten
für verlorene Gepäckstücke reduzieren.
PER APP NÄHER AM KUNDEN
ALLIANZ Aus dem Ski-Urlaub, dem Surf-Wochenende oder auf Verwandtenbesuch im Ausland – alle zwei Sekunden geht bei der Allianz Global Assistance
von irgendwo auf der Welt eine Krankennotruf ein. Dabei fällt vielen Reisenden
erst unterwegs ein, dass sie an eine Reisekrankenversicherung gar nicht gedacht haben. Diesen Kunden - ob schon im Auto, der Bahn oder bereits am
Flughafen – wollte die Allianz gemeinsam mit der Deutschen Telekom im vergangenen Jahr buchstäblich entgegenkommen. Mit dem konkreten Geschäftsmodell: Egal wie lange eine Reise dauert, sollen Kunden eine Versicherung
auch noch ad-hoc abschließen können und die Vertragslaufzeit auf den Tag
genau on demand via Smartphone festlegen können. Ziel ist es dabei, gemeinsam mit Partnern das Portfolio des Konzerns kontinuierlich zu erweitern und so
schnell, einfach und direkt noch näher am Kunden zu sein.
Illustrationen: Shutterstock, iStockphoto
WIE KOMMT E-MOBILTY INS INTERNET?
ENIO Bis 2020 soll die Zahl der Elektro-Tankstellen in Österreich von 2000 auf
75 000 ausgebaut werden. Für deren Betreiber entwickelt Enio Softwareprodukte, die das verkehrs- und verbrauchsabhängige Management der Ladestationen optimiert. Neben ständig neuen Businessmodellen erwarten die
Enio-Kunden vor allem, dass Strom für die Ladestationen in ausreichender
Menge produziert und bereitgestellt werden kann, pünktlich überall dort, wo er
gebraucht wird. So kann durch rechtzeitige mengenmäßige Anpassung von
Bedarf und Produktion der Strompreis IT-gesteuert viel niedriger gehalten werden als durch spitzenlastfahrende Kraftwerke, die den Mehrbedarf auffangen.
Doch das Geschäftsmodell des Dienstleisters erfordert gerade mit Blick auf die
Produktion regenerativer Energien, mit denen immer mehr seiner Kunden arbeiten wollen, die zuverlässige Anwendung der Software und eine hohe Skalierbarkeit. Da war absehbar, wann die ständig steigende Zahl von Kunden und
Tankstellen die Enio-eigene IT an ihre Grenzen führen würde.
LAUFEND AN DIE SPITZE
RUNTASTIC Auf die rasant wachsende Kundenzahl war die improvisierte Infrastruktur des Start-ups runtastic nicht hinreichend ausgelegt. Besonders zu
Stoßzeiten außerhalb der traditionellen Arbeitszeiten brachten Freizeitsportler
die Infrastruktur des App-Anbieters mitunter an die Grenzen der Kapazität.
Auch erzeugten Promotions kurzfristige Lastspitzen, die aufseiten der Kunden
zu Ausfällen bei der Nutzung der App hätten führen können. So stand das Ziel,
Trainingsdaten seiner aktuell 26 Millionen Kunden sicher zu verarbeiten und in
Echtzeit bereitzustellen, langfristig auf der Kippe. Und barg allein mit Blick auf
runtastics 400 000-köpfige Facebook-Community das Risiko, dass Kunden via
soziale Netzwerke ihrem Unmut Ausdruck verleihen, wenn sie länger als gewohnt auf ihre Daten warten müssen.
02
TRANSFORMATION
SAP-FULL-OUTSOURCING
TABAKKONZERN Um näher an ihren Mitarbeitern und deren Kunden vor Ort
zu sein, musste die IT-Organisation, laut CIO, „transformiert werden, damit wir
unsere Geschäftsprozesse unmittelbarer und schneller unterstützen konnten“.
Das Unternehmen brauchte vor allem eine schnellere Verfügbarkeit seiner Anwendungen, nutzte aber zum Beispiel allein für den Auftragseingang weltweit
110 verschiedene Verfahren. So trieb das Unternehmen die Standardisierung
und Konsolidierung seines Applikationsdschungels, verschlankte die Zahl seiner Provider auf fünf, verlagert bis 2016 seine gesamte SAP-Landschaft mit
40 000 Anwendern in die Cloud und reduzierte die Zahl seiner Rechenzentren
auf vier. Davon betroffen waren rund 1500 Server mit einem Petabyte Speicherkapazität und mehr als zwei Millionen SAPS.
TRANSFORMATION IN DIE CLOUD
CONSOL Nach BIS-Assessment und Cloud-Readiness-Studie entschied CIO
Johan du Plessis, die komplette SAP-Landschaft des Konzerns in die Cloud zu
überführen. Ziel war es, „unsere Business-Continuity, Disaster-Recovery und
Skalierbarkeit zu verbessern und dabei die IT-Kosten zu senken“. In acht Monaten wurden 35 SAP-Systeme in die Cloud transformiert, laufen seither – ausgelegt auf 70 000 SAPS dynamisch skalierbar – im TwinCore-Rechenzentrum
von T-Systems in Johannesburg, das alle Consol-Standorte über ein hochverfügbares MPLS-Netz verbindet. Und damit schuf sich Consol auf IT-Seite ausreichend Wachstumsreserven für den Ausbau seiner Marktführerschaft.
INTEGRATION STATT TRANSFORMATION
SCHNITTSTELLE PLATTFORM-SERVICES
AIRBUS Der Koffer wiegt sich selbst und kommuniziert mit der DepartureControl am Flughafen, sobald der Passagier das Gepäckstück via App und
Mobilfunkdatenverbindung verschlüsselt von zu Hause aus eincheckt. Über
das gleiche System meldet der Koffer seine Verladung ins Flugzeug an die
Fluggesellschaft und den Passagier, ebenso seine Ankunft am Zielflughafen.
Dies gilt auch für den Weitertransport via Zustellservice zur finalen Destination, die ebenfalls per App übermittelt wird. Prinzipiell nichts anderes als ein
Mobiltelefon mit Ladekapazitäten wie jeder andere Koffer, nutzt BAG2GO ausschließlich bereits vorhandene Netze und Infrastrukturen der Flughäfen und
Fluggesellschaften und lässt sich ohne IT-Transformation integrieren.
ALLIANZ Bei Produktentwicklungen wie SureNow, einer Applikation, mit der
Kunden über ihr Smartphone einfach und spontan Auslandsreiseversicherungen abschließen können, profitieren sowohl die Allianz als auch die Deutsche
Telekom. Konkret waren es die Telekom-Laboratories, die bei SureNow wesentliche Teile der Front-End-Komponenten inklusive der Zahlungsmodule entwickelt haben, sodass die dahinterliegende Digitalisierung der Prozesse für Kunden als App nutzbar und einfach zu bedienen wird. Betrieben auf dem SureNow-App-Portal einer gleichnamigen Telekom-Tochter, waren so auf AllianzSeite nur noch kleinere Anpassungen in den Produktsystemen notwendig. Im
Ergebnis haben ad-Hoc-Insurance Produkte eine große Signalkraft Richtung
Kunde. „Gemeinsam mit Unternehmenspartnern wie der Deutschen Telekom
können wir in einem B2B2C-Modell und spezifischen Versicherungslösungen
die Kunden optimal und effizient erreichen“, so Dr. Steffen Krotsch, Head of Innovation, Allianz Worldwide Partners.
SPRUNGBRETT IAAS
DATACENTER MANAGT STROMKREISLAUF
ENIO Statt selbst eine Plattform rund um die intelligenten Ladestationen auf
eigenen Infrastrukturen betreiben zu müssen, bietet Enio seinen Kunden Managementlösungen für die bedarfsgerechte Energieversorgung ihrer Tankstellen aus der DSI-vCloud-Datacenter-Plattform in einem TwinCore-Rechenzentrum von T-Systems. Im Hintergrund korreliert ein Energiemanagement-Algorithmus die regenerativen und fossilen Stromproduktionskapazitäten mit den
Ladebedarfen an den Stationen. Zugleich bietet die Plattform unterschiedlichste Funktionen für Stromlieferanten, E-Mobilty-Betreiber und Autofahrer,
die über die vCloud unabhängig von Verkehrsaufkommen und einhergehender Nachfrage auch in den Lastspitzen bedient werden können.
RUNTASTIC Um die eigenen Portale und Services auch zukünftig unter Lastspitzen hochverfügbar zu machen und dabei ohne Kapitalbindung und lange
Vorlaufzeiten bei der Hardwarebeschaffung auszukommen, bezieht das Startup seine regelmäßigen kurzfristigen Mehranforderungen an Computing- und
Storage-Ressourcen heute als Infrastructure as a Service aus der vCloud.
Dabei verfügt das Unternehmen schon im normalen Lastbetrieb über einen
redundanten Internetzugang mit einer Startbandbreite von 100 MBit/s. Basis
dafür ist ein Housing-Service für seine zentralen Infrastrukturen in den Tier3+Rechenzentren von T-Systems in Österreich.
SCHWERPUNKT
— 17
03
Digitalisierung
IT-Transformation
ERGEBNIS/NUTZEN
EINFACH DIVERSIFIZIEREN
KUNDENNÄHE IN 180 MÄRKTEN
TABAKKONZERN Wenn sich Märkte verschieben, das Rauchverhalten der Menschen sich durch
gesetzliche Bestimmungen oder die unterschiedliche Steuerpolitik nationaler Regierungen verändert, kann das Unternehmen mit seinen Fachbereichen vor Ort und deren Mitarbeitern heute sofort
reagieren. Konkret ermöglichen kürzere Bereitstellungszeiten und hohe Verfügbarkeit den Einkäufern vor Ort, auf das Handelsgeschehen an den Tabakbörsen sofort zu reagieren, oder dem Vertrieb,
aus dem Bestelleingang praktisch in Echtzeit seine Logistikprozesse zu initiieren. „Die Effizienzsteigerungen Richtung Kunde und Märkte, die wir durch straffere Businessprozesse erzielen“, so der
Konzern-CIO, „übersteigen die Einsparungen der IT-Kosten bei weitem.“ Doch auch die Kosteneffekte durch Konsolidierung von 180 Endmärkten auf einen Anwendungssatz, der in einer standardisierten Infrastruktur läuft, sind beträchtlich. Anstatt wie bisher viele Server mit einer Auslastung von zehn,
20 Prozent einzusetzen und für 80 Prozent der Serverkosten gar keine Leistung abzurufen, bezieht
das Unternehmen Cloud-Leistungen dynamisch und produziert verbrauchsabhängige Kosten. Und
dass die neue IT-Performance unmittelbar im Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft Effekte zeigt,
registrieren nicht zuletzt auch Rating-Agenturen und Aktionäre.
CONSOL Um auf die häufig wechselnden Kundenanforderungen schnellstmöglich reagieren zu können und somit unter anderem Sicherheit in der
kontinuierlichen Auslastung seiner
Produktionsanlagen zu gewährleisen,
betreibt das Unternehmen seine SAPInfrastruktur auf einer PaaS-Umgebung, mit der es die IT-Kosten spürbar gesenkt hat. Mit dem
Plus an Skalierbarkeit können die Consol-Mitarbeiter heute
schneller die zunehmende Komplexität von Glasverpackungswünschen der Kunden in die Form- und Farbgebung
der Produkte umsetzen und haben in nur vier Jahren das Produktionsvolumen verdoppelt. „Wir haben den Spielraum, den
wir brauchen, durch Redundanz abgesicherte Produktionsverfahren und können“, so CIO du Plessis, „mit neuen Hochöfen jederzeit weiterwachsen.“
NAH AM FLIEGEN DER ZUKUNFT
AIRBUS Mit Entwicklungen wie BAG2GO schafft Airbus eine wichtige Voraussetzung dafür, dass intelligentes Gepäck zum Massenprodukt werden kann
und so den Interessen der Reisenden, aber auch der Fluggesellschaften und
Airports sehr entgegenkommt. In der Folge könnten Flugzeuge um das Gewicht der Gepäckfächer von bis zu einer Tonne leichter werden und würden
pro Jahr mehrere Tausend Tonnen Treibstoff weniger verbrauchen. Wenn Passagiere darauf verzichten, sperriges Gepäck in den Kabinenraum mitzunehmen, weil sie ihrer App und deren Informationen vertrauen, ließen sich die Einund Aussteigezeiten, die ein Flugzeug durchschnittlich am Boden verbringt,
von derzeit 40 auf circa 20 Minuten halbieren. Zugleich würde sich die Zahl der
jährlich 26 Millionen bei Flugreisen verlorenen Gepäckstücke auf ein Minimum
reduzieren.
VERSICHERUNGEN VON JETZT AUF GLEICH
ALLIANZ „Es hat durchaus Vorteile, dass Versicherungsprodukte im Wesentlichen ‚nur‘ virtuell in IT-Systemen existieren“, so Dr. Krotsch. Mit wenigen Anpassungen kann das Unternehmen auch bei spezifischen Versicherungsprodukten seinen Kunden zum Beispiel ad-hoc-Insurance-Lösungen anbieten,
deren Versicherungsschutz vom Moment der Buchung an weltweit greift und
das Reisebudget der Versicherten pro Tag nur um Beträge zwischen 1,49 Euro
und 3,39 Euro (für Familien) belastet. Dabei wird die Sofortversicherung mit
der Bestätigung per E-Mail wirksam und endet ohne besondere Kündigung
automatisch. Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen rund um SureNow soll nun auf weitere Bereiche ausgedehnt werden und digitale Gemeinschaftsprodukte etwa für das vernetzte Haus oder das vernetzte Auto entwickelt werden.
PERFORMANCE-DATEN AUF DEN PUNKT
Illustrationen: Shutterstock, iStockphoto
E-MOBILITY-ZIEL ERREICHT
ENIO Über die Enio-Plattform filtern Autofahrer das Tankstellennetz nach
Standort, Verfügbarkeit und Öffnungszeiten. Zugleich können sie den Ladestatus ständig kontrollieren und Loyality-Verträge mit Tankstellenbetreibern
abschließen. Diese wiederum verwalten über die Plattform ihre Tarife, Kunden
und Bezahlsysteme, während Energieversorger rechtzeitig über Strombedarfsänderungen im Netz informiert werden. „Mit der vCloud-Lösung bieten
wir unseren Kunden zum einen eine hohe technische und kommerzielle Flexibilität“, so Enio-Geschäftsführer Dr. Franz Schodl. „Zum anderen erfüllen wir
aus der Cloud heraus auch die hohen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen im Energiesektor.“
RUNTASTIC Auslastungsschwankungen bei Promotion-Aktionen, schönem
Wetter und an Wochenenden können die runtastic-Mitarbeiter von jetzt an
über die vCloud von T-Systems reibungslos abfedern, bevor Kunden unnötig
lange oder gar vergeblich auf ihre Trainingsdaten warten. Selbst eine bis zu
100-fache Skalierung zwingt das Sportleistungsdaten-Portal heute nicht mehr
in die Knie. Dafür nutzt das Unternehmen eine Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit von 99,9 Prozent. Ohne starre Ressourcen für Spitzenlasten vorzuhalten, erzielt das Start-up allein durch die verbrauchsabhängige Bezahlung
ein Einsparpotenzial von 40 Prozent.