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76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 1 Verein G f K - Nürnberg e.V. Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung Bericht über die 76. Ordentliche Mitgliederversammlung am 9. Juli 2010 in Nürnberg 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 2 Copyright GfK Verein Nachdruck, Weitergabe etc. – auch auszugsweise – sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des GfK Vereins gestattet. Verantwortlich: Dr. Raimund Wildner GfK-Nürnberg Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung e.V. Nordwestring 101, 90419 Nürnberg Tel.: (0911) 395 2231 und 2368 – Fax: (0911) 395 2715 E-mail:[email protected] Internet: http://www.gfk-verein.org 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 3 Organe des GfK Vereins Ehrenpräsidentin Helga Haub Mitinhaberin der Unternehmensgruppe Tengelmann WHG, Wiesbaden Präsidium Peter Zühlsdorff, Präsident DIH Deutsche Industrie Holding GmbH & Co. KG, Berlin Ralf Klein-Bölting, Vizepräsident Direktor Marke und Werbung, Otto GmbH & Co. KG, Hamburg Prof. Dr. Nicole Koschate, Vizepräsidentin GfK-Lehrstuhl für Marketing Intelligence, Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg Prof. Hubert Weiler, Vizepräsident Vorsitzender der Aufsichtsräte der UNIVERSA-Versicherungen, Nürnberg Dr. Raimund Wildner, Vizepräsident Geschäftsführer des GfK Vereins Gesellschafterrat Claus-P. Rach, Vorsitzender Rach-Consult, Wiesbaden Dr. Manfred Stach, stellv. Vorsitzender Aufsichtsratsvorsitzender Unilever Deutschland GmbH, Hamburg Karlheinz Kögel Geschäftsführender Gesellschafter Media Control GmbH & Co. KG, Baden-Baden 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 4 Dr. Stephanie Mair-Huydts Verlegerin Mair-Dumont GmbH & Co. KG, Ostfildern Dr. Ulrich Maly Oberbürgermeister Stadt Nürnberg, Nürnberg Friedrich Neukirch Vorsitzender der Geschäftsführung Klosterfrau GmbH, Köln Dr. Steffen Stremme ehem. Geschäftsführer Media Saturn Holding GmbH, Erlangen Dr. Hubertine Underberg-Ruder Verwaltungsratspräsidentin Underberg AG Schweiz, Dietlikon, Schweiz Prof. Dr. Hanns-Jürgen Weigel Generali Deutschland, PENSOR Pensionsfonds AG, Usingen/Ts. Verwaltungsrat Dr. Paul Bösken-Diebels Geschäftsführer PBD Beteiligungs GmbH, Geldern Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Diller ehem. Lehrstuhl für BWL insbesondere Marketing, Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg Eckhardt Fenner Inhaber KKK Kosten-, Konditions- und Kooperationsmanagement, Gevelsberg Clemens R. P. Gütermann ehem. Mitglied des Vorstands Gütermann AG, Gutach-Breisgau Wolfgang Gutberlet Vorstandsvorsitzender tegut...Gutberlet Stiftung & Co., Fulda 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 5 Tod Johnson Chief Executive Officer The NPD Group, Inc., Port Washington/NY, USA Prof. Holger Jung Vorstand Jung von Matt AG, Hamburg Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg HHL-Leipzig Graduate School of Management, Lehrstuhl für Marketing Management, Leipzig Gerhard Kirschner ehem. Vorstandsmitglied der GfK AG, Nürnberg Martin Kölsch Sprecher des Vorstands FIDOR AG, München Jörg Koppenhöfer ehem. Mitglied des Direktoriums Henkel KGaA, Neuss Prof. Dr. Manfred Lange ehem. Vorsitzender der Geschäftsführung Bestfoods Deutschland, München Pieter Nota Philips Consumer Lifestyle, Amsterdam, Niederlande Christian Oetker Hauptabteilungsleiter Marktforschung Oetker International, Bielefeld Manfred Scheske ehem. President GlaxoSmithKline Consumer Healthcare, St. Margaret’s, England Dr. Thorlef Spickschen Vorsitzender des Aufsichtsrats Biotest AG, Seeheim-Jugenheim Werner Spinner ehem. Konzernvorstand der BAYER AG, Köln 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 6 Prof. Dr. Frank Wimmer ehem. Lehrstuhl für BWL insbesondere Absatzwirtschaft, Universität Bamberg, Rückersdorf Ehrenmitglieder Klaus Hehl ehem. Vorstandsvorsitzender der GfK AG, Nürnberg Bernhard Jackel ehem. Vorstandsmitglied der GfK AG, Eckenhaid Senator h. c. Dr. Andreas Urschlechter Altoberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Nürnberg Stand: Juli 2010 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 7 Protokoll der 76. Ordentlichen Mitgliederversammlung des GfK Vereins am Freitag, 9. Juli 2010, von 8.30 – 10.15 Uhr im CongressCenter Nürnberg CCN-Ost, Nürnberg Versammlungsleitung: Peter Zühlsdorff (Präsident) Protokollführung: Dr. Raimund Wildner (Vize-Präsident) Anzahl der stimmberechtigten Mitglieder: 97 Anzahl der Teilnehmer insgesamt: 106 Tagesordnung: 1. Begrüßung 2. Bericht des Präsidiums 3. Bericht der Geschäftsführung 4. Bericht des Gesellschafterrats 5. Präsidium – Entlastung / Wahlen – 6. Gesellschafterrat / Präsidium – Entlastung Gesellschafterrat – Wiederwahl Präsidium 7. Verwaltungsrat – Wahlen – 8. Vortrag: Claudia Gaspar: Markenvertrauen, Märkte und Preise – Auf den Spuren komplexer Zusammenhänge 9. Sonstiges 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 8 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 1. Begrüßung (Peter Zühlsdorff) Guten Morgen meine Damen und Herren, ich freue mich, Sie zu so früher Stunde begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen zur 76. Ordentlichen Mitgliederversammlung des GfK Vereins! Einladung und Tagesordnung zu dieser Mitgliederversammlung sind Ihnen formund fristgerecht am 19. Mai dieses Jahres zugesandt worden. Gemäß unseren Statuten ist die Versammlung somit beschlussfähig. Die Tagesordnung liegt wie üblich noch einmal vor Ihnen aus. Die Regularien beginnen mit dem Bericht des Präsidiums, den ich anschließend präsentiere. Nach mir wird Herr Dr. Wildner den Geschäftsbericht des GfK Vereins vorstellen und erläutern. 2. Bericht des Präsidiums (Peter Zühlsdorff) Im Berichtsjahr 2009 hat sich die neue Struktur des GfK Vereins, die auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. Januar geschaffen wurde, bestens bewährt. Sie erinnern sich: Wir haben die Doppelfunktionen zwischen den Gremien der SE und den Gremien des Vereins beendet. Alle Aufsichtsräte der GfK SE haben den Verwaltungsrat verlassen. Herr Wildner hat seine Funktion als Leiter der GfK Methoden- und Produktentwicklung niedergelegt und ist jetzt ausschließlich für den Verein zuständig. Und mit dem Gesellschafterrat haben wir unter dem Vorsitz von Herrn Rach ein neues Gremium, das seine Arbeit aufgenommen hat. Wichtige Impulse kommen nach wie vor auch aus dem Verwaltungsrat. Wir haben allen Beteiligten das Leben durch diese neue Struktur nicht einfacher gemacht. Wir haben jetzt eine dreistufige Entscheidungskaskade geschaffen, so dass ein Durchgriff einiger Weniger oder gar eines Einzelnen nicht mehr möglich ist. Wir werden in den nächsten Jahren sehen, ob die neue Satzung praxisgerecht ist. Wenn sich herausstellt, dass wir irgendwo noch Anpassungen machen müssen, dann werden wir wieder auf die Mitgliederversammlung zukommen. Aber insgesamt kann ich Ihnen versichern: Es funktioniert hervorragend, bis hin zur Kommunikation mit Herrn Dr. Mahlert, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der GfK SE, den ich ausdrücklich begrüße. Wir stehen in einem kontinuierlichen Dialog, ohne dass wir die Regeln des Aktienrechts dabei verletzen. Liebe Frau Haub, ich bitte um Entschuldigung, ich habe Sie nicht ausdrücklich begrüßt. Ich will das nun tun. Ich bin froh, dass unsere Ehrenpräsidentin bei uns ist. Guten Morgen, liebe Frau Haub! –2– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 9 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Wir sind dabei, in Absprache und völliger Harmonie mit der GfK SE den GfK Verein in der Öffentlichkeit mehr sichtbar werden zu lassen. Nicht weil wir ein besonderes Profil brauchen, sondern weil wir denken, dass es an der Zeit ist, den GfK Verein und das, was er tut, besser sichtbar zu machen. Wir haben erstmals einen schriftlichen Rechenschaftsbericht erstellt, den Sie bei der Tagung vor sich finden werden. Wir haben uns ein neues und frisches Design verpasst und unser Logo als Wort-Bild-Marke gestaltet. Darüber hinaus haben wir Teilergebnisse unserer Studien nun selbst an die Presse gebracht. Das ist der Beginn eines anderen Umgangs mit der Öffentlichkeit. Der GfK Verein ist letztendlich in der Verantwortung für ein erhebliches Vermögen. Nach dem derzeitigen Aktienkurs liegt der Marktwert der Beteiligung des GfK Vereins an der GfK SE bei etwa 600 Millionen Euro. Wir sind es daher der Öffentlichkeit schuldig zu zeigen, was im Verein geschieht. Dabei gibt es keine Geheimnisse. Wir wollen für die Öffentlichkeit vollständig transparent sein. Jeder kann sehen, dass die Mittel, die dem Verein – vor allem aus der Dividende der GfK SE – zufließen, satzungsgemäß, ordentlich und mit Vernunft und Anstand eingesetzt werden. Im Übrigen versteht sich der Verein nach wie vor als der Nährboden der GfK SE. Er setzt die Mittel, die ihm zufließen, so ein, dass sie mittelbar auch der GfK SE Nutzen stiften, sei es durch Einzahlung in die Marke GfK – alle Aktivitäten laufen nach wie vor unter der Marke „GfK“ mit dem Zusatz „Verein“ – oder sei es durch unsere Grundlagenforschung in der Kooperation mit Universitäten und der GfK SE. All dies geschieht unter der Dachmarke „GfK“, dient ausschließlich der Marktforschung und kommt auch der GfK SE zugute. Sowohl der Verwaltungsrat als auch der Gesellschafterrat tagten 2009 zweimal. Vom Gesellschafterrat wird Ihnen Herr Rach berichten. Themen im Verwaltungsrat waren u.a.: – Situation des GfK Vereins – Aktivitäten des GfK Vereins, u.a. Grundlagenforschung, die GfK Academy und unsere neue Zeitschrift GfK MIR – GfK-Tagung 2010 – Thema und Stand der Vorbereitungen – Darstellung des GfK Vereins in der Öffentlichkeit Bei den Beratungen wurde das Präsidium von beiden Gremien unterstützt, und ich möchte mich bei den anwesenden Damen und Herren aus dem Verwaltungsrat und dem Gesellschafterrat sehr herzlich bedanken! Ich beginne mit der Darstellung der wirtschaftlichen Situation und Entwicklung der GfK Gruppe. –3– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 10 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Lassen Sie uns einen kurzen Blick auf die GfK-Aktie werfen: Sie bewegte sich 2009 zwischen 13,67 und 24,29 Euro und endete mit einem Schlusskurs am 31.12.2009 von 24,13 Euro. Nach den Turbulenzen zu Beginn des Jahres ging es nach dem Jahrestiefkurs von 13,67 Euro am 23. Juni bis zum Jahresende konstant nach oben. Insgesamt konnte die GfK-Aktie ihren Wert in 2009 um 9,6 Prozent steigern. Das Jahr 2009 war für die GfK Gruppe geprägt vom Einfluss der Finanz- und Wirtschaftskrise. Die GfK erzielte im Jahr 2009 einen Umsatz von 1.164,5 Millionen Euro. Bedingt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ging der Umsatz um 4,6 Prozent zurück. Das angepasste operative Ergebnis oder kurz: das Ergebnis, sank im Vergleich zum Vorjahr um 11,5 Millionen Euro auf 147,2 Millionen Euro. Die Marge ging von 13,0 Prozent auf 12,6 Prozent zurück. Das Konzernergebnis sank um 21,5 Millionen Euro auf 60,5 Millionen Euro. Entsprechend wurde auch die Dividende von 0,46 auf 0,30 Euro je Aktie gekürzt. Meine Damen und Herren, ich persönlich begleite das Unternehmen seit 24 Jahren. Ein Jahr mit Umsatzrückgang hatten wir noch gar nicht, ein Jahr mit Ergebnisrückgang hatten wir schon lange nicht mehr. Trotzdem muss man vor dem Hintergrund dessen, was in der Welt passiert ist, anerkennend den Hut ziehen. Wenn der Automobilsektor einbricht, weil dort Sparmaßnahmen beginnen – und die GfK ist nun mal Marktführer im Automotive-Geschäft –, dann brechen uns die Aufträge weg. Und das in dieser Form aufzufangen, das ist schon eine tolle Leistung sowohl vom Vorstand als auch von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens. Wir können stolz darauf sein, dass das so gelungen ist. Nun zu den einzelnen Sektoren: Der umsatzstärkste Sektor Custom Research bietet weltweit in über 30 Ländern und über Kooperationen in mehr als 60 weiteren Ländern Informations- und Beratungsservices für operative und strategische Marketingentscheidungen. Custom Research erwirtschaftete einen Umsatz von insgesamt 709,2 Millionen Euro. Beeinflusst von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent zurück. Der organische Rückgang betrug 10,4 Prozent, Währungseinflüsse führten zu einem weiteren Rückgang um 1,4 Prozent, Akquisitionen steigerten den Umsatz um 2,4 Prozent. Das Ergebnis ging um 16,6 Millionen Euro auf 39,5 Millionen Euro zurück. Die Marge sank von 7,2 auf 5,6 Prozent. Damit wurde dieser Geschäftsbereich am härtesten von der Krise getroffen. Ein wesentlicher Punkt war, dass der Bereich besondere Stärken im Finanz- und Automobilbereich hat und gerade die Etats dieser Branchen sehr stark zusammengestrichen wurden bzw. ganz weg blieben. Auf die veränderte Umsatzsituation reagierte der Bereich mit umfangreichen Kostensenkungsmaßnahmen. Dadurch gelang es, die Marge im Jahresverlauf wieder kontinuierlich zu verbessern. Positiv auswirken werden sich auch neue Pro–4– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 11 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 dukte wie das GfK Web Efficiency Panel, das in diesem Jahr zum GfK Media Efficiency Panel erweitert wurde, oder der inzwischen weltweit eingesetzte GfK Emo Sensor. Bei all den Schwierigkeiten im letzten Jahr hat sich der Sektor somit wacker geschlagen. Herzlichen Dank. Im Sektor Retail and Technology liefert die GfK ihren Kunden Informationen auf Basis kontinuierlicher Erhebungen und Analysen der Umsätze von technischen Konsumgütern im Einzelhandel in weltweit über 80 Ländern. Trotz der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise setzte der Sektor im Jahr 2009 den Erfolgskurs des Vorjahres fort. Im Gesamtjahr 2009 steigerte Retail and Technology den Umsatz um 21,7 Millionen Euro oder 7,2 Prozent auf 325,8 Millionen Euro. Davon entfielen 4,3 Prozentpunkte auf organisches Wachstum, 1,0 Prozentpunkte auf Wechselkursschwankungen und 1,9 Prozentpunkte auf Akquisitionen. Der Bereich konnte auch sein Ergebnis um 13,3 Millionen Euro auf 95,9 Millionen steigern. Die Marge stieg von 27,2 Prozent auf 29,4 Prozent. Dies gelang trotz erheblicher Investitionen in neue Produkte. So wird mit dem Produkt GfK NIS (Network Intelligence Solution) erstmals der mobile Datenverkehr im Internet erschlossen. Auch das Produktions- und Berichtssystem StarTrack wurde um einen speziellen Berichtsmodus, die GSE Professional Edition, erweitert. Gestatten Sie mir hier noch ein paar persönliche Gedanken. Dieser Bereich Retail and Technology ist ja ein alter, gewachsener Bereich, der einen massiven Schub aus den neuen Technologien bekommen hat. Einer der Väter dieses Bereichs sitzt hier vorne, Bernhard Jackel, der diesen Bereich sehr lange geführt hat. Ein anderer, Herr Redwitz, sitzt da hinten, der nach 40 Jahren Tätigkeit für Retail and Technology, verantwortlich für das deutsche und insbesondere in den letzten Jahren für das europäische Geschäft, in absehbarer Zeit wohl seine aktive Tätigkeit für die GfK beenden wird. Es ist mir wichtig, auch die Menschen zu nennen, die auf der nächsten, nicht so sichtbaren Ebene Verantwortung und Leistung für das Unternehmen erbringen und erbracht haben. Ich denke, unser aller Dank und Respekt gebührt Ihnen heute an dieser Stelle, Herr Redwitz, obwohl Sie sich selten in diesen Kreis herein gewagt haben. Herzlichen Dank, wir werden schon noch zusammenbleiben. Alles Gute für Sie! Aber es ist auch nicht nur ein Redwitz, es ist eine Vielzahl von großartigen Menschen, die diesen Bereich nach Vorne treiben, das ist toll! Damit soll die Leistung von Gérard Hermet, die wir in diesem Kreis schon mehrfach angesprochen haben, in keiner Weise geschmälert werden. Der Sektor Media liefert seinen Kunden für über 20 Länder Informationen zu Reichweiten, zur Intensität und Art der Nutzung von Medien sowie zu deren Akzeptanz. –5– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 12 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Im Gesamtjahr verringerte sich der Umsatz des Sektors gegenüber dem Vorjahr um 2,9 Prozent auf 126,4 Millionen Euro. Abgesehen von positiven Wechselkurseffekten in Höhe von 0,4 Prozentpunkten reduzierte sich der Umsatz organisch um 3,3 Prozentpunkte. Das Ergebnis sank um 7,2 Millionen Euro auf 16,6 Millionen Euro. Die Marge ging von 18,3 Prozent auf 13,1 Prozent zurück. Das Ergebnis war auch beeinflusst durch die Einführung der neuen Messtechnik „TC Score“ in Deutschland und den Aufbau eines neuen Produkts „AdMeasure“ in den USA. Damit war Media am zweitstärksten von der Krise betroffen. Wenn man jedoch sieht, wie Werbebudgets zurückgingen und welche Einbrüche gerade die Medien erlitten haben, dann ist das doch ein sehr ordentliches Ergebnis. Das waren ein paar knappe Ausführungen zur wirtschaftlichen Situation und zur weiteren Entwicklung der GfK Gruppe. Wenn Sie hierzu Fragen haben, stehen sowohl der Vorstand, der Aufsichtsrat der GfK SE als auch Präsidium und Mitglieder des Verwaltungsrates und des Gesellschafterrates gerne zur Verfügung. Und wenn Sie jetzt Fragen haben, melden Sie sich bitte. Das ist im Augenblick nicht der Fall. Dann werde ich meine Ausführungen zunächst beenden und bitte Herrn Dr. Wildner, uns weiter durch das Programm zu führen. 3. Bericht der Geschäftsführung (Raimund Wildner) Guten Morgen, meine Damen und Herren. Auch dieses Jahr ist es meine Aufgabe, Ihnen die Tätigkeit des Vereins zu erläutern. Die satzungsgemäßen Aufgaben des GfK Vereins sind Ihnen bekannt. Ich möchte sie wie immer kurz in Erinnerung bringen: 1. Durchführung von Untersuchungen, einschließlich gemeinnützige Forschung 2. Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen, insbesondere mit der Universität Erlangen-Nürnberg 3. Betrieb einer Bibliothek 4. Ausbildung von Marktforschern 5. Beteiligung an gewerblichen Unternehmen. Zum letzten Punkt hat Herr Zühlsdorff gerade ausführlich Stellung genommen. Lassen Sie mich daher etwas zu den Punkten 1 bis 4 sagen. Seit der letzten Tagung haben Sie folgende Mitgliederrundbriefe bzw. Publikationen erhalten: • Den Tagungsbericht der GfK-Tagung 2009 „Konsum 2020: Perspektiven für Hersteller, Handel und Verbraucher“. • Den Mitgliederrundbrief „Neue Conjoint-Methoden im Vergleich“. –6– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 13 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 • Den Mitgliederrundbrief „20 Jahre nach dem Fall der Mauer: Konsumklima, Lebenswelten und Regionen in Deutschland“. • Den Mitgliederrundbrief „Mediennutzung in Europa“. • Das Buch „Konsument in der Krise – Krise des Konsums? – 29. Unternehmergespräch Kronberg 2010“. Das Unternehmergespräch findet jedes Jahr in enger Zusammenarbeit mit der GfK Panel Services statt. Der Band fasst die dort gehaltenen Vorträge zusammen. • Den Mitgliederrundbrief „Challenges of Europe 2010“. Es ist unser Ziel, Ihnen durch diese Studien einen wesentlichen Gegenwert für Ihre Mitgliedschaft zu bieten. Die Durchführung von Untersuchungen beinhaltet aber auch die Durchführung von Grundlagenstudien. Die Dinge, die wir in diesem Bereich machen, lassen sich unter dem Generalthema „besseres Verständnis des Kaufverhaltens“ zusammenfassen. Lassen sie mich die wichtigsten Projekte herausgreifen: - Mit Herrn Prof. Lutz Jäncke von der Universität Zürich arbeiten wir weiter im Gebiet Neuro-Marketing zusammen. Nachdem wir zunächst in zwei Tests verschiedene Maße zur Messung der Markenstärke validiert haben, sind wir derzeit daran, ein Maß zur Werbewirkungsforschung zu validieren. - Mit Herrn Prof. Klaus Scherer von der Universität Genf und dem Fraunhofer Institut sind wir derzeit daran, eine Software zu erstellen, welche die Emotionen, die ein Mensch empfindet, automatisch entschlüsseln kann, wenn der Software ein Film zur Verfügung gestellt wird. Was steckt dahinter? Wenn Sie Emotionen empfinden, dann verändert sich Ihr Gesichtsausdruck. Wenn das gefilmt wird und man zeigt diesen Film in Zeitlupenformat einem Experten, dann kann der Experte die Emotion entschlüsseln. Das ist für die Praxis so nicht anwendbar, weil es zu teuer und zu langwierig ist. Der Gedanke ist, dass man diesen Film einer Software zur Entschlüsselung zur Verfügung stellt. Das ist ein ehrgeiziges Unterfangen. Deshalb haben wir zunächst eine Probephase definiert mit einer Sollabbruchstelle. Dabei hat sich gezeigt, dass das funktioniert, so dass wir beschlossen haben, weiter zu machen. Wir sind aktuell dabei, die Verträge für die nächste Phase aufzusetzen. - In Zusammenarbeit mit der GfK SE haben wir im vergangenen Jahr getestet, ob unser bildergestütztes Instrument Emo-Sensor in Asien andere Bilder benötigt. Die Frage war: Können wir dieses Instrument international anwenden? Um das zu testen, haben wir ein Land ausgesucht, das möglichst weit von –7– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 14 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 unserer westlichen Kultur entfernt ist. Wir haben China gewählt, weil China sich über Jahrtausende hinweg relativ unabhängig von den westlichen Kulturen entwickelt hat. Dort haben wir getestet, ob diese Bilder auch in China funktionieren. Kurz das Ergebnis: Im Prinzip funktionieren sie, bei manchen Emotionen funktionieren jedoch chinesische Bilder besser, aber nicht bei allen Emotionen. Beispielsweise für Liebe: Das Konzept der romantischen Liebe kennen die Chinesen aus Hollywood-Filmen, deshalb funktioniert es mit westlichen Bildern besser als mit chinesischen. Bei chinesischen Bildern wird sofort auf „Freude“ getippt. Das Ergebnis haben Frau Laena Liu von GfK Custom Research China und ich gemeinsam auf einer ESOMAR-Konferenz vorgestellt. - Weiter sind wir intensiv dran, unsere Klassiker, unser Conjoint-Instrument HILCA und unser Verbraucherpanelmodell Brand Simulator, weiter zu optimieren. Hier geht es um Detailfragen. Wir hatten z.B. eine Skala zur Bewertung von Eigenschaftsausprägungen von 0 bis 100, wobei 0 bedeutet, dass das nicht akzeptabel ist und 100, dass es vollkommen die Erwartungen erfüllt. Wenn eine Eigenschaft mit 0 bewertet wurde, so lässt sich folgern, dass ein Produkt mit dieser Eigenschaft nicht gekauft wird. Leider haben wir festgestellt, dass das so nicht funktioniert. Manchmal wurde eine Eigenschaft mit 0 bewertet, aber ein Produkt mit dieser Eigenschaft trotzdem gewählt, wenn mehrere Produkte zur Auswahl vorlagen. Wir haben dann die Skala von -100 bis +100 geändert. Wenn aber in den negativen Bereich gegangen wird, so ist nochmals eine Hemmschwelle da. Dann heißt es nicht nur es ist nichts da, sondern es ist wirklich sehr schlecht. Jetzt funktioniert das viel besser. Das ist zwar eine Detailfrage, aber Sie sehen, dass auch Detailfragen einen Effekt auf die Validität eines Instruments haben können. - Derzeit führen wir einen Test durch, um zu sehen, inwieweit implizite Messverfahren besser sind als herkömmliche Methoden in der Marktforschung. Implizite Verfahren sind Verfahren, bei denen meistens die Zeitmessung eine Rolle spielt und bei denen Dinge zum Vorschein kommen, die Verbraucher nicht so gerne zugeben. Beispielsweise wenn man fragt, ob jemand Vorurteile gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe hat, so wird die Person sagen, dass das nicht der Fall ist. Wenn es dann aber darum geht, einem Menschen Kompetenz zuzuschreiben und dieser Mensch ist ein Schwarzer, so kann es sein, dass der Befragte mehr zögert als bei einem Menschen mit weißer Hautfarbe. So etwas kann durch implizite Verfahren herausgefunden werden. Wir sind dabei dies zu testen und Sie werden die Ergebnisse erfahren. Manche dieser Grundlagenprojekte finden in Zusammenarbeit mit Universitäten statt. Damit komme ich zur Zusammenarbeit mit den Universitäten generell. Ganz wichtig ist hier unsere Unterstützung des Masters für Marketing an der Universität Erlangen-Nürnberg. Das betrifft zunächst den GfK-Stiftungslehrstuhl von unserer Vizepräsidentin, Frau Prof. Koschate. Hier gibt es eine spezielle Ausbildung zum Marktforscher. Das ist die Fortsetzung unseres früheren SBM. Wir unterstützen das –8– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 15 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 aber auch in der Lehre, indem wir entweder Dozenten aus der GfK SE (Prof. Ruf, Prof. Wübbenhorst, Frau Dr. Meinel) vermittelt haben oder indem ich selbst zwei Vorlesungen halte. Die Zusammenarbeit entwickelt sich sehr erfolgreich. So hat ein Doktorand der GfK, Herr Dr. Ralph Wirth, der bei Herrn Prof. Klein und mit Frau Prof. Koschate als Zweitgutachterin promoviert hat, für seine Doktorarbeit den 1. Preis der Deutschen Marktforschung als Nachwuchsforscher des Jahres 2010 erhalten. Wir halten bzw. unterstützen auch Vorträge an Universitäten und Fachhochschulen. Weiter organisieren wir in Zusammenarbeit mit der GfK SE die Besuche von Gruppen aus dem Universitäts- und Hochschulbereich. Wir hatten im Jahr 2009 14 Besuchergruppen im Hause, und in diesem Jahr besuchten uns bereits 10 Gruppen. Weiterhin halten wir Vorträge an Gymnasien und Berufsschulen. Im Rahmen des neuen Seminarfachs II der G8 führen Schüler z.B. selbstständig eine Befragung zu einem Thema durch und werden dabei durch den GfK Verein unterstützt. So wird das Interesse an Marktforschung schon in jungen Jahren geweckt. Unserem Auftrag „Ausbildung von Marktforschern“ kommen wir auch mit der GfK Academy nach, die Seminare in englischer Sprache und in absoluter Premiumqualität für das mittlere und gehobene Management anbietet. Die GfK Academy hat seit der letzten Mitgliederversammlung folgende Seminare durchgeführt: - Marketing Metrics im Oktober 2009 mit Rajendra Sivastava Innovation Management im Februar 2010 mit Srinivas K. Reddy Strategic Brand Management im März 2010 mit Kevin L. Keller Strategic Pricing Management im Mai 2010 mit Klaus Wertenbroch Marketing Strategy im Juni 2010 mit Sunil Gupta Im zweiten Halbjahr werden wir das Seminar „Marketing Performance – Measuring and Improving Return on Marketing Investment“ anbieten und im Februar 2011 folgt das Seminar „Marketing in the Digital Era“. Wir haben weiter sehr gute und gute Bewertungen. Ein Zeichen von Zufriedenheit ist auch, dass wir verstärkt Zweitbuchungen aus der gleichen Firma, teilweise auch der gleichen Person registrieren. Letztes Jahr haben wir – bedingt durch die Wirtschaftskrise – erstmals rückläufige Buchungszahlen gehabt. In diesem Jahr sind die Teilnehmerzahlen dagegen deutlich gestiegen. Teilweise waren die Seminare sogar überbucht und wir mussten Bewerber zurückweisen. Die Academy ist also auf einem guten Weg. Sie hat sich einen Namen verschafft und nun denken wir daran, sie auf die nächste Stufe zu heben. –9– 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 16 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Ein weiteres wichtiges Projekt ist die GfK Marketing Intelligence Review. Diese Zeitschrift erscheint unter der Schriftleitung von Herrn Prof. Diller und stößt auf sehr positive Resonanz. Von ihr ist nun das dritte Heft erschienen. Wir haben hier auch eine Co-Editorin, Frau Dr. Kittinger-Rosanelli, wir haben einen kompetenten Herausgeberbeirat, die Website ist installiert und wir machen verstärkt Werbung, z.B. auf Konferenzen. Die ersten Abonnements sind eingegangen, aber wir wollen hier natürlich noch weiter kommen. Schließlich muss noch unsere aktuelle website www.gfk-compact.de erwähnt werden, die von Frau Gaspar mit aktuellen Informationen gefüttert wird. Wir haben 109 Abonnements, d. h. 109 Personen in Firmen, die sich benachrichtigen lassen, wenn neue Compact-Nachrichten erschienen sind. Wir haben pro Tag ca. 140 Visits auf der Website, und wenn ein neues Fokusthema erschienen ist, so sind es deutlich mehr. Kommen wir nun zur Finanzierung des GfK Vereins. Die Bilanz und die Gewinnund Verlustrechnung liegen auf den Tischen aus. Zunächst zur Bilanz (s. folgende Seite): Einige Erläuterungen dazu, zunächst zur Aktivseite: - Die Finanzanlagen sind die etwa 20,5 Millionen Aktien der GfK SE. Wie Sie sehen, sind die Aktien mit einem Kurs von 1,70 Euro bewertet. Bei einem Kurs von 24,13 zum 31.12.2009 ist der tatsächliche Wert der Aktien bei 494 Millionen Euro. Wir haben da folglich noch stille Reserven. Der Rückgang bei den Finanzanlagen kommt daher, dass wir im Jahr 2009 die GfK Academy wieder in den GfK Verein integriert haben. Das stand in 2008 noch mit 25 Tsd. Euro in der Bilanz. - Das „sonstige Vermögen“ ist insbesondere das Haus in der Schnieglinger Str. 57, das mit 247 Tsd. Euro in der Bilanz steht. Das Haus ist an die Sparkasse Nürnberg und die GfK SE vermietet. Weiter steht die Geschäftsausstattung mit 165 Tsd. Euro in der Bilanz. - Die sonstigen Vermögensgegenstände sind insbesondere eine Forderung an das Finanzamt in Höhe von 2,48 Mio. Euro und ein an die GfK SE ausgeliehenes Darlehen in Höhe von 2,56 Mio. Euro. Und nun zur Passivseite: - Das Eigenkapital ist um 1,9 Millionen Euro gestiegen. - Die Lieferantenverbindlichkeiten sind insbesondere noch nicht abgerechnete Untersuchungsaufträge an die GfK SE (909 Tsd. Euro). – 10 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 17 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Bilanz des GfK Vereins (Alle Angaben in Tsd. Euro; Rundungsdifferenzen möglich) Aktiva Passiva Finanzanlagen sonst. Anlagevermögen Anlagevermögen Leistungsforderungen sonst. Vermögensgegenstände flüssige Mittel Umlaufvermögen Rechnungsabgrenzungsposten Gesamtvermögen Eigenkapital (Gewinnrücklagen) Pensionsrückstellungen Langfristiges Kapital Übrige Rückstellungen Bankverbindlichkeiten Lieferantenschulden sonstige Verbindlichkeiten Kurzfristiges Kapital Fremdkapital gesamt Gesamtkapital – 11 – 2009 34824 412 35236 75 5129 23 523 6 40273 38075 698 38773 293 2 1245 159 1699 2397 40473 2008 34849 411 35260 41 1960 5 2006 42 37309 35213 708 35921 358 17 823 189 1387 2095 37309 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 18 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Lassen Sie mich noch kurz die wichtigsten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung erläutern: Gewinn- und Verlustrechnung des GfK Vereins (Alle Angaben in Tsd. Euro; Rundungsdifferenzen möglich) Umsatzerlöse Mitgliedsbeiträge sonst. betriebliche Erträge Betriebliche Erträge Aufwendungen für bezogene Leistungen Personalaufwand Abschreibungen Sonst. betriebliche Aufwendungen *) Betriebliche Aufwendungen Betriebsergebnis Finanzergebnis Ergebnis der gew. Geschäftstätigkeit Steuern Jahresüberschuss 2009 339 239 206 784 4000 1206 39 1611 6856 -6072 9433 3361 -498 2863 2008 359 241 174 774 3070 1071 40 2239 6420 -5646 9288 3642 -598 3044 - Die Umsatzerlöse entstehen insbesondere durch Leistungen, die für die GfK SE erbracht werden sowie durch Seminarbuchungen bei der GfK Academy. - Die Mitgliedsbeiträge sind leicht zurückgegangen, weil auch die Zahl der Mitglieder leicht zurückgegangen ist, insbesondere in der Folge von Fusionen. Zum 31.12.2009 hatten wir 575 Mitglieder, ein Jahr zuvor waren es noch 597. Wir gewinnen aber auch wieder Mitglieder dazu. Es gelingt uns auch immer wieder, dass Firmen einen Austritt rückgängig machen, wenn sie realisieren, welche Informationen in der Mitgliedschaft enthalten sind. - Die sonstigen betrieblichen Erträge sind insbesondere Erträge aus der Vermietung unseres Gebäudes Schnieglinger Str. 57. Wir haben das Haus an die GfK SE vermietet und einen Teil wieder zurückgemietet. Das Erdgeschoß ist an die Sparkasse Nürnberg vermietet. - Die Aufwendungen für bezogene Leistungen sind insbesondere wegen der Kosten der Chronik sowie der durch das Jubiläum bedingten höheren Tagungskosten gestiegen. In dieser Position stecken auch die Aufwendungen für den Datenbezug für unsere Untersuchungen. – 12 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 19 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 - Der Personalaufwand hat sich nicht erhöht, weil wir unsere Gehälter um 15 Prozent erhöht haben, sondern weil wir uns personell verstärkt haben. Wir haben im Jahr 2009 eine Kraft für Öffentlichkeitsarbeit eingestellt und Frau Gaspar hat eine Assistentin erhalten. - Das Finanzergebnis ist unsere wesentliche Einnahmequelle und hier insbesondere die Dividende der GfK SE. Wir haben 20.476.020 GfK Aktien, was bei einer Dividende von 0,46 2 zu einer Ausschüttung von etwas mehr als 9 Mio. Euro führt. Ein kleinerer Betrag sind noch die Zinsen für die Ausleihung an die GfK SE. - Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen sind gesunken, weil insbesondere die mit der Fusion zusammenhängenden Beratungshonorare im Jahr 2009 entfallen sind. - Wie Sie sehen, haben wir insgesamt einen Jahresüberschuss von 2,9 Mio. Euro erzielt. Soweit mein Rechenschaftsbericht. Für Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Das ist nicht der Fall. Dann möchte ich das Wort an Herrn Rach übergeben. 4. Bericht des Gesellschafterrats (Claus-P. Rach) Ich kann Ihnen gerne – und tue das mit Freude – aus der Arbeit des Gesellschafterrats berichten. Er hat sich nach den Ergebnissen der außerordentlichen Mitgliederversammlung im letzten Jahr konstituiert. Wir haben im letzten Jahr zweimal getagt. Zunächst haben wir uns eine Geschäftsordnung gegeben und diese mit dem Präsidium abgestimmt. Sie können sie im Internet auf der Website des Vereins nachlesen. Sie ist relativ klar, einfach und deutlich, und auf dieser Basis arbeiten wir. Wir beschäftigen uns mit einer Vielzahl von Themen. Die meisten Themen, die Herr Zühlsdorff und Herr Dr. Wildner heute angesprochen haben, haben wir auch im Gesellschafterrat mit dem Präsidium diskutiert. Das mag Ihnen zeigen, dass die Zusammenarbeit nicht bürokratisch ist, sondern sehr breit und getragen ist von dem Willen, gemeinsam für den Verein vernünftige Dinge zu tun. So haben wir uns logischerweise mit dem Geschäftsverlauf der SE beschäftigt, wo dankenswerterweise die Mitglieder des Vorstands zur Verfügung stehen und sehr kooperativ mit uns alles besprechen. Wir haben uns beschäftigt mit der Geschäftspolitik des Vereins, incl. einer Veränderung und Modernisierung der Rechnungslegung, was inzwischen passiert ist. Wir haben uns mit der Anlagepolitik des Vereins beschäftigt, mit der Frage, was wir eigentlich mit dem vielen Geld, das wir einnehmen, machen. Wir haben uns auch mit den Verträgen, die das Präsidium mit – 13 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 20 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 dem Verein schließt, beschäftigt. Auch hier herrscht die Klarheit und Transparenz, die Herr Zühlsdorff schon angesprochen hat. Aktuell beschäftigen wir uns gemeinsam mit dem Präsidium, ein Papier zu entwickeln, das in ganz einfachen Strukturen beschreibt, was der Verein eigentlich tun und nicht tun soll, sozusagen als eine Handlungsanleitung auf Basis der Satzung. Der nächste Schritt wird sein, dass wir das mit dem Verwaltungsrat besprechen. Und dann werden wir das Ihnen vorstellen. Die Zusammenarbeit mit dem Präsidium ist ausgesprochen konstruktiv. Wir bekommen alles, was wir brauchen, um sinnvoll zu diskutieren und zu beurteilen und damit auch zu sinnvollen Entscheidungen zu kommen. Es gibt nichts, was nicht auf den Tisch kommt. Vor diesem Hintergrund macht es den Mitgliedern des Gesellschafterrats Spaß und wir nehmen an, auch den Mitgliedern des Präsidiums. Wenn Sie dazu Fragen haben, so beantworte ich Ihnen diese gern. Das ist nicht der Fall. 5. Präsidium - Entlastung Claus-P. Rach: Ich möchte Sie bitten, den Jahresabschluss zum 31.12.2009 festzustellen und dem Präsidium Entlastung für das Geschäftsjahr 2009 zu erteilen. Ich schlage vor, das als Blockabstimmung vorzunehmen. Ist jemand dagegen? Das ist nicht der Fall. Ich bitte Sie nun um die Abstimmung. Ich bitte Sie das mit der roten Karte zu tun, die im nächsten Jahr wohl orange sein wird. Wer ist für die Entlastung? Gibt es Gegenstimmen? Enthaltungen? Es gibt keine Gegenstimmen oder Enthaltungen. Somit stelle ich fest, dass sowohl der Jahresabschluss genehmigt ist als auch die Entlastung erteilt ist. Vielen Dank! Peter Zühlsdorff: Lieber Herr Rach: Ich habe das vorhin wahrscheinlich nicht euphorisch genug gesagt. Ich habe aber ausdrücklich gesagt, die Zusammenarbeit macht viel Freude und geht tadellos. Also jetzt noch mal: Es macht richtig viel Spaß. (Gelächter) Herzlichen Dank meine Damen und Herren. Bevor ich mit dem Programm fortfahre, möchte ich auf den Vortrag von Herrn Dr. Wildner zurückkommen und Ihnen die Gedanken schildern, die mir dabei aufkamen, mein eigenes Erleben schildern, als gerade eben Herr Dr. Wildner vortrug. Wahrscheinlich ist es Ihnen auch aufgefallen, was entstanden ist durch das, was der Verein mittlerweile als Programm, als Inhalt hat, insbesondere durch die führende Hand von Herrn Dr. Wildner und jetzt im Präsidium auch durch Frau Prof. Koschate, zuvor durch Herrn Prof. Diller. Damit sind mittlerweile schon eine Menge Menschen befasst. Das ist auch eine Erwartung an die Mitgliederversammlung: Wenn Sie Gedanken haben, was wir im Sinne der Satzung des Vereins Sinnvolles tun können, – 14 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 21 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 was Marktforschung, Methodenforschung und letztendlich auch wieder die GfK SE fördert, wenn Ihnen etwas einfällt, dann rufen Sie uns an. Geben Sie Anregungen. Damit das auch klar ist: Das ist der eigentliche Inhalt, das ist das Rollenverständnis des Vereins. Er hat dafür zu sorgen, dass die Vereinssatzung erfüllt wird. Und er hat ein Interesse daran und versucht dazu beizutragen, dass es der GfK SE immer besser geht, damit die Dividenden in diesem Sinne verwendet werden können. Ich darf mich bei Ihnen bedanken, dass Sie den Jahresabschluss festgestellt und das Präsidium entlastet haben. Vielen Dank für Ihr Vertrauen. Dann haben wir eine Stimmmeldung: Rainer Ostermeyer: Es handelt sich bei dem Gesellschafterrat ja um ein relativ neues Gremium. Können Sie aus Ihrer Sicht nochmals kurz die Aufgaben des Gesellschafterrats erläutern? Sehen Sie die Aufgaben in der vergangenen Zeit als erfüllt? Nur die Beschreibung dessen, was Sie getan haben, reicht mir als Bild für die spätere Entlastung nicht. Claus P. Rach: Ja, selbstverständlich. Die Aufgaben, die der Gesellschafterrat hat, lassen sich in zwei Teile gliedern. Der eine Teil ist eine hoffentlich kompetente Begleitung und Beratung des Präsidiums bei allen Fragen, die den Verein betreffen. Der zweite Teil liegt darin, in einer definierten Zahl von Geschäftsvorfällen sozusagen als Kontrollorgan, ähnlich wie ein Aufsichtsrat einer AG zu agieren und dort Zustimmung oder eben Diskussionsbedarf anzumelden. Das ist eine für den Verein neue, aber völlig normale Institution. Ich glaube, die Einrichtung dieses Gremiums hat dazu geführt, dass viel mehr Themen transparent werden, viel mehr Themen diskutiert werden und daraus auch Entwicklungen entstehen. Es ist heute viel klarer, wie der Verein sich positionieren will. Es ist viel klarer, mit welcher Botschaft wir nach Draußen gehen wollen. Ich glaube schon, dass das etwas damit zu tun hat, dass eben in einem Gremium wie dem Gesellschafterrat, der nicht so groß ist wie der gesamte Verwaltungsrat, es leichter ist, solche Diskussionen zu führen. Sie fragen mich, ob wir alle unsere Aufgaben erfüllt haben. Das ist schwierig zu sagen, es gibt immer neue Aufgaben. Das ist nur eine Weiterentwicklung. Ich habe ja eben angedeutet, dass wir gerade darüber mit dem Präsidium sprechen, wie man relativ einfach darstellen kann, was der Verein im täglichen Leben tun soll und was er nicht tun soll – auf der Basis der Satzung, sozusagen als Handlungsanleitung. Das ist ein Punkt, der kontinuierlich fortgeschrieben werden muss, weil sich die Zeiten ändern und die Welt sich ändert. Da muss sich der Verein auch anpassen. Hier haben wir einen sehr guten ersten Schritt gemacht. Wir stellen das dann dem Verwaltungsrat und dann Ihnen vor. – 15 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 22 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Und wir haben die Rechnungslegung des Vereins modernisiert. Ein ganz konkreter Schritt nach vorne, viel einfacher, viel transparenter, leichter zu lesen. Wir haben Diskussionen geführt darüber, wie die Anlagepolitik des Vereins sein soll, was am Ende auch zu mehr Geld führen wird. Das läuft sich langsam sehr konkret und praktisch ein. Ist das zufrieden stellend? Danke schön. Peter Zühlsdorff: Der Gesellschafterrat hat im Wesentlichen die Funktion eines Aufsichtsrates. Noch einmal zur Entstehungsgeschichte: Ich hatte ja nun über 12 oder 13 Jahre diese Doppelfunktion als Präsident des Vereins und als Aufsichtsratsvorsitzender. Ich habe diese Rolle in einem Präsidium mit drei Mitgliedern wahrgenommen. Dabei habe ich erfahren, wie einfach es ist, durchzuregieren. Zu einer solchen Doppelrolle gehören ein gewisses Abstraktionsvermögen und die Trennung von verschiedenen Standpunkten. Vor dem Hintergrund der Größe des Vermögens, das heute da ist, und der Verantwortung, die damit einhergeht, haben wir umkonstruiert. Das ist nun zwar etwas komplizierter, aber ein durchregieren gibt es nicht mehr! Das fängt im Präsidium an. Es gibt jetzt auch nicht mehr diesen allein entscheidungsbefugten Präsidenten, sondern es gibt Vorstandsentscheidungen. Und ich will noch einmal auf die Zusammensetzung des Präsidiums hinweisen: Wir haben mit Frau Prof. Koschate eine Person, die für Forschung und Lehre steht und von dort Impulse einbringt. Wir haben mit Herrn Prof. Weiler einen hochkarätigen Finanzexperten, der auch innerhalb des Präsidiums dieses Fachgebiet lebt und der sich insbesondere auch mit den Ergebnissen, mit den Finanzen und der GfK SE auseinandersetzt. Das ist ja unser einziges Asset, das wir außer unserem Know-how haben. Dann haben wir mit Herrn Klein-Bölting einen hochkarätigen Marken- und Marketingmann, der also auch von der Praxis her mit Marktforschung sehr viel zu tun hat. Wen haben wir noch? Ja, Herrn Dr. Wildner. Sie kennen ihn alle. Dazu brauche ich nichts zu sagen. Er ist sowieso unser „gutes Gewissen“ im Verein. Hier möchte ich eine Anekdote erzählen: Ich war in der Schnieglinger Straße nach langen Jahren mal wieder im Büro und sage „Herr Wildner, das geht aber nicht so! Hier muss ein bisschen was gemacht werden!“ Herr Wildner antwortet: „Wieso, ist doch alles ganz schön hier!“ Es war gar nicht schön! Nun wurde ein bisschen aufpoliert, mit sparsamen Mitteln. Aber es sieht sehr schön aus und die Arbeitswelt hat sich nachhaltig verändert. Ich möchte damit nur sagen, das ersparte Vermögen kommt auch dem Verein zugute. Wenn Sie meine Aufgabe nehmen: Ich bin derjenige, der versucht, dieses neue, veränderte System ein bisschen „wachzuküssen“, damit in Zukunft weder das Präsidium für sich eine Entscheidung von großem Ausmaß treffen kann noch der Gesellschafterrat. Das wird jetzt durchkonjugiert bis in die Mitgliederversammlung. – 16 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 23 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Am Ende des Tages haben wir jetzt eine Diskussionskultur in positivem Sinne, die wir bis dahin nicht kannten. Wir können das sicherlich auch so machen, Herr Rach, dass Sie das bei der nächsten Gelegenheit – und dann haben wir auch ein Jahr mehr – optisch, visuell darstellen, was Ihre Arbeit hier ist. 6. Gesellschafterrat / Präsidium (Peter Zühlsdorff) - Entlastung des Gesellschafterrats Nun haben wir Punkt 6 gut vorbereitet. Die Entlastung des Gesellschafterrats muss gemäß unserer neuen Satzung von der Mitgliederversammlung vorgenommen werden. Ich bitte Sie sehr um die Entlastung des Gesellschafterrates. Ich frage zunächst: Gibt es Gegenstimmen? Gibt es Enthaltungen? Nein. Damit ist der Gesellschafterrat einstimmig entlastet. Herzlichen Dank für das Vertrauen, das Sie auch dem Gesellschafterrat damit aussprechen und vielen Dank an Sie, Herr Rach, und die Kollegen im Gesellschafterrat für die gute Zusammenarbeit. - Wiederwahl ins Präsidium Nun brauche ich von Ihnen die Stimme für die Wiederwahl eines Präsidiumsmitglieds, das sonst morgen nicht mehr drin ist. Es geht um den Herrn Dr. Wildner, der sich zur Wiederwahl stellt. Er ist bereits Vize-Präsident seit 2005. Wer stimmt für Herrn Wildner? Enthält sich jemand oder stimmt dagegen? Das ist nicht der Fall. Herzlichen Glückwunsch! Herr Dr. Wildner, Sie sind einstimmig gewählt. 7. Verwaltungsrat (Peter Zühlsdorff) - Wahlen Wir haben die routinemäßige Wiederwahl von zwei Verwaltungsratsmitgliedern vorzunehmen. Die nachfolgend genannten Herren haben sich zu einer Wiederwahl in den Verwaltungsrat bereit erklärt: Prof. Dr. Manfred Lange (VR seit 2000) und Werner Spinner (VR seit 1995) Herr Prof. Lange ist häufig da, heute hat er sich wegen eines anderen Termins entschuldigt. Herr Spinner, der einmal Vorstand bei Bayer war, sitzt hier vorne links. Herr Spinner und Herr Lange sind beide orange eingefärbte Mitglieder des Verwaltungsrats und ich bitte Sie auch hier herzlich um Ihre Zustimmung. Wenn es Ihnen recht ist, dann würde ich auch hier eine Blockabstimmung vornehmen lassen. Darf ich fragen, ob Sie mit der Blockabstimmung einverstanden sind? Das ist offensichtlich der Fall. Vielen Dank. – 17 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 24 GfK Verein – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil 1 Wir kommen zur Abstimmung: Wer spricht sich gegen die Wiederwahl der zwei Herren aus? Keiner. Wer enthält sich der Stimme? Eine Enthaltung von Herrn Spinner. Bei einer Enthaltung sind die beiden Herren wieder in den Verwaltungsrat gewählt. Damit kommen wir zum Höhepunkt der heutigen Veranstaltung. Ich bitte Frau Claudia Gaspar auf die Bühne. Wir sind sehr gespannt, liebe Frau Gaspar, auf Ihren Beitrag! 8. Vortrag: „Markenvertrauen, Märkte und Preise – auf den Spuren komplexer Zusammenhänge“ Peter Zühlsdorff: Ich begrüße Frau Gaspar ganz herzlich und übergebe ihr das Wort. (Die Ausführungen von Claudia Gaspar finden Sie in Teil II dieses Protokolls) Es war hochinteressant Ihnen zuzuhören und es war eine Freude, Sie zu empfinden, weil man so richtig gemerkt hat, dass Sie für das Thema brennen. Als Sie über das Vertrauen zu Marken sprachen, habe ich Analogien gebildet – Vertrauen zu Menschen. Da passiert ja im Prinzip nichts Anderes: Berechenbarkeit, Konsistenz. Ich glaube ganz sicher, dieses ganze Thema Vertrauen, das hat mit Klarheit, Wahrheit und Effektivität zu tun – für Marken und für Menschen. Wir danken Ihnen, die wir von Ihnen gewählt wurden, um den Verein verantwortungsbewusst zu begleiten, dass Sie uns Ihr Vertrauen gegeben haben. Und wir bitten um dieses Vertrauen auch in Zukunft. 9. Sonstiges Und diese nächste Zukunft findet dann statt am 1. Juli 2011. Da ist unsere nächste Mitgliederversammlung, hier am gleichen Ort und unsere nächste Tagung. Und jetzt möchte ich Sie alle zur Tagung in den Saal Tokyo einladen! Nürnberg, Juli 2010 GfK Verein Präsident für die Richtigkeit: Geschäftsführung und Vizepräsident Peter Zühlsdorff Dr. Raimund Wildner – 18 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 25 76. Ordentliche Mitgliederversammlung des GfK Vereins am 9. Juli 2010 Teil II Vortrag: Markenvertrauen, Märkte und Preise – Auf den Spuren komplexer Zusammenhänge von Claudia G a s p a r, GfK Verein –19 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:32 Uhr Seite 26 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Sehr geehrte Damen und Herren, auch von meiner Seite noch einmal einen wunderschönen guten Morgen. Sie entnehmen es meinem Vortragstitel, dass ich heute von einem Forschungsprojekt rund um das Thema Vertrauen, genauer gesagt rund um das Thema Markenvertrauen, berichten werde. Ich möchte meinen Beitrag einleiten mit einem sehr schönen Zitat zum Thema Vertrauen: „Vertrauen ist für alle Unternehmungen das große Betriebskapital, ohne das kein nützliches Werk auskommen kann. Es schafft auf allen Gebieten die Bedingungen gedeihlichen Geschehens.“ Diese Worte stammen von Albert Schweitzer und sind somit schon ein paar Jahre alt. Ich finde trotzdem, dass sie treffender sind als alles, was ich bisher an Definitionen zum Wesen des Vertrauens gehört habe. Sie verdeutlichen zum einen die große Vielfalt des Themas. Auf der anderen Seite drücken sie die grundlegende Bedeutung von Vertrauen für unsere Gesellschaft und Wirtschaft aus. Was die Wirtschaft betrifft, so ist das in den letzten Monaten vielen von uns bewusst geworden, teilweise sehr schmerzlich. Das Gute daran: Es hat auch viele zum Nachdenken gebracht über diesen scheinbar so selbstverständlichen Begriff. Und auch wir von der GfK haben angefangen, uns stärker damit zu befassen, insbesondere mit dem Thema ‚Markenvertrauen‘. Dabei haben wir etwas Erstaunliches festgestellt: Es gibt eine bemerkenswerte Diskrepanz zwischen der Häufigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der der Begriff Markenvertrauen verwendet wird einerseits und den dazu vorliegenden wirklich fundierten Grundlagenforschungen andererseits. Letztere gibt es nämlich fast gar nicht. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, diese Lücke zu schließen. Drei Themenstellungen haben wir uns für den Anfang vorgenommen: Zum Ersten wollten wir untersuchen, wie unterschiedlich die Bedeutung von Markenvertrauen in den verschiedenen Warengruppen ist. Diese Differenzierung wird unseres Erachtens nämlich bislang sträflich vernachlässigt. Jeder wird einsehen, dass beim Kauf eines Autos Markenvertrauen eine gewisse Rolle spielt. Aber wie ist es denn bei Toilettenpapier, Zahncreme oder Shampoo? Darüber haben wir uns Gedanken gemacht – und nicht nur Gedanken gemacht, sondern auch etwas erforscht. Zum Zweiten geht es um das Thema Preis. Sie wissen vielleicht noch: Der Preis hat gerade in den letzten Monaten und Jahren im Bereich der täglichen Verbrauchsgüter richtiggehende Kapriolen geschlagen. Es war ein ständiges Bergauf und Bergab. Wir wissen aus unseren Gruppendiskussionen, dass das die Verbraucher wirklich irritiert hat. Aber wie wirkt das eigentlich auf das Markenvertrauen in einzelne Marken? Das ist unser zweites Thema, dem wir uns gewidmet haben. Und dann als drittes: Marktforscher müssen sich immer die Frage stellen, wie sie richtig und optimal fragen. Deshalb haben wir auch ein methodisches Thema auf unseren Forschungsplan gesetzt: Wir wollen im Rahmen der inhaltlichen Forschung auch her- – 20 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II ausfinden, welche Facetten man bei dem Thema Markenvertrauen abfragen sollte, und welche Fragen überhaupt welche Wirkungen bzw. Antworten hervorrufen. Bedauerlicherweise wurde ich im Vorfeld der Veranstaltung gebeten, jetzt nicht das von mir geplante 3-tägige Seminar anzuschließen, um Ihnen ausführlich die Ergebnisse dieser drei Forschungsthemen vorzustellen. Stattdessen muss ich mich auf 25 Minuten beschränken. Das hat folgende Konsequenz für Sie: Über den letzten Punkt werden Sie jetzt von mir nichts erfahren. Den zweiten Punkt werde ich, wenn es die Zeit erlaubt, schlaglichtartig abhandeln. Nur den ersten Punkt kann ich genauer mit Ihnen durchgehen. Ich will Ihnen zeigen wie und was wir erforscht haben und zu welchen Ergebnissen wir gekommen sind. Und damit „springen“ wir gleich direkt ins Thema: 9. Juli 2010 Thema 1: Untersuchung von Dimensionen für die Wichtigkeit von Markenvertrauen auf Warengruppen-Ebene Forschungshypothese: Die Wichtigkeit von Markenvertrauen ist keine fixe Größe, sondern abhängig von der Position der Warengruppe in den drei Dimensionen: Persönliche Wichtigkeit stark Preisunterschiede Q Qualitätsunterschiede hoch hoch gering schwach GfK Verein /// Claudia Gaspar gering 5 Abb. 1 Unsere Forschungshypothese – ich sagte es bereits – war, dass die Wichtigkeit des Markenvertrauens je nach Warengruppe sehr unterschiedlich ist. Ketzerisch könnte man ja auch behaupten, dass es Warengruppen gibt, in denen Markenvertrauen überhaupt keine Rolle spielt. Wer weiß das? Und zweitens: Das Ausmaß der Bedeutung wird durch drei Dimensionen bestimmt: Zum Einen die Qualitätsunterschiede, die es in der entsprechenden Warengruppe im Markt gibt. Zum Zweiten die Preisunterschiede, die von den Konsumenten wahrgenommen werden und zum Dritten die Wichtigkeit der jeweiligen Warengruppe im individuellen Lebensstil der Menschen. – 21 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Zunächst zur Forschungsmethode: Wir haben im Dezember 2009 / Januar 2010 bei rund 2.000 Konsumenten eine bevölkerungsrepräsentative und computergestützte Befragung durchgeführt – und zwar zur Beurteilung von folgenden acht ganz alltäglichen Warengruppen: Schokolade, Shampoo, Waschmittel, Kaffee, Sekt, Milch, Papiertaschentücher und Alufolie. 9. Juli 2010 Fragestellungen … sehr große, große, kleine oder praktisch keine Qualitätsunterschiede … … sehr große, große, kleine oder praktisch keine Preisunterschiede … … wie wichtig sind … für Sie ganz persönlich … (persönliche Wichtigkeit) … wie wichtig … dass Sie genau das Richtige auswählen … (Wichtigkeit Fehlkaufvermeidung) "Wenn ich in der Produktgruppe X einkaufe, dann spielt Vertrauen in bestimmte Marken - verglichen mit anderen Kriterien - eine besonders wichtige Rolle.“ (Wichtigkeit des Markenvertrauens) GfK Verein /// Claudia Gaspar 7 Abb. 2 Die Fragestellungen lauteten, entsprechend unseren Hypothesen: Wie schätzen Sie die Qualitätsunterschiede in dieser Warengruppe ein? Wie schätzen Sie die Preisunterschiede in dieser Warengruppe ein? Wie wichtig ist Ihnen diese Warengruppe persönlich? Wie wichtig ist es Ihnen, die richtige Kaufentscheidung zu treffen? Und zur Messung der Bedeutung des Markenvertrauens selbst haben wir die Frage gestellt: Wenn Sie eine Produktgruppe einkaufen, welche Rolle spielt dann das Vertrauen in bestimmte Marken verglichen mit anderen Kriterien? Alle Fragen wurden abgestuft abgefragt, d. h. die befragten Leute hatten die Möglichkeit, auf einer vierstufigen Skala zu antworten. Abb. 3 zeigt zunächst die Antworten auf die Frage, wie wichtig das Markenvertrauen in verschiedenen Warengruppen ist. Die Ergebnisse sind anhand von so genannten Topboxen dargestellt, das sind die beiden Antwortkategorien mit der höchsten Zustimmung, also den Antworten ‚überaus wichtig‘ und ‚sehr wichtig‘. Ganz offensichtlich hat – 22 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Erstes Ergebnis: Erwartungsgetreu unterscheidet sich die Wichtigkeit des Markenvertrauens deutlich nach Warengruppen Positive Antworten (Top-Box) in % Warengruppe Wichtigkeit des Markenvertrauens Kaffee 56 Tafel-Schokolade 56 Shampoo 52 V ll Vollwaschmittel h itt l 47 Milch 40 Sekt 37 Papiertaschentücher 24 Alufolie 16 Durchschnitt 41 GfK Verein /// Claudia Gaspar 8 Abb. 3 sich der erste Teil unserer Forschungshypothese damit bestätigt: Die Bedeutung des Markenvertrauens ist sehr unterschiedlich in den verschiedenen Warengruppen. Sie werden jetzt vielleicht sagen: „Nun gut, dass das Markenvertrauen bei Kaffee wichtiger ist als bei Alufolie liegt nahe, ist eher banal.“ Aber hätten Sie auch gewusst, dass es genau dreimal so hoch ist? Oder hätten Sie gedacht, dass Markenvertrauen bei Alufolie immerhin noch für 14 Prozent der Konsumenten sehr wichtig ist? Oder nehmen wir die Warengruppen Milch und Sekt: Hätten Sie getippt, dass beide im Mittelfeld und sogar relativ nahe beieinander liegen? Wir meinen, dass solche konkreten Messzahlen sehr wichtig sind – vor allem für Entscheider in Unternehmen, denen sie eine Orientierungshilfe bieten, wieviel sie in das Thema Markenvertrauen investieren wollen und müssen. Doch dazu sage ich später noch mehr. Jetzt verfolgen wir erst einmal unsere Forschungshypothese weiter. Wir wollten ja noch prüfen, inwieweit die anderen Fragestellungen auf die Ausprägung der Bedeutung des Markenvertrauens wirken. Abbildung 4 zeigt zunächst den Zusammenhang zwischen der Wichtigkeit des Markenvertrauens (also nochmals die soeben gezeigte Kernfrage) und der Wichtigkeit, genau das Richtige zu kaufen. Die erste Frage ist abgetragen auf der vertikalen, die zweite – 23 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Wichtigkeit Markenvertrauen; ((Top-Box in % %) Zweites Ergebnis: Die Wichtigkeit des Markenvertrauens ist nahezu identisch mit der Wichtigkeit von Fehlkaufvermeidung Schokolade Shampoo Sekt Milch Alufolie Wichtigkeit Fehlkaufvermeidung (Top Box in %) GfK Verein /// Claudia Gaspar 9 Abb. 4 auf der horizontalen Achse. Was Sie sehen ist ein fast perfekter linearer Zusammenhang zwischen den beiden. Am unteren Ende steht die Alufolie – sie ist sowohl bei der Wichtigkeit des Markenvertrauens als auch bei der Wichtigkeit der Fehlkaufvermeidung das Schlusslicht. Spitzenreiter in beiden Dimensionen ganz rechts oben ist dagegen das Shampoo. Und dazwischen liegen – immer mit ähnlichen Abständen und in derselben Reihenfolge auf beiden Dimensionen – die anderen Warengruppen. Das heißt, dass die Bedeutung von Fehlkaufvermeidung und die Wichtigkeit des Markenvertrauens nahezu identisch sind, womit im Prinzip auch bewiesen ist, dass Markenvertrauen auf Warengruppenebene auch wirklich Kaufentscheidungsrelevanz besitzt. Vielleicht denken Sie nun: „Das ist nicht weiter verwunderlich und war so zu vermuten.“ Aber wagen Sie auch eine Vorhersage, wie es bei den anderen Fragen aussieht? Gibt es überall diesen engen linearen Zusammenhang? Weit gefehlt. Das sehen Sie gleich hier auf der nächsten Abbildung. Sie zeigt erneut die Wichtigkeit des Markenvertrauens auf der vertikalen Achse. Doch diesmal ist auf der horizontalen Achse die persönliche Wichtigkeit der Warengruppe abgetragen. Und es ist sehr deutlich sichtbar, dass der Zusammenhang hier bei weitem nicht so eng ist. Obwohl es Warengruppen gibt, die auch hier sehr eng an der gemeinsamen Linie liegen, haben wir auf einmal doch auch ein paar Warengruppen, die ganz offensichtlich – 24 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Wichtigk keit Markenve ertrauen; (To op-Box in %) Aber: In manchen Warengruppen deutlicher Unterschied zwischen der Wichtigkeit von Markenvertrauen und der persönlichen Wichtigkeit Schokolade Sekt Shampoo Milch Alufolie Persönliche Wichtigkeit der Warengruppe (Top-Box in %) GfK Verein /// Claudia Gaspar 10 Abb. 5 aus der Reihe tanzen. Schauen Sie sich Schokolade und Sekt an – oder Milch und Papiertaschentücher. Inhaltlich bedeutet das, dass viele Befragte angeben, es sei zwar sehr wichtig, dass sie beim Kauf von Sekt oder Schokolade Vertrauen in bestimmte Marken haben können, aber für sie persönlich sind diese Warengruppen eigentlich nicht so sehr wichtig – zumindest nicht im gleichen Maße wie das Markenvertrauen. Bei Milch ist das wiederum genau umgekehrt. Betrachten wir nun den Zusammenhang der Qualitätsunterschiede mit der Wichtigkeit des Markenvertrauens, so zeigt sich: Die Anordnung der Warengruppen ist so etwas wie ein Spiegelbild dessen, was Sie kurz vorher gesehen haben. Schokolade und Sekt sind jetzt unterhalb der Linie positioniert, Milch oberhalb. Das bedeutet, dass die Wichtigkeit oder die Größe der Qualitätsunterschiede bei Sekt und Schokolade deutlich höher eingeschätzt wird als die Wichtigkeit des Markenvertrauens, vice versa bei Milch! Was lernt der schlaue Marktforscher daraus? Die beiden Fragestellungen geben ein perfektes Paar. Sie ergänzen sich und erklären in Kombination zusammen das Markenvertrauen. Statistisch drückt man das als Funktion aus. Das bedeutet: Wenn man die jeweiligen Werte für Qualitätsunterschiede und Markenvertrauen unter Berücksichti– 25 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Bei Qualitätsunterschieden zeigt sich das gegenteilige Bild Wichtigke eit Markenve ertrauen; (Top p-Box in %) Shampoo Schokolade Milch Sekt Alufolie Größe der Qualitätsunterschiede (Top-Box in %) GfK Verein /// Claudia Gaspar 11 Abb. 6 gung bestimmter Gewichte addiert, kann man die Wichtigkeit des Markenvertrauens errechnen. Man erhält dann eine Funktion der Form: Wichtigkeit Vertrauen = k + a x Qualitätsunterschiede + b x persönliche Wichtigkeit – 26 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Wichtigkeit Marrkenvertrauen n beobachtett) … die Wichtigkeit von Markenvertrauen lässt sich klar durch eine Kombination aus wahrgenommenen Qualitätsunterschieden und persönlicher Wichtigkeit berechnen Wichtigkeit Markenvertrauen berechnet aus Qualitätsunterschiedenen und persönlicher Wichtigkeit GfK Verein /// Claudia Gaspar 13 Abb. 7 Tatsächlich erhalten Sie, wenn Sie diese Formel für jede einzelne Warengruppe einsetzen, eine sehr gute Schätzung der echten – also wirklich erfragten – Bedeutung des Markenvertrauens. Veranschaulicht ist das hier in Abb. 7. Auf der vertikalen Achse ist das tatsächlich beobachtete Markenvertrauen abgetragen und auf der horizontalen der berechnete Wert. Und der Zusammenhang ist wiederum fast perfekt linear. Ich denke, das ist wirklich ein sehr eindeutiges und sehr schönes Ergebnis. – 27 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Größ ße der Preisunterschiede ((Top-Box in % %) Das bedeutet zudem: Preisunterschiede sind auf Warengruppenebene kein eigener, von der Qualität abgekoppelter Einflussfaktor Größe der Qualitätsunterschiede (Top-Box in %) GfK Verein /// Claudia Gaspar 14 Abb. 8 Aber wir hatten auch nach den wahrgenommenen Preisunterschieden gefragt. Sehen wir uns die Ergebnisse dieser Frage also auch noch an. Auf Abbildung 8 sehen Sie Folgendes: Wenn Sie die Preise in der nun schon gewohnten Weise mit den Qualitätsunterschieden in Zusammenhang bringen, zeigt sich auch hier ein fast perfekter linearer Zusammenhang. Die gute Botschaft, die für Warengruppen gilt – wohlgemerkt nicht für die einzelne Marke: Die Konsumenten sehen durchaus einen Zusammenhang zwischen Qualitäts- und Preisunterschieden. Die andere Botschaft dabei ist: Wir brauchen die Preisunterschiede nicht als zusätzlichen erklärenden Faktor für die Bestimmung der Wichtigkeit des Markenvertrauens. Es reichen die Qualitätsunterschiede. Das heißt, wir haben keine dritte Dimension, sondern nur zwei. – 28 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Fazit Ausschlaggebend für die Wichtigkeit von Markenvertrauen in Warengruppen sind die zwei Dimensionen: wahrgenommene Qualitätsunterschiede in der Warengruppe persönlich empfundene Wichtigkeit der Warengruppe für die Konsumenten. Wahrgenommene Preisunterschiede haben sich nicht als dritte unabhängige Dimension bestätigt. Der Kubus wird zur Vier-Felder-Matrix Qualitätsunterschiede e hoch gering i GfK Verein /// Claudia Gaspar gering +- ++ -- -+ Persönliche Wichtigkeit hoch 15 Abb. 9 Unser Kubus aus der Forschungshypothese hat sich also nicht bestätigt. Der Kubus wird zur Matrix. Und daraus kann man in Anlehnung an die klassische Portfolio-Analyse eine Vier-Felder-Matrix entwickeln, ein Portfolio des Markenvertrauens. Darin können Sie das Markenvertrauen auf den beiden Dimensionen ‚Ausmaß der Qualitätsunterschiede‘ und ‚persönliche Wichtigkeit‘ positionieren. Rechts oben sind dann die Stars, bei denen alles stimmt. Dort sind die Emotionen hoch und es werden starke Qualitätsunterschiede gesehen – sozusagen das Spiel Deutschland gegen Argentinien. In der entgegengesetzten Ecke sehen Sie dagegen die schlechteste Ausgangsposition. Hier werden weder Qualitätsunterschiede gesehen noch ist eine nennenswerte persönliche Bedeutung für die Konsumenten vorhanden. Die beiden übrigen Quadranten haben eine mittlere Ausgangssituation. Es fehlt entweder das Bewusstsein für Qualitätsunterschiede oder aber die Emotion. Wir fanden das ein sehr bemerkenswertes Ergebnis und hatten das so klar und belegt auch noch nirgendwo gelesen. Deshalb war es uns wichtig, den Befund nochmals zu überprüfen. Das haben wir mittlerweile getan. Wir haben eine Paneleinfrage bei 5.000 Panelhaushalten gemacht mit genau denselben Fragen, die wir in der gerade vorgestellten Ad Hoc-Studie gestellt hatten. Zusätzlich zu den eben gezeigten haben wir auch noch 7 weitere Warengruppen aufgenommen, um eine noch breiterere Basis für – 29 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II unsere Analysen zu haben. Die detaillierten Ergebnisse dieser Einfrage kann ich Ihnen jetzt aus Zeitgründen nicht zeigen. Aber ich kann Ihnen sagen: Wir waren begeistert, wie überzeugend ähnlich die Ergebnisse waren, obwohl wir ja eine komplett andere Stichprobe hatten. Alle Zusammenhänge haben sich genau so wiedergefunden, wie wir sie in der Ad Hoc Studie gesehen haben. Das war ein hervorragender Beweis für die Qualität unserer Ergebnisse. Für mich war es der Traum schlechthin. Aber bevor Sie sagen: „Es ist ja schön, wenn sich Frau Gaspar so freut, aber was haben wir eigentlich davon?“ erzähle ich Ihnen nun etwas mehr über die Möglichkeiten der praktischen Anwendung. 9. Juli 2010 Vier-Felder-Matrix des Markenvertrauens: Wie beurteilen Käufer-Haushalte verschiedene Warengruppen Qualitätssunterschiede hoch gering Shampoo (150) Sekt (355) Kartoffelchips (301) Kräuter/-Bitterliköre (295) Tafelschokolade (246) ( ( Zahncreme (143) Kaffee (140) ( Anteil Bewertungen 14%) Anteil Bewertungen g 36%)) Alufolie ((227)) Milch (176) Margarine (149) Allzweckreiniger (132) Vollwaschmittel (133) Nudeln (131) Mineralwasser (129) Anteil Bewertungen 20%) gering GfK Verein /// Claudia Gaspar (Indizes*) ( Persönliche Wichtigkeit Anteil Bewertungen 30%) hoch * Index = 100, Anteil der Bewertungen der Käufer in der entsprechenden Warengruppe und Quadranten entspricht der durchschnittlichen Verteilung 17 Abb. 10 Zunächst zeige ich Ihnen, wie sich die Bewertungen der Panel-Haushalte über diese 15 Warengruppen insgesamt verteilt haben. Wir sprechen dabei von sehr vielen Bewertungen. Immerhin haben rund 5.000 Konsumenten jeweils 15 Warengruppen bewertet. Und selbst wenn wir nur jeweils die Käuferhaushalte betrachten, also diejenigen, die zumindest einmal innerhalb der 12 seit der Befragung zurückliegenden Monate gekauft haben, kommen wir noch auf über 50.000 Einschätzungen pro Frage und Warengruppe. Wir betrachten jetzt nicht mehr alle Befragten, sondern nur Käuferhaushalte, um sicher zu gehen, dass die unterschiedliche Positionierung der Warengruppen nicht einfach ein Effekt der unterschiedlichen Käuferreichweiten ist. Was Sie hier sehen sind also ausschließlich Haushalte, die in den letzten 12 Monaten mindestens – 30 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 37 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II einmal in der bewerteten Warengruppe gekauft haben. Abb. 10 zeigt, dass auf die Stars rechts oben 36 Prozent der Bewertungen dieser Haushalte entfallen und 30 Prozent auf die Gruppe, in der keine Qualitätsunterschiede gesehen werden, aber trotzdem eine hohe persönliche Bedeutung vorliegt. Umgekehrt gibt es 14 Prozent, bei denen die Warengruppe persönlich nicht wichtig ist, aber hohe Qualitätsunterschiede wahrgenommen werden. Und schließlich haben wir immerhin 20 Prozent, bei denen weder Qualitätsunterschiede gesehen werden noch viel Emotion im Spiel ist – wohlgemerkt, obwohl wir ausschließlich von Käuferhaushalten sprechen. Im nächsten Schritt wollen wir uns ansehen, wo die verschiedenen Warengruppen ihre Schwerpunkte haben, also im Vergleich überdurchschnittlich viele Bewertungen erhalten. Nehmen wir z.B. Shampoo: Es hat im Feld der Stars einen Index von 150, liegt also 50 Prozent über dem Durchschnitt und ist demnach vergleichsweise stark in diesem Feld positioniert. Demgegenüber ist Alufolie – und das wundert uns natürlich nicht, wir kennen ja bereits die vergleichsweise niedrige Bedeutung des Markenvertrauens in dieser Warengruppe – sehr stark im linken unteren Feld positioniert mit einem Indexwert von 227, also mit mehr als doppelt so vielen Bewertungen wie im Durchschnitt aller betrachteten Warengruppen. Verblüfft hat uns zunächst die Position von Sekt. Sekt hat seinen Schwerpunkt im linken oberen Quadranten, d.h. die Konsumenten sehen Qualitätsunterschiede, aber die persönliche Wichtigkeit fehlt – zumindest bei einem überproportional hohen Anteil der Käufer. Bei Milch ist das genaue Gegenteil der Fall, was wiederum auf Anhieb plausibel ist. So kann man sich auf Grundlage der Ergebnisse bei allen Warengruppen Gedanken machen, warum sie ihre Schwerpunkte in den jeweiligen Feldern haben. Bei Sekt haben wir uns dann beispielsweise überlegt, dass man ihn oft nicht für sich selbst kauft, sondern um andere zu bewirten oder um ihn zu verschenken. Damit besteht auch eine Gemeinsamkeit mit anderen Warengruppen in diesem Quadranten z. B. mit Kartoffelchips oder Kräuter-/Bitterlikören. Ein hoher Index bedeutet zwar eine überdurchschnittliche aber nicht die ausschließliche Positionierung in der Matrix. Und auch das ist wichtig. Das sehen Sie am Beispiel von Vollwaschmitteln im rechten unteren Quadranten mit einem Indexwert von 133. Dieser Wert bezieht sich auf einen durchschnittlichen Anteil von 30 Prozent. Umgerechnet ergibt das einen Anteil von rund 40 Prozent. Somit bleiben noch 60 Prozent, die sich irgendwo in den anderen Quadranten befinden müssen. – 31 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II 9. Juli 2010 Auch innerhalb der Warengruppen verteilen sich die Käufer über verschiedene Felder hoch Arena der Qualitätsingenieure Markenparadies Anteil Bewertungen für Vollwaschmittel: 41% Qualitätssunterschiede Anteil Bewertungen für Vollwaschmittel: 5% Persil: 51% Tandil: 33% Persil: 4% Tandil: 4% Markenhölle Reich der Emotionen Anteil Bewertungen für Vollwaschmittel: 15% Anteil Bewertungen für Vollwaschmittel: 39% Persil: 9% Tandil: 14% Persil: 36% Tandil: 49% gering gering Persönliche Wichtigkeit GfK Verein /// Claudia Gaspar hoch Verteilung der Bewertungen 18 Abb. 11 Sehen wir uns die Vollwaschmittel einmal genauer an (vgl. Abb. 11): Im rechten unteren Feld befinden sich 39 Prozent der Käufer. Gemessen am Durchschnittswert von 30 Prozent ist das deutlich über dem Durchschnitt; deshalb ist es der Schwerpunkt. Trotzdem ist auch ein ganz erklecklicher Teil rechts oben – wenn auch nicht ganz so hoch über dem Durchschnitt. Das bedeutet: 41 Prozent der Käufer sind nicht nur hoch involviert, sondern sehen zusätzlich durchaus starke Qualitätsunterschiede in der Warengruppe. Die beiden linken Quadranten sind demgegenüber eher schwach besetzt. Vollwaschmittel ist also offenbar eine relativ emotionsgeladene Warengruppe. Um die Konsequenzen für die Markenführung noch anschaulicher zu machen, haben wir den Quadranten passende Namen gegeben. Wir meinen, wenn alles hoch ist, also sowohl die persönliche Wichtigkeit als auch die wahrgenommenen Qualitätsunterschiede, dann ist das so etwas wie das Markenparadies. Und umgekehrt ist es die Hölle für Marken: Wenn weder Emotion da ist noch Qualitätsunterschiede gesehen werden – wie soll sich eine Marke denn da behaupten, außer über einen möglichst billigen Preis? Die anderen beiden Felder sind dann sozusagen das Fegefeuer. Die Ausgangssituation ist nicht ganz schlecht und bietet Möglichkeiten, aber eben nicht das Optimum. Das Reich der Emotionen haben wir den rechten unteren Quadranten genannt. Die Arena der Qualitätsingenieure nennen wir das linke obere Feld. – 32 – Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Wie die Vollwaschmittel, so können wir natürlich auch jede andere Warengruppe positionieren. Und die Verteilungen werden mit Sicherheit sehr unterschiedlich aussehen. Aber es wird noch spannender: Denn wir können die Positionierung auch auf Markenebene vornehmen. Abb. 11 zeigt die Waschmittelmarken Persil von Henkel und Tandil von Aldi: Sie sehen, Persil hat einen Schwerpunkt im Markenparadies. Etwa die Hälfte der Persil-Käufer befindet sich dort. Das ist die gute Nachricht für Persil, denn es bedeutet, dass diese Kunden auch einen Qualitätsvorsprung sehen und nicht nur aus emotionaler Bindung kaufen. Allerdings gibt es auch 36 Prozent Persil-Käufer, die offensichtlich die Qualitätsunterschiede nicht so sehen. Das ist ein Risiko für Persil. Bei Tandil ist es umgekehrt. Der Schwerpunkt liegt ganz offensichtlich im Reich der Emotionen, d. h. die Hälfte der Tandil-Käufer kauft Tandil nicht deshalb, weil es ihrer Meinung nach das qualitativ höherwertige Produkt ist, sondern weil sie keine Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen Marken sehen. Immerhin gibt es aber auch 33 Prozent Tandil-Käufer, die große Qualitätsunterschiede in der Warengruppe sehen – eine Chance für Konkurrenzmarken, die sich über noch mehr Qualität positionieren. Sie können sich sicher vorstellen, wie spannend es für unsere Kunden ist, zu sehen, in welchen Feldern ihre Marken positioniert sind. Und jetzt stellen Sie sich vor, wie spannend es erst noch wird, wenn wir diese Informationen mit Einkaufsstätten und mit Zielgruppen kombinieren. 9. Juli 2010 Das optimale Marketing hängt ab von den Rahmenbedingungen, der heutigen Positionierung und der Zielpositionierung hoch Qualitättsuntersch hiede Arena der Qualitätsingenieure Markenparadies konsequente Markenpflege; gute Chancen für Premium emotionale Unterschiede schaffen, Involvement erhöhen Markenhölle Reich der Emotionen Preis ist das wichtigste Argument; Handelsmarken oder Nischenprodukte anbieten Qualitätsunterschiede betonen oder neue schaffen gering gering Persönliche Wichtigkeit GfK Verein /// Claudia Gaspar hoch 19 Abb. 12 – 33 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 40 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Das Wichtigste ist aber dabei, dass man sehr konkret damit arbeiten kann. Lassen Sie mich das ganz grob erläutern, ohne dass ich jetzt zu sehr ins Detail gehen will: Im Markenparadies bieten sich die besten Chancen für Premiumprodukte. Doch Chance heißt nicht Automatismus. Vielmehr ist es absolut wichtig, sehr konsequente und intensive Markenpflege zu betreiben, wenn man im Paradies bestehen will. Keinesfalls darf es Misstöne oder gar Sündenfälle geben. D. h. Sie dürfen keinesfalls auf die Schlange hören, wenn sie zischt: „So kleine Einsparungen an Qualität oder Service oder Integrität merken die Verbraucher doch gar nicht.“ Das können Sie in der Hölle machen, nicht im Paradies. Dort sind Sie gefordert, sehr viel in die Marke zu investieren. In der Hölle dagegen ist das dominierende Argument – abgesehen von den Nischen, die es auch dort gibt – einfach der Preis. Hier muss man sich in jedem Fall in erster Linie mit einem höchst aggressiven Preiswettbewerb auseinandersetzen. Markenpflege nutzt nur sehr begrenzt. In der Arena der Qualitätsingenieure oder im Reich der Emotionen kann man dann entweder mit dem Strom schwimmen, also besonders stark die dort wichtigen Argumente betonen. Oder man versucht, sich in ein anderes Feld zu bewegen, in dem man z.B. den ‚Missing Link‘ ergänzt. Das wäre bei den Qualitätsingenieuren die Erhöhung des Involvements – zum Beispiel auch durch die gezielte Ansprache von Zielgruppen, die in der entsprechenden Warengruppe ein besonders hohes Involvement haben. Im dem Reich der Emotionen gilt das natürlich analog. Hier muss man gegebenenfalls ein neues Bewusstsein für Qualitätsunterschiede schaffen. Damit das nicht zu abstrakt bleibt, gebe ich Ihnen zwei Beispiele. Die Zahlen dazu konnte ich noch nicht prüfen, denn die Daten sind eben erst aus dem Feld gekommen. Aber es geht mir jetzt ohnehin nur um die Veranschaulichung der Idee. Denken Sie beim Reich der Emotionen einmal an eine bekannte Joghurtmarke: Wir wissen alle, ein großer Anbieter hat es geschafft, wirklich neue Qualitätsunterschiede zu schaffen, indem er das Thema Probiotik eingeführt hat, und damit hat ein vorher qualitativ vielleicht eher undifferenziert wahrgenommenes Produkt plötzlich einen deutlichen Qualitätsvorsprung vor anderen bekommen. Das andere Beispiel ist Jägermeister. Dort wurde vor einiger Zeit eine extrem emotionsbetonte Werbeansprache eingeführt, die Jägermeister schon fast als Teil eines bestimmten Lebensstils positionierte. Diese Beispiele sollen zeigen, dass es also durchaus Möglichkeiten gibt, sich neu zu positionieren. Wichtig ist, dass man seine Ausgangsposition kennt und dass man weiß, wo man hin will. Und natürlich sollte man vor allen Dingen wissen, welche Fehler man tunlichst vermeiden sollte. Damit möchte ich den ersten Punkt abschließen und es folgendermaßen zusammenfassen: Das Portfolio des Markenvertrauens ist ein sehr konkretes und nützliches Instrument, um Marketingentscheidungen zu unterstützen. Und ich hoffe, dass auch Sie finden: Wir haben – um es mit Albert Schweitzers Ausdruck zu umschreiben – damit ein ‚nützliches Werk‘ geschaffen im Sinne unserer Mitglieder und unserer Kunden. Und damit zum zweiten Thema unseres Forschungsprojektes Markenvertrauen, der Wirkung des Preises auf das Markenvertrauen. – 34 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 41 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Den Anstoß für das Thema gab – ich hatte es schon erwähnt – die turbulente Entwicklung der Preise – insbesondere auf den Verbrauchsgütermärkten. Das hat uns dazu bewogen, die Wirkung von Preisgestaltung und Preisstrategien auf das Markenvertrauen zu untersuchen. Hierfür haben wir eine Online-Befragung durchgeführt, in der wir für die Warengruppen Schokolade, Vollwaschmittel und Shampoo jeweils 600 Probanden zu ihrer Einschätzung von konkreten Marken befragt haben. Dafür wurden aus den ihnen bekannten Marken drei zufällig ausgewählt. Es sollten nämlich keinesfalls nur die von ihnen verwendeten Marken sein, da wir Wert darauf legten, sowohl positive als auch negative Bewertungen zu erhalten. Am Ende der Feldzeit und nach Bereinigung des Datensatzes um offensichtlich schematisch durchgeklickte Interviews lagen uns insgesamt 5.000 Bewertungen vor. Diese haben wir dann nach allen Regeln der Kunst deskriptiv analysiert, korreliert, mit multivariaten Analysemethoden bearbeitet und mit Paneldaten verglichen – also so ziemlich alles gemacht, was die Statistik der Marktforschung heutzutage bietet. Das war ebenso aufwändig wie interessant. Doch es würde den Rahmen hier bei weitem sprengen, wenn ich Ihnen das jetzt zeigen wollte. Deshalb belasse ich es jetzt bei dieser kurzen Einleitung und zeige Ihnen in aller Kürze nur schlaglichtartig die Schlüsselergebnisse. Erstes Ergebnis: Die Häufigkeit der Preisveränderungen beeinflusst das Markenvertrauen auf Markenebene nicht. Das hat uns verblüfft, weil wir aus unseren Gruppendiskussionen wissen, dass das ständige Auf und Ab der Preise die Konsumenten irritiert, sie preissensibler und misstrauischer gemacht hat. Aber wenn man den Effekt auf Einzelmarkenebene messen will, findet man keinen Zusammenhang. D. h., wir haben – entgegen unserer Annahme – nicht nachweisen können, dass das individuelle Markenvertrauen (in den betrachteten Märkten) in irgendeiner Weise von den Preisschwankungen abhängt. Wir glauben jedoch nicht, dass es den Verbrauchern egal ist. Vielmehr haben wir gesehen, dass die Schwankungen nicht richtig wahrgenommen wurden. Die Einschätzungen der Befragten über die Marken passen nämlich nicht zu der im Verbraucherpanel gemessenen Realität. Fazit: Die Einschätzungen sind nicht korrekt – nicht was das Ausmaß der Schwankungen anbetrifft und noch nicht einmal bezüglich der Reihenfolge, welche Marken häufiger oder weniger häufig Preisschwankungen unterliegen. Zweites Ergebnis: Preispromotions werden korrekt wahrgenommen. Wir waren erstaunt, wie hoch die Übereinstimmung der Reihenfolge der genannten Marken mit der echten Preispromotionhäufigkeit im Panel war. Die Wahrnehmung diesbezüglich ist offenbar außerordentlich gut. Aber sie hat keinen Einfluss auf Markenvertrauen, weder negativ noch positiv. Angebote werden also anscheinend zwar gerne mitgenommen, haben aber keinen nachhaltigen vertrauensbildenden oder -gefährdenden Effekt. Drittens: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen dem Gefühl, dass die Preise fair sind, und dem Markenvertrauen. Dieser ist allerdings schwächer, als wir vermutet hatten. Deshalb stellt sich für uns an dieser Stelle die Frage, was Henne und was Ei ist. Ist es vielleicht eher so, dass, wenn man großes Vertrauen zu einer Marke hat, auch die Preise eher als fair empfunden werden? – 35 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 42 Protokoll der Mitgliederversammlung vom 9. Juli 2010 – Teil II Weitaus spannender als den positiven Zusammenhang mit der empfundenen Preisfairniss fanden wir das folgende vierte Ergebnis: Wir haben festgestellt, dass Premiummarken in der Regel ein deutlich höheres Markenvertrauen genießen als Preiseinstiegsmarken. Man könnte sagen, sie spielen in einer völlig anderen Liga. Für das Markenvertrauen ist ‚Premium‘ also offensichtlich wertvoll. Das passt perfekt zu unseren Erkenntnissen vom Markenparadies aus dem Warengruppen-Forschungsprojekt. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen für die Herstellermarken: Wir haben bei der Analyse nämlich auch herausgefunden, dass renommierte Handelsmarken es heute ebenfalls geschafft haben, bemerkenswert hohes Markenvertrauen zu erobern. Sie genießen teilweise sogar deutlich mehr Markenvertrauen als günstige Herstellermarken. Weniger renommierte Handelsmarken stehen allerdings am weitesten unten. Nun das fünfte und aus unserer Sicht wichtigste Ergebnis: Preisgestaltung ist für das Markenvertrauen nicht das wirkungsvollste Instrument. Um eine Benchmark für die Wirkung von Preisstrategien zu haben, haben wir in unserer Erhebung auch ein paar andere mögliche Einflussfaktoren abgefragt. Wir haben zusätzlich nach der Wirkung von Verbrauchermeinungen, Medienberichten und Innovationen gefragt. Natürlich sind vor allem die beiden zuerst genannten den Konsumenten oft nicht bekannt. Doch in der kleineren Gruppe derer, die etwas dazu sagen können, haben insbesondere positive Verbrauchermeinungen eine offenbar deutlich höhere Hebelwirkung als die Preisgestaltung. Und die höchste Hebelwirkung zeigte sich eindeutig beim Thema Innovationen. Innovationen haben einen deutlich höheren Einfluss auf das Markenvertrauen als das Preisthema. Damit möchte ich auch dieses Thema abschließen und beende meinen Beitrag mit einem Ausblick auf unsere nächsten Forschungsschritte. Wir werden uns als nächstes den Fragen widmen: Gelten die gefundenen Zusammenhänge auch noch für weitere Warengruppen? Und was sind denn eigentlich die Treiber für Markenvertrauen? Wir wissen jetzt zwar schon, dass positive Verbrauchermeinungen und innovatives Image wichtig sind. Aber wir wollen es natürlich noch sehr viel genauer wissen. Auch den echten Einfluss von Markenvertrauen auf die Kaufentscheidung wollen wir genauer erforschen und die Frage klären: Wie kaufrelevant ist das Vertrauen in die einzelne Marke eigentlich im Vergleich zu anderen Dingen wie Begehrlichkeit, Attraktivität oder Suche nach Abwechslung? Die Ergebnisse dieser Forschung wollen wir dann aufbereiten für das Kronberger Unternehmergespräch 2011. Damit werden Sie alle in den Genuss kommen, auch über diese Ergebnisse auf dem Laufenden gehalten zu werden. Denn als Mitglieder des Vereins erhalten Sie ja alljährlich von uns das quadratische, schwarz-rot-weiße Kronberg-Buch, in dem die Präsentationen der Kronberger Gespräche festgehalten werden. Und jetzt bedanke ich mich und wünsche Ihnen eine spannende Tagung. – 36 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 43 Teilnehmerliste 76. Ordentliche Mitgliederversammlung des GfK Vereins am 9. Juli 2010 Adlwarth, Dr. Wolfgang Albrecht, Dr. Jens Anderl, Hubert Asbrand, Silke Lauf Schwarzenbruck Telefonbuch Verlag Hans Müller GmbH & Co.KG, Nürnberg Scheufele Hesse Eigler Kommunikationsagentur GmbH, Frankfurt Aunkofer, Dr. Rudolf Nürnberg Bachl, Thomas Schwabach Beck, Ursula Kleinsendelbach Brehm, Artur Dehn & Söhne GmbH + Co.KG, Neumarkt Brüns, Birgit Nürnberg Ciesielski, Dr. Thomas Siemens AG, München Damisch, Peter GfK Austria GmbH, Wien Darkow, Michael Fürth Dietrich, Robert Fuchs Elektronik GmbH, Ansbach Dittrich, Wolfgang d.core consulting and research GmbH, München Edmaier, Frank Bayernland eG, Nürnberg Felsensteiner, Ingo Eugen Seubert GmbH, Nürnberg Fickel, Dipl.-Kfm. Franz W. Altdorf Finck, Hans-Ulrich Nürnberg Finster, Georg UniCredit Bank AG, Nürnberg Fleischmann, Friedrich Schwaig Fricke, Dagmar rtv media group GmbH, Nürnberg Fuchs, Michaela Fuchs Elektronik GmbH, Ansbach Fuchsgruber, Johann Fachverband Messen und Ausstellungen e.V., Erfurt Gaspar, Claudia GfK Verein, Nürnberg Graf, Christine Neunkirchen am Brand Hanisch, Ralf Faber-Castell A.W., Vertrieb GmbH & Co., Nürnberg Haub, Erivan Unternehmensgruppe Tengelmann, Wiesbaden Haub, Dipl.-Kffr. Helga Unternehmensgruppe Tengelmann, Wiesbaden Hehl, Klaus Nürnberg Heinlein, Petra Schellenberg Hilbinger, Hildegard Baiersdorf Hilbinger, Klaus Baiersdorf Högl, Siegfried Nürnberg Hoppe, Dr. H. J. Bamberg Jackel, Dipl. Kfm. Bernhard Eckenhaid – 37 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 44 Jelenik, Horst John, Karsten Kaiser, Werner Kaluza, Johannes R. Kirchgeorg, Prof. Dr. Manfred Kirchner, Regine Kirsche, Thomas Klein-Bölting, Ralf Klotzbücher, Hans-Peter Knorr-Held, Annette Koppenhöfer, Jörg Koschate, Prof. Dr. Nicole Kremser, Dr. Peter Kunkat, Fred Kupke, Eveline Langner, Dr. Heike Lechner, Herbert Lehr, Gottlieb Lohmüller, Thilo Lutz, Jürgen Mahlert, Dr. Arno Niehoff, Renate Ostermeyer, Rainer Petzoldt, Peter Pfander, Stefan Pieper, Stefan Pöhlmann, Hermann Rach, Claus-Peter Redwitz, Gunter Roiger, Karl-Heinz Rosenthal, Klaus Ruf, Prof. Dr. Thomas Ruf, Heike Schediwy, Tobias Scheske, Manfred Scheuermann, Dr. Walter Scheufele, Beate Schifferdecker, Gerd Schmidt, Jochen W. Schöll, Helmut Schuhmann, Karl Spinner, Werner Rieger-Werbung Horst Jelenik KG, Altdorf Nürnberg Tchibo GmbH, Hamburg Speyer & Grund GmbH & Co. KG, Mainz HHL - Leizpig Graduate School of Management, Leipzig Bayernland eG, Nürnberg Cadolzburg Berlin Roßtal Kleinsendelbach Neuss Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg Acxiom Deutschland GmbH, Standort München, München CCW GmbH, Nürnberg Klosterfrau Berlin, Berlin Nürnberg Schwabach Nürnberg Nürnberg IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum, Stade Hamburg Erlangen Nürnberg Burgthann Berg Falke KGaA, Schmallenberg Brüggen Wiesbaden Nürnberg Nürnberg Krombacher Brauerei Bernhard Schaberg GmbH & Co., Kreuztal Fürth Sioux GmbH & Co. KG, Walheim GfK Austria GmbH, Wien Middlesex, Großbritannien Dr. Scheuermann Beratung, Hamburg Scheufele Hesse Eigler Kommunikationsagentur GmbH, Frankfurt Schwab Marketing GmbH, München Berenberg Bank, Frankfurt Pyrbaum Sachsen Köln – 38 – 76. Mitgliedervers. 2010 24.08.2010 10:34 Uhr Seite 45 Stach, Dr. Manfred Stelzner, Schwester Petra Stiehl, Michael Stöckle, Friedemann Stolz, Markus Süß, Roland Synowski, Alfred M. Thaller, Martin Tillmanns, Klaus G. Trinkl, Hans-Peter Twardawa, Wolfgang Underberg-Ruder, Dr. Hubertine Unkel, Christel Unkel, Uta Unkel, Horst von Aufsess, Daniel Walsh, Roy A. Wanders, Wolfgang Wehr, Hartmut Weigel, Prof. Dr. Hanns-J. Weiler, Prof. Hubert Wessels, Wilhelm Wild, Christoph Wildner, Dr. Raimund Wimmer, Prof. Dr. Frank Wolf, Bernhard Wübbenhorst, Prof. Dr. Klaus L. Zimmermann, Mara Zühlsdorff, Peter Hamburg Montessori-Zentrum, Berlin Rauch Möbelwerke GmbH, Freudenberg Lauf Metro AG, Düsseldorf Novartis Pharma GmbH, Nürnberg Zirndorf Inter-Triumph Marketing GmbH, München Deutsche Bank, Nürnberg LGA Landesgewerbeanstalt Bayern, Nürnberg Nürnberg Underberg AG, Dietlikon, Schweiz Diespeck Diespeck Diespeck AUFSESS Kommunikation GmbH, Nürnberg Fürth Thalmässing UniVersa Lebensversicherung a.G., Nürnberg Usingen Nürnberg Fürth ARD-Werbung, Frankfurt Fürth Rückersdorf Nürnberg Nürnberg Datev eG, Nürnberg Berlin – 39 –