zum Heft - Die Alpen

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zum Heft - Die Alpen
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Editorial
Alexandra Rozkosny
Chefredaktorin «Die Alpen»
Vom Paradox, die erste zu sein
Immer schon wünschte ich mir mehr: mehr Kraft, mehr
Ausdauer, mehr Spannung. Dann könnte ich endlich
schwierigere Routen klettern.
Über die Jahre zeigte sich: Mehr Muskelmasse kriegte
ich nicht hin. Und blieb trotzdem fast gleich gut, im
schönen Mittelmass. Klettern ist so grossartig, weil es
eben mehr braucht als Muckis. Grips, Ideen, Technik,
Willen, Knobellust, guten Kaffee, den richtigen Moment
und Erfahrung, am besten viel davon.
Nina Caprez hat das letzten Herbst wieder bewiesen:
Als zweiter Mensch konnte sie im Rätikon Unendliche
Geschichte wiederholen (S. 41). Zehn Jahre nach der ersten Wiederholung. Etliche bissen sich die Zähne an den
zwölf Seillängen aus, waren erfolglos.
Die Presse jubelte: erste Frauen-Erstbegehung! Nina
Caprez wehrte sich auf ihrem Blog postwendend gegen
den Titel: «Meiner Meinung nach gibt es keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern, vor allem nicht in
senkrechten, technischen Wänden wie dem Rätikon. Es
gibt nur einen wichtigen Unterschied, nämlich den zwischen den Erstbegehern und den Wiederholern. Letztere sind in der privilegierten Position zu wissen, dass die
Route kletterbar ist.» Klare Sache also?
Nicht ganz: Denn sie geistert immer noch herum, die
Frauen-Erstbegehung. Neuerdings als «FFA», First Female Ascent (S. 44). Ich frage mich: Wofür bloss? Ist der
Titel eine aufmunternde Geste der vorwiegend männlichen Alpingemeinde an das «schwache» Geschlecht?
Im Sinne eines Trostpreises? Oder sind es die Frauen
selbst, die sich so etwas Ruhm sichern wollen?
Die amerikanische Spitzenklettererin Sasha DiGiulian
sammelte 2015 reihenweise FFAs. Geschäftstüchtig wie
sie ist, wandelte sie diese «Auszeichnungen» bei Sponsoren postwendend in Geld um. Für DiGiulian ist der
Fall klar: FFAs sind ein Karrierebooster. Paradoxerweise stimmt das für sie. Andererseits gibt es etliche Frauen, die sich wie Nina Caprez explizit wehren, wenn eine
ihrer Leistungen als «Frauen-Erstbegehung» abgestempelt wird. Für diese sind FFAs nur Ballast. Womit
sie meiner Meinung nach Recht haben. Die erste Frau in
einer Route zu sein, das erregt Aufmerksamkeit, und
die ist heute bares Geld wert. Nur: Das ist zu kurz gedacht. Der Stempel FFA reduziert eine Leistung auf die
Geschlechterfrage und schliesslich auf die reine
Schwierigkeit.
Aber Klettern ist viel mehr als das. Jede und jeder muss
für ein bestimmtes Kletterproblem eine eigene, einmalige, auf die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten abgestimmte Lösung finden. Und das gibt es wohl in kaum
einer anderen Sportart.
Meilenstein im Rätikon: Nina Caprez am
Anfang der Schlüsselstelle (8b+) der Unendlichen Geschichte. Foto: Robert Bösch
Februar 2016 3
10
Tourentipp Schneeschuhe
Exoten unterwegs
Mit Schneeschuhen sind auch Touren mit alpinem
Charakter möglich. Zum Beispiel auf den Piz Giuv.
22
Wissen Geschichte
Der Ski der Wikinger
Wie traditionelle Skifahrer aus dem Altai halfen,
einen vom Gletscher freigegebenen Ski aus der
Wikingerzeit zu fahren.
17
Sicherheit
Die ideale Skitour per
Mausklick?
Mithilfe von digitalen Geländemodellen lassen sich
Angaben aus dem Lawinenbulletin auf einzelne Touren
herunterbrechen. Doch wie sicher ist die Tourenplanung
per Mausklick?
Alpen-Archiv online
«Die Alpen» sind auch online: Alle Ausgaben sind im Internet
zu finden unter www.sac-cas.ch.
4
Februar 2016
44
Stark und schnell
Können Erstbegehungen
weiblich sein?
«First Female Ascents» – Marketingmasche oder
Wertschätzung?
Inhalt Februar 2016
Rubriken
Tourentipp
10 Exoten unterwegs
Mit Schneeschuhen im Hochgebirge
34 Im Niemet-Land
Skitouren im einsamen Val Niemet
48 Maya oder Becca
Den einen Gipfel bewundern, am
anderen Ski fahren …
46
Berge und Umwelt
Sicherheit
Steinböcke unter Beobachtung
17 Die ideale Skitour per Mausklick?
Digitale Tourenplanung mit Geländemodell und Lawinenbulletin
Wegen einer Epidemie gaben die französischen Behörden
rund 300 Steinböcke zum Abschuss frei. Die Population
in der Schweiz ist nicht gefährdet.
Berge und Umwelt
46 Steinböcke unter Beobachtung
Stark und schnell
40 Erste 9b der Schweiz?
41 Im Bann der Unendlichen
Geschichte
Nina Caprez und Babsi Zangerl
im Rätikon
44 Können Erstbegehungen weiblich
sein?
Kontroverse um «First Female
Ascents»
Wissen
22 Der Ski der Wikinger
Bergleben
48
Tourentipp Ski und Snowboard
Maya oder Becca
La Maya ist ein Berg zum Anschauen, die Becca de Lovégno
einer zum Ski fahren. Eine Rundtour im Val d’Hérens, der
Heimat von Maurice Zermatten.
32 Vater des ultraleichten Skischuhs
Pierre Gignoux macht
Siebenmeilenstiefel
Service
21Leserbriefe
28 In Kürze
54 Neue Bücher, Filme und Webseiten
56Agenda
58 Neu auf dem Markt
64 Impressum, Leserfoto
Janine Patitucci und Alberto De Giuli machen sich bereit
für den Abstieg ins Vallon-Couloir im Sella-Massiv
der Dolomiten.
Foto: Dan Patitucci
«Nach einer Abseilstelle wartet im 50 Grad steilen Couloir
eine Abfahrt ins Val Mesdì. Spannend: Das Couloir ist wie ein
kleines Labyrinth, das sich einem erst nach und nach
erschliesst. Der Schnee in diesen Rinnen ist eigentlich
typischerweise hart. Aber als das Foto entstand, waren wir
überrascht vom perfekten Pulverschnee und glücklich,
dass ihn vor uns noch niemand gefunden hatte.»
Februar 2016 5
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Steck
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Extrembergsteiger Ueli Steck hat mit seinem neuen Projekt „82 Summits“ seinem Spitznamen „The Swiss Machine“ alle Ehre gemacht. Innerhalb von 62 Tagen
bestieg er alle 82 Viertausender der Alpen. Er kletterte allein, mit Kollegen oder mit seiner Frau. Die Strecken zwischen den Bergen legte er mit dem Fahrrad
zurück. Was er unterwegs erlebt hat, wird er live mit spektakulären Filmaufnahmen und atemberaubenden Fotos präsentieren. Ueli Steck berichtet auch von
seinen persönlichen Eindrücken und den Vorbereitungen für die Expedition 2013 an der Annapurna-Südwand. Dieser Berg forderte das Letzte von ihm.
Während 28 Stunden kletterte er bei eisiger Kälte und Dunkelheit an seinem absoluten Limit.
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Mit Schneeschuhen ins Hochgebirge: Das
geht zum Beispiel gut auf den Piz Giuv.
Die letzten Meter vor dem Gipfel
quert man ohne Schneeschuhe.
Februar 2016 11
Im Abstieg vom Übergang westlich der Mittelplatten (P. 2472). In der Bildmitte die Etzlihütte.
Text und Fotos: Franz Ulrich
Wie Affen im Käfig kommen wir uns vor, so werden wir angestarrt. Dabei unterscheidet uns nicht viel von allen anderen
Tourengängern, die an diesem prächtigen Tag auf den Piz
Giuv wollen. Nur – wir sind mit Schneeschuhen unterwegs.
Ohne Kurzski im oder Snowboard am Rucksack.
Was in den Voralpen oder im Jura gang und gäbe ist (und
durch vielfältige Führerliteratur legitimiert scheint), ist in
höheren Lagen immer noch eine Seltenheit. Ich erinnere
mich an eine wunderbare Tour Jahre zurück auf der Haute
Skitouren können auch mit
Schneeschuhen begangen werden.
Die meisten
Seriöse Vorbereitung und realistische Selbsteinschätzung
sind ein Muss.
12
Februar 2016
Route von Zermatt nach Arolla, als eine Hüttenwartin uns
am Telefon weismachen wollte, dass das mit Schneeschuhen
sicher nicht ginge. Natürlich ging es.
Schweisstreibend ist der Aufstieg von Rueras durch das Val
Milà zu den Mittelplatten für alle. Die Märzsonne brennt,
und der Schlusshang ist steil. Die griffigen Eisen an den
Schneeschuhen und die noch harte Skispur ergänzen sich
ideal. Früher wurden wir Schneeschuhläufer ab und zu angefaucht, wenn wir in der Skispur liefen und diese etwas
verbreiterten oder stellenweise sogar in die Tiefe ausbauten.
Aber wem gehört die Spur schon? Wem gehört der unbefahrene Hang? Die Fragen sind müssig. Auch für uns ist es oft
einfacher, in einer vorhandenen Spur zu laufen. Mutwillig
zerstören wir keine Spur.
Tourentipp Schneeschuhe
Die Aufstiegszeiten mit
Schneeschuhen sind etwa gleich
wie mit Tourenski.
Die Etzlihütte (2052 m).
Die Distanz zu den nachfolgenden Skifahrern bleibt konstant. Wenn es nicht so wäre, läge es weniger am Fortbewegungsmittel als an der individuellen Kondition. Von den
Mittelplatten gehts rasant 500 Höhenmeter runter; der
Schnee auf dieser Nordflanke ist noch wunderbar pulvrig,
ein echter Genuss. Auch in diesem Punkt sind wir uns einig:
Bei guten Schneeverhältnissen und im steilen Gelände sind
wir im Abstieg fast so schnell wie mit Ski. Nur unsere Spuren
sind, ich gebe es gerne zu, nicht ganz so ästhetisch wie die
schönen Bogen der Skifahrer, aber die Freude ist genau so
gross. Beim kurzen Gegenanstieg zur Etzlihütte verlieren
wir jedoch keine Zeit mit Anfellen.
Vorhandene Aufstiegsspuren werden
auch von Schneeschuhläufern gerne
benutzt. Mutwillig beschädigen wir
Alpintaugliche Schneeschuhe mit
Harscheisen und Steighilfen machen
das Schneeschuhlaufen zum Genuss.
keine Spur.
Februar 2016 13
Längere Traversierungen sind mit Schneeschuhen mühsam,
da sie immer plan auf dem Untergrund aufliegen.
«Kante geben» wie bei Ski ist nur im weichen Schnee möglich.
Aber: Schneeschuhe benötigen keine Steigfelle.
Ein ständiges Licht-und-Schatten-Spiel begleitet den Aufstieg zur Giuvlücke.
Die Aufstiegsspur teilen wir uns mit Skifahrern.
14
Februar 2016
Tourentipp Schneeschuhe
flachen Gelände
oder auf guten Fahrstrassen
sind Tourenski schneller.
Im relativ
Im steilen Gelände und bei
guten Schneeverhältnissen geht der
Abstieg mit Schneeschuhen fast so
schnell wie mit Ski.
Spätestens am Abend sind die Unterschiede zwischen den
beiden Spezies bei Hüttenkaffee, einem Glas gebranntem
Enzian und einem zünftigen Jass eingeebnet.
Anderntags werden wir die knapp 1100 Höhenmeter zum Piz
Giuv in 3½ Stunden geschafft haben. Kurz nach uns starten
unsere Jasspartner mit den Tourenski. Die steile Traversierung
vor der Giuvlücke ist mit den Schneeschuhen mühsam; sicherheitshalber nehmen wir die Pickel in die Hand, um im Falle
eines Abrutschens die Fahrt sofort beenden zu können. Für
die letzten Meter schnallen wir die Schuhe sogar auf den Rucksack. Die Skifahrer tun es uns gleich. Der Rest der Tour ist
schnell erzählt: Gratulation und herrliche Aussicht vom
3096 m hohen Gipfel, rassiger Abstieg ins Val Giuv – genau
hier auf dem Talboden würde ich die Schneeschuhe gerne
gegen Ski umtauschen, Marsch hinunter nach Dieni zur
Bahnstation. Ein riesiger Coupe Dänemark rundet den Skitag, äh pardon, den unvergesslichen Schneeschuhtag ab.
Tauschen möchten wir nicht!
Franz Ulrich
ist freischaffender Naturfotograf und bewegt
sich gerne zu Fuss und mit Schneeschuhen in
alpinem Gelände.
Schneeschuhläufer sind glücklich
mit ihrem Fortbewegungsmittel.
In der Regel möchten sie es nicht
gegen Ski eintauschen.
Februar 2016 15
Tourentipp Schneeschuhe
Praktische Infos
1. Rueras (1447 m)–Mittelplatten
(2472 m)–Etzlihütte (2052 m)
Eckdaten: WS+, 4 h, ↗1070 Hm,
↘ 470 Hm
Route: Vom Bahnhof Rueras durch das
Val Milà nach Paliu Cotschna (2215 m).
Oberhalb der Schutzhütte über ein
Felsband zum Punkt 2472 m. Abstieg in
der Falllinie nach Müllersmatt
(2000 m).
Hinweis: Im Aufstieg teilweise 35 Grad
Hangneigung
2. Etzlihütte (2052 m)–Piz Giuv
(3096 m)–Dieni (1427 m)
Eckdaten: ZS-, 5 h, ↗1050 Hm,
↘1650 Hm
Route: Von der Hütte hinunter zum Etzlibach, dann über eine markante Moräne zum Spillauibielfirn. Über weite
Hänge in die Giuvlücke zwischen Piz
Giuv und Hälsigrat. Je nach Verhältnissen in leichter Kletterei oder auf
Schnee über den Grat zum Gipfel und
auf demselben Weg zurück zur Lücke.
Die Felsen unterhalb der Giuvlücke
vermeidend erst links halten, dann in
der Falllinie ins Val Giuv. Von Pt. 1754
östlich zur Passstrasse und hinunter
nach Dieni.
ENDE DEUTSCH:
Nun geht es nur noch runter: schöne Aussichten im Val Giuv.
Oft ist das Tal jedoch gefüllt mit Lawinenschnee, was das
Vorwärtskommen mühsam macht.
LEGENDE F:
Anreise
LEG it:
Ausrüstung
Literatur
Bahn via GöscheSul Piz Giuv con le racchette
A raquettes au Piz Giuv
Lawinenausrüstung wie auf Ski- und
Martin Maier, Skitouren Zentralschweinen/Andermatt oder Chur/Disentis
1 Rueras
- Mittelplatten
- SAC Etzlihütte
Snowboardtouren,
und
zer Voralpen
und Alpen, Einsiedeln bis
- SAC Etzlihütte evtl. Steigeisen
1 Rueras - Mittelplatten
nach
Rueras - Mittelplatten
- SACRueras
Etzlihütte
2 Etzlihütte - Piz Giuv - Dieni
2 Etzlihütte - PizPickel
Giuv - Dieni
Etzlihütte - Piz Giuv - Dieni
Gotthard, SAC Verlag, Bern 2015
Ausgangsort
Schneeschuhen aufJe
dennach
Piz Giuv
Auto
27,9
Karten
Übernachtung
ÖV
Rechtsverbindliche
Zones de tranquillité
et
sites
de
protection
de
la
Zone
di
tranquillità
e
siti di protezione
1,1Wildruhezonen und
LK 1 : 25 000, Blatt 1212 Amsteg
Etzlihütte:
Tel.della
041 820 22 88, info@etzliWildschutzgebiete:
Zum Schutz der Wildtiere
faune
contraignants: Afin de protéger la faune,
fauna selvatica vincolanti: allo scopo di proCO 2 -Treibhausgas,
in kg pro Person
und
huette.ch,
www.etzlihuette.ch
dürfen diese Zonen nur auf erlaubten Wegen
on ne peut emprunter
à l’intérieur de
ces zones
teggere la fauna è permesso
percorrere,
LK
1 : 50 000,
Blatt
256
S
Disentis/
Weg: Beispielreise Olten–Rueras.
und Routenbegangen werden. Details unter
Quelle: www.sbb.ch
respektiere-deine-grenzen.ch/karte
que les chemins et itinéraires autorisés.
Mustér
Détails sur respecter-cest-proteger.ch/carte.
all’interno di queste zone, soltanto i sentieri e
gli itinerari autorizzati. Dettagli su
chi-rispetta-protegge.ch/carta.
Etzlihütte SAC
2
Piz Giuv
(3096 m)
1
Mit Schneeschuhen auf den Piz Giuv
1 Rueras–Mittelplatten–Etzlihütte SAC
2 Etzlihütte–Piz Giuv–Dieni
Rueras
Dieni
LK 1 : 100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
CN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017)
16
Februar 2016
LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017)
Rechtsverbindliche Wildruhezonen
und Wildschutzgebiete: Zum Schutz der
Wildtiere dürfen diese Zonen nur auf erlaubten
Wegen und Routen begangen werden. Details
unter respektiere-deine-grenzen.ch/karte
Sicherheit
Die ideale Skitour per Mausklick?
Digitale Tourenplanung mit Geländemodell und Lawinenbulletin
Programme wie www.skitourenguru.ch helfen bei der Auswahl sicherer Routen. Der Einsatz automatischer Tools birgt
aber auch Risiken.
Text: Stephan Harvey und Lukas Dürr (SLF)
Wetterprognose fürs nächste Winterwochenende: «Ganze
Schweiz: Hochdruck bestimmtes Wetter mit viel Sonne und
guter Fernsicht in den Bergen.» Nach den letzten trüben Wochenenden stehen zwei Prachtstage bevor. Endlich wieder
mal mit Freunden eine Skitour unternehmen und dem Nebel
entfliehen. Doch wo soll es morgen hingehen? Ins Prättigau?
Bedretto-Tal? Diemtigtal? Simplon? Val d’Anniviers? Welche
Tour macht morgen Sinn? Wie sieht es mit der Lawinengefahr
aus? Ideal wäre jetzt ein Tool, das alle Fragen beantwortet
und per Mausklick eine Auswahl geeigneter Skitouren liefert.
So müsste man nicht schon wieder Tourenführer wälzen,
Kartenblatt um Kartenblatt auffalten, Schlüsselstellen suchen und diese mit dem Lawinenbulletin vergleichen sowie
Webportale nach Touren­einträgen durchforsten. Seit Herbst
2014 existiert dafür die Onlineplattform w
­ ww.skitourenguru.ch. Günter Schmudlach, Entwickler und Herausgeber der
Website, führt über 600 Skitourenrouten auf. Ihr Risiko wird
täglich anhand des aktuellen Lawinenbulletins und der digitalen Geländedaten beurteilt. Auf Basis der in der Praxis
gängigen grafischen Reduktionsmethode (GRM) berechnet
Eine Tourengruppe legt im Oberalpgebiet ihre Spur. Bei der Planung können Angebote wie www.skitourenguru.ch
wertvolle Hinweise geben. Die Beurteilung im Gelände können sie aber nicht ersetzen. Foto: Bruno Honegger/zvg
Sicherheit
Abb. 1: Beispiel einer Auswahl von Skitourenrouten auf
www.skitourenguru.ch am 18.02.2015. Sie sind bewertet
nach der Grafischen Reduktionsmethode (GRM). Die Farben bedeuten:
Grün = geringes Risiko
Orange = erhöhtes Risiko, Vorsicht und Erfahrung nötig
Rot = hohes Risiko, Verzicht empfohlen
Quelle: swisstopo/skitourenguru.ch
der Computer einen kontinuierlichen Risikowert zwischen
0 («unteres grün») und 3 («oberes rot»). Er nimmt eine Bewertung für die gesamte Route sowie für einzelne Streckenabschnitte vor. Die Website bietet im Weiteren den Service,
eine Routenauswahl anhand der Anreisedistanz, der Höhenlage des Ausgangspunktes, der Höhenmeter und der Schwierigkeit einzugrenzen. Der User erhält dann eine Liste mit
Touren, die im «grünen» Bereich der Reduktionsmethode
liegen, für die also ein kleines Lawinenrisiko berechnet wurde. Wer will, kann sich zusätzlich auch die «orangen» oder
«roten» Touren anzeigen lassen (Abb. 1).
In einem zweiten Schritt kann eine Tour angewählt und auf
einer Swiss­topo­karte mit den bewerteten Routenabschnitten
dargestellt werden. Das der Berechnung zugrunde liegende
Lawinenbulletin und weitere Informationen zur Tour sind
ebenfalls ersichtlich (Abb. 2 und 3).
Grafische Reduktionsmethode digital umgesetzt
Mit dem Aufkommen von geografischen Informationssystemen (GIS) entstand bereits vor Jahren die Idee, dynamische
Risikokarten durch Kombinieren von Lawinenbulletin und
Abb. 2: Beispiel Pazolastock bei «erheblicher Lawinengefahr» am
18.02.2015 auf www.skitourenguru.ch. Die besonders gefährlichen
Routenabschnitte sind gemäss GRM rot markiert und bedeuten ein
hohes Risiko. Quelle: swisstopo/skitourenguru.ch
18
Februar 2016
Gelände zu erzeugen. Der Durchbruch scheiterte jedoch immer wieder an der kartografischen Grundregel, dass ungenaue Information nicht genau dargestellt werden sollte. Zudem waren hochaufgelöste digitale Karten und gute
Geländedaten für die ganze Schweiz lange Zeit kaum verfügbar. Letzteres hat sich inzwischen geändert. Mittlerweile gibt
es verschiedene Ansätze, um die Planung von Skitouren zu
unterstützen.
Mit verfeinerten Anwendungsregeln können entsprechende
Tools die GRM nutzen, um einen Risikocheck durchzuführen. So werden beispielsweise Hangbereiche ausserhalb der
im Lawinenbulletin erwähnten Expositionen oder Höhenstufen eine Gefahrenstufe tiefer eingestuft.
Diese Automatisierung ist möglich, da die Anwendung der
GRM bis zu einem gewissen Grad klar definiert ist. Doch es
bestehen Einschränkungen, weil bestimmte Eingangsgrös­
sen der GRM auch Interpretationsspielraum zulassen. So ist
gemäss dem Merkblatt Achtung Lawinen bei «geringer» und
«mässiger» Lawinengefahr die steilste Stelle im Bereich der
Spur massgeblich; bei «erheblicher» Gefahr hingegen die
steilste Stelle im ganzen Hang. Es ist jedoch nicht klar defi-
niert, wie weit um die Spur herum die Geländesteilheit berücksichtigt werden muss, mit anderen Worten: Es ist nicht
klar, wie der «ganze» Hang definiert wird. Der Skitourenguru geht auf diese Schwierigkeiten ein. Seine Berechnungsmethode nimmt die GRM als Basis. Das dahinterliegende
Modell ist aber weiter entwickelt und berücksichtigt zusätzlich geländespezifische ­Eigenschaften wie Geländerücken,
Grate oder Wald. Es erhält ausserdem einen Ansatz für die
Fliessrichtung potenzieller Lawinen. Zudem wird bei «erheblicher» Lawinengefahr der berücksichtigte Hangbereich
mittels ­einer Textanalyse des Lawinenbulletins angepasst.
Richtungsweisend, aber nicht ausreichend
Doch was taugt die automatische Risikobewertung, im Speziellen die von www.skitourenguru.ch? Die Risikobewertung
von Skitourenrouten unterstützt Skitourengeher bei der
Tourenauswahl und lenkt sie auf Touren mit relativ kleinen
Lawinenrisiken. Der Vorteil der Automatisierung ist, dass
die Resultate für alle Gebiete und Anwender nach den gleichen Vorgaben berechnet werden und dass in sehr kurzer
Zeit eine Vielzahl von Touren analysiert werden können. Die
Abb. 3: Beispiel Pazolastock bei «mässiger Lawinengefahr» am 08.01.2015. Kritische
Routenabschnitte sind orange markiert und damit als erhöhtes Risiko bewertet.
In beiden Fällen (Abb.2 und 3) wichtig: Die Bewertung von skitourenguru ist nur eine
erste Hilfe bei der Tourenwahl. Quelle: swisstopo/skitourenguru.ch
Februar 2016 19
Abfahrt vom Piz Borel. Je gründlicher die Tourenplanung, desto unbeschwerter die Abfahrt.
automatische Analyse hilft somit in der Tourenplanung bei
der Beantwortung von folgenden Fragen:
• Auf welche Tour gehe ich morgen sinnvollerweise?
• Wo führt die Tour durch, und wo erwarten mich Schlüsselstellen?
Besonders die Gesamtbewertung auf www.skitourenguru.
ch liefert eine gute Antwort auf die erste Frage. Es braucht
sehr gute Kenntnisse, um Touren manuell mit der GRM in
gleicher Qualität auszuwählen.
Grenzen der automatischen Risiko­bewertung
Die Grenzen der Anwendung sind vor allem durch die zur
Verfügung stehenden Grundlagen und Faustregeln gegeben.
Das Lawinenbulletin ist eine Einschätzung der regionalen
Gefahr, die wie jede Prognose auch mal falsch sein kann.
Zudem ist die GRM ein sehr vereinfachtes Werkzeug, das
teilweise auf nicht klar definierten Annahmen beruht und
die Komplexität der Risikobeurteilung nur rudimentär abbildet. Daher ist Folgendes zu beachten:
• Wenn die Resultate der Risikobewertungen hochaufgelöst
dargestellt werden, besteht die Gefahr, dass der Benutzer
ihnen eine hohe räumliche Zuverlässigkeit bis hin zum
Einzelhang beimisst. Dabei kann leicht vergessen gehen,
dass das Lawinenbulletin ein stark generalisiertes Produkt
mit einer letztendlich unbekannten Zuverlässigkeit ist.
• In der Bewertung von Einzelabschnitten entstehen teilweise unplausible Ergebnisse. Beispielsweise können bei
erheblicher Lawinengefahr hohe Risikowerte entstehen,
wenn die Route in der Nähe von Felswänden verläuft.
• Die Bewertung beschränkt sich lediglich auf das Lawinenrisiko der eingezeichneten Routen. Eine Abweichung von
20
Februar 2016
Foto: Bruno Honegger/zvg
der vorgegebenen Route kann zu einem anderen Resultat
führen, etwa wenn man bei der Abfahrt von der Aufstiegsroute abweicht.
• Die Resultate der Risikobewertung können beim Übergang von «mässig» zu «erheblich» sprunghaft ändern, da
andere Hangbereiche berücksichtigt werden.
• Da die Berechnungsmethode auf der GRM basiert, sind die
Resultate bei Nassschnee- und Triebschneesituationen
wenig nützlich (siehe Merkblatt Achtung Lawinen).
• Unerfahrene Skitourengeher könnten auf Routen gelenkt
werden, denen sie aus anderen Gründen wie bei­spiels­weise
Orientierung, Witterungsbedingungen, Gletscher oder
technische Schwierigkeit nicht gewachsen sind. So können
auch schwierige Touren bezüglich Lawinenrisiko als
«grün» eingestuft werden.
Obwohl die Plattform www.skitourenguru.ch hilfreich für die
Planung von Ski-, Snowboard- und Schneeschuhtouren ist,
kann sie die eigenverantwortliche Planung nicht ersetzen. Für
die Planung und selbstständige Durchführung von Skitouren
braucht es eine gute Ausbildung. Zudem müssen vorgeschlagene Routen und potenzielle Schlüsselstellen auf der Karte
genau studiert werden. Ebenfalls muss der Skitourengeher
sich über die Wetter- und Lawinenverhältnisse informieren.
Nicht zuletzt spielen die Gruppenzusammensetzung und die
Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer eine wesentliche Rolle
bei der Tourenauswahl. Kurz: Die komplette Skitourenplanung für «Dummies» kann auch der Skitourenguru nicht
bieten, aber er kann sie wesentlich erleichtern.
Leserbriefe
Leserbriefe
Die Leserbriefe geben ausschliesslich die
Auffassung des Autors wieder. Die Redaktion
behält sich die Ablehnung, Annahme und die
Kürzung der Briefe vor. Ihre Meinung erreicht
uns am schnellsten via [email protected].
Gefährdete Hüttenaufstiege?
Zum Artikel «Gefährdete Hüttenzustiege»,
«Die Alpen» 11/2015
Was da immer zusammengeschrieben
wird! Schreckensszenarien werden vom
Schreibtisch aus an die Wand gemalt.
Besonders heikle Stellen gab es schon
immer. Wir im Haslital waren immer mit
dem Spruch unterwegs: «Wär si nid cha
liiden, selli deheimmen bliiben.» Immerhin kann die Trifthütte auf fünf verschiedenen Zugängen erreicht werden,
je nach Jahreszeit wählt man die im Moment sicherste. Der Trifthüttenweg ist
anspruchsvoll und kein Weg für einen
Familienausflug oder für Anfänger, und
das soll auch so bleiben.
Einige Gedanken zum Lauteraarhüttenweg. Es stimmt nicht, dass der neue
Weg sicherer ist. Er ist in einem steilen
Hang angelegt, wo sich zu jeder Zeit
Steine lösen können und immer etwas
in Bewegung ist. Aus Sicherheitsgründen muss man mit etwas Abstand getrennt hochsteigen bis in die Nähe des
Baches. Es ist eine Tatsache, dass
durch die Erwärmung Veränderungen
im Gange sind. Veränderungen in der
Natur gab es schon immer. Aber bergsteigen heisst auch beobachten, sich erkundigen und sich den Verhältnissen
anpassen. Ich bin froh, dass der Zentralvorstand des SAC dieser Mässigung
nachlebt und nicht mit dem Gedanken
spielt, aus j­eder Hütte einen Rummelplatz zu machen.
Martino Ghelma, Meiringen
Diamox kann Sinn machen!
Zum Artikel «Mit Seil, Pickel und Tablette?»,
«Die Alpen» 08/2105
Eine Zusammenstellung über Medikamentengebrauch in den Bergen kann sicher Sinn machen und ist lobenswert.
Was hingegen die Nennung von Diamox
im gleichen Atemzug mit den Amphetaminen soll, ist mir rätselhaft. Der Bergführer, der die Höhe schlechter verträgt
als sein extremalpinistisch tätiger Kollege, soll doch sein Diamox nicht ver-
schämt einnehmen müssen (wie es der
Artikel suggeriert), vor allem wenn damit die Sicherheit seiner Gäste besser
gewährleistet ist. Gefährlich wird euer
Artikel dort, wo er im Leben bedrohte
Personen ohne rasche Abstiegsmöglichkeit davon abhält, das rettende Diamox einzunehmen, weil ihr ihnen einen
falschen Floh ins Ohr gesetzt habt: Diamox = leistungssteigernd = Doping.
Genau dies macht ihr, wenn ihr sowohl
im Untertitel wie auch im Text mit den
zitierten Studien Diamox und Amphetamin in absolute Nähe zueinandersetzt.
Dies nenne ich medizinisch einen Unsinn, ja geradezu fahrlässig. Eure Dopingliste gehört so auf den Misthaufen!
Das Diamox kenne ich seit 1983, mit
sehr vielen, sehr positiven Erfahrungen
als Arzt und Begleiter in den Bergen.
Ich habe es selbst allerdings nur ein
einziges Mal ausprobiert, im Sinne eines Selbstversuchs, ohne irgendeinen
positiven Effekt. Offensichtlich ertrage
ich die Höhe. Selber habe ich Lungenund Hirnödeme auf allen vier Kontinenten miterlebt, auch bei Bergführern im
Berner Oberland. Deshalb macht Diamox bei gefährdeten Personen Sinn!
Hans Walter Bühler, Kandersteg
Stellungnahme von Urs Hefti, Schweizerische Gesellschaft für Gebirgsmedizin
Wir haben keine «Dopingliste» gemacht,
sondern Medikamente mit ihrer Wirkung
und ihren Vor-­und Nachteilen in Bezug
auf die Einnahme im Bergsport aufgeführt. Doping wird gemäss Definition nur
im Leistungssport verwendet und durch
die World Anti-Doping Agency kontrolliert.
Gemäss Standesordnung der FMH sprechen wir von Medikamentenmissbrauch
bei Einnahme von Medikamenten, die quasi off-­label eingenommen werden. Die im
Artikel aufgeführten Substanzen sind ein
Auszug aus dem Papier, das die medizinische Kommission der UIAA nach fünf Jahren intensiver Diskussion publiziert hat.
Sport statt Natur
Zum Artikel «Einschränkungen sind unverhältnismässig und unnötig», «Die Alpen»
11/2015
Als ich in den SAC eintrat, setzte er sich
für den Schutz der Bergnatur ein. Er unterhielt einfache Hütten für Selbstversorger. Bergsteigen und Skifahren waren kein Sport, sondern Bewegung in
der Natur. In den letzten Jahren ist der
SAC zum Sportverein geworden. Er för-
dert den Wettbewerbs- und Rekordgedanken: drei Nordwände am gleichen
Tag in Rekordzeit, Kletterwettbewerbe
in Hallen, Bergsteigen nicht nur für
Bergführer als Beruf. Sport mit seiner
lächerlichen Rekordsucht führt unweigerlich zu Korruption, Bestechung und
Doping. Wenn er in der Natur stattfindet, ist Übernutzung die Folge, weil
Sport vom Wettbewerbsgedanken getrieben hartes Training in jeder freien
Minute erfordert. Die Natur spielt nur
noch als Kulisse eine Rolle, die darin lebenden Pflanzen und Tiere sind völlig
nebensächlich, Rücksichtnahme auf
Pflanzen und Vögel in den Felswänden
des Jura gibt es nur widerwillig und mit
Vorbehalten. Das Fass zum Überlaufen
gebracht hat bei mir nun die schändliche Stellungnahme von SAC-Kreisen im
Zusammenhang mit dem Naturpark
Adula. Sie lässt jeden Respekt vor der
Tier- und Pflanzenwelt vermissen. Ich
überlege mir ernsthaft den Austritt aus
dem SAC, was mir nach 60-jähriger Mitgliedschaft und vier Jahren JO SAC sehr
schwerfällt.
Hans Neeracher, Kyburg-Buchegg
Dank an die SAC-Verantwortlichen
Zum Editiorial Kein freier Zugang im Parc Adula in «Die Alpen 11/2015
Es ist mir ein Anliegen, den Verantwortlichen des SAC für ihren Einsatz für
einen massvollen Umweltschutz und für
einen möglichst freien Zugang zu unserer Bergwelt zu danken. Ich bin überzeugt, dass viele Mitglieder diese Arbeit
schätzen und die Stossrichtung generell
befürworten. Offenbar ist es nicht für jedermann selbstverständlich, dass auch
über die Belange des Umweltschutzes
diskutiert werden darf und dieser nicht
automatisch über allen anderen Interessen steht («uneingeschränkter Schutz»).
Gerade die Leserbriefe im Heft 12/2015
haben bei mir ungute Erinnerungen im
Zusammenhang mit Diskussionen über
Felssperrungen im Basler Jura geweckt. Auch da hat mir öfters das Augenmass auf Seite der «Schützer» gefehlt; ich bin überzeugt, dass damit
gerade auch für die Umwelt mehr erreicht werden könnte.
Daniel Traber
Februar 2016 21
Wissen Geschichte
Der Ski der Wikinger
Fuhren die Wikinger Telemark?
Ein Gletscherfund aus Norwegen wirft neues Licht
auf die Geschichte des Skifahrens.
Text: Peter Walthard
Die Überraschung war nicht der Ski.
172 Zentimeter lang, 14,5 Zentimeter
breit, hatte ihn 2014 ein abschmelzender Gletscher im Reinheimen-Nationalpark freigegeben. Die Datierung
ergab ein Alter von 1300 Jahren. Bei
anderen Fundstücken in Norwegen
waren es auch schon 5000 Jahre, beim
«ältesten Ski der Welt», gefunden in
Nordrussland, 8000. Die Überraschung war die Bindung: Nach 1300
Jahren im Eis war sie noch intakt. Eine
der ältesten erhaltenen Skibindungen
der Welt. Und sie gab Rätsel auf.
Zum Abfahren gebaut
Bis dahin ging man davon aus, dass Ski
in der Vorzeit nicht mehr waren als eine
Art primitiver Schneeschuhe. Diese
Bindung aber umspannte auch die Ferse mit einem Lederriemen: Der Reinheimen-Ski war ein primitiver Telemarkski. «Mit diesen Ski konnte man
abfahren», sagt Archäologe Espen
Finstad. Das stellte alles auf den Kopf,
was man in der stolzen Skination Norwegen über die Geschichte des Skifahrens zu wissen glaubte. Bislang ging
man davon aus, dass Sondre Norheim,
Erfinder des Telemarkskis, 1868 als
Erster auf die Idee mit der Fersenbindung gekommen sei.
Doch den Unbekannten, die ihren Ski
vor 1300 Jahren in Reinheimen zurückliessen, war Norheims «Erfin-
dung» längst bekannt. Das stellte die
Forscher vor Fragen. Offensichtlich
stammt der «Wikingerski» aus einer
ganz anderen Tradition. Aber aus welcher? Und wie war man damals mit ihm
unterwegs?
Älteste Skination im Altai
Der Antwort näher kamen die Forscher
dank Aiken Jasan, einem Austauschstudenten aus China, der mit Finstad
zusammenarbeitete. Als er den Ski sah,
erzählte er den verblüfften norwegischen Kollegen von der stolzen Skitradition im Altai, die Jahrtausende zurückgreift.
Die Bewohner des Altai zimmern ihre
Ski aus Baumstämmen, die sie in mühevoller Arbeit spalten, wässern und
über den offenen Feuer krümmen. Als
Aufstiegshilfe dienen Pelze, die fest am
Ski befestigt sind und auch für die Abfahrt taugen. Mit diesen Latten überwinden sie im Winter grosse Distanzen. Und im eiskalten und luftig
trockenen Pulverschnee ihrer Heimat
machen sie damit auch wilde Abfahrten: um Hirsche einzufangen. «Sie
überraschen sie in voller Fahrt, werfen
ein Lasso um das Geweih und stemmen
sich mit den Ski in den Schnee», sagt
Finstad. Mit den langen Latten im
Schnee festgekeilt, gewinnen sie den
Ermüdungskampf mit dem Wild fast
immer.
Jasan aktivierte seine Kontakte und organisierte eine Exkursion in den Altai.
Im Anschluss besuchten traditionelle
Skifahrer von dort Norwegen. Sie zeigten den Forschern, wie man den prähistorischen Ski fährt. Dazu hatten diese
von lokalen Skiherstellern eine genaue
Rekonstruktion des Skis anfertigen lassen und selbst getestet.
In voller Rücklage
Ohne Kanten waren die breiten, langen
Latten aber nur schwer zu beherrschen.
Die Profis aus China zeigten den Norwegern, wie es geht: in voller Rücklage,
mit einem kräftigen Holzstock, der als
Stütze und Ruder zugleich dient. Am
Skifestival in Lom wurde die neue alte
Technik offiziell vorgestellt. Das lokale
Bergsteigermuseum will ab diesem
Winter rekonstruierte Ski an Touristen
vermieten.
Wikinger auf Ski: So waren die Skandinavier
vor 1300 Jahren in den Skanden unterwegs.
Skifahrer aus dem Altai am Skifestival in
Lom. Archäologen hatten sie eingeladen, um
mehr über die uralte Skitechnik zu lernen.
Ma Ligin zeigt wies geht: Der Altaiskifahrer
stützt sich bei der Abfahrt auf einen Holzstock, der Zugleich als Ruder funktioniert.
Fotos: Espen Finstad
Enge Verbindung im Norden
Doch was ist die wissenschaftliche Erkenntnis aus dem Reinheimen-Ski?
«Es scheint eine sehr alte Verbindung
zwischen Asien und Nordeuropa zu geben», sagt Finstad. Bis dahin ging man
nämlich davon aus, dass Ski an unterschiedlichen Orten unabhängig voneinander erfunden worden seien. Dass
die Skifahrer aus dem Altai auf Anhieb
wussten, wie der Wikingerski zu fahren ist, wirft ein anderes Licht auf die
Geschichte. «Mit dieser Technik konnten Jäger und Sammler riesige Distanzen zurücklegen», sagt Finstad. «Vielleicht auch schon vor 10 000 Jahren.»
Oder noch früher? «Wir wissen es
nicht. Mit dieser Technik wäre das auch
mitten in der Eiszeit möglich gewesen.» Vor 20 000 Jahren.
Vom Gletscher freigegeben:
der 1300 Jahre alte Reinheimen-Ski.
Foto: Vegard Vike, Kulturhistorisk museum,
Universitetet i Oslo
Februar 2016 23
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E-LEARNING FÜR
LAWINENKUNDE
«White Risk» wird um ein E-LearningModul erweitert: Zusammen mit der SUVA
stellt das Institut für Schnee- und Lawinenforschung auf www.whiterisk.ch mit
dem Tool «Learn» aufeinander aufbauende
Lektionen zur Verfügung, mit dem sich die
User Lawinenwissen aneignen und üben
können. Am Schluss jeder Lektion kann
das Wissen mit einem Test überprüft werden. Auch die App wurde erweitert: Sie hat
nun ein Rückmeldeformular zur aktuellen
Schneesituation.
Redaktion
Von Unfällen anderer lernen: Mehrere Websites bieten
die Möglichkeit dazu. Foto: Rega/zvg
VON UNFÄLLEN
ANDERER LERNEN
Camptocamp baut eine neue partizipative Datenbank mit Daten über Unfälle und Vorfälle
in den Bergen auf. Das Prinzip: Opfer und
Zeugen teilen ihre Erfahrungen mit, die anderen können daraus Lehren für ihr Verhalten
ziehen. Das SERAC genannte und zusammen
mit der Stiftung Fondation Petzl erarbeitete
Tool wird ungefähr ab April auf der Website
www.camptocamp.org aufgeschaltet sein.
In der Schweiz gibt es bereits seit 2013 eine
solche Datenbank. Die Plattform www.alpinesicherheit.ch liefert für gemeldete Zwischenfälle eine Beschreibung und einen Kommentar
eines Experten. Betrieben wird sie vom SAC
und von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Bergportal.
Die Eiskletterer verfügen über eine eigene internationale Datenbank: Die Website www.icefall-data.org enthält hauptsächlich Beobachtungen von Europa und Nordamerika.
Alexandre Vermeille
28
Februar 2016
SKITOURENKARTEN
ONLINE ABRUFBAR
Unter www.map.geo.admin.ch findet man bald die Skiund Schneeschuhtouren von swisstopo. Ab Mitte Februar
steht dort ein neues Hilfsmittel für die Tourenplanung zur
Verfügung. Nebst den Funktionen «Offline», «Einbinden
in Website», «Zeichnen» und «Messen» können die Karten
auch ausgedruckt werden. Dazu einfach links im Menü das
Thema «Schneesport» anwählen. Die Routen sind auf die
neusten Tourenführer des SAC abgestimmt. In den festgelegten Wild­r uhe­zonen und Wildschutzgebieten werden nur
die erlaubten Routen angezeigt. Damit wird es für Tourengänger noch einfacher, ihren Sport naturverträglich auszuüben. Seit Dezember kann man sich die Karten zudem in
einer simulierten 3-D-Ansicht anzeigen lassen.
Bislang stellte swisstopo die Winterrouten nur in gedruckter Form zur Verfügung.
Redaktion
Ab Februar online: Ski- und Schneeschuhtouren-Routen
von swisstopo, auf Naturverträglichkeit geprüft
und auf Wunsch in simuliertem 3-D. Foto: swisstopo
HISTORISCHER MOMENT
EINE WINTEREXPEDITION AUF
DEN GULMEN
Die «Alpina. Mitteilungen
des Schweizer Alpenclub»
brachte erstmals in der
Mainummer 1901 einen
Bericht von einer «Winterexpedition auf den Gulmen», die neun Mitglieder
der Sektion Uto am Sonntag, 10. Februar 1901, unternommen hatten. Sie
stiegen von Weesen (431 m)
nicht etwa mit Schneeschuhen oder Ski, sondern
zu Fuss auf diesen Gipfel
(1789 m), der «einen Besuch vollkommen lohnt».
Zwei Clubisten trugen gar
Wann bietet der SAC wieder Schlittelexkursionen an?
Aus: Alpina. Mitteilungen des Schweizer Alpenclub, 1. Mai 1901.
einen Schlitten hoch und
versuchten sich im Neuschnee mit Abfahren, wenigstens bis Amden; weiter
gegen den Walensee hinab
waren die Hänge grün. Der
Bericht endet mit dieser
Hoffnung: «Mögen die
Winterexkursionen nun
fürderhin vom Programm
der Sektion Uto nicht mehr
verschwinden.» Für den
Winter 2015/16 bietet die
mitgliederstärkste
­SAC-Sektion folgendes
Programm: 222 Ski-,
58 Schneeschuh- und
18 Snowboardtouren, neun
GESCHWISTER GÖTZ HABEN STARTGELD BEISAMMEN
Der Weltcup steht den beiden 16-jährigen Eiskletterern Sina und Lukas
Götz offen: Dank einer Crowdfundingkampagne können sie die Kosten von 7500 Franken für Reisen und
Ausrüstung aufbringen. Die Kampagne wurde vom SAC zusammen mit
einem Team der Hochschule für
Technik und Wirtschaft Chur unterstützt. Crowdfunding leiste einen
wertvollen Beitrag für die Entwicklung junger Sportler, sagt Patricia
Heiniger, Fachleiterin Events & Marketing beim SAC: «Es ist uns ein Anliegen, dass Jugendliche das Sponsoring selbst in die Hand nehmen.»
Redaktion
Starten mit neuem Selbstvertrauen: Sina
und Lukas Götz haben mit Crowdfunding
einen Teil des nötigen Geldes für die
Eisklettersaison sammeln können.
Foto: David Schweizer
Mal Eisklettern, zwei Mal
Snowkiten sowie zahlreiche
Wanderungen; drei Mal der
Gulmen mit Ski, drei Mal
die Vorder Höhi (1537 m) zu
Fuss bzw. mit Schneeschuhen. Exkursionen mit
Schlitten fehlen (noch).
Daniel Anker, Bern
VALERETTE:
NEUE HÜTTE
Das Refuge de Valerette
(2040 m) oberhalb von
Monthey/VS ist wieder da.
Die neue Hütte wurde im
Herbst 2015 an den Standort der alten, 2012 zerstörten Hütte geflogen. Sie bietet im Sommer wie im
Winter Platz für rund zwölf
Personen. Sie ist unbewartet und verfügt über keine
Schlafplätze, dafür über
eine Holzheizung und eine
solar gespeiste Beleuchtung. Der Neubau der Hütte
ist dem Verein Amicale de
Valerette zu verdanken.
Mehr auf www.valerette.ch.
Redaktion
Februar 2016 29
Service In Kürze
FRISCHE GRIFFE IN BERN UND BUCHS
Auf die Wintersaison haben gleich mehrere
neue Kletterhallen ihre Tore geöffnet. Die
Ostschweiz hat eine eigene Boulderhalle in
Buchs bekommen. Drinnen warten über
80 Probleme. Eine Kinderspielecke und
eine Bar ergänzen das Angebot. Vom unscheinbaren Eingang im Industrieareal
sollte man sich nicht täuschen lassen.
Ganz in Schwarz gibt sich das Blockfeld in
Winterthur, ebenfalls eine Boulderhalle.
Und auch der Osten von Bern hat neue
Griffe: In Ostermundigen hat eine der
höchsten Kletterhallen Europas ihre Tore
geöffnet. 120 zum Teil bis 19 Meter hohe
Routen und über 100 Boulder warten auf
Knobelfans.
Alexandra Rozkosny
Mit viel Liebe zum Detail gebaut: Sparta-Bouldering in Buchs.
Foto: zvg
www.sparta-bouldering.com
http://blockfeld.ch
http://obloc.ch
NEUER LEITER IM BEREICH
BERGSPORT BEIM SAC
BERGNAMEN
GEMÜSE AUF DEM GIPFEL?
Um auf die Idee zu kommen, das Rüeblihorn oberhalb Rougemont sei nach seinem
Aussehen benannt, braucht es schon etwas
Fantasie. Und doch glauben selbst Einheimische an diese Theorie. Es war auch keine Gipfelrast mit Rüebli, die dem Berg den Namen gab. Die
Erklärung für den Namen findet sich vielmehr in
seiner romanischen Form Le Rubli, die seit dem
12. Jahrhundert überliefert ist. Ursprünglich bezog
sich dieser Name auf einen der Bäche, die am Berg entspringen. Heute noch gibt es den Ruisseau de Ruble, der
weiter unten Gouderlibach heisst, und den Chenau de
­Ruble oder Rüeblegrabe, der über den Chalberhönibach bei
Rüebeldorf in die Saane mündet. Wahrscheinlich gehen alle
Namen auf ein Patoiswort zurück, das vom lateinischen «rivulus», «kleiner Bach», abstammt. Die Namen der Bäche bedeuten
also nichts anderes als Bächlein. Das Rüeblihorn, eigentlich ein
Bächli­horn, erweist sich damit als entfernter Verwandter der Dent
de Ruth auf der gegenüberliegenden Talseite.
This Fezer
30
Februar 2016
Matthias Baumberger startet beim SAC auf
der Geschäftsstelle Bern als Leiter des Bereichs Bergsport. In diesem Bereich arbeiten die Fachleute für alpine Sicherheit,
Ausbildung und Jugend. Im Laufe des Jahres wird zudem der Bereich Leistungssport
ebenfalls Matthias Baumberger unterstellt.
Der 52-jährige Sportlehrer war lange bei
Swiss Olympic tätig, zuletzt in der Spitzensportförderung.
Redaktion
Matthias
Baumberger
Foto: zvg
SKITOURENRENNEN: MAUDE MATHYS
WEGEN DOPING BESTRAFT
Die Disziplinarkammer für
Dopingfälle von Swiss
Olympic hat Maude Mathys
schuldig gesprochen, gegen
die Antidopingregeln verstossen zu haben. Der
Waadtländer Athletin wurden darauf Ende 2015 vier
WM-Medaillen aberkannt.
Diese hatte Mathys an den
Skialpinismus-Weltmeisterschaften in Verbier im
Februar 2015 gewonnen.
In den Urinproben, die Mathys im Februar und im
März 2015 abgegeben hatte,
wurde Clomifen nachgewiesen. Diese hormonelle
Substanz ist während und
ausserhalb der Wettkämpfe
verboten. Die Athletin hatte
sie im Rahmen einer
Fruchtbarkeitsbehandlung
eingenommen. «Ich habe
einen Interpretationsfehler
gemacht, indem ich der
Meinung war, mein Medikament gehöre zu einer für
Frauen erlaubten Kategorie», erklärte Maude Mathys auf ihrer Website.
Ihre Teamkolleginnen Jennifer Fiechter und Séverine
Pont-Combe bezahlen für
den Interpretationsfehler
einen hohen Preis. Ihnen
werden die Silbermedaillen
in der Staffel und im
Mannschaftsrennen an den
Weltmeisterschaften 2015
ebenfalls aberkannt.
Redaktion
Quelle: swisstopo/Axpo
ACHTUNG: KÜNSTLICHE
LAWINEN JEDERZEIT MÖGLICH
CN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisst
LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisst
CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (J
Im Gebiet Tierfehd-Ruchi-MuttenstockVorder Selbstsanft (siehe Karte) im Kanton
Glarus können bis Juni 2016 jederzeit Lawinen künstlich ausgelöst werden. Dies
meldet der Lawinendienst der Kraftwerke
Linth-Limmern AG.
Das Betreten des Gebietes sei während der
Sicherungsarbeiten lebensgefährlich. Auskunft zu den Sprengzeiten gibt es unter der
Nummer 055 285 29 08.
Redaktion
Februar 2016 Cartoon: Georg Sojer
Sojer am Berg
Vater des ultraleichten
Skischuhs
Pierre Gignoux macht Siebenmeilenstiefel
Pierre Gignoux ist so etwas wie der Steve Jobs des Skitourenschuhs. Er entwickelte in seinem Keller das erste Paar Skitourenrennschuhe, das zu 100% aus Carbon besteht. Seither rüstet er
Spitzenläufer aus und beliefert renommierte Marken.
Text: Martine Brocard
Pierre Gignoux liest nicht gern Ge­
brauchsanweisungen, das steckt in sei­
ner DNS. «In meiner Familie ist das
Erfinden angeboren», sagt er an einem
Küchentisch sitzend, dessen Sägespu­
ren verraten, dass er auch schon zum
Tüfteln herhalten musste. Sein Gross­
vater hat ein Zentralverriegelungssys­
tem für Autotüren erfunden, sein Vater
nahm Gegenstände auseinander, um
ihnen auf den Grund zu gehen, und
sein Schwager machte aus einem Schei­
benwischer eine automatisierte Wiege.
Die Marktlücke, in die Pierre Gignoux
eindrang, ist die Sportausrüstung.
«Ich begann als Jugendlicher, meine
Snowboards selber zu bauen», fährt der
Vierzigjährige fort, der den Carbon­
skischuh im Keller einem Haus in Saint
Martin d’Uriage, 15 Kilometer ausser­
halb von Grenoble, entwickelt hat. Was
als Hobby begann, ist heute seine
Haupttätigkeit und beschäftigt ausser­
dem sechs Angestellte. Mit den feder­
leichten Schuhen von Pierre Gignoux
sind die ganz gros­sen Figuren der Ski­
tourenrennszene wie der Spanier
­K i­lian Jornet und die Französin Laeti­
tia Roux unterwegs. Ausserdem belie­
fert er die Marke Dynafit.
Alles begann 1993 aus Zufall, als er an
einem Skitourenrennen teilnahm,
nachdem er seine langjährige Karriere
als Skilangläufer an den Nagel gehängt
hatte. Er wurde auf Anhieb Sechster.
«Ich fand sehr schnell Gefallen an die­
ser Sportart, aber mir war das Ma­te­r ial
zu schwer. Deshalb begann ich, darü­
ber nachzudenken, wie man es verbes­
sern könnte.»
Sein eigenes Versuchskaninchen
Damit begannen die Experimente mit
seinen Bindungen und Schuhen.
Gleichzeitig nahm auch die Karriere als
Spitzenläufer ihren Anfang, denn 1995
Touren-Rennschuhe aus dem Hause Pierre Gignoux
finden sich an immer mehr Füssen von Athleten.
Foto: Gérard Berthoud
kam Pierre Gignoux in die französische
Nationalmannschaft im Skitourenren­
nen und sammelte während zehn Jah­
ren zahlreiche grosse Titel. Der Doktor
in Biomechanik siegte bei der Pierra
Menta und wurde dreimal Europa­
meister.
Beim Carbon ist Pierre Gignoux sein
eigenes Versuchskaninchen. «Ich bau­
te ein Paar für mich und ein zweites für
Bergleben Porträt
Pierre Gignoux produziert in Handarbeit. Zum Beispiel mit dem System,
das die Sohlen an die Karbonschale optimal anklebt. Foto: Martine Brocard
allerdings nichts Handwerkliches, wie
die vielen Dutzend Paar Skischuhe be­
weisen, die für den Hauptkunden im
Ausstellungsraum bereitstehen. Ein
Kleinlastwagen holt die Lieferung ab,
während die Angestellten in einer fa­
miliären Atmosphäre und umhüllt vom
Geruch nach Lack Znünipause machen.
Pierre Gignoux beschränkt sich nicht
auf den Skitourenrennsport. Er hat
auch einen Langlaufschuh aus Carbon
entwickelt und beschäftigt sich gegen­
wärtig mit einer Variante fürs Velo.
Ausserdem forscht er an einem Tele­
markschuh. Sein Ansatz lautet, keine
Spur zu vernachlässigen. «Da wir nicht
spezifisch von der Schuhherstellung
herkommen, fühlen wir uns frei, in alle
Richtungen zu experimentieren.»
Tüfteln mit den Söhnen
meinen Teamkollegen. Wir begriffen
sofort, dass diese leichten und steifen
Schuhe uns Vorteil einbrachten, wir
uns aber auch mit vielen Kinderkrank­
heiten herumschlagen mussten», erin­
nert er sich. «Das war oft ein kleines
Abenteuer: Am Anfang ging alles bes­
tens, dann lief unterwegs etwas schief.»
«Ich lebe mit Prototypen»
An den Europameisterschaften in der
Slowakei beispielsweise trafen die bei­
den als Erste im Ziel ein. Beim Mate­r ial
fehlte aber ein Steigeisen, was die Dis­
qualifikation bedeutete. Oder der auf­
regende Sieg an der Pierra Menta 2001:
«An den ersten drei Tagen lief alles
prima, aber am letzten Tag brach an
den Skischuhen meines Partners eine
Schnalle, und er fiel immer wieder hin.
Alle überholten uns, was Stéphane die
Tränen in die Augen trieb. Wir kamen
dennoch heil im Ziel an und gewannen
trotz allem gerade noch.» Oder jenes
Rennen, als wir im Telemarkstil abfah­
ren mussten, nachdem bei beiden eine
Bindung gebrochen war. Der im Ver­
cors aufgewachsene Gignoux bedauert
rückblickend allerdings nichts. «Ich
lebe mit Prototypen an den Füssen, seit
ich 15 Jahre alt bin, und gehe bewusst
das Risiko ein, in Schwierigkeiten zu
geraten», sagt er mit einem Lächeln
und betont, dass er nie wegen eines
Mate­r ial­problems aufgegeben habe.
Am Ende zahlte sich das Risiko aus.
Konkurrenten wollten sein Produkt
kaufen, sodass er sich gleichzeitig mit
seinem Rücktritt vom Wettkampfsport
selbstständig machen konnte. Im ers­
ten Jahr verkaufte er 30 Paar Schuhe,
dann 120, dann 450 …
Frei zu experimentieren
Heute befindet sich die Produktion im
gleichen Haus wie zu Beginn, nur dass
sie jetzt alle Zimmer belegt. Pierre Gi­
gnoux lebt mit seiner Familie nebenan
in einem Haus, das er mit eigenen Hän­
den gebaut hat. Der ehemalige Spitzen­
sportler hat die ganze Produktionsan­
lage selber entworfen: den Ofen, wo die
Carbonschalen bei 100 Grad während
fünf Stunden gebacken werden, ebenso
wie die Formen, mit denen die Sohlen
gegossen werden. Das Endprodukt hat
Die Zukunft? «Ich blicke nicht allzu
weit voraus», antwortet der Erfinder
auf eine diesbezügliche Frage. «Ich
hoffe, die Motivation weiterhin hoch­
halten zu können, und bin stolz darauf,
dass ich Arbeitsplätze geschaffen
habe.» Er hat nicht vor, noch viel grös­
ser zu werden oder in eine Industriezo­
ne im Flachland zu zügeln. «Wir sind
mit dem Ort verbunden, und ausser­
dem ist die Lage ideal: Ich kann am
Morgen an etwas herumtüfteln und am
Nachmittag meine Produkte auf den
Pisten ausprobieren.»
Der Wettkampfsport fehlt ihm nicht.
Er ist sehr gut ausgelastet mit der Ar­
beit und mit seinen Kindern, die zwi­
schen zehn und sieben Jahre alt sind.
Der ältere Sohn beginnt mit Skitouren,
und seine Füsse sind gerade gross ge­
nug, dass er die Schuhe aus der Pro­
duktion seines Vaters tragen kann.
Zusammen verbringen sie auch viel Zeit
beim Tüfteln und Basteln, zum Beispiel
an einer Seifenkiste oder einem drei­
rädrigen Trottinett. «Wenn man weiss,
wie man etwas mit den eigenen Händen
herstellt, findet man aus jeder Situation
einen Ausweg. Dies will ich an meine
Kinder weitergeben.»
Februar 2016 33
Tourentipp Ski und Snowboard
Im Niemet-Land
Skitouren im einsamen Val Niemet
Beim Einbiegen ins Val Ursaregls ist
ungewiss, ob bald alles nur noch
weiss in weiss sein wird.
In einem verborgenen rauen Seitental des Avers
an der Grenze zu Italien lassen sich einige nur mässig
frequentierte Skitouren machen. Neben dem Hauptziel,
dem talbeherrschenden Piz Timun, locken weitere Gipfel wie
der Piz Spadolazzo. Vor allem aber das Tal selbst.
Text und Fotos: Christoph Meier
Manchmal genügt ein geografischer Name, um Bilder und
Wünsche hervorzurufen. Zu diesen Namen zählt für mich
das Val Niemet. Bilder einer verlassenen Gegend tauchen auf,
in der man sich leicht verlieren kann. Eine Landschaft, deren
Zauber mehr einer Stimmung entspringt als benennbaren
Einzelheiten.
Grenz- und Schmugglerland
Der Name hält, was er verspricht. Als wir am Ausgangsort in
Innerferrera starten, ist noch wenig vom Tal zu sehen. Es gilt,
zuerst eine Landschaftsstufe zu überwinden: 400 Höhenmeter auf einem kleinen Strässchen durch einen von Arven
dominierten Wald. Das Val Niemet ist ein verborgenes Tal.
Der Zutritt über den windstillen Wald fordert auch in Frühlingstagen einigen Schweiss.
Ganz unberührt ist natürlich auch das Val Niemet nicht, wie
man am Strässchen unschwer erkennen kann. Ein Indiz,
dass hier früher sogar grenzüberschreitender Verkehr stattfand, ist das Zollhaus in Innerferrera. Die Kontakte zu Italien stellten die Bewohner von Ferrera über den Pass da Niemet her, wobei vor allem Küferarbeiten ins südliche
Nachbarland gebracht wurden. Bis zum Zweiten Weltkrieg
soll in der Gegend gemäss dem historischen Lexikon der
Schweiz auch der Schmuggel eine Rolle gespielt haben. Möglicherweise noch wichtiger war der Übergang aber im Mittelalter. Im 13. Jahrhundert konkurrierte er den Splügenpass.
Februar 2016 35
Ein Gipfelsturm, dieses Mal mehr vom Wind
als vom Skitourengänger.
Mit Schwung raus aus dem Val Ursaregls
hinunter zur Alp Niemet.
36
Februar 2016
Tourentipp Ski und Snowboard
Später wurde der Splügen ausgebaut, und das Val Niemet
dürfte wieder zum Niemet-Land geworden sein.
Reichtum durch Wasser
Als wir im eigentlichen Tal ankommen, bläst uns ein starker
Südwind entgegen. Schnell ziehen wir die Jacken über und
laufen ins Weiss hinein. Alte Skispuren finden sich keine
mehr. Auf beiden Seiten ragen die Talflanken über 1000 Meter hoch, und an ihrem unteren Ende liegen viele grosse, wie
von Zyklopenhand verstreute Steinblöcke. Das Ziel, der Piz
Spadolazzo, liegt am Ende des Tals. Es gilt nun – wie für die
etwas bekannteren Skitouren auf den Piz Timun oder den Piz
della Palù – rund zwei Kilometer ohne grossen Höhengewinn
zur Alp Niemet zu laufen. Nur bei der Tour auf den Piz Muttala entfällt das Flachstück, da die Abzweigung schon weit
vorne bei der Punt da la Muttala erfolgt. Auf der Alp zeigen
die schräg in die Luft ragenden Eiszapfen an, dass hier öfters
ein starker Wind bläst. Wir suchen eine windgeschützte
Ecke, um heissen Tee zu trinken, denn mittlerweile sind
Schweiss und Wärme längst weggeblasen.
Der Ort Innerferrera, der seit 2008 mit Ausserferrera die
Gemeinde Ferrera bildet, weist eine Fläche von fast 44 Quadratkilometern auf. Rund zehn Quadratkilometer werden
landwirtschaftlich genutzt, fast ausschliesslich durch die
Alpwirtschaft. Im Tal laufen aber nicht nur Vieh und Wildtiere herum, sondern gelegentlich besuchen es auch Wanderer und Biker, meistens auf der Fernwanderroute Via Alpina,
die durch das Tal führt. Ausserdem wird hier Wasser gefasst
und durch einen Stollen in den Stausee in das benachbarte
Valle di Lei geführt. Dank den Wasserzinsen ist Ferrera die
reichste Gemeinde des Kantons Graubünden, obwohl sie nur
noch von knapp 100 Personen bewohnt wird.
Februar 2016 37
Tourentipp Ski und Snowboard
Blick talauswärts im Val Niemet Richtung Piz Miez.
Blowin’ in the wind
Jetzt im Winter ist das meiste Wasser im Tal nur in fester
Form vorhanden, Einheimische lassen sich keine blicken.
Weiter geht es ins kleine Seitental Val Ursaregls. Die Landschaft wird sanfter und offener, erst gegen den Horizont hin
stellt sie sich nochmals auf. Sie ist geprägt von Gletschern,
auch wenn diese verschwunden sind und nur noch im Namen
des Seeleins Lai Ghiacciato ganz hinten im Tal weiterleben.
Die Stimmung hier ist beinahe magisch. Die Sonne drückt
durch die Wolken, und der am Boden herumwirbelnde
Schnee erzeugt den Eindruck, dieser würde fliessen.
Knapp unter dem Gipfel ist der Wind so stark, dass wir beschliessen umzukehren. Als Scheitern empfinden wir diesen
Entscheid nicht. Das Val Niemet hat zwar markante Berggipfel, doch das Eindrücklichste hier ist, dass man sich im
Niemandsland wähnt, im Tal oder auf dem Gipfel.
38
Februar 2016
Christoph Meier
war «Die Alpen»-Redaktor und setzt sich
weiterhin intensiv mit den Bergen auseinander.
Er lebt in Chur.
Praktische Infos
1 Innerferrera (1468 m)–Piz Spadolazzo Nordgipfel (2720 m)
Eckdaten: WS, 4 h, ↗↘ 1252 Hm
Route: Von Innerferrera über die alte
Brücke (1468 m) und auf dem Alpweg
ins Val Niemet bis zur Alp Niemet
(1899 m). Nach einigen Hundert Metern
ins Val Ursaregls einbiegen bis zum
P. 2340. Nun nach S über koupiertes
Gelände und westwärts ausholend auf
den Nordgrat und über diesen auf den
Nordgipfel. Abfahrt wie Aufstieg.
Variante: Vom Gipfel kann je nach Verhältnissen direkt nach O abgefahren
werden. Den Wald oberhalb von Innerferrera kann man auf 1600 m ostwärts
verlassen und in einer Schneise direkt
nach Innerferrera fahren.
2 Innerferrera (1468 m)–Piz Muttala
(2961 m)
LEGENDE F:
Eckdaten: ZS, 5 h, ↗↘ 1500 Hm
Auf den letzten Schneeresten kann man häufig auch im Frühling
noch bis hinunter nach Innerferrera fahren.
Route: Von Innerferrera über die alte
Brücke (1468 m) und auf dem Alpweg
ins Val Niemet bis zum kleinen See bei
P. 2385 oberhalb der Alp Niemet. Weiter zu P. 2465, dann nach S zum Glatscher da Niemet und steil hinauf zur
Gratlücke südwestlich von P. 3172. Zu
Fuss die Gratfelsen nördlich umgehen
und zuletzt über den Ostgrat auf den
Gipfel. AbfahrtLEGentlang
der Aufstiegsit:
route.
Variante: Abfahrt gegen O ins Valle di
Lei zur Staumauer. Knapp 300 m Aufstieg zum Passo del Scengio, von dort
auf dem Strässchen Richtung N bis unter P. 1993. Weiter südwärts auf dem
Strässchen zum Schlittelweg (P. 1881),
der vom Ostportal des Valle-di-LeiTunnels runter zur Postautohaltestelle
Avers, Abzweigung Valle di Lei, führt.
Anreise
Mit dem Zug bis Chur, ab dort mit dem
Quattro cime attorno alla Val Niemet
Quatreüber
sommets
Val Niemet
Route: Von Innerferrera
diedu
alte
4 Innerferrera (1468 m)–Piz della Palù
Bus. In Andeer, Tgavugl umsteigen in
Brücke (1468 m) und1 auf
dem Alpweg
m)
1 Innerferrera - Piz Spadolazzo - Innerferrera
Innerferrera - Piz Spadolazzo -(3178
Innerferrera
adolazzo - Innerferrera
den Bus nach Avers, Juf. Aussteigen an
1a Piz Spadolazzo - Innerferrera
ins Val Niemet bis Punt
la Muttala
1a Pizda
Spadolazzo
- Innerferrera
erferrera
Eckdaten:
S–,
6
h,
↗↘ 1720
Hm
der Haltestelle Ferrera, Innerferrera.
2 Innerferrera - Piz Muttala - Innerferrera
Innerferrera - Piz Muttala - Innerferrera
ttala - Innerferrera
(1823 m). Dann nach2 SW
auf die Plan da
3 Innerferrera - Piz Timun - Innerferrera
3 Innerferrera - Piz Timun - Innerferrera
mun - Innerferrera
Route: Von Innerferrera
über die alte
Auto
Niemet und in nördlicher
Richtung
über
4 Innerferrera - Piz della Palù -Innerferrera
4 Innerferrera
- Piz della
Palù -Innerferrera
la Palù -Innerferrera
40,8
Brücke (1468 m) und
auf
dem
insdi Lei
4a Piz
della
PalùAlpweg
- Avers Valle
4a Piz
dellada
Palù
- Avers Valle di Lei
s Valle di Lei gestufte Hänge zu den
Lais
Muttala.
ÖV
Val Niemet bis zum kleinen See bei P.
Nach W in einen Sattel bei P. 2770. Zu
5,4
2385 oberhalb der Alp Niemet. Nach
CO 2 -Treibhausgas, in kg pro Person und
Fuss auf den Gipfel. Abfahrt entlang
Weg: Beispielreise Sursee–Innerferrera.
links über eine schwach ausgeprägte
Aufstiegsroute.
Quelle: www.sbb.ch
Rampe
zu
P.
2691.
Durch
eine
Mulde
ostche Wildruhezonen und
Zones de tranquillité et sites de protection de la
Zone di tranquillità e siti di protezione della
Innerferrera
(1468
Timun
ete: Zum Schutz3der
Wildtiere
faunem)–Piz
contraignants:
Afin de protéger
la faune,
fauna selvatica
vincolanti:
allo scopo diKarten
prowärts
auf den Nordgrat
zu P.
2951. Über
nen nur auf erlaubten
on ne peut emprunter à l’intérieur de ces zones
teggere la fauna è permesso percorrere,
(3212 Wegen
m)
die
Ostseite
des
Grates
auf
den
Gipfel.
LK 1 : 25 000,
Blatt 1255 Innerferrera
angen werden. Details unter
que les chemins et itinéraires autorisés.
all’interno di queste zone, soltanto i sentieri
e
Abfahrt entlang gli
der
Aufstiegsroute.
ne-grenzen.ch/karte
Eckdaten: S–, 6 h, Détails
↗↘ 1750
Hm
sur respecter-cest-proteger.ch/carte.
itinerari
autorizzati. Dettagli su
Blatt 267S San Bernardino
LK
1 : 50 000,
chi-rispetta-protegge.ch/carta.
Val Niemet
Literatur
Vital Eggenberger, Skitouren Graubünden Nord,SAC Verlag, 2016 Bern
Übernachtung
Innerferrera (1468 m)
Piz Muttala
(2961 m)
Gasthaus Alpenrose Innerferrera:
Tel. 081 667 12 13, Fax 081 667 12 61,
www.alpenrose-gr.ch
2
Avers, Abzw. Valle die Lei
1
Vier Gipfel rund um das Val Niemet
1 Innerferrera–Piz Spadolazzo–Innerferrera
1a Piz Spadolazzo–Innerferrera
2 Innerferrera–Piz Muttala–Innerferrera
3 Innerferrera–Piz Timun–Innerferrera
4 Innerferrera–Piz della Palù–Innerferrera
4a Piz della Palù–Avers, Abzw. Valle di Lei
1a
4
Piz Spadolazzo
(2720 m)
4a
3
Piz Timun
(3212 m)
Piz della Palù
(3178 m)
LK 1 : 100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
Rechtsverbindliche Wildruhezonen und
Wildschutzgebiete: Zum Schutz der
Wildtiere dürfen diese Zonen nur auf erlaubten
Wegen und Routen begangen werden. Details
unter respektiere-deine-grenzen.ch/karte
CN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017)
LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017)
Februar 2016 39
Stark und schnell
Erste 9b der Schweiz?
1
Foto: zvg
Kletterer verrücken Grenzen.
2
Text: Sarah Burmester
Routen
Foto: zvg
Bertle1
Foto: Dan Patitucci
3
Foto: Thomas Senf
4
5
Pirmin
(30) kletterte im November die wahrscheinlich erste 9b
der Schweiz. Der Grad muss noch bestätigt werden. Mit der Erstbegehung
von Meiose, die die Cruxpassagen der
Chromosome-Routen (8c+/9a und
8c+) im Sektor «Tribune» in Charmey
miteinander verbindet, hinterliess er
ein schönes Abschiedsgeschenk an die
Kletterer. Denn kurz danach reiste
der Wahlschweizer mit seiner Familie
nach Südamerika.
Obed Hardmeier2 (23) aus Hinteregg
konnte im Herbst Body Building (8c)
in Bürs abhaken. Alexander Rohr
(20) aus Rubigen schaffte es, in Lehn
Mission Kleopatra (8b) erstzubegehen
und im November Mission Miranda
(8c) zu wiederholen. Stephan Schibli
(44) aus Cham konnte mit Licht und
Schatten (9a+) in Telli ein langjähriges Projekt erstbegehen. Drei Jahre
hatte er an der Route gearbeitet.
Dimitri Vogt (18) gelang mit Nagini
(8c+) in Festi nach 15 Tagen Vorarbeit
eine Erstbegehung, die er als «sein
hauptsächliches Kletterziel des Jahres
2015» bezeichnet.
Foto: zvg
In der Wand
Foto: Michael Thalmann
6
40
Februar 2016
Silvan Schüpbach (33) musste zwar
wegen schlechten Wetters sein Projekt
«Salathé und Nose in a Day» am El
Capitan im Yosemite absagen, konnte
aber sozusagen die Hälfte erledigen:
Im November kletterte er mit dem
Italiener Matteo della Bordella sowohl die Nose als auch die Salathé in
je 10 : 50 h. Am 16. November unterbot
Ueli Steck3 (39) die Bestzeit von Dani
Arnold (2 : 28 h) in der HeckmairRoute: Für die gut 1800 Meter benö-
tigte Steck diesmal nur 2 : 22 :50 h. Bei
seinem ersten Speedrekord 2008 hatte er noch 2 : 47 h gebraucht. Als Vorbereitung hatte er fünf Tage zuvor mit
­Nicolas ­Hojac vom SAC-Expedi­
tionsteam die Wand durchstiegen.
Schon das Team war sensationell
schnell. Sie benötigten nur 3 : 46 h.
Und zuletzt: In Nordindien winkte
Thomas Senf, Dres Abegglen und
Stephan Siegrist4 das Entdeckerglück. Ihnen gelangen im Herbst einige äusserst bemerkenswerte Erstbesteigungen an drei formschönen
Gipfeln: Auf den Bhala (Spear)
(5900 m) kletterten sie an der Nordostwand bei schlechter Felsqualität
über die Route Copa-­Kaban. Stephan
Siegrist kommentierte die Route als
«mid-grade alpine climbing, ­loose
rock». Auf den Tupendeo (5700 m)
stiegen sie über den Südostpfeiler
über die Route Deokhal (6a/b, 21SL,
800 m) und auf den Te (Kristall)
(5900 m) über die Route Chaprasi
(5c/6a, 4SL, 200 m).
An den Blöcken
Baptiste Ometz (17) boulderte im
Herbst im Magic Wood die legendäre
Neverending Story (Fb 8b+).
Nico Secomandi5 (21) gelang im November am Felsberg B
­ ombed Baboon
(Fb 8a+) und in Chironico Le vent
nous portera (Fb 8a). Der Tessiner
Giuliano Cameroni (18) bezwang im
November Steppenwolf (Fb 8b) im
Magic Wood; aus­serdem glückten ihm
mit Slow Down und Entourage (beide
Fb 8a+) noch zwei Erstbegehungen im
Tessin. Giani Clement6 (32) aus Chur
gelang im Herbst Captain Jack (Fb 8b)
im Magic Wood. Nils Favre (24) aus
Martigny knackte im Herbst unter
anderem Television Addict Sit (Fb 8b)
in Fionnay.
Im Bann der
Belohnung am Ende des ersten grossen Daches:
Nina Caprez ruht sich aus mit einem Knieklemmer in der vierten Seillänge (7b+).
Unendlichen Geschichte
Nina Caprez und Babsi Zangerl im Rätikon
Das Frauenduo knackte im September 2015 eine der schwersten
Mehrseillängenrouten im Rätikon. Für Nina Caprez, die wohl stärkste
Schweizer Kletterin, beginnt damit eine neue Ära.
Februar 2016 41
Zwölf Seillängen in steilstem Fels:
der ungefähre Routenverlauf der
Unendlichen Geschichte (8b+/7c obl.).
Rechte Hand auf Schulter, und dann? Barbara Zangerl und Nina Caprez beim
Austüfteln der Züge. In der Schlüsselseillänge mussten sie sich gar mehrfach
abwechseln, um die 8b+-Länge zu knacken.
Text: Piotr Drozdz, Monika Jedrezejewska1
Fotos: Robert Bösch
Es war Barbara Zangerl, die zuerst auf
die Unendliche Geschichte aufmerksam wurde: «Wir filmten mit Beat im
Silbergeier für einen Film über die Alpine Trilogie. Beat gab ein Interview
zum Silbergeier und generell zum Klettern im Rätikon, und irgendwann erzählte er auch von der Unendlichen
Geschichte. Er sagte, er wisse nicht,
warum sie nur eine Wiederholung hat,
wo doch die Route und die Wand selbst
einfach wunderschön seien», erzählt
die Österreicherin, «es stimmt, die
Wand schaut unglaublich aus. Ich beschloss, dort wenigstens einmal einzusteigen.» Gesagt, getan, und sie steckte Nina Caprez mit ihrem Projekt an.
Die Unendliche Geschichte (8b+) an der
Siebten Kirchlispitze wurde 1990 von
Beat Kammerlander eröffnet. Dann
brauchte der Österreicher ein Jahr für
die Erstbegehung: «Das war definitiv
ein Meilenstein in meiner Kletterkarriere. Ich konnte die einzelnen Sequenzen klettern, aber ich war nicht stark
genug, um sie am Stück zu durchsteigen. Dann trainierte ich wie nie zuvor,
ein ganzes Jahr lang und spezifisch für
Kraft, Gleichgewicht, Präzision: Nina
Caprez ist voll gefordert in der
schwersten Seillänge (8b+).
Stark und schnell
Kleinste Griffe, rauer
Fels: Allzu viele Versuche liess die Route
aufs Mal nicht zu.
dieses Projekt.» Dem Italiener Pietro
dal Pra gelang die erste Wiederholung
der Route, notabene erst 14 Jahre später. Geschichten von langen Run-outs
in kompakten Platten schreckten viele
weitere Kletterer ab. Nina sagt rückblickend: «Es ist immer noch unglaublich
pure Kletterei. Kein Chalk, keine Tickmarks und dieser besondere, sehr
boulderlastige Stil, bei dem du dich
selbst in 6b-Seillängen schwertust.»
Immer noch ein letztes Mal
Als Caprez und Zangerl das erste Mal
unter der Siebten Kirchlispitze standen, hatten sie sich vorgenommen, bis
zur ersten Schlüsselseillänge (8b) zu
klettern. «Wir verbrachten ungefähr
zwei Stunden in den ersten drei Metern
dieser Seillänge und versuchten alle
möglichen Methoden, meist ohne Erfolg», erinnert sich Barbara Zangerl,
«wir hatten keinerlei Info, wie das gehen soll. Aber eins meiner Mottos ist: Je
weniger Informationen, desto grösser
das Abenteuer. Ich finde das cool, muss
aber zugeben, dass es manchmal nicht
sehr hilfreich ist. Nachdem wir drei
Mal in der Route waren, dachten wir
schon: Vielleicht sollten wir aufgeben.
Aber jedes Mal sagten wir uns: einmal
noch, ein letztes Mal.» Schliesslich
knackten sie die Seillänge. In der 8b+Seillänge wechselten sich Caprez und
Zangerl gar fünf Mal im Vorstieg ab,
wobei jede versuchte, einen Bohrhaken
weiterzukommen oder wenigstens die
nächsten Griffe zu finden.Schliesslich
machte sich der gemeinsame Einsatz
bezahlt, unterstützt durch einige Tipps
von Kammerlander. Nach zehn Tagen
waren beide in der Lage, die Seillängen
einzeln rotpunkt zu klettern. «Aus verschiedenen Gründen hatten wir eine
dreiwöchige Pause. Dann rief mich
Babsi an, sie sei bereit, es wieder zu versuchen», sagt Nina Caprez. Schliesslich
beschlossen sie, dass jede einzeln die
komplette Route in einem Zug rotpunkt
versuchen würde.
Zwei Hälften einer Mission
Der Morgen des 8. September 2015 war
feuchtkalt. Caprez sollte als Erste klettern: «Ich war echt im Stress. Beinahe
hätte ich zu Babsi gesagt: Geh du, ich
kann nicht. Aber dann berührte ich die
ersten Griffe, und die ganze Welt um
mich herum verschwand. Ich war total
fokussiert aufs Klettern. Und mental zu
allem bereit: stürzen, Züge gerade noch
halten, egal. Ich fühlte mich in meinem
Element.» Das sah auch Barbara Zangerl: «Nina zuzuschauen, war ein tolles
Erlebnis. Ich konnte sehen, dass sie anfangs ein bisschen unsicher war, aber
als sie loskletterte, änderte sich ihre
Verfassung. Obwohl sie in den 7b+und 7c+-Seillängen vor den Schlüsselseillängen schon stürzte, blieb sie cool
und motiviert», erzählt Zangerl. Das
Nächste, woran Caprez sich erinnert,
ist der Ausstieg. Der Druck lastete nun
auf Zangerl, das Spiel begann von Neuem. Nur dass am Tag darauf Wolken
verhinderten, dass der Einstieg der
Route richtig abtrocknete. «Ich beschloss, trotzdem einzusteigen», erzählt Zangerl. «In der 6b+-Seillänge
nahm ich einen anderen Untergriff als
sonst, und beide Füsse rutschten auf
der nassen Platte weg. Irgendwie erwischte ich genau im richtigen Moment
den nächsten Griff. Das war wohl der
Moment, wo ich in der Route am meisten Glück hatte. Für mich selbst überraschend konnte ich dann alle anderen
Längen auf Anhieb klettern. So ist das
Klettern im Rätikon: Die schlimmsten
Momente hast du oft in vermeintlich
leichten Passagen.»
Das Erlebnis macht Gewinner
Die Wiederholungen der Unendlichen
Geschichte markieren einen wichtigen
Moment in der Geschichte des Kletterns im Rätikon. Wobei das, so Caprez,
den beiden Frauen nicht das Wichtigste war: «Am Ende geht es nicht darum,
ob du eine Route durchstiegen hast
oder nicht. Es ist das Erlebnis, das zählt
und das dich zu einem Gewinner
macht.» Die Unendliche Geschichte sei
das Ergebnis einer langen Periode,
während der sie ihr Leben neu definiert
habe. Denn in den letzten zwei Jahren
sei sie immer mehr zur Maschine geworden: «Ich trainierte viel, ging viel
zum Sportklettern, wollte immer noch
härter klettern.» Letzten November
brauchte sie dann eine Pause.
Diese habe sie zu den Wurzeln ihres
Kletterns zurück geführt, so Caprez:
«Ich erinnerte mich, warum ich klettere und was ich wirklich brauche, um
gut zu klettern. Und ganz ehrlich, ich
brauche all das Training und die Campusboard-Übungen nicht.» Ihr sei eine
grosse Motivation, die sich aus einer
ebenso grossen Lebensfreude, aus der
Freude an Partnern und Freundschaften speise, lieber. «Diese Dinge haben
die Kraft, mich verrückte Dinge schaffen zu lassen.»
1 Stark gekürzte Fassung des Originaltexts,
der erstmals im Magazin «Klettern» 1/2016
erschien.
Februar 2016 43
Stark und schnell
Können Erstbegehungen
weiblich sein?
Kontroverse um «First Female Ascents»
Noch werden die schwersten Routen der Welt durchwegs von Männern
eröffnet. Ziehen Kletterinnen nach, machen sie oft eine «erste weibliche
Begehung» geltend. Doch viele Frauen lehnen die Bezeichnung «First
Female Ascent» ab: Sie betont einen Unterschied zwischen Mann
und Frau, den es für sie nicht gibt.
Text: Sarah Burmester
In der Berichterstattung zu den Begehungen von schweren Bouldern und
Routen durch Kletterinnen hat sich in
jüngster Zeit gelegentlich die Abkürzung FFA (First Female Ascent, deutsch:
erste weibliche Begehung) eingeschlichen. Auf 8a.nu, einem überregionalen
Webportal mit Punkte­sammel­f unktion
für Kletterer, notieren Spitzenkletterinnen wie Alex P
­ uccio oder Sasha
­DiGiulian, beide aus den USA, eben jenes Kürzel in ihren Einträgen.
Als die Schweizerin Nina Caprez mit
ihren Begehungen von Hannibals Alp­
traum (7c, 300 m) und der Unendlichen
Geschichte (8b+, 320 m) im Rätikon
Aufsehen erregte, kam die Frage nach
dem «First Female Ascent» wieder auf.
Denn was Nina oder auch Barbara Zangerl mit ihren Wiederholungen von
kühnen Alpinklassikern zeigen, ist: Die
Frauen holen auf. Natürlich werden herausragende Leistungen von den Medien kommentiert, und die erste Frau, die
ein neues Glanzstück abliefert, wird
entsprechend als Pionierin gefeiert.
44
Februar 2016
Schon Caprez’ Begehung des Silber­
geiers (8b+, 200 m) wurde nicht selten
als «erste Frauen­begehung» bezeichnet. Doch dies sei nicht ihre Intention
gewesen, erklärt Caprez auf ihrem
Blog: «In meinen Augen gibt es keinen
Unterschied zwischen Jungs und Mädels, besonders nicht an den geraden
und technischen Wänden des Rätikon.
Es gibt nur einen wichtigen Unterschied, und der liegt zwischen der Erstbegehung und den Wiederholern. Beim
Rotpunkt-Klettern hat man den Vorteil, bereits zu wissen, dass die Route
kletterbar ist.» Damit unterstreicht sie
die Tatsache, dass die Leistung der
Erstbegeher eine dramatisch andere ist
als die der Wiederholer – ob sie nun
weiblich oder männlich sind.
Paige Claassen, die anlässlich ihrer Begehung von The Bleeding (8 c) die Titulierung FFA abwehrte, wird vom Magazin «Rock and Ice» zitiert: «First
Female Ascents bedeuten nichts. Einige Frauen mögen sie motivierend finden … aber in manchen Fällen hat noch
nicht einmal eine andere Frau die Route probiert.»
«Das Gegenteil erreicht»
Die heute vermutlich erfolgreichste
Profikletterin, Sasha DiGiulian, plädiert auf dem Blog ihrer Website für
eine positive Auffassung des Begriffs:
«FFA sind wichtig, denn sie kennzeichnen die Leistungen von Frauen beim
Klettern. Die Betonung weiblicher Erfolge ist nötig, um Fortschritt zu fördern.» Denn, so argumentiert die
«Botschafterin» der Women’s Sports
Foundation im Dezember 2015, Frauen
seien «in Sport, Politik und Wirtschaft» weniger sichtbar; deshalb sei es
immer noch nötig, weibliche Leistungen eigens zu betonen.
Etwas anders sieht es Natalie Berry. Sie
gehört nicht nur zu den britischen Topkletterinnen, sie sitzt als Redakteurin
für die Website www.ukclimbing.com
auch auf der anderen Seite, in den berichterstattenden Medien. Auf die Frage, wie sie zu dem Thema steht, ant-
«Betonung weiblicher Erfolge»: Für Sasha DiGiulian
markieren First Female Ascents die Fortschritte
der Frauen. Foto: Chris Noble
«Bedeuten nichts»: Paige Claassen
hält nichts von First Female Ascents.
Foto: Cameron Maier
wortet sie: «Ich finde die Bezeichnung
nicht hilfreich, um Gleichberechtigung
zu erreichen. Anstatt mit der Betonung
weiblicher Erfolge Fortschritt anzukurbeln, wird meiner Meinung nach
das Gegenteil erreicht.»
So heisst das Herausstellen der weiblichen Leistung für die einen, die Erfolge
der Frauen zu feiern; für die anderen,
dass eine eigentlich selbstverständliche
Sache durch ihre spezielle Hervorhebung eine Abqualifizierung erfährt –
als sei es besonders ungewöhnlich,
wenn eine Frau stark klettert.
Unterschiede an der Spitze
Nach heutigem Stand klettern Männer
schwerer, doch der Abstand ist klein:
Chris Sharma und Adam Ondra klettern 9b, bei den Frauen liegt die Latte
im Moment bei 9a/+; so schwer kletterte die Baskin Josune Bereziartu schon
2005 mit Bimbaluna, 2015 gelang dies
auch Ashima Shiraishi mit Open your
Mind direct und Ciudad de Dios. Beim
Bouldern sieht es ähnlich aus, ein
s­ chmaler Grad trennt die Geschlechter:
Während Boulderer wie Fred Nicole
und Daniel Woods 8c bouldern, liegen
die härtesten Damenbegehungen bei
8b+ (zum Beispiel Shauna Coxsey mit
New Base Line, Alex Puccio mit Jade).
Liegt es daran, dass die Frauen beim
Klettern auch zahlenmässig erst langsam aufholen und entsprechend der
Breite (also Menge an Kletterern) auch
die Spitze (also die Höchstleistung) der
weiblichen Kletterer nicht ganz so
gross ist wie bei den Männern?
Der viel deutlichere Unterschied zwischen den Geschlechtern ist bei den
Erstbegehungen zu finden, also eben
bei jener Leistung, die Nina Caprez
nicht mit der ersten Frauenwiederholung verwechselt wissen will. Denn
nach wie vor sind es meist Männer, die
neue Linien suchen, entdecken, putzen und klettern – schwere Erstbegehungen von Frauen wie Sasha
­DiGiulian mit Rolihlahla (8c+) oder
Paige Claassen mit Digital Warfare
(8b+) sind derzeit meist bereits einge-
richtete, offene Projekte, die «nur»
noch geklettert werden müssen. Es
gibt nach wie vor so gut wie keine
Frauen, die losziehen und Felsen entdecken, Linien visionieren, putzen
und fürs Klettern einrichten.
Dabei fand Ingrid Bähr vom Institut für
Sportwissenschaft der Goethe-Universität Frankfurt heraus, dass beim
Sportklettern die Bewegungsmuster
von Männern und Frauen weniger
unterschiedlich sind als in anderen
Sportarten. Sie konstatiert dem
Klettern ein veritables Potenzial für
«Undoing Gender». Übrigens: Als die
vermutlich wichtigste weibliche Kletterpionierin Lynn Hill 1991 die Nose
(8b+, 1000 m) als erster Mensch frei
kletterte, da stand die Abkürzung FFA
noch für «First Free Ascent».
Sarah Burmester
klettert seit 19 Jahren, ist
freiberufliche Routen­
setzerin und Redaktorin
bei www.klettern.de.
Februar 2016 45
Keine Brucellose:
­S chweizer Behörden
setzen auf den
­reglementierten Abschuss
einzelner Steinböcke.
Foto: Alexandre Scheurer
Steinböcke unter Beobachtung
Sie verursacht hohes Fieber und greift innere
Organe an: Die Tierkrankheit Brucellose ist auf den
Menschen übertragbar. In Frankreich wurden im
Herbst deshalb rund 300 Steinböcke abgeschossen.
In der Schweiz wählt man einen anderen Weg.
Text: Patricia Michaud
Die französischen Tierschützer sind
ausser sich. Die Behörden haben im
Herbst 2015 grünes Licht für die Erschiessung von rund 300 Steinböcken
im Bargy-Massiv in der Haute-Savoie
gegeben. Das macht fast drei Viertel der
dort heimischen Kolonie aus. Grund sei
die Brucellose, eine infektiöse Epidemie, die sich auf das Vieh und sogar auf
den Menschen übertragen kann, so die
Behörden. Ihre Befürchtung: Die
Krankheit könnte auf das Vieh übergreifen und den berühmten Rohmilchkäse Reblochon ungeniessbar machen
(siehe Kasten). Das Bargy-Massiv in der
Haute-Savoie befindet sich nur ein paar
Kilometer unweit der Schweizer Gren-
46
Februar 2016
ze. Im Gegensatz zu den Franzosen
sehen die Schweizer Behörden aber
keinen Handlungsbedarf. «Sobald wir
Wind davon bekamen, verstärkten wir
die Überwachung der Wildbestände
und Herden. Aber bis heute wurde kein
Fall von Ansteckung nachgewiesen»,
sagt Yvon Crettenand, Biologe bei der
Walliser Dienststelle für Jagd und Mitarbeiter bei der Wochenzeitung «Terre
& Nature».
Unter Beobachtung
Auch für das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen
(BLV) gibt es vorerst keinen Grund zur
Sorge: «In der Schweiz ist bis zum heu-
tigen Zeitpunkt kein einziger Fall von
Brucellose bekannt, weder bei Viehherden noch bei den Wildbeständen»,
sagt Eva van Beek von der Kommunikationsabteilung. Aus diesem Grund
wurden bisher auch keine besonderen
Massnahmen ergriffen. Die Schweizer
Behörden verfolgen die Situation in
Frankreich aufmerksam, sehen im Moment aber keinen Handlungsbedarf.
Die abwartende Haltung basiert laut
Nicolas Bourquin, wissenschaftlichem
Mitarbeiter für das Management wildlebender Huftiere beim Bundesamt für
Umwelt (BAFU), auf diversen Faktoren. Zum einen sei es so, dass alle
Steinböcke in der Schweiz einer genaueren Beobachtung unterliegen, die es
den Fachleuten erlaubt, sich zuversichtlich zu zeigen.
«Als die Tierepidemie Brucellose in
Frankreich entdeckt wurde, gab es bereits zahllose Krankheitsfälle. Angesichts der Angaben von Kollegen vor
Ort würde das bedeuten, dass die
Krankheit schon seit rund 20 Jahren in
dieser Population existent ist», sagt
Berge und Umwelt
Marie-Pierre Ryser, Leiterin des Zentrums für Fisch- und Wildtiermedizin
(FIWI) der Universität Bern.
Anders als in Frankreich, wo man die
Steinböcke ihren Bestand selbst regulieren lässt, werden in der Schweiz Regulationsabschüsse praktiziert. Neben
dem Schutz ihres Lebensraums und der
Biodiversität ermöglicht dieses System
auch eine permanente Bestandesaufnahme vom Gesundheitszustand wildlebender Huftiere, bemerkt Nicolas
Bourquin.
Tatsächlich müssen laut Artikel 9 der
Bundesverordnung über die Regulierung von Steinbockbeständen alle geschossenen Tiere den Wildhütern vorgezeigt werden. Falls man bei den Tieren
beunruhigende Symptome entdeckt,
werden die kantonalen Veterinäre umgehend verständigt. «Natürlich handelt
es sich hier um Wildtiere. Es ist daher
schwierig, alle Krankheiten frühzeitig
zu erkennen», sagt der Experte vom
BAFU. Ausserdem: «Auch wenn eine
Krankheit schnell genug entdeckt wurde, kann der Ausbruch in Windeseile
stattfinden.»
Strenger Schutz in Frankreich
Die französischen Behörden bestreiten
nicht, dass es in der Haute-Savoie eine
Lücke in der Beobachtung gegeben hat.
«In gewissen Gebieten ausserhalb unserer Nationalparks wurden die Kolo-
nien ungenügend überwacht», sagt der
französische Experte Dominique Gauthier, Mitglied der Experten­kom­mis­
sion «Groupe national bouquetins».
«Das letzte Mal, als die Population vom
Bargy-Massiv untersucht worden ist,
war Ende 1980», erklärt er.
«In Frankreich ist der Steinbock seit
einem Erlass 1981 geschützt», sagt Dominique Gauthier. «Studien haben gezeigt, dass sich diese Spezies aussergewöhnlich gut selbst regulieren kann.
Im Gegensatz zu unseren Schweizer
Amtskollegen intervenieren wir deshalb nicht mittels Abschussregulierung. Wir sind vielmehr davon überzeugt, dass die Natur das selbst regelt.»
Was ist Brucellose?
Die Brucellose (Maltafieber) ist eine
bakterielle Infektionskrankheit, die
Tiere und Menschen befällt. Hauptsymptome sind wellenförmiges
Fieber und Entzündungen der Gelenke und inneren Organe. Bei Tieren kommen häufige Aborte hinzu.
Menschen stecken sich vor allem
durch den Konsum von unpasteurisierten Milchprodukten an, denn die
Bakterien überleben darin mehrere
Wochen. Nach durchstandener
Krankheit sind die meisten lebenslang immun. Die vor allem im Mittelmeerraum verbreitete Krankheit
ist meldepflichtig.
Abschusspläne in der Schweiz
Auch wenn die Regulierung der Steinböcke in der Schweiz erlaubt sei, stehe
das Tier nach wie vor unter Schutz, und
die Jagd finde in einem sehr strengen
Rahmen statt, sagt Nicolas Bourquin.
«Unsere 46 Kolonien (insgesamt rund
17 000 Tiere, Anm. d. Red.) werden von
den Kantonen verwaltet, die jährlich
Zählungen durchführen. Anschlies­
send senden sie uns die exakt ausgearbeiteten Abschusspläne, die wir sehr
genau überprüfen, bevor wir die Bewilligung erteilen.»
Die Abschussbewilligung für die Jäger
wird ebenfalls sehr streng geregelt.
«Im Kanton Bern muss man mindes-
tens 18 Jagdpatente erworben haben,
bevor man einen Steinbock schiessen
darf», so Bourquin. Ausserdem würden
viele Jäger bei der Steinbockjagd von
Wildhütern begleitet: «Wir praktizieren keine Ausbeuterkultur.»
Dass das Schweizer Modell Vorteile
birgt, gibt Dominique Gauthier gerne
zu. Aber er denkt nicht, dass der traurige Vorfall von Bargy die Behörden
dazu bewegen wird, das gleiche System
wie die Schweiz einzuführen. Allerdings spüre man die steigende Bereitschaft, unsere Wildtiere von nun an
besser zu überwachen.
Akut in der Schweiz: Gemsblindheit
Mehr als die Brucellose beschäftigen
die Schweizer Behörden zwei andere
Krankheiten: die Infektiöse bovine Keratokonjunktivitis («Gemsblindheit»)
und die Bovine Tuberkulose. Bei Ersterer handelt es sich um eine Entzündung
der Hornhaut im Auge, die zur Erblindung führen kann. Die befallenen Tiere
sterben oft an Hunger oder infolge eines
Absturzes. Letzten Sommer wurde bei
den Steinböcken ein Aufflammen dieser
Krankheit festgestellt, und Anfang
Herbst bemerkte der Schweizer Nationalpark auch bei den Gemsen eine Ausbreitung. «Wir waren beunruhigt, da
sich die Krankheit bei den Gemsen tendenziell schlimmer auswirkt», meint
der Betriebsleiter des Parks, Flurin Filli. Das Gebiet, in dem die betroffenen
Tiere lebten, wurde für Wanderer zeitweilig gesperrt. «Letzten Endes haben
wir nur wenige Tiere verloren, da die
meisten sich von selbst erholten», freut
sich der Leiter. Was die Bovine Tuberkulose betrifft, so bleibt sie der Schweiz
momentan erspart. Wegen Fällen im
Ausland ruft das Bundesamt für Umwelt
aber zu erhöhter Wachsamkeit auf.
Geiss mit Gemsblindheit. Typisch sind
die Tränenstreifen und das rote Auge.
Foto: Schweizerischer Nationalpark, Reto Strimer
Februar 2016 47
Maya
48
Februar 2016
Tourentipp Ski und Snowboard
oder Becca
Den einen Gipfel bewundern, am anderen Ski fahren …
Oberhalb von Saint-Martin im Val d’Hérens liegt die Becca
de Lovégno, die seit Langem ein Anziehungspunkt für Skitourenfahrer ist. Die Tour führt durch Landschaften, die Maurice
Zermatten immer wieder in seinen Texten verewigt hat.
Text: Stéphane Maire
«Sollte ich sterben, bevor ich euch [die Hausberge] wiedersehe, bin ich überzeugt, dass ihr mir an meinem Sterbebett
wieder erscheint. Ich würde das Ebenmass eurer Gipfel erklingen hören, das Rascheln der Blätter im Windhauch […];
eure einlullende Musik würde mich noch einen Moment jenseits der Pforte begleiten …» Diese Worte stammen von Maurice Zermatten. Der Schriftsteller – im französischen
Sprachraum gut bekannt – war in St-Martin geboren worden. Heute nehmen die Skitourengänger seine Worte mit,
unterwegs zur Becca de Lovégno, während sie den Forêt de
St-Martin oberhalb des gleichnamigen Dorfes durchqueren.
Dem Walliser Poeten ist hier ein Lehrpfad gewidmet. Die
Texte auf den Tafeln animieren Skitourengänger dazu, den
Bergen zu «lauschen», so wie Zermatten es vorgemacht hat.
Und den Kopf zu heben, wenn man aus dem Wald kommt,
um die Berge der Umgebung zu bestaunen.
Von dort oben muss man das Meer sehen
Während Zermatten die Wanderer im Sommer bis zur Cabane des Becs de Bosson begleitet, verlässt man ihn im
Winter bereits auf der Alp Lovégno. Hier teilt man mit ihm
die intensive Begegnung mit der lokalen Herrscherin: La
Maya, der alles dominierende Berg. Sie erinnert an die
Monolithen des Monument Valley, ist einfach ein bisschen
kleiner. «Diese vier Wände sind praktisch glatt. Ihre Unerreichbarkeit forderte die Menschen höhnisch heraus»,
schrieb Zermatten. Demütig stellten sich seine Protagonisten den Berg als Monument ausserhalb ihrer Reichweite vor: «Wer hätte es wagen können? Selbst die Waghalsigsten begnügten sich mit Träumen. Martin, der Jäger,
hatte eines Tages gesagt: ‹Von dort oben muss das Meer
sichtbar sein …› Man hatte gelacht. Dann: ‹Der ist noch
nicht geboren, der dort hinauf geht.›»
Wir gehen auch nicht hinauf, zumindest nicht heute, mit
den Ski. Denn die schöne Diva ist nur im Sommer zugänglich, dank ein paar wenigen Kletterrouten durch die Flanken und über die Grate. Die Becca de Lovégno gleich nebenan allerdings hat ihr einiges entgegenzuhalten!
Ein mit Vorsicht anzugehender Klassiker
Der Klassiker unter den Klassikern dieser Region im Mittelwallis, die Tour zur Becca de Lovégno, bietet eine schöne
Rundreise. Unterwegs zum Pas de Lovégno träumen wir von
der sehr schönen Skiabfahrt, die uns die Nordwestflanke des
Bergs bieten dürfte. Die vielen Spuren in der Umgebung lassen keine Zweifel aufkommen: Hier befindet man sich in
­einer sehr beliebten Gegend. Die Steilheit der geplanten Abfahrt erfordert allerdings einige Vorsichtsmassnahmen. Wir
Von der Becca de Lovégno aus gesehen
scheint La Maya abheben und sich der
Sonne nähern zu wollen.
Foto: Gérard Berthoud
Februar 2016 49
Tourentipp Ski und Snowboard
Die im Aufstieg begangenen Hänge
können bei nicht ganz sicheren Verhältnissen
auch für die Abfahrt benutzt werden.
Foto: Stéphane Maire
50
Februar 2016
Bei guten Verhältnissen bietet die Abfahrt
über die NW-Flanke der Becca de Lovégno ein paar aufregende Minuten.
Foto: Stéphane Maire
Februar 2016 51
Tourentipp Ski und Snowboard
prüfen aufmerksam die verschiedenen Hänge und ihre Exposition auf Anzeichen von Instabilität.
Alle Signale stehen auf Grün, als wir vom Gipfel losfahren
und in die schattigen Hänge eintauchen, aber wir bleiben auf
der Hut. 600 Meter tiefer, zurück in der Aufstiegsspur, haben
wir alle ein breites Lachen im Gesicht. La Becca hat die Erwartungen erfüllt, wir kommen wieder.
Im Sommer wollen wir in den ehemals unbezwingbaren
Wänden der Maya einen Versuch wagen. Aber es besteht kein
Zweifel, dass wir auch schon davon träumen, erneut unvergessliche Schwünge in die Hänge an der Becca zu legen, sobald der nächste Winter wieder da ist.
Die Berner Alpen (im Hintergrund) von
der Pointe de Masserey, dem Nachbargipfel der Becca de Lovégno, aus gesehen. In der Mitte thront das Bietschhorn
(3934 m). Foto: Gérard Berthoud
Blick vom Gipfel der Becca de Lovégno.
Von den Dents du Midi (im Hintergrund
links) bis zum Massiv der Diablerets
ragen Kalksteingipfel am rechten Ufer
des Rhonetals auf. Foto: Stéphane Maire
Stéphane Maire
Lehrer, Autor und erfahrener Alpinist, der auch
steile Skitouren liebt. Arbeitet seit 1998 mit der
Zeitschrift «Die Alpen» zusammen.
Praktische Infos
1 Becca de Lovégno (2821 m)
Eckdaten: WS+, 4 h 30, ↗ 1200 m,
↘ 1250 m
über die NW-Flanke, aber nur bei stabilen Verhältnissen. Der linke Teil der
Flanke ist etwas weniger steil, im Zweifelsfall zurück zum Pass (2492 m), bevor es in den sanften NW-Hängen weitergeht, die nach L’A Vieille (2190 m)
und weiter nach Pra ô Chéin (1830 m)
und die Mayens des Pras (1642 m) führen. Jetzt auf der alten Strasse via Les
Ottiores nach Mase.
Route: Vom S-Ende des Dorfes Suen
Richtung NNO bis ca. 1550 m Höhe aufsteigen, dann nach SO abbiegen (Waldlichtung) und nach Grange Neuve
(1648 m) hinauf. Durch den Forêt de
1a Variante: Von Suen durch den Forêt
Saint-Martin bis zur Alp Prabé (1944 m),
de Suen via Les Tsijeraches und Plan
dann zur Alp Lovégno (2171 m) aufsteiF:
Zenevrec (Route 540d) zum Pas de Logen. Jetzt zum Pas deLEGENDE
Lovégno
LEG it:
végno.
(2695 m). Von hier je nach den VerhältIl giro della Becca di Lovégno
die Becca de Lovégno
La Becca
Lovégno
en boucle1b Variante: Von Trogne
nissen zu Fuss oder mit
Ski de
hinauf
zum
via Prarion
Abfahrt
(Route 540c) auf die
Alp- Lovégno.
1 Suen
Becca de Lovégno - Mase
de Lovégno - Mase
1 Suen - Becca
de Lovégno - Mase Gipfel der Becca de Lovégno.
1a Suen - Les Tsijeraches - Becca de Lovégno - Mase
1b Trogne - Prarion - Becca de Lovégno - Mase
ijeraches - Becca de Lovégno - Mase
ion - Becca de Lovégno - Mase
Anreise
Per Bahn nach Sitten/Sion, dann mit
Bus nach Suen (Sud)
Auto
24,2
ÖV
1,9
CO 2 -Treibhausgas, in kg pro Person und
Weg: Beispielreise Lausanne–Suen (Sud)
Quelle: www.sbb.ch
Ausrüstung
Das übliche Skitourenmaterial
Beste Jahreszeit
Winter und Frühling
Karten
1a Suen - Les Tsijeraches - Becca de LK
Lovégno
- Mase
1 : 50 000,
1b Trogne - Prarion - Becca de Lovégno - Mase
Blatt 273S Montana
Literatur
Georges Sanga, Ski de randonnée BasValais. Du lac Léman au vallon de Tourtemagne, SAC Verlag, Bern 2008
Unterkunft
Mase
www.saint-martin-tourisme.ch
1a
Suen
Becca de Lovégno (2821 m)
1
Rundtour über die Becca de Lovégno
Trogne
1b
1 Suen–Becca de Lovégno–Mase
1a Suen–Les Tsijeraches–Becca de Lovégno–Mase
1b Trogne–Prarion–Becca de Lovégno–Mase
LK 1 : 100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
CN 1:100 000, reproduite avec l’autorisation de swisstopo (JM120017)
LK 1:100 000, reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (JM120017)
CN 1:100 000, riproduzione autorizzata da swisstopo (JM120017)
52
Februar 2016
Februar 2016 53
Neue Bücher, Filme und Websites
1 Michael Waeber
Haute Route
Von Chamonix nach Zermatt/
Saas Fee
Rother, 2. Auflage, 2013,
ISBN 978-3-7633-5919-6, Fr. 26.50
Die Haute Route zwischen Chamonix
und Zermatt bzw. Saas-Fee ist die
klassische Gebietsdurchquerung auf
allerhöchstem Niveau. Der vorliegende Skiführer beschreibt diese beliebte
Mehrtagesunternehmung für selbstständige Tourengeher mit allen wichtigen Varianten und ist damit ein unerlässlicher Begleiter für unterwegs,
genauso wie natürlich auch schon im
Planungsstadium zu Hause. Neben
den sehr detaillierten Routenbeschreibungen, die durch aufschlussreiche Fotos und Routeneintragungen
in Kartenausschnitten ergänzt werden, finden sich hier alle wichtigen
Informationen, die man sich für die
Vorbereitung und Durchführung
wünscht.
Redaktion
2 Markus Larcher
Heini Holzer
Meine Spur, mein Leben
Grenzgänge eines Extrem­berg­
steigers
Edition Raetia, 2015,
ISBN 978-88-7283-294-3, Fr. 19.90
Der Südtiroler Kaminkehrer Heini
Holzer gilt als bester Steilwandfahrer
der 1970er-Jahre – und somit als Pionier des «Extreme-Freeridings», bevor diese Disziplin überhaupt so benannt wurde. Am 4. Juli 1977 stürzte
er nach über 100 absolvierten Steilwandabfahrten am Piz Roseg in der
Berninagruppe tödlich ab. Holzer war
ein aussergewöhnlicher Mensch.
Klein von Statur (1,53 m), aber mit einem unbändigen Willen und einem
Kämpferherzen ausgestattet. Der
«Napoleon der Steilwände» beherrschte die höchsten Schwierigkeitsgrade in Fels und Eis. Seine Königsdisziplin waren allerdings die
Steilwandabfahrten, von denen ihm
54
Februar 2016
während seines kurzen Lebens mehr
als 100 gelangen. Die meisten davon
waren «First Descents». Neigungen
von 55 bis hin zu stellenweise 60 Grad
standen für den «Steilwandfeger»
(Reinhold Messner) an der Tagesordnung. Für seine Leistungen liess er
sich nie sponsern. Die Reinheit der
Berge war ihm wichtiger. So liess er
sich auch nie von einem Hubschrauber auf den Gipfel bringen; er befuhr
die Wände nur, nachdem er sie im
Aufstieg bezwungen hatte. Seine
Gratwanderung zwischen Erfolgszwang und Todessehnsucht wurde
ihm schliesslich zum Verhängnis: Im
Alter von nur 32 Jahren starb er beim
Versuch, die Nordostwand des Piz Roseg in der Berninagruppe zu befahren. Es war seine 104. Steilwandfahrt.
Redaktion
3 Adi Kälin
Säntis
Berg mit bewegter Geschichte
Hier und Jetzt, Baden 2015,
ISBN 978-3-03919-350-9, Fr. 69.–
Für viele Ostschweizer und Süddeutsche, ganz besonders aber für die Appenzeller, ist der Säntis ein wichtiges
Stück Heimat und Identität. Kultur
und Tradition der Region sind eng
verknüpft mit dem markanten Massiv.
Dieses hat schon im Mittelalter fasziniert, galt lange als unnahbar. Berge
werden oft unterschätzt. Das musste
auch Albert Heim erfahren, der berühmte Schweizer Geologe und Panoramazeichner, als er am Säntis um ein
Haar abgestürzt wäre. Nein, ein «Damenberg» ist der spektakuläre Berg
im Alpstein gewiss nicht. Über die
Landesgrenzen hinaus geriet der
­Säntis in die Schlagzeilen wegen des
­Doppelmordes am Wirtepaar Haas
1922. Der Journalist Adi Kälin ergründet in dem schönen Bildband die
Fas­zi­na­tion, die seit Jahrhunderten
von diesem Hochgebirge ausgeht. Er
hat haufenweise unterhaltsame Anekdoten und Begebenheiten zusammengetragen.
Stefan Hartmann
1
2
3
4 Aris Theodoropoulos
Kalymnos
Rock Climbing Guidebook 2015
4
Hellenic AC, 2015, Englisch, ISBN
978-618-5160-03-6, ca. Fr. 65.–
5
6
Kalymnos bietet dem Kletterer bei
entspannter Atmosphäre ein kleines
Paradies mit einem riesigen Angebot
an fantastischen Kalkseillängen in allen Schwierigkeiten. «Climber» aus
der ganzen Welt reisen an. Der
400 Seiten starke Kletter­f ührer von
Aris Theodoropoulos, ­Verfasser aller
bisherigen Kalymnos-­Führer, richtet
sich auf Englisch an Besucher aus
über 45 Ländern. Entsprechend hat
der bewährte Autor die Texte in der
innerhalb von 15 Jahren schon sechsten Ausgabe des Führers abgespeckt,
damit sie noch leichter verständlich
sind. Und sicher auch, um die 2700
Routen überhaupt zwischen zwei
Buchdeckel pressen zu können.
Aris Theodoropoulos, Bergführer und
aktivster Promoter des Kletterns in
Griechenland, hat mit der neuen Ausgabe des Führers, der übrigens mit einer Gratis­app für Apple und Android
daherkommt, ein weiteres Standardwerk geschaffen. Er und seine Partnerin
Katie Roussou tragen mit ihrer
Arbeit zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation Griechenlands bei.
Christine Kopp, Muri (BE) u. Pasturo (I)
5 Hans-Günter Richardi
SS-Geiseln in der Alpenfestung
Die Verschleppung prominenter
KZ-Häftlinge aus Deutschland
nach Südtirol
Edition Raetia, Bozen 2015,
ISBN 978-88-7283-229-5, Fr. 34.–
Als 1944 der Niedergang absehbar
war, sah Hitler den Alpenraum als
Rückzugsgebiet für die SS vor, seine
Schutzstaffel. Die «Alpenfestung»
umfasste Teile Österreichs sowie Südtirol mit den Dolomiten. Hier liegt der
zauberhafte Pragsersee, wo sich im
April 1945 ein grosses Geiseldrama
abspielte. Denn Hitlers Stellvertreter
Himmler wollte hier den Kampf fort-
setzen und die Westalliierten mit einer Hundertschaft von prominenten
Geiseln (139 Gefangene aus 17 Nationen) – darunter Österreichs Exbundeskanzler Schuschnigg oder der
französische Ministerpräsident Léon
Blum – zu Verhandlungen zwingen.
Die Gefangenen wurden im April 1945
aus den Konzentrationslagern
­Buchenwald und Flossenbürg im
KZ Dachau zusammengezogen und
von einem Sonderkommando der SS
ins Hochpustertal gebracht, wo sie am
30.­ April 1945 von Soldaten der Wehrmacht aus der Gewalt der SS befreit
wurden. Die Wehrmacht brachte sie
ins Hotel Pragser Wildsee, wo sie am
4. Mai 1945 von amerikanischen
Truppen übernommen wurden. Ein
spannendes Stück Geschichte aus den
Alpen – und Europa.
Stefan Hartmann
6 World Glacier Monitoring Service
WGMS Glacier
App für iOS und Android, gratis
Noch gehören Gletscher zum Landschaftsbild der Alpen. Wie lange das
so bleiben wird, ist angesichts des
dramatischen Abschmelzens unsicher. Mit einer App will der World
Glacier Monitoring Service (WGMS)
der Universität Zürich das Bewusstsein für die Entwicklung stärken. Die
«WGMS Glacier App» zeigt Gletscher
in der Nähe des Users an. Sie enthält
Informationen darüber, ob ein Gletscher in den letzten Jahrzehnten Eis
gewonnen oder verloren hat und wie
sich seine Länge geändert hat. Ersichtlich wird auch, wie gut der Zustand der Gletscher dokumentiert ist.
«Wir möchten die Sichtbarkeit von
Hunderten von Gletscherbeobachtern
auf der ganzen Welt steigern», sagt
Projektleiter Nico Mölg, «sie dokumentieren, welche Auswirkungen die
Klimaveränderung auf die Gletscher
hat.» In der «wgms Glacier App» (Android/iOS) sind über 3700 Gletscher
aus der ganzen Welt beschrieben und
bebildert.
Peter Walthard
Februar 2016 55
Service
Agenda
Westen
Marie et Gilbert
A la fin des années 1980, Richard Morgan rencontre lors d’un séjour en Valais
Marie et Gilbert, un couple installé à
Grimentz. Dans le cadre du documentaire qui leur est consacré, ils reviennent sur leur parcours de vie de paysans de montagne.
schichten. Musikalisch werden sie von
Daniel Woodtli begleitet.
eines Bergsteigers und seinem politischen Ringen um Naturschutz.
11. Februar | 20 Uhr | Bern | Alpines Museum |
www.alpinesmuesum.ch
25. Februar | 19.30 Uhr | München |
Alpines Museum | www.alpenverein.de
Bücherberge – die Viertausender
der Schweiz
2000 Meter über dem Alltag
Das Buch von Caroline Fink und Marco
Volken zeigt jeden der 48 Schweizer
Viertausender in seiner natürlichen
Schönheit. Die beiden Autoren stellen
ihr viersprachiges Werk vor.
25. Februar | 18.30 Uhr | Bern | Alpines Museum | www.alpinesmuesum.ch
16 février I 14 h 30-16 h I Médiathèque Valais Martigny I www.mediatheque.ch
Die Wanderausstellung reflektiert die
Geschichte des Schutzhüttenbaus in den
Alpen. Sie zeigt die Entwicklung von den
ursprünglichen, bescheidenen Schutzhütten hin zu modernen Hütten, die
neue Technologien an extremen Lagen
einsetzen.
25. Februar bis 18. März | Chur |
Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW
Chur | www.htwchur.ch
Süden
36 000 Jahre in 360 Minuten
Die Erweiterung der Pupillen
beim Eintritt ins Hochgebirge
Exposition d’œuvres d’art issues des
collections de l’Alpine Club ainsi qu’un
parcours didactique pour découvrir
l’histoire de l’alpinisme au 19e siècle.
Was wäre die Schweiz ohne den Schweizer Film? Und was wäre der Schweizer
Film ohne die Berge? Das Alpine Museum der Schweiz wagt den Panoramablick in seiner aktuellen Ausstellung.
Eine Collage aus 100 Filmen erzählt auf
neue Art die vertraute Geschichte einer
Bergtour.
Jusqu’au 16 avril I Musée alpin Chamonix I
www.chamonix.com
bis 7. August | Bern | Alpines Museum |
www.alpinesmuesum.ch
Mitte & Norden
Osten
Lesesessel
Spagat
L’âge d’or de l’alpinisme
Eine Bühne, ein Sessel, eine Leselampe, ein Tisch, ein Glas Wasser und eine
Autorin oder ein Autor: Wilfried Meichtry und Amina Addukad lesen Bergge-
Richard Goedeke, Gründungsmitglied
von Mountain Wilderness, lanciert seine
Autobiografie. Er sieht sein Leben als
Spagat zwischen den Bedürfnissen
Ueli Steck: Alpen und Himalaya
Der Spitzenbergsteiger entführt mit spektakulären Aufnahmen in
sein Projekt «82 Summits» und in seine Besteigung der AnnapurnaSüdwand. Innerhalb von 62 Tagen hat Steck im Sommer 2015 sämtliche Viertausender in den Alpen bestiegen und dabei viel Spannendes,
Überraschendes und Schönes erlebt. Im Sommer 2013 hat er zudem
im dritten Anlauf die Annapurna-Südwand bezwungen, indem er
während 28 Stunden an seinem Limit kletterte.
11.2. | Bulle | Aula Cycle d’orientation
12.2. | Lausanne | Casino de Montbenon
13.2. | Genève | Salle centrale de
la Madeleine
24.2. | Zürich | Volkshaus
25.2. | Iona | Kreuz
26.2. | Winterthur | gate27
27.2. | Uster | Wagerenhof
56
Februar 2016
29.2. | Basel | Volkshaus
  1.3. | Bern | Theater National
  2.3. | Münsingen | Schlossgut
  3.3. | Solothurn | Landhaussaal
  4.3. | Interlaken | Aula Sekundarschule
  5.3. | Thun | Burgsaal
  7.3. | Spiez | Lötschbergsaal
Infos und Vorverkauf: www.explora.ch
Die Geschichte des Wallis an sechs
Abenden mit Werner Bellwald, Historiker und Ethnologe.
9. Februar und 1. März I 19.30–20.30 Uhr | Mé­
dia­thèque Valais | Brig | www.mediatheque.ch
Bolivia - i luoghi della musica
Fotografie di Craig Richards, noto fotografo canadese e curatore del Dipartimento di fotografia del Whyte Museum
of the Canadian Rockies di Banff. Nel
corso di due missioni di ricerca, percorrendo il paese sudamericano dai luoghi
più noti a quelli più remoti, Richards ha
rappresentato in immagini la stretta interconnessione tra il paesaggio, la gente, le feste e la musica.
Axalp Wintercup, Berner Alpenclup,
Nachrennen
fino al 28 febbraio I Museo nazionale della
montagna I Torino (ITA) I www.museomontagna.org
Eisklettern
Alberto Giacometti (1901-1966)
La regione della Bregaglia commemora
con diversi eventi il 50° anniversario
della morte del grande artista, tra l’altro con una serie di film.
7 marzo I «F come falso» di Orson Welles I Castasegna
9 marzo I Casaccia
www.bregaglia.ch/it/giacometti-2016
5. März | Axalp | http://familiencup-axalp.ch
Patrouille de la Maya, Team
6. März | St-Martin | www.lamaya.ch
UIAA Jugendweltmeisterschaft
Trophée des Gastlosen, SAC Swiss Cup,
Team
14. Februar | Jaun |
www.trophee-gastlosen.com
Sportklettern
Nocturne du Chasseron, Nachtrennen
Rheintal Cup – K1-Cup
17. Februar | Les Rasses |
www.nocturnechasseron.over-blog.com
5. März | Dornbirn | www.k1-dornbirn.at
Tris Rotondo, SAC Swiss Cup, Team
Wettkämpfe
28. Februar | Valle Bedretto |
www.trisrotondo.ch
Details auf www.sac-cas.ch > Wettkampfsport
Diablerets 3D, SAC Swiss Cup, Team
Skitourenrennen
Nocturne Zinal-Sorebois, Nachtrennen
12. Februar | Zinal |
https://sites.google.com/site/nocturnezinal
Alpstein Trophy, Nachtrennen
13. Februar | Schwende |
www.alpsteintrophy.ch
6. bis 7. Februar | Rabenstein (ITA) |
www.iceclimbingworldcup.org
4. bis 6. März | Les Diablerets |
www.diablerets3d.ch
Rothwaldrace, Dynafit SAC Youth Cup,
Einzel
5. März | Rothwald | https://rothwald-race.ch
Tourenlauf Erbs, Einzel
5. März | Elm | www.scelm.ch
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58
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Nachhaltig reisen dank Aktivferien AG.
Vor einem Jahr hat der führende Kilimanjaro-Spezialist
Aktivferien AG eine Gemüsefarm am Kilimanjaro gegründet. Das Ziel ist, ältere
Bergführer und Träger weiter zu beschäftigen und eigenes Gemüse anzupflanzen.
Dieses nachhaltige Projekt,
mit dem man der Bevölkerung etwas zurückgeben
will, stösst sowohl bei den
Gästen wie auch bei der tansanischen Regierung auf
grosses Echo. In kurzer Zeit
konnte so ein grosses Wissen über die tropische Landwirtschaft aufgebaut und an
die lokale Bevölkerung weitergegeben werden.
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Tissot T-Touch Solar Jungfraubahn
Dank Tissots Partnerschaft
mit den Jungfraubahnen sind
Hightechprodukte entstanden, die selbst den strengsten Bedingungen gewachsen
sind. Dazu gehört auch die
Sonderausgabe Tissot
T‑Touch Solar Jungfraubahn.
Der Berg, der sie inspirierte,
ist auf dem nahezu transparenten Zifferblatt dargestellt, durch das das integ-
rierte Solarmodul zu
erahnen ist. Darüber hinaus
verfügt das Modell über
­einen atemberaubenden
Nachthimmeleffekt. Die
LCD-Anzeige lässt sich im
Dunkeln auch verbergen. Die
Partner errichteten im Jahr
2015 zudem den Rundweg
«First Cliff Walk by Tissot».
www.tissot.ch
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Die solarbetriebenen
Sonderausgaben mit
Touchscreen von Tissot.
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Super Rock GTX
Seit über 30 Jahren werden
Kayland-Schuhe in Montebelluna, dem Zentrum der
italienischen Schuhmacherkunst, entwickelt. Der Super
Rock GTX hat einen fast
nahtfreien Schaft aus SuèdeLeder und überzeugt durch
seine gute Passform und seine Langlebigkeit. Die Ge-
samtkonstruktion verbindet
hohe Präzision mit Komfort.
Der Schuh eignet sich sowohl
für den technischen Alpinismus in allen Jahreszeiten
wie auch für Klettersteige
und als Winter-Hiker.
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Der Super Rock GTX von
Kayland für den anspruchsvollen Bergsport.
Das ist der Moment, in dem du realisierst, dass
deine Anstrengungen alle Mühen wert waren:
früh aufzuwachen, der Kälte zu trotzen oder
etwa durch den tiefen Schnee zu stapfen. Am
Ende zählt aber nur das Hier und Jetzt: der
Berg, deine Passion – und dieser eine Run.
SCOTT-SPORTS.COM
© SCOTT SPORTS SA 2015 | Photo: Christophe Margot
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Lappland, Rumänien, Westalpen, Massif Central
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April 2016
04.04.–07.04.
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11.04.–13.04.
17.04.–20.04.
28.04.–01.05.
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Steep and deep mit Fredy Tscherrig
Val d’Anniviers – Tiefschneewoche Rinaldo Borra
Simplon – Plaisirskitouren mit Fredy Tscherrig
Val S-charl Skitourenwoche mit Egon Feller
Bivio Skitourenwoche mit Simon Schmid
Grosse Dolomitendurchquerung (I) –
Tiefschneesafari mit Fredy Tscherrig
Vinschgau (I) – Skitourenwoche Rinaldo Borra
Lofoten (N) – Skitourenreise Fredy Tscherrig
Grundkurs Klettern Bruno Pfaffen
Gran Paradiso (I) – Skitourenwoche Simon Schmid
Klettern in Ausserberg Bruno Pfaffen
Klettern im Oberwallis Bruno Pfaffen
Haute Route Imperiale – Val d’Anniviers – Turtmanntal Rinaldo Borra
Petersgrat-Ebnefluh – Skihochtourentage Egon Feller
Mönch, Finsteraarhorn, Fiescherhörner –
Skihochtourentage Simon Schmid
Klettern im Oberwallis Bruno Pfaffen
Finsteraarhorn Rinaldo Borra
Monste Rosa – leichte Viertausender Rinaldo Borra
Finsteraarhorn-Mittaghorn – Skihochtourentage Egon Feller
Klettern im Oberwallis Bruno Pfaffen
Alpinschule
Bietschhorn Ausserberg
CH-3938 Ausserberg
+41 (0) 27 923 09 03
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Eine Wohltat – Fasten auf der Alp!
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Datum: 1.–7. Mai 2016
Neu: Mit Yoga in schöner Finca in Mallorca: 21.–28. Mai 2016
Leitung: Elisabeth Erb, Körpertherapeutin, Düdingen, Tel. 079 509 58 26
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Auf einsamen Wegen durch’s Dolpo (Westnepal), 24.09.–15.10.2016
Das Trekking führt uns in eines der abgelegensten Gebiete im Himalaya.
Der Zeltplatz am kristallklaren Phoksundo-See ist traumhaft schön und lädt zum Verweilen ein.
Wer Lust hat, kann im Küchenzelt einen Einblick in die nepalesische Kochkunst erhalten.
Das Familienunternehmen Nepal Fair Step Trekking bietet diese Trekking-Tour in Zusammenarbeit mit einer Nepal erfahrenen, schweizerischen Reiseleiterin an. Die Tour wird ab 4 Personen durchgeführt.
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vielseitige Klettergurt gewährleistet passgenauen Sitz für alle Körpergrössen
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grosse, naturverbundene Pierre mit den himmelblauen Augen sehr wohl. Er ist humorvoll
und zielorientiert und erholt sich in der Aktivität; als Genusssportler. Pierre mag diverse
Wintersportarten und ist auch sonst dem Winter sehr zugetan, denn dann ist er geschäftlich
in seinem Element. In der übrigen Jahreszeit ist er ungebunden und offen für Kulturelles
und Neues. Vertrauen, Ehrlichkeit, gemeinsame Interessen und Freunde sind Pierre wichtig.
Gerne möchte er einer reisefreudigen, nicht ortsgebundenen Sie, seine Bergwelt zeigen.
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Wir freuen uns auf ihren Besuch in der neu umgebauten
Geltenhütte SAC Oldenhorn
Geniessen Sie ein paar Skitouren abseits grosser Routen.
Die Hütte ist bewartet von Anfangs März bis Ende April.
Infos und Anmeldung: Ueli und Marianne Stalder, Tel. Privat
033 654 28 84, Tel. Hütte 033 765 32 20, www.geltenhuette.ch
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Kochkenntnisse von Vorteil
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62
Februar 2016
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Wildhornhütte
Die Wildhornhütte liegt auf 2303 m. ü. M. im Naturschutzgebiet Gelten-Iffigen, am Fusse des Wildhorns.
Sie bringen mit:
– Erfolgreich abgeschlossener Hüttenwartkurs
SAC/«Schweizer Hütten»
– Erfahrung im Führen einer Hütte
– Gute Kochkenntnisse
– Freundliches gepflegtes Auftreten
– Sprachkenntnisse (Deutsch/Englisch)
– Handwerkliche Fähigkeiten
– Technisches Geschick
– Einsatzbereitschaft, kundenfreundlich und gewandt im
Umgang mit Menschen
Wir bieten:
– Eine engagierte Sektion, die Sie tatkräftig unterstützt
– Eine Website auf Deutsch und Französisch
– Mithilfe beim Hüttenunterhalt (1×/Jahr)
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Auskunft gibt Ihnen der Hüttenchef, Roland Baechler,
Tel. 079 337 10 92, oder besuchen Sie die Webseite:
www.cas-moleson.ch/infrastructures/wildhornhuette.html
Ihre Bewerbung mit den üblichen Unterlagen schicken
Sie bitte bis 31. August 2016 an den Hüttenchef (siehe auch
Kontaktdaten). Per E-Mail: wildhorn[at]cas-moleson.ch
oder per Post: Club Alpin Suisse, Section Moléson,
CH-1700 Fribourg
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Eine seltene Begegnung oberhalb Les Diablerets im November 2015: wo sonst die leeren Milchkannen stehen, sassen diese vier Steinhühner
vor der Alphütte und warteten auf den Bauern Reynold Ginier. Foto: Reynold Ginier/Christophe Racat
«Nur der Berg hat lange genug gelebt, um das Heulen der Wölfe
sachlich deuten zu können.»
Aldo Leopold (1887–1948), amerikanischer Ökologe und Schriftsteller
Schweizer Alpen-Club SAC
Club Alpin Suisse
Club Alpino Svizzero
Club Alpin Svizzer
Herausgeber
Schweizer Alpen-Club SAC, Zentralverband,
Monbijoustr. 61, Postfach, CH-3000 Bern 23,
Tel. 031 370 18 18, www.sac-cas.ch
Auflage
110 012 Ex. (WEMF-beglaubigt),
erscheint monatlich in Deutsch, Französisch
und Italienisch, ISSN 0002-6336
Redaktion
Chefredaktion: Alexandra Rozkosny
Redaktion Deutsch: Peter Walthard
Redaktion Französisch: Alexandre Vermeille
Schlussredaktion Italienisch: Davide Peruzzetto
Übersetzungen ins Deutsche: Emanuel Balsiger,
Susanne Rozkosny
Tel. 031 370 18 85, [email protected],
www.sac-cas.ch/zeitschrift, Monbijoustr. 61,
Postfach, 3000 Bern 23
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Tel. 031 370 18 18, [email protected]
Jahresabonnement: bei SAC-Mitgliedern
im Jahresbeitrag inbegriffen
Nichtmitglieder: CH Fr. 60.–, Ausland Fr. 76.–
Einzelhefte: SAC-Mitglieder Fr. 6.– + Porto,
Nichtmitglieder Fr. 8.– + Porto
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Sende dein herausragendes Foto (mind. 2 MB)
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Redaktion wählt monatlich das beste Bild, die
Publikation erfolgt ohne Honorarzahlung. Es
wird keine Korrespondenz geführt. Von der
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