Benchmarking der Unternehmenspolitik. Erste Ergebnisse des

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Benchmarking der Unternehmenspolitik. Erste Ergebnisse des
KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN
Brüssel, den 27. Oktober 2000
SEK(2000) 1841
ARBEITSPAPIER DER KOMMISSIONSDIENSTSTELLEN
Benchmarking der Unternehmenspolitik
Erste Ergebnisse des Anzeigers
DE
.
ARBEITSPAPIER DER KOMMISSIONSDIENSTSTELLEN
Benchmarking der Unternehmenspolitik
Erste Ergebnisse des Anzeigers
INHALTSVERZEICHNIS
A. EINFÜHRUNG .......................................................................................................... 4
B. DER ANZEIGER....................................................................................................... 6
1 Unternehmerische Initiative ................................................................................ 6
1.1
Unternehmerische Dynamik: Bessere Datenqualität notwendig........................ 6
1.1.1
Indikator 1: Unternehmensfluktuation (prozentualer Anteil der echten ...........
Unternehmensgründungen und -schließungen am gesamten............................
Unternehmensbestand) und Indikator 2: Nettozahl der Unternehmens-...........
gründungen (in Prozent des gesamten Unternehmensbestandes)................... 6
1.1.2
Indikator 3: Überlebensrate nach 3 Jahren................................................... 7
1.1.3
Indikator 4: Zeitraum, in dem ein Gläubiger noch Insolvenzforderungen........
geltend machen kann .................................................................................... 9
1.1.4
Indikator 5: Zahl der Hochschulabsolventen in Betriebswirtschaftslehre .... 10
1.2
Auswirkungen des Rechtsrahmens auf Unternehmensgründungen: ....................
Raum für Verbesserungen.............................................................................. 12
1.2.1
Indikator 6: Dauer einer Unternehmensgründung....................................... 12
1.2.2
Indikator 7: Kosten einer Unternehmensgründung...................................... 12
1.3
Kapitalmärkte / Finanzierungsbedingungen: Die Institutionen sind zum ............
größten Teil vorhanden, müssen aber ausgeweitet und entwickelt werden...... 15
1.3.2
Indikatoren 10 und 11: Risikokapital und Anschubfinanzierung.................. 17
1.3.3
Indikator 12: Erste öffentliche Zeichnungsangebote (initial public .................
offerings, IPOs) .......................................................................................... 18
1.3.4
Indikatoren 13 und 14: Kapitalisierung an neuen Märkten und Zahl ..............
der an diesen Märkten gehandelten Unternehmen....................................... 20
2
2 Aufrechterhaltung der Dynamik ....................................................................... 22
2.1
Innovationsfähigkeit ...................................................................................... 22
2.1.1
Indikator 15: Zahl der Hochschulabsolventen in Natur- und...........................
Ingenieurwissenschaften ............................................................................. 22
2.1.2
Indikator 16: Öffentliche F&E-Ausgaben im Verhältnis zum BIP................ 23
2.1.3
Indikator 17: F&E-Ausgaben der Wirtschaft als prozentualer Anteil ..............
am BIP ....................................................................................................... 24
2.1.4
Indikator 18: Anteil innovativer KMU an der Gesamtzahl der KMU........... 25
2.1.5
Indikator 19: Zahl der Hochtechnologiepatente pro Kopf ........................... 26
2.1.6
Indikator 20: Anteil von Hochtechnologieprodukten an den............................
Gesamtausfuhren........................................................................................ 28
2.2
Die wissensbasierte Wirtschaft ...................................................................... 29
2.2.1.
Indikator 21: Rechnerleistung pro Kopf...................................................... 30
2.2.2
Indikator 22: Internetdurchdringung .......................................................... 31
2.2.3
Indikator 23: Zahl der an das Internet angeschlossenen Schulen ................ 33
2.2.4
Indikator 24: KMU, die das Internet für kommerzielle Zwecke nutzen......... 34
2.2.5
Indikator 25: Mobiltelefonteilnehmer ......................................................... 35
2.2.6
Indikator 26: Wert der IKT-Märkte gemessen am BIP ................................ 36
2.2.7
Indikator 27: Fortbildungsmöglichkeiten.................................................... 37
3 Zugang zum Markt ............................................................................................ 38
3.1.1
Indikator 28: Handelsintegration................................................................ 39
3.1.2
Indikator 29: Prozentualer Anteil des Wertes im Amtsblatt veröffentlichter ....
Ausschreibungen am Gesamtwert der öffentlichen Aufträge........................ 40
3.1.3
Indikator 30: Wichtigste Faktoren, die von den KMU als Behinderung der.....
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit empfunden werden ............................... 41
3.1.4
Indikator 31: ISO-9000-Zertifizierung ........................................................ 42
C. FAZIT....................................................................................................................... 44
Anhang 1: Überblick über die Indikatoren die in den Anzeigern ‚Unternehmenspolitik‘ und
‚Innovation‘und in der Mitteilung über Strukturindikatoren benutzt werden ........................ 45
3
A.
Einführung
Der Europäische Rat von Lissabon hatte den Rat und die Kommission aufgefordert, bis Juni
2000 ein Benchmarking einzuleiten, dessen erste Ergebnisse bis Dezember 2000 vorliegen
sollten. Die ersten greifbaren Resultate der Unternehmenspolitik werden im folgenden
dargestellt.
Wie in SEK (2000) 8211 angekündigt, stammen diese Ergebnisse aus einem Anzeiger von
Indikatoren, die auf die drei Stützen der Unternehmenspolitik abzielen: Unternehmerische
Initiative, Innovation und Marktzugang. Um Vergleiche und Messungen zu erleichtern,
wurden die entsprechenden Größen in verschiedene Unterpositionen gegliedert.
Dieser Anzeiger gehört zu einer Reihe von Verfahren zur Entwicklung von Indikatoren im
Zusammenhang mit den derzeit verfolgten Zielen. Insbesondere wurde am 27. September
2000 eine Mitteilung der Kommission über Strukturindikatoren2 veröffentlicht; darin werden
die Indikatoren dargelegt, die in dem Synthesebericht verwendet werden, der im Frühjahr dem
Europäischen Rat vorgelegt werden soll. Ein ähnliches Vorhaben wurde für den Bereich der
Forschungspolitik in Gang gesetzt.
Die Angaben werden größtenteils in Schaubildern dargestellt. Die Schaubilder - auch die mit
zwei Variablen und der entsprechenden Korrelationskurve - sind keine Modelle. Dies hätte
einen grundsätzlich anderen Ansatz erfordert. Deshalb sollten Kausalitätsverbindungen nur
mit äußerster Vorsicht betrachtet werden.
Naturgemäß wirft ein Anzeiger eher Fragen auf, als dass er diese beantwortet. Er zeigt
Unterschiede, erklärt sie jedoch nicht. In einigen Fällen bleiben aufgrund der Tatsache, dass
die verfügbaren Daten nicht hinreichend aussagekräftig sind, wesentliche Fragen
unbeantwortet. Aber auch dieser erste Überblick fördert wichtige Themen zutage, die einer
genaueren Untersuchung bedürfen.
Bei der Auswahl und Interpretation der Indikatoren für diesen Anzeiger wurde versucht, die
Sichtweise von Unternehmen zu berücksichtigen. Erstes Ziel ist es, die Rahmenbedingungen
unter denen sie tätig sind, vergleichbar zu machen. Wird derselbe Index in einen etwas
anderen Zusammenhang gestellt, auch unter Verwendung der gleichen Daten, könnte dies zu
anderen Anmerkungen und Schlussfolgerungen führen.
Der vorliegende Anzeiger hat einen breiteren Schwerpunkt als der bereits in diesem Jahr
veröffentlichte europäische Innovationsanzeiger3. Letzterer vergleicht Innovationssysteme in
ihrer Gesamtheit, d. h. einschließlich der Beziehung zwischen „vorgelagerten" Bereichen
(Humanressourcen, Finanzmärkte) und „nachgelagerten" Bereichen (Output, Verkäufe).
Verständlicherweise nimmt die Erhebung über die Innovation in der Gemeinschaft von 1996
im Innovationsanzeiger einen zentralen Platz ein. Die beiden Anzeiger haben eine Reihe von
Indikatoren gemeinsam, auch wenn sie bisweilen unterschiedliche Daten verwenden (z. B.
1
2
3
Benchmarking der Unternehmenspolitik – Ein kurzer Überblick über die anstehenden Arbeiten,
Arbeitspapier der Kommissionsdienststellen vom 5.5.2000.
Strukturindikatoren, Mitteilung der Kommission, KOM (2000) 594 endg., 27.09.2000
Anhang zu „Innovation in einer wissensbasierten Wirtschaft", Mitteilung der Kommission an den Rat
und das Europäische Parlament, KOM(2000)567 endg. vom 20.9.2000.
4
Risikokapital-Investitionen in Hochtechnologieunternehmen im Innovationsanzeiger –
gesamtes Risikokapital im Unternehmensanzeiger). Trotz unterschiedlicher Vorgehensweisen
kommen die beiden Anzeiger, zumindest in den Bereichen, die beide abdecken, zu ähnlichen
Schlussfolgerungen. Anhang 1 erläutert die Beziehungen zwischen dem vorliegenden
Anzeiger, dem Innovationsanzeiger und den oben erwähnten Strukturindikatoren.
Hinsichtlich seines Ansatzes und der verwendeten Indikatoren ist der Anzeiger als Ergänzung
zum Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit zu sehen. Beide sind diagnostische Werkzeuge
für die Unternehmenspolitik. Während der Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit jedoch die
politische Diskussion mit Ergebnissen aus der Forschung und Datenanalyse bereichert,
versucht der Anzeiger mittels Ländervergleichen bestimmte Punkte konkreter und direkter zu
fassen (Problembereiche, optimale Verfahren, Ziele).
Der vorliegende Bericht ist die allererste Ausgabe des Anzeigers. Auf der Grundlage der
hierzu eingehenden Anmerkungen, Beiträge und Erfahrungen werden weitere Anpassungen
vorgenommen. Mit der Zeit wird sein Wert zunehmen, da er sich zu einem dynamischen
Referenzrahmen entwickeln wird, der es ermöglicht, nicht nur die relativen Anstrengungen
und Leistungen zu beurteilen, sondern auch die Fortschritte, welche die Mitgliedstaaten und
die Gemeinschaft als Ganzes im Vergleich mit ihren wichtigsten Wirtschaftspartnern erzielen.
Die Liste dieser Partner - bis jetzt sind es nur Japan und die USA - wird schrittweise erweitert.
Der Anzeiger ist wie folgt aufgebaut: Der Punkt unternehmerische Initiative ist in drei
Hauptbereiche unterteilt:
• Unternehmerische Dynamik (mit Indikatoren zur Wirtschaftsdemographie, zum
Insolvenzrecht und zur Verfügbarkeit von Betriebswirtschaftlern);
• Auswirkungen des Rechtsrahmens auf Unternehmensgründungen (mit Indikatoren
über Eintragungskosten und -dauer sowie einer zusätzlichen Analyse auf der Grundlage
anderer Quellen) und
• Kapitalmärkte / Finanzierungsbedingungen (mit Indikatoren über Business Angels und
Risikokapital-Investitionen sowie über neue Märkte).
Der Punkt Aufrechterhaltung der Dynamik befasst sich mit den Rahmenbedingungen und
deren Leistung im Hinblick auf Innovation, Technologie und Fortschritt auf dem Weg zu
einer wissensbasierten Wirtschaft. Es gibt hier zwei Unterpositionen:
• die Innovationskraft (mit Indikatoren über den Zuwachs an Akademikern der Natur- und
Ingenieruswissenschaften, über FuE-Anstrengungen, über innovative KMU, über Patente
und Hochtechnologieexporte) und
• der Fortschritt auf dem Weg zu einer wissensbasierten Wirtschaft, der gemessen wird
mit Indikatoren über die Zahl der installierten Computer, den Internetdurchdringungsgrad,
den Mobilfunkdurchdringungsgrad, die Bedeutung von IKT-Märkten und
Weiterbildungsmöglichkeiten.
Der Punkt Marktzugang wird untersucht mit Hilfe von Indikatoren über Einfuhren,
öffentliches Auftragswesen und Qualitätszertifizierung sowie mit Hilfe der Ergebnisse aus
einer KMU-Befragung über die größten Hindernisse, auf welche die Unternehmen bei ihren
Entwicklungsbestrebungen stoßen.
5
B.
Der Anzeiger
1
UNTERNEHMERISCHE INITIATIVE
1.1
Unternehmerische Dynamik: Bessere Datenqualität notwendig
Die unternehmerische Dynamik bezeichnet die Fähigkeit, sich an wandelnde
Marktbedingungen anzupassen. Gründungen sowie Schließungen von Unternehmen sind die
wichtigsten Mechanismen dieser Anpassung4. Andere Mechanismen sind Investitionen,
Innovation, Weiterbildung, Kooperationsvereinbarungen, Fusionen und Übernahmen. Einige
dieser Mechanismen haben eher einen makroökonomischen Charakter, andere werden in
anderen Bereichen behandelt. Dieses Kapitel befasst sich vorrangig mit
Unternehmensdemographie sowie zwei Indikatoren, die das Insolvenzrecht bzw. die
Verfügbarkeit von Akademikern beleuchten.
Die Auswahl der Indikatoren für diesen Anzeiger war aufgrund der Datenverfügbarkeit
begrenzt. Die Unternehmensdemographie wurde jedoch trotz erheblicher Datenmängel
berücksichtigt, um zu unterstreichen, wie wichtig ein besseres Verständnis der Entwicklung
von Unternehmensgründungen für die Unternehmenspolitik ist.
1.1.1
Indikator 1: Unternehmensfluktuation (prozentualer Anteil der echten
Unternehmensgründungen und -schließungen am gesamten Unternehmensbestand)
und Indikator 2: Nettozahl der Unternehmensgründungen (in Prozent des gesamten
Unternehmensbestandes)
Hohe Gründungszahlen zeugen von der unternehmerischen Dynamik der Wirtschaft
insgesamt, von ihrer Fähigkeit, sich zu verjüngen und sich an neue Marktgegebenheiten
anzupassen. Hohe Schließungsziffern sollten im Prinzip die Ressourcenallokation verbessern,
auch wenn damit wirtschaftliche (und gesellschaftliche) Kosten verbunden sind. Der
prozentuale Anteil der Gründungen und Schließungen am Unternehmensbestand
(Fluktuationsrate) gibt einen groben Hinweis auf den Grad, mit dem sich die Wirtschaft selbst
verändert (Schaubild 1)5.
4
5
Der diesjährige Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit befasst sich ausführlich mit den strukturellen
Änderungen in der europäischen Wirtschaft als Ganzes und in der verarbeitenden Industrie
insbesondere.
Vgl. Global Entrepreneurship Monitor (GEM), Assessment of the US, © Andrew Zacharakis, Paul D.
Reynolds and William D. Bygrave, Juni 1999.
6
Schaubild 1: Unternehmensfluktuation (prozentualer Anteil der echten Unternehmensgründungen und schließungen am gesamten Unternehmensbestand)
%
50
40
30
20
10
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
B
DK
D
0
Quelle: nationale (nicht harmonisierte) Daten
Die Nettozahl der Unternehmensgründungen liefert einen anderen, „bottom up"-Ansatz für
das Wirtschaftswachstum.
Schaubild 2: Nettozahl der Unternehmensgründungen (in Prozent des gesamten Unternehmensbestandes)
%
10.00
8.00
6.00
4.00
2.00
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
-2.00
B
0.00
Quelle: nationale (nicht harmonisierte) Daten
1.1.2
Indikator 3: Überlebensrate nach 3 Jahren
Die Überlebensrate der Unternehmen ergänzt die Zahlen über die Unternehmensgründungen
und muss zusammen mit diesen interpretiert werden. Eine hohe Überlebensrate muss nicht
unbedingt ein Zeichen für ein gutes unternehmerisches Klima sein, sondern könnte auch ein
Hinweis auf Zugangshindernisse oder die Stigmatisierung von Versagen sein. Die Raten für
Unternehmenszusammenbrüche können in dynamischen Wirtschaften mit hohen
Gründungsraten, wie beispielsweise in den USA, höher sein. Der Wirtschaftskreislauf hat
wesentliche Auswirkungen auf diese beiden Indikatoren. Schließlich können auch steuerliche
Überlegungen sowie Überlegungen im Hinblick auf die soziale Sicherheit die Größe des
7
Unternehmensbestandes in einer Wirtschaft beeinflussen.
Schaubild 3: Überlebensrate nach drei Jahren
%
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Quelle: Berechnungen der Kommission anhand nationaler (nicht harmonisierter) Daten
Die drei oben genannten Indikatoren befinden sich noch eindeutig im Entwicklungsstadium
(siehe Hinweis zu den Daten im folgenden Kasten). In diesem Stadium lässt das vorliegende
Datenmaterial lediglich den Schluss zu, dass Erhebung und Vergleichbarkeit verbessert
werden müssen. Die Indikatoren sind vor allem aufgeführt, um der Bedarf deutlicher zutage
treten zu lassen. Es ist nicht klar, ob die beobachteten Abweichungen auf unterschiedliche
nationale Definitionen bei der Datenerhebung oder auf wirtschaftliche und soziale Faktoren
oder Auswirkungen des Rechtsrahmens zurückzuführen sind. Die besser vergleichbaren
Überlebensraten zeigen keine großen Abweichungen. Mögliche kausale Zusammenhänge
zwischen Parametern der Unternehmensdemographie und ökonomischen Variablen sollten in
künftigen Forschungsarbeiten im Rahmen der Unternehmenspolitik vorrangig behandelt
werden.
Definitionen: Nettozahl echter Schließungen. „Echte Gründungen" werden definiert als die Zahl der
Unternehmensgründungen, die im Unternehmensregister als Zugang am gesamten Unternehmensbestand
eingetragen werden; die Zahl ist fehlerbereinigt. Unter einer Gründung versteht man die Schaffung einer
Kombination von Produktionsfaktoren mit der Einschränkung, dass keine anderen Unternehmen daran beteiligt
sind. Als Gründungen gelten nicht: Zugänge am Unternehmensbestand aufgrund von Fusionen, Aufteilungen,
Ausgliederungen oder der Umstrukturierung einer Unternehmensgruppe bzw. Eintragungen in eine
Teilgesamtheit nur aufgrund einer Änderung der Tätigkeit.
Echte Schließungen: Sie sind definiert als die Zahl der Unternehmensschließungen, die im Unternehmensregister
als Abgänge am Unternehmensbestand eingetragen werden; die Zahl ist fehlerbereinigt. Unter einer Schließung
versteht man die Auflösung einer Kombination von Produktionsfaktoren mit der Einschränkung, dass keine
anderen Unternehmen daran beteiligt sind. Als Schließungen gelten nicht: Abgänge am Unternehmensbestand
aufgrund von Fusionen, Übernahmen, Aufteilungen oder Umstrukturierungen einer Unternehmensgruppe bzw.
Abgänge aus einer Teilgesamtheit nur aufgrund einer Änderung der Tätigkeit.
Fluktuation: Prozentualer
Unternehmensbestand.
Anteil
der
echten
Gründungen
8
und
Schließungen
eines
Jahres
am
Überlebensrate nach 3 Jahren: Zahl der im Jahr n-3 neu geschaffenen Unternehmen (echte Gründungen), die im
Jahr n noch existieren im Verhältnis zur Gesamtzahl der echten Unternehmensgründungen im Jahr n-3.
Bezugsjahr: 1998.
Quelle: nationale Quellen
Anmerkung zu den Daten: Einige Mitgliedstaaten haben im Rahmen des BEST Aktionsplanes Daten geliefert,
die nicht harmonisiert sind. Aufgrund unterschiedlicher Definitionen sind Ländervergleiche bzw. Vergleiche im
Zeitverlauf nicht möglich. Schon geringe Abweichungen in den Definitionen können erhebliche Auswirkungen
auf die Indikatoren haben (bei der Fluktuation können sie sich sogar akkumulieren). Zusammen mit den
Mitgliedstaaten wurde ein umfangreiches Entwicklungsprojekt auf den Weg gebracht, um harmonisierte
Statistiken über die Unternehmensdemographie zu erhalten. Die ersten Ergebnisse einer harmonisierten
Datenerhebung sollten Anfang 2002 vorliegen. Einige Länder unterscheiden nicht zwischen echten Gründungen
und Gründungen insgesamt. Die Differenz zu den Ländern, die diese Unterscheidung vornehmen, kann bis zu 60
% betragen6.
1.1.3
Indikator 4: Zeitraum, in dem ein Gläubiger noch Insolvenzforderungen geltend
machen kann
Ein wichtiger Faktor für die Bewertung der unternehmerischen Initiative ist die Einstellung
zum Misserfolg. Wenn sich diese Einstellung zu stark auf die Risikobereitschaft auswirkt,
kann sie die Initiative und letztlich das Wachstum ersticken. Viele Akteure in der EU haben
das Gefühl, dass Misserfolg tatsächlich stigmatisiert wird. Dies steht im Gegensatz zu dem
Klima in den Vereinigten Staaten; dort wird geschäftlicher Misserfolg in einigen
Geschäftsfeldern als Lernerfolg angesehen: Bei einem Misserfolg sammeln die Unternehmer
Erfahrungen, die eher gewürdigt werden sollten, als dass sie zur Ausgrenzung führen.
Das Insolvenzrecht hat Einfluss auf die Möglichkeiten eines zahlungsunfähigen
Unternehmers, wieder neu zu beginnen. Rechtsvorschriften erschließen sich einem Vergleich
anhand von Indikatoren nur schwer. Das Insolvenzrecht in den verschiedenen Ländern sieht
jedoch unterschiedliche Zeitspannen vor, in denen Gläubiger noch Forderungen aus der
Insolvenzmasse geltend machen können. Dies ist in dem folgenden Schaubild dargestellt.
Eine rasche Entschuldung hilft zahlungsunfähigen Unternehmern, die ein neues Geschäft
aufbauen möchten. In dieser Hinsicht sind die Rechtsvorschriften in den USA vorteilhafter als
in den meisten europäischen Ländern (außer Griechenland).
6
Die Angaben für die USA stammen aus dem GEM, a.a.O.
9
Schaubild 4: Zeitraum, in dem ein Gläubiger noch Insolvenzforderungen geltend machen kann
years
14
12
10
8
6
4
2
0
B
DK
D
EL
E
F
IRL
I
L
NL
A
P
FIN
S
UK US
Quelle: UNICE, Stimulating creativity and Innovation in Europe - the UNICE Benchmarking Report 2000
Sonstige Rechtsvorschriften (z. B. Beschränkungen, als Leiter eines Unternehmens zu
fungieren) und andere Hindernisse (z. B. die Bereitschaft von Banken, Kapital bereitzustellen)
spielen ebenfalls eine Rolle, wenn ein zahlungsunfähiger Unternehmer einen neuen Anfang
machen möchte.
Um das Bild zu vervollständigen, sind weitere Untersuchungen auf europäischer Ebene
erforderlich. Nur so können Informationen über die Zahl der Unternehmer gewonnen werden,
die nach einem Insolvenzverfahren einen neuen Anfang machen, sowie über die wichtigsten
Hindernisse rechtlicher und sonstiger Art, denen sie beim Aufbau eines neuen Geschäfts
gegenüberstehen.
Definition: Zeitraum, in dem ein Gläubiger noch Insolvenzforderungen geltend machen kann
Jahr: 2000
Quelle: UNICE, Stimulating creativity and Innovation in Europe - the UNICE Benchmarking Report 2000
http://www.unice.org
Anmerkung zu den Daten: Zahlen für Belgien und Luxemburg nicht verfügbar.
1.1.4
Indikator 5: Zahl der Hochschulabsolventen in Betriebswirtschaftslehre
Dieser Indikator misst die Verfügbarkeit von Humanressourcen mit Management- und
organisatorischen Fähigkeiten als „Input" für unternehmerische Initiative. Im Hinblick auf
Unternehmen und die Bedingungen, unter denen sie tätig sind, stellen ein größeres Angebot
an Akademikern und den damit zusammenhängenden Qualifikationen sowie generell ein
10
größeres Angebot an qualifizierten Arbeitskräften einen Wettbewerbsvorteil dar.
Schaubild 5: Zahl der Hochschulabsolventen in Betriebswirtschaftslehre
‰ der Bevölkerung in der Altersgruppe 20-29; 1997/98
25
20
15
10
5
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
Die Zahl der Hochschulabsolventen kann auch ins Verhältnis gesetzt werden zu
unterschiedlichen Altersgruppen, zur Gesamtbevölkerung oder zur Gesamtzahl der
Hochschulabsolventen. In jedem dieser Fälle kann das Muster anders aussehen und von
demographischen oder sozialen (durchschnittliche Studiendauer) Parametern abhängen. Dies
ist zu berücksichtigen, wenn laut Schaubild Frankreich, gefolgt von Finnland, Irland und dem
Vereinigten Königreich (und Japan) die Marke von 15 je 1000 übersteigt. Damit schneiden
diese Länder sogar besser ab als die USA.
Definition: Hochschulabsolventen als Anteil an der Altersgruppe 20-29. Darunter fallen auch Absolventen von
Bildungsprogrammen, die nicht zu einem Universitätsabschluss führen, die generell aber eine abgeschlossene
Sekundarbildung voraussetzen. Das statistische Aggregat beinhaltet ebenfalls kaufmännische
Ausbildungsprogramme, Ausbildungsprogramme für Sekretariatsarbeiten, Buchführung, Handhabung von
Büromaschinen und elektronische Datenverarbeitung, Finanzmanagement, öffentliche und institutionelle
Verwaltung.
Jahr: 1998.
Quelle: Zusammengestellt von Eurostat auf der Grundlage der UOE-Datenerhebung, demographische
Statistiken, US Bureau of Census
Anmerkung zu den Daten: Belgien: nur Flandern, Japan, Portugal: 1996/97, ICSED 76, keine Daten für
Griechenland. Luxemburg: entfällt.
11
1.2
Auswirkungen des Rechtsrahmens auf Unternehmensgründungen: Raum für
Verbesserungen
1.2.1
Indikator 6: Dauer einer Unternehmensgründung
Die Dauer und die Kosten für die Eintragung eines Unternehmens werden häufig als
Hemmnis für unternehmerische Initiative angesehen und gelten als Indikator für die
administrativen und rechtlichen Rahmenbedingungen, unter denen die Unternehmen arbeiten
müssen. Eine Straffung der entsprechenden Verfahren ist häufig ohne Änderung von
Rechtsvorschriften möglich.
Obwohl die hier gewählte Rechtsform des Unternehmens wahrscheinlich nicht für jedes Land
repräsentativ ist, scheinen die Daten konsistent zu sein. So bewegt sich die Dauer der
Eintragung für die meisten Rechtsformen in Spanien, Deutschland und Italien (allerdings
nicht in den Niederlanden) in der gleichen Größenordnung (Schaubild 4).
Schaubild 6: Dauer der Eintragung eines neuen Unternehmens
weeks
J
USA
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
25
20
15
10
5
0
Quelle: Logotech, 1997
Bei den Indikatoren 6 und 7 sollte man davon ausgehen, dass sie noch in Entwicklung
befindlich sind, da die zugrunde liegende Erhebung bereits lange zurückliegt (siehe
nachfolgenden Kasten). Seit der Veröffentlichung der oben genannten Studie haben mehrere
Mitgliedstaaten tatsächlich konkrete Schritte zur Verkürzung der Eintragungsfristen
unternommen. Dies gilt für Dänemark, Griechenland, Spanien, Frankreich, Irland,
Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Finnland und Schweden7. Die neuen Daten aus
diesem Bericht werden übernommen, sobald die Vergleichbarkeit hergestellt ist.
1.2.2
Indikator 7: Kosten einer Unternehmensgründung
Die in Schaubild 5 aufgeführten Kosten (für Portugal liegen keine diesbezüglichen Daten vor)
sind häufig Durchschnittswerte, die auf der Grundlage der Bandbreiten errechnet wurden, die
die Sachverständigen geliefert haben (dies gilt für Österreich, Frankreich und Belgien - die
7
Bericht der Kommission über die Umsetzung des Aktionsplans zur Förderung unternehmerischer
Initiative und Wettbewerbsfähigkeit (BEST Aktionsplan).
12
Länder mit höheren Eintragungskosten). Daher sind sie für die Mehrzahl der Eintragungen
wahrscheinlich nicht repräsentativ. Große Bandbreiten können jedoch ein Hinweis auf
komplizierte Verfahren sein. Gleiches gilt für die Zahl der Rechtsformen (hier nicht
dargestellt), bei denen die nördlichen Länder (Skandinavien, Finnland, das Vereinigte
Königreich und Irland) eine einfachere Klassifikation besitzen.
Schaubild 7: Direkte Eintragungskosten
€
2500
2000
1500
1000
J
USA
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
500
Quelle: Logotech, 1997
Die Straffung der Verfahren und die Einrichtung von Anlaufstellen tragen zur Reduzierung
der Eintragungsdauer und -kosten bei. Ausnahmen bilden die Niederlande (es gibt zwar eine
zentrale Anlaufstelle, aber die Dauer ist unbefriedigend), Frankreich (es gibt zwar eine
zentrale Anlaufstelle, aber die Kosten sind hoch) und Griechenland (für die Eintragung ist
eine beeindruckende Zahl von Dokumenten erforderlich, viele Behörden sind zu durchlaufen,
die Dauer ist jedoch durchschnittlich und die Kosten niedrig). Optimale Verfahren im Bereich
der Eintragung gibt es in Dänemark, dem Vereinigten Königreich und Schweden.
Mögliche operative Schlussfolgerung: Ein zielgerichteteres Benchmarking könnte zur
Straffung der Verfahren in den Ländern beitragen, in denen sie vergleichsweise
aufwendig sind. Als Eintragungsdauer könnte ein Zeitraum zwischen 3 und 4 Wochen
anvisiert werden.
Definitionen: Dauer: Zahl der Wochen, die zwischen dem Antrag und der endgültigen Eintragung einer neuen
Gesellschaft mit beschränkter Haftung liegen (UK/IRL: Private LC, F: SARL, D/A: GmbH, US: LLC usw.).
Eintragung: Alle Stellen, an die sich das Unternehmen wenden und bei dem es sich eintragen lassen muss, um
von Rechts wegen tätig werden zu können. Die vorläufige Liste dieser Stellen beginnt mit dem Notar und setzt
sich fort mit staatlichen Stellen, regionalen und lokalen Behörden, der Steuerbehörde, entsprechenden
Ministerien wie beispielsweise dem Wirtschafts-, Handels-, Umwelt-, Gesundheits- oder Arbeitsministerium;
auch Dienststellen der Polizei und Post können dazugehören. Kosten: beinhalten die Eintragungsgebühren,
Steuern, Gebühren für Sachverständige, Kosten für die Veröffentlichung. Das geforderte Mindestkapital wird
nicht dazugerechnet.
Jahr: 1996
Quelle: Logotech-Untersuchung, in Auftrag gegeben von der Europäischen Kommission: "International
Comparison of the Formal Requirements and Administrative Procedures required for the formation of SMEs of
any legal status in the E.U. and other major countries", EIMS publication no 58, by Logotech, 1997.
Methodik: Einheitliche Fragebögen, die von Sachverständigen ausgefüllt wurden.
13
Neueste Untersuchungen in diesem Bereich befassen sich außerdem mit den negativen
Auswirkungen des Rechtsrahmens, die einer Unternehmensgründung im Wege stehen. Die
OECD hat eine umfassende Studie über eine Reform der Rechtsvorschriften durchgeführt, die
sich auf Befragungen nationaler Verwaltungen und auf objektive Indikatoren der politischen
Rahmenbedingungen in den einzelnen Ländern stützt. Anhand der Ergebnisse wurden
einzelne Aspekte der Rahmenbedingungen in den OECD-Ländern auf einer Skala von 0 bis 6
dargestellt, wobei 0 ein wenig restriktives Umfeld symbolisiert und 6 ein äußerst restriktives
Umfeld 8. Bei den Neugründungen berücksichtigte der zusammengesetzte Indikator Kosten,
Dauer und Zahl der Verfahren sowie der beteiligten Behörden.
Schaubild 8: Verwaltungsaufwand bei Unternehmensgründungen
score points of
a d m inistrative
burdens on startups
5
4
3
2
J
USA
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
0
B
1
Quelle: OECD, 1999
Schaubild 6 stimmt offensichtlich nicht mit den Schaubildern über Kosten und Dauer überein,
vor allem wenn man sich die aufwendigeren Verfahren betrachtet. Doch auch hier treten
Dänemark, das Vereinigte Königreich und Schweden als die Länder auf, deren optimale
Verfahren Nachahmung finden sollten.
Der Umfang der Rechtsvorschriften hat Einfluss auf die Beschäftigungszahlen, insbesondere
bei KMU (vgl. folgendes Schaubild).
8
Nicoletti, Scarpetta, Boylaud: Summary indicators of product market regulation with an extension to
employment protection legislation, in OECD: Economic Working Papers No. 226 (1999).
14
Schaubild 9: Umfang des Verwaltungsaufwands für Unternehmensgründungen nach Ländern und der
durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate der Beschäftigungszahlen 1992-97 (alle Industrie- und
Dienstleistungsbereiche)
Average annual growth rate of employment in
class size 1-9 persons (%)
14
Portugal
12
10
United Kingdom
8
Ireland
6
Netherlands
Finland
Germany
4
France
Spain
2
Greece
0
Denmark
Sweden
-2
Italy
Austria
-4
Belgium
-6
0
Quelle:
1
2
3
4
Score points of administrative burdens on startups
(The scale runs from 0 - 6 from least to most restrictive.)
5
EUROSTAT, Nicoletti, Scarpetta und Boylaud (1999), Berechnungen der IFO, die ursprünglich für
den Wettbewerbsbericht 2000 erstellt wurden
Je niedriger ein Land im Hinblick auf den Verwaltungsaufwand für
Unternehmensgründungen eingestuft ist, um so höher ist die Zuwachsrate bei den
Beschäftigungszahlen in Unternehmen der niedrigsten Größenklassen im Zeitraum zwischen
1992 und 1997, für den derzeit Daten aus den EU-Ländern vorliegen. Die Korrelation
zwischen dem Ausmaß des Verwaltungsaufwands und dem Beschäftigungszuwachs ist am
deutlichsten in der Gruppe der Unternehmen mit 1 bis 9 Beschäftigten. Die
Beschäftigtenzahlen in dieser Gruppe scheinen am stärksten von den Rahmenbedingungen für
Unternehmensgründungen beeinflusst zu werden. Die Korrelation ist zwar statistisch
signifikant, aber dennoch wirken sich andere Faktoren und Variablen direkter aus, z. B. der
Konjunkturverlauf und die Entwicklung der Lohnkosten.
1.3
Kapitalmärkte / Finanzierungsbedingungen: Die Institutionen sind zum größten
Teil vorhanden, müssen aber ausgeweitet und entwickelt werden
In diesem Kapitel soll festgestellt werden, ob die Kapitalmärkte alle Mechanismen geschaffen
haben, die eine effiziente Berechnung und Finanzierung der Risiken ermöglichen, die mit
unternehmerischer Initiative und Innovation verbunden sind. Die Unterentwicklung eines
bestimmten Segments - aus welchen Gründen auch immer - kann sich negativ auf die
Entwicklung nachfolgender Segmente auswirken, indem dadurch diesen ein
Ausstiegsmechanismus verwehrt wird.
15
Fortschritte wurden erzielt bei der Entwicklung effizienterer Aktien-, Anleihe- und
Derivatmärkte; die Schaffung effizienter Risikokapitalmärkte in Europa bleibt jedoch eine
wichtige Aufgabe. Es wird anerkannt, wie wichtig große EU-weite Risikokapitalmärkte für
die Beschäftigung, die Unterstützung von unternehmerischer Initiative und Innovation und für
die Förderung des Wirtschaftswachstums sein können. Dies hat zur Folge, dass Hindernisse,
die dem Ausbau dieser Märkte in der EU im Wege stehen, identifiziert und umfassende
Anstrengungen unternommen werden, um diese Hindernisse zu beseitigen.
Im April 1998 veröffentlichte die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel
„Risikokapital: Schlüssel zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Europäischen Union“9, in
der sie darstellte, wie europäische Risikokapitalmärkte in ihrer Entwicklung behindert werden
und in der sie einen Aktionsplan zur Beseitigung der entsprechenden Hindernisse vorschlug
(Risikokapital-Aktionsplan). Diese Maßnahmen sind Teil der Strukturreformen, mit denen die
Funktionsweise der Güter- und Kapitalmärkte in der Gemeinschaft verbessert werden soll.
Bei zahlreichen Gelegenheiten wurde die rasche Umsetzung dieser Maßnahmen gefordert, die
auch politische Unterstützung dadurch erhielten, dass in dem Aktionsplan für die
Finanzdienstleistungen einige wichtige Änderungen der Richtlinien über Finanzmärkte
angekündigt wurden. Sowohl auf Ebene der Europäischen Kommission als auch in den
einzelnen Mitgliedstaaten wurden zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, die sich auf Bereiche
richteten, in denen Hindernisse für Risikokapitalmärkte ausgemacht wurden. Dennoch bleibt
der Markt, wie die Kommission in ihrer Mitteilung vom 18. Oktober 2000 betonte, im
Vergleich zu den USA klein und fragmentiert, besonders bei Anschubfinanzierungen und
Technologieinvestitionen, obwohl die Verfügbarkeit von Risikokapital in Europa in den
letzten Jahren deutlich zugenommen hat.
Der Risikokapitalmarkt muss sich weiter entwickeln, damit ein günstiges Umfeld entsteht;
dazu sind vor allem zwei Dinge erforderlich: Die länderspezifischen Hemmnisse müssen
beseitigt werden, die dem effizienten Funktionieren des Marktes entgegenstehen; ferner muss
eine neue unternehmerische Kultur in Europa gefördert werden.
1.3.1 Indikatoren 8 und 9: Tätigkeit der „Business Angels"
Unter Business Angels werden private informelle Investoren verstanden, die Projekte
finanzieren, die im allgemeinen zu klein für Risikokapitalinstitutionen sind. Sie sind eine
Alternative zur Finanzierung durch Banken oder zur Finanzierung durch Familienangehörige
und/oder Freunde. Häufig übernehmen sie auch die Rolle von Mentoren. Organisierte
Netzwerke erleichtern es den potenziellen Kapitalsuchenden, Kontakte herzustellen und
bieten den Investoren die Möglichkeit zum Informationsaustausch und möglicherweise zur
Risikostreuung.
9
SEK(98)552.
16
Tabelle 1
Business-Angels-Netzwerke (BAN) 1999
Land
B
DK
D
EL
E
F
IRL
I
L
NL
A
P
FIN
S
UK
EU
Zahl
der
aktiven BAN
5
1
13
0
0
24
1
5
1
2
1
0
1
2
48
109
Zahl
der
Geschäfte, die
mittels dieser
BAN
zustande
kamen
1
0
21
-
-
76
1
-
0
51
3
-
10
3
234
400
Die Verbesserungen zwischen 1998 und 1999 waren erheblich. Doch selbst wenn die
europäischen Netzwerke lediglich die Spitze des Eisbergs darstellen, weisen die Daten auf
eine relative Unterentwicklung des BAN-Konzepts hin. Eine Ausnahme bildet das Vereinigte
Königreich, gefolgt von den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Finnland. Die
durchschnittliche Zahl der Geschäftsabschlüsse je Netzwerk zeigt, dass letztere nicht
vergleichbar sind.
Mögliche operative Schlussfolgerung: Die Schaffung von Business-Angel-Netzwerken
muss gefördert werden, und es muss untersucht werden, wo möglicherweise Barrieren
ihre Entwicklung behindern.
Definition: Zahl der aktiven Business-Angel-Netzwerke und Gesamtzahl der von ihnen getätigten Geschäfte. Ein
Business-Angel-Netzwerk (BAN) ist eine Einrichtung, die geschaffen wurde, um KMU eine Möglichkeit zu
geben, einem informellen Investor ihren Finanzbedarf mitzuteilen.
Jahr: 1998.
Quelle: European Business Angels Network.
Anmerkung zu den Daten: Zusammen mit der Europäischen Kommission verwaltet das European Business
Angels Network (EBAN) eine Datenbank, die mit Daten von EBAN-Mitgliedern und der Kommission gespeist
wird. Die Datenbank wird einmal jährlich aktualisiert und enthält Angaben über alle aktiven Business-AngelNetzwerke in Europa und die Zahl der von ihnen getätigten Geschäfte. Die Daten über die Anzahl der Business
Angels und die Zahl der eingegangenen Anträge ab 1999 werden im Rahmen von BEST hinzugefügt.
1.3.2
Indikatoren 10 und 11: Risikokapital und Anschubfinanzierung
Die Verfügbarkeit von Anschub- und Risikokapital ist für neue, ehrgeizige Projekte
grundsätzlicher Bedeutung. Die professionellen Dienstleistungen, die normalerweise
Bereitstellung von Anschubkapital begleiten, erhöhen die Erfolgsaussichten. Aufgrund
größeren Risikos gegenüber späteren (Erweiterungs-) Investitionen ist der Anteil
17
von
die
des
des
Anschubkapitals am gesamten Risikokapital unterrepräsentiert.
Schaubild 10: Risikokapital und Anschubfinanzierung in % des BIP
0.4
%
0.3
0.2
0.1
early stage % G D P
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
expansion % GDP
Die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich und Schweden (Daten für Luxemburg
liegen nicht vor) stehen deutlich an der Spitze vor den übrigen EU-Mitgliedstaaten im
Vergleich des Anteils des Risikokapitals am BIP. Sie bleiben allerdings weit hinter den USA
zurück; dort erreicht der Anteil einen Wert von 0,38.
Wenn man sich auf die Anschubfinanzierung konzentriert, ändert sich das Bild: In diesem
Bereich zählt das Vereinigte Königreich zur Gruppe der Mitgliedstaaten, in denen die
Risikokapitalfinanzierung am wenigsten entwickelt ist.
Definition: Risikokapitalinvestitionen können nach dem Grad der Entwicklung des Unternehmens unterschieden
werden, in dem die Investition getätigt wird. Anschubkapital ist die Summe von Start- und Gründungskapital.
EVCA-Definition für Startkapital: Finanzierung für Forschung, Bewertung und Entwicklung der ursprünglichen
Geschäftsidee. EVCA-Definition von Gründungskapital: Finanzmittel, die den Unternehmen zur
Produktentwicklung und zum Start der Vermarktung zur Verfügung gestellt werden. Jahr: 1999.
Quelle: Jahrbuch der European Venture Capital Association, EVCA (Europäische Vereinigung für
Risikokapital). USA: PricewaterhouseCoopers
Anmerkung zu den Daten: Erhebung über die private Aktien- und Risikokapitalwirtschaft durch
PricewaterhouseCoopers, unabhängig von der Mitgliedschaft in der Vereinigung. Keine Daten für Luxemburg
verfügbar.
1.3.3
Indikator 12: Erste öffentliche Zeichnungsangebote (initial public offerings, IPOs)
IPOs gelten bei Risikokapitalinvestoren als eine der profitabelsten Ausstiegsmöglichkeiten
aus einer bestimmten Investition. Eine andere, und zwar bei weitem die häufigste,
Ausstiegsmöglichkeit ist die Veräußerung des Unternehmens.
18
Schaubild 11: IPOs im Vergleich zu anderen Risikokapital-Desinvestitionen
Beträge (%), 1999
%
2 0 ,0
1 5 ,0
1 0 ,0
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
F
E
EL
D
B
DK
0 ,0
IRL
5 ,0
Die Gesamtzahl der Geschäfte (Schaubild 10) ist nicht sehr hoch (140). Die meisten fanden in
Frankreich (37 %), Deutschland (34 %) und dem Vereinigten Königreich (24 %) statt. Das
durchschnittliche Geschäft belief sich um EU-Durchschnitt auf 6,4 Millionen Euro. Im
Durchschnitt waren die Geschäfte im Vereinigten Königreich am teuersten, sie betragen fast
das Dreifache des EU-Durchschnitts; es folgen (mit großem Abstand) Italien und Schweden.
Schaubild 12: IPOs im Vergleich zu anderen Risikokapital-Desinvestitionen
Zahl der getätigten Geschäfte (%), 1999
8,0
%
6,0
4,0
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0,0
FIN
2,0
Zum Vergleich: 1999 gab es in den USA 544 IPOs, von denen 271 durch Risikokapital
gestützt waren. Das durchschnittliche Zeichnungsangebot letzterer betrug 87,2 Millionen
Dollar.
Öffentliche Stellen können nur wenig tun, um die Zahl der IPOs zu beeinflussen. Ein
möglicher Weg wäre die Errichtung von Märkten zu fördern, an denen die Börsennotierung
junger Unternehmen möglich wäre (vgl. unten).
19
Definition: Prozentualer Anteil der IPOs an den übrigen Risikokapital-Desinvestitionen (in Zahlen oder Werten).
Jahr: 1999.
Quelle: Jahrbuch der EVCA.
Anmerkung zu den Daten: Erhebung über die private Aktien- und Risikokapitalwirtschaft von
PricewaterhouseCoopers, nicht nur bei Mitgliedern der Vereinigung.
1.3.4
Indikatoren 13 und 14: Kapitalisierung an neuen Märkten und Zahl der an diesen
Märkten gehandelten Unternehmen
Für kleinere und jüngere Unternehmen können die Zugangsbedingungen zu öffentlichen
Aktienmärkten zu eingeschränkt sein; allerdings gibt es dafür keine Belege. Neue, parallele
oder zweitrangige Märkte ermöglichen diesen Unternehmen einen leichteren Zugang zum
Publikum. Aktien- und öffentliche Kapitalmärkte sind in hohem Maße voneinander abhängig,
wobei letztere eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung privater Märkte spielen, da sie
Risikokapitalgebern Bewertungsstandards und Ausstiegsmechanismen bieten. Die
Entwicklung EU-weiter Aktienmärkte wird daher das Wachstum europäischer
Risikokapitalmärkte beschleunigen. Inspiriert vom Erfolg des Nasdaq in den Vereinigten
Staaten entstanden in den letzten drei Jahren in Europa Aktienmärkte für schnellwachsende
Unternehmen. Die europäischen Märkte stehen jedoch immer noch im Schatten des Nasdaq
(Schaubild 11).
Die neuen Märkte in Europa (siehe Definition im nachstehenden Kasten) wuchsen 1999
rasch. Die starke Fragmentierung dieser Märkte ist ein wesentliches Hindernis für ihre
Entwicklung. Je stärker sie fragmentiert sind, um so länger bleiben sie klein und illiquide. Die
derzeitigen Umstrukturierungsentwicklungen sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung,
sollten jedoch nicht dazu führen, dass kleine, nur lokal bekannte Unternehmen ihre Nische
verlieren.
Schaubild 13: Kapitalisierung an neuen Märkten im Verhältnis zum BIP, 1999
20
USA
EU
UK
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
700
600
500
400
300
200
100
0
S
/ 00
FIN
0
Gemessen an der Kapitalisierung haben Schweden, gefolgt von Griechenland10 und in einer
zweiten Gruppe Frankreich, Deutschland, Finnland und das Vereinigte Königreich
offensichtlich die lebhaftesten Märkte. Die Zahl der beteiligten Unternehmen (vgl. Tabelle 2)
bestätigt diese Beobachtung. In der Mehrzahl der Mitgliedstaaten sind diese Märkte eindeutig
zu klein. Optimistisch stimmt die im Vergleich mit den USA (Nasdaq) höhere Zahl der
Neunotierungen in der EU, vgl. folgende Tabelle.
Die Tatsache, dass es keine offensichtliche Verbindung zwischen IPOs und der Entwicklung
neuer Märkte gibt, bedarf einer zusätzlichen Analyse. Für Griechenland werden keine IPOs
gemeldet. In Schweden sind die IPO-Zahlen nicht so hoch, wie die Angaben zur
Kapitalisierung vermuten lassen könnten.
Tabelle 2
B
DK
D
EL
E
F
IRL
I
L
NL
A
P
FIN
S
UK
EU
US
Unternehmen,
die auf neuen
9
Märkten
gehandelt
wurden, 1999
-
201
70
24
483
16
23
-
13
10
12
48
204
347
1 460
4 829
Davon:
neu
6
notierte
Unternehmen
-
132
19
0
65
3
7
-
1
2
0
11
50
102
398
151
Land
Quelle: IFSE
Es sei darauf hingewiesen, dass die Angaben über den (Brutto-)Wert des 1999 in diesen
Märkten von bestehenden oder neu eingeführten Unternehmen aufgenommenen Kapitals zu
einer Rangfolge führen, die genügend Kohärenz mit der Kapitalisierung aufweist. In diesem
Zusammenhang nimmt Griechenland gemessen am aufgenommenen Kapital im Verhältnis
zum BIP mit Abstand die erste Stelle ein; es folgen Schweden und Deutschland.
Definition: Kapitalisierung an neuen Märkten: Summe der Kapitalisierung der regulierten Märkte von
Mitgliedern des Internationalen Börsenverbands, in denen unter unterschiedlichen Bezeichnungen (neu, parallel
oder sekundär) kleine und mittlere Unternehmen notiert sind. Ausgedrückt in Prozent des BIP. Der
entsprechende US-Markt ist der Nasdaq.
Jahr: 1999.
Quelle: Internationaler Börsenverband (FIBV).
Anmerkung zu den Daten: Die Zahl der börsennotierten Unternehmen wurde als zusätzliche Information
hinzugefügt, um Verzerrungen aufgrund der Schwankungen der Schätzungen zu vermeiden. In Dänemark und
Luxemburg gibt es keine derartigen Märkte.
10
Die Schätzungen für Griechenland Ende 1999 waren offensichtlich übertrieben.
21
2
AUFRECHTERHALTUNG DER DYNAMIK
2.1
Innovationsfähigkeit
Innovationsfähigkeit ist ein Kernelement der Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Abschnitt wird
untersucht, ob das externe wirtschaftliche Klima für die Produktion neuen Wissens günstig ist
oder nicht (Inputindikatoren); erörtert werden ferner die Innovationsanstrengungen der
Unternehmen und die Frage, wie erfolgreich diese Bemühungen sind.
Unternehmensgründungen auf der Grundlage von Innovationen sind ein weiterer Faktor, der
Aufschluss über die Innovationsfähigkeit gibt, und diese hängen in starkem Maße davon ab,
wie günstig die finanziellen Rahmenbedingungen sind. In diesem Anzeiger wird zwar
versucht, die gesamten Rahmenbedingungen für unternehmerische Initiativen darzustellen,
ohne speziell auf Innovation zu fokussieren, aber der finanzielle Aspekt wird dennoch eigens
behandelt.
Bei einigen Indikatoren, die mit der Innovationsfähigkeit zu tun haben, ist
(länderübergreifend) eine deutliche statistische Korrelation mit der Höhe des BIP
auszumachen. Darüber hinaus scheinen exponentielle Anpassungen besser zu funktionieren
als lineare. Dies ist beispielsweise der Fall bei den öffentlichen und privaten F&E-Ausgaben
und den Patentanmeldungen. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Grad der Entwicklung in
gewissem Maße sowohl die Politik als auch die Leistung in diesem Bereich beeinflusst. Eine
gründlichere Analyse über einen längeren Beobachtungszeitraum wäre nötig, um
Aufholprozesse auszumachen und die Effizienz gezielter politischer Maßnahmen zu
bewerten. Eine wichtige Rolle spielt auch die Zusammensetzung des BIP nach Sektoren. Die
Sektoren ‚produzierendes Gewerbe‘ und ‚Dienstleistungen‘ lassen unterschiedliche
Innovationsmuster erkennen.
Dort wo Vergleiche möglich sind, schneidet die EU als Ganzes nicht besser ab als die
Vereinigten Staaten. Japans Position schwankt je nach Indikator. Einige EU-Mitgliedsstaaten
schneiden jedoch durchweg gut ab: Schweden, Finnland, Irland und die Niederlande unter den
kleineren Ländern, Deutschland, gefolgt von Frankreich, unter den größeren Ländern.
2.1.1
Indikator
15:
Zahl
Ingenieurwissenschaften
der
Hochschulabsolventen
in
Natur-
und
Die Zahl der Hochschulabsolventen in Natur- und Ingenieurwissenschaften ist ein Indikator
für die Fähigkeit der Unternehmen zu produzieren, und auch dafür, inwieweit die
Unternehmen über die Fähigkeiten verfügen, die zur Entwicklung, Übernahme und Nutzung
neuer Technologie dringend erforderlich sind. Aus der Sicht der Unternehmen ist das
Angebot an wissenschaftlich und technisch qualifiziertem Personal ein wichtiger Faktor bei
Investitionsentscheidungen.
22
Schaubild 14: Zahl der Hochschulabsolventen in Natur- und Ingenieurwissenschaften
‰ der Bevölkerung in der Altersgruppe 20-29; 1997/98
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
0
8
6
4
2
0
8
6
4
2
0
B
2
1
1
1
1
1
Hier gilt ebenfalls das, was bereits im Zusammenhang mit den Hochschulabsolventen in
Wirtschaftswissenschaft zu den demographischen Faktoren gesagt wurde. Außer in
Deutschland und Österreich weisen die beiden Indikatoren ähnliche Verteilungen auf; in
diesen Ländern gibt es proportional mehr Naturwissenschaftler und Ingenieure als
Wirtschaftswissenschaftler. Ansonsten liegen Frankreich, Irland, Finnland, das Vereinigte
Königreich und Japan über der 10 Promille-Marke.
Definition: Hochschulabsolventen als Anteil an der Bevölkerung im Alter von 20-29. Darunter fallen auch
Absolventen von Bildungsprogrammen, die nicht zu einem Universitätsabschluss führen, die generell aber eine
abgeschlossene Sekundarbildung voraussetzen. Das betrifft unter anderem Naturwissenschaften, Mathematik,
Informatik und Ingenieurwissenschaften.
Jahr: 1997/98.
Quelle: Zusammengestellt von Eurostat aus der UOE-Datensammlung, demographischen Statistiken und Daten
des US Bureau of Census
Anmerkung zu den Daten: Belgien: nur Flandern, Japan, Portugal: 1996/97, ICSED 76, keine Daten für
Griechenland. Indikator trifft für Luxemburg nicht zu.
2.1.2
Indikator 16: Öffentliche F&E-Ausgaben im Verhältnis zum BIP
Die öffentlichen F&E-Ausgaben sind ein Inputindikator, der in allen Studien zur
Wettbewerbsfähigkeit benutzt wird. Daran lässt sich messen, wie viel in die Produktion neuen
Wissens, als Grundlage für technologische Entwicklung, in Innovation und hochqualifiziertes
Humankapital „investiert" wird.
23
Schaubild 15: Öffentliche F&E-Ausgaben in ‰ des BIP (1998)
1.20
%
1.00
0.80
0.60
0.40
0.20
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0.00
Schweden, Finnland, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Österreich und Dänemark
geben proportional mehr für öffentliche F&E aus als der EU-Durchschnitt, und die ersten fünf
Länder sogar mehr als die Vereinigten Staaten.
Wie bereits erwähnt besteht (branchenübergreifend) eine positive Korrelation zwischen
diesem Indikator und der Höhe des BIP11: Berücksichtigt man diesen Aspekt, ändert das die
Interpretation des Schaubilds 13. Irland, Belgien, Japan, Griechenland und Dänemark würden
in diesem Fall weniger Anstrengungen unternehmen als man aus ihrer Entwicklungsstufe
ableiten könnte. Das Gegenteil wäre der Fall für Schweden, Finnland, Frankreich, die
Niederlande, Deutschland und Portugal.
Definition: F&E-Ausgaben des Staates und von Hochschulen in Prozent des BIP. F&E umfasst
Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwicklung (in allen Wissensbereichen).
Jahr: 1998 (in einigen Fällen 1997 und für Österreich 1993).
Quelle: Eurostat (F&E-Statistik), OECD.
Anmerkung zu den Daten: Entsprechend dem Frascati-Handbuch (OECD, 1994). Keine Daten für Luxemburg
verfügbar.
2.1.3
Indikator 17: F&E-Ausgaben der Wirtschaft als prozentualer Anteil am BIP
Die F&E in der Wirtschaft ergänzt die staatliche F&E; beide zusammen machen die
Gesamtaufwendungen für die Produktion neuen Wissens aus. Grundsätzlich ist die F&E der
Unternehmen wirtschaftlich von größerer Bedeutung, da sie marktorientierter ist als die
11
R² =0,48, wobei R² der Bestimmungsfaktor der log-linearen Funktion ist, die der in der Abbildung
dargestellten exponentiellen Form entspricht.
24
öffentliche F&E. Die Investitionen der Unternehmen in F&E sind ein bedeutender Faktor für
die künftige Wettbewerbsfähigkeit.
Schaubild 16: F&E-Ausgaben der Wirtschaft in % des BIP
%
3.00
2.50
2.00
1.50
1.00
0.50
J
USA
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0.00
Was diesen Indikator anbelangt, so haben Japan und die USA einen deutlichen Vorsprung vor
der EU. In der EU nehmen Schweden und Finnland die Spitzenplätze ein, Deutschland,
Frankreich, Dänemark, Belgien und das Vereinigte Königreich liegen über dem EUDurchschnitt.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Länderdaten weitgehend von der sektoralen
Zusammensetzung (Struktur) des produzierenden Gewerbes abhängen. Auch ist die
Korrelation zur Höhe des BIP in den einzelnen Sektoren stärker ausgeprägt als zur
öffentlichen F&E12. Vor diesem Hintergrund schneiden Dänemark, Österreich (und die USA)
vielleicht vergleichsweise schlechter ab als Griechenland, Portugal, Spanien oder Irland,
Schweden und Finnland.
Definition: F&E der Wirtschaft ungeachtet der Herkunft der Finanzierungsmittel.
Jahr: 1997-1998, Österreich: 1993.
Quelle: Eurostat (F&E-Statistik), OECD.
Anmerkung zu den Daten: Keine Angaben für Luxemburg verfügbar.
2.1.4
Indikator 18: Anteil innovativer KMU an der Gesamtzahl der KMU
Der Anteil innovativer KMU ist ein Leistungsindikator, der Aufschluss über die Dynamik des
Privatsektors gibt. Die Leistung der KMU wurde gegenüber der Leistung der
Gesamtwirtschaft als Indikator bevorzugt, da die großen Unternehmen in allen Ländern sehr
12
R²= 0.77.
25
gut abschneiden.
Schaubild 17: Anteil der KMU mit eigener Innovationstätigkeit an der Gesamtzahl der KMU(in %)
%
70
60
50
40
30
20
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
10
Irland, Österreich, Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Schweden und Italien liegen
über dem EU-Durchschnitt. Das Ergebnis für Finnland ist überraschend, wenn man bedenkt,
wie groß dort die F&E-Anstrengungen sind; das deutet unter Umständen auf eine
möglicherweise zu große Abhängigkeit von Großunternehmen hin.
Definition: Als innovativ gelten diejenigen Unternehmen, die gemeldet haben, dass sie neue oder verbesserte
Produkte auf den Markt gebracht oder neue oder verbesserte Verfahren eingeführt haben.
Jahr: 1996 (Portugal 1997).
Quelle: Eurostat, Erhebung über die Innovation in der Gemeinschaft (Community Innovation Survey, CIS).
Anmerkung zu den Daten: Die Erhebung wurde 1997/98 anhand einer gemeinsamen Methodik und eines
Kernfragebogens durchgeführt. Basis war das Oslo-Handbuch. Zielpublikum: Unternehmen mit mehr als 20
Beschäftigten (produzierendes Gewerbe) bzw. 10 Beschäftigten (Dienstleistungssektor). Nicht alle
Dienstleistungsbereiche wurden einbezogen. Kombination von Stichprobenerhebung und Vollerhebung (bei
großen Unternehmen).
2.1.5
Indikator 19: Zahl der Hochtechnologiepatente pro Kopf
Die Zahl der Hochtechnologiepatente pro Kopf ist ein klassischer Indikator für die
Innovationsleistung.
26
Schaubild 18: Zahl der Patentanmeldungen in den Hochtechnologie-Patentklassen je Million Einwohner
80
60
40
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
20
Quelle: EPA, Eurostat
Dadurch dass Daten vom EPA verwendet werden, könnte die Leistung Japans und der USA
unterschätzt worden sein. Auch hier gibt es eine signifikante positive Korrelation13 zur Höhe
des BIP, aber nur dann, wenn die Daten für Luxemburg aus dem Datensatz ausgeklammert
werden. Finnland und Schweden zeigen eine durchweg herausragende Leistung. Auch die
Niederlande, Deutschland, Frankreich und Dänemark schneiden gut ab.
Irland und Luxemburg zeigen offenbar eine unterdurchschnittliche Leistung, wenn die Höhe
des BIP in Betracht gezogen wird. Für Luxemburg erklärt vielleicht die sektorale
Zusammensetzung des BIP (insbesondere die Dominanz des Dienstleistungssektors) den
Rückstand: Der Dienstleistungssektor forscht sehr viel weniger als das produzierende
Gewerbe. Irland ist in der High-Tech-Branche der EU am stärksten spezialisiert. Das schlägt
sich jedoch in der Zahl der Patentanmeldungen nicht nieder, möglicherweise weil die
öffentlichen F&E-Aufwendungen nicht ausreichen. Es besteht tatsächlich eine positive
Korrelation zwischen den öffentlichen (und privaten) F&E-Ausgaben als „Input" und den
Patentanmeldungen als „Output" (Schaubild 19).
13
R²= 0,51.
27
Schaubild 19: Patentanmeldungen im Hochtechnologiebereich je Million Einwohner (PATPOP)
gegenüber F&E-Ausgaben des Staates in % des BIP
.
"
80
FIN
70
60
50
S
40
30
NL
D
20
UK
B
J
10
0
EL
IRL
E
DK
EUR15
USA
F
A
I
P
-10
0.1
0.3
0.5
0.7
0.9
1.1
Definition: Patentanmeldungen in den Hochtechnologie-Patentklassen (Pharmazeutik, Luftfahrt, Biotechnologie
und Informationstechnologie).
Jahr: 1997.
Quelle: Eurostat (F&E-Statistik), auf der Grundlage von Daten des Europäischen Patentamtes (EPA).
2.1.6
Indikator 20: Anteil von Hochtechnologieprodukten an den Gesamtausfuhren
Der Anteil von Hochtechnologieprodukten an den Gesamtausfuhren ist traditionsgemäß ein
weiterer Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit. Eine gute Leistung hier bedeutet, dass auch
die nachgeschalteten Sektoren (F&E-System, Humankapital, Innovationssystem, Übernahme
neuer Technologien) eine gute Leistung aufweisen.
28
Schaubild 20: Anteil von Hochtechnologieprodukten an den gesamten Ausfuhren, 1995 und 1999 (in %)
1995
Japan
US*
EU-15
UK
S
FIN
P
A
NL
I
IRL
F
E
EL
D
DK
%
BLEU
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
1999
Auch hier besteht ein gewisser Zusammenhang mit der Höhe des BIP und mit der sektoralen
Zusammensetzung des produzierenden Gewerbes. Vor diesem Hintergrund schneidet Irland in
diesem Bereich unverhältnismäßig gut ab. Das gilt auch für die Niederlande, die mehr als
dreimal soviel Hochtechnologieprodukte exportieren wie Belgien, obgleich das Verhältnis
zwischen Hochtechnologiesektor und produzierendem Gewerbe insgesamt in beiden Ländern
vergleichbar ist. Frankreich, Finnland, das Vereinigte Königreich, die USA, Japan (die beiden
Letzteren mit größerer High-Tech-Spezialisierung) und Schweden schneiden besser ab als der
EU-Durchschnitt.
Definition: Hochtechnologiesektoren: Luftfahrt, Computer und Büromaschinen, Radio-, Fernseh- und
Kommunikationsausrüstung, pharmazeutische Erzeugnisse (OECD-Definition auf der Grundlage der F&EIntensität)
Jahr: 1998 und 1999 (USA: 1998).
Quelle: Eurostat, UN-Datenbank COMTRADE
2.2
Die wissensbasierte Wirtschaft
Die Charakteristika der wissensbasierten Wirtschaft, die hier im Mittelpunkt des Interesses
stehen, sind die neuen, schnell wachsenden Märkte, auf denen die Unternehmen umso
erfolgreicher sind, je schneller sie einsteigen.
Aus den Ausführungen in diesem Abschnitt ergibt sich als Gesamtbild, dass die USA in der
Informationstechnologie dominieren (Computer, Internet, Gesamtbedeutung der IKT in der
Wirtschaft). Offenbar holen aber die anderen Länder im IKT-Sektor jetzt auf. In der
Gesamtbevölkerung wie in den Schulen nimmt die Zahl der Internetanschlüsse rasch zu, und
die KMU nutzen das Internet schon weitgehend für kommerzielle Zwecke.
29
Finnland und Schweden sind nach wie vor ganz vorn und behaupten damit ihre
Sonderstellung an der Spitze. Das wirft einige Fragen auf, die näher untersucht werden
sollten: Welche Strategien haben zu diesen Ergebnissen geführt? Sind diese Strategien
übertragbar? Wie werden Fortschritte in der wissensbasierten Wirtschaft in
Wirtschaftsleistung umgesetzt? Wird es mit denen, die den Vorreitern folgen, erst einmal
„bergab" gehen (die klassische Aufholjagd) oder doch „bergauf" ("wer wagt, gewinnt" oder
"alles oder nichts")? Gibt es hier möglicherweise ein Problem mit der inneren Kohäsion?
2.2.1.
Indikator 21: Rechnerleistung pro Kopf
Hier wird vorgeschlagen, die Rechnerleistung pro Kopf nicht nur als Indikator für das
Vorhandensein einer Technikinfrastruktur zu werten, sondern auch als Indikator für die
„Computerisierung" in der Wirtschaft. Sie ist gleichzeitig Folge der Teilnahme an der neuen
Wirtschaft, aber auch eine Vorbedingung hierfür.
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
120
100
80
60
40
20
0
FIN
Schaubild 21: Rechnerleistung pro Kopf
Der Indikator korreliert mit verschiedenen ausgehend von der Computerdichte erstellten
Ranglisten sowie mit der Höhe des BIP14. Dementsprechend verfügen die USA, Finnland und
Schweden proportional über eine höhere Rechnerleistung.
14
R²= 0,74.
30
Schaubild 22: Million Instruktionen pro Sekunde je 1 000 Einwohner (MIPSPOP) gegenüber BIP pro
Kopf (GDPPC)
Mio instruction per second per 1,000 people Vs GDP per capita
1.2e5
1e5
USA
80000
S
FIN
DK
60000
UK
IRL
EUR15
MI
P
S
P
O
P
40000
NL
B
F
A
D
J
I
E
P
EL
20000
0
6
12
18
24
30
36
42
GDPPC98
Definition: MIPS (Million Instruktionen pro Sekunde) pro Kopf.
Jahr: 1998.
Quelle: Computer Industry Almanac, Inc., zitiert in IMD, The World Competitiveness Yearbook 2000.
2.2.2
Indikator 22: Internetdurchdringung
Hierbei handelt es sich um die Internetdurchdringung in der allgemeinen Bevölkerung. Der
Indikator gibt Auskunft über die potenzielle Grundlage für neue internetbasierte Dienste und
Anwendungen. Die Daten stammen aus zwei Quellen: EITO und ITU. EITO-Daten gibt es
erst seit 1998, sie haben aber den Vorteil, dass sie eine ausdrückliche Definition umfassen. In
einigen Fällen sind die EITO-Daten 1998 und die ITU-Daten identisch, in anderen Fällen
weisen die ITU-Daten eine höhere Durchdringung aus.
31
Schaubild 23: Internetnutzer je 100 Einwohner - EITO, 1998
30
25
20
EU
USA
J
EU
USA
J
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
5
0
FIN
15
10
Schaubild 24: Internetnutzer je 100 Einwohner (ITU, 1998 & 1999)
50
40
30
20
Internet users per 100 inhabitants, ITU,19 9 8
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
10
Internet users per 100 inhabitants, ITU,19 9 9
Laut ITU hat der Durchdringungsgrad in der EU in einem Jahr um 60 % zugenommen. Dabei
sind einige geringfügige Änderungen in der Rangfolge zu beobachten; insbesondere haben die
Niederlande Luxemburg überholt. Das stärkste Wachstum haben Griechenland, die
Niederlande und die USA zu verzeichnen. Berücksichtigt man die Höhe des BIP, ist der
Durchdringungsgrad in Italien und Luxemburg (und auch in Japan) vergleichsweise niedriger,
in Finnland, Schweden, dem Vereinigten Königreich und vor allem den USA höher.
32
Definition: Internetnutzer (private und geschäftliche), ohne Zweit- und Drittnutzer ein und desselben
Anschlusses sowie unregelmäßige Nutzer oder solche, die ihren Anschluss lediglich für E-Mail verwenden.
Jahr: 1998, 1999.
Quelle: EITO 2000, ITU.
Anmerkung zu den Daten: Grundlage sind die jüngsten Daten von Ende November 1999. Die Zahlen und
Tendenzen ergeben sich aus dem gesamten statistischen Material von IDC (International Data Corporation)
sowie den Überlegungen und Annahmen der EITO-Expertengruppe. Die Ergebnisse stützen sich weitgehend auf
die Leistung von Erstverkäufern (Primary Vendors), und diese Daten werden anhand von laufenden Befragungen
von Endbenutzern und durch Beobachtung der Vertriebskanäle gegengeprüft. Die ITU-Daten stützen sich
offenbar auch auf Schätzungen. Das hat den Vorteil, dass auch Daten für 1999 vorliegen, so dass ein etwas
aktuelleres Bild entsteht. Die Verteilung ist, zumindest was die Rangfolge anbelangt, für beide Reihen nahezu
gleich, wenn auch ITU für einige Länder einen viel höheren Durchdringungsgrad ausweist als EITO.
2.2.3
Indikator 23: Zahl der an das Internet angeschlossenen Schulen
Die Zahl der Schulen, die an das Internet angeschlossen sind, wurde als Inputindikator
vorgeschlagen, der Auskunft über die Fortschritte der Bevölkerung beim Erwerb
grundlegender IKT-Kompetenz gibt. Sämtliche Schulen bis Ende 2001 an das Netz
anzuschließen, ist ein Ziel, das der Europäische Rat von Lissabon ausdrücklich genannt hat.
Schaubild 25: Zahl der Schulen (der Sekundarstufe) mit Internetanschluss (in %)
%
100
80
60
40
20
0
Die Fortschritte, die seit Beginn des Jahres bis September 2000 erzielt wurden, sind
spektakulär, insbesondere was die Datenerfassung anbelangt. Dies gilt selbst dann, wenn man
bedenkt, dass nur Teildaten vorliegen, so dass an der Vergleichbarkeit der Zahlen gezweifelt
werden muss. Der Durchdringungsgrad stieg ebenfalls rasch an. In den meisten
Mitgliedstaaten ist es bereits gelungen, 100 % der Sekundarschulen ans Netz anzuschließen
(oder man steht kurz davor). Deshalb ist dieser Indikator nicht mehr aussagekräftig, und er
sollte durch einen anderen ersetzt werden. Das Schwergewicht sollte auf andere Parameter
verlagert werden (Bildungsinhalte, Nutzungsart, Nutzungshäufigkeit usw.), die einen
genaueren Einblick über die Verbreitung von IKT-Kompetenz geben.
33
Definition: An das Internet angeschlossene Schulen der Sekundarstufe
Jahr: 1999/2000
Quelle: Länderdaten, die im Rahmen der nationalen Aktionspläne 2000 von der Gruppe hochrangiger Fachleute
(ESDIS) geliefert wurden; ESDIS ist für die beschäftigungspolitische und soziale Dimension der
Informationsgesellschaft zuständig.
Anmerkung zu den Daten: Es liegen nur Teildaten vor, so dass die Vergleichbarkeit recht zweifelhaft ist. Die
Definition von „Internetanschluss" ist weit gefasst - Art und Häufigkeit der Nutzung werden nicht
berücksichtigt.
2.2.4
Indikator 24: KMU, die das Internet für kommerzielle Zwecke nutzen
Dieser Indikator ist eine Messgröße für die Anpassung an neue Marktbedingungen und die
potenzielle Basis für neue internetbasierte Dienste für Unternehmen.
Schaubild 26: KMU, die das Internet für kommerzielle Zwecke nutzen (in %)
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
%
B
40
30
20
10
0
Quelle: Europäisches Beobachtungsnetz für KMU - 6. Bericht
Vergleicht man die Zahlen mit den Angaben zur Internetdurchdringung insgesamt, so ändert
sich das Muster bei Deutschland (vergleichsweise mehr KMU) und Irland (weniger).
Detailliertere Angaben aus derselben Erhebung zeigen große Unterschiede bei der Nutzung.
Zwar werden in fast allen Ländern Informationen über Produkte oder Dienste verbreitet
(Marketing), aber andere Möglichkeiten werden nur unzulänglich genutzt. Lediglich 10 % der
KMU in der Europäischen Union erhalten Bestellungen über das Internet (in manchen Fällen
wird die Auftragsbestätigung über andere Kanäle abgewickelt), und nur 3-4 % nutzen das
Internet, um Zahlungen zu leisten oder entgegenzunehmen (nur in Finnland und Schweden ist
diese Art der Zahlung wirklich verbreitet), was darauf schließen lässt, dass diesem Medium
nicht genug Vertrauen entgegengebracht wird.
34
Definition: Internetbasierter elektronischer Geschäftsverkehr. Abgedeckte Tätigkeiten: Marketing, Bestellung,
Zahlung, Vertrieb von Produkten und Unternehmenskooperation.
Jahr: 1998
Quelle: ENSR-Unternehmenserhebung 1999, Beobachtungsnetz für KMU, 6. Bericht
Anmerkung zu den Daten: Die ENSR-Unternehmenserhebung 1999 sollte einheitliche Daten über KMU aus 19
europäischen Ländern liefern. Grundlage war die telefonische Befragung von ca. 8 000 Unternehmen.
2.2.5
Indikator 25: Mobiltelefonteilnehmer
Die Zahl der Mobiltelefonteilnehmer gibt einen Anhaltspunkt dafür, wie groß die potenzielle
Basis für neue mobiltelefonbasierte Dienste ist.
Es hat weltweit einen Boom in der mobilen Kommunikation gegeben, an dem ganz Europa
beteiligt war, und nicht nur die Verbraucher. Finnland liegt hier nicht nur in der EU an der
Spitze, sondern auch weltweit. Elf der EU-Staaten gehören weltweit zu den zwanzig Ländern
mit der stärksten Mobiltelefondurchdringung. Auch war Ende 1999 die Zahl der
Mobiltelefonteilnehmer in Finnland, Italien und Portugal höher als die Zahl der
Festnetzteilnehmer.
Schaubild 27: Mobiltelefonteilnehmer in % der Gesamtbevölkerung, 1999
%
80
60
40
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
20
Quelle: ITU
An dem Durchdringungsgrad weltweit lässt sich ablesen, dass ein an sich negativer Faktor nämlich die Schwierigkeit, ein Festnetz aufzubauen und wirtschaftlich zu betreiben - oft die
Haupterklärung für den Erfolg des Mobiltelefons ist (Überspringen von Entwicklungsstufen).
Die rasche Übernahme der Technik für die neuen Dienste könnte aber auch dadurch
beeinflusst sein, dass sich der öffentliche und der private Sektor bei der Festlegung ihrer
Strategien auf Analysen stützen, aus denen hervorgeht, wie schnell sich das Mobiltelefon in
den einzelnen Ländern Europas durchgesetzt hat.
35
Definition: Zahl der Teilnehmer (digitale plus analoge Mobiltelefone) je 1 000 Einwohner.
Jahr: 1999.
Quelle: ITU.
Anmerkung zu den Daten: Hätte man lediglich die digitalen Mobiltelefone berücksichtigt, wäre der Vergleich
mit den USA nicht so aussagekräftig (dort waren 1998 nur 29 % der Mobiltelefone digital). In Europa und Japan
waren es 93 % bzw. 99 %.
2.2.6
Indikator 26: Wert der IKT-Märkte gemessen am BIP
Die IKT-Ausgaben geben nur einen recht groben Anhaltspunkt, denn bei diesem Indikator
werden die verschiedensten Produkte und Dienste, Investitionen und Verbrauchsdaten
gleichermaßen berücksichtigt. Dennoch liefert das Gesamtvolumen der IKT-Märkte in den
einzelnen Ländern, gewichtet nach BIP, eine Messgröße für die IKT-Durchdringung in der
Wirtschaft und, indirekt, für den Fortschritt auf dem Wege zu einer wissensbasierten
Wirtschaft. Die IKT-Durchdringung gilt als wesentliche Voraussetzung für Innovation und
Wettbewerbsfähigkeit, denn sie trägt zu einer radikalen Erneuerung in Unternehmensführung
und Geschäftsabwicklung bei.
Schaubild 28: Wert der IKT-Märkte gemessen am BIP (in %), 1998
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
8,0
7,0
6,0
5,0
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
FIN
%
In den USA sind die Ausgaben für IKT, gemessen am BIP, weit höher als im EUDurchschnitt. In Schweden allerdings liegen sie noch darüber. Ein Vergleich zwischen den
Wachstumsraten auf den IKT-Märkten und dem Wachstum des BIP zeigt, dass die IKTMärkte eine dynamischere Entwicklung aufweisen, und das könnte etwaige strukturelle
Effekte auffangen.
36
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
FIN
Schaubild 29: Wachstum des IKT-Anteils am BIP
In sämtlichen Ländern, mit Ausnahme Irlands, nimmt die Bedeutung der IKT in der
Wirtschaft zu. Wiederum Irland ausgenommen ist der Zuwachs in sämtlichen EU-Ländern
größer als in Japan und den USA, was wohl darauf schließen lässt, dass hier ein
Aufholprozess im Gange ist. Diese Erklärung ist um so plausibler, wenn man bedenkt, dass
sich in Griechenland und Italien, wo der Durchdringungsgrad geringer zu sein scheint (siehe
vorheriges Schaubild), die Informations- und Kommunikationstechnik rascher durchsetzt.
Definition: IKT-Ausgaben in % des BIP. IKT-Ausgaben: bezieht sich auf Informationstechnik (IT)
(einschließlich Hardware, Software und Dienste), Telekommunikationsausrüstungen und -dienste zum
Marktwert (Zahlungen an Primary Vendors, ggf. zuzüglich der Wertschöpfung im weiteren Vertrieb).
Jahr: 1998 und 1999.
Quelle: EITO 2000 (1999/'97- nominal - IKT: konstante Wechselkurse '98).
Anmerkung zu den Daten: Grundlage sind die jüngsten Daten von Ende November 1999. Die Zahlen und
Tendenzen ergeben sich aus dem gesamten statistischen Material von IDC (International Data Corporation)
sowie den Überlegungen und Schlüssen der EITO-Expertengruppe. Die Ergebnisse stützen sich weitgehend auf
die Leistung von Erstverkäufern (Primary Vendors), und diese Daten werden anhand von laufenden Befragungen
von Endbenutzern und durch Beobachtung der Vertriebskanäle gegengeprüft. Keine Daten für Luxemburg
verfügbar.
2.2.7
Indikator 27: Fortbildungsmöglichkeiten
Nicht alle Fortbildungsmaßnahmen haben mit wissensbasierter Technik zu tun. Eine
wissensbasierte Wirtschaft zu schaffen kann jedoch nicht gelingen, wenn die Arbeitskräfte
nicht intensiv und umfassend geschult werden. In den Unternehmen sind Investitionen in die
Fortbildung ein Kennzeichen für dynamisches, zukunftsgerichtetes unternehmerisches
Denken, insbesondere im Bereich der Personalpolitik, und sie erleichtern Anpassung und
Innovation.
37
Schaubild 30: Fortbildungsindikatoren
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
70
60
50
40
30
20
10
0
FIN
%
S M E s i n v o lv e d in v o c a t io n a l training (% ), 1998, ENSR Survey
E m p l o y e e s ( a g e d 2 4 - 5 9 ) h a v in g r e c e iv e d t r a in in g ( % ) , 1 9 9 7 L a b o u r f o r c e s u r v e y
Die größten Ungereimtheiten hinsichtlich der beiden Indikatoren sind in Dänemark
festzustellen, wo die KMU in der Erhebung ungewöhnlich schlecht abschneiden, wenn man
die Zahlen mit den Ergebnissen aus der Befragung der Arbeitnehmer vergleicht; in Österreich
und Frankreich ist offenbar aber das Gegenteil der Fall. Finnland, Schweden, das Vereinigte
Königreich und die Niederlande schneiden überall gut ab.
Definition: Es werden zwei Indikatoren verwendet: i/ Zahl der Arbeitnehmer, die im Bezugszeitraum (in den
letzten vier Wochen) an einer Fortbildungsmaßnahme teilgenommen haben - aus der Arbeitskräfteerhebung
sowie ii/ Prozentsatz der KMU, die ihrem Personal 1998 eine Fortbildung angeboten haben.
Jahr/Quelle: i/ Eurostat, Arbeitskräfteerhebung 1999 und ii/ ENSR (Bezugsjahr 1998).
Anmerkung zu den Daten: Arbeitskräfteerhebung: Stichprobe aus Haushalten, noch unveröffentlichte Daten, da
Qualitätsbewertung noch nicht abgeschlossen; ENSR: Stichprobe: KMU.
3
ZUGANG ZUM MARKT
Wettbewerb regt Innovation und unternehmerische Initiative an. Um zu ermitteln, wie
wettbewerbsfähig ein Markt ist, könnte man qualitative Indikatoren heranziehen (OECDIndikatoren: Regulierung der Produktmärkte, Umsetzung von Binnenmarktrichtlinien), ferner
Indikatoren, die mit Wettbewerbspolitik zu tun haben (z. B. staatliche Beihilfen) oder mit den
Preisen der Güter (Vorhandensein von Gewinnaufschlägen oder Monopolgewinnen,
Preiskonvergenz oder -streuung). Einfuhrstatistiken können Auskunft darüber geben,
inwieweit die Warenmärkte eines Landes in den internationalen Handel eingebunden sind.
Einzelindikatoren für Netzdienste (Telekom, Energie usw.) können diese Informationen
ergänzen.
38
Daten zum Funktionieren des Binnenmarktes und den diesbezüglichen Erfahrungen der
Geschäftswelt können dem Binnenmarktanzeiger entnommen werden, ferner dem
Jahresbericht über das Funktionieren der Güter- und Kapitalmärkte („Cardiff-Bericht“) sowie
der Initiative „Feedback der Unternehmen“ (Business Feedback Mechanism), die im
April 2000 in Gang gesetzt wurde. Diese Quellen liefern zusammen ein Reihe von
Indikatoren, die den Entscheidungsprozess entscheidend beeinflussen können.
Für den vorliegenden Anzeiger wurde der Versuch unternommen, die Öffnung oder
Schrankenlosigkeit („Contestability“) der inländischen Märkte anhand des Verhältnisses
zwischen den Wachstumsraten der Einfuhren und dem BIP zu erfassen, in der Hoffnung, dass
sich dadurch Konjunktur- und Größeneffekte verringern lassen. Die Ergebnisse waren jedoch
relativ unlogisch und boten sich nicht zur Analyse an. Stattdessen wurden die Einfuhren als
prozentualer Anteil am BIP und der Auftragswert der im Amtsblatt veröffentlichten
Ausschreibungen in Prozent des Gesamtwertes öffentlicher Aufträge als Indikatoren für
Öffnung und Transparenz herangezogen. Ergänzt werden die Daten durch die Angaben von
KMU bei einer Erhebung über die Faktoren, die nach Auffassung der KMU ihre
Entwicklungsaussichten wesentlich behindern; ein weiterer Indikator betrifft die ISO 9000Zertifizierung, er gibt Auskunft darüber, inwieweit sich die Unternehmen an die
Markterfordernisse anpassen.
Die Ergebnisse lassen hier keine allgemeinere Schlussfolgerung zu.
3.1.1
Indikator 28: Handelsintegration
Die Handelsintegration (Summe aller Ein- und Ausfuhren in Prozent des mit dem Faktor 2
multiplizierten BIP) liefert einen Hinweis auf die Produktmarktintegration und, indirekt,
Aufschlüsse über die Industrieunternehmen. Für sich genommen würden die Einfuhren
Aufschlüsse über die Öffnung und die Schrankenlosigkeit („Contestability“) nationaler
Märkte liefern und die Ausfuhren Aufschlüsse über die Wettbewerbsfähigkeit der
Unternehmen.
Schaubild 31: Gesamthandel in Prozent des BIP (x 2), 1994 und 1998
%
70
60
50
40
30
20
10
1994
1998
39
US
EU-15
Large MS
UK
I
F
E
D
Small MS
S
FIN
P
A
NL
IRL
EL
DK
BLEU
0
Die Handelsintegration nimmt überall zu, wenngleich mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.
Hier gibt es eindeutig einen Größeneffekt, so dass Vergleiche zwischen kleineren und
größeren Ländern nicht sehr aussagekräftig sind. Unter den kleineren Ländern ist der Anteil
des Gesamthandels am BIP in den Beneluxstaaten und in Irland am höchsten; in Griechenland
ist er am niedrigsten. Die Zahlen für die größeren Mitgliedstaaten liegen recht nah
beieinander, wobei der Unterschied zwischen Deutschland und Italien am größten ist.
Definition: Prozentualer Anteil der Summe aller Ein- und Ausfuhren an dem mit dem Faktor 2 multiplizierten
BIP.
Jahr: 1998 und 1999.
Quelle: Eurostat, aus der Datenbank COMTRADE
.
3.1.2
Indikator 29: Prozentualer Anteil des Wertes im Amtsblatt veröffentlichter
Ausschreibungen am Gesamtwert der öffentlichen Aufträge
Dieser Indikator gibt Aufschluss über die Transparenz bei der Vergabe öffentlicher Aufträge.
Das öffentliche Beschaffungswesen macht einen beträchtlichen Teil der Wirtschaftstätigkeit
aus (12 % bis 14 % des BIP). Allerdings spielen auch hier strukturelle Faktoren
(Zusammensetzung des BIP, Größe des Privatsektors) eine gewisse Rolle.
Schaubild 32: Prozentualer Anteil des Wertes im Amtsblatt veröffentlichter Ausschreibungen am
Gesamtwert öffentlicher Aufträge, 1998
%
Definition:
Jahr: 1998
Quelle: Europäische Kommission, GD MARKT, „Cardiff-Bericht“
40
EU
UK
S
FIN
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Anmerkung zu den Daten: auf der Grundlage nationaler Schätzungen
3.1.3
Indikator 30: Wichtigste Faktoren, die von den KMU als Behinderung der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit empfunden werden
Die wichtigsten von den KMU genannten Faktoren geben Aufschluss darüber, in welchen
strategischen Bereichen Verbesserungen notwendig sind. Der Fragebogen enthielt
ausschließlich Fragen, bei denen nur vorgegebene Antworten möglich waren. Im
nachfolgenden Schaubild addieren sich die einzelnen Segmente nicht zu 100 %, da die Rubrik
„keines der genannten" weggelassen wurde.
Schaubild 33: Wichtigste Faktoren, die die Unternehmensleistung behindern
EU
9
UK
9
S
14
9
NL
11
5
7
36
EL
8
D
8
4
10
6
13
34
11
8
20
11
17
government
depending
(regulation,
infrastructure)
15
no constraint
at all
27
19
6
28
9
22
15
19
21
14
linked to
technology
change
21
20
5
4
access to
finance
18
14
6
13
9
9
18
9
15
11
41
18
8
7
12
7
20
21
8
lack of skilled
labour
36
5
4
21
8
B
8
7
E
11
16
16
IRL
DK
4
23
14
18
11
F
3
7
A
I
5
17
P
L
14
19
9
FIN
7
10
13
25
%
Es besteht eindeutig eine als positiv zu wertende (gegenläufige) Beziehung zwischen dem
„Mangel an qualifizierten Arbeitskräften" und den Arbeitslosenquoten. Eine Verbindung
besteht auch zwischen „Zugang zu Finanzierungsmitteln" und der Höhe der nominalen
Zinssätze, so dass es unter Umständen schwierig ist, zwischen den eher „strukturbedingten"
und den konjunkturbedingten Behinderungen in den beiden Bereichen zu unterscheiden.
41
Betrachtet man die Faktoren, die mit „staatlichen Maßnahmen" zusammenhängen, so liegen
die Zahlen für einige Länder über dem EU-Durchschnitt: Frankreich, Österreich, Deutschland
in einer Gruppe sowie Luxemburg und Belgien in einer zweiten Gruppe. In der Rubrik
„keinerlei Behinderung" schneiden die Niederlande, Finnland, Schweden und Spanien am
besten ab.
Definition: Prozentsatz der KMU, die folgende in der Liste genannte Faktoren als Behinderung empfinden:
Zugang zu Finanzierungsmitteln, administrative Vorschriften, Mangel an qualifizierten Arbeitskräften,
Implementierung neuer Technologie, Infrastruktur, Qualitätssicherung, organisatorische Änderungen in der
Produktion, Einführung des Euro.
Jahr: 1998
Quelle: ENSR Enterprise Survey 1999, Beobachtungsstelle für KMU, 6. Bericht.
Methodik: Die ENSR-Erhebung bei den Unternehmen im Jahre 1999 sollte einheitliche Daten über KMU aus 19
europäischen Staaten liefern. Grundlage war die telefonische Befragung von ca. 8 000 Unternehmen.
3.1.4
Indikator 31: ISO-9000-Zertifizierung
Die Zahl der ISO-9000-Zertifizierungen ist ein aussagekräftiger Leistungsindikator, der
Aufschluss über die Anpassung an die Erfordernisse des Marktes gibt; der Indikator ist
relevanter für Unternehmen in Lieferketten (Business-to-Business) als für Unternehmen, die
an den Endverbraucher liefern.
Schaubild 34: Erteilte ISO-9000-Zertifizierungen
180.000
160.000
140.000
120.000
100.000
80.000
60.000
40.000
awarded up to end Decem ber 1998
J
USA
EU
UK
S
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
0
FIN
20.000
awarded up to end Decem ber 1999
Schaubild 35: ISO 9000 im Verhältnis zur Gesamtzahl der Unternehmen (in ‰ )
42
J
USA
EU
UK
P
A
NL
L
I
IRL
F
E
EL
D
DK
B
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
S
/ 00
FIN
0
Stellt man einen Vergleich zur Gesamtzahl der Unternehmen an (mit dem Vorbehalt, dass
Angaben zur Gesamtzahl der Unternehmen nicht immer vergleichbar sind, da es
unterschiedliche Definitionen gibt, und für manche Länder gar keine Zahlen vorliegen), so
heben sich das Vereinigte Königreich und Irland sehr deutlich ab. Es sei daran erinnert, dass
im diesjährigen Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit festgestellt wurde, dass eine positive
Wechselwirkung besteht zwischen der Zahl der ISO-9000-Zertifizierungen (pro Kopf
gerechnet) und der Spezialisierung im Export auf Produkte von höherer Qualität.
Definition: Zahl der noch gültigen ISO-9000-Zertifizierungen.
Jahr: Ende 1999.
Quelle: ISO-Erhebung.
43
C.
Fazit
Bei der Erarbeitung dieser ersten Ausgabe des Anzeigers hat sich gezeigt, dass zunächst
einmal die Daten über die Unternehmenstätigkeit verbessert und die Beziehung zwischen
den unternehmensdemographischen Parametern, den Rahmenbedingungen und der
Wirtschaftstätigkeit genauer untersucht werden müssen. Darüber hinaus sollten die Faktoren
weiter untersucht werden, die die Risikobereitschaft und die Einstellung gegenüber
Fehlschlägen beeinflussen. In diesem Bereich hat zudem der Vergleich der Praxis bei der
Anwendung der Rechtsvorschriften für Unternehmensgründungen (Registrierung neuer
Unternehmen) deutlich gezeigt, dass in einigen Mitgliedsländern Raum für die
Vereinfachung und Straffung von Verwaltungsabläufen vorhanden ist.
Die wichtigste Schlussfolgerung aus dem die Kapitalmärkte betreffenden Teil ist die, dass der
Risikokapitalmarkt in Europa rasch wächst. Die Leistung variiert von einem Mitgliedstaat
zum anderen beträchtlich. Im Vergleich zu den USA sind die europäischen
Risikokapitalmärkte und Institutionen offenbar unterentwickelt und haben noch lange nicht
aufgeholt, wenn auch einige positive Entwicklungen festzustellen sind. Das Netz der Business
Angels kann als Beispiel für eine Einrichtung gesehen werden, die sich erst noch durchsetzen
muss. Alles in allem gibt es in diesem Bereich Spielraum für Verbesserungen. Durch eine
gezieltere Ausrichtung des Benchmarking sollten optimale Verfahren im Hinblick auf die
Bedingungen für Bereitstellung von Risikokapital ermittelt werden.
Die Daten aus dem die Innovation betreffenden Teil des Anzeigers (Innovationsfähigkeit und
wissensbasierte Wirtschaft) zeigen durchweg, dass die Amerikaner den Europäern im
Allgemeinen voraus sind (Ausnahme: Mobiltelefone). Gleichzeitig gibt es Mitgliedstaaten,
die systematisch ebenso gut abschneiden wie die USA, wenn nicht besser: Schweden und
Finnland. Auch Irland weist sehr gute Ergebnisse im Hochtechnologiebereich auf. Diese
Länder zeigen hier überdurchschnittliche Leistungen, selbst wenn die Höhe ihres BIP
berücksichtigt wird. Es sieht so aus, als hätten sie sich auf neues Terrain gewagt, wohingegen
die anderen Länder offenbar nur Leistungen erbracht haben, die dem Stand ihrer
Wirtschaftsentwicklung (näherungsweise bestimmt durch die Höhe des BIP) entsprechen. Die
Ermittlung optimaler Verfahren in diesem sehr komplexen Feld bleibt eine vorrangige
Aufgabe bei der Ausrichtung politischer Strategien, die einen direkt oder indirekten Einfluss
darauf ausüben.
Unter den Inputindikatoren in dem Anzeiger (rechtliche Rahmenbedingungen für
Neugründungen, Entwicklung der Kapitalmärkte, öffentliche F&E) sind es schließlich die
Investitionen in Humankapital, die offenbar von ausschlaggebender Bedeutung sind. In einer
künftigen Ausgabe des Anzeigers sollen die die Humanressourcen betreffenden Indikatoren
im Zusammenhang untersucht und nicht nur in den einzelnen Abschnitten dieses Anzeigers
behandelt werden.
44
Anhang : ÜBERBLICK ÜBER DIE INDIKATOREN DIE IN DEN ANZEIGERN
‚UNTERNEHMENSPOLITIK‘ UND ‚INNOVATION‘ UND IN DER MITTEILUNG
ÜBER STRUKTURINDIKATOREN BENUTZT WERDEN
Strukturindikatoren
Indikatoren
ENTR
Unternehmensfluktuation
1
zu
entwickeln
Nettozahl der Unternehmensgründungen
2
zu
entwickeln
Überlebensrate nach 3 Jahren
3
zu
entwickeln
Zeitraum, in dem ein Gläubiger noch Insolvenzforderungen geltend
machen kann
4
Zahl der Hochschulabsolventen in Betriebswirtschaftslehre
5
Dauer einer Unternehmensgründung
6
zu
entwickeln
Kosten einer Unternehmensgründung
7
zu
entwickeln
Tätigkeit der „Business Angels"
8&9
Risikokapital im Verhältnis zum BIP
10
INNO
II.7
Investitionen von Risikokapital in Technologieunternehmen, gemessen am
BIP
4.1
Anschubkapital im Verhältnis zum gesamten Risikokapital
11
Erste öffentliche Zeichnungsangebote (initial public offerings, IPOs)
12
Kapitalisierung an neuen Märkten
13
Zahl der an neuen Märkten gehandelten Unternehmen
14
Zahl der Hochschulabsolventen in Natur- und Ingenieurwissenschaften
15
II.7
4.2
1.1
Prozentsatz der Arbeitskräfte mit tertiärer Bildung
1.2
Anteil der Beschäftigten im High- und Medium-Tech-Sektor an der
Gesamtzahl der Beschäftigten
1.3
Anteil der Beschäftigten im High-Tech-Dienstleistungssektor an der
Gesamtzahl der Beschäftigten
1.4
Öffentliche F&E-Ausgaben im Verhältnis zum BIP
16
II.2
2.1
F&E-Ausgaben der Wirtschaft als prozentualer Anteil am BIP
17
II.2
2.2
Anteil innovativer KMU an der Gesamtzahl der KMU
18
45
Zahl der Hochtechnologiepatente pro Kopf
19
II.5
Anteil von Hochtechnologieprodukten an den Gesamtausfuhren
20
II.6
Innovationsausgaben
Gesamtumsatzes
des
produzierenden
Gewerbes
in
%
des
2.3
3.3
Anteil der KMU mit eigener Innovationstätigkeit
3.1
Anteil der KMU mit kooperativer Innovationstätigkeit
3.2
Anteil innovativer Produkte am Verkaufsvolumen (produzierendes
Gewerbe)
4.3
Änderung des Anteils der High-Tech-Sektoren an der Gesamtproduktion
4.6
Rechnerleistung pro Kopf (MIPS)
21
Internetdurchdringung in der allgemeinen Bevölkerung
22
Zahl der an das Internet angeschlossenen Schulen
23
KMU, die das Internet für kommerzielle Zwecke nutzen
24
Mobilfunkteilnehmer
25
Wert der IKT-Märkte gemessen am BIP
II.4
4.4
26
II.3
4.5
Fortbildungsmöglichkeiten
27
I.7
Handelsintegration
28
III.1
Prozentualer Anteil des Wertes im Amtsblatt veröffentlichter
Ausschreibungen am Gesamtwert der öffentlichen Aufträge
29
III.4
Wichtigste Faktoren, die von den KMU als Behinderung der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit empfunden werden
30
ISO-9000-Zertifizierung
31
46