Kaffee – nur ein Genussmittel?

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Kaffee – nur ein Genussmittel?
www.praxismagazin-online.de • € 5,– • ISSN 1612-7307 • E 5973 • 33. Jahrgang
5 / 2016
Die medizinische Fachzeitschrift für Naturheilkunde
Kaffee – nur ein
Genussmittel?
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Editorial
Foto ©: Omid Jan Anjam – istock/thinkstock
Das 140.000Dollar-Kind
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Kennen sie die Nummer US 8543339
B 2 beim amerikanischen Patentamt?
Unter dieser Registriernummer verbirgt sich etwas Ungeheures, verbirgt
sich die ganze Überheblichkeit einer
Lebensform, die sich selbst nur gar zu
gern als „weise“, eben als Homo sapiens
bezeichnen mag.
Im US-Patent wird beispielhaft eine
Auswahl aufgeführt, nach der Eltern
mit dem nötigen „Kleingeld“ die Eigenschaften künftiger Kinder festlegen, eine
Vorauswahl für Spender-Gene treffen
können. Augenfarbe, Infarktrisiko oder
mögliche Allergien können bestimmt
und gegebenenfalls ausgewählt oder
ausgeschlossen werden.
Szenenwechsel – Mason ist ein Musterkind. Aufgeweckt, mit braunen Wuschelhaaren und wachen Augen. Kein
Wunder, Mason war ein A-Grade-Embryo. Ein Embryo der besten genetischen Güteklasse. Mason hat vier Eltern. Jay, seinen biologischen und Luke,
seinen sozialen Vater. Zoe gilt als seine
genetische und Elaine als seine Tragemutter.
Später wird er sie vielleicht einmal
kennenlernen, doch heute lebt er bei
seinen beiden Vätern, dem Arzt Jay und
dem Anwalt Luke in New York.
Praxis Magazin 5 / 2016
Vor zweieinhalb Jahren entstand
Mason in einer Petrischale im Labor
einer Reproduktionsklinik aus dem
Samen von Jay und einer Eizelle von Zoe,
einer Studentin der Columbia University.
Ein Designer-Baby aus dem besten
genetischen Ausgangsmaterial, das nach
der Befruchtung knapp eine Woche im
Labor herangewachsen war und von den
Wissenschaftlern nach Zellteilung undsymmetrie bewertet und danach in verschiedene Klassen wie „A“, „B plus“ oder
„C minus“ eingeteilt wurde. Über ein
DNA-Screening konnten Erbkrankheiten und genetische Defekte wie Down
Syndrom, Mukoviszidose oder eine Sichelzellanämie ausgeschlossen werden.
Zuvor konnte man sich in einem Katalog und in Videos über die SpenderMutter informieren, ob sie jung, gesund,
klug, sportlich oder musisch begabt ist.
So wie bei Zoe, Masons genetischer
Mutter, die etwa 8.000 Dollar Honorar
für ihre Ei-Spende erhielt.
Designer-Babys sind ein fragwürdiges, aber überaus lukratives Geschäft. Jay
und Luke konnten es sich leisten. Für sie
war nur das beste, eben Güteklasse A, gerade gut genug, und sie haben für Mason
140.000 Dollar bezahlt. „Doch wir hätten
auch das 10-fache auf den Tisch gelegt.
Mason ist jeden Penny wert“, so der lakonische Kommentar von Luke.
Jeden Penny wert? Ein Ausdruck
menschlicher Überheblichkeit und zutiefst verwerflich, weil hier die Menschenwürde verletzt und verachtet wird.
Der Mensch wird entindividualisiert,
kalkulierbar und letztlich mit einem gefüllten Bankkonto bezahlbar gemacht.
Bei uns ist die Welt noch in Ordnung.
Sollte man meinen oder vielleicht besser
hoffen? Immerhin – die US-Firma hat
nach Überprüfung durch das Europäische
Patentamt keine europäische Anmeldung
mehr beantragt. Ein Hoffnungsschimmer bei einem fundamentalen Verstoß
gegen die Menschenwürde. Doch sicher
ist, Amerika ist nicht mehr fern. Das Patent US 8543339 B 2 wird auch hier bei
uns nicht in Vergessenheit geraten.
Quellen:
• Die WELT vom 02.01.2016, Ein Designerbaby nach
Bauplan – für 140 000 Dollar
• Frankfurter Allgemeine, Gesellschaft, 04.10.2013,
Unternehmen sichert sich Patent auf „Designer-Babys“
Dr. R.-G. Sommer
(Chefredakteur)
3
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Editorial
Inhalt
Thema
Kaffee – nur ein Genussmittel?
Pro und contra zum Thema Kaffee
Apotheker Jens Bielenberg
6
Praxis
Hauterkrankungen homöopathisch
behandelt
Dr. med. Michael Takacs
Schmerzhafte Stoffwechselstörung
Hyperurikämie und Gicht
Dr. Astrid Heinl
Naturheilkundliche Therapie
von Heuschnupfen
Bettina Frank Fachärztin für Allgemeinmedizin 12
16
18
Wissen
Ein Überblick zur Geschichte
der Naturheilkunde
Prof. Dr. med. André-Michael Beer
Säure-Basen-Haushalt
28
Dr. med. Lutz Koch
Süßholzwurzel – Neue Perspektiven
mit fettabbauenden und antiatherogenen Wirkungen
Apotheker Jens Bielenberg
4
23
33
Praxis Magazin 5 / 2016
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Fortbildung
Das St. Leonhards-Prinzip – Mit der Natur,
mit sich und mit der Lebenswelt im Reinen
40
Beratung
Studien belegen Wirksamkeit –
Curcumin bei Arthritis
42
Dyspeptische Beschwerden –
Enyzmbasiert: bestens bewährt 43
Onkologische Komplementärmedizin –
Mistelextrakte am häufigsten
angewendete Arzneimittel
44
Entzündlich-rheumatische Gelenk­erkrankungen – Therapie mit Lipid-Extrakt
aus der Muschel P. canaliculus
46
Darmträgheit – Wirksamkeit
durch Manna-Feigensirup belegt
47
NeuroSpot: Aktuelle Stressbelastung
bestimmen
48
Biomolekulare Therapie erfolgversprechend –
Mausarm und Tennisellenbogen
49
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen –
Entzündungen reduzieren – Mangelernährung
vermeiden
50
Praxismarketing
Gesundheitsbriefe – Information und Aufklärung
fördert Patientenbindung
51
Gesundheitsbrief
aus Ihrer Praxis
Ausgabe 20
Für Sie zum
Liebe Patienten,
Mitnehmen
Sie wissen: Gesundheitsvorsorge wird immer notwendiger. Denn nicht nur die Rentenkassen werden
stärker beansprucht, sondern auch bei den Krankenkassen unterliegen die zur Verfügung stehenden
Mittel einer großen Schwankungsbreite.
Wie gut, dass Sie durch bewusstes Denken und Handeln etwas über den Tellerrand hinaus schauen,
indem Sie sich um Alternativen kümmern und Ihre
Gesundheitsvorsorge selbst in die Hand nehmen.
Um Ihnen dabei zu helfen, informieren wir Sie mit
unserem aktuellen Gesundheitsbrief.
Scheuen Sie sich nicht, uns bei auftauchenden Fragen anzusprechen. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Gesunde und herzliche Grüße
Ihr Praxisteam
Praxisstempel
Vorsicht bei chronischem Husten:
steckt eine COPD dahinter?
Chronischer Husten ist nicht gleich chronischer Husten.
Aus einer „einfachen“ chronischen Bronchitis kann sich
im Laufe der Jahre eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) entwickeln. Die Abkürzung COPD steht
für die englische Bezeichnung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease“. Bei der schleichenden Krankheit verengen sich die Atemwege langsam und dauerhaft. Die Lungenschleimhaut dünnt aus
und ganze Bereiche der Bronchien
können zusammenbrechen. Auch
wenn die COPD langsam voranschreitet, ist sie dennoch gefährlich: derzeit ist sie die
vierthäufigste Todesursache weltweit, bis zum Jahr
2020 hat sie Prognosen
zufolge den dritten Platz
der am häufigsten zum
Tode führenden Erkrankungen eingenommen.
Aus der Industrie
Aktuelle Informationen
52
Buchempfehlungen
54
Impressum 54
Titelillustration ©: lesnnik – 123RF
Praxis Magazin 5 / 2016
5
Thema
Plädoyer eines Kaffeetrinkers
Kaffee – nur ein Genussmittel?
Café Griensteidl in Wien im Jahr 1896, Aquarell von R. Völkel
Neue Forschungsergebnisse rücken traditionelle Heilpflanzen immer wieder in den Brennpunkt des Interesses von Fachkreisen. Dies gilt auch für Kaffee, der sich in erster Linie als Genussmittel etablieren konnte, aber
auch einige interessante medizinisch nutzbare Eigenschaften hat. Mit 165 Litern pro Jahr, die jeder Deutsche im Durchschnitt trinkt, ist Kaffee das Lieblingsgetränk der Deutschen. Nur US-Amerikaner und Brasilianer trinken mehr. Weltweit ist Kaffee nach Wasser das am häufigsten konsumierte Getränk mit einem Handelsvolumen von 10 Milliarden US-Dollar. Nutzen und Risiken werden kontrovers diskutiert. In der jüngsten
Zeit kristallisieren sich immer mehr positive Aspekte für die Gesundheit heraus. Mehr als 1.000 Inhaltsstoffe
erklären das komplexe Wirkungsprofil des Kaffees. Dazu gehören natürlich das Koffein (0,6–1,7 %), aber auch
Chlorogensäure 5,5-7,6 %, Kaffeesäure, Hydroxyhydochinone, Diterpene, Diterpenalkohole und fettes Öl (ca.
15 %) (1). Der Tenor der internationalen medizinischen Literatur ist, dass 3–4 Tassen Kaffee durchschnittlicher
Stärke pro Tag hinsichtlich ungewünschter Nebeneffekte sicher sind (2). Der folgende Artikel räumt mit einigen Vorurteilen zum Thema Kaffee auf und arbeitet einige neuere wissenschaftliche Erkenntnisse auf.
Kaffee blickt auf eine lange Kulturgeschichte zurück. In jüngster Zeit haben
sich interessante pharmakologische Effekte herauskristallisiert, die Kaffee zu
mehr als einem reinen Genussmittel
machen.
Kaffee, Hypercholes­te­ri­nä­mie
und kardiovaskuläres Risiko
Laut Dr. Rob van Dam, Assistenzprofessor im Department of Nutrition,
Harvard School of Public Health, ist das
Trinken von sogar sechs Tassen Kaffee mit keinem erhöhten Risiko von
kardiovaskulären Erkrankungen und
von Krebs assoziiert. Er empfiehlt nur
Schwangeren, nicht mehr als eine Tasse
6
Kaffee pro Tag zu trinken, da Koffein
durch die Placenta penetriert und den
Fetus erreicht, der Koffein nur sehr langsam metabolisiert und damit sehr empfindlich auf Koffein reagiert.
Patienten mit Hypercholesterinämie
empfiehlt van Dam einen Papierfilter
oder Instant-Kaffee zu nutzen, der den
im Kaffeeöl befindlichen Inhaltsstoff
Cafestol zurückhält, der den LDL-Cholesterol-Spiegel erhöht. Daneben wird
die Kaffee-induzierte Hypercholesterinämie auf das fette Öl zurückgeführt, das
in der Kaffeebohne zu etwa 15 % enthalten ist. Das Öl enthält C14-, C16-, C18und C20-Fettsäuren. Palmitinsäure und
Linolensäure sind dabei die dominierenden Fettsäuren mit einem Anteil von
38,7 bzw. 35,9 % (3).
Ob sich aus dieser Beobachtung eine
Erhöhung des kardiovaskulären Risikos ableiten lässt, ist fraglich. Es konnte
sogar ein blutdrucksenkender Effekt
nachgewiesen werden, der auf die
Chlorogensäure zurückgeführt wird (4).
Auf der stimulierenden Wirkung basieren auch die Befürchtungen, Kaffee
könnte das Risiko eines Herzinfarkts
erhöhen. Studien dazu liefern zwar widersprüchliche Ergebnisse, die meisten Wissenschaftler geben aber Entwarnung. In den letzen Jahren deuteten
Praxis Magazin 5 / 2016
FAbbildung ©: Historisches Museum der Stadt Wien
Pro und contra zum Thema Kaffee
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Die erste Wahl bei Zinkmangel
Thema
große Studien kaum auf Gefahren des Heißgetränks für HerzKreislauf-Erkrankungen hin – darunter auch die 2012 veröffentlichte EPIC-Studie unter Leitung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung mit 42.000 Teilnehmern. „Eigentlich trainiert
die erhöhte Herzfrequenz den Herzmuskel sogar“, betont Nieber.
Und erst im Januar kam ein Überblicksartikel von Forschern der
Emory University in Atlanta im „Journal of the American Heart
Association“ zu dem Schluss, dass Kaffee das Risiko für Herzerkrankungen oder Herzrhythmusstörungen nicht erhöht (5).
Kaffee – Doping für Geist und Körper
Dass Kaffee im Zentralnervensystem die Reflexerregbarkeit stimuliert, in kleinen Dosen geistige Vorgänge fördert, das Vasomotorenzentrum erregt und dadurch auf Herzmuskulatur und Koronargefäße wirkt, ist allgemein bekannt. Neuere Studien untermauern, dass Kaffee einen leistungssteigernden Effekt hat. Eine
Metaanalyse förderte allerdings ein weiteres verblüffendes Ergebnis zutage: Alle 10 ausgewerteten Studien kamen zu dem einheitlichen Ergebnis, dass Kaffee vor Leberkrebs schützt.
Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen ist,
guten Kaffee zu trinken. Und wenn man keinen haben kann,
so soll man versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als
hätte man guten Kaffee getrunken.
Jonathan Swift (1667-1745) angloirischer Erzähler, Moralkritiker und Theologe
Für die meisten Menschen ist Kaffee ein Genussmittel, das
wachmachend, konzentrationssteigernd und stimmungsaufhellend wirkt. Dies sind Effekte, die dem Inhaltsstoff Koffein zugeschrieben werden. In einer Studie konnte jetzt nachgewiesen werden, dass Koffein die Verkehrssicherheit erhöht: Lastwagenfahrer,
die Kaffee trinken, verursachen weniger Unfälle. In einer Studie
in New South Wales und Western Australia verglichen Forscher
zwei Gruppen von LKW-Fahrer, die zwischen 2008 und 2011 mit
mindestens zwölf Tonnen Fahrzeuggewicht auf Langstrecken von
200 km unterwegs waren. Das Ergebnis ist beeindruckend: Das
Unfallrisiko zumindest der australischen Lastwagenfahrer sank
um 63 % (Lisa Sherwood, George Institute for Global Health der
Universität Sydney, British Medical Journal).
Zinkorot 25
Extra große
Zinklieferung.
Dahin, wo es
gebraucht wird.
®
● enthält 25 mg Zink pro Tablette, hoch dosiert
● erzielt eine Zink-Freisetzung mit guter Bioverfügbarkeit bei ebenso guter Verträglichkeit
● liefert mit Orotsäure als ATP-Vorstufe
Energie für die Zellen
Leistungssteigerung durch Koffein ist natürlich auch im Sport
keine unbekannte Größe. Tatsächlich stand Koffein bis zum Jahr
2004 auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Antidoping-Agentur, wurde dann aber vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wieder von der Dopingliste gestrichen, vielleicht auch weil der Grenzwert von 12 mikrogr. im Urin so hoch
war, dass man sehr hohe Mengen zu sich nehmen musste, um den
Wert zu erreichen. Eine Meta-Analyse von 24 Studien erbrachte
kürzlich den Beleg, dass Koffein das physische Leistungsvermögen verbessern kann (6).
Leistungssteigerung durch Koffein
Koffein ist eine pharmakologische aktive Substanz, die chemisch ein 1,3,7-Trimethylxanthin ist und in die Gruppe der Purin-Alkaloide gehört. Der Naturstoff Koffein kommt in mehr als
100 Pflanzenarten vor, von denen der Teestrauch (Camellia sinensis), der Kaffeestrauch, die südamerikanische Schlingpflanze Paulina sorbilis (Guarana), die Kola-Nuss und der Mate-Strauch die
Praxis Magazin 5 / 2016
Zinkorot 25 Tabletten, Wirkstoff: Zinkorotat, Zusammensetzung: Arzneil. wirksamer Bestandt.: 1 Tablette mit Bruchkerbe enthält: 157,36 mg Zinkorotat · 2 H2O, entsprechend 25 mg bzw. 0,38 mmol Zink. Sonst.
Bestandt.: Hochdisperses Silciumdioxid, Mikrokristalline Cellulose, Povidon K 30, Carmellose-Natrium, Talkum,
Magnesiumstearat, Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von Zinkmangelzuständen sofern sie durch übliche
Ernährung nicht behoben werden können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den
Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Gastrointestinale Beschwerden in Form von abdominalen Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe und Magenreizsymptomen. Zink kann nach längerfristiger Einnahme Kupfermangel verursachen. Nähere
Informationen s. Fachinfo! Apothekenpflichtig. Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, 71034 Böblingen. Stand: Juli 2014
7
Thema
Dem Koffein wird eine Steigerung
der Sauerstoffaufnahme sowie der Katecholamin-Freisetzung und eine Erhöhung der Stoffwechselrate zugeschrieben. Die Wirkung auf die Muskelleistung ist bereits seit dem Anfang des
20. Jahrhunderts bekannt. 1978 konnte
nachgewiesen werden, dass 330 mg
Koffein eine Stunde vor Trainingsbeginn auf einem Fahrrad-Ergometer
die Zeitdauer bis zum Einsetzen der
Erschöpfung verlängert, also die Ausdauer verbessert (7). Besonders Ausdauersportler scheinen von den Koffein-Effekten zu profitieren. Die Dosis,
bei der eine Koffeinzufuhr eine sichtbare Leistungsverbesserung verursacht,
liegt bei mindestens 3 mg/kg KG, in
Sportlerkreisen konnte sich eine Dosis
von 6 mg/kg KG etablieren, da höhere
Dosen keine weitere Leistungssteigerung ermöglichen (8).
ker, die 3-6 Tassen Kaffee
täglich konsumierten, in
zwei Gruppen geteilt. Eine
Gruppe erhielt 4x200 ml
Kaffee mit 4 mg Koffein/kg
und die zweite Wasser an
drei aufeinanderfolgenden
Tagen. Es konnten keine
Unterschiede hinsichtlich
hämatologischer und renaler Parameter betreffend des Hydratationsstatus sowie des Body-MassIndex festgestellt werden.
Hinsichtlich des Hydrationszustandes des Körpers
gibt es keine Unterschiede
zwischen Kaffee- und Wasser-konsumierender Probanden (9).
Foto ©: BananaStock – thinkstock
bekanntesten sind. Der pharmakologische Effekt des Koffeins besteht darin,
das Zentralnervensystem zu stimulieren, wodurch subjektiv die Wachheit
gesteigert wird sowie Aufmerksamkeit
und Konzentrationsvermögen gefördert werden.
Koffeingehalt einiger Getränke
Die Koffeineffekte auf
150 ml Kaffee
50 –150 mg
die Ausdauerleistung werden auf folgende Mechanis150 ml entcoffeinierter Kaffee
3 mg
men zurückgeführt:
150 ml Tee
25 – 90 mg
• Koffein induziert eine er150 ml Kakao
2 – 20 mg
höhte Mobilisierung von
330 ml Cola
35 – 55mg
intrazellulärem Kalzium.
Energy-Drinks
ca. 80 mg
• Koffein stimuliert die (Quelle: Deutsches Grünes Kreuz – Kaffee)
Oxidation freier Fettsäuren.
reduzierten Leberkrebsrisiko einherDehydrierung durch
• Koffein fungiert als Adenosin-Re- geht. Insgesamt wurden 2.260 Probanforcierte Diurese?
zeptor-Antagonist im ZNS.
den in 4 Kohorten- und 5 Case-ConDie harntreibende Wirkung von Kaftrol-Studien von 1966 bis Februar 2007
Chemoprotektive
fee nährte den Verdacht, dass Kaffee
ausgewertet. Alle Studien ergaben eine
Effekte von Kaffee
ein Flüssigkeitsräuber ist und die geinverse Relation zwischen Kaffeeverzehr
trunkene Menge Flüssigkeit auf keiSusanna Larsson vom National Ins- und in 6 Studien war diese Relation stanem Fall der Gesamtbilanz aufgenom- titute of Invironmental Medicine, Ka- tistisch signifikant (10).
mener Flüssigkeit hinzugerechnet rolinska Institut in Stockholm, kam zu
werden dürfe. In einer britischen Stu- dem Ergebnis, dass der tägliche Verzehr
Bereits 2006 hatte Tanaka in einer
die wurden 50 männliche Kaffeetrin- von 2 Tassen Kaffee mit einem um 43 % Case-Control-Studie eine inverse Assoziation zwischen Kaffee-Konsum und
dem Risiko für hepatozelluläre KarziKahweol, auch 1,2-Dehydrocafestol, ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe
nome (HCC) festgestellt. Dabei konnder Diterpene, die natürlich in den Früchten der Kaffeepflanze vorkommt. Sowohl
ten Tanaka und Mitarbeiter nachweisen,
Kahweol als auch Cafestol zeigen entzündungshemmende, antigenotoxische und
antikanzerogene Effekte. Bei Ratten verhinderten sie die Bildung von Mammakardass Kaffee auch die Plasmawerte für die
zinomen, bei Goldhamstern wurden verschiedene Tumoren bis zu 40 % inhibiert.
Leberenzyme senken kann. 209 PatienDie Wirkung wird auf die Aktivierung der Glutathion-S-Transferase zurückgeführt.
ten mit HCC wurden mit 1.308 gesunCafestol hemmt die Enzyme Cholestrol-7-Hydroxylase sowie Sterol-27-Hydroxylase
den Probanden, 275 Krankenhaus-Pain den Hepatozyten, die für den Abbau von Cholesterin zu Gallensäuren erforderlich
tienten und 381 Patienten mit chronisind und erhöht so indirekt den Cholesterinspiegel.
schen Lebererkrankungen ohne HCC
im Alter zwischen 40 und 79 Jahren verglichen. Berücksichtigt wurde der Kaffeekonsum in den letzten 1-2 und 10
Jahren vorher (11).
Kahweol
8
Cafestol
In einer Kohorten-Studie kommt
der Japaner Inoue ebenfalls zum glei-
Praxis Magazin 5 / 2016
Thema
chen Ergebnis: Neu diagnostizierte
HCC-Patienten (250 Männer und 84
Frauen) wurden aus einer 10jährigen
Follow-up-Studien mit 90.452 Japanern mittleren und höheren Alters
identifiziert. Die HCC-Patienten wurden in Gruppen je nach Kaffeekonsum
eingeteilt. Virus-Hepatitis-Infektionen, Geschlecht, Alter, Lifestyle-Faktoren und Lebererkrankungen wurden
berücksichtigt. Ergebnis: Menschen
mit einem täglichen oder fast täglichen Kaffeekonsum hatten ein geringeres Risiko an HCC zu erkranken als
Personen, die niemals Kaffee tranken.
Das Erkrankungsrisiko sank mit der
konsumierten Kaffeemenge (12).
einige Studien die bereits erkrankten
Personen, während andere Studien bei
ursprünglich gesunden Probanden das
Auftreten von Lebererkrankungen beobachteten.
Mechanismus
Die Wirkungsweise von Kaffee auf
Leberkrebs ist noch nicht vollständig
geklärt. Bislang ist nur aus Tierversuchen und Untersuchungen mit Zellkulturen bekannt, dass Inhaltsstoffe
des Kaffees bestimmte Enzyme blockieren, die das Krebswachstum regulieren. Zudem wirken Stoffe wie Koffein positiv auf den Leberstoffwechsel.
Bekannt ist, dass Kaffeetrinken mit
Bei der Meta-Analyse konnten sys- einer geringeren Inzidenz von kolotemische Mängel weitgehend ausge- rektalen Karzinomen einhergeht. Dieschlossen werden, da die Studien aus ser protektive Effekt wird auf eine Moverschiedenen Ländern mit unter- difikation des Metabolismus von Karschiedlichen Kaffeetrinkgewohnhei- zinogenen vom Typ heterocyclischer
Praxis Magazin
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ten stammen. Auch
variierten die Stu- Amine,
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dien
in
ihrem
Design:
So
betrachteten
zurückgeführt.
In einer Studie des naDU 18.01.2016 ET 15.02.2016
Chlorogensäure
Chlorogensäure wird
unter anderem für
B eschwerden bei
magenempfindlichen
Kaffeetrinkern verantwortlich gemacht,
weshalb der Chlorogensäuregehalt durch
spezielle Röstverfahren reduziert wird. Hierbei wird
durch langsame, rund zwanzigminütige Röstung bei
Temperaturen um 200 °C mehr Chlorogensäure abgebaut als durch schnelle, drei- bis fünfminütige Röstung bei Temperaturen von 400 bis 600 °C.
tionalen Krebsforschungscenter in Jefferson, Arkansas, USA, wurden zwei
Inhaltsstoffe des Kaffees, Kahweol
und Cafestol (K/C), auf ihre Fähigkeit
untersucht, via Modifikation zweier
hepatischer Enzyme, N-Acetyltransferase (NAT) und Glutathion-S-Transferase, die für Entgiftungsreaktionen
notwendig sind, potenzielle Karzinogene zu eliminieren.
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Praxis Magazin 5 / 2016
Folsäure (B9) + B6 + B12: Tragen zu normalen Funktionen der Psyche (wie Konzentration und Erinnerungsvermögen)
und des Immunsystems, einem normalen Homocystein-Stoffwechsel und zur Verringerung von Müdigkeit bei.
6 und B12: Tragen zu einer normalen Funktion des Nervensystems und des Energiestoffwechsels bei.
3 D : Trägt zur Erhaltung normaler Knochen und Funktionen der Muskeln und des Immunsystems bei.
3
2B
Hergestellt in Deutschland. Erhältlich
in allen Apotheken.
9
Thema
Kaffeekirschen des Roten Catucaí Caffee, eine Sorte des Coffea arabica,
in verschiedenen Reifungsgraden; Matipó City – Brasilien
K/C reduzierten die NAT-abhängige Aktivierung des heterozyklischen
Amin-Karzinogens (2-Amino-1-Methyl- 6-Phenylimidazo-4,5-Pyridin
= PhIP) bis zu 80 %. In Tiermodellen und Zellkultursystemen konnte
nachgewisen werden, dass die Kaffee-Diterpene Cafestol und Kahweol
zu einer Verringerung der Genotoxizität von mehreren Karzinogenen
wie 7,12-Dimethylbenz[a]anthracen
(erzeugen DMBA), Aflatoxin B (1)
(AFB (1)9, Benzo[a]pyren (B[a]P) und
PhIP führen. Verschiedene Mechanismen scheinen an dieser chemoprotektiven Wirkung beteiligt zu sein: eine
Induktion der konjugierenden Enzyme
(z. B. Glutathion-S-Transferasen, Glucuronosyl-S-Transferase), die zu einer
erhöhte Expression von Proteinen der
antioxidativen Zellabwehr führen (z. B.
gamma-Glutamyl-Cystein-Synthetase und Häm-Oxygenase-1) und eine
Coffea L. ist eine Gattung aus der Familie der Rubiaceae
(Rötegewächse). Von den ungefähr 70 bekannten Coffea-Arten besitzen nur zwei eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung: Der auch als „Hochlandkaffee“
bezeichnete Coffea arabica (Arabica), der in einer Höhe
zwischen 900 und 2.000 Metern angebaut wird, und der
wesentlich weniger anspruchsvolle Coffea canephora
var robusta (Robusta), der mehr Feuchtigkeit und Hitze
toleriert und zwischen Meereshöhe und 800 Metern
Höhe wächst. Kaffee ist nach Erdöl das zweitwichtigste
Handelsgut der Welt. Der Hauptproduzent ist Brasilien
mit über zwei Millionen Tonnen pro Jahr. Die Kaffeesorte
Arabica kommt ursprünglich aus Äthiopien.
Hemmung der Expression und/oder
Aktivität von Cytochrom P450, das
in die Karzinogen-Aktivierung (z. B.
CYP2C11, CYP3A2) involviert ist (13).
In der Ratte konnten mit K/C PhIPDNS-Addukte im Kolon um 50 % reduziert werden. Der Leber-GlutathionGehalt erhöhte sich um das Drei- bis
Fünffache. Die Glutathion-S-Transferase-Aktivität erhöhte sich deutlich.
Diese Studienergebnisse lassen dringlich die Assoziation legitim erscheinen,
dass auch die leberprotektive Wirkung
auf eine verlangsamte Vergiftung und
eine beschleunigte Elimination potentieller Karzinogene zurückgeführt werden kann.
Dieses Postulat wird durch eine Publikation vom November 2008 aus
China unterstützt. Neben K/C werden
Koffein und Chlorogensäure für die
positiven chemoprotektiven Effekte
des Kaffees verantwortlich gemacht.
Als Mechanismus wird die Vermittlung
antikarzinogener Effekte durch induzierte Genexpression diskutiert. Ferner konnte eine Apoptose-Induktion
und ein antiproliferativer Effekte von
Kahweol festgestellt werden. Laut des
Deutschen Kaffeeverbandes enthalten
sowohl Filterkaffee als auch Espresso
so gut wie kein Cafestol und Kahweol.
Lediglich mit der Aufbrühmethode, bei
der das Kaffeemehl direkt mit heißem
Wasser übergossen wird und dann nur
mit einem Pressstempel oder gar nicht
gefiltert wird, sind größere Mengen an
Cafestol und Kahweol enthalten. Eine
Tasse ungefilterter Kaffee enthält 3 bis
4 mg Cafestol. Wenn aufgebrühter, ungefilterter Kaffee anschließend durch
einen Kaffeefilter gegossen wird, werden Cafestol und Kahweol ebenfalls
weitestgehend zurückgehalten.
Kaffehaus-Kultur – historischer Charme in der modernen Zeit – das Café Central in Wien.
10
Praxis Magazin 5 / 2016
Foto ©: AndreasPraefcke – wikipedia CC
Foto ©: Fernando Rebelo – wikipedia CC
Kaffeesorten
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Thema
Begriffsdefinitionen
Meta-Analyse: Zusammenfassung von Primäruntersuchungen, die mit quantitativen, statistischen Mitteln arbeiten. Metaanalysen ermöglichen die Zusammenfassung von verschiedenen Untersuchungen zu einem wissenschaftlichen Forschungsgebiet.
Kohorten-Studie: Eine definierte Personengruppe (eine Kohorte) wird über einen
bestimmten Zeitraum beobachtet, um zu untersuchen, wie viele Personen eine gewisse
Erkrankung entwickeln. Beispielsweise wird die Population einer ganzen Region hinsichtlich des Vorliegens von Risikofaktoren erfasst. Für Risikofaktoren kann dann eine mögliche Assoziation zu einem Outcome (z. B. Herzinfarkt) untersucht werden. Beispiele: Framingham-Studie und die Nurses´ Health Study 1 und 2.
Case-Control-Studie (Fall-Kontroll-Studie): In Fall-Kontroll-Studien wird die Assoziation
zwischen der Exposition mit einem möglichen schädigendem Agens und dem Vorliegen
einer Erkrankung identifiziert. Es werden Patienten identifiziert, die an einer bestimmten
Erkrankung leiden (Cases). Um die „Cases“ zu vergleichen, werden Personen (Controls)
identifiziert, die den Patienten möglichst ähnlich sind hinsichtlich Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen, Medikation usw., die Erkrankung jedoch nicht aufweisen. Anschließend
wird ermittelt, wie viele der „Cases“ und wie viele der „Controls“ der zu untersuchenden
Noxe ausgesetzt waren, um eine Beziehung zu Risikofaktoren herzustellen.
Positive Effekte
• Regelmäßiger Kaffeegenuss scheint
das Mortalitätsrisiko insgesamt, speziell auch das durch eine koronare Herzkrankheit, leicht zu senken.
• Regelmäßiger Kaffeegenuss steigert
nicht das Risiko für eine Hypertonie.
• Regelmäßiger Kaffeegenuss senkt das
Risiko für einen Diabetes mellitus Typ
2. Das scheint auch für den Diabetes in
der Schwangerschaft zu gelten.
• Kaffee, speziell das in ihm enthaltene
Koffein, senkt das Risiko einer Parkinsonerkrankung. Koffein scheint dabei
eine zytoprotektive Rolle zu spielen.
• Kaffee senkt offenbar das Risiko für Leberkrebs unabhängig von einer Hepatitis-B- oder -C-Infektion, das Risiko für
Endometrium- und Blasenkrebs und
für kolorektale Karzinome.
„Gott sei s gedankt, in der nächsten
Welt wird es keinen Kaffee geben. Denn
es gibt nichts schlimmeres, als darauf
zu warten, wenn er noch nicht da ist.“
Immanuel Kant(1724–1804), deutscher Philosoph
Literatur
1)Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen.
Spektrum-Verlag
2)George SE, Ramalakshmi K, Mohan Rao LJ.
A perception on health benefits of coffee. Crit
Rev Food Sci Nutr. 2008,48(5):464-86.
3)Al Kanhal MA. Lipid analysis of Coffea arabica Linn. beans and it possible hypercholesterolemic effects. Int J Food Nutr, ,48(2).135-9.
4)Watanabe T, et al. The blood pressure-lowering
effect and safety of chlorogenic acid from green
coffee bean extract in essential hypertension.
Clin Exp Hypertens 2006,28(5):439-49.
5)Deutsche Apothekerzeitung. news/Artikel
2016 – Was ist dran an Kaffee?
6)Gania MS, Klau JF, Casa DJ. Effect of caffeine on sport-specific endurance performance: a systemic review. J strength Cond Res
2009,23(1):315-324.
7)Costill DL, Dalsky JC, Celik S, Dorsey JL. Influence of caffeine of metabolism
and exercise performance. Med Sci sports
1978,10:155-158.
8)Graham TE, Spriett LL. Metabolic, catecholamine and exercise performance responses to various doses of caffeine. J Appl Physiol
1995,78:867-874.
9)Killer SC, Blannin A, Jeulendrup A. No evidence of dehydration with moderate daily coffee intake: A couterbalaced cross-over Study
in a free living population. PloS ONE, 9
(19:e84154).
10)Larsson SC, Wolk A. Coffee consumption and
risk of liver cancer: a meta-analysis. Gastroenterology 2007; 132(5):1740-5.
11)Tanaka K, et al. Inverse Association between
coffee drinking and the risk of hepatocellular carcinoma: a case-control study in Japan.
Cancer Sci 2007, 98(2):214-8.
12)Inoue M, Yoshim, I, Sobue T, Tsugane S,
JPHC Study Group. Influence of coffee drinking on subsequent risk of hepatocellular carcinoma: a prospective study in Japan. J Natl
Cancer Inst 2005;7(4):293-300.
13)Cavin C, et al. Cafestol und Kahweol:
zwei Kaffeediterpene mit antikanzerogener Aktivität. Food Chem Toxicol August
2002,40(8):1155-1163.
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Quellen
Praxis Magazin 5 / 2016
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11
Praxis
Hauterkrankungen homöopathisch
behandelt
Als Homöopath in der Praxis ist man häufig mit Hauterscheinungen konfrontiert,
die man klassifizieren und bewerten
soll. Meist stellt sich die Frage, wie man
damit umgeht. In dem folgenden Artikel
soll anhand der Erfahrung des Autors ein
praktischer, nachvollziehbarer Zugang zu
Hauterkrankungen dargestellt werden
und in der Folge anhand von einigen Fällen eine homöopathische Herangehensweise demonstriert werden, wobei auch
Bezug auf Lokaltherapien, Bewertung und
Folgeverschreibung genommen wird.
Zusätzlich soll ein Ausblick auf neue Entwicklungen in der Dermatologie gegeben
werden, die auch aus homöopathischer
Sicht relevant sind.
WAS – kann ich an der Haut erkennen?
Wie sieht die Läsion im Anfangsstadium aus (Macula, Papel, Knoten,
Vesikel, Blase, Pustel etc.) und wie
entwickeln sich die Läsionen weiter?
Welche Erscheinungen sind die „primären“ und welche dann in der Folge
die „sekundären“?
WO – sind die Hauterscheinungen angesiedelt und wo und wie breiten sie
sich aus (stammbetont, extremitätenbetont, rein lokal, Ausbreitung von
oben nach unten etc)?
WIE – sind die Hauterscheinungen entstanden; gibt es dafür einen Auslöser
(Ätiologie)?
BEGLEITUMSTÄNDE – die Hauterscheinungen verbessern oder verschlechtern sich.
Auf Basis dieser Informationen stellt
man meist eine klinische Verdachtsdiagnose und sucht gezielt nach Hinweisen an den Schleimhäuten, Nägel, Kopf,
Haaren, die Hinweise darauf geben, um
12
Foto ©: Dr. R.-G. Sommer
Wenn ich einem Patienten mit Hauterscheinungen gegenüber sitze, so stellen
sich für mich die folgenden Fragen:
welche der in Frage kommenden Erkrankungen es sich handelt (z. B.: Lichen ruber, Psoriasis, Granuloma anulare, Virusexanthem etc.). Zusätzlich
können Abstriche, Kulturen, Hautbiopsie, Auflichtmikroskop, Ultraschall
und andere diagnostische Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Dem Homöopathen ist diese Zugangsweise nicht unbekannt, man denke an Bönninghausen.
Wenn man Hauterscheinungen in die
Mittelwahl mit einbezieht und diese behandelt, möchte ich auf folgende Problematik hinweisen. Die Haut reagiert als
Organ relativ monomorph, das bedeutet immer wieder mit denselben Reaktionsmustern auf viele verschiedene endogene und exogene Reize. Die Reaktionsmuster lassen sich beinahe an zwei
Händen abzählen, obwohl es eine unüberschaubare Vielfalt von Reizen und
Einflüssen gibt, weshalb eine reine Symptomenwahl anhand von Symptomen
der Haut selten zum gewünschten Ziel
führt. Dazu kommt, dass eine häufige
Hauterkrankungen wie zum Beispiel
die atopische Dermatitis eine einseitige
Erkrankung darstellt. Allerdings zeigen
laut einer Studie von Prof. Musalek am
AKH Wien dermatologische Patienten
überzufällig oft psychische Auffälligkeiten im Verhältnis zu Patienten mit anderen Erkrankungen.
Ich möchte nun auf einige homöopathische Eigenheiten bei der Repertorisation hinweisen. Als sehr hilfreich haben
sich in meiner Praxis Rubriken der Lokalisation erwiesen. Sie helfen manchmal, zwei Polychreste von einander zu
differenzieren und sind für die Arzneiwahl verlässlich. Problematischer hingegen ist die dermatologische Nomenklatur im Repertorium, da unter gewissen Begriffen keine exakte Klarheit
herrscht. Begriffe wie Flechte, Herpes
sind nicht klar definiert und ihre Zuverlässigkeit nicht so hoch. Es wäre eine
lohnende Arbeit, die diversen Quellen
Praxis Magazin 5 / 2016
Praxis
zu überprüfen und die dermatologische
Nomenklatur vor zweihundert Jahren
genau zu erforschen. Ich tendiere deshalb dazu, eher größere Rubriken zu
wählen oder im Zweifelsfall die allgemeiner gehaltene Überrubrik zu verwenden. Wenn man Modalitäten unter
Haut nicht findet, kann man auf diese
unter Allgemeines zurückgreifen. Auf
eine weitere Eigenheit des Repertoriums möchte ich an dieser Stelle hinweisen: auf das „Sulfur-Problem“ – überall
taucht Sulfur auf, obwohl es nicht angezeigt ist. Allerdings finde ich Sulfur
häufig in Verbindungen (K-s, Calc-s…)
bei meinen Patienten.
Kasuistik I
Emil (Name geändert)
Erstordination 12/2004: Es handelt sich
um einen 9 Monate alten Säugling mit
Ekzemen / Zahnungsbeschwerden.
Ekzeme: am Hals mit Ausbreitung am
Oberkörper. Sie sind trocken und
schuppend. Zusätzlich findet sich ein
Milchschorf. Besonders stark werden sie während der Zahnung, wenn
der Speichelfluss stark ist. Er ist dann
sehr empfindlich, Tränen vor allem
am linken Auge. Er lässt sich beruhigen, wenn man ihn herumträgt. Er ist
sehr aufmerksam, empfindlich, kann
hoch und schrill schreien, kann richtig zornig werden. Er ist gegenüber
Fremden zuerst zurückhaltend, dann
freundlich gesellig.
Geburt: Steißlage, konnte erst im 3.
Monat den Kopf gut halten
FA: unauffällig
Mutter: extrovertiert, rez. Otitiden, SS
unauffällig
Vater: introvertiert, liest gerne, mag
Musik, Aversion gegen Lärm und
laute Geräusche. Sensibel auf Schmerz
und Stimmungen. Rez. Otitis.
Repertorium: In diesem Fall ist das zu
wählende Mittel klar; Rubriken wären:
Zahnungsbeschwerden, das Kind
möchte getragen werden, dazu die
roten trockenen Ekzeme an den Wangen, die Stimmungslage. Die Symptome der Haut sind in diesem Fall nicht
entscheidend.
Mittelwahl: Chamomilla C30, welches
im Kleinkindalter häufig bei trockenen Ekzemen als Akutmittel angezeigt ist. Zusätzlich erhält die Mutter
eine rückfettende indifferente Pflegesalbe und Ölbäder verordnet.
Praxis Magazin 5 / 2016
Follow-up 19.1.2005: Beschwerden zu
80 % besser.
Follow-up 14.12.2005: Schnupfen,
dann rasch absteigende Bronchitis
mit grünen Auswurf und Erbrechen
beim Husten.
Mittelwahl: Ipecacuanha C200 in Wasser aufgelöst 2x tgl.
Telefonat 5 Tage später: Husten und
Bronchitis weg, nun aber starker Ekzemschub, Jucken nachts, vor allem
vor dem Einschlafen.
Follow-up noch am selben Tag: Ekzeme
vor allem im Gesicht, kreisrund, gelbliche Farbe. (Abb. 1)
Bei Ekzemen, die nach akuten Verkühlungen auftreten, bin ich mit der
Verschreibung von homöopathischen
Mitteln meist zurückhaltend und verschreibe sie nur dann, wenn sie mich zu
einem Konstitutionsmittel für den Patienten führen, oder der Patient durch die
Ekzeme beeinträchtigt ist, wie in diesem
Fall. Sonst kläre ich die Eltern auf, dass
es sich um eine harmlose Hautreaktion
nach einem Infekt handelt und verschreibe eine rückfettende indifferente
Lokaltherapie, die meist mit etwas Geduld hilft. Viele so genannte Ekzemkinder, die nach banalen Infekten mit Ekzemen reagieren, werden häufig als „atopische Dermatitis“ fehl-schubladisiert,
obwohl es sich in solchen Fällen um
psorische Hautreaktionen handelt, die
keiner Therapie bedürfen. Unterdrückt
man diese Ekzeme mit lokalen Steroiden,
dann kommt es meistens zu Rückfällen
der Infekte. Wichtig ist, in solchen Fällen
die Eltern genau aufzuklären.
Emil erhielt Calcium carbonicum, was
zur damaligen Zeit sein Konstitutionsmittel gewesen ist.
Äthiologie
Die nächsten drei Fälle sollen demonstrieren, wie wichtig eine Ätiologie bei sehr
verschiedenen Hauterkrankungen sein
kann, wie wichtig konstitutionelle Symptome sind und ein und dasselbe homöopathische Polychrest verschiedene Hautkrankheiten zu heilen vermag.
a.5 Jahre altes Mädchen, hatte vor einem
Jahr eine Herpangina, seither 1-mal
monatlich Herpes simplex an der Unterlippe. Auslöser: Verkühlungen und
die Sonne. Trockene Lippen seit der
Herpangina. Aufallend ein Riss in der
Mitte der Oberlippe. Sie ist erst im ersten Jahr in der Schule, sehr aufgeregt,
Lampenfieber. Einzelkind, spielt gerne
alleine, hat 2-3 Freundinnen, starkes
Verlangen nach Musik, hört und liest
gerne Geschichten. Angst im Dunkeln,
Alleinsein, Verlangen nach Gesellschaft.
Wenn verletzt, dann zieht sie sich zurück. In der Schwangerschaft trennte
sich die Mutter von ihrem Mann. Sie
war enttäuscht, depressiv und machte
sich viele Sorgen. (Abb. 2)
Abbildung 1
Kommentar zur Repertorisation, die nach Hierarchisierung der einzelnen wahlanzeigenden Symptomen durchgeführt wird. Die
Rubriken: dentition difficult und dandruff sind in diesem Fall konstitutionelle Symptome und deshalb hochwertig. Zusätzlich:
Das Wesen des Patienten führt mich zu Calcium carbonicum, welches nicht hauptgereiht ist, jedoch in der Zusammenschau Patient / Repertorisation am besten zur weiteren Therapie geeignet ist.
Abbildung 2
Kommentar zu Fall a: Die Hierarchisierung ist in der oben stehenden Tabelle ungenau: Gemütssymptome und Allgemeinsymptome stehen an erster Stelle. Die Ernsthaftigkeit des Kindes lässt sich in der Repertorisation nicht fassen, gehört jedoch typischerweise zum Arzneimittelbild von Nat. m.
13
Praxis
b.40 Jahre alter Patient mit einem Anal­
ekzem, das sich nun nicht mehr schulmedizinisch therapieren lässt. Am
Meer ist es besser. Candida im Stuhl.
Das Ekzem macht ihm große Sorgen,
es ist die Präsenz, die Intensität, die Depressionen verursacht. Vor zwei Jahren
geschieden, Kummer, hat viel Verantwortung getragen – alles unbelohnt.
Höhenträume: Angst vor dem Fallen,
vor hohen Plätzen. Die Träume sind so
etwas wie Verlust der Kontrolle, Loslassen. Mag Musik, Gesellschaft, kann mit
Kritik schwer umgehen, ist dann empört, entrüstet, nachtragend. Arbeitet
gerne in der Natur. (Abb. 3)
c.18-jährige Patientin mit einem rezidivierenden Erythema exudativum
multiforme (EEM), das immer durch
eine Herpesinfektion ausgelöst wird.
(1 mal monatlich). Fühlt sich alleine
und im Stich gelassen nach einem
langen Spitalaufenthalt. Sie maturiert
in drei Monaten und hat viel in der
Schule versäumt. Verlangen nach frischer Luft, nach ernster Musik, Aversion gegen fettes Essen. Am Meer sein
bessert viele Beschwerden, die sie hat
(Schmerzen in der Halswirbelsäule).
Erstmals trat nun das Erythema exudativum multiforme auf, nachdem sie
mit ihrer besten Freundin und ihrem
Freund Streit hatte und von dem sie
nun getrennt ist. (Abb. 4)
Mir ist es in dieser Fallserie einfach
wichtig, aus dem Symptomenwald herauszutreten und zu sehen, was mit diesen Menschen los ist, was sie bewegt und
auf ihre Gesamtsituation das richtige
Mittel zu verschreiben. Allen drei Pati-
Abbildung 3
Kommentar zu Fall b: Die Rubrik der Hautveränderung wurde nur orientierend verwendet, ob das gewählte Arzneimittel
diesen Bereich abdeckt. Hätte es gefehlt, wäre trotzdem Nat. m. verschrieben worden.
Abbildung 4
Auch in diesem Fall ist die Repertorisation geprägt von den biographischen Ereignissen und einigen Allgemeinsymptomen.
Das, was in diesem Fall zu behandeln ist, ist der rezidivierende Herpes, der der Auslöser für das Erythema exudativum multiforme war: wenn kein Herpes, dann kein EEM.
Impetiginisiertes Ekzem, wie es unter
anderen für calc-carb typisch ist.
14
Typische Hautveränderungen bei chronisch
bestehender atopischer Dermatitis.
enten konnte mit Natrium muriaticum
(chloratum) C200 wesentlich geholfen
werden. Man könnte die Beschwerden
in vier Überschriften fassen:
• Grief
• Dwells
• Forsaken
• Desire Company
Dermatologische Anmerkungen zur
Lokaltherapie: Perianale Ekzeme lassen
sich meist am besten mit lokalanästhetischen Cremes behandeln. Sie unterdrücken den Juckreiz und unterbrechen
den häufig bestehenden Circulus vitiosus zwischen Juckreiz und Kratzen. Für
beginnende Herpesbläschen gibt es eine
Melissenextrakt-Salbe, die häufig gut
hilft: Lomaherpan®.
Kasuistik II
Erstordination 12/2008: weiblich, 32
Jahre, atopische Dermatitis – es handelt sich um einen Fall, bei dem eine
Analysetechnik nach der Empfindungsmethode zum Erfolg führte, da
die Patientin mit einer Grundempfindung in die Anamnese einstieg und
diese klar und präzise erarbeitet werden konnte.
Die Haut ist trocken, sie ist gespannt,
als ob die Haut zu klein wäre am ganzen Körper, wie ein zu enges Kleidungsstück. Kann mich nicht bewegen. Ich muss das in der Dusche wegwaschen, dusche dann heiß; das geht
an die Schmerzgrenze. Heiß Duschen
bessert dann das Körpergefühl.
Analyse bis dahin: Die Patientin schildert zwei Grundgefühle:
1.Enge, Starre, Trocken
2.Drang nach Beweglichkeit, Hitze,
heiß Duschen
Typisches Ekzem an den Ellbeugen im Rahmen der
atopischen Dermatitis mit einigen Kratzartefakten.
Praxis Magazin 5 / 2016
anzeige
Praxis
Da es sich dabei um spontan geschilderte Empfindungen handelt,
versuche ich nun in der weiteren Anamnese zu sehen, ob sich dieses Grundgefühl auch in anderen Bereichen wiederfindet.
Sie ist perfektionistisch bei der Erziehung, im Haushalt und in der
Sauberkeit und auch im Beruf. Sie lebt ein ganz konventionelles
Leben auf dem Lande mit einem ganz konventionellen Mann. Sie
fühlt sich durch ihr Kind eingeengt, da sie sich nicht verwirklichen kann, eingeengt durch das geregelte Leben. Sie wird dann
grantig, genervt und schließlich müde und niedergeschlagen.
Sie liebt Abwechslung, lustig sein, unter die Leute gehen. Es ist
daheim deswegen zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihrem
Mann gekommen, bis es schließlich mehrfach zu Handgreiflichkeiten gekommen ist, die ihr Sohn, der zuerst bei mir in Behandlung war, mit ansehen musste.
• Reizbarkeit vor der Menses, Stirnkopfschmerz vor der Regel,
morgendliche Durchfälle.
• Empfindlich auf Geräusche und Gerüche.
• Liebt es, im Garten zu arbeiten, mag besonders Kakteen und
Bambus.
• Einerseits erlebt sie das Gefühl Enge, Steifigkeit.
• Andererseits das starke Verlangen frei zu sein, sich zu bewegen.
Mittelwahl: Aufgrund der Schilderung wie sich die Enge an der
Haut anfühlt, entscheide ich mich für Euphorbium, zusätzlich
spricht ihr Perfektionismus für das Krebsmiasma. Euphorbium
hilft der Patientin auf allen Ebenen.
Neues in der Dermatologie
Neben den neuen Immuntherapien für das Melanom und dem
Einsatz von Biologika sind eine Vielzahl neuer Lokaltherapeutika
entwickelt worden, von denen einige Pflanzenextrakte enthalten.
Pflanzen, die auch in der homöopathischen Materia medica vorkommen und deren Wirkungen wir nicht kennen und andere, die noch
nicht geprüft sind. Dabei möchte ich bei den Euphorbiaceae bleiben.
• Picato Gel® ist ein aus Euphorbium hergestellter Extrakt, der eine
spezifische Immunreaktion gegen aktinische Keratosen induziert und diese zur Abheilung bringen kann. Im „off label use“
auch bei oberflächlichen Platten­epithelcarcinomen der Haut in
Verwendung.
• Veregren®, ein Grüntee-Blätterextrakt, welcher gegen Feigwarzen verwendet wird.
• Heliocare®, Polypodium Leucotomos, ein südamerikanischer
Farn, der in Sonnencremes aber auch bei Vitiligo und Psoriasis
angewendet worden ist.
• Abilar® Salbe (Pica abies) ist eine Wundsalbe für chronisch stagnierende Wunden, die aus dem Harz der Norwegischen Fichte
gewonnen wird.
Auch aus homöopathischer Sicht sind diese Entwicklungen interessant.
Kommentar: Es besteht kein Interessenskonflikt bezüglich dem
Autor und den genannten Firmen.
Dr. med. Michael Takacs
Facharzt für Dermatologie und Angiologie
Oberarzt an der Dermatologischen Abteilung, Wilhelminenspital
Hamiltongasse 3/1/3 • 1140 Wien
Praxis Magazin 5 / 2016
15
Praxis
Hyperurikämie und
Gicht
Mit dem Begriff Hyper­
urikämie werden zu
hohe Harnsäurespiegel im Blut bezeichnet,
die das Risiko für die
Entstehung von Gicht
erhöhen. Dieses Risiko
steigt ab einer Harnsäurekonzentration
von 8,0 mg/dl deutlich an. Menschen mit Gicht im Röntgenbild des Fußes. Typische (Haupt-)
Hyperurikämie ent- Lokalisation am Groß­zehengrundgelenk sowie
Weichteilschwellung lateral am Fußrand.
wickeln überdurchschnittlich häufig zudem ein Metabolisches Syndrom. Die erhöhten Harnsäurewerte sind gleichsam
ein Warnsignal für eine sich ankündigende Entgleisung
des Stoffwechsels.
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Die primäre Form der Gicht ist am häufigsten. Sie ist eine angeborene Stoffwechselstörung, der eine Nierenfunktionsstörung mit
eingeschränkter Harnsäureausscheidung zugrunde liegt. Die sekundäre Form entsteht als Folge anderer Erkrankungen oder Störungen, die mit einer vermehrten Purinsynthese beziehungsweise mit
einem verminderten Purinabbau bei hohem Zellumsatz einhergehen wodurch die Harnsäuremenge ansteigt. Störungen der Nierenfunktion, bei denen die Ausscheidungskapazität verringert ist, können ebenfalls Grund für eine sekundäre Hyperurikämie/Gicht sein.
Metabolische Ursachen sind Hypothyreose, Dehydratation, Laktatazidose, Ketose und das Metabolische Syndrom.
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16
Frauen vor der Menopause sind durch Östrogene geschützt. Das
Maximum des Auftretens der Gicht liegt bei Männern im 40. Lebensjahr, bei Frauen um das 50. bis 60. Lebensjahr. Die Prävalenz
für Hyperurikämie liegt bei 15 Prozent und für Gicht bei ein bis zwei
Prozent in Deutschland. In den Wohlstandsländern weisen ca. 20
Prozent der Männer eine Hyperurikämie auf.
Betroffene Gelenke zeigen bei Gicht Symptome einer akuten
entzündlichen Arthritis: Das vom Gichtanfall betroffene Gelenk
schwillt an, wird hochrot, heiß und schmerzt unerträglich. Begleitend können ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber bis 39 °C und
beschleunigter Puls auftreten. Typischerweise setzt der Schmerz
nachts ein.
Verlauf und Prognose
Eine langjährig bestehende Hyperurikämie kann symptomlos verlaufen oder aber aufgrund der Abscheidung von Salzen der
Praxis Magazin 5 / 2016
Quelle / Röntgenbild ©: Hellerhoff – Wikipedia CC3.0
Nach rechts
drehen.
Schmerzhafte Stoffwechselstörung
Harnsäure an verschiedenen Stellen des Körpers zu Gicht und den
damit verbundenen Komplikationen wie beispielsweise der Arthritis urica (Gicht-Arthritis; harnsäurebedingte Gelenkentzündung) führen.
Je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser ist die
Prognose. Hat die Erkrankung bereits einen chronischen Verlauf
angenommen und sind Veränderungen an den Gelenken nachweisbar, ist mit Bewegungseinschränkungen zu rechnen. Männer mit Gichtarthritis haben sogar ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko.
Ganz entscheidenden Einfluss hat die Ernährung auf die Entstehung und den weiteren Verlauf von Hyperurikämie und Gicht. Viele
Gichtpatienten sind übergewichtig, essen gerne und viel Fleisch und
trinken regelmäßig Alkohol. Bei mäßig erhöhten Harnsäurespiegeln normalisiert sich der Wert oft schon durch eine Gewichtsabnahme. Bei leicht erhöhten Harnsäurespiegeln (unter 8 bis 8,5 mg/
dl) kann auch oft alleine durch Ernährungsumstellung eine Normalisierung erreicht werden.
Da der Harnsäurespiegel im Blut im Verhältnis zu der mit der
Nahrung zugeführten Purinmenge ansteigt, bewirkt eine purinarme Ernährung eine Senkung des Harnsäurespiegels im Blut (125150 mg Purine entsprechen 300 mg Harnsäure). Die Aufnahme an
Harnsäure sollte 500 mg pro Tag bzw. 3.000 mg pro Woche nicht
überschreiten.
Harnsäure natürlich reduzieren
Neben einer Änderung des Lebensstils ist die Einnahme homöopathischer Heilmittel empfehlenswert, die bereits mit den ersten
Krankheitsanzeichen eingenommen werden sollten. Homöopathische Komplexmittel mit verschiedenen pflanzlichen Extrakten wie
• Anagallis arvensis
• Bryonia
• Chelidonium majus
• Citrullus colocynthis
• Selenicereus grandiflorus
• Silybum marianum
• Smilax
• Stannum mellitum
• Taraxacum officinale
• Veronica virginica
• Argentum metallicum
• Arnica montana
• Aurum metallicum
• Carbo vegetabilis
• Cytisus scoparius
• Digitalis purpurea
• Strophanthus gratus
• Viscum album
tragen dazu bei, überschüssige Harnsäure abzubauen. Darüber
hinaus stimulieren sie die Ausscheidungsorgane und regen Leber,
Nieren und das Bindegewebe zur allgemeinen Entgiftung an.
Homöopathische Wirkstoffe können somit Gichtanfällen vorbeugen. Um die Ursachen der Erkrankung zu bekämpfen, ist aber
vor allem die konsequente Ernährungsumstellung der beste Weg.
Dr. A. Heinl
Praxis Magazin 5 / 2016
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Ich vertraue Pflüger.
Derivatio Tabletten, Zusammensetzung: 1 Tablette enthält: Wirkstoffe: Anagallis arvensis Trit. D 4 15,0 mg, Argentum metallicum Trit. D 30 12,5 mg, Arnica montana Trit. D 15 12,5 mg, Aurum metallicum Trit. D 15 12,5 mg, Bryonia Trit. D 4 15,0
mg, Carbo vegetabilis Trit. D 30 12,5 mg, Chelidonium majus Trit. D 6 15,0 mg, Citrullus colocynthis Trit. D 5 15,0 mg, Cytisus
scoparius Trit. D 6 12,5 mg, Digitalis purpurea Trit. D 5 12,5 mg, Selenicereus grandiflorus Trit. D 4 15,0 mg, Silybum marianum
Trit. D 3 15,0 mg, Smilax Trit. D 6 15,0 mg, Stannum metallicum Trit. D 8 15,0 mg, Strophanthus gratus Trit. D 6 12,5 mg,
Taraxacum officinale Trit. D 6 15,0 mg, Veronica virginica Trit. D 4 15,0 mg, Viscum album Trit. D 4 12,5 mg. Bestandteile 1-18
über die letzten beiden Stufen gemeinsam potenziert. Sonstige Bestandteile: Calciumbehenat (DAB), Kartoffelstärke. Tabletten
enthalten Lactose. Packungsbeilage beachten. Gegenanzeige: Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegenüber Anagallis
arvensis, Silybum marianum, Taraxacum officinale und anderer Korbblütler oder einem anderen Bestandteil. Nebenwirkungen:
Keine bekannt. Registriertes homöopathisches Arzneimittel, daher ohne Angabe einer therapeutischen Indikation. Derivatio H
Inj. 5 ml, Zusammensetzung: 1 Ampulle zu 5 ml enthält: Wirkstoffe: Anagallis arvensis Dil. D 4 0,13 ml, Argentum metallicum Dil.
D 30 0,13 ml, Arnica montana Dil. D 15 0,13 ml, Aurum metallicum Dil. D 15 0,13 ml, Bryonia Dil. D 4 0,13 ml, Carbo vegetabilis
Dil. D 30 0,13 ml, Chelidonium majus Dil. D 6 0,13 ml, Citrullus colocynthis Dil. D 5 0,13 ml, Cytisus scoparius Dil. D 6 0,13
ml, Digitalis purpurea Dil. D 5 0,13 ml, Natrium chloratum Dil. D 2 0,13 ml, Selenicereus grandiflorus Dil. D 4 0,13 ml, Silybum
marianum Dil. D 3 0,13 ml, Smilax Dil. D 6 0,13 ml, Stannum metallicum Dil. D 8 0,13 ml, Strophanthus gratus Dil. D 6 0,13 ml,
Taraxacum officinale Dil. D 5 0,13 ml, Veronica virginica Dil. D 4 0,13 ml, Viscum album Dil. D 4 0,13 ml. Bestandteile 1 - 19
über die letzten beiden Stufen gemeinsam potenziert. Sonstiger Bestandteil: Natriumchlorid. Nebenwirkungen: Bei intravenöser
Verabreichung können Überempfindlichkeitsreaktionen und plötzlicher Blutdruckabfall auftreten. Gegenanzeige: Nicht anwenden
bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Anagallis arvensis, Taraxacum officinale, Silybum marianum und anderen Korbblütlern oder einem anderen Bestandteil. Registrierte homöopathische Arzneimittel, daher ohne Angabe einer therapeutischen
Indikation. Packungsbeilage beachten.
Homöopathisches Laboratorium Alexander Pflüger GmbH & Co. KG · Röntgenstraße 4 · 33378 Rheda-Wiedenbrück
Telefon 05242 9472-0 Telefax 05242 9472-20 · [email protected] · www.pflueger.de
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Praxis
Astragalus membranaceus als Alternative zu Antihistaminika
Ein besonderes Problem besteht für Heuschnupfengeplagte, die beruflich jederzeit fit sein müssen. Was können wir zum
Beispiel Berufskraftfahrern empfehlen, die
über Müdigkeit während der Einnahme
von Antiallergika klagen? Was raten wir,
wenn durch die bisher genommenen
Medikamente die Reaktionsfähigkeit
und damit die Fähigkeit zum
Bedienen von Maschinen eingeschränkt ist? Aus arbeitsmedizinischer Sicht ist damit die
berufliche Eignung für die Zeit
der Medikamenteneinnahme
nicht gegeben. Eine mögliche
Alternative ist der Einsatz von
Astragalus membranaceus.
In der Arbeitsmedizin stellen sich
immer wieder Mitarbeiter vor, die unter
saisonaler allergischer Rhinitis leiden.
Besonders im Blick stehen die Mitarbeiter, die beruflich Fahrzeuge führen
müssen. Zumindest subjektiv fühlen
sich viele Betroffene mehr oder weniger stark eingeschränkt, was auch von
Seiten des Mitarbeiters den Wunsch
nach lindernden Medikamenten weckt.
Zur Reduzierung der Symptome ist eine
Therapie indiziert. Es wird oft beklagt,
das die zum Teil frei gekauften Antihistaminika, allen voran Cetirizin, müde
machen. Die vorliegende Arbeit zeigt,
dass Astragalus membranaceus-haltige
Präparate eine gute Alternative darstellen können.
Saisonale allergische Rhinitis
Die saisonale allergische Rhinitis, auch
Heuschnupfen genannt ist eine Erkrankung die eine Lebenszeitprävalenz von
14,8 % aufweist. Die Erkrankung zeigt
sich durch Jucken und Rötung der Augen
mit Tränenfluss, sowie rhinitische Beschwerden mit Jucken, Nase laufen und
Behinderung der Nasenatmung. Es handelt sich um eine Allergie vom Soforttyp oder Typ 1 Allergie. Hierzu gehören
neben der Pollenallergie auch die All18
Astragalus membranaceus (Tragantwurzel, Mongolischer Tragant,
Bärenschote, Huang Qi, Astragalus mongholicus)
ergien gegen Hausstaub und Tierhaare,
die sich dann ganzjährig zeigen, sowie
die Urtikaria, die Insektengiftallergie
und IgE vermittelte Nahrungsmittelallergien. Voraussetzung ist mindestens ein
Kontakt mit dem entsprechenden Allergen. Bei diesem Erstkontakt treten noch
keine Symptome auf. Es werden aber spezifische IgE-Antikörper gebildet, die sich
an Mastzellen und basophile Granulozyten binden.
Bei erneutem Allergenkontakt bindet das Antigen an die Antikörper und
es werden in der Folge Histamin und
andere Entzündungsmediatoren freigesetzt. Die Symptome bilden sich innerhalb weniger Minuten aus. Die Reaktion hat die Eigenschaft sich in der Geschwindigkeit ihres Auftretens und in
ihrer Heftigkeit beschleunigen zu können. Es kommt zu einer Ausweitung der
Symptome bei Kontakt mit ähnlichen Allergenen (Kreuzallergie) und es besteht
die Gefahr einer Verstärkung der Symptome bis zum anaphylaktischen Schock.
Als Ursache der Erkrankung wird unter
anderem in der Studie des Robert KochInstituts von 2013 die veränderte Th1/
Th2-Differenzierung der T-Helferzellen
diskutiert. Ursachen hierfür, scheinen
veränderte Lebensumstände, vor allem
in Bezug auf infektiöse Reize, zu sein.
Therapie
Allergenkarenz ist möglich, aber nicht
immer durchführbar. Gerade Pollenallergiker haben damit große Probleme.
Der Aufenthalt in pollenfreien Bereichen ist im Alltagsleben kaum dauerhaft
möglich. Die spezifische Immuntherapie
oder Desensibilisierung subkutan oder
sublingual ist in der Akut-Situation nicht
hilfreich, dauert mehrere Jahr und ist nur
gegen bestimmte Allergene möglich.
Die medikamentöse Therapie kann
lokal oder systemisch erfolgen. Es stehen folgende Wirkstoffe zur Verfügung:
• Antihistaminika (Histamin Rezeptorantagonisten H1-Antihistaminika)
• Homöopatische Zubereitungen unterschiedlicher Zusammensetzung
• sowie Mastzellstabilisatoren (Cromoglicinsäure)
• Kortison
Die Auswahl der Therapeutika hängt
von mehreren Faktoren ab. Hierzu zählen vor allem die Schwere der Erkrankung, sowie die Symptomatik im Einzelfall. Beim typischen Heuschnupfen
Praxis Magazin 5 / 2016
Fotos ©: caitao – 123RF, Doronenko – wikipedia CC
Naturheilkundliche Therapie
von Heuschnupfen
Durchhefter
19
Durchhefter
20
Praxis
werden von den Patienten, gerne auch in
Selbstmedikation, rezeptfrei angebotene
Präparate genutzt. Nach Beratung durch
den Arzt oder Apotheker werden lokale
Antihistaminika in Form von Augentropfen und/oder Nasensprays verwendet. Als Systemische Präparate werden
unter anderem H1-Rezeptorantagonisten eingesetzt. In Tabelle 1 ist ein lokales
Antihistaminikum in Form von Augentropfen und Nasenspray mit Wirkungen
und Nebenwirkungen aufgeführt. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die gebräuchlichsten H1-Rezeptorantagonisten
mit Wirkungen und Nebenwirkungen. In
beiden Tabellen wird die Stellungnahme
in der Fachinformation zur Frage der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen in
der Spalte sedierend herausgestellt.
Die Angaben zur Reaktionsfähigkeit
als Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen sind bei den Wirkstoffen sehr unterschiedlich. Unter den Nebenwirkungen
wird, zum Teil auch bei den Stoffen die
keine Veränderung der Reaktionsfähigkeit verursachen, Schläfrigkeit, Müdigkeit oder ähnliches angegeben. Im Allgemeinen wird empfohlen, auszutesten,
ob eine Einschränkung der Reaktionsfähigkeit eintritt.
Der Vorteil der bisher behandelten
Wirkstoffe ist auf jeden Fall der schnelle
Wirkungseintritt. Wer morgens feststellt,
dass seine Heuschnupfensymptome einsetzen, ist diese schon kurz nach der Anwendung eines chemisch definierten Antiallergikums wieder los. Für denjenigen,
der allerdings mit den angeführten Nebenwirkungen, allem voran die Müdigkeit, nicht zurecht kommt, ist Astragalus
membranaceus eine mögliche Alternative. Zudem gibt es immer mehr Betroffene, die generell nach einer pflanzlichen
Alternative fragen.
Astragalus membranaceus
(Tragantwurzel, Mongolischer Tragant, Bärenschote, Huang Qi, Astragalus
mongholicus)
Die Pflanze gehört zur Familie der
Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Aus einer
der vielen Astragalus-Arten wird das
auch in Medikamenten verwendete Verdickungsmittel Traganth gewonnen. Astragalus membranaceus ist im nördlichen China und der Mongolei behei-
Praxis Magazin 5 / 2016
Tabelle 1: Wirkungen und Nebenwirkungen eines lokalen Antihistaminikums
Wirkstoff
Wirkung
Nebenwirkungen
Sedierend j/n lt. Fachinfo
Natriumcromoglicat
Prophylaktisch, hemmt
Freisetzung von Entzündungsmediatoren
auf Schleimhäuten,
keine Sofortwirkung
Gelegentlich: Schleimhautirritationen
selten: Kopfweh
sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen, anaphylaktische Reaktionen, Nasenbluten, Schleimhautulcerationen, Zungenschwellung
Augentropfen beeinflussen
vorübergehend die Sehleistung
Tabelle 2: Wirkungen und Nebenwirkungen von H1-Rezeptorantagonisten
Wirkstoff
Wirkung
Nebenwirkungen
Sedierend j/n lt. Fachinfo
Desloratadin Langwirksamer
Müdigkeit, Mundtrockenheit,
peripherer H1-Rezep­ Kopfschmerzen
torantagonist
Nein / sehr selten: ja
Fexofenadin
Nicht sedierendes
Kopfschmerz, Schläfrigkeit,
H1-Antihistaminikum, Schwindel, Übelkeit
aktiver Metabolit von
Terfenadin
nein
Loratadin
Trizyklisches Antihista- Häufig: Schläfrigkeit, gelegentlich: nein
minikum mit selektiver Kopfschmerzen, Appetitsteigerung,
peripherer H1-Rezeptor- Schalflosigkeit
Aktivität
Levocetirizin
Selektiver peripherer
Häufig: Somnolenz, Schwindel,
5 mg nein,
H1-Rezeptorantagonist Kopfschmerzen, Pharyngitis,
testen empfohlen
Rhinitis, Bauchschmerzen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Müdigkeit
Cetirizin
Selektiver peripherer
Schläfrigkeit, Müdigkeit, Schwindel, 10 mg nein,
H1-Rezeptorantagonist Kopfschmerz, Miktionsbeschwertesten empfohlen
den, Akkomodationsstörungen,
Mundtrockenheit, Leberwerterhöhung, Bilirubinwerterhöhung,
Abdominalschmerzen, Pharyngitis
matet. Arzneilich verwendet wird die
Wurzel (Astragali radix). Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit führt Astragalus membranaceus in der „Stoffliste des Bundes
und der Bundesländer, Kategorie Pflanzen und Pflanzenteile“ als traditionelles
Arzneimittel mit WHO-Monographie
auf. In der Traditionellen Chinesische
Medizin (TCM) wird Astragalus membranaceus unter dem Namen Huang Qi
unter anderem eingesetzt bei Appetitlo-
sigkeit, Müdigkeit, Uterus-, Magen- oder
Rectumprolaps, Erkältungsanfälligkeit,
chronischen schlecht heilenden Ulcerationen oder Entzündungen mit schlecht
abfließendem Eiter, sowie in der Rekonvaleszenzphase nach schwerem Blutverlust und bei Gewichtsverlust.
Inhaltsstoffe: Polysaccharide, Tripertensaponine (Astragaloside), Isoflavonoide, Aminosäuren, Fettsäuren und
Mineralstoffe.
WHO-Monographie – Medicinal uses
Uses supported by clinical data: None.
Uses described in pharmacopoeias and in traditional systems of medicine: As adjunctive therapy in the treatment of colds and influenza (...). The herb is used to enhance the
immune system and to increase stamina and endurance (...). Also in the treatment of chronic diarrhoea, oedema, abnormal uterine bleeding, and diabetes mellitus (...), and as a cardiotonic agent (...).
Uses described in folk medicine, not supported by experimental or clinical data: Treatment of nephritis, chronic bronchitis, postpartum urine retention, leprosy, and the sequelae of cerebrovascular accidents (...). Quelle: WHO monographs on selected medical plants Volume 1
21
Praxis
Präparate: Astragalus membranaceus zur Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis mit je 80 mg Extrakt
aus Astragalus membranceus radix ist
in Deutschland als Diätetikum und in
Österreich als Medikament zugelassen.
Einnahme
Astragalus membranaceus kann sowohl bei bestehenden Symptomen wie
auch prophylaktisch genommen werden. Verzehrempfehlung für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren: Beginn
bis Besserung der Symptome 2 x 2 Kapseln / Tag, nach Besserung bis zum Ende
der Heuschnupfen-Saison 2 x 1 Kapsel /
Tag. Morgens und abends auf nüchternen Magen, etwa eine halbe Stunde vor
der Mahlzeit einnehmen. Um von vornherein die Empfindlichkeit gegenüber
Pollen zu senken, kann mit der Einnahme bereits einen Monat vor den erwarteten Heuschnupfenbeschwerden
gestartet werden (2 x 1 Kapsel täglich).
Wirkung
Das ins Ungleichgewicht geratene
Immunsystem wird in der Form reguliert, dass die Immunreaktion in die
Normalisierung der Immunreaktion
normale Abwehrreaktion umgelenkt
wird (s. Abb.). Die Produktion von IgG
und besonderen Plasmazellen wird gefördert, wodurch die Allergene neutralisiert werden. Diese Wirkung ist auch
für Ambrosia-Pollen nachgewiesen.
Hierdurch unterscheidet sich Astragalus membranaceus in der Wirkung von
den anderen eingesetzten Wirkstoffen.
Die TH1/Th2-Differenzierung der THelferzellen wird in Richtung vermehrte
Produktion von TH1-Helferzellen verschoben. Infolge der Modulation des
Immunsystems treten Allergie-Symptome gar nicht erst auf. Es wird kein Histamin ausgeschüttet, das blockiert werden muss. Es ist durchaus denkbar, dass
Folgeerscheinungen wie die Entwicklung eines allergischen Asthma bronchiale zu verhindern sind. Weitere Studien
in diese Richtung sind wünschenswert.
Nebenwirkungen: keine bekannt.
Zusammenfassung
In der Arbeitsmedizinischen Praxis
wird immer wieder die Frage nach Heuschnupfen-Medikamenten gestellt. Vor
allem die Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit ist ein wichtiges Thema. Häufig
ist es auch der Wunsch der
Betroffenen, ein pflanzliches
Präparat zu bekommen. Astragalus membranaceus bietet sich hier an. Es eignet sich
sowohl für die Prophylaxe als
auch für den Fall, das Symptome schon bestehen.
Wirkung von Astragalus membranaceus (Quelle: www.allvent.de)
22
Bisher sind keine Nebenwirkungen bekannt geworden, vor allem aber die Bedingung, nicht müde zu machen,
wird erfüllt. Es ist das einzige
Mittel, dass das Immunsystem moduliert und nicht nur
die Reaktion blockiert. Ein
Nachteil des pflanzlichen
Wirkstoffs ist die Tatsache,
dass die Wirkung nicht unmittelbar nach Einnahme
festzustellen ist, bzw. dass es
bis zur vollen Wirkung etwas
dauern kann. Deswegen ist
in der Anfangsphase eine höhere Dosierung erforderlich.
Alternativ kann aber schon
prophylaktisch mit der Einnahme begonnen werden, um
zum Zeitpunkt des Pollen-
flugs die gewünschte Beschwerdefreiheit zu erreichen.
Astragalus membranaceus ist eine
gute Alternative zu den „chemischen“
Wirkstoffen und in der arbeitsmedizinischen Praxis durchaus empfehlenswert,
vor allem für Mitarbeiter, die berufsbedingt Fahrzeuge führen oder Maschinen bedienen müssen und dafür in der
Reaktionsfähigkeit nicht eingeschränkt
sein dürfen. Aber auch jeder andere
Mitarbeiter kann profitieren, da jeder
Allergiker, der Antihistaminika nimmt,
unter der möglichen Nebenwirkung
Müdigkeit leiden kann.
Des weiteren ist die Immunmodulation in der bisher erkannten Form
durchaus interessant in Bezug auf die
Prävention einer Verstärkung der Typ
1 Allergie durch Ausweitung auf weitere Allergene, Kreuzallergien und vor
allem in Bezug auf den gefürchteten Etagenwechsel mit der Ausbildung eines allergischen Asthma bronchiale. Auch für
die Arbeitsmedizin ergeben sich hiermit
sinnvolle Ansätze bei der Beratung von
Typ 1 Allergikern.
Literatur
• Häufigkeit allergischer Erkrankungen in
Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1).
Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Robert Koch-Institut, Berlin Bundesgesundheitsblatt 2013.
• Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Stoffliste des Bundes und der
Bundesländer, Kategorie „Pflanzen und Pflanzenteile“.
• Lück-Knobloch, Heike: Astragalus membranaceus (mongolischer Tragant) Heilpflanze der
TCM lindert allergische Rhinitis. Naturheilpraxis 1/2014.
• Matkovic, Zinka, Zivkovic, Visnja; Korica,
Mirna; Plavec, Davor; Pecanic, Silva; Tudoric,
Neven: Efficacy and Safety of Astragalus membranaceus in the Treatment of Patients with
Seasonal Allergic Rhinitis. PHYTOTHERAPY
RESEARCH 2010.
• WHO: monographs on selected medical plants
Volume 1 (1999)
Bettina Frank
Fachärztin für Allgemeinmedizin, Betriebsärztin
Eichendorffstraße 9, 46284 Dorsten
Die hier veröffentlichte Arbeit ist eine Abschlussarbeit aus der Fortbildungsreihe „Phytotherapie für Ärzte“ in Hattingen-Blankenstein (20142016). Prof. Dr. med. André-Michael Beer
begleitete fachlich die Manuskriptentstehung.
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
Von der Wasserheilkunde
zum Naturheilverfahren
Die erste Zeit war vor allem durch
englische Ärzte und medizinische Laien
aus den verschiedensten Berufsgruppen geprägt [1, 2, 3]. Der Bauer Vinzenz
Prießnitz (1799–1851) gewann mit
der Behandlung mit einfachem kaltem
Wasser viele Anhänger [4]. Er begründete die erste Kaltwasserheilanstalt in
Gräfenberg, dem damaligen Österreichisch Schlesien. 1829 konnte er darin
45 Kranke behandeln, 1837 waren es
schon 500 und nur zwei Jahre später
sogar 1.700, darunter auch 120 Ärzte als
Patienten. So hat sich später der Wiener
Universitätsprofessor und Hydrotherapieforscher Wilhelm Winternitz (1834–
1917) mit Recht als Schüler des Landwirtes Prießnitz bezeichnet.
Wenig später wurde die Therapie mit
Wasser durch bestimmte Ernährungstherapieformen erweitert. Der Fuhrmann Johann Schroth (1798–1856) ei-
Praxis Magazin 5 / 2016
Abb. 1: Kneipp-Guss um 1900
ferte dem Vorbild der Prießnitz’schen
Wasserheilanstalten nach und gründete
in Niederlindewiese eine eigene Heilanstalt. In dieser bildeten die Kaltwasserpackungen und Fastenkuren mit altbackenen Semmeln den Schwerpunkt [5].
Bahnbrecher für die Durchführung
einer umfassenden Lebens- und Heilweise sowie Schöpfer des Begriffs „Naturheilverfahren“ und „Naturheilkunde“
(1848) war der bayerischen Militärarzt
Lorenz Gleich (1798–1865), ein streitbarer Vertreter der Naturheilkunde, der
zuerst in seinen Eigenschaften als Militärarzt und so dann auch die Münchener Bevölkerung vor allem mit Kaltwasseranwendungen behandelte [6, 7].
Im folgenden Jahrhundert wurde aufgrund der Arbeiten des Schweizer Arztes Max Bircher-Benner (1867–1939)
und Werner Kollath eine überwiegend
vegetabil ausgerichtete Ernährungsweise in das Naturheilverfahren eingereiht [8].
Wenig später wurden auch die von
dem schwedischen Gymnasten Pehr
Henrik Ling (1776–1839) [4] geschaffene
und bald auch von einigen Ärzten kultivierte Gymnastik und Massage sowie die
von dem Schweizer Färbereibesitzer Arnold Rikli (1823–1906) [9], dem Buchhändler Adolf Just (1859–1836) und dem
Kolunialwarenhändler Friedrich Eduard
Bilz (1842–1922) [1] (Abb. 2) systemati-
Abb. 2: Eduard Bilz (1842–1922)
Quelle: Bilz-Museum - Bilz-Bund für Naturheilkunde e.V., Radebeul
Den Ursprung unserer europäischen Medizin bilden die klassischen Naturheilverfahren.
Durch das unermüdliche Engagement der Pioniere der Naturheilkunde sind die Naturheilverfahren auch heute noch ein
wichtiger Bestandteil der Medizin und geraten zunehmend ins
Blickfeld sowohl der Schulmedizin als auch der Öffentlichkeit.
Diese Wegbereiter – von Floyer, Schroth, Kneipp über Bilz
bis Schweninger und Bühring
haben die Naturheilkunde
über mehr als 250 Jahre hinweg nicht nur bereichert, sondern auch weiterentwickelt, so
dass Sie uns heute zur Prävention, aber auch zur Behandlung
von Erkrankungen zur Verfügung stehen.
Quelle: Prof. Dr. A.-M. Beer, Privatbesitz
Ein Überblick zur Geschichte
der Naturheilkunde
23
Wissen
Druck auf die Medizin und Politik, sich
der Naturheilkunde zu widmen. Dies
führte zur staatlichen Einrichtung des
Faches „Physikalisch-diätetische Medizin“, so dass ab diesem Zeitpunkt die
Naturheilkunde an verschiedenen Universitäten von Ärzten vertreten wurde.
Einige der spezifisch naturheilkundlichen Ideen und Verfahren gingen dabei
allerdings verloren, beispielsweise die
von Kneipp eingeführte Heilkräutertherapie.
Sebastian Kneipp:
Katholisch und volkstümlich
Abb. 3: Sebastian Kneipp(1842–1922)
auf die Behandlung mit Wasser ausgerichtet. Seine Anwendung von Heilkräutern in Form von Bädern und inneren Gaben wurde von einigen ärztlichen Hydrotherapeuten angegriffen,
die hierin einen „faulen Kompromiss“
sahen, der den Patienten von den ärztlichen Behandlungen ablenke. Außerdem kombinierte Kneipp Wasser und
Kräuter mit Bewegung, Diät und Richtlinien zur Lebensgestaltung (Abb. 1).
Kneipp gelang es in kurzer Zeit eine
ganze Reihe von Ärzten für seine Ziele
zu gewinnen. Das von Kneipp gegründete „Kneippianum“ wurde bereits ab
1894 von seinem engsten ärztlichen
Mitarbeiter Alfred Baumgarten (1862–
1924) geleitet. 1894 wurde der „Verein
der Ärzte Kneippscher Richtung“ (später „Kneipp Ärztebund“) gegründet [4].
Das grosse Kneippbuch von 1915 – Wikipedia
Der Priester Sebastian Kneipp
(1821–1897) (Abb. 3) war nicht nur,
wie der Titel seines bald weltweit bekannt gewordenen Buches „Meine
Wasserkur“ vermuten lassen würde,
24
Nach dem Tod Schönenbergers wurde
Alfred Brauchle (1898–1964) [13] sein
Nachfolger, der vor allem durch sein
grundlegendes Buch über das Naturheilverfahren allgemein Beachtung
fand. Ihm folgte in den Jahren 1941–
1965 Paul Vogler (1899–1969) [14]. 1965
wurde Herbert Krauß (1909–1991) die
Professur für Physikalisch-diätetische
Therapie bzw. Physiotherapie übertragen. Eine zweite Universitätseinrichtung
für Naturheilverfahren entstand 1924 an
der Universität Jena. Ernst Klein (1873–
1950) [15], ein engagierter Vertreter der
Naturheilweise und Schüler Schweningers, wurde hier als Ordinarius für Naturheilverfahren eingesetzt. Nach erfolgreicher Tätigkeit wurde er jedoch
wegen seiner jüdischen Abstammung
1933 seines Amtes enthoben.
Zunehmend widmeten sich nun
erstmals Ärzte an deutschen Kliniken
umfassend den Naturheilverfahren.
Bekannt geworden ist vor allem der
Dermatologe Prof. Ernst Schweninger
(1850–1924) [10]. Er leitete von 1900–
1906 das erste deutsche Naturheilkrankenhaus in Berlin-Lichterfelde. Daneben existierte seit 1901 an der Charité eine Hydrotherapeutische Anstalt
unter dem Internisten und Toxikologen
Ludwig Brieger (1849–1919), der auch
den Lehrstuhl für Allgemeine Therapie
innehatte [11]. Brieger verschaffte sich
durch seine Kontakte zu Winternitz
einen breiten Überblick über die Hydrotherapie und Naturheilkunde. Als
Briegers Nachfolger wurde 1920 der als
Naturarzt und durch seine Bücher bekannt gewordene Franz Schönenberger (Abb. 4) (1865–1933) [12] ernannt.
Durch politische Einflussnahme und
auf Vorschlag des Prießnitz-Bundes
wurde er nahezu gegen den Willen der
medizinischen Fakultät zum Professor
und Leiter der hydrotherapeutischen
Universitätsanstalt sowie 1927 zum
Naturheilkunde an Uni­
versitäten: Berlin und Jena
Nicht zuletzt durch die auch politisch
oft einflussreichen großen naturheilerischen Laienverbände wuchs um die
Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert der
Leiter des ersten Lehrkrankenhaus für
Naturheilkunde, am Prießnitz-Krankenhaus in Berlin-Mahlow, berufen.
Abb. 4: Prof. Dr. med. Franz Schönenberger
(1865–1933)
Kleins Nachfolger wurde der nationalsozialistisch aktive Karl Kötschau
(1892–1949), unter dem die naturheilkundliche Universitätseinrichtung in
Jena schließlich in „Klinik und Poliklinik für Biologische Medizin“ umbenannt wurde [16]. Nach 1945 wurde die
Abteilung nicht mehr weitergeführt.
Naturheilkunde im
Dritten Reich
Quelle: Jürgen Rhode, Berlin
sierte Behandlung mit Licht, Luft und
Erden in das Naturheilverfahren vollständig eingegliedert. Alle setzten in den
von ihnen geschaffenen Lufthüttenparks
das ganze Spektrum der naturgemäßen
Heilfaktoren ein.
Im Dritten Reich stand die Naturheilbewegung unter staatlichem Diktat und wurde in den Anspruch der
Entwicklung einer „Neuen Deutschen
Medizin“ einbezogen. Gerhard Wagner
(1888–1939), der damalige Reichsärzteführer, sagte auf dem Ärztekongress
1935 in Nürnberg: „Wir streben, mit
einem Worte, die Synthese der bisherig einseitigen Schulmedizin mit der
natürlichen Behandlungsweise an. Wir
lehnen die Extremisten und Fanatiker
beider Richtungen ab. Keine von beiden kann für sich in Anspruch nehmen, allein-seligmachende Methoden zu besitzen“. Nach dem frühen
Tod Wagners 1939 nahm das Interesse
an den Naturheilverfahren aber deutlich ab.
Als „Biologische Richtungen“
wurden im Dritten Reich so unter-
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
schiedliche Medizinsysteme wie „Naturheilkunde“, „Homöopathie“ und
„Schüßler’sche Biochemie“ zusammengefasst, letztere wohl vor allem wegen
der imponierenden Mitgliederstärken der dahinter stehenden Laien-Verbände. An maßgeblichen Initiativen
auf Reichsebene, welche die Verbreitung der gesund erhaltenden Naturheilkunde fördern und ihre Akzeptanz
erhöhen sollten, ist vor allem die Forderung der Reichsarbeitsgemeinschaft
der Naturärzte (1935) nach Einrichtung
einer Klinik für Naturheilkunde innerhalb einer Medizinischen Universitätsklinik zu nennen. Dieses Ziel wurde
nach 1935 in Dresden am Rudolf-HeßKrankenhaus erreicht. Mit einer Kapazität von ca. 1.000 Betten waren die
Voraussetzungen für die Umgestaltung des Krankenhauses in den Bereichen der Klinik für innere Medizin, der
Klinik für Naturheilkunde, der chirurgischen Klinik, der Kinderklinik und
der Augenklinik sowie einer Röntgenabteilung vorhanden. Zum Leiter der
Klinik für Innere Medizin wurde der
angesehene Arzt Louis Redcliffe Grote
(1886–1960) bestellt. Seine Klinik umfasste etwa 300 Betten.
Die Klinik für Naturheilkunde wurde
Alfred Brauchle unterstellt und umfasste 250 Betten [17] . Hier führte
Brauchle die gesamte Palette der Naturheilverfahren ein, auch die damals aufkommende Psychotherapie. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche grundlegende Arbeiten in den verschiedenen
Bereichen der Naturheilverfahren veröffentlicht [18]. Die mit Grote harmonisch ablaufende Zusammenarbeit
musste wegen Ausbruch des zweiten
Weltkrieges abgebrochen werden.
Naturheilkunde nach dem
zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg beschränkte sich
die Naturheilkunde vor allem im Osten
Deutschlands in erster Linie auf die
verschiedenen Verfahren der Physikalischen Therapie. So wurden in der
damaligen DDR in das staatliche Medizinsystem Elemente der Naturheilkunde unter dem Titel „Physiotherapie“ übernommen.
Diese Umwandlung des Faches
„Naturheilkunde“ zur „Physiotherapie“ wurde auch dadurch beschleunigt, dass dies im Ausland, vor allem
in der Schweiz, gefördert wurde und in
Deutschland eine Anpassung an den internationalen Standard gesucht wurde.
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Praxis Magazin 5 / 2016
25
Naturheilkunde heute
Bedeutung der klassischen
Natur­heil­verfahren für die
Patientenversorgung
Mehr als 70 % der Bevölkerung äußern den Wunsch nach einer Einbeziehung von Naturheilmitteln in ihre Behandlung. Sie erwarten sich dadurch
vor allem eine Steigerung der Lebensqualität. Aber auch der Wunsch nach
aktiver Mitarbeit beim Heilungsprozess,
spielt hier eine Rolle.
Durch die Fortschritte der Naturwissenschaften entwickelte sich die heutige
konventionelle Medizin, die so genannte
„Schulmedizin“ (Operative Diagnostik
und Therapie, pharmakologische Therapien, Bestrahlungstherapie, etc.). Die
Behandlung mit Naturheilmitteln und
die Erforschung der
Naturheilverfahren trat daher über
viele Jahrzehnte in
den Hintergrund.
Unbestreitbar bedeuten die aktuellen Erkenntnisse der
Schulmedizin einen
großen Fortschritt
in der Behandlung
akuter Erkrankungen. Parallel dazu
steigt aber die Zahl der chronisch erkrankten Menschen, die von der Einbeziehung der klassischen Naturheilverfahren in das Behandlungskonzept
profitieren.
Tab. 1: Übersicht über die Krankenhäuser mit Spezialabteilung
für Naturheilkunde
Bayern
• Krankenhaus für Naturheilweisen, München, www.krankenhaus-naturheilweisen.de
• Waldhausklinik Deuringen, Stadtbergen, www.waldhausklinik.de
Berlin
• Abteilung für Naturheilkunde, Immanuel-Krankenhaus, Berlin, www.immanuel.de
Bremen
• Kliniken für Naturheilverfahren und Allgemeine Innere Medizin, St. Joseph-Stift
GmbH, Bremen, www.sjs-bremen.de/de/medizinische-kompetenzen/klinik-fuernaturheilverfahren-und-allgemeine-innere-medizin.html
Nordrhein-Westfalen
• Klinik für Naturheilkunde der Klinik Blankenstein, Hattingen, www.naturheilkunde.
klinikum-bochum.de
• Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte, Knappschaftskrankenhaus, Essen, www.kliniken-essen-mitte.de
Rheinland-Pfalz
• Abteilung Naturheilmedizin, Hufeland-Klinik, Bad Ems, www.hufeland-klinik.com
Tab. 2: Übersicht über die derzeitigen Stiftungsprofessuren, Lehrstühle und
Fortbildungen für Naturheilkunde:
• Lehrstuhl für Naturheilkunde und klinische Pharmakologie, Universität Ulm,
seit 1993
• Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde, Charité Berlin, seit 2009
• Stiftungsprofessur für Naturheilkunde, Universität Rostock, seit 2003
• Stiftungsprofessur für Naturheilkunde, Universität Duisburg-Essen, seit 2004
• Stiftungsprofessur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin an der Fachhochschule Fresenius Idstein, seit 2007
• Stiftungsprofessur für Naturheilkunde Charité Berlin, seit 2009
• Stiftungsprofessur für Naturheilkunde und Komplementärmedizin TU München,
seit 2010
Fort- und Weiterbildung auf dem Gebiet der Naturheilverfahren
Einige Ärztekammern und private Anbieter, wie beispielsweise die Klinik für Naturheilkunde in Hattingen-Blankenstein, führen die Kurse zur Erlangung der Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren“ durch. Damit sind sie Gegenstand des Curriculums
der ärztlichen Weiterbildung. Neu sind Master- und Bachelorstudiengänge zu Naturheilverfahren, die vor allem an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt-Oder), an der
Europa Fachhochschule Fresenius (EFF) in Idstein und an der Hochschule für Gesundheit und Sport, Technik und Kunst in Ismaning, Unna und Berlin angeboten werden.
26
Foto ©: Kur- & GästeService Bad Füssing
Wissen
Die klassischen Naturheilverfahren
werden heute im ambulanten und stationären Bereich unseres Gesundheitswesens angewandt und sie stellen im Praxis­
alltag einen Teil der Routineversorgung
dar. Insbesondere erfolgt die Patientenversorgung in Deutschland dabei durch
ca. 30.000 Ärzte mit der Zusatzqualifikation „Naturheilverfahren“ und durch den
Berufsstand der Heilpraktiker, von denen
ca. 3.000 hauptberuflich arbeiten.
Der europaweit größte Zusammenschluss von naturheilkundlich tätigen
Ärzten ist der Zentralverband für Naturheilverfahren (ZAEN) mit ca. 5.000 Mitgliedern. Laienverbände für Naturheilkunde sind der Deutsche Naturheilbund
(Prießnitz-Bund), der Kneipp-Bund, die
Carstens-Stiftung „Natur und Medizin“
sowie weitere kleinere Vereinigungen
wie der Bilz-Bund, Radebeul oder der
Förderverein für Naturheilkunde der
Klinik Blankenstein in Hattingen.
Stationäre Naturheilkunde in
deutschen Krankenhäusern
In zahlreichen Krankenhausabteilungen und Rehabilitationseinrichtungen werden Naturheilverfahren heute
erfolgreich angewandt. Darüber hinaus
gibt es in Deutschland in 7 Krankenhäusern Spezialabteilungen (Tab. 1) in
denen Naturheilverfahren als Komplexbehandlung stationär angewandt werden. Die Kosten werden von den Krankenversicherungen übernommen.
Naturheilkunde in der
Hochschulmedizin
1989 wurde als offizielle akademische
Einrichtung der Berliner Lehrstuhl für
Naturheilkunde an der FU Berlin gegründet. Dieser wurde von 1989–2003
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
von Prof. Malte Bühring (1939–2014)
geleitet. In den letzten Jahrzehnten wurden an deutschen Universitäten immer
wieder Stiftungsprofessuren eingerichtet (Tab. 2).
Darüber hinaus werden Naturheilverfahren in zunehmenden Maße an weiteren Universitäten national und international erforscht. Sie haben damit heute
einen festen Platz in der Forschung.
Zudem sind die Inhalte der klassischen
Naturheilverfahren verpflichtender Bestandteile des Medizinstudiums.
Detaillierte Inhalte können den Veröffentlichungen [19–21] entnommen werden.
Literatur
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[21]Beer A-M; Ostermann Th: Forschung in der
Naturheilkunde – Geschichtliche Entwicklung
und aktuelle Trends in Deutschland In: Beer
A-M, Goecke T, Lukanov J (Hrsg.): Kompendium
Klassische Naturheilverfahren. Allgemeine und
spezielle Balneologie. Sofia: Verlag BAW; 2000:
330-348
Prof. Dr. med. André-Michael Beer
Direktor der Klinik für Naturheilkunde
Klinik Blankenstein, Hattingen
Im Vogelsang 5 -11, 45527 Hattingen
Ausstellung „Naturheilkunde von einst bis jetzt“
Vom 15. April bis 31. Juli 2016 findet in der Klinik für Naturheilkunde, Klinik Blankenstein, Hattingen, eine Ausstellung zum Thema „Naturheilkunde von einst bis jetzt“ statt.
Die klassischen Naturheilverfahren bilden den Ursprung
unserer europäischen Medizin. Durch das unermüdliche Engagement der Pioniere der Naturheilkunde sind
die Naturheilverfahren auch heute noch ein wichtiger
Bestandteil der Medizin und geraten zunehmend ins Blickfeld sowohl der Schulmedizin als auch der Öffentlichkeit.
Diese Pioniere haben die Naturheilkunde über mehr als
250 Jahre hinweg nicht nur bereichert, sondern auch weiterentwickelt. Von Hahn, Kneipp über Bilz bis Lahmann
und Schweninger – die Wegbereiter werden in einer einmaligen Zusammenstellung gewürdigt. Gezeigt werden
Exponate aus mehr als zehn nationalen und internationalen Sammlungen, wie beispielsweise seltene Buchexemplare und Originalabbildungen. Aber auch Originalfilme
und -Tonaufnahmen erwarten die Besucher. Gerne führen
wir Sie durch die Ausstellung und laden Sie im Anschluss
zu einer Diskussion bei Kaffee und Kuchen ein.
Ihre Anmeldungen nehmen wir gerne unter Telefon
(02324) 396 485 entgegen und freuen uns auf Ihr Kommen!
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Praxis Magazin 5 / 2016
27
Wissen
Alles, was der Mensch durch seine
Nahrung in seinen Körper aufnimmt,
wird durch seinen Stoffwechsel verarbeitet. Dabei entstehen saure, neutrale oder basische Rückstände. Sie
werden durch einen gut funktionierenden Säure-Basen-Haushalt im
Gleichgewicht gehalten. Alle Stoffwechselvorgänge finden in einem
wässrigen Milieu statt und sind vom
pH-Wert abhängig. Schon geringe
Abweichungen stören den Transport von Nährstoffen und Sauerstoff, die Tätigkeit von Enzymen
und Hormonen, die Durchlässigkeit
der Zellmembranen, die Verteilung
von Elektrolyten, die Reizleitung im
Nervensystem und die Erregbarkeit
von Muskelzellen. Auch die meisten Sekrete und Organe werden im
leicht basischen Bereich produziert.
Die moderne Ernährungs- und Lebensweise kann schnell und leicht
zu einer Übersäuerung des Organismus führen. Immer mehr Menschen
kämpfen heutzutage mit einem unausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt.
Viele von ihnen ahnen gar nicht, dass
eine Übersäuerung für ihre Beschwerden verantwortlich ist oder zumindest
maßgeblich an deren Entstehung beteiligt war.
pH-Werte im Körper
Das Zusammenspiel von Säuren und
Basen, der Säure-Basen-Haushalt, bestimmt alle Stoffwechselprozesse im
pH–Werte im Körper
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
28
Blut ca. Blut– Toleranz Körperzellen Bindegewebe Mund Speichel Magen Magensaft Dünndarm Galle Pankreassaft Harn 7,4
7,35–7,44
6,8–7,2
7,0–7,1
5,0–8
5,5–7,8
2–4
1–2
7,5–8
7,5–8
7,5–8
4,5–8
Der Niere hat eine entscheidende Funktion für
den Säure-Basen-Haushalt im Körper.
menschlichen Körper. Die Höhe des
pH-Wertes hängt von der Menge an
Säuren und Basen im Körper ab und
wird vor allem vom Verhältnis zwischen
Kohlendioxid (CO2) und Bikarbonat
(HCO3) bestimmt.
Der pH-Wert ist im menschlichen
Körper die Voraussetzungen für ein
bestmögliches, d. h. normales Funktionieren. Beim Menschen werden in verschiedenen Bereichen des Körpers unterschiedliche Säuregrade gemessen.
Im Körper kommt es darauf an, dass in
jedem Bereich der passende pH-Wert
herrscht. So sollte beispielsweise das
Blut einen anderen pH-Wert aufweisen als der Dickdarm und dieser wiederum einen anderen als der Dünndarm. Im Idealfall sollten die pH-Werte
im Tagesverlauf geringe Schwankungen
aufzeigen.
Normalerweise beträgt der pH-Wert
im Blut zwischen 7,35 und 7,45. Er
ist also leicht basisch. Das Sekret der
Bauchspeicheldrüse ist mit pH 8,0 weit
im basischen Bereich. Das ist notwendig, um die im Magen gesäuerte Nahrung im Zwölffingerdarm zu neut-
ralisieren. Dann erst kann der Organismus die Nährstoffe im Dünndarm
aufnehmen. Sekrete von Leber und
Gallenblase sind mit pH 7,1 leicht basisch. Der Speichel ist mit pH 7,1 - 7,0
schwach basisch oder neutral. Das Bindegewebe ist etwas saurer als das Blut.
Man hat hier basische Werte von 7,08
und 7,29 gemessen. Die Muskeln und
die Zellen der Organe haben mit rund
pH 6,9 einen Wert im sauren Bereich.
Das kommt daher, weil die Körperzellen rund um die Uhr tätig sind. Bei der
Verarbeitung bzw. Verbrennung von
Nährstoffen entsteht Kohlensäure. Der
Harn liegt zwischen deutlich sauer mit
pH 4,8 und basisch mit pH bis zu 8,0.
Die Erklärung: Mit dem Urin werden
Säuren in unterschiedlicher Höhe aus
dem Körper abtransportiert. Der Magensaft ist der sauerste Bestandteil des
menschlichen Körpers. Er liegt zwischen pH 1,2 und 3,0.
Selbstregulation des Körpers
Der Organismus wird durch die Puffereigenschaften des Blutes, des Gewebes, des Gasaustausches der Lunge und
der Funktion der Niere in seinen Vitalfunktionen optimiert. Für alle Vital-
Praxis Magazin 5 / 2016
Foto ©: Aaliya – Fotolia
Säure-Basen-Haushalt
Wissen
funktionen und Aktivitäten benötigt der
Körper Energie, die die Zellen aus der
Nahrung gewinnen. Bei der für Muskeln und Organe essentiellen Energiegewinnung entstehen jedoch gleichzeitig
saure Stoffwechselprodukte. Man kann
sie als Stoffwechselabfälle betrachten.
Sie müssen auf dem Weg zum Ausscheidungsorgan neutralisiert werden, damit
sie keine Schäden im Körper verursachen. Müssen Zellen viel Energie bereitstellen, ohne dass ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht, entstehen
besonders viele Säuren. Das spürt man
durch Schmerzen und Muskelkrämpfe
– insbesondere im Zusammenhang mit
starker körperlicher Anstrengung. Diese
sauren Produkte kann der menschliche
Körper unter anderem mithilfe besonderer Puffer abfangen und über Nieren,
Haut, Lunge und Darm anschließend
ausscheiden.
Um diesen fein ausgeklügelten SäureBasen-Haushalt in seinem Gleichgewicht zu halten, gibt es verschiedene
körpereigene Regelmechanismen. Zu
diesen Mechanismen gehören die Atmung, die Verdauung, der Kreislauf
und die Hormonproduktion. Sie alle
sind stets darum bemüht, den gesunden
pH-Wert im Körper aufrecht zu halten.
Um aber die Schwankungen des BlutpH auszugleichen, wirken weitere verschiedene Systeme. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin und die Phosphorproteine im Blut fangen bereits einen
Teil der Säuren ab. Sie müssen sich allerdings immer wieder regenerieren, da
sie sonst schnell verbraucht würden. Das
heißt, sie müssen die unnötigen Säuren
wieder abgeben.
Diese Abgabe nach außen erfolgt
hauptsächlich über die Lunge und die
Nieren. Dabei binden sich die Wasserstoffionen an die Bicarbonationen. Sie
werden dadurch neutralisiert und zerfallen schließlich zu Kohlendioxid und
Wasser. Über die Lunge wird das Kohlendioxid abgeatmet. Über die Nieren
wird das Wasser ausgeschieden. Rund
zwei Drittel der anfallenden Säuren werden auf diese Weise aus dem Körper geschleust. Das Bicarbonatsystem ist unter
den Puffersystemen das potenteste und
kann sich über die Atmung wieder regenerieren. Durch eine erhöhte Atemfrequenz ist der Körper so innerhalb kur-
Praxis Magazin 5 / 2016
zer Zeit in der Lage, eine beträchtliche
Säuremenge zu beseitigen.
Längerfristig wirkt die Ausscheidung
über die Nieren. Im Harn puffern neben
Bicarbonat auch Ammoniak, Carbonatund Citratverbindungen die Säuren ab.
Die Nieren eliminieren auch Säuren, die
nicht über die Atmung ausgeschieden
werden können. Ausreichendes Trinken ist dabei für eine effektive Säureausscheidung eine wichtige Voraussetzung. Eine gewisse Menge an Wasserstoffionen kann der Körper zudem über
Schweiß und Darm abgeben.
Funktioniert der Säure-Basen-Haushalt aber nicht optimal oder ausreichend, so kann es zu einer Ansammlung von sauren Stoffwechselprodukten
kommen – es entsteht zunächst eine latente und später eine chronische Übersäuerung des Körpers. Sie ist die Ursache vieler Gesundheitsprobleme.
Folgen einer chronischen
Übersäuerung
Viele Menschen bringen mit dem Begriff „Übersäuerung“ das Sodbrennen
in Verbindung. Sodbrennen ist aber lediglich nur eines der vielen möglichen
Symptome einer Übersäuerung, nämlich ganz speziell im Magen. Eine eigentliche Übersäuerung ist aber im gesamten Körper vorhanden, da sie ein
Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt darstellt. Vielen Krankheiten und
Beschwerden ist eine einzige Ursache
gemein: ein Zuviel an Säuren im Körper. Übersäuerung ist ein Zustand, der
ganz zu Beginn eines jeden Leidensweges steht. Leider spürt man eine Übersäuerung anfangs nicht. Der menschliche Organismus versucht oft über viele
Jahre hinweg, eine bestehende Übersäuerung zu kompensieren. Das gelingt ihm
auch eine zeitlang.
Wie lange, das hängt von der individuellen Konstitution, dem Lebensstil und den persönlichen Reserven ab.
Dann aber tauchen erste unspezifische
Symptome auf. Zunächst sind nur Allgemeinbeschwerden vorhanden. Meistens
fühlt man sich „nur“ ein wenig energielos, schlapp, müde und ohne jeglichen
Antrieb. Auch besteht eine zunehmende
Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit und nervöse Unruhe,
Übelkeit und Erbrechen, Säure-Kopfschmerzen, Müdigkeit, erhöhte Infektanfälligkeit u.v.m. Unter einer chronischen Übersäuerung leidet dann der
gesamte Organismus, Morbidität und
Mortalität werden erhöht.
Eine hohe Säurebelastung bringt alle
Zellen in eine gewisse Notlage. Dabei
kann insbesondere das Bindegewebe
auf Dauer erheblich in Mitleidenschaft
Anzeichen für Übersäuerung im Körper
Anzeichen einer Übersäuerung können nur gering
ausgebildet sein. Sie sollten deshalb in ihrer Gesamtheit differenziert gesehen werden.
• Nervosität, Trägheit,
• Müdigkeit, auch am Morgen nach ausreichendem
Schlaf
• Verminderte Leistungsfähigkeit
• banale Infekte, die immer wiederkehren
• Schlafstörungen
• Sodbrennen
• Vermehrte Atemnot, bei geringer körperlicher
Belastung
• Schmerzen in Muskeln, Sehnen bis zu Gelenk­
beschwerden
gezogen werden. Es dient als Depot.
In ihm werden Vitamine, Spurenelemente, Hormone, Zellmetabolite, Katabolite, Salze und Gase abgelagert. Auch
finden sich dort viele nicht ausgeschiedene Schlackenstoffe aus dem Zellstoffwechsel. Durch das saure Milieu verändert sich die natürliche Struktur des
Gewebes; die Zellen werden nicht mehr
ausreichend versorgt und ihre Vitalität leidet.
Das interstitielle Bindegewebe, der
Zwischenzellraum zwischen den Körperzellen, Blut- und Lymphgefäßen
ist an allen Austauschvorgängen beteiligt. Es spielt eine Schlüsselrolle im
Säure-Basen-Haushalt. Da das Bindegewebe auch mit allen Zellen des Körpers unmittelbar in Verbindung steht,
kann sich eine solche Übersäuerung
auf die unterschiedlichsten Körperbereiche und Organsysteme auswirken.
Die „Lagerstätte“ Bindegewebe ist allerdings irgendwann voll. Also verschiebt der Organismus die Schlacken
in weitere Gebiete seines Körpers. So in
die einzelnen Gelenke, was zur Arthritis und Arthrose führen kann. Auch in
den Nieren, der Galle oder in der Blase
29
Wissen
sammeln sich Schlacken an. Es wachsen Nierensteine, Gallensteine oder
Blasensteine heran. Auch in den Blutgefäßen macht sich der so genannte
oxidative Stress bemerkbar und führt
zu Rissen in den Gefäßwänden. Chronische Entzündungen lösen gemeinsam mit den schlackenbedingten Funktionsstörungen des Körpers außerdem
Beschwerden und Veränderungen aus,
so dass die Blutgerinnung nicht mehr
ordnungsgemäß regulieren werden
kann. Es entsteht Arteriosklerose und
damit die Gefahr von Thrombosen
sowie Herzinfarkt und Schlaganfall.
Jedes Organ drückt dies allerdings
auf seine eigene Weise aus. Im Laufe
der Zeit kommen die verschiedensten
Beschwerden und Folgeerkrankungen
noch dazu:
• Geriatrische Patienten verfügen nur
über reduzierte Funktionsreserven
der Nieren und können demzufolge
deutlich schlechter Säurebelastungen
kompensieren. Durch die Ansammlung von Säuren werden die Nephrone zusätzlich geschädigt und die
Progression einer Niereninsuffizienz
beschleunigt.
• Bei einem Abfall der Plasma-Bicarbonat-Konzentration wird zur Pufferung Kalzium aus dem Knochen mobilisiert und dadurch das Skelettsystem schleichend demineralisert. Das
Risiko für Osteoporose und Frakturen
steigt.
• Bei einer chronischen Übersäuerung
kann es zu Elektrolytverschiebungen,
z. B. des Kaliums, kommen und zu
kardialen Komplikationen, wie Ar-
rhythmien und Bradykardie, führen.
• Insbesondere chronisch übersäuerte
Nieren-Patienten entwickeln häufig
Kalzifikationen des arteriellen Gefäßsystems, die zur Versteifung und einer
abnormalen Durchblutung der Koronararterien führen.
Im menschlichen Körper gibt es aber
durchaus auch Bereiche, die unbedingt
sauer sein müssen, z. B. der Magen, das
Scheidenmilieu der Frau oder der Dickdarm. Es gibt aber auch Bereiche, die basisch sein müssen, um optimal zu funktionieren, z. B. das Blut, die Zwischenzellflüssigkeit oder der Dünndarm. Eine
Übersäuerung der Organe oder des gesamten Organismus wird als Azidose
bezeichnet – lat. acidus = Säure.
Diagnose
Man unterscheidet in der Medizin
zwischen einer akuten Azidose und
einer chronischen Azidose. Handelt es
sich um eine akute Azidose, ist diese lebensbedrohlich und muss notfallmedizinisch behandelt werden. Die chronische Azidose ist eine dauerhafte, schleichende Form der Übersäuerung in den
Körperzellen und Organen. In der ersten Lebenshälfte wird der Organismus
noch gut mit den Säureüberschüssen,
die vor allem durch die Nahrungsaufnahme bedingt sind, fertig. In späteren Jahren kommt es häufig zu ersten
Beschwerden, da mit zunehmenden
Alter physiologischerweise die Anzahl
funktionstüchtiger Nephrone abnimmt
und dadurch die Leistungsfähigkeit der
Niere als Ausscheidungsorgan von Säuren sinkt.
Diagnostisch können Standard-Laborparameter wie z. B. erhöhtes Kreatinin, niedrige eGFR und Elektolytverschiebungen (Kalzium, Phosphat) den
Verdacht auf eine chronische Niereninsuffizienz, die meist von einer chronischen Azidose begleitet wird, erhärten.
Spezielle Laborparameter, z. B. Bestimmung der Plasma-Bicarbonat-Konzentration über eine venöse Blutentnahme,
sind bei einer Verdachtsdiagnose indiziert. Ist der Bicarbonat-Spiegel unter
22 mmol/l, liegt eine behandlungsbedürftige chronisch metabolische Azidose vor (s. Kasten 1). Der Patient sollte
dann mit magensaftresistenten Azidosetherapeutika (z. B. Natriumbicarbonat bis 3 x 1 g/d) behandelt, regelmäßig
labortechnisch kontrolliert und in eine
nephrologische Sprechstunde überwiesen werden.
Ursachen chronischer
Übersäuerung
Im Stoffwechsel fallen als Abfallprodukte auch aus der Energiegewinnung
verschiedene Säuren an. Darüber hinaus entsteht Säure, wenn eiweißreiche Lebensmittel abgebaut werden. Im
Durchschnitt bestehen nur etwa 20 Prozent unserer Ernährung aus Basenbildnern wie Obst, Gemüse, Salat und Mineralwasser. Viel zu wenig, um die Basenspeicher zu füllen und so ein natürliches
Säure-Basen-Gleichgewicht zu schaffen.
Der pH-Wert der Nahrung selbst sagt
nichts über ihre säure- oder basenbildenden Eigenschaften aus. Saure Zitrusfrüchte beispielsweise werden basisch
verstoffwechselt. Eiweiß in Milchprodukten wird dagegen sauer verarbeitet.
Stringentes Praxis-Management verbessert Outcome
Bei einer chronisch metabolischen Azidose, die als erheblicher Progressionsfaktor einer Niereninsuffizienz gilt, ist eine frühe medikamentöse Intervention mit magensaftresistenten Azidosetherapeutika entscheidend für die Prognose. So konnte die Studie von Kanda
et al. (BMC Nephrol. 2013; 14: 4.) dokumentieren, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Niereninsuffizienz insbesondere von der
Serum-Bicarbonat-Konzentration abhängig ist. Weitere Untersuchungen konnten zeigen, dass ein niedriger Bicarbonat-Spiegel ein unabhängiger Risikofaktor für eine schnelle Progression der Niereninsuffizienz ist (Driver et al. Am J Kidney Dis. 2014 Oct; 64(4): 534–541.),
mit der Abnahme der GFR korreliert (Goldenstein et al. Am J Kidney
Dis. 2014 Oct; 64(4): 542–549.) und mit einer Albuminurie assoziiert
ist (Lee et al. Clin Nephrol. 2014 Jun; 81(6):405-10.). Diese Ergebnisse zeigen, dass durch die konsequente Verordnung von magensaftresistenten Natriumhydrogencarbonat per os bei einer chronisch
metabolischen Azidose (Serum-Bicarbonat < 22mmol/l) ein effizienter Nierenschutz aufgebaut werden kann (de Brito-Ashurst et al.
J Am Soc Nephrol. 20(9):2075-84, 2009.). Allerdings ist eine im Praxisalltag gestellte Frage:
30
Hat eine erhöhte Natriumzufuhr in Form von Natriumhydrogencarbonat einen negativen Einfluss auf den Blutdruck?
Diese Frage wurde unlängst in einem systematischen Review klar beantwortet. So konnte die Arbeitsgruppe um Susantitaphong in ihrer Metaanalyse dokumentieren (Am J Nephrol.; 35(6): 540-7, 2012.), dass die
Basentherapie einen Abfall der Serum-Chlorid- und Kalium-Konzentrationen bei gleichzeitig unveränderten Natrium-Spiegeln induziert. Ein
Einfluss auf den systolischen oder diastolischen Blutdruck konnte nicht
beobachtet werden. Darüber hinaus konnten auch keine Interaktionen
mit einer antihypertensiven Medikation oder Diuretika dokumentiert
werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass Natriumhydrogencarbonate
in aller Regel auch bei Herz- und Diabetes-Patienten problemlos eingesetzt werden können, ohne dass eine Dosisanpassung vorgenommen werden muss. Allerdings warnen Kraut et al. (Am J Kidney Dis.
67(2):307-17, 2016.) vor einem unkritischen Einsatz von Natriumbicarbonat, da Serum-Bicarbonat-Konzentrationen über 24 mmol/l mit
einer Verschlimmerung kardiovaskulärer Erkrankungen assoziiert sein
könnten. Daher sind herzkranke Patienten besonders engmaschig zu
screenen und der Elektrolytstatus regelmäßig zu prüfen.
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
Säure- und Basenbildende Lebensmittel
Übersäuerungen können auch durch
spezielle Diäten und Fastenkuren ausgelöst werden. Beim Fettabbau entstehen so genannte Ketosäuren. Während
einer durchgeführten Diät hat man ein
größeres Risiko für eine Übersäuerung.
Die Lebensweise und insbesondere das Ernährungsverhalten führen
in unserer zivilisierten Welt zu einer
immer stärkeren Säurebelastung. Säurefördernd wirken insbesondere eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch und
Milchprodukte sowie die meisten in
der Lebensmittelindustrie verarbeiteten Nahrungsmittel. Sie lösen, in Verbindung mit anderen ungünstigen Faktoren, eine wahre Säureflut aus, die der
Organismus bewältigen muss. Gelingt
ihm dies nicht, reichern sich die Säuren
vor allem im Bindegewebe an und der
gesamte Körper übersäuert. Herrscht
eine übermäßige Säurebelastung im
Körper vor, macht sie sich meist erst
nach Jahren bemerkbar.
Aber auch alltägliche Säurebelastungen finden im menschlichen Körper
statt. Über die normalen Aktivitäten
des Energiestoffwechsels hinaus können
zahlreiche äußere Einflüsse und Lebensstilfaktoren dazu beitragen, dass sich im
Organismus vermehrt Säuren bilden.
Gerade den vielen Umweltverschmutzungen und Strahlungseinflüssen kann
der Mensch nicht entfliehen. Aber auch
Praxis Magazin 5 / 2016
Schwach basenbildend
Milch, Joghurt
Trockenobst
Pilze
Hülsenfrüchte
Tofu
Stark basenbildend
Blattsalate
Gemüse
Obst
Schwach säurebildend
Kartoffeln
Quark
Molke
Sahne
Obstessig
Vollkorn
Kräutertee
Nüsse
Mineralwasser ohne
Soja
Kohlensäure
Potentielle Säurelast verschiedener
Lebensmittelgruppen
Stress, Hektik und Ärger können den
Säure-Basen-Haushalt ungünstig beeinflussen. Ein Mangel an körperlicher Aktivität wiederum verringert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des
Gewebes. Dadurch werden überschüssige Säuren nur langsam abtransportiert
und zusätzlich noch infolge der fehlenden Anstrengung nicht ausreichend abgeatmet oder mit dem Schweiß abgesondert. Ebenso können entzündliche
Erkrankungen, eine schlechte Verdauung sowie die Einnahme von Medikamenten zu einem erhöhten Säureaufkommen führen. Die größte und anhaltende Belastung für den Organismus
sehen Experten jedoch in der modernen
Lebensweise und der damit verbundenen ungesunden Ernährung.
Durch die Genussgifte Alkohol und
Nikotin fallen bei ihrem Abbau vermehrt Säuren an. Auch das Trinkverhalten fördert eine Übersäuerung. Der
Körper braucht zur Gesunderhaltung
pro Tag etwa drei Liter Wasser. In der
Nahrung sind in der Regel bereits ein bis
eineinhalb Liter enthalten. Das Trinken
sollte sich auf kalorienarme und nicht
süße Flüssigkeiten beschränken, wobei
eine ausreichende Menge von einem
bis zwei Liter täglich getrunken werden
sollte. Doch oft trinken wir viel zu wenig
oder schlichtweg das Falsche.
Bei Stress läuft der gesamte Organismus auf Hochtouren, was ebenso zu vermehrten sauren Stoffwechselendprodukten führt. Die täglichen Anforde-
Angaben im Milliäquivalent Säure pro 100 g Lebensmittel (mEq/100 g). Ein negativer Wert stellt eine negative Säurelast dar, d. h. dieses Lebensmittel ist basenbildend (B). Ein positiver Wert zeigt eine Säurelast (S).
Lebensmittelgruppe • Obstsäfte • Gemüsesäftee • Obst • Gemüse • Kräuter • Zucker, Süßwaren • Getreide • Brot • Trinkmilch, Joghurt,
Frischkäse • Schnittkäse • Schmelzkäse • Fisch • Fleisch, Wurst mEq/100 g
– 1,0 bis – 2,9 B
– 2,8 bis – 4,8 B
– 1,9 bis – 6,5 B
– 0,8 bis – 14,0 B
– 5,3 bis – 12,0 B
– 1,4 bis + 3,7 B–S
+ 3,7 bis + 12,5 S
+ 1,8 bis + 7,2 S
+ 0,7 bis + 1,2 + 18,6 bis + 26,4 + 28,7 + 6,8 bis + 13,5 + 4,1 bis + 19,0 S
S
S
S
S
Zusammenstellung aus www.saeure–basen–forum.de
rungen an jeden Einzelnen sind in den
letzten Jahren stark gestiegen: Lärm,
Hektik, Umweltverschmutzung, belastetes Betriebsklima, Doppel- oder gar
Dreifachbelastungen. Im Nervensystem werden wichtige Vorgänge durch
eine Übersäuerung behindert – „man
reagiert sauer“. Dafür sind weitere Mechanismen, die bei Stress ausgelöst werden, verantwortlich, z. B. eine flache,
gepresste Atmung, die die Entsorgung
der Kohlensäure über die Lunge behindert, oder eine verspannte Muskulatur
überall im Körper, die zu einer Milchsäurebelastung führt. Bewegungsarmut
ist eine weitere Ursache, die an Umfang
und Ausmaß stetig zunimmt. Durch
zu geringe körperliche Beanspruchung
31
Foto ©: monticello – 123RF
Ein Säureüberschuss entsteht also
nicht, wenn man z. B. saures Obst isst.
Im Gegenteil: Zitronensäure und auch
andere organische Säuren wie Milch-,
Apfel- oder Essigsäure lassen den Körper nicht übersäuern. Sie sind in Lebensmitteln wie Obst, Essig und Sauermilchprodukten enthalten oder entstehen als
Zwischenprodukte im Energiestoffwechsel. Der Organismus baut diese
Säuren vollständig zu Kohlendioxid und
Wasser ab. In der Lunge wird das Kohlendioxid vollständig abgeatmet. Derartige Säuren werden als flüchtige Säuren bezeichnet. Im Energiestoffwechsel, beim Abbau von Kohlenhydraten
und Fetten entsteht ebenfalls Kohlendioxid, das mit Wasser zu Kohlensäure
reagieren kann. Auch diese Kohlensäure zerfällt wieder in die beiden Bestandteile und stellt somit keine Säurebelastung dar.
Stark säurebildend
Fleisch
Wurst
Fisch
Eier
Käse
Weißmehl
Alkohol
Kaffee
Wissen
Foto ©: © HONGQI ZHANG – 123RF
wird die Arbeit der Lunge zur Entgiftung der Säuren nicht vollständig genutzt. Zusätzlich behindern vorwiegend
sitzende Tätigkeiten eine optimale Atmung. Und da es bei der Arbeit in der
Regel wenig schweißtreibend zugeht,
hat auch die Haut kaum eine Chance,
überflüssige Stoffe auszuscheiden.
Entsäuerung durch
Lifestyle-Änderungen
Die japanischen Ärzte sagen, dass alle
Krankheiten, die nicht durch Bakterien
und Viren entstehen, durch zu viele Säuren im Körper verursacht werden. Also
muss man etwas gegen eine Übersäuerung unternehmen und einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt schaffen.
Dazu muss eine Entsäuerung erfolgen.
Die richtige Entsäuerung besteht aus
drei Schritten:
1.Die Säureflut in den Körper hinein
muss gestoppt werden. Mit einer basischen oder basenüberschüssigen Ernährung sorgt man dafür, dass ab sofort weniger säurebildende Stoffe in
den Körper gelangen. Damit werden
keine neuen Schlacken mehr gebildet.
Die basenüberschüssige Ernährung
sollten man beibehalten. Viele Schlacken können nämlich erst langsam
abgebaut werden, was dann im Laufe
einer mehrmonatigen basenüberschüssigen Lebensweise geschehen kann.
2.Alle Faktoren, die neben der Ernährung ebenfalls übersäuern, müssen
reduziert werden. Dazu gehört der
Abbau von Stressfaktoren mit der
Reduzierung von Angst und Sorgen
sowie eine unnötige Medikamenteneinnahme. Ein Bewegungsmangel
darf nicht mehr weiterbestehen.
3.Der Organismus muss seine eigenständige Regulationsfähigkeit wiederfinden. Das bedeutet, dass altgewohnte
und liebgewordene Verhaltensweisen eventuell drastisch geändert werden müssen. Man sollte sich etwas
Neues angewöhnen – dann braucht
man Altes nicht abzugewöhnen! Dieser Schritt zu einer gesunden Lebensweise ist allerdings der schwierigste.
Durch einen vorhandenen Leidensdruck wird er aber schneller gelingen.
Azidosetherapeutika beheben nicht
das ursächliche Problem einer Übersäuerung, sind aber bei einer chronisch
metabolischen Azidose indiziert und
32
werden von den Krankenkassen auch
erstattet. Daneben sollte ein komplexes
Programm eingesetzt werden. Solch ein
Entsäuerungsprogramm sollte individuell angepasst sein, denn jeder Mensch
reagiert anders auf die verschiedenen
Maßnahmen. Grundsätzlich wird die
Entsäuerung von einer basischen bzw.
basenüberschüssigen Ernährung begleitet und unterstützt. Hierzu gilt es,
eine gute Information und Beratung zu
haben. Wichtig ist zunächst die geplante
Dauer. Möchte man vier Wochen lang
entsäuern? Oder möchte man sich lieber
Zeit nehmen und über einen Zeitraum
von drei Monaten entsäuern? Möchte
man überdies sanft entsäuern? Oder
möchte man intensiv entsäuern?
Je nachdem, für welches Programm
man sich entschieden hat, kann man
sich noch zusätzliche Maßnahmen aussuchen, die eine ganz persönliche und
individuelle Entsäuerung enorm beschleunigen und unterstützen können.
Verschiedene physiotherapeutische Anwendungen und sportliche Aktivitäten
unterstützen sehr gut:
• Führen Sie Trockenbürsten-Massagen durch. Dadurch wird der gesamtes Lymphsystem aktiviert und die
Entsäuerung massiv gefördert. Die
Durchblutung der Haut wird verbessert. Zusatzeffekt: Sie erhalten eine
samtweiche Haut.
• Entspannen Sie mindestens zwei- bis
dreimal wöchentlich in einem so genannten Basenbad. Gibt man in das
Badewasser ein basisches Badesalz
hinzu, erhöht sich der auf pH-Wert
bis auf 8,5, je nach hinzugegebener
Salzmenge. Verlässt der Badende nach
einer Stunde Badedauer das Wasser,
ist der pH-Wert messbar gesunken.
Das kommt dadurch zustande, dass
das Badewasser Säuren aufnimmt,
die vom Körper ausgeschieden wurden und über die Haut in das Wasser
gelangt sind.
• Der Körper scheidet umso mehr
Schlackenstoffe aus, je höher seine
Temperatur ist. Dafür ist die Schweißabgabe verantwortlich. Die Körpertemperatur können Sie durch sportliche Aktivitäten und den Besuch der
Sauna erhöhen. Beides sollte regelmäßig erfolgen, damit ein gewisser Gewöhnungseffekt mit einer entsprechenden Reaktionsbreite des Körpers
entstehen kann.
• Achten Sie auf eine langsame und
bewusste Atmung. Durch einen optimalen Atemvorgang wird Kohlensäure in Form von Kohlendioxid
über die Lungen ausgeatmet. Wenn
Sie lernen, langsam und bewusst zu
atmen, z. B. bei einer Atemgymnastik oder durch eine erlernte YogaAtmung), dann können Sie bereits
einen Teil der täglich anfallenden
Säuren über die Lungen aus dem
Körper schaffen.
• Ihre tägliche Nahrung sollte 2/3 aus
basischen Nahrungsmitteln und 1/3
aus säurehaltigen Nahrungsmitteln
bestehen. Das bedeutet: 2/3 Obst und
Gemüse und 1/3 Fleisch, Milchprodukte und Getreideprodukte. Stellen
Sie Ihren individuellen Ernährungsplan nach diesen Kriterien auf und
gewöhnen Sie sich dieses für Sie neue
Ernährungsprogramm bewusst an.
Dr. med. Lutz Koch
Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin
Wossidlostr. 21, 18181 Graal-Müritz
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
Süßholzwurzel
Die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra L, Glycyrrhiza uralensis) genießt in der traditionellen asiatischen und europäischen Medizin eine herausragende Bedeutung. Das breite Wirkungsspektrum
beruht auf dem komplexen Profil der Inhaltsstoffe.
Galt in der Vergangenheit das besondere Interesse der Wissenschaft dem Saponin Glycyrrhizinsäure, rückt neuerdings die Flavonoidfraktion in
das Fadenkreuz der Forschungsaktivitäten. Dabei
erweist sich besonders das Glabridin aus Glycyrrhiza
glabra, ein prenyliertes Isoflavonoid, als polypotenter Wirkstoff gegen eine Vielzahl von Erkrankungen.
Im Folgenden sollen die Schwerpunkte der fettabbauenden und antiatherogenen Wirkungen eines
Wirkstoffs gelten, der sich durch eine gute Verträglichkeit und eine große therapeutische Breite auszeichnet. Dabei gilt der Blickpunkt insbesondere der
Interaktion von Glabridin mit PPARγ, dem menschlichen Peroxisom Proliferator aktiviertem Rezeptor γ, einem Schlüsselfaktor für die Adipogenese sowie der Aktivierung von AMPK, eine
Art übergeordneter Energiesensor, der als
Schalter von Fettspeicherung zur Fettverbrennung fungiert. Zahlreiche Fakten und
Studien weisen darauf hin, dass mit dem
Stoffwechselaktivator Glabridin eine neue
Perspektive besteht, die Adipogenese zu
beeinflussen und viszerales Fett abzubauen.
Glabridin zeichnet sich durch ein großes Spektrum pharmakologischer Effekte aus. Seit der ersten Isolierung und
Charakterisierung des Glabridins aus
der Süßholzwurzel 1976 erhöhte sich die
Zahl der Publikationen hinsichtlich der
biologischen und chemischen Eigenschaften exponentiell. Es wurden seitdem antioxidative, entzündungshemmende, antiatherogene, estrogene und
neuroprotektive Effekte nachgewiesen.
Glabridin hat ferner antibakterielle Eigenschaften unter anderem gegenüber
Helicobacter pylori und es reguliert den
Energiestoffwechsel (1).
In jüngster Zeit konnten auch eine
cardiovasculäre Schutzfunktion und die
Kontrolle des Körpergewichts nachge-
Praxis Magazin 5 / 2016
Foto ©: Otto Wilhelm Thomé (1885)
Neue Perspektiven mit fettabbauenden
und antiatherogenen Wirkungen
Süßholz ist Ausgangsstoff der Lakritzherstellung.
wiesen werden (2). In der Dermatologie
wird Glabridin als Bleichmittel bei Hyperpigmentierungen eingesetzt. Dabei
besitzt es entzündungshemmende Effekte und hemmt aufgrund einer Interaktion mit der Tyrosinase die Melaninbiosynthese, was bei Hyperpigmentierungen, z. B. bei Melasmen, genutzt wird.
Eine Studie aus Japan zeigt für Glabridin
darüber hinaus auch eine Wirkung auf
die UV-B-induzierte Pigmentierung und
die Erythembildung der Haut von Meerschweinchen nach topischer Anwendung
von 0,5 % Glabridin (2).
Glabridin senkt das
atherogene Risiko
In der Vergangenheit galt der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Publi-
kationen der antiatherogenen Effekte,
die 23 % aller Publikationen von Glabridin repräsentieren. Atherosklerose
ist charakterisiert durch die Akkumulation von Cholesterol und oxidierten
Lipiden in den arteriellen Gefäßwänden. Nach Rosenblatt und Mitarbeitern
konnten bei Mäusen 50 % der atherosklerotischen Läsionen reduziert werden,
ein Effekt der mit der Hemmung der
LDL-Oxidation in Makrophagen verbunden war. Glabridin konnte in Makrophagen von Mäusen akkumulieren
und hemmte dort 90 % der LDL-Oxidation (5). Carmelli konnte beim Menschen eine 20 %ige Hemmung der LDLOxidation durch Glabridin (60 mg in
Form des rohen Extraktes aus der Süßholzwurzel) nachweisen.
33
Wissen
LDL ist der wesentliche Cholesterol- Ereignisse ist, die zur Atherosklerose
Träger im menschlichen Blutserum (6). und koronaren Herzkrankheiten fühOxidiertes LDL wirkt zytotoxisch in ren. Darüber hinaus konnte nachgeder Gefäßwand durch die Stimulie- wiesen werden, dass Glabridin proliferung von entzündlichen und throm- rative Effekte auf die glatte Muskulatur
botischen Prozessen und ist somit mit der Gefäße und auf das Gefäßendothel
einem hohen atherogenen Potential ausübt, zwei fundamentale Elemente
versehen. Die oxidative Modifizie- für Heilungsprozesse von verletztem
rung der LDL wird durch die Peroxi- Gefäßendothel (8). Dies ist ein hochindation der in den LDL transportier- teressanter Teilaspekt hinsichtlich der
ten mehrfach ungesättigten Fettsäu- fettabbauenden Effekte des Glabridins.
ren bewirkt. Diese Modifizierung
bewirkt eine Veränderung der
Paraoxonase 2
Bindungsdomäne des LDL zum
PON2 ist ein intrazelluläres Protein mit einer
LDL-Rezeptor. Die Folge ist eine
Molekülmasse von 44 kDa. PON2 vermittelt
geringere Aufnahme durch den
antioxidative Effekte und schützt LDL vor OxiLDL-Rezeptor der peripheren
dation. PON2 wird in erster Linie in MonozyGewebe und der Leber und eine
ten exprimiert und beeinflusst das Lipoprovermehrte Aufnahme durch den
teinprofil und Oxidationsprozesse in vitro. In
Scavenger-Rezeptor der Makrovivo konnten bei PON2-defekten-Mäusen
phagen, die dadurch letztlich zu
größere atherosklerotische Läsionen in der
Schaumzellen werden.
Aorta im Vergleich zu den Wild-Typ-Mäusen
Selbst gering modifiziertes LDL
kann den atherogenen Prozess
auslösen, indem es zur verstärkten Bildung eines Proteins führt,
welches die Chemotaxis der Monozyten und ihre Transformation
zu Makrophagen in der Gefäßwand fördert (3). Es wird vermutet, dass Glabridin durch Bindung bzw. durch Absorption an
LDL-Partikel seinen protektiven
und antioxidativen Effekt ausübt (4). Der antioxidative Effekt
wird unter anderem darauf zurückgeführt, dass Glabridin antioxidative Enzyme unter Glucose-Stress hochreguliert, wie
die Mangansuperoxid-Dismutase (ManganSOD), die Katalase
und die Paraoxonase 2 (PON2),
die unter anderem in der Zellwand und innerhalb der Makrophagen vorkommt (7).
Die tägliche Supplementierung
in der menschlichen Ernährung
führte zu einer signifikanten Abnahme der Empfindlichkeit von
LDL gegenüber Oxidation (3).
Die Untersuchungsergebnisse
hinsichtlich der antioxidativen
Effekte der Süßholzflavane gewinnen unter dem Aspekt Bedeutung, dass die LDL-Oxidation ein bedeutender und primärer Schritt in der Kaskade der
34
nachgewiesen werden. Die PON2-defektenMäuse wiesen ferner deutlich niedrigeres
freies Cholesterol (32 %) und VLDL/LDLCholesterol (46 %) auf, während HDL-Cholesterol, Triglyceride und Fettsäuren sowie
Glucose unverändert waren. Die PON2-defekten-Mäuse entwickelten mehr atherosklerotische Läsionen (Faktor 3,8) gegenüber den
Wild-Typ-Mäusen (9).
Interaktion mit dem
Cholesterol-Stoffwechsel
Honda und Mitarbeiter entdeckten,
dass ein Süßholz-Flavonoid-ÖL (LFO),
ein äthanolischer Extrakt aus der Süßholzwurzel, mit einem hohen Gehalt
an Flavonoiden, hauptsächlich Glabridin, deutlich den hepatischen Cholesterol- und Plasma-Lipoprotein-Spiegel
bei Ratten unter einer Diät mit einem
hohen Fettanteil senken konnte. Es gibt
Beweise, dass die Entleerung des hepatischen Cholesterol-Pools mit einer Reduzierung der Sekretion von VLDL aus der
Leber und mit einer erhöhten Aufnahme
von LDL in die Leber einhergeht. Der hepatische Cholesterol-Spiegel wird durch
die Aktivität der Hydroxymethylglutaryl-CoA-Synthase (HMGS) und -Reduktase (HMGR) sowie der Cholestrol-7αHydroxylase (CYP7A1) reguliert. Honda
konnte nachweisen, dass LFO deutlich
die Aktivität der HMGS senkte und die
CYP7A1-Aktivität erhöhte.
Als Mechanismus konnte eine transkriptionelle Regulation der entsprechenden mRNA der Enzyme identifiziert werden. Die japanischen Wissenschaftler vermuten, dass das
Zirkulierende LDL-Partikel wandern in die arterielle Gefäßintima, wo sie chemisch verändert werden z. B. durch Oxidation. Die Gefäßendothelzelle kann durch oxidiertes LDL aktiviert werden und kann Adhäsionsmoleküle exprimieren. Makrophagen können oxidiertes
LDL aufnehmen und sich in Schaumzellen verwandeln, die eine Schlüsselfunktion für die
Entwicklung atherosklerotischer Plaques haben.
Quelle: Rocha V, Libby P. Obesity, inflammation and atherosclerosis. Nature Reviews Cardiology 2009;6:399-409.
Praxis Magazin 5 / 2016
Wissen
Plasma-LDL durch LFO dadurch reduziert wird, dass die Zahl der LDL-Rezeptoren in der Leber erhöht wird, die
für die Aufnahme von LDL in die Leber
verantwortlich sind. Tatsächlich konnte
LFO die mRNA für den hepatischen
LDL-Rezeptor erhöhen (10). LFO bzw.
Glavonoid™ ist in Deutschland als xlim
Aktiv 130® Stoffwechselkapseln im Handel und enthält in 100 mg: 3 % Glabridin, 27 % Eth. Süssholzextrakt ohne Glabridin, 70 % MCT (mittelkettige Triglyceride). LFO (3-fache Verdünnung von
Glavonoid™ in MCT) enthält in 300 mg:
1 % Glabridin (= 3 mg), 9 % Eth. Süssholzextrakt ohne Glabridin (= 27 mg),
90 % MCT (= 70 mg).
Unter einer hochkalorischen Diät war die Anreicherung von Adipozyten sowie von Fetttropfen
in Hepatozyten bei Mäusen, die Glabridin-haltiges fettes Öl erhielten, geringer ausgeprägt als
in der Vergleichsgruppe.
Quelle: Ackki F. et al.: Biosience, Biotechnology and Biochemistry 71(1) 206-2014, 2007
Fettabbau durch
Polyphenole
Fettleibigkeit resultiert aus der Fehlregulation des Energiestoffwechsels und ist
verbunden mit einer exzessiven Speicherung von Energie und einem unvollständigen Energieverbrauch. Daraus resultieren eine Vielzahl von Gesundheitsrisiken
wie ein erhöhtes cardiovasculäres Risiko, Arteriosklerose, Osteoarthritis und
Krebs. Zwischen 40 und 120 Milliarden
Fettzellen hat ein Erwachsener, je nach
Leibesfülle. Das Fettgewebe dient nicht
nur der Thermoregulation, als Energiereservoir und als mechanischer Puffer,
sondern ist auch ein endokrines Organ,
eine chemische Fabrik, die mehr als 100
Wirkstoffe, darunter zahlreiche Hormone, sezerniert, welche in den Glucosestoffwechsel involviert sind, wie z. B.
Adipokine und Cytokine wie TNFα und
Interleukin 6 (IL-6). In jüngster Zeit ist
der Peroxisom Proliferator aktivierte
Rezeptor (PPARs) und die AdenosinMonophosphat-aktivierte Proteinkinase
(AMPK) in das Fadenkreuz des Interesses gerückt, zwei Proteine, die eine wichtige Rolle für das metabolische Gleichgewicht und für die Pathogenese der
Adipositas haben. PPARs-Aktivierung
ist wichtig für den Lipid-Metabolismus,
die Adipozyten-Differenzierung und die
Vorbeugung gegenüber Entzündungsprozessen. Auch für Glabridin konnte
eine Stimulation der AMPK nachgewiesen werden. AMPK ist eine Art übergeordneter Energiesensor, der verschiedene
metabolische Stoffwechselwege sowie die
Aktivität der Mitochondrien aktiviert,
deren Biosynthese im Muskel stimuliert
und die Adipogenese hemmt (11, 12).
Praxis Magazin 5 / 2016
Bei Mäusen unter einer hochkalorischen Diät kommt es zu einer Zunahme des Körpergewichts
und der abdominalen Fettanreicherung, die bei Mäusen, die ein Glabridin-haltiges fettes Öl (LFO)
zusätzlich zur Diät erhielten, deutlich geringer ausfiel.
Quelle: Ackki F. et al.: Biosience, Biotechnology and Biochemistry 71(1) 206-2014, 2007
Die AMP-abhängige Kinase, kurz
AMPK, ist ein in allen eukaryoten Geweben vorkommendes Enzym aus der
Familie der Kinasen, das durch Adenosinmonophosphat (AMP) aktiviert
wird. Die AMP-abhängige Kinase spielt
eine große Rolle bei der Regulation von
Enzymen bei zellulärem Energiemangel.
Die AMP-abhängige Kinase kommt, wie
viele andere Enzyme, in einer inaktiven
dephosphorylierten und in einer aktiven phosphorylierten Form vor. Bindet
AMP an die inaktive dephosphorylierte
Form, so kann dieser Komplex als Substrat einer konstitutiv aktiven Proteinkinase, der AMPK-Kinase (LKB1), dienen. Diese überführt die inaktive Form
der AMPK durch Phosphorylierung in
die aktive Form. AMPK wird aktiviert,
wenn der zelluläre Energiestatus der
Zelle sinkt. Der Schlüsselaktivator für
AMPK ist die Relation ATP zu ADP.
Für die Inaktivierung der AMPK ist eine
Phosphoproteinphosphatase verantwortlich. Zudem kann die AMPK durch
weitere Stimuli aktiviert werden, wie
z. B. Hypoxie, viele weitere Stressreaktionen oder auch durch das vom Fettgewebe sezernierte Protein Adiponectin.
Die aktivierte AMPK kann andere
Proteine phosphorylieren und diese
dadurch regulieren. Sie hemmt dabei
u. a. die Schlüsselenzyme der Cholesterin- und Fettsäurebiosynthese (d. h.
der Stoffwechsel wird von Speicherung
auf Verbrennen von Energie geschaltet),
die HMG-CoA-Reduktase bzw. die Acetyl-CoA-Carboxylase. Zudem hemmt
sie die Glykogensynthese. Eine aktivierende Wirkung hat sie dagegen auf die
Phosphofructokinase-2 (PFK-2), was
zu einer Steigerung der Glykolyse führt.
AMPK hemmt über die Inaktivierung
von mTOR (mammalian Target of Rapamycin) die Proteinbiosynthese und
damit das Zellwachstum. Weitere direkte oder indirekte Wirkungen der
AMPK sind u. a. die Aktivierung der
Beta-Oxidation, die Hemmung der Proteinbiosynthese oder die GluT-4-Translokation in die Zellmembran. Insgesamt
35
Wissen
führt die Aktivierung der AMPK also zu
einer Erniedrigung des AMP-Spiegels
und damit einhergehender Erhöhung
des ATP-Spiegels.
LFO (Süssholz-Flavonoid-ÖL), das auf
einen Glabridin-Gehalt von ca. 1 % standardisiert wurde, wurde auf den Effekt
bei Mäusen unter Fett-Diät und bei übergewichtigen diabetischen Mäusen untersucht. LFO konnte Gene hemmen, die
in die Lipogenese involviert waren (13),
und zu einer Abnahme des abdominellen Fettes und des Blutzuckers führen
(14). Lee und Mitarbeiter untersuchten
den direkten Effekt von Glabridin auf
die AMPK-Aktivität bei übergewichtigen C57BL/6J-Mäusen und beobachteten, dass Glabridin Adipositas abbaute,
den Lipid-Stoffwechsel und die Insulin-Resistenz verbesserte und das Körpergewicht reduzierte. Als molekularer Mechanismus dieses Effektes wurde
die Abschwächung der mitochondrialen
ATP-Produktion (Absinken des Energiestatus der Zelle) identifiziert, die zu einer
Reduktion der zellulären AMP-Konzentration und damit verbunden zu einer Aktivierung der AMPK-Aktivität führte (15).
Anders als das Enzym AMPK handelt
es sich bei PPARs um intrazelluläre Rezeptoren, die physiologisch und pharmakologisch aktiviert werden können und
als Transkriptionsfaktoren die Expression
von Genen regulieren. Im menschlichen
Organismus konnten bisher drei PPARs
(α, ß/δ und γ) identifiziert werden, die
sich hinsichtlich ihres Genexpressionsmusters und der biologischen Funktion
der aktivierten Gene unterscheiden. Im
Folgenden soll das Interesse PPARγ gelten, einem Rezeptor, der besonders für
die Expression von Genen verantwortlich
ist, die in den Glucose- und Lipidmetabolismus involviert und an der Adipozytendifferenzierung beteiligt sind.
PPARγ wird in erster Linie im Fettgewebe, im blutbildenden System und im
Dickdarm exprimiert. Die Rezeptoren
haben verschiedene Aufgaben:
• im Glucose und Lipidstoffwechsel
• bei der Hemmung von Entzündungsprozessen
• bei der Hemmung von oxidativem
Stress
• bei der Verbesserung der EndothelFunktion (16)
36
Die Aktivierung von PPARγ bewirkt
insbesondere eine Verbesserung des
Glucosestoffwechsels sowie der Insulinsensitivität. Weiterhin steigert die
Aktivierung von PPARγ die Aufnahme
freier Fettsäuren und wirkt auf die Differenzierung von Adipozyten und Makrophagen. Eine Senkung des Arteriosklerose-Risikos durch die Aktivierung
des Rezeptors ist belegt.
Inzwischen wurden 39 Süßholzinhaltsstoffe auf ihre Bindungsaktivität gegenüber PPARγ untersucht. 14 Phenole,
darunter Glabridin, zeigten eine hohe
Affinität zu PPARγ-Rezeptoren. Die
Vermutung, dass die Süßholzflavonoide über eine Aktivierung der PPARγRezeptoren einen antidiabetischen und
anti-Adipositas-Effekt haben, konnte
durch Ahn belegt werden, indem er
Ebenfalls bei Mäusen mit diätetisch
erzeugter Fettleibigkeit konnten Süßholzflavonoide eines Süßholz-Flavonoid-Öls (Fettdiät 0,5 %, 1,0 % oder 2,0
% LFO über 8 Wochen) (LFO mit 1 %
Glabridin) mit Glabridin als Hauptflavonoid die abdominale Fetteinlagerung,
die Einlagerung von Lipidtropfen in der
Leber und die Zunahme des Körpergewichts hemmen. Eine DNA-Analyse
zeigte eine Hochregulation von hepatischen Genen der ß-Oxidation und einer
Herunterregulierung von Genen, die die
Fettsäuresynthese aktivieren (20). Ferner
konnte nachgewiesen werden, dass LFO
die enzymatische Aktivität der AcylCoA-Dehydrogenase, den geschwindigkeitsbestimmenden enzymatischen
Schritt der ß-Oxidation, d. h. des oxidativen Fettsäureabbaus, in den Mitochondrien stimulieren kann.
ß-Oxidation
die Hemmung der Differenzierung von
Fettvorläuferzellen bei Mäusen (3T3-LIFibroblasten) zu Adipozyten (17) durch
Glabridin nachwies. Rebhun konnte
bestätigen, dass Glabridin an PPARγ
bindet und den Rezeptor aktivieren
kann. Ferner konnte die Aktivierung
der PPARγ-regulierten Genexpression
durch Glabridin nachgewiesen werden (19).
Studien
Wie bereits erwähnt konnte Ahn eine
Hemmung der Adipogenese bei Mäusen
durch Glabridin und einen Glabridinreichen Süßholzextrakt (LSC) dosis­
abhängig nachweisen. Darüber hinaus
wurden die Mäuse über 8 Wochen mit
einer fettreichen Diät ernährt, der kein
0,1 % und 0,25 % LSC beigefügt wurde.
LSC reduzierte dosisabhängig deutlich
die Gewichtszunahme der Mäuse. Es
wurde eine Reduktion der Hypertrophie
des weißen Fettgewebes und der Größe
der Fettzellen durch LSC beobachtet.
LSC hemmte ferner die durch Diät mit
hohem Fettanteil induzierte hepatische
Steatose durch Herunterregulierung der
Gluconeogenese (17).
Parallel dazu wird die Aktivität der
Acetyl-CoA-Decarboxylase, des geschwindigkeitsbestimmenden Schrittes der Fettsäuresynthese, reduziert. Die
Aktivität des Enzyms wird ferner reguliert durch Transkriptionsfaktoren und
gehemmt durch die Phosphorylierung
von AMPK.
Eine Hemmung der abdominalen
Fettanreicherung und des Anstiegs des
Blutzuckerspiegels bei übergewichtigen diabetischen KK-Aγ-Mäusen mit
einem auf 1,2 % Glabridin standardisierten Süßholz-Flavonoid-ÖL (LFO)
über 6 Wochen konnte in einer japanischen Untersuchung nachgewiesen
werden (21). Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie
an 84 Probanden mit moderatem Übergewicht bestätigte die Ergebnisse aus
den Tierversuchen. 56 Männer und 28
Frauen mit einem BMI von 24-30 kg/
m² wurden in 4 Gruppen aufgeteilt und
erhielten 0 (Plazebo), 300, 600 oder 900
mg LFO. Plazebo waren in dieser Studie MCT, das nicht mit den Studienergebnissen interagierte. Die gesamte Körperfettmasse wurde mit der Dual-X-Ray
Praxis Magazin 5 / 2016
Durchhefter
37
Durchhefter
38
Wissen
Absorptionsmetrie (DXA) und das viszerale Fett computertomographisch am
Beginn der Studie und nach acht Wochen LFO-Gabe bestimmt. Obwohl in
allen vier Untersuchungsgruppen die
Kalorienaufnahme identisch war, nahm
das gesamte Körperfett in den drei LFOGruppen nach acht Wochen deutlich
ab. In der 900 mg LFO-Gruppe nahmen nach acht Wochen das viszerale
Fett, das Körpergewicht, der BMI und
das LDL-Cholestrol im Vergleich zu den
Ausgangswerten deutlich ab. Nebenwirkungen traten nicht auf (22).
In einer weiteren Untersuchung
konnten japanische Forscher bei Patienten mit Metabolischem Syndrom
(Taillenumfang Männer: über 85 cm;
Frauen: über 90 cm; Triglyceridspiegel über 150 mg/dl) in einer randomisierten, doppelblinden, kontrollierten
Studie nach einer täglichen Gabe von
200 ml LFO (LFO mit 1 % Glabridin)
über 12 Wochen das Körpergewicht
und den BMI deutlich (s. Diagramm),
besonders bei Probanden mit einem
BMI über 25 kg/m², reduzieren, genauso wie die LDL/HDL-Relation (27).
Klinische Sicherheit von
Süßholz-Flavonoid Öl
LFO enthält Süßholzflavonoide, die
in mittelkettigen Triglyceriden in Lösung gebracht wurden. Aoki und Mitarbeiter untersuchten die Verträglichkeit
von LFO bei gesunden Probanden und
bestimmten das Plasmakonzentrationsprofil von Glabridin. Sie kamen zu dem
Ergebnis, dass Glabridin gut resorbiert
wurde und die maximale Konzentration
Cmax etwa nach ca. 4 Stunden (Tmax)
erreichte und mit einer Halbwertzeit
T1/2 nach ca. 10 Stunden langsam eliminiert wurde. Cmax und AUC (0-24)
erhöhten sich linear mit der Dosis. Bei
drei Dosierungen zwischen 300 und
1.200 mg/Tag zeigten sich keine Veränderungen in hämatologischen und biochemischen Parametern (23).
In einer Toxizitätsstudie über 90 Tage
mit LFO mit 2,9 % Glabridin erhielten
Ratten 400, 600, 800 und 1.600 mg/kg
LFO. Sowohl bei männlichen als auch
bei weiblichen Ratten zeigt LFO einen
gerinnungshemmenden Effekt, der unterschiedlich bei den Geschlechtern ausgeprägt war. Die Wissenschaftler legten
Praxis Magazin 5 / 2016
Quelle: Ackki F. et al.: Biosience, Biotechnology and
Biochemistry 71(1) 206-2014, 2007
den no-observed-adverse-effect-level
(NOAEL) für LFO bei 800 mg/kg/Tag
für weibliche Ratten und bei 400 mg/
kg/Tag bei männlichen Ratten fest (24).
Die Wissenschaftler schlossen ferner ein
genotoxisches Risiko bei Menschen als
Nahrungsergänzung aus (25).
Auf Ersuchen der Europäischen Kommission hat das für diätetische Produkte,
Ernährung und Allergien (NDA) zuständige Gremium der europäischen
Behörde für Lebensmittelsicherheit
(EFSA) ein wissenschaftliches Gutachten über die Sicherheit von LFO (Glavonoid™) als Lebensmittelzutat erstellt. Das
Ergebnis war, dass Glavonoid™ für die
erwachsene Durchschnittsbevölkerung
bei einer Aufnahme von bis zu 120 mg
pro Tag unbedenklich ist (26). Somit besitzt LFO eine gute Verträglichkeit und
eine große therapeutische Breite.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass sowohl in vitro- als auch in vivoStudienergebnisse den Beleg liefern,
dass Glabridin und Glabridin-angereicherte Süßholzextrakte (Glavonoid™) zu
einer Stimulation von AMPK und einer
Beteiligung an der Hochregulierung von
PPARγ führen, mit dem Effekt einer
Hemmung der Adipogenese und einer
Erhöhung der Insulin-Sensität. Glabridin verbessert die Glucose-Toleranz bei
Mäusen ebenso wie die Glykogenspeicherung in Muskel und Leber. Wissen-
schaftler leiten daraus eine hohe Potenz
von Glabridin und Glabridin-angereicherten Extrakten als Therapeutikum
metabolischer Erkrankungen ab, die mit
Fettsucht einhergehen. Die antiatherogenen und antidiabetischen sowie entzündungshemmenden Effekte unterstützen die Anwendung z. B. beim Metabolischen Syndrom.
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22)Tominaga Y, et al. Licorice flavonoids oil reduces total
body fat and visceral fat in overweight subjects: A randomized, double-blind, placebo-controlled study. Obes res
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23)Aoki F, et al. Clinical safety of licorice flavonoid oil (LFO)
and pharmacokinetics of glabridin in healthy humans. J
Am Coll Nutr 2007; 26(3):209-18.
24)Nakagawa K, et al. 90-day repeated-dose toxicity study
of licorice flavonoid oil (LFO)in rats. Food chem toxicol
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25)Nakagawa K, et al. Genotoxicity studies on licorice flavonoid oil (LFO). Food chem toxicol 2008; 46(7):2525-32.
26)Glavonoid™ http://www.efsa.europa.eu/de/efsa/journal/
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27)Kobayashi Jyunji et al. Journal of the japan diabetes society 2010; 53(1): 296.
28)Mori N, et al. Enhancement of oxidation by licorice flavonoid oil in healthy humans during light exercise. J Nutr
Vitaminol 2013; 61;406-416.
Apotheker Jens Bielenberg
Raphael-Apotheke, 25364 Westerhorn
40
Fortbildung
Das St. Leonhards-Prinzip
Mit der Natur, mit sich und mit der Lebenswelt im Reinen
Die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland fordern das Gesundheitswesen
heraus: Die beteiligten Berufsgruppen wie Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten oder Pflegekräfte müssen sich ebenso
neu orientieren wie die Krankenkassen oder die Bürgerinnen und Bürger selbst. Es geht
künftig um professionelle Haltungen und Versorgungskulturen, die der Gesundheit der
Menschen wirklich dienen.
Das St. Leonhards-Prinzip definiert Werte, die dafür unverzichtbar sind.
Wir spüren,
was uns gut tut
Das eigene Empfinden misst die
Güte eines Produktes, einer Zuwendung oder Situation oft besser als medizinische Diagnosegeräte und Laboranalysen. Achtsame Ärzte fragen,
was Patienten spüren, fühlen und erahnen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ sagt dazu der kleine Prinz.
Antoine de Saint-Exupéry beschreibt
in diesem modernen Märchen die
Gesundheitskraft von Freundschaft,
Menschlichkeit und gegenseitigem
Vertrauen. Menschen wissen sehr
wohl, was stimmig ist. Ihre Sinne zeigen den richtigen Weg und die Weisheit des Körpers erkennt komplexe
Probleme ebenso wie sinnvolle Lösungen.
Johann Abfalter, der Gründer und
geistige Mentor der St. LeonhardsUnternehmen, hat dieses Prinzip
des Erkenntnisgewinns für das Wasser kultiviert: Der von ihm entwickelte Sensorik-Test lässt die Menschen selbst herausfinden, welches
Wasser zu ihnen passt und gut tut.
Heute bestätigen neurophysiologische und neuropsychologische Forschungsergebnisse die Bedeutung
des gesamten Wahrnehmungsapparates eines fühlenden und empfindenden Menschen. Beziehungsstarke Ärztinnen und Ärzte wissen
auch, dass sich dieses feine Spüren
anregen und trainieren lässt. Die
Selbstwahrnehmung eröffnet Erkenntniswege und Bewältigungschancen bei vielen Gesundheitsproblemen und schwierigen Krankheiten. Die Medizin muss gegenüber
dem Kranken eine Haltung des Respektes und der Achtung einnehmen:
Der Patient ist Subjekt, nicht Objekt
im Versorgungsgeschehen.
Wir machen unsere
Gesundheit selbst
Ärzte heilen nicht, sie können allenfalls Bedingungen schaffen, die
zur heilsamen Selbstorganisation
von Körper, Geist und Seele beitragen und die Lebenswelten gesundheitsförderlich gestalten. Die Metallplatte über dem gebrochenen Knochen hilft, dass der Knochen mit
dem Bruch besser fertig wird. Es ist
Praxis Magazin 5 / 2016
Fortbildung
sundheit und lässt Krankheiten eher
überwinden. Thomas von Aquin hat
die heutigen Erkenntnisse der Gesundheitswissenschaften vorweg genommen: „Gesundheit ist weniger ein
Zustand als eine Haltung, und sie gedeiht mit der Freude am Leben.“
Foto ©: eobrazy – 123RF
Die gemeinnützige St. LeonhardsAkademie engagiert sich in diesem
Sinne für Erkenntnis- und Entwicklungsprozesse, für Fort- und Weiterbildungsangebote, die Menschen soziale Kompetenzen und lebenspraktische Fertigkeiten vermitteln, mit
denen sie ihre Gesundheit pflegen
und dem Gemeinwohl dienen können. Ein Zukunftsthema ist die kommunale Gesundheitsförderung.
Hybris, wenn die Medizin das Leben
beherrschen will. Heilkunst verlangt
eine Haltung, die der Gesundheit dient
und dem Leben mit Ehrfurcht und
Dankbarkeit begegnet. Wir Menschen
sind alle miteinander verbunden und
ein Teil der Natur, die uns nicht gehört
und die wir nicht missbrauchen dürfen. Gute Ärzte sind daher bescheiden im Umgang mit ihrer Macht und
selbstbewusste Beziehungspartner für
die Menschen, die ihre Hilfe suchen.
Es geht immer mehr um eine bewusste Kultur der Gesundheitsbildung, die mit den Menschen und nicht
für sie oder über sie hinweg agiert. Die
Erkenntnisse der Psycho-Neuro-Immunologie zwingen uns zu einem radikalen Umdenken. Leben lässt sich
nicht mechanistisch verstehen. Gene,
Zellen, Organe, Körper, Geist und
Seele, Beziehungen, soziale und ökologische Lebenswelten oder Dörfer,
Städte und nationale Kulturen sind in
einem Wechselwirkungsgewebe miteinander vernetzt. Leben beinhaltet
einen kontinuierlichen und dynamischen Prozess der beseelten Selbstorganisation.
Wir gestalten unsere
Lebenswelt selbst
Gesundheit entwickeln Menschen
mit einem stabilen Selbstwertgefühl,
gebildete und sich ständig fortbildende Persönlichkeiten, die ein positives und aktives Verhältnis zum eigenen Körper haben und die Fähigkeit
zu Freundschaft und sozialen Beziehungen. Die Integration in eine soziale
Gemeinde, eine intakte Umwelt und
gesundheitsdienliche ökologische Verhältnisse sind ebenso bedeutsam wie
eine sinnvolle Arbeit und wertschätzende Arbeitsverhältnisse.
Die Gesundheitskraft von Menschen
entfaltet sich, wenn sie
selbst überzeugt sind,
dass sie die Herausforderungen ihres Lebens meistern können. Sinn im Leben
empfinden, mit Zuversicht nach vorne
blicken und mit anderen Gemeinsamkeit
erleben stärkt die Ge-
Das St. Leonhards-Prinzip achtet
die Wahrnehmungs- und Selbstheilungsmöglichkeiten der Menschen,
schätzt mit Ehrfurcht und Dankbarkeit die Kräfte der Natur und anerkennt die Fähigkeiten der lebendigen Welt zur Selbstorganisation. Es
verbindet individuelle Freiheit mit
Menschlichkeit und sozialer Verantwortung.
Weitere Informationen:
www.st-leonhards.academy
www.heilungsgeschichten.org
www.patiententelefon.de
www.inkanet.de
www.praeventologe.de
Dr. med. Ellis Huber
Geschäftsführer der St. Leonhards-Akademie gGmbH
Vorsitzender Berufsverband der Präventologen e.V.
Stv. Vorstandsvorsitzender des Paritätischen
Wohlfahrts­verbandes, LV Berlin e.V.
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Praxis Magazin 5 / 2016
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41
Beratung
Studien belegen Wirksamkeit
Curcumin bei Arthritis
Sogar krebshemmende Effekte werden dem Polyphenol zugeschrieben.
Zudem wurden positive Einflüsse bei
Arthritis beobachtet.
Oxidativer Stress und Entzündungen
spielen eine zentrale Rolle bei diversen
Erkrankungen wie Arthritis, Diabetes,
Krebs, Morbus Alzheimer und kardiovaskulären Erkrankungen. Curcumin
moduliert unterschiedliche Signalmoleküle einschließlich Transkriptionsfaktoren, Chemokinen, Tumorsuppressorgenen, Adhäsionsmolekülen,
MikroRNAs, pro-inflammatorischen
Zytokinen, apoptotischen Proteinen,
NF-kB, Cyclooxygenase-2, 5-LOX,
STAT3, C-reaktivem Protein, Prostaglandin E, prostataspezifischem Antigen, Phosphorylase-Kinasen, Transforming-Growth-Faktor-ß, Triglyceriden,
ET-1, Creatinin, HO-1, AST und ALT.
Auf dieser Fähigkeit beruhen seine
pleiotropen Eigenschaften.
Akute und chronische Entzündungen werden ebenfalls für die Progression zahlreicher Erkrankungen wie Arthritis verantwortlich gemacht.
42
Fotos ©: Puwadol Jaturawutthichai, Mohammed Anwarul Kabir Choudhury – 123RF
Curcumin (Diferuloylmethan) ist
ein lipophiles, gelbes Polyphenol, das aus dem Rhizom der
Gelbwurz (Curcuma longa bzw.
Curcuma domestica) stammt.
Es wird seit Jahrtausenden in
der ayurvedischen und traditionellen chinesischen Medizin
(TCM) verwendet, da es auch
in hohen Dosen nicht toxisch
ist und zahlreiche pharmakologische Eigenschaften besitzt.
Es soll antioxidativ, analgetisch,
antiinflammatorisch, antiseptisch, thrombozytenaggregationshemmend und hepatoprotektiv wirken.
Curcumin wird in der Regel gut vertragen. Auch bedeutende Interaktionen wurden bislang nicht beobachtet.
Mittlerweile weisen diverse Studien auf
günstige Effekte u.a. bei rheumatoider
Arthritis und Arthrose hin.
Eine Kombinationstherapie aus
NSAID und Curcumin verbessert vermutlich die Sicherheit und Wirksamkeit und reduziert die Nebenwirkungen, im Vergleich zu einer Monotherapie.
Die geringe Bioverfügbarkeit von
Curcumin auf Grund der begrenzten intestinalen Aufnahme und seine
schnelle Verstoffwechselung limitierten bisher das pharmakologische Potenzial dieser vielversprechenden, auch
in hohen Dosen, verträglichen Substanz.
Dieses Problem konnte jedoch mittlerweile mit der Entwicklung spezi-
eller Formulierungen gelöst werden.
In einer Studie mit 23 gesunden Probanden stellten Forscher der Universität von Hohenheim in Stuttgart fest,
dass besonders solubilisiertes Curcumin eine 185-fach höhere orale Bioverfügbarkeit besitzt, als die einmalige
orale Zufuhr von 500 mg Curcuminoiden in Form von nativem Pulver, das
schwer wasserlöslich ist. Die Bioverfügbarkeit von nativem Pulver plus Piperin ist zwar etwas besser, als die von
nativem Pulver alleine, aber wesentlich schlechter als Curcumin in solubilisierter Form.
2 Kapseln des Nahrungsergänzungsmittels Curcusol® enthalten 80 mg Curcumin in solubilisierter Form, womit
die in der Studie genannte, maximale
Bioverfügbarkeit erreicht werden kann.
Der Curcuma-Extrakt in Curcusol® ist
mittels einer patentierten Technologie
in wasserlösliche und säurestabile Micellen eingeschlossen.
Literatur bei der Verfasserin
Heike Lück-Knobloch
Praxis Magazin 5 / 2016
Beratung
Dyspeptische Beschwerden
Enyzmbasiert: bestens bewährt
Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen und Sodbrennen –
typische Symptome der funktionellen Dyspepsie. Inzwischen sind
bis zu 25 Prozent der erwachsenen Bundesbürger wiederkehrend
davon betroffen. Mit der kontinuierlichen
Zunahme dyspeptischer… bei Reizmagen und resultierenden
Gute Aussichten…
Verdauungsbeschwerden
Beschwerden steigt auch ihr Stellenwert in den ärztlichen Praxen.
Unter dem Begriff der Dyspepsie, so
Prof. Dr. med. Peter Malfertheiner, Magdeburg, werden jene Symptome zusammengefasst, die überwiegend auf den
Oberbauch bezogen sind: „Ein komplexes Beschwerdebild mit vielschichtigen
Symptomen“.
BESCHWERDEN
Substitution und
Eiweißverdauung
Magenschmerzen,
Völlegefühl, Blähungen
Nicht zu unterschätzende
Erkrankung
Als mögliche Ursachen dieser laut Malfertheiner „nicht zu unterschätzenden
Erkrankung“ kommen unter anderem
eine Gastritis (etwa bedingt durch Helicobacter pylori), Magengeschwüre, Erosionen der Schleimhäute sowie bösartige
Tumore des Magens in Betracht. Lassen
sich keine organischen Ursachen feststellen, handelt es sich um eine sogenannte
funktionelle Dyspepsie. Dies ist bei der
Mehrheit der Patienten unter 45 Jahren
der Fall. Der Ausschluss organischer Ursachen, so der renommierte Gastroenterologe, ist allerdings eine große Herausforderung: „Er erfordert den Einsatz
invasiver diagnostischer Verfahren wie
endoskopische Untersuchungen“.
Liegt eine funktionelle Dyspepsie vor,
kommen abhängig von den dominierenden Symptomen verschiedene Therapieoptionen in Betracht. Diese umfassen säuresupprimierende Arzneimittel,
Prokinetika, Phytotherapeutika und Antidepressiva sowie die H.pylori-Eradikation. Eine Therapieoption sollte nach
den Worten von Malfertheiner zudem
die enzymbasierte Behandlung sein.
Jahrzehnte erfolgreich
Eine der enzymbasierten Behandlungen, die sich seit Jahrzehnten bei dyspetischen Beschwerden bewährt, ist
Enzynorm® f. Die Wirkstoffe des EnzymPräparats, eine Kombination aus Pepsin
und Aminosäure-Hydrochlorid, regen
die Magenfunktion an und fördern so
eine gesunde Verdauung. Denn Pepsin aktiviert laut Prof. Dr. med. Volker
Praxis Magazin 5 / 2016
STOPP
FOLGEN
AUSLÖSER
Störung der Darmflora, Fäulnis- &
Gärungsdyspepsie
Mangel an Verdauungsenzymen, Hypoacidität u.a.
Foto ©: citalliance – 123RF • Illustration ©: Nordmark Arzneimittel u.a.
Pepsin
+ Aminosäuren
+ Hydrochlorid
gestörte Eiweißverdauung im Magen
u.a.
Fintelmann, Hamburg, die Proteolyse,
die Spaltung der Eiweiße aus der Nahrung: „Diese hat einen enormen Stellenwert für die gesamte Verdauung“. Aminosäure-Hydrochlorid sorgt für eine
ausgeglichene Säurebildung. Mit dieser Synergie von Wirkungen, so Fintelmann, „werden körpereigene Regulationsmechanismen der Verdauung
nachhaltig gefördert und in ihrer Eigentätigkeit unterstützt“. Enzynorm® f
substituiert mithin nicht nur, was fehlt,
sondern bringt die Verdauungsvorgänge
zurück in ihr gesundes Gleichgewicht.
Wechselwirkungen zwischen Magen und Darm
Ist die Magenfunktion beeinträchtigt,
wirkt sich das unmittelbar auf das Mikrobiom des Darms und damit auf dessen
Verdauungsaktivitäten aus. Denn eine
durch Mangel an Pepsin und Magensäure bedingte unvollständige Eiweißverdauung hat weitreichende Konsequenzen. Sie führt laut Dr. med. Jörn Reckel,
Ahrensburg, durch pH-Verschiebungen im Magen auch im Dünndarm zu
einer unvollständigen Eiweißverdauung.
„Gelangen unverdaute Eiweiße in anaerobe Regionen des Darmes, fördern
sie die Vermehrung von Fäulniskeimen
wie beispielsweise Clostridien und Proteus-Spezies“. Mit einer Vermehrung von
Fäulniskeimen kommt es zu einer Gärungs- und Fäulnisdyspepsie. Diese bewirkt eine intestinale Autointoxikation
mit zum Teil verheerenden Effekten auf
viele Bereiche des Organismus.
Darüber hinaus kann sie massive negative Folgen auf die Magenfunktion
haben. Im Zuge dieser Rückkopplung,
so Reckel, „treiben meist in Schaumform vorliegende Gase das Colon auf
und drücken den Magen in Richtung
Zwerchfell“. Infolge eines so komprimierten Magens können dann Völlegefühl, Übelkeit und vor allem Sodbrennen entstehen, „da Magensäure in den
Ösophagus aufsteigt“.
Angesichts dieser Wechselwirkungen müssen bei dypeptischen Beschwerden sowohl die Funktionen des Magens
wie auch des Darmes therapiert werden. Deshalb setzt Reckel in seiner Praxis auch sehr häufig Enzynorm® f ein:
„Das Präparat löst nachhaltig die Probleme im Magen und damit einhergehend auch jene im Darm“.
Birgit Frohn
43
Beratung
Onkologische Komplementärmedizin
Die Mistel enthält viele verschiedene pharmakologisch
wirksame Stoffe mit unterschiedlichem Wirkspektrum.
Für die Therapie von Tumoren sind die Mistel-Lektine
wichtig. Es gibt drei unterschiedliche Mistel-Lektine: ML-1,
ML-2 und ML-3. Besonders wirksam ist das Mistel-Lektin 1 (ML-1). Das ML-1 hat einen immunmodulatorischen
Effekt und regt somit die körpereigenen Abwehrkräfte
an. Durch die stimulierende Wirkung des Mistelextraktes
kommt es zur Ausschüttung von Zytokinen, Interferonen
und dem Tumornekrosefaktor. Außerdem kommt es zu
einer vermehrten Ausreifung von Lymphozyten. Weiterhin erhöht sich die Sekretion von Endorphinen. Neben
den Lektinen sind auch Viscotoxine bekannt, die zytotoxisch wirken und eventuell Tumoren direkt angreifen.
Ferner kommen Schleimstoffe, Polysaccharide, Phenyl­
propane, Kaffeesäurederivate und Flavonoide vor.
Hauptwirkungen
Apoptose: Die Apoptose bezeichnet
den Untergang von Zellen, der durch
genetische Informationen in der Zelle
selbst ausgelöst wird. Die in der Mistel
enthaltenen Lektine beeinflussen die
Aminosäure-Synthese und verursachen
so das Einsetzen der Zell-Apoptose, sowohl bei gesunden Zellen als auch bei
Krebszellen. Da Krebszellen sich stärker vermehren und somit in großer
Zahl vorliegen, kann die Apoptose zur
Verringerung der Krebszellen beitragen.
Immunmodulation: Stoffe wie Lektine, Viscotoxine und Polysaccharide
haben einen positiven Einfluss auf die
Immunantwort des Körpers. Infolge
Histologie von Brustkrebszellen (mikroskopische Aufnahmen des eingefärbten Schnittes) – pink = normales Bindegewebe, blau = Krebszellen.
einer Mistel-Injektion werden vermehrt
Abwehrstoffe wie Zytokine sowie Abwehrzellen (T-Helfer-Zellen, zytotoxische T-Zellen und B-Lymphozyten bzw.
Plasmazellen) und Makrophagen gebildet, was zu einer Stärkung der körpereigenen Immunabwehr führt.
DNA-stabilisierende Wirkung: Bei
einer Chemotherapie kommt es oft zu
Schäden, die durch eine Mistelbehandlung mitunter verhindert werden können. Die Therapie hat einen schützenden Effekt auf die DNA.
Viscumtherapie
Eine Viscumtherapie kann bis zu
zwei Wochen vor einer Operation oder
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Flüchtlingskindern ein – weltweit.
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Kinder auf der Flucht
44
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Misteltherapie insbesondere
sinnvoll bei:
• Bronchialkarzinom
• Harnblasenkarzinom
• Mammakarzinom
• Magenkarzinom
• Malignes Melanom
• Leberzellkarzinom
• Larynxkarzinom
• Kolonkarzinom/kolorektales
Karzinom
• Ovarialkarzinom
• Pankreaskarzinom
• Prostatakarzinom
• Zervixkarzinom
früher begonnen werden und wird
dann zwei Tage vor der Operation unterbrochen. Die Therapie wird dann
fortgeführt, wenn keine Nachwirkungen der für die Operation notwendigen
Medikamente mehr bemerkbar sind
und eine Wundheilung erkennbar ist.
Die individuelle Behandlung ist abhängig von der Art und Schwere der
Erkrankung. Zuerst wird in einer Einleitungsphase die Verträglichkeit der
Mistelpräparate getestet.
Praxis Magazin 5 / 2016
Aufnahme ©: Dr. Cecil Fox – National Cancer Institute
Mistelextrakte am häufigsten
angewendete Arzneimittel
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Beratung
Gute Aussichten
2
für Ihre Patienten .
Die Misteltherapie kann bereits vor einer Operation begonnen
werden, um die körpereigene Abwehr in dieser für Körper und
Psyche stressreichen Situation zu stärken. Der Organismus kann
mit Hilfe von Mistel-Lektin eine Strahlen- oder Chemotherapie
besser verkraften. Einer möglichen Leukozytopenie werden gegengesteuert und Nebenwirkungen wie Gewichtsabnahme, Inappetenz oder Übelkeit werden deutlich gemindert.
Enzynorm® f – bei Reizmagen.
Dauertherapie
Das Mistelpräparat wird zwei- bis dreimal pro Woche subcutan
verabreicht. Mistelpräparate werden abhängig vom Therapieziel
für eine Dauer von mehreren Jahren eingesetzt. Dieser Zeitraum,
auch „Dauertherapie“ genannt, dient der Immunmodulation und
somit indirekt einer Verhinderung von Rezidiven. Während dieser langfristig angelegten Dauertherapie können Pausen eingelegt werden. Häufig geschieht dies, um das Immunsystem durch
unterschiedliche Reize verstärkt und erneut anzuregen oder weil
zum Beispiel während einer Grippe eine zusätzliche Beanspruchung vermieden werden soll. Aber auch äußere Umstände können eine Pause begründen. In diesem Zusammenhang ist darauf
hinzuweisen, dass nach einer Pause von mehr als zwei Monaten
wieder mit einer niedrigeren Dosis begonnen werden muss, denn
das Immunsystem kann sehr heftig auf eine größere Menge dieser
Substanzen reagieren. Die Dauertherapie wird abhängig vom individuellen Therapiekonzept unterschiedlich angelegt. Meistens
wird eine gleich bleibende Dosierung während dieser Zeit verordnet (z. B. AbnobaVISCUM®).
Möglichkeiten der Misteltherapie
Wirkung auf verschiedenen
Ebenen des Organismus
In diesem Zusammenhang ist die Selbstregulation von zentraler Bedeutung, die den therapeutischen Erfolg einer Misteltherapie ganz erheblich verbessert. Dies ist unter anderem die Aufgabe
der Psychoonkologie. Folglich sind anthroposophische Misteltherapie und Psychoonkologie eine gelungene Kombination, um
eine aktive Bewältigungsstrategie bei Krebspatienten zu erreichen.
Denn dann kann das Immunsystem wieder Krebszellen erkennen
und bekämpfen. Betroffene können auf diese Weise ihre Lebensqualität deutlich verbessern und die Überlebenszeit verlängern.
Fazit: Die Misteltherapie trägt bei zur
• Stärkung des Immunsystems
• Erhöhung der Heilungsrate
• Schmerzlinderung
• Verbesserung der Lebensqualität
• Reduktion der Nebenwirkungen
Praxis Magazin 5 / 2016
Foto: Maridav/Shutterstock.com
Als Gesamtextrakt verfügt die Mistel über etwa 1.000 Inhaltsstoffe, die sich gegenseitig potenzieren und die wichtigen wachstumshemmenden Kräfte wieder mobilisieren und die Regeneration fördern. Dazu zählen auch verschiedene Substanzen, die den
Tumor hemmen, immunprotektiv wirken und sogar eine DNAStabilisierung in gesunden Zellen, nicht jedoch in Krebszellen,
bewirken können. Auf diese Weise werden die Körperzellen geschützt und körpereigene Reparaturmechanismen in Gang gesetzt, was letztlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität des
Patienten führt.
2 Die einzigartige Wirkstoffkombination
aus Pepsin & Aminosäure-Hydrochlorid.
› Fördert
die Eiweißverdauung
› Reguliert
die Magenfunktion
Ohne Alkohol, Laktose & Gluten.
HJH
Enzynorm® f. Zusammensetzung: 1 überzogene Tablette enthält als arzneilich wirksame Bestandteile 225,0 - 250,0 mg
Pepsin vom Schwein entsprechend 190 Ph. Eur. Einheiten Proteinaseaktivität und 250 mg Aminosäure-Hydrochlorid
aus Rinderbluteiweiß-Hydrolysat. Sonstige Bestandteile: Carmellose-Natrium (Ph. Eur.), Carnaubawachs, Eisenoxide
und -hydroxide (E172), Gelatine, Glucose, Macrogol 6000, Magnesiumstearat (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose,
Simeticon, Sucrose, Stearinsäure (Ph. Eur.), Talkum, Titandioxid (E171). Anwendungsgebiete: Traditionell angewendet
als mild wirkendes Arzneimittel zur Unterstützung der Magenfunktion. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen
einen der arzneilich wirksamen Bestandteile, oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: sehr selten:
Oberbauchbeschwerden wie Magenschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.
Warnhinweise: Enthält Glucose und Sucrose (Zucker). Weitere Informationen
siehe Fach- und Gebrauchsinformation. Stand: März 2014. Nordmark Arzneimittel GmbH & Co. KG, 25436 Uetersen www.enzynorm.de
45
Beratung
Entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankungen
Therapie mit Lipid-Extrakt
aus der Muschel P. canaliculus
Rheumatische Erkrankungen umfassen ein großes Spektrum von Krankheiten, die in unterschiedlichem Ausmaß zur Beeinträchtigung des Stützund Bewegungsapparates führen. Dies
bedeutet, dass neben den Schmerzen
Funktionsdefizite wie Bewegungseinschränkung, Wirbelsäulendeformierungen, instabile Gelenke, Muskelschwäche, rasche Ermüdung und eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit
vorhanden sind. In Abhängigkeit vom
Schweregrad können diese organischen
Funktionsdefizite den Patienten bei der
Durchführung von Alltagstätigkeiten
beeinträchtigen und damit das normale
soziale Leben und die Lebensqualität
stark vermindern.
In jedem Alter:
Rheumatoide Arthritis
Ruheschmerzen ohne Linderung
durch einen Lagewechsel sowie eine
anhaltende Morgensteifigkeit von mehr
als 30 Minuten Dauer weisen auf eine
entzündliche Gelenkerkrankung hin.
Die rheumatoide Arthritis (RA),
auch chronische Polyarthritis genannt,
ist die häufigste entzündlich-rheumatische Gelenkerkrankung und betrifft
etwa ein Prozent der Bevölkerung. Die
RA kann in jedem Lebensalter auftreten am häufigsten beginnt sie zwischen dem 35. und 45. und ab dem 60.
Lebensjahr. Der Befall ist meist polyartikulär, mit einer Synovitis vor allem
in den Hand-, Fingergrund- und proximalen Finger-Gelenken, aber auch
in den Zehengrund- sowie größeren
Gelenken wie Sprung-, Knie-, Schulter-, Ellenbogengelenke. Die chronisch
46
in Schüben verlaufende Erkrankung führt bei den
meisten Patienten zu schweren Gelenkdestruktionen
mit Fehlstellungen, Funktionsverlusten und Versteifung bis hin zur Invalidität.
Foto ©: bestdesign36 – 123RF
Zur Behandlung entzündlich-rheumatischer Gelenkerkrankungen hat
sich die Anwendung eines Fettsäurekomplexes, der aus der neuseeländischen Muschel Perna canaliculus gewonnen wird, bewährt. Die einzigartige Kombination langkettiger, mehrfach ungesättigter Fettsäuren zeichnet sich durch eine besonders hohe antientzündliche Wirkung
aus. 70 bis 80 Prozent der Patienten berichten bereits nach vier- bis
sechswöchiger Einnahme von einer wesentlichen Schmerzlinderung.
Schwellung und Gelenksteifigkeit nehmen objektiv messbar ab.
Symptomatik
• Morgensteifigkeit > 1 h
• Synovitis der Hände
• Symmetrischer Befall
• Positiver Rheumafaktor
• Rheumaknoten
• Radiologische Veränderungen (Erosionen,
Usuren, periartikuläre Osteopenie)
Die Klassifikationskriterien des American College of
Rheumatology (ACR) sind eine wichtige Orientierungshilfe bei der Diagnosefindung. Vier dieser Kriterien müssen über sechs Wochen erfüllt sein, um
eine RA klassifizieren zu können. Insbesondere Rheumaknoten treten aber
meist erst in den Spätstadien der Erkrankung auf.
Definition entzündlicher Schmerzcharakter
• Ruheschmerzen ohne Linderung
durch Lagewechsel
• Anhaltende Morgensteifigkeit (mehr
als 30 Minuten)
Definition mechanischer Schmerzcharakter
• Belastungsabhängige Schmerzen mit
Linderung durch Ruhestellung
• Anlaufschmerzen
• Kurzdauernde Morgensteifigkeit (wenige Minuten)
Bedeutung der Fettsäuren
Die Ernährungstherapie stellt einen
wichtigen Punkt der Behandlung dar,
insbesondere im Hinblick auf die Fettsäurezusammensetzung. Eine optimale
Ernährung ist arachidonsäurearm und
reich an Omega-3-Fettsäuren. Um die
erforderlichen Mengen aufzunehmen,
empfiehlt es sich, zusätzlich spezielle,
entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren zuzuführen (z.B. Lyprinol®). Der
darin enthaltene Wirkstoff ist ein Fettsäurekomplex, der in einem patentierten CO2-Extraktionsverfahren aus der
neuseeländischen Perna-canaliculusMuschel gewonnen wird.
Natürlicher
LOX-5-/COX-2-Inhibitor
Das Besondere an diesem LipidKomplex ist, dass er sehr viel wirksamer ist als die gängigen Omega-3-Produkte und Fischöle: Durch einzigartige
Fettsäuren, die in anderen Omega3-Produkten nicht enthalten sind, ist
der Lipidextrakt der einzig bekannte,
wirksame LOX-5-/COX-2-Inhibitor
natürlichen Ursprungs und bewirkt
bereits in kleinen Dosen von 200 mg/
Tag eine signifikante Entzündungshemmung.
Bei über 80 Prozent der Patienten
werden die Schmerzen deutlich reduziert bis hin zur Schmerzfreiheit, sodass sich der Lipidextrakt als äußerst
effektive Ergänzung oder Alternative
bei der Behandlung von entzündlichrheumatischen Erkrankungen erweist.
CK
Praxis Magazin 5 / 2016
Darmträgheit – Wirksamkeit durch
Manna-Feigensirup belegt
Etwa 10 bis 15 % der erwachsenen Bevölkerung Deutschlands sind über
Zeitperioden von Obstipation betroffen. Dieser Begriff umfasst eine
ganze Reihe von Variablen: nicht nur die Stuhlfrequenz ist von Bedeutung – Darmentleerungen von dreimal pro Tag bis hin zu einer alle drei
Tage gelten in der Schulmedizin als „normal“ – , sondern auch eine Defäkation unter starkem Pressen, unvollständige Darmentleerung und die
Stuhlkonsistenz sind für die Begriffsbestimmung relevant.
Darmentleerungsstörungen können
viele Ursachen haben. Die häufig vorkommende situative Obstipation steht kausal
in Zusammenhang mit ballaststoffarmer
Ernährung oder/und exogenen Faktoren
wie Bewegungsmangel und/oder Stress.
Die habituelle oder primäre Obstipation
beruht auf einer verlangsamten KolonPassage. In diesen Fällen können Abnormitäten des enterischen Nervensystems
und eine verminderte Rektumsensibilität
für die Beschwerden verantwortlich sein.
Die reduzierte Sensibilität des Rektums
erfordert zum Auslösen des Defäkationsreflexes ein höheres intrarektales Volumen, was vor allem bei kleineren Stuhlvolumina problematisch sein kann.
Stuhlverstopfung kann auch als Begleitsymptom organischer Erkrankungen
(z. B. Morbus Parkinson, Depressionen,
Schilddrüsenerkrankungen) auftreten
und sich als Folge organischer Funktionsstörungen einstellen. Schließlich gibt es
eine Reihe von Arzneimittel, die obstipierende Begleiteffekte aufweisen (Tabelle).
Vorsicht mit Laxantien
Viele obstipierte Personen nehmen regelmäßig Laxantien ein. Der chronische
Gebrauch von Abführmitteln ist mit einer
Reihe von Nebenwirkungen behaftet : Die
Wirkung der meisten Laxantien beruht
auf einer Vermehrung des intraluminalen Volumens. Diese wird durch Quellung
unter Wasseraufnahme (Quellstoffe), osmotische Wasseretention (Osmolaxantien), Hemmung der Wasser- und damit
Natriumresorption aus dem Darmvolumen und/oder der Steigerung der Wassersekretion in das Darmvolumen (antiabsorbtiv und hydragoge Wirkung) erreicht.
Anthrachinonhaltige Abführmittel verdanken ihre Wirkung einer gesteigerten
Darmperistaltik. Diese Substanzen gelten
– obgleich pflanzlicher Herkunft – als mu-
Praxis Magazin 5 / 2016
Foto ©: Valentyn Volkov – istock/thinkstock
Beratung
Formen der Obstipation und deren mögliche Ursachen (Auswahl)
Bezeichnung
Ursache
Situative Obstipation
Ballaststoffarme Ernährung, üngenügende Flüssigkeits­
aufnahme, Bewegungsmangel, Stress
Habituelle (primäre)
Obstipation
Abnormität des enterischen Nervensystems,
Verminderung der Rektumsensibilität
Obstipation als Begleiterschei- Neurologische und psychische Erkrankungen,
nung bei Erkrankungen
Stoffwechsel­störungen, Megakolon, Divertikulose
Obstipation durch Medika­
menteneinnahme
Analgetika, Antacida, Antidepressiva, Antiepileptika,
Antihypertonika, Codein- oder Opiathaltige Husten- und
Schmerzmittel, Diuretika, Parkinsonmittel u. a.
tagen. Eine kanzerogene Wirkung – etwa
bezüglich einer Förderung des Kolonkarzinoms bei längerer Anwendung – wird
derzeit kontrovers diskutiert. Eine Langzeitanwendung birgt für die genannten
Laxantien (außer bei Quellstoffen) prinzipiell die Gefahr von Elektrolytstörungen
wie im Besonderen einen Kaliumverlust,
der - neben anderen negativen Effekten auch die Obstipation verstärkt.
Manna-Feigen-Sirup
bei Darmträgheit und
Verstopfung
In einer wissenschaftlichen Untersuchung* wurde die Wirkung des MannaFeigen-Sirups bei 40 Personen, die unter
Darmträgheit bzw. Verstopfung litten,
untersucht. Die Betroffenen zeigten weiterhin zum Teil unangenehme Begleiterscheinungen wie z. B. einen aufgetriebenen Bauch oder auch Schmerzen im Unterbauchbereich.
Im Rahmen des zweiwöchigen Beobachtungszeitraums wurden folgende Faktoren beobachtet und festgehalten: Häufigkeit des Stuhlgangs und Stuhlbeschaffenheit, Pressen und/oder Beschwerden
am Darmausgang beim Absetzen des
Stuhls, Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, Blähungen, aber auch allgemeine Lebensqualität und seelisches
Wohlbefinden. Zudem wurde sowohl von
den behandelnden Ärzten als auch den
beteiligten Patienten die Verträglichkeit
des Manna-Feigen-Sirups beurteilt. Nach
der zweiwöchigen Anwendung hatte sich
die Stuhlhäufigkeit, im Vergleich zum
Beginn der Studie, verdoppelt – die Teilnehmer hatten im Durchschnitt täglich
mindestens einmal Stuhlgang. Die Stuhlbeschaffenheit verbesserte sich deutlich
(von hart zu weich) und die Beschwerden
am Darmausgang bei der Stuhlpassage
nahmen ab: Pressen, Druck und Schmerzen waren klar reduziert. Das seelische
Wohlbefinden und die Lebensqualität ließen sich ebenfalls verbessern.
Die Verträglichkeit wurde sowohl seitens der Behandler als auch der Anwender als sehr gut (> 60%) bis gut (> 30%)
beschrieben. Es ist davon auszugehen,
dass die hier gezeigten vielfältig positiven
Wirkungen des Manna-Feigen-Sirups
auf die Gesamtwirkung der beiden Bestandteile zurückzuführen sind und sich
Manna und Feige hier optimal ergänzen.
* Wegener T.: Anwendung von Manna-FeigenSirup bei Darmträgheit und Obstipation, ZPT
2015, 36: 197-201
• Literaturhinweis: „Darmgesund“, Herbig Verlag,
ISBN 978-3-7766-2772-5, € 20,–
Prof. Dr. rer. nat. Michaela Döll
www.prof.drmdoell.de
47
Beratung
NeuroSpot: Aktuelle Stressbelastung
bestimmen
Die Weltgesundheitsorganisation hat Stress als eine der größten Gesundheitsbelastungen des 21. Jahrhunderts erklärt.
Und tatsächlich: Die Zahl der Krankschreibungen aufgrund
von Burnout-Syndrom stieg zwischen 2004 und 2011 um 700
Prozent. Berufe wie Manager, Polizist, Arzt oder Schichtarbeiter scheinen besonders stressbelastet. Ist der Organismus
dauerhaft im Stress, entstehen neuroendokrine Störungen,
die neben Burnout auch Depressionen, Schlafstörungen und
Infektanfälligkeit fördern. Mit der NeuroSpot-Diagnostik lässt
sich nun die aktuelle Stressbelastung des Körpers bestimmen
– um den Folgen einer gestörten neuroendokrinen StressBewältigung frühzeitig entgegenzuwirken. Das MVZ Institut
für Mikroökologie bietet den Test seit März 2016 an.
phasen, kann das hormonelle Zusammenwirken aus dem Gleichgewicht geraten. Die Folge: Der Stress wird chronisch und der Organismus ist überlastet.
Der höhere Bedarf an Hormonen und
Neurotransmittern erhöht zunächst den
Hormonspiegel: Das geht mit Symptomen wie Unruhe, Bluthochdruck,
Schlaflosigkeit, aber auch gesteigerter Leistungsfähigkeit einher. Hält der
Stress an und ist der Körper im „Daueralarm“, sinkt der Spiegel und es kommt
zu Mangel-Symptomen wie Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen –
bis hin zum Burnout-Syndrom.
indem sie die Anteile der relevanten Botenstoffe analysiert. Ist das neuroendokrine System gestört, spiegelt sich das
in den Hormonkonzentrationen wider.
Die Diagnose erfolgt anhand der Auswertung von zwei Proben: Die DrySpotTechnologie stabilisiert den Urin mit
Hilfe eines speziellen Trocknungsverfahrens und bestimmt die Werte der
wichtigen Neurotransmitter und Katecholamine. Die Analyse der Stresshormone erfolgt über eine Speichelprobe.
Zur Therapiekontrolle nach vier Wochen eignet sich die Untersuchung mit
NeuroSpotPlus.
Körper im „Daueralarm“
Stabile Werte durch
Trocknungsverfahren
Therapieoptionen für
besseres Gleichgewicht
Ist der Stress dauerhaft und fehlen
dem Organismus wichtige Erholungs-
Die NeuroSpot-Diagnostik bestimmt
die aktuelle Stressbelastung des Körpers,
Auf dieser Basis berücksichtigt die
anschließende Befundinterpretation
schulmedizinische Medikation und naturheilkundliche Präparate. Zu den therapeutischen Optionen zählen unter anderem eine Ernährungsumstellung und
Substitution von Mikronährstoffen und
Aminosäuren für die Synthese der Neurotransmitter. Eine angepasste Ernährung kann die Synthese der Botenstoffe
unterstützen. Darüber hinaus sind homöopathische und phytotherapeutische
Präparate, Darmsanierung und Stressmanagement empfehlenswerte Maßnahmen.
Ein komplexes Zusammenspiel von
Neurotransmittern, Katecholaminen
und Cortisol hält in Stresssituationen
die Fäden unseres Körpers in der Hand.
Unabhängig vom Auslöser reagiert der
Körper mit einer immer gleichen StressAntwort. Dabei schüttet er exzitatorische und inhibitorische Hormone sowie
Neurotransmitter aus. Mit der NeuroSpot-Diagnostik lassen sich die Botenstoffe bestimmen, darunter die Hormone des Nebennierenmarks Cortisol
und DHEA, die Neurotransmitter Serotonin, GABA und Glutamat sowie die
Katecholamine Dopamin, Noradrenalin
und Adrenalin.
Stressoren
Hypothalamus
Corticoliberin (CRH)
Zentrales
Nervensystem
Nebennierenmark
Dopamin
Noradrenalin
Adrenalin
Hypophysenvorderlappen
Corticotropin (ACTH)
Nebennierenrinde
Cortisol
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infographics resources © www.vectoropenstock.com
Hormonelle Stressachse
48
fördert
hemmt
Weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten finden Sie unter www.mikrooek.de
Dr. Lilian Schoefer / Katharina Gabriel
Praxis Magazin 5 / 2016
Beratung
Mausarm und Tennisellenbogen
Biomolekulare Therapie erfolgversprechend
Histologisch imponieren beim Mausarm eingerissene Kollagenfasern und
eine Zunahme der Kollagenfasern vom
Typ III mit vermehrtem Granulationsgewebe. Da Entzündungszellen fehlen,
handelt es sich nicht um eine Tendinitis bzw. Epikondylitis, sondern um eine
Tendinose oder Tendopathie. Klinisch
werden drei Stadien unterschieden: beginnende Sehnenreizung (Stadium 1),
permanente Tendinose (Stadium 2) und
komplette Sehnenruptur (Stadium 3).
Bei Sportlern mit stark belasteter Unterarmmuskulatur ist an Nervenschmerzen
zu denken, etwa beim Supinator- bzw.
Pronatorteres-Syndrom. Auch das Sulcusulnaris-Syndrom, bei dem der entsprechende Nerv in seiner knöchernen
Führungsrinne reibt und eine Neuritis auslöst, ähnelt dem Golferellenbogen. Zusätzlich ist hier die Sensibilität
am vierten und fünften Finger beeinträchtigt, es ist ein elektrisierendes Gefühl auslösbar.
Der Schmerz an den Sehnenansätzen wird auf die Reizung der freien
Nervenenden im Granulationsgewebe
zurückgeführt. Spezielle Ultraschallgeräte identifizieren Neogefäße als weitere
Schmerzursache. Diese sollen eigentlich
den Nährstoffnachschub gewährleisten,
erhöhen jedoch die Durchblutung und
damit die Schmerzempfindlichkeit.
Bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie (MRT) sind üblich, Röntgen zeigt zuweilen Verkalkungsherde
am Sehnenansatz.
Diagnose
Beim Mausarm ist eine starke Druckund Klopfdolenz der betroffenen Epicondylen festzustellen. Die zugehörige
Streck- und Beugemuskulatur ist tastbar
und deutlich verhärtet. Widerstandstests
bestätigen die Diagnose: Die Palpierung
der Sehnenansätze am Ellenbogen bei
Dorsalextension des zweiten und dritten Fingers bei gestrecktem Handgelenk
und Ellenbogen verursacht Schmerzen.
Entsprechendes gilt für den Golferellenbogen im Thompson-Test: Die geballte Faust wird unter Widerstand nach
dorsal extendiert, wodurch die Sehnenanspannung am medialen Epicondylus
spürbar wird. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose dient auch der ChairTest, bei dem bei gestreckten Ellenbogen und Handgelenk ein Stuhl hochgehoben wird.
Differenzialdiagnostisch abzugrenzen sind HWS-Syndrom und Fibromyalgie, bei deren Symptomatik typischerweise auch der Ellenbogen beteiligt ist.
Praxis Magazin 5 / 2016
Therapie
Foto ©: My Make OU – 123RF
Vorgestellt werden die Diagnose- und Therapiemethoden bei
Mausarm oder Tennis- bzw. Golferellenbogen. Eine Kasuistik verdeutlicht den sehr guten Erfolg einer Therapie mit biomolekularen
Vitorgan-Präparaten.
gerfahrer unter sehr großem physischen
und psychischen Stress.
Elektrophysikalische Therapien mit
Ultraschall oder Reizstrom bringen
nicht immer den gewünschten Erfolg.
Diese Optionen sind daher eher mit
„Vorsicht zu genießen“. Bei erhöhtem
Muskeltonus verspricht hingegen die
Muskelrelaxation nach Jacobson Erfolg.
Es zeigte sich eine starke Druckdolenz im Bereich des Epicondylus lateralis. Die Ansatzsehnen der Extensorengruppe des rechten Unterarms erschienen indurativ verändert. Der Tonus des
Musculus extensor digitorum war drastisch erhöht.
Muskeln und Gelenke können auch
mit Injektionen von Musculi (Ney-DIL®
Nr. 3 D7), NeyTroph® Nr. 96 D7 und
NeyAthos Nr. 43 D7 unterstützt werden.
Dem Patienten wurde eine Physiotherapie mit täglichen Dehnübungen im
entsprechenden Muskelsegment verordnet. Zur psychischen Entlastung erlernte
er die Muskelrelaxation nach Jacobson.
Bei hartnäckiger Therapieresistenz
wird zur operativen Ablösung der Sehnenansätze von der betroffenen Streckoder Beugemuskulatur unter Entnahme
der zugehörigen Knochenlamellen
(Hohmann‘sche Operation) geraten.
Üblich ist auch die Durchtrennung der
entsprechenden Nervenfasern (Wilhelm-Operation). Natürlich sollte man
den Patienten raten, zuvor sämtliche erfolgversprechenden Möglichkeiten der
Naturheilkunde auszuschöpfen.
Kasuistik
Ein 50-jähriger Patient kam mit starken Schmerzen im rechten äußeren Ellenbogen in die Praxis. Nach seinen
Aussagen stehe er momentan als Bag-
Im Abstand von zwei Tagen wurde
ihm dreimal eine Kombination aus
NeyChon Nr. 68 A pro injectione
Stärke II und NeyBron Nr. 44 D7 an
die Ansatzsehne infiltiert. NeyBron
Nr. 44 pro injectione enthält Lungenbestandteile und damit das Polypeptid
Macrocortin. Dieses fördert die Freisetzung körpereigener Glucocorticoide
und ergänzt so die Wirkung von NeyChon Nr. 68 D7 ideal.
Schon nach vier Behandlungstagen
ließen die Schmerzen deutlich nach.
Drei Wochen nach Therapiebeginn galt
der Patient als geheilt.
Dr. Astrid Heinl
49
Beratung
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
Entzündungen reduzieren –
Mangelernährung vermeiden
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED, inflammatory bowel
disease, IBD) werden unterteilt in Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder,
falls eine eindeutige Klassifizierung
nicht möglich ist, laut internationaler
Terminologie in inflammatory bowel disease type unclassified. CED manifestieren sich meist zwischen dem 20. und 30.
Lebensjahr, grundsätzlich ist die Erstmanifestation aber, insbesondere bei der
Colitis ulcerosa, in jedem Alter möglich. Die Colitis ulcerosa findet sich in
den meisten epidemiologischen Studien
etwas häufiger als der Morbus Crohn.
Unterschied Morbus Crohn –
Colitis ulcerosa
Die Entzündung beim Morbus Crohn
befällt prinzipiell den gesamten Intestinaltrakt, bevorzugt aber den distalen Dünndarm (Ileitis terminalis) und/
oder den Dickdarm (Crohn-Colitis).
Es handelt sich um eine teilweise granulomatöse Entzündung, die auch die
Serosa und die regionalen Lymphknoten involvieren kann. Morbus Crohn
verläuft in Schüben, wobei sich akute
mit beschwerdefreien Phasen abwechseln. Die Krankheitssymptome sind
oft uncharakteristisch. Die Betroffenen
klagen über Appetitlosigkeit, Übelkeit,
Blähungen und Bauchschmerzen, oft
im rechten Unterbauch. Breiig-schleimige, auch wässrige Durchfälle, bis zu
10- bis 15-mal pro Tag und auch nachts
sowie Fieber sind ein weiterer Hinweis
auf eine vorliegende Morbus-CrohnErkrankung.
Colitis ulcerosa ist auf die Mukosa
des Dickdarms beschränkt und weist
eine vom Rektum ausgehende Ausbreitung in das distale und seltener das gesamte Kolon auf. Symptomatisch für
50
Foto ©: unlim3d –123RF
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – sind schubweise verlaufende Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts
mit weltweit steigender Prävalenz. Ernährungsmedizinische Maßnahmen gewinnen therapeutisch immer
mehr an Bedeutung.
Vielschichtige CED-Diagnostik
Es gibt keinen Test, mit dem eine CED
bewiesen oder ausgeschlossen werden kann. Darum erfolgt die Diagnostik immer in Zusammenschau von Klinik, Endoskopie, Histologie, Radiologie
und Laborparameter.
diese Erkrankung sind blutig-schleimige
Durchfälle, verbunden mit krampfartigen Bauchschmerzen. Auch hier wechseln sich beschwerdefreie Phasen und
solche mit Beschwerden ab.
Nicht nur abdominelle
Symptome
Zwar sind die führenden Symptome
chronische Durchfälle mit oder ohne
Blutbeimengungen und rezidivierende
Bauchschmerzen, gelegentlich wird
auch Obstipation bei Morbus Crohn
beobachtet . Ebenfalls häufig sind jedoch auch allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Übelkeit. Im Alltag
ist es wichtig, auch sogenannte extraintestinale Symptome zu erkennen und zu
behandeln. Sowohl initial wie auch im
Verlauf können Gelenkschmerzen wie
nichtentzündliche Arthropathien und
Spondylarthritis auftreten sowie Hautveränderungen (Erythema nodosum,
Pyoderma gangraenosum), Augenentzündungen (Uveitis, Iritis, Konjunktivitis) und subfebrile Temperaturen.
Cave Untergewicht und
Mangelernährung
Bei einem Großteil der Patienten mit
CED stellt sich im Verlauf der Erkrankung eine allgemeine Mangelernährung oder eine Minderversorgung mit
einzelnen Nährstoffen ein. Ein Großteil der Patienten mit CED, insbesondere Patienten mit Morbus Crohn, ist
untergewichtig oder/und leidet unter
Anämie. Untergewicht und Mangelernährung stehen mit einer erhöhten Anfälligkeit für entzündliche Schübe im
Zusammenhang und sollten deshalb unbedingt vermieden werden. Dies kann
durch eine angepasste Ernährung bzw.
Ernährungstherapie vermieden werden.
Omega-3-Fettsäuren verbessern Gesamtsymptomatik
Patienten mit CED leiden häufig unter einem Defizit an essenziellen Nährstoffen wie Folsäure, Vitamin
A, D, E, K, Folsäure, Vitamin C, Eisen,
Zink und Selen, was auf Maldigestion,
eine inadäquate Zufuhr oder die erkrankungsbedingt verminderte Aufnahme
durch den Darm zurückzuführen ist.
Auch Pharmaka können Nährstoffmangel hervorrufen. Besonders wichtig für
CED-Patienten sind daher spezifische
Ernährungstherapeutika, die die Basisversorgung mit diesen Mikronährstoffen sichern: Die Gabe von nachweislich entzündungshemmenden Omega3-Fettsäuren ermöglicht nicht nur die
gezielte Zufuhr dieser lebenswichtigen
Vitamine und Spurenelemente, deren
Aufnahme durch ein patentiertes Carriersystem noch zusätzlich gesteigert
wird, sondern trägt darüber hinaus dazu
bei, die Akutphasen zu verkürzen, die
nächste Remission schneller zu erreichen und die Gesamtsymptomatik zu
verbessern (z. B. Xylamin®/Xylamin®
plus). Xylamin® plus wird in der Akutphase eingesetzt, Xylamin®in der Remissionsphase (2-Phasen-Therapie).
Dr. A. Heinl
Praxis Magazin 5 / 2016
Praxismarketing
Information und Aufklärung fördert
die Patientenbindung
Die Auslage in Ihrer Praxis verknüpft lesefreundliche Wissensvermittlung mit der fachlichen Kompetenz des Thera­peuten – und trägt damit intensiv zur Vertrauensbildung und Patientenbindung
bei. Die Beschäftigung mit einem Thema auf kompakten vier Seiten ist für die Patienten – gerade
vielleicht auch aus aktuellem Anlass – problemlos möglich. Die Gesundheitsbriefe verfügen auf der
ersten Seite über ein Stempelfeld für Ihren Praxis­stempel.
Nr. 20 Vorsicht bei chronischem Husten:
steckt eine COPD dahinter?
Gesundheitsbrief
aus Ihrer Praxis
Die Praxis Magaz
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fe (4 -seitig)
Ausgabe 20
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Liebe Patienten,
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Sie wissen: Gesundheitsvorsorge wird immer notwendiger. Denn nicht nur die Rentenkassen werden
stärker beansprucht, sondern auch bei den Krankenkassen unterliegen die zur Verfügung stehenden
Mittel einer großen Schwankungsbreite.
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Wie gut, dass Sie durch bewusstes Denken und Handeln etwas über den Tellerrand hinaus schauen,
indem Sie sich um Alternativen kümmern und Ihre
Gesundheitsvorsorge selbst in die Hand nehmen.
Um Ihnen dabei zu helfen, informieren wir Sie mit
unserem aktuellen Gesundheitsbrief.
Chronischer Husten ist nicht gleich chronischer Husten. Aus einer „einfachen“ chronischen Bronchitis kann sich im Laufe der
Vorsicht bei chronischem Husten:
steckt eine COPD dahinter?
Jahre eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) entwickeln. Die Abkürzung COPD steht für die englische Bezeichnung „Chronic Ob­s tructive Pulmonary
Disease“. Bei der schleichenden Krankheit
verengen sich die Atemwege langsam und
dauerhaft. Die Lungenschleimhaut dünnt
aus und ganze Bereiche der Bronchien können zusammenbrechen. Auch wenn die COPD langsam voranschreitet, ist sie dennoch gefährlich: derzeit ist sie die vierthäufigste Todesursache weltweit,
bis zum Jahr 2020 hat sie Prognosen zufolge den
dritten Platz der am häufigsten zum Tode führenden Erkrankungen eingenommen.
Scheuen Sie sich nicht, uns bei auftauchenden Fragen anzusprechen. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Gesunde und herzliche Grüße
Praxisstempel
Ihr Praxisteam
Gesundheitsbrief
Chronischer Husten ist nicht gleich chronischer Husten.
Aus einer „einfachen“ chronischen Bronchitis kann sich
Trotz der Bedrohung wird die COPD
im Laufe der Jahre eine chronisch obstruktive
Lungenernoch zu wenig beachtet. Nach aktuellen Schätzungen
bleiben
krankung (COPD) entwickeln. Die Abkürzung
COPD
steht80 Prozent
der COPD-Fälle unerkannt. Für die Befür die englische Bezeichnung „Chronic
Obstructive Pultroffenen ist das fatal, denn für sie sind
monary Disease“. Bei der schleichenden
Krankheit
ver- Maßnahvorbeugende
und erhaltende
engen sich die Atemwege langsammen
undbesonders
dauer- wichtig. Jeder weitere
Infekt der Atemwege kann den Zustand
haft. Die Lungenschleimhaut dünnt
der aus
Lunge verschlechtern; der entstandene Schaden lässt sich auch langfristig
und ganze Bereiche der Bronchien
nicht mehr beheben. Die Behandlung
können zusammenbrechen. Auch der COPD zielt deshalb darauf ab, die
wenn die COPD langsam voran- Symptome zu lindern, die körperliche
Leistungsfähigkeit zu steigern und daschreitet, ist sie dennoch gemit die Lebensqualität zu verbessern.
Die Lungenfunktion selbst lässt sich
fährlich: derzeit ist sie die
nicht mehr normalisieren.
vierthäufigste TodesursaWie die Lunge arbeitet –
che weltweit, bis zum Jahr
und wie nicht
2020 hat sie Prognosen
Über die Lunge wird unser gesamzufolge den dritten Platz
ter Körper mit Sauerstoff versorgt. Im
Aufbau ähnelt die Lunge einem Baum,
der am häufigsten zum
der Kopf steht: Die Luftröhre entspricht
Tode führenden Erkrandem Stamm, der Äste und Blätter versorgt. Über die Luftröhre gelangt die
kungen eingenommen.
Luft in die Äste – die Bronchien – und
von dort zweigen die Blätter ab – die
Lungenbläschen. Der Sauerstoff aus
der Luft kann nur aus den Lungenbläschen in unser Blut übertreten. Bei einer
COPD sind die Bronchien verengt, sodass die Sauerstoffzufuhr zu den Lungenbläschen gedrosselt ist. Die Lungenbläschen selbst sind zum Teil überbläht
und zerstört.
Woran erkenne ich
eine COPD?
Oberflächlich sind die Symptome einer COPD und einer „normalen“ chronischen Bronchitis die gleichen:
• chronischer Husten
• Auswurf
• Atemnot.
Zu Beginn der Erkrankung tritt die
Atemnot nur unter Belastung auf, später
kann auch in der Ruhe der Atem fehlen.
Außerdem können Gewichtsschwankungen auf eine COPD hindeuten. Im
Allgemeinen verlieren Menschen mit
COPD an Gewicht; ist die Herzfunktion
beeinträchtigt, nehmen die Betroffenen
allerdings an Gewicht zu. Auch allgemeine Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber sind
Warnsignale.
Handeln – nicht verdrängen
Obwohl viele Patienten schon seit Jahren unter chronischem Husten, Auswurf und Atemnot leiden, nehmen sie
die Beschwerden nicht ernst oder verdrängen ihre Bedeutung. Ein Arztbesuch kann bei den genannten Symptomen lebensrettend sein. Nur der behandelnde Arzt oder Therapeut kann über
eine Lungenfunktionsanalyse feststellen, ob der Betroffene unter einer COPD
leidet, und eine entsprechende Behandlung einleiten.
Gesundheitsbrief
Besondere Eile ist geboten, wenn
Husten und Atemnot stärker werden als
sonst – und das länger als einen Tag: es
kann sich um einen COPD-Schub handeln, bei dem sich die Erkrankung stark
verschlimmert. In diesem Fall muss ein
Arzt oder Therapeut in das akute Geschehen eingreifen, um den entstehenden Schaden zu begrenzen und die Lebensqualität für den Betroffenen zu erhalten.
Schluss mit Staub
und Rauchen
Um das Voranschreiten der COPD
aufzuhalten und die Lebensqualität zu
verbessern, müssen der Betroffene und
der behandelnde Arzt gut zusammenarbeiten und die Erkrankung auf verschiedenen Ebenen angehen.
In einem ersten Schritt muss der Betroffene unbedingt sämtliche Risikofaktoren wie Rauch- oder Staubbelastungen
aus seiner Lebensumgebung entfernen.
Für Raucher ist deshalb der Verzicht
auf Zigaretten die erste und wichtigste
Maßnahme, um das Voranschreiten der
Krankheit aufzuhalten. Denn Rauchen
ist der größte Risikofaktor für COPD in
Deutschland. Nach 20 Jahren Rauchen
leidet etwa jeder fünfte an der schleichenden Krankheit. Gleichzeitig holen sich Raucher schneller einen Atemwegsinfekt, da Rauchen die Selbstreinigungskraft der Lunge beeinträchtigt.
Ja, ich möchte den Gesundheitsbrief
in meiner Praxis einsetzen und bestelle:
▶ Exemplare (VE je 50 Stück)
Nr. 20 Vorsicht bei chronischem Husten:
steckt eine COPD dahinter?
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Gesundheitsbrief automatisch beziehen!
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Kündigungen sind jederzeit möglich)
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E-Mail praxismagazin­@pacs-online.com senden
Praxis Magazin 5 / 2016
Eine Abwärtsspirale, da jeder weitere
Atemwegsinfekt den Zustand der Lunge nachhaltig verschlechtert. Um den
Rauchstopp wirklich durchzuhalten,
können Raucher heute auf umfassende
Unterstützung bauen: Ihnen stehen Tabakentwöhnungskurse und Nikotinersatztherapien mit nikotinhaltigen Pflastern, Kaugummis oder Tabletten zur
Verfügung.
Ein erhöhtes Risiko für COPD trifft
aber nicht nur Raucher. Es besteht außerdem für Menschen, die im Beruf viel
Staub einatmen müssen oder die einer
hohen allgemeinen Luftverschmutzung
ausgesetzt sind. Besteht ein Verdacht auf
einen Zusammenhang zwischen COPD
und Beruf, sind der Betriebsarzt und
die Berufsgenossenschaft die richtigen
Ansprechpartner. Auch häufige Atemwegsinfektionen im Kindesalter oder einige, seltene Kinderkrankheiten, die die
Atemwege betreffen, erhöhen das Risiko, an einer COPD zu erkranken.
Bronchien mit
Medikamenten erweitern
Um die Bronchien zu erweitern und
damit eine ausreichende Sauerstoffzufuhr in die Lungenbläschen zu gewährleisten, gibt der Arzt oder Therapeut sogenannte Bronchodilatatoren. Sie werden meistens als Spray verabreicht und
sind die Basistherapie bei einer COPD.
Wie gut die Sprays wirken, hängt auch
stark von der richtigen Anwendung ab.
Grundsätzlich unterscheiden sich die
Tröpfchensprays – die Dosieraerosole
– und die Pulverinhalatoren. Bei den
Tröpfchensprays muss die Inhalation genau auf den Sprühstoß abgestimmt werden. Das heißt: gleichzeitig sprühen und
einatmen. Anschließend muss für fünf
bis zehn Sekunden die Luft angehalten und dann langsam durch die Nase
ausgeatmet werden. Bei den Pulverinhalatoren ist die Abstimmung zwischen Sprühstoß und Einatmen nicht
so wichtig. Dafür muss der Anwender
eines Pulverinhalators kräftig einatmen können. Ist die Atmung durch die
COPD schon zu stark eingeschränkt, ist
ein Pulverinhalator nicht sinnvoll.
Spezielle Patientenschulungen helfen, die Inhalationstechnik zu verbessern, und vermitteln gleichzeitig, wie die
Medikamenteneinnahme an die Schwere der Erkrankung angepasst werden
kann. Mit diesem Wissen lässt sich die
Zahl der COPD-Schübe – der akuten
Verschlechterungen – deutlich eindämmen. Kündigt sich ein COPD-Schub an,
sind Kortisonpräparate das Mittel der
Wahl. Das Gefährliche an einem COPDSchub: Jeder Schub verschlechtert den
Zustand der Lunge und die Schäden lassen sich nicht mehr rückgängig machen.
Immunsystem stimulieren
und Impfen
Wichtig ist es deshalb, nicht nur im
akuten Geschehen zu behandeln, sondern der Entstehung eines COPDSchubs aktiv vorzubeugen. Eine Immunstimulation mithilfe der Mikrobiologischen Therapie kann Atemwegsinfekte
– und damit COPD-Schübe – bei den
Betroffenen verhindern. Arzneimittel
mit dem natürlichen Darmbakterium
Enterococcus faecalis in Reinkultur und
hoher Konzentration (z.B. Symbioflor® 1)
sind dafür besonders geeignet. Die enthaltenen Bakterien treten im Darm mit
der Schaltzentrale des Immunsystems
in Kontakt und stimulieren damit die
Immunabwehr an allen Schleimhäuten.
Gleichzeitig sind die natürlichen Arzneimittel nebenwirkungsarm.
Sinnvoll sind außerdem eine jährliche Grippeschutzimpfung und eine
Impfung gegen Pneumokokken. Pneumokokken sind Bakterien, die schwere
Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen verursachen können. So lassen
sich die für COPD-Patienten besonders
gefährlichen Infektionen der Atemwege
auf ein Minimum reduzieren.
Bewegung für leistungsfähige Bronchien
Um die Leistungsfähigkeit der Bronchien zu steigern oder zu erhalten, sind
körperliche Betätigung, Physiotherapie
und Atemtraining zentrale Elemente
der Behandlung. Für die Betroffenen
eignen sich
• Nordic-Walking
• Fahrradfahren
• leichtes Joggen und
• therapeutisches Treppensteigen
besonders gut.
Spezielle Trainingseinheiten und
Kraftübungen können die Atemmuskulatur gezielt stärken. Der Betroffene
sollte jedoch langsam einsteigen und
Jetzt kostenlo
Lieferung solang s bestellen !
e Vorrat reicht.
▶ Besteller (bitte gut leserlich – in Druckbuchstaben – ausfüllen)
Praxis
Vorname / Nachname
Straße / Nr.
PLZ / Ort
Telefon / TelefaxE-Mail
DatumStempel / Unterschrift
51
Aus der Industrie
Injektionslösungen vielfältig kombinierbar
Ampullen-Vielfalt zur individuellen Therapie
Mittlerweile bietet das norddeutsche Familienunternehmen Dr. Loges Heilpraktikern und Ärzten elf unterschiedliche Ampullen an. Die Injektionslösungen
stehen für ein sorgfältig durchdachtes, klar strukturiertes Konzept mit eindeutigen medizinischen Kompetenzen: Unverwechselbar, eigenständig, übersichtlich
und schnell verständlich.
„Wichtig ist uns, dass unsere
Injektionslösungen vielfältig
kombinierbar sind – ob untereinander, mit oralen Präparaten
von Dr. Loges oder sogar mit
anderen Therapieformen wie
Neuraltherapie oder Homöosiniatrie“, betont Paul Weisbach,
Marketingleiter des Winsener
Pharmaunternehmens. „So entsteht mehr als die Summe aller
Teile: Ein neues und einzigartiges Therapiesystem zur individuellen Behandlung der Patienten.“
Indikationsbreite
Die Injektionslösungen, die
intravenös bzw. intramuskulär verwendet werden können,
sind mit den wichtigsten Wirkstoffen des jeweiligen Organbereiches versehen. Jede Lösung
steht so für einen klar definierten medizinischen Kompetenzbereich, auf den sich der
Therapeut und der Patient ver-
lassen können. Im Fokus befinden sich neben der Unterstützung der Psyche die Stärkung
des Immunsystems, die bessere
Durchblutung und die Venengesundheit. Aber auch die Behandlung der inneren Organe,
wie z.B. der Leber, des Magens,
der Blase/Niere und des Herzens, gehören zu den wichtigsten Anwendungsgebieten des
Ampullen-Baukastens.
Für Praxen, die ihr therapeutisches Spektrum erweitern
möchten, bietet Dr. Loges die
80-seitige Broschüre „Biologische Injektions- und Infusionskonzepte: Aus der Praxis für die
Praxis“ an. Die umfassenden Infusionskonzepte inklusive oraler
Begleit- und Folgetherapie wurden in Zusammenarbeit mit der
Allgemeinärztin Dr. med. Adelheid Grünewald-Fritsch und
dem Heilpraktiker Karl Lingenfelder entwickelt.
Aus der Praxis,
für die Praxis
Für den Einstieg
in die Injektionstherapie empfiehlt Dr.
Loges zehn Kur-Konzepte für die Naturpraxis: Bei allen Kuren
sind zehn Mischinjektionen mit speziell zusammengesetzten Ampullen innerhalb
von vier Wochen empfehlenswert. So z.B. in den ersten beiden Wochen je drei, danach je
zwei Injektionen pro Woche,
vorzugsweise intramuskulär.
Natürlich können die Intervalle
je nach Situation des Patienten
variiert werden.
Neben der Nerven-Kur bei
Stress und Erschöpfung, der
Reizblasen-Kur bei überaktiver
Blase, der Wechseljahres-Kur
und der Immun-Kur bei Abwehrschwäche und häufigen Infekten bietet Dr. Loges u. a. auch
eine Aufbau-Kur durch Ausleitung und Umstimmung. Anschauliche Poster und erklärende Flyer für die Patienten ergänzen das „Einsteiger-Paket“
für Ärzte und Heilpraktiker.
Die 80-seitige Broschüre
„Biologische Injektionsund Infusionskonzepte:
Aus der Praxis für die Praxis“ und das „EinsteigerPaket“ können kostenlos über [email protected]
angefordert werden.
Weiterhin lohnt sich der
therapeutische Blick auf
www.loges.de/fachkreise.
memoLoges®
Pflanzenkombination zur Unterstützung der kognitiven
Leistungsfähigkeit
In gewissem Maße ist es natürlich, dass die geistige Leistungsfähigkeit mit zunehmendem Alter abnimmt. Studien1, 2 belegen, dass dieser Prozess sogar schon
ab Mitte 20 beginnt. Bereits in den Vierzigern verlängert sich die Reaktionszeit und
die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses lässt spürbar nach.
Die gute Nachricht ist: Die
Fähigkeit zur Konzentration und zum Erinnern sowie
Verarbeiten von Informationen kann in jedem Lebensalter beeinflusst werden. Aufmerksamkeits-Übungen, Logik-Aufgaben oder das Lösen
von Kreuzworträtseln können
52
dazu beitragen, den „grauen
Zellen“ auf die Sprünge zu helfen. Maßgeblich für ein gutes
Konzentrationsvermögen sind
zudem regelmäßige Bewegung
und nicht zuletzt eine ausgewogene Ernährung. Zudem bietet
die Natur Möglichkeiten Gedächtnisleistung und Konzen-
tration mit pflanzlicher Hilfe
zu unterstützen. memoLoges®
vereint gleich zwei traditionsreiche Pflanzenextrakte: Indisches Brahmi und Griechisches
Eisenkraut. Darüber hinaus ergänzen neuroaktive B-Vitamine
und Zink die zum Patent angemeldete Kombination perfekt.
1) Salthouse TA. When does agerelated cognitive decline begin? Neu
robiol Aging 2009; 30: 507–514
2) Thompson JJ et al. Over the hill at
24: persistent agerelated cognitivemotor decline in reaction times in
an ecologically valid video game
task begins in early adulthood.
PLoS One 2014; 9: e94215
Praxis Magazin 5 / 2016
Aus der Industrie
Vegane Omega-3-Fettsäuren in Kombination mit Monacolin K
Neu: omega-3-mona k®
Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die gesunde Gehirn- und Sehfunktion. Das
menschliche Gehirn ist – neben dem Fettgewebe – das fettreichste Gewebe im Körper. Etwa 50% der gesamten Trockenmasse bestehen aus Fett, wovon wiederum etwa
30% auf die Omega-3-Fettsäuren fallen.
DHA wird in die Nervenzellen eingebaut und sorgt dafür,
dass die Nervenzellmembranen
flexibel sind und so eine rasche
Informationsübertragung erfolgen kann. Omega-3-Fettsäuren,
ganz besonders DHA, sind auch
für die Augen wichtig. Die Fettsäuren werden in die Zellmembranen der Netzhaut eingebaut.
Das in omega-3-mona k® verwendete DHA stammt aus Algen
und bietet eine Alternative zu
den Omega-3-Fettsäuren aus
Fischöl. Das Produkt ist vegan
und frei von Gluten und Laktose.
Wichtig ist es auf die Tageszufuhr an DHA zu achten. Die hier
beschriebenen positiven Wirkungen stellen sich erst bei einer
Aufnahme von 250 mg/Tag ein.
Das entspricht 2 Sticks omega3-mona k®.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen,
dass der durch Fermentation gebildete Naturstoff Monacolin K
einen positiven Einfluss auf den
Fettstoffwechsel ausüben kann.
Dadurch kann der fermentierte
rote Reis mit seinem Monacolin K einen wertvollen Beitrag
zur Erhaltung des normalen Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegels leisten. Juventa Healthcare
bietet hochwertige (auch auf das
Mycotoxin Citrinin) geprüfte
Ware an. Der Gehalt an Citrinin
liegt < 50 ppb. Erlaubt sind bis zu
2000 ppb. Diese zum Cholesterin ausgelobte positive Wirkung
ist an die Zufuhr von 10 mg/Tag
geknüpft. Das entspricht 2 Sticks
an omega-3-mona k®.
Weitere Informationen können kostenlos angefordert werden unter:
JUVENTA Healthcare e.K.
Eichstr. 22, 67089 Bad Dürkheim
Tel. (aus Deutschland kostenlos):
0800 1 01 09 72
Telefax: (0 63 22) 62 04 19
[email protected]
www.juventahealthcare.com
Ausschreibung
Jetzt bewerben:
Therapiepreis für innovative Behandlungskonzepte 2016
Zum ersten Mal vergibt das Gesundheitsunternehmen QUIRIS Healthcare den „Therapiepreis für innovative Behandlungskonzepte 2016“. Bis zum 1. August
2016 können sich Heilpraktiker und naturheilkundlich
ausgerichtete Ärzte bewerben, die neue Maßstäbe in
der Behandlung ihrer Patienten setzen. Der Preis ist mit
5.000 Euro dotiert.
Der Preis richtet sich an alle
Therapeuten, die mit ihren Behandlungen einen Schritt weiter denken und innovative Wege
gehen.
Bewerbung
Für die Teilnahme reichen
Heilpraktiker und naturheilkundlich ausgerichtete Ärzte
ihr Therapiekonzept auf maxi-
mal einer DIN-A4-Seite, einen
aktuellen Lebenslauf sowie eine
kurze Beschreibung der Praxis bei QUIRIS ein. Einsendeschluss ist der 1. August 2016.
Eine mehrköpfige, unabhängige Jury aus Heilpraktikern, Forschern und Ärzten prüft die Bewerbungen und wählt den Sieger
anschließend aus. Die feierliche
Preisverleihung findet im Rahmen der 85. Tagung der Naturheilkunde am 12. November
2016 in München statt.
arcelia.de
arcelia
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Mehr gibt es im Internet unter
www.arcelia.de
Der offizielle Flyer zum
Therapiepreis mit ausführlichen Informationen zu den
Teilnahmebedingungen
kann ab sofort per E-Mail
unter [email protected]
oder telefonisch bei
Dr. Jan-Christoph Kattenstroth
unter Telefon 05241/403-430
angefordert werden.
Erfahren Sie mehr unter
www.quiris.de/therapiepreis!
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Praxis Magazin 5 / 2016
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Buchempfehlungen
Was ist das Muttersein unserer Gesellschaft wert?
Die Abschaffung der Mutter
Eine Schwangerschaftsvorsorge, die in Entmündigung gipfelt. Geburten, bei denen es
vor allem um eines geht: (Kosten-)Effizienz. Ein
Wochenbett, das seinen Namen nicht mehr
verdient. Stillen nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit und keinesfalls zu lange. Väter,
die versuchen, die bessere Mutter zu sein. Eine
Politik, die alles dafür tut,
Kinder so schnell wie
möglich in die Krippe
zu stecken. Die Verunsicherung von Müttern als
Geschäftsmodell. Wertschätzung? Unterstützung? Fehlanzeige.
Wer sich heute als Frau für ein Kind
entscheidet, der muss verrückt sein,
so könnte man meinen. Denn Mütter werden in unserer Gesellschaft
zunehmend bevormundet, kleingehalten und überwacht. Jegliche Kompetenz mit dem eigenen Kind wird
ihnen abgesprochen. Wer im Beruf
ernstgenommen und von seinem
Umfeld anerkannt werden möchte,
der lässt seine Bedürfnisse als Mutter unter den Tisch fallen. Schritt für
Schritt vollzieht sich so die Abschaffung der Mutter. In ihrem Buch liefern Alina Bronsky und Denise Wilk
eine schonungslose Analyse der Entwicklungen. Pointiert und zugespitzt
schildern sie, wer die Nutznießer sind,
und fragen, was sich ändern muss,
damit Mütter wieder den Rückhalt
bekommen, den sie verdienen.
Alina Bronsky, geboren 1978 in Jekaterinburg, und Denise Wilk, geboren 1973 in Freiburg, wissen ganz
genau, wovon sie sprechen. Die beiden Frauen haben zusammengezählt
zehn Kinder (Stiefkinder nicht mitgerechnet). Sie glauben nicht, deshalb
allwissend zu sein. Aber sie haben
jahrelang erlebt, was im Umgang mit
Müttern schiefläuft. Alina Bronsky
ist außerdem erfolgreiche Bestsellerautorin („Scherbenpark“, „Baba Dunjas letzte Liebe“), Denise Wilk begleitet als Doula schwangere Frauen und
frischgebackene Mütter und gibt Eltern-Kind-Kurse.
Und genau deswegen gelingt es mit
besonders gutem Essen viel leichter, weniger und richtig zu essen. Und dauerhaft mehr Bewegung und Kalorienverbrauch gelingt nur mit dem Prinzip der
ständigen Unterforderung. Beides zusammen macht mühelos schlank und
fit, bei höchstem Genssfaktor.
tor Professor Ingo Froböse steht für
Sport, Gesundheit und Disziplin. Helmut Gote, bekannter Radio- und Fernsehkoch, liebt Butter, Sahne und Speck
und denkt gar nicht daran, grundsätzlich auf einen guten Rotwein zu verzichten. In diesem Buch beweisen sie,
dass man mit bewusstem Genuss und
moderater Bewegung am einfachsten
langfristig zum Traumgewicht kommt.
Alina Bronsky, Denise Wilk –
Die Abschaffung der Mutter
DVA Sachbuch 2016, 256 Seiten,
ISBN: 978-3-421-04726-7, € 17,99
Die leckerste Diät der Welt
Ran an den Speck
Jedes Vorhaben, das du nicht gern mit in
deine täglichen Gewohnheiten übernimmst,
wird schnellstmöglich beendet. Die
gefühlte Belohnung
muss daher immer
stärker sein als der
gefühlte Einsatz.
Mit diesen revolutionären Erkenntnissen schaffen der prominente Koch
und der Sportprofessor die althergebrachten Diätkonzepte praktisch ab.
Dabei könnte das Holz nicht unterschiedlicher sein, aus dem die beiden
Autoren geschnitzt sind. Bestsellerau-
Ran an den Speck – Helmut Gote,
Prof. Ingo Froboese
Becker Joest Volk Verlag 2015, 256 Seiten, 84 Abbildungen, ISBN 9783954530823, € 29,95
Impressum
Verlag und Herausgeber:
PACs Verlag GmbH · Innere Neumatten 9 · D-79219 Staufen
Tel. (0 76 33) 9 33 20-0 · Fax (0 76 33) 9 33 20-20
E-Mail: pacs@pacs -online.com · www.pacs-online.com
Verantwortlich für den Inhalt/Chefredaktion:
Dr. Rolf-Günther Sommer · Am Heisch 9 · 24576 Hagen
Stellv. Chefredakteur:
Folco Brümmer · Tel. (04 31) 9 97 98 16 · Fax (04 31) 9 97 98 22
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Claudia Häussler · Spatzengässle 1 · 89073 Ulm
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Erscheinungsweise: monatlich, ca. 15. des Monats, Dez./Jan. und
Juli/Aug. sind jeweils Doppelausgaben
Bezugspreise: € 31,– jährlich, für Studenten € 25,–, Einzelheft € 5,–
(inkl. MwSt und Ver­sand), Auslandsbezugspreis € 37,– (inkl. Versand)
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Mitglieder des VDH (Verband Deutscher Heilpraktiker), des BDN (Berufsverband Deutsche Naturheilkunde) und der GfN (Gesellschaft für Naturheilkunde Deutschland) erhalten das Praxis Magazin im Rahmen ihrer Verbandsmitgliedschaft. Der Bezugspreis wird
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Gerichtsstand und Erfüllungsort ist Staufen.
Mitglied der Informationsgemeinschaft zur Fest­stellung
und Verbreitung von Werbeträgern
ISSN 0162-7307
Praxis Magazin 5 / 2016
Gluten- und
lactosefrei
Xylamin® plus ist ein diätetisches Lebensmittel für
besondere medizinische Zwecke (ergänzende bilanzierte Diät)
Wertvolle Omega-3-Fettsäuren
Fettlösliche Vitamine A, D, E, K
Antioxidantien: Vitamine A, E, C und Selen
Wasserlösliche Vitamine und Spurenelemente
Die magensaftresistente Xylamin®
plus
Kapsel und das patentierte Carrier-System sorgen für einen sicheren
Transport in den Dünndarm und eine hohe Bioverfügbarkeit.
Xylamin® plus wurde für die speziellen Ernährungsanforderungen von Menschen mit Verdauungs- und Resorptionsstörungen zur Behandlung und Vorbeugung von Nährstoffdefiziten entwickelt. Insbesondere auch bei CED
und Reizdarm.
Dosierungsempfehlung: Täglich 3 x 1-2 Xylamin® plus Kapseln (FS-ADEK) zu den Mahlzeiten und zusätzlich täglich 1 x 1 Xylamin® plus Kapsel
(B-CEZISE). Die exakte Dosierung kann individuell nach der Schwere der Symptomatik angepasst werden.
70 Kapseln PZN 7125348  140 Kapseln PZN 7125354  420 Kapseln PZN 7125360
Dieses Produkt ist kein Ersatz für eine ausgewogene abwechslungsreiche Ernährung und eine gesunde Lebensweise.
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[email protected] oder Telefon 089 - 82 09 30
August-Exter-Straße 4
81245 München
Iberogast® – die wirksame
Alternative zu MCP
bei Motilitätsstörungen des Magen-Darm-Traktes
Reizmagensyndrom: Iberogast® erzielt
höhere Beschwerdefreiheit als MCP1
80
Ideale
Therapiegröße
71,6
*
70
50
62,8
Beschwerdefreie Patienten [%]
60
ml
50
40
30
20
10
0
*p < 0,05
Iberogast®
Metoclopramid
Signifikant bessere Beschwerdefreiheit
bei Symptomen wie z. B.:
• Übelkeit
• Völlegefühl
Quelle: 1Raedsch, R. et al. Wirksamkeit und Unbedenklichkeit … Z Gastroenterol 2007; 45; 1041 – 1048
Iberogast®. Zusammensetzung: 100 ml Flüssigkeit enthalten folgende Wirkstoffe: Auszüge aus: Iberis amara (Bittere Schleifenblume - Frische Ganzpflanze) (1 : 1,5-2,5) 15,0 ml, Auszugsmittel: Ethanol 50 %
(V/V); Angelikawurzel (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Kamillenblüten (1 : 2 -4) 20,0 ml; Kümmelfrüchten (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Mariendistelfrüchten (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Melissenblättern (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Pfefferminzblättern (1 : 2,5-3,5) 5,0 ml; Schöllkraut (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Süßholzwurzel (1 : 2,5-3,5) 10,0 ml; Auszugsmittel für alle Arzneidrogen: Ethanol 30 % (V/V). Anwendungsgebiete: Zur Behandlung von funktionellen
und motilitätsbedingten Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizmagen- und Reizdarmsyndrom sowie zur unterstützenden Behandlung der Beschwerden bei Magenschleimhautentzündungen (Gastritis).
Diese Erkrankungen äußern sich vorwiegend in Beschwerden wie Magenschmerzen, Völlegefühl, Blähungen, Magen-Darm-Krämpfen, Übelkeit und Sodbrennen. Gegenanzeigen: Bei Überempfindlichkeit
(Allergie) gegenüber den Wirkstoffen darf Iberogast® nicht eingenommen werden. Bei Kindern unter 3 Jahren darf Iberogast® nicht eingenommen werden, da keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen.
Schwangerschaft und Stillzeit: Aus den vorliegenden Daten lassen sich keine Hinweise für Bedenken hinsichtlich der Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit ableiten. Gleichwohl soll Iberogast®
während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Nebenwirkungen: Sehr selten können Überempfindlichkeitsreaktionen wie z. B. Hautausschlag,
Juckreiz, Atembeschwerden auftreten. Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte das Präparat abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann über den Schweregrad und gegebenenfalls erforderliche
weitere Maßnahmen entscheiden. Warnhinweis: Das Arzneimittel enthält 31 Vol.-% Alkohol. Stand der Information: 01/2016. Bayer Vital GmbH, Kaiser-Wilhelm-Allee 70, 51373 Leverkusen, Deutschland.