DOWNLOAD Stagereport | Juni 2011

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BÜHNEN- UND SHOW-PRODUKTIONEN
ESC 2011
Thomas Brügge
im Interview
06.2011
12 .Eurovision Song Contest
Bühnenkonstruktion für den ESC (Fotos: Crystal Sound)
Megaproduktion in Düsseldorf
Eurovision Song Contest 2011
13,83 Millionen Zuschauer in Deutschland ha-
Starkstromkabel und acht mit Diesel betriebene
Vorgabe, dass sich aufgrund der Sichtlinien die
ben am 14. Mai im Ersten das Finale des Eurovi-
Stromgeneratoren mit einer Leistung von insge-
Unterkante aller Beschallungssysteme auf min-
sion Song Contests 2011 (ESC) live aus der Are-
samt sechs Megawatt versorgten die Arena und
destens 18 m Höhe befinden musste, oder die
na in Düsseldorf verfolgt. Der Marktanteil der
den dazugehörigen Fernseh-Bereich.
Amp- und Dimmer-Cities, die mangels Platz am
Show, die die ARD unter Federführung des NDR
Hinter der kreativen Umsetzung der Show
Boden kurzerhand in mehreren Containern und
ausrichtete, lag bei 49,3 Prozent, zwei Prozent-
stand auf Wunsch des NDR die Brainpool TV
Plattformen ins Dach der Arena geflogen wur-
punkte mehr als im vergangenen Jahr. NDR-
GmbH. Unter der Leitung von Show-Produ-
den. Gerade durch diese unzugänglichen Posi-
Intendant Lutz Marmor: „Das war eine exzel-
zent Jörg Grabosch übernahm Brainpool alle
tionen konnte unser R1 Remote-Netzwerk ein-
lente Show. Das Wagnis, eine Fußball-Arena in
Aufgaben aus den Bereichen Bühnenkonstruk-
mal mehr seine Stärken voll ausspielen – wir
ein gigantisches Fernsehstudio mit Zehntausen-
tion, Licht, Pyro sowie technische Crew und
hatten alle relevanten Systemparameter zu je-
den von Zuschauern zu verwandeln, ist belohnt
koordinierte die für diese Bereiche zuständigen
der Zeit bequem vom FOH aus im Griff.“ Für
worden.“ Europaweit sollen mehr als 120 Mil-
Unternehmen: Cape Cross (Licht und Rigging),
den Soundmix stand am FOH ein Yamaha-Sys-
lionen Fernsehzuschauer den Sieg des Beitrags
Creative Technology (Video), Stage Kinetik (be-
tem bereit – bestehend aus fünf PM1D-, sechs
von Ell und Nikki aus Aserbaidschan verfolgt ha-
weglicher LED-Screen), MCI (Setbau) und Lu-
PM5D-RH-, drei M7CL-, einem DM2000- und
ben. Los ging die Show mit einem grandiosen
natX (Pyrotechnik).
diversen 01V96-Digitalmischpulten. Darüber
Show-Opening von Stefan Raab, der nach der
Bei der Show in der Esprit Arena, die ja spe-
hinaus wurden zwei digitale Mixing-Engines
Anmoderation auf einer Rundbühne im Publi-
ziell für den Anlass für fünf Wochen umgebaut
vom Typ DME64N und mehrere MSP5-Aktiv-
kum über einen Catwalk auf die Hauptbühne
und in Düsseldorf Arena umbenannt wurde,
Monitore verwendet. Peter Urban, NDR Grand
rannte und dort erst mit einer Band und später
waren 36.000 Zuschauer dabei. Vorher musste
Prix/ESC Urgestein, fasst es in seiner TV-Kom-
mit einem Orchester inklusive einem Auftritt der
der komplette Fußball-Rasen abgetragen wer-
mentierung dann so zusammen: „Das ist der
Vorjahressiegerin Lena performte. Einhüllt wur-
den – eine Erdschicht von 40 Zentimetern Di-
beste Sound in der Halle, den ich je beim ESC
de das Orchester, dass zunächst hinter einem
cke. Diese Fläche bekam eine Auffüllung mit
gehört habe.“
Vorhang saß, durch einen Kabuki, den spek De-
Sand. Nach entsprechender Verdichtung des
Die Veranstalter des Eurovision Song Con-
sign entwickelte und dabei die Produkte „Ka-
Untergrunds kamen darauf Schwerlastplatten,
test setzten auch 2011 wieder auf drahtlose
buki“ und „G-Frame“ einsetzte.
um den Stadion-Innenraum für Lkws und Kräne
Mikrofon- und Monitortechnik des Audiospe-
befahrbar zu machen.
zialisten. Damit war Sennheiser beim europä-
Während der Show kamen 25 Kameras
zum Einsatz. Dazu zählten vier Kamerakräne,
Für die Beschallung der gesamten Arena so-
ischen Mega-Event am 14. Mai 2011 zum 24.
zwei Steadycams und zwei drahtlose, trag-
wie des Presse-Centers wurden ausschließlich
Mal für die Mikrofontechnik verantwortlich.
bare Kameras. Für eine Übersicht über die
Systeme von d&b audiotechnik aus dem schwä-
„Wir freuen uns, dass wir bei einem internati-
komplette Arena sorgte unter der Decke eine
bischen Backnang eingesetzt. Die Bereitstellung
onalen Live-Event dieser Größenordnung wie-
„Spidercam“, die an jede beliebige Position in
des Lautsprechermaterials sowie die Installati-
der die Leistungsfähigkeit unserer Technik un-
der Halle gesteuert werden konnte, und eine
on und Betreuung in Düsseldorf erfolgte durch
ter Beweis stellen konnten. Mit unserem Part-
Schienenkamera, die sich zwölf Meter absen-
den Veranstaltungsspezialisten Crystal Sound,
ner Markus Müller von MM Communications
ken ließ. Außerdem wurde bei diesem ESC
der Abteilung für Veranstaltungstechnik des
vor Ort und unserem Equipment sorgten wir für
die Bühne komplett von einer Kamera auf
Karlsruher Musikhauses Rock Shop. Janko Ra-
einen reibungslosen Ablauf“, sagt Ties-Christi-
Schienen umrundet, dazu kam eine „High-
muscak vom Education & Application Support
an Gerdes, Geschäftsführer Sennheiser Vertrieb
speed Rail- and Towercam“ vor der Bühne.
von Crystal Sound: „Dieses Wahnsinnsspekta-
und Service.
Die Show wurde völlig unabhängig vom „nor-
kel war auch für uns eine einmalige Erfahrung.
Für die Frequenzplanung rund um den ESC
malen“ Stromnetz produziert: 35 Kilometer
Vieles war einfach extremer als sonst, sei es die
zeichnete sich Markus Müller verantwortlich,
STAGEREPORT 06.11
Eurovision Song Contest. 13
Finaler Auftritt für die Sieger (Foto: Sennheiser)
Satellitenbühne (Foto: Cape Cross/Hogrefe Photodesign)
der nicht nur die 163 Frequenzen für die Mi-
gehensweise auch die geringe Vorbereitungs-
wacht werden. 130 LKW á 40 Tonnen trans-
krofone und das Monitoring, sondern zusätz-
zeit kompensieren. Für jeden Act standen ex-
portierten Hallenlicht, LED-Technik, Rigging und
lich noch weitere 120 Frequenzen für Kom-
akt drei Minuten für die Vorbereitung, Verka-
Stromversorgung zur Düsseldorfer Arena. Bis zu
mandofunk, Fernwirksysteme und Kameras zu
belung und den doch recht langen Weg zur
300 Mitarbeiter waren in Spitzenzeiten mit dem
planen hatte. „Während der gesamten Produk-
Bühne zur Verfügung.“ Als besondere Her-
Aufbau beschäftigt.
tionszeit gewährleistete ein Team von 20 Mit-
ausforderung für die Tontechniker erwies sich
Um die jüngsten Sicherheitsrichtlinien zu er-
arbeitern den straffen zeitlichen Ablauf, denn
die lange Nachhallzeit in der Düsseldorf Are-
füllen, kamen fabrikneue Movecat Motoren
eine solche Show lebt von der hohen Zuverläs-
na. Um den Hall zu verringern, wurden in der
des Partners Stage Kinetik zum Einsatz. Benö-
sigkeit“, so Markus Müller, Geschäftsführer von
ganzen Halle Stoffbahnen aufgehängt.
tigt wurden 90 aktive Movecat VMK-S 500-24
MM Communications. „In Düsseldorf hatten
Für Rigging, Licht- und Medientechnik rund
für die aufwändigen szenischen Verwandlungen
wir die Funksignale einer zeitgleich in unmittel-
um den ESC 2011 zeichnete sich Cape Cross
im Set. Dabei handelt es sich um lagegeregel-
barer Nähe durchgeführten Messe zu berück-
aus Köln verantwortlich. Beim Mammutprojekt
te Variozüge mit 500 kg Traglast, einer stufen-
sichtigen und die DVBT-Sender in Köln. Wir ha-
arbeitete Cape Cross bereits in der Planungs-
losen Geschwindigkeit von 0 bis 400 mm/sec (0
ben mit unseren Frequenzen daher alle Lücken
und Konzeptionsphase eng mit Jerry Appelt,
bis 24 m/min), zwei wartungsfreien Bremsen mit
im gesamten UHF-Spektrum zwischen 470 und
Director of Photography, Produzent Jörg Gra-
einer kontaktlosen Funktionsüberwachung, ge-
790 MHz ausgenutzt, um den störungsfreien
bosch von Brainpool TV, Setdesigner Florian
trennten hochauflösenden Inkremental- und Ab-
Betrieb zu gewährleisten.“
Wieder und dem NDR zusammen. Gemeinsam
solutwertgebern, einem dynamischen Echtlast-
entwickelte das Team die Ideen für das Licht-
messsystem mit Funktionsprüfung, einem Vier-
konzept des Mega-Events.
weg-Getriebeendschalter und einer Temperatu-
Beim Eurovision Song Contest waren rund
300 Produkte aus dem Sennheiserportfolio dabei: 42 Handsender SKM 5200-II mit der Neu-
Cape Cross verfügt über zehn Jahre Erfah-
rüberwachung. Für die langen Übertragungs-
mann-Kapsel KK 104 S, 60 Taschensender SK
rung mit Großevents – aber der Eurovision Song
distanzen von bis über 350 Metern zwischen
5212-II, 41 Doppelempfänger EM 3732-II, Mo-
Contest 2011 sprengte jeglichen Rahmen. „Et-
Steuerung und Antrieben entwickelte Movecat
nitoring mit 22 Doppelsendern SR 2050 IEM
was in dieser Dimension hatte eben noch kei-
in drei Wochen ein redundantes Lichtwellenlei-
und 168 Empfänger EK 2000 IEM für die Mo-
ner gemacht“, erinnert sich Cape Cross Ge-
terübertragungssystem zwischen den Steuer-
deratoren Stefan Raab, Anke Engelke und Ju-
schäftsführer Thomas Brügge „deshalb schloss
konsolen und den ersten Netzwertverteilern so-
dith Rakers sowie die Künstler.
sich jede Lösung von der Stange von vornher-
wie Hochleistungs-Netzwerkmaster. Rund 1.000
Bevor die Fernsehzuschauerinnen und -zu-
ein aus“. So entwickelten die Lichtprofis die Lö-
Motoren, größtenteils von ChainMaster, setzte
schauer in 43 Ländern den Live-Gesang auf
sungen im laufenden Prozess: Eine zunächst ge-
Cape Cross insgesamt ein – davon ein großer
der Bühne zu hören bekamen, wurde er be-
plante Aufhängung erwies sich aus statischen
Teil aus dem eigenen Lagerbestand.
reits in vier Containern, die neben der Halle
Gründen als nicht geeignet, da die Licht-Rigg-
Auch im Front of House gab es Premieren:
standen, abgemischt: zwei für die Vor-, zwei
konstruktion zusammen mit der LED-Wand ins-
Während auf der Arenabühne Sänger und
für die Endmischung. Um den Künstlerinnen
gesamt 330 Tonnen gewogen und somit das
Bands aus 43 Ländern performten, hatten im
und Künstlern optimale Bedingungen für die
Arenadach zu stark belastet hätte. Daher ent-
FoH acht grandMA2 full-size Pulte der jüngsten
Proben und Shows zu schaffen, gab es einen
schloss sich die Produktionsgesellschaft unter
Generation ihren großen Auftritt – erstmalig.
speziellen „In-Ear-Probenraum“. Hier konnten
der technischen Leitung von Jakob Kuby, den
Die gesamte Show lief über Timecode. Elf MA
die Künstler den für sie besten Monitormix be-
Partner Stageco mit ins Boot zu holen, der ein
NPU Network Processing Units sorgten für die
stimmen und nach jeder Probe weiter optimie-
Schwerlastportal zur Aufhängung der 50 Ton-
notwendige Rechenleistung im MA-Net2. „Eine
ren. Die Einstellungen sicherte das Team für
nen schweren LED-Wand konstruierte. „Die
Show in dieser Größenordung ist ohne Time-
alle 43 Acts auf persönlichen Speicherkarten,
Idee zu der Mega-Wand war schnell geboren,
code nicht umsetzbar“, erklärte Appelt. „Wir
die dann in das Monitorpult der Hauptbühne
die Umsetzung dieses Designs war die Heraus-
haben jede Millisekunde als Cue gespeichert
eingelesen wurden. Gerdes: „Diese Möglich-
forderung“, so Thomas Brügge. Noch nie zuvor
und immer wieder geprobt.“
keit des Monitorings kannten noch nicht alle
war eine Wand in dieser Dimension zum Einsatz
Aufgrund der vielen technischen Neuheiten,
Künstler, insbesondere aus den kleineren Län-
gekommen. Über Messzellen im Pre-Rigg konn-
die bisher kaum am Markt erprobt worden wa-
dern. Außerdem konnten wir mit dieser Vor-
ten die Belastungszustände permanent über-
ren, kam der Fehlerminimierung ein besonde-
STAGEREPORT 06.11
14 .Eurovision Song Contest
Lena für Deutschland (Foto: Cape Cross/Hogrefe Photodesign)
FOH (Foto: Cape Cross/Hogrefe Photodesign)
rer Stellenwert zu. „Wir hatten noch keinerlei
kommen, was die Teilnehmer für Content ha-
richtendem Sender auf eine MediorNet Glasfa-
Erfahrungswerte mit der brandneuen Technik.
ben wollten“, so Melzig. „Nach dem ersten
ser-Infrastruktur von Riedel Communications.
Deshalb haben wir uns doppelt und dreifach
Probendurchlauf gibt es immer Änderungs-
Riedel installierte ein integriertes System aus
abgesichert und das System bei einem Pre-Pro-
wünsche, allerdings hat Spanien sogar noch am
MediorNet, RockNet, Artist und Performer,
gramming in Hamburg gemeinsam mit Jerry
Übertragungstag den Inhalt geändert. Glückli-
welches das ursprüngliche Fußballstadion in
Appelt und seiner Crew ausgiebig getestet“,
cherweise hatten wir eine sehr talentierte Crew
ein 15.000 Quadratmeter großes Fernsehstu-
erklärt Thomas Brügge. Das Ergebnis der de-
und ausgezeichnetes Equipment. Unterm Strich
dio verwandelte.
taillierten Vorbereitung: ein reibungsloser Ab-
waren alle Teilnehmer äußerst zufrieden.“
lauf beim gesamten ESC, vom Halbfinale bis zur
Schluss-Show.
Bei der Übertragung des Eurovision Song Con-
Zentrales Bühnenelement beim ESC war na-
test und der Durchführung des Events vor Ort
türlich die 1.250 Quadratmeter große LED-
war der Wuppertaler Spezialist für Echtzeitnetz-
Cape Cross übernahm auch die Post-Produc-
Wand von Creative Technology, bestehend aus
werke für die Verteilung der etwa 70 HD/SD-SDI
tion der „Postcards“, also der kurzen Einspiel-
1.330 LED-Modulen Spider 30 mit 30 mm Auf-
Videosignale, 1.200 Audiosignale und 734 Inter-
filme zur Vorstellung der Künstler. Regisseur
lösung und einem Gewicht von circa 30 Ton-
com-Ports verantwortlich. Insgesamt 70 Medior-
Tobi Baumann wollte ihnen durch den Tilt Shift
nen. Zum Ende der Show wurde die LED-Wand
Net Mainframes integrierten die verschiedenen
Effekt einen einzigartigen Look geben. Dieser
aufgefahren, teilte sich in der Mitte und gab
Positionen wie TV Compound, Kommentator-
sogenannte „Playmobil-Effekt“ lässt reale Auf-
den Blick auf den wabenartig gestalteten Green
boxen oder Pressezentrum in eine umfassende
nahmen wie Miniaturen aussehen. Cape Cross
Room frei, rosafarben illuminiert mit 400 Lauf-
Infrastruktur. MediorNet war sowohl verantwort-
realisierte diese Idee durch ein fein abgestimm-
metern des LED-Systems C-Serie von Schnick-
lich für den Transport der Sendesignale zu den
tes Zusammenspiel verschiedener Lösungen.
Schnack-Systems. Die einzelnen Waben waren
Ü-Wagen als auch für die Verteilung der Video-
Als Format wurde RED 4K HD gewählt – also ein
mit Loungemöbeln von Axentus ausgestattet.
signale innerhalb der Arena, etwa zu den Moni-
komplett bandloser Workflow. Entscheidend
In den beweglichen, fliegenden Elementen
toren in den Gängen, den Beamern der Video-
für den besonderen Effekt waren auch die Zahl
über der Bühne bekamen annähernd 200 Qua-
walls oder dem Greenroom. „MediorNet konnte
der Bilder pro Sekunde und die Shutter-Einstel-
dratmeter der transparenten Barco MiTrix LED-
hier seine Vorteile als Netzwerk voll ausspielen.
lung, aber auch die richtige Entfernung und der
Module mit 24 mm Auflösung ihren Platz, wäh-
Als Netzwerk erhält es bis zuletzt die völlige Fle-
richtige Winkel zum Motiv. Und natürlich das
rend im Boden der Bühne und in den fliegenden
xibilität in der Signalverteilung und ermöglicht
Sonnenlicht, das den Bildern einen besonderen
Elementen 2,6 Kilometer LED-Pixelstrips MiStrip
zudem die Überwachung der gesamten Instal-
Glanz gegeben und einen großen Einfluss auf
von Barco installiert waren. Zwölf Projektionen
lation“, so Simon Korzen, verantwortlicher Pro-
den gesamten Look hatte. Um die Verlagerung
auf je 60 Quadratmeter große Leinwände mit
jektleiter von Riedel Communications.
der Schärfenebene und damit den perfekten
insgesamt 720 Quadratmetern Projektionsfläche
Um einen reibungslosen Ablauf des Events
Tilt-Shift Look zu erzielen, erwiesen sich Moti-
und je 20.000 ANSI-Lumen Projektoren sorgten
zu garantieren, war das gesamte System min-
on von FCP Studio sowie Adobe After Effects
für die optimale Übertragung der Showacts für
destens redundant aufgebaut. Der Veranstalter
als gute Werkzeuge. Der Aufwand war enorm:
das Publikum im Innenraum der Arena.
setzte auf ein ausgefeiltes Redundanz- und Ha-
60 Drehtage, 35 Tage Schnitt, 50 Tage für VFX,
Der Regieplatz für die Videotechnik bestand
varie-Konzept, das sowohl doppelt ausgeführ-
Retusche und Colorgrading, 20 Tage Vertonung
aus sieben Medienservern, sieben Backup-Sys-
te MediorNet-Knoten wie auch doppelte Ü-
und Mischung. Der gesamte Speicherbedarf be-
temen sowie zusätzlich zwei Medienservern
Wagen und Ton-Regien beinhaltete. Auch das
trug circa 30 TB, verteilt auf fünf Server.
für die LED-Variationen auf der Bühne. Der
EBU-Sendesignal wurde parallel ausgestrahlt:
Concert und Stage Producer Ola Melzig traf
Signalfluss war komplett redundant realisiert
per SNG direkt über Satellit und als Redundanz
sich im Vorfeld mit allen Delegationen und
und gesteuert mit zwei Encore Mischpulten
über zwei spezielle von Riedel gelieferte 125
Künstlern, um zu klären, welche Licht- und Pryo-
und diversen Kreuzschienen, ausgeführt in
Mbit/s MLPS Daten-Leitung.
Effekte bei jedem einzelnen Song zum Einsatz
DVI-Glasfasertechnik.
Insgesamt 1.200 Audiosignale wurden mit
kommen sollen, welcher Video-Content gezeigt
Zur Verteilung der Video-, Audio-, Daten-
Hilfe von MediorNet und RockNet auf dem
wird und aus welchem Kamerawinkel gefilmt
und Kommunikationssignale beim diesjäh-
Event verteilt. In 48 separaten Kommentator-
wird. „Video war ein kniffeliges Element, denn
rigen Eurovision Song Contest setzte der Ver-
Kabinen berichteten die Reporter live von dem
wir haben nicht immer klare Anweisungen be-
anstalter EBU zusammen mit dem NDR als aus-
Event, das weltweit von mehr als 120 Millio-
STAGEREPORT 06.11
Eurovision Song Contest. 15
nen Zuschauer verfolgt wurde. Die Kommen-
Internetzugang sowie eine Artist CCP-1116
sem Monitor dargestellten Signale wurde über
tator-Anwendung wurde mit einer Kombinati-
Kommentatoren-Sprechstelle. Durch die An-
die in MediorNet integrierte Signalbearbeitung
on aus MediorNet und Artist als unabhängige
bindung über MediorNet konnten nicht nur die
realisiert, was zusätzliche Hardware ersparte.
Infrastruktur realisiert. Der Commentary Con-
Audio- und Intercomsignale für die Kommenta-
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trol Room (CCR) bildete die Schaltzentrale, in
torsprechstellen, sondern auch der Internet-Zu-
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der Riedel Connect Duo ISDN-Codecs die Ar-
gang für die Kommentatoren und die Videosig-
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tist-Installation mit den ISDN-Leitungen verban-
nale für die beiden Bildschirme über eine Infra-
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den. Die Kommentatorinstallation war zudem
struktur übertragen werden. Während ein Mo-
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mit dem MediorNet-System der Arena und dem
nitor das Programmbild zeigte, stellte der zwei-
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TV-Compound verbunden. In jeder Kommen-
te die Punktewertungen und weitere Kamera-
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tatorkabine befanden sich zwei LCD-Monitore,
positionen dar. Der Quadsplit der vier auf die-
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Thomas Brügge (Foto: Cape Cross/Hogrefe Photodesign)
„Nicht wirklich viel Zeit“
Fragen an Thomas Brügge von Cape Cross
StageReport: Wie hat Cape Cross den Auftrag
nicht umsetzen ließ. Das kinetische Equipment
gründen und weiter im gleichen Marktsegment
für den Eurovision Song Contest bekommen?
gemäß SIL3 musste in der erforderlichen Stück-
tätig zu sein. Diese Chance haben wir uns nicht
Thomas Brügge: Zusammen mit Jörg Gra-
zahl auch erst gebaut werden. Dieses Problem
entgehen lassen und sind in die Selbstständig-
bosch von Brainpool haben wir uns beim NDR
haben wir in Kooperation mit Movecat und
keit gestartet. Heute beschäftigen wir 38 Mitar-
um die Durchführung von Beleuchtung, Büh-
Stage Kinetik lösen können.
beiter in Köln-Mühlheim, wo wir als erstes Me-
nenbau und Rigging beworben. Für die Präsentation unserer Lösungen haben wir damals
dienunternehmen ansässig wurden.
StageReport: Seit wann gibt es Cape Cross?
Jerry Appel und Florian Wieder einbezogen,
Thomas Brügge: Seit fast zehn Jahren. Die
die ja bereits Erfahrungen mit dem Eurovision
Auftragserteilung für den Eurovision Song
Song Contest aus den Vorjahren hatten. Die
Contest war also quasi ein vorgezogenes Ge-
Entscheidung fiel dann erst Ende Februar. Uns
burtstagsgeschenk.
blieb für die Umsetzung nicht wirklich viel Zeit
zur Verfügung.
ke für den ESC vergeben?
Cape Cross?
Thomas Brügge: Beleuchtung, Rigging, Videoproduktion, Post Production, Renderings,
Studiovermietung sowie Entwicklungen von
StageReport: Von wem wurde das Unternehmen gegründet?
StageReport: Wie wurden die anderen Gewer-
StageReport: Welche Leistungen erbringt
Sonderlösungen. Diese Leistungen erbringen
wir für Produktionen wie die Wok-WM und
Thomas Brügge: Von Brainpool gemeinsam
die TV Total Stock Car Crash Challenge für
mit meinem Partner Andreas Ellmerer und mir.
Prosieben/SAT1 oder auch die Heute Show für
Thomas Brügge: Über Brainpool in Koope-
das ZDF.
ration mit Cape Cross. Ausnahme war die Be-
StageReport: Was war der Anlass für die
schallung, die der NDR direkt an Crystal Sound
Gründung?
StageReport: Was ist der USP von Cape Cross?
vergeben hat. Viele Probleme bei diesem Me-
Thomas Brügge: Andreas Ellmerer und ich
Thomas Brügge: Wie decken mit einer fla-
gaprojekt entstanden erst während der Auf-
waren damals national und international unter-
chen Hierarchie, großer Budgettreue und viel
bauphase und mussten gemeinsam mit Spezi-
wegs – er als lichtsetzender Kameramann bei
Liebe zum Detail und der Technik das gesamte
alanbietern gelöst werden. So hatten wir bei-
Event- und TV-Produktionen, ich als Oberbe-
Spektrum von TV- und Eventproduktionen ab.
spielsweise zunächst vor, die Videowand zu
leuchter bei Film und TV – und bekamen damals
Weiterhin ist es uns wichtig, die dafür erforder-
fliegen, was sich aber aus statischen Gründen
die Möglichkeit, unser eigenes Unternehmen zu
lichen Mitarbeiter auch selbst auszubilden.
STAGEREPORT 06.11