Sibirischer Uhu - Tierparkfreunde Hellabrunn eV

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Sibirischer Uhu - Tierparkfreunde Hellabrunn eV
LÖHLEINS TIERLEBEN NR.67
Sibirischer Uhu
Bubo bubo sibiricus
Verbreitung: Östliches Russland und westliches Sibirien, Baschkirien, Mittlerer Ob,
West-Altai-Gebirge. Im Norden bis an den Rand der Taiga.
Lebensraum: sehr unterschiedlich: von Wäldern über offene Landschaften zu Felshängen,
Steinbrüchen und sogar Steppen, oft in Gewässernähe
Nahrung: Kleinsäuger und Vögel
Besonderheiten: weltweit größte Eulenart, Kopf lässt sich 270° weit drehen,
auffällige orange Augen und große Federohren.
Alter: im Freiland 25 Jahre, im Zoo über 50 Jahre
Lebensweise: nachtaktiver Ansitz- oder Suchflugjäger, Standvogel.
Gefährdung: fehlende Brutmöglichkeiten durch übermäßige Forstwirtschaft,
Lebensraumzerstörung.
Bestand: bislang nicht gefährdet
Hellabrunner Sibirische Uhus: ein ausgewachsenes Uhu-Paar von 3 und 5 Jahren Alter,
die aus dem Eulenhof-Zoo bei Neumarkt in der Oberpfalz stammen
Fütterungszeiten: die Uhus erhalten ihr Futter gegen Abend und fressen dann in der Nacht.
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LÖHLEINS TIERLEBEN
Woran liegt es, dass ausgerechnet die Sibirischen Uhus so
EUROPÄISCHER UHU ALS TEILNEHMER groß sind? An der Bergmann’schen Regel! Dies ist eiDER FALKNEREIVORFÜHRUNG DIE
ne tiergeographische Regel,
BESUCHER HELLABRUNNS MIT SEINEM
die 1847 vom Göttinger AnaLAUTLOSEN FLUG UND SEINER GRÖtom und Physiologen Carl
SSE. DENN DER UHU IST DIE GRÖSSTE Bergmann aufgestellt wurde.
Sie sagt folgendes aus: Die InEULENART DER WELT. NACHDEM ER
dividuen einer gleichwarmen
Art, also einer Vogel- oder
STARB, GAB ES EINIGE JAHRE KEINE
Säugetierart, sind in den kälteUHUS IN HELLABRUNN ZU SEHEN.
ren Regionen des VerbreiDOCH NUN KAM AUS DEM EULENHOF- tungsgebietes größer als in
den wärmeren Regionen. Dies
ZOO BEI NEUMARKT IN DER OBERgilt für Unterarten innerhalb
einer Art, aber auch für Arten
PFALZ EIN PAAR SIBIRISCHER UHUS.
innerhalb einer Gattung oder
NACH HELLABRUNN. UND DIE SIND
Familie.
LÄNGERE ZEIT BEEINDRUCKTE EIN
SOGAR NOCH EIN BISSCHEN GRÖSSER
ALS DER EINHEIMISCHE UHU, DENN
DIE SIBIRISCHEN UHUS SIND DIE
GRÖSSTE UNTERART DER UHUS.
Uhu
Bubo bubo sibiricus
Ursache dafür ist der Temperaturverlust über die Körperoberfläche. Denn je größer ein
Tier ist, desto kleiner ist seine
Körperoberfläche im Vergleich
zum Körpergewicht und der
Wärmeverlust über die Hautdamit auch umso geringer. Um
erfolgreich in kalten Regionen
leben zu können, muss der
Wärmeverlust gering gehalten
werden. Deshalb sind große
Tiere mit einer geringen relativen Körperoberfläche im Vorteil. Neben dem Uhu noch ein
paar weitere Beispiele für die
Bergmann’sche Regel: Der im
Warmen lebende GalapagosPinguin ist die kleinste Pinguin-Art. Der in der südlichsten
Antarktis lebende Kaiserpinguin ist die größte Pinguin-Art.
Ein anderes Beispiel: Der Eisbär
ist viel größer als der Braunbär.
Unter den verschiedenen
Braunbär-Unterarten ist wiederum der im Mediterranen lebende Syrische Braunbär die
kleinste Unterart.
Im Gegensatz zum Europäischen Uhu, der bis vor einigen
Jahren in Hellabrunn lebte,
werden die Sibirischen Uhus
nicht an den Flugvorführungen teilnehmen. Denn es handelt sich um ein Paar im besten
Fortpflanzungsalter (3 und 5
Jahre alt), das sich um die Brut
statt um Flugvorführungen
kümmern soll. Dazu wird dem
LÖHLEINS TIERLEBEN
Uhupärchen seit Mai einer der leerstehenden Zeltvolieren am Rande des Dschungelzelts umgebaut. Steinaufbauten mit Nischen sollen als Sitzplätze dienen und
die Voliere soll neu bepflanzt werden. Dann erst zieht
das Eulenpaar von seinem bisherigen Gehege, in dem
früher die Wildkatzen lebten, ins neue Gehege um.
Ab nächstem Frühjahr kann dann auf erste Bruterfolge gehofft werden. Dieses Jahr war es für die Brut im
März schon zu spät, denn der Brut geht eine etwa
zweimonatige Balz voraus und die beiden Uhus kamen
erst Anfang des Jahres in Hellabrunn an. Letztes Jahr
hatten sie im Eulenzoo in der Oberpfalz aber bereits
gebalzt, waren für eine erfolgreiche Brut aber wohl
noch zu jung. Da Sibirische Uhus in lebenslanger Monogamie leben, gibt es berechtigte Hoffnungen auf
Bruterfolge in den nächsten Jahren. In der Brutzeit gilt
es dann für die Tierpfleger besonders aufzupassen.
Denn ausgewachsene Uhus schützen ihr Nest gegen
Eindringlinge und schrecken auch vor Angriffen auf
die eigenen Tierpfleger nicht zurück. Dieses Frühjahr
wird aber nicht gebrütet und deshalb verhalten sich
die Uhus eher scheu und zurückhaltend.
ZOOLOGISCHES
Der Sibirische Uhu ist die weltweit größte Eulenart.
Das deutlich größere Weibchen erreicht ein Gewicht
von bis zu 3000 Gramm bei einer Flügelspannweite
von 170 cm. Der Kopf läßt sich um 270° drehen, was eine gute Rundumsicht des Ansitzjägers ermöglicht. Die
auffällig orangefarbenen Augen liegen nahe nebeneinander und können sowohl bei Tag als auch bei
Nacht sehr gut räumlich und sehr scharf sehen. Auf
dem Kopf sitzen bis zu 8 cm große Federohren, die bei
Gefahr oder Erregung aufgestellt werden. Das Gehör
ist ebenfalls hervorragend ausgebildet und gilt bei der
Jagd als wichtigstes Sinnesorgan.
Der deutsche Name Uhu wird wie der lateinische Name Bubo von den charakteristischen Balzrufen der
Uhus abgeleitet. Während der Balz versucht der Uhu
das Weibchen mit Fütterungs- und Locklauten zum
Nestplatz zu locken. Hat das Weibchen den Nistplatz
akzeptiert, beginnt das Männchen oft schon Wochen
vor der eigentlichen Brut das Weibchen mit Futter zu
versorgen. 34 Tage nach der Eiablage schlüpfen die
Jungeulen, die fünf Monate lang von ihren Eltern versorgt werden.
Tagsüber ruht der Uhu in Tarnhaltung in Baumkronen
oder Felsnischen. Wie alle Eulen liebt der Uhu Sonnenbäder, zu denen er sich sogar auf den Boden legt.
Auch ausgiebige Sandbäder mag der Uhu und schaufelt sich dabei mit den Flügeln Sand auf Rücken und
Nacken. Gejagt wird mit Beginn der Dämmerung, wobei gegen Mitternacht eine Jagdpause eingelegt wird,
ehe bis zum Morgen erneut gejagt wird. Nur in Hungerzeiten wird auch tagsüber gejagt. Bei der Jagd
zeigt sich der Uhu als variabel und sehr geschickt. Er
kann auch wendige Vögel im Flug und im dichten Ge-
äst erbeuten und sogar auf dem Boden ist er schnell
und geschickt: so kann er flüchtende Mäuse laufend
einholen und erbeuten. Beutetiere mit einem Gewicht
von bis zu zwei Dritteln des Uhus können fliegend
weggetragen werden. Zu den Beutetieren gehören
überwiegend Säugetiere und Vögel bis zu mittlerer
Größe. Selbst vor den stacheligen Igeln wird nicht halt
gemacht.
FÜTTERUNG DER UHUS
Als Futter dienen Mäuse und Ratten aus der tierparkeigenen Futtertierzucht, sowie Eintagsküken, Kaninchen- und Rindfleisch. Das Futter wird kurz vor Feierabend von den Tierpflegern ins Gehege gelegt und
abends und nachts von den Uhus gefressen. Die Fütterung erfolgt deshalb so spät, damit das Futter der
nachtaktiven Vögel im Winter nicht bis zur Nahrungsaufnahme eingefroren ist oder im Sommer Fliegen ihre Eipakete daran ablegen können. Pro Uhu rechnet
man 200 bis 300g Futter. Unverdauliche Nahrungsreste wie Knochen oder Haare werden als sog. Gewölle
wieder ausgespieen.
Dr. Wolfgang Löhlein
Stellvertretender Vorsitzender
Tierparkfreunde Hellabrunn e.V.
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