Katharina Held - Niedersächsische Sparkassenstiftung

Katharina Held: RAM-Stipendium 2014
11. Juli 2014:
Das Telefon klingelt. Eine Dame ist am Telefon und teilt mir mit, dass ich ausgewählt
wurde, die diesjährige RAM-Stipendiatin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung zu
sein. Im Herbst werde ich zwei Wochen nach England fliegen, um Unterricht an der
renommierten Royal Academy of Music zu erhalten. Außerdem bekomme ich zusätzlich
ein eintägiges Auftrittscoaching. Im ersten Moment kann ich es gar nicht glauben. Im
Herbst geht es nach London! Der Wahnsinn!
25. September:
Der Tag des Auftrittscoaching ist gekommen. Ich bekomme meine Reiseunterlagen
überreicht, wunderbar von Frau Kunze und Frau Böning organisiert und vorbereitet. Im
Coaching mit Herrn Geretshauser geht es um freies Sprechen und Auftreten, denn als
Sängerin muss ich mich immer wieder selbst präsentieren. Herr Geretshauser filmt mein
Auftreten und danach schauen wir es uns gemeinsam an. Am Anfang ist es ungewohnt,
sich selber zu beobachten, aber dann auch total spannend und hilfreich. Denn ich kann
sehen, wie ich mich im Laufe des Tages entwickle. Am Anfang spreche ich beispielsweise
zu schnell, die Videoaufnahmen machen mich darauf aufmerksam und so kann ich es
ändern. Ein sehr interessanter Tag, von dem ich viel mitgenommen habe, vielen Dank
dafür!
27. September:
Heute geht es endlich los nach London! Erwartungsvoll sitze ich im Flugzeug. In
Heathrow angekommen, stelle ich mich gleich der ersten Herausforderung: Den richtigen
Weg mit der Underground zum Hotel zu finden. Alles kein Problem und so komme ich
erschöpft aber glücklich im gemütlichen und familiären Blandford Hotel, nahe Baker
Street, an. Ich erkunde noch ein wenig die Gegend und stelle fest, dass die Academy nur
wenige Minuten zu Fuß entfernt ist. Das Hotel hat wirklich die perfekte Lage!
28. September:
Heute ist Sightseeing angesagt: Big Ben und Westminster Abbey, das London Eye, ein
langer Spaziergang durch das sonnige London an der Themse entlang. Ein kurzer
Abstecher zur St. Paul's Cathedral und dann noch zur Tower Bridge und zum Tower of
London. So tolles Wetter hatte ich gar nicht erwartet!
3. Oktober:
Jetzt ist schon die erste Woche vorbei. Am Montag, meinem ersten Tag an der Academy
hat mich mein Student Guide Lottie (eine Studentin aus dem zweiten Jahr Gesang)
abgeholt und mir alles gezeigt. Wir sind zusammen in die Cafeteria der Academy
gegangen und ich habe ihre Freunde kennen gelernt, die mich alle gleich herzlich
aufgenommen haben.
Ich war mit in ein paar Kursen: "Movement Class" wo wir verschiedene Übungen machten
und tanzten und "German Repertoire", wo sich alle über die Anwesenheit des deutschen
Gasts gefreut haben. Der Professor, Richard Stokes, hat mehrere Übersetzungsbücher
vom Deutschen ins Englische und auch vom Französischen ins Englische geschrieben. Er
ist, obwohl er selber Engländer ist, fasziniert von der deutschen Sprache und rezitierte
ein ums andere Gedicht. In dem Kurs "French Phonetics", bei einer sehr exzentrischen
Lehrerin, die immer wollte, dass wir das "French Face" (gespitzte Lippen) machen, erfuhr
ich viel über die französische Aussprache. Wir sangen z.B. "Frère Jaques" (Bruder Jakob)
nach phonetischen Symbolen, sehr lustig.
Meinen Gesangsunterricht hatte ich bei Kathleen Livingstone, einer sehr netten
Professorin. Wir arbeiteten an verschiedenen Stücken meines Repertoires. Sie gab mir
viele neue technische Anregungen zur Atemführung und Körperöffnung. Mrs. Livingstone
spielte sehr gut Klavier und begleitete mich zu den Stücken persönlich, so konnten wir
gut musikalisch arbeiten.
Ich unternahm viel mit Lottie, ihre Freundinnen und sie luden mich sogar zu sich nach
Hause zu einem Pizzaabend ein. Ich fühlte mich gleich willkommen und sehr wohl. Neben
den ganzen Aktivitäten an der Academy war auch noch Zeit, London ein bisschen mehr zu
erkunden. Den Guard Change am Buckingham Palace konnte ich mir nicht entgehen
lassen. Danach lief ich noch ein wenig herum und genoss London und das schöne Wetter.
10. Oktober:
Morgen ist mein Abenteuer London leider schon wieder zu Ende. Auch die zweite Woche
war spannend: Ich hatte die gleichen Kurse und zusätzlich noch "Introduction to
Conducting". Wir lernten verschiedene Taktarten zu dirigieren und durften uns
schließlich jeder an der "kleinen Nachtmusik" von Mozart ein wenig ausprobieren.
Außerdem besuchte ich den Kurs "English Song Class" des ersten Gesangsjahres. Es war
interessant zu sehen, wie sich die "ganz Neuen" von denen unterschieden, die schon ein
Jahr an der Academy studierten.
In German Repertoire durfte ich diese Woche selbst ein deutschsprachiges Lied ("Das
verlassene Mägdlein" von Hugo Wolf) vor der Klasse singen, das war ziemlich aufregend,
aber um die Aussprache musste ich mir ja keine Sorgen machen.
Außerdem ging ich zu einigen Konzerten der Academy: Ich besuchte die "Opera Scenes",
bei dem ältere Studenten Szenen aus verschiedensten Opern vortrugen, "The Pavarotti
Price", ein Wettbewerb bei dem die Gewinnerin ein Stipendium von £15.000 erhielt und
ein Mittagskonzert mit Mahler Liedern aus "Des Knaben Wunderhorn". Dieses Konzert
hat mich sehr berührt, es fand im kleinen Rahmen in der Academy statt und hat mir
wieder einmal gezeigt, wie intensiv und eindrücklich Gesang sein kann.
Lottie machte mich außerdem mit "Fish&Chips" (was ich vorher noch nie gegessen hatte)
und mehreren Londoner Märkten bekannt.
11. Oktober:
Heute geht es nun zurück. Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit hier in London, die ich
niemals vergessen werde. Vielen, vielen Dank an die Niedersächsische
Sparkassenstiftung, die mir das ermöglicht hat. Ein ganz besonderer Dank geht an Amrei
Kunze, die das alles so toll organisiert und betreut hat und die im letzten Moment noch
meinen Flug umgebucht hat, da ich, aufgrund meines Studiums, direkt von London nach
Berlin fliegen musste. Vielen Dank!