Bachelor-Arbeit - bei der Abteilung für Hydrologie und
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Bachelor-Arbeit - bei der Abteilung für Hydrologie und
Bachelor-Arbeit Im Studiengang Agrarwissenschaften Fachrichtung Umweltwissenschaften Längsschnitt-Analyse des Durchflusses und der Frachten ausgewählter Wasserinhaltsstoffe in drei Flusseinzugsgebieten des Norddeutschen Tieflandes vorgelegt von Torge Beckmann Kiel, im Mai 2012 1. Prüferin: Prof. Dr. Nicola Fohrer 2. Prüfer: Dr. Hilmar Messal Institut für Natur- und Ressourcenschutz Abteilung Hydrologie und Wasserwirtschaft Agrar- und Ernährungswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Kurzfassung Die vorliegende Arbeit ist eingegliedert in das „NaLaMa-nT“-Projekt (Nachhaltiges Landmanagement im Norddeutschen Tiefland) und dient der Erfassung von Ist-Zuständen an ausgewählten Flusseinzugsgebieten durch Messungen und Analysen. Der wissenschaftliche Teil ist dabei in eine umfassende Fehleranalyse, eine an der Landnutzung orientierten Gebietsanalyse sowie einer Einschätzung der Gewässergüte nach den Vorgaben der LAWA (Bund/Länderarbeitsgemeinschaft Wasserinhaltsstoffe untersuchten Wasser) gegliedert. Einzugsgebiete sind Die auf die bestimmte Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof), die Nuthe in Sachsen-Anhalt (Pegel Walternienburg) sowie das Demnitzer Mühlenfließ (Pegel Berkenbrück-1). Nach der Durchführung von drei Messkampagnen, jeweils im Frühjahr und im Herbst 2011, auf denen Wasserproben genommen und Profildaten erfasst wurden, folgten Laboranalysen zur Bestimmung von Ammonium-Stickstoff, Nitrat-Stickstoff, Nitrit-Stickstoff, Gesamtstickstoff, Orthophosphat, Gesamtphosphor, Chlorid und Sulfat. Es zeigt sich, dass die zur Fehleranalyse verwendeten Längs- und Knotenpunktbilanzen hilfreich zur Analyse des Wasser- und Stoffhaushaltes sind. Anhand von Differenzen innerhalb der Bilanzen konnten Gebietsspezifika aufgedeckt und mit Hilfe von Landnutzungskarten einer ersten Gebietsanalyse unterzogen werden. Für das Demnitzer Mühlenfließ können die meisten gefundenen Bilanzfehler erklärt werden. Die wesentliche Besonderheit in diesem Einzugsgebiet sind Sumpf- und Niedermoorflächen, die durch ihre speziellen Charakteristika Einfluss auf den Wasser- und Stoffhaushalt haben. Aber auch landwirtschaftliche Nutzung wirkt Zusammensetzung auf Fließgewässer das sich besonders aus, hinsichtlich weshalb 2/5 der chemischen aller gemessenen Konzentrationen die Zielwerte der Wasserrahmenrichtlinie nicht erreichen. Es muss an dieser Stelle betont werden, dass alle hier abgeleiteten Güteklassen auf einmaligen Messungen beruhen. Die hier abgeleiteten Güteeinstufungen verkörpern deshalb nur Werte in Anlehnung an die LAWA-Wassergüteklassifizierung. Die Buckau hingegen ist ein positives Beispiel für die Wasserqualität, zumindest aus der Sicht der beiden durchgeführten Beprobungen. Das Erreichen von Zustandsstufe II in Anlehnung Bachelor-Arbeit Torge Beckmann an die LAWA Gewässergüteklassifizierung bis 2015 scheint wahrscheinlich, wenngleich wenige Sulfatkonzentrationen noch etwas zu hoch sind. Entlang der Buckau gibt es zwei Forellenteiche, deren Wirkung auf den Durchfluss und die Wasserqualität anhand der Analysen erkennbar ist. Die Nuthe, die südlich von der Buckau liegt, ist das komplizierteste Einzugsgebiet und enthält die Stadt Zerbst/Anhalt, landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie Wälder. Außerdem nehmen Klärwerke Einfluss auf die Wasserqualität. Eine Besonderheit ist das Versickern des Flusses aufgrund hoher Grundwasserflurabstände und durchlässiger Böden im Osten des Gebietes. Die Längsschnittanalyse der Nuthe zeigt einige dieser Aspekte auf und erklärt sie anhand des gemessenen Abflusses und der Konzentrationen der benannten Wasserinhaltsstoffe. Hinsichtlich der Wasserqualität müssen gegenüber der Buckau Abstriche gemacht werden. Die Landwirtschaft und die Klärwerke führen zu merklichen Auswirkungen und sorgen für erhöhte Stickstoff- und Phosphorwerte. Das größte Problem bereiteten jedoch, wie in der Buckau, die Sulfatkonzentrationen, die an manchen Messpunkten Zustandsstufe III-IV erreichen. Eine gemeinsame Ursache ist aufgrund der geographischen Lage wahrscheinlich. Die allgemeine Fehleranalyse umfasst alle eventuell gemachten Fehler bei der Datensammlung, -erfassung und -auswertung. Sie zeigt, dass Fehlerquellen nicht auszuschließen sind, aber im Rahmen dieser Arbeit auf ein Minimum reduziert werden konnten. Die verwendeten Daten entsprechen dem Stand vom 20.05.2012. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Danksagung Diese Arbeit ist das Produkt zahlreicher Arbeitsvorgänge, bei denen mir reichlich Unterstützung zugekommen ist. Ich möchte daher den folgenden Personen meinen Dank aussprechen. Ich bedanke mich zunächst bei Prof. Dr. Fohrer, die mir diese Arbeit anvertraut hat und mich stets, auch in persönlichen Gesprächen, motiviert und unterstützt hat. Ein großes Dankeschön geht an den Zweitprüfer Dr. Messal. Er war immer sehr darum bemüht innovative Lösungen zu finden und scheute sich nicht davor diese zu teilen. Ich danke außerdem für die vielen wertvollen fachlichen Informationen und die Hilfe bei der Datenarbeit. Mein Dank gilt allen Personen, die geholfen haben die Messkampagnen durchzuführen. Dabei denke ich stellvertretend an Inger Struck und Verena Dörfler, die für mich eine besondere Hilfe waren. Ohne die fachliche Hilfe der Laborangestellten wäre diese Arbeit ebenfalls nicht möglich gewesen. Ich danke Monika Westphal, Bettina Hollmann und Imke Meyer für die gute Betreuung und Zusammenarbeit. Ein Dank gilt auch Florian Honsel, dessen Bachelorarbeit mir hinsichtlich der äußeren Form geholfen und mir Ideen zur Gliederung gegeben hat. Außerdem danke ich diversen Freunden und Verwandten für vielerlei Unterstützungen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |1 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung ............................................................................................................................. 6 2 Das Norddeutsche Tiefland .................................................................................................. 7 3 Die Untersuchungsgebiete .................................................................................................. 12 3.1 Gebiet Fläming ............................................................................................................... 12 3.2 Gebiet Oder-Spree.......................................................................................................... 15 3.3 Einfluss der Einzugsgebietsgröße auf die Messungen ................................................... 16 4 Material und Methoden ....................................................................................................... 17 4.1 Das Prinzip der Längsschnitt-und Knotenpunktanalysen............................................... 17 4.2 Auswahl aussagekräftiger Messpunkte.......................................................................... 18 4.3 Am Ort der Kampagnen.................................................................................................. 21 4.3.1 Teamstruktur und Equipment ................................................................................. 21 4.3.2 Vorgehen am Messpunkt ........................................................................................ 21 4.3.3 Bestimmung der physikalischen Parameter ........................................................... 22 4.3.3.1 pH-Wert ............................................................................................................ 23 4.3.3.2 Wassertemperatur [°C] .................................................................................... 23 4.3.3.3 Leitfähigkeit [µS/cm] ........................................................................................ 24 4.3.3.4 Sauerstoffgehalt [mg/l] .................................................................................... 24 4.3.4 Aufnahme von Querschnittsprofildaten ................................................................. 25 4.3.4.1 Elektroakustisches Strömungsmessgerät („Qliner“) ........................................ 25 4.3.4.2 Elektromagnetisches Fließgeschwindigkeitsmessgerät („FlowSens“) ............. 26 4.3.5 Aufbereitung und Lagerung der Proben ................................................................. 27 4.3.6 Vorgehen bei Geräteausfall .................................................................................... 27 4.4. Analysen/Methodik im Labor ........................................................................................ 27 4.4.1 Filtration .................................................................................................................. 28 4.4.2 Verfahren der chemischen Analysen ...................................................................... 28 4.4.2.1 Lösliche Phosphate ........................................................................................... 29 4.4.2.2 Gesamtphosphor .............................................................................................. 29 4.4.2.3 Ammonium ....................................................................................................... 29 4.4.2.4 Gesamtstickstoff............................................................................................... 29 4.4.2.5 Chlorid, Sulfat, Nitrat und Nitrit (IC) ................................................................ 30 4.4.3 Bearbeitung der Laboranalysedaten ....................................................................... 30 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |2 4.5 Datenmanagement......................................................................................................... 31 4.5.1 Berechnung der Abflüsse mit Hilfe der „FlowSens“-Daten und dem Programm „Fluegel“ .................................................................................................................. 31 4.5.2 Datenerfassung und Weiterverarbeitung ............................................................... 32 4.5.3 Darstellung der Werte in Übersichtsgrafiken ......................................................... 33 4.6 Das Prinzip der Fehlersuche bei Gebietsanalysen ......................................................... 35 5 Ergebnisse ............................................................................................................................ 35 5.1 Allgemeine Fehlerbetrachtung ....................................................................................... 35 5.1.1 Auswahl der Messpunkte ........................................................................................ 36 5.1.2 Subjektive Fehlerquellen (Messfehler durch das Personal) ................................... 37 5.1.3 Objektive Fehlerquellen (Messfehler durch technisches Equipment).................... 38 5.1.4 Laboranalytik (objektive und subjektive Fehler) ..................................................... 40 5.1.5 Äußere Störgrößen .................................................................................................. 42 5.1.6 Fehlerquellen bei der Weiterverarbeitung von Daten............................................ 43 5.2 Gebietsanalysen auf der Grundlage von Landnutzungskarten ..................................... 43 5.2.1 Gebietsübergreifende Einflüsse .............................................................................. 43 5.2.2 Fläming – die Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof)........................................ 44 5.2.3 Fläming – die Nuthe in Sachsen-Anhalt (Pegel Walternienburg)............................ 56 5.2.4 Oder-Spree Region – das Demnitzer Mühlenfließ (Pegel Berkenbrück-1) ............. 71 5.3 Bestimmung der Gewässergüte in Anlehnung an die LAWAGewässergüteklassifizierung zur Interpretation und Einordnung der Ergebnisse ........ 84 5.3.1 Hintergrund des Bewertungsmaßstabes ................................................................ 84 5.3.2 Gewässergüte der Buckau ....................................................................................... 85 5.3.3 Gewässergüte der Nuthe ........................................................................................ 88 5.3.4 Gewässergüte des Demnitzer Mühlenfließes ......................................................... 92 6 Vergleich mit anderen Arbeiten ......................................................................................... 96 7 Schlussteil............................................................................................................................. 97 7.1 Zusammenfassung:......................................................................................................... 97 7.2 Fazit ................................................................................................................................ 99 8 Quellen ................................................................................................................................ 100 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |3 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Das Norddeutsche Tiefland - Eine Übersicht der Bundesanstalt für Landeskunde (2012). ...................................................................................................... 7 Abbildung 2: Ergebnisse der Bestandsaufnahme der Flüsse 2005 nach BMU & UBA Kartengrundlage UBA/BKG (2005). ........................................................................ 10 Abbildung 3: Gesamtübersicht der Ergebnisse der Bestandsaufnahme der Flüsse 2005 nach BMU & UBA Kartengrundlage UBA/BKG (2005). ..................................... 10 Abbildung 4: Die Untersuchungsgebiete des „NaLaMa-nT“-Projektes im Überblick nach Projektbeschreibung des Verbundprojektes „NaLaMa-nT“ (2010). ................ 12 Abbildung 5: Landnutzung im Einzugsgebiet der Buckau (rot: Siedlung, gelb: WaldStrauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, pink Industrie, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland). ............................................................................... 13 Abbildung 6: Landnutzung im Einzugsgebiet der Nuthe (ST) (rot: Siedlung, gelb: WaldStrauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, pink Industrie, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland). ............................................................................... 15 Abbildung 7: Landnutzung im Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes (rot: Siedlung, gelb: Wald-Strauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, lila Moor, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland)............................................................... 16 Abbildung 8: Lage der Probenpunkte(rote Kreise) im Einzugsgebiet der Buckau (links) und im Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes (rechts); rote Kreisringe bezeichnen jeweils Landespegel. ................................................................. 19 Abbildung 9: Lage der Probenpunkte (rote Kreise) im Einzugsgebiet der Nuthe (rote Kreisringe bezeichnen jeweils Landespegel). ................................................... 20 Abbildung 10: Beispiel eines Messprotokolls (Buckau, Messpunkt 11). ................................. 25 Abbildung 11: Funktionsprinzip des "Qliners" nach OTT Messtechnik GmbH & Co. KG (2008). ............................................................................................................... 26 Abbildung 12: Funktionsprinzip vom "Flowsens" nach SEBA HYDROMETRIE (2007). ............. 26 Abbildung 13: Darstellung eines Ionenchromatographen nach metrohm.com (2012). ......... 30 Abbildung 14: Benutzeroberfläche des Programms "Fluegel". ............................................... 31 Abbildung 15: Schematische Darstellung des Aufbaus der Datenerfassungs-Tabellen. ......... 32 Abbildung 16: Beispiel für eine Bilanzanalyse, hier: Gesamtstickstoff im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr 2011. ................................................................................ 34 Abbildung 17: Bilanzknoten (links) und Längsschnittanalysen (rechts) in der Buckau – Abfluss. .................................................................................................................. 45 Abbildung 18: Bilanzknoten in der Buckau – Chloridfracht. .................................................... 46 Abbildung 19: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Buckau im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 – Gesamtphosphor. ........................................................ 48 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |4 Abbildung 20: Längsschnittanalysen in der Buckau - Gesamtstickstofffracht (links) und Orthophosphatfracht (rechts). ............................................................................. 49 Abbildung 21: Längsschnittanalysen in der Buckau - Nitratfracht (links) und Bilanzknotenanalysen für Gesamtstickstofffracht (rechts). .................................................. 50 Abbildung 22: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Buckau im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 – Schwebstoffe. .............................................................. 55 Abbildung 23: Längsschnittanalysen an der Nuthe (Nordost) - Abfluss. ................................. 56 Abbildung 24: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Nuthe (nordöstlicher Teil) im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Sulfat. ...................................... 59 Abbildung 25: Längsschnittbilanz von MP 17 nach MP 18a in der Lindauer Nuthe – Vergleich der Frachten von Gesamtphosphor und Orthophosphat. ..................... 60 Abbildung 26: Bilanzknoten in der Nuthe - Nitratfracht (links) und Gesamtphosphorfracht (rechts). ............................................................................................................. 62 Abbildung 27: Bilanzknoten in der Nuthe - Chloridfracht. ...................................................... 64 Abbildung 28: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Nuthe (südwestlicher Teil) im Frühjahr(links) und im Herbst(rechts) 2011 - Gesamtstickstoff. ...................... 65 Abbildung 29: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Gesamtphosphor. .................................. 72 Abbildung 30: Bilanzknoten am Demnitzer Mühlenfließ - Chloridfracht (links) und Sulfatfracht (rechts). .................................................................................................. 73 Abbildung 31: Bilanzknoten (links) und Längsschnittanalysen (rechts) am Demnitzer Mühlenfließ - Gesamtstickstoff. ............................................................................... 75 Abbildung 32: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließes im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Nitrat...................................................... 77 Abbildung 33: Vergleich der Messungen vom Frühjahr und vom Herbst 2011 im Demnitzer Mühlenfließ – pH-Wert............................................................................... 81 Abbildung 34: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließes im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Schwebstoffe. ........................................ 83 Abbildung 35: Güteklassen in der Nuthe im Frühjahr 2011 – nordöstlicher Teil (links) und südwestlicher Teil (rechts) in Anlehnung an die LAWA-Klassifizierung – Sulfatkonzentrationen. .......................................................................................... 90 Abbildung 36: Güteklassen im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 in Anlehnung an die LAWA-Klassifizierung – Nitratkonzentrationen................................................................................................................ 94 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |5 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Verwendete Methodik zur Bestimmung der physikalischen Parameter nach Klee (1998)............................................................................................................. 23 Tabelle 2: Verwendete Methoden zur Bestimmung der Konzentration der ausgewählten Wasserinhaltsstoffe nach Klee (1998) und ÖKZ (2012). ....................................... 29 Tabelle 3: Bestimmungsgrenzen einiger Wasserinhaltsstoffe nach Information des Labors (2012). ................................................................................................................... 41 Tabelle 4: Messergebnisse der physikalischen Größen an der Buckau vom Frühjahr und vom Herbst 2011. .................................................................................................. 53 Tabelle 5: Berechnete Frachten von Gesamtstickstoff, Ammonium und Chlorid für drei Messpunkte an der Nuthe im Frühjahr und im Herbst 2011. ............................... 58 Tabelle 6: Gegenüberstellung der Messergebnisse von Abfluss, Konzentration und Fracht von Sulfat an ausgewählten Messpunkten der Nuthe 2011. ................................ 68 Tabelle 7: Messergebnisse der physikalischen Größen an der Nuthe vom Frühjahr und vom Herbst 2011. .................................................................................................. 69 Tabelle 8: Messergebnisse der physikalischen Größen am Demnitzer Mühlenfließ vom Frühjahr und vom Herbst 2011. ............................................................................ 80 Tabelle 9: Chemische Gewässergüteklassifikation nach LAWA (1998): Beschreibung der Güteklassen. .......................................................................................................... 84 Tabelle 10: Güteklassifizierung der Nährstoffe, Salze und Summenkenngrößen nach LAWA (1998). ................................................................................................................... 84 Tabelle 11: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für die Buckau 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). ......................................................................... 87 Tabelle 12: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für die Nuthe 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). ......................................................................... 91 Tabelle 13: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für das Demnitzer Mühlenfließ 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). ................................................. 95 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |6 1 Einführung Diese Bachelorarbeit beinhaltet als Teil des „NalaMa-nT“-Projektes (Nachhaltiges Landmanagement im Norddeutschen Tiefland) Längsschnitt- und Knotenpunktanalysen des Durchflusses und Frachten ausgewählter Wasserinhaltsstoffe in drei Flusseinzugsgebieten sowie Fehlerbetrachtungen bei der Datenerhebung und -erfassung sowie Gebietsanalysen und Einschätzung mit Hilfe der Gewässergüteklassifizierung nach „Bund/Länder- Arbeitsgemeinschaft Wasser“(LAWA) (BMU-1, 2012). Das Projekt besteht aus drei Phasen: 1. Erfassung der Ist-Zustände ausgewählter Flusseinzugsgebiete durch Messungen und Laboranalysen, 2. Erstellung von Modellen zur Simulierung der Wasser- und Stoffhaushalte, 3. Szenario basierte Simulationen mit Hilfe der erstellten Modelle. Diese Arbeit ist eingegliedert in den Bereich zur Erfassung von Ist-Zuständen und bildet die Grundlage für die weiteren Arbeitsetappen. Auf der Basis von vorgegebenen Klimaszenarios des IPCC werden Landnutzungsszenarios in entsprechende Wasser- und Stoffhaushaltsszenarios transformiert. Die im Projekt betrachteten Gebiete liegen entlang einer Ost-West-Achse (Transekt), die sich von Diepholz im Westen bis zum Oder-SpreeGebiet im Osten erstreckt. Räumlich beschränkt sich diese Arbeit auf drei der insgesamt sechs Einzugsgebiete. In den Einzugsgebieten der Buckau in Brandenburg (Pegel Herrenmühle/Forellenhof), der Nuthe in Sachsen-Anhalt (Pegel Walternienburg) und dem Demnitzer Mühlenfließ in Brandenburg (Pegel Berkenbrück 1) wurden im Frühjahr und im Herbst 2011 manuelle Messungen durchgeführt und Wasserproben genommen. Dies geschah mit Hilfe eines elektromechanischen („FlowSens“) und eines elektroakustischen („Qliner“) Messgerätes zur Bestimmung der Fließgeschwindigkeit in Messlamellen sowie weiteren Messgeräten und -utensilien des Labors des „Institutes für Natur- und Ressourcenschutz“ der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Wasserproben wurden im Labor mit standardisierten Analyseverfahren ausgewertet. Alle Ergebnisse der Vor-OrtMessungen und der Analysen im Labor wurden elektronisch erfasst und grafisch dargestellt. Diese Grafiken enthalten zudem Längsschnitt- und Knotenpunktvergleiche für ausgewählte Wasserinhaltsstoffe sowie Abflüsse. Des Weiteren werden prozentuale Veränderungen der Ergebnisse vom Frühjahr zum Herbst dargestellt. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Zur Vereinfachung der Seite |7 Plausibilitätsprüfungen enthalten die Grafiken besondere Merkmale der Gebiete, wie zum Beispiel Klärwerke. Mit Hilfe der Grafiken konnten Bilanzanalysen wichtiger Pflanzennährstoffe wie Phosphor- und Stickstoffverbindungen durchgeführt und in Anlehnung an die Gewässergüteklassifizierung nach LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser, 1998) bewertet werden. 2 Das Norddeutsche Tiefland Das Norddeutsche Tiefland, auch Norddeutsche Tiefebene genannt, erstreckt sich etwa von 6° bis 15° östlicher Breite und von 55° bis 51°20‘ nördlicher Länge. Es gehört zum Mitteleuropäischen Tiefland, das Teile Skandinaviens, der Niederlande, Belgiens und Polens umfasst. Der deutsche Teil dieser supranationalen Landschaft grenzt im Norden an die Nordund Ostsee und im Süden an den Mittelgebirgsrücken. Flächenmäßig nimmt das Norddeutsche Tiefland rund die Hälfte Deutschlands ein und ist somit als Großraum 1. Abbildung 1: Das Norddeutsche Tiefland - Eine Übersicht der Bundesanstalt für Landeskunde (2012). Ordnung deklariert. Die Regionen 2. Ordnung sind beispielsweise das Marschland, das Mecklenburgische Küstengebiet, die Norddeutsche Seenplatte, das zentrale Norddeutsche Tiefland und die Lössbörden (Ssymank, 1994). Einen Überblick gibt Abbildung 1. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |8 Das Norddeutsche Tiefland ist eine Beckenlandschaft, die durch Gletschereinfluss entstand (Scheffer F. & Schachtschabel P., 2002). Die weiteste Ausbreitung fanden die Gletscher der Drenthe- und der Elstereiszeit, die die heutigen Südgrenzen des Norddeutschen Tieflandes markieren. Die späteren Glaziale der Saale- und Weichseleiszeit sind weniger weit ins Landesinnere vorgestoßen (Horn, 2008). Das Norddeutsche Tiefland ist also durch die Last und den Vorschub gewaltiger Eismassen aus Nordskandinavien geprägt und namensgebend flach. Ausnahmen bilden die durch Geröllablagerungen höher liegenden Bereiche der Endmoränen. Typische Bodengesellschaften, die sich auf Grund des glazialen Einflusses gebildet haben, sind dominiert von Braun- und Parabraunerden, den Marschen sowie Podsolen (Scheffer F. & Schachtschabel P., 2002). In den Niederungen gibt es natürlicher Weise flächige Moor- und Auenböden, die allerdings seit den 50‘er Jahren durch landwirtschaftliche Intensivierung zurückgegangen sind (Taube, 2011). Das Norddeutsche Tiefland ist klimatisch unterschiedlich geprägt. Im Westen bringt der Einfluss des maritimen Klimas Niederschläge und Temperaturen im Mittel von 800mm/Jahr bzw. 8°C mit sich. Der Osten ist von kontinentalem Klima gezeichnet und damit verbunden etwas höheren mittleren Temperaturen und niedrigeren Niederschlägen von 9°C bzw. 500mm/Jahr (Dierke Weltatlas, 1996). Das Norddeutsche Tiefland gehört trotz des beschriebenen West-Ost-Gradienten gesamtheitlich zum warmgemäßigten Regenklima innerhalb der Westwindzone. Die Winde bringen milde, feuchte Luftmassen vom Atlantik in die Niederung und sorgen für feuchte, milde Winter und gemäßigte Sommer (DWD, 2012). Hydrologisch ist die Norddeutsche Tiefebene durch ihren geringen Abstand zur Grundwasseroberfläche (im Fläming allerdings nicht), ein dichtes Flussnetz und im Nordosten von Seenlandschaften geprägt. Die wichtigsten Flüsse sind Elbe, Weser und Ems. Die Oder im Osten des Tieflandes hat anteilsmäßig nur eine geringe Bedeutung im deutschen Raum. (GIS-UBA, 2012). Sie weisen aufgrund geringer Höhengradienten lentische Fließgeschwindigkeiten auf, sind aber in ihrer Morphologie vom Menschen stark überprägt worden. Begradigungen und Eingrenzungen durch Deiche beispielsweise erhöhen das Risiko von Überschwemmungen. Dadurch können durch die Topografie der Norddeutschen Tiefebene weiträumige Gebiete des Großraumes überschwemmt werden, wie es beispielsweise bei der Jahrhundertflut im Jahre 2002 an der Elbe geschah (Planet-Wissen.de, Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Seite |9 2012). Des Weiteren fehlen die in der Vergangenheit kultivierten Auen- und Moorflächen, welche im Wasser- und Nährstoffhaushalt eine wichtige, nämlich eine regulierende Rolle spielen. Sie wirken als Puffersystem für Nährstoffe und reduzieren Abflusspiks bei Hochwasserwellen (Irmler et al., 2010). Der Nährstoffhaushalt steht in enger Verbindung zur Landwirtschaft. Während im Osten der Norddeutschen Tiefenebene vornehmlich Ackerbau betrieben wird, findet im Westen die Veredelung statt (Taube, 2011). Die Viehdichte bedingt den Anfall von organischen Düngemitteln, welche letztlich in die Böden eingearbeitet werden. Grade im Bereich der Sanderlandschaften (z. B. schleswig-holsteinische Geest) führt dies in Kombination mit der hohen Grundwasserneubildungsrate zu massiven Stickstoff- und Phosphoreinträgen in den Grundwasserkörper (Baumgartner & Liebscher, 1996). Flüsse sind ebenfalls häufig durch Stoffeinträge aus der Landwirtschaft belastet. Erosion, Drainage sowie Kleinkläranlagen sind dabei die wichtigsten Pfade dieser Nährstoffeinträge. Eutrophierend wirken sich vor allem Stickstoff- und Phosphorverbindungen aus (Fohrer, 2011). Mit Inkrafttreten der EU-Wasserrahmenrichtlinie Ende 2000 wurde von den Mitgliedsstaaten der integrative Wasserschutz beschlossen. Innerhalb eines vorgegebenen Rahmens sollen die Mitgliedsstaaten gemeinschaftlich und somit grenzüberschreitend nachhaltige Gewässerpolitik betreiben. Bis zum Jahr 2015 sollen dabei alle Gewässer in den sogenannten „guten ökologischen und chemischen Zustand“ gebracht werden (BMU-2, 2012). Teil der Richtlinie ist die umfassende Bestandsaufnahme der Gewässer bis Dezember 2004. Dabei wird unterschieden in Grund- und Küstengewässer sowie Seen und Flüsse (BMU-3, 2012). Im „NaMaLa-nT-Projekt“ wurden sechs Flusseinzugsgebiete innerhalb des Norddeutschen Tieflandes ausgewählt, weshalb der Fokus im Folgenden auf den Ergebnissen der Bestandsaufnahmen der Fließgewässer liegt. Abbildung 2 zeigt, dass ein Erreichen des guten ökologischen Zustandes bei Flüssen nur in 15 Prozent der Fälle wahrscheinlich ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass dies bei 85 Prozent nicht sicher oder unwahrscheinlich ist. Bezogen auf den chemischen Zustand der Flüsse fällt das Ergebnis etwas besser aus. Hier sind es 63 Prozent der Flüsse, bei denen das Erreichen der Ziele bis 2015 wahrscheinlich ist, und nur 37 Prozent, bei denen es unsicher oder unwahrscheinlich ist. Einen genaueren Überblick über die erwarteten Zustandsstufen ermöglicht Abbildung 3. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 10 Abbildung 2: Ergebnisse der Bestandsaufnahme der Flüsse 2005 nach BMU & UBA Kartengrundlage UBA/BKG (2005). Abbildung 3: Gesamtübersicht der Ergebnisse der Bestandsaufnahme der Flüsse 2005 nach BMU & UBA Kartengrundlage UBA/BKG (2005). Es ist aus der Grafik ersichtlich, dass die Bestandsaufnahme von 2005 äußerst schlecht ausfällt. Sie führte zu Einschätzungen, ob das Erreichen der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 wahrscheinlich, unsicher oder unwahrscheinlich ist. Verschiedene Parameter spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Gewässerqualität geht. So gibt die Landnutzung durch ihren erheblichen Einfluss auf die Gewässergüte bereits einen guten Einblick in die Kausalitäten möglicher Verunreinigungen. Es wurden viele wissenschaftliche Arbeiten an der Christian-Albrechts Universität (Institut für Natur- und Ressourcenschutz) geschrieben, die dieses belegen. So zum Beispiel die Arbeit von Lam et al. (2010): „The impact of agricultural Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 11 Best Management Practices on water quality in a North German lowland catchment“, welche diesen Zusammenhang am Beispiel der Kielstau in Schleswig-Holstein darstellt. Stadtgebiete weisen oft schlechte Werte (in Extremfällen bis Zustandsstufe IV) auf. Ländlich geprägte Räume emittieren je nach Flächennutzung unterschiedlich hohe Pflanzennährstoffeinträge (vor allem Stickstoffe und Phosphorverbindungen). Dort, wo viel Ackerbau betrieben wird, fallen die Stoffeinträge niedriger aus als in Veredelungsregionen, wie zum Beispiel in Niedersachsen, wo ländlich geprägte Räume Hauptemittenten von Nährstoffen sind. Dies liegt an der stark positiven Nährstoffbilanz der Veredelungsbetriebe (Pacholski, 2011). Es stellt sich also die Frage, wie heutzutage die Gewässerqualität in den Kampagnengebieten zu bewerten ist und ob ein Erreichen der Ziele der Wasserrahmenrichtline aus heutiger Sicht wahrscheinlicher ist, als es 2005 war. In Kapitel 6 wird darauf mit Hilfe der Messergebnisse der Gewässergüteklassifizierung nach LAWA eine Antwort gegeben. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann Kampagnen und der S e i t e | 12 3 Die Untersuchungsgebiete Das „NaLaMa-nT“- Projekt umfasst die Landkreise Diepholz, Uelzen, Fläming und Oder-Spree (siehe Abbildung 4), in denen sechs Flusseinzugsgebiete ausgewiesen wurden, die entweder vollständig oder nur teilweise in den Regionen gelegen sind. Alle sechs Flusseinzugsgebiete wurden 2011 beprobt (Wasserprobenentnahme, physikalische Wasserparameter, Fließgeschwindigkeiten und Profildaten). Drei dieser Gebiete (Buckau, Demnitzer Mühlenfließ und anhaltinische Nuthe) sind Gegenstand der vorliegenden Arbeit und sollen nachfolgend erläutert werden. Abbildung 4: Die Untersuchungsgebiete des „NaLaMa-nT“-Projektes im Überblick nach Projektbeschreibung des Verbundprojektes „NaLaMa-nT“ (2010). 3.1 Gebiet Fläming Das Einzugsgebiet der Buckau (Herrenmühle/Forellenhof) ist 135 km² groß und liegt in Brandenburg. Der Gebietsauslass Herrenmühle/Forellenhof ist gleichzeitig Landespegel. Dieser liegt allerdings vor dem eigentlichen Forellenhof, während die Beprobung hinter dem Forellenhof erfolgte. Zum Vergleich der folgenden Aussagen steht Abbildung 5 zur Verfügung. Der Quellbereich ist durch Wiesen, Weiden und Landwirtschaft beeinflusst. Auf ihrer ca. 12,6 km langen Fließstrecke bis zu den oben genannten Pegeln passiert die Buckau Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 13 zunächst eine Ortschaft und stark landwirtschaftlich genutzte Flächen. Nach ca. 5 km erreicht sie einen Nadelwald, der sie die nächsten 2 km begleitet. Eine kleine Ortschaft markiert das Ende des Nadelwaldes. Der Rest der Fließstrecke ist wie die Quellregion durch Wiesen, Weiden und Landwirtschaft geprägt. Es gibt im Einzugsgebiet der Buckau zwei Kleinkläranlagen. Die im Süden des Gebietes liegende Anlage führt ihr Abwasser durch Rohrleitungen in das Einzugsgebiet der Nuthe in Sachsen-Anhalt ab. Die andere Kläranlage liegt zwischen den Messpunkten 1 und 2 und entwässert in die Buckau. Der Hauptsystemoutput ist Messpunkt 13. Ein weiterer Gebietsoutput, der eine Verbindung zum zeitweise parallel fließenden Herrenmühlengraben (gehört nicht in das Einzugsgebiet) darstellt und als Fischaufstieg dienen soll, ist am Messpunkt 14 zu finden. Andere Querverbindungen, die zur Zeit der DDR in den 1970er Jahren aus meliorativen Gründen gegraben worden sind, wurden wieder geschlossen. Ein weiterer Systemoutput (Messpunkt 15) führt nur zeitweise Wasser und spielt daher eine untergeordnete Rolle. Abbildung 5: Landnutzung im Einzugsgebiet der Buckau (rot: Siedlung, gelb: Wald-Strauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, pink Industrie, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 14 Die anhaltinische Nuthe ist der größte der hier betrachteten Flüsse. Die Einzugsgebietsgröße des Pegels Nutha beträgt ca. 509 km² und in Erweiterung am Pegel Walternienburg 570 km². Eine Übersicht über die Landnutzung gibt Abbildung 6. Auf ihrer Fließstrecke von rund 49 km wird die Nuthe von diversen Nebenarmen gespeist und vervielfacht ihren Abfluss. Der hier ausgewählte Gebietsauslass ist Pegel Walternienburg, der den Pegel Nutha (MP 29) um rund 60 km² erweitert und am Messpunkt 32 erfasst wird. Die Nuthe entspringt im Nordwesten des beschriebenen Einzugsgebietes und fließt auf ihren ersten 16 Kilometern durch ein von Nadelwäldern dominiertes Gebiet. Auf diesem Teil der Fließstrecke (Boner Nuthe) überquert die Nuthe die Grenze von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt, allerdings unterirdisch, denn kurz hinter dem brandenburgischen Ort Spring versiegt der Wasserfluss. Die Boner Nuthe entspringt am Südhang des Fläming in Sachsen-Anhalt neu. Auf ihrem Weg bis zur Stadt Zerbst/Anhalt wird die Nuthe von Wiesen und Weiden gesäumt. Die dahinter liegende Landnutzung ist als komplizierte Parzellenstruktur zu beschreiben, welche allerdings von Ackerbau dominiert ist. Dieser rund 20 Kilometer lange Fließweg wird kurz vor Zerbst/Anhalt von zwei Zuflüssen gespeist. Diese weisen in ihren südlich gelegenen Teileinzugsgebieten eine ähnliche Landnutzung auf wie die Nuthe zwischen dem Nadelwald- und dem Stadtgebiet. In der Stadt Zerbst und ca. 6 Kilometer danach fließen weitere Nebenflüsse in die Nuthe, insbesondere die vereinigte Lindauer und Grimmer Nuthe. Diese kommen aus dem Norden des Einzugsgebietes, wo sie mehrere kleine Ortschaften durchqueren und einen Flughafen passieren. Sie sind ebenfalls von Wiesen und Weiden gesäumt und durch dahinter liegende komplexe Parzellenstrukturen beeinflusst. Innerhalb der letzten 13 Kilometer ist ein Ausfluss zu verzeichnen, der nach Süden abzweigt und in die Elbe mündet. Auch die Nuthe fließt rund 5 Kilometer nach dem letzten Messpunkt im Osten des Einzugsgebietes in die Elbe. Fünf Kläranlagen stellen mögliche Punktquellen für Nährstoffeinträge dar. Eine liegt nahe der Quellregion im Nordwesten innerhalb und eine weitere außerhalb des Einzugsgebietes im Gebiet der Buckau, die das Klärwerkswasser über Rohrleitungen in die Region transportiert. Im Nordosten der Stadt Zerbst/Anhalt liegt ein weiteres Klärwerk zwischen den Messpunkten 19, 21 und 22, welches aber wahrscheinlich nicht mehr in Betrieb ist. Auch innerhalb des Stadtgebietes befindet sich nahe der Messpunkte 13 und 33 eine Kläranlage. Das letzte Klärwerk entlang der Fließstrecke der Nuthe liegt südwestlich von Zerbst/Anhalt in der Nähe von Messpunkt 29. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 15 Abbildung 6: Landnutzung im Einzugsgebiet der Nuthe (ST) (rot: Siedlung, gelb: Wald-Strauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, pink Industrie, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland). 3.2 Gebiet Oder-Spree Das Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes/Berkenbrück-1 liegt östlich von Berlin und umfasst 69,2 km². Zur besseren Übersicht dient Abbildung 7. Der Gebietsauslass befindet sich an der südlichen Grenze des Einzugsgebietes und ist ein Landespegel. Die Fließstrecke durch das Einzugsgebiet beträgt ca. 17 km. In der Quellregion findet man komplexe Parzellenstrukturen vor, die von Wald, Landwirtschaft und Wiesen/Weiden dominiert sind. Nach rund 3,5 Kilometern durchquert der Fluss eine kleine Siedlung und eine Agrarregion. Dieser Abschnitt des Demnitzer Mühlenfließes ist allerdings nur wenige 100 Meter lang und wird danach durch Wiesen abgelöst. Rund um die Wiesen befindet sich forstwirtschaftlich genutzter Nadel- und Mischwald, der nach rund 8 Kilometern Strecke durchflossen wird. Die darauf folgenden 5 Kilometer der Fließstrecke sind durch landwirtschaftlich genutzte Flächen gekennzeichnet. Auf den letzten 4 Kilometern durchströmt der Demnitzer Mühlenfließ einen großen Nadelforst, bevor es kurz nach dem Gebietsauslass in den Dehmsee übergeht. Einer der Zuströme im Südosten des Einzugsgebietes ist von einer Moorfläche beeinflusst. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 16 Kläranlagen, die ihre Abwässer in das Demnitzer Mühlenfließ leiten, gibt es keine. Dafür wurde von Drainageeinleitungen berichtet (Messal, 2012), die eventuell hohe Einträge von Pflanzennährstoffen in das Gewässer bewirken. Abbildung 7: Landnutzung im Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes (rot: Siedlung, gelb: Wald-Strauch-Übergang, dunkelgrün Nadelwald, mittelgrün Laubwald, hellgrün Mischwald, matthellgrün Wiesen & Weiden, lila Moor, blau Gewässer, schwachbraun Ackerland). 3.3 Einfluss der Einzugsgebietsgröße auf die Messungen Um eine gute Vergleichbarkeit zwischen den Messergebnissen eines Einzugsgebietes zu gewährleisten, darf der zeitliche Abstand zwischen den Messungen nicht zu hoch sein. Im Optimalfall würden alle Messpunkte gleichzeitig beprobt bzw. bemessen werden, was einen hohen Personalaufwand mit sich brächte. Auf Grund der finanziellen Limitierung des Teilprojektes konnte dies nicht umgesetzt werden. So arbeiteten die Teilnehmer der Kampagnen stets zügig und schlossen die Messungen innerhalb weniger Tage ab. Außerdem wurde die Anzahl der Messpunkte durch die Wahl der Flussnetzgenauigkeit 3.Ordnung begrenzt. Niederschlagsereignisse kamen vorteilhafter Weise kaum vor, lediglich an einem Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 17 Tag der Herbstkampagne am Demnitzer Mühlenfließ hatte es geregnet. Die Auswirkungen werden in Kapitel 5.2.4 beschrieben. 4 Material und Methoden 4.1 Das Prinzip der Längsschnitt-und Knotenpunktanalysen Zur Darstellung der Ergebnisse wurden Grafiken ausgewählt, die alle Längsschnitt- und Knotenpunkte eines Gebietes umfassen. Dadurch können relativ einfach Plausibilitätsprüfungen durchgeführt und erste Trends abgeleitet werden. Außerdem gelingt es dem Betrachter relativ schnell, einen Überblick über das Gebiet und dessen Abflüsse bzw. Frachten im Gewässer zu gewinnen. Eine hydrologische Längsschnittanalyse ist die Erfassung und Auswertung von Wasserinhaltsstoffen und Abflüssen entlang eines Hauptstromabschnittes. So lässt sich überprüfen, ob externe Einflüsse dem Fluss Nährstoffe und/oder Wasser entziehen oder ihn mit solchen speisen. Moore könnten beispielsweise Nährstoffe entziehen und somit Frachten reduzieren. Diese Form der Bilanzierung ist folgendermaßen definiert: Ai = Bi + Xi A - erste Messstelle in Fließrichtung, B - zweite Messstelle in Fließrichtung, X - Differenz von A und B, i - Index; steht für einen beliebigen Standort (Messal et al. 2012). Die Längsschnittanalysen sind grafisch als Drachenvierecke dargestellt. Bei seitlichen Zu- oder Ausflüssen bietet sich die Erstellung von Bilanzierungsknoten an. Diese bestehen aus mindestens drei Messpunkten, nämlich einem im Hauptstrom, einem im Zu- oder Ausfluss sowie einem im Hauptstrom hinter dem Zu- oder Ausfluss: Aj + Cj = Bj + Yj A - erste Messstelle in Fließrichtung, B - zweite Messstelle in Fließrichtung, C - Messstelle im Zu- oder Ausfluss; Y - Differenz zwischen (A+C) und B, j - Index; steht für einen beliebigen Standort (Messal et al. 2012). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 18 Diese Methode ermöglicht zusammen mit der Gebietsanalyse, die Quellen und Senken im Einzugsgebiet lokalisiert, eine Kontrolle der Messgenauigkeit. In den Grafiken sind Bilanzierungsknoten durch schwach blaue Kreise hinterlegt. In den anliegenden Quadraten sind etwaige prozentuale Abweichungen zu finden. 4.2 Auswahl aussagekräftiger Messpunkte Die Messpunkte wurden gezielt ausgewählt. Dabei wurden die Hauptströme der Flüsse sowie Zu- und Abflüsse nach Gewässernetz 2. bis 3. Ordnung aufgenommen, da diese eine Betrachtung mit Hilfe des Knotenpunkt-Prinzipes (siehe 4.1) ermöglichen. Längere Fließstrecken ohne nennenswerte Zu- und Abflüsse wurden ebenfalls mit aufgenommen, um zu überprüfen, ob beispielsweise Frachten verloren gehen. Die Auswahl fand mit Hilfe des Computerprogrammes „ArcGIS“ der Firma „ESRI“ statt, wurde aber in jedem Einzelfall vor Ort überprüft und gegebenenfalls erweitert oder verändert. Die Abbildungen 8 und 9 zeigen die Verteilung der Messpunkte innerhalb der Einzugsgebietsgrenzen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 19 Abbildung 8: Lage der Probenpunkte(rote Kreise) im Einzugsgebiet der Buckau (links) und im Einzugsgebiet des Demnitzer Mühlenfließes (rechts); rote Kreisringe bezeichnen jeweils Landespegel. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 20 Abbildung 9: Lage der Probenpunkte (rote Kreise) im Einzugsgebiet der Nuthe (rote Kreisringe bezeichnen jeweils Landespegel). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 21 4.3 Am Ort der Kampagnen 4.3.1 Teamstruktur und Equipment Je nach Größe der zu untersuchenden Flusseinzugsgebiete wurden jeweils ein oder zwei Kleinbusse der Universität Kiel mit identischem Equipment beladen. In der Regel fuhren zwei Personen in einem Auto und führten die Messungen und Probenahmen durch. In einzelnen Fällen wurden die Zweierteams durch ortskundige Mitarbeiter von Landesinstitutionen unterstützt. Dadurch wurde Detailwissen zum Flussnetz importiert und es konnte exakter auf die Spezifika der Gebiete eingegangen werden. Zum Equipment gehörten verschieden große, beschriftete Plastik- und Glasflaschen zur Probenahme, ein Schöpfbecher mit langem Stiel, Kühlboxen für die Proben, ein Maßband sowie von Labormitarbeitern geeichte Messgeräte mit pH-, Wassertemperatur-, Sauerstoffund Leitfähigkeitssonde. Die elektrische Leitfähigkeit wurde mit dem Gerät WTW cond 300i und die pH- und Sauerstoffgehaltsmessung mit dem Gerat WTW Multi 340i gemessen. Jedes Auto war mit einem „FlowSens“, einem elektromagnetischen Fließgeschwindigkeitsmessgerät, und einem GPS-Gerät sowie einigen Stiften und Protokollblättern zu Aufnahme der Daten bestückt. In einem der Autos wurde außerdem ein „Qliner“, ein elektroakustisches Strömungsmessgerät, inklusive Zubehör untergebracht. 4.3.2 Vorgehen am Messpunkt Jeder der im Vorfeld ausgewählten Messpunkte (siehe Kapitel 4.2) wurde sorgfältig besichtigt und gegebenenfalls verworfen oder verlegt. Erst wenn eine möglichst optimale Eignung des Ortes festgestellt werden konnte, wurde mit der Aufnahme begonnen. Dabei konnte leider aus Zeitgründen nicht immer das störende Kraut beseitigt werden, wie es für eine uneingeschränkt optimale Messung notwendig gewesen wäre. Die meisten Messstellen wurden in den Frühjahreskampagnen festgelegt und im Herbst ergänzt, da neue Erkenntnisse eine leichte Ausdehnung des Messnetzes nötig machten. Das Vorgehen an jedem Probenpunkt war folgendermaßen festgelegt: Es begann mit der Dokumentation von Koordinaten mit Hilfe eines GPS-Gerätes. Kameraaufnahmen des Flussquerschnittes sowie flussauf- und flussabwärts gelegene Landschaftsaufnahmen wurden zur nachträglichen Informationsbereitstellung und zur späteren Orientierung im Herbst gemacht. Sie sollten das Wiederfinden der exakten Flussbereiche im Herbst Bachelor-Arbeit Torge Beckmann erleichtern. Nach diesen S e i t e | 22 Dokumentierungen wurden Wasserproben gemessen. Zuletzt wurden entnommen und physikalische Parameter Querschnittsprofile aufgenommen und die Fließ- geschwindigkeiten lamellenweise gemessen. Bei der Entnahme von Proben wurde ein Schöpfbecher zunächst mit Flusswasser ausgewaschen. Es galt darauf zu achten, dass kein Sediment aufgewirbelt wird, da dieses die nachfolgenden Laboranalysen verfälscht hätte. Die eigentliche Entnahme erfolgte entgegen der Strömung und möglichst weit entfernt vom Ufer, da sich durch veränderte Fließgeschwindigkeiten die hydrochemische Zusammensetzung ändern kann. Mit den entnommenen Wasserproben wurden verschiedene Fläschchen gefüllt. Im Einzelnen waren das zwei 50 ml-Flaschen, zwei 100 ml-Flaschen, eine 250 ml-Flasche und eine Literflasche. Alle Flaschen wurden luftdicht verschraubt und kühl gestellt. Am Abend wurden alle Proben eingefroren, um biologische Abbauprozesse zu verhindern. Zwei Flaschen eines jeden Probenpunktes wurden vorher filtriert und neu abgefüllt, um bei einer Langzeitlagerung biologische Abbauprozesse zu vermeiden. 4.3.3 Bestimmung der physikalischen Parameter Nach dem Auffüllen der Flaschen wurden je nach der Zugänglichkeit der Messstellen entweder direkt im Fluss oder im Schöpfbecher physikalische Größen mit den oben beschriebenen Sensoren ermittelt. Es wurden Wassertemperatur, Leitfähigkeit, pH-Wert und Sauerstoffgehalt in der angegebenen Reihenfolge gemessen. Die Parameter geben einen ersten Eindruck zur Gewässergüte und wurden nach den Methoden der DEV („Deutschen Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung“) durchgeführt (siehe Tabelle 1). Dazu wurden die jeweiligen Sonden im Wasser vorsichtig geschwenkt und die Ergebnisse am Gerät abgelesen und notiert. Als Zusatzinformation wurde die Lufttemperatur bestimmt. Bei Geräteausfall wurde das Autothermometer hinzugezogen. Die Lufttemperatur wird nicht weiter verarbeitet, hatte aber Einfluss auf die physikalischen Parameter (siehe 5.1) und kann jederzeit nachträglich bei der Auswertung hinzu gezogen werden. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 23 Tabelle 1: Verwendete Methodik zur Bestimmung der physikalischen Parameter nach Klee (1998). 4.3.3.1 pH-Wert Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der H3O+-Ionen Konzentration. Er gibt an, wie viele H3O+-Ionen durch Dissoziation von Wasser, Säuren und Basen vorliegen. Bei reinem Wasser bedeutet die Abspaltung des Protons das gleichzeitige Entstehen eines Hydroxidions. Diesem Gleichgewicht wird der pH-Wert 7 zugeteilt. Im Bereich von pH 7 spricht man von neutraler Lösung, während der Bereich <7 als sauer und >7 als alkalisch gilt (Atkins, 1996). Der pH-Wert erlangt Bedeutung, weil viele chemische Reaktionen von ihm abhängen. So könnte ein zunächst unschädlicher Stoff bei einer pH-Wert Änderung toxisch werden. Ammonium (NH4+) beispielsweise reagiert im basischen Milieu zu Ammoniak (NH3), welches fischtoxisch ist (Schulz, 2011). Zur Messung wird eine pH-Elektrode verwendet, die nach Kalibrierung des pH-Meters in die Probe getaucht wird. Durch leichtes Rühren stellt sich ein Gleichgewicht ein, und der gemessene Wert kann abgelesen werden. Normalwerte von Fließgewässern liegen je nach Härte und Trophiestatus bei pH 6,0 - 8,5. 4.3.3.2 Wassertemperatur [°C] Die Temperatur beschreibt den mittleren Energiezustand der Teilchen eines Systems. Ist die Temperatur hoch, so bewegen sich die Teilchen schnell und ihre kinetische Energie ist hoch. Diese Energie beeinflusst die anderen beschriebenen Parameter. Auch auf Wasserlebewesen wirkt die Temperatur regulierend. Dieser Effekt (Q10-Effekt) ist durch die Vant’hoftsche Regel definiert und beschreibt den Zusammenhang zwischen Temperatur und der Abbaugeschwindigkeit durch Mikroorganismen und deren Metabolismus. (Holleman & Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 24 Wiberg, 1995). Die Messung der Wassertemperatur im Feld erfolgte relativ zügig, da es je nach Witterung schnell zu Verfälschungen kommen kann (Einfluss der Lufttemperatur). 4.3.3.3 Leitfähigkeit [µS/cm] Die elektrolytische Leitfähigkeit ist ein Maß für die elektrische Leitfähigkeit in Elektrolytlösungen. Als Elektrolyt bezeichnet man eine chemische Verbindung, die im festen, flüssigen oder gelösten Zustand in Ionen dissoziiert, die sich unter dem Einfluss eines elektrischen Feldes gerichtet bewegen (elektrische Leiter zweiter Klasse). Die Angabe der gemessenen Leitfähigkeit kann als Äquivalenzleitfähigkeit einer entsprechend konzentrierten Natriumchloridlösung interpretiert werden und ist ein Maß für die „Salzkonzentration“ im Gewässer. Einfluss auf die Dissoziation und somit auf die Leitfähigkeit haben die Faktoren Temperatur sowie Wertigkeit und Beweglichkeit der Ionen. Dabei gilt, je höher die Temperatur und die Beweglichkeit der Ionen und je niedriger ihre Wertigkeit ist, desto höher ist die Leitfähigkeit. Die Leitfähigkeitsmessung ähnelt der pH-Messung. Mit einem Leitfähigkeitsmessgerät wird die Probe leicht gerührt. Sobald sich ein Gleichgewicht einstellt, gibt die Messelektrode einen stabilen Wert heraus, der am Display abgelesen werden kann. Normalwerte von Gewässern sind sehr unterschiedlich. In den beschriebenen Kampagnen wurden Fließgewässer betrachtet, welche generell verhältnismäßig niedrige Leitfähigkeitswerte aufweisen. Regelmäßige Messungen der Leitfähigkeit geben Aufschluss über die Qualität des Wassers (Klee, 1998). 4.3.3.4 Sauerstoffgehalt [mg/l] Der Sauerstoffgehalt eines Gewässers bestimmt maßgeblich das Überleben von aeroben Organismen wie zum Beispiel Fischen. Auch Mikroorganismen benötigen den Sauerstoff für ihren Stoffwechsel, weshalb man mit Hilfe des Sauerstoffgehaltes deren Aktivität bestimmen kann. Die Aktivität lässt Aussagen über die Geschwindigkeit von Abbauprozessen im Gewässer zu. Einflussparameter sind im wesentlichen Luftdruck und Temperatur. Mit steigender Temperatur und fallendem Luftdruck sinkt nach dem „Henry‘schen Gesetz“ die Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Wassers (Baumgartner & Liebscher, 1996). Flüsse haben im Quellbereich eine Sauerstoffsättigung von ca. 100 %, die zum Deltabereich hin abfällt, was an der Diffusionsoberfläche pro Kubikmeter Wasser und der Fließgeschwindigkeit liegt. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 25 Die Messung erfolgt nach dem Prinzip der Leitfähigkeitsmessung mit einer Elektrode. Leichtes Rühren der Probe bewirkt ein Gleichgewicht der Konzentration von Sauerstoff. Die Konzentration wird am Display abgelesen. Rührt man zu stark, kann ein zu großer Messwert entstehen, weil in die Probe Sauerstoff eingerührt wird. Bei Messung direkt im Fluss kann das nicht passieren. 4.3.4 Aufnahme von Querschnittsprofildaten Nach der Bestimmung physikalischer Parameter und der Probenahme wurde der Gewässerquerschnitt am Probenpunkt vermessen. Die Breite wurde mit einem Maßband von Uferkante zu Uferkannte gemessen und die einzelnen Wassertiefen konnten mit Hilfe des Gestänges vom „FlowSens“ oder bei größeren Tiefen durch den „Qliner“ erfasst werden. Durch Messungen in regelmäßigen Abständen konnte ein ungefähres Querschnittsprofil bestimmt werden. Dabei wurde die Annahme gemacht, dass die Wasseroberfläche generell horizontal ist. Um Zeit zu sparen, wurde die Vermessung teilweise in Kombination mit der Bestimmung Abbildung 10: Beispiel eines Messprotokolls (Buckau, Messpunkt 11). der Fließgeschwindigkeit durchgeführt. Zur Berechnung von Stofffrachten braucht man zum einen den Abfluss [l/s] des Gewässers und zum anderen die Konzentration des betreffenden Wasserinhaltsstoffes [mg/l]. Durch Multiplikation dieser Faktoren erhält man die Fracht [g/s] des zu untersuchenden Stoffes. Mit Hilfe der Proben wurden die Konzentrationen einiger Pflanzennährstoffe im Labor des „Institutes für Natur- und Ressourcenschutz“ der ChristianAlbrechts-Universität zu Kiel ermittelt. Zur Bestimmung des Abflusses vor Ort wurden zwei Geräte eingesetzt: 4.3.4.1 Elektroakustisches Strömungsmessgerät („Qliner“) Der „Qliner“ eignet sich gut für größere Abflussmengen, also breite Flussabschnitte mit Tiefen von >30 cm, die zugleich die Mindesttiefe bezüglich der Messung darstellt. Er funktioniert elektroakustisch und tastet sich pro Messlamelle parzellenweise bis zum Gewässergrund vor. Dabei wird in den verschiedenen Zellen die Fließgeschwindigkeit Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 26 gemessen (Abbildung 11). Der „Qliner“ besteht im Wesentlichen aus zwei Kompartimenten. Ein bootartiger Schwimmer, an dem die Messtechnik befestigt ist, und dem PDA, einem Minicomputer, der via kabelloser Bluetooth-Verbindung mit dem Schwimmer in Kontakt steht Abbildung 11: Funktionsprinzip des "Qliners" nach OTT Messtechnik GmbH & Co. KG (2008). (OTT Messtechnik GmbH & Co. KG, 2008). Mit dem PDA können vor Ort einzelne Messparameter eingestellt werden. Außerdem ist es möglich Besonderheiten wie beispielsweise Untiefen oder Windeinflüsse manuell einzugeben. Während der Schwimmkörper (durch das PDA wird der Messvorgang gestartet) die Parzellen nacheinander ausmisst, werden diese Daten an das PDA gesendet und dort unter Einbeziehung der Besonderheiten in Abflüsse umgerechnet. Nach den Messungen kann das PDA mit Hilfe eines Computers ausgelesen werden. Ein spezielles Programm fungiert als Schnittstelle und gibt sämtliche Messwerte in Tabellenform aus. Bei Unstimmigkeiten innerhalb der ausgegebenen Tabellen können im Nachhinein mit einer speziellen Software Korrekturen vorgenommen werden. Alle Daten werden dann mittels dieser Software neu berechnet. 4.3.4.2 Elektromagnetisches Fließgeschwindigkeitsmessgerät („FlowSens“) Mit Hilfe von skalierten Stangen wird beim „FlowSens“ jede Messtiefe manuell eingestellt. Die vorher Messtiefen festgelegten und -abstände müssen also einzeln koordiniert werden. wurden In den Kampagnen schmale, flache „Schnabelsensoren“ verwendet, Abbildung 12: Funktionsprinzip vom "Flowsens" nach SEBA HYDROMETRIE (2007). da diese auch wenige Zentimeter Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 27 über dem Grund noch sinnvolle Messergebnisse liefern (siehe Abbildung 12 unten). Für kleine, schnelle und/oder flache Flussläufe und Bäche eignet sich das „FlowSens“ besser als der „Qliner“. Seine Funktionsweise beruht auf dem Faraday’schen Prinzip und nutzt Elektromagnetismus zur Messung der Fließgeschwindigkeit (SEBA HYDROMETRIE, 2007). Im Kraut und in starken Verwirbelungen ist allerdings mit erheblichen funktionalen Störungen zu rechnen. Jede Einzelmessung muss protokolliert und später bei der Nachbereitung mit Microsoft Excel in „.txt-Dateien“ umformatiert werden. Eine Datei enthält dabei alle Einzelmessungen eines Messpunktes sowie die Information darüber, welche Struktur das Flussbett hatte. Die Weitere Verarbeitung ist in Kapitel 4.5 beschrieben. 4.3.5 Aufbereitung und Lagerung der Proben Am Ende eines Messtages wurden alle Flaschen ins Labor gebracht. Zur späteren Analyse von Chlorid, Sulfat, Nitrat und Nitrit sowie von löslichem Phosphor, wurden die Proben der 100 ml-Flasche und der 250 ml-Flasche gefiltert. Dies geschah in einer Konstruktion, an die ein Unterdruck angelegt wurde. Die Probe wurde durch den Unterdruck durch einen Feinfilter (0,45 µm Maschenweite) gezogen und konnte unterhalb aufgefangen werden. Das Produkt waren eine 100 ml-Flasche für die Phosphatanalyse und eine 50 ml-Flasche für den Ionenchromatographen. Schnelles Einfrieren aller Proben sollte in der Folge Verfälschungen minimieren. 4.3.6 Vorgehen bei Geräteausfall Es gab massive Probleme mit der Messtechnik. Im Laufe der verschiedenen Kampagnen fielen immer wieder Geräte aus und mussten entweder ersetzt oder umgangen werden. Letzteres kam beispielsweise häufig bei den Leitfähigkeits-, pH- und Sauerstoffsonden vor. In diesen Fällen wurden fehlende Messungen abends im Labor mit den Geräten des anderen Teams nachgeholt. Diese und weitere mögliche Fehlerquellen werden im Einzelnen in Kapitel 5.1 aufgezeigt. 4.4. Analysen/Methodik im Labor Die Analyse der Proben fand im Labor des „Institutes für Natur- und Ressourcenschutz“ der Christian-Albrechts Universität Kiel statt. Dabei wurden alle Fläschchen schonend aufgetaut Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 28 und nacheinander auf verschiedene Pflanzennährstoffe getestet. Die Proben der Literflaschen wurden im direkten Anschluss an die Kampagnen gefiltert. Dies diente der Messung von transportiertem Sediment (in der Regel Schwebstoffe und Kleinstlebewesen). Die Auswahl der zu untersuchenden Wasserinhaltsstoffe fand unter Berücksichtigung der laut LAWA zur Betrachtung der Gewässerqualität entscheidenden „Nährstoffe, Salze und Summenkenngrößen“ statt (siehe Tabelle 10). 4.4.1 Filtration Normalerweise dient die Filtration zur Vorbereitung auf die Untersuchung von gelöstem Phosphor, Nitrat, Nitrit, Chlorid und Sulfat. Zur Minimierung von Fehlerquellen wurde dies wie beschrieben bereits am Ort der Kampagnen erledigt. Trotzdem wurde im Kieler Labor ein Liter Wasser gefiltert, um Schwebstoffe und Kleinstlebewesen aus den Proben zu entfernen und im Filter festzuhalten. Die Maschenweite lag bei 0,45 μm. Um lange Wartezeiten zu vermeiden, wurde ein Unterdruck angelegt, der die Durchsatzgeschwindigkeit des Filters erhöhte. Durch Messung der Gewichte der Filter im trockenen Zustand vor und nach der Benutzung konnte die gewichtsmäßige Differenz ermittelt werden. Diese Differenz entsprach der Masse der Schwebstoffe und Kleinstlebewesen. Da genau ein Liter Wasser verwendet wurde, ergab sich das Gewicht der Schwebstoffe pro Liter Wasser, also die Schwebstoffkonzentration [mg/l]. 4.4.2 Verfahren der chemischen Analysen Die Wahl des Analyseverfahrens ist ein entscheidender Aspekt für die Genauigkeit der Ergebnisse. Die in Kiel angewendeten Verfahren wurden wie die Messung der physikalischen Parameter nach den Methoden der DEV („Deutschen Einheitsverfahren zur Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchung“) durchgeführt (Tabelle 2). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 29 Tabelle 2: Verwendete Methoden zur Bestimmung der Konzentration der ausgewählten Wasserinhaltsstoffe nach Klee (1998) und ÖKZ (2012). 4.4.2.1 Lösliche Phosphate In saurer Lösung reagieren Orthophosphat-Ionen mit Molybdat- und Antimon-Ionen und bilden einen Komplex. Ascorbinsäure reduziert den Komplex und es entsteht ein stark blau gefärbter Molybdänblau-Komplex. Die Bestimmung der Konzentration von Orthophosphat findet durch Messung der Adsorbtion bei 880nm Wellenlänge im Photometer statt. Vom Labor zur Verfügung gestellte Eichreihen gaben Umrechnungsfaktoren vor. 4.4.2.2 Gesamtphosphor Zunächst wird die Probe aufgeschlossen, das heißt, dass die Phosphorverbindungen unter Druck und Wärmezufuhr durch eine Oxidationslösung in Orthophosphate zerlegt werden. Die weiteren Schritte sind identisch mit der Bestimmung dieser löslichen Phosphate. 4.4.2.3 Ammonium Das Prinzip der Bestimmung der Ammoniumkonzentration ist dasselbe wie beim Orthophosphat. Durch Zugabe von Katalysatoren und Färbereagenzien bildet Ammonium einen grünen Farbkomplex aus, dessen Adsorption mittels Photometer bei 690 nm Wellenlänge gemessen und in die entsprechende Konzentration umgerechnet wird. Auch beim Ammonium werden Eichreihen des Labors verwendet. 4.4.2.4 Gesamtstickstoff Eine unfiltrierte Probe wird vom „DIMATEC“-Gerät angesogen und auf 850°C erhitzt. Es entstehen die Verbrennungsprodukte CO2 und NO2. In diesem Schritt kann nach Bedarf der Gesamtkohlenstoffgehalt gemessen werden. Im nächsten Schritt wird das NO 2 bei 330°C zu NO umgewandelt. Dann werden Ozon (O3) und das NO vermengt, wobei NO2 im angeregten Zustand entsteht. Die freiwerdende Energie bei Rückfall auf das eigentliche Energieniveau Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 30 kann in Form von Lichtquanten erfasst werden. Diese Aufgabe erfüllt ein Photomultiplier. Die Anzahl der entstandenen Lichtquanten ist proportional zur N-Konzentration. Diese kann durch Umrechnung ermittelt werden. 4.4.2.5 Chlorid, Sulfat, Nitrat und Nitrit (IC) Weitere Pflanzennährstoffe wurden mit Hilfe der Anionenaustauschchromatographie, kurz Ionenchromatographie (IC) von Fachpersonal des Labors analysiert. Das Prinzip der IC ist die Erfassung von spezifischen Retentionszeiten. Vorbehandelte Proben werden in das System gegeben und mit Hilfe eines Eluenten durch das ICGerät geschleust. An der sogenannten Trennsäule, ein dünnes Röhrchen mit polymerer Matrix, treten Ionen der Probe mit reaktiven Gruppen des Röhrchens in Abbildung 13: Darstellung eines Ionenchromatographen nach metrohm.com (2012). Wechselwirkung. Je nach den chemischen Eigenschaften der Stoffe bleiben diese reversiblen Verbindungen unterschiedlich lange erhalten, ehe sie sich lösen und vom Eluenten abtransprotiert werden. Die zu analysierenden Stoffe haben also unterschiedliche Retentionszeiten und können dadurch differenziert werden. Das Ergebnis wird graphisch als Chromatogramm dargestellt oder als Tabelle ausgegeben (Viehweger, 2000 und ÖKZ, 2011). 4.4.3 Bearbeitung der Laboranalysedaten Zur Handhabung aller analysierten Daten wird im Labor des Institutes für Natur- und Ressourcenschutz eine Excel Datei verwendet. Diese beinhaltet alle von Hand erfassten Ergebnisse und modifiziert sie automatisch. So wird das Zahlenformat sinnvoll angepasst, um zu verhindern, dass eine Genauigkeit vermittelt wird, die die Analysen nicht hergeben. Es werden Faktoren eingesetzt, um Nitrat in Nitratstickstoff, Nitrit in Nitritstickstoff, Ammonium in Ammoniumstickstoff und Orthophosphat in Orthophosphatphosphor umzuwandeln. Das erspart einzelne stöchiometrische Berechnungen und sorgt dafür, dass alle Ergebnisse bereits in dem Format vorliegen, in dem sie weiter verwendet werden. Außerdem werden Fehlerquellen dadurch minimiert, dass die Labordatensammlung Abweichungen zwischen den drei Parallelen berechnet. So lassen sich schnell zwei Werte mit Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 31 ähnlichem Ergebnis ausmachen. Diese werden abschließend gemittelt. Gegebenenfalls wird die Messung wiederholt. 4.5 Datenmanagement 4.5.1 Berechnung der Abflüsse mit Hilfe der „FlowSens“-Daten und dem Programm „Fluegel“ Wie in Kapitel 4.3.4 beschrieben, wurden die einzelnen Messungen des „FlowSens“ Abbildung 14: Benutzeroberfläche des Programms "Fluegel". protokolliert. Dabei wurden Gewässerbreite und -tiefe, Messtiefen, Gewässermorphologie sowie Fließgeschwindigkeiten notiert. Die so entstandenen Messprotokolle dienten der Ermittlung der Abflüsse mit dem Programm „Fluegel“ (siehe Abbildung 14). Es rechnet die einzelnen Fließgeschwindigkeiten mit Hilfe der Querschnitte und Fließzellen in Abflüsse um. Alle Einzelmessungen wurden dazu zunächst in Excel-Tabellen übertragen und in „.txtDateien“ mit Tabstopptrennung umgewandelt. Diese Dateien können von „Fluegel“ zur Berechnung verschiedener Durchschnittswerte genutzt werden. Entscheidend waren dabei die durchschnittlichen Fließgeschwindigkeiten sowie die Zellenabflüsse und der Profilabfluss. „Fluegel“ unterscheidet zwei Gewässerbettstrukturen. Zum einen den eckigen und zum anderen den parabelförmigen Typ. Daher wurden die Excel-Tabellen entsprechend der Protokolle formatiert, sodass die Differenzierung genutzt werden konnte. Ohne dieses Vorgehen wären hydraulische Eigenschaften der unterschiedlichen Messprofile nicht ausreichend berücksichtigt worden und die Ergebnisse somit ungenauer geworden. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 32 4.5.2 Datenerfassung und Weiterverarbeitung Zur Erfassung aller Daten wurden Tabellen erstellt (siehe CD). Diese beinhaltet geodätische Kordinaten, Gewässerbreiten, Fließgeschwindigkeiten, Abflüsse, physikalische Parameter, Sauerstoff, Nährstoffkonzentrationen und Schwebstoffe (in Abbildung 15 schematisch dargestellt). Die Tabelle diente als Grundlage für weitere Berechnungen und zur übersichtlichen Auflistung der Ergebnisse. Die Erfassung der Daten erfolgte manuell, hinsichtlich der Laborergebnisdateien auch Rechner gestützt. Dabei wurden die originalen, handschriftlichen Messprotokolle und sämtliche Laborergebnisse digitalisiert. Zur Umrechnung der Koordinaten in andere Projektionen und zur Berechnung von Frachten wurden Formeln verwendet, wobei die geodätischen Koordinaten mit einem GIS noch nachbearbeitet werden müssen, weil die Messungen oft im Wald und damit bei schlechtem Satellitenempfang durchgeführt werden mussten. Auch die LAWA-Klassen wurden als Näherung auf der Basis der Einzelmessungen berechnet. Hauptpegel wurden mit einem roten Rand versehen. Die Tabelle wurde außerdem mit Formeln zur Plausibilitätsprüfung waren im erweitert. Einzelnen „Durchschnitt“, „Maximum“, „Änderung die Das Spalten „Minimum“, „Maximum/Output“, Frühjahr/Herbst“, „Jahresoutput“ und „durchschnittlicher spezifischer Output pro Hektar und Jahr“. Die Tabellen sind auf Grund ihrer Größe nicht innerhalb des Textes darstellbar, aber bei Bedarf dem elektronischen Speichermedium zu entnehmen. Abbildung 15: Schematische Darstellung des Aufbaus der Datenerfassungs-Tabellen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 33 4.5.3 Darstellung der Werte in Übersichtsgrafiken Zur Darstellung der Datentabellen wurden flexible Grafiken entwickelt, die sich automatisch anpassen, wenn man den Dateninput verändert. Dies funktioniert mit Hilfe von diversen Formeln und internen Verlinkungen. Der Vorteil der aufwendig konstruierten Grafiken ist, dass sie für alle Gebiete des Projektes anwendbar sind. Die Vorlage-Grafik funktioniert wie ein Baukasten, sodass sich Sprache, Wasserinhaltstoffe und die Art der Darstellung ohne großen Aufwand verändern lassen. Das erleichtert die Gebietsanalyse. Es werden für jeden Messpunkt bis zu drei Größen dargestellt, die farblich deutlich unterscheidbar sind. In diesem Fall sind es meist Abfluss, Konzentration und Stofffracht. Bei den physikalischen Parametern gibt es Abweichungen. Längsschnittvergleiche sowie Bilanzierungsknoten sind optisch hervorgehoben. Auch Besonderheiten der Gebiete, wie zum Beispiel Kläranlagen, werden dargestellt. Die Grafiken stellen Ergebnisse der Herbst- oder Frühjahreskampagnen dar oder vergleichen die Messergebnisse des Frühjahres mit denen vom Herbst. Letztere enthalten relative Veränderungen der Abflüsse, Konzentrationen und Stofffrachten aller Messpunkte im Jahresverlauf. In Kapitel 5.2 werden die Grafiken zur Analyse und zur Auswertung der im Feld und im Labor bestimmten Daten verwendet. Zur Veranschaulichung wird in Abbildung 16 exemplarisch eine der erstellten Grafiken dargestellt. Eine Sammlung aller Grafiken ist auf der CD zu finden. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 34 Abbildung 16: Beispiel für eine Bilanzanalyse, hier: Gesamtstickstoff im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr 2011. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 35 4.6 Das Prinzip der Fehlersuche bei Gebietsanalysen Das Ziel der Gebietsanalysen war es herauszufinden, ob die aufgestellten Bilanzen erklärbar sind oder nicht. Ohne Wissen über die Landnutzung, die Bodenarten und die Grundwasserströmungen können Fehler in den Bilanzen nicht immer restlos erklärt werden. Weil eine komplette räumliche Analyse den Rahmen einer Bachelorarbeit sprengen würde, wurde hier eine Beschränkung auf den Vergleich der Bilanzen mit Landnutzungskarten der Gebiete vorgenommen. Mit Hilfe der vorbereiteten Tabellen, Grafiken und Diagramme wurden extreme Werte, systematische Beziehungen und gebietsübergreifende Zusammenhänge ermittelt und es versucht, diese mit den Landnutzungskarten aus dem GIS zu erklären. In vielen Fällen führte das zu plausiblen Ergebnissen und sinnvollen ersten Einschätzungen der Eignung und der Gültigkeit gemessener und analysierter Daten. 5 Ergebnisse Der wissenschaftliche Kern dieser Bachelorarbeit besteht darin, eine Fehleranalyse der Messkampagnen, der Laborarbeit und der Weiterverarbeitung der Daten durchzuführen. Außerdem soll diese Arbeit gebietsspezifische Analysen der Daten beinhalten. Im Folgenden wird zunächst die allgemeine Fehleranalyse beschrieben. Im zweiten Teil werden die Einzugsgebiete hinsichtlich ausgewählter Wasserinhaltsstoffe, physikalischer Parameter und ihrer Abflüsse einer Gebietsanalyse unterzogen. Dabei wird stets Bezug auf die Grafiken genommen. Der dritte Teil der Ergebnisse bewertet die Daten hinsichtlich kritischer Konzentrationen, indem die Gewässergüteklassifizierung nach LAWA als Näherung angewendet wird. 5.1 Allgemeine Fehlerbetrachtung Die zu Grunde liegende Frage ist, ob die Messkampagnen an der Buckau/HerrenmühleForellenhof, dem Demnitzer Mühlenfließ/Berkenbrück-1 und der Nuthe/Walternienburg sinnvolle Ergebnisse liefern konnten. Es kommt bei der Beantwortung dieser Frage darauf an, wofür die Ergebnisse verwenden werden sollen. Nachfolgende Arbeiten werden sich mit den in der Einleitung erwähnten weiteren Phasen des NaLaMa-nT-Projektes auseinandersetzen und die gesammelten Daten und den damit erstellten Grafiken Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 36 weiterverarbeiten. Deren Ziel wird die Aufstellung von großskaligen hydrologischen Modellen sein. Es ist also entscheidend, dass sich aus den Daten und Grafiken Tendenzen ablesen lassen. Eine der Situation nicht angepasste Exaktheit ist nicht zwingend erforderlich, zumal in dieser Arbeit Pflanzennährstoffe und nicht Spurenelemente untersucht werden. Außerdem sollen keine speziellen Maßnahmen abgeleitet werden, sondern die Daten werden zu Vergleichszwecken für die Modellierung genutzt und dienen der Erfassung der wassergütemäßigen Ist-Zustände in den Gebieten. Dabei ist nicht der Einzelwert, sondern die Summe der Ergebnisse entscheidend. Dennoch sollen alle Ergebnisse möglichst evident sein. Es wurden detaillierte Plausibilitätsprüfungen durchgeführt, um Fehler bei den Messkampagnen, der Laborarbeit und der Weiterverarbeitung der Daten aufzudecken. Zur weiteren Bewertung der Qualität aller Messungen und Analysen gelten als Maßstab die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und die erforderliche Exaktheit der Daten in Bezug auf die Zielsetzung des „NaLaMa-nT“-Projektes. 5.1.1 Auswahl der Messpunkte Die erste mögliche Quelle für Fehler ist bereits die Auswahl der Messpunkte. Ohne Begehung des Flussnetzes mussten entsprechende Messstellen definiert werden. Mit Hilfe eines GIS konnten Karten mit höherem räumlichen und rechentechnischen Auflösungsgrad genutzt werden. In einigen Fällen wurde ein genauer Flusslaufplan von den lokalen Ämtern zur Verfügung gestellt. Unter Berücksichtigung der begrenzten Zeitspanne für die Messkampagnen wurden die wichtigsten Zu- und Abflüsse definiert und in Lagepläne eingetragen (siehe Abbildung 8 und 9). Zusätzlich erklärten sich einige Ämter, Vereine und Organisationen in den Regionen bereit, einen ortskundigen Mitarbeiter freizustellen. Mit Hilfe dieser gebietskundigen Personen wurden die Lagepläne überarbeitet und es konnten einige „Insider“-Informationen gesammelt werden. Der mögliche Fehler, einen wichtigen Nebenarm übersehen zu haben, konnte so mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden. Zum schnellen und sicheren Wiederfinden aller Messstellen wurden im Frühjahr Kameraaufnahmen gemacht. Nichtsdestotrotz war die Suche der Messstellen des Frühjahres in den Herbstkampagnen nicht immer einfach. Es ist teilweise vorgekommen, dass im Herbst einige Meter weiter flussauf- oder flussabwärts gemessen werden musste, weil die Vegetation das Messen an der exakten Stelle nicht zuließ. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 37 Bei der Auswahl der Messpunkte war der finanzielle Faktor limitierend. Der Nachteil daran war, dass möglichst gleichzeitige Messungen aller Punkte nicht möglich waren. Daraus entstehen zwangsläufig Fehler, da Unregelmäßigkeiten des Abflusses nicht beeinflussbar sind und bei Messungen über mehrere Tage nicht erfasst werden können. Um die Fehler durch zeitliche Überschreitungen zu minimieren, wurden alle Messungen möglichst schnell durchgeführt. Trotzdem dauerten die Kampagnen je nach Größe des Gebietes im Durchschnitt 4-6 Tage. Besonders bemerkbar macht sich der zeitliche Aspekt im Falle von Niederschlagsereignissen. Glücklicherweise kam es in fast keiner Kampagne zu nennenswerten Niederschlagsmengen. Lediglich an einem Tag der Herbstkampagne am Demnitzer Mühlenfließ hatte es stark geregnet. Dies schlägt sich deutlich in den Daten nieder (siehe Kapitel 5.2.4). Weil es insgesamt fast immer trocken geblieben war, kann diese Fehlerquelle, abgesehen von dem NS-Ereignis im Herbst am Demnitzer Mühlenfließ, vernachlässigt werden. Die täglichen Schwankungen und Unregelmäßigkeiten des Abflusses nehmen keinen signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse und können vernachlässigt werden, bedenkt man den erforderlichen Genauigkeitsgrad zur weiteren Verarbeitung der Daten. 5.1.2 Subjektive Fehlerquellen (Messfehler durch das Personal) Die Teamstruktur der Kampagnen war so beschaffen, dass pro Team eine Person qualifiziert und erfahren im Umgang mit den durchzuführenden Messungen und Probenahmen war. Die anderen Personen mussten sich im Laufe der Zeit das notwendige Wissen aneignen. Grade in dieser Anlernzeit kam es zu Fehlern, die allerdings durch die qualifizierten Teammitglieder korrigiert wurden. Die gesammelten Erfahrungen waren jedoch nur für eine oder zwei Kampagnen von Nutzen, da nur eine Person alle Kampagnen begleitete. Somit mussten in jeder Kampagne neue Leute eingewiesen und genauestens beobachtet werden. Durch die Arbeit in unwegsamem Gelände, fehlende Erfahrung mit den Messgeräten und im Umgang mit dem Schöpfbecher, müssen kleinere Messfehler toleriert werden. In schwer gangbarem Gelände ist es nicht unkompliziert, die Probenflaschen präzise zu füllen oder das Messgestänge des „FlowSens“ immer wieder am zuvor festgelegten Punkt anzusetzen. Auch beim Messen der physikalischen Parameter können kleinere Fehler gemacht worden sein, da zum Teil die Erfahrung fehlte, um zu wissen, wann der beste Zeitpunkt gekommen ist, um den jeweiligen Wert am Gerät abzulesen. Als Faustregel wurde der Wert genommen, bei dem sich das Gerät über einen längeren Zeitraum (ca. 1 min) eingependelt hatte. Auf Grund Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 38 des enormen Zeitdruckes wurde oft bis spät in die Nacht gearbeitet. Dabei lässt unweigerlich die Konzentration nach. Fehler beim Ablesen oder Aufschreiben der Werte, bei Vermessungen und bei der nächtlichen Filtration einiger Wasserproben könnten durchaus zu bestimmten Flüchtigkeitsfehlern geführt haben. Um diese Fehlerquelle einzudämmen, wurden alle erhobenen Daten nach den Messkampagnen auf Plausibilität überprüft und im Einzelfall nach Rücksprache mit dem jeweiligen Team abgeändert. Diese nachträglichen Änderungen sind in den Tabellen auf CD kursiv markiert. 5.1.3 Objektive Fehlerquellen (Messfehler durch technisches Equipment) Große Schwierigkeiten traten im Dauereinsatz der Messgeräte auf. An einigen Tagen fielen immer wieder pH-, Leitfähigkeits- und Sauerstoffsonden aus. Bei den physikalischen Parametern gibt es also keine 100-prozentige Gewähr, dass die Daten korrekt sind. Beim Ausfall einer Sonde wurden die entsprechenden Werte nach Abschluss der Messungen nachträglich mit Hilfe des Wassers aus den Liter-Probeflaschen gemessen. Dabei muss beachtet werden, dass sich die Wassertemperatur bis zum Abend oft um mehrere °Celsius verändert hatte. Grade für die Messungen von Sauerstoff und Leitfähigkeit ist dieser Umstand problematisch (siehe Kapitel 4.3.3). Im Nachhinein wurden die so gemessenen Daten einer Korrektur unterzogen. Dabei wurden die Wassertemperatur der Protokolle, die Wassertemperatur bei der abendlichen Messung und das Messergebnis zu Grunde gelegt. So konnte der entsprechende Wert der physikalischen Parameter über einfache Korrekturrechnungen, passend zur Wassertemperatur auf dem Protokoll, ermittelt werden. Es wurde bereits angesprochen, dass es keine klare Regel dafür gibt, wann man einen Wert am Gerät ablesen soll. Von den Labormitarbeitern wurden die oben genannten Faustregeln aufgestellt und an die Teams weitergegeben. Es handelt sich folglich um geschätzte Werte, wenn auch innerhalb eines Rahmens, der ausreichende Genauigkeit sicherstellt. „Ausreichende Genauigkeit“ entspricht hier der im Hinblick auf die Ziele der Messkampagnen zur späteren Weiterverwertung für die Modellierung erforderten Genauigkeit (siehe Einleitung zu diesem Kapitel). Die Leitfähigkeit wurde auf eine ganze Zahl, der pH-Wert auf zwei und der Sauerstoffgehalt auf eine Nachkommastelle gerundet (siehe Tabellen auf CD). Die zur Messung der Fließgeschwindigkeit eingesetzten Geräte („FlowSens“ und „Qliner“) stellen auch Fehlerquellen dar. Wie bei allen Geräten ist ihre Funktionalität von bestimmten Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 39 Faktoren abhängig. Um optimale Betriebsbedingungen zu erreichen, müsste man Gewässer ohne Kraut, Totströmungen und Verwirbelungen vorfinden. Solche Fließgewässer gibt es aber nur selten. Im natürlichen Gewässer und selbst in künstlichen Gewässern, wie Kanälen, muss mit den eben genannten Einflüssen gerechnet werden. Während der Kampagnen wurde sehr darauf geachtet, die Fehlerquellen zu minimieren. Alle Messungen wurden, soweit möglich, an Stellen mit gleichmäßiger Strömung durchgeführt, um Totströmungen und Verwirbelungen zu umgehen. Krautfelder wurden vorsichtig entfernt oder umgangen. Bei den Messungen mit dem „FlowSens“ konnten die Störfaktoren weitestgehend minimiert werden. Kritischer zu sehen sind die Messungen mit „Qliner“. Der „Qliner“ wurde dort eingesetzt, wo Messungen mit „FlowSens“ nicht möglich waren, also an sehr breiten und tiefen Flussbereichen und beim Vorkommen von Untiefen. Folglich war es nicht möglich, Kraut zu entfernen. Ein Großteil der Messungen mussten zudem von Brücken aus durchgeführt werden, weshalb es kaum möglich war, allen Totströmungen und Verwirbelungen zu entgehen. Des Weiteren sind Kraut, Totströmungen und Verwirbelungen bei breiten, tiefen Flüssen schwerer auszumachen. Messungen von Brücken sind auch aus einem anderen Grund kritisch zu betrachten, weil sie nur mit Seilen durchgeführt werden können und sich der Schwimmkörper des „Qliners“ schnell verdreht. Es gibt zwar im Menü des PDA´s eine Funktion, die es ermöglicht eine Nordausrichtung zu verwenden, diese konnte aus technischen Gründen aber nicht genutzt werden. Messungen mit Nordausrichtung dauern deutlich länger, wobei auf der anderen Seite aber so schnell wie möglich gearbeitet werden muss. Glücklicherweise konnten alle „Q-Liner“-Messungen nach den Kampagnen durch Vergleiche und logische Überlegungen manuell nachkorrigiert werden, da der Einastz in den drei Gebieten nur in der Nuthe und dort auch nur relativ selten erfolgte. Ohne diese Nachkorrektur wären die Daten unbrauchbar gewesen, da die Bilanzfehler in den Knotenpunkten zu groß gewesen wären. Die gesammelten Daten und die Übersichtsgrafiken ermöglichten Plausibilitätsprüfungen. In einer ersten Längsschnittanalyse des Flusses konnte man schnell erkennen, wo Wasser scheinbar unerklärbar „verschwindet“. Diese Stellen waren ein Indiz dafür, welche „Qliner“-Werte korrigiert werden mussten. Zusätzlich wurden Vergleiche herangezogen, wenn mit beiden Messmethoden oder bei beiden Messkampagnen mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet wurde. Nach der Ausbesserung wurden Nachkontrollen (Längsschnitt- und Bilanzknotenanalysen durchgeführt, welche aufzeigten, dass die neu ermittelten Daten plausibel waren. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 40 5.1.4 Laboranalytik (objektive und subjektive Fehler) Die Analyse der Proben fand im Labor des „Institutes für Natur- und Ressourcenschutz“ der Uni Kiel statt. Folglich wurden die bei den Messkampagnen eventuell entstandenen Fehler übernommen. Auf Grund der Dauer der Kampagnen wurden die Proben vor Ort eingefroren und bei der Heimfahrt in Kühltruhen mit Kühlakkus verpackt. Dadurch sollten Abbauprozesse durch Mikroorganismen verhindert werden. Zur Vermeidung von physikalisch-chemischen Prozessen sollten die Proben möglichst schnell nach Eintreffen im Labor schonend im Kühlschrank aufgetaut (die empfindlichen Plastik-Fläschchen würden dem Druck einer zu schnellen Ausdehnung wohl nicht standhalten) und analysiert werden. Dies konnte nicht immer realisiert werden, da die Kapazitäten im Labor begrenzt sind, weshalb einige Proben längere Zeit zwischengelagert werden mussten. Für den Fall, dass einzelne Fläschchen beschädigt waren, konnte man dies beim langsamen Auftauen frühzeitig bemerken und die Probe retten. Bei der Analytik im Labor überschneiden sich objektive und subjektive Fehlerquellen. Es wurden Messgeräte verwendet, die teilweise automatisiert waren. Ein Eingreifen war also nur eingeschränkt möglich. Die Technik im Labor entspricht dem erforderten Qualitätsniveau und ermöglicht exakte Messungen im Bereich der Pflanzennährstoffanalytik. Problematischer sind die subjektiven Fehler. Zum einen konnten sich Fehler addieren, da die Probenahmen, wie beschrieben, bereits von Fehler produzierten. Zum anderen boten die Laboranalysen Raum für neue Fehler. Die Analytik wurde von unerfahrenem Personal durchgeführt und nur teilweise durch Fachkräfte des Labors überprüft. Allerdings musste vor Beginn der Analysen eine Einweisung durch den Laborleiter absolviert werden und es mussten alle Analysen (siehe Kapitel 4.4.2) einmalig im Beisein eines technischen Angestellten geprobt werden. Zur Minimierung der Fehleranfälligkeit wurden, wie bereits beschrieben, immer drei Parallelen von jedem Messpunkt angefertigt. Nur zwei der drei Parallelen wurden verwendet, indem man ihren Mittelwert berechnete und somit einer möglichen Streuung unter den Parallelen entgegenwirkte. Wenn jedoch alle drei Parallelen voneinander um mehr als 5 oder 10 %, je nach analysiertem Nährstoff, abwichen, wurde die gesamte Analyse dieses Messpunktes verworfen und neu angesetzt. Führte die Wiederholung nicht zu einer Verbesserung, so wurde die Probe für inhomogen erklärt und die zwei Werte mit der geringsten Abweichung voneinander gemittelt. Unterschiedliche Analyseergebnisse der Parallelen konnten durch falsches Pipettieren, unsauber angesetzte Reagenzien und durch Verwechseln von Reagenzgläsern entstehen. Letzteres wurde allerdings durch Bachelor-Arbeit Torge Beckmann konzentriertes und S e i t e | 41 konzeptioniertes Arbeiten weitestgehend vermieden. Alle Analysemethoden haben Genauigkeitsgrenzen. Man nennt sie auch „Bestimmungsgrenzen“ und „Nachweisgrenze“ (NG). Liegen die Ergebnisse der Analyse unter einer definierten Bestimmungsgrenze, so werden diese als u.B. (unterhalb der Bestimmungsgrenze) markiert. Die Bestimmungsgrenzen können im einzelnen Tabelle 3 entnommen werden. Da es sich um sehr niedrige Tabelle 3: Bestimmungsgrenzen einiger Wasserinhaltsstoffe nach Information des Labors (2012). Werte handelt, könnten die Ergebnisse unterhalb der Bestimmungsgrenze (u.B.) so akzeptiert werden und bekommen nach der Gewässergüteklassifizierung ohnehin eine der besseren Klassen. Vor allem die Nitrit-Stickstoff-Analysen ergaben durchweg sehr niedrige Werte und konnten meist nur durch „0“ (Güteklasse I) und u.B. (Güteklasse I-II) unterschieden werden. Die Nachweisgrenze liegt unterhalb der Bestimmumgsgrenze. Zwischen beiden ist eine genauere Bestimmung eines Zahlenwertes nicht mehr möglich, es ergibt sich aber die Einstufung „0“ oder „u.B“. Beim Nitrit wurde diese Verfahrensweise verwendet, weil ein „u.B.“ nur zur LAWA-Klasse I-II führt. Der Ursprung der manchmal nicht stimmigen Analyseergebnisse der Schwebstoffe liegt in der Entnahme der Proben. Diese war hier die entscheidende Fehlerquelle, weil eine Entnahme nur stichprobenartig sein kann und leicht durch eine nicht optimale Durchführung beeinflusst werden kann (siehe Kapitel 4.3.2). Im Folgenden wird auf die Filtration im Labor zur Zeit der Messkampagnen und die Filtration im Labor des „Institutes für Natur- und Ressourcenschutz“ der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel unterschieden. Während der Messkampagnen wurden Filtrationen durchgeführt, um Proben für den Ionenchromatographen und zur Analyse von löslichem Phosphat, möglichst mit wenig Biomasse, zu erhalten. Die Art und Weise der Filtration war allerdings fragwürdig. In einem zylinderförmigen Druckbehälter wurden die Proben durch ein Mikrosiebfilter gepresst und unterhalb aufgefangen. Wäre nur ein einziges Mal das Spülen des Zylinders vergessen Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 42 worden, hätte mit erheblichen Verfälschungen gerechnet werden müssen. Deshalb wurde sehr konzentriert gearbeitet und es wurden bei jeder neuen Filtration die Mikrosiebfilter ausgetauscht. Trotzdem können minimale Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden. Im Labor des „Institutes für Natur-und Ressourcenschutzes“ der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel wurden die Messungen der Schwebstoffe (inklusive der Kleinstlebewesen) durchgeführt. Sie gelten weniger als Analysen, sondern vielmehr als „reine Messungen“. An Labortischen wurden mehrere Zylinderkolben mit Mikrosiebfiltern an ein Unterdruckgerät angeschlossen. Vor jeder Filtration wurde das Gewicht aller Siebe abgewogen und notiert. Dann wurde durch jeden Filter ein Liter Probenwasser gesaugt. Die Filter mitsamt den Rückständen wurden getrocknet und ausgewogen. Die Differenz zwischen dem Gewicht der Filter vor und nach der Filtration entspricht dem Gewicht der Schwebstoffe und Kleinstlebewesen. Fehler konnten folglich bei der Messung der Filtergewichte auftreten. Bei der Gabe des Probenwassers in die Filteraufbauten wurden Messzylinder verwendet. Das Ablesen von genau einem Liter geschah per Augenmaß und ist daher nicht 100 % fehlerfrei. Für dennoch sehr genaue Ergebnisse sorgte eine Präzisionswaage der Firma Mettler, die bis auf ca. 10 µg genau messen kann. Zusammenfassend lassen sich beide Filtrationsprozesse als nicht absolut, aber ausreichend genau bezeichnen. Gemessen am Anspruch an die Ergebnisse waren alle Filtrationen akzeptabel und so exakt wie möglich durchgeführt worden. 5.1.5 Äußere Störgrößen Eine wesentliche Störgröße bei hydraulischen Durchflussmessungen ist der Einfluss von Niederschlagsereignissen (Hölting & Coldewey, 2009). Es kann zu einem Verdünnungseffekt kommen, welcher eine geringe stoffliche Belastung vortäuscht. Der Grad der Verfälschung steht in direkter Abhängigkeit zur Stärke eines Niederschlagsereignisses. Kleinere Schauer wirken sich dem entsprechend wenig aus und sind keine Bedrohung für den Erfolg einer Messkampagne. Lange anhaltende Regenfälle oder kurzfristige Starkregenereignisse schlagen sich in allen Messungen nieder. Die Messkampagnen blieben mit einer Ausnahme davon verschont. Am 12.10.2011 der Herbstkampagne hatte es am Demnitzer Mühlenfließ stark geregnet. In Kapitel 5.2.4 werden die Auswirkungen anhand einer Gebietsanalyse beschrieben. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 43 Obwohl die Lufttemperatur selber keine Bedeutung für die Auswertung der Ergebnisse hat, wurde sie für die Hinzuziehung bei späteren Analysen gemessen. Dadurch erhoffte man sich Erkenntnisse bei der Fehlersuche bezüglich der physikalischen Parameter. Wie unter 3.2.3. erwähnt sind diese von der Temperatur abhängig. Ist beispielsweise das Probenwasser kühl und die Lufttemperatur hoch, so liegt es nahe, dass ein Ausgleich stattfinden wird. Dieser Temperaturausgleich wirkt sich auf die physikalischen Parameter aus und verändert sie gegenüber ihrem Zustand im Fluss. Je höher der Gradient der Temperatur, desto stärker wirkt dieser Effekt, weshalb in diesen Fällen schnell gearbeitet werden musste. Es kann auf Grund der notwendigen Messdauer zu minimalen Abweichungen gekommen sein. Extremereignisse, wie zum Beispiel ein Chemieunfall, der zu massiven Stoffeinträgen hätte führen können, kamen während der Messkampagnen wissentlich nicht vor. 5.1.6 Fehlerquellen bei der Weiterverarbeitung von Daten Die Weiterverarbeitung aller Daten fand per Hand statt. Weil es dabei zu Übertragungsfehlern hätte kommen können, wurden alle Erfassungsdateien mehrmals überprüft und mit den originalen Protokollen und Ergebnissen der chemischen Analyse verglichen. Aufgrund der Absicherung können Fehler an dieser Stelle nahezu ausgeschlossen werden. Es gab zwar zunächst Missverständnisse mit dem Laborpersonal bezüglich der unteren Bestimmungs- und Nachweisgrenzen, diese wurden aber erkannt und gemeinsam ausgeräumt. 5.2 Gebietsanalysen auf der Grundlage von Landnutzungskarten 5.2.1 Gebietsübergreifende Einflüsse Das Ziel der nachfolgenden Gebietsanalysen ist die Einordnung der Ergebnisse der Längsschnitt- und Knotenpunktanalysen in die räumlichen Gegebenheiten mit einem besonderen Fokus auf die Landnutzung. Anhand der ermittelten Durchflüsse der Systeme und der aus dem GIS entnommenen Landnutzungskarten werden Gebietsspezifika abgeleitet und erläutert. Prägnante Veränderungen von Konzentrationen und Stofffrachten der in Kapitel 4.4.2 aufgeführten Wasserinhaltsstoffe werden dabei exemplarisch zur Erklärung beobachteter Zusammenhänge verwendet. Ein weiteres Ziel der Gebietsanalysen ist die Begutachtung der erstellten Bilanzen und deren qualitative Einordnung. Dabei sollen anhand Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 44 von Indizien Erklärungsansätze gegeben werden, sofern die Bilanzen nicht aufgehen. Dabei gibt es einige Aspekte, die häufig in Betracht gezogen werden müssen oder für eine gesamte Jahreszeit gelten. So muss in allen Herbstkampagnen mit größeren Messfehlern gerechnet werden, da in diesem Zeitraum die Krautvorkommen deutlich stärker ausgeprägt waren als im Frühjahr. Dies steht in Zusammenhang mit der Güte der Messergebnisse und wurde bereits erläutert. Es gibt viele mögliche Gründe zur Erklärung von Bilanzfehlern, von denen zwei besonders schwierig nachweisbar sind. Zum einen sind Schwankungen der Wassermenge und der Konzentrationen im zeitlichen Verlauf möglich. Das heißt, dass an derselben Messstelle zwei verschiedene Wasserinhaltsstoffkonzentrationen innerhalb weniger Minuten denkbar sind. Daher wäre die Gleichzeitigkeit aller Messungen eigentlich erforderlich, wollte man exakte Ergebnisse liefern. Zum anderen können überall am Gewässer illegale oder legale Entnahmen oder Einleitungen stattfinden, die meistens nur schwer zu ermitteln sind. Die Messgenauigkeit liegt normalerweise im Schwankungsbereich von etwa +/-10%, kann aber durch die beschriebenen Einflüsse stark abnehmen. Auf Grund der besonderen Bedeutung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für die Bewertung des chemischen Zustandes hinsichtlich der verschiedenen Wasserinhaltstsstoffe, wird diese in Kapitel 5.3 gesondert betrachtet. Dabei stehen die Ergebnisse aus der Gewässergüteklassifizierung nach LAWA für die drei Einzugsgebiete im Fokus. 5.2.2 Fläming – die Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof) Das Einzugsgebiet der Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof) wurde durch 15 Messpunkte hinsichtlich der Wassermenge und -qualität erfasst. Messpunkt 1 liegt etwa in der Mitte des Gebietes und ist zugleich der südlichste. Auf der rund 2 Kilometer langen Fließstrecke bis zum Messpunkt (MP) 2 wird ein westlich gelegenes Klärwerk passiert. Trotzdem wurde für diese Strecke keine Längsschnittanalyse gemacht, da diese auf Grund des langen Fließweges nicht aussagekräftig gewesen wäre. Ein weiteres Klärwerk im Süden des Einzugsgebietes hat keinen Einfluss auf die Buckau, da es durch Rohrleitungen nach Süden in das Einzugsgebiet der Nuthe entwässert (Messal, 2011). Die Wassermenge vervielfältigt sich im Frühjahr von rund 3 l/s am MP 1 auf ca. 100 l/s am MP 2 und im Herbst von 4 auf 126 l/s (Abbildung 19). Der Anteil der hydrologischen Eigenleistung des Gebietes Zwischengebietes) ist hier sicherlich relativ hoch. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann (Wasserspende des S e i t e | 45 Der erste Längsschnittvergleich an der Buckau ist von MP 2 nach MP 3 ermittelt worden. Hier befindet sich eine Forellenanlage, die Wasser der Buckau durch ihre Fischteiche strömen lässt und dieses hinterher – natürlich mit gewissen Verlusten – wieder einleitet. Die Fische werden dadurch mit frischem, sauerstoffhaltigem Wasser versorgt und ihre Stoffwechselendprodukte werden abgeführt und zurück in das Gewässer geleitet. Dabei kommt es zu Wasserverlusten durch Verdunstung und Versickerung, je nach Größe der Wasserfläche und nach Bodensubstrat. Dass sich der Durchfluss trotzdem im Frühjahr um +155 % (von 100 auf 254 l/s) und im Herbst um +111 % (von 126 auf 266 l/s) stark erhöht, ist wie von MP 1 nach MP 2 durch die hydrologische Zwischengebiets-Abflussspende zu erklären (Abbildung 17 und 19). Da sich die Ergebnisse von Frühjahr und Herbst (2<->3) sehr Abbildung 17: Bilanzknoten (links) und Längsschnittanalysen (rechts) in der Buckau - Abfluss. ähnlich sind, ist ein Messfehler eher unwahrscheinlich. Die Auswirkungen der Schmutzwassereinleitung in die Buckau sind anhand der Frachten der analysierten Nährstoffe nachvollziehbar. So steigt die Fracht des Gesamtstickstoffes im Mittel von Frühjahr und Herbst um +200 %, während der Durchfluss im Mittel von Frühjahr und Herbst nur um +133 % ansteigt. Ähnliches lässt sich für Chlorid und Sulfat feststellen. Die Forellenanlage hat also erwiesenermaßen Einfluss auf die chemische Gewässergüte. Zudem würde man einen Einfluss auf die Sauerstoffkonzentration erwarten, da die Fische Sauerstoff als Elektronenakzeptor im Energiestoffwechsel verbrauchen. Diese Vermutung lässt sich aber anhand der analysierten Werte nicht bestätigen, denn im Frühjahr steigt die Sauerstoffkonzentration von 9,1 mg/l (MP 2) auf 9,4 mg/l (MP 3) an und verändert sich im Herbst vom MP 2 (9 mg/l) nach MP 3 (9 mg/l) nicht (Tabelle 4). Sicherlich sorgt der Fischwirt für zusätzliche Belüftung des Anlagenwassers. Der folgende Knotenpunktvergleich (MP 3 + MP 4 = MP 5) wirft Fragen auf. Zwischen MP 4 und MP 5 liegen sumpfige Wiesen, die durch hohe Verdunstung und durch Versickerung die Bilanz entsprechend beeinflussen. Für das Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 46 Frühjahr ergibt die Bilanzierung allerdings einen Verlust von -28,5 %, der in seiner Höhe nicht zu erklären ist. Für den Herbst erscheint die erfasste Bilanz noch unrealistischer, da sie trotz der Wassermengensenke einen Wert von +14 % anzeigt. Es lässt sich im Nachhinein nicht feststellen, wo genau ein Fehler gemacht wurde. In der Nähe von Messpunkt 5 liegt der Landespegel „Birkenreismühle“, der zum Zeitpunkt der Messungen nicht bekannt war. Im Nachhinein wurden für diesen aber Daten angefordert, wodurch eine Kontrolle der eigenen Messungen möglich war. Mit den Abflusswerten des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburgs (LUGV) wurden die Ergebnisse der Kampagne korrigiert, weshalb für die vermutete Fehlmessung nur noch die Messpunkte 3 und 4 in Abbildung 18: Bilanzknoten in der Buckau – Chloridfracht. Betracht kommen. Erstaunlich ist, dass die analysierten Konzentrationen und die daraus ermittelten Stofffrachten dem Trend der Abflussmessungen folgen, was eigentlich für die Richtigkeit der erfassten Daten spricht. Als Beispiel dafür sind die Differenzen der Frachten von Chlorid im Frühjahr um -39 % gesunken und im Herbst um +9,7 % gestiegen (Abbildung 18). Weitere Analysen unter Einbeziehung der Bodenarten, der Vegetation und anderer Parameter erscheinen zur Aufklärung des vermuteten Fehlers nötig zu sein. Die folgende Längsschnittbilanz von MP 5 nach MP 6 ergibt für die Frühjahresmessungen einen Anstieg der Wassermenge um +49 %. Dies steht im Widerspruch zu den Ergebnissen derselben Bilanz im Herbst, wo lediglich eine Zunahme von +1,5 % zu beobachten ist. Der Unterschied (ca. 48 Prozentpunkte) ist zunächst nicht erklärbar (Abbildung 17). In der Landnutzungskarte sind zwischen den beiden Messpunkten (MP 5 und MP 6) Nadelwald und Wiesen/Weiden zu finden. Es gibt also keine Industrie, keine Klärwerke und auch keine Fischteiche, die irgendeinen Einfluss auf die Messergebnisse gehabt haben könnten. Zwar kann es sein, dass ein Einzugsgebiet im Frühjahr eine größere Abflussspende besitzt als im Herbst, aber dann müssten die Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe etwa gleich bleiben. Im Herbst ist dies Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 47 zum Beispiel für Gesamtphosphor, wie Abbildung 19 zeigt, der Fall (Konzentration MP 5 = MP 6, nämlich 0,06 mg/l). Betrachtet man aber die Frühjahresdaten, so ergibt sich für viele Stoffe (Gesamtphosphor, Orthophosphat, Chlorid und Sulfat) eine deutliche Konzentrationszunahme, die bewirkt, dass die Fracht, prozentual betrachtet, stärker ansteigt als der Abfluss. Ein Erklärungsversuch, der nicht auf Grundlage von Messfehlern basiert, zielt auf unbekannte Einträge ab. Es könnten im Frühjahr illegale Einleitungen gemessen worden sein, die zum einen die deutlich höhere Zunahme des Abflusses im Frühjahr im Vergleich zum Herbst, als auch die korrelierende Zunahme bestimmter Wasserinhaltsstoffe erklären würden. Es könnte beispielsweise eine Sickergrube entsorgt worden sein, was vor allem die stark erhöhten Phosphor-, Chlorid- und Sulfatfrachten erklären würde, da diese Stoffe in Haushaltsabwässern hoch konzentriert sind (zum Beispiel durch Reinigungs-, Spül- und Waschmittel). Der nachfolgende Knotenpunkt ist weniger spektakulär, denn die Zunahme der Wassermenge im Frühjahr um rund 12 %, nämlich von 422 l/s (MP 6 + MP 7) auf 472 l/s (MP 8) spricht für einen geringen Messfehler, dessen Ausmaß nur knapp über dem nicht unüblichen Schwankungsbereich von +/-10 % liegt. Im Herbst wurde eine Abnahme des Durchflusses von etwa 8 % ermittelt (471 l/s (MP 6 + MP 7) und 434 l/s (MP 8)) (siehe Abbildung 19). Die Unterschiede zwischen den Frachten sind durch veränderte Konzentrationen vom Frühjahr zum Herbst zu erklären und somit kein Indiz für einen groben Messfehler. Dabei muss bedacht werden, dass die absoluten gemessenen Konzentrationen alle innerhalb der Stufen I bis II der LAWA-Gewässergüteklassifizierung liegen und somit sehr gering sind. Bei niedrigen Konzentrationen führt daher beispielsweise eine Verdopplung zu keinen signifikanten Problemen im Gewässer. Die Messpunkte 8 und 9 liegen nur wenige hundert Meter auseinander und haben keine direkte Verbindung zum parallel fließenden Herrenmühlengraben. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 48 Abbildung 19: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Buckau im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 – Gesamtphosphor. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 49 Die Messergebnisse zeigen hier eine Abweichung der Durchflusswerte von -14 % im Frühjahr und +27 % im Herbst. Da sich die Trends hier unterscheiden, könnte man einen Messfehler vermuten. Dieser hat eine höhere Relevanz als der bei Knotenpunkt MP 6 + MP 7 = MP 8, da die Abweichungen deutlich oberhalb der erwarteten Streubreite von 10 % liegen. Die Fließstrecke führt direkt durch eine Ortschaft, welche möglicherweise durch Entnahmen von Wasser Einfluss auf die Durchflussmengen hat. Was die Stofffrachten anbelangt, so gehen die Tendenzen in unterschiedliche Richtungen. So entsprechen die ermittelten Frachten von Gesamtstickstoff den festgestellten Tendenzen der Abflussmengen mit Werten von -14 % im Frühjahr und +17 % im Herbst. Für die gelösten Phosphate wurde aber im Frühjahr eine Abbildung 20: Längsschnittanalysen in der Buckau - Gesamtstickstofffracht (links) und Orthophosphatfracht (rechts). Frachtzunahme von rund +43 % ermittelt und im Herbst wiederum eine leichte Abnahme der Fracht von -2,5 % festgestellt. Dieser Trend, dargestellt in Abbildung 20, widerspricht den Tendenzen zur Abflussmenge und der Gesamtstickstofffracht. Auch für Gesamtphosphat wurden Unterschiede zwischen MP 8 und MP 9 festgestellt, die in ihrer Tendenz im Frühjahr den Orthophosphatmessungen ähneln, jedoch im Herbst ebenfalls Zunahmen aufweisen. Möglicherweise gibt es Direkteinleitungen von Haushaltsabwässern, deren Phosphorgehalte aufgrund von verschiedenen Reinigungsmittelrückständen stark erhöht sind. Alleine durch Landnutzungsunterschiede lassen sich diese völlig widersprüchlichen Messergebnisse nicht erklären, zumal der Fließweg kurz ist und beide Messpunkte durch ihre gemeinsame urbane Umgebung geprägt sein dürften. Zum Zeitpunkt der Herbstmessung hat es zwar schwach geregnet, aber auch wenn dieses Regenwasser tatsächlich zu leichten Durchflusserhöhungen geführt haben sollte, so ist es nicht zur Erklärung der prägnanten Unterschiede zwischen Frühjahr und Herbst geeignet. Außerdem würden die widersprüchlichen Frachten der Wasserinhaltsstoffe unerklärt bleiben. Die Fließstrecke vom Messpunkt 9 nach Messpunkt 10 ist im Gegensatz zu der eben betrachteten Strecke (MP 8 nach MP 9) länger - sie beträgt Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 50 etwa 3 Kilometer - und weist eine differenziertere Landnutzung in ihrer Umgebung auf. Die Längsschnittbetrachtung dieses Flussabschnittes ergibt zudem deutlich stimmigere Ergebnisse. Der Durchfluss nimmt im Frühjahr sowie im Herbst etwas zu, was durch die große Einzugsfläche zu erwarten war. Dabei steigen die Durchflüsse im Frühjahr von 406 auf 505 l/s (+24 %) und im Herbst von 550 auf 609 l/s (+11 %) an (Abbildung 19). Die Nitratwerte von +13 % (Frühjahr) und +5 % (Herbst) spiegeln diese Steigerungen am besten wider, denn sie entsprechen klar deren Tendenz (Abbildung 21). Bei den anderen Wasserinhaltsstoffen Abbildung 21: Längsschnittanalysen in der Buckau - Nitratfracht (links) und Bilanzknotenanalysen für Gesamtstickstofffracht (rechts). gibt es minimale Abweichungen der Frachten, was aber durch die lange Fließstrecke und so mit verschiedenen Einflüssen aus der umliegenden Landschaft erklärt werden kann. Zudem ist klar, dass alle Messwerte definitionsgemäß nicht uneingeschränkt genau sein können. Die Bilanz des nachfolgenden Knotenpunktes MP 10 + MP 11 = MP 12 geht bezüglich des Durchflusses auf. Die Summe der Wassermengen der Messpunkte 10 und 11 ist dabei im Frühjahr um -6,7 % kleiner als am Messpunkt 12. Diese Differenz unterliegt lediglich kleinen Messungenauigkeiten, die innerhalb der Streubreite liegen. Für die Herbstbilanz ergibt sich keine Abweichung zwischen der Summe aus MP 10 + MP 11 und dem Vergleichsmesspunkt 12. Bezogen auf die Frachten stellt sich heraus, dass die Bilanz meist nicht aufgeht. Während der Bilanzfehler der P-gesamt-Fracht im Frühjahr mit -13 % und im Herbst mit -15 % negativ ist (Abbildung 19), ist der entsprechende Fehler für die Gesamtstickstofffracht mit +20 % beziehungsweise mit +11 % positiv (Abbildung 21) und entspricht somit eher dem Fehler der Durchflussmengenbilanz. Hinsichtlich der Knotenbilanzfehler der Sulfatfracht ergeben sich Unterschiede von +19 % im Frühjahr und -21 % im Herbst. Die Ursache dieser Unregelmäßigkeiten kann nicht klar benannt werden. Analysefehler sind nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, da sich alle Wasserinhaltsstoffe stark in ihrem Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 51 Bilanzfehler am Knotenpunkt unterscheiden. Schwierig nachzuvollziehen ist diese Beobachtung auch, weil es sich um einen Knotenpunkt handelt, dessen Messpunkte nur wenige Meter auseinander liegen, und sich die Konzentrationen also nicht auf Grund von Einflüssen entlang einer Fließstrecke verändern. Es könnte sich um unbekannte Einleiter in Form von Punktquellen oder Drainagen handeln. Trotzdem bleiben alle Wasserinhaltsstoffe bis auf Sulfat (Güteklasse III) unter der durch die Wasserrahmenrichtlinie vorgegebenen SollKonzentration und somit im Bereich I bis II der LAWA-Gewässergüteklassifizierung. Der nördlichste Knotenpunkt im Einzugsgebiet Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof) wird durch die Bilanz MP 12 – MP 14 – MP 15 = MP 13 beschrieben. Dabei liegt Messpunkt 13 am Hauptgebietsauslass in der Nähe eines Landespegels, der zum Zeitpunkt der Messkampagnen unbekannt war. Trotz der Inanspruchnahme eines vermeintlich ortskundigen Mitarbeiters wurde diese Information nicht rechtzeitig bekannt. Immerhin ließen sich die Durchflussmesswerte der Kampagnen mit Hilfe der nachgelieferten Daten des Landesamtes kontrollieren bzw. korrigieren. Dabei ergab sich sowohl für das Frühjahr als auch für den Herbst, dass die Abweichungen jeweils unter 10 % lagen, also innerhalb der Grenzen der Messgenauigkeit lagen. Betrachtet man die Abweichungen der Differenz (MP 12 – MP 14 – MP 15) mit Messpunkt 13, so stellt man fest, dass die Wassermengenbilanz negativ ausfällt. Dabei fehlen im Frühjahr 97 l/s, was rund -18 % entspricht und im Herbst 120 l/s entsprechend -21 % des Abflusses (Abbildung 19). Da sich die Ergebnisse von Frühjahr und Herbst bezogen auf die Durchflussabnahmen sehr ähnlich sind, lässt sich schlussfolgern, dass systematisch Wassermengen „verschwinden“. Die Ursache dafür ist eine Forellenanlage, die zur Haltung ihrer Fische Wasser aus der Buckau verwendet und trotz Rückleitung eine gewisse Wassermenge verbraucht wird. Die oben erwähnten Defizite entsprechen dabei vermutlich der entnommenen Wassermenge, also im Frühjahr rund 97 l/s und im Herbst 120 l/s (Abbildung 19). Eindeutig ist es aber nicht, denn in diesem Bereich des Einzugsgebietes gibt es einige versickernde Bäche und es ist nicht klar, wohin diese unterirdisch fließen. Es könnte also sein, dass deren Wasser in die Buckau gelangt, was bedeuten würde, dass die Fischanstalt eben diese Wassermenge mehr entziehen könnte. Insgesamt wird der Bilanzfehler durch die Entnahmen der Forellenanlage solide erklärt. Die Bilanzfehler der Frachten der verschiedenen Wasserinhaltsstoffe entsprechen jedoch nicht alle der Wassermengenbilanz. So beschreiben die prozentualen Anstiege des Bilanzfehlers des Gesamtphosphates von +78 % (Frühjahr) und +25 % (Herbst) ein gegenteiliges Bild Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 52 (Abbildung 19). Während alle anderen Bilanzfehler der Frachten der Wasserinhaltsstoffe sich ähnlich dem Abfluss verhalten, zeigt der Bilanzfehler von Gesamtphosphor im Frühjahr und im Herbst ein entgegengesetztes Verhalten. Die Gewässergüte der Buckau ist nach den Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie für alle Wasserinhaltsstoffe außer Sulfat (MP 1, 7 und 11 entsprechen der Zustandsstufe II-III) in einem guten chemischen Zustand hinsichtlich der beiden Einzelmessungen. Eine hinreichende Aussage zur Gewässergüte ist das noch nicht, aber eine erste Näherungsaussage. Es sind also, nach den Laboranalysen zu urteilen, wenig Nährsalze im Flusswasser gelöst. Diese Daten können durch die Leitfähigkeitsmessungen bestätigt werden. In der Summe über alle Messpunkte und beide Kampagnen, ergibt sich ein Mittelwert über die Leitfähigkeit von rund 385 µS/cm, der entsprechend der Erwartungen niedrig ist (Tabelle 4). Möglicherweise gemachte Messfehler sind zudem nicht ausschlaggebend, da die maximale Abweichung der Werte im Vergleich vom Frühjahr zum Herbst nur 10 % beträgt. Der pH-Wert lag an allen Messpunkten im Frühjahr wie auch im Herbst über 7,0 und unter 8,0 also im neutralen bis schwach basischen Bereich (Tabelle 4). 90 Prozent der Süßwasserfische bevorzugen einen Bereich zwischen pH 5,5 und 7,4, obwohl die optimale Primärproduktion von Flüssen und Bächen bei pH-Werten zwischen 7 und 8 erreicht ist (Klee, 1998). Die Ergebnisse für die pH-Werte in der Buckau sind also positiv zu bewerten, wenngleich diese nicht weiter ansteigen sollten, da sonst Gefahr durch die pHWert abhängige Reaktion von Ammonium zu Ammoniak herrschen könnte. Der Sauerstoffgehalt nimmt auf der Fließstrecke von der Quelle bis zum Hauptgebietsauslass (MP 13) zu. Im Frühjahr wurden an MP 1 8,6 mg/l und an MP 13 10,3 mg/l gemessen. Im Herbst war die Sauerstoffkonzentration am ersten Messpunkt etwas geringer und lag bei 7,3 mg/l. Bis MP 5 wurde bereits eine um 1,7 mg/l höhere Sauerstoffkonzentration aufgezeichnet, die nach einem leichten Abfall an MP 9 um 0,3 mg/l insgesamt auf 10,1 mg/l am Hauptgebietsauslass kletterte (Tabelle 4). Trotz der Fischzuchtanstalten, durch die ein deutlicher Abfall der Konzentration erwartet wurde, stieg diese im Frühjahr als auch im Herbst auf (aus ökologischer Sicht) als positiv zu bezeichnende Werte an. Die Wassertemperatur blieb im Frühjahr und im Herbst bis auf eine Ausnahme (MP 1 im Frühjahr 17,4°C) zwischen 15 und 12°C (Tabelle 4). Dabei waren die Temperaturen im Herbst um durchschnittlich -13 % niedriger als im Frühjahr. Das passt mit den erfassten Stickstoffverbindungen zusammen, deren Konzentrationen im Herbst höher lagen als im Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 53 Frühjahr. Der Grund dafür sind die temperaturabhängigen Abbauprozesse durch Mikroorganismen, die im Frühjahr eine höhere Denitrifizierung leisten konnten, was die Messwerte bestätigt. Tabelle 4: Messergebnisse der physikalischen Größen an der Buckau vom Frühjahr und vom Herbst 2011. Die Schwebstofffrachten der Buckau (Pegel Herrenmühle/Forellenhof), dargestellt in Abbildung 22, nehmen über die gesamte Fließstrecke gesehen von Messpunkt 1 (0,009 g/s im Frühjahr und 0,18 g/s im Herbst) zum Hauptgebietsoutput Messpunkt 13 (5,521 g/s im Frühjahr und 7,512 g/s im Herbst) zu. Dabei treten allerdings einige Unregelmäßigkeiten auf, das heißt, dass der Zuwachs nicht stetig, sondern sprunghaft ist und an manchen Stellen stark zunimmt oder an anderen sogar negativ ist. Die Zunahmen im Längsschnitt von MP 2 nach MP 3 um +85 % im Frühjahr beziehungsweise +140 % im Herbst sind der langen Fließstrecke geschuldet, auf der sich natürlicherweise Schwebstoffe aus der Vegetation, dem größer werdenden Flussbett und der Zersetzung durch Destruenten anreichern. Dieser erwartete Verlauf setzt sich bis zum Knotenpunkt MP 6 + MP 7 = MP 8 fort. An diesem Punkt wurde für die Frühjahresmesswerte ein massiver Bilanzfehler von +479 % festgestellt. Da dieser Wert so enorm groß ist und sich dieses Ereignis nicht durch die Ergebnisse der Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 54 Herbstmessungen bestätigen lässt, muss von einem Fehler bei der Wasserentnahme ausgegangen werden. Diese birgt, wie im Kapitel „Fehleranalyse“ beschrieben, die Gefahr durch Sedimente vom Gewässergrund oder von Uferkanten verfälschte Proben zu entnehmen. Von einem solchen Fehler (im Messpunkt 8) muss hier ausgegangen werden, zumal die massive Schwebstofffracht im Längsschnitt der Messpunkte 8 und 9 wieder rapide um -82 % abfällt. Die Ergebnisse für die folgenden Messpunkte sind von deren Bilanzen her schlüssig, wenngleich sie wie bereits beschrieben schwanken. Die Schwankungen liegen im Bereich zwischen maximal -22 % und +53 %, sind aber unter Berücksichtigung der Grenzen der Messgenauigkeit vertretbar. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 55 Abbildung 22: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Buckau im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 – Schwebstoffe. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 56 5.2.3 Fläming – die Nuthe in Sachsen-Anhalt (Pegel Walternienburg) Die Nuthe in Sachsen-Anhalt (Pegel Walternienburg) ist das größte der drei hier betrachteten Einzugsgebiete. Der Fluss hat eine Fließstrecke von rund 49 Kilometern und mündet in der Elbe. Die sogenannte vereinigte Nuthe setzt sich im Wesentlichen aus drei Hauptnebenflüssen zusammen (Lindauer, Grimmer und Boner Nuthe). Die dominierende Landnutzung besteht aus Acker- und Futterbau und ist besonders im Westen des Einzugsgebietes dominierend. Im Bereich der Quellregion im Osten sind die Anteile von Nadel-, Laub- und Mischwäldern größer als die der Landwirtschaft. Entlang der nördlich gelegenen Nebenflüsse gibt es einige Siedlungen. Außerdem ist die Stadt Zerbst/Anhalt, die Industriegebiete, eine Kläranlage und in östlicher Richtung einen kleinen Flughafen beherbergt, mitten im Gebiet gelegen. Außerdem gibt es Wasserentnahmen im Einzugsgebiet, die zur Trinkwasserversorgung der Stadt Magdeburg verwendet werden. Dadurch ist der mittlere Abfluss seit den 1970er Jahren um rund 30 % zurückgegangen (Messal, 2011). Es wurden insgesamt 35 Messpunkte (MP) festgelegt (siehe Abbildung 9), wobei drei davon (MP 17b, MP 20 und MP 33) nur im Herbst gemessen worden sind. Zur besseren Veranschaulichung wurde das Gebiet in die Bereiche Nordost und Südwest aufgeteilt. Es wird diskutiert, ob der im Osten gelegene Teil der Boner Nuthe tatsächlich zur vereinigten Nuthe gehört. Im brandenburgischen Gebiet, welches einen kleinen Teil des Einzugsgebietes einnimmt, wird dieser Flussabschnitt „Seegraben“ genennt. Die Boner Nuthe entspringt in einem hoch gelegenen Teil des Flämings in Brandenburg und wird dort Seegraben genannt. Das Gebiet weist dort Grundwasserflurabstände bis zu 100 m auf. Während sich die Wassermengen vom MP 1 nach MP 2 jeweils im Frühjahr und im Herbst um etwa 50 % erhöhen (Abbildung 23), beginnt bereits zwischen MP 2 und MP 3 eine systematische Versickerung, welche dazu führt, dass das Wasser kurz nach dem 3. Abbildung 23: Längsschnittanalysen an der Nuthe (Nordost) - Abfluss. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 57 Messpunkt komplett aus der Oberflächenlandschaft verschwindet. In den Grafiken wird der vermutete unterirdische Fließweg mit einer gestrichelten Linie dargestellt. Nach persönlichen Informationen (Messal, 2012) gab es mindestens seit den 1970er Jahren keine durchgehende oberirdische Fließstrecke mehr, auch bei Hochwasser nicht. Ab Messpunkt 4, der sich im auslaufenden Teil des südlichen Flämings im Bereich kleinerer Grundwasserflurabstände befindet, ist wieder ein oberirdischer Fließweg der Boner Nuthe anzutreffen, weshalb die Längsschnittbilanz von MP 3 nach MP 4 erstellt wurde. Dabei wurde festgestellt, dass die Wassermenge im Frühjahr (-60 %) als auch im Herbst (-93 %) sehr stark abnimmt (Abbildung 23). MP 4 kann praktisch wieder als neuer Quellfluss angesehen werden. Im Rahmen des Toleranzbereiches für Messfehler entsprechen alle ermittelten Stofffrachten diesem Trend und ergeben somit ein stimmiges Gesamtbild. Offenbar kommt am 4. Messpunkt nicht dieselbe Wassermenge an, die am MP 3 versickert. Das war zu erwarten, da die Fließrichtungen im Untergrund in aller Regel sehr diffus sind und von Versickerung in tiefer gelegene Aquifere geprägt sein können. Ursprünglich war eine weitere Längsschnittbilanz zwischen den Messpunkten 4 und 5 geplant. Diese erschien aber nicht sinnvoll, da sich aufgrund der sehr langen Fließstrecke viele Einflüsse (kleine Gräben, Drainagerohre usw.) summieren können. Es könnte nicht behauptet werden, dass allein das fallende Gelände und der dadurch sinkende Grundwasserflurabstand die zu erwarteten Wassermengenzunahmen bedingt. Die Unterschiede der Absolutwerte der Abflüsse und Frachten sind zudem zu groß. So steigt der Durchfluss von 4,6 l/s am MP 4 auf 370,7 l/s am MP 5 (siehe Abbildung 24). Erwartungsgemäß steigen auch sämtliche Stofffrachten. Von Norden her fließen die Lindauer und die Grimmer Nuthe in Richtung vereinigte Nuthe. Sie vereinigen sich aber noch vor der Stadt Zerbst. Es gab die Überlegung zwischen den Messpunkten 14 und 15 (Lindauer Nuthe) einen Längsschnittanalyse durchzuführen, welche aber verworfen wurde, weil MP 14 zum einen in einen kleinen See mündet, dessen Einflüsse im zeitlichen Rahmen der Messkampagnen nicht hätten erfasst werden können, und zum anderen, weil die Fließstrecke bis MP 15 sehr lang ist, auf der viele kleinere Gräben oder Drainageeinleitungen liegen, die eine Analyse der natürlichen Wassereinzugs- und Frachtmengen erschwert hätten. Die Lage des Landespegels „Deetz“ (Messpunkt 14b) war zum Zeitpunkt der Messkampagnen nicht bekannt. Die nachfolgende Knotenpunktbilanz MP 15 + MP 16 = MP 17, der am Zusammenfluss der nördlichsten beiden Nebenflüsse liegt, weist einige Probleme auf. Zum einen wurde im Herbst der Messpunkt 17b eingeführt, weil Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 58 ein im Frühjahr nicht berücksichtigtes Abwasserpumpwerk an der Fließstrecke liegt. Messpunkt 17b liegt einige Meter in Fließrichtung vor MP 17. Es ist bis heute ungeklärt, ob und wo das Pumpwerk Wasser entnimmt oder einspeist. Die konsultierten örtlichen Behörden konnten oder wollten diesbezüglich keine Informationen erteilen. Umso interessanter ist eine Analyse der Wasserinhaltsstoffe, da diese Aufschluss über diese Unklarheiten geben könnte. Die erste Intention nach dem Betrachten der Messergebnisse war, dass das Pumpwerk Wassermengen entnimmt, da am Knotenpunkt MP 15 + MP 16 = MP 17 im Frühjahr -22 % beziehungsweise im Herbst -19 % fehlen. Zudem fehlen im Vergleich der Punkte 17b und 17 rund 30 l/s Durchfluss (Herbstmessungen) (Abbildung 24). Wenn Wassermengen aus der Bilanz verschwinden, müssten auf einer so kurzen Fließstrecke auch Frachten verschwinden. Gesamtstickstoff, Ammonium und Chlorid konnten die Vermutung, dass sich der Durchfluss verringert stützen, da ihre Frachten ebenfalls zurückgingen, wie Tabelle 5 zeigt. Aber die Ergebnisse der Sulfat- und der Gesamtphosphormessungen widersprechen dem Trend teils erheblich. Tabelle 5: Berechnete Frachten von Gesamtstickstoff, Ammonium und Chlorid für drei Messpunkte an der Nuthe im Frühjahr und im Herbst 2011. Grade die Sulfatwerte im Frühjahr, die einen Anstieg der Fracht um +93 % anzeigen, lassen keine eindeutige Aussage über die Tätigkeiten des Pumpwerkes zu (Abbildung 24). Sie werfen sogar die Frage auf, ob es die Nuthe verunreinigen könnte. Die Ergebnisse der Analysen der Herbstmessungen von Gesamtphosphat, Nitrat und Sulfat hinsichtlich deren Frachten ergaben ein Bild, das zu der zweiten Theorie passt, denn sie stiegen an, wenn auch nur minimal. Wegen der zugrunde gelegten möglichen Messfehler kann man unterstellen, dass die Frachten keiner Veränderung trotz Wassermengenreduzierung unterlagen. Da die Fracht das Produkt aus Konzentration und Wassermenge ist, bedeutet das, dass die Konzentration deutlich gestiegen sein muss. Letztlich kann der Sachverhalt hier nicht ausreichend aufgeklärt werden, auch weil die Kooperation mit den örtlichen Behörden keine schlüssigen Informationen erbracht hat. Die nächste Längsschnittbilanz wurde zwischen MP 17 und MP 18a ermittelt. Zwischen beiden Punkten liegt noch der Landespegel Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 59 Abbildung 24: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Nuthe (nordöstlicher Teil) im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Sulfat. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 60 „Kuhberge“ (MP 18c), der zum Zeitpunkt der Messkampagne nicht bekannt war, aber im Nachhinein zur Wassermengenbilanz hinzu gezogen werden kann. Vom Durchfluss her ist die Bilanz für beide Messkampagnen verglichen mit den meisten anderen Bilanzierungen fast ausgeglichen (-5 % Frühjahr/ +17 % Herbst, Abbildung 24). Bezüglich der Wasserinhaltsstoffe gibt es jedoch sehr starke Unterschiede. Für die Fracht von Gesamtphosphor ergeben sich im Frühjahr trotz fast gleichbleibender Wassermengen -60 % Verlust, für die Orthophosphatfracht ergibt sich aber das Gegenteil, nämlich eine Frachterhöhung von +89,7 %. Dies ist in Abbildung 25 dargestellt und soll ein Beispiel dafür sein, wie sehr sich die Ergebnisse der verscheidenen Wasserinhaltsstoffe voneinander unterscheiden. Bei der Suche nach Erklärungen erwies sich ein Aspekt als geeignet, den Sachverhalt hinreichend Abbildung 25: Längsschnittbilanz von MP 17 nach MP 18a in der Lindauer Nuthe – Vergleich der Frachten von Gesamtphosphor und Orthophosphat. zu erklären. Zwei Tage lagen die Messungen auseinander. Innerhalb dieser zwei Tage könnten sich die Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe drastisch verändert haben. Es kann so zum Beispiel passieren, dass Schockwellen bestimmter Stoffe nur in einer der Messungen erfasst und somit schwierig zu handhaben zu belegen sind. Diese eklatante Fehlerquelle der ungleichzeitigen Messungen wurde bereits im Kapitel 5.1 aufgegriffen und diskutiert. Die letzten zwei Zuflüsse aus dem Nordosten des Einzugsgebietes fließen am gedachten Knotenpunkt MP 19 + MP 21 = MP 22 zusammen. Es wurde hier keine Bilanz aufgestellt, da es viele kleine Zuflüsse höherer Flussordnungen gibt, die nicht einzeln erfasst werden konnten. Außerdem ist das Klärwerk bei MP 19 nicht mehr aktiv (Messal, 2011). Die Längsschnittbilanz von MP 22 nach MP 23 wurde aber trotz einer längeren Fließstrecke berechnet und ergab einen deutlichen Anstieg der Wassermenge mit einem Plus von +147 % im Frühjahr und +153 % im Herbst (Abbildung 24). Man muss davon ausgehen, dass kein Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 61 Messfehler vorliegt, weil sich die Messungen von Frühjahr und Herbst in ihrer Tendenz und auch in ihrer Deutlichkeit entsprechen. Außerdem erklären sich die hohen Zunahmen aus der Länge der Fließstrecke, denn dort kommt ganz einfach viel Wasser dazu. Dass sich die Frachten und somit die Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe zwischen den zwei Kampagnen unterscheiden, liegt an unterschiedlichen Umweltverhältnissen, wie beispielsweise Jahreszeit, Wetter oder Aktivitäten der Landwirtschaft. Entscheidend ist dabei, dass alle Frachten dem Trend der Wassermengenerhöhung folgen und sich lediglich in Zusammensetzung und Stärke der Ausprägung unterscheiden. Die letzte Bilanz im nordöstlichen Bereich des Einzugsgebietes der Nuthe in Sachsen-Anhalt liegt am Zusammenfluss der Lindauer (MP 18a) und der Grimmer Nuthe (MP 23). Die 18b integriert einen kleinen Graben, der ebenfalls in dieser Bilanz berücksichtigt wird. Die Knotenpunktbilanz lautet daher MP 18a + MP 18b + MP 23 = MP 24. Hier laufen alle Nebenarme der Nuthe aus dem nordöstlichen Bereich des Einzugsgebietes zusammen. Ausgerechnet am letzten Messpunkt des nordöstlichen Abschnittes (MP 24) trat im Herbst ein Problem auf. Während der Zeit der Messung (etwa 15 - 20 Minuten Dauer) schwankte der Wasserspiegel um 5cm. Derartige Schwankungen können nur damit erklärt werden, dass irgendwo Wassermengen entnommen oder eingeleitet werden. Beispielsweise wird der Wasserspiegel im Deetzer Teich in der Lindauer Nuthe hin und wieder abgesenkt. Bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von 80 cm ergeben sich Schwankungen von etwa 16 %, was darauf hindeutet, dass die Wassermengenänderungen während des Messzeitraumes relativ groß sind. Bisher konnte nicht geklärt werden, wer der Verursacher ist, was für nachfolgende detailliertere Analysen wichtig wäre. Es lassen sich für Messpunkt 24 also keine verbindlichen Aussagen bezüglich Wassermengen und Stoffkonzentrationen treffen. Allerdings konnten die Abflussmesswerte des Landespegels „Strinum“, der sich am Messpunkt 23 befindet, in der Knotenbilanz berücksichtigt werden. Darüberhinaus streuen die gemessenen Konzentrationen zwischen den verschiedenen Stoffen sowie zwischen Frühjahr und Herbst in einem solchen Ausmaß, dass keinerlei sinnvolle Ergebnisse lieferbar sind. Es könnten unglücklich zusammenfallende Messfehler und die Schwankungen des Wasserspiegels an dieser Fehlbilanz schuld sein, was aber nichts an der Unbrauchbarkeit dieser Daten ändert. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 62 Abschnitt Südwest: Der südwestliche Teil des Einzugsgebietes der Nuthe enthält 19 der 35 ausgwählten Messpunkte. Die Region ist geprägt von Landwirtschaft und urbanen Regionen, vor allem vom Stadtgebiet Zerbst/Anhalt, welches daher einer eigenen Bilanzierung unterzogen wurde. Es gibt insgesamt sechs wichtige Nebenarme, von denen vier im Süden des Einzugsgebietes entspringen und zwei im Norden. Der östlichere Zufluss aus dem Norden umfasst die oben diskutierten Zuflüsse und wird durch MP 24 zusammengefasst. Ebenfalls angesprochen wurden die Messpunkte 1 bis 5, die an der Boner Nuthe gesetzt waren. Die erste Bilanz im südwestlichen Teileinzugsgebiet baut auf diesen Informationen auf. Sie lautet MP 5 + MP 7 = MP 11. Sie enthält die Wassermengen und -inhaltsstoffe dreier aus dem Süden kommenden Zuflüsse (MP 7) und der Boner Nuthe (MP 5). Im Frühjahr als auch im Herbst ergaben sich Bilanzverluste. So fehlten im Frühjahr -6 % und im Herbst -21 % Wassermenge (Abbildung 28). Diese Unterschiede sind aber relativ gering und zeigen zudem die gleiche Tendenz auf, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass keine groben Messfehler vorliegen. Die Fehler der Frachtbilanzierungen entsprechen den Veränderungen des Durchflusses. Besonders deutlich zeigen das die Fehler der Nitratwerte, die im Frühjahr um -6 % und im Herbst um -34 % fallen. Der einzige Wasserinhaltsstoff, der dem ansonsten überall festgestellten Trend widerspricht, ist das Gesamtphosphpor. Sein Bilanzfehler beträgt im Frühjahr +74 %, entspricht im Herbst aber mit -12 % in etwa der Größenordnung der anderen Stoffe (siehe Abbildung 26). Da es sich nur um einen Wert handelt, der allen anderen widerspricht, muss hier von einer fehlgeschlagenen Laboranalyse ausgegangen Abbildung 26: Bilanzknoten in der Nuthe - Nitratfracht (links) und Gesamtphosphorfracht (rechts). werden, durch die die Phosphatkonzentration im Frühjahr am Messpunkt 11 deutlich überschätzt wurde, oder es liegen unbekannte Einleitungen in der Nähe des Knotenpunktes Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 63 vor. Die Durchflussmengen aus der Boner Nuthe am MP 5 betragen etwa 371 l/s (Frühjahr) beziehungsweise 316 l/s (Herbst). Aus den südlichen Nebenflüssen kommen die am MP 7 zusammengefassten Wassermengen von 188 l/s im Frühjahr und 141 l/s im Herbst (Abbildung 28). Die Wassermengen am MP 11 sollten also der Summe dieser Werte entsprechen, was sie, wie beschrieben, nicht ganz tun. Der Grund, warum Wasser „verschwunden“ ist, könnte sein, dass Entnahmen in der Nähe des Bilanzknotens stattfinden oder die Verdunstungsraten im vernässten Gebiet hoch sind. Am nächsten Knotenpunkt (MP 8 + MP 9 = MP 10) widersprechen sich die Ergebnisse für den gemessenen Durchfluss im Frühjahr-Herbst-Vergleich der Abweichungen um rund 32 % Prozentpunkte. Während im Frühjahr noch ein Bilanzfehler von -21 % verzeichnet wird, steigt der Fehler im Herbst um +11 % (Abbildung 28). Nach dem Errechnen aller Frachten der Wasserinhaltsstoffe für Frühjahr und Herbst zeigte sich, dass die Bilanzfehler von Gesamtstickstoff-, Ammoniumund der Sulfatfrachten sich ebenso verhalten. Diese drei Stoffe bestätigen also in gewisser Weise, dass der festgestellte Bilanzfehler nicht unbedingt ein Messfehler sein muss. Der Fehler innerhalb der Wassermengenbilanz MP 6 + MP 10 = MP 7 von +21 % im Frühjahr entspricht dem Wert der Herbstmessung von +21 % (Abbildung 28 [rechts]). Zwar unterscheiden sich die Bilanzfehler der Stofffrachten im Frühjahr und Herbst in ihrer Ausprägung, nicht jedoch in ihrer Tendenz. Die Ausnahme ist das Sulfat, welches in der Nuthe anscheinend eigenen Gesetzen folgt. Im Ansatz ist dies zwar, wie Abbildung 26 zeigt, auch beim Gesamtphosphat zu beobachten, aber da sind es lediglich -16 %, die durchaus noch im Bereich eines tolerierbaren Unterschiedes liegen. Die Extremwerte beim Sulfat sind auch daher sonderbar, weil die Messpunkte recht eng beieinander liegen (weniger als 100 Meter). Die Vermutung, es könne sich um einen Messfehler handeln, bestätigt sich somit, wenngleich weitere Untersuchungen sinnvoll wären. Drainagen oder Rohreinleitungen können immer das Bild verfälschen. In dem ländlich geprägten Raum im Südwesten der Stadt Zerbst, der die letzten drei beschriebenen Knotenpunkte umgibt, lassen sich keine Lösungsansätze für die teilweise stark schwankenden Bilanzfehler vor allem für Sulfat, aber auch für Gesamtphosphor und andere finden. Innerhalb der physikalischen Parameter gibt es auch keine besonderen Differenzen zwischen diesem Raum und anderen des Einzugsgebietes. Für den nächsten Knotenpunkt (MP 12 + MP 13 + MP 25 = MP 26) verlassen wir den ländlichen Raum im Süden und landen im Stadtgebiet von Zerbst/Anhalt in der Mitte des Einzugsgebietes. Es ist zu erwarten, dass die vielen möglichen urbanen Einflüsse sich auf Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 64 die Messungen ausgewirkt haben. Umso erstaunlicher ist es, dass die Wassermengenbilanz unter Berücksichtigung der Schwierigkeit der Messung in Stadtgebieten einigermaßen aufgeht. Frühjahres- und Herbstergebnisse liegen mit +12 % und -1 % Bilanzfehler kaum auseinander (Abbildung 28). Es erscheint trotzdem so, als habe man die Messpunkte optimal gesetzt und daher kaum Fehler in der Bilanz. Die Abweichungen der Bilanzfehler liegen hinsichtlich aller Frachten in einem akzeptablen Schwankungsbereich. Auffällig sind aber die Ergebnisse des inerten Chlorids, denn es wurde erwartet, dass es sich im Stadtgebiet eher anreichern als vermindern würde. Abbildung 28 zeigt einen Rückgang des Bilanzfehlers von 15 % im Frühjahr und -21% im Herbst. Innerhalb des Bilanzknotens, der hier eine gewisse räumliche Ausdehnung hat, befindet sich ein Klärwerk, welches zu den aufgetretenen Fehlbilanzen sicherlich beiträgt. Es wird interessant sein, die Gewässerqualität des gesamten Abbildung 27: Bilanzknoten in der Nuthe - Chloridfracht. Einzugsgebietes im Überglick zu betrachten (Kapitel 5.3). Die Bilanz MP 26 + MP 33 = MP 27 konnte nur für die Herbstmessung erfasst werden, da MP 33 im Frühjahr nicht gemessen wurde. Betrachtet man im Frühjahr stattdessen einen gedachten Längsschnittvergleich der Messpunkte 26 und 27, so fällt auf, dass diese sich nur um 40 l/s unterscheiden, was bei 1410 l/s beziehungsweise 1450 l/s verschwindend wenig ist. Die hinzukommenden 40 l/s erklären sich durch den nicht gemessenen Zufluss am MP 33. Bei der Herbstmessung brachte der Nebenfluss am Messpunkt 33 mit rund 230 l/s offenbar mehr Wasser als noch im Frühjahr (geschätzt: 40 l/s). Insgesamt verzeichnet die Bilanz für den Herbst nur -5 % Fehler für den Abfluss und kann daher als beinahe ausgewogen bezeichnet werden (Abbildung 28). Alle betrachteten Frachten der Wasserinhaltsstoffe verhalten sich ähnlich wie Abflüsse in diesem Bilanzknoten. Obwohl die Messwerte des Punktes 33 für das Frühjahr Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 65 Abbildung 28: Knoten- und Längsschnittbilanzen in der Nuthe (südwestlicher Teil) im Frühjahr(links) und im Herbst(rechts) 2011 - Gesamtstickstoff. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 66 fehlen, lässt sich auf Grund der vorhandenen Daten sagen, dass der zweite Knotenpunkt im Stadtgebiet von Zerbst/Anhalt der bisher schlüssigste aller Knotenpunkte im Einzugsgebiet ist. Die nächste Bilanz MP 27 + MP 28 = MP 29 geht mit Abweichungen von deutlich unter einem Prozent optimal auf. Es ist aber nicht klar, wo das Klärwerk zwischen den Messpunkten entwässert, was zu Problemen bei der Erklärung der Sulfatfracht führt, die vor allem im Frühjahr extrem steigt. Läge die Einleitung des Klärwerkes vor MP 29, so wäre dieser Wert ein Zeichen für die Beeinflussung. Trotzdem bleibt die Frage unbeantwortet, da dann auch die Frachten der Stickstoff und Phosphorverbindungen merklich ansteigen müssten, was sie aber nicht tun. Gesamptphosphat und Chlorid weisen Bilanzfehler von 31 % beziehungsweise -17 % im Frühjahr und -9 % (P-gesamt) im Herbst auf (Abbildungen 26 [rechts] und 27). Es ist wohl möglich, dass Messfehler im Labor gemacht wurden, die der ansonsten stimmigen Bilanz eine kleine Unsicherheit beifügen. Gab es im Süden des Einzugsgebietes noch viele Unstimmigkeiten bezüglich der Bilanzfehler der Durchflüsse, so fällt auf, dass sich dieser Umstand im weiteren Verlauf der Fließstrecke erheblich verbessert hat. Auch Knotenpunkt MP 29 + MP 30 = MP 31 geht hinsichtlich der Durchflussbilanz beinahe perfekt auf. Zwar gibt es im Frühjahr als auch im Herbst Bilanzfehler, aber da sich diese in ihrem Verhalten entsprechen und ohnehin mit +6 % (Frühjahr und Herbst) klein sind, fällt das nicht ins Gewicht (Abbildung 28). Auch für diesen Knotenpunkt lässt sich feststellen, dass die ermittelten Bilanzfehler der Frachten der ausgewählten Wasserinhaltsstoffe abgesehen vom Gesamtphosphor (im Frühjahr -34 %) den Bilanzfehlern der Abflüsse entsprechen. Zwar sind vereinzelte Werte stark ausgeprägt, wie zum Beispiel der Bilanzfehler von +34 % im Frühjahr beim Chlorid, aber dennoch ergibt die Summe aller Ergebnisse ein stimmiges Bild des Bilanzknotens ab (siehe Abbildungen 26 [rechts] und 27). Die einzige Längsschnittbilanz im Südwesten des Einzugsgebietes der Nuthe befindet sich ganz im Westen und bilanziert die Messpunkte 31 und 32. Dass für diese Bilanz im Frühjahr als auch im Herbst praktisch keine Änderungen im Längsschnitt entstehen, ist darauf zurückzuführen, dass die Messdaten per Hand korrigiert worden sind (vergleiche Kapitel 5.1). Es handelt sich also nicht um die originalen Messwerte, da diese sehr stark fehlerbehaftet durch ungenaue Messungen mit dem „Qliner“ waren (wie neuerliche Messungen des zuständigen Landesamtes belegen) und ausgetauscht wurden. Die Nachschätzungen wurden im Kontext des Einzugsgebietes und der erwarteten Durchflüsse und der Messwerte des Landesamtes ermittelt. Die Frachten der Wasserinhaltsstoffe Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 67 schwanken im Bereich von unter 10 % und sind daher keiner weiteren Kontrolle zu unterziehen. Zuletzt ein Blick auf die Wasserbilanz der Nuthe bezüglich der Stadt Zerbst/Anhalt. Diese Bilanz ist im eigentlichen Sinne kein Knotenpunkt, weil die Messpunkte einige Kilometer auseinander liegen. Sie gibt aber Aufschluss darüber, welche Mengen an Wasser und Stoffen in die Stadt hinein fließen und wie sie sich im Verlauf dieses Fließweges verändern. Die Einflussfaktoren, also mögliche In- und Outputs, sind vielseitig und größtenteils unbekannt. Eine mögliche Punktquelle ist das Klärwerk in der Nähe von MP 13. Die Stadtbilanz vereint sämtliche Nebenflüsse der Nuthe, die die Nuthe bis zum Stadtgebiet besitzt, also alle Wassermengen aus Boner, Grimmer und Lindauer Nuthe sowie deren Nebenflüsse. Sie kann also als Summe der Teilgebiete betrachtet werden und vergleicht diese mit dem Stadtoutput: MP 11 + MP 24 = MP 27. Gemessen an der Vielzahl möglicher unbekannter Einflüsse und daran, dass es an vielen Messpunkten unerwartet große Fehler gab, geht die Bilanz relativ gut auf. Am MP 27 wurden im Frühjahr 1450 l/s und im Herbst 1142 l/s gemessen, die zum Gesamttrend des Einzugsgebietes passen, das im Frühjahr mehr Wasser führte (höhere Niederschlagsmengen). Prozentual gesehen lag die Differenz der Summe aus MP 11 + MP 24 im Frühjahr bei +17 % und im Herbst bei +1 % (Abbildung 28). Der Unterschied ist mit nur 16 Prozentpunkten deutlich geringer als erwartet. Die vielen unbekannten Einflüsse scheinen sich im Jahresverlauf also nicht wesentlich zu verändern. Die Stickstoffverbindungen, insbesondere Ammonium und Nitrat, weisen deutliche Zunahmen innerhalb des „Knotenpunktes“ auf. Bei beiden Kampagnen (Frühjahr und Herbst) stiegen die Frachten der Stickstoffverbindungen nicht nur wegen der im Frühjahr erhöhten Wassermenge, sondern auch wegen erhöhter Konzentrationen an. Im Frühjahr lag beispielsweise die Konzentration von Gesamtstickstoff bei 0,63 mg/l (MP 11) beziehungsweise bei 0,69 mg/l (MP 24) und erhöhte sich auf 1,40 mg/l am Messpunkt 27 (Abbildung 28). Also führte nicht allein der Anstieg des Durchflusses, sondern auch ein Anstieg der Konzentration zu den hohen Frachtmengen am Stadtoutput. Gleiches lässt sich für Ammonium, Nitrat und Chlorid feststellen. Man erkennt an diesem Zusammenhang den Einfluss des Klärwerkes auf die Gewässerqualität, wenngleich auch andere unbekannte Quellen diesen Effekt verstärken könnten. Allein die Messwerte für Sulfat sind erneut entgegen dem Trend aller anderen Stoffe, wie Tabelle 6 zeigt. Trotz Anstieg der Wassermenge sinkt die Fracht aufgrund der deutlich geringeren Konzentration. Dieser Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 68 Umstand lässt auf einen Messfehler bei der Sulfatkonzentration schließen, zumal die Konzentrationen (und somit die Frachten) an den anderen Messpunkten im Stadtgebiet größer sind. Die Tatsache, dass an zwei aufeinander folgenden Bilanzknoten die Fracht nicht stimmt, unterstreicht die Vermutung zusätzlich. Indem man virtuell die Konzentration verdoppelt, erhält man einen Wert, bei dem beide Bilanzen (Menge und Sulfatfracht) aufgehen. Es muss aber bedacht werden, dass die Messpunkte im Bereich der Stadt Zerbst/Anhalt an verschiedenen Tagen gemessen wurden, sodass keine eindeutige Schlussfolgerung erfolgen kann. Leider wurde Punkt 33 im Frühjahr nicht gemessen, der durch eine zusätzliche Bilanz zur Analyse der Sulfatfrachten hätte beitragen können. Im Tabelle 6: Gegenüberstellung der Messergebnisse von Abfluss, Konzentration und Fracht von Sulfat an ausgewählten Messpunkten der Nuthe 2011. Herbst liegt der Bilanzfehler bei der Sulfatfracht bei +11 %, da die Konzentration höher ist. Aufgrund der Tatsache, dass es an so vielen Messpunkten Probleme mit den Sulfatwerten gibt, empfiehlt sich eine ausführliche Nachkontrolle und eine weitergehende Analyse hinsichtlich des möglichen Ursprungs dieser hier unerklärlichen Ergebnisse. Allein das Wissen über Klärwerke und Landnutzung reicht offenbar nicht aus, um das „Verhalten“ der Sulfatwerte zu deuten. Auch die Daten der Gesamtphosphormessungen sind nicht immer im Einklang mit den anderen Messwerten, der Landnutzung oder den Klärwerken zu bringen. Die Stickstoffe und Chloride sind in den meisten Fällen hinsichtlich ihrer Konzentrationen und Frachten gut erklärbar. Bei der Betrachtung der physikalischen Größen (Tabelle 7) fallen besonders die Unterschiede zwischen den ersten vier Messpunkten auf. So liegen beispielsweise die Werte der elektrischen Leitfähigkeit, die als Summenparameter der gelösten Salze gilt, im Quellbereich in der Nähe eines Klärwerkes bei rund 724-783 µS/cm und werden bis Messpunkt 3 durch Verdünnungseffekte auf 689 µS/cm reduziert. Die folgende unterirdisch verlaufende Fließstrecke hat erheblichen Einfluss auf alle Parameter, da die Bedingungen im Untergrund zunehmend anaerob sind und die Austauscherflächen der Bodenpartikel eine höhere Wirkung entfalten. So geht die elektrische Leitfähigkeit von 689 µS/cm auf 476 µS/cm zurück. Aber auch pH-Wert, Sauerstoffgehalt und Wassertemperatur sinken erwartungsgemäß auf ein niedrigeres Niveau ab. Im restlichen Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 69 Einzugsgebiet gibt es keine weiteren besonders heftigen Änderungen. Die Durchschnittswerte der Leitfähigkeit und des pH-Wertes entsprechen sich im Frühjahr und Herbst mit etwa 655 µS/cm und 7,5 und liegen somit in einem Bereich, der für Fließgewässer normal ist. Wassertemperatur und Sauerstoff unterscheiden sich allerdings im Frühjahr und im Herbst. Während die durchschnittliche Wassertemperatur im Frühjahr mit 13,8°C geringer war als im Herbst (15,4°C), war die Sauerstoffkonzentration passender Weise („Henry‘sches Gesetz“; Kapitel 4.3.3.4) im Frühjahr mit 9,6mg/l höher als im Herbst (7,7 mg/l). Die geringsten pH-Werte wurden im Frühjahr und im Herbst am Messpunkt 19 mit 6,8 und 6,7 verzeichnet. Damit liegen selbst die Extremwerte noch im neutralen Bereich und stellen keine Gefahr dar. Ebenfalls am MP 19 fand man die geringsten Leitfähigkeiten für Tabelle 7: Messergebnisse der physikalischen Größen an der Nuthe vom Frühjahr und vom Herbst 2011. Frühjahr (464 µS/cm) und Herbst (240 µS/cm). Zwar sind diese Werte schon recht niedrig, vor allem im Herbst, aber sie sind noch nicht als bedrohlich für die Umwelt zu werten, zumal es Ausnahmen sind, vergleicht man sie mit dem Gesamtdurchschnitt. Kritisch wird es jedoch Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 70 bei einigen Sauerstoffgehalten im Herbst. Vor allem Messpunkt 4, der kurz nach dem Wiederaustritt der Nuthe aus dem „Erdreich“ liegt, wurde mit einer Sauerstoffkonzentration von 3,5 mg/l ein für viele Wasserlebewesen bedrohlich niedriger Wert gemessen. Forellen beispielsweise sterben bereits bei Sauerstoffkonzentrationen von unter 5 mg/l. Es zeigt sich schon am Durchschnitt von 7,7 mg/l, dass es im Herbst Probleme bezüglich der Sauerstoffkonzentration gegeben hat. Dies wird in der Bewertung des Gebietes anhand der näherungsweisen LAWA-Gewässergüteklassifizierung noch genauer betrachtet werden. Zwar steigt der Sauerstoffverbrauch von allen Wasserlebewesen bei steigender Temperatur natürlicherweise („Q10-Effekt“; Kapitel 4.3.3.2), aber trotzdem könnten auch andere Gründe für die geringen Sauerstoffkonzentrationen vorliegen. Die Herkunft des Wassers ist dabei von entscheidender Bedeutung, wie man unschwer an Messpunkt 4 erkennt. Grundwasser ist nämlich durch geringe Sauerstoffwerte und dafür hohe Kohlenstoffdioxidwerte gekennzeichnet. Die Nuthe ist hinsichtlich ihrer Schwebstofffrachten von den bereits beschriebenen Gebietsspezifika beeinflusst. Natürlicherweise wächst mit dem Durchfluss und somit der Größe des Stromes auch dessen Fracht an Schwebstoffen, vorausgesetzt, dass die Fließgeschwindigkeit in etwa gleichbleibend ist, da es anderenfalls zur Sedimentation kommen könnte. Insofern sind die Anstiege der Schwebstoffe über das gesamte Gebiet hinreichend erklärt. Die Verluste zwischen Messpunkt 2 und 4 ergeben sich aus der bereits mehrfach erwähnten Versickerung der Boner Nuthe im Oberlauf. Dort, wo Fließgeschwindigkeiten kleiner werden, kann es zu einer leichten Reduzierung der Schwebstofffracht kommen; so etwa im Bereich der Messpunkte 6, 16 (Herbst), 18b, 19 (Frühjahr) und 18a, 18b, 19 und 20 (Herbst), wo die Fließgeschwindigkeit unter 0,1 m/s lag. Ansonsten entsprechen sich die Daten des Abflusses und der Schwebstofffracht im Vergleich der Werte zwischen Frühjahr und Herbst. Der höhere Abfluss im Frühjahr bringt gemäß den Erwartungen eine höhere Schwebstofffracht in die Elbe. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 71 5.2.4 Oder-Spree Region – das Demnitzer Mühlenfließ (Pegel Berkenbrück-1) Am Demnitzer Mühlenfließ (bis Pegel Berkenbrück-1) wurden insgesamt 17 Messpunkte (MP) festgelegt. Diese sind über die gesamte Fließstrecke verteilt und ergeben so ein homogenes Abbild der gebietsspezifischen Merkmale. Über das gesamte Einzugsgebiet wurden Längs- und Knotenpunktbilanzen erstellt, mit deren Hilfe die Richtigkeit der Messungen analysiert und soweit möglich durch Landnutzungskarten erklärt werden. Die Abbildungen 29, 32 und 33 enthalten die Ergebnisse aller Bilanzierungen in Bezug auf den Durchfluss der jeweiligen Messpunktgruppen. Die Quelle des Demnitzer Mühlenfließes liegt im Norden des Einzugsgebietes und geht nach rund 3 Kilometern in die Messungen von Punkt 1 ein. Der Abfluss betrug dort im Frühjahr und im Herbst rund 32 l/s. Die Ergebnisse am Messpunkt 2, der etwa 2 Kilometer stromabwärts liegt, unterscheiden sich davon um ca. +60 % (51 l/s) im Frühjahr beziehungsweise ca. +115 % (68 l/s) im Herbst (siehe Abbildung 29). Auch wenn die Zunahme im Frühjahr deutlich geringer ist, als die im Herbst, kann angenommen werden, dass kein entscheidender Messfehler vorliegt, da sich die Tendenzen entsprechen. Die Wassermengen sind natürlichen Ursprungs (es gibt im Gebiet kein Klärwerk mehr) und ergeben sich aus den hydrologischen Eigenschaften des Einzugsgebietes. Auf Grund der zunehmenden Sauerstoffkonzentration von 0,04 auf 0,12 mg/l (Tabelle 8) ist anzunehmen, dass die zuströmenden Wassermengen nicht grundwasserbürtig sind. Sämtliche Stofffrachten steigen im Längsschnittvergleich von MP 1 nach MP 2 rapide an. Der Fluss fließt hier direkt durch ein Dorf. Am extremsten ist dies beim Orthophosphat zu erkennen, wobei der extreme Anstieg im Frühjahr als Ausreißer zu bewerten ist, der eventuell durch Abwässer aus Haushalten erklärt werden kann. Beim Gesamtphosphat, dargestellt in Abbildung 29, hingegen, welches um +412 % im Frühjahr und um +466 % im Herbst auf 0,007 beziehungsweise 0,012 g/s ansteigt, dürfte eine Ungenauigkeit beim Messen nicht ausschlaggebend für die hohen Werte sein. Es liegt nahe, dass die kommunalen sowie landwirtschaftlichen Einflüsse maßgeblich daran beteiligt sind, da diese den Fließweg von MP 1 nach MP 2 säumen. An der Zunahme der Nähestoffe (ein „Schock“ liegt hier nicht vor, weil die Absolutwerte sehr klein und die LAWA-Klasse niedrig ist) sind dabei besonders organische und mineralische Dünger aus der Landwirtschaft, die durch Erosion und Oberflächenabfluss in die Flusssysteme getragen werden, verantwortlich. Der nachfolgende Knotenpunkt weist hinsichtlich der Stofffrachten von P-gesamt und N-gesamt negative Bilanzfehler auf. Zwischen dem Zusammenfluss der Punkte MP 2 und MP 3 Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 72 Abbildung 29: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Gesamtphosphor. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 73 zu MP 4 befindet sich offenbar eine kleine Nährstoffsenke, welche für diesen Frachtverlust verantwortlich ist. Dagegen sprechen allerdings die positiven Bilanzfehler (Knotenpunktdifferenzen) der Chlorid- und Sulfatfracht (um +10 bzw. +39 %, Abbildung 30) sowie das „Verschwinden“ von ca. 6,5 % des Wassers. Da die Bilanzierung der Wassermenge auch im Vergleich zwischen Frühjahr und Herbst stimmig ist, könnte angenommen werden, Abbildung 30: Bilanzknoten am Demnitzer Mühlenfließ - Chloridfracht (links) und Sulfatfracht (rechts). dass ein Fehler bei der Wasserinhaltsstoffanalyse im Labor vorliegt oder im Frühjahr größere Mengen Sulfat auf dem kurzen Fließweg innerhalb des Bilanzknotens dazu kommen. Nachdem das Demnitzer Mühlenfließ die urbane und die Ackerregion verlassen hat, nimmt die Vernässung der Landschaft zu. Dies könnte zu den Unstimmigkeiten der Messwerte im Längsschnitt von MP 4 nach MP 5 geführt haben. Während bei der Frühjahreskampagne eine Zunahme des Durchflusses um rund +72 %, nämlich von ca. 70 auf 120 l/s gemessen wurde, ergaben dieselben Messungen im Herbst eine Reduzierung um -28 %, nämlich von 72 auf 52 l/s (Abbildung 29). Im Längsschnitt kann das Verhalten im Frühjahr und Herbst entgegengesetzt sein, weshalb es sich nicht um einen Fehler handeln muss. Die starke Vernässung hat zur Bildung von Sümpfen bzw. Niedermooren (im Demnitzer Mühlenfließ sogar bis 4 m Mächtigkeit) geführt, die zur Bildung organischer Sedimente im Fluss führten. Sümpfe sind definitionsgemäß frei von Torf, haben aber eine sogenannte „Sumpfhumus“Schicht, die dem Torf in ihrer floristischen und pedogenen Beschaffenheit ähnlich ist (Pott, 1998). Die Mächtigkeit dieser Sedimente betrug bis zu rund 60 cm im Flussbett (MP 5) und erschwerte die Durchflussmessungen mit dem „FlowSens“-Gerät, da dieses eine fixe Messtiefe pro Lamelle voraussetzt und nicht im Schlamm versinken darf. Diese erschwerten Bedingungen wirken sich auch auf die Messungen am nächsten Knotenpunkt aus. Zwischen der Summe der Messpunkte MP 5 und MP 6 und MP 7 liegt eine Durchflussdifferenz von ca. +35 % vor (Abbildung 29). Es ist unklar, ob alle Wassermengen von MP 5 und MP 6 richtig Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 74 erfasst wurden, weil es bei den Frachten von Chlorid, Sulfat, Gesamtstickstoff und Gesamtphosphor kaum Unstimmigkeiten gibt (alle Bilanzfehler sind positiv). Daraus folgt, dass die summierten Messpunkte MP 5 und MP 6 zu wenig oder MP 7 zu viel Abfluss aufweisen könnten. Das Wasser fließt innerhalb des Bilanzknotens in Richtung MP 7 allerdings durch eine sumpfige Wiese, die für die festgestellten Differenzen verantwortlich sein könnte. Andererseits korrelieren die Bilanzfehler von Abfluss und Stofffrachten im Herbst miteinander, weshalb es naheliegend ist, dass es sich hier um Gebietseinflüsse innerhalb des Bilanzknotens handelt. Das Demnitzer Mühlenfließ verlässt bei MP 7 die vernässten Wiesen und Weiden und fließt durch einen Nadelforst. Dies lässt vermuten, dass nur geringfügige prozentuale Fehler bei möglichen Abweichungen der Wassermengen im Längsschnittvergleich zwischen MP 7 und MP 8 vorliegen. Während die Wassermenge im Frühjahr fast konstant bleibt und sich nur um -0,5 % verringert, steigt die gemessene Konzentration von Gesamtphosphat um 100 % auf 0,1 mg/l an (Abbildung 29). Für diesen, im ersten Moment als Phosphatschock erscheinenden prozentualen Anstieg, gilt, dass die absoluten Zahlenwerte gegen einen solchen sprechen, weil die Werte der LAWA-Klasse Stufe II und besser betragen. Es gibt derzeit keine sinnvolle Erklärung, die auf der Landnutzung als Nadelforst beruhen könnte. Andererseits wurde im Herbst für dieselbe Fließstrecke beim Gesamtstickstoff beobachtet, dass dieser in Konzentration und Fracht prozentual stärker sinkt als der Durchfluss. Diese widersprüchlichen Messungen könnten als Messfehler interpretiert werden. Der nachfolgende Bilanzknoten MP 8 + MP 9 = MP 10 ist im Falle der Herbstmessungen durch mögliche fehlerhaften Messungen, die der Längsschnittvergleich von MP 7 nach MP 8 aufgezeigt hat, beeinflusst. Wenn MP 7, wie oben diskutiert, zu viel Abfluss anzeigt, gibt es auch einen Verlust an Wassermenge am 8. Messpunkt und somit wäre die negative Wassermengenbilanz erklärbar. Im Bilanzknoten (MP 8 + MP 9 = MP 10) setzt sich der Trend, dass Wassermengen im Herbst „verschwinden“, fort. Die Summe der Durchflüsse von MP 8 und MP 9 ergibt rund 160 l/s, während am MP 10 nur noch 113 l/s gemessen wurden. Das entspricht einer Differenz von -24 %. Weil die Frühjahresbilanz mit -1,5 % Unterschied jedoch aufgeht, könnte es sich hier um einen kleineren Messfehler handeln (Abbildung 29). Andererseits spricht die Tatsache dagegen, dass beide Veränderungen negativ sind und sich somit tendenziell entsprechen. Dazu gab es zwischen dem Zusammenfluss der Messpunkte MP 8 und MP 9 sowie MP 10 kleinere Gräben höherer Gewässernetzordnungen, die im Herbst für die negative Bilanz hätten sorgen können, aber Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 75 nicht gemessen worden sind. Ein Knoten ist eben mehr als ein bloßer Punkt. Die negativen Bilanzfehler (Knotendifferenzen) der Frachten der meisten Wasserinhaltsstoffe (Stickstoffverbindungen, Chlorid und Sulfat) entsprechen dem gemessenen scheinbaren Durchflussverlust. Die Ergebnisse der Orthophosphat- und Gesamtphosphoranalyse der Herbstmessungen widersprechen durch die Größe ihrer positiven Bilanzfehler der Tendenz aller anderen Messwerte. Entweder ist daran ein bemerkenswerter Phosphoreintrag innerhalb des Bilanzknotens Schuld (auch hier wurde allerdings die LAWA Gewässergüteklasse II nicht überschritten) oder es gab Fehler bei der Laboranalyse. Gleiches gilt für die Nitratfracht deren Bilanzfehler rund +100 % beträgt (Abbildung 32). Zieht man die Landnutzungskarte aus einem GIS zu Rate, stellt man fest, dass der Raum auf der Fließstrecke zwischen dem Zusammenfluss und MP 10 ländlich geprägt ist. Möglicherweise fanden im Zeitraum vor den Messungen Düngungen statt, die sich derartig auswirkten. Diese Theorie ist jedoch nicht makellos, da die Werte der Stickstoffverbindungen (abgesehen vom Nitrat) dann ebenfalls einen größeren Bilanzfehler aufweisen müssten. Die folgende Längsschnittbilanz von MP 10 nach MP 11 ergibt eine Erhöhung des Abflusses um +31 % im Frühjahr und um +39 % im Herbst (Abbildung 32). Gleichzeitig steigen die Stofffrachten wie Abbildung 31 am Beispiel von Gesamtstickstoff anzeigt, welcher im Frühjahr um +22 % und im Herbst um +51 % angestiegen ist. Dieser Zusammenhang entspricht der erwarteten hydrologischen Spende des Einzugsgebietes, da zwischen MP 10 und MP 11 rund 3 Kilometer Abbildung 31: Bilanzknoten (links) und Längsschnittanalysen (rechts) am Demnitzer Mühlenfließ - Gesamtstickstoff. Fließstrecke liegen. Eine am Fließweg gelegene Ortschaft scheint ohne nennenswerten Einfluss zu bleiben. Den umgekehrten Sachverhalt findet man bei der Betrachtung des nachfolgenden Längsschnittvergleiches zwischen MP 11 und MP 12. Hier verringern sich die Durchflüsse im Frühjahr um -11 % und im Herbst um -60 %. Gleiches gilt für sämtliche Wasserinhaltsstoffe und deren Frachten. Exemplarisch verringert sich die Nitratfracht im Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 76 Frühjahr um -25 % und im Herbst um -79 % (siehe Abbildung 32). Dass der Verlust von Wassermengen mit Messfehlern zu erklären ist, erscheint folglich eher unwahrscheinlich. Vielmehr könnte das Teilgebiet eine Wassersenke sein, auch wenn keine typischen natürlichen Senken, wie zum Beispiel Moore, in der Landnutzungskarte verzeichnet sind, obwohl das Fließ hier durch ein Waldgebiet fließt. Letzteres ist allerdings vernässt und sumpfig. Dies könnte auch auf anthropogene Einflüsse hindeuten. Möglicherweise wird Wasser zur Bewirtschaftung der angrenzenden Ackerflächen entnommen und ist somit durch Verdunstungsverluste und der Festlegung in der Biomasse am Zurückströmen zum Demnitzer Mühlenfließ gehindert. Andererseits ist es denkbar, dass Flusswasser in den Grundwasserleiter versickert und auf diese Weise aus der Längsschnittbilanz „verschwindet“. Während dieser Längsschnittvergleich für Diskussionsstoff sorgen könnte, ist die Sachlage für den nächsten Knotenunkt eindeutig. Die Messpunkte MP 13, MP 14 und MP 15 liegen im südöstlichem Teil des Einzugsgebietes des Demnitzer Mühlenfließes. In der Landnutzungskarte ist zwischen MP 14 und MP 15 ein Moorgebiet verzeichnet. Sümpfe und Moore sind natürliche Wassermengen- und Nährstoffsenken. Sie regulieren also den Wasserhaushalt und sind ein wichtiger Puffer der Landschaft. Es war also zu erwarten, dass es zu Wassermengen- und Frachtverlusten innerhalb des Knotenpunktes (MP 13 + MP 14 = MP 15) kommt. Der Bilanzknoten hat außerdem hier eine große räumliche Ausdehnung, da der Punkt des Zusammenflusses von MP 13 und MP 14 nicht befahrbar war. Alle aus den gesammelten Daten erstellten Diagramme zeigen den gleichen Trend sowohl im Frühjahr als auch im Herbst. Es „verschwinden“ systematisch Wasser- und Frachtmengen. So weist die Bilanz im Frühjahr einen Verlust von -84 % und im Herbst von -97 % auf (Abbildung 32). Das bedeutet, dass beinahe die Hälfte des Wassers im Moorgebiet verbleibt und von dort aus verdunstet oder versickert. Die Verdunstungsverluste im Moor sind um ein vielfaches höher als im Bach, denn zum einen ist die Fließgeschwindigkeit reduziert und zum anderen ist die Oberfläche pro Quadratmeter deutlich höher. Das Ausmaß der Versickerung ist von den vorliegenden Bodeneigenschaften abhängig. Sandige Substrate weisen dabei entschieden höhere Versickerungsraten auf als tonige. Es wäre zur weiteren Untersuchung empfehlenswert, Bodenkarten in die Analysen einfließen zu lassen. Nach mündlichen Informationen ist das Gebiet durch einen porösen Untergrund charakterisiert, was die Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 77 Abbildung 32: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließes im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Nitrat. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 78 Bilanzunterschiede erklärt (Messal, 2012). Die Verluste von Nährstofffrachten sind durch die assimilierende Pflanzenbestände im Moor zu erklären. Moore sind im Vergleich zu anderen terrestrischen Böden eher nährstoffarm und die dort angesiedelten Pflanzenarten sind daran adaptiert. Sie säuern das Phasensystem des Bodens an und erschließen auf diese Weise Nährstoffe. Man erkennt das an der Veränderung des gemessenen pH-Wertes, der im Frühjahr von 8,1 (MP 13) auf 7,6 (MP 15) und im Herbst von 7,7 (MP 13) auf 6,9 (MP 15) sinkt (Tabelle 8). Werden Nährstoffe allerdings von durchströmenden Fließgewässern angeliefert, so ist es für die Pflanzen energetisch günstiger sich derer zuerst zu bedienen. Die Frachtverluste von beispielsweise Nitrat von 0,184 auf 0,012 g/s, also um -93 % im Frühjahr (Abbildung 32) oder von Phosphaten um -94 % im Frühjahr (Abbildung 29) (ähnlich für alle Pflanzennährstoffe auch im Herbst), sind durch Assimilationsprozesse und damit dem Aufbau von pflanzlicher Biomasse zu erklären. Messfehler können nahezu ausgeschlossen werden, da alle Daten homogen den gleichen Trend aufweisen. Sümpfe und Moore sind sensible Ökosysteme und können bei Überversorgung und einer damit verbundenen Eutrophierung innerhalb weniger Jahre je nach Mächtigkeit des Torf- oder Sumpfhumuskörpers mineralisieren, sofern sie hinsichtlich des Wasserstandes nicht trocken fallen. Aufgrund ihrer ökosystemaren Bedeutung als Klima-, Wasser- und Nährstoffregulator der Landschaft sollten keine Wasserentnahmen in dieser Region stattfinden. Die südlichste Knotenpunktbilanz mit dem Systemoutput am Punkt 17 weist kaum Bilanzfehler hinsichtlich des Abflusses auf. Der Frühjahrswert von +17 % im Herbst und +1 % im Frühjahr sind eher unbedeutend (Abbildung 32). Die Bilanzfehler der meisten Stofffrachten entsprechen in etwa dem Verhalten des Abflusses. Der Bilanzfehler beim Gesamtstickstoff im Herbst mit -31 % ist jedoch sehr hoch (Abbildung 31). Hier könnten innerhalb des relativ großen Bilanzknotens Denitrifikationsprozesse stattgefunden haben, die sich durch höhere Wassertemperaturen im Vergleich zum Frühjahr auf Grund des Q10Effektes intensiviert haben (vergleiche 3.2.4.2). Die Bilanzfehler der anderen Wasserinhaltsstoffe schwanken zwar auch um bis zu 20 Prozentpunkte, könnten aber auch mit kleinen Messungenauigkeiten erklärt werden. Weitere Ursachen für Bilanzdifferenzen am Demnitzer Mühlenfließ: Im Verlauf der Herbstkampage am Demnitzer Mühlenfließ wurden starke Regenfälle registriert. Wie in Kapitel 4.1.5 beschrieben, haben Niederschläge während einer Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 79 Messkampagne einen signifikanten Einfluss auf die Messergebnisse. Das Niederschlagsereignis fand am 11.10.2011 statt, also am ersten Tag der Messkampagne. Weil aber bereits am ersten Tag der Gebietsauslass gemessen wurde, ergaben sich höhere Durchflusswerte im mittleren Flussabschnitt als im unteren, da die Niederschlagsmenge wegen der Konzentrationszeit des Einzugsgebietes die unteren Messpunkte erst am Tage nach der Messung erreichte. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies für den am 11.10.2011 gemessenen Durchfluss im Gebietsauslass (Messpunkt 17) 86,4 l/s, während beispielsweise für Messpunkt 10, der am 12.10.2011 aufgenommen wurde, 113,1 l/s Abfluss gemessen wurden (Abbildung 32). Hier liegen also keine Messfehler vor, sondern die Gebietsbilanz ist durch das Niederschlagsereignis verfälscht. Generell waren die Durchflussmengen und auch die Frachten der untersuchten Wasserinhaltsstoffe im Frühjahr deutlich höher. Besonders die Daten der Chloridmessungen unterstützen diese Aussage. Ausgenommen davon bleiben aber die Ergebnisse der Phosphatmessungen, die auch im Herbst denen im Frühjahr gleichen. Das zeigen auch die ermittelten LAWA-Klassen. Es muss sich dabei um Einträge handeln, denn Messfehler sind an dieser Stelle unwahrscheinlich, weil sich die hohen Werte durch das gesamte Netz der Probenpunkte ziehen. Im Gebietsauslass wurden im Frühjahr 287 l/s gemessen, während im Herbst nur die bereits erwähnten 86,4 l/s erfasst wurden (Abbildung 32). Messwerte des offiziellen Landespegels bestätigen die eigenen Abflussmessungen. Die Stoffkonzentrationen waren dabei im Herbst höher, was durch die Ergebnisse der Leitfähigkeitsmessungen bestätigt werden kann. Diese waren nämlich im Herbst (793 µS/cm) um durchschnittlich 7 % höher als im Frühjahr (739 µS/cm). Das lässt eine höhere Niederschlagstätigkeit bzw. Schneeschmelze im Frühjahr vermuten. Am Messpunkt 15 wurde allerdings -30 % Unterschied errechnet, welcher nicht alleine durch den Mooreinfluss zu erklären ist, zumal die Zuflüsse der Messpunkte MP 13 und MP 14 beide positive Unterschiede zwischen Frühjahr und Herbst aufweisen (Tabelle 8). Die anderen physikalischen Parameter (Tabelle 8) unterstützen die aufgestellten Vermutungen. So ist der Sauerstoffgehalt im Frühjahr im Schnitt rund 40 % höher als im Herbst. Das deutet darauf hin, dass die Wassermengen im Frühjahr mehr Kontaktoberfläche zur Luft hatten als im Herbst. Dies könnte in folgenden Arbeiten mit Klimadaten (Wind/Niederschläge) belegt werden. Die Auswirkungen der geringeren Sauerstoffkonzentrationen im Herbst werden im Kapitel 5.3 anhand der Gewässergüteklassifizierung nach LAWA bewertet. Auch Auf Grund der Wassertemperaturen im Herbst (ø 12°C), die im Mittel um 4,5°C höher waren als im Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 80 Frühjahr (ø 7,5°C), lassen sich die geringeren Sauerstoffkonzentrationen erklären (Vergleiche Kapitel 3.2.4.4). Die gemessenen pH-Werte waren im Herbst durchschnittlich um 2-3 % kleiner. Zum Vergleich der Messwerte aus dem Frühjahr und aus dem Herbst, wurden spezielle Grafiken entworfen, von denen Abbildung 33 (Vergleich der pH-Werte) hier beispielhaft dargestellt ist. Von der Quellregion bis zum Gebietsauslass des Demnitzer Mühlenfließes, dem Pegel Berkenbrück-1, nehmen die Schwebstofffrachten (Abbildung 34) Tabelle 8: Messergebnisse der physikalischen Größen am Demnitzer Mühlenfließ vom Frühjahr und vom Herbst 2011. stetig zu. Im Frühjahr wurden am Messpunkt 1 nur 0,013 g/s gemessen und am Systemoutput (MP 17) 3,415 g/s (gleiche Tendenz im Herbst). Die stetige Zunahme der Schwebstoffe lässt sich gut anhand der Längsschnittanalysen verfolgen. Dabei fällt besonders der Vergleich von MP 1 nach MP 2 auf, der im Frühjahr wie auch im Herbst Zunahmen von über 1500 % aufweist. Auch die Längsschnittvergleiche von MP 7 nach MP 8 und von MP 10 nach MP 11 fallen durch deutliche Frachtzunahmen auf (Diagramm „Längsschnitt Schwebstofffrachten“). Wie oben beschrieben liegt im Bereich des Knotens (MP 13, MP 14, MP 15) eine Moorfläche. Durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit im Moor sedimentiert ein Großteil der Schwebstoffe und ist somit nicht mehr im Flusswasser am 15. Messpunkt, der sehr weit entfernt von den Zuflüssen MP 13 und MP 14 liegt, zu Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 81 finden. Im Herbst tragen vor allem die Nebenflüsse viele Schwebstoffe in den Abbildung 33: Vergleich der Messungen vom Frühjahr und vom Herbst 2011 im Demnitzer Mühlenfließ – pH-Wert. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 82 Hauptstrom des Demnitzer Mühlenfließes. Messpunkt 16 zum Beispiel liegt im Süden des Einzugsgebietes und weist im Herbst Zunahmen der Sedimentfracht von rund +2600 % gegenüber der im Frühjahr gemessenen Fracht auf. Diese extrem hohen Zunahmen können durch die Abbauprozesse der Vegetation im Herbst erklärt werden. Die vielleicht wichtigste Ursache für die negativen Bilanzfehler im Punkt MP 15 stellen aber wohl hydrogeologische Gegebenheiten dar. Im Untergrund endet kurz vor MP 15 eine eiszeitlich geprägte unterirdische Wanne den Zustrom. Der Rand dieser Wanne und die Tatsache, dass südlich vom Mühlenfließ die Grundwasserstände durch Bewirtschaftungsmaßnahmen gefallen sind und ein südöstlich gelegenes Wasserwerk zu ähnlichen Reaktionen führt, bewirkt den starken Verlust an Abfluss und Stofffracht auf dem Weg zum MP 15. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 83 Abbildung 34: Knoten- und Längsschnittbilanzen im Demnitzer Mühlenfließes im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 - Schwebstoffe. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 84 5.3 Bestimmung der Gewässergüte in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung zur Interpretation und Einordnung der Ergebnisse 5.3.1 Hintergrund des Bewertungsmaßstabes Seit ihrer Gründung 1956 beschäftigt sich die „Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser“ (LAWA) mit wasserwirtschaftlichen Fragestellungen. Dabei stehen bio-ökologische und chemisch-physikalische Faktoren im Mittelpunkt. Die LAWA hat ein 7-stufiges Klassifikationssystem zur Gewässergüte entwickelt, welches in Tabelle 9 dargestellt ist. Tabelle 9: Chemische Gewässergüteklassifikation nach LAWA (1998): Beschreibung der Güteklassen. Die Spannweite reicht vom Zustand ohne anthropogenen Einfluss, also dem geogenen Hintergrundwert, bis hin zum achtfachen des Zielwertes. Der Zielwert resultiert dabei aus vorherigen Bewertungsansätzen der Bundesländer (LAWA, 1998). Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Wasserinhaltsstoffe der Gruppe „Nährstoffe, Salze und Summenkenngrößen“, für die die LAWA eine Übersicht der Grenzwerte entsprechend der Gewässergüteklassifizierung ausgegeben hat (Tabelle 10). Der Tabelle kann entnommen werden, welche Wasserinhaltsstoffe aus dem Bereich der „Nährstoffe, Salze und Summenkenngrößen“ von besonderer Bedeutung für die Gewässerqualität sind. Diese wurden für die Wasseruntersuchungen des NaLaManT-Projektes ausgewählt. Tabelle 10: Güteklassifizierung der Nährstoffe, Salze und Summenkenngrößen nach LAWA (1998). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 85 Es muss an dieser Stelle betont werden, dass alle hier abgeleiteten Güteklassen auf einmaligen Messungen beruhen. Die Bestimmung einer Güteklasse nach LAWA erfordert in der Regel mindestesten zwölf Messungen oder mehr pro Jahr und erfordert die Berechnung des jeweiligen 90-Perzentils oder bei weniger als elf Messungen des Mittelwertes. Das ist hier nicht der Fall. Dennoch stellen die hier abgeleiteten Güteklassen in Anlehnung an die LAWA-Tabelle ein brauchbares Hilfsmittel zur näherungsweisen Einschätzung des Zustandes der Gewässergüte dar. 5.3.2 Gewässergüte der Buckau Die Gewässergüte der Buckau ist ganzheitlich als positives Beispiel zu bezeichnen. Die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie, bis 2015 alle Gewässer in einen guten (ökologischen und) chemischen Zustand zu versetzen, sind nach den Ergebnissen dieser Messkampagnen für die Buckau bis Pegel Herrenmühle/Forellenhof bereits fast erreicht. Jahreszeiten wie Winter und Sommer wurden allerdings nicht erfasst. Im Sommer sind definitiv schlechtere Werte denkbar. Die Zielvorgabe ist das Erreichen der Zustandsstufe II der Gewässergüteklassifikation nach LAWA (Darstellung der Ergebnisse in Tabelle 11). Auffällig ist der hohe Landnutzungsanteil an Waldflächen, welche im Regelfall, anders als die Landwirtschaft, wenig Nährstoffemissionen verursachen. Besonders die Ergebnisse für Sauerstoff, Orthophosphat, Nitrat und Chlorid weisen mehrheitlich die bestmögliche Zustandsstufe I auf, sind also hinsichtlich der chemischen Gewässerqualität deutlich besser, als es der Erwartungshorizont der Wasserrahmenrichtlinie verlangt. Probleme bereiten lediglich die Messwerte der Sulfatkonzentration an den Punkten 1, 7 und 11 im Frühjahr, die zur Zustandsstufe II-III gezählt werden müssen. Der Gebietsauslass am Messpunkt 13 entspricht mit Zustandsstufe II im Frühjahr dem Durchschnitt über das gesamte Einzugsgebiet und liegt im Herbst bei Stufe I-II, also leicht unterhalb des Durchschnittes der Herbstmessungen. Während alle anderen Wasserinhaltsstoffe klar im ungefährdeten Bereich liegen, könnten die Sulfatkonzentrationen also durch minimale Steigerungen auch an anderen als den eben genannten kritischen Messpunkten eine Zustandsstufe tiefer rutschen. Diese Gefahr existiert ansonsten nur im Ansatz für Gesamtphosphor. Acht der insgesamt 30 Messungen ergeben Konzentrationen, die im Bereich der Stufe II angesiedelt sind. Hier könnte also eine Verschlechterung des Zustandes zur Verschiebung in die Stufe II-III führen und somit in den kritischen Bereich, der als zu hoch bewerteten Nährstoffkonzentration Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 86 abrutschen. Insgesamt ist das Erreichen der Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 für die Buckau nach den Analysewerten dieser Messkampagnen als sehr wahrscheinlich einzustufen, was durch den relativ geringen Anteil der Landwirtschaft beziehungsweise dem hohen Anteil der Waldfläche an der Landnutzung erklärbar ist. Natürlich sind weitere Messungen, vor allem im Sommer, notwendig. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 87 Tabelle 11: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für die Buckau 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). Messpunkt ID (-) B-1 B-2 B-3 B-4 B-5 B-6 B-7 B-8 B-9 B-10 B-11 B-12 B-13 B-14 B-15 Min: Durchschnitt: Max: Sauerstoff Frü Her (-) (-) I II I I I I I II I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I n.g. I I I I I I II P-ges Frü (-) I I - II I I I - II II I I II I - II I - II I II I n.g. I I - II II Her (-) I II I - II I I - II I - II I I - II II II I - II I - II II I - II I - II I I - II II PO4-P-lösl Frü Her (-) (-) I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I n.g. I I I I I I I N-ges Frü (-) I I - II I - II I I - II I - II I I - II I - II I - II I I - II I I - II n.g. I I I - II Her (-) I - II I - II II I I - II I - II I I - II I - II I - II I I - II I - II I - II I - II I I - II II Chemie II (LAWA-Klassen) NH4-N Frü Her (-) (-) I - II I I I - II I I II II I - II I - II I - II I - II I I - II I - II I - II I - II I - II I I - II I I - II I I - II I I I I - II n.g. I - II I I I - II I - II II II NO3-N Frü (-) I I I - II I I I I I I I I I I I n.g. I I I - II Bachelor-Arbeit Torge Beckmann NO2-N Her (-) I I I - II I I I I I I I I I I I - II I I I I - II Frü (-) I I I I I I I I I I I I I I n.g. I I I ClHer (-) I - II I - II I - II I - II I - II I - II I I - II I - II I - II I I I - II I - II I - II I I - II I - II Frü (-) I - II I I I I I I I I I I I I I n.g. I I I - II SO4-Her (-) I I I I I I I I I I I I I I I I I I Frü (-) II - III II II II II II II - III II II II II - III II II II n.g. II II II - III Her (-) II II II II II II I - II II II II II I - II I - II II II I - II II II S e i t e | 88 5.3.3 Gewässergüte der Nuthe Die Nuthe ist nicht nur das größte der drei betrachteten Einzugsgebiete, sondern es ist zugleich dasjenige mit den meisten Kläranlagen. Zudem ist die Landnutzung vor allem im Südwesten des Gebietes durch städtische und landwirtschaftliche Flächen dominiert. Der Osten wiederum weist einen hohen Waldanteil auf, der größtenteils aus Nadelwald besteht. Aufgrund dieser Umstände läge die Vermutung nahe, dass in vielen Regionen des Einzugsgebietes tendenziell schlechte Zustandsstufen zu erwarten sind. Ein erster Blick in Tabelle 12 zeigt, dass die durchschnittlichen Wasserqualitäten für alle Inhaltsstoffe abgesehen vom Sulfat im Bereich besser oder gleich II liegen. Grundsätzlich ist die Gewässerqualität der Nuthe also verhältnismäßig gut. Bereits im Zuge der Gebietsanalyse fielen die Sulfatwerte durch besondere Unregelmäßigkeiten auf, deren Herkunft oftmals ungeklärt bleiben musste. Obwohl die Tabelle der LAWA-Werte diese Informationen nicht liefern kann, zeigt sie auf, dass es generell Probleme mit zu hohen Sulfatkonzentrationen im Gewässer gibt. Im Frühjahr wurde für die Messpunkte 9, 10 und 21 die zweitschlechteste Zustandsstufe III-IV ermittelt. Hohe Sulfatkonzentrationen treten oft in Zusammenhang mit Bergbau auf, weshalb es sich für weitere Arbeiten empfehlen würde dahingehend nach Informationen zu suchen. Die Landwirtschaft kann jedenfalls nicht der alleinige Verursacher dieser hohen Konzentrationen sein, denn es müssten dann auch höhere Phosphor- und Stickstoffkonzentrationen nachweisbar sein, die in organischen Düngern dominierend sind. Kunstdünger, die zu derart hohen Auswaschungsverlusten von Sulfaten führen würden, werden in aller Regel nicht eingesetzt, da dies nicht wirtschaftlich wäre. Auch wenn die Zeile „Max“ (für Maximalwerte) den Eindruck erwecken könnte, dass es mit beinahe allen Wasserinhaltsstoffen Probleme gibt, zeigt die Tabelle ganz deutlich auf, dass es sich bei den meisten Messpunkten um Standorte mit einer besseren Wassergüte handelt, die darauf hindeuten, dass die Nuthe in großen Gebietsteilen die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreichen wird. Nur an den recht selten vorkommenden, rötlich hinterlegten Standpunkten wurden Konzentrationen gemessen, die zu einer Einstufung der Gewässergüte größer als Klasse II führen. Alle Chlorid- und Nitritwerte bleiben unter der erforderten Höchstkonzentration und entsprechen somit den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie. Beim Nitrat und dadurch bedingt auch beim Gesamtstickstoff kommt nur einmal die Zustandsstufe III vor und zwar am Messpunkt 4 im Frühjahr. Es ist möglich, dass es sich dabei um einen Messfehler handelt, weil alle anderen Werte so gut ausfallen. Zumindest aber sollte dies in folgenden Arbeiten überprüft werden, denn es wäre auch denkbar, dass Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 89 Drainagen an dieser Stelle die Konzentration in die Höhe treiben. Beim Ammonium können mehrere abweichende Werte beobachtet werden, die vor allem im Frühjahr auftreten. So fallen die Konzentrationen der Messpunkte 25 bis 27 in die Klasse II-III und die am Messpunkt 13 und 21 in die Klasse III. Im Herbst überschreiten nur die Messpunkte 13 (Stufe III) und 21 (Stufe II-III) die vorgegebene Höchstkonzentration. Des Weiteren fällt ein rötlich hinterlegter Block im Bereich der Messpunkt 1 bis 3 auf. Es handelt sich um zu hohe Konzentrationen von Gesamtphosphor und löslichem Phosophat. Sie liegen alle im Bereich von II-III bis III und somit über dem Sollniveau. Die Landnutzungskarte des Gebietes (Abbildung 6) weist in der Umgebung dieser Messpunkte ein Klärwerk aus, welches durchaus der Verursacher dieser zu hohen Werte sein könnte, da Klärwerke oft Punktquellen für Phosphorverbindungen sind. Die anderen Klärwerke des Einzugsgebietes scheinen keinen erheblichen Einfluss auf die Gewässergüte zu haben, denn dann müssten auch mindestens die Werte der Messpunkte 19, 21, 13, 33 und 29 schlechter ausfallen, was sie aber nicht tun. Vor allem die Konzentrationen von Orthophosphat bleiben nach Messpunkt 3 sehr gering und erreichen fast immer die beste Zustandsstufe I. In der Gebietsanalyse wurde bereits die Vermutung geäußert, dass die Sauerstoffwerte der Herbstmessungen einiger Messpunkte nicht den Güteklassen I bis II angehören könnten. Die Tabelle 12 bestätigt dies nun und verzeichnet für Messpunkt 4 nur eine Güteklasse von III-IV. Die Analysen ergaben auch für Messpunkte 6, 15, 17, 17b und 19 zu hohe Konzentrationen, weshalb diese der Zustandsstufe III zugeordnet werden müssen. Es bestätigt sich also die Vermutung, dass die Nuthe hinsichtlich der Sauerstoff- und Sulfatkonzentrationen schlechte Gütewerte aufweist, zumindest dass eines der Klärwerke Einfluss auf die Güte hinsichtlich der Phosphorwerte hat und sich die meisten der Stickstoffverbindungen und Chloridwerte in einem guten Zustand befinden. Einen Überblick über die Verteilung der LAWA-Klassen der Sulfatwerte gibt exemplarisch Abbildung 35. Derartige Grafiken wurden für alle Wasserinhaltsstoffe erstellt. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 90 Abbildung 35: Güteklassen in der Nuthe im Frühjahr 2011 – nordöstlicher Teil (links) und südwestlicher Teil (rechts) in Anlehnung an die LAWA-Klassifizierung – Sulfatkonzentrationen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 91 Tabelle 12: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für die Nuthe 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). Messpunkt ID (-) N-1 N-2 N-3 N-4 N-5 N-6 N-7 N-8 N-9 N-10 N-11 N-12 N-13 N-14 N-15 N-16 N-17 N-17b N-18a N-18b N-19 N-20 N-21 N-22 N-23 N-24 N-25 N-26 N-27 N-28 N-29 N-30 N-31 N-32 N-33 Min: Durchschnitt: Max: Sauerstoff Frü Her (mg/l) (mg/l) I I I II I I I III - IV I I II II - III I II I II I I I II I I I I I II I II I II - III I II I II - III n.g. II - III I I I II I II - III n.g. I I II II II I I I I I I I I I I I I I I I I I I I II n.g. II I I I II II III - IV P-ges Frü (mg/l) III II - III II - III I I I I I - II I I I I - II I I - II II I I - II n.g. I II I - II n.g. I I - II I - II I - II I - II I I - II I I I I I n.g. I I - II III Her (mg/l) III III III I - II I I I - II II I - II I - II I - II I - II II I - II II I - II II II I I II I I I - II I I I I - II I I I I I I I I II III PO4-P-lösl Frü Her (mg/l) (mg/l) III III III III II - III III I I - II I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I - II I I I I n.g. I I I I I I I n.g. I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I n.g. I I I I - II I - II III III Chemie II (LAWA-Klassen) NH4-N NO3-N Her Frü Her Frü Her (mg/l) (mg/l) (mg/l) (mg/l) (mg/l) II II I - II II I - II II I - II I - II II II II I I - II II II II I - II II III I I I - II I - II I I I - II II II I I I II II I I I - II I - II II I I I II II I I I I - II II I I I I - II I - II I I I - II I - II I - II I - II I - II I - II III III I I I I - II I - II I I I II II I I II I - II II I II I - II II II I I I n.g. II n.g. I II II I - II I I I II I - II I I I - II II I - II I - II I I - II n.g. I n.g. I I III II - III I I I I - II I - II I I I I - II I - II I I I I - II I - II I I II II - III II I I I - II II - III II I I I - II II - III II I I II I - II I I - II I I - II II I - II I I II I I II I - II I - II II I - II I - II I I - II II I I - II I I n.g. I - II n.g. I I I I I I I - II II II I I II III III III II N-ges Frü (mg/l) II II II III I I - II I I I I I I - II I - II I I I I n.g. I I II n.g. I - II I I I I - II I - II I - II II I - II II II II n.g. I I - II III Bachelor-Arbeit Torge Beckmann NO2-N Frü Her (mg/l) (mg/l) I I I I I I I - II I - II I I I I I I I I I I I I I I I I I I - II I I I I I I - II I I n.g. I - II I - II I I I I - II I n.g. I I - II I - II I I I I I I I - II I - II I - II I - II I I - II I - II I I - II I - II I I I - II I I - II I n.g. I I I I - II I - II I - II I - II ClFrü (mg/l) I - II II II I I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I I - II I - II I - II n.g. I - II I - II I n.g. I I I I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II n.g. I I - II II Her (mg/l) I - II I - II I - II I I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I I - II I - II I - II I - II I - II I - II I I I I I - II I I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I - II I I - II I - II SO4-Frü Her (mg/l) (mg/l) II - III II - III III II II - III II II - III II III II - III III II - III II - III II - III III II - III III - IV II - III III - IV II - III III II - III II - III II - III III II - III II II II - III II II - III II - III III II - III n.g. II - III II II - III III II - III III II n.g. II - III III - IV II - III III II II - III II - III III II III II - III II - III II - III II - III II - III II - III II - III III II - III III II - III III II - III III II - III n.g. II - III II II III II - III III - IV II - III S e i t e | 92 5.3.4 Gewässergüte des Demnitzer Mühlenfließes Ein Blick auf die Landnutzungskarte des Einzugsgebietes des Demnitzer Mühlenfließes (Pegel Berkenbrück-1) lässt zunächst vermuten, dass sich die Gewässergüte in einem ordentlichen Zustand befindet und die Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie erfüllen sein könnten. Es gibt dort keine Kläranlagen, die Landnutzung ist durch Forstwirtschaft dominiert und die Besiedelungsdichte ist gering. Die ermittelten Qualitätsstufen der Gewässergüteklassifizierung nach LAWA zeichnen jedoch ein differenziertes Bild auf (Tabelle 13). Rund 2/5 der gemessenen Konzentrationen liegen oberhalb der erforderten Grenze und gehören in die Zustandsstufen II-III und schlechter. Besonders schlecht fallen die Ergebnisse für die Konzentrationen von Gesamtstickstoff und für Sulfat aus. Dabei ist klar ersichtlich, dass es innerhalb der Gruppe der Stickstoffverbindungen vor allem Probleme mit den Nitratwerten gibt. Die Nitratkonzentrationen stellen hier den dominanten Anteil an den Gesamtstickstoffkonzentrationen, die daher eine entsprechende Verteilung aufweisen. In keinem der Fälle wird die Stufe IV erreicht, allerdings sind die Gesamtstickstoff- und Nitratwerte der Messpunkte 1 und 2 im Frühjahr als auch im Herbst in die Klasse III-IV einzuordnen. Gleiches gilt für Messpunkt 14 im Herbst. Beim Nitrat sind zusätzlich die Messpunkte 4 und 9 im Frühjahr betroffen (Abbildung 36). Daraus ergeben sich die schlechten Durchschnittswerte von III im Frühjahr und II-III im Herbst, die jedoch im Gebietsoutput etwas besser sind, nämlich Stufe II-III im Frühjahr und Stufe II (Gesamtstickstoff) und I-II (Nitrat) im Herbst. Offenbar „reinigt“ sich das System weitgehend selbst und belastet daher die nachfolgenden Gewässer nur geringfügig. Dies geschieht durch Auswaschung oder Versickerung dieser mobilen Stickstoffverbindung oder durch deren Denitrifizierung und somit Verflüchtigung in die Atmosphäre (N2O / N2). Beim Sulfat und den Phosphorverbindungen ist die schlechteste erreichte Zustandsstufe II-III, die jedoch im Frühjahr zumindest für Sulfat dominierend ist. Die besten Ergebnisse liefern die gemessenen Konzentrationen von Nitrit und Chlorid, deren Maximalwerte bei Zustandsstufe I-II liegen. Für diese Wasserinhaltstsoffe ist der geforderte gute chemische Zustand bereits erreicht. Auch die Werte vom Orthophosphat sind bis auf zwei Ausnahmen, bei denen es sich auch um Messfehler handeln könnte, im erwünschten Zustand von besser oder gleich Stufe II. Die Gesamtphosphorkonzentrationen liegen im Herbst allerdings in 7 von 17 Fällen mit Güteklasse II-III über dem geforderten Wert. Der Grund für die zu hohen Werte ist vermutlich in der Landwirtschaft zu suchen, grade weil diese Hauptemitent von Stickstoffverbindungen ist. Das würde gleichermaßen die teils zu hoch liegenden Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 93 Phosphorkonzentrationen erklären, da mit einer organischen Düngung auch immer ein Phosphoreintrag verbunden ist. Die Veränderung der Zustandsstufen für die Sauerstoffkonzentrationen im Herbst spiegeln wider, wo im Flussverlauf sumpfige oder moorige Gebiete liegen. Überall dort, nämlich im Bereich der Messpunkte 5, 6 und 7 sowie 15 und 16, die nahe am Hauptoutput liegen, der somit nur Stufe II-III erreicht, sind schlechte Zustandsstufen im Sinne der WRRL, also zu niedrige Sauerstoffkonzentrationen ermittelt worden. Die in Sümpfen und Mooren lebenden Mikroorganismen waren im Herbst aufgrund höherer Wassertemperaturen aktiver und hatten somit einen höheren Stoffumsatz (ergo Sauerstoffverbrauch), der dieses Ergebnis und auch die unterschiedlichen Ergebnisse im Vergleich zwischen Frühjahr und Herbst erklärt. Da für das Erreichen des guten chemischen Zustandes alle Wasserinhaltsstoffe mindestens die Klasse II aufweisen müssen, ist es fraglich, ob dieses Ziel im Demnitzer Mühlenfließ bis 2015 erreicht werden kann, zumal die Güteklassen im Sommer noch schlechter sein dürften. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 94 Abbildung 36: Güteklassen im Demnitzer Mühlenfließ im Frühjahr (links) und im Herbst (rechts) 2011 in Anlehnung an die LAWA-Klassifizierung – Nitratkonzentrationen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 95 Tabelle 13: Güteklassen der gemessenen Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe in Anlehnung an die LAWA-Gewässergüteklassifizierung für das Demnitzer Mühlenfließ 2011 (auf der Basis jeweils einer Messung). Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 96 6 Vergleich mit anderen Arbeiten Die Buckau bis Pegel Herrenmühle/Forellenhof wurde anhand der hier gewählten Einschätzungen der Gewässergüte als das vermeintlich sauberste Gewässer der drei Flussgebiete ermittelt. Dabei wurde für die in den Messkampagnen ermittelten Einzelmessungen der Pflanzennährstoffe die Tabelle nach der LAWA-Gewässergüteklassifizierung zu Rate gezogen. Von 1990 bis 2001 wurden an der Buckau zahlreiche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, deren Auswirkungen erfolgreich zu sein scheinen. Die Ergebnisse dieser Arbeit bezüglich der geschätzten Gewässergüte entsprechen den Ergebnissen von SCHARF & BRAASCH (1999). Bezüglich der leicht erhöhten Sulfatkonzentrationen konnten keine Hinweise in anderen Arbeiten gefunden werden. Ähnlich Aussagen können für die anhaltinische Nuthe gemacht werden, für die bislang nur wenige Veröffentlichungen gefunden worden sind. Eine vergleichbare Zielsetzung hatte bisher keine Arbeit, weshalb die Ergebnisse dieser Arbeit möglicherweise als erste Einschätzung des Gebietes gesehen werden müssen. Nachfolgende Forschungen könnten die zahlreich gefundenen Problemstellungen an der Nuthe lösen, indem detailliertere Gewässeranalysen erarbeiten werden als wie innerhalb der vorliegenden Arbeit. Dies gilt vor allem für die Herkunft zu hoher Sulfatfrachten. Es ist bekannt, dass die Konzentrationen von Phosphor- und Stickstoffverbindungen im Demnitzer Mühlenfließ im jährlichen Verlauf sehr stark schwanken (Gelbrecht, 2001). Die für diese Arbeit verwendete Datengrundlage entstammt zwei punktuellen Messkampagnen. Weil die Konzentrationen der Wasserinhaltsstoffe aber selbst innerhalb weniger Stunden variieren (Messal, 2012), kann eine genaue Gewässergütebewertung nur auf der Basis längerer Messzeitreihen vorgenommen werden.. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit von Bilanzfehlern deutlich erhöht, da sich die Messungen im konkreten Fall über mehrere Tage erstreckten. Eine umfangreiche Fehleranalyse im Rahmen der Möglichkeiten offenbarte hier zudem eine Reihe von Ursachen für Fehlbilanzen an den Knotenpunkten des Gewässersystems. Die Ergebnisse von Gelbrecht et al. (2005) unterstützen die in der vorliegenden Arbeit geäußerte Vermutung, dass verschiedene anthropogene Einflüsse (Kleinkläranlagen, Landwirtschaft, Wasserentnahmen) maßgeblich die Gewässergüte beeinflussen. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 97 7 Schlussteil 7.1 Zusammenfassung: Die Messung von Fließgeschwindigkeiten birgt ein großes Fehlerpotential. Das liegt an der Schwachstelle der verwendeten Geräte, die bei Vorhandensein von Wasserpflanzen und turbulenten Strömungen an Genauigkeit einbüßen. Durch nachträgliche Korrekturen an den Messergebnissen des „Qliners“ und des „FlowSens“ wurden aber plausible Abflüsse ermittelt wie in den meisten Fällen in den erstellten Grafiken zu sehen ist. Durch den Ausfall von Messgeräten mussten einige physikalische Parameter zeitlich verzögert erfasst werden. Diese Genauigkeitseinbußen wurden aber mit Hilfe von Korrekturrechnungen angepasst und sind als akzeptabel einzustufen. Die Analysen und Messungen im Labor wurden nach festgelegten Standards durchgeführt und sind im Rahmen der Bestimmungsgrenzen exakt. Durch den gewissenhaften Umgang beim Erfassen der Daten und durch zusätzliche Kontrollen sind Fehler in diesem Arbeitsschritt eher unwahrscheinlich. Die zeitlichen Eingrenzungen machten es unmöglich mehr als zwei Messkampagnen pro Einzugsgebiet durchzuführen. Die gewonnen Daten wurden mit Hilfe von Landnutzungskarten einer Gebietsanalyse unterzogen. Diese zeigte, dass die verwendeten Längsschnitt- und Knotenpunktbilanzen eine sinnvolle Unterstützung zur Analyse von Durchflüssen und Stofffrachten sind. Die Buckau bis Pegel Herrenmühle/Forellenhof weist weitgehend erklärbare Durchflussverhältnisse auf, obwohl unklar bleibt, warum die Bilanzen 3 + 4 = 5 und 8 = 9 nicht aufgehen. Es wurden anhand einer Landnutzungskarte Lösungsvorschläge gegeben, die in nachfolgenden Arbeiten aufgegriffen werden sollten. Die Nuthe ist hinsichtlich ihrer Flussstruktur komplizierter und hat einige Nebenarme, welche verschiedenen Einflüssen unterliegen. Im Nordosten entspringt die Boner Nuthe und versickert kurz nach dem Ort Spring wieder im Wald. Die Versickerung ist durch den porösen Untergrund zu erklären, der zu Grundwasserflussabständen von bis zu 80 Metern führt. Außerdem hat ein Klärwerk maßgeblichen Einfluss auf die Gewässergüte im Nordosten des Einzugsgebietes. Aus dem Norden und dem Süden kommen Nebenarme, deren Umfeld weitestgehend durch Landwirtschaft geprägt ist. Auch ein Einfluss von umliegenden Siedlungen ist nicht auszuschließen. Jedenfalls gab es dort viele Widersprüchlichkeiten bezüglich des Durchflusses und der Stofffrachten. Unerwartet war die gute Erklärbarkeit der Daten für die Bilanzen der Stadt Zerbst/Anhalt, welche zentral im Einzugsgebiet gelegen ist und Wassermenge und -güte erheblich beeinflussen sollte. Im Demnitzer Mühlenfließ Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 98 verhält es sich anders. Zum einen ist die Bilanz des Abflusses des Gebietes an beinahe allen Bilanzierungspunkten nachvollziehbar und zum anderen gibt es keine Schwierigkeiten, die stofflichen und wassermengenspezifischen Änderungen im Jahresverlauf zu erklären. Selbst ein Niederschlagsereignis während der Herbstkampagne ändert nichts an der Qualität und der Eignung der Daten für weiterführende Arbeiten innerhalb anderer Projekte. Die Beurteilung der Gewässergüte wurde in einem eigenen Unterkapitel betrachtet. Da die vorliegende Arbeit bis dahin nur Fehleranalysen und Gebietsanalysen beschrieben hat, war es wichtig, den bewertenden Teil der Arbeit hervorzuheben. Die Buckau ist bezüglich der Gewässerqualität als gut einzustufen und wird sehr wahrscheinlich die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 erreichen. Lediglich die Sulfatkonzentrationen lagen teilweise unterhalb der Zustandsstufe II der LAWA-Gewässergüteklassifizierung. Die Nuthe erzielte etwas schlechtere Ergebnisse, die sich vor allem in den Sulfatkonzentrationen zeigten. Die Gemeinsamkeit schlechter Sulfatwerte und die Nähe der zwei Einzugsgebiete zueinander weisen auf ein überregionales Problem hin. Eine Lösungsfindung innerhalb dieser Arbeit hätte deren Rahmen gesprengt. Auch bei den Phosphorverbindungen ergaben die Ergebnisse der Nuthe im Durchschnitt etwas schlechtere Zustandsstufen, welche mit dem höheren Anteil der Landwirtschaft und dem Einfluss mehrerer Kläranlagen sinnvoll begründet wurden. Auch hinsichtlich der Sauerstoffwerte wirft die Nuthe noch Problemstellungen auf, denn im Herbst waren einige Sauerstoffwerte zu gering, um das Überleben bestimmter Wassertiere (zum Beispiel von Forellen) zu gewährleisten. Das Demnitzer Mühlenfließ besitzt einen großen Waldanteil und hat trotzdem die schlechteste Wasserqualität der drei Gebiete. Rund 2/5 der gemessenen Konzentrationen liegen unterhalb der Güteklasse II und somit nicht im Zielbereich der Wasserrahmenrichtlinie. Probleme ergaben vor allem überhöhte Nitratwerte, die jedoch durch Abbauprozesse wie der Denitrifizierung, innerhalb des Gebietes verringert werden. Weil auch die Gesamtphosphorwerte teilweise oberhalb der Zielkonzentration liegen, ist es wahrscheinlich, dass die Landwirtschaft trotz relativ geringem Flächenanteil für diese Verschmutzungen verantwortlich ist. Sumpfige und niedermoorige Gebiete im Süden des Einzugsgebietes bewirken geringe Sauerstoffkonzentrationen und könnten für bestimmte Wasserlebewesen und aerob arbeitende Mikroorganismen problematisch werden. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 99 7.2 Fazit Die umfassende Fehleranalyse konnte aufzeigen, welche Probleme bei Messungen im Feld, der Datenverarbeitung und der Datenanalyse auftreten können und wie Fehlerquellen eingrenzbar sind. Sie hat gezeigt, dass die Messkampagnen zwar nicht frei von Fehlern sind, aber dennoch erklärbare Ergebnisse liefern. Die darauf folgende Betrachtung der Landnutzung unter Einbeziehung der beschriebenen Fehlerquellen ermöglichte eine grobe Gebietsanalyse. Zum besseren Verständnis der Hydrologie und dem Verhalten der Wasserinhaltsstoffe wären weitere Analysen notwendig gewesen. Drainagepläne, Boden-, Wetter- und Klimakarten können für Folgearbeiten eine wichtige Hilfe zur Lösung unklarer Zusammenhänge sein. Eine derartige detaillierte Gebietsanalyse wäre im Rahmen dieser Bachelorarbeit (3 Gebiete, 2 Kampagnen, Fehleranalyse, Gebietsanalyse und Qualitätsbewertung nach LAWA) nicht möglich gewesen. Dennoch wurden viele Aussagen abgeleitet und einige Lösungs- und Denkansätze für weitere Analysen geliefert. Die Bewertung der Gewässergüte rundet diese breit gefächerte Arbeit ab. Sie trifft erste Aussagen über den Zustand der untersuchten Gewässer und ist deswegen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Im Rahmen der durchgeführten umfangreichen Analysen sind im Ergebnis viele Grafiken entstanden. Die abgeleiteten wissenschaftlichen Aussagen wurden auf der Basis aller ermittelten Erkenntnisse und somit auch dieser Grafiken erstellt. Auf Grund des zahlmäßigen Umfanges aller Grafiken erscheint es nicht sinnvoll, diese sämtlichst im Hautteil der Arbeit darzustellen. Es wurde entschieden, den vollständigen Satz aller Grafiken auf der beigelegten Daten-CD abzulegen. Dank der Ergebnisse dieser Arbeit können Problemstoffe fokussierter betrachtet werden als andere, was einer Optimierung der folgenden Arbeiten gleich kommt. Insgesamt dürfte die Bachelorarbeit hinsichtlich ihrer Ergebnisse wichtige Erkenntnisse für den weiteren wissenschaftlichen Fortschritt innerhalb des „NaLaMa-nT“-Projektes liefern. Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 100 8 Quellen Bücher/ Artikel Atkins, P. W. (1996): Physikalische Chemie. 2. Auflage. VCH-Verlag, Weinheim. ISBN 3-52729275-6. Baumgartner, A. & Liebscher, H.-J. (1996): Allgemeine Hydrologie – Quantitative Hydrologie. 2. Auflage. Gebrüder Borntraeger, Berlin, Stuttgart. ISBN 3-443-30002-2. Diercke Weltatlas (1996): 4. Aktualisierte Auflage. Westermann Verlag. ISBN 3-14-100600-8. Gelbrecht et al. (2005): Temporal and spatial variation of phosphorus input, retention and loss in a small catchment of NE Germany. Journal of Hydrology 304 (2005) 151–165. Hölting, B. & Coldewey, W.G. 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Bachelor-Arbeit Torge Beckmann S e i t e | 103 Erklärung: Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit „Längsschnitt-Analyse des Durchflusses und der Frachten ausgewählter Wasserinhaltsstoffe in drei Flusseinzugsgebieten des Norddeutschen Tieflandes“ selbstständig und ohne fremde Hilfe angefertigt und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die eingereichte schriftliche Fassung der Arbeit entspricht der auf dem elektronischen Speichermedium. Weiterhin versichere ich, dass diese Arbeit noch nicht als Abschlussarbeit an anderer Stelle vorgelegen hat. Kiel, den 21.05.2012 . Bachelor-Arbeit Torge Beckmann