Schock_Traumalehre_2016 - Refugee Law Clinic Berlin

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FlüchtlingeundAsylbewerber
- imAsylverfahren-
Vorlesung
Refugee LawClinic HUBerlin
15.12.2015
KatrinSchock
Beratungs- und Behandlungszentrum
für Flüchtlinge und Folteropfer
Inhalt:
FlüchtlingeundFolteropfer
1) Hintergrund:Zahlen
2) TraumaundTraumafolgestörungen
3) DiePosttraumatischeBelastungsstörung(PTBS)
4) UnbegleiteteminderjährigeFlüchtlinge(UMF)
1) Post-Migrations-Stressoren
2) AsylverfahrenundAufenthaltsstaus
(Bamf, 122015)
- Hintergrund:Zahlen-
EntwicklungderAsylantragszahlenin2015
(Bamf, 12/2015)
Hauptherkunftsländer
(Bamf, 09/2015)
Hauptherkunftsländer
(Bamf, 09/2015)
AsylantragszahlennachBundesländern01.01.-30.11.2015
(Bamf, 09/2015)
Developmentof asylum applications in2015
(Bamf, 09/2015)
Developmentof asylum applications in2015
(Bamf, 09/2015)
- TraumaundTraumafolgestörungen -
Hintergrund: Sequentielle Traumatisierung
1. Phase
2. Phase
3. Phase
4. Phase
Repression
Verfolgung/
Flucht
Exil
erzwungene
Rückkehr
Diskriminierung,
Krieg
Angst,
Isolation,
Mißtrauen
→
Traumat.
Ereignisse
Trauma:
Lebensbedrohung
Asylsituation
Neue Kultur
→
Angst,
Intrusionen,
Vermeidung
Übererregung
→
Abschiebung
Verfolgung,
Isolation
Hohes Risiko
für Retraumatisierung
Weitere Einflüsse: Alter, Geschlecht, Bildung, Unterstützung
(Keilson 1979; Van Willigen, Hondius & Van der Ploeg 1995)
WasisteinTrauma?
ICD-10(WHO,1994)
EreignisoderSituation...
•außergewöhnlicherBedrohung
(kurz- oderlangandauernd)oder
•katastrophenartigenAusmaßes,
•dasbeifastjedemeine
•tiefeVerstörunghervorrufen
würde.
WasisteinTrauma?
(DSM-5, APA,2013)
„DiePersonwarkonfrontiertmittatsächlichemoder drohendenTod,ernsthafterVerletzungoder
sexuellerGewalt aufeine(odermehrere)derfolgendenArten:
a) DirektesErlebeneinesodermehrerertraumatischerEreignisse
b)
PersönlichesErlebenseinesodermehrerertraumatischerEreignissebeianderenPersonen
c)
Erfahren,dasseinemnahenFamilienmitgliedodereinemengenFreundeinodermehrerer
traumatischeEreignissezugestoßensind.ImFallevontatsächlichenoderdrohendemToddes
FamilienMitgliedsoderFreundesmussdasEreignisbzw.MüssendieEreignissedurchGewaltoder
einenUnfallbedingtsein
b)
DieErfahrungwiederholteroderextremerKonfrontationmitaversiven Detailsvoneinemoder
mehrerenderartigentraumatischenEreignissen(z.B.Ersthelfer,diemenschlicheLeichteile
aufsammelnoderPolizisten,diewiederholtmitschockierendenDetailsvonKindesmissbrauch
konfrontiertwerden.
PotentielltraumatisierendeSituationen
AkzidentielleTraumata
InterpersonelleTraumata
(men-made)
Typ-1Trauma
(einmalig/kurzfristig)
SchwereVerkehrsunfälle
BerufsbedingteTraumen(z.B.
Polizei,Feuerwehr,
Rettungskräfte)
KurzdauerndeKatastrophen(z.B.
Wirbelsturm,Brand)
Kriminelleundkörperliche
Gewalt
SexuelleÜbergriffe
ZivileGewalt(z.B.bewaffneter
Überfall)
Typ-2Trauma
(mehrfach/langfristig)
Langandauernde
Naturkatastrophe(z.B.
Erdbeben,Überschwemmung)
TechnischeKatastrophen(z.B.
Giftgaskatastrophen)
Sexuelle undkörperliche
Gewalt/Missbrauchinder
Kindheit
Kriegserfahrungen
Folterundpolitische
Inhaftierung
Geiselnahme
Holocaust(Inhaftierungin
Konzentrationslagerund
Vernichtungscamps
DieposttraumatischeBelastungist...
schwerer
und
langanhaltender
wenndasTrauma
vonMenschenverursacht
wurde
(z.B.Folter,sexuellerMissbrauch,Kriegserlebnisse),
imGegensatzzuUnfällenoder
Naturkatastrophen
Epidemiologie
Kessleretal.,1995;Perkonigg etal.,2000
PTBSentwickelt
Traumaerlebt
100%
100%
KZ-Haft,Folter
Vergewaltigung,
sex.Missbrauch
50-65%
50-55%
3-11%
100%
Verkehrsunfälle
100%
Brand
Naturkatastrophen
5%
100%
Zeugeseinvon
Unfällen,Gewalt
2-7%
Epidemiologie
ca. 50-80 % der Amerikaner erleben mindestens ein
Trauma
⇒ 15 % davon entwickeln eine PTBS
ca. 20-30 % der Deutschen erleben mindestens ein
Trauma
⇒ 12 % davon entwickeln eine PTBS
Prävalenz von Trauma und PTB in
TraumaundPTBSinderUSBevölkerung
der US-Bevölkerung
100
91.9
90
79.6
80
70
60
60.7
traumatisiert
Traumatisiert
PTB
PTBS
keine
PTB
KeinePTBS
51.2
50
40
30
20
10
0
20.4
8.1
Männer
Männer
Frauen
Frauen
(Kessler
al., 1995)
Kessler
et al.,et1995
Epidemiologie
PTSD-PrävalenzunterKriegs- undFolteropfernschwankenstark:
14-92%(Johnsohn &Thompson,2007)
StudieinDeutschland:
ca.40%derAsylbewerberu.KriegsflüchtlingePTSD(Gaebel u.a.2004)
WeitereTraumafolgestörungenbeiFlüchtlingen
74%PTSD
56%Schmerzstörung
36%affektiveStörung
23%SpezifischePhobie
21%GeneralisierteAngststörung
19%SymptomeeinerDissoziativenStörung
(VanOmmeren,deJong,Sharma,Komproe,Thapa&Cardena,2001)
(Quelle:BAMF,2014)
- PosttraumtischeBelastungsstörung(PTBS)-
Symptombild
Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-5
B)WiederkehrendeErinnerungen
C)Vermeidungsverhalten
D)VeränderunginDenkenundStimmung
E)Übererregbarkeit
Symptombild
WiederkehrendeErinnerungen
Intrusionen,Alpträume,BelastungbeidenErinnerungen
Vermeidungsverhalten
derBetroffenesprichtnichtüber dasGeschehene,meidetbestimmteOrte,versucht
Erinnerungenzubekämpfen
VeränderunginDenkenundStimmung
PartielleAmnesie,negativeÜberzeugungüber sichoderandere,Schuldgefühle,
negativeEmotionalität,verringertesInteresse,emotionaleTaubheit,Entfremdung
vonanderen
Übererregbarkeit
Ein- undDurchschlafschwierigkeiten,ReizbarkeitunderhöhteAggressivität,
Schreckhaftigkeit,StörungenderKonzentrationunddesGedächtnisses,
leichtsinnigesoderselbstgefährdendesVerhalten
Symptombild
“Ich habe auch manchmal dasGefühl,dass ich durchdrehe. Nachts
kommen dieunheimlichen Gedanken, dann kann ich nicht schlafen
undwerfe mich inmeinem Bett hin undher…DieBilder,diefurchbaren
Dinge,dieich erlebt habe,dassind dieDinge,diedarf es im normalen
Leben nicht geben.”
Symptombild
vonanderen
Übererregbarkeit
Symptombild
“Ich wollte mich indieEinsamkeit zurückziehen. Irgendwie habe ich
garnicht versucht darüber hinweg zu kommen…Ich hätte den
Menschensagen müssen “Ich binkein Krimineller,ich binein
politischer (Gefangener). Ich habe niemandem etwas getan”undso
weiter.Unddarin lagfür mich wieder Hürde.Undsofloh ich indie
Natur,indieIsolation.”
Symptombild
vonanderen
Übererregbarkeit
Symptombild
vonanderen
“Ich kann nicht erzählen,ich traue keinem,niemandem,auch mir
selbst nicht….Keiner versteht mich,früher habe ich gerne gelesen,
Fussball gespielt,nichts macht mir mehr Freude.Ich kann nicht mehr
weinen…”
Symptombild
vonanderen
Übererregbarkeit
Symptombild
Übererregbarkeit
“Es ist völlig idiotisch,sageich euch.Wenn ich bei einem Freundzu
hause binunddasTelefon klingelt,zucke ich zusammen. Dasist da.
Mankann es nicht ausschalten. Ihr müsst euch dasvorstellen,wie
einen Stromschlag.Unddieser Stromschlag geht sofort nach oben und
löst Schweissausbrüche aus.”
Symptombild
vonanderen
Übererregbarkeit
Typischekognitiv-emotionaleVeränderungen
- UnbegleiteteminderjährigeFlüchtlinge(UMF)
Studien
_____________________________________________
- Unbegleiteteminderjährige Flüchtlinge alssehrvulnerableGruppe
=>PTBSbei20-84%allerUMFsbeiAnkunft imExilland (Huemer etal.,2009)
=>ebenso hoheDepressions- undAngst- SymptomatikbeiAnkunft imExilland
(z.B.Fazeletal.;2012;Huemer etal;2009)
- GeschlechtundAlteralswichtigePrädiktoren fürPTBS(z.B.Fazeletal.;2012;Huemer etal;2009)
Verlaufsstudien mitUMFszeigen
a)eineChronifizierung bzw.Verschlechterung der
Angst-, Depressions- und PTBS– Symptomatik imExilland
=>signifikanter Zusammenhang zwischen
a)AnzahltraumatischerEreignisseund Angst- und PTBS-Symptomatik
Studien
_____________________________________________
UMF in Bremen
Untersuchung von 48 unbegleiteten und begleiteten minderjährigen Flüchtlingen
Durchschnittsalter: 17 Jahre
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Deutschland: 13 Monate
Ergebnisse:
60% Hinweise auf Depression und Angststörung
50% zeigten die Kriterien für eine PTBS
UMF:
Erlebten signifikant mehr traumatische Events
(“Someone, who was important for me died”)
- Postmigrationsstressoren-
Hintergrund: Sequentielle Traumatisierung
1. Phase
2. Phase
3. Phase
4. Phase
Repression
Verfolgung/
Flucht
Exil
erzwungene
Rückkehr
Diskriminierung,
Krieg
Angst,
Isolation,
Mißtrauen
→
Traumat.
Ereignisse
Trauma:
Lebensbedrohung
Asylsituation
Neue Kultur
→
Angst,
Intrusionen,
Vermeidung
Übererregung
→
Abschiebung
Verfolgung,
Isolation
Hohes Risiko
für Retraumatisierung
Weitere Einflüsse: Alter, Geschlecht, Bildung, Unterstützung
(Keilson 1979; Van Willigen, Hondius & Van der Ploeg 1995)
Post - Migrations - Stressoren
…..können denProzess vonCopingundWiedergesundung
beeinträchtigen
undbeinhalten
1.Aufenthaltsrechtlichen Prozess
2.Gesundheit,Fürsorge
3.Familiäre Angelegenheiten
…..können denProzess vonCopingundWiedergesundung
beeinträchtigen
undbeinhalten
1.Aufenthaltsrechtlichen Prozess
2.Gesundheit,Fürsorge
3.Familiäre Angelegenheiten
•
Dauer / Verzögerung
•
Konflikte mit der Asylbehörde
•
Aussagen im Asylverfahren /
Asylrechtliche Begutachtung
•
Angst vor Abschiebung
….. können den Prozess von Coping und Wiedergesundung
beeinträchtigen
und beinhalten
1. Aufenthaltsrechtlichen Prozess
2. Gesundheit, Fürsorge
3. Familiäre Angelegenheiten
•
Ungenügender Zugang zur
Gesundheitsversorgung
•
Ungenügender Zugang zu
Beratungsstellen
•
Ungenügende Unterstützung bei
Sozialhilfe
•
Sprachprobleme
•
Diskriminierung
•
Arbeitslosigkeit
•
Armut
(Silove
1998; Laban et al.,
2004)
• et al.,Einsamkeit
und
Langeweile
•
Isolation
39
….. können den Prozess von Coping und Wiedergesundung
beeinträchtigen
und beinhalten
1. Aufenthaltsrechtlichen Prozess
2. Gesundheit, Fürsorge
3. Familiäre Angelegenheiten
•
Trennung von
Familienmitgliedern
•
Sorge um Familie und Freunde
im Heimatland
•
Außerstande sein im Notfall
nach hause zurück
kehren zu können
40
Studien:Psychische Beeinträchtigung durch
Postmigrationsstressoren
Silove, D., Sinnebrink, I., Field, A., Manicavasagar, V., Steel, Z. (1997). Anxiety, depression and
PTSD in asylum-seekers: associations with pre-migration trauma and post-migration
stressors. Br J Psychiatry.
Ergebnisse
Post-Migrations-Stressoren
• 86,6%:ÄngsteimZusammenhang mit
aufenthaltsrechtlichem Prozess(sehr
starkeAngstvorAbschiebung)
• 30%:Einsamkeit/Langeweile;Belastung
durchAsylanhörung
41
SignifikanteZusammenhänge
Angst mit
•
weiblichenGeschlecht
•
Konflikten mitAsylbehörde
•
Einsamkeit- Langeweile
•
Armut
Depressionmit
•
Einsamkeit– Langeweile
PTBSmit
•
AnzahltraumatischerEreignisse
•
Asylanhörung
•
Konflikte mitAsylbehörde
42
Silove, D., Steel, Z., McGorry, P., Mohan, P. (1998). Trauma exposure, postmigration stressors
and symptomas of anxiety, depression and post-traumatic stress in Tamil asylum seekers: a
comparision with refugees and immigrants. Acta Psychiatr Scand.
43
Angaben in %
Asylbewerber
n=62
Flüchtlinge
n=30
Migranten
n=104
Nicht nach
hause können
im Notfall
84
47
24
Sorge um
Familie im
Heimatland
71
53
30
Angst vor
Abschiebung
68
13
0
Trennung von
Familie
63
30
13
Anhörung
innerhalb
Asylverfahren
26
3
0
44
Studien: Psychische Beeinträchtigung durch
PositiverZusammenhangzwischenPostmigrationsstressoren
• PTBS-Symptomatik
• Angstsymptomatik
• Depressionssymptomatik
(Laban,Gernaat,Kamproe,vanderTweel &DeJong,2005;Silove,Sinnerbrink,Field,Manicavasagar &Steel,1997)
PostmigrationsstressorensignifikantmitPTBS-Symptomatikundemotionaler
Anspannungassoziiert
(Carswell,Blackburn&Barker,2011)
DauerdesAsylverfahrens
relevanterRisikofaktorfürpsychischeProbleme
(Angst-,Depressions- sowiesomatoforme Störungen)
(Laban,Gernaat,Komproe,Schreuders&DeJong,2004)
Hinweisedarauf,
1. dassPostmigrations - StressorenAuswirkungenhabenaufpsychische
Gesundheit,insbesonderezeigtesicheinsignifikanterZusammenhang
zwischen
• Angst undAsylverfahrensangelegenheiten,fehlenderIntegrationund
sozioökonomischenLebensbedingungen
• DepressionundfehlenderIntegration
• PTBSundAnzahlprä-traumatischerEreignisse(inkonsistenteStudienlage),
AsylanhörungundKonfliktenmitAsylbehörde
2.
dasseinunsichererAufenthaltsstatussichnegativaufdiepsychische
Gesundheit auswirktundzuChronifizierungen führenkann
Verlaufsstudien mitUnbegleitetenminderjährigenFlüchtlingen(UMF)
a)eineChronifizierung bzw.Verschlechterung der
Angst-, Depressions- und PTBS– Symptomatik imExilland
a)AnzahltraumatischerEreignisseund Angst- und PTBS-Symptomatik
b)„DailyStressors“undAngst-, Depressions- und PTBS– Symptomatik
Belastungdurch„DailyStressors“steigtimVerlauf,
v.a.inBereichen - AngstumAufenthalt
- Altersfeststellungsverfahren
- Diskriminierung
- Schwierigkeiten Freundschaften zuschließen
- Schwierigkeiten bzgl.Zugang zugesundheitlicher Versorgung und
Unterbringung (z.B.Verliet etal.,2013,Smidetal.,2011)
- AsylverfahrenundAufenthaltsstatus-
Studien:
Aufenthaltsstatus und psychische Gesundheit
Studien:
Ergebnisse:
• 54%derAsylbewerber und41.4%derFlüchtlinge zeigtenSymptome einerPTBS
• klin.relevanteAngstsymptome zeigen84.6%derAsylbewerber und47.6%derillegalen
Migranten
• klin.relevanteDepressionssymptome zeigten63.1%derAsylbewerberund 47.6%der
illegalenMigranten
⇒ Zusammenhang desAufenthaltsstatusmitpsychischerGesundheit
Studien:
Studien:
Ergebnisse:
• Abgelehnte Asylbewerber zeigtensehrvielhöhereAngst-, Depressions- und PTBSSymptomatik alsAsylbewerber imschwebendenVerfahren und Asylbewerbermit
vorrübergehender Aufenthaltserlaubnis
• Langeund ungeklärteAsylprozessescheinen problematisch, genausowiedieAblehnung
vonGesundheits- und Sozialleistungen nachAblehnung derAsylanträge
• Diehohen RatenvonPsychopathologie unterdenabgelehnteAsylbewerbern zeigen, dass
esdenderzeitigen Flüchtlings- undhumanitäreEntscheidungsverfahren nichtmöglich ist
dieammeistenSchutzbedürftigen zuidentifizieren
Studie:
Asylanhörung und psychische Gesundheit
Methode
Studiendesign
Eingruppen Prä-Post Design
N = 40 traumatisierte Flüchtlinge ohne Aufenthaltserlaubnis
Rekrutierung über Anwälte und Behandlungszentren für Flüchtlinge
Messzeitpunkte
t1: M = 10 Tage vor der Anhörung (SD= 8.67 days)
t2: M = 16 Tage nach der Anhörung (SD = 12.66 days)
Studie:
Asylanhörung und psychische Gesundheit
Methode
Studiendesign
Eingruppen Prä-Post Design
N = 40 traumatisierte Flüchtlinge ohne Aufenthaltserlaubnis
Rekrutierung über Anwälte und Behandlungszentren für Flüchtlinge
Ergebnisse:
• Sig.AnstiegderposttraumatischenIntrusionen
Messzeitpunkte
M = 10 Tage
vor der Anhörung
(SD= 8.67
days)
• t1:Subjektiv
empfundenen
Gerechtigkeit
währenddesAsylinterviewsalsPrädiktorfür
Anstieg
t2:derposttraumatischenIntrusionen
M = 16 Tage nach der Anhörung (SD = 12.66 days)
"Was hat Sie während der Anhörung am meisten
belastet?“
.. die lange Wartezeit vor der Anhörung
.. vieles erklärt zu haben, was dann vom Dolmetscher in wenigen Worten zusammen
gefasst wurde
.. den Zwang meine Erlebnisse so zu erzählen, dass mir geglaubt wird
.. das Gefühl, dass mir nicht geglaubt wird (z.B. die Anschuldigung mein Foto sei eine
Montage)
.. die schwierigen Fragen, ich hatte Angst, falsch verstanden zu werden
.. die Angst, dass ich mich nicht mehr an alles erinnern kann
.. gezwungen zu sein, mich an das was passiert ist zu erinnern
.. gezwungen zu sein über das Erlebte zu sprechen, weil ich es vergessen möchte
.. als ich über meine Folter sprach, kam alles wieder hoch, ich musste mich wieder
unter Kontrolle bringen
"Was hat Ihnen vor und während der Anhörung am
meisten geholfen?“
..meine Tochter wardabei (draußen wartend)
..habe mich endlich nicht mehr gefühlt,wie ein „Vogelim goldenen Käfig“,
sondern frei zu sagen,wasmir passiert ist
..mein Glaube
..Richterin wareine Frau
..Begleitung durch Behandlungszentren
.. mein Anwalt /meine Anwältin
..dieVorbereitung,dass ich ein bisschen wusste waskommt
HerzlichenDankfürdasInteresse!
[email protected]
- DasTraumagedächtnis -
Störungsmodelle: Traumagedächtnis
AutobiographischesGedächtnisvonTraumata (Clark&Ehlers2000)
•
Ungenügende ElaborationundEinbettungindieStruktur
desAutobiographischenGedächtnisses
(ungenügende Integrationbezüglich Raum,Zeitund
vorausgehenden/nachfolgendenInformationen)
=>Konsequenzen:
• Erinnerungenbruchstückhaft undungeordnet
• Probleme,einzelneDetailsunddiegenaueReihenfolgeabzurufen
• IntrusionenvornehmlichalssensorischeEindrücke
• Erleben,alswürde esgeradegeschehen
Störungsmodelle: Traumagedächtnis
Sensorisch-Perzeptuelles Netzwerk (P.Lang, 1994)
Gedächtnissysteme autobiograpischer Erinnerungen
Stress und Gedächtnisleistung
Furchtnetzwerk nach traumatischem Ereignis
Furchtnetzwerk nach traumatischem Ereignis

Schock_Traumalehre_2016 - Refugee Law Clinic Berlin

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