- Ehrenamtsbibliothek.de

Transcription

- Ehrenamtsbibliothek.de
Hochschule für öffentliche
Verwaltung und Finanzen
Ludwigsburg
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen
und Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Bachelorarbeit
zur Erlangung des Grades einer
Bachelor of Arts (B. A.)
im Studiengang gehobener Verwaltungsdienst - Public Management
vorgelegt von
Marina Schmautz
Studienjahr 2012/2013
Erstgutachter: Prof. Dr. Richard Reschl
Zweitgutachter: Martin Roscher, Dipl.-Verwaltungswirt (FH)
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ............................................................................... V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................................. VI
ANLAGENVERZEICHNIS .................................................................................. VII
1 Einführung .................................................................................................2
2 Untersuchungsort ......................................................................................4
2.1 Die Stadt Albstadt ..............................................................................4
2.2 Das
Amt
für
Kultur,
Tourismus
und
bürgerschaftliches
Engagement ......................................................................................7
2.2.1
Struktur....................................................................................9
2.2.2
Beschreibung der einzelnen Aufgabenbereiche.......................9
3 Demografischer Wandel ..........................................................................18
3.1 Ursachen des demografischen Wandels .........................................18
3.2 Demografische Entwicklungen.........................................................20
3.2.1
Demografische Entwicklung in Deutschland ..........................20
3.2.2
Demografische Entwicklung in Baden-Württemberg ..............29
3.2.3
Demografische Entwicklung im Zollernalbkreis ......................33
3.2.4
Demografische Entwicklung in Albstadt .................................35
4 Herausforderungen des demografischen Wandels für die
Untersuchungsbereiche ...........................................................................41
4.1 Herausforderungen für den Bereich "Kultur" ....................................44
4.1.1
Knappe Ressourcen ..............................................................44
4.1.2
Interessen und veränderte Ansprüche des Publikums ...........45
4.1.3
Konkurrenz ............................................................................46
II
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
4.2 Herausforderungen für den Bereich "Tourismus" .............................47
4.2.1
Veränderte Ansprüche der Touristen .....................................47
4.2.2
Konkurrenz ............................................................................48
4.2.3
Knappe Ressourcen ..............................................................48
4.3 Herausforderungen für das Maschenmuseum und die Galerie ........49
4.3.1
Knappe Ressourcen ..............................................................49
4.3.2
Alterung des Arbeitskreises Maschenmuseum ......................50
4.3.3
Konkurrenz ............................................................................51
4.4 Herausforderungen für die Stadtbücherei ........................................51
4.4.1
Knappe Ressourcen ..............................................................51
4.4.2
Veränderung von Besucherzahlen und -struktur ....................52
4.4.3
Konkurrenz ............................................................................53
5 Perspektiven und Empfehlungen für die Untersuchungsbereiche ............54
5.1 Perspektiven und Empfehlungen für den Bereich "Kultur" ...............54
5.1.1
Alleinstellende Positionierung ................................................55
5.1.2
Kooperationen und Netzwerke ..............................................57
5.1.3
Investition ..............................................................................58
5.2 Perspektiven und Empfehlungen für den Bereich "Tourismus" ........59
5.2.1
Alleinstellende Positionierung ................................................59
5.2.2
Netzwerke .............................................................................60
5.2.3
Investition ..............................................................................60
5.3 Perspektiven und Empfehlungen für das Maschenmuseum und die
Galerie .............................................................................................61
5.3.1
Zielgruppensicherung ............................................................61
5.3.2
Ehrenamt, Netzwerke und Kooperation .................................62
5.3.3
Investition ..............................................................................63
III
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
5.4 Perspektiven und Empfehlungen für die Stadtbücherei ...................63
5.4.1
Zielgruppensicherung ............................................................64
5.4.2
Ehrenamt, Netzwerke und Kooperation .................................65
5.4.3
Investition ..............................................................................66
6 Ausblick und Fazit ....................................................................................67
GLOSSAR .................................................................................................... VIII
LITERATURVERZEICHNIS .................................................................................. XI
ERKLÄRUNG.................................................................................................. XV
IV
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Abb. ........................ Abbildung
BW .......................... Baden-Württemberg
ca. ........................... circa
dem. ........................ demografisch
EW .......................... Einwohner
f./ ff. ......................... folgende/ fortfolgende
ggf. .......................... gegebenenfalls
ggü. ......................... gegenüber
Hrsg. ....................... Herausgeber
Kap. ........................ Kapitel
kult. ......................... kulturell
LKZ ......................... Ludwigsburger Kreiszeitung
Mio. ......................... Millionen
MTB ........................ Mountainbike
öff. ........................... öffentlich
sog. ......................... so genannt
soz. ......................... sozial
stat. ......................... statistisch
stellv........................ stellvertretend
Tab.......................... Tabelle
ü.NN. ....................... über Normalnull
u.v.m. ...................... und vieles mehr
VZÄ ......................... Vollzeitäquivalenz
WLAN (engl.) .......... drahtloses lokales Netzwerk
ZAK ......................... Zollernalbkreis
V
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. 1: Lage der Stadt Albstadt in Deutschland ........................................ 5
Abb. 2: Gemarkung Albstadt mit Stadtteilen .............................................. 6
Abb. 3: Organigramm Dezernat I der Stadtverwaltung Albstadt ................ 8
Abb. 4: Bevölkerungszahl von 1950 bis 2060 .......................................... 23
Abb. 5: Bevölkerung nach Altersgruppen - Vergleich 2008 und 2060 ...... 26
Abb. 6: Entwicklung Jugend-, Alten- und Gesamtquotient bis 2060......... 27
Abb. 7: Änderung der Altersstruktur in BW von 2009 auf 2060 (in %) ..... 31
Abb. 8: Änderung der Altersstruktur im ZAK von 2009 auf 2060 (in %) ... 34
Abb. 9: Bevölkerung Albstadt bis 2030 nach Altersgruppen .................... 36
Abb. 10: Bevölkerungspyramide Albstadt 2012 und 2030 ....................... 37
Abb. 11: Wanderungssaldo Albstadt 2000 bis 2011 ................................ 39
Abb. 12: Zuzüge Albstadt 2000 bis 2011 ................................................. 39
Abb. 13: Fortzüge Albstadt 2000 bis 2011 ............................................... 40
VI
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ANLAGENVERZEICHNIS
Anlage 1: 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Anlage 2: Bevölkerungsvorausrechnung Albstadt - Wanderungen
Anlage 3: Bevölkerungsvorausrechnung Albstadt - Szenario 1
("Eigenentwicklung")
Anlage 4: Bevölkerungsvorausrechnung Albstadt - Szenario 2
("Wanderungssaldo der letzten 5 Jahre")
Anlage 5: Bevölkerungsvorausrechnung Albstadt - Szenario 3
("Bestandserhaltung")
Anlage 6: Bevölkerungsvorausrechnung Albstadt - Szenario 4
("Wachstum/Trendumkehr")
Anlage 7: Demografiebericht Albstadt des Wegweisers Kommune
Anlage 8: Bibliotheksbroschüre Lesestart
Die Anlagen sind auf der beiliegenden CD-ROM hinterlegt. Aufgrund
von Format und Umfang wurde von einer Darstellung der Anlagen in
Papierform abgesehen.
Hinweis:
Zu Gunsten der Lesefreundlichkeit wurde auf eine durchgehend
geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet. Die verwendete männliche
Form schließt bei Entsprechung die weibliche Form mit ein.
VII
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
"Der Wechsel allein ist das Beständige."
- Arthur Schopenhauer
1
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
2
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
1 Einführung
"Älter - bunter - weniger". Mit diesen drei Attributen wird oft versucht, die
komplexen und umfangreichen Folgen des demografischen Wandels in
aller Kürze zu charakterisieren. Eine Schrumpfung der Bevölkerung, ein
Rückgang der Geburten und eine signifikante Veränderung der
Altersstruktur hin zu einem steigendenden Anteil Hochbetagter sind nur
einige der Entwicklungen, die unsere Gesellschaft in den kommenden
Jahren durchleben wird.
Aufgrund
der
Brisanz
der
nahenden
Veränderungen
ist
der
demografische Wandel seit geraumer Zeit zu einem stark diskutierten und
polarisierenden gesellschaftlichen Großthema geworden. Für die einen
stellt er ein Schreckensszenario einer vergreisenden Gesellschaft dar,
andere begreifen die damit verbundenen Veränderungen als Chance für
das Wachstum neuer Märkte. Doch welche Chancen oder Risiken
ergeben sich überhaupt aus einer alternden und schrumpfenden
Gesellschaft? Mit welchen Herausforderungen werden Öffentlichkeit,
Politik und Verwaltung konfrontiert? Diese Fragen wurden bereits im
Bezug auf viele Lebensbereiche (z. B. soziale Sicherungssysteme,
Infrastruktur, Pflege und Arbeitsmarkt) ausführlich analysiert. Die
Auswirkungen auf die städtischen Kultureinrichtungen und den Tourismus
einer
Kommune
blieben
unberücksichtigt.
Weder
bei
den
die
Betrachtungen
aber
Kommunalpolitik,
zumeist
noch
die
Kultureinrichtungen selbst haben sich bisher intensiv mit dem Thema
befasst. Die kulturelle Arbeit einer Kommune ist aber, wie nahezu jeder
andere Lebensbereich auch, vom demografischen Wandel betroffen und
muss
sich
seinen
Auseinandersetzung
Veränderungen
mit
dem
stellen.
Wechselverhältnis
Daher
ist
eine
von
Kultur
und
demografischem Wandel bereits heute zwingend erforderlich.
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
3
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Welche Herausforderungen der demografische Wandel mit sich bringt
und wie mit diesen umgegangen werden kann veranschaulicht die
vorliegende Arbeit am Beispiel der Stadt Albstadt im Zollernalbkreis.
Zunächst wird die Stadt Albstadt und das Amt für Kultur, Tourismus und
bürgerschaftliches Engagement, das für die kulturelle Arbeit in Albstadt
verantwortlich ist, mit seinen Teilbereichen vorgestellt.
Anschließend
wird
auf
die
prognostizierten
demografischen
Entwicklungen in Deutschland, Baden-Württemberg, im Zollernalbkreis
und in Albstadt eingegangen.
In Kapitel 4 werden dann die Herausforderungen, die sich aus den
demografischen
Veränderungen
für
die
Aufgabenbereiche
des
Kulturamts, Kultur, Tourismus, Museen und Stadtbücherei, ergeben,
analysiert. Abschließend werden die Perspektiven hinsichtlich der
erläuterten Herausforderungen aufgezeigt und Handlungsempfehlungen
zum Umgang mit den Auswirkungen für die einzelnen Aufgabenbereiche
genannt.
Die
vorliegende
Arbeit
hat
zum
Ziel,
das
Kulturamt
und
die
Kommunalpolitik Albstadts, anhand der aufgezeigten Herausforderungen,
für die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit den Wechselbeziehungen
zwischen demografischem Wandel und dem Kultur-, Tourismus- und
Bildungsangebot zu sensibilisieren und Handlungsansätze für die
kommende Kulturarbeit beispielhaft aufzuzeigen.
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
2 Untersuchungsort
Im Folgenden wird der Untersuchungsort der vorliegenden Arbeit
beschrieben. Zunächst erfolgt eine kurze Schilderung ausgewählter Daten
und Fakten über die Stadt Albstadt. In Kapitel 2.2 wird näher auf die
Struktur und die Arbeitsbereiche des Amtes für Kultur, Tourismus und
bürgerschaftliches Engagement eingegangen.
2.1
Die Stadt Albstadt
Albstadt ist eine große Kreisstadt im Zollernalbkreis im Südwesten der
Schwäbischen Alb.1 Sie liegt etwa auf halber Strecke von der
Landeshauptstadt Stuttgart zum Bodensee (vgl. Abb. 1), unweit der
Großen Kreisstadt Balingen.
Die Stadt Albstadt besteht aus den neun Stadtteilen Ebingen (der
Kernstadt), Tailfingen, Truchtelfingen, Onstmettingen, Laufen, Lautlingen,
Pfeffingen, Margrethausen und Burgfelden (vgl. Abb. 2), die vor ihrem
Zusammenschluss im Jahre 1975 im Rahmen der Gemeindereform
eigenständige Städte und Gemeinden waren. 2
Etwa 41 Prozent der Albstädter Bevölkerung hat ihren Wohnsitz im
Stadtteil Ebingen, ein Viertel der Einwohner lebt in Tailfingen. Die
restliche Bevölkerung verteilt sich auf die übrigen sieben Stadtteile, wobei
die Einwohnerzahl im Stadtteil Burgfelden mit weniger als 400
Einwohnern am geringsten ist.3
1
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 5
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 38
3
vgl. Homepage der Stadt Albstadt: http://www.albstadt.de/stadt/zahlendatenfakten
2
4
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
5
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Abb. 1: Lage der Stadt Albstadt in Deutschland
Quelle: http://www.postleitzahl.org
Das Stadtgebiet wird von Nord nach Süd von zwei großen Tälern
durchzogen
und
weist
innerhalb
der
Gemarkung
erhebliche
Höhenunterschiede auf. Der Stadtteil Burgfelden (910 Meter ü.NN.) liegt
rund 300 Meter über dem Höhenniveau des Stadtteils Laufen. 4 Aufgrund
der topografischen Gegebenheiten ist eine städtebauliche Entwicklung
Albstadts nicht in konzentrischer Form, sondern nur entlang des NordSüd-Verlaufs der Täler (Tallage) und auf den Höhenlagen möglich. Die
dadurch entstehende Entzerrung der Stadt sowie die Entfernung der neun
Stadtteile (vgl. Abb. 2) führen dazu, dass Albstadt zwar eine
4
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 5
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
6
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
verhältnismäßig geringe Bevölkerungsdichte (333 Einwohner pro km²)
aufweist, jedoch mit 134 km² Fläche und rund 44.800 Einwohnern noch
vor der Nachbarkommune Balingen die größte Stadt im Zollernalbkreis
ist.5
Abb. 2: Gemarkung Albstadt mit Stadtteilen
Quelle: Amt für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement Albstadt
Albstadt ist seit jeher wirtschaftlicher Ballungsraum6 und traditioneller
Standort
für
bedeutende
Industriebranchen
wie
Textilindustrie,
Maschinenbau und metallverarbeitende Industrie.7 Das Textilgewerbe
5
Zum Vergleich: Balingen besitzt bei einer Einwohnerzahl von 33.900 und einer
Gemarkungsfläche von 903 km² eine Bevölkerungsdichte von 375 Einwohnern pro
km². Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg, 2011
6
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 79
7
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 78
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
bestimmte schon vor Beginn der Industrialisierung die Wirtschaft vor Ort
und ist bis dato von großer Bedeutung für die Stadt.8 Neben großen
Textilunternehmen siedelten sich auch wichtige Firmen in den Bereichen
Nadelfertigung, Maschinen- und Werkzeugbau, Elektroindustrie und
Präzisionswaagenbau an.9 Allerdings musste der Industriestandort
Albstadt in den letzten 30 Jahren und insbesondere während der
Wirtschaftskrise im Jahr 2009 starke Verluste hinnehmen. Viele Textilund Handelsbetriebe wurden geschlossen10, so dass das Standbein
"Textilindustrie" mehr und mehr wegzubrechen begann. Um längerfristig
ein weiteres Standbein zu etablieren wurde im Jahr 2010 der Masterplan
für die Entwicklung des Tourismus in Albstadt erstellt (vgl. Kap. 2.2.2.2).11
Dieser nimmt die Industriekultur der Stadt als wichtiges Ergänzungsthema
in das neue Tourismus-Konzept auf.12 So wie die traditionelle Albstädter
Industrie und insbesondere die Textilbranche schon bisher die örtliche
Kultur und die Museumslandschaft geprägt haben, soll ihre Geschichte
auch im Tourismus integriert und erlebbar gemacht werden.
2.2
Das Amt für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches
Engagement
Das Amt für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement
organisatorisch zum Dezernat I der Stadtverwaltung und liegt somit
Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters von Albstadt, Dr. Jürgen
Gneveckow. Das Amt wird in der Regel vereinfacht als "Kulturamt"
gemäß der internen Verwaltungsorganisation als "Amt 41"
(vgl.
Abb. 3).
8
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 75
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 78
10
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 79
11
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
12
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 30
9
7
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Abb. 3: Organigramm Dezernat I der Stadtverwaltung Albstadt
8
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
9
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Quelle: Stadtverwaltung Albstadt, Hauptamt, Stand April 2012
2.2.1 Struktur
Aufgrund finanzieller Kürzungsmaßnahmen kam es im Jahr 2010 zu einer
Neustrukturierung des gesamten Amtes. 13 Mit dieser gingen auch
erhebliche Einsparungen im personellen Bereich einher. Die Mitarbeiter
um Amtsleiter Martin Roscher verteilen sich seitdem wie folgt auf die
verschiedenen Bereiche:
Kultur: Zwei Personen und ein Auszubildender
Tourismus: Fünf Personen und ein Auszubildender
Bürgerschaftliches Engagement: Stelle derzeit nicht besetzt
Museen: Drei Personen und derzeit eine Volontärin
Stadtbücherei: Drei Personen.
2.2.2 Beschreibung der einzelnen Aufgabenbereiche
Das Amt beschäftigt sich mit den fünf Aufgabenbereichen Kultur,
Tourismus, bürgerschaftliches Engagement, Museen und Stadtbücherei.
2.2.2.1 Kultur
Der Bereich "Kultur" befasst sich in erster Linie mit der Planung und
Durchführung von Kulturveranstaltungen sowie der Unterstützung bei der
Durchführung
von
Veranstaltungen
Dritter.
Hinzu
kommen
die
Organisation von Besuchen der Oper Stuttgart sowie die Pflege der
Städtepartnerschaft zu Chambéry in Frankreich.14
Etwa 75 Prozent des Kulturprogramms veranstaltet das Amt in
Eigenregie, die übrigen Veranstaltungen werden in Kooperation mit
13
14
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Dritten durchgeführt.15 Zur Ausrichtung der Veranstaltungen stehen dem
Kulturamt fünf kostenfreie Veranstaltungsorte zur Verfügung.16
In jeder Kultursaison17 stellen die Verantwortlichen des Aufgabenbereichs
"Kultur" ein abwechslungsreiches Programm mit circa 35 Veranstaltungen
zusammen, das bei den Albstädter Bürgern auf großen Zuspruch stößt.
Die Anzahl der Besucher hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren fast
verdoppelt.18 Dennoch ist das Kulturprogramm eher von lokaler
Bedeutung und wird nur von wenigen Auswärtigen wahrgenommen. 19
Albstadt besitzt zwar eine eher geringe kulturelle Erlebnisdichte 20, kann
aber dennoch ein vielfältiges Programm im unterhaltungsorientierten
Kulturbereich ("U-Kultur") vorweisen. Zu den Programmpunkten gehören
insbesondere Veranstaltungen im Bereich Comedy, Kabarett und
Kleinkunst, aber auch Theater und Lesungen sowie kleine Konzerte und
Events. Große Rock- oder Pop-Konzerte kann die Stadt Albstadt jedoch
aufgrund ihrer Finanz- und Personalsituation nicht mehr stemmen. Auch
auf Nischenprodukte wird beim Albstädter Kulturprogramm weitgehend
verzichtet. Ebenso verhält es sich mit Kulturangeboten, in denen sich
umliegende Kommunen bereits etabliert haben (z. B. Balingen mit
Volksmusik). 21
Aufgrund der schon heute geringen und künftig tendenziell weiter
sinkenden Nachfrage an ernster Kultur ("E-Kultur"), wie z. B. klassische
Musik,22 finden sich Veranstaltungen dieser Art nur vereinzelt im
Kulturprogramm der Stadt Albstadt wieder. Vielmehr wird bei der
Erstellung des Kulturprogramms bewusst intensiv auf die Interessen des
15
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
17
Eine Kultursaison beginnt jeweils im September und endet im Juni des darauf
folgenden Jahres. In den Monaten Juli und August findet die Sommerpause statt.
18
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
19
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S.30
20
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 30
21
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
22
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
16
10
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
11
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
wesentlich
stärker
eingegangen.
vertretenen
U-Kultur
interessierten
Publikums
23
Der Bereich Kultur ist als Ergänzungskomponente zum städtischen
Tourismus von großer Bedeutung.24
2.2.2.2 Tourismus
80 Prozent der Albstädter Gemarkung ist als Landschafts- und
Naturschutzgebiet ausgewiesen. Sie eignet sich als Naherholungsgebiet
hervorragend zum Wandern25 und zieht daher viele Tagestouristen an.
Die Gegend ist zudem ideal zum Mountainbike fahren und für nordischen
Wintersport, wie z. B. Ski-Langlauf und Winterwandern.
Der Bereich Tourismus widmet sich daher in erster Linie der Betreuung
und Vermarktung der drei für den Albstädter Tourismus relevanten
Kernbereiche Wandern, Mountainbike und Wintersport, wobei dem
Wandern - auch aufgrund steigender Nachfrage der Touristen nach
Wanderangeboten26 - eine übergeordnete Bedeutung zukommt. 27
Die Kernbereiche werden im Folgenden kurz erläutert:
Wandern
Das Wandern gewinnt zunehmend an Beliebtheit: 23 Prozent der
Deutschen über 16 Jahren wandern regelmäßig (fünf- bis sechsmal im
Halbjahr), 20 Prozent wandern mehrmals im Jahr.28 Die deutschen
Wanderer sind überwiegend (46 Prozent) zwischen 40 und 60 Jahre alt
und besitzen ein hohes Bildungsniveau.29
Mit den „Traufgängen“, die im Jahr 2010 eröffnet wurden, verfügt die
Stadt
23
Albstadt
gegenwärtig
über
sieben
Martin Roscher, Amtsleiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 31
25
vgl. Silberburg-Verlag (Hrsg.), S. 5
26
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 12
27
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 28
28
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 12
29
vgl. Dreyer, Wandertourismus, S. 17
24
zertifizierte
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
12
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Premiumwanderwege30 – die ersten Premiumwanderwege auf der
Schwäbischen Alb.
Mountainbike
Aufgrund der Topografie ist in Albstadt im Bereich Rad fahren nur der
Angebotsschwerpunkt Mountainbike (MTB) intensiv entwickelbar.31
Der MTB-Sport unterliegt einem moderaten Marktwachstum und hat sich
mittlerweile auch in Albstadt zu einem Trendsport entwickelt, der als
Urlaubsaktivität - nicht nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen äußerst beliebt ist. Auch bei der älteren Zielgruppe zeichnet sich eine
erhöhte Nachfrage ab. Am beliebtesten und nachfragestärksten ist die
Facette "Cross Country" (Tourenfahren in der Natur), da sie nicht an eine
spezielle MTB-Anlage (Bike-Park) gebunden ist.32 Der 65 km lange
Marathon-Rundkurs, der durch nahezu jeden Stadtteil von Albstadt führt,
bietet für das Tourenfahren ausreichend Möglichkeiten.33 Zur Ergänzung
der bereits bestehenden Route ist derzeit die Realisierung von neuen
MTB-Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden geplant.34
Anlagegebundene Disziplinen mit speziell angelegten MTB-Parcours und
Aufstiegshilfen für die Biker35 können im Bike-Park in Tailfingen ausgeübt
werden.
Mehrmals
im
Jahr
werden
"hochkarätige
Radsportevents" 36
mit
"überregionaler Bedeutung"37 veranstaltet, die sogar Publikum und
Teilnehmer aus dem Ausland anlocken.
30
Premiumwanderwege zeichnen sich aus durch die leichte Begehbarkeit, attraktive
Strecken durch deutliche Umgebungswechsel, angenehmen Wegbelag, sehr gute
Markierung der Wege und Verkehrssicherheit.
31
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 29
32
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 13
33
vgl. Homepage für Tourismus in Albstadt: http://www.albstadt-tourismus.de/
ENTDECKEN/Mountainbiken
34
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
35
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 13
36
Stadt Albstadt (Hrsg.), Innovation aus Tradition, S. 52
37
Project M. GmbH (Hrsg.), S. 28
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
13
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Wintersport
Ähnlich wie auch beim Wandern ist nordischer Wintersport zunehmend
bei der Zielgruppe der 40- bis über 50-Jährigen beliebt.38
Albstadt verfügt über das "albweit beste Lift- und Loipenangebot"39 und
bietet beste Bedingungen für Skilanglauf40 und Winterwandern.
Da die Pflege und Instandhaltung des Loipennetzes sehr kosten- und
personalintensiv sind, erfolgen diese primär auf ehrenamtlicher Basis
durch die örtlichen Wintersportvereine.41
Gemeinsam mit der Beratungsagentur für Tourismus und Freizeit „Project
M. GmbH“ wurde ein Masterplan für den Tourismus in Albstadt erstellt, 42
der im Juli 2010 im Gemeinderat beschlossen wurde und somit
kommunalpolitische
Legitimität
besitzt.
Der
Masterplan
ist
ein
"Handlungsleitfaden für die Tourismusbeteiligten in Albstadt", der helfen
soll, den Tourismus erfolgreich zu entwickeln43, um Albstadt vom
traditionellen Textil- und Industriestandort zu einem attraktiven Ziel für
Touristen zu gestalten und den touristischen Anteil an Tages- und
Wochenendausflüglern aus der Region Stuttgart zu erhöhen.44
Das Handlungsprogramm umfasst 53 Maßnahmen in den Kern- und
Ergänzungsbereichen45, die bis zum Jahr 2020 verwirklicht werden
sollen.46
Die
Kernbereiche
sind,
wie
oben
erwähnt,
Wandern,
Mountainbike und Wintersport und zu den Ergänzungsbereichen zählen
insbesondere alle Facetten des Themas Kultur (Veranstaltungen, Kunst,
Textil-/ Industriekultur sowie weitere sportliche Aktivitäten wie Nordic
Walking oder Rad fahren.47
38
vgl. Project M GmbH (Hrsg.), S. 14
Project M. GmbH (Hrsg.), S. 29
40
vgl. Stadt Albstadt (Hrsg.), Innovation aus Tradition, S. 52
41
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 29
42
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
43
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 8
44
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 7
45
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 54-90
46
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 53
47
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 49
39
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
14
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Relevante Zielgruppen für den Tourismus in Albstadt sind in erster Linie
Natur- und Outdoorurlauber, aber auch Kulturreisende, Best Ager (Alter
40/50+) sowie Kinder- und Familienorientierte. 48
2.2.2.3 Bürgerschaftliches Engagement
Der Bereich "bürgerschaftliches Engagement" beschäftigt sich mit den
Aktivitäten der ehrenamtlich Tätigen in Albstadt. Da die für diesen
Aufgabenbereich zuständige Stelle derzeit nicht besetzt ist, kann das
Thema "bürgerschaftliches Engagement" nicht als Untersuchungsbereich
verwendet werden und wird daher im weiteren Verlauf dieser Arbeit nicht
behandelt.
2.2.2.4 Museen
Vor der Umstrukturierung des Amtes (vgl. Kapitel 2.2.1) wurden die
Museen in einem eigenständigen Amt verwaltet. Heute ist die Verwaltung
der
sechs
städtischen
Museen
(Maschenmuseum,
Ebinger
Heimatmuseum, Stauffenberg-Gedenkstätte, Musikhistorische Sammlung
Jehle, Museum im Kräuterkasten und Philipp-Matthäus-Hahn-Museum49)
im Kulturamt integriert. 50
Jedes Museum hat einen unmittelbaren Bezug zur Stadt Albstadt und
ihrer Geschichte. Eine Besonderheit und kulturelle Rarität stellt dabei das
Maschenmuseum in Tailfingen dar. Aufgrund seiner lokalen und
regionalen Bedeutung nimmt es eine Sonderstellung51 ein. Daher wird der
Fokus in den weiteren Ausführungen auf dieses Museum gesetzt und auf
eine Behandlung der übrigen Museen verzichtet. Zusätzlich wird die
Albstädter Galerie mit in die Betrachtung aufgenommen, die als separate
Stabsstelle im Dezernat I zwar außerhalb des Aufgabenbereiches des
Kulturamts liegt (vgl. Abb. 3), jedoch für das museale Kulturgeschehen
Albstadts eine wichtige Rolle spielt.
48
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 19
vgl. Flyer "Museen Albstadt"
50
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
51
vgl. Stadt Albstadt (Hrsg.), Innovation aus Tradition, S. 8
49
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
15
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Maschenmuseum
Aus der ersten Ausstellung im Jahr 1987 im Rahmen der Heimattage
Baden-Württemberg entwickelte sich im Laufe der Jahre eine sich stetig
vergrößernde Dauerausstellung, die 1996 als "Maschenmuseum" eröffnet
wurde.52
Das Museum veranschaulicht authentisch die Geschichte der Albstädter
Maschenindustrie und zeigt einen "Querschnitt von der bäuerlichen
Selbstversorgung,
den
frühindustriellen
Produktionsformen,
der
Industrialisierung und Heimarbeit der Frauen bis hin zur modernen
Produktion".53 Abgerundet wird die Dauerausstellung durch ein bis zwei
Sonderausstellungen im Jahr, die von mehreren heimischen und
nichtheimischen Künstlern gestaltet werden und sich mit den Themen
Geschichte, Kulturgeschichte oder Textilkunst auseinander setzen.54
Ergänzend
wird
ein
buntes
Jahresprogramm
mit
Workshops,
Sonderführungen und Kinderaktionen angeboten.55
Unterstützt werden die Mitarbeiter des Museums durch den "Arbeitskreis
Maschenmuseum". Die derzeit sechs bis acht ehrenamtlichen Mitglieder
des
Arbeitskreises
sind
hauptsächlich
ehemalige
Mitarbeiter
der
Textilbranche und widmen sich in erster Linie der Wartung und
Instandhaltung
der
ausgestellten,
zum
größten
Teil
noch
funktionstüchtigen Maschinen.56
Galerie Albstadt
Die Galerie Albstadt ist seit ihrer Eröffnung im Jahr 1975 "eine der
bedeutendsten kommunalen Sammlungen in Baden-Württemberg" und
verfügt mit über 450 Arbeiten auf Papier von Otto Dix über "eine der
wichtigsten Dix-Sammlungen".57 Auf vier Stockwerken finden sich neben
52
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
Broschüre "Museen Albstadt", S. 6
54
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
55
vgl. Flyer "Maschenmuseum Jahresprogramm"
56
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
57
Flyer zur aktuellen Otto Dix-Ausstellung "Dirnen, Weiber und Madonnen"
53
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
16
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Dix, der im Zentrum der städtischen Kunstsammlungen steht, 58 Werke
des gebürtigen Ebingers und expressionistischen Künstlers Christian
Landesberger und eine Spezialsammlung an Malereien, Grafiken und
Plastiken, die das Landschaftsbild der Schwäbischen Alb thematisieren. 59
Die Ausstellungsstücke werden zusammen mit einzelnen Werken anderer
expressionistischer
Künstler
in
thematisch
wechselnden
Dauerausstellungen präsentiert.
Der Großteil der insgesamt über 20.000 Exponate60 befindet sich im
Besitz
der
Stadt
Albstadt.
Sie
werden
durch
Leihgaben
von
Privatpersonen, auswärtigen Museen oder Galerien ergänzt. 61
2.2.2.5 Stadtbücherei
Die hauptamtlich-fachlich geführte Stadtbücherei untersteht ebenfalls der
Aufsicht des Kulturamtes. Sie besteht aus einer Hauptstelle in Ebingen
und zwei Nebenstellen in Tailfingen und Onstmettingen. 62 Gemeinsam
weisen die drei Stellen63 einen Medienbestand von rund 93.500 Medien
auf, die im vergangenen Jahr über 500.000 Mal entliehen wurden.64 Zu
den
Medien
zählen Printmedien
wie
Sachbücher,
Romane
und
Zeitschriften sowie Non-Book-Medien (z. B. Hörbücher, CDs, CD-ROMs,
DVDs, Blue-ray und Spiele).65 Auch elektronische Medien (E-Medien), wie
E-Books, E-Audios, E-Videos und E-Paper gehören mittlerweile zum
festen Medienbestand der Stadtbücherei.66 Des Weiteren werden zwei
Internetplätze und ein kostenfreier WLAN-Zugang zur Verfügung
gestellt.67
58
vgl. Broschüre "Museen Albstadt", S. 4
vgl. Broschüre "Museen Albstadt", S. 5
60
vgl. Institut für Museumsforschung (Hrsg.), Fragebogen Galerie
61
Veronika Mertens, stellv. Leiterin der Galerie, Gespräch am 02.09.2012
62
vgl. Flyer der Stadtbücherei "Information, Freizeit, Unterhaltung"
63
Aus Gründen der Vereinfachung im Folgenden unter dem Begriff "Stadtbücherei"
zusammengefasst
64
vgl. Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.), Tabelle S. 7
Alle Daten des Regierungspräsidiums beziehen sich auf das Jahr 2011
65
vgl. Flyer der Stadtbücherei "Information, Freizeit, Unterhaltung"
66
vgl. Flyer der Stadtbücherei, "SchwAlbE"
67
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
59
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Neben der Bereitstellung der oben genannten Medien sind auch
Veranstaltungen zu den Themen Lesen und Literatur Leistungsbestandteil
der Stadtbücherei. Das Angebot ist breit gefächert und reicht von
Vorlesestunden über Mal- und Bastelangebote für Kinder bis hin zu
Lesungen und dem monatlichen Lesezirkel für Erwachsene. Auch
Ausstellungen semi-professioneller Kunst finden gelegentlich in der
Stadtbücherei statt.68
Das vielfältige Angebot an Medien und Veranstaltungen verschafft der
Bücherei ein weites Einzugsgebiet ihrer Nutzer: Die Besucher kommen
neben Albstadt auch aus den umliegenden Städten und Gemeinden, die
entweder über keine bzw. nur kleine Büchereien mit geringem
Medienbestand verfügen. So z. B. aus Winterlingen, Bitz, Stetten am
kalten Markt, Nusplingen, Burladingen, Hausen, Meßstetten und sogar
aus Balingen.69 Zum Vergleich: Balingen verfügt zwar über 5 Bibliotheken,
aber nur über knapp 64.000 Medien. In 2011 gab es rund 60% weniger
Entleihungen als in Albstadt.70
68
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012)
70
vgl. Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.), Tabelle S. 7
69
17
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
18
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3 Demografischer Wandel
Der demografische Wandel ist zu einem in den vergangenen Jahren stark
diskutierten Thema geworden, da die Veränderungen, die mit ihm einher
gehen, unsere Gesellschaft in nahezu allen Lebensbereichen vor neue
Herausforderungen stellen.71 Welche Auswirkungen die demografischen
Veränderungen jedoch auf die Kultur haben, wurde bisher weder
allgemein, noch kulturpolitisch intensiv behandelt.72
Um die Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Kultur und
den Tourismus in Albstadt und deren Institutionen aufzeigen zu können,
müssen zunächst einmal die Ursachen und die künftigen demografischen
Entwicklungen
innerhalb
Deutschlands,
Baden-Württembergs,
des
Zollernalbkreises und Albstadts betrachtet werden.
3.1
Ursachen des demografischen Wandels
Ursächlich für die oben genannten Entwicklungen sind im Grunde zwei
Faktoren: Eine geringe Geburtenhäufigkeit und der gleichzeitige Anstieg
der Lebenserwartung der Bevölkerung.73
Geringe Geburtenhäufigkeit
In Deutschland kommen immer weniger Kinder zur Welt. Seit Beginn der
70er Jahre hat der Anteil an Familien mit drei oder mehr Kindern um 50
Prozent abgenommen; ca. ein Viertel der Frauen bleibt heute bewusst
kinderlos.74 Die Zahl der Geburten liegt daher bereits seit dem Jahr 1972
unter der Zahl der Sterbefälle (Geburtendefizit).75
71
vgl. Brachat-Schwarz, S.5
vgl. Ihm, S. 67
73
vgl. Brachat-Schwarz, S. 7
74
vgl. Brachat-Schwarz, S. 7
75
vgl. Siedentop/Zakrzewski., S. 73
72
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die Geburtenentwicklung ist abhängig von zwei Faktoren: Zum einen von
der Anzahl der Kinder je Frau (Fertilitätsrate) und zum anderen vom
Gebäralter der Mutter.76 Die Entwicklungen der beiden Faktoren verlaufen
quasi entgegengesetzt: Während das Gebäralter immer weiter zunimmt,
ist die Fertilitätsrate rückläufig. 77 In Baden-Württemberg werden jedes
Jahr ein Drittel weniger Kinder geboren als notwendig wären, um den
Bevölkerungsstand ohne Zuwanderungen von außerhalb zu erhalten
(Reproduktionsniveau).78 Das. Reproduktionsniveau liegt bei 2,1 Kindern
je Frau. Die zusammengefasste Geburtenziffer liegt in Deutschland
gegenwärtig jedoch nur bei durchschnittlich 1,4 Kindern je Frau, also 0,7
Kinder pro Frau weniger, als zur Bestandserhaltung vonnöten sind.79 Es
ist davon auszugehen, dass dieses niedrige Geburtenniveau weiter
anhält80 und auch künftig bei diesem Wert liegen wird.81
Durch die geringe Geburtenhäufigkeit kommt es zur Schrumpfung der
Bevölkerung und zur Alterung der Gesellschaft.82
Steigende Lebenserwartung
Die Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung hat sich in den letzten
100 Jahren um 30 Jahre erhöht.83 Heute liegt die durchschnittliche
Lebenserwartung Neugeborener für Mädchen bei 83,3 Jahren und für
Jungen bei 78,6 Jahren. Das sind für beide Geschlechter rund 14 Jahre
mehr als noch vor 30 Jahren. 84 Ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung
wird prognostiziert.
Die erhöhte Lebenserwartung mildert einerseits die Schrumpfung der
Bevölkerung ab, führt aber andererseits zur Alterung der Gesellschaft.85
76
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 23
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 24, Tab.5
78
vgl. Brachat-Schwarz, S. 7
79
vgl. Henckel u.a., S. 105
80
vgl. Brachat-Schwarz, S. 6
81
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 6
82
vgl. Henckel u.a., S. 105
83
vgl. Brachat-Schwarz, S. 7
84
vgl. Brachat-Schwarz, S. 6
85
vgl. Henckel u.a., S. 105
77
19
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
20
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2
Demografische Entwicklungen
Die Veränderungen, die mit dem demografischen Wandel einher gehen,
verhalten sich in allen vier Betrachtungsbereichen im Grunde recht
ähnlich. Im Allgemeinen lassen sich die demografischen Entwicklungen
wie folgt zusammenfassen:

voranschreitende Alterung der Gesellschaft, einhergehend mit
einer wesentlichen Veränderung der Altersstruktur,

zahlenmäßiger Rückgang der Bevölkerung,

vermehrte Zuzüge von Ausländern, insb. in Ballungsräumen (daher
für den Zollernalbkreis und Albstadt nicht relevant) und

Fortzüge junger Menschen aus strukturschwachen Regionen
(interne Migration).86
Es
bedarf
einer
detaillierten
Betrachtung
der
voraussichtlichen
Entwicklungen, um die daraus resultierenden Konsequenzen für die
städtischen Kultureinrichtungen und den Tourismus erkennen zu können.
Dabei muss bedacht werden, dass die Folgen des demografischen
Wandels zu komplex sind, als dass man sie heute in ihrer ganzen
Dimension abschätzen könnte. 87 Angestellte Vorausberechnungen dürfen
daher nicht als Vorhersagen oder Prognosen bewertet werden,88 sondern
haben lediglich Modellcharakter.89
3.2.1 Demografische Entwicklung in Deutschland
Die folgenden Szenarien über die demografischen Entwicklungen in
Deutschland
beruhen
auf
der
"12.
koordinierten
Bevölkerungsvorausberechnung" des Statistischen Bundesamtes aus
dem Jahr 2009 (Anlage 1). Alle fünf Jahre wird eine solche
86
vgl. Hoppenstedt, S. 8
vgl. Druyen, S. 22
88
vgl. Brachat-Schwarz, S. 10
89
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 9
87
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
21
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Vorausberechnung veröffentlicht, die die zu einem bestimmten Zeitpunkt
absehbaren demografischen Entwicklungen der folgenden 50 Jahre in
den
möglichen
Varianten
darstellt.
Dabei
werden
die
Faktoren
Geburtenhäufigkeit, Wanderungsbewegungen und Lebenserwartung mit
einbezogen und Annahmen zur künftigen Entwicklung dieser Faktoren auf
Grundlage derzeitiger Daten getroffen.
Die Daten der aktuellen
Berechnung beruhen auf den Ausgangsdaten aus dem Jahr 2008 und
beschreiben 12 verschiedene mögliche Varianten der demografischen
Entwicklung bis 2030. Aus Gründen der Vereinfachung werden nur zwei
Varianten
der
"mittleren"
Bevölkerung
betrachtet.90
Ihnen
liegen
Annahmen einer annähernd konstanten Geburtenhäufigkeit (1,4 Kinder
pro Frau), eines Anstiegs der Lebenserwartung um 6,8 (bei Frauen) bzw.
7,8 Jahren (bei Männern) und eines Wanderungssaldos von 100.000
(Untergrenze) oder 200.000 Personen pro Jahr (Obergrenze) zu Grunde.
Die Ober- und Untergrenze bilden einen Korridor, in dem sich die
Entwicklungen vermutlich abspielen werden, vorausgesetzt, es bleibt bei
einer Fortsetzung der aktuellen Trends.91
Es ist zu beachten, dass bei den demografischen Veränderungen
innerhalb Deutschlands derzeitig regionale Unterschiede - insbesondere
zwischen alten und neuen Bundesländern - zu erkennen sind. In vielen
Bereichen wird jedoch eine Annäherung der neuen und alten Länder
prognostiziert.92
Die demografische Zukunft Deutschlands wird in den folgenden Kapiteln
näher erläutert:
90
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 5
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 11
92
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 11
91
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
22
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.1.1 Bevölkerungsrückgang
Seit dem Jahr 2004 ist in Deutschland ein Bevölkerungsrückgang zu
beobachten.93 Der negative Bevölkerungssaldo wird ausgelöst durch das
wachsende Geburtendefizit (vgl. Kap. 3.1),94 das aufgrund rückläufiger
Wanderungsgewinne seit 2003 nicht mehr ausgeglichen werden kann. 95
Die Differenz zwischen Geborenen und Gestorbenen ist zu hoch, als dass
die daraus resultierenden Verluste allein mit Hilfe von Zuwanderung
langfristig kompensiert werden können,96 sie können dadurch lediglich
abgemildert werden.97
Dies führt dazu, dass die Zahl der Einwohner in Deutschland bis 2060 von
etwa 82 Mio. im Jahr 2008 auf 65 Mio. (Untergrenze) bzw. 70 Mio.
(Obergrenze)
sinken
wird
(vgl.
Abb.
4).
Das
entspricht
einem
Bevölkerungsrückgang von knapp 21 (Untergrenze) bzw. 15 Prozent
(Obergrenze) ggü. der Bevölkerung in 2008. Bei der Variante mit der
maximal zu erwartenden Bevölkerungszahl ("relativ junge" Bevölkerung)
würde der Verlust zwar geringer ausfallen, eine Schrumpfung ist jedoch in
jedem Fall zu erwarten. 98
Insbesondere die Gruppe der unter 20-Jährigen wird von dem Rückgang
betroffen sein. Im Vergleich zu heute sind bis 2030 in dieser Gruppe
Verluste von 17 Prozent zu erwarten; bei der Gruppe der Erwerbsfähigen
sind es 15 Prozent. Die Bevölkerung 65+ hingegen erlebt bis 2030 einen
Zuwachs von 33 Prozent ggü. 2008 auf 22,3 Mio. 99
93
vgl. Henckel u.a., S.105
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 5
95
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 21
96
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 6
97
vgl. Siedentop/Zakrzewski, S. 78
98
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 12
99
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 8
94
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Abb. 4: Bevölkerungszahl von 1950 bis 2060
Quelle: Stat. Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, S. 12, Schaubild 1
3.2.1.2 Geburtenrückgang
Zurückzuführen ist der Bevölkerungsrückgang in erster Linie auf den
Rückgang der Geburten, der in Deutschland seit 1991 zu verzeichnen ist.
Seit diesem Zeitpunkt ist die Zahl der Geburten um 18 Prozent von
830.000 (1991) auf 683.000 (2008) gesunken. Bis zum Jahr 2030 wird ein
weiterer Geburtenrückgang von 15 Prozent ggü. 2008 prognostiziert. 100
Man zählt dann 410.000 Sterbefälle mehr als Geburten.101
Den Annahmen zufolge wächst das Geburtendefizit bis zum Jahr 2054
weiter und geht anschließend leicht zurück. Dies kommt daher, dass zu
diesem Zeitpunkt der schrumpfenden Anzahl an Geburten aufgrund
geburtenschwacher Jahrgänge in den 70er Jahren weniger Sterbefälle
gegenüber stehen.102
100
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011S. 10
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011 S. 15
102
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S.13
101
23
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
24
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die Geburtenzahl wird beeinflusst durch das Gebäralter und die
Geburtenrate (vgl. Kap. 3.1).103
Im Jahr 2008 betrug das Gebäralter durchschnittlich 30,4 Jahre (alte
Bundesländer) bzw. 29,1 Jahre (neue Bundesländer). Bis 2020 ist ein
Anstieg des Gebäralters um ca. 1,6 Jahre mit anschließender Konstanz
zu erwarten. Dieser Annahme zufolge sind westdeutsche Frauen im Jahr
2020 bei der Geburt des ersten Kindes durchschnittlich 32 Jahre alt.
Doch die Frauen bekommen nicht nur später, sondern auch weniger
Kinder als noch vor einigen Jahren (vgl. Kap. 3.1). Der Anteil der
kinderlosen Frauen in Deutschland ist in den Jahrgängen 1964-68 doppelt
so hoch wie in der vorangegangenen Generation (1933-39).104 Es ist
allerdings davon auszugehen, dass es zumindest zu keiner weiteren
Absenkung der aktuellen Geburtenrate (1,4 Kinder pro Frau) bis 2060
kommt.105 Doch selbst ein Anstieg der Geburtenhäufigkeit auf 1,6 Kinder
pro Frau würde den Bevölkerungsrückgang nicht abmildern können.106
Gegenwärtig ist die Geburtenrate bei den in Deutschland lebenden
ausländischen Frauen höher und das Gebäralter geringer als bei den
deutschen. Die ausländischen Frauen passen sich jedoch in ihrem
Gebärverhalten immer mehr an die westdeutschen Frauen an. 107
3.2.1.3 Anstieg der Sterbefälle
Dem
Rückgang
der
Geburten
und
der
damit
einhergehenden
Schrumpfung der jungen Bevölkerungsgruppe steht ein kontinuierlicher
Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung entgegen, der sich aller
Voraussicht nach bis 2060 fortsetzt.108 Gegenüber 2008 erhöht sich die
Lebenserwartung bei Mädchen um 6,8 auf 89,2 Jahre und bei Jungen um
7,8 auf 85 Jahre. 109 Damit wird auch die Differenz zwischen den
103
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 23
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 26
105
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 27
106
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 13
107
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 24
108
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 13
109
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 30
104
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Lebenserwartungen von Männern und Frauen geringer. Bis 2060 wird der
Unterschied nicht mehr 5,2 (2008), sondern lediglich 4,2 Jahre
betragen.110
Der Anstieg der Lebenserwartung hat Auswirkungen auf die Zahl der
Sterbefälle. Seit 2001 stagniert diese bei 820.000 bis 850.000 pro Jahr. 111
Die voranschreitende Alterung führt jedoch zu einer Zunahme der Zahl
der Sterbefälle, da immer mehr Leute ein höheres Alter erreichen. 112 Im
Jahr 2030 wird es 150.000 Sterbefälle (17 Prozent) mehr geben als noch
in 2008.
3.2.1.4 Veränderung der Altersstruktur
Der Rückgang der Geburtenhäufigkeit und das Altern der geburtenstarken
Jahrgänge der 1960er Jahre bewirken eine signifikante Veränderung der
Altersstruktur der deutschen Bevölkerung. Die Relationen zwischen den
einzelnen Altersgruppen werden sich stark verschieben (vgl. Abb. 5).113
Noch vor vier Jahren lag der Anteil der über 65-Jährigen an der
Gesamtbevölkerung mit 16,7 Mio. bei 20 Prozent. Im Jahr 2030 werden
schon 22,3 Mio. Menschen (29 Prozent) älter als 65 Jahre sein. Dies ist
ein Anstieg um ein Drittel ggü. dem Jahr 2008. Entgegen der älteren
Bevölkerung, werden die Altersgruppen unter 65 Jahren bis 2030 einen
Rückgang erleben. Die Zahl der Erwerbsfähigen (20-64 Jahre) sinkt von
61 Prozent in 2008 auf 54 Prozent (42,2 Mio.). Die unter 20-Jährigen
werden in 2030 mit 12,9 Mio. nur noch 17 Prozent (2008: 19 Prozent) an
der Gesamtbevölkerung ausmachen.114 Diese Entwicklungen setzen sich
bis zum Jahr 2060 weiter fort, wobei die Zahl der Hochbetagten ihr
Maximum mit über 10 Mio. in 2050 erreicht. Anschließend geht die Zahl
aufgrund des Ablebens der starken Jahrgänge der 1960er Jahre leicht
zurück. Im Jahr 2060 wird der Anteil der Hochbetagten (80+) etwa 14
110
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 29
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S.12
112
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S.12 f.
113
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 14
114
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S.23 f.
111
25
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
26
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Prozent betragen (2008: fünf Prozent); jeder dritte Einwohner wird dann
mindestens 65 Jahre alt sein.115
Das Medianalter der Bevölkerung steigt bis 2060 von gegenwärtig 43
Jahren auf 52 Jahre an. D.h. zu diesem Zeitpunkt wird die Hälfte der
Einwohner älter als 52 Jahre sein. 116
Abb. 5: Bevölkerung nach Altersgruppen - Vergleich 2008 und 2060
Quelle: Stat. Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, S. 16, Schaubild 4
Wichtige Indikatoren für die Altersstruktur sind der sog. Altenquotient und
der Jugendquotient.
Der Jugendquotient bleibt in den kommenden Jahren aufgrund des
Rückgangs der noch nicht erwerbsfähigen Bevölkerung (unter 20 Jahre)
bei gleichzeitigem Rückgang der Erwerbsbevölkerung relativ stabil und
schwankt
um
30
noch
nicht
erwerbsfähige
Personen
je
100
Erwerbspersonen.117
Der Altenquotient hingegen wird sich im Vergleich zu 2008 bis 2060 fast
verdoppeln, d.h. in 2060 werden 100 Erwerbsfähigen statt 34 (2008)
115
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060 , S. 5
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 16
117
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 20
116
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
bereits 63 (Untergrenze) oder 67 (Obergrenze) Personen im Rentenalter
gegenüberstehen.118 Bei einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren wird
die Zahl der Erwerbsfähigen in 2030 7,5 Mio. weniger betragen als noch
in 2008; bei Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67
Jahre, sind es nur 4,9 Mio. weniger. Allerdings würde dies nur einen
Zuwachs der Gruppe der Älteren unter den Erwerbsfähigen bedeuten, 119
nicht aber die drastische Erhöhung des Altenquotienten verhindern.120
Abb. 6: Entwicklung Jugend-, Alten- und Gesamtquotient bis 2060
Quelle: Stat. Bundesamt, Bevölkerung Deutschland bis 2060, S. 20, Schaubild 6
Dieser Anstieg kann auch nicht durch das gleichbleibende Niveau des
Jugendquotienten ausgeglichen werden und wirkt sich dadurch erhöhend
auf den Gesamtquotienten aus (vgl. Abb. 6). Das bedeutet, dass immer
weniger erwerbsfähige Personen für immer mehr Nichterwerbsfähige
sorgen müssen, wodurch die Belastung der Erwerbsbevölkerung
zunehmend wächst.121
118
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 6
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 23
120
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 21
121
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 19
119
27
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
28
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.1.5 Wanderungen
Die Bevölkerungsentwicklungen sind neben Geburten und Sterbefällen
auch abhängig von Wanderungen. Ausschlaggebender Wert ist der
Wanderungssaldo.122 80 Prozent des Wanderungsvolumens machen die
Wanderungen von Menschen ausländischer Staatsbürgerschaft aus.123
Die verstärkten Zuzüge von Ausländern in den 50er bzw. 90er Jahren
durch die Anwerbung von Gastarbeitern bzw. Aufnahme von Flüchtlingen
und Spätaussiedlern führten in diesen Jahren zu einer Verbesserung der
Bevölkerungsbilanz.124 Zuwanderungen mildern den Bevölkerungsverlust
ab; ohne Zuwanderung würde Deutschland bis zum Jahr 2050 fast ein
Viertel der gegenwärtigen Bevölkerung (rund 20 Mio.) verlieren. Dennoch
vermag sie nicht die Bevölkerungsverluste langfristig zu kompensieren. 125
Die
Wanderungen
werden
von
verschiedenen
politischen
und
wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst und sind nur schwer vorauszusagen.
Es lassen sich aber Tendenzen erkennen.126
Der aktuell negative Wanderungssaldo wird sich vermutlich in den
kommenden Jahren verringern, bis er nahezu ausgeglichen ist.127 Für die
weitere Entwicklung der Wanderungen geht die 12. koordinierte
Bevölkerungsvorausrechnung von zwei Varianten aus: Die erste (W1)
prognostiziert einen Anstieg des jährlichen Wanderungssaldos auf
100.000 Personen bis 2014 mit anschließender Stagnation. Die zweite
Variante (W2) geht davon aus, dass der Saldo bis 2020 auf 200.000
Personen
ansteigt
und
anschließend
konstant
bleibt.
Das
Wanderungsgeschehen wird sich voraussichtlich in dem von W1 und W2
markierten Korridor abspielen. 128
122
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 31
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 31
124
vgl. Siedentop u.a., Dem. und soz. Grundlagen der Stadtentwicklung, 2010, S. 77
125
vgl. Siedentop u.a., Dem. und soz. Grundlagen der Stadtentwicklung, 2010, S. 78
126
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 31
127
vgl. Stat. Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060, S. 32
128
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 18
123
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
29
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.2 Demografische Entwicklung in Baden-Württemberg
Die demografische Entwicklung in Baden-Württemberg verhält sich
tendenziell ähnlich den bundesweiten Veränderungen. Kennzeichnend
sind die sinkende Bevölkerungszahl, Geburtenrückgänge, Wanderungen
und die Veränderung der Altersstruktur.
Die Ergebnisse der Vorausrechnung beruhen auf den Annahmen
moderater Wanderungsgewinne (ab 2012: +10.000), einer konstanten
Geburtenrate von ca. 1,4 Kindern pro Frau und einem Anstieg der
Lebenserwartung um weitere sechs bis sieben Jahre bis 2060.129
3.2.2.1 Bevölkerungsrückgang
Im Jahr 2008 ist die Bevölkerungszahl Baden-Württembergs erstmals seit
1984 zurückgegangen. Der Grund hierfür liegt in dem hohen Anstieg des
Geburtendefizits (von 1.300130 in 2007 auf 4.500) und im Rückgang des
Wanderungsgewinns (von 12.400 Personen in 2007 auf 4.400).131 Auch
weiterhin wird aufgrund einer zu erwartenden Vergrößerung des
Geburtendefizits
ein
deutlicher
Rückgang
der
Bevölkerung
prognostiziert.132 Da das Geburtendefizit im Jahr 2030 in BadenWürttemberg sowie Hamburg und Bayern deutschlandweit am geringsten
ausfallen wird, ist der Bevölkerungsrückgang jedoch nicht so signifikant
aus, wie in anderen Bundesländern. 133 Die Veränderung der Bevölkerung
in 2030 beträgt ggü. 2008 lediglich -2,1 Prozent, also einem Rückgang
von rund 200.000 auf 10,5 Mio. Einwohner. In Sachsen wird der Verlust
zehn Mal so hoch ausfallen (-21,2 Prozent).134
129
vgl. Brachat-Schwarz, S. 6
Das bedeutet, dass im Jahr 2007 1.300 Kinder weniger geboren wurden als
Menschen gestorben sind.
131
vgl. Brachat-Schwarz, S. 5
132
vgl. Brachat-Schwarz, S. 5
133
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder, 1/ 2011, S.15
134
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder, 1/ 2011, S.21
130
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
30
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.2.2 Geburtenrückgang
In Baden-Württemberg ist seit 30 Jahren ein niedriges Geburtenniveau
(1,3 bis 1,5 Kinder pro Frau) vorherrschend.135 Es werden jährlich ein
Drittel zu wenig Kinder geboren, um den Bevölkerungsbestand ohne
Wanderungen zu erhalten. Trotzdem konnte das Land aufgrund seiner
relativ jungen Bevölkerung in den Jahren 2001 bis 2005 als einziges
Bundesland noch einen Geburtenüberschuss verzeichnen,136 ist seitdem
jedoch auch von einer negativen Geburtenbilanz betroffen. Im Jahr 2009
standen 9,1 Sterbefällen pro 1.000 Einwohner nur 8,4 Geburten pro 1.000
Einwohner
entgegen. 137
Da
bis
2060
keine
Steigerung
des
Geburtenniveaus zu erwarten ist, muss auch künftig von einer anhaltend
negativen Geburtenbilanz ausgegangen werden.138
3.2.2.3 Anstieg der Sterbefälle
Die negative Geburtenbilanz wird durch die ansteigende Zahl der
Sterbefälle noch weiter verstärkt. Ursächlich für die Zunahme der
Sterbefälle
ist
der
erhöhte
Anteil
Hochbetagter
an
der
Gesamtbevölkerung (vgl. Kap. 3.2.1.4). Im Jahr 2030 werden 20 Prozent
mehr Menschen sterben wie noch in 2008. 139
3.2.2.4 Veränderung der Altersstruktur
Die demografische Entwicklung Baden-Württembergs ist seit geraumer
Zeit durch einen stetig voranschreitenden Alterungsprozess geprägt. Seit
dem Jahr 2000 leben dort mehr ältere als junge Menschen. Dieser Trend
wird sich in den kommenden Jahren weiter fortsetzen. In 2030 wird der
Anteil der über 60-Jährigen doppelt so hoch sein wie der der unter 20Jährigen.140 Entsprechend des Bundestrends ist auch in BadenWürttemberg eine rasante Zunahme der Zahl der Hochbetagten zu
135
vgl. Brachat-Schwarz, S. 6
vgl. Brachat-Schwarz, S. 5
137
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), S. 6
138
vgl. Brachat-Schwarz, S. 6
139
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 15
140
vgl. Brachat-Schwarz, S. 5
136
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
erwarten (vgl. Abb. 7). Ihr Anteil an der Bevölkerung wird bis 2030 8,1
Prozent ausmachen. Dies entspricht einem Zuwachs von 66 Prozent ggü.
den aktuellen Daten.141 Die Gruppe der 15- bis 25-Jährigen hingegen wird
große Verluste erleiden. Im Vergleich zu 2008 wird ihr Anteil bis 2030 um
25 Prozent sinken.142 Diese Entwicklungen führen zu einem Anstieg des
Durchschnittsalters bis 2060 auf 49,5 Jahre. (2010: 42,2 Jahre). 143
Grund für den voranschreitenden Alterungsprozess ist die steigende
Lebenserwartung, die in Baden-Württemberg aufgrund medizinischer
Fortschritte bis 2060 um weitere sechs (Mädchen) bis sieben Jahre
(Jungen) zunehmen wird. Gleichzeitig wird die Differenz zwischen den
Lebenserwartungen von Männern und Frauen geringer. Neugeborene
erreichen dann mit rund 90 Jahren (Mädchen) bzw. 87 Jahren (Jungen)
die bundesweit höchste durchschnittliche Lebenserwartung.144
Abb. 7: Änderung der Altersstruktur in BW von 2009 auf 2060 (in %)
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Demografiebericht Albstadt, S. 10 oben
141
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), S. 1
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 26
143
vgl. Brachat-Schwarz,, S. 6
144
vgl. Brachat-Schwarz,, S. 6
142
31
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
32
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung bei gleichzeitigem Rückgang
der
Geburten
(vgl.
Kap.
3.2.2.2)
führt
zu
einem
Anstieg
des
Altenquotienten. Legt man ein Renteneintrittsalter von 65 Jahren zu
Grunde (gesetzliches Renteneintrittsalter bis 2012), werden im Jahr 2060
100 Erwerbsfähigen 60 ältere Nichterwerbspersonen gegenüber stehen;
2009 waren es noch 32. Zählt man die noch nicht erwerbsfähigen
Personen hinzu (Gesamtquotient), müssen in 2060 100 Erwerbsfähige für
90 Nichterwerbspersonen ökonomisch aufkommen. 145 Bei Erhöhung des
gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67 Jahre fallen Alten- und
Gesamtquotient ein wenig geringer aus.146
3.2.2.5 Wanderungen
Wichtig
für
die
regionale
Bevölkerungsentwicklung
ist
die
sog.
Binnenwanderung.147 Diese muss neben der Außenwanderung bei der
Berechnung des Wanderungssaldos berücksichtigt werden.148 Seit der
Wiedervereinigung
verläuft
in
Deutschland
eine
beständige
Binnenwanderung von Ost nach West, so dass Baden-Württemberg
bisher von dem hohen Anteil an Zuzügen aus den neuen Bundesländern
profitieren konnte. Diese sind jedoch aufgrund verringerter Zuströme von
Erwerbsfähigen mittlerweile rückläufig. Zwischen 2020 und 2030 ist mit
einer Abschwächung der Wanderungen auf "Null-Niveau"149 zu rechnen.
Trotz verminderter Zuzüge wird Baden-Württemberg aber nach wie vor
ein Zuwanderungsland bleiben.150 Nach Bayern wird es von 2009 bis
2030 voraussichtlich die höchste Bevölkerungsbilanz zu verzeichnen
haben. Hohe Wanderungsgewinne wie noch 2001 bleiben jedoch aus. 151
145
vgl. Brachat-Schwarz,, S. 9
Das gesetzliche Renteneintrittsalter wurde zu Beginn des Jahres 2012 auf 67 Jahre
erhöht. Für Baden-Württemberg liegen noch keine Berechnungen des Altenquotienten
unter Berücksichtigung dieser Erhöhung vor.
147
vgl. Henckel u.a., S. 106
148
vgl. Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 17
149
Stat. Ämter Bund und Länder (Hrsg.), 1/ 2011, S. 19
150
vgl. Brachat-Schwarz,, S. 6
151
vgl. Brachat-Schwarz,, S. 6
146
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.3 Demografische Entwicklung im Zollernalbkreis
Aufgrund des bereits heute erhöhten Anteils älterer Menschen im
ländlichen Raum, wird dieser - und somit auch der Zollernalbkreis - von
den oben beschriebenen demografischen Veränderungen vermutlich
stärker betroffen sein als größere Städte.152
Da die Entwicklungen im Zollernalbkreis den baden-württembergischen
Trends folgen, wird im Folgenden auf eine detaillierte Ausführung der
Entwicklungen verzichtet.
3.2.3.1 Bevölkerungsrückgang
Bereits seit einigen Jahren ist die Zahl der Bevölkerung im Zollernalbkreis
rückläufig. Von 2003 bis 2010 ist die Bevölkerung um -2,6 Prozent auf
rund 188.400 Einwohner zurückgegangen. Bis 2030 wird ein weiterer
Rückgang von etwa 6,7 Prozent prognostiziert (175.700 Einwohner).153
Da die aktuelle Geburtenrate mit 1,43 Kindern pro Frau sogar über dem
baden-württembergischen Durchschnitt liegt,154 ist diese Entwicklung auf
den hohen Anteil älterer Menschen und die damit verbundene erhöhte
Sterberate im Zollernalbkreis zurückzuführen.
3.2.3.2 Veränderung der Altersstruktur
Wie in Baden-Württemberg, ist
auch im Zollernalbkreis in den
kommenden Jahren ein enormer Anstieg der Hochbetagten zu erwarten
(vgl. Abb. 8). Der Anteil der über 80-Jährigen wird im Jahr 2030 8,7
Prozent (16.390 Personen) betragen. Im Jahr 2009 waren es noch 5,5
Prozent.155 Der Anteil der Kinder und Jugendlichen hingegen sinkt von
152
vgl. Siedentop u.a., Dem. und soz. Grundlagen der Stadtentwicklung, 2010, S. 79
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 3
Hinweis: Die Ergebnisse beruhen auf Berechnungen, die die Bertelsmann Stiftung
im Rahmen des "Wegweisers Kommune" erstellt hat. Den Berechnungen liegt eine
Datenbasis des Instituts für Entwicklungsplanung und Strukturforschung der Uni
Hannover vom 31.12.2009 zu Grunde. Die Ergebnisse können aufgrund anderer
Daten und Annahmen der Berechnungen von denen des Stat. Landesamtes
abweichen, Die Tendenzen sind jedoch vergleichbar.
154
vgl. LKZ (Hrsg.), Artikel: Geburtenrate auf niedrigem Niveau stabil, 28.08.2012, S.11
155
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 4
153
33
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
17,8 Prozent an der Gesamtbevölkerung in 2010 auf 15 Prozent in 2030.
Der Anteil der unter 18-Jährigen ist dann nur halb so groß wie der Anteil
der Bevölkerung 65+ (29,9 Prozent).156
Durch diese Entwicklungen erhöht sich das Durchschnittsalter von 43,6
Jahren (2010) auf 48,3 Jahre (2030). Das Medianalter steigt innerhalb
dieses Zeitraums um fast sechs Jahre auf 50,7 Jahre an. Das Medianalter
in Baden-Württemberg liegt zu diesem Zeitpunkt bei 48,3 Jahren. 157
Zudem kommt es zu einer Erhöhung des Altenquotienten bis 2030 auf 56
Nichterwerbsfähige ggü. 100 Erwerbspersonen. Im Jahr 2009 kamen auf
100 Erwerbsfähige nur 35 Personen über 65 Jahren. 158
Abb. 8: Änderung der Altersstruktur im ZAK von 2009 auf 2060 (in %)
Quelle: Bertelsmann Stiftung, Demografiebericht Albstadt, S. 9 unten
156
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 3
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 3
158
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 3
157
34
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
35
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.3.3 Wanderungen
Die Mehrheit der Wanderungen im ZAK erfolgt aufgrund der Ausbildung
(Bildungswanderung). Im Jahr 2009 verließen 20,8 Personen je 1.000
Einwohner
den
Landkreis,
um
in
einer
anderen
Region
eine
Ausbildungsstelle bzw. einen Studienplatz anzutreten. Weitere Wegzüge
erfolgen zu Beginn der zweiten Lebenshälfte (-0,5 Personen pro 1.000
Einwohner) und im hohen Alter (Alterswanderung, -2,3 Personen pro
1.000 Einwohner). Ein geringer Teil der Zuzüge (+0,3 Personen pro 1.000
Einwohner)
erfolgt
aufgrund
von
Familienwanderungen.159
Eine
Veränderung des Wanderungsverhaltens im ZAK ist bis zum Jahr 2060
nicht absehbar.
3.2.4 Demografische Entwicklung in Albstadt160
Die folgenden Daten gehen von einer Bevölkerungsentwicklung aus, der
der durchschnittliche Wanderungssaldo der vergangenen fünf Jahre (-110
Personen pro Jahr) zugrunde liegt. Da die Beibehaltung des derzeitigen
Wanderungssaldos für die künftige Entwicklung am wahrscheinlichsten
ist, wird im Folgenden nur auf diese Variante (Anlage 4) eingegangen.161
Von einer Tendenzumkehr (Anstieg der Bevölkerung bis 2030) oder der
Beibehaltung des aktuellen Niveaus ist nicht auszugehen. Sowohl der
Rückgang der Bevölkerung, als auch die Veränderung der Altersstruktur
sind aus Abb. 9 ersichtlich.
3.2.4.1 Bevölkerungsrückgang
Schon seit geraumer Zeit hat Albstadt signifikante Bevölkerungsverluste
zu verzeichnen; ca. 2.500 EW verlor die Stadt allein innerhalb der letzten
zehn Jahre.162 Bis 2030 ist ein weiterer Rückgang von rund 14 Prozent
159
vgl. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), Demografiebericht Albstadt, 2011, S. 3
Die Bevölkerungsvorausrechnung basiert auf den Daten des Stat. Landesamtes und
wurde mit Hilfe der Berechnungsmethode der Reschl und Höschele GbR (RuH)
ermittelt. Die Methode wurde vom Stat. Landesamt überprüft und für korrekt erklärt.
161
Die übrigen Varianten sind der Anlage zu entnehmen.
162
vgl. Stadt Albstadt (Hrsg.), Bewegungstabelle Nr. 1J von 2002-2011
160
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
auf nur noch 38.659 EW zu erwarten (vgl. Abb. 9).163 Die Verluste sind
unter anderem auf die konjunkturbedingten Abwanderungen von Firmen
und deren Arbeitnehmern zurückzuführen.
Abb. 9: Bevölkerung Albstadt bis 2030 nach Altersgruppen
Quelle: Daten Statistisches Landesamt, eigene Darstellung
3.2.4.2 Geburtenrückgang
Der Bevölkerungsrückgang kommt dadurch zustande, dass in Albstadt die
Zahl der Geborenen weit unter der Zahl der Gestorbenen liegt. Im Jahr
2011 kamen nur 325 Lebendgeborene auf 462 Gestorbene.164 Dieser
Trend wird sich weiter fortsetzen. Bis 2030 wird die Zahl der Geburten pro
Jahr voraussichtlich auf 292 zurückgehen,165 was einem Rückgang von
rund 10 Prozent ggü. 2011 entspricht.166
163
vgl. eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH)
vgl. Stadt Albstadt (Hrsg.), Bewegungstabelle Nr. 1J von 2011
165
vgl. eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH)
166
vgl. Stadt Albstadt (Hrsg.), Bewegungstabelle Nr. 1J von 2011
164
36
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
3.2.4.3 Veränderung der Altersstruktur
Wie in Abb. 10 zu erkennen ist, kommt es bis zum Jahr 2030 zu einer
Verschiebung der Altersstruktur hin zu einem erhöhten Anteil älterer
Personen. Die jüngeren Bevölkerungsgruppen gehen, mit Ausnahme
einiger Altersjahre, zurück. Am stärksten von der Schrumpfung betroffen
sind die Gruppe der Jugendlichen (-33 Prozent ggü. 2012) und der jungen
Erwachsenen (-38 Prozent).
Abb. 10: Bevölkerungspyramide Albstadt 2012 und 2030
Quelle: Daten Stat, Landesamt, eigene Darstellung
37
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
38
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Ebenfalls
aus
der
Abbildung
ersichtlich
ist
die
Zunahme
der
Lebenserwartung. Im Jahr 2030 werden 54 Prozent mehr Menschen 85
Jahre und älter sein als in 2012. Die Zahl der über 66-Jährigen steigt von
10.181 (22 Prozent an der Gesamtbevölkerung) auf 11.199 Personen
(29 Prozent). Rückläufig hingegen sind der Anteil der Erwerbsfähigen und
der unter 20-Jährigen. In 2030 werden nur noch 20.264 Personen
(52 Prozent) im erwerbsfähigen Alter sein. In 2012 waren es noch 58
Prozent. Die Zahl der unter 20-Jährigen sinkt auf 7196 Personen.
Aus diesen Zahlen ergibt sich ein Altenquotient von 55 im Jahr 2030.
D.h., dass zu diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr zwei Erwerbsfähige für
einen Rentner ökonomisch aufkommen müssen. Im Jahr 2012 waren es
noch 2,5 Erwerbspersonen (Altenquotient 2012: 39). 167
3.2.4.4 Wanderungen168
Der Wanderungssaldo Albstadts der vergangenen 12 Jahre unterliegt
starken Schwankungen, ist aber seit 2002 durchgehend negativ (vgl. Abb.
11). Die größten Wanderungsverluste erreichte Albstadt im Jahr 2006 mit
334 mehr Fort- als Zuzügen. In 2011 sind nur noch 31 Personen weniger
zugezogen, als Einwohner weggezogen.169
Die Zuzüge sind in den vergangenen Jahren nahezu auf demselben
Niveau geblieben (vgl. Abb. 12). Die Zahl der Zugezogenen hat bis dato
um lediglich 109 Personen auf 2.281 Zugezogene ggü. dem Jahr 2000
zugenommen. Der Großteil der Zugezogenen ist zwischen 21 und 30
Jahre alt (junge Erwachsene). Die erhöhte Zuzugsrate in dieser
Altersgruppe
zustande.
170
kommt
durch
ausbildungsbedingte
Wanderungen
In den letzten 12 Jahren lag die Zahl bei durchschnittlich 392
Zuzügen im Jahr.
167
vgl. eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH)
eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH) - Anlage 2
169
vgl. eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH)
170
Das Stat. Landesamt bezieht die Nebenwohnsitze von Studenten der Hochschule
Albstadt-Sigmaringen in die Datenbasis ein.
168
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Abb. 11: Wanderungssaldo Albstadt 2000 bis 2011
Quelle: Daten Stat. Landesamt, eigene Darstellung
Abb. 12: Zuzüge Albstadt 2000 bis 2011
Quelle: Daten Stat. Landesamt, eigene Darstellung
39
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die Zahl der Wegzüge der letzten 12 Jahre beträgt im Durchschnitt 2.237,
wobei auch hier Schwankungen zu erkennen sind (vgl. Abb. 13). Im Jahr
2011 lag die Zahl der Fortgezogenen bei 2.312 Personen. Dies entspricht
nur zwei Prozent weniger als im Jahr 2000, jedoch 12 Prozent mehr als
im Jahr 2005. Tendenziell ist von einer Zunahme der Fortzüge für die
kommenden Jahre auszugehen.
Auch die Wegzüge werden von den jungen Erwachsenen dominiert. Der
Mittelwert der vergangenen 12 Jahre beträgt 420 Weggezogene pro
Jahr.171
Abb. 13: Fortzüge Albstadt 2000 bis 2011
Quelle: Daten Stat. Landesamt, eigene Darstellung
171
vgl. eigene Berechnung nach Daten des Stat. Landesamtes (Methode RuH)
40
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
41
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
4 Herausforderungen des demografischen Wandels für
die Untersuchungsbereiche
Nachdem die demografischen Entwicklungen deutlich gemacht wurden,
stellt sich die Frage, welche Konsequenzen sich hieraus für die
Kulturinstitutionen
Albstadts
im
Bezug
auf
Besucherstruktur,
Ausgestaltung der Angebote und kulturelle Teilhabe ergeben.172 Da
jedoch
weder
statistische
Daten
noch
greifbare
Fakten
zu
Wechselbeziehungen zwischen Kultur und demografischem Wandel
vorliegen, sind diese nur schwer zu erfassen.173 Es erscheint offenkundig
dass der demografische Wandel nachhaltige Auswirkungen auf das
kulturelle Leben174 und insbesondere auf das Publikum175 haben wird. Die
Konsequenzen im Einzelnen können gegenwärtig jedoch nur erahnt
werden.176 Zudem haben die Veränderungen einen unterschiedlichen
Zeithorizont: Während die Alterung schon heute spürbar ist, wird der
Bevölkerungsrückgang erst in ca. 20 Jahren bemerkbar sein. 177 Zu den
wichtigsten schon heute absehbaren Folgen gehören der steigende
finanzielle Druck auf öffentliche Kultureinrichtungen, die Alterung der
Gesellschaft, die Änderung des Kulturprofils aufgrund sich wandelnder
Ansprüche des Publikums sowie erhöhter Konkurrenzdruck von außen.
Knappe Ressourcen
Die notorische Finanzknappheit der Kommunalhaushalte, die durch die
demografischen Entwicklungen noch weiter verschärft wird (s.u.), stellt die
Kommunen v.a. in der Kulturarbeit vor große Herausforderungen. 178
172
vgl. Hennefeld/Metje, S. 4
vgl. Hoppenstedt, S. 7
174
vgl. Meyer, S. 221
175
vgl. Hoppenstedt, S. 9
176
vgl. Meyer, S. 221
177
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 12
178
vgl. Henckel u.a., S. 108
173
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
42
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Der mit dem demografischen Wandel verbundene Bevölkerungsrückgang
erhöht den finanziellen Druck auf die öffentlichen Kulturträger sowohl
direkt als auch indirekt. Zum einen erleiden Kultureinrichtungen durch
sinkende Besucherzahlen direkte Einnahmeausfälle (direkte Verluste),
zum
anderen
führen
absinkende
Bevölkerungszahlen
sowohl
zu
verringerten Steuereinnahmen179 als auch zu weniger Zuweisungen aus
dem allgemeinen Finanzausgleich (indirekte Verluste). Einsparungen in
einzelnen Kommunaletats sind die Folge. Da die Kulturarbeit zu den
freiwilligen Aufgaben einer Kommune zählt, werden Sparmaßnahmen
häufig
in
diesem
Bereich
vorgenommen.180
Die
städtischen
Kultureinrichtungen haben immer weniger finanzielle und somit auch
weniger personelle Mittel zur Erfüllung kultureller und musealer Aufgaben
zur Verfügung.
Gleichzeitig führt eine schrumpfende Bevölkerung zu einer verringerten
Nachfrage,
so
dass
die
Kosten
für
die
Erbringung
von
Infrastrukturleistungen nicht mehr oder nur begrenzt an die rückläufige
Nachfragezahl angepasst werden können (Kostenremanenz).
181
Daraus
folgt, dass immer weniger Personen für gleich hohe Kosten aufkommen
müssen, was sich häufig in einer Preissteigerung niederschlägt.182
Alterung der Gesellschaft
Der demografische Wandel und in erster Linie die voranschreitende
Alterung der Bevölkerung führen zu Veränderungen des Publikums.183
Die Senioren werden sich zur wichtigsten und größten Besuchergruppe
für kulturelle Institutionen entwickeln.184 Da die Menschen nicht nur älter
werden, sondern auch länger gesund und unternehmungslustig sind,
bleiben kulturelle und sportliche Aktivität bis ins hohe Alter bestehen. Die
179
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 12
vgl. Meyer, S. 213
181
vgl. Ulrich, Wirklichkeit und Perspektiven der dem. Entwicklung, 2006, S. 46
182
vgl. Henckel u.a., S. 107
183
vgl. Hoppenstedt, S. 9
184
vgl. Roth/Richter, Was haben Kultur und Demografie miteinander zu tun?, 2006, S. 22
180
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
43
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
verstärkte kulturelle Teilhabe der wachsenden Zahl rüstiger Senioren185
führt zwangsläufig zu einer veränderten Nachfrage im Angebot der
Kultureinrichtungen.
Änderung des Kulturprofils
Die Änderung des Kulturprofils ist abhängig von mehreren Faktoren. Zum
einen von der Alterung der Gesellschaft: Da die Kulturpraxis, wie oben
beschrieben, zunehmend von der älteren Bevölkerung bestimmt wird,186
müssen die kulturellen Angebote im Hinblick auf ein älter werdendes
Publikum angepasst werden.187
Die Veränderungen sind zudem von der Bevölkerungsentwicklung
abhängig, denn ein Rückgang der Bevölkerung wirkt sich negativ auf die
Auslastungen der Kultureinrichtungen aus.188
Des Weiteren wird das Kulturprofil vom Kulturverständnis beeinflusst. Da
das Kulturverständnis der jüngeren Generationen nicht mehr nur
Hochkultur (Theater, Opern, klassische Konzerte, etc.), sondern auch
populäre Unterhaltungsangebote wie Kino und Pop-/Rock-Konzerte
einschließt,189 ist das Kulturprofil auch in dieser Hinsicht entsprechend
anzugleichen.
Die
sich
wandelnden
Ansprüche
der
Besucher
(vielfältiges
Unterhaltungsprogramm, günstige und flexible Angebote, etc.) machen
eine Veränderung des Kulturprofils ebenfalls erforderlich.
Konkurrenz
Der Bevölkerungsrückgang führt bereits heute zu einem verstärkten
Wettbewerb
um
die
sinkende
Anzahl
an
Besuchern.
Dieser
Konkurrenzkampf wird in den kommenden Jahren mehr und mehr zur
185
vgl.
Huysmans,
S.
183
Hinweis: Da die Entwicklungen in den Niederlanden "deutliche Parallelen zu
Deutschland" aufweisen (vgl. S. 187), sind die Thesen des Autors übertragbar.
186
vgl. Geissler, S. 52
187
vgl. Meyer, S. 209
188
vgl. ebenda
189
vgl. Meyer, 215
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Existenzfrage für die Kultureinrichtungen. 190 Öffentliche Kulturträger sind
hiervon wesentlich stärker betroffen als private, da sie dem kommunalen
Sparkurs unterliegen und dadurch in ihren Angebotsmöglichkeiten
finanziell stärker gebunden sind. Einrichtungen in privater Trägerschaft
sind finanziell weniger belastet und können daher flexibler auf die
Bedürfnisse des Publikums eingehen. 191
Die eben skizzierten Punkte stellen die bedeutendsten Konsequenzen der
demografischen Entwicklungen dar, von denen die Kulturträger im
Allgemeinen betroffen sein werden. Welche Auswirkungen sie auf die
einzelnen Aufgabenbereiche des Albstädter Kulturamts konkret haben
und welche Herausforderungen sich hieraus ergeben, wird in den
folgenden Kapiteln betrachtet.
4.1
Herausforderungen für den Bereich "Kultur"
Die demografischen Veränderungen bedingen mittel- bis langfristig eine
Veränderung von Besucherstruktur, Inhalten und Ausgestaltung kultureller
Veranstaltungen.192 Dies beeinflusst die Kulturarbeit ebenso nachhaltig
wie die verringerte Bereitstellung finanzieller Mittel.
4.1.1 Knappe Ressourcen
Der Industriestandort Albstadt erlebte in der Wirtschaftskrise im Jahr 2009
signifikante konjunkturelle Einbrüche (vgl. Kap. 2.1). Diese zwangen die
Kommunalverwaltung zu massiven Einsparungen in verschiedenen
Bereichen. Als freiwillige Kommunalaufgabe war der Bereich "Kultur" von
den Sparmaßnahmen besonders betroffen. Dieser hatte im Jahr 2010 50
Prozent weniger Etat für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung als
190
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 12
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
192
vgl. Hennefeld/Metje, S. 4
191
44
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
45
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
noch in 2009.193 Investiert wurde hingegen in den Tourismus, um die
Stadt als Ziel für Tages- und Wochenendausflügler langfristig attraktiv194
und dadurch unabhängiger von Industrie und Wirtschaft zu machen. Auch
in den kommenden Jahren wird der Tourismus Investitionsobjekt Nummer
eins bleiben, so dass dem Kulturbereich als Ergänzungsthema eine eher
untergeordnete Rolle zukommen wird. Das Problem der knappen
Ressourcen wird dann durch Abwanderung und demografiebedingt
rückläufige Besucherzahlen und verringerte Steuereinnahmen (vgl. Kap.
0) noch weiter verschärft. Folglich stehen dem Veranstalter "Kulturamt" in
Zukunft immer weniger monetäre Mittel zur Verfügung, um dem Publikum
ein sowohl ansprechendes als auch anspruchsvolles Kulturprogramm zu
offerieren und seinen wandelbaren Ansprüchen gerecht zu werden.
4.1.2 Interessen und veränderte Ansprüche des Publikums
Schon heute finden immer weniger Menschen (insb. Berufstätige) die
Gelegenheit zur kulturellen Teilhabe. Die kulturellen Spielräume sind
aufgrund knappen Zeitbudgets und hoher Arbeitsbelastung begrenzt. Das
Publikum von morgen setzt den Fokus zunehmend auf kurzweilige
Angebote und Entspannung vom Alltagsstress.195
Die
Besucher
wünschen
sich
zudem
mehr
Flexibilität
bei
der
Bereitstellung und Nutzung der Veranstaltungsangebote. So ist das
Interesse an einem Theater-Abonnement, bei dem fünf festgelegte
Theater-Veranstaltungen des Kulturprogramms zu einem günstigeren
Preis angeboten werden, rückläufig. Viele Kulturnutzer können und wollen
sich nicht an fixe Termine und Aufführungen binden, sondern ihren
Kulturbesuch individuell bestimmen. 196
193
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 7
195
vgl. Ihm, S. 70 f.
196
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
194
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Mit der größeren Anzahl älterer und hochbetagter Menschen werden auch
soziale und subjektive Barrieren der kulturellen Teilhabe immer
relevanter. Aufgrund "gesundheitlicher Barrieren", "gesellschaftlicher
Isolation" und dem "Wegsterben des Freundeskreises"197 sind immer
weniger über 70-Jährige kulturell aktiv. Sie beklagen zudem, dass die
Veranstaltungsangebote kaum mit ihren Interessen kompatibel sind oder
dass sie aufgrund ihrer finanziellen Lage (Altersarmut) oftmals nicht in der
Lage sind, am kulturellen Leben teilzunehmen.198
Es ist wichtig, auf die Interessen aller Altersgruppen einzugehen und sich
mit den Vorlieben des potenziellen Publikums auseinander zu setzen. Ein
demografiebedingter Anstieg der älteren Bevölkerung bedeutet nicht
zwangsläufig einen größeren Anteil eines klassisch interessierten
Publikums. Denn die Affinität zur E-Kultur ist kein Phänomen des
Älterwerdens; kulturelle Vorlieben bleiben im Verlauf des Lebens nahezu
gleich. Die heute heranwachsenden Generationen werden sich also auch
im hohen Alter noch eher der Populärkultur zuwenden als der
klassischen.199 Regelmäßige Evaluierungen der Interessenslage sind
somit unumgänglich, um ein optimal auf die Interessen und Vorlieben der
Besucher abgestimmtes Kulturprogramm anbieten zu können.
4.1.3 Konkurrenz
Der Wettbewerb ist besonders im Bereich "Kultur" sehr hoch, da
prinzipiell jedes Freizeitgestaltungsangebot als eine Konkurrenz zum
städtischen Kulturangebot angesehen werden kann.200 Da die städtischen
Veranstalter jedoch aufgrund knapper Ressourcen (vgl. Kap. 4.1.1) in
ihren Angeboten beschränkt sind, wird es zunehmend schwerer, dem
Konkurrenzdruck standzuhalten und Besucher für sich zu gewinnen.
197
Keuchel, S. 8
vgl. Keuchel, S. 8
199
vgl. Huysmans, S. 183 f.
200
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
198
46
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
47
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
4.2
Herausforderungen für den Bereich "Tourismus"
Die soziodemografischen Veränderungen der kommenden Jahre werden
die
Nachfragesituation
im
Albstädter
Tourismus
nachhaltig
beeinflussen.201 Insbesondere der erhöhte Anteil älterer Gäste erfordert
eine Anpassung der touristischen Infrastruktur auf deren Bedürfnisse.
4.2.1 Veränderte Ansprüche der Touristen
Die demografiebedingte Änderung der Altersstruktur führt zu einer
Zunahme an älteren Touristen in allen tourismusrelevanten Bereichen.202
Diese stellen andere Ansprüche an ein Ausflugs- oder Ferienziel als
beispielsweise junge Erwachsene oder Familien. Insbesondere der
Wunsch, etwas für die Gesundheit zu tun, beeinflusst die Wahl der
touristischen Aktivitäten von Senioren.203 Dies ist auch der Grund für die
ansteigende Wanderintensität im zunehmendem Alter. Demnach führt die
Alterung
der
Gesellschaft
Gesundheitsbewusstsein
Wandertourismus.
Im
Mittelpunkt
zu
und
einer
das
damit
steigenden
verbundene
Nachfrage
im
204
der
Wanderaktivität
stehen
Naturerlebnis
und
Kommunikation205 sowie die Entlastung vom Alltagsstress, nicht aber die
sportliche Leistung.206 Daher werden besonders von den älteren
Wanderern kürzere, leicht zu bewältigende Routen bevorzugt. 207 Über all
dem stehen die Erwartungen der älteren Gäste an ein rundum qualitativ
hochwertiges Tourismus-Angebot.208
201
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 9
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 10
203
vgl. Dreyer, Wandertourismus, S. 17
204
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 12
205
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 13
206
vgl. Dreyer, Wandertourismus, S. 17
207
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 13
208
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 14
202
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
48
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Ähnlich wie bei den Wanderern wächst die Zielgruppe der Best Ager
(40/50+) auch bei den Aktivthemen Wintersport und MTB. Der Bereich
Tourismus muss sich daher auch in diesen Bereichen auf erhöhte
Qualitätsansprüche älterer Touristen einstellen. 209
Neben Qualität legen die Touristen von morgen auch Wert auf ein
umfassendes Tourismuserlebnis, das die Aktivthemen durch attraktive
Kulturangebote ergänzt.210 Dieses soll saisonunabhängig erlebbar sein,
da Senioren in ihrem Reiseverhalten zeitlich nicht so stark gebunden sind
wie
beispielsweise Familien,
und
Reisen
außerhalb
der
Saison
bevorzugen.211
4.2.2 Konkurrenz
Im Tourismus verschärft sich durch sinkende Bevölkerungszahlen der
Wettbewerb unter den Ferienregionen um die verbleibenden potenziellen
Gäste.212 Auch hier gilt es, sich den Ansprüchen der Touristen
anzupassen, um sich mit einem bedarfsorientierten Tourismus-Konzept
zu positionieren,213 so möglichst viele Gäste anzusprechen und diese für
sich zu gewinnen.
4.2.3 Knappe Ressourcen
Für
eine
"zeitgemäße,
effiziente
und
zielgruppenadäquate
Gästeansprache"214 ist ein zureichender Werbeetat notwendig. Dieser
kann nur bei einer einigermaßen stabilen Haushaltssituation aufrecht
erhalten werden. Trotz derzeitiger und geplanter Investitionen in den
Albstädter Tourismus stellen knappe Ressourcen im Hinblick auf die
209
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 13 f.
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 30 f.
211
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 10
212
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 10
213
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 48
214
Project M. GmbH (Hrsg.), S. 34
210
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
immer weniger finanzstarken Kommunalhaushalte auch in diesem
Bereich eine Herausforderung dar. Allerdings ist zu bedenken, dass der
Tourismus in weit geringerem Maße von Einsparungen betroffen sein
wird, da sich Kommunalverwaltung und -politik für eine finanzielle
Stärkung des Bereichs "Tourismus" aussprechen.
4.3
Herausforderungen für das Maschenmuseum und die Galerie
Die demografischen Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die
Leistungsnachfrage und Publikumsstrukturen im musealen Bereich und
lassen neue kulturelle Bedürfnisse entstehen.215 Um den veränderten
Bedürfnissen zu entsprechen, ist ein ausreichender Finanz- und
Personaletat vonnöten.
4.3.1 Knappe Ressourcen
Die zunehmende Zahl der Einsparungen, sowohl finanziell als auch
personell, im gesamten Kulturbereich treffen bereits heute die Museen
und die Galerie. Durch die Kürzungen der Personalstellen und des
finanziellen Budgets mussten die Öffnungszeiten, die Werbemaßnahmen
und die Anzahl der Ausstellungen entsprechend angepasst werden. Das
Maschenmuseum beispielsweise verkürzte im Jahr 2011 die Zahl der
Sonderausstellungen budgetbedingt von drei bis vier auf ein bis zwei
Ausstellungen pro Jahr. Dadurch kam es zu einem starken Einbruch der
Besucherzahlen von durchschnittlich 5.000 bis 7.000 Besuchern pro
Jahr216 auf nur noch 4.025 Besucher in 2011217.
Auch in der Galerie war aufgrund von Umbauarbeiten und Kürzung der
Etatmittel ein leichter Rückgang von 9.490 (2010) auf 7.420 Besucher
(2011) zu verzeichnen.218
215
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 11 f.
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
217
vgl. Institut Museumsforschung, Fragebogen Maschenmuseum
218
Veronika Mertens, stellv. Leiterin der Galerie, E-Mail vom 11.09.2012
216
49
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
50
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die knappen Ressourcen stellen daher das größte Problem der künftigen
Entwicklungen für das Maschenmuseum und die Galerie dar, da sie eine
Einschränkung
des
Angebots
und
somit
einen
Rückgang
der
Besucherzahlen bedingen. Viele Projekte, die zur Gewinnung neuer
Zielgruppen notwendig wären (z. B. Modernisierungsarbeiten baulicher
oder didaktischer Art, kindergerechte Präsentation mit Sinnesstationen
und interaktiven Möglichkeiten etc. im Maschenmuseum), sind aufgrund
von Geld- und Personalmangel schlichtweg nicht umsetzbar. 219 Dieser
Problematik kann auch die finanzielle Unterstützung durch Sponsoren nur
bedingt Abhilfe schaffen, da das verbleibende Personal 220 die notwendige
Arbeitskraft für die Umsetzung größerer Projekte neben der regulären
Tätigkeit nicht aufbringen kann. 221
4.3.2 Alterung des Arbeitskreises Maschenmuseum
Das ehrenamtliche Engagement des Arbeitskreises Maschenmuseum
vermag die personellen Engpässe in Zukunft nur noch in geringem Maße
abzumildern, da die Zahl der aktiven Mitglieder aufgrund ihres
zunehmenden
Alters
mehr
und
mehr
zurückgeht.
Da
sich
die
Nachwuchssuche als äußerst schwierig erweist, besteht die Befürchtung,
dass der Arbeitskreis mit den Jahren ausstirbt und mit ihm wertvolles
Wissen zur Instandhaltung und Bedienung der ausgestellten Maschinen
verloren geht. Dies würde eine Präsentation der funktionstüchtigen
Geräte unmöglich machen, wodurch ein wichtiger Attraktivitätsfaktor des
Maschenmuseums verloren ginge. 222
Aus diesem Grund stellt
die
zunehmende Alterung neben der
mangelhaften Finanz- und Personalsituation die größte Problematik für
das Maschenmuseum dar.
219
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
Die Galerie beschäftigt derzeit keine Vollzeitstelle
221
Veronika Mertens, stellv. Leiterin der Galerie, E-Mail vom 11.09.2012
222
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
220
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
51
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
4.3.3 Konkurrenz
Da Museen in privater Trägerschaft finanziell weniger stark belastet sind
als städtische, können sie flexibler auf die Interessen und Bedürfnisse der
Besucher eingehen und verstärkt auf sog. Infotainment (Kombination aus
Information und Entertainment) setzen. Diese Art der musealen
Präsentation zieht besonders junges Publikum an, ist aber für das
Maschenmuseum und die Galerie aufgrund der in Kap. 4.3.1 genannten
Einschränkungen nicht realisierbar.223
4.4
Herausforderungen für die Stadtbücherei
Der Fortbestand von Bildungseinrichtungen, wie die Stadtbücherei, ist im
Zollernalbkreis
aufgrund
des
enormen
Bevölkerungsrückgangs
im
ländlichen Raum besonders gefährdet.224 Denn auch hier wächst der
Wettbewerb
um die schrumpfende Anzahl
der Bibliotheksnutzer.
Insbesondere mit dem sinkenden Anteil der Kinder und Jugendlichen an
der Gesamtbevölkerung verliert die Stadtbücherei viele ihrer bisherigen
Hauptnutzer (vgl. Kap. 4.4.2).225
4.4.1 Knappe Ressourcen
Wie auch für die anderen Bereiche, stellen finanzielle Engpässe die
größte Herausforderung für die Stadtbücherei dar.
Sie ist als freiwillige kommunale Aufgabe ebenfalls erheblich von Etatund
Personalkürzungen
betroffen.
Im
Jahr
2011
waren
in
der
Stadtbücherei Albstadt noch insgesamt 9,37 Personen (VZÄ) beschäftigt;
darunter 2,72 Bibliothekare (VZÄ).226 Diese wurden mittlerweile auf 8,12
Beschäftigte, darunter 2,6 Bibliothekaren (jeweils VZÄ), reduziert.227
223
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
vgl. Henckel u.a., S. 108
225
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
226
vgl. Regierungspräsidium Tübingen (Hrsg.), Tabelle S. 7
227
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
224
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Nicht nur im personellen Bereich, sondern auch bei den Öffnungszeiten
mussten Kürzungen vorgenommen werden. In der Hauptstelle in Ebingen
wurden die Öffnungsstunden von 35,5 auf 31 Stunden pro Woche, in
Tailfingen sogar von 28 auf 18,5 Stunden pro Woche dezimiert. Lediglich
die Nebenstelle Onstmettingen behielt die Zahl der Öffnungsstunden von
9 Stunden pro Woche bei. 228 Im Hinblick auf die zu erwartende
demografiebedingt zunehmende Finanzknappheit sind weitere Kürzungen
der genannten Art nicht auszuschließen.
4.4.2 Veränderung von Besucherzahlen und -struktur
Mit der Reduzierung der Öffnungszeiten und dem Personalabbau ging
auch ein Rückgang der Besucherzahlen einher. In 2011 besuchten rund
140.000 Personen die Stadtbücherei. Das entspricht einem Rückgang
von ca. 11 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. 229
Die Stadtbücherei ist mehr als jeder andere Aufgabenbereich des
Kulturamtes von der Änderung der Altersstruktur betroffen. Kultur,
Museen und Tourismus erfahren durch die wachsende Alterung keine
direkten Besucherverluste. Da die Hauptnutzer der Bücherei aber
Familien mit kleinen Kindern sind, schrumpft die Zahl ihrer regelmäßigen
Nutzer durch die im Zollernalbkreis stark sinkenden Kinderzahlen. Die
Veränderung der Schullandschaft radikalisiert die Besucherverluste:
Bereits heute nimmt die Erfüllung schulischer Aufgaben viel Zeit in
Anspruch; mit der geplanten Einführung der Ganztagsschule fehlte den
Schülern die Zeit für den privaten Gang in die Bücherei nahezu
komplett.230
228
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
230
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
229
52
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
53
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
4.4.3 Konkurrenz
Aufgrund der lokalen Positionierung der Bücherei durch großen
Medienbestand und das weite Einzugsgebiet der Nutzer (vgl. Kap.
2.2.2.5), ist die Konkurrenz umliegender Bibliotheken und Büchereien
nicht sonderlich hoch. Nichtsdestotrotz ist auch in Zukunft ein
umfangreiches und zeitgemäßes Angebot an Print- und Non-BookMedien unerlässlich, um die Besucherzahlen halten zu können. Diesen
Anforderungen
gerecht
zu
werden
wird
im
Hinblick
auf
die
Schnelllebigkeit in der heutigen Gesellschaft zur Herausforderung.
Technik
und
Medien
unterliegen
einem
steten
und
zunehmend
schnelleren Wandel; Bibliotheks-Bestände müssen immer häufiger
aktualisiert werden.
Mit den geringen
zur Verfügung stehenden
finanziellen und personellen Ressourcen der Stadtbücherei wird das in
Zukunft nur schwer zu bewältigen sein.231
Indirekte Konkurrenz erfährt die Bücherei durch den Tourismus, in den
auch künftig viel investiert wird. Die Bücherei ist nicht oder nur bedingt
von touristischer Bedeutung für Albstadt und wurde daher nicht in das
Handlungskonzept des "Masterplan Tourismus" einbezogen. So bleibt die
Stadtbücherei von den intensivierten Investitionen im Bereich Tourismus
unberücksichtigt.232
231
232
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
54
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
5 Perspektiven und Empfehlungen für die
Untersuchungsbereiche
Dieses Kapitel zeigt dem Kulturamt mögliche Perspektiven für den
Umgang mit den aufgezeigten Herausforderungen des demografischen
Wandels auf und stellt Handlungsempfehlungen für die einzelnen
Aufgabenbereiche dar. Ebenso wie die Herausforderungen, sind auch die
Empfehlungen für alle Untersuchungsbereiche vergleichbar. Essenziell für
die zukünftige Kulturarbeit sind Stärkung der Attraktivität steigernden
Standortfaktoren Kultur, Tourismus und Bildung durch den Aufbau von
Kooperationen und Netzwerken sowie die alleinstellende Positionierung
durch
Zielgruppenkenntnis,
ansprechendes
Marketing
und
ein
authentisches, den lokalen Stärken entsprechendes Angebot.
Im Hinblick auf die stark fortschreitende Zahl der Wegzüge (vgl. Kap.
3.2.4.4) ist es von großer Bedeutung, die Kommunalpolitik von der
Bedeutsamkeit der Kulturarbeit als weichen Standortfaktor zu überzeugen
und investive Maßnahmen, nicht nur im touristischen Bereich, zu
erreichen. Zu diesem Zweck muss die kulturpolitische Legitimation durch
möglichst optimale Realisierung der kulturellen und bildungspolitischen
Ziele unter Verzicht auf Gewinnorientierung beibehalten werden. 233
5.1
Perspektiven und Empfehlungen für den Bereich "Kultur"
Obwohl die Kultur zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune gehört, ist
sie für die Stadt von großer Bedeutung. Sie fungiert als weicher
Standortfaktor, der sowohl Menschen als auch Firmen dazu bewegen
kann sich in einer Kommune niederzulassen. Ein umfangreiches
Kulturangebot trägt wesentlich zur Attraktivität eines Standortes bei. 234
233
234
vgl. Klein, S. 539
vgl. Roth/Richter, S. 19
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
55
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
5.1.1 Alleinstellende Positionierung
Angesichts des steigenden Konkurrenzdrucks (vgl. Kap. 4.1.3) muss sich
der Kulturträger "Stadt" mit einem umfassenden und attraktiven
kulturellen Angebot gegenüber anderen Kommunen und Kulturträgern
positionieren. Kenntnis über Konkurrenz, eigene Stärken und zu
erreichende Zielgruppen sowie ein auf die Vorlieben der potenziellen
Kulturnutzer abgestimmtes Angebot und ansprechende Vermarktung sind
hierfür unerlässlich.
Zielgruppenorientierung
Das Kulturamt muss sich zunächst darüber bewusst werden, welche
Zielgruppen sie künftig erreichen will und welche Interessen diese
verfolgen. Im Hinblick auf die stark schrumpfende Bevölkerung Albstadts
wird es zunehmend wichtiger, ein größeres Publikum zu gewinnen,
anstatt den Fokus auf bestehende Besucherzielgruppen zu legen. Um
möglichst
viele
potenzielle
Besucher
mit
dem
Kulturprogramm
anzusprechen ist es wichtig, die Vorlieben der Kulturinteressierten und
deren Erwartungen an einen Kulturbesuch regelmäßig zu evaluieren.
Auch Barrieren der Nicht-Kulturnutzer sollten analysiert und, sofern
möglich, überwunden werden, um weitere Besucher zu gewinnen.
Auch wenn die veränderte Altersstruktur einen größeren Anteil älterer
Kulturnutzer bedingt, dürfen die jungen Generationen nicht außer Acht
gelassen werden. Um ihren Interessen gerecht zu werden, bietet das
Kulturamt schon heute ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit
namhaften aktuellen Comedy-Künstlern an. Klassische Theater werden
mit den Schulen auf die aktuellen Abiturthemen abgestimmt. Die aktive
Teilhabe der Kinder- und Jugendlichen an der Kultur wird durch
Veranstaltungen
wie
den
Schreibwettbewerb,
den
Poetry
Slam
(Dichterwettstreit) und den Rap-Contests im Rahmen der Kinder- und
Jugendliteraturtage erreicht. Denn das junge Publikum will nicht nur
konsumtiv, sondern auch aktiv eingebunden werden. Ein vielseitig
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
56
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ansprechendes Kulturprogramm muss eine gute Mischung aus Bildung
und Unterhaltung bieten.235
Für Familien hingegen könnten beispielsweise Veranstaltungen am
Sonntagnachmittag oder ermäßigte Eintrittspreise bei mehreren Kindern
einen Anreiz zur kulturellen Teilhabe schaffen.236
Mit dem Wahl-Abonnement wird bereits heute auf den Wunsch nach mehr
Flexibilität eingegangen. Die Besucher können die Kulturveranstaltungen
(es stehen nicht nur Theaterstücke zur Wahl), die sie besuchen möchten,
frei wählen und sind nicht an bestimmte Vorführungen gebunden.
Angesichts des nachlassenden Interesses ist das Theater-Abonnement
mit fixen Terminen in den kommenden Jahren wohl ad acta zu legen. 237
Angebot
Das Kulturangebot muss aber nicht nur den Interessen des Publikums
entsprechen, sondern auch auf die Stärken und finanziellen Möglichkeiten
der Stadt abgestimmt sein. Albstadt konnte sich bereits in den Themen
Jazz und Literatur positionieren. Mit dem jährlichen Albstädter JazzNacht-Open-Air, das aus Kostengründen im Jahr 2012 nicht stattfinden
konnte, verfügt Albstadt über ein im Umkreis einzigartigen Event mit
Auftritten namhafter Jazz-Künstler aus der Region. Als Ausrichter der
Baden-Württembergischen Literaturtage 2007 erhielt das Kulturamt eine
so positive Resonanz, dass es 2009 die ersten Albstädter Literaturtage
ausrichtete.
Mit
den
Jugendliteraturtagen
18.
Baden-Württembergischen
veranstaltet
Albstadt
im
Herbst
Kinder-
und
2012
ein
dreiwöchiges Literaturspektakel mit über 60 Veranstaltungen für Kinder
und Jugendliche. Bestandteil des Programms sind Theateraufführungen,
Lesungen, Veranstaltungen zu Mundart und Dialekt, Poetry Slam,
Schreibwettbewerb, Rap-Contest, die Augsburger Puppenkiste, u.v.m.238
235
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
vgl. Ihm, S. 72
237
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
238
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
236
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
57
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Die erwähnten Groß-Events werden von Sponsoren mitgetragen, da die
Finanzierung nicht allein durch den vorhandenen Kulturetat geleistet
werden kann. Hinsichtlich schrumpfender Kommunalhaushalte wird das
Kulturamt vermehrt auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen
sein und für die Ausrichtung kultureller Veranstaltungen nach zusätzlichen
Sponsoren suchen müssen. Ggf. müssen künftig verstärkt Auftritte
heimischer Künstler oder aber weniger Veranstaltungen innerhalb einer
Saison angeboten werden, um mit den gegebenen finanziellen und
personellen
Mitteln
einen
maximalen
Output
zu
erzielen
(Maximalprinzip).239
Marketing
Die alleinstellende Positionierung ist nur realisierbar, wenn das optimierte
Veranstaltungsangebot zielgruppengerecht vermarktet wird. Das junge
Publikum z. B.
ist heutzutage eher über die Schulen und soziale
Netzwerke zu erreichen, als über Werbeanzeigen in Zeitungen. Auch die
Darstellung der Werbemittel muss nach anzusprechender Zielgruppe
differenziert angegangen werden. Allerdings erfordert ein solches
umfassendes Marketing auch einen entsprechenden Werbeetat.
5.1.2 Kooperationen und Netzwerke
Angesichts der finanziellen Situation muss zukünftig verstärkt mit
umliegenden Kommunen oder privaten Kulturträgern kooperiert werden.
Interkommunale Kooperation ist z. B. bei der Terminabstimmung mit den
Künstlern240 oder bei der Abstimmung des Kulturprofils 241 möglich.
Kooperationen mit Privaten finden schon gegenwärtig z. B.
beim
Serenadenkonzert mit dem Bundeswehr-Musikkorps und bei Konzerten
239
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
Finden mehrere Aufführungen hintereinander in unmittelbarer Nähe zueinander statt,
fallen Anreisekosten der Künstler geringer aus.
241
Auf die eigenen Stärken fokussieren. Ein erfolgreiches Programmkonzept der
umliegenden Kommunen sollte nicht nachgeahmt werden.
240
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
58
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
mit der Stadtkapelle Tailfingen statt. Ein Viertel der Veranstaltungen wird
in Kooperation mit Dritten durchgeführt (vgl. Kap. 2.2.2.1). Künftig müssen
solche Kooperation weiter ausgebaut und ggf. einige Angebote komplett
an private Träger übergeben werden. 242
Die stärkere Vernetzung von Tourismus und Kulturveranstaltungen 243
erweitert das derzeit hauptsächlich aus lokalen Kulturnutzern bestehende
Publikum um die Zahl der touristisch motivierten Besucher. Maßnahmen
zur Vernetzung der Bereiche wurden bereits ins Handlungsprogramm des
touristischen Masterplans aufgenommen.244 Problematisch ist allerdings
die Sommerpause des Kulturprogramms, die mit der Hauptreisezeit
kollidiert und für Touristen in dieser Zeit kein Veranstaltungsangebot zur
gewünschten Abrundung des Wandererlebnisses bereit hält. Dadurch
verliert
Albstadt
insbesondere
für
saisongebundene
Familien
als
Tourismusstandort an Attraktivität. Lediglich die saisonunabhängigen
Senioren sind von dieser Problematik nicht betroffen.
5.1.3 Investition
Eine erfolgreiche Positionierung ist mit zusätzlichen Investitionen
verbunden. Der Bereich "Kultur" darf hierbei nicht unberücksichtigt
bleiben, sondern muss so weit wie möglich durch Erhöhung des
Veranstaltungs- und Werbeetats unterstützt werden. Das stärkt die Kultur
als weichen Standortfaktor, steigert die Attraktivität Albstadts und trägt zu
einer verstärkten Ansiedelung von Familien und Unternehmen bei. 245
Denn wer in die Kultur investiert, investiert auch in Humanvermögen. 246
242
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
vgl. Roth/Richter, S. 27
244
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 54
245
Martin Roscher, Leiter Kulturamt, Gespräch am 06.08.2012
246
vgl. Geissler, S. 58
243
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
5.2
Perspektiven und Empfehlungen für den Bereich "Tourismus"
Der touristische Masterplan untersucht die Perspektiven für den
Tourismus auch im Hinblick auf den demografischen Wandel. Der Bereich
"Tourismus" setzt sich im Rahmen des Handlungsprogramms 247 also
bereits heute mit Maßnahmen zum Umgang mit den demografischen
Entwicklungen auseinander.
5.2.1 Alleinstellende Positionierung
Für eine erfolgreiche Tourismusarbeit ist ein besonderes Thema,248 mit
dem sich Albstadt ggü. konkurrierenden Feriengebieten positionieren
kann, unerlässlich. Die Profilierung erreicht Albstadt sowohl über ein
authentisches Profil (Nutzung vorhandener Potenziale und Traditionen249)
als auch über Zielgruppensicherung (Eingehen auf Ansprüche und
Bedürfnisse).250
Die Kombination von Aktivthemen und Ergänzungsthemen ergibt ein
umfassendes und attraktives Tourismusangebot für viele Zielgruppen.251
Authentisches Profil
Die Darstellung und Aufbereitung der Standort prägenden Themen
Tradition, Textilgeschichte und Industriekultur im musealen Bereich in
Verbindung mit Kunst, Veranstaltungskultur und den touristischen
Kernthemen machen Albstadt zu einem authentischen und vielseitigen
Ausflugsziel. Aus diesem Grund müssen künftig insbesondere der
profilierende Faktor Regionalkultur 252 und die damit verbundenen
Institutionen (z. B.
Maschenmuseum) weiter gestärkt werden, um die
Authentizität zu bewahren.
247
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 57 - 90
vgl. LKZ (Hrsg.), Artikel: Neue Imagekampagne für die Alb, 18.08.2012, S. 6
249
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 43
250
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 11
251
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 49
252
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 43
248
59
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
60
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Zielgruppensicherung
Um die gewünschten Zielgruppen effektiv anzusprechen, muss das
Kulturamt deren Motive kennen und auf ihre Interessen, Ansprüche und
Bedürfnisse eingehen.
Die Hauptmotive des Wanderns sind Naturgenuss (86 Prozent),
Entspannung und Gesundheit. Insbesondere auf das zunehmend
bedeutsamere Gesundheitsmotiv muss im Hinblick auf eine älter
werdende Bevölkerung eingegangen werden.253
Touristen erwarten von ihrem Urlaub oder Ausflug ein umfassendes,
qualitativ
hochwertiges
Tourismuserlebnis,
Zusatzleistungen mit einschließt.
254
das
auch
kulturelle
Das Albstädter Kulturprogramm und
die Museumslandschaft müssen daher insbesondere während der
Tourismussaison zur Verfügung stehen und in Verbindung mit dem
Tourismus vermarktet werden.
5.2.2 Netzwerke
Die wichtigste Form der Vernetzung ist die Verbindung des kulturellen
und musealen Angebotes mit dem Tourismus durch beispielsweise
gegenseitige Vermarktung. Des Weiteren müssen die Partnernetzwerke
mit Gaststätten und Hotels zum Zwecke eines gebündelten Marketings
und einer erhöhten Produktdichte ausgebaut werden.255
5.2.3 Investition
Die Realisierung der Maßnahmen des Handlungsprogramms ist nur mit
ausreichenden finanziellen Mitteln möglich. Doch diese Investitionen sind
notwendig, um Albstadt im touristischen Bereich zu profilieren und durch
253
vgl. Dreyer, Wandertourismus, S. 17
vgl. Dreyer, Wandertourismus, S. 21
255
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 11
254
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
61
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
erhöhte touristische Nachfrage Umsätze in Betrieben unterschiedlicher
Wirtschaftszweige zu ermöglichen.256 Denn Tourismus ist sowohl
Wirtschaftsfaktor, als auch Standortfaktor und beeinflusst - wie die Kultur die Ansiedelung von Einwohnern und Firmen. Mit Hilfe des Tourismus
kann Albstadt den zunehmenden Abwanderungen entgegenwirken und
den drastischen Bevölkerungsrückgang der kommenden Jahre abmildern.
5.3
Perspektiven und Empfehlungen für das Maschenmuseum und
die Galerie
Zielgruppenkenntnis und kulturelle Vermittlung stellen hinsichtlich des
demografischen Wandels die Basisanforderungen an eine gelungene
Museumsarbeit dar.257 Ehrenamtliches Engagement und Kooperationen
gewinnen für die Museen in den kommenden Jahren zunehmend an
Bedeutung, um Engpässe personeller und finanzieller Art überbrücken zu
können.
5.3.1 Zielgruppensicherung
Das Maschenmuseum und die Galerie nehmen unter den regionalen
Museen eine Sonderstellung ein und haben in der Umgebung keine
themenspezifische Konkurrenz. Das Maschenmuseum positioniert sich
aufgrund seiner Authentizität und dem Charme der Retrospektive, den es
vermittelt. Die Galerie ist für ihre Dix-Sammlung weltbekannt und zieht
viele
Kunstinteressierte
an.
Dennoch
müssen
sowohl
das
Maschenmuseum als auch die Galerie die Bedürfnisse des zukünftigen
potenziellen Publikums erkennen und sich auf diese einstellen,258 um
langfristig die Besucherzahlen zu sichern.
Die Galerie will beispielsweise die zielgruppenorientierten Angebote für
Senioren, z. B.
256
für Kirchengruppen und Jahrgangstreffen, weiter
vgl. Project M. GmbH (Hrsg.), S. 36
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 12
258
vgl. Dreyer, Angebot und Nachfrage, S. 12
257
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
62
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ausbauen. Intensive Kontakte zu Schulen bestehen bereits (vgl. Kap.
5.3.2). Auch das Kindermuseum der Galerie "junger Kunstraum" erfährt
eine durchweg positive Resonanz. Rund 2.000 Kinder, Schulklassen und
Kindergruppen haben seit seiner Eröffnung im November 2011 die
kindergerecht
eingerichteten
Ausstellungsräume
in
der
Galerie
besucht.259 Das Maschenmuseum hingegen strebt eine Verjüngung des
Besucherspektrums an, da dieses derzeit zu zwei Dritteln aus Senioren
besteht. Um das zu erreichen muss die Attraktivität des Museums für
junge Besucher deutlich gesteigert werden, z. B. durch jugendorientierte
Werbung, Infotainment und interaktive Besichtigungsmöglichkeiten mit
Sinnesparcours, Kinderrundgang oder ähnlichem.260
Des Weiteren soll nicht nur Kindern, sondern auch anderen Zielgruppen
Lust auf einen Museumsbesuch gemacht werden. Mit Hilfe des geplanten
Industrielehrpfads soll die Textilgeschichte auch im Stadtbild erfahrbar
werden und die Aufmerksamkeit auf das Maschenmuseum lenken. Ein
erster Schritt dazu bilden zwei Gemälde an Häuserwänden in Tailfingen,
die die Textiltradition Albstadts bildhaft darstellen. Eine Ergänzung der
"Frei-Luft-Galerie" durch weitere Wandgemälde ist geplant.
5.3.2 Ehrenamt, Netzwerke und Kooperation
Der Ausbau von ehrenamtlichem Engagement und das Einbeziehen von
Sponsoren können die knappen personellen und finanziellen Ressourcen
zwar nicht beheben, diesen aber entgegenwirken. Das Maschenmuseum
muss daher frühzeitig Nachwuchs (in Form von rüstigen Senioren) für den
Arbeitskreis anwerben.
Um frühzeitig eine Bindung zwischen den Museen und den Besuchern
herzustellen, sind Kooperationen mit den örtlichen (und auswärtigen)
Schulen eine essenzielle Voraussetzung. Diese bestehen bereits unter
259
260
Veronika Mertens, stellv. Leiterin der Galerie, E-Mail vom 11.09.2012
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
63
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
anderem
in
Form
von
Lehrplan
begleitenden
Besuchen
im
Maschenmuseum zur Veranschaulichung der Industriegeschichte sowie
in Form von Kunst- und Kulturvermittlung durch die freiberufliche
Museumspädagogin Carmen Eppler.261 Die Bildungspartnerschaften sind
in jedem Fall beizubehalten und auszubauen. Zu diesem Zweck müssen
die Schulen, die sich oft als wenig kooperativ zeigen 262 und innerhalb der
Stundenpläne nur ein geringes Zeitraster für Museumsbesuche zur
Verfügung haben263, für die Wichtigkeit einer solchen Zusammenarbeit
sensibilisiert werden.
5.3.3 Investition
Grundsätzlich mangelt es weder dem Maschenmuseum noch der Galerie
an Ideen zur notwendigen Publikumsgewinnung, allerdings fehlen für die
gewünschten Maßnahmen derzeit die erforderliche personelle und
finanzielle Ausstattung. Die zukünftige Museumsarbeit verlangt daher
nach zusätzlichen Investitionen in diesen Bereichen. Sollten sich die
Kürzungen noch weiter verschärfen, werden die Museen weitere
Besucher verlieren, da sie ihnen kein ansprechendes Kultur- und
Bildungsangebot mehr bieten können.
5.4
Perspektiven und Empfehlungen für die Stadtbücherei
Die Stadtbücherei ist im besonderen Maße vom Rückgang, insbesondere
der
jungen
Bevölkerung,
betroffen
(vgl.
Kap.
4.4).
Um
die
kommunalpolitische Legitimation der freiwilligen Aufgabe "Bücherei" zu
gewährleisten, muss die Bindung einer ausreichenden Anzahl an
Besuchern langfristig sicher gestellt werden.
261
"Das Museum kommt im Koffer": Museumsinhalte von fünf Albstädter Museen werden
in den Unterricht integriert und für Kinder erfahrbar gemacht.
262
Susanne Goebel, Leiterin Museen, Gespräch am 08.08.2012
263
Veronika Mertens, stellv. Leiterin der Galerie, E-Mail am 11.09.2012
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
64
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
5.4.1 Zielgruppensicherung
Zur langfristigen Sicherung der Zielgruppen muss eine möglichst
frühzeitige Bindung an die Institution erfolgen. Kinder müssen schon früh
mit der Schlüsselkompetenz Lesen in Kontakt gebracht werden, um sie
als spätere Besucher der Bücherei gewinnen zu können. Bereits
verwirklichte
Ansätze
hierfür
sind
die
deutschlandweite
Initiative
"Lesestart" der Stiftung Lesen (vgl. Anlage 7) und die "Lesemäuschen"Stunde264 der Stadtbücherei. Während der Kindergarten- und Schulzeit
muss die Bindung zur Stadtbücherei weiter gestärkt werden. Dies erfolgt
derzeit über ein Kinderprogramm (Vorlesen, Basteln, Theater) für 5- bis 8Jährige und die Angebote für Schulen und Kindergärten (Führungen,
ermäßigte Ausleihe,
Zusammenstellen von
Medienkisten für den
Unterricht etc.).265 Einmal im Jahr ist für jede Schulklasse der örtlichen
Schulen ein Besuch der Stadtbücherei zum Auf- und Ausbau von
Recherchekompetenzen der Schüler vorgesehen. Da diese für die
Schulen jedoch nicht verpflichtend sind, werden sie nur lückenhaft in
Anspruch genommen. Angebote dieser Art müssen fester Bestandteil des
Lehrplans werden; zu diesem Zweck besteht seitens der Bücherei die
Möglichkeit, Kooperationsvereinbarungen mit den Schulen abzuschließen
(vgl. Kap. 5.4.2).
Neben einer frühen Bindung an die Institution ist es wichtig, auf die
spezifischen Handlungsspielräume insbesondere der Hauptnutzer, also
der Eltern und Kinder, einzugehen.266 Da den Nutzern aufgrund
beruflicher bzw. schulischer und außerschulischer Verpflichtungen unter
der Woche kaum Zeit für den Büchereibesuch bleibt,267 ist eine
Anpassung der Öffnungszeiten hin zu einem verlängerten Samstag in
Betracht zu ziehen.
264
Kostenlose Vorlese-, Bastel- und Spielstunde in der Stadtbücherei Tailfingen für
Kinder im Alter von 2,5 bis 4 Jahren. Findet zwei Mal im Monat statt.
265
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
266
vgl. Geissler, S. 57
267
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
65
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Doch auch ältere Nutzer müssen berücksichtigt werden. Dies schließt in
erster Linie eine barrierefreie Nutzung der Räumlichkeiten (Rampen,
Aufzug, etc.) und Medien (einfache Bedienung der PCs etc.) mit ein.
5.4.2 Ehrenamt, Netzwerke und Kooperation
Im Hinblick auf die enormen Bevölkerungsverluste und knapper
finanzieller und personeller Ressourcen, stellen Kooperationen und
ehrenamtliche Arbeit eine wichtige Perspektive in der weiteren Arbeit der
Stadtbücherei dar.
Mit Hilfe von Kooperationsvereinbarungen kann die Zusammenarbeit von
Schulen und der Stadtbücherei intensiviert werden. Die Bücherei stellt
den Schulklassen Räumlichkeiten und Medien zur Verfügung, die für
Recherchearbeiten, Buchvorstellungen, Lesenächte etc. notwendig sind.
Im Gegenzug kann die Bücherei von der verstärkten Nutzerbindung und
einer Zunahme der Ausleihen profitieren. Die Kooperationsvereinbarung
sollte den Besuch der Stadtbücherei (mindestens ein- bis zweimal im
Jahr) verpflichtend machen.
Eine
weitere
Möglichkeit
der
Zusammenarbeit
stellen
sog.
Generationsnetzwerke dar. 268 Diese sind bereits heute in Form von
Lesepaten269 durchgesetzt. Dieses Konzept ist bei steigender Nachfrage
weiter auszubauen.
Die künftig steigende Anzahl Hochbetagter führt zu einer erhöhten
Nachfrage nach einem sozialen Bibliotheksdienst´,270 da Senioren
aufgrund gesundheitlicher Barrieren früher oder später nicht mehr zu
einem Büchereibesuch in der Lage sind. Der Bücherei fehlt hierfür sowohl heute, als auch in Zukunft - das Personal, wodurch für einen
solchen Bibliotheksdienst Ehrenamtliche eingebunden werden müssen.
268
vgl. Geissler, S. 63
Ehrenamtliche vermitteln leseschwachen Grundschülern (2. Klasse) den Spaß am
Lesen, um sie in dieser Schlüsselkompetenz zu stärken.
270
Gewünschten Bücher werden gebrechlichen Menschen nach Hause gebracht
269
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
66
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Der Ausbau des Ehrenamtlichen Engagements ist essenziell für die
künftige Arbeit der Stadtbücherei. Besonders junge, rüstige Senioren
haben eine hohe Bereitschaft, sich nach ihrem Renteneintritt ehrenamtlich
zu engagieren271 und könnten so in die ehrenamtliche Arbeit eingebunden
werden. Allerdings müssen auch Ehrenamtliche betreut und koordiniert
werden, so dass wiederum hauptamtliches Personal notwendig ist. 272
5.4.3 Investition
Die Zukunft der Stadtbücherei ist abhängig von der Bereitwilligkeit der
Kommunalpolitik, in sie als kostenlosen öffentlichen Treffpunkt zu
investieren. Da Berührungspunkte mit dem Tourismus fehlen, wird die
Bücherei nicht im Rahmen des Masterplans finanziell mit unterstützt. Eine
langfristige
Sicherstellung
Breitenangebot
273
der
Stadtbücherei
als
kulturelles
ist jedoch enorm wichtig, da sie zu einem attraktiven
Bildungsangebot der Stadt beiträgt. Die Stadtbücherei muss daher auch
bei Investitionen, nicht nur bei finanziellen und personellen Kürzungen
bedacht werden.
271
vgl. Brachat-Schwarz, S. 11
Christiane Widmann-Simon, Leiterin Stadtbücherei, Gespräch am 08.08.2012
273
vgl. Rösler, S. 225
272
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
67
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
6 Ausblick und Fazit
Der demografische Wandel stellt die zukünftige Arbeit des Albstädter
Kulturamtes vor große Herausforderungen: Knappe finanzielle und
personelle Ressourcen, Rückgang der Besucher- bzw. Nutzerzahlen,
Konkurrenz und Veränderung der Besucherstruktur stellen für alle
untersuchten Bereiche die wesentlichen Problematiken dar.
Der demografische Wandel macht die Entwicklung neuer Strategien für
die Bewältigung der Auswirkungen unumgänglich. Das Kultur-, Tourismusund Bildungsangebot muss im Hinblick auf die zu erwartenden
signifikanten Bevölkerungsverluste gestärkt und optimiert werden, um
Albstadt in diesen Bereichen zu positionieren und dadurch langfristig die
verstärkte Ansiedelung von Einwohnern und Firmen zu gewährleisten.
Hierzu wurden einige Ansätze (z. B. Masterplan Tourismus, Kooperation
mit Schulen, auf Stärken zugeschnittene Events etc.) bereits verwirklicht,
es besteht aber weiterhin Handlungsbedarf.
Grundlegend für eine erfolgreiche Arbeit im Kulturamt sind regelmäßige
Evaluierungen
der
Interessen
und
Bedürfnisse
der
jeweiligen
Nutzergruppen sowie eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung.
Demnach sind zusätzliche investive Maßnahmen zur Existenzsicherung
der städtischen Kultur- und Bildungseinrichtungen unerlässlich.
Da
Investitionen
aufgrund
zunehmend
finanzschwacher
Kommunalhaushalte jedoch nur in begrenztem Maße möglich sein
werden, muss in Zukunft ein verstärktes ehrenamtliches Engagement
aufgebaut werden, das durch eine hauptamtliche Stelle koordiniert wird.
Zu diesem Zweck muss die erneute Besetzung der Stelle für
bürgerschaftliches Engagement in Betracht gezogen werden.
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
68
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Der Umfang der vorliegenden Bachelorarbeit kann einer ausführlichen
Analyse des Themas nur in geringem Maße gerecht werden. Die Folgen
des demografischen Wandels sind zu komplex und umfangreich, als dass
ihre Folgen für den Kulturbereich in dieser Arbeit abschließend geklärt
werden können. Daher ist in jedem Fall eine detaillierte Analyse des
aktuellen Bestands und die frühzeitige Entwicklung von Strategien zum
Umgang mit dem demografischen Wandel zu empfehlen.
Es liegt bereits heute in der Entscheidungsverantwortung der Albstädter
Kommunalpolitik, sich über die Bedeutung des demografischen Wandels
für die städtischen Kultureinrichtungen und den Tourismus bewusst zu
werden, sich den Herausforderungen zu stellen, die Existenz der
Kultureinrichtungen durch zusätzliche Investitionen langfristig zu sichern
und
dazu
zur
Attraktivität
Albstadts
Wirtschaftsstandort wesentlich beizutragen.
als Wohn-
,
Arbeits-
und
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
GLOSSAR
Altenquotient
Der Altenquotient bildet das Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter
(65 und älter) zu 100 Personen im Erwerbsalter (20 bis 64 Jahre) ab.
Außenwanderung
= Zu- und Fortzüge über die Staatsgrenzen hinweg
Bevölkerungsbilanz
= Summe der Binnen- und Außenwanderungssalden
Binnenwanderung
= Bevölkerungsbewegungen innerhalb eines Landes.
Demografischer Wandel
Der Begriff "Demografischer Wandel" beschreibt Vielzahl von Prozessen
(Geburtenentwicklung, Zuwanderung u.v.a.), die zu einer wirtschafts- und
sozialpolitisch bedeutsame Veränderung in der Altersstruktur einer
Bevölkerung führen.
Fertilitätsrate
Wird auch als "Geburtenrate", "zusammengefasste Geburtenziffer" oder
"totale Fruchtbarkeitsrate" eines Landes bezeichnet.
Die Fertilitätsrate ist der theoretische Wert, der angibt, wie viele Kinder
eine Frau in ihrem Leben durchschnittlich zur Welt bringt.
Geburtendefizit
Übersteigt die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen, spricht man
von einem Geburtendefizit.
VIII
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Geburtenrate
siehe Feritilitätsrate
Gesamtquotient
Verhältnis der Nichterwerbspersonen (sowohl unter 20, als auch über 65
Jahren) zur Erwerbsbevölkerung.
Der Gesamtquotient zeigt auf, in welchem Ausmaß die Personen im
erwerbsfähigen Alter die jüngere und ältere Bevölkerung ökonomisch
unterhalten müssen.
Hauptamtlich-fachlich
D.h., die Institution (z. B.
die Bücherei) wird durch fest angestelltes,
fachlich ausgebildetes Personal (z. B. Bibliothekare) geleitet.
Haushalt
= Jede zusammen wohnende und eine wirtschaftliche Einheit bildende
Personengemeinschaft.
Jugendquotient
Bildet das Verhältnis der Bevölkerung im noch nicht erwerbsfähigen Alter
(unter 20 Jahre) zu 100 Personen im Erwerbsalter ab.
Kostenremanenz
Wenn die Kosten für die Erbringung einer Infrastrukturleistung nicht oder
nur beschränkt an die rückläufige Nachfragezahl angepasst werden kann,
spricht man von Kostenremanenz.
Kultur
Für den Begriff "Kultur" gibt es eine Vielzahl an Definitionen.
In dieser Arbeit wird die Kultur als die "Gesamtheit der geistigen,
künstlerischen, gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft als Ausdruck
menschlicher Höherentwicklung" (Definition Duden) verstanden
IX
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Medianalter
Teilt die nach Alter sortierte Bevölkerung eines Gebietes in zwei gleich
große Hälften. Danach ist eine Hälfte der Bevölkerung jünger, die andere
Hälfte älter als das Medianalter.
Mittlere Bevölkerung
= die durchschnittliche Bevölkerungszahl eines best. Zeitraumes, die aus
dem Durchschnitt der mittleren Bevölkerungszahlen berechnet wird.
Reproduktionsniveau
= Die zur Bestandserhaltung der Bevölkerung notwendige Anzahl an
Geburten pro Frau. Liegt der Wert unter 2,1 ist die natürliche
Bevölkerungsentwicklung langfristig gefährdet. Liegt er höher, ist ein
natürliches Bevölkerungswachstum zu erwarten.
Tourismus
= Temporäre Bewegung/ Reise von Personen nach Destinationen
außerhalb ihrer normalen Arbeits- und Wohnstätte. Der Tourismus
schließt
außerhalb
der
Urlaubsreise
auch
den
gesamten
Geschäftsreiseverkehr, Tagungs-, Messe- und Kongressreisen sowie Kurund Bäderreisen mit ein. Er ist Wirtschafts- und Lebensbereich.
Wanderungssaldo
= Die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen in bzw. aus einem
bestimmten Gebiet. Übersteigt die Zahl der Fortzüge die der Zuzüge, ist
der Saldo negativ.
Wanderungsvolumen
Zahl aller Zu- und Fortzüge in bzw. aus einem bestimmten Gebiet
zusammengefasste Geburtenziffer
siehe Fertilitätsrate.
X
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
LITERATURVERZEICHNIS
Bücher
Druyen, Thomas: Die Zukunft des Alters, 2011
Geissler, Clemens: Kulturelles Potenzial der alternden nachwuchsarmen
Gesellschaft in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter - bunter - weniger.
Die demografische Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 51-61
Henckel, Dietrich u.a. (Hrsg.): Planen-Bauen-Umwelt – Ein Handbuch,
2010
Hoppenstedt, Dietrich: Älter - bunter - weniger. Die demografische
Herausforderung an die Kultur in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter bunter - weniger. Die demografische Herausforderung an die Kultur,
2006, S. 7-10
Huymans, Frank: Kultur und demografischer Wandel in den Niederlanden
in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter - bunter - weniger. Die
demografische Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 175-188
Ihm, Thomas: Die Cultura der Kultur - Demografie, Kultur, Medien in:
Stiftung
Niedersachsen
(Hrsg.):
Älter
-
bunter
-
weniger.
Die
demografische Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 65-78
Klein, Armin (Hrsg.): Kompendium Kulturmanagement. Handbuch für
Studium und Praxis, 2. Auflage, 2008
XI
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Meyer, Christian: Konsequenzen des demografischen Wandels für die
kulturelle Infrastruktur. Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen
in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter - bunter - weniger. Die
demografische Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 209-222
Rösler, Philipp: Kultur und Demografie. Wandel und Wirkung in: Stiftung
Niedersachsen (Hrsg.): Älter - bunter - weniger. Die demografische
Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 223-226
Roth, Martin/Richter, Ulrike: Was haben Kultur und Demografie
miteinander zu tun? Anmerkungen zu einem bislang wenig reflektierten
Verhältnis in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter - bunter - weniger. Die
demografische Herausforderung an die Kultur, 2006, S. 13-30
Siedentop, Stefan/Zakrzewski, Philipp: Demografische und soziale
Grundlagen der Stadtentwicklung
in: Bott, Helmut/Jessen, Johann/
Pesch, Franz (Hrsg.): Lehrbausteine Städtebau – Basiswissen für Entwurf
und Planung, 6. Auflage, 2010, S. 73-83
Silberburg-Verlag (Hrsg.): Albstadt. Mit Bildern von Manfred Grohe, 2.
Auflage, 2000
Stadt Albstadt (Hrsg.): Innovation durch Tradition, 2011
Ulrich,
Ralf:
Wirklichkeit
und
Perspektiven
der
demografischen
Entwicklung in Deutschland in: Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Älter bunter - weniger. Die demografische Herausforderung an die Kultur,
2006, S. 31-47
XII
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Zeitschriftenaufsätze/ Schriftenreihen/ Zeitungsartikel
Brachat-Schwarz, Werner: Neue Bevölkerungsvorausberechnung für
Baden-Württemberg bis 2060 - Herausforderungen und Chancen einer
alternden Gesellschaft in: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
(Hrsg.): Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 2/2010, S. 5-11
Dreyer,
Axel
(Hrsg.):
Schriftenreihe
Dienstleitungsmanagement:
Tourismus, Sport, Kultur; Band 6, Wandertourismus in deutschen
Mittelgebirgen - Produkte, Destinationsmarketing, Gesundheit, 2008
(zitiert als Dreyer, Wandertourismus)
Ludwigsburger Kreiszeitung (Hrsg.): Ausgabe vom 18.08.2012 und
Ausgabe vom 28.08.2012
Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hrsg.): Demografischer
Wandel
in
Deutschland,
Heft
1/
2011:
Bevölkerungs-
und
Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern, 2011 (zitiert als Stat.
Ämter Bund und Länder, 1/ 2011)
Internet
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Demographiebericht Albstadt. Ein Baustein
des Wegweisers Kommune, verfügbar unter: http://www.wegweiserkommune.de [Zugriff am 05.08.2012]
Stadtverwaltung
25.08.2012]
Albstadt
Homepage:
www.albstadt.de [Zugriff
am
XIII
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
Sonstiges
Dreyer,
Matthias:
Angebot
und
Nachfrage.
Wie
verändert
der
demografische Wandel unsere Museen? in: Hennefeld, Vera/ Metje, Ute
Marie (Hrsg.): Demografischer Wandel als Herausforderung für Kultur und
ihre Evaluierung - Dokumentation der Frühjahrstagung 2010 des AK
Kultur und Kulturpolitik, 2010, S. 11-15 (zitiert als Dreyer, Angebot und
Nachfrage)
Hennefeld,
Vera/Metje,
Ute
(Hrsg.):
Demografischer
Wandel
als
Herausforderung für Kultur und ihre Evaluierung - Dokumentation der
Frühjahrstagung 2010 des AK Kultur und Kulturpolitik, 2010
Institut für Museumsforschung (Hrsg.): Fragebogen Besuchszahlen 2011
(beantwortete Fragebogen von Maschenmuseum und Galerie), 2012
Keuchel, Susanne: Auswirkungen des Demografischen Wandels auf die
künftige kulturelle Teilhabe unserer Gesellschaft in: Hennefeld, Vera/
Metje, Ute (Hrsg.): Demografischer Wandel als Herausforderung für
Kultur und ihre Evaluierung - Dokumentation der Frühjahrstagung 2010
des AK Kultur und Kulturpolitik, 2010, S. 6-10
Project M. GmbH (Hrsg.): Touristischer Masterplan Albstadt, 2010
Regierungspräsidium
Tübingen
(Hrsg.):
Kommunale
öffentliche
Bibliotheken im Regierungsbezirk Tübingen - Statistische Daten 2011,
2012
Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Bevölkerung Deutschlands bis 2060 12.
Koordinierte
Bevölkerungsvorausrechnung.
Begleitmaterial
zur
Pressekonferenz am 18. November 2009 in Berlin, 2009 (zitiert als Stat.
Bundesamt (Hrsg.), Bevölkerung bis 2060)
XIV
Demografischer Wandel als Herausforderung für städtische Kultureinrichtungen und
Tourismus - dargestellt am Beispiel der Stadt Albstadt
ERKLÄRUNG
Ich versichere, dass ich diese Bachelorarbeit selbständig und nur unter
Verwendung der angegebenen Quellen und Hilfsmittel angefertigt habe.
Datum
Unterschrift
XV
bevölkerung
deutschlands
bis 2060
12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Begleitmaterial
zur Pressekonferenz
am 18. November 2009
in Berlin
Statistisches Bundesamt
bevölkerung
Deutschlands
bis 2060
12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Statistisches Bundesamt
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Herausgeber:
Statistisches Bundesamt, Wiesbaden
Gruppe ID, Pressestelle,
Gruppe VIA, „Demografische Modellrechnungen“
Internet: www.destatis.de
Fachliche Informationen zu dieser Veröffentlichung:
Gruppe VIA
Tel.: +49 (0) 611 / 75 22 42
Fax:
+49 (0) 611 / 75 30 69
E-Mail: [email protected]
Journalistische Anfragen:
Pressestelle
Tel.: +49 (0) 611 / 75 34 44
Fax:
+49 (0) 611 / 75 39 76
E-Mail: [email protected]
Kontaktformular: www.destatis.de/kontakt
Allgemeine Informationen zum Datenangebot:
Informationsservice
Tel.: +49 (0) 611 / 75 24 05
Fax:
+49 (0) 611 / 75 33 30
Kontaktformular: www.destatis.de/kontakt
Diese Broschüre ist anlässlich der Pressekonferenz des Statistischen Bundesamtes
am 18. November 2009 veröffentlicht worden. Ihre Grundlage bilden die Ergebnisse
der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland.
© Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2009
Vervielfältigung und Verbreitung, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet.
Seite 2
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
1
Kurzfassung .................................................................................................. 5
2
Einführung ................................................................................................... 9
3
Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung ............. 11
Inhalt
3.1 Bevölkerungsrückgang .......................................................................... 12
3.2 Veränderungen im Altersaufbau ............................................................. 14
3.3 Rückgang und Alterung der Bevölkerung im Erwerbsalter ...................... 17
3.4 Erheblich mehr Senioren im Verhältnis zur Bevölkerung im Erwerbsalter 19
4
Annahmen zur Entwicklung der Geburten, der Lebenserwartung
und der Wanderungen ............................................................................... 23
4.1 Geburten ............................................................................................. 23
4.2 Lebenserwartung .................................................................................. 29
4.3 Außenwanderungen ............................................................................. 31
Anhang
A - Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung ..................... 37
B - Tabellen............................................................................................................ 39
C - Glossar ............................................................................................................. 47
D - Animierte Alterspyramide im Internet ............................................................... 49
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 3
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Seite 4
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
1
Kurzfassung
Die 12. Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland, die zwischen den Statistischen Ämtern von Bund und Ländern koordiniert wurde, zeigt die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2060. Die künftigen Veränderungen in der Größe und – vor allem
– im Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands werden quantifiziert und die Auswirkungen der aus heutiger Sicht absehbaren demografischen Entwicklungen aufgezeigt.
Deutlich werden dabei die Langfristigkeit und Beständigkeit der bevölkerungsdynamischen Prozesse. Die Vorausberechnung beruht auf Annahmen zur Geburtenhäufigkeit,
zur Lebenserwartung und zum Saldo der Zuzüge nach und der Fortzüge aus Deutschland, woraus sich insgesamt 12 Varianten der zukünftigen Entwicklung ergeben.
Die Vorausberechnung
reicht bis 2060
Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Die Ergebnisse werden hier anhand von zwei Varianten beschrieben, welche die Entwicklung unter der Annahme annähernd konstanter Geburtenhäufigkeit, eines Anstiegs der Lebenserwartung um etwa acht (Männer) beziehungsweise sieben Jahre
(Frauen) und eines Wanderungssaldos von 100 000 oder 200 000 Personen im Jahr
aufzeigen. Diese Varianten markieren die Grenzen eines Korridors, in dem sich die
Bevölkerungsgröße und der Altersaufbau entwickeln werden, wenn sich die aktuellen
demografischen Trends fortsetzen. Sie werden als Unter- und Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung bezeichnet.
Die Geburtenzahl wird künftig weiter zurückgehen. Die niedrige Geburtenhäufigkeit
führt dazu, dass die Anzahl potenzieller Mütter immer kleiner wird. Die jetzt geborenen
Mädchenjahrgänge sind bereits zahlenmäßig kleiner als die ihrer Mütter. Sind diese
Mädchen einmal erwachsen und haben ebenfalls durchschnittlich weniger als 2,1 Kinder, wird die künftige Kinderzahl weiter sinken, weil dann auch weniger potenzielle
Mütter leben.
Künftig weniger
Geburten
Die Zahl der Sterbefälle wird – trotz steigender Lebenserwartung – zunehmen, weil die
stark besetzten Jahrgänge ins hohe Alter hineinwachsen werden.
Mehr Sterbefälle
Die Zahl der Gestorbenen übersteigt die Zahl der Geborenen immer mehr. Das dadurch
rasant wachsende Geburtendefizit kann nicht von der Nettozuwanderung kompensiert
werden. Die Bevölkerungszahl in Deutschland, die bereits seit 2003 rückläufig ist,
wird demzufolge weiter abnehmen. Bei der Fortsetzung der aktuellen demografischen
Entwicklung wird die Einwohnerzahl von circa 82 Millionen am Ende des Jahres 2008
auf etwa 65 (Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) beziehungsweise 70 Millionen
(Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) im Jahr 2060 abnehmen.
Das Altern der heute stark besetzten mittleren Jahrgänge führt zu gravierenden Verschiebungen in der Altersstruktur. Im Ausgangsjahr 2008 bestand die Bevölkerung zu
19% aus Kindern und jungen Menschen unter 20 Jahren, zu 61% aus 20- bis unter
65-Jährigen und zu 20% aus 65-Jährigen und Älteren. Im Jahr 2060 wird bereits jeder
Dritte (34%) mindestens 65 Lebensjahre durchlebt haben und es werden doppelt so
viele 70-Jährige leben, wie Kinder geboren werden.
Wachsendes Geburtendefizit führt zur Abnahme der Bevölkerung
Die Relationen zwischen Alt und Jung
werden sich stark
verändern
Die Alterung schlägt sich insbesondere in den Zahlen der Hochbetagten nieder. Im Jahr
2008 lebten etwa 4 Millionen 80-Jährige und Ältere in Deutschland, dies entsprach
5% der Bevölkerung. Ihre Zahl wird kontinuierlich steigen und mit über 10 Millionen
im Jahr 2050 den bis dahin höchsten Wert erreichen. Zwischen 2050 und 2060 sinkt
dann die Zahl der Hochbetagten auf 9 Millionen. Es ist also damit zu rechnen, dass in
fünfzig Jahren etwa 14% der Bevölkerung – das ist jeder Siebente – 80 Jahre oder älter
sein wird.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 5
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Alterung und Abnahme
der Bevölkerung im Erwerbsalter
Bevölkerung im Erwerbsalter wird stark
durch die Älteren
geprägt sein
Altenquotient für 65 Jahre verdoppelt sich fast
bis 2060......
….. für 67 Jahre steigt er
stark an
Ähnlich wie die Bevölkerung insgesamt wird auch die Bevölkerung im Erwerbsalter
(hier: von 20 bis 65 Jahren) deutlich altern und schließlich schrumpfen. Heute gehören
knapp 50 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Ihre Zahl wird erst nach 2020
deutlich zurückgehen und 2035 etwa 39 bis 41 Millionen betragen. 2060 werden dann
etwa 36 Millionen Menschen im Erwerbsalter sein (–27%), falls der Saldo der Zu- und
Fortzüge jährlich etwa 200 000 Personen betragen wird. Fällt die Nettozuwanderung
nur halb so hoch aus, gibt es 2060 ein noch kleineres Erwerbspersonenpotenzial:
knapp 33 Millionen oder –34% gegenüber 2008.
Die Abnahme der Zahl der 20- bis 65-Jährigen insgesamt geht mit einer Verschiebung
hin zu den Älteren im Erwerbsalter einher. Zurzeit gehören 20% der Menschen im erwerbsfähigen Alter zur jüngeren Gruppe der 20- bis unter 30-Jährigen, 49% zur mittleren Altersgruppe von 30 bis unter 50 Jahren und 31% zur älteren von 50 bis unter 65
Jahren. Eine besonders einschneidende Veränderung der Altersstruktur erwartet die
deutsche Wirtschaft zum ersten Mal bereits in zehn Jahren, zwischen 2017 und 2024.
In diesem Zeitraum wird das Erwerbspersonenpotenzial jeweils zu 40% aus 30- bis
unter 50-Jährigen und 50- bis unter 65-Jährigen bestehen.
Der Bevölkerung im Erwerbsalter werden künftig immer mehr Seniorinnen und Senioren gegenüberstehen. Im Jahr 2008 entfielen auf 100 Personen im Erwerbsalter (20
bis unter 65 Jahre) 34 Ältere (65 oder mehr Jahre). Bis Ende der 2030er Jahre wird
dieser so genannte Altenquotient besonders schnell, um über 80%, ansteigen. Im Jahr
2060 werden dann je nach Ausmaß der Zuwanderung 63 oder 67 potenziellen Rentenbeziehern 100 Personen im Erwerbsalter gegenüber stehen. Auch bei einer Heraufsetzung des Renteneintrittsalters wird der Altenquotient für 67-Jährige und Ältere 2060
deutlich höher sein, als es heute der Altenquotient für 65-Jährige und Ältere ist.
Annahmen
Alle drei Annahmen zur
Geburtenhäufigkeit auf
niedrigem Niveau
Die Geburtenhäufigkeit bleibt insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Vor diesem Hintergrund werden drei Optionen angenommen. Diese ergeben sich aus dem Zusammenwirken langfristiger Trends und gegenwärtiger Tendenzen.
Die Hauptannahme geht von der Fortsetzung der wichtigsten langfristigen Trends bis
2020 aus: Die zusammengefasste Geburtenziffer bleibt auf dem Niveau von 1,4 Kindern je Frau bei einem gleichzeitigen Anstieg des durchschnittlichen Gebäralters um
circa 1,6 Jahre. Im Zeitraum von 2021 bis 2060 werden die Geburtenverhältnisse dann
als konstant angenommen.
Die zweite Annahme setzt eine allmähliche Zunahme der Geburtenhäufigkeit auf
1,6 Kinder je Frau bis 2025 voraus, wobei das durchschnittliche Alter bei Geburt um
circa 1,1 Jahre zunimmt. Im Zeitraum von 2026 bis 2060 bleibt die Geburtenhäufigkeit
konstant.
Die dritte Annahme geht dagegen von einem allmählichen Rückgang der Geburtenhäufigkeit bis zum Jahr 2060 auf 1,2 Kinder je Frau aus, bei einer Zunahme des durchschnittlichen Gebäralters um rund 2,0 Jahre.
Zwei Annahmen zum
Anstieg der Lebenserwartung
Seite 6
Die Lebenserwartung nimmt weiter zu. Zur Entwicklung der Lebenserwartung wurden
zwei Annahmen getroffen, welche sich aus einem kurzfristigen (seit 1970) und einem
langfristigen (seit 1871) Trend der Sterblichkeitsentwicklung ergeben.
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
In der Basisannahme ergibt sich für das Jahr 2060 für Männer eine durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt von 85,0 Jahren und für Frauen von 89,2 Jahren.
Das ist ein Zuwachs von 7,8 beziehungsweise 6,8 Jahren im Vergleich zur Lebenserwartung in Deutschland im Zeitraum 2006/2008. Die Differenz in der Lebenserwartung von Männern und Frauen verringert sich bis 2060 von 5,2 auf 4,2 Jahre.
65-jährige Männer können immer noch mit weiteren 22,3 beziehungsweise Frauen mit
25,5 Jahren rechnen. Das sind jeweils rund 5 Jahre mehr als 2006/2008.
Bei der zweiten Annahme wird von einem höheren Anstieg der Lebenserwartung bei
Geburt ausgegangen. Sie erreicht für Männer 87,7 und für Frauen 91,2 Jahre im Jahr
2060. Das sind für Männer 10,6 Jahre beziehungsweise für Frauen 8,8 Jahre mehr
als 2006/2008. Die Differenz in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen
sinkt von 5,2 auf 3,5 Jahre. 65-jährige Männer können noch 24,7, gleichaltrige Frauen
27,4 weitere Lebensjahre erwarten.
Zum künftigen Wanderungssaldo werden zwei Annahmen getroffen. Mittel- bis langfristig wird in der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung von einer allmählichen Erhöhung des Saldos der Zu- und Fortzüge ausgegangen. Es wird unterstellt, dass
sich der Saldo auf einem Niveau bewegen wird, das dem beobachteten langfristigen
Durchschnitt entspricht.
In der ersten Annahme steigt der jährliche Wanderungssaldo bis zum Jahr 2014 auf
100 000 Personen und verharrt dann auf diesem Niveau. In der zweiten Annahme
werden ein Anstieg des jährlichen Wanderungssaldos auf 200 000 Personen bis zum
Jahr 2020 und anschließende Konstanz unterstellt. Daraus ergibt sich ein Korridor, in
dem sich das zukünftige Wanderungsgeschehen abspielen dürfte. Diese Werte sind
als langjährige Durchschnitte zu interpretieren; die tatsächlichen Wanderungssalden
werden aller Voraussicht nach starken Schwankungen unterliegen.
Statistisches Bundesamt 2009
Nettozuwanderung
100 000 und 200 000
Personen pro Jahr
Seite 7
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Seite 8
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
2
Einführung
Bevölkerungsvorausberechnungen liefern auf die Zukunft gerichtete Basisinformationen für politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse. Sie
verdeutlichen die Auswirkungen heute bereits angelegter Strukturen und erkennbarer
Veränderungen auf die künftige Bevölkerung. Zwischen dem Statistischen Bundesamt
und den Statistischen Ämtern der Länder koordinierte Bevölkerungsvorausberechnungen werden inzwischen regelmäßig vorgelegt. Die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung erstreckt sich bis zum Jahr 2060 und umfasst mehrere Varianten.
Diese erlauben zum einen die aus heutiger Sicht absehbaren künftigen Entwicklungen
aufzuzeigen und zum anderen über den Einfluss der einzelnen demografischen Komponenten – Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungen – auf die Bevölkerungsentwicklung zu urteilen.
Veränderungen in der Bevölkerung vollziehen sich sehr allmählich und kontinuierlich.
Aus diesem Grund zeigt die neue Bevölkerungsvorausberechnung im Vergleich zur 11.
koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung kein völlig neues Bild der demografischen Zukunft Deutschlands. Mit der neuen Vorausberechnung wird vielmehr angestrebt, dieses Bild mit Hilfe von aktualisierten Annahmen zu justieren und den Zeithorizont um zehn Jahre bis 2060 zu erweitern.
Auch mit der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wird kein Anspruch
erhoben, die Zukunft bis 2060 vorherzusagen. Es wird gezeigt, wie sich die Bevölkerungszahl und die Bevölkerungsstruktur unter getroffenen Annahmen entwickeln würden. Die Annahmen zu Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungen beruhen
auf Untersuchungen der Verläufe dieser Komponenten im Zeit- und Ländervergleich
sowie auf Hypothesen über die aus heutiger Sicht erkennbaren Entwicklungstrends
(Kapitel 4). Da der Verlauf der maßgeblichen Einflussgrößen mit zunehmender Vorausberechnungsdauer immer schwerer vorhersehbar ist, haben solche langfristigen
Rechnungen Modellcharakter.
Daneben bestehen weitere zusätzliche Unsicherheiten, die mit der Datenbasis zusammenhängen: Die Ausgangsdaten zum Bevölkerungsstand stammen aus der Bevölkerungsfortschreibung, die mit zunehmendem Abstand von der letzten Volkszählung ungenauer werden. Die letzten Volkszählungen fanden im früheren Bundesgebiet 1987
und in der ehemaligen DDR 1981 statt. Die seitdem auf der Grundlage von Meldungen
zu Geburten, zu Sterbefällen sowie zu Zu- und Fortzügen von Jahr zu Jahr fortgeschriebenen Bevölkerungszahlen können erst nach der Auswertung des Zensus 2011 neu
justiert werden. Schätzungen gehen von einer Überhöhung der fortgeschriebenen Bevölkerungszahl aus. Da eine Bevölkerungsvorausberechnung jedoch keine Vorhersage
ist, sondern zum Ziel hat, langfristige Veränderungen im Altersaufbau und in der Bevölkerungsgröße in der Zukunft sichtbar zu machen, beeinträchtigt diese Unsicherheit
die Aussagekraft der Ergebnisse nur unwesentlich.
Die aktuelle 12. zwischen den Statistischen Ämtern von Bund und Ländern koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung liefert Ergebnisse sowohl für Deutschland
insgesamt als auch für die einzelnen Bundesländer, die auf abgestimmten Annahmen und gleichen Berechnungsmethoden beruhen. In dieser Broschüre werden
ausgewählte Ergebnisse für Deutschland dargestellt. Die ausführlichen Ergebnisse
stehen im Internet zum kostenlosen Download bereit (www.destatis.de/shop, Stichwort „Bevölkerung 2060“). Die Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung
werden dort auch anhand der animierten Bevölkerungspyramiden veranschaulicht
(http://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide). Die Ergebnisse für die Bundesländer stehen zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 9
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Dank an den Expertenkreis
Das Statistische Bundesamt hat zur wissenschaftlichen Begleitung seiner Bevölkerungsvorausberechnungen ein Expertengremium einberufen. Ihm gehören Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, Fachleute, die eigene Vorausberechnungen durchführen, und besonders interessierte Nutzer an. Sie präsentieren und diskutieren in
diesem Rahmen auch eigene Arbeiten.
Die Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurden im Expertenkreis „Bevölkerungsvorausberechnungen“ beraten. Das Statistische Bundesamt dankt für die wertvolle Unterstützung bei der Erstellung der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung:
Professor Dr. Herwig Birg
Christian Bökenheide (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.)
Ivar Cornelius (Statistisches Landesamt Baden-Württemberg)
Professor Dr. Eckart Bomsdorf (Universität Köln)
Privatdozent Dr. Jürgen Flöthmann (Universität Bielefeld)
Professor Dr. Heinz Grohmann
Ulrich Hußing (Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein)
Dr. Roland Rau (Max Planck Institut für Demografische Forschung Rostock)
Claus Schlömer (Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung)
Dr. Erika Schulz (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin)
Seite 10
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
3
Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Die Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung umfassen zwölf
Varianten. Diese ergeben sich aus der Kombination der Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, zur Lebenserwartung und zum Saldo der Zuzüge nach und der Fortzüge aus
Deutschland 1). Die Ergebnisse all dieser Modellrechnungen bestätigen: Deutschlands
Bevölkerung nimmt ab, seine Einwohner werden älter und es werden – auch wenn
eine leicht steigende Geburtenhäufigkeit unterstellt wird – noch weniger Kinder geboren als heute.
Im Folgenden werden die Ergebnisse schwerpunktmäßig anhand von zwei Varianten
dargestellt, welche die Ober- und die Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung abbilden (Übersicht). Die beiden Varianten markieren die Grenzen eines Korridors, in dem
sich die Bevölkerungsgröße und der Altersaufbau entwickeln werden, wenn sich die
demografischen Trends fortsetzen würden.
Die Ergebnisse werden
anhand von vier Szenarien präsentiert
Eine Spannweite, in der sich die Alterung bewegen könnte, kann am besten anhand
von zwei weiteren Varianten aufgezeigt werden: einer „relativ jungen“ und einer „relativ alten“ Bevölkerung (Übersicht). Die „relativ junge“ Bevölkerung kommt dann zustande, wenn die Geburtenhäufigkeit steigen, die Lebenserwartung moderat zunehmen und sich der Wanderungssaldo bei 200 000 Personen bewegen würde. Bei einer
abnehmenden Geburtenhäufigkeit, stark zunehmender Lebenserwartung und niedrigem Wanderungssaldo würde dagegen die Bevölkerung besonders stark altern.
Übersicht ausgewählter Varianten der
12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Annahmen
Variante
„Mittlere“
Bevölkerung,
Untergrenze
„Mittlere“
Bevölkerung,
Obergrenze
Geburtenhäufigkeit
(Kinder je Frau)
Annähernde
Konstanz bei 1,4
Lebenserwartung
bei Geburt in 2060
Basisannahme:
Anstieg
bei Jungen um 8 und
bei Mädchen um 7 Jahre
Wanderungssaldo
(Personen/Jahr)
100 000
ab 2014
200 000
ab 2020
„Relativ junge“
Bevölkerung
Leichter Anstieg
auf 1,6
Basisannahme
200 000
ab 2020
„Relativ alte“
Bevölkerung
Langfristiger
Rückgang auf 1,2
Starker Anstieg:
bei Jungen um 11 und bei
Mädchen um 9 Jahre
100 000
ab 2014
1) Eine vollständige Übersicht aller Varianten einschließlich zusätzlicher Modellrechnungen sowie weitere
ausgewählte Ergebnisse enthält der Anhang A. Alle ausführlichen Ergebnisse können über das InternetAngebot des Statistischen Bundesamtes bezogen werden: www.destatis.de, Stichwort „Bevölkerung
2060“.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 11
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Neben den drei genannten demografischen Komponenten wirkt sich auch der aktuelle
Altersaufbau der Bevölkerung noch lange Zeit auf die demografische Entwicklung aus.
Verhältnismäßig viele Menschen mittleren Alters und wenige junge Menschen heute bedeuten in den nächsten Jahrzehnten relativ viele ältere Menschen und wenige
mittleren Alters. Dieser Effekt der Altersstruktur wird bereits in den nächsten zehn bis
zwanzig Jahren zu gravierenden Veränderungen führen.
3.1
Bevölkerungsrückgang
Deutschlands Bevölkerung nimmt seit 2003 ab. Dieser Rückgang wird anhalten und
sich verstärken. Ende 2008 lebten circa 82 Millionen Menschen in Deutschland. 2060
werden es zwischen 65 Millionen (bei jährlicher Zuwanderung von 100 000 Personen,
Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) und 70 Millionen (bei jährlicher Zuwanderung von 200 000 Personen, Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) sein. Auch nach
der Variante mit der maximal zu erwartenden Bevölkerungszahl – sie unterstellt eine
steigende Geburtenhäufigkeit, einen hohen Anstieg der Lebenserwartung und einen
jährlichen Wanderungssaldo von 200 000 Personen – würden 2060 in Deutschland
etwa 77 Millionen Menschen leben und damit weniger als heute.
Schaubild 1
Bevölkerungzahl von 1950 bis 2060
Ab 2009 Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Millionen Personen
90
Millionen Personen
90
85
85
80
80
„mittlere” Bevölkerung,
Obergrenze
75
75
„mittlere” Bevölkerung,
Untergrenze
70
70
65
65
60
60
0
1950
0
60
70
80
90
2000
10
20
30
40
50
60
2009 - 15 - 0829
Seite 12
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 1: Differenz zwischen Geborenen und Gestorbenen. Ab 2020
Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
„Relativ
„Mittlere“
„Relativ alte“
Bevölkerung, junge“
Bevölkerung
Obergrenze Bevölkerung
„Mittlere“ Bevölkerung,
Untergrenze
Jahr
Geburten
Sterbefälle
Geburtendefizit
Geburtendefizit
1 000
2008 . . . . .
683
844
– 162
– 162
– 162
– 162
2020 . . . . .
660
948
– 288
– 281
– 224
– 292
2030 . . . . .
580
990
– 409
– 388
– 303
– 409
2040 . . . . .
522
1011
– 489
– 463
– 374
– 488
2050 . . . . .
501
1077
– 576
– 549
– 430
– 603
2060 . . . . .
465
1018
– 553
– 527
– 391
– 630
Die Bevölkerung geht zurück, weil die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen
immer mehr übersteigt; die Nettozuwanderung – der Saldo der Zuzüge nach und der
Fortzüge aus Deutschland – kann die dadurch entstehende Lücke nicht schließen. Bei
der niedrigen Geburtenhäufigkeit von etwa 1,4 Kindern je Frau, die bereits seit über
dreißig Jahren relativ konstant ist und für die Zukunft weitgehend unverändert angenommen wird, fällt jede neue Generation um ein Drittel kleiner aus als die ihrer Eltern.
Die Zahl der Geburten wird somit ständig sinken. Eine etwas höhere Geburtenhäufigkeit von 1,6 Kindern je Frau würde diesen Trend abmildern, ihn aber nicht stoppen.
Wie Tabelle 1 zeigt, wird die Zahl der Geborenen auch in der Variante „relativ junge“
Bevölkerung die Zahl der Gestorbenen klar unterschreiten.
Weniger Geburten und
zunehmende Sterbefälle
führen zu wachsendem Geburtendefizit und Rückgang
der Bevölkerung
Die Zahl der Sterbefälle wird dagegen zunehmen, denn die geburtenstarken Jahrgänge,
die heute im mittleren Alter sind, rücken im Vorausberechnungszeitraum in das hohe
Alter auf, in dem die Sterblichkeit natürlicherweise größer ist. Die Differenz zwischen
den Zahlen der Geborenen und der Gestorbenen bildet die sogenannte natürliche Bevölkerungsbilanz. Diese ist bereits seit Anfang der 1970er Jahre in Deutschland negativ und wird deshalb als „Geburtendefizit“ bezeichnet. Das Geburtendefizit wird nun
von 162 000 im Jahr 2008 nach der „mittleren“ Bevölkerung auf 550 000 bis 580 000
im Jahr 2050 kontinuierlich ansteigen (Schaubild 2). Danach kommen anstelle der
Baby-Boom-Generation die schwächer besetzten Jahrgänge der 1970er Jahre ins hohe
Lebensalter. Die Zahl der Sterbefälle wird folglich etwas sinken und auch das Geburtendefizit wird nach 2054 leicht zurückgehen. Im Jahr 2060 werden voraussichtlich
etwa 527 000 bis 553 000 mehr Menschen sterben, als Kinder geboren werden.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 13
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 2
Differenz zwischen Geborenen und Gestorbenen von 1950 bis 2060
Ab 2009 Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
500
500
400
400
300
300
200
200
100
100
0
0
-100
-100
-200
-200
-300
-400
-400
„mittlere” Bevölkerung,
Untergrenze
-500
-600
1950
-300
„mittlere” Bevölkerung,
Obergrenze
-500
-600
60
70
80
90
2000
10
20
30
40
50
60
2009 - 15 - 0830
3.2
Veränderungen im Altersaufbau
Die abnehmende Zahl der Geburten und das Altern der gegenwärtig stark besetzten
mittleren Jahrgänge führen zu gravierenden Veränderungen in der Altersstruktur der
Bevölkerung. Die aktuelle Bevölkerungsstruktur weicht schon lange von der Form der
klassischen Bevölkerungspyramide ab, bei der die stärksten Jahrgänge die Kinder stellen und sich die Besetzungszahlen der älteren Jahrgänge allmählich als Folge der Sterblichkeit verringern. Einen Altersaufbau in Form einer Pyramide hatte z.B. das Deutsche
Reich von 1910 (Schaubild 3). Im Altersaufbau von 1950 haben die beiden Weltkriege
und die Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre deutliche Kerben hinterlassen.
Heute gleicht der Bevölkerungsaufbau Deutschlands eher einer „zerzausten Wettertanne“. Die mittleren Altersklassen sind besonders bevölkerungsstark, zu den älteren
und den jüngeren gehören weniger Personen. Bis zum Jahr 2060 werden die stark besetzten Jahrgänge weiter nach oben verschoben und dabei schließlich ausdünnen und
von zahlenmäßig kleineren ersetzt. Damit gehen signifikante Verschiebungen in der
Relation der einzelnen Altersgruppen einher.
Heute besteht die Bevölkerung zu 19% aus Kindern und jungen Menschen unter 20
Jahren, zu 61% aus 20- bis unter 65-Jährigen und zu 20% aus 65-Jährigen und Älteren (Schaubild 4). Im Jahr 2060 wird – nach der Variante Untergrenze der „mittleren“
Bevölkerung – bereits jeder Dritte (34%) mindestens 65 Lebensjahre durchlebt haben
und es werden doppelt so viele 70-Jährige leben, wie Kinder geboren werden.
Seite 14
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 3
Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland
am 31.12.1910
am 31.12.1950
Alter in Jahren
100
Alter in Jahren
100
Männer
Frauen
Männer
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
1 000 750 500
Tausend Personen
250
0
0
250
500 750 1 000
Tausend Personen
1 000 750 500
Tausend Personen
am 31.12.2008
Männer
Alter in Jahren
100
250
0
Statistisches Bundesamt 2009
250
500 750 1 000
Tausend Personen
Frauen
Männer
Untergrenze der „mittleren” Bevölkerung
Obergrenze der „mittleren” Bevölkerung
Alter in Jahren
100
Frauen
90
90
80
80
70
70
60
60
31.12.
2008
31.12.
2008
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
250
0
0
am 31.12.2008 und am 31.12.2060
50
1 000 750 500
Tausend Personen
Frauen
0
0
250
500 750 1 000
Tausend Personen
1 000 750 500
Tausend Personen
250
0
0
250
500 750 1 000
Tausend Personen
2009 - 15 - 0831
Seite 15
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Die Alterung schlägt sich besonders gravierend in den Zahlen der Hochbetagten nieder. Im Jahr 2008 lebten etwa 4 Millionen 80-Jährige und Ältere in Deutschland, dies
entsprach 5% der Bevölkerung. Ihre Zahl wird kontinuierlich steigen und mit über
10 Millionen im Jahr 2050 den bis dahin höchsten Wert erreichen. Zwischen 2050 und
2060 sinkt dann die Zahl der Hochbetagten auf 9 Millionen. Es ist also damit zu rechnen, dass in fünfzig Jahren 14% der Bevölkerung – das ist jeder Siebente – 80 Jahre
oder älter sein wird.
Schaubild 4
Bevölkerung nach Altersgruppen
0 bis unter 20
20 bis unter 65
65 bis unter 80
2008
2060
5%
14%
19%
15%
80 und älter
16%
20%
61%
50%
12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung,
Untergrenze der "mittleren" Bevölkerung
Statistisches Bundesamt
Die Zahl der unter 20-Jährigen wird von heute circa 16 Millionen auf etwa 10 Millionen
im Jahr 2060 zurückgehen. Ihr Anteil wird 16% der Bevölkerung ausmachen. Damit
wird es im Jahr 2060 nur um etwa 1 Million mehr junge Menschen unter 20 Jahren
geben als Menschen im Alter von 80 und mehr Jahren.
Spürbare Veränderungen in der Altersstruktur stehen Deutschland bereits im kommenden Jahrzehnt bevor. Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, werden insbesondere die Altersgruppen der 50- bis 65-Jährigen (+24%) und der 80-Jährigen und Älteren (+48%)
bis zum Jahr 2020 wachsen. Die Zahl der unter 50-Jährigen wird dagegen abnehmen
(–16%). Allein die Bevölkerung im mittleren Alter von 30 bis unter 50 Jahren wird um
circa 4 Millionen (–18%) schrumpfen (Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung).
Das mittlere (mediane) Alter der Bevölkerung steigt infolge dieser Veränderungen
schnell an. Heute stehen die 43-Jährigen genau in der Mitte der Altersverteilung der
Gesellschaft. Bis Mitte der 2040er Jahre wird das mittlere Alter um 9 Jahre steigen,
sodass zwischen 2045 und 2060 etwa die Hälfte der Einwohner älter als 52 Jahre sein
wird (Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung).
Seite 16
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 2: Bevölkerung nach Altersgruppen 2008, 2020 und 2060
2020
Alter in Jahren
von . . .
bis unter . . .
2008
„mittlere“
Bevölkerung,
Untergrenze
2060
„mittlere“
Bevölkerung,
Obergrenze
Veränderung zu
2008
„mittlere“
Bevölkerung,
Untergrenze
Veränderung zu
2008
„mittlere“
Bevölkerung,
Obergrenze
Veränderung zu
2008
Veränderung zu
2008
Millionen Personen
0 bis unter 20 . . . 15,6 13,6
–2,0
13,7
– 1,9
10,1
–5,5
11,0
– 4,6
20 bis unter 30 .
8,5
– 1,3
8,7
– 1,2
6,1
– 3,8
6,7
– 3,2
30 bis unter 50 . 24,3 19,8
– 4,4
20,1
– 4,2
14,6
– 9,7
16,3
– 8,0
50 bis unter 65 . 15,5 19,2
3,7
19,3
3,8
11,9
– 3,6
13,2
– 2,3
65 bis unter 80 . . 12,7 12,6
0,0
12,7
0,0
12,9
0,3
13,7
1,0
80 und älter . . . .
6,0
1,9
6,0
2,0
9,0
5,0
9,2
5,2
Insgesamt . . . . . 82,0 79,9
– 2,1
80,4
– 1,6
64,7
– 17,4
70,1
– 11,9
9,9
4,1
Prozent
0 bis unter 20 . . .
19
17
– 13
17
– 12
16
– 35
16
– 29
20 bis unter 30 .
12
11
– 14
11
– 12
9
– 38
10
– 32
30 bis unter 50 .
30
25
– 18
25
– 17
23
– 40
23
– 33
50 bis unter 65 .
19
24
24
24
24
18
– 23
19
– 15
65 bis unter 80 .
15
16
0
16
0
20
2
19
8
80 und älter . . . .
5
8
48
7
48
14
123
13
128
Insgesamt . . . . .
100
100
–3
100
–2
100
– 21
100
– 15
3.3
Rückgang und Alterung der Bevölkerung im Erwerbsalter
Die Bevölkerung im Erwerbsalter wird von Schrumpfung und Alterung besonders stark
betroffen. Als Erwerbsalter wird zunächst die Spanne von 20 bis 65 Jahren betrachtet.
Heute gehören knapp 50 Millionen Menschen dieser Altersgruppe an. Ihre Zahl wird
erst nach 2020 deutlich zurückgehen und 2030 etwa 42 bis 43 Millionen betragen (Tabelle 3). 2060 werden dann etwa 36 Millionen Menschen im Erwerbsalter sein, 27%
weniger als heute, falls jährlich 200 000 Personen zuwandern (Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung). Fällt die Zuwanderung nur halb so hoch aus (Untergrenze der
„mittleren“ Bevölkerung), gibt es 2060 ein noch kleineres Erwerbspersonenpotenzial:
33 Millionen oder –34% gegenüber 2008. Die Höhe der Zuwanderung beeinflusst also
das Ausmaß der Schrumpfung der Bevölkerung im Erwerbsalter.
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung im Erwerbsalter
nimmt nach 2020 ab
Seite 17
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 3: Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis 65 Jahren
„Mittlere“ Bevölkerung
Jahr
Untergrenze
Obergrenze
Millionen Personen
2008 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50
50
2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
48
48
2030 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
42
43
2040 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
38
40
2050 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
36
39
2060 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
36
Die Abnahme der Zahl der 20- bis 65-Jährigen geht mit einer Verschiebung hin zu den
Älteren im Erwerbsalter einher (Schaubild 5). Zurzeit gehören 20% der Menschen im
erwerbsfähigen Alter zur jüngeren Gruppe der 20- bis unter 30-Jährigen (9,9 Millionen
Personen), 49% zur mittleren Altersgruppe von 30 bis unter 50 Jahren (24,3 Millionen
Personen) und 31% zur älteren von 50 bis unter 65 Jahren (15,5 Millionen Personen).
Während die junge Gruppe zahlenmäßig auf etwa 6 bis 7 Millionen schrumpfen wird,
bleibt ihr Anteil an allen Personen im Erwerbsalter fast konstant. Anders entwickeln
sich die Anteile der beiden anderen Gruppen der Bevölkerung im Erwerbsalter.
Zwischen 2017 und 2024
gibt es etwa genauso viel
50- bis 64-Jährige wie
30- bis 49-Jährige
Eine besonders einschneidende Veränderungen der Altersstruktur erwartet die deutsche Wirtschaft zum ersten Mal bereits in zehn Jahren, zwischen 2017 und 2024: das
Erwerbspersonenpotenzial wird jeweils zu 40% aus den 30- bis unter 50-Jährigen und
aus den 50- bis unter 65-Jährigen bestehen. Anschließend, wenn die stark besetzen
1960er Jahrgänge das Rentenalter erreichen, verschiebt sich der Altersaufbau der Bevölkerung im Erwerbsalter geringfügig zugunsten der mittleren Altersgruppe. Gleichzeitig wird aber die Gesamtzahl der Personen im Erwerbsalter stark sinken. Sollte die
Zuwanderung relativ niedrig bleiben, nähern sich zwischen 2040 und 2050 die mittlere und die ältere Gruppe wieder an. Im letzten Jahrzehnt der Vorausberechnung entfernen sich die beiden Gruppen wieder voneinander. Dabei wird die Zahl der Menschen
im Erwerbsalter insgesamt weiter sinken. In jedem Fall wird das Erwerbspersonenpotenzial der Zukunft zu einem erheblichen Teil aus Menschen bestehen, die älter als 50
Jahre sind. Das sollte bei den aktuellen Problemen am Arbeitsmarkt nicht außer Acht
gelassen werden.
Eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre führt für das Jahr 2060 zu einer
um 1 bis 2 Millionen größeren Bevölkerung im Erwerbsalter. Die ältere Gruppe innerhalb des Erwerbsalters erhält dadurch gleichzeitig ein noch stärkeres Gewicht.
Seite 18
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 5
Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren nach Altersgruppen
Ab 2009 Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Millionen Personen
30
Millionen Personen
30
Obergrenze der „mittleren” Bevölkerung
Untergrenze der „mittleren” Bevölkerung
25
25
30- bis unter 50-Jährige
20
20
15
15
50- bis unter 65-Jährige
10
10
20- bis unter 30-Jährige
5
5
0
0
2008
12
16
20
24
28
32
36
40
44
48
52
56
60
2009 - 15 - 0834
3.4
Erheblich mehr Senioren im Verhältnis zur Bevölkerung
im Erwerbsalter
Neben der absoluten Zahl der Bevölkerung in einem bestimmten Alter ist die Beziehung zwischen den verschiedenen Altersgruppen ein Charakteristikum des Alterungsprozesses. Wird der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter die jüngere Bevölkerung, für
deren Aufwachsen, Erziehung und Ausbildung gesorgt werden muss, gegenübergestellt, so ergibt sich der Jugendquotient. Wird die Zahl der Personen im Rentenalter,
also der potenziellen Empfänger von Leistungen der Rentenversicherung oder anderer
Alterssicherungssysteme, auf die Zahl der Personen im Erwerbsalter bezogen, ergibt
sich der Altenquotient. Beide Quotienten zusammen addieren sich zum Gesamtquotienten, der aufzeigt, in welchem Ausmaß die mittlere Altersgruppe sowohl für die jüngere als auch für die ältere Bevölkerung, die nicht im Erwerbsleben stehen, im weitesten Sinne zu sorgen hat. Diese „Belastung“ wird in Zukunft deutlich größer werden.
Jugend- bzw. Altenquotienten messen Relationen der
jüngeren bzw. der älteren
Bevölkerung zur Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter (hier: von 20 bis 65
Jahren)
Neben den getroffenen Annahmen bestimmt die Altersstruktur der heute in Deutschland lebenden Bevölkerung mit den starken mittleren und den schwachen jungen Jahrgängen die Quotienten noch für lange Zeit.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 19
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 6
Jugend-, Alten- und Gesamtquotient mit den Altersgrenzen 20 und 65 Jahren1)
Ab 2009 Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Variante: Untergrenze der „mittleren” Bevölkerung
Quotient
100
Quotient
100
98
93
Gesamtquotient
80
80
73
67
60
66
65
68
62
61
16
67
27
19
60
Altenquotient
27
34
39
40
40
51
20
31
34
0
1950
Jugendquotient
46
47
29
20
31
31
0
60
70
80
90
2000
10
20
30
40
50
60
1) Jugendquotient: unter 20-Jährige je 100 Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren; Altenquotient: 65-Jährige und Ältere je 100
Personen im Alter von 20 bis 64 Jahren; Gesamtquotient: unter 20-Jährige und ab 65-Jährige je 100 Personen im Alter von 20
bis 64 Jahren.
2009 - 15 - 0835
Das Verhältnis zwischen den jungen Menschen unter 20 Jahren und der Bevölkerung
im Erwerbsalter bleibt im Vorausberechnungszeitraum relativ stabil. Der Grund hierfür ist, dass die Rückgänge der Bevölkerung unter 20 Jahren und der Bevölkerung im
Erwerbsalter fast parallel verlaufen werden. In beiden Hauptvarianten schwankt der
Jugendquotient um 30 je 100 Personen im Erwerbsalter (hier: von 20 bis unter 65 Jahren). Bei einer höheren durchschnittlichen Kinderzahl von 1,6 Kindern je Frau würde er
sich auf 36 erhöhen.
Altenquotient für 65 Jahre verdoppelt sich fast
bis 2060......
Seite 20
Der Altenquotient wird dagegen stark zunehmen. Die Verschiebungen in der Altersstruktur bewirken, dass der Bevölkerung im Erwerbsalter künftig immer mehr Seniorinnen und Senioren gegenüberstehen werden. Im Jahr 2008 entfielen auf 100 Personen
im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren 34 Personen, die 65 Jahre oder älter waren. Im Jahr 2060 werden es nach der Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung, also
bei einem jährlichen Wanderungssaldo von 100 000 Personen, 67 ältere Menschen,
also doppelt so viele wie heute sein. Beträgt der jährliche Zuzugsüberschuss 200 000
Personen (Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung), fällt der Altenquotient mit 63 Personen im Alter von 65 Jahren und mehr je 100 Personen im Erwerbsalter nur wenig
niedriger aus.
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Der Anstieg des Altenquotienten wird sich nicht gleichmäßig bis 2060 vollziehen,
sondern besonders schnell bis Mitte der 2030er Jahre verlaufen. Danach bleibt der
Altenquotient einige Jahre konstant und steigt erst ab Anfang der 2040er Jahre sehr
langsam wieder an.
Eine Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bedeutet weniger Menschen
im Renten- und mehr im Erwerbsalter, das dann von 20 bis unter 67 Jahre reicht. Die
Heraufsetzung führt damit zu einem niedrigeren Altenquotienten, der im Jahr 2060
zwischen 59 (Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) und 56 (Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung) liegen würde. Ein ähnlicher Wert, ein Altenquotient von 60, würde
auch bei der Altersgrenze von 65 Jahren erreicht werden, wenn es neben der höheren jährlichen Nettozuwanderung von 200 000 Personen zusätzlich zu einem Anstieg
der Geburtenhäufigkeit auf 1,6 Kinder je Frau käme. Aber selbst wenn die günstigeren
Werte realisiert werden sollten, steht ein enormer Anstieg des Altenquotienten bevor
(Tabelle 4).
….. für 67 Jahre steigt er
stark an
Tabelle 4: Altenquotienten 2008 und 2060
Altenquotient für das Renteneintrittsalter
Jahr
60 Jahre
65 Jahre
67 Jahre
46
34
29
„mittlere“ Bevölkerung,
Untergrenze . . . . . . . . . . . . . . . .
92
67
59
„mittlere“ Bevölkerung,
Obergrenze. . . . . . . . . . . . . . . . .
87
63
56
„relativ junge“ Bevölkerung . . . .
82
60
53
„relativ alte“ Bevölkerung . . . . . .
105
77
68
2008
2060
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 21
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Seite 22
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
4
Annahmen zur Entwicklung der Geburten, der Lebenserwartung und der Wanderungen
4.1
Geburten
Für die Entwicklung der Geburten ist das generative Verhalten der Menschen im reproduktiven Alter ausschlaggebend. Statistisch spiegelt sich dieses vor allem in der
Zahl der Kinder je Frau sowie im Alter, in dem Mütter ihre Kinder bekommen, wider.
Die Annahmen zur künftigen Geburtenentwicklung beziehen sich deshalb auf diese
beiden Indikatoren.
Die langfristige Geburtenentwicklung seit 1950 ist in den Publikationen des Statistischen Bundesamtes ausführlich beschrieben2). An dieser Stelle wird deshalb nur auf
die Entwicklungstendenzen eingegangen, welche für die Festlegung der Annahmen zur
12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung von besonderer Relevanz waren.
Die dargestellten Entwicklungen beruhen (soweit keine andere Quelle angegeben) auf
der Statistik der Geburten.
Im Durchschnitt sind Frauen bei der Geburt ihrer Kinder heute älter als die Mütter in
den vergangenen Jahren. Dies liegt daran, dass die Geburtenhäufigkeit der Frauen unter 30 Jahren abnimmt, während die über 30-jährigen Frauen immer mehr Kinder bekommen. Seit 2005 weisen die 30- bis unter 40-jährigen Frauen durchschnittlich sogar
eine höhere Geburtenhäufigkeit auf als die 20- bis unter 30-jährigen Frauen. Je nach
der betrachteten Frauengruppe verläuft diese Entwicklung jedoch unterschiedlich.
Die deutschen Frauen3) in den alten Ländern bekommen ihre Kinder besonders
spät. Im Jahr 2008 waren sie bei der Geburt bereits durchschnittlich 30,4 Jahre alt
(Tabelle 5). Seit 1990 veränderte sich die Geburtenhäufigkeit in den einzelnen Altersstufen der westdeutschen Frauen sehr allmählich. Dabei haben die Geburtenziffern
der Frauen im Alter von Anfang dreißig soweit zugenommen, dass für dieses Alter aktuell das höchste Geburtenniveau besteht. Inzwischen ist für Frauen von Anfang dreißig
allerdings nur noch eine geringe Zunahme zu beobachten. Zwischen 1990 und 2008
nahm im Westen das Durchschnittsalter bei der Geburt um 1,8 Jahre zu. Die Zahl der
Kinder je Frau, die mit der zusammengefassten Geburtenziffer für die Kalenderjahre
gemessen wird, ging dabei leicht zurück.
In den neuen Ländern, wo die Frauen vor 1990 deutlich früher ihre Kinder bekommen
haben als in den alten Ländern, nahm das durchschnittliche Gebäralter sehr rasch zu.
Zwischen 1990 und 2008 stieg es um 4 Jahre. Damit hat sich der Abstand zu den alten
Ländern stark verringert, obwohl das Gebäralter immer noch unter dem Durchschnittsalter der westdeutschen Frauen liegt. Die zusammengefasste Geburtenziffer stieg nach
der tiefen Talfahrt Anfang der 1990er Jahre seit 1995 fast kontinuierlich an. Im Jahr
2008 war sie erstmals seit 1990 wieder höher als bei den westdeutschen Frauen.
2) Eisenmenger, M., Pötzsch, O., Sommer, B. „11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung – Annahmen und Ergebnisse“, Wiesbaden 2006; Pötzsch, O. „Geburten in Deutschland“, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2007
3) Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 23
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Auch die ausländischen Frauen 4) passen sich in ihrem Geburtenverhalten an die westdeutschen Frauen an. Immer weniger Kinder werden von ausländischen Frauen, die
jünger als 28 Jahre sind, geboren. Die bereits seit Jahren relativ hohe Geburtenhäufigkeit der 28- bis unter 40-Jährigen bleibt dabei stabil. Dies führt zur Erhöhung des
durchschnittlichen Gebäralters bei sinkender durchschnittlicher Kinderzahl je Frau.
Auch in den Jahren 2007 und 2008, in denen die Geburtenhäufigkeit der deutschen
Frauen in den alten und neuen Ländern insgesamt zugenommen hat, nahm die zusammengefasste Geburtenziffer der ausländischen Frauen weiter ab.
Infolge dieser Veränderungen nivellieren sich die Unterschiede im generativen Verhalten zwischen den drei großen Frauengruppen, welche die Geburtenentwicklung in
Deutschland bis jetzt geprägt haben.
Tabelle 5: Durchschnittliche Zahl der Kinder je Frau (zusammengefasste Geburtenziffer) und
durchschnittliches Alter der Frauen bei der Geburt*)
Frauen in den alten Ländern 1)
Frauen
insgesamt
davon
Zusammen
Jahr
deutsche Frauen
ausländische
Frauen
Frauen
in den
neuen Ländern 2)
Kinder je
Frau
Gebäralter in
Jahren
Kinder je
Frau
Gebäralter in
Jahren
Kinder je
Frau
Gebäralter in
Jahren
Kinder je
Frau
Gebäralter in
Jahren
Kinder je
Frau
Gebäralter in
Jahren
1990 . . . . . . . .
1,45
27,6
1,45
28,3
1,37
28,6
2,18
26,7
1,52
25,1
1995 . . . . . . . .
1,25
28,3
1,34
28,6
1,24
29,0
1,81
27,2
0,84
26,5
2000 . . . . . . . .
1,38
28,7
1,41
28,9
1,33
29,3
1,85
27,9
1,21
27,7
2005 . . . . . . . .
1,34
29,5
1,36
29,6
1,30
29,9
1,69
28,6
1,30
28,5
2008 . . . . . . . .
1,38
30,0
1,37
30,2
1,34
30,4
1,61
29,2
1,40
29,1
*) Berechnet auf Grundlage der altersspezifischen Geburtenziffern.
1) Seit 2001 ohne Berlin-West.
2) Seit 2001 ohne Berlin-Ost.
Bei den Annahmen zur künftigen Geburtenentwicklung wird von einer weiteren Konvergenz der Geburtenhäufigkeit im Osten und Westen Deutschlands sowie zwischen
den deutschen und ausländischen Frauen ausgegangen. Als ausschlaggebend für den
Trend wird dabei das Geburtenverhalten der westdeutschen Frauen betrachtet.
Endgültige Kinderzahl der
Frauenkohorten nimmt ab.
Für das künftige Niveau der zusammengefassten Geburtenziffer ist die Entwicklung der
endgültigen Kinderzahl der Frauenjahrgänge (auch Kohorten genannt) entscheidend.
Im Jahr 2008 erreichte der Jahrgang 1959 sein 50. Lebensjahr; für diesen Jahrgang gilt
die erreichte Kinderzahl statistisch als endgültig. Für Deutschland insgesamt lag sie
bei 1,66 Kindern je Frau. Es stellt sich die Frage, ob jüngere Jahrgänge, die noch Kinder
bekommen können, schließlich ebenfalls so viele Kinder zur Welt bringen werden.
4) Betrachtet werden Frauen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in den alten Ländern. Ihr Geburtenverhalten unterscheidet sich von dem der deutschen Frauen. In den neuen Ländern ist die Zahl der Ausländerinnen relativ gering und ihre Geburtenhäufigkeit ist hier fast genau so hoch wie bei den deutschen Frauen.
Sie werden deshalb nicht gesondert betrachtet.
Seite 24
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 7 zeigt, wie sich die durchschnittliche Kinderzahl je Frau mit dem fortschreitenden Alter der Frauenjahrgänge verändert hat. Beispielhaft werden die Jahrgänge
1939, 1949, 1959, 1969 und 1979 in den alten Bundesländern betrachtet.
Der Jahrgang 1939 hat bereits im Alter von 30 Jahren durchschnittlich 1,68 Kinder und
schließlich im Alter von 49 Jahren 2,03 Kinder je Frau zur Welt gebracht. Die Frauen der
1940er Geburtsjahrgänge haben zum Teil in sehr jungem Alter, mitten im Baby-Boom
der 1960er Jahre, ihre Kinder geboren. Ab dem Alter von Mitte zwanzig haben sie jedoch deutlich weniger Kinder bekommen als die Frauen der 1930er Kohorten. Der
Jahrgang 1949 stellt diese Entwicklung exemplarisch dar: Insgesamt brachte er 1,72
Kinder je Frau zur Welt, wobei dieses Niveau bereits im Alter von 33 Jahren zu 90%
erreicht wurde. Die Frauen des Jahrgangs 1959 haben ihre Kinder insgesamt später
bekommen. Das Geburtenverhalten der 1950er Jahrgänge wurde in Westdeutschland
unter anderem durch die Realisierung der Geburten erst in einem höheren Alter sowie durch die Verbreitung der Kinderlosigkeit geprägt. Dies führte schließlich zu einer
niedrigeren endgültigen Kinderzahl von 1,60 Kindern je Frau im früheren Bundesgebiet (Jahrgang 1959).
Die späten 1960er und 1970er Geburtsjahrgänge werden mit hoher Wahrscheinlichkeit die endgültige Kinderzahl von 1,60 Kindern je Frau nicht erreichen. Der Jahrgang
1969 hat bis zu seinem 40. Lebensjahr 1,42 Kinder zur Welt gebracht. In den nächsten
10 Jahren dürften nur noch wenige Geburten dazu kommen. Die Kohorte 1979 wird
die Kohorte 1969 höchstens dann noch einholen, wenn die Geburtenhäufigkeit der
Mittdreißigerinnen zunehmen sollte.
Schaubild 7
Kinderzahl je Frau der Geburtsjahrgänge 1939, 1949, 1959, 1969 und 1979
bis zum jeweils erreichten Alter, alte Bundesländer 2008
Kinder je Frau
2,5
Kinder je Frau
2,5
1939
2,0
2,0
1949
1959
1,5
1,5
1969
1,0
1,0
1979
0,5
0,5
0
15
20
Statistisches Bundesamt 2009
25
30
35
erreichtes Alter
40
45
49
0
2009 - 15 - 0836
Seite 25
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Die Hauptursache für den Rückgang der endgültigen Kinderzahl bei den jüngeren Frauenkohorten liegt im Aufschieben der Familiengründung auf ein höheres Lebensalter
der Frau. Dadurch nimmt zwar die Geburtenhäufigkeit der über 30-Jährigen zu. Ihr Anstieg kann jedoch den Rückgang der Geburten in jüngeren Altersjahren nicht kompensieren, denn immer mehr Frauen bleiben lebenslang kinderlos. Wie Tabelle 6 zeigt,
nahm der Anteil der Frauen ohne Kind an allen Frauen des Geburtsjahrgangs kontinuierlich zu. Zwischen den Jahrgängen der 1930er und 1960er Jahre, also innerhalb von
dreißig Jahren, hat er sich fast verdoppelt5).
Tabelle 6: Anteil der Mütter und Frauen ohne Kind an allen Frauen der
Geburtsjahrgänge im Jahr 2008 *)
Deutschland
Geburtsjahrgang
(Alter in Jahren)
Mütter
Alte Bundesländer
Frauen
ohne Kind
Mütter
Frauen
ohne Kind
%
1964-1968 (40-44) . . . . . . . . . .
79
21
78
22
1959-1963 (45-49) . . . . . . . . . .
83
17
81
19
1954-1958 (50-54) . . . . . . . . . .
84
16
83
17
1949-1953 (55-59) . . . . . . . . . .
86
14
85
15
1944-1948 (60-64) . . . . . . . . . .
88
13
87
13
1939-1943 (65-69) . . . . . . . . . .
89
11
88
12
1933-1938 (70-75) . . . . . . . . . .
89
11
89
11
*) Ergebnisse des Mikrozensus 2008.
5) Mehr zur Kinderlosigkeit und Zahl der Kinder je Mutter in: „Mikrozensus 2008 – Neue Daten zur Kinderlosigkeit in Deutschland“, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2009
Seite 26
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Die Annahmen
Für die Geburtenentwicklung bis 2060 wurden drei Annahmen getroffen. Alle drei greifen die bisherige Entwicklung auf, betonen aber unterschiedliche Aspekte. Wie weit
die Einführung des Elterngelds, die Verbesserung der Kleinkinderbetreuung oder die
gegenwärtige Diskussion über die Familie zu einem Einstellungswandel in der Zukunft
führen, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. Für die Annahmen waren die langund mittelfristigen Entwicklungstendenzen ausschlaggebend.
In der Hauptannahme wird die Fortsetzung der wichtigsten langfristigen Trends bis
2020 unterstellt:
Annahme „annähernde Konstanz“ bei 1,4 Kinder je Frau
immer mehr Frauen werden erst nach ihrem dreißigsten Geburtstag Mutter, die
Geburtenhäufigkeit der jüngeren Frauen geht weiter zurück,
damit sinkt der Anteil der Mütter mit drei oder mehr Kindern geringfügig,
der Anteil der Frauen ohne Kinder steigt leicht an und bleibt dann stabil.
Unter diesen Voraussetzungen bleibt die zusammengefasste Geburtenziffer konstant
auf dem Niveau von 1,4 Kindern je Frau. Gleichzeitig steigt das durchschnittliche Gebäralter bis 2020 um circa 1,6 Jahre. Im Zeitraum von 2021 bis 2060 bleibt die Geburtenhäufigkeit in den einzelnen Altersjahren konstant. Die endgültige Kinderzahl der
Frauenjahrgänge sinkt langfristig von 1,66 Kindern je Frau (Jahrgang 1959) auf 1,4.
In der zweiten Annahme wird mittelfristig eine Trendumkehr unterstellt, die zu einer
Verbesserung gegenüber den aktuellen Geburtenverhältnissen führt:
Annahme „leichter Anstieg“
auf 1,6 Kinder je Frau
die Geburtenhäufigkeit der Frauen im Alter unter 30 Jahren stabilisiert sich,
die 30-Jährigen und älteren Frauen bekommen mehr Kinder als heute,
die auf ein höheres Alter aufgeschobenen Geburten werden tatsächlich realisiert,
sodass die Kinderlosigkeit nicht mehr ansteigt.
Bei einem solchen Szenario würde die zusammengefasste Geburtenziffer der Kalenderjahre allmählich auf 1,6 Kinder je Frau im Jahr 2025 ansteigen, das durchschnittliche
Gebäralter würde sich gleichzeitig um circa 1,1 Jahre bis 2025 erhöhen. Im Zeitraum
von 2026 bis 2060 bleiben die Geburtenverhältnisse konstant.
Die endgültige Kinderzahl der Frauenkohorten würde dabei nach einem vorübergehenden Rückgang, der heute bei den Frauen der 1960er und 1970er Jahrgänge bereits
absehbar ist, wieder leicht ansteigen und langfristig auf dem Niveau von 1,6 Kindern
je Frau verharren.
In der dritten Annahme werden die beobachteten Trends langfristig fortgeschrieben.
Dabei würde die Kinderlosigkeit ein bisher nicht gekanntes Niveau erreichen. Dieser
pessimistische Verlauf würde folgende Entwicklungen bedeuten:
Annahme „langfristiger
Rückgang“ auf
1,2 Kinder je Frau
immer mehr Frauen werden erst nach ihrem dreißigsten Geburtstag Mutter, die
Geburtenhäufigkeit der jüngeren Frauen geht zurück,
der Anteil der Mütter mit drei oder mehr Kindern geht zunehmend zurück, weil
Frauen immer später Mutter werden,
der Anteil der Frauen ohne Kinder steigt kontinuierlich an, weil die in jüngerem
Alter zunächst aufgeschobenen Geburten in immer geringerem Umfang nachgeholt werden.
Bei einem solchen Szenario würde die zusammengefasste Geburtenziffer der Kalenderjahre bis 2060 auf 1,2 Kinder je Frau sinken, das durchschnittliche Gebäralter würde sich gleichzeitig um rund 2,0 Jahre erhöhen. Die endgültige Kinderzahl der Frauenkohorten würde sukzessive zurückgehen.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 27
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 8
Zusammengefasste Geburtenziffer bis 2060
Ab 2009 Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Kinder je Frau
3,0
Kinder je Frau
3,0
2,5
2,5
ehem. DDR/neue Länder
2,0
2,0
1,6 Kinder je Frau
Deutschland
1,5
1,5
1,4 Kinder je Frau
früheres Bundesgebiet
1,2 Kinder je Frau
1,0
1,0
0,5
0,5
0,0
0,0
1950
60
70
80
90
2000
10
20
30
40
50
60
2009 - 15 - 0837
Übersicht der Annahmen zur künftigen Entwicklung
der zusammengefassten Geburtenziffer
Zielwerte
Trend
Basiszeitraum
2006 bis 2008
-
1,36 Kinder je Frau
29,8 Jahre
Annähernde
Konstanz
2009 bis 2060
1,4 Kinder je Frau
Anstieg auf 31,4 bis
2020, dann konstant
Annahme 2
Leichter Anstieg
Anstieg auf
1,6 bis 2025;
2026 bis 2060
1,6 Kinder je Frau
Anstieg auf
30,9 bis 2025,
dann konstant
Annahme 3
Langfristiger
Rückgang
Rückgang auf 1,2
Kinder je Frau bis
2060
Anstieg auf
31,9 bis 2060
Annahme 1
1)
Seite 28
Durchschnittliches
Zusammengefasste
Alter der Frau bei der
Geburtenziffer
Geburt 1)
Berechnet auf Grundlage der altersspezifischen Geburtenziffern.
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
4.2
Lebenserwartung
In Deutschland wird seit über 130 Jahren ein kontinuierlicher Rückgang der Sterblichkeit und ein Anstieg der Lebenserwartung beobachtet. Zu dieser Entwicklung haben
maßgeblich die Fortschritte in der medizinischen Versorgung, der Hygiene, der Ernährung, der Wohnsituation sowie die verbesserten Arbeitsbedingungen und der gestiegene materielle Wohlstand beigetragen. Die Sterblichkeit ist seit Ende des 19. Jahrhunderts zunächst vor allem bei Säuglingen und Kindern stark zurückgegangen. In der
zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist auch die Sterblichkeit älterer Menschen
erheblich gesunken6).
Die Lebenserwartung
nimmt seit langem
kontinuierlich zu
Die Sterblichkeitsverhältnisse und die durchschnittliche Lebenserwartung werden seit
Gründung des Deutschen Reichs im Jahr 1871 regelmäßig mit Hilfe von sogenannten
Periodensterbetafeln nachgewiesen. Die durchschnittliche Lebenserwartung zeigt hierbei, wie viele Lebensjahre neugeborene männliche oder weibliche Kinder zu erwarten
hätten, wenn das zu einem Zeitpunkt beobachtete Sterberisiko der Bevölkerung in den
einzelnen Altersjahren während ihres ganzen Lebens erhalten bliebe. Für Personen,
die ein bestimmtes Alter schon erreicht haben, zum Beispiel für die 65-Jährigen, wird
die Anzahl der weiteren Lebensjahre mit der sogenannten durchschnittlichen ferneren
Lebenserwartung ausgedrückt.
Mit Blick auf die bisherige Entwicklung in Deutschland und die Lebenserwartung in
anderen entwickelten Staaten der Welt wird angenommen, dass die Auswirkungen
der im Vergleich zu früheren Generationen verbesserten Lebensumstände und weitere Verbesserungen in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung auch künftig in
Deutschland zu einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung führen.
Für die 12. koordinierte Vorausberechnung wurden zwei Annahmen zur Entwicklung
der Lebenserwartung bis zum Jahr 2060 getroffen, wobei jedoch zukünftig mit einem
gegenüber den letzten Jahren verlangsamten Anstieg gerechnet wird (Schaubild 9).
Beide Annahmen basieren auf dem kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung,
wobei zukünftig verstärkt die höheren Altersstufen den Anstieg der Lebenserwartung
beeinflussen werden. In den niedrigen Altersstufen ist das Sterberisiko bereits sehr
gering und eine Verbesserung der Verhältnisse wirkt sich hier nur noch relativ wenig
auf die Entwicklung der Gesamtlebenserwartung aus.
Für die Festlegung der Annahmen wurde das Sterberisiko für Männer und Frauen in
jeder einzelnen Altersstufe untersucht, um so die lang- und kurzfristigen Veränderungen in der Vergangenheit festzustellen. Das Sterberisiko hat sich in der Vergangenheit
kontinuierlich vermindert, was die Ableitung von Trends erleichtert. Es wurde für jede
einzelne Altersstufe ein langfristiger Trend seit 1871 und ein kurzfristiger Trend seit
1970 gebildet. Der kurzfristige Trend berücksichtigt dabei, dass sich in den letzten 35
Jahren in den Altersstufen ab ungefähr 60 Jahren das Sterberisiko deutlich vermindert
hat. Dies ging insbesondere auf den medizinischen Fortschritt bei den Krankheiten
des Kreislaufsystems zurück.
Eine weitere Entwicklung, die aus dem kurzfristigen Trend erkennbar ist, ist die Verringerung der Differenz in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen.
6) Zur historischen Entwicklung der Sterblichkeit siehe „Bevölkerung Deutschlands bis 2050 - 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung“, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2006, S.36ff.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 29
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Annahme L1:
In der Basisannahme L1 ergibt sich für Männer eine durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt von 85,0 Jahren und für Frauen von 89,2 Jahren. Das ist ein Zuwachs
von 7,8 bzw. 6,8 Jahren im Vergleich zur Lebenserwartung in Deutschland 2006/2008.
Die Differenz in der Lebenserwartung von Männern und Frauen verringert sich bis 2060
von 5,2 auf 4,2 Jahre. 65-jährige Männer beziehungsweise Frauen können immer noch
mit weiteren 22,3 beziehungsweise 25,5 Jahren rechnen, das sind rund 5 Jahre mehr
als 2006/2008. Die Grundlage der Basisannahme L1 bildet die Kombination aus der
kurzfristigen Trendentwicklung seit 1970 und der langfristigen Trendentwicklung seit
1871.
Basisannahme: Lebenserwartung steigt um
7 bis 8 Jahre
Annahme L2:
In der hohen Lebenserwartungsannahme L2 können Männer bei Geburt eine durchschnittliche Lebenserwartung von 87,7 Jahren und Frauen von 91,2 Jahren erreichen.
Das sind für Männer 10,6 Jahre und für Frauen 8,8 Jahre mehr als 2006/2008. Die
Differenz in der Lebenserwartung zwischen Männern und Frauen sinkt von 5,2 auf 3,5
Jahre. 65-jährige Männer beziehungsweise Frauen können noch 24,7 beziehungsweise 27,4 Jahre erwarten. Die hohe Lebenserwartungsannahme L2 basiert auf der
Trendentwicklung seit 1970. Voraussetzung ist, dass sich die Verbesserung der medizinischen Versorgung und damit die Verminderung des Sterberisikos in den höheren
Altersstufen ähnlich wie in den letzten 35 Jahren bis zum Jahr 2060 fortsetzen werden.
Beide Annahmen wurden durch Trendextrapolation gewonnen.
Hohe Annahme: Lebenserwartung nimmt um
9 bis 11 Jahre zu
Schaubild 9
Lebenserwartung bei Geburt bis 2060
Ab 2009 Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Alter in Jahren
95
90
Alter in Jahren
95
Annahme L1 für Jungen
Annahme L1 für Mädchen
Annahme L2 für Jungen
Annahme L2 für Mädchen
90
85
85
Mädchen
80
80
75
75
Jungen
70
70
65
65
0
1959 64
–
–
60 66
Seite 30
69
–
71
74
–
76
79
–
81
84
–
86
89
–
91
94
–
96
99 2002 06
–
–
–
01 04 08
09
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
0
2009 - 15 - 0838
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Übersicht der Annahmen zur künftigen
Entwicklung der Lebenserwartung bis 2060
Zuwachs gegenüber
2006/2008 *)
Deutschland
Lebenserwartung bei Geburt
2060
2060
2006/2008
Annahme
Basisannahme
Deutschland
starker Anstieg
L1
L2
2060
Annahme
L1
2060
Annahme
L2
Männer . . . .
77,2
85,0
87,7
+ 7,8
+ 10,6
Frauen . . . . .
82,4
89,2
91,2
+ 6,8
+ 8,8
Differenz . . .
5,2
4,2
3,5
- 1,0
- 1,8
Zuwachs gegenüber
2006/2008 *)
Deutschland
Lebenserwartung im Alter 65
2060
2060
2006/2008
Annahme
Basisannahme
Deutschland
starker Anstieg
L1
L2
2060
Annahme
L1
2060
Annahme
L2
Männer . . . .
17,1
22,3
24,7
+ 5,2
+ 7,6
Frauen . . . . .
20,4
25,5
27,4
+ 5,1
+7,0
Differenz . . .
3,3
3,2
2,7
- 0,1
- 0,6
*) Abweichungen durch Rundungsdifferenzen möglich.
4.3
Außenwanderungen
Für die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland sind neben Geburten und Sterbefällen die Bevölkerungsbewegungen über die Grenzen des Landes, die sogenannte Außenwanderung, bedeutsam. Für die künftige Bevölkerungszahl und die Altersstruktur
ist dabei der Wanderungssaldo, das heißt die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen,
ausschlaggebend. Anders als bei Geburtenhäufigkeit oder Lebenserwartung lässt sich
aus den bisherigen Wanderungssalden kaum ein Trend ableiten. Der Saldo hängt auf
der einen Seite vom Migrationspotenzial in Folge politischer, wirtschaftlicher, demografischer oder auch ökologischer Entwicklungen in den Herkunftsländern ab. Auf der
anderen Seite wird er von der Migrationspolitik in Deutschland sowie der wirtschaftlichen und sozialen Attraktivität Deutschlands als Zielland beeinflusst.
In den früheren Wanderungsverläufen lassen sich allerdings Tendenzen erkennen, die
bei den Annahmen zum künftigen Wanderungssaldo berücksichtigt werden können.
Dazu gehören vor allem das lang- und mittelfristige Niveau der Zu- und Fortzüge, die
Unterschiede in der Wanderung der deutschen und ausländischen Staatsangehörigen
sowie die Besonderheiten in der Altersstruktur.
Über 80 Prozent des Wanderungsvolumens – das heißt der Zu- und Fortzüge – entfallen auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Mit Ausnahme einiger weniger Jahre haben diese das Wanderungsgeschehen und die Wanderungsbilanz dominiert (Tabelle 7).
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 31
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 7: Wanderungsbewegungen über die Grenzen Deutschlands *)
Personen insgesamt
Zeitraum
Zuzüge
Fortzüge
Saldo
Deutsche
Zuzüge
Fortzüge
Ausländerinnen und Ausländer
Saldo
Zuzüge
Fortzüge
Saldo
durchschnittlich pro Jahr in 1 000
Früheres Bundesgebiet
1954 - 1969 . . . . . . . . . . .
456
325
131
75
89
- 14
381
235
145
1970 - 1979 . . . . . . . . . . .
700
544
156
78
54
24
622
490
132
1980 - 1990 . . . . . . . . . . .
673
478
195
159
68
91
514
411
104
1954 - 1990 . . . . . . . . . . .
586
430
157
101
73
27
486
356
130
Deutschland
1991 - 1999 . . . . . . . . . . .
1070
717
354
259
115
144
811
601
210
2000 - 2007 . . . . . . . . . . .
770
642
129
157
135
22
614
507
107
1991 -2007 . . . . . . . . . . .
929
681
248
211
124
87
718
557
161
*) Abweichungen durch Rundungsdifferenzen möglich.
Langfristig ergaben sich deutliche Wanderungsgewinne
Die gesamte Wanderungsbilanz war in Deutschland mit Ausnahme von einzelnen Jahren positiv und bewegte sich – wie Tabelle 7 zeigt – in unterschiedlichen Zeiträumen
zwischen 129 000 und 354 000 Personen jährlich. In den letzten etwa fünf Jahren ging
der Saldo aus Zu- und Fortzügen deutlich zurück. Dies war sowohl auf höhere Fortzüge
der Deutschen als auch auf das Versiegen der Zuzüge von deutschen Aussiedlern und
die abgeschwächten Zuzüge der ausländischen Personen zurückzuführen. Das Jahr
2008 wird hier nicht einbezogen, weil die dafür ausgewiesenen Fortzüge auch zahlreiche Bereinigungen der Melderegister umfassen.
Annahmen: Langfristiger
Wanderungssaldo zwischen
100 000 und 200 000
Personen
In der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung sind zwei Annahmen mit einem allmählichen Anstieg des jährlichen Wanderungssaldos auf 100 000 Personen
ab 2014 (Annahme W1) und auf 200 000 ab 2020 (Annahme W2) getroffen worden
(Schaubild 10). Damit wird dem langfristigen Durchschnitt Rechnung getragen. Die exorbitant hohe Zuwanderung Anfang der 1990er Jahre wird als eine Sonderentwicklung
nicht mehr berücksichtigt.
Derzeit besteht ein negativer Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung. Es wird
angenommen, dass er sich verringern und schließlich etwa ausgeglichen sein wird, da
mit der künftig rückläufigen Zahl junger Menschen auch die Fortzüge der Deutschen
sinken werden.
Seite 32
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Schaubild 10
Entwicklung des Wanderungssaldos über die Grenzen Deutschlands1) bis 2060
Ab 2009 Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Tausend Personen
800
Tausend Personen
800
700
700
600
600
500
500
400
400
300
300
200
200
100
100
0
0
-100
-100
-200
-200
-300
1954
-300
64
74
84
94
04
14
24
34
44
54
60
1) Bis 1990 früheres Bundesgebiet.
2009 - 15 - 0839
Der Wanderungssaldo der ausländischen Personen dürfte von seinem vorübergehend
sehr niedrigen Niveau, das auch durch die Bereinigungen der Melderegister im Zuge
der Einführung der Steueridentifikationsnummer beeinflusst ist, rasch wieder ansteigen. Dabei wird unterstellt, dass die Zuwanderung ab 2011 mit dem Eintritt der Freizügigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus
den seit 2004 der Europäischen Union beigetretenen Staaten einen leichten Schub
erhält. Anschließend sind unterschiedliche Entwicklungen möglich. Der Rückgang
der jungen Bevölkerung in Deutschland kann zu einer höheren Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften führen. Die Bevölkerung in den von der Freizügigkeit betroffenen mittel- und osteuropäischen EU-Staaten wird allerdings ebenfalls in naher
Zukunft rapide altern. Auch dort wird die Bevölkerung im Erwerbsalter schrumpfen.
Diese Prozesse können zu einer Verschärfung des Wettbewerbs auf dem europäischen
Arbeitsmarkt führen. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass auch in den
bisherigen Herkunftsländern der Arbeitsmigranten neue Anreize für die jungen Menschen geschaffen werden, die ihre Abwanderung einschränken könnten. Damit könnte
die Zuwanderung nach Deutschland eher am unteren Ende des aufgezeigten Korridors
und somit deutlich unter ihrem langjährigen Durchschnitt bleiben.
Aber auch die Annahme eines aus heutiger Sicht sehr hohen jährlichen Wanderungssaldos als Obergrenze des Korridors, in dem sich die Wanderungssalden künftig bewegen könnten, erscheint geboten. Ein Anstieg der Zuzüge nach Deutschland – vor
allem der ausländischen Personen – ist in der Zukunft ebenso wahrscheinlich wie
eine Beruhigung des Wanderungsgeschehens. Dazu tragen sowohl die demografi-
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 33
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
schen Prozesse in Deutschland als auch weltweite Entwicklungen bei. Die aktuelle
Wirtschaftkrise kann zwar kurzfristig zur höheren Arbeitslosigkeit und damit zu einer
vorübergehenden Abschwächung des Bedarfs an Arbeitskräften führen. Sie stellt aber
Deutschland gleichzeitig vor verstärkte Herausforderungen, Innovationen in Wirtschaft
und Forschung voranzutreiben. Angesichts einer rapiden Alterung des inländischen
Erwerbspersonenpotenzials kann daraus ein höherer Bedarf an der Zuwanderung junger qualifizierter Arbeitnehmer entstehen. Verglichen mit seinen europäischen Nachbarländern werden die Schrumpfung und Alterung des Erwerbspersonenpotenzials
in Deutschland besonders einschneidend ausfallen. Unter diesen Umständen dürfte
Deutschland gezwungen sein, im Wettbewerb um junge Arbeitskräfte an Attraktivität
zu gewinnen. Dies könnte zu einer Veränderung der aktuellen Wanderungsströme und
zur höheren Migration nach Deutschland führen.
Darüber hinaus bleibt das Zuwanderungspotenzial aus anderen Regionen der Welt
nach wie vor hoch. Die Staaten Asiens und Afrikas werden in den nächsten Jahrzehnten junge und wachsende Bevölkerungen haben. Auch die Auswirkungen der globalen
Klimaerwärmung, die in Mitteleuropa nach bisherigen Schätzungen milder ausfallen
würden als in den anderen Erdteilen, könnten eine Zuwanderung durch die Erhöhung
des „Wanderungsdrucks“ in den Herkunftsregionen verstärken.
Die tatsächlichen Wanderungen werden sicherlich weiterhin deutlichen Schwankungen unterliegen, sodass die angenommenen Werte nur als langjährige Durchschnitte
zu verstehen sind. Die Spanne zwischen den Annahmen zum langfristigen jährlichen
Wanderungssaldo von 100 000 und 200 000 Personen bildet einen Korridor, innerhalb
dessen sich das zukünftige Wanderungsgeschehen abspielen dürfte.
Die Gesamtzahl der per Saldo zugewanderten Personen würde sich im Zeitraum von
2009 bis 2060 bei der Annahme W1 auf 4,9 Millionen und bei der Annahme W2 auf
9,4 Millionen Menschen belaufen (siehe Übersicht).
Übersicht der Annahmen zur künftigen Entwicklung
des Saldos der Zu- und Fortzüge über die Grenzen Deutschlands
Seite 34
Jahre
Annahme W1
Annahme W2
2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
- 30 000
- 30 000
2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
10 000
10 000
2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
40 000
40 000
2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
60 000
80 000
2013 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
80 000
100 000
2014 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
120 000
2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
140 000
2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
160 000
2017 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
170 000
2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
180 000
2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
190 000
2020 - 2060 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
100 000
200 000
Kumulierte Wanderungsgewinne von
2009 bis 2060 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4 860 000
9 360 000
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Für die Geschlechts- und Altersstruktur des Wanderungssaldos wurde von den empirischen Altersverteilungen der Zu- und Fortzüge ausgegangen. Diese weisen insbesondere bei den ausländischen Personen eine große Stabilität auf, wobei die nach
Deutschland zuziehenden Personen im Durchschnitt jünger sind als die fortziehenden.
Daraus ergibt sich ein „Verjüngungseffekt“ für die in Deutschland verbleibende Bevölkerung. Die Höhe der Fortzüge bleibt in der Regel über Jahrzehnte relativ konstant, so
dass man von einer Sockelwanderung spricht. Diese findet unabhängig von der Höhe
des Wanderungssaldos immer statt. In den Annahmen der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung wurde ebenfalls eine Sockelwanderung berücksichtigt. Damit
tritt ein Verjüngungseffekt auch bei einem ausgeglichenen Wanderungssaldo ein7).
7) Wie bei den vorherigen Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes wird auch hier
ergänzend eine Modellrechnung mit einem ausgeglichenen Wanderungssaldo vorgelegt (Anhang A).
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 35
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Seite 36
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung
Anhang A
Die Annahmen zur Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und zum Wanderungssaldo
ergeben – miteinander kombiniert – zwölf Varianten. Diese werden wegen der besseren Übersichtlichkeit zu zwei Blöcken mit je sechs Varianten zusammengefasst: Drei
Annahmen zur Geburtenhäufigkeit mal zwei Annahmen zur Lebenserwartung, die im
ersten Block mit dem Wanderungssaldo von 100 000 (W1) und im zweiten Block mit
dem Wanderungssaldo von 200 000 (W2) kombiniert werden:
Jährlicher Außenwanderungssaldo:
allmählicher Anstieg
auf jährlichen Saldo von
100 000 Personen ab 2014 (W1)
Zusammengefasste Geburtenziffer (Kinder je Frau)
annähernde
Konstanz bei 1,4
(G1)
leichter Anstieg,
ab 2025: 1,6 (G2)
langfristiger
Rückgang
2060: 1,2 (G3)
Lebenserwartung Neugeborener
im Jahr 2060:
männlich: 85,0
weiblich: 89,2
Basisannahme
(L1)
Variante 1-W1
„mittlere“
Bevölkerung,
Untergrenze
Variante 3-W1
Variante 5-W1
männlich: 87,7
weiblich: 91,2
starker Anstieg
(L2)
Variante 2-W1
Variante 4-W1
Variante 6-W1
„relativ alte“
Bevölkerung
Jährlicher Außenwanderungssaldo:
allmählicher Anstieg
auf jährlichen Saldo von
200 000 Personen ab 2020 (W2)
Zusammengefasste Geburtenziffer (Kinder je Frau)
annähernde
Konstanz bei 1,4
(G1)
leichter Anstieg,
ab 2025: 1,6 (G2)
langfristiger
Rückgang
2060: 1,2 (G3)
Lebenserwartung Neugeborener
im Jahr 2060:
männlich: 85,0
weiblich: 89,2
Basisannahme
(L1)
Variante 1-W2
„mittlere“
Bevölkerung,
Obergrenze
Variante 3-W2
„relativ junge“
Bevölkerung
Variante 5-W2
männlich: 87,7
weiblich: 91,2
starker Anstieg
(L2)
Variante 2-W2
Variante 4-W2
Variante 6-W2
Zusätzlich zu diesen zwölf Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung stehen weitere Modellrechnungen zur Verfügung. Eine Rechnung mit ausgeglichenem Wanderungssaldo zeigt die Effekte der Zuwanderung noch deutlicher auf
und erlaubt einen Ausblick auf eine mögliche Entwicklung der Alterung, wenn es langfristig zu keiner Nettozuwanderung mehr käme. Wie sich ein hypothetischer Anstieg
der Geburtenhäufigkeit auf 2,1 Kinder je Frau sowie ein geringer Zuwachs der Lebenserwartung, der ebenfalls nicht erwartet wird, auswirken würden, wird mit zwei weiteren
Modellrechnungen gezeigt.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 37
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Liste der Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung und zusätzlicher Modellrechnungen
Annahmen
Bezeichnung
der Variante
Geburtenhäufigkeit
(Kinder je Frau)
Lebenserwartung
Jährlicher
Wanderungssaldo
Personen/Jahr
Variante 1-W1
„mittlere“ Bevölkerung,
Untergrenze
annähernde Konstanz
bei 1,4
Basisannahme 1)
100 000 ab 2014
Variante 1-W2
„mittlere“ Bevölkerung,
Obergrenze
annähernde Konstanz
bei 1,4
Basisannahme 1)
200 000 ab 2020
Variante 2-W1
annähernde Konstanz
bei 1,4
starker Anstieg 2)
100 000 ab 2014
Variante 2-W2
annähernde Konstanz
bei 1,4
starker Anstieg 2)
200 000 ab 2020
Variante 3-W1
leichter Anstieg,
ab 2025 bei 1,6
Basisannahme 1)
100 000 ab 2014
Variante 3-W2
„relativ junge“
Bevölkerung
leichter Anstieg,
ab 2025 bei 1,6
Basisannahme 1)
)
200 000 ab 2020
Variante 4-W1
leichter Anstieg,
ab 2025 bei 1,6
starker Anstieg 2)
100 000 ab 2014
Variante 4-W2
leichter Anstieg,
ab 2025 bei 1,6
starker Anstieg 2)
)
200 000 ab 2020
Variante 5-W1
langfristiger
Rückgang, 2060: 1,2
Basisannahme 1)
1
100 000 ab 2014
Variante 5-W2
langfristiger
Rückgang, 2060: 1,2
Basisannahme 1)
200 000 ab 2020
Variante 6-W1
„relativ alte“
Bevölkerung
langfristiger
Rückgang, 2060: 1,2
starker Anstieg 2)
)
100 000 ab 2014
Variante 6-W2
langfristiger
Rückgang, 2060: 1,2
starker Anstieg 2)
200 000 ab 2020
Modellrechnung
Lebenserwartung
„langsamer Anstieg“
annähernde Konstanz
bei 1,4
langsamer
Anstieg 3)
100 000 ab 2014
Modellrechnung
Wanderungssaldo Null
annähernde Konstanz
bei 1,4
Basisannahme 1)
+/-0
Modellrechnung
2,1 Kinder je Frau
stark steigend,
ab 2015 bei 2,1
Basisannahme 1)
100 000 ab 2014
)
)
1)
Lebenserwartung neugeborener Jungen im Jahr 2060: 85,0 Jahre;
Lebenserwartung neugeborener Mädchen im Jahr 2060: 89,2 Jahre.
2) Lebenserwartung neugeborener Jungen im Jahr 2060: 87,7 Jahre;
Lebenserwartung neugeborener Mädchen im Jahr 2060: 91,2 Jahre.
3) Lebenserwartung neugeborener Jungen im Jahr 2060: 82,0 Jahre;
Lebenserwartung neugeborener Mädchen im Jahr 2060: 87,2 Jahre.
Seite 38
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 1:
Anhang B
Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2060 1)
Variante: Untergrenze der "mittleren" Bevölkerung
- Geburtenhäufigkeit: annähernd konstant, Lebenserwartung: Basisannahme, Wanderungssaldo: 100 000 Art der Nachweisung
31.12. des Jahres
2008
2020
2030
2040
2050
2060
Altenquotient mit Altersgrenze 60 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 914
97,5
77 350
94,3
73 829
90,0
69 412
84,6
64 651
78,8
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 624
17,0
87,2
12 927
16,7
82,8
11 791
16,0
75,5
10 701
15,4
68,5
10 085
15,6
64,6
20 bis unter 60 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
45 426
55,4
100
41 743
52,2
91,9
35 955
46,5
79,2
33 746
45,7
74,3
30 787
44,4
67,8
28 378
43,9
62,5
60 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
20 958
25,6
100
24 547
30,7
117,1
28 469
36,8
135,8
28 292
38,3
135,0
27 924
40,2
133,2
26 188
40,5
125,0
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 60-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
60-Jährige und Ältere..
zusammen ....
34,4
46,1
80,5
32,6
58,8
91,4
36,0
79,2
115,1
34,9
83,8
118,8
34,8
90,7
125,5
35,5
92,3
127,8
Altenquotient mit Altersgrenze 65 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 914
97,5
77 350
94,3
73 829
90,0
69 412
84,6
64 651
78,8
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 624
17,0
87,2
12 927
16,7
82,8
11 791
16,0
75,5
10 701
15,4
68,5
10 085
15,6
64,6
20 bis unter 65 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
49 655
60,6
100
47 636
59,6
95,9
42 149
54,5
84,9
38 329
51,9
77,2
35 722
51,5
71,9
32 591
50,4
65,6
65 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
16 729
20,4
100
18 654
23,3
111,5
22 275
28,8
133,2
23 709
32,1
141,7
22 989
33,1
137,4
21 975
34,0
131,4
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 65-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
65-Jährige und Ältere..
zusammen ....
31,5
33,7
65,1
28,6
39,2
67,8
30,7
52,8
83,5
30,8
61,9
92,6
30,0
64,4
94,3
30,9
67,4
98,4
Altenquotient mit Altersgrenze 67 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 914
97,5
77 350
94,3
73 829
90,0
69 412
84,6
64 651
78,8
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 624
17,0
87,2
12 927
16,7
82,8
11 791
16,0
75,5
10 701
15,4
68,5
10 085
15,6
64,6
20 bis unter 67 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
51 477
62,8
100
49 723
62,2
96,6
44 771
57,9
87,0
40 025
54,2
77,8
37 562
54,1
73,0
34 228
52,9
66,5
67 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
14 906
18,2
100
16 567
20,7
111,1
19 652
25,4
131,8
22 013
29,8
147,7
21 149
30,5
141,9
20 338
31,5
136,4
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 67-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
67-Jährige und Ältere..
zusammen ....
30,3
29,0
59,3
27,4
33,3
60,7
28,9
43,9
72,8
29,5
55,0
84,5
28,5
56,3
84,8
29,5
59,4
88,9
1) Ab 2020 Schätzwerte der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 39
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 2:
Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2060 1)
Variante: Obergrenze der "mittleren" Bevölkerung
- Geburtenhäufigkeit: annähernd konstant, Lebenserwartung: Basisannahme, Wanderungssaldo: 200 000 Art der Nachweisung
31.12. des Jahres
2008
2020
2030
2040
2050
2060
Altenquotient mit Altersgrenze 60 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 437
98,1
79 025
96,4
76 757
93,6
73 608
89,8
70 120
85,5
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 708
17,0
87,8
13 229
16,7
84,7
12 375
16,1
79,2
11 480
15,6
73,5
11 015
15,7
70,5
20 bis unter 60 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
45 426
55,4
100
42 161
52,4
92,8
37 224
47,1
81,9
35 788
46,6
78,8
33 519
45,5
73,8
31 611
45,1
69,6
60 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
20 958
25,6
100
24 568
30,5
117,2
28 571
36,2
136,3
28 593
37,3
136,4
28 610
38,9
136,5
27 494
39,2
131,2
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 60-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
60-Jährige und Ältere..
zusammen ....
34,4
46,1
80,5
32,5
58,3
90,8
35,5
76,8
112,3
34,6
79,9
114,5
34,2
85,4
119,6
34,8
87,0
121,8
Altenquotient mit Altersgrenze 65 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 437
98,1
79 025
96,4
76 757
93,6
73 608
89,8
70 120
85,5
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 708
17,0
87,8
13 229
16,7
84,7
12 375
16,1
79,2
11 480
15,6
73,5
11 015
15,7
70,5
20 bis unter 65 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
49 655
60,6
100
48 062
59,8
96,8
43 465
55,0
87,5
40 495
52,8
81,6
38 704
52,6
77,9
36 230
51,7
73,0
65 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
16 729
20,4
100
18 668
23,2
111,6
22 331
28,3
133,5
23 887
31,1
142,8
23 425
31,8
140,0
22 876
32,6
136,7
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 65-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
65-Jährige und Ältere..
zusammen ....
31,5
33,7
65,1
28,5
38,8
67,4
30,4
51,4
81,8
30,6
59,0
89,5
29,7
60,5
90,2
30,4
63,1
93,5
Altenquotient mit Altersgrenze 67 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 437
98,1
79 025
96,4
76 757
93,6
73 608
89,8
70 120
85,5
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 708
17,0
87,8
13 229
16,7
84,7
12 375
16,1
79,2
11 480
15,6
73,5
11 015
15,7
70,5
20 bis unter 67 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
51 477
62,8
100
50 150
62,3
97,4
46 100
58,3
89,6
42 228
55,0
82,0
40 622
55,2
78,9
38 008
54,2
73,8
67 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
14 906
18,2
100
16 579
20,6
111,2
19 696
24,9
132,1
22 153
28,9
148,6
21 507
29,2
144,3
21 097
30,1
141,5
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 67-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
67-Jährige und Ältere..
zusammen ....
30,3
29,0
59,3
27,3
33,1
60,4
28,7
42,7
71,4
29,3
52,5
81,8
28,3
52,9
81,2
29,0
55,5
84,5
1) Ab 2020 Schätzwerte der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Seite 40
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 3:
Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Variante: "relativ junge" Bevölkerung
1)
- Geburtenhäufigkeit: leicht steigend, Lebenserwartung: Basisannahme, Wanderungssaldo: 200 000 Art der Nachweisung
31.12. des Jahres
2008
2020
2030
2040
2050
2060
Altenquotient mit Altersgrenze 60 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 831
98,6
80 227
97,8
78 805
96,1
76 703
93,5
74 515
90,9
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
14 101
17,4
90,3
14 416
18,0
92,3
14 030
17,8
89,8
13 375
17,4
85,6
13 367
17,9
85,6
20 bis unter 60 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
45 426
55,4
100
42 161
52,2
92,8
37 240
46,4
82,0
36 181
45,9
79,6
34 718
45,3
76,4
33 654
45,2
74,1
60 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
20 958
25,6
100
24 568
30,4
117,2
28 571
35,6
136,3
28 593
36,3
136,4
28 610
37,3
136,5
27 494
36,9
131,2
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 60-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
60-Jährige und Ältere..
zusammen ....
34,4
46,1
80,5
33,4
58,3
91,7
38,7
76,7
115,4
38,8
79,0
117,8
38,5
82,4
120,9
39,7
81,7
121,4
Altenquotient mit Altersgrenze 65 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 831
98,6
80 227
97,8
78 805
96,1
76 703
93,5
74 515
90,9
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
14 101
17,4
90,3
14 416
18,0
92,3
14 030
17,8
89,8
13 375
17,4
85,6
13 367
17,9
85,6
20 bis unter 65 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
49 655
60,6
100
48 062
59,5
96,8
43 481
54,2
87,6
40 888
51,9
82,3
39 904
52,0
80,4
38 272
51,4
77,1
65 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
16 729
20,4
100
18 668
23,1
111,6
22 331
27,8
133,5
23 887
30,3
142,8
23 425
30,5
140,0
22 876
30,7
136,7
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 65-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
65-Jährige und Ältere..
zusammen ....
31,5
33,7
65,1
29,3
38,8
68,2
33,2
51,4
84,5
34,3
58,4
92,7
33,5
58,7
92,2
34,9
59,8
94,7
Altenquotient mit Altersgrenze 67 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
80 831
98,6
80 227
97,8
78 805
96,1
76 703
93,5
74 515
90,9
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
14 101
17,4
90,3
14 416
18,0
92,3
14 030
17,8
89,8
13 375
17,4
85,6
13 367
17,9
85,6
20 bis unter 67 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
51 477
62,8
100
50 150
62,0
97,4
46 115
57,5
89,6
42 621
54,1
82,8
41 821
54,5
81,2
40 051
53,7
77,8
67 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
14 906
18,2
100
16 579
20,5
111,2
19 696
24,6
132,1
22 153
28,1
148,6
21 507
28,0
144,3
21 097
28,3
141,5
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 67-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
67-Jährige und Ältere..
zusammen ....
30,3
29,0
59,3
28,1
33,1
61,2
31,3
42,7
74,0
32,9
52,0
84,9
32,0
51,4
83,4
33,4
52,7
86,1
1) Ab 2020 Schätzwerte der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 41
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 4:
Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Variante: "relativ alte" Bevölkerung
1)
- Geburtenhäufigkeit: leicht fallend, Lebenserwartung: hoch, Wanderungssaldo: 100 000 Art der Nachweisung
31.12. des Jahres
2008
2020
2030
2040
2050
2060
Altenquotient mit Altersgrenze 60 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 963
97,5
77 382
94,4
73 868
90,1
69 353
84,6
64 041
78,1
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 355
16,7
85,5
12 170
15,7
77,9
10 757
14,6
68,9
9 473
13,7
60,7
8 518
13,3
54,5
20 bis unter 60 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
45 426
55,4
100
41 755
52,2
91,9
35 963
46,5
79,2
33 503
45,4
73,8
30 050
43,3
66,2
27 105
42,3
59,7
60 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
20 958
25,6
100
24 853
31,1
118,6
29 248
37,8
139,6
29 609
40,1
141,3
29 830
43,0
142,3
28 418
44,4
135,6
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 60-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
60-Jährige und Ältere..
zusammen ....
34,4
46,1
80,5
32,0
59,5
91,5
33,8
81,3
115,2
32,1
88,4
120,5
31,5
99,3
130,8
31,4
104,8
136,3
Altenquotient mit Altersgrenze 65 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 963
97,5
77 382
94,4
73 868
90,1
69 353
84,6
64 041
78,1
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 355
16,7
85,5
12 170
15,7
77,9
10 757
14,6
68,9
9 473
13,7
60,7
8 518
13,3
54,5
20 bis unter 65 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
49 655
60,6
100
47 659
59,6
96,0
42 180
54,5
84,9
38 108
51,6
76,7
35 014
50,5
70,5
31 346
48,9
63,1
65 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
16 729
20,4
100
18 949
23,7
113,3
23 031
29,8
137,7
25 003
33,8
149,5
24 866
35,9
148,6
24 177
37,8
144,5
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 65-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
65-Jährige und Ältere..
zusammen ....
31,5
33,7
65,1
28,0
39,8
67,8
28,9
54,6
83,5
28,2
65,6
93,8
27,1
71,0
98,1
27,2
77,1
104,3
Altenquotient mit Altersgrenze 67 Jahre
Bevölkerungsstand
1000....
2008 = 100....
82 002
100
79 963
97,5
77 382
94,4
73 868
90,1
69 353
84,6
64 041
78,1
unter 20 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
15 619
19,0
100
13 355
16,7
85,5
12 170
15,7
77,9
10 757
14,6
68,9
9 473
13,7
60,7
8 518
13,3
54,5
20 bis unter 67 Jahre
1000....
%....
2008 = 100....
51 477
62,8
100
49 752
62,2
96,6
44 819
57,9
87,1
39 819
53,9
77,4
36 872
53,2
71,6
32 999
51,5
64,1
67 Jahre und älter
1000....
%....
2008 = 100....
14 906
18,2
100
16 856
21,1
113,1
20 393
26,4
136,8
23 293
31,5
156,3
23 008
33,2
154,4
22 523
35,2
151,1
Jugend-, Alten-, Gesamtquotient
Auf 100 20- bis unter 67-Jährige kommen
unter 20-Jährige..........
67-Jährige und Ältere..
zusammen ....
30,3
29,0
59,3
26,8
33,9
60,7
27,2
45,5
72,7
27,0
58,5
85,5
25,7
62,4
88,1
25,8
68,3
94,1
1) Ab 2020 Schätzwerte der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Seite 42
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 5:
Unter 20-Jährige nach Altersgruppen
- 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung Basis: 31.12.2008
Jahr
(jeweils 31.12.)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Untergrenze ¹)
1 000
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Obergrenze ²)
2008 = 100
1 000
2008 = 100
unter 6-Jährige
2020
2030
2040
2050
2060
3 973
3 619
3 213
3 042
2 868
95,6
87,1
77,3
73,2
69,0
4 008
3 754
3 415
3 281
3 163
96,5
90,4
82,2
79,0
76,1
2 661
2 658
2 399
2 235
2 185
88,5
88,4
79,8
74,4
72,7
4 102
4 076
3 823
3 484
3 350
85,4
84,9
79,6
72,6
69,8
2 937
2 741
2 738
2 480
2 316
80,3
74,9
74,9
67,8
63,3
13 708
13 229
12 375
11 480
11 015
87,8
84,7
79,2
73,5
70,5
6- bis unter 10-Jährige
2020
2030
2040
2050
2060
2 648
2 594
2 272
2 080
2 000
88,1
86,3
75,6
69,2
66,5
10- bis unter 16-Jährige
2020
2030
2040
2050
2060
4 084
4 013
3 660
3 254
3 084
85,1
83,6
76,2
67,8
64,2
16- bis unter 20-Jährige
2020
2030
2040
2050
2060
2 919
2 701
2 647
2 325
2 134
79,8
73,8
72,4
63,6
58,3
Insgesamt
2020
2030
2040
2050
2060
13 624
12 927
11 791
10 701
10 085
87,2
82,8
75,5
68,5
64,6
1) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 100 000 Personen/Jahr.
2) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 200 000 Personen/Jahr.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 43
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 6:
Bevölkerung im Erwerbsalter von 20 bis unter 65 Jahren
- 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung Basis: 31.12.2008
Jahr
(jeweils 31.12.)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Untergrenze ¹)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Obergrenze ²)
1 000
1 000
%³)
2008 = 100
%³)
2008 = 100
im Alter von 20 bis unter 30 Jahren
2020
2030
2040
2050
2060
8 549
7 473
7 188
6 784
6 059
17,9
17,7
18,8
19,0
18,6
86,5
75,6
72,7
68,6
61,3
8 699
7 776
7 559
7 306
6 711
18,1
17,9
18,7
18,9
18,5
88,0
78,7
76,5
73,9
67,9
41,7
45,4
44,1
43,2
44,9
82,7
81,3
73,6
69,0
67,1
19 298
15 975
15 087
14 660
13 233
40,2
36,8
37,3
37,9
36,5
124,4
103,0
97,3
94,5
85,3
48 062
43 465
40 495
38 704
36 230
100
100
100
100
100
96,8
87,5
81,6
77,9
73,0
im Alter von 30 bis unter 50 Jahren
2020
2030
2040
2050
2060
19 842
18 932
16 591
15 260
14 588
41,7
44,9
43,3
42,7
44,8
81,8
78,0
68,4
62,9
60,1
20 066
19 714
17 849
16 738
16 285
im Alter von 50 bis unter 65 Jahren
2020
2030
2040
2050
2060
19 245
15 743
14 549
13 678
11 944
40,4
37,4
38,0
38,3
36,6
124,1
101,5
93,8
88,2
77,0
Insgesamt
2020
2030
2040
2050
2060
47 636
42 149
38 329
35 722
32 591
100
100
100
100
100
95,9
84,9
77,2
71,9
65,6
1) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 100 000 Personen/Jahr.
2) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 200 000 Personen/Jahr.
3) Anteil an der Bevölkerung im Erwerbsalter.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Seite 44
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 7:
65- bis unter 80-Jährige sowie 80-Jährige und Ältere
- 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung Basis: 31.12.2008
Jahr
(jeweils 31.12.)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Untergrenze ¹)
1 000
2008 = 100
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Obergrenze ²)
1 000
2008 = 100
65- bis unter 80-Jährige
2020
2030
2040
2050
2060
12 646
15 857
15 600
12 766
12 925
99,8
125,2
123,1
100,8
102,0
12 656
15 902
15 754
13 134
13 651
99,9
125,5
124,4
103,7
107,8
6 012
6 429
8 133
10 291
9 225
148,0
158,3
200,3
253,4
227,1
80-Jährige und Ältere
2020
2030
2040
2050
2060
6 008
6 417
8 109
10 223
9 050
147,9
158,0
199,7
251,7
222,8
65-Jährige und Ältere insgesamt
2020
2030
2040
2050
2060
18 654
22 275
23 709
22 989
21 975
111,5
133,2
141,7
137,4
131,4
18 668
22 331
23 887
23 425
22 876
111,6
133,5
142,8
140,0
136,7
1) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 100 000 Personen/Jahr.
2) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 200 000 Personen/Jahr.
Differenzen in den Summen sind rundungsbedingt.
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 45
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Tabelle 8:
Entwicklung der Bevölkerung in Deutschland von 2009 bis 2060
- 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung -
Jahr
(jeweils 31.12.)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Untergrenze ¹)
Variante
"mittlere" Bevölkerung, Obergrenze ²)
1 000
2008 = 100
1 000
2008 = 100
2009
81 735
99,7
81 735
99,7
2010
81 545
99,4
81 545
99,4
2011
81 374
99,2
81 374
99,2
2012
81 212
99,0
81 232
99,1
2013
81 060
98,9
81 101
98,9
2014
80 920
98,7
80 982
98,8
2015
80 772
98,5
80 875
98,6
2016
80 616
98,3
80 781
98,5
2017
80 453
98,1
80 690
98,4
2018
80 282
97,9
80 603
98,3
2019
80 102
97,7
80 519
98,2
2020
79 914
97,5
80 437
98,1
2021
79 715
97,2
80 346
98,0
2022
79 503
97,0
80 244
97,9
2023
79 279
96,7
80 131
97,7
2024
79 041
96,4
80 007
97,6
2025
78 790
96,1
79 870
97,4
2026
78 526
95,8
79 722
97,2
2027
78 249
95,4
79 562
97,0
2028
77 959
95,1
79 392
96,8
2029
77 659
94,7
79 213
96,6
2030
77 350
94,3
79 025
96,4
2031
77 032
93,9
78 830
96,1
2032
76 706
93,5
78 627
95,9
2033
76 373
93,1
78 418
95,6
2034
76 033
92,7
78 203
95,4
2035
75 686
92,3
77 981
95,1
2036
75 331
91,9
77 753
94,8
2037
74 969
91,4
77 517
94,5
2038
74 598
91,0
77 273
94,2
2039
74 219
90,5
77 020
93,9
2040
73 829
90,0
76 757
93,6
2041
73 430
89,5
76 484
93,3
2042
73 020
89,0
76 201
92,9
2043
72 599
88,5
75 907
92,6
2044
72 169
88,0
75 604
92,2
2045
71 729
87,5
75 291
91,8
2046
71 280
86,9
74 969
91,4
2047
70 823
86,4
74 639
91,0
2048
70 359
85,8
74 301
90,6
2049
69 888
85,2
73 957
90,2
2050
69 412
84,6
73 608
89,8
2051
68 931
84,1
73 255
89,3
2052
68 448
83,5
72 899
88,9
2053
67 963
82,9
72 541
88,5
2054
67 478
82,3
72 183
88,0
2055
66 994
81,7
71 827
87,6
2056
66 513
81,1
71 473
87,2
2057
66 037
80,5
71 125
86,7
2058
65 567
80,0
70 782
86,3
2059
65 105
79,4
70 447
85,9
2060
64 651
78,8
70 120
85,5
1) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 100 000 Personen/Jahr.
2) Annähernd konstante Geburtenhäufigkeit, Basisannahme zur Lebenserwartung, Wanderungssaldo 200 000 Personen/Jahr.
Seite 46
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Glossar
Anhang C
Altenquotient
Der Altenquotient bildet das Verhältnis der Personen im Rentenalter (z. B. 65 Jahre und
älter) zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (z. B. von 20 bis unter 65 Jahren) ab.
Altersspezifische Geburtenziffer
Die Geburtenhäufigkeit kann für jedes Alter der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren
ermittelt werden. Dabei werden die während eines Kalenderjahres geborenen Kinder
von Müttern eines bestimmten Alters auf alle Frauen dieses Alters bezogen. Die so berechneten altersspezifischen Geburtenziffern zeigen, wie viele Kinder durchschnittlich
von Frauen eines bestimmten Alters geboren werden.
Endgültige/Erreichte Kinderzahl
Die endgültige/erreichte Kinderzahl einer Frauenkohorte zeigt, wie viele Kinder die
Frauen eines Geburtsjahrgangs im Laufe ihres Lebens durchschnittlich geboren haben. Für die Frauenjahrgänge, die ihr 50. Lebensjahr erreicht haben, wird diese auch
als endgültige Kinderzahl bezeichnet. Diese Geburtenziffer wird hier als Summe der
altersspezifischen Geburtenziffern (Quelle: Geburtenstatistik) berechnet, die in den
Jahren nachgewiesen wurden, in denen der entsprechende Jahrgang die Altersstufen
von 15 bis 49 Jahren durchschritt.
Jugendquotient
Der Jugendquotient bildet hier das Verhältnis der Personen im Alter von 0 bis 19 Jahren
zu 100 Personen im erwerbsfähigen Alter (z. B. von 20 bis unter 65 Jahren) ab.
Geburtendefizit
Die Zahl der Geborenen ist geringer als die Zahl der Gestorbenen.
Generatives Verhalten
Das Verhalten der Bevölkerung, das auf die Zahl der Kinder Einfluss nimmt. Dieses
äußert sich zum Beispiel im Zeitpunkt der Familiengründung, der Kinderzahl sowie im
zeitlichen Abstand, der zwischen den Geburten liegt.
Kinderlosigkeit
Der Anteil der Frauen ohne Kinder an den Frauen der entsprechenden Gruppe. Für die
Frauen im Alter von 50 Jahren und älter, die in der Regel keine Kinder mehr bekommen, ist die Kinderlosigkeit endgültig. Für die jüngeren Altersgruppen kann sich der
Kinderlosenanteil noch ändern und ist deshalb als Momentaufnahme zu verstehen.
Kohorte
Eine Kohorte besteht aus Personen, die im gleichen Jahr geboren wurden.
Lebenserwartung
Die durchschnittliche Zahl von weiteren Jahren, die ein Mensch in einem bestimmten
Alter nach den zum aktuellen Zeitpunkt geltenden Sterblichkeitsverhältnissen voraussichtlich noch leben könnte. Sie wird mit Hilfe der Sterbetafel des Statistischen
Bundesamtes ermittelt, in die die aktuellen Wahrscheinlichkeiten für die einzelnen
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 47
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Altersjahre, im jeweiligen Alter zu sterben, eingehen. Es handelt sich um eine hypothetische Kennziffer, da sich die Sterbeverhältnisse im Laufe des weiteren Lebens ändern
können. Die Lebenserwartung wird untergliedert nach Geschlecht ausgewiesen.
Es wird von der durchschnittlichen Lebenserwartung bei Geburt (also im Alter von 0
Jahren) und von der ferneren Lebenserwartung, z.B. im Alter von 60 bzw. 65 Jahren
gesprochen. Die Summe aus erreichtem Alter und fernerer Lebenserwartung bzw. die
insgesamt zu erwartenden Lebensjahre erhöhen sich mit zunehmendem Alter. So hat
heute ein einjähriges Kind eine höhere Lebenserwartung als ein gerade geborenes,
weil es die Risiken, in den ersten Monaten seines Lebens zu sterben, überwunden hat.
Damit hat es höhere Chancen, auch die weiteren Lebensalter zu erreichen.
Natürliche Bevölkerungsbilanz
Saldo der Geborenen und Gestorbenen.
Sockelwanderung
Sockelwanderung setzt eine bestimmte Zahl an Fortzügen ins Ausland voraus. Für einen ausgeglichenen bzw. positiven Wanderungssaldo wird folglich die gleiche bzw.
eine höhere Zahl an Zuzügen benötigt. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen,
dass nach Deutschland zuziehende Ausländerinnen und Ausländer jünger sind als die
fortziehenden und sich auch bei einem ausgeglichenen Saldo ein gewisser „Verjüngungseffekt“ ergibt.
Sterblichkeit
Sterblichkeit ist eine der beiden Hauptbestandteile der natürlichen Bevölkerungsbewegung. Unter Sterblichkeit wird hier die Zahl der Sterbefälle während eines Zeitraums
bezogen auf die Bevölkerung verstanden. Dabei können die Sterbefälle insgesamt
oder untergliedert nach Alter oder Geschlecht im Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungsgruppe betrachtet werden.
Wanderungssaldo
Die Differenz zwischen den Zuzügen nach Deutschland und den Fortzügen ins Ausland.
Wanderungsüberschuss
Wanderungsüberschuss (ein positiver Wanderungssaldo, Nettozuwanderung) entsteht, wenn die Zuzüge die Fortzüge zahlenmäßig überwiegen.
Zusammengefasste Geburtenziffer
Die zusammengefasste Geburtenziffer gibt die durchschnittliche Kinderzahl an, die
eine Frau im Laufe ihres Lebens hätte, wenn die Verhältnisse des betrachteten Jahres
von ihrem 15. bis zu ihrem 49. Lebensjahr gelten würden. Diese Kennziffer hat einen
hypothetischen Charakter, da sie die Geburtenhäufigkeit nicht einer konkreten, sondern einer modellierten Frauengeneration abbildet. Ihr Vorteil besteht jedoch darin,
dass sie zeitnah verfügbar ist und das Geburtenniveau unabhängig von der jeweiligen
Altersstruktur der Bevölkerung misst. Sie wird berechnet, indem die altersspezifischen
Geburtenhäufigkeiten des beobachteten Jahres für die Frauen im Alter von 15 bis 49
Jahren addiert werden.
Seite 48
Statistisches Bundesamt 2009
Bevölkerung Deutschlands bis 2060
Animierte Alterspyramide im Internet
Anhang D
Mit unseren animierten Bevölkerungspyramiden können Sie sich komplexe Zusammenhänge der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung interaktiv darstellen lassen. Die Bevölkerungsentwicklung kann von 1950 bis heute sowie für die kommenden
fünf Jahrzehnte nachvollzogen werden. Die Zukunftsszenarien nach vier ausgewählten
Varianten der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung können – unter Berücksichtigung der getroffenen Annahmen – untereinander verglichen werden.
Die interaktive Bevölkerungspyramide bietet neben der animierten Darstellung eine
Fülle an statistischen Informationen:
- Anzahl der Frauen und Männer nach einzelnen Jahrgängen
- Stärke der selbst gewählten Altersgruppen in Millionen Personen und in Prozent
- Altenquotient: Zahl der Personen im Rentenalter pro 100 Personen im
Erwerbsalter.
Sowohl der Zeitraum als auch die Aufteilung nach Altersgruppen können gezielt gesteuert werden.
Die Darstellung ist in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch abrufbar.
www.destatis.de/bevoelkerungspyramide
Statistisches Bundesamt 2009
Seite 49
Unser Presseservice
>>
>>
>>
>>
>>
Die Pressestelle des Statistischen Bundesamtes veröffentlicht die neuesten statistischen
Ergebnisse in jährlich rund 550 Pressemitteilungen. Über unseren Presseverteiler können Sie sich diese per Mail schicken lassen.
Für Ihre Planung können Sie unseren Wochenkalender mit Vorschau auf die Pressemitteilungen der Folgewoche nutzen, außerdem bieten wir einen Jahresveröffentlichungskalender mit den wichtigsten Wirtschaftsindikatoren.
Zu den wichtigen Themen veranstalten wir Pressekonferenzen und stellen direkt im Anschluss umfassende Materialien im Internet zur Verfügung.
Ihre Anfragen werden schnellstmöglich beantwortet oder an die jeweiligen Experten
weitergeleitet. Für Interviews vermitteln wir Ihnen fachkundige Gesprächspartner.
Abonnieren Sie unseren Newsletter: Entweder für alle Presseveröffentlichungen des
Statistischen Bundesamtes oder zu bestimmten Themenbereichen.
Im Internet finden Sie Ansprechpartner, aktuelle Meldungen und ein Archiv, in dem Sie nach
Thema oder Veröffentlichungsdatum recherchieren können. Gerne helfen wir Ihnen auch per Mail,
Telefon oder Fax weiter.
www.destatis.de (Bereich Presse)
[email protected]
Telefon: +49 (0) 611 / 75 34 44 (montags bis donnerstags von 8 bis 17, freitags von 8 bis 15 Uhr)
Telefax: +49 (0) 611 / 75 39 76
Allgemeine Informationen
über das Statistische Bundesamt und sein Datenangebot erhalten Sie im Internet unter
www.destatis.de oder über unseren Informationsservice:
www.destatis.de/kontakt
Telefon:+49 (0) 611 / 75 24 05
Telefax:+49 (0) 611 / 75 33 30
Publikationen online
über unseren Publikationsservice: www.destatis.de/publikationen
über unsere Datenbank GENESIS-Online: www.destatis.de/genesis
Informationen zum Thema Bevölkerung Deutschlands
Weitere umfangreiche Informationen zum Thema Bevölkerung Deutschlands finden Sie
in unserem Internetangebot: www.destatis.de -> Bevölkerung
Bei Fragen zum Inhalt der Broschüre oder zum Thema Bevölkerung Deutschlands
wenden Sie sich bitte an:
Telefon: +49 (0) 611 / 75 48 66
Telefax: +49 (0) 611 / 75 30 69
E-Mail: [email protected]
Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, November 2009
E_U4_Bevoelkerung_09.indd 1
03.11.2009 10:16:12
Wanderungen
= Diese Zahlen von Stala eingeben: http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/home.asp?R=GE416050&H=BevoelkGebiet&U=04&T=99045020
Zugezogene über die Gemeindegrenze 1987 bis 2010 nach Altersgruppen
Albstadt
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Insgesamt Zuzüge
unter 1
1 bis unter 5
5 bis unter 6
6 bis unter 10
10 bis unter 15
15 bis unter 18
18 bis unter 20
20 bis unter 21
21 bis unter 25
25 bis unter 30
30 bis unter 35
35 bis unter 40
40 bis unter 45
45 bis unter 50
50 bis unter 55
55 bis unter 60
60 bis unter 65
65 bis unter 70
70 bis unter 75
75 und mehr
2172 2122 2201 2108 1986 1995 1885 2140 2040 2085 2089 2281
11
19
14
16
12
18
11
19
19
11
12
14
116 106 103 102 124 104
73
89
83 100
64
74
30
20
24
22
21
16
14
16
11
18
13
17
77
84
50
72
72
57
50
64
54
28
33
45
102
87
87
72
74
60
53
85
54
66
36
72
59
59
69
55
40
51
43
53
43
56
35
38
105 103 101 107
79
73
88
92
82
93
93 116
70
56
72
69
68
58
59
70
91
64 104
98
318 315 395 373 359 346 344 357 351 378 403 481
311 311 324 317 281 307 306 365 381 350 373 362
258 285 239 241 232 216 209 224 228 190 209 233
209 183 186 170 180 184 161 169 166 156 153 151
148 122 166 136 129 153 138 164 126 161 143 164
101 109 108 111
79 102
89 114 118 138 131 144
59
78
73
59
66
71
68
68
74
93
83
83
50
44
37
42
49
46
47
52
43
52
64
54
45
45
38
40
34
39
37
38
38
44
45
29
19
22
34
29
32
35
33
38
22
24
28
26
26
30
32
24
15
21
18
18
22
26
21
21
58
44
49
51
40
38
44
45
34
37
46
59
Altersstruktur der Zuzüge in 3 Altersgruppen
Mittelwerte
12 Jahre 5 Jahre 3 Jahre
2092
2127
2152
15
15
12
95
82
79
19
15
16
57
45
35
71
63
58
50
45
43
94
95
101
73
85
89
368
394
421
332
366
362
230
217
211
172
159
153
146
152
156
112
129
138
73
80
86
48
53
57
39
39
39
29
28
26
23
22
23
45
44
47
3 Altersgruppen
0 - 20
474
21 - 64
1522
65 - 100
97
445
1589
93
GR
1
4
1
4
5
3
2
1
4
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
26
101
%
100
0,57
3,69
0,74
1,64
2,7
2
4,68
4,12
19,6
16,8
9,79
7,13
7,25
6,4
4,01
2,63
1,83
1,21
1,05
2,2
100
Mittelwert Zuzüge letzte 10 Jahre nach Altersgruppen
Insgesamt Zuzüge
75 und mehr
70 bis unter 75
65 bis unter 70
60 bis unter 65
55 bis unter 60
50 bis unter 55
45 bis unter 50
40 bis unter 45
35 bis unter 40
30 bis unter 35
25 bis unter 30
21 bis unter 25
20 bis unter 21
18 bis unter 20
15 bis unter 18
10 bis unter 15
6 bis unter 10
5 bis unter 6
1 bis unter 5
unter 1
2500
2172
2000
1500
1000
500
0
47
23
26
39
57
86
138
156
153
211
362
421
89
101
43
58
35
16
79
12
0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
50
100
150
200
250
300
350
400
450
433
1622
96
Fortgezogene über die Gemeindegrenze 1987 bis 2010 nach Altersgruppen
Albstadt
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Insgesamt Fortzüge
unter 1
1 bis unter 5
5 bis unter 6
6 bis unter 10
10 bis unter 15
15 bis unter 18
18 bis unter 20
20 bis unter 21
21 bis unter 25
25 bis unter 30
30 bis unter 35
35 bis unter 40
40 bis unter 45
45 bis unter 50
50 bis unter 55
55 bis unter 60
60 bis unter 65
65 bis unter 70
70 bis unter 75
75 und mehr
2375 2423 2175 2281 2114 2055 2219 2225 2251 2195 2201 2312
16
17
17
19
12
9
17
12
8
10
9
11
136 116
99 102 112
79
99
90
87
69
85
82
15
22
22
24
17
21
15
18
11
14
5
17
84
79
76
83
78
66
57
46
45
40
51
32
96
90
66
90
68
61
56
65
66
73
60
54
52
63
49
50
38
42
47
57
59
45
48
43
84
93
88
70
61
79
95 101
74
87
79
69
51
68
47
57
64
68
58
59
82
65 103
81
311 329 305 354 348 321 350 340 402 398 387 453
369 387 307 346 359 342 420 458 409 414 391 476
345 303 282 267 231 224 270 221 237 229 224 263
233 221 206 220 186 174 198 178 164 148 166 166
149 152 127 158 137 145 152 152 141 137 145 149
90 119 100
97
94
95
84 117 120 119 130 137
65
76
92
72
62
78
69
79
79 106
71
74
42
42
34
50
47
53
47
59
69
44
54
50
67
62
68
48
49
37
35
52
45
39
44
33
42
48
44
34
45
44
44
42
43
37
28
31
30
34
27
37
29
28
38
18
37
22
40
33
98 102 119 103
77
89
68
61
73
99
81
58
Altersstruktur der Fortzüge in 3 Altersgruppen
Mittelwerte
12 Jahre 5 Jahre 3 Jahre
2236
2237
2236
13
10
10
96
83
79
17
13
12
61
43
41
70
64
62
49
50
45
82
82
78
67
78
83
358
396
413
390
430
427
258
235
239
188
164
160
145
145
144
109
125
129
77
82
84
49
55
49
48
43
39
40
36
32
31
30
32
86
74
79
3 Altersgruppen
0 - 20
456
21 - 64
1623
65 - 100
157
422
1674
141
Mittelwert Fortzüge der letzten 10 Jahre nach Altersgruppen
Insgesamt Fortzüge
75 und mehr
70 bis unter 75
65 bis unter 70
60 bis unter 65
55 bis unter 60
50 bis unter 55
45 bis unter 50
40 bis unter 45
35 bis unter 40
30 bis unter 35
25 bis unter 30
21 bis unter 25
20 bis unter 21
18 bis unter 20
15 bis unter 18
10 bis unter 15
6 bis unter 10
5 bis unter 6
1 bis unter 5
unter 1
2500
2400
2375
2300
2200
2100
2000
1900
1800
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
79
32
32
39
49
84
129
144
160
239
427
413
83
78
45
62
41
12
79
10
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
411
1682
143
Wanderungssaldo über die Gemeindegrenze 1987 bis 2010 nach Altersgruppen
Saldo
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Insgesamt Saldo
unter 1
1 bis unter 5
5 bis unter 6
6 bis unter 10
10 bis unter 15
15 bis unter 18
18 bis unter 20
20 bis unter 21
21 bis unter 25
25 bis unter 30
30 bis unter 35
35 bis unter 40
40 bis unter 45
45 bis unter 50
50 bis unter 55
55 bis unter 60
60 bis unter 65
65 bis unter 70
70 bis unter 75
75 und mehr
-203 -301
-5
2
-20 -10
15
-2
-7
5
6
-3
7
-4
21
10
19 -12
7 -14
-58 -76
-87 -18
-24 -38
-1 -30
11 -10
-6
2
8
2
-22 -17
-23 -26
-4
-4
-40 -58
positive Werte =
negative Werte =
26 -173 -128
-3
-3
0
4
0
12
2
-2
4
-26 -11
-6
21 -18
6
20
5
2
13
37
18
25
12
4
90
19
11
17 -29 -78
-43 -26
1
-20 -50
-6
39 -22
-8
8
14 -15
-19 -13
4
3
-8
2
-30
-8 -15
-10
-5 -13
5 -13 -14
-70 -52 -37
-60 -334
9
-6
25 -26
-5
-1
-9
-7
-1
-3
9
-4
-6
-7
-10
1
25
-6
-35 -114
-8 -61
10 -37
8 -14
7
5
-7
-1
-7
0
2
2
-9 -11
-7 -20
-51 -24
-85 -211 -110 -112 -31
7
11
1
3
3
-1
-4
31 -21
-8
-2
0
4
8
0
18
9 -12 -18
13
20 -12
-7 -24
18
-4 -16
11 -13
-5
-9
8
6
14
47
11
9
-1
1
17
17 -51 -20
16
28
-93 -28 -64 -18 -114
3
-9 -39 -15 -30
-9
2
8 -13 -15
12 -15
24
-2
15
-3
-2
19
1
7
-11
-5 -13
12
9
-7 -26
8
10
4
-14
-7
5
1
-4
-4 -21 -13
0
-5
0 -15
4 -19 -12
-16 -39 -62 -35
1
Altersstruktur des Wanderungssaldos in 3 Altersgruppen
Mittelwerte
12 Jahre 5 Jahre 3 Jahre
-144
-110
-84
2
5
2
-2
-1
1
2
2
4
-4
2
-6
0
-1
-4
1
-5
-2
13
13
22
6
7
6
10
-2
8
-58
-63
-65
-28
-18
-28
-16
-5
-7
1
7
12
4
4
9
-4
-2
3
-1
-2
7
-9
-4
1
-12
-9
-6
-8
-8
-9
-40
-30
-32
3 Altersgruppen
0 - 20
18
23
Grup %
1
4
1
4
5
3
2
1
4
5
5
5
5
5
5
5
5
5
5
26
101
100
-2,77
-0,79
-4,74
6,72
5,14
2,77
-26,5
-6,72
-9,49
77,5
33,2
7,91
-14,6
-10,7
-3,16
-8,7
-0,79
7,11
10,7
37,9
100
Mittelwert Saldo letzte 10 Jahre nach Altersgruppen
Insgesamt Saldo
50
75 und mehr
70 bis unter 75
65 bis unter 70
60 bis unter 65
55 bis unter 60
50 bis unter 55
45 bis unter 50
40 bis unter 45
35 bis unter 40
30 bis unter 35
25 bis unter 30 -65
21 bis unter 25
20 bis unter 21
18 bis unter 20
15 bis unter 18
10 bis unter 15
6 bis unter 10
5 bis unter 6
1 bis unter 5
unter 1
0
-50
-100
-150
-200
-203
-250
-300
-350
-400
2000
23
3000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
-70
-32
-9
-6
1
7
3
9
12
-7
-28
8
6
22
-2
-4
-6
4
1
2
-60
-50
-40
-30
-20
-10
0
10
20
30
Szenario 1:
Bis 2016: 0
0 Szenario (Eigenentwicklung)
Ab 2017: 0
Albstadt
Bevölkerungsentwicklung bis 2030
2012
44.806
22.868
21.938
381
Gesamt
Männlich
Weiblich
Geburten
2013
44.687
22.800
21.887
382
2014
44.555
22.726
21.829
384
2015
44.408
22.645
21.763
389
2016
44.251
22.559
21.692
390
2017
44.083
22.468
21.615
392
2018
43.896
22.363
21.533
392
2019
43.697
22.254
21.444
394
2020
43.492
22.141
21.351
394
2021
43.280
22.026
21.254
391
2022
43.057
21.907
21.150
388
2023
42.825
21.784
21.041
383
2024
42.584
21.657
20.926
379
2025
42.337
21.529
20.808
373
2026
42.078
21.395
20.683
364
2027
41.807
21.254
20.553
356
2028
41.531
21.112
20.418
349
2029
41.248
20.968
20.279
339
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Geburten
50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
46.000
45.000
44.000
43.000
42.000
41.000
40.000
2030
40.953
20.818
20.135
331
400
380
360
340
320
300
280
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
39.000
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
Differenz 2012 zu 2030
EW Zuwachs/Abnahme
44.806
40.953
-3.853 Personen Abnahme
2012
2030
Altersstrukturstruktur 2012 zu 2030 gesamt
2012
344
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
434
436
460
520
510
608
602
626
674
717
782
747
762
802
769
739
717
654
643
658
639
606
581
587
632
603
534
572
509
506
424
392
466
498
429
630
651
666
569
590
525
529
495
369
380
382
346
335
319
259
231
222
180
133
139
115
90
71
60
50
35
9
8
5
2
1
44806
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
Gesamt
2013
380
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
434
436
460
520
510
607
601
625
673
716
781
746
761
800
767
737
715
652
641
655
636
603
578
584
628
599
530
568
505
501
420
388
461
492
423
620
640
653
557
576
511
513
478
355
363
363
327
314
297
239
210
200
159
116
120
98
77
61
51
42
30
7
7
4
2
44687
2014
381
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
433
435
459
519
509
607
601
625
672
715
779
744
759
798
765
735
712
649
638
653
633
600
575
580
624
595
526
563
500
496
415
383
455
485
417
610
627
639
543
560
496
495
460
340
345
343
307
292
274
217
189
177
139
100
102
84
66
52
44
36
25
6
5
3
44555
2015
383
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
528
528
536
553
571
585
530
517
512
492
495
517
465
479
400
419
441
433
435
459
519
509
606
600
624
671
714
778
743
757
796
763
732
710
647
635
650
630
597
571
576
619
590
521
558
495
491
410
378
449
477
410
598
614
624
528
543
479
476
440
324
325
322
286
269
249
195
167
154
120
86
87
71
56
44
37
31
22
5
5
44408
2016
387
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
481
497
528
528
536
553
571
585
530
517
512
492
495
517
465
479
400
419
441
433
435
459
518
508
606
599
623
670
712
776
741
755
794
760
730
707
644
633
647
627
593
568
572
614
585
517
552
490
485
405
373
442
469
402
586
599
607
512
525
461
456
418
306
305
299
263
245
224
172
146
133
103
73
74
60
47
38
32
26
18
4
44251
2017
389
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
458
454
481
497
528
528
536
553
571
585
530
517
512
492
495
517
465
479
400
419
441
433
434
458
518
508
605
598
622
669
711
774
739
753
791
757
727
704
641
629
643
623
589
563
567
609
580
511
546
484
478
399
367
434
459
393
572
582
588
494
505
441
433
395
287
283
275
239
219
198
150
125
114
87
62
63
51
40
32
27
22
16
44083
2018
391
388
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
456
458
454
481
497
528
528
536
553
571
585
530
517
512
492
495
516
465
478
400
418
440
432
434
458
517
507
604
597
620
667
709
772
737
750
788
754
724
701
638
626
639
619
585
559
563
603
574
506
540
478
472
392
361
426
449
384
556
564
568
475
483
420
409
370
267
260
250
215
194
173
129
107
97
74
53
53
43
34
27
23
19
43896
2019
391
390
387
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
420
456
458
454
481
497
528
528
536
552
570
584
529
517
511
491
494
516
464
478
399
418
440
432
434
457
516
506
603
596
619
666
707
770
734
747
785
751
720
697
635
622
635
614
580
554
557
597
568
500
533
471
464
385
354
417
438
374
540
545
545
454
459
397
384
344
246
236
224
190
169
149
111
91
83
63
45
45
36
29
23
19
43697
2020
393
390
390
387
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
364
420
456
458
454
481
497
527
527
535
552
570
584
529
516
511
491
494
516
464
478
399
418
440
431
433
456
516
505
602
595
618
664
705
767
731
744
782
748
717
693
631
618
630
609
575
549
552
591
562
493
525
464
456
378
347
407
426
363
521
523
521
431
434
372
356
317
224
211
198
166
146
128
94
78
70
53
38
38
31
25
20
43492
2021
393
391
390
389
387
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
369
397
364
420
456
458
454
481
496
527
527
535
552
570
584
529
516
511
491
494
516
464
477
399
417
439
431
432
456
515
504
600
593
616
662
703
765
729
741
778
744
713
689
626
613
625
604
570
544
546
584
555
487
517
456
447
370
338
396
413
350
501
500
496
407
407
346
328
288
201
186
173
143
124
109
80
66
59
45
32
32
26
21
43280
2022
390
392
391
389
389
387
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
377
368
397
364
420
456
458
453
480
496
527
527
535
552
570
583
529
516
511
491
493
515
463
477
398
417
439
430
432
455
514
503
599
592
614
660
700
762
726
738
774
740
708
684
622
608
620
598
564
538
539
576
547
479
508
448
437
360
329
384
399
337
480
475
468
381
378
319
298
258
178
162
149
122
106
93
68
55
50
38
27
27
22
43057
2023
387
389
392
391
389
389
387
386
382
380
378
343
299
335
327
348
374
350
329
376
368
397
364
420
456
457
453
480
496
527
527
535
552
569
583
528
515
510
490
493
515
463
477
398
416
438
430
431
454
513
502
597
590
612
657
697
758
722
734
770
735
704
679
617
603
614
592
558
532
532
568
539
471
499
438
427
350
319
371
383
322
456
449
438
354
348
290
267
228
155
139
127
104
90
78
57
47
42
32
23
23
42825
2024
382
385
388
392
391
389
389
387
386
382
380
378
342
299
335
327
348
374
349
328
376
368
397
364
420
455
457
453
480
496
527
527
534
551
569
583
528
515
510
490
493
514
462
476
397
416
437
429
430
453
511
501
595
588
610
655
694
755
719
730
765
730
699
674
612
597
608
586
552
525
525
559
530
462
488
428
415
339
308
357
366
307
431
420
407
326
316
260
236
199
134
119
108
88
76
66
48
39
36
27
19
42584
2025
377
381
385
388
392
391
389
389
387
386
382
380
378
342
299
335
327
348
373
349
328
376
368
397
364
420
455
457
453
480
496
526
526
534
551
569
582
528
515
510
490
492
514
462
475
397
415
437
428
429
452
510
499
593
585
608
652
691
751
715
725
760
725
693
668
606
591
602
579
545
517
516
550
520
452
476
416
402
328
296
342
348
290
404
390
374
296
283
230
206
171
115
101
92
75
64
56
40
33
30
23
42337
2026
371
376
381
385
388
392
391
389
389
387
386
382
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
376
368
397
364
419
455
457
453
480
495
526
526
534
551
568
582
527
514
509
489
492
513
461
475
396
414
436
427
428
451
509
497
591
583
605
649
687
747
710
720
754
719
687
662
600
585
595
571
537
510
507
539
509
441
464
404
388
315
284
325
328
272
376
359
340
265
251
201
177
146
98
85
77
63
54
47
34
28
25
42078
2027
363
370
376
381
385
388
392
391
389
389
387
386
382
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
376
368
397
364
419
455
457
453
479
495
526
526
534
550
568
582
527
514
509
489
491
513
461
474
396
414
435
426
427
449
507
496
589
581
602
646
684
742
705
715
748
713
681
655
593
578
587
563
529
501
498
528
497
429
450
390
373
301
270
307
308
252
346
326
305
234
218
173
151
125
83
72
65
53
45
40
29
23
41807
2028
355
362
370
376
381
385
388
392
391
389
389
387
386
382
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
376
368
396
363
419
455
457
452
479
495
526
525
533
550
568
581
527
514
508
488
491
512
460
473
395
413
434
425
426
448
505
494
587
578
599
642
679
737
700
709
741
706
674
648
586
570
579
554
520
491
487
515
484
416
434
375
356
285
255
288
286
232
314
292
269
204
188
148
129
106
70
60
55
45
38
34
24
41531
2029
348
354
362
370
376
380
385
388
392
391
389
389
387
386
381
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
376
367
396
363
419
454
456
452
479
495
525
525
533
550
567
581
526
513
508
488
490
511
459
472
394
412
433
424
424
446
503
492
584
575
596
638
675
732
695
703
734
699
667
640
579
562
570
545
510
481
475
501
469
402
417
359
338
269
239
268
263
211
282
258
234
175
160
126
109
89
59
51
46
38
32
28
41248
2030
338
347
354
362
370
376
380
385
388
391
391
389
389
387
386
381
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
375
367
396
363
419
454
456
452
479
494
525
525
533
549
567
580
526
513
507
487
489
510
458
471
393
411
431
422
423
445
501
490
581
571
592
634
670
726
689
697
727
691
659
632
571
554
561
534
499
469
462
485
453
386
399
341
319
252
222
246
238
190
249
225
201
150
137
107
92
75
50
42
39
32
27
40953
2030
338
347
354
362
370
376
380
385
388
391
391
389
389
387
386
381
379
378
342
298
334
326
347
373
349
328
375
367
396
363
419
454
456
452
479
494
525
525
533
549
567
580
526
513
507
487
489
510
458
471
393
411
431
422
423
445
501
490
581
571
592
634
670
726
689
697
727
691
659
632
571
554
561
534
499
469
462
485
453
386
399
341
319
252
222
246
238
190
249
225
201
150
137
107
92
75
50
42
39
32
27
40953
2012
-344
-299
-335
-327
-348
-374
-350
-329
-377
-369
-398
-365
-421
-457
-459
-455
-482
-498
-529
-529
-537
-554
-572
-586
-531
-518
-513
-493
-496
-518
-466
-480
-401
-420
-442
-434
-436
-460
-520
-510
-608
-602
-626
-674
-717
-782
-747
-762
-802
-769
-739
-717
-654
-643
-658
-639
-606
-581
-587
-632
-603
-534
-572
-509
-506
-424
-392
-466
-498
-429
-630
-651
-666
-569
-590
-525
-529
-495
-369
-380
-382
-346
-335
-319
-259
-231
-222
-180
-133
-139
-115
-90
-71
-60
-50
-35
-9
-8
-5
-2
-1
-44806
DIF
-6
48
19
35
22
2
30
56
11
22
-7
24
-32
-70
-73
-74
-103
-120
-187
-231
-203
-228
-225
-213
-182
-190
-138
-126
-100
-155
-47
-26
55
32
37
60
89
65
13
39
-41
-22
-100
-161
-210
-295
-258
-252
-344
-298
-346
-306
-223
-221
-235
-194
-105
-91
-6
-61
-11
100
98
217
183
273
335
225
161
203
-59
-97
-105
-35
-91
-56
-67
-10
84
6
17
-5
-16
-67
-37
15
16
10
116
86
86
60
66
47
42
40
41
34
34
30
26
-3853
99
96
93
90
87
84
81
78
75
72
69
66
63
60
57
54
51
48
45
42
39
36
33
30
27
24
21
18
15
12
9
6
3
0
-1000
2012
-800
-600
-400
Altersstrukturstruktur in 3 Gruppen
2012
8582
26043
10181
44806
0-20
21-65
66+
GESAMT
2013
8422
26092
10173
44687
2014
8272
26055
10228
44555
2015
8124
26017
10266
44408
2016
8012
25891
10347
44251
2017
7917
25790
10377
44083
2018
7851
25597
10448
43896
2019
7781
25385
10531
43697
2020
7715
25217
10560
43492
2021
7685
25021
10573
43280
2022
7708
24747
10601
43057
2023
7695
24479
10651
42825
2024
7707
24166
10711
42584
2025
7706
23877
10754
42337
2026
7747
23533
10798
42078
2027
7758
23155
10894
41807
2028
7738
22782
11010
41531
2029
7737
22361
11150
41248
2030
7747
21892
11314
40953
2012
8582
26043
10181
44806
2030 DIF
7747
21892
11314
40953
-835
-4151
1133
-3853
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
90
100
84
100
111
100
91
-10
-16
11
-9
-200
2030
0
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
200
400
10181
600
800
1000
11314
66+
26043
21892
21-65
0-20
8582
7747
2012
2030
Altersstrukturstruktur in 5 Gruppen
2014
8272
9897
13351
10229
2807
44555
2015
8124
9901
13252
10276
2854
44408
2016
8012
9935
13101
10217
2987
44251
2017
7917
9977
12903
10165
3121
44083
2018
7851
9994
12675
10157
3220
43896
2019
7781
10007
12437
10127
3345
43697
2020
7715
10040
12195
10112
3430
43492
2021
7685
10057
11925
10043
3569
43280
2022
7708
9939
11676
10059
3675
43057
2023
7695
9868
11394
10119
3749
42825
2024
7707
9717
11137
10359
3663
42584
2025
7706
9595
10831
10583
3621
42337
2026
7747
9429
10561
10789
3551
42078
2027
7758
9265
10328
11032
3424
41807
2028
7738
9119
10069
11283
3321
41531
2029
7737
8935
9887
11414
3275
41248
2030
7747
8676
9801
11497
3232
40953
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
2030 DIF
7747
8676
9801
11497
3232
40953
-835
-1282
-3739
1381
622
-3853
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
90
100
87
100
72
100
114
100
124
100
91
-10
-13
-28
14
24
-9
Altersstrukturstruktur in Nutzergruppen
Krippe
U-3 Betreuung
Ü-3 Betreuung
Grundschule
Weitf. Schulen
Jugendliche
junge Erwachs.
Familiengründ
Erwerbstätige
junge Senioren
Senioren
Hochbetagte
0
1-2
3-5
6-9
10-18
14-21
21-30
25-40
20-65
66-75
76-85
85+
Veränderung des Durchschnittsalters
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2013
380
642
1010
1430
3903
3945
5316
7634
26621
5228
3761
1423
2014
381
721
961
1401
3782
3828
5325
7706
26583
5070
3913
1519
2015
383
758
976
1399
3629
3664
5356
7755
26515
4945
3993
1598
2016
387
762
1020
1383
3523
3532
5359
7845
26373
4801
4151
1658
2017
389
768
1101
1308
3438
3403
5326
7942
26244
4645
4284
1723
2018
391
774
1140
1303
3329
3298
5261
8034
26055
4582
4373
1753
2019
391
777
1148
1354
3235
3171
5188
8117
25841
4729
4288
1761
2020
393
779
1155
1399
3204
3062
5058
8192
25637
4775
4266
1836
2021
393
781
1163
1482
3105
2979
4906
8269
25385
4843
4145
1914
2022
390
783
1166
1525
3079
2906
4717
8241
25145
4998
3950
1972
2023
387
780
1170
1534
3080
2868
4577
8231
24847
5155
3792
2052
2024
382
774
1172
1544
3130
2805
4417
8168
24542
5262
3676
2099
2025
377
766
1171
1551
3162
2734
4265
8091
24206
5348
3590
2190
2026
371
757
1165
1557
3174
2700
4096
7961
23882
5394
3512
2251
2027
363
747
1154
1561
3213
2749
3964
7844
23528
5529
3424
2288
2028
355
732
1142
1560
3276
2779
3883
7694
23130
5625
3410
2207
2029
348
716
1127
1556
3330
2786
3772
7539
22687
5727
3524
2161
2030
338
701
1108
1545
3422
2824
3643
7282
22226
5896
3566
2099
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2030 DIF
338
701
1108
1545
3422
2824
3643
7282
22226
5896
3566
2099
-6
67
59
120
-642
-1219
-1604
-433
-4354
480
-79
748
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
98
100
111
100
106
100
108
100
84
100
70
100
69
100
94
100
84
100
109
100
98
100
155
-2
11
6
8
-16
-30
-31
-6
-16
9
-2
55
100%
50000
90%
45000
80%
40000
70%
81+
60%
61-80
50%
35000
30000
25000
40%
41-60
20000
30%
21-40
15000
20%
0-20
10000
10%
5000
0%
0
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
0-20
21-40
41-60
61-80
81+
GESAMT
2013
8422
9882
13507
10152
2724
44687
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
Szenario 2
Bis 2016: -110
Wanderungssaldo letzte 5 Jahre (-110 P. p.a.)
Ab 2017: -110
Albstadt
Bevölkerungsentwicklung bis 2030
2012
44.806
21.938
22.868
381
Gesamt
Männlich
Weiblich
Geburten
2013
44.577
21.832
22.745
380
2014
44.333
21.718
22.615
380
2015
44.072
21.595
22.477
381
2016
43.798
21.466
22.332
380
2017
43.512
21.330
22.182
379
2018
43.205
21.188
22.017
376
2019
42.883
21.037
21.846
376
2020
42.552
20.882
21.670
374
2021
42.212
20.722
21.491
368
2022
41.860
20.553
21.307
362
2023
41.497
20.378
21.118
355
2024
41.121
20.197
20.924
348
2025
40.739
20.011
20.727
340
2026
40.343
19.819
20.524
330
2027
39.934
19.621
20.314
321
2028
39.518
19.416
20.102
312
2029
39.095
19.208
19.887
301
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Geburten
50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
450
400
350
300
250
200
150
100
50
0
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
46.000
45.000
44.000
43.000
42.000
41.000
40.000
39.000
38.000
37.000
36.000
35.000
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
2030
38.659
18.994
19.666
292
Differenz 2012 zu 2030
EW Zuwachs/Abnahme
44.806
38.659
-6.147 Personen Abnahme
2012
2030
Altersstrukturstruktur 2012 zu 2030 gesamt
2012
344
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
434
436
460
520
510
608
602
626
674
717
782
747
762
802
769
739
717
654
643
658
639
606
581
587
632
603
534
572
509
506
424
392
466
498
429
630
651
666
569
590
525
529
495
369
380
382
346
335
319
259
231
222
180
133
139
115
90
71
60
50
35
9
8
5
2
1
44806
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
Gesamt
2013
379
342
298
334
326
347
374
350
329
377
368
397
364
420
456
458
454
481
495
526
524
531
548
566
580
527
514
509
489
492
516
464
478
399
418
440
432
434
458
518
508
606
600
624
672
715
779
744
759
799
766
736
714
651
640
655
636
603
578
583
628
599
530
567
504
501
419
388
460
491
423
620
639
653
556
576
511
513
478
355
363
363
327
314
297
238
210
199
159
116
120
98
77
61
51
42
30
7
7
4
2
44577
2014
378
377
341
297
333
325
347
373
349
328
376
368
397
364
420
456
457
453
478
493
522
519
526
543
561
576
523
510
505
485
490
513
461
475
396
416
438
430
432
456
516
506
604
598
621
669
712
777
741
756
796
763
733
711
648
637
652
632
599
574
579
623
594
525
562
499
496
414
383
454
484
416
609
627
639
543
560
496
495
460
340
345
343
307
292
274
217
189
177
139
100
102
84
65
52
43
36
25
6
5
3
44333
2015
378
376
376
340
296
332
325
346
373
349
327
375
367
396
363
419
455
457
451
476
488
516
513
520
537
557
573
519
506
501
483
487
511
459
473
394
414
437
429
430
454
514
504
601
595
619
667
709
774
738
753
793
760
730
707
645
633
648
628
595
570
575
618
589
520
556
494
490
409
378
448
476
409
598
613
623
528
543
479
476
440
324
325
321
285
269
249
195
167
154
120
86
87
71
56
44
37
30
21
5
4
44072
2016
379
376
375
375
339
295
332
324
346
372
348
327
375
367
395
362
418
454
454
448
471
482
510
508
515
533
553
569
515
502
499
480
485
508
456
471
393
412
435
427
429
452
512
502
599
593
617
664
707
771
736
750
790
757
726
704
641
630
644
624
591
566
570
613
584
515
551
489
484
403
372
441
468
401
585
598
606
511
525
461
455
418
306
304
299
263
244
224
172
145
133
102
73
74
60
47
37
31
26
18
4
43798
2017
378
377
374
374
373
338
294
331
324
345
371
347
326
374
366
395
362
417
451
451
443
465
477
505
502
511
529
549
565
511
500
497
478
483
506
455
469
391
410
433
425
427
450
510
500
597
591
614
662
704
768
733
747
786
753
723
700
638
626
640
620
587
561
565
607
578
510
544
483
477
397
366
433
458
392
571
581
587
494
504
441
433
395
287
282
275
239
219
198
150
125
114
87
62
63
51
40
32
27
22
15
43512
2018
377
376
376
373
373
373
337
294
331
323
345
371
347
326
373
365
394
361
415
449
446
438
460
471
499
498
507
526
545
561
509
498
494
476
480
504
453
467
389
408
431
423
425
448
508
497
595
588
612
659
701
765
730
744
782
749
719
696
634
622
636
615
582
556
560
601
572
504
538
476
470
391
360
425
448
383
555
563
567
474
482
419
409
370
267
259
250
214
194
173
129
107
97
74
53
53
43
34
27
22
18
43205
2019
375
375
375
375
372
372
372
337
293
330
323
344
370
346
325
373
364
393
358
412
444
441
432
454
466
495
494
503
522
541
558
507
495
492
473
478
502
451
465
387
407
429
421
423
446
506
495
592
586
609
656
698
762
726
740
779
746
715
692
630
618
631
611
577
551
554
595
566
498
531
469
462
384
353
416
437
373
539
544
545
453
459
396
383
344
246
235
224
190
169
149
110
91
82
63
44
45
36
29
23
19
42883
2020
374
373
374
374
374
371
371
372
336
293
329
322
343
370
345
324
372
363
390
355
407
438
435
427
449
462
491
490
499
518
539
556
504
493
489
471
476
500
449
464
385
405
427
419
420
444
503
493
590
583
607
654
695
758
723
737
775
742
711
688
626
613
626
605
572
546
549
588
559
491
523
462
454
376
345
406
425
361
520
522
521
431
433
372
356
316
224
211
198
165
145
127
94
77
70
53
38
37
30
24
19
42552
2021
372
372
371
373
373
373
371
371
371
336
292
329
321
343
369
345
323
371
361
388
351
402
433
430
421
445
458
488
486
495
515
536
554
502
490
488
470
475
499
447
462
383
403
425
417
418
442
501
491
587
581
604
651
692
755
720
733
771
737
707
683
621
608
621
600
566
540
542
581
552
484
515
454
445
367
336
395
412
349
500
499
495
406
406
346
327
288
201
186
172
142
124
108
79
65
59
45
32
31
25
20
42212
2022
366
370
370
370
372
372
372
370
370
371
335
292
328
321
342
368
344
323
368
358
383
345
396
427
424
417
441
454
484
483
493
513
534
551
499
489
486
468
473
497
445
460
381
401
423
415
416
440
499
488
585
578
601
648
689
751
716
729
766
732
702
678
616
603
615
594
560
534
536
573
544
476
506
445
435
358
327
383
397
335
478
474
467
381
377
318
297
258
178
162
148
122
105
92
67
55
50
37
27
26
21
41860
2023
360
364
368
369
369
371
371
372
370
370
370
335
291
328
320
341
367
343
320
366
353
378
340
391
422
420
413
437
450
480
480
490
511
532
549
498
487
484
466
471
495
443
458
379
399
421
413
414
437
496
486
582
575
599
644
685
747
712
725
761
727
697
673
611
598
610
587
554
528
528
565
536
468
496
435
424
348
317
370
382
321
455
447
437
353
347
289
267
228
155
139
127
103
89
78
57
46
42
31
22
22
41497
2024
353
358
363
367
368
368
371
371
372
369
369
369
334
291
327
319
341
367
340
317
361
348
372
334
385
418
417
409
433
446
477
478
488
508
529
547
496
485
482
464
469
493
441
455
377
397
419
410
412
435
494
484
580
573
595
641
682
743
708
720
756
722
691
667
605
592
603
581
547
521
521
556
526
459
485
425
412
337
306
355
365
305
430
419
406
325
315
259
235
198
133
118
108
88
75
66
48
39
35
26
19
41121
2025
347
351
357
361
366
367
368
370
370
371
369
369
369
333
290
326
318
340
364
338
313
355
342
366
329
381
414
413
406
429
444
475
475
486
506
527
545
494
483
480
462
467
490
439
453
375
395
417
408
410
433
492
482
577
569
593
638
678
739
703
715
750
716
685
661
599
585
596
574
540
513
512
546
516
448
473
413
399
325
294
340
346
288
403
389
373
295
283
229
205
171
114
100
91
74
63
56
40
33
30
22
40739
2026
339
344
350
356
360
365
367
367
370
370
370
368
368
368
333
289
325
318
337
361
333
307
350
337
361
325
377
410
409
402
427
442
473
473
483
504
525
543
492
481
478
460
465
488
437
451
373
392
414
406
408
431
490
479
574
567
590
635
674
734
699
710
744
710
679
654
593
579
589
566
532
505
503
535
505
438
461
401
385
312
281
323
327
270
374
358
339
264
250
200
176
146
97
85
77
63
53
47
33
27
25
40343
2027
329
337
343
349
355
360
365
366
367
369
369
370
368
367
368
332
288
325
315
334
357
328
302
344
331
357
321
374
406
405
399
425
439
470
471
481
502
523
541
490
479
476
458
463
486
435
449
371
390
412
404
406
429
487
477
571
564
586
631
670
729
693
704
738
704
672
647
586
572
582
558
524
496
493
524
493
426
446
387
370
298
268
305
306
251
344
325
304
233
218
172
151
124
82
71
65
53
45
39
28
23
39934
2028
319
327
335
342
348
354
359
364
366
366
369
368
369
367
367
367
331
288
322
312
330
351
322
296
339
328
353
317
370
402
403
397
422
437
468
469
480
500
522
539
488
477
474
456
461
484
433
447
369
388
410
402
404
427
484
474
568
560
583
627
665
724
688
698
731
697
665
640
579
564
573
549
515
486
482
511
480
412
431
372
354
283
253
286
284
231
313
291
268
203
187
147
128
105
70
60
54
44
37
33
23
39518
2029
311
317
325
334
341
347
353
359
364
366
366
368
368
369
366
366
366
330
285
319
308
324
345
317
291
335
324
349
313
366
400
400
395
420
434
466
467
478
498
520
537
486
475
472
454
458
482
431
445
367
386
408
400
402
424
482
472
565
557
579
622
660
718
682
692
724
689
658
632
572
556
564
539
504
476
470
497
466
398
414
356
336
267
237
266
261
210
281
257
233
174
160
125
108
89
59
50
45
37
31
28
39095
2030
299
309
316
324
333
340
346
353
358
363
365
365
367
367
368
366
365
365
328
282
315
302
319
340
311
287
331
320
346
310
364
398
398
392
418
433
464
465
476
496
518
535
484
473
470
452
456
480
428
442
365
384
406
398
399
422
479
469
561
553
575
618
655
712
676
685
716
681
650
624
563
547
555
528
493
464
458
482
450
383
396
338
317
250
220
245
237
188
248
223
201
149
136
106
91
74
49
42
38
31
26
38659
2030
299
309
316
324
333
340
346
353
358
363
365
365
367
367
368
366
365
365
328
282
315
302
319
340
311
287
331
320
346
310
364
398
398
392
418
433
464
465
476
496
518
535
484
473
470
452
456
480
428
442
365
384
406
398
399
422
479
469
561
553
575
618
655
712
676
685
716
681
650
624
563
547
555
528
493
464
458
482
450
383
396
338
317
250
220
245
237
188
248
223
201
149
136
106
91
74
49
42
38
31
26
38659
2012
-344
-299
-335
-327
-348
-374
-350
-329
-377
-369
-398
-365
-421
-457
-459
-455
-482
-498
-529
-529
-537
-554
-572
-586
-531
-518
-513
-493
-496
-518
-466
-480
-401
-420
-442
-434
-436
-460
-520
-510
-608
-602
-626
-674
-717
-782
-747
-762
-802
-769
-739
-717
-654
-643
-658
-639
-606
-581
-587
-632
-603
-534
-572
-509
-506
-424
-392
-466
-498
-429
-630
-651
-666
-569
-590
-525
-529
-495
-369
-380
-382
-346
-335
-319
-259
-231
-222
-180
-133
-139
-115
-90
-71
-60
-50
-35
-9
-8
-5
-2
-1
-44806
DIF
-45
10
-19
-3
-15
-34
-4
24
-19
-6
-33
0
-54
-90
-91
-89
-117
-133
-201
-247
-222
-252
-253
-246
-220
-231
-182
-173
-150
-208
-102
-82
-3
-28
-24
-1
28
5
-44
-14
-90
-67
-142
-201
-247
-330
-291
-282
-374
-327
-374
-333
-248
-245
-259
-217
-127
-112
-26
-79
-28
84
83
203
170
261
324
215
152
195
-67
-104
-111
-41
-97
-61
-71
-13
81
3
14
-8
-18
-69
-39
14
15
8
115
84
86
59
65
46
41
39
40
34
33
29
25
-6147
99
96
93
90
87
84
81
78
75
72
69
66
63
60
57
54
51
48
45
42
39
36
33
30
27
24
21
18
15
12
9
6
3
0
-1000
-800
-600
-400
Altersstrukturstruktur in 3 Gruppen
2012
8582
26043
10181
44806
0-20
21-65
66+
GESAMT
2013
8400
26009
10169
44577
2014
8230
25884
10218
44333
2015
8062
25757
10252
44072
2016
7930
25540
10329
43798
2017
7813
25346
10353
43512
2018
7723
25062
10420
43205
2019
7628
24758
10498
42883
2020
7534
24497
10521
42552
2021
7475
24209
10529
42212
2022
7466
23844
10551
41860
2023
7419
23484
10594
41497
2024
7395
23078
10648
41121
2025
7357
22699
10683
40739
2026
7359
22264
10720
40343
2027
7331
21795
10807
39934
2028
7270
21334
10914
39518
2029
7228
20823
11045
39095
2030
7196
20264
11199
38659
2012
8582
26043
10181
44806
2030 DIF
7196
20264
11199
38659
-1386
-5779
1018
-6147
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
84
100
78
100
110
100
86
-16
-22
10
-14
2012
2030
-200
0
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
200
10181
400
600
800
11199
66+
26043
20264
21-65
0-20
8582
7196
2012
2030
Altersstrukturstruktur in 5 Gruppen
2014
8230
9773
13307
10219
2803
44333
2015
8062
9714
13185
10262
2849
44072
2016
7930
9683
13010
10196
2980
43798
2017
7813
9660
12788
10138
3114
43512
2018
7723
9614
12533
10124
3211
43205
2019
7628
9565
12268
10087
3335
42883
2020
7534
9537
11998
10064
3419
42552
2021
7475
9494
11699
9988
3557
42212
2022
7466
9318
11419
9995
3662
41860
2023
7419
9191
11105
10046
3735
41497
2024
7395
8985
10816
10277
3648
41121
2025
7357
8813
10474
10490
3605
40739
2026
7359
8599
10167
10684
3534
40343
2027
7331
8389
9894
10914
3405
39934
2028
7270
8202
9593
11152
3300
39518
2029
7228
7980
9367
11268
3253
39095
2030
7196
7686
9233
11336
3209
38659
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
2030 DIF
7196
7686
9233
11336
3209
38659
-1386
-2272
-4307
1220
599
-6147
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
84
100
77
100
68
100
112
100
123
100
86
-16
-23
-32
12
23
-14
Altersstrukturstruktur in Nutzergruppen
Krippe
U-3 Betreuung
Ü-3 Betreuung
Grundschule
Weitf. Schulen
Jugendliche
junge Erwachs.
Familiengründ
Erwerbstätige
junge Senioren
Senioren
Hochbetagte
0
1-2
3-5
6-9
10-18
14-21
21-30
25-40
20-65
66-75
76-85
85+
Veränderung des Durchschnittsalters
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2013
379
640
1007
1428
3896
3927
5274
7595
26533
5226
3760
1421
2014
378
718
955
1397
3769
3797
5238
7625
26406
5065
3911
1517
2015
378
752
968
1392
3610
3624
5226
7627
26245
4937
3990
1594
2016
379
750
1008
1373
3500
3485
5187
7668
26011
4791
4147
1653
2017
378
752
1085
1294
3410
3351
5114
7711
25789
4632
4279
1717
2018
377
752
1119
1285
3295
3240
5013
7746
25508
4566
4367
1746
2019
375
750
1119
1333
3196
3110
4907
7772
25201
4710
4280
1754
2020
374
747
1119
1372
3160
2996
4748
7788
24905
4752
4257
1828
2021
372
743
1119
1449
3054
2909
4573
7809
24560
4817
4134
1905
2022
366
740
1114
1484
3021
2831
4364
7725
24227
4968
3938
1963
2023
360
732
1110
1483
3015
2788
4211
7662
23837
5121
3777
2042
2024
353
721
1104
1482
3057
2720
4040
7546
23439
5223
3661
2088
2025
347
708
1095
1479
3078
2644
3880
7420
23012
5305
3572
2179
2026
339
694
1082
1474
3077
2603
3705
7244
22597
5346
3493
2239
2027
329
680
1063
1468
3101
2646
3567
7084
22152
5475
3402
2275
2028
319
662
1044
1456
3147
2667
3481
6894
21663
5565
3386
2194
2029
311
643
1022
1441
3184
2665
3364
6703
21130
5661
3497
2148
2030
299
625
998
1421
3256
2691
3229
6414
20579
5822
3537
2084
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2030 DIF
299
625
998
1421
3256
2691
3229
6414
20579
5822
3537
2084
-45
-9
-51
-4
-808
-1352
-2018
-1301
-6001
406
-108
733
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
87
100
99
100
95
100
100
100
80
100
67
100
62
100
83
100
77
100
108
100
97
100
154
-13
-1
-5
0
-20
-33
-38
-17
-23
8
-3
54
100%
50000
90%
45000
80%
40000
70%
81+
60%
61-80
50%
35000
30000
25000
40%
41-60
20000
30%
21-40
15000
20%
0-20
10000
10%
5000
0%
0
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
0-20
21-40
41-60
61-80
81+
GESAMT
2013
8400
9822
13486
10147
2723
44577
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
Szenario 3
Bis 2016: 185
Ab 2017: 185
2013
44.873
21.980
22.893
386
2015
44.973
22.045
22.928
401
Bestandserhalt (2012 gleich 2030)
Albstadt
Bevölkerungsentwicklung bis 2030
2012
44.806
21.938
22.868
381
Gesamt
Männlich
Weiblich
Geburten
2014
44.928
22.015
22.913
393
2016
45.011
22.072
22.939
407
2017
45.043
22.094
22.948
414
2018
45.059
22.113
22.946
418
2019
45.067
22.127
22.940
424
2020
45.072
22.139
22.933
429
2021
45.074
22.149
22.925
430
2022
45.070
22.154
22.916
431
2023
45.060
22.155
22.905
431
2024
45.043
22.152
22.891
430
2025
45.024
22.147
22.877
427
2026
44.995
22.137
22.859
422
2027
44.957
22.122
22.835
416
2028
44.915
22.103
22.811
411
2029
44.868
22.081
22.786
403
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Geburten
50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
45.100
45.050
45.000
44.950
44.900
44.850
44.800
44.750
44.700
2030
44.809
22.054
22.755
396
440
430
420
410
400
390
380
370
360
350
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
44.650
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
Differenz 2012 zu 2030
EW Zuwachs/Abnahme
44.806
44.809
3 Personen Zuwachs
2012
2030
Altersstrukturstruktur 2012 zu 2030 gesamt
2012
344
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
434
436
460
520
510
608
602
626
674
717
782
747
762
802
769
739
717
654
643
658
639
606
581
587
632
603
534
572
509
506
424
392
466
498
429
630
651
666
569
590
525
529
495
369
380
382
346
335
319
259
231
222
180
133
139
115
90
71
60
50
35
9
8
5
2
1
44806
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
Gesamt
2013
381
345
301
337
329
349
375
351
330
378
370
399
366
422
458
460
456
483
502
533
536
546
563
581
595
537
524
519
499
502
521
469
483
404
423
444
436
438
462
522
512
610
604
628
676
718
783
748
763
803
769
738
716
653
642
656
637
604
579
585
629
600
531
568
505
502
420
388
461
492
423
621
640
654
557
576
511
513
478
355
363
363
327
314
297
239
210
200
160
116
120
99
77
61
51
43
30
8
7
4
2
44873
2014
386
381
346
302
338
330
350
375
351
330
379
371
400
367
423
459
461
457
487
506
541
545
555
572
590
601
543
530
525
505
505
525
473
487
408
426
447
439
441
465
525
515
612
606
630
677
720
784
749
764
802
768
738
715
652
641
655
635
602
577
582
625
596
527
564
501
497
416
384
456
485
417
611
628
640
544
561
496
496
460
340
345
343
307
292
274
217
189
177
139
100
103
84
66
52
44
36
26
6
6
4
44928
2015
393
387
383
348
304
340
331
351
376
352
331
380
372
401
368
424
460
462
461
491
514
549
554
564
580
596
607
549
536
531
508
509
528
476
490
410
428
449
441
443
467
527
517
614
608
631
679
721
785
750
763
801
767
737
714
651
639
653
633
600
574
578
621
592
523
559
497
492
411
380
450
478
411
600
615
624
529
544
480
477
440
324
326
322
286
269
250
195
167
155
120
86
88
72
56
45
38
31
22
5
5
44973
2016
401
393
388
384
350
305
340
331
352
377
353
332
381
373
402
369
425
461
467
466
499
523
558
563
572
586
602
613
555
542
534
512
512
532
480
493
413
431
452
443
445
469
529
519
616
610
633
680
722
786
749
763
800
766
736
712
649
637
650
630
597
571
575
617
588
519
554
492
486
406
375
443
470
403
587
600
608
513
526
462
456
419
307
305
300
264
245
225
173
146
134
103
74
75
61
48
38
32
26
19
5
45011
2017
407
401
395
390
386
351
306
341
332
352
378
354
333
382
374
403
370
426
466
471
473
508
531
567
572
578
592
608
619
561
545
538
515
516
535
482
495
415
433
454
446
448
471
531
521
618
611
634
681
722
785
749
762
799
765
734
710
647
635
648
627
593
567
571
612
583
514
549
486
481
401
369
436
461
395
573
584
589
495
506
442
434
396
288
284
276
240
220
199
151
126
114
88
63
64
52
41
33
27
22
16
45043
2018
413
407
403
396
392
387
352
307
342
333
353
379
355
334
383
375
404
371
431
470
478
482
517
540
576
578
584
598
614
625
564
549
541
519
519
537
484
497
417
435
456
448
450
474
533
523
619
612
635
682
722
785
748
761
798
763
732
708
645
632
645
624
590
564
567
607
578
509
543
481
474
395
364
428
452
386
558
566
569
476
484
421
410
371
268
261
251
216
195
174
130
108
98
75
54
54
44
35
28
23
19
45059
2019
418
414
409
405
398
393
388
352
307
343
334
354
380
356
335
384
376
405
376
435
477
487
491
525
549
582
584
590
604
619
628
568
552
545
522
521
540
487
500
420
438
458
450
452
476
535
524
620
613
636
682
722
784
747
759
796
760
729
705
642
629
641
620
586
560
562
602
572
504
536
475
467
388
357
420
441
376
542
546
547
455
460
398
385
345
247
237
225
191
170
150
111
92
83
64
46
46
37
30
24
20
45067
2020
424
418
415
410
406
399
394
389
353
308
344
335
355
381
357
336
385
377
410
380
442
486
496
500
534
555
588
590
596
610
623
631
571
556
548
524
524
542
489
502
422
440
461
453
454
477
536
526
622
614
636
681
721
783
746
757
793
758
727
702
639
625
637
616
582
555
557
595
566
498
529
468
459
381
350
410
429
365
523
525
523
433
435
373
358
318
225
212
199
167
146
128
95
78
71
54
39
39
31
25
21
45072
2021
429
425
420
417
412
408
400
394
390
354
309
344
336
356
382
358
338
386
382
414
387
451
495
505
509
540
561
594
596
602
614
626
635
574
559
550
527
526
544
491
504
424
442
463
455
456
479
538
527
623
614
636
681
720
781
744
755
791
755
723
699
635
621
633
611
577
550
551
589
559
491
521
460
451
373
342
399
416
353
503
502
497
409
408
347
329
289
202
187
174
144
125
110
81
67
60
46
33
33
26
22
45074
2022
430
430
426
422
419
413
408
401
395
390
355
310
345
337
357
383
359
339
390
386
421
396
460
504
514
515
546
567
600
602
606
617
629
638
578
561
553
529
528
546
493
506
427
444
465
456
458
481
539
528
623
614
636
680
719
779
742
753
787
752
720
695
631
617
628
606
571
544
545
582
552
484
513
452
441
364
332
387
402
339
482
477
469
383
379
320
299
260
179
163
150
123
107
93
69
56
51
39
28
28
22
45070
2023
431
430
431
428
423
420
414
409
401
396
391
356
311
346
338
358
384
361
343
394
393
430
405
469
513
520
521
552
573
606
605
609
620
633
641
580
564
555
531
530
549
496
509
429
446
467
458
459
482
540
528
622
614
635
679
717
777
739
750
784
748
715
690
627
612
623
600
566
538
538
574
544
476
504
443
430
354
323
374
386
325
458
451
440
356
349
291
269
230
157
141
128
105
91
79
58
48
43
33
24
23
45060
2024
430
431
432
433
429
425
421
415
410
402
397
392
357
312
347
339
359
385
365
347
402
402
439
414
478
519
526
527
558
579
609
608
612
624
636
644
582
566
557
534
533
551
498
511
431
448
468
460
461
483
541
529
622
613
634
677
715
774
737
746
780
743
711
685
622
607
617
594
559
532
531
565
535
467
493
432
419
343
312
360
369
309
433
422
409
327
318
262
237
200
135
120
109
89
77
67
49
40
37
28
20
45043
2025
429
431
433
434
434
431
425
421
416
411
403
398
393
358
313
349
340
361
389
369
355
411
411
448
423
484
525
532
533
564
583
613
612
616
627
638
646
585
568
559
536
535
553
500
513
433
450
470
461
462
484
541
528
622
612
633
675
713
771
733
742
775
738
706
680
617
601
611
587
553
525
523
556
526
457
481
421
406
331
300
345
351
292
406
392
376
297
285
231
207
172
116
102
93
76
65
57
41
34
31
24
45024
2026
427
430
432
435
435
436
431
426
422
416
412
404
399
394
359
314
350
341
365
394
376
364
420
420
457
429
490
531
538
539
568
586
616
615
619
629
641
648
587
570
562
538
537
555
502
514
435
451
471
462
463
484
540
528
621
611
631
673
710
768
730
738
770
733
701
674
611
595
604
580
545
517
514
546
515
447
469
408
392
318
287
328
331
274
378
361
342
267
252
202
178
147
99
87
79
64
55
48
35
29
26
44995
2027
421
427
431
434
436
437
436
432
427
423
417
412
405
400
395
360
315
351
345
369
401
385
373
429
429
463
435
496
537
544
542
571
589
619
618
621
632
643
650
589
573
564
540
539
557
504
516
436
453
473
463
463
484
540
528
619
609
629
671
707
764
725
733
765
727
695
668
605
589
597
572
537
509
505
534
503
435
455
394
377
304
273
310
310
255
348
328
307
236
220
174
152
126
84
73
66
54
46
41
29
24
44957
2028
416
422
429
433
436
438
437
437
433
427
424
418
413
406
401
396
361
317
355
350
377
410
394
382
437
435
469
441
502
543
547
545
574
593
623
621
624
634
645
652
591
575
566
542
541
559
505
517
438
454
473
463
463
484
540
527
618
607
627
668
703
759
721
728
759
721
688
661
599
582
589
564
529
499
494
522
490
421
439
379
360
289
258
291
288
235
317
294
271
205
189
149
130
107
71
61
56
46
39
34
25
44915
2029
411
416
423
430
435
437
438
438
438
434
428
425
419
414
407
402
397
362
321
359
357
385
419
403
390
444
441
475
447
508
546
551
549
578
596
625
623
626
636
647
655
594
577
568
544
543
560
507
519
439
455
473
463
463
483
539
525
616
605
624
665
699
754
716
723
752
714
681
654
591
574
581
554
519
489
483
508
475
407
422
363
342
273
242
271
265
214
284
260
236
177
162
127
110
90
60
52
47
39
33
29
44868
2030
403
412
418
425
432
436
438
439
439
439
435
429
426
420
415
408
403
399
366
325
367
366
394
428
412
396
450
447
481
453
511
549
554
552
581
598
627
625
628
638
649
657
596
579
570
546
544
561
508
520
439
455
474
463
463
483
537
524
614
603
621
661
695
749
710
716
745
707
673
646
583
565
571
544
508
478
469
492
460
391
404
345
323
256
225
249
241
192
251
226
203
151
138
108
93
76
51
43
40
33
28
44809
2030
403
412
418
425
432
436
438
439
439
439
435
429
426
420
415
408
403
399
366
325
367
366
394
428
412
396
450
447
481
453
511
549
554
552
581
598
627
625
628
638
649
657
596
579
570
546
544
561
508
520
439
455
474
463
463
483
537
524
614
603
621
661
695
749
710
716
745
707
673
646
583
565
571
544
508
478
469
492
460
391
404
345
323
256
225
249
241
192
251
226
203
151
138
108
93
76
51
43
40
33
28
44809
2012
-344
-299
-335
-327
-348
-374
-350
-329
-377
-369
-398
-365
-421
-457
-459
-455
-482
-498
-529
-529
-537
-554
-572
-586
-531
-518
-513
-493
-496
-518
-466
-480
-401
-420
-442
-434
-436
-460
-520
-510
-608
-602
-626
-674
-717
-782
-747
-762
-802
-769
-739
-717
-654
-643
-658
-639
-606
-581
-587
-632
-603
-534
-572
-509
-506
-424
-392
-466
-498
-429
-630
-651
-666
-569
-590
-525
-529
-495
-369
-380
-382
-346
-335
-319
-259
-231
-222
-180
-133
-139
-115
-90
-71
-60
-50
-35
-9
-8
-5
-2
-1
-44806
DIF
59
113
83
98
84
62
88
110
62
70
37
64
5
-37
-44
-47
-79
-99
-163
-204
-170
-188
-178
-158
-119
-122
-63
-46
-15
-65
45
69
153
132
139
164
191
165
108
128
41
55
-30
-95
-147
-236
-203
-201
-294
-249
-300
-262
-180
-180
-195
-156
-69
-57
27
-29
18
127
123
240
204
292
353
241
175
217
-47
-86
-95
-25
-82
-47
-60
-3
91
11
22
-1
-12
-63
-34
18
19
12
118
87
88
61
67
48
43
41
42
35
35
31
27
3
99
96
93
90
87
84
81
78
75
72
69
66
63
60
57
54
51
48
45
42
39
36
33
30
27
24
21
18
15
12
9
6
3
0
-1000
2012
-800
-600
-400
Altersstrukturstruktur in 3 Gruppen
2012
8582
26043
10181
44806
0-20
21-65
66+
GESAMT
2013
8459
26232
10181
44873
2014
8343
26342
10244
44928
2015
8229
26455
10289
44973
2016
8150
26483
10379
45011
2017
8091
26535
10416
45043
2018
8065
26497
10496
45059
2019
8039
26440
10588
45067
2020
8019
26427
10625
45072
2021
8040
26386
10649
45074
2022
8117
26267
10686
45070
2023
8160
26153
10747
45060
2024
8231
25994
10818
45043
2025
8292
25859
10873
45024
2026
8398
25667
10930
44995
2027
8476
25440
11040
44957
2028
8525
25219
11171
44915
2029
8593
24948
11326
44868
2030
8673
24628
11508
44809
2012
8582
26043
10181
44806
2030 DIF
8673
24628
11508
44809
91
-1415
1327
3
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
101
100
95
100
113
100
100
1
-5
13
0
-200
2030
0
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
200
400
10181
600
800
1000
11508
66+
26043
24628
21-65
0-20
8582
8673
2012
2030
Altersstrukturstruktur in 5 Gruppen
2014
8343
10104
13424
10245
2813
44928
2015
8229
10216
13364
10302
2863
44973
2016
8150
10360
13253
10251
2997
45011
2017
8091
10509
13098
10210
3134
45043
2018
8065
10633
12913
10213
3234
45059
2019
8039
10751
12721
10195
3361
45067
2020
8019
10887
12526
10192
3448
45072
2021
8040
11003
12306
10137
3589
45074
2022
8117
10982
12108
10167
3696
45070
2023
8160
11006
11879
10242
3773
45060
2024
8231
10946
11678
10499
3689
45043
2025
8292
10911
11431
10740
3649
45024
2026
8398
10826
11225
10966
3581
44995
2027
8476
10737
11058
11229
3456
44957
2028
8525
10662
10870
11504
3355
44915
2029
8593
10543
10762
11658
3312
44868
2030
8673
10341
10756
11767
3272
44809
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
2030 DIF
8673
10341
10756
11767
3272
44809
91
383
-2784
1651
662
3
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
101
100
104
100
79
100
116
100
125
100
100
1
4
-21
16
25
0
Altersstrukturstruktur in Nutzergruppen
Krippe
U-3 Betreuung
Ü-3 Betreuung
Grundschule
Weitf. Schulen
Jugendliche
junge Erwachs.
Familiengründ
Erwerbstätige
junge Senioren
Senioren
Hochbetagte
0
1-2
3-5
6-9
10-18
14-21
21-30
25-40
20-65
66-75
76-85
85+
Veränderung des Durchschnittsalters
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2013
381
645
1015
1433
3916
3975
5387
7699
26768
5232
3762
1426
2014
386
727
971
1407
3804
3880
5471
7843
26882
5078
3916
1524
2015
393
770
991
1410
3660
3731
5574
7969
26969
4957
3997
1604
2016
401
781
1039
1400
3563
3611
5648
8143
26982
4818
4158
1667
2017
407
796
1127
1332
3486
3491
5682
8331
27008
4667
4293
1733
2018
413
810
1175
1333
3385
3394
5678
8518
26976
4609
4384
1764
2019
418
823
1196
1390
3300
3275
5661
8699
26918
4761
4301
1773
2020
424
834
1216
1444
3280
3173
5578
8871
26870
4812
4281
1850
2021
429
845
1237
1538
3191
3097
5467
9044
26773
4887
4163
1928
2022
430
856
1254
1595
3176
3032
5309
9108
26688
5048
3971
1988
2023
431
862
1271
1621
3188
3001
5194
9189
26546
5213
3815
2068
2024
430
863
1287
1648
3254
2947
5051
9213
26396
5326
3703
2116
2025
429
864
1299
1673
3303
2886
4912
9219
26214
5421
3620
2208
2026
427
862
1306
1696
3337
2862
4754
9166
26044
5476
3546
2270
2027
421
859
1307
1718
3401
2922
4631
9122
25842
5620
3461
2308
2028
416
851
1306
1735
3491
2966
4560
9038
25596
5726
3451
2229
2029
411
840
1302
1748
3576
2991
4458
8945
25305
5839
3568
2184
2030
403
830
1293
1754
3701
3049
4339
8741
24995
6020
3615
2123
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2030 DIF
403
830
1293
1754
3701
3049
4339
8741
24995
6020
3615
2123
59
196
244
329
-363
-994
-908
1026
-1585
604
-30
772
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
117
100
131
100
123
100
123
100
91
100
75
100
83
100
113
100
94
100
111
100
99
100
157
17
31
23
23
-9
-25
-17
13
-6
11
-1
57
100%
50000
90%
45000
80%
40000
70%
81+
60%
61-80
50%
35000
81+
30000
61-80
25000
40%
41-60
20000
41-60
30%
21-40
15000
21-40
20%
0-20
10000
0-20
10%
5000
0%
0
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
0-20
21-40
41-60
61-80
81+
GESAMT
2013
8459
9983
13543
10159
2728
44873
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
Szenario 4
Bis 2016: 250
Ab 2017: 250
2013
44.938
22.012
22.925
388
2015
45.172
22.145
23.027
406
Wachstum / Trendumkehr
Albstadt
Bevölkerungsentwicklung bis 2030
2012
44.806
21.938
22.868
381
Gesamt
Männlich
Weiblich
Geburten
2014
45.059
22.081
22.978
396
2016
45.279
22.205
23.073
413
2017
45.380
22.263
23.117
421
2018
45.467
22.317
23.150
427
2019
45.548
22.367
23.181
435
2020
45.627
22.416
23.211
442
2021
45.705
22.464
23.241
444
2022
45.777
22.507
23.270
447
2023
45.845
22.546
23.299
447
2024
45.907
22.583
23.324
448
2025
45.968
22.617
23.351
446
2026
46.020
22.647
23.373
442
2027
46.064
22.674
23.390
437
2028
46.104
22.696
23.408
433
2029
46.139
22.714
23.425
426
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Bevölkerungsvorausrechnung bis 2030
Geburten
50.000
45.000
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
46.500
46.000
45.500
45.000
44.500
2030
46.164
22.729
23.436
420
460
440
420
400
380
360
340
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
44.000
2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030
Differenz 2012 zu 2030
EW Zuwachs/Abnahme
44.806
46.164
1.358 Personen Zuwachs
2012
2030
Altersstrukturstruktur 2012 zu 2030 gesamt
2012
344
299
335
327
348
374
350
329
377
369
398
365
421
457
459
455
482
498
529
529
537
554
572
586
531
518
513
493
496
518
466
480
401
420
442
434
436
460
520
510
608
602
626
674
717
782
747
762
802
769
739
717
654
643
658
639
606
581
587
632
603
534
572
509
506
424
392
466
498
429
630
651
666
569
590
525
529
495
369
380
382
346
335
319
259
231
222
180
133
139
115
90
71
60
50
35
9
8
5
2
1
44806
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
Gesamt
2013
381
345
301
337
329
350
375
351
330
378
370
399
366
422
458
461
457
484
504
535
539
549
566
584
598
539
526
521
501
504
523
471
485
406
425
445
437
439
463
523
513
611
605
629
677
719
784
749
764
803
769
739
717
654
643
657
638
605
579
585
629
600
531
568
506
502
420
388
461
492
424
621
640
654
557
576
511
513
478
355
363
364
327
314
297
239
210
200
160
116
120
99
77
61
51
43
30
8
7
4
2
44938
2014
388
382
347
303
339
331
351
376
352
331
379
372
401
368
424
460
462
458
489
509
545
551
561
578
596
606
547
534
529
509
509
527
475
489
410
428
449
441
443
467
526
516
614
608
632
679
721
786
751
765
803
769
739
716
653
641
655
636
603
578
582
626
597
528
565
502
497
416
384
456
486
418
611
628
640
544
561
496
496
460
341
345
344
307
293
274
217
189
177
140
101
103
84
66
52
44
36
26
7
6
4
45059
2015
396
389
384
350
306
341
332
352
377
353
332
381
373
402
369
425
462
464
464
495
520
557
563
573
590
604
614
556
543
538
514
514
532
480
494
414
431
452
444
446
470
530
520
617
611
634
681
723
787
752
765
803
769
738
716
652
640
654
634
601
575
579
622
593
524
560
497
492
412
380
450
479
411
600
615
625
529
544
480
477
441
324
326
322
286
270
250
195
168
155
120
86
88
72
56
45
38
31
22
6
5
45172
2016
406
397
391
387
352
308
342
333
353
378
354
334
382
374
403
371
427
463
469
470
505
532
569
575
585
598
612
622
564
551
542
519
518
537
485
497
417
435
455
447
449
473
533
523
620
613
636
683
725
789
752
765
803
768
738
714
651
638
652
632
598
572
576
618
589
520
555
492
487
407
375
444
471
404
588
600
608
513
526
462
456
419
307
305
300
264
245
225
173
146
134
103
74
75
61
48
38
32
27
19
5
45279
2017
413
407
399
394
389
354
309
343
334
354
379
356
335
383
376
405
372
428
469
475
480
517
544
581
587
593
606
620
631
572
555
547
523
523
541
488
501
420
438
458
450
452
476
536
526
622
615
638
685
727
789
752
765
802
767
736
713
649
637
650
629
595
569
572
614
584
515
550
487
481
402
370
437
462
396
574
584
589
496
506
442
434
396
288
284
276
240
220
199
151
126
115
88
63
64
52
41
33
28
23
16
45380
2018
421
414
409
401
396
391
355
310
344
335
355
381
357
336
385
377
406
374
434
474
485
492
529
556
593
595
601
615
629
639
577
560
552
528
527
544
491
504
424
441
462
454
456
479
539
528
625
618
640
687
727
789
752
764
801
766
734
711
647
634
647
625
592
565
568
609
579
510
544
482
475
396
364
429
453
387
559
566
569
476
484
421
410
372
269
261
251
216
195
174
130
108
98
75
54
54
44
35
28
24
19
45467
2019
427
422
416
411
404
398
392
356
311
345
336
356
382
358
338
386
379
408
379
440
485
497
504
541
568
601
604
610
623
637
643
581
565
556
533
531
548
494
507
427
444
465
457
459
482
541
531
627
620
642
687
727
789
752
764
799
764
732
708
645
631
643
622
588
561
564
603
574
505
537
476
468
389
358
421
442
377
542
547
547
456
461
398
385
346
248
237
226
191
170
150
112
92
84
64
46
46
37
30
24
20
45548
2020
435
428
425
419
414
405
399
393
357
312
347
338
358
383
360
339
388
380
414
385
450
497
509
516
553
576
609
612
618
631
641
648
586
569
561
536
534
551
498
510
430
448
468
460
462
485
544
533
629
621
643
687
727
788
751
762
797
761
730
706
642
628
639
618
584
557
558
597
568
499
531
469
460
382
351
411
430
365
524
526
524
433
435
374
358
318
226
213
200
167
147
129
95
79
71
54
39
39
32
26
21
45627
2021
442
436
431
427
421
415
406
400
394
358
313
348
339
359
385
361
341
389
386
419
395
462
509
521
528
561
584
617
620
626
635
646
653
590
574
564
539
537
554
501
513
433
451
471
463
464
487
546
535
631
622
643
687
726
787
749
760
795
759
727
702
639
624
635
613
579
552
553
591
561
493
523
461
452
374
343
400
417
353
504
503
498
409
408
348
330
290
203
188
174
144
126
110
81
67
61
46
33
33
27
22
45705
2022
444
443
438
433
429
423
416
407
401
395
359
314
349
340
360
386
363
342
395
392
430
407
474
521
533
536
570
592
625
628
631
640
651
657
595
577
567
542
540
557
504
517
437
454
474
466
467
490
548
537
631
622
643
687
726
785
747
758
792
756
724
698
635
620
631
608
574
546
547
584
554
485
514
453
442
365
334
388
402
340
483
478
470
383
380
320
300
260
180
164
150
123
107
94
69
57
51
39
28
28
23
45777
2023
447
445
445
441
435
431
424
417
408
402
396
360
316
351
342
362
388
364
348
401
402
442
420
486
533
542
544
578
600
634
633
635
645
655
662
598
580
570
546
544
560
507
520
440
457
477
468
469
492
550
538
631
622
643
687
724
783
745
755
789
752
720
694
631
616
626
603
568
541
540
576
546
478
505
444
432
355
324
375
387
326
459
451
441
356
350
292
269
230
157
141
128
105
91
80
58
48
44
33
24
24
45845
2024
447
447
447
447
443
437
432
425
418
409
403
397
362
317
352
343
364
389
370
354
411
414
454
432
498
541
550
552
586
608
638
637
640
649
660
665
601
584
574
549
547
564
510
523
443
460
479
470
471
494
551
538
631
622
643
685
722
781
743
752
785
748
715
690
626
611
620
597
562
534
533
567
537
469
495
434
420
344
313
361
370
310
434
423
409
328
318
262
238
201
135
120
110
90
77
68
49
41
37
28
20
45907
2025
448
448
450
450
449
445
438
433
426
419
411
404
399
363
318
353
345
365
395
376
364
423
426
466
444
506
549
558
561
594
613
643
642
644
654
663
668
605
587
577
552
550
567
513
526
445
462
482
473
474
495
551
539
631
622
641
684
720
778
740
749
781
743
711
684
621
605
614
590
556
527
526
558
528
459
483
422
407
333
301
346
352
293
407
393
377
298
285
232
208
173
116
102
93
76
65
57
42
34
31
24
45968
2026
446
449
450
452
452
451
446
439
434
427
421
412
406
400
364
320
355
346
371
401
386
376
435
438
478
452
515
557
566
569
599
618
647
646
649
657
666
671
608
590
580
555
553
570
516
528
448
464
484
475
475
495
552
539
631
621
640
682
718
775
736
744
776
738
705
679
615
599
608
583
548
520
517
548
517
449
470
410
393
320
288
329
332
275
379
362
343
267
252
203
179
148
99
87
79
64
55
49
35
29
27
46020
2027
442
447
451
453
454
454
452
447
440
435
428
422
413
407
401
366
321
357
352
377
411
398
388
447
450
486
460
523
565
574
573
603
622
652
651
652
660
669
674
611
593
583
558
556
573
519
531
450
467
486
476
475
496
552
539
630
619
638
680
715
771
732
740
770
733
699
672
609
592
601
575
540
512
508
537
505
437
456
396
378
306
274
311
311
256
349
329
307
236
220
174
153
126
84
73
67
55
47
41
30
25
46064
2028
437
443
449
453
455
456
455
453
448
441
436
429
423
415
408
403
368
323
362
358
387
423
410
400
459
458
494
468
531
574
579
578
608
627
657
654
655
663
672
677
614
596
586
561
559
575
521
533
453
469
487
476
476
496
552
538
629
618
637
677
712
767
728
735
765
726
693
666
603
585
593
567
532
502
497
524
492
423
441
381
362
290
259
292
289
236
317
295
271
206
190
149
130
107
72
62
56
46
39
35
25
46104
2029
433
438
445
452
455
457
457
456
454
449
442
437
430
425
416
410
404
369
329
368
368
399
435
422
412
467
467
502
477
539
578
584
583
613
632
660
657
658
666
675
680
617
599
589
564
561
577
524
535
455
470
488
477
476
497
551
537
627
616
634
674
708
762
723
729
758
720
686
658
596
578
584
558
522
492
485
510
478
409
424
365
344
274
243
272
266
215
285
260
237
177
162
127
111
91
61
52
47
39
33
29
46139
2030
426
434
440
447
454
457
458
458
457
455
450
443
439
432
426
418
411
406
375
334
378
380
411
447
434
421
476
475
511
485
544
583
588
587
617
635
663
661
662
670
678
683
620
602
592
567
564
580
526
537
456
471
488
477
477
496
550
536
625
613
631
670
703
757
718
723
751
712
679
650
588
569
575
547
511
480
472
495
462
393
406
347
324
257
226
250
242
193
252
227
204
151
138
108
94
77
51
44
40
33
28
46164
2030
426
434
440
447
454
457
458
458
457
455
450
443
439
432
426
418
411
406
375
334
378
380
411
447
434
421
476
475
511
485
544
583
588
587
617
635
663
661
662
670
678
683
620
602
592
567
564
580
526
537
456
471
488
477
477
496
550
536
625
613
631
670
703
757
718
723
751
712
679
650
588
569
575
547
511
480
472
495
462
393
406
347
324
257
226
250
242
193
252
227
204
151
138
108
94
77
51
44
40
33
28
46164
2012
-344
-299
-335
-327
-348
-374
-350
-329
-377
-369
-398
-365
-421
-457
-459
-455
-482
-498
-529
-529
-537
-554
-572
-586
-531
-518
-513
-493
-496
-518
-466
-480
-401
-420
-442
-434
-436
-460
-520
-510
-608
-602
-626
-674
-717
-782
-747
-762
-802
-769
-739
-717
-654
-643
-658
-639
-606
-581
-587
-632
-603
-534
-572
-509
-506
-424
-392
-466
-498
-429
-630
-651
-666
-569
-590
-525
-529
-495
-369
-380
-382
-346
-335
-319
-259
-231
-222
-180
-133
-139
-115
-90
-71
-60
-50
-35
-9
-8
-5
-2
-1
-44806
DIF
82
135
105
120
106
83
108
129
80
86
52
78
18
-25
-33
-37
-71
-92
-154
-195
-159
-174
-161
-139
-97
-97
-37
-18
15
-33
78
103
187
167
175
201
227
201
142
160
70
81
-6
-72
-125
-215
-183
-182
-276
-232
-283
-246
-166
-166
-181
-143
-56
-45
38
-19
28
136
131
248
212
299
359
246
181
221
-42
-82
-91
-22
-79
-45
-57
0
93
13
24
1
-11
-62
-33
19
20
13
119
88
89
61
67
48
44
42
42
36
35
31
27
1358
99
96
93
90
87
84
81
78
75
72
69
66
63
60
57
54
51
48
45
42
39
36
33
30
27
24
21
18
15
12
9
6
3
0
-1000
2012
-800
-600
-400
Altersstrukturstruktur in 3 Gruppen
2012
8582
26043
10181
44806
0-20
21-65
66+
GESAMT
2013
8473
26281
10184
44938
2014
8368
26442
10249
45059
2015
8265
26608
10298
45172
2016
8198
26690
10390
45279
2017
8153
26797
10430
45380
2018
8141
26814
10513
45467
2019
8129
26811
10607
45548
2020
8126
26852
10648
45627
2021
8165
26865
10675
45705
2022
8260
26801
10716
45777
2023
8323
26741
10780
45845
2024
8415
26636
10856
45907
2025
8498
26555
10914
45968
2026
8626
26417
10977
46020
2027
8729
26244
11092
46064
2028
8801
26075
11227
46104
2029
8894
25857
11388
46139
2030
8998
25590
11576
46164
2012
8582
26043
10181
44806
2030 DIF
8998
25590
11576
46164
416
-453
1395
1358
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
105
100
98
100
114
100
103
5
-2
14
3
-200
2030
0
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
200
400
600
800
10181
11576
26043
25590
1000
66+
21-65
0-20
8582
8998
2012
2030
Altersstrukturstruktur in 5 Gruppen
2014
8368
10177
13449
10250
2815
45059
2015
8265
10327
13403
10310
2866
45172
2016
8198
10509
13307
10263
3001
45279
2017
8153
10697
13167
10225
3139
45380
2018
8141
10858
12997
10232
3239
45467
2019
8129
11013
12821
10218
3367
45548
2020
8126
11184
12643
10220
3454
45627
2021
8165
11336
12439
10169
3596
45705
2022
8260
11349
12260
10205
3704
45777
2023
8323
11406
12050
10286
3781
45845
2024
8415
11378
11868
10547
3698
45907
2025
8498
11374
11642
10796
3659
45968
2026
8626
11317
11458
11028
3592
46020
2027
8729
11254
11315
11299
3468
46064
2028
8801
11203
11151
11581
3367
46104
2029
8894
11107
11069
11744
3325
46139
2030
8998
10926
11092
11862
3286
46164
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
2030 DIF
8998
10926
11092
11862
3286
46164
416
968
-2448
1746
676
1358
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
105
100
110
100
82
100
117
100
126
100
103
5
10
-18
17
26
3
Altersstrukturstruktur in Nutzergruppen
Krippe
U-3 Betreuung
Ü-3 Betreuung
Grundschule
Weitf. Schulen
Jugendliche
junge Erwachs.
Familiengründ
Erwerbstätige
junge Senioren
Senioren
Hochbetagte
0
1-2
3-5
6-9
10-18
14-21
21-30
25-40
20-65
66-75
76-85
85+
Veränderung des Durchschnittsalters
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2013
381
646
1016
1434
3921
3986
5412
7722
26820
5234
3763
1426
2014
388
730
974
1410
3812
3898
5522
7891
26987
5080
3917
1526
2015
396
774
997
1414
3671
3755
5651
8044
27128
4961
3999
1607
2016
406
788
1046
1406
3577
3639
5750
8248
27196
4824
4161
1670
2017
413
806
1136
1340
3503
3522
5807
8468
27277
4674
4296
1736
2018
421
823
1188
1344
3405
3428
5824
8688
27299
4618
4388
1768
2019
427
839
1213
1403
3323
3312
5827
8903
27296
4772
4306
1777
2020
435
853
1237
1460
3306
3213
5761
9109
27302
4826
4287
1854
2021
442
867
1263
1557
3221
3139
5664
9316
27261
4902
4169
1933
2022
444
881
1285
1619
3210
3076
5517
9413
27231
5065
3978
1993
2023
447
890
1307
1651
3226
3048
5410
9526
27143
5233
3824
2074
2024
447
895
1327
1684
3297
2997
5273
9581
27047
5349
3713
2122
2025
448
898
1344
1716
3353
2940
5140
9615
26919
5447
3631
2214
2026
446
899
1355
1745
3395
2920
4985
9590
26803
5504
3558
2277
2027
442
898
1360
1773
3467
2983
4866
9571
26655
5652
3474
2315
2028
437
892
1364
1796
3567
3032
4797
9511
26462
5761
3465
2236
2029
433
883
1364
1815
3662
3063
4699
9439
26225
5878
3584
2192
2030
426
875
1358
1827
3799
3129
4583
9254
25968
6063
3632
2131
2012
344
634
1049
1425
4064
4043
5247
7715
26580
5416
3645
1351
2030 DIF
426
875
1358
1827
3799
3129
4583
9254
25968
6063
3632
2131
82
241
309
402
-265
-914
-664
1539
-612
647
-13
780
Veränderung in Prozent
2012
2030 DIF
100
124
100
138
100
129
100
128
100
93
100
77
100
87
100
120
100
98
100
112
100
100
100
158
24
38
29
28
-7
-23
-13
20
-2
12
0
58
100%
50000
90%
45000
80%
40000
70%
81+
60%
61-80
50%
35000
81+
30000
61-80
25000
40%
41-60
20000
41-60
30%
21-40
15000
21-40
20%
0-20
10000
0-20
10%
5000
0%
0
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
0-20
21-40
41-60
61-80
81+
GESAMT
2013
8473
10019
13555
10162
2729
44938
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
2026
2027
2028
2029
2030
2012
8582
9958
13540
10116
2610
44806
Demographiebericht
Ein Baustein des Wegweisers Kommune
www.wegweiser−kommune.de
Albstadt
Zollernalbkreis
Demographiebericht
Daten − Prognosen
Albstadt
Inhaltsübersicht:
1. Nutzungshinweise
2. Indikatoren Demographische Entwicklung /
Bevölkerungspotenzial
3. Indikatoren Wohnen
4. Indikatoren Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt
5. Indikatoren Soziale Lage
6. Indikatoren Integration
7. Indikatoren Bevölkerungsprognose bis 2030
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 2
1. Nutzungshinweise
Die Bertelsmann Stiftung stellt auf Basis des Internetportals "Wegweiser Kommune" diesen "Demographiebericht: Daten −
Prognosen" als Datei zur Verfügung. Den Zweck und die Anwendung dieses Berichts wollen wir Ihnen kurz vorstellen. Ausführlichere
Informationen zu den Inhalten in diesem Demographiebericht, Erläuterungen zu den Indikatoren, Handlungsempfehlungen und gute
Praxisbeispiele finden sie unter www.wegweiser−kommune.de.
Demographiebericht
Ziel des Demographieberichtes ist, für das Thema Demographischer Wandel zu sensibilisieren, auf eine erhöhte Transparenz über die
Entwicklungen und Auswirkungen auf kommunaler Ebene hinzuwirken und Anstoß zu konkretem Handeln zu geben.
Der Bericht reflektiert die bisherige Entwicklung und schaut in die Zukunft. Dazu wurden statistische Daten ausgewertet, um den
derzeitigen Entwicklungsstand abzubilden. Darüber hinaus wurde die Bevölkerungsentwicklung mit ihren Einflussfaktoren in die
Zukunft projiziert, um die wahrscheinlichen Veränderungen in der Bevölkerungszahl und der Altersstruktur darzustellen.
Nutzungsbedingungen
Die Inhalte des Wegweisers werden unentgeltlich von der Bertelsmann Stiftung zur Verfügung gestellt. Eine Verwendung von
Inhalten, auch in Teilen, für wirtschaftliche Zwecke ist ausdrücklich ausgeschlossen. Eine sonstige Verwendung unter Hinweis auf die
Bertelsmann Stiftung wird begrüßt.
2. Indikatoren Demographische Entwicklung / Bevölkerungspotenzial 2010
Hinweise zu den Indikatoren
Die Indikatoren ermöglichen einen, detaillierten Blick auf die demographische Entwicklung und dient als Frühwarnsystem.
Tab. 1: Indikatoren zum Thema "Demographische Entwicklung / Bevölkerungspotenzial" für Albstadt
Zollernalbkreis,
Albstadt
Landkreis
Bevölkerung (Anzahl)
Baden−Württemberg
44.974
188.393
10.753.880
Typ 6:
Mittelgroße
Kommunen
geringer
Dynamik im
Umland von
Zentren und im
ländlichen
Raum
−:
−
−:
−
−4,3
−2,6
0,6
−10,2
−6,7
−0,6
Fertilitätsindex (%)
−2,1
4,7
−0,1
Ausländeranteil (%)
13,2
9,1
11,9
Familienwanderung (Pers. je 1.000 Ew.)
−0,6
0,3
0,9
Bildungswanderung (Pers. je 1.000 Ew.)
0,1
−20,8
6,4
Wanderung zu Beginn der 2. Lebenshälfte (Pers. je 1.000 Ew.)
−1,8
−0,5
−0,8
Alterswanderung (Pers. je 1.000 Ew.)
−5,2
−2,3
−1,3
Durchschnittsalter (Jahre)
45,1
43,6
42,8
Durchschnittsalter 2030 (Jahre)
48,6
48,3
47,0
Median−Alter (Jahre)
44,9
43,8
42,4
Median−Alter 2030 (Jahre)
50,8
50,7
48,3
Jugendquotient (unter 20−Jährige je 100 Pers. der AG 20−64)
31,8
34,2
33,1
Jugendquotient 2030 (unter 20−Jährige je 100 Pers. der AG 20−64)
29,8
31,4
30,7
Altenquotient (ab 65−Jährige je 100 Pers. der AG 20−64)
40,5
35,0
32,0
Altenquotient 2030 (ab 65−Jährige je 100 Pers. der AG 20−64)
56,8
56,2
49,0
Demographietyp
Bevölkerungsentwicklung vergangene 7 Jahre (%)
Bevölkerungsentwicklung 2009 bis 2030 (%)
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 3
Anteil unter 18−Jährige (%)
16,2
17,8
17,8
Anteil unter 18−Jährige 2030 (%)
14,3
15,0
15,3
Anteil 65− bis 79−Jährige (%)
17,2
15,3
14,3
Anteil 65− bis 79−Jährige 2030 (%)
21,2
21,2
19,1
Anteil ab 80−Jährige (%)
6,4
5,5
5,1
Anteil ab 80−Jährige 2030 (%)
9,2
8,7
8,1
k.A. = keine Angabe bei fehlender Verfügbarkeit, unzureichender Vergleichbarkeit wegen Gebietsstandsänderungen oder Einwohnerzahl unter 5.000
im betreffenden Jahr!
Quelle: Statistische Ämter der Länder, Deenst GmbH, ies, eigene Berechnungen.
3. Indikatoren Wohnen 2010
Hinweise zu den Indikatoren
Die Indikatoren ermöglichen einen Überblick über die Wohnsituation.
Tab. 2: Indikatoren zum Thema "Wohnen" für Albstadt
Zollernalbkreis,
Landkreis
Albstadt
Baden−Württemberg
Wohnfläche pro Person (Quadratmeter)
44,7
45,2
42,0
Anteil Wohnungen in Ein−/Zweifamilienhäusern (%)
66,9
75,2
50,9
k.A. = keine Angabe bei fehlender Verfügbarkeit, unzureichender Vergleichbarkeit wegen Gebietsstandsänderungen oder Einwohnerzahl unter 5.000
im betreffenden Jahr!
Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen.
4. Indikatoren Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt 2010
Hinweise zu den Indikatoren
Die Indikatoren ermöglichen einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt.
Tab. 3: Indikatoren zum Thema "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt" für Albstadt
Albstadt
Zollernalbkreis,
Landkreis
Baden−Württemberg
Beschäftigte 1. Sektor (%)
0,2
0,3
0,4
Beschäftigte 2. Sektor (%)
56,0
50,4
38,0
Beschäftigte 3. Sektor (%)
43,7
49,3
61,6
1,2
0,9
1,0
Arbeitsplatzentwicklung vergangene 5 Jahre (%)
−4,9
0,8
4,6
Erwerbstätigenquote (%)
54,9
58,0
55,3
Bedeutung als Arbeitsort
Frauenerwerbstätigenquote (%)
49,9
53,0
50,5
Verhältnis Erwerbsquote von Frauen und Männern (%)
83,6
84,4
84,2
Erwerbstätige 55 bis 64−Jährige (%)
40,6
42,0
41,6
3,6
5,8
12,9
k.A.
16,2
33,7
Anteil Hochqualifizierte am Arbeitsort (%)
5,7
5,7
11,4
Anteil Hochqualifizierte am Wohnort (%)
6,1
6,4
11,4
k.A.
k.A.
k.A.
Beschäftigtenanteil Dienstleistungssektor (%)
Beschäftigungsentwicklung Dienstleistungssektor (%)
Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss − gesamt (%)
Schulabgänger mit Fachhoch−/Hochschulreife − gesamt (%)
Steuereinnahmen pro Einwohner (Euro)
k.A.
33,1
39,2
1.003,6
893,0
1.070,5
k.A. = keine Angabe bei fehlender Verfügbarkeit, unzureichender Vergleichbarkeit wegen Gebietsstandsänderungen oder Einwohnerzahl unter 5.000
im betreffenden Jahr!
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 4
Quelle: Statistische Ämter der Länder, Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen.
5. Indikatoren Soziale Lage 2010
Hinweise zu den Indikatoren
Die Indikatoren ermöglichen einen Überblick über die soziale Lage und Einkommenssituation.
Tab. 4: Indikatoren zum Thema "Soziale Lage" für Albstadt
Zollernalbkreis,
Landkreis
Albstadt
Baden−Württemberg
Anteil Einpersonen−Haushalte (%)
39,7
35,6
37,6
Anteil Ausländer−Haushalte (%)
11,6
8,0
10,7
Anteil Haushalte mit Kindern (%)
29,8
34,2
32,6
43.827,4
47.295,6
46.107,8
Anteil Haushalte mit geringem Einkommen (%)
11,5
8,9
10,7
Anteil Haushalte mit hohem Einkommen (%)
20,1
22,7
20,1
Einkommenshomogenität (%)
46,6
45,8
46,5
Arbeitslosenanteil − gesamt (%)
k.A.
7,5
6,8
Arbeitslosenanteil − Ausländer (%)
k.A.
16,1
14,1
Arbeitslosenanteil − unter 25−Jährige (%)
k.A.
6,1
5,3
Anteil der Langzeitarbeitslosen − gesamt (%)
k.A.
2,2
1,8
Anteil der Langzeitarbeitslosen − Ausländer (%)
k.A.
4,8
4,0
Kinderarmut (%)
8,4
6,6
8,4
Jugendarmut (%)
9,4
5,8
6,1
k.A.
0,8
1,9
7,0
4,9
5,4
Kaufkraft (Euro)
Altersarmut (%)
SGB II−Quote (%)
k.A. = keine Angabe bei fehlender Verfügbarkeit, unzureichender Vergleichbarkeit wegen Gebietsstandsänderungen oder Einwohnerzahl unter 5.000
im betreffenden Jahr!
Quelle: infas GEOdaten GmbH, Bundesagentur für Arbeit, Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen.
6. Indikatoren Integration 2010
Hinweise zu den Indikatoren
Die Indikatoren ermöglichen einen Überblick über die Situation für Migranten bzw. Ausländer.
Tab. 5: Indikatoren zum Thema "Integration" für Albstadt
Zollernalbkreis,
Landkreis
Albstadt
Ausländische Bevölkerung (Anzahl)
Baden−Württemberg
5.956
17.057
1.275.278
Ausländeranteile (%)
13,2
9,1
11,9
Ausländeranteil unter 15−Jährige (%)
12,0
6,8
7,6
Ausländeranteil 15− bis 24−Jährige (%)
16,3
10,4
13,2
Ausländeranteil 25− bis 64−Jährige (%)
16,2
11,0
14,5
Ausländeranteil ab 65−Jährige (%)
5,6
4,6
6,7
Anteil Eingebürgerte im Jahr (%)
0,6
0,8
1,0
Anteil geduldete Personen (%)
k.A.
1,0
0,7
Anteil Aussiedlerschüler (%)
k.A.
1,3
1,2
Anteil 3−Jhr. m. Migrationshintergr. in Tageseinr. (%)
k.A.
33,4
34,2
Anteil Kinder m. Migrationshintergr. in Tageseinr. (%)
k.A.
31,6
33,0
Vorschulische Sprachkurse (%)
k.A.
k.A.
k.A.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 5
Anteil ausländische Förderschüler (%)
k.A.
24,5
24,3
Abiturientenquote − Ausländer (%)
k.A.
2,3
5,3
Abiturientenquote − gesamt (%)
k.A.
18,5
27,5
Anteil ausländ. Schulabgänger ohne Abschluss (%)
k.A.
10,7
11,8
Anteil Schulabgänger ohne Abschluss gesamt (%)
k.A.
5,0
5,1
Anteil Auszubildende an ausländ. Bev. 18−20J. (%)
45,6
43,8
45,6
Anteil Auszubildende an Bev. 18−20J. gesamt (%)
63,4
63,3
59,8
Anteil arbeitslose Ausländer (%)
k.A.
7,5
6,4
Anteil Arbeitslose gesamt (%)
k.A.
4,5
3,8
Anteil arbeitslose ausländ. Jugendliche (%)
k.A.
4,1
2,8
Anteil arbeitslose Jugendliche gesamt (%)
k.A.
2,5
2,0
SGB II−Quote − Ausländer (%)
11,4
11,3
11,6
SGB II−Quote − gesamt (%)
7,0
4,9
5,4
Kinderarmut − Ausländer (%)
13,5
17,8
22,4
8,4
6,6
8,4
Altersarmut − Ausländer (%)
k.A.
3,4
6,9
Altersarmut − gesamt (%)
k.A.
0,8
1,9
Abiturientenquote Berufsb. Schule − Ausländer (%)
k.A.
2,0
2,9
Abiturientenquote Berufst. Schule − gesamt (%)
k.A.
8,5
7,2
Kinderarmut − gesamt (%)
k.A. = keine Angabe bei fehlender Verfügbarkeit, unzureichender Vergleichbarkeit wegen Gebietsstandsänderungen oder Einwohnerzahl unter 5.000
im betreffenden Jahr!
Quelle: Statistische Ämter der Länder, Ausländerzentralregister, Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 6
7. Indikatoren Bevölkerungsprognose bis 2030
Einen Blick in die Zukunft gewährt die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung. Für Albstadt werden damit Entwicklungspfade
der Einwohnerzahl und deren Altersstruktur aufgezeigt. Die Vorausberechnung beruht auf Annahmen über mögliche
Entwicklungsfaktoren und projiziert die Veränderungen bis ins Jahr 2030.
Was bedeutet Projektion, welche Aussagekraft hat sie?
Durch Prognosetechniken, wie der Projektion der Bevölkerungsentwicklung, werden Problemlösungsprozesse vereinfacht, indem
Annahmen getroffen werden, nach denen der gegenwärtige Stand in die Zukunft projiziert wird. Projektionen zeichnen mögliche
Zukünfte.
Bevölkerungsentwicklung 2009 bis 2030 (%)
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 7
Bevölkerungsentwicklung 2009 bis 2030 (%)
kleiner −10
−10 bis unter −5
−5 bis unter −2
−2 bis unter 0
0 bis unter 2
2 bis unter 4
größer gleich 4
keine Angaben
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Einwohnerzahl in 5 Jahresschritten bis 2030
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 8
Änderung der Altersstruktur von 2009 auf 2030 (%)
Albstadt
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Zollernalbkreis, Landkreis
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 9
Baden−Württemberg
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Bevölkerungspyramide 2009 und 2030
Albstadt
2009
2030
männlich
weiblich
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 10
Zollernalbkreis, Landkreis
2009
2030
männlich
weiblich
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Baden−Württemberg
2009
2030
männlich
weiblich
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 11
Alterung der Bevölkerung: Medianalter 2009 und 2030
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Einfluss von Wanderungen auf die Bevölkerungsentwicklung bis 2030 (%)
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 12
Anteil der Frauen an den ab 80−Jährigen (%)
Anteil der 15− bis 45−jährigen Frauen an der
Gesamtbevölkerung (%)
Albstadt
Albstadt
Zollernalbkreis, Landkreis
Zollernalbkreis, Landkreis
Baden−Württemberg
Baden−Württemberg
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 13
Natürlicher Saldo aus Geburten− und Sterbefällen 2030
kleiner −10
−10 bis unter −8
−8 bis unter −6
−6 bis unter −4
−4 bis unter −2
−2 bis unter 0
größer gleich 0
keine Angaben
Quelle: ies GmbH, Deenst GmbH, eigene Berechnungen.
Demographiebericht Kommune 'Albstadt' | Seite 14
in
ek
!
L
s
e
t
a
s
rt
e
I
hr
er Biblioth
Informationen zum bundesweiten Programm
Neugierig und offen, …
… so sollen Kinder ihrer Umwelt
von Anfang an begegnen.
Es ist, vor allem für Sie als Bibliotheksmitarbeiterin und -mitarbeiter, längst
kein Geheimnis mehr, dass Vorlesen dafür eine wichtige Voraussetzung ist: Es
fördert maßgeblich die Sprachentwicklung, regt die Fantasie und Kreativität
an und bietet den Kindern einen unmittelbaren Zugang zu Literatur und Buch.
Je früher bereits die Jüngsten an das Lesen herangeführt werden, desto größer
sind ihre späteren Bildungschancen.
Auch „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ zielt darauf, Kinder von
klein auf für Bücher und das Lesen zu begeistern und die Eltern zu motivieren,
das (Vor-)Lesen stärker im Familienalltag zu verankern. Dafür brauchen wir ein
großes Partner-Netzwerk, in dem auch Ihrer Bibliothek eine besondere Rolle
zukommt. Sie können einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Initiative leisten:
• Eröffnen Sie mit Familien-Angeboten zur frühkindlichen Leseförderung
schon für die Kleinsten und deren Eltern den Zugang zur Welt der Bücher.
Bei Interesse können Sie ab Herbst 2011 unser gemeinsam mit den deutschen Bibliotheksverbänden erarbeitetes Lesestart-Fortbildungsangebot
nutzen.
• Beteiligen Sie sich mit Ihrer Bibliothek und verschenken Sie ab 2013 die
zweiten Lesestart-Sets an dreijährige Kinder und deren Eltern. Begleiten
Sie das Programm mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und GruppenAngeboten für junge Familien.
Mit „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ tragen Sie
dazu bei, Kindern – egal welcher Herkunft und Lebenslage –
den Zugang zur Welt der Bücher zu eröffnen und ihre künftigen Bildungschancen zu steigern.
Helfen Sie mit, „Lesestart“ bekannt zu machen und lebendig
zu gestalten!
„Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“ – Was ist das?
• Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland können nicht gut lesen.
Wir wollen das ändern, indem wir früh ansetzen und vor allem die Eltern
dieser Kinder motivieren, Bücher und Geschichten in den Familienalltag
zu integrieren.
• Innerhalb von acht Jahren werden deshalb rund 4,5 Mio. Lesestart-Sets
an Kinder aus drei aufeinanderfolgenden Jahrgängen verschenkt.
Von 2011 bis 2013 erhalten Eltern mit einjährigen Kindern das erste Set
beim Kinderarzt im Rahmen der U6-Vorsorge, von 2013 bis 2015 das
Folgeset in Bibliotheken. Insgesamt können mit den ersten beiden Sets
die Hälfte aller Kinder der drei Jahrgänge erreicht werden. Auf das dritte
Lesestart-Set können sich ab 2016 sogar alle Schulanfänger freuen!
1. Phase
2. Phase
3. Phase
Lesestart-Set 1
für Einjährige
Kinderarztpraxis
Lesestart-Set 2
für Dreijährige
Bibliothek
Lesestart-Set 3
für Sechsjährige
Grundschule
3 x 400.000 Sets
3 x 400.000 Sets
3 x 700.000 Sets
2011
2013
2016
2018
• In allen Sets enthalten sind u. a. jeweils ein altersgerechtes Buch, anschauliches Material und Alltagstipps rund ums (Vor-)Lesen für Eltern und Kinder.
• Aktionen und Angebote in Bibliotheken, Kitas und bei Veranstaltungen vor
Ort begleiten die Buchgeschenke.
• Kommunikationsmaßnahmen und Medienangebote flankieren das
Programm und machen „Lesestart“ bundesweit sicht- und erlebbar.
• Das Programm startet im November 2011. Es wird vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung gefördert und von der Stiftung Lesen umgesetzt.
Wir bieten Ihnen zahlreiche Möglichkeiten,
um bei „Lesestart – Drei Meilensteine für das Lesen“
aktiv mitzuwirken:
• Melden Sie sich auf unserem Online-Portal www.lesestart.de
als Lesestart-Partner an.
Als registrierter Partner können Sie sich auf der Internetseite präsentieren,
Ihre Daten aktualisieren, Aktionen einstellen, Veranstaltungen öffentlich
machen, Material bestellen und andere Lesestart-Akteure finden.
• Nutzen Sie die beiliegenden Plakate zur Bekanntmachung Ihrer eigenen
Lesestart-Aktionen.
• Wir freuen uns über Anmeldungen zum Lesestart-Fortbildungsangebot, das wir gemeinsam mit den deutschen Bibliotheksverbänden
erarbeiten. Mehr unter www.lesestart.de.
Sie sind noch auf der Suche
nach Anregungen, um Lesestart
in Ihrer Bibliothek umzusetzen? Hier eine kleine Ideenbörse:
Die richtige Buchauswahl
In den ersten drei Lebensjahren machen Kinder rasante Fortschritte: im
emotionalen und sozialen Bereich ebenso wie in der kognitiven und sprachlichen Entwicklung. Das alles wird in altersgerechten Bilder- und Kinderbüchern
inhaltlich und ästhetisch aufgegriffen und symbolisch bearbeitet. Das passende
Angebot ist groß:
• Fühlbücher, Wimmelbücher und andere Mitmachbücher für die Kleinsten,
• Bilderbücher und Geschichten mit emotionalen Inhalten wie Liebe,
Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Ärger oder Angst,
• (Bilder-)Bücher über die Lebenswelt von Kindern in Familie, Kindergarten,
Spielplatz, Natur und Wohnort.
Damit kleine Kinder Spaß an Büchern haben, ist es wichtig, dass sie die richtigen Bücher im richtigen Alter in den Händen halten. Um Eltern die Auswahl
der passenden Lektüre zu erleichtern, enthält das Lesestart-Set aktuelle Buchempfehlungen. Wenn Sie diese Titel vorrätig haben, können Sie eine spezielle
Lesestart-Buchecke einrichten. Darüber hinaus informieren wir Sie auch auf
www.lesestart.de über das Neueste auf dem Kinderbuchmarkt.
Der ideale (Vor-)Leseort: Die Bibliothek
Es ist schön, wenn eine Bibliothek einen einladend gestalteten Vorleseort
anbieten kann:
• eine gut ausgeleuchtete, einladende und gemütliche Lese-Ecke,
• eine große Bilderbuch-Kiste und niedrige Buchregale, auf die auch
die kleinen Besucher bequem zugreifen können,
• passende Buch-Poster oder selbst gemalte Kinderbilder
als Wand-Dekoration.
www.lesestart.de
Passende Angebote für Eltern und Kinder
Viele Eltern wissen nicht, wie sehr das gemeinsame Anschauen von Bilderbüchern und das Vorlesen die sprachliche Entwicklung ihres Kindes fördern.
„Lesestart“ zeigt ihnen u. a., dass das Vorlesen einer der einfachsten und
preiswertesten Wege ist, um die Bildungschancen ihrer Kinder zu verbessern.
Machen auch Sie frühkindliche Leseförderung sicht- und erlebbar durch
• Informationsveranstaltungen für Eltern und andere Erziehende über das
Vorlesen für Kleinkinder, in denen Sie einen Überblick über Literatur und
Reime, Kniereiter, Fingerspiele und Lieder geben können.
• Eltern-Kind-Aktionen, wie z. B.:
„Wir basteln ein Bilderbuch“,
„Wir reimen, dichten, singen“,
„Wir erzählen Geschichten“.
Wenn es Ihnen möglich ist, eine betreute Kleinkinder-Lesestunde anzubieten,
z. B. in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Vorlesepaten der Stiftung Lesen, ist
das ein toller „Service“ für die Erziehenden. Während Sie sich mit den Kleinen in
der Lese-Ecke beschäftigen, haben die Eltern die Gelegenheit, in Ruhe in Ihrem
Ausleihsortiment zu stöbern.
Weitere Ideen und Anregungen bieten Lesestart-Seminare.
Mehr dazu unter www.lesestart.de
Ausführliche Infos im Internet:
www.lesestart.de
Kontaktadresse
Stiftung Lesen • Römerwall 40 • 55131 Mainz
Kostenlose Lesestart-Servicehotline: 0800-3103103
E-Mail: [email protected]
Impressum
Herausgeber und Verleger:
Stiftung Lesen, Römerwall 40, 55131 Mainz, www.stiftunglesen.de
Verantwortlich: Dr. Jörg F. Maas
Programme und Projekte: Sabine Uehlein
Redaktion: Sabine Bonewitz, Ulrike Annick Weber
Layout / Illustration: Hildegard Müller
Fotos: Stiftung Lesen, Oliver Rüther
Druck: johnen-druck GmbH & Co. KG, Industriegebiet Bornwiese, 54470 Bernkastel-Kues
Auflage: 20.000
©Stiftung Lesen 2011
Geburtenrate
in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2011
Biberach (LKR)
1,53 Kinder je Frau
Rottweil (LKR)
1,53
Tuttlingen (LKR)
1,52
Alb-Donau-Kreis (LKR)
1,49
Pforzheim (SKR)
1,49
Hohenlohekreis (LKR)
1,47
Heilbronn (SKR)
1,47
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR)
1,46
Ludwigsburg (LKR)
1,45
Ravensburg (LKR)
1,44
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR)
1,44
Ostalbkreis (LKR)
1,44
Böblingen (LKR)
1,44
Zollernalbkreis (LKR)
1,43
Bodenseekreis (LKR)
1,42
Rastatt (LKR)
1,42
Sigmaringen (LKR)
1,41
Ortenaukreis (LKR)
1,41
Emmendingen (LKR)
1,41
Calw (LKR)
1,40
Rems-Murr-Kreis (LKR)
1,40
Rhein-Neckar-Kreis (LKR)
1,39
Heilbronn (LKR)
1,39
Esslingen (LKR)
1,39
Enzkreis (LKR)
1,38
Schwäbisch Hall (LKR)
1,38
Göppingen (LKR)
1,38
Lörrach (LKR)
1,37
Baden-Württemberg
1,36
Freudenstadt (LKR)
1,36
Reutlingen (LKR)
1,35
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR)
1,35
Main-Tauber-Kreis (LKR)
1,35
Karlsruhe (LKR)
1,34
Heidenheim (LKR)
1,33
Ulm (SKR)
1,32
Karlsruhe (SKR)
1,30
Tübingen (LKR)
1,26
Waldshut (LKR)
1,26
Freiburg im Breisgau (SKR)
1,25
Konstanz (LKR)
1,24
Mannheim (SKR)
1,23
Baden-Baden (SKR)
1,21
Stuttgart (SKR)
1,21
Heidelberg (SKR)
1,08
LKR = Landkreis
SKR = Stadtkreis
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2012. Grafik: LKZ/Dominik Koch
Demografischer Wandel als
Herausforderung für Kultur
und ihre Evaluierung
Dokumentation der Frühjahrstagung 2010 des AK Kultur und Kulturpolitik
www.degeval.de
Demografischer Wandel als Herausforderung für Kultur und ihre Evaluierung
Dokumentation der Frühjahrstagung 2010 des AK Kultur und Kulturpolitik
ISBN 978-3-941569-05-8
Herausgeberinnen: Vera Hennefeld, Ute Marie Metje (Arbeitskreis „Evaluation von Kultur und Kulturpolitik“ in der DeGEval – Gesellschaft für Evaluation e. V.)
Layout: Ron Müller
Sprecherinnen des AK „Evaluation von Kultur und Kulturpolitik“ in der DeGEval:
PD Dr. Ute Marie Metje, Evaluation & wissenschaftliche Beratung, Hamburg, [email protected]
Dr. Vera Hennefeld, Centrum für Evaluation (CEval), Universität des Saarlandes, Saarbrücken, [email protected]
Hinweis: Zu Gunsten der Lesefreundlichkeit wurde auf eine durchgehend geschlechtsneutrale Schreibweise verzichtet. Die verwendete männliche Form schließt bei Entsprechung die weibliche Form selbstverständlich mit ein.
Die Publikation wurde finanziell gefördert von der DeGEval – Gesellschaft für Evaluation e. V.
Inhalt
Vorwort der Herausgeberinnen.......................................................................................................................................................... 4
Prof. Dr. Susanne Keuchel, Direktorin des Zentrums für Kulturforschung, Sankt Augustin:
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die künftige kulturelle Teilhabe unserer Gesellschaft. Zum Themenspektrum
50+, Nachwuchspflege und Migration................................................................................................................................................ 6
Dr. Matthias Dreyer, Stiftung Niedersachsen, Hannover:
Angebot und Nachfrage. Wie verändert der demografische Wandel unsere Museen?................................................................... 11
Prof. Dr. Birgit Mandel, Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim:
Nicht-Kulturnutzer. Empirische Befunde und Anreizstrategien für ein neues Publikum................................................................... 16
Astrid Kurzeja-Christinck, Jutta Schmidt, Prof. Dr. Peter Schmidt, markt.forschung.kultur. Hochschule Bremen:
Fast- und Nichtbesucher von Kultureinrichtungen. Praxisberichte aus Bremen und Hamburg....................................................... 23
Ursula Richenberger, Altonaer Museum, Freunde des Altonaer Museums e. V., Hamburg:
Freiwilligenmanagement. Ehrenamtliche im Altonaer Museum. Stiftung Historische Museen Hamburg......................................... 27
Christian Kötter-Lixfeld, Intendant der Bremer Philharmoniker, Bremen:
Junges Publikum gewinnen: Strategien und Bewertung des Erfolges............................................................................................. 31
3
Vorwort der Herausgeberinnen
Die Frühjahrstagung 2010 des AK „Kultur und Kulturpolitik“ der Gesellschaft für Evaluation, die in Kooperation mit der Arbeitsgruppe „markt.forschung.kultur“ der Hochschule Bremen konzipiert und organisiert wurde, beschäftigte sich mit einem viel diskutierten
Thema, das derzeit eine bedeutende Rolle 1 – nicht nur – im kulturellen Sektor einnimmt: Der demografische Wandel und seine
Auswirkungen auf Kultureinrichtungen wie Museen, Theater, Orchester und andere mehr.
Dieser demographische Wandel führt mittel- bis langfristig nicht nur zu einer veränderten Besucherstruktur, vielmehr wird er
auch die Inhalte und die Ausgestaltung kultureller Angebote generell beeinflussen. Denn: Wollen kulturelle Einrichtungen weiterhin
erfolgreich am Markt agieren, müssen auch ihre Produkte sehr gezielt besucherorientiert zugeschnitten werden. Dafür bedarf es
zunächst einer fundierten Analyse a) über die Zusammensetzung der Besuchergruppen, b) über deren Vorlieben hinsichtlich der
Art und Weise der Ansprache und Präsentation und c) über Strategien und Möglichkeiten zur Besucherbindung. Kultureinrichtungen müssen sich intensiver als bisher mit ihren potenziellen Besuchergruppen und der Besucherorientierung ihrer Angebote beschäftigen, wenn sie langfristig und nachhaltig am Markt bestehen wollen. Folgende Fragen ergeben sich hieraus: Welche Themen
sind für welche Gruppen relevant und interessant? Wie muss eine Ausstellung konzipiert sein, um möglichst viele junge Besucher
anzulocken? Und worauf ist bei den „jungen Alten“ zu achten, welche Ansprüche an Ausstellungen oder Konzerte stellen sie?
Kurzum: Welche Wege müssen Kulturpolitik, Kulturschaffende und Kultureinrichtungen einschlagen, sollen neue Publikumskreise
erschlossen und bisherige Kunden langfristig für die Angebote begeistert werden? Zudem stellt sich die Frage, ob alle gesellschaftlichen Gruppen in gleichem Maße an Kultur partizipieren (können), worin ggf. Hindernisse liegen und wie diese überwunden
werden können.
Bei der Beantwortung dieser Fragen und bei der Bewältigung der aus dem demografischen Wandel resultierenden Entwicklungs- und Veränderungsprozesse in der Gesellschaft und damit auch im kulturellen und kulturpolitischen Bereich kann Evaluation
in unterschiedlicher Hinsicht unterstützen: So können Kultureinrichtungen z. B. verstärkt auf „ex-ante“ Evaluationen setzen, in
denen potenzielle Besuchergruppen und deren Bedarfe erst einmal identifiziert und erfasst werden, um diese Erkenntnisse bei
der Konzeption und Umsetzung neuer kultureller Angebote einfließen zu lassen. Denkbar sind auch formative Evaluationen von
Ausstellungen, Konzerten oder anderen kulturellen Events, in denen neue Konzepte erprobt und auf Verbesserungspotenziale
hin überprüft werden. Dies sind nur zwei von vielen möglichen Fragestellungen, die im Kultursektor gerade vor dem Hintergrund
knapper Kassen gegenwärtig verstärkt diskutiert werden.
Die nachfolgenden Beiträge zeigen Forschungs- und Lösungsansätze hierzu auf und liefern Hinweise, mit welchen veränderten
Publikumserwartungen Kulturakteure zu rechnen haben und wie sie ihre Angebote trotzdem gut auf dem Markt platzieren können.
Sich forschend und evaluierend dem kulturellen Sektor anzunähern heißt, sich sehr sensibel in ein Feld zu begeben, in dem der
Widerstand gegen Evaluationen sehr lange währte. In kaum einem anderen gesellschaftlichen Bereich war die Skepsis gegenüber Evaluationen so ausgeprägt wie hier. Das heißt, neben der immer noch latent vorhandenen Skepsis, die zu überwinden sein
wird, betreten die Forschenden vor allem auch in methodischer Hinsicht Neuland. In Anbetracht dieser Überlegungen und offenen
Fragen sind die folgenden Beiträge der Tagung „Demografischer Wandel als Herausforderung für Kultur und Evaluierung’“ als Anregung zur weiterführenden und vertiefenden Diskussion gedacht.
In ihrem Beitrag „Auswirkungen des demografischen Wandels auf die künftige kulturelle Teilhabe unserer Gesellschaft. Zum
Themenspektrum 50+, Nachwuchspflege und Migration“ geht Susanne Keuchel auf die Konsequenzen des demografischen Wandels für die künftige kulturelle Teilhabe in unserer Gesellschaft ein und gibt Empfehlungen, wie auch zukünftig das Kulturinteresse
in einzelnen Bevölkerungsgruppen geweckt und erhalten werden kann. Dabei widmet sie sich insbesondere den „Jungen“, den
„Alten“ und jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Interessant ist die Feststellung, dass es sich bei diesen keineswegs um
homogene Gruppierungen handelt, vielmehr unterscheiden sich die Mitglieder dieser Gruppen wiederum hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und Konsumgewohnheiten. Die Erläuterungen basieren auf empirischen Erhebungen, die vom Zentrum für Kulturforschung
(Bonn) im Rahmen der KulturBarometer Studien erhoben wurden.
Diese Gedanken greift Matthias Dreyer in „Angebot und Nachfrage. Wie verändert der demografische Wandel unsere Museen?“
auf. Der Autor geht der Frage nach, welche Chancen der demografische Wandel birgt und verweist zugleich auf zwei Grundvoraussetzungen für Museen, wollen diese zukünftig erfolgreich bestehen: Zielgruppenkenntnis und kulturelle Vermittlung. Dreyer sieht
den demografischen Wandel als Chance, die dazu auffordert, intergenerative und interkulturelle bzw. integrierende Ansätze weiter
zu entwickeln, ohne dabei die eigentlichen Aufgaben von Museen aus den Augen zu verlieren. Museen seien prädestiniert, so der
1
Auf Bedeutung und Aktualität des Themas verweist auch die Teilnehmerzahl bei dieser Tagung, die mit ca. 70 Personen ungewöhnlich hoch lag.
4
Autor, verschiedene Zielgruppen zusammen zu führen, wobei die Angebote mit dem Image und der Identität der Häuser in Einklang
stehen müssen. Abschließend werden erste Hinweise und Vorschläge für ein erfolgreiches Museumsmanagement formuliert.
Der nächste Beitrag von Birgit Mandel mit dem Titel „Nicht-Kulturnutzer. Empirische Befunde und Anreizstrategien für ein neues
Publikum“ illustriert neue methodische Wege, die eingeschlagen wurden, um erkenntnistheoretisch fundierte Aussagen zu erhalten. Die Studie, deren zentrale Ergebnisse vorgestellt werden, wurde vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim durchgeführt. Die Fragestellungen beziehen sich auf das Kulturverständnis der Nicht-Kulturnutzer, ihre favorisierten Freizeitaktivitäten
sowie subjekt- und objektbedingten Barrieren, die Kulturbesuche verhindern. Die besondere methodische Herausforderung der
Studie lag darin, die Nicht-Kulturnutzer zu erreichen und zu befragen: Dies gelang durch qualitative leitfadengestützte Interviews,
denen jeweils eine kreativ-künstlerische Aktion im öffentlichen Raum vorausging.
Auch die Arbeitsgruppe markt.forschung.kultur der Hochschule Bremen beschäftigt sich mit Nicht- und Fastbesuchern von
Kultureinrichtungen: „Fast- und Nichtbesucher von Kultureinrichtungen. Praxisberichte aus Bremen und Hamburg“. Während das
Hildesheimer Institut für Kulturpolitik versuchte, im öffentlichen Raum Nicht-Kulturnutzer zu erreichen und diese zu befragen,
basieren die Ergebnisse der zwei Studien der Arbeitsgruppe markt.forschung.kultur auf der Befragung von Nutzern spezifischer
Kulturereignisse, wie z. B. der Besuch eines Tierparks, einer Fotoausstellung, einer Sonderausstellung etc. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass Kulturinstitutionen durch die Analyse solcher „Fastbesucher“ wichtige Informationen über potenzielle Besucher
erhalten, die bei klassischen Besucherbefragungen nicht erreicht werden.
Die beiden letzten Beiträge illustrieren, wie Kultureinrichtungen die Auswirkungen des demografischen Wandels in der Praxis
positiv für sich nutzen und den Herausforderungen der mit der demografischen Entwicklung einhergehenden Veränderungen erfolgreich mit neuen Strategien begegnen.
Ursula Richenberger zeigt in „Freiwilligenmanagement. Ehrenamtliche im Altonaer Museum. Stiftung Historische Museen Hamburg“ auf, wie die immer größer werdende Gruppe junger Alter durch Freiwilligentätigkeit gewinnbringend für beide Seiten im
Museum eingesetzt werden kann. Dabei darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, welche Probleme mit diesem freiwilligen
Einsatz einhergehen: Entlassung der Politik aus ihrer Verantwortung und ggf. Entwertung der Tätigkeit der ausgebildeten Museumsmitarbeiter. Trotzdem stellt die Freiwilligentätigkeit eine Möglichkeit dar, ungenutzte Ressourcen auszuschöpfen und darüber
hinaus eine längerfristige Bindung Kulturinteressierter zu erreichen.
Christian Kötter-Lixfeld stellt in seinem Beitrag „Junges Publikum gewinnen: Strategien und Bewertung des Erfolges“ Wege zur
Gewinnung und Bindung von jungem Publikum im Bereich der Klassischen Musik vor. Am Beispiel der Bremer Philharmoniker,
deren Intendant der Autor ist, und bezogen auf Kinder und Jugendliche zeigt der Autor, wie lohnend es ist, sich intensiv mit den
Interessen der Zielgruppen auseinander zu setzen und deren Bedarfe in der Konzeption und Umsetzung kultureller Angebote zu
berücksichtigen. So konnte die Auslastung der Konzerte der Bremer Philharmoniker entgegen aller Trends in den vergangenen
Jahren enorm gesteigert werden.
Die Herausforderungen des demografischen Wandels für Kultur und ihre Evaluierung werden in der vorliegenden Dokumentation also aus völlig unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und es werden viele innovative und kreative Lösungsansätze und
-strategien vorgestellt, die als Anregung zur weiterführenden und vertiefenden Diskussion gedacht sind.
Wir wünschen interessante Einsichten und viel Freude bei der Lektüre!
Ute M. Metje und Vera Hennefeld
September 2010
5
Prof. Dr. Susanne Keuchel
Direktorin des Zentrums für Kulturforschung, Sankt Augustin
Auswirkungen des demografischen Wandels auf die künftige
kulturelle Teilhabe unserer Gesellschaft.
Zum Themenspektrum 50+, Nachwuchspflege und Migration
Seit einigen Jahren spielt das Themenspektrum „Demografischer Wandel“ eine wichtige Rolle in politischen Diskussionen. Zwei
zentrale Trends sind dabei entscheidend. Zum einen wird die Gesellschaft „älter“ 2, zum anderen in zunehmendem Maße multikulturell (vgl. Bundesministerium des Inneren 2006). Diese Verschiebungen in der Bevölkerungsstruktur haben Auswirkungen auf alle
Bereiche der Gesellschaft. Der vorliegende Beitrag widmet sich den Konsequenzen des demografischen Wandels für die künftige
kulturelle Teilhabe in unserer Gesellschaft und gibt Empfehlungen, wie man auch in Zukunft das Kulturinteresse in den einzelnen
Bevölkerungsstrukturen sicherstellen kann. Dabei werden insbesondere die „Jungen“, „Alten“ und jungen Menschen mit Migrationshintergrund in den Blick genommen.
Die empirische Grundlage für diese Betrachtungen stellen drei repräsentative Bevölkerungsumfragen des Zentrums für Kulturforschung (ZfKf) dar. Dies sind zum einen die Spezialerhebungen des Jugend-KulturBarometers (Keuchel/Wiesand 2006) und
des KulturBarometers 50+ (Keuchel/Wiesand 2008) sowie zum anderen die KulturBarometer-Reihe (Zentrum für Kulturforschung
1991-2005), deren achte und bislang letzte Ausgabe im Jahr 2005 erschien.
1. Allgemeines zur kulturellen Partizipation der Bevölkerung
Beim allgemeinen Interesse am Kulturgeschehen, dem Besuch außerhäuslicher Angebote im Sinne eines breiten Kulturbegriffes,
der beispielsweise auch den Besuch eines Rockkonzerts oder soziokulturellen Zentrums beinhaltet, zeigen sich kaum Unterschiede zwischen Jung und Alt, zwischen jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
Differenziert man das Kulturinteresse nach verschiedenen Kultursparten, so zeigen sich zwischen den Generationen sowohl
gemeinsame Interessen als auch deutliche Unterschiede: Musik und Film sind in allen Gruppen die beliebtesten Kultursparten; die
jüngere Bevölkerung interessiert sich daneben erwartungsgemäß vor allem für populäre Kunstformen wie Rock oder Break Dance,
die Älteren eher für klassische Kunstformen wie Museen, klassisches Theater oder Musik. Betrachtet man die Unterschiede bei
den Jungen mit und ohne Migrationshintergrund, so fällt auf, dass sich die 14- bis 24-Jährigen mit Migrationshintergrund punktuell
etwas stärker für Tanz, Comedy und Film interessieren.
60 %
50 %
„Breiter Kulturbegriff“
Bevölkerung allgemein
Jugend-KulturBarometer
(14 bis unter 25 Jahre)
Nur junge Migranten
(14 bis unter 25 Jahre)
Bevölkerung 50+
40 %
30 %
20 %
10 %
0%
Sehr stark
Stark
Einigermaßen
Kaum
Überhaupt nicht
Interesse am Kulturgeschehen
Übersicht 1: Interesse am Kulturgeschehen bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen
ZfKf / GfK 2004; ZfKf / GfK 2005 und ZfKf / IFAK 2007
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Alt und Jung ergeben sich auch bei der persönlichen Definition von Kultur, die in
einer offenen Fragestellung erfasst wurde. So definiert die deutsche Bevölkerung unabhängig vom Alter Kultur zunächst im Sinne
2
Das Statistische Bundesamt geht in seinen aktuellen Bevölkerungshochrechnungen von einem anteiligen Anstieg der 65-Jährigen und Älteren bis 2030 von aktuell 19 % auf 29 % der Gesamtbevölkerung aus (Statistische Ämter des Bundes und der
Länder 2007: S. 22f; Statistisches Bundesamt 2006).
6
eines klassischen Kunstbegriffs, der das Theater, Museen, klassische Konzerte und Ähnliches umfasst. Die jüngere Bevölkerung
setzt hier jedoch noch einen neuen Akzent, der besonders stark bei den Jüngeren mit Migrationshintergrund ausgeprägt ist und
direkt auf den soziodemografischen Wandel zurückgeführt werden kann, den Fokus auf die „Kultur der Länder und Völker“.
2. Zur kulturellen Partizipation der „Jugend“
Wie das Jugend-Kultur-Barometer zeigen konnte, stellt die „Jugend“ keine homogene Gruppe in ihrer kulturellen Teilhabe dar.
Vielmehr konnten verschiedene Faktoren ermittelt werden, die das Kulturinteresse beeinflussen. So zeigte sich, dass zwei Drittel (66 %) der künstlerisch-kreativ Aktiven und der an klassischer Kunst Interessierten unter 25 Jahre weiblich sind. Neben dem
Geschlecht stellt sich vor allem die Schulbildung als weiterer wichtiger Einflussfaktor auf die kulturelle Aktivität der jungen Leute
dar. Wie der folgenden Übersicht entnommen werden kann, haben beispielsweise mehr als die Hälfte der Befragten mit hohem
Bildungsniveau künstlerische Hobbys, während diejenigen mit niedriger Schulbildung mit weniger als 10% hier deutlich unterrepräsentiert sind.
Künstlerische Hobbys mit Musikschule etc.
8%
Interesse für klassische Kulturangebote
25 %
0%
10 %
20 %
49 %
38 %
13 %
Junge Leute insgesamt
48 %
38 %
14 %
Sehr stark bzw. starkes Kulturinteresse im
Sinne eines breiten Kulturbegriffs
55 %
37 %
30 %
Schulbildung
hoch
35 %
mittel
40 %
niedrig
40 %
50 %
60 %
Übersicht 2: Kulturinteresse und künstlerische Hobbyaktivitäten differenziert nach Schulbildung 3
ZfKf / GfK 2004
Ähnlich wie dies die Pisa-Studie für die Schulbildung ermittelte (vgl. Prenzel u.a. 2007), steht auch die kulturelle Bildung in
einem engen Zusammenhang mit der Bildung der Eltern. Für Eltern mit hoher Schulbildung (83 %) ist es weitgehend selbstverständlich, mit den eigenen Kindern Theater, Museen oder Konzerte zu besuchen, was für Eltern mit niedriger Schulbildung (38 %)
nur eingeschränkt gilt. Neben dem Elternhaus beeinflussen auch andere Multiplikatoren die kulturelle Partizipation: So konnte im
Jugend-KulturBarometer gezeigt werden, dass der Anteil der stark Kulturinteressierten unter den Jugendlichen mit der Anzahl der
vorhandenen kulturellen Multiplikatoren im sozialen Umfeld zunimmt. Weiterhin ergab sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem kulturellen Interesse und der eigenen künstlerisch-kreativen Aktivität. Diejenigen beispielsweise, deren aktuelles Hobby
das Spielen eines Instrumentes oder das Singen ist, haben drei- bis viermal häufiger auch ein Interesse an klassischer Musik als
die junge Bevölkerung allgemein.
Kulturveranstalter können also aus dem Segment „Jugend“ am einfachsten weibliche, gebildete junge Menschen mit künstlerisch-kreativen Erfahrungen aus einem bildungsnahen Elternhaus erreichen. Will man weitere Gruppen innerhalb der Zielgruppe
ansprechen, ist es nötig, viele Multiplikatoren aus dem Umfeld der Zielgruppe zu erreichen, in Jugendprojekten künstlerischkreative Erfahrungen zu vermitteln und in der Angebotsgestaltung Konzepte für unterschiedliche Alterszielgruppen des Segments
zu entwickeln. Zudem gilt es, den „Unterhaltungsfaktor Kultur“ für junge Leute wieder stärker zu kommunizieren, da sie diesen viel
weniger mit Kunst verbinden als die Älteren. Kulturangebote für junge Leute sollten günstig sein und bestehende preisgünstige
Angebote besser in der Außendarstellung vermittelt werden, da sie den Jugendlichen häufig nicht bekannt sind.
3
Die Kategorisierung der Schulbildung erfolgte nach dem jeweils angestrebten bzw. bereits absolvierten Schulabschluss:
Hauptschule/Volksschule ohne Lehre sowie Hauptschule/Volksschule mit Lehre wurden dabei als niedrig eingestuft, Mittel-/
Real-/Höhere-/Fach-/Handelsschule ohne Abitur als mittel und Abitur/Hochschulreife wie auch abgeschlossenes Studium als
hoch.
7
3. Zur kulturellen Partizipation speziell „Junger Migranten“
Ihr zunehmender Anteil an der Bevölkerung macht die kulturelle Partizipation junger Migranten zu einem wichtigen Thema. Zwar
fehlt es hier bislang an empirischen Studien, um die Gründe im Detail zu analysieren, aber die Ergebnisse des Jugend-KulturBarometers und anderer Studien (vgl. Sinus-Sociovision 2007) legen nahe, dass die Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland keinesfalls eine homogene Population sind. Im Jugend-KulturBarometer konnte beobachtet werden, dass junge Menschen,
deren Eltern teils aus Deutschland, teils aus einem anderen Land stammen, besonders kulturell aktiv und künstlerisch-kreativ sind,
was möglicherweise an einer stärkeren Sensibilisierung für kulturelle Zusammenhänge und Unterschiede liegt. Auch scheint das
Herkunftsland Einfluss zu haben: So haben beispielsweise junge Leute mit islamischem Migrationshintergrund weniger Interesse
an klassischer Kunst aus dem europäischen Kulturkreis als Jugendliche mit in Deutschland geborenen Eltern. Gleichzeitig weisen
Jugendliche mit osteuropäischem Migrationshintergrund anteilig mehr klassische Sparteninteressen als deutschstämmige junge
Menschen auf und es wurde deutlich, dass die (Schul-)Bildung – und hier vor allem wieder die Schulbildung der Eltern – auch bei
jungen Leuten mit Migrationshintergrund eine entscheidende Rolle beim Zugang zu Kunst und Kultur spielt.
60 %
45 %
50 %
40 %
49 %
37 %
29 %
30 %
20 %
10 %
0%
Beide Eltern deutsch
Beide Eltern aus dem
islamischen Kulturkreis
Beide Eltern aus einem
osteuropäischen Land
Beide Eltern aus
anderen Ländern
Übersicht 3: Interesse an mindestens einer klassischen Kultursparte bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund
ZfKf/GfK 2004
Man sieht hier deutlich, dass der Migrationshintergrund als Einflussfaktor für die kulturelle Partizipation sehr differenziert zu betrachten ist. In den ZfKf-Studien wurde zudem deutlich, dass es in klassischen Kulturhäusern bislang häufig an Akteuren und
künstlerischen Vorbildern aus der („jungen“) Migrantenszene fehlt und auch inhaltlich wünschen sich viele junge Migranten eine
stärkere Berücksichtigung von Kunst und Themen aus den eigenen Herkunftsländern. Dass Kultur in einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft als Mittel der Verständigung dienen kann, deutet sich u.a. darin an, dass sich kulturinteressierte Jugendliche im
Jugend-KulturBarometer offener für Kunst aus „fremden“ Kulturkreisen zeigten.
4. Aktuelle Bestandsaufnahme und Empfehlungen für die Zielgruppe „50+“
Auch die Bevölkerungsgruppe 50+ stellt entgegen verbreiteter Annahmen keine homogene Zielgruppe dar. So lässt sich interessanterweise auch die gängige Meinung, die Generation 50+ sei im Vergleich zur Jugend oder der Gesamtbevölkerung kulturell
besonders interessiert, nur bedingt bejahen. Es sind die 50- bis 69-Jährigen, die kulturell besonders aktiv sind, während die über
70-Jährigen oftmals aufgrund gesundheitlicher Barrieren oder auch gesellschaftlicher Isolierung, dem „Wegsterben“ des Freundeskreises, nicht mehr am kulturellen Leben teilnehmen. Auch inhaltlich differieren die Kulturinteressen innerhalb dieser Altersgruppe:
So stehen für die jüngeren Jahrgänge nicht (mehr) etwa Klassikkonzerte im Mittelpunkt ihres musikalischen Interesses, sondern
eher Darbietungen der Genres Rock, Pop und Jazz. Entsprechend wird von den jüngeren Älteren als Hinderungsgrund für kulturelle Partizipation beklagt, dass vieles Interessante nur für junge Zielgruppen angeboten wird. Auch Altersarmut ist ein Thema in der
älteren Bevölkerung, erstmals auch aufgrund unterbrochener Erwerbsbiographien: Ein Teilbereich dieser Gruppe ist auf ermäßigte
Eintrittspreise angewiesen.
8
Klassikkonzert
Volksmusik/Schlagerkonzert
Besuch von Konzerten innerhalb
der letzten drei Jahre ...
Jazzkonzert
80 Jahre u. älter
70 bis 79 Jahre
Popkonzert
60 bis 69 Jahre
50 bis 59 Jahre
Rockkonzert
Rock-/Pop- und/oder Jazzkonzert
0%
5%
10 %
15 %
20 %
25 %
30 %
35 %
40 %
Übersicht 4: Besuch von Musikkonzerten bei der Bevölkerung 50+ innerhalb der letzten drei Jahre differenziert nach
Musikrichtungen und Alter
ZfKf/IFAK 2007
Entsprechend der Heterogenität der Altersgruppe konnten im KulturBarometer 50+ in einer Typologie grob drei Gruppen ausgemacht werden, die diese Grundtendenzen beschreiben: Die „Erlebnisorientierten Aktiven“ sind klassisch interessiert, öffnen sich
jedoch zunehmend für neuere Kunstrichtungen, jugendkulturelle Angebote und Formate wie Musicals, Popmusik oder Events.
Tendenziell sind sie spontaner und mobiler und stellen ein mögliches Bindeglied für eine Umorientierung der Kultureinrichtungen
hin zu den Bedürfnissen eines jungen Zielpublikums dar. Die Gruppe der „Kulturell Aktiven“ hat primär klassische traditionelle Kulturinteressen, ist aber durchaus kulturell sehr aktiv und mobil. Die „Passiven Älteren“ schließlich haben wenig gesellschaftlichen
Umgang und leiden oft unter gesundheitlichen Einschränkungen, was entsprechend auch Einfluss auf die kulturelle Aktivität dieser
Gruppe hat, die eine langfristige Planung von Kulturbesuchen, Angebote in Wohnort- und Stadtteilnähe sowie altershomogene
Angebotsformate bevorzugt. Um die wachsende Generation 50+ in Zukunft weiter für Kulturangebote gewinnen zu können, gilt es,
diese Heterogenität und die verschiedenen Bedürfnisse der Nutzertypen zu berücksichtigen.
5. Fazit
Die dargestellten Daten zur kulturellen Partizipation zeigen deutlich, dass keinesfalls automatisch ein Publikum für klassische
Kulturangebote nachwächst. Handelt man von Seiten der Kulturakteure und -politik nicht, geht nicht nur die Jugend als Publikum
verloren, sondern zunehmend auch Teile der Älteren, die „Erlebnisorientierten Aktiven“ und die „Passiven Älteren“, deren Anteil
im Rahmen des soziodemografischen Wandels einer alternden Gesellschaft kontinuierlich wächst. Am Ende dieser Entwicklung
stünde eine Gesellschaft, die sich nicht mehr für klassische Kunst interessiert. Gelänge es aber, einerseits junge Menschen mit
und ohne Migrationshintergrund für den klassischen Kulturbetrieb zu gewinnen und andererseits die Älteren in neue Formate mit
einzubeziehen bzw. mit barrierefreien und günstigen Angeboten zu aktivieren, so profitierte die Gesellschaft als Ganze.
Denn kulturelle Partizipation ist eine sehr intensive Form der gesellschaftlichen Partizipation, die in Zusammenhang mit vielen
weiteren gesellschaftlichen Aktivitäten und der Bereitschaft zum lebenslangen Lernen steht. Damit birgt kulturelle Bildung ein
Potential, „Junge“, „Alte“, „Migranten“, „bildungsferne“ wie „bildungsnahe“ Bevölkerungsgruppen durch gezielte Angebote (wieder)
stärker für gesellschaftliche Prozesse zu aktivieren und durch intergenerative wie interkulturelle Ansätze in die Gesellschaft einzubinden.
9
Literatur
Bundesministerium des Inneren (Hg.), 2006: Migrationsbericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im Auftrag der
Bundesregierung, Berlin.
Keuchel, Susanne; Wiesand, Andreas Johannes (Hg.), 2006: Das 1. Jugend-KulturBarometer. „Zwischen Eminem und Picasso …“, Bonn: ARCult Media.
Keuchel, Susanne; Wiesand, Andreas Johannes (Hg), 2008: Das KulturBarometer 50+. „Zwischen Bach und Blues …“, Bonn,
ARCult Media.
Prenzel, Manfred u. a. (Hg.), 2007: PISA 2006: Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie, Münster: Waxmann.
Sinus-Sociovision GmbH (Hg.), 2007: Die Milieus der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, Heidelberg.
Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.), 2007: Demografischer Wandel in Deutschland: Bevölkerungs- und Haushaltsentwicklung im Bund und in den Ländern (1), Wiesbaden.
Statistisches Bundesamt (Hg.), 2006: Bevölkerung Deutschlands bis 2050 – 11. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung,
Wiesbaden.
Zentrum für Kulturforschung (Hg.), 1991–2005: 1.–8. KulturBarometer, Bonn.
10
Dr. Matthias Dreyer
Stiftung Niedersachsen, Hannover
Angebot und Nachfrage. Wie verändert der demografische Wandel
unsere Museen?
Die Sensibilität für die demografische Herausforderung an Kunst und Kultur ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen (Hausmann/Körner 2009, Stiftung Niedersachsen 2006, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung 2005). Bei den meisten
Akteuren des kulturellen Sektors – Museen, Künstler, Kulturpolitiker, Kulturförderer und Kulturverwaltung – sind aber nach wie vor
Umsetzungsdefizite festzustellen.
1. Nachfrage: Zielgruppen von Museen im demografischen Wandel
Auch die Museumslandschaft in Deutschland kann sich den demografischen Veränderungen – dem „älter, bunter, weniger“ – nicht
entziehen (Dreyer/Hübl 2007). Es liegt auf der Hand, dass, wenn sich die Bevölkerung eines Landes in ihrer Zahl und Struktur
verändert, sich auch Konsequenzen für die Nachfrage nach musealen Leistungen ergeben. Folgende nachfrageseitigen Trends
lassen sich grundsätzlich kennzeichnen:
„Älter“
Modellrechnungen prognostizieren, dass sich die Zahl der unter 20-Jährigen in den kommenden 40 Jahren von ca. 17 Mio. auf
etwa 10 Mio. in 2050 fast halbieren wird. Im gleichen Zeitraum wird die Zahl der über 60-jährigen Menschen voraussichtlich von
gut 18 Mio. auf etwa 28 Mio. zunehmen (Kröhnert/van Olst/Klingholz 2004). Infolge dieser Entwicklung werden sich Museen einem
veränderten Nachfrageverhalten gegenübersehen. Die „Älteren“ werden häufig als „Schatz im Silbersee“ und als die Zielgruppe
der Museen von Morgen umschrieben (Ermert/Lang 2006, Geißler 2006, Hippe/Sievers 2006). Museumsnutzer verbinden abhängig von ihrem Lebensalter unterschiedliche Bedürfnisse mit ihrem Museumsbesuch. Dadurch ergeben sich veränderte Anforderungen an das Leistungsangebot der Kultureinrichtungen. Je nach Lebensphase sind auch die Voraussetzungen, ein Museum zu
besuchen oder sich aktiv für eine Einrichtung zu engagieren, unterschiedlich ausgeprägt. Es geht um Zeitbudgets oder Mobilität.
Überlegungen zu einem „barrierefreien“ oder „demografiefesten“ Museum finden deshalb zunehmend Aufmerksamkeit.
„Bunter“
Eine ähnliche Brisanz folgt aus der Migration: dem „Bunter“. Die Zuwanderung verändert die Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung. Mehr als fünfzehn Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland. Schätzungen gehen davon aus,
dass im Jahr 2040 in der jüngeren Altersgruppe der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Ballungsräumen bei über
50% liegen wird. Dabei geht es um eine breite ethnische Vielfalt und nicht nur um Nichtdeutsche. Die Heterogenität dieser Bevölkerungsgruppe ist hoch; allein in Frankfurt am Main leben z. B. Menschen aus mehr als 170 Nationen (Neumann 2009).
Lassen Museen diese Entwicklung unberücksichtigt, vernachlässigen sie einen großen Anteil der möglichen Besucher. Migranten bilden ein erhebliches Marktpotenzial für Museen. Die Mehrzahl der deutschen Kultureinrichtungen steht dem weitgehend
unvorbereitet gegenüber. Gleiches gilt aber auch für die „Gegenseite“ – die Besucher mit Migrationshintergrund. Die Bevölkerungsgruppe der Migranten verbindet eigene differenzierte Bedürfnisse mit Kultureinrichtungen. Sie haben sehr unterschiedliche
Zugänge zu den Museen. Barrierefreiheit befasst sich in diesem Kontext mit Sprache oder kulturellem Verständnis. Das Aufeinanderzubewegen von Museen und Migranten setzt Offenheit voraus und stellt neue Fragen insbesondere an die Vermittlungsarbeit
in den Kultureinrichtungen.
„Weniger“
Neben der regionalen Verschiebung des Bevölkerungsbesatzes mit der Entleerung ganzer Landstriche und Regionen wird die
Bevölkerungszahl in Deutschland in langfristiger Perspektive insgesamt schrumpfen. Abhängig von den Annahmen zur Geburten-
11
freudigkeit der Deutschen und zu den Ein- und Auswanderungszahlen ist von einem deutlichen Bevölkerungsrückgang auszugehen. Worst-Case-Szenarien gehen von einer Schrumpfung von bis zu einem Drittel bis zum Ende dieses Jahrhunderts aus (Birg
2000). Der in den vergangenen Jahren erheblich gestiegenen Zahl an Museen werden in der Zukunft deutlich weniger (potenzielle)
Museumsbesucher gegenüberstehen. Der bereits heute starke Wettbewerb um Besucher wird für viele Einrichtungen spätestens
dann zur Existenzfrage. Der Besucher wird immer mehr zum begehrten Wesen und in finanzieller Hinsicht können geringere
Besuchszahlen direkt mit Einnahmeausfällen verbunden sein. Indirekt können abnehmende Bevölkerungszahlen zugleich durch
sinkende Steuereinnahmen den finanziellen Druck auf die öffentlichen Kulturträger und damit auf die Kultureinrichtungen erhöhen
(Meyer 2006).
2. Angebot: Museumsleistungen im Kontext demografischer Veränderungen
Eine pauschale Aussage zu den Konsequenzen der demografischen Veränderungen auf die Museumslandschaft in Deutschland
in ihrer Gesamtheit ist nicht möglich; es ist ein differenzierter Blick notwendig (Dreyer 2009). Die demografische Entwicklung weist
zum einen erhebliche regionale Differenzen auf. Situationsanalysen und die Ableitung von Handlungsempfehlungen für Museen
können nur in Kenntnis der jeweils spezifischen regionalen Ausgangsbedingungen entwickelt werden. Die Veränderungen haben
zum anderen einen unterschiedlichen Zeithorizont. Die Überalterung unserer Gesellschaft und die Migration sind bereits gegenwärtig deutlich spürbar; die beschriebene Schrumpfung der Bevölkerung wird dagegen in den nächsten zwei Jahrzehnten weniger
wahrnehmbar sein. Unabhängig davon werden die skizzierten demografischen Trends die Zielgruppen von Museen im Umfang
und in der Zusammensetzung verändern: Traditionelle Publikumsstrukturen und Nachfragepotenziale verändern sich oder brechen
weg; neue kulturelle Bedürfnisse entstehen.
Basisanforderungen: Zielgruppenkenntnis und kulturelle Vermittlung
Wenn sich Museen mit den demografischen Veränderungen auseinandersetzen, gibt es zwei Basisanforderungen, die schon an
sich für Kultureinrichtungen selbstverständlich sein sollten: die Zielgruppenkenntnis und die kulturelle Bildung bzw. Vermittlung.
Der demografische Wandel verleiht der Notwendigkeit Nachdruck, sich mit seinen Zielgruppen auseinanderzusetzen. Kulturinstitutionen und Kulturpolitik müssen eine genaue Vorstellung vom (potenziellen) Publikum entwickeln – und zwar auf die zukünftige
Entwicklung gerichtet. Ein zweiter zentraler Ansatzpunkt ist die kulturelle Bildung bzw. Vermittlung. Diese bezieht sich dabei nicht
nur auf Kinder und Jugendliche, sondern schließt ältere Menschen genau so wie Menschen mit Migrationshintergrund ein (Dreyer
2010).
Lebensphasenorientierte Nutzerbindung
Im besten Fall würde es Museen gelingen, die potenziellen Nutzer lebensphasenorientiert an sich zu binden und die Besucher bzw.
Zielgruppen durch ihre unterschiedlichen Lebensphasen zu begleiten (Dreyer/Wiese 2004). Es ist eine „Besucherbindung von der
Wiege bis zur Bahre“. Voraussetzung sind Angebote mit klar identifizierbarem Nutzen für die jeweilige Lebensphase. Erfolgsfaktoren sind hierfür vor allem:
a) Bereits in frühen Lebensjahren muss begonnen werden, das Interesse und die Verbundenheit mit einer Einrichtung zu wecken. Schafft es eine Institution, bei der Zielgruppe der Kinder bzw. Jugendlichen mit positiven Erlebnissen und Eindrücken einen
gelungenen Kontakt zum eigenen Haus zu vermitteln, fällt der Aufbau einer Nutzerbindung leichter (Koehler 2004). Museen sollten
dabei auch vor Ort aktiv sein, wie z. B. in Kinderhorten, Kindergärten oder Vorschulen etc. Das „Lust machen“ auf Museen bzw. auf
ein Museum im Kindesalter ist eine sehr rentierliche Investition.
b) Das potenzielle Publikum sollte in jeder Lebensphase möglichst direkt angesprochen werden. Je individueller der Kontakt
zum Besucher gepflegt wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Botschaft ihr Ziel erreicht und der Besucher der Einrichtung treu bleibt.
c) Die Verbundenheit zu einem Museum kann nicht ausschließlich über kognitive Inhalte erreicht werden. Der individuelle Bezug
zu einem Museum wird auf der emotionalen Ebene mit einem positiven Gefühl erzielt, z. B. etwas Sinnhaftes mit nach Hause zu
nehmen oder der angenehmen Erinnerung an einen Museumsbesuch. Das gilt für jede Lebensphase.
d) Je nach Lebensalter verbinden Besucher unterschiedliche Bedürfnisse mit einem Museum, wie z. B. bei der didaktischen
Aufarbeitung und Präsentation der Inhalte oder bei den Angeboten im Museumsshop. Die Möglichkeiten, sich für ein Museum zu
12
engagieren, differieren ebenfalls nach der jeweiligen Lebensphase. Dies betrifft z. B. die physische Beweglichkeit von Besuchern
und damit die Erreichbarkeit eines Hauses. Ein Museum benötigt ein Angebotsspektrum, das die verschiedenen Lebensphasen
abdeckt.
Angebote für ältere Menschen
Museen haben als Teil des staatlichen Vorsorgebereiches neben ihren kulturellen Funktionen eine soziale Verantwortung. Die kulturelle Ansprache und Betreuung älterer Menschen ist ein wichtiger Aspekt. Wenn Museen die Potenziale dieses demografischen
Trends für sich nutzen wollen, müssen sie ihre Produktpolitik stärker auf diese Zielgruppe ausrichten. Die vermehrt aufkommenden
„Angebote 50+“ dokumentieren die zunehmende Sensibilität für dieses Segment. Aufgrund der zeitlichen Ressourcen vieler älterer
Menschen bestehen weitere Anknüpfungspunkte, wie z. B. im Bereich ehrenamtlicher Arbeit oder dem Engagement in Fördervereinen (Liebelt 2006). Die Abgrenzung „50+“ wird dabei der Zielgruppe der Älteren aber in keinem Fall gerecht. Es handelt sich um
eine heterogene Gruppe und es muss genau überlegt werden, welches Alter wie angesprochen werden soll.
Stärkere Öffnung gegenüber der Migration
Eine weitere nachfrageseitige Veränderung ist der steigende Anteil an Migranten. Migration ist kein neues Phänomen (Bommes
2006); Ein- und Auswanderungsströme hat es in Deutschland schon immer gegeben und es wird sie immer geben. Wie bei der
Veränderung der Alterstruktur haben Museen in diesem Feld eine gesellschaftliche Verantwortung. Sie können mit ihren Aktivitäten
zur Integration beitragen. Neben dieser gesellschaftlichen Betrachtung gewinnen Migranten aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht
für Museen an Bedeutung – zur Kompensation geringerer Besuchszahlen anderer Zielgruppen oder als ein Kriterium der öffentlichen und privaten Kulturfinanzierung.
Das Museumsmanagement kann hierbei an drei Punkten ansetzen:
• Darstellung der Migration im musealen Kontext
Bei der interkulturellen Migrationsarbeit kann das Thema Migration selbst als Inhalt gewählt werden – in Form von Ausstellungen
über oder für Migranten.
• Ausrichtung musealer Angebote an der Zielgruppe der Migranten
Migranten als Zielgruppe des Museumsmarketings setzen eine Bedarfsanalyse im engeren Umfeld einer Einrichtung voraus
(Neumann 2009). Es bestehen innerhalb dieser Gruppe große Unterschiede z. B. beim Sprachvermögen oder bei der Bildung.
Bei der Öffnung gegenüber diesen Interessengruppen können Organisationen, in denen Migranten sich selbst organisieren,
wichtige Hilfestellung leisten.
• Integrativ-partizipative Ansätze
Noch einen Schritt weiter gehen Konzepte, die Migranten in den Prozess der Entwicklung von Museumsaktivitäten z. B. in Form
eines „social inclusion“ einbeziehen (Watson 2004). Museen leisten mit diesen partizipativen Ansätzen Integrationsarbeit.
Alle drei Ansatzpunkte müssen mit der Identität und dem Image eines Hauses vereinbar sein und professionell betreut werden. Nur
so sind die Angebote authentisch und werden nicht als reine Marketingmaßnahme missverstanden.
3. Demografische Trends – Chance für Museen!
Die demografischen Trends werden auf der Nachfrageseite und der Angebotsseite umfangreiche Folgen für Museen haben. Museen müssen die demografischen Entwicklungen daher hinsichtlich ihrer Konsequenzen untersuchen. Dies darf aber nicht zu einem
kurzatmigen Hinterherlaufen nach Markttrends führen. Denn bei aller Brisanz dieser Veränderungen bleiben die Grundbedürfnisse,
die Menschen mit Museen verbinden, gleich: z. B. der Wunsch, etwas zu lernen, oder die Suche nach Rekreation und sozialem
Austausch. Ebenso werden die grundsätzlichen Aufgaben der Museen mit dem Sammeln, Forschen, Bewahren, Präsentieren und
Vermitteln trotz aller demografischen Veränderungen Bestand haben. Und vielleicht ist es gerade ihre lange Geschichte und diese
Beständigkeit, die Museen gegenüber anderen freizeitorientierten Angeboten zu einer wichtigen Institution im Umgang mit dem
demografischen Wandel macht.
13
Museen sollten die demografischen Trends als Chance nutzen! Dieses setzt vor allem die Weiterentwicklung ihrer Zielgruppenorientierung voraus. Hier findet sich eine Stärke der Museen wieder. Die Ausrichtung von Angeboten an den demografischen
Veränderungen bedeutet nicht, die verschiedenen Zielgruppen separat in den Museen zu betreuen. Museen haben die Möglichkeit,
Zielgruppen zusammen zu führen. Alte und junge Menschen oder Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Dieser Raum
für intergenerative oder interkulturelle bzw. integrierende Ansätze sollte unbedingt genutzt werden.
Literatur
Birg, Herwig, 2000: Trends der Bevölkerungsentwicklung. Auswirkungen der Bevölkerungsschrumpfung, der Migration und der
Alterung der Gesellschaft in Deutschland und Europa bis 2050, insbesondere im Hinblick auf den Bedarf an Wohnraum: Ein Gutachten im Auftrag des Verbandes deutscher Hypothekenbanken, Frankfurt am Main: Knapp.
Bommes, Michael, 2006: Demographische Entwicklung, Migration und kulturelle Vielfalt, in: Stiftung Niedersachsen (Hg.): „älter – bunter – weniger“: die demographische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld: transcript, S. 81–108.
Dreyer, Matthias, 2010: Bildung. Vernetzung. Emotion: Zum Wechselverhältnis von Kultur und demografischem Wandel, in: LAG
Soziokultur Niedersachsen (Hg.): Demografie und kulturelle Orte – Mit Soziokultur den Wandel gestalten, Hannover.
Dreyer, Matthias, 2009: Der demografische Wandel und die Kultur – was haben beide miteinander zu tun?, in: Andrea Hausmann,
Jana Körner (Hg.): Kulturangebot und Kulturnachfrage in Zeiten des demographischen Wandels, Wiesbaden, S. 35–48.
Dreyer, Matthias; Hübl, Lothar, 2007: Demographischer Wandel und kulturelle Infrastruktur (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
der Leibniz Universität Hannover, Diskussionspapier Nr. 359), Hannover.
Dreyer, Matthias; Wiese, Rolf, 2004: Demographischer Wandel und die Folgen für Museen, in: Matthias Dreyer, Rolf Wiese (Hg.):
Zielgruppen von Museen: Mit Erfolg erkennen, ansprechen und binden, Rosengarten-Ehestorf, S. 163–180.
Ermert, Karl; Lang, Thomas (Hg), 2006: Alte Meister: Über Rolle und Ort Älterer in Kultur und kultureller Bildung, Wolfenbüttel.
Geißler, Clemens, 2006: Kulturelles Potenzial der alternden nachwuchsarmen Gesellschaft, in: Stiftung Niedersachsen (Hg.): „älter – bunter – weniger“: die demographische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld: transcript, S. 51–63.
Hausmann, Andrea; Körner, Jana (Hg.), 2009: Kulturangebot und Kulturnachfrage in Zeiten des demographischen Wandels, Wiesbaden.
Hippe, Wolfgang; Sievers, Norbert, 2006: Kultur und Alter. Kulturangebote im demografischen Wandel, Wuppertal, Essen: NRW
KULTURsekretariat.
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen (ILS NRW) (Hg.), 2005: Demografischer Wandel – Konsequenzen für die kulturelle Infrastruktur, Dortmund.
Koehler, Melanie, 2004: „Museumsbesucher der Zukunft in der Gegenwart“. Die Zielgruppe der Kinder von drei bis acht Jahren
am Beispiel der Dauerausstellung im Deutschen Museum: Das Kinderreich, in: Matthias Dreyer, Rolf Wiese (Hg.): Zielgruppen von
Museen: Mit Erfolg erkennen, ansprechen und binden, Rosengarten-Ehestorf, S. 129–136.
Kröhnert, Steffen; van Olst, Nienke; Klingholz, Reiner, 2004: Deutschland 2020. Die demografische Zukunft der Nation, Berlin:
Institut für Weltbevölkerung und globale Entwicklung.
Liebelt, Udo, 2006: Museum für und mit Älteren: Ältere als Besuchergruppe und als bürgerschaftliches Unterstützungspotenzial, in:
Karl Ermert, Thomas Lang (Hg.): Alte Meister: Über Rolle und Ort Älterer in Kultur und kultureller Bildung, Wolfenbüttel, S. 77–87.
14
Meyer, Christian, 2006: Konsequenzen des demografischen Wandels für die kulturelle Infrastruktur. Ergebnisse aus NordrheinWestfalen, in: Stiftung Niedersachsen (Hg.): „älter – bunter – weniger“: die demographische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld, S. 209–222.
Neumann, Eva, 2009: Ethno-Marketing. Kulturelles Kapital von Migranten in Deutschland, in: Stiftung & Sponsoring, Das Magazin
für Nonprofit-Management und Marketing (6), S. 24 f.
Stiftung Niedersachsen (Hg.), 2006: „älter – bunter – weniger“: die demographische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld.
Watson, Sheila, 2004: Museums and social inclusion: managing consultation with specific target groups: a British case study in:
Matthias Dreyer, Rolf Wiese (Hg.): Zielgruppen von Museen: Mit Erfolg erkennen, ansprechen und binden, Rosengarten-Ehestorf:
Förderverein des Freichlichtmuseums am Kiekeberg, S. 85–97.
15
Prof. Dr. Birgit Mandel
Institut für Kulturpolitik, Universität Hildesheim
Nicht-Kulturnutzer. Empirische Befunde und Anreizstrategien für
ein neues Publikum
„Kultur ist wichtig, hat aber nichts mit meinem eigenen Leben zu tun“, so lässt sich eines der zentralen Ergebnisse unterschiedlicher
Bevölkerungsbefragungen zu Kulturnutzung und Kulturimage auf den Punkt bringen (vgl. www.kulturvermittlung-online.de). Das
ist eines der Ergebnisse einer Studie, die das Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim für das Kulturhauptstadtjahr Ruhr
2010 durchgeführt hat. In der Studie ging es darum, mehr darüber zu erfahren, was Menschen über Kunst und Kultur denken, wie
und warum sie kulturelle Angebote nutzen, oder warum sie sie nicht nutzen, welche Bedeutung Kunst und Kultur in ihrem persönlichen Leben haben und was sie sich vom Kulturhauptstadtjahr für das Ruhrgebiet und für sich persönlich wünschen. Dazu haben
wir 500 qualitative Interviews und 1000 Interviews im Rahmen einer repräsentativen Befragung durchgeführt. Die überwiegende
Mehrheit der Bürger hält Kunst und Kultur zwar generell für wichtig für Image und wirtschaftlichen Wandel des Ruhrgebiets, verknüpft aber keine eigenen Wünsche und Interessen mit dem öffentlich finanzierten Kulturangebot (Mandel/Timmerberg 2008). Dies
gilt nicht nur für die Bevölkerung im Ruhrgebiet.
1. Kulturnutzung und Kulturimage in Deutschland
Aus den vorhandenen empirischen Studien zu Kulturnutzung und Kulturimage in Deutschland lassen sich folgende zentrale Ergebnisse entnehmen:
Der überwiegende Teil der Bevölkerung nutzt kulturelle Einrichtungen nicht oder nur sehr selten und hat das Gefühl, dass das
öffentliche Kulturangebot keine Relevanz für das persönliche Leben hat. Nur 8% der Bevölkerung in Deutschland gehören zu den
regelmäßigen Nutzern kultureller Angebote, die vorrangig von den öffentlich geförderten Kultureinrichtungen bereitgestellt werden.
Diese so genannten Kernkulturnutzer (die mindestens zwölf Mal pro Jahr Kulturveranstaltungen besuchen) sind in der Regel an
vielen Kunst-Sparten gleichzeitig interessiert.
Ca. 50 % der Bevölkerung gehören zu den unterhaltungsorientierten Gelegenheitsnutzern, die potentiell noch mehr für kulturelle
Angebote zu gewinnen wären. Die restlichen 42 % interessieren sich persönlich nicht für Kunst und nutzen keine kulturellen Veranstaltungen. Bei den Kernkulturnutzern handelt es sich fast ausschließlich um Personen mit höherer Bildung, zumeist Akademiker.
Im langjährigen Vergleich der Kulturnutzer in Deutschland wird sogar deutlich, dass das Bildungsniveau als Einflussfaktor auf
kulturelle Partizipation an Bedeutung gewonnen hat (Zentrum für Kulturforschung, 8. Kulturbarometer 2005). Während man früher
auch Menschen mit Hauptschulabschluss in Museen oder Konzerthäusern antreffen konnte, sind es heute fast ausschließlich
Akademiker.
Auch die Generationenabhängigkeit des Interesses an Formen der Hochkultur scheint sich zu bestätigen. Während etwa noch
in den 70er Jahren Menschen in höherem Alter den Zugang zur klassischen Musik fanden als quasi altersangemessene Kulturform, bleiben auch die heutigen älteren Jahrgänge zunehmend klassikresistent, so eine Untersuchung von Reuband zum Opernpublikum: „Es spricht einiges dafür, dass es Generationeneinflüsse auf Kulturinteresse gibt, was bedeutet, dass nachwachsende
Generationen sich überhaupt nicht mehr für die derzeitigen öffentlichen Kulturangebote interessieren“ (Reuband 2010). Das Kulturpublikum wird immer älter; jüngere Menschen interessieren sich zunehmend weniger für die klassischen Hochkultur-Einrichtungen
und die nachwachsenden Generationen offensichtlich auch kaum noch.
Das Elternhaus ist der wichtigste Einflussfaktor, noch weit vor der Schule, um Menschen für Kultur zu gewinnen oder zu verlieren. Besonders bei den jungen Menschen finden sich fast nur noch Gymnasiasten unter den Besuchern von Theatern, Konzerten
und Museen (Zentrum für Kulturforschung, Jugendkulturbarometer 2007).
Das Image von Kultur ist sehr viel besser als die Nutzung: Rund 80 % der Bevölkerung erachten Kultur als sehr wichtig für die
Gesellschaft und plädieren dafür, eher noch mehr öffentliche Gelder in die Kulturförderung zu investieren. Dies gilt über Altersgrenzen und soziale Milieus hinweg. Kultur wird mehrheitlich als wertvoll für die Gesellschaft erachtet, nicht jedoch für das persönliche
Leben (Mandel/Institut für Kulturpolitik 2005, Mandel/Timmerberg 2009).
Das Image von Kultur ist bestimmt von einem Hochkultur-Bild. Unter Kultur wird vor allem das verstanden, was von den traditionellen Kultureinrichtungen, den Theatern, Opern, Konzerthäusern und Museen angeboten wird. Das was von vielen selbst gerne
wahrgenommen wird, vor allem im Bereich Populärkultur, wird nicht als Kultur wertgeschätzt (Allensbach 1992; Mandel/Institut für
16
Kulturpolitik 2005, Zentrum für Kulturforschung/Jugendkulturbarometer 2007, Mandel/Timmerberg 2009). Ein solches Image von
Kultur vergrößert tendenziell die Distanz zwischen kulturellen Angeboten und eigenem Leben: „Kultur ist da, wo ich nicht bin“.
Als Erwartungen an einen Kulturbesuch werden auf den drei vordersten Plätzen angegeben:
• gute Unterhaltung
• etwas live erleben
• gute Atmosphäre
Unabhängig vom Alter sind interdisziplinäre, Event-orientierte Veranstaltungsformen, bei denen Geselligkeit und Kommunikation wichtiger Bestandteil sind, am beliebtesten. „Lockere Veranstaltungen, wo es auch zu essen und zu trinken gibt“ werden bei der
Frage nach bevorzugten Veranstaltungsformen an erster Stelle genannt (Zentrum für Kulturforschung, 8. Kulturbarometer 2005).
Das am häufigsten genannte Motiv für den Kulturbesuch ist der Wunsch, mit Partner, Familie oder Freunden gemeinsam etwas
Schönes unternehmen. Erst danach werden die Motive genannt: „sich weiterbilden“, „etwas lernen“ sowie „neue Kunstformen
kennen lernen“ und „ästhetischer Genuss“ (Mandel/Institut für Kulturpolitik 2005). Unabhängig vom Bildungsgrad und vom Alter
stehen bei der Mehrzahl der potentiellen Besucher also Bedürfnisse nach besonderen Erlebnissen und sozialem Zusammensein
im Vordergrund.
2. Barrieren der Nicht-Kulturnutzer
Diverse Untersuchungen haben also gezeigt, dass der wesentliche Differenzierungsfaktor zwischen Kulturnutzern und Nicht-Kulturnutzern das hohe bzw. niedrige Bildungs-Niveau ist. Die bei quantitativen Bevölkerungs-Befragungen am häufigsten genannten
Barrieren der Nutzung kultureller Angebote sind „zu wenig Geld“ und „zu wenig Zeit“.
Mit Ausnahme von wenigen spartenspezifischen Befragungen (Deutscher Bühnenverein 2003; Dollase/Rüsenberg1986; Klein/
Bachmayer 1981; Kirchberg 1996), gibt es meiner Recherche nach bis jetzt keine expliziten systematischen Nicht-Besucher-Studien in Deutschland. Diese wenigen ersten Erhebungen lassen vermuten, dass es über die o. g. Barrieren hinaus vor allem soziale,
subjektive Barrieren sind, die Nicht-Kulturnutzer abhalten:
• Die Annahme, dass Kunst langweilig ist;
• die Annahme, dass Kunst anstrengend ist und die Angst, sie nicht zu verstehen;
• die Annahme, dass Kunst nicht zum eigenen Leben und Lebensstil passt und die Angst, nicht über die richtigen Formen im
Umgang mit kulturellen Angeboten zu verfügen;
• die Annahme, dass andere Freizeit-Angebote attraktiver sind.
Ergebnisse einer qualitativen Befragung des Instituts für Kulturpolitik, Hildesheim (Mandel/Renz 2010):
Um differenziertere Erkenntnisse zu gewinnen, haben wir im Rahmen eines Lehr-Forschungsprojekts mit Studierenden der Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim eine erste qualitative Nicht-Kulturnutzer-Studie durchgeführt mit dem Ziel, mehr über
Barrieren, Einstellungen und alternative Freizeitbeschäftigungen der Nicht-Kulturnutzer zu erfahren. Nicht-Kulturnutzer werden
definiert als diejenigen, die keine öffentlich geförderten, außerhäusigen kulturellen Einrichtungen besuchen (was nicht heißt, dass
sie nicht zu Hause Bücher lesen oder im Verein in irgendeiner Weise gestalterisch tätig sind oder z. B. Themenparks und Erlebniswelten besuchen). Das Kriterium „öffentlich geförderte Kultureinrichtungen“ ergibt sich daraus, dass an diese explizit der Anspruch
zu stellen ist, dass sie von möglichst breiten Bevölkerungskreisen genutzt werden, da sie aus Steuergeldern finanziert werden.
Forschungsfragen:
• Welchen Kulturbegriff haben Nicht-Kulturnutzer und verhindert das daraus resultierende Kulturimage Interesse am Besuch von
kulturellen Veranstaltungen?
• Welche (alternativen) Freizeitaktivitäten haben Nicht-Kulturnutzer?
• Welche subjekt- und objektbedingten Barrieren verhindern Kulturbesuche?
Zur Methode:
Wir gingen davon aus, dass Themen wie Image und Distinktionspotential von Kunst-Kultur relevante, Besuche verhindernde Barrieren darstellen, die aber standardisiert nur schwer abfragbar sind. Darum entschieden wir uns für qualitative Methoden der em17
pirischen Sozialforschung, von denen wir uns differenzierte Ergebnisse versprachen. Den Leitfaden gestützten Befragungen ging
ein kreativ-künstlerischer Impuls voraus. Dieser hatte die Funktion, die Befragten zu öffnen und von ihren Beweggründen jenseits
gesellschaftlich erwünschter Antworten zu erfahren sowie die schwierige Situation, fremde Menschen anzusprechen, um von ihnen
Persönliches zu erfahren, durch spielerische Impulse zu überbrücken und statt einer Abfrage- eine Gesprächssituation zu schaffen. Außerdem erhofften wir uns, durch ein künstlerisches Setting direkte ästhetische Erfahrungen mit dem Gegenstand Kunst,
um den es hier geht, zu ermöglichen. Diese Erfahrungen finden weniger auf der kognitiv-sprachlichen Ebene, sondern viel mehr
auf einer emotionalen und symbolischen Ebene statt. Direkte ästhetische Erfahrungen und spielerischer Zugang sollen implizites,
emotionales Wissen, Erfahrungen und Einstellungen erschließen, die über gesellschaftlich erwünschte Antworten hinaus gehen.
Beispiele:
• Opern-Melodien-Quiz im Einkaufscenter: In einem großen Einkaufszentrum wurde ein Setting geschaffen, das durch Installationen und einen Waffelstand Aufmerksamkeit erregte. Auf verschiedenen Bildschirmen waren Werbespots zu sehen und hören,
die mit Opernarien arbeiten. Diesen Spots sollten die passenden Opern-Titel zugeordnet werden. Die Forschungssituation
wurde als Ratespiel vermittelt. Zusätzliches Lockmittel waren kostenlose, frisch gebackene Waffeln, die die Passanten im Gegenzug für ihre Teilnahme erhielten. Das Werbespotquiz wurde dafür genutzt, um über das eigene Verhältnis der Teilnehmer zu
Opern und Hochkulturbesuchen ins Gespräch zu kommen.
• Kultur-Wasch-Salon: Im einem Waschsalon, ein Ort, an dem Menschen ohnehin Wartezeit verbringen müssen, wurden ein CD
Player mit klassischer Musik, ein Bildschirm mit einer experimentellen Theaterproduktion und ein zeitgenössischer Roman in
einer künstlerischen Installation aufgebaut. Die Besucher des Waschsalons wurden angesprochen und ermutigt, sich eines
der künstlerischen Artefakte auszusuchen, mit dem sie die Wartezeit am liebsten verbringen würden. Sie wurden also direkt
konfrontiert mit Kunstformen, zu denen die meisten der Waschsalonbesucher sonst keine Verbindung haben. Diese Begegnung
mit einem künstlerischen Gegenstand wurde als Ausgangspunkt für ein nachfolgendes Gespräch über das eigene Verhältnis
zu Kunst und Kultur genutzt. Zusätzliche Impulse lieferte die Frage: Was würden Sie sich aussuchen, wenn man Ihnen einen
Kulturgutschein über 200 Euro geben würde? Diese Frage öffnete dafür, persönliche Wünsche und Vorlieben einzubringen.
• Kulturscouts: Passanten wurden vor einer temporären Galerie mit einer Ausstellung zeitgenössischer Kunst in der Fußgängerzone abgefangen und um einen kurzen gemeinsamen Besuch der Galerie gebeten. In der Ausstellung wurden sie gefragt, ob
ihnen eines der Kunstwerke gefällt und ob sie es in ihre Wohnung hängen würden. Auch hier beeinflusste die direkte Konfrontation mit Kunst das gemeinsame Gespräch über Kunst, weil es nicht auf Stereotypen, sondern auf unmittelbarer Wahrnehmung
basierte.
Ausgewählte Ergebnisse:
1. Subjektive, in der Persönlichkeit und Biografie (sozialer Status, Bildung) begründete Barrieren:
• Mangelndes Interesse und mangelnder Bezug zum eigenen Leben: Für viele fehlt neben einem grundsätzlichen Interesse auch
der konkrete Anreiz und Anlass für einen Kulturbesuch. Keiner aus dem Freundes- und Bekanntenkreis schlägt einen Kulturbesuch vor, es fehlt der Bezug zu den eigenen Interessen, Problemen, Wertvorstellungen.
• Mangelnde Begleitung: Keiner der Freunde und Bekannten interessiert sich dafür, Kulturbesuche gehören nicht zum eigenen
sozialen Umfeld, man würde sich in Kultureinrichtungen hilflos und verloren fühlen.
• Mangelnder Unterhaltungswert von Hochkultur: In der Freizeit wünscht man sich vor allem Unterhaltung und Entspannung. Das
wird von den Befragten noch am ehesten mit dem Kinobesuch verbunden. Außerdem häufig genannt als attraktive kulturelle
Formate: Rock- und Popkonzerte sowie Musicals. Alternative Freizeitaktivitäten sind vor allem: Fernsehen, Computer, Treffen
mit Freunden und Sport.
• Schlechte Erfahrung mit kulturellen Angeboten: Häufig geäußert wurden schlechte Erfahrungen mit Hochkulturbesuchen vor allem bei Klassenausflügen als Schüler. Die Erwartungen an Kunst als etwas Schönes und Interessantes wurden nicht eingelöst.
• Mangelnde kulturelle Vorbildung: Einige der Befragten haben die Erfahrung gemacht, dass sie mit künstlerischen Angeboten
nichts anfangen konnten. Die Befragten möchten Kunst verstehen/auflösen und haben nicht das Selbstvertrauen, diese intuitiv
zu begreifen. Sie sind nicht mit den kulturellen Codes vertraut, aufgrund derer man weiß, dass Kunst immer einen Rest von
Nicht-Verstehen und Nicht-Auflösbarkeit impliziert. Auch eine Ambivalenz gegenüber expliziten Vermittlungsprogrammen wurde
deutlich, weil diese bereits ein Indikator für die Unverständlichkeit des Angebots seien.
18
2. Barrieren, die durch Art der Kommunikation, Präsentation und Vermittlung der Anbieter begründet sind:
• Weder zu hohe Eintrittspreise noch nicht-passende Öffnungszeiten erwiesen sich als Barrieren. Für herausragende Ereignisse
(einige nannten Musicals oder Popfestivals) würde man auch viel Geld ausgeben.
• Mangelnde Informationen über kulturelle Angebote: Viele äußerten, dass sie gar nicht wüssten, was in Kultureinrichtungen angeboten wird. Die mangelnde Bekanntheit der Kulturinstitutionen erweist sich also ebenfalls als Hindernis.
• Unattraktive Präsentation, unzureichende Vermittlung der Angebote: Schlechter Service und unattraktive Rahmenbedingungen
werden häufig vermutet im Kontext kultureller Veranstaltungen bzw. wurden bei den wenigen früheren Besuchen so erfahren.
Bei Kulturveranstaltungen darf man nicht essen und trinken und sich nicht unterhalten. Das Bedürfnis nach Geselligkeit wird bei
Hochkulturangeboten nicht hinreichend berücksichtigt.
• Elitäre und nicht attraktive Kommunikation der Angebote: Das Angebot von Kultureinrichtungen wie Theater, Oper, Museum gilt
bei vielen als langweilig, konservativ oder elitär. Kulturveranstaltungen seien zu ernst, schwierig und zugleich wertvoll; nur etwas
für Bildungseliten, so häufig geäußerte Meinungen.
Was lässt sich daraus schließen, wie kann es gelingen, bisherige Nicht-Kulturnutzer für öffentliche Kultur-Angebote zu gewinnen,
oder – so müsste die Frage aus meiner Sicht lauten – wie kann es gelingen, mehr Menschen am öffentlichen kulturellen Leben zu
beteiligen?
3. Anreizstrategien für ein neues Publikum
Anreizstrategien durch Kulturmanagement und Kulturvermittlung:
1. PR/Kommunikation:
Über strategische Kommunikationsmaßnahmen lassen sich sowohl quantitativ Aufmerksamkeit für kulturelle Angebote gewinnen
und steigern wie auch qualitativ Vorstellungen von Kunst und Kultur beeinflussen. Dazu gehört auch, Erwartungen zu lenken und
Kulturimages zu verändern, die Kunst und Kultur als etwas zeigen, das sehr weit weg ist vom Leben und den Interessen der meisten Menschen (Mandel 2009). Als wirkungsvoll haben sich dabei u.a. der Einsatz populärer Mittler und der Einbezug populärer
Massenmedien erwiesen (Arts Council England 2003). Nach den Ergebnissen der Hildesheimer Befragung würden eine hohe
Bekanntheit des Inhalts oder die Prominenz von auftretenden Akteuren das Interesse erhöhen. Initiativen des sozialen Umfeldes
wären ein wichtiger Anreiz, zu kulturellen Veranstaltungen mitzugehen.
Das spricht für eine direkte persönliche Ansprache von Mittlern und Multiplikatoren aus den Zielgruppen, die man erreichen
möchte. Als sehr erfolgreich hat sich in England das Modell der Arts Ambassadors erwiesen. Dabei werden gezielt Mitglieder aus
den avisierten Zielgruppen angesprochen und als Multiplikatoren und Botschafter gewonnen, die Zugang zu den Gruppen herstellen und über deren Interessen informieren und umgekehrt gezielt in ihrem Bekanntenkreis für die Einrichtung werben. Auch die
Ergebnisse unserer Untersuchung zeigen, dass die Empfehlung von Freunden ein wesentlicher Anreiz wäre.
Im besten Falle sollte eine Kultureinrichtung auch in ihrer eigenen Personalpolitik darauf achten, dass in ihrem Team Mitglieder
aus den Bevölkerungs-Gruppen sind, die erreicht werden sollen.
2. Service:
Die Gestaltung angenehmer Rahmenbedingungen für die Kulturnutzung, die unterschiedlichen Bedürfnissen von Menschen gerecht werden, vom Café über freundliches Auskunftspersonal bis zum unkomplizierten Kartenbuchen, ist die Grundvoraussetzung
dafür, dass potentielle Besucher sich wohl und als Gast wert geschätzt fühlen.
3. Formate der Präsentation:
Jeder Kontext gestaltet das Kunstwerk mit. Eine neue Umgebung stellt eine künstlerische Produktion in einen neuen Wirkungs- und
Sinnzusammenhang und kann gerade ungeübten Kulturnutzern neue Anschlussmöglichkeiten und Bezüge zu ihrem Leben geben.
19
Events: Kulturveranstaltungen, die ein besonderes Ereignis sind, das man mit anderen gemeinsam erleben kann, sind von
Interesse (z. B. Open Air Rock/Pop Veranstaltungen), so sagten viele der befragten Nicht-Kulturnutzer. Der Erfolg von Hochkulturveranstaltungen wie etwa die „Langen Museumsnächte“ oder die Sommerkonzerte der Berliner Philharmoniker in der Waldbühne
zeigt den Wunsch, Kunst in neuen Kontexten und unter neuen Rezeptionsbedingungen zu erfahren, die vor allem soziales und
gemeinschaftliches Erleben betonen. Klassische Musik in der großen Arena unter freiem Himmel, den Picknick-Korb dabei, es darf
gegessen, getrunken, getanzt werden. Das gewohnte Hochkultur-Rezeptionsmuster der weihevollen Kontemplation wird ausgetauscht durch ein Muster, das sonst nur mit populären Kulturformen verknüpft ist. Die große Popularität von Kulturevents bei allen
Bevölkerungsgruppen ist Ausdruck des Bedürfnisses nach gemeinschaftlichen, kommunikativen kulturellen Erlebnissen, bei denen
jeder einzelne aktiv, hautnah und mit allen Sinnen beteiligt ist.
Outreach: Die Kulturnutzerforschung in England hat deutlich gemacht, dass bestimmte Gruppen von bisherigen Nicht-Besuchern nur dann erreicht werden können, wenn Kulturinstitutionen und Künstler nicht nur ihren gewohnten Rahmen verlassen, sondern auch zu den Orten gehen, wo diese Gruppen leben und nach Verbindungen und gemeinsamen Interessen suchen. So ist es in
Großbritannien inzwischen selbstverständlich, dass Kulturinstitutionen auch Programme entwickeln, mit denen sie in Kindergärten
und Schulen, in Sportvereine, in Diskotheken, in community center gehen (Smith 2004).
Aber noch etwas zeigte unsere Untersuchung: Die Bereitschaft, eine kulturelle Einrichtung zu besuchen (v.a. ein Museum) ist
im Urlaub deutlich höher als zu Hause, weil diese in einem außeralltäglichen Freizeitsetting erlebt wird. Das spricht dafür, den
Tourismus als Anreiz und Faktor kultureller Bildung ernster zu nehmen.
4. Direkte Vermittlung:
Menschen durch stimulierende und aktivierende Rahmenbedingungen zu öffnen ist die Voraussetzung für Vermittlung, die den
Teilnehmern auch eigene Anstrengung abverlangt. Nachhaltige Bindung kann vermutlich erst dann entstehen, wenn Menschen
nicht nur einen schönen Abend hatten, sondern auch die Auseinandersetzung zwischen Kunst und Publikum geglückt ist. Kunst
und Kultur verstehen sich nicht von selbst. Mangelnde (Vor-) Bildung ist eines der größten Hindernisse für die Beteiligung am
Kulturleben, auch das zeigen die Studien. Hier sind vielfältige Formen der Vermittlung zu entwickeln, die sehr gezielt bei den jeweiligen Voraussetzungen, Interessen und Wahrnehmungsweisen der anvisierten Zielgruppen anknüpfen. Aus den Befragungen
wurde deutlich, dass diese niedrigschwellig angelegt sein müssen, um nicht abzuschrecken: Selbstevidente, erlebnisorientierte
Inszenierungen oder mediale Vermittlungsformen, die zu eigener Aktivität anregen ohne dass damit zu viele Ansprüche verbunden
sind, können wirkungsvoller sein als eine Führung oder ein Publikumsgespräch mit den Künstlern. Ein erstmaliger Kulturbesuch
wird nur dann nachhaltige Wirkung haben, wenn Unterhaltung und Bildung sinnfällig kombiniert werden.
Entscheidend ist hier die Kompetenz der Vermittler, die neben Kreativität in der Entwicklung neuer Vermittlungsformate vor allem auch ein hohes Reflexionsvermögen benötigen, das den eigenen Kulturbegriff kritisch hinterfragt, damit Vermittlung nicht zur
Missionierung wird, sondern Teilnehmer ermutigt, eigene Werturteile und Ideen zu entwickeln.
5. Programmpolitik:
Kommunikations- und Präsentationsmaßnahmen können jedoch nur dann wirken, wenn die Programme stimmen, d.h. wenn die
behandelten Themen tatsächlich von Relevanz, von Bekanntheit, von Interesse sind, wenn eine Kulturinstitution tatsächlich bereit
ist, auch in ihren künstlerischen Produktionen und Programmen Brücken zu bauen zu den Welten der neuen Nutzergruppen, jenseits der 8% bildungsbürgerlichen Kernkulturnutzer.
Anreizstrategien durch Kulturpolitik:
Kulturpolitik müsste eine Neugewichtung der Prioritäten von der reinen Orientierung an der Förderung professioneller künstlerischer Produktionen zugunsten der Rezeptionsförderung vornehmen. Dazu würde es gehören, viel mehr in Anbieter und Programme kultureller Bildung zu investieren ebenso wie die öffentlich geförderten, traditionellen „Hochkultureinrichtungen“ dazu zu verpflichten, dass diese einen festgelegten Anteil ihres Budgets nachweisbar in die Kulturvermittlung und in Kooperationsbeziehungen
zu neuen Nutzergruppen investieren müssen.
Vor allem wären dafür auch flächendeckende verbindliche Kooperationen zwischen Kultur- und Bildungssektor nötig, denn nur
die Schule böte chancengleiche Zugänge zu kultureller Bildung und das in einem Alter, wo Menschen am offensten für neue Anregungen sind und Kulturinteresse maßgeblich angelegt wird.
20
4. Fazit: Warum sollte man überhaupt das Interesse von Nicht-Kulturnutzern an kulturellen Veranstaltungen wecken?
Ziel von Kulturnutzerforschung und Audience Development aus Marketingperspektive ist es, ausgehend von den Interessen eines
Anbieters, neues Publikum zu generieren und an eine Einrichtung zu binden, um die Nachfrage nach Produktionen der Einrichtung
zu sichern bzw. den Absatz zu erhöhen.
Ziel von Kulturnutzerforschung und Audience Development aus Perspektive der kulturellen Bildung ist es, ausgehend von den
Interessen der jeweiligen Zielgruppen Zugänge zu schaffen zu Kunst und Kultur und Menschen anzuregen, das Potential von Kunst
für die Erhöhung individueller Lebensqualität und Bildung zu nutzen.
Ziel von Kulturnutzerforschung und Audience Development aus kulturpolitischer Perspektive ist es, sowohl Brücken zu bauen
zwischen künstlerischer Produktion und Publikum bzw. Bürgern, die diese Produktion bezahlt haben, um langfristig die Akzeptanz
und damit den Bestand von Kunst in unserer Gesellschaft zu sichern, wie auch Identität und Gemeinschaftsgefühl in einer Gesellschaft durch Kunst und Kultur zu stärken.
Ergebnis von Kulturnutzerforschung und Audience Development könnte sein, dass einige der bisherigen, öffentlich finanzierten
Angebote nicht mehr aufrecht zu erhalten sind, weil sie sich als nicht veränderungsfähig erweisen und weil sie dauerhaft an den
Interessen der Bevölkerungsmehrheit vorbei gehen bei gleichzeitigem Wegbrechen ihrer bisherigen Klientel und ihrer Lobby der
Bildungsbürger. Wenn sich anstelle dieser Institutionen neue Kulturformen mithilfe öffentlicher Förderung entwickeln könnten,
solche Kulturformen, die sehr viel relevanter für breite Teile der Bevölkerung sind, wäre auch das eine richtige Anreizstrategie zur
Gewinnung der bisherigen Nicht-Kulturnutzer.
Literatur
Deutscher Bühnenverein (Hg.), 2003: Auswertung und Analyse der repräsentativen Befragung von Nichtbesuchern deutscher
Theater: Eine Studie im Auftrag des Deutschen Bühnenvereins, Köln.
Dollase, Rainer; Rüsenberg, Michael; Stollenwerk, Hans J., 1986: Demoskopie im Konzertsaal, Mainz: Schott.
Johnson, Gill, 2003: New audiences for the arts: The new audiences programme 1998–2003, London.
Keuchel, Susanne (Hg.), 2003: Rheinschiene – Kulturschiene: Mobilität, Meinungen, Marketing, Bonn.
Keuchel, Susanne, 2006: 1. Jugendkulturbarometer, Bonn.
Kirchberg, Volker, 1996: Besucher und Nichtbesucher von Museen in Deutschland, in: Museumskunde 61(2), S. 151–162.
Klein, Hans-Joachim; Bachmayer, Monika; Schatz, Helga: Museum und Öffentlichkeit: Fakten und Daten, Motive und Barrieren,
Berlin: Mann.
Mandel, Birgit (Hg.), 2008: Audience Development, Kulturmanagement, Kulturelle Bildung: Konzeptionen und Handlungsfelder der
Kulturvermittlung, München: KoPäd.
Mandel, Birgit: Einstellungen zu Kunst und Kultur, Kulturimage und Kulturbegriff: Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage in Hildesheim, durchgeführt von Studierenden des Studiengangs Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis der Universität Hildesheim,
Hildesheim. Online: www.uni-hildesheim.de/de/kulturpolitik.htm [Stand 02.08.2010].
Mandel, Birgit; Renz, Thomas, 2010: Barrieren der Nutzung kultureller Einrichtungen: Eine qualitative Annäherung an Nicht-Besucher, Hildesheim. Online: www.kulturvermittlung-online.de [Stand 02.08.2010].
Mandel, Birgit; Timmerberg, Vera, 2008: Kulturelle Partizipation im Ruhrgebiet in Zeiten des Strukturwandels, Hildesheim/Essen:
Universität Hildesheim in Kooperation mit Ruhr 2010. Online: www.kulturvermittlung-online.de [Stand 02.08.2010].
21
Mandel, Birgit, 2009: PR für Kunst und Kultur: Handbuch für Theorie und Praxis, Bielefeld: transcript.
Reuband, Karl-Heinz, 2009: Die Institution Oper in der Krise?: Generationsbedingte Änderungen des Opernbesuchs im Langzeitvergleich, in: Newsletter Kulturmanagement.net (38).
Smith, Morton, 2004: Not for the Likes of you: How to reach a broader audience. Online: www.artscouncil.org.uk [Stand 02.08.2009].
Zentrum für Kulturforschung, 1991–2005: 1.–8. Kulturbarometer. Bundesweite Bevölkerungsumfragen, Bonn. Online: www.kulturforschung.de [Stand 02.08.2010].
22
Astrid Kurzeja-Christinck, Jutta Schmidt, Prof. Dr. Peter Schmidt
markt.forschung.kultur. Hochschule Bremen
Fast- und Nichtbesucher von Kultureinrichtungen. Praxisberichte
aus Bremen und Hamburg
Kulturinstitutionen wissen mittlerweile durch Besucherforschung immer mehr über ihre Besucher – wer sie sind, ihre Vorlieben und
Kommunikationskanäle. Warum jedoch die einen ein Museum besuchen, andere dies aber nicht tun – und vor allem was Letztere
doch zu einem Besuch motivieren könnte – ist wenig erforscht.
Auf diesem Hintergrund wurden von der Arbeitsgruppe markt.forschung.kultur der Hochschule Bremen im Rahmen zweier
Marktforschungsprojekte für Museen in Bremen und Hamburg begleitend zu Besucherbefragungen auch Nichtbesucherbefragungen durchgeführt, die im Folgenden beispielhaft dargestellt werden. Es zeigte sich dabei, dass es sinnvoll ist, zwischen drei
Gruppen zu unterscheiden: Besucher, Nichtbesucher und „Fastbesucher“. Grundgedanke beider Untersuchungen war daher die
Identifikation der Fastbesucher, als interessanteste Gruppe für die Museen, denn nicht jeder Nichtbesucher ist auch ein potentieller
Besucher. Herausgefiltert werden sollte diejenige Gruppe, die im Prinzip kulturaffin und Museumsbesuchen nicht generell abgeneigt ist und somit mit relativ geringem Aufwand zu einem Museumsbesuch veranlasst werden kann.
Die drei Gruppen:
• Besucher – Menschen, die innerhalb der letzten zwölf bis 24 Monate im Museum waren, es also kennen und seine Angebote
nutzen.
• Fastbesucher – Menschen, die generell Museen und ähnliche Institutionen aufsuchen, jedoch das Museum in den letzten zwölf
bis 24 Monaten nicht aufgesucht haben, die also als „museumsnah“ bezeichnet werden können.
• Nichtbesucher – Menschen, die weder im Museum noch in anderen museumsähnlichen Einrichtungen waren, also als „museumsfern“ bezeichnet werden können.
Die Fragen zu den Nicht- und Fastbesuchern können naturgemäß nicht mit einer Befragung im Museum beantwortet werden,
sondern nur mit einer Untersuchung außerhalb des Museums. Dabei ist die Wahl der adäquaten Methode für die geeignete Auswahl der Interviewpartner wichtig. Die Fragestellungen beider Projekte waren verschieden, so dass unterschiedliche Methoden zur
Anwendung kamen, wie die folgende Tabelle zeigt.
Fragestellung
Überseemuseum Bremen
Stiftung Historische Museen Hamburg
2008/09
2009/10
Überprüfung von Hypothesen zum Besu-
Entscheidung zum Besuch z. T. hochpreisiger kultu-
cherrückgang
reller Einrichtungen, Unterschiede Besucher/Nichtbesucher
Auswahlkriterien
Bremer, Nichtbesucher
Kulturell interessierte, aktive Menschen, Hamburger, Tagesbesucher, Übernachtungsbesucher
Stichproben-
Telefon-Adressdaten von potentiell muse-
Beim Besuch von Kultur-/Freizeit-Einrichtungen
auswahl
umsaffinen Sinus-Milieus in Bremern
Methodik
Telefoninterviews, standardisierter Fragebo-
Face-to-face, standardisierter Fragebogen ohne
gen mit Filterführung
Filter
23
Bremen
Das Übersee-Museum Bremen vereinigt Natur, Kultur und Handel unter einem Dach. Eine neunmonatige Besucherstudie analysierte sowohl eine Sonder- als auch die Dauerausstellung aus Besuchersicht.
Rückläufige Besucherzahlen von (Bremer) Besuchern in den letzten Jahren veranlassten das Übersee-Museum zu der Frage,
welches die Hemmnisse sind, die eigentlich museumsnahe Menschen von einem Besuch abhalten und gleichzeitig zu der Frage,
was sie motivieren könnte, das Übersee-Museum zukünftig (wieder) zu besuchen. Mehrere konkrete Thesen wurden als mögliche
Gründe untersucht: Nichtakzeptanz der Neugestaltung einiger Dauerausstellungen („Nostalgie“–Bedürfnis), zunehmende Konkurrenz durch andere Bremer Museen/Erlebniswelten, zu hoher Eintrittspreis, überlagerndes Image als Familienmuseum?
Diese Fragen richteten sich an ehemalige und potentielle Besucher aus Bremen. Dabei war das Ziel nicht eine repräsentative
Umfrage von Bremern zum Übersee-Museum, sondern die wichtigsten Gründe für den Nichtbesuch und potentielle Motivationen
für einen erneuten Besuch zu eruieren. Um möglichst viele Meinungen zu sammeln, mussten die zu Befragenden im Vorfeld möglichst so ausgewählt werden, dass sie diesen Kriterien entsprachen. Als Grundlage wurden daher Adressdaten von Menschen mit
einem Lebensstil gewählt, der Museumsnähe vermuten lässt. Wersig (2000) definierte museumsaffine Lebensstile innerhalb der
Sinus Milieus (Etablierte, Postmaterielle, Bürgerliche Mitte und Konservative). Diese Milieus werden von Firmen wie Sinus Vision
oder microm wiederum auf Flächen bzw. Adressen übertragen, die so für diese Untersuchung verwendet werden konnten. 2000
Telefondaten dieser ausgewählten Lebensstile aus Bremen dienten als Grundlage für eine telefonische Befragung mit 232 Interviews (Rücklauf 32%). Es wurde ein standardisierter Fragebogen mit Filterführung genutzt, um ehemalige und potentielle Besucher
zu identifizieren.
Die Befragung erbrachte Informationen
interessante Ausstellung
zum Bekanntheitsgrad des Übersee-Museums und der zu der Zeit laufenden Sonder-
andere kulturelle
Veranstaltungen
ausstellung. Fast jeder Befragte kannte das
Übersee-Museum und 90% hatten es schon
einmal besucht. Die Sonderausstellung hin-
Führungen zu speziellen
Themen
gegen kannten – trotz umfassender Marketingmaßnahmen – erstaunlich wenige: von
den Fastbesuchern nur jeder Dritte und selbst
spezielle Angebote für die
Altersgruppe
von den regelmäßigen Besuchern nur 40%.
Diese Befragten hätten u.U. die Ausstellung
besucht, wenn sie von ihr gewusst hätten.
Veranstaltung eines Festes /
Marktes
Was hinderte nun die Fastbesucher daran – abgesehen von fehlenden Informationen – das Übersee-Museum zu besuchen?
Hierzu wurden neun Statements abgefragt,
geringerer Eintrittspreis
die jeweils mit „trifft nicht zu“, „trifft voll zu“
oder „teils/teils“ eingeschätzt werden sollten. Die häufigsten Hinderungsgründe waren
interaktive Stationen
andere Freizeitinteressen, „Kinder zu groß“
und der fehlende Anlass. Nicht als Gründe
genannt wurden dagegen die Umgestaltung
mehr Multimedia
des Museums, zu wenige Experimente im
Vergleich zu anderen Einrichtungen oder der
Eintrittspreis.
mehr Angebote für Kinder
Als nächstes wurden mögliche Motivationen für einen Museumsbesuch abgefragt.
Wiederum gab es neun Statements, die mit
ja, nein oder vielleicht beantwortet werden
0%
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
sollten. Von vielen Befragten (57 Prozent)
Zustimmung zu Statements in Prozent
wurden
Quelle: markt.forschung.kultur; telefonische Nichtbesucherbefragung für das
„interessante Ausstellungen“
als
Grund genannt, wieder einmal das Übersee-
24
Überseemuseum Bremen 2009, 90 Befragte
60 %
Museum zu besuchen (siehe Abbildung). Auch andere kulturelle Veranstaltungen und Führungen zu speziellen Themen konnten
die Befragten sich als Anlass für einen Besuch vorstellen (38 bzw. 34 Prozent). Wenig Anreiz boten „mehr Angebote für Kinder“,
„mehr Multimedia“ oder ein geringerer Eintrittspreis.
Hamburg
Die vier historischen Museen Hamburgs sind unter dem Dach der Stiftung Historische Museen Hamburg zusammengefasst. Im
Rahmen einer einjährigen Besucherbefragung wurden sie in Hinblick auf Besuchergruppen und Synergiepotentiale untersucht.
Von September 2009 bis Juni 2010 wurden im Museum für Hamburgische Geschichte, Museum der Arbeit, Altonaer Museum und
Helms-Museum insgesamt über 3600 Befragungen durchgeführt.
Das Ziel der begleitenden „Nicht-Besucher“-Befragung war die Sammlung von Informationen über potenzielle Besucher der
musealen Einrichtungen, welche sich jedoch für andere Freizeitaktivitäten mit weitergehendem Kulturverständnis entscheiden. Es
gibt viele hochpreisige kulturelle Einrichtungen in Hamburg; warum entscheiden sich Menschen, diese Einrichtungen zu besuchen
und kein Museum? Wie unterscheiden sich die Besucher anderer Freizeit- und Kultureinrichtungen von den Besuchern der historischen Museen?
Hier sollten Menschen befragt werden, die aktiv sind, die Aktivitäten unternehmen, kulturelles Interesse haben, sich aber an
diesem Tag nicht für einen Museumsbesuch entschieden haben, von denen aber angenommen wird, dass unter ihnen potentielle
Sonderausstellung
Museumsgänger sind. Als Orte der Befragung wurden vier sehr unterschiedliche Hamburger Institutionen mit kulturellem Potenzial ausgewählt: das Miniatur
Events
Wunderland (größte Modelleisenbahn
der Welt), Hagenbecks Tierpark, die
Ausstellung „Tutanchamun – Sein Grab
und die Schätze“ und die Hamburger
Abendöffnungszeiten
Deichtorhallen (Aktuelle Kunst, Haus der
Photographie).
Niedrigere Preise
Befragt wurden die Besucher dieser Institutionen vor Ort während oder
nach ihrem Besuch, ebenfalls mit einem
standardisierten Fragebogen. Diesmal
„Erleben“ im Vordergrund
wurde kein Filter gesetzt, denn ein Ziel
der Untersuchung war, die Unterschiede
von Nichtbesuchern, Fastbesuchern und
Bessere Informationen
Besuchern (des Museums) herauszuarbeiten.
Fastbesucher und Besucher ähnelten
Alterspezifische Angebote
sich sehr in Hinblick auf Alter, Bildung
und kulturelle Interessen. Im Gegensatz
dazu unterschieden sich die Nichtbesu-
Andere Präsentation
cher (der Museen) sehr von den Ersteren: sie waren deutlich jünger, weniger
gebildet und auch weniger kulturell inte-
Besseres Kinderangebot
ressiert.
Das verbindende Element aller Be-
0%
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
60 %
70 %
80 %
fragten war der Besuch einer Kulturoder Freizeiteinrichtung; warum wurde
Zustimmung zu Statements in Prozent
sie von den Befragten besucht? Wie
Quelle: markt.forschung.kultur; Besucherbefragung in vier Hamburger Kulturinstitu-
auch in der parallel durchgeführten Be-
tionen für die Stiftung Hamburgische Historische Museen 2010, 447/621 Befragte
sucherbefragung in den historischen
25
Museen Hamburg ist die Thematik das wichtigste Motiv eine dieser Einrichtungen zu besuchen. Ebenfalls wichtig sind das gemeinschaftliche Erleben und das Kulturerlebnis. Darüber hinaus spielen – gerade bei Nichtbesuchern (der Museen) – die „Sehenswürdigkeit“ oder auch „Einmaligkeit“ und das Gefühl etwas Besonders gesehen und erlebt zu haben, bei Besuchern in diesen
Einrichtungen eine große Rolle.
Was diese Befragten daran hindert, ein Museum zu besuchen, wurde in wiederum neun Statements abgefragt. Die wenigsten
Befragten hatten konkrete Hinderungsgründe, nicht zuletzt deswegen, weil 75% in ihrer Freizeit schon Museen besuchen, nur
nicht an diesem Tag und auch nicht unbedingt die historischen Museen Hamburgs. Durchschnittlich jedem Fünften Befragten der
kulturellen Einrichtungen und 42% der Nichtbesucher (der Museen) fehlte schlichtweg der Anlass. Für ein Viertel der Nichtbesucher
(der Museen) waren mangelnde Informationen ein weiterer, wichtiger Hinderungsgrund.
Deutlicher waren die Aussagen zu möglichen Besuchsmotivationen. Auch hier waren wiederum neun Statements zu bewerten
(ja, nein, vielleicht in der oben stehenden Abbildung ist der Prozentsatz der „Ja“ Antworten dargestellt). Für 71% der relevanten
Gruppe für die Museen – den Fastbesuchern – wäre eine interessante Sonderausstellung ein Anlass wieder einmal ein Museum
zu besuchen; Events sahen 41% und Abendöffnungszeiten 36% als möglichen Anlass. Nichtbesucher könnten unter Umständen
motiviert werden, wenn bei dem Besuch „das Erleben im Vordergrund stände“ oder Events oder andere auf sie zugeschnittenen
Angebote durchgeführt würden.
Fazit
Nicht- und Fastbesucherbefragungen ermöglichen es Kulturinstitutionen, Informationen über potentielle Fastbesucher zu erhalten,
die sie bei üblichen Besucherbefragungen nicht erreichen können. Es können Antworten auf konkrete oder allgemeine Fragestellungen an ehemalige oder potentielle Besucher gestellt werden und es können Hinweise auf die Zusammensetzung und Interessen
möglicher Besucher gegeben werden.
In den hier vorgestellten Untersuchungen konnten den Museen konkrete Hinweise auf ihr Image bei potentiellen Besuchern
und die daraus resultierenden Herausforderungen an die Kommunikation und andere konkrete Handlungsempfehlungen gegeben
werden. In beiden Befragungen zeigte sich die Tendenz, dass die potentiellen Besucher sich heute attraktive Sonderausstellungen
als Anlass für einen Museumsbesuch wünschen.
Literatur
Bröckers, Hannah, 2007: Der Museumsbesuch als Event: Museen in der Erlebnisgesellschaft, Berlin.
Microm, 2008-2009: Datenblatt „Adaption MOSAIC Milieus“, microm.
Wersig, Gernot, 2000: Nutzungspotentiale von Museums- Außenrepräsentanz durch neue Medien, Berlin.
26
Ursula Richenberger
Altonaer Museum, Freunde des Altonaer Museums e. V., Hamburg
Freiwilligenmanagement. Ehrenamtliche im Altonaer Museum.
Stiftung Historische Museen Hamburg
Willst Du froh und glücklich leben,
lass kein Ehrenamt dir geben!
Willst du nicht zu früh ins Grab,
lehne jedes Amt gleich ab!
— Wilhelm Busch
Glücklicherweise gibt die Wilhelm Busch zugeschriebene Aussage in keinster Weise die heutige Wirklichkeit wieder. Wie der Freiwilligensurvey des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 1999 beweist, gibt es mehr als drei Millionen
bürgerschaftlich Engagierte im Kulturbereich. Die jüngste Statistik von 2009 zeigt, dass sich mehr als jeder dritte Deutsche ab 14
Jahren aktiv an Gruppen, Vereinen oder Organisationen beteiligt. 36 Prozent engagieren sich darüber hinaus langfristig freiwillig
und unentgeltlich. Für das Altonaer Museum ist der demografische Wandel somit ein erfreuliches Ereignis: Die gestiegene Lebenserwartung und Lebensqualität in höherem Alter haben zur Folge, dass ein großes Interesse an praktischer Mitwirkung insbesondere in den Bereichen Bildung und Kultur besteht.
Bürgerschaftliches Engagement ist dabei ein konstitutives Element im Kulturbereich. So ist die Gründung von Museen und
Theatern in den Kommunen vielfach durch Kulturvereine und einen Kreis Ehrenamtlicher getragen worden. Dies gilt auch für das
Altonaer Museum, das 1863 durch einen Kreis von sieben Ehrenamtlichen gegründet und 1901 unter dem ersten hauptamtlichen Direktor Otto Lehmann als eines der größten deutschen Regionalmuseen eröffnet wurde. Es beschäftigt sich mit der Kunstund Kulturgeschichte des norddeutschen Raumes und präsentiert die kulturhistorische Entwicklung der Elbregion um Altona, von
Schleswig Holstein und der Küstengebiete von Nord- und Ostsee.
1. Freiwillige im Altonaer Museum
Freiwillige Tätigkeit ist die Erbringung von einer am Gemeinwohl orientierten und für die Gesellschaft wichtigen, unbezahlten (mit
Ausnahme von geringen Aufwandsentschädigungen), selbst- oder mitbestimmten Aktivität oder Arbeit in einer entsprechenden
Organisation. Dabei ist die Übernahme einer freiwilligen Aufgabe im Regelfall auch mit eigenen Interessen verbunden. Dies ist
nicht nur legitim, sondern fast schon eine Grundbedingung für das Engagement. Deshalb ist der Begriff „Ehrenamt“ nicht mehr
zeitgemäß, da die Betätigung nicht aus Gründen der „Ehre“ erfolgt, sondern um der Gesellschaft etwas zurückzugeben, sich selbst
weiterzuentwickeln und selbst zu verwirklichen.
Im Altonaer Museum werden derzeit 51 Mitarbeiter und 248 Freiwillige beschäftigt. Zusätzlich gibt es 1.306 Mitglieder im Verein
„Freunde des Altonaer Museums“ e. V. Ohne das Engagement ehrenamtlicher Mitarbeiter wären viele Aktivitäten des Altonaer
Museums gar nicht möglich. Sie werden in fast allen Bereichen des Museums eingesetzt, wobei sich die Tätigkeitsfelder grob den
Hauptaufgaben eines Museums, dem Umgang mit Objekten und Exponaten oder dem Kontakt zum Besucher zuordnen lassen.
Die Freiwilligen im Aufgabenfeld „Sammeln – Bewahren – Forschen“ helfen bei der Pflege ausgewählter Sammlungsbereiche
(Spielwaren, Altonaer Stadtgeschichte, Leben auf dem Land, Leben in der Stadt u.v.m.). Eine Gruppe Freiwilliger ist aktuell mit
der digitalen Erfassung der Objekte und Inventarisierungszuarbeiten beschäftigt. Mit großem Interesse ist die Sütterlin-Gruppe
des Altonaer Museums in der Öffentlichkeit aufgenommen worden, die Akten, Archivalien sowie alte Inventarblätter in die digitale
Datenbank überträgt.
Mit Besucherkontakt verbunden sind insbesondere der Verkauf und die Beratung im Museumsladen sowie die Betreuung von
festen Museumsinstallationen, die dem Besucher vorgeführt und erklärt werden, wie z. B. das Wolkentheater, die historische Apotheke und die Modelleisenbahnanlage. Zu besonderen Anlässen beteiligen sich Freiwillige außerdem bei Mitmachaktivitäten wie
dem Nähen von Puppenkleidern sowie bei Werbeauftritten des Museums.
Insgesamt gesehen kann ein Museum so die Wünsche und Anforderungen verschiedener Interessen von Freiwilligen erfüllen.
Zu unterscheiden sind die interessenorientierten, bei denen die Freiwilligen die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten erweitern
möchten, und die geselligkeitsorientierten Formen der Betätigung, bei denen der Austausch mit anderen Menschen im Vorder27
grund steht. Beide Motivationen bergen verschiedene Problematiken: So ist zwar großes Interesse auf Seiten der Freiwilligen
vorhanden, dies impliziert jedoch nicht die gleiche Professionalität wie bei einem dafür ausgebildeten, angestellten Mitarbeiter.
Bei den auf Kommunikation konzentrierten Freiwilligen besteht die Gefahr, dass der soziale Austausch die angestellten Kollegen
überfordert und zeitlich sehr einspannt.
2. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit mit Freiwilligen
Grundlage für eine erfolgreiche Arbeit mit Freiwilligen ist die Schaffung von Rahmenbedingungen in der Institution, die ein verlässliches, planbares, gemeinsames Arbeiten ermöglichen. Nur dann wird sich der Freiwillige in den Arbeitsrhythmus des Museums
einpassen und ein kollegiales Verhältnis zu den hauptamtlichen Mitarbeitern aufbauen können.
An erster Stelle steht die Notwendigkeit, einen Ansprechpartner zu benennen. Im Altonaer Museum gibt es eine Freiwilligen-Koordinatorin, eine Personalsachbearbeiterin sowie jeweils einen hauptamtlichen Mitarbeiter, der im konkreten Arbeitsbereich für die
Belange der Freiwilligen zuständig ist. Der ehrenamtliche Mitarbeiter ist im Altonaer Museum gegen Unfälle und Haftpflichtschäden
versichert. Außerdem wird dem Freiwilligen eine Fahrtkostenerstattung für die Wegstrecke zwischen Wohn- und Arbeitsort angeboten. Weitere Aufwandsentschädigungen wie die Erstellung von Spendenbescheinigungen für den Arbeitsaufwand, EhrenamtlichenPauschalen oder sonstige Entgelte leistet das Altonaer Museum derzeit nicht. Schließlich muss der Freiwillige eine schriftliche
Vereinbarung mit dem Museum unterschreiben, in der u.a. der Einsatzort, die Einsatzzeit sowie eine Einverständniserklärung
des hauptamtlichen Mitarbeiters enthalten sind. Diese Angaben werden auch dem Personalrat des Museums vorgelegt. Ein wünschenswertes Angebot für Freiwillige ist die Schaffung von Qualifizierungsmöglichkeiten, um fachgerecht im Museum arbeiten zu
können. Aber auch eine Schulung der hauptamtlichen Mitarbeiter in Bezug auf den Umgang mit den Freiwilligen unterstützt eine
erfolgreiche Arbeit. Schließlich ist es motivierend, wenn die Freiwilligen durch verschiedene Maßnahmen Anerkennung erfahren
und sich als Teil der „Museumsfamilie“ verstehen können.
Dieser feste Bezugsrahmen für die Freiwilligen ist das Beet, auf dem die Pflanze „Freiwilligenarbeit“ erwachsen kann. Der
nächste Schritt besteht im Anwerben der Freiwilligen.
3. Wer ist der Freiwillige? Wie wirbt man Freiwillige an?
Um Freiwillige für die Institution gewinnen zu können, ist es hilfreich zu wissen, welche Menschen sich für eine freiwillige Tätigkeit
im Kulturbereich, speziell im Museum, interessieren. Für die Betrachtung dieser Zielgruppe wird sich zeigen, dass hier eine Betrachtung des Lebensstils und des sozialen Milieus sehr hilfreich ist und eine reine Zuordnung nach Alter und Bildung zu kurz greift.
Im November 2009 wurde unter den 248 Freiwilligen des Altonaer Museums eine schriftliche Befragung durchgeführt. Auf der
Basis der 112 Antworten und damit der Rückmeldung von 44,76 % der Befragten erfolgt im Folgenden die Aufschlüsselung der
„Zielgruppe Freiwillige“ hinsichtlich ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer Bildung, ihrer geographischen Herkunft, ihrer Motive und
sonstiger Interessen/Hobbys. Schließlich wird offengelegt auf welche Weise die Freiwilligen unsere Institution gefunden haben.
Im Altonaer Museum sind 61% der Freiwilligen weiblich, 39 % der Freiwilligen männlich. Die Altersstruktur umfasst vor allem
Menschen, die älter als 55 Jahre sind. 60 % der Freiwilligen zählen zur Altersgruppe der 61- bis 70-Jährigen. Zwei Drittel der Freiwilligen zählen zu den gehobenen Bildungsschichten, d.h. sie haben Abitur oder einen Studienabschluss. Geographisch gesehen
kommen drei Viertel der Freiwilligen aus der näheren Umgebung des Museums, d.h. sie haben bis zu ihrem Einsatzort maximal
eine Entfernung von 15 km zurückzulegen.
Die Motive für ihre Tätigkeit lassen sich grob in zwei Gruppen zusammenfassen. Auch hier zeigt sich, dass es sowohl geselligkeitsorientierte wie auch interessenorientierte Freiwillige gibt. So engagiert sich die Hälfte der Freiwilligen im Altonaer Museum,
weil ein spezifisches Interesse an den Inhalten und Fragestellungen des Museums besteht. Etwa ein Drittel der Freiwilligen gibt
an, dass das Kennenlernen netter Menschen und nette Kontakte im Vordergrund für die Entscheidung zu einer Betätigung stehen.
Die Freiwilligen sind außerdem eine auch in anderen Bereichen sehr aktive Gruppe: So benennen über die Hälfte Besuche
von Theatern, Konzerten und Lesungen sowie Reisen und Sport als regelmäßige weitere Freizeitaktivitäten. Insgesamt vierzig
Personen gaben sogar an, zusätzlich zum Altonaer Museum noch ein weiteres Ehrenamt in einer anderen Institution auszuüben.
Bei der Befragung der Freiwilligen kam heraus, dass die Freiwilligenzentren und Freiwilligenbörsen für über die Hälfte der Interessierten der Weg waren, ein Betätigungsfeld zu finden. Eine untergeordnete Rolle spielen Flyer und Aufrufe auf der Homepage
durch die Institution selbst oder die Empfehlung durch Freunde und Bekannte.
28
Zusammengefasst besteht die Gruppe der Freiwilligen somit aus den viel beschworenen „Jungen Alten“, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben noch aktiv und kulturell interessiert sind. Noch bedeutsamer aber ist die Beobachtung, dass bürgerschaftlich Engagierte mit ihren Aktivitäten heute in stärkerem Maße Bedürfnisse nach Eigenverantwortung und Selbstbestimmung
verbinden als früher und deshalb neuartige Anforderungen an Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten stellen. Obwohl
sich Freiwilligenarbeit auch für Menschen in der Arbeitslosigkeit, in der Elternzeit oder nach dem Ende einer Berufsausbildung/
Studium und damit vor dem Eintritt in ein festes Beschäftigungsverhältnis anbietet, ist diese Gruppe im Altonaer Museum kaum
anzutreffen. Auch die Übernahme eines ehrenamtlichen Engagements als Mittel zum beruflichen Fortkommen ist als Motiv untergeordnet.
Angelehnt an Gerhard Schulze, der sich in seiner Publikation „Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart“ von
1992 vom Modell der Unter-, Mittel- und Oberschichten verabschiedet und stattdessen von fünf Milieus bei der Analyse der Gesellschaft spricht, die stärker über Freizeitgestaltung und den gewähltem Lebensstil charakterisiert werden, lässt sich auch die
Gruppe der Freiwilligen einem bestimmten Lebensstil zuordnen, weniger einer sozialen Schicht. Es engagieren sich Menschen,
die beruflich eher erfolgreich sind und waren sowie über ein hohes Leistungsethos verfügen. Sie lehnen ein rein konsumtives
Freizeitverhalten ab.
4. Betreuung und Motivation der Freiwilligen
Um die Freiwilligen an die Institution zu binden und langfristig einen Nutzen aus ihrer Arbeit zu ziehen, sind verschiedene Faktoren
entscheidend. An erster Stelle steht eine Einbindung in den Museumsalltag, so dass ein Zugehörigkeitsgefühl entsteht.
An zweiter Stelle der Freiwilligenbindung stehen verschiedene Formen der Motivation und Anerkennung. Formen der immateriellen Anerkennung im Museum sind Dankesschreiben vom Direktor, die Zusendung von Weihnachtskarten sowie die Veranstaltung
von Ehrenamtlichen-Empfängen und -Ausflügen. Eine geldwerte Anerkennung erfolgt durch die Erstellung des „Hamburger Nachweises“ (Urkunde der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales) und die Übergabe eines „Ehrenamtlichen“-Ausweises, der
zum kostenlosen Eintritt in die Häuser der „Stiftung Historische Museen Hamburg“ (Altonaer Museum, Jenisch Haus, Rieck Haus,
hamburgmuseum und Bergedorfer Schloss, Museum der Arbeit und Hafenmuseum, Helms Museum) berechtigt.
Qualifizierungsangebote sind ein weiterer Baustein bei der Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit. Im Altonaer Museum
finden an jedem dritten Montag kostenlose Vorträge von hauptamtlichen Mitarbeitern des Altonaer Museums statt, die methodische
und inhaltliche Kompetenzen vermitteln (Vorstellung von Sammlungsbereichen wie „Küchengeräte“, „Postkarten“ und „Verpackungen“, Vorträge zur Museumsgeschichte wie z. B. „Architektur des Altonaer Museums“ oder zu methodischen Fragestellungen wie
„Fotografie im Museum“, „Sammlungsmanagement“).
Zur Verbesserung der gesellschaftlichen Anerkennung wird die Tätigkeit der Freiwilligen verstärkt in die Pressearbeit des Museums einbezogen. Außerdem werden jedes Jahr Ehrenamtliche des Altonaer Museums beim Senatsempfang für die Ehrenamtlichen eingeladen. Weiteres politisches Gewicht erfährt die Tätigkeit der Freiwilligen über eine Koordinatorin in der Kulturbehörde,
die das Thema „Ehrenamt in der Kultur“ in der Verwaltung präsent hält. Regelmäßig werden aktuelle Daten zu Anzahl und Tätigkeitsfeldern der Ehrenamtlichen an die Politik weitergeleitet.
Schließlich ist ein wichtiger Faktor in der Freiwilligenbindung der Umgang mit Konflikten und Problemen. So hat in der Befragung
im Altonaer Museum zwar nur ein Drittel der Befragten Probleme benannt, aber diese begründen sich vor allem in einer Vielzahl
von einzelnen nicht vergleichbaren Konflikten. Diese sollten unter Einbeziehung aller Konfliktparteien mit einer neutralen Schiedsperson geklärt werden.
Bei Erfüllung dieser Rahmenbedingungen ist es entgegen der heutigen Tendenz, sich nur kurzfristig an einen Verein, ein Theater oder eine Institution binden zu wollen, dennoch möglich, Freiwillige für einen längeren Zeitraum zu gewinnen.
5. Bilanz: Kosten und Nutzen des Einsatzes von Freiwilligen
Für die Einrichtung besteht der Nutzen der Freiwilligenarbeit darin, den Besuchern ein breiteres Leistungsangebot zu bieten und
ein größeres Aufgabenvolumen in Zeiten knapper Haushalte und Sponsorenmittel bewältigen zu können. So sind die Freiwilligen
insbesondere bei zeitlich aufwendigen Tätigkeiten, wie dem Informationsstand oder in der Besucherbetreuung, einsetzbar. Zusätzlich sind die Freiwilligen die besten Multiplikatoren und Werbeträger für die Institution, die in ihrem Umfeld das Haus und Projekte
des Hauses bekannt machen. Schließlich verändert sich durch diese Personen die Unternehmenskultur, da sich die Wertschätzung
29
gegenüber der Einrichtung von Seiten der Politik und der Gesellschaft erhöht. Für den Freiwilligen bedeutet seine Tätigkeit eine
Abwechslung, die Möglichkeit, sinnstiftend für das Gemeinwohl zu arbeiten und sich selbst zu verwirklichen.
Aber der Einsatz von Freiwilligen birgt auch Kosten für die Einrichtung. So ergibt sich aus dem zuvor Gesagten, dass durch
die Schaffung verbindlicher Strukturen ein hoher organisatorischer Aufwand entsteht. Dazu kommen ein personeller Aufwand,
ein geringer Kostenaufwand (Fahrtkostenerstattung u.a.) und die Gefahr, dass Freiwillige mehr und mehr die Kernaufgaben des
Museums übernehmen. Nicht zu unterschätzen ist auch der Aufwand, der für die Kontrolle, ob eine Arbeit fach- und sachgerecht
ausgeführt wurde, nötig ist. Der Freiwillige hingegen muss ebenfalls verbindliche Vorgaben akzeptieren – insbesondere hinsichtlich seiner Arbeitszeit und seiner Anpassung an die Vorgaben der Institution bzw. des angestellten Mitarbeiters. Er sollte sich auch
dessen bewusst sein, dass seine Tätigkeit eventuell die Einstellung festangestellter Mitarbeiter verhindert. Er wird als Lückenbüßer
eingesetzt, der die Einschränkungen durch notwendige Einsparungen abfedert. Dies bedeutet eine Überforderung des Ehrenamts
und sollte von den Freiwilligen selbst mit verhindert werden.
Zusammengefasst ist festzustellen, dass das bürgerschaftliche Engagement für die Gesellschaft eine Hilfe in Zeiten knapper
Kassen darstellt, die zum Gemeinwohl beiträgt. Allerdings sollte das Ehrenamt nicht gesellschaftliche Defizite kompensieren und
der Staat sich nicht aus seinen Aufgaben bei der Finanzierung von Kultur und kulturellen Institutionen zurückziehen. Hilfreich ist
hierbei sicherlich, in stärkerem Maße in der Öffentlichkeit über Möglichkeiten und Grenzen der Freiwilligentätigkeit zu diskutieren.
Dies wird sicherlich auch Thema im Jahr 2011 sein, das die EU-Kommission zum „Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit“
ausgerufen hat. Entgegen der Aussage Wilhelm Buschs kann dann freiwilliges Engagement sowohl für die Institution als auch für
den Engagierten ein Gewinn sein.
Weiterführende Literatur
Deutscher Museumsbund (Hg.), 2008: Bürgerschaftliches Engagement im Museum, Kassel/Berlin.
Ermert, Karl (Hg.), 2000: Ehrenamt in Kultur und Arbeitsgesellschaft: Wolfenbüttler Akademie-Texte (1), Wolfenbüttel.
Gaskin, Katherine; Justin, Smith; Irmtraud Paulwitz, 1996: Ein neues bürgerschaftliches Europa: Eine Untersuchung zur Verbreitung und Rolle von Volunteering in zehn Ländern, Freiburg: Lambertus.
Igl, Gerhard; Jachmann, Monika; Eichenhofer, Eberhardt, 2002: Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement im Recht – ein
Ratgeber, Opladen: Leske & Budrich.
Kistler, Ernst; Noll, Heinz-Herbert; Priller, Eckhard (Hg.), 1999: Perspektiven gesellschaftlichen Zusammenhalts: Empirische Befunde, Praxiserfahrungen, Meßkonzepte, Berlin: Ed. Sigma.
Landesmuseum Koblenz (Hg.), 2004: Ehrenamt im Kulturbetrieb: Ein Leitfaden von A-Z, Koblenz.
Loock, Friedrich (Hg.), 2004: Das Management von Ehrenamtlichen. Ein Leitfaden für Kulturinstitutionen, Hamburg: KMM-Verlag.
Schulze, Gerhard, 1992: Die Erlebnisgesellschaft: Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt am Main: Campus-Verlag.
Schüll, Peter, 2004: Motive Ehrenamtlicher: Eine soziologische Studie zum freiwilligen Engagement in ausgewählten Ehrenamtsbereichen, Berlin.
Stiftung Niedersachsen (Hg.), 2006: „Älter, bunter, weniger“: die demografische Herausforderung an die Kultur, Bielefeld.
von Rosenbladt, Bernhard; Sybille Picot, 1999: Freiwilligenarbeit, ehrenamtliche Tätigkeit und bürgerschaftliches Engagement:
Repräsentative Erhebung. Bonn.
30
Christian Kötter-Lixfeld
Intendant der Bremer Philharmoniker, Bremen
Junges Publikum gewinnen:
Strategien und Bewertung des Erfolges
Die Meldungen könnten widersprüchlicher nicht sein:
• Dr. Martin Tröndle prophezeit im März dieses Jahres aufgrund einer Langzeitstudie an der Oper Köln, dass sich das Klassikpublikum in den nächsten 30 Jahren um ein Drittel reduzieren wird.
• Viele mittelgroße Konzertveranstalter kämpfen mit aussterbenden Abonnentenreihen und reduzieren erheblich ihr Angebot bzw.
stellen ihr Angebot ganz ein.
• Beispiel Opernhaus Basel: Mitte der 80er Jahre verzeichnete das Haus noch 300.000 Zuschauer jährlich, heute sind es noch
ca. 166.000 Zuschauer. Davon ist in den letzten vier Jahren ein Rückgang um allein rund 80.000 Zuschauer zu verzeichnen.
• Die Bremer Philharmoniker vermelden seit 2003 einen Abonnentenzuwachs um mehr als 100%, das Konzerthaus Dortmund
vermeldet in der aktuellen Saison einen Abonnentenzuwachs um 19% gegenüber 2008/2009.
• Die Bühnen der Städte Bonn und Frankfurt verzeichnen einen regelrechten Ansturm auf Angebote für Kinder und Jugendliche.
Wie passt das zusammen? Ist die Klassik in der Krise? Sind bestehende Ressourcen einfach noch nicht ausgeschöpft? Sehen wir
im Theater- und Konzertbereich einen sinkenden Tanker, der in den nächsten Jahrzehnten langsam untergehen wird?
Der finnische Dirigent Esa Pekka Salonen sagte bereits vor zehn Jahren: „Was Sie als Klassikkrise bezeichnen, hängt mit einem
grundlegenden Wandlungsprozess in unserer Kultur zusammen. Wir stehen am Endpunkt einer kulturellen Ära, die ich als postromantisch bezeichnen würde. Etwas Neues wird kommen. Der Wandel hat mit der Medienentwicklung zu tun. Die elektronischen
Medien, nicht nur CD und Video, sondern auch das Internet und alle Versuche mit der virtuellen Realität, haben unser Leben verändert. Die Frage ist, welche Rolle die klassische Musik dabei künftig spielen wird. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sehen, dass
vor allem in Europa die Opernhäuser und Orchester nach dem Zweiten Weltkrieg auf beinahe unrealistische Weise subventioniert
worden sind. An so etwas wie Marketing hat doch niemals jemand auch nur einen Gedanken verschwendet. Alles war in einen
Tiefschlaf verfallen, weil kein Mensch gezwungen war, die Situation der klassischen Musik in der Gesellschaft zu analysieren. Das
hat sich geändert, selbst die Berliner Philharmoniker müssen heute heftig über Marketing nachdenken.“
1. Ein Blick in die Praxis – Die Bremer Philharmoniker
Das Orchester firmierte bis 2002 unter der Bezeichnung Philharmonisches Staatsorchester Bremen und war eine nachgeordnete Dienststelle des Senators für Kultur. Bis Ende der 90er Jahre waren aufgrund von Einstellungsstopps nur noch 74 Stellen im
Orchester besetzt, das Orchester hinsichtlich des großen romantischen Repertoires eigentlich nicht mehr spielfähig. Es existierte
kein eigenes Management.
Die Auslastung im Konzertbereich lag bei knapp über 50%. Das Verhältnis von Investitionen und Ausgaben war in eine absolute
Schieflage geraten, so dass die Existenz des Orchesters gefährdet war. Dieses Schicksal des nicht vorhandenen Managements,
der mangelnden Profilierungsmöglichkeiten bis hin zur nicht vorhandenen Nachwuchsförderung und mangelnder Kundenbindung
teilen viele Orchester. 2002 wurde das Orchester in die Bremer Philharmoniker GmbH überführt. Heute, acht Jahre später, sind 84
Musikerstellen besetzt. Neben der enormen Steigerung bei den Abonnentenzahlen, konnte das Orchester ebenfalls eine erhebliche Steigerung der erzielten Umsatzerlöse verbuchen und sein Programmangebot ausbauen.
Diese kurzen Einblicke zeigen in ihrer Scherenhaftigkeit, dass es nach übereinstimmender Auffassung eine Krise der Klassischen Musik nicht gibt. Beethoven, Mozart, Brahms und selbst Schönberg hatten und haben keine Krise. Die Faszination und
die Qualität ihrer Werke ist genauso groß und überzeugend wie eh und je. Woran es fehlt, ist die zeitgemäße Vermittlungs- und
Kommunikationsform. Plakate an Litfasssäulen kombiniert mit einem Konzertablaufschema von 2,5 Stunden mit Pause aus dem
19. Jahrhundert überzeugen Jugendliche schon gar nicht und Ältere immer weniger. Ein zeitgemäßer Sprachcode ist oft die Quelle
aller Probleme.
Deshalb ist aber noch lange keine Panik angesagt. Die Köpfe im Klassischen Konzert waren immer mehrheitlich grau. Das
waren sie auch schon in den 70er, 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts und die Kundenklientel des klassischen Abonnenten wird sich auch zukünftig zum absolut größten Teil im Alterssegment 50plus bewegen, nämlich dann, wenn im Wesentlichen
31
die Karriere geregelt und die Familie gegründet ist, so dass wieder mehr Zeit für Bindungen, für die schönen Dinge des Lebens
besteht.
Dabei wird die Kundenklientel immer mobiler, flexibler und auch technisch versierter. Von daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis
die tradierten Marketingmittel in Form von Plakaten und Flyern ausgedient haben. Die Pferdekutsche gibt es im Jahr 2010 immer
noch. Ihre Aufgabe als Transportmittel hat sie aber eigentlich verloren.
Das Publikum ist somit aufgeschlossener und kritischer geworden. Das Freizeit- und Konsumverhalten hat sich radikal geändert
und ein kurzes Eintauchen in die technische Medienwelt zeigt einem rasch bildhaft auf, wie das Angebot woanders aussieht und
was ich dort für mein Geld bekomme. Das Angebot ist stark gewachsen, der Konkurrenzdruck größer denn je.
Schauen wir uns aber Jugendliche an, deren Hauptinformationsquelle das Internet ist; eine Welt ohne Zeitung und eine Kommunikation mittels Twitter, Facebook etc. So können diese den klassischen Konzertbetrieb, wenn sie ihn überhaupt wahrnehmen,
nur als überkommen und veraltet einstufen, als reine Antiquität für einen elitären Kreis. Die Klassik ist abgehängt und registriert
nicht mehr, dass die Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen heute durchschnittlich 134 Minuten täglich am Computer verbringt. Ein
Sprachcode zur gegenseitigen Verständigung ist verloren gegangen. Das liegt aber auch bedauerlicherweise daran, dass eine Vermittlung von Musik und Kunst an Jugendliche über das Elternhaus abnimmt und in der Schule, wenn überhaupt, einen absoluten
Randplatz einnimmt.
Doch mit PISA und der Bildungskrise ist vieles anders geworden. Auch im Musikbereich, auch – Gott sei Dank – in der Meinungsbildung so mancher Politiker, die jahrelang versuchten Kindergartenplätze gegen Orchester und Theater auszuspielen. Die
öffentliche Debatte um die notwendigen Bestandteile einer lebenswerten und gesunden Stadt, einer Stadtgesellschaft und ihrer
unverzichtbaren Bestandteile mit einem Standortfaktor Kultur und nicht zuletzt die Tatsache, dass der Bereich der kreativen Industrien von der Bruttowertschöpfung her in Deutschland zwischen der Autoindustrie und der chemischen Industrie rangiert, haben
geholfen, Kultur und Kulturvermittlung zu einer gesellschaftlichen und politischen Grundhaltungsfrage zu machen.
Nach jahrelanger Abstinenz ist man auch seitens der Fernseh- und Rundfunkanstalten plötzlich wieder der Meinung, dass sich
Klassik für Kinder in Formaten wie „Amadeus“ und anderen quotenmäßig abbilden lässt. Musikvermittlung wird seitens der Hochschulen sogar als Studiengang angeboten.
Das heißt aber für die Kulturschaffenden nicht die Hände in den Schoß zu legen, denn ein Phänomen bleibt trotz aller Initiativen
wie „Rhythm is it“ mit den Berliner Philharmonikern oder der Initiative in NRW „Jedem Kind ein Instrument“: Es ist für Kinder nicht
mehr ein Allgemeingut, dass Milch von der Kuh kommt und Musik nicht automatisch aus dem IPod. Oft fehlen jegliche Berührungspunkte mit Kunst und Kultur, sei es über die Eltern oder die Schule, und damit auch das Bewusstsein, dass z. B. Musik ein von Hand
gemachter Prozess ist. Dass man Musik selbst erzeugen, ja sogar komponieren kann, dass Musik ein zutiefst emotionaler Vorgang
ist, mit dem man Gefühle ausdrücken kann. Dass Musikmachen in der Gemeinschaft wie in einem Orchester auch ein soziales Miteinander bedeutet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das reine Konsumieren von klassischen Konzerten (Karneval der Tiere,
Peter und der Wolf) mit einem passiven Publikum als Frontalbespielung der Musikvermittlung nicht mehr ausreicht.
Die zentrale Idee ist daher, Musik mit Kindern zu machen und nicht für Kinder – und das nachhaltig und kontinuierlich.
Die Bremer Philharmoniker haben sich durch einen Orchesterentscheid 2002 ganz bewusst neben allen anderen Geschäftsfeldern zur Musikvermittlung bekannt und aus den eigenen Reihen einen Nachwuchskoordinator benannt. Seither ist neben der
Professionalisierung aller anderen Geschäftsfelder, der Philharmonischen Konzerte, der Sonderkonzerte und der Bespielung des
Musiktheaters, viel passiert.
Heute bauen sich drei Bereiche der Musikvermittlung als Pyramide von unten nach oben auf: Neben der breit angelegten „Musikalischen Basisförderung in Schulen“ gibt es zusätzliche Angebote der „Musikalischen Basisförderung im Freizeitbereich“. Beide
Stufen wollen an Musik heranführen. Für Jugendliche, die bereits selber musizieren, ist der Bereich „Förderung junger Musiker“
vorgesehen und an der Spitze steht die sogenannte „Begabtenförderung“ für Berufsmusiker.
a) Erste Säule (Schule/Familie): Basisförderung in Schulen
Schwerpunktmäßig existieren Kooperationen mit fünf Partnerschulen, darunter vier Grundschulen, größtenteils in sozialen Brennpunkten mit hohem Ausländeranteil (Pulverberg, Ellenerbrokweg, Grolland, Fischerhude), und dem Gymnasium Max-Planck in
Delmenhorst.
Mit der 9. Jahrgangsstufe des Max-Planck-Gymnasiums Delmenhorst wurde so beispielsweise in Form eines neuen Konzertformates „phil sagend“ ein komplettes Konzertprogramm mit dem Cellokonzert von Erkki Sven Tüür erarbeitet, mit modernen Medien
und jugendlichen Themen auf die Bühne gebracht sowie von den Jugendlichen auch selbst moderiert.
32
Daneben existieren vier Projektwochen in vier verschiedenen Grundschulen. In den Projektwochen wird zu verschiedenen
Thematiken und passender klassischer Musik eine Geschichte von einer gesamten Grundschule szenisch dargestellt und selbst
begleitet. Die Bremer Philharmoniker und das Landesinstitut für Schule haben zusammen drei Konzepte entwickelt, inklusive
eines Lehrercoachings, die auf einem gleichen Schema aufbauen. Die Einzelthemen werden auf die Klassen aufgeteilt und dann
gemeinsam mit Musik, Tanz und Kostümen am Schlusstag zur Aufführung gebracht. Daneben sind im Angebot:
• vier Projekttage mit vier weiteren Grundschulen
• die Musikwerkstatt Bremen
• Schulkonzerte, Familienkonzerte
• Schulführungen in Generalproben der Bremer Philharmoniker mit interaktiven Workshops
• Ferienprogramme und Kindertage im Bremer Konzerthaus „Glocke
b) Zweite Säule: Förderung junger Musiker
• Unterstützung junger Laienorchester
• Instrumentalunterricht an Schulen im Rahmen von weiterführenden Konzepten zur Musikschule etc.
• Sonderprojekte wie Hip Hop meets Classic
c) Dritte Säule: Begabtenförderung
• Dirigentenwettbewerb des Deutschen Musikrates
• Bremer Klavierwettbewerb
• Orchesterakademie in Kooperation mit der Hochschule für Künste Bremen
Die Musikwerkstatt in der ersten Säule ist dabei der Kern der Musikvermittlung. Unter dem Motto „Musik zum Begreifen“ entwarf
der Nachwuchskoordinator Marko Gartelmann 2001 zusammen mit Michael Warnken vom Landesinstitut für Schule ein Konzept
und einen Leitfaden der Musikwerkstatt Bremen. Es entstand ein Modell, das sich zunächst an Schüler der Grundstufe wendete
und sich als Ziel setzte, im entwicklungspsychologisch günstigen Zeitfenster einen positiven emotionalen Zugang zur klassischen
Musik und ihrem Instrumentarium zu schaffen.
In zweieinhalb Stunden lernen dabei die Schülerinnen und Schüler in den Räumlichkeiten des Orchesters die Probenarbeit „bei
laufendem Betrieb“ kennen und können im Anschluss unter fachkundiger Anleitung die Instrumente ausprobieren. Heute finden in
der Musikwerkstatt über 200 Veranstaltungen pro Spielzeit statt, darunter allein rund 130 Besuche von Grundschulklassen.
Das Programmangebot umfasst darüber hinaus:
• Öffnung für außerschulische Gruppierungen
• Da-Capo-Führung, ermöglicht wiederkehrenden Besuch mit anderem Thema
• Familiensamstag, Eltern mit Kindern
• Kindergartenführung
• den klingenden Kindergeburtstag
• Philharmonischer Ausklang für Freunde und Kollegen
• Musikwerkstatt „on tour“
• Instrumentenbauworkshop, Instrumente aus Alltagsgegenständen
Diese Säulenangebote können baukastenartig kombiniert werden. Ziel ist eine nachhaltige und kontinuierliche Zusammenarbeit, so
dass die Kinder fünf bis sechs Mal in einer Spielzeit mit den Bremer Philharmonikern in Berührung kommen. Insgesamt erreichen
die Bremer Philharmoniker mit allen Programmangeboten in einer Spielzeit so über 10.000 Kinder und Jugendliche. Die Angebote
sind nur möglich durch über 20 Kooperationspartner. Mehrere Konzepte unserer Musikvermittlung sind preisgekrönt, so u.a. in den
Wettbewerben „Inventio“ 2005, „Kinder zum Olymp“ 2006, „Ort im Land der Ideen“ 2007 und „Junge Ideen machen Schule“ 2008.
33
2. Fazit – Schlaglichter
Die gesamten Effekte der Musikvermittlung für die Bremer Philharmoniker aufzuzeigen, wäre ein untauglicher Versuch. Vielmehr
ist der Bereich der Musikvermittlung in Ergänzung zu den sonstigen Umstrukturierungsmaßnahmen des Orchesters seit der Privatisierung im Jahre 2002 zu sehen.
Eindeutig stellen wir jüngeres Publikum in unseren Konzerten fest und dies gerade in den für jüngeres Publikum attraktiveren
Programmformaten wie Matineekonzerte oder kleinere Wahlabonnements. Der gesellschaftliche Rückhalt des Orchesters ist erheblich gewachsen. Die Bremerinnen und Bremer wissen auch gerade wegen der Musikvermittlung und der Arbeit mit Kindern und
Jugendlichen um die Tätigkeitsfelder der Philharmoniker und ihre sozial-gesellschaftliche Bedeutung für eine gesunde und lebenswerte Stadtgesellschaft. Insofern ist der Aufbau der Bremer Philharmoniker als die Philharmonie und das Orchester für Bremen und
die Nordwestregion bestens gelungen.
Im Geschäftsfeld Musikvermittlung stellen wir bei unseren Partnern darüber hinaus eine teilweise stark erhöhte Nachfrage fest.
Dies betrifft die über Jahre ausgebuchten Angebote in Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule, die Zusammenarbeit mit
der Musikschule und die Anfragen an Instrumentalunterricht sowie die Nachfragen nach Anfängerinstrumenten bei den örtlichen
Instrumentenbauern. Aus unseren Erfahrungen der letzten Jahre sind daher insgesamt für eine erfolgreiche Arbeit bei Musikvermittlungsprojekten folgende Faktoren unerlässlich:
Kinder und Jugendliche sollten soweit möglich und vertretbar in die Entwicklung einer Veranstaltungskonzeption einbezogen
werden. Es geht darum, dass die Jugendlichen ihre Geschichten entwickeln, schreiben und erzählen können. Dies bezieht sogar
die Vermarktung der Veranstaltung mit ein sowie die Moderation der Veranstaltung. Nur so findet eine erfolgreiche und glaubwürdige Kommunikation auf Augenhöhe statt, die moderne Medien ebenfalls berücksichtigt. Zur Streuung und zur Steigerung der Aufmerksamkeit sollte mit Einrichtungen der freien Szene/Jugendeinrichtungen kooperiert werden. Als Veranstaltungsorte bieten sich
dabei gerade nicht nur die einschlägigen Kulturtempel der Klassik an, sondern vielmehr auch Diskotheken, Clubs etc. In Bremen
und im Umland hat dieses Gesamtpaket nachweislich zu einer großen Nachfrage bei Lehrern, Eltern und Kindern/Jugendlichen
geführt.
34
www.degeval.de