Steh Auf Und Geh Steh Auf Und Geh

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Steh Auf Und Geh Steh Auf Und Geh
Forum 3/2013
Steh Auf Und Geh
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INHALT
Inhaltsverzeichnis / Zum Titelbild / Editorial
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»Stolperstein«
• Thomas Wieland: In der Tradition Romeros und Camaras
– Papst Franziskus und seine Heimat Argentinien
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Miteinander unterwegs – Fraternität vor Ort
• Aus den Fraternitätsgruppen Friedrichshafen, Fulda,
Haßberge, Hildesheim und Trier
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Miteinander unterwegs – Bundesfraternität
• Nachruf
• Informationen aus dem Bundesleitungsteam
• Gedanken des Bundesseelsorgers
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Weggefährten
• Bernd F. Schwanke:
In memoriam – P. Fridolin Langenfeld SAC
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Aus Kirche und Welt
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Geistig fit
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Vorschau
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»Geh« – Hilfen
• Gut zu wissen / Alles was Recht ist
• Ernte-dank und Schöpfungs-verantwortung
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Impressum
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Titelbild: »Ernte«, Foto: © vschlichting – Fotolia.com
Zum
Titelbild
Wir pflügen und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht nicht in unsrer Hand.
Matthias Claudius (1740–1815)
Editorial
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iebe Leserinnen, liebe Leser,
ein Jahr lang beschäftigen wir uns bereits mit dem Jahresthema »Gemeinsam entflammt«; wir lassen uns davon motivieren – und begeistern für eine geschwisterliche Fraternität, die weiter auf der Spur des »säenden«
Evangeliums ist. Dabei spüren wir in unserer Bewegung die Überalterung und suchen nach neuen Wegen
der Verbreitung unserer Fraternität. Unter »Weggefährten« veröffentlichen wir ab Seite 18 auch dazu einen
Text von Pater Fridolin Langenfeld SAC († 2001), »Fraternität – wie geht es weiter?«, der heute noch »brand«aktuell ist.
Gerade zur »Erntedankzeit« passen diese Gedanken
sehr gut, denn der Fraternitäts-Samen, den Père François in Frankreich gelegt hat, soll weiter wachsen und
blühen – zum Wohle von Menschen sowie zum Lobe
Gottes. Und das ist eine ganz besondere Ernte. Wir wissen, es gibt auch in der Natur immer Jahre, in denen der
Ertrag nur gering ist. Oft folgen dann Jahre mit einer
reichen Ernte. Bitten wir also den Heiligen Geist um Gelassenheit, Ideenreichtum und Wagemut …
In unserer Rubrik »Stolperstein« ab Seite 3 stellen wir
Papst Franziskus und seine Arbeit als Priester in seinem
Heimatland Argentinien vor. Thomas Wieland bringt
uns mit seinen Ausführungen den Papst »vom anderen
Ende der Welt« in seinem Denken und Handeln ein
Stück näher. Auch hier bitten wir den Heiligen Geist,
diesmal für die Weltkirche, dass das Wirken unseres
Papstes Franziskus nach und nach ebenfalls von einem
»Erntedank« gekrönt sein möge.
Vom »großen« zum »kleinen« Ganzen: In den Gruppenberichten ab Seite 9 spiegelt sich die Vielfalt der Erlebnisse und Erfahrungen wieder, die unser »Fraternitäts-Leben« zum Teil ausmachen. In jeder FORUM-Ausgabe können wir so ein Stück weit am unterschiedlichen Gruppengeschehen teilnehmen. Es ist uns wichtig,
auf diese Weise eine Verbindung untereinander herzustellen und alle zu ermutigen, an diesem Austausch
teilzunehmen.
Abschließend: Das Titelfoto zeigt uns, wie die Ernte
eingefahren wird; unter »›Geh‹-Hilfen« ab Seite 28 haben wir dazu lesenswerte Impulse zusammengetragen,
die uns staunen lassen und uns dankbar für die Schöpfung Gottes machen können.
Ich wünsche Ihnen im Namen des Redaktionsteams
eine gesegnete persönliche »Erntedankzeit« und grüße
Sie in geschwisterlicher Verbundenheit,
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Regina Rüppel
Mitverantwortliche im Bundesleitungsteam
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»STOLPERSTEIN«
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In der Rubrik »Stolperstein« sprechen wir schwerpunktmäßig Themen an, die zurzeit in Gesellschaft, Kirche, Politik bzw. Wissenschaft aktuell sind, und möchten Sie so zum Nachdenken darüber anregen.
In dieser Ausgabe unseres Forums beschäftigen wir uns mit dem vor einigen Monaten in Rom neu gewählten »Brückenbauer«,
Papst Franziskus. Wir begrüßen ihn hiermit und heißen ihn sehr herzlich Willkommen! Überraschenderweise haben die am
Konklave teilnehmenden Kardinäle einen Argentinier als Nachfolger von Benedikt XVI., den wir in der Forum-Ausgabe
01/2013 verabschiedet hatten, gewählt. Nach seiner Wahl sagt der neue Bischof von Rom, »Diener der Diener Gottes«, dem
Vernehmen nach frank und frei, er käme vom Ende der Welt. Ganz bewusst gibt er sich einen geradezu überaus »leuchtenden«
Namen: Franzikus!
»Weltweit richten sich auf Papst Franziskus große Erwartungen und Hoffnungen. Um Jorge Mario Bergoglio zu verstehen, ist
es hilfreich nach Lateinamerika, nach Argentinien und Buenos Aires zu blicken: auf sein Wirken als Jesuitenprovinzial, als Erzbischof und als Vorsitzender der argentinischen Bischofskonferenz« (Vorspann zum nachfolgenden Artikel, beide erschienen
erstmals in der »Herder-Korrespondenz, Monatshefte für Gesellschaft und Religion«, Heft 5, Mai 2013, S. 217–220).
Geschrieben hat ihn dankenswerterweise der Religionspädagoge Thomas Wieland (geb. 1966). Er leitet die Projektabteilung der
Bischöflichen Aktion »Adveniat« und war bisher auch zuständig für Argentinien. Vor seiner Tätigkeit bei »Adveniat« arbeitete
er mehrere Jahre in Kolumbien.
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.
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In der Tradition Romeros
und Camaras
Papst Franziskus und seine Heimat Argentinien
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as mediale Interesse an der Wahl von Kardinal Jorge
Mario Bergoglio zum Papst war überwältigend. Seine
Herkunft, seine Gesten und Worte beflügeln Hoffnungen und Diskussionen. Zum Beispiel auch am vermeintlichen »Ende der Welt«, in Argentinien, in Buenos Aires,
der Heimatstadt des neuen Papstes; unmittelbar nach
seiner Wahl hatte der Papst seine Herkunft als »vom
Ende der Welt« beschrieben. So hört man auf der »Plaza
de Mayo«, dem Platz an dem sich sowohl der Präsidentenpalast als auch die Kathedrale befinden, begeisterte
und kritische Stimmen. Die Einfachheit sowie die Nähe
des neuen Papstes zu den Armen, andererseits seine
Widerspruch hervorrufenden pointierten Äußerungen
zum Handeln von Präsidentin Cristina Fernández de
Kirchner, sowie die Einschätzung, dass der Jesuit eine
ungebührliche Nähe zur Militärregierung in den Zeiten
der Diktatur pflegte – all das bewirkt Freude wie auch
Erschrecken über das, was das Pontifikat von Franziskus bringen möge.
Auch wenn manche meinen, man solle dem Papst doch
Zeit geben und warten, bis er wenigstens die wichtigsFoto: Presidencia da Republica, Roberto Stuckert Filho
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»STOLPERSTEIN«
ten Mitarbeiter ernannt und seine Agenda formuliert
habe, ist die lebhafte Anteilnahme an der Entscheidung
der Kardinäle nicht mehr zu stoppen. »Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk«, so lautete die
Einladung von Papst Franziskus selbst. Bereits am Tag
seiner Wahl hat dieser Weg begonnen. Er kann nur vollzogen werden, wenn man spricht, deutet, versteht. Hilfreich für den Verstehensprozess ist dabei besonders ein
Blick nach Lateinamerika, nach Argentinien, nach Buenos Aires, der Heimat Bergoglios also.
Lateinamerika: Der Kontinent, auf dem 500 Millionen
Menschen leben, wovon die meisten katholisch getauft
sind, und auf dem die Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein eigenes Profil des Kirche-Seins ausgebildet hat, wie das in den Ortskirchen anderer Kontinente (noch) nicht möglich war.
Argentinien: Das allein im 20. Jahrhundert von sechs Militärdiktaturen gebeutelte Land, dessen Nord-Süd-Ausdehnung einer Strecke von Dänemark bis Nordafrika
entspricht. Für 40 Millionen Menschen bietet es Heimat,
darunter etwa 700 000 Indigene, die nur einen Aspekt
kultureller Vielfalt darstellen.
Der Ballungsraum Buenos Aires: In ihm leben allein 13
Millionen Argentinier in zehn (Erz-) Diözesen. Dort findet sich aber auch mit etwa 250 000 Angehörigen die
nach New York zweitgrößte jüdische Gemeinde in einer
Stadt außerhalb Israels. In dieser Stadt lässt sich extreme Armut neben atemberaubenden Villen beobachten.
Jesuit, Erzbischof und Vorsitzender der argentinischen
Bischofskonferenz
Hilfreich für das Verstehen ist neben dem Blick nach
Lateinamerika ebenfalls der auf Jorge Mario Bergoglio
selbst: In den argentinischen Ballungszentren Buenos
Aires und Córdoba lebte und wirkte Bergoglio die meisten seiner bisher 76 Lebensjahre, abgesehen von kurzen
Aufenthalten in Spanien und Deutschland. Er stammt
aus einem Arbeiterviertel der argentinischen Hauptstadt und absolvierte eine Lehre als Chemietechniker.
1958 trat er in den Jesuitenorden ein, 1973 wurde er, gerade einmal 36-jährig, Provinzoberer aller Jesuiten in
Argentinien. Außerdem war er Dozent und Dekan an
der theologischen Fakultät der Jesuitenuniversität, sowie Pfarrer und Ausbilder für den Ordensnachwuchs.
1992 wird er zum Weihbischof in und 1998 zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt und damit zum Primas
von Argentinien, zuständig auch für einen Gutteil der
Katholischen Kirchen mit orientalischem Ritus dieses
Landes.
2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal,
er wird Mitglied verschiedener vatikanischer Gremien;
außerdem auch »Generalrelator« der 10. Ordentlichen
Bischofssynode im Oktober 2001 und damit verantwortlich für die Redaktion der Voten dieser Bischofssynode.
In zwei Drei-Jahres-Perioden von 2005 bis 2011 steht der
Erzbischof von Buenos Aires als Präsident der argentinischen Bischofskonferenz vor. Er leitet das Redaktionsteam zur Erstellung des Abschlussdokumentes der
5. Generalversammlung des Bischofrates der Bischöfe
Lateinamerikas und der Karibik (CELAM) im Mai 2007
in Aparecida (Brasilien).
Sein Wirken als Jesuit, Erzbischof und Vorsitzender der
argentinischen Bischofskonferenz und seine Verortung
in der Tradition der katholischen Kirche in Lateinamerika und der Karibik sind die vier markanten Akzente
des kirchlichen Wirkens des jetzigen Papstes in seiner
Heimat.
Papst Franziskus wohnt nicht im Apostolischen Palast, sondern (seit dem
Konklave) im Domus Sanctae Marthae, dem Gästehaus des Vatikans, damit
er, wie er kürzlich verdeutlichte, mit vielen unterschiedlichen Menschen in
Kontakt treten könne.
Foto: © pizzicalaluna – Fotolia.com
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Der Jesuit: Die politischen und kirchlichen Verhältnisse
in der Zeit, als der Jesuitenpater Jorge Mario Bergoglio
Verantwortung in der argentinischen Provinz der Jesuiten übernahm, waren bewegt. Nach dem Tod von
Staatspräsident Juan Domingo Perón entglitt der Regierung völlig die Kontrolle über das Land. Als am 24.
März 1976 zum sechsten Mal im 20. Jahrhundert die Militärs die Macht übernahmen, atmeten zunächst viele
auf. Was noch nicht klar war: Es begann die blutigste
Militärdiktatur Argentiniens, Menschenrechtsgruppen
sprechen von 30 000 Verschwundenen (Desaparecidos)
in den Jahren 1976 bis 1983.
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»Das Jahr des Glaubens erinnert uns daran, dass der Glaube nicht Besitz ist, sondern mitgeteilt werden muss. Jeder Christ ist ein Apostel.«
Tweet von Papst Franziskus am 18. Juli 2013
Grafik: © fusolino – Fotolia.com
Es ist aber auch eine Zeit kirchlicher Aufbrüche. 1974/75
formulierte die 32. Generalkongregation der Jesuiten:
»Der Auftrag der Gesellschaft Jesu heute besteht im
Dienst am Glauben, zu dem die Förderung der Gerechtigkeit notwendig dazugehört.« Auf diesem Hintergrund gingen die Jesuiten Franz Jálics und Orlando Yorio
1974 in das Armenviertel »Bajo Flores« von Buenos
Aires, um dort als Priester zu arbeiten. Es war eine Erfahrung tiefer und geerdeter Spiritualität, die junge, gut
ausgebildete Menschen dazu bewegte, mit den Priestern bei den Armen zu sein und sowohl das Evangelium zu leben, als auch auf die schreckliche Armut aufmerksam zu machen.
Das Engagement der beiden Jesuiten war mit dem damaligen Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Juan
Carlos Aramburu, und dem Provinzial abgestimmt. Den
im März 1976 an die Macht gekommenen Militärs, aber
auch kirchlichen Kreisen, war schon die Präsenz unter
den Armen suspekt. Bereits am 14. Mai 1976 verschleppten Militärs acht junge Erwachsene, die mit Yorio und
Jálics zusammenarbeiteten. Sie und das Kind, das eine
der jungen Frauen erwartete, würden nie wieder auftauchen. Jorge Mario Bergoglio forderte die beiden Jesuiten auf, das Armenviertel zu verlassen. Die Sicherheit
sowohl der Laien als auch der Priester war in Gefahr.
Diese weigerten sich jedoch, das zu tun. Am 23. Mai
1976 wurden Orlando Yorio und France Jálics ebenfalls
verhaftet, gefoltert und erst nach fünf qualvollen Monaten wieder auf freien Fuß gesetzt.
Bis heute wird die Rolle des damaligen Provinzials der
Jesuiten in der Zeit der Militärdiktatur kontrovers diskutiert. Entlastung kommt von Adolfo Pérez Esquivel,
dem Friedensnobelpreisträger von 1980: Der heutige
Papst sei kein Kollaborateur gewesen. Auch Jálics erklärte nach der Papstwahl, dass Bergoglio nichts mit
seiner Verschleppung zu tun habe. Richter, die Verantwortliche der Militärregierung verurteilt haben, und
Mitglieder der Wahrheitskommission sprechen von keinen Anhaltspunkten für eine Schuld Bergoglios, er tauche in keinem der kompromittierenden Dokumente auf,
auch nicht in der Zeit als Verantwortungsträger an der
Jesuitenuniversität. Zu einigen Fragen gibt es allerdings
nach wie vor widersprüchliche Auskünfte: Hätte der
damalige Provinzial mehr für die Verschleppten tun
können? Wie stand er damals zu den Aufbrüchen der
Kirche und wie verstand er das Zueinander von Staat
und Kirche?
Der Erzbischof: 1998 wurde Bergoglio zum Erzbischof
von Buenos Aires ernannt und folgte damit Kardinal
Antonio Quarracino nach. Sein Wahlspruch lautete: »Miserando atque Eligendo – erbarmend und erwählend«.
Der Spruch erinnert an den Zöllner, den Jesus trotz dessen Schuld mit »Erbarmen« betrachtet und zur Mitarbeit beruft.
Bankentürme und Wellblechhütten
Die etwa drei Millionen Gläubige zählende Erzdiözese
umfasst den Hauptstadtdistrikt, darum gruppieren
sich in verschiedenen Ringen die Städte und Sektoren
von Groß-Buenos-Aires, in denen die Kirche in weiteren Diözesen organisiert ist. Der Hauptstadtdistrikt
von Buenos Aires ist beeindruckend. Große Boulevards
und repräsentative Wohn- und Regierungsgebäude
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prägen das Bild der Innenstadt. Gleichzeitig kann man
das Ensemble der Bankentürme durchstreifen und
plötzlich vor einem Meer aus Wellblechhütten stehen.
Zwischen all dem finden sich Menschen, die in UBahnschächten leben oder an Straßenecken. Vor allem
in der Nacht sieht man sie, als »Cartoneros« beim Müllsammeln. In Buenos Aires existieren zwei Lebenswelten, die nur sehr punktuell miteinander in Berührung
kommen.
Für Erzbischof Bergoglio ist von Anfang an klar, welche
Lebenswelt den Vorzug hat: die Welt der Armen. Er
zieht in eine einfache Wohnung, nutzt öffentliche Verkehrsmittel, feiert mit den Armen in den Elendsvierteln
Gottesdienst. Das wurde als deutliche Akzentverschiebung gegenüber seinem Vorgänger wahrgenommen.
Die Erzdiözese entwickelte unter der Leitung von
Bergoglio das Projekt einer »missionierenden Pastoral«
– so die Formulierung der patoralen Leitlinien: Es setzt
auf Gemeinschaft und Evangelisierung und berücksichtig dabei die Mentalität der Menschen sowie die Geschichte und Struktur der Stadt. Im Zentrum stehen
fünf Aufgaben oder Ziele: offene und geschwisterliche
Gemeinden; gut ausgebildete Laien in leitenden Rollen;
Evangelisierung, die sich an alle Menschen in der Stadt
wendet; Unterstützung für Arme und Kranke. Dabei ist
auf eine gute Zusammenarbeit zwischen Laien und
Priestern zu achten.
Die pastoralen Leitlinien zeigten Wirkung: So organisierten beispielsweise die diözesane Caritas, Pfarrgemeinden und kirchliche Basisinitiativen handfeste Hilfe
für die Ärmsten, etwa in Armenküchen. Ein Jahr nach
dem Zusammenbruch des Finanzsystems in Argentinien fragten junge Ordensfrauen den Erzbischof, wo sie
anpacken sollen. Seine Antwort: »Die am meisten allein
gelassene Gruppe, auch von der Kirche, sind Jugendliche an staatlichen Schulen.« Diese leben in überfüllten
Stadtwohnungen, manche auch in U-Bahnschächten.
Das daraufhin gestartete Programm »El Arranque« (der
Start) umfasst Hausaufgabenbetreuung, Berufsintegration, Freizeitgestaltung, psychosoziale Begleitung und
Einkehrtage.
Ein weiteres Beispiel einer Pastoral, die Geschichte und
Kultur der Stadt ernst nimmt, entstand aus der Freundschaft des Erzbischofs mit dem Rektor des lateinamerikanischen Rabbiner-Seminars, Abraham Skorka. Die beiden Geistlichen führten Gespräche zu Themen wie
Glück, Homosexualität, sie sprachen über den israelisch-arabischen Konflikt, Sozialismus, Peronismus und
Kapitalismus und veröffentlichten ihren Dialog im Dezember 2010 in einem Buch mit dem Titel »Sobre la tierra y el cielo – über Himmel und Erde«.
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In diesen Kontext passt, dass am »Institut Nuestra
SeÜora de Sión« katholische, jüdische und evangelische
Bibelwissenschaftler gemeinsam an der Auslegung und
an bibelpastoralen Materialien arbeiten. Neben anspruchsvoller exegetischer Arbeit finden Bibelkurse für
Menschen aus den armen Stadtvierteln statt. Rabbinerinnen und Rabbiner bieten Auslegungen alttestamentlicher Texte für katholische Gottesdienste an. Geleitet
wird das Institut im Auftrag des Erzbischofs von José
Luis D’Amico, einem laisierten Priester.
Zum Leben in den Pfarreien ist das Zeugnis von Carlos
Saracini aufschlussreich. Er ist Pfarrer der berühmten,
von Ordensleuten betreuten Pfarrgemeinde Santa Cruz,
zu der eine Schule und das Bildungshaus »Casa Nazaret« gehören. Dort kamen in der Zeit der Diktatur die
»Madres de la Plaza de Mayo« unter, Mütter, die mit ihren Demonstrationen vor dem Regierungspalast den
Machthabern täglich ihre Suche nach den von den Militärs entführten Kindern und Enkeln vor Augen führten. Hier gibt es kirchliche Basisgemeinden. Hier finden
die Mitarbeiter des »Hospital Francés« Unterstützung,
die auf die Korruption der Klinikverwaltung aufmerksam machten und dafür mit Gerichtsprozessen und tätlicher Gewalt überzogen werden. Hier entstand das innovative Jugendprojekt »Tálita Kum«. Hier ist der Gottesdienst lebendig und die Kontakte zu den verschiedenen Bürgerinitiativen im Viertel vital. Pater Carlos
nennt seinen Erzbischof »Hermano Jorge, mein großer
Bruder«. Und Erzbischof Bergoglio wirkte ohne Aufsehen, unterstützend, meist im Hintergrund. Ein Beispiel
sind die Briefe des Erzbischofs an die Richter zu Gunsten des von den korrupten Verwaltern angezeigten Klinikpersonals des »Hospital Francés«.
Gottesdienste auf der Straße, in Krankenhäusern
oder Gefängnissen
1999, etwa ein Jahr nach seiner Ernennung zum Erzbischof, schrieb Bergoglio den Pfarrern einen Brief und
forderte sie auf, eine Kultur der »offenen Tür« zu pflegen. Der Kardinal meinte das konkret und im übertragenen Sinn. Einen Wirkungsradius von 200 Metern
rund um die Pfarrkirche gestand Bergoglio seinen
Priestern zu; die Pfarrei solle deshalb zahlreiche Zentren bilden. Zum Beispiel könne man eine Garage als
Versammlungs- und Gottesdienstraum anmieten und
die Verantwortung für die Pastoral an diesem Ort Laien
übertragen, die auch die Kommunion austeilen können,
sofern sie das wünschten. Diesem Ratschlag folgen beispielsweise die »Curas Villeros«, Priester, die in den
Elendsvierteln der Stadt wirken. Gelegentlich sah man
den Erzbischof unprätentiös und scherzend in ihren Ge-
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meinden an der Seite der Armen. Gottesdienste feierte
er nicht nur in der Kathedrale, sondern auch auf der
Straße, in Krankenhäusern oder Gefängnissen. Als Erzbischof von Buenos Aires ließ Kardinal Bergoglio so
keinen Zweifel: Er selbst hat Teil am Aufbruch der Kirche, die selbst arm wird und sich mit den Armen solidarisch zeigt.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz: Zwischen dem
Erzbischof von Buenos Aires, der ab 2005 Vorsitzender
der argentinischen Bischofskonferenz war, und dem
damaligen Präsidenten Nestor Kirchner sowie dessen
Ehefrau und Nachfolgerin Cristina Fernández de
Kirchner spitzten sich die Auseinandersetzungen im
Laufe der Jahre immer mehr zu. Manche bezeichneten
den Kardinal als die eigentliche Stimme der Opposition im Land.
Erzbischof Bergoglio kritisierte korrupte Praktiken der
Regierungsverantwortlichen, die schlechte Qualität der
Schulbildung, die angestrebte rechtliche Regelung für
gleichgeschlechtliche Paare, er nannte Arbeitsverhältnisse von Hausangestellten »Sklaverei« und reklamierte
staatliches Eingreifen zugunsten von Migranten. Das
ging so weit, dass der Präsident und die spätere Präsidentin nicht mehr am »Tedeum«, dem festlichen Gottesdienst am Nationalfeiertag (25. Mai) in Buenos Aires,
teilnahmen; sie ertrugen die Predigten des Kardinals
nicht mehr.
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zung für die Armen durch sozial-karitative Initiativen
auch bei zu Forschung, Bewusstseinsbildung und zur
politischen Arbeit mit Blick auf die strukturellen Ursachen von Armut und deren Überwindung.
Die argentinische Kirche wurde, als Bergoglio der Bischofskonferenz vorstand, erneut mit ihrer Rolle in der
Militärdiktatur konfrontiert. 2007 verurteilte ein Gericht den Militärpfarrer Christian von Wernich wegen
seiner Beteiligung an Morden, Entführungen und Folterungen. Die Bischofskonferenz fand in ihrer Stellungnahme genauso wenig wie 1999 ein klares Wort der Distanzierung zu Taten und Äußerungen von kirchlichen
Amtsträgern, die sich offensiv unterstützend gegenüber
den Praktiken der Militärs verhielten. Ihr Aufruf zu
Versöhnung und Barmherzigkeit blieb sehr unkonkret
und entfaltet so auch keine Wirkung. Barmherzigkeit
gegenüber Tätern kann gleichzeitig Unbarmherzigkeit
gegenüber den Opfern bedeuten.
Im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche führt eher die chilenische und die
brasilianische Bischofskonferenz als die argentinische
in Lateinamerika das Feld an. Papst Franziskus allerdings erklärte eindeutig, dass er die klare Linie seines
Vorgängers fortführen wird.
Die politischen Einlassungen Bergoglios besaßen allerdings ein solides Fundament, das zum einen aus seiner
Nähe zu den einfachen Menschen bestand. Wer den
Erzbischof treffen wollte, kam am Samstagvormittag
zum Kiosk, wo er seine Zeitung kaufte. Zum anderen
beruhten sie auf der Arbeit, die das so genannte »Observatorium der sozialen Verschuldung Argentiniens«
leistet. Als Institut an der Katholischen Universität von
Buenos Aires erhebt es mit wissenschaftlichen Methoden Indikatoren für die soziale Verschuldung des Landes.
»Soziale Verschuldung« meint dabei jene Versäumnisse,
die die menschliche Entwicklung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt behindern. Dazu gehören fehlende Investitionen in Schul- und Hochschulbildung, Wohnungsbau oder Sicherheit. Sie bilden eine Form von Verschuldung, die die Zukunft eines Landes gefährden.
Das Konzept der sozialen Verschuldung kontrastiert
zum Begriff der Staatsverschuldung, der die Last der
Kredite bei nationalen und internationalen Gläubigern
in den Blick nimmt. Universität, Erzdiözese und Bischofskonferenz tragen neben der konkreten Unterstüt-
»Habt keine Angst gegen den Strom zu schwimmen …«
Worte von Papst Franziskus während seiner Ansprache beim Gebet des
Angelus am 23. Juni 2013
Foto: © kickerdirk – Fotolia.com
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»STOLPERSTEIN«
Die Rolle Kardinal Bergoglios in Aparecida
Im Mai 2007 trafen sich Bischöfe Lateinamerikas und
der Karibik im brasilianischen Wallfahrtsort Aparecida
zur 5. Generalversammlung des CELAM. Die Delegierten wählten den Erzbischof von Buenos Aires zum Vorsitzenden der Redaktionskommission des Schlussdokumentes (vgl. HK, September 2009, 450ff.). Das
schließlich verabschiedete Dokument orientiert sich am
Dreischritt »Sehen – Urteilen – Handeln«. Auf römische Intervention hin war allerdings in der vorhergehenden 4. Generalversammlung 1992 in Santo Domingo eine Struktur durchgesetzt worden, die diese Tradition ignorierte und nicht die Analyse der Wirklichkeit
(Sehen) zum Ausgangspunkt der Beschlüsse wählte. In
Aparecida 2007 gliedert der traditionelle Dreischritt
wieder das Schlussdokument, ein Verdienst des Erzbischofs von Buenos Aires; es kann nicht überschätzt
werden, was dies für das Selbstbewusstsein der Kirche
Lateinamerikas und der Karibik und für eine positive
Rezeptionsgeschichte des Dokumentes von Aparecida
bedeutet.
Das fast 300-seitige Dokument greift viele Analysen auf,
reflektiert sie und formuliert Leitlinien für das Handeln. Es wäre übertrieben, Kardinal Bergoglio als die
zentrale Persönlichkeit der 5. Generalversammlung zu
bezeichnen, vielmehr handelte es sich bei dieser Versammlung um einen Prozess, der ausgehend von den
Stellungnahmen der jeweiligen Vorsitzenden der 22 Bischofskonferenzen eine kirchliche Standortbestimmung
für den Kontinent entwickelte und somit viele Väter
kennt. Der Kardinal bezeichnete in einem Interview das
Schlussdokument als »von unten nach oben« entstanden. Auffällig ist dennoch, dass der Impuls, der sich bereits im Brief des Erzbischofs von Buenos Aires von
1999 findet, auch zur zentralen Botschaft von Aparecida
wird: der Aufruf zur pastoralen Umkehr und der Appell an die Kirche, verkrustete Strukturen zu verlassen
und hinaus zu den Rändern zu gehen.
Ein weiterer bedeutender Aspekt des Dokumentes von
Aparecida stellt die Wertschätzung der Volksfrömmigkeit, der »Spiritualität des Volkes« dar. Diese Wertschätzung hat ihre wichtigste Wurzel in der Reflexion argentinischer Theologen. Einer davon ist Lucio Gera, der am
7. August 2012 starb. Der Glaube der Menschen, die in
einfachen Verhältnissen leben, besitzt für ihn eine zentrale Bedeutung. Geras Name findet sich stets an den
entscheidenden Orten, an denen der Weg der Katholischen Kirche in Lateinamerika und der Karibik sich
verdichtete, zum Beispiel bei den Bischofsversammlungen 1968 im kolumbianischen Medellín und 1979 im
mexikanischen Puebla. Damit reiht sich Gera ein in jene
Tradition lateinamerikanischer Theologie, für die auch
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der Name Gustavo Gutiérrez steht, genauso wie die Bewegung der »Priester für die Dritte Welt« (Sacerdotes
para el Tercer Mundo), die in Argentinien entstand und
zu der sich auch Gera zählte.
Jorge Mario Bergoglio nennt Gera seinen Lehrer, auch
wenn er sich selbst nicht als Befreiungstheologe bezeichnen würde, denn die Assoziationen, die der Begriff hervorruft, sind zu schillernd. Erzbischof Bergoglio stand im August 2012 dem Requiem für Lucio Gera
vor und sorgte dafür, dass er in der Krypta der Kathedrale von Buenos Aires beigesetzt wurde, mithin also in
der Gruft, die lediglich Bischöfen vorbehalten ist. Ebenso erfuhr der 2002 verstorbene Theologe Rafael Tello
posthum im Mai 2012 an der theologischen Fakultät in
Buenos Aires eine Würdigung durch den Erzbischof.
Schon zu Lebzeiten hatte Bergoglio den Entzug der
kirchlichen Lehrerlaubnis durch seinen Vorgänger
rückgängig gemacht. Tello stand in derselben theologischen Tradition wie sein Kollege Gera.
Kardinal Bergoglio wurde als erstem Lateinamerikaner
das Amt des Bischofs von Rom anvertraut. Auch wenn
er in Äußerungen die italienische Herkunft seiner Familie betonte, erfuhr er seine Prägung durch den Weg,
den die Kirche in Lateinamerika seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil zurückgelegt hat. Dieser Weg wurde
von der römischen Kurie nur unzulänglich verstanden
und oft mit geringem Wohlwollen begleitet.
Vor allem aufgrund lateinamerikanischer Christinnen
und Christen, die ihre Haut als Nachfolger Christi zu
Markte trugen und für ihren Glauben ihr Leben ließen,
gewann die Kirche des Subkontinents Reife, Autorität
und Überzeugungskraft. Auf diesem Weg wurden Bischöfe durch die Begegnung mit den Armen bekehrt,
wie im Falle von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero und
Helder Camara. Franziskus steht als Bischof von Rom in
dieser Tradition.
Thomas Wieland
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MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
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Aus den Fraternitätsgruppen
E Fraternitätsgruppe Friedrichshafen
Fraternität im Glück –
Behinderte Menschen tafeln im Schloss
E
ine Einladung zum Kaffeekränzchen im Schloss
Friedrichshafen bekommt nicht jeder. Umso mehr
haben sich 80 Mitglieder der Fraternität Friedrichshafen
über einen entspannten Freitagnachmittag mit Herzog
Friedrich von Württemberg bei Kaffee und Kuchen im
gelben Salon gefreut.
Für Menschen mit Behinderungen und ihre Begleiter
war der Besuch zu Beginn der »Mittendrin«- Festwoche
von Behinderten und Nichtbehinderten ein Glanzlicht.
An geschichtsträchtigem Ort, wo einst Könige, Zaren
und Kaiser tafelten, umgeben von eindrucksvollen Gemälden und repräsentativem Mobiliar zu sitzen, bedient zu werden und die Stunden zu genießen, ließ die
Herzen höher schlagen. Der Schlossherr begrüßte die
Gäste persönlich und nahm sich die Zeit, mit vielen zu
sprechen. Mitarbeiter der Hofkammer servierten Kaffee
und Kuchen. Die zwanglose Atmosphäre, das vornehme Ambiente und der Blick auf den Schlosspark, wo alles blüht und grünt, war für die Fraternitätsmitglieder
ein wohltuendes Erlebnis und eine Abwechslung in ihrem Alltag.
Vor dem edlen Kaffeekränzchen hatte Pfarrerin Pamela
Barke der Gruppe eine Führung durch die Schlosskirche geboten. Sie stellte die Kirche und ihre Entstehungsgeschichte eindrucksvoll vor.
Foto: Siegfried Graustein
Anschließend erklärte Kirchenmusikdirektor Sönke
Wittnebel die Orgel und brachte das königliche Instrument ganz wunderbar zum Erklingen. Die Klangvielfalt
und die Spielkunst des Organisten beeindruckten alle.
Siegfried Graustein
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Die Malteser-Krankenwoche öffnet die Herzen
»E
inmal dabei, immer dabei«, meint Andreas Marosi. Der 68-jährige Rollstuhlfahrer aus Friedrichshafen ist mit seiner Frau Siglinde schon das 18. Mal Gast
bei der Krankenwoche der Malteser. Bei der alljährlichen Freizeit im Haus Schönenberg fühlt er sich wohl.
»Wie die sich einsetzen!«, lobt er das Engagement der 48
ehrenamtlichen Helfer des Malteser Hilfsdienstes, des
Personals des Tagungshauses Schönenberg sowie der
Vereine. Dieser Dienst am Nächsten ist für Marosi »Gottesdienst«.
»Dass es solche Leute gibt, die ihre kostbare Zeit opfern,
um den Behinderten eine Freude zu machen«, wundern
sich die Neulinge Helga und Konrad Hildenbrand aus
Friedrichshafen. Und Thea Schmidt aus Stuttgart, die
im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus in Bad Cannstatt lebt, betont: »Die Krankenwoche bedeutet für mich
alles. Die Gäste sind mir sehr angetan. Es ist alles einmalig. Wir haben immer ganz tolle Betreuerinnen, die
wirklich für uns da sind.« Die 85-Jährige weilt zum
sechsten Mal auf dem Schönenberg und teilt sich das
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MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
Zimmer mit ihrer Schwägerin Anne Schmidt aus
Stimpfach. »Ich komme, so lange ich kann, bis ich 100
bin«, lacht sie. Besonders gefallen der Seniorin die Gottesdienste mit dem Stuttgarter Obdachlosenpfarrer Roland Renz, der mit für das Seelenheil der 80 Menschen
mit Handicap zuständig ist, die an der »Wohlfühlwoche« teilnehmen. Der jüngste Teilnehmer ist der 22-jährige Thomas Ziegler aus Stimpfach, die älteste Teilnehmerin die 97-jährige Maria Waldraff aus Fellbach. Für
jede Form der Zuneigung, für jedes gute Wort, für jeden
aufmunternden Blick, für jeden Spaß, für jeden Spaziergang und für jede Handreichung sind die Teilnehmer
der Krankenwoche dankbar. Sie freuen sich, wenn die
Helfer Zeit für Gespräche finden.
Musik und Gesang reißen mit
Es wird einiges geboten: Da reißen die Musikvereine
Rattstadt und Dalkingen und die Hohenberger Dorfmusik mit, da sorgen Alleinunterhalter Dieter Gauß, der
»singende Polizist« Helmut Argauer und die Dischinger
Theatergruppe »Ufo« für Stimmung, da begeistern die
Malteser-Besuchshunde, der Männergesangverein Eigenzell und der Kirchenchor Schönenberg, da erzählt
Jakobspilger Karl Hägele von seinen Erlebnissen auf
dem Jakobus- und auf dem Franziskusweg, da bringen
Ursula Ermisch und Monika Hartmann musikalisch
und mit originellem Lesestoff ihr Publikum zum
Schmunzeln, da bieten Josef Gaugler (Rattstadt) und Jo-
sef Schmid (Rindelbach) Kutschfahrten an. Auch Basteln, Singen und Tanzen stehen auf dem Programm.
Den Stellenwert, den die Krankenwoche genießt, sieht
der Stadtbeauftragte der Malteser, Stephan Meßmer,
nicht nur darin, dass Oberbürgermeister Karl Hilsenbek und Landrat Klaus Pavel zu Besuch kamen, sondern auch die Bürgergarde, die mit ihrem Spielmannszug den Teilnehmern der Krankenwoche ein Ständchen
brachte, und dann erst die Ellwanger Heimattage auf
dem Schloss eröffnete. Auch der zurückgetretene Augsburger Bischof Dr. Walter Mixa, der von Papst Benedikt
XVI. als Berater in das Dikasterium für die Krankenseelsorge in Deutschland gesandt wurde, machte einen
Besuch. Und sang dem Geburtstagskind Charly Edelmann aus Ulm zum 60. Wiegenfest spontan ein Solo:
»Viel Glück und viel Segen«. Der frischgebackene
60-Jährige fühlte sich geschmeichelt. »Mir hat noch nie
zuvor ein Bischof zum Geburtstag gratuliert, geschweige denn ein Ständchen gesungen.«
All die hohen Gäste, darunter auch der Leiter der Malteser in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Karl-Eugen
Erbgraf zu Neipperg, und Diözesangeschäftsführer
Klaus Weber, erhielten von Rollstuhlfahrerin Helga
Plebst aus Elchingen ein Erinnerungsgeschenk: eine
wunderschön gehäkelte Rose. Zur Krankensalbung am
Donnerstagnachmittag kam Weihbischof Dr. Johannes
Kreidler.
Josef Schneider, Ellwangen
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Foto: privat
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STEH AUF UND GEH 3/2013
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
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E Fraternitätsgruppe Fulda
»Älter werden in Fulda«
I
m Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit beteiligen
wir uns seit längerem an dem vom Seniorenbüro der
Stadt Fulda in Kooperation mit dem Bonifatiushaus Fulda und der Katholischen Familienbildungsstätte Helene
Weber bislang alle zwei Jahren durchgeführten »Tag der
älteren Menschen«. In diesem Jahr nun organisierten
diese drei gemeinsam mit vielen Institutionen und
Diensten, die Dienstleistungen insbesondere für die ältere Generation anbieten, sowie Betrieben und Einzelhändlern erstmalig die Fuldaer Seniorenwoche. Vom 20.
bis 27. April 2013 zeigten sie mit einem breit gefächerten
Programm, dass über 100 Angebote umfasste, die Fülle
der Möglichkeiten an Unterstützung, Beratung und
Freizeitgestaltung für ältere Menschen auf. Auch die
Fraternität Fulda nutzte diese Gelegenheit, um über ihre
Arbeit zu informieren bzw. einige ihrer Mitglieder besuchten verschiedene Angebote anderer Veranstalter.
So beteiligten wir uns am Eröffnungstag mit einem Info-Stand am »Markt der Möglichkeiten« im Bonifatiushaus Fulda. Hier konnten interessierte Personen Näheres über die weltweite Fraternitätsbewegung im allgemeinen sowie auch über unsere Arbeit vor Ort erfahren.
Zuvor stellte die Demografie-Expertin Kerstin Schmidt
in ihrem Vortrag »Gesellschaft und Alter im Wandel –
Wie sich unser Leben ändert« einige interessante Fakten
vor im Hinblick auf die Tatsache, dass der Anteil der älteren Menschen in der Gesamtbevölkerung wächst.
In Kooperation mit dem Katholischen Seniorenwerk in
der Diözese Fulda luden wir dann am 25. April unter
Liselotte Sorg und Pfarrer i.R. Johannes Stadler
Foto: Annelore Gärtner
»Viele Augenblicke unvermischt reinen Glücks verdanken wir der Musik.«
(Hermann Ritter)
Foto: Annelore Gärtner
dem Motto »Machen Sie sich schlau! Anregungen für einen erfüllten Lebensabend« zu einem geselligen Nachmittag ein. Zur großen Freude unserer Gruppenmitglieder und unserer Gäste (aufgrund der zahlreichen zeitgleich stattfindenden Angebote leider nur wenige) verbrachten wir einen recht vergnüglichen Nachmittag mit
unseren Freunden vom Katholischen Seniorenwerk, Liselotte Sorg (Ehrenvorsitzende), Pfarrer i.R. Johannes
Stadler (Diözesanseniorenseelsorger) und Annelore
Gärtner (Stellvertr. Vorsitzende). Frau Sorg verstand es
wieder einmal meisterhaft, mit ihren Aufgaben zum
Training unserer »grauen Zellen« und den Bewegungen
mit Musik alle mitzureißen. Gerne lauschten alle Anwesenden zwischendurch auch den Märchen, die Christine
Osafo, unsere Verantwortliche, erzählte. So zauberte sie
mit dem Grimm‹schen Märchen von der Lebenszeit, das
Zeiten beschreibt, in denen es noch keinen demografischen Wandel gab, und dem litauischen Märchen vom
Apfelgarten der Frau Holle, das von einer alten Frau
handelt, die noch nicht sterben will, ein Schmunzeln in
die Gesichter aller Zuhörenden. Am Schluss waren sich
alle einig, dass es ein wunderschöner Nachmittag war,
der bald eine Fortsetzung finden sollte …
Ein besonderes Ereignis für unsere Gruppenmitglieder
war auch der Besuch des Konzerts »Klassik am NachSTEH AUF UND GEH 3/2013
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Z
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
mittag«, mit dem Petersburger Salon im Fürstensaal des
Fuldaer Stadtschlosses zum Abschluss der Seniorenwoche. Unter dem Motto »Konzert für Stimme und Seele«
gaben die große Petersburger Sopranistin Tatjana
Tscharskaja und ihre Pianistin Galina Senina Werke
von Gluck, Donizetti, Chopin, Rachmaninow, Kálmán
und Gershwin zum Besten.
Christine Osafo
G
»Wie funktioniert Inklusion in Fulda?«
A
uch 2013 beteiligte sich die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände und das Fuldaer Bündnis »Aktion
Grundgesetz« wieder mit einem Aktionstag am Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen
mit Behinderung (5. Mai). In diesem Jahr stand die Frage »Wie funktioniert Inklusion in Stadt und Landkreis
Fulda?« im Mittelpunkt.
In vier Workshops zu den Bereichen Kindergarten,
Schule, Ausbildung und Beruf sowie Wohnen wurden
am Freitag, den 3. Mai 2013, Anspruch und Wirklichkeit
der Inklusion in Fulda gemeinsam von Expert/innen
und interessierten Bürger/innen untersucht. In ihrer
Bestandsaufnahme stellten sie fest, inwieweit Menschen
mit Behinderung in Fulda bereits selbstverständlich
einbezogen sind und woran es noch mangelt. Die Workshop-Ergebnisse wurden in einem anschließenden Auswertungsgespräch Entscheidungsträger/innen aus
Wirtschaft und Verwaltung vorgestellt. Außer den
Workshops gab es auch wieder Infostände verschiedener Gruppierungen der Behindertenselbsthilfe und der
Behindertenhilfe.
Schirmherren des Aktionstages waren der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Heiko Wingenfeld und der Fuldaer
Bürgermeister und Sozialdezernent Dr. Wolfgang Dippel, die beide bei diesem Auswertungsgespräch dabei
waren.
(co) nach einem Artikel aus: Marktkorb am Mittwoch
G
Nr. 18, 1. Mai 2013, S. 10
E Fraternitätsgruppe Haßberge
Kiliani-Wallfahrt 2013
N
ach einer Pause – bedingt durch die Renovierung
des Würzburger Doms – wurde in diesem Jahr wieder ein Wallfahrtstag für Menschen mit Behinderung
zum Grabe des Heiligen Kilian angeboten. Die Einschreibung wurde über die Pfarreien organisiert und
der Transport der Pilgerinnen und Pilger lag beim Caritas-Diözesanverband Würzburg in den besten Händen.
Beim Pontifikalamt im Dom zu Würzburg trug Gudrun
Hofmann, die langjährige Verantwortliche der Fraterniät Haßberge – nicht zum ersten Mal – die Fürbitten vor.
Georg Kraus
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STEH AUF UND GEH 3/2013
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Foto: privat
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
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E Fraternitätsgruppe Hildesheim
Freud und Leid liegen nah beieinander!
D
iese Erfahrung hat unsere Fraternitätsgruppe in den
letzten Wochen gemacht.
Am 27. Mai 2013 haben wir von unserem Wegbegleiter
seit der ersten Stunde, Hartmut Rüppel (28.10.1942–
15.05.2013), Abschied genommen.
Sein Tod ist noch immer
unbegreifbar
und so unwirklich.
Der Tag der Bestattung war
unser augenscheinlicher
Abschied von ihm hier auf Erden –
in der Hoffnung und Zuversicht
auf eine »neue Welt« …
Freunden die Eucharistie zu feiern. Bemerkenswert finden wir auch sein Engagement für »seine drei Patenkinder« in Indien, für die er so etwas wie ein Vater ist. Anfang dieses Jahres ist er dort wieder zu Besuch gewesen
und unterstützt die Gemeinschaft indischer Schwestern
in Mumbai bis heute. So war es für ihn selbstverständlich anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums sich
eine freundliche Gabe für diese Einrichtung zu wünschen.
Wir wünschen Pastor Schubert noch viele segensreiche
Jahre zum Wohle für uns alle, seine »Patenkinder« und
die ihm anvertrauten Menschen im Paulusheim. Dankbar sind wir für seine weitere Begleitung unserer Fraternitätsgruppe in Hildesheim.
(re)
G
Hartmut Rüppel hat seine Frau Regina oft zu den Treffen begleitet, war tatkräftiger Helfer bei vielen Ausflügen und beim jährlichen Sommertreffen unser ›Grillmeister‹, der so manchen Wunsch erfüllte. Die letzten
Jahre war dies für ihn schon nicht mehr möglich, denn
die Krankheit hat ihn viel Kraft gekostet. Er, der so gern
immer allen helfen wollte, musste nun selbst Hilfe annehmen.
Sein offenes, herzliches und humorvolles Wesen ist allen in Erinnerung geblieben und viele haben dies durch
liebe Worte und Ihre Anteilnahme zum Ausdruck gebracht. So bleiben wir im Gebet alle miteinander verbunden in österlicher Zuversicht.
Nur einen Monat später am Festtag Peter und Paul
konnten wir mit unserem Geistlichen Begleiter, FranzJosef Schubert, Pfarrer i.R., sein 50jähriges Priesterjubiläum in der Kapelle des Paulusheimes in Hildesheim
feiern. Pastor Schubert ist seit 2008 Seelsorger im Altenund Pflegeheim St. Paulus in Hildesheim. Dort lernte er
Herrn Heinrich Oelbe (unseren damaligen Verantwortlichen der Gruppe) kennen und baute dadurch eine Verbindung zu unserer Gruppe auf. Da unser bisheriger
Geistlicher Begleiter, Pfarrer Ulrich Patzelt, aus gesundheitlichen Gründen diese Aufgabe nicht mehr wahrnehmen konnte, hat sich Pastor Schubert bereit erklärt,
uns von da an zu begleiten.
Es war für uns eine besondere Freude an seinem Ehrentag dabei zu sein und mit ihm, seiner Familie und
Franz-Josef Schubert, Pfarrer i.R.
Foto: privat
STEH AUF UND GEH 3/2013
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MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT
E Fraternitätsgruppe Trier
Die Fraternität im Bistum Trier trauert um Helga Reichel
D
ie Nachricht vom Tod von Frau Helga Reichel
(29.05.1939–07.06.2013) hat die Fraternitätsgruppe im
Bistum Trier sehr getroffen und traurig gemacht. Helga
Reichel war von 2003 bis zu ihrem Tod Verantwortliche
unserer Gruppe.
Helga Reichel lebte im Echternacher Hof in Trier, einem
Heim für an Multipler Sklerose erkrankte Menschen.
Durch ihre Erkrankung war sie auf den E-Rollstuhl angewiesen, den sie mit dem Mund steuerte. Sie kannte
die Sorgen und Nöte ihrer Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und setzte sich für deren Belange im Heimbeirat ein.
Deshalb war es für sie selbstverständlich – nach dem
Tod von Herrn Peter Diederichs im Oktober 2002 – sich
für das Amt der Verantwortlichen unserer Fraternitätsgruppe zur Verfügung zu stellen, um die Aufgaben des
Leitungsteams zu unterstützen und eigene Impulse einzubringen.
Ich sehe Helga Reichel noch, wie sie durch die Tür des
damaligen Fraternitäts-Bundesbüros in Trier mit ihrem
E-Rollstuhl gefahren ist, wenn sie zu den Sitzungen des
Leitungsteams kam. Auch zu unseren Treffen machte
sie sich selbst auf den Weg und nahm den Fahrdienst
nur bei schlechtem Wetter in Anspruch. Eine besondere
Eigenschaft von Helga Reichel war, dass sie trotz ihrer
körperlichen Einschränkung sehr viel Lebensfreude
ausstrahlte, die sie in der Begegnung mit anderen Menschen an diese weitergab.
Helga Reichel beschäftigte sich gerne mit dem Malen
von Bildern, die sie auch verschenkte. Für eines ihrer
mundgemalten Bilder, das als Kalenderblatt verwendet
wurde, erhielt sie eine Auszeichnung vom Landessozialministerium in Mainz.
Wir sind dankbar, dass wir Helga Reichel begegnen
durften. Durch ihre Begleitung in den vergangenen Jahren hat sie unsere Faternitätsgruppe bereichert. Ihr Tod
hinterlässt eine schmerzliche Lücke.
Hildegard Stark
Stellvertretende Verantwortliche der Gruppe
Frau Becker (re.), Servicekraft im Brüderkrankenhaus Trier, freut sich über das Bildgeschenk von Frau Reichel (li.)
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STEH AUF UND GEH 3/2013
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Foto: privat
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT
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Aus der Bundesfraternität
«Alle, die Gott lieben
sind wie die Sonne,
die aufgeht in ihrer
Pracht.«
Buch Richter 5,31.
Das Bundesleitungsteam trauert mit den Angehörigen sowie den Leitungsteams und Mitgliedern der
Fraternitätsgruppe Trier und der Fraternität Hagen um
Helga Reichel
 29. Mai. 1939 † 7. Juni 2013
Verantwortliche der Fraternität Trier (2003–2013)
und
Margrit Kersting
 24. Juli 1924 † 6. August 2013
Verantwortliche der Fraternität Hagen (2000–2012)
Wir danken unseren lieben Verstorbenen für ihr Engagement zum Wohle der Fraternitätsbewegung
in Deutschland, das für nicht wenige Menschen eine wertvolle Lebenshilfe bedeutet hat.
In geschwisterlicher Verbundenheit nehmen wir betroffen, doch auch voll Dankbarkeit und getröstet
von österlicher Hoffnung und Zuversicht, Abschied. Der Menschen liebende Gott möge unseren lieben Verstorbenen Anteil am »himmlischen Jerusalem« schenken.
Sie, verehrte Schwestern und Brüder, bitten wir, ihrer im Gebet zu gedenken.
Für die fraternität Deutschland
Für den Förderverein der fraternität Deutschland
Regina Rüppel, Hildesheim
Hildegard Stark, stellv. Vorsitzende
Christine Osafo, Fulda
Georg Kraus, Schweinfurt
Fred Kopps, Hannover
Pfarrer Franz Hilfenhaus, Steinau-Ulmbach
Hildegard Stark, Neuwied
Bernd F. Schwanke, Berlin
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STEH AUF UND GEH 3/2013
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MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT
BLT-Kurzinformationen
Herzliche Glückwünsche für Erzbischof Robert
Zollitsch – Anlässlich des 75. Geburtstages von Robert
Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, am 9. August 2013, gratulierte Hildegard Stark im
Namen des Bundesleitungsteams (BLT) der Fraternität
Deutschland. Sie wünschte ihm mit den Gedanken unseres Jahresthemas 2012–2014, »Gemeinsam entflammt«,
Gottes reichen Segen für seine vielfältigen Aufgaben.
Die Mitglieder des BLTs berichteten u.a. von ihren Aktivitäten seit der letzten BLT-Tagung im April. Christine
Osafo konnte aus familiären Gründen an der Tagung
nicht teilnehmen. Georg Kraus hat im Juni 2013 eine
Gruppe behinderter Menschen aus der Diözese Erfurt
während ihrer Freizeit im Eichsfeld besucht. Zum 1. Juli
hat Georg Kraus die Arbeit im neuen Bundes-/Kontaktbüro aufgenommen.
BLT zu Gast im Eichsfeld. – Bedauerlicherweise hat
unsere Fraternität bisher in den neuen Bundesländern –
bis auf die Gruppe Berlin-Mitte – noch nicht Fuß fassen
können. Daher war im BLT die Freude groß, als in diesem Jahr endlich das bereits seit längerem geplante
Treffen während der Behindertenfreizeit der Diözese
Erfurt zustande kam. Eine große Gruppe von Menschen
mit Behinderung aus der Diözese Erfurt traf sich im
Juni 2013 in Uder/Eichsfeld zu ihrer Sommerfreizeit.
Georg Kraus vom Bundesleitungsteam besuchte diese
Gruppe, als sie mit fast 50 Teilnehmenden im MarcelCallo-Haus im nahegelegenen Heiligenstadt zu Gast
war; dabei konnte er die Ziele und die Notwendigkeit
der Fraternitätsarbeit vorstellen. Es gab viele interessierte Nachfragen bezüglich unserer Seminare, Jahreshauptversammlungen und sonstigen Angebote. Auch
konnten erste Kontakte geknüpft werden. Da unser
Fortbildungsseminar 2013 im September ebenfalls in
Heiligenstadt stattfindet, werden sicher einige der Teilnehmenden dabei sein.
Ein Besuch am Grab von Pater Langenfeld SAC und ein
gemeinsamer Gottesdienst in der Hauskapelle, wo wir
aller Verstorbenen gedachten, war uns ein besonderes
Anliegen.
Bundes-/Kontaktbüro ab Juli in Schweinfurt. – Zum
1. Juli wurde in Schweinfurt das neue Büro eröffnet. Es
befindet sich in den Räumlichkeiten der Firma »Dienste
mit Herz«:
Bundes-/Kontaktbüro der
fraternität der Menschen mit Behinderung
in Deutschland
Hohmannstraße 28
97421 Schweinfurt
Fon: 09721 – 5334995
E-Mail: [email protected]
2. BLT-Tagung 2013
Zur 2. Ordentlichen BLT-Tagung in diesem Jahr traf sich
das Bundesleitungsteam (BLT) vom 23.–25. Juli 2013 im
Exerzitien- und Bildungshaus der St. Vinzenz Pallotti
Stiftung in Limburg.
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STEH AUF UND GEH 3/2013
Es fand ein reger Gedankenaustausch statt. Die verschiedenen Tagesordnungspunkte – wie z.B. Reflexion
der letzten und Besprechung des Konzepts der aktuellen FORUM-Ausgabe, weitere Überlegungen und Absprachen bzgl. des 10. BLT-Seminars und anstehender
Termine sowie die Erstellung von neuen Infomaterialien – konnten zügig behandelt werden.
Alle BLT-Mitglieder fühlten sich bei den Pallottinerinnen sehr wohl. Es waren Tage eines guten und erfolgreichen Miteinander, dafür sei allen herzlich gedankt!
Die 3. Ordentliche BLT-Tagung findet vom 08.–10. Oktober 2013 in der Begegnungs- und Bildungsstätte
»FORUM Vinzenz Pallotti« in Vallendar statt. (re)
Veranstaltungen auf Bundesebene
»Gemeinsam entflammt«
10. Veranstaltung der BLT-Seminarreihe
»Steh auf und geh – ›Geh‹-Hilfen für Leitungsteams«
Zum Jahresthema 2012–2014 veranstaltet das Bundesleitungsteam vom 15. bis 20. September 2013 im MarcelCallo-Haus in Heiligenstadt (Bistum Erfurt) das nächste
BLT-Seminar.
Informationen:
Regina Rüppel,
Goethestraße 64,
31135 Hildesheim,
Telefon (0 51 21) 5 30 88,
E-Mail:
[email protected]
G
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT
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Gedanken des Bundesseelsorgers
Suchen und Bleiben
L
iebe Freunde der Fraternität,
liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht will ich Ihnen ein paar Gedanken aufschreiben zum Trost, vielleicht auch nur mir selber, wenn es
um Glaube und Christsein geht und um das Problem
der Unsichtbarkeit Gottes und seiner Geheimnishaftigkeit. Es heißt im Hebräerbrief, der vermutlich vom heiligen Paulus oder einem seiner Schüler geschrieben worden ist, Glaube sei Überzeugtsein von Dingen, die man
nicht sieht. (11,1)
An Timotheus schreibt Paulus: Gott wohnt in unzugänglichem Lichte. (1 Tim 6,16) und an die Korinther: Wir verkündigen, (…) was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört
hat (…): das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. (1 Kor 2,9)
Wenn wir also Gott lieben wollen, nicht nur weil es sich
eben um ein Gebot handelt, sondern weil es um die Liebe geht, die Gott selbst ist und die wir in ihm finden,
dann lieben wir auch seine Unsichtbarkeit, weil sie zu
seinem geistigen Wesen gehört. Und jede Sichtbarkeit
würde uns in diesem Zusammenhang zunächst verdächtig vorkommen, weil sie dem geistigen Wesen Gottes widerspricht. Gott ist eben Geist, unsichtbar, unbegrenzt und ewig.
Atheisten argumentieren gerne mit der Aussage: »Was
ich nicht sehen kann, gibt es nicht.« Wie leicht lässt sich
dieser Satz widerlegen, so dass die Unsinnigkeit dieser
Behauptung erkennbar wird. Aber leider machen sich
viele nicht die Mühe, darüber nachzudenken. Bei dieser
Aussage wird an etwas Unbestimmtem festgehalten, als
gäbe es Sicherheit – wie ein Strohhalm, der einen halten
soll. In Wirklichkeit hält uns alle aber nur die unsichtbare Hand Gottes. Doch wie können wir Gottes Gegenwart wissen, wenn wir sie nicht sehen können?
Es heißt: Der Glaube kommt vom Hören. Denn Gott hat
uns sein Wort geschenkt, das wir hören oder lesen können: die Bibel, das Alte und das Neue Testament. So
gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort
Christi (…), ihre Stimme war in der ganzen Welt zu hören
und ihr Wort bis an die Enden der Erde. (Röm 10,17f)
Zwei Grundworte werden wichtig auf dem Weg des
Glaubens: Suchen und Bleiben! Sie sind uns auch so etwas wie Trostworte – vom Herrn gegeben. Sie nehmen
falsche Vorstellungen oder bewahren vor ihnen und
führen uns auf den rechten Weg.
Jesus sagt: Wer sucht, der findet. (Matth 7,8) Er sagt es
nicht als Banalität: Hauptsache, ich mache mich auf die
Suche, irgendetwas finde ich dann schon; er gibt vielmehr mit diesem Wort dem Gottsuchenden eine Verheißung. Wer sich auf die Suche macht nach Gott, wird
ganz sicher fündig. Und dann hat es sich gelohnt zu suchen. Und die Suche ist nicht abgeschlossen, wenn man
gefunden hat, sondern geht weiter. Eine Reise in die Tiefe des Lebens hinein. Gott wohnt zwar in unzugänglichem Lichte, aber wir können ihn suchen und finden in
allen Dingen.
Ein Mensch, der sich ernsthaft auf die Suche nach Gott
macht in ehrlichem Handel und Wandel und redlicher
Arbeit mit Kopf und Hand und Herz, ist etwas ganz anderes, als einer, der ohne Sinn und ohne Plan einfach in
den Tag hineinlebt.
Und wer etwas gefunden hat auf dem Weg seiner Suche, soll in der Liebe Jesu bleiben. Jesus sagt: Bleibt in
meiner Liebe! (Joh 15,12) Dieses »Bleiben« kann auch mitunter ein immer wiederkehrendes Zurückkommen
nach Hause bedeuten.
Diese beiden Worte Suchen und Bleiben sind so einfach
zu verstehen, aber manchmal im Leben auch so schwer
zu befolgen, gerade in unserem christlichen Glaubensleben. Da wollen wir von einer lästigen Suche nichts
wissen, sondern wollen sofort vor Ort sein und mit einem einzigen »Mausklick« alles parat haben. Oder: Die
Kirche soll nicht bleiben wie sie ist und wo sie ist, sondern muss sich verändern – so denken wir manchmal.
Aber der Glaube kann sich nicht verändern. Entweder
er ist oder er ist nicht!
Ich wünsche Ihnen immer wieder die Begegnung mit
dem, der uns die Fülle seiner Liebe schenken will und
bei dem alles Zählen und Rechnen ein Ende hat.
Und ich wünsche Ihnen, dass dieses uns so gewohnte
Zählen und Rechnen nicht zum Hindernis wird bei der
Begegnung mit dem Ewigen.
Ihr
Franz Hilfenhaus, Pfarrer
Bundesseelsorger der fraternität Deutschland
STEH AUF UND GEH 3/2013
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WEGGEFÄHRTEN
Mit der Forum-Rubrik »Weggefährten« bietet die Redaktion allen in der Fraternitätsbewegung in Deutschland verbundenen
Menschen eine Möglichkeit zum Austausch. Gemäß dem heilsamen Tun Jesu (z.B. Mk 10,46-51) stellen wir in loser Folge Menschen mit Behinderung sozusagen in die (mediale) Mitte. Dabei erinnern wir mitunter auch an Seelsorger, die Menschen in der
Fraternität begleitet haben.
(bs) In dieser Ausgabe gedenken wir voller Dankbarkeit Pater Fridolin Langenfeld SAC, der das Bundesleitungsteam von 1988
bis 1998 als gewählter Bundesseelsorger begleitet hat. Neben dieser Aufgabe versah er beispielsweise den Dienst des SeelsorgeDezernatsleiters im Bischöflichen Ordinariat Limburg, war stellvertretender Provinzial der Norddeutschen Pallottinerprovinz
mit Sitz in Limburg und nahm einige Jahre bis zu seinem Tod (2001) die Aufgabe als Seelsorger der Limburger Fraternitätsgruppe wahr.
Wortmächtig und schnörkellos feierte Fridolin Langenfeld, Pallottiner, mit den Menschen auch in der Fraternität Eucharistie.
Kommunikations-, Entscheidungs- und Fachkompetenz in vielerlei Hinsicht, eigene theologische und humanwissenschaftliche
Weiterbildung, die Unterscheidung der Geister sowie Freude am Leben zeichneten ihn besonders aus. Das Credo seiner Mitarbeit innerhalb der Fraternität liest sich so: »Als (Bundes-)Seelsorger der Fraternität habe ich mich möglichst zurückgehalten. Es
darf m.E. nicht sein, dass der Seelsorger zum bestimmenden Faktor innerhalb der Bundesfraternität und des Bundesleitungsteams wird. Die Fraternität ist eine Bewegung, in der Behinderte das Sagen haben sollen. Fraternität ist eine Laienbewegung, in der nicht die Kleriker bestimmen dürfen. Fraternität ist eine geistliche Bewegung. Auch hier kann der Seelsorger »nur«
Anregungen geben. Da ist noch manch totes Kapital zu heben. Ich wünsche meinen Nachfolgern von Herzen, dass sie dieses tote
Kapital ausgraben und bewegen können« (»Brief des BLT – Miteinander unterwegs«, Herbst 1998, Seite 6). Langenfeld schrieb
dies u.a. anlässlich seines Abschieds als Bundesseelsorger 1998. Bei allem, was er der Fraternität sozusagen geschenkt hat, spiegelt sich sein »geerdeter« vertrauensvoller Glaube, seine wohltuende Grundhaltung und Spiritualität, in denen wiederum das
Vermächtnis seines Ordensgründers, des Hl. Vinzenz Pallotti (1795–1850) – von Papst Johannes XXIII. während des richtungsweisenden II. Vaticanums heiliggesprochen – , deutlich durchschimmert. »Drängend sah er den Auftrag Jesu an alle Menschen, das Evangelium zu leben und weiterzugeben… (…) Dabei ist die Orientierung an der Würde jedes Menschen als Ebenbild Gottes Maßstab für das Handeln. Das gilt besonders für arme, ausgegrenzte und der Hilfe bedürftigen Menschen« (www.
Pallottinerinnen.de). Obwohl es zu Lebzeiten Pallottis den Begriff »Inklusion« noch nicht gegeben hat, dürfte er von ihm bereits
ein Stück weit gelebt worden sein.
Regelmäßig hat sich Pater Langenfeld mit den Zielen und Inhalten sowie dem Leben der Menschen in der Fraternität auseinandergesetzt. Den nachfolgenden Text verfasste er hinsichtlich des 40. Geburtstages der deutschen Fraternität (1997) sowie des
50jährigen Jubiläums (1995) der inzwischen weltweiten Fraternität (»BLT-Brief – Miteinander unterwegs« Frühjahr 1996, Seiten 14–16). Wir veröffentlichen ihn hier ungekürzt.
G
Fraternität – wie geht es weiter?
W
as den Gründer der Fraternität, Père François
(1897–1986, d. Red.), in seinen letzten Lebensjahren
besonders umtrieb, war die Sorge, »seine« Fraternität
könnte sich zu einer verbürgerlichten Selbsthilfegruppe
entwickeln. Immer wieder versuchte er einer solchen
Entwicklung gegenzusteuern, bisweilen mit scharfen
Worten. Selbsthilfegruppen gibt es mittlerweile in unserem Lande so viele wie »Sand am Meer«. Manche sind
recht erfolgreich, sowohl was ihre Mitgliederzahl als
auch ihre Aktivitäten anbelangt. Es bedarf eigentlich
keiner kirchlichen Selbsthilfegruppen, um mehr Lebensqualität anzubieten; es sei denn, die kirchlichen
Selbsthilfegruppen vermitteln etwas Besonderes, das
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STEH AUF UND GEH 3/2013
andere Selbsthilfegruppen nicht anbieten wollen oder
dazu nicht in der Lage sind.
Père François hat immer wieder versucht, dieses Besondere »seiner« Selbsthilfegruppen herauszuarbeiten und
stark zu betonen. Ich nenne zwei Elemente, die dem
Gründer der Fraternität ein Herzensanliegen waren:
Geschwisterlichkeit und Neu-Inkulturation des Evangeliums. Das erste Element: Geschwisterlichkeit. Wenn
man das Wort »Fraternität« nicht sklavisch übersetzt,
sondern im Kontext heutigen kirchlichen Denkens
sieht, da bedeutet Fraternität Geschwisterlichkeit.
Was mir von Anfang an in der Fraternität imponiert
hat, war der Geist der Geschwisterlichkeit, der sich dar-
WEGGEFÄHRTEN
Y
in zeigte, wie man bei Treffen miteinander sprach und
miteinander umging. Auch eine Reihe von Gesten der
Geschwisterlichkeit habe ich erst bei der Fraternität
kennengelernt.
Um den Geist der Geschwisterlichkeit bemühen sich
heute viele Christen in unseren Gemeinden. Sie sprechen gern von einer geschwisterlichen Kirche. Sie
möchten verrechtlichte und verkrustete Strukturen in
ihren Kirchen auflösen. Stattdessen propagieren und
fordern sie einen geschwisterlichen Umgang miteinander. Ob Laie oder Amtsträger, bedingungsloser Respekt
voreinander ist die Grundvoraussetzung für das Entstehen einer geschwisterlichen Kirche. In dieser Kirche
sollen sich alle als Schwestern und Brüder unter dem
gemeinsamen Vater oder der Mutter im Himmel erfahren. Dies wäre gleichsam ein Stück Vorwegnahme der
neuen Schöpfung, die uns erwartet. Diese Geschwisterlichkeit ist der Fraternität von Anfang an eingestiftet.
Sie gilt als ihr besonderes Markenzeichen. Geschwisterlichkeit liegt keineswegs im Trend der Zeit. Der Umgang vieler Menschen miteinander ist in unseren Breiten eher härter und rabiater geworden. Die Fraternität
mit ihrer gelebten Geschwisterlichkeit, auch über die eigenen Gruppen hinaus, könnte eine »Marktlücke« in
unserer heutigen Gesellschaft ausfüllen. Es wäre für
manchen wohltuend, auf Menschen zu treffen, die nicht
nur an sich selbst denken.
Das zweite Element: Neu-Inkulturation des Evangeliums. Es gibt sicher Länder auf dieser Erde, in denen das
Evangelium keine oder nur eine geringe Rolle spielt.
Hier ist eine Erst-Evangelisierung am Platze. Die Menschen müssen mit dem Evangelium erst einmal in Kontakt gebracht werden. In Europa, auch in unserem Land,
gab es Jahrhunderte, in denen das öffentliche Leben
stärker als heute vom Christentum geprägt war. Man
spricht von einer christlichen Kultur des Abendlandes.
Soziologen bezeichnen unsere heutige Gesellschaft gerne als ein nach-christliches Zeitalter. Damit soll gesagt
sein, dass das Christentum als prägendes Element in
unserer Gesellschaft ausgeschieden ist.
In Frankreich, wo seit der (vorletzten, die Red.) Jahrhundertwende, eine strikte Trennung von Kirche und Staat
herrscht, war diese schwindende Prägekraft des Christentums viel früher spürbar als in unserem Land. Père
François versuchte auch hier gegenzusteuern. Er sprach
immer öfter davon, dass es ihm ein Herzensanliegen sei,
dass die Fraternität sich bei der Neu-Evangelisierung in
Europa einbringen müsse. Bei der Neu-Evangelisierung
oder Neu-Inkulturation des Evangeliums in unserer Gesellschaft geht es nicht darum, verlorene Positionen der
Kirche wieder zu erobern. Es geht dabei vielmehr darum, den Menschen unserer Tage das Evangelium neu zu
Gott für P. Fridolin Langenfeld (1931–2001) gedankt:
Grabbesuch des Bundesleitungsteams während seiner Tagung in Limburg
(23.07.–25.07.2013)
Foto: (fk)
buchstabieren. Das gelingt nur jenen, die etwas Erfahrung im Umgang mit dem Evangelium haben.
Ich denke, dass hierbei Behinderte und Langzeitkranke
eine besondere Chance haben. Sie haben sich vielfach
mit ihrem mitunter schweren Schicksal auseinandersetzen müssen und haben sich dabei gewiss mit Gott versöhnen können. Sie haben vielleicht eine eigene Antwort auf ihre Lebensherausforderungen gefunden. Ich
treffe jedenfalls immer wieder auf solche Menschen in
den Fraternitätsgruppen.
Solche Christen sind eher in der Lage, die Botschaft des
Evangeliums neu in unsere Zeit hinein zu buchstabieren und dies auch unaufdringlich anderen mitzuteilen.
Wir sollten jedenfalls stärker den Mut haben, aus unserer Glaubensüberzeugung keinen Hehl zu machen.
Schon das allein ruft bei anderen Erstaunen, Verwunderung und vielleicht auch Nachdenken hervor. Es fehlt
uns Christan ja nicht an vorzüglicher »Ware«, sondern
an jenen, die sie an den Mann oder die Frau bringen
können.
Geschwisterlichkeit und Weitergabe unseres Glaubens,
das sind Dinge, die zur Zeit in der Luft liegen. Wenn
wir sie zu unserem »Programm« machen, wird die Fraternität nie überflüssig werden.
P. Fridolin Langenfeld SAC
G
STEH AUF UND GEH 3/2013
19
Z
AUS KIRCHE UND WELT
Informationen aus Kirche, Gesellschaft und Politik
Gewalt-Studie: Frauen mit Behinderungen
Laut EU-Parlament sind Frauen mit Behinderung doppelt so häufig Gewalt ausgesetzt wie nichtbehinderte
Frauen. Eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bestätigt die hohe Betroffenheit von behinderten Frauen auch für Deutschland. Sie berichten über strukturelle und sexualisierte
Gewalt. Zu den Tätern gehören Pflegekräfte, aber auch
Mitbewohner und Kollegen. »Auffällig sind die hohen
Belastungen insbesondere durch sexuelle Gewalt in
Kindheit, Jugend und auch im Erwachsenenleben der
Befragten«, schreiben die Autorinnen der Studie. Sie
fordern deshalb niedrigschwellige Schutz- und Unterstützungsangebote. Das Familienministerium hat diese
Forderungen aufgegriffen. Mit dem Weibernetz e. V. fördert es die einzige Interessenvertretung von Frauen mit
Behinderungen.
Nach: »Sozialcourage – Das Magazin für soziales Handeln«, 3/2013, S. 29,
Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg i.Br. (Hrg.),
G
www.sozialcourage.de
Sich selbst fofografiert – Fotoprojekt »Sichtlich Mensch«
Der Fotograf Andreas Reiner hat mit »Sichtlich Mensch«
ein ungewöhnliches Projekt realisiert. Dreiundsechzig
Porträts von Menschen mit Handycaps sind dabei entstanden. Fotografiert haben sich junge Männer und
Frauen selbst. Andreas Reiner hat lediglich Kamera, Stativ und Licht eingestellt. »Menschen mit Behinderungen interessiert in der Regel nicht, wie sie rüberkommen, sondern sie zeigen, wie sie sich in diesem Moment
fühlen. So mutig sind wir ›normalen Menschen‹ in der
Regel nicht, sagt der Fotograf. Mit seiner Ausstellung
tourt er durch die Lande. In Hamburg war er auf dem
diesjährigen Evangelischen Kirchentag präsent. Nun
plant er mit der Caritas in Stuttgart eine Ausstellung.
Andreas Reiner: Gesicht zeigen. Biberach 2013, 9.90 Euro,
ISBN 978-3-943391-23-7
Nach: »Sozialcourage – Das Magazin für soziales Handeln, 3/2013, S. 29,
Deutscher Caritasverband e.V.. Freiburg i.Br. (Hrg.),
G
www.sozialcourage.de
Konfliktbarometer – Kriege und Krisen weltweit
Weltweit 18 Kriege und 43 »hochgewaltsame Konflikte«
hat das jährlich erhobene Konfliktbarometer für 2012
festgehalten. So wurden im vergangenen Jahr neun
Kriege in Afrika, fünf im Nahen und Mittleren Osten,
20
STEH AUF UND GEH 3/2013
drei in Asien sowie der Kampf zwischen mexikanischer
Regierung und Drogenkartelle in Lateinamerika gezählt. Nach Angaben des Heidelberger Instituts für Internationale Konfliktforschung starben im Krieg in Syrien 55 000 Menschen, 2,8 Millionen Menschen waren
vor den Kämpfen auf der Flucht. In Afrika gab es zudem kriegerische Konflikte mit Tausenden Toten und
Hunderttausenden Flüchtlingen im Sudan, in Nigeria,
in Mali und der Demokratischen Republik Kongo. In
Mexiko seien in 2012 mehr als 12 000 Menschen getötet
worden, so die Wissenschaftler. Als höchst brisante sozio-ökonomische Konflikte in Europa wertet das Konfliktbarometer die Krise in Griechenland und Rumänien (jr). Betont werden muss dabei, dass während der
Konflikte und auch noch danach unzählige Opfer,
wenn sie überleben, zu Menschen mit Behinderung
werden (Anmerkung der Forum-Redaktion).
Aus: »Kontinente. Das Missio-Magazin«, Mai-Juni 2013, S. 9,
Missio – Internationales Missionswerk e. V., Aachen (Hrg.),
www.missio-hilft.de
G
Barmherzig an den Rändern der Welt
Es ist in Kirche und Welt eine neue diakonische Situation entstanden, »in der es nicht nur um materielle Armut geht, sondern um Beziehungs- und Orientierungsarmut, um Einsamkeit und Isolation, um seelische und
geistliche Armut, um innere Leere bis hin zur inneren
Verwahrlosung«. Das hat Kardinal Walter Kasper im
Dankgottesdienst zum 75. Geburtstag (09. August 2013,
die Red.) des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, im Freiburger
Münster gesagt (siehe auch Forum-Artikel Bundesfraternität, Seite 16). Es gehe heute nicht mehr darum, die
99 Schafe zurückzulassen, um dem einen verlorenen
Schaf nachzugehen. »Bald ist nur noch eines da, und
wir müssen uns aufmachen, die 99 wiederzufinden.«
Deshalb müsse die Kirche eine Kirche sein, »die hinhört
und zuhört, die versucht, die Welt mit den Augen des
anderen zu sehen, eine barmherzige Kirche«.
Während viele derzeit bemüht sind, den Übergang von
Papst Benedikt XVI. zu Franziskus möglichst als harmonischen Prozess zu beschreiben, hat Erzbischof
Zollitsch in einem Interview mit der »Katholischen
Nachrichten-Agentur« (KNA) betont, »dass die beiden
nicht den gleichen Begriff und nicht die gleiche Vorstellung von Entweltlichung haben«. Benedikt habe gefragt:
»Wie weit darf ich mich dieser Welt angleichen? Was
verlangt angesichts der Vielfalt der Ideen die Reinheit
AUS KIRCHE UND WELT
des Christentums?« Franziskus meine dagegen eher,
»dass sich die Kirche nicht im Sinne mit der Welt identisch machen darf, dass sie sich so stark in die Strukturen der Welt integriert«. Er will eine Kirche, die den
Reichtum aufgibt, die zu den Armen geht.
Aus: »Christ in der Gegenwart« (CiG), Nr. 33/2013, S. 366;
www.Christ-in-der-Gegenwart.de
G
»Wahlen 2013: ›Caritas wählt
Klartext‹«
Unter diesem Motto hat
der Caritasverband der
Erzdiözese München und
Freising e. V. anlässlich
der bayrischen Landtagswahlen am 15. September
sowie der Bundestagswahl am 29. September
2013 einen Forderungskatalog herausgegeben. Er mischt
sich auf diese Weise in die sozialpolitische Meinungsbildung ein. Im Katalog finden sich sechs Themenbereiche: Armut, Pflege, Inklusion, Integration, Familie und
Bildungsgerechtigkeit. Für die Inklusion von Menschen
mit körperlicher und geistiger Behinderung stellt der
Caritasverband der Erzdiözese vier Forderungen auf:
• Wählen können wo man wohnt: Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen müssen
die Möglichkeit haben selbstbestimmt zu wählen, ob
sie in einer stationären Einrichtung, in Außenwohngruppen oder in eigenen Wohnungen mit ambulanter
Unterstützung wohnen möchten. Die notwendige
und gewünschte Betreuung muss bedarfsdeckend finanziert werden.
IMPRESSUM »Steh
Y
• Wohnraum für Menschen mit Behinderungen: Für
Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung ist es z.T. extrem schwierig eine Wohnung auf
dem öffentlichen oder freien Wohnungsmarkt zu bekommen, da sie als Mieter/innen auf Vorbehalte stoßen. Die Kommunen müssen hier ihrer Verpflichtung
nachkommen, ausreichend Sozialwohnungen zur
Verfügung zu stellen; Vermieter von Wohnungen des
freien Wohnungsmarktes müssen über Kampagnen
im Sozialraum motiviert werden, Menschen mit Behinderungen als Mieter/innen auszuwählen.
• Teilhabe am Leben im Sozialraum: Voraussetzung für
die gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft und
im Sozialraum sind häufig ergänzende ambulante
Leistungen wie Begleit- und Assistenzdienste, die bedarfsdeckend finanziert werden müssen.
• Teilhabe im Bereich schulischer Bildung: Für Kinder
und Jugendliche mit Behinderungen muss ein breites
Spektrum an Schularten zur Verfügung stehen, um
die im Einzelfall bestmögliche Schule wählen zu können. Die Angebote müssen von der Einzelintegration
in Regelschulen über Schulen mit dem Profil »Inklusion« und Partnerklassen bis hin zur spezialisierten
Förderschulen reichen.
Um der Aktion noch mehr Gehör zu verschaffen, ruft
der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. Menschen dazu auf, eine entsprechende Postkarte mit Ihrer Forderung an Politiker zu senden. Die
Karten können beim Verband angefordert werden.
Telefon: (0 89) 5 51 69-4 54 (Frau Mousavi) oder
E-Mail: pressestelle@caritasmünchen.de
Weiterlesen:
www.caritas-nah-am-naechsten.de/Wahlen2013/default.aspx
G
Auf Und Geh«
FORUM – fraternität
der Menschen mit Behinderung in Deutschland
14. Jg. Nr. 3/2013
Herausgeber:
Bundesleitungsteam (BLT) der fraternität der
Menschen mit Behinderung in Deutschland
Bundes-/Kontaktbüro:
Hohmannstr. 28, 97421 Schweinfurt
Internet: www.fraternitaet.de
E-Mail: [email protected]
Redaktion:
Regina Rüppel (re), Tel. (0 51 21) 5 30 88
Christine Osafo (co), Tel. (06 61) 5 91 51
Fred Kopps (fk), Tel. (05 11) 66 06 42
Hildegard Stark (hs), Tel. (0 26 31) 9 27 10 94
Freier Mitarbeiter:
Dipl.rel.päd. Bernd F. Schwanke (bs)
Redaktionsanschrift:
»STEH AUF UND GEH«-Redaktion
Regina Rüppel
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht
in jedem Fall die Meinung des Herausgebers bzw. der
Redaktion wieder.
Wir bitten um Ihr Verständnis für ggf. erforderliche
redaktionelle Überarbeitungen und evtl. Kürzungen
Bei Nachdruck – auch auszugsweise – bitte vorher
Einverständnis einholen.
Layout: Günter Vanecek
Techn. Realisation: Andreas Ziegelmayer
Druck: repaDruck, Zum Gerlen 6, 66131 Saarbrücken
Auflage: 3 000
Erscheinungsweise: 4 × jährlich
Das FORUM »Steh Auf und Geh« wird ausschließlich
durch Spenden und Zuschüsse finanziert.
Redaktionsschluss
»STEH AUF UND GEH« 4/2013:
25. Oktober 2013
Bankverbindung:
PAX-BANK e.G. Trier: Bundeskonto der fraternität
Konto: 3 007 611 012, BLZ: 370 601 93
Spendenkonto »STEH AUF UND GEH«
Konto: 3 006 766 012, BLZ: 370 601 93
Alle Spenden sind steuerabzugsfähig. Eine Spendenbescheinigung wird ohne Aufforderung zugesandt. G
STEH AUF UND GEH 3/2013
21
Z
GEISTIG FIT
Wer findet die Lösung?
Links herum oder rechts herum?
n jeder Zeile verändern sich die Zeichen schrittweise von Kästchen zu Kästchen.
Finden Sie heraus, in welche Richtung sich die Zeichen drehen.
Wie muss das Zeichen in den leeren Kreisen aussehen?
I
G
Versteckte Tiere
H
ier hat sich in jedem Satz ein Tier zwischen den Text gemogelt.
Sie sollen nun diese versteckten Plätze aufspüren.
1. Das neue Auto fährt plötzlich nicht mehr. Da ist guter Rat teuer.
2. Alle Teilnehmer hatten großen Spaß beim Segeltörn am Wochenende.
3. Eine Tasse heißer Kamillentee kann bei Bedarf Leib und Seele wärmen.
4. Die fröhlichen Wandergesellen suchen heute noch ein trockenes Nachtquartier.
5. Der Bräutigam war sehr aufgeregt und hat doch tatsächlich die Eheringe zu Hause vergessen.
6. Völlig unbemerkt von den Hausbesitzern ist der dreiste Dieb mit der Beute geflohen.
7. Zum Kirchweihfest wurde wirklich viel gegessen und noch mehr getrunken.
8. Bei der langen Bergtour haben sich die großen und die kleinen Wanderer tapfer geschunden.
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STEH AUF UND GEH 3/2013
G
GEISTIG FIT
Y
Obstsorten suchen
D
ie schädlichen Kirschessigfliegen legen Ihre Eier nicht nur in Kirschen, sondern auch in andere, fast reife
Früchte.
Streichen Sie möglichst schnell die hier aufgelisteten Wörter an.
Drei Obstsorten kommen zweimal vor und eine dreimal!
Quelle: Sturm, Friederike, GEISTIG FIT, Aufgabensammlung 2012, S. 34, 43 und 53, © Vless Verlag 2012, Ebersberg.
Aus Zeitschrift der Gesellschaft für Gehirntraining e.V., www.gfg-online.de
Die Lösungen zu diesen Aufgaben finden Sie auf Seite 27.
G
STEH AUF UND GEH 3/2013
23
Z
VORSCHAU
abm – arbeitsgemeinschaft
behinderung
und medien e. V.
(K) 15.09. Freyming (Frankreich), St. Maurice
Bonner Platz 1 / V – 80803 München
Telefon: (089) 30 79 92-0
Telefax: (089) 30 79 92-22
E-Mail: [email protected]
(E) 06.10. Wallern a. d. Trattnach, Ev. Kirche
(E) 22.09. Münster, Historisches Rathaus
(K) 29.09. Michaelbeuren (Salzburg), St. Michael
(K) 13.10. Köln, St. Theodor u. St. Elisabeth
(E) 20.10. Mosbach, Stiftskirche
Besuchen Sie unser Internetangebot:
www.abm-medien.de
(K) 27.10. Westerburg, Liebfrauenkirche
Sie finden dort u. a.:
(K) 03.11. Klausen, Maria Heimsuchung
• Die Programmvorschau der nächsten Monate
(E) 10.11. Düsseldorf, Johanneskirche
• Fernsehsendungen mit Behindertenthemen der
laufenden Woche
(E) 17.11. Eisleben, St. Petri-Pauli-Kirche
• Eine Datenbank mit über 2 000 Filmen zu
Behindertenthemen
(K) 24.11. Michaelbeuren (Salzburg), St. Michael
(K) 01.12. Freiburg i. Br., Münster
(E) 08.12. Bad Kreuznach, Diakoniekirche
»Normal« – Behindertenmagazin
Sender: Sport 1
Sendezeiten: • samstags 11:15 Uhr
• Wiederholung montags 11 Uhr
(K) 15.12. Stockerau, St. Stephanus
(E) 22.12. Bad Harzburg, Lutherkirche
G
(E) 24.12. Heilbronn, St. Pankratius Stadtkirche
(K) 25.12. Berlin, St. Hedwigskathedrale
»Challenge« – Reportagen aus dem
Behindertenbereich
Sender: Kabel 1
Sendezeit: Jeden 1. Samstag im Monat 10:30 Uhr
(E) 29.12. Erlangen-Neustadt, Ev.-lutherische Kirche G
G
Veranstaltungshinweise
14.09. Feier des 40-jährigen Bestehens der
Fraternitätsgruppe Bonn
»Aus anderer Sicht« – Porträts von
Menschen mit einer Behinderung
Sender: 3sat
Sendezeit: Jeden 1. Freitag im Monat 11:30 Uhr
Sonntagsgottesdienste im ZDF
Sendezeit: 9.30 – 10.15 Uhr
– sofern nicht anders angegeben
(E) steht für Evangelischer Gottesdienst
(K) steht für Katholischer Gottesdienst
(Ö) steht für Ökumenischer Gottesdienst
(E) 08.09. Namibia, Farmgottesdienst
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14.09. Feier des 35-jährigen Bestehens der
Fraternitätsgruppe Aachen
G
15.–20.09. »Gemeinsam entflammt« –
10. Veranstaltung der BLT-Seminarreihe »Steh auf
und geh – ›Geh‹-Hilfen für Leitungsteams«,
Marcel-Callo-Haus in Heilbad Heiligenstadt.
Infos unter: (0 51 21) 5 30 88
07.–14.11. »Glaub-haft leben und leb-haft glauben« –
Religiöse Woche 2013 der Briefgemeinschaften im
Franziskanischen Krankenapostolat (FKA),
Caritas-Freizeit- und Begegnungszentrum St. Elisabeth,
Altötting.
Infos: Telefon (0 90 92) 51 84
G
Y
VORSCHAU
Wir beten mit Papst Franziskus
(1 = allgemeine Gebetsmeinung, 2 = Missions-Gebetsmeinung)
SEPTEMBER 2013
NOVEMBER 2013
1.
Für die Wiederentdeckung der Stille, um auf Gottes
Wort und das der Mitmenschen eingehen zu
können.
1.
Für die Priester in ihren Herausforderungen und
Schwierigkeiten: Sie mögen Licht und Kraft in ihrer
Situation erfahren.
2.
Für die bedrängten und verfolgten Christen, um
Kraft zum Zeugnis für die Liebe Christi.
2.
Für Berufung zur Mission in den lateinamerikanischen Kirchen.
OKTOBER 2013
DEZEMBER 2013
1.
Für die Menschen, die verzweifeln: Gott schenke
ihnen Gespür für seine Nähe und Liebe.
1.
Für die Kinder, die verlassen sind und Opfer von
Gewalt wurden.
2.
Der Sonntag der Weltmission ermutige alle Christen zum Zeugnis für die Gute Botschaft.
2.
Weihnachten helfe den Christen, die Menschheit
auf die Wiederkunft des Erlösers vorzubereiten.
Quelle: Amtsblatt 29/2012, Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg, siehe unter: www.ordinariat-freiburg.de/fileadmin/gemeinsam/…/abl12_29.pdf
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Erntedank ist auch Spendendank!
W
ir danken für die uns zugedachten Spenden in den vergangenen Monaten.
Sie reichen aber bei Weitem nicht mehr aus, unsere Bundesarbeit zu decken und weiter zu entwickeln.
Deshalb:
Spenden Sie bitte erneut – vielleicht regelmäßig, damit wir weiterhin Gruppenarbeit fördern und unsere
Inklusions-Stimme erheben können!
Danke!
Förderverein der Bundesfraternität e.V.
Konto:
Pax-Bank Trier (BLZ 585 602 94),
Konto 3006 766 012
Spendenbescheinigungen
werden ausgestellt.
Foto: Katja Wildhagen
STEH AUF UND GEH 3/2013
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»GEH«-HILFEN
Gut zu wissen
»Endlich handeln!«: Bundesweite VdK-Aktion zur
Bundestagswahl 2013 gestartet
»Wir wollen im Vorfeld der Bundestagswahl ein deutliches Zeichen setzen – gegen die zunehmende soziale
Spaltung und für soziale Gerechtigkeit«. Mit diesen
Worten gab die Präsidentin des Sozialverbands VdK
Deutschland, Ulrike Mascher, im Juli 2013 auf der VdKPressekonferenz in Berlin den Startschuss zur großen
VdK-Aktion »Endlich handeln!«.
Die VdK-Aktion richtet sich gegen die Sparpolitik der
Bundesregierung in vielen Feldern der Sozialpolitik, die
größtenteils zu Lasten der ohnehin Benachteiligten
geht, und gegen die ungerechte Steuerpolitik der letzten
Jahre. Nach Statistiken der Bundesregierung und des
Statistischen Bundesamts besaßen 1998 die oberen 10
Prozent der Bevölkerung 45,1 Prozent des Gesamtvermögens, während die gesamte untere Hälfte der Bevölkerung nur 2,9 Prozent auf sich vereinen konnte. Heute
ist der Vermögensanteil der oberen 10 Prozent sogar auf
59 Prozent geklettert, der Anteil der unteren Hälfte ist
aber auf unter 1 Prozent gesunken. Der VdK fordert
deshalb mehr Steuergerechtigkeit, etwa durch eine Anhebung des Spitzensteuersatzes oder eine einmalige
Vermögensabgabe für Menschen, die den oberen zehn
Prozent angehören.
Ob Rentnerinnen und Rentner mit geringem Einkommen, Arbeitslose, Alleinerziehende, chronisch Kranke,
Menschen mit Behinderung oder Familien und Arbeitnehmer – immer mehr Menschen hätten Angst vor dem
sozialen Abstieg. »Sie mussten in den letzten Jahren viel
zu viele Einschnitte verkraften«, so Mascher. Die Stabilität einer Gesellschaft hänge aber vom Grad der sozialen Gerechtigkeit ab.
»An den Positionen der Parteien zu Armut, Rente, Gesundheit, Pflege und Behinderung wird sich die nächste
Bundestagswahl mit entscheiden. Die Politik muss endlich handeln und die Weichen für eine gerechte Zukunft stellen«, forderte die VdK-Präsidentin.
Der Sozialverband VdK fordert im Einzelnen:
• Armut darf nicht zur Normalität werden. Die Bekämpfung der Armut in allen Altersgruppen muss an
erster Stelle stehen.
• Rente muss zum Leben reichen. Altersarmut muss bekämpft werden.
• Gesundheit muss für alle bezahlbar sein. Der Teufelskreis »Krankheit macht arm« und »Armut macht
krank« muss gestoppt werden.
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STEH AUF UND GEH 3/2013
• Pflege muss menschenwürdig sein. Wer pflegebedürftig ist, muss sich auf die gesetzliche Pflegeversicherung verlassen können.
• Behinderung darf niemanden ausgrenzen. Inklusion
muss endlich in Schule, Beruf und Alltag gelebt werden.
Der VdK will diese Forderungen in Politik, Medien und
Öffentlichkeit tragen. Zudem stehen zahlreiche Aktivitäten und Aktionen des Sozialverbands VdK und seiner
Landes-, Kreis- und Ortsverbände auf dem Programm.
Weiterlesen: www.vdk.de
G
Vor der OP: Anspruch auf Aufklärung
Patienten sind oft unsicher, welche Fragen sie vor einer
Operation stellen sollten und was der Arzt ihnen beantworten muss. Das neue Patientenrechtegesetz stärkt die
Position der Betroffenen.
»Vor der Entscheidung zu einer Operation sollte man
sich gut informieren, warum operiert werden muss und
welche Risiken damit verbunden sind«, sagt Andrea Fabris von der Potsdamer Beratungsstelle der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Unterstützung erhalten Betroffene dabei durch das Patientenrechtegesetz, das seit Anfang 2013 in Kraft ist. Es regelt
unter anderem die Informations- und Aufklärungspflichten des Arztes vor, während und nach einer Behandlung.
Hilfreich ist diese Regelung besonders für unsichere Patienten wie Paul B., der seit langer Zeit starke Rückenschmerzen hat. Die Diagnose: Bandscheibenvorfall.
Nun soll der 37-Jährige operiert werden. Doch er macht
sich Sorgen, dass sein Arzt ihm nicht alles erklärt oder
dass er bestimmte Sachverhalte nicht versteht. Patientenberaterin Fabris: »Der Arzt muss nach dem Gesetz
umfassend und vor allem verständlich darüber informieren und aufklären, was für die Behandlung wichtig
ist.« Das beinhalte alles von der Diagnose und Therapie
über die möglichen Folgen und Risiken bis hin zu alternativen Behandlungsmethoden und Kosten, die der Patient selbst tragen muss.
»Die Betroffenen können und sollten den Arzt fragen,
was Ihnen wichtig erscheint«, sagt Fabris. Am besten sei
es, sich die Fragen vorher aufzuschreiben und eine vertraute Person zum Gespräch mitzunehmen. Diese könne im Zweifel die Fragen stellen, wenn man selbst zu
aufgeregt ist. Außerdem empfiehlt die UPD-Beraterin,
sich vor einer Operation ausreichend Bedenkzeit zu
nehmen, wenn kein Notfall vorliegt. Fabris: »Und bei
»GEH«-HILFEN
offen gebliebenen Fragen kann man den Arzt auch ruhig ein zweites Mal aufsuchen.«
Tipp der »Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD): Weitere Informationen zum Patientenrechtegesetz bietet die Broschüre »Patientenrechte – Ärztepflichten« der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen und -Initiativen (BAGP) unter
www.bagp.de.
Quelle: Unabhängige Patientenberatung UPD/Veröffentlichungen
G
Y
Wenn die Medien leiden lassen
Ein neues Portal nimmt die Berichterstattung über
Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung
unter die Lupe. Entlarvt werden typische Floskeln wie
»ist an den Rollstuhl gefesselt« oder »meistert tapfer ihr
Schicksal«. Zwei Betroffene haben das Portal ins Leben
gerufen und schlagen Alternativen vor – etwa »Mensch
mit Lernschwierigkeiten« statt »geistig behindert«.
www.leidmedien.de
G
Lösungen zu Geistig fit von Seite 22/23
Links herum oder rechts herum?
G
Versteckte Tiere
1. RATTE
5. HERING
2. EGEL
6. FLOH
3.
7.
ENTE
UNKE
4. ESEL
8. HUND
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Obstsorten suchen
2 mal Aprikosen, Kirschen und Pfirsiche, 3 mal Pflaumen
Ö
SCHLUPFWESPEN
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»GEH«-HILFEN
Ernte-dank
und
Schöpfungs-verantwortung
Das tägliche Wunder
I
ch dachte, ich würde sie kennen, bis ich eines Tages das Wunder sah. Sie standen mit ihren Füßen auf demselben Boden,
erhoben ihren Kopf in dieselbe Luft, in dieselbe Sonne und
denselben Regen. Und der Apfelbaum machte Äpfel, und
der Birnbaum, zehn Meter weiter, machte Birnen.
Ganz normal, sagten die Menschen. Aber ich konnte
meinen Augen nicht glauben. Was sie aus demselben
Boden holten, aus derselben Luft, aus derselben Sonne und demselben Regen, daraus machte der eine
Baum Birnen und der andere, zehn Meter weiter,
Äpfel. Und die sind ganz verschieden in Form, Farbe, Geruch, Geschmack. So ein Wunder hatte ich
noch nie gesehen.
Quelle: »Phil Bosmans, Liebe wirkt täglich Wunder, Neuausgabe
2008«, © Herder Verlag GmbH, Freiburg im Breisgau G
© Kautz15 – Fotolia.com
Liebe und Dankbarkeit
A m Himmelstor trafen sich zwei vornehme Damen,
erzählt eine Parabel.
Sie stellten sich vor:
»Ich bin die Liebe« – »ich bin die Dankbarkeit!«
Beide bedauerten.
»Schade, dass wir uns auf Erden nie getroffen haben –
wir sind doch Zwillingschwestern!«
Quelle: unbekannt
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»GEH«-HILFEN
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Regen, Sonne und Wind
D
as ist Josef. Und das ist sein Hof. Eine Ziegelmauer, ein Bretterzaun, ein Steinpflaster und rostiges
altes Eisen. Sonst gab es nichts auf diesem Hof. Keine Insekten, keine Vögel, keine Katzen.
Regen fiel auf den Hof
Die Sonne schien auf ihn.
Die Winde bliesen hindurch.
Der Schnee bedeckte ihn.
Eines Tages hörte Josef einen Mann rufen: Lumpen! Altes Eisen!
Er brachte ihm das alte Eisen, und der Mann gab ihm dafür eine
Pflanze.
Josef trug die Pflanze auf den Hof und zog einen Stein heraus.
Er lockerte die Erde, die darunter war, und setzte die Pflanze ein.
Regen fiel, die Sonne schien, und die Pflanze wuchs.
Nach einiger Zeit trieb die Pflanze eine kleine Knospe. Josef wartete
bis aus ihr eine Blüte wurde.
Und weil er die Blüte liebte, brach er sie ab.
© Vadim_Rogol – Fotolia.com
STEH AUF UND GEH 3/2013
29
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»GEH«-HILFEN
Die Blüte begann zu welken. Sie wurde dürr – und starb.
Wieder war Josef allein auf dem Hof.
Die Winde bliesen, und wieder deckte der Schnee alles zu.
Dann brachte der Frühling Regen und warmen Sonnenschein.
Josef sah, dass die Pflanze zum Leben erwachte.
Eine neue Knospe erschien. Und als aus ihr eine Blüte wurde, brach er
sie nicht ab, damit sie nicht auch starb.
Weil die Pflanze da war, kamen Insekten auf den Hof.
Weil Insekten da waren, kamen Vögel.
Weil Vögel da waren, kamen Katzen.
Aus Angst um seine Pflanze jagte Josef die Besucher aus dem Hof.
Er deckte die Pflanze mit seiner Jacke zu.
Aber jetzt konnten Sonne und Regen nicht mehr zu ihr.
Und als Josef seine Jacke wegnahm, war die Pflanze tot.
Josef war von tiefer Reue erfüllt. Erst hatte seine Liebe und jetzt hatte
seine Sorge das wunderbare Ding auf seinem Hof getötet.
Als die Winde kamen, war die Pflanze kahl. Der Schnee bedeckte sie,
und dann kam der Regen.
Die Sonne schien, und die Winde kamen wieder. Josef rührte seine
Pflanze nicht an.
Die Jahreszeiten folgten einander, und die Pflanze wuchs und wuchs.
Mit der Zeit füllte die Pflanze den ganzen Hof. Zwischen ihren Blüten
flogen Insekten, auf ihren Zweigen saßen Vögel, in ihrem Schatten lagen
Katzen. Und Josef war glücklich.
Charles Keeping, ins Deutsche übersetzt von Josef Guggenmos
Quelle: unbekannt
G
Erntedankfest
I
n Deutschland wird in der katholischen Kirche der erste Sonntag im Oktober als Erntedankfest gefeiert.
In evangelischen Gemeinden ist der Michaelistag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage
Festtag. Gegen den Machbarkeitswahn unserer Tage rückt unser Geschöpfsein in den Vordergrund und
damit auch unsere Verantwortung für die Schöpfung, für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt, die uns
von Gott anvertraut ist.
Text aus:
TeDeum Oktober 2012 © Ars liturgica, Maria Laach und Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart
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»GEH«-HILFEN
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Deine Taten wecken Freude und Jubel überall,
wo Menschen wohnen.
© Benicce – Fotolia.com
Du sorgst für das Land,
du machst es reich und fruchtbar:
so lässt du das Korn
für die Menschen
wachsen.
Gott, deine Bäche sind
immer voll Wasser;
du feuchtest die Furchen
und ebnest die Schollen,
du tränkst die Felder
mit Regengüssen
und segnest, was auf ihnen sprießt.
Mit guten Gaben krönst du das Jahr,
in deinen Spuren lässt
du Überfluss zurück.
Die Steppe füllt sich
mit üppigem Gras,
die Hügel hallen wider
von Freudenrufen.
Die Weiden schmücken
sich mit Herden,
die Täler hüllen sich
in wogendes Korn –
alles ist voll Jubel und Gesang.
Psalm 65, 9b-14
Aus: »Gute Nachricht Bibel«, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe,
© 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Wir danken für die freundlichen Abdruckgenehmigungen der Texte.
STEH AUF UND GEH 3/2013
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Gepriesen bist du, Herr, unser Gott,
Schöpfer der Welt.
Du schenkst uns den Wein,
die Frucht der menschlichen Arbeit.
Aus dem Begleitgebet zur Gabenbereitung der Eucharistiefeier
G
© GioGioGio – Fotolia.com