Vineta schwimmt ab 2009

Transcription

Vineta schwimmt ab 2009
LEIPZIG RUNDUM
DIENSTAG, 16. MAI 2006
Im Streit um die Gebühren für die Wasserhaltung in den Papitzer Lachen hat
das Regierungspräsidium jetzt eine Ebene höher eingelenkt. Der ursprüngliche
Bescheid bleibt zwar erhalten, dennoch
muss der Naturschutzbund (Nabu) nichts
zahlen.
Wie berichtet, hatte die Behörde den
Umweltschützern einen Bescheid über
879,12 Euro geschickt, weil sie Wasser
aus der Weißen Elster entnehmen für die
Revitalisierung des Naturschutzgebietes.
Ein hundertprozentiger Erlass sei auf
der Grundlage des geänderten Sächsischen Wassergesetzes nicht mehr möglich, so die Behörde. Der Nabu müsse einen so genannten Erlassantrag nach
Bundesrecht stellen. Sprecher Stefan
Barton: „Diesem Erlassantrag wurde
jetzt stattgegeben.“
Nabu-Kreisvorsitzender Leonhard Kasek: „Wir sind dennoch nicht ganz glücklich. Denn das Domoklesschwert des
Wassergesetzes schwebt jetzt jedes Jahr
über uns.“ Das sei umso schwieriger, als
der Nabu in diesem Winter mit Genehmigung des Regierungspräsidiums und
öffentlichen Fördergeldern weitere Gräben in den Papitzer Lachen ausgehoben
hat und in diesem Jahr deutlich mehr
Wasser aus der Luppe für die Lachen
entnehmen will. Zudem habe der Nabu
Mittel erhalten aus dem Topf, in den die
Justiz Strafgelder für gemeinnützige Einrichtungen einzahlen lässt. „Wir könnten
damit weitere Flächen kaufen“, so Kasek. Daher wäre dem Nabu an einer
grundsätzlichen Regelung gelegen.
-tv
Tagebausanierer geben grünes Licht für Gebäude auf Störmthaler See / Erinnerung an Magdeborn
Vineta wird auf den Fluten des Störmthaler Sees entstehen. Vor wenigen Tagen sind bei einem Treffen des regionalen Sanierungsbeirates die letzen Hürden genommen worden. Das schwimmende Gebäude soll einerseits an die
versunkene Kirche des darunter liegenden Ortes Magdeborn erinnern und
zugleich als Niedrigstenergiehaus Zeichen setzen in einem Gebiet, das für die
Energiegewinnung ausgekohlt wurde.
„Wir freuen uns sehr, das unser
Projekt über den Berg ist und jetzt ein
gut abgestimmter Zeitplan für die Umsetzung vorliegt“, sagt Großpösnas Bürgermeisterin Gabriela Lantzsch. Vineta
werde zwar erst 2009 schwimmen
können, aber ein Alleinstellungsmerkmal für den Störmthaler See werden.
Wie berichtet, war die Idee vor Jahren
bei einem Kunst-Workshop geboren
worden. Die Verknüpfung der sagenumwobenen Stadt Vineta, die der Legende nach in der Ostsee unterging, mit den
durch die Tagebaue verlorenen Orten
Erinnerung: Vineta lautet
der Name des Projektes
auf dem Störmthaler See.
Das schwimmende Gebäude soll in der Konstruktion
an die Magdeborner
Kirche erinnern, die dem
Tagebau weichen musste.
Als beinahe autarkes
Niedrigstenergiehaus soll
Vineta zudem ein Zeichen
setzen in einer von
der Energiegewinnung
gezeichneten Region.
Grafik:
Büro Matthias Potel
überzeugte die Gemeinde, die mit Partnern das Projekt verfeinerte und vorantrieb.
Nach mehreren Rückschlägen und
Verzögerungen ist das Vorhaben jetzt
endgültig in trockenen Tüchern. Karin
Franke, Sprecherin der Lausitzer und
Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) in Westsachsen:
„Das Projekt wurde für den Zeitraum
2006 bis 2008 bewilligt. Wir warten auf
den Zuwendungsbescheid vom Sächsischen Oberbergamt und müssen dann
nur noch mit der Gemeinde Großpösna
eine Finanzierungsvereinbarung über
den zehnprozentigen Eigenanteil an der
Gesamtsumme abschließen.“ Im nächsten Jahr beginne der Bau der Pontons
für das Haus noch auf dem Trockenen.
Im Jahr darauf würden das Gebäude
und die Freianlagen samt der Erschließung am Ufer fertiggestellt, so Franke.
Alles in allem 550 000 Euro seien für
das Projekt veranschlagt, die LMBV trete
als Bauherr auf.
Die Verankerung für Vineta – mit Beton gefüllte Container und armdicke Eisenketten, die derzeit noch von
Schwimmkörpern getragen werden –
markiert schon jetzt den künftigen
Standort im See. Ab 2009 könne das Gewässer voraussichtlich vorzeitig genutzt
werden, so Franke. „Rund ein Drittel des
Wassers ist schon drin, zum Endstand
fehlen uns aber noch 18 Meter“, sagt die
LMBV-Sprecherin.
Genutzt werden soll Vineta vor allem
für besondere Veranstaltungen. „Wir
werden dort ein Trauzimmer einrich-
Cirkus Arena
baut Zeltstadt in
Engelsdorf auf
40 Akteure, 50 Wagen, 60 Tiere – der
Cirkus Arena kommt diese Woche auf
die Engelsdorfer Festwiese. Von Freitag
bis Montag wollen Direktor Georg Frank
und seine Angehörigen ein Programm
nach bester Zirkus-Tradition bieten.
Erfahrung hat die Familie Frank eine
Menge. Ihr gehörte der frühere Zirkus
Frankello, der zu DDR-Zeiten größte
private derartige Betrieb. 1957 enteignet, floh die Familie nach Westdeutschland, wo ihr mit Hilfe des Großzirkus
Hagenbeck ein Neuanfang glückte. Nach
dem Tod von Gründer Georg Frank zerstreute sich der Betrieb, Sohn Georg
gründete mit seiner Frau und den Kindern den Zirkus Arena. „Hier wird die
Familientradition in der 4., 5. und auch
bereits der 6. Generation gepflegt und
weitergeführt“, sagt Frank stolz. Seit
der Öffnung der Grenzen bewegt sich
Arena auch wieder auf ostdeutschem
Gebiet.
„Wir zeigen ein klassisches Zirkusprogramm“, so Frank. Tierdarbietungen,
Artistik und Clownerie stünden in einem
ausgewogenen Verhältnis. Höhepunkt
der Show wird der Tanz der Gebrüder
Frankello auf dem Todesrad hoch unter
der Kuppel des Zeltes sein.
Vorstellungen sind am Freitag um
17 Uhr, Sonnabend um 15 und 18 Uhr,
Sonntag um 11 und 15 Uhr sowie am
Montag um 15 Uhr. Kinder dürfen ab
acht Euro, Erwachsenen ab zehn Euro
hinein, mit Ermäßigungsschein wird es
zwei Euro billiger.
Die LVZ verlost zehn Mal zwei Freikarten. Dafür heute ab 16 Uhr Telefon
(01805) 21 81 22 wählen. Viel Glück! -tv
Doggenmischling
beißt Kleinkind
Schlimme Attacke auf ein Kleinkind in
Markkleeberg: Wie die Polizeidirektion
Westsachsen gestern bestätigte, fiel am
Sonntag gegen 8.15 Uhr ein Mischlingshund über einen zweijährigen Jungen
her. Der Dogge-Greyhound-Mix biss das
Kind ins Gesicht.
Der Junge musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Dort stellte sich heraus,
dass er Glück im Unglück hatte. Nach
Einschätzung des behandelnden Arztes
schwebt das Kind nicht in Lebensgefahr.
Der Hund, der sich zur Pflege in der Familie des Jungen befand, wurde zunächst in ein Tierheim gebracht, so die
Polizei.
F. D.
Lützschena
Bellmann kommt mit
Mieder in Größe 48
Böhlitz-Ehrenberg
Puppentheater
Rabatz gastiert
Einige werden sich noch an den ausgefallenen Namen erinnern: Das Puppentheater Rabatz kommt wieder nach
Böhlitz-Ehrenberg. Von Donnerstag
bis Sonntag lassen Jenny Meritz und
ihr Gefährte wieder die Hohensteiner
Kasperpuppen tanzen und spielen Märchen auf dem Platz hinter dem Konsum
in der neuen Ortsmitte. Im vorigen Jahr
gastierte der kleine Familienbetrieb bereits dort. Die Aufführungen beginnen
am Donnerstag und Freitag um
16.30 Uhr, am Sonnabend um 16 Uhr
und am Sonntag um 11 und 15 Uhr.
Jenny Meritz: „Wir spielen jeden Tag
ein anderes Stück.“
-tv
Taucha
„Gaffeesachsen“ mit
neuem Programm
„Schaugle, mei Gahn, uff dr Bleiße“
heißt es am Freitag bei den 2. Tauchaer
Kulturtagen. Die „Fiff’schen Gaffeesachsen“ bringen ihr neues Lene-VoigtProgramm mit Gedichten, Balladen,
Sketschen und Liedern der Leipziger
Mundartdichterin. Begleitet wird das
Ganze von „enner Ziehharmohniga“.
Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr
im Ratssaal der Stadt Taucha, der Eintritt kostet fünf Euro.
Die Programme der drei waschechten
Sachsen Edelgard Langer, Martin Langer und Gottfried Ulbricht in Taucha
sind oft ausverkauft. Der Vorverkauf findet über die Globus-Buchhandlung Taucha, Telefon (034298) 6 64 50, statt. -tv
ten“, erklärt Lantzsch. Zudem sind ein
kleiner Ausstellungsraum sowie Toiletten und Nebenräume vorgesehen in dem
nur 14 mal sieben Meter großen Gebäude. Planer Matthias Potel geht von einer
Maximalbelegung mit 30 bis 35 Personen aus. Derweil die Gäste mit einem
Shuttle von einer Anlegestelle an Land
übersetzen sollen und auch über dieses
Boot die Versorgung Vinetas mit Nahrungsmitteln sicher gestellt werden
muss, soll es energetisch weitgehend autark sein. „Die Dämmeigenschaften der
verwendeten Materialien werden hervorragend sein, Wärme und Strom können über Solarenergie und eine VoltaikAnlage gewonnen werden“, erläutert Potel. Nur für Notfälle und für Spitzennutzerzeiten sei ein Biodiesel-Aggregat
vorgesehen, mit dem etwa auch die Befeuerung der Insel abgesichert werden
kann. Denn Vineta muss bei Dunkelheit
Positionslichter setzen. Potel: „Sonst
könnte uns ja nachts irgendein Schiff
rammen.“
Jörg ter Vehn
Verlosung
Rauflustige Gesellen beim Berggutfest in Holzhausen
Markkleeberg
Fernsehstar Dieter Bellmann tritt am
Freitag in der kleinen Auwaldstation in
Lützschena auf – mit einem Mieder in
Größe 48 im Gepäck. Wie der Förderverein der Station mitteilte, will der
Fernseharzt mit seiner Frau Astrid
Höschel-Bellmann und Frank Sieckel
Tschechows „Tragödie wider Willen“
bearbeiten und dem tragikomischen
Slapstick um Iwan Iwanowitsch, einem
bedauernswerten Sklaven seiner Familie, Leben einhauchen. Stephan König
begleitet das Trio am Klavier.
Die Vorstellung beginnt um 19 Uhr,
Karten kosten sechs Euro. Um Voranmeldung unter Tel. (0341) 4 62 18 95
wird gebeten.
-tv
17
Vineta schwimmt ab 2009
Papitzer Lachen
Behörde erlässt
Naturschutzbund
Wassergebühr
SEITE
Alles nur Show: Richard Reinecke (links) und Matthias Kühn lieferten sich beim Berggutfest am Wochenende in Holzhausen einen sehenswerten Schwertkampf.
Foto: André Kempner
Ritter des Löwen lassen die Schwerter klirren
Noch stehen sie gemütlich beieinander.
Die Ritter des Löwen aus dem Thüringer Ritterorden. Doch bald schon soll’s
mit der trauten Viersamkeit am Rande
des Platzes zu Ende sein, bald sollen sie
gegeneinander kämpfen. Richard vom
Wolfsfels macht schon ein paar Trockenübungen. Schwert nach oben, ein
paar Luftschläge – so könnte es ganz
gut klappen. „Heute ist es kein richtiger
Kampf“, erklärt Katja Waldherr alias
Gismara von Arnstein. Jene Jungs, die
Freikämpfe „drauf“ hätten, seien an
diesem Wochenende nicht mit zum
Berggutfest nach Holzhausen gekommen. „So wird es eher ein freies Training.“
Ein paar Minuten später kann davon
allerdings kaum noch eine Rede sein.
Mit lautem Gebrüll stürzen sich die
Edelmänner in Kettenhemd und Panzerhandschuh aufeinander. Jörg der
schrecklich Namenlose hat sich Alexander von Rehbach geschnappt. Mit
einem gekonnten Schlag bugsiert er
dessen Schwert scheppernd auf den
Boden. Lautes Gebrüll. Unverständliche Laute. Wirres Handgemenge. Dann
die Wendung: Alexander, der im richtigen Leben Sascha Richter heißt, hat
Jörg gepackt. Plötzlich liegen beide am
Boden. Ein Stahlhelm fliegt durch die
Luft. Alexander von Rehbach liegt auf
seinem Kontrahenten, verpasst ihm einen Hieb in die Magengegend.
„Stopp, lass ihn mal noch ganz“,
schreitet Matthias Kühne alias Hermann von Heilingen schlichtend ein.
Als Chef der Truppe liegt ihm die Gesundheit seiner Schützlinge natürlich
am Herzen. „Die tun sich ja nicht wirklich weh“, beruhigt er die zahlreichen
zuschauenden Kinder. Seit 15 Jahren
ist der 29-jährige Markkleeberger nun
schon bei den Rittern des Löwen. Obwohl es eine Gruppe des Thüringer Ritterordens ist, stammen die wenigsten
aus dem Nachbarbundesland.
Spaß macht es allen – auch den Leipzigern. „Wir übernachten hier, und versuchen auch das Essen so authentisch
wie möglich zu machen“, erklärt die
24-Jährige. So brodelt in einem Topf
über einer offenen Feuerstelle Gemüsesuppe. „Abends grillen wir. Natürlich
kommt unser Essen aus der Dose, der
Einfachheit wegen“, so die Lindenauerin. „Aber wir verzichten auf Tomaten,
Paprika und Kartoffeln. Schließlich gab
es das früher auch nicht.“ Das natürliche Leben, beispielsweise ohne Strom,
reizt Jörg Tost alias Jörg den schrecklich Namenlosen. „Außerdem sind wir
alle richtig gute Freunde geworden.“
Die Rittergewänder und sogar die Panzerhandschuhe werden selbst gefertigt.
„Ich habe einen ganz normalenSchweißerhandschuh drunter“, erzählt der
23-jährige Richard Reinicke alias Richard vom Wolfsfels. Not macht eben
erfinderisch – damals, wie heute.
Janet Röthig hätte sich den Ritterkampf gern aus der Nähe angesehen.
„Leider haben wir es verpasst“, bedauert die Holzhausenerin. Gemeinsam
mit Töchterchen Clarissa und deren
Freundin Sarah macht sie sich nun an
den mittelalterlichen Spielzeugen zu
schaffen. Die beiden Mädels versuchen
gemeinsam auf einem Holzski vorwärts
zu kommen. Mutti Janet schaut dem
Treiben mit einem Lächeln zu. „So eine
Veranstaltung ist schon sehr lehrreich“,
meint sie. „Da können wir aus der Zivi-
lisation mal sehen, wie es früher eigentlich so war.“
Gleiches beeindruckt Veranstalter
Jörg Wicke. „Das ist wirklich liebevoll
gemacht“, sagt der Vorsitzende des
Holzhausener Heimatvereins. Ohne
Zweifel ein Highlight des diesjährigen
Berggutfestes. Künstlerisch geht’s dagegen auf dem Vorplatz des Berggutes
zu. Zum zehnten Geburtstag des Heimatvereins trägt der Theaterkurs der
Grundschule ein eigens komponiertes
Geburtstagsständchen vor. Gemeinsam
mit der Musikschule Fröhlich, einem
Tanzkurs und einer Musikgruppe der
Grundschule sowie Teilen des Orchesters Großpösna und einer Musikgruppe
des Kindergartens bildet der Theaterkurs die Umrahmung des Festes. Altes
Handwerk zeigen die Stötteritzer Werkstätten beim Körbeflechten und eine
Töpferin des Zirkels Gut Mölkau.
„Schön ist aber vor allem die Mitarbeit
der ortsansässigen Vereine und Schulen“, lobt Jörg Wicke. „Nach zehn Jahren Heimatverein haben wir es geschafft, dass es ein wunderbares Miteinander gibt.“
Linda Polenz
Engelsdorf
Grundschüler
machen Theater
Die Theater AG der Christoph-ArnoldGrundschule, der Chor, die Tanzgruppe
und Schüler der Musikschule JohannSebastian-Bach bereiten sich auf ihre
Theateraufführung beim Aulaabend
vor. Das Stück mit dem Titel: „Das Höflichkeitsfresserchen“ wurde von Lehrerin Angelika Lampe, der Leiterin der
Theater AG, geschrieben: „Unsere gewohnten Höflichkeitsregeln in der
Schule oder in der Familie haben dem
Höflichkeitsfresserchen nicht mehr gefallen. Er fand das alles übertrieben
und wollte diese Regeln abschaffen.
Das bereitet ihm später große Kopfschmerzen“, umreißt die Autorin den
Inhalt der Aufführung. Das Theaterstück wird am Donnerstag um 17 Uhr
in der Aula der Grundschule am Gaswerksweg 1 aufgeführt. Der Eintritt ist
frei. Über eine kleine Spende würden
sich die Mitwirkenden sehr freuen.
Auszüge aus dem Stück führen die
Schüler am Sonntag zum „Musikfest für
alle“, einem Tag der offenen Tür im Gewandhaus, gegen 10.30 Uhr im Kleinen
Saal noch einmal auf.
syr
Grundstücks-Streit um Kindergarten in Markkleeberg
Bund und Bahn stehen sich als Gegner vor dem Bundesverwaltungsgericht gegenüber / Stadt will Flurstück als Verwaltungsvermögen
Für übermorgen ist am Leipziger Bundesverwaltungsgericht eine Verhandlung angesetzt, die einige Mütter und
Väter aus dem Raum Markkleeberg
stark interessieren dürfte. Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Bahn streiten sich um ein Grundstück, auf dem sich auch ein Kindergarten befindet: das „Storchennest“ in
der Großstädtelner Straße 135. Die
Markkleeberger Stadtverwaltung, die
in den vergangenen Jahren immer
wieder in die Einrichtung investiert
hatte, möchte den Grund und Boden
als Verwaltungsvermögen. Die Bahn
wehrt sich jedoch dagegen.
Stadtsprecherin Anke Patzschke:
„Markkleeberg hat einen Zuordnungsantrag gestellt und das Gebiet vom
Bundesamt zur Regelung offener
Vermögensfragen, Vermögenszuord-
Auf umstrittenem Gelände: Kindergarten
„Storchennest“.
Foto: André Kempner
nungsstelle Chemnitz, zugeordnet bekommen. Damit ist der Eigentümer
nicht einverstanden.“
Das Grundstück gehörte zu DDR-Zeiten der Deutschen Reichsbahn. Im
Zuordnungsverfahren nach der Wende
hatte Markkleeberg keinen Anspruch
auf das Gelände geltend gemacht.
Warum? Die Flurstücke seien ja nicht
vermessen und die Grenzen nicht
bekannt gewesen, heißt es dazu aus
dem Sachgebiet Liegenschaften im
Rathaus. Es habe nicht einmal ein
Straßenbestandsverzeichnis gegeben.
Nachdem die Stadt deshalb keine Aktivitäten für das Grundstück entfaltet
hatte, wurde das Areal 1994 dem
Bundeseisenbahnvermögen zugeschlagen.
Dann wachten die Markkleeberger
auf. Im Nachhinein stellte die Stadt bei
einer Neuvermessung fest, dass eine
Teilfläche des Flurstücks mit einem
von ihr betriebenen Kindergarten bebaut war. Auf ihren Antrag hin kam es
im Jahr 2002 zur momentan strittigen
Teilrücknahme der ursprünglichen Zuordnungsentscheidung.
Das Verwaltungsgericht hat nun den
Änderungsbescheid aufgehoben. Es ist
der Auffassung, dass es keine Voraussetzungen für die Rücknahme des Bescheides gibt. Grund: Die Zuordnung
sei aufgrund einer wirksamen Einigung der Beteiligten erfolgt.
„Das gesamte Grundstück misst
21 237 Quadratmeter. Wir wollen davon eine Teilfläche haben, die 5100
Quadratmeter groß ist“, so Traute
Schmorde, Leiterin des Sachgebietes
Liegenschaften im Markkleeberger
Rathaus. „Es geht um ein Gelände, auf
dem der Kindergarten steht, und eine
Straße, die dorthin führt. Sie wird von
den Eltern ebenso genutzt wie vom nahen Gartenverein.“ Etliche Versuche,
sich mit der Bahn in dieser Sache gütlich zu einigen, seien fehlgeschlagen.
Sie sei mal da, mal dorthin verwiesen
worden, letztlich also im bürokratischen Schienennetz aufs Abstellgleis
geraten, so Schmorde.
Nun geht das vier Jahre lang dauernde Hin und Her vor das Bundesverwaltungsgericht. Aber was passiert mit
dem Kindergarten, wenn die Bahn den
juristischen Streit gewinnt? „Bekommen wir das Grundstück nicht zugeordnet, wie von Chemnitz versprochen, dann wird die Stadt das
Storchennest kaufen“, sagt Schmorde.
„Die Einrichtung bleibt auf alle Fälle
erhalten.“
Peter Krutsch