urbanes glutamat - Bureau Venhuizen
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urbanes glutamat - Bureau Venhuizen
1 urbanes glutamat Urbanes Glutamat Hans Venhuizen 2 3 Auf Speisekarten von Restaurants wird mittlerweile immer häufiger angegeben, ob Speisen Spuren von Nuessen enthalten, ob Konservierungsmittel verwendet worden sind oder auch ob Monosodium Glutamat zugefügt worden ist. Monosodium Glutamat, bekannt auch als Geschmacksverstärker, ist der Name für die Erfindung von Professor Ikeda, die er zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in Japan machte. Ikeda suchte neben süss, sauer, bitter und salzig nach dem ‘fünften’ Geschmack und fand in Algen die Glutamatsäure. Die wichtigste Eigenschaft von Glutamat ist, dass es typische Geschmackseigenschaften von Nahrungsmitteln verstärkt ohne dabei selbst einen eigenen Geschmack oder Farbe zu haben. Genauer gesagt, führt das Zufügen von Glutamat an Lebensmitteln nicht zum Verstärken des Geschmacks sondern macht den Esser empfindlicher für den Geschmack selbst. Im Prinzip ist es eine Art Gleitmittel für Geschmack und macht Appetit auf mehr. Glutamat spielt so eine vermittelnde Rolle zwischen Essen und Esser. Dieser wird das Essen mehr schätzen, da es ausgesprochener, voller und stärker im Geschmack zu sein scheint. Glutamat ist besonders in der asiatischen Küche sehr populär. In chinesischen Supermärkten liegen die Reagale voller Glutamat, wohingegen Salz, ein essentieller Bestandteil der westlichen Küche, kaum zu finden ist. Aber nicht nur in der Küche sondern auch bei den chinesischen Städten hat man den Eindruck, dass Glutamat überaus grosszügig angewendet wird. Das heisst, das Dinge zuggefügt werden, die die Funktionen oder die Gebäude besser ‘konsumierbar’ machen. Die Propagandabanner, die überall in den Städten und auf den Billbords entlang der Autobahnen auftauchen, springen sofort ins Auge. Mit Texten wie: ‘Let us create the most civilised district in the province’ oder ‘Architecture embraces nature. Life becomes art’ macht der Staat Propaganda für das moderne China und wirbt für das städtische Propaganda voor het stedelijk leven, Xiamen Propaganda voor het stedelijk leven, Xiamen 4 Urban Planning Museum, Beijing 5 Songjiang new town, Shanghai 6 Yuandang Lake, Xiamen 7 Thames Town Songjiang, Shanghai 8 Toekomstige stad Lingang, Shanghai 9 Nan Hui Zui Themepark bij Lingang, Shanghai Leben darin. Die erbaulichen Texte stehen beinah ausnahmslos auf einem Hintergrund von werbenden modernen städtischen Skylines. Der klassische rote Hintergrund dieser Art von Propaganda ist nahezu verschwunden und mittlerweile dient die Stadt als Gleitmittel für das post-kommunistische China. und Hotels. Die Bewohner der Abrisshäuser bekommen einen finanziellen Ausgleich für ihre Häuser und die Chance eine bessere, aber auch viel teuere Wohnung woanders zu beziehen. Die Bewohner, sind meist froh über die Kompensation und eine neue Wohnung, die Projektentwickler können mit dem Verkauf der neuen Wohnungen Geld verdienen, die Stadt wächst weiter in Umfang und Ansehen und steigt so eine Stufe in der städtischen Hierachie. Es entsteht reichlich Raum für neue Bewohner und die Touristen geniessen diesen besonderen Ort: eine Situation, von der alle profitieren. Der bildenden Kunst kommt dabei die Aufgabe zu die neue Identität des Ortes zu manifestieren und zu verstärken. So ist die neue Küstenstrasse in Xiamen reich ausgestattet, mit Skulpturen die den dort jährlichen stattfindenden Marathon, die Musik als gewünschte Besonderheit der Insel, oder auch Delfine darstellen. Delfine tauchen, so haben wir uns sagen lassen, ab und zu vor der Küste von Xiamen auf und eignen sich aufgrund ihrer freundlichen Ausstrahlung besonders gut für das Citymarketing. Werbebroschüre-Identität Glutamat taucht auch im Citymarketing und –branding wieder auf. In China gehen viele Städte auf die Suche nach zugkräftigen Eigenschaften und landen dabei nicht selten bei einer Werbebroschüre-Identität, die viel Ähnlichkeit zeigt mit Städten wie Vlissingen oder Recklinghausen: gut wohnen in einer angenehmen Umgebung, mit einer beinah dörflichen Gemütlichkeit und doch mit allen wichtigen städtischen Funktionen, gut angebunden und dennoch mitten in einer ausgeprägten Naturlandschaft gelegen. Die Süd-chinesische Stadt Xiamen ist in ganz China bekannt als die sauberste und grünste Stadt. Das bezieht sich wahrscheinlich hauptsächlich auf die gute Luftqualität, die die Stadt ihrer Lage am Meer verdankt, wodurch sie ständig saubere Luft zugeführt bekommt, denn Xiamen ist eine Insel, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist. Die Stadt pocht auf diesen ‘sauberen’ Status, tut aber selbst wenig, um die Luft sauber zu halten. Natürlich macht es schon viel aus, dass die schwere Industrie auf das Festland verbannt wurde und Xiamen eine nicht ganz so rapide Entwicklung durchmacht wie Shenzen oder Guangzhou. Aber auch hier ist man mit der Anlage eines neuen Wegenetzes beschäftigt und es gibt spektakuläre Projekte wie die neue Küstenstrasse, die den vorher schlecht angebundenen Oststeil der Insel am Ozean für eine hochwertige städtische Entwicklung erschlossen hat. Um das grüne Bild der Stadt weiter zu thematisieren und verstärken wird auch gleich die Umgebung entlang dieser Küstenstrasse neu gestaltet. So entsteht dort ein 25 km langer Park entlang der Küste mit Stränden, Plätzen, Hecken und Bäumen, mit aufwendigen Grünstreifen, an denen Tag und Nacht geschnitten und getrimmt wird. Die an der Route liegenden Orte werden abgerissen, um den Weg frei zu machen für einen weiteren Central Buisiness District, neue Wohngebiete 10 11 ‘Catching up with the world’ Auch in China interpretiert man Idenität als etwas, das per definition positiv und auf leicht verdauliche Portionen zu reduzieren ist.Was dabei auffällt, ist die Modellhaftigkeit, mit der dies geschieht. So werden dann auch die Qualitäten von Xiamen auf ‘Ort an der Küste’ reduziert. In der Planungsphase wird darum das Glutamat auch nur dafür eingesetzt, und nehmen die Planer weiter kaum Rücksicht auf z.B. spezifische Geschichte oder Topografie. Xiamen besteht schliesslich auch erst seit ca. 300 Jahren, und das ist in chinsesichen Augen noch keine Geschichte. Bestehende Bebauung wird munter abgerissen und komplette Berge werden abgetragen, um so ideale Baugebiete entstehen zu lassen. In der Umgebung von Xiamen hört man beinah täglich die Explosion von Dynamit, mit dem die bestehenden Hügel dem Erdboden gleich gemacht werden. Auf die dann jungfräulichen Gebiete werden die aktuellen Ideale einer Wohnlandschaft projeziert: grosszügige Wohnungen in hoher Dichte, umgeben von einer pflegeintensiven Parklandschaft. 12 Xiamen 13 Exhibition Centre Harbour, Beijing 14 Square Pagoda Park Songjiang, Shanghai 15 Spatial Planning Museum, Shanghai 16 Shanghai 17 Beijing Wenn wir in den Niederlanden von Architektur im historisierenden Stil sprechen, denken wir an historische Elemente, die wie eine Sosse über eine moderne Architektur gegossen werden. In China wird diese Sosse ganz unbeschwert mit durch den Fleischwolf gedrehten Bildern der Weltarchtitekt urgeschichte vermengt. Hier beginnt der Verweis zur Geschichte mittlerweile sein eigenes Leben zu leben. ‘China is catching up with the world’ nannte ein Salesmanger aus der Computerbranche in Xiamen das. Die lange Isolierung führt in Kombination mit dem plötzlichen Wohlstand zu diesem Potpurie aus allerlei architektonischen Verweisen, mit denen man sich die Weltgeschichte ins Haus holt und deutlich macht, jetzt Teil davon zu sein. In der Umgebung von Shanghai wird eine ganze Serie von Modellstädten europäischer Machart gebaut, mit stets einem Land als Thema. In der englischen Variante davon, Thames Town, würde sich Prinz Charles sicher zu Hause fühlen. In dem Stadtgrundriss des Zentrums hat man eine Anzahl von reizenden englischen Strassen aufgenommen, mit Wohnungen die von London, Bath oder Cambridge kopiert sind. Sogar der Platz mit der Kirche, die demnächst in Gebrauch genommen wird, fehlt nicht, und eine Bronzeskulptur von Churchill rundet das Ganze ab. Aber dennoch werden auch in Thames Town viele Wohnungen leer bleiben. Nicht, weil sie nicht verkauft werden können, der Handel läuft hervorragend, aber weil für viele der neuen Wohnungseigentümer die Wohnung nur ein Spekulationsobjekt ist. Sie kaufen, bleiben aber selbst in ihrer billigen Mietwohnung wohnen. Sie investieren ihr Spargeld in der Hoffnung und mit der Erwartung, dass sie später viel mehr Wert sein werden und sie dann mit grossen Gewinn verkauft werden können. Die Wohnanlagen baden in der Zwischenzeit in einem Meer von picobello gepflegtem Grün. In Gegensatz zur niederländischen Ausstattung sind die Grünräume zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Wohnungen schon fertig eingerichtet, gut angewachsen und charaktervoll. In den Gebieten, wo mit Wohnungsverkauf Geld gemacht wird oder die für das Prestige der Stadt wichtig sind, ist die Gestaltung der öffentlichen Räume auffallend aufwendig. Man sagt, solange der Springbunnen noch geht, ist die letzte Wohnung noch nicht verkauft. Auch hier sind Geld und Prestige die Motoren in der Raumordnung. ‘Wir heissen die Arbeiter der Abrisstruppe von Herzen Willkommen’ 18 19 Bis vor kurzem spielte die bestehende Bebauung keine Rolle beim Verdienen von Geld, sondern war vor allem ein räumliches Hindernis beim Verwirklichen der modellhaften Idealwohnviertel. Erst seit kurzem kommt Veränderung in diese Anschauung. Chinesische Planer und Projektentwickler denken und arbeiten in Modellen, also liegt auch dieser neuen Anschauung ein Modell zugrunde. Ein Projektentwickler aus Singapur erwarb die Rechte für eine grosse Neuentwicklung im Zentrum von Shanghai. Es ging um das für Shanghai typische Wohngebiet Xin Tian Di, einige alte Strassenzüge rund um den Ort, wo 1921 der erste Kongress der Chinesischen Kommunistischen Partei statt fand. Die Strassen wurden nicht abgerissen, sondern waren Ausgangspunkt für ein Zentrum in dem neu geplanten Wohnviertel. Die Häuser dort wurden restauriert oder genau nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut. Mittlerweile ist dieses Gebiet ‘der’ Ort zum Ausgehen, mit vielen Cafes, schicken Restaurants und Läden. Das ganze Viertel ist unglaublich populär, und man bezahlt dort dann auch den höchsten Preis für ein Glas Bier in ganz Shanghai. Der Effekt, den das auf die Umgebung hat, ist enorm, denn nun schiessen rund um diese historische Strassen hohe Wohngebäude wie Pilze aus dem Boden. Das Xin Tian Di Modell findet viel Nachahmung in ganz China. Auch in Xiamen bewahrt man mittlerweile ein paar interessante Gebäude aus der alten, dichten, städtischen Textur, die abgerissen wird, und stellt diese dann zentral in einem neuen Kontext. Den Text ‘ Wir heissen die Arbeiter vom Abrisstrupp herzlich willkommen’ begegnete ich an einer Fassade eines Abrisshauses im (noch) alten Teil von Xiamen. Das ganze Gebiet muss für eine Shoppingmall weichen, aber ein Gebäude bleibt stehen. Die nun noch völlig eingebaute, und, wie dort gesagt wird, ‘älteste christliche Kirche Chinas’, wird erhalten und dann im neuem Kontext von einem grossen leeren Platz umgeben sein. Das Beispiel Xin Tian Di hat gezeigt, das alte Elemente den Wert einer 20 Museum voor moderne kunst, Ningbo 21 Het heropgebouwde historische Bund-gebied, Ningbo 22 Xiamen 23 Xiamen 24 Shang Li Hill, Xiamen 25 Shang Li Hill, Xiamen Neuentwicklung erhöhen können. Angesichts der Tatsache, dass finanzieller Gewinn einer der wichtigsten Triebkräfte der städtischen Entwicklung ist, zählt dieses Argument dann natürlich. Die Echtheit von Nepp In Xiamen, einer Stadt mit ungefähr 1,25 Millionen Einwohnern, sind allein im Jahr 2006 im engeren Zentrumsgebietsechs neue Shoppingmalls im Bau: jede einzelne dieser Shoppingmalls mit minimal dem Umfang an Läden, das dem Angebot einer mittelgrossen niederländischen Stadt entspricht. Es scheint, dass die Projektentwickler aller neuen Malls gleichzeitig Marktanalysen gemacht haben und alle zur gleichen Zeit dieselbe Marktlücke entdeckt haben. All diese Entwicklungen kommen noch zu dem bereits bestehenden Ladenbestand und den bestehenden, funktionierenden Shoppingmalls hinzu. China ist dem totalen Konsumfieber erlegen und seitens des Staates wird dies noch durch die eingeführten Konsumwochen unterstützt. Auch bei den Shoppingmalls wird das Glutamat grosszügig eingesetzt. Für eine der Malls holte man sich die Inspiration offentsichtlich entlang der Loire und bereicherte die Ausstattung noch mit Riesenrad und Piratenschiff im Innenbereich.Andere Malls sind durch Hong Kong inspiriert und wieder andere benutzen die koloniale Ausstrahlung der alten Bebauung in Xiamen als Referenz. Obwohl bei diesem letzten Beispiel keine orginalen Gebäude erhalten wurden, wird doch die orginale Ausstrahlung des Ortes bewahrt. Und das ist in Chinesischen Augen kein Nepp. 26 27 In Europa, aber auch in China selbst ist man als Westler darüber erstaunt, dass Chinesen bei Ausflügen scheinbar mehr Zeit damit verbringen einen fotografischen Beweis ihres Besuches zu erbringen als mit dem Besichtigen der Sehenwürdigkeit selbst. Es scheint als sei der Beweis der gemachten Erfahrung wichtiger als die Erfahrung selbst. Sorgt dies doch für nachträglichen Spass und Status gegenüber den Menschen die ihre vertraute Umgebung noch nicht verlassen konnten. Im Vergnügungspark ‘Window of the World’ in Shenzen sind alle Sehenswürdigheiten dieser Welt verkleinert aber massstabsgetreu nachgebaut. Vor jeder dieser Modelle gibt es dann auch Chinese sportkledingmerken, Xiamen 28 Presentatie van toekomstige shopping mall, Xiamen 29 Gulang Yu 30 Taiwan Folk Park, Xiamen 31 Parkmeubilair, Xiamen eine ‘photo-oppertunity’, mit jeweils dem Hintergrund, wo ein Besuch von zum Beispiel den Pyramiden von Ägypten oder dem Pariser Eiffelturm meist realistisch scheint. Dass die Situationen nur nachgebaut sind tut der Erfahrung selbst keinen Abbruch. 32 33 Holz aus Beton Ob etwas wirklich alt oder orginal ist, ist in chinesischen Augen für den Erfahrungswert nicht wichtig. Der Wahrheitsgehalt bestimmt nicht die Intensität der Erfahrung. So findet man im öffentlichen Raum in Xiamen, aber auch in vielen anderen Orten Chinas Bänke, Mülleimer, Pavillions und Brücken aus Beton, die aber aussehen wie von Holz gemacht. Von Bambus über Buche bis Birke und Tanne, alles ist machbar mit Beton. Man findet Natursteinwände, die sich erst beim zweiten Blick als Polyesterplatten entpuppen. Manchmal ist es auch nur die eigentliche Unmöglichkeit der Konstruktion, die das Ganze entlarvt. Aber gerade dieses kunstvolle Handwerk, das um ein vielfaches arbeitsintensiver ist als der Gebrauch von echtem Material machen diese Bearbeitungen orginell. In China hat die künstliche Nachahmung der Natur eine lange Tradition. Chinesen denken bei ihrem Anblick noch nicht einmal daran das es nicht echt sein könnte. Obwohl es überdeutlich kein echtes Holz ist, sind sie bereit, es als solches zu erfahren. Dem Welthandel, nicht nur von Schuhen und Kleidung, sind all die chinesischen Kopien auf dem Markt schon lange ein Dorn im Auge. Strenger werdende Kontrollen machen es stets schwieriger für chinesische Betriebe, westliche Marken direkt zu kopieren. Bestimmt kommt noch einmal eine Zeit, wo die bekannten westlichen Marken sich nach diesen Billigkopien zurück sehnen werden, denn obwohl es Umsatzeinbusen bedeutet, tragen die Kopien doch auch im beträchtlichen Masse zur Bekanntheit und Popularität der Marken bei. Jetzt sieht man überall in China in den Einkaufsstrassen neue Marken auftauchen, die nicht mehr einfach nur plump kopieren, sondern den Geist und die Ausstrahlung der einzelnen Marke übernehmen und für sich benutzen, was für die bekannten Marken letztendlich eine viel grössere Bedrohung darstellt als das blosse Kopieren der Produkte. Toekomstige shopping mall, Xiamen 34 Nanputuo tempel, Xiamen 35 Gulang Yu shopping centre, Xiamen Xiamen Shanghai Ningbo 36 37 Het autovrije eiland Gulang Yu, Xiamen Printemps shopping mall, Xiamen ‘Gefakte’ Geschichte Neben dem Fake und der Kopie ist das urbane Glutamaat besonders auffällig bei zeitlichen Events. Das Vorbild für zeitliches, räumliches Glutamat, das Feuerwerk, ist darum auch eine echt chinesische Erfindung, von etwa im 11 Jahrhundert zuerst berichtet wird. Anders als das Glutamat, das farb- und geschmacklos ist, hat Feuerwerk Farbe, Krach und Form. Es wird zur Feier und Verherrlichung eingesetzt und wirkt so als eine Art Erfahrungsverstärker auf die Sinnesorgane Auge und Ohr. Chinesen sind Meister in der Dekoration von zeitlichen Events, ob es nun aus Gefühl für Show oder aus Angst vor Langeweile ist, sei dahingestellt. So werden zu Eröffnung von Gebäuden und Betrieben rote aufblasbare Torbögen aufstellt und zahllose Blumenkörbe, selbst ganze Plätze werden mit aufgestellten Blumentöpfen verziert. Taufrische Ehepaare werden zur glanzvollen Dokumentation dieses besonderen Moments im Leben stundenlang in aller Öffentlichkeit fotografisch gefoltert, indem sie auf Anweisung des Fotografens allerlei seltsame, teils akrobatische Positionen einnehmen müssen. Auch im buddisthischen Tempel von Xiamen gehen Erfahrung, Erlebnis, Bewegung und Besinnung Hand in Hand. Gute Prophezeiungen, die in schiefe Felsen eingemeisselt sind, gehen in Erfüllung, wenn man es schafft, dass die Münze, die man wirft, im Zeichen hängen bleibt. Und viele Feste, Gesellschaften und andere Vergnügungen finden ihren Ort in Gebäuden mit erfundener Geschichte. Obwohl diese unechte Geschichte für alle offensichtlich ist, ist die Erfahrung, die dies ermöglicht, unglaublich echt. Auch bei der Einrichtung ihrer Städte zeigen Chinesen einen starken Hang zur Dekoration und eine auffallende Neigung das Gewöhnliche zu vermeiden. Selbst bei der an und für sich schon beeindruckenden Skyline von Pudong, gegenüber vom Bund in Shanghai, entkommt man dem zeitlichen Glutamat einer vielfarbigen allabendlichen Festbeleuchtung nicht. Auch der touristisch wichtigste Anziehungspunkt von Xiamen, die Insel Gulang, wo ausländische Handelsgrossmächte sich Anfang des 19. Jahrhunderts niedergelassen haben und eine kolonial städtische Landschaft mit mediteraner Allure hinterlassen haben, entkommt dem nicht. Genau wie bei der Skyline von Pudong ist dieser besondere historische Charakter nicht genug. In den Abendstunden kommen die Menschen entlang des Hafens von Xiamen zusammen um zu sehen wie an der gegenüberliegenden Seite die historischen Gebäude von Gulang Yu farbenfroh beleuchtet werden: nicht eine einzelne Farbe sondern eine beinahe pyschedelische Discoshow. Sogar die Fähre schafft es, innerhalb der nur etwa fünf Minuten dauernden Überfahrt, mindestens 20 mal die Farbe zu wechseln, eine allabendliche Kirmes. Selbst eine noch so starke urbane Erfahrung scheint hier ohne Glutamat nicht zu funktionieren. 38 39 Eine Hand von Chiang Kai-shek Gegen Bezahlung gibt es einen Händedruck von einem Doppelgänger von Chiang Kai-shek vor seinem Geburtshaus in Xikou, ca. 250 km südlich von Shanghai. Wenn man lieber einer jüngeren Version des früheren Volksfeinds Nummer Eins von China die Hand gibt, geht man ein Stückchen weiter, wo ein anderer, jüngerer Doppelgänger steht. Die Wiederentdeckung Chiang Kai-sheks bescherte seinem Geburtsort Xikou einen regelrechten Bauboom. China unterstreicht damit, dass sie den Gründer des modernen Taiwans, den abtrünnigen General Chiang Kai-shek rehabilitiert und seine Annäherungsversuche an Tawain (das Ganze läuft unter dem Motto: ein Land, zwei Systeme). Als Resultat wird Xikou nun in eine echte Touristenattraktion umgewandelt. Historische Häuser, Gärten, Gräber und Tore werden renoviert oder wieder aufgebaut und die Bebauung der letzten 20 Jahre, die nicht in das Bild passt, wird abgerissen. Überall entlang der Wege bieten Obstverkäufer ihre Ware an, und auf und entlang des Flusses werden zahlreiche Boots- und Fahrradtouren angeboten. Und es gibt natürlich ein grosses Angebot von Doppelgängern, die einem nicht nur die Hand schütteln sondern auch die Visitenkarten mit einem ausstauschen. Und Visitenkarten sind in China ein beinah noch wichtigeres Bezahlungsmittel als Geld. Es ist ein festes Ritual beim gegenseitigen Vorstellen die Visitenkarten mit zwei Händen und leichter angedeuteter Verbeugung auszutauschen. Das Netzwerk, das man so aufbaut, ist für den Erfolg jeglicher Unternehmungen in China ausschlaggebend. An der Oberfläche scheinen chinesische und westliche Gesellschaft mittlerweile sehr ähnlich. In China trifft man an vielen Stellen auf eine formelle Struktur, die mit der eines westlichen Landes sehr vergeichbar ist. Chinesen schimpfen gerne auf ‘verwestlichte’ Landsleute und sprechen verächtlich von ‘Bananen’: gelb von Aussen, aber weiss von Innen. Aber viel stärker als im Westen ist die traditionelle informelle Struktur, die Netzwerke, die unsichtbar bleiben, was man in China ‘Guanxi’ nennt. Statt mit Bananen scheint man es dabei dann eher mit ‘Eiern’ zu tun zu haben, um bei der NahrungsmittelMetapher zu bleiben: Chinesen, die an der Aussenseite weiss scheinen, aber innen gelb sind. Dann bleibt allerdings noch stets die Frage offen, auf welchen Teil des ‘Eis’ das urbane Glutamat letztendlich die grösste Wirkung ausübt. 40 41 42 43 Ningbo 44 Kustweg, Xiamen 45 Toekomstige muur, Ningbo 46 Informatiecentrum Gulang Yu, Xiamen 47 Xiamen 48 Shanghai 49 Beijing Airport 50 Shanghai 51 Nanputuo tempel, Xiamen 52 Xiamen 53 Ingang van de botanische tuin, Xiamen 54 55 Lost in space – Kinder ohne Zeit und Raum - Margit Schuster Raum für Kinder – wahrscheinlich so ziemlich das Letzte, worauf man als Planer achtet, wenn man vor Ort die Dynamiken der rasanten Stadtentwicklung in China studieren will. Kommt man als Stadtplanerin allerdings mit kleinen Kindern nach China, dann wird man ziemlich direkt mit diesem Thema konfrontiert. Die Suche nach adäquatem Raum für Kinder gleicht der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Wie überall kommen auch in den chinesischen Städten viele und oft konkurrierende Belange zusammen. Der Verkehr ist immer besonders wichtig, denn alles muss schliesslich gut erreichbar sein. Die Frage nach neuem komfortablen Wohnraum ist gross, sei es zum Wohnen oder als Spekulationsobjekt, und immer mehr der alten innerstädtischen Quartiere weichen neuen modernen Wohnungsbauprojekten mit hoher Dichte, abgeschlossen und um aufwändig gestaltetes Grün herum arrangiert. Die tägliche Versorgung ist auch wichtig, deshalb stehen diese Wohnungen fast immer auf einem Sockel von Läden, und die nächste Shoppingmall ist nicht weit. Dazwischen findet man dann viel repräsentatives ‘Schaugrün’ entlang der Strassen und aufwändig gestaltete Parkanlangen. In Xiamen hat man früh erkannt, dass dies für die Verbesserung der Lebensqualität wichtig ist, und ganz nebenbei bringt es noch andere wirtschaftliche Vorteile mit sich, als dass sich nur die umliegenden Immobilien besser verkaufen lassen. In den Parks findet man dann neben viel Wasser und Kunst oft auch Pavillions, Sportfelder und Sportgeräte. Traditionelle Begegnungsstätten für Alte, wie das Teehaus, werden wiederentdeckt, wo man sich trifft, um gemeinsam Majong zu spielen. Diese Ausstattung findet sich auch auf kleineren Massstab im Inneren der abgeschlossen Wohngebiete wieder. In dieser Auflistung nicht vergessen, sondern einfach kaum zu finden, ist Raum für Kinder. In einigen der Parks in der Stadt und bei grösseren neuen Wohngebieten gibt es, meist ein wenig abseits am Rand, eine Standardspiellandschaft mit Rutsche und Kletterturm in fröhlich bunten Farben, so wie man sie auch zuhauf in den meisten Shoppingmalls 56 57 (extra bezahlen) und bei McDonald und Kentucky Fried Chicken (extra konsumieren) findet. Diese Spiellandschaften stehen in ihrer Einfallslosigkeit in starkem Kontrast zu den aufwändig gestalteten Grünanlagen. Sie scheinen mehr eine Alibifunktion zu haben, mit dem Ziel, den kindlichen Aufenthalt im Freien räumlich zu reglementieren und richten sich in der Regel auch nur an eine sehr beschränkte Altersgruppe. 58 59 Vergeblich sucht man nach Raum für Kinder, um frei zu spielen oder gar nach Möglichkeiten aktiv etwas tun, zu bauen oder in die Umgebung ‘einzugreifen’, wie es z.B. am Strand möglich ist und wovon auch begeistert Gebrauch gemacht wird. Die meisten der Spielangebote, die es gibt, erinnern eher an einen Vergnügungspark. An den Wochenenden werden dann überall in den Parks Hüpflandschaften aufgeblasen und die verschiedensten Apparate aufgestellt, die die Kinder, gegen Bezahlung natürlich, mit viel Lärm und Licht passiv hin und her bewegen. Spielen mit anderen Kindern ist da nicht möglich, alles ist für ein Kind gemacht, und zudem wird jedes Kind immer von einem oder zwei Eltern, wenn nicht auch noch Großeltern begleitet, die aufmerksam jeden Schritt verfolgen und anleiten. Bild der Kinder Es ist an und für sich nicht erstaunlich, dass dem Raum für Kinder so wenig Aufmerksamkeit zukommt, tragen doch diese Räume weder wirtschaftlich noch repräsentativ etwas zum Mehrwert des Ortes bei. Vielleicht aber hat man ihr Fehlen bei dem schnellen Tempo der Entwicklung der chinesischen Städte auch einfach nicht bemerkt. Schliesslich brauchte man bisher auch keinen besonderen Raum für Kinder. Das gewöhnliche Straßenleben in den alten autofreien Strukturen bot genügend Raum und Möglichkeiten zum Spielen für Kinder. Die Wohnung mit ihrem Umfeld bildete einen intensiv und multifunktional genutzten Raumzusammenhang. Die Straße war der Ort, an dem man das Leben der Erwachsenen beobachten konnte und wo Kinder, über den Lebensraum der eigenen Familie hinaus, schrittweise erfahren konnten, was es heisst, groß zu sein. “Viele Kinder-großes Glück!”, wie ein chinesisches Sprichwort sagt, bezieht sich deutlich nicht auf ihre tatsächliche Anwesenheit im öffentlichen Raum. Diese Verflechtung von für Kinder leicht und sicher zugänglichen privaten und öffentlichen Räumen besteht in den neuen Wohngebieten nicht mehr. Neben der Einseitigkeit des Angebots sind diese Räume für Kinder nicht wirklich interessant, vor allem tagsüber passiert kaum etwas. Neben den Männern vom Sicherheitsdienst trifft man dort nur auf die Arbeiter, die für die intensive Pflege der Grünanlagen zuständig sind. Auch der Luxus des eigenen Kinderzimmers und das Fernsehnen tragen dazu bei, dass Draussenspielen immer weniger populär ist. Die wohlbehüteten Einzelkinder werden in der Wohnung gehalten und dann mit dem Auto zu den verschiedenen Orten wie Schule, Sport und anderen Aktivitäten gebracht. Anstelle sich die Umgebung Schritt für Schritt selbst anzueignen, sind sie von der Mobilität der Eltern abhängig. Kontakte mit anderen Kindern werden immer schwieriger, da sich alle auf diese Art und Weise zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Orten bewegen. Jedes Kind hat andere, verinselte Lebensräume. Der grosse Stellenwert, den Kinder in der chinesischen Gesellschaft haben, spiegelt sich demnach nicht in der Möglichkeit einer altersbezogenen aktiven Nutzung vom öffentlichen Raum, nämlich dem Spielen, wieder. Das ist ungewöhnlich, um so mehr, da man überall im öffentlichen Raum Skulpturen findet mit Darstellungen von spielenden Kindern. Kinderdarstellungen gelten in China seit ältester Zeit als gutes Omen, denn Kinder gelten als unschuldiges Ideal eines Heiligen und sind dem “Urgeist” viel näher. Die Skulpturen von spielenden Kindern ersetzen die tatsächlich spielenden Kinder und belegen Raum, der von ihnen genutzt werden könnte. Um besser verstehen zu können, warum Kinder im öffentlichen Raum der chinesischen Städte so unterrepräsentiert sind, ist es sinnvoll, auf den Platz, den Kinder in der Gesellschaft überhaupt einnehmen, einzugehen. Die Werte rund um Erziehung, Entwicklung und die Förderung von Kindern sagen viel darüber, wie Kinder gesehen werden. Ist ein Kind ein unselbständiges, hilfsbedürftiges Wesen, dessen Entwicklung man steuern, lenken und beeinflussen muß? Oder sieht man Kinder als neugierige, aktive, selbsttätige Menschen, die aus sich selbst, durch eigene Erfahrung und unbeirrbares Tätigsein Schwierigkeiten meistern und dadurch Unabhängigkeit und Selbständigkeit entwickeln? Es ist wenig erstaunlich, dass man in China besonders Anhänger des ersten Bildes zu sein scheint. 60 61 Das chinesische Bild des Kindes Chinesen vergöttern ihre Kinder, aber sehen in ihnen kleine, unfertige Erwachsene, die es gilt, durch genaue Anleitung zu vervollkommenen. Einfach nur Kind zu sein, dazu haben die wenigsten chinesischen Kinder die Möglichkeit. Es scheint, als hätte man erst als Erwachsener den Raum, all seine kindlichen Bedürfnisse auszuleben, wie die unglaubliche Popularität von Karaoke, Vergnügungsparks und Spielcasinos zeigen. Beobachtet man, wie engagiert Eltern das Spiel ihrer Kinder am Strand anleiten, kann man sich fragen, ob dies nur rein ‘pädagogisch’ gemeint ist, oder hier nicht von der Gelegenheit Gebrauch gemacht wird, sich selbst ein bisschen auszuleben. Diese ‘Kompensation’ im Erwachsenenalter ist verständlich, wenn man sieht, dass das Leben der Kinder vor allem durch Lernen bestimmt wird. Lernen hat in China eine lange Tradition. Das wichtigste Buch des chinesischen Kulturraums, die von Konfuzius überlieferten ‘Gespräche des Meisters’, beginnt mit der pädagogischen Weisheit: “Der Meister sprach: Zu lernen und das Erlernte immer wieder zu üben - erfreut das etwa nicht?”. Am Anfang war das Lernen Schon im Kindergarten steht Lernen ganz oben auf dem Programm und es gibt kaum Raum für Kinder sich selbst zu beschäftigen oder selbst Dinge zu erfahren. Jedes Spiel ist angeleitet, Eigeninitativen, die eine Veränderung der Vorgabe bedeuten, sind unerwünscht. Kaum haben sich die Kinder in ein Spiel vertieft, werden die Tische schon wieder an die Seite geschoben für die nächste Aktion. Mittels webcam können die Eltern kontrollieren, ob die Kinder auch maximal gefördert werden und ob keine Langeweile aufkommt. 62 63 Auch das Schulssystem ist vor allem auf striktes Lernen und die Vermittlung von mechanischem Wissen ausgelegt und verhindert dadurch jegliche Kreativität und Selbstständigkeit. Bereits vor rund hundert Jahren gab es Versuche, dieses System zu durchbrechen. Der namhafte chinesische Schriftsteller Lu Xun richtete sich 1919 mit dem Aufruf zur “Befreiung der Kinder” an seine Landsleute. “Befreiung” bedeutete für Lu Xun Loslösung aus den Fesseln der alten, konfuzianischen Gesellschaft, in der das Kind durch die Gebote der “Kindespietät” und des Ahnenkultes dem bedingungslosen Gehorsam gegenüber Eltern und Älteren unterlag. Lu Xun und andere forderten, dass Kind nicht mehr als “kleinen Erwachsenen” zu betrachten, sondern in seiner Eigenart und seinen spezifischen Bedürfnissen anzuerkennen. Damit machten sie die “Entdeckung” der Kindheit als eigenständige Phase im Leben des Menschen zum Thema. Die Erziehung in Familie und öffentlichen Einrichtungen sollte dem natürlichen Bewegungsdrang und Spieltrieb der Kinder ausreichend Raum gewähren. Mittlerweile kommt man mehr und mehr zu der Einsicht, dass, um im internationalem Konkurrenzkampf aktiv mitspielen zu können, das Entwickeln von Kreativität und Selbständigkeit wichtiger sein können als das Abspeichern von Unmengen an Wissen. Die Pekinger Erziehungsakademie hat deshalb auch einen neuen Lehrplan für alle Unterrichtstufen vorgelegt, dessen Ziel es ist, den Schülern mehr Möglichkeit zur Selbstständigkeit zu geben: weniger Lernstoff und mehr Zeit und Raum für Eigeninitiative. 64 65 Belange des Kindes Vor allem die Ein-Kind-Politik hat dafür gesorgt, dass das Kind der Mittelpunkt der Familie ist um den sich alles dreht. Darüberhinaus ist und bleibt das Kind nach wie vor ein wichtiger Faktor bei der Altersversorgung, was bei den wenig optimistischen Prognosen der Rentenentwicklung in China sicher nicht verkehrt ist. Das Prinzip des Xiaos ist alt, und in der konfuzianische Tradition heißt es: »Kindesliebe sei, den Eltern nach den Riten zu dienen, solange sie leben.« Chinesische Eltern verlangen zwar von ihren Kindern heute nicht mehr den Gehorsam und eine Rundumverpflegung wie früher. Doch der Grundwert des Xiao sichert weiter den Zusammenhalt der meisten Familien, selbst in Zeiten der grossen Mobilität. Junge Familien sind auch auf die Grosseltern angewiesen, denn sie sorgen für die Betreuung der Enkelkinder neben Kindergarten und Schule, damit sich die Eltern ganz ihrer Karriere widmen können. In der Woche sieht man deshalb vor allem Kinder in Begleitung ihrer Großeltern. Zu gemeinschaftlichen Aktivitäten von Älteren in den Parks hingegen werden Kinder nicht mitgenommen, dort tauchen selten Kinder auf. Betrachtet man den Alltag der Kinder in China wird deutlich, dass sie eigentlich keine Zeit haben um am öffentlichen Leben teil zu nehmen oder draussen zu spielen. Sie müssen fast all ihre freie Zeit investieren, um bessere Leistungen in der Schule zu erzielen. Denn in der Einkindfamilie müssen sich die Investitionen in die Bildung des einzigen Kindes lohnen, und sie sind die Zukunftsvorsorge für die Eltern. Der Wettbewerb um Schul- und Universitätsplätze ist gnadenlos und der Druck, den Familien auf Kinder ausüben, sorgt dafür, dass selbst schon Dreijährige einen Arbeitstag wie Erwachsene haben: sechs Uhr aufstehen, bis fünf Kindergarten mit vollem Programm inklusive Morgenapell und extra Englischunterricht. Dazu kommen dann noch verschiedene Extrakurse zur optimalen Entwicklung aller möglichen Fähigkeiten was bedeutet, dass auch die Wochenenden von Lernaktivitäten meist nicht verschont bleiben. Vor allem diese drei kulturell bedingten Umstände – das Kind, das als unfertiger Erwachsener gesehen wird, das passive Lernen, das über dem Entwickeln von eigener Kreativität steht und der Leistungsdruck – die Ursachen für die magere räumliche Präsenz der Kinder im öffentlichen Raum sind. Dabei bieten das Lernen, die Bedeutung der Kinder und die Entwicklung ihrer Fähigkeiten und ihrer Gesundheit genügend Anlass um adäquaten Raum für Kinder in der Öffentlichkeit bereit zu stellen und ihm Form zu geben. 66 67 Spielen ist Lernen Was du mir sagst, das vergesse ich.Was du mir zeigst, daran erinnere ich mich. Was du mich tun lässt, das verstehe ich. (Konfuzius) Schon Konfuzius wusste, dass es beim Lernen um etwas ganz anderes geht, als sein Gehirn nur als Speicherplatz für allerlei Wissen zu gebrauchen. Lernen ist der lebenslange Prozess von kontinuierlichem Einbauen von Wahrnehmungen in den Erkenntnisapparat. Lernen geschieht automatisch, wenn man versucht, sich in der Welt zurecht zu finden und die Probleme, denen man dabei begegnet, zu lösen. So ist das Gehirn dann auch weniger als Speicherplatz für Wissen konzipiert, sondern ist vielmehr darauf ausgelegt und optimiert, Probleme zu lösen. Spielen ist die natürliche, kindliche Form des Lernens, wo das Kind Eindrücke sammeln und verändern kann. Es macht Spaß, etwas Neues zu können, es vermittelt Glücksgefühle, selbst eine neue Erfahrung zu machen, einen neuen Eindruck zu empfinden und wahrzunehmen. Deshalb lernt das Kind lustvoll und aus eigenem Antrieb, solange es nicht von Erwachsenen überfordert und unter Druck gesetzt wird. Bis zum dritten Lebenjahr sind die einzelnen neuronalen Verbindungen noch nicht so stark ausgeprägt, weshalb komplexe Bewegungen für Kinder dieses Alters noch schwierig sind. Vom dritten Lebensjahr an kommt es zu einer starken Differenzierung der Gehirnzellen und einer fast explosiven Zunahme der Verbindungen untereinander. Damit diese komplexen Verschaltungen entwickelt werden können, sind vielfältige stimulierende Angebote und Herausforderungen nötig. Der Körper entwickelt in dieser Zeit bestimmte “Reaktionsmodelle”, die auch Einfluss auf die Grob- und Feinmotorik haben. Je variierter die Bewegungen und Stimulierung, desto breiter wird das Spektrum an Reaktionsmodellen. Sie sind Basis für alle spätere Entwicklungen und haben einen positiven Effekt auf die Intelligenz der Kinder. Gerade bei dieser Altersgruppe wirkt sich ein eingeschränktes räumliches Angebot an unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten dann auch besonders negativ aus. Kinder in dieser Phase wollen immer mehr selbständig erfahren, verfügen aber noch nicht über die Möglichkeiten und Weitsicht, um auf alles, was in ihrer Umgebung passiert, richtig zu reagieren. Spielen ist Bewegung Schon bei kleinen Kinder bilden sich gesundheitsrelevante Verhaltensmuster heraus die die Entwicklungen bis in das Erwachsenenalter hinein beeinflussen. Ein gut funktionierendes Vorsorgesystem und ausreichende medizinische Versorgung allein sind kein Garant für eine problemlose Entwicklung. Zunehmender Bewegungsmangel bringt viele gesundheitliche Probleme mit sich. Die Kinder werden zur Schule gefahren und müssen von morgens bis abends über Büchern hocken. Es fehlt an Zeit und Möglichkeiten, draussen zu spielen. Vor allem in direkter Wohnumgebung finden sich kaum noch Herausforderungen zum vielseitigen Bewegen. In Kombination mit den veränderten Essgewohnheiten zeigen sich mittlerweile, vor allem in den grossen Städten, die Folgen für die Gesundheit der Kinder. Denn die maßlose Elternliebe zeigt sich auch beim Essen. Vor allem die Söhne, der Stolz einer jeden chinesichen Familie, werden mit zu viel und zu gutem Essen überfüttert, denn gut genährte Kinder gelten traditionell als Zeichen von Wohlstand und Gesundheit. Dies alles trägt dazu bei, dass die Zahl der Kinder mit Übergewicht schnell wächst und auch andere Krankheiten zunehmen, mittlerweile leiden bereits 20 Millionen Chinesen an Diabetes. Spielen ist Entdecken In einer Welt, die nicht für Kinder gemacht ist, ist es wichtig, Raum zum Spielen zu schaffen, Raum der in seiner räumlichen Gestaltung und materiellen Ausstattung auf die kindlichen Bedürfnisse abgestimmt ist und ihnen die Möglichkeit des Entdeckens, Ausprobierens, Erkundens und ‘Selbsttuns’ eröffnet. Dabei hat alles, was direkt, fühlbar, sichtbar und beeinflußbar ist, viel mehr Gewicht als das, was später kommt, oder weiter weg, grösser, teurer 68 69 oder aufwendiger ist oder gar nicht veränderbar und abstrakt. Steine, die man ins Wasser schmeissen kann, so dass es spritzt, Löcher in die man etwas stecken kann, Wasser, das man umleiten kann, Gehwegplatten die wackeln, Zäune an denen man entlang klettern kann, all das sind wichtige Entdeckungen und unendlich viel interessanter als jedes Spielgerät. Neben räumlichen Bedingungen ist für Kinder auch Spielraum für eigene Entscheidungen, individuelle Sinngebungen und selbständiges Handeln von grosser Bedeutung. In wie weit wird den Kindern Handlungsspielraum zugestanden, können sie sich selbst für Aktivitäten entscheiden, selbst bestimmen was sie tun und in wie weit wird ihr Bewegungsdrang von den Erwachsenen toleriert bzw. ihm entgegengekommen? Missverständnisse Die vorhandenen Kinderwelten, Kindermöbel und Kinderspielzeug zeigen, dass es da viel Missverständnis gibt. Nicht nur in China findet man üppig gestaltete Kinderwelten, die man allerdings nur bedingt mit tatsächlichem Kinderverständnis gleichsetzen kann. Sie korrespondieren oft mehr mit den Vorstellungen der Erwachsenen, illustrieren dadurch aber auch sehr gut, ob Kindern und ihren Bedürfnissen entgegengekommen wird, sie gefördert, unterdrückt oder ignoriert werden. Grund für diese Missverständnisse liegen aber auch in den unterschiedlichen Wahrnehmungen von Kindern und Erwachsenen. Angeregt durch das phantasievolle Spiel der Kinder neigt man als Erwachsener zum Beispiel oft dazu, Dinge für Kinder vorzuinterpretieren, was Ihnen dann die Freiheit zur eigenen, phantasievollen Umgestaltung nimmt und es unmöglich macht, immer wieder etwas anderes hinein zu phantasieren. Die Grenze zwischen Phantasie stimulieren und zu lenken ist nicht immer leicht auszumachen. Häufig werden auch Dinge abstrahiert, um damit die Phantasie des Kindes zu unterstützen. Jedoch fällt es Kindern schwer, abstrakte Formen zu erkennen, sie sind viel mehr an Details interessiert als an der Abstraktion. Auch das ‘kindgerechte’ Bemalen von Dingen mit Gesichtern oder mit Figuren beschränkt Kinder eher in ihrer Phantasie, als dass es sie stimuliert, ebenso wie starke Farben oder Farbkontraste, die für Kinder in erster Linie einen Aufforderungscharakter haben und nicht tatsächlich von ihnen bevorzugt werden. Im Gebrauch zeigt sich, dass Kinder oft am Ungrellen, am Unspektakulären mehr Spass haben, wenn sie es erst beim zweiten oder dritten Mal selbst entdecken. 70 71 Diverse unfertige Räume Kinder leben in einer Welt, in der eigentlich alles viel zu gross ist. Darum lieben Kinder kleine strukturierte Gestaltung, miniaturisierte Welten. Große Dimensionen, riesige Spielfiguren verstärken eher das Gefühl, dass man als Zwerg in einer Welt von Riesen lebt. Lange gleichmäßige Straßen entlang zu gehen ist für Kinder eine Quälerei, sie bewegen sich am liebsten von einem Punkt zum nächsten, von Erlebnis zu Erlebnis. Das Zeit- und Entfernungsgefühl von Kindern richtet sich auf das, was jetzt, hier und sofort passiert und nicht auf das, was vielleicht später und dahinten kommt. Darum brauchen Kinder eine kleinteilige Struktur, Vielschichtigkeit, Nischen, Ecken, kleine Höhen und Tiefen. Die Strukturen der modernen Planung mit grossen freien Plätze und endlosen, langen, geraden Strassen sind für Kinder wesensfremd und eigentlich nicht benutzbar. Ideal ist ein Netzwerk von Spiel und Entdeckungsmöglichkeiten in den Grüngebieten des direkten Wohnumfelds, das über Plätze mit Spielmöglichkeiten im Viertel bis hin zu grösseren Stadtparks mit einem grösseren und mehr spezialisierten Angebot an Spielmöglichkeiten reicht. Neben der sicheren Erreichbarkeit und geschützter Lage ist ein natürliches, reales Umfeld wichtig. Dabei sollte man nicht vergessen, dass für Kinder, die in einer grossen Stadt aufwachsen, Technik ein viel natürlicheres und reelleres Umfeld ist, als die Natur, die sie nur vom Hörensagen kennen. Eigentlich bedarf es nicht vieler Mittel, um eindrückliche Orte für Kinder zu schaffen, eigentlich sind es sind sogar eher die von den Planern vergessenen Orte, die Kinder besonders anziehen, da sie Raum für selbstbestimmte Nutzung lassen und nicht bereits alle Nutzungsmöglichkeiten durch die Einrichtung vorgeschrieben sind. Gerade in einer Welt von technischer Perfektion brauchen Kinder das Unfertige. Unfertiges fordert zum Weiterentwickeln auf, es bietet die Möglichkeit zur Umgestaltung. Dadurch wird Kreativität herausgefordert und eigenes Denken und Handeln möglich. 72 73 Bespielbare Umgebung Natürlich sind diese Betrachtungen von europäischen Wahrnehmungsmustern geprägt und haben vielleicht deshalb für den chinesischen Kontext nur eine eingeschränkte Gültigkeit. Aber auf der Suche nach passenden Speilraum für meine Kinder habe ich erfahren, dass Spielen auch für chinesische Kinder ein Grundbedürfnis ist - ein Grundbedürfnis, das sich über alle Kulturen und Schichten hinwegsetzt und selbst extreme Sprachbarrieren zu überwinden vermag. Die in Xiamen vorgefundene Situation ist der nicht unähnlich, die es in Europa gab und an vielen Orten noch immer gibt. Allein das Tempo, mit dem das Thema an Wichtigkeit gewinnt, ist viel grösser, und der Kontext ist ein anderer, was die Frage aufwirft, ob es passend ist, ‘gängige’ Spielraummodelle zu übernehmen. Selbst wenn das Bedürfnis nach freiem Spiel und dessen Bedeutung für die Entwicklung von Kindern überall gleich ist, bedeutet das nicht zwangläufig, dass die Art und Weise des Spiels und die räumliche Präsentation auch gleich sein muss. Der chinesische Kontext bietet ganz andere Möglichkeiten, Raum für Kinder zu schaffen. So kann man, statt den öffentlichen Raum mit Skulpturen von spielenden Kindern zu besetzen, versuchen, Kunst und Künstler einzusetzen um Orte zu schaffen, die bespielbar sind und durch ihre Gestaltung die Benutzung von Kinder herausfordern. Auch die traditionellen Gestaltungstechniken bieten zahlreiche Möglichkeiten, um eine Spielumgebung zu schaffen, die reizvoll für Kinder ist. Die Rutschen im botanischen Garten von Xiamen sind ein gutes Beispiel dafür, wie durch traditionelle Techniken eine besondere Spielumgebung geschaffen wurde, die sich gut in die Gesamtgestaltung einfügt und ein harmonischer Teil des Ganzen wird. Diese Prinzipien können auch angewendet werden, um die repräsentativen Grünganlangen in den Wohngebieten für Kinder mit nutzbar zu machen. Die Stadt Xiamen, in ganz China als Modellstadt bekannt, hat sich unter anderen das Ziel gesetzt um pro Einwohner 12 m2 Grünfläche zu realisieren. Ausserdem will die Stadt mehr öffentliche Einrichtungen und ein reicheres Kulturleben anbieten. Dabei werden die verschiedenen Bedürfnisse, die an den öffentlichen Raum gestellt werden, berücksichtigt, so gibt es z.B. spezielle Elemente für ältere Menschen oder Blinde und viele frei zugängliche Sportanlagen. Zusammen mit Stadt, Planern und Künstlern sollte man versuchen, auch für Kinder eigene Modelle für Spielräume mit entsprechender Ausstattung zu entwickeln. Neben der Verbesserung der Lebensqualität stellt dies einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung und Entwicklung der zukünftigen Generation dar. Die Entwicklung von entsprechenden Modellen für Kinder im öffentlichen Raum bietet Xaimen die Gelegenheit, seine Vorbildfunktion als grüne und umweltfreundliche Stadt mit hoher Lebensqualität weiter auszubauen. Auch der Anspruch der Umwelterziehung lässt sich auf besondere Art damit verbinden, wenn man es Kindern wieder ermöglicht, Natur mit all ihrer Diversität selbst zu erfahren, um so die Basis für ein echtes Umweltverständins zu legen. Ernsthafte städtebauliche Aufgabe Die aufgezeigten Tendenzen zeigen, dass eine Auseinandersetzung mit diesem Thema notwendig ist. Aldo van Eyck hat mit seinen Spielplätzen, die er in der Nachkriegszeit in Amsterdam entwickelt hat, gezeigt, dass dies eine durchaus 74 75 ernst zu nehmende Planungsaufgabe ist. Kurzfristig gedacht bedeutet das Zurverfügungstellen von Raum für Kinder wirtschaftlich nur extra Kosten und entzieht dafür bereitgestellte Flächen einer gewinnbringenden Nutzung. Langfristig ist dies jedoch eine effektive Möglichkeit, um den sonst mit grosser Wahrscheinlichkeit explodierenden Kosten im Gesundheitssektor vorzubeugen. Zudem wird ein wichtiger Beitrag zur mentalen und physischen Entwicklung der Kinder geleistet, die in der chinesischen Gesellschaft einen so grossen Stellenwert haben. 76 77 Es wird deutlich, dass Raum für Kinder zum Bewegen und zum Spielen kein überflüssiger Luxus ist. Naheliegende Lösungen sind Spielplätze, aber eigentlich spielen Kinder am liebsten auf der Strasse, da, wo etwas passiert. Spielplätze sind für sie nur ein Surrogat für etwas, was im täglichem Leben seinen Platz finden sollte – nämlich in Form von Raum, wo sie ohne Gefährdung, selbstbestimmt und ohne Anleitung, durch eigene Erfahrung, Beobachtung und Nachahmung lernen können wie das Leben funktioniert. Please don’t wash in the pool, Children should be accompanied by adult, don’t frolic near the pond. Xiamen Jiashenghaoyuan service center 78 79 Bronnen: Stephan Barth: Kindheitsräume in der Moderne, www.stephan-barth.de/kindheit.htm * Kees Both: Kinderen in beweging, in: de wereld van het jonge kind, dec 2005, 118ff * Günter Beltzig: Child-like, Childish, Child-friendly: is there such a thing as children’s aesthetics? www.beltzig-playdesign.de * Georg Blume und Chikako Yamamoto: Himmel, Kaiser, Lehre, in: Die Zeit 17.01.2006 Nr.4, Hoffen auf Konfuzius, Das globalisierte Altern, in: Die Zeit 16.09.2004 Nr.39 * Knut Dietrich: Spielräume zum Aufwachsen, in: und dann ist der Tag vorbei! Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen (EKKJ), Bern 2005 * Donata Elschenbroich: Fron der frühen Jahre, in: Die Zeit 17.01.2006 Nr.4 * Mechthild Leutner, “Befreit die Kinder!” Pressebericht FU Berlin Nr. 033/1999 * Harald Maass: Von den “kleinen Kaisern” werden einige zu dick, in: Frankfurter Rundschau, 25.03.1998 * Prof. Dr. Oerter, Rolf: Spiel, Kreativität und Lernen. Zur Bedeutung des Spiels für die menschliche Entwicklung, Kongresses”Kinder und Natur in der Stadt” am 24.-25. Nov. in München, http://www.dkhw.de * Trudy Maria Tertilt: Impact of Urbanization - Children in Chinese Mega-Cities (August 2005) Urban Planning and Design Institute, Tongji University in Shanghai * Xiamen: A Model of Environmental Achievement, A January 1999 report from U.S. Embassy Beijing * Prof. Dr. Renate Zimmer: Gesundheit und Bewegung im Kindesalter, Kongress “Kinder und Natur in der Stadt” am 24.-25. Nov. in München, http://www.dkhw.de Urbaan Glutamaat is een uitgave van Hans Venhuizen en Margit Schuster en kwam tot stand tijdens een verblijf van twee maanden bij het Chinese European Art Centre in Xiamen, China. Tekst en foto’s pagina 1 tot en met 49: Hans Venhuizen Tekst en foto’s pagina 50 tot en met 76: Margit Schuster 80 81 Voor hun ondersteuning tijdens het verblijf in Xiamen willen de auteurs graag bedanken: Ineke en Sigurdur Gudmundsson, Linlin en Jiawen Hou, Landy, de drukker van deze publicatie, Song Chi, Francien van Westrenen, Guohaipeng en Johnson en iedereen die we vergeten zijn. © 2006 - Hans Venhuizen en Margit Schuster Niets uit deze publicatie mag worden overgenomen op welke wijze dan ook, zonder uitdrukkelijke schriftelijke toestemming van de makers. Contact: Bureau Venhuizen Postbus 28031 3003 KA Rotterdam [email protected] www.bureauvenhuizen.com 82 ein Reisebericht von Hans Venhuizen und Margit Schuster Juli 2006 - Xiamen, China