Forum Nachhaltig Wirtschaften
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Forum Nachhaltig Wirtschaften
Forum 02/2010 EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.forum-csr.net ISSN 1865-4266 Nachhaltig Wirtschaften Das Entscheider-Magazin Cleantech Sp ec ial :B us in es s& Bi od ive rs itä t Leitindustrie der Zukunft SusCon 2010 • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur Die größte Zielgruppe für ökologische Lösungen. Wer auf Werte achtet, sieht die Welt mit anderen Augen. Und denkt schon heute an Lösungen für morgen. Deshalb basiert bei Steinbeis die gesamte Technologie und Produktion auf dem Prinzip Ökologie. Seit 1976 produzieren wir Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier in besonders energiesparenden, klima- und umweltschonenden Verfahren. Unser komplettes Premium-Sortiment an Büro- und Magazinpapieren ist ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Es besticht durch hohe Weißgrade und beste Druck- und Laufeigenschaften. Für eine gesunde Zukunft der nächsten Generationen – Altpapierveredelung von Steinbeis. Mehr Informationen unter: www.stp.de www.stp.de eDiTORial Oskarreife Zukunftsvisionen Auf dem Planeten Pandora hat die Menschheit ein Mineral entdeckt, das die Energieprobleme der Erde lösen könnte. Doch alle Versuche, den Rohstoff abzubauen, werden von den einheimischen Na’vi vehement blockiert. Diese wissen: Die reichhaltige Flora und Fauna ihres Planeten bildet ein komplexes System, das nicht ins Ungleichgewicht gebracht werden darf. Starregisseur James Cameron hat für seinen jüngsten Kassenschlager „Avatar“ ein brandaktuelles Thema gewählt: Pandora ist ein Science-Fiction-Abbild der Erde – ein Planet, auf dem sich das Zusammenwirken der Arten über einen langen Zeitraum eingespielt hat. Dieses feine Netz aller Lebensformen, „Biodiversität“ genannt, ist unendlich wertvoll, nicht nur in fiktiven Galaxien, sondern auch auf unserem Blauen Planeten, im Hier und Jetzt. Doch das einzigartige Zusammenspiel ist bedroht: Der fortschreitende Abbau des Tropenwaldes und die Ausrottung vieler Tier- und Pflanzenarten sind zu den größten Herausforderungen unserer Zeit geworden. Nicht zufällig haben die Vereinten Nationen das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Denn alle Ressourcen, die wir heute so selbstverständlich plündern, sind nur in begrenzter Form verfügbar. of Europe, deren talentierte und engagierte Fotografen dieses Heft mit wunderschönen Bildern bereichern. Für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sind technische Innovationen und eine schnellere Marktentwicklung gefragt. Um hier alle Kräfte in Deutschland zu bündeln, haben wir der Bundeskanzlerin die Strategie CLEANTECHD vorgelegt, die die Entwicklung und internationale Vermarktung grüner Technologien massiv fördern wird. Deutschland kann und sollte hier weiter Vorreiter bleiben. Schließlich ist die Lage ernst, denn für unsere Welt gibt es keinen Ersatz – höchstens im Kino. Zur Bewahrung der Biodiversität bedarf es eines Wandels der Wirtschaft – grüne, saubere Technologien und Strategien sind gefragt. Wie diese aussehen können, lesen Sie in dieser und unseren kommenden Ausgaben. B.A.U.M. und forum Nachhaltig Wirtschaften sind hier in vielfältige Aktivitäten involviert: Wir untersuchen Ansatzpunkte des Biodiversitätsmanagements, veranstalten Workshops und die internationale Konferenz SusCon 2010. Mit der EU-geförderten „European Business and Biodiversity Campaign“ tragen wir in den kommenden Jahren das Thema in die Wirtschaft und bringen europaweit Naturschutzorganisationen, Politik, Medien und Firmen zusammen. Starke Partner unterstützen uns dabei. Wir danken an dieser Stelle der Initiative Wild Wonders www.forum-csr.net Fritz Lietsch Prof. Maximilian Gege Geschäftsführer ALTOP Verlag, Geschäftsführer B.A.U.M. e.V. Herausgeber & Chefredakteur Co-Herausgeber [email protected] 3 iNHalT „Biologische Vielfalt ist kein Luxus“ 6 ■ Editorial .................................................................................... 3 ■ Im Brennpunkt ........................................................................ 6 Norbert Röttgen: Biologische Vielfalt ist kein Luxus .................................. 6 ˇ Janez Potocnik: Der Biodiversitätsverlust ................................................... 8 – eine Herausforderung wie der Klimawandel ■ CSR-News ............................................................................... ■ Schwerpunkt: Cleantech 10 ................................................... 13 Günther Bachmann: Grand Design 2050 ................................................ 14 Interview mit Marco Voigt und Sven Krüger: .......................................... 15 Cleantech braucht eine Bühne! Curt J. Winnen und Thomas Schulz: CLEANTECHD ................................. 17 Masdar City 20 Christoph Santner und Maximilian Heinz: ............................................... 20 Wüste(n) Visionen – Masdar City Bayer startet neues Nachhaltigkeitsprogramm ........................................ 30 Myclimate – Ihr Partner für Klimaschutz ................................................. 35 Manfred Bayerlein: Nachhaltigkeit braucht Intelligenz ............................... 36 Vinnolit: Neuer Standard durch Zukunftstechnologie PVClean ................ 38 GrünHausEnergie: Schalten Sie um auf Grün! ........................................ 39 Peter Grett: Saubere Trucks und lautlose Flitzer ...................................... 40 – Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge Lautlose Flitzer 40 ■ Special: Business & Biodiversität ................................... 51 Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein: .............................................. 52 Wirtschaft – vom Aussterben bedroht? Josh Bishop: Der Wert unserer Welt – Die TEEB-Studie ........................... 54 zur Bedeutung von Biodiversität Stefan Hörmann: Gemeinsam stark für Biodiversität! ............................. 60 Ein Überblick über internationale und europäische Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen Business und Biodiversität 51 Stefan Hörmann: Mit Vollgas ins Jahr der Biodiversität! .......................... 62 Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet Sebastian Winkler: Countdown 2010 ..................................................... 64 Corinna Hölzer: Wer keinen Nutzen bringt, fliegt raus. ........................... 66 Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen für Politik und Gesellschaft Marion Hammerl: Ein Fall fürs (Umwelt-)Management ........................... 68 – Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann Patrick Trötschler: Bunte Vielfalt vor der Firmentür .................................. 70 – Naturnahe Firmenareale Der Wert unserer Welt 54 Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich: xtinct – Die Totgeglaubten leben wieder .. 72 Volkswagen: Das große Rad der Biodiversität drehen .............................. 74 Arme Böden – reiche Artenvielfalt .......................................................... 76 Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE neue Lebensräume entstehen Tina Teucher: SusCon 2010 – Kann die Wirtschaft die Erde retten? ........... 79 ■ Praxis ....................................................................................... 83 Strategie & Unternehmensführung Countdown 2010 4 64 Stefan Schaltegger, Holger Petersen und Martin Oldeland: ..................... 84 Vorne dran bleiben! Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr forum Nachhaltig Wirtschaften iNHalT Verantwortung, Visionen, Aktionen Muhammad Yunus: Den Sozialunternehmen gehört die Zukunft ............ 86 Changemaker im Porträt 72 Die Totgeglaubten leben wieder Interview mit Jerome Braun und Dennis Lotter: ...................................... 88 Kein Beraterkauderwelsch – Nachhaltige Geschäftskonzepte für CSR-Manager Personalmanagement Christian Klant: Weiche Faktoren – Zwar heiß diskutiert, ........................ 90 aber wenig beachtet Einkauf, Produktion & Logistik Claudia Mende: Wenn Kommunen einkaufen ........................................ 92 Branchenreport Textilindustrie 79 SusCon am 15.-16. Juni 2010 Jerome Braun und Dennis Lotter: Vom Sorgenkind ................................. 96 zur Vorzeigebranche? Die Herausforderungen der Textilbranche Kik: Im Fokus – Die Entwicklung nachhaltiger CSR-Strategien ............... 100 Berichterstattung und Kommunikation Dennis Lotter und Jerome Braun: ......................................................... 101 Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann Dr. Alexandra Hildebrandt: Wa(h)re Marken ......................................... 102 Dieter Brübach: Nachhaltigkeit gewinnt – B.A.U.M. e.V. sucht in .......... 104 drei verschiedenen Wettbewerben Positivbeispiele aus Unternehmen Sozialunternehmen gehört die Zukunft 86 ■ Themen ................................................................................. 105 Politik & Gesellschaft Martin Beckenkamp: Warum zerstören wir gegen die Vernunft? .......... 106 Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität Ralph Thurm: Der T(h)urmblick – Statische Diskussionen ...................... 108 Swisscanto: Attraktive Verbindung für Anleger ..................................... 109 – Nachhaltigkeit und Emerging Markets Branchenreport Textilindustrie 96 Globalisierung Bernward Geier: „Wir müssen zurück zur Wirtschaft ............................ 110 der realen Welt“ – Interview mit Vandana Shiva LOHAS & Ethischer Konsum Kathrin Hartmann: Ende der Märchenstunde! ...................................... 114 Green Money UmweltBank: Sinn und Gewinn ........................................................... 116 Georg Zoche: Der Dollar war‘s. Und nicht die Gier. ............................... 117 Ende der Märchenstunde! 114 ■ Service.................................................................................... 121 Unser Filmtipp: Die Bucht www.forum-csr.net 125 forum Wissenschaft & Lehre ................................................................ forum Medientipps ............................................................................. forum Events in der Vorschau .............................................................. forum Events in der Nachschau ........................................................... Themenvorschau & Impressum ............................................................ 122 124 126 129 130 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 5 iM BReNNpUNKT Biologische Vielfalt ist kein Luxus Geleitwort des Bundesumweltministers Norbert Röttgen Foto: © Thomas Köhler / photothek.net Ökosysteme sind die Grundlage allen Lebens. Ihre Leistungen sind für die Menschen unverzichtbar. Die biologische Vielfalt dient der Ernährung und der Gesundheit, sie ist Impulsgeberin für zukunftweisende Innovationen. Wirtschaft und Gesellschaft sind auf die Nutzung der Vielfalt von Natur und Landschaft angewiesen. Zurzeit schwindet die biologische Vielfalt jedoch weltweit in einem besorgniserregenden Tempo. Zerstören wir die Natur weiter, bringen wir uns langfristig selbst um unsere Existenz- und Wirtschaftsgrundlage. Das Bundesumweltministerium hat während der deutschen G8-Präsidentschaft gemeinsam mit der europäischen Kommission eine umfangreiche Studie über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen initiiert („The Economics of Ecosystems and Biodiversity“, TEEB). Ein Ergebnis der ersten Untersuchungen: Investitionen in Schutzgebiete rechnen sich. Sie stärken auf kostengünstige Weise die Widerstandskraft gegenüber den Auswirkungen von Klimawandel oder Naturkatastrophen. Und sie helfen bei der Ernährungssicherung, der Armutsbekämpfung und der wirtschaftlichen Entwicklung. TEEB hat sich inzwischen zu einem globalen Projekt zur Untersuchung der Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität entwickelt, welches vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen verwaltet wird. Die Völkergemeinschaft hat das Problem des anhaltenden Biodiversitätsverlustes für Gesellschaft und Wirtschaft frühzeitig erkannt und bereits 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung das „Übereinkommen über die biologische Vielfalt“ (CBD) beschlossen. Das zentrale Ziel der 193 Staaten, die der CBD inzwischen beigetreten sind, ist es, den Biodiversitätsverlust aufzuhalten. Ein ehrgeiziges Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn alle gesellschaftlichen Kräfte und Anstrengungen gebündelt werden. Es bedarf hierzu internationaler und nationaler Bündnisse zwischen Politik, Wissen- schaft, Bürgerinnen und Bürgern und besonders auch der Wirtschaft. Denn: Ökonomie und Ökologie sind keine Gegner, sondern zwei Seiten einer Medaille. Sie sind aufeinander angewiesen. Anlässlich der neunten Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Bonn im Mai 2008 wurde die Business & Biodiversity Initiative „Biodiversity in Good Company“ des Bundesumweltministeriums gegründet. Das Ziel der Initiative ist es, Unternehmen stärker in die Umsetzung von Biodiversitätsaktivitäten und -programmen einzubeziehen. Das Bundesumweltministerium hat die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) damit beauftragt, die Initiative „Biodiversity in Good Company“ voranzubringen. Bislang haben sich 42 Unternehmen der internationalen Initiative durch die Unterzeichnung der sieben Punkte umfassenden Leadership-Erklärung (siehe Seite 8) angeschlossen. Sie haben sich damit verpflichtet, die Biodiversität in ihre jeweiligen Managementsysteme zu integrieren. Welchen Beitrag leistet die Wirtschaft zur Erhaltung der Natur und der biologischen Vielfalt? Wie gehen Unternehmen mit der wachsenden Nachfrage nach natürlichen Ressourcen und der Nutzung von Ökosystemen um? Solche Fragen werden innerhalb der Initiative diskutiert und praxisnahe Lösungsansätze entwickelt. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der biologischen Vielfalt 2010 eine Trendwende zu mehr Artenschutz. 6 forum Nachhaltig Wirtschaften Fabriken. Ausschließlich mit erneuerbaren Energien betrieben. Ein ferner Traum? Für uns der nächste Schritt. Bereits heute gewinnt unser Produktionswerk in Spartanburg über 63 % seines Energiebedarfs aus Methangas – dem Nebenprodukt einer benachbarten Mülldeponie. Für manch einen mag das ein guter Wert sein. Für uns aber nicht gut genug – genauso wenig wie für unsere Kunden und für die Welt, in der wir leben. Wir lehnen uns nie zurück – sondern denken und gehen weiter. Suchen weiter nach neuen, auch unkonventionellen Lösungen. Nicht umsonst gilt die BMW Group als nachhaltigster Automobilhersteller der Welt* – und Vorreiter in Sachen ökologischer Produktion. Das wollen und werden wir bleiben. Dazu fordern wir uns selbst heraus. Täglich aufs Neue. Deswegen werden wir auch nicht aufhören, bis wir unsere Fabriken ausschließlich mit erneuerbaren Energien betreiben. Ideen und Visionen für alternative Energiequellen haben wir genug. So produzieren wir im BMW Werk Rosslyn in Südafrika und in der BMW Welt in München Energie aus der Kraft der Sonne. Im BMW Werk Leipzig planen wir die Nutzung von Windkraft. Und schon bald könnte natürliche Wärme aus der Erde erneuerbare Energie für unseren Standort München liefern. www.bmwgroup.com/whatsnext. *Branchenführer im Dow Jones Sustainability Index 2005, 2006, 2007, 2008, 2009 www.forum-csr.net 7 iM BReNNpUNKT Ein Engagement für die Erhaltung der biologischen Vielfalt bringt auch in ökonomischer Hinsicht Vorteile mit sich. Verbesserte betriebliche Umwelt-Managementsysteme, ökologisch ausgerichtete Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung, nachhaltige Produktionsweisen und eine vorausschauende Anpassung der Produkte erhöhen langfristig die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Partner der „Biodiversity in Good Company“ Initiative sind international bekannte Unternehmen, die den Schutz der biologischen Vielfalt aktiv in ihr Unternehmensmanagement aufnehmen und sich damit als Vorreiter etablieren. Pragmatische Konzepte, Methoden, Instrumente und Erfahrungen zur Integration von Naturschutzzielen in unternehmerische Aktivitäten waren bislang schwer zu finden. Die Initiative „Biodiversity in Good Company” versucht hier gegenzusteuern. Sie ist auf einem guten Weg, die Einbindung der Wirtschaft in die Umsetzung der CBD signifikant zu verbessern. Die Ergebnisse werden auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz der CBD im Oktober 2010 in Nagoya, Japan präsentiert. Neben den vielfältigen politischen Aktivitäten zum Schutz der Natur sehe ich es als zentrale Aufgabe an, das Thema biologische Vielfalt einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und die gesamtgesellschaftlichen Folgen und Kosten des Biodiversitätsverlustes zu kommunizieren. Das Magazin „forum Nachhaltig Wirtschaften“ stellt sich dieser Aufgabe. Ich lade Sie herzlich ein, sich in dieser Ausgabe über weitere Aktivitäten zu informieren. „Biodiversity in Good Company“ – Leadership-Erklärung Die Unterzeichner anerkennen und unterstützen die drei Ziele des Übereinkommens: • erhaltung der biologischen vielfalt • nachhaltige nutzung ihrer Bestandteile • gerechte Aufteilung der sich aus der nutzung der genetischen ressourcen ergebenden vorteile und verpflichten sich: 1. die Auswirkungen der unternehmensaktivitäten auf die biologische vielfalt zu analysieren; 2. den schutz der biologischen vielfalt und die nachhaltige nutzung in das umweltmanagementsystem aufzunehmen und indikatoren zu definieren; 3. eine verantwortliche stelle im unternehmen einzurichten, die alle Aktivitäten im Bereich Biodiversität steuert und der Geschäftsführung berichtet; 4. messbare und realistische Ziele zum verbesserten schutz der biologischen vielfalt und ihrer nachhaltigen nutzung festzulegen, die alle 2-3 Jahre überprüft und angepasst werden; 5. alle Aktivitäten und erfolge im Bereich der biologischen vielfalt im Jahres-, umwelt- oder nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen; 6. Zulieferer über seine Biodiversitätsziele zu informieren und schrittweise einzubinden; 7. Kooperationen mit potentiellen Partnern wie naturschutzorganisationen, wissenschaftlichen oder staatlichen einrichtungen auszuloten, um im dialog das Fachwissen zu vertiefen und das Managementsystem fortzuentwickeln. Der Biodiversitätsverlust – eine ebenso große und globale Herausforderung wie der Klimawandel Unser langfristiges Überleben ist von der Natur genauso abhängig, wie von der Stabilität des Klimasystems. Unsere Volkswirtschaften und unsere Firmen sind auf die Ressourcen angewiesen, die die Natur uns zur Verfügung stellt. Von Wasser und fruchtbarem Boden bis hin zur Nahrungsmittelproduktion und Baumaterialien. Der Schutz der Biodiversität kann daher nicht ausschließlich Aufgabe des öffentlichen Sektors sein. Die Privatwirtschaft muss sich ganz klar positionieren und den Einfluss von Unternehmungen auf die Biodiversität in Grenzen halten. Es muss deutlich mehr getan werden, um Ressourcenverbrauch und Verschwendung zu verringern, gleichzeitig muss die Effizienz auf ein Höchstmaß getrieben werden, um unseren ökologischen Fußabdruck einzugrenzen oder – noch besser – zu verringern. Beim aktiven Schutz der Natur können Unternehmen stark vom Nutzen der Natur profitieren. Der Tourismussektor ist ein typisches Beispiel dafür, das gleiche gilt aber auch für Agrarwirtschaft, Fischerei und den Energiesektor, die stark von den Leistungen der Ökosysteme abhängig sind. 2010 ist nicht nur das UN-Jahr der Biodiversität, sondern auch das Jahr, in dem wir ein neues globales Biodiversitätsziel für die Zeit nach 2010 verabschieden werden. Um diese drängende und äußerst wichtige Herausforderung anzunehmen und mit Erfolg zu meistern, brauchen wir die volle Verantwortungsübernahme und den vollen Einsatz der Unternehmen. Janez Potocnik ˇ , Europäischer Umweltkommissar 8 forum Nachhaltig Wirtschaften Die Umwelt hat sich verändert... unser Papier auch. Eine der größten Herausforderungen ist es heute, positive Zeichen zu setzen, ohne unsere Umwelt zu beeinträchtigen. Deshalb wird zur Herstellung von Revive Altpapier verwendet, das sonst verbrannt oder auf einer Mülldeponie entsorgt worden wäre. Das Ergebnis ist beeindruckend. Zudem wird für die Produktion weniger Energie und Wasser verbraucht. Erleben Sie die neue Generation unserer Recyclingpapiere! Mehr dazu unter www.revivepaper.com a new age in recycled paper Deutsche Papier Vertriebs GmbH • Steinerne Furt 75 • 86167 Augsburg • Tel. 08 21 / 7 40 40 • Fax 08 21 / 7 40 41 60 • [email protected] • www.deutsche-papier.de www.forum-csr.net 9 Csr-neWs forum-News Foto: © NABU/H. Pollin Keine „grüne Welle“ für den Natur- und Artenschutz? 2007 hatte die Bundesregierung mit der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt ein Paket mit 330 Zielen und rund 430 Maßnahmen für den Erhalt der Artenvielfalt verabschiedet. Große Verantwortung für deren Umsetzung haben die Bundesländer. Eine Analyse der Umwelt- Die Erde trocknet aus verbände BUND und NABU zeigt: In keinem einzigen Bundesland stehen die Zeichen für einen erfolgreichen Arten- und Biotopschutz auf grün. Dabei sei ein umfassender Schutz der biologischen Vielfalt dringend geboten, so die Naturschutzverbände. Jede achte Vogelart, jedes vierte Säugetier und jede vierte Nadelbaumart weltweit sind vom Aussterben bedroht. Allein in Deutschland gelten 72,5 Prozent der Lebensräume von Pflanzen und Tieren als gefährdet. Jede zweite heimische Vogelart, ein Drittel der Pilzarten und 30 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen sind bedroht. Verschärft wird diese prekäre Lage durch den fortschreitenden Klimawandel. Der weitere Verlust der Artenvielfalt erhöht auch die Folgekosten für Wirtschaft und Gesellschaft. Spielerisch das eigene Energieprofil ermitteln: Zürich macht es vor Foto: © Olaf-Schneider, pixelio Wie stark belasten Sie das Klima? Wie viel Energie brauchen Sie in Ihrem Alltag – beim Wohnen, Essen, Reisen, in der Freizeit? Wo steht die eigene Ökobilanz im Vergleich zu anderen Menschen? Welche Sparmaßnahmen bringen am meisten? Das Institute of Agro Food Research and Technology (IRTA) hat die Ausbreitung von Wüstenregionen weltweit untersucht und beunruhigende Ergebnisse publiziert. Bereits heute sind 38 Prozent der Land-Erdoberfläche gefährdet zu Wüsten zu werden. Dabei handelt es sich um Prärien, Küstengebiete, den gesamten Mittelmeerraum sowie Steppen und Wüsten aller Klimazonen. Mangelnde nachhaltige Landnutzung ist einer der maßgeblichen Faktoren für die Ausbreitung der Wüsten. 10 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Unter www.stadt-zuerich.ch können Verbraucher spielerisch ihre persönliche Lebens- und Verhaltensweise unter die Lupe nehmen. Das Spiel errechnet wissenschaftlich korrekt den persönlichen ökologischen Fußabdruck im Vergleich zum Durchschnittsbürger. Außerdem erfährt man, in welcher „Energieeffizienzklasse“ man in den Bereichen Heizen, Elektrogeräte, Mobilität, Ernährung und Konsum lebt. Individuelle Tipps helfen bei der Verbesserung der eigenen Treibhausgas-Bilanz. forum Nachhaltig Wirtschaften Csr-neWs Kaufkräftige Kunden investieren zunehmend in ökologische Produkte Die Wirtschaft hat das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt und greift damit einen gesellschaftlichen Trend auf. Doch wie nachhaltig handelt der Konsument von heute? Um das herauszufinden, hat SevenOne Media, der Vermarkter der ProSiebenSat.1 Group, bei dem Marktforschungsinstitut Nielsen eine repräsentative Umfrage unter 10.000 deutschen Online-Haushalten beauftragt. Der aktuelle TrendReport „Grün“ zeigt die wichtigsten Ergebnisse: In acht von zehn Haushalten werden bereits energiesparende Geräte genutzt. Fast ebenso viele Haushalte (78,9 Prozent) kaufen Produkte aus ihrer Region. Etwas mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Haushalte kaufen regelmäßig Bio-Lebensmittel und nutzen Öko-Reiniger. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Ökologisch bewusster Konsum, aber auch soziale Verantwortung gewinnen für breite Bevölkerungsschichten zunehmend an Bedeutung. Der TrendReport „Grün“ kann unter www.sevenonemedia.de/research kostenlos bestellt werden. Neues Logo für alle EU-Bioprodukte Seit dem Februar 2010 gibt es einen Sieger beim Wettbewerb um das neue EU-Bio-Logo: Ab dem 1. Juli 2010 müssen Bioprodukte, die nach den EG-Rechtsvorschriften für den Ökologischen Landbau hergestellt werden, zusammen mit der Angabe der Herkunft und dem Code der Kontrollstelle mit dem neuen Bio-Siegel, dem „Euro-Blatt“ für Bioprodukte, etikettiert werden. Das deutsche BioSiegel darf weiterhin in gewohntem Erscheinungsbild zusätzlich verwendet werden. Der Deutsche Bauernverband (DBV) vermisst am neuen EU-Logo eine deutliche Aussagekraft. Das EU-Logo erkläre sich nicht selbst und könne daher nur schwer die Rolle einnehmen, die das bekannte deutsche Biosiegel derzeit innehat, zumal für die Bekanntmachung des neuen Logos keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden sollen. www.bauernverband.de Die öffentliche Verwaltung als zentraler Akteur einer nachhaltigen Entwicklung Um die öffentliche Verwaltung in ihrer Rolle als Arbeitgeber und politischen Akteur zu unterstützen, hat das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag des Rats für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung ein umfassendes Kompendium zum Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung erstellt. Das Kompendium unterscheidet zwischen organisationsbezogenen Handlungsfeldern, wie Beschaffung und Liegenschaften, und den Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Für die mehr als 50 verschiedenen Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements, die für die Handlungsfelder und Aufgaben der öffentlichen Verwaltung relevant sein können, werden die Stärken und Schwächen in der Anwendung herausgearbeitet. Beispiele für Methoden sind die Berichterstattung, das Monitoring und Public Private Partnerships. Informationen und das Kompendium zum kostenlosen Download finden Sie unter www.leuphana.de/csm. www.forum-csr.net Rund 80 Bewerber im Rennen für den Deutschen Umweltpreis Ob mittelständische Unternehmer oder Kandidaten aus Wissenschaft und Forschung – rund 80 qualifi zierte Bewerbungen liegen für den Deutschen Umweltpreis auf dem Tisch. Am 31. Oktober vergibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) in einem Festakt mit Bundespräsident Horst Köhler ihre mit 500.000 Euro dotierte Auszeichnung zum 18. Mal. Mit der Vergabe des Preises in Bremen zeichnet die DBU erneut Leistungen aus, die entscheidend und in vorbildlicher Weise zum Schutz und Erhalt der Umwelt beigetragen haben oder es in Zukunft werden. www.dbu.de Der Staat muss handeln: Förderung und freie Fahrt für E-Autos Der Bund muss die Entwicklung elektrisch betriebener Automobile stärker vorantreiben. Dies fordert die unabhängige Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in ihrem neuen Gutachten, das sie an Bundeskanzlerin Angela Merkel überreichte. Deutschland habe auf dem Gebiet der Elektromobilität einen beträchtlichen Rückstand zu Ländern wie Japan, Korea und China. www.e-fi.de Wasserfilter-Systeme | Wasser-Ionisierer Wasser-Spender | Wasser-Vitalisierer Dieter Kerski DKH-Wassertechnik Am Weserufer 2 | 32549 Bad Oeynhausen Tel. 0 57 31 / 74 12 32 Email: [email protected] www.dkh-wassertechnik.de 11 rd p en No re if t d We r g ol an? Wann fängt Demokratie an? Wa ru m w ä ch st d ie W sc h n e ll w ie d ie A rm ir ts ch a ft ge n a u so u t? Wo i st d er Cyb erte Wie dur so m stig ach en ? r ro r Üb e rs ismu chw s? em mu Antworten auf die Fragen der Welt 12 Gebundene Luxusausgabe Atlas der Globalisierung für 23 € Mit herausnehmbarer Karte „Die Welt von morgen“. CD-ROM für Windows, Mac und Linux, mit allen Texten, Karten und Schaubildern als Einzeldateien. 300 neue Karten und Grafiken. 216 Seiten, Format 23,5 x 30,5 cm ISBN 978-3-937683-25-6 Großformatiges Paperback Atlas der Globalisierung für 13 € 300 neue Karten und Grafiken 216 Seiten, Format 22,5 x 29,9 cm ISBN 978-3-937683-24-9 Bestellen Sie unter: www.monde-diplomatique.de Telefon (030) 25 90 21 38 forum Nachhaltig Wirtschaften n ge n Cleantech Deutschland war Vorreiter in vielen Umwelttechnologien. Nur wenige davon schafften am Markt einen echten Durchbruch. Viele Pioniere mussten ernüchtert feststellen, dass Wirtschaft und Gesellschaft die Notwendigkeit Foto: © Daldrup & Söhne AG Foto © e-Wolf GmbH Foto © Masdar Leitindustrie der Zukunft zukunftsweisender Technologien schlichtweg ignorierten. Jetzt dreht sich das Blatt und erneut scheinen deutsche Firmen in die Röhre zu schauen, denn die wirklichen Impulse und vor allem die Gelder für Green Tech platzieren Amerika, China und nicht zuletzt die Arabischen Staaten. forum präsentiert vielversprechende Projekte wie die Clean Tech World, CLEANTECHD, Masdar City und den neuesten Stand der Elektromobilität. eCarTec 2010 2. Internationale Leitmesse für Elektromobilität 19. - 21. Oktober 2010 Neue Messe München www.forum-csr.net www.ecartec.de 13 | cleaNTecH | Grand Design 2050 Innovation und Technologie für Fortschritt und Nachhaltigkeit Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär Rat für Nachhaltige Entwicklung Seminarreihe „Inspirationen“ Was wir vom stabilsten Betrieb der Welt fürs Business lernen können … Erfolgsunternehmen Natur 15. - 17. April 2010 Erfahren Sie in drei Tagen mit internationalen Referenten, welche Antworten die Natur für Ihre ganz individuellen Herausforderungen bereit hält. Denn die Natur ist und bleibt die beste Managerin der Welt: Seit Millionen Jahren produziert sie permanent Wachstum. Durch jede Katastrophe wurde sie weiter gestärkt. Mit ihrer evolutionären Kraft entwickelt sie ständig neue Problemlösungen. Gerade heute, da Nachhaltigkeit in aller Munde ist, lässt sich von der Natur mehr lernen als an den meisten Business-Schools! Jetzt anmelden: T +43 (0)6541 6497 [email protected] Preis � 990,- inkl. 2 Übernachtungen VP Fortschritt ist bisher ein ahnungsloses Geschehen. Wikipedia definiert Fortschritt schlichtweg als die Änderung eines Zustandes. Ist die Rede von Sinn und Zweck des Fortschritts, so blieb es immer eine nachträgliche Interpretation, die eine Zeit zum Goldenen Zeitalter macht. Der Fortschritt selbst war nicht golden, nicht farbig, nicht freundlich. Er war schlicht: neu, dampfend, schnell, rabiat, unüberwindlich. Manchmal, aber nicht notwendigerweise, war er besser als das Alte. Die Industrialisierung und die Französische Revolution prägten die Idee eines stetigen und zudem noch linear verlaufenden Fortschritts. Stimmt das einmal nicht, so handelt es sich allenfalls um eine Unterbrechung oder einen Rückschlag. Das prägte grundlegende Begriffe unserer politischen Ordnung. Bis heute. Aber jetzt können wir uns keine Ahnungslosigkeit mehr leisten. Sie steht im Widerspruch zur Nachhaltigkeit. Ein wirklich gelingender Fortschritt muss eine Ahnung von Zukunft haben. Er muss sich der Nachhaltigkeit verpflichten, oder er gelingt eben nicht. Er muss die ökologische Verträglichkeit, die soziale Gerechtigkeit und die ökonomische Innovationskraft beachten, und zwar in ihren Zusammenhängen. Der Grund dafür ist einfach. Ungebremster Klimawandel und die Vernutzung der Umwelt sind unsozial. Das Jahr 2050 ist keine ferne Zukunft. Es ist übermorgen, denkt man an die Lebenszyklen von Immobilien, Energieanlagen und InfrastrukturEinrichtungen. 2050 werden die Menschen hierzulande 90 Prozent weniger Klimagase freisetzen, als wir das heute tun. Sie werden trotzdem mobil sein wollen, gut essen wollen, und in einer Welt leben wollen, die Chancen gleich verteilt und keine Wohlstandsmauern errichtet. Deshalb muss Fortschritt richtungssicher sein und sich an Nachhaltigkeitszielen orientieren. Alles andere ist zu teuer, führt in Sackgassen und ist in noch weit höherem Maße ungerecht, als es die ungleiche Verteilung von Reichtum heute schon ist. Der politische Durchbruch dieser Erkenntnis steht noch aus, aber sie geht schon um die Welt. Der globale Wettbewerb um die besten Nachhaltigkeitslösungen nimmt zu. Das sagte Björn Stigson, der Präsident des World Business Council for Sustainable Development, als er der Bundeskanzlerin seinen Peer Review „Sustainability made in Germany“, ein Gutachten zur deutschen Nachhaltigkeitspolitik, übergab. Er empfiehlt dringend ein Grand Design 2050, um eine Vorstellung davon zu gewinnen, wohin die Reise gehen soll. Es sollte Politik, Unternehmen und Gesellschaft mehr Mut machen, selbst aktiv zu werden. Technische Weltneuheiten bei den erneuerbaren Energien und im Umweltschutz, neue Märkte mit Milliardenvolumina, Strategien des Investierens in Zukunftsmärke, neue Jobs und neue Chancen, Effizienzstrategien mit neuen Verfahren für Produktion und Dienstleistungen machen Nachhaltigkeit zum Feld wirtschaftlich-technischer Innovation und für viele Menschen zum Beruf. Damit die Sache aber nicht in modischen Trends und Beliebigkeiten zerläuft, brauchen wir ambitionierte Initiativen und neue Foren zur Diskussion dessen, was wir als Notwendigkeit und als Chancen erkennen. Weitere Seminare „Inspirationen“ 2010 finden Sie im Internet: 14 www.alpen-karawanserai.at forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | Cleantech braucht eine Bühne! Von Alistair Langer forum im Interview mit den Clean Tech Media Award Gründern Sven Krüger und Marco Voigt Herr Voigt, Herr Krüger, Sie haben vor drei Jahren den Clean Tech Media Award ins Leben gerufen. Wie kam es dazu? Sven Krüger: Wir beide sind seit über zehn Jahren im Technologiebereich tätig und haben irgendwann festgestellt, dass viele herausragende Cleantech-Produkte und -Ideen existieren, die es aber kaum in die breitere Öffentlichkeit schaffen. Wie soll ein Bewusstseins- und Verhaltenswandel einsetzen, wenn die Menschen nicht die Alternativen kennenlernen, die Umwelttechnologien ihnen bieten? Marco Voigt: Genau da setzen wir an. Wir präsentieren Umwelttechnologien so, dass möglichst viele Menschen anfangen, sich dafür zu interessieren. Wir wollen eine Vorstellung davon vermitteln, welche Perspektiven nachhaltige technologische Entwicklungen für unsere ökonomische und auch gesellschaftliche Zukunft schaffen. Mit dem Clean Tech Media Award ist uns das innerhalb kurzer Zeit gelungen. Das Schlagwort „Clean Tech“ ist inzwischen in aller Munde und wird als die nächste Boombran- che gefeiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Sven Krüger: Immer mehr Unternehmen verstehen, welche Geschäftsmöglichkeiten in umweltschonenden Technologien stecken. Immer mehr Kunden achten beim Konsum darauf, welche Produkte oder Firmen verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen. Aber wir befinden uns am Anfang dieser Entwicklung. Trotzdem schaffen es immer noch zu wenige Unternehmen, mit ihren Produkten ins Bewusstsein der Verbraucher vorzudringen. Marco Voigt: Außerdem beobachten wir, dass die einzelnen Technologiebereiche untereinander zu wenig kooperieren. Erst die Kombination vieler guter Technologien und das zielgerichtete Zusammenwirken von Politik, Unternehmen und Gesellschaft werden den wirtschaftlichen Durchbruch für die Cleantech-Branchen herbeiführen und unser gesamtes Wirtschaftssystem nachhaltiger gestalten. Im September 2010 planen Sie eine neue Veranstaltung: Die Es war Einmal Ein solarmodul ohnE BEschichtung … Beinahe märchenhaft, wie die Beschichtung AZUR 2P unbeschichtete Solar-Module alt aussehen lässt. Die ultraharte Beschichtung widersteht Sandstürmen, bremst die Degradation und erhöht die Effektivität. Ganz nebenbei kann sie sich zukünftig sogar farblich an die Umgebung anpassen. Fast unglaublich, aber wahr. Mehr darüber unter www.azur-solar.com Berlin wird Schaufenster für die besten Umwelttechnologien der Welt. Vom 15. bis 19.9.2010 findet am Flughafen Tempelhof die CLEAN TECH WORLD als erste internationale Ausstellung und Konferenz statt. www.forum-csr.net 15 sCHWerPunKt | cleaNTecH | Anzeige-BWK_53x240:2010 23.02.2010 www.biowerkstoff-kongress.de 3. Biowerkstoff-Kongress 2010 International Congress on Bio-based Plastics and Composites April 20th – 21st 2010, HANNOVER MESSE, Germany, Convention Center, Saal 2 The nova-Institut invites you to the Biowerkstoff-Kongress within the scope of HANNOVER MESSE (www.hannovermesse.de) – The world’s leading showcase for industrial technology! All presentations are translated simultaneously into the English or German. Bio-based products are based completely or in relevant quantities on agrarian commodities or wood. Typically bio-based products are made of Wood Plastic Composites (WPC), Naturalfibre Reinforced Plastics and Bio-based Plastics. Besides, the congress has the following main topics: ■ Industries and applications ■ Marktsituaton and trends ■ Processing procedures and material qualities ■ Research and development Practically oriented for developers, producers, trades and users. Further information regarding the innovation award on bio-based products 2010, programme and registration at: www.biowerkstoff-kongress.de Contact Lena Scholz Programme, Innovation prize, Press, Requests concerning HANNOVER MESSE Phone: +49 (0) 22 33 4814 – 48 [email protected] Dominik Vogt Sponsor, Partner, Media partner Phone: +49 (0) 22 33 4814 – 49 Fax: +49 (0) 22 33 4814 – 50 [email protected] Sponsor Innovation prize Sponsor Premium partner Organiser Pictures: MAS, Gala, nova-Institut. nova-Institut GmbH | www.nova-institut.de/nr 16 CLEAN TECH WORLD. Messen und Kongresse zu diesen Themen gibt es doch inzwischen reichlich … Marco Voigt: Mit der CLEAN TECH WORLD gehen wir einen neuen Weg. Cleantech braucht eine branchenübergreifende, öffentliche Bühne. Im September werden wir das Beste aus allen Cleantech-Bereichen im Flughafen Tempelhof zusammenbringen, um es für die Öffentlichkeit im wahrsten Sinn des Wortes begreifbar und erfahrbar zu machen. Wie wichtig das eigene Erleben von neuen Technologien ist, um ihre Möglichkeiten im Alltag zu begreifen, haben wir selbst im vergangenen Jahr beim E-Day eindrücklich erfahren. Dort waren 51 Elektrofahrzeuge zeitgleich im Einsatz. Irgendwann merkten wir, dass es trotzdem absolut still war. Die Erfahrung, dass Autos nicht zwangsläufig Lärm machen, war sehr beeindruckend. Deshalb wird die CLEAN TECH WORLD auch eher einen Ausstellungscharakter haben und viel Wert auf die Interaktion mit den Besuchern legen. Um beispielsweise die Facetten der mobilen Zukunft erlebbar zu machen, bieten wir den weltweit größten Parcours für alternativ angetriebene Fahrzeuge vom Pedelec bis zum Sportwagen. Eine Cleantech-Erlebniswelt also? Marco Voigt: So könnte man es sagen. Aber es ist mehr als das. Wir wollen die CLEAN TECH WORLD zu dem branchenübergreifenden Treffpunkt in Europa machen. Deshalb wird es zeitgleich mehrere Fachkonferenzen geben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt wird beim Thema Mobilität liegen. Auch wird es spezielle Formate zum Thema Unternehmensfinanzierung geben, bei denen Kapitalsuchende und Finanziers ins Geschäft kommen können. Sven Krüger: Umwelttechnologie ist ein internationales Thema. Die CLEAN TECH WORLD soll mittelfristig zum internationalen, branchenübergreifenden Treffpunkt werden. Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir gleich im ersten Jahr die USA als offizielles Partnerland gewinnen konnten. Eine spannende Vision! Wo stehen Sie aktuell? Marco Voigt: Wir möchten hier langfristig etwas etablieren. Deshalb war es uns wichtig, mit dem Betreiber des Flughafen Tempelhof eine Vereinbarung für die nächsten zehn Jahre zu treffen. Die Resonanz und Unterstützung aus der Politik ist hervorragend, denn mit Cleantech entsteht eine wirtschaftliche Perspektive, sowohl in Berlin als auch in ganz Deutschland. Auch das Interesse von Wirtschaftsunternehmen ist groß. Die Konzeption der Ausstellung geht nun in die heiße Phase. www.cleantech-award.de www.cleantechworld.org Im Profil die beiden Maschinenbauingenieure Marco voigt und sven Krüger lernten sich im rahmen ihrer Arbeit für einen nationalen Projektträger für das Forschungs-, Wirtschafts- und Umweltministerium kennen, wo sie als energie- und Automobiltechnologieexperten tätig waren. 2005 gründeten sie gemeinsam die unternehmensberatung vKPartner, die auf die themen umwelttechnik, erneuerbare energien und nachhaltige Mobilität spezialisiert ist. forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | Abfall ist Na€hrstoff! Zukunft und Wirtschaftskraft für Deutschland Von Tina Teucher Clean technology umfasst ein weites Feld von innovativen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen für den effizienten Umgang mit den natürlichen Ressourcen und die Minimierung von schädlichen Umwelteinflüssen. Sie ist neben einem Bewusstseinswandel die Grundvoraussetzung zur Bewältigung der Herausforderungen, mit denen sich die Menschheit heute konfrontiert sieht. Sie reduziert Kosten, erhöht die Effizienz und bietet überlegene Leistung. vor allem Forschung und Lehre. Nur wenn wir bereits in den Schulen ein Klima von Neugierde, Kreativität und Innovationsbereitschaft erzeugen, können wir später davon ausgehen, dass Menschen mit hoher Flexibilität auf Herausforderungen reagieren können. Mit CLEANTECHD vernetzen wir alle genannten Gruppen zu einer einzigartigen Phalanx für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft“, freut sich Fritz Lietsch als Mitinitiator. Herausforderungen für den ehemaligen Exportweltmeister Aufbruch in die Zukunft Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung und die Knappheit natürlicher Ressourcen sind unumstößliche Tatsachen, für die Lösungen geschaffen werden müssen und in denen ungeheure wirtschaftliche Potenziale stecken. „Wer sich heute diesen Herausforderungen stellt, wird morgen Exportweltmeister sein. Wir möchten dazu beitragen, dass Deutschland als Vorreiter fungiert und davon auch wirtschaftlich profitiert“, erläutert Curt Winnen, der seit drei Jahren cleantech_net betreibt. „Darum initiieren wir gemeinsam mit starken Partnern die Initiative CLEANTECHD.“ Deutschland hatte einen großen Vorsprung im Bereich der Umwelttechnologien. Leider wurde zu lange gezaudert und dieser Vorsprung leichtfertig verspielt. Mit einer nationalen CLEANTECHD-Agenda sollten deshalb Innovationen, Produkte, Dienstleistungen und neue Geschäftsmodelle gefördert und international vernetzt werden. „Wir möchten nicht nur die Unternehmen erreichen, sondern alle Gesellschaftsgruppen für die Gestaltung der Zukunft begeistern: Firmen, Medien, Politik und www.forum-csr.net Digitale und analoge Plattformen für Cleantech-Wissen, -Talente, Akteure und -Ideen sollen Industrie, Forschung, Politik und Kapital aktiv vernetzen. Eine CLEANTECHD BundesGeschäftsstelle dient zur Planung, Koordinierung und Management aller nationalen und internationalen Aktivitäten. Regionale CLEANTECHD Knotenpunkte in den wichtigsten deutschen Städten fördern Kooperationen und Aktivitäten vor Ort. „Wir nutzen das Internet ganz selbstverständlich“, so Tom Schulz, als Gründer der Cybernet AG einer der Wegbereiter des Internet-Booms in Deutschland und Partner bei CLEANTECHD, „aber wir wollen, dass die Akteure sich auch persönlich kennen lernen und vor Ort konkret aktiv werden. Nationale CLEANTECHD-Börsen und regionale, monatliche CLEANTECHD-Jours Fixes in Berlin, Hamburg, München und anderen deutschen Städten, sowie die Durchführung von CLEANTECHDWorkshops und Think-Tank-Camps sind hier die Grundlage“. CLEANTECHD setzt auf Partnerschaft und Synergien und will alle bereits vorhandenen Initiativen, Projekte und Akteure stärken und unterstützen. Da- Wie bitte? www.nutec.de Gateway to Industrial Change Internationaler Fachkongress und Fachmesse 10.–12. Nov. 2010 Frankfurt am Main, Germany Messegelände, Halle 1.2 17 Klar, Sie könnten ohne Recycling leben Allerdings gewinnen alleine wir ���.��� t Kupfer, Gold und andere Edelmetalle zurück: Ohne Recycling landet das alles auf dem Müll. www.aurubis.com 18 Our Copper for your Life forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | mit könnte es gelingen, international führende Veranstaltungen im Bereich Cleantech-Konferenzen, -Awards und -Ausstellungen dauerhaft in Deutschland zu etablieren. „Als wir vor 25 Jahren in Deutschland die BioBewegung starteten, hätte auch kein Mensch gedacht, dass wir damit zu einem globalen Treiber werden können“, freut sich ECO-World Gründer Fritz Lietsch. Heute ist Deutschland der Vorreiter mit mehr als 20.000 innovativen Firmen. „Mit der BioFach als Weltleitmesse in Nürnberg und Ablegern in Südamerika, Nordamerika und Asien zeigt sich diese Vorreiterrolle auf internationalem Parkett in beeindruckender Weise.“ Taten statt Worte Konkrete Aktionen sind Voraussetzungen für den Erfolg der Initiative: Einrichtung einer Datenbank von CLEANTECHD Akteuren sowie Rednern und Referenten, Aufbau eines CLEANTECHD Portals und Etablierung einer Web 2.0 Community. Veröffentlichung eines CLEANTECHD Magazins und Jahrbuches. Organisation gemeinsamer Messe- und Konferenzauftritte und die Vermittlung deutscher Cleantech-Persönlichkeiten an die Rednerpulte und Panels internationaler Konferenzen in Europa, Asien und Amerika. „Um breite Gesellschaftskreise zu erreichen, muss eine CLEANTECHDPR- und Werbekampagne erfolgen. Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf die Anbahnung von Kooperationen mit Medien“, so Lietsch, der als Marketingexperte und Gründer von forum Nachhaltig Wirtschaften den Kontakt mit seinen Kollegen in den Medien herstellen will. „Eine Roadshow an Schulen und Universitäten rundet unser Aktionsportfolio ab.“ „In unseren Vorgesprächen haben hohe Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sowie Akteure in der Cleantech Szene hohes Interesse signalisiert, sich an CLEANTECHD zu beteiligen und damit ein gemeinsames Zeichen von Innovationsführerschaft zu setzen“, freut sich Curt Winnen. „Alle wichtigen Ministerien sollten sich an dieser Initiative beteiligen. Von den Kultusministerien der Länder bis hin zum Wirtschafts, Forschungs-, Finanz- und Umweltministerium. Die Beteiligten profitieren von der engen, fachübergreifenden Vernetzung und dem Kontakt mit Wirtschaft und Medien“. „Aber besonders wichtig ist es, dass wir gemeinsam ein neues Finanzierungsklima für Cleantech in Deutschland schaffen“ fordert Tom Schulz. „Ich habe zehn Jahre in Silicon Valley gearbeitet und als Investor erleben können, wie schnell in Amerika Venture Capital für Innovationen aufgestellt wird. Dieses Klima und das Know-how will ich unter anderem mit CLEANTECHD nun in Deutschland verbreiten. We need urgency and passion to bring Germany on Top“. www.cleantechD.net Im Profil Im Profil Curt J. Winnen, Geschäftsführer Munich network, Mit-initiator von cleantech_net und cleantech eve. thomas schulz, Gründer der Cybernet AG und des cleantech circle San Francisco, inkubiert in deutschland startup-unternehmen im Bereich energieeffizienz und Smart Grid. www.cleantechcircle.com www.tomschulz.name www.munichnetwork.com INTERNATIONALER KONGRESS UND FACHMESSE FÜR NACHHALTIGES BAUEN Consense 2010 Kombination aus Fachmesse und Kongress Die Fachmesse zeigt Nachhaltigkeit als Innovationstreiber und Zukunftsmarkt Besucher profitieren von innovativen Produkten und treffen auf aktuellste technische Entwicklungen Der Themenpark Sonnenschutz bietet zusätzlichen Mehrwert und kompetente Orientierung auf der Consense MULTIPLIKATOREN UND PARTNER Der Kongress International renommierte Referenten stellen erfolgreiche und praktische Konzepte vor Europaweit einzigartiger Branchentreff zur Nachhaltigkeit Teilnehmer erhalten Lösungen und Antworten für die Immobilien- und Bauwirtschaft Fachmesse und Kongress können unabhängig voneinander besucht werden. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. German Sustainable Building Council www.forum-csr.net 19 www.messe-stuttgart.de/consense sCHWerPunKt | cleaNTecH | Wüste(n) Foto © Masdar Masdar City, die Öko-Modellstadt in Abu Dhabi, möchte nicht nur im nachhaltigen Städtebau Maßstäbe setzen, sondern auch weltweit im Business mit Cleantech. Wir haben unsere Redakteure Christoph Santner und Maximilian Heinz für Sie in die Wüste geschickt. 20 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | sCHWerPunKt Visionen www.forum-csr.net 21 sCHWerPunKt Staubig ist es und glühend heiß. Aber daran scheint sich die Armada von Bauarbeitern, Handwerkern, Technikern und Bauingenieuren gewöhnt zu haben. Pro Schicht schuften hier mehr als 3.000 Arbeitskräfte. Drei Schichten täglich, also rund um die Uhr, wird hier an diesem Wüstentraum gearbeitet. Sieben Tage die Woche. Denn es geht um ein ehrgeiziges Projekt: Masdar City soll die erste Öko-Stadt der Welt werden. Das Modellprojekt gibt sich selbstbewusst: „Eines Tages werden alle Städte so gebaut werden“, behauptet der Slogan dieser Unternehmung. An die 50.000 Menschen sollen hier schließlich permanent auf sechs Quadratkilometern wohnen, arbeiten, forschen und gute Geschäfte mit | cleaNTecH | Cleantech und vor allem mit erneuerbaren Energien machen. Die ersten Bewohner wollen bereits in diesem Sommer einziehen. Vom Schwarzen Gold zum unendlichen Sonnengold Was bewegt den Erdöl-Exporteur Abu Dhabi, nun ein Exempel in erneuerbaren Energien zu statuieren? Man weiß, dass das Schwarze Gold endlich ist. Alles nur eine Frage der Zeit. Trotzdem will man auch dann, wenn die Öl- und Erdgasquellen versiegen, den Spitzenplatz im Energiesektor behalten. Deshalb arbeitet man fieberhaft daran, das heiße Gold, die Sonnenkraft, in nutzbare Energie zu verwandeln – und in Geld. Erste Photovoltaikanlagen sind bereits er- richtet und speisen Strom in das Netz von Abu Dhabi ein. Masdar stellt sich damit den beiden vermutlich größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: Dem Klimawandel und der rasant wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen und Energie. „Wir von Masdar sind davon überzeugt, dass wir ganz praktisch Führerschaft in diesen Themen übernehmen werden, indem wir zeigen, was heute alles getan werden kann und wie man es ganz konkret macht“, sagt Dr. Sultan Ahmed Al Jaber, der selbstbewusste CEO der Masdar Initiative, und er fährt fort: „Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber wir sind davon überzeugt, dass wir es auch erreichen können“. Die Stadt soll ihren Energiebedarf kompromisslos ausschließlich aus erneuerbaren Quellen decken. Sie soll CO2-neutral sein und so gut wie keinen Abfall produzieren – alles wird recycliert. Damit hat man schon jetzt in der Bauphase begonnen: Nicht mehr benötigte Holzverschalungen zum Beispiel werden geschreddert und dienen zum Humusaufbau in den Gartenanlagen. Diese wiederum werden bewässert aus Entsalzungsanlagen, die rein solarbetrieben errichtet werden. Und insgesamt, so die ehrgeizige Vorgabe, soll es nur noch einen Energieaufwand von 25 Prozent pro Kopf, verglichen mit dem heutigen Verbrauch in Abu Dhabi, geben. Das offizielle Ziel, die grünste Stadt der Welt zu werden, klingt so überzeugend, dass WWF und BioRegional bereits heute Masdar City in ihr „One Planet Living Community“-Programm aufgenommen haben. Foto: © Masdar Auch die Schweizer gehen in die Wüste 22 Herzstück von Masdar City wird das Masdar Institute of Science and Technology. Schon jetzt wurden erste Cleantech-Patente entwickelt. Unter großer internationaler Beachtung wurde das Projekt „Masdar“ 2006 aus der Taufe gehoben. Es geht dabei nicht nur darum, diese ModellStadt aufzubauen, die 22 Milliarden Dollar kosten soll. Das ganze Emirat am persischen Golf hat sich dem langfristigen Ziel verschrieben, innovative Cleantech-Firmen anzuziehen und neue zu gründen. Rund 1.500 Unternehmen aus der ganzen Welt forum Nachhaltig Wirtschaften www.forum-csr.net 23 sCHWerPunKt wollen sich mittlerweile in Masdar City ansiedeln, davon rund 100 aus der Schweiz. So wird es ein eigenes „Swiss Village“ geben. Ein weiterer Coup war die Gründung des Masdar Institute of Science and Technology, das eng mit dem renommierten MIT (Massachusetts Institute of Technology) kooperiert. 2009 hat der erste Studiengang für Post-Graduierte mit 85 Studenten aus der ganzen Welt begonnen. Die ersten Patente wurden bereits entwickelt. Die Institute und Studentenwohnheime werden bereits im Sommer 2010 bezogen. Während rundum noch gebaut wird, forschen die jungen Wissenschaftler nicht nur im Labor. Die ganze, täglich wachsende Stadt ist dann ein einziges, großes Laboratorium, in dem angewandte Wissenschaft studiert, verwirklicht und weiterentwickelt wird. „Wir haben hier eine Weltklasse-Fakultät aufgebaut und zielen darauf ab, die klügsten Köpfe der Welt anzuziehen“, gibt sich Prof. Dr. John Perkins, der Rektor des Masdar Institutes, selbstbewusst. Prof. Perkins beweist, dass Wissenschaft und Wirtschaft in Masdar Hand in Hand gehen: Eines der größten Projekte, an denen gearbeitet wird, bezieht sich auf die Entwicklung von Bio-Treibstoffen. Die ehrgeizige Initiative besteht aus dem Masdar Institute, Boeing, Honeywell und Etihad. Diese offizielle Fluglinie Abu Dhabis will ihren Teil dazu beitragen, das ehrgeizige Ziel des Emirates zu erreichen: Bis 2020 mindestens sieben Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu generieren. Im konkreten Fall werden Integrated Seawater Agriculture Systems (ISAS) aufgebaut. Neben den bereits bestehenden Mangrovenwäldern an der Küste soll vor allem Salicornia angepflanzt werden. Dieses Salzwassergewächs gilt als geeignet, um daraus Biokraftstoff zu gewinnen. Ein Pionier dieser Technologie, Dr. Carl Hodges von Global Seawater Inc., berät das Projekt. Damit es schließlich gelingt, die Boeing-Maschinen von Etihad künftig mit Bio-Kerosin zu fliegen. 24 | cleaNTecH | Big Business mit erneuerbarer Energie Natürlich steht ein cleveres BusinessModell hinter diesem Engagement. Die Masdar Initiative hält staatliche Förderprogramme und Risiko-Kapital bereit, um Projekte und Firmen in Masdar City aufzubauen. In einem eigenen Cleantech-Fund engagieren sich jedoch u.a. auch Credit Suisse, Siemens Venture Capital und die Consensus Business Group. So ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Kommerzialisierung neuer Erfindungen, an denen die Masdar Initiative dann beteiligt ist, Geld in die Kassen des Emirates spült. Der Sinn für’s Geschäft und der Handel mit begehrten Gütern haben eine lange Tradition in den Vereinigten Arabischen Emiraten. So ist die Masdar Initiative ein Schlüssel zur Vision der Emirate, eine Quelle für Energie, Wissen und Innovation zu werden. „Wir wollen ganz einfach ein globales Center für Cleantech und erneuerbare Energien werden“, sagt Ahmed Ali Al Sayyegh, der Vorsitzende der Masdar Initiative. Ein globales Center für Business ist man heute schon. Masdar bedeutet „Quelle“ auf arabisch. Und diese permanent sprudelnde Quelle für gewinnbringende Greentech-Lösungen wird systematisch und mit Weitblick aufgebaut. Eine Reihe von Maßnahmen unterstreicht den Ernst, mit dem Abu Dhabi den Fokus auf Cleantech setzt: Im Januar 2010 fand zum dritten Mal der World Future Energy Summit statt. Rund 200 renommierte Referenten aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie Staatspräsidenten und Minister aus der ganzen Welt skizzierten die Zukunft der erneuerbaren Energien. Aus Deutschland u.a. Dr. Hans-Jörg Bullinger, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, der an gemeinsamen Projekten mit Masdar City arbeitet, sowie CEOs und Vorstände von Siemens, Eon, Deutsche Bank, BASF, Bayer oder Schott Solar. Sie alle und weitere 600 Firmen, die beim Goldrush auf die erneuerbaren Energien dabei sein möchten, präsentierten ihre Firmen auf Messeständen in zehn Hallen des neuen Ausstellungszentrums Abu Dhabis. Gemessen an der Anzahl der Aussteller kommt Deutschland nach den arabischen Firmen noch auf Platz zwei, bereits dicht gefolgt von China. Doch das Wettrennen um die Zukunft hat eben erst begonnen. So sagt auch Roland Berger, der Grand Seigneur der deutschen Strategieberater mit eigenem Office in Abu Dhabi: „In diesem Bereich waren wir in Deutschland mal ganz vorne, aber die Welt holt rasant auf. Die Konkurrenz wächst. Wir sollten vor allem die Amerikaner nicht unterschätzen, die ganz massiv dabei sind, ihre Green Technologies zu entwickeln, Obama fördert sie ja auch. Da bleibt uns keine Zeit zum Ausruhen. Wir wissen, dass gerade auch die Chinesen sehr stark sind in der Solartechnologie, auch da laufen sie uns von der Kosten- und Effizienzseite den Rang ab.“ Und Berger, der sowohl die deutsche, als auch die globale Wirtschaft wie kaum jemand anderer kennt, fährt fort: „Wir sind in einem gnadenlosen weltweiten Wettbewerb. Aber was diese Region hier so spannend macht: Es gibt viel Geld, und damit erwirbt man weltweites Knowhow. Hier streitet sich die ganze Welt um die arabischen Investitionsmittel. Deutschland darf hier seine Chancen nicht verschlafen!“ Sprudeln nach Petrodollars die Solardollars? Natürlich nimmt es sich bizarr aus, dass der Parkplatz vor den Messehallen mit Sprit-Monstern zugepflastert ist. So findet auch der Präsident der Malediven in seiner Rede klare Worte: „The world provides enough for everybodys need, but not for everybodys greed“. Abu Dhabi gehört heute mit kaum gebremstem Wachstum und mit den aus dem Boden schießenden Wolkenkratzern zu den CO2intensivsten Ländern der Welt. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind mit 38,5 Tonnen CO2 pro Person das Land mit den weltweit zweithöchsten Pro-Kopf-Emissionen. Deshalb waren kritische Beobachter aus dem Cleantech-Lager auch nicht forum Nachhaltig Wirtschaften erfreut, dass Abu Dhabi neben den enormen Anstrengungen in Sachen erneuerbare Energien für den nach wie vor rasant steigenden Energiebedarf noch einen zweiten Weg beschreitet: Atomkraft. So wie US-Präsident Obama neuerdings auf diese Technologie setzt, macht es auch Abu Dhabi. Die Vereinigten Arabischen Emirate betrauten im Februar ein von der Korea Electric Power Corporation (KEPCO) angeführtes Konsortium mit dem Bau von vier Reaktoren, die jeweils eine Leistung von 1.400 Megawatt haben. Wert des Auftrages: 20 Milliarden Dollar. Die Südkoreaner haben zudem gute Chancen auf Anschlussaufträge im Wert von weiteren 20 Milliarden Dollar. Damit stachen die Asiaten den amerikanischen Konzern General Electric und den französischen NuklearRiesen Areva aus. „Dieses Geschäft ist das größte Mega-Projekt in der koreanischen Geschichte“, teilte das Büro des südkoreanischen Staatspräsidenten Lee Myung Bak mit. „Warum soll uns verwehrt sein, was ihr in den USA und Europa seit Jahr- Eine „Solar Beam Down Station“ speist bereits heute sauberen Strom in das Netz von Abu Dhabi. www.forum-csr.net sCHWerPunKt zehnten praktiziert?“, antwortet der Chef der Masdar Initiative, Dr. Sultan Ahmed Al Jaber, seinen Kritikern. Er wurde letztes Jahr von UNOGeneralsekretär Ban Ki Moon in die UN-Beratergruppe für Energie und Klimawandel berufen. Masdar – Utopie oder Holzweg? Es ist also noch ein weiter Weg zum wirklichen Öko-Musterland. Es dauert noch, bis sich alle Bauvorhaben des Emirates dem grünen Gedanken unterordnen. Obwohl die Öko-Architektur des Masdar-Masterminds Sir Norman Foster bereits Schule macht und auf mehr und mehr Gebäude der Manhattan-gleichen Skyline Abu Dhabis abfärbt. Foster, der renommierte Doyen der britischen Architektenszene, entwarf mit seinem Büro den Masterplan für die grüne Wüstenstadt. Einerseits orientiert sich Foster dabei an traditionellen arabischen Lösungen: Die Schatten spendenden und kühlen engen Gassen bilden zusam- men mit Gärten und Parkanlagen die Grundelemente der Stadt. Die Luftzirkulation im Schatten bildet eine natürliche Klimaanlage. Darüber hinaus soll die bewährte lokale Idee der Kühlung durch Windtürme in modernisierter Form aufleben: Einige große Gebäude werden um riesige „Modern Wind Towers“ herum gruppiert, kombiniert mit verschiedenen ökologischen Energiegewinnungstechniken. Der Verkehr wird weitgehend in den Untergrund verbannt – und auch dort gibt es nur futuristische Elektrofahrzeuge. Sie haben weder Lenkrad noch Brems- und Gaspedal: Über einen Touchscreen gibt man das Ziel ein. Wie von Geisterhand bewegt, fährt das Elektroauto dann von selbst an den gewünschten Ort. Die ersten Fahrzeuge sind heute schon im Einsatz. Der Erfinder und Betreiber dieses futuristischen Konzepts ist die niederländische Firma 2getthere. Geschäftsführer Carel van Helsdingen gibt sich visionär: „Die Städte der Zukunft werden Foto: © Maximilian Heinz | cleaNTecH | 25 | cleaNTecH | Foto: © Masdar sCHWerPunKt In 3 Schichten arbeiten jeweils rund 3.000 Menschen rund um die Uhr daran, die Öko-Stadt aus dem Wüstenboden zu stampfen. Modernste Gebäudetechnologie vereint sich mit tradtionellen arabischen Elementen wie Windtürmen und natürlichen Klimaanlagen. diese Art von vollautomatischen Fahrzeug- und Verkehrssystemen haben. Das Auto funktioniert wie Ihr persönliches automatisches Taxi on demand und bringt sie genau dort hin, wo sie wollen. Einer der großen Vorteile neben der Energiebilanz: Sie brauchen keinen Parkplatz für Ihr Auto, da es eben wie ein Taxi immer verfügbar ist“. Masara Y. Alameri ist Verkehrsspezialistin in der Stadtplanung von Masdar City. Sie treibt den Aufbau dieses Personal-Rapid-Transit-Netzes voran, das hier weltweit erstmals realisiert wird: „Das Beste daran: Diese automatischen Fahrzeuge werden ohne Chauffeur und mit Solarstrom betrieben. Doch zusätzlich bauen wir diese Stadt sehr fußgänger- und fahrradfreundlich auf. Sie werden hier jede Menge Fahrräder und Tricycles sehen.“ 26 Traditionelle Benziner bleiben auf Parkplätzen draußen vor den Toren der Stadt. Von dort führen neben den Elektroautos auch Straßenbahnen und eine Schnellbahn zu den wichtigsten Plätzen. Die Stadt soll trotz der neuesten Technologie, die in ihr steckt, vertraut und menschlich wirken – hat sie doch die Aufgabe, Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und Nationen einen attraktiven Lebensraum zu bieten. Da spielt auch die Moschee neben verschiedensten Cafés, Restaurants und Öko-Hotels als Ort der Begegnung eine zentrale Rolle. Labor zur Weltveränderung Wenn hier von Nachhaltigkeit geredet wird, geht es nicht nur um technische und ökonomische Dimensionen. Der soziale Aspekt wird sehr ernst genommen, blicken doch die Augen der Welt auf dieses Vorzeigeprojekt. Die Direktorin für Nachhaltigkeit ist Dr. Nawal Al-Hosany. Für sie ist Masdar City ein zentrales Pilotprojekt für unseren Planeten: „Wir bauen ja hier nicht nur ein Modellprojekt auf, sondern vor allem neues Wissen, das der ganzen Welt dienen soll. So geht es uns sehr stark auch um das richtige Bewusstsein und um soziale Nachhaltigkeit für alle Beteiligten. Wir wollen nicht nur saubere Luft und höchstmögliche Lebensqualität, sondern vor allem eine menschengerechte Stadt errichten, die fußgängerfreundlich ist und Orte für die Gemeinschaftsbildung bereit hält. Diversität ist dabei ein großes Ziel – wir wollen ja eine Lösung für die Menschen aus allen Kulturen schaffen.“ Die engagierte Direktorin hat nicht nur ihren Doktor in Sustainable Architecture gemacht, sondern in forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | Harvard auch Innovationsstrategie studiert. Denn Ideen ohne die Kraft, sie auch umzusetzen, bleiben heiße Luft. Und dass Projekte oft nicht an der technischen Umsetzung scheitern, sondern an den „weichen“, zwischenmenschlichen Faktoren, weiß sie: „Das ist natürlich eine große Herausforderung. Wir haben lokale und internationale Studien angestellt, um herauszufinden, wie sich Menschen verschiedenster Kulturen wirklich als aktiver Teil dieses einen Modells begreifen und gemeinsam an unseren Zielen arbeiten können. Ich muss sagen: Alles was bisher läuft, ist extrem ermutigend. Es handelt sich hier ja um ein wirkliches Pionier-Projekt, wo wir das meiste erst selbst erfinden müssen. Wir lernen täglich dazu. Doch was heißt täglich – stündlich! Es ist unglaublich, was hier alles geschieht, und es ist ein großes Privileg, hier mit dabei sein zu dürfen“. Nachhaltigkeit für alle ist das Motto. Auch für die Bauarbeiter, die meist aus Indien, Pakistan und Bangladesch kommen. Über die schlechten Arbeitsbedingungen, die viele von ihnen in den Emiraten vorfinden, wird heute oft berichtet. Besonders im benachbarten Dubai, das sich noch stärker als Abu Dhabi auf Immobiliengeschäfte konzentrierte, sitzen jetzt viele asiatische Bauarbeiter nach dem Ende des Booms wie Strandgut fest. Gerade auch hier will die ÖkoStadt einen Unterschied machen: Die Baufirmen haben klare Richtlinien unterschrieben, wie sie die Arbeiter zu behandeln haben: Klimaanlagen in den Unterkünften, gesundheitliche Versorgung und geregelte Arbeitszeiten sind garantierte und kontrollierte Minimalstandards. Dass ein Arbeiter im Schnitt hier fünf bis zehn Mal so viel verdient, wie zu Hause in Bangladesch, macht die Jobs immer noch sehr begehrt. Die Zukunft auf dem Prüfstand „Wir können nur das predigen, was wir auch praktizieren“, sagt Khaled Awad, der charismatische Entwicklungsdirektor von Masdar. „Es geht uns darum, in allen Bereichen den www.forum-csr.net höchstmöglichen Lebensstandard zu realisieren – aber mit dem niedrigsten Umwelt-Fußabdruck. Wir demonstrieren, wie ein „Greenprint“ heute aussehen kann – CO2-neutral und ohne Abfall“. Technik, die hier zum Einsatz kommt, muss zuerst auf den Prüfstand. So werden zum Beispiel die Solaranlagen von 45 Anbietern getestet, um die besten Systeme zu identifizieren. Sieben deutsche Firmen sind mit dabei. Aber auch Gebäudetechnologien kommen zum Einsatz, die speziell für und mit Masdar entwickelt werden. Groß im Geschäft ist etwa Siemens Building Automation. Deren CEO Andreas Schierenbeck berichtet: „Unsere konkrete Vision für eine nachhaltige Zukunft hier in Abu Dhabi ist das Zusammenspiel eines Smart Grids mit Smart Buildings und Smart Consumption. Die Herausforderung besteht darin, dass wir intelligente Gebäude errichten, die den Strom dann nutzen und speichern, wenn er zur Verfügung steht. Denn was machen Sie in der Nacht, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht? Wie sollen da trotzdem Licht, Kühlung und E-Cars laufen?“ Aber es sind nicht nur die globalen Player, die in Masdar punkten können. Sogar kleine Projekte aus der Region finden hier einen Inkubator, in dem sie wachsen können. Der solarbetriebene Wüsten-Rollstuhl ist ein konkretes Beispiel. Er ist die Erfindung eines Körperbehinderten. Haider Talib Erabeh demonstrierte seinen Prototypen, den er in Kooperation mit der Masdar Initiative nun weiterentwickelt, auf dem World Future Energy Summit. Einmal aufgeladen, fährt der solarbetriebene Rollstuhl sechs Stunden lang mit einer Geschwindigkeit von 10 km/h. Dass die Solarpanels in der Gluthitze zusätzlich ein Dach bilden und Schatten spenden, ergibt absolut Sinn. Der querschnittgelähmte Erfinder bewältigte mittlerweile auch den Dauertest: Er fuhr 170 km von seiner Heimatstadt Sharjah nach Abu Dhabi und erntete damit großes Echo in der Presse. 27 sCHWerPunKt Hauptberuflich ist Haider Talib Erabeh General Manager des Al Thiqah Projects in Sharjah. Dort leben und arbeiten 300 körperbehinderte Menschen. Er stellte für sie ein Reha-Programm auf die Beine und kümmert sich um Arbeitsplätze. Sollte er nun auch noch Investoren finden, möchte er seinen Solar-Rollstuhl in Serie fertigen. Das wird ihm wohl gelingen – denn bisher ließ sich der energische Erfinder von nichts stoppen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass es einen Markt dafür gibt. Dass wir für die nächste Entwicklungsstufe meiner Erfindung mit Masdar kooperieren, gibt mir zusätzlich Sicherheit und Selbstvertrauen, dass dieses Projekt ein Erfolg wird“. Big Business CO2-Handel - ein wüstes Schurkenstück? Globale Unternehmen wie Eon kooperieren im großen Stil mit Masdar. Im konkreten Fall werden Windparks aufgebaut. Und auch das Thema Carbon Storage wird mit der Masdar Initiative vorangetrieben. „Dieses Projekt ist eine einzigartige Gelegenheit für uns, den Bereich der erneuerbaren Energien weiter auszubauen“, sagt Frederic Boeuf, Regionaldirektor bei Eon, der eben ein Joint Venture mit eingefädelt hat. Der Name dieses neuen Entwicklungsunternehmens für CO 2Projekte heißt EMIC (E.on Masdar Integrated Carbon) und hat nun seinen Sitz in Masdar City. Schwerpunkt des neuen Joint Ventures ist die Entwicklung von Projekten zur Reduktion des Kohlendioxidausstoßes vor allem im Nahen Osten, in Asien und Afrika. Dabei wird die Emissionsreduzierung, die sich aus der Verbesserung der Energieeffizienz von Industrieanlagen ergibt, in Kapital umgewandelt. Denn der globale CO2-Markt hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum verzeichnet: Nach dem 68-prozentigen Anstieg des globalen Handelsvolumens im Jahr 2008 wurde 2009 ein Umsatz von 168 Milliarden Dollar erzielt. So erstaunt es nicht, dass Eon selbst nach Angaben Frederic Boeufs acht Milliarden Dollar in erneuerbare 28 | cleaNTecH | Energien investiert, um an diesem großen Kuchen mitzunaschen. Kritiker bemängeln eine Milchmädchenrechnung bei dem Konzept einer CO2-neutralen Ökostadt wie Masdar City: Die Stadt soll u.a. auch über den Clean Development Mechanism finanziert werden. Diese Prozedur ist im Kyoto-Protokoll vorgesehen und beschrieben. Dies bedeutet, dass die eingesparten Treibhausgas-Emissionen Masdars als so genannte Certified Emissions Reductions zertifiziert und verkauft werden. Der Käufer darf dann die Emissionen seinerseits emittieren. Zur Berechnung der Reduktion wird eine Stadt angenommen, wie sie in dieser Region „normalerweise“ gebaut würde. Auf Grund des hohen Treibhausgasausstoßes der Region winken durch die Differenz zu Masdar City also satte Gewinne. Ist Big Business in Masdar also nur für Global Players möglich? Einer, der viel vor Ort ist und seine eigenen Erfahrungen gemacht hat, ist Prof. Manfred Norbert Fisch. Er unterrichtet Energieeffizientes Bauen und Solartechnik an der TU Braunschweig und ist in seinem Fachgebiet ein ausgewiesener Experte. In Masdar City und Abu Dhabi hat er Energiekonzepte erstellt und für bestehende Gebäude die entsprechenden Energiekennzahlen erhoben. Sein Befund ist niederschmetternd: Die rund 500 Wohnund Bürotürme, die in den letzten Jahren errichtet wurden, haben im Schnitt einen zehnmal höheren Energieverbrauch als vergleichbare Gebäude in Deutschland. „Sie müssten dort in ihrem Bestand nur um den Faktor 2 runterkommen mit ihrem Energieverbrauch – das würde locker mehr einsparen, als Masdar City je erreichen kann.“ Prof. Fisch ist um klare Worte nicht verlegen: Für kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland ist es nicht so einfach, in Abu Dhabi Fuß zu fassen. „Verträge durchzuarbeiten und zu unterschreiben, die 2-3 cm dick sind, das kön- nen große amerikanische Firmen mit ihren Rechtsabteilungen, aber nicht wir“, bekennt er gerade heraus. „Und da hat auch unsere Politik versagt: Während dort ständig große amerikanische Delegationen vor Ort sind, sehen Sie da von offizieller deutscher Seite nicht viel.“ Die Konsequenzen, die er für sich und seine EGS-plan Ingenieurgesellschaft in Stuttgart zieht: „Meine Message ist klar: Wir müssen 100 Masdar Citys in Deutschland bauen – modellhafte Städte und Stadtquartiere. Die paar Plusenergie-Gebäude und Fabriken, die ich plane, sind zu wenig, wenn man bedenkt, dass sich irgendwann zwischen 2040 und 2050 Erdöl und Erdgas erschöpfen. Die Chancen, die jetzt etwa in Berlin Tempelhof und Tegel entstehen, die gilt es zu nutzen.“ Masdar Citys in Deutschland? Kann das eine Vision sein? In einem Land, das träge geworden ist und in dem Visionen oft an politischen Vorgaben scheitern? Wie sieht Roland Berger den Vergleich zwischen Abu Dhabi und Deutschland? Er denkt kurz nach und sagt: „Hier in den Emiraten hat man die Chance und die Notwendigkeit, alles von Grund auf aufzubauen, da kann man natürlich auch eine neue Stadt konzipieren. Was mich eher traurig macht ist, dass wir in Deutschland nicht auf die Idee gekommen sind, solche Städte beim Aufbau Ost und in den verschiedenen wachsenden Regionen der Welt zu errichten, etwa auch in Afrika oder Lateinamerika. Mit deutschem Know-how und deutschem Investitionsgeld hätten wir solche Städte mit aufbauen können. Das erachte ich als Versäumnis. Und wir könnten ja auch bei uns selbst in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren eine Modellstadt komplett auf ’green’ und Energie-Effi zienz umstrukturieren.“ Bleibt zu hoffen, dass es mit grüner Technologie nicht so endet wie mit dem Computer oder dem Fax – erfunden in Deutschland, zum Geschäftserfolg gemacht in forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | den USA oder Japan. Noch mischt Deutschland im Wettlauf um das große grüne Geschäft mit. Aber wie lange noch? Ende des Jahres 2010 präsentiert sich Masdar City in Deutschland. Für heimische Firmen und auch die Politik wird das eine Chance, sich ein Beispiel zu nehmen – wie man mit Visionen und Tatkraft sogar in der Wüste blühende Gärten und prosperierende Öko-Städte baut. www.masdar.ae Prof. Roland Berger vor Ort im Gespräch mit Christoph Santner, der für forum Nachhaltig Wirtschaften beispielhafte Initiativen vor Ort untersucht. Der Zukunftsmacher, Autor und Redner organisiert für forum auch Kongresse und Workshops. [email protected] Foto: © Maximilian Heinz IRENA und die Kraft weiblicher Visionen Auch IRENA-Chefin Hélène Pelosse steuert ihre Aktivitäten in 142 Ländern künftig von Masdar City aus. Hélène Pelosse ist die neu gekürte Generaldirektorin von iReNa, der international renewable energy Agency. Mittlerweile sind dieser globalen initiative 143 nationen beigetreten. die vision ist klar: erneuerbare energien sollen so schnell wie möglich weltweit die traditionellen energiequellen ersetzen. irenA unterstützt diesen Prozess auf politischer und ökonomischer ebene, berät nationen im Prozess der umstellung und baut ein Center of excellence auf, das als informations- und Wissensbasis dient. dabei hat Hélène Pelosse nicht nur die umstellung in den industrienationen im Auge: ihr liegen gerade auch die 1,6 Milliarden Menschen am Herzen, die bis heute keinen Zugang zu elektrizität haben. obwohl im Januar 2009 in deutschland gegründet, schlägt irenA nun das Hauptquartier in Masdar City auf. Abu dhabi hat also auch hier das rennen gemacht – unter anderem mit der Zusage, irenA bis 2015 jährlich mit 13,7 Millionen dollar zu unterstützen. vor ort interviewten wir die rührige französische visionärin. sie ist die enkelin einer der ersten französischen Ökologinnen und umweltpolitikerinnen. die 40-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin wurde in Montreal geboren. sie war Handelsbeauftragte des französischen Premier- www.forum-csr.net ministers und verantwortlich für internationale Belange im Ministerium für Ökologie, energie und nachhaltige entwicklung. 2007 war sie während der deutschen euratspräsidentschaft Beraterin im Büro von Angela Merkel. sie ist stolz darauf, mit irenA künftig einen wichtigen Part in Masdar City zu spielen. „Wir müssen der Welt zeigen, dass wir ganz einfach alles ändern müssen, wirklich alles. Heute sind städte für 80 Prozent der treibhausgase verantwortlich. Wie können wir diesen Wert auf null Prozent bekommen? Masdar macht eines vor: es stellt sich diesem Traum und verwandelt ihn in eine neue realität. Wir zeigen hier, dass dieses große Ziel erreichbar ist.“ Hélène Pelosse hat aber nicht nur die vision, die 18 Prozent der globalen energie, die heute aus erneuerbaren Quellen kommen, dramatisch nach oben zu fahren. „Als Frau und Mutter von drei Kindern bin ich davon überzeugt, dass wir langfristige visionen brauchen. Wir müssen uns der Zukunft stellen – in allen Bereichen. Meine Großmutter war eine der ersten Ökologinnen Frankreichs. ich schulde ihr das versprechen, irenA mit 50 prozent Frauen zu besetzen. Hier werde ich mit gutem Beispiel voran gehen.“ 29 Foto: © Bayer CropScience AG sCHWerPunKt | CLeAnteCH | Amit Sharma, Sr. Manager Food Chain Alliances, Bayer CropScience Indien (rechts), überprüft den Gemüseanbau durch regelmäßige Besuche der Landwirte auf ihren Feldern. Bayer startet neues Nachhaltigkeitsprogramm Das 21. Jahrhundert stellt die Menschen vor enorme globale Herausforderungen – drei der dringlichsten lauten: Wie kann die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung gesichert werden? Was kann getan werden, um weltweit die medizinische Versorgung zu verbessern? Wodurch kann effektiv dem Klimawandel begegnet werden? Bayer nimmt die Verantwortung an, mit seinen Produkten sowie dem Know-how und dem Engagement seiner Mitarbeiter zur Bewältigung dieser Aufgaben beizutragen. Dafür hat der Konzern jüngst ein neues Nachhaltigkeitsprogramm gestartet – mit Schwerpunkten in den Bereichen Ernährung, Gesundheit und Klimaschutz. 30 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG forum Nachhaltig Wirtschaften Bayer will sein Kerngeschäft noch konsequenter als bisher an Nachhaltigkeitskriterien orientieren: Das Unternehmensleitbild „Bayer: Science For a Better Life“ spiegelt diese Zielsetzung wider. Der Konzern will seine Produkte und Kompetenzen gezielt dort einbringen, wo sie am meisten Wirkung entfalten. Dabei setzt Bayer bei seinen Produkten und Technologien insbesondere auf Innovationen, die der Motor der Nachhaltigkeit sind sowie auf strategische Partnerschaften. In seinem neuen Nachhaltigkeitsprogramm setzt das Unternehmen im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie vier Schwerpunkte mit insgesamt acht Leuchtturmprojekten: 1. Familienplanung und vernachlässigte Krankheiten 2. Hochwertige Nahrungsmittel in Schwellenländern 3. Klimaschutz sowie 4. Energie- und Ressourceneffizienz. 1. Selbstbestimmte Familienplanung und Bekämpfung vernachlässigter Krankheiten Foto: © Bayer HealthCare AG Die Verbesserung von Müttergesundheit und die Reduktion von Kindersterblichkeit, vor allem in den | CLeAnteCH | sCHWerPunKt Foto: © Bayer HealthCare AG aNZeiGe Aufklärung auf dem Land in Uganda: Der Youth Truck der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) im Einsatz. Schwellen- und Entwicklungsländern, sind zwei der acht UN Millenniumsentwicklungsziele. Die Verfolgung dieser Ziele wird durch die Zunahme der Weltbevölkerung immer dringlicher. Das Leuchtturmprojekt „Familienplanung“ soll einen wichtigen Beitrag leisten, weltweit eine selbstbestimmte Familienplanung zu ermöglichen. Gemeinsam mit öffentlichen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen initiiert Bayer Projekte, die Bewusstsein und Bildung im Bereich Verhütung fördern und den Zugang zu modernen Verhütungsmethoden verbessern. Das Unternehmen wird seine bereits laufenden Aktivitäten bis 2012 verdoppeln und mit Partnern wie z.B. USAID (United States Agency for International Development) orale Verhütungsmittel kostenlos oder zu reduzierten Preisen für 100 Millionen Monatszyklen zur Verfügung stellen. In einem weiteren Leuchtturmprojekt engagiert sich Bayer intensiv für die Bekämpfung sogenannter „vernachlässigter Krankheiten“. Über 3,3 Milliarden Menschen – meistens die Ärmsten der Armen – sind davon betroffen. In Kooperationen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt Bayer u.a. kostenlos Medikamente zur Behandlung der Chagas-Krankheit und der Afrikanischen Schlafkrankheit zur Verfügung. Schwester Jane Maenaria erklärt die Anwendung oraler Kontrazeptiva im Kajiado District Hospital, Kajiado, Kenia. www.forum-csr.net 31 sCHWerPunKt | CLeAnteCH | aNZeiGe Foto: © Bayer CropScience AG Verbesserter Reisanbau ist das Thema des zweiten Leuchtturmprojekts im Bereich Ernährung. Es wird in Indonesien umgesetzt. Eine neue Anbaumethode, die es ermöglicht, vorgekeimten Reis direkt zu säen, statt Setzlinge umzupflanzen, wird hierbei kombiniert mit einem integrierten Angebot von Saatgut, Pflanzenschutzprodukten und Training. Dadurch kann eine Steigerung der Ernteerträge um rund 10 Prozent erreicht und ebenso die Absatz- und Einkommenschancen der Bauern und ihrer Familien verbessert werden. Zusätzlich wird durch die neue Anbauweise der Ausstoß des klimaschädigenden Methan-Gases auf den Reisfeldern um circa 30 Prozent gesenkt. Bayer fördert in Indonesien den nachhaltigen Anbau von Reis. Bei Reis aus Direktsaat ist der Wasserverbrauch und Methan-Ausstoß deutlich geringer als bei vorgezüchteten Setzlingen. Zudem arbeitet das Unternehmen mit der Non-Profit-Organisation Global Alliance for TB Drug Development in der Entwicklung eines neuen Tuberkulose-Medikamentes mit dem Ziel zusammen, die Behandlungsdauer von derzeit sechs Monaten um ein Drittel zu reduzieren. 2. Innovative Konzepte einer nachhaltigen Landwirtschaft in Schwellenländern am Beispiel Indonesien und Indien Nach Studien der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 um rund drei Milliarden Menschen wachsen. Um die Ernährung in der Zukunft zu sichern, fördert Bayer innovative Konzepte einer nachhaltigen Landwirtschaft. Ein wichtiges Element dieses Engagements bilden die „Food Chain Partnerships“: Ziel der Projekte ist die Vernetzung der Akteure entlang der Wertschöpfungskette – vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Eine dieser „Food Chain Partnerships“ hat Bayer als Leuchtturmprojekt ausgewählt: Zur Stärkung des Gemüseanbaus in Indien unterstützt das Unternehmen die beteiligten Bauern darin, die steigenden lokalen und internationalen Qualitätsanforderungen besser zu erfüllen und so ihre Einkommenssicherheit erhöhen zu können. Bis 2011 sollen 65.000 Kleinbauern eingebunden sein. 3. Lösungen für den Klimaschutz: Beispiele Gebäude und chemische Produktion Weltweit verursacht der Energieverbrauch in Gebäuden fast 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen. Die Ende 2007 im Rahmen des BayerKlimaprogramms gestartete Initiative „EcoCommercial Building“ wurde zu einem umfassenden EcoCommercial Building-Programm weiterentwickelt. Zentraler Bestandteil dieses Leuchtturmprojektes ist ein Partnerschaftsnetzwerk, das Zulieferer, Baufirmen, Architekten und Bauherren umfasst. Bayer bringt seine Kompetenz und Hightech-Produkte aus dem Bereich MaterialScience ein und vermittelt Partner für maßgeschneiderte Lösungen zum Bau energieoptimierter kommerzieller und öffentlicher Gebäude – von Niedrigenergie-Häusern Nachhaltigkeits-Herausforderungen & Bayer-Nachhaltigkeitsstrategie Nachhaltigkeits-Herausforderungen • Wiemüssenwirheutehandeln,umdieMöglichkeitenzukünftigerGenerationennichtzubeschränken? • DieNotwendigkeitnachhaltigenHandelnsistdurchdieFinanz-undWirtschaftskrisenochmalsverstärkt worden. • GlobaleTrendswieWachstumderWeltbevölkerung,KlimawandelundRessourcenknappheitführen zu globalen Herausforderungen. • DieWirtschafthateineentscheidendeRolle,umLösungenzuentwickelnundVerantwortung zu übernehmen. • StakeholdererwartenTransparenzundVerantwortungsbewusstseinvonUnternehmen. 32 forum Nachhaltig Wirtschaften | CLeAnteCH | sCHWerPunKt aNZeiGe Bayer-Nachhaltigkeitsstrategie • Ökonomie,ÖkologieundgesellschaftlicheBelangesind gleichrangige Ziele der Unternehmenspolitik. • InnovationensindderMotorderNachhaltigkeit,umglobale Herausforderungen zu bewältigen. • MitseinenProduktenundKompetenzenleistetdas Unternehmen Beiträge auf zentralen Gebieten der nachhaltigen Entwicklung: Gesundheitsversorgung, Ernährung, Klimaschutz und Ressourceneffizienz. • „SustainabilityValueBalance“-Instrument: Um den Nachhaltigkeitsbeitrag der Produkte zu messen, werden ihre positiven Beiträge in Relation zu möglichen negativen Effekten bewertet. Dieses Instrument betrachtet die folgenden Herausforderungen: Ernährung, Gesundheit, Wasser, Energie, Rohstoffe, Atmosphäre, Biodiversität, Bildung, Wohlstand und Landnutzung. • NachhaltigkeitszielesindeinwesentlichesElementdesManagementProzesses. • DasThemaNachhaltigeEntwicklungwirdaufVorstandsebene durch das Community Board Sustainable Development gesteuert. • NachhaltigeLösungenkönnennurerreichtwerden,wennalle gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten. über Passivhäuser bis hin zu NullEmissions-Gebäuden. Die externe Vermarktung des Konzepts kann einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz im Gebäudesektor leisten. Hochwertige Materialien für Gebäude-Isolation, leichtere Baukonstruktionen und wasserbasierte Lackrohstoffe fügen sich ideal in diese neuen, wachsenden Märkte. Als eines der ersten Anschauungsobjekte weihte Bayer im November 2009 einen emissionsneutralen Betriebskindergarten am Standort in Monheim ein. Weitere emissionsneutrale Konzern-Bürogebäude entstehen in Indien und in Belgien. Auch in dem weiteren Leuchtturmprojekt „Energieeffizienz in der Chlorproduktion“ erzielt das Unternehmen eine Verminderung der Treibhausgas-Emissionen. Die Produktion von Chlor – ein Grundstoff unter anderem für die Herstellung von Kunststoffen und Medikamenten – ist sehr stromintensiv. Bayer entwickelte mit Partnern bereits 2008 ein neuartiges klimafreundliches Verfahren: die sogenannte Sauerstoffverzehrkathode auf SäureBasis. Sie integriert das Prinzip der Brennstoffzelle und reduziert so den Stromverbrauch und damit die CO2Emissionen in der Chlorproduktion um 30 Prozent. In einem weiteren Kooperationsprojekt haben BayerForscher diese Technologie für die Chlorherstellung – nun auf Salzbasis – weiterentwickelt. Bis 2011 soll die erste großtechnische Anlage bei Bayer in Deutschland in Betrieb gehen. Der Leverkusener Konzern wird die innovative Technologie weltweit anderen Unternehmen der chemischen Industrie anbieten. Der Einsatz dieser Technologie eröffnet Durch energieeffizientes Bauen das Klima schonen will Bayer MaterialScience. Dazu hat das Unternehmen ein völlig neues, weltweites Geschäftsmodell für die Bauindustrie entwickelt, das erst kürzlich in die UNEP-Initiative Sustainable Buildings & Climate (SBCI) aufgenommen wurde. Mit dem EcoCommercial Building-Programm wird Bayer MaterialScience die Arbeit des SBCI maßgeblich unterstützen und insgesamt einen Beitrag zum nachhaltigen und wirtschaftlichen Bauen der Zukunft leisten. Foto: © Bayer MaterialScience AG www.forum-csr.net 33 sCHWerPunKt | CLeAnteCH | Foto: © Bayer MaterialScience AG Mit seinen acht Leuchtturmprojekten verbessert das Programm auf direkte Weise die Gesundheitsversorgung wie auch die ökonomische und soziale Lage von mehr als 15 Millionen Menschen. Auch ökologisch hat das Nachhaltigkeits-Engagement messbare Auswirkungen: Der Konzern wird die Energieeffizienz in der eigenen Produktion bis 2013 um zehn Prozent steigern, was dann einer Einsparung der jährlichen Treibhausgas-Emissionen von 350.000 Tonnen gegenüber dem Basisjahr 2008 entspricht. Zudem werden durch die neue Technologie zur Chlorproduktion konzernweit die Emissionen um weitere 250.000 Tonnen bis 2020 gegenüber 2008 gesenkt werden. Bayer MaterialScience läutet eine neue Ära der klimaschonenden Chlorproduktion ein. Mit der innovativen Sauerstoffverzehrkathode soll in industriellem Maßstab Chlor gewonnen werden – bei 30 Prozent weniger Elektrizitätsbedarf und entsprechender indirekter Reduktion der CO2-Emissionen. der internationalen Chlor-Industrie ein Einsparpotenzial von fünf Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr. 4. Energie- und Ressourceneffizienz systematisch steigern Innovative Lösungen für eine systematische effizientere Nutzung von Energie und weiteren Ressourcen stehen im Mittelpunkt von zwei weiteren Leuchtturmprojekten des BayerNachhaltigkeitsprogramms. Durch das Energieeffizienzmanagement-System STRUCTese® können Energieeinsparpotenziale systematisch umgesetzt werden, die mithilfe des Bayer Climate Check zuvor identifiziert wurden. Es sichert dazu im Unternehmen die Verankerung der notwendigen technischen Maßnahmen und organisatorischen Prozesse. 34 Der in der Entwicklung befindliche Ressourcen-Effizienz-Check zielt darüber hinaus auf die prozessorientierte Optimierung von Ressourceneffizienz. Dieses Instrument basiert auf innovativen Technologien zur Reduktion von Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch sowie von Abfällen und Emissionen. 5. Messbare Ergebnisse Das Bayer-Nachhaltigkeitsprogramm hat sich die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen als Orientierungsrahmen genommen und leistet dazu konkrete Beiträge – insbesondere zur Förderung der Müttergesundheit, der Senkung der Kindersterblichkeit, der Stärkung der Position der Frau sowie zum Kampf gegen Krankheiten und zur Bekämpfung von Hunger und Armut. Für das Bayer-Nachhaltigkeitsprogramm gelten die Maßstäbe, die für das Unternehmen oberste Priorität haben: Es ist auf nachhaltigen Erfolg und innovative, hochwertige Lösungen angelegt. Nachhaltigkeit ist bei Bayer ein fester Bestandteil der Unternehmenspolitik. Im Profil Mit rund 108.400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz (2009) von 31 Milliarden euro gehört der Bayer-Konzern zu den weltweit führenden unternehmen in den Bereichen Gesundheit, ernährung und hochwertige Materialien. Mit seinen Produkten und dienstleistungen will Bayer einen Beitrag zur verbesserung der Lebensqualität der Menschen leisten. Gleichzeitig sollen Werte geschaffen werden durch innovation, Wachstum und hohe ertragskraft. das Forschungs- und entwicklungsbudget des unternehmens beträgt im Jahr 2010 rund 2.9 Milliarden euro. Weitere informationen finden sie unter www.nachhaltigkeitsprogramm.bayer.de forum Nachhaltig Wirtschaften sCHWerPunKt myclimate Ihr Partner im Klimaschutz Seit 2002 ist die Schweizer Non-Profit Stiftung myclimate – The Climate Protection Partnership weltweit im Klimaschutz tätig und möchte einen bestmöglichen Beitrag zum Übergang in eine emissionsarme Zukunft – eine Low Carbon Society – leisten. Seit Ende Oktober 2009 verfügt myclimate mit der myclimate Deutschland gGmbH über eine Tochterorganisation, um die deutschen Kunden optimal betreuen zu können. Gemäß dem Motto „Emissionen messen, dann reduzieren bzw. vermeiden und die nicht vermeidbaren Emissionen kompensieren“ bietet myclimate gesamtheitliche Klimaschutzstrategien für Unternehmen und ist organisatorisch in drei Geschäftsfeldern aufgestellt: 1. Carbon Management Services Hier offeriert myclimate eine große Palette von Dienstleistungen bezogen Foto: © myclimate | cleaNTecH | Klimaschutzprojekt Indien: Frauen aus einem Dorf in Nordindien sammeln Tannennadeln. Daraus werden Biomasse-Briketts gemacht, ein klimafreundlicher Brennstoff. auf Unternehmen bzw. Produkte, die mit einem eigenen Stab von Umweltwissenschaftlern abgedeckt werden: • CO2-Bilanzen und Öko-Bilanzierungen (ISO 14040, ISO 14044) • CO2-Fußabdruck (Product Carbon Footprint) • Online-Plattformen / Webrechner zur Berechnung von CO2-Emissionen • Performance Management Tools und Reporting in Bezug auf klimaschädliche Emissionen (ISO 14064, GRI, GHG-Protokoll) • Beratung zu Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie • UnterstützunginderKommunikation 2. Klimabildung myclimate sensibilisiert in Projekten für verschiedene Zielgruppen (Schüler, Lehrlinge, Mitarbeiter in Firmen, breite Öffentlichkeit) für den Klimawandel und Klimaschutz und zeigt auf, wo sich im Alltag CO2 reduzieren lässt. 3. CO2-Kompensation In diesem Bereich wird myclimate von unabhängigen Studien als einer der weltweit führenden Anbieter empfohlen. Die gemeinsam mit lokalen Partnern entwickelten Klimaschutzprojekte erfüllen ausschließlich die höchsten Qualitätsstandards (Gold Standard und/oder CDM). Neben der CO2-Reduktion tragen die Projekte auch zur nachhaltigen Entwicklung in der Projektregion bei. Klimaschutzprojekt Madagaskar: In Madagaskar werden Solarkocher zu vergünstigten Preisen an die lokalen Haushalte verkauft. www.forum-csr.net den letzten Jahren jeweils sogar leicht übertroffen. Höchste Transparenz über die Mittelverwendung gewährleisten Jahresberichte, die von unabhängigen Dritten überprüft werden und online zum download verfügbar sind. Namhafte Unternehmen und Institutionen arbeiten mit myclimate im Klimaschutz zusammen, beispielsweise Swiss International Airlines, Lufthansa, Seat, Hyundai, PricewaterhouseCoopers, Tui Deutschland, B.A.U.M., WWF, diverse Schweizer Bundesämter und Universitäten, das World Economic Forum, Mammut, die Schweizer Jugendherbergen, Virgin Atlantic, Unilever und viele mehr. Von der Gründung von myclimate Deutschland profitieren neben Unternehmen übrigens auch Privatpersonen: Die Organisation ist als gemeinnützig anerkannt und kann somit steuerlich anerkannte Spendenbescheinigungen ausstellen. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte: Stefan Baumeister Geschäftsführer myclimate Deutschland [email protected], Telefon +49 (0)7121 / 92 23 50 Kathrin Dellantonio Mediensprecherin myclimate [email protected] Telefon +41 (0)44 / 5 00 43 50 www.myclimate.org Als gemeinnützige Organisation garantiert myclimate, dass von allen Kompensationserlösen mindestens 80 Prozent in die Klimaschutzprojekte fließen. Diese Quote wurde in Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 35 sCHWerPunKt | cleaNTecH | Nachhaltigkeit braucht Intelligenz Dr. Manfred Bayerlein, Vorstand der TÜV SÜD AG in München Der weltweite Strombedarf wird weiter zunehmen. In den Entwicklungsländern bekommen immer mehr Menschen einen Zugang zur Elektrizität, aber auch in Industrieländern wird der Bedarf weiter steigen – beispielsweise durch alternative Mobilitätskonzepte wie die E-Mobilität. Zugleich steht die Weltgemeinschaft vor der Herausforderung, die drohende Klimakatastrophe abzuwenden und den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren. „Um die zuverlässige, klimafreundliche und bezahlbare Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Strom sicherzustellen, brauchen wir einen zukunftsfähigen Energiemix“, sagt Dr. Manfred Bayerlein, Vorstand der TÜV SÜD AG in München. Im Energiemix der Zukunft werden erneuerbare Energien einen deutlich höheren Anteil haben. Im Jahr 2008 wurden in Deutschland insgesamt 58 Prozent des Stroms aus fossilen Energieträgern gewonnen, gut 23 Prozent entfielen auf die Kernenergie und über 14 Prozent auf regenerative Energien. „Diese Zusammensetzung wird sich in kommenden 36 Jahren nachhaltig verändern“, erklärt Bayerlein. Der TÜV SÜD-Vorstand geht davon aus, dass in Deutschland der Anteil der fossilen Energieträger im Jahr 2030 auf etwa 38 Prozent zurückgeht und regenerative Energiequellen mit 37 Prozent fast gleichauf liegen. Der Anteil der Kernenergie am Energiemix werde bei fast 20 Prozent nahezu konstant bleiben. „Die Kernenergie ist eine Brückentechnologie“, so Dr. Bayerlein, „die wir für den Ausbau der regenerativen Energien und den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung benötigen.“ Im Bereich der regenerativen Energien ist das Potenzial der Wasserkraft in Deutschland nahezu ausgeschöpft, die Stromerzeugung aus Sonne ist vergleichsweise teuer. „Wirtschaftlicher ist der Ausbau von Onshore- und Offshore-Windenergieanlagen, die im Jahr 2030 zusammen etwa 140 TWh der benötigten 719 TWh produzieren könnten“, so Dr. Bayerlein. Weitere vielversprechende Technologien zur regenerativen Stromerzeugung seien Erdwärme und Biomasse, die zusammen etwa 34 TWh liefern könnten. Der Ausbau von regenerativen Energien wird die gesamte Versorgungslandschaft verändern. „Die gesamte europäische Infrastruktur für die Stromversorgung muss modernisiert werden“, betont Dr. Bayerlein. Denn nur der Aufbau von transeuropäischen Netzen biete die Möglichkeit, die starken Schwankungen bei der Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen. „Dadurch können beispielsweise Leistungsspitzen von großen Offshore-Windparks in der Nordsee zur Versorgung von weit entfernten Verbrauchern in Süddeutschland oder in europäischen Nachbarländern genutzt werden“, so der TÜV SÜD-Vorstand. Zudem müssten die Speicherkapazitäten stark ausgebaut werden. Hier gebe es vielversprechende Forschungsprojekte zur Weiterentwicklung der Druckluftspeichertechnik und zur Realisierung moderner Druckluftspeicherkraftwerke. Ein weiterer Ausgleich der Leistungsschwankungen sei durch die zeitweise Abschaltung von trägen Verbrauchern wie Hochöfen oder Kühlhäusern möglich. „Um alle diese Anforderungen zu erfüllen, muss die Versorgungsinfrastruktur mit mehr Intelligenz ausgestattet werden“, betont Dr. Bayerlein. Das Stichwort lautet: „Smart Grids“. „Smart Grids“ oder „Intelligente Netze“ bezeichnen ein umfassendes System zur Erfassung, Analyse, Steuerung, Speicherung und zum Transport von Elektrizität. Über Smart Grids können nicht nur dezentrale Energieerzeuger wie Windparks, TiefengeothermieKraftwerke, Biomasse- und Biogasanlagen oder Blockheizkraftwerke in die Infrastruktur integriert, sondern auch Schwankungen bei Stromerzeugung und Stromlast durch die Einbeziehung der Verbrauchsstellen flexibel ausgeglichen werden. „Die umfassende Modernisierung der europäischen Versorgungsinfrastruktur schafft die Voraussetzung dafür, dass regenerative Energien sinnvoll genutzt und effizient verteilt werden können“, so das Fazit von Dr. Bayerlein. „Bei dieser Modernisierung begleiten wir Energieversorger, Betreiber von konventionellen Kraftwerken und Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung sowie die Anlagenhersteller mit dem Know-how und den Erfahrungen eines internationalen Dienstleistungskonzerns.“ Weiterführende Informationen finden Sie unter www.tuev-sued.de forum Nachhaltig Wirtschaften www.tuev-sued.de Erneuerbarer Energie gehört die Zukunft und sie verschafft Ihnen schon heute einen großen Wettbewerbsvorteil. TÜV SÜD unterstützt umfassend bei der Planung, Inbetriebnahme und im laufenden Betrieb von Windpark-, Geothermie-, Solarthermie- oder Biogasanlagen. Auch in der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie verfügen wir über ein fundiertes und aktuelles Know-how. Wer in eine Zusammenarbeit mit uns investiert, sichert sich wirtschaftlichen Mehrwert. Deshalb: Gestalten Sie mit uns lebenswerte Zukunft! TÜV SÜD AG • Westendstraße 199 • 80686 München • Tel: 0800 888 4444 www.forum-csr.net 37 sCHWerPunKt | CLeAnteCH | aNZeiGe Neuer Standard durch Zukunftstechnologie PVClean Wasserrecycling senkt Wasserverbrauch in der PVC-Produktion um bis zu 50% drei bis vier Kubikmeter pro Tonne PVC, konnte bisher anschließend nicht wiederverwendet werden, da es noch geringe Produktmengen enthält und die PVC-Qualität bei ungefilterter Wiederverwendung massiv verschlechtern würde. Ultrafiltrations-Anlage Vinnolit Knapsack Seit 2008 betreibt Vinnolit Knapsack mit PVClean die erste großtechnische Anlage zum Recycling des Prozessabwassers eines Suspensions-PVC-Betriebes. Durch Ultrafiltration und Wasserrückführung konnte der Wasserverbrauch pro Jahr um 200.000 Kubikmeter gesenkt werden. Das von der EU-Kommission im Rahmen des LIFE III-Programms geförderte Projekt setzt neue Maßstäbe beim Wasserverbrauch in der SuspensionsPVC-Herstellung. Während mehrere frühere Versuche zum Prozesswasserrecycling scheiterten, hat Vinnolit nun eine Methode entwickelt, die störenden PVC-Kleinstpartikel durch ein Ultrafiltrationsverfahren so herauszufiltern, dass das aufbereitete Wasser in die Produktion zurückgeführt werden kann. Bei einer dauerhaften Kreislaufführung kann die zugeführte Frischwassermenge und analog die Abwassermenge um die Hälfte reduziert werden. Damit verbessert sich die Umweltbilanz des Gesamtprozesses deutlich. Das Projekt wurde vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium unterstützt und von der EU-Kommission im Rahmen des LIFE III-Programms gefördert. Seit April 2008 wird das Ultrafiltrationsverfahren erfolgreich großtechnisch bei der Herstellung von Suspensions-PVC in Knapsack eingesetzt. Fast 35 Millionen Tonnen PVC werden jährlich weltweit beispielsweise für Rohre, Fensterrahmen oder Bodenbe- Mit PVClean wurde ein neuer Stanläge, für Automobile, Verpackungen, Kreditkarten oder medizintechnische Anwendungen benötigt. Mit einem Anteil von etwa 90 Prozent ist das Suspensions-Verfahren das weltweit wichtigste Verfahren zur Herstellung von PVC. Dabei wird Vinylchlorid unter Druck in einem wässrigen System polymerisiert. Das Effizienz des Filterprozesses (links Wasser direkt aus dabei verwendete Wasser, der PVC-Produktion, Mitte Retentat (konzentriert), dard beim Wasserverbrauch des PVC-Verfahrens gesetzt, der über den Lizenzverkauf durch das Vinnolit-Technologiezentrum VinTec auch anderen PVC-Herstellern zur Verfügung gestellt wird. Das Verfahren kann nicht nur in Neuanlagen, sondern – wie in Knapsack – auch in bestehende Produktionsumgebungen integriert werden. Insbesondere für PVC-Hersteller in wasserarmen Ländern bietet sich so die Möglichkeit, die knappe Ressource Frischwasser sparsam einzusetzen. Im Profil vinnolit ist einer der führenden PvC-rohstoffhersteller in europa und weltweiter Marktführer bei PvC-spezialitäten für hochwertige Anwendungen. 1500 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vermarkten ein breit gefächertes sortiment an PvC-rohstoffen für die verschiedensten einsatzgebiete, etwa im Bausektor, in der Automobilindustrie oder in der Medizintechnik. 2008 erwirtschaftete vinnolit einen Umsatz von 846 Millionen euro. Vinnolit GmbH & Co. KG Carl-Zeiss-ring 25 d-85737 ismaning www.vinnolit.com Dr. Oliver Mieden environmental Affairs / Corporate Communications Andrea Walter public Relations telefon: +49 (0)89 / 9 61 03 - 0 Fax: +49 (0)89 / 9 61 03 - 103 e-Mail: [email protected] rechts gefiltertes Wasser) 38 forum Nachhaltig Wirtschaften aNZeiGe | CLeAnteCH | sCHWerPunKt Schalten Sie um auf Grün! Strom aus erneuerbaren Energien sorgt nicht nur für ein gutes Umweltgewissen. Ein Wechsel hat oft auch geldwerte Vorteile – und ist außerdem ein Kinderspiel. Eigentlich ist es ganz einfach: Die Stromerzeugung aus den alternativen Energiequellen Wind, Wasser und Sonne ist letztlich die einzige Möglichkeit, die Umwelt nachhaltig zu schonen. Und zudem die einzig realistische Möglichkeit, auch mittel- und langfristig den Bedarf an Elektrizität überhaupt zu decken. Denn Strom aus fossilen Brennstoffen belastet das Klima mit bekannten Folgen wie Anstieg des Meeresspiegels, heftigeren Niederschlägen, längeren Trockenzeiten usw. Kohle, Erdgas und Erdöl sind darüber hinaus nur begrenzt verfügbar. Und die Kernenergie krankt neben den Risiken des normalen Reaktorbetriebs vor allem an der Entsorgungsfrage. Grund genug also, um im eigenen Haushalt auf Grün umzuschalten, das heißt Ökostrom zu nutzen. Als Verbraucher erhalten Sie dabei keinen reinen Ökostrom, denn das Netz funktioniert wie ein See: Alle gewonnene Energie – ob aus Atom- oder aus Windkraft – fließt hier hinein. Durch den steigenden Bedarf werden die Stromproduzenten allerdings angehalten, ein wachsendes Angebot an regenerativen Energien bereitzustellen. Das heißt gleichzeitig, dass die Produktion der fossilen und nuklearen Energieträger stetig weiter zurückgefahren wird. Wenn Sie sich also dafür entscheiden, auf Grün umzuschalten, sorgen Sie dafür, dass mehr umweltfreundliche Energie fließt. übernimmt der neue Versorger für Sie. Meist genügt ein Anruf oder ein Mausklick, um ein Antragsformular zu erhalten. Weder müssen Kabel oder Zähler ausgetauscht werden noch müssen Sie sich mit bürokratischen Angelegenheiten herumschlagen. Das Einzige, was Sie tun müssen, ist, sich zu entscheiden, das Formular auszufüllen und abzuschicken. In finanzieller Hinsicht haben Sie durch den Wechsel keine Nachteile. Die Ökovariante kostet oft nur genauso viel wie herkömmlich produzierter Strom. Eventuelle Aufpreise fallen gering aus, in manchen Fällen ist die grüne Energie sogar günstiger. Der Preis wird dadurch bestimmt, wo und mit welcher Technologie der Strom erzeugt wird. Der Anbieter GrünHausEnergie bezieht seine gesamte Energie aus sogenannten Laufwasserkraftwerken, die mit ihren Turbinen das große natürliche Potenzial fließender Gewässer nutzen. Wenn Sie „umsteigen“, sorgt das übrigens nicht nur für ein gutes Gewissen, sondern hat auch geldwerte Vorteile: Trotz schwankender Energiepreise garantiert GrünHausEnergie seinen Kunden 24 Monate Kostenstabilität. Bei Vertragsabschluss erhalten Sie zudem eine Wechselprämie in Höhe von 50 Euro, die Ihrer ersten Jahresstromabrechnung gutgeschrieben wird. Belohnt wird auch, wenn Sie Ihren Stromverbrauch insgesamt senken – ebenfalls mit bis zu 50 Euro. Ein Wechsel lohnt sich also – und ist ganz einfach. Jetzt sind Sie dran! Kontakt GrünHausEnergie Wissollstraße 5 - 43 45478 Mülheim an der Ruhr Telefon +49 (0)800 / 6 64 88 04 (Mo–Fr 8–20 Uhr, kostenfrei aus dem dt. Festnetz, Mobilfunktarif max. 42 Cent/Minute), www.gruenhausstrom.de Um Ökostrom zu beziehen, müssen Sie gar nicht viel tun. Alle Formalitäten, die beim Wechsel anfallen, www.forum-csr.net 39 sCHWerPunKt | cleaNTecH | Saubere Trucks Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge 40 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | sCHWerPunKt und lautlose Flitzer Von Peter Grett Noch vor wenigen Jahren wurde die Fahne der Elektromobilität lediglich von wenigen Idealisten hoch gehalten. Inzwischen entwickelt sich das Thema zum Mega-Trend. Bis Elektrofahrzeuge in nennenswerter Zahl auf unseren Straßen unterwegs sind, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. forum zeigt Ihnen, welche Fahrzeuge bereits heute angeboten werden und was in naher Zukunft zu erwarten ist. www.forum-csr.net 41 Sparkassen-Finanzgruppe Wir haben etwas gegen Zukunftssorgen: Gute Beratung. Sparkassen sind gegründet worden, damit alle Bürgerinnen und Bürger Vorsorge betreiben und am Wirtschaftsleben teilhaben können. Weil wir auch morgen und übermorgen Ihr bevorzugter Finanzpartner sein wollen, suchen wir nicht den kurzfristigen Profit. Wir suchen die beste Lösung – für Sie und für Ihre Zukunft. Durch umfassende Beratung mit dem SparkassenFinanzkonzept. Dem Wohlstand ihrer Region und den dort lebenden Menschen verpflichtet: die Sparkassen. Gut für Sie – und gut für Deutschland. t? af Fragen zur Finanzwirtsch Wir helfen Ihnen gern – line unter in Ihrer Sparkasse oder on d.de www.gut-fuer-deutschlan s 42 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | Hundert Prozent Einsatz für hundert Prozent erneuerbare Energien lautet das Motto der juwi-Gruppe mit Sitz in Wörrstadt. Zum ganzheitlichen Ansatz des erfolgreichen Unternehmens, das weltweit Solar-, Windkraft- und Biomasse-Anlagen projektiert, gehört ganz selbstverständlich auch Elektromobilität. „Unser erklärtes Ziel ist es, den jetzigen Betriebsfuhrpark von über 150 Fahrzeugen schrittweise durch Elektromobile zu ersetzen, die ihren Strom komplett aus erneuerbaren Energien beziehen“, erläutert Dr. Ronald Große, Abteilungsleiter des Geschäftsbereichs Solare Mobilität. Bereits jetzt zieren vier elektrische Tesla-Sportwagen und ein TWIKELeichtmobil den Parkplatz. Mitarbeiter können verschiedene Elektroroller für die Fahrt zur Arbeit nutzen und das Facility Management setzt für Transporte einen Eco Carrier ein. Ein Problem teilt Große trotz seiner guten Kontakte zur Automobilwirtschaft mit allen Unternehmen und Kommunen, die schon heute ein glaubwürdiges Zeichen für die nachhaltige Mobilität der Zukunft setzen wollen: Die geringe Auswahl an geeigneten Fahrzeugen und deren mangelnde Verfügbarkeit. Immerhin einen der ersten i-MiEV von Mitsubishi, die in Deutschland ausgeliefert werden, konnte sich juwi sichern. Allerdings noch ein Rechtslenker-Modell für den japanischen und britischen Markt. Die Version für Kontinentaleuropa kommt nämlich erst Ende des Jahres. Der Dornröschenschlaf elektrischer Antriebe ist beendet Wer sich an den immer zahlreicheren Medienberichten über eMobility orientiert, gewinnt den Eindruck, das elektromobile Zeitalter stehe unmittelbar bevor. In der Tat, der Dornröschenschlaf elektrischer Antriebe scheint ein für allemal beendet zu sein. Langfristig gesehen gibt es angesichts der Endlichkeit von Öl- und Gasvorkommen auch keine echte Alternative. Zudem wurden in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte in der Akku-Technologie erzielt und auch die Akzeptanz von Elektromobilen hat inzwischen deutlich www.forum-csr.net sCHWerPunKt zugenommen. Neuerdings wird Elektromobilität nicht mehr nur mit kleinen LEVs (Light Electric Vehicles) assoziiert, sondern auch mit E-Sportwagen, deren Design und Beschleunigungswerte Emotionen wecken. Symptomatisch für die Begeisterung für lautloses, dynamisches Fahren ist der Slogan, mit dem ein Münchner Unternehmer auf dem Heck seines Teslas für seine Website wirbt: Grün, schlau, sexy. Längst ist es also keine reine Frage mehr von Vernunft, Verantwortung für die Umwelt und Glaubwürdigkeit, wenn sich immer mehr private und gewerbliche Nutzer für emissionsfreie (bei Ladung mit Ökostrom) Mobilität interessieren. E-motion entspricht dem Zeitgeist, spätestens seit die Schwarzeneggers und Clooneys dieser Welt sich elektrisieren ließen. Die „AnkündigungsWeltmeisterschaft“ Der eMobility gehört zweifelsfrei die Zukunft. Doch wie steht es um die Gegenwart, welche elektrischen Fahrzeuge können vor allem Unternehmen oder kommunale Nutzer schon heute erwerben? Sieht man sich auf den großen Autoshows in Detroit, Genf oder Frankfurt um, so begegnet einem inzwischen auf beinahe jedem Stand ein elektrisches oder (plug-in-)Hybrid-Modell. All diese Showcars, Konzeptfahrzeuge und Prototypen können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass wir erst ganz am Anfang einer Entwicklung stehen, die bis 2020 mindestens eine Million batteriebetriebene Fahrzeuge auf deutsche Straßen bringen soll. Im Moment befinden wir uns noch in einer Phase, die am besten mit „Ankündigungs-Weltmeisterschaft“ zu bezeichnen ist. Man darf gespannt sein, ob es speziell den großen Herstellern gelingt, ihre kommunizierten Markteinführungsziele zu erreichen. Und selbst dann dürften sich Privatkunden – überwiegend early adopter, die bereit sind, die zunächst relativ hochpreisigen eModelle zu kaufen – keine Illusionen machen. „In Produktion gehen“ oder „auf den Markt kommen“ bedeutet nämlich meist, dass Elektroautos zunächst in kleiner Serie bei größeren Kunden, meist Energieunternehmen, erprobt werden. Im nächsten Schritt werden sie dann zwar in begrenzter Stückzahl ausgeliefert, aber gerade die asiatischen Hersteller, die derzeit noch die Nase vorne haben, konzentrieren sich zunächst auf fernöstliche oder amerikanische Märkte. So kommen etwa in diesem Jahr von der neuen, aufladbaren („Plug-in“) Generation des Toyota Prius ganze 200 Stück nach Europa und lediglich 20 nach Deutschland. Allein die Deutsche Bahn AG wird die meisten davon in der Vermietung einsetzen. Fazit: Noch ist Elektromobilität vor allem ein marketinggetriebenes Thema und das Angebot an serienreifen Elektrofahrzeugen bekannter Marken äußerst überschaubar. Die wenigen Modelle werden zudem meist in kleineren Serien produziert und sind dementsprechend Mangelware. Für gewerbliche Kunden und Kommunen lautet die gute Nachricht hinter dieser ernüchternden Tatsache: Sie werden als erste in den Genuss kommen, OEM-Fahrzeuge kaufen zu können. Und: Kleinere, innovative und mit e-mobiler Erfahrung ausgestattete Spezialhersteller offerieren bereits heute interessante Produkte. Hier ein Überblick über das momentane Angebot und ein Ausblick auf die nahe Zukunft. Nutzfahrzeuge – Angebot noch übersichtlich Für Transportfahrten, die im näheren Umkreis getätigt werden, sind strombetriebene Fahrzeuge ideal, da emissionsfrei und geräuscharm. In manchen europäischen Kommunen ist es angesichts von Feinstaub- und Lärmbelastung im Bereich der City nicht mehr gestattet, im Liefer- und Warenverkehr Verbrennungsfahrzeuge einzusetzen. Auch die eMobilityModellregion München konzentriert ihre Aktivitäten auf den kommunalen und gewerblichen Verkehr. Aber gibt es schon Alternativen zu den üblichen Stinkern? Im Prinzip ja, auch wenn das Angebot an E-Transportern noch ziemlich übersichtlich ist. 43 sCHWerPunKt | cleaNTecH | Der MEGA Multitruck: vielseitig einsetzbarer Kleintransporter Die Firma Iseki-Maschinen aus Meerbusch importiert mit dem französischen MEGA Multitruck ein äußerst variables Fahrzeugkonzept, das den unterschiedlichsten Transportanforderungen gerecht wird. Die 3 x 3 m große Nutzfläche kann mit verschiedenen Aufbauten versehen werden: Pickup, Pritsche, Kipper, Chassis-Kabine oder mit einer geschlossenen Box beim Van. Entsprechend vielfältig sind auch die Einsatzmöglichkeiten des elektrischen Kleintransporters. Sogar als mobiler Verkaufsstand kann der MEGA dienen. Die Spitzenleistung ist mit maximal 11 kW (15 PS) nicht gerade üppig, aber ausreichend, um die maximal 350 kg Zuladung zu bewältigen. Die Reichweite hängt von den Einsatzbedingungen ab. Bis zu 60 Kilometer reicht eine Akkuladung. Die Preise beginnen bei 17.600 Euro. Volkswagen fertigt im Auftrag der Firma Ecocraft Automotive den EcoCarrier E 2. Das robuste Fahrzeug besitzt einen leichten AluminiumSpaceframe-Rahmen und ein volltragendes Luftfedersystem an der Hinterachse. Der E 2 leistet 15 kW, erreicht eine (abgeregelte) Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, eine Reichweite von 80 km und ist mit Pritschen- oder Kofferaufbau lieferbar. Der Kunde kann auch zwischen verschiedenen Batterie-Technologien wählen: von Blei- über Bleigel- bis zur Lithium-Ionen-Batterie. Die Zuladung kann im Falle von Lithium-Akkus um etwa 300 kg erhöht werden. Die italienische Firma Micro-Vett ist seit langem auf die Umrüstung von konventionellen Fahrzeugen in E-Mobile spezialisiert. Aus der Kooperation mit Fiat gehen gleich mehrere E-Transporter-Modelle hervor, die in Deutschland u.a. von der österreichischen Firma Lupower vertrieben werden. Der Doblo Electric kommt bei einer Vielzahl von gewerblichen Nutzern zum Einsatz wie etwa Flughäfen, Postgesellschaften, Wachdiensten oder Krankenhäusern. Gemäß seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird er in verschiedenen Varianten angeboten. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, einer Reichweite von bis zu 120 km und einer Zuladung von 500 kg bietet der Doblo Beachtliches für ein Elektroauto. Wer mit weniger Leistung zufrieden ist, dafür eine etwas größere Ladefläche benötigt, wird beim Fiorino Cargo Electric fündig. Sogar einen großen Transporter in der 3,5 t-Klasse bieten die Spezialisten aus Imola an, den Ducato Electric. Ebenfalls aus Italien kommt der Porter Electric von Piaggio. Er wird bereits seit 1995 produziert und ist das meistverkaufte Elektrofahrzeug in Europa. Allein Disneyland Paris setzt 20 davon ein, die Müllentsorgung von Mailand 56. Über 20 verschiedene Modellausführungen ermöglichen beinahe jeden Einsatzzweck. Je nach Akkutyp beträgt die Reichweite des Porter zwischen 70 und 120 Kilometer. PKW – Vorsichtige Rückkehr der E-Mobile Französische und japanische Autohersteller verschrieben sich der Elektromobilität schon lange zu Zeiten, als andere lediglich auf immer stärkere, schnellere und luxuriösere Fahrzeuge setzten. So hat Peugeot bis heute die meisten Zero-Emission-Autos verkauft. Von dem bis 2003 gebauten Modell 106 Électric wurden immerhin 3.500 Fahrzeuge vermarktet. Auch wenn E-Mobile bei Peugeot, Mitsubishi und Co. nur ein Schattendasein fristeten, so verfügte man zumindest über Erfahrung und spezifische Ent- Fiat-Transporter vom Elektrospezialisten Micro-Vett: Doblo, Fiorino, Ducato 44 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | wicklungskompetenz, als das Thema eMobility wieder an Bedeutung gewann. Es verwundert daher nicht, dass gerade diese Hersteller es sind, die nun mit den ersten Serienmodellen auf den Markt kommen. Zögerlicher Markteintritt der Großen Zwar unternehmen inzwischen auch andere Anbieter größere Anstrengungen, aber die notwendigen Entwicklungs- und Erprobungszeiträume lassen sich nicht beliebig verkürzen. Allzu groß ist die Furcht, mit unausgereiften Produkten Kunden zu vergraulen und damit das Markenimage zu beschädigen. So kommuniziert etwa BMW seinen Elektro-Mini lediglich als Erprobungsfahrzeug und sammelt lieber in Modellanwendungen Erfahrung, als hastig ein lediglich elektrifiziertes, konventionelles Fahrzeug mit eingeschränktem Platzangebot (Akkus im Bereich der Rücksitze) anzubieten. Parallel zur Produktentwicklung arbeitet man derzeit an einem eigenen Markenlabel unter dem in ein paar sCHWerPunKt Jahren u.a. ein Megacity Vehicle vertrieben werden soll. Ebenso wie Volkswagen, die das Kleinfahrzeug up in einer E-Version erst 2013 anbieten werden, setzen die Münchner auf eine mittelfristige Strategie, statt mit Schnellschüssen zu agieren. Ein weiterer Grund, warum manche Hersteller mit dem Markteintritt warten, liegt in der Tatsache begründet, dass es in Deutschland – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – noch keine staatlichen Fördermittel beim Erwerb eines Elektroautos gibt. Angesichts der anfangs noch sehr hohen Preise wird sich die Nachfrage daher zunächst auf gewerbliche und kommunale Nutzer beschränken. Zudem muss die Autoindustrie selbst noch eine Reihe von Hausaufgaben erledigen, um ihre Produkte zu akzeptablen Preisen offerieren zu können. Zu diesen gehören insbesondere attraktive (Akku-)Leasing- und Finanzierungsangebote. Auftritt der Drillinge Wer sich von vergleichsweise hohen Preisen und noch lückenhafter öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht abschrecken lässt, kommt schon Ende des Jahres in den Genuss elektrischen Fahrens mit „echten“ Elektroautos. In Japan wird der viertürige Viersitzer i-MiEV (Mitsubishi innovative Electric Vehicle) bereits seit vergangenem Jahr an Kunden aufgeliefert. Nachdem sie eine Reihe von Anpassungen an die gesetzlichen Vorschriften der EU (u.a. höhere Karosserieüberhänge zum Fußgängerschutz) erfahren hat, ist die Linkslenker-Version nun ab Oktober 2010 auch in Deutschland verfügbar. Der Kleinwagen, basierend auf dem japanischen Modell „i“, erfüllt bereits heute die Ansprüche an ein komfortables Stadt- und Pendlerfahrzeug. Seine Reichweite beträgt 144 Kilometer (nach EU-Mode), die Höchstgeschwindigkeit ausreichende 130 km/h. In fünf bis sieben Stunden ist der i-MiEV bei 15 Amp/220 Volt wieder aufgeladen, mit Hilfe einer Offboard-Schnell-Ladeeinheit in knapp einer halben Stunde zu 80 Prozent voll. Der Motor leistet 47 kW (64 PS) und wird von modernen Lithium-Ionen Akkus gespeist. Diese MCC-KONGRESS Unter der Schirmherrschaft von: ElektroMobilität 2010 KEYNOTE SPEAKER Michael Gessner Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, NRW 26. und 27. April 2010 in Düsseldorf, Lindner Congress Hotel 3 Neue Entwicklungen im Spannungsfeld von Politik, Recht und Wirtschaft Moderation: 3 Automobilhersteller: Entwicklungstendenzen und Innovationen Dr. Andreas Gutsch, Geschäftsführer, Li-Tec Battery GmbH • Dr. Peter Asmuth, Vorstand, STAWAG AG • August Hirschbichler, Vorstand, Salzburg AG • Dr. Christian Kessel, Partner, Bird & Bird LLP • Roger Kohlmann, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDEW • Carolin Reichert, Leiterin E-Mobility, RWE Effizienz GmbH • Wilfried Nietschke, Prokurist, Bereichsleiter Technologie Monitoring, TM Executive Vice President, IAV GmbH • Katja Schlager, Institut für Transportation Design • Prof. Dr. Gernot Spiegelberg, Vice President Strategie und Technologie, Siemens AG • Dr. Oliver Weinmann, Leiter Innovationsmanagement, Vattenfall Europe AG • Dr. Wolfgang Woyke, Technische Grundsatzfragen, Neue Technologien, E.ON Energie AG • Bernhard Grünewald, Senior Manager External Affairs, Toyota Motor Europe • Dr. Armin Pfoh, Leiter Konzernbereich Innovationsmanagement TÜV SÜD AG • Dr. Hermann Scheer, MdB, Präsident, Eurosolar e.V. • Dr.-Ing. Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik, ADAC Technikzentrum, ADAC e.V. • Uwe Likar, Manager Advanced Engineering Planning, Mitsubishi Motor R&D Europe GmbH 3 Batteriehersteller: Stand der Technik und Forschungsansätze 3 Energieversorger: Innovationen in einem wachsenden Markt 3 Kooperationskonzepte auf dem Prüfstand 3 Kundenerwartung zwischen Kosten und technischer Machbarkeit Gerd-Uwe Funk, EnergieAgentur.NRW Ihre Referenten und Diskussionspartner: ElektroMobilität erFahren… Erleben Sie aktuelle E-Mobile und Prototypen LIVE ! Weitere Informationen unter +49 (0)2421 12177-21 oder [email protected] www.forum-csr.net The Communication Company · Scharnhorststraße 67a · 52351 Düren 45 www.mcc-seminare.de sCHWerPunKt | cleaNTecH | Technisch identisch: i MiEV, Ion, C-Zero sind zentral im Unterflur-Bereich platziert, was Einschränkungen im Passagier- und Gepäckraum vermeidet und einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt mit sich bringt. Der Preis liegt bei ca. 48.000 Euro, also etwa dem Dreifachen eines vergleichbaren konventionellen Autos. Dafür wird die hohe Anfangsinvestition zumindest teilweise durch die geringen Betriebskosten kompensiert. Dennoch ist lautloses, emissionsfreies Fahren momentan noch ein teurer Spaß. Bei mittelfristig zu erwartenden, deutlichen Preisanstiegen von fossilen Treibstoffen wird sich jedoch das Gefälle in der Wirtschaftlichkeit zwischen konventionellen und E-Fahrzeugen zunehmend verringern. Der französische PSA Konzern kooperiert schon seit längerem mit Mitsubishi und so ist es nicht verwunderlich, dass dessen Marken Peugeot mit dem Ion und Citroën mit dem C-Zero zwei optisch und technisch beinahe identische i-MiEV-Geschwister präsentieren. Unterschiedlich sind jedoch die Markteinführungsstrategien. Noch zurückhaltend zeigt sich dabei Citroën. So werden zwar im letzten Quartal 2010 einige hundert Fahrzeuge in Europa angeboten, wie viele davon nach Deutschland kommen, ist derzeit jedoch noch offen. Zumindest soll der C-Zero über den Fuhrpark der Deutschen Bahn AG angemietet werden können. Für den Ion, der ab Oktober auch von Privatkunden bezogen werden kann, liegen laut Peugeot bereits 3.000 Vorreservierungen aus Europa vor, 550 davon aus Deutschland. Alle spielen die Elektro-Karte Renault setzt von den europäischen Herstellern am stärksten auf Elektromobilität: Gleich vier verschiedene Conceptcars wurden auf der IAA 09 präsentiert. Den deutschen Markt wird man jedoch erst ab 2012 bedienen, wahrscheinlich mit dem Kangoo Z.E. (für Zero Emission). Nicht viel anders sieht es bei Nissan, dem Allianz-Partner von Renault, aus. Zwar entfalten die Japaner weltweit erhebliche eMobility-Aktivitäten, aber der elektrische Kleinwagen Leaf wird in Deutschland gegen Ende diesen Jahres nur an strategische Partner, wie z.B. den Vermieter Europcar ausgeliefert. Opel Ampera: Elektroauto mit Verbrennungsmotor als Reichweiten-Erhöher 46 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | Von den deutschen Marken geht Smart als erster an den Start. Derzeit wird eine erste Serie von tausend fortwo ed (für electric drive) gefertigt und an gewerbliche wie private Kunden in europäischen Metropolen, darunter Berlin, ausgeliefert. Ehe Händler und Werkstätten flächendeckend geschult sind, erscheint eine Fokussierung zunächst auf Großstädte in acht Ländern durchaus sinnvoll zu sein. Schließlich erwarten die Kunden einen kompetenten Service vor Ort. Mit dem Ampera bringt Opel 2011 eine spezielle Kategorie von Elektrofahrzeugen auf den Markt. Die Kapazität der Lithium-Akkus reicht dabei für eine Fahrstrecke von maximal 60 Kilometern. Für längere Strecken verfügt der Ampera über einen kleinen Verbrennungsmotor, der das Fahrzeug nicht antreibt, sondern als Generator Strom erzeugt. Anders als bei Hybrid-Autos erfolgt der Antrieb hier also stets rein elektrisch. Dank dieser Range-Extender-Technik sind Reichweiten von 500 km möglich. Es bleibt abzuwarten, wann Audi seinen Sportflitzer e tron an betuchte Kunden ausliefern kann. Noch befindet er sich im Prototypen-Stadium, genauso wie viele der zuletzt vorgestellten asiatischen Elektro-Modelle von Hyundai, Mazda, Honda, Suzuki, Toyota, Tata oder Subaru. Gespannt sein darf man auf die Elektro-Offensive der Chinesen. Dank ihrer hohen Kompetenz im Bereich Speichermedien werden sie in absehbarer Zeit Stadtmobile zu vermutlich attraktiven Preisen in großer Stückzahl in die Märkte bringen. Auch in die europäischen. In den nächsten Jahren wird folglich ein harter Konkurrenzkampf ausbrechen. Hoffentlich zum Nutzen der Kunden. Innovative Kleine Länger als viele große Hersteller widmen sich eine Reihe kleiner, spezialisierter Unternehmen seit langem der Fertigung von Elektrofahrzeugen. Das meistverkaufte Elektromobil ist hierzulande das einsitzige City El, welches im fränkischen Aub produziert www.forum-csr.net Schon zu kaufen: Die Stadtflöhe Tazzari Zero, Mega City, Reva-i 47 sCHWerPunKt wird. Über 6.000 Stück wurden bisher verkauft, vornehmlich an Pendler und Unternehmen, die ihn als mobilen Werbeträger einsetzen. Der Hersteller Smiles profiliert sich inzwischen auch als Importeur von pfiffigen ElektroKleinwagen des indischen Anbieters Reva und der italienischen Firma Tazzari. Deren zweisitziges Modell Zero ist eine echte Alternative zum ElektroSmart, auch wenn er den technischen und Komfortansprüchen von SmartFahrern vielleicht nicht genügen wird. Die wichtigsten Eigenschaften besitzen jedoch beide: kompakt, leicht, wendig. Und, der Zero ist schon zu haben. Für 24.000 Euro bietet er neben LithiumBatterien vier verschiedene Fahrmodi – von sparsam bis flott. Mit dem EcoFahrprogramm sind immerhin 140 km Reichweite möglich. | cleaNTecH | Wer ein kompaktes Elektroauto für die Stadt sucht, wird auch beim französischen Hersteller Aixam (mit deutschen Vertriebspartnern) fündig. Der Ecity pro kann es zwar nicht mit den Fahrleistungen des Zero aufnehmen, ist dafür aber knapp 6.000 Euro günstiger als der Italiener. Zwei Personen finden auch im Leichtmobil-Klassiker TWIKE Platz. Neuerdings wird dieser Human-Power-Hybrid (Reichweitenerhöhung durch Mittreten) optional mit Lithium-Akkus angeboten. Der Prototyp eines Nachfolgemodells wurde als einziger deutscher Teilnehmer für den renommierten Automotive X Prize-Wettbewerb ausgewählt. Einen viersitzigen Viertürer namens Citysax, aufbauend auf dem Chevrolet Matiz, bietet ein Kleinstserienhersteller aus Dresden an. Beinahe für jeden Anspruch gibt es also inzwischen E-Mobile, entsprechende Kaufkraft des Kunden vorausgesetzt. Dies gilt ganz besonders für die Liebhaber von Sportwagen, die sechsstellige Summen berappen müssen, um einen E-Flitzer zu erwerben. Dank des überragenden Drehmoments elektrischer Antriebe ist es vor allem die Beschleunigungsleistung, die viele „sportliche Fahrer“ begeistert. So katapultiert sich etwa der Tesla Roadster – auch dank seiner Leichtbaukarosserie – in nur 3,9 Sekunden auf 100 km/h. Selbst hartgesottene Porsche-Fans werden demnächst vielleicht abtrünnig. Der Allgäuer Tuner Ruf wird noch in diesem Jahr die ersten Greenster auf 911er Basis ausliefern. Entstanden ist der elektrische Sportler in einer Ent- Extremsportler: Tesla Roadster (oben), Ruf Greenster (unten), Wolf E 2 (rechts) 48 forum Nachhaltig Wirtschaften | cleaNTecH | sCHWerPunKt wicklungskooperation mit Siemens. Wer es noch extremer mag, für den hält die Firma Wolf aus Neuenrade ab 2011 mit dem E 2 einen kraftstrotzenden Stromer bereit, der weniger als 900 Kilogramm wiegen soll und von vier Elektromotoren angetrieben wird. Je einer pro Rad und jeweils 100 kW (!) stark. Pioniere der Elektromobilität seit fast 20 Jahren beschäftigt sich Karl nestmeier mit dem thema elektromobilität. Während viele klassische Automobilhersteller noch über die umsetzung nachdenken, fährt er mit effizienten, zuverlässigen und vor allem verfügbaren Fahrzeugen an ihnen vorbei. Als vorstand der Smiles aG bietet Nestmeier neben viel erfahrung nun ein breites spektrum sich ergänzender elektrofahrzeuge. Als Marktführer im Bereich elektrofahrzeuge ist beispielsweise der in Aub bei Würzburg gefertigte CityeL nicht nur sparsamstes serienfahrzeug der Welt, sondern auch ein interessanter Werbeträger für Gewerbebetriebe. Mittlerweile sind rund 6.000 Fahrzeuge auf den straßen weltweit unterwegs. doch mit den Qualitäten des CityeL gab sich der visionäre Autobauer nicht zufrieden. die smiles AG sicherte sich deshalb die importeurslizenzen für die Marken revA und tazzari. somit gehört das unternehmen auch in Zukunft zur ersten riege der elektrofahrzeuganbieter. www.smiles-world.de www.forum-csr.net seit 23 Jahren ist die Zeitschrift eMobile plus solar die Pflichtlektüre für alle elektromobilisten. sie ist offizielles Mitteilungsorgan diverser elektromobilvereine und des Bundesverband solare Mobilität e.v. das engagierte Fachmagazin gibt auf 80 seiten Auskunft über technik, Fahrzeuge, Förderungen sowie veranstaltungen. erscheinungsweise: 4 Ausgaben p.a., einzelheft: 6,00 euro. Abo 24,- euro www.solarmobil-zeitschrift.de Ein Tipp am Ende: Wer sich der Faszination Elektromobilität hingeben möchte, sich aber keines der im Moment noch relativ teuren Elektroautos leisten kann oder will, für den sind elektrische Zweiräder eine gute Einstiegsdroge. Das Vergnügen fängt bereits bei Elektrofahrrädern, den sogenannten Pedelecs, an. Sie sind längst keine Mobilitätshilfe für Senioren mehr, sondern erleben inzwischen einen regelrechten Boom – gerade bei einer jüngeren, komfortbewussten Klientel. An die zwanzig Anbieter von Elektrorollern tummeln sich inzwischen schon auf dem deutschen Markt. Das Angebot reicht vom leichten Scooter aus Fernost bis zum High-End-Bike von Vectrix. Sogar richtige Straßen- und Geländemotorräder und elektrische Mopeds gibt es bereits. Nur, auch bei Zweirädern hat Qualität ihren Preis. Billigprodukte aus unbekannter, meist asiatischer Herkunft, die in großen Märkten ohne fachkundige Beratung verramscht werden, bringen nur Verdruss und schaden dem guten Image der Elektromobilität. Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 49 sCHWerPunKt | cleaNTecH | Träume auf zwei Rädern Keine Pedale, 45km/h Höchstgeschwindigkeit und nur 45kg Fahrzeuggewicht ermöglichen dem Fahrer ungeahnten Fahrspaß. Das außergewöhnliche Design, das geräuschlose Dahingleiten garantieren bewundernde Blicke – sowohl auf dem Weg zur Arbeit, als auch beim Cruisen durch die Stadt. Durch die Nähe zum Fahrrad erschließt sich die Bedienung des Fahrzeuges sofort und auch kleine Personen fühlen sich aufgrund des geringen Gewichtes auf dem ELMOTO wohl. www.elmoto.com Design meets Future: Ein Fahrrad, das gut und gerne 50 km/h fährt und obendrein auch noch gut aussieht. Ein Drehmoment von 140 NewtonMeter, 3.000 Umdrehungen je Minute und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 80 km/h (bei der ungedrosselten Version) sollten selbst den letzten Rad-Muffel überzeugen. www.pg-bikes.com Im Profil Leichte, bürstenlose Elektromotoren mit verschleißarmem Riemenantrieb und regenerativem Bremssystem (speist beim Bremsen Energie zurück) verpackt in sportliches und hochwertiges italienisches Design: Govecs Elektroroller haben Betriebskosten von 50-70 Cent/100 km und sind damit sparsam und umweltschonend zugleich. www.govecs.com 50 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Peter Grett, (*1957), M.A. studium der Pädagogik und (organisations-/Wirtschafts-)Psychologie. er war Ceo, Marketingleiter und Berater verschiedener elektrofahrzeug-entwicklungsunternehmen, daneben freier Autor zum themenbereich alternative antriebe. Zahlreiche internationale Kontakte zur Automotiveindustrie und benachbarter Branchen. als verlagsleiter verantwortet er seit kurzem das neue Fachmagazin electric mobility, dessen erste Printausgabe Anfang Juni erscheinen wird. www.electricmobility.de forum Nachhaltig Wirtschaften e Sp od Bi Forum 02/2010 ive EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.forum-csr.net ISSN 1865-4266 t itä rs Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken damit gegen den Klimawandel. Doch wir nehmen der Natur immer mehr Raum und gefährden damit langfristig unsere Wirtschafts- und Lebensgrundlage. forum zeigt konkrete Möglichkeiten, um die Biodiversität zu erhalten. s& es Die Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser oder Medikamente. Aus Wäldern werden Zeitungen, Früchte werden zu Konserven, Getreide zu Brennstoff, Strände zu Erholungsgebieten, Bodenschätze zu Computern. Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen bestäuben. Wälder schützen uns vor in us l: B c ia Wirtschaft und biologische Vielfalt Nachhaltig Wirtschaften Das Entscheider-Magazin Cleantech Sp ec ial :B us in es s& Bi od ive rs itä t Leitindustrie der Zukunft SusCon 2010 • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur Diese Sonderbeilage der European Business and Biodiversity Campaign wird durch das LIFE+ Programm der Europäischen Union gefördert. Zeigen Sie Ihr Engagement für Biodiversität - in 2010 und darüber hinaus! Wie? Kein Grund, sich darüber den Kopf zu zerbrechen! Wir haben die Lösung. Eine positive Botschaft. Vermittelt durch 200.000 einzigartige Bilder vom Naturerbe unseres Kontinents. An 700 Millionen Europäer – und den Rest der Welt. Wild Wonders of Europe lädt Sie ein als Partner für: - die Outdoor-Ausstellungstour - die Indoor-Ausstellungstour - Multimedia-Shows Wenn Sie mehr über eine Partnerschaft mit Wild Wonders of Europe erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an: Florian Möllers, Communications Director, [email protected], mobil: +49 170 937 57 89 www.forum-csr.net 51 www.wild-wonders.com Special | Business & Biodiversität | Wirtschaft – vom Aussterben bedroht? Foto: © Magnus Lundgren / WILD WONDERS OF EUROPE Wie wir die Vielfalt der Natur gefährden und uns damit selbst auf die rote Liste setzen Bis zu 200 Millionen Menschen leben weltweit vom Fischfang. Doch gleichzeitig gefährdet Überfischung Arbeitsplätze, weil immer mehr Fischbestände zurückgehen und vom Aussterben bedroht sind. Die Wirtschaft ist auf intakte Ökosysteme angewiesen und sollte daher ihr Handeln auf eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und Dienstleistungen abstimmen. Von Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein In den letzten 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Die Weltwirtschaft wuchs dabei sogar um das Sechsfache. Auch der Lebensstandard vieler Menschen erhöhte sich dadurch. Doch mit diesem Wachstum fordern wir mehr von der Natur, als sie uns geben kann, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Für Verkehr, Industrie und Landwirtschaft zerschneiden und zerstören wir natürliche Lebensräume. Wir stoßen inzwischen mehr Schadstoffe aus, als die Natur aufnehmen kann. Über globale Transportwege verbreiten sich fremde Arten, die die heimische Flora und Fauna verdrängen. Der Klimawandel bedroht viele Arten und Ökosysteme, die es nicht schaffen, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Bilanz: 40 Prozent aller Arten sind vom Aussterben bedroht. Und die Wirtschaft auch! 52 Der Verlust von biologischer Vielfalt schwächt unser Ökosystem, also das Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen mit ihrem Lebensraum – was jedoch häufig nicht sofort sichtbar wird. Ganze Forschungs- und Innovationszweige speisen aus diesem Wissen – z.B. die Bionik: Wie bei einer Mauer, aus der man einen Stein nach dem anderen herauszieht, droht ein Ökosystem irgendwann zu kippen. Doch ein derart gestörtes Ökosystem kann den Menschen nicht mehr mit Rohstoffen und natürlichen Dienstleistungen versorgen. Der tropische Regenwald des Amazonas, in dem 10 Prozent aller Arten dieser Erde leben, ist größer als die Fläche der Europäischen Union. Doch der größte Regenwald der Welt ist in Gefahr. Weil die Nachfrage nach Holz, Soja und Rindfleisch auf der ganzen Welt steigt, wird er gerodet, damit er landwirtschaftlich genutzt werden kann. Jeden Tag verschwinden etwa 70 km² seiner Fläche. Natürliche Lebensräume werden aber nicht nur in Entwicklungs- und Schwellenländern zerstört, sondern auch in den Industriestaaten – und das bereits seit Jahrhunderten. Natürliche Flächen werden in Siedlungen umgewandelt, wodurch auch hier biologische Vielfalt verloren geht. So verschwinden in Deutschland jeden Tag etwa 113 Hektar Fläche unter Asphalt und Beton, das entspricht 161 Fußballfeldern. Jeden Tag. Auch eingeschleppte Arten, die nicht im jeweiligen Lebensraum heimisch sind, lassen die biologische Vielfalt schrumpfen. So löste die Meerwalnuss, eine unscheinbare Qualle, in den 90er Jahren eine ökologische Katastrophe forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | im Schwarzen Meer aus. Als blinder Passagier eines Schiffes traf sie auf einen Lebensraum, der durch eine Algenplage bereits geschwächt war. Die Qualle hatte dort keine natürlichen Feinde und verdrängte so 90 Prozent aller anderen Lebewesen. Und schließlich hat auch der Klimawandel ernste Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Das Meerwasser wird immer wärmer, was das empfindliche Zusammenspiel von Algen und Korallen stört. Die Folge: Die Korallen bleichen aus und sterben. Allein im Jahr 1998 wurden so weltweit 16 Prozent aller Korallenriffe schwer beschädigt. Biologische Vielfalt – ein Segen für die Wirtschaft Biologische Vielfalt versorgt uns nicht nur mit direkt nutzbaren Gütern wie Nahrung und Holz, ihr genetischer Reichtum ist auch die Basis vieler Arzneimittel. Allein die etwa 100.000 Schutzgebiete, die zirka 11 Prozent der Landfläche der Erde ausmachen und die noch relativ reich an Arten sind, versorgen die Menschheit mit Leistungen, deren Wert schätzungsweise 4,4 bis 5,2 Billionen US-Dollar pro Jahr beträgt. Das übertrifft die Summe der Umsätze aller Automobil-, Stahl- und IT-Unternehmen weltweit. Die Vielfalt an Ökosystemen zu Land und zu Wasser hilft, das Klima zu stabilisieren. Wälder und Moore etwa speichern Wasser und CO2, Savannen verhindern die Wüstenbildung und Korallenriffe mindern die Auswirkungen von Sturmfluten. Meere bedecken etwa 71 Prozent unseres Planeten und versorgen uns mit vielen wichtigen Rohstoffen. Über eine Milliarde Menschen sind auf Fisch und Meeresfrüchte als Proteinquelle angewiesen. Bis zu 200 Millionen Menschen leben weltweit vom Fischfang, vor allem in den Entwicklungsländern. Aber das Meer versorgt uns nicht nur mit Nahrung. Die Natur hat im Laufe der Zeit eine Vielfalt unterschiedlicher Formen, Strukturen und Prozesse entwickelt. Dieses Wissen können wir für uns nutzbar machen. So ist www.forum-csr.net Special die Natur immer wieder Ideengeber für neue Produkte: Schwimmanzüge imitieren Haihaut oder Gebäude werden wie Termitenhügel belüftet. Ein ganzer Designzweig – die Bionik – speist sich aus diesem Wissen: Die Schnauze von Delfinen war Vorbild für stromlinienförmigere Schiffe, die bis zu 10 Prozent Energie einsparen. Aus dem Gift einer Seeschnecke wird ein Schmerzmittel gewonnen – 1000mal stärker als Morphium – das aber nicht abhängig macht. Lotusblume, Hai, Pinguin und Gecko stehen für selbst reinigende Oberflächen, strömungsgünstige Beschichtungen bei Flugzeugen, geringe cw-Werte bei Autos, verbesserte Schiffsantriebe und wieder verwendbare Klebebänder. Es gibt unendlich viele Gründe, biologische Vielfalt zu fördern. Für Unternehmen bietet der aktive Einsatz für Biodiversität neue Kunden und Märkte, Kosteneinsparung und Imagegewinn. Eine ökologische Landwirtschaft erhält die lokale Sortenvielfalt. Unternehmen überprüfen die Auswirkungen ihrer Produktion und orientieren sich bei der Auswahl ihrer Materialien an anerkannten Umweltzeichen wie FSC bei Papier. Fakt ist, dass sich das Flora- und Faunasterben fortsetzt. Das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft – die Verlustrate der Biodiversität bis 2010 zu mindern - wurde somit verpasst. Zudem forderte die internationale Staatengemeinschaft 2006, dass die Einbindung der Wirtschaft stärker vorangetrieben werden muss. Unternehmen stehen mit ihrem Engagement nicht allein: In verschiedenen Initiativen und in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung oder erfahrenen NPOs können sie ihren Einfluss auf Natur, Arten und Ökosysteme positiv gestalten. forum stellt in diesem Special die wichtigsten Initiativen, beeindruckende Vorbilder und innovative Best-PracticeBeispiele vor. Sie zeigen, wie die überlebenswichtige Biodiversität erfolgreich und mit Gewinn für alle in die Wirtschaft integriert werden kann. Im Profil Die Wirtschaft ist auf intakte Ökosysteme angewiesen Die Wirtschaft belastet auch bei Einhaltung aller Gesetze die Natur. Sie braucht Rohstoffe, muss Flächen versiegeln und oft auch Wälder roden lassen. Produktion belastet Luft, Wasser und Böden. Auf der anderen Seite ist die Wirtschaft auf intakte Ökosysteme angewiesen. Ohne Wildpflanzen keine natürliche Kosmetik, Getränkehersteller brauchen sauberes Wasser, zerstörte Landschaften schaden dem Tourismus und nicht zuletzt profitieren Versicherungen vom Schutz, den Lebensräume bei Naturkatastrophen bieten. Der Wert der Natur ist schwer zu beziffern, auch wenn daran gearbeitet wird. Doch immer mehr Unternehmen erkennen, dass es in ihrem Interesse liegt, biologische Vielfalt zu schützen und immer mehr Verbraucher fordern dies ein. edgar endrukaitis ist Koordinator der Business and Biodiversity initiative „Biodiversity in Good Company”, Judith Winterstein ist für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und redaktion zuständig. die initiative des Bundesumweltministeriums wird von der GtZ umgesetzt und strebt eine stärkere integration des Privatsektors in die Zielerreichung des internationalen Übereinkommens über die biologische vielfalt an. [email protected] [email protected] www.business-and-biodiversity.de 53 Special | Business & Biodiversität | Der Wert unserer Welt Die TEEB-Studie zur Biodiversität liefert wichtige Informationen, um Biodiversität ins Management zu integrieren. Von Josh Bishop Sehr vielen Menschen ist die Problematik des Klimawandels mittlerweile bewusst. Und erfreulicherweise wird die Verringerung der Treibhausgase in die tägliche Geschäftspraxis integriert. Nun steigt auch das Bedürfnis nach Informationen – über die Gefahren des Verlustes von biologischer Vielfalt, aber auch über ökologische Dienstleistungen. Das Thema ist dringlich – gefragt sind nachhaltige Business-Modelle, die die Erhaltung 54 Foto: © Markus Varesvuo / WILD WONDERS OF EUROPE und Regeneration von Ökosystemen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen. Die Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ (TEEB) will dafür die nötigen Grundlageninformationen bereit stellen und praktische Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wie Biodiversität und die Dienstleistungen von Ökosystemen in Unternehmensentscheidungen integriert werden können. forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Special Artenschwund vor unserer Haus- und Firmentür: Der Wiedehopf ist ein in weiten Teilen Mitteleuropas verschwundener Brutvogel. Seine Beute – der Maikäfer – ist ebenfalls nur noch selten anzutreffen. www.forum-csr.net Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 55 Special | Business & Biodiversität | Foto: © Magnus Elander / WILD WONDERS OF EUROPE mik: Märkte können für Ressourcen, für die es keine Preise gibt, keine effiziente Nutzung sicherstellen. Weil viele der Dienstleistungen, die Ökosysteme und Biodiversität uns liefern, nicht in den Marktpreisen von Gütern und Dienstleistungen enthalten sind, werden diese positiven Effekte bei öffentlichen und privaten Entscheidungsprozessen häufig ignoriert. Dadurch wird unreflektiert weiter zum Verlust der Biodiversität beigetragen und das menschliche Wohlergehen langfristig negativ beeinflusst. Ausgerottet – wiederangesiedelt – erneut bedroht: Der Bartgeier war in den Alpen einst ausgerottet, wurde dann in den 1980er Jahren wieder angesiedelt und ist nun neuerdings bedroht durch eine neue Hygieneverordnung der EU. Diese verbietet es, Kadaver von (Haus-)Tieren – eine wichtige Nahrungsquelle für alle Geier – liegen zu lassen. Die Kosten des Biodiversitätsverlusts werden zunehmend als signifikantes wirtschaftliches Risiko wahrgenommen. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die Ökosysteme und Biodiversität direkt beeinflussen, wie beispielsweise Bergbau, Öl- und Gassektor oder Infrastrukturmaßnahmen. Mehr und mehr Manager erkennen die direkte Abhängigkeit ihrer Unternehmen von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen – den essentiellen Grundlagen ihrer Produktion, vor allem im Agrar- oder Fischereisektor, in der Forst- und Holzwirtschaft oder in der Biotechnologie. In anderen Fällen sind Wirtschaft und Biodiversität indirekt verknüpft, etwa im Einzelhandel, Bankenwesen, Aktienhandel, Versicherungs- oder Dienstleistungssektor. Bei Existenzgründern geht der Trend hin zu einer engen Verbindung von Produkten und Ökosystemdienstleistungen: Ökotourismus, Biolandbau, zertifizierte Holzprodukte oder Emissionsausgleich sind im Kommen. Als Antwort auf diesen zunehmenden Bedarf an Lösungen wurde die TEEB-Studie von der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Kommission initiiert. Man folgte damit dem Vorschlag der G8+5 Umweltminister bei ihrem Treffen 2007 in Potsdam, eine globale Studie zur Ökonomie des Verlusts der biologi- 56 schen Vielfalt zu erstellen. Die Studie zeigt auf, wie die erforderlichen Veränderungen in der Privatwirtschaft zügig umgesetzt werden können und welche politischen Rahmenbedingungen dafür nötig sind. Darüber hinaus integriert sie weitere Problemfelder wie Naturschutz und Armutsbekämpfung, die eng mit der Thematik verknüpft sind. TEEB ist eine unabhängige Studie, geleitet von Pavan Sukhdev, die von der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Kommission, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und Großbritannien finanziert wird und weitere Unterstützung von einer Vielzahl öffentlicher und privater Organisationen erhält. TEEB vereint Kenntnisse und Expertise aus den Bereichen Naturwissenschaften, Ökonomie, Politik und Wirtschaft aus allen Regionen der Welt. Ziel der Studie ist es, eine Einschätzung der ökonomischen Einflüsse auf den Verlust der biologischen Vielfalt zu erstellen und praktische Handlungsmöglichkeiten gegen den weltweiten Rückgang der Ökosysteme anzubieten. Wertschätzung durch Bewertung ermöglichen Die Annahme, die der Arbeit von TEEB zugrunde liegt, ist ein allseits bekanntes Problem der Mikroökono- Im Mai 2008 wurde der erste TEEBZwischenbericht auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention für die biologische Vielfalt (CBD) vorgestellt. Er enthält eine Vielzahl von betriebswirtschaftlich relevanten Fakten. Im Vordergrund stehen dabei die Bedeutung und die Vorteile von marktbasierten Ansätzen zum Schutz der biologischen Vielfalt. In diesem Rahmen empfiehlt der Bericht eine Stärkung von Buchführung und Berichtswesen, um den wirtschaftlichen Einfluss auf und die Abhängigkeit von Biodiversität messen und reflektieren zu können. In der zweiten Phase werden Informationsschriften und fünf weitere Berichte erstellt: einer zu den ökologischen und ökonomischen Grundlagen des Rückgangs der Biodiversität, sowie vier voneinander unabhängige Berichte, die sich an verschiedene Endnutzergruppen richten: nationale und internationale politische sowie lokale Entscheidungsträger und Administratoren, Unternehmen und Bürger. Tools für die Privatwirtschaft bereitstellen Der TEEB-Bericht für die Privatwirtschaft wird Mitte 2010 veröffentlicht. Er geht der Frage nach, was die ökonomische Betrachtung der Biodiversität für die Privatwirtschaft bedeutet. Der Bericht wird Beiträge von verschiedenen Experten aus führenden Unternehmen enthalten und kann nicht nur als Bericht für die Wirtschaft angesehen werden, sondern auch als Bericht von der forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Gerade die Verknüpfungen von Privatwirtschaft und biologischer Vielfalt werden stark von den sich ständig verändernden Vorlieben der Der Bericht wird folgende Fragen Konsumenten beeinflusst. TNS-Untersuchungen, basierend auf 13.000 beantworten: •Wie verändert sich der Kontext Interviews, zeigen in den letzten fünf von Privatwirtschaft und Biodiver- Jahren eine zunehmende Besorgnis sität? Welche Einflüsse und Ab- bei Konsumenten über den Zustand hängigkeiten bestehen zwischen der Umwelt: 82 Prozent der befragten verschiedenen Business-Sektoren Konsumenten in Lateinamerika sind und Ökosystemen? Wie können zunehmend besorgt, 56 Prozent in diese Faktoren gemessen und in Asien, 49 Prozent in den USA und das Berichtswesen integriert wer- 48 Prozent in Europa. Die Ängste der Konsumenten vor dem Verlust der den? • WelcheRisikenbirgtderVerlustder biologischen Vielfalt sind zwar nicht Biodiversität für die Privatwirtschaft ausführlich dokumentiert, doch ein und wie kann man diese mana- zunehmendes Verständnis der Problematik beginnt sich abzuzeichnen. gen? • WelcheChancenundMöglichkei- Dazu jüngst in einer Untersuchung ten ergeben sich aus der nachhal- von IPSOS: tigen Nutzung von Biodiversität “Heutzutage wissen sehr wenige und den Wohlfahrtswirkungen der Verbraucher was Biodiversität ist. Ökosysteme und wie lassen sie sich Allerdings zeigt das Beispiel der nachhaltigen Entwicklung, ein Konrealisieren? • WielässtsichdieVerbindungvon zept das für viele Jahre kaum in der biologischer Vielfalt und Privatwirt- Öffentlichkeit bekannt war, dass Komschaft noch um Armutsbekämp- munikationsbemühungen mit der Zeit Früchte tragen. Obwohl Biodiversität fung ergänzen? Privatwirtschaft zur Ökonomie der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt. Special immer noch fast nur unter den Pionieren bekannt ist, wird dieser Trend in den kommenden Jahren immer mehr Anhänger gewinnen”. Risiken und Chancen erkennen Alle Wirtschaftszweige profitieren – direkt oder indirekt – von biologischer Vielfalt und den Ökosystemdienstleistungen. Unternehmen, die es versäumen, ihren Einfluss und ihre Abhängigkeiten von diesen beiden Größen zu ermitteln, tragen ein undefiniertes Risiko. Unternehmen, die diese Verknüpfungen nicht verstehen, können Veränderungen nicht effektiv planen. Dagegen können Unternehmen, die die Risiken des Biodiversitätsverlusts analysieren, betriebswirtschaftliche Modelle etablieren und damit die Negativfaktoren flexibel auffangen. Sie sind beweglicher und können neue Geschäftschancen schneller ergreifen. Insbesondere Unternehmen mit direktem Konsumentenkontakt müssen Biodiversität in ihre Risikomanage- www.forum-csr.net 57 Foto: © A. Schmidt, GNF Friedliches Miteinander oder Konkurrenzkampf um Fläche und (Lebens-)Raum? Die TEEBStudie bewertet die Bedeutung der Ökosysteme für Unternehmen und Gesellschaft – aber auch den Einfluss der Wirtschaft auf die Natur. Special mentsysteme aufnehmen. Darin können die folgenden Punkte enthalten sein: • Sicherstellung, dass Konsumentenbefürchtungen bezüglich Biodiversität ins Risikoregister des Unternehmens aufgenommen werden. • Bedeutung des Risikos abschätzen: Wie wird der „brand value“ des Unternehmens beeinflusst? • Entsprechende Antworten auf die Problematik entwerfen: Wie lassen sich z.B. interne Beschaffungs- und Produktionsprozesse modifizieren oder Schlüsselunternehmen in der Wertschöpfungskette beeinflussen, so dass negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt minimiert werden? Die Kommunikationsstrategie sollte dazu beitragen, Befürchtungen der Kunden aufzunehmen 58 | Business & Biodiversität | und Konsumenten auf die Problematik aufmerksam zu machen. Die starke Zunahme von ökologisch zertifizierten Produkten am Markt ist ein Indikator für ein sich wandelndes Konsumbewusstsein. Beispielsweise hat sich die Mitgliederzahl der International Social and Environmental Accredetation and Labelling Alliance (ISEAL) in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Viele Zertifizierungslabels haben sich als Antwort auf den Verlust der biologischen Vielfalt etabliert: Forest Stewardship Council (FSC), Marine Stewardship Council (MSC) oder von Rainforest Alliance zertifizierte Kaffee-, Tee-, oder Kakaoprodukte. So haben sich zwischen 2005 und 2007 die Verkaufszahlen von Gütern mit FSC-Logo vervierfacht. Die Aus- gaben für fair gehandelte Nahrungsmittel generell haben sich im letzten Jahrzehnt mehr als verdreifacht, von 1,9 Milliarden britische Pfund im Jahr 1999 auf über 6 Milliarden im Jahr 2008. Wachstum von Naturzerstörung abkoppeln Der jüngste Versuch, verfügbare Zukunftsprognosen zu interpretieren und eine generelle Strategie für die Privatwirtschaft für eine nachhaltige Zukunft zu formulieren, ist das „Vision 2050“ Projekt, das vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) gefördert wird. Nach Aussagen von „Vision 2050“ wird mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung im Jahr 2025 unter forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | orte ausgelagert werden, sondern dass die Effizienz bei der Nutzung von Energie und Gütern sich wirklich verbessert. Wie kann zum Beispiel die steigende Nachfrage nach tierischem Protein befriedigt werden, ohne weitere Wälder in Grasland und Felder für Futtermittel umzuwandeln? Wie lässt sich die Nachfrage nach Mobilität erfüllen, ohne ganze Landschaften in Straßen und Parkplätze umzuwandeln? deutlichem Wassermangel leiden, da ein großer Teil der Weltwasserreserven zur industriellen Bewässerung genutzt wird. Um nur die Nachfrage nach Nahrungsmitteln von bis zu neun Milliarden Menschen zu befriedigen, muss die weltweite Nahrungsproduktion um 2 Prozent pro Jahr über die jüngsten Produktionszahlen gesteigert werden. Der WBCSD fordert, ökonomisches Wachstum müsse „von der Zerstörung von Ökosystemen und materiellem Konsum abgekoppelt, mit einer nachhaltigen ökonomischen Entwicklung verbunden und der veränderten Nachfrage angepasst werden“. Die Herausforderung dabei: Es muss sichergestellt werden, dass „Abkopplung“ nicht bedeutet, dass negative Auswirkungen auf entfernte Produktionsstand- Anpassungsfähigkeit und Flexibilität erhöhen In einer nachhaltigeren Zukunft, wie sie vom WBCSD gesehen wird, “bilden Preise den wahren Wert (sozial und ökologisch) einer Ware ab und Belohnungssysteme sorgen für die Anerkennung nachhaltigen Verhaltens.” Unternehmen müssen ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit erhöhen und so zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Nach Aussagen des WBCSD kann „das Ziel der Widerstandsfähigkeit, also die Fähigkeit eines Unternehmens, sich schnell von Rückschlägen zu erholen, dringender werden als das Nachhaltigkeitsziel.” Foto: © Jose B Ruiz / WILD WONDERS OF EUROPE Unschätzbare Schönheit: Elbe und Sandsteingebirge im tschechischen Nationalpark Czech Svyzarsko. www.forum-csr.net Special „Vision 2050“ hat die fünf wichtigsten Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft definiert: •WirtschaftundGesellschaftmüssen die Zwänge einer Welt, in der Milliarden Menschen leben, anerkennen, aber auch die daraus resultierenden Chancen ergreifen. • Erfolgmussaufnationaler,individueller und Unternehmensebene neu definiert werden. • ErhöhteProduktivitätausknappen Ressourcen durch erhöhte BioProduktivität. • Es müssen Lösungen entwickelt werden, um den ökologischen Fußabdruck von wirtschaftlichen Aktivitäten zu verringern, während man die Lebensqualität erhält und • dabeidieLebensqualitätinEntwicklungsländern steigert, ohne den ökologischen Fußabdruck in nicht akzeptabler Weise zu erhöhen. Neue Märkte durch Biodiversitätsschutz erschließen Am Ende stecken wir alle zusammen in diesem Dilemma. Regierungen spielen eine wichtige Rolle in diesem Prozess, in dem sie den geforderten Paradigmenwechsel initiieren. Häufig aber ist es die Privatwirtschaft, die Veränderungen herbeiführen kann und muss. Eine gut informierte Entscheidungsgrundlage ist dafür der Schlüssel. TEEB will praktische Anleitungen bieten, wie die Risiken des Verlusts von biologischer Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen bewertet und geregelt werden können. Sie zeigt innovative ökonomische Werkzeuge, um Produktionsprozesse kompatibel mit dem Schutz von Biodiversität und Ökosystemen zu gestalten. Der Bericht will Entscheidern aus der Wirtschaft dabei helfen, neue Märkte in einer Welt zu erschließen, die sich zunehmend aktiv gegen den weiteren Verlust biologischer Vielfalt zur Wehr setzt. TEEB bietet diesen Entscheidungsträgern Hilfsmittel, um sich und andere über die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf finanzielles, menschliches wie auch natürliches Kapital zu informieren. Damit will der Bericht dazu beitragen, die Privatwirtschaft in eine ‘Green Economy’ zu überführen. Die abschließenden Ergebnisse der TEEB-Studie werden im Oktober 2010 bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Nagoya, Japan, präsentiert. Mehr Informationen zur Studie finden sich unter www.teebweb.org. Im Profil Josh Bishop Koordinator teeB for Business [email protected] 59 Special | Business & Biodiversität | Gemeinsam stark für Biodiversität! Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE Ein Überblick über internationale und europäische Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen Von Stefan Hörmann forum stellt Ihnen aus den zahlreichen Programmen und Initiativen, die Unternehmensengagement für biologische Vielfalt unterstützen, die wichtigsten vor: 1) Gemeinsam Standards entwickeln: Branchenübergreifende Initiativen Business and Biodiversity Initiative „Biodiversity in Good Company” Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH setzt im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Initiative „Biodiversity in Good Company“ um. Diese branchenübergreifende Initiative will den Privatsektor weitaus stärker 60 als bisher in den Zieleprozess des CBD (=Übereinkommen über die biologische Vielfalt) einbinden. Mit der Unterzeichnung der sogenannten Leadership-Erklärung verpflichten sich die Mitgliedsunternehmen dazu, den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität in ihre betrieblichen Managementsysteme zu integrieren. Inzwischen haben über 40 international agierende Unternehmen die Leadership Erklärung unterzeichnet. In Zusammenarbeit mit den Unternehmen wurde ein Handbuch für unternehmerisches Biodiversitätsmanagement entwickelt. Die Kommunikationsstrategie umfasst Auftritte auf der UNKonferenz über biologische Vielfalt im Oktober 2010, eine Webseite, Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG einen Newsletter sowie eine Wanderausstellung. www.business-and-biodiversity.org World Business Council on Sustainable Development (WBCSD) In einem von vier Nachhaltigkeitsschwerpunkten befasst sich das WBCSD mit der Entwicklung von Richtlinien und Instrumenten zur nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen. In Kooperation mit Think Tanks wie dem World Ressource Institute (WRI) und der Weltnaturschutzunion IUCN entwickelt das WBCSD praktische Handreichungen, die Unternehmen bei der Bewertung und Vermeidung von negativen Auswirkungen auf die forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | biologische Vielfalt unterstützen. Hierzu zählen das Standardwerk „Business and Biodiversity – A Handbook for Corporate Action“ sowie Lernmodule für Entscheider. Der mit dem WRI entwickelte Corporate Ecosystem Services Review zur Bestimmung der Abhängigkeit von Ökosystemen ist bereits von über 200 Unternehmen angewendet worden. www.wbcsd.org Business and Biodiversity Offsets Program (BBOP) Das BBOP bietet Unternehmen umfangreiche Informationen sowie praktische Anleitungen zur Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen für Schäden an natürlichen Lebensräumen und Arten, die durch Unternehmenseingriffe entstanden sind. Folgen Unternehmen der Minderungshierarchie (Vermeiden, Minimieren, Abmindern, Kompensieren), ist das oberste Ziel aller Kompensationsmaßnahmen der „No net loss“ oder gar ein Zugewinn an Biodiversität. Hierzu entwickelt das BBOP ab 2010 einen Standard. Weltweit wurden bereits Pilotprojekte im Bereich Bergbau, Infrastruktur und Tourismus umgesetzt. Koordiniert wird das BBOP durch die NGOs Forest Trends und World Conservation Society (WCS). Zu den über 40 beratenden und fördernden Institutionen zählt auch die KfW Bankengruppe. Prinzipien, Handbücher und Fallstudien zur Umsetzung von Offsetmaßnahmen stehen zum Download auf der BBOPWebseite bereit. http://bbop.forest-trends.org/guidelines/index.php European Business and Biodiversity Platform Diese kürzlich lancierte europäische Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil der European Business and Biodiversity Campaign (siehe S. 62). Ein webbasiertes Informationscenter zum Thema „Unternehmen und Biodiversität“ wird bis Sommer 2010 eingerichtet. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen und daraus entwickelten BestPractice-Richtlinien. Unternehmen mit www.forum-csr.net Special herausragendem Engagement für die Erhaltung der Biodiversität sollen zukünftig im Rahmen einer Preisverleihung ausgezeichnet werden. Die Umsetzung der European Business and Biodivesity Platform erfolgt im Auftrag der Europäischen Kommission durch den IUCN, der auch an der European Business and Biodiversity Campaign mitwirkt. NGO-Initiativen Darüber hinaus bieten etliche Naturschutzverbände und Forschungseinrichtungen allen interessierten Unternehmen eine Zusammenarbeit beim strategischen Umgang mit Natur- und Artenschutz an. Auf europäischer und globaler Ebene sind dies unter anderem das World Conservation Monitoring Centre, das Business and Biodiversity Programm des IUCN, das Business and Biodiversity Research Centre des Earthwatch Institutes, der WWF und Birdlife. 2) Finanzmarkt und Bergbau: Branchenspezifische Initiativen Neben Biodiversitätsinitiativen, die Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftszweige ansprechen, haben sich einige branchenspezifische Programme und Arbeitsgruppen zum Thema Biodiversität gebildet. Zwei Beispiele aus der Finanzbranche und dem Bergbau sind: UNEP FI Die Arbeitsgruppe Biodiversity and Ecosystem Services ist in der FinanceInitiative des UN Umweltprogramms (UNEP FI) verankert. Sie entwickelt Methoden- und Indikatorensets, um den Wert biologischer Vielfalt zu ermitteln und Finanzdienstleister darüber zu informieren. UNEP FI selbst ist Mitinitiator der Natural Value Initiative. Diese hat ein Benchmark Tool für Finanzinvestoren entwickelt, mit dem sie Investitionsrisiken und -chancen, die einen direkten Bezug zu Ökosystemleistungen haben, für Unternehmen in der Lebensmittel-, Getränke und Tabakbranche bewerten können. www.unepfi.org/work_streams/biodiversity/index.html International Council on Mining and Metals Diese Vereinigung, der global agierende Bergbaukonzerne wie Rio Tinto, BHP Billiton und Newton angehören, hat die Förderung einer nachhaltigen Mineralgewinnung und Metallerzeugung zum Ziel. Die Erhaltung der Biodiversität ist eines von 10 Nachhaltigkeitsprinzipien des ICMM und seiner Mitglieder. Eine Arbeitsgruppe sowie Publikationen zum Thema Biodiversität und Bergbau sollen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt im Bergbau beitragen. www.icmm.com/our-work/workprograms/environment 3) Verbindliche Richtlinien aufstellen – eine Bewertung der Initiativen Die meisten Initiativen und Programme haben Prinzipien, Richtlinien und Instrumente zur nachhaltigen Nutzung und Erhaltung von Biodiversität entwickelt. Die explizite Auseinandersetzung mit diesem Thema zeigt ein wachsendes Bewusstsein des Privatsektors für die Biodiversität und ihrer Bedeutung hinsichtlich der Sicherung der Rohstoffbeschaffung, der Reputation und Rechtssicherheit. Allerdings stehen den Initiativen noch einige Herausforderungen bevor. Bisher noch nicht erreicht sind: • eine breite Anwendung und vollständige Umsetzung von Richtlinien und Instrumenten in der Praxis. • eine Einbindung von kleinen und mittleren sowie öffentlichen Unternehmen in Programme und Initiativen. • dieEntwicklungvonverbindlichen, überprüf- und vergleichbaren Standards. Trotzdem bieten die verschiedenen Programme bereits heute umfassende, praxistaugliche Hilfestellungen für Unternehmen, die sich näher mit dem Thema Biodiversität beschäftigen wollen – und müssen. Fast alle Initiativen ermöglichen es Unternehmen, eigene Erfahrungen und Kenntnisse aktiv in den Prozess der Weiterentwicklungen von Methoden- und Indikatorensets einzubringen. 61 Special | Business & Biodiversität | Mit Vollgas ins Jahr der Biodiversität! Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE Von Stefan Hörmann Anfang des Jahres hat ein starkes Konsortium zur Förderung der biologischen Vielfalt seine Arbeit aufgenommen: Die European Business and Biodiversity Campaign. Unter Führung des Global Nature Fund (GNF) und Mitwirkung des Altop-Verlags, der Unternehmensberatung dokeo und prominenten Partnern aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Belgien stellt sie die hohe, auch ökonomische Bedeutung der Biodiversität vor. Ihr Ziel: die Wirtschaft für den aktiven Schutz und Erhalt von Arten und Ökosystemen zu gewinnen. Die Kampagne bietet dazu attraktive Angebote für Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanager und Entscheider in unternehmerischen Führungspositionen. Im Zentrum steht die Frage: Mit welchen Methoden und Instrumenten lassen sich die Auswirkungen unserer wirtschaftlichen Tätigkeit auf die Biodiversität bewerten? Ab Mitte 2010 veranstalten VorreiterUnternehmen aus unterschiedlichen 62 Wirtschaftszweigen branchenspezifische Biodiversitäts-Workshops. Unternehmen und Wirtschaftsverbände aus Branchen mit großem Bezug zu biologischer Vielfalt wie Lebensmittel-, Tourismus-, Rohstoffgewinnungs-, Forst- und Finanzsektor sind eingeladen, von ihrem Erfahrungs- und Wissensvorsprung zu lernen. Zu Beginn können sich Vertreter großer, global agierender Konzerne ebenso wie kleine und mittlere Unternehmen in sogenannten Schnupper-Workshops unverbindlich darüber informieren, welche Bezugspunkte ihre Branche zur biologischen Vielfalt hat. Ab 2011 wird ein weiterführendes Informationsprogramm für jeden Wirtschaftszweig angeboten. Mit einem „Biodiversitäts-Check“ können Unternehmen alle relevanten Aspekte ihres Betriebes abklopfen und dann entscheiden, ob sie die Verbesserung und den Schutz der biologischen Vielfalt kontinuierlich angehen wol- len. Wie lässt sich Biodiversität in das Umweltmanagementsystem integrieren? Welche Indikatoren können zur Beurteilung der Ausgangslage und zur Kontrolle der Wirkungen eigener Maßnahmen hilfreich sein? In wie weit kann sich ein Wettbewerbsvorteil gegenüber „rücksichtslosen“ Unternehmen ergeben, wenn man das eigene Engagement nach innen und außen kommuniziert? Diese und weitere Fragen werden in einer Reihe von Seminaren und während individueller Beratungen gemeinsam beleuchtet. Regionale Biodiversitätsforen – Unternehmensengagement in der Region Bislang wird der Verlust der biologischen Vielfalt von der Öffentlichkeit und von Unternehmen – wenn überhaupt – als ein globales Problem wahrgenommen, dass sich weit weg in Brasilien oder anderen „Hotspots“ forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | der Artenvielfalt abspielt. Die Bedeutung und der Verlust von Biodiversität in der eigenen Region ist selten ein Thema, ebenso wenig wie das Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Dabei verfügen gerade KMUs oft über eine hohe wirtschaftliche und emotionale Bindung zu ihrem Standort. Regionale Foren zum Thema „Unternehmen und biologische Vielfalt” rücken den Schutz der biologischen Vielfalt in der heimischen Region in den Fokus und sprechen speziell KMUs an, dieses Thema in ihr Unternehmensmanagement zu integrieren. Die „Ökologische Gestaltung von Firmengeländen“ ist eine der Maßnahmen, mit denen ein Unternehmen konkrete Beiträge zum Schutz von Natur und biologischer Vielfalt leisten kann. Anleitungen zur Begrünung werden im Rahmen der Foren vorgestellt und dienen als Einstieg in das Thema Biodiversität. Die „Ökologisierung“ von Firmengeländen wird in der Schweiz derzeit sehr erfolgreich realisiert. Mehr als 350 Unternehmen haben über 18.000 Hektar Firmenfläche naturnah gestaltet. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte 2010 sind im Rahmen der Kampagne mindestens sechs solcher Foren in den Niederlanden, Spanien und Deutschland (im Bodenseeraum) geplant. Biodiversitätspartnerschaften zwischen Unternehmen und NGOs Umweltschutzorganisationen wie der GNF, die Weltnaturschutzunion IUCN und die Bodensee-Stiftung haben langjährige Erfahrungen im Schutz www.forum-csr.net Special der biologischen Vielfalt. Einige Aktivitäten wurden sogar in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen realisiert. Die Berührungspunkte sind vielseitig: NGOs schlagen Alarm, wenn Natur und biologische Vielfalt durch wirtschaftliche Aktivitäten in Mitleidenschaft gezogen werden. Sie beraten Unternehmen darin, wie sich negative Auswirkungen auf die biologische Vielfalt reduzieren bzw. vermeiden lassen und machen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wenn Realität und Öffentlichkeitsarbeit bei Unternehmen auseinanderklaffen (Green Washing). Unternehmen sind andererseits häufig wichtige Unterstützer von Naturschutzprojekten. In diesem Spannungsfeld benötigen NGOs aktuelle Informationen zu Aspekten wie Nachhaltigkeitsberichten, CSR oder Indikatoren zur Biodiversitätsperformance von Unternehmen. Am Ende sollen Kriterien für erfolgreiche Partnerschaften zwischen Umweltschutzorganisationen und Unternehmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bereitgestellt und der Grundstein für neue Kooperationen gelegt werden. Auch deshalb gehören Workshops und Erfahrungsaustausch für NGOs zu den Schwerpunkten der Kampagne. Gebündeltes Expertenwissen für Unternehmen Weitere Partner bei der Umsetzung der Kampagne sind die niederländische Umweltberatung Triple E sowie die Naturschutzverbände IUCN, Fundación Global Nature Espana und die Bodensee-Stiftung. Unterlegt durch eine attraktive cross-mediale Kommu- nikationsstrategie und eine enge Abstimmung mit laufenden Initiativen wie der European Business and Biodiversity Platform und Biodiversity in Good Company, erhalten Interessenten in den kommenden Jahren profundes Wissen zum Thema Unternehmen und Biodiversität in Europa. Unternehmen, die sich bereits für die Erhaltung der Biodiversität engagieren, sind eingeladen ihre Erfahrungen im Rahmen der europäischen Kampagne zu präsentieren. Firmen, die sich zuerst einmal über das Thema erkundigen und mögliche Berührungspunkte zur Geschäftstätigkeit erfassen möchten, können dies durch Seminare, Biodiversitäts-Checks und webbasierte Informationstools tun. www.business-and-biodiversity.eu Im Profil stefan Hörmann ist Projektleiter bei der umweltstiftung Global nature Fund. dort koordiniert er die umsetzung der „european Business and Biodiversity Campaign“. interessenten zum Thema Unternehmen und Biodiversität können sich direkt an stefan Hörmann wenden unter: telefon +49 (0)228 / 2 42 90 18 [email protected] der Global nature Fund (GnF) ist eine gemeinnützige internationale stiftung für umwelt und natur, die 1998 gegründet wurde. Weltweit arbeitet der GnF mit naturschutzverbänden, staatlichen Akteuren und Partnern aus der Wirtschaft für eine nachhaltige entwicklung. der sitz der Hauptgeschäftsstelle befindet sich in radolfzell am Bodensee, weitere Büros sind in Bonn und Berlin. Bei der umsetzung der „european Business and Biodiversity Campaign“ wird der GnF von der europäischen Kommission im rahmen des LiFe+ Programms unterstützt. 63 Special | Business & Biodiversität | Countdown 2010 Für die biologische Vielfalt Von Sebastian Winkler In Europa haben mehr als 1000 Partner – von nationalen und lokalen Regierungen, über Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Unternehmen – die Herausforderung des Biodiversitätsschutzes angenommen. Sie haben mit Countdown 2010 ein leistungsstarkes Netzwerk aktiver Teilnehmer ins Leben gerufen und gehen die Ursachen des Biodiversitätsverlusts mit gemeinschaftlicher Triebkraft an. Als sich die Regierungschefs im Jahr 2002 beim Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung dazu verpflichteten, bis Ende 2010 einen signifikanten Rückgang des Biodiversitätsverlusts zu erreichen, wurde dieses ehrgeizige Ziel als historischer Schritt in die richtige Richtung gewertet. Seither haben etliche wissenschaftliche Studien den Ernst der Lage bestätigt: die Millennium Ecosystem Assessment der UN fand heraus, dass weltweit zwei Drittel aller Ökosystemdienstleistungen zurückgehen; die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN umfasst mehr als 16.000 gefährdete Arten und die durchschnittliche Artendichte ist in nur dreißig Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Der Bericht der Vereinten Nationen zur Entwicklung der Artenvielfalt folgerte, dass das Erreichen des 2010-Ziels beispiellose Anstrengungen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene erfordert. Natur und Naturlandschaften zu erhalten. 2. Landwirtschaft: Ohne Biodiversität gibt es keine Landwirtschaft. Die landwirtschaftliche Praxis sollte das Überleben von Arten nicht in Gefahr bringen. Der Schlüssel zur Rettung der Biodiversität liegt in einer vielfältigen Landnutzung und der Reduktion des Pestizid- und Düngemitteleinsatzes. Methoden des ökologischen Landbaus können in vielen Gebieten als ein Beispiel hierfür dienen. Kernfelder für den Biodiversitätsschutz Alle Mitglieder von Countdown 2010 haben versprochen, sich voll für das 2010-Ziel einzusetzen. Da nun abzusehen ist, dass dieses nicht erreicht wird, hat das Netzwerk sieben Haupthandlungsfelder definiert, durch die der Biodiversitätsverlust in den kommenden Jahren nachhaltig zum Stillstand gebracht werden soll: 3. Fischerei: 75 Prozent aller Fischereigewässer sind bis an die Belastungsgrenze ausgelastet oder überfischt. Arten wie Kabeljau, Schellfisch und Heilbutt sind schon jetzt bedroht. Wenn wir nicht zu einer nachhaltigen Nutzung übergehen, werden für unsere Enkelkinder keine Fische zurückbleiben. 1. Raum für Biodiversität: Arten und Ökosysteme brauchen für ihre Regeneration und Entwicklung ausreichend Raum. Wenigstens 10 Prozent aller Ökosystemtypen sollten unter Schutz stehen, um 4. Flächennutzung: Straßen, Fabriken und Wohnungsbau zerstören die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Wenn die städtische und ländliche Entwicklung keine Rücksicht auf die Natur nimmt, werden Beton und Schmutz fortan unsere Umwelt dominieren. Foto: © Peter Cairns/Wild Wonders of Europe Der Countdown läuft: Die Eisschollen vor Spitzbergen (Norwegen) schmelzen durch den Klimawandel. Die Packeisgürtel sichern weltweit das Überleben von Eisbären und vielen anderen Meeres- und Landsäugertierarten, Vögeln und Fischen. Auch andere Arten verlieren durch Meeresspiegelanstieg und Überschwemmungen ihren Lebensraum. 64 5. Klimawandel: Der Klimawandel gilt als die wichtigste globale Herausforderung der Menschheit. Ökosysteme und Lebensräume wandeln sich analog zu den Umweltbedingungen. Es reicht nicht, die Klimaänderungen zu bekämpfen. Es müssen Wanderungsmöglichkeiten für Arten sowie deren Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten sichergestellt werden. forum Nachhaltig Wirtschaften Special Foto: © Diego López/Wild Wonders of Europe 1. Die Unterstützung der Biodiversitätsziele 2. Die Aufforderung von Entscheidungsträgern zum Handeln 3. Eine Selbstverpflichtung zur Reduktion des Biodiversitätsverlusts. Versalzener Lebensraum? Das Mündungsgebiet des Guadalquivir in der Bahia de Cadiz (Spanien) wird weitflächig als Saline genutzt. 6. Invasive Arten: Wenn man eine Art außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets aussetzt, geht sie in vielen Fällen ein. Manchmal jedoch etablieren sich so genannte „invasive fremdländische Arten“ in der heimischen Flora und Fauna lokal und zerstören sie. Da sich nicht voraussagen lässt, welche Arten das tun, ist es äußerst wichtig, diese Invasionen zu reduzieren. 7. Politische Anreize: Biodiversität ist das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. Die Funktionen der Ökosysteme bilden die Basis für jegliches wirtschaftliches Handeln. Die Belange der Biodiversität müssen folglich integrativer Bestandteil aller Politikbereiche werden. Die Maßnahmen dafür sind Marktanreize, Entwicklungshilfe, biodiversitätsverträglicher Handel und internationale Regierungsprozesse. Engagement liegt im ureigensten Interesse der Wirtschaft Der Verlust an Biodiversität beeinträchtigt Kernbereiche des menschlichen Wohlbefindens. Dies betrifft die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie, die Gefahr von Naturkatastrophen und den Zugang zu sauberem Wasser und Rohstoffen. Der Biodiversitätsverlust berührt aber ebenso Gesundheit, soziale Beziehungen und Entscheidungsfreiheit der Menschen. Es liegt also im ureigenen Interesse von Mensch und Wirtschaft, das Überleben der Arten www.forum-csr.net und den Fortbestand der Ökosysteme sicherzustellen. All diese Ideen sind nicht neu. Sie spiegeln Forderungen wider, die von vielen Organisationen seit Jahrzehnten propagiert werden. Die politische Legitimation für das 2010-Ziel und das womöglich folgende 2020-Ziel, das im Oktober dieses Jahres proklamiert wird, liefert einen stabilen gemeinsamen Rahmen, um diese Agenda voran zu bringen. Es liegt zwar primär in der Verantwortung der Regierungen, diese Ziele zu erreichen. Doch die politische Realität zeigt, dass es sowohl engagierte Politiker und Beamte, als auch eine einbezogene und informierte Öffentlichkeit sowie einen engagierten Privatsektor braucht, um diese Chance zu nutzen. Das Ziel von Countdown 2010 war klar und einfach: Durch Bereitstellung des nötigen Handlungsspielraums soll den Organisationen ermöglicht werden, ihre Arbeit auf die Biodiversitätsziele zu fokussieren, und das mit dem Handwerkszeug und den Themen, die am dichtesten an ihrem eigenen Hauptanliegen und ihren Zielsetzungen sind. Bereitschaft für zusätzliche Aktivitäten zeigen Um sich dem Bündnis anzuschließen, unterzeichnen die Partner eine Erklärung, in der sie ihre Bereitschaft zu zusätzlichen Aktivitäten und ihre Zustimmung zu den Grundsätzen und Zielsetzungen von Countdown 2010 erklären. Die Erklärung erfordert drei Schritte von jeder Organisation: Mit einem wirkungsvollen Netzwerk aktiver Partner kann Countdown 2010 die Regierungen zur Rechenschaft ziehen, damit sie ausreichend Raum für die Natur sichern, ihre natürlichen Ressourcen auf nachhaltige Weise nutzen und beständig die Umweltverschmutzung reduzieren. Zusammen können wir es schaffen, die Biodiversität zu erhalten. Kontakt sebastian Winkler ist der Leiter der initiative „Countdown 2010“ und europäischer senior-Politikberater der iuCn. Als mexikanisch-deutsch-französischer staatsbürger, der im französisch-sprachigen Afrika aufwuchs, arbeitet sebastian seit 1997 bei der iuCn. seine breitgefächerte Berufserfahrung umfasst programmatische themen, institutions- und Management-Aufgaben, Fundraising, und die internationale Politik-Agenda mit speziellem Fokus auf Handel, Klimawandel und Biodiversität. vorher arbeitete er für die Wirtschafts-, umwelt- und Handelsabteilung der uneP, das evaluierungsbüro des Welternährungsprogramms und den umweltminister Mexikos. Kontakt countdown 2010 sebastian Winkler telefon +32 (0)273 / 9 0320 [email protected] www.countdown2010.net Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 65 | Business & Biodiversität | Als „ökosystemare Dienstleistungen“ betrachten Forscher diejenigen durch den Menschen nutzbare Leistungen, die von Ökosystemen erbracht werden. Beispiel: Wenn unsere Bienen und Schwebfliegen weiterhin großflächig im Rückgang begriffen sind, wer bestäubt dann unsere Feldfrüchte? Foto: © Arnd Hertel / Fotolia Special Wer keinen Nutzen bringt, fliegt raus. Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen für Politik und Gesellschaft Von Corinna Hölzer Heute redet alles vom „Nutzen“. Wer keinen konkreten Nutzen bringt, fliegt raus. Das galt immer schon für die Wirtschaft und gilt mehr und mehr für die Wissenschaft. Früher war alles besser. Das könnte zumindest für Biodiversitätsforscher gelten. Auch wenn sie sich damals noch nicht so nannten: Naturwissenschaftler wie Carl von Linné und Charles Darwin konnten im 18. und 19. Jahrhundert als große Entdecker in der weltweiten Vielfalt des Lebens schwelgen. Ausdauer, Zeit und einfache Hilfsmittel waren ihre Begleiter. Ohne großen Druck von außen katalogisierten, analysierten 66 und strukturierten sie den Reichtum an Arten, Formen und Funktionen. Sie tauchten ein in die Faszination der Tierund Pflanzenwelt und teilten anderen ihre Entdeckungen in Form handgemalter Abbildungen mit. Es gab weder Internet noch Online-Datenbanken, Elektronenmikroskop oder Genanalysen. Und vor allem: Keine Aufforderung zum „publish or perish“. Heute erleben sich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer anderen Situation. Mit modernster Technik können sie der biologischen Vielfalt auf den Leib rücken. Sie tau- chen immer tiefer ein in die Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme und produzieren und publizieren eine Flut an Detailwissen. Wer viel publiziert, gewinnt. Der Wissensberg türmt sich und die Biodiversitätsforscher verstehen immer besser, wodurch das Netz des Lebens weltweit zusammen gehalten wird. Diverse Forschungsergebnisse zeigen, dass das komplexe Netzwerk an vielen Stellen reißt. So sind Forscher heutzutage mehr und mehr gezwungen, den rapiden Artenschwund zu katalogisieren und Rote Listen zu füllen anstatt – wie Darwin – in der Vielfalt zu schwelgen. forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Innerhalb der letzten 200 Jahre entwickelte sich die gesellschaftliche Sicht auf die biologische Vielfalt von der Furcht vor der Übermacht der Wildnis hin zu Forderungen nach mehr Wildnis in unserer verarmten Landschaft der Monokulturen. Nachdem die Biologen in den letzten Jahrhunderten vor allem Grundlagen erforschten und zum generellen Verständnis der komplexen Lebenszusammenhänge beitrugen, scheint sich seit einigen Jahren eine Trendwende zu vollziehen. Mittlerweile integrieren auch Sozialwissenschaftler, Juristen, Ökonomen und Politikwissenschaftler Fragestellungen zur biologischen Vielfalt in ihre Forschungsarbeit. Sie beleuchten das Feld aus gänzlich neuen Blickwinkeln. Transdisziplinarität heißt das Zauberwort. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass der Stopp des Artensterbens nur zu erreichen ist, wenn Wissenschaft auch wirklich „Wissen schafft“. Entscheider und Umsetzer aus Politik, Behörden und der Landnutzungspraxis lesen selten englischsprachige Wissenschaftsjournale. Wie also soll das ständig neu geschaffene Wissen der Biodiversitätsforscher an die Akteure aus der Praxis gelangen? Brauchen wir einen Paradigmenwechsel innerhalb der Wissenschaft? Mit internationalen Abkommen wie der Biodiversitätskonvention, CBD, hatte sich die Weltgemeinschaft www.forum-csr.net das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahre 2010 den Artenschwund zu stoppen. Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Seit 2007 hat auch Deutschland eine Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt und befindet sich momentan in der vom Bundesumweltministerium koordinierten Umsetzungsphase. Um die Hebel beim Biodiversitätsschutz dabei möglichst effektiv anzusetzen, bedarf es dem verstärkten Austausch zwischen Wissenschaft und allen Akteuren aus der Landnutzungspraxis. Wirtschaft, Politik und ihre Berater könnten bei ihren Bemühungen um den Erhalt der biologischen Vielfalt gut von Handlungsempfehlungen aus der Wissenschaft profitieren. Diesen Prozess zu unterstützen hat sich eine neue Initiative der Biodiversitätsforscher zur Aufgabe gemacht: Mit dem vom BMBF geförderten neuen „Netzwerk-Forum Biodiversitätsforschung Deutschland“ werden Informationen gebündelt und für die Forscher selbst sowie für Politik und Medien aufbereitet (www.biodiversity.de). „Das ist dringend nötig“ findet nicht nur Dr. Klaus Henle, Leiter des Department für Naturschutzforschung beim Helmholtzzentrum für Umweltforschung und einer der Projektverantwortlichen. Er macht die Erfahrung, dass „von politischer Ebene beschlossene und von Behörden umgesetzte Naturschutzmaßnahmen zu leicht an den wissenschaftlichen Notwendigkeiten vorbei gehen, weil die Forscher ihre Empfehlungen häufig nicht anwendbar formulieren“. Auf ein anderes Manko weist Prof. Dr. Volkmar Wolters hin, der das ebenfalls vom BMBF geförderte Forschungsprogramm „BIOLOG – Biodiversität und globaler Wandel“ koordiniert (www.biolog-europe.org). Er findet, dass die Biodiversitätsforschung in der Pflicht steht, auch problem- und lösungsorientiert zu forschen: „Die Biodiversitätskrise ist durch den Menschen verursacht und muss den Menschen daher auch bei der Lösungssuche mitnehmen. Es genügt nicht mehr, die negativen ökologischen Folgen unseres Handelns zu dokumentieren. Wissenschaft Ökosysteme erbringen uns wertvolle Dienste – wir sollten sie also endlich wertschätzen. Oder sogar in Wert setzen, monetarisieren ...? Beispiele für ökosystemare dienstleistungen: • Bestäubung • Bodenfruchtbarkeit • Lebendverbau (biogener erosionsschutz) • Wasser-Aufnahmevermögen des Bodens • Bereitstellung von süß- und trinkwasser durch niederschlag und natürliche Filtration • Beeinflussung des Klimas (Co2-sequestrierung) • verfügbarkeit von Fischen als nahrungsmittel in aquatischen Ökosystemen Als „ökosystemare dienstleistungen“ betrachten Forscher diejenigen durch den Menschen genutzte (oder potentiell nutzbare) Leistungen, die von Ökosystemen erbracht werden. Wenn beispielsweise unsere Bienen und schwebfliegen weiterhin großflächig im rückgang begriffen sind... wer bestäubt dann unsere Feldfrüchte? obstplantagenbesitzer und imker klagen schon lange. niemand scheint sie zu hören. darf sich nicht scheuen, auch die Wirtschafts- und Lebensweisen des Menschen sowie seine konkreten Auswirkungen auf die Ökosysteme in den Fokus der wissenschaftlichen Betrachtung zu nehmen“. Im Profil Foto: © Cornelis Hemmer / GreenMediaNet Es verwundert nicht, dass immer mehr Wissenschaftler nicht mehr nur beschreiben möchten, wie die moderne Gesellschaft mit ihrer Verschwendungssucht die Gesundheit der Ökosysteme ruiniert. Sie möchten sich einbringen und Lösungsvorschläge unterbreiten. Denn diese Einsicht haben inzwischen auch Politik und Wirtschaft: Nur funktionierende Ökosysteme können überhaupt unsere Grundbedürfnisse wie frisches Wasser, frische Luft, ertragreiche Böden etc. bedienen. Während Umwelt- und Naturschutz in der Vergangenheit als Luxus deklariert wurden, wird auf Politik- und Wirtschaftsebene – wenn auch zögerlich – erkannt, dass es sich um eine dringende Notwendigkeit handelt. Special dr. Corinna Hölzer gründete 2001 das erste Medienbüro für ökologisch tragfähige entwicklungen, GreenMedianet. schwerpunkte ihrer Arbeit sind die vernetzung von umweltakteuren und Biodiversitätsschutz. 67 Special | Business & Biodiversität | Ein Fall fürs (Umwelt-)Management Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann Von Marion Hammerl Erfreulicherweise gehören die Umweltmanagementsysteme EMAS und ISO 14.001 inzwischen zum Standard zahlreicher Unternehmen. Dabei konzentriert sich die „kontinuierliche“ Verbesserung der Umweltleistungen in der Regel auf die Aspekte Energie, Wasser, Abfall oder den Einsatz von Reinigungsmitteln. Das Thema „Biologische Vielfalt“ haben bislang jedoch nur eine Handvoll Unternehmen in ihr Umweltmanagement integriert. Hier besteht großer Aufklärungs- und Nachholbedarf, damit das Thema endlich mehr Aufmerksamkeit in der Wirtschaft bekommt. EMAS III: Kernindikatoren für Umweltleistungen Im Januar 2010 ist die überarbeitete EMAS III in Kraft getreten. Sie enthält eine Reihe von Änderungen, welche Foto: © Edwin Giesbers / WILD WONDERS OF EUROPE Bei den Nachhaltigkeitsberichten ist die Situation etwas erfreulicher. Sie fragen wenigstens ab und zu nach negativen Auswirkungen des Abbaus von Rohstoffen auf Ökosysteme oder den Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Zerstörung zu beschränken bzw. einen Ausgleich zu schaffen. Nachhaltigkeitsberichte können zwar auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden, aber es steckt selten ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement dahinter. Somit ist eine kontinuierliche Verbesserung kaum gegeben. • Energieeffizienz:jährlicherGesamtenergieverbrauch mit Anteil der erneuerbaren Energien • Materialeffizienz:jährlicherMassenstrom der verschiedenen Ersatzmaterialien • Wasser: jährlicher Wasserverbrauch • Abfall:jährlichesAbfallaufkommen und Aufkommen gefährlicher Abfälle • Biologische Vielfalt: Flächenverbrauch • Emissionen:jährlicheGesamtemissionen von Treibhausgasen und anderen Emissionen Außerdem werden sowohl in der neuen EMAS-Verordnung, wie auch in der ISO 14.001 (Version 2005), die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt unter den direkten Umweltaspekten aufgelistet. Damit wurde der dramatische Rückgang der Artenvielfalt endlich auch explizit in die gängigsten Umweltmanagementsysteme aufgenommen. Naturschätze wie die Sumpf-Gladiole sind durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen und Mooren bedroht. Mit dem „Biodiversitäts-Check“ der European Business and Biodiversity Campaign können Unternehmen ihren Einfluss auf die biologische Vielfalt messen und konkrete Maßnahmen für den Biodiversitätserhalt ergreifen. 68 die EMAS validierten Organisationen zu einer höheren Performance in allen Umweltaspekten führen. Erstmals wurden Kernindikatoren definiert, die von allen Organisationen im Umweltbericht und bei der Umwelterklärung eingesetzt werden müssen. Diese Kernindikatoren betreffen die Umweltleistungen in den Bereichen: Derzeit arbeitet die EU-Kommission an sogenannten EMAS ReferenzDokumenten für die wichtigsten Branchen und Administrationen. Diese Referenzen werden neben dem Faktor forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Special Foto: © Krzysztof Konieczny, ProNatura Flächenverbrauch weitere Kennzahlen und Indikatoren enthalten, die zur Beschreibung der Ist-Situation, zur Messbarkeit der Ziele und zum Monitoring der Maßnahmen und ihrer Wirkungen verwendet werden sollen – unter anderem für die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. In diesem Rahmen wird die European Business and Biodiversity Campaign der EU Kommission branchenspezifische Indikatoren für den Schutz der biologischen Vielfalt liefern. ISO 26.000 Social Responsibility Beim neuen Standard ISO 26.000 für Social Responsibility, der in diesem Jahr verabschiedet wird, gehört Biodiversität zu den Kernthemen gesellschaftlicher Verantwortung. In den Erläuterungen zum Kernthema Umwelt geht die Norm dezidiert auf die verschiedenen Arten der Zerstörung von Ökosystemen, den Verlust von Artenvielfalt oder die Einführung invasiver Tier- und Pflanzenarten ein. Auch das Ziel der gerechten Verteilung der Gewinne, die aus der Nutzung der Biologischen Vielfalt entstehen, hat die ISO 26.000 in verschiedenen Kernthemen verankert: Als Respekt vor den Eigentumsrechten, gute Geschäftspraktiken, Beteiligung der lokalen Bevölkerung oder Zugang zur technischen Entwicklung. Einige Länder haben inzwischen einen zertifizierbaren Standard für Social Responsibility – entweder auf der Basis von ISO 14.001 oder der neuen ISO 26.000 oder einer Kombination von beidem. In Mexiko können sich Unternehmen und Organisationen seit 2004 zertifizieren lassen; 34 Unternehmen haben das inzwischen getan. Auch Brasilien hat seit 2004 einen zertifizierbaren Standard und bis heute über 20 zertifizierte Unternehmen. Portugal und Spanien haben Elemente von ISO 14.001 mit dem neuen Standard für Social Responsibility verknüpft. In diesen Ländern kann man sich seit 2009 zertifizieren lassen. Dänemark wird eine ähnliche Zertifizierung ab diesem Jahr anbieten. www.forum-csr.net Wie kann man Biodiversität erhalten und der Natur ein Stück Raum zurückgeben? Die Renaturierung von Brachflächen und der Schutz von Feuchtgebieten sind hierfür wichtige Maßnahmen. Die Standards EMAS und ISO zielen darauf ab, die Chancen der biologischen Vielfalt sichtbar zu machen und kontinuierliche Verbesserungen im Umweltmanagement der zertifizierten Unternehmen anzuregen. Auch Österreich, Israel oder England haben inzwischen Leitfäden veröffentlicht und arbeiten an einer Zertifizierung. Es ist also ein klarer Trend in Richtung standardisiertes und zertifizierbares Managementsystem für CSR erkennbar. „European Business and Biodiversity Campaign“ hilft bei der Integration Damit gibt es ein weiteres gutes Argument für Unternehmen, sich ernsthaft mit Biodiversität zu befassen. Im Rahmen der European Business and Biodiversity Campaign erhalten sie Hilfestellung bei der Aufgabe, den Schutz der Biodiversität in das (Umwelt-)Management ihres Unternehmens zu integrieren. Mit einem „Biodiversitäts-Check“ können Unternehmen alle Aspekte ihres Betriebes abklopfen und dann entscheiden, ob sie die Verbesserung und den Schutz der biologischen Vielfalt kontinuierlich angehen wollen. Wie lässt sich Biodiversität in mein Umweltmanagement oder Qualitätsmanagement integrieren? Welche Ziele sind angemessen und welche konkreten Maßnahmen können ergriffen werden? Welche Indikatoren kann ich zur Beurteilung der Ausgangslage und zur Kontrolle der Wirkungen meiner Maßnahmen nutzen? Wie kann ich mein Engagement nach innen und außen kommunizieren und einen Wettbewerbsvorteil erwirken gegenüber den Unternehmen, die keine Rücksicht nehmen? In einer Reihe von Workshops und individuellen Beratungen laden wir Sie ein, diese Fragen gemeinsam zu diskutieren und zu beantworten. www.business-and-biodiversity.eu Kontakt Marion Hammerl ist Geschäftsführerin der Bodensee-stiftung und Partner des LiFeProjekts „european Business and Biodiversity Campaign“. [email protected] 69 | Business & Biodiversität | Foto: © Stiftung Natur und Wirtschaft Special Bunte Vielfalt vor der Firmentür Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter, Geschenk für die Natur, gespartes Geld für die Firmenkasse: Mit einer naturnahen Gestaltung des Firmenareals gewinnen alle Beteiligten. Naturnahe Firmenareale als erster Schritt zum betrieblichen Biodiversitätsmanagement Von Patrick Trötschler Einheitsgrün oder asphaltgrau sind die prägenden Farbtöne auf Industriearealen und in Gewerbegebieten. Diese Farbtristesse lässt sich relativ einfach in ein kleines Naturparadies verwandeln, was langfristig die Kosten sogar halbieren kann. Naturnahe Firmenareale sind Lebensräume für Flora und Fauna und bieten einen hohen Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter. Eine vielfältig belebte Umgebung vermittelt eine innovative und nachhaltige Firmenphilosophie nach außen und wirkt positiv auf die innere Unternehmenskultur. 70 Der Schutz biologischer Vielfalt kann nicht nur die Angelegenheit von Regierungen oder NGOs sein. Die freie Wirtschaft muss einen Beitrag dazu leisten. Global agierende Konzerne sind dabei ebenso angesprochen wie KMUs. Jeder Betrieb, ganz gleich ob produzierendes Gewerbe oder Dienstleister, nimmt Einfluss auf die biologische Vielfalt. Und deshalb kann jedes Unternehmen Maßnahmen zum Schutz von Arten und Lebensräumen ergreifen. Einfach und anschaulich beginnen Unternehmer damit vor der eigenen Firmentür: auf dem Firmenareal. Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Aus Arbeitsorten kleine Naturparadiese machen Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte, ein Frosch quakt im kleinen Teich und oben im Baum brütet ein Vogelpaar. Das mag kitschig klingen, ist aber im Fall der Schweizer Firma Ciba Spezialitätenchemie AG noch stark untertrieben. Auf deren naturnah gestaltetem Firmenareal fanden Biologen über 900 Tier- und Pflanzenarten. Dieses Beispiel macht deutlich, dass der besiedelte Raum einen hohen Stellenwert für die Erhaltung der forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Biologischen Vielfalt besitzen kann. Firmenflächen und Gewerbegebiete können zu wichtigen Trittsteinen im Biotopverbund entwickelt werden. Die Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen sind vielfältig. Statt kurzem grünem Rasen können attraktive Blühstreifen und Blumenwiesen eingesät werden. Kleine Feuchtbiotope oder abwechslungsreich angelegte Hecken und Sträucher bieten Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Dachbegrünung, Verzicht auf Biozide und Entsiegelung von Parkplätzen sind weitere wichtige Maßnahmen. Es geht um Lebensqualität und Lebensraum Ein alter Baumbestand strahlt Ruhe aus, spendet Schatten und zeigt, dass Firmenareale auch Erholungs- und Entspannungsraum bieten. Wer mit Blick ins Grüne arbeitet, fühlt sich wohler, ist leistungsfähiger und inspirierter. Die Belegschaft kann, unter fachkundiger Anleitung, in die Planung und praktische Gestaltung des Geländes mit einbezogen werden. So entwickeln sich Teamgeist, Leistungsvermögen und Identifikation mit dem Unternehmen. Ein vielfältiges Firmenareal ist ein sichtbares Symbol für eine innovative Special und nachhaltige Firmenphilosophie und zählt letztlich auch zum unternehmerischen Kapital. Langweilige Rasenflächen und graue Asphaltplätze zeugen eher von fehlender Phantasie. Außerdem kosten sie überraschenderweise mehr Geld. In der Tat kosten konventionelle Areale doppelt so viel, wie naturnahe Flächen. Wer glaubt, dass ein paar exotische Sträucher, englischer Rasen und einige Blumenrabatten billig sind, liegt falsch. Betrachtet man die langjährigen Personal- und Materialkosten, dann sind Blumenwiesen, einheimische Kräuter, standortgerechte Sträucher und ein gekiester Parkplatz deutlich günstiger, vor allem wenn etwas natürliche Dynamik erwünscht ist. Dies geht aus einer Auswertung der Schweizer Stiftung „Natur und Wirtschaft“ hervor. Die Stiftung ist wegweisend für naturnah gestaltete Firmenareale und hat seit 1995 über 300 Schweizer Firmen bei der Ökologisierung des Firmengeländes beraten (www.naturundwirtschaft.ch). Seitdem wurden knapp 1.900 Hektar zertifiziert. Und immer mit ausgesprochen positivem Medienecho für die Unternehmen. Die internationale BodenseeStiftung arbeitet eng mit der Schweizer Erst fällt der Groschen, dann der Hammer! Foto: © triple E Auktionen als neues Finanzierungsinstrument für den Naturschutz 105 euro für ein Weideschaf als trockenrasenmäher im naturschutzgebiet? 250 euro für einen Hektar bunte Bienenweide? 430 euro für eine Hecke mit seltenen Wildobstsorten? oder 1.100 euro für die sanierung eines Baum-naturdenkmals? das sind nur Ausschnitte aus dem Katalog zu einer naturschutz-Auktion, die im vergangenen Herbst von der Bodensee-stiftung durchgeführt wurde. das Auktionsergebnis kann sich seLebensraum für Flora und Fauna: Wer in hen lassen: unternehmen, vereine, verbände die bunte Vielfalt blickt, arbeitet motivierund Privatpersonen ersteigerten naturschutzter und kreativer. leistungen im Gesamtwert von 6.000 euro. Mit den naturschutz-Auktionen will die Bodensee-stiftung speziell regionalen unternehmen vermitteln, wie wichtig und wie dringlich der erhalt der natur- und Kulturlandschaft am Bodensee ist. „Besonders wichtig ist uns, dass bei einer Auktion die vielfalt der natur als Wert sichtbar wird“, so Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-stiftung. die idee dazu stammt aus den niederlanden. dort führt das unternehmen triple e bereits seit 2007 erfolgreich „Landscape Auctions“ durch und hat bereits weit über 300.000 euro für konkrete naturschutzmaßnahmen vor ort erlöst. einziger unterschied zu normalen versteigerungen: erfolgreiche Bieter besitzen ihr gekauftes Gut nach der naturschutz-Auktion nicht wirklich, sondern bezahlen mit ihrem Gebot die fachgerechte durchführung von naturschutzmaßnahmen. www.forum-csr.net Stiftung „Natur und Wirtschaft“ zusammen und sucht im Rahmen eines EU-Projekts Unternehmen, Gewerbeparks und Roundtables, die ihre Flächen naturnah gestalten wollen. Naturnahe Firmenareale: Anschaulicher Einstieg in „Business & Biodiversity“ Naturnah gestaltete Betriebsflächen und Gewerbeparks bieten eine einfache und anschauliche Möglichkeit, sich auf praktische Weise dem Thema „Business & Biodiversity“ zu nähern. Der nächste konsequente Schritt ist die Analyse der Auswirkungen des eigenen wirtschaftlichen Handelns auf die Biodiversität. Mit Blick ins bunte Grün vor der Firmentür fällt diese Aufgabe deutlich leichter. Im Profil Patrick trötschler ist Projektmanager und stellvertretender Geschäftsführer der internationalen Bodensee-stiftung. die stiftung ist eine private, projektorientierte naturschutzorganisation und setzt sich seit 1994 für nachhaltige Wirtschaftsweisen in der internationalen Bodenseeregion und darüber hinaus ein. Aktuelle Handlungsfelder sind kommunales nachhaltigkeitsmanagement, umweltgerechte Landwirtschaft, Business & Biodiversity, renaturierung von Auenwäldern sowie Bioenergie und regionaler Klimaschutz. die Bodensee-stiftung repräsentiert den Bodensee im globalen seennetzwerk Living Lakes. Weitere informationen zu den Projekten und Aktivitäten unter www.bodensee-stiftung.org. 71 Foto: © xtinct Special Die letzte Riesenseekuh wurde vermutlich 1768 von Pelztierjägern bei der Beringinsel erschlagen. Heute erinnern nur noch Skelette in Naturkundemuseen an sie – und xtinct, die T-shirt-Kampagne für den Erhalt der Biodiversität. Die Totgeglaubten leben wieder Mit xtinct feiern ausgestorbene Tiere eine modische Auferstehung Von Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich Wer genau waren noch mal Dodo, Beutelwolf und Goldkröte? Es sind durch unsere Lebensweise ausgerottete Tierarten, Zeugen der schwindenden Lebensvielfalt unseres Planeten. Die Kampagne XTINCT gegen Artensterben gibt diesen und anderen verlorenen Tierarten nun wieder ein Gesicht: auf nachhaltig produzierten T-Shirts, Jacken und Pullovern, porträtiert von jungen Designern aus aller Welt. „Getarnt“ als Modelabel will XTINCT das Thema Artensterben auf die Straße bringen und mit den Verkaufserlösen konkrete Naturschutzprojekte unterstützen. Jede Spezies auf diesem Planeten ist einzigartig, aus menschlicher Sicht mal 72 mehr mal weniger kurios und exotisch. Doch was die Evolution in Jahrmillionen hervorgebracht hat, vermag der Mensch in nur 100 Jahren von der Erdoberfläche zu fegen. So erging es zum Beispiel dem Dodo auf Mauritius – ein Abschied ohne Wiederkehr. Doch Geschichten, wie das Verschwinden des Dodo, erzählen uns auch die kontinuierliche Geschichte menschlicher Landnahme. Wo immer Menschen eine unberührte Landschaft erobert haben, wurde die Großtierfauna verdrängt. Beutelwolf oder Steller‘sche Seekuh erzählen noch heute von der gedankenlosen Großwildjagd früherer Jahrhunderte. Die Rodrigues Riesenschildkröte war beliebter Lebendpro- viant für wochenlange Schiffsreisen. Die Linsenfliege verschwand als Folge der industriellen Revolution in Europa und die Goldkröte, einst heimisch in Costa Rica, gilt als erstes Opfer des Klimawandels. Das damals legitim scheinende menschliche Verhalten stellt sich aus späterer Sicht häufig als katastrophal heraus. Weswegen? Ein sprechendes Beispiel dafür ist der chinesische Schwertstör. Im Jangtse, im Westen Chinas, war der bis zu vier Meter große Fisch zu Hause. Mit weit geöffnetem Maul siebte er Plankton und kleine Fische aus dem Flusswasser und nahm so eine Schlüsselposition im Ökosystem ein. forum Nachhaltig Wirtschaften So steht das Aussterben des chinesischen Schwertstörs als Sinnbild für die Folgen des kompromisslosen Wachstums einer Ökonomie, in diesem Fall der chinesischen. Für die XTINCTKampagne hat ihn der Künstler Sven Palmowski in ein futuristisches Raumschiff verwandelt. Ganz wie bei seinem planktonfressenden Vorbild fliegen dem Raumschiff kleine Shuttles in den weit geöffneten Hangar. Biodiversität „haut“nah – als textiles Comic oder Pop-Art Um das Thema Artenvielfalt sowohl im Club, als auch im Schulzimmer oder im Café nachdrücklich zu kommunizieren, präsentieren bei XTINCT ganz unterschiedliche Künstler ihre Designs: Es gibt die verspielt-detaillierten Bilder des Berliner Teams Peachbeach, die reduzierten, symbolhaften Grafiken der Leipziger Künstlerin Beatrice Barth, aber auch comicartige Motive, Pop-Art oder Hochschulkunst. Ein letzter Tanz: Der Schweinsfuss-Nasenbeutler (Chaeropus ecaudatus) starb 1950 in Australien aus. Große Flächen seines Lebensraums wurden in Weideland für Nutztiere umgewandelt. Der Designer Volker Konrad ließ den niedlichen Beutelsäuger für xtinct wieder auferstehen. Special Wie funktioniert also ein Projekt mit einem auf den ersten Blick so schmalen Fokus? Die XTINCT-Kampagne verdankt ihre Existenz einer Vielzahl von Akteuren und wurde praktisch ohne Startkosten realisiert. Der Startschuss fiel Anfang 2009 in Würzburg auf einem Wirkcamp der Synagieren-Initiative. Dort setzten sich Biologen, Webdesigner, Künstler und Geisteswissenschaftler aus ganz Deutschland zusammen und erarbeiteten einen Plan für die Kampagne. Die anschließende Umsetzung erscheint im Rückblick ganz dem Konzept „Gründen in Komponenten“ des Berliner Professors Günter Faltin zu folgen. Die Künstler stellen ihre Designs zunächst kostenlos zur Verfügung, erhalten jedoch eine geringe Beteiligung an den Verkaufserlösen sowie die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Design und Programmierung der Webseite wurde von der Webagentur Artkolchose kostenlos übernommen. Für die fortwährende Betreuung der Webseite werden Artkolchose ebenfalls gering an den Verkaufserlösen beteiligt. Um auch auf der Produktionsseite das Risiko gering zu halten, arbeitet XTINCT mit dem print-on-demand Dienstleister Spreadshirt zusammen, welcher gleichzeitig Versand und Zahlungsabwicklung übernimmt. Nachhaltige Produktion und Künstlerförderung Einer der nächsten Schritte wird die Zusammenarbeit mit einer T-ShirtMode-Plattform im Internet sein, um einen internationalen Designwettbewerb zum Thema „ausgestorbene Tierarten“ auszurufen. Damit neben der Aufklärungsarbeit noch handfestes Engagement im Naturschutz unterstützt wird, gehen vier Euro pro verkauftem Textil in drei ausgewählte Artenschutzprojekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, jeweils angesiedelt in den internationalen Hot Spots der Biodiversität. www.forum-csr.net Foto: © xtinct Natürlich bedeutet die Zusammenarbeit mit Partnern immer auch Kompromisse. So ist XTINCT zum Beispiel derzeit auf das Produktsortiment von Foto: © xtinct | Business & Biodiversität | Relikt aus fernen Zeiten: Am Fuß des Dodo prangt ein Kärtchen mit „xtinct“ – ausgestorben. Weniger als 100 Jahre nach seiner Entdeckung um 1590 war der Dodo ausgestorben. Von Seefahrern eingeschleppte Ratten und Haustiere fraßen die Eier des bodenbrütenden Vogels, der sonst keine natürlichen Feinde und daher kein angeborenes Verteidigungsverhalten hatte. Spreadshirt angewiesen. Dennoch können bei der Auswahl der Produkte jene T-Shirts und Pullover aus besonders nachhaltiger Produktion in den Vordergrund gestellt werden. So machen im XTINCT-Webshop Textilien von Continental Clothing oder der in den USA produzierenden Firma American Apparel zwei Drittel des Sortiments aus. Beginnt XTINCT in Zukunft einzelne Designs in limitierten Auflagen selbst zu produzieren, steht die Entscheidung erneut zur Debatte, die Textilauswahl gänzlich ökologischen Kriterien zu unterwerfen. Zusammenarbeit willkommen Die gesamte Kampagne XTINCT versteht sich als offene Plattform für gesellschaftliches Engagement, sei es von Privatpersonen, die dem Organisationsteam beitreten wollen, oder am Thema Artenschutz interessierte Firmen, welche mit ihrer Expertise, mit Kooperationen oder durch Sponsoring die Kampagne voranbringen. Der Erhalt der globalen Artenvielfalt ist schließlich eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft. Kontakt XTINCT – Kampagne gegen Artensterben GbR sebastian Kirschner und Jörg dietrich Könneritzstraße 41 04229 Leipzig [email protected] telefon +49(0)178 / 7 22 17 50 oder +49(0)152 / 28 71 66 19 www.xtinct.info 73 Special | Business & Biodiversität | Das große Rad der Biodiversität drehen Gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland, dem NABU, hat der Wolfsburger Autobauer die Initiative „Willkommen Wolf“ gestartet. Von Michael Scholing-Darby und Moritz Seiler Der Schutz der biologischen Vielfalt geht uns alle an – auch die Wirtschaft. Unter dem Leitmotiv „Volkswagen verbindet Lebensräume“ hat Europas Autobauer Nr. 1 begonnen, ein globales Biodiversitäts-Management zu entwickeln. Jedes Biodiv-Managment, das seinen Namen verdient, wird stets auf die Entwicklung von Geschäftsmodellen zielen, die den Schutz der biologischen Vielfalt mit einer Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens verbinden. Volkswagen hat den Natur- und Artenschutz 2007 im Rahmen eines Mission Statements in den Kanon der Unternehmensziele aufgenommen. Als Gründungsmitglied der internationalen „Business and Biodiversity Initiative“ hat VW sich erneut verpflichtet, seine Prozesse im Blick auf den Schutz der biologischen Vielfalt zu optimieren. 74 So versteht sich VW durchaus als Vorreiter – und ist von Perfektion doch weit entfernt. Zu neu ist das Thema, zu komplex die Anforderungen an Strategie und Management. Denn für einen Global Player mit 60 Standorten in 19 Ländern ist es schon eine Herkulesaufgabe, überhaupt die eigene Exponiertheit in Sachen Biodiversität zu ermitteln. Erst dann kann ja eine vernünftige Handlungsstrategie im Sinne eines Chancen- und Risikomanagements entwickelt werden. Und doch: Inzwischen sind bei Volkswagen nicht nur klare Verantwortlichkeiten geschaffen worden; das Thema ist auch in „Umweltaktionspläne“ von Standorten aufgenommen und auf Regionalkonferenzen diskutiert worden. An diversen Standorten – zunächst in Deutschland – sind überdies Öko-Gutachten angefertigt worden, die die im Umfeld der Fabriken vorkommenden schützenswerten Arten zusammen mit den Emissionswerten der Werke minutiös dokumentieren. In das Reporting des Unternehmens hatte die Biodiversität schon seit längerem Eingang gefunden. Und nicht nur das: Über die B2BPlattform www.vwgroupsupply.com werden auch Lieferanten über die Anforderungen der Volkswagen AG an ein zeitgemäßes Management der biologischen Vielfalt aufgeklärt. Parallel dazu baut das Unternehmen sein Know-how in Sachen Biodiv im Diskurs mit kompetenten Partnern systematisch aus. An praktischen Erfahrungen im Naturund Artenschutz herrscht ohnehin kein Mangel. Denn gemeinsam mit renommierten Umwelt- und Naturschutzorganisationen werden an zahlreichen Standorten in Deutschland und der Welt oft schon seit langem vielfältige Natur- und Artenschutzprojekte unterhalten. forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Special Das Unternehmen hat aber auch direkt auf dem Geschäftsmodell eines Autoherstellers basierende Projekte zu bieten, wie zum Beispiel ein Leasingangebot, das die Verbreitung besonders spritsparender Modelle in gewerblichen Fahrzeugflotten fördern soll. Und wenn die Völkergemeinschaft nun in Nagoya im Oktober diesen Jahres über neue Ziele und Instrumente für den Schutz der biologischen Vielfalt beraten wird, ist Volkswagen – keine Frage – wieder mit dabei. Jenseits von Produktion und Produkten engagiert sich VW für Biodiversität auch als der Partner der Politik. Um die Bundesregierung bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu unterstützen, hat sich das Unternehmen schon 2007 – und insofern tatsächlich als First Mover – in der „Naturallianz“ beteiligt und die Deutschlandtour „Unterwegs für Vielfalt“ ermöglicht. Die 9. Naturschutzkonferenz (COP 9) der Vereinten Nationen im Mai 2008 hat der Wolfsburger Autobauer dann wie kein anderes Unternehmen als Kommunikations- und Dialogplattform genutzt. Ganz abgesehen davon, dass eine Flotte von BlueMotionFahrzeugen in Bonn für die nötige Mobilität gesorgt hat. BlueMotion-Leasing von VW und NABU www.forum-csr.net Die Volkswagen Leasing GmbH und der NABU geben gewerblichen Kunden die Chance, Kostenersparnis und Klima-/Naturschutz zu verbinden. Wer verbrauchsarme BlueMotionoder EcoFuel-Modelle least, erhält verbilligte Spritspartrainings für seine Fahrer dazu und fördert obendrein CO2-sparende Technologien wie eine Biogas-Anlage oder NABU-Projekte wie die Wiedervernässung eines Moores. Drei von fünf Neuwagen in Deutschland sind Flottenfahrzeuge – so kann FleetCompetence eCo2 zu einem mächtigen Hebel für den Klima- und Naturschutz werden. Volkswagen verbindet Lebensräume im umfeld des stammwerks Wolfsburg hat volkswagen gemeinsam mit der stadt Wolfsburg die Aller vom schnurgeraden Wasserlauf zum mäandernden naturfluss zurückversetzt und dabei einen artenreichen verbund von Feuchtbiotopen geschaffen. Gemeinsam mit dem naturschutzbund Deutschland, dem NaBU, hat vW zudem die initiative „Willkommen Wolf“ gestartet, die ängsten und vorurteilen gegenüber dem nach deutschland zurückgekehrten isegrim begegnet und sich für Wildwege und Grünbrücken engagiert. in Mexiko fördert das unternehmen – „Aus Liebe zum Planeten“ – die erforschung von naturschutzgebieten mit hoch dotierten Preisen. Außerdem pflanzt vW in der Bergregion „itza-Popo“ 300.000 Bäume und legt versickerungsgruben und dämme an, um Wasser zu gewinnen und die Bodenerosion zu stoppen. in Brasilien lässt volkswagen die traditionelle Cerrado-vegetation in der nähe des Werks sao Carlos wieder aufleben. seit langem fördert vW do Brasil auch die Artenschutzprogramme des „Parque ecologico“, des größten Zoos im staat sao Paulo. Für jeden gekauften truck lässt volkswagen von seinem partner SOS Mata atlantica bei resende zudem zehn neue Bäume pflanzen. Weitere Aufforstungsprojekte laufen in spanien bei Alcaraz und in den usA, am unteren Mississippi im Bundesstaat Louisiana. die volksrepublik China hat in den letzten Jahren ein erfolgreiches Panda-Zuchtprogramm durchgeführt – volkswagen hat es unterstützt. in Japan schließlich fördert volkswagen den schutz des eisbären. Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 75 Special | Business & Biodiversität | Arme Böden – reiche Artenvielfalt Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE neue Lebensräume entstehen Der Schutz von unberührter Natur ist eine wichtige Aufgabe für den Erhalt von Artenvielfalt. In einer hochindustrialisierten Gesellschaft aber werden diese Flächen rarer. Verschwindet damit automatisch auch die Biodiversität? Die Erfahrungen des Bergbaus zeigen, dass es auch anders geht. Auf den Flächen von ehemaligen Braunkohletagebauen entstehen Lebensbedingungen für viele Arten, wie es sie in Europa sonst nur noch selten gibt. Seit über 40 Jahren gibt es eine Begleitforschung zur Rekultivierung im rheinischen Revier. Vor 10 Jahren wurde dafür eine eigene Forschungsstelle aufgebaut. Sie untersucht die Entwicklungen der Rekultivierung und erarbeitet Lösungen für ökologisch zukunftsfähige Lebensräume, die in die Aufgabe der Rekultivierung mit einfließen. Wer in die ausgebeuteten Braunkohletagebaue schaut, mag nicht als erstes an Artenvielfalt und neue Perspektiven für den Naturschutz denken. Kein anderes industriepolitisches Projekt verändert die Landschaft und damit auch den Lebensraum für Tiere und Pflanzen in vergleichbarem 76 Maße. Ganze Natur- und Kulturlandschaften weichen für den Abbau des Energieträgers Braunkohle. Nach der Auskohlung der Gebiete gibt es viel zu tun, um die Flächen landschaftlich ansprechend zu gestalten und für die Landwirtschaft oder auch als Naherholungsgebiete nutzbar zu machen – und dies auf einem großen Gebiet. Über 20.000 Hektar Fläche sind bis heute rekultiviert worden. Rund die Hälfte davon ist landwirtschaftliche Nutzfläche; über 7.700 Hektar sind Wälder und Grünflächen, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen. Rekultivierung – ein Prozess mit langer Geschichte und strengen Vorgaben Diese planbare Wiedernutzbarmachung der ehemaligen Abbauflächen hat eine lange Tradition und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ursprünglich verfügten kurfürstliche Dekrete und andere vertragliche Vereinbarungen über die Wiederherstellung der Flächen. Heute ist die Rekultivierung qua Gesetzgebung ein fester Bestanteil in den Planungen des Braunkohleabbaus. Sie existiert in dieser modernen Form seit den siebziger Jahren und folgt einem streng vorgegebenen Verfahren. Der Braunkohlenausschuss – das ist der Bezirksplanungsrat für das Braunkohlenrevier – legt zunächst sehr grundsätzlich fest, welche Flächen nach Beendigung der Förderung als landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen werden – und wo dagegen Grünzüge, oder auch Gewässer entstehen. Dabei werden auch ganz neue Elemente in der Landschaft geschaffen, wie zum Beispiel Anhöhen, bis hin zu alternativ gestalteten Flussverläufen. Aus diesen Gegebenheiten dann ökologisch wertvolle Lebensräume zu machen – darin sehen die Rekultivierungsabteilung von RWE Power und die Forschungsstelle Rekultivierung ihren Beitrag. Mit dem Kölner Büro für Faunistik wird RWE von einem unabhängigen Gutachter-Büro unterstützt. Die Einrichtung hat die Betreuung der Forschungsstelle übernommen und führt kontinuierlich Untersuchungen in der rekultivierten Landschaft durch. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Forschungsstelle erarbeiten Analysen forum Nachhaltig Wirtschaften aNZeiGe und geben Empfehlungen für die Gestaltung der Landschaft. Diese werden dann mit der zuständigen Rekultivierungsabteilung abgestimmt und umgesetzt. Aufschüttung und Aufforstung – Grundlagen für eine lebensfähige Landschaft Voraussetzung für eine erfolgreiche Rekultivierung sind zunächst die Böden, die für Flora und Fauna den geeigneten Lebensraum bereitstellen. So richtet sich die Oberflächengestaltung vor allem danach, dass sie die richtigen Voraussetzungen für die Rekultivierung schafft. Damit sich kein Wasser in einzelnen Erdschichten stauen kann, wird zunächst die Rohkippe mit sandigen oder kiesigen Drainageschichten abgedeckt. Auch beim Auftragen der letzten Schicht, dem neuen Boden, wird darauf geachtet, dass es nicht zu Verdichtungen kommt. Dabei ist die künftige Flächennutzung mit entscheidend. Auf künftigen Waldböden kommt vor allem locker gekippter Forstkies zum Einsatz, da dieser Untergrund die besten Voraussetzungen für schnellen Baumwuchs bietet. Für neues Ackerland wird der reine Löss – der auch von Natur die niederrheinische Bucht prägt – besonders schonend aufge- | Business & Biodiversität | sPeCiAL bracht. Die Aufforstung erfolgt zu 80 Prozent mit heimischen Laubhölzern wie Buche und Eiche und den gebietstypischen Mischbaumarten. Rund 15 Prozent nehmen standortfremde Baumarten wie die Kiefer, Lärche und Roteiche als nicht standortheimische Wirtschaftsbaumarten ein; der Rest sind Wiesen und Sukzessionsflächen. Etwa 4.500 Pflanzen werden dann pro Hektar in Gruppenmischung angepflanzt – und dies von Hand. Sieben magere Jahre – mit Chancen für ganz bestimmte Tier- und Pflanzenarten Sieben Jahren sind für die landwirtschaftliche Rekultivierung – die so genannte Zwischenbewirtschaftung – angesetzt. In dieser Zeit herrschen auf den Flächen Bedingungen vor, wie sie sonst in Europa kaum noch vorkommen. Denn durch intensive Bewirtschaftung und den Einsatz von Düngemitteln sind die Böden in der europäischen Kulturlandschaft über die Zeit immer nährstoffreicher geworden. Anders aber die Flächen der ehemaligen Tagebaue – aufgrund ihrer Nährstoffarmut eröffnen sich hier Chancen für die Ansiedlung von Arten, die es auf den nährstoffreichen Böden sonst nicht mehr so leicht haben. Dazu zählen zum Beispiel Orchideenarten, von denen eine ganze Reihe von Arten auf den frisch rekultivierten Flächen zu zählen sind. Aber auch bestimmte Tierarten finden auf den rekultivierten Flächen gute Bedingungen vor. Vogelarten wie die Grauammer, oder auch Amphibien wie die Wechselkröte schätzen die Gebiete. Sie alle benötigen karge, nährstoffarme Böden. Die Flächen bieten jedoch nicht nur Lebensraum für ‚Spezialisten’, die auf nährstoffreichen Böden Schwierigkeiten haben. Es entwickelt sich zudem ein ‚normaler Lebensraum’ für andere, sonst auch heimische Arten. Nicht lange dauert es, bis die Artenvielfalt auf den Tagebauflächen der Biodiversität auf Altland entspricht. Besonders die Vielfalt der Vogelarten leistet dazu ihren Beitrag. Zum Vergleich: In Nordrheinwestfalen wird von 166 Brutvogelarten inklusive der Vermehrungsgäste ausgegangen. Davon lassen sich 108 Arten in den rekultivierten Flächen wiederfinden. 37 Prozent dieser Arten gelten als gefährdet. Insgesamt konnten bisher weit über 3.000 Tier- und Pflanzenarten in den Rekultivierungsgebieten im rheinischen Braunkohlenrevier nachgewiesen werden. Viele von ihnen zählen zu den gefährdeten Arten der „Roten Liste“. Gestaltung im Wandel – von der Landschaftsarchitektur zum Naturschutz Links: Das übersehene Knabenkraut, Dactylorhiza praetermissa. Sie war die Orchidee des letzten Jahres. Rechts: Die grünliche Waldhyazinthe, Platanthera chloranta www.forum-csr.net Dass die Flächen wieder rekultiviert werden müssen, ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Eine besondere 77 Special aNZeiGe im Rheinischen Braunkohlenrevier eingesetzt. Mit diesen verschiedenen Maßnahmen stehen nun die Chancen gut, dass der Eisvogel sich dauerhaft in der Region als Brutvogel ansiedelt. Bildquelle: Ralf Gültzow Die Wirtschaftsentwicklung schreitet voran – der Schutz von Biodiversität wird wichtiger Berücksichtigung von Artenvielfalt aber ist darin so nicht festgelegt. Hier leistet die Forschungsstelle Arbeit aus eigenem Antrieb. Ein guter Teil der zunächst nährstoffarmen Böden wird später der Landwirtschaft zurückgegeben. Ziel ist es deshalb die übrige rekultivierte Landschaft mit Wiesen, Wäldern Seen und Flusslandschaften für bestimmte Arten zu erhalten. Dies geschieht vor allem über die Gestaltung und Ausrichtung der Landschaftsgestaltung. Und hier hat sich über die Jahre ein Wandel vollzogen. In den 80er und auch noch 90er Jahren wurde die Rekultivierung vor allem nach Kriterien der Landschaftsarchitektur vorgenommen. Das bedeutete auch, dass auf offener Fläche bevorzugt Hecken angepflanzt wurden. Heute hingegen schauen die Verantwortlichen verstärkt auf die Bedürfnisse bestimmter Tier- und Pflanzenarten. Und für diese Zielarten ist das Anpflanzen von Hecken nicht unbedingt von Vorteil, so dass man heute Wiesen und Felder offen gestaltet, um beispeilsweise den typischen – heute seltenen – Arten der Kulturlandschaft einen Lebensraum zu schaffen. Der Erhalt der Biodiversität wäre bei völliger Naturbelassenheit nicht möglich. So würden sicherlich 30 bis 40 Prozent der Arten bald verloren gehen. Arten im Fokus – Maßnahmen für den Eisvogel Der Ansatz der Forschungsstelle geht sogar noch weiter, bis hin zur Förde- 78 rung von Zielarten durch die aktive Förderung ihrer Lebensbedingungen. Ein Beispiel dafür ist der Eisvogel. Durch die Begradigung vieler Flüsse wurde der Lebensraum des Eisvogels im vergangenen Jahrhundert in Europa deutlich eingeschränkt. Denn er nistet vor allem in Steilwänden an Stillgewässern, oder an natürlichen Flussläufen mit einer geringen Fließgeschwindigkeit. Die rekultivierten Flächen bieten die Möglichkeit, die Landschaft auch nach diesen Bedürfnissen auszurichten und verloren gegangene Bedingungen wieder herzustellen. In diesem Sinne wurde auch die Inde als Fluss rekultiviert. Die Inde floss bereits durch das rheinische Revier, bevor hier Braunkohleabbau betrieben wurde. Über die Zeit war der Fluss dabei deutlich begradigt worden. Im Rahmen der Rekultivierung wurde nun die Möglichkeit genutzt, der Inde in einer „künstlichen“ Landschaft ein „natürliches“ Flussbett zurückzugeben und damit auch Lebensraum für Arten wie den Eisvogel wieder herzustellen. Seit 2005 fließt die Inde in ihrem neuen Bett. Zahlreiche Hochwasserereignisse haben seitdem dafür gesorgt, dass an vielen Stellen Steilwände entstanden sind, die dem Eisvogel als potentiellem Brutplatz dienen können. Darüber hinaus wurden als zusätzliche Artenschutzmaßnahme so genannte Eisvogelwände als künstliche Brutplätze errichtet. Diese werden bereits seit mehr als 10 Jahren an zahlreichen Stillgewässern Die Umgestaltung der Landschaft schafft so Perspektiven für bestimmte Arten. Für andere jedoch bleibt es eine Herausforderung, diesen Wandel mitzuvollziehen. Vor allem einige Pflanzenarten und Kleintiere, die in alten Wäldern Lebensraum finden, haben es auf den neugestalteten Flächen nach Beobachtungen der Forschungsstelle schwer. Auch deshalb bleibt die Bewahrung bestehender Naturräume weiterhin ein wichtiger Ansatz für den Artenschutz. Die Industrialisierung und damit auch die Nutzbarmachung von Naturflächen schreiten jedoch weltweit weiter voran. Umso wichtiger ist es, auch dafür Lösungen zu erarbeiten, mit denen sich die Entwicklung der Wirtschaft und die Bewahrung von Biodiversität vereinbaren lassen. Die Aktivitäten auf den Tagebauflächen von RWE stellen hier seit Jahrzehnten unter Beweis, wie dies möglich sein kann – und die Erfolge bei der Wiedersansiedlung von Arten zeigen, dass Eingriffe in die Landschaft nicht zwangsläufig den Verlust von Lebensraum mit sich bringen, sondern auch neue Chancen für die heimischen Arten bedeuten. Kontakt RWE AG Opernplatz 1 45128 essen www.rwe.com/verantwortung ansprechpartner: rWe AG Corporate responsibility/umweltschutz telefon +49 (0)201 / 1 21 55 94 Weitere informationen zur rekultivierung www.forschungsstellerekultivierung.de forum Nachhaltig Wirtschaften | Business & Biodiversität | Special International Conference on Sustainable Business and Consumption 2010 Kann die Wirtschaft die Erde retten? Von Tina Teucher Unsere Wirtschaft soll das menschliche Leben auf der Erde retten? Für viele ist das eine paradoxe Vorstellung. Ist es doch die Wirtschaft, die mit rauchenden Schloten, Raubbau von Wäldern und der Ausbeutung von Ressourcen verantwortlich zeichnet für eine unvorstellbare Zerstörung der Natur. Doch wir alle müssen uns darüber im Klaren sein: Die Wirtschaft wird maßgeblich getrieben von unserer Gier als Konsumenten. Die SusCon 2010 hat es sich als „2nd International Conference on Sustainable Business and Consumption” deshalb zum Ziel gesetzt, einen Veränderungsprozess in Wirtschaft, Politik und Konsum einzuleiten. „Wir müssen sowohl national als auch international alles daran setzen, den Verlust der Lebensräume und Arten zu stoppen – insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Flächenversiegelung und Verkehr. Denn von dort geht weiterhin eine starke Gefahr für die biologische Vielfalt aus“, mahnt Bundesumweltminister Röttgen. „Zerstören wir die Natur weiter, bringen wir uns langfristig selbst um unsere Existenz- und Wirtschaftsgrundlage“. Jetzt entschlossen aktiv werden! In Nürnberg treffen sich vom 15. bis 16. Juni internationale Akteure aus Wirtschaft, Umweltverbänden und Politik, um im Rahmen der zweiten Nachhaltigkeitskonferenz gemeinsam aktiv zu werden: Wirtschaftsvertreter aus den Bereichen Lebensmittel, Pharma, Kosmetik, Textilien, Bioenergie, aber auch andere Unternehmen, die im Kerngeschäft nicht mit Biodiversitätsprodukten handeln. Was können Mobilitätsdienstleister tun? Was kön- Konstruktiver Dialog und Austausch: Die SusCon 2010 lädt ein, ganzheitliche Lösungsansätze und Innovationen gegen den Biodiversitätsverlust zu entwickeln. www.forum-csr.net nen Berg- und Tagebauunternehmen leisten? Welchen Beitrag kann ein IToder Telekommunikationsunternehmen oder gar ein Finanzdienstleister einbringen? Die teilnehmenden Unternehmen und Persönlichkeiten haben erkannt, dass Biodiversität einen strategischen Wert in einer nachhaltigen Ökonomie darstellt und wollen zu deren Erhaltung durch innovative Geschäftsmodelle beitragen – indem sie gesellschaftliche Verantwortung mit wirtschaftlichen Interessen kombinieren. Kleine und mittelständische Unternehmen ge- Die sechs Themenarenen der SusCon 15. bis 16.6.2010, Nürnberg • Biodiversitätsmanagement in Unternehmen • vorteilsausgleich im Handel mit Biodiversitätsprodukten • Lebensstile und ihr einfluss auf die biologische vielfalt • Glaubwürdigkeit von siegeln und deren Überwachung • Konzepte zur Finanzierung von Biodiversität • strategien zur Bekämpfung des Klimawandels durch eine interessante Mischung aus impulsvorträgen, teilnehmer-dialog und aktivem networking will die susCon nachhaltige Maßnahmen auf den Weg bringen. Sie soll konkrete projekte initiieren und längst notwendige synergien schaffen. 79 Foto: © Wala Foto: © siepmannH, pixelio.de | Business & Biodiversität | Foto: © Tonia Pöppler, pixelio.de Special Wir wissen seit langem, dass die Aktivitäten privater Firmen die Biodiversität beeinträchtigen. dennoch war das Ausmaß dieser Beeinflussung bis vor kurzem noch nicht in dollar- und Centangaben ersichtlich. eine kürzlich von der in London ansässigen Beratung trucost für die un-gestützten „Grundsätze für verantwortliches investment“ durchgeführte studie fand heraus, dass die 3.000 weltweit größten Aktiengesellschaften im Jahr 2008 zusammen einen geschätzten Gesamtschaden an der natur von 2.2 Billionen (!) us-dollar verursacht haben. eine andere internationale studie – die „Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität“ – die von der europäischen Kommission herausgegeben wurde, schreibt die jährlichen Kosten des Biodiversitätsverlust auf fast 3 Billionen us-dollar fest. das entspricht etwa dem weltweiten Jahresumsatz von drei Hauptsektoren: das entspricht etwa dem Jahresumsatz von drei der größten Branchen: der Autoindustrie mit 1,9 Billionen, der it-industrie mit 0.95 Billionen und der Stahlbranche mit 0.6 Billionen. es gibt als keine andere Wahl, als die industrie aufzufordern, entschlossene initiativen zu ergreifen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu mindern – und tatsächlich gibt es bereits marktwirtschaftliche Mechanismen, um den Biodiversitätsschutz und nachhaltige verwendung in ihrer Geschäftsstrategie zu etablieren. darum geht es bei der von der CBd ins Leben gerufenen Business & Biodiversity initiative. Ahmed Djoghlaf Generalsekretär der Biodiversitätskonvention (CBd) im Jahr 2010 brauchen wir dringend ein neues und durchdachteres Zusammenspiel zwischen der Menschheit und den für unser – auch wirtschaftliches – Überleben wichtigen Ökosystemen. Bis zu diesem Jahr sollte die verlustrate von Pflanzen, tieren und anderen organismen unseres Planeten deutlich reduziert werden. das ist nicht eingetreten. Wir stehen jetzt vor der Herausforderung, nicht nur den verlust komplett zu stoppen, sondern vor allem das über viele Jahre geschwächte und geschädigte Ökosystem wieder zu stärken. das internationale Jahr der Biodiversität kann dann als erfolg verbucht werden, wenn: ... Biodiversität, naturhaushalt und volkswirtschaften enger verkoppelt werden. ... ein fundierter Austausch zwischen Wissenschaft und politischen entscheidern etabliert wird. ... die öffentliche Meinung teils dazu gebracht werden kann, komplexe wissenschaftliche Begriffe wie „Biodiversität” und „Ökosysteme” zu entmystifizieren. ... auf der Konferenz der Biodiversitätskonvention (CBd) in Japan ein internationales regelwerk über den Zugang zu genetischen ressourcen und gerechten vorteilsausgleich (Access and benefit sharing, ABs) beschlossen wird. ... eine umfassendere Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Abkommen und vereinbarungen, wie z.B. der Biodiversitätskonvention, dem Artenschutzübereinkommen von Washington (Cites) und die ramsarkonvention über Feuchtgebiete gefördert wird. Achim Steiner Geschäftsführer des umweltprogramms der vereinten nationen (uneP) Biodiversität ist eng verwoben mit den Grundlagen unseres Lebens und Wirtschaftens. schädigen wir sie, schädigen wir uns. das noch zu erkämpfende recht auf nahrung wird in einer wachsenden Weltbevölkerung nur zu erzielen sein, wenn die Biodiversität erhalten bleibt. Angesichts der globalen erwärmung, der erhaltung der Wälder als Kohlenstoffsenken und der für die Gesundheit unverzichtbaren genetischen vielfalt ist dies eine notwendigkeit, die von allen akzeptiert werden muss. Aber noch nehmen wir die Biodiversität allzu oft als selbstverständlichkeit wahr und quittieren den Artenschwund mit einem Achselzucken. nach wie vor lassen wir die Wilderei als lukratives Geschäft einer organisierten Kriminalität zu. noch fehlt der schulterschluss zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. der schutz der Biodiversität braucht konkrete Ziele und instrumente zur ihrer Überprüfung. unternehmen werden sich daran messen lassen müssen, ob sie ethisch verantwortliches Handeln in ihre unternehmensstrategien integrieren und sich an den Biodiversitätszielen orientieren. dies gilt auch für die gerechte verteilung der Gewinne aus genetischen ressourcen. Volker Hauff vorsitzender des rates für nachhaltige entwicklung 80 Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG forum Nachhaltig Wirtschaften | business & bioDiVersiTÄT | Veranstaltungen im internationalen Jahr der Biodiversität 20. mai bis 20. Juni 2010 Gemeinsam wandern – Deutschlands Vielfalt erleben! Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de Das bundesumweltministerium (bmu) und das bundesamt für naturschutz (bfn) rufen im mai und Juni, insbesondere am Tag der biologischen Vielfalt (Pfingstsamstag, 22. mai 2010) zu bundesweiten Wanderveranstaltungen auf. Das gemeinsame Wandern soll zeigen, welche Vielfalt in unseren lebensräume und landschaften steckt und wie wertvoll die leistungen der natur für mensch und Gesundheit sind. im offiziellen Veranstaltungskalender zum internationalen Jahr der biologischen Vielfalt finden sie alle bisher angebotenen Wanderungen und weitere interessante Veranstaltungen. www.kalender.biologischevielfalt.de 1. bis 4. Juni 2010 in brüssel GREEN WEEK: Die europäische Umweltkonferenz in rund 30 sitzungen geht es bei der diesjährigen Konferenz um biodiversität und natur: ihre leistungen, aktuelle bedrohungen und mögliche lösungen für die derzeitigen Verlustraten. im Zentrum der Debatten: Die eu-Politik im hinblick auf biodiversitätsstrategien für die Zeit nach 2010, die ökonomische Dimension von Ökosystemdienstleistungen und das schutzgebietsnetz natura 2000. http://ec.europa.eu/environment/greenweek/ www.forum-csr.net sPeCial nauso wie multinationale Konzerne nehmen die Herausforderung an, stellen aber auch klar, wo die Grenzen ihrer Möglichkeiten liegen. Ein zentrales Thema ist dabei die verantwortliche und nachhaltige Rohstoffbeschaffung für die verarbeitende Industrie. Doch die Wirtschaft alleine kann die gewaltigen Herausforderungen nicht stemmen. Es braucht auch verantwortungsbewusste Verbraucher und lösungsorientierte Politiker. Nur „Hand in Hand“ sind globale Lösungen umzusetzen. Das Beispiel der weltweiten Förderung erneuerbarer Energien oder der Etablierung eines weltweiten Rahmens für den Handel mit Emissionsrechten zeigt die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungsansätze. „Obwohl die Biodiversität ein zentraler Teil der Problemlösung im Umgang mit den Folgen der Erderwärmung ist, haben viele gutgemeinte politische Weichenstellungen zu einer stärkeren Bedrohung der Biodiversität geführt“, gibt Udo Censkowsky von Organic Services, einer der Initiatoren der SusCon, zu bedenken. Neben Impulsvorträgen setzen die Veranstalter vor allem auf aktive Arbeitsgruppen, um Vernetzungen und Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren herzustellen. Durch Networking-Pausen und eine begleitende Ausstellung, die Best Practice Beispiele und konkrete Projekte zeigt, können sich die Teilnehmer der Konferenz wechselseitig informieren und inspirieren. Einen „konstruktiven Dialog, Austausch und eine kreative Atmosphäre soll zu Innovation führen und Handlungsbereitschaft stärken“, wünscht sich Fritz Lietsch von forum, Mitveranstalter der SusCon. Kunst und Natur inspirieren Dazu sollen auch kulturelle Elemente beitragen. „Wir wollen zeigen“, so Bernward Geier, einer der Konferenzinitiatoren, „wie sehr die Natur uns auch über die Kunst inspiriert. Die Bereitschaft zur Veränderung bedarf unserer Emotionen. Nur wenn wir von Herzen berührt werden, sind wir bereit für eine Veränderung“. Neben außergewöhnlichen musikalischen Darbietungen wollen die Veranstalter deshalb die Sinne der Konferenzbesucher durch eine Kunstausstellung, durch Düfte und auch durch den Filmbeitrag „Home” von Yann Arthus-Bertrand beflügeln. „Weltweit erkennen politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger zunehmend, welche immense Bedeutung der Schutz der biologischen Vielfalt für das menschliche Wohlergehen, die globale wirtschaftliche Entwicklung und die Armutsbekämpfung hat“, sagt Claus Rättich von der Geschäftsleitung der Nürnberg Messe. „Es ist an der Zeit, diesen Erkenntnissen auch Taten folgen zu lassen. Deshalb sind wir stolz, die SusCon 2010 in Nürnberg als Gastgeber unterstützen zu können“. www.suscon.net Vom Wort zur Tat: Die Landschaftsauktion um die Worte in konkrete Taten zu verwandeln, initiieren die organisatoren der Konferenz in Kooperation mit der „european business and biodiversity Campaign“ ein landschaftsauktion. Damit wird nicht nur ein stück natur unter schutz gestellt, sondern auch eine biodiversitätsinitiative in bayern gestartet, die zum europäischen modell wird. „Wir wollen veranschaulichen“, so stefan hörmann, Kampagnenleiter beim Global nature Fund, „wie Wirtschaft, Politik und naturschutzorganisationen vor ort in nürnberg kooperieren und mehrwert für natur und Gesellschaft generieren können. Wir engagieren uns dafür, akteure aus allen Gesellschaftsbereichen für das Thema biodiversität zu gewinnen und werden im rahmen der auktion internationale und lokale Prominenz als Fackelträger für die Zukunft begeistern.“ 81 International Conference on Sustainable Business and Consumption June 15-16, 2010 CCN-West, NürnbergMesse, Germany Biodiversity of strategic value in a greening economy SusCon 2010 Agenda Corporate biodiversity management The economic benefits of biodiversity Lifestyles and business models for biodiversity Verification and certification Financing biodiversity Climate change mitigation and biodiversity Save the date Receive latest information, discuss with representatives from key international organisations, multinational, small and medium sized enterprises, learn from best sustainable practises and develop innovative business ideas. Host 82 Organizer www.suscon.net Co-Organizer Media partner forum Nachhaltig Wirtschaften Praxis Foto: © Roger Richter Foto: © Karin Jung, pixelio.de Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de Unternehmensführung | Changemaker | Branchenreport Textil ® Ampelmann GmbH forum PRAXIS ist für CSR-Praktiker und Nachhaltigkeitsexperten ein alltagsnahes Werkzeug zu den Themen Strategie & Unternehmensführung, Barcelona ® Personalmanagement, Einkauf, Produktion & Logistik und vielen mehr. Neu ist die Rubrik „Change Maker“, in der wir diesmal die CSR-Berater Dennis Budapest Genf Köln Lotter und Jerome Braun vorstellen. Eine Kostprobe ihrer Expertise bieten sie mit dem Branchenreport über die Textilindustrie. Moskau Wien Stuttgart Zürich PERSONAL201 27.-28. April 201 0 0 MESSE STUTTGA WWW.PERSONA RT L-MESSE.DE Die Erfolgsmesse in wieder Stuttgart people performance technology www.forum-csr.net 83 PraXis | sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG | Vorne dran bleiben! Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr Von Stefan Schaltegger und Holger Petersen Leadership im Nachhaltigkeitsmanagement ist durch Persönlichkeiten geprägt, die sich für neue Ideen begeistern lassen. Sie erkennen Herausforderungen aus eigenem Antrieb und übernehmen Verantwortung, bevor Probleme von außen an sie herangetragen werden. nicht nur auf ihren Eigenantrieb, ihre Fähigkeiten und Beharrlichkeit. Sie haben auch offene Ohren für andere, um Perspektiven zu wechseln, Anregungen aufzunehmen, sich inspirieren zu lassen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die tatsächlich in die Welt von morgen passen. Für so motivierte Nachhaltigkeitsmanager/innen stellt sich die Frage der erfolgreichen Umsetzung ihrer Ideen und Aufgaben immer wieder neu. Für diesen Erfolg setzen Leader Da Leader jedoch meistens mehr vorhaben, als sich normalerweise umsetzen lässt, sind sie in besonderer Weise auf einen effektiven und effizienten Austausch angewiesen, der zugleich beflügelt, Erfahrungen aus erster Hand bietet, Behauptungen durch Fakten ersetzt, Reflektionen ermöglicht und das weniger Wichtige hinter sich lässt. Unter dieser Prämisse rief das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg zusammen mit B.A.U.M. e.V. vor sieben Jahren das Sustainability Leadership Forum (SLF) ins Leben. Sein Ziel ist es, Leadership im Nachhaltigkeitsmanagement zu unterstützen und auszubauen. Hierfür werden jährlich drei Treffen angeboten, an denen sich die Mitgliedsunternehmen mit jeweils ein bis zwei Verantwortlichen beteiligen. Im Rahmen dieser Treffen erfüllt das SLF Anforderungen, die zugleich für eine Fortbildung, einen Arbeitskreis, ein Netzwerk und ein vertrauliches Gespräch gelten. Durch die besondere Art des Austauschs zwischen Praxis und Wissenschaft werden aktuelle Themen des Nachhaltigkeitsmanagements wissenschaftlich fundiert auf ihre praktische Bedeutung hin beleuchtet, um mit den beteiligten Unternehmen Lösungen zu entwerfen, deren Passgenauigkeit auch auf Insiderwissen beruht. Austausch zwischen Praxis und Wissenschaft Insiderwissen, Erfahrungsaustausch, Kooperationsmöglichkeiten: Durch die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis unterstützt das SLF seit sieben Jahren Leadership im Nachhaltigkeitsmanagement. 84 Um das zu erreichen, beruht das SLF auf vier Prinzipien: Strikte Vertraulichkeit, Themenwahl durch Unternehmen, wissenschaftliche Fundierung und Expertenaustausch. forum Nachhaltig Wirtschaften | sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG | • Vertraulichkeit: Es handelt sich um eine „closed shop“ Veranstaltung. Alles bleibt intern im Kreise der Teilnehmer/innen. Unternehmen können sich für das SLF bewerben oder werden empfohlen. Sie nehmen für jeweils ein Jahr oder länger teil, wobei ihre Aufnahme der Zustimmung aller Mitglieder bedarf. Am SLF können insgesamt zwölf und aus jedem Wirtschaftszweig nur jeweils ein Unternehmen teilnehmen. Diese Exklusivität schließt Wettbewerbsbeziehungen unter den Mitgliedern aus und sichert so eine offene, vertrauensvolle Atmosphäre. Unternehmensberater sind nicht zugelassen. Die Aufnahme in das SLF setzt voraus, dass die Unternehmen bereits „Sustainability Leaders“ sind oder ernsthaft anstreben, solche zu werden – etwa durch eine hervorragende Nachhaltigkeitsperformance oder durch das aktive Engagement für die Weiterentwicklung einer unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie. So wird ein besonderer Arbeits- und Diskussionskreis von Vorreitern der nachhaltigen Unternehmensentwicklung geschaffen, einschließlich solcher, die es werden wollen. • Thematische Fokussierung: Jedes Treffen des Forums wird einem spezifischen Thema des Nachhaltigkeitsmanagements gewidmet. Das darauf folgende Thema wird von den teilnehmenden Unternehmen am Ende eines Treffens bestimmt. Damit ist gesichert, dass die aus Unternehmenssicht drängendsten Themen analysiert und besprochen werden. • Wissenschaftliche Fundierung: Jedes Forumsthema wird vom Centre for Sustainability Management (CSM) in einem Grundlagenpapier wissenschaftlich aufbereitet. Damit erhalten die teilnehmenden Unternehmen eine praxisnahe thematische Zusammenfassung zum aktuellen Stand in Wissenschaft und Praxis. Die Forumstreffen starten mit einem kurzen Übersichtsvortrag von Prof. Schaltegger zu den zentralen Fragestellungen www.forum-csr.net und Lösungsansätzen. Arbeitsphasen zur praktischen Umsetzung im Unternehmen setzen an dieser Darstellung an und verbinden die wissenschaftliche Perspektive mit den Praxiserfahrungen. PraXis Kontakt • Vertiefter Expertenaustausch: Verantwortliche der teilnehmenden Unternehmen verfügen aufgrund ihrer Profession im Nachhaltigkeitsmanagement über weitreichende Kenntnisse und Erfahrungen, an denen sie andere teilhaben lassen. Vertreter von BAUM e.V. und dem CSM der Leuphana Universität Lüneburg ergänzen dieses Wissen aus ihrer jeweiligen Perspektive. Weitere Experten werden bei Bedarf hinzugezogen. Konkrete Umsetzungsprobleme und -lösungen von Unternehmen Im Unterschied zu anderen Unternehmensforen ermöglichen die Branchenexklusivität und die zu Beginn geschaffene wissenschaftliche Fundierung einen tiefergehenden Austausch, in dem die tatsächlichen Umsetzungsprobleme offen angesprochen werden. Vergleiche zwischen den Unternehmen erleichtern dabei die eigene Einschätzung und befördern neue Motivation. Im Kern kombiniert das SLF wesentliche Vorteile von Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen. Darüber hinaus profitieren die Teilnehmer von dem Wissens- und Erfahrungsschatz der beteiligten Fachleute. Für interessierte Unternehmen des SLF bestehen auch unterschiedlichste Kooperationsmöglichkeiten mit CSM der Leuphana Universität Lüneburg im Rahmen des dort angebotenen MBA-Studiengangs „sustainament”. So können Unternehmen in Präsenzen oder Fallstudien gemeinsam mit Studierenden aktuelle Problemstellungen behandeln. Derzeit nehmen am SLF folgende Unternehmen teil: Bayer Schering Pharma, Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom, HypoVereinsbank, memo, Münchener Rück, IKEA, Provinzial Versicherungen, Sensient Food Colors, TUI und WELEDA. CSM – Centre for Sustainability Management leuphana universität lüneburg Prof. Dr. stefan schaltegger, Dr. holger Petersen scharnhorststr. 1, Gebäude 6 D-21335 lüneburg Telefon +49(0)4131 / 6 77 21 80 81 Fax: +49(0)4131 / 6 77 21 86 [email protected] [email protected] www.leuphana.de/csm B.A.U.M. e.V. martin oldeland mitglied des Vorstandes osterstraße 58 20259 hamburg Telefon +49(0)40 / 49 07 11 00 Fax +49(0)40 / 49 07 11 99 [email protected] Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 85 | VeranTWorTunG, Visionen, aKTionen | Foto: © Roger Richter PraXis Den Sozialunternehmen gehört die Zukunft ... denn sie lösen Probleme, statt Gier zu bedienen. Von Muhammad Yunus Vor einigen Jahren traf ich zufällig Franck Riboud, den Vorstandsvorsitzenden von Danone. Wir diskutierten über verschiedenste Themen und ich schlug ihm vor: „Warum gründen wir nicht ein Grameen-Danone Joint-Venture in Bangladesch?“ Er fragte: „Und was sollte diese Firma machen?“ Ich antwortete: „Joghurt produzieren – Sie haben mir eben erklärt, wie gut Ihr Joghurt schmeckt.“ Und ich fuhr fort: „Lassen Sie uns das für einen ganz speziellen Zweck tun: In Bangladesch ist eines von zwei Kindern unterernährt, besonders in den ländlichen Gegenden. Wir geben alle Spurenelemente, die diesen Kindern fehlen, in den Joghurt: Vitamine, Eisen, Zink – und all das, woran es 86 diesen Kindern mangelt. Wir richten uns nach der Dosierung, die uns Wissenschaftler vorgeben für genau diese Art von schlecht ernährten Kindern. Und wenn wir diesen Joghurt schließlich verkaufen, bieten wir ihn zu genau dem Preis an, den sich Eltern leisten können, wenn sie ihren Kindern heute einen Snack in ihrem Dorf kaufen“. Franck Riboud sagte: „Das machen wir“. Wir schüttelten uns die Hände, aber ich fuhr fort: „Ich bin noch nicht fertig. Das, was wir hier gemeinsam machen, wird ein Sozialunternehmen sein, ein Social Business.“ Er fragte mich: „Was ist das, ein Social Business?“ Ich erklärte ihm, dass es sich dabei um ein Unternehmen handelt, in das man zwar investieren kann, in dem es aber keine Dividenden gibt. Man bekommt zwar genau das Investment zurück, das man eingesetzt hat, und zwar bis auf den letzten Penny, aber darüber hinaus gibt es nichts. Die Firma macht Gewinn, aber dieser wird ausnahmslos dafür verwendet, um zu wachsen und um mehr und mehr Kindern zu helfen. Das Unternehmen wird also von einem sozialen Ziel angetrieben, und nicht von Profitgier.“ Er stimmte mir zu, wir schüttelten uns nochmals die Hände und er wiederholte: „Das machen wir“. In diesem Moment dachte ich: Vielleicht versteht er mein Englisch nicht richtig. Aber später tauschten wir Emails aus und ich erklärte alles nochmals im forum Nachhaltig Wirtschaften nn | | VeranTWorTunG, Visionen, aKTionen | Detail, und am Ende der Mail schrieb ich: „Bitte bestätigen Sie, dass wir uns in dieser Sache wirklich verstehen.“ Er schrieb sofort zurück und unterstrich, dass er jedes Wort begriffen hat und schloss: „Lassen Sie uns starten und unsere Ideen in die Tat umsetzen.“ wir nachhaltig wirtschaften können, müssen wir natürlich kostendeckend arbeiten. Aber die einzige Absicht unserer gemeinsamen Firma ist es, diese Kinder in Bangladesch aus der Unterernährung rauszubekommen. That´s it. Heute produzieren wir in lokalen Fabriken in Bangladesch mit Milch von hiesigen Bauern den Joghurt „Schokti Doi“. Die Milch wird zu einem festen Preis abgenommen und ein kostenloser Veterinärservice sichert die Gesundheit der Tiere und damit die Milchqualität. Der Joghurt wird von den „Grameen-Ladies“ verkauft. Sie gehen mit einer Kühltasche von Haus zu Haus und verkaufen das Produkt für sechs Cent pro Becher. Das entspricht dem lokalen Konsumniveau. Pro Becher verdienen die Grameen-Ladies einen kleinen Betrag und erwirtschaften so ihren Lebensunterhalt. Wir bauen heute eine zweite Produktionsstätte auf, die noch in diesem Jahr eröffnet wird. Unser Ziel ist es, bis 2016 in ganz Bangladesch 50 örtliche Joghurtfabriken zu errichten. Im ersten Jahr verkauften wir täglich 3.414 Becher pro Tag – im letzten Jahr waren wir bereits bei 22.894 Joghurtbechern. Und wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr 2010 erstmals profitabel arbeiten. Wenn nun ein unterernährtes Kind über einen Zeitraum von acht bis neun Monaten pro Woche zwei Becher Joghurt isst, erklären uns die Wissenschaftler, dass dieses Kind genau die Nährstoffe erhält, die ihm fehlten. Es ist mittlerweile durch unsere Untersuchungen bewiesen, dass dieses Kind gesünder und lebensfroher wird. Genau das ist das Ziel der Unternehmung – nicht das Geldverdienen. Damit Dies war also das erste Social Business auf Joint-Venture-Basis, das mittlerweile Schule gemacht hat. Wir haben heute eine ganze Reihe von Firmen nach diesem Modell gegründet – aber mehr noch: Wir können auf diese Weise noch eine enorme Anzahl von künftigen Sozialunternehmen in die Welt bringen. Denn wir haben bewiesen, dass es ganz einfach ist: Wo auch immer wir ein Problem sehen, können wir ein Social Business gründen, um es zu lösen. Dieses Beispiel gibt mir selbst und den Menschen in den Entwicklungsländern Hoffnung, dass meine Vision machbar ist: Weltweit die Armut zu besiegen und sie ins Geschichtsmuseum der Menschheit zu stellen. Foto: © Roger Richter Prof. Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank, schreibt regelmäßig eine Kolumne für forum Nachhaltig Wirtschaften. Mit Kühltaschen gegen Mangelernährung: Das Social Joint-Venture von Grameen und Danone versorgt Kinder in Bangladesch mit den wichtigsten Nährstoffen. Gleichzeitig können die Grameen-Ladies vom Verkauf des günstigen Produkts ihren Lebensunterhalt bestreiten. „Wo auch immer es ein Problem gibt, versuchen wir es durch ein Social Business zu lösen“, sagt Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus. PraXis 19. - 20. Juni 2010 in München Hotel Novotel München Messe integrative medizin kongress “Integrative Medizin: Das Ende der Diskussion Schulmedizin vs. Naturheilkunde” Dr. Andrew Weil (USA)* Prof. Thorsten Doering Prof. Fritz Albert Popp Dipl. Psych. Rainer Franke Willigis Jäger Erminia Guarneri MD (USA)* David Katz MD (USA)* Dr. med. Ernst Schrott Dr. dent. Johann Lechner Dr. Olaf Kuhnke ZAEN HP Claus-Peter Neumann Hans-Ulrich Schachtner Prof. Dr. med. H. J. Greten Dr. med. Werner Nawrocki Dr. Patrick Broome Lothar Hirneise *via Live Video Link Vorträge Fortbildungsseminare Podiumsdiskussionen Exklusive Ausstellung Patienten Infoabend Programm, Anmeldung & Info im Internet oder Tel. 08722 - 967451 www.imkongress.de www.forum-csr.net 87 PraXis | ChanGemaKer im PorTrÄT | Kein Beraterkauderwelsch Nachhaltige Geschäftskonzepte für CSR-Manager Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns, forschen nach werteorientierten und nachhaltigen Geschäftspraktiken erfolgreicher Unternehmen und beraten Organisationen in den Themen Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung: Dennis Lotter und Jerome Braun haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und mit Benefit Identity eine CSR-Agentur gegründet. Im Interview mit forum erklären die CSR-Strategen, wie sie das Thema begeisterte und warum einzelne Spendenaktionen noch lange keine umfassende Unternehmensverantwortung darstellen. Mit Leidenschaft für mehr ganzheitliche Unternehmensverantwortung: Die Autoren und Berater Dennis Lotter und Jerome Braun. Was hat Sie persönlich bewogen, sich mit Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen? Braun: Meine Berufslaufbahn hat im Non-Profit-Sektor als Geschäftsführer zweier Stiftungen ihren Anfang genommen – ehrbares und verantwortliches Handeln ist seit 13 Jahren eigentlich mein Tagesgeschäft. Es gibt doch keine bessere Motivation, als mit dem, was man tagtäglich kreativ und begeistert umsetzt, einen substantiellen Mehrwert für Gesellschaft und Unternehmen gleichermaßen zu schaffen. 88 Lotter: Als Querdenker habe ich mich schon zu Zeiten meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums intensiv mit dem Brecht’schen Zynismus „Zuerst kommt das Fressen, dann die Moral“ beschäftigt. Ich wollte zum Leidwesen meiner Kommilitonen einfach nicht hinnehmen, dass es die einzige Verantwortung von Unternehmen ist, ihren Profit zu steigern. Diese künstlich heraufbeschworene Unversöhnlichkeit von Ethik und wirtschaftlichem Erfolg fuchste mich mein ganzes Studium über. Während meiner Tätigkeit als Innovationsberater hatte ich dann die Chance, ungewöhnliche Menschen und Unternehmer kennenzulernen, die lebende Beweise für verantwortlich praktiziertes Unternehmertum waren. Als ich dann noch Jerome Braun kennengelernt habe, sprang der Funke für das Thema Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung gänzlich über und so war es nur konsequent, dass wir beide die Begeisterung und Leidenschaft zu unserem Beruf gemacht haben. Kürzlich wurde Ihr Buch „Der CSR-Manager – Unternehmensverantwortung in der Praxis“ veröffentlicht. Warum haben Sie dieses Buch geschrieben? Braun: Angesichts der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts ist Corporate Social Responsibility eine Conditio sine qua non für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und muss daher mit derselben Sorgfalt und Professionalität geplant und umgesetzt werden wie das eigentliche Kerngeschäft. Lotter: Unser Anliegen mit dem Buch ist es, die Ärmel hochzukrempeln und Führungskräfte, Unternehmer und Vordenker bei ganz pragmatischen Fragestellungen im Hinblick auf die Entwicklung und Umsetzung von CSR zu unterstützen: Wie entwickle ich eine CSR-Strategie? Wie kann ich meine CSR-Aktivitäten steuern und überprüfen? Welche Strukturen und Prozesse muss ich für ein effizientes CSR-Management gestalten? Wie kann ich CSR erfolgreich kommunizieren? Braun: Wir liefern den Praktikern fundiertes Wissen, gepaart mit spannenden Best-Practice-Beispielen. Abgehobene Theorien und Beraterkauderwelsch werden Sie vergeblich suchen. Welche außergewöhnlichen Unternehmen haben Sie bei Ihren Buchrecherchen am meisten beeindruckt? Lotter: Tief beeindruckt haben mich die drei innovativen Jungs von MyMu- forum Nachhaltig Wirtschaften | nn | ChanGemaKer im PorTrÄT | esli. Das Geschäftskonzept mit den Körnern aus dem Netz ist von A bis Z auf Nachhaltigkeit getrimmt. Es reicht von Bio-Zutaten über Bio-Logistik bis zu Bio-Kooperationen und besonders anerkennenswert finde ich, dass das verwendete Palmfett aus OrangUtan-freundlichem Anbau stammt. Was die wenigsten Konsumenten wissen: Die meisten Orang-Utans in Indonesien werden auf ÖlpalmenPlantagen abgeschossen, gefangen oder verstümmelt. Braun: Ein weiteres Exemplar nachhaltiger Geschäftskonzepte ist Bionade mit der visionären Idee einer gesunden Limo, frei von jeglicher Chemie. In Verbindung mit dem Projekt BioLandbau Rhön garantiert Bionade den teilnehmenden Landwirten, die ihren Betrieb auf ökologischen Landbau umstellen, eine Abnahme der Ernte von Bio-Gerste und Bio-Holunder zu 100 Prozent. Bio-Holunder wurde nie zuvor in der Region angebaut und erschließt den Lieferanten in einer allgemein strukturschwachen Region einen völlig neuen Markt. bst Unternehmer, keine grauen Theoretiker. der Praxis. Eine bloße Aneinanderreihung ei den Autoren nicht finden. Stattdessen , gepaart mit spannenden Fällen aus der e Unternehmensverantwortung in einem mfeld zu einem nachhaltigen Wettbewerbs- D er C SR - Man a g e r Lotter: Klasse finde ich auch FaberCastell. Durch ihre firmeneigenen Wälder ist die Faber-Castell-Gruppe als eines von wenigen Unternehmen Unt er nehm ens vera nt wo r tu n g in d e r P ra xis Worauf sollten Unternehmen aus Ihrer Sicht bei der Umsetzung von CSR ganz besonders achten? Braun: Ganz wichtig: Zuerst die Pflicht und dann die Kür. Pflicht ist hierbei die Verknüpfung zwischen Engagement und Kerngeschäft! Philanthropisches Engagement ist sicher anerkennenswert, aber zusammenhangslose Spenden nach dem Gießkannenprinzip sind noch lange keine CSR. Lotter: CSR darf keinesfalls als semantischer Nebel missbraucht werden, um maßloses Gewinn- und Wachstumsstreben zu legitimieren oder als Greenwashing Imagepflege zu betreiben. Aufpolierte Nachhaltigkeitsberichte dokumentieren leider nicht selten oberflächliche Projekte, in denen sich Unternehmen mit ihren Wohltaten schmücken, um von dubiosen Praktiken in der operativen Geschäftstätigkeit abzulenken. „Der CSR-Manager“ liefert eine ganzheitliche und praxisnahe Sicht auf die Notwendigkeit und Potentiale von gelebter Unternehmensverantwortung. Dieses Buch ist von CSR-Praktikern für CSR-Praktiker und zukünftige CSRVerantwortliche geschrieben. Lotter und Braun verdeutlichen, dass Corporate Social Responsibility kein Luxusgut für wirtschaftlich blühende Zeiten ist, sondern vielmehr ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Dennis Lotter / Jerome Braun mit dem Sie CSR professionell planen, en organisiert wird. trumente aus der Praxis. ntierte CSR-Strategie entwickeln. CSR-Scorecard umsetzen und bewerten. folgreich zu kommunizieren. actice-Beispielen. mehrfach CO 2-neutral. Mit ÖkoWasserlack ummantelte Stifte sind nicht nur umweltverträglich und hygienisch – gerade bei kleinen Kindern ein großer Vorteil – sie setzen auch weltweit neue Maßstäbe auf dem Gebiet der Stiftlackierung und lassen die Kasse klingeln. Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft? D e r C S R - M anager Braun: Die vielen Initiativen und Ansätze mutiger Unternehmer und Persönlichkeiten stimmen mich positiv. Mit großem Interesse verfolgen wir die Aktivitäten von forum Nachhaltig Wirtschaften. Letztlich liegt es an uns selbst, Verantwortung zu tragen. Dieses Buch hilft Ihnen CSR als strategisches Handlungsfeld erfolgreich in der Praxis anzuwenden und für Ihr persönliches Aufgabenfeld weiterzuentwickeln. Mithilfe von Best-PracticeBeispielen und Handlungsempfehlungen zeigen die Autoren anschaulich, wie Sie CSR als Teil des Kerngeschäfts professionell planen, steuern und umsetzen können. Fritz Lietsch, Chefredakteur forum Nachhaltig Wirtschaften ISBN 978-3-925646-50-8 D e n n is L o tte r u n d Je ro m e B ra u n In ihrem Buch „Der CSR-Manager“ zeigen Lotter und Braun an zahlreichen BestPractice-Beispielen, wie CSR als strategisches Handlungsfeld erfolgreich in der Praxis angewendet werden kann. Dennis Lotter und Jerome Braun: Der CSRManager. Unternehmensverantwortung in der Praxis. Altop-Verlag 2010, 220 Seiten, EUR 24,90. ISBN 978-3-925646-50-8 www.forum-csr.net PraXis Wo treffen Sie mehr CSR-Kompetenz? Lotter: Um es in den entliehenen Worten Gandhis zu sagen: „Du musst die Veränderung sein, die du in der Welt sehen willst.“ Mit unserem Buch „Der CSR-Manager“ liefern wir konkrete Ideen, wie Unternehmen Verantwortung tragen können und machen hoffentlich jedem in unserem Kosmos deutlich, dass man die Kuh nicht schlachten darf, von der man morgen wieder Milch haben will. und mehr V. Angres [ZDF], Dr. S. Anwander Phan-Huy [Coop], G. Billen [Bundesverband Verbraucherzentrale], Dr. U. Brekau [Bayer CropScience], D. Fockenbrock [Handelsblatt], U. Gattenlöhner [Global Nature Fund], M. Geers [Daimler Financial Services], A. Halfmann [CSR News], I. Jerger [natur & kosmos], T. Jorberg [GLS-Bank], S. R. Joshi [Child Care Program, Indien], K. Kaufmann [Habitat for Humanity], M. Kleinert [Celesio], S. Knauer [Der Spiegel], P. Knoblich [SAM Headhunting], R. Kopp [Heussen Rechtsanwaltsgesellschaft], P. Mayer [LBBW], T. Mickeleit [Microsoft Deutschland], W. Niess [SWR], Dr. G. Rau [REFCCO], Dr. A. Reichel [Universität Stuttgart], Dr. L. Reisch [Copenhagen Business School], C. Roth [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN], R. X. Ruter [Ernst & Young], Prof. H. Schäfer [Universität Stuttgart], W. Scheunemann [dokeo], B. Schwager [Robert Bosch], Prof. Dr. J. Schwalbach [Humboldt Universität zu Berlin], Dr. J.-F. Senn [Volkswagen do Brasil], G. Sonnleitner [Deutscher Bauernverband], Prof. D. Spath [FhG/Acateck], R. Tichy [Wirtschaftswoche], K. Wendt [Bayerische Hypo- und Vereinsbank] und mehr 6. Deutsches CSR-Forum – Forum EnviComm 13. bis 14. April 2010 in Stuttgart www.envicomm.org 89 PraXis | PersonalmanaGemenT | Weiche Faktoren – Zwar heiß diskutiert, aber wenig beachtet Welchen Einfluss CSR auf die Unternehmenskultur ausübt Von Christian Klant Weiche Faktoren werden immer häufiger als wichtig, notwendig oder unabdingbar betitelt. Tatsächlich aber spielt der aktive Umgang mit ihnen im täglichen Arbeitsleben häufig eine untergeordnete Rolle. Worin sind die Gründe hierfür zu suchen? Welchen Nutzen hat ein Unternehmen von den sogenannten „weichen Faktoren“? Wie können weiche Faktoren messbar gemacht und quantifiziert werden? Die Unternehmenskultur als weicher Faktor Einen sehr umfassenden weichen Faktor stellt die Unternehmenskultur dar. Je höher der Fit zwischen den Werten der Mitarbeiter und ihres Unternehmens ist, desto stärker ist auch die Unternehmenskultur. Heute kann die Frage, ob die Unternehmenskultur messbar ist, eindeutig mit ja beantwortet werden. In einer von Deep White durchgeführten Studie bei über 100 Unternehmen und Organisationen im deutschsprachigen Raum konnte nachgewiesen werden, dass beachtliche 25 Prozent des Geschäftserfolges durch die gelebte Wertekultur zu erklären sind. Es stellt sich die Frage, wie eine Unternehmenskultur und damit auch die Werte eines Unternehmens nachhaltig so gestaltet werden können, dass sie sich zur gelebten Wertekultur entwickeln und auf diesem Wege zum Geschäftserfolg beitragen. 90 Indem Zusammenhänge zwischen dem CSR-Engagement eines Unternehmens, der Unternehmenskultur und der Mitarbeitermotivation näher betrachtet werden, ist diese Fragestellung zu beantworten. Eine bei Tchibo durchgeführte Mitarbeiterbefragung zeigt, dass das CSR-Engagement einen deutlich positiven Einfluss auf die Werte und Normen der Unternehmenskultur ausübt. Die Unternehmenskultur hängt wiederum auf ähnlich starkem Niveau mit der Mitarbeitermotivation zusammen. Auch ein direkter positiver Zusammenhang zwischen CSR und Mitarbeitermotivation ist festzustellen. Motivierend wirkt CSR nur über die Unternehmenskultur Rechnet man den Einfluss der Unternehmenskultur aus dem direkten Zusammenhang heraus, zeigt sich, dass der direkte positive Zusammen- hang verschwindet und negativ wird. Die empirische Forschung spricht hier von einem Scheinzusammenhang. Der Effekt von CSR auf die Mitarbeitermotivation lässt sich also nur unter Berücksichtigung der Unternehmenskultur erklären. Die oben dargestellten positiven Auswirkungen auf Unternehmenskultur und Mitarbeitermotivation werden allerdings nur dann Früchte tragen, wenn die Mitarbeiter auch darüber informiert werden. Viele Unternehmen investieren hohe Beträge in externe Reportingmaßnahmen. Die Kommunikation an die eigenen Mitarbeiter – das interne Reporting – wurde bisher in seiner Bedeutung unterschätzt. Die konsequente Nutzung des Intranets stellt, wie die Untersuchung des Autors zeigen konnte, eine der effizientesten Möglichkeiten dar, die Mitarbeiter Abb. 1: Auswirkungen von CSR auf das Unternehmen Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG forum Nachhaltig Wirtschaften | nn | PersonalmanaGemenT | PraXis Abb. 2: Integrierter Ansatz bei Tchibo und Funktionen des CSR-Bereiches mit den ohnehin schon aufbereiteten Informationen zu versorgen. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die Mitarbeiter aktiv an der Entstehung und Umsetzung der CSR-Konzepte teilhaben zu lassen. Dies hat zum einen den Vorteil, dass Mitarbeiter ihr Fachwissen dort einbringen können, wo es benötigt wird und zum anderen, dass CSR und damit die neuen Werte in alle Bereiche des Unternehmens getragen werden. So wird CSR von ganz alleine integraler Bestandteil des strategischen und operativen Managements und trägt auf diesem Wege zum Aufbau der organisationalen Identifikation bei. Corporate Social Responsibility als fester Bestandteil der Geschäftsstrategie Bei Tchibo wurde CSR von Beginn an durch den so genannten „inte- grierten Ansatz“ umgesetzt. CSR ist fester Bestandteil der Geschäftsstrategie. In einem ersten Schritt wird durch den jeweiligen Fachbereich und unterstützend durch den CSR-Bereich aus der integrierten Geschäftsstrategie ein gemeinsames, fachbereichsspezifisches CSRKonzept abgeleitet. Die Umsetzung des Konzeptes erfolgt im zweiten Schritt eigenverantwortlich durch den Fachbereich. Der CSR-Bereich nimmt lediglich eine Beraterfunktion ein. Im dritten Schritt übernimmt der CSR-Bereich eine Kontrollfunktion, um die Umsetzung des Konzeptes sicherzustellen. Damit wird gewährleistet, dass alle Fachbereichsmitarbeiter, in den gesamten Prozess von der Entstehung bis zur Umsetzung des CSR-Konzeptes einbezogen werden. Wer es also schafft, CSR ehrlich und dauerhaft in sein Unternehmen zu integrieren, der stärkt gleichzeitig die Unternehmenskultur und fördert die Mitarbeitermotivation. Neben internem Reporting ist die integrative Umsetzung von CSR im Unternehmen der Erfolgsgarant. Im Profil Christian Klant ist inhaber von imposis human resources & nachhaltigkeitsberatung. schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in der betrachtung und Förderung der internen effekte von Csr und der strategieentwicklung im unternehmen. [email protected] www.imposis.de Christian Klant im Interview mit Achim Lohrie, Direktor Corporate Responsibility, Tchibo GmbH CK: herr lohrie, sie haben bei Tchibo die Themen nachhaltigkeit und Csr durch den integrierten ansatz eingeführt. Worin sehen sie dabei die Vorteile? AL: es gibt zwei ganz entscheidende Vorteile: Durch die integration von Csr in die Geschäftsstrategie wird nachhaltigkeit zum „business case“. Durch die integration von Csr in die Fachbereichsarbeit findet nicht nur aufgaben-, sondern gleichzeitig Verantwortungsdelegation mit deutlicher motivationssteigerung statt. CK: sie bezeichnen den bereich Corporate responsibility als „interne unternehmensberatung nachhaltigkeit“. Werten sie damit ihre arbeit nicht ab? AL: mit einer exzellenten unternehmensberatung kann ich einen signifikanten beitrag zur unternehmerischen Wertschöpfung leisten. Das gilt umso mehr, wenn ich damit gleichzeitig die arbeit der Fachbereiche aufwerte. www.forum-csr.net CK: häufig wird nachhaltigkeitsmanagement als Chefsache beschrieben. sehen sie diesen stellenwert bei Tchibo gefährdet? schließlich sind die Fachbereiche nicht nur an der umsetzung, sondern auch an der entwicklung der Konzepte beteiligt. AL: nachhaltigkeit ist bei Tchibo in die Geschäftsstrategie integriert. Die Csr-Konzepte werden aus der Geschäftsstrategie abgeleitet sowie deren umsetzung an der Geschäftsstrategie gemessen. Über diesen Prozess berichte ich unmittelbar an Gesamtvorstand und Vorstandsvorsitzenden. mehr „Chefsache“ geht nicht. CK: Wann – glauben sie – ist die integration von nachhaltigkeit in ihrem unternehmen abgeschlossen? AL: Wenn der von mir geführte Csr-bereich auch nach auffassung besonders kritischer gesellschaftlicher anspruchsteller überflüssig geworden ist. Daran arbeiten meine mitarbeiter und ich mit hochdruck. 91 PraXis | einKauF, ProDuKTion & loGisTiK | Wenn Kommunen einkaufen © Gettyimages - Glow Images Das neue Vergaberecht wird das Einkaufsverhalten der Kommunen verändern 92 forum Nachhaltig Wirtschaften | einKauF, ProDuKTion & loGisTiK | Als Bonns oberster Einkäufer Martin Krämer neulich in einem Schuhgeschäft war, fragte er den Verkäufer, woher die Schuhe stammten. Der Verkäufer verwies ihn auf das Etikett. „Aber wo kommt das Leder her? Wo wurden die Schuhe geklebt“, hakte der Beschaffer nach. Der Verkäufer schaute ihn mit großen Augen an. Solche Fragen war er nicht gewohnt. Aber die kommunalen Beschaffer werden sie in Zukunft öfter stellen, nicht nur beim privaten Shopping. Das neue Vergaberecht erlaubt den Kommunen, kritisch zu hinterfragen, unter welchen Arbeitsbedingungen die Produkte entstanden sind, die sie beziehen. Wenn die öffentliche Hand einkauft, geht es gleich um Riesensummen. Spielzeug für Kindertagesstätten, Bettwäsche für Krankenhäuser, Pflastersteine für Plätze: Die öffentliche Hand kauft jedes Jahr für rund 300 Milliarden Euro ein. Rund 60 Prozent davon geben Städte und Gemeinden aus und setzen damit jedes Jahr 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts um. Seit dem 1. April 2009 gibt es ein neues Vergaberecht, das regelt, nach welchen Kriterien Bund, Länder und Kommunen einkaufen. Das neue Gesetz sieht vor, dass Kommunen nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte beachten müssen, sondern auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigen dürfen, wenn sie für ihre Kantinen, Schulen und Altenheime einkaufen. Diese Neuregelung wird das Einkaufsverhalten verändern, davon ist Krämer überzeugt. „Wenn es ausdrücklich erlaubt ist, werden immer mehr Kommunen ihren Einkauf umstellen und soziale Kriterien berücksichtigen,“ meint er. Eine Kommune, die zum Beispiel einen neuen Platz gestalten will, hat bisher in der Regel bei der öffentlichen Ausschreibung der Pflastersteine dem günstigsten Anbieter den Zuschlag erteilt. Doch Pflastersteine aus Indien und China sind in die Kritik geraten. Sie sind nur deswegen trotz langer Transportwege konkurrenzlos billig, weil es in den Steinbrüchen dieser www.forum-csr.net Schwellenländer nur unzureichenden Arbeitsschutz, ausbeuterische Kinderarbeit und eine Bezahlung unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns gibt. Kommunen, die ihr Geld nicht für Produkte ausgeben wollen, die mühsam erkämpfte Sozialstandards untergraben, bewegten sich bisher in einer rechtlichen Grauzone. NichtRegierungsorganisationen kämpfen seit Jahren für eine öffentliche Beschaffung nach sozialen Standards, aber auch Verantwortliche in den Kommunen stellen sich dieser Frage, und zwar jenseits von Parteigrenzen. Nicht nur Pflastersteine, viele Produkte aus Afrika, Asien und Lateinamerika entstehen unter Bedingungen, die man hierzulande keinem zumuten möchte. Dazu gehören Textilien, Spielzeug, Sportartikel, Teppiche und Leder, aber auch Computer, Billigprodukte aus Holz sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee, Tee, Orangensaft, Schokolade oder Blumen. Bei all diesen Produkten sind die Kernnormen der internationalen Arbeitsorganisation ILO nicht garantiert, es sei denn sie stammten aus fairem Handel. Die Kernnormen der ILO sind weltweit anerkannt und regeln einen Mindeststandard für Arbeitnehmer. Zu diesem Mindeststandard gehören gleiche Entlohnung für Männer und Frauen, der Verzicht auf Kinderarbeit und das Recht, Gewerkschaften zu gründen. Die Kernnormen sollen verhindern, dass sich Unternehmer im internationalen Handel Vorteile verschaffen, indem sie Arbeitnehmerrechte abbauen. „Als Stadt dürfen wir vor diesen Problemen nicht einfach die Augen verschließen. Wir haben eine internationale Verantwortung,“ so Krämer. Die Stadt Bonn hat bereits im Jahr 2004 beschlossen, keine Produkte mehr zu beziehen, bei denen ausbeuterische Kinderarbeit nicht ausgeschlossen werden kann. Sie verlangt von ihren Lieferanten eine unabhängige Zertifizierung zum Beispiel durch ein Fair-Handels-Siegel oder eine verbindliche Zusage, die auch die Aktivitäten von Lieferanten und Subunternehmern abdeckt. Ein Lieferant von Natursteinen aus China wurde bei der Ausschreibung einer Verblendung von einer Aufzugsanlage ausgeschlossen. Solche Fälle wird es mit dem neuen Vergaberecht öfter geben. Bonn steht mit seiner Einkaufspraxis nicht alleine da. München war 2002 die erste deutsche Stadt, die soziale Kriterien für ihre Beschaffung aufgestellt hat. Keine Produkte aus ausbeu- © Kurt Bouda - pixelio von Claudia Mende PraXis Deutschlandweit verzichten Kommunen zunehmend auf Pflastersteine, die unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen wurden. 93 PraXis terischer Kinderarbeit, darauf konnten sich alle Parteien im Stadtrat einigen, selbst wenn es ein bisschen teurer wird. Sieben Jahre später sind über 140 Kommunen in ganz Deutschland dem Beispiel Münchens gefolgt und fordern von Lieferanten und Herstellern die Garantie, dass keine Minderjährigen an den eingekauften Produkten mitgearbeitet haben. Neuss und Düsseldorf gehen sogar darüber hinaus und haben beschlossen, nichts mehr zu beziehen, was nicht den Kriterien der ILO entspricht. Die Umsetzung der Beschlüsse in die Praxis wird noch für genügend Zündstoff sorgen. Für viele Produkte existiert nämlich gar kein Label, das Kontrollen bei den Herstellern vorsieht. „Das Problem sind die Vertriebswege, die durch die halbe Welt gehen,“ weiß Bonns Beschaffer | einKauF, ProDuKTion & loGisTiK | Martin Krämer. „Kein Beschaffer kann sie bis ins Detail nachvollziehen. Wir brauchen ein Label das anerkannt und kontrolliert ist, ähnlich wie der Blaue Engel“. Zum Beispiel bei der Arbeitsbekleidung von Müllmännern und Feuerwehrleuten. Bis jetzt gibt es noch keinen deutschen Hersteller, der sich genau in die Karten schauen lässt, wie es in seinen außereuropäischen Produktionsstätten zugeht. „Kommunen retten sich mit Selbstauskünften der Hersteller und bewegen sich damit auf dünnem Eis,“ kritisiert Christiane Schnura von der Clean Clothes Campaign. Die Stadt Neuss zum Beispiel kauft ihre Arbeitskleidung in Holland, weil es dort mit der Fair Wear Foundation eine Organisation gibt, die die Einhaltung von Standards garantiert. Bisher ist in Deutschland noch kein Hersteller von Arbeitskleidung Mitglied bei Fair Wear. Für Martin Krämer wird das neue Vergaberecht auf jeden Fall bei den Unternehmen den Druck in Richtung Zertifizierung und Kontrolle erhöhen. „Vielleicht macht sich ja auch die Zivilgesellschaft dann mal Gedanken, unter welchen Bedingungen ein T-Shirt für zwei Euro hergestellt wurde,“ meint er. Dann müssten Verkäufer öfter mit unbequemen Fragen nach der Herkunft ihrer Ware rechnen. Kontakt Claudia mende Journalistin Postfach 80 18 62 81618 münchen mobil: (+49) 0151 / 17 85 86 91 [email protected] www.claudia-mende.de © Gettyimages - Mitchell Kanashkevich Ein kleiner Junge bei der Arbeit in Patan, Nepal. Über 140 Kommunen in Deutschland verzichten auf Produkte, bei deren Herstellung Kinder mitwirken. 94 forum Nachhaltig Wirtschaften NATÜRLICH SCHÖN DURCH „LL REGENERATION”. Die LL Regeneration-Serie von ANNEMARIE BÖRLIND enthält den hochwirksamen LL-Biokomplex. Mit Hilfe moderner Bio-Wirkstoffe und hochwertigen Pflegesubstanzen aus der Natur ist die regenerierende Gesichtspflege ideal auf die Bedürfnisse der anspruchsvollen Haut abgestimmt. Die Erneuerung der Hautzellen wird beschleunigt und die Feuchtigkeit erhöht, so erhält Ihr Teint mehr Frische und eine vitale Ausstrahlung. www.boerlind.com www.forum-csr.net 95 PraXis | branChenrePorT TeXTil | Vom Sorgenkind zur Vorzeigebranche? Wie die Textilindustrie die Herausforderungen der Nachhaltigkeit entlang der Prozesskette meistern kann Von Jerome Braun und Dennis Lotter Die gesellschaftliche Verantwortung und die Textilindustrie – dieses Paar ist fast schon ein Klassiker. In kaum einer anderen Branche wurde die ökologische und soziale Verantwortung von Unternehmen heftiger diskutiert. Bereits in den 80er Jahren, als Corporate Social Responsibility für viele noch ein Fremdwort war, gingen Skandale um Kinderarbeit in Zulieferbetrieben um die Welt und Massen von Konsumenten riefen zum Boykott auf. Seither hat die Textilindustrie in Sachen Nachhaltigkeit eine beachtliche Weiterentwicklung erfahren. Soziale Standards gehören, so scheint es, wie selbstverständlich zum guten Ton der Branche und nachhaltige Textilien haben den Weg vom Reformhaus um die Ecke in die Modemetropolen der Welt geschafft. Die soziale und ökologische Verantwortung entlang der textilen Wertschöpfungskette geht jedoch nach wie vor mit zahlreichen Her- 96 ausforderungen einher, die mitunter schwer zu bewältigen sind. Gerade Ende Januar hagelte es wieder Negativschlagzeilen für die Branche. Das Thema: Bio-Baumwolle, die gar keine Bio-Baumwolle ist. Der Skandal um die Bio-Baumwolle Baumwolle bildet noch immer einen der wichtigsten Rohstoffe in der Textilproduktion. 40 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion stammen mittlerweile von gentechnisch veränderten Pflanzen. Die konventionelle Baumwollproduktion verursacht eine erhebliche Umweltbelastung – durch hohen Wasserbedarf, Bodenerosion und den Einsatz von Pestiziden. Täglich sterben mehr als 70 Menschen an den Folgen des Insektizid- und Pestizid-Einsatzes in der konventionellen Baumwollproduktion. Drei Millionen Menschen erkranken jähr- lich neu. Immer mehr Modemarken und Einzelhändler gehen aus diesem Grund dazu über, Bio-Baumwolle für die Herstellung ihrer Produkte zu verwenden. Diese wird nicht genetisch verändert und beim Anbau wird auf den Einsatz künstlicher Dünger und Pestizide verzichtet. Auch wenn der Anteil an Bio-Baumwolle momentan nur bei lediglich 0,1 Prozent im Verhältnis zur konventionellen Baumwolle liegt, ist das Marktvolumen mit Produkten aus Bio-Baumwolle in den letzen Jahren stark angewachsen – allein vom Jahr 2008 auf 2009 von 3,3 Milliarden US-Dollar auf rund 4 Milliarden USDollar. 2010 soll die 5 MilliardenMarke überschritten werden. Neben kleineren Einzelhändlern integrieren auch immer mehr große Handelsketten Kleidung aus 100 Prozent Bio-Baumwolle in ihr Sortiment. H&M bietet beispielsweise eine gesonderte forum Nachhaltig Wirtschaften | branChenrePorT TeXTil | PraXis „Organic Cotton“-Linie, Otto mischt seine „Pure Wear“ ins Katalogangebot und auch C&A führt seit 2008 eine eigene Bio-Baumwollkollektion. Nach eigenen Angaben ist der Konzern mit dem Verkauf von 18 Millionen Kleidungsstücken im Jahr 2009 führender Modeeinzelhändler für Bio-Baumwolle. Standards entscheidend, sondern ihre Umsetzung. Hier zeichnen sich Unternehmen aus, die ihre Zulieferer im positiven Sinne dabei unterstützen Kompetenzen aufzubauen, diese beispielsweise über Workshops weiter qualifizieren oder ihnen Handbücher und weiterführende Unterlagen zur Verfügung stellen. Anfang 2010 dann der Skandal: Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ wurden aus Indien, dem weltweit größten Exportland von Bio-Baumwolle, beträchtliche Mengen angeblicher Bio-Baumwolle ausgeliefert, die in Wirklichkeit jedoch gentechnisch verändert war. Dutzende Dörfer hatten mit westlichen Zertifizierungsunternehmen, die von den Textilanbietern beauftragt worden waren, „gemeinsame Sache“ gemacht und so große Mengen falsch ausgezeichneter Baumwolle in den Handel gebracht. Die betroffenen Unter nehmen, darunter große Handelsketten, aber auch kleinere Hersteller und Designer, zeigten sich betroffen und setzen sich sofort mit ihren Zertifizierern und Lieferanten in Verbindung, um den Sachverhalt aufzuklären. Mangelnde Kontrolle der Sozialstandards Die zentrale Herausforderung: Verantwortung entlang der gesamtem Prozesskette Auch wenn die Hersteller keine unmittelbare Schuld trifft, der Imageschaden ist dennoch vorhanden. Dieser Fall macht erneut die zentrale Herausforderung der Textilunternehmen deutlich: Die umfassende Verantwortung und Kontrolle entlang der kompletten textilen Prozesskette. Zwar haben heute fast alle Textilunternehmen Arbeitsrechts- und Verhaltensstandards (sogenannte Codes of Conduct) formuliert, die wichtige Gesundheits- und Sicherheitsstandards sowie das Verbot von Kinderarbeit abdecken. Themen wie existenzsichernde Löhne und/oder Gewerkschaftsrechte finden sich allerdings eher selten. Und natürlich ist nicht die Formulierung solcher sozialer www.forum-csr.net Mindestens genauso entscheidend ist jedoch die ständige Überprüfung der Einhaltung der Standards. Denn was nützen die besten Qualitätssiegel, wenn sie nur auf dem Papier existieren? An dieser Stelle gibt es momentan noch großen Handlungsbedarf. Bei einer externen Überprüfung, wie sie bisher in der Branche zumeist durchgeführt wird, übernimmt ein beauftragter Dritter, z.B. eine Prüfgesellschaft, die Kontrolle. Da auch externe Prüfgesellschaften von Unternehmen oder Verbänden bezahlt werden und zu anderen Prüfinstitutionen im Wettbewerb stehen, weist diese Form der Überprüfung erhebliche Lücken auf, was nicht zuletzt am Bio-BaumwollSkandal deutlich wurde. Eine wesentlich objektivere und unabhängigere Kontrolle ist durch den Einsatz sogenannter Multi-Stakeholder-Initiativen gegeben. Multi-Stakeholder-Initiativen sind unabhängige Zertifizierungsinstitutionen, an denen verschiedene Interessengruppen beteiligt sind – Unternehmen, Gewerkschaften, NGOs und teilweise auch Regierungen. In der Textilbranche sind die Fair Wear Foundation, die Ethical Trading Initiative, die Fair Labor Association, Social Accountability International und das Worker Rights Consortium die bedeutendsten. Durch die Einbeziehung mehrerer Perspektiven sind Multi-Stakeholder-Kontrollen weitaus objektiver und transparenter als externe Kontrollen und zeigen auf, wohin der Weg in Zukunft gehen sollte. In einer aktuellen Studie von SÜDWIND e.V. Mitträger des international anerkannten Netzwerks „Kampagne für saubere Kleidung“ (Clean Clothes Campaign), wird diese Form der Kontrolle gar als „die einzig glaubwürdige“ beurteilt. Ein deutsches Unternehmen, das Sozialstandards entlang seiner Prozesskette überprüft, ist Hess Natur. Das 1976 gegründete Versandhaus für Öko-Textilien trat als erstes Unternehmen in Deutschland der Fair Wear Foundation bei. Seit 2005 treffen sich die verantwortlichen Mitarbeiter von Hess Natur einmal im Jahr mit Vertretern der Fair Wear Foundation, der Kampagne für saubere Kleidung und der IG Metall, um den aktuellen Stand sowie weitere Entwicklungsmöglichkeiten der Sozialstandards von Hess Natur zu besprechen. Öko auf der ganzen Linie – das IVN-Qualitätssiegel Auch in Sachen ökologischer Verantwortung wirkt Hess Natur als Mitglied des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) ganz vorne mit. Das Qualitätssiegel „IVN Best“ des Verbandes gilt – im Vergleich zu anderen Öko-Standards – als der Standard mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie. Als erstes Qualitätszeichen weltweit bewertet es die gesamte textile Produktionskette und schließt die Kontrolle sämtlicher beteiligter Produktionsbetriebe durch unabhängige Prüfinstitute ein. So müssen beispielsweise die Fasern zu 100 Prozent aus biologisch angebauten Naturfasern bestehen. Bei sämtlichen Verarbeitungsschritten sind keine gesundheitlich bedenklichen oder umweltschädigenden Substanzen erlaubt. Mit Wasser und Energie muss sparsam umgegangen werden, die Verpackung darf kein PVC enthalten und sämtliche Transportmittel und -wege werden dokumentiert. Auf internationaler Ebene gilt der GOTS-Standard (Global Organic Textil Standard) als bedeutendster Öko-Standard, er liegt in seinen Ansprüchen etwas unter dem IVN-Standard. Dem IVN gehören über 70 Unternehmen an – Einzelhändler und Hersteller ebenso wie Versender, Dienstleister und Vorstufenbetriebe. Der IVN-Stan- 97 Foto: © China Blue, bfilm Foto: © Christliche Initiative Romero (CIR) | branChenrePorT TeXTil | Foto: © China Blue, bfilm PraXis Klammern gegen die Müdigkeit, Jeans nähen bis zur Erschöpfung, Arbeiten hinter Gittern: Die Bedingungen für Textilhersteller sind in den Produktionsländern oft alles andere als fair, sozial und nachhaltig. dard schließt zwar auch soziale Standards mit ein, diese werden derzeit jedoch nur extern und nicht unabhängig geprüft. Bei den Öko-Standards fällt die Kontrolle im Vergleich zu den Sozialstandards leichter, da sie hauptsächlich technisch abläuft, z.B. durch Abwasser- oder Rückstandsproben und somit leichter messbar ist. Made in Germany – das ganz besondere Geschäftsmodell Das Textilunternehmen Trigema hat die Herausforderungen der Zukunft erkannt und muss sich weder über Qualitätskontrollen noch über die Arbeitsbedingungen in der Produktion Sorgen machen. Das schwäbische Unternehmen mit seinem bekannten Oberhaupt Wolfgang Grupp produziert ausschließlich in Deutschland. „Globalisierung heißt nicht, Arbeitnehmer in Deutschland zu entlassen und die Produktion ins Ausland zu verlagern“, betont der Unternehmer im Pressegespräch. „Globalisierung ist für mich vielmehr ein offenes Tor in die Welt und bietet dadurch die große Chance, hochwertige Produkte Made in Germany in andere Länder liefern zu können“, so Wolfgang Grupp. Insgesamt werden 78 Prozent des Umsatzes bei Trigema im eigenen Unternehmen wertgeschöpft. Die „hauseigene“ Herstellung verschafft Trigema eine Flexibilität gegenüber den Kunden, die der Wettbewerb nicht bieten kann. In 48 Stunden vom Garn bis zum T-Shirt, und das alles im eigenen Haus, wäre bei den meisten Konkurrenten undenkbar. Abbaubar oder recycelt – Textilien für den Kompost Trigema entwickelt zudem ständig neue, umweltfreundliche Produkte, wie das kompostierbare Cradle-toCradle-Shirt, das in Zusammenarbeit mit dem Umweltinstitut EPEA aus Hamburg entstand. Die Fasern des Shirts werden von Pilzen und Bakterien rückstandsfrei zu biologischen Nährstoffen abgebaut und so ihrem Nah dran. Zukunft gestalten. Berater/in für Corporate Social Responsibility in Ecuador Fachkräfte für Afrika, Asien und Lateinamerika gesucht. Zur Förderung von verantwortungsvoller Unternehmensführung (CSR) in der Region Azuay sollen – gemeinsam mit der Partnerorganisation – ein Netzwerk aufgebaut und andere Aktivitäten initiiert werden. Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) vermittelt Fachkräfte als Entwicklungshelferinnen und -helfer in über 45 Länder. Für diese interessante Aufgabe bringen Sie eine passende Hochschulausbildung, mehrjährige Berufserfahrung und Kenntnisse in der Förderung verantwortungsvoller Unternehmensführung mit. Ebenso sollten Sie Erfahrungen in der Netzwerkarbeit und im Projektmanagement gesammelt haben und über gute Spanischkenntnisse verfügen. Weitere Informationen finden Sie unter www.ded.de/stellenmarkt mit Angabe der PP-Nr. 10264. Unterstützen Sie uns dabei, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern. Wir suchen laufend fachlich qualifizierte Menschen aus den Bereichen Wirtschaft und Handel | Sozialwesen | Gesundheitswesen | Bildung | Verwaltung und Organisation | Land-, Forst- und Wasserwirtschaft | Handwerk und Technik für den zeitlich befristeten Einsatz vor Ort. Interesse? Informieren Sie sich bitte im Internet unter www.ded.de/ stellenmarkt über offene Stellen und bewerben Sie sich direkt online. Deutscher Entwicklungsdienst gGmbH | Bewerberreferat | Kzf. 027 | Tulpenfeld 7 | 53113 Bonn www.ded.de 025_ForumNW_165x120_4c_2.indd 1 98 10.03.2010 16:05:27 Uhr forum Nachhaltig Wirtschaften | branChenrePorT TeXTil | natürlichen Kreislauf zurückgeführt. Mit dem Schweizer Chemiekonzern Ciba und EPEA wurden spezielle synthetische, biologisch abbaubare Farben entwickelt, die besonders farbecht und wesentlich haltbarer sind als herkömmliche Farben. Gleichzeitig sind die T-Shirts besonders hautfreundlich und somit für Allergiker geeignet. Mit dem „T-Shirt für den Kompost“ besetzt das Unternehmen ein wachsendes Trendthema in der Textilbranche: das Recycling. Vor allem Hersteller von Sport- und Outdoormode möchten auf diese Weise ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren. So verwendet der Hersteller von High-Tech-Textilien Sympatex für seine Produkte seit vielen Jahren eine Membran, die zu 100 Prozent ökologisch abbaubar ist. Sie besteht aus denselben Materialien wie eine PET-Flasche und ist somit nicht nur recyclebar, sondern auch lebensmittelecht und gesundheitlich unbedenklich. Verbrennt man eine Sympatex-Membran, entstehen lediglich CO2 und Wasser. Sympathex ist Hersteller für zahlreiche Sportmarken, wie Zimtstern, die auf der Ispo 2009 (Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode) mit dem Eco Responsibility Award ausgezeichnet wurde. Auch der schweizer Sportartikelhersteller Switcher stellt einen Teil seiner Kollektion seit 2009 aus PET-Flaschen her. Die leeren PET-Flaschen werden zuerst zu Flocken zermahlen und anschließend zu neuen Polymeren verarbeitet. Daraus entstehen Polyesterchips, die der Textilindustrie als Rohstoff für Fasern und Garne dienen. Im Durchschnitt wird mit fünfzehn leeren PET-Flaschen eine PET-Jacke produziert. Öko & fair ist en vogue Ein weiterer Trend in der Textilbranche ist die Öko-Mode. Angeführt wird diese Bewegung von „grünen“ Stars wie Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Heidi Klum. Sie wohnen in Solarhäusern, fahren Hybrid-Autos, shoppen in Öko-Boutiquen und designen Kollektionen für Birkenstock. Öko ist heute absolut en vogue und findet sich auf dem Catwalk wieder. www.forum-csr.net PraXis Bereits im vergangenen Jahr wurde Modemacher Peter Ingwersen, dem Pionier in Sachen „Ethical Fashion“, die Ehre zuteil, die Londoner Fashionweek mit einer seiner Kollektionen zu eröffnen. Die diesjährige Modewoche in Berlin stand noch stärker im Zeichen der Nachhaltigkeit. Mehr als hundert grüne Labels präsentierten dort ihre Kollektionen. Mit „The key.to“ gibt es seit Juli 2009 eine gesonderte Messe, die sich nur mit grüner Mode und nachhaltigem Lifestyle beschäftigt. Natürlich verlangen die Konsumenten der Öko-Textilien heute mehr als kratzige Wollpullover. Die Kleidung soll ethisch korrekt produziert und gehandelt werden und gleichzeitig chic aussehen. Zahlreiche junge ÖkoMode-Labels, die momentan wie Pilze aus dem Boden schießen, zeigen, dass diese Kombination möglich ist. Eine der bekanntesten jungen Designerinnen aus Deutschland ist Inka Koffke. Ihre „Organic Couture“ von der Abendrobe bis zum extravaganten Hosenanzug produziert sie aus biologischen Stoffen, die alle schadstofffrei gefärbt sind und in Deutschland hergestellt werden. che einfordern müssen. Denn was für die Öko-Fashion gilt, gilt für die Entwicklung der gesamten Branche: Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend. Nachhaltigkeit ist eine langfristige Bewegung. Die Textilbranche ist auf einem guten Weg, doch sie steht noch vielen Herausforderungen gegenüber, die nicht von einem Tag auf den anderen gelöst werden können, sondern nur durch fortwährende Bemühungen um die Verbesserung von Strukturen. Mit Institutionen wie den MultiStakeholder-Dialogen ist hier ein guter Anfang gemacht. Doch noch viele Unternehmen müssen erkennen, dass sie mehr tun müssen, als sich ein Siegel aufzudrücken, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen – damit sich ihre Branche wirklich vom Sorgenkind zum Vorbild entwickelt. Im Profil Ein Großteil der deutschen Öko-Designer setzt dagegen auf Streetwear. So auch Anton Jurina und Martin Höfeler von armedangels. Ihre Longsleeves und Tops werden von Graffitikünstlern und Nachwuchsdesignern entworfen. Sie bestehen aus Bio-Baumwolle und tragen alle das „Fair-Trade“-Siegel. Ein Euro von jedem verkauften Artikel wird an eines von drei gemeinnützigen Hilfsprojekten gespendet. Der Kunde kann dabei selbst entscheiden, an welches Projekt sein Anteil geht. Nachhaltigkeit – Langfristige Entwicklung statt Modetrend Die jungen Designer treiben die nachhaltige Entwicklung in der Modebranche voran. Damit aus dem grünen Trend jedoch mehr wird, als eine kurzfristige Modeerscheinung, müssen auch die „Großen“ mitziehen. An dieser Stelle sind auch die Konsumenten gefragt, die ein Mehr an Verantwortung in der Textilbran- Dennis lotter und Jerome braun sind berater, autoren und Vortragsredner der benefit identity Gmbh. Diese berät und begleitet unternehmen und soziale institutionen in strategischen wie operativen Fragestellungen zu den Themen nachhaltigkeit und Corporate social responsibility. info@benefitidentity.com [email protected] www.benefitidentity.com www.mehrwerte-schaffen.de 99 PraXis | branChenrePorT TeXTil | anZeiGe Im Fokus: Die Entwicklung nachhaltiger CSR-Strategien Mindeststandards eingehalten werden, werden die Arbeitsbedingungen direkt vor Ort in den Produktionsstätten durch externe, unabhängige, international anerkannte Institutionen geprüft. Insgesamt hat KiK bereits über 800 Lieferanten auditiert. Seit 2006 verfügt das Unternehmen über einen Code of Conduct, den alle Lieferanten einhalten müssen. Wer auffällt, erhält einen verbindlichen Verbesserungsplan und wird qualifiziert. Herstellung traditioneller Flickenteppiche in Rangpur Eine kleine Fabrik in Rangpur, einer strukturschwachen Gegend in NordBangladesch: Rund ein Dutzend Frauen sitzen zusammen und bearbeiten Stoffreste. „Das sind alles Reste aus der Textilindustrie, die wir zu bunten Flickenteppichen wiederverwerten“, erläutert Asif Uddin Ahmed, Programm Direktor bei CARE-Bangladesch, die das Projekt mit initiiert haben. „Dieses Projekt schafft Arbeit und Verdienstmöglichkeiten in einer der ärmsten Regionen der Welt und bietet den Menschen hier eine echte Perspektive!“ Alle Teppiche werden von KiK gekauft. Über 450.000 Stück wurden in Deutschland bereits mit großem Erfolg in den Filialen verkauft – der Erlös fließt vollständig in Hilfsprojekte zurück. Doch dieses Projekt ist nur ein Baustein in der umfassenden CSR-Strategie von KiK. Um sicherzustellen, dass bei der Produktion von KiK-Artikeln soziale 100 CSR bei KiK bedeutet aber auch Verantwortung für den Erhalt und den Schutz der natürlichen Ressourcen zu übernehmen: Zum Beispiel werden die aus Asien georderten Waren ausschließlich per Seeweg nach Europa gebracht. Somit vermeidet KiK pro Jahr mindestens 400.000 Tonnen CO2 im Vergleich zum Flugzeugtransport. Zusätzlich leistet KiK auch durch den Bau von GreenBuilding- Filialen einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz. In den kommenden Jahren steht bei dem Textildiscounter die kontinuierliche Weiterentwicklung nachhaltiger CSR- Strategien im Vordergrund: „Der Ausbau des CSR- Bereichs bei KiK liegt mir sehr am Herzen. Deshalb werde ich mich auch in Zukunft persönlich für eine positive Weiterentwicklung nachhaltiger Strategien einsetzen und das Investment in diesen Unternehmensbereich Zug um Zug ausbauen“, so KiK-CEO Stefan Heinig. Drei Fragen an Petra Katzenberger, Leiterin des CSR-Bereichs bei KiK Wie ist der aktuelle Stand der Social Compliance bei KiK? Wir sind hier in den letzten drei Jahren großartig vorangekommen. Seit 2007 haben wir über 800 Audits durchgeführt. In Bangladesch, einem unserer Haupteinkaufsmärkte, haben wir bereits alle Lieferanten auditiert. Unsere Arbeit trägt Früchte: Bei der Re-Auditierung schneiden die Lieferanten wesentlich besser ab. Wie sorgt KiK für langfristige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen? Wir haben starke Allianzen auf den Märkten aufgebaut. Das beginnt bei den geschulten Mitarbeitern der Einkaufsagenturen, die sehr oft in den Produktionsstätten sind. Wir als CSR-Team sind auch in Fernost vor Ort. Alle unsere Einkäufer sind für das Thema sensibilisiert. Am wichtigsten aber ist, dass wir eine Unternehmensleitung haben, die unsere Aktivitäten voll unterstützt und CSR zum Unternehmensziel erklärt hat. Sie haben innerhalb kürzester Zeit ein scheinbar funktionierendes System aufgebaut. Wie schaffen Sie hierüber Transparenz für die Öffentlichkeit? Wir planen als erster Textildiscounter in Deutschland einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Dies ist ein geeignetes Dokument, die Gesamtheit unserer Maßnahmen detailliert und sachgerecht darzustellen. In der Zwischenzeit informieren wir umfangreich via Internet. Im Profil KiK steht für „Kunde ist König“, das leitmotiv des textilen Grundversorgers seit der Firmengründung im Jahr 1994. Die KiK Textilien und non-Food Gmbh bietet Damen-, herren-, Kinder- und baby-bekleidung in guter Qualität zum vergleichbar günstigsten Preis an. mit über 2.900 Filialen in sechs europäischen ländern erwirtschaftet das unternehmen einen Jahresumsatz von weit mehr als einer milliarde euro. im deutschen Textilhandel rangiert KiK unter den Top Ten. internet: www.kik-textilien.com Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG forum Nachhaltig Wirtschaften | beriChTersTaTTunG unD KommuniKaTion & KommuniKaTion | | PraXis Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann Von Dennis Lotter und Jerome Braun Grün, grün, grün sind alle meine Investments… könnte man meinen, wenn man einen Blick auf den Kapitalmarkt wirft. Saubere Technologien wie Solarenenergie, Windkraft oder Wasseraufbereitung erleben einen sagenhaften Boom. Doch nicht nur Investoren surfen auf der grünen Welle; auch Politik, Öffentlichkeit, sowie Industrie- und Endkunden sind von ihr erfasst. Cleanteach ist längst nicht mehr nur ein Randthema für Öko-Idealisten und Weltverbesserer. Saubere Technologien haben sich innerhalb weniger Jahre zu einer weltweiten Schlüsselindustrie entwickelt und nun möchte jeder ein Stückchen vom grünen Kuchen abbekommen. Grünes Image – mehr Schein als Sein? So ist es nicht verwunderlich, dass so manches Unternehmen allein aus Imagegründen zum angeblichen Saubermann mutiert. Da werden Logos plötzlich grün eingefärbt, Ökolabels aufgedrückt und Werbekampagnen gefahren, die ein Vielfaches dessen verschlingen, was das Unternehmen mit sauberen Technologien erwirtschaftet. Auf Seiten der wirklich sauberen Unternehmen ist die Lage umgekehrt – das Angebot wird zu wenig kommuniziert. Eine aktuelle Studie des weltweit größten PR-Netzwerks kommt gar zum dem Ergebnis, dass ein Mangel an Kommunikation die europäische Cleantech-Entwicklung behindert. Potenzielle Kunden beklagen die www.forum-csr.net mangelhafte Beratung ihrer CleantechLieferanten. Von 400 in Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien befragten Entscheidungsträgern im Einkauf erhält fast ein Drittel derzeit keinerlei Informationen von Cleantech-Unternehmen über deren Produkte und Dienstleistungen. 26 Prozent der Befragten geben an, dass sie nicht genügend Informationen von den Lieferanten erhalten, während jeder Zehnte das Gefühl hat, dass die erhaltenen Informationen zu kompliziert sind. Glaubwürdigkeit ist das A und O Die Kommunikation des eigenen Angebotes spielt nicht nur in der Beziehung zu Geschäftspartnern eine wichtige Rolle, auch Endverbraucher erwarten zunehmend eine umfassende Information zu Cleantech-Themen, wie beispielweise der Gebäudeenergieeffizienz. Für eine langfristig erfolgversprechende Kommunikation gegenüber allen Anspruchsgruppen ist Glaubwürdigkeit das A und O. Und diese wird nicht durch bunte Bildchen und ökologisch verträgliche Slogans erreicht, sondern durch einen offenen und transparenten Dialog. Das Internet – besonders das Web 2.0 mit all seinen Ausprägungen von Social Networks über Blogs bis hin zu Diskussionsforen – bietet den Cleantech-Unternehmen hier effiziente und gleichzeitig kostengünstige Möglichkeiten. Die Online-Aktionen sollten zusätzlich durch eine objektive Pressearbeit begleitet werden. Unternehmen, die sich lediglich einem grünen Schnellwaschgang unterziehen, ohne dass sich am Unternehmenskonzept etwas ändert, werden keine nachhaltigen Erfolge erzielen. Kunden, Investoren und die Öffentlichkeit durchschauen sie früher oder später und mit diesem Imageproblem kommen sie so schnell auf keinen grünen Zweig mehr. Hinweis mehr Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann in der nächsten ausgabe von forum nachhaltig Wirtschaften oder unter www.mehrwerte-schaffen.de schließen sie sich den sichtweisen des ehrbaren Kaufmanns an. 101 PraXis | beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion | Wa(h)re Marken Von Dr. Alexandra Hildebrandt, Expertin für Nachhaltigkeit und Wirtschaftskommunikation Foto: © Werner & Mertz Gmbh Starke, nachhaltige Marken stiften Sinn, markieren Bereiche, ziehen Grenzlinien; an ihnen scheidet sich das Gewöhnliche vom Ungewöhnlichen, Vertrauenswürdige und Qualitative vom Marktschreierischen und Umsatzgetriebenen. Mit diversen Auffrischungen wie „wäscht jetzt noch weißer“ ist es nicht getan, denn Marken brauchen neben klaren Botschaften auch eine nachhaltige Substanz. Fehlt beides, laufen sie Gefahr, in gesättigten Märkten nicht zum Kunden durchzudringen, weil solchen Ansätzen die Kontinuität fehlt und Sinnvermittlung dort simuliert wird, wo nichts ist außer einer werblichen Botschaft und dem Preis. „Wir verwandeln Werte in Produkte.“ Reinhard Schneider, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Werner & Mertz GmbH 102 Kunden (von althochdeutsch „kundo“, der Kundige, der Eingeweihte, der Wissende) haben heute mehr Macht denn je – sie sind kritischer und erwarten Produkte, die unter akzeptablen Umweltschutz- und Sozialbedingungen produziert werden, wahrhaftige Produkte also. „Die Verbraucher haben ein gut funktionierendes Gespür für die Wahrhaftigkeit eines Markenkonzepts, dies umso mehr, wenn die Produkte, um die es geht, ein Versprechen geben, dessen Einhal- tung die Verbraucher nicht selbst zu Hause überprüfen können, wie zum Beispiel die Umweltfreundlichkeit“, sagt Reinhard Schneider, Vorsitzender der Geschäftsführung und Hauptanteileigner des Familienunternehmens Werner & Mertz. Der im Grundgesetz verankerte Satz: „Eigentum verpflichtet“ bedeutet für ihn als Unternehmer insbesondere, eine ausgewogene Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialem zu schaffen. Für Schneider ist das Markenimage zusammen mit dem Know-how der Mitarbeiter das eigentliche Vermögen des Unternehmens. Eine Orientierung an kurzfristigen Gewinnmaximierungen auf Kosten der Gesellschaft ist für ihn nicht zukunftsfähig. Reinhard Schneider setzt auf das Premium-Konzept. „Wir trauen uns, auch teurer zu sein als die Konkurrenz, aber das können wir, weil wir echte Qualität bieten.“ Möglich wird das durch „gezielte Selbstbeschränkung“. Seine Maxime: weniger ist mehr. So werden nur echte Innovationen mit einer überdurchschnittlichen Rotationsquote auf den Markt gebracht. forum Nachhaltig Wirtschaften | beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion | Zukunft aus der Frosch-Perspektive „Ich habe in meinen ersten 100 Tagen als Bundesumweltminister unmittelbar erfahren, wie sehr Umwelt- und Klimapolitik im Zentrum der Veränderung von Gesellschaft und Wirtschaft stehen.“ Dr. Norbert Röttgen, Bundesumweltminister Reinhard Schneider hat den Lebenszyklus der Dinge – vom Rohstoff zum fertigen Produkt – ganzheitlich im Blick. „Nachhaltigkeit erlebbar machen – das ist unser Ziel. Es wird PraXis neben den ökologischen auch soziale Nachhaltigkeitsthemen zu forcieren, ist ein weiterer Baustein unserer Philosophie.“ Dabei geht es ihm um einen kontinuierlichen Wachstumsprozess „ganz nach dem Vorbild der Evolution“: „Wir müssen nicht am schnellsten wachsen, sondern das Wachstum am dauerhaftesten generieren.“ Mertz wird zudem durch langfristige Kooperationen mit dem NABU und dem WWF gestützt. „Die gemeinsamen Naturschutzaktionen Frosch schützt Frösche ermöglichen einen Imagetransfer zu Gunsten der Marke und kommen der Natur zugute“, so Reinhard Schneider. Wir verbinden in unserem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit sehr eng mit Vertrauenswürdigkeit.“ Seine positiven Erfahrungen teilt auch Bundesumweltminister Röttgen: „Die Umweltverbände sind ein wichtiger Partner, die ich sehr zu schätzen gelernt habe.“ Reinhard Schneider, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Werner & Mertz GmbH Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter von 17,4 Jahren spricht für sich. Was die Belegschaft und die Anspruchsgruppen des Unternehmens zusammenhält, sind Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Die Werner & Mertz GmbH hat an Ihren Produktionsstandorten Mainz/Deutschland 500 Mitarbeiter und Hallein/Österreich 910 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2008 ca. 284 Mio.Euro, (Produktion: 171 Mio.Stückzahl) – davon liegen 50% Umsatzanteil beim grünen Frosch. Für die vorbildliche Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens wurde das Unternehmen mit seiner Marke Frosch mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2009 in der Hauptkategorie „Deutschlands nachhaltigste Marken“ ausgezeichnet. Die Jury würdigte, dass Nachhaltigkeit bei Frosch gleichbedeutend sei mit verpflichtenden Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales. in Zukunft immer wichtiger werden, über das eigentliche Produkt hinaus Informationen über die generelle Herstellerphilosophie zu vermitteln, um Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu dokumentieren. Ein glaubhaftes Ökoprodukt kann nur von einem Unternehmen stammen, das Nachhaltigkeit konsequent in seinem Handeln umsetzt. Das regelmäßige Erreichen anspruchsvoller Ökozertifizierungen und ein ernst gemeintes Engagement, www.forum-csr.net Der Haushaltsreiniger der Marke Frosch wurde 2010 zum neunten Mal in Folge in einer europaweiten Umfrage der Zeitschrift „Reader’s Digest“ zur „vertrauenswürdigsten Marke“ gewählt. Die Marke Frosch kommuniziert die höchste Anzahl relevanter ökologischer Zertifizierungslabel innerhalb der Branche – bezogen auf Inhaltsstoffe, Produktion, Verpackung, Anwendung und Entsorgung. Die Glaubwürdigkeit des nachhaltigen Markenversprechens von Werner & Foto: © Werner & Mertz Gmbh Foto: © Werner & Mertz Gmbh Kontakt unternehmerischer erfolg ist umso glaubwürdiger und stabiler, wenn er im einklang mit positiven Grundwerten der mitarbeiter und der Gesellschaft erwirtschaftet wird. „nachhaltigkeit ist ein Thema, das jeden mitarbeiter im unternehmen betrifft. Diese bereichsübergreifende Kommunikation anzuregen und zu steuern, macht mir große Freude“, so birgitta schenz, leiterin unternehmenskommunikation von Werner & mertz. Weitere Informationen: www.werner-mertz.de www.ganzheitlich-nachhaltig.de [email protected] 103 PraXis | beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion | Nachhaltigkeit gewinnt B.A.U.M. e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben Positivbeispiele aus Unternehmen Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben zu Büro, Handelsimmobilien und Radverkehr solche Unternehmen, die umweltfreundliche Alternativen in ihre Strategie integrieren und mit gutem Beispiel vorangehen. Von Dieter Brübach Wettbewerb „Büro & Umwelt“ 2010 Wer hat die umweltfreundlichsten büros Deutschlands? Der schonende umgang mit ressourcen im büroalltag sowie die beachtung von umweltaspekten bei der beschaffung stehen im mittelpunkt des Wettbewerbs „büro & umwelt“. Der Wettbewerb richtet sich in erster linie an unternehmen aller Größenordnungen. Darüber hinaus können sich aber auch Verwaltungen, Kommunen und andere einrichtungen am Wettbewerb beteiligen. in diesem Jahr werden erstmals Konzepte für ein „papierloses büro“ in einer sonderkategorie bewertet. Der Wettbewerb „büro & umwelt“ wurde vom bundesdeutschen arbeitskreis für umweltbewusstes management (b.a.u.m.) e.V. im Jahre 2008 initiiert und wird gemeinsam mit Partnern jedes Jahr erneut durchgeführt. namhafte medienpartner sorgen für breite Publizität. Bewerbungsschluss: 31. Mai 2010 www.buero-und-umwelt.de Wettbewerb „Umweltfreundliche Handelsimmobilien“ Der Wettbewerb hat zum Ziel, beim bau oder der sanierung von handelsimmobilien auf umweltaspekte aufmerksam zu machen. Gesucht werden handelsimmobilien aus ganz Deutschland, die durch ein umfassend umweltfreundliches Gebäudekonzept überzeugen. Die besten bewerbungen werden mit insgesamt 10.000 euro Preisgeld prämiert. Teilnehmen können einzelhandelsimmobilien sowie lager- und logistikgebäude. unterstützt wird der Wettbewerb vom bundesumweltministerium und dem umweltbundesamt. Fachpartner ist das Ökozentrum nrW. Durch prominente medienpartner (u.a. das handelsblatt) erfährt der Wettbewerb breite aufmerksamkeit. Bewerbungsschluss: 31. Mai 2010 www.gebaeudewettbewerb.de Wettbewerb „Die fahrradfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands“ Das Fahrrad ist ein absolut klima- und umweltverträgliches Verkehrsmittel im nahbereich. Dennoch wird es häufig unterschätzt und hat gerade bei unternehmen noch einen zu geringen stellenwert. Daher führt b.a.u.m. e.V. als wirtschaftsnaher umweltverband 2010 erstmals einen Wettbewerb durch, bei dem bundesweit die fahrradfreundlichsten arbeitgeber gesucht und ausgezeichnet werden. Der Wettbewerb wird vom bundesverkehrsministerium finanziell gefördert. er richtet sich insbesondere an unternehmen, aber auch an behörden und sonstige einrichtungen und honoriert das konzeptionelle, umfassende bemühen, die Fahrradnutzung bei den mitarbeitern zu fördern. Bewerbungsschluss: 31. August 2010 www.fahrrad-fit.de 104 forum Nachhaltig Wirtschaften Themen Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de Foto: © Georg Zoche Foto: © Iñaki Relanzon / Wild Wonders of Europe Politik & Gesellschaft | Globalisierung | Green Money forum THEMEN bietet aktuelle Beiträge zu Politik & Gesellschaft, Globalisierung, Green Money, Ethischem Konsum und mehr. Diesmal fragen unsere Autoren nach den psychologischen Ursachen für Umweltzerstörung und H U M B O L D T- U N I V E R S I TÄT Z U B E R L I N INSTITUTE OF MANAGEMENT 4th INTERNATIONAL CONFERENCE ON CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY September 22 – 24, 2010 Humboldt-Universität zu Berlin, Germany www.csr-hu-berlin.org CSR-Challenges Around the Globe Krisen, rechnen mit Greenwashing ab und fordern eine neue Wertschätzung der Landwirtschaft. “The Berlin conference on Corporate Social Responsibility brings together experts concerned with corporate and government policies that influence millions of people’s live.” Michael Spence (Nobel Laureate in Economics) “This conference on corporate responsibility brings together the leading thinkers from Europe, the US, and elsewhere in a good conversation about the constructive roles that businesses can play in society.” Sandra Waddock (Boston College) “This conference is inviting CSOs to join such coalitions and to strengthen their contribution to a better World.” Peter Eigen (Founder Transparency International) “This will be about business that puts ethics, responsibility, and sustainability in the very center of the story.” R. Edward Freeman (University of Virginia) The Program Committee Partners: Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6 · 10099 Berlin THE MODERN CLASSIC 200 YEARS OF THE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT www.forum-csr.net For more information and questions regarding the conference contact us at: [email protected] 105 Abb.: Fotolia.de (Eray) Joachim Schwalbach (Humboldt-Universität zu Berlin), Chairman Timothy Devinney (Technical University, Sydney) Wanjun Jiang (Peking University) Dirk Matten (York University, Toronto) Anja Schwerk (Humboldt-Universität zu Berlin) Themen | PoliTiK & GesellsChaFT | Warum zerstören wir gegen die Vernunft? Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität Von Martin Beckenkamp Der Mensch gefährdet Lebensräume und Lebewesen in bedrohlicher Weise. Nahezu jedes Naturkundemuseum klärt uns darüber auf. Trotzdem nimmt die Zerstörung der Umwelt bedrohliche Ausmaße an. Wenn der Mensch um die Folgen der Zerstörung weiß, warum tut er es dann? Moralische Appelle an Veränderungen des Umweltbewusstseins sind häufig ineffizient. Liegt das nur an der schlechten Natur des Menschen? Verletzliche Win-win-Situationen sind Konstellationen, in denen die Kooperation zu einem Mehrgewinn für alle führt, aber das Aufbrechen einer solchen Kooperation durch einen Einzelnen diesen in eine noch bessere Position bringt – zu Lasten der anderen. Anders als bei einem Nullsummen-„Spiel“ (Spiel im Sinn der mathematischen Spieltheorie) oder dem Agieren an einem funktio- Foto: © Cornelia Doerr Erklärungsansätze wie die „schlechte Natur“ des Menschen greifen einfach zu kurz. Hinter vielen Umweltproblemen steckt ein strukturelles Problem. Marktversagen führt zu einem Konflikt zwischen der Verfolgung der eigenen Interessen und dem Gemeinwohl, der so drastisch sein kann, dass ein Verzicht auf Verfolgung der eigenen Interessen zu Gunsten des Gemeinwohls zum existentiellen Ruin führen würde. Und doch – scheinbar widersprüchlich – wäre ein gemeinsames Vorgehen zum Erhalt der Biodiversität dem Gemeinwohl förderlich, und – konsequent zu Ende geführt – im Interesse aller. Vielen Umweltkonflikten liegt also eine verletzliche Win-win-Situation zu Grunde. Kahlschlag: Bei der nicht nachhaltigen Forstwirtschaft holt jeder soviel aus dem Wald, wie er kann – und mehr, als nachwächst. Wie kann dieses soziale Dilemma, unter dem Mensch und Ökosystem langfristig leiden, eingeschränkt werden? 106 nierenden Markt ist dieser individuelle Zugewinn geringer als der Verlust, welcher der Gemeinschaft bzw. dem Unternehmen zugefügt wird. Technisch bezeichnet man solche Situationen als „soziale Dilemmata“. Win-win-Situationen stabilisieren Soziale Dilemmata erfordern Maßnahmen, welche gegenseitige Winwin-Situationen stabilisieren. Es gilt zu verhindern, dass sich einzelne Beteiligte Vorteile verschaffen, die aus der Gemeinwohl- oder globalen Perspektive heraus betrachtet zu schlechteren oder gar bedrohlichen Ergebnissen führen. Als Beispiel für eine solche verletzliche Win-win-Umweltsituation kann man den idealisierten Konflikt zweier Muschelfischer im Wattenmeer heranziehen (siehe Tabelle 1). Wenn beide Fischer nachhaltig fischen, erhalten beide acht Taler. Wenn Fischer 1 nachhaltig fischt und Fischer 2 zuviel fischt, erhält nur Fischer 2 eine Auszahlung in Höhe von zwölf Talern usw. Fatal ist, dass Egoismus (zuviel fischen) immer besser erscheint als die Nachhaltigkeit (wenig fischen). Wenn jeder Fischer auf diese Weise rational entscheidet, dann werden beide viel fischen und jeder eine Auszahlung von vier Talern erhalten. Hätten aber beide nachhaltig gefischt, hätte jede Person eine Auszahlung von acht erhalten. Diese Win-win-Konstellation (jeder entscheidet nachhaltig) ist aber anfällig und instabil, denn die Versuchung (Gier) ist für jeden der Fischer forum Nachhaltig Wirtschaften | PoliTiK & GesellsChaFT | Themen Fischer 2 Fischer 1 Viel fischen Nachhaltig fischen Viel fischen 4/4 12 / 0 Nachhaltig fischen 0 / 12 8/8 Tabelle 1: Soziales Dilemma beim Fischen: Wenn beide Fischer nachhaltig handeln, erhalten beide acht Taler für ihre Ware, aber der Anreiz, alleine zwölf Taler zu erwirtschaften, lässt sie viel fischen – damit verlieren beide. groß, viel zu fischen um zwölf, statt acht Taler zu erhalten. Der jeweils andere Fischer bliebe dann ebenso ohne Ertrag (0 Einheiten), wie beim Versuch, bei gegenseitiger Überfischung alleine nachhaltig zu handeln. Das Streben nach Nachhaltigkeit kann daher sogar Existenz gefährdend oder gar vernichtend sein! Manch einer überfischt nicht nur aus Gier, sondern auch aus Angst vor diesem Ergebnis. Über das Fischereibeispiel verallgemeinert, ist es zum Erhalt der Biodiversität und Ressourcen wichtig, dass die einzelnen Stakeholder möglichst nachhaltig agieren. Leider ist es in vielen Fällen individuell ertragreicher, wenn sie nicht nachhaltig agieren, und die Spuren der Übernutzung möglichst verwischen. Dieser strukturelle Konflikt betrifft sehr viele Biodiversitätsprobleme, wie etwa auch den Soja-Anbau in Brasilien. Institutionen zur Lösung des Dilemmas Eine wichtige Einsicht aus dieser Analyse ist, dass Veränderungen in Umwelteinstellungen und im Umweltbewusstsein zu verpuffen drohen, wenn ein soziales Dilemma besteht. Lösungen müssen auch institutionell ansetzen, um die beim Umweltbewusstsein oft beschriebene Kluft zwischen Einstellung und Verhalten zu überbrücken. Entgegenstehende Anreize können allerdings mit institutionellen Lösungen fast nie vollständig überwunden werden. Institutionen zur Korrektur der Anreize bedürfen auch des Willens ihrer Adressaten – genau hier haben Umwelteinstellung und Umweltbewusstsein hohe Relevanz. Aus dieser Perspektive hat der Appell an die soziale Verantwortung www.forum-csr.net einen unverzichtbaren Stellenwert, aber anders, als es der üblichen Auffassung entspricht. Der Einzelne soll sich nicht für die Gemeinschaft opfern, sondern verstehen, warum es ohne institutionelle Sicherungen nicht geht und auf Obstruktion gegenüber diesen Institutionen verzichten bzw. idealerweise diese unterstützen. Kontrollen und Sanktionen sind wesentliche Bestandteile von Institutionen. Doch Menschen sind von Natur aus freiheitsliebend und tendieren daher dazu, auf Institutionen mit Reaktanz zu reagieren. Wenn die Institutionen aber als ein Instrument zur Sicherung von instabilen Win-winSituationen verstanden werden, dann steigt die Akzeptanz und sogar die Bereitschaft, dafür zu investieren. Transparenz und Information schaffen Akzeptanz Informationspolitik über das soziale Dilemma ist daher eine fast schon notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung dafür, dass die Adressaten entsprechende institutionelle Lösungen unterstützen. In meinen eigenen Forschungsansätzen habe ich dazu den Begriff der „institutionellen Ergonomie“ geprägt. Ähnlich wie Computerprogramme müssen auch Institutionen adressatenfreundlich gestaltet und auf diesen Aspekt hin überprüft werden. Zugleich fokussiert „institutionelle Ergonomie“ auf die bislang im Hintergrund gebliebene psychologische Dimension. Ziel ist nicht die Manipulation der Adressaten. Vielmehr geht es um spieltheoretisch fundierte Diagnosen und die darauf aufbauende Gestaltung von Institutionen gemeinsam mit den Adressaten. An dieser Stelle sind die Arbeiten der aktuellen Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom einschlägig. Sie plädiert dafür, möglichst viel von den Kontrollen und Sanktionen in die Hände der Stakeholder selbst zu geben: Self-Governance ist Top-down-Regulierungen deutlich überlegen. Sie hat dies mit historischen Analysen (an ihrem Institut befindet sich das weltweit größte Archiv zu Gemeingütern), aktuellen Interventionen (wie etwa im tropischen Regenwald) und experimentellen Untersuchungen im Labor belegt. Vertrauensbildung durch Kontrolle? Aufgrund des sozialen Dilemmas sind zur Umsetzung komplexer Nachhaltigkeitsziele Einstellungs- und Bewusstseinsänderung nicht ausreichend. Scheinbar paradox ist das Ziel eine Vertrauensbildung durch Institutionen bzw. durch Kontrollen und Sanktionen. Tatsächlich gibt es wissenschaftlich klare Belege, dass in sozialen Dilemmata Kontrolle und ggf. Sanktionen gegen Absahner Vertrauen bilden können. Lenin wird unterstellt, er habe den Satz geprägt „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Im Rahmen von Nachhaltigkeit im sozialen Dilemma stellt sich die Frage umgekehrt: „Wie schaffen wir Vertrauen durch Kontrollen?“ Im Profil Dr. martin beckenkamp habilitierte 2001 über „sanktionen im Gemeingutdilemma“. im rahmen seiner arbeit am max-Planckinstitut zur erforschung von Gemeinschaftsgütern betreut beckenkamp seit märz 2008 ein von der Krekeler-stiftung gefördertes Projekt über das „Verstehen sozialer Dilemmata als notwendige Voraussetzung für die akzeptanz von institutionen bei biodiversitätsproblemen“. 107 Themen | PoliTiK & GesellsChaFT | Der T(h)urmblick Statische Diskussionen Spiegelbild fehlender Zukunftsperspektive? Von Ralph Thurm Aspekte nachhaltiger Entwicklung ins Volk. Es überwiegt Kurzsichtigkeit, verbale Floskeln hinterlassen Orientierungslosigkeit beim Zuhörer. Dann doch besser erst einmal nichts unter- nehmen, wenn schon die Fachwelt sich nicht einig ist. Auf der Strecke bleiben Visionen, Mut und Enthusiasmus, sich den Herausforderungen zu stellen. Beispiel 1: Die langwierige Diskussion um Hybrid- und Elektroautos. Sind sie nun die Zukunft oder doch das Wasserstoffauto? Ist der Einsatz von Hybrid- und Elektroautos nicht doch schädlicher als die CO2-Werte uns glauben machen wollen, weil die derzeitige Batteriegeneration noch einen ordentlichen ökologischen Rucksack mit sich herumträgt? Besser doch kein Hybrid- oder Elektroauto? in Hybrid- und Elektroautos ist also auch ein Stück Beschleunigung zur Erreichung dieser Vision – und immer mehr Menschen gefällt dies. Gegenfrage: Ist diese Diskussion überhaupt relevant? Aus meiner Sicht kann es nicht eindeutiger sein; Elektroautos gehört die Zukunft, weil sie im Zusammenspiel mit der Energiewirtschaft nur eine einzige geniale Zuliefererschnittstelle brauchen: eine Steckdose! Da läuft es der Zulieferindustrie natürlich kalt den Rücken runter, ihre bestehende Infrastruktur wird (beinah) obsolet. Weil Elektroautos im Rahmen von Grid-Konzepten sowohl Speichermedium als auch Energieeinspeiser sein können – und das die Reduktion von Peak-Kapazität bedeuten kann. Weil diese Nutzungsmöglichkeit die Erzeugung regenerativer Energieformen antreibt. Und weil die Abrechnung des entnommenen und eingespeisten Stroms immer einfacher wird. Jedes heute gekaufte Elektroauto wird die Kostendegression der nächsten besseren Batterie- und Motorgeneration beschleunigen. Ziel ist die Gesamtbilanz ökologischer Folgewirkungen im Mobilitätslebenszyklus so schnell wie möglich zu reduzieren. Jeder jetzt investierte Euro Foto: © Fotolia 108 Ist es nicht manchmal zum Verzweifeln? Ob in Zeitungen, Talkshows oder in Konferenzen: Sogenannte Fachleute, durch verschiedenste Lobbys getrieben, posaunen ihre Wahrheiten über Beispiel 2: Die Diskussion über Bonuszahlungen: Was ist als Maximum erlaubt, in welcher Form muss man sie auszahlen, wer überwacht die Rechtmäßigkeit, und muss man eventuell auch wieder was zurückbezahlen? Muss man Boni extra besteuern, wenn Erträge durch geliehenes Staatskapital erwirtschaftet wurden? Großer Katzenjammer, dass die Leistungsträger weglaufen, wenn man keine Boni ausschüttet. Gegenfrage: Wozu muss es Bonuszahlungen heutzutage überhaupt noch geben? In einer Zeit, da die Mehrzahl der Arbeitnehmer sowieso meist keinen Bonus bekommt, erzeugt dieses Thema Abscheu und Unverständnis. Gute Arbeit soll durch gutes Salär entlohnt werden, das ist sicher Konsens – und wer mehr Verantwortung trägt, sollte auch höher entlohnt werden. Aber die Art und Weise, wie sich jetzt Banker in vielen Ländern in den zahlreichen Untersuchungsausschüssen zum Thema Verantwortung und Bonuskultur äußern, zeugt von andauerndem Abstand zur Realität des „Normalbürgers”. Dies ganz abgesehen von der Eindimensionalität der Diskussion, die suggeriert, dass Belohnung einzig und forum Nachhaltig Wirtschaften | PoliTiK & GesellsChaFT | allein monetär geschehen könne. Die aufkeimende Neuro-, Verhaltens- und Glücksökonomieforschung zeigt uns, dass mehr Geld uns auf lange Sicht nicht glücklich macht, sondern viele Probleme zusätzlich schürt. Diese Beispiele zeigen unsere „Systemblockaden”, im Denken wie auch im Handeln; wir können nicht anders, weil das Erlebte es nicht erlaubt. Unsere Diskussionen bleiben statisch, wir sind gefangen im Jetzt und Hier und verzetteln uns somit lieber in Details! Wie also weiter? Ich kenne nur einen Weg: Organisieren einer mündigen Bürgergesellschaft, die Verantwortung für Visionen übernehmen will und den Weg zeigt, einen Rahmen zu Themen setzen, in dem Politik, Wirtschaft und Zusammenleben wieder ausbalanciert werden und Marktmechanismen fair funktionieren können. Diese Bewegung ist bereits in vollem Gange, jedem Zweifler empfehle ich Paul Hawkens Buch ‘The blessed unrest’ als Rüstzeug um schnellstmöglich mitzumachen oder sich auf unbequeme Diskussionen einzustellen. Kontakt Anmerkung der Redaktion: Wer sich jenen anschließen will, die bereits „in Bewegung“ sind, kann sich eintragen in den XING- oder Facebook-Gruppen „VerantwortungJetzt“ oder registrieren direkt unter www.VerantwortungJetzt.net ralph Thurm ist Director sustainability strategies bei Deloitte. [email protected] Attraktive Verbindung für Anleger: anZeiGe Nachhaltigkeit und Emerging Markets Neben den Industriestaaten müssen auch die Schwellenländer ihre Volkswirtschaften auf eine nachhaltige Entwicklung ausrichten. Ein Beispiel hierfür ist der weltweite Klimawandel, der nur zu begrenzen ist, wenn alle Staaten die fossilen Brennstoffe effizienter und sparsamer einsetzen und die erneuerbaren Energien forcieren. Unternehmen in den Emerging Markets kommen zudem nicht daran vorbei, der Einhaltung von strengeren Umwelt- und Sozialstandards mehr Beachtung zu schenken. Firmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung beitragen, werden künftig besonders profitieren. Und trotz möglicher Rückschläge, wie zuletzt durch die globale Finanzkrise, ist langfristig weiteres Wachstumspotenzial in den Schwellenländern vorhanden. Die Verbindung der Themen www.forum-csr.net Nachhaltigkeit und Emerging Markets ist daher zukunftsweisend und für Anleger attraktiv. Swisscanto, die Fondsgesellschaft der Schweizer Kantonalbanken, lancierte aus diesem Grund als einer der ersten Anbieter bereits im August 2008 einen nachhaltigen Aktienfonds, der sich auf die Nachhaltigkeit in den Emerging Markets konzentriert. Im Bereich Umwelt umfasst der Fonds zum Beispiel Themen wie Klima, Wasser und Ressourceneffizienz, während soziale Aspekte mit Unternehmen in den Bereichen Bildung und Gesundheit abgedeckt werden. Das Fondsmanagement investiert in Aktien von Unternehmen, die einen überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten oder ihren Sitz in den Emerging Markets haben und langfristig einen ökonomischen, ökologischen und sozialen Nutzen in den Schwellenländern erbringen. Investoren können mit der Fondslösung von Swisscanto einfach und flexibel an den positiven Entwicklungen partizipieren. Im Profil swisscanto gehört zu den Pionieren und führenden anbietern nachhaltiger investmentfonds. neben den Green invest-Fonds für verschiedenen risikoprofile besetzen drei nachhaltige aktienfonds die Zukunftsthemen emerging markets, Klimaschutz und Wasser. Der „swisscanto (lu) equity Fund Green invest emerging markets b“ (isin lu0338548034) widmet sich den nachhaltig agierenden unternehmen der schwellenländer. [email protected] www.swisscanto.de 109 | GlobalisierunG | Foto: © Rapunzel Naturkost AG Themen „Die Lösungen liegen in der Tat nicht in der Wallstreet oder den Konzernzentralen, sondern vor allem auf dem Land“: Vandana Shiva beim Start von „Genfrei Gehen 2009“ in Berlin vor dem Schloss Charlottenburg mit diversen Prominenten. „Wir müssen zurück zur Wirtschaft der realen Welt“ Interview mit der alternativen Nobelpreisträgerin Vandana Shiva Welches Wirtschaftsmodell weist angesichts der Globalisierung den Weg in eine nachhaltige Zukunft? Die weltbekannte indische Umweltschützerin Vandana Shiva erhielt 1993 den Alternativen Nobelpreis, weil sie „Frauen und Ökologie im Zentrum des modernen Diskurses um Ent- wicklungspolitik platziert“ hat. Im Gespräch mit forum Nachhaltig Wirtschaften stellt die Aktivistin Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Krisen her und erklärt, warum wir eine neue Wertschätzung der Landwirtschaft brauchen. Von Bernward Geier Die Finanzkrise hat enorme wirtschaftliche Auswirkungen, aber Krisenstimmung kann man hierzulande nicht feststellen. Alles halb so schlimm oder noch einmal davon gekommen? Ganz sicher nein. Die wirkliche Krise kommt erst noch. Das jetzige Wirtschaftsmodell verursacht riesige Probleme und schafft immer mehr! Seine Zeit ist abgelaufen, denn es ist ein 110 falsches Modell. Es ist sinnlos, noch mehr Milliarden an Steuergeldern für seine Rettung zu verschwenden. In diesem Modell hungert eine Milliarde Menschen, und zwei Milliarden leiden an Fettleibigkeit, Diabetes und Bluthochdruck, weil ihre Ernährungsgewohnheiten und ihre Nahrung dermaßen schlecht sind. Wir brauchen ein anderes Wirtschaftsmodell, das sich sowohl an den Grenzen der Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Leistungsfähigkeit der Erde, als auch an Gerechtigkeit orientiert. In dem Glauben, dass ein neuer Wachstumsschub die Antwort auf die Krise ist, werden überall in der Welt Milliardensubventionen in die Wirtschaft gepumpt. Ein Irrweg? Dies ist in der Tat ein fataler Fehler. Dahinter steht der Irrglaube des unendlichen Wirtschaftswachstums. forum Nachhaltig Wirtschaften | GlobalisierunG | Wachstum misst nicht die Produktion, sondern nur jenen Teil davon, der auf den Markt kommt. Aber selbst wenn die Armen ihre Produkte auf dem Markt verkaufen, jedoch wegen nicht kostendeckender Dumpingpreise dabei verhungern, tragen sie zum Wirtschaftswachstum bei. Wachstumszahlen sagen nichts darüber aus, wie viel die Leute essen, wie viel sauberes Wasser sie haben oder ob sie ihren Lebensunterhalt gut bestreiten können – sie messen nur die Umsätze im Geschäftssektor. Und weil dieser immer mehr von großen und multinationalen Firmen beherrscht wird, ist Wachstum heute die Hauptursache für wachsende Ungleichheit. Als wir in Indien 4,5 Prozent Wachstum hatten, war die Gesellschaft gerechter. Jetzt haben wir 9 Prozent, und die Armen werden ärmer. Inzwischen sagt sogar der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, dass sich das Wohlergehen der Menschen nicht mit Wachstum und Bruttosozialprodukt messen lässt. Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht) Was ist die Alternative? Was wir messen sollten, ist viel umfassender: Wie viele Menschen haben Arbeit mit einer fairen Entlohnung? „Wer soll in Zukunft unsere Lebensmittel erzeugen?“ Vandana Shiva 2009 bei einer Veranstaltung der „Zivilcourage“ – einer Arbeitsgemeinschaft von unabhängigen Bauern und Bürgern gegen die AgroGentechnik. www.forum-csr.net Themen Was produzieren und was konsumieren wir? Das heißt, es geht vor allem um die nachhaltige Qualität und nicht die Quantität der Güter und Dienstleitungen. Heute beobachten wir überall, dass die Zunahme des Konsums mit sinkender Qualität der Güter einhergeht. Wie sehen Sie für Ihr Heimatland das Zeitalter der Globalisierung? Globalisierung basiert auf dem Auslagern von Produktion, Arbeitsplätzen und Umweltverschmutzung. Die globalisierte Industrie braucht viel Land, und dieses Land wird auch in Indien oft KleinbäuerInnen und Stammesgesellschaften weggenommen, die aber ein Recht auf ihr Land haben und darum kämpfen. Etwa ein Drittel Indiens ist zurzeit unregierbar, weil die Rebellion der Armen so intensiv ist. Die Gesetze werden außer Kraft gesetzt, wenn es um Großprojekte wie etwa Autobahnen oder Industrieansiedlungen in Sonderwirtschaftszonen geht. Und das Schlimmste ist, dass dabei Militärgewalt gebraucht wird. Die einzige Möglichkeit, Demokratie zu zerstören, ist Gewalt. Gibt es nicht auch Hoffnung im Lande Mahatma Gandhis, des Kämpfers für Gewaltfreiheit? In Indien gibt es immer mehr erfolgreiche nachhaltige Wirtschaftsprojekte. Bei uns ist es heute am dringendsten, eine falsche Entwicklung zu vermeiden. Wir müssen die Prinzipien von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit erhalten und weiter entwickeln, mit denen Mahatma Gandhi unser Land inspirierte. Es war bis vor einigen Jahren staatliche Politik, dass Indien primär ein Land der KleinbäuerInnen ist und die Nahrungsproduktion so nah wie möglich bei den KonsumentInnen sein sollte. Die Finanzkrise ist nicht allein. Welche anderen Krisen gilt es vorrangig zu lösen? Wir sind mit drei weiteren großen Krisen konfrontiert: dem Klimachaos, Peak Oil und der Nahrungskrise, und die hängen ganz eng zusammen. Die zentrale Botschaft ist „Soil not Oil“, das heißt, der entscheidende Weg, diese Krisen zu lösen, ist, eine Landwirtschaft zu betreiben, die mit einer gesunden Erde arbeitet, nicht auf der Basis von Öl. Das „Auslaufmodell“ Landwirtschaft als Retter für die Krisen? Die Lösungen liegen in der Tat nicht in der Wallstreet oder den Konzernzentralen, sondern vor allem auf dem Land. Die Landwirtschaft ist ein zukunftsweisendes Wirtschaftsmodell und ein zentraler Lösungsfaktor, aber nur, wenn sie nachhaltig und ökologisch betrieben wird. Es werden wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten müssen, auch in den reichen Ländern. Wir müssen zurück zur Wirtschaft der realen Welt, auf der Basis realer Energien, realer Talente von Menschen und ihrer realen Bedürfnisse. Wir müssen jetzt Modelle gegenseitiger Unterstützung aufbauen. Wenn wir uns jetzt nicht vorbereiten, werden wir sehr heftige Konflikte haben, einen Kampf aller gegen alle. Nicht die Bänker und Manager, sondern die Bauern haben die Lösungen in ihren Händen? Die Leute sind Bauern, weil sie für alles andere zu blöd sind – das glauben wir heute. Darum sehe ich meine Aufgabe darin, die harte Arbeit der KleinbäuerInnen zu würdigen. Wenn wir das nicht tun, wird niemand mehr diese Arbeit machen wollen. Der weltweite Trend und die Landflucht belegen das. Dies führt zu der zentralen Frage: Wer soll in Zukunft unsere Lebensmittel erzeugen? Die industrielle Landwirtschaft vernichtet Nahrung. So verschwenden wir bis zu neunzig Prozent der erhältlichen Kalorien, indem wir dem Vieh Getreide füttern. Es gibt keine nachhaltige Landwirtschaft ohne die Kombination von Tieren, Ackerbau und Bäumen. Wir haben die Systeme auseinander gerissen – die Landwirtschaft ganz auf Ackerbau ausgerichtet und die Tiere in riesige Gefängnisse gesperrt. In einer ökologischen Landwirtschaft ergänzen Tiere die Menschen, sie konkurrieren nicht mit ihnen. Sie fressen das, was Menschen nicht essen: Gras, Stroh und Erntereste, und sie geben den Menschen Nahrung, Energie und Dünger. 111 Themen | Globalisierung | „Die Leute sind Bauern, weil sie für alles andere zu blöd sind – das glauben wir heute. Darum sehe ich meine Aufgabe darin, die harte Arbeit der KleinbäuerInnen zu würdigen“. Bija Devi, Mitarbeiterin in Vandana Shivas Stiftung Navdaya, hat allein 380 Reissorten in ihrer Saatgutbank. Mit der Saatgutsicherung werden Pflanzen bewahrt, die durch die moderne Landwirtschaft vom Aussterben bedroht sind. 112 Was braucht es für diese Veränderungen? Wir brauchen für den nötigen Paradigmenwechsel ein neues Denken. Das Denken verändert sich durch Bildung. Die beste Bildung ist die direkte bzw. praktische Erfahrung. Wenn Sie Ihre Hände gebrauchen und Kontakt mit dem Erdboden und zu Tieren haben, wird ein anderer Teil Ihres Gehirns aktiv. „Hand anlegen“ ist der beste Weg, das Denken zu verändern. Ich empfehle Gartenarbeit als Schulfach für alle Kinder. Lassen wir die Kinder ihren eigenen Weg finden. Aber wir sollten ihnen zumindest Gärten geben. Im Profil Vandana Shiva ist Indiens wohl prominenteste Kämpferin für Umweltschutz und Bürgerrechte und promovierte Quantenphysikerin. Als scharfe Globalisierungskritikerin und charismatische Rednerin ist sie unter anderem Mitglied des „Club of Rome“, Präsidentin der internationalen Kommission „Zukunft der Lebensmittel“ und Vizepräsidentin der Slow Food-Bewegung. Bei all ihren internationalen Aktivitäten bleibt sie tief verwurzelt und verbunden mit ihren Mitmenschen in Indien und hier insbesondere mit den Kleinbauern – vor allem über die indische Organisation Navdanya, die sie vor über 20 Jahren gründete. Ihr neues Buch „Leben ohne Erdöl – Eine Wirtschaft von unten gegen die Krise von oben“ ist im Rotpunktverlag erschienen. www.rotpunktverlag.ch Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht) Foto: © Rapunzel Naturkost AG Und wo bleibt die Politik? Das Wichtigste scheint mir, die Demokratie zurückzufordern, denn sie ist von der Wirtschaft korrumpiert. Ich plädiere dafür, dass wir Demokratie gleichzeitig in lokale Zusammenhänge einbetten und global machen. Wir brauchen eine Demokratie der Erde: Das heißt einerseits viel aktiver zu werden beim Verändern der lokalen Bedingungen. Und sich gleichzeitig viel mehr der ganzen Welt bewusst zu werden. forum Nachhaltig Wirtschaften www.forum-csr.net 113 Themen | lohas & eThisCher Konsum | Foto: © Iñaki Relanzon / WILD WONDERS OF EUROPE Ende der Märchenstunde! Die zornige Autorin Kathrin Hartmann rechnet ab mit Greenwashing und fordert mehr Bürgerbeteiligung zur politischen Regulierung der Wirtschaft . Von Kathrin Hartmann Fischstäbchenesser retten die Weltmeere, Biertrinker den Regenwald und Burger essen ist jetzt Umweltschutz: Großkonzerne verpassen ihren Produkten einen grünen Anstrich, weil sich die Konsumenten ein gutes Gewissen kaufen wollen. Wenn es draußen trist und kalt ist, wärmen gute Nachrichten das Herz. Zum Beispiel die, dass McDonald’s grün wird. Im November verkündete der Fastfoodkonzern, die Farbe seines Logos zu ändern: hinter dem gelben „M“ soll es grün leuchten – „als Bekenntnis zur und Respekt vor der Umwelt“, sagte der stellvertretende Konzernchef in Deutschland, Holger Beeck. Und schwupps ist Burger essen praktizierter Umweltschutz. Die Überzeugung, dass die Lösung der Weltprobleme in der Hand der Privatwirtschaft liegt, ist groß. Selbst die Unternehmensberatung McKinsey, die mit Massenentlassungen Tausende ins Unglück schickt, sieht die Zukunft im ethischen Wirtschaften, fast jeder 114 Konzern beschreibt seine „Verantwortung“ auf der Homepage. Mehr als die Hälfte der Deutschen sieht verantwortlich handelnde Unternehmen als Krisen-Gewinner. Das ist ein Ergebnis der Otto-Trendstudie 2009. Darin untersucht der Konzern die „Zukunft des ethischen Konsums“. Er ist das Verbraucher-Pendant zur Moralwirtschaft. Die Idee: Wenn genug Menschen ökologische und sozialverträgliche Produkte kaufen, stellen Unternehmen nur noch „gute“ Produkte her. Dass die Verbraucher verstehen, unter welchen Bedingungen ihre Waren entstehen, darauf arbeiten Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen seit Jahrzehnten hin. Mit öffentlicher Empörung wollen sie Druck auf die Politik ausüben, die dann Unternehmen zum umwelt- und sozialverträglichen Wirtschaften per Gesetz zwingen soll. Eine Bewegung ist der „Lifestyle of Health and Sustainability“ (Lohas) aber nicht. Es gibt keine homogene Gruppe, die nach verbindlichen Grundsätzen handelt und keine politischen Ziele. Effizient gegrilltes Fleisch Trotzdem stellen die Unternehmen ethisch veredelte Produkte ins Regal: Iglo spendet pro Packung Fischstäbchen aus überfischtem AlaskaSeelachs an ein Meeresschutzprojekt. Toyota lässt seine Händler pro verkauftem Auto von Kindern Bäume pflanzen. Der Chemiekonzern Henkel betont sein Öko-Engagement mit einem Putzmittel aus Palmöl, das von Ölpalmen stammt, die auf gerodetem Regenwaldboden wachsen. Pampers rettet Menschenleben – aber nur, wenn die Kunden die Windeln kaufen, von denen pro Packung armen Kindern eine Polio-Impfung spendiert wird. Und in Achim bei Bremen steht der erste energieeffiziente McDonald’s mit Sonnenkollektoren, Windrad und Geothermie-Wärmepumpe. Dass McDonald’s sein Fleisch energieeffizient grillt, kann aber nicht wett machen, dass das Grillgut selbst der größte Klimakiller ist: die Fleischpro- forum Nachhaltig Wirtschaften | lohas & eThisCher Konsum | duktion ist laut World Watch Institute für mindestens die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Nicht nur, dass Rinder Methan rülpsen: 30 Prozent der eisfreien Flächen der Erde werden für Viehhaltung in Anspruch genommen, 16 Kilo Getreide und 15 000 Liter Wasser braucht es für die Produktion von einem Kilo Fleisch. Laut Foodwatch verarbeitet McDonald’s in Deutschland 100 000 Kilo Rindfleisch pro Tag – und plant mit seiner Grünwerdung die Expansion. Das Problem ist die Bequemlichkeit der Kunden „Greenwashing“ nennt sich das PRGeschäft, das suggeriert, dass selbst dreckige Produkte öko sind. Das Problem ist aber nicht die Täuschung, sondern die Bequemlichkeit der Kunden. Die Unternehmen machen es ihnen leicht, zum besser scheinenden Produkt greifen zu können – schon deshalb, weil sich mit den Lohas gutes Geld verdienen lässt. Aber leider gibt es nicht für jedes Produkt einen korrekten Ersatz – und kein richtiges Einkaufen im falschen Weltwirtschaftssystem. Darin Dinge punktuell ändern zu wollen, macht es nur schlimmer. Ein Beispiel: Weil die Verbraucher Kinderarbeit ablehnen, haben Süßwarenhersteller wie Mars und Nestlé ihren Zulieferern verboten, Kinder auf Kakaoplantagen arbeiten zu lassen. Laut einer Studie der NGO Südwind hat das die Situation der Bauern verschlechtert. Ohne Kinderarbeit gibt es weniger Erträge und noch weniger Geld. Denn die extrem niedrigen Preise und Löhne, die die Konzerne sämtlich zahlen, reichen nicht zum Überleben, wenn nur die Eltern arbeiten. Auch der faire Handel, der Kleinbauern in Entwicklungsländern die Abnahme ihrer Lebensmittel zum höheren Preis garantiert, ist vor neue Probleme gestellt: Die Weltmarkt beherrschenden Kaffeekonzerne wie Jakobs, Nestlé oder Kraft haben sich, anstatt faire Preise zu zahlen, Ersatzsiegel zugelegt. Sie unterstützen kaum überprüfbare Minimalstandards auf Plantagen, den „nachhaltigen“ Kaffee sollen die Bauern selbst zu www.forum-csr.net Themen einem höheren Preis loswerden. Weil „nachhaltig“ für ein reines Verbrauchergewissen reicht, wird dieser Kaffee, der etwa von McCafé, Ikea oder Nespresso verkauft wird, dem wirklich fairen Kaffee zur Konkurrenz. Zur Nachhaltigkeitsstrategie von McDonald’s gehört, mehr von diesem Kaffee zu verkaufen. Der trägt das Siegel der umstrittenen Rainforest Alliance. Auf deren Anbauflächen ist die Abholzung von Regenwald verboten, festgeschrieben ist der Schutz von Wildtieren. Erlaubt sind Mono-Kultur, Gentechnik und Pestizide. Einen Mindestpreis oder eine Abnahmegarantie gibt es nicht. Laut einer Studie bekommen RainforestAlliance-Bauern 20 Prozent weniger Lohn als Bauern, die sich dem fairen Handel angeschlossen haben. Wenig Handlungsspielraum in der Konkurrenzwirtschaft „Einen Konzern auf ökologischen Kurs zu bringen, ohne dass sich die Rahmenbedingungen ändern, das geht nicht. Man würde seine Wettbewerbsvorteile aufs Spiel setzen“, sagt der ehemalige Metro-Chef, Klaus Wiegandt. Unternehmen agieren innerhalb einer Konkurrenzwirtschaft. Dort lässt sich umso mehr Profit machen, je billiger sie herstellen können. Das geht eben am besten da, wo man auf Menschenrechte und Umwelt keine Rücksicht nehmen muss. Es ist das deregulierte Weltwirtschaftssystem, das dies möglich macht. Ändern können das nur Gesetze – nicht Konzerne, die von diesen Strukturen profitieren. Denn was nutzt ein Öko-Putzmittel, das den Regenwald zerstört? Ein nachhaltiger Kaffee, der Bauern in Armut hält? Oder ein BioBaumwoll-T-Shirt, das in Sweatshops genäht wird? Und warum werden die Verhältnisse in der Welt immer schlimmer, obwohl Unternehmen schon seit Jahren „Verantwortung“ übernehmen? Wer glaubt, dass diese nur nach Kundenwünschen schielen, täuscht sich: die Wirtschaft ist deshalb so mächtig, weil sie ihre Anliegen in die Politik trägt. Aber anstatt diesen Einfluss mit demokratischen Mitteln zu schwächen, delegieren ethische Konsumenten dringend nötige Gesellschaftsdebatten an PR-Abteilungen. Es ist ein Ablasshandel, unter dessen grünem Mäntelchen alles bleibt, wie es ist: die Unternehmen können ihre Wirtschaftsweise behalten, die Konsumenten ihren aufwendigen Lebensstil. Dazu passt bestens, dass der erste grüne McDonald’s am Münchner Flughafen zu finden ist – und der „energieeffiziente“ McDonald’s bei Bremen ein McDrive ist. Wir laden unsere Leser und Kunden ein, zu diesem provokanten Artikel Stellung zu nehmen und Ihre Meinung auf dem Portal www.forum-csr.net zu veröffentlichen. Im Profil Kathrin hartmann ist autorin des buchs „ende der märchenstunde. Wie die industrie die lohas und lifestyle-Ökos vereinnahmt“. blessing-Verlag Klappenbroschur, 384 seiten isbn 3896674137, 16,95 euro blog: www.ende-der-maerchenstunde.de Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 115 Themen | Green moneY | Sinn und Gewinn Solarenergie und ökologische Wohnimmobilien sowie Wind- und Wasserkraft, Biomasse und ökologische Landwirtschaft. Horst Popp, Gründer und Vorstandsvorsitzender der UmweltBank AG: „Unsere Kunden haben unser Geschäftsmodell honoriert und legen Wert auf Sicherheit, Transparenz und Ökologie sowie attraktive Konditionen. Viele finden es sympathisch, dass die UmweltBank mit dem Geld der Anleger ausschließlich Umweltprojekte finanziert und fördert.“ Nach klassischer Banker-Karriere, kam Horst Popp erstmals bei der Frankfurter Ökobank mit der grünen Bankbranche in Berührung. 1992 trat er dort in den Vorstand ein. Im Jahr 1994 entwickelte er das Konzept der grünen Bank. Die UmweltBank startete nach gut zwei Jahren Vorbereitung als ökologische Direkt-, Förder- und Beraterbank und bietet seitdem ihren Kunden Finanzierungen, Versicherungen und Geldanlagen im grünen Sektor. Bei der Kreditvergabe liegen die Schwerpunkte in den Bereichen 116 Die Motivation für die Bankgründung 1996 war von Beginn an, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen. Der Anfang war mühsam und brauchte seine Zeit. Auf die Frage, ob er die UmweltBank heute noch einmal gründen würde, sagt Horst Popp jedoch unumwunden: „Ja. Die UmweltBank soll mindestens 100 Jahre alt werden. Deshalb werden wir auch weiterhin solide wachsen.“ Spezialistin in Sachen nachhaltige Geldanlagen Die UmweltBank konnte sich gerade in der Finanzkrise mit ihrer nachhaltigen und soliden Geschäftspolitik nicht nur behaupten, sondern ist weiter gesund gewachsen. Die Anzahl der Kunden kletterte auf fast 80.000, bis Ende 2011 sollen es bundesweit 100.000 werden. Die Kunden der Umweltbank wollen verstärkt wissen, wo sich auf dem Globus ihr Geld befindet. In Zeiten der Wirtschaftskrise ist neben den klassischen Kriterien wie Sicherheit, Laufzeit, Zinssatz das Thema Sinnhaftigkeit entscheidend für eine Anlageentscheidung. Durch die Fokussierung auf den Umweltaspekt sind die ökologischen Kredite durch das Erneuerbare Energien Gesetz mit der Einspeisevergütung gesichert. Die Finanzierung ist so berech- net, dass sich Zins und Tilgung durch die Einspeisevergütung tragen. Somit sind Kreditausfälle gering. Hier stützt man sich auf einfache kaufmännische Grundregeln und betreibt noch klassisches Bankgeschäft. Es versteht sich von selbst, dass riskante Devisentermin- und Optionsgeschäfte oder Verkauf von Kundenkreditforderungen nicht angeboten werden. Der große Unterschied zwischen der UmweltBank und einer konventionellen Bank liegt im Bankkonzept. Die UmweltBank ist die einzige Bank in Deutschland, die den Umweltaspekt in der Satzung verankert an. Kundeneinlagen fließen ausschließlich in ökologische Projekte. Im Profil Die umweltbank bietet alle typischen anlageprodukte an – vom Tagesgeldkonto bis hin zum sparbuch. im Wertpapierbereich bietet sie umweltfonds, grüne aktien und Genußscheine der umweltbank sowie Projekt-Genußscheine aus dem bereich der erneuerbare energien an. auch die berufsunfähigkeits- und risikolebensversicherung sowie die riesterrente lässt sich nachhaltig gestalten. Dass Klimaschutz aktiv angepackt werden kann, beweist die umweltbank in jedem Geschäftsjahr aufs neue: bei der grünen Direkt- und Förderbank ist umwelt- und Klimaschutz nämlich Programm. als einzige bank Deutschlands hat die umweltbank den umweltschutz als unternehmensgegenstand bereits in ihrer satzung verankert. ihren umweltfördereffekt dokumentiert die grüne bank jährlich in einem ausführlichen umweltbericht. Zum 30.12. 2009 finanzierte die umweltbank 12.276 ökologische Projekte. Durch die Geschäftstätigkeit der umweltbank konnte damit im vergangenen Jahr eine Co2-entlastung von über 1,6 mio. Tonnen erreicht werden. www.umweltbank.de forum Nachhaltig Wirtschaften | Green moneY | Themen Der Dollar war‘s. Und nicht die Gier. 1929 und 2008: Warum nationale Weltwährungen in die Krise führen. Immer. Von Georg Zoche Gemeinhin werden Gier und Turbokapitalismus als Ursachen der Finanzkrise genannt. UN-Expertenkommission und Zentralbanken kommen jedoch zu einem ganz anderen Ergebnis: Der Dollar war‘s. Gier und Deregulierung spielten nur eine untergeordnete Rolle. © Creative Commons Der gleiche Mechanismus, der 2008 die ganze Welt in eine Finanzkrise stürzte, hatte bereits 1929 seine Wirkung gezeigt. Damals wirkte er auf das britische Pfund, heute auf den US-Dollar. Die Krankheit, die unser auf dem US-Dollar basierendes Weltwährungssystem ergriffen hat, ist unter Ökonomen als das Triffin-Dilemma bekannt – benannt nach Robert Triffin, der die heutige Krise bereits vor über 50 Jahren in seinem Buch Gold and the Dollar Crisis beschrieben hat. Triffin hatte bewiesen, dass die Verwendung des US-Dollars als Weltleitwährung früher oder später in einer Krise enden müsste. Zwangsläufig. Ohne wenn und aber. Wie aber kann das sein? Der unausweichlich tödliche Mechanismus des Triffin-Dilemmas ist Wo ist das Geld in der Krise hin? Unter welches Hütchen ist die Erbse verschwunden? Diese Frage beschäftigte schon Hieronymus Bosch (1450 - 1516) mit seinem Werk „Der Gaukler“. www.forum-csr.net schnell erklärt: Der US-Dollar kann nur dann als Weltleitwährung dienen, wenn die USA sich bei dem Rest der Welt verschulden. Das klingt zunächst verblüffend, hat aber einen einfachen Grund: Würden sich die USA nicht verschulden, so gäbe es außerhalb der USA auch keine US-Dollar. Und dann hätte z.B. Deutschland keine US-Dollar, um damit in Saudi-Arabien Öl zu kaufen. Der US-Dollar kommt also nur in die Welt, wenn die USA in der Welt mehr einkaufen, als sie der Welt liefern. Somit ist das US-amerikanische Handelsbilanzdefizit eine unausweichliche Folge des US-Dollars als internationale Transaktions- und Reservewährung. Heute, 65 Jahre nach Einführung des US-Dollars als Weltleitwährung, können die USA ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen und die von aller Welt erhaltenen Immobilienkredite nicht mehr bedienen. Der von Triffin prophezeite Krisenfall ist eingetreten. Dass die USA sich bei dem Rest der Welt über sechs Jahrzehnte lang verschulden konnten, hat aber nicht nur ihre Rolle als Supermacht ermöglicht, sondern vor allem den Verlauf dieser letzten sechs Jahrzehnte in einer einzigartigen Weise geprägt: MarshallPlan, Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, Wirtschaftswunder, Mondfahrtprogramm, Kalter Krieg, Vietnamkrieg, Ölkrise, Irakkrieg, Globalisierung und vieles andere mehr – etwa der Klimawandel – wären ohne 117 Themen | Green moneY | den US-Dollar als Weltleitwährung anders verlaufen. Der Blasentrick: Wie die Krise den Krieg finanzierte Natürlich ist sie aber nicht wirklich verschwunden, sondern liegt unter einem der anderen Hütchen. Könnte es also sein, dass das Geld in der Immobilienblase gar nicht wirklich verschwunden ist, sondern nur trickreich bewegt wurde? Wir können den Weg des Geldes einfach verfolgen: Es kam in die Welt, indem US-amerikanischen Bürgern Immobilienkredite gewährt wurden. In Umlauf gebracht wurde es dann, als die Kreditnehmer dieses Geld in Immobilien investierten. Unter den ersten, die es sich dann ehrlich verdienten, waren Bauunternehmer, Handwerker, Grundstücksverkäufer, Architekten, Makler etc. Hier begann die trickreiche Bewegung des Geldes, denn der Geldstrom spaltete sich nun in zwei Richtungen auf: ein Teil ging als Steuern an den US-amerikanischen Staat, der andere Teil wurde von den Bauunternehmern, Architekten etc. für weitere Investitionen oder Konsum genutzt. Bei jedem Umlauf spaltete sich der Geldstrom erneut in Steuern und Konsum auf und verzweigte sich immer weiter. Auf diese Weise ist der Inhalt der sich blähenden Blase über den USA fein verteilt als Geldregen niedergegangen, kurbelte die US-amerikanische Wirtschaft an und bescherte dem Staat Steuereinnahmen. Da die USA ein erhebliches Handelsbilanzdefizit aufweisen, floss ein Teil 118 Foto: © Georg Zoche Wie der US-Dollar die Interessen der USA auf Kosten der Welt finanzierte, kann exemplarisch anhand der Immobilienkrise erläutert werden. Zunächst scheint es, als habe sich das Geld auf ebenso unerklärliche Weise in Luft aufgelöst, wie die Erbse beim trickbetrügerischen Hütchenspiel. Auch hier ist und bleibt die Erbse verschwunden, zumindest solange man nur unter das eine Hütchen blickt, unter dem man gerade eben die Erbse noch gesehen hatte. Der Blasentrick: Alle Welt fragt nach dem angeblich verschwundenen Geld und übersieht dabei, dass die USA ihre Importe aus aller Welt letztlich nicht mit Geld, sondern mit (Immobilien)anleihen bezahlten. Nicht das Geld ist verschwunden, sondern diese US-Anlagen wurden wertlos. dieses Geldes – im Tausch gegen importierte Waren – weiter in alle Welt. Kaum in der Welt angekommen, strömte ein Teil gleich wieder zurück in die USA, um in angeblich sicheren Immobilienanleihen angelegt zu werden. Der Verkauf weiterer Immobilienanleihen erlaubte die Vergabe zusätzlicher Immobilienkredite, und so regnete das Geld erneut über den USA nieder und floss von dort in die Welt – wiederum im Austausch gegen Waren. Auf diese Weise pendelte das Geld zwischen den Vereinigten Staaten und der Welt hin und her, wieder und wieder. Bei jedem Durchgang förderte das Geld Waren in die USA und Immobilienanleihen in die Welt. Wo ist das Geld geblieben? Und hierin liegt die eigentliche Täuschung: Man fragt sich, wo das Geld geblieben ist. Dabei sollte man nicht nach dem Geld, sondern den entstandenen Schulden und den gelieferten Waren fragen. Denn das Geld vermehrte sich durch dieses Hin- und Herpendeln nicht, aber bei jedem weiteren Durchgang erhöhten sich die Schulden der USA gegenüber der Welt (und die Warenlieferungen der Welt an die USA). Dieser Vorgang entspricht bildhaft folgender Situation: Sie gehen regelmäßig in einem feinen Lokal essen. Nachdem Sie Ihre Rechnung bezahlt haben, leiht Ihnen der Wirt das Geld zurück und Sie unterschreiben ihm einen Schuldschein. Der Wirt macht das, weil Sie ihm Zinszahlungen versprechen und ein stadtbekannter Kaufmann sind. Das geht einige Jahre so, und jedes Mal bezahlen Sie mit dem gleichen Geldschein, den Ihnen der Wirt am Ausgang im Austausch gegen einen weiteren Schuldschein wieder zurückgibt. Schließlich möchte der Wirt die Schulden samt Zinsen von Ihnen beglichen haben, aber Sie besitzen immer noch nur den einen Geldschein und können Ihre Schulden nicht bezahlen. Und so geben Sie dem Wirt den Geldschein ein letztes Mal. Das Geld landet zwar am Ende beim Wirt, deckt aber nur den allerkleinsten Teil der Schulden. Die Pendelbewegung des Geldes zwischen den USA und der Welt war nicht nur Motor der US-amerikanischen Wirtschaft, sondern auch der Weltwirtschaft, die eifrig Waren für die USA fertigte, wofür sie im Gegenzug Immobilienanleihen erhielt. Der beständige Geldregen über den USA hatte enorme Ausmaße angenommen: Mit dem Verkauf von Immobilienanleihen und Industrieanleihen ins Ausland konnten die USA die Hälfte ihres jährlichen 800-Milliarden-Dollar-Handelsbilanzdefizits finanzieren. Sie konnten also weiterhin problemlos mehr Waren aus dem Ausland importieren als sie Waren exportierten, etwa T-Shirts aus China oder Autos aus Deutschland. Dieser Zustrom von Geld in die USA erlaubte aber auch, die Kriege in Afghanistan und im Irak zu finanzieren, ohne durch die hohen Kriegsbelastungen die US-Wirtschaft zu lähmen. Auf diese Weise wurden die Kosten der US-amerikanischen Kriege schließlich von der ganzen Welt getragen. forum Nachhaltig Wirtschaften Pioneer Funds – Global Ecology Segel setzen für nachhaltige Investments Pioneer Funds – Global Ecology Der globale Aktienfonds für Ökologie und Nachhaltigkeit: Anlegen mit gutem Gewissen. Morningstar Rating™ Gesamt ††††† S&P Fund Management Rating AA Erfahren Sie mehr: 0800.888.1928 www.pioneerinvestments.de Der Anruf ist in Deutschland gebührenfrei. Daten auf Basis der Anteilklasse A, EUR, ND. Stand 12/2009. Ratings des Pioneer Funds – Global Ecology beziehen sich auf den Activest EcoTech, der ab dem 30.03.2007 im Pioneer Funds – Global Ecology aufging. Vergangenheitswerte bieten keine Gewähr für die zukünftige Wertentwicklung. Vermögenswerte können sowohl steigen als auch fallen. Morningstar-Ratings: Copyright © 2008 Morningstar UK Limited. Alle Rechte vorbehalten. Die Informationen zu den Morningstar-Ratings dürfen nicht vervielfältigt oder verteilt werden, und es kann keine Garantie übernommen werden, dass sie richtig, vollständig oder aktuell sind. Weder Morningstar noch seine Content Provider sind für Schäden oder Verluste verantwortlich, die aus der Verwendung dieser Informationen resultieren. Auegende Fondsgesellschaft: Pioneer Asset Management S.A. Die für den Anteilserwerb allein maßgeblichen Verkaufsprospekte sind in Deutschland kostenlos als Druckschrift erhältlich bei der Pioneer Investments Kapitalanlagegesellschaft mbH, Apianstraße 16–20, 85774 Unterföhring. Diese Anzeige stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Pioneer Investments ist ein Markenname der Unternehmensgruppe Pioneer Global Asset Management S.p.A. www.forum-csr.net 119 Themen Nacht und Nebel in Bretton Woods Die USA befinden sich also seit über sechs Jahrzehnten in einer privilegierten Position. Doch wie kam es, dass der US-Dollar seine spezielle Rolle einnehmen konnte? Wer dieser Frage nachgeht, bekommt meist die gleiche Antwort, wonach sich die Länder der westlichen Welt 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods auf den US-Dollar als Weltleitwährung geeinigt hätten. Falsch! Weder haben sich die Länder auf den US-Dollar als Weltleitwährung geeinigt, noch wurde dieser Punkt in Bretton Woods überhaupt verhandelt! Es lief ganz anders: Während der Konferenz – in der Nacht vom 13. auf Das buch entstand in jahrelangen recherchen und basiert u.a. auf bisher weitgehend unbekannten Protokollen der amerikanischen Zentralbank, Tagebucheinträgen von henry morgenthau und aufzeichnungen von John maynard Keynes. anhand der aktuellen Finanzkrise erklärt Zoche, wie der Trick mit der immobilienblase funktionierte, wo das Geld geblieben ist und was das mit Krieg und macht zu tun hat. in einer allgemein verständlichen sprache liefert er so die Grundlagen zu einem neuen Verständnis von Geld, Krisen und internationaler Politik. WELT – MACHT – GELD blumenbar Verlag gebunden, 2009, 352 seiten isbn 978-3936738636 19,90 euro 120 | Green moneY | den 14. Juli 1944 – haben die USA die Dokumente heimlich umgeschrieben. Als die aus 44 Nationen stammenden Konferenzteilnehmer den Vertrag schließlich unterzeichneten, ahnten sie nicht, dass die USA in dem Dokument das Wort „Gold“ jeweils um den Zusatz „oder US-Dollar“ erweitert hatten. Auf diese, später von Großbritannien als Betrug bezeichnete Weise wurde der US-Dollar zur Weltleitwährung und die USA zur Supermacht. Der Versuch, diesen Betrug abzuwehren scheiterte an der Macht der USA und der kriegsbedingten Armut Großbritanniens, das am Ende des Kriegs seine hungernde Bevölkerung nur mit Hilfe eines Kredits der USA ernähren konnte. Die USA gewährten diesen lebensnotwendigen Kredit jedoch nur unter der Bedingung, dass Großbritannien Bretton Woods ratifizieren würde. Dieser Betrug ist mehr als tragisch, denn ohne ihn hätte sich die heutige Finanzkrise nicht entwickeln können, da das zur Krise führende enorme Ungleichgewicht zwischen den USA und der Welt erst durch die Sonderrolle des US-Dollars ermöglicht wurde. 3) die Finanzierung größerer Kriege – etwa Vietnam oder Irak – wäre kaum möglich gewesen. Heute ist abzusehen, dass uns der USDollar als Weltleitwährung verlassen wird und so stellt sich die Frage, was folgen soll. Unter Hinweis auf Triffin fordern UN-Expertenkommission und BRIC-Länder ein neues globales Reservesystem. Wir, die Zivilbevölkerung, müssen uns einmischen; wir sollten die Gestaltung unserer Zukunft nicht der Finanzindustrie oder mächtigen Nationen überlassen. Denn die zukünftige Finanz- und Wirtschaftsordnung wird entscheiden, ob wir die Probleme der Zukunft lösen können. Um diese Frage diskutieren zu können, möchte mein jüngst erschienenes Buch ein Leitfaden sein. Denn nur wenn wir wissen, können wir auch mitreden! Im Profil Mit Wissen über unsere Zukunft entscheiden Kaum auszumalen, wie sich die Welt entwickelt hätte, wenn sich 1944 eine Weltwirtschaftsordnung nach den Vorschlägen Großbritanniens durchgesetzt hätte. Denn der britische Vorschlag war großartig, visionär und von den Zielen einer gerechten, ausgeglichenen und nachhaltigen Welt geprägt. Schon die folgenden drei Punkte lassen erahnen, dass wir heute in einer anderen Welt leben würden: 1) der Welthandel wäre die letzten sechs Jahrzehnte zinsfrei gewesen und damit frei vom Zwang zu ständigem Wirtschaftswachstum – mit allen positiven Konsequenzen für Gesellschaft und Umwelt. 2) die dritte Welt hätte sich entwickeln können, da das Bankenprinzip – wodurch die Guthaben der einen Länder als Kredite für andere Länder gedient hätten – auf globaler Ebene eingeführt worden wäre. Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Georg Zoche, geboren 1968, studierte maschinenbau und Philosophie und setzt sich seit über zehn Jahren mit dem Thema „Global Governance“ auseinander. er hat 2001 die Transnationale republik mitbegründet, der weltweit rund fünftausend bürgerinnen und bürger aus über hundert ländern beigetreten sind. ausgezeichnet 1992 mit dem Philip morris Forschungspreis („entwicklung leichter Dieselflugmotoren”) und 2007 als Gewinner des unesCo-essaywettbewerbs „Global Governance”. Kontakt: Georg Zoche www.weltmachtgeld.de facebook.com/pages/WelT-maChTGelD/302142850373 twitter/WelTmaChTGelD twitter/georgzoche forum Nachhaltig Wirtschaften Service Foto: © Dieter Schütz, pixelio.de Foto: © Sabrina Krebs Foto: © Christoph Schmotz, pixelio.de Wissenschaft & Lehre | Medientipps | Events forum SERVICE hält Sie über Veran- auf dem Laufenden. Diesmal mit Nicht verpassen: Die SUSCON 2010, staltungen, Neuerscheinungen und dabei: Eine Nachschau auf „HOME am 15. und 16. Juni in Nürnberg. Erkenntnisse in Wissenschaft & Lehre TO BUSINESS“. Konferenz 2010 Am 25. – 26. Juni 2010 · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni 2010 · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni 2010 www.forum-csr.net 121 www.karmakonsum.de / konferenz SERVICE | WISSENSCHAFT & LEHRE | forum Wissenschaft & Lehre Verantwortliches Führen lernen Die Steinbeis Universität in Berlin bietet Studium und Weiterbildung für CSR-Management und Sustainable Leadership Die Anforderungen an die Führungskräfte des 21. Jahrhunderts stellen eine Herausforderung dar, der man nur mit einer besonderen Qualifizierung, Studium oder Weiterbildung begegnen kann. Globalisierung, Nachhaltigkeit und CSR haben sich zu zentralen Strategiefragen entwickelt und fordern die Unternehmen heraus, ihre Führungskräfte so zu schulen, dass sie diese Anforderung im Management erfolgreich umsetzen und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten – oder sogar dadurch steigern. Das Institute Corporate Responsibility Management und das Institute of Sustainable Leadership der Steinbeis Hochschule Berlin bieten deshalb ein innovatives Konzept für Unternehmen und Organisationen, bei dem Fach- und Führungskräfte eine umfassende, projektorientierte CSR- Responsible Management miteinander Ausbildung durch Seminare, Studium kombinieren können. Ein Doppelstudiund Forschung erhalten. um bringt einen zweifachen Abschluss bei einer kürzeren Studienzeit. Innovation 1: Master in Responsible Management als Einzel- oder Doppelstudium Die Institute bieten ein Masterstudium an, das als Einzelstudium in elf Monaten oder in Kombination mit einem anderen Studium absolviert werden kann. Besonders beliebt ist die Studium mit Doppelabschluss in kürzerer Studienzeit: Kombination mit einem MBA-Programm 21 Monate und M.A. in Responsible Management 12 Monate ergeben einen zweifachen AbMBA-Studium, bei dem die schluss mit 120 ECTS in 27 anstatt 33 Monaten. Teilnehmer Inhalte des General Management und des Das ganzheitliche Programm mit dem Schwerpunkt „Responsible Management – Sustainable Leader“ Das Konzept von Studium und Weiterbildung Management Executive Program mit dem Schwerpunkt Responsible Management, das die beiden Institute gemeinsam anbieten, ist ganzheitlich und durchgängig. Das Seminarprogramm dauert sieben Tage, das Studium zum M.A. in Responsible Management beinhaltet fünf Wochen Präsenzunterricht mit Transferprojekt innerhalb von elf Monaten. Die Teilnehmer erhalten ein Hochschulzertifikat bzw. Masterabschluss mit den sogenannten ECTS (European Credit Transfer System). Ein weiterführendes Forschungs- und PhD-Programm rundet das Angebot zu einer Weiterbildung als Executive Manager mit dem Schwerpunkt Responsible Management ab. Das Programm bietet Führungs- und Fachkräften die Möglichkeit, ihr Managementwissen zu vertiefen und 122 im Blick auf das Management von Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit zu erweitern. Mit einem M.A. in Responsible Management qualifizieren sie sich für Managementaufgaben in Unternehmen in allen Bereichen, sowie in den Unternehmensberatungen oder als selbständige Berater. Das nächste Programm startet im Mai/Juni 2010. Die ersten fünfzehn Interessenten erhalten kostenlos ein Exemplar des Motivationsbuches „Sustainable Leader – 40 Aspekte nachhaltiger Führung“ von Prof. Dr. Wilfried Mödinger. Das Buch richtet sich an Führungskräfte und Unternehmer, die Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung persönlich und praktisch in ihrem unternehmerischen Handeln umsetzen wollen. 2010, 98 Seiten EUR 9,80 ISBN 978-3-941801-04-2 www.sustainable-leader.org I S L Institute of Sustainable Leadership Steinbeis Hochschule Berlin SHB forum Nachhaltig Wirtschaften | WISSENSCHAFT & LEHRE | Innovation 2: Verknüpfung von CSR und HR-Development Das Masterstudium, aber auch die Weiterbildungsseminare verbinden das Management von Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit stark mit der branchenbezogenen Weiterbildung von Mitarbeitern und Führungskräften, z.B. im Human Ressource Management oder Material- und Logistik Management. sind Leitlinien, an Hand derer die Prinzipien des UN Global Compact in die unternehmensethische Managementausbildung an Hochschulen integriert werden sollen. Das Institute Corporate Responsibility Management wurde vom UN PRME-Sekretariat zum Leiter für die Arbeitsgruppe „Incorporation of the Principles for Responsible Management Eduaction (PRME) in Executive Degree Programms“ 2009 ernannt. Im Rahmen dieses Engagements entstanden der M.A. Im Mittelpunkt des Studiums stehen in Responsible Management und das deshalb nicht nur strategische oder Weiterbildungsprogramm. konzeptionelle Ansätze von CSR, Nachhaltigkeitsmanagement, Compliance, Corporate Ethic Management usw., sondern die praktische Umsetzung von Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit in den einzelnen Prozessen von Einkauf, Produktion, Logistik, Marketing und Finanzen. Innovation 3: Steinbeis Transferprojekt-Studium Die Institute bieten ein Programm, bei dem die Teilnehmer im Rahmen ihres Studiums oder der Weiterbildung Wissen für nachhaltiges Management und Unternehmensverantwortung in der Theorie erarbeiten und in der Praxis ihres Unternehmens oder ihrer Organisation gleichzeitig anwenden. Das sogenannte Transferprojekt-Studium bietet den Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiter gezielt weiterzubilden und in der unternehmerischen Praxis zielgerecht einzusetzen. Studierende an der Steinbeis Hochschule werden damit zum Unternehmensberater im eigenen Unternehmen. Die Institute bieten deshalb auch die Dienstleistung an, geeignete Studenten für die Unternehmen auszuwählen und zu vermitteln. Innovation 4: Umsetzung verantwortungsbewusster Managementprinzipien Die Hochschulausbildung erfolgt auf der Basis der UN PRME (Principles for Responsible Management Education der Vereinigten Nationen). Die PRME LERN FEST 2010 12.Juni 2010 Kloster Benediktbeuern Eintritt frei! Erlebt.Erlernt.Erinnert. » Innovative Regionen brauchen regen Austausch und immer wieder neue Impulse. Dafür bietet das Lernfest die besten Gelegenheiten – für alle Bevölkerungsund Altersgruppen. Hier können sie ausprobieren, wie viel die Region und ihre Aktiven drauf haben. Das fördert auch die Verbundenheit mit dem Lebens- und Wirtschaftsraum Oberland. « DIE THEMEN Dr. Felicitas Mocny ist Leiterin des Institute Corporate Responsibility Management Prof. Dr. Wilfried Mödinger ist Leiter des Institute of Sustainable Leadership und Autor von „Sustainable Leader – 40 Aspekte nachhaltiger Führung“. Weitere Informationen: Michael Wihlenda Telefon +49 30 29220929 [email protected] www.steinbeis-icrm.eu 1 LERNFEST-UNI Zukunftweisende Naturwissenschaften und Technik entdecken und erleben. 2 WIRTSCHAFT Mit Unternehmergeist Zukunft sichern – durch nachhaltiges Wirtschaften und Nachwuchsförderung. 3 FAMILIE Familienfreundliche Lebens- und Arbeitsumfelder gestalten. 4 KINDER + JUGEND Die Entwicklungs-, Ausbildungs- und Berufschancen junger Menschen in der Region erhöhen. 5 BIOMEILE Regionale und biologische Produkte und Dienstleistungen für gesunden Lebensstil fördern. 6 LEBENSWERTE Kultur und Tradition für die Zukunft nutzen. 7 GESUNDHEITSGARTEN Aus der Natur Ruhe und Kraft schöpfen. VERANSTALTER: Die Lernende Region Tölzer Land gemeinnützige GmbH in Zusammenarbeit mit Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, WirtschaftsForum Oberland, Kloster Benediktbeuern, Jugendbildungsstätte Königsdorf und Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfratshausen. www.lernfest2010.de www.forum-csr.net 123 SERVICE | MEDIEN | forum Bücher Grassmann, Peter H. Burnout – Wie wir eine aus den Fugen geratene Wirtschaft wieder ins Lot bringen Wie ist es möglich, dass kurz nach dem weltweiten Wirtschaftskollaps die Jagd nach unbegrenztem Wachstum ohne Rücksicht auf Konsequenzen ungehindert fortgesetzt wird? Ein Insider, der die Schaltzentralen der Macht jahrzehntelang selbst bedient hat, rechnet mit einer ausgebrannten globalen Marktwirtschaft ab. Doch der ehemalige Siemens-Top-Manager zeigt auch, wie die Kraft des Dialogs den Kapitalismus zähmen kann. Grassmann fordert die Mitbestimmung der Zivilgesellschaft in Unternehmen und die Entwicklung eines branchenspezifisch verpflichtenden Wertekodex. 2010, 144 Seiten, EUR 14,90 ISBN: 978-3-86581-191-2 www.oekom.de Loft, Lasse Erhalt und Finanzierung biologischer Vielfalt – Synergien zwischen internationalem Biodiversitäts- und Klimaschutzrecht Das Buch analysiert das Problem der unzureichenden Finanzierung von Maßnahmen zum Erhalt der globalen biologischen Vielfalt. Dafür verknüpft der Autor neueste naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit ökonomischer Analyse und rechtswissenschaftlicher Auslegung. Zunächst ermittelt er die Ursachen des Verlustes und den Nutzen von Biodiversität, um dann zu untersuchen, wie die rechtlichen Verpflichtungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern in der Biodiversitätskonvention und dem Klimaschutzregime ausgestaltet und verteilt sind. 2009, 237 Seiten, EUR 89,95 ISBN: 978-3-642-01504-5 www.springer.de 124 Hommelhoff, Peter / Hopt, Klaus J. / Werder, Axel von (Hrsg.) Handbuch Corporate Governance Leitung und Überwachung börsennotierter Unternehmen in der Rechts- und Wirtschaftspraxis Das Standardwerk zur Corporate Governance auf aktuellem Stand. Das Handbuch erläutert umfassend alle juristischen und betriebswirtschaftlichen Aspekte sowie Fragestellungen des Kapitalmarkts. Schwerpunkte sind die Strukturen und Organe der CG, die Kernprozesse in den Unternehmen, die Besonderheiten im Konzern sowie Fragen zu Transparenz, Prüfung, Evaluation und Sanktionierung. 2., überarb. Aufl. 2009, 977 S., EUR 169,95 ISBN 978-3-7910-2596-4 www.schaeffer-poeschel.de Behringer, Stefan Compliance kompakt Compliance-Management ist heute eine grundlegende Aufgabe für jedes verantwortlich handelnde Unternehmen. Stefan Behringer gibt im Buch gemeinsam mit erfahrenen Praktikern einen Überblick zu allen aktuellen Compliance-Bereichen wie Legal Compliance und Haftung; Accounting Compliance; Tax Compliance; Health, Safety und Environmental Compliance; IT-Compliance. Dank dieser Best-Practice-Lösungen gelingt es, Risiken zu begrenzen und eine wirksame ComplianceOrganisation aufzubauen sowie die Reputation des Unternehmens zu stärken. 2010, 317 Seiten, EUR 39,95 ISBN 3503120769 www.ESV.info Quaschning, Volker Erneuerbare Energien und Klimaschutz Hintergründe – Techniken – Anlagenplanung – Wirtschaftlichkeit Der Bestseller behandelt die breite Palette der erneuerbaren Energien, angefangen bei der Solarenergie über die Windkraft bis hin zur Erdwärme oder Biomasse. Neben allgemein verständlichen Beschreibungen der jeweiligen Technik, des Entwicklungsstandes und künftiger Potenziale bietet das Buch auch konkrete Anleitungen zur Planung und Umsetzung eigener regenerativer Anlagen. Hinweise auf Vorschriften und Fördermöglichkeiten geben dabei weitere Hilfestellungen. Auch die Umweltverträglichkeit und das Zusammenspiel der verschiedenen Technologien sowie ihre Wirtschaftlichkeit werden beschrieben. 2., aktualisierte Auflage, 2009, 344 Seiten, EUR 24,90 ISBN 978-3-446-41961-2 www.hanser.de Bührke, Thomas / Wengenmayr, Roland (Hrsg.) Erneuerbare Energie Alternative Energiekonzepte für die Zukunft „Kompetent mitreden“ verspricht schon die Überschrift der Einleitung. Und dieses Versprechen wird auf den nächsten 100 Seiten eingelöst. Die zweite Auflage wurde jetzt stark um neue Technikbereiche erweitert. Führende Wissenschaftler erklären, wie Photovoltaik, Solarthermie, Solare Klimatechnik, Wind- und Wasserkraft, Brennstoffzellen, energieeffizientes Bauen und Wasserstoffspeicher zur Netzstabilisierung funktionieren. Mit Informationen zu aktuellen Förderprogrammen. 2009, 2. akt. Aufl., 147 Seiten, EUR 34,00 ISBN 978-3527-40973-0 www.wiley.com forum Nachhaltig Wirtschaften | MEDIEN | SERVICE forum Bücher & Medien-Tipps Stern, Nicholas Der Global Deal Wie wir dem Klimawandel begegnen und ein neues Zeitalter von Wachstum und Wohlstand schaffen. Altner, Günter / Leitschuh, Heike / Michelsen, Gerd / Simonis, Udo E. / von Weizsäcker, Ernst U. Jahrbuch Ökologie 2010 Umwälzung der Erde, Konflikte um Ressourcen Feifel, Silke / Walk, Wolfgang / Wursthorn, Sibylle / Schebek, Liselotte (Hrsg.): Ökobilanzierung 2009: Ansätze und Weiterentwicklungen zur Operationalisierung von Nachhaltigkeit Sterns Buch bietet Einblick in die Pläne der führenden Ökonomen, einen Weg aus Klima- und Wirtschaftskrise zu finden. Wer den Wunsch hat, diesen Planeten in halbwegs bewohnbarer Form unseren Kindern und Kindeskindern zu hinterlassen, sollte Sterns Fahrplan für eine Politik für die Zukunft, den „Global Deal“, kennen. „Allen Vorschlägen Sterns geht es darum, den Bürgern, den Städten, den Staaten verantwortungsvolles Handeln zu erleichtern, die Schwellen zu senken fürs Vernünftigsein.“ (Elisabeth von Thadden, DIE ZEIT) Bei vielen nicht-erneuerbaren Ressourcen gehen die Vorräte zur Neige und erneuerbare Ressourcen können den Bedarf bisher nicht decken. Das Jahrbuch Ökologie enthält viele kluge Ideen und Beispiele für die Erschließung, die Schonung und das Recycling von Ressourcen. Es zeigt, wie wir vom „Ressourcenfieber“ befreit werden können, wie die Wirtschaft schlanker, die Gesellschaft genügsamer und Institutionen zu Umweltkommissaren und Nachhaltigkeitsagenten werden können. Als entscheidungsunterstützendes Werkzeug im Sinn nachhaltiger Entwicklung ist Ökobilanzierung einerseits standardisiert, unterliegt andererseits einer steten Weiterentwicklung. Der Tagungsband zur fünften Ökobilanz-Werkstatt 2009 beinhaltet Beiträge und Diskussionen u.a. zur Allokationsfrage, Product Carbon Footprint, Fragestellungen im Zusammenhang nachwachsender Rohstoffe wie Nutzungskonkurrenzen und Flächeninanspruchnahme – um nur einige wenige Stichworte zu nennen. 2009, 287 Seiten, EUR 19.90 ISBN-13 9783406591761 www.beck.de 2009, 248 Seiten, EUR 19,80 ISBN 978-3-7776-1768-8 www.hirzel.de 2009, 295 Seiten, EUR 32,00 ISBN 978-3-86644-421-8 www.uvka.de Oscarprämiert und jetzt als DVD DIE BUCHT (The Cove) Doch in einer abgelegenen Bucht im japanischen Küstenort Taiji, die von der Außenwelt durch Stacheldraht und Sicherheitspersonal abgeschottet wird, entdeckt O’Barry ein dunkles und tödliches Geheimnis. Kontakt EuroVideo Sandra Czuday [email protected] Telefon +49 (0)89 / 96 24 44 20 DIE BUCHT zeigt, wie sich Ric O’Barry gemeinsam mit Regisseur Louie Psihoyos auf eine Undercover-Mission begibt. Im Stil von „Ocean’s Eleven“ rekrutieren die beiden ein Team von Spezialisten bestehend aus Tauchern, Surfern, Unterwasserfilmern und Special Effects-Künstlern. Ihr Ziel: die Vorgänge in der Bucht zu filmen und damit aufzudecken, was der Öffentlichkeit bisher verschwiegen wurde. Die Polizei, lokale Behörden und die Fischer von Taiji sind ihnen immer auf den Fersen. Niemand kennt Delfine so gut wie Ric O’Barry. In den 60er Jahren war er der Trainer von „Flipper“. Jenem Delfin, der Generationen von Fernsehzuschauern begeisterte. Doch mit Delfinarien, Delfin-Shows, Delfintauchgängen und -therapien entstand ein global florierendes Multimillionengeschäft – eine Industrie, für deren Existenz sich O’Barry mit verantwortlich fühlt. Weltweit engagiert er sich nun leidenschaftlich gegen den Fang von Delfinen und macht wirtschaftliche und politische Interessen öffentlich, die hinter dem Geschäft mit den Meeressäugern stehen. www.forum-csr.net DIE BUCHT ist Öko-Thriller, Abenteuerfilm und provokanter Coup. Packend, verstörend, aufrüttelnd – und unterhaltsam wie ein Mix aus „Im Rausch der Tiefe“ und „James Bond“. Ein Film über Schuld, Verantwortung und Wiedergutmachung, der Fragen aufwirft, wütend macht und den Blick auf die Welt ein Stück verändert. Das dokumentarische Meisterwerk wurde dieses Jahr mit dem Oscar© als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Seit dem 11.3. ist er jetzt bei EuroVideo auf DVD und Blue-ray erhältlich. Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG 125 SERVICE | EVENTS | forum Events in der Vorschau 13. bis 14. April 2010, Stuttgart Deutsches CSR-Forum – Forum EnviComm Alanus Ökonomie Symposium an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft statt. Angeregt durch ausgewählte Impulsvorträge werden sich die Teilnehmer mit dem Thema „Arbeit der Zukunft, Zukunft der Arbeit“ beschäftigen. Ist Teamarbeit ein soziales Spiel? „Bereitschaft-Begegnung-Bewegung“ – Wie schaffen wir motivierende Zusammenarbeit und authentischen Kontakt? Diese Fragestellung wird nicht nur einer der inhaltlichen Schwerpunkte sein, sondern wird auch den gesamten Tagungsablauf gestalten. www.alanus-symposium.de Das 6. Forum steht unter dem Motto „Rio wird 18 – Nachhaltige Unternehmensführung von Rio bis Delhi“ und wird sich mit der gesamten Triple Bottom Line – Ecology, Economy, Social – befassen. Referenten – vom Vorstand bis zum Executive, vom Minister bis zum NGO-Leiter, vom Chefredakteur bis zum Professor – befassen sich mit aktuellen CSR-Fragen und wagen dazu einen Blick zurück auf 18 Jahre nachhaltige Entwicklung seit 27. bis 28. April 2010, Bonn der UN-Konferenz von Rio 1992. 6. Sustainability Congress www.envicomm.org Der Sustainability Congress 15. bis 17. April 2010, Zeulenroda bietet bereits sustainability congress zum 6. Mal ein 3. ARENA für NACHHALTIGKEIT Nachhaltigkeit intensiv: Erfahren was die Forum für diejenigen, die das Thema in Zukunft will – Jetzt! 3 Tage, 3 Brenn- der Finanzwirtschaft gestalten. Die Themen: punkte, 3 Begegnungen D i e A R E N A - Der Kongress liefert eine Standortbestimmung nachhaltiger Investmentfür NACHHALprodukte. TIGKEIT ist der Jahrestreff für - Immobilienfonds werden nachhaltig! Unternehmens- - Nachhaltige Unternehmensziele: Anspruch und Wirklichkeit! lenker, Experten, CSR-Beauftrag- - Decken afrikanische Solarfelder in Zukunft den gesamten Energiebedarf te, Wissenschaftler, Berater und GrünEuropas und wie können Anleger der, um sich drei Tage lang intensiv mit profitieren? den Themen WACHSTUM, RESSOURCENEFFIZIENZ und FÜHRUNGSKULTUR - Ökologische und ethische Themen sind Bestandteile unserer heutigen auseinanderzusetzen. Die 3. ARENA Welt. bietet die Chance tief einzusteigen, neue Handlungsimpulse zu bekommen, kon- www.sustainability-congress.de krete Maßnahmen zu entwickeln und neue individuelle Potentiale freizulegen. 5. bis 6. Mai 2010, Berlin Nutzen auch Sie diese Zeit um Werk- 2. Media Mundo Kongress zeuge für nachhaltiges Wirtschaften zu Der 2. Media identifizieren, Vorbilder und Vordenker Mundo Konzu treffen und Allianzen zu bilden. gress bietet www.nachhaltigkeitsarena.de ein innovatives www.MediaMundo.info Trend- und Zu21. bis 22. April 2010, Alfter bei Bonn kunftsforum zum Thema Klimaschutz Wi.n.d. Alanus Ökonomie Symposium und nachhaltige Medienproduktion Erledigst du noch, oder unternimmst innerhalb der Creative Industries. Parallel zur postprint berlin 2010 und der Special du schon? Zum zweiten print + marketing veranstaltet der FachM a l f i n d e t verband Medienproduktioner (f:mp.) das Wi.n.d. am 5. und 6. Mai 2010 in Kooperation 2010 126 mit der Messe Berlin und zahlreichen Partnern aus der Industrie den 2. Media Mundo Kongress für nachhaltige Medienproduktion in Berlin. www.mediamundo.biz/kongress/kongress2010 6. bis 7. Mai 2010, Warschau/Polen Organic Marketing Forum 2010 Inter nationale Tagung zur Verarbeitung und Ve r m a r k t u n g von ökologischen Produkten und Rohwaren Als zentrales internationales Treffen der Biobranche in Mittel- und Osteuropa bietet das Organic Marketing Forum: - Konferenz mit internationalen Experten - Geschäftspartnerbörse - Ausstellung in Messehalle - Exkursion - Teilnehmer aus ganz Europa www.organic-marketing-forum.org 12. Juni 2010, Benediktbeuern ERLEBT.ERLERNT.ERINNERT! – Das Lernfest Unter dem Motto „Ler nen mit Freude“ erlebt man auf Deutschlands größtem Lernfest (über 37.000 Besucher) die Vielfalt der Lernmöglichkeiten in der gesamten Oberland-Region. Die Akteure des Lernfestes kommen aus den Wirkungsfeldern Bildung (Schulen und Hochschulen), Kommunen und Unternehmen. Mit der Lernfest-Uni „Zukunft neu lernen“ mit dem zentralen Querschnittsthema BIONIK sollen 2010 insbesondere Jugendliche und Eltern für neue Möglichkeiten in Forschung, Technik und Wissenschaft (MINT-OFFENSIVE) begeistert werden. Deutlich werden soll, welche Relevanz „Nachhaltigkeit“ nicht nur im Umweltschutz, sondern darüber hinaus auch für den Verkehr der Zukunft, die Architektur sowie die Informations- und Kommunikationstechnik hat. www.lernfest2010.de forum Nachhaltig Wirtschaften | EVENTS | 10. Juni 2010, Dortmund e.day 2010 – Kongress für Energiewirtschaft und Kommunen Der Kongress am 2010 10. Juni 2010 in Dortmund inforKongress für Energiewirtschaft und Kommunen miert unter dem Motto „Energie in Bewegung“ über Stand und Perspektiven der Themen ENERGIEEFFIZIENZ, ERNEUERBARE ENERGIEN und ELEKTROMOBILITÄT. Anspruch ist es, Wünschenswertes zu beschreiben, Notwendiges zu definieren und Machbares zu diskutieren. www.eday2010.de day 10. bis 13. Juni 2010, Bad Kissingen Die Kunst des Wirtschaftens SERVICE nicht nur innovative unternehmerische und regulatorische Lösungen präsentiert, sondern auch neue Geschäftsmodelle initiiert werden. SusCon begreift sich selbst als „think-do tank“. „Wir können schon jetzt viel mehr tun und dürfen nicht erwarten, dass der Markt allein das Problem des Biodiversitätsschutzes löst“, so Udo Censkowsky (Organic Services). Bernward Geier (COLABORA) zufolge muss Biodiversität geschützt werden, weil ohne sie das Überleben der Menschheit nicht möglich ist. Er betont, dass „viele Berichte, unter anderem der UNEP-Bericht über ‘Ökosysteme und Klimaschutz’, die Wichtigkeit von Investitionen in funktionierende Ökosysteme als direkten Beitrag zum Klimaschutz hervorheben“. Die SusCon findet in Kooperation mit der NürnbergMesse – einem der führenden Messeanbieter für nachhaltige Produkte – statt. Sie garantiert den Kontakt zu Unternehmen, die im Bereich der Nachhaltigkeit führend sind. Die Ansprache dieser Unternehmen wird auch durch die anderen Organisationspartner der Konferenz gesichert: das UNEP/ Wuppertal Collaborative Center for Sustainable Consumption and Production (CSCP), die Business & Biodiversity Initiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). www.suscon.net In einem sich stetig wandelnden Markt ist es sprichwörtlich eine Kunst, als Unternehmer und Führungskraft, Antworten auf die immer komplexeren Fragen zu finden. Als Handelnde und Betroffene stehen wir im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit und Werteorientierung. Unternehmer, Politiker und Wissenschaftler geben auf dem großen Jahreskongress neue Impulse für ein menschliches Miteinander. Referenten sind u.a. Prof. Dr. Michael Bockemühl, Dr. Ulrich Freiesleben, Dr. Joachim Galuska, Wolfgang Gutberlet, Paul Kohtes, Dr. Josef Riegler, Prof. Dr. Wolfgang Vieweg, Prof. Dr. Barbara von Meibom, Dr. Dr. Klaus von Ploetz, Prof. Dr. Arist von Schlippe, 16. und 17. Juni 2010, Berlin Dr. Matthias zur Bonsen. www.kongress.heiligenfeld.de 3rd ESMT Annual Forum – People, 15. bis 16. Juni 2010, Nürnberg SusCon – Biodiversity – a strategic value in a greening economy Planet, Profit: Creating a Sustainable Future Im internationalen Jahr der Biodiversität soll • What strategies can companies immit Führungsplement to create both business and kräften von Wirtschaftsunternehmen, social value? öffentlichen Einrichtungen und NGOs • Which role should the state play in diskutiert werden, wie der „Green New the struggle for a sustainable, yet Deal“ umgesetzt werden kann, um den competitive future? unkontrollierten Verlust an Biodiversität • How can organizations best develop aufzuhalten. Auf der Konferenz sollen talent for long-term effectiveness in International Conference on Sustainable Business and Consumption www.forum-csr.net the market place? • How do we build a green energy future? Take advantage of: - 30+ international corporate, academic, and public policy leaders - 300+ participants - 1 high-caliber cornerstone panel - 3 academic panels giving new indepth insights into the “triple bottom line”, sustainable leadership, and the future of energy - 5+ hours of networking opportunities - 2 conference days in a historical building in the heart of Berlin www.annualforum.esmt.org 17. bis 18. Juni 2010, Bonn Zweiter Deutscher Elektro-Mobil Kongress Das nova-Institut veranstaltet in Kooperation mit der IAV GmbH Ingenieursgesellschaft Auto und Verkehr den Zweiten Deutschen Elektro-Mobil Kongress im World Conference Center Bonn. - 40 Top-Referenten mit Präsentationen zu ihren aktuellen Entwicklungen (bereits zugesagt haben u.a. Deutsche Bahn, Fraunhofer IFAM, IBM Research, Michelin, RWE, Toyota, TÜV SÜD) - Mehr als 600 Teilnehmer aus allen Industriebranchen, sowie der Forschung und Entwicklung mit Bezug zur Elektromobilität - Eine Ausstellung mit Platz für ca. 50 Aussteller (von OEMs über Zulieferer bis hin zu Forschungsinstituten und Verbänden) – Bewerben Sie sich jetzt für einen Ausstellungsstand! - Teststrecke mit diversen Elektrofahrzeugen (Einrad, Zweirad, Dreirad und natürlich auch mit vier Rädern), auf der die Teilnehmer Probe fahren können - Zahlreiche Geschäftskontakte und Vernetzung aller Akteure auf dem Gebiet der Elektromobilität www.e-mobil-kongress.de 127 SERVICE | EVENTS | forum Events in der Vorschau 19. bis 20. Juni 2010, München Bauherren, Kommunen, Investoren, Herstellern und Hochschulen – eine einmalige Plattform, um sich aus erster Hand über neueste Entwicklungen im Bereich M i s c h e n integrative der Nachhaltigkeit zu informieren. a u c h S i e medizin www.messe-stuttgart.de/consense sich unter kongress m e h r a l s 19. - 20. Juni 2010 in München 400 Ärzte, 2. bis 3. September 2010, Iserlohn Heilpraktiker, Therapeuten, Gesund- Campus Symposium heitspolitiker, Pfleger, Kostenträger Das Campus und Studenten: Diskutieren Sie, welche Symposium Möglichkeiten und Wege einer effekist eine intiven und effizienten interdisziplinären ternationale Wirtschaftskonferenz, die Zusammenarbeit im Gesundheitswesen von Studenten der privaten Hochschule es gibt und gestalten Sie deren Um- BiTS in Iserlohn organisiert wird. Durch setzung in schwerpunktorientierten anerkannte Referenten, wie etwa den Arbeitskreisen mit. ehemaligen Präsidenten der Vereinigten www.integrativemedizinkongress.de Staaten, Bill Clinton, oder den ehemaligen Premierminister Großbritanniens, 25. bis 26. Juni 2010, Frankfurt Tony Blair, hat sich das Symposium in seiner fünfjährigen Geschichte bereits zu 4. Karmakonsum Konferenz E m p o w e r i n g einer der bedeutendsten Wirtschaftskona new Spirit in ferenzen in Deutschland entwickelt. Business. Unter In diesem Jahr wird am 2. und 3. Sepdiesem Motto tember der Friedensnobelpreisträger Al treffen sich Entscheider und Vordenker Gore eine Rede zum Thema Nachhaltigauf der vierten KarmaKonsum Konfere- keit halten. Das studentische Organisatirenz 2010, der Businesskonferenz und onsteam will dabei den Zusammenhang Networking-Veranstaltung für neues zwischen ökologischer und ökonoWirtschaften und nachhaltige Lebens- mischer Nachhaltigkeit untersuchen und so für die Gäste neue Lösungsansätze stile (LOHAS). Die KarmaKonsum Konferenz besteht präsentieren. www.campus-symposium.com aus vier Teilen: - 25.6.2010: Business-Konferenz für 15. bis 19. September 2010, Berlin Fachpublikum - Gründer-Award: Networking Abend- CLEAN TECH WORLD 2010 Event - Expo / Messe: 2 Tage Ausstellung für nachhaltige Alternativen im Business - 26.6.2010: GreenCamp, die Networking- & Ideenbörse www.karmakonsum.de/konferenz Die CLEAN TECH WORLD ist die erste internationale Ausstellung und Konferenz, 22. bis 23. Juni 2010, Stuttgart die das Beste aus allen Umwelttechnologien an einem Ort zusammenbringt. Consense Nachhaltigkeit ist Vom 15.09.-19.09.2010 wird der histodas zentrale The- rische Flughafen Tempelhof im Herzen ma der Bau- und Berlins zur Bühne für wegweisende Immobilienbran- Lösungen von heute und die spanche. Wie in den vergangenen Jahren nendsten Visionen für morgen. Vorreiter bietet die Consense auch 2010 allen aller Umwelttechnologien präsentieren am nachhaltigen Bauen Beteiligten und ihren neuesten Stand der Technik und Interessierten – Architekten, Planern, definieren Strategien der Zukunft. Bauingenieuren, Projektsteuerern sowie Hochkarätige Konferenzen, zahlreiche 2. Internationale Integrative Medizin Kongress 128 Veranstaltungen und die weltgrößte Teststrecke für alternativ betriebene Fahrzeuge machen die CLEAN TECH WORLD zu einem nachhaltigen und ganzheitlichen Erlebnis für Fachbesucher und Öffentlichkeit. www.cleantechworld.org 22. bis 24. September 2010, Berlin The 4th International Conference on Corporate Social Responsibility Every two years, leading academics, executives, policymakers, and representatives from civil society organizations from around the world have been meeting in Berlin to debate key questions from a diverse range of cultural perspectives and professional viewpoints. Relying on global exchange and scientific discourse, the 4th CSR-Conference „CSR-Challenges Around the Globe” seeks to identify professional trends in CSR and suggest options for responsible action in an increasingly globalized world. www.csr-hu-berlin.org 10. bis 12. November 2010, Frankfurt Nutec Vom 10. bis 12. November 2010 gibt die Nutec drei Tage Raum für Wissenstransfer und Netzwerkbildung. Aussteller zeigen branchenübergreifend bewährte und weiterentwickelte Cradle to CradleProdukte und -Dienstleistungen sowie Übergangslösungen und -konzepte zur Produktoptimierung im Sinne ökonomisch und ökologisch orientierter Wertschöpfung. Cradle to Cradle-Starter sind herzlich willkommen! Auf dem Fachkongress wird der Informationsaustausch rund um Cradle to Cradle fortgeführt. Renommierte Referenten aus aller Welt geben einen Überblick für Einsteiger und Einblicke in aktuelle Studien und Marktentwicklungen. www.nutec.de forum Nachhaltig Wirtschaften | EVENTS | SERVICE forum Events in der Nachschau HOME to Business Die Bilder unseres Planeten wirken (CSR-)Wunder ! Gemeinsam Zukunft gestalten Von Tina Teucher Wie können Unternehmen den Herausforderungen der Zukunft – wie Biodiversität, Energieversorgung und Klimaschutz – begegnen? Antwort: Durch die Emotionen, die uns Bilder vermitteln! Sie setzen die Energie für kreative Lösungen und Innovationen frei. Der Film HOME ist mit seinen bewegenden Bildern von unserem Planeten das ideale CSR-Tool, um Verantwortungsträger und Mitarbeiter in Organisationen und Firmen positiv zu stimulieren, die Gestaltung der Zukunft aktiv in die Hand zu nehmen und auf die jeweils in Unternehmen schlummernden Potenziale zu übertragen. Foto: © Maximilian Heinz Yann Arthus-Bertrand überzeugt. Sein Ziel ist es, dass 100 Millionen Menschen auf der Welt seinen Film sehen. „Dieser Film führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig unser Engagement in unseren Unternehmen für eine nachhaltige Zukunft ist“, resümiert Bernhard Schwager, Umweltmanager bei Robert Bosch. Beim Start von HOME to Business übergab Stefan Löbbert von der HypoVereinsbank dem zwölfjährigen Felix Finkbeiner von Plant for the Planet einen Scheck über 3.000 Euro für die Umsetzung seiner Vision, in jedem Land eine Million Bäume zu pflanzen. 240 Teilnehmer kamen am 28. Januar ins Münchner HVB-Forum. Im vielseitigen Programm des Intensiv-Seminars „Die Zukunft des CSR Managements – Alles im grünen Bereich?“ beleuchteten CSRBeauftragte von Bosch, Siemens, BMW & Co. gemeinsam mit Bio-Pionieren der ersten Stunde Strategien für unternehmerische Verantwortung. Am Abend ließen sich die Teilnehmer von der Vorführung des Films HOME bezaubern. „Es ist zu spät um Pessimist zu sein“, ist Regisseur www.forum-csr.net die HOME DVD jedem interessierten Mitarbeiter im Hause zusenden und den Film auf Veranstaltungen unseren Kunden zeigen“, so Stefan Löbbert, CSR-Manager bei der HypoVereinsbank. „Unsere strategischen Nachhaltigkeitsaktivitäten und Produkte beinhalten „echte Antworten“ und HOME kann uns bei der Sensibilisierung von KunVisuelle Emotionen als CSR-Tool den und Mitarbeitern für die Themen Umwelt, Klima und Ressourcen bestens Neben der HypoVereinsbank wurde der unterstützen.“ Film bereits bei BMW und diversen anderen Firmen eingesetzt. „Unser HOME Nutzen auch Sie den in 54 Ländern to Business-Konzept ist weit mehr als gedrehten Film HOME, um damit Ihre eine Filmvorführung“, sagt Christoph Anliegen zu transportieren und in einen Santner, Projektmanager im Organi- aktiven Dialog mit Ihren Stakeholdern sationsteam von VerantwortungJetzt! zu treten. Mit HOME to Business bieten „Wir erarbeiten zusammen mit unseren wir Ihnen einen Rundum-Service und ein Partnern ein schlüssiges, auf die Zielset- breites Netzwerk, um Ihre Veranstaltung zung des Unternehmens ausgerichtetes erlebnis- und ergebnisreich zu gestalKonzept“. Vor der Filmaufführung spre- ten: Von Moderatoren, über bekannte chen Unternehmensvertreter wahlweise Teilnehmer für Podiumsdiskussionen über die bereits erzielten Erfolge oder die aus allen gesellschaftlichen Bereichen, Herausforderungen, mit denen sich das lösungsorientierte Firmen-Workshops, Unternehmen konfrontiert sieht. Nach bis hin zur exklusiven Bio-Verköstigung dem Film wird die Aufbruchsstimmung der Teilnehmer durch unsere Cateringdazu genutzt, entweder in Podiums- partner. diskussion oder in einem Open-Space- Gern schaffen wir auch die Verbindung Ambiente über Handlungsmöglichkeiten zur HOME-Stiftung goodplanet.org. zu diskutieren oder konkrete Projekte zu erarbeiten. „Ich war begeistert, wie Wir beraten Sie gerne. angeregt die Leute im Anschluss net- Kontakt: worken und neue Ideen entwickeln“, VerantwortungJetzt! by ALTOP bestätigt Eva-Maria Börschlein, Innova- Christoph Santner [email protected] tionsmanagerin bei BMW. www.verantwortungjetzt.net Unternehmen nutzen den Film, um interne Prozesse in Gang zu setzen, Motivation zu stärken und Innovationen anzuregen. Aber auch im externen Stakeholder-Dialog inspiriert der Film, Lösungen voranzutreiben: Mit Presse, Kundschaft, Shareholdern und weiteren Anteilsnehmern kann die Einbettung des Unternehmens innerhalb der Gesellschaft und die daraus erwachsende Verantwortung in einem breiteren Kreis thematisiert werden. „Wir werden 129 SERVICE | VORSCHAU | Vorschau 03/2010 In der kommenden Ausgabe lesen Sie: Schwerpunkt: Die Verantwortung der Medien - Grundwerte einer zukunftsgerichteten Medienpolitik - Qualität, Vielfalt und Verantwortung der Presse - Wie kommen nachhaltige Themen verstärkt in die Medien? - Kooperationsprozesse zwischen Medien, NGOs und Politik - Mit Web 2.0 die Welt verändern: Nachhaltigkeitskommunikation und neue Medien Special: Fairtrade - Kriterien und Sozialstandards, Zertifizierungsmöglichkeiten und Labels - Nicht nur Lebensmittel und Textilien: alle Branchen sind gefragt! - Think global, act local: Fairer Handel auch in Deutschland Foto: © TransFair Deutschland e.V./fair feels good Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia Neues aus Dauerrubriken wie „Strategie & Unternehmensführung“, „Green Building“ und „Energie & Klima“ sowie dem neuen Dauerthema „Business & Biodiversity“ Impressum Herausgeber: ECO-World by ALTOP in Kooperation mit dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. Redaktion: Fritz Lietsch (Chefredakteur), Tina Teucher, Edda Langenmayr, Sabrina Krebs, Alistair Langer, Erik Ammann, Uta Dobler, Maximilian Heinz, Miriam Schuller, Christian Bayer, Stefan Hörmann, Christoph Santner Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 11 [email protected]; www.forum-csr.net Verlag: ALTOP Verlag, Gotzinger Str. 48, 81371 München Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0 Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60 [email protected]; www.altop.de Geschäftsführer: Fritz Lietsch Gerichtsort München; Handelsregister Nr. 749 25 Mitarbeit an dieser Ausgabe: Maximilian Gege, Norbert Röttgen, Janez Potocnik, Günther Bachmann, ˇ Sven Krüger, Marco Voigt, Curt Winnen, Peter Grett, Thomic Ruschmeyer, Edgar Endrukaitis, Judith Winterstein, Josh Bishop, Mark Schauer, Sebastian Winkler, Corinna 130 Hölzer, Marion Hammerl, Patrick Trötschler, Sebastian Kirschner, Jörg Dietrich, Ahmed Djoghlaf, Achim Steiner, Volker Hauff, Stefan Schaltegger, Holger Petersen, Martin Oldeland, Muhammad Yunus, Dennis Lotter, Jerome Braun, Christian Klant, Claudia Mende, Dieter Brübach, Martin Beckenkamp, Ralph Thurm, Bernward Geier, Vandana Shiva, Kathrin Hartmann, Georg Zoche, Felicitas Mocny, Wilfried Mödinger, Florian Möllers (Wild Wonders of Europe), Alistair Langer Anzeigenbetreuung: Uwe Stiefvater-Hermann Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02; Wolfgang Gaudian, Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 14 Marketing: Alistair Langer Telefon +49 (0)89 / 96 01 33 43 Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11 53334 Meckenheim; Telefon +49 (0)2225 / 88 01 - 0 Fax +49 (0)2225 / 88 01 - 1 99; [email protected] Bezug auch direkt unter www.forum-csr.net Datenbankprogrammierung: [email protected] www.oneworld.de Layout und Satz: dtp/layout; www.dtp-layout.de Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG Titelbild: © Getty Images Preis: 7,50 Euro Erscheinungsweise: vierteljährlich ISSN 1865-4266 Printed in Germany 2010 Für die redaktionellen Beiträge von Unternehmen sowie die Best-Practice-Beispiele sind die Unternehmen selbst verantwortlich. Namentliche oder anders gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die durch die Herstellung des Magazins verursachten Treibhausgase werden durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages unter Angabe der Bezugsanschrift gestattet. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für die entsprechenden Beiträge gemeint ist. forum Nachhaltig Wirtschaften www.volkswagen.de/thinkblue Think Blue. Sichern Sie sich den Weltrekord: g CO₂/km* und Platz für fünf. Der Polo BlueMotion®. Innovative Technologien wie Bremsenergie-Rückgewinnung, optimierte Aerodynamik oder Start-Stopp-System machen den Polo BlueMotion® zum sparsamsten Fünfsitzer der Welt. Das heißt für Sie: nur 87 g CO2/km und nur 3,3 l/100 km Verbrauch – aber Platz für vier Mitfahrer. Vereinbaren Sie eine Probefahrt unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 – 89 77 277. Mehr Informationen zu „Think Blue.“ erhalten Sie unter: www.volkswagen.de/thinkblue * Polo BlueMotion, 1,2-l-TDI, 55 kW (75 PS), Dieselpartikelfilter, Kraftstoffverbrauch, l/100 km, innerorts 4,0/außerorts 2,9/ kombiniert 3,3; CO2-Emission, kombiniert 87 g/km. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis. Bild: pixelio.de Deutschlands grüne Bank Entscheiden Sie sich jetzt für eine Bank, die Ökologie und Ökonomie gleichwertig miteinander verbindet. 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