Forum Nachhaltig Wirtschaften

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Forum Nachhaltig Wirtschaften
Forum
02/2010
EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.forum-csr.net
ISSN 1865-4266
Nachhaltig Wirtschaften
Das Entscheider-Magazin
Cleantech
Sp
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Bi
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ive
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Leitindustrie der Zukunft
SusCon 2010 • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur
Die größte Zielgruppe für
ökologische Lösungen.
Wer auf Werte achtet, sieht die Welt mit anderen Augen.
Und denkt schon heute an Lösungen für morgen. Deshalb
basiert bei Steinbeis die gesamte Technologie und Produktion auf dem Prinzip Ökologie. Seit 1976 produzieren wir
Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier in besonders energiesparenden, klima- und umweltschonenden Verfahren.
Unser komplettes Premium-Sortiment an Büro- und Magazinpapieren ist ausgezeichnet mit dem Blauen Engel. Es
besticht durch hohe Weißgrade und beste Druck- und
Laufeigenschaften.
Für eine gesunde Zukunft der nächsten Generationen –
Altpapierveredelung von Steinbeis. Mehr Informationen
unter: www.stp.de
www.stp.de
eDiTORial
Oskarreife
Zukunftsvisionen
Auf dem Planeten Pandora hat die Menschheit ein Mineral
entdeckt, das die Energieprobleme der Erde lösen könnte.
Doch alle Versuche, den Rohstoff abzubauen, werden von
den einheimischen Na’vi vehement blockiert. Diese wissen:
Die reichhaltige Flora und Fauna ihres Planeten bildet ein
komplexes System, das nicht ins Ungleichgewicht gebracht
werden darf.
Starregisseur James Cameron hat für seinen jüngsten Kassenschlager „Avatar“ ein brandaktuelles Thema gewählt:
Pandora ist ein Science-Fiction-Abbild der Erde – ein Planet, auf dem sich das Zusammenwirken der Arten über
einen langen Zeitraum eingespielt hat. Dieses feine Netz
aller Lebensformen, „Biodiversität“ genannt, ist unendlich
wertvoll, nicht nur in fiktiven Galaxien, sondern auch auf
unserem Blauen Planeten, im Hier und Jetzt.
Doch das einzigartige Zusammenspiel ist bedroht: Der
fortschreitende Abbau des Tropenwaldes und die Ausrottung vieler Tier- und Pflanzenarten sind zu den größten
Herausforderungen unserer Zeit geworden. Nicht zufällig haben die Vereinten Nationen das Jahr 2010 zum
Internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Denn alle
Ressourcen, die wir heute so selbstverständlich plündern,
sind nur in begrenzter Form verfügbar.
of Europe, deren talentierte und engagierte Fotografen
dieses Heft mit wunderschönen Bildern bereichern.
Für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen sind technische
Innovationen und eine schnellere Marktentwicklung
gefragt. Um hier alle Kräfte in Deutschland zu bündeln,
haben wir der Bundeskanzlerin die Strategie CLEANTECHD vorgelegt, die die Entwicklung und internationale
Vermarktung grüner Technologien massiv fördern wird.
Deutschland kann und sollte hier weiter Vorreiter bleiben.
Schließlich ist die Lage ernst, denn für unsere Welt gibt
es keinen Ersatz – höchstens im Kino.
Zur Bewahrung der Biodiversität bedarf es eines Wandels
der Wirtschaft – grüne, saubere Technologien und Strategien sind gefragt. Wie diese aussehen können, lesen Sie
in dieser und unseren kommenden Ausgaben.
B.A.U.M. und forum Nachhaltig Wirtschaften sind hier
in vielfältige Aktivitäten involviert: Wir untersuchen Ansatzpunkte des Biodiversitätsmanagements, veranstalten
Workshops und die internationale Konferenz SusCon
2010. Mit der EU-geförderten „European Business and
Biodiversity Campaign“ tragen wir in den kommenden
Jahren das Thema in die Wirtschaft und bringen europaweit Naturschutzorganisationen, Politik, Medien und
Firmen zusammen. Starke Partner unterstützen uns dabei.
Wir danken an dieser Stelle der Initiative Wild Wonders
www.forum-csr.net
Fritz Lietsch
Prof. Maximilian Gege
Geschäftsführer ALTOP Verlag, Geschäftsführer B.A.U.M. e.V.
Herausgeber & Chefredakteur
Co-Herausgeber
[email protected]
3
iNHalT
„Biologische Vielfalt ist kein Luxus“
6
■ Editorial ....................................................................................
3
■ Im Brennpunkt ........................................................................
6
Norbert Röttgen: Biologische Vielfalt ist kein Luxus .................................. 6
ˇ
Janez Potocnik:
Der Biodiversitätsverlust ................................................... 8
– eine Herausforderung wie der Klimawandel
■ CSR-News ...............................................................................
■ Schwerpunkt: Cleantech
10
................................................... 13
Günther Bachmann: Grand Design 2050 ................................................ 14
Interview mit Marco Voigt und Sven Krüger: .......................................... 15
Cleantech braucht eine Bühne!
Curt J. Winnen und Thomas Schulz: CLEANTECHD ................................. 17
Masdar City
20
Christoph Santner und Maximilian Heinz: ............................................... 20
Wüste(n) Visionen – Masdar City
Bayer startet neues Nachhaltigkeitsprogramm ........................................ 30
Myclimate – Ihr Partner für Klimaschutz ................................................. 35
Manfred Bayerlein: Nachhaltigkeit braucht Intelligenz ............................... 36
Vinnolit: Neuer Standard durch Zukunftstechnologie PVClean ................ 38
GrünHausEnergie: Schalten Sie um auf Grün! ........................................ 39
Peter Grett: Saubere Trucks und lautlose Flitzer ...................................... 40
– Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge
Lautlose Flitzer
40
■ Special: Business & Biodiversität
................................... 51
Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein: .............................................. 52
Wirtschaft – vom Aussterben bedroht?
Josh Bishop: Der Wert unserer Welt – Die TEEB-Studie ........................... 54
zur Bedeutung von Biodiversität
Stefan Hörmann: Gemeinsam stark für Biodiversität! ............................. 60
Ein Überblick über internationale und europäische
Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen
Business und Biodiversität
51
Stefan Hörmann: Mit Vollgas ins Jahr der Biodiversität! .......................... 62
Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet
Sebastian Winkler: Countdown 2010 ..................................................... 64
Corinna Hölzer: Wer keinen Nutzen bringt, fliegt raus. ........................... 66
Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen für Politik und Gesellschaft
Marion Hammerl: Ein Fall fürs (Umwelt-)Management ........................... 68
– Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann
Patrick Trötschler: Bunte Vielfalt vor der Firmentür .................................. 70
– Naturnahe Firmenareale
Der Wert unserer Welt
54
Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich: xtinct – Die Totgeglaubten leben wieder .. 72
Volkswagen: Das große Rad der Biodiversität drehen .............................. 74
Arme Böden – reiche Artenvielfalt .......................................................... 76
Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE neue
Lebensräume entstehen
Tina Teucher: SusCon 2010 – Kann die Wirtschaft die Erde retten? ........... 79
■ Praxis .......................................................................................
83
Strategie & Unternehmensführung
Countdown 2010
4
64
Stefan Schaltegger, Holger Petersen und Martin Oldeland: ..................... 84
Vorne dran bleiben! Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr
forum Nachhaltig Wirtschaften
iNHalT
Verantwortung, Visionen, Aktionen
Muhammad Yunus: Den Sozialunternehmen gehört die Zukunft ............ 86
Changemaker im Porträt
72
Die Totgeglaubten leben wieder
Interview mit Jerome Braun und Dennis Lotter: ...................................... 88
Kein Beraterkauderwelsch – Nachhaltige Geschäftskonzepte
für CSR-Manager
Personalmanagement
Christian Klant: Weiche Faktoren – Zwar heiß diskutiert, ........................ 90
aber wenig beachtet
Einkauf, Produktion & Logistik
Claudia Mende: Wenn Kommunen einkaufen ........................................ 92
Branchenreport Textilindustrie
79
SusCon am 15.-16. Juni 2010
Jerome Braun und Dennis Lotter: Vom Sorgenkind ................................. 96
zur Vorzeigebranche? Die Herausforderungen der Textilbranche
Kik: Im Fokus – Die Entwicklung nachhaltiger CSR-Strategien ............... 100
Berichterstattung und Kommunikation
Dennis Lotter und Jerome Braun: ......................................................... 101
Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann
Dr. Alexandra Hildebrandt: Wa(h)re Marken ......................................... 102
Dieter Brübach: Nachhaltigkeit gewinnt – B.A.U.M. e.V. sucht in .......... 104
drei verschiedenen Wettbewerben Positivbeispiele aus Unternehmen
Sozialunternehmen gehört die Zukunft
86
■ Themen
................................................................................. 105
Politik & Gesellschaft
Martin Beckenkamp: Warum zerstören wir gegen die Vernunft? .......... 106
Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität
Ralph Thurm: Der T(h)urmblick – Statische Diskussionen ...................... 108
Swisscanto: Attraktive Verbindung für Anleger ..................................... 109
– Nachhaltigkeit und Emerging Markets
Branchenreport Textilindustrie
96
Globalisierung
Bernward Geier: „Wir müssen zurück zur Wirtschaft ............................ 110
der realen Welt“ – Interview mit Vandana Shiva
LOHAS & Ethischer Konsum
Kathrin Hartmann: Ende der Märchenstunde! ...................................... 114
Green Money
UmweltBank: Sinn und Gewinn ........................................................... 116
Georg Zoche: Der Dollar war‘s. Und nicht die Gier. ............................... 117
Ende der Märchenstunde!
114
■ Service.................................................................................... 121
Unser Filmtipp: Die Bucht
www.forum-csr.net
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forum Wissenschaft & Lehre ................................................................
forum Medientipps .............................................................................
forum Events in der Vorschau ..............................................................
forum Events in der Nachschau ...........................................................
Themenvorschau & Impressum ............................................................
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Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
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iM BReNNpUNKT
Biologische Vielfalt
ist kein Luxus
Geleitwort des Bundesumweltministers Norbert Röttgen
Foto: © Thomas Köhler / photothek.net
Ökosysteme sind die Grundlage allen
Lebens. Ihre Leistungen sind für die
Menschen unverzichtbar. Die biologische Vielfalt dient der Ernährung und
der Gesundheit, sie ist Impulsgeberin
für zukunftweisende Innovationen.
Wirtschaft und Gesellschaft sind auf
die Nutzung der Vielfalt von Natur
und Landschaft angewiesen. Zurzeit
schwindet die biologische Vielfalt
jedoch weltweit in einem besorgniserregenden Tempo. Zerstören wir die
Natur weiter, bringen wir uns langfristig selbst um unsere Existenz- und
Wirtschaftsgrundlage.
Das Bundesumweltministerium hat
während der deutschen G8-Präsidentschaft gemeinsam mit der europäischen Kommission eine umfangreiche
Studie über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen initiiert („The Economics of
Ecosystems and Biodiversity“, TEEB).
Ein Ergebnis der ersten Untersuchungen: Investitionen in Schutzgebiete
rechnen sich. Sie stärken auf kostengünstige Weise die Widerstandskraft
gegenüber den Auswirkungen von
Klimawandel oder Naturkatastrophen.
Und sie helfen bei der Ernährungssicherung, der Armutsbekämpfung
und der wirtschaftlichen Entwicklung.
TEEB hat sich inzwischen zu einem
globalen Projekt zur Untersuchung
der Ökonomie von Ökosystemen und
der Biodiversität entwickelt, welches
vom Umweltprogramm der Vereinten
Nationen verwaltet wird.
Die Völkergemeinschaft hat das Problem des anhaltenden Biodiversitätsverlustes für Gesellschaft und Wirtschaft frühzeitig erkannt und bereits
1992 auf der Konferenz der Vereinten
Nationen für Umwelt und Entwicklung das „Übereinkommen über die
biologische Vielfalt“ (CBD) beschlossen. Das zentrale Ziel der 193 Staaten,
die der CBD inzwischen beigetreten
sind, ist es, den Biodiversitätsverlust
aufzuhalten. Ein ehrgeiziges Ziel, das
nur erreicht werden kann, wenn alle
gesellschaftlichen Kräfte und Anstrengungen gebündelt werden. Es bedarf
hierzu internationaler und nationaler
Bündnisse zwischen Politik, Wissen-
schaft, Bürgerinnen und Bürgern
und besonders auch der Wirtschaft.
Denn: Ökonomie und Ökologie sind
keine Gegner, sondern zwei Seiten
einer Medaille. Sie sind aufeinander
angewiesen.
Anlässlich der neunten Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Bonn
im Mai 2008 wurde die Business &
Biodiversity Initiative „Biodiversity
in Good Company“ des Bundesumweltministeriums gegründet.
Das Ziel der Initiative ist es, Unternehmen stärker in die Umsetzung
von Biodiversitätsaktivitäten und
-programmen einzubeziehen. Das
Bundesumweltministerium hat die
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) damit
beauftragt, die Initiative „Biodiversity in Good Company“ voranzubringen. Bislang haben sich 42
Unternehmen der internationalen
Initiative durch die Unterzeichnung
der sieben Punkte umfassenden
Leadership-Erklärung (siehe Seite 8)
angeschlossen. Sie haben sich damit
verpflichtet, die Biodiversität in ihre
jeweiligen Managementsysteme zu
integrieren.
Welchen Beitrag leistet die Wirtschaft
zur Erhaltung der Natur und der biologischen Vielfalt? Wie gehen Unternehmen mit der wachsenden Nachfrage nach natürlichen Ressourcen
und der Nutzung von Ökosystemen
um? Solche Fragen werden innerhalb
der Initiative diskutiert und praxisnahe
Lösungsansätze entwickelt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte bei der Eröffnung des Internationalen Jahres der
biologischen Vielfalt 2010 eine Trendwende zu mehr Artenschutz.
6
forum Nachhaltig Wirtschaften
Fabriken. Ausschließlich mit
erneuerbaren Energien betrieben.
Ein ferner Traum?
Für uns der nächste Schritt.
Bereits heute gewinnt unser Produktionswerk in
Spartanburg über 63 % seines Energiebedarfs
aus Methangas – dem Nebenprodukt einer benachbarten Mülldeponie. Für manch einen mag
das ein guter Wert sein. Für uns aber nicht gut
genug – genauso wenig wie für unsere Kunden
und für die Welt, in der wir leben. Wir lehnen uns
nie zurück – sondern denken und gehen weiter.
Suchen weiter nach neuen, auch unkonventionellen Lösungen. Nicht umsonst gilt die BMW
Group als nachhaltigster Automobilhersteller
der Welt* – und Vorreiter in Sachen ökologischer
Produktion. Das wollen und werden wir bleiben.
Dazu fordern wir uns selbst heraus. Täglich aufs
Neue. Deswegen werden wir auch nicht aufhören,
bis wir unsere Fabriken ausschließlich mit erneuerbaren Energien betreiben. Ideen und Visionen
für alternative Energiequellen haben wir genug.
So produzieren wir im BMW Werk Rosslyn in
Südafrika und in der BMW Welt in München
Energie aus der Kraft der Sonne. Im BMW Werk
Leipzig planen wir die Nutzung von Windkraft.
Und schon bald könnte natürliche Wärme aus
der Erde erneuerbare Energie für unseren
Standort München liefern.
www.bmwgroup.com/whatsnext.
*Branchenführer im Dow Jones Sustainability Index 2005, 2006, 2007, 2008, 2009
www.forum-csr.net
7
iM BReNNpUNKT
Ein Engagement für die Erhaltung der biologischen Vielfalt bringt
auch in ökonomischer Hinsicht Vorteile mit sich. Verbesserte betriebliche Umwelt-Managementsysteme, ökologisch ausgerichtete Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung, nachhaltige
Produktionsweisen und eine vorausschauende Anpassung der
Produkte erhöhen langfristig die Wettbewerbsfähigkeit eines
Unternehmens.
Partner der „Biodiversity in Good Company“ Initiative sind
international bekannte Unternehmen, die den Schutz der
biologischen Vielfalt aktiv in ihr Unternehmensmanagement
aufnehmen und sich damit als Vorreiter etablieren.
Pragmatische Konzepte, Methoden, Instrumente und Erfahrungen zur Integration von Naturschutzzielen in unternehmerische
Aktivitäten waren bislang schwer zu finden. Die Initiative „Biodiversity in Good Company” versucht hier gegenzusteuern. Sie
ist auf einem guten Weg, die Einbindung der Wirtschaft in die
Umsetzung der CBD signifikant zu verbessern. Die Ergebnisse
werden auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz der CBD im
Oktober 2010 in Nagoya, Japan präsentiert.
Neben den vielfältigen politischen Aktivitäten zum Schutz der
Natur sehe ich es als zentrale Aufgabe an, das Thema biologische
Vielfalt einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und die gesamtgesellschaftlichen Folgen und Kosten des Biodiversitätsverlustes
zu kommunizieren. Das Magazin
„forum Nachhaltig Wirtschaften“
stellt sich dieser Aufgabe. Ich lade
Sie herzlich ein, sich in dieser Ausgabe über weitere Aktivitäten zu
informieren.
„Biodiversity in Good Company“
– Leadership-Erklärung
Die Unterzeichner anerkennen und unterstützen die drei
Ziele des Übereinkommens:
• erhaltung der biologischen vielfalt
• nachhaltige nutzung ihrer Bestandteile
• gerechte Aufteilung der sich aus der nutzung der genetischen ressourcen ergebenden vorteile
und verpflichten sich:
1. die Auswirkungen der unternehmensaktivitäten auf
die biologische vielfalt zu analysieren;
2. den schutz der biologischen vielfalt und die nachhaltige nutzung in das umweltmanagementsystem
aufzunehmen und indikatoren zu definieren;
3. eine verantwortliche stelle im unternehmen einzurichten, die alle Aktivitäten im Bereich Biodiversität
steuert und der Geschäftsführung berichtet;
4. messbare und realistische Ziele zum verbesserten
schutz der biologischen vielfalt und ihrer nachhaltigen nutzung festzulegen, die alle 2-3 Jahre überprüft und angepasst werden;
5. alle Aktivitäten und erfolge im Bereich der biologischen vielfalt im Jahres-, umwelt- oder nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen;
6. Zulieferer über seine Biodiversitätsziele zu informieren und schrittweise einzubinden;
7. Kooperationen mit potentiellen Partnern wie naturschutzorganisationen, wissenschaftlichen oder staatlichen einrichtungen auszuloten, um im dialog das
Fachwissen zu vertiefen und das Managementsystem
fortzuentwickeln.
Der Biodiversitätsverlust – eine ebenso große und globale Herausforderung wie der Klimawandel
Unser langfristiges Überleben ist von der Natur genauso abhängig, wie von der Stabilität
des Klimasystems. Unsere Volkswirtschaften und unsere Firmen sind auf die Ressourcen
angewiesen, die die Natur uns zur Verfügung stellt. Von Wasser und fruchtbarem Boden
bis hin zur Nahrungsmittelproduktion und Baumaterialien.
Der Schutz der Biodiversität kann daher nicht ausschließlich Aufgabe des öffentlichen
Sektors sein. Die Privatwirtschaft muss sich ganz klar positionieren und den Einfluss von
Unternehmungen auf die Biodiversität in Grenzen halten. Es muss deutlich mehr getan
werden, um Ressourcenverbrauch und Verschwendung zu verringern, gleichzeitig muss
die Effizienz auf ein Höchstmaß getrieben werden, um unseren ökologischen Fußabdruck
einzugrenzen oder – noch besser – zu verringern. Beim aktiven Schutz der Natur können Unternehmen stark vom
Nutzen der Natur profitieren. Der Tourismussektor ist ein typisches Beispiel dafür, das gleiche gilt aber auch für
Agrarwirtschaft, Fischerei und den Energiesektor, die stark von den Leistungen der Ökosysteme abhängig sind.
2010 ist nicht nur das UN-Jahr der Biodiversität, sondern auch das Jahr, in dem wir ein neues globales Biodiversitätsziel für die Zeit nach 2010 verabschieden werden. Um diese drängende und äußerst wichtige Herausforderung
anzunehmen und mit Erfolg zu meistern, brauchen wir die volle Verantwortungsübernahme und den vollen Einsatz
der Unternehmen.
Janez Potocnik
ˇ , Europäischer Umweltkommissar
8
forum Nachhaltig Wirtschaften
Die Umwelt hat
sich verändert...
unser Papier auch.
Eine der größten Herausforderungen ist es heute, positive Zeichen zu setzen,
ohne unsere Umwelt zu beeinträchtigen. Deshalb wird zur Herstellung von
Revive Altpapier verwendet, das sonst verbrannt oder auf einer Mülldeponie
entsorgt worden wäre. Das Ergebnis ist beeindruckend. Zudem wird für die
Produktion weniger Energie und Wasser verbraucht.
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www.forum-csr.net
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Csr-neWs
forum-News
Foto: © NABU/H. Pollin
Keine „grüne Welle“ für den Natur- und Artenschutz?
2007 hatte die Bundesregierung mit
der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt ein Paket mit 330
Zielen und rund 430 Maßnahmen
für den Erhalt der Artenvielfalt verabschiedet. Große Verantwortung
für deren Umsetzung haben die Bundesländer. Eine Analyse der Umwelt-
Die Erde trocknet aus
verbände BUND und NABU zeigt: In
keinem einzigen Bundesland stehen
die Zeichen für einen erfolgreichen
Arten- und Biotopschutz auf grün.
Dabei sei ein umfassender Schutz
der biologischen Vielfalt dringend geboten, so die Naturschutzverbände.
Jede achte Vogelart, jedes vierte Säugetier und jede vierte Nadelbaumart
weltweit sind vom Aussterben bedroht. Allein in Deutschland gelten
72,5 Prozent der Lebensräume von
Pflanzen und Tieren als gefährdet.
Jede zweite heimische Vogelart, ein
Drittel der Pilzarten und 30 Prozent
der Farn- und Blütenpflanzen sind
bedroht. Verschärft wird diese prekäre Lage durch den fortschreitenden
Klimawandel. Der weitere Verlust
der Artenvielfalt erhöht auch die
Folgekosten für Wirtschaft und Gesellschaft.
Spielerisch das eigene
Energieprofil ermitteln:
Zürich macht es vor
Foto: © Olaf-Schneider, pixelio
Wie stark belasten Sie das Klima? Wie
viel Energie brauchen Sie in Ihrem
Alltag – beim Wohnen, Essen, Reisen,
in der Freizeit? Wo steht die eigene
Ökobilanz im Vergleich zu anderen
Menschen? Welche Sparmaßnahmen
bringen am meisten?
Das Institute of Agro Food Research and Technology (IRTA) hat die Ausbreitung
von Wüstenregionen weltweit untersucht und beunruhigende Ergebnisse
publiziert. Bereits heute sind 38 Prozent der Land-Erdoberfläche gefährdet
zu Wüsten zu werden. Dabei handelt es sich um Prärien, Küstengebiete, den
gesamten Mittelmeerraum sowie Steppen und Wüsten aller Klimazonen.
Mangelnde nachhaltige Landnutzung ist einer der maßgeblichen Faktoren
für die Ausbreitung der Wüsten.
10
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Unter www.stadt-zuerich.ch können
Verbraucher spielerisch ihre persönliche Lebens- und Verhaltensweise
unter die Lupe nehmen. Das Spiel
errechnet wissenschaftlich korrekt
den persönlichen ökologischen Fußabdruck im Vergleich zum Durchschnittsbürger. Außerdem erfährt
man, in welcher „Energieeffizienzklasse“ man in den Bereichen Heizen,
Elektrogeräte, Mobilität, Ernährung
und Konsum lebt. Individuelle Tipps
helfen bei der Verbesserung der eigenen Treibhausgas-Bilanz.
forum Nachhaltig Wirtschaften
Csr-neWs
Kaufkräftige Kunden
investieren zunehmend
in ökologische Produkte
Die Wirtschaft hat das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt und
greift damit einen gesellschaftlichen
Trend auf. Doch wie nachhaltig
handelt der Konsument von heute? Um das herauszufinden, hat
SevenOne Media, der Vermarkter
der ProSiebenSat.1 Group, bei dem
Marktforschungsinstitut Nielsen
eine repräsentative Umfrage unter
10.000 deutschen Online-Haushalten beauftragt.
Der aktuelle TrendReport „Grün“
zeigt die wichtigsten Ergebnisse: In
acht von zehn Haushalten werden
bereits energiesparende Geräte genutzt. Fast ebenso viele Haushalte
(78,9 Prozent) kaufen Produkte aus
ihrer Region. Etwas mehr als die
Hälfte (54 Prozent) der Haushalte
kaufen regelmäßig Bio-Lebensmittel
und nutzen Öko-Reiniger. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Ökologisch
bewusster Konsum, aber auch soziale
Verantwortung gewinnen für breite
Bevölkerungsschichten zunehmend
an Bedeutung.
Der TrendReport „Grün“ kann unter
www.sevenonemedia.de/research
kostenlos bestellt werden.
Neues Logo
für alle
EU-Bioprodukte
Seit dem Februar 2010 gibt es einen
Sieger beim Wettbewerb um das
neue EU-Bio-Logo: Ab dem 1. Juli
2010 müssen Bioprodukte, die nach
den EG-Rechtsvorschriften für den
Ökologischen Landbau hergestellt
werden, zusammen mit der Angabe
der Herkunft und dem Code der Kontrollstelle mit dem neuen Bio-Siegel,
dem „Euro-Blatt“ für Bioprodukte,
etikettiert werden. Das deutsche BioSiegel darf weiterhin in gewohntem
Erscheinungsbild zusätzlich verwendet
werden.
Der Deutsche Bauernverband (DBV)
vermisst am neuen EU-Logo eine
deutliche Aussagekraft. Das EU-Logo
erkläre sich nicht selbst und könne
daher nur schwer die Rolle einnehmen, die das bekannte deutsche
Biosiegel derzeit innehat, zumal für
die Bekanntmachung des neuen Logos
keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt
werden sollen.
www.bauernverband.de
Die öffentliche Verwaltung als zentraler Akteur
einer nachhaltigen Entwicklung
Um die öffentliche Verwaltung in ihrer Rolle als Arbeitgeber und politischen
Akteur zu unterstützen, hat das Centre for Sustainability Management (CSM) der
Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag des Rats für Nachhaltige Entwicklung
der Bundesregierung ein umfassendes Kompendium zum Nachhaltigkeitsmanagement in der öffentlichen Verwaltung erstellt. Das Kompendium unterscheidet zwischen organisationsbezogenen Handlungsfeldern, wie Beschaffung und
Liegenschaften, und den Aufgaben der öffentlichen Verwaltung. Für die mehr
als 50 verschiedenen Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements, die für die
Handlungsfelder und Aufgaben der öffentlichen Verwaltung relevant sein können, werden die Stärken und Schwächen in der Anwendung herausgearbeitet.
Beispiele für Methoden sind die Berichterstattung, das Monitoring und Public
Private Partnerships.
Informationen und das Kompendium zum kostenlosen Download finden Sie
unter www.leuphana.de/csm.
www.forum-csr.net
Rund 80 Bewerber im
Rennen für den Deutschen Umweltpreis
Ob mittelständische Unternehmer
oder Kandidaten aus Wissenschaft
und Forschung – rund 80 qualifi zierte Bewerbungen liegen für den
Deutschen Umweltpreis auf dem
Tisch. Am 31. Oktober vergibt die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
(DBU) in einem Festakt mit Bundespräsident Horst Köhler ihre mit
500.000 Euro dotierte Auszeichnung zum 18. Mal. Mit der Vergabe
des Preises in Bremen zeichnet die
DBU erneut Leistungen aus, die
entscheidend und in vorbildlicher
Weise zum Schutz und Erhalt der
Umwelt beigetragen haben oder es
in Zukunft werden.
www.dbu.de
Der Staat muss handeln:
Förderung und freie
Fahrt für E-Autos
Der Bund muss die Entwicklung
elektrisch betriebener Automobile
stärker vorantreiben. Dies fordert
die unabhängige Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)
in ihrem neuen Gutachten, das sie
an Bundeskanzlerin Angela Merkel
überreichte. Deutschland habe auf
dem Gebiet der Elektromobilität
einen beträchtlichen Rückstand
zu Ländern wie Japan, Korea und
China.
www.e-fi.de
Wasserfilter-Systeme | Wasser-Ionisierer
Wasser-Spender | Wasser-Vitalisierer
Dieter Kerski DKH-Wassertechnik
Am Weserufer 2 | 32549 Bad Oeynhausen
Tel. 0 57 31 / 74 12 32
Email: [email protected]
www.dkh-wassertechnik.de
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Wann fängt Demokratie an?
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Antworten auf die Fragen der Welt
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Telefon (030) 25 90 21 38
forum Nachhaltig Wirtschaften
n ge
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Cleantech
Deutschland war Vorreiter in vielen
Umwelttechnologien. Nur wenige davon schafften am Markt einen echten
Durchbruch. Viele Pioniere mussten
ernüchtert feststellen, dass Wirtschaft
und Gesellschaft die Notwendigkeit
Foto: © Daldrup & Söhne AG
Foto © e-Wolf GmbH
Foto © Masdar
Leitindustrie der Zukunft
zukunftsweisender Technologien
schlichtweg ignorierten. Jetzt dreht
sich das Blatt und erneut scheinen
deutsche Firmen in die Röhre zu schauen, denn die wirklichen Impulse und
vor allem die Gelder für Green Tech
platzieren Amerika, China und nicht
zuletzt die Arabischen Staaten. forum
präsentiert vielversprechende Projekte
wie die Clean Tech World, CLEANTECHD,
Masdar City und den neuesten Stand
der Elektromobilität.
eCarTec 2010
2. Internationale Leitmesse für Elektromobilität
19. - 21. Oktober 2010
Neue Messe München
www.forum-csr.net
www.ecartec.de
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Grand Design 2050
Innovation und Technologie
für Fortschritt und Nachhaltigkeit
Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär Rat für Nachhaltige Entwicklung
Seminarreihe „Inspirationen“
Was wir vom
stabilsten Betrieb der
Welt fürs Business
lernen können …
Erfolgsunternehmen
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Fortschritt ist bisher ein ahnungsloses
Geschehen. Wikipedia definiert Fortschritt schlichtweg als die Änderung
eines Zustandes. Ist die Rede von Sinn
und Zweck des Fortschritts, so blieb
es immer eine nachträgliche Interpretation, die eine Zeit zum Goldenen
Zeitalter macht. Der Fortschritt selbst
war nicht golden, nicht farbig, nicht
freundlich. Er war schlicht: neu, dampfend, schnell, rabiat, unüberwindlich.
Manchmal, aber nicht notwendigerweise, war er besser als das Alte.
Die Industrialisierung und die Französische Revolution prägten die Idee
eines stetigen und zudem noch linear
verlaufenden Fortschritts. Stimmt
das einmal nicht, so handelt es sich
allenfalls um eine Unterbrechung oder
einen Rückschlag. Das prägte grundlegende Begriffe unserer politischen
Ordnung. Bis heute. Aber jetzt können wir uns keine Ahnungslosigkeit
mehr leisten. Sie steht im Widerspruch
zur Nachhaltigkeit. Ein wirklich gelingender Fortschritt muss eine Ahnung
von Zukunft haben. Er muss sich der
Nachhaltigkeit verpflichten, oder er
gelingt eben nicht. Er muss die ökologische Verträglichkeit, die soziale
Gerechtigkeit und die ökonomische
Innovationskraft beachten, und zwar
in ihren Zusammenhängen.
Der Grund dafür ist einfach.
Ungebremster Klimawandel und die
Vernutzung der Umwelt sind unsozial.
Das Jahr 2050 ist keine ferne Zukunft.
Es ist übermorgen, denkt man an
die Lebenszyklen von Immobilien,
Energieanlagen und InfrastrukturEinrichtungen. 2050 werden die
Menschen hierzulande 90 Prozent
weniger Klimagase freisetzen, als wir
das heute tun. Sie werden trotzdem
mobil sein wollen, gut essen wollen,
und in einer Welt leben wollen, die
Chancen gleich verteilt und keine
Wohlstandsmauern errichtet. Deshalb
muss Fortschritt richtungssicher sein
und sich an Nachhaltigkeitszielen
orientieren. Alles andere ist zu teuer,
führt in Sackgassen und ist in noch
weit höherem Maße ungerecht, als
es die ungleiche Verteilung von Reichtum heute schon ist.
Der politische Durchbruch dieser
Erkenntnis steht noch aus, aber
sie geht schon um die Welt. Der
globale Wettbewerb um die besten
Nachhaltigkeitslösungen nimmt zu.
Das sagte Björn Stigson, der Präsident des World Business Council
for Sustainable Development, als
er der Bundeskanzlerin seinen Peer
Review „Sustainability made in Germany“, ein Gutachten zur deutschen
Nachhaltigkeitspolitik, übergab. Er
empfiehlt dringend ein Grand Design
2050, um eine Vorstellung davon zu
gewinnen, wohin die Reise gehen
soll. Es sollte Politik, Unternehmen
und Gesellschaft mehr Mut machen,
selbst aktiv zu werden. Technische
Weltneuheiten bei den erneuerbaren
Energien und im Umweltschutz, neue
Märkte mit Milliardenvolumina, Strategien des Investierens in Zukunftsmärke, neue Jobs und neue Chancen,
Effizienzstrategien mit neuen Verfahren für Produktion und Dienstleistungen machen Nachhaltigkeit
zum Feld wirtschaftlich-technischer
Innovation und für viele Menschen
zum Beruf. Damit die Sache aber
nicht in modischen Trends und Beliebigkeiten zerläuft, brauchen wir
ambitionierte Initiativen und neue
Foren zur Diskussion dessen, was wir
als Notwendigkeit und als Chancen
erkennen.
Weitere Seminare „Inspirationen“
2010 finden Sie im Internet:
14 www.alpen-karawanserai.at
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
Cleantech braucht
eine Bühne!
Von Alistair Langer
forum im Interview mit den Clean Tech Media Award Gründern Sven Krüger
und Marco Voigt
Herr Voigt, Herr Krüger, Sie haben
vor drei Jahren den Clean Tech
Media Award ins Leben gerufen.
Wie kam es dazu?
Sven Krüger: Wir beide sind seit über
zehn Jahren im Technologiebereich
tätig und haben irgendwann festgestellt, dass viele herausragende
Cleantech-Produkte und -Ideen existieren, die es aber kaum in die breitere
Öffentlichkeit schaffen. Wie soll ein
Bewusstseins- und Verhaltenswandel
einsetzen, wenn die Menschen nicht
die Alternativen kennenlernen, die
Umwelttechnologien ihnen bieten?
Marco Voigt: Genau da setzen wir an.
Wir präsentieren Umwelttechnologien
so, dass möglichst viele Menschen
anfangen, sich dafür zu interessieren.
Wir wollen eine Vorstellung davon
vermitteln, welche Perspektiven nachhaltige technologische Entwicklungen
für unsere ökonomische und auch gesellschaftliche Zukunft schaffen. Mit
dem Clean Tech Media Award ist uns
das innerhalb kurzer Zeit gelungen.
Das Schlagwort „Clean Tech“ ist
inzwischen in aller Munde und
wird als die nächste Boombran-
che gefeiert. Wie sehen Sie diese
Entwicklung?
Sven Krüger: Immer mehr Unternehmen verstehen, welche Geschäftsmöglichkeiten in umweltschonenden
Technologien stecken. Immer mehr
Kunden achten beim Konsum darauf, welche Produkte oder Firmen
verantwortungsvoll mit Ressourcen
umgehen. Aber wir befinden uns am
Anfang dieser Entwicklung. Trotzdem
schaffen es immer noch zu wenige
Unternehmen, mit ihren Produkten
ins Bewusstsein der Verbraucher
vorzudringen.
Marco Voigt: Außerdem beobachten
wir, dass die einzelnen Technologiebereiche untereinander zu wenig
kooperieren. Erst die Kombination
vieler guter Technologien und das
zielgerichtete Zusammenwirken von
Politik, Unternehmen und Gesellschaft werden den wirtschaftlichen
Durchbruch für die Cleantech-Branchen herbeiführen und unser gesamtes Wirtschaftssystem nachhaltiger
gestalten.
Im September 2010 planen Sie
eine neue Veranstaltung: Die
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BEschichtung …
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15
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Bio-based Plastics. Besides, the congress
has the following main topics:
■ Industries and applications
■ Marktsituaton and trends
■ Processing procedures and material
qualities
■ Research and development
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16
CLEAN TECH WORLD. Messen und
Kongresse zu diesen Themen gibt
es doch inzwischen reichlich …
Marco Voigt: Mit der CLEAN TECH
WORLD gehen wir einen neuen Weg.
Cleantech braucht eine branchenübergreifende, öffentliche Bühne. Im
September werden wir das Beste aus
allen Cleantech-Bereichen im Flughafen Tempelhof zusammenbringen, um
es für die Öffentlichkeit im wahrsten
Sinn des Wortes begreifbar und erfahrbar zu machen. Wie wichtig das
eigene Erleben von neuen Technologien ist, um ihre Möglichkeiten im
Alltag zu begreifen, haben wir selbst
im vergangenen Jahr beim E-Day
eindrücklich erfahren. Dort waren
51 Elektrofahrzeuge zeitgleich im
Einsatz. Irgendwann merkten wir,
dass es trotzdem absolut still war.
Die Erfahrung, dass Autos nicht
zwangsläufig Lärm machen, war sehr
beeindruckend. Deshalb wird die
CLEAN TECH WORLD auch eher einen
Ausstellungscharakter haben und
viel Wert auf die Interaktion mit den
Besuchern legen. Um beispielsweise
die Facetten der mobilen Zukunft
erlebbar zu machen, bieten wir den
weltweit größten Parcours für alternativ angetriebene Fahrzeuge vom
Pedelec bis zum Sportwagen.
Eine Cleantech-Erlebniswelt also?
Marco Voigt: So könnte man es sagen.
Aber es ist mehr als das. Wir wollen
die CLEAN TECH WORLD zu dem
branchenübergreifenden Treffpunkt
in Europa machen. Deshalb wird es
zeitgleich mehrere Fachkonferenzen
geben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt
wird beim Thema Mobilität liegen.
Auch wird es spezielle Formate zum
Thema Unternehmensfinanzierung
geben, bei denen Kapitalsuchende
und Finanziers ins Geschäft kommen
können.
Sven Krüger: Umwelttechnologie ist
ein internationales Thema. Die CLEAN
TECH WORLD soll mittelfristig zum
internationalen, branchenübergreifenden Treffpunkt werden. Deshalb
freuen wir uns besonders, dass wir
gleich im ersten Jahr die USA als offizielles Partnerland gewinnen konnten.
Eine spannende Vision! Wo stehen
Sie aktuell?
Marco Voigt: Wir möchten hier langfristig etwas etablieren. Deshalb war
es uns wichtig, mit dem Betreiber des
Flughafen Tempelhof eine Vereinbarung für die nächsten zehn Jahre zu
treffen. Die Resonanz und Unterstützung aus der Politik ist hervorragend,
denn mit Cleantech entsteht eine
wirtschaftliche Perspektive, sowohl in
Berlin als auch in ganz Deutschland.
Auch das Interesse von Wirtschaftsunternehmen ist groß. Die Konzeption
der Ausstellung geht nun in die heiße
Phase.
www.cleantech-award.de
www.cleantechworld.org
Im Profil
die beiden Maschinenbauingenieure Marco voigt und
sven Krüger lernten sich im
rahmen ihrer Arbeit für einen
nationalen Projektträger für das
Forschungs-, Wirtschafts- und
Umweltministerium
kennen,
wo sie als energie- und Automobiltechnologieexperten tätig
waren. 2005 gründeten sie gemeinsam die unternehmensberatung vKPartner, die auf die themen umwelttechnik, erneuerbare energien und nachhaltige Mobilität
spezialisiert ist.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
Abfall ist
Na€hrstoff!
Zukunft und Wirtschaftskraft
für Deutschland
Von Tina Teucher
Clean technology umfasst ein weites
Feld von innovativen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen für den
effizienten Umgang mit den natürlichen
Ressourcen und die Minimierung von
schädlichen Umwelteinflüssen. Sie ist
neben einem Bewusstseinswandel die
Grundvoraussetzung zur Bewältigung
der Herausforderungen, mit denen sich
die Menschheit heute konfrontiert sieht.
Sie reduziert Kosten, erhöht die Effizienz
und bietet überlegene Leistung.
vor allem Forschung und Lehre. Nur
wenn wir bereits in den Schulen ein
Klima von Neugierde, Kreativität und
Innovationsbereitschaft erzeugen,
können wir später davon ausgehen,
dass Menschen mit hoher Flexibilität
auf Herausforderungen reagieren
können. Mit CLEANTECHD vernetzen
wir alle genannten Gruppen zu einer
einzigartigen Phalanx für eine nachhaltige Gestaltung der Zukunft“, freut
sich Fritz Lietsch als Mitinitiator.
Herausforderungen für den ehemaligen Exportweltmeister
Aufbruch in die Zukunft
Klimawandel, wachsende Weltbevölkerung und die Knappheit natürlicher
Ressourcen sind unumstößliche Tatsachen, für die Lösungen geschaffen werden müssen und in denen
ungeheure wirtschaftliche Potenziale
stecken. „Wer sich heute diesen Herausforderungen stellt, wird morgen
Exportweltmeister sein. Wir möchten
dazu beitragen, dass Deutschland als
Vorreiter fungiert und davon auch
wirtschaftlich profitiert“, erläutert
Curt Winnen, der seit drei Jahren
cleantech_net betreibt. „Darum initiieren wir gemeinsam mit starken Partnern die Initiative CLEANTECHD.“
Deutschland hatte einen großen
Vorsprung im Bereich der Umwelttechnologien. Leider wurde zu lange
gezaudert und dieser Vorsprung
leichtfertig verspielt. Mit einer nationalen CLEANTECHD-Agenda sollten
deshalb Innovationen, Produkte,
Dienstleistungen und neue Geschäftsmodelle gefördert und international
vernetzt werden. „Wir möchten
nicht nur die Unternehmen erreichen,
sondern alle Gesellschaftsgruppen
für die Gestaltung der Zukunft begeistern: Firmen, Medien, Politik und
www.forum-csr.net
Digitale und analoge Plattformen
für Cleantech-Wissen, -Talente, Akteure und -Ideen sollen Industrie,
Forschung, Politik und Kapital aktiv
vernetzen. Eine CLEANTECHD BundesGeschäftsstelle dient zur Planung,
Koordinierung und Management
aller nationalen und internationalen
Aktivitäten. Regionale CLEANTECHD
Knotenpunkte in den wichtigsten
deutschen Städten fördern Kooperationen und Aktivitäten vor Ort.
„Wir nutzen das Internet ganz selbstverständlich“, so Tom Schulz, als Gründer
der Cybernet AG einer der Wegbereiter
des Internet-Booms in Deutschland
und Partner bei CLEANTECHD, „aber
wir wollen, dass die Akteure sich auch
persönlich kennen lernen und vor
Ort konkret aktiv werden. Nationale
CLEANTECHD-Börsen und regionale,
monatliche CLEANTECHD-Jours Fixes
in Berlin, Hamburg, München und
anderen deutschen Städten, sowie
die Durchführung von CLEANTECHDWorkshops und Think-Tank-Camps sind
hier die Grundlage“.
CLEANTECHD setzt auf Partnerschaft
und Synergien und will alle bereits
vorhandenen Initiativen, Projekte und
Akteure stärken und unterstützen. Da-
Wie bitte?
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Gateway to Industrial Change
Internationaler Fachkongress
und Fachmesse
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Frankfurt am Main, Germany
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Our Copper for your Life
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
mit könnte es gelingen, international
führende Veranstaltungen im Bereich
Cleantech-Konferenzen, -Awards
und -Ausstellungen dauerhaft in
Deutschland zu etablieren. „Als wir
vor 25 Jahren in Deutschland die BioBewegung starteten, hätte auch kein
Mensch gedacht, dass wir damit zu
einem globalen Treiber werden können“, freut sich ECO-World Gründer
Fritz Lietsch. Heute ist Deutschland
der Vorreiter mit mehr als 20.000
innovativen Firmen. „Mit der BioFach
als Weltleitmesse in Nürnberg und
Ablegern in Südamerika, Nordamerika
und Asien zeigt sich diese Vorreiterrolle auf internationalem Parkett in
beeindruckender Weise.“
Taten statt Worte
Konkrete Aktionen sind Voraussetzungen für den Erfolg der Initiative:
Einrichtung einer Datenbank von
CLEANTECHD Akteuren sowie Rednern
und Referenten, Aufbau eines CLEANTECHD Portals und Etablierung einer
Web 2.0 Community. Veröffentlichung
eines CLEANTECHD Magazins und Jahrbuches. Organisation gemeinsamer
Messe- und Konferenzauftritte und die
Vermittlung deutscher Cleantech-Persönlichkeiten an die Rednerpulte und
Panels internationaler Konferenzen in
Europa, Asien und Amerika.
„Um breite Gesellschaftskreise zu
erreichen, muss eine CLEANTECHDPR- und Werbekampagne erfolgen.
Einen besonderen Schwerpunkt legen
wir auf die Anbahnung von Kooperationen mit Medien“, so Lietsch, der als
Marketingexperte und Gründer von
forum Nachhaltig Wirtschaften den
Kontakt mit seinen Kollegen in den
Medien herstellen will. „Eine Roadshow an Schulen und Universitäten
rundet unser Aktionsportfolio ab.“
„In unseren Vorgesprächen haben hohe
Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sowie Akteure in der Cleantech
Szene hohes Interesse signalisiert, sich
an CLEANTECHD zu beteiligen und
damit ein gemeinsames Zeichen von
Innovationsführerschaft zu setzen“,
freut sich Curt Winnen. „Alle wichtigen
Ministerien sollten sich an dieser Initiative beteiligen. Von den Kultusministerien
der Länder bis hin zum Wirtschafts,
Forschungs-, Finanz- und Umweltministerium. Die Beteiligten profitieren von
der engen, fachübergreifenden Vernetzung und dem Kontakt mit Wirtschaft
und Medien“.
„Aber besonders wichtig ist es,
dass wir gemeinsam ein neues Finanzierungsklima für Cleantech in
Deutschland schaffen“ fordert Tom
Schulz. „Ich habe zehn Jahre in Silicon Valley gearbeitet und als Investor
erleben können, wie schnell in Amerika Venture Capital für Innovationen
aufgestellt wird. Dieses Klima und das
Know-how will ich unter anderem mit
CLEANTECHD nun in Deutschland verbreiten. We need urgency and passion
to bring Germany on Top“.
www.cleantechD.net
Im Profil
Im Profil
Curt J. Winnen, Geschäftsführer Munich
network, Mit-initiator von cleantech_net
und cleantech eve.
thomas schulz, Gründer der Cybernet AG
und des cleantech circle San Francisco,
inkubiert in deutschland startup-unternehmen im Bereich energieeffizienz und
Smart Grid.
www.cleantechcircle.com
www.tomschulz.name
www.munichnetwork.com
INTERNATIONALER KONGRESS UND
FACHMESSE FÜR NACHHALTIGES BAUEN
Consense 2010 Kombination aus Fachmesse und Kongress
Die Fachmesse
zeigt Nachhaltigkeit als
Innovationstreiber und
Zukunftsmarkt
Besucher profitieren von
innovativen Produkten und
treffen auf aktuellste technische Entwicklungen
Der Themenpark Sonnenschutz bietet zusätzlichen
Mehrwert und kompetente
Orientierung auf der
Consense
MULTIPLIKATOREN
UND PARTNER
Der Kongress
International renommierte
Referenten stellen erfolgreiche und praktische
Konzepte vor
Europaweit einzigartiger
Branchentreff zur Nachhaltigkeit
Teilnehmer erhalten
Lösungen und Antworten
für die Immobilien- und
Bauwirtschaft
Fachmesse und Kongress können
unabhängig voneinander besucht werden.
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.
German Sustainable Building Council
www.forum-csr.net
19
www.messe-stuttgart.de/consense
sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Wüste(n)
Foto © Masdar
Masdar City, die Öko-Modellstadt in Abu Dhabi, möchte nicht nur im nachhaltigen Städtebau Maßstäbe setzen, sondern
auch weltweit im Business mit Cleantech. Wir haben unsere Redakteure Christoph Santner und Maximilian Heinz für
Sie in die Wüste geschickt.
20
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
sCHWerPunKt
Visionen
www.forum-csr.net
21
sCHWerPunKt
Staubig ist es und glühend heiß. Aber
daran scheint sich die Armada von
Bauarbeitern, Handwerkern, Technikern und Bauingenieuren gewöhnt zu
haben. Pro Schicht schuften hier mehr
als 3.000 Arbeitskräfte. Drei Schichten
täglich, also rund um die Uhr, wird
hier an diesem Wüstentraum gearbeitet. Sieben Tage die Woche. Denn
es geht um ein ehrgeiziges Projekt:
Masdar City soll die erste Öko-Stadt
der Welt werden. Das Modellprojekt
gibt sich selbstbewusst: „Eines Tages
werden alle Städte so gebaut werden“, behauptet der Slogan dieser
Unternehmung.
An die 50.000 Menschen sollen
hier schließlich permanent auf sechs
Quadratkilometern wohnen, arbeiten,
forschen und gute Geschäfte mit
| cleaNTecH |
Cleantech und vor allem mit erneuerbaren Energien machen. Die ersten
Bewohner wollen bereits in diesem
Sommer einziehen.
Vom Schwarzen Gold
zum unendlichen Sonnengold
Was bewegt den Erdöl-Exporteur
Abu Dhabi, nun ein Exempel in erneuerbaren Energien zu statuieren?
Man weiß, dass das Schwarze Gold
endlich ist. Alles nur eine Frage der
Zeit. Trotzdem will man auch dann,
wenn die Öl- und Erdgasquellen
versiegen, den Spitzenplatz im Energiesektor behalten. Deshalb arbeitet
man fieberhaft daran, das heiße Gold,
die Sonnenkraft, in nutzbare Energie
zu verwandeln – und in Geld. Erste
Photovoltaikanlagen sind bereits er-
richtet und speisen Strom in das Netz
von Abu Dhabi ein. Masdar stellt sich
damit den beiden vermutlich größten
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts: Dem Klimawandel und der
rasant wachsenden Nachfrage nach
Rohstoffen und Energie. „Wir von
Masdar sind davon überzeugt, dass
wir ganz praktisch Führerschaft in
diesen Themen übernehmen werden,
indem wir zeigen, was heute alles
getan werden kann und wie man es
ganz konkret macht“, sagt Dr. Sultan
Ahmed Al Jaber, der selbstbewusste
CEO der Masdar Initiative, und er fährt
fort: „Das ist ein ambitioniertes Ziel,
aber wir sind davon überzeugt, dass
wir es auch erreichen können“.
Die Stadt soll ihren Energiebedarf
kompromisslos ausschließlich aus
erneuerbaren Quellen decken. Sie
soll CO2-neutral sein und so gut wie
keinen Abfall produzieren – alles wird
recycliert. Damit hat man schon jetzt
in der Bauphase begonnen: Nicht
mehr benötigte Holzverschalungen
zum Beispiel werden geschreddert
und dienen zum Humusaufbau in
den Gartenanlagen. Diese wiederum
werden bewässert aus Entsalzungsanlagen, die rein solarbetrieben errichtet
werden. Und insgesamt, so die ehrgeizige Vorgabe, soll es nur noch einen
Energieaufwand von 25 Prozent pro
Kopf, verglichen mit dem heutigen
Verbrauch in Abu Dhabi, geben. Das
offizielle Ziel, die grünste Stadt der
Welt zu werden, klingt so überzeugend, dass WWF und BioRegional
bereits heute Masdar City in ihr „One
Planet Living Community“-Programm
aufgenommen haben.
Foto: © Masdar
Auch die Schweizer
gehen in die Wüste
22
Herzstück von Masdar City wird das Masdar Institute of Science and Technology. Schon
jetzt wurden erste Cleantech-Patente entwickelt.
Unter großer internationaler Beachtung wurde das Projekt „Masdar“
2006 aus der Taufe gehoben. Es geht
dabei nicht nur darum, diese ModellStadt aufzubauen, die 22 Milliarden
Dollar kosten soll. Das ganze Emirat
am persischen Golf hat sich dem
langfristigen Ziel verschrieben, innovative Cleantech-Firmen anzuziehen
und neue zu gründen. Rund 1.500
Unternehmen aus der ganzen Welt
forum Nachhaltig Wirtschaften
www.forum-csr.net
23
sCHWerPunKt
wollen sich mittlerweile in Masdar
City ansiedeln, davon rund 100 aus
der Schweiz. So wird es ein eigenes
„Swiss Village“ geben. Ein weiterer
Coup war die Gründung des Masdar
Institute of Science and Technology,
das eng mit dem renommierten MIT
(Massachusetts Institute of Technology) kooperiert. 2009 hat der erste
Studiengang für Post-Graduierte mit
85 Studenten aus der ganzen Welt
begonnen. Die ersten Patente wurden bereits entwickelt. Die Institute
und Studentenwohnheime werden
bereits im Sommer 2010 bezogen.
Während rundum noch gebaut wird,
forschen die jungen Wissenschaftler nicht nur im Labor. Die ganze,
täglich wachsende Stadt ist dann
ein einziges, großes Laboratorium,
in dem angewandte Wissenschaft
studiert, verwirklicht und weiterentwickelt wird. „Wir haben hier eine
Weltklasse-Fakultät aufgebaut und
zielen darauf ab, die klügsten Köpfe
der Welt anzuziehen“, gibt sich Prof.
Dr. John Perkins, der Rektor des
Masdar Institutes, selbstbewusst.
Prof. Perkins beweist, dass Wissenschaft und Wirtschaft in Masdar
Hand in Hand gehen: Eines der
größten Projekte, an denen gearbeitet wird, bezieht sich auf die
Entwicklung von Bio-Treibstoffen.
Die ehrgeizige Initiative besteht
aus dem Masdar Institute, Boeing,
Honeywell und Etihad. Diese offizielle Fluglinie Abu Dhabis will ihren
Teil dazu beitragen, das ehrgeizige
Ziel des Emirates zu erreichen: Bis
2020 mindestens sieben Prozent der
Energie aus erneuerbaren Quellen
zu generieren. Im konkreten Fall
werden Integrated Seawater Agriculture Systems (ISAS) aufgebaut.
Neben den bereits bestehenden
Mangrovenwäldern an der Küste
soll vor allem Salicornia angepflanzt
werden. Dieses Salzwassergewächs
gilt als geeignet, um daraus Biokraftstoff zu gewinnen. Ein Pionier
dieser Technologie, Dr. Carl Hodges
von Global Seawater Inc., berät
das Projekt. Damit es schließlich
gelingt, die Boeing-Maschinen von
Etihad künftig mit Bio-Kerosin zu
fliegen.
24
| cleaNTecH |
Big Business mit
erneuerbarer Energie
Natürlich steht ein cleveres BusinessModell hinter diesem Engagement.
Die Masdar Initiative hält staatliche
Förderprogramme und Risiko-Kapital
bereit, um Projekte und Firmen in
Masdar City aufzubauen. In einem
eigenen Cleantech-Fund engagieren
sich jedoch u.a. auch Credit Suisse,
Siemens Venture Capital und die
Consensus Business Group. So ist es
wohl nur eine Frage der Zeit, bis die
Kommerzialisierung neuer Erfindungen, an denen die Masdar Initiative
dann beteiligt ist, Geld in die Kassen
des Emirates spült. Der Sinn für’s Geschäft und der Handel mit begehrten
Gütern haben eine lange Tradition
in den Vereinigten Arabischen Emiraten. So ist die Masdar Initiative
ein Schlüssel zur Vision der Emirate,
eine Quelle für Energie, Wissen und
Innovation zu werden. „Wir wollen
ganz einfach ein globales Center für
Cleantech und erneuerbare Energien
werden“, sagt Ahmed Ali Al Sayyegh,
der Vorsitzende der Masdar Initiative.
Ein globales Center für Business ist
man heute schon.
Masdar bedeutet „Quelle“ auf arabisch. Und diese permanent sprudelnde Quelle für gewinnbringende
Greentech-Lösungen wird systematisch und mit Weitblick aufgebaut.
Eine Reihe von Maßnahmen unterstreicht den Ernst, mit dem Abu Dhabi
den Fokus auf Cleantech setzt: Im
Januar 2010 fand zum dritten Mal
der World Future Energy Summit statt.
Rund 200 renommierte Referenten
aus Wirtschaft und Wissenschaft
sowie Staatspräsidenten und Minister
aus der ganzen Welt skizzierten die
Zukunft der erneuerbaren Energien.
Aus Deutschland u.a. Dr. Hans-Jörg
Bullinger, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, der an gemeinsamen
Projekten mit Masdar City arbeitet, sowie CEOs und Vorstände von Siemens,
Eon, Deutsche Bank, BASF, Bayer oder
Schott Solar. Sie alle und weitere 600
Firmen, die beim Goldrush auf die
erneuerbaren Energien dabei sein
möchten, präsentierten ihre Firmen
auf Messeständen in zehn Hallen des
neuen Ausstellungszentrums Abu
Dhabis. Gemessen an der Anzahl der
Aussteller kommt Deutschland nach
den arabischen Firmen noch auf Platz
zwei, bereits dicht gefolgt von China.
Doch das Wettrennen um die Zukunft
hat eben erst begonnen.
So sagt auch Roland Berger, der Grand
Seigneur der deutschen Strategieberater mit eigenem Office in Abu
Dhabi: „In diesem Bereich waren wir
in Deutschland mal ganz vorne, aber
die Welt holt rasant auf. Die Konkurrenz wächst. Wir sollten vor allem die
Amerikaner nicht unterschätzen, die
ganz massiv dabei sind, ihre Green
Technologies zu entwickeln, Obama
fördert sie ja auch. Da bleibt uns keine
Zeit zum Ausruhen. Wir wissen, dass
gerade auch die Chinesen sehr stark
sind in der Solartechnologie, auch da
laufen sie uns von der Kosten- und Effizienzseite den Rang ab.“ Und Berger,
der sowohl die deutsche, als auch die
globale Wirtschaft wie kaum jemand
anderer kennt, fährt fort: „Wir sind in
einem gnadenlosen weltweiten Wettbewerb. Aber was diese Region hier so
spannend macht: Es gibt viel Geld, und
damit erwirbt man weltweites Knowhow. Hier streitet sich die ganze Welt
um die arabischen Investitionsmittel.
Deutschland darf hier seine Chancen
nicht verschlafen!“
Sprudeln nach Petrodollars
die Solardollars?
Natürlich nimmt es sich bizarr aus,
dass der Parkplatz vor den Messehallen mit Sprit-Monstern zugepflastert
ist. So findet auch der Präsident der
Malediven in seiner Rede klare Worte:
„The world provides enough for everybodys need, but not for everybodys
greed“. Abu Dhabi gehört heute mit
kaum gebremstem Wachstum und
mit den aus dem Boden schießenden Wolkenkratzern zu den CO2intensivsten Ländern der Welt. Die
Vereinigten Arabischen Emirate sind
mit 38,5 Tonnen CO2 pro Person das
Land mit den weltweit zweithöchsten
Pro-Kopf-Emissionen.
Deshalb waren kritische Beobachter
aus dem Cleantech-Lager auch nicht
forum Nachhaltig Wirtschaften
erfreut, dass Abu Dhabi neben den
enormen Anstrengungen in Sachen
erneuerbare Energien für den nach wie
vor rasant steigenden Energiebedarf
noch einen zweiten Weg beschreitet:
Atomkraft. So wie US-Präsident Obama neuerdings auf diese Technologie
setzt, macht es auch Abu Dhabi. Die
Vereinigten Arabischen Emirate betrauten im Februar ein von der Korea
Electric Power Corporation (KEPCO)
angeführtes Konsortium mit dem Bau
von vier Reaktoren, die jeweils eine
Leistung von 1.400 Megawatt haben.
Wert des Auftrages: 20 Milliarden
Dollar. Die Südkoreaner haben zudem
gute Chancen auf Anschlussaufträge
im Wert von weiteren 20 Milliarden
Dollar. Damit stachen die Asiaten
den amerikanischen Konzern General
Electric und den französischen NuklearRiesen Areva aus. „Dieses Geschäft
ist das größte Mega-Projekt in der
koreanischen Geschichte“, teilte das
Büro des südkoreanischen Staatspräsidenten Lee Myung Bak mit.
„Warum soll uns verwehrt sein, was
ihr in den USA und Europa seit Jahr-
Eine „Solar Beam Down Station“ speist bereits heute sauberen Strom in das Netz von
Abu Dhabi.
www.forum-csr.net
sCHWerPunKt
zehnten praktiziert?“, antwortet der
Chef der Masdar Initiative, Dr. Sultan
Ahmed Al Jaber, seinen Kritikern.
Er wurde letztes Jahr von UNOGeneralsekretär Ban Ki Moon in die
UN-Beratergruppe für Energie und
Klimawandel berufen.
Masdar – Utopie oder Holzweg?
Es ist also noch ein weiter Weg zum
wirklichen Öko-Musterland. Es dauert noch, bis sich alle Bauvorhaben
des Emirates dem grünen Gedanken
unterordnen. Obwohl die Öko-Architektur des Masdar-Masterminds Sir
Norman Foster bereits Schule macht
und auf mehr und mehr Gebäude
der Manhattan-gleichen Skyline
Abu Dhabis abfärbt. Foster, der
renommierte Doyen der britischen
Architektenszene, entwarf mit seinem
Büro den Masterplan für die grüne
Wüstenstadt.
Einerseits orientiert sich Foster dabei
an traditionellen arabischen Lösungen: Die Schatten spendenden und
kühlen engen Gassen bilden zusam-
men mit Gärten und Parkanlagen
die Grundelemente der Stadt. Die
Luftzirkulation im Schatten bildet
eine natürliche Klimaanlage. Darüber
hinaus soll die bewährte lokale Idee
der Kühlung durch Windtürme in
modernisierter Form aufleben: Einige
große Gebäude werden um riesige
„Modern Wind Towers“ herum gruppiert, kombiniert mit verschiedenen
ökologischen Energiegewinnungstechniken.
Der Verkehr wird weitgehend in
den Untergrund verbannt – und
auch dort gibt es nur futuristische
Elektrofahrzeuge. Sie haben weder
Lenkrad noch Brems- und Gaspedal:
Über einen Touchscreen gibt man
das Ziel ein. Wie von Geisterhand
bewegt, fährt das Elektroauto dann
von selbst an den gewünschten Ort.
Die ersten Fahrzeuge sind heute
schon im Einsatz. Der Erfinder und
Betreiber dieses futuristischen Konzepts ist die niederländische Firma
2getthere. Geschäftsführer Carel
van Helsdingen gibt sich visionär:
„Die Städte der Zukunft werden
Foto: © Maximilian Heinz
| cleaNTecH |
25
| cleaNTecH |
Foto: © Masdar
sCHWerPunKt
In 3 Schichten arbeiten jeweils rund 3.000 Menschen rund um die Uhr daran, die Öko-Stadt aus dem Wüstenboden zu stampfen.
Modernste Gebäudetechnologie vereint sich mit tradtionellen arabischen Elementen wie Windtürmen und natürlichen Klimaanlagen.
diese Art von vollautomatischen
Fahrzeug- und Verkehrssystemen
haben. Das Auto funktioniert wie Ihr
persönliches automatisches Taxi on
demand und bringt sie genau dort
hin, wo sie wollen. Einer der großen
Vorteile neben der Energiebilanz: Sie
brauchen keinen Parkplatz für Ihr
Auto, da es eben wie ein Taxi immer
verfügbar ist“.
Masara Y. Alameri ist Verkehrsspezialistin in der Stadtplanung von
Masdar City. Sie treibt den Aufbau
dieses Personal-Rapid-Transit-Netzes
voran, das hier weltweit erstmals realisiert wird: „Das Beste daran: Diese
automatischen Fahrzeuge werden
ohne Chauffeur und mit Solarstrom
betrieben. Doch zusätzlich bauen
wir diese Stadt sehr fußgänger- und
fahrradfreundlich auf. Sie werden hier
jede Menge Fahrräder und Tricycles
sehen.“
26
Traditionelle Benziner bleiben auf
Parkplätzen draußen vor den Toren
der Stadt. Von dort führen neben
den Elektroautos auch Straßenbahnen und eine Schnellbahn zu den
wichtigsten Plätzen. Die Stadt soll
trotz der neuesten Technologie, die
in ihr steckt, vertraut und menschlich
wirken – hat sie doch die Aufgabe,
Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und Nationen einen
attraktiven Lebensraum zu bieten. Da
spielt auch die Moschee neben verschiedensten Cafés, Restaurants und
Öko-Hotels als Ort der Begegnung
eine zentrale Rolle.
Labor zur Weltveränderung
Wenn hier von Nachhaltigkeit geredet
wird, geht es nicht nur um technische
und ökonomische Dimensionen. Der
soziale Aspekt wird sehr ernst genommen, blicken doch die Augen der Welt
auf dieses Vorzeigeprojekt. Die Direktorin für Nachhaltigkeit ist Dr. Nawal
Al-Hosany. Für sie ist Masdar City
ein zentrales Pilotprojekt für unseren
Planeten: „Wir bauen ja hier nicht nur
ein Modellprojekt auf, sondern vor
allem neues Wissen, das der ganzen
Welt dienen soll. So geht es uns sehr
stark auch um das richtige Bewusstsein und um soziale Nachhaltigkeit für
alle Beteiligten. Wir wollen nicht nur
saubere Luft und höchstmögliche Lebensqualität, sondern vor allem eine
menschengerechte Stadt errichten,
die fußgängerfreundlich ist und Orte
für die Gemeinschaftsbildung bereit
hält. Diversität ist dabei ein großes
Ziel – wir wollen ja eine Lösung für
die Menschen aus allen Kulturen
schaffen.“
Die engagierte Direktorin hat nicht
nur ihren Doktor in Sustainable
Architecture gemacht, sondern in
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
Harvard auch Innovationsstrategie
studiert. Denn Ideen ohne die Kraft,
sie auch umzusetzen, bleiben heiße
Luft. Und dass Projekte oft nicht an
der technischen Umsetzung scheitern,
sondern an den „weichen“, zwischenmenschlichen Faktoren, weiß
sie: „Das ist natürlich eine große Herausforderung. Wir haben lokale und
internationale Studien angestellt, um
herauszufinden, wie sich Menschen
verschiedenster Kulturen wirklich als
aktiver Teil dieses einen Modells begreifen und gemeinsam an unseren
Zielen arbeiten können. Ich muss sagen: Alles was bisher läuft, ist extrem
ermutigend. Es handelt sich hier ja um
ein wirkliches Pionier-Projekt, wo wir
das meiste erst selbst erfinden müssen. Wir lernen täglich dazu. Doch
was heißt täglich – stündlich! Es ist
unglaublich, was hier alles geschieht,
und es ist ein großes Privileg, hier mit
dabei sein zu dürfen“.
Nachhaltigkeit für alle ist das Motto.
Auch für die Bauarbeiter, die meist
aus Indien, Pakistan und Bangladesch kommen. Über die schlechten
Arbeitsbedingungen, die viele von
ihnen in den Emiraten vorfinden, wird
heute oft berichtet. Besonders im
benachbarten Dubai, das sich noch
stärker als Abu Dhabi auf Immobiliengeschäfte konzentrierte, sitzen
jetzt viele asiatische Bauarbeiter nach
dem Ende des Booms wie Strandgut
fest. Gerade auch hier will die ÖkoStadt einen Unterschied machen: Die
Baufirmen haben klare Richtlinien
unterschrieben, wie sie die Arbeiter
zu behandeln haben: Klimaanlagen
in den Unterkünften, gesundheitliche
Versorgung und geregelte Arbeitszeiten sind garantierte und kontrollierte
Minimalstandards. Dass ein Arbeiter
im Schnitt hier fünf bis zehn Mal so
viel verdient, wie zu Hause in Bangladesch, macht die Jobs immer noch
sehr begehrt.
Die Zukunft auf dem Prüfstand
„Wir können nur das predigen, was
wir auch praktizieren“, sagt Khaled
Awad, der charismatische Entwicklungsdirektor von Masdar. „Es geht
uns darum, in allen Bereichen den
www.forum-csr.net
höchstmöglichen Lebensstandard zu
realisieren – aber mit dem niedrigsten
Umwelt-Fußabdruck. Wir demonstrieren, wie ein „Greenprint“ heute
aussehen kann – CO2-neutral und
ohne Abfall“.
Technik, die hier zum Einsatz kommt,
muss zuerst auf den Prüfstand. So
werden zum Beispiel die Solaranlagen von 45 Anbietern getestet, um
die besten Systeme zu identifizieren.
Sieben deutsche Firmen sind mit dabei. Aber auch Gebäudetechnologien
kommen zum Einsatz, die speziell für
und mit Masdar entwickelt werden.
Groß im Geschäft ist etwa Siemens
Building Automation. Deren CEO
Andreas Schierenbeck berichtet:
„Unsere konkrete Vision für eine
nachhaltige Zukunft hier in Abu Dhabi
ist das Zusammenspiel eines Smart
Grids mit Smart Buildings und Smart
Consumption. Die Herausforderung
besteht darin, dass wir intelligente
Gebäude errichten, die den Strom
dann nutzen und speichern, wenn
er zur Verfügung steht. Denn was
machen Sie in der Nacht, wenn keine
Sonne scheint und kein Wind weht?
Wie sollen da trotzdem Licht, Kühlung
und E-Cars laufen?“
Aber es sind nicht nur die globalen
Player, die in Masdar punkten können. Sogar kleine Projekte aus der
Region finden hier einen Inkubator,
in dem sie wachsen können. Der
solarbetriebene Wüsten-Rollstuhl
ist ein konkretes Beispiel. Er ist die
Erfindung eines Körperbehinderten.
Haider Talib Erabeh demonstrierte
seinen Prototypen, den er in Kooperation mit der Masdar Initiative nun
weiterentwickelt, auf dem World
Future Energy Summit. Einmal aufgeladen, fährt der solarbetriebene
Rollstuhl sechs Stunden lang mit
einer Geschwindigkeit von 10 km/h.
Dass die Solarpanels in der Gluthitze zusätzlich ein Dach bilden und
Schatten spenden, ergibt absolut
Sinn. Der querschnittgelähmte Erfinder bewältigte mittlerweile auch
den Dauertest: Er fuhr 170 km von
seiner Heimatstadt Sharjah nach Abu
Dhabi und erntete damit großes Echo
in der Presse.
27
sCHWerPunKt
Hauptberuflich ist Haider Talib Erabeh
General Manager des Al Thiqah Projects in Sharjah. Dort leben und arbeiten 300 körperbehinderte Menschen.
Er stellte für sie ein Reha-Programm
auf die Beine und kümmert sich um
Arbeitsplätze. Sollte er nun auch
noch Investoren finden, möchte er
seinen Solar-Rollstuhl in Serie fertigen. Das wird ihm wohl gelingen –
denn bisher ließ sich der energische
Erfinder von nichts stoppen. „Ich bin
fest davon überzeugt, dass es einen
Markt dafür gibt. Dass wir für die
nächste Entwicklungsstufe meiner
Erfindung mit Masdar kooperieren,
gibt mir zusätzlich Sicherheit und
Selbstvertrauen, dass dieses Projekt
ein Erfolg wird“.
Big Business CO2-Handel - ein
wüstes Schurkenstück?
Globale Unternehmen wie Eon
kooperieren im großen Stil mit
Masdar. Im konkreten Fall werden
Windparks aufgebaut. Und auch das
Thema Carbon Storage wird mit der
Masdar Initiative vorangetrieben.
„Dieses Projekt ist eine einzigartige
Gelegenheit für uns, den Bereich
der erneuerbaren Energien weiter
auszubauen“, sagt Frederic Boeuf,
Regionaldirektor bei Eon, der eben
ein Joint Venture mit eingefädelt
hat. Der Name dieses neuen Entwicklungsunternehmens für CO 2Projekte heißt EMIC (E.on Masdar
Integrated Carbon) und hat nun
seinen Sitz in Masdar City. Schwerpunkt des neuen Joint Ventures ist
die Entwicklung von Projekten zur
Reduktion des Kohlendioxidausstoßes vor allem im Nahen Osten,
in Asien und Afrika. Dabei wird die
Emissionsreduzierung, die sich aus
der Verbesserung der Energieeffizienz von Industrieanlagen ergibt, in
Kapital umgewandelt. Denn der globale CO2-Markt hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum
verzeichnet: Nach dem 68-prozentigen Anstieg des globalen Handelsvolumens im Jahr 2008 wurde 2009
ein Umsatz von 168 Milliarden Dollar
erzielt. So erstaunt es nicht, dass Eon
selbst nach Angaben Frederic Boeufs
acht Milliarden Dollar in erneuerbare
28
| cleaNTecH |
Energien investiert, um an diesem
großen Kuchen mitzunaschen.
Kritiker bemängeln eine Milchmädchenrechnung bei dem Konzept
einer CO2-neutralen Ökostadt wie
Masdar City: Die Stadt soll u.a.
auch über den Clean Development
Mechanism finanziert werden. Diese Prozedur ist im Kyoto-Protokoll
vorgesehen und beschrieben. Dies
bedeutet, dass die eingesparten
Treibhausgas-Emissionen Masdars
als so genannte Certified Emissions
Reductions zertifiziert und verkauft
werden. Der Käufer darf dann die
Emissionen seinerseits emittieren.
Zur Berechnung der Reduktion wird
eine Stadt angenommen, wie sie in
dieser Region „normalerweise“ gebaut würde. Auf Grund des hohen
Treibhausgasausstoßes der Region
winken durch die Differenz zu Masdar City also satte Gewinne.
Ist Big Business in Masdar also nur
für Global Players möglich? Einer,
der viel vor Ort ist und seine eigenen Erfahrungen gemacht hat,
ist Prof. Manfred Norbert Fisch.
Er unterrichtet Energieeffizientes
Bauen und Solartechnik an der TU
Braunschweig und ist in seinem
Fachgebiet ein ausgewiesener Experte. In Masdar City und Abu Dhabi
hat er Energiekonzepte erstellt und
für bestehende Gebäude die entsprechenden Energiekennzahlen
erhoben. Sein Befund ist niederschmetternd: Die rund 500 Wohnund Bürotürme, die in den letzten
Jahren errichtet wurden, haben
im Schnitt einen zehnmal höheren
Energieverbrauch als vergleichbare Gebäude in Deutschland. „Sie
müssten dort in ihrem Bestand nur
um den Faktor 2 runterkommen mit
ihrem Energieverbrauch – das würde
locker mehr einsparen, als Masdar
City je erreichen kann.“
Prof. Fisch ist um klare Worte nicht
verlegen: Für kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland ist es nicht so einfach, in Abu
Dhabi Fuß zu fassen. „Verträge
durchzuarbeiten und zu unterschreiben, die 2-3 cm dick sind, das kön-
nen große amerikanische Firmen mit
ihren Rechtsabteilungen, aber nicht
wir“, bekennt er gerade heraus.
„Und da hat auch unsere Politik
versagt: Während dort ständig große amerikanische Delegationen vor
Ort sind, sehen Sie da von offizieller
deutscher Seite nicht viel.“
Die Konsequenzen, die er für sich
und seine EGS-plan Ingenieurgesellschaft in Stuttgart zieht: „Meine
Message ist klar: Wir müssen 100
Masdar Citys in Deutschland bauen
– modellhafte Städte und Stadtquartiere. Die paar Plusenergie-Gebäude
und Fabriken, die ich plane, sind zu
wenig, wenn man bedenkt, dass
sich irgendwann zwischen 2040 und
2050 Erdöl und Erdgas erschöpfen.
Die Chancen, die jetzt etwa in Berlin
Tempelhof und Tegel entstehen, die
gilt es zu nutzen.“
Masdar Citys in Deutschland? Kann
das eine Vision sein? In einem Land,
das träge geworden ist und in dem
Visionen oft an politischen Vorgaben
scheitern? Wie sieht Roland Berger
den Vergleich zwischen Abu Dhabi
und Deutschland? Er denkt kurz
nach und sagt: „Hier in den Emiraten hat man die Chance und die
Notwendigkeit, alles von Grund auf
aufzubauen, da kann man natürlich
auch eine neue Stadt konzipieren.
Was mich eher traurig macht ist,
dass wir in Deutschland nicht auf die
Idee gekommen sind, solche Städte
beim Aufbau Ost und in den verschiedenen wachsenden Regionen
der Welt zu errichten, etwa auch
in Afrika oder Lateinamerika. Mit
deutschem Know-how und deutschem Investitionsgeld hätten wir
solche Städte mit aufbauen können.
Das erachte ich als Versäumnis. Und
wir könnten ja auch bei uns selbst
in einem Zeitraum von drei bis fünf
Jahren eine Modellstadt komplett
auf ’green’ und Energie-Effi zienz
umstrukturieren.“
Bleibt zu hoffen, dass es mit grüner Technologie nicht so endet
wie mit dem Computer oder dem
Fax – erfunden in Deutschland,
zum Geschäftserfolg gemacht in
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
den USA oder Japan. Noch mischt
Deutschland im Wettlauf um das
große grüne Geschäft mit. Aber wie
lange noch?
Ende des Jahres 2010 präsentiert
sich Masdar City in Deutschland.
Für heimische Firmen und auch die
Politik wird das eine Chance, sich ein
Beispiel zu nehmen – wie man mit
Visionen und Tatkraft sogar in der
Wüste blühende Gärten und prosperierende Öko-Städte baut.
www.masdar.ae
Prof. Roland Berger vor Ort im Gespräch
mit Christoph Santner, der für forum
Nachhaltig Wirtschaften beispielhafte
Initiativen vor Ort untersucht. Der Zukunftsmacher, Autor und Redner organisiert für forum auch Kongresse und Workshops. [email protected]
Foto: © Maximilian Heinz
IRENA und die Kraft weiblicher Visionen
Auch IRENA-Chefin Hélène Pelosse
steuert ihre Aktivitäten in 142 Ländern künftig von Masdar City aus.
Hélène Pelosse ist die neu gekürte Generaldirektorin von iReNa, der international
renewable energy Agency. Mittlerweile
sind dieser globalen initiative 143 nationen
beigetreten. die vision ist klar: erneuerbare
energien sollen so schnell wie möglich weltweit die traditionellen energiequellen ersetzen. irenA unterstützt diesen Prozess auf
politischer und ökonomischer ebene, berät
nationen im Prozess der umstellung und
baut ein Center of excellence auf, das als
informations- und Wissensbasis dient. dabei
hat Hélène Pelosse nicht nur die umstellung
in den industrienationen im Auge: ihr liegen
gerade auch die 1,6 Milliarden Menschen
am Herzen, die bis heute keinen Zugang zu
elektrizität haben.
obwohl im Januar 2009 in deutschland
gegründet, schlägt irenA nun das Hauptquartier in Masdar City auf. Abu dhabi hat
also auch hier das rennen gemacht – unter anderem mit der Zusage, irenA bis
2015 jährlich mit 13,7 Millionen dollar zu
unterstützen. vor ort interviewten wir die
rührige französische visionärin. sie ist die
enkelin einer der ersten französischen Ökologinnen und umweltpolitikerinnen. die
40-jährige
Wirtschaftswissenschaftlerin
wurde in Montreal geboren. sie war Handelsbeauftragte des französischen Premier-
www.forum-csr.net
ministers und verantwortlich für internationale Belange im Ministerium für Ökologie,
energie und nachhaltige entwicklung.
2007 war sie während der deutschen euratspräsidentschaft Beraterin im Büro von
Angela Merkel. sie ist stolz darauf, mit irenA künftig einen wichtigen Part in Masdar
City zu spielen.
„Wir müssen der Welt zeigen, dass wir ganz
einfach alles ändern müssen, wirklich alles.
Heute sind städte für 80 Prozent der treibhausgase verantwortlich. Wie können wir
diesen Wert auf null Prozent bekommen?
Masdar macht eines vor: es stellt sich diesem Traum und verwandelt ihn in eine neue
realität. Wir zeigen hier, dass dieses große
Ziel erreichbar ist.“
Hélène Pelosse hat aber nicht nur die vision, die 18 Prozent der globalen energie, die
heute aus erneuerbaren Quellen kommen,
dramatisch nach oben zu fahren. „Als Frau
und Mutter von drei Kindern bin ich davon
überzeugt, dass wir langfristige visionen
brauchen. Wir müssen uns der Zukunft stellen – in allen Bereichen. Meine Großmutter
war eine der ersten Ökologinnen Frankreichs.
ich schulde ihr das versprechen, irenA mit
50 prozent Frauen zu besetzen. Hier werde
ich mit gutem Beispiel voran gehen.“
29
Foto: © Bayer CropScience AG
sCHWerPunKt | CLeAnteCH |
Amit Sharma, Sr. Manager Food Chain Alliances, Bayer CropScience Indien (rechts), überprüft den Gemüseanbau durch regelmäßige
Besuche der Landwirte auf ihren Feldern.
Bayer startet neues
Nachhaltigkeitsprogramm
Das 21. Jahrhundert stellt die Menschen vor enorme globale Herausforderungen –
drei der dringlichsten lauten:
Wie kann die Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung gesichert werden?
Was kann getan werden, um weltweit die medizinische Versorgung zu verbessern?
Wodurch kann effektiv dem Klimawandel begegnet werden?
Bayer nimmt die Verantwortung an, mit seinen Produkten sowie dem Know-how und dem
Engagement seiner Mitarbeiter zur Bewältigung dieser Aufgaben beizutragen. Dafür hat der
Konzern jüngst ein neues Nachhaltigkeitsprogramm gestartet – mit Schwerpunkten in den
Bereichen Ernährung, Gesundheit und Klimaschutz.
30
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
forum Nachhaltig Wirtschaften
Bayer will sein Kerngeschäft noch
konsequenter als bisher an Nachhaltigkeitskriterien orientieren: Das
Unternehmensleitbild „Bayer: Science
For a Better Life“ spiegelt diese Zielsetzung wider. Der Konzern will seine
Produkte und Kompetenzen gezielt
dort einbringen, wo sie am meisten
Wirkung entfalten. Dabei setzt Bayer
bei seinen Produkten und Technologien insbesondere auf Innovationen,
die der Motor der Nachhaltigkeit sind
sowie auf strategische Partnerschaften. In seinem neuen Nachhaltigkeitsprogramm setzt das Unternehmen im
Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie vier Schwerpunkte mit insgesamt
acht Leuchtturmprojekten:
1. Familienplanung und vernachlässigte Krankheiten
2. Hochwertige Nahrungsmittel in
Schwellenländern
3. Klimaschutz sowie
4. Energie- und Ressourceneffizienz.
1. Selbstbestimmte Familienplanung und Bekämpfung
vernachlässigter Krankheiten
Foto: © Bayer HealthCare AG
Die Verbesserung von Müttergesundheit und die Reduktion von
Kindersterblichkeit, vor allem in den
| CLeAnteCH | sCHWerPunKt
Foto: © Bayer HealthCare AG
aNZeiGe
Aufklärung auf dem Land in Uganda: Der Youth Truck der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) im Einsatz.
Schwellen- und Entwicklungsländern,
sind zwei der acht UN Millenniumsentwicklungsziele. Die Verfolgung dieser
Ziele wird durch die Zunahme der
Weltbevölkerung immer dringlicher.
Das Leuchtturmprojekt „Familienplanung“ soll einen wichtigen Beitrag
leisten, weltweit eine selbstbestimmte
Familienplanung zu ermöglichen.
Gemeinsam mit öffentlichen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen initiiert Bayer Projekte, die
Bewusstsein und Bildung im Bereich
Verhütung fördern und den Zugang
zu modernen Verhütungsmethoden
verbessern. Das Unternehmen wird
seine bereits laufenden Aktivitäten
bis 2012 verdoppeln und mit Partnern
wie z.B. USAID (United States Agency
for International Development) orale
Verhütungsmittel kostenlos oder zu
reduzierten Preisen für 100 Millionen
Monatszyklen zur Verfügung stellen.
In einem weiteren Leuchtturmprojekt engagiert sich Bayer intensiv
für die Bekämpfung sogenannter
„vernachlässigter Krankheiten“. Über
3,3 Milliarden Menschen – meistens
die Ärmsten der Armen – sind davon
betroffen. In Kooperationen mit
der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) stellt Bayer u.a. kostenlos
Medikamente zur Behandlung der
Chagas-Krankheit und der Afrikanischen Schlafkrankheit zur Verfügung.
Schwester Jane Maenaria erklärt die Anwendung oraler Kontrazeptiva im Kajiado
District Hospital, Kajiado, Kenia.
www.forum-csr.net
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sCHWerPunKt | CLeAnteCH |
aNZeiGe
Foto: © Bayer CropScience AG
Verbesserter Reisanbau ist das Thema
des zweiten Leuchtturmprojekts im Bereich Ernährung. Es wird in Indonesien
umgesetzt. Eine neue Anbaumethode,
die es ermöglicht, vorgekeimten Reis
direkt zu säen, statt Setzlinge umzupflanzen, wird hierbei kombiniert
mit einem integrierten Angebot von
Saatgut, Pflanzenschutzprodukten
und Training. Dadurch kann eine
Steigerung der Ernteerträge um rund
10 Prozent erreicht und ebenso die
Absatz- und Einkommenschancen der
Bauern und ihrer Familien verbessert
werden. Zusätzlich wird durch die
neue Anbauweise der Ausstoß des
klimaschädigenden Methan-Gases auf
den Reisfeldern um circa 30 Prozent
gesenkt.
Bayer fördert in Indonesien den nachhaltigen Anbau von Reis. Bei Reis aus Direktsaat ist
der Wasserverbrauch und Methan-Ausstoß deutlich geringer als bei vorgezüchteten Setzlingen.
Zudem arbeitet das Unternehmen mit
der Non-Profit-Organisation Global
Alliance for TB Drug Development in
der Entwicklung eines neuen Tuberkulose-Medikamentes mit dem Ziel
zusammen, die Behandlungsdauer
von derzeit sechs Monaten um ein
Drittel zu reduzieren.
2. Innovative Konzepte einer
nachhaltigen Landwirtschaft
in Schwellenländern am
Beispiel Indonesien und Indien
Nach Studien der Vereinten Nationen
wird die Weltbevölkerung bis 2050
um rund drei Milliarden Menschen
wachsen. Um die Ernährung in der
Zukunft zu sichern, fördert Bayer innovative Konzepte einer nachhaltigen
Landwirtschaft. Ein wichtiges Element
dieses Engagements bilden die „Food
Chain Partnerships“: Ziel der Projekte
ist die Vernetzung der Akteure entlang
der Wertschöpfungskette – vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Eine dieser
„Food Chain Partnerships“ hat Bayer
als Leuchtturmprojekt ausgewählt: Zur
Stärkung des Gemüseanbaus in Indien
unterstützt das Unternehmen die beteiligten Bauern darin, die steigenden lokalen und internationalen Qualitätsanforderungen besser zu erfüllen und so
ihre Einkommenssicherheit erhöhen zu
können. Bis 2011 sollen 65.000 Kleinbauern eingebunden sein.
3. Lösungen für den Klimaschutz: Beispiele Gebäude
und chemische Produktion
Weltweit verursacht der Energieverbrauch in Gebäuden fast 20 Prozent
der Treibhausgas-Emissionen. Die
Ende 2007 im Rahmen des BayerKlimaprogramms gestartete Initiative
„EcoCommercial Building“ wurde zu
einem umfassenden EcoCommercial
Building-Programm weiterentwickelt.
Zentraler Bestandteil dieses Leuchtturmprojektes ist ein Partnerschaftsnetzwerk, das Zulieferer, Baufirmen,
Architekten und Bauherren umfasst.
Bayer bringt seine Kompetenz und
Hightech-Produkte aus dem Bereich
MaterialScience ein und vermittelt
Partner für maßgeschneiderte Lösungen zum Bau energieoptimierter
kommerzieller und öffentlicher Gebäude – von Niedrigenergie-Häusern
Nachhaltigkeits-Herausforderungen & Bayer-Nachhaltigkeitsstrategie
Nachhaltigkeits-Herausforderungen
• Wiemüssenwirheutehandeln,umdieMöglichkeitenzukünftigerGenerationennichtzubeschränken?
• DieNotwendigkeitnachhaltigenHandelnsistdurchdieFinanz-undWirtschaftskrisenochmalsverstärkt
worden.
• GlobaleTrendswieWachstumderWeltbevölkerung,KlimawandelundRessourcenknappheitführen
zu globalen Herausforderungen.
• DieWirtschafthateineentscheidendeRolle,umLösungenzuentwickelnundVerantwortung
zu übernehmen.
• StakeholdererwartenTransparenzundVerantwortungsbewusstseinvonUnternehmen.
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forum Nachhaltig Wirtschaften
| CLeAnteCH | sCHWerPunKt
aNZeiGe
Bayer-Nachhaltigkeitsstrategie
• Ökonomie,ÖkologieundgesellschaftlicheBelangesind
gleichrangige Ziele der Unternehmenspolitik.
• InnovationensindderMotorderNachhaltigkeit,umglobale
Herausforderungen zu bewältigen.
• MitseinenProduktenundKompetenzenleistetdas
Unternehmen Beiträge auf zentralen Gebieten der nachhaltigen
Entwicklung: Gesundheitsversorgung, Ernährung, Klimaschutz
und Ressourceneffizienz.
• „SustainabilityValueBalance“-Instrument:
Um den Nachhaltigkeitsbeitrag der Produkte zu messen, werden
ihre positiven Beiträge in Relation zu möglichen negativen Effekten
bewertet. Dieses Instrument betrachtet die folgenden Herausforderungen: Ernährung, Gesundheit, Wasser, Energie, Rohstoffe,
Atmosphäre, Biodiversität, Bildung, Wohlstand und Landnutzung.
• NachhaltigkeitszielesindeinwesentlichesElementdesManagementProzesses.
• DasThemaNachhaltigeEntwicklungwirdaufVorstandsebene
durch das Community Board Sustainable Development gesteuert.
• NachhaltigeLösungenkönnennurerreichtwerden,wennalle
gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten.
über Passivhäuser bis hin zu NullEmissions-Gebäuden.
Die externe Vermarktung des Konzepts kann einen bedeutenden
Beitrag zum Klimaschutz im Gebäudesektor leisten. Hochwertige
Materialien für Gebäude-Isolation,
leichtere Baukonstruktionen und
wasserbasierte Lackrohstoffe fügen
sich ideal in diese neuen, wachsenden Märkte. Als eines der ersten
Anschauungsobjekte weihte Bayer
im November 2009 einen emissionsneutralen Betriebskindergarten am
Standort in Monheim ein. Weitere
emissionsneutrale Konzern-Bürogebäude entstehen in Indien und in
Belgien.
Auch in dem weiteren Leuchtturmprojekt „Energieeffizienz in der
Chlorproduktion“ erzielt das Unternehmen eine Verminderung der
Treibhausgas-Emissionen. Die Produktion von Chlor – ein Grundstoff
unter anderem für die Herstellung
von Kunststoffen und Medikamenten – ist sehr stromintensiv. Bayer
entwickelte mit Partnern bereits
2008 ein neuartiges klimafreundliches Verfahren: die sogenannte
Sauerstoffverzehrkathode auf SäureBasis. Sie integriert das Prinzip der
Brennstoffzelle und reduziert so den
Stromverbrauch und damit die CO2Emissionen in der Chlorproduktion
um 30 Prozent. In einem weiteren
Kooperationsprojekt haben BayerForscher diese Technologie für die
Chlorherstellung – nun auf Salzbasis – weiterentwickelt. Bis 2011
soll die erste großtechnische Anlage
bei Bayer in Deutschland in Betrieb
gehen. Der Leverkusener Konzern
wird die innovative Technologie
weltweit anderen Unternehmen der
chemischen Industrie anbieten. Der
Einsatz dieser Technologie eröffnet
Durch energieeffizientes Bauen das Klima schonen will Bayer MaterialScience. Dazu hat das Unternehmen ein völlig neues, weltweites
Geschäftsmodell für die Bauindustrie entwickelt, das erst kürzlich in die UNEP-Initiative Sustainable Buildings & Climate (SBCI) aufgenommen wurde. Mit dem EcoCommercial Building-Programm wird Bayer MaterialScience die Arbeit des SBCI maßgeblich unterstützen und
insgesamt einen Beitrag zum nachhaltigen und wirtschaftlichen Bauen der Zukunft leisten.
Foto: © Bayer MaterialScience AG
www.forum-csr.net
33
sCHWerPunKt | CLeAnteCH |
Foto: © Bayer MaterialScience AG
Mit seinen acht Leuchtturmprojekten
verbessert das Programm auf direkte
Weise die Gesundheitsversorgung
wie auch die ökonomische und soziale Lage von mehr als 15 Millionen
Menschen. Auch ökologisch hat das
Nachhaltigkeits-Engagement messbare Auswirkungen: Der Konzern wird
die Energieeffizienz in der eigenen
Produktion bis 2013 um zehn Prozent
steigern, was dann einer Einsparung
der jährlichen Treibhausgas-Emissionen von 350.000 Tonnen gegenüber
dem Basisjahr 2008 entspricht. Zudem
werden durch die neue Technologie
zur Chlorproduktion konzernweit
die Emissionen um weitere 250.000
Tonnen bis 2020 gegenüber 2008
gesenkt werden.
Bayer MaterialScience läutet eine neue Ära der klimaschonenden Chlorproduktion ein. Mit
der innovativen Sauerstoffverzehrkathode soll in industriellem Maßstab Chlor gewonnen
werden – bei 30 Prozent weniger Elektrizitätsbedarf und entsprechender indirekter Reduktion der CO2-Emissionen.
der internationalen Chlor-Industrie
ein Einsparpotenzial von fünf Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen
pro Jahr.
4. Energie- und Ressourceneffizienz systematisch steigern
Innovative Lösungen für eine systematische effizientere Nutzung von
Energie und weiteren Ressourcen
stehen im Mittelpunkt von zwei weiteren Leuchtturmprojekten des BayerNachhaltigkeitsprogramms. Durch das
Energieeffizienzmanagement-System
STRUCTese® können Energieeinsparpotenziale systematisch umgesetzt
werden, die mithilfe des Bayer Climate
Check zuvor identifiziert wurden.
Es sichert dazu im Unternehmen
die Verankerung der notwendigen
technischen Maßnahmen und organisatorischen Prozesse.
34
Der in der Entwicklung befindliche
Ressourcen-Effizienz-Check zielt darüber hinaus auf die prozessorientierte
Optimierung von Ressourceneffizienz.
Dieses Instrument basiert auf innovativen Technologien zur Reduktion
von Energie-, Wasser- und Rohstoffverbrauch sowie von Abfällen und
Emissionen.
5. Messbare Ergebnisse
Das Bayer-Nachhaltigkeitsprogramm
hat sich die Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen
als Orientierungsrahmen genommen
und leistet dazu konkrete Beiträge
– insbesondere zur Förderung der
Müttergesundheit, der Senkung der
Kindersterblichkeit, der Stärkung der
Position der Frau sowie zum Kampf
gegen Krankheiten und zur Bekämpfung von Hunger und Armut.
Für das Bayer-Nachhaltigkeitsprogramm gelten die Maßstäbe, die für
das Unternehmen oberste Priorität
haben: Es ist auf nachhaltigen Erfolg
und innovative, hochwertige Lösungen angelegt. Nachhaltigkeit ist
bei Bayer ein fester Bestandteil der
Unternehmenspolitik.
Im Profil
Mit rund 108.400 Mitarbeitern und einem
Jahresumsatz (2009) von 31 Milliarden
euro gehört der Bayer-Konzern zu den
weltweit führenden unternehmen in den
Bereichen Gesundheit, ernährung und
hochwertige Materialien. Mit seinen Produkten und dienstleistungen will Bayer einen Beitrag zur verbesserung der Lebensqualität der Menschen leisten. Gleichzeitig
sollen Werte geschaffen werden durch
innovation, Wachstum und hohe ertragskraft.
das Forschungs- und entwicklungsbudget
des unternehmens beträgt im Jahr 2010
rund 2.9 Milliarden euro.
Weitere informationen finden sie unter
www.nachhaltigkeitsprogramm.bayer.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
sCHWerPunKt
myclimate
Ihr Partner im Klimaschutz
Seit 2002 ist die Schweizer Non-Profit
Stiftung myclimate – The Climate
Protection Partnership weltweit im
Klimaschutz tätig und möchte einen
bestmöglichen Beitrag zum Übergang
in eine emissionsarme Zukunft – eine
Low Carbon Society – leisten. Seit
Ende Oktober 2009 verfügt myclimate mit der myclimate Deutschland
gGmbH über eine Tochterorganisation,
um die deutschen Kunden optimal
betreuen zu können.
Gemäß dem Motto „Emissionen messen, dann reduzieren bzw. vermeiden
und die nicht vermeidbaren Emissionen kompensieren“ bietet myclimate
gesamtheitliche Klimaschutzstrategien für Unternehmen und ist organisatorisch in drei Geschäftsfeldern
aufgestellt:
1. Carbon Management Services
Hier offeriert myclimate eine große
Palette von Dienstleistungen bezogen
Foto: © myclimate
| cleaNTecH |
Klimaschutzprojekt Indien: Frauen aus einem Dorf in
Nordindien sammeln Tannennadeln. Daraus werden Biomasse-Briketts gemacht, ein klimafreundlicher Brennstoff.
auf Unternehmen bzw. Produkte, die
mit einem eigenen Stab von Umweltwissenschaftlern abgedeckt werden:
• CO2-Bilanzen und Öko-Bilanzierungen (ISO 14040, ISO 14044)
• CO2-Fußabdruck
(Product Carbon Footprint)
• Online-Plattformen / Webrechner
zur Berechnung von CO2-Emissionen
• Performance Management Tools
und Reporting in Bezug auf klimaschädliche Emissionen
(ISO 14064, GRI, GHG-Protokoll)
• Beratung zu Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie
• UnterstützunginderKommunikation
2. Klimabildung
myclimate sensibilisiert in Projekten
für verschiedene Zielgruppen (Schüler,
Lehrlinge, Mitarbeiter in Firmen, breite
Öffentlichkeit) für den Klimawandel
und Klimaschutz und zeigt auf, wo
sich im Alltag CO2 reduzieren lässt.
3. CO2-Kompensation
In diesem Bereich wird myclimate von
unabhängigen Studien als einer der
weltweit führenden Anbieter empfohlen. Die gemeinsam mit lokalen
Partnern entwickelten Klimaschutzprojekte erfüllen ausschließlich die
höchsten Qualitätsstandards (Gold
Standard und/oder CDM). Neben der
CO2-Reduktion tragen die Projekte
auch zur nachhaltigen Entwicklung
in der Projektregion bei.
Klimaschutzprojekt Madagaskar: In Madagaskar werden Solarkocher zu vergünstigten Preisen an die lokalen Haushalte
verkauft.
www.forum-csr.net
den letzten Jahren jeweils sogar leicht
übertroffen. Höchste Transparenz über
die Mittelverwendung gewährleisten
Jahresberichte, die von unabhängigen
Dritten überprüft werden und online
zum download verfügbar sind.
Namhafte Unternehmen und Institutionen arbeiten mit myclimate im
Klimaschutz zusammen, beispielsweise Swiss International Airlines,
Lufthansa, Seat, Hyundai, PricewaterhouseCoopers, Tui Deutschland,
B.A.U.M., WWF, diverse Schweizer
Bundesämter und Universitäten, das
World Economic Forum, Mammut, die
Schweizer Jugendherbergen, Virgin
Atlantic, Unilever und viele mehr.
Von der Gründung von myclimate Deutschland profitieren neben
Unternehmen übrigens auch Privatpersonen: Die Organisation ist als
gemeinnützig anerkannt und kann
somit steuerlich anerkannte Spendenbescheinigungen ausstellen.
Für weitere Informationen kontaktieren
Sie bitte:
Stefan Baumeister
Geschäftsführer myclimate Deutschland
[email protected],
Telefon +49 (0)7121 / 92 23 50
Kathrin Dellantonio
Mediensprecherin myclimate
[email protected]
Telefon +41 (0)44 / 5 00 43 50
www.myclimate.org
Als gemeinnützige Organisation
garantiert myclimate, dass von allen
Kompensationserlösen mindestens
80 Prozent in die Klimaschutzprojekte fließen. Diese Quote wurde in
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
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sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Nachhaltigkeit
braucht Intelligenz
Dr. Manfred Bayerlein,
Vorstand der TÜV SÜD AG in München
Der weltweite Strombedarf wird weiter zunehmen. In den Entwicklungsländern bekommen immer mehr Menschen einen Zugang zur Elektrizität,
aber auch in Industrieländern wird der
Bedarf weiter steigen – beispielsweise
durch alternative Mobilitätskonzepte
wie die E-Mobilität.
Zugleich steht die Weltgemeinschaft
vor der Herausforderung, die drohende Klimakatastrophe abzuwenden
und den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren. „Um die
zuverlässige, klimafreundliche und
bezahlbare Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Strom
sicherzustellen, brauchen wir einen
zukunftsfähigen Energiemix“, sagt
Dr. Manfred Bayerlein, Vorstand der
TÜV SÜD AG in München. Im Energiemix der Zukunft werden erneuerbare Energien einen deutlich höheren
Anteil haben.
Im Jahr 2008 wurden in Deutschland
insgesamt 58 Prozent des Stroms aus
fossilen Energieträgern gewonnen,
gut 23 Prozent entfielen auf die
Kernenergie und über 14 Prozent auf
regenerative Energien. „Diese Zusammensetzung wird sich in kommenden
36
Jahren nachhaltig verändern“, erklärt
Bayerlein. Der TÜV SÜD-Vorstand
geht davon aus, dass in Deutschland
der Anteil der fossilen Energieträger
im Jahr 2030 auf etwa 38 Prozent
zurückgeht und regenerative Energiequellen mit 37 Prozent fast gleichauf
liegen. Der Anteil der Kernenergie am
Energiemix werde bei fast 20 Prozent
nahezu konstant bleiben. „Die Kernenergie ist eine Brückentechnologie“,
so Dr. Bayerlein, „die wir für den Ausbau der regenerativen Energien und
den Übergang zu einer nachhaltigen
Energieversorgung benötigen.“
Im Bereich der regenerativen Energien
ist das Potenzial der Wasserkraft in
Deutschland nahezu ausgeschöpft,
die Stromerzeugung aus Sonne ist
vergleichsweise teuer. „Wirtschaftlicher ist der Ausbau von Onshore- und
Offshore-Windenergieanlagen, die im
Jahr 2030 zusammen etwa 140 TWh
der benötigten 719 TWh produzieren
könnten“, so Dr. Bayerlein. Weitere
vielversprechende Technologien zur
regenerativen Stromerzeugung seien
Erdwärme und Biomasse, die zusammen etwa 34 TWh liefern könnten.
Der Ausbau von regenerativen Energien wird die gesamte Versorgungslandschaft verändern. „Die gesamte
europäische Infrastruktur für die
Stromversorgung muss modernisiert
werden“, betont Dr. Bayerlein. Denn
nur der Aufbau von transeuropäischen Netzen biete die Möglichkeit,
die starken Schwankungen bei der
Stromerzeugung aus Wind und Sonne auszugleichen. „Dadurch können
beispielsweise Leistungsspitzen von
großen Offshore-Windparks in der
Nordsee zur Versorgung von weit
entfernten Verbrauchern in Süddeutschland oder in europäischen
Nachbarländern genutzt werden“,
so der TÜV SÜD-Vorstand. Zudem
müssten die Speicherkapazitäten
stark ausgebaut werden. Hier gebe es
vielversprechende Forschungsprojekte
zur Weiterentwicklung der Druckluftspeichertechnik und zur Realisierung
moderner Druckluftspeicherkraftwerke. Ein weiterer Ausgleich der
Leistungsschwankungen sei durch
die zeitweise Abschaltung von trägen
Verbrauchern wie Hochöfen oder
Kühlhäusern möglich.
„Um alle diese Anforderungen zu erfüllen, muss die Versorgungsinfrastruktur
mit mehr Intelligenz ausgestattet werden“, betont Dr. Bayerlein. Das Stichwort lautet: „Smart Grids“. „Smart
Grids“ oder „Intelligente Netze“
bezeichnen ein umfassendes System
zur Erfassung, Analyse, Steuerung,
Speicherung und zum Transport von
Elektrizität. Über Smart Grids können
nicht nur dezentrale Energieerzeuger
wie Windparks, TiefengeothermieKraftwerke, Biomasse- und Biogasanlagen oder Blockheizkraftwerke in die
Infrastruktur integriert, sondern auch
Schwankungen bei Stromerzeugung
und Stromlast durch die Einbeziehung
der Verbrauchsstellen flexibel ausgeglichen werden.
„Die umfassende Modernisierung
der europäischen Versorgungsinfrastruktur schafft die Voraussetzung
dafür, dass regenerative Energien
sinnvoll genutzt und effizient verteilt
werden können“, so das Fazit von
Dr. Bayerlein. „Bei dieser Modernisierung begleiten wir Energieversorger,
Betreiber von konventionellen Kraftwerken und Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung sowie die
Anlagenhersteller mit dem Know-how
und den Erfahrungen eines internationalen Dienstleistungskonzerns.“
Weiterführende Informationen finden
Sie unter www.tuev-sued.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
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Erneuerbarer Energie gehört die
Zukunft und sie verschafft Ihnen schon heute einen großen
Wettbewerbsvorteil. TÜV SÜD unterstützt umfassend bei der Planung,
Inbetriebnahme und im laufenden Betrieb von Windpark-, Geothermie-,
Solarthermie- oder Biogasanlagen. Auch in der Wasserstoff- und
Brennstoffzellentechnologie verfügen wir über ein fundiertes und aktuelles Know-how. Wer in eine Zusammenarbeit mit uns investiert,
sichert sich wirtschaftlichen Mehrwert. Deshalb: Gestalten
Sie
mit uns lebenswerte Zukunft!
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sCHWerPunKt | CLeAnteCH |
aNZeiGe
Neuer Standard durch
Zukunftstechnologie PVClean
Wasserrecycling senkt Wasserverbrauch
in der PVC-Produktion um bis zu 50%
drei bis vier Kubikmeter pro Tonne
PVC, konnte bisher anschließend
nicht wiederverwendet werden, da
es noch geringe Produktmengen
enthält und die PVC-Qualität bei ungefilterter Wiederverwendung massiv
verschlechtern würde.
Ultrafiltrations-Anlage Vinnolit Knapsack
Seit 2008 betreibt Vinnolit Knapsack mit
PVClean die erste großtechnische Anlage zum Recycling des Prozessabwassers
eines Suspensions-PVC-Betriebes. Durch
Ultrafiltration und Wasserrückführung
konnte der Wasserverbrauch pro Jahr
um 200.000 Kubikmeter gesenkt werden. Das von der EU-Kommission im
Rahmen des LIFE III-Programms geförderte Projekt setzt neue Maßstäbe beim
Wasserverbrauch in der SuspensionsPVC-Herstellung.
Während mehrere frühere Versuche
zum Prozesswasserrecycling scheiterten, hat Vinnolit nun eine Methode
entwickelt, die störenden PVC-Kleinstpartikel durch ein Ultrafiltrationsverfahren so herauszufiltern, dass das
aufbereitete Wasser in die Produktion
zurückgeführt werden kann. Bei einer
dauerhaften Kreislaufführung kann
die zugeführte Frischwassermenge
und analog die Abwassermenge um
die Hälfte reduziert werden. Damit
verbessert sich die Umweltbilanz des
Gesamtprozesses deutlich. Das Projekt
wurde vom nordrhein-westfälischen
Umweltministerium unterstützt und
von der EU-Kommission im Rahmen
des LIFE III-Programms gefördert. Seit
April 2008 wird das Ultrafiltrationsverfahren erfolgreich großtechnisch bei
der Herstellung von Suspensions-PVC
in Knapsack eingesetzt.
Fast 35 Millionen Tonnen PVC werden
jährlich weltweit beispielsweise für
Rohre, Fensterrahmen oder Bodenbe- Mit PVClean wurde ein neuer Stanläge, für Automobile, Verpackungen, Kreditkarten oder
medizintechnische Anwendungen benötigt. Mit einem
Anteil von etwa 90 Prozent
ist das Suspensions-Verfahren
das weltweit wichtigste Verfahren zur Herstellung von
PVC. Dabei wird Vinylchlorid
unter Druck in einem wässrigen System polymerisiert. Das Effizienz des Filterprozesses (links Wasser direkt aus
dabei verwendete Wasser, der PVC-Produktion, Mitte Retentat (konzentriert),
dard beim Wasserverbrauch des
PVC-Verfahrens gesetzt, der über
den Lizenzverkauf durch das Vinnolit-Technologiezentrum VinTec
auch anderen PVC-Herstellern zur
Verfügung gestellt wird. Das Verfahren kann nicht nur in Neuanlagen,
sondern – wie in Knapsack – auch in
bestehende Produktionsumgebungen
integriert werden. Insbesondere für
PVC-Hersteller in wasserarmen Ländern bietet sich so die Möglichkeit,
die knappe Ressource Frischwasser
sparsam einzusetzen.
Im Profil
vinnolit ist einer der führenden PvC-rohstoffhersteller in europa und weltweiter
Marktführer bei PvC-spezialitäten für
hochwertige Anwendungen. 1500 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vermarkten ein breit gefächertes sortiment
an PvC-rohstoffen für die verschiedensten
einsatzgebiete, etwa im Bausektor, in der
Automobilindustrie oder in der Medizintechnik. 2008 erwirtschaftete vinnolit einen Umsatz von 846 Millionen euro.
Vinnolit GmbH & Co. KG
Carl-Zeiss-ring 25
d-85737 ismaning
www.vinnolit.com
Dr. Oliver Mieden
environmental Affairs / Corporate Communications
Andrea Walter
public Relations
telefon: +49 (0)89 / 9 61 03 - 0
Fax:
+49 (0)89 / 9 61 03 - 103
e-Mail: [email protected]
rechts gefiltertes Wasser)
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forum Nachhaltig Wirtschaften
aNZeiGe
| CLeAnteCH | sCHWerPunKt
Schalten Sie um auf Grün!
Strom aus erneuerbaren Energien sorgt nicht nur für ein
gutes Umweltgewissen. Ein Wechsel hat oft auch geldwerte
Vorteile – und ist außerdem ein Kinderspiel.
Eigentlich ist es ganz einfach: Die
Stromerzeugung aus den alternativen
Energiequellen Wind, Wasser und Sonne ist letztlich die einzige Möglichkeit,
die Umwelt nachhaltig zu schonen. Und
zudem die einzig realistische Möglichkeit, auch mittel- und langfristig den
Bedarf an Elektrizität überhaupt zu
decken. Denn Strom aus fossilen
Brennstoffen belastet das Klima mit
bekannten Folgen wie Anstieg des
Meeresspiegels, heftigeren Niederschlägen, längeren Trockenzeiten usw.
Kohle, Erdgas und Erdöl sind darüber
hinaus nur begrenzt verfügbar. Und die
Kernenergie krankt neben den Risiken
des normalen Reaktorbetriebs vor
allem an der Entsorgungsfrage.
Grund genug also, um im eigenen Haushalt auf Grün umzuschalten, das heißt Ökostrom
zu nutzen. Als Verbraucher
erhalten Sie dabei keinen
reinen Ökostrom, denn das
Netz funktioniert wie ein
See: Alle gewonnene Energie – ob aus Atom- oder aus
Windkraft – fließt hier hinein.
Durch den steigenden Bedarf
werden die Stromproduzenten
allerdings angehalten, ein wachsendes Angebot an regenerativen
Energien bereitzustellen. Das heißt
gleichzeitig, dass die Produktion der
fossilen und nuklearen Energieträger
stetig weiter zurückgefahren wird.
Wenn Sie sich also dafür entscheiden,
auf Grün umzuschalten, sorgen Sie
dafür, dass mehr umweltfreundliche
Energie fließt.
übernimmt der neue Versorger für
Sie. Meist genügt ein Anruf oder ein
Mausklick, um ein Antragsformular zu
erhalten. Weder müssen Kabel oder
Zähler ausgetauscht werden noch
müssen Sie sich mit bürokratischen
Angelegenheiten herumschlagen.
Das Einzige, was Sie tun müssen, ist,
sich zu entscheiden, das Formular
auszufüllen und abzuschicken.
In finanzieller Hinsicht haben Sie
durch den Wechsel keine Nachteile.
Die Ökovariante kostet oft nur genauso viel wie herkömmlich produzierter
Strom. Eventuelle Aufpreise fallen
gering aus, in manchen Fällen ist die
grüne Energie sogar günstiger.
Der Preis wird dadurch bestimmt,
wo und mit welcher Technologie
der Strom erzeugt wird. Der Anbieter GrünHausEnergie bezieht seine
gesamte Energie aus sogenannten
Laufwasserkraftwerken, die mit ihren
Turbinen das große natürliche Potenzial fließender Gewässer nutzen.
Wenn Sie „umsteigen“, sorgt das übrigens nicht nur für ein gutes Gewissen,
sondern hat auch geldwerte Vorteile:
Trotz schwankender Energiepreise
garantiert GrünHausEnergie seinen
Kunden 24 Monate Kostenstabilität.
Bei Vertragsabschluss erhalten Sie
zudem eine Wechselprämie in
Höhe von 50 Euro, die Ihrer
ersten Jahresstromabrechnung
gutgeschrieben wird. Belohnt
wird auch, wenn Sie Ihren
Stromverbrauch insgesamt
senken – ebenfalls mit bis
zu 50 Euro.
Ein Wechsel lohnt sich also
– und ist ganz einfach. Jetzt
sind Sie dran!
Kontakt
GrünHausEnergie
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Um Ökostrom zu beziehen, müssen
Sie gar nicht viel tun. Alle Formalitäten, die beim Wechsel anfallen,
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39
sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Saubere Trucks
Eine aktuelle Marktübersicht über Elektrofahrzeuge
40
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
sCHWerPunKt
und lautlose Flitzer
Von Peter Grett
Noch vor wenigen Jahren wurde die
Fahne der Elektromobilität lediglich
von wenigen Idealisten hoch gehalten.
Inzwischen entwickelt sich das Thema
zum Mega-Trend. Bis Elektrofahrzeuge
in nennenswerter Zahl auf unseren
Straßen unterwegs sind, wird jedoch
noch einige Zeit vergehen. forum zeigt
Ihnen, welche Fahrzeuge bereits heute
angeboten werden und was in naher
Zukunft zu erwarten ist.
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41
Sparkassen-Finanzgruppe
Wir haben etwas gegen
Zukunftssorgen: Gute Beratung.
Sparkassen sind gegründet worden, damit alle Bürgerinnen und Bürger Vorsorge betreiben
und am Wirtschaftsleben teilhaben können. Weil wir auch morgen und übermorgen Ihr bevorzugter Finanzpartner sein wollen, suchen wir nicht den kurzfristigen Profit. Wir suchen die
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42
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
Hundert Prozent Einsatz für hundert
Prozent erneuerbare Energien lautet
das Motto der juwi-Gruppe mit Sitz
in Wörrstadt. Zum ganzheitlichen Ansatz des erfolgreichen Unternehmens,
das weltweit Solar-, Windkraft- und
Biomasse-Anlagen projektiert, gehört
ganz selbstverständlich auch Elektromobilität. „Unser erklärtes Ziel ist es,
den jetzigen Betriebsfuhrpark von
über 150 Fahrzeugen schrittweise
durch Elektromobile zu ersetzen, die
ihren Strom komplett aus erneuerbaren Energien beziehen“, erläutert Dr.
Ronald Große, Abteilungsleiter des
Geschäftsbereichs Solare Mobilität.
Bereits jetzt zieren vier elektrische
Tesla-Sportwagen und ein TWIKELeichtmobil den Parkplatz. Mitarbeiter
können verschiedene Elektroroller für
die Fahrt zur Arbeit nutzen und das
Facility Management setzt für Transporte einen Eco Carrier ein.
Ein Problem teilt Große trotz seiner
guten Kontakte zur Automobilwirtschaft mit allen Unternehmen und
Kommunen, die schon heute ein
glaubwürdiges Zeichen für die nachhaltige Mobilität der Zukunft setzen
wollen: Die geringe Auswahl an geeigneten Fahrzeugen und deren mangelnde Verfügbarkeit. Immerhin einen
der ersten i-MiEV von Mitsubishi, die
in Deutschland ausgeliefert werden,
konnte sich juwi sichern. Allerdings
noch ein Rechtslenker-Modell für den
japanischen und britischen Markt. Die
Version für Kontinentaleuropa kommt
nämlich erst Ende des Jahres.
Der Dornröschenschlaf
elektrischer Antriebe ist beendet
Wer sich an den immer zahlreicheren Medienberichten über eMobility
orientiert, gewinnt den Eindruck, das
elektromobile Zeitalter stehe unmittelbar bevor. In der Tat, der Dornröschenschlaf elektrischer Antriebe scheint ein
für allemal beendet zu sein. Langfristig
gesehen gibt es angesichts der Endlichkeit von Öl- und Gasvorkommen auch
keine echte Alternative. Zudem wurden in den letzten Jahren beachtliche
Fortschritte in der Akku-Technologie
erzielt und auch die Akzeptanz von
Elektromobilen hat inzwischen deutlich
www.forum-csr.net
sCHWerPunKt
zugenommen. Neuerdings wird Elektromobilität nicht mehr nur mit kleinen
LEVs (Light Electric Vehicles) assoziiert,
sondern auch mit E-Sportwagen, deren Design und Beschleunigungswerte
Emotionen wecken. Symptomatisch
für die Begeisterung für lautloses,
dynamisches Fahren ist der Slogan,
mit dem ein Münchner Unternehmer
auf dem Heck seines Teslas für seine
Website wirbt: Grün, schlau, sexy.
Längst ist es also keine reine Frage
mehr von Vernunft, Verantwortung
für die Umwelt und Glaubwürdigkeit,
wenn sich immer mehr private und
gewerbliche Nutzer für emissionsfreie
(bei Ladung mit Ökostrom) Mobilität
interessieren. E-motion entspricht dem
Zeitgeist, spätestens seit die Schwarzeneggers und Clooneys dieser Welt
sich elektrisieren ließen.
Die „AnkündigungsWeltmeisterschaft“
Der eMobility gehört zweifelsfrei
die Zukunft. Doch wie steht es um
die Gegenwart, welche elektrischen
Fahrzeuge können vor allem Unternehmen oder kommunale Nutzer
schon heute erwerben? Sieht man
sich auf den großen Autoshows in
Detroit, Genf oder Frankfurt um,
so begegnet einem inzwischen auf
beinahe jedem Stand ein elektrisches
oder (plug-in-)Hybrid-Modell. All diese
Showcars, Konzeptfahrzeuge und
Prototypen können jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass wir erst
ganz am Anfang einer Entwicklung
stehen, die bis 2020 mindestens eine
Million batteriebetriebene Fahrzeuge
auf deutsche Straßen bringen soll.
Im Moment befinden wir uns noch
in einer Phase, die am besten mit
„Ankündigungs-Weltmeisterschaft“
zu bezeichnen ist. Man darf gespannt
sein, ob es speziell den großen Herstellern gelingt, ihre kommunizierten
Markteinführungsziele zu erreichen.
Und selbst dann dürften sich Privatkunden – überwiegend early adopter,
die bereit sind, die zunächst relativ
hochpreisigen eModelle zu kaufen – keine Illusionen machen. „In
Produktion gehen“ oder „auf den
Markt kommen“ bedeutet nämlich
meist, dass Elektroautos zunächst in
kleiner Serie bei größeren Kunden,
meist Energieunternehmen, erprobt
werden. Im nächsten Schritt werden
sie dann zwar in begrenzter Stückzahl ausgeliefert, aber gerade die
asiatischen Hersteller, die derzeit noch
die Nase vorne haben, konzentrieren
sich zunächst auf fernöstliche oder
amerikanische Märkte. So kommen
etwa in diesem Jahr von der neuen,
aufladbaren („Plug-in“) Generation
des Toyota Prius ganze 200 Stück
nach Europa und lediglich 20 nach
Deutschland. Allein die Deutsche
Bahn AG wird die meisten davon in
der Vermietung einsetzen.
Fazit: Noch ist Elektromobilität vor
allem ein marketinggetriebenes Thema und das Angebot an serienreifen
Elektrofahrzeugen bekannter Marken
äußerst überschaubar. Die wenigen
Modelle werden zudem meist in
kleineren Serien produziert und sind
dementsprechend Mangelware. Für
gewerbliche Kunden und Kommunen
lautet die gute Nachricht hinter dieser
ernüchternden Tatsache: Sie werden
als erste in den Genuss kommen,
OEM-Fahrzeuge kaufen zu können.
Und: Kleinere, innovative und mit
e-mobiler Erfahrung ausgestattete
Spezialhersteller offerieren bereits
heute interessante Produkte. Hier
ein Überblick über das momentane
Angebot und ein Ausblick auf die
nahe Zukunft.
Nutzfahrzeuge – Angebot noch
übersichtlich
Für Transportfahrten, die im näheren Umkreis getätigt werden, sind
strombetriebene Fahrzeuge ideal, da
emissionsfrei und geräuscharm. In
manchen europäischen Kommunen
ist es angesichts von Feinstaub- und
Lärmbelastung im Bereich der City
nicht mehr gestattet, im Liefer- und
Warenverkehr Verbrennungsfahrzeuge einzusetzen. Auch die eMobilityModellregion München konzentriert
ihre Aktivitäten auf den kommunalen
und gewerblichen Verkehr. Aber gibt
es schon Alternativen zu den üblichen
Stinkern? Im Prinzip ja, auch wenn
das Angebot an E-Transportern noch
ziemlich übersichtlich ist.
43
sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Der MEGA Multitruck: vielseitig einsetzbarer Kleintransporter
Die Firma Iseki-Maschinen aus Meerbusch importiert mit dem französischen MEGA Multitruck ein äußerst
variables Fahrzeugkonzept, das den
unterschiedlichsten Transportanforderungen gerecht wird. Die 3 x 3 m große Nutzfläche kann mit verschiedenen
Aufbauten versehen werden: Pickup,
Pritsche, Kipper, Chassis-Kabine oder
mit einer geschlossenen Box beim
Van. Entsprechend vielfältig sind
auch die Einsatzmöglichkeiten des
elektrischen Kleintransporters. Sogar
als mobiler Verkaufsstand kann der
MEGA dienen. Die Spitzenleistung
ist mit maximal 11 kW (15 PS) nicht
gerade üppig, aber ausreichend, um
die maximal 350 kg Zuladung zu bewältigen. Die Reichweite hängt von
den Einsatzbedingungen ab. Bis zu 60
Kilometer reicht eine Akkuladung. Die
Preise beginnen bei 17.600 Euro.
Volkswagen fertigt im Auftrag der
Firma Ecocraft Automotive den EcoCarrier E 2. Das robuste Fahrzeug
besitzt einen leichten AluminiumSpaceframe-Rahmen und ein volltragendes Luftfedersystem an der
Hinterachse. Der E 2 leistet 15 kW,
erreicht eine (abgeregelte) Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, eine
Reichweite von 80 km und ist mit
Pritschen- oder Kofferaufbau lieferbar. Der Kunde kann auch zwischen
verschiedenen Batterie-Technologien
wählen: von Blei- über Bleigel- bis zur
Lithium-Ionen-Batterie. Die Zuladung
kann im Falle von Lithium-Akkus um
etwa 300 kg erhöht werden.
Die italienische Firma Micro-Vett
ist seit langem auf die Umrüstung
von konventionellen Fahrzeugen
in E-Mobile spezialisiert. Aus der
Kooperation mit Fiat gehen gleich
mehrere E-Transporter-Modelle hervor, die in Deutschland u.a. von der
österreichischen Firma Lupower
vertrieben werden. Der Doblo Electric kommt bei einer Vielzahl von
gewerblichen Nutzern zum Einsatz
wie etwa Flughäfen, Postgesellschaften, Wachdiensten oder Krankenhäusern. Gemäß seiner vielfältigen
Einsatzmöglichkeiten wird er in
verschiedenen Varianten angeboten.
Mit einer Höchstgeschwindigkeit
von 120 km/h, einer Reichweite von
bis zu 120 km und einer Zuladung
von 500 kg bietet der Doblo Beachtliches für ein Elektroauto. Wer
mit weniger Leistung zufrieden ist,
dafür eine etwas größere Ladefläche
benötigt, wird beim Fiorino Cargo
Electric fündig. Sogar einen großen
Transporter in der 3,5 t-Klasse bieten
die Spezialisten aus Imola an, den
Ducato Electric.
Ebenfalls aus Italien kommt der Porter
Electric von Piaggio. Er wird bereits
seit 1995 produziert und ist das meistverkaufte Elektrofahrzeug in Europa.
Allein Disneyland Paris setzt 20 davon
ein, die Müllentsorgung von Mailand
56. Über 20 verschiedene Modellausführungen ermöglichen beinahe
jeden Einsatzzweck. Je nach Akkutyp
beträgt die Reichweite des Porter
zwischen 70 und 120 Kilometer.
PKW – Vorsichtige Rückkehr
der E-Mobile
Französische und japanische Autohersteller verschrieben sich der Elektromobilität schon lange zu Zeiten, als
andere lediglich auf immer stärkere,
schnellere und luxuriösere Fahrzeuge
setzten. So hat Peugeot bis heute die
meisten Zero-Emission-Autos verkauft. Von dem bis 2003 gebauten
Modell 106 Électric wurden immerhin
3.500 Fahrzeuge vermarktet. Auch
wenn E-Mobile bei Peugeot, Mitsubishi und Co. nur ein Schattendasein
fristeten, so verfügte man zumindest
über Erfahrung und spezifische Ent-
Fiat-Transporter vom Elektrospezialisten Micro-Vett: Doblo, Fiorino, Ducato
44
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
wicklungskompetenz, als das Thema
eMobility wieder an Bedeutung
gewann. Es verwundert daher nicht,
dass gerade diese Hersteller es sind,
die nun mit den ersten Serienmodellen auf den Markt kommen.
Zögerlicher Markteintritt
der Großen
Zwar unternehmen inzwischen auch
andere Anbieter größere Anstrengungen, aber die notwendigen Entwicklungs- und Erprobungszeiträume
lassen sich nicht beliebig verkürzen.
Allzu groß ist die Furcht, mit unausgereiften Produkten Kunden zu vergraulen und damit das Markenimage zu
beschädigen. So kommuniziert etwa
BMW seinen Elektro-Mini lediglich als
Erprobungsfahrzeug und sammelt lieber in Modellanwendungen Erfahrung,
als hastig ein lediglich elektrifiziertes,
konventionelles Fahrzeug mit eingeschränktem Platzangebot (Akkus im
Bereich der Rücksitze) anzubieten.
Parallel zur Produktentwicklung arbeitet man derzeit an einem eigenen
Markenlabel unter dem in ein paar
sCHWerPunKt
Jahren u.a. ein Megacity Vehicle
vertrieben werden soll. Ebenso wie
Volkswagen, die das Kleinfahrzeug up
in einer E-Version erst 2013 anbieten
werden, setzen die Münchner auf
eine mittelfristige Strategie, statt mit
Schnellschüssen zu agieren. Ein weiterer Grund, warum manche Hersteller
mit dem Markteintritt warten, liegt
in der Tatsache begründet, dass es in
Deutschland – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern – noch keine
staatlichen Fördermittel beim Erwerb
eines Elektroautos gibt. Angesichts der
anfangs noch sehr hohen Preise wird
sich die Nachfrage daher zunächst
auf gewerbliche und kommunale
Nutzer beschränken. Zudem muss die
Autoindustrie selbst noch eine Reihe
von Hausaufgaben erledigen, um ihre
Produkte zu akzeptablen Preisen offerieren zu können. Zu diesen gehören
insbesondere attraktive (Akku-)Leasing- und Finanzierungsangebote.
Auftritt der Drillinge
Wer sich von vergleichsweise hohen Preisen und noch lückenhafter
öffentlicher Ladeinfrastruktur nicht
abschrecken lässt, kommt schon Ende
des Jahres in den Genuss elektrischen
Fahrens mit „echten“ Elektroautos.
In Japan wird der viertürige Viersitzer
i-MiEV (Mitsubishi innovative Electric
Vehicle) bereits seit vergangenem Jahr
an Kunden aufgeliefert. Nachdem
sie eine Reihe von Anpassungen an
die gesetzlichen Vorschriften der EU
(u.a. höhere Karosserieüberhänge
zum Fußgängerschutz) erfahren hat,
ist die Linkslenker-Version nun ab
Oktober 2010 auch in Deutschland
verfügbar. Der Kleinwagen, basierend
auf dem japanischen Modell „i“, erfüllt bereits heute die Ansprüche an
ein komfortables Stadt- und Pendlerfahrzeug. Seine Reichweite beträgt
144 Kilometer (nach EU-Mode), die
Höchstgeschwindigkeit ausreichende
130 km/h. In fünf bis sieben Stunden ist der i-MiEV bei 15 Amp/220
Volt wieder aufgeladen, mit Hilfe
einer Offboard-Schnell-Ladeeinheit
in knapp einer halben Stunde zu 80
Prozent voll. Der Motor leistet 47
kW (64 PS) und wird von modernen
Lithium-Ionen Akkus gespeist. Diese
MCC-KONGRESS
Unter der Schirmherrschaft von:
ElektroMobilität
2010
KEYNOTE SPEAKER
Michael Gessner
Ministerium für
Wirtschaft, Mittelstand und Energie,
NRW
26. und 27. April 2010 in Düsseldorf, Lindner Congress Hotel
3 Neue Entwicklungen im Spannungsfeld
von Politik, Recht und Wirtschaft
Moderation:
3 Automobilhersteller:
Entwicklungstendenzen und Innovationen
Dr. Andreas Gutsch, Geschäftsführer, Li-Tec Battery GmbH • Dr. Peter Asmuth, Vorstand,
STAWAG AG • August Hirschbichler, Vorstand, Salzburg AG • Dr. Christian Kessel,
Partner, Bird & Bird LLP • Roger Kohlmann, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDEW •
Carolin Reichert, Leiterin E-Mobility, RWE Effizienz GmbH • Wilfried Nietschke, Prokurist, Bereichsleiter Technologie Monitoring, TM Executive Vice President, IAV GmbH • Katja
Schlager, Institut für Transportation Design • Prof. Dr. Gernot Spiegelberg, Vice President Strategie und Technologie, Siemens AG • Dr. Oliver Weinmann, Leiter Innovationsmanagement, Vattenfall Europe AG • Dr. Wolfgang Woyke, Technische Grundsatzfragen,
Neue Technologien, E.ON Energie AG • Bernhard Grünewald, Senior Manager External
Affairs, Toyota Motor Europe • Dr. Armin Pfoh, Leiter Konzernbereich Innovationsmanagement TÜV SÜD AG • Dr. Hermann Scheer, MdB, Präsident, Eurosolar e.V. • Dr.-Ing.
Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik, ADAC Technikzentrum, ADAC e.V. • Uwe Likar,
Manager Advanced Engineering Planning, Mitsubishi Motor R&D Europe GmbH
3 Batteriehersteller:
Stand der Technik und Forschungsansätze
3 Energieversorger:
Innovationen in einem wachsenden Markt
3 Kooperationskonzepte auf dem Prüfstand
3 Kundenerwartung zwischen Kosten
und technischer Machbarkeit
Gerd-Uwe Funk, EnergieAgentur.NRW
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45
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sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Technisch identisch: i MiEV, Ion, C-Zero
sind zentral im Unterflur-Bereich
platziert, was Einschränkungen im
Passagier- und Gepäckraum vermeidet und einen niedrigen Fahrzeugschwerpunkt mit sich bringt. Der Preis
liegt bei ca. 48.000 Euro, also etwa
dem Dreifachen eines vergleichbaren
konventionellen Autos. Dafür wird
die hohe Anfangsinvestition zumindest teilweise durch die geringen
Betriebskosten kompensiert. Dennoch
ist lautloses, emissionsfreies Fahren
momentan noch ein teurer Spaß. Bei
mittelfristig zu erwartenden, deutlichen Preisanstiegen von fossilen
Treibstoffen wird sich jedoch das Gefälle in der Wirtschaftlichkeit zwischen
konventionellen und E-Fahrzeugen
zunehmend verringern.
Der französische PSA Konzern kooperiert schon seit längerem mit Mitsubishi
und so ist es nicht verwunderlich, dass
dessen Marken Peugeot mit dem Ion
und Citroën mit dem C-Zero zwei optisch und technisch beinahe identische
i-MiEV-Geschwister präsentieren.
Unterschiedlich sind jedoch die
Markteinführungsstrategien.
Noch zurückhaltend zeigt
sich dabei Citroën. So
werden zwar im letzten
Quartal 2010 einige
hundert Fahrzeuge
in Europa angeboten, wie viele davon
nach Deutschland
kommen, ist derzeit
jedoch noch offen. Zumindest soll der C-Zero
über den Fuhrpark der Deutschen
Bahn AG angemietet werden können.
Für den Ion, der ab Oktober auch von
Privatkunden bezogen werden kann,
liegen laut Peugeot bereits 3.000
Vorreservierungen aus Europa vor,
550 davon aus Deutschland.
Alle spielen die Elektro-Karte
Renault setzt von den europäischen
Herstellern am stärksten auf Elektromobilität: Gleich vier verschiedene
Conceptcars wurden auf der IAA 09
präsentiert. Den deutschen Markt
wird man jedoch erst ab 2012 bedienen, wahrscheinlich mit dem Kangoo
Z.E. (für Zero Emission).
Nicht viel anders sieht es bei Nissan,
dem Allianz-Partner von Renault, aus.
Zwar entfalten die Japaner weltweit
erhebliche eMobility-Aktivitäten, aber
der elektrische Kleinwagen Leaf wird in
Deutschland gegen Ende diesen Jahres
nur an strategische Partner, wie z.B.
den Vermieter Europcar ausgeliefert.
Opel Ampera: Elektroauto mit Verbrennungsmotor als Reichweiten-Erhöher
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forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
Von den deutschen Marken geht
Smart als erster an den Start. Derzeit
wird eine erste Serie von tausend fortwo ed (für electric drive) gefertigt und
an gewerbliche wie private Kunden in
europäischen Metropolen, darunter
Berlin, ausgeliefert. Ehe Händler und
Werkstätten flächendeckend geschult
sind, erscheint eine Fokussierung zunächst auf Großstädte in acht Ländern
durchaus sinnvoll zu sein. Schließlich
erwarten die Kunden einen kompetenten Service vor Ort.
Mit dem Ampera bringt Opel 2011
eine spezielle Kategorie von Elektrofahrzeugen auf den Markt. Die
Kapazität der Lithium-Akkus reicht
dabei für eine Fahrstrecke von maximal 60 Kilometern. Für längere Strecken verfügt der Ampera über einen
kleinen Verbrennungsmotor, der das
Fahrzeug nicht antreibt, sondern als
Generator Strom erzeugt. Anders als
bei Hybrid-Autos erfolgt der Antrieb
hier also stets rein elektrisch. Dank
dieser Range-Extender-Technik sind
Reichweiten von 500 km möglich.
Es bleibt abzuwarten, wann Audi
seinen Sportflitzer e tron an betuchte
Kunden ausliefern kann. Noch befindet er sich im Prototypen-Stadium,
genauso wie viele der zuletzt vorgestellten asiatischen Elektro-Modelle
von Hyundai, Mazda, Honda, Suzuki,
Toyota, Tata oder Subaru. Gespannt
sein darf man auf die Elektro-Offensive der Chinesen. Dank ihrer hohen
Kompetenz im Bereich Speichermedien werden sie in absehbarer Zeit
Stadtmobile zu vermutlich attraktiven
Preisen in großer Stückzahl in die
Märkte bringen. Auch in die europäischen. In den nächsten Jahren wird
folglich ein harter Konkurrenzkampf
ausbrechen. Hoffentlich zum Nutzen
der Kunden.
Innovative Kleine
Länger als viele große Hersteller
widmen sich eine Reihe kleiner, spezialisierter Unternehmen seit langem
der Fertigung von Elektrofahrzeugen.
Das meistverkaufte Elektromobil ist
hierzulande das einsitzige City El,
welches im fränkischen Aub produziert
www.forum-csr.net
Schon zu kaufen: Die Stadtflöhe Tazzari Zero, Mega City, Reva-i
47
sCHWerPunKt
wird. Über 6.000 Stück wurden bisher
verkauft, vornehmlich an Pendler und
Unternehmen, die ihn als mobilen
Werbeträger einsetzen. Der Hersteller
Smiles profiliert sich inzwischen auch
als Importeur von pfiffigen ElektroKleinwagen des indischen Anbieters
Reva und der italienischen Firma Tazzari. Deren zweisitziges Modell Zero
ist eine echte Alternative zum ElektroSmart, auch wenn er den technischen
und Komfortansprüchen von SmartFahrern vielleicht nicht genügen wird.
Die wichtigsten Eigenschaften besitzen
jedoch beide: kompakt, leicht, wendig.
Und, der Zero ist schon zu haben. Für
24.000 Euro bietet er neben LithiumBatterien vier verschiedene Fahrmodi
– von sparsam bis flott. Mit dem EcoFahrprogramm sind immerhin 140 km
Reichweite möglich.
| cleaNTecH |
Wer ein kompaktes Elektroauto für
die Stadt sucht, wird auch beim französischen Hersteller Aixam (mit deutschen Vertriebspartnern) fündig. Der
Ecity pro kann es zwar nicht mit den
Fahrleistungen des Zero aufnehmen,
ist dafür aber knapp 6.000 Euro günstiger als der Italiener. Zwei Personen
finden auch im Leichtmobil-Klassiker
TWIKE Platz. Neuerdings wird dieser
Human-Power-Hybrid (Reichweitenerhöhung durch Mittreten) optional
mit Lithium-Akkus angeboten. Der
Prototyp eines Nachfolgemodells wurde als einziger deutscher Teilnehmer
für den renommierten Automotive X
Prize-Wettbewerb ausgewählt.
Einen viersitzigen Viertürer namens
Citysax, aufbauend auf dem Chevrolet
Matiz, bietet ein Kleinstserienhersteller aus Dresden an.
Beinahe für jeden Anspruch gibt es
also inzwischen E-Mobile, entsprechende Kaufkraft des Kunden vorausgesetzt. Dies gilt ganz besonders
für die Liebhaber von Sportwagen,
die sechsstellige Summen berappen müssen, um einen E-Flitzer zu
erwerben. Dank des überragenden
Drehmoments elektrischer Antriebe
ist es vor allem die Beschleunigungsleistung, die viele „sportliche Fahrer“
begeistert. So katapultiert sich etwa
der Tesla Roadster – auch dank
seiner Leichtbaukarosserie – in nur
3,9 Sekunden auf 100 km/h. Selbst
hartgesottene Porsche-Fans werden
demnächst vielleicht abtrünnig. Der
Allgäuer Tuner Ruf wird noch in
diesem Jahr die ersten Greenster auf
911er Basis ausliefern. Entstanden ist
der elektrische Sportler in einer Ent-
Extremsportler: Tesla Roadster (oben), Ruf Greenster (unten), Wolf E 2 (rechts)
48
forum Nachhaltig Wirtschaften
| cleaNTecH |
sCHWerPunKt
wicklungskooperation mit Siemens.
Wer es noch extremer mag, für den
hält die Firma Wolf aus Neuenrade ab
2011 mit dem E 2 einen kraftstrotzenden Stromer bereit, der weniger
als 900 Kilogramm wiegen soll und
von vier Elektromotoren angetrieben
wird. Je einer pro Rad und jeweils 100
kW (!) stark.
Pioniere der Elektromobilität
seit fast 20 Jahren beschäftigt sich Karl
nestmeier mit dem thema elektromobilität. Während viele klassische Automobilhersteller noch über die umsetzung
nachdenken, fährt er mit effizienten,
zuverlässigen und vor allem verfügbaren
Fahrzeugen an ihnen vorbei. Als vorstand
der Smiles aG bietet Nestmeier neben viel
erfahrung nun ein breites spektrum sich
ergänzender elektrofahrzeuge.
Als Marktführer im Bereich elektrofahrzeuge ist beispielsweise der in Aub bei
Würzburg gefertigte CityeL nicht nur sparsamstes serienfahrzeug der Welt, sondern
auch ein interessanter Werbeträger für
Gewerbebetriebe. Mittlerweile sind rund
6.000 Fahrzeuge auf den straßen weltweit
unterwegs. doch mit den Qualitäten des
CityeL gab sich der visionäre Autobauer
nicht zufrieden. die smiles AG sicherte
sich deshalb die importeurslizenzen für
die Marken revA und tazzari. somit gehört das unternehmen auch in Zukunft zur
ersten riege der elektrofahrzeuganbieter.
www.smiles-world.de
www.forum-csr.net
seit 23 Jahren ist die Zeitschrift eMobile
plus solar die Pflichtlektüre für alle elektromobilisten. sie ist offizielles Mitteilungsorgan diverser elektromobilvereine und des
Bundesverband solare Mobilität e.v. das
engagierte Fachmagazin gibt auf 80 seiten Auskunft über technik, Fahrzeuge, Förderungen sowie veranstaltungen. erscheinungsweise: 4 Ausgaben p.a., einzelheft:
6,00 euro. Abo 24,- euro
www.solarmobil-zeitschrift.de
Ein Tipp am Ende:
Wer sich der Faszination Elektromobilität hingeben möchte, sich aber
keines der im Moment noch relativ
teuren Elektroautos leisten kann oder
will, für den sind elektrische Zweiräder
eine gute Einstiegsdroge. Das Vergnügen fängt bereits bei Elektrofahrrädern, den sogenannten Pedelecs,
an. Sie sind längst keine Mobilitätshilfe für Senioren mehr, sondern
erleben inzwischen einen regelrechten
Boom – gerade bei einer jüngeren,
komfortbewussten Klientel. An die
zwanzig Anbieter von Elektrorollern
tummeln sich inzwischen schon auf
dem deutschen Markt. Das Angebot reicht vom leichten Scooter aus
Fernost bis zum High-End-Bike von
Vectrix. Sogar richtige Straßen- und
Geländemotorräder und elektrische
Mopeds gibt es bereits. Nur, auch bei
Zweirädern hat Qualität ihren Preis.
Billigprodukte aus unbekannter, meist
asiatischer Herkunft, die in großen
Märkten ohne fachkundige Beratung
verramscht werden, bringen nur Verdruss und schaden dem guten Image
der Elektromobilität.
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
49
sCHWerPunKt
| cleaNTecH |
Träume auf zwei Rädern
Keine Pedale, 45km/h Höchstgeschwindigkeit und nur
45kg Fahrzeuggewicht ermöglichen dem Fahrer ungeahnten Fahrspaß. Das außergewöhnliche Design, das
geräuschlose Dahingleiten garantieren bewundernde
Blicke – sowohl auf dem Weg zur Arbeit, als auch
beim Cruisen durch die Stadt. Durch die Nähe zum
Fahrrad erschließt sich die Bedienung des Fahrzeuges
sofort und auch kleine Personen fühlen sich aufgrund
des geringen Gewichtes auf dem ELMOTO wohl.
www.elmoto.com
Design meets Future: Ein Fahrrad, das gut und gerne 50 km/h fährt und obendrein auch noch gut
aussieht. Ein Drehmoment von 140 NewtonMeter, 3.000 Umdrehungen je Minute und
eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 80
km/h (bei der ungedrosselten Version) sollten
selbst den letzten Rad-Muffel überzeugen.
www.pg-bikes.com
Im Profil
Leichte, bürstenlose Elektromotoren mit verschleißarmem Riemenantrieb und regenerativem Bremssystem (speist beim Bremsen Energie zurück) verpackt in sportliches und
hochwertiges italienisches Design: Govecs Elektroroller haben Betriebskosten von 50-70
Cent/100 km und sind damit sparsam und umweltschonend zugleich. www.govecs.com
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Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Peter Grett, (*1957), M.A. studium der
Pädagogik und (organisations-/Wirtschafts-)Psychologie. er war Ceo, Marketingleiter und Berater verschiedener
elektrofahrzeug-entwicklungsunternehmen, daneben freier Autor zum themenbereich alternative antriebe. Zahlreiche
internationale Kontakte zur Automotiveindustrie und benachbarter Branchen. als
verlagsleiter verantwortet er seit kurzem
das neue Fachmagazin electric mobility,
dessen erste Printausgabe Anfang Juni
erscheinen wird.
www.electricmobility.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
e
Sp
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Forum
02/2010
ive
EUR 7,50 (D) • EUR 8,- (A) • CHF 12,50 • www.forum-csr.net
ISSN 1865-4266
t
itä
rs
Überschwemmungen, speichern große Mengen Kohlendioxid und wirken
damit gegen den Klimawandel.
Doch wir nehmen der Natur immer
mehr Raum und gefährden damit
langfristig unsere Wirtschafts- und Lebensgrundlage. forum zeigt konkrete
Möglichkeiten, um die Biodiversität
zu erhalten.
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es
Die Natur liefert uns Nahrung, sauberes Wasser oder Medikamente. Aus
Wäldern werden Zeitungen, Früchte
werden zu Konserven, Getreide zu
Brennstoff, Strände zu Erholungsgebieten, Bodenschätze zu Computern.
Insekten sichern unsere Ernten, indem sie Obst- und Gemüsepflanzen
bestäuben. Wälder schützen uns vor
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Wirtschaft und
biologische Vielfalt
Nachhaltig Wirtschaften
Das Entscheider-Magazin
Cleantech
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Leitindustrie der Zukunft
SusCon 2010 • Masdar City • Marktübersicht Elektromobile • Branchenreport Textil • Umweltmanagement • Weltwährungen • Unternehmenskultur
Diese Sonderbeilage der European Business and Biodiversity Campaign
wird durch das LIFE+ Programm der Europäischen Union gefördert.
Zeigen Sie Ihr Engagement für Biodiversität - in 2010 und darüber hinaus!
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51
www.wild-wonders.com
Special
| Business & Biodiversität |
Wirtschaft – vom
Aussterben bedroht?
Foto: © Magnus Lundgren / WILD WONDERS OF EUROPE
Wie wir die Vielfalt der Natur gefährden
und uns damit selbst auf die rote Liste setzen
Bis zu 200 Millionen Menschen leben
weltweit vom Fischfang. Doch gleichzeitig
gefährdet Überfischung Arbeitsplätze, weil
immer mehr Fischbestände zurückgehen
und vom Aussterben bedroht sind. Die Wirtschaft ist auf intakte Ökosysteme angewiesen und sollte daher ihr Handeln auf eine
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen und Dienstleistungen abstimmen.
Von Edgar Endrukaitis und Judith Winterstein
In den letzten 50 Jahren hat sich die
Weltbevölkerung verdoppelt. Die Weltwirtschaft wuchs dabei sogar um das
Sechsfache. Auch der Lebensstandard
vieler Menschen erhöhte sich dadurch.
Doch mit diesem Wachstum fordern
wir mehr von der Natur, als sie uns
geben kann, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen. Für Verkehr, Industrie
und Landwirtschaft zerschneiden und
zerstören wir natürliche Lebensräume.
Wir stoßen inzwischen mehr Schadstoffe aus, als die Natur aufnehmen
kann. Über globale Transportwege
verbreiten sich fremde Arten, die die
heimische Flora und Fauna verdrängen. Der Klimawandel bedroht viele
Arten und Ökosysteme, die es nicht
schaffen, sich den neuen Bedingungen
anzupassen.
Bilanz: 40 Prozent aller Arten sind
vom Aussterben bedroht. Und die
Wirtschaft auch!
52
Der Verlust von biologischer Vielfalt
schwächt unser Ökosystem, also
das Zusammenspiel von Tieren und
Pflanzen mit ihrem Lebensraum – was
jedoch häufig nicht sofort sichtbar
wird. Ganze Forschungs- und Innovationszweige speisen aus diesem Wissen – z.B. die Bionik: Wie bei einer
Mauer, aus der man einen Stein nach
dem anderen herauszieht, droht ein
Ökosystem irgendwann zu kippen.
Doch ein derart gestörtes Ökosystem
kann den Menschen nicht mehr mit
Rohstoffen und natürlichen Dienstleistungen versorgen.
Der tropische Regenwald des Amazonas, in dem 10 Prozent aller Arten
dieser Erde leben, ist größer als die
Fläche der Europäischen Union. Doch
der größte Regenwald der Welt ist in
Gefahr. Weil die Nachfrage nach Holz,
Soja und Rindfleisch auf der ganzen
Welt steigt, wird er gerodet, damit
er landwirtschaftlich genutzt werden
kann. Jeden Tag verschwinden etwa
70 km² seiner Fläche.
Natürliche Lebensräume werden
aber nicht nur in Entwicklungs- und
Schwellenländern zerstört, sondern
auch in den Industriestaaten – und
das bereits seit Jahrhunderten. Natürliche Flächen werden in Siedlungen
umgewandelt, wodurch auch hier
biologische Vielfalt verloren geht. So
verschwinden in Deutschland jeden
Tag etwa 113 Hektar Fläche unter
Asphalt und Beton, das entspricht 161
Fußballfeldern. Jeden Tag.
Auch eingeschleppte Arten, die nicht
im jeweiligen Lebensraum heimisch
sind, lassen die biologische Vielfalt
schrumpfen. So löste die Meerwalnuss,
eine unscheinbare Qualle, in den 90er
Jahren eine ökologische Katastrophe
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
im Schwarzen Meer aus. Als blinder
Passagier eines Schiffes traf sie auf einen
Lebensraum, der durch eine Algenplage
bereits geschwächt war. Die Qualle
hatte dort keine natürlichen Feinde und
verdrängte so 90 Prozent aller anderen
Lebewesen.
Und schließlich hat auch der Klimawandel ernste Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Das Meerwasser wird
immer wärmer, was das empfindliche
Zusammenspiel von Algen und Korallen
stört. Die Folge: Die Korallen bleichen
aus und sterben. Allein im Jahr 1998
wurden so weltweit 16 Prozent aller
Korallenriffe schwer beschädigt.
Biologische Vielfalt – ein Segen
für die Wirtschaft
Biologische Vielfalt versorgt uns nicht
nur mit direkt nutzbaren Gütern wie
Nahrung und Holz, ihr genetischer
Reichtum ist auch die Basis vieler
Arzneimittel. Allein die etwa 100.000
Schutzgebiete, die zirka 11 Prozent der
Landfläche der Erde ausmachen und
die noch relativ reich an Arten sind,
versorgen die Menschheit mit Leistungen, deren Wert schätzungsweise
4,4 bis 5,2 Billionen US-Dollar pro Jahr
beträgt. Das übertrifft die Summe der
Umsätze aller Automobil-, Stahl- und
IT-Unternehmen weltweit.
Die Vielfalt an Ökosystemen zu Land
und zu Wasser hilft, das Klima zu
stabilisieren. Wälder und Moore etwa
speichern Wasser und CO2, Savannen
verhindern die Wüstenbildung und
Korallenriffe mindern die Auswirkungen von Sturmfluten.
Meere bedecken etwa 71 Prozent
unseres Planeten und versorgen uns
mit vielen wichtigen Rohstoffen.
Über eine Milliarde Menschen sind
auf Fisch und Meeresfrüchte als Proteinquelle angewiesen. Bis zu 200
Millionen Menschen leben weltweit
vom Fischfang, vor allem in den Entwicklungsländern.
Aber das Meer versorgt uns nicht nur
mit Nahrung. Die Natur hat im Laufe
der Zeit eine Vielfalt unterschiedlicher
Formen, Strukturen und Prozesse
entwickelt. Dieses Wissen können
wir für uns nutzbar machen. So ist
www.forum-csr.net
Special
die Natur immer wieder Ideengeber
für neue Produkte: Schwimmanzüge imitieren Haihaut oder Gebäude
werden wie Termitenhügel belüftet.
Ein ganzer Designzweig – die Bionik
– speist sich aus diesem Wissen: Die
Schnauze von Delfinen war Vorbild
für stromlinienförmigere Schiffe, die
bis zu 10 Prozent Energie einsparen.
Aus dem Gift einer Seeschnecke wird
ein Schmerzmittel gewonnen – 1000mal stärker als Morphium – das aber
nicht abhängig macht. Lotusblume,
Hai, Pinguin und Gecko stehen für
selbst reinigende Oberflächen, strömungsgünstige Beschichtungen bei
Flugzeugen, geringe cw-Werte bei
Autos, verbesserte Schiffsantriebe und
wieder verwendbare Klebebänder.
Es gibt unendlich viele Gründe,
biologische Vielfalt zu fördern. Für
Unternehmen bietet der aktive Einsatz für Biodiversität neue Kunden
und Märkte, Kosteneinsparung und
Imagegewinn. Eine ökologische
Landwirtschaft erhält die lokale Sortenvielfalt. Unternehmen überprüfen
die Auswirkungen ihrer Produktion
und orientieren sich bei der Auswahl
ihrer Materialien an anerkannten Umweltzeichen wie FSC bei Papier.
Fakt ist, dass sich das Flora- und Faunasterben fortsetzt. Das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft – die
Verlustrate der Biodiversität bis 2010 zu
mindern - wurde somit verpasst. Zudem
forderte die internationale Staatengemeinschaft 2006, dass die Einbindung
der Wirtschaft stärker vorangetrieben
werden muss. Unternehmen stehen
mit ihrem Engagement nicht allein: In
verschiedenen Initiativen und in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung
oder erfahrenen NPOs können sie ihren
Einfluss auf Natur, Arten und Ökosysteme positiv gestalten.
forum stellt in diesem Special die wichtigsten Initiativen, beeindruckende
Vorbilder und innovative Best-PracticeBeispiele vor. Sie zeigen, wie die überlebenswichtige Biodiversität erfolgreich
und mit Gewinn für alle in die Wirtschaft integriert werden kann.
Im Profil
Die Wirtschaft ist auf intakte
Ökosysteme angewiesen
Die Wirtschaft belastet auch bei
Einhaltung aller Gesetze die Natur.
Sie braucht Rohstoffe, muss Flächen
versiegeln und oft auch Wälder roden
lassen. Produktion belastet Luft, Wasser und Böden.
Auf der anderen Seite ist die Wirtschaft
auf intakte Ökosysteme angewiesen.
Ohne Wildpflanzen keine natürliche Kosmetik, Getränkehersteller
brauchen sauberes Wasser, zerstörte
Landschaften schaden dem Tourismus
und nicht zuletzt profitieren Versicherungen vom Schutz, den Lebensräume
bei Naturkatastrophen bieten.
Der Wert der Natur ist schwer zu beziffern, auch wenn daran gearbeitet
wird. Doch immer mehr Unternehmen
erkennen, dass es in ihrem Interesse
liegt, biologische Vielfalt zu schützen
und immer mehr Verbraucher fordern
dies ein.
edgar endrukaitis ist Koordinator der Business and Biodiversity initiative „Biodiversity
in Good Company”, Judith Winterstein ist
für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und
redaktion zuständig. die initiative des
Bundesumweltministeriums wird von der
GtZ umgesetzt und strebt eine stärkere
integration des Privatsektors in die Zielerreichung des internationalen Übereinkommens über die biologische vielfalt an.
[email protected]
[email protected]
www.business-and-biodiversity.de
53
Special
| Business & Biodiversität |
Der Wert unserer Welt
Die TEEB-Studie zur Biodiversität liefert wichtige Informationen,
um Biodiversität ins Management zu integrieren.
Von Josh Bishop
Sehr vielen Menschen ist die Problematik des Klimawandels mittlerweile
bewusst. Und erfreulicherweise wird
die Verringerung der Treibhausgase
in die tägliche Geschäftspraxis integriert. Nun steigt auch das Bedürfnis
nach Informationen – über die Gefahren des Verlustes von biologischer
Vielfalt, aber auch über ökologische
Dienstleistungen. Das Thema ist
dringlich – gefragt sind nachhaltige
Business-Modelle, die die Erhaltung
54
Foto: © Markus Varesvuo / WILD WONDERS OF EUROPE
und Regeneration von Ökosystemen
und gleichzeitig die Bedürfnisse der
Menschen berücksichtigen.
Die Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity“ (TEEB) will
dafür die nötigen Grundlageninformationen bereit stellen und praktische
Handlungsmöglichkeiten aufzeigen,
wie Biodiversität und die Dienstleistungen von Ökosystemen in Unternehmensentscheidungen integriert
werden können.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Special
Artenschwund vor unserer Haus- und
Firmentür: Der Wiedehopf ist ein in weiten Teilen Mitteleuropas verschwundener
Brutvogel. Seine Beute – der Maikäfer – ist
ebenfalls nur noch selten anzutreffen.
www.forum-csr.net
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
55
Special
| Business & Biodiversität |
Foto: © Magnus Elander / WILD WONDERS OF EUROPE
mik: Märkte können für Ressourcen,
für die es keine Preise gibt, keine
effiziente Nutzung sicherstellen. Weil
viele der Dienstleistungen, die Ökosysteme und Biodiversität uns liefern,
nicht in den Marktpreisen von Gütern
und Dienstleistungen enthalten sind,
werden diese positiven Effekte bei
öffentlichen und privaten Entscheidungsprozessen häufig ignoriert.
Dadurch wird unreflektiert weiter zum
Verlust der Biodiversität beigetragen
und das menschliche Wohlergehen
langfristig negativ beeinflusst.
Ausgerottet – wiederangesiedelt – erneut bedroht: Der Bartgeier war in den Alpen einst
ausgerottet, wurde dann in den 1980er Jahren wieder angesiedelt und ist nun neuerdings
bedroht durch eine neue Hygieneverordnung der EU. Diese verbietet es, Kadaver von
(Haus-)Tieren – eine wichtige Nahrungsquelle für alle Geier – liegen zu lassen.
Die Kosten des Biodiversitätsverlusts
werden zunehmend als signifikantes
wirtschaftliches Risiko wahrgenommen. Dies gilt insbesondere für
Unternehmen, die Ökosysteme und
Biodiversität direkt beeinflussen,
wie beispielsweise Bergbau, Öl- und
Gassektor oder Infrastrukturmaßnahmen. Mehr und mehr Manager
erkennen die direkte Abhängigkeit
ihrer Unternehmen von Biodiversität
und Ökosystemdienstleistungen –
den essentiellen Grundlagen ihrer
Produktion, vor allem im Agrar- oder
Fischereisektor, in der Forst- und Holzwirtschaft oder in der Biotechnologie.
In anderen Fällen sind Wirtschaft
und Biodiversität indirekt verknüpft,
etwa im Einzelhandel, Bankenwesen,
Aktienhandel, Versicherungs- oder
Dienstleistungssektor. Bei Existenzgründern geht der Trend hin zu einer
engen Verbindung von Produkten und
Ökosystemdienstleistungen: Ökotourismus, Biolandbau, zertifizierte Holzprodukte oder Emissionsausgleich
sind im Kommen.
Als Antwort auf diesen zunehmenden Bedarf an Lösungen wurde die
TEEB-Studie von der Bundesrepublik
Deutschland und der Europäischen
Kommission initiiert. Man folgte
damit dem Vorschlag der G8+5 Umweltminister bei ihrem Treffen 2007
in Potsdam, eine globale Studie zur
Ökonomie des Verlusts der biologi-
56
schen Vielfalt zu erstellen. Die Studie
zeigt auf, wie die erforderlichen Veränderungen in der Privatwirtschaft
zügig umgesetzt werden können und
welche politischen Rahmenbedingungen dafür nötig sind. Darüber hinaus
integriert sie weitere Problemfelder
wie Naturschutz und Armutsbekämpfung, die eng mit der Thematik
verknüpft sind.
TEEB ist eine unabhängige Studie,
geleitet von Pavan Sukhdev, die von
der Bundesrepublik Deutschland,
der Europäischen Kommission, den
Niederlanden, Norwegen, Schweden
und Großbritannien finanziert wird
und weitere Unterstützung von einer
Vielzahl öffentlicher und privater
Organisationen erhält. TEEB vereint
Kenntnisse und Expertise aus den
Bereichen Naturwissenschaften, Ökonomie, Politik und Wirtschaft aus allen
Regionen der Welt. Ziel der Studie ist
es, eine Einschätzung der ökonomischen Einflüsse auf den Verlust der
biologischen Vielfalt zu erstellen und
praktische Handlungsmöglichkeiten
gegen den weltweiten Rückgang der
Ökosysteme anzubieten.
Wertschätzung durch
Bewertung ermöglichen
Die Annahme, die der Arbeit von
TEEB zugrunde liegt, ist ein allseits
bekanntes Problem der Mikroökono-
Im Mai 2008 wurde der erste TEEBZwischenbericht auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz der UN-Konvention
für die biologische Vielfalt (CBD)
vorgestellt. Er enthält eine Vielzahl
von betriebswirtschaftlich relevanten
Fakten. Im Vordergrund stehen dabei
die Bedeutung und die Vorteile von
marktbasierten Ansätzen zum Schutz
der biologischen Vielfalt. In diesem
Rahmen empfiehlt der Bericht eine
Stärkung von Buchführung und Berichtswesen, um den wirtschaftlichen
Einfluss auf und die Abhängigkeit von
Biodiversität messen und reflektieren
zu können.
In der zweiten Phase werden Informationsschriften und fünf weitere Berichte erstellt: einer zu den ökologischen
und ökonomischen Grundlagen des
Rückgangs der Biodiversität, sowie
vier voneinander unabhängige Berichte, die sich an verschiedene Endnutzergruppen richten: nationale und
internationale politische sowie lokale
Entscheidungsträger und Administratoren, Unternehmen und Bürger.
Tools für die Privatwirtschaft
bereitstellen
Der TEEB-Bericht für die Privatwirtschaft wird Mitte 2010 veröffentlicht. Er geht der Frage nach, was
die ökonomische Betrachtung der
Biodiversität für die Privatwirtschaft
bedeutet. Der Bericht wird Beiträge
von verschiedenen Experten aus
führenden Unternehmen enthalten
und kann nicht nur als Bericht für
die Wirtschaft angesehen werden,
sondern auch als Bericht von der
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Gerade die Verknüpfungen von
Privatwirtschaft und biologischer
Vielfalt werden stark von den sich
ständig verändernden Vorlieben der
Der Bericht wird folgende Fragen Konsumenten beeinflusst. TNS-Untersuchungen, basierend auf 13.000
beantworten:
•Wie verändert sich der Kontext Interviews, zeigen in den letzten fünf
von Privatwirtschaft und Biodiver- Jahren eine zunehmende Besorgnis
sität? Welche Einflüsse und Ab- bei Konsumenten über den Zustand
hängigkeiten bestehen zwischen der Umwelt: 82 Prozent der befragten
verschiedenen Business-Sektoren Konsumenten in Lateinamerika sind
und Ökosystemen? Wie können zunehmend besorgt, 56 Prozent in
diese Faktoren gemessen und in Asien, 49 Prozent in den USA und
das Berichtswesen integriert wer- 48 Prozent in Europa. Die Ängste der
Konsumenten vor dem Verlust der
den?
• WelcheRisikenbirgtderVerlustder biologischen Vielfalt sind zwar nicht
Biodiversität für die Privatwirtschaft ausführlich dokumentiert, doch ein
und wie kann man diese mana- zunehmendes Verständnis der Problematik beginnt sich abzuzeichnen.
gen?
• WelcheChancenundMöglichkei- Dazu jüngst in einer Untersuchung
ten ergeben sich aus der nachhal- von IPSOS:
tigen Nutzung von Biodiversität “Heutzutage wissen sehr wenige
und den Wohlfahrtswirkungen der Verbraucher was Biodiversität ist.
Ökosysteme und wie lassen sie sich Allerdings zeigt das Beispiel der
nachhaltigen Entwicklung, ein Konrealisieren?
• WielässtsichdieVerbindungvon zept das für viele Jahre kaum in der
biologischer Vielfalt und Privatwirt- Öffentlichkeit bekannt war, dass Komschaft noch um Armutsbekämp- munikationsbemühungen mit der Zeit
Früchte tragen. Obwohl Biodiversität
fung ergänzen?
Privatwirtschaft zur Ökonomie der
Ökosysteme und der biologischen
Vielfalt.
Special
immer noch fast nur unter den Pionieren bekannt ist, wird dieser Trend in
den kommenden Jahren immer mehr
Anhänger gewinnen”.
Risiken und Chancen erkennen
Alle Wirtschaftszweige profitieren –
direkt oder indirekt – von biologischer
Vielfalt und den Ökosystemdienstleistungen. Unternehmen, die es versäumen, ihren Einfluss und ihre Abhängigkeiten von diesen beiden Größen
zu ermitteln, tragen ein undefiniertes
Risiko. Unternehmen, die diese Verknüpfungen nicht verstehen, können
Veränderungen nicht effektiv planen.
Dagegen können Unternehmen, die
die Risiken des Biodiversitätsverlusts
analysieren, betriebswirtschaftliche
Modelle etablieren und damit die
Negativfaktoren flexibel auffangen.
Sie sind beweglicher und können
neue Geschäftschancen schneller
ergreifen.
Insbesondere Unternehmen mit direktem Konsumentenkontakt müssen
Biodiversität in ihre Risikomanage-
www.forum-csr.net
57
Foto: © A. Schmidt, GNF
Friedliches Miteinander oder Konkurrenzkampf um Fläche und (Lebens-)Raum? Die TEEBStudie bewertet die Bedeutung der Ökosysteme für Unternehmen und Gesellschaft – aber
auch den Einfluss der Wirtschaft auf die Natur.
Special
mentsysteme aufnehmen. Darin können die folgenden Punkte enthalten
sein:
• Sicherstellung, dass Konsumentenbefürchtungen bezüglich Biodiversität ins Risikoregister des Unternehmens aufgenommen werden.
• Bedeutung des Risikos abschätzen:
Wie wird der „brand value“ des
Unternehmens beeinflusst?
• Entsprechende Antworten auf die
Problematik entwerfen: Wie lassen
sich z.B. interne Beschaffungs- und
Produktionsprozesse modifizieren
oder Schlüsselunternehmen in der
Wertschöpfungskette beeinflussen,
so dass negative Auswirkungen auf
die biologische Vielfalt minimiert
werden? Die Kommunikationsstrategie sollte dazu beitragen, Befürchtungen der Kunden aufzunehmen
58
| Business & Biodiversität |
und Konsumenten auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Die starke Zunahme von ökologisch
zertifizierten Produkten am Markt ist
ein Indikator für ein sich wandelndes
Konsumbewusstsein. Beispielsweise
hat sich die Mitgliederzahl der International Social and Environmental
Accredetation and Labelling Alliance
(ISEAL) in den letzten Jahren mehr als
verdoppelt. Viele Zertifizierungslabels
haben sich als Antwort auf den Verlust
der biologischen Vielfalt etabliert:
Forest Stewardship Council (FSC), Marine Stewardship Council (MSC) oder
von Rainforest Alliance zertifizierte
Kaffee-, Tee-, oder Kakaoprodukte.
So haben sich zwischen 2005 und
2007 die Verkaufszahlen von Gütern
mit FSC-Logo vervierfacht. Die Aus-
gaben für fair gehandelte Nahrungsmittel generell haben sich im letzten
Jahrzehnt mehr als verdreifacht, von
1,9 Milliarden britische Pfund im Jahr
1999 auf über 6 Milliarden im Jahr
2008.
Wachstum von Naturzerstörung
abkoppeln
Der jüngste Versuch, verfügbare
Zukunftsprognosen zu interpretieren
und eine generelle Strategie für die
Privatwirtschaft für eine nachhaltige
Zukunft zu formulieren, ist das „Vision 2050“ Projekt, das vom World
Business Council for Sustainable
Development (WBCSD) gefördert
wird. Nach Aussagen von „Vision
2050“ wird mehr als die Hälfte der
Weltbevölkerung im Jahr 2025 unter
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
orte ausgelagert werden, sondern
dass die Effizienz bei der Nutzung
von Energie und Gütern sich wirklich
verbessert. Wie kann zum Beispiel die
steigende Nachfrage nach tierischem
Protein befriedigt werden, ohne
weitere Wälder in Grasland und Felder für Futtermittel umzuwandeln?
Wie lässt sich die Nachfrage nach
Mobilität erfüllen, ohne ganze Landschaften in Straßen und Parkplätze
umzuwandeln?
deutlichem Wassermangel leiden, da
ein großer Teil der Weltwasserreserven zur industriellen Bewässerung
genutzt wird. Um nur die Nachfrage
nach Nahrungsmitteln von bis zu
neun Milliarden Menschen zu befriedigen, muss die weltweite Nahrungsproduktion um 2 Prozent pro Jahr
über die jüngsten Produktionszahlen
gesteigert werden. Der WBCSD
fordert, ökonomisches Wachstum
müsse „von der Zerstörung von Ökosystemen und materiellem Konsum
abgekoppelt, mit einer nachhaltigen
ökonomischen Entwicklung verbunden und der veränderten Nachfrage
angepasst werden“. Die Herausforderung dabei: Es muss sichergestellt
werden, dass „Abkopplung“ nicht
bedeutet, dass negative Auswirkungen auf entfernte Produktionsstand-
Anpassungsfähigkeit
und Flexibilität erhöhen
In einer nachhaltigeren Zukunft, wie
sie vom WBCSD gesehen wird, “bilden Preise den wahren Wert (sozial
und ökologisch) einer Ware ab und
Belohnungssysteme sorgen für die
Anerkennung nachhaltigen Verhaltens.” Unternehmen müssen ihre
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit
erhöhen und so zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen. Nach
Aussagen des WBCSD kann „das Ziel
der Widerstandsfähigkeit, also die
Fähigkeit eines Unternehmens, sich
schnell von Rückschlägen zu erholen,
dringender werden als das Nachhaltigkeitsziel.”
Foto: © Jose B Ruiz / WILD WONDERS OF EUROPE
Unschätzbare Schönheit: Elbe und Sandsteingebirge im tschechischen Nationalpark Czech Svyzarsko.
www.forum-csr.net
Special
„Vision 2050“ hat die fünf wichtigsten Veränderungen für eine nachhaltige Zukunft definiert:
•WirtschaftundGesellschaftmüssen die Zwänge einer Welt, in
der Milliarden Menschen leben,
anerkennen, aber auch die daraus
resultierenden Chancen ergreifen.
• Erfolgmussaufnationaler,individueller und Unternehmensebene neu
definiert werden.
• ErhöhteProduktivitätausknappen
Ressourcen durch erhöhte BioProduktivität.
• Es müssen Lösungen entwickelt
werden, um den ökologischen
Fußabdruck von wirtschaftlichen
Aktivitäten zu verringern, während
man die Lebensqualität erhält
und
• dabeidieLebensqualitätinEntwicklungsländern steigert, ohne den
ökologischen Fußabdruck in nicht
akzeptabler Weise zu erhöhen.
Neue Märkte durch
Biodiversitätsschutz erschließen
Am Ende stecken wir alle zusammen in
diesem Dilemma. Regierungen spielen
eine wichtige Rolle in diesem Prozess,
in dem sie den geforderten Paradigmenwechsel initiieren. Häufig aber ist
es die Privatwirtschaft, die Veränderungen herbeiführen kann und muss. Eine
gut informierte Entscheidungsgrundlage ist dafür der Schlüssel. TEEB will
praktische Anleitungen bieten, wie die
Risiken des Verlusts von biologischer
Vielfalt und Ökosystemdienstleistungen bewertet und geregelt werden
können. Sie zeigt innovative ökonomische Werkzeuge, um Produktionsprozesse kompatibel mit dem Schutz
von Biodiversität und Ökosystemen zu
gestalten. Der Bericht will Entscheidern
aus der Wirtschaft dabei helfen, neue
Märkte in einer Welt zu erschließen,
die sich zunehmend aktiv gegen den
weiteren Verlust biologischer Vielfalt
zur Wehr setzt. TEEB bietet diesen
Entscheidungsträgern Hilfsmittel, um
sich und andere über die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf finanzielles,
menschliches wie auch natürliches
Kapital zu informieren. Damit will der
Bericht dazu beitragen, die Privatwirtschaft in eine ‘Green Economy’ zu
überführen.
Die abschließenden Ergebnisse der
TEEB-Studie werden im Oktober 2010
bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz
der CBD in Nagoya, Japan, präsentiert.
Mehr Informationen zur Studie finden
sich unter www.teebweb.org.
Im Profil
Josh Bishop
Koordinator teeB for Business
[email protected]
59
Special
| Business & Biodiversität |
Gemeinsam stark
für Biodiversität!
Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE
Ein Überblick über internationale und europäische
Biodiversitätsinitiativen für Unternehmen
Von Stefan Hörmann
forum stellt Ihnen aus den zahlreichen Programmen und Initiativen,
die Unternehmensengagement für
biologische Vielfalt unterstützen, die
wichtigsten vor:
1) Gemeinsam Standards entwickeln:
Branchenübergreifende Initiativen
Business and Biodiversity Initiative „Biodiversity in Good
Company”
Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
setzt im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Initiative „Biodiversity in Good Company“ um. Diese
branchenübergreifende Initiative
will den Privatsektor weitaus stärker
60
als bisher in den Zieleprozess des
CBD (=Übereinkommen über die
biologische Vielfalt) einbinden. Mit
der Unterzeichnung der sogenannten Leadership-Erklärung verpflichten sich die Mitgliedsunternehmen
dazu, den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Biodiversität in ihre
betrieblichen Managementsysteme
zu integrieren. Inzwischen haben
über 40 international agierende Unternehmen die Leadership Erklärung
unterzeichnet. In Zusammenarbeit
mit den Unternehmen wurde ein
Handbuch für unternehmerisches
Biodiversitätsmanagement entwickelt. Die Kommunikationsstrategie umfasst Auftritte auf der UNKonferenz über biologische Vielfalt
im Oktober 2010, eine Webseite,
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
einen Newsletter sowie eine Wanderausstellung.
www.business-and-biodiversity.org
World Business Council on Sustainable Development (WBCSD)
In einem von vier Nachhaltigkeitsschwerpunkten befasst sich das
WBCSD mit der Entwicklung von
Richtlinien und Instrumenten zur nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen.
In Kooperation mit Think Tanks wie
dem World Ressource Institute (WRI)
und der Weltnaturschutzunion IUCN
entwickelt das WBCSD praktische
Handreichungen, die Unternehmen
bei der Bewertung und Vermeidung
von negativen Auswirkungen auf die
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
biologische Vielfalt unterstützen. Hierzu zählen das Standardwerk „Business
and Biodiversity – A Handbook for
Corporate Action“ sowie Lernmodule für Entscheider. Der mit dem WRI
entwickelte Corporate Ecosystem
Services Review zur Bestimmung der
Abhängigkeit von Ökosystemen ist
bereits von über 200 Unternehmen
angewendet worden.
www.wbcsd.org
Business and Biodiversity Offsets Program (BBOP)
Das BBOP bietet Unternehmen umfangreiche Informationen sowie praktische Anleitungen zur Umsetzung
von Ausgleichsmaßnahmen für Schäden an natürlichen Lebensräumen
und Arten, die durch Unternehmenseingriffe entstanden sind. Folgen Unternehmen der Minderungshierarchie
(Vermeiden, Minimieren, Abmindern,
Kompensieren), ist das oberste Ziel
aller Kompensationsmaßnahmen der
„No net loss“ oder gar ein Zugewinn
an Biodiversität. Hierzu entwickelt
das BBOP ab 2010 einen Standard.
Weltweit wurden bereits Pilotprojekte
im Bereich Bergbau, Infrastruktur und
Tourismus umgesetzt. Koordiniert
wird das BBOP durch die NGOs Forest
Trends und World Conservation Society (WCS). Zu den über 40 beratenden
und fördernden Institutionen zählt
auch die KfW Bankengruppe. Prinzipien, Handbücher und Fallstudien zur
Umsetzung von Offsetmaßnahmen
stehen zum Download auf der BBOPWebseite bereit.
http://bbop.forest-trends.org/guidelines/index.php
European Business and
Biodiversity Platform
Diese kürzlich lancierte europäische
Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil der European Business and Biodiversity Campaign (siehe S. 62). Ein
webbasiertes Informationscenter zum
Thema „Unternehmen und Biodiversität“ wird bis Sommer 2010 eingerichtet. Ein weiterer Schwerpunkt ist
die Vorstellung von Best-Practice-Beispielen und daraus entwickelten BestPractice-Richtlinien. Unternehmen mit
www.forum-csr.net
Special
herausragendem Engagement für
die Erhaltung der Biodiversität sollen
zukünftig im Rahmen einer Preisverleihung ausgezeichnet werden. Die
Umsetzung der European Business
and Biodivesity Platform erfolgt im
Auftrag der Europäischen Kommission durch den IUCN, der auch an der
European Business and Biodiversity
Campaign mitwirkt.
NGO-Initiativen
Darüber hinaus bieten etliche Naturschutzverbände und Forschungseinrichtungen allen interessierten Unternehmen eine Zusammenarbeit beim
strategischen Umgang mit Natur- und
Artenschutz an. Auf europäischer
und globaler Ebene sind dies unter
anderem das World Conservation
Monitoring Centre, das Business and
Biodiversity Programm des IUCN, das
Business and Biodiversity Research
Centre des Earthwatch Institutes, der
WWF und Birdlife.
2) Finanzmarkt und Bergbau:
Branchenspezifische Initiativen
Neben Biodiversitätsinitiativen, die
Unternehmen unterschiedlicher Wirtschaftszweige ansprechen, haben sich
einige branchenspezifische Programme und Arbeitsgruppen zum Thema
Biodiversität gebildet. Zwei Beispiele
aus der Finanzbranche und dem
Bergbau sind:
UNEP FI
Die Arbeitsgruppe Biodiversity and
Ecosystem Services ist in der FinanceInitiative des UN Umweltprogramms
(UNEP FI) verankert. Sie entwickelt
Methoden- und Indikatorensets, um
den Wert biologischer Vielfalt zu
ermitteln und Finanzdienstleister darüber zu informieren. UNEP FI selbst ist
Mitinitiator der Natural Value Initiative.
Diese hat ein Benchmark Tool für Finanzinvestoren entwickelt, mit dem sie
Investitionsrisiken und -chancen, die
einen direkten Bezug zu Ökosystemleistungen haben, für Unternehmen
in der Lebensmittel-, Getränke und
Tabakbranche bewerten können.
www.unepfi.org/work_streams/biodiversity/index.html
International Council
on Mining and Metals
Diese Vereinigung, der global agierende Bergbaukonzerne wie Rio Tinto,
BHP Billiton und Newton angehören,
hat die Förderung einer nachhaltigen
Mineralgewinnung und Metallerzeugung zum Ziel. Die Erhaltung der
Biodiversität ist eines von 10 Nachhaltigkeitsprinzipien des ICMM und
seiner Mitglieder. Eine Arbeitsgruppe
sowie Publikationen zum Thema
Biodiversität und Bergbau sollen zur
Erhaltung der biologischen Vielfalt im
Bergbau beitragen.
www.icmm.com/our-work/workprograms/environment
3) Verbindliche Richtlinien aufstellen –
eine Bewertung der Initiativen
Die meisten Initiativen und Programme haben Prinzipien, Richtlinien
und Instrumente zur nachhaltigen
Nutzung und Erhaltung von Biodiversität entwickelt. Die explizite Auseinandersetzung mit diesem Thema
zeigt ein wachsendes Bewusstsein
des Privatsektors für die Biodiversität
und ihrer Bedeutung hinsichtlich der
Sicherung der Rohstoffbeschaffung,
der Reputation und Rechtssicherheit.
Allerdings stehen den Initiativen noch
einige Herausforderungen bevor.
Bisher noch nicht erreicht sind:
• eine breite Anwendung und vollständige Umsetzung von Richtlinien
und Instrumenten in der Praxis.
• eine Einbindung von kleinen und
mittleren sowie öffentlichen Unternehmen in Programme und
Initiativen.
• dieEntwicklungvonverbindlichen,
überprüf- und vergleichbaren Standards.
Trotzdem bieten die verschiedenen
Programme bereits heute umfassende, praxistaugliche Hilfestellungen für
Unternehmen, die sich näher mit dem
Thema Biodiversität beschäftigen wollen – und müssen. Fast alle Initiativen
ermöglichen es Unternehmen, eigene
Erfahrungen und Kenntnisse aktiv in
den Prozess der Weiterentwicklungen
von Methoden- und Indikatorensets
einzubringen.
61
Special
| Business & Biodiversität |
Mit Vollgas ins Jahr der
Biodiversität!
Europaweite Kampagne für Unternehmen gestartet
Foto: © Staffan Widstrand / WILD WONDERS OF EUROPE
Von Stefan Hörmann
Anfang des Jahres hat ein starkes Konsortium zur Förderung der biologischen
Vielfalt seine Arbeit aufgenommen: Die
European Business and Biodiversity
Campaign. Unter Führung des Global
Nature Fund (GNF) und Mitwirkung des
Altop-Verlags, der Unternehmensberatung dokeo und prominenten Partnern
aus Deutschland, den Niederlanden,
Spanien und Belgien stellt sie die hohe,
auch ökonomische Bedeutung der Biodiversität vor. Ihr Ziel: die Wirtschaft
für den aktiven Schutz und Erhalt von
Arten und Ökosystemen zu gewinnen.
Die Kampagne bietet dazu attraktive
Angebote für Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanager und Entscheider in unternehmerischen Führungspositionen. Im
Zentrum steht die Frage: Mit welchen
Methoden und Instrumenten lassen sich
die Auswirkungen unserer wirtschaftlichen Tätigkeit auf die Biodiversität
bewerten?
Ab Mitte 2010 veranstalten VorreiterUnternehmen aus unterschiedlichen
62
Wirtschaftszweigen branchenspezifische Biodiversitäts-Workshops. Unternehmen und Wirtschaftsverbände aus
Branchen mit großem Bezug zu biologischer Vielfalt wie Lebensmittel-,
Tourismus-, Rohstoffgewinnungs-,
Forst- und Finanzsektor sind eingeladen, von ihrem Erfahrungs- und Wissensvorsprung zu lernen. Zu Beginn
können sich Vertreter großer, global
agierender Konzerne ebenso wie
kleine und mittlere Unternehmen in
sogenannten Schnupper-Workshops
unverbindlich darüber informieren,
welche Bezugspunkte ihre Branche
zur biologischen Vielfalt hat.
Ab 2011 wird ein weiterführendes
Informationsprogramm für jeden
Wirtschaftszweig angeboten. Mit
einem „Biodiversitäts-Check“ können
Unternehmen alle relevanten Aspekte
ihres Betriebes abklopfen und dann
entscheiden, ob sie die Verbesserung
und den Schutz der biologischen
Vielfalt kontinuierlich angehen wol-
len. Wie lässt sich Biodiversität in das
Umweltmanagementsystem integrieren? Welche Indikatoren können zur
Beurteilung der Ausgangslage und
zur Kontrolle der Wirkungen eigener
Maßnahmen hilfreich sein? In wie
weit kann sich ein Wettbewerbsvorteil gegenüber „rücksichtslosen“
Unternehmen ergeben, wenn man
das eigene Engagement nach innen
und außen kommuniziert? Diese
und weitere Fragen werden in einer
Reihe von Seminaren und während
individueller Beratungen gemeinsam
beleuchtet.
Regionale Biodiversitätsforen
– Unternehmensengagement in
der Region
Bislang wird der Verlust der biologischen Vielfalt von der Öffentlichkeit
und von Unternehmen – wenn
überhaupt – als ein globales Problem
wahrgenommen, dass sich weit weg
in Brasilien oder anderen „Hotspots“
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
der Artenvielfalt abspielt. Die Bedeutung und der Verlust von Biodiversität
in der eigenen Region ist selten ein
Thema, ebenso wenig wie das Engagement von kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU). Dabei verfügen
gerade KMUs oft über eine hohe wirtschaftliche und emotionale Bindung
zu ihrem Standort.
Regionale Foren zum Thema „Unternehmen und biologische Vielfalt”
rücken den Schutz der biologischen
Vielfalt in der heimischen Region
in den Fokus und sprechen speziell
KMUs an, dieses Thema in ihr Unternehmensmanagement zu integrieren.
Die „Ökologische Gestaltung von
Firmengeländen“ ist eine der Maßnahmen, mit denen ein Unternehmen konkrete Beiträge zum Schutz
von Natur und biologischer Vielfalt
leisten kann. Anleitungen zur Begrünung werden im Rahmen der Foren
vorgestellt und dienen als Einstieg in
das Thema Biodiversität. Die „Ökologisierung“ von Firmengeländen wird
in der Schweiz derzeit sehr erfolgreich
realisiert. Mehr als 350 Unternehmen
haben über 18.000 Hektar Firmenfläche naturnah gestaltet. Mit Beginn
der zweiten Jahreshälfte 2010 sind im
Rahmen der Kampagne mindestens
sechs solcher Foren in den Niederlanden, Spanien und Deutschland (im
Bodenseeraum) geplant.
Biodiversitätspartnerschaften
zwischen Unternehmen
und NGOs
Umweltschutzorganisationen wie der
GNF, die Weltnaturschutzunion IUCN
und die Bodensee-Stiftung haben
langjährige Erfahrungen im Schutz
www.forum-csr.net
Special
der biologischen Vielfalt. Einige
Aktivitäten wurden sogar in Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen
realisiert. Die Berührungspunkte sind
vielseitig: NGOs schlagen Alarm,
wenn Natur und biologische Vielfalt
durch wirtschaftliche Aktivitäten in
Mitleidenschaft gezogen werden.
Sie beraten Unternehmen darin, wie
sich negative Auswirkungen auf die
biologische Vielfalt reduzieren bzw.
vermeiden lassen und machen die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wenn
Realität und Öffentlichkeitsarbeit bei
Unternehmen auseinanderklaffen
(Green Washing). Unternehmen sind
andererseits häufig wichtige Unterstützer von Naturschutzprojekten.
In diesem Spannungsfeld benötigen
NGOs aktuelle Informationen zu
Aspekten wie Nachhaltigkeitsberichten, CSR oder Indikatoren zur
Biodiversitätsperformance von Unternehmen. Am Ende sollen Kriterien für
erfolgreiche Partnerschaften zwischen
Umweltschutzorganisationen und
Unternehmen zum Erhalt der biologischen Vielfalt bereitgestellt und der
Grundstein für neue Kooperationen
gelegt werden. Auch deshalb gehören
Workshops und Erfahrungsaustausch
für NGOs zu den Schwerpunkten der
Kampagne.
Gebündeltes Expertenwissen
für Unternehmen
Weitere Partner bei der Umsetzung der
Kampagne sind die niederländische
Umweltberatung Triple E sowie die
Naturschutzverbände IUCN, Fundación Global Nature Espana und die
Bodensee-Stiftung. Unterlegt durch
eine attraktive cross-mediale Kommu-
nikationsstrategie und eine enge Abstimmung mit laufenden Initiativen wie
der European Business and Biodiversity
Platform und Biodiversity in Good
Company, erhalten Interessenten in
den kommenden Jahren profundes
Wissen zum Thema Unternehmen und
Biodiversität in Europa.
Unternehmen, die sich bereits für die
Erhaltung der Biodiversität engagieren, sind eingeladen ihre Erfahrungen
im Rahmen der europäischen Kampagne zu präsentieren. Firmen, die
sich zuerst einmal über das Thema
erkundigen und mögliche Berührungspunkte zur Geschäftstätigkeit
erfassen möchten, können dies durch
Seminare, Biodiversitäts-Checks und
webbasierte Informationstools tun.
www.business-and-biodiversity.eu
Im Profil
stefan Hörmann ist Projektleiter bei der
umweltstiftung Global nature Fund. dort
koordiniert er die umsetzung der „european Business and Biodiversity Campaign“.
interessenten zum Thema Unternehmen
und Biodiversität können sich direkt an
stefan Hörmann wenden unter:
telefon +49 (0)228 / 2 42 90 18
[email protected]
der Global nature Fund (GnF) ist eine
gemeinnützige internationale stiftung für
umwelt und natur, die 1998 gegründet
wurde. Weltweit arbeitet der GnF mit
naturschutzverbänden, staatlichen Akteuren und Partnern aus der Wirtschaft
für eine nachhaltige entwicklung. der sitz
der Hauptgeschäftsstelle befindet sich in
radolfzell am Bodensee, weitere Büros
sind in Bonn und Berlin. Bei der umsetzung der „european Business and Biodiversity Campaign“ wird der GnF von der
europäischen Kommission im rahmen des
LiFe+ Programms unterstützt.
63
Special
| Business & Biodiversität |
Countdown 2010
Für die biologische Vielfalt
Von Sebastian Winkler
In Europa haben mehr als 1000 Partner
– von nationalen und lokalen Regierungen, über Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Unternehmen – die
Herausforderung des Biodiversitätsschutzes angenommen. Sie haben mit
Countdown 2010 ein leistungsstarkes
Netzwerk aktiver Teilnehmer ins Leben
gerufen und gehen die Ursachen des
Biodiversitätsverlusts mit gemeinschaftlicher Triebkraft an.
Als sich die Regierungschefs im Jahr
2002 beim Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung dazu verpflichteten,
bis Ende 2010 einen signifikanten
Rückgang des Biodiversitätsverlusts
zu erreichen, wurde dieses ehrgeizige
Ziel als historischer Schritt in die richtige Richtung gewertet. Seither haben
etliche wissenschaftliche Studien den
Ernst der Lage bestätigt: die Millennium Ecosystem Assessment der
UN fand heraus, dass weltweit zwei
Drittel aller Ökosystemdienstleistungen zurückgehen; die Rote Liste der
Weltnaturschutzunion IUCN umfasst
mehr als 16.000 gefährdete Arten
und die durchschnittliche Artendichte
ist in nur dreißig Jahren um 40 Prozent
zurückgegangen. Der Bericht der
Vereinten Nationen zur Entwicklung
der Artenvielfalt folgerte, dass das
Erreichen des 2010-Ziels beispiellose
Anstrengungen auf regionaler, nationaler und globaler Ebene erfordert.
Natur und Naturlandschaften zu
erhalten.
2. Landwirtschaft: Ohne Biodiversität
gibt es keine Landwirtschaft. Die
landwirtschaftliche Praxis sollte
das Überleben von Arten nicht
in Gefahr bringen. Der Schlüssel
zur Rettung der Biodiversität liegt
in einer vielfältigen Landnutzung
und der Reduktion des Pestizid- und Düngemitteleinsatzes.
Methoden des ökologischen Landbaus können in vielen Gebieten als
ein Beispiel hierfür dienen.
Kernfelder für den
Biodiversitätsschutz
Alle Mitglieder von Countdown 2010
haben versprochen, sich voll für das
2010-Ziel einzusetzen. Da nun abzusehen ist, dass dieses nicht erreicht
wird, hat das Netzwerk sieben Haupthandlungsfelder definiert, durch
die der Biodiversitätsverlust in den
kommenden Jahren nachhaltig zum
Stillstand gebracht werden soll:
3. Fischerei: 75 Prozent aller Fischereigewässer sind bis an die Belastungsgrenze ausgelastet oder
überfischt. Arten wie Kabeljau,
Schellfisch und Heilbutt sind schon
jetzt bedroht. Wenn wir nicht
zu einer nachhaltigen Nutzung
übergehen, werden für unsere
Enkelkinder keine Fische zurückbleiben.
1. Raum für Biodiversität: Arten und
Ökosysteme brauchen für ihre
Regeneration und Entwicklung
ausreichend Raum. Wenigstens
10 Prozent aller Ökosystemtypen
sollten unter Schutz stehen, um
4. Flächennutzung: Straßen, Fabriken
und Wohnungsbau zerstören die
Lebensräume von Tieren und
Pflanzen. Wenn die städtische
und ländliche Entwicklung keine
Rücksicht auf die Natur nimmt,
werden Beton und Schmutz fortan
unsere Umwelt dominieren.
Foto: © Peter Cairns/Wild Wonders of Europe
Der Countdown läuft: Die Eisschollen vor Spitzbergen (Norwegen) schmelzen durch den
Klimawandel. Die Packeisgürtel sichern weltweit das Überleben von Eisbären und vielen
anderen Meeres- und Landsäugertierarten, Vögeln und Fischen. Auch andere Arten verlieren durch Meeresspiegelanstieg und Überschwemmungen ihren Lebensraum.
64
5. Klimawandel: Der Klimawandel gilt
als die wichtigste globale Herausforderung der Menschheit. Ökosysteme und Lebensräume wandeln
sich analog zu den Umweltbedingungen. Es reicht nicht, die Klimaänderungen zu bekämpfen. Es
müssen Wanderungsmöglichkeiten
für Arten sowie deren Anpassungsfähigkeit an neue Gegebenheiten
sichergestellt werden.
forum Nachhaltig Wirtschaften
Special
Foto: © Diego López/Wild Wonders of Europe
1. Die Unterstützung der Biodiversitätsziele
2. Die Aufforderung von Entscheidungsträgern zum Handeln
3. Eine Selbstverpflichtung zur Reduktion des Biodiversitätsverlusts.
Versalzener Lebensraum? Das Mündungsgebiet des Guadalquivir in der Bahia de Cadiz
(Spanien) wird weitflächig als Saline genutzt.
6. Invasive Arten: Wenn man eine
Art außerhalb ihres natürlichen
Verbreitungsgebiets aussetzt, geht
sie in vielen Fällen ein. Manchmal
jedoch etablieren sich so genannte „invasive fremdländische
Arten“ in der heimischen Flora
und Fauna lokal und zerstören
sie. Da sich nicht voraussagen
lässt, welche Arten das tun, ist es
äußerst wichtig, diese Invasionen
zu reduzieren.
7. Politische Anreize: Biodiversität ist
das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. Die Funktionen
der Ökosysteme bilden die Basis
für jegliches wirtschaftliches Handeln. Die Belange der Biodiversität
müssen folglich integrativer Bestandteil aller Politikbereiche werden. Die Maßnahmen dafür sind
Marktanreize, Entwicklungshilfe,
biodiversitätsverträglicher Handel
und internationale Regierungsprozesse.
Engagement liegt im ureigensten
Interesse der Wirtschaft
Der Verlust an Biodiversität beeinträchtigt Kernbereiche des menschlichen Wohlbefindens. Dies betrifft
die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und Energie, die Gefahr von
Naturkatastrophen und den Zugang
zu sauberem Wasser und Rohstoffen. Der Biodiversitätsverlust berührt
aber ebenso Gesundheit, soziale
Beziehungen und Entscheidungsfreiheit der Menschen. Es liegt also im
ureigenen Interesse von Mensch und
Wirtschaft, das Überleben der Arten
www.forum-csr.net
und den Fortbestand der Ökosysteme
sicherzustellen.
All diese Ideen sind nicht neu. Sie
spiegeln Forderungen wider, die von
vielen Organisationen seit Jahrzehnten propagiert werden. Die politische
Legitimation für das 2010-Ziel und
das womöglich folgende 2020-Ziel,
das im Oktober dieses Jahres proklamiert wird, liefert einen stabilen
gemeinsamen Rahmen, um diese
Agenda voran zu bringen. Es liegt
zwar primär in der Verantwortung der
Regierungen, diese Ziele zu erreichen.
Doch die politische Realität zeigt,
dass es sowohl engagierte Politiker
und Beamte, als auch eine einbezogene und informierte Öffentlichkeit
sowie einen engagierten Privatsektor
braucht, um diese Chance zu nutzen.
Das Ziel von Countdown 2010 war
klar und einfach: Durch Bereitstellung
des nötigen Handlungsspielraums
soll den Organisationen ermöglicht
werden, ihre Arbeit auf die Biodiversitätsziele zu fokussieren, und das
mit dem Handwerkszeug und den
Themen, die am dichtesten an ihrem
eigenen Hauptanliegen und ihren
Zielsetzungen sind.
Bereitschaft für zusätzliche
Aktivitäten zeigen
Um sich dem Bündnis anzuschließen, unterzeichnen die Partner eine
Erklärung, in der sie ihre Bereitschaft
zu zusätzlichen Aktivitäten und ihre
Zustimmung zu den Grundsätzen und
Zielsetzungen von Countdown 2010
erklären. Die Erklärung erfordert drei
Schritte von jeder Organisation:
Mit einem wirkungsvollen Netzwerk
aktiver Partner kann Countdown
2010 die Regierungen zur Rechenschaft ziehen, damit sie ausreichend
Raum für die Natur sichern, ihre
natürlichen Ressourcen auf nachhaltige Weise nutzen und beständig die
Umweltverschmutzung reduzieren.
Zusammen können wir es schaffen,
die Biodiversität zu erhalten.
Kontakt
sebastian Winkler ist der Leiter der initiative „Countdown 2010“ und europäischer
senior-Politikberater der iuCn. Als mexikanisch-deutsch-französischer staatsbürger, der im französisch-sprachigen Afrika
aufwuchs, arbeitet sebastian seit 1997 bei
der iuCn. seine breitgefächerte Berufserfahrung umfasst programmatische themen, institutions- und Management-Aufgaben, Fundraising, und die internationale
Politik-Agenda mit speziellem Fokus auf
Handel, Klimawandel und Biodiversität.
vorher arbeitete er für die Wirtschafts-,
umwelt- und Handelsabteilung der uneP,
das evaluierungsbüro des Welternährungsprogramms und den umweltminister
Mexikos.
Kontakt
countdown 2010
sebastian Winkler
telefon +32 (0)273 / 9 0320
[email protected]
www.countdown2010.net
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
65
| Business & Biodiversität |
Als „ökosystemare Dienstleistungen“ betrachten
Forscher diejenigen durch den Menschen nutzbare Leistungen, die von Ökosystemen erbracht
werden. Beispiel: Wenn unsere Bienen und
Schwebfliegen weiterhin großflächig im Rückgang begriffen sind, wer bestäubt dann unsere
Feldfrüchte?
Foto: © Arnd Hertel / Fotolia
Special
Wer keinen Nutzen bringt,
fliegt raus.
Biodiversitätsforscher und ihr Nutzen
für Politik und Gesellschaft
Von Corinna Hölzer
Heute redet alles vom „Nutzen“. Wer
keinen konkreten Nutzen bringt, fliegt
raus. Das galt immer schon für die
Wirtschaft und gilt mehr und mehr
für die Wissenschaft. Früher war alles
besser. Das könnte zumindest für Biodiversitätsforscher gelten. Auch wenn
sie sich damals noch nicht so nannten:
Naturwissenschaftler wie Carl von
Linné und Charles Darwin konnten
im 18. und 19. Jahrhundert als große
Entdecker in der weltweiten Vielfalt
des Lebens schwelgen. Ausdauer, Zeit
und einfache Hilfsmittel waren ihre
Begleiter. Ohne großen Druck von
außen katalogisierten, analysierten
66
und strukturierten sie den Reichtum
an Arten, Formen und Funktionen. Sie
tauchten ein in die Faszination der Tierund Pflanzenwelt und teilten anderen
ihre Entdeckungen in Form handgemalter Abbildungen mit. Es gab weder
Internet noch Online-Datenbanken,
Elektronenmikroskop oder Genanalysen. Und vor allem: Keine Aufforderung
zum „publish or perish“.
Heute erleben sich viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einer
anderen Situation. Mit modernster
Technik können sie der biologischen
Vielfalt auf den Leib rücken. Sie tau-
chen immer tiefer ein in die Vielfalt
der Gene, Arten und Ökosysteme und
produzieren und publizieren eine Flut
an Detailwissen. Wer viel publiziert,
gewinnt. Der Wissensberg türmt
sich und die Biodiversitätsforscher
verstehen immer besser, wodurch das
Netz des Lebens weltweit zusammen
gehalten wird. Diverse Forschungsergebnisse zeigen, dass das komplexe
Netzwerk an vielen Stellen reißt. So
sind Forscher heutzutage mehr und
mehr gezwungen, den rapiden Artenschwund zu katalogisieren und Rote
Listen zu füllen anstatt – wie Darwin
– in der Vielfalt zu schwelgen.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Innerhalb der letzten 200 Jahre entwickelte sich die gesellschaftliche Sicht
auf die biologische Vielfalt von der
Furcht vor der Übermacht der Wildnis
hin zu Forderungen nach mehr Wildnis in unserer verarmten Landschaft
der Monokulturen. Nachdem die
Biologen in den letzten Jahrhunderten
vor allem Grundlagen erforschten
und zum generellen Verständnis der
komplexen Lebenszusammenhänge
beitrugen, scheint sich seit einigen
Jahren eine Trendwende zu vollziehen.
Mittlerweile integrieren auch Sozialwissenschaftler, Juristen, Ökonomen
und Politikwissenschaftler Fragestellungen zur biologischen Vielfalt in ihre
Forschungsarbeit. Sie beleuchten das
Feld aus gänzlich neuen Blickwinkeln.
Transdisziplinarität heißt das Zauberwort. Die Erkenntnis setzt sich durch,
dass der Stopp des Artensterbens nur
zu erreichen ist, wenn Wissenschaft
auch wirklich „Wissen schafft“. Entscheider und Umsetzer aus Politik,
Behörden und der Landnutzungspraxis lesen selten englischsprachige Wissenschaftsjournale. Wie also soll das
ständig neu geschaffene Wissen der
Biodiversitätsforscher an die Akteure
aus der Praxis gelangen? Brauchen wir
einen Paradigmenwechsel innerhalb
der Wissenschaft?
Mit internationalen Abkommen wie
der Biodiversitätskonvention, CBD,
hatte sich die Weltgemeinschaft
www.forum-csr.net
das hohe Ziel gesetzt, bis zum Jahre
2010 den Artenschwund zu stoppen.
Dieses Ziel wurde weit verfehlt. Seit
2007 hat auch Deutschland eine
Nationale Strategie zur Biologischen
Vielfalt und befindet sich momentan
in der vom Bundesumweltministerium
koordinierten Umsetzungsphase. Um
die Hebel beim Biodiversitätsschutz
dabei möglichst effektiv anzusetzen,
bedarf es dem verstärkten Austausch
zwischen Wissenschaft und allen Akteuren aus der Landnutzungspraxis.
Wirtschaft, Politik und ihre Berater
könnten bei ihren Bemühungen um
den Erhalt der biologischen Vielfalt
gut von Handlungsempfehlungen aus
der Wissenschaft profitieren.
Diesen Prozess zu unterstützen hat sich
eine neue Initiative der Biodiversitätsforscher zur Aufgabe gemacht: Mit dem
vom BMBF geförderten neuen „Netzwerk-Forum Biodiversitätsforschung
Deutschland“ werden Informationen
gebündelt und für die Forscher selbst
sowie für Politik und Medien aufbereitet (www.biodiversity.de). „Das ist
dringend nötig“ findet nicht nur Dr.
Klaus Henle, Leiter des Department
für Naturschutzforschung beim Helmholtzzentrum für Umweltforschung
und einer der Projektverantwortlichen. Er macht die Erfahrung, dass
„von politischer Ebene beschlossene
und von Behörden umgesetzte Naturschutzmaßnahmen zu leicht an den
wissenschaftlichen Notwendigkeiten
vorbei gehen, weil die Forscher ihre
Empfehlungen häufig nicht anwendbar formulieren“.
Auf ein anderes Manko weist Prof.
Dr. Volkmar Wolters hin, der das
ebenfalls vom BMBF geförderte
Forschungsprogramm „BIOLOG –
Biodiversität und globaler Wandel“
koordiniert (www.biolog-europe.org).
Er findet, dass die Biodiversitätsforschung in der Pflicht steht, auch
problem- und lösungsorientiert zu
forschen: „Die Biodiversitätskrise ist
durch den Menschen verursacht und
muss den Menschen daher auch bei
der Lösungssuche mitnehmen. Es
genügt nicht mehr, die negativen ökologischen Folgen unseres Handelns
zu dokumentieren. Wissenschaft
Ökosysteme erbringen uns wertvolle
Dienste – wir sollten sie also endlich
wertschätzen. Oder sogar in Wert
setzen, monetarisieren ...?
Beispiele für ökosystemare dienstleistungen:
• Bestäubung
• Bodenfruchtbarkeit
• Lebendverbau
(biogener erosionsschutz)
• Wasser-Aufnahmevermögen des Bodens
• Bereitstellung von süß- und trinkwasser
durch niederschlag und natürliche
Filtration
• Beeinflussung des Klimas
(Co2-sequestrierung)
• verfügbarkeit von Fischen als nahrungsmittel in aquatischen Ökosystemen
Als „ökosystemare dienstleistungen“ betrachten Forscher diejenigen durch den
Menschen genutzte (oder potentiell nutzbare) Leistungen, die von Ökosystemen
erbracht werden. Wenn beispielsweise unsere Bienen und schwebfliegen weiterhin
großflächig im rückgang begriffen sind...
wer bestäubt dann unsere Feldfrüchte?
obstplantagenbesitzer und imker klagen
schon lange. niemand scheint sie zu hören.
darf sich nicht scheuen, auch die
Wirtschafts- und Lebensweisen des
Menschen sowie seine konkreten
Auswirkungen auf die Ökosysteme
in den Fokus der wissenschaftlichen
Betrachtung zu nehmen“.
Im Profil
Foto: © Cornelis Hemmer / GreenMediaNet
Es verwundert nicht, dass immer
mehr Wissenschaftler nicht mehr
nur beschreiben möchten, wie die
moderne Gesellschaft mit ihrer Verschwendungssucht die Gesundheit
der Ökosysteme ruiniert. Sie möchten
sich einbringen und Lösungsvorschläge unterbreiten. Denn diese Einsicht
haben inzwischen auch Politik und
Wirtschaft: Nur funktionierende Ökosysteme können überhaupt unsere
Grundbedürfnisse wie frisches Wasser, frische Luft, ertragreiche Böden
etc. bedienen. Während Umwelt- und
Naturschutz in der Vergangenheit als
Luxus deklariert wurden, wird auf
Politik- und Wirtschaftsebene – wenn
auch zögerlich – erkannt, dass es sich
um eine dringende Notwendigkeit
handelt.
Special
dr. Corinna Hölzer gründete 2001 das erste Medienbüro für ökologisch tragfähige
entwicklungen, GreenMedianet. schwerpunkte ihrer Arbeit sind die vernetzung
von umweltakteuren und Biodiversitätsschutz.
67
Special
| Business & Biodiversität |
Ein Fall fürs
(Umwelt-)Management
Wie biologische Vielfalt in EMAS und ISO integriert werden kann
Von Marion Hammerl
Erfreulicherweise gehören die Umweltmanagementsysteme EMAS und
ISO 14.001 inzwischen zum Standard
zahlreicher Unternehmen. Dabei konzentriert sich die „kontinuierliche“
Verbesserung der Umweltleistungen
in der Regel auf die Aspekte Energie,
Wasser, Abfall oder den Einsatz von
Reinigungsmitteln. Das Thema „Biologische Vielfalt“ haben bislang jedoch
nur eine Handvoll Unternehmen in
ihr Umweltmanagement integriert.
Hier besteht großer Aufklärungs- und
Nachholbedarf, damit das Thema
endlich mehr Aufmerksamkeit in der
Wirtschaft bekommt.
EMAS III: Kernindikatoren für
Umweltleistungen
Im Januar 2010 ist die überarbeitete
EMAS III in Kraft getreten. Sie enthält
eine Reihe von Änderungen, welche
Foto: © Edwin Giesbers / WILD WONDERS OF EUROPE
Bei den Nachhaltigkeitsberichten ist
die Situation etwas erfreulicher. Sie
fragen wenigstens ab und zu nach
negativen Auswirkungen des Abbaus
von Rohstoffen auf Ökosysteme
oder den Maßnahmen, die ergriffen wurden, um die Zerstörung zu
beschränken bzw. einen Ausgleich
zu schaffen. Nachhaltigkeitsberichte
können zwar auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft werden, aber es steckt
selten ein strukturiertes Nachhaltigkeitsmanagement dahinter. Somit
ist eine kontinuierliche Verbesserung
kaum gegeben.
• Energieeffizienz:jährlicherGesamtenergieverbrauch mit Anteil der
erneuerbaren Energien
• Materialeffizienz:jährlicherMassenstrom der verschiedenen Ersatzmaterialien
• Wasser: jährlicher Wasserverbrauch
• Abfall:jährlichesAbfallaufkommen
und Aufkommen gefährlicher Abfälle
• Biologische Vielfalt: Flächenverbrauch
• Emissionen:jährlicheGesamtemissionen von Treibhausgasen und
anderen Emissionen
Außerdem werden sowohl in der
neuen EMAS-Verordnung, wie auch
in der ISO 14.001 (Version 2005), die
Auswirkungen auf die biologische
Vielfalt unter den direkten Umweltaspekten aufgelistet. Damit wurde der
dramatische Rückgang der Artenvielfalt endlich auch explizit in die gängigsten Umweltmanagementsysteme
aufgenommen.
Naturschätze wie die Sumpf-Gladiole sind durch die Trockenlegung von Feuchtwiesen und
Mooren bedroht. Mit dem „Biodiversitäts-Check“ der European Business and Biodiversity
Campaign können Unternehmen ihren Einfluss auf die biologische Vielfalt messen und
konkrete Maßnahmen für den Biodiversitätserhalt ergreifen.
68
die EMAS validierten Organisationen
zu einer höheren Performance in allen
Umweltaspekten führen. Erstmals
wurden Kernindikatoren definiert, die
von allen Organisationen im Umweltbericht und bei der Umwelterklärung
eingesetzt werden müssen. Diese
Kernindikatoren betreffen die Umweltleistungen in den Bereichen:
Derzeit arbeitet die EU-Kommission
an sogenannten EMAS ReferenzDokumenten für die wichtigsten Branchen und Administrationen. Diese
Referenzen werden neben dem Faktor
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Special
Foto: © Krzysztof Konieczny, ProNatura
Flächenverbrauch weitere Kennzahlen und Indikatoren enthalten, die
zur Beschreibung der Ist-Situation,
zur Messbarkeit der Ziele und zum
Monitoring der Maßnahmen und
ihrer Wirkungen verwendet werden
sollen – unter anderem für die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt.
In diesem Rahmen wird die European
Business and Biodiversity Campaign
der EU Kommission branchenspezifische Indikatoren für den Schutz der
biologischen Vielfalt liefern.
ISO 26.000 Social Responsibility
Beim neuen Standard ISO 26.000
für Social Responsibility, der in diesem Jahr verabschiedet wird, gehört
Biodiversität zu den Kernthemen
gesellschaftlicher Verantwortung. In
den Erläuterungen zum Kernthema
Umwelt geht die Norm dezidiert auf
die verschiedenen Arten der Zerstörung von Ökosystemen, den Verlust
von Artenvielfalt oder die Einführung
invasiver Tier- und Pflanzenarten
ein. Auch das Ziel der gerechten
Verteilung der Gewinne, die aus der
Nutzung der Biologischen Vielfalt
entstehen, hat die ISO 26.000 in
verschiedenen Kernthemen verankert: Als Respekt vor den Eigentumsrechten, gute Geschäftspraktiken,
Beteiligung der lokalen Bevölkerung
oder Zugang zur technischen Entwicklung.
Einige Länder haben inzwischen
einen zertifizierbaren Standard für
Social Responsibility – entweder
auf der Basis von ISO 14.001 oder
der neuen ISO 26.000 oder einer
Kombination von beidem. In Mexiko
können sich Unternehmen und Organisationen seit 2004 zertifizieren
lassen; 34 Unternehmen haben das
inzwischen getan. Auch Brasilien
hat seit 2004 einen zertifizierbaren
Standard und bis heute über 20
zertifizierte Unternehmen. Portugal
und Spanien haben Elemente von
ISO 14.001 mit dem neuen Standard
für Social Responsibility verknüpft. In
diesen Ländern kann man sich seit
2009 zertifizieren lassen. Dänemark
wird eine ähnliche Zertifizierung ab
diesem Jahr anbieten.
www.forum-csr.net
Wie kann man Biodiversität erhalten und der Natur ein Stück Raum zurückgeben?
Die Renaturierung von Brachflächen und der Schutz von Feuchtgebieten sind hierfür
wichtige Maßnahmen. Die Standards EMAS und ISO zielen darauf ab, die Chancen der
biologischen Vielfalt sichtbar zu machen und kontinuierliche Verbesserungen im Umweltmanagement der zertifizierten Unternehmen anzuregen.
Auch Österreich, Israel oder England haben inzwischen Leitfäden
veröffentlicht und arbeiten an einer
Zertifizierung. Es ist also ein klarer
Trend in Richtung standardisiertes und
zertifizierbares Managementsystem
für CSR erkennbar.
„European Business and
Biodiversity Campaign“
hilft bei der Integration
Damit gibt es ein weiteres gutes Argument für Unternehmen, sich ernsthaft mit Biodiversität zu befassen.
Im Rahmen der European Business
and Biodiversity Campaign erhalten
sie Hilfestellung bei der Aufgabe,
den Schutz der Biodiversität in das
(Umwelt-)Management ihres Unternehmens zu integrieren. Mit einem
„Biodiversitäts-Check“ können Unternehmen alle Aspekte ihres Betriebes
abklopfen und dann entscheiden, ob
sie die Verbesserung und den Schutz
der biologischen Vielfalt kontinuierlich
angehen wollen. Wie lässt sich Biodiversität in mein Umweltmanagement
oder Qualitätsmanagement integrieren? Welche Ziele sind angemessen
und welche konkreten Maßnahmen
können ergriffen werden? Welche Indikatoren kann ich zur Beurteilung der
Ausgangslage und zur Kontrolle der
Wirkungen meiner Maßnahmen nutzen? Wie kann ich mein Engagement
nach innen und außen kommunizieren und einen Wettbewerbsvorteil erwirken gegenüber den Unternehmen,
die keine Rücksicht nehmen? In einer
Reihe von Workshops und individuellen Beratungen laden wir Sie ein, diese
Fragen gemeinsam zu diskutieren und
zu beantworten.
www.business-and-biodiversity.eu
Kontakt
Marion Hammerl ist Geschäftsführerin der
Bodensee-stiftung und Partner des LiFeProjekts „european Business and Biodiversity Campaign“.
[email protected]
69
| Business & Biodiversität |
Foto: © Stiftung Natur und Wirtschaft
Special
Bunte Vielfalt
vor der Firmentür
Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter, Geschenk für die Natur, gespartes Geld für die Firmenkasse: Mit einer naturnahen Gestaltung des
Firmenareals gewinnen alle Beteiligten.
Naturnahe Firmenareale als erster Schritt zum betrieblichen
Biodiversitätsmanagement
Von Patrick Trötschler
Einheitsgrün oder asphaltgrau sind
die prägenden Farbtöne auf Industriearealen und in Gewerbegebieten.
Diese Farbtristesse lässt sich relativ
einfach in ein kleines Naturparadies
verwandeln, was langfristig die Kosten sogar halbieren kann. Naturnahe
Firmenareale sind Lebensräume für
Flora und Fauna und bieten einen
hohen Wohlfühlfaktor für die Mitarbeiter. Eine vielfältig belebte Umgebung vermittelt eine innovative und
nachhaltige Firmenphilosophie nach
außen und wirkt positiv auf die innere
Unternehmenskultur.
70
Der Schutz biologischer Vielfalt kann
nicht nur die Angelegenheit von Regierungen oder NGOs sein. Die freie Wirtschaft muss einen Beitrag dazu leisten.
Global agierende Konzerne sind dabei
ebenso angesprochen wie KMUs. Jeder
Betrieb, ganz gleich ob produzierendes
Gewerbe oder Dienstleister, nimmt
Einfluss auf die biologische Vielfalt.
Und deshalb kann jedes Unternehmen
Maßnahmen zum Schutz von Arten
und Lebensräumen ergreifen. Einfach
und anschaulich beginnen Unternehmer damit vor der eigenen Firmentür:
auf dem Firmenareal.
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Aus Arbeitsorten kleine
Naturparadiese machen
Schmetterlinge flattern von Blüte zu
Blüte, ein Frosch quakt im kleinen
Teich und oben im Baum brütet ein
Vogelpaar. Das mag kitschig klingen,
ist aber im Fall der Schweizer Firma
Ciba Spezialitätenchemie AG noch
stark untertrieben. Auf deren naturnah
gestaltetem Firmenareal fanden Biologen über 900 Tier- und Pflanzenarten.
Dieses Beispiel macht deutlich, dass
der besiedelte Raum einen hohen
Stellenwert für die Erhaltung der
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Biologischen Vielfalt besitzen kann.
Firmenflächen und Gewerbegebiete
können zu wichtigen Trittsteinen im
Biotopverbund entwickelt werden.
Die Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen sind vielfältig. Statt kurzem
grünem Rasen können attraktive Blühstreifen und Blumenwiesen eingesät
werden. Kleine Feuchtbiotope oder
abwechslungsreich angelegte Hecken
und Sträucher bieten Lebensraum für
zahlreiche Pflanzen und Tiere. Dachbegrünung, Verzicht auf Biozide und
Entsiegelung von Parkplätzen sind
weitere wichtige Maßnahmen.
Es geht um Lebensqualität
und Lebensraum
Ein alter Baumbestand strahlt Ruhe
aus, spendet Schatten und zeigt, dass
Firmenareale auch Erholungs- und Entspannungsraum bieten. Wer mit Blick
ins Grüne arbeitet, fühlt sich wohler,
ist leistungsfähiger und inspirierter. Die
Belegschaft kann, unter fachkundiger
Anleitung, in die Planung und praktische Gestaltung des Geländes mit
einbezogen werden. So entwickeln
sich Teamgeist, Leistungsvermögen
und Identifikation mit dem Unternehmen. Ein vielfältiges Firmenareal ist ein
sichtbares Symbol für eine innovative
Special
und nachhaltige Firmenphilosophie
und zählt letztlich auch zum unternehmerischen Kapital. Langweilige
Rasenflächen und graue Asphaltplätze
zeugen eher von fehlender Phantasie.
Außerdem kosten sie überraschenderweise mehr Geld.
In der Tat kosten konventionelle Areale
doppelt so viel, wie naturnahe Flächen.
Wer glaubt, dass ein paar exotische
Sträucher, englischer Rasen und einige
Blumenrabatten billig sind, liegt falsch.
Betrachtet man die langjährigen Personal- und Materialkosten, dann sind
Blumenwiesen, einheimische Kräuter,
standortgerechte Sträucher und ein
gekiester Parkplatz deutlich günstiger,
vor allem wenn etwas natürliche Dynamik erwünscht ist. Dies geht aus einer
Auswertung der Schweizer Stiftung
„Natur und Wirtschaft“ hervor.
Die Stiftung ist wegweisend für
naturnah gestaltete Firmenareale und hat seit 1995 über 300
Schweizer Firmen bei der Ökologisierung des Firmengeländes beraten
(www.naturundwirtschaft.ch). Seitdem wurden knapp 1.900 Hektar zertifiziert. Und immer mit ausgesprochen
positivem Medienecho für die Unternehmen. Die internationale BodenseeStiftung arbeitet eng mit der Schweizer
Erst fällt der Groschen, dann der Hammer!
Foto: © triple E
Auktionen als neues Finanzierungsinstrument für den Naturschutz
105 euro für ein Weideschaf als trockenrasenmäher im naturschutzgebiet? 250 euro
für einen Hektar bunte Bienenweide? 430
euro für eine Hecke mit seltenen Wildobstsorten? oder 1.100 euro für die sanierung
eines Baum-naturdenkmals? das sind nur
Ausschnitte aus dem Katalog zu einer naturschutz-Auktion, die im vergangenen Herbst
von der Bodensee-stiftung durchgeführt
wurde. das Auktionsergebnis kann sich seLebensraum für Flora und Fauna: Wer in
hen lassen: unternehmen, vereine, verbände
die bunte Vielfalt blickt, arbeitet motivierund Privatpersonen ersteigerten naturschutzter und kreativer.
leistungen im Gesamtwert von 6.000 euro.
Mit den naturschutz-Auktionen will die Bodensee-stiftung speziell regionalen unternehmen
vermitteln, wie wichtig und wie dringlich der erhalt der natur- und Kulturlandschaft am Bodensee ist. „Besonders wichtig ist uns, dass bei einer Auktion die vielfalt der natur als Wert
sichtbar wird“, so Marion Hammerl, Geschäftsführerin der Bodensee-stiftung. die idee dazu
stammt aus den niederlanden. dort führt das unternehmen triple e bereits seit 2007 erfolgreich „Landscape Auctions“ durch und hat bereits weit über 300.000 euro für konkrete naturschutzmaßnahmen vor ort erlöst. einziger unterschied zu normalen versteigerungen: erfolgreiche Bieter besitzen ihr gekauftes Gut nach der naturschutz-Auktion nicht wirklich, sondern
bezahlen mit ihrem Gebot die fachgerechte durchführung von naturschutzmaßnahmen.
www.forum-csr.net
Stiftung „Natur und Wirtschaft“
zusammen und sucht im Rahmen
eines EU-Projekts Unternehmen, Gewerbeparks und Roundtables, die ihre
Flächen naturnah gestalten wollen.
Naturnahe Firmenareale:
Anschaulicher Einstieg in
„Business & Biodiversity“
Naturnah gestaltete Betriebsflächen
und Gewerbeparks bieten eine einfache und anschauliche Möglichkeit,
sich auf praktische Weise dem Thema
„Business & Biodiversity“ zu nähern.
Der nächste konsequente Schritt ist
die Analyse der Auswirkungen des
eigenen wirtschaftlichen Handelns auf
die Biodiversität. Mit Blick ins bunte
Grün vor der Firmentür fällt diese
Aufgabe deutlich leichter.
Im Profil
Patrick trötschler ist Projektmanager und
stellvertretender Geschäftsführer der
internationalen Bodensee-stiftung. die
stiftung ist eine private, projektorientierte
naturschutzorganisation und setzt sich
seit 1994 für nachhaltige Wirtschaftsweisen in der internationalen Bodenseeregion
und darüber hinaus ein. Aktuelle Handlungsfelder sind kommunales nachhaltigkeitsmanagement, umweltgerechte Landwirtschaft, Business & Biodiversity,
renaturierung von Auenwäldern sowie
Bioenergie und regionaler Klimaschutz.
die Bodensee-stiftung repräsentiert den
Bodensee im globalen seennetzwerk Living Lakes. Weitere informationen zu den
Projekten und Aktivitäten unter
www.bodensee-stiftung.org.
71
Foto: © xtinct
Special
Die letzte Riesenseekuh wurde vermutlich
1768 von Pelztierjägern bei der Beringinsel
erschlagen. Heute erinnern nur noch Skelette in Naturkundemuseen an sie – und
xtinct, die T-shirt-Kampagne für den Erhalt
der Biodiversität.
Die Totgeglaubten
leben wieder
Mit xtinct feiern ausgestorbene Tiere eine modische Auferstehung
Von Sebastian Kirschner und Jörg Dietrich
Wer genau waren noch mal Dodo,
Beutelwolf und Goldkröte? Es sind
durch unsere Lebensweise ausgerottete
Tierarten, Zeugen der schwindenden
Lebensvielfalt unseres Planeten. Die
Kampagne XTINCT gegen Artensterben
gibt diesen und anderen verlorenen
Tierarten nun wieder ein Gesicht: auf
nachhaltig produzierten T-Shirts, Jacken
und Pullovern, porträtiert von jungen
Designern aus aller Welt. „Getarnt“
als Modelabel will XTINCT das Thema
Artensterben auf die Straße bringen
und mit den Verkaufserlösen konkrete
Naturschutzprojekte unterstützen.
Jede Spezies auf diesem Planeten ist
einzigartig, aus menschlicher Sicht mal
72
mehr mal weniger kurios und exotisch.
Doch was die Evolution in Jahrmillionen hervorgebracht hat, vermag der
Mensch in nur 100 Jahren von der
Erdoberfläche zu fegen. So erging es
zum Beispiel dem Dodo auf Mauritius
– ein Abschied ohne Wiederkehr. Doch
Geschichten, wie das Verschwinden
des Dodo, erzählen uns auch die kontinuierliche Geschichte menschlicher
Landnahme. Wo immer Menschen
eine unberührte Landschaft erobert
haben, wurde die Großtierfauna verdrängt. Beutelwolf oder Steller‘sche
Seekuh erzählen noch heute von der
gedankenlosen Großwildjagd früherer
Jahrhunderte. Die Rodrigues Riesenschildkröte war beliebter Lebendpro-
viant für wochenlange Schiffsreisen.
Die Linsenfliege verschwand als Folge
der industriellen Revolution in Europa
und die Goldkröte, einst heimisch in
Costa Rica, gilt als erstes Opfer des
Klimawandels. Das damals legitim
scheinende menschliche Verhalten
stellt sich aus späterer Sicht häufig als
katastrophal heraus. Weswegen?
Ein sprechendes Beispiel dafür ist der
chinesische Schwertstör. Im Jangtse,
im Westen Chinas, war der bis zu vier
Meter große Fisch zu Hause. Mit weit
geöffnetem Maul siebte er Plankton
und kleine Fische aus dem Flusswasser
und nahm so eine Schlüsselposition
im Ökosystem ein.
forum Nachhaltig Wirtschaften
So steht das Aussterben des chinesischen Schwertstörs als Sinnbild für die
Folgen des kompromisslosen Wachstums einer Ökonomie, in diesem Fall
der chinesischen. Für die XTINCTKampagne hat ihn der Künstler
Sven Palmowski in ein futuristisches
Raumschiff verwandelt. Ganz wie bei
seinem planktonfressenden Vorbild
fliegen dem Raumschiff kleine Shuttles in den weit geöffneten Hangar.
Biodiversität „haut“nah – als
textiles Comic oder Pop-Art
Um das Thema Artenvielfalt sowohl im
Club, als auch im Schulzimmer oder
im Café nachdrücklich zu kommunizieren, präsentieren bei XTINCT ganz
unterschiedliche Künstler ihre Designs: Es gibt die verspielt-detaillierten
Bilder des Berliner Teams Peachbeach,
die reduzierten, symbolhaften Grafiken der Leipziger Künstlerin Beatrice
Barth, aber auch comicartige Motive,
Pop-Art oder Hochschulkunst.
Ein letzter Tanz: Der Schweinsfuss-Nasenbeutler
(Chaeropus ecaudatus) starb 1950 in Australien
aus. Große Flächen seines Lebensraums wurden in
Weideland für Nutztiere umgewandelt. Der Designer Volker Konrad ließ den niedlichen Beutelsäuger
für xtinct wieder auferstehen.
Special
Wie funktioniert also ein Projekt
mit einem auf den ersten Blick so
schmalen Fokus? Die XTINCT-Kampagne verdankt ihre Existenz einer
Vielzahl von Akteuren und wurde
praktisch ohne Startkosten realisiert.
Der Startschuss fiel Anfang 2009 in
Würzburg auf einem Wirkcamp der
Synagieren-Initiative. Dort setzten
sich Biologen, Webdesigner, Künstler und Geisteswissenschaftler aus
ganz Deutschland zusammen und
erarbeiteten einen Plan für die Kampagne. Die anschließende Umsetzung
erscheint im Rückblick ganz dem
Konzept „Gründen in Komponenten“
des Berliner Professors Günter Faltin
zu folgen. Die Künstler stellen ihre
Designs zunächst kostenlos zur Verfügung, erhalten jedoch eine geringe
Beteiligung an den Verkaufserlösen
sowie die Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Design und
Programmierung der Webseite wurde
von der Webagentur Artkolchose
kostenlos übernommen. Für die fortwährende Betreuung der Webseite
werden Artkolchose ebenfalls gering
an den Verkaufserlösen beteiligt.
Um auch auf der Produktionsseite
das Risiko gering zu halten, arbeitet
XTINCT mit dem print-on-demand
Dienstleister Spreadshirt zusammen,
welcher gleichzeitig Versand und
Zahlungsabwicklung übernimmt.
Nachhaltige Produktion
und Künstlerförderung
Einer der nächsten Schritte wird die
Zusammenarbeit mit einer T-ShirtMode-Plattform im Internet sein, um
einen internationalen Designwettbewerb zum Thema „ausgestorbene
Tierarten“ auszurufen. Damit neben
der Aufklärungsarbeit noch handfestes Engagement im Naturschutz
unterstützt wird, gehen vier Euro pro
verkauftem Textil in drei ausgewählte
Artenschutzprojekte der Zoologischen
Gesellschaft Frankfurt, jeweils angesiedelt in den internationalen Hot
Spots der Biodiversität.
www.forum-csr.net
Foto: © xtinct
Natürlich bedeutet die Zusammenarbeit mit Partnern immer auch Kompromisse. So ist XTINCT zum Beispiel
derzeit auf das Produktsortiment von
Foto: © xtinct
| Business & Biodiversität |
Relikt aus fernen Zeiten: Am Fuß des Dodo prangt
ein Kärtchen mit „xtinct“ – ausgestorben. Weniger
als 100 Jahre nach seiner Entdeckung um 1590
war der Dodo ausgestorben. Von Seefahrern eingeschleppte Ratten und Haustiere fraßen die Eier
des bodenbrütenden Vogels, der sonst keine natürlichen Feinde und daher kein angeborenes Verteidigungsverhalten hatte.
Spreadshirt angewiesen. Dennoch
können bei der Auswahl der Produkte jene T-Shirts und Pullover aus
besonders nachhaltiger Produktion
in den Vordergrund gestellt werden.
So machen im XTINCT-Webshop
Textilien von Continental Clothing
oder der in den USA produzierenden
Firma American Apparel zwei Drittel
des Sortiments aus. Beginnt XTINCT in
Zukunft einzelne Designs in limitierten
Auflagen selbst zu produzieren, steht
die Entscheidung erneut zur Debatte,
die Textilauswahl gänzlich ökologischen Kriterien zu unterwerfen.
Zusammenarbeit willkommen
Die gesamte Kampagne XTINCT
versteht sich als offene Plattform für
gesellschaftliches Engagement, sei es
von Privatpersonen, die dem Organisationsteam beitreten wollen, oder
am Thema Artenschutz interessierte
Firmen, welche mit ihrer Expertise,
mit Kooperationen oder durch Sponsoring die Kampagne voranbringen.
Der Erhalt der globalen Artenvielfalt
ist schließlich eine Aufgabe für die
gesamte Gesellschaft.
Kontakt
XTINCT – Kampagne gegen
Artensterben GbR
sebastian Kirschner und Jörg dietrich
Könneritzstraße 41
04229 Leipzig
[email protected]
telefon +49(0)178 / 7 22 17 50
oder
+49(0)152 / 28 71 66 19
www.xtinct.info
73
Special
| Business & Biodiversität |
Das große Rad
der Biodiversität drehen
Gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland, dem NABU, hat der Wolfsburger Autobauer die Initiative „Willkommen Wolf“ gestartet.
Von Michael Scholing-Darby und Moritz Seiler
Der Schutz der biologischen Vielfalt
geht uns alle an – auch die Wirtschaft.
Unter dem Leitmotiv „Volkswagen
verbindet Lebensräume“ hat Europas
Autobauer Nr. 1 begonnen, ein globales Biodiversitäts-Management zu
entwickeln.
Jedes Biodiv-Managment, das seinen
Namen verdient, wird stets auf die
Entwicklung von Geschäftsmodellen
zielen, die den Schutz der biologischen Vielfalt mit einer Stärkung der
Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens verbinden.
Volkswagen hat den Natur- und
Artenschutz 2007 im Rahmen eines
Mission Statements in den Kanon der
Unternehmensziele aufgenommen.
Als Gründungsmitglied der internationalen „Business and Biodiversity
Initiative“ hat VW sich erneut verpflichtet, seine Prozesse im Blick auf
den Schutz der biologischen Vielfalt
zu optimieren.
74
So versteht sich VW durchaus als
Vorreiter – und ist von Perfektion doch
weit entfernt. Zu neu ist das Thema,
zu komplex die Anforderungen an
Strategie und Management. Denn für
einen Global Player mit 60 Standorten
in 19 Ländern ist es schon eine Herkulesaufgabe, überhaupt die eigene
Exponiertheit in Sachen Biodiversität
zu ermitteln. Erst dann kann ja eine
vernünftige Handlungsstrategie im
Sinne eines Chancen- und Risikomanagements entwickelt werden.
Und doch: Inzwischen sind bei Volkswagen nicht nur klare Verantwortlichkeiten geschaffen worden; das Thema
ist auch in „Umweltaktionspläne“
von Standorten aufgenommen und
auf Regionalkonferenzen diskutiert
worden. An diversen Standorten – zunächst in Deutschland – sind überdies
Öko-Gutachten angefertigt worden,
die die im Umfeld der Fabriken vorkommenden schützenswerten Arten
zusammen mit den Emissionswerten
der Werke minutiös dokumentieren.
In das Reporting des Unternehmens
hatte die Biodiversität schon seit längerem Eingang gefunden.
Und nicht nur das: Über die B2BPlattform www.vwgroupsupply.com
werden auch Lieferanten über die
Anforderungen der Volkswagen AG
an ein zeitgemäßes Management
der biologischen Vielfalt aufgeklärt.
Parallel dazu baut das Unternehmen
sein Know-how in Sachen Biodiv im
Diskurs mit kompetenten Partnern
systematisch aus.
An praktischen Erfahrungen im Naturund Artenschutz herrscht ohnehin
kein Mangel. Denn gemeinsam mit
renommierten Umwelt- und Naturschutzorganisationen werden an zahlreichen Standorten in Deutschland
und der Welt oft schon seit langem
vielfältige Natur- und Artenschutzprojekte unterhalten.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Special
Das Unternehmen hat aber auch direkt auf dem Geschäftsmodell eines
Autoherstellers basierende Projekte
zu bieten, wie zum Beispiel ein Leasingangebot, das die Verbreitung
besonders spritsparender Modelle
in gewerblichen Fahrzeugflotten
fördern soll.
Und wenn die Völkergemeinschaft
nun in Nagoya im Oktober diesen
Jahres über neue Ziele und Instrumente für den Schutz der biologischen Vielfalt beraten wird, ist
Volkswagen – keine Frage – wieder
mit dabei.
Jenseits von Produktion und Produkten engagiert sich VW für Biodiversität
auch als der Partner der Politik. Um
die Bundesregierung bei der Sensibilisierung der Öffentlichkeit zu unterstützen, hat sich das Unternehmen
schon 2007 – und insofern tatsächlich
als First Mover – in der „Naturallianz“
beteiligt und die Deutschlandtour
„Unterwegs für Vielfalt“ ermöglicht.
Die 9. Naturschutzkonferenz (COP 9)
der Vereinten Nationen im Mai 2008
hat der Wolfsburger Autobauer dann
wie kein anderes Unternehmen als
Kommunikations- und Dialogplattform genutzt. Ganz abgesehen davon, dass eine Flotte von BlueMotionFahrzeugen in Bonn für die nötige
Mobilität gesorgt hat.
BlueMotion-Leasing von VW
und NABU
www.forum-csr.net
Die Volkswagen Leasing GmbH und
der NABU geben gewerblichen Kunden die Chance, Kostenersparnis und
Klima-/Naturschutz zu verbinden.
Wer verbrauchsarme BlueMotionoder EcoFuel-Modelle least, erhält
verbilligte Spritspartrainings für seine
Fahrer dazu und fördert obendrein
CO2-sparende Technologien wie eine
Biogas-Anlage oder NABU-Projekte
wie die Wiedervernässung eines
Moores. Drei von fünf Neuwagen in
Deutschland sind Flottenfahrzeuge
– so kann FleetCompetence eCo2
zu einem mächtigen Hebel für den
Klima- und Naturschutz werden.
Volkswagen verbindet
Lebensräume
im umfeld des stammwerks Wolfsburg
hat volkswagen gemeinsam mit der stadt
Wolfsburg die Aller vom schnurgeraden
Wasserlauf zum mäandernden naturfluss zurückversetzt und dabei einen artenreichen verbund von Feuchtbiotopen
geschaffen. Gemeinsam mit dem naturschutzbund Deutschland, dem NaBU, hat
vW zudem die initiative „Willkommen
Wolf“ gestartet, die ängsten und vorurteilen gegenüber dem nach deutschland
zurückgekehrten isegrim begegnet und
sich für Wildwege und Grünbrücken engagiert. in Mexiko fördert das unternehmen
– „Aus Liebe zum Planeten“ – die erforschung von naturschutzgebieten mit hoch
dotierten Preisen. Außerdem pflanzt vW
in der Bergregion „itza-Popo“ 300.000
Bäume und legt versickerungsgruben und
dämme an, um Wasser zu gewinnen und
die Bodenerosion zu stoppen. in Brasilien
lässt volkswagen die traditionelle Cerrado-vegetation in der nähe des Werks
sao Carlos wieder aufleben. seit langem
fördert vW do Brasil auch die Artenschutzprogramme des „Parque ecologico“, des
größten Zoos im staat sao Paulo. Für
jeden gekauften truck lässt volkswagen
von seinem partner SOS Mata atlantica
bei resende zudem zehn neue Bäume
pflanzen. Weitere Aufforstungsprojekte
laufen in spanien bei Alcaraz und in den
usA, am unteren Mississippi im Bundesstaat Louisiana. die volksrepublik China
hat in den letzten Jahren ein erfolgreiches
Panda-Zuchtprogramm durchgeführt –
volkswagen hat es unterstützt. in Japan
schließlich fördert volkswagen den schutz
des eisbären.
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
75
Special
| Business & Biodiversität |
Arme Böden –
reiche Artenvielfalt
Wie auf den ehemaligen Tagebauflächen von RWE
neue Lebensräume entstehen
Der Schutz von unberührter Natur ist
eine wichtige Aufgabe für den Erhalt
von Artenvielfalt. In einer hochindustrialisierten Gesellschaft aber werden
diese Flächen rarer. Verschwindet damit
automatisch auch die Biodiversität? Die
Erfahrungen des Bergbaus zeigen, dass
es auch anders geht. Auf den Flächen
von ehemaligen Braunkohletagebauen
entstehen Lebensbedingungen für viele
Arten, wie es sie in Europa sonst nur
noch selten gibt. Seit über 40 Jahren
gibt es eine Begleitforschung zur Rekultivierung im rheinischen Revier. Vor
10 Jahren wurde dafür eine eigene Forschungsstelle aufgebaut. Sie untersucht
die Entwicklungen der Rekultivierung
und erarbeitet Lösungen für ökologisch
zukunftsfähige Lebensräume, die in
die Aufgabe der Rekultivierung mit
einfließen.
Wer in die ausgebeuteten Braunkohletagebaue schaut, mag nicht
als erstes an Artenvielfalt und neue
Perspektiven für den Naturschutz
denken. Kein anderes industriepolitisches Projekt verändert die Landschaft
und damit auch den Lebensraum für
Tiere und Pflanzen in vergleichbarem
76
Maße. Ganze Natur- und Kulturlandschaften weichen für den Abbau des
Energieträgers Braunkohle. Nach der
Auskohlung der Gebiete gibt es viel
zu tun, um die Flächen landschaftlich
ansprechend zu gestalten und für die
Landwirtschaft oder auch als Naherholungsgebiete nutzbar zu machen
– und dies auf einem großen Gebiet.
Über 20.000 Hektar Fläche sind bis
heute rekultiviert worden. Rund die
Hälfte davon ist landwirtschaftliche
Nutzfläche; über 7.700 Hektar sind
Wälder und Grünflächen, die eine
hohe Artenvielfalt aufweisen.
Rekultivierung – ein Prozess mit
langer Geschichte und strengen
Vorgaben
Diese planbare Wiedernutzbarmachung der ehemaligen Abbauflächen
hat eine lange Tradition und reicht
bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ursprünglich verfügten kurfürstliche
Dekrete und andere vertragliche
Vereinbarungen über die Wiederherstellung der Flächen. Heute ist die
Rekultivierung qua Gesetzgebung
ein fester Bestanteil in den Planungen
des Braunkohleabbaus. Sie existiert
in dieser modernen Form seit den
siebziger Jahren und folgt einem
streng vorgegebenen Verfahren. Der
Braunkohlenausschuss – das ist der
Bezirksplanungsrat für das Braunkohlenrevier – legt zunächst sehr grundsätzlich fest, welche Flächen nach
Beendigung der Förderung als landwirtschaftliche Flächen ausgewiesen
werden – und wo dagegen Grünzüge,
oder auch Gewässer entstehen. Dabei
werden auch ganz neue Elemente
in der Landschaft geschaffen, wie
zum Beispiel Anhöhen, bis hin zu
alternativ gestalteten Flussverläufen.
Aus diesen Gegebenheiten dann
ökologisch wertvolle Lebensräume zu
machen – darin sehen die Rekultivierungsabteilung von RWE Power und
die Forschungsstelle Rekultivierung
ihren Beitrag. Mit dem Kölner Büro für
Faunistik wird RWE von einem unabhängigen Gutachter-Büro unterstützt.
Die Einrichtung hat die Betreuung der
Forschungsstelle übernommen und
führt kontinuierlich Untersuchungen
in der rekultivierten Landschaft durch.
Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der
Forschungsstelle erarbeiten Analysen
forum Nachhaltig Wirtschaften
aNZeiGe
und geben Empfehlungen für die
Gestaltung der Landschaft. Diese
werden dann mit der zuständigen
Rekultivierungsabteilung abgestimmt
und umgesetzt.
Aufschüttung und Aufforstung
– Grundlagen für eine lebensfähige Landschaft
Voraussetzung für eine erfolgreiche
Rekultivierung sind zunächst die
Böden, die für Flora und Fauna den
geeigneten Lebensraum bereitstellen.
So richtet sich die Oberflächengestaltung vor allem danach, dass sie
die richtigen Voraussetzungen für
die Rekultivierung schafft. Damit sich
kein Wasser in einzelnen Erdschichten stauen kann, wird zunächst die
Rohkippe mit sandigen oder kiesigen
Drainageschichten abgedeckt. Auch
beim Auftragen der letzten Schicht,
dem neuen Boden, wird darauf geachtet, dass es nicht zu Verdichtungen kommt. Dabei ist die künftige
Flächennutzung mit entscheidend.
Auf künftigen Waldböden kommt
vor allem locker gekippter Forstkies
zum Einsatz, da dieser Untergrund die
besten Voraussetzungen für schnellen
Baumwuchs bietet. Für neues Ackerland wird der reine Löss – der auch
von Natur die niederrheinische Bucht
prägt – besonders schonend aufge-
| Business & Biodiversität | sPeCiAL
bracht. Die Aufforstung erfolgt zu 80
Prozent mit heimischen Laubhölzern
wie Buche und Eiche und den gebietstypischen Mischbaumarten. Rund
15 Prozent nehmen standortfremde
Baumarten wie die Kiefer, Lärche und
Roteiche als nicht standortheimische
Wirtschaftsbaumarten ein; der Rest
sind Wiesen und Sukzessionsflächen.
Etwa 4.500 Pflanzen werden dann pro
Hektar in Gruppenmischung angepflanzt – und dies von Hand.
Sieben magere Jahre – mit
Chancen für ganz bestimmte
Tier- und Pflanzenarten
Sieben Jahren sind für die landwirtschaftliche Rekultivierung – die so
genannte Zwischenbewirtschaftung
– angesetzt. In dieser Zeit herrschen
auf den Flächen Bedingungen vor,
wie sie sonst in Europa kaum noch
vorkommen. Denn durch intensive
Bewirtschaftung und den Einsatz von
Düngemitteln sind die Böden in der
europäischen Kulturlandschaft über die
Zeit immer nährstoffreicher geworden.
Anders aber die Flächen der ehemaligen
Tagebaue – aufgrund ihrer Nährstoffarmut eröffnen sich hier Chancen für
die Ansiedlung von Arten, die es auf
den nährstoffreichen Böden sonst nicht
mehr so leicht haben. Dazu zählen zum
Beispiel Orchideenarten, von denen
eine ganze Reihe von Arten auf den
frisch rekultivierten Flächen zu zählen
sind. Aber auch bestimmte Tierarten
finden auf den rekultivierten Flächen
gute Bedingungen vor. Vogelarten wie
die Grauammer, oder auch Amphibien
wie die Wechselkröte schätzen die
Gebiete. Sie alle benötigen karge,
nährstoffarme Böden. Die Flächen
bieten jedoch nicht nur Lebensraum
für ‚Spezialisten’, die auf nährstoffreichen Böden Schwierigkeiten haben. Es
entwickelt sich zudem ein ‚normaler
Lebensraum’ für andere, sonst auch
heimische Arten. Nicht lange dauert
es, bis die Artenvielfalt auf den Tagebauflächen der Biodiversität auf Altland
entspricht. Besonders die Vielfalt der
Vogelarten leistet dazu ihren Beitrag.
Zum Vergleich: In Nordrheinwestfalen
wird von 166 Brutvogelarten inklusive
der Vermehrungsgäste ausgegangen.
Davon lassen sich 108 Arten in den
rekultivierten Flächen wiederfinden.
37 Prozent dieser Arten gelten als gefährdet. Insgesamt konnten bisher weit
über 3.000 Tier- und Pflanzenarten in
den Rekultivierungsgebieten im rheinischen Braunkohlenrevier nachgewiesen
werden. Viele von ihnen zählen zu den
gefährdeten Arten der „Roten Liste“.
Gestaltung im Wandel – von der
Landschaftsarchitektur zum Naturschutz
Links: Das übersehene Knabenkraut, Dactylorhiza praetermissa. Sie war die Orchidee des
letzten Jahres. Rechts: Die grünliche Waldhyazinthe, Platanthera chloranta
www.forum-csr.net
Dass die Flächen wieder rekultiviert
werden müssen, ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Eine besondere
77
Special
aNZeiGe
im Rheinischen Braunkohlenrevier
eingesetzt. Mit diesen verschiedenen Maßnahmen stehen nun die
Chancen gut, dass der Eisvogel sich
dauerhaft in der Region als Brutvogel
ansiedelt.
Bildquelle: Ralf Gültzow
Die Wirtschaftsentwicklung
schreitet voran – der Schutz von
Biodiversität wird wichtiger
Berücksichtigung von Artenvielfalt
aber ist darin so nicht festgelegt. Hier
leistet die Forschungsstelle Arbeit aus
eigenem Antrieb. Ein guter Teil der
zunächst nährstoffarmen Böden wird
später der Landwirtschaft zurückgegeben. Ziel ist es deshalb die übrige
rekultivierte Landschaft mit Wiesen,
Wäldern Seen und Flusslandschaften
für bestimmte Arten zu erhalten. Dies
geschieht vor allem über die Gestaltung und Ausrichtung der Landschaftsgestaltung. Und hier hat sich über die
Jahre ein Wandel vollzogen. In den
80er und auch noch 90er Jahren wurde die Rekultivierung vor allem nach
Kriterien der Landschaftsarchitektur
vorgenommen. Das bedeutete auch,
dass auf offener Fläche bevorzugt Hecken angepflanzt wurden. Heute hingegen schauen die Verantwortlichen
verstärkt auf die Bedürfnisse bestimmter Tier- und Pflanzenarten. Und für
diese Zielarten ist das Anpflanzen von
Hecken nicht unbedingt von Vorteil,
so dass man heute Wiesen und Felder
offen gestaltet, um beispeilsweise den
typischen – heute seltenen – Arten der
Kulturlandschaft einen Lebensraum zu
schaffen. Der Erhalt der Biodiversität
wäre bei völliger Naturbelassenheit
nicht möglich. So würden sicherlich 30
bis 40 Prozent der Arten bald verloren
gehen.
Arten im Fokus – Maßnahmen
für den Eisvogel
Der Ansatz der Forschungsstelle geht
sogar noch weiter, bis hin zur Förde-
78
rung von Zielarten durch die aktive
Förderung ihrer Lebensbedingungen.
Ein Beispiel dafür ist der Eisvogel.
Durch die Begradigung vieler Flüsse
wurde der Lebensraum des Eisvogels
im vergangenen Jahrhundert in Europa deutlich eingeschränkt. Denn
er nistet vor allem in Steilwänden an
Stillgewässern, oder an natürlichen
Flussläufen mit einer geringen Fließgeschwindigkeit. Die rekultivierten
Flächen bieten die Möglichkeit, die
Landschaft auch nach diesen Bedürfnissen auszurichten und verloren
gegangene Bedingungen wieder
herzustellen. In diesem Sinne wurde
auch die Inde als Fluss rekultiviert. Die
Inde floss bereits durch das rheinische
Revier, bevor hier Braunkohleabbau
betrieben wurde. Über die Zeit war
der Fluss dabei deutlich begradigt
worden. Im Rahmen der Rekultivierung wurde nun die Möglichkeit
genutzt, der Inde in einer „künstlichen“ Landschaft ein „natürliches“
Flussbett zurückzugeben und damit
auch Lebensraum für Arten wie den
Eisvogel wieder herzustellen. Seit
2005 fließt die Inde in ihrem neuen
Bett. Zahlreiche Hochwasserereignisse haben seitdem dafür gesorgt,
dass an vielen Stellen Steilwände
entstanden sind, die dem Eisvogel
als potentiellem Brutplatz dienen
können. Darüber hinaus wurden als
zusätzliche Artenschutzmaßnahme
so genannte Eisvogelwände als
künstliche Brutplätze errichtet. Diese werden bereits seit mehr als 10
Jahren an zahlreichen Stillgewässern
Die Umgestaltung der Landschaft
schafft so Perspektiven für bestimmte
Arten. Für andere jedoch bleibt es
eine Herausforderung, diesen Wandel mitzuvollziehen. Vor allem einige
Pflanzenarten und Kleintiere, die in
alten Wäldern Lebensraum finden,
haben es auf den neugestalteten Flächen nach Beobachtungen der Forschungsstelle schwer. Auch deshalb
bleibt die Bewahrung bestehender
Naturräume weiterhin ein wichtiger
Ansatz für den Artenschutz. Die Industrialisierung und damit auch die
Nutzbarmachung von Naturflächen
schreiten jedoch weltweit weiter
voran. Umso wichtiger ist es, auch
dafür Lösungen zu erarbeiten, mit
denen sich die Entwicklung der
Wirtschaft und die Bewahrung von
Biodiversität vereinbaren lassen. Die
Aktivitäten auf den Tagebauflächen
von RWE stellen hier seit Jahrzehnten unter Beweis, wie dies möglich
sein kann – und die Erfolge bei der
Wiedersansiedlung von Arten zeigen, dass Eingriffe in die Landschaft
nicht zwangsläufig den Verlust von
Lebensraum mit sich bringen, sondern auch neue Chancen für die
heimischen Arten bedeuten.
Kontakt
RWE AG
Opernplatz 1
45128 essen
www.rwe.com/verantwortung
ansprechpartner:
rWe AG
Corporate responsibility/umweltschutz
telefon +49 (0)201 / 1 21 55 94
Weitere informationen zur rekultivierung
www.forschungsstellerekultivierung.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Business & Biodiversität |
Special
International Conference on
Sustainable Business and Consumption
2010
Kann die Wirtschaft die Erde retten?
Von Tina Teucher
Unsere Wirtschaft soll das menschliche
Leben auf der Erde retten? Für viele ist
das eine paradoxe Vorstellung. Ist es
doch die Wirtschaft, die mit rauchenden Schloten, Raubbau von Wäldern
und der Ausbeutung von Ressourcen
verantwortlich zeichnet für eine
unvorstellbare Zerstörung der Natur.
Doch wir alle müssen uns darüber im
Klaren sein: Die Wirtschaft wird maßgeblich getrieben von unserer Gier als
Konsumenten. Die SusCon 2010 hat es
sich als „2nd International Conference
on Sustainable Business and Consumption” deshalb zum Ziel gesetzt, einen
Veränderungsprozess in Wirtschaft,
Politik und Konsum einzuleiten.
„Wir müssen sowohl national als auch
international alles daran setzen, den
Verlust der Lebensräume und Arten
zu stoppen – insbesondere in den
Bereichen Landwirtschaft, Fischerei,
Flächenversiegelung und Verkehr.
Denn von dort geht weiterhin eine
starke Gefahr für die biologische
Vielfalt aus“, mahnt Bundesumweltminister Röttgen. „Zerstören wir die
Natur weiter, bringen wir uns langfristig selbst um unsere Existenz- und
Wirtschaftsgrundlage“.
Jetzt entschlossen aktiv werden!
In Nürnberg treffen sich vom 15. bis
16. Juni internationale Akteure aus
Wirtschaft, Umweltverbänden und
Politik, um im Rahmen der zweiten
Nachhaltigkeitskonferenz gemeinsam
aktiv zu werden: Wirtschaftsvertreter
aus den Bereichen Lebensmittel, Pharma, Kosmetik, Textilien, Bioenergie,
aber auch andere Unternehmen, die
im Kerngeschäft nicht mit Biodiversitätsprodukten handeln. Was können
Mobilitätsdienstleister tun? Was kön-
Konstruktiver Dialog und Austausch: Die SusCon 2010 lädt ein, ganzheitliche Lösungsansätze und Innovationen gegen den Biodiversitätsverlust zu entwickeln.
www.forum-csr.net
nen Berg- und Tagebauunternehmen
leisten? Welchen Beitrag kann ein IToder Telekommunikationsunternehmen oder gar ein Finanzdienstleister
einbringen?
Die teilnehmenden Unternehmen und
Persönlichkeiten haben erkannt, dass
Biodiversität einen strategischen Wert
in einer nachhaltigen Ökonomie darstellt und wollen zu deren Erhaltung
durch innovative Geschäftsmodelle
beitragen – indem sie gesellschaftliche
Verantwortung mit wirtschaftlichen
Interessen kombinieren. Kleine und
mittelständische Unternehmen ge-
Die sechs Themenarenen
der SusCon
15. bis 16.6.2010, Nürnberg
• Biodiversitätsmanagement
in Unternehmen
• vorteilsausgleich im Handel
mit Biodiversitätsprodukten
• Lebensstile und ihr einfluss
auf die biologische vielfalt
• Glaubwürdigkeit von siegeln
und deren Überwachung
• Konzepte zur Finanzierung
von Biodiversität
• strategien zur Bekämpfung
des Klimawandels
durch eine interessante Mischung aus
impulsvorträgen, teilnehmer-dialog und
aktivem networking will die susCon nachhaltige Maßnahmen auf den Weg bringen.
Sie soll konkrete projekte initiieren und
längst notwendige synergien schaffen.
79
Foto: © Wala
Foto: © siepmannH, pixelio.de
| Business & Biodiversität |
Foto: © Tonia Pöppler, pixelio.de
Special
Wir wissen seit langem, dass die Aktivitäten privater Firmen die Biodiversität beeinträchtigen. dennoch war das
Ausmaß dieser Beeinflussung bis vor kurzem noch nicht in dollar- und Centangaben ersichtlich. eine kürzlich von
der in London ansässigen Beratung trucost für die un-gestützten „Grundsätze für verantwortliches investment“
durchgeführte studie fand heraus, dass die 3.000 weltweit größten Aktiengesellschaften im Jahr 2008 zusammen einen geschätzten Gesamtschaden an der natur von 2.2 Billionen (!) us-dollar verursacht haben.
eine andere internationale studie – die „Ökonomie von Ökosystemen und Biodiversität“ – die von der europäischen Kommission herausgegeben wurde, schreibt die jährlichen Kosten des Biodiversitätsverlust auf fast 3 Billionen us-dollar fest. das entspricht etwa dem weltweiten Jahresumsatz von drei Hauptsektoren: das entspricht
etwa dem Jahresumsatz von drei der größten Branchen: der Autoindustrie mit 1,9 Billionen, der it-industrie mit
0.95 Billionen und der Stahlbranche mit 0.6 Billionen.
es gibt als keine andere Wahl, als die industrie aufzufordern, entschlossene initiativen zu ergreifen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu
mindern – und tatsächlich gibt es bereits marktwirtschaftliche Mechanismen, um den Biodiversitätsschutz und nachhaltige verwendung in
ihrer Geschäftsstrategie zu etablieren. darum geht es bei der von der CBd ins Leben gerufenen Business & Biodiversity initiative.
Ahmed Djoghlaf
Generalsekretär der Biodiversitätskonvention (CBd)
im Jahr 2010 brauchen wir dringend ein neues und durchdachteres Zusammenspiel zwischen der Menschheit
und den für unser – auch wirtschaftliches – Überleben wichtigen Ökosystemen.
Bis zu diesem Jahr sollte die verlustrate von Pflanzen, tieren und anderen organismen unseres Planeten deutlich
reduziert werden. das ist nicht eingetreten.
Wir stehen jetzt vor der Herausforderung, nicht nur den verlust komplett zu stoppen, sondern vor allem das über
viele Jahre geschwächte und geschädigte Ökosystem wieder zu stärken.
das internationale Jahr der Biodiversität kann dann als erfolg verbucht werden, wenn:
... Biodiversität, naturhaushalt und volkswirtschaften enger verkoppelt werden.
... ein fundierter Austausch zwischen Wissenschaft und politischen entscheidern etabliert wird.
... die öffentliche Meinung teils dazu gebracht werden kann, komplexe wissenschaftliche Begriffe wie
„Biodiversität” und „Ökosysteme” zu entmystifizieren.
... auf der Konferenz der Biodiversitätskonvention (CBd) in Japan ein internationales regelwerk über den Zugang zu genetischen ressourcen
und gerechten vorteilsausgleich (Access and benefit sharing, ABs) beschlossen wird.
... eine umfassendere Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Abkommen und vereinbarungen, wie z.B. der Biodiversitätskonvention, dem
Artenschutzübereinkommen von Washington (Cites) und die ramsarkonvention über Feuchtgebiete gefördert wird.
Achim Steiner
Geschäftsführer des umweltprogramms der vereinten nationen (uneP)
Biodiversität ist eng verwoben mit den Grundlagen unseres Lebens und Wirtschaftens. schädigen wir sie, schädigen wir uns. das noch zu erkämpfende recht auf nahrung wird in einer wachsenden Weltbevölkerung nur
zu erzielen sein, wenn die Biodiversität erhalten bleibt. Angesichts der globalen erwärmung, der erhaltung der
Wälder als Kohlenstoffsenken und der für die Gesundheit unverzichtbaren genetischen vielfalt ist dies eine
notwendigkeit, die von allen akzeptiert werden muss. Aber noch nehmen wir die Biodiversität allzu oft als
selbstverständlichkeit wahr und quittieren den Artenschwund mit einem Achselzucken. nach wie vor lassen wir
die Wilderei als lukratives Geschäft einer organisierten Kriminalität zu. noch fehlt der schulterschluss zwischen
Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. der schutz der Biodiversität braucht konkrete Ziele und instrumente zur
ihrer Überprüfung. unternehmen werden sich daran messen lassen müssen, ob sie ethisch verantwortliches
Handeln in ihre unternehmensstrategien integrieren und sich an den Biodiversitätszielen orientieren. dies gilt
auch für die gerechte verteilung der Gewinne aus genetischen ressourcen.
Volker Hauff
vorsitzender des rates für nachhaltige entwicklung
80
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
forum Nachhaltig Wirtschaften
| business & bioDiVersiTÄT |
Veranstaltungen im internationalen Jahr der Biodiversität
20. mai bis 20. Juni 2010
Gemeinsam wandern – Deutschlands
Vielfalt erleben!
Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de
Das bundesumweltministerium (bmu)
und das bundesamt für naturschutz (bfn)
rufen im mai und Juni, insbesondere am
Tag der biologischen Vielfalt (Pfingstsamstag, 22. mai 2010) zu bundesweiten Wanderveranstaltungen auf. Das gemeinsame
Wandern soll zeigen, welche Vielfalt in
unseren lebensräume und landschaften
steckt und wie wertvoll die leistungen der
natur für mensch und Gesundheit sind.
im offiziellen Veranstaltungskalender zum
internationalen Jahr der biologischen Vielfalt finden sie alle bisher angebotenen
Wanderungen und weitere interessante
Veranstaltungen.
www.kalender.biologischevielfalt.de
1. bis 4. Juni 2010 in brüssel
GREEN WEEK:
Die europäische Umweltkonferenz
in rund 30 sitzungen geht es bei der
diesjährigen Konferenz um biodiversität
und natur: ihre leistungen, aktuelle bedrohungen und mögliche lösungen für
die derzeitigen Verlustraten. im Zentrum
der Debatten: Die eu-Politik im hinblick
auf biodiversitätsstrategien für die Zeit
nach 2010, die ökonomische Dimension
von Ökosystemdienstleistungen und das
schutzgebietsnetz natura 2000.
http://ec.europa.eu/environment/greenweek/
www.forum-csr.net
sPeCial
nauso wie multinationale Konzerne
nehmen die Herausforderung an, stellen aber auch klar, wo die Grenzen ihrer Möglichkeiten liegen. Ein zentrales
Thema ist dabei die verantwortliche
und nachhaltige Rohstoffbeschaffung
für die verarbeitende Industrie.
Doch die Wirtschaft alleine kann
die gewaltigen Herausforderungen
nicht stemmen. Es braucht auch verantwortungsbewusste Verbraucher
und lösungsorientierte Politiker. Nur
„Hand in Hand“ sind globale Lösungen umzusetzen. Das Beispiel der
weltweiten Förderung erneuerbarer
Energien oder der Etablierung eines
weltweiten Rahmens für den Handel
mit Emissionsrechten zeigt die Notwendigkeit ganzheitlicher Lösungsansätze. „Obwohl die Biodiversität
ein zentraler Teil der Problemlösung
im Umgang mit den Folgen der
Erderwärmung ist, haben viele gutgemeinte politische Weichenstellungen zu einer stärkeren Bedrohung
der Biodiversität geführt“, gibt Udo
Censkowsky von Organic Services,
einer der Initiatoren der SusCon, zu
bedenken.
Neben Impulsvorträgen setzen die
Veranstalter vor allem auf aktive
Arbeitsgruppen, um Vernetzungen
und Synergien zwischen den verschiedenen Akteuren herzustellen.
Durch Networking-Pausen und eine
begleitende Ausstellung, die Best
Practice Beispiele und konkrete
Projekte zeigt, können sich die Teilnehmer der Konferenz wechselseitig
informieren und inspirieren. Einen
„konstruktiven Dialog, Austausch
und eine kreative Atmosphäre soll zu
Innovation führen und Handlungsbereitschaft stärken“, wünscht sich
Fritz Lietsch von forum, Mitveranstalter der SusCon.
Kunst und Natur inspirieren
Dazu sollen auch kulturelle Elemente
beitragen. „Wir wollen zeigen“, so
Bernward Geier, einer der Konferenzinitiatoren, „wie sehr die Natur uns
auch über die Kunst inspiriert. Die
Bereitschaft zur Veränderung bedarf
unserer Emotionen. Nur wenn wir
von Herzen berührt werden, sind
wir bereit für eine Veränderung“.
Neben außergewöhnlichen musikalischen Darbietungen wollen
die Veranstalter deshalb die Sinne
der Konferenzbesucher durch eine
Kunstausstellung, durch Düfte
und auch durch den Filmbeitrag
„Home” von Yann Arthus-Bertrand
beflügeln.
„Weltweit erkennen politische und
wirtschaftliche Entscheidungsträger zunehmend, welche immense
Bedeutung der Schutz der biologischen Vielfalt für das menschliche Wohlergehen, die globale
wirtschaftliche Entwicklung und
die Armutsbekämpfung hat“, sagt
Claus Rättich von der Geschäftsleitung der Nürnberg Messe. „Es ist an
der Zeit, diesen Erkenntnissen auch
Taten folgen zu lassen. Deshalb sind
wir stolz, die SusCon 2010 in Nürnberg als Gastgeber unterstützen zu
können“.
www.suscon.net
Vom Wort zur Tat:
Die Landschaftsauktion
um die Worte in konkrete Taten zu verwandeln, initiieren die organisatoren der
Konferenz in Kooperation mit der „european business and biodiversity Campaign“
ein landschaftsauktion. Damit wird nicht
nur ein stück natur unter schutz gestellt,
sondern auch eine biodiversitätsinitiative
in bayern gestartet, die zum europäischen
modell wird.
„Wir wollen veranschaulichen“, so stefan
hörmann, Kampagnenleiter beim Global nature Fund, „wie Wirtschaft, Politik
und naturschutzorganisationen vor ort in
nürnberg kooperieren und mehrwert für
natur und Gesellschaft generieren können. Wir engagieren uns dafür, akteure
aus allen Gesellschaftsbereichen für das
Thema biodiversität zu gewinnen und
werden im rahmen der auktion internationale und lokale Prominenz als Fackelträger für die Zukunft begeistern.“
81
International Conference on
Sustainable Business and Consumption
June 15-16, 2010
CCN-West, NürnbergMesse, Germany
Biodiversity
of strategic value
in a greening economy
SusCon 2010 Agenda
Corporate biodiversity
management
The economic benefits
of biodiversity
Lifestyles and business models
for biodiversity
Verification and certification
Financing biodiversity
Climate change mitigation and
biodiversity
Save the date
Receive latest information, discuss with
representatives from key international
organisations, multinational, small and
medium sized enterprises, learn from best
sustainable practises and develop
innovative business ideas.
Host
82
Organizer
www.suscon.net
Co-Organizer
Media partner
forum Nachhaltig Wirtschaften
Praxis
Foto: © Roger Richter
Foto: © Karin Jung, pixelio.de
Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de
Unternehmensführung | Changemaker | Branchenreport Textil
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forum PRAXIS ist für CSR-Praktiker
und Nachhaltigkeitsexperten ein alltagsnahes Werkzeug zu den Themen
Strategie & Unternehmensführung,
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Personalmanagement, Einkauf, Produktion & Logistik und vielen mehr.
Neu ist die Rubrik „Change Maker“, in
der wir diesmal die CSR-Berater Dennis
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83
PraXis
| sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG |
Vorne dran bleiben!
Das Sustainability Leadership Forum im 7. Jahr
Von Stefan Schaltegger und Holger Petersen
Leadership im Nachhaltigkeitsmanagement ist durch Persönlichkeiten
geprägt, die sich für neue Ideen begeistern lassen. Sie erkennen Herausforderungen aus eigenem Antrieb und
übernehmen Verantwortung, bevor
Probleme von außen an sie herangetragen werden.
nicht nur auf ihren Eigenantrieb, ihre
Fähigkeiten und Beharrlichkeit. Sie
haben auch offene Ohren für andere,
um Perspektiven zu wechseln, Anregungen aufzunehmen, sich inspirieren
zu lassen und gemeinsam Lösungen
zu entwickeln, die tatsächlich in die
Welt von morgen passen.
Für so motivierte Nachhaltigkeitsmanager/innen stellt sich die Frage
der erfolgreichen Umsetzung ihrer
Ideen und Aufgaben immer wieder
neu. Für diesen Erfolg setzen Leader
Da Leader jedoch meistens mehr
vorhaben, als sich normalerweise
umsetzen lässt, sind sie in besonderer
Weise auf einen effektiven und effizienten Austausch angewiesen, der
zugleich beflügelt, Erfahrungen aus
erster Hand bietet, Behauptungen
durch Fakten ersetzt, Reflektionen
ermöglicht und das weniger Wichtige
hinter sich lässt.
Unter dieser Prämisse rief das Centre for Sustainability Management
(CSM) der Leuphana Universität
Lüneburg zusammen mit B.A.U.M.
e.V. vor sieben Jahren das Sustainability Leadership Forum (SLF) ins
Leben. Sein Ziel ist es, Leadership
im Nachhaltigkeitsmanagement
zu unterstützen und auszubauen.
Hierfür werden jährlich drei Treffen
angeboten, an denen sich die Mitgliedsunternehmen mit jeweils ein bis
zwei Verantwortlichen beteiligen. Im
Rahmen dieser Treffen erfüllt das SLF
Anforderungen, die zugleich für eine
Fortbildung, einen Arbeitskreis, ein
Netzwerk und ein vertrauliches Gespräch gelten. Durch die besondere
Art des Austauschs zwischen Praxis
und Wissenschaft werden aktuelle
Themen des Nachhaltigkeitsmanagements wissenschaftlich fundiert
auf ihre praktische Bedeutung hin
beleuchtet, um mit den beteiligten
Unternehmen Lösungen zu entwerfen, deren Passgenauigkeit auch auf
Insiderwissen beruht.
Austausch zwischen Praxis
und Wissenschaft
Insiderwissen, Erfahrungsaustausch, Kooperationsmöglichkeiten: Durch die Vernetzung
von Wissenschaft und Praxis unterstützt das SLF seit sieben Jahren Leadership im Nachhaltigkeitsmanagement.
84
Um das zu erreichen, beruht das SLF
auf vier Prinzipien: Strikte Vertraulichkeit, Themenwahl durch Unternehmen, wissenschaftliche Fundierung
und Expertenaustausch.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| sTraTeGie & unTernehmensFÜhrunG |
• Vertraulichkeit:
Es handelt sich um eine „closed
shop“ Veranstaltung. Alles bleibt
intern im Kreise der Teilnehmer/innen.
Unternehmen können sich für das
SLF bewerben oder werden empfohlen. Sie nehmen für jeweils ein Jahr
oder länger teil, wobei ihre Aufnahme der Zustimmung aller Mitglieder
bedarf. Am SLF können insgesamt
zwölf und aus jedem Wirtschaftszweig nur jeweils ein Unternehmen
teilnehmen. Diese Exklusivität schließt
Wettbewerbsbeziehungen unter den
Mitgliedern aus und sichert so eine
offene, vertrauensvolle Atmosphäre.
Unternehmensberater sind nicht
zugelassen. Die Aufnahme in das SLF
setzt voraus, dass die Unternehmen
bereits „Sustainability Leaders“ sind
oder ernsthaft anstreben, solche zu
werden – etwa durch eine hervorragende Nachhaltigkeitsperformance
oder durch das aktive Engagement
für die Weiterentwicklung einer
unternehmerischen Nachhaltigkeitsstrategie. So wird ein besonderer
Arbeits- und Diskussionskreis von
Vorreitern der nachhaltigen Unternehmensentwicklung geschaffen,
einschließlich solcher, die es werden
wollen.
• Thematische Fokussierung:
Jedes Treffen des Forums wird einem
spezifischen Thema des Nachhaltigkeitsmanagements gewidmet. Das
darauf folgende Thema wird von
den teilnehmenden Unternehmen
am Ende eines Treffens bestimmt.
Damit ist gesichert, dass die aus
Unternehmenssicht drängendsten
Themen analysiert und besprochen
werden.
• Wissenschaftliche Fundierung:
Jedes Forumsthema wird vom Centre for Sustainability Management
(CSM) in einem Grundlagenpapier
wissenschaftlich aufbereitet. Damit erhalten die teilnehmenden
Unternehmen eine praxisnahe thematische Zusammenfassung zum
aktuellen Stand in Wissenschaft
und Praxis. Die Forumstreffen
starten mit einem kurzen Übersichtsvortrag von Prof. Schaltegger
zu den zentralen Fragestellungen
www.forum-csr.net
und Lösungsansätzen. Arbeitsphasen zur praktischen Umsetzung
im Unternehmen setzen an dieser
Darstellung an und verbinden die
wissenschaftliche Perspektive mit
den Praxiserfahrungen.
PraXis
Kontakt
• Vertiefter Expertenaustausch:
Verantwortliche der teilnehmenden
Unternehmen verfügen aufgrund
ihrer Profession im Nachhaltigkeitsmanagement über weitreichende
Kenntnisse und Erfahrungen, an
denen sie andere teilhaben lassen.
Vertreter von BAUM e.V. und dem
CSM der Leuphana Universität
Lüneburg ergänzen dieses Wissen
aus ihrer jeweiligen Perspektive.
Weitere Experten werden bei Bedarf
hinzugezogen.
Konkrete Umsetzungsprobleme
und -lösungen von Unternehmen
Im Unterschied zu anderen Unternehmensforen ermöglichen die
Branchenexklusivität und die zu Beginn geschaffene wissenschaftliche
Fundierung einen tiefergehenden
Austausch, in dem die tatsächlichen Umsetzungsprobleme offen
angesprochen werden. Vergleiche
zwischen den Unternehmen erleichtern dabei die eigene Einschätzung
und befördern neue Motivation. Im
Kern kombiniert das SLF wesentliche
Vorteile von Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen. Darüber
hinaus profitieren die Teilnehmer von
dem Wissens- und Erfahrungsschatz
der beteiligten Fachleute. Für interessierte Unternehmen des SLF bestehen
auch unterschiedlichste Kooperationsmöglichkeiten mit CSM der Leuphana
Universität Lüneburg im Rahmen des
dort angebotenen MBA-Studiengangs
„sustainament”. So können Unternehmen in Präsenzen oder Fallstudien
gemeinsam mit Studierenden aktuelle
Problemstellungen behandeln.
Derzeit nehmen am SLF folgende
Unternehmen teil: Bayer Schering
Pharma, Deutsche Post DHL, Deutsche
Telekom, HypoVereinsbank, memo,
Münchener Rück, IKEA, Provinzial Versicherungen, Sensient Food Colors,
TUI und WELEDA.
CSM – Centre for Sustainability
Management
leuphana universität lüneburg
Prof. Dr. stefan schaltegger,
Dr. holger Petersen
scharnhorststr. 1, Gebäude 6
D-21335 lüneburg
Telefon +49(0)4131 / 6 77 21 80 81
Fax:
+49(0)4131 / 6 77 21 86
[email protected]
[email protected]
www.leuphana.de/csm
B.A.U.M. e.V.
martin oldeland
mitglied des Vorstandes
osterstraße 58
20259 hamburg
Telefon +49(0)40 / 49 07 11 00
Fax
+49(0)40 / 49 07 11 99
[email protected]
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
85
| VeranTWorTunG, Visionen, aKTionen |
Foto: © Roger Richter
PraXis
Den Sozialunternehmen
gehört die Zukunft
... denn sie lösen Probleme, statt Gier zu bedienen.
Von Muhammad Yunus
Vor einigen Jahren traf ich zufällig
Franck Riboud, den Vorstandsvorsitzenden von Danone. Wir diskutierten
über verschiedenste Themen und ich
schlug ihm vor: „Warum gründen wir
nicht ein Grameen-Danone Joint-Venture in Bangladesch?“ Er fragte: „Und
was sollte diese Firma machen?“
Ich antwortete: „Joghurt produzieren – Sie haben mir eben erklärt,
wie gut Ihr Joghurt schmeckt.“ Und
ich fuhr fort: „Lassen Sie uns das für
einen ganz speziellen Zweck tun: In
Bangladesch ist eines von zwei Kindern unterernährt, besonders in den
ländlichen Gegenden. Wir geben alle
Spurenelemente, die diesen Kindern
fehlen, in den Joghurt: Vitamine,
Eisen, Zink – und all das, woran es
86
diesen Kindern mangelt. Wir richten
uns nach der Dosierung, die uns
Wissenschaftler vorgeben für genau
diese Art von schlecht ernährten Kindern. Und wenn wir diesen Joghurt
schließlich verkaufen, bieten wir
ihn zu genau dem Preis an, den sich
Eltern leisten können, wenn sie ihren
Kindern heute einen Snack in ihrem
Dorf kaufen“. Franck Riboud sagte:
„Das machen wir“.
Wir schüttelten uns die Hände, aber
ich fuhr fort: „Ich bin noch nicht fertig.
Das, was wir hier gemeinsam machen,
wird ein Sozialunternehmen sein,
ein Social Business.“ Er fragte mich:
„Was ist das, ein Social Business?“ Ich
erklärte ihm, dass es sich dabei um
ein Unternehmen handelt, in das man
zwar investieren kann, in dem es aber
keine Dividenden gibt. Man bekommt
zwar genau das Investment zurück,
das man eingesetzt hat, und zwar bis
auf den letzten Penny, aber darüber
hinaus gibt es nichts. Die Firma macht
Gewinn, aber dieser wird ausnahmslos dafür verwendet, um zu wachsen
und um mehr und mehr Kindern zu
helfen. Das Unternehmen wird also
von einem sozialen Ziel angetrieben,
und nicht von Profitgier.“
Er stimmte mir zu, wir schüttelten
uns nochmals die Hände und er
wiederholte: „Das machen wir“. In
diesem Moment dachte ich: Vielleicht
versteht er mein Englisch nicht richtig.
Aber später tauschten wir Emails aus
und ich erklärte alles nochmals im
forum Nachhaltig Wirtschaften
nn |
| VeranTWorTunG,
Visionen, aKTionen |
Detail, und am Ende der Mail schrieb
ich: „Bitte bestätigen Sie, dass wir uns
in dieser Sache wirklich verstehen.“ Er
schrieb sofort zurück und unterstrich,
dass er jedes Wort begriffen hat und
schloss: „Lassen Sie uns starten und
unsere Ideen in die Tat umsetzen.“
wir nachhaltig wirtschaften können,
müssen wir natürlich kostendeckend
arbeiten. Aber die einzige Absicht
unserer gemeinsamen Firma ist es,
diese Kinder in Bangladesch aus der
Unterernährung rauszubekommen.
That´s it.
Heute produzieren wir in lokalen
Fabriken in Bangladesch mit Milch
von hiesigen Bauern den Joghurt
„Schokti Doi“. Die Milch wird zu
einem festen Preis abgenommen
und ein kostenloser Veterinärservice
sichert die Gesundheit der Tiere und
damit die Milchqualität. Der Joghurt
wird von den „Grameen-Ladies“ verkauft. Sie gehen mit einer Kühltasche
von Haus zu Haus und verkaufen das
Produkt für sechs Cent pro Becher.
Das entspricht dem lokalen Konsumniveau. Pro Becher verdienen
die Grameen-Ladies einen kleinen
Betrag und erwirtschaften so ihren
Lebensunterhalt.
Wir bauen heute eine zweite Produktionsstätte auf, die noch in diesem
Jahr eröffnet wird. Unser Ziel ist es,
bis 2016 in ganz Bangladesch 50
örtliche Joghurtfabriken zu errichten.
Im ersten Jahr verkauften wir täglich
3.414 Becher pro Tag – im letzten Jahr
waren wir bereits bei 22.894 Joghurtbechern. Und wir gehen davon aus,
dass wir in diesem Jahr 2010 erstmals
profitabel arbeiten.
Wenn nun ein unterernährtes Kind
über einen Zeitraum von acht bis neun
Monaten pro Woche zwei Becher
Joghurt isst, erklären uns die Wissenschaftler, dass dieses Kind genau die
Nährstoffe erhält, die ihm fehlten. Es
ist mittlerweile durch unsere Untersuchungen bewiesen, dass dieses Kind
gesünder und lebensfroher wird. Genau das ist das Ziel der Unternehmung
– nicht das Geldverdienen. Damit
Dies war also das erste Social Business
auf Joint-Venture-Basis, das mittlerweile Schule gemacht hat. Wir haben
heute eine ganze Reihe von Firmen
nach diesem Modell gegründet – aber
mehr noch: Wir können auf diese
Weise noch eine enorme Anzahl von
künftigen Sozialunternehmen in die
Welt bringen. Denn wir haben bewiesen, dass es ganz einfach ist: Wo auch
immer wir ein Problem sehen, können
wir ein Social Business gründen, um
es zu lösen.
Dieses Beispiel gibt mir selbst und
den Menschen in den Entwicklungsländern Hoffnung, dass meine Vision
machbar ist: Weltweit die Armut zu
besiegen und sie ins Geschichtsmuseum der Menschheit zu stellen.
Foto: © Roger Richter
Prof. Muhammad Yunus, Gründer der
Grameen Bank, schreibt regelmäßig
eine Kolumne für forum Nachhaltig
Wirtschaften.
Mit Kühltaschen gegen Mangelernährung:
Das Social Joint-Venture von Grameen und
Danone versorgt Kinder in Bangladesch mit
den wichtigsten Nährstoffen. Gleichzeitig
können die Grameen-Ladies vom Verkauf
des günstigen Produkts ihren Lebensunterhalt bestreiten. „Wo auch immer es ein
Problem gibt, versuchen wir es durch ein
Social Business zu lösen“, sagt Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus.
PraXis
19. - 20. Juni 2010
in München
Hotel Novotel München Messe
integrative
medizin
kongress
“Integrative Medizin: Das Ende
der Diskussion Schulmedizin
vs. Naturheilkunde”
Dr. Andrew Weil (USA)*
Prof. Thorsten Doering
Prof. Fritz Albert Popp
Dipl. Psych. Rainer Franke
Willigis Jäger
Erminia Guarneri MD (USA)*
David Katz MD (USA)*
Dr. med. Ernst Schrott
Dr. dent. Johann Lechner
Dr. Olaf Kuhnke ZAEN
HP Claus-Peter Neumann
Hans-Ulrich Schachtner
Prof. Dr. med. H. J. Greten
Dr. med. Werner Nawrocki
Dr. Patrick Broome
Lothar Hirneise
*via Live Video Link
Vorträge
Fortbildungsseminare
Podiumsdiskussionen
Exklusive Ausstellung
Patienten Infoabend
Programm, Anmeldung & Info im
Internet oder Tel. 08722 - 967451
www.imkongress.de
www.forum-csr.net
87
PraXis
| ChanGemaKer im PorTrÄT |
Kein Beraterkauderwelsch
Nachhaltige Geschäftskonzepte für CSR-Manager
Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Leitbild des ehrbaren Kaufmanns, forschen nach werteorientierten und nachhaltigen Geschäftspraktiken erfolgreicher Unternehmen und beraten Organisationen in den Themen Nachhaltigkeit
und Unternehmensverantwortung: Dennis Lotter und Jerome Braun haben ihre
Leidenschaft zum Beruf gemacht und mit Benefit Identity eine CSR-Agentur
gegründet. Im Interview mit forum erklären die CSR-Strategen, wie sie das
Thema begeisterte und warum einzelne Spendenaktionen noch lange keine
umfassende Unternehmensverantwortung darstellen.
Mit Leidenschaft für mehr ganzheitliche
Unternehmensverantwortung: Die Autoren
und Berater Dennis Lotter und Jerome
Braun.
Was hat Sie persönlich bewogen,
sich mit Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen?
Braun: Meine Berufslaufbahn hat im
Non-Profit-Sektor als Geschäftsführer
zweier Stiftungen ihren Anfang genommen – ehrbares und verantwortliches
Handeln ist seit 13 Jahren eigentlich
mein Tagesgeschäft. Es gibt doch keine
bessere Motivation, als mit dem, was
man tagtäglich kreativ und begeistert
umsetzt, einen substantiellen Mehrwert
für Gesellschaft und Unternehmen
gleichermaßen zu schaffen.
88
Lotter: Als Querdenker habe ich mich
schon zu Zeiten meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums intensiv
mit dem Brecht’schen Zynismus „Zuerst kommt das Fressen, dann die
Moral“ beschäftigt. Ich wollte zum
Leidwesen meiner Kommilitonen
einfach nicht hinnehmen, dass es die
einzige Verantwortung von Unternehmen ist, ihren Profit zu steigern. Diese
künstlich heraufbeschworene Unversöhnlichkeit von Ethik und wirtschaftlichem Erfolg fuchste mich mein ganzes Studium über. Während meiner
Tätigkeit als Innovationsberater hatte
ich dann die Chance, ungewöhnliche
Menschen und Unternehmer kennenzulernen, die lebende Beweise
für verantwortlich praktiziertes Unternehmertum waren. Als ich dann
noch Jerome Braun kennengelernt
habe, sprang der Funke für das Thema
Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung gänzlich über und so
war es nur konsequent, dass wir beide
die Begeisterung und Leidenschaft zu
unserem Beruf gemacht haben.
Kürzlich wurde Ihr Buch „Der
CSR-Manager – Unternehmensverantwortung in der Praxis“
veröffentlicht. Warum haben Sie
dieses Buch geschrieben?
Braun: Angesichts der gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen
Entwicklungen des 21. Jahrhunderts
ist Corporate Social Responsibility
eine Conditio sine qua non für die
Zukunftsfähigkeit von Unternehmen
und muss daher mit derselben Sorgfalt und Professionalität geplant und
umgesetzt werden wie das eigentliche
Kerngeschäft.
Lotter: Unser Anliegen mit dem Buch
ist es, die Ärmel hochzukrempeln und
Führungskräfte, Unternehmer und
Vordenker bei ganz pragmatischen
Fragestellungen im Hinblick auf die
Entwicklung und Umsetzung von
CSR zu unterstützen: Wie entwickle
ich eine CSR-Strategie? Wie kann ich
meine CSR-Aktivitäten steuern und
überprüfen? Welche Strukturen und
Prozesse muss ich für ein effizientes
CSR-Management gestalten? Wie
kann ich CSR erfolgreich kommunizieren?
Braun: Wir liefern den Praktikern
fundiertes Wissen, gepaart mit spannenden Best-Practice-Beispielen.
Abgehobene Theorien und Beraterkauderwelsch werden Sie vergeblich
suchen.
Welche außergewöhnlichen Unternehmen haben Sie bei Ihren
Buchrecherchen am meisten beeindruckt?
Lotter: Tief beeindruckt haben mich
die drei innovativen Jungs von MyMu-
forum Nachhaltig Wirtschaften
| nn
|
ChanGemaKer
im PorTrÄT |
esli. Das Geschäftskonzept mit den
Körnern aus dem Netz ist von A bis Z
auf Nachhaltigkeit getrimmt. Es reicht
von Bio-Zutaten über Bio-Logistik bis
zu Bio-Kooperationen und besonders
anerkennenswert finde ich, dass das
verwendete Palmfett aus OrangUtan-freundlichem Anbau stammt.
Was die wenigsten Konsumenten
wissen: Die meisten Orang-Utans in
Indonesien werden auf ÖlpalmenPlantagen abgeschossen, gefangen
oder verstümmelt.
Braun: Ein weiteres Exemplar nachhaltiger Geschäftskonzepte ist Bionade
mit der visionären Idee einer gesunden Limo, frei von jeglicher Chemie.
In Verbindung mit dem Projekt BioLandbau Rhön garantiert Bionade den
teilnehmenden Landwirten, die ihren
Betrieb auf ökologischen Landbau
umstellen, eine Abnahme der Ernte
von Bio-Gerste und Bio-Holunder zu
100 Prozent. Bio-Holunder wurde nie
zuvor in der Region angebaut und
erschließt den Lieferanten in einer
allgemein strukturschwachen Region
einen völlig neuen Markt.
bst Unternehmer, keine grauen Theoretiker.
der Praxis. Eine bloße Aneinanderreihung
ei den Autoren nicht finden. Stattdessen
, gepaart mit spannenden Fällen aus der
e Unternehmensverantwortung in einem
mfeld zu einem nachhaltigen Wettbewerbs-
D er C SR - Man a g e r
Lotter: Klasse finde ich auch FaberCastell. Durch ihre firmeneigenen
Wälder ist die Faber-Castell-Gruppe
als eines von wenigen Unternehmen
Unt er nehm ens vera nt wo r tu n g in d e r P ra xis
Worauf sollten Unternehmen aus
Ihrer Sicht bei der Umsetzung von
CSR ganz besonders achten?
Braun: Ganz wichtig: Zuerst die Pflicht
und dann die Kür. Pflicht ist hierbei die
Verknüpfung zwischen Engagement
und Kerngeschäft! Philanthropisches
Engagement ist sicher anerkennenswert, aber zusammenhangslose Spenden nach dem Gießkannenprinzip
sind noch lange keine CSR.
Lotter: CSR darf keinesfalls als semantischer Nebel missbraucht werden,
um maßloses Gewinn- und Wachstumsstreben zu legitimieren oder
als Greenwashing Imagepflege zu
betreiben. Aufpolierte Nachhaltigkeitsberichte dokumentieren leider
nicht selten oberflächliche Projekte,
in denen sich Unternehmen mit ihren Wohltaten schmücken, um von
dubiosen Praktiken in der operativen
Geschäftstätigkeit abzulenken.
„Der CSR-Manager“ liefert eine ganzheitliche und praxisnahe Sicht auf die
Notwendigkeit und Potentiale von gelebter
Unternehmensverantwortung.
Dieses Buch ist von CSR-Praktikern
für CSR-Praktiker und zukünftige CSRVerantwortliche geschrieben. Lotter
und Braun verdeutlichen, dass Corporate Social Responsibility kein Luxusgut für wirtschaftlich blühende Zeiten
ist, sondern vielmehr ein wesentlicher
Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit
von Unternehmen.
Dennis Lotter / Jerome Braun
mit dem Sie CSR professionell planen,
en organisiert wird.
trumente aus der Praxis.
ntierte CSR-Strategie entwickeln.
CSR-Scorecard umsetzen und bewerten.
folgreich zu kommunizieren.
actice-Beispielen.
mehrfach CO 2-neutral. Mit ÖkoWasserlack ummantelte Stifte sind
nicht nur umweltverträglich und hygienisch – gerade bei kleinen Kindern
ein großer Vorteil – sie setzen auch
weltweit neue Maßstäbe auf dem
Gebiet der Stiftlackierung und lassen
die Kasse klingeln.
Mit welchen Gefühlen blicken Sie
in die Zukunft?
D e r C S R - M anager
Braun: Die vielen Initiativen und
Ansätze mutiger Unternehmer und
Persönlichkeiten stimmen mich positiv. Mit großem Interesse verfolgen
wir die Aktivitäten von forum Nachhaltig Wirtschaften. Letztlich liegt
es an uns selbst, Verantwortung zu
tragen.
Dieses Buch hilft Ihnen CSR als strategisches Handlungsfeld erfolgreich
in der Praxis anzuwenden und für Ihr
persönliches Aufgabenfeld weiterzuentwickeln. Mithilfe von Best-PracticeBeispielen und Handlungsempfehlungen zeigen die Autoren anschaulich,
wie Sie CSR als Teil des Kerngeschäfts
professionell planen, steuern und umsetzen können.
Fritz Lietsch,
Chefredakteur forum Nachhaltig Wirtschaften
ISBN 978-3-925646-50-8
D e n n is L o tte r
u n d Je ro m e B ra u n
In ihrem Buch „Der CSR-Manager“ zeigen
Lotter und Braun an zahlreichen BestPractice-Beispielen, wie CSR als strategisches Handlungsfeld erfolgreich in der
Praxis angewendet werden kann.
Dennis Lotter und Jerome Braun: Der CSRManager. Unternehmensverantwortung in
der Praxis. Altop-Verlag 2010, 220 Seiten,
EUR 24,90. ISBN 978-3-925646-50-8
www.forum-csr.net
PraXis
Wo treffen Sie mehr
CSR-Kompetenz?
Lotter: Um es in den entliehenen
Worten Gandhis zu sagen: „Du musst
die Veränderung sein, die du in der
Welt sehen willst.“ Mit unserem
Buch „Der CSR-Manager“ liefern wir
konkrete Ideen, wie Unternehmen
Verantwortung tragen können und
machen hoffentlich jedem in unserem
Kosmos deutlich, dass man die Kuh
nicht schlachten darf, von der man
morgen wieder Milch haben will.
und
mehr
V. Angres [ZDF], Dr. S. Anwander Phan-Huy
[Coop], G. Billen [Bundesverband Verbraucherzentrale], Dr. U. Brekau [Bayer CropScience],
D. Fockenbrock [Handelsblatt], U. Gattenlöhner
[Global Nature Fund], M. Geers [Daimler Financial
Services], A. Halfmann [CSR News], I. Jerger
[natur & kosmos], T. Jorberg [GLS-Bank], S. R. Joshi
[Child Care Program, Indien], K. Kaufmann [Habitat
for Humanity], M. Kleinert [Celesio], S. Knauer
[Der Spiegel], P. Knoblich [SAM Headhunting],
R. Kopp [Heussen Rechtsanwaltsgesellschaft],
P. Mayer [LBBW], T. Mickeleit [Microsoft Deutschland], W. Niess [SWR], Dr. G. Rau [REFCCO],
Dr. A. Reichel [Universität Stuttgart], Dr. L. Reisch
[Copenhagen Business School], C. Roth [BÜNDNIS 90/
DIE GRÜNEN], R. X. Ruter [Ernst & Young], Prof. H.
Schäfer [Universität Stuttgart], W. Scheunemann
[dokeo], B. Schwager [Robert Bosch], Prof. Dr.
J. Schwalbach [Humboldt Universität zu Berlin],
Dr. J.-F. Senn [Volkswagen do Brasil], G. Sonnleitner
[Deutscher Bauernverband], Prof. D. Spath
[FhG/Acateck], R. Tichy [Wirtschaftswoche],
K. Wendt [Bayerische Hypo- und Vereinsbank]
und mehr
6. Deutsches CSR-Forum –
Forum EnviComm
13. bis 14. April 2010 in Stuttgart
www.envicomm.org
89
PraXis
| PersonalmanaGemenT |
Weiche Faktoren –
Zwar heiß diskutiert,
aber wenig beachtet
Welchen Einfluss CSR auf die Unternehmenskultur ausübt
Von Christian Klant
Weiche Faktoren werden immer häufiger als wichtig, notwendig oder
unabdingbar betitelt. Tatsächlich aber
spielt der aktive Umgang mit ihnen
im täglichen Arbeitsleben häufig eine
untergeordnete Rolle. Worin sind die
Gründe hierfür zu suchen? Welchen
Nutzen hat ein Unternehmen von den
sogenannten „weichen Faktoren“?
Wie können weiche Faktoren messbar
gemacht und quantifiziert werden?
Die Unternehmenskultur
als weicher Faktor
Einen sehr umfassenden weichen
Faktor stellt die Unternehmenskultur
dar. Je höher der Fit zwischen den
Werten der Mitarbeiter und ihres
Unternehmens ist, desto stärker ist
auch die Unternehmenskultur. Heute
kann die Frage, ob die Unternehmenskultur messbar ist, eindeutig mit
ja beantwortet werden. In einer von
Deep White durchgeführten Studie
bei über 100 Unternehmen und Organisationen im deutschsprachigen
Raum konnte nachgewiesen werden,
dass beachtliche 25 Prozent des
Geschäftserfolges durch die gelebte
Wertekultur zu erklären sind. Es stellt
sich die Frage, wie eine Unternehmenskultur und damit auch die Werte
eines Unternehmens nachhaltig so
gestaltet werden können, dass sie sich
zur gelebten Wertekultur entwickeln
und auf diesem Wege zum Geschäftserfolg beitragen.
90
Indem Zusammenhänge zwischen
dem CSR-Engagement eines Unternehmens, der Unternehmenskultur
und der Mitarbeitermotivation näher
betrachtet werden, ist diese Fragestellung zu beantworten. Eine bei Tchibo
durchgeführte Mitarbeiterbefragung
zeigt, dass das CSR-Engagement
einen deutlich positiven Einfluss auf
die Werte und Normen der Unternehmenskultur ausübt. Die Unternehmenskultur hängt wiederum auf
ähnlich starkem Niveau mit der Mitarbeitermotivation zusammen. Auch
ein direkter positiver Zusammenhang
zwischen CSR und Mitarbeitermotivation ist festzustellen.
Motivierend wirkt CSR nur über
die Unternehmenskultur
Rechnet man den Einfluss der Unternehmenskultur aus dem direkten
Zusammenhang heraus, zeigt sich,
dass der direkte positive Zusammen-
hang verschwindet und negativ wird.
Die empirische Forschung spricht hier
von einem Scheinzusammenhang.
Der Effekt von CSR auf die Mitarbeitermotivation lässt sich also nur unter
Berücksichtigung der Unternehmenskultur erklären.
Die oben dargestellten positiven Auswirkungen auf Unternehmenskultur
und Mitarbeitermotivation werden
allerdings nur dann Früchte tragen,
wenn die Mitarbeiter auch darüber
informiert werden.
Viele Unternehmen investieren hohe
Beträge in externe Reportingmaßnahmen. Die Kommunikation an die
eigenen Mitarbeiter – das interne
Reporting – wurde bisher in seiner
Bedeutung unterschätzt. Die konsequente Nutzung des Intranets stellt,
wie die Untersuchung des Autors
zeigen konnte, eine der effizientesten
Möglichkeiten dar, die Mitarbeiter
Abb. 1: Auswirkungen von CSR auf das Unternehmen
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
forum Nachhaltig Wirtschaften
| nn
|
PersonalmanaGemenT
|
PraXis
Abb. 2: Integrierter Ansatz bei Tchibo und Funktionen des CSR-Bereiches
mit den ohnehin schon aufbereiteten
Informationen zu versorgen.
Die zweite Möglichkeit besteht
darin, die Mitarbeiter aktiv an der
Entstehung und Umsetzung der
CSR-Konzepte teilhaben zu lassen.
Dies hat zum einen den Vorteil,
dass Mitarbeiter ihr Fachwissen
dort einbringen können, wo es benötigt wird und zum anderen, dass
CSR und damit die neuen Werte
in alle Bereiche des Unternehmens
getragen werden. So wird CSR von
ganz alleine integraler Bestandteil
des strategischen und operativen
Managements und trägt auf diesem
Wege zum Aufbau der organisationalen Identifikation bei.
Corporate Social Responsibility
als fester Bestandteil der
Geschäftsstrategie
Bei Tchibo wurde CSR von Beginn
an durch den so genannten „inte-
grierten Ansatz“ umgesetzt. CSR
ist fester Bestandteil der Geschäftsstrategie. In einem ersten Schritt
wird durch den jeweiligen Fachbereich und unterstützend durch den
CSR-Bereich aus der integrierten
Geschäftsstrategie ein gemeinsames, fachbereichsspezifisches CSRKonzept abgeleitet. Die Umsetzung
des Konzeptes erfolgt im zweiten
Schritt eigenverantwortlich durch
den Fachbereich. Der CSR-Bereich
nimmt lediglich eine Beraterfunktion
ein. Im dritten Schritt übernimmt der
CSR-Bereich eine Kontrollfunktion,
um die Umsetzung des Konzeptes
sicherzustellen. Damit wird gewährleistet, dass alle Fachbereichsmitarbeiter, in den gesamten Prozess von
der Entstehung bis zur Umsetzung
des CSR-Konzeptes einbezogen
werden.
Wer es also schafft, CSR ehrlich und
dauerhaft in sein Unternehmen zu
integrieren, der stärkt gleichzeitig
die Unternehmenskultur und fördert
die Mitarbeitermotivation. Neben
internem Reporting ist die integrative
Umsetzung von CSR im Unternehmen
der Erfolgsgarant.
Im Profil
Christian Klant ist inhaber von imposis human resources & nachhaltigkeitsberatung. schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in
der betrachtung und Förderung der internen effekte von Csr und der strategieentwicklung im unternehmen.
[email protected]
www.imposis.de
Christian Klant im Interview mit Achim Lohrie, Direktor Corporate Responsibility, Tchibo GmbH
CK: herr lohrie, sie haben bei Tchibo die Themen nachhaltigkeit und
Csr durch den integrierten ansatz eingeführt. Worin sehen sie
dabei die Vorteile?
AL: es gibt zwei ganz entscheidende Vorteile: Durch die integration von Csr in die Geschäftsstrategie wird nachhaltigkeit zum
„business case“. Durch die integration von Csr in die Fachbereichsarbeit findet nicht nur aufgaben-, sondern gleichzeitig
Verantwortungsdelegation mit deutlicher motivationssteigerung statt.
CK: sie bezeichnen den bereich Corporate responsibility als „interne unternehmensberatung nachhaltigkeit“. Werten sie damit
ihre arbeit nicht ab?
AL: mit einer exzellenten unternehmensberatung kann ich einen
signifikanten beitrag zur unternehmerischen Wertschöpfung
leisten. Das gilt umso mehr, wenn ich damit gleichzeitig die
arbeit der Fachbereiche aufwerte.
www.forum-csr.net
CK: häufig wird nachhaltigkeitsmanagement als Chefsache beschrieben. sehen sie diesen stellenwert bei Tchibo gefährdet?
schließlich sind die Fachbereiche nicht nur an der umsetzung,
sondern auch an der entwicklung der Konzepte beteiligt.
AL: nachhaltigkeit ist bei Tchibo in die Geschäftsstrategie integriert. Die Csr-Konzepte werden aus der Geschäftsstrategie
abgeleitet sowie deren umsetzung an der Geschäftsstrategie
gemessen. Über diesen Prozess berichte ich unmittelbar an Gesamtvorstand und Vorstandsvorsitzenden. mehr „Chefsache“
geht nicht.
CK: Wann – glauben sie – ist die integration von nachhaltigkeit in
ihrem unternehmen abgeschlossen?
AL: Wenn der von mir geführte Csr-bereich auch nach auffassung
besonders kritischer gesellschaftlicher anspruchsteller überflüssig geworden ist. Daran arbeiten meine mitarbeiter und ich
mit hochdruck.
91
PraXis
| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |
Wenn Kommunen
einkaufen
© Gettyimages - Glow Images
Das neue Vergaberecht wird das Einkaufsverhalten
der Kommunen verändern
92
forum Nachhaltig Wirtschaften
| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |
Als Bonns oberster Einkäufer Martin
Krämer neulich in einem Schuhgeschäft war, fragte er den Verkäufer,
woher die Schuhe stammten. Der
Verkäufer verwies ihn auf das Etikett.
„Aber wo kommt das Leder her? Wo
wurden die Schuhe geklebt“, hakte
der Beschaffer nach. Der Verkäufer
schaute ihn mit großen Augen an.
Solche Fragen war er nicht gewohnt.
Aber die kommunalen Beschaffer werden sie in Zukunft öfter stellen, nicht
nur beim privaten Shopping. Das neue
Vergaberecht erlaubt den Kommunen,
kritisch zu hinterfragen, unter welchen
Arbeitsbedingungen die Produkte entstanden sind, die sie beziehen.
Wenn die öffentliche Hand einkauft,
geht es gleich um Riesensummen.
Spielzeug für Kindertagesstätten,
Bettwäsche für Krankenhäuser, Pflastersteine für Plätze: Die öffentliche
Hand kauft jedes Jahr für rund 300
Milliarden Euro ein. Rund 60 Prozent
davon geben Städte und Gemeinden
aus und setzen damit jedes Jahr 12
Prozent des Bruttoinlandsprodukts
um. Seit dem 1. April 2009 gibt es
ein neues Vergaberecht, das regelt,
nach welchen Kriterien Bund, Länder
und Kommunen einkaufen. Das neue
Gesetz sieht vor, dass Kommunen
nicht nur wirtschaftliche Gesichtspunkte beachten müssen, sondern
auch soziale und ökologische Kriterien
berücksichtigen dürfen, wenn sie für
ihre Kantinen, Schulen und Altenheime einkaufen. Diese Neuregelung
wird das Einkaufsverhalten verändern,
davon ist Krämer überzeugt. „Wenn
es ausdrücklich erlaubt ist, werden
immer mehr Kommunen ihren Einkauf umstellen und soziale Kriterien
berücksichtigen,“ meint er.
Eine Kommune, die zum Beispiel
einen neuen Platz gestalten will, hat
bisher in der Regel bei der öffentlichen
Ausschreibung der Pflastersteine dem
günstigsten Anbieter den Zuschlag
erteilt. Doch Pflastersteine aus Indien
und China sind in die Kritik geraten.
Sie sind nur deswegen trotz langer
Transportwege konkurrenzlos billig,
weil es in den Steinbrüchen dieser
www.forum-csr.net
Schwellenländer nur unzureichenden Arbeitsschutz, ausbeuterische
Kinderarbeit und eine Bezahlung unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns
gibt. Kommunen, die ihr Geld nicht
für Produkte ausgeben wollen, die
mühsam erkämpfte Sozialstandards
untergraben, bewegten sich bisher
in einer rechtlichen Grauzone. NichtRegierungsorganisationen kämpfen
seit Jahren für eine öffentliche Beschaffung nach sozialen Standards,
aber auch Verantwortliche in den
Kommunen stellen sich dieser Frage,
und zwar jenseits von Parteigrenzen.
Nicht nur Pflastersteine, viele Produkte
aus Afrika, Asien und Lateinamerika
entstehen unter Bedingungen, die
man hierzulande keinem zumuten
möchte. Dazu gehören Textilien,
Spielzeug, Sportartikel, Teppiche und
Leder, aber auch Computer, Billigprodukte aus Holz sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee,
Tee, Orangensaft, Schokolade oder
Blumen.
Bei all diesen Produkten sind die
Kernnormen der internationalen Arbeitsorganisation ILO nicht garantiert,
es sei denn sie stammten aus fairem
Handel. Die Kernnormen der ILO sind
weltweit anerkannt und regeln einen
Mindeststandard für Arbeitnehmer.
Zu diesem Mindeststandard gehören
gleiche Entlohnung für Männer und
Frauen, der Verzicht auf Kinderarbeit
und das Recht, Gewerkschaften zu
gründen. Die Kernnormen sollen
verhindern, dass sich Unternehmer
im internationalen Handel Vorteile
verschaffen, indem sie Arbeitnehmerrechte abbauen. „Als Stadt dürfen wir
vor diesen Problemen nicht einfach
die Augen verschließen. Wir haben
eine internationale Verantwortung,“
so Krämer. Die Stadt Bonn hat bereits
im Jahr 2004 beschlossen, keine
Produkte mehr zu beziehen, bei
denen ausbeuterische Kinderarbeit
nicht ausgeschlossen werden kann.
Sie verlangt von ihren Lieferanten
eine unabhängige Zertifizierung zum
Beispiel durch ein Fair-Handels-Siegel
oder eine verbindliche Zusage, die
auch die Aktivitäten von Lieferanten
und Subunternehmern abdeckt. Ein
Lieferant von Natursteinen aus China
wurde bei der Ausschreibung einer
Verblendung von einer Aufzugsanlage
ausgeschlossen. Solche Fälle wird es
mit dem neuen Vergaberecht öfter
geben.
Bonn steht mit seiner Einkaufspraxis
nicht alleine da. München war 2002
die erste deutsche Stadt, die soziale
Kriterien für ihre Beschaffung aufgestellt hat. Keine Produkte aus ausbeu-
© Kurt Bouda - pixelio
von Claudia Mende
PraXis
Deutschlandweit verzichten Kommunen zunehmend auf Pflastersteine, die unter
menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen wurden.
93
PraXis
terischer Kinderarbeit, darauf konnten
sich alle Parteien im Stadtrat einigen,
selbst wenn es ein bisschen teurer
wird. Sieben Jahre später sind über
140 Kommunen in ganz Deutschland dem Beispiel Münchens gefolgt
und fordern von Lieferanten und
Herstellern die Garantie, dass keine
Minderjährigen an den eingekauften
Produkten mitgearbeitet haben. Neuss
und Düsseldorf gehen sogar darüber
hinaus und haben beschlossen, nichts
mehr zu beziehen, was nicht den
Kriterien der ILO entspricht.
Die Umsetzung der Beschlüsse in
die Praxis wird noch für genügend
Zündstoff sorgen. Für viele Produkte existiert nämlich gar kein Label,
das Kontrollen bei den Herstellern
vorsieht. „Das Problem sind die
Vertriebswege, die durch die halbe
Welt gehen,“ weiß Bonns Beschaffer
| einKauF, ProDuKTion & loGisTiK |
Martin Krämer. „Kein Beschaffer kann
sie bis ins Detail nachvollziehen. Wir
brauchen ein Label das anerkannt
und kontrolliert ist, ähnlich wie der
Blaue Engel“.
Zum Beispiel bei der Arbeitsbekleidung von Müllmännern und Feuerwehrleuten. Bis jetzt gibt es noch
keinen deutschen Hersteller, der sich
genau in die Karten schauen lässt,
wie es in seinen außereuropäischen
Produktionsstätten zugeht. „Kommunen retten sich mit Selbstauskünften der Hersteller und bewegen
sich damit auf dünnem Eis,“ kritisiert
Christiane Schnura von der Clean
Clothes Campaign. Die Stadt Neuss
zum Beispiel kauft ihre Arbeitskleidung in Holland, weil es dort mit
der Fair Wear Foundation eine Organisation gibt, die die Einhaltung
von Standards garantiert. Bisher ist
in Deutschland noch kein Hersteller
von Arbeitskleidung Mitglied bei Fair
Wear. Für Martin Krämer wird das
neue Vergaberecht auf jeden Fall
bei den Unternehmen den Druck in
Richtung Zertifizierung und Kontrolle
erhöhen. „Vielleicht macht sich ja
auch die Zivilgesellschaft dann mal
Gedanken, unter welchen Bedingungen ein T-Shirt für zwei Euro
hergestellt wurde,“ meint er. Dann
müssten Verkäufer öfter mit unbequemen Fragen nach der Herkunft
ihrer Ware rechnen.
Kontakt
Claudia mende
Journalistin
Postfach 80 18 62
81618 münchen
mobil: (+49) 0151 / 17 85 86 91
[email protected]
www.claudia-mende.de
© Gettyimages - Mitchell Kanashkevich
Ein kleiner Junge bei der Arbeit in Patan, Nepal. Über 140 Kommunen in Deutschland
verzichten auf Produkte, bei deren Herstellung Kinder mitwirken.
94
forum Nachhaltig Wirtschaften
NATÜRLICH SCHÖN DURCH „LL REGENERATION”.
Die LL Regeneration-Serie von ANNEMARIE BÖRLIND enthält den hochwirksamen LL-Biokomplex. Mit Hilfe moderner
Bio-Wirkstoffe und hochwertigen Pflegesubstanzen aus der Natur ist die regenerierende Gesichtspflege ideal auf die
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95
PraXis
| branChenrePorT TeXTil |
Vom Sorgenkind
zur Vorzeigebranche?
Wie die Textilindustrie die Herausforderungen
der Nachhaltigkeit entlang der Prozesskette meistern kann
Von Jerome Braun und Dennis Lotter
Die gesellschaftliche Verantwortung
und die Textilindustrie – dieses Paar ist
fast schon ein Klassiker. In kaum einer
anderen Branche wurde die ökologische und soziale Verantwortung von
Unternehmen heftiger diskutiert. Bereits in den 80er Jahren, als Corporate
Social Responsibility für viele noch ein
Fremdwort war, gingen Skandale um
Kinderarbeit in Zulieferbetrieben um
die Welt und Massen von Konsumenten
riefen zum Boykott auf. Seither hat die
Textilindustrie in Sachen Nachhaltigkeit
eine beachtliche Weiterentwicklung
erfahren. Soziale Standards gehören,
so scheint es, wie selbstverständlich
zum guten Ton der Branche und nachhaltige Textilien haben den Weg vom
Reformhaus um die Ecke in die Modemetropolen der Welt geschafft.
Die soziale und ökologische Verantwortung entlang der textilen
Wertschöpfungskette geht jedoch
nach wie vor mit zahlreichen Her-
96
ausforderungen einher, die mitunter
schwer zu bewältigen sind. Gerade
Ende Januar hagelte es wieder Negativschlagzeilen für die Branche. Das
Thema: Bio-Baumwolle, die gar keine
Bio-Baumwolle ist.
Der Skandal um die
Bio-Baumwolle
Baumwolle bildet noch immer einen
der wichtigsten Rohstoffe in der Textilproduktion. 40 Prozent der weltweiten Baumwollproduktion stammen
mittlerweile von gentechnisch veränderten Pflanzen. Die konventionelle
Baumwollproduktion verursacht eine
erhebliche Umweltbelastung – durch
hohen Wasserbedarf, Bodenerosion
und den Einsatz von Pestiziden. Täglich sterben mehr als 70 Menschen
an den Folgen des Insektizid- und
Pestizid-Einsatzes in der konventionellen Baumwollproduktion. Drei
Millionen Menschen erkranken jähr-
lich neu. Immer mehr Modemarken
und Einzelhändler gehen aus diesem
Grund dazu über, Bio-Baumwolle für
die Herstellung ihrer Produkte zu verwenden. Diese wird nicht genetisch
verändert und beim Anbau wird auf
den Einsatz künstlicher Dünger und
Pestizide verzichtet.
Auch wenn der Anteil an Bio-Baumwolle momentan nur bei lediglich
0,1 Prozent im Verhältnis zur konventionellen Baumwolle liegt, ist das
Marktvolumen mit Produkten aus
Bio-Baumwolle in den letzen Jahren
stark angewachsen – allein vom Jahr
2008 auf 2009 von 3,3 Milliarden
US-Dollar auf rund 4 Milliarden USDollar. 2010 soll die 5 MilliardenMarke überschritten werden. Neben
kleineren Einzelhändlern integrieren
auch immer mehr große Handelsketten Kleidung aus 100 Prozent
Bio-Baumwolle in ihr Sortiment. H&M
bietet beispielsweise eine gesonderte
forum Nachhaltig Wirtschaften
| branChenrePorT TeXTil |
PraXis
„Organic Cotton“-Linie, Otto mischt
seine „Pure Wear“ ins Katalogangebot und auch C&A führt seit 2008
eine eigene Bio-Baumwollkollektion.
Nach eigenen Angaben ist der Konzern mit dem Verkauf von 18 Millionen Kleidungsstücken im Jahr 2009
führender Modeeinzelhändler für
Bio-Baumwolle.
Standards entscheidend, sondern
ihre Umsetzung. Hier zeichnen sich
Unternehmen aus, die ihre Zulieferer
im positiven Sinne dabei unterstützen
Kompetenzen aufzubauen, diese
beispielsweise über Workshops weiter
qualifizieren oder ihnen Handbücher
und weiterführende Unterlagen zur
Verfügung stellen.
Anfang 2010 dann der Skandal:
Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ wurden
aus Indien, dem weltweit größten
Exportland von Bio-Baumwolle,
beträchtliche Mengen angeblicher
Bio-Baumwolle ausgeliefert, die in
Wirklichkeit jedoch gentechnisch
verändert war. Dutzende Dörfer
hatten mit westlichen Zertifizierungsunternehmen, die von den
Textilanbietern beauftragt worden
waren, „gemeinsame Sache“ gemacht und so große Mengen falsch
ausgezeichneter Baumwolle in den
Handel gebracht. Die betroffenen
Unter nehmen, darunter große
Handelsketten, aber auch kleinere
Hersteller und Designer, zeigten sich
betroffen und setzen sich sofort mit
ihren Zertifizierern und Lieferanten
in Verbindung, um den Sachverhalt
aufzuklären.
Mangelnde Kontrolle
der Sozialstandards
Die zentrale Herausforderung:
Verantwortung entlang der
gesamtem Prozesskette
Auch wenn die Hersteller keine
unmittelbare Schuld trifft, der Imageschaden ist dennoch vorhanden.
Dieser Fall macht erneut die zentrale
Herausforderung der Textilunternehmen deutlich: Die umfassende Verantwortung und Kontrolle entlang der
kompletten textilen Prozesskette.
Zwar haben heute fast alle Textilunternehmen Arbeitsrechts- und
Verhaltensstandards (sogenannte
Codes of Conduct) formuliert, die
wichtige Gesundheits- und Sicherheitsstandards sowie das Verbot von
Kinderarbeit abdecken. Themen wie
existenzsichernde Löhne und/oder
Gewerkschaftsrechte finden sich allerdings eher selten. Und natürlich ist
nicht die Formulierung solcher sozialer
www.forum-csr.net
Mindestens genauso entscheidend ist
jedoch die ständige Überprüfung der
Einhaltung der Standards. Denn was
nützen die besten Qualitätssiegel,
wenn sie nur auf dem Papier existieren? An dieser Stelle gibt es momentan noch großen Handlungsbedarf.
Bei einer externen Überprüfung, wie
sie bisher in der Branche zumeist
durchgeführt wird, übernimmt ein beauftragter Dritter, z.B. eine Prüfgesellschaft, die Kontrolle. Da auch externe
Prüfgesellschaften von Unternehmen
oder Verbänden bezahlt werden und
zu anderen Prüfinstitutionen im Wettbewerb stehen, weist diese Form der
Überprüfung erhebliche Lücken auf,
was nicht zuletzt am Bio-BaumwollSkandal deutlich wurde.
Eine wesentlich objektivere und unabhängigere Kontrolle ist durch den
Einsatz sogenannter Multi-Stakeholder-Initiativen gegeben. Multi-Stakeholder-Initiativen sind unabhängige
Zertifizierungsinstitutionen, an denen
verschiedene Interessengruppen beteiligt sind – Unternehmen, Gewerkschaften, NGOs und teilweise auch
Regierungen. In der Textilbranche
sind die Fair Wear Foundation, die
Ethical Trading Initiative, die Fair Labor Association, Social Accountability
International und das Worker Rights
Consortium die bedeutendsten. Durch
die Einbeziehung mehrerer Perspektiven sind Multi-Stakeholder-Kontrollen
weitaus objektiver und transparenter
als externe Kontrollen und zeigen
auf, wohin der Weg in Zukunft gehen sollte. In einer aktuellen Studie
von SÜDWIND e.V. Mitträger des
international anerkannten Netzwerks
„Kampagne für saubere Kleidung“
(Clean Clothes Campaign), wird diese
Form der Kontrolle gar als „die einzig
glaubwürdige“ beurteilt.
Ein deutsches Unternehmen, das
Sozialstandards entlang seiner Prozesskette überprüft, ist Hess Natur.
Das 1976 gegründete Versandhaus
für Öko-Textilien trat als erstes Unternehmen in Deutschland der Fair Wear
Foundation bei. Seit 2005 treffen sich
die verantwortlichen Mitarbeiter von
Hess Natur einmal im Jahr mit Vertretern der Fair Wear Foundation, der
Kampagne für saubere Kleidung und
der IG Metall, um den aktuellen Stand
sowie weitere Entwicklungsmöglichkeiten der Sozialstandards von Hess
Natur zu besprechen.
Öko auf der ganzen Linie – das
IVN-Qualitätssiegel
Auch in Sachen ökologischer Verantwortung wirkt Hess Natur als Mitglied
des Internationalen Verbandes der
Naturtextilwirtschaft (IVN) ganz vorne
mit. Das Qualitätssiegel „IVN Best“
des Verbandes gilt – im Vergleich
zu anderen Öko-Standards – als der
Standard mit den höchsten Ansprüchen an textile Ökologie. Als erstes
Qualitätszeichen weltweit bewertet es
die gesamte textile Produktionskette
und schließt die Kontrolle sämtlicher
beteiligter Produktionsbetriebe durch
unabhängige Prüfinstitute ein. So
müssen beispielsweise die Fasern
zu 100 Prozent aus biologisch angebauten Naturfasern bestehen. Bei
sämtlichen Verarbeitungsschritten
sind keine gesundheitlich bedenklichen oder umweltschädigenden
Substanzen erlaubt. Mit Wasser und
Energie muss sparsam umgegangen werden, die Verpackung darf
kein PVC enthalten und sämtliche
Transportmittel und -wege werden
dokumentiert. Auf internationaler
Ebene gilt der GOTS-Standard (Global
Organic Textil Standard) als bedeutendster Öko-Standard, er liegt in
seinen Ansprüchen etwas unter dem
IVN-Standard.
Dem IVN gehören über 70 Unternehmen an – Einzelhändler und Hersteller
ebenso wie Versender, Dienstleister
und Vorstufenbetriebe. Der IVN-Stan-
97
Foto: © China Blue, bfilm
Foto: © Christliche Initiative Romero (CIR)
| branChenrePorT TeXTil |
Foto: © China Blue, bfilm
PraXis
Klammern gegen die Müdigkeit, Jeans nähen bis zur Erschöpfung, Arbeiten hinter Gittern: Die Bedingungen für Textilhersteller sind in
den Produktionsländern oft alles andere als fair, sozial und nachhaltig.
dard schließt zwar auch soziale Standards mit ein, diese werden derzeit
jedoch nur extern und nicht unabhängig geprüft. Bei den Öko-Standards
fällt die Kontrolle im Vergleich zu den
Sozialstandards leichter, da sie hauptsächlich technisch abläuft, z.B. durch
Abwasser- oder Rückstandsproben
und somit leichter messbar ist.
Made in Germany – das ganz
besondere Geschäftsmodell
Das Textilunternehmen Trigema hat
die Herausforderungen der Zukunft
erkannt und muss sich weder über
Qualitätskontrollen noch über die
Arbeitsbedingungen in der Produktion Sorgen machen. Das schwäbische
Unternehmen mit seinem bekannten
Oberhaupt Wolfgang Grupp produziert ausschließlich in Deutschland.
„Globalisierung heißt nicht, Arbeitnehmer in Deutschland zu entlassen
und die Produktion ins Ausland zu
verlagern“, betont der Unternehmer
im Pressegespräch. „Globalisierung
ist für mich vielmehr ein offenes Tor
in die Welt und bietet dadurch die
große Chance, hochwertige Produkte
Made in Germany in andere Länder
liefern zu können“, so Wolfgang
Grupp.
Insgesamt werden 78 Prozent des
Umsatzes bei Trigema im eigenen
Unternehmen wertgeschöpft. Die
„hauseigene“ Herstellung verschafft
Trigema eine Flexibilität gegenüber
den Kunden, die der Wettbewerb
nicht bieten kann. In 48 Stunden vom
Garn bis zum T-Shirt, und das alles im
eigenen Haus, wäre bei den meisten
Konkurrenten undenkbar.
Abbaubar oder recycelt –
Textilien für den Kompost
Trigema entwickelt zudem ständig
neue, umweltfreundliche Produkte,
wie das kompostierbare Cradle-toCradle-Shirt, das in Zusammenarbeit
mit dem Umweltinstitut EPEA aus
Hamburg entstand. Die Fasern des
Shirts werden von Pilzen und Bakterien rückstandsfrei zu biologischen
Nährstoffen abgebaut und so ihrem
Nah dran.
Zukunft gestalten.
Berater/in für Corporate
Social Responsibility in
Ecuador
Fachkräfte für Afrika,
Asien und Lateinamerika
gesucht.
Zur Förderung von verantwortungsvoller
Unternehmensführung (CSR) in der
Region Azuay sollen – gemeinsam mit der
Partnerorganisation – ein Netzwerk
aufgebaut und andere Aktivitäten
initiiert werden.
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED)
vermittelt Fachkräfte als Entwicklungshelferinnen und -helfer in über
45 Länder.
Für diese interessante Aufgabe bringen
Sie eine passende Hochschulausbildung,
mehrjährige Berufserfahrung und
Kenntnisse in der Förderung verantwortungsvoller Unternehmensführung mit.
Ebenso sollten Sie Erfahrungen in der
Netzwerkarbeit und im Projektmanagement gesammelt haben und über gute
Spanischkenntnisse verfügen.
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Unterstützen Sie uns dabei, die Lebensbedingungen der Menschen nachhaltig
zu verbessern. Wir suchen laufend fachlich qualifizierte Menschen aus den
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10.03.2010 16:05:27 Uhr
forum Nachhaltig Wirtschaften
| branChenrePorT TeXTil |
natürlichen Kreislauf zurückgeführt.
Mit dem Schweizer Chemiekonzern
Ciba und EPEA wurden spezielle synthetische, biologisch abbaubare Farben
entwickelt, die besonders farbecht
und wesentlich haltbarer sind als herkömmliche Farben. Gleichzeitig sind
die T-Shirts besonders hautfreundlich
und somit für Allergiker geeignet.
Mit dem „T-Shirt für den Kompost“
besetzt das Unternehmen ein wachsendes Trendthema in der Textilbranche:
das Recycling. Vor allem Hersteller von
Sport- und Outdoormode möchten auf
diese Weise ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren. So verwendet der
Hersteller von High-Tech-Textilien Sympatex für seine Produkte seit vielen Jahren eine Membran, die zu 100 Prozent
ökologisch abbaubar ist. Sie besteht
aus denselben Materialien wie eine
PET-Flasche und ist somit nicht nur recyclebar, sondern auch lebensmittelecht
und gesundheitlich unbedenklich. Verbrennt man eine Sympatex-Membran,
entstehen lediglich CO2 und Wasser.
Sympathex ist Hersteller für zahlreiche
Sportmarken, wie Zimtstern, die auf der
Ispo 2009 (Internationale Fachmesse für
Sportartikel und Sportmode) mit dem
Eco Responsibility Award ausgezeichnet
wurde.
Auch der schweizer Sportartikelhersteller Switcher stellt einen Teil seiner Kollektion seit 2009 aus PET-Flaschen her.
Die leeren PET-Flaschen werden zuerst
zu Flocken zermahlen und anschließend
zu neuen Polymeren verarbeitet. Daraus
entstehen Polyesterchips, die der Textilindustrie als Rohstoff für Fasern und
Garne dienen. Im Durchschnitt wird
mit fünfzehn leeren PET-Flaschen eine
PET-Jacke produziert.
Öko & fair ist en vogue
Ein weiterer Trend in der Textilbranche
ist die Öko-Mode. Angeführt wird
diese Bewegung von „grünen“ Stars
wie Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und
Heidi Klum. Sie wohnen in Solarhäusern, fahren Hybrid-Autos, shoppen in
Öko-Boutiquen und designen Kollektionen für Birkenstock. Öko ist heute
absolut en vogue und findet sich auf
dem Catwalk wieder.
www.forum-csr.net
PraXis
Bereits im vergangenen Jahr wurde
Modemacher Peter Ingwersen, dem
Pionier in Sachen „Ethical Fashion“,
die Ehre zuteil, die Londoner Fashionweek mit einer seiner Kollektionen zu
eröffnen. Die diesjährige Modewoche
in Berlin stand noch stärker im Zeichen
der Nachhaltigkeit. Mehr als hundert
grüne Labels präsentierten dort ihre
Kollektionen. Mit „The key.to“ gibt es
seit Juli 2009 eine gesonderte Messe,
die sich nur mit grüner Mode und
nachhaltigem Lifestyle beschäftigt.
Natürlich verlangen die Konsumenten der Öko-Textilien heute mehr als
kratzige Wollpullover. Die Kleidung
soll ethisch korrekt produziert und
gehandelt werden und gleichzeitig
chic aussehen. Zahlreiche junge ÖkoMode-Labels, die momentan wie Pilze
aus dem Boden schießen, zeigen,
dass diese Kombination möglich ist.
Eine der bekanntesten jungen Designerinnen aus Deutschland ist Inka
Koffke. Ihre „Organic Couture“ von
der Abendrobe bis zum extravaganten
Hosenanzug produziert sie aus biologischen Stoffen, die alle schadstofffrei
gefärbt sind und in Deutschland hergestellt werden.
che einfordern müssen. Denn was
für die Öko-Fashion gilt, gilt für die
Entwicklung der gesamten Branche:
Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend.
Nachhaltigkeit ist eine langfristige
Bewegung. Die Textilbranche ist auf
einem guten Weg, doch sie steht noch
vielen Herausforderungen gegenüber,
die nicht von einem Tag auf den anderen gelöst werden können, sondern
nur durch fortwährende Bemühungen
um die Verbesserung von Strukturen.
Mit Institutionen wie den MultiStakeholder-Dialogen ist hier ein guter
Anfang gemacht. Doch noch viele Unternehmen müssen erkennen, dass sie
mehr tun müssen, als sich ein Siegel
aufzudrücken, um nachhaltige Veränderungen zu erzielen – damit sich
ihre Branche wirklich vom Sorgenkind
zum Vorbild entwickelt.
Im Profil
Ein Großteil der deutschen Öko-Designer setzt dagegen auf Streetwear. So
auch Anton Jurina und Martin Höfeler
von armedangels. Ihre Longsleeves
und Tops werden von Graffitikünstlern
und Nachwuchsdesignern entworfen.
Sie bestehen aus Bio-Baumwolle und
tragen alle das „Fair-Trade“-Siegel.
Ein Euro von jedem verkauften Artikel
wird an eines von drei gemeinnützigen Hilfsprojekten gespendet. Der
Kunde kann dabei selbst entscheiden,
an welches Projekt sein Anteil geht.
Nachhaltigkeit – Langfristige
Entwicklung statt Modetrend
Die jungen Designer treiben die
nachhaltige Entwicklung in der Modebranche voran. Damit aus dem
grünen Trend jedoch mehr wird, als
eine kurzfristige Modeerscheinung,
müssen auch die „Großen“ mitziehen. An dieser Stelle sind auch die
Konsumenten gefragt, die ein Mehr
an Verantwortung in der Textilbran-
Dennis lotter und Jerome braun sind berater, autoren und Vortragsredner der benefit identity Gmbh. Diese berät und begleitet unternehmen und soziale institutionen
in strategischen wie operativen Fragestellungen zu den Themen nachhaltigkeit und
Corporate social responsibility.
info@benefitidentity.com
[email protected]
www.benefitidentity.com
www.mehrwerte-schaffen.de
99
PraXis | branChenrePorT TeXTil |
anZeiGe
Im Fokus:
Die Entwicklung
nachhaltiger CSR-Strategien
Mindeststandards eingehalten werden, werden die Arbeitsbedingungen
direkt vor Ort in den Produktionsstätten durch externe, unabhängige,
international anerkannte Institutionen
geprüft. Insgesamt hat KiK bereits
über 800 Lieferanten auditiert. Seit
2006 verfügt das Unternehmen über
einen Code of Conduct, den alle Lieferanten einhalten müssen. Wer auffällt,
erhält einen verbindlichen Verbesserungsplan und wird qualifiziert.
Herstellung traditioneller Flickenteppiche
in Rangpur
Eine kleine Fabrik in Rangpur, einer
strukturschwachen Gegend in NordBangladesch: Rund ein Dutzend Frauen sitzen zusammen und bearbeiten
Stoffreste. „Das sind alles Reste aus
der Textilindustrie, die wir zu bunten
Flickenteppichen wiederverwerten“, erläutert Asif Uddin Ahmed,
Programm Direktor bei CARE-Bangladesch, die das Projekt mit initiiert
haben. „Dieses Projekt schafft Arbeit
und Verdienstmöglichkeiten in einer
der ärmsten Regionen der Welt und
bietet den Menschen hier eine echte
Perspektive!“ Alle Teppiche werden
von KiK gekauft. Über 450.000 Stück
wurden in Deutschland bereits mit
großem Erfolg in den Filialen verkauft – der Erlös fließt vollständig in
Hilfsprojekte zurück.
Doch dieses Projekt ist nur ein Baustein
in der umfassenden CSR-Strategie von
KiK. Um sicherzustellen, dass bei der
Produktion von KiK-Artikeln soziale
100
CSR bei KiK bedeutet aber auch Verantwortung für den Erhalt und den
Schutz der natürlichen Ressourcen zu
übernehmen: Zum Beispiel werden
die aus Asien georderten Waren ausschließlich per Seeweg nach Europa
gebracht. Somit vermeidet KiK pro
Jahr mindestens 400.000 Tonnen CO2
im Vergleich zum Flugzeugtransport.
Zusätzlich leistet KiK auch durch den
Bau von GreenBuilding- Filialen einen
aktiven Beitrag zum Umweltschutz.
In den kommenden Jahren steht bei
dem Textildiscounter die kontinuierliche Weiterentwicklung nachhaltiger
CSR- Strategien im Vordergrund: „Der
Ausbau des CSR- Bereichs bei KiK liegt
mir sehr am Herzen. Deshalb werde
ich mich auch in Zukunft persönlich
für eine positive Weiterentwicklung
nachhaltiger Strategien einsetzen und
das Investment in diesen Unternehmensbereich Zug um Zug ausbauen“,
so KiK-CEO Stefan Heinig.
Drei Fragen an Petra Katzenberger,
Leiterin des CSR-Bereichs bei KiK
Wie ist der aktuelle Stand der Social
Compliance bei KiK?
Wir sind hier in den letzten drei Jahren
großartig vorangekommen. Seit 2007
haben wir über 800 Audits durchgeführt. In Bangladesch, einem unserer
Haupteinkaufsmärkte, haben wir bereits
alle Lieferanten auditiert. Unsere Arbeit
trägt Früchte: Bei der Re-Auditierung
schneiden die Lieferanten wesentlich
besser ab.
Wie sorgt KiK für langfristige Verbesserungen der Arbeitsbedingungen?
Wir haben starke Allianzen auf den
Märkten aufgebaut. Das beginnt bei
den geschulten Mitarbeitern der Einkaufsagenturen, die sehr oft in den Produktionsstätten sind. Wir als CSR-Team
sind auch in Fernost vor Ort. Alle unsere
Einkäufer sind für das Thema sensibilisiert.
Am wichtigsten aber ist, dass wir eine
Unternehmensleitung haben, die unsere
Aktivitäten voll unterstützt und CSR zum
Unternehmensziel erklärt hat.
Sie haben innerhalb kürzester Zeit ein
scheinbar funktionierendes System
aufgebaut. Wie schaffen Sie hierüber
Transparenz für die Öffentlichkeit?
Wir planen als erster Textildiscounter in
Deutschland einen Nachhaltigkeitsbericht
zu veröffentlichen. Dies ist ein geeignetes
Dokument, die Gesamtheit unserer Maßnahmen detailliert und sachgerecht darzustellen. In der Zwischenzeit informieren
wir umfangreich via Internet.
Im Profil
KiK steht für „Kunde ist König“, das leitmotiv des textilen Grundversorgers seit der Firmengründung im Jahr 1994. Die KiK Textilien
und non-Food Gmbh bietet Damen-, herren-, Kinder- und baby-bekleidung in guter Qualität zum vergleichbar günstigsten Preis an. mit
über 2.900 Filialen in sechs europäischen ländern erwirtschaftet das
unternehmen einen Jahresumsatz von weit mehr als einer milliarde
euro. im deutschen Textilhandel rangiert KiK unter den Top Ten.
internet: www.kik-textilien.com
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
forum Nachhaltig Wirtschaften
| beriChTersTaTTunG unD
KommuniKaTion
& KommuniKaTion
| |
PraXis
Wertvolles vom
ehrbaren Kaufmann
Von Dennis Lotter und Jerome Braun
Grün, grün, grün sind alle meine
Investments… könnte man meinen,
wenn man einen Blick auf den Kapitalmarkt wirft. Saubere Technologien
wie Solarenenergie, Windkraft oder
Wasseraufbereitung erleben einen
sagenhaften Boom. Doch nicht nur
Investoren surfen auf der grünen
Welle; auch Politik, Öffentlichkeit,
sowie Industrie- und Endkunden sind
von ihr erfasst.
Cleanteach ist längst nicht mehr nur
ein Randthema für Öko-Idealisten und
Weltverbesserer. Saubere Technologien haben sich innerhalb weniger Jahre
zu einer weltweiten Schlüsselindustrie
entwickelt und nun möchte jeder
ein Stückchen vom grünen Kuchen
abbekommen.
Grünes Image – mehr Schein
als Sein?
So ist es nicht verwunderlich, dass
so manches Unternehmen allein aus
Imagegründen zum angeblichen Saubermann mutiert. Da werden Logos
plötzlich grün eingefärbt, Ökolabels
aufgedrückt und Werbekampagnen
gefahren, die ein Vielfaches dessen
verschlingen, was das Unternehmen
mit sauberen Technologien erwirtschaftet.
Auf Seiten der wirklich sauberen Unternehmen ist die Lage umgekehrt –
das Angebot wird zu wenig kommuniziert. Eine aktuelle Studie des weltweit
größten PR-Netzwerks kommt gar
zum dem Ergebnis, dass ein Mangel
an Kommunikation die europäische
Cleantech-Entwicklung behindert.
Potenzielle Kunden beklagen die
www.forum-csr.net
mangelhafte
Beratung ihrer CleantechLieferanten. Von
400 in Frankreich,
Deutschland, Spanien und Großbritannien befragten Entscheidungsträgern im Einkauf
erhält fast ein Drittel derzeit keinerlei Informationen
von Cleantech-Unternehmen
über deren Produkte und Dienstleistungen. 26 Prozent der Befragten
geben an, dass sie nicht genügend
Informationen von den Lieferanten
erhalten, während jeder Zehnte das
Gefühl hat, dass die erhaltenen Informationen zu kompliziert sind.
Glaubwürdigkeit ist das A und O
Die Kommunikation des eigenen
Angebotes spielt nicht nur in der
Beziehung zu Geschäftspartnern eine
wichtige Rolle, auch Endverbraucher
erwarten zunehmend eine umfassende Information zu Cleantech-Themen,
wie beispielweise der Gebäudeenergieeffizienz.
Für eine langfristig erfolgversprechende Kommunikation gegenüber
allen Anspruchsgruppen ist Glaubwürdigkeit das A und O. Und diese
wird nicht durch bunte Bildchen
und ökologisch verträgliche Slogans
erreicht, sondern durch einen offenen und transparenten Dialog. Das
Internet – besonders das Web 2.0
mit all seinen Ausprägungen von
Social Networks über Blogs bis hin
zu Diskussionsforen – bietet den
Cleantech-Unternehmen hier effiziente und gleichzeitig kostengünstige
Möglichkeiten. Die Online-Aktionen
sollten zusätzlich durch eine objektive
Pressearbeit begleitet werden.
Unternehmen, die sich lediglich einem
grünen Schnellwaschgang unterziehen, ohne dass sich am Unternehmenskonzept etwas ändert, werden
keine nachhaltigen Erfolge erzielen.
Kunden, Investoren und die Öffentlichkeit durchschauen sie früher oder
später und mit diesem Imageproblem
kommen sie so schnell auf keinen
grünen Zweig mehr.
Hinweis
mehr Wertvolles vom ehrbaren Kaufmann
in der nächsten ausgabe von forum nachhaltig Wirtschaften oder unter
www.mehrwerte-schaffen.de
schließen sie sich den
sichtweisen des ehrbaren Kaufmanns an.
101
PraXis
| beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |
Wa(h)re Marken
Von Dr. Alexandra Hildebrandt, Expertin für Nachhaltigkeit und Wirtschaftskommunikation
Foto: © Werner & Mertz Gmbh
Starke, nachhaltige Marken stiften
Sinn, markieren Bereiche, ziehen
Grenzlinien; an ihnen scheidet sich das
Gewöhnliche vom Ungewöhnlichen,
Vertrauenswürdige und Qualitative
vom Marktschreierischen und Umsatzgetriebenen. Mit diversen Auffrischungen wie „wäscht jetzt noch weißer“ ist
es nicht getan, denn Marken brauchen
neben klaren Botschaften auch eine
nachhaltige Substanz. Fehlt beides,
laufen sie Gefahr, in gesättigten Märkten nicht zum Kunden durchzudringen,
weil solchen Ansätzen die Kontinuität
fehlt und Sinnvermittlung dort simuliert wird, wo nichts ist außer einer
werblichen Botschaft und dem Preis.
„Wir verwandeln Werte in Produkte.“ Reinhard
Schneider, Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Werner & Mertz GmbH
102
Kunden (von althochdeutsch „kundo“,
der Kundige, der Eingeweihte, der
Wissende) haben heute mehr Macht
denn je – sie sind kritischer und erwarten Produkte, die unter akzeptablen
Umweltschutz- und Sozialbedingungen produziert werden, wahrhaftige
Produkte also. „Die Verbraucher
haben ein gut funktionierendes
Gespür für die Wahrhaftigkeit eines
Markenkonzepts, dies umso mehr,
wenn die Produkte, um die es geht,
ein Versprechen geben, dessen Einhal-
tung die Verbraucher nicht selbst zu
Hause überprüfen können, wie zum
Beispiel die Umweltfreundlichkeit“,
sagt Reinhard Schneider, Vorsitzender
der Geschäftsführung und Hauptanteileigner des Familienunternehmens
Werner & Mertz.
Der im Grundgesetz verankerte Satz:
„Eigentum verpflichtet“ bedeutet
für ihn als Unternehmer insbesondere, eine ausgewogene Balance
zwischen Ökonomie, Ökologie und
Sozialem zu schaffen. Für Schneider
ist das Markenimage zusammen
mit dem Know-how der Mitarbeiter
das eigentliche Vermögen des Unternehmens. Eine Orientierung an
kurzfristigen Gewinnmaximierungen
auf Kosten der Gesellschaft ist für ihn
nicht zukunftsfähig. Reinhard Schneider setzt auf das Premium-Konzept.
„Wir trauen uns, auch teurer zu sein
als die Konkurrenz, aber das können
wir, weil wir echte Qualität bieten.“
Möglich wird das durch „gezielte
Selbstbeschränkung“. Seine Maxime:
weniger ist mehr. So werden nur echte
Innovationen mit einer überdurchschnittlichen Rotationsquote auf den
Markt gebracht.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |
Zukunft aus der
Frosch-Perspektive
„Ich habe in meinen ersten 100
Tagen als Bundesumweltminister
unmittelbar erfahren, wie sehr
Umwelt- und Klimapolitik im Zentrum der Veränderung von Gesellschaft und Wirtschaft stehen.“
Dr. Norbert Röttgen,
Bundesumweltminister
Reinhard Schneider hat den Lebenszyklus der Dinge – vom Rohstoff
zum fertigen Produkt – ganzheitlich
im Blick. „Nachhaltigkeit erlebbar
machen – das ist unser Ziel. Es wird
PraXis
neben den ökologischen auch soziale
Nachhaltigkeitsthemen zu forcieren,
ist ein weiterer Baustein unserer Philosophie.“ Dabei geht es ihm um einen
kontinuierlichen Wachstumsprozess
„ganz nach dem Vorbild der Evolution“: „Wir müssen nicht am schnellsten wachsen, sondern das Wachstum
am dauerhaftesten generieren.“
Mertz wird zudem durch langfristige
Kooperationen mit dem NABU und
dem WWF gestützt.
„Die gemeinsamen Naturschutzaktionen Frosch schützt Frösche
ermöglichen einen Imagetransfer
zu Gunsten der Marke und kommen der Natur zugute“, so Reinhard
Schneider.
Wir verbinden in unserem Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit
sehr eng mit Vertrauenswürdigkeit.“
Seine positiven Erfahrungen teilt auch
Bundesumweltminister Röttgen:
„Die Umweltverbände sind ein
wichtiger Partner, die ich sehr zu
schätzen gelernt habe.“
Reinhard Schneider,
Inhaber und Vorsitzender der Geschäftsführung der Werner & Mertz GmbH
Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter von 17,4 Jahren
spricht für sich. Was die Belegschaft
und die Anspruchsgruppen des Unternehmens zusammenhält, sind Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Die Werner
& Mertz GmbH hat an Ihren Produktionsstandorten Mainz/Deutschland 500
Mitarbeiter und Hallein/Österreich 910
Mitarbeiter. Der Umsatz betrug 2008
ca. 284 Mio.Euro, (Produktion: 171
Mio.Stückzahl) – davon liegen 50%
Umsatzanteil beim grünen Frosch.
Für die vorbildliche Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens wurde das Unternehmen
mit seiner Marke Frosch mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2009 in der Hauptkategorie „Deutschlands nachhaltigste Marken“ ausgezeichnet. Die Jury würdigte, dass
Nachhaltigkeit bei Frosch gleichbedeutend sei mit verpflichtenden Standards entlang der
gesamten Wertschöpfungskette in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales.
in Zukunft immer wichtiger werden,
über das eigentliche Produkt hinaus
Informationen über die generelle
Herstellerphilosophie zu vermitteln,
um Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu
dokumentieren. Ein glaubhaftes
Ökoprodukt kann nur von einem
Unternehmen stammen, das Nachhaltigkeit konsequent in seinem Handeln
umsetzt. Das regelmäßige Erreichen
anspruchsvoller Ökozertifizierungen
und ein ernst gemeintes Engagement,
www.forum-csr.net
Der Haushaltsreiniger der Marke
Frosch wurde 2010 zum neunten Mal
in Folge in einer europaweiten Umfrage der Zeitschrift „Reader’s Digest“
zur „vertrauenswürdigsten Marke“
gewählt. Die Marke Frosch kommuniziert die höchste Anzahl relevanter
ökologischer Zertifizierungslabel innerhalb der Branche – bezogen auf Inhaltsstoffe, Produktion, Verpackung,
Anwendung und Entsorgung.
Die Glaubwürdigkeit des nachhaltigen
Markenversprechens von Werner &
Foto: © Werner & Mertz Gmbh
Foto: © Werner & Mertz Gmbh
Kontakt
unternehmerischer erfolg ist umso glaubwürdiger und stabiler, wenn er im einklang
mit positiven Grundwerten der mitarbeiter
und der Gesellschaft erwirtschaftet wird.
„nachhaltigkeit ist ein Thema, das jeden
mitarbeiter im unternehmen betrifft. Diese bereichsübergreifende Kommunikation
anzuregen und zu steuern, macht mir
große Freude“, so birgitta schenz, leiterin
unternehmenskommunikation von Werner
& mertz.
Weitere Informationen:
www.werner-mertz.de
www.ganzheitlich-nachhaltig.de
[email protected]
103
PraXis
| beriChTersTaTTunG & KommuniKaTion |
Nachhaltigkeit gewinnt
B.A.U.M. e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben
Positivbeispiele aus Unternehmen
Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V. sucht in drei verschiedenen Wettbewerben zu Büro, Handelsimmobilien und Radverkehr solche Unternehmen, die umweltfreundliche Alternativen in ihre
Strategie integrieren und mit gutem Beispiel vorangehen.
Von Dieter Brübach
Wettbewerb „Büro & Umwelt“ 2010
Wer hat die umweltfreundlichsten büros Deutschlands?
Der schonende umgang mit ressourcen im büroalltag sowie die beachtung von umweltaspekten bei
der beschaffung stehen im mittelpunkt des Wettbewerbs „büro & umwelt“.
Der Wettbewerb richtet sich in erster linie an unternehmen aller Größenordnungen. Darüber hinaus
können sich aber auch Verwaltungen, Kommunen und andere einrichtungen am Wettbewerb beteiligen.
in diesem Jahr werden erstmals Konzepte für ein „papierloses büro“ in einer sonderkategorie bewertet.
Der Wettbewerb „büro & umwelt“ wurde vom bundesdeutschen arbeitskreis für umweltbewusstes management (b.a.u.m.) e.V. im Jahre
2008 initiiert und wird gemeinsam mit Partnern jedes Jahr erneut durchgeführt. namhafte medienpartner sorgen für breite Publizität.
Bewerbungsschluss: 31. Mai 2010
www.buero-und-umwelt.de
Wettbewerb „Umweltfreundliche Handelsimmobilien“
Der Wettbewerb hat zum Ziel, beim bau oder der sanierung von handelsimmobilien auf umweltaspekte aufmerksam zu machen. Gesucht werden handelsimmobilien aus ganz Deutschland, die durch
ein umfassend umweltfreundliches Gebäudekonzept überzeugen. Die besten bewerbungen werden
mit insgesamt 10.000 euro Preisgeld prämiert. Teilnehmen können einzelhandelsimmobilien sowie
lager- und logistikgebäude. unterstützt wird der Wettbewerb vom bundesumweltministerium und dem
umweltbundesamt. Fachpartner ist das Ökozentrum nrW. Durch prominente medienpartner (u.a. das handelsblatt) erfährt der Wettbewerb
breite aufmerksamkeit.
Bewerbungsschluss: 31. Mai 2010
www.gebaeudewettbewerb.de
Wettbewerb „Die fahrradfreundlichsten Arbeitgeber Deutschlands“
Das Fahrrad ist ein absolut klima- und umweltverträgliches Verkehrsmittel im nahbereich. Dennoch
wird es häufig unterschätzt und hat gerade bei unternehmen noch einen zu geringen stellenwert.
Daher führt b.a.u.m. e.V. als wirtschaftsnaher umweltverband 2010 erstmals einen Wettbewerb
durch, bei dem bundesweit die fahrradfreundlichsten arbeitgeber gesucht und ausgezeichnet werden. Der Wettbewerb wird vom bundesverkehrsministerium finanziell gefördert. er richtet sich insbesondere an unternehmen, aber auch an behörden und sonstige einrichtungen
und honoriert das konzeptionelle, umfassende bemühen, die Fahrradnutzung bei den mitarbeitern zu fördern.
Bewerbungsschluss: 31. August 2010
www.fahrrad-fit.de
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forum Nachhaltig Wirtschaften
Themen
Foto: © Rainer Sturm, pixelio.de
Foto: © Georg Zoche
Foto: © Iñaki Relanzon / Wild Wonders
of Europe
Politik & Gesellschaft | Globalisierung | Green Money
forum THEMEN bietet aktuelle Beiträge zu Politik & Gesellschaft, Globalisierung, Green Money, Ethischem Konsum
und mehr. Diesmal fragen unsere
Autoren nach den psychologischen
Ursachen für Umweltzerstörung und
H U M B O L D T- U N I V E R S I TÄT Z U B E R L I N
INSTITUTE OF MANAGEMENT
4th INTERNATIONAL
CONFERENCE ON CORPORATE
SOCIAL RESPONSIBILITY
September 22 – 24, 2010
Humboldt-Universität zu Berlin, Germany
www.csr-hu-berlin.org
CSR-Challenges Around the Globe
Krisen, rechnen mit Greenwashing ab
und fordern eine neue Wertschätzung
der Landwirtschaft.
“The Berlin conference on Corporate Social Responsibility brings together experts concerned with corporate and
government policies that influence millions of people’s
live.”
Michael Spence (Nobel Laureate in Economics)
“This conference on corporate responsibility brings together the leading thinkers from Europe,
the US, and elsewhere in a good conversation about the
constructive roles that businesses can play in society.”
Sandra Waddock (Boston College)
“This conference is inviting CSOs to join such coalitions
and to strengthen their contribution to a better World.”
Peter Eigen (Founder Transparency International)
“This will be about business that puts
ethics, responsibility, and sustainability
in the very center of the story.”
R. Edward Freeman (University of Virginia)
The Program Committee
Partners:
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6 · 10099 Berlin
THE MODERN CLASSIC
200 YEARS OF THE HUMBOLDT-UNIVERSITÄT
www.forum-csr.net
For more information and questions regarding the
conference contact us at: [email protected]
105
Abb.: Fotolia.de (Eray)
Joachim Schwalbach (Humboldt-Universität zu
Berlin), Chairman
Timothy Devinney (Technical University, Sydney)
Wanjun Jiang (Peking University)
Dirk Matten (York University, Toronto)
Anja Schwerk (Humboldt-Universität zu Berlin)
Themen
| PoliTiK & GesellsChaFT |
Warum zerstören wir
gegen die Vernunft?
Soziale Dilemmata beim Schutz der Biodiversität
Von Martin Beckenkamp
Der Mensch gefährdet Lebensräume
und Lebewesen in bedrohlicher Weise.
Nahezu jedes Naturkundemuseum
klärt uns darüber auf. Trotzdem nimmt
die Zerstörung der Umwelt bedrohliche Ausmaße an. Wenn der Mensch
um die Folgen der Zerstörung weiß,
warum tut er es dann? Moralische Appelle an Veränderungen des Umweltbewusstseins sind häufig ineffizient.
Liegt das nur an der schlechten Natur
des Menschen?
Verletzliche Win-win-Situationen
sind Konstellationen, in denen die
Kooperation zu einem Mehrgewinn
für alle führt, aber das Aufbrechen
einer solchen Kooperation durch
einen Einzelnen diesen in eine noch
bessere Position bringt – zu Lasten
der anderen. Anders als bei einem
Nullsummen-„Spiel“ (Spiel im Sinn
der mathematischen Spieltheorie)
oder dem Agieren an einem funktio-
Foto: © Cornelia Doerr
Erklärungsansätze wie die „schlechte
Natur“ des Menschen greifen einfach
zu kurz. Hinter vielen Umweltproblemen steckt ein strukturelles Problem. Marktversagen führt zu einem
Konflikt zwischen der Verfolgung
der eigenen Interessen und dem Gemeinwohl, der so drastisch sein kann,
dass ein Verzicht auf Verfolgung der
eigenen Interessen zu Gunsten des
Gemeinwohls zum existentiellen Ruin
führen würde. Und doch – scheinbar
widersprüchlich – wäre ein gemeinsames Vorgehen zum Erhalt der Biodiversität dem Gemeinwohl förderlich,
und – konsequent zu Ende geführt
– im Interesse aller. Vielen Umweltkonflikten liegt also eine verletzliche
Win-win-Situation zu Grunde.
Kahlschlag: Bei der nicht nachhaltigen Forstwirtschaft holt jeder soviel aus dem Wald,
wie er kann – und mehr, als nachwächst. Wie kann dieses soziale Dilemma, unter dem
Mensch und Ökosystem langfristig leiden, eingeschränkt werden?
106
nierenden Markt ist dieser individuelle
Zugewinn geringer als der Verlust,
welcher der Gemeinschaft bzw. dem
Unternehmen zugefügt wird. Technisch bezeichnet man solche Situationen als „soziale Dilemmata“.
Win-win-Situationen
stabilisieren
Soziale Dilemmata erfordern Maßnahmen, welche gegenseitige Winwin-Situationen stabilisieren. Es gilt zu
verhindern, dass sich einzelne Beteiligte Vorteile verschaffen, die aus der
Gemeinwohl- oder globalen Perspektive heraus betrachtet zu schlechteren
oder gar bedrohlichen Ergebnissen
führen. Als Beispiel für eine solche
verletzliche Win-win-Umweltsituation
kann man den idealisierten Konflikt
zweier Muschelfischer im Wattenmeer
heranziehen (siehe Tabelle 1). Wenn
beide Fischer nachhaltig fischen,
erhalten beide acht Taler. Wenn Fischer 1 nachhaltig fischt und Fischer
2 zuviel fischt, erhält nur Fischer 2
eine Auszahlung in Höhe von zwölf
Talern usw.
Fatal ist, dass Egoismus (zuviel fischen) immer besser erscheint als die
Nachhaltigkeit (wenig fischen). Wenn
jeder Fischer auf diese Weise rational
entscheidet, dann werden beide viel
fischen und jeder eine Auszahlung
von vier Talern erhalten. Hätten aber
beide nachhaltig gefischt, hätte jede
Person eine Auszahlung von acht erhalten. Diese Win-win-Konstellation
(jeder entscheidet nachhaltig) ist aber
anfällig und instabil, denn die Versuchung (Gier) ist für jeden der Fischer
forum Nachhaltig Wirtschaften
| PoliTiK & GesellsChaFT |
Themen
Fischer 2
Fischer 1
Viel fischen
Nachhaltig fischen
Viel fischen
4/4
12 / 0
Nachhaltig fischen
0 / 12
8/8
Tabelle 1: Soziales Dilemma beim Fischen: Wenn beide Fischer nachhaltig handeln, erhalten beide acht Taler für ihre Ware, aber der Anreiz, alleine zwölf Taler zu erwirtschaften,
lässt sie viel fischen – damit verlieren beide.
groß, viel zu fischen um zwölf, statt
acht Taler zu erhalten. Der jeweils
andere Fischer bliebe dann ebenso
ohne Ertrag (0 Einheiten), wie beim
Versuch, bei gegenseitiger Überfischung alleine nachhaltig zu handeln.
Das Streben nach Nachhaltigkeit kann
daher sogar Existenz gefährdend oder
gar vernichtend sein! Manch einer
überfischt nicht nur aus Gier, sondern
auch aus Angst vor diesem Ergebnis.
Über das Fischereibeispiel verallgemeinert, ist es zum Erhalt der Biodiversität und Ressourcen wichtig, dass
die einzelnen Stakeholder möglichst
nachhaltig agieren. Leider ist es in
vielen Fällen individuell ertragreicher,
wenn sie nicht nachhaltig agieren,
und die Spuren der Übernutzung
möglichst verwischen. Dieser strukturelle Konflikt betrifft sehr viele Biodiversitätsprobleme, wie etwa auch
den Soja-Anbau in Brasilien.
Institutionen zur Lösung
des Dilemmas
Eine wichtige Einsicht aus dieser
Analyse ist, dass Veränderungen in
Umwelteinstellungen und im Umweltbewusstsein zu verpuffen drohen,
wenn ein soziales Dilemma besteht.
Lösungen müssen auch institutionell
ansetzen, um die beim Umweltbewusstsein oft beschriebene Kluft
zwischen Einstellung und Verhalten
zu überbrücken. Entgegenstehende
Anreize können allerdings mit institutionellen Lösungen fast nie vollständig
überwunden werden. Institutionen
zur Korrektur der Anreize bedürfen
auch des Willens ihrer Adressaten –
genau hier haben Umwelteinstellung
und Umweltbewusstsein hohe Relevanz. Aus dieser Perspektive hat der
Appell an die soziale Verantwortung
www.forum-csr.net
einen unverzichtbaren Stellenwert,
aber anders, als es der üblichen
Auffassung entspricht. Der Einzelne
soll sich nicht für die Gemeinschaft
opfern, sondern verstehen, warum es
ohne institutionelle Sicherungen nicht
geht und auf Obstruktion gegenüber
diesen Institutionen verzichten bzw.
idealerweise diese unterstützen.
Kontrollen und Sanktionen sind
wesentliche Bestandteile von Institutionen. Doch Menschen sind von
Natur aus freiheitsliebend und tendieren daher dazu, auf Institutionen
mit Reaktanz zu reagieren. Wenn die
Institutionen aber als ein Instrument
zur Sicherung von instabilen Win-winSituationen verstanden werden, dann
steigt die Akzeptanz und sogar die
Bereitschaft, dafür zu investieren.
Transparenz und Information
schaffen Akzeptanz
Informationspolitik über das soziale
Dilemma ist daher eine fast schon
notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung dafür, dass die Adressaten entsprechende institutionelle
Lösungen unterstützen. In meinen
eigenen Forschungsansätzen habe ich
dazu den Begriff der „institutionellen
Ergonomie“ geprägt. Ähnlich wie
Computerprogramme müssen auch
Institutionen adressatenfreundlich
gestaltet und auf diesen Aspekt hin
überprüft werden. Zugleich fokussiert
„institutionelle Ergonomie“ auf die
bislang im Hintergrund gebliebene
psychologische Dimension. Ziel ist
nicht die Manipulation der Adressaten. Vielmehr geht es um spieltheoretisch fundierte Diagnosen und die
darauf aufbauende Gestaltung von
Institutionen gemeinsam mit den
Adressaten.
An dieser Stelle sind die Arbeiten der
aktuellen Nobelpreisträgerin Elinor
Ostrom einschlägig. Sie plädiert dafür,
möglichst viel von den Kontrollen und
Sanktionen in die Hände der Stakeholder selbst zu geben: Self-Governance
ist Top-down-Regulierungen deutlich
überlegen. Sie hat dies mit historischen Analysen (an ihrem Institut
befindet sich das weltweit größte Archiv zu Gemeingütern), aktuellen Interventionen (wie etwa im tropischen
Regenwald) und experimentellen
Untersuchungen im Labor belegt.
Vertrauensbildung
durch Kontrolle?
Aufgrund des sozialen Dilemmas
sind zur Umsetzung komplexer Nachhaltigkeitsziele Einstellungs- und
Bewusstseinsänderung nicht ausreichend. Scheinbar paradox ist das
Ziel eine Vertrauensbildung durch
Institutionen bzw. durch Kontrollen
und Sanktionen. Tatsächlich gibt es
wissenschaftlich klare Belege, dass
in sozialen Dilemmata Kontrolle und
ggf. Sanktionen gegen Absahner
Vertrauen bilden können. Lenin wird
unterstellt, er habe den Satz geprägt
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Im Rahmen von Nachhaltigkeit
im sozialen Dilemma stellt sich die
Frage umgekehrt: „Wie schaffen wir
Vertrauen durch Kontrollen?“
Im Profil
Dr. martin beckenkamp habilitierte 2001
über „sanktionen im Gemeingutdilemma“.
im rahmen seiner arbeit am max-Planckinstitut zur erforschung von Gemeinschaftsgütern betreut beckenkamp seit
märz 2008 ein von der Krekeler-stiftung
gefördertes Projekt über das „Verstehen
sozialer Dilemmata als notwendige Voraussetzung für die akzeptanz von institutionen bei biodiversitätsproblemen“.
107
Themen
| PoliTiK & GesellsChaFT |
Der T(h)urmblick
Statische Diskussionen
Spiegelbild fehlender Zukunftsperspektive?
Von Ralph Thurm
Aspekte nachhaltiger Entwicklung
ins Volk. Es überwiegt Kurzsichtigkeit,
verbale Floskeln hinterlassen Orientierungslosigkeit beim Zuhörer. Dann
doch besser erst einmal nichts unter-
nehmen, wenn schon die Fachwelt sich
nicht einig ist. Auf der Strecke bleiben
Visionen, Mut und Enthusiasmus, sich
den Herausforderungen zu stellen.
Beispiel 1:
Die langwierige Diskussion um Hybrid- und Elektroautos. Sind sie
nun die Zukunft oder doch das
Wasserstoffauto? Ist der Einsatz von
Hybrid- und Elektroautos nicht doch
schädlicher als die CO2-Werte uns
glauben machen wollen, weil die derzeitige Batteriegeneration noch einen
ordentlichen ökologischen Rucksack
mit sich herumträgt? Besser doch kein
Hybrid- oder Elektroauto?
in Hybrid- und Elektroautos ist also
auch ein Stück Beschleunigung zur
Erreichung dieser Vision – und immer
mehr Menschen gefällt dies.
Gegenfrage:
Ist diese Diskussion überhaupt relevant? Aus meiner Sicht kann es nicht
eindeutiger sein; Elektroautos gehört
die Zukunft, weil sie im Zusammenspiel mit der Energiewirtschaft nur
eine einzige geniale Zuliefererschnittstelle brauchen: eine Steckdose!
Da läuft es der Zulieferindustrie
natürlich kalt den Rücken runter,
ihre bestehende Infrastruktur wird
(beinah) obsolet. Weil Elektroautos im
Rahmen von Grid-Konzepten sowohl
Speichermedium als auch Energieeinspeiser sein können – und das
die Reduktion von Peak-Kapazität
bedeuten kann. Weil diese Nutzungsmöglichkeit die Erzeugung
regenerativer Energieformen
antreibt. Und weil die Abrechnung des entnommenen und
eingespeisten Stroms immer
einfacher wird. Jedes heute
gekaufte Elektroauto wird die
Kostendegression der nächsten besseren Batterie- und
Motorgeneration beschleunigen. Ziel ist die Gesamtbilanz
ökologischer Folgewirkungen
im Mobilitätslebenszyklus so
schnell wie möglich zu reduzieren. Jeder jetzt investierte Euro
Foto: © Fotolia
108
Ist es nicht manchmal zum Verzweifeln? Ob in Zeitungen, Talkshows oder
in Konferenzen: Sogenannte Fachleute,
durch verschiedenste Lobbys getrieben, posaunen ihre Wahrheiten über
Beispiel 2:
Die Diskussion über Bonuszahlungen:
Was ist als Maximum erlaubt, in welcher Form muss man sie auszahlen,
wer überwacht die Rechtmäßigkeit,
und muss man eventuell auch wieder
was zurückbezahlen? Muss man Boni
extra besteuern, wenn Erträge durch
geliehenes Staatskapital erwirtschaftet wurden? Großer Katzenjammer,
dass die Leistungsträger weglaufen,
wenn man keine Boni ausschüttet.
Gegenfrage:
Wozu muss es Bonuszahlungen
heutzutage überhaupt noch geben?
In einer Zeit, da die Mehrzahl der
Arbeitnehmer sowieso meist keinen
Bonus bekommt, erzeugt dieses Thema Abscheu und Unverständnis. Gute
Arbeit soll durch gutes Salär entlohnt
werden, das ist sicher Konsens – und
wer mehr Verantwortung trägt, sollte
auch höher entlohnt werden. Aber die
Art und Weise, wie sich jetzt Banker
in vielen Ländern in den zahlreichen
Untersuchungsausschüssen zum Thema Verantwortung und Bonuskultur
äußern, zeugt von andauerndem
Abstand zur Realität des „Normalbürgers”. Dies ganz abgesehen von der
Eindimensionalität der Diskussion, die
suggeriert, dass Belohnung einzig und
forum Nachhaltig Wirtschaften
| PoliTiK & GesellsChaFT |
allein monetär geschehen könne. Die
aufkeimende Neuro-, Verhaltens- und
Glücksökonomieforschung zeigt uns,
dass mehr Geld uns auf lange Sicht
nicht glücklich macht, sondern viele
Probleme zusätzlich schürt.
Diese Beispiele zeigen unsere „Systemblockaden”, im Denken wie auch im
Handeln; wir können nicht anders,
weil das Erlebte es nicht erlaubt. Unsere Diskussionen bleiben statisch, wir
sind gefangen im Jetzt und Hier und
verzetteln uns somit lieber in Details!
Wie also weiter? Ich kenne nur einen
Weg: Organisieren einer mündigen
Bürgergesellschaft, die Verantwortung für Visionen übernehmen will
und den Weg zeigt, einen Rahmen zu
Themen
setzen, in dem Politik, Wirtschaft und
Zusammenleben wieder ausbalanciert
werden und Marktmechanismen fair
funktionieren können. Diese Bewegung ist bereits in vollem Gange,
jedem Zweifler empfehle ich Paul
Hawkens Buch ‘The blessed unrest’
als Rüstzeug um schnellstmöglich mitzumachen oder sich auf unbequeme
Diskussionen einzustellen.
Kontakt
Anmerkung der Redaktion:
Wer sich jenen anschließen will, die
bereits „in Bewegung“ sind, kann
sich eintragen in den XING- oder
Facebook-Gruppen „VerantwortungJetzt“ oder registrieren direkt unter
www.VerantwortungJetzt.net
ralph Thurm ist Director sustainability
strategies bei Deloitte.
[email protected]
Attraktive Verbindung
für Anleger:
anZeiGe
Nachhaltigkeit und Emerging Markets
Neben den Industriestaaten müssen
auch die Schwellenländer ihre Volkswirtschaften auf eine nachhaltige
Entwicklung ausrichten. Ein Beispiel
hierfür ist der weltweite Klimawandel, der nur zu begrenzen ist, wenn
alle Staaten die fossilen Brennstoffe
effizienter und sparsamer einsetzen
und die erneuerbaren Energien forcieren. Unternehmen in den Emerging
Markets kommen zudem nicht daran
vorbei, der Einhaltung von strengeren
Umwelt- und Sozialstandards mehr
Beachtung zu schenken.
Firmen, die mit ihren Produkten und
Dienstleistungen zur nachhaltigen
Wirtschaftsentwicklung beitragen,
werden künftig besonders profitieren.
Und trotz möglicher Rückschläge, wie
zuletzt durch die globale Finanzkrise,
ist langfristig weiteres Wachstumspotenzial in den Schwellenländern vorhanden. Die Verbindung der Themen
www.forum-csr.net
Nachhaltigkeit und Emerging Markets
ist daher zukunftsweisend und für
Anleger attraktiv.
Swisscanto, die Fondsgesellschaft der
Schweizer Kantonalbanken, lancierte
aus diesem Grund als einer der ersten
Anbieter bereits im August 2008
einen nachhaltigen Aktienfonds, der
sich auf die Nachhaltigkeit in den
Emerging Markets konzentriert. Im
Bereich Umwelt umfasst der Fonds
zum Beispiel Themen wie Klima, Wasser und Ressourceneffizienz, während
soziale Aspekte mit Unternehmen in
den Bereichen Bildung und Gesundheit abgedeckt werden.
Das Fondsmanagement investiert in
Aktien von Unternehmen, die einen
überwiegenden Teil ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten oder ihren Sitz in
den Emerging Markets haben und
langfristig einen ökonomischen,
ökologischen und sozialen Nutzen in
den Schwellenländern erbringen. Investoren können mit der Fondslösung
von Swisscanto einfach und flexibel
an den positiven Entwicklungen partizipieren.
Im Profil
swisscanto gehört zu den Pionieren und
führenden anbietern nachhaltiger investmentfonds. neben den Green invest-Fonds
für verschiedenen risikoprofile besetzen
drei nachhaltige aktienfonds die Zukunftsthemen emerging markets, Klimaschutz
und Wasser. Der „swisscanto (lu) equity
Fund Green invest emerging markets b“
(isin lu0338548034) widmet sich den
nachhaltig agierenden unternehmen der
schwellenländer.
[email protected]
www.swisscanto.de
109
| GlobalisierunG |
Foto: © Rapunzel Naturkost AG
Themen
„Die Lösungen liegen in der Tat nicht in der Wallstreet oder den Konzernzentralen, sondern vor allem auf dem Land“: Vandana Shiva
beim Start von „Genfrei Gehen 2009“ in Berlin vor dem Schloss Charlottenburg mit diversen Prominenten.
„Wir müssen zurück zur
Wirtschaft der realen Welt“
Interview mit der alternativen Nobelpreisträgerin Vandana Shiva
Welches Wirtschaftsmodell weist angesichts der Globalisierung den Weg in eine nachhaltige Zukunft? Die weltbekannte indische Umweltschützerin Vandana Shiva erhielt
1993 den Alternativen Nobelpreis, weil sie „Frauen und
Ökologie im Zentrum des modernen Diskurses um Ent-
wicklungspolitik platziert“ hat. Im Gespräch mit forum
Nachhaltig Wirtschaften stellt die Aktivistin Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Krisen her und erklärt,
warum wir eine neue Wertschätzung der Landwirtschaft
brauchen.
Von Bernward Geier
Die Finanzkrise hat enorme wirtschaftliche Auswirkungen, aber
Krisenstimmung kann man hierzulande nicht feststellen. Alles
halb so schlimm oder noch einmal
davon gekommen?
Ganz sicher nein. Die wirkliche Krise
kommt erst noch. Das jetzige Wirtschaftsmodell verursacht riesige Probleme und schafft immer mehr! Seine
Zeit ist abgelaufen, denn es ist ein
110
falsches Modell. Es ist sinnlos, noch
mehr Milliarden an Steuergeldern für
seine Rettung zu verschwenden. In
diesem Modell hungert eine Milliarde Menschen, und zwei Milliarden
leiden an Fettleibigkeit, Diabetes und
Bluthochdruck, weil ihre Ernährungsgewohnheiten und ihre Nahrung
dermaßen schlecht sind. Wir brauchen ein anderes Wirtschaftsmodell,
das sich sowohl an den Grenzen der
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Leistungsfähigkeit der Erde, als auch
an Gerechtigkeit orientiert.
In dem Glauben, dass ein neuer
Wachstumsschub die Antwort auf
die Krise ist, werden überall in der
Welt Milliardensubventionen in die
Wirtschaft gepumpt. Ein Irrweg?
Dies ist in der Tat ein fataler Fehler.
Dahinter steht der Irrglaube des
unendlichen Wirtschaftswachstums.
forum Nachhaltig Wirtschaften
| GlobalisierunG |
Wachstum misst nicht die Produktion,
sondern nur jenen Teil davon, der
auf den Markt kommt. Aber selbst
wenn die Armen ihre Produkte auf
dem Markt verkaufen, jedoch wegen
nicht kostendeckender Dumpingpreise dabei verhungern, tragen sie zum
Wirtschaftswachstum bei. Wachstumszahlen sagen nichts darüber
aus, wie viel die Leute essen, wie viel
sauberes Wasser sie haben oder ob sie
ihren Lebensunterhalt gut bestreiten
können – sie messen nur die Umsätze
im Geschäftssektor. Und weil dieser
immer mehr von großen und multinationalen Firmen beherrscht wird,
ist Wachstum heute die Hauptursache
für wachsende Ungleichheit. Als wir
in Indien 4,5 Prozent Wachstum hatten, war die Gesellschaft gerechter.
Jetzt haben wir 9 Prozent, und die
Armen werden ärmer. Inzwischen
sagt sogar der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, dass sich das
Wohlergehen der Menschen nicht mit
Wachstum und Bruttosozialprodukt
messen lässt.
Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht)
Was ist die Alternative?
Was wir messen sollten, ist viel umfassender: Wie viele Menschen haben
Arbeit mit einer fairen Entlohnung?
„Wer soll in Zukunft unsere Lebensmittel
erzeugen?“ Vandana Shiva 2009 bei einer
Veranstaltung der „Zivilcourage“ – einer
Arbeitsgemeinschaft von unabhängigen
Bauern und Bürgern gegen die AgroGentechnik.
www.forum-csr.net
Themen
Was produzieren und was konsumieren wir? Das heißt, es geht vor allem
um die nachhaltige Qualität und
nicht die Quantität der Güter und
Dienstleitungen. Heute beobachten
wir überall, dass die Zunahme des
Konsums mit sinkender Qualität der
Güter einhergeht.
Wie sehen Sie für Ihr Heimatland
das Zeitalter der Globalisierung?
Globalisierung basiert auf dem Auslagern von Produktion, Arbeitsplätzen
und Umweltverschmutzung. Die globalisierte Industrie braucht viel Land,
und dieses Land wird auch in Indien
oft KleinbäuerInnen und Stammesgesellschaften weggenommen, die
aber ein Recht auf ihr Land haben
und darum kämpfen. Etwa ein Drittel
Indiens ist zurzeit unregierbar, weil die
Rebellion der Armen so intensiv ist.
Die Gesetze werden außer Kraft gesetzt, wenn es um Großprojekte wie
etwa Autobahnen oder Industrieansiedlungen in Sonderwirtschaftszonen
geht. Und das Schlimmste ist, dass
dabei Militärgewalt gebraucht wird.
Die einzige Möglichkeit, Demokratie
zu zerstören, ist Gewalt.
Gibt es nicht auch Hoffnung im
Lande Mahatma Gandhis, des
Kämpfers für Gewaltfreiheit?
In Indien gibt es immer mehr erfolgreiche nachhaltige Wirtschaftsprojekte.
Bei uns ist es heute am dringendsten,
eine falsche Entwicklung zu vermeiden. Wir müssen die Prinzipien von
Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit
erhalten und weiter entwickeln, mit
denen Mahatma Gandhi unser Land
inspirierte. Es war bis vor einigen
Jahren staatliche Politik, dass Indien
primär ein Land der KleinbäuerInnen
ist und die Nahrungsproduktion so
nah wie möglich bei den KonsumentInnen sein sollte.
Die Finanzkrise ist nicht allein.
Welche anderen Krisen gilt es
vorrangig zu lösen?
Wir sind mit drei weiteren großen
Krisen konfrontiert: dem Klimachaos,
Peak Oil und der Nahrungskrise, und
die hängen ganz eng zusammen. Die
zentrale Botschaft ist „Soil not Oil“,
das heißt, der entscheidende Weg,
diese Krisen zu lösen, ist, eine Landwirtschaft zu betreiben, die mit einer
gesunden Erde arbeitet, nicht auf der
Basis von Öl.
Das „Auslaufmodell“ Landwirtschaft als Retter für die Krisen?
Die Lösungen liegen in der Tat nicht in
der Wallstreet oder den Konzernzentralen, sondern vor allem auf dem Land.
Die Landwirtschaft ist ein zukunftsweisendes Wirtschaftsmodell und ein zentraler Lösungsfaktor, aber nur, wenn sie
nachhaltig und ökologisch betrieben
wird. Es werden wieder mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiten
müssen, auch in den reichen Ländern.
Wir müssen zurück zur Wirtschaft der
realen Welt, auf der Basis realer Energien, realer Talente von Menschen und
ihrer realen Bedürfnisse. Wir müssen
jetzt Modelle gegenseitiger Unterstützung aufbauen. Wenn wir uns jetzt
nicht vorbereiten, werden wir sehr
heftige Konflikte haben, einen Kampf
aller gegen alle.
Nicht die Bänker und Manager,
sondern die Bauern haben die
Lösungen in ihren Händen?
Die Leute sind Bauern, weil sie für
alles andere zu blöd sind – das glauben wir heute. Darum sehe ich meine
Aufgabe darin, die harte Arbeit der
KleinbäuerInnen zu würdigen. Wenn
wir das nicht tun, wird niemand
mehr diese Arbeit machen wollen.
Der weltweite Trend und die Landflucht belegen das. Dies führt zu der
zentralen Frage: Wer soll in Zukunft
unsere Lebensmittel erzeugen? Die
industrielle Landwirtschaft vernichtet
Nahrung. So verschwenden wir bis
zu neunzig Prozent der erhältlichen
Kalorien, indem wir dem Vieh Getreide füttern. Es gibt keine nachhaltige
Landwirtschaft ohne die Kombination
von Tieren, Ackerbau und Bäumen.
Wir haben die Systeme auseinander
gerissen – die Landwirtschaft ganz auf
Ackerbau ausgerichtet und die Tiere in
riesige Gefängnisse gesperrt. In einer
ökologischen Landwirtschaft ergänzen
Tiere die Menschen, sie konkurrieren
nicht mit ihnen. Sie fressen das, was
Menschen nicht essen: Gras, Stroh und
Erntereste, und sie geben den Menschen Nahrung, Energie und Dünger.
111
Themen
| Globalisierung |
„Die Leute sind Bauern, weil sie für alles
andere zu blöd sind – das glauben wir
heute. Darum sehe ich meine Aufgabe
darin, die harte Arbeit der KleinbäuerInnen
zu würdigen“. Bija Devi, Mitarbeiterin in
Vandana Shivas Stiftung Navdaya, hat
allein 380 Reissorten in ihrer Saatgutbank.
Mit der Saatgutsicherung werden Pflanzen
bewahrt, die durch die moderne Landwirtschaft vom Aussterben bedroht sind.
112
Was braucht es für diese Veränderungen?
Wir brauchen für den nötigen Paradigmenwechsel ein neues Denken. Das
Denken verändert sich durch Bildung.
Die beste Bildung ist die direkte bzw.
praktische Erfahrung. Wenn Sie Ihre
Hände gebrauchen und Kontakt mit
dem Erdboden und zu Tieren haben,
wird ein anderer Teil Ihres Gehirns aktiv.
„Hand anlegen“ ist der beste Weg,
das Denken zu verändern. Ich empfehle Gartenarbeit als Schulfach für
alle Kinder. Lassen wir die Kinder ihren
eigenen Weg finden. Aber wir sollten
ihnen zumindest Gärten geben.
Im Profil
Vandana Shiva ist Indiens wohl prominenteste
Kämpferin für Umweltschutz und Bürgerrechte und promovierte Quantenphysikerin.
Als scharfe Globalisierungskritikerin und charismatische Rednerin ist sie unter anderem
Mitglied des „Club of Rome“, Präsidentin
der internationalen Kommission „Zukunft der
Lebensmittel“ und Vizepräsidentin der Slow
Food-Bewegung. Bei all ihren internationalen
Aktivitäten bleibt sie tief verwurzelt und verbunden mit ihren Mitmenschen in Indien und
hier insbesondere mit den Kleinbauern – vor
allem über die indische Organisation Navdanya, die sie vor über 20 Jahren gründete. Ihr
neues Buch „Leben ohne Erdöl – Eine Wirtschaft von unten gegen die Krise von oben“
ist im Rotpunktverlag erschienen.
www.rotpunktverlag.ch
Foto: © Zivilcourage Rosenheim (A. Fischer und A. Albrecht)
Foto: © Rapunzel Naturkost AG
Und wo bleibt die Politik?
Das Wichtigste scheint mir, die Demokratie zurückzufordern, denn sie ist von
der Wirtschaft korrumpiert. Ich plädiere
dafür, dass wir Demokratie gleichzeitig
in lokale Zusammenhänge einbetten
und global machen. Wir brauchen
eine Demokratie der Erde: Das heißt
einerseits viel aktiver zu werden beim
Verändern der lokalen Bedingungen.
Und sich gleichzeitig viel mehr der ganzen Welt bewusst zu werden.
forum Nachhaltig Wirtschaften
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113
Themen
| lohas & eThisCher Konsum |
Foto: © Iñaki Relanzon / WILD WONDERS OF EUROPE
Ende der Märchenstunde!
Die zornige Autorin Kathrin Hartmann rechnet ab mit
Greenwashing und fordert mehr Bürgerbeteiligung zur
politischen Regulierung der Wirtschaft .
Von Kathrin Hartmann
Fischstäbchenesser retten die Weltmeere, Biertrinker den Regenwald und
Burger essen ist jetzt Umweltschutz:
Großkonzerne verpassen ihren Produkten einen grünen Anstrich, weil sich
die Konsumenten ein gutes Gewissen
kaufen wollen.
Wenn es draußen trist und kalt ist,
wärmen gute Nachrichten das Herz.
Zum Beispiel die, dass McDonald’s
grün wird. Im November verkündete
der Fastfoodkonzern, die Farbe seines
Logos zu ändern: hinter dem gelben
„M“ soll es grün leuchten – „als
Bekenntnis zur und Respekt vor der
Umwelt“, sagte der stellvertretende
Konzernchef in Deutschland, Holger
Beeck. Und schwupps ist Burger essen
praktizierter Umweltschutz.
Die Überzeugung, dass die Lösung
der Weltprobleme in der Hand der Privatwirtschaft liegt, ist groß. Selbst die
Unternehmensberatung McKinsey,
die mit Massenentlassungen Tausende
ins Unglück schickt, sieht die Zukunft
im ethischen Wirtschaften, fast jeder
114
Konzern beschreibt seine „Verantwortung“ auf der Homepage. Mehr
als die Hälfte der Deutschen sieht
verantwortlich handelnde Unternehmen als Krisen-Gewinner. Das ist ein
Ergebnis der Otto-Trendstudie 2009.
Darin untersucht der Konzern die
„Zukunft des ethischen Konsums“.
Er ist das Verbraucher-Pendant zur
Moralwirtschaft. Die Idee: Wenn
genug Menschen ökologische und
sozialverträgliche Produkte kaufen,
stellen Unternehmen nur noch „gute“
Produkte her. Dass die Verbraucher
verstehen, unter welchen Bedingungen ihre Waren entstehen, darauf
arbeiten Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen seit Jahrzehnten
hin. Mit öffentlicher Empörung wollen
sie Druck auf die Politik ausüben, die
dann Unternehmen zum umwelt- und
sozialverträglichen Wirtschaften per
Gesetz zwingen soll. Eine Bewegung
ist der „Lifestyle of Health and Sustainability“ (Lohas) aber nicht. Es gibt
keine homogene Gruppe, die nach
verbindlichen Grundsätzen handelt
und keine politischen Ziele.
Effizient gegrilltes Fleisch
Trotzdem stellen die Unternehmen
ethisch veredelte Produkte ins Regal:
Iglo spendet pro Packung Fischstäbchen aus überfischtem AlaskaSeelachs an ein Meeresschutzprojekt.
Toyota lässt seine Händler pro verkauftem Auto von Kindern Bäume
pflanzen. Der Chemiekonzern Henkel
betont sein Öko-Engagement mit
einem Putzmittel aus Palmöl, das von
Ölpalmen stammt, die auf gerodetem
Regenwaldboden wachsen. Pampers
rettet Menschenleben – aber nur,
wenn die Kunden die Windeln kaufen, von denen pro Packung armen
Kindern eine Polio-Impfung spendiert
wird.
Und in Achim bei Bremen steht der
erste energieeffiziente McDonald’s
mit Sonnenkollektoren, Windrad
und Geothermie-Wärmepumpe. Dass
McDonald’s sein Fleisch energieeffizient grillt, kann aber nicht wett
machen, dass das Grillgut selbst der
größte Klimakiller ist: die Fleischpro-
forum Nachhaltig Wirtschaften
| lohas & eThisCher Konsum |
duktion ist laut World Watch Institute
für mindestens die Hälfte der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich. Nicht nur, dass Rinder Methan
rülpsen: 30 Prozent der eisfreien
Flächen der Erde werden für Viehhaltung in Anspruch genommen, 16
Kilo Getreide und 15 000 Liter Wasser
braucht es für die Produktion von
einem Kilo Fleisch. Laut Foodwatch
verarbeitet McDonald’s in Deutschland 100 000 Kilo Rindfleisch pro Tag
– und plant mit seiner Grünwerdung
die Expansion.
Das Problem ist die
Bequemlichkeit der Kunden
„Greenwashing“ nennt sich das PRGeschäft, das suggeriert, dass selbst
dreckige Produkte öko sind. Das
Problem ist aber nicht die Täuschung,
sondern die Bequemlichkeit der
Kunden. Die Unternehmen machen
es ihnen leicht, zum besser scheinenden Produkt greifen zu können
– schon deshalb, weil sich mit den
Lohas gutes Geld verdienen lässt.
Aber leider gibt es nicht für jedes
Produkt einen korrekten Ersatz – und
kein richtiges Einkaufen im falschen
Weltwirtschaftssystem. Darin Dinge
punktuell ändern zu wollen, macht es
nur schlimmer. Ein Beispiel: Weil die
Verbraucher Kinderarbeit ablehnen,
haben Süßwarenhersteller wie Mars
und Nestlé ihren Zulieferern verboten,
Kinder auf Kakaoplantagen arbeiten
zu lassen. Laut einer Studie der NGO
Südwind hat das die Situation der
Bauern verschlechtert. Ohne Kinderarbeit gibt es weniger Erträge und noch
weniger Geld. Denn die extrem niedrigen Preise und Löhne, die die Konzerne sämtlich zahlen, reichen nicht
zum Überleben, wenn nur die Eltern
arbeiten. Auch der faire Handel, der
Kleinbauern in Entwicklungsländern
die Abnahme ihrer Lebensmittel zum
höheren Preis garantiert, ist vor neue
Probleme gestellt: Die Weltmarkt
beherrschenden Kaffeekonzerne
wie Jakobs, Nestlé oder Kraft haben
sich, anstatt faire Preise zu zahlen,
Ersatzsiegel zugelegt. Sie unterstützen
kaum überprüfbare Minimalstandards
auf Plantagen, den „nachhaltigen“
Kaffee sollen die Bauern selbst zu
www.forum-csr.net
Themen
einem höheren Preis loswerden.
Weil „nachhaltig“ für ein reines Verbrauchergewissen reicht, wird dieser
Kaffee, der etwa von McCafé, Ikea
oder Nespresso verkauft wird, dem
wirklich fairen Kaffee zur Konkurrenz.
Zur Nachhaltigkeitsstrategie von
McDonald’s gehört, mehr von diesem
Kaffee zu verkaufen. Der trägt das
Siegel der umstrittenen Rainforest
Alliance. Auf deren Anbauflächen
ist die Abholzung von Regenwald
verboten, festgeschrieben ist der
Schutz von Wildtieren. Erlaubt sind
Mono-Kultur, Gentechnik und Pestizide. Einen Mindestpreis oder eine
Abnahmegarantie gibt es nicht. Laut
einer Studie bekommen RainforestAlliance-Bauern 20 Prozent weniger
Lohn als Bauern, die sich dem fairen
Handel angeschlossen haben.
Wenig Handlungsspielraum in
der Konkurrenzwirtschaft
„Einen Konzern auf ökologischen
Kurs zu bringen, ohne dass sich die
Rahmenbedingungen ändern, das
geht nicht. Man würde seine Wettbewerbsvorteile aufs Spiel setzen“,
sagt der ehemalige Metro-Chef, Klaus
Wiegandt. Unternehmen agieren innerhalb einer Konkurrenzwirtschaft.
Dort lässt sich umso mehr Profit machen, je billiger sie herstellen können.
Das geht eben am besten da, wo man
auf Menschenrechte und Umwelt
keine Rücksicht nehmen muss. Es
ist das deregulierte Weltwirtschaftssystem, das dies möglich macht. Ändern können das nur Gesetze – nicht
Konzerne, die von diesen Strukturen
profitieren. Denn was nutzt ein
Öko-Putzmittel, das den Regenwald
zerstört? Ein nachhaltiger Kaffee, der
Bauern in Armut hält? Oder ein BioBaumwoll-T-Shirt, das in Sweatshops
genäht wird? Und warum werden
die Verhältnisse in der Welt immer
schlimmer, obwohl Unternehmen
schon seit Jahren „Verantwortung“
übernehmen?
Wer glaubt, dass diese nur nach
Kundenwünschen schielen, täuscht
sich: die Wirtschaft ist deshalb so
mächtig, weil sie ihre Anliegen in
die Politik trägt. Aber anstatt diesen
Einfluss mit demokratischen Mitteln
zu schwächen, delegieren ethische
Konsumenten dringend nötige Gesellschaftsdebatten an PR-Abteilungen.
Es ist ein Ablasshandel, unter dessen
grünem Mäntelchen alles bleibt,
wie es ist: die Unternehmen können
ihre Wirtschaftsweise behalten, die
Konsumenten ihren aufwendigen Lebensstil. Dazu passt bestens, dass der
erste grüne McDonald’s am Münchner
Flughafen zu finden ist – und der
„energieeffiziente“ McDonald’s bei
Bremen ein McDrive ist.
Wir laden unsere Leser und Kunden
ein, zu diesem provokanten Artikel
Stellung zu nehmen und Ihre Meinung
auf dem Portal www.forum-csr.net zu
veröffentlichen.
Im Profil
Kathrin hartmann ist autorin des buchs
„ende der märchenstunde. Wie die industrie die lohas und lifestyle-Ökos vereinnahmt“.
blessing-Verlag
Klappenbroschur, 384 seiten
isbn 3896674137, 16,95 euro
blog: www.ende-der-maerchenstunde.de
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
115
Themen
| Green moneY |
Sinn und Gewinn
Solarenergie und ökologische Wohnimmobilien sowie Wind- und Wasserkraft, Biomasse und ökologische
Landwirtschaft.
Horst Popp, Gründer und Vorstandsvorsitzender der UmweltBank AG: „Unsere
Kunden haben unser Geschäftsmodell
honoriert und legen Wert auf Sicherheit,
Transparenz und Ökologie sowie attraktive
Konditionen. Viele finden es sympathisch,
dass die UmweltBank mit dem Geld der
Anleger ausschließlich Umweltprojekte
finanziert und fördert.“
Nach klassischer Banker-Karriere,
kam Horst Popp erstmals bei der
Frankfurter Ökobank mit der grünen
Bankbranche in Berührung. 1992 trat
er dort in den Vorstand ein. Im Jahr
1994 entwickelte er das Konzept der
grünen Bank. Die UmweltBank startete nach gut zwei Jahren Vorbereitung
als ökologische Direkt-, Förder- und
Beraterbank und bietet seitdem ihren
Kunden Finanzierungen, Versicherungen und Geldanlagen im grünen
Sektor. Bei der Kreditvergabe liegen
die Schwerpunkte in den Bereichen
116
Die Motivation für die Bankgründung
1996 war von Beginn an, Ökonomie
und Ökologie in Einklang zu bringen.
Der Anfang war mühsam und brauchte seine Zeit. Auf die Frage, ob er die
UmweltBank heute noch einmal gründen würde, sagt Horst Popp jedoch
unumwunden: „Ja. Die UmweltBank
soll mindestens 100 Jahre alt werden.
Deshalb werden wir auch weiterhin
solide wachsen.“
Spezialistin in Sachen
nachhaltige Geldanlagen
Die UmweltBank konnte sich gerade in
der Finanzkrise mit ihrer nachhaltigen
und soliden Geschäftspolitik nicht nur
behaupten, sondern ist weiter gesund
gewachsen. Die Anzahl der Kunden
kletterte auf fast 80.000, bis Ende 2011
sollen es bundesweit 100.000 werden.
Die Kunden der Umweltbank wollen
verstärkt wissen, wo sich auf dem
Globus ihr Geld befindet. In Zeiten der
Wirtschaftskrise ist neben den klassischen Kriterien wie Sicherheit, Laufzeit,
Zinssatz das Thema Sinnhaftigkeit
entscheidend für eine Anlageentscheidung. Durch die Fokussierung auf den
Umweltaspekt sind die ökologischen
Kredite durch das Erneuerbare Energien
Gesetz mit der Einspeisevergütung gesichert. Die Finanzierung ist so berech-
net, dass sich Zins und Tilgung durch
die Einspeisevergütung tragen. Somit
sind Kreditausfälle gering. Hier stützt
man sich auf einfache kaufmännische
Grundregeln und betreibt noch klassisches Bankgeschäft. Es versteht sich von
selbst, dass riskante Devisentermin- und
Optionsgeschäfte oder Verkauf von
Kundenkreditforderungen nicht angeboten werden.
Der große Unterschied zwischen der
UmweltBank und einer konventionellen Bank liegt im Bankkonzept. Die
UmweltBank ist die einzige Bank in
Deutschland, die den Umweltaspekt
in der Satzung verankert an. Kundeneinlagen fließen ausschließlich in ökologische Projekte.
Im Profil
Die umweltbank bietet alle typischen anlageprodukte an – vom Tagesgeldkonto
bis hin zum sparbuch.
im Wertpapierbereich bietet sie umweltfonds, grüne aktien und Genußscheine der
umweltbank sowie Projekt-Genußscheine
aus dem bereich der erneuerbare energien
an. auch die berufsunfähigkeits- und risikolebensversicherung sowie die riesterrente lässt sich nachhaltig gestalten.
Dass Klimaschutz aktiv angepackt werden
kann, beweist die umweltbank in jedem
Geschäftsjahr aufs neue: bei der grünen
Direkt- und Förderbank ist umwelt- und
Klimaschutz nämlich Programm. als einzige bank Deutschlands hat die umweltbank den umweltschutz als unternehmensgegenstand bereits in ihrer satzung
verankert. ihren umweltfördereffekt dokumentiert die grüne bank jährlich in einem
ausführlichen umweltbericht. Zum 30.12.
2009 finanzierte die umweltbank 12.276
ökologische Projekte. Durch die Geschäftstätigkeit der umweltbank konnte damit im
vergangenen Jahr eine Co2-entlastung von
über 1,6 mio. Tonnen erreicht werden.
www.umweltbank.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
| Green moneY |
Themen
Der Dollar war‘s.
Und nicht die Gier.
1929 und 2008:
Warum nationale Weltwährungen in die Krise führen. Immer.
Von Georg Zoche
Gemeinhin werden Gier und Turbokapitalismus als Ursachen der Finanzkrise
genannt. UN-Expertenkommission und
Zentralbanken kommen jedoch zu einem ganz anderen Ergebnis: Der Dollar
war‘s. Gier und Deregulierung spielten
nur eine untergeordnete Rolle.
© Creative Commons
Der gleiche Mechanismus, der 2008
die ganze Welt in eine Finanzkrise
stürzte, hatte bereits 1929 seine
Wirkung gezeigt. Damals wirkte er
auf das britische Pfund, heute auf den
US-Dollar. Die Krankheit, die unser auf
dem US-Dollar basierendes Weltwährungssystem ergriffen hat, ist unter
Ökonomen als das Triffin-Dilemma
bekannt – benannt nach Robert Triffin, der die heutige Krise bereits vor
über 50 Jahren in seinem Buch Gold
and the Dollar Crisis beschrieben hat.
Triffin hatte bewiesen, dass die Verwendung des US-Dollars als Weltleitwährung früher oder später in einer
Krise enden müsste. Zwangsläufig.
Ohne wenn und aber. Wie aber kann
das sein? Der unausweichlich tödliche
Mechanismus des Triffin-Dilemmas ist
Wo ist das Geld in der Krise hin? Unter welches Hütchen ist die Erbse verschwunden?
Diese Frage beschäftigte schon Hieronymus Bosch (1450 - 1516) mit seinem Werk „Der
Gaukler“.
www.forum-csr.net
schnell erklärt: Der US-Dollar kann
nur dann als Weltleitwährung dienen,
wenn die USA sich bei dem Rest der
Welt verschulden.
Das klingt zunächst verblüffend, hat
aber einen einfachen Grund: Würden
sich die USA nicht verschulden, so
gäbe es außerhalb der USA auch
keine US-Dollar. Und dann hätte
z.B. Deutschland keine US-Dollar,
um damit in Saudi-Arabien Öl zu
kaufen. Der US-Dollar kommt also
nur in die Welt, wenn die USA in
der Welt mehr einkaufen, als sie der
Welt liefern. Somit ist das US-amerikanische Handelsbilanzdefizit eine
unausweichliche Folge des US-Dollars
als internationale Transaktions- und
Reservewährung. Heute, 65 Jahre
nach Einführung des US-Dollars als
Weltleitwährung, können die USA
ihre Schulden nicht mehr zurückzahlen und die von aller Welt erhaltenen Immobilienkredite nicht mehr
bedienen. Der von Triffin prophezeite
Krisenfall ist eingetreten.
Dass die USA sich bei dem Rest der
Welt über sechs Jahrzehnte lang verschulden konnten, hat aber nicht nur
ihre Rolle als Supermacht ermöglicht,
sondern vor allem den Verlauf dieser
letzten sechs Jahrzehnte in einer einzigartigen Weise geprägt: MarshallPlan, Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, Wirtschaftswunder,
Mondfahrtprogramm, Kalter Krieg,
Vietnamkrieg, Ölkrise, Irakkrieg, Globalisierung und vieles andere mehr –
etwa der Klimawandel – wären ohne
117
Themen
| Green moneY |
den US-Dollar als Weltleitwährung
anders verlaufen.
Der Blasentrick: Wie die Krise
den Krieg finanzierte
Natürlich ist sie aber nicht wirklich
verschwunden, sondern liegt unter
einem der anderen Hütchen. Könnte
es also sein, dass das Geld in der
Immobilienblase gar nicht wirklich
verschwunden ist, sondern nur trickreich bewegt wurde?
Wir können den Weg des Geldes
einfach verfolgen: Es kam in die Welt,
indem US-amerikanischen Bürgern
Immobilienkredite gewährt wurden.
In Umlauf gebracht wurde es dann,
als die Kreditnehmer dieses Geld
in Immobilien investierten. Unter
den ersten, die es sich dann ehrlich
verdienten, waren Bauunternehmer,
Handwerker, Grundstücksverkäufer,
Architekten, Makler etc. Hier begann
die trickreiche Bewegung des Geldes,
denn der Geldstrom spaltete sich nun
in zwei Richtungen auf: ein Teil ging
als Steuern an den US-amerikanischen
Staat, der andere Teil wurde von den
Bauunternehmern, Architekten etc.
für weitere Investitionen oder Konsum
genutzt. Bei jedem Umlauf spaltete
sich der Geldstrom erneut in Steuern
und Konsum auf und verzweigte sich
immer weiter. Auf diese Weise ist der
Inhalt der sich blähenden Blase über
den USA fein verteilt als Geldregen
niedergegangen, kurbelte die US-amerikanische Wirtschaft an und bescherte
dem Staat Steuereinnahmen.
Da die USA ein erhebliches Handelsbilanzdefizit aufweisen, floss ein Teil
118
Foto: © Georg Zoche
Wie der US-Dollar die Interessen der
USA auf Kosten der Welt finanzierte,
kann exemplarisch anhand der Immobilienkrise erläutert werden. Zunächst
scheint es, als habe sich das Geld auf
ebenso unerklärliche Weise in Luft
aufgelöst, wie die Erbse beim trickbetrügerischen Hütchenspiel. Auch hier
ist und bleibt die Erbse verschwunden,
zumindest solange man nur unter das
eine Hütchen blickt, unter dem man
gerade eben die Erbse noch gesehen
hatte.
Der Blasentrick:
Alle Welt fragt nach dem angeblich verschwundenen Geld und
übersieht dabei, dass die USA
ihre Importe aus aller Welt letztlich nicht mit Geld, sondern mit
(Immobilien)anleihen bezahlten.
Nicht das Geld ist verschwunden,
sondern diese US-Anlagen wurden wertlos.
dieses Geldes – im Tausch gegen importierte Waren – weiter in alle Welt.
Kaum in der Welt angekommen,
strömte ein Teil gleich wieder zurück
in die USA, um in angeblich sicheren
Immobilienanleihen angelegt zu
werden. Der Verkauf weiterer Immobilienanleihen erlaubte die Vergabe
zusätzlicher Immobilienkredite, und
so regnete das Geld erneut über den
USA nieder und floss von dort in die
Welt – wiederum im Austausch gegen
Waren. Auf diese Weise pendelte das
Geld zwischen den Vereinigten Staaten und der Welt hin und her, wieder
und wieder. Bei jedem Durchgang
förderte das Geld Waren in die USA
und Immobilienanleihen in die Welt.
Wo ist das Geld geblieben?
Und hierin liegt die eigentliche Täuschung: Man fragt sich, wo das Geld
geblieben ist. Dabei sollte man nicht
nach dem Geld, sondern den entstandenen Schulden und den gelieferten Waren fragen. Denn das Geld
vermehrte sich durch dieses Hin- und
Herpendeln nicht, aber bei jedem
weiteren Durchgang erhöhten sich
die Schulden der USA gegenüber der
Welt (und die Warenlieferungen der
Welt an die USA).
Dieser Vorgang entspricht bildhaft
folgender Situation: Sie gehen regelmäßig in einem feinen Lokal essen.
Nachdem Sie Ihre Rechnung bezahlt
haben, leiht Ihnen der Wirt das Geld
zurück und Sie unterschreiben ihm
einen Schuldschein. Der Wirt macht
das, weil Sie ihm Zinszahlungen
versprechen und ein stadtbekannter
Kaufmann sind. Das geht einige
Jahre so, und jedes Mal bezahlen
Sie mit dem gleichen Geldschein,
den Ihnen der Wirt am Ausgang im
Austausch gegen einen weiteren
Schuldschein wieder zurückgibt.
Schließlich möchte der Wirt die
Schulden samt Zinsen von Ihnen
beglichen haben, aber Sie besitzen
immer noch nur den einen Geldschein und können Ihre Schulden
nicht bezahlen. Und so geben Sie
dem Wirt den Geldschein ein letztes
Mal. Das Geld landet zwar am Ende
beim Wirt, deckt aber nur den allerkleinsten Teil der Schulden.
Die Pendelbewegung des Geldes
zwischen den USA und der Welt war
nicht nur Motor der US-amerikanischen Wirtschaft, sondern auch der
Weltwirtschaft, die eifrig Waren für
die USA fertigte, wofür sie im Gegenzug Immobilienanleihen erhielt.
Der beständige Geldregen über
den USA hatte enorme Ausmaße
angenommen: Mit dem Verkauf
von Immobilienanleihen und Industrieanleihen ins Ausland konnten
die USA die Hälfte ihres jährlichen
800-Milliarden-Dollar-Handelsbilanzdefizits finanzieren. Sie konnten
also weiterhin problemlos mehr
Waren aus dem Ausland importieren
als sie Waren exportierten, etwa
T-Shirts aus China oder Autos aus
Deutschland.
Dieser Zustrom von Geld in die USA
erlaubte aber auch, die Kriege in
Afghanistan und im Irak zu finanzieren, ohne durch die hohen Kriegsbelastungen die US-Wirtschaft zu
lähmen. Auf diese Weise wurden
die Kosten der US-amerikanischen
Kriege schließlich von der ganzen
Welt getragen.
forum Nachhaltig Wirtschaften
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dem 30.03.2007 im Pioneer Funds – Global Ecology aufging. Vergangenheitswerte bieten keine Gewähr für die zukünftige Wertentwicklung. Vermögenswerte können sowohl steigen als auch fallen.
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www.forum-csr.net
119
Themen
Nacht und Nebel
in Bretton Woods
Die USA befinden sich also seit über
sechs Jahrzehnten in einer privilegierten Position. Doch wie kam es,
dass der US-Dollar seine spezielle
Rolle einnehmen konnte? Wer dieser
Frage nachgeht, bekommt meist die
gleiche Antwort, wonach sich die
Länder der westlichen Welt 1944 auf
der Konferenz von Bretton Woods auf
den US-Dollar als Weltleitwährung
geeinigt hätten.
Falsch! Weder haben sich die Länder
auf den US-Dollar als Weltleitwährung
geeinigt, noch wurde dieser Punkt in
Bretton Woods überhaupt verhandelt!
Es lief ganz anders: Während der
Konferenz – in der Nacht vom 13. auf
Das buch entstand in jahrelangen recherchen und basiert u.a. auf bisher
weitgehend unbekannten Protokollen der
amerikanischen Zentralbank, Tagebucheinträgen von henry morgenthau und aufzeichnungen von John maynard Keynes.
anhand der aktuellen Finanzkrise erklärt
Zoche, wie der Trick mit der immobilienblase funktionierte, wo das Geld geblieben
ist und was das mit Krieg und macht zu
tun hat. in einer allgemein verständlichen
sprache liefert er so die Grundlagen zu
einem neuen Verständnis von Geld, Krisen
und internationaler Politik.
WELT – MACHT – GELD
blumenbar Verlag
gebunden, 2009, 352 seiten
isbn 978-3936738636
19,90 euro
120
| Green moneY |
den 14. Juli 1944 – haben die USA die
Dokumente heimlich umgeschrieben.
Als die aus 44 Nationen stammenden
Konferenzteilnehmer den Vertrag
schließlich unterzeichneten, ahnten sie
nicht, dass die USA in dem Dokument
das Wort „Gold“ jeweils um den Zusatz
„oder US-Dollar“ erweitert hatten.
Auf diese, später von Großbritannien
als Betrug bezeichnete Weise wurde
der US-Dollar zur Weltleitwährung und
die USA zur Supermacht. Der Versuch,
diesen Betrug abzuwehren scheiterte
an der Macht der USA und der kriegsbedingten Armut Großbritanniens, das
am Ende des Kriegs seine hungernde
Bevölkerung nur mit Hilfe eines Kredits
der USA ernähren konnte. Die USA
gewährten diesen lebensnotwendigen
Kredit jedoch nur unter der Bedingung,
dass Großbritannien Bretton Woods
ratifizieren würde. Dieser Betrug ist
mehr als tragisch, denn ohne ihn hätte sich die heutige Finanzkrise nicht
entwickeln können, da das zur Krise
führende enorme Ungleichgewicht
zwischen den USA und der Welt erst
durch die Sonderrolle des US-Dollars
ermöglicht wurde.
3) die Finanzierung größerer Kriege
– etwa Vietnam oder Irak – wäre
kaum möglich gewesen.
Heute ist abzusehen, dass uns der USDollar als Weltleitwährung verlassen
wird und so stellt sich die Frage, was
folgen soll. Unter Hinweis auf Triffin
fordern UN-Expertenkommission und
BRIC-Länder ein neues globales Reservesystem. Wir, die Zivilbevölkerung,
müssen uns einmischen; wir sollten
die Gestaltung unserer Zukunft nicht
der Finanzindustrie oder mächtigen
Nationen überlassen. Denn die zukünftige Finanz- und Wirtschaftsordnung wird entscheiden, ob wir die
Probleme der Zukunft lösen können.
Um diese Frage diskutieren zu können, möchte mein jüngst erschienenes Buch ein Leitfaden sein. Denn nur
wenn wir wissen, können wir auch
mitreden!
Im Profil
Mit Wissen über unsere Zukunft
entscheiden
Kaum auszumalen, wie sich die Welt
entwickelt hätte, wenn sich 1944 eine
Weltwirtschaftsordnung nach den Vorschlägen Großbritanniens durchgesetzt
hätte. Denn der britische Vorschlag war
großartig, visionär und von den Zielen
einer gerechten, ausgeglichenen und
nachhaltigen Welt geprägt.
Schon die folgenden drei Punkte lassen erahnen, dass wir heute in einer
anderen Welt leben würden:
1) der Welthandel wäre die letzten
sechs Jahrzehnte zinsfrei gewesen
und damit frei vom Zwang zu
ständigem Wirtschaftswachstum –
mit allen positiven Konsequenzen
für Gesellschaft und Umwelt.
2) die dritte Welt hätte sich entwickeln können, da das Bankenprinzip – wodurch die Guthaben
der einen Länder als Kredite für
andere Länder gedient hätten –
auf globaler Ebene eingeführt
worden wäre.
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Georg Zoche, geboren 1968, studierte
maschinenbau und Philosophie und setzt
sich seit über zehn Jahren mit dem Thema
„Global Governance“ auseinander. er hat
2001 die Transnationale republik mitbegründet, der weltweit rund fünftausend
bürgerinnen und bürger aus über hundert
ländern beigetreten sind. ausgezeichnet
1992 mit dem Philip morris Forschungspreis („entwicklung leichter Dieselflugmotoren”) und 2007 als Gewinner des
unesCo-essaywettbewerbs „Global Governance”.
Kontakt:
Georg Zoche
www.weltmachtgeld.de
facebook.com/pages/WelT-maChTGelD/302142850373
twitter/WelTmaChTGelD
twitter/georgzoche
forum Nachhaltig Wirtschaften
Service
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Foto: © Sabrina Krebs
Foto: © Christoph Schmotz, pixelio.de
Wissenschaft & Lehre | Medientipps | Events
forum SERVICE hält Sie über Veran- auf dem Laufenden. Diesmal mit Nicht verpassen: Die SUSCON 2010,
staltungen, Neuerscheinungen und dabei: Eine Nachschau auf „HOME am 15. und 16. Juni in Nürnberg.
Erkenntnisse in Wissenschaft & Lehre TO BUSINESS“.
Konferenz 2010
Am 25. – 26. Juni 2010 · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni 2010 · In Frankfurt am Main · Am 25. – 26. Juni 2010
www.forum-csr.net
121
www.karmakonsum.de / konferenz
SERVICE
| WISSENSCHAFT & LEHRE |
forum Wissenschaft & Lehre
Verantwortliches Führen lernen
Die Steinbeis Universität in Berlin bietet Studium und Weiterbildung
für CSR-Management und Sustainable Leadership
Die Anforderungen an die Führungskräfte des 21. Jahrhunderts stellen eine
Herausforderung dar, der man nur mit
einer besonderen Qualifizierung, Studium oder Weiterbildung begegnen kann.
Globalisierung, Nachhaltigkeit und CSR
haben sich zu zentralen Strategiefragen
entwickelt und fordern die Unternehmen
heraus, ihre Führungskräfte so zu schulen, dass sie diese Anforderung im Management erfolgreich umsetzen und ihre
Wettbewerbsfähigkeit erhalten – oder
sogar dadurch steigern. Das Institute
Corporate Responsibility Management
und das Institute of Sustainable Leadership der Steinbeis Hochschule Berlin
bieten deshalb ein innovatives Konzept
für Unternehmen und Organisationen,
bei dem Fach- und Führungskräfte eine
umfassende, projektorientierte CSR- Responsible Management miteinander
Ausbildung durch Seminare, Studium kombinieren können. Ein Doppelstudiund Forschung erhalten.
um bringt einen zweifachen Abschluss
bei einer kürzeren Studienzeit.
Innovation 1:
Master in Responsible Management als Einzel- oder
Doppelstudium
Die Institute bieten ein Masterstudium an, das als Einzelstudium in elf Monaten
oder in Kombination mit
einem anderen Studium
absolviert werden kann.
Besonders beliebt ist die Studium mit Doppelabschluss in kürzerer Studienzeit:
Kombination mit einem MBA-Programm 21 Monate und M.A. in Responsible
Management 12 Monate ergeben einen zweifachen AbMBA-Studium, bei dem die
schluss mit 120 ECTS in 27 anstatt 33 Monaten.
Teilnehmer Inhalte des General Management und des
Das ganzheitliche Programm mit dem Schwerpunkt „Responsible Management – Sustainable Leader“
Das Konzept von Studium und Weiterbildung Management Executive
Program mit dem Schwerpunkt Responsible Management, das die
beiden Institute gemeinsam anbieten,
ist ganzheitlich und durchgängig.
Das Seminarprogramm dauert sieben Tage, das Studium zum M.A. in
Responsible Management beinhaltet
fünf Wochen Präsenzunterricht mit
Transferprojekt innerhalb von elf
Monaten. Die Teilnehmer erhalten
ein Hochschulzertifikat bzw. Masterabschluss mit den sogenannten ECTS
(European Credit Transfer System).
Ein weiterführendes Forschungs- und
PhD-Programm rundet das Angebot
zu einer Weiterbildung als Executive
Manager mit dem Schwerpunkt Responsible Management ab.
Das Programm bietet Führungs- und
Fachkräften die Möglichkeit, ihr Managementwissen zu vertiefen und
122
im Blick auf das Management von
Unternehmensverantwortung und
Nachhaltigkeit zu erweitern.
Mit einem M.A. in Responsible Management qualifizieren sie sich für
Managementaufgaben in Unternehmen in allen Bereichen, sowie in den
Unternehmensberatungen oder als
selbständige Berater.
Das nächste Programm startet im
Mai/Juni 2010. Die ersten fünfzehn
Interessenten erhalten kostenlos ein
Exemplar des Motivationsbuches
„Sustainable Leader – 40 Aspekte
nachhaltiger Führung“ von Prof.
Dr. Wilfried Mödinger. Das Buch
richtet sich an Führungskräfte und
Unternehmer, die Nachhaltigkeit
und Unternehmensverantwortung
persönlich und praktisch in ihrem
unternehmerischen Handeln umsetzen wollen.
2010, 98 Seiten
EUR 9,80
ISBN 978-3-941801-04-2
www.sustainable-leader.org
I
S
L
Institute of Sustainable Leadership
Steinbeis Hochschule Berlin SHB
forum Nachhaltig Wirtschaften
| WISSENSCHAFT & LEHRE |
Innovation 2:
Verknüpfung von CSR
und HR-Development
Das Masterstudium, aber auch die
Weiterbildungsseminare verbinden das
Management von Unternehmensverantwortung und Nachhaltigkeit stark mit
der branchenbezogenen Weiterbildung
von Mitarbeitern und Führungskräften,
z.B. im Human Ressource Management
oder Material- und Logistik Management.
sind Leitlinien, an Hand derer die
Prinzipien des UN Global Compact
in die unternehmensethische Managementausbildung an Hochschulen
integriert werden sollen. Das Institute
Corporate Responsibility Management
wurde vom UN PRME-Sekretariat zum
Leiter für die Arbeitsgruppe „Incorporation of the Principles for Responsible Management Eduaction (PRME)
in Executive Degree Programms“
2009 ernannt. Im Rahmen dieses
Engagements entstanden der M.A.
Im Mittelpunkt des Studiums stehen in Responsible Management und das
deshalb nicht nur strategische oder Weiterbildungsprogramm.
konzeptionelle Ansätze von CSR, Nachhaltigkeitsmanagement, Compliance,
Corporate Ethic Management usw.,
sondern die praktische Umsetzung
von Unternehmensverantwortung und
Nachhaltigkeit in den einzelnen Prozessen von Einkauf, Produktion, Logistik,
Marketing und Finanzen.
Innovation 3:
Steinbeis Transferprojekt-Studium
Die Institute bieten ein Programm, bei
dem die Teilnehmer im Rahmen ihres
Studiums oder der Weiterbildung Wissen für nachhaltiges Management und
Unternehmensverantwortung in der
Theorie erarbeiten und in der Praxis
ihres Unternehmens oder ihrer Organisation gleichzeitig anwenden. Das
sogenannte Transferprojekt-Studium
bietet den Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiter gezielt weiterzubilden
und in der unternehmerischen Praxis
zielgerecht einzusetzen. Studierende
an der Steinbeis Hochschule werden
damit zum Unternehmensberater im
eigenen Unternehmen. Die Institute
bieten deshalb auch die Dienstleistung an, geeignete Studenten für
die Unternehmen auszuwählen und
zu vermitteln.
Innovation 4:
Umsetzung verantwortungsbewusster
Managementprinzipien
Die Hochschulausbildung erfolgt auf
der Basis der UN PRME (Principles for
Responsible Management Education
der Vereinigten Nationen). Die PRME
LERN
FEST
2010
12.Juni 2010
Kloster Benediktbeuern
Eintritt frei!
Erlebt.Erlernt.Erinnert.
» Innovative Regionen brauchen regen
Austausch und immer wieder neue Impulse. Dafür bietet das Lernfest die besten
Gelegenheiten – für alle Bevölkerungsund Altersgruppen. Hier können sie
ausprobieren, wie viel die Region und ihre
Aktiven drauf haben. Das fördert auch
die Verbundenheit mit dem Lebens- und
Wirtschaftsraum Oberland. «
DIE THEMEN
Dr. Felicitas Mocny
ist Leiterin des Institute Corporate Responsibility Management
Prof. Dr. Wilfried Mödinger
ist Leiter des Institute of Sustainable
Leadership und Autor von „Sustainable Leader – 40 Aspekte nachhaltiger
Führung“.
Weitere Informationen:
Michael Wihlenda
Telefon +49 30 29220929
[email protected]
www.steinbeis-icrm.eu
1
LERNFEST-UNI
Zukunftweisende Naturwissenschaften
und Technik entdecken und erleben.
2
WIRTSCHAFT
Mit Unternehmergeist Zukunft sichern –
durch nachhaltiges Wirtschaften und
Nachwuchsförderung.
3
FAMILIE
Familienfreundliche Lebens- und
Arbeitsumfelder gestalten.
4
KINDER + JUGEND
Die Entwicklungs-, Ausbildungs- und
Berufschancen junger Menschen in der
Region erhöhen.
5
BIOMEILE
Regionale und biologische Produkte und
Dienstleistungen für gesunden Lebensstil
fördern.
6
LEBENSWERTE
Kultur und Tradition für die Zukunft
nutzen.
7
GESUNDHEITSGARTEN
Aus der Natur Ruhe und Kraft schöpfen.
VERANSTALTER: Die Lernende Region Tölzer Land
gemeinnützige GmbH in Zusammenarbeit mit Landkreis
Bad Tölz-Wolfratshausen, WirtschaftsForum Oberland,
Kloster Benediktbeuern, Jugendbildungsstätte Königsdorf
und Kreisbildungswerk Bad Tölz-Wolfratshausen.
www.lernfest2010.de
www.forum-csr.net
123
SERVICE
| MEDIEN |
forum Bücher
Grassmann, Peter H.
Burnout – Wie wir eine aus den Fugen geratene
Wirtschaft wieder ins Lot bringen
Wie ist es möglich, dass kurz nach dem
weltweiten Wirtschaftskollaps die Jagd nach
unbegrenztem Wachstum ohne Rücksicht
auf Konsequenzen ungehindert fortgesetzt
wird? Ein Insider, der die Schaltzentralen der
Macht jahrzehntelang selbst bedient hat,
rechnet mit einer ausgebrannten globalen
Marktwirtschaft ab. Doch der ehemalige
Siemens-Top-Manager zeigt auch, wie die
Kraft des Dialogs den Kapitalismus zähmen
kann. Grassmann fordert die Mitbestimmung
der Zivilgesellschaft in Unternehmen und
die Entwicklung eines branchenspezifisch
verpflichtenden Wertekodex.
2010, 144 Seiten, EUR 14,90
ISBN: 978-3-86581-191-2
www.oekom.de
Loft, Lasse
Erhalt und Finanzierung biologischer Vielfalt
– Synergien zwischen internationalem
Biodiversitäts- und Klimaschutzrecht
Das Buch analysiert das Problem der unzureichenden Finanzierung von Maßnahmen
zum Erhalt der globalen biologischen Vielfalt.
Dafür verknüpft der Autor neueste naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit ökonomischer
Analyse und rechtswissenschaftlicher Auslegung. Zunächst ermittelt er die Ursachen des
Verlustes und den Nutzen von Biodiversität,
um dann zu untersuchen, wie die rechtlichen
Verpflichtungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern in der Biodiversitätskonvention und dem Klimaschutzregime ausgestaltet
und verteilt sind.
2009, 237 Seiten, EUR 89,95
ISBN: 978-3-642-01504-5
www.springer.de
124
Hommelhoff, Peter / Hopt, Klaus J. /
Werder, Axel von (Hrsg.)
Handbuch Corporate Governance
Leitung und Überwachung börsennotierter
Unternehmen in der Rechts- und Wirtschaftspraxis
Das Standardwerk zur Corporate Governance
auf aktuellem Stand. Das Handbuch erläutert
umfassend alle juristischen und betriebswirtschaftlichen Aspekte sowie Fragestellungen des
Kapitalmarkts. Schwerpunkte sind die Strukturen und Organe der CG, die Kernprozesse
in den Unternehmen, die Besonderheiten im
Konzern sowie Fragen zu Transparenz, Prüfung,
Evaluation und Sanktionierung.
2., überarb. Aufl. 2009, 977 S., EUR 169,95
ISBN 978-3-7910-2596-4
www.schaeffer-poeschel.de
Behringer, Stefan
Compliance kompakt
Compliance-Management ist heute eine
grundlegende Aufgabe für jedes verantwortlich handelnde Unternehmen. Stefan Behringer gibt im Buch gemeinsam mit erfahrenen
Praktikern einen Überblick zu allen aktuellen
Compliance-Bereichen wie Legal Compliance
und Haftung; Accounting Compliance; Tax
Compliance; Health, Safety und Environmental Compliance; IT-Compliance. Dank dieser
Best-Practice-Lösungen gelingt es, Risiken zu
begrenzen und eine wirksame ComplianceOrganisation aufzubauen sowie die Reputation des Unternehmens zu stärken.
2010, 317 Seiten, EUR 39,95
ISBN 3503120769
www.ESV.info
Quaschning, Volker
Erneuerbare Energien und Klimaschutz
Hintergründe – Techniken – Anlagenplanung
– Wirtschaftlichkeit
Der Bestseller behandelt die breite Palette der
erneuerbaren Energien, angefangen bei der
Solarenergie über die Windkraft bis hin zur
Erdwärme oder Biomasse. Neben allgemein
verständlichen Beschreibungen der jeweiligen
Technik, des Entwicklungsstandes und künftiger Potenziale bietet das Buch auch konkrete
Anleitungen zur Planung und Umsetzung
eigener regenerativer Anlagen. Hinweise auf
Vorschriften und Fördermöglichkeiten geben
dabei weitere Hilfestellungen. Auch die Umweltverträglichkeit und das Zusammenspiel
der verschiedenen Technologien sowie ihre
Wirtschaftlichkeit werden beschrieben.
2., aktualisierte Auflage, 2009, 344 Seiten,
EUR 24,90
ISBN 978-3-446-41961-2
www.hanser.de
Bührke, Thomas / Wengenmayr, Roland
(Hrsg.)
Erneuerbare Energie
Alternative Energiekonzepte für die Zukunft
„Kompetent mitreden“ verspricht schon die
Überschrift der Einleitung. Und dieses Versprechen wird auf den nächsten 100 Seiten
eingelöst. Die zweite Auflage wurde jetzt stark
um neue Technikbereiche erweitert. Führende
Wissenschaftler erklären, wie Photovoltaik,
Solarthermie, Solare Klimatechnik, Wind- und
Wasserkraft, Brennstoffzellen, energieeffizientes Bauen und Wasserstoffspeicher zur
Netzstabilisierung funktionieren. Mit Informationen zu aktuellen Förderprogrammen.
2009, 2. akt. Aufl., 147 Seiten, EUR 34,00
ISBN 978-3527-40973-0
www.wiley.com
forum Nachhaltig Wirtschaften
| MEDIEN |
SERVICE
forum Bücher & Medien-Tipps
Stern, Nicholas
Der Global Deal
Wie wir dem Klimawandel begegnen und ein
neues Zeitalter von Wachstum und Wohlstand
schaffen.
Altner, Günter / Leitschuh, Heike / Michelsen, Gerd / Simonis, Udo E. / von Weizsäcker, Ernst U.
Jahrbuch Ökologie 2010
Umwälzung der Erde, Konflikte um Ressourcen
Feifel, Silke / Walk, Wolfgang / Wursthorn,
Sibylle / Schebek, Liselotte (Hrsg.):
Ökobilanzierung 2009: Ansätze und Weiterentwicklungen zur Operationalisierung von
Nachhaltigkeit
Sterns Buch bietet Einblick in die Pläne der führenden Ökonomen, einen Weg aus Klima- und
Wirtschaftskrise zu finden. Wer den Wunsch
hat, diesen Planeten in halbwegs bewohnbarer
Form unseren Kindern und Kindeskindern zu
hinterlassen, sollte Sterns Fahrplan für eine
Politik für die Zukunft, den „Global Deal“,
kennen. „Allen Vorschlägen Sterns geht es
darum, den Bürgern, den Städten, den Staaten
verantwortungsvolles Handeln zu erleichtern,
die Schwellen zu senken fürs Vernünftigsein.“
(Elisabeth von Thadden, DIE ZEIT)
Bei vielen nicht-erneuerbaren Ressourcen
gehen die Vorräte zur Neige und erneuerbare
Ressourcen können den Bedarf bisher nicht
decken. Das Jahrbuch Ökologie enthält viele
kluge Ideen und Beispiele für die Erschließung,
die Schonung und das Recycling von Ressourcen. Es zeigt, wie wir vom „Ressourcenfieber“
befreit werden können, wie die Wirtschaft
schlanker, die Gesellschaft genügsamer und
Institutionen zu Umweltkommissaren und
Nachhaltigkeitsagenten werden können.
Als entscheidungsunterstützendes Werkzeug im Sinn nachhaltiger Entwicklung ist
Ökobilanzierung einerseits standardisiert,
unterliegt andererseits einer steten Weiterentwicklung. Der Tagungsband zur fünften
Ökobilanz-Werkstatt 2009 beinhaltet Beiträge
und Diskussionen u.a. zur Allokationsfrage,
Product Carbon Footprint, Fragestellungen im
Zusammenhang nachwachsender Rohstoffe
wie Nutzungskonkurrenzen und Flächeninanspruchnahme – um nur einige wenige
Stichworte zu nennen.
2009, 287 Seiten, EUR 19.90
ISBN-13 9783406591761
www.beck.de
2009, 248 Seiten, EUR 19,80
ISBN 978-3-7776-1768-8
www.hirzel.de
2009, 295 Seiten, EUR 32,00
ISBN 978-3-86644-421-8
www.uvka.de
Oscarprämiert und jetzt als DVD
DIE BUCHT (The Cove)
Doch in einer abgelegenen Bucht im japanischen Küstenort Taiji, die von der Außenwelt
durch Stacheldraht und Sicherheitspersonal
abgeschottet wird, entdeckt O’Barry ein
dunkles und tödliches Geheimnis.
Kontakt
EuroVideo
Sandra Czuday
[email protected]
Telefon +49 (0)89 / 96 24 44 20
DIE BUCHT zeigt, wie sich Ric O’Barry gemeinsam mit Regisseur Louie Psihoyos auf
eine Undercover-Mission begibt. Im Stil von
„Ocean’s Eleven“ rekrutieren die beiden
ein Team von Spezialisten bestehend aus
Tauchern, Surfern, Unterwasserfilmern und
Special Effects-Künstlern. Ihr Ziel: die Vorgänge
in der Bucht zu filmen und damit aufzudecken,
was der Öffentlichkeit bisher verschwiegen
wurde. Die Polizei, lokale Behörden und die
Fischer von Taiji sind ihnen immer auf den
Fersen.
Niemand kennt Delfine so gut wie Ric O’Barry.
In den 60er Jahren war er der Trainer von
„Flipper“. Jenem Delfin, der Generationen
von Fernsehzuschauern begeisterte. Doch mit
Delfinarien, Delfin-Shows, Delfintauchgängen
und -therapien entstand ein global florierendes
Multimillionengeschäft – eine Industrie, für
deren Existenz sich O’Barry mit verantwortlich
fühlt. Weltweit engagiert er sich nun leidenschaftlich gegen den Fang von Delfinen und
macht wirtschaftliche und politische Interessen
öffentlich, die hinter dem Geschäft mit den
Meeressäugern stehen.
www.forum-csr.net
DIE BUCHT ist Öko-Thriller, Abenteuerfilm
und provokanter Coup. Packend, verstörend,
aufrüttelnd – und unterhaltsam wie ein Mix
aus „Im Rausch der Tiefe“ und „James Bond“.
Ein Film über Schuld, Verantwortung und
Wiedergutmachung, der Fragen aufwirft,
wütend macht und den Blick auf die Welt
ein Stück verändert.
Das dokumentarische Meisterwerk wurde
dieses Jahr mit dem Oscar© als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Seit dem 11.3. ist
er jetzt bei EuroVideo auf DVD und Blue-ray
erhältlich.
Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
125
SERVICE
| EVENTS |
forum Events in der Vorschau
13. bis 14. April 2010, Stuttgart
Deutsches CSR-Forum – Forum
EnviComm
Alanus Ökonomie Symposium an der
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft statt. Angeregt durch ausgewählte Impulsvorträge werden sich die
Teilnehmer mit dem Thema „Arbeit der
Zukunft, Zukunft der Arbeit“ beschäftigen. Ist Teamarbeit ein soziales Spiel?
„Bereitschaft-Begegnung-Bewegung“
– Wie schaffen wir motivierende Zusammenarbeit und authentischen Kontakt?
Diese Fragestellung wird nicht nur einer
der inhaltlichen Schwerpunkte sein,
sondern wird auch den gesamten Tagungsablauf gestalten.
www.alanus-symposium.de
Das 6. Forum
steht unter dem
Motto „Rio wird
18 – Nachhaltige Unternehmensführung von Rio bis
Delhi“ und wird sich mit der gesamten
Triple Bottom Line – Ecology, Economy,
Social – befassen.
Referenten – vom Vorstand bis zum Executive, vom Minister bis zum NGO-Leiter,
vom Chefredakteur bis zum Professor –
befassen sich mit aktuellen CSR-Fragen
und wagen dazu einen Blick zurück auf
18 Jahre nachhaltige Entwicklung seit 27. bis 28. April 2010, Bonn
der UN-Konferenz von Rio 1992.
6. Sustainability Congress
www.envicomm.org
Der Sustainability Congress
15. bis 17. April 2010, Zeulenroda
bietet bereits
sustainability congress
zum 6. Mal ein
3. ARENA für NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit intensiv: Erfahren was die Forum für diejenigen, die das Thema in
Zukunft will – Jetzt! 3 Tage, 3 Brenn- der Finanzwirtschaft gestalten.
Die Themen:
punkte, 3 Begegnungen
D i e A R E N A - Der Kongress liefert eine Standortbestimmung nachhaltiger Investmentfür NACHHALprodukte.
TIGKEIT ist der
Jahrestreff für - Immobilienfonds werden nachhaltig!
Unternehmens- - Nachhaltige Unternehmensziele: Anspruch und Wirklichkeit!
lenker, Experten,
CSR-Beauftrag- - Decken afrikanische Solarfelder in
Zukunft den gesamten Energiebedarf
te, Wissenschaftler, Berater und GrünEuropas und wie können Anleger
der, um sich drei Tage lang intensiv mit
profitieren?
den Themen WACHSTUM, RESSOURCENEFFIZIENZ und FÜHRUNGSKULTUR - Ökologische und ethische Themen
sind Bestandteile unserer heutigen
auseinanderzusetzen. Die 3. ARENA
Welt.
bietet die Chance tief einzusteigen, neue
Handlungsimpulse zu bekommen, kon- www.sustainability-congress.de
krete Maßnahmen zu entwickeln und
neue individuelle Potentiale freizulegen. 5. bis 6. Mai 2010, Berlin
Nutzen auch Sie diese Zeit um Werk- 2. Media Mundo Kongress
zeuge für nachhaltiges Wirtschaften zu
Der 2. Media
identifizieren, Vorbilder und Vordenker
Mundo Konzu treffen und Allianzen zu bilden.
gress bietet
www.nachhaltigkeitsarena.de
ein innovatives
www.MediaMundo.info
Trend- und Zu21. bis 22. April 2010, Alfter bei Bonn
kunftsforum zum Thema Klimaschutz
Wi.n.d. Alanus Ökonomie Symposium und nachhaltige Medienproduktion
Erledigst du noch, oder unternimmst innerhalb der Creative Industries. Parallel
zur postprint berlin 2010 und der Special
du schon?
Zum zweiten print + marketing veranstaltet der FachM a l f i n d e t verband Medienproduktioner (f:mp.)
das Wi.n.d. am 5. und 6. Mai 2010 in Kooperation
2010
126
mit der Messe Berlin und zahlreichen
Partnern aus der Industrie den 2. Media
Mundo Kongress für nachhaltige Medienproduktion in Berlin.
www.mediamundo.biz/kongress/kongress2010
6. bis 7. Mai 2010, Warschau/Polen
Organic Marketing Forum 2010
Inter nationale
Tagung zur Verarbeitung und
Ve r m a r k t u n g
von ökologischen
Produkten und Rohwaren
Als zentrales internationales Treffen der
Biobranche in Mittel- und Osteuropa
bietet das Organic Marketing Forum:
- Konferenz mit internationalen Experten
- Geschäftspartnerbörse
- Ausstellung in Messehalle
- Exkursion
- Teilnehmer aus ganz Europa
www.organic-marketing-forum.org
12. Juni 2010, Benediktbeuern
ERLEBT.ERLERNT.ERINNERT! – Das
Lernfest
Unter dem Motto
„Ler nen mit Freude“ erlebt man auf
Deutschlands größtem
Lernfest (über 37.000
Besucher) die Vielfalt
der Lernmöglichkeiten
in der gesamten Oberland-Region. Die Akteure des Lernfestes
kommen aus den Wirkungsfeldern
Bildung (Schulen und Hochschulen),
Kommunen und Unternehmen. Mit der
Lernfest-Uni „Zukunft neu lernen“ mit
dem zentralen Querschnittsthema BIONIK sollen 2010 insbesondere Jugendliche und Eltern für neue Möglichkeiten
in Forschung, Technik und Wissenschaft
(MINT-OFFENSIVE) begeistert werden.
Deutlich werden soll, welche Relevanz
„Nachhaltigkeit“ nicht nur im Umweltschutz, sondern darüber hinaus auch für
den Verkehr der Zukunft, die Architektur
sowie die Informations- und Kommunikationstechnik hat.
www.lernfest2010.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
| EVENTS |
10. Juni 2010, Dortmund
e.day 2010 – Kongress für Energiewirtschaft und Kommunen
Der Kongress am
2010 10. Juni 2010 in
Dortmund inforKongress für Energiewirtschaft
und Kommunen
miert unter dem
Motto „Energie in Bewegung“ über
Stand und Perspektiven der Themen
ENERGIEEFFIZIENZ, ERNEUERBARE
ENERGIEN und ELEKTROMOBILITÄT.
Anspruch ist es, Wünschenswertes zu
beschreiben, Notwendiges zu definieren
und Machbares zu diskutieren.
www.eday2010.de
day
10. bis 13. Juni 2010, Bad Kissingen
Die Kunst des Wirtschaftens
SERVICE
nicht nur innovative unternehmerische
und regulatorische Lösungen präsentiert, sondern auch neue Geschäftsmodelle initiiert werden. SusCon begreift
sich selbst als „think-do tank“.
„Wir können schon jetzt viel mehr tun
und dürfen nicht erwarten, dass der
Markt allein das Problem des Biodiversitätsschutzes löst“, so Udo Censkowsky
(Organic Services).
Bernward Geier (COLABORA) zufolge
muss Biodiversität geschützt werden,
weil ohne sie das Überleben der Menschheit nicht möglich ist. Er betont, dass
„viele Berichte, unter anderem der
UNEP-Bericht über ‘Ökosysteme und
Klimaschutz’, die Wichtigkeit von Investitionen in funktionierende Ökosysteme
als direkten Beitrag zum Klimaschutz
hervorheben“.
Die SusCon findet in Kooperation mit der
NürnbergMesse – einem der führenden
Messeanbieter für nachhaltige Produkte
– statt. Sie garantiert den Kontakt zu
Unternehmen, die im Bereich der Nachhaltigkeit führend sind. Die Ansprache
dieser Unternehmen wird auch durch
die anderen Organisationspartner der
Konferenz gesichert: das UNEP/ Wuppertal Collaborative Center for Sustainable
Consumption and Production (CSCP),
die Business & Biodiversity Initiative des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und
die Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ).
www.suscon.net
In einem sich
stetig wandelnden Markt ist es
sprichwörtlich
eine Kunst, als Unternehmer und Führungskraft, Antworten auf die immer
komplexeren Fragen zu finden. Als
Handelnde und Betroffene stehen wir
im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit
und Werteorientierung.
Unternehmer, Politiker und Wissenschaftler geben auf dem großen Jahreskongress neue Impulse für ein menschliches Miteinander. Referenten sind u.a.
Prof. Dr. Michael Bockemühl, Dr. Ulrich
Freiesleben, Dr. Joachim Galuska, Wolfgang Gutberlet, Paul Kohtes, Dr. Josef
Riegler, Prof. Dr. Wolfgang Vieweg, Prof.
Dr. Barbara von Meibom, Dr. Dr. Klaus
von Ploetz, Prof. Dr. Arist von Schlippe,
16. und 17. Juni 2010, Berlin
Dr. Matthias zur Bonsen.
www.kongress.heiligenfeld.de
3rd ESMT Annual Forum – People,
15. bis 16. Juni 2010, Nürnberg
SusCon – Biodiversity – a strategic
value in a greening economy
Planet, Profit: Creating a Sustainable
Future
Im internationalen Jahr der
Biodiversität soll • What strategies can companies immit Führungsplement to create both business and
kräften von Wirtschaftsunternehmen,
social value?
öffentlichen Einrichtungen und NGOs • Which role should the state play in
diskutiert werden, wie der „Green New
the struggle for a sustainable, yet
Deal“ umgesetzt werden kann, um den
competitive future?
unkontrollierten Verlust an Biodiversität • How can organizations best develop
aufzuhalten. Auf der Konferenz sollen
talent for long-term effectiveness in
International Conference on
Sustainable Business and Consumption
www.forum-csr.net
the market place?
• How do we build a green energy
future?
Take advantage of:
- 30+ international corporate, academic, and public policy leaders
- 300+ participants
- 1 high-caliber cornerstone panel
- 3 academic panels giving new indepth insights into the “triple bottom
line”, sustainable leadership, and the
future of energy
- 5+ hours of networking opportunities
- 2 conference days in a historical building in the heart of Berlin
www.annualforum.esmt.org
17. bis 18. Juni 2010, Bonn
Zweiter Deutscher Elektro-Mobil
Kongress
Das nova-Institut veranstaltet in Kooperation mit der IAV GmbH Ingenieursgesellschaft Auto und Verkehr den Zweiten
Deutschen Elektro-Mobil Kongress im
World Conference Center Bonn.
- 40 Top-Referenten mit Präsentationen
zu ihren aktuellen Entwicklungen
(bereits zugesagt haben u.a. Deutsche
Bahn, Fraunhofer IFAM, IBM Research,
Michelin, RWE, Toyota, TÜV SÜD)
- Mehr als 600 Teilnehmer aus allen
Industriebranchen, sowie der Forschung und Entwicklung mit Bezug
zur Elektromobilität
- Eine Ausstellung mit Platz für ca. 50
Aussteller (von OEMs über Zulieferer
bis hin zu Forschungsinstituten und
Verbänden) – Bewerben Sie sich jetzt
für einen Ausstellungsstand!
- Teststrecke mit diversen Elektrofahrzeugen (Einrad, Zweirad, Dreirad
und natürlich auch mit vier Rädern),
auf der die Teilnehmer Probe fahren
können
- Zahlreiche Geschäftskontakte und
Vernetzung aller Akteure auf dem
Gebiet der Elektromobilität
www.e-mobil-kongress.de
127
SERVICE
| EVENTS |
forum Events in der Vorschau
19. bis 20. Juni 2010, München
Bauherren, Kommunen, Investoren, Herstellern und Hochschulen – eine einmalige Plattform, um sich aus erster Hand
über neueste Entwicklungen im Bereich
M
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c
h
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integrative
der Nachhaltigkeit zu informieren.
a
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S
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medizin
www.messe-stuttgart.de/consense
sich
unter
kongress
m
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a
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19. - 20. Juni 2010 in München
400 Ärzte, 2. bis 3. September 2010, Iserlohn
Heilpraktiker, Therapeuten, Gesund- Campus Symposium
heitspolitiker, Pfleger, Kostenträger
Das Campus
und Studenten: Diskutieren Sie, welche
Symposium
Möglichkeiten und Wege einer effekist eine intiven und effizienten interdisziplinären ternationale Wirtschaftskonferenz, die
Zusammenarbeit im Gesundheitswesen von Studenten der privaten Hochschule
es gibt und gestalten Sie deren Um- BiTS in Iserlohn organisiert wird. Durch
setzung in schwerpunktorientierten anerkannte Referenten, wie etwa den
Arbeitskreisen mit.
ehemaligen Präsidenten der Vereinigten
www.integrativemedizinkongress.de
Staaten, Bill Clinton, oder den ehemaligen Premierminister Großbritanniens,
25. bis 26. Juni 2010, Frankfurt
Tony Blair, hat sich das Symposium in
seiner fünfjährigen Geschichte bereits zu
4. Karmakonsum Konferenz
E m p o w e r i n g einer der bedeutendsten Wirtschaftskona new Spirit in ferenzen in Deutschland entwickelt.
Business. Unter In diesem Jahr wird am 2. und 3. Sepdiesem Motto tember der Friedensnobelpreisträger Al
treffen sich Entscheider und Vordenker Gore eine Rede zum Thema Nachhaltigauf der vierten KarmaKonsum Konfere- keit halten. Das studentische Organisatirenz 2010, der Businesskonferenz und onsteam will dabei den Zusammenhang
Networking-Veranstaltung für neues zwischen ökologischer und ökonoWirtschaften und nachhaltige Lebens- mischer Nachhaltigkeit untersuchen und
so für die Gäste neue Lösungsansätze
stile (LOHAS).
Die KarmaKonsum Konferenz besteht präsentieren.
www.campus-symposium.com
aus vier Teilen:
- 25.6.2010: Business-Konferenz für
15. bis 19. September 2010, Berlin
Fachpublikum
- Gründer-Award: Networking Abend- CLEAN TECH WORLD 2010
Event
- Expo / Messe: 2 Tage Ausstellung für
nachhaltige Alternativen im Business
- 26.6.2010: GreenCamp, die Networking- & Ideenbörse
www.karmakonsum.de/konferenz
Die CLEAN TECH WORLD ist die erste internationale Ausstellung und Konferenz,
22. bis 23. Juni 2010, Stuttgart
die das Beste aus allen Umwelttechnologien an einem Ort zusammenbringt.
Consense
Nachhaltigkeit ist Vom 15.09.-19.09.2010 wird der histodas zentrale The- rische Flughafen Tempelhof im Herzen
ma der Bau- und Berlins zur Bühne für wegweisende
Immobilienbran- Lösungen von heute und die spanche. Wie in den vergangenen Jahren nendsten Visionen für morgen. Vorreiter
bietet die Consense auch 2010 allen aller Umwelttechnologien präsentieren
am nachhaltigen Bauen Beteiligten und ihren neuesten Stand der Technik und
Interessierten – Architekten, Planern, definieren Strategien der Zukunft.
Bauingenieuren, Projektsteuerern sowie Hochkarätige Konferenzen, zahlreiche
2. Internationale Integrative Medizin
Kongress
128
Veranstaltungen und die weltgrößte
Teststrecke für alternativ betriebene
Fahrzeuge machen die CLEAN TECH
WORLD zu einem nachhaltigen und
ganzheitlichen Erlebnis für Fachbesucher
und Öffentlichkeit.
www.cleantechworld.org
22. bis 24. September 2010, Berlin
The 4th International Conference on
Corporate Social Responsibility
Every two years, leading academics, executives, policymakers, and representatives from civil society organizations from
around the world have been meeting
in Berlin to debate key questions from
a diverse range of cultural perspectives
and professional viewpoints.
Relying on global exchange and scientific discourse, the 4th CSR-Conference
„CSR-Challenges Around the Globe”
seeks to identify professional trends in
CSR and suggest options for responsible action in an increasingly globalized
world.
www.csr-hu-berlin.org
10. bis 12. November 2010, Frankfurt
Nutec
Vom 10. bis 12. November 2010 gibt die
Nutec drei Tage Raum für Wissenstransfer und Netzwerkbildung. Aussteller
zeigen branchenübergreifend bewährte
und weiterentwickelte Cradle to CradleProdukte und -Dienstleistungen sowie
Übergangslösungen und -konzepte
zur Produktoptimierung im Sinne ökonomisch und ökologisch orientierter
Wertschöpfung. Cradle to Cradle-Starter
sind herzlich willkommen!
Auf dem Fachkongress wird der Informationsaustausch rund um Cradle to Cradle
fortgeführt. Renommierte Referenten
aus aller Welt geben einen Überblick
für Einsteiger und Einblicke in aktuelle
Studien und Marktentwicklungen.
www.nutec.de
forum Nachhaltig Wirtschaften
| EVENTS |
SERVICE
forum Events in der Nachschau
HOME to Business
Die Bilder unseres Planeten wirken (CSR-)Wunder
!
Gemeinsam Zukunft gestalten
Von Tina Teucher
Wie können Unternehmen den Herausforderungen der Zukunft – wie Biodiversität,
Energieversorgung und Klimaschutz – begegnen? Antwort: Durch die Emotionen,
die uns Bilder vermitteln! Sie setzen
die Energie für kreative Lösungen und
Innovationen frei. Der Film HOME ist
mit seinen bewegenden Bildern von unserem Planeten das ideale CSR-Tool, um
Verantwortungsträger und Mitarbeiter
in Organisationen und Firmen positiv zu
stimulieren, die Gestaltung der Zukunft
aktiv in die Hand zu nehmen und auf die
jeweils in Unternehmen schlummernden
Potenziale zu übertragen.
Foto: © Maximilian Heinz
Yann Arthus-Bertrand überzeugt. Sein
Ziel ist es, dass 100 Millionen Menschen
auf der Welt seinen Film sehen. „Dieser
Film führt uns deutlich vor Augen, wie
wichtig unser Engagement in unseren
Unternehmen für eine nachhaltige Zukunft ist“, resümiert Bernhard Schwager,
Umweltmanager bei Robert Bosch.
Beim Start von HOME to Business übergab
Stefan Löbbert von der HypoVereinsbank
dem zwölfjährigen Felix Finkbeiner von Plant
for the Planet einen Scheck über 3.000 Euro
für die Umsetzung seiner Vision, in jedem
Land eine Million Bäume zu pflanzen.
240 Teilnehmer kamen am 28. Januar ins
Münchner HVB-Forum. Im vielseitigen
Programm des Intensiv-Seminars „Die
Zukunft des CSR Managements – Alles
im grünen Bereich?“ beleuchteten CSRBeauftragte von Bosch, Siemens, BMW &
Co. gemeinsam mit Bio-Pionieren der ersten Stunde Strategien für unternehmerische Verantwortung. Am Abend ließen
sich die Teilnehmer von der Vorführung
des Films HOME bezaubern. „Es ist zu
spät um Pessimist zu sein“, ist Regisseur
www.forum-csr.net
die HOME DVD jedem interessierten
Mitarbeiter im Hause zusenden und
den Film auf Veranstaltungen unseren
Kunden zeigen“, so Stefan Löbbert,
CSR-Manager bei der HypoVereinsbank.
„Unsere strategischen Nachhaltigkeitsaktivitäten und Produkte beinhalten
„echte Antworten“ und HOME kann
uns bei der Sensibilisierung von KunVisuelle Emotionen als CSR-Tool den und Mitarbeitern für die Themen
Umwelt, Klima und Ressourcen bestens
Neben der HypoVereinsbank wurde der unterstützen.“
Film bereits bei BMW und diversen anderen Firmen eingesetzt. „Unser HOME Nutzen auch Sie den in 54 Ländern
to Business-Konzept ist weit mehr als gedrehten Film HOME, um damit Ihre
eine Filmvorführung“, sagt Christoph Anliegen zu transportieren und in einen
Santner, Projektmanager im Organi- aktiven Dialog mit Ihren Stakeholdern
sationsteam von VerantwortungJetzt! zu treten. Mit HOME to Business bieten
„Wir erarbeiten zusammen mit unseren wir Ihnen einen Rundum-Service und ein
Partnern ein schlüssiges, auf die Zielset- breites Netzwerk, um Ihre Veranstaltung
zung des Unternehmens ausgerichtetes erlebnis- und ergebnisreich zu gestalKonzept“. Vor der Filmaufführung spre- ten: Von Moderatoren, über bekannte
chen Unternehmensvertreter wahlweise Teilnehmer für Podiumsdiskussionen
über die bereits erzielten Erfolge oder die aus allen gesellschaftlichen Bereichen,
Herausforderungen, mit denen sich das lösungsorientierte Firmen-Workshops,
Unternehmen konfrontiert sieht. Nach bis hin zur exklusiven Bio-Verköstigung
dem Film wird die Aufbruchsstimmung der Teilnehmer durch unsere Cateringdazu genutzt, entweder in Podiums- partner.
diskussion oder in einem Open-Space- Gern schaffen wir auch die Verbindung
Ambiente über Handlungsmöglichkeiten zur HOME-Stiftung goodplanet.org.
zu diskutieren oder konkrete Projekte
zu erarbeiten. „Ich war begeistert, wie Wir beraten Sie gerne.
angeregt die Leute im Anschluss net- Kontakt:
worken und neue Ideen entwickeln“, VerantwortungJetzt! by ALTOP
bestätigt Eva-Maria Börschlein, Innova- Christoph Santner
[email protected]
tionsmanagerin bei BMW.
www.verantwortungjetzt.net
Unternehmen nutzen den Film, um
interne Prozesse in Gang zu setzen,
Motivation zu stärken und Innovationen
anzuregen. Aber auch im externen
Stakeholder-Dialog inspiriert der Film,
Lösungen voranzutreiben: Mit Presse,
Kundschaft, Shareholdern und weiteren
Anteilsnehmern kann die Einbettung
des Unternehmens innerhalb der Gesellschaft und die daraus erwachsende
Verantwortung in einem breiteren Kreis
thematisiert werden. „Wir werden
129
SERVICE
| VORSCHAU |
Vorschau 03/2010
In der kommenden Ausgabe lesen Sie:
Schwerpunkt: Die Verantwortung der Medien
- Grundwerte einer zukunftsgerichteten Medienpolitik
- Qualität, Vielfalt und Verantwortung der Presse
- Wie kommen nachhaltige Themen verstärkt in die Medien?
- Kooperationsprozesse zwischen Medien, NGOs und Politik
- Mit Web 2.0 die Welt verändern: Nachhaltigkeitskommunikation und neue Medien
Special: Fairtrade
- Kriterien und Sozialstandards, Zertifizierungsmöglichkeiten und Labels
- Nicht nur Lebensmittel und Textilien: alle Branchen sind gefragt!
- Think global, act local: Fairer Handel auch in Deutschland
Foto: © TransFair Deutschland e.V./fair feels good
Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia
Foto: © Energy Autonomy/FechnerMedia
Neues aus Dauerrubriken wie „Strategie & Unternehmensführung“, „Green Building“ und
„Energie & Klima“ sowie dem neuen Dauerthema „Business & Biodiversity“
Impressum
Herausgeber: ECO-World by ALTOP in Kooperation mit
dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes
Management (B.A.U.M.) e.V.
Redaktion: Fritz Lietsch (Chefredakteur), Tina Teucher,
Edda Langenmayr, Sabrina Krebs, Alistair Langer, Erik
Ammann, Uta Dobler, Maximilian Heinz, Miriam Schuller,
Christian Bayer, Stefan Hörmann, Christoph Santner
Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 11
[email protected]; www.forum-csr.net
Verlag: ALTOP Verlag, Gotzinger Str. 48, 81371 München
Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 0
Fax +49 (0)89 / 74 66 11 - 60
[email protected]; www.altop.de
Geschäftsführer: Fritz Lietsch Gerichtsort München;
Handelsregister Nr. 749 25
Mitarbeit an dieser Ausgabe: Maximilian Gege,
Norbert Röttgen, Janez Potocnik,
Günther Bachmann,
ˇ
Sven Krüger, Marco Voigt, Curt Winnen, Peter Grett,
Thomic Ruschmeyer, Edgar Endrukaitis, Judith Winterstein,
Josh Bishop, Mark Schauer, Sebastian Winkler, Corinna
130
Hölzer, Marion Hammerl, Patrick Trötschler, Sebastian
Kirschner, Jörg Dietrich, Ahmed Djoghlaf, Achim Steiner,
Volker Hauff, Stefan Schaltegger, Holger Petersen, Martin
Oldeland, Muhammad Yunus, Dennis Lotter, Jerome Braun,
Christian Klant, Claudia Mende, Dieter Brübach, Martin
Beckenkamp, Ralph Thurm, Bernward Geier, Vandana Shiva,
Kathrin Hartmann, Georg Zoche, Felicitas Mocny, Wilfried
Mödinger, Florian Möllers (Wild Wonders of Europe),
Alistair Langer
Anzeigenbetreuung: Uwe Stiefvater-Hermann
Telefon +49 (0)4532 / 2 14 02; Wolfgang Gaudian,
Telefon +49 (0)89 / 74 66 11 - 14
Marketing: Alistair Langer Telefon +49 (0)89 / 96 01 33 43
Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 12 11
53334 Meckenheim; Telefon +49 (0)2225 / 88 01 - 0
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Gedruckt auf Charisma Silk aus 100 % Altpapier – ein Produkt der Steinbeis Papier Glückstadt GmbH & Co. KG
Titelbild: © Getty Images
Preis: 7,50 Euro
Erscheinungsweise: vierteljährlich ISSN 1865-4266
Printed in Germany 2010
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geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die durch die Herstellung des Magazins verursachten Treibhausgase werden durch Klimaschutzmaßnahmen kompensiert.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des
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forum Nachhaltig Wirtschaften
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kombiniert 3,3; CO2-Emission, kombiniert 87 g/km. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.
Bild: pixelio.de
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