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Jazz & Pop
The Rolling Stones »A Bigger Bang«
w w w. s u m m a c u l t u r a . d e
36. Woche | 2005
Titel, A Bigger Bang
Band, The Rolling Stones
Veröffentlichung, 05. September 2005
Label, Virgin (EMI)
Preis, 12,99 Euro
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Allenfalls ein Knällchen
Website
SUMMA-METER
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MEDIEN-ECHO
© EMI Music Germany
Zum Werk
Besonderheit
16 neue Songs. 1997 war es, als die Rolling Stones ihr letztes Stu-
Politisches Statement. Sweet Neo Con ist der 13. Track des neu-
dioalbum Bridges over Babylon präsentierten. Seitdem wurden
die Fans mit No Security (1998), Forty Licks (2002) und
Live Licks (2004) versorgt. Doch allein die gespannte Ungeduld, mit der dem bereits am 27. Juli bekanntgegebenen Namen
des neuen Albums entgegengefiebert wurde, macht deutlich, dass
die Zeit reif für Neues war. Seit dem 5. September ist A Bigger
Bang auf dem Markt, und der Käufer darf sich mit 16 neuen
Songs und der längsten Platte seit Exile On Main Street (1972)
vergnügen.
en Albums und vielleicht der ungewöhnlichste. In ihm wird
die sich vermeintlich christlich und patriotisch gebende USAdministration recht unverblümt als heuchlerisch charakterisiert. Zudem wird sie mit weit unflätigeren Schmähungen belegt,
die keinen Zweifel daran lassen, dass man bei den Stones speziell auf George W. Bush nicht gut zu sprechen ist. Nationale
Unruhe bereits vor der Veröffentlichung folgte. Auslöser der burschikosen Anklage war Mick Jagger höchstselbst. Er wollte es
unbedingt, also habe ich mitgemacht , bemerkt Keith Richards
augenzwinkernd.
Stil
Stilistische Vielfalt. Es ist mittlerweile schon ein Stilmerkmal der
Rolling Stones, dass sie auf ihren Alben ein breitgefächertes musikalisches Tableau zu präsentieren versuchen, und so zeichnet
sich erwartungsgemäÿ auch A Bigger Bang durch eine respektable, stilistische Vielfalt aus. Neben die Disconummer Rain
Fall Down und das hitverdächtige - vorsorglich zuvor als Single ausgekoppelte - Streets of Love treten ein traditioneller
Rocksong wie It Wont Take Long , der Blues Back of My
Hand , die Reggaereminiszenz Sweet Neo Con , die Ballade
The Biggest Mistake und vielleicht als musikalischer Höhepunkt Laugh, I Nearly Died . Allesamt sind die Nummern als
kongeniale Koproduktion von Mick Jagger und Keith Richards
entwickelt und schlieÿlich in bewährter Teamarbeit im Studio
verfeinert und endgültig zusammengesetzt worden. Das Ergebnis: ein Album, das - so Konrad Heidkamp (Die Zeit) - zwar nicht
lebensnotwendig sei, aber auch niemanden stören dürfte.
Kritikenspiegel
Öfter mal nichts Neues. Um ehrlich zu sein , so kann man mit
Konrad Heidkamp (Die Zeit) wohl die Einschätzungen der Kritik
zusammenfassen, kein Mensch braucht diese Platte - zumindest dann nicht, wenn man bereits ein Album der Rolling Stones
sein Eigen nennt. Einmal mehr belegten diese, dass sie, so Matthias Heine (Die Welt), seit Jahrzehnten auf der Stelle treten .
Wieder einmal werde das von Karl Bruckmaier (SZ) konstatierte
Grundproblem der Rolling Stones deutlich: Jedes Mal aufs
Neue bekommen wir ein Dutzend mittelguter Songs vorgesetzt,
die irgendwie ältlich wirken. Zeigt sich Konrad Heidkamp (Die
Zeit) erleichtert, dass es Gott sei Dank keinerlei modische
Anleihen auf dem neuen Album gebe, betont Karl Bruckmaier
(SZ), dass ein solches Lautstärke gewordenes Mittelmaÿ nicht
befriedigen könne: Wenn nämlich Musik glücklich machen soll,
dann muss sie Risiko eingehen. Zudem sei - wie Matthias Heine (Die Welt) bemängelt - jeder einzelne Track einfach viel zu
lang , die ganze CD eine 16-fache Dehnung, bei der sich um wenige Geistesblitze ... etwa zehn gleich klingende Rocksongs im
gehobenen Tempo gruppierten. Im Gegensatz zu alten Glanzzeiten sind die meisten der neuen Songs laut Karl Bruckmaier (SZ)
Imitate, Selbstzitate, Derivate und werden in nur wenigen Jahren bestenfalls mittelgute Oldies sein. Aber genau dies scheint
seiner Meinung nach ein relativ anonym bleibendes Segment
konservativer Rock-Kundschaft zu verlangen: Abweichungen
vom Reinheitsgebot werden ... nicht goutiert und von der Band
auch nicht gewagt. So ist A Bigger Bang nicht mehr als keine
schreckliche Platte und nur in dem Maÿe wohltuend, wie man
sich immer wieder freut, daÿ im Nutella-Glas tatsächlich Nutella
ist und keine Teewurst , so Matthias Heine (Die Welt).
Weitere Informationen
Die »A Bigger Bang«-Tournee. Am 21. August 2005 sind Mick
Jagger, Keith Richards, Ron Woods und Charlie Watts im ausverkauften Bostoner Fenway Park in ihre Welttournee gestartet.
Zum bereits 31. Mal werden die mittlerweile über 40 Jahre bestehenden Rolling Stones ihren zahlreichen Anhängern nicht nur
Songs aus ihrem aktuellen Album präsentieren, sondern auch
Klassiker wie Beast Of Burden , Satisfaction und You Can't
Always Get What You Want zum Besten geben. Nach Stationen
in Nord- und Südamerika sowie Australien werden die Stones
im Sommer 2006 ihre 100 Meter breite, 30 Meter hohe und gut
300.000 Tonnen schwere Bühne auch in Europa aufschlagen. sr