Die US-Subprime-Hypothekenmarktkrise
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Die US-Subprime-Hypothekenmarktkrise
Die US-Subprime-Hypothekenmarktkrise Strukturelle Ursachen und Schlussfolgerungen für die entstehenden europäischen Hypothekenmärkte Europäische Bausparkassenvereinigung 25. Oktober 2007 Hans-Joachim Dübel Finpolconsult.de, Berlin Über den Autor Ehemaliger Weltbank-Mitarbeiter, Firmengründer Berlin (Finanzsektorentwicklung); Autorschaft oder Koautorschaft aller wesentlichen EU-Vergleichsstudien im Hypothekarkreditsektor seit 1995; USA-Markterfahrung durch Beratung von US-Anbietern im europäischen Markt und zahlreiche Studien und Konferenzen zum US-Markt; Internationales Ökonomen-Netzwerk im Hypothekarkreditsektor. Historisch bedingte US-Marktstruktur 1920er Jahre: Banken/Sparkassen auf Einzelstaaten beschränkt, 1932 deshalb Gründung der regionalen Federal Home Loan Banks. 1934: Öffentliche Kreditgarantien für Hypokredite (Federal Housing Administration), begrenzt auf langfristige Festzinskredite auf Einfamilienhäuser. 1937: Federal National Mortgage Association (Fannie Mae) schafft Parallelsystem zu Banken/Sparkassen, das mit Mortgage Brokern arbeitet. 1969: Vietnam-Fiskalkrise bedingt Fannie Mae-’Privatisierung’. Schaffung von Ginnie Mae (Niedrigeinkommen, Veteranen) und eines ‘Wettbewerbers’, Freddie Mac. 1980s: Bundesregulierung schafft einzelstaatliche Verbraucherschutzregeln zum Zinswucher abÆSubprime-Markt entsteht. 1990s: Nach der Sparkassenkrise steigen Fannie Mae und Freddie Mac zu zentralen Refinanzierern und Kreditgarantoren im Mitteleinkommensmarkt auf. Ergebnis: privater Sektor ist vor allem in risikoreichen Marktnischen aktiv: Jumbo, Subprime, nicht-traditionelle Produkte/Gleitzins. Private und staatliche Marktsegmente in den USA heute NEUE PRIVATE MÄRKTE -Subprime -Nahe-Prime (‘Alt-A’) (Piggybacks, low documentation, neg amortization) Quelle: Finpolconsult/Dübel Verzerrte Wohnungspolitik Keine Sparförderung; Schuldzinsenabzug bis zu 1 Mio. USD Kreditvolumen (vielseitig einsetzbar, einschließlich Konsum); Weitere Steuerverzerrungen: Hypothekenversicherungen (nicht steuerabzugsfähig bis 2007) vs. ’Piggybacks’ (nachrangige Kredite, steuerabzugsfähig); Keine Mietwohnungsbauförderung über extreme Sozialfälle hinaus (Stigmatisierung), auf kurzfristige Verträge ausgerichtetes Mietrecht. Wohneigentum als ‘piggybank’ für die Konsumfinanzierung. Ergebnis: ca. 10% der US-Haushalte sind Eigentümer, obwohl sie aus Solvenzgründen eigentlich Mieter sein müssten. Fragmentiertes Regulierungssystem Unübersichtliche Regulierung der Anbieter z Fannie Mae/Freddie Mac (OFHEO), z Banken (FDIC), z Sparkassen (OTC), z Versicherer (einzelstaatlich, v. a. North Carolina, New York, Arizona), z Bond-Emittenten (SEC), indirekt auch Finanzierungsgesellschaften und Investmentbanken. Ganze Anbieterklassen sind kaum reguliert (Broker – in einigen Staaten Verhaltenskodex, Finanzierungsgesellschaften, private equity, Hedge Funds). Fragmentierter Verbraucherschutz (in vielen Fällen einzelstaatlich) Ergebnis: System reagiert zu spät und zögerlich auf Fehlentwicklungen z Interagency Guidance zu Subprime-Krediten aus 2007, kommt um 3-4 Jahre zu spät, wirkt prozyklisch. z Fast wörtliche Wiederholung der Guidance aus 1999 (vorherige Krise) Der Weg in die Krise: Das Ankurbeln der US-Wirtschaft nach 9/11/01 Rekord-Zinstief, expansive Geldpolitik (kurzfristig) und asiatische Investoren (langfristig) ÆDiskontfaktor für Hauspreise fällt. Vorfällige Rückzahlungen von Festzinskrediten bewahren USA vor Rezession, Anteil Gleitzinsprodukte steigt zyklisch ÆDiskontfaktor für Hauspreise fällt weiter; Mortgage Equity-Withdrawal-Ökonomie zur Konsumfinanzierung treibt Hauspreise weiter an (Home Equity Loans, Cashout-Refinanzierungen); Gegen den Höhepunkt des Preiszyklus’ 2004/5 kommen „nicht-traditionelle“ Produkte mit Tilgungsstreckungen und Zinskapitalisierungen, Gleitzinsprodukte mit Einführungszinsen und ‘Reset’; Steuerverzerrung bevorzugt Huckepack (‘piggyback’)-Kredite mit extremen Beleihungsausläufen (100% in Küstenregionen als Standard); Subprime-Markt verdrängt staatliche (Festzins-)Kreditprogramme; Prime-Bonitäten werden durch hohe Hauspreise und die Struktur der Maklergebühren zu Subprime; Neuer Markt: Alt-A, mit hohem Anteil Kredit mit Selbstangaben von Einkommen (low-documentation = liar loans’). Ergebnis: abnehmende Kreditvergabestandards, Zunahme des Zahlungsschockrisikos, Preis-, Kredit- und Konsumblase Anteil der Gleitzinskredite steigt zyklisch, Festzinskredit mit Prepayment-Option verteuert sich deutlich 4.5 45% 4 40% 3.5 35% 3 30% 2.5 25% 2 20% 1.5 15% 1 10% 30-Jahre-Festzinshypothek minus 3-Jahres-Staatsschuld, l.S. 30-Jahre-Festzinshypothek minus 10-Jahres-Staatsschuld, l.S. 0.5 5% Anteil der Gleitzinsfinanzierungen im Jahresdurchschnitt, r.S. Quelle: Freddie Mac, Finpolconsult. 07 20 06 20 05 20 04 20 03 20 02 20 01 20 00 20 99 19 98 19 97 19 96 19 95 19 94 19 93 19 92 19 91 0% 19 19 90 0 Risiko-, aber margenreiche (250-300 bp im Zinstief) Gleitzinsprodukte. Verteuerung des Festzinskredites wg. Prepayments 01-02 + 50 bp! Realer Hauspreiszyklus zeigt bereits um 2003/4 im Langfristvergleich Überbewertung an, 2005-6 Preisblase 300 250 Boston Washington New York Miami Seattle San Francisco Los Angeles San Diego 200 150 100 50 19 8 19 0 8 19 1 8 19 2 8 19 3 8 19 4 8 19 5 8 19 6 8 19 7 8 19 8 89 19 9 19 0 91 19 9 19 2 9 19 3 9 19 4 9 19 5 9 19 6 9 19 7 9 19 8 9 20 9 0 20 0 0 20 1 0 20 2 0 20 3 0 20 4 0 20 5 06 0 OFHEO Hauspreisindex, deflationiert mit Verbraucherpreisindex, 1999 = 100 Quelle: OFHEO, Bureau of Labour, Finpolconsult. Nicht-traditionelle* Gleitzinskredite und Hauspreisniveaus sind eng korreliert, 2005 70% CA NV VA 60% DC CO 50% HI 40% 30% 20% 10% 0% 0 100 200 300 400 500 600 Median-Hauspreis * 1000 USD *Kredite mit Tilgungsstreckungen, Zinskapitalisierungen, Einführungszinsen Quelle: Anthony Sanders Ohio State University. Eigenkapitalentnahme durch Home Equity Loans und vorfällige Rückzahlungen mit Cashouts 500 Eigenkapitalentnahme bei Verkauf 450 Eigenkapitalentnahme bei vorfälligen Rückzahlungen 400 Kredite zur Eigenkapitalentnahme - netto Milliarden USD 350 300 250 200 150 100 50 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Z.B. ist Countrywide (Kalifornien) größter Kreditgeber – Mexikos, via Cashouts an Immigranten. Quelle: Calculated Risk Blog. Privater Subprime-Markt verdrängt staatliche Kreditgarantien im Niedrigeinkommenssegment Gründe: Unzureichende Anpassung der Hauspreisgrenzen, Staat bietet keine Gleitzinskredite an. Quelle: MBAA. Subprime- und Alt-A-Märkte erreichen neue Dimensionen Quelle: FitchRatings. Kreditausfallkrise als Konsequenz abnehmender Standards Subprime-Markt z Kumulierung von Risikofaktoren: >80% Gleitzins, Produkte mit Zahlungsschockrisiko, hohe Ausläufe, geringe Bonität; z Ausfälle > 60 Tage per Mai 07 ca. 13%; z Hohe Kumulierung von Konditionsanpassungen ‘Resets’ 2007, 2008 = hohe Ausfälle. “Alt-A”-Markt z Heterogenes Segment, aber Konzentration sog. ‘Liar loans’ mit geringen Dokumentationspflichten, hoher Gleitzinsanteil; z Ausfälle > 60 Tage per Mai 07 ca. 3,5%. Prime-Markt durch Hauspreisrisiko unter Druck: z Hoher Angebotsüberhang, Mai 07 9 Monate bei bestehenden Häusern; z Nachfrageausfall durch anziehende Kreditstandards, Subprime-Markt befindet sich in der Rezession; z Swing von rd. 1 Mio. Häusern: 500.000 aus Versteigerungen, 500.000 aus Nachfrageausfall; bei Gesamtmarkt von rd. 6,5 Mio. Transaktionen; z Risiko eines Wertverlustes (Marktwert sinkt unter Darlehenshöhe) bei bestehenden Wohnungen, da Preise voraussichtlich um 15-40% fallen werden Unterschiede der Kreditausfallraten nach Risikoklassen und Produkt, per Mitte 07 Aus Wall Street Journal Reset-Problematik – Interagency Guidance kommt zu spät Zinsschocks bei Subprime-Hypotheken, Zahlenbeispiel 8.0 7.0 Gleitzinsniveau Prime 1 Jahr Einführungszins Juni 2004 (x-2%) Einführungszins Juni 2005 (x-2%) Einführungszins Juni 2006 (x-2%) 6.0 5.0 4.0 ? Vollindexiert, vollamortisierendes Underwriting, wie gefordert, würde sofortigen Kreditausfall bedeuten. 3.0 2.0 1.0 20 04 20 01 04 2 0 04 04 2 0 07 04 2 0 10 05 2 0 01 05 2 0 04 05 2 0 07 05 2 0 10 06 2 0 01 06 2 0 04 06 2 0 07 06 20 10 07 2 0 01 07 20 04 07 2 0 07 07 -1 0 0.0 Quelle: Finpolconsult/Dübel Kreditgeber müssen restrukturieren bzw. teilweise abschreiben (short sales, etc.). Reset-Problematik im Subprime-Markt Zeitprofil der ersten Zinsanpassungen in verschiedenen Darlehensklassen, in Mrd. USD pro Monat Quelle: Credit Suisse. Die Bondmarkt-Seite: Strukturprobleme im Privaten Verbriefungsmarkt Verbriefungsmarkt fußt auf dem SEC-Regulierungsmodell: z keine Risikointermediäre, nur Emittenten und Investoren; z Gewinne v. a. aus Gebühren und Trading; z nur ex-post Kontrolle von Risiken über Prospekthaftung. Im ‘Agency’-MBS-Markt (Fannie Mae, Freddie Mac) und im Bankenmarkt gibt es dagegen Risikointermediäre und volle Regulierung Æi.d.R. geringere Ausfälle; Ratingagenturen und Investmentbanken arbeiten ohne wirtschaftliches Modell des Wohnungsmarktes (Preis- und Produktionszyklus), dazu massive Anreizprobleme: z Investorenberatung weicht vom internen Tradingverhalten oft ab; z Komplexität und Illiquidität der Instrumente verschafft sichere Gewinne (CDO); z Ratingagenturen von Emittenten bezahlt. Bilanzierungsregeln erlauben Überbewertung von Krediten gegenüber Investoren, Effektivzinsregeln Unterbewertung gegenüber Kreditnehmern; Aus risikoreichen Hypotheken entstehen ‘sichere’ Bonds Keine Risikovermittler, System basiert auf Gebühren Keine Liquidität, keine Marktpreisbildung SEC immer zu spät Frage: Sind CDOs die Zukunft des Pfandbriefsystems? Quelle: Präsentation Barcelona Global ABS Conference June 2007 … vermeintlich sicher Zyklische Probleme im Verbriefungsmarkt Verbriefungspreise für nachrangige Subprime-Tranchen kollabieren seit Mitte 2006 angesichts der bekannt werdenden Betrugsfälle; Seit Anfang 2007 Klagen gegen Originatoren im Subprime-Markt wg. Betrug, Liquidationen (New Century)/ Übernahmen, inzwischen z.T. auch im Prime-Markt; August/September 07: z Interbankenmarktkrise aufgrund exzessiver Fremdfinanzierung, unklare Beanspruchung der Banken durch illiquide oder durch hohe Ausfälle belastete Produkte, US Hauspreisrisiko; z Neubewertungsprozess illiquider Produkte ist praktisch unmöglich, beeinflusst das gesamte Investorenumfeld; z Der Ausfall der Bear Stearns Hedge Fonds geht zukünftigen Ausfällen von anderen bislang hochprofitablen Fonds voraus z Unternehmensfinanzierungssektor ist ebenfalls betroffen: z ABCP Markt (IKB-Krise), Basel I-Arbitrage, z SIVs (außerbilanzielle Bankstrukturen), Basel I-Arbitrage, z Leveraged-loan-Markt. Ergebnis: Notenbankinterventionen sollen das systembedingte Risiko abfangen, allgemeine Vertrauenskrise im Asset-backed Markt. Vertrauenskrise – AAA-Preise folgen BBB (Home Equity Loans) AAA BBB Quelle: Markit.com Folgen der US-Hypothekarmarktkrise in Europa Unmittelbar: Investoren in US-Hypothekenpapiere (oft uninformiert), i.d.R moderate Exposure (Ausnahmen). Finanzierer von US-Hypothekenmarktspielern (i.d.R. professioneller) Mittelbar: Verbriefungen werden zurückgestellt, Stagnation oder Rückgang ist wahrscheinlich; Nachrangige und Hochrisiko-Finanzierungen werden verteuert; Risiken von Bestandsfinanzierungen in Hochrisikomärkten (UK, Spanien) werden stärker wahrgenommen, neu bewertet; Marking-to-market und Downgrades ziehen engere regulatorische Grenzen für Investoren nach sich Æ abnehmende Liquidität im Primärmarkt; Hedge Fonds und SIV travails (Leverage-Reduzierung) verringern die Liquidität im Sekundärmarkt. ABER: Wachstum stützt Kreditrisikolage und Nachfrage bei europäischen Aktiva; Globale Liquiditätsschwemme hält an, vor allem verursacht durch asiatische Spareinlagen; Zentralbankinterventionen erkaufen Zeit (Abbau der Verschuldungsgrade von außerbilanziellen Vehikeln, Entspannung der Liquiditätslage einiger Banken). Globale Liquiditätsversorgung bleibt üppig US Zinsenkungen und Herdenverhalten der Zentralbanken treiben Geldmenge i.e.S. “Repo-Liquidität” über asset-backed Instrumente nimmt dagegen ab. Quelle: Deutsche Bank. Neubewertung von europäischen RMBS in Hochrisikomärkten Spreads von AAA-Tranchen Quelle: Merrill Lynch. Umfangreiche Neubewertung auch bei Covered Bonds Quelle: Merrill Lynch. Historische Erfahrungen mit Spreadausweitungen deuten Zyklus von 3-4 Jahren an (Tief zu Hoch) Risikofaktoren im Hypothekarkreditmarkt in Emerging Europe (Mittel-/Osteuropa) Finanzierung stark durch internationale Banken, begleitet von hohen Zahlungsbilanzdefiziten, oft aggressive Markteintrittsstrategien. , Vorherrschend variabel verzinste Produkte, in vielen Fällen kombiniert mit Wechselkursrisiken (‘carry trade’ des kleinen Mannes). z Ausnahmen: Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn. Länder mit variabler und Fremdwährungsfinanzierung erfahren ein größeres Hauspreiswachstum, z.B. Estland, Litauen (Euro), Polen (CHF), moderatere Entwicklung in Tschechien. z Wie viel davon ist auf anfängliche Preisanpassung zurückzuführen (bei Einführung von Wohnungsbaufinanzierungen), und wie viel geht auf den Zyklus oder die „Immobilienblase“ zurück? z In der Tschechischen Republik zeigt sich die lediglich die typische Struktur für eine anfängliche Preisanpassung. Rasche Ausweitung des Produktspektrums auf Produkte mit hohen Beleihungsausläufen, sogar “home equity”-Kredite (in Tschechien genannt: ‘american mortgage’). Wachstum von Kreditvermittlern in Kombination mit neuen Marktteilnehmern, z.B. in Polen 30% (vor allem Kreditbroker, Markteintritt z.B. der Millennium Bank). Verbraucherschutz noch eher unterentwickelt, “löchrige” Bankenaufsicht (z.B. Fremdwährungsrisiko im Falle von Kreditgebern mit Einlagenbasis in lokaler Währung). Emerging Europe weist hohe Nettokapitalzuflüsse und Leistungsbilanzdefizite auf (analog USA) Source: IMF Economic Outlook Herbst 07. Wachsende Auslandskredite an Banken treiben den entstehenden Hypothekarkreditmarkt Quelle: IMF Global Financial Stability Report, September 07 Faktoren, die das Risiko im Hypothekarkreditmarkt in Emerging Europe senken Hoher Anteil von Direktinvestitionen verringert das Liquiditätsrisiko (Stammhäuser der Kreditinstitute versorgen in der Regel ihre Filialen „vor Ort“). Die verbliebenen heimischen Banken sind zunehmend professioneller und spezialisieren sich z.T. auf die Wohnungsbaufinanzierung. Es existieren einige Märkte mit Festzinsprodukten und Sparförderprogrammen (mit z.T. hohen Subventionierungskosten). Fundamentaldaten (z.B. Demographie, Migration, Leerstellen) bremsen den Preisanstieg z Ausnahme Polen mit dem höchsten Nachfragedruck, sowie Metropolen in anderen Ländern. Neubau reagiert elastisch auf Preissignale, raschere Baufertigstellung: begrenztes Risiko, dass Preise zu stark reagieren. z Ausnahme Litauen und Estland mit sehr inelastischen Angebotsbedingungen Ein exzessiver Bauboom lässt sich nicht erkennen – eher Rückkehr zum Normalzustand der 80er Jahre. Polen riskiert die Entstehung einer Blase Finanzierung durch Fremdwährungskredite dominiert Fremdwährungskredite mit kurzfristigen Zinsen drücken Anfangszahlungen und provozieren ein Zahlungsschockrisiko. Die Produktpalette erweitert sich in Richtung risikoreichere Segmente (fast forward, verglichen mit der Entwicklung in Westeuropa seit den 70ern). Hoher Kreditvermittleranteil, vor allem von neuen Kreditgebern genutzt. Hauspreis-Einkommensrelation in Warschau hat sich seit 2003 verdoppelt. Risikoprofil der Produktpalette Purpose Loan-to-value ratio Maturity Currency Distribution Interset rates in Zloty 1995 2005 Only housing Any purpose related to real estate 70% 80% (exceptions up to 100%) 10 years 15 years (up to 35 years available) PLN PLN, CHF, EUR, USD Only through banks Alternative distribution channels 37% 8% Quellen: NBP, Finpolconsult research. Immobilienpreise und Löhne in Warschau Die Tschechische Republik – Beruhigung nach Anfangsanpassung Steigende Kreditvergabe und Immobilienpreise 1000% 25% Single-family home price growth, l.h.s. 20% Housing loan growth, r.h.s 15% 100% 10% 5% 0% 10% 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 -5% Finanzierung fast ausschließlich in lokaler Währung. I.d.R. 5-jährige Zinsbindung, mit engem Spread über Pfandbriefe oder Bauspareinlagen. Sich erweiternde Produktpalette, aber bislang eher noch konservative Beleihungswerte. Vertrieb über Bankennetzwerke dominiert. Preisrückgang seit 2003 (derzeit Umkehr). Risikoprofil der Produktpalette Purpose Loan-to-value ratio 1995 2005 Only housing Housing, home equity 70% (legal limit) 70% (higher possible) Maturity 15 years 20 years (up to 40 years available) Currency CZK CZK Only through banks Some alternative distribution 14% 5% Distribution Interest rates in CZK Quellen: CNB, Merrill Lynch, Finpolconsult. Hauspreis-Einkommensrelation für Prag und die Tschechische Republik Anstehende Fragen zum Hypothekarkreditmarkt in Emerging Europe Gefahr, dass sich die Immobilienmärkte in Emerging Markets zum “sicheren Hafen” für globale, liquide Mittel entwickeln und damit Entstehung einer neue Blase. Kapitalverkehrskontrollen eine mögliche Antwort, allerdings mit unerwünschten Langzeitfolgen (Malaysia). Schutzmaßnahmen vor Immobilienblasen sollten folgendes einschließen: z Flexible Wechselkurse, um Risikokosten transparent zu machen und Leistungsbilanzdefizite auszugleichen (vor allem Baltikum). z Gegensteuern durch die Aufsicht bei Fremdwährungskrediten und dem damit verbundenen Konsumenten-‘carry trade’. z Verbesserter Regulierungsrahmen (Bankenaufsicht, Verbraucherschutz), die folgendes fördern: z Festzinsprodukte, z Langfristige Beleihungswerte (im Gegensatz zu Marktwerten), z Angemessene Beleihungsausläufe, z Vorsparen zur Verbesserung der Eigenkapitalbildung, z Risikotransparenz der Banken und Nutzung der Kapitalmärkte zum Risikotransfer. z Ausreichend konservative nationale Geldpolitik, welche das Wachstum zu Gunsten von Stabilität mäßigt.. Einige Schlussfolgerungen aus der US-Krise Problem 1: globale Liquiditätsschwemme und niedrige Kreditrisikopreise z Asiatische „Spareinlagenflut“, staatliches Kapital und andere Quellen überschüssige Liquidität zerstören die geldpolitischen Möglichkeiten zur Beeinflussung langfristiger Zinssätze; z Größere Konsumausgaben, Entwicklung des einheimischen Kapitalmarktes, Bevorzugung freier Wechselkurse, um das globale Kapital so produktiv wie möglich einzusetzen. Problem 2: Defizite in der Finanzaufsicht und beim Verbraucherschutz z Anreizstandards für den Verbriefungsmarkt (z.B. Ratingagenturen, Risikonahme der Intermediäre anstatt Gebühren/Haircuts); z Transparenz und Regulierung von Nicht-Bank-Finanzinstitutionen als Hauptquelle von Arbitrage; z Die Stigmatisierung des Verbraucherschutzes als “bankenfeindlich” sollte durch einen gemeinsamen Regulierungsansatz (als Bestandteil der Finanzregulierung) überwunden werden; z Basel III, um die hohe Fristentransformation von Universalbanken mit Eigenkapitalhaltung zu unterlegen (derzeit Kreuzsubventionierung der Kreditrisikopreise durch Fristentransf.gewinne). Problem 3: Mangel an globaler Koordinierung z Angesichts der globalen Kapitalbewegungen ist eine isolierte Liquiditäts- und Regulierungspolitik im Finanzsektor nicht mehr möglich; z Regionale Integrationsansätze als Ausgangspunkt von letztlich globaler Koordinierung (z. B. Integration der Finanzmärkte durch die EU). Kontaktinformationen Hans-Joachim Dübel Finpolconsult.de Esmarchstr. 15 D-10407 Berlin [email protected] www.finpolconsult.de