bremer fibel - Feuerwehr Bremen
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Therapieleitlinien 2012 bremer fibel für den Rettungsdienst der Stadtgemeinde Bremen Akutes Koronarsyndrom S. 32 Anaphylaktischer Schock S. 34 Apoplex S. 36 Asthma bronchiale / COPD S. 38 Epiglottitis S. 40 Erstversorgung Neugeborener S. 43 Fieberkrampf, kindlicher S. 46 Geburt S. 42 Hypoglykämie S. 44 Hypothermie S. 51 Krampfanfall S. 48 Krupp Syndrom (LTB) S. 41 Lungenödem S. 50 Polytrauma S. 52 Schädelhirntrauma S. 54 Verbrennung S. 55 BREMER FIBEL Herausgeber Dr. med. Johannes Schimansky Der Senator für Inneres und Sport Bremen Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Am Wandrahm 24 28195 Bremen Erarbeitet von Arbeiter Samariter Bund, Berufsfeuerwehr Bremen, Deutsches Rotes Kreuz, Landesfeuerwehrschule Bremen, Malteser Hilfsdienst, Notärzteschaft Bremen Autoren Kai Billert, Jan Bobke, Dr. med. Andreas Callies, Stefan Hüneke, Rouven Kammann, Jörg Mekelburg, Holger Schwalbe, Jan Waligora 4., aktualisierte und erweiterte Auflage Inhaltsverzeichnis Einleitung ›› Geleitwort ›› Vorwort ›› Aus- und Fortbildung ›› Rechtliche Grundlagen der Notkompetenz 6-7 8 9 10 - 14 Notfallversorgung - Grundlagen & Strategien ›› Rettungsdiensteinsätze in vier Phasen ›› Immobilisationsmaterial ›› Airwaymanagement ›› Standardisierte Narkosevorbereitung ›› MANV 15 - 18 19 20 21 22 - 23 EKG ›› Grundlagen ›› Rhythmusinterpretation ›› Kritische EKG-Befunde ›› Tachykarde HRST - Therapie ›› Bradykarde HRST - Therapie ›› Externer Schrittmacher / Kardioversion 24 25 26 - 27 28 - 29 30 31 Spezielle Notfallbilder ›› Akutes Koronarsyndrom ›› Anaphylaktischer Schock ›› Apoplex ›› Asthma bronchiale / COPD ›› Epiglottitis ›› Krupp Syndrom (LTB) ›› Geburt ›› Erstversorgung Neugeborener ›› Hypoglykämie ›› Fieberkrampf, kindlicher ›› Krampfanfall ›› Lungenödem ›› Hypothermie ›› Polytrauma ›› Schädelhirntrauma ›› Verbrennung 32 - 33 34 - 35 36 - 37 38 - 39 40 41 42 43 44 - 45 46 - 47 48 - 49 50 51 52 - 53 54 55 Notfallmedikamente ›› Adrenalin ›› Diazepam® Desitin rectal tube ›› Glukose 40 % ›› Infectocortikrupp Zäpfchen ›› Isotonische Kochsalzlösung 0,9 % ›› Midazolam ›› Nitrolingual® 56 57 58 59 60 61 62 ›› Paracetamol® Zäpfchen ›› Ringer-Acetat ›› SALBU-IPRA Norm 63 64 65 Reanimation ›› ERC-Algorithmus Erwachsene (ALS) ›› Zusatzinformationen zu den ERC-Guidelines 2010 ›› Positionierung ›› Startalgorithmus Rettungsdienst Bremen ›› ERC-Algorithmus Kinder (PLS) 66 67 68 69 70 Hygiene & Desinfektion ›› Kontaminationsquellen im Rettungsdienst ›› Transport kontagiöser Patienten ›› Hygiene- und Desinfektionsplan Rettungsdienst Bremen ›› Verhalten nach Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten 71 72 - 75 76 - 79 80 - 81 Anhang ›› Standard für Voranmeldungen ›› Telefonverzeichnis für Kliniken in Bremen ›› Empfehlungen für den Umgang mit belastenden Ereignissen ›› Soziale Ansprechpartner ›› Team- oder Zusammenarbeit: Wem nützt das? ›› Grade der Bewusstseinsstörung und GCS für Kinder ›› Mutterpass und APGAR-Schema ›› Algorithmus „Traumamanagement“ ›› Notfalltabelle 82 83 84 - 85 86 87 88 89 90 91 Die bremer fibel steht in digitaler Form auf der Internetseite der Berufsfeuerwehr Bremen als Download zur Verfügung: www.feuerwehr-bremen.org © Herausgeber Dr. med. Johannes Schimansky Die Verbreitung und Vervielfältigung ist nach vorheriger Absprache mit dem Herausgeber ausdrücklich erwünscht. Haben Sie Anregungen oder Kritik? Dann schreiben Sie eine E-Mail an: [email protected] Wichtiger Hinweis für den Benutzer Die Erkenntnisse in der Medizin unterliegen einem laufendem Wandel durch Forschung und klinischer Erfahrungen. Die Autoren dieses Werkes haben große Sorgfalt darauf verwendet, dass die gemachten therapeutischen Angaben dem derzeitigen Wissensstand entsprechen. Das entbindet den Nutzer dieses Werkes aber nicht von der Verpflichtung, die Therapieleitlinien auf individuelle Umsetzbarkeit zu überprüfen und an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen. bremer fibel Geleitwort Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales hat 1998 eine Arbeitsgruppe eingesetzt, bestehend aus einem Vertreter des Senators für Inneres, der Feuerwehr Bremen, dem DRK, dem ASB, dem MHD sowie Vertretern der Bremer Notärzteschaft. Begleitet und unterstützt wurde die Arbeitsgruppe von einem notfallmedizinisch erfahrenen Arzt aus dem Roten Kreuz Krankenhaus in Bremen. Ziel war es, im Sinne einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der notfallmedizinischen Versorgung im Konsens einen „Bremer Standard“ zu definieren, der einen Rahmen für die Maßnahmen der Notkompetenz herstellt. Mit Inkrafttreten des Rettungsassistentengesetzes am 10. Juli 1989 wurde das Berufsbild des / der Rettungsassistenten/in geschaffen. Gleichzeitig erhöhten sich auch die Anforderungen an das Rettungsfachpersonal. Anders als bei Krankenschwestern und Krankenpflegern, die laut § 4 des Krankenpflegegesetzes dazu ausgebildet werden, lebensrettende Sofortmaßnahmen einzuleiten, soll laut § 3 des Rettungsassistentengesetzes das Rettungsfachpersonal insbesondere dazu befähigt werden, bis zur Übernahme der Behandlung durch den Arzt lebensrettende Maßnahmen durchzuführen. Diese Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen schließt die Ergreifung ”typischer ärztlicher Maßnahmen” nicht aus und wird seit langem im Schrifttum des deutschen Rettungswesens unter dem Begriff der ”Notkompetenz” kontrovers diskutiert. Im wesentlichen beruft man sich dabei auf den § 34 StGB „rechtfertigender Notstand”. Dieser Paragraph zieht die Grenzen aber eng: Nur bei einer gegenwärtig nicht anders abwendbaren Gefahr für Leib und Leben ist die Ergreifung ”typisch ärztlicher Maßnahmen“ durch das Rettungsfachpersonal gerechtfertigt. Dies soll nur dann der Fall sein, wenn: ›› Der Rettungsassistent am Notfallort auf sich alleine gestellt ist und rechtzeitige ärztliche Hilfe, etwa durch An- oder Nachforderung des Notarztes, nicht erreichbar ist. ›› Die Maßnahme, die er aufgrund eigener Entscheidung durchführt, zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben oder die Gesundheit des Notfallpatienten dringend erforderlich ist. ›› Das gleiche Ziel durch weniger eingreifende Maßnahmen nicht erreicht werden kann. Einleitung ›› Die Hilfeleistung nach den besonderen Umständen des Einzelfalls dem Rettungsassistenten zumutbar ist. 6 Entscheidend für ein Handeln in Notkompetenz ist, dass ein Arzt nicht rechtzeitig verfügbar ist, alle weniger invasiven Maßnahmen nicht greifen und mit der Durchführung der indizierten, invasiven Maßnahme nicht gewartet werden kann, ohne das der Patient verstirbt oder weiteren schweren Schaden nimmt. In der Literatur werden gelegentlich Außenseitermeinungen, u.a. von Juristen, veröffentlicht, welche ein Handeln in Notkompetenz großzügiger auslegen. Bremen folgt der Auffassung, dass die bestmögliche und wirksamste Hilfe durch das Rettungsfachpersonal geleistet werden muss. Es muss sämtliche ihm möglichen und erforderlichen sowie zumutbaren Hilfeleistungen am Patienten durchführen. Dabei misst sich die Erforderlichkeit einer Maßnahme ausschließlich an der Notwendigkeit zur akuten Lebensrettung oder zur Stabilisierung des Zustandes des Notfallpatienten sowie zur Vermeidung weiterer Schäden. Das Rettungsfachpersonal ist aus der besonderen Verpflichtung zur Hilfeleistung gefordert, von seinen besonderen Kenntnissen und Fähigkeiten Gebrauch zu machen und die ihm bestmögliche und zumutbare Hilfe zu leisten. bremer fibel Denn nur wenn das Rettungsfachpersonal auch fähig ist die erforderlichen Maßnahmen sachgerecht durchzuführen, kann und darf es diese auch ergreifen. Dabei ist davon auszugehen, dass das Rettungsfachpersonal nur diejenigen Maßnahmen beherrscht, die es im Zuge der Aus- und Weiterbildung unter ärztlicher Anleitung bzw. Supervision gelernt hat. Laut den Empfehlungen der Bundesärztekammer (BÄK) von 1992 sollen dem Rettungsfachpersonal im Rahmen der Notkompetenz folgende ärztliche Maßnahmen zugebilligt werden: ›› Intubation ohne Relaxanzien ›› Venenpunktion ›› Applikation kristalloider Infusionen ›› Applikation ausgewählter Medikamente ›› Frühdefibrillation Mit der Stellungnahme der BÄK wurde erstmals eine Richtung festgelegt, inwieweit das Rettungsfachpersonal hinsichtlich der sogenannten ”typischen ärztlichen Maßnahmen” zu schulen ist. Am Notfallort können somit z.B. bei Ausbleiben eines Notarztes oder bei deutlicher Zeitverzögerung bis zum Eintreffen des Notarztes diejenigen Maßnahmen ergriffen werden, die indiziert sind, um einen weiteren Schaden vom Patienten abzuwenden bzw. zu verhindern. Aus rechtlicher Sicht besteht trotz der oftmals in der Vergangenheit angedrohten haftungsrechtlichen Konsequenzen kein Anlass für das Rettungsfachpersonal, sich defensiv zu verhalten, wenn es unter den geschilderten Umständen um das Leben des Patienten sowie zur Vermeidung weiterer Schäden geht. Dabei wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die notwendigen Basismaßnahmen bei der Durchführung von Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz keinesfalls zu vernachlässigen sind. Darüber hinaus ergibt sich die zwingende Notwendigkeit einer Protokollierung und Dokumentation: einerseits aus Gründen der Qualitätssicherung und andererseits für die eigene Absicherung des Rettungsfachpersonals. Im Nachgang von Rettungseinsätzen, bei denen das Rettungsfachpersonal im Rahmen der Notkompetenz tätig wurde, ist eine regelmäßige notärztliche Nachbereitung notwendig. Die praktische Durchführung der Supervision und der Nachbereitung von Einsätzen sollte möglichst im Team nach Einsatzende oder im Bedarfsfall unter hinzuziehung des ÄLRD erfolgen. Nachfolgend soll dem Bremer Rettungsfachpersonal ein theoretischer Wegweiser in Form einer (in Zukunft kontinuierlich fortzuschreibenden) Algorithmensammlung an die Hand gegeben werden, die alle Aspekte der Notkompetenz betrifft. Dabei muss klar sein, dass davon abgewichen werden kann, wenn es die Umstände erfordern. Die Dokumentation von: ›› Atemwegssicherung ›› Defibrillation ›› Gabe von Medikamenten sind auf dem Meldeblatt mit Monitorprotokoll, EKG und Kopie vom Einsatzprotokoll dem ÄLRD in jedem Fall zuzuleiten. Dr. med. Martin Götz c/o Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales Einleitung Bremen, im Dezember 2000 (mit Ergänzungen aus 2012) 7 bremer fibel Vorwort zur 2., 3. und 4. Auflage Die Bremer Fibel hat in der Vergangenheit viel zur Weiterentwicklung der medizinischen Qualität des Bremer Rettungsdienstes geleistet. Die 4., überarbeitete Auflage wurde nötig, da sich in den letzten Jahren wiederum einige Therapiestrategien und Versorgungsschwerpunkte geändert haben. Einige Themen und Krankheitsbilder wurden zusätzlich aufgenommen. Das neue Layout soll die Übersichtlichkeit und damit die Möglichkeit zur schnellen Orientierung verbessern. Wie bei der Ersterstellung haben Vertreter der Notärzte und Lehrrettungsassistenten aller im Bremer Rettungsdienst beteiligten Organisationen mitgearbeitet: Kai Billert (BF), Jan Bobke (LFS Bremen), Dr. med. Andreas Callies (NA), Michael Englisch (BF), Sven Hilbert (MHD), Heiko Jahn (DRK Mitte), Martin Kluve (ASB), Jörg Mekelburg (DRK Nord) im Jahr 2006. 2009 waren wiederum Kai Billert (BF), Jan Bobke (LFS Bremen), Dr.med. Andreas Callies (NA), Jörg Mekelburg (DRK) und neu: Stefan Hüneke (TZR ASB), Rouven Kammann (MHD) und Jan Waligora (DRK), engagiert bei der Sache. Die Inhalte sind Ergebnisse der Diskussionen in der Gruppe und sind deshalb nicht mit Autorennamen gezeichnet. Für die engagierte Diskussion und Arbeit darf ich allen Dank und Anerkennung aussprechen. Leider ist in den letzten Jahren im Bereich der Notkompetenz keine Verbesserung der rechtlichen Position von Rettungsassistenten erreicht worden. Somit bleiben die vorherigen Ausführungen von Dr. Götz noch immer aktuell. Es bleibt abzuwarten, wie weit das im Entwurf vorliegende Notfallsanitätergesetz mit seinem wesentlich verbesserten Curriculum zur Umsetzung kommt. Verbesserungen der Situation sind zumindest planerisch zu erkennen. Eine vieldiskutierte Freigabe weiterer Medikamente ist bisher nicht umsetzbar, da der zwingend erforderliche Schulungsaufwand sowie der geforderte Dokumentationsstandard nicht garantiert werden kann. Trotzdem bin ich überzeugt, dass gerade auch viele der neuen Fibelinhalte eine gute Hilfe und Grundlage für die Zusammenarbeit aller Mitarbeiter im Bremer Rettungsdienst sein können und müssen. In der Praxis müssen wir zeigen, dass wir die Zeichen der Zeit verstanden haben: nicht kleinkariertes Klagen, Lästern und Nölen, sondern nur der respektvolle und konstruktive Umgang mit dem Gegenüber wird die Qualität und die eigene Arbeitszufriedenheit im Rettungsdienst verbessern. Die Überarbeitung der vorliegenden Fibel ist ein hoffnungsvolles Beispiel hierfür. Einleitung Bremen, im August 2012 8 Dr. med. Johannes Schimansky Ärztlicher Leiter Rettungsdienst Bremen Für die Anwendung invasiver Maßnahmen im Sinne der Notkompetenz durch Rettungsfachpersonal ist der Ausbildungsstand eines Rettungsassistenten grundsätzlich Voraussetzung. bremer fibel Aus- und Fortbildung in den Maßnahmen der Notkompetenz Die tätigkeitsbegleitende Weiterbildung soll wie folgt beinhalten: ›› Ein Refresherkurs mit 30 Stunden pro Jahr einschließlich Mega-Code Training In den tätigkeitsbegleitenden Ausbildungsabschnitten müssen alle Mitarbeiter die gleichen Lernziele erreichen. Eine zeitliche lndividualisierung ist nur in Absprache mit dem Dienststellenleiter des jeweiligen Rettungsassistenten möglich. Inhalte und Lernziele der invasiven Maßnahmen: ›› Punktion peripherer Venen ›› Gabe von ausgewählten Medikamenten ›› Sicherung der Atemwege durch Larynxtubus oder Intubation am relaxierten Patienten ›› Frühdefibrillation Die Maßnahmen sind in Refresherkursen zu prüfen. Zukünftig sollte der überwiegende Anteil der jährlichen Fortbildung in einer speziellen Bremer Schulung erfolgen. Davon sollte ein Tag gemeinsam mit den Notärtzen als Praxis- / Teamtraining absolviert werden. Einleitung 9 bremer fibel Rechtliche Grundlagen der Notkompetenz Die in diesem Kapitel aufgeführten Gesetze, Stellungnahmen und Bemerkungen sind Grundlage für das Konstrukt „Notkompetenz“. Der Begriff „Notkompetenz“ führt bei vielen Rettungsassistenten immer wieder zu Missverständnissen. Insofern werden im Folgenden die wichtigsten Quellen und deren Konsequenzen erläutert. Empfehlung der Bundesärztekammer (1992) ... Trotz einer flächendeckenden notärztlichen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland sind im Einzelfall für den Rettungsassistenten Situationen denkbar, in denen er nach Entscheidung ohne ärztliche Delegation und Weisung und damit in voller eigener Verantwortung überbrückende Maßnahmen zur Lebenserhaltung und Abwendung schwerer gesundheitlicher Störungen durchführen muss, die ihrer Art nach ärztliche Maßnahmen sind. Für den objektiv gegebenen Verstoß gegen den Arztvorbehalt zur Ausübung der Heilkunde kann der Rettungsassistent in dieser Situation den rechtfertigenden Notstand in Anspruch nehmen. Ein Handeln unter Berufung auf die „Notkompetenz“ setzt voraus, dass ›› der RA am Notfallort auf sich alleine gestellt ist und rechtzeitig ärztliche Hilfe, etwa durch An- oder Nachforderung des Notarztes nicht erreichbar ist ›› die Maßnahmen, die er aufgrund eigener Diagnosestellung und therapeutischer Entscheidung durchführt, zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben oder die Gesundheit des Notfallpatienten dringend erforderlich sind ›› das gleiche Ziel durch weniger invasive Maßnahmen nicht erreicht werden kann ›› die Hilfeleistung nach den besonderen Umständen des Einzelfalles für den Rettungsassistenten zumutbar ist. Folgende Maßnahmen können im Rahmen der Notkompetenz in Betracht kommen: ›› Intubation ohne Relaxantien ›› Venenpunktion ›› Applikation kristalloider Infusionslösungen ›› Frühdefibrillation ›› Applikation ausgewählter Medikamente Einleitung Die Bundesärztekammer hat in ihrer Empfehlung vom 11.03.2004 die Applikation von ausgewählten Medikamenten spezifiziert: 10 ›› Reanimation und Anaphylaktischer Schock Adrenalin ›› Hypoglykämischer Schock Glukose 40 % ›› Obstruktive Atemwegszustände ß2-Sympathomimetikum als Spray ›› Krampfanfall Benzodiazepin als Rektiole ›› Akutes Koronarsyndrom Nitrat-Spray / -Kapsel ›› Verletzungen und ausgewählte Schmerzsymptome Analgetikum ...Rettungsassistenten können ärztliche Maßnahmen im Rahmen der Notkompetenz unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit nur dann durchführen, wenn durch ständige ärztliche Überprüfung ihres Wissens und Könnens sichergestellt ist, dass eine Übernahme der Maßnahmen erfolgen kann, ohne dass sich der Rettungsassistent wegen mangelnden Wissens und Könnens dem Vorwurf des Übernahmeverschuldens aussetzt, wenn aus der Hilfeleistung Schäden resultieren. Die Träger des Rettungsdienstes müssen sicherstellen, dass ein weisungsbefugter Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes die individuellen Qualifikationen ihrer Rettungsassistenten fortlaufend überprüft. Nur so können sie dem Vorwurf des Organisationsverschuldens vorbeugen, wenn ihre Rettungsassistenten unter Berufung auf die Notkompetenz Patienten schädigen. bremer fibel Notkompetenzsystem Strafrecht Der Rettungsassistent kann sich aufgrund der Durchführung einer Notkompetenzmaßnahme strafbar machen, sofern der Patient geschädigt wird. 1. Arztvorbehalt Im § 1 Heilpraktikergesetz ist der Arztvorbehalt geregelt. Dies bedeutet, dass nur ein Arzt wie ein Arzt tätig werden darf. Aufgrund § 5 Heilpraktikergesetz ist eine mögliche Bestrafung bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe bei einer Zuwiderhandlung vorgesehen. Damit sich der Rettungsassistent nicht strafbar im Sinne des § 5 Heilpraktikergesetz macht, hat die Bundesärztekammer das Konstrukt der Notkompetenz entwickelt, so dass der Rettungsassistent bei einem funktionierenden Notkompetenzsystem über § 34 Strafgesetzbuch eventuell gerechtfertigt gegen den Arztvorbehalt verstoßen darf. § 1 HeilprG Wer die Heilkunde, ohne als Arzt bestallt zu sein, ausüben will, bedarf dazu der Erlaubnis. Ausübung der Heilkunde im Sinne dieses Gesetzes ist jede berufs- oder gewerbsmäßig vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Krankheiten, Leiden oder Körperschäden bei Menschen, auch wenn sie im Dienste von anderen ausgeübt wird. § 5 HeilprG Wer, ohne zur Ausübung des ärztlichen Berufs berechtigt zu sein und ohne eine Erlaubnis nach § 1 zu besitzen, die Heilkunde ausübt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. § 34 StGB Rechtfertigender Notstand Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem Anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahr, das geschützte Interesse das beeinträchtigte Interesse wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden. Einleitung 11 bremer fibel 2. Körperverletzung Darüber hinaus könnte sich der Rettungsassistent durch die durchgeführte Notkompetenzmaßnahme einer Körperverletzung gemäß § 223 StGB des Patienten strafbar gemacht haben. Auch hierfür benötigt der Rettungsassistent eine Rechtfertigung. Diese kann er über die Einwilligung des Patienten erhalten. § 223 StGB Körperverletzung (1) Wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. § 224 StGB Gefährliche Körperverletzung (1) Wer die Körperverletzung 1. durch Beibringung von Gift oder anderen gesundheitsschädlichen Stoffen 2. mittels einer Waffe oder eines anderen gefährlichen Werkzeugs 5. mittels einer das Leben gefährdenden Behandlung begeht, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. (2) Der Versuch ist strafbar. Die Rechtsprechung unterscheidet drei verschiedene Arten von Einwilligungen: (1) Ausdrückliche Einwilligung (2) Konkludente Einwilligung (Aus den Umständen heraus erkennbar, dass der Patient einwilligt) (3) Mutmaßliche Einwilligung (Wenn der Patient ansprechbar wäre, und er aufgeklärt worden wäre, hätte er ja gesagt) Einleitung Voraussetzung für eine Einwilligung des Patienten ist jedoch die vorherige Aufklärung des Patienten bezüglich der invasiven Maßnahme. Hierbei stellt die Rechtsprechung bei Notsituationen keine hohen Anforderungen an das Aufklärungsgespräch. 12 Empfehlung der Bundesärzte der Hilfsorganisationen zur Notkompetenz (1993) Der Rettungsassistent/-sanitäter (nachfolgend RA / RS) wird dazu ausgebildet, dem Notarzt zu assistieren. Als Helfer des Arztes wird der RA / RS insbesondere bei folgenden spezifisch ärztlichen Maßnahmen tätig: bremer fibel Weitere Quellen ›› Legen eines peripheren Venenzuganges ›› Intubation ohne Relaxantien ›› Frühdefibrillation mit halbautomatischen Geräten ›› Applikation von Arzneimitteln In der täglichen Rettungsdienstpraxis kann sich jedoch die Notwendigkeit / Möglichkeit ergeben, dass die spezifisch ärztlichen Maßnahmen durch den RA / RS im Rahmen einer Delegation durch den Arzt der Notkompetenz eigenständig durchgeführt werden müssen / können. Dabei kann es sich stets nur um Einzelfälle handeln. Der RA / RS kann in „Notkompetenz“ handeln, wenn: ›› Er am Notfallort auf sich alleine gestellt ist und rechtzeitig ärztliche Hilfe, etwa durch An- oder Nachforderung des Notarztes, nicht erreichbar ist ›› Die oben genannten Maßnahmen aufgrund der Beurteilung durch den RA / RS zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben und die Gesundheit des Notfallpatienten dringend erforderlich sind ›› Das gleiche Ziel durch weniger eingreifende Maßnahmen nicht erreicht werden kann ›› Ihre Anwendung dem RA / RS nach Ausbildungs- und Übungsstand zumutbar ist Die Applikation von ausgewählten Medikamenten bezieht sich auf: Volumenersatz, Trägerlösung ›› Nitrokörper pektanginöse Beschwerden ›› Fenoterolspray Asthmaanfälle ›› Diazepamrektiolen kindlicher Krampfanfall ›› Adrenalin Reanimation, Anaphylaktischer Schock ›› Glukose 40 % nachgewiesener hypoglykämischer Schock ›› Dexamethasonspray Reizgasinhalation Einleitung ›› Elektrolytlösung 13 bremer fibel Die Kenntnisse sind im Rahmen jährlicher Fortbildungen zu vertiefen und zu überprüfen. Der Erfolg wird durch einen Arzt bescheinigt. Der Notarzt vor Ort soll dem RA / RS die Möglichkeit geben, in der Indikationsstellung Sicherheit zu erlangen bzw. nach dem Einsatz die Indikationsstellung mit dem RA / RS besprechen. Die jeweiligen Bescheinigungen sind von Ärzten auszustellen. In Frage kommen: ›› Der ausbildende / prüfende Arzt in den Rettungsschulen ›› Ein ausbildender / prüfender Arzt im Rahmen der Fortbildung ›› Der Notarzt vor Ort ›› Der Verbandarzt der jeweiligen Organisation Die Empfehlung der Bundesärzte der Hilfsorganisationen haben eine Erlangung der Kenntnisse mit entsprechender Bescheinigung innerhalb der Ausbildung zum RA nicht ausgeschlossen. Des Weiteren ist eine Notkompetenz auch für den RS vorgesehen. Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft Notärzte Deutschland (BAND) zur Frage der Inhalte der Rettungsassistentenausbildung nach dem RettAssG im Hinblick auf Maßnahmen im Rahmen der „Notkompetenz“ (18.11.1993) Die BAND hat sich in ihrer Empfehlung gegen eine Notkompetenz für RS, als auch gegen eine generelle Notkompetenzqualifikation bereits durch die Ausbildung zum RA ausgesprochen. Ähnlich wie in der Empfehlung der Bundesärztekammer wird darauf verwiesen, dass die individuelle und sichere Beherrschung von Maßnahmen der Notkompetenz zur eigenverantwortlichen Durchführung an eine fortlaufende und nachweisbare ärztliche Überprüfung der Qualifikation durch eine weisungsbefugten Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes gebunden ist, um einem Organisationsverschulden vorzubeugen, wenn aus der Hilfeleistung durch Maßnahmen der Notkompetenz Schäden resultieren. Einleitung die verantwortliche Vermittlung der sicheren individuellen Beherrschung von Maßnahmen der Notkompetenz soll daher nach Abschluss der Ausbildung zum Rettungsassistenten unter Verantwortung des regional zuständigen Ärztlichen Leiter Rettungsdienst unter fortlaufender individueller Kontrolle erfolgen. 14 Die nachfolgende Struktur von Rettungsdiensteinsätzen in vier Phasen ordnet und beschreibt die unterschiedlichen Aufgaben und Kompetenzbereiche des Rettungsdienstpersonals. Diese Struktur lässt sich als Handlungsanweisung auf alle Einsatzindikationen – vom Herzinfarkt bis zum Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten – übertragen und dient durch Vereinfachung der Optimierung und Qualitätssicherung der Aufgabe Notfallrettung. Drei der Phasen beschreiben gleichbleibende, lediglich an die konkrete Situation angepasste Aufgaben. Die notfallspezifischen Maßnahmen erfolgen orientiert an der Leitsymptomatik in der dritten Phase. Sie sind im Anschluss bei den speziellen Notfallbildern aufgeführt. Phase I bremer fibel Rettungsdiensteinsätze in vier Phasen: I II III IV Ausgangssituation klären und für Sicherheit sorgen Die erste Phase ist die „Chaosphase“, in der zu Beginn von Rettungsdiensteinsätzen nur wenig von der eigentlichen Situation bekannt ist und gleichzeitig von einer Bedrohung für Leben und / oder Gesundheit des Notfallpatienten ausgegangen wird. Die Aufgabe für das Rettungsfachpersonal in dieser Phase ist, die Rahmenbedingungen für eine Patientenbehandlung unter dem Aspekt des Eigenschutzes und der Sicherheit von Patienten sowie Dritten zu schaffen. Um der Aufgabe gerecht zu werden, sollten die in Stichworten aufgelisteten Maßnahmen situationsgerecht ergriffen werden. Vorrangig ist Ordnung zu schaffen: Situationsbeurteilung, Gefahren-, Rettungsmittel- und Materialmanagement. Alarmierung / Anfahrt zur Einsatzstelle (EST): Auswertung der Alarmierung, Aufgabenverteilung im Team, ggf. Einholen weiterer Informationen z.B. Handlungsanweisungen zu bestimmten Notfallbildern aus der „Bremer Fibel“, weitere eingesetzte Kräfte usw. Ankunft EST / Alarmzeichen ›› Alarmzeichen „4A - C - 4E“: Atemgifte, Angstreaktion, Ausbreitung, Atomare Strahlung, Chemische Stoffe, Erkrankung / Verletzung, Explosion, Einsturz, Elektrizität. ›› Vorzeitige Situationsbeurteilung (ggf. noch bei Anfahrt aus dem Rettungsmittel heraus): Entspricht die vorgefundene Situation der Alarmierung (z.B. bei Verkehrsunfällen)?, ggf. frühe Rückmeldung. ›› Abstellen des Rettungsmittels an einem sinnvollen Stellplatz: Keine unnötige Verkehrsbehinderung insbesondere beim VU, Berücksichtigung von ungehindertem An- und Abfahren nachrückender Kräfte, Ein- und Ausladen des Patienten bzw. von Material. ›› Beachtung von Eigenschutz, Schutz des Patienten und Dritter: ggf. frühe Nachforderung z.B. technische Rettung, Polizei, usw. ›› Materialmanagement: Abstellen der Rettungsgeräte bei Eintreffen beim Patienten, ggf. Ordnung des Raums. Anzeichen für die Ursache / Verdachtsdiagnose: Notfallversorgung Offensichtliche Hinweise, die mit den ersten Sinneseindrücken wahrgenommen werden und einen Verdacht auf die Ursache zulassen, wie z.B.: ›› Rahmenbedingungen: Witterung, Gegenstände in der Umgebung, soziales Umfeld, Zeugenaussagen, Unfallmechanismus / -hergang ›› Auffindesituation des Patienten: Lage, Körperhaltung, Allgemeinzustand, Bewegungen, Reaktionen, Verhalten usw. ›› Sonstiges: Geräusche, Gerüche, offensichtliche Leblosigkeit, Atembehinderungen, Verletzungen usw. 15 bremer fibel Phase II Basis schaffen In Phase II wird die Basis für die Notfallbehandlung geschaffen. Bei jedem Notfallpatienten: ›› die Vitalfunktionen beurteilen und die Leitsymptomatik feststellen (Basischeck), ›› die kontinuierliche Überwachung und Dokumentation beginnen (Basismonitoring), ›› Maßnahmen der Patientenbetreuung und lebensrettende Sofortmaßnahmen ergreiffen (Basismaßnahmen). Die Reihenfolge ist nicht als statisches Konstrukt zu verstehen - nach Möglichkeit erfolgen die Maßnahmen parallel. Basischeck Der Basischeck wird am Notfallort durchgeführt und dauert ca. 2 Min. / Patient. Ziele des Basischecks: ›› Zum frühen Erkennen einer vitalen Bedrohung den gesamten Patienten mit den eigenen Sinnen wahrnehmen ›› Frühe Nachforderung von erforderlichem Personal und Material ›› Arbeitsdiagnose anhand der Leitsymptome stellen ›› Handlungsstrategie entwickeln (basierend auf der Arbeitsdiagnose) und im Team abgleichen Maßnahmen des Basischecks: ›› Akutanamnese: Leitsymtome / Unfallmechanismus ›› BAK-Schema: Bewusstsein, Atmung, Kreislauf ›› Patienten ggf. so weit wie nötig / möglich entkleiden ›› ggf. orientierender Bodycheck zur Feststellung des Verletzungsmusters Basismonitoring Die Häufigkeit der Erhebung der Vitalwerte ist vom jeweiligen Zustand des Patienten abhängig. Alle Werte werden dokumentiert. Ziele des Basismonitorings: ›› Kontinuierliche Beurteilung der Vitalfunktionen ›› Frühes Erkennen von Zustandsverschlechterungen, Vitalbedrohungen und Komplikationen ›› Erfolgs- / Verlaufskontrolle therapeutischer Maßnahmen Das Monitoring erfolgt kontinuierlich und an die Situation angepasst: ›› Puls, RR, SpO2 und Rhythmus-EKG Basismaßnahmen (BASICS) Notfallversorgung Basismaßnahmen sind die vorrangigen notfallmedizinischen Aufgaben des Rettungsfachpersonals (RA / RS). Die „BASICS“ stellen eine Checkliste von grundlegenden Maßnahmen dar, die bei jedem ansprechbaren Patienten situationsangepasst angewendet werden. Bei nicht ansprechbaren Patienten wird der Reanimationsalgorithmus nach dem ABCD-Schema begonnen. Grundlage sind die aktuellen Leitlinien des ERC (siehe ab Seite 66). Ziele der Basismaßnahmen: ›› Vitalfunktionen schnell unterstützen, erhalten und weitere Schädigungen begrenzen ›› ggf. Vitalfunktionen wiederherstellen 16 BASICS: B A S I C S eruhigen von Anfang an: tmung optimieren / sichern: tabiler Blutdruck: mmobilisation / Lagerung: heck up - Basismonitoring: chutz vor äußeren Einflüssen: Beruhigen, Aufklären über alle Maßnahmen, Betreuen O2-Gabe, Lagerung, Airwaymanagement Äußere Blutungen stoppen, Schockprophylaxe / -therapie Lagerung nach Zustand und / oder nach Wunsch des Patienten Puls, RR, SpO2, Rhythmus-EKG Temperatur, Witterung, Schutz der Persönlichkeitsrechte Diagnostik u. Maßnahmen für spezielle Notfallbilder In Phase III werden aufgrund der konkreten Notfallsituation spezifische diagnostische und therapeutische Maßnahmen durchgeführt. Sie werden bei den speziellen Krankheitsbildern beschrieben. Solche Maßnahmen sind naturgemäß ärztliche Aufgabe. Aus strategischen Gründen ist es unter bestimmten Voraussetzungen jedoch sinnvoll, dass Rettungsassistenten im Rahmen der Notkompetenz ausgewählte Maßnahmen durchführen bevor ein Arzt vor Ort ist. (siehe Vorworte). bremer fibel Phase III Diagnostik - Symptomorientiert Orientiert an Leitsymptomen und in Art und Umfang an die Situation angepasst: ›› BZ-Kontrolle bei jeder Form von Bewusstseinsstörung ›› 12 - Kanal EKG bei thorakalen Schmerzen / Dyspnoe ›› Temperaturmessung bei Fieber, Infekten, Unterkühlung ›› körperliche Untersuchung nach IPPA-Schema ( Inspektion, Palpation, Perkussion, Auskultation ) ›› Bodycheck Anamnese SAMPLE: S ymptome A llergien M edikation P räerkrankungen L etzte Mahlzeit E reignis, das zu den Symptomen geführt hat PQRST: P Q R S T rovokation (was hat den Schmerz ausgelöst) ualität (wie) egion (wo) tärke (Skala von 1 - 10) ime (seit wann, wie oft) Maßnahmen RA Maßnahmen und Voraussetzungen zur Durchführung im Rahmen der Notkompetenz: siehe Kapitel Einleitung Seite 10 - 14 Unblutiger Aderlass: Drei Extremitäten mit RR-Manschetten zwischen Systole und Diastole stauen und alle 10 Min. im Uhrzeigersinn wechseln. Maßnahmen mit NA Notfallversorgung ›› Begonnene Maßnahmen fortführen ›› Weitere Maßnahmen nach Zustand des Patienten: Analgesie, Sedierung, Narkose, medikamentöse Therapie, erweitertes Airwaymanagement, Drainagen und Sonden, Reposition von Frakturen usw. ›› Transportbegleitung 17 bremer fibel Phase IV Dokumentation und Durchführung des Transports Abschließend werden in Phase IV der sach- und fachgerechte Transport mit einem geeigneten Rettungsmittel in die nächste geeignete Klinik sowie eine ausführliche Dokumentation durchgeführt. Transportvorbereitungen ›› Frühzeitig einleiten bei Load and go - Indikationen (z.B. unstillbare Blutung, hoher Blutverlust, Apoplex) ›› Rechtzeitige Nachforderung spezieller Rettungsmittel (z.B. Drehleiter, RTH, Inkubator, GK-Rett. usw.) ›› Transportziel klären, ggf. Voranmeldung: Absprache über die Leitstelle und / oder NEF-Handy mit der aufnehmenden Klinik / Station ›› Bereitstellung von Trage und ggf. Lagerungshilfen (z.B. Vakuummatratze) ›› „Rettung“ vom Notfallort mit geeignetem Rettungsgerät zum RTW: Tragetuch, -stuhl, Trage, Rettungskorsett, Schaufel- oder Schleifkorbtrage ›› Tragehilfe bei übergewichtigen Pat. oder geeignetes Rettungsmittel (z.B. Drehleiter, GK-Rett.) nachfordern ›› Situationsabhängige Lagerung des Patienten für den Transport ›› Patienten transportfertig machen: Fixieren mit Gurtsystemen, Kinder mit Kinderrückhaltesystem ›› Monitoring, Sauerstoff, Infusionen, Tubusfixierung, Sonden und Drainagen usw.: anschließen, überprüfen und sichern ›› Kontinuierliche fachgerechte Betreuung und Überwachung vom Notfallort bis zur Übergabe Dokumentation ›› Vollständige und nachvollziehbare schriftliche Dokumentation des gesamten Einsatzes im Rettungsdienst- bzw. Notarztprotokoll mit EKG-Ausdruck, ggf. Ausdruck des Ereignisspeichers, Asservaten Maßnahmen des RA im Rahmen der Notkompetenz (Atemwegssicherung, AED-Einsatz, Medikamentengabe) müssen vollständig mit Dokumentationsbogen, Kopie des Einsatzprotokolles und Monitorausdruck an den ÄLRD weitergeleitet werden. Notfallversorgung Gleiches gilt für Einsatzverläufe / Maßnahmen bei denen Komplikationen aufgetreten sind. 18 ! Indikation Beckenschlinge Kontraindikation Beckenfraktur bremer fibel Immobilisationsmaterial auf Rettungsmitteln in Bremen NEF & RTW Gurtspinne (RTW in Planung) KED® Fixierung auf verschiedenen Tragen Wirbelsäulentrauma (Kendrick-Extrication-Device) NEF Kopffixierungsset RTW Luftkammerschiene NEF & RTW Sam-Splint® NEF & RTW Schaufeltrage RTW Schleifkorbtrage Vitale Gefährdung, Beckentrauma, Oberschenkelfrakturen Verdacht auf Verletzungen der Halswirbelsäule, Bewusstlose-/ Narkotisierte Patienten Unterarm-, Unterschenkelfrakturen Frakturen im Bereich von Gelenken, Oberarm-, Oberschenkelfrakturen, Offene Frakturen III° Handgelenk, Finger, Oberarm, Unterarm, Sprunggelenk, Zehen, Unterschenkel Frakturen bei denen Extension erforderlich ist Schonende achsengerechte Rettung Bewusstlosigkeit ohne Atemwegssicherung Rettung aus Höhen und Tiefen Drehleiter / Rüstwagen Stifneck-Select® NEF & RTW Vakuummatratze RTW RTW Wirbelsäulentrauma, Beckentrauma, Oberschenkel-, Schenkelhalsfrakturen Bewusstlosigkeit ohne Atemwegssicherung Extremitätenfrakturen, Gelenknahe Frakturen, dislozierte nichtreponierbare Frakturen Frakturen bei denen Extension erforderlich ist Notfallversorgung Vakuumschienenset Verdacht auf Verletzungen der Halswirbelsäule 19 bremer fibel Airwaymanagement Ziel ist: Dem Patienten abhängig vom spezifischen Zustand seiner Erkrankung oder Situation mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln genügend Sauerstoff anbieten zu können. + = erfolgreich - = erfolglos Ausgangslage: Bewusstlose Person Notfallversorgung O2-Gabe (Nasenbrille, Maske) Esmarch-Handgriff Stabile Seitenlage Wendeltubus 20 Atmung vorhanden ? nein - Maskenbeatmung mit O2 und Demandventil, ggf. Guedel-Tubus + - Atemwege freimachen, Racheninspektion. Aspirationsgefahr ! + - Larynxtubus legen; (Kinder: besser Larynxmaske) + - Intubation mit Oxygenierung + - Larynxmaske + Koniotomie als Ultima Ratio (NA Maßnahme) + Erfolgs- und Verlaufskontrolle: Sicher ist nur die CO2 - Messung ! Heben und Senken des Brustkorbs, Auskultation, SpO2 als zusätzliche Kontrolle Weitere Maßnahmen nach Zustand des Patienten und Verlaufskontrolle ja ! Koniotomieset und Larynxmasken werden auf den notarztbesetzten Rettungsmitteln vorgehalten ›› O2-Gabe: Sauerstoff-Maske (zur passiven Präoxygenierung 15 l / Min.) Ambu®-Beutel mit Demandventil (zur aktiven Präoxygenierung und Beatmung) ›› Monitoring: EKG, SpO2, NIBD, CO2-Messung ›› Absaugpumpe: mit Katheter (rot) vorbereiten und prüfen ›› Laryngoskop: Licht kontrollieren ! ›› Tubus: Männer 8,0 - 9,0 mm ID Frauen 7,0 - 8,0 mm ID mit Führungsstab (eingegelt), Blockerspritze und Fixierung ›› Atemwegsalternativen bereitlegen: Larynxmasken Larynxtuben Koniotomieset bremer fibel Standardisierte Narkosevorbereitung (Kinder und Erwachsene) (Erwachsene) Alle Geräte und Atemhilfsmittel auf Funktion prüfen ! Notfallversorgung 21 bremer fibel MANV - Massenanfall von Verletzten Ein MANV liegt vor, wenn Verletzte / Erkrankte gleichzeitig in einer solchen Anzahl anfallen, dass sie mit der normalen Vorhaltung des Rettungsdienstes nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Ein MANV hängt somit nicht nur von der absoluten Zahl der Verletzten und Erkrankten ab, sondern auch von der aktuellen Auslastung des Rettungsdienstes. Notfallversorgung Weitere Maßnahmen NA / RA Ersteintreffendes Rettungsmittel Grundsätzlich gilt in Bremen: 22 MANV 1 = Rettungseinsatz 5-12 Patienten MANV 2 = Rettungseinsatz > 12 Patienten Noch nicht behandeln Kurze Erstrückmeldung Lagefeststellung ! Konkretere Zweitrückmeldung Initialleitung des „Abschnitts Rettungsdienst“ übernehmen Spontanabtransporte verhindern Möglichst bald mit der Raumordnung beginnen Nachrückendes Rettungsdienstpersonal anweisen Sichtung beginnen Frühe Abtransporte von Patienten nur in Ausnahmefällen Übergabe an LNA ! BEAUFTRAGTER DER L Dr c/o Klinik für An DIAKO Ev. Diakonie-Krankenhau bremer fibel Informationen zum Dokumentationssystem MANV in Bremen Tel: 0421/6102 - 0, Fax: 610 Zur Kennzeichnung und Dokumentation bei einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten (MANV) steht auf jedem NEF, den RTH’s, dem OrgL-Fahrzeug der Feuerwehr sowie bei einigen Grossbetrieben ein Rucksack oder Ordner mit Sichtungskarten und Übersichtsdokumentations-Formularen zur Verfügung. Die Sichtungskarten sind für die Kategorie I bis IV mit identischem Text versehen und sollen durch die Mitarbeiter des Rettungsdienstes beschriftet werden. Der ersteintreffende Notarzt soll mit der Sichtung beginnen, ein Dokumentationsassistent führt die Übersichtsdokumentation. Bei Abtransport des Patienten muss der untere, perforierte Abschnitt der Karte dem OrgL zugeleitet werZur Kennzeichnung und Dokumen den. Informationen zum Bre Erkrankten (MANV) steht auf jed Die Karten sind fortlaufend nummeriert, um jederzeit einen zahlenmäßigen Überblick zu gewährleisFeuerwehr sowie bei einigen Gro ten. Die Hunderterzahl ist mit der Sichtungskategorie identisch. Falls verschiedene Sichtungssätze zum Einsatz kommen müssen, wird nach LNA-Anweisung einÜbersichtsdokumentations-Formula Buchstabe vor der Sichtungskartennummer eingefügt: L für den Satz LNA-HB (s.u.) oder W für NEF-WEST. Zur Kennzeichnung von persönlichen Wertgegenständen sollen Sichtungsnummern-Aufkleber genutzt werden. Die Karten sollen erst nach sind für die Ka der Sichtungsphase beschriftet werden. Muss ein PatientDie in eineSichtungskarten andere Kategorie eingestuft werden, wird der alte Sichtungsbogen getrennt: eine Hälfte verbleibt in der neuen Sichtungskartentasche, die sollen durch die Mitarbeiter d andere in der LNA-Übersichtsmappe. Die Kategorie IV ist nur in extremen Lagen denkbar (z.B. beim ersteintreffende Notarzt soll mit de Terroranschlag New York 2001) oder für Patienten, die aufgrund ihrer Schädigung unter den besonderen Bedingungen keine Überlebenschance haben. führt die Übersichtsdokumentation. perforierte Abschnitt der Karte dem Kategorie I ROT KA Nr. Schwerverletzte Patienten mit Vitalbedrohung Nr. 101 - 199 Kategorie II GELB KA Nr. Schwerverletzte Patienten Nr. 201 - 299 Kategorie III GRÜN Leichtverletzte Patienten Nr. 301 - 399 Kategorie IV KA Nr. BLAU Abwartende Behandlung Nr. 401 - 499 Kategorie V KA Nr. WEISS + Kreuz Tote Nr. 501 - 599 Notfallversorgung KA Nr. Die Karten sind fortlaufend numerie gewährleisten. Die Hunderterzahl 23 verschiedene Sichtungssätze zum der Sichtungskartennummer den S bremer fibel EKG - Grundlagen Mit dem 4-Pol-/ Rhythmus-EKG werden die sechs Extremitätenableitungen (I, II, III, aVR, aVL, aVF) abgeleitet. Die vier Elektroden werden, wenn möglich wie folgt geklebt: ›› rot (rechts) und gelb (links) jeweils nahe oder auf dem Oberarm ›› grün (links) und schwarz (rechts) jeweils nahe oder auf dem Oberschenkel Mit dem 12-Kanal-EKG werden zusätzlich die sechs Brustwandableitungen (V1 bis V6) abgeleitet. ›› V1 4. ICR rechts neben Brustbein ›› V2 4. ICR links neben Brustbein ›› V3 mittig zwischen V2 und V4 ›› V4 5. ICR in mittlerer Schlüsselbeinlinie ›› V5 linke vordere Axillarline, auf Höhe V4 ›› V6 mittlere Axillarlinie, auf Höhe V4 EKG Mit Hilfe des EKG werden zwischen zwei Punkten (Elektroden) die wechselnden elektrischen Spannungsunterschiede während der Erregungsbildung und -leitung am Herzen sichtbar gemacht. Die entstehenden Wellen, Strecken und Zacken entsprechen der zeitlichen Erregungsabfolge am Herzen. Ein Stromfluss zu einer Elektrode ergibt im EKG einen positiven Ausschlag, fließt der Strom von ihr weg wird er negativ. Die verschiedenen Ableitungen sind dabei vergleichbar mit unterschiedlichen Blickwinkeln auf die elektrische Herzaktion. Das EKG gibt lediglich Aufschluss über die elektrische, nicht aber über die mechanische Aktivität am Herzen. 24 P - Welle Vorhoferregung - die Erregung breitet sich gleichmäßig über die Vorhöfe als positive Welle aus. PQ - Dauer Erregungsüberleitungszeit von Beginn P bis Beginn QRS PQ - Strecke Verzögerung der Reizweiterleitung im AV-Knoten, isoelektrische Linie QRS - Komplex Kammererregung (Q = Kammerscheidewand, R = Erregung bis zur Herzspitze, S = Erregung der Kammerwand bis zur Herzbasis) ST - Strecke vollständige Kammererregung; zur Beurteilung des ST-Abgangs (Hebung, Senkung) vergleiche Niveau der PQ-Strecke T - Welle Erregungsrückbildung der Kammern bremer fibel Rhythmusinterpretation Herzrhythmusstörungen (HRST): HRST sind alle Abweichungen von: ›› der normalen Herzfrequenz ›› der Regelmäßigkeit der Herzerregungen ›› der regelrechten Erregungsabfolge Tachykardien oder Bradykardien Arrhythmien Erregungsbildungs- und -leitungsstörungen 1. Beurteile den Patienten unabhängig vom EKG Akute Behandlungsbedürftigkeit von Herzrhythmusstörung besteht bei klinischer Instabilität ! 2. Beurteile die Herzfrequenz (HF): HF < 100 u. > 60 / Min. normfrequent HF > 100 / Min. Tachykardie, tachykard HF < 60 / Min. Bradykardie, bradykard Hilfsmittel 300er-Regel: S. = Sekunden Nach der ersten zu zählenden Zacke bzw. Welle werden die Hilfslinien (1 cm bei 50 mm / S. oder 0,5 cm bei 25 mm / S.) mit folgenden Werten versehen: 300, 150, 100, 75, 60, 50. Die darauf folgende Zacke / Welle gibt die Frequenz an. 3. Beurteile die Regelmäßigkeit ›› Sind die R-R-Abstände immer gleich? ›› Extrasystolen sind vorzeitig in einen Grundrhythmus einfallende Herzerregungen. 4. Beurteile die EKG-Kurve ›› Wo ist der Ursprung des Herzrhythmus? ›› Gibt es Erregungsbildungs- oder Erregungsleitungsstörungen (Blockaden)? ›› P-Welle und PQ-Dauer: P vorhanden? P immer gleichartig? P vor jedem QRS-Komplex? Nach jedem P ein QRS-Komplex? PQ-Dauer verlängert (> 0,2 S.) ›› QRS-Komplex (Kammerkomplex, Kammeraktivität): QRS immer gleichartig? QRS nach P verbreitert (> 0,12 S.) und deformiert? QRS ohne P verbreitert (> 0,12 S.) und deformiert? Q ungewöhnlich groß (> 0,04 S. und / oder > ¼ R)? EKG ›› ST-Strecke und T-Welle (Kammerendteile): ST-Hebung (STEMI)? ST-Senkung und T negativ? 25 bremer fibel Kritische EKG-Befunde - eine Auswahl Ventrikuläre Tachykardie (VT) Lebensbedrohliche HRST mit Kammerfrequenzen von bis 200 / Min., > 200 / Min. in der Regel pulslos (pulslose VT), die wie Kammerflimmern defibrilliert wird (siehe Reanimation ab Seite 66). CAVE: Eine VT kann jederzeit in Kammerflimmern übergehen - Reanimationsbereitschaft ! Kammerflimmern Ventrikuläres Flimmern (VF) mit hochfrequenter Flimmerwelle >300 / Min. CAVE: Kreislaufstillstand: Reanimation mit Defibrillation ! AV-Block Grad III P und QRS-Komplexe völlig unabhängig voneinander CAVE: Asystoliegefahr - Reanimationsbereitschaft ! Polymorphe Ventrikuläre Extrasystolen EKG haben unterschiedliches Aussehen, da sie verschiedene Ursprungszentren (polytope) besitzen. Nach den VES können kompensatorische Pausen auftreten. 26 bremer fibel Couplets paarweises Auftreten von monomorphen VES (Triplets = 3 VES in Serie). Salven mehr als drei VES direkt hintereinander. R auf T - Phänomen Eine VES fällt in die verletzliche Phase der T-Welle des vorangegangenen Herzzyklus ein. CAVE: Übergang in Kammerflimmern jederzeit möglich! Reanimationsbereitschaft! Definition STEMI ST-Strecken-Hebung ≥ 0,1 mV in mindestens 2 zueinander gehörenden Extremitätenableitungen oder ≥ 0,2 mV in mindestens 2 benachbarten Brustwandableitungen oder neu aufgetretener Linksschenkelblock. Die in diesem Kapitel dargestellten Informationen und EKG-Bilder stellen lediglich eine kurze Übersicht dar. Sie ersetzen kein EKG-Lehrbuch bzw. EKG-Kurs. ! EKG 27 bremer fibel Tachykarde Herzrhythmusstörungen - Therapie Definition Herzfrequenzen > 100 / Min., ausgeprägte Tachykardien > 150 / Min. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› „Herzrasen“ Bewusstseinsstörungen Dyspnoe Hypotonie Schwindel / Übelkeit Schwach bis nicht tastbarer Puls BASICS ›› ›› ›› ›› ›› Beruhigung des Patienten Absolute körperliche Ruhe O2 - Gabe ggf. bis maximal Ständige Überwachung (mit QRS-Ton) 12-Kanal EKG (Wiederholung bei jeder Rhythmusveränderung) Maßnahmen RA ›› i.v. - Zugang ›› ggf. Reanimationsbereitschaft Maßnahmen mit NA Präklinische Rhythmustherapie nur bei Instabilität ! Patient instabil? Zeichen der Instabilität: Bewusstlosigkeit, Dyspnoe, Zyanose, Herzinsuffizienz, RR syst. < 90 mmHg ja Kardioversion bis zu 3x siehe Seite 31 Amiodaron 300 mg i.v. über 10 - 20 Minuten nein Breite QRS-Komplex ? QRS-Komplex schmal < 0,12 S. QRS-Komplex breit > 0,12 S. siehe nächste Seite oben siehe nächste Seite unten ggf. Kardioversion EKG Amiodaron 900 mg i.v. über 24 h (Perfusor) 28 Transport ›› Kontinuierliches Monitoring ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung ja QRS-Komplex regelmäßig ? Vagale Manöver (Valsalva) Adenosin 6 mg schnell i.v. CAVE: Kurze Asystolie ggf. bis zu 2 x wiederholen mit je 12 mg i.v. ja nein Wahrscheinlich Vorhofflimmern bremer fibel Schmalkomplextachykardie mit Puls - Patient stabil HF kontrollieren bei Beginn in den letzten 48 h z.B. mit: Metoprolol frakt.bis 5 mg i.v. Vormedikation beachten ! QRS-Komplex regelmäßig ? Wahrscheinlich Supraventrikuläre- / Re-EntryTachykardie, Sinusrhythmus im 12-Kanal EKG dokumentieren Bei Wiederauftreten: Erneute Adenosingabe, antiarrhythmische Prophylaxe erwägen nein Expertenhilfe suchen, Vorhofflattern möglich HF kontrollieren z.B. mit: Metoprolol frakt.bis 5 mg i.v. Vormedikation beachten ! Breitkomplextachykardie mit Puls - Patient stabil ja QRS-Komplex regelmäßig ? nein Rhythmusbeurteilung Rhythmusbeurteilung Ventrikuläre Tachykardie oder unklarer Rhythmus Vorhofflimmern mit Schenkelblock: wie unregelmäßige Schmalkomplex Tachykardie Amiodaron 300 mg i.v. über 20 - 60 Min. (Perfusor) danach 900 mg über 24 h SVT mit Schenkelblock, wenn zuvor bestätigt Polymorphe VT z.B.: Torsade de pointes Magnesium 2 g i.v. über 10 Min. EKG Adenosin wie bei Schmalkomplextachykardie Vorhofflimmern mit Präexzitation: Amiodaron erwägen 29 bremer fibel Bradykarde Herzrhythmusstörungen - Therapie Definition Herzfrequenzen < 40 / Min. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› Puls bradykard, meist tastbar Hypotonie Schwindel, Übelkeit Dyspnoe Bewusstseinsstörungen BASICS ›› ›› ›› ›› ›› Beruhigung des Patienten Absolute körperliche Ruhe O2 - Gabe ggf. bis maximal Ständige Überwachung (mit QRS-Ton) 12-Kanal EKG (Wiederholung bei jeder Rhythmusveränderung) Maßnahmen RA ›› i.v. - Zugang ›› Externen Schrittmacher vorbereiten Maßnahmen mit NA ja nein Atropin o,5 mg i.v. Symptomatik, Puls, RR besser ? nein Asystolierisiko: ja kürzlich Asystolie AV-Block II° Typ 2 AV-Block III° breite QRS-Komplexe ventrikuläre Pausen > 3 S. Überbrückende Maßnahmen: ja Atropin 0,5 mg i.v. max. 3 mg Adrenalin 2 - 10 µg / Min. Transkutaner Schrittmacher EKG Expertenhilfe suchen, transvenöser Schrittmacher 30 Transport ›› Kontinuierliches Monitoring ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA - Begleitung nein Maßnahmen nach Zustand des Patienten / Verlaufskontrolle Patient instabil? Zeichen der Instabilität: Bewusstlosigkeit, Dyspnoe, Zyanose, Herzinsuffizienz, RR syst. < 90 mmHg bremer fibel Externer Schrittmacher ›› Sedierung (z.B. Midazolam 0,05 – 0,1 mg / kg KG i.v. ) ›› Analgesie (z.B. Morphin) ›› Stimulationselektroden aufkleben: rot = anterior, mittig bis links neben dem Brustbein blau = posterior, mittig bis rechts zwischen den Schulterblättern ›› „PACER“ Betriebsart wählen: “FIX“ kontinuierliche Stimulation “DEMAND“ Stimulation unter Berücksichtigung der Eigenfrequenz: ist Standard mit Stimulationsfrequenz von 70 / Min. ›› Stimulationsfrequenz einstellen (à 70 / Min. ist meist voreingestellt) ›› Stromstärke einstellen: mA steigern bis Stimulationserfolg (Kontrolle: nur tastbarer Puls und messbarer Blutdruck!) posterior anterior Synchronisierte Kardioversion Sternum ›› Reanimationsbereitschaft: ausreichend qualifiziertes Personal, Aufgabenverteilung ›› Präoxygenierung mit 15 l / Min. O2-Gabe über Maske Ambu®-Beutel mit Demandventil zur assistierten Beatmung ›› Aufklärung des ansprechbaren Patienten ›› Sedierung (z.B. Midazolam 0,05 – 0,1 mg / kg KG i.v. ) ›› Analgesie (z.B. Morphin) ›› ggf. 5000 IE Heparin i.v. bei Vorhofflimmern ›› Klebeelektroden anbringen (starke Körperbehaarung entfernen, Haut reinigen, Lufteinschlüsse vermeiden) ›› Positionen: „APEX“ (blau) 5. ICR in der vorderen Axillarlinie „STERNUM“ (rot) rechts neben dem Brustbein, unter Schlüsselbein ›› 1. „ENERGIE“ drücken 2. „SYNC“ aktivieren 3. Energie wählen: Vorhofflattern, paroxymale SVT: 70 - 120 J mit Biphase Vorhofflimmern, Breitkomplex-Tachykardie: 120 – 150 J mit Biphase ›› Warnung an anwesende Personen „Abstand halten, Kardioversion!“ ›› Kardioversion auslösen durch „LADEN“, „Bereit zum Schock“ abwarten, „SCHOCK“ Apex EKG Hinweis: Berühren des Patienten erst nach tatsächlicher Schockabgabe! (Bei kritischen Verzögerungen oder Verschlechterung des Patientenzustands sofort unsynchronisierte Schockabgabe), ggf. weitere Kardioversionen bis zu 3 mal (vgl. Algorithmus). 31 bremer fibel Akutes Koronarsyndrom (ACS) Definition Akuter Sauerstoffmangel des Herzmuskels. Unter ACS werden instabile Angina pectoris, Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI) und ST-Strecken-Hebungsinfarkt (STEMI) zusammengefasst. STEMI: ST-Strecken-Hebung ≥ 0,1 mV in mindestens 2 zueinander gehörenden Extremitätenableitungen oder ≥ 0,2 mV in mindestens 2 benachbarten Brustwandableitungen oder neu aufgetretener Linksschenkelblock. Leitsymptome ›› Brustschmerzen; evtl. ausstrahlend in linken Arm, Kiefer, Bauch oder Rücken ›› Dyspnoe ›› Blässe, Kaltschweißigkeit ›› Kühle Extremitäten, Angst CAVE: unspezifische Symptome möglich ! BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› Maßnahmen RA ›› i.v. - Zugang ›› Nitroapplikation s.l. Nicht als Diagnostikum einsetzen! CAVE: Viagra® ›› Medikamente vorbereiten Maßnahmen mit NA ›› Analgesie (z.B. Morphin) ›› Nitroapplikation sublingual / Perfusor ›› ß-Blocker 5 mg Metoprolol fraktioniert (nur bei symptomatischer Tachykardie, nicht beim HW-Infarkt) ›› ASS (so früh wie möglich) 250-500 mg i.v. oder p.o. * ›› Heparin 3000-5000 IE i.v. ›› Clopidogrel-Tabletten 300-600 mg p.o.* ›› ggf. symptomatische Therapie ›› ggf. Thrombolyse Patienten beruhigen Absolute körperliche Ruhe OK-Hochlagerung O2 - Gabe nur bei Dyspnoe oder SpO2 < 94% Kontinuierliches Monitoring 12-Kanal EKG *Nicht bei Dauermedikation spezielle Notfallbilder Transport 32 ›› Kontinuierliches Monitoring ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung ! Bei ST-Strecken-Hebungen, neuem Linksschenkelblock, kardiogenem Schock, Z.n. Reanimation: Kontakt mit Herzzentrum Klinikum Links der Weser und EKG per Fax senden: Hotline 0421 879 25 25 Fax 0421 879 25 51 Individueller Blutdruck deutlich unterschritten oder < 100 mmHg ja bremer fibel Nitrolingual® bei akutem Koronarsyndrom nein i.v. - Zugang i.v. - Zugang 1 Hub Nitrolingual® Maßnahmen nach Zustand des Patienten Nach 2 Minuten deutlicher Blutdruckabfall und / oder Besserung der Symptomatik ja nein Bis maximal 3 Hub Nitrolingual® kurzinformationen weitere Informationen auf Seite 62 ›› Akutes Koronarsyndrom ›› Für NA: Kardiales Lungenödem Dosierung ›› 1-3 Sprühstoße unter die Zunge (sublingual) Nebenwirkungen ›› Orthostatische Dysregulation, Synkope ›› Flush mit Wärmegefühl, Nitratkopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen ›› Reflektorische Tachykardie Kontraindikationen ›› Ausgeprägte Hypotonie, Schock ›› Einnahme von Arzneimitteln zur Behandlung von Erektionsstörungen (z.B. Viagra®, Levitra®, Cialis®) Wechselwirkungen ›› Bei gleichzeitiger / vorheriger Einnahme (bis zu 72 Stunden) von potenzsteigernden Arzneimitteln (z.B. Viagra®, Levitra®, Cialis®) sind drastische Blutdruckabfälle möglich spezielle Notfallbilder Indikation 33 bremer fibel spezielle Notfallbilder 34 Anaphylaktischer Schock Definition Überempfindlichkeitsreaktion z.B. auf Fremdeiweiße mit übermäßiger Histaminausschüttung, die zu zirkulatorischen und pulmonalen Störungen führt. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› Schocksymptomatik Hautreaktionen (Ödeme, Quaddeln, Flush) Dyspnoe mit Bronchospasmus, Larynxödem Schüttelfrost, Übelkeit, Durchfall Evtl. Krampfanfall, evtl. Kreislaufstillstand BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Patienten beruhigen Allergenzufuhr stoppen Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage Bei Bewusstsein: Schocklagerung 10 - 15 l O2 / Min. ggf. Atemkommandos Reanimationsbereitschaft Maßnahmen RA ›› i.v. - Zugang ›› Bei alleinigem Bronchospasmus erwäge SALBU-IPRA Norm siehe Seite 65 ›› Falls keine Besserung: Erwäge Adrenalinvernebelung: 5 mg / 5 ml (12 - 15 l O2 / Min.) unter Monitoring und Zustandskontrolle ›› Bei Erfolglosigkeit: Nebenstehender Algorithmus ›› ggf. Reanimation - frühest möglicher Einsatz von Adrenalin Maßnahmen mit NA ›› ›› ›› ›› Transport ›› Kontinuierliches Monitoring ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung Urbason® 250 - 1000 mg i.v. Fenistil® 0,1 - 0,2 mg / kg KG i.v. Katecholaminperfusor bei anhaltender Schocksymptomatik Bei Luftnot durch Schwellung: Adrenalinvernebelung 5 mg / 5 ml ›› ggf. Narkose, Intubation i.v. - Zugang Erwachsene: Kinder: Symptomatik, Puls, RR besser ? ja nein Adrenalin - Gabe: Erw.: 0,1 mg i.v. Kinder: 0,01 mg i.v. bis max. o,5 mg bis max. 0,05 mg Symptomatik, Puls, RR besser ? kurzinformationen ja Maßnahmen nach Zustand des Patienten / Verlaufskontrolle 1 - 2 großlumige max. 1 Versuch bei sichtbaren Venen erwägen Infusionstherapie: Ringerlösung als Druckinfusion Erw.: 1000 ml i.v. Kinder: 20 ml / kg KG nein bremer fibel Adrenalin beim anaphylaktischen Schock weitere Informationen auf Seite 56 Indikation ›› Anaphylaktischer Schock ›› Schwere anaphylaktische Reaktion Dosierung ›› Erw.: 0,1 mg langsam i.v. ›› Kinder: 0,01 mg langsam i.v. Nebenwirkungen ›› Tachykardie, Extrasystolie, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern ›› Tremor (Zittern), Mydriasis (Pupillenerweiterung) Kontraindikationen ›› Im Rahmen der Reanimation keine ›› Tachykardie und tachykarde Herzrhythmusstörungen ›› Hypertonie Wechselwirkungen ›› Nicht zusammen mit alkalischen Lösungen verabreichen (z.B. Natriumbikarbonat) max.: 0,5 mg i.v. max.: 0,05 mg i.v. spezielle Notfallbilder 35 bremer fibel Apoplex Definition Plötzlich auftretende neurologische Ausfälle unterschiedlichster Ausprägung aufgrund akuter Durchblutungsstörung oder Blutung im Gehirn. ( 80 % ischämischer Hirninfarkt, 20 % zerebrale Blutung) Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Besondere Symptome SAB: ›› Akuter Vernichtungskopfschmerz besonders im Hinterkopf ›› Nackensteifigkeit, Schweißausbruch ›› Initialer Krampfanfall, frühe(r) Bewusstseinsstörung/-verlust Bewusstseinsstörungen, ggf. zunehmend Halbseitenstörung / -lähmung, arm- und / oder beinbetont Hängender Mundwinkel mit Speichelfluss Sprach-, Wortfindungs-, Seh- oder Hörstörungen (Dreh-)Schwindel, Gleichgewichts-, Bewegungs-, Schluckstörung Desorientiertheit, psychische Auffälligkeiten ggf. Kopfschmerzen, Übelkeit, Harninkontinenz, Vorhofflimmern spezielle Notfallbilder Hirndruckzeichen: ›› Kopfschmerz, Erbrechen, Unruhe / Verwirrtheit ›› Pupillendifferenz, pathologische Atmung, Streckkrämpfe ›› Bradyarrhythmie, Druckpuls 36 BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Patienten beruhigen O2 - Gabe bei SpO2 < 95% Bei Hypertonie: OK-Hochlagerung (30°) Bei Hypotonie: Flachlagerung, ggf. Schocklagerung Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage auf gesunder Seite Rhythmus-EKG BZ-Kontrolle, Körpertemperaturmessung Keine Zeit verlieren ! „Time is Brain“ Beschwerdecheck ›› ›› ›› ›› ›› Lächeln, Stirnrunzeln, Mund spitzen Pupillendiagnostik, Augenmotorik Arme anheben, Hände drücken (Kreuzgriff) Sprachstörungen Fragen nach Risikofaktoren (z.B. Hypertonus, Diabetes, usw.) Dokumentation ›› Beschwerden und Beschwerdebeginn oder Zeitpunkt des letzten normalen Zustands ›› BZ und Körpertemperatur ›› Vorheriger Zustand, Selbstversorgungsgrad ›› Vorerkrankungen, Demenz ›› Medikamente (insbesondere Aspirin / Marcumar) ›› Telefonnummer Angehöriger (in den nächsten 2 h erreichbar) bremer fibel Vitalparameter / Patient stabil? ›› Ansprechbar / orientiert, Atmung suffizient, SpO2 normal ›› RR syst.: > 90 mmHg und < 220 mmHg RR diast.: < 120 mmHg ›› BZ: > 70 mg / dl und < 200 mg / dl ja ›› Versorgung und Transport ohne NA ›› Keine erweiterten Maßnahmen ›› Voranmeldung durch Leitstelle an die Stroke - Hotline nein Maßnahmen RA Keine Zeit verlieren ! „Time is Brain“ ›› ›› ›› ›› i.v. - Zugang (auf der gesunden Seite) Hypoglykämie: siehe Seite 44 Krampfanfall: siehe Seite 48 ggf. Airwaymanagement Maßnahmen mit NA ›› RR syst. ab 220 mmHg oder RR diast. ab 120 mmHg senken um max. 20 % des Ausgangswertes ! Ausnahmen: Linksherzinsuffizienz, Zeichen für SAB Urapidil 5 - 25 mg titriert i.v. ›› Symptomatische Medikation ›› ggf. Intubationsnarkose mit normofrequenter Beatmung (CO2-Messung) Normale CO2-Werte anstreben ! ›› Voranmeldung über Stroke-Hotline durch NA 0421 497 40 40 ›› NA Begleitung ›› Transport zur Stroke Unit (Klinikum Bremen Mitte über ZNA) oder auf Anweisung des NA in eine andere Klinik mit CCT / MRT ›› Intensivpatienten: Transport zur Intensivstation (nach Rücksprache) Einschlusskriterien für Aufnahme Stroke Unit Achtung: Lysefenster: 3 h (evtl. bis 4,5 h) ›› Neurologische Herdsymptomatik, die nicht länger als 24 h besteht ›› Wechselnde oder fortschreitende Symptomatik (z.B. wiederholte TIA) ›› Neurologische Herdsymptomatik unklarer Genese (vorwiegend junge Pat., V.a. Vaskulitis, Dissektion etc.) ›› V.a. intracerebrale Blutung ›› Erstmalig aufgetretener Krampfanfall mit weiter bestehenden neurologischen Ausfällen primär ins Klinikum Bremen Mitte zum Ausschluss einer intracerebralen Blutung ! spezielle Notfallbilder Ausschlusskriterien für Aufnahme Stroke Unit ›› Schwere Bewusstseinsstörungen, die beatmungspflichtig einer Intensivstation zugeführt werden müssen ›› Stabile Symptomatik die länger als 24 h besteht, werden dem Post-Stroke-Bereich zugeführt (in jedem Fall Rücksprache, ggf. Vorstellung) ›› Für Stroke Unit / Post-Stroke: Patienten, die vor dem Ereignis sich nicht selbst versorgen konnten und schon schwerst pflegebedürftig waren (in jedem Fall Rücksprache, ggf. Vorstellung) ›› Multimorbide Patienten – Normalstation (in jedem Fall Rücksprache, ggf. Vorstellung) 37 bremer fibel Asthma bronchiale / COPD Definitionen Asthma bronchiale: Anfallsartige Atemnot bei chronisch verengender Atemwegserkrankung, Beginn meist in der Kindheit, häufig allergisch, gut reversibel COPD: Atemnot bei Belastung bei chronisch verengender Atemwegserkrankung, Alter meist über 50, Raucher, schlecht reversibel Leitsymptome ›› Offensichtliche Atemnot mit verlängerter Ausatmung und Atemnebengeräuschen (Stridor) ›› Erhöhter Blutdruck und erhöhte Herzfrequenz ›› Halsvenenstauung ›› Zyanose, Husten mit Auswurf ›› Einsatz der Atemhilfsmuskulatur spezielle Notfallbilder Status asthmatikus ist ein über Stunden anhaltender Asthmaanfall Symptome eines Status asthmatikus (Lebensgefahr !): ›› keine Atemnebengeräusche (Silent Lung) ›› Erschöpfung, Bewusstseinseintrübung ›› Verlangsamung der Herzfrequenz, Blutdruckabfall 38 BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› Maßnahmen RA ›› Vernebelung von SALBU-IPRA Norm (12 - 15 l O2 / Min.) unter Monitoring und Zustandskontrolle Maßnahmen mit NA ›› Urbason® 50 - 250 mg i.v. ›› Bronchospasmin® 0,09 mg i.v. Keine Besserung COPD: Nicht invasive Beatmung (NIV) Keine Besserung Asthma: Erwäge Adrenalinvernebelung: 5 mg / 5 ml (12 - 15 l O2 / Min.) unter Monitoring und Zustandskontrolle, ggf. NIV ›› Beim Status asthmatikus ggf. Ketanestnarkose Transport ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung Patienten beruhigen und vor Stress schützen OK-Hochlagerung oder sitzende Lagerung Ziel: SpO2 92% (Asthma) 90% (COPD) O2 - Gabe Konkretes Erfragen einer Vorerkrankung der Lunge Atemanleitung (z.B. Lippenbremse) Ausschluss einer kardialen Genese (12-Kanal-EKG) ja Tachyarrhythmie oder Tachykardie ≥ 150 / Min. bremer fibel SALBU-IPRA Norm bei Asthma bronchiale / COPD nein 2 ml SALBU-IPRA Norm vernebeln Maßnahmen nach Zustand des Patienten i.v. - Zugang ja Besserung der Symptomatik nach 10 Minuten nein 2 ml SALBU-IPRA Norm vernebeln wenn HF < 150 / Min. kurzinformationen weitere Informationen auf Seite 65 Indikation ›› Akute obstruktive Atemwegserkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale oder COPD Dosierung ›› Erwachsene und Kinder: 2 ml vernebeln nach klinischer Symptomatik (Dyspnoe, HF) Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Tachykardie HF > 150 / Min., tachykarde Arrhythmien ›› Akutes Koronarsyndrom Wechselwirkungen ›› Aufhebung / Abschwächung der Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme von ß-Blockern möglich ›› Verstärkung durch andere Sympathomimetika (z.B. Theophyllin) Tachykardie, Herzrhythmusstörungen Tremor, Kopfschmerzen, Unruhe Quincke-Ödem Verstärkung der Dyspnoe und Husten spezielle Notfallbilder 39 bremer fibel spezielle Notfallbilder 40 Epiglottitis Definition Akute Dyspnoe durch Infektion des Kehldeckels mit Einengung der Stimmritze Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› BASICS ›› Beruhigung des Kindes und der Bezugsperson ›› Möglichst auf dem Schoß der Bezugsperson belassen ›› Sitzende Lagerung Keine Flachlagerung ! ›› O2 - Gabe ggf. bis maximal Maßnahmen RA Keine Manipulation im Mund-Rachenraum ! Kein i.v. - Zugang ! ›› Falls keine Besserung: Erwäge Adrenalinvernebelung: 5 mg / 5 ml (12 - 15 l O2 / Min.) unter Monitoring und Zustandskontrolle ›› Verneblermaske vor das Gesicht des Kindes halten und Elternteil bei der Durchführung mit einbeziehen ›› Intubations- / Koniotomiebereitschaft Maßnahmen mit NA Nur bei Dekompensation: ›› Maskenbeatmung sehr häufig möglich ›› ggf. Intubation Sehr hohes Sterblichkeitsrisiko ! ›› ggf. Koniotomie Transport ›› ›› ›› ›› Akuter Verlauf der Dyspnoe Hohes Fieber, schwerst krankes Kind Schluckbeschwerden Speichelfluss Leise, kloßige Sprache Im Sitzen (evtl. auf dem Schoß der Bezugsperson) Voranmeldung Zielklinik (Anästhesie & Kinderarzt) Zügiger Transport („Load and go“ und Rendezvous mit NA) NA-Begleitung Epiglottitis Krupp-Syndrom Sprache leise, kloßig Heiserkeit Schlucken schmerzhaft normal Husten selten laut, bellend Fieber hohes Fieber selten > 38,5 °C ! leitet sich aus dem schottischen „croup“ für Heiserkeit ab | LTB = Laryngotracheobronchitis Definition Akute Dyspnoe mit bellendem Husten und Infekt des Rachenraumes, mittelschweres Krankheitsgefühl Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Leichtes Fieber, selten > 38,5°C Bellender Husten, Heiserkeit Unruhe Inspiratorischer Stridor, Tachypnoe Zyanose Tachykardie SpO2 erniedrigt BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› Beruhigung des Kindes und der Bezugsperson Möglichst auf dem Schoß der Bezugsperson belassen Sitzende Lagerung Für kühle feuchte Luft sorgen Evtl. kühles feuchtes Tuch um den Hals legen O2 - Gabe ggf. bis maximal Maßnahmen RA Keine Manipulation im Mund-Rachenraum ! Kein i.v. - Zugang ! ›› Kind zum Trinken animieren bremer fibel Krupp-Syndrom (LTB) Falls keine Besserung, Prednisolon - Gabe erwägen: Kleinkinder: 100 mg = 1 Zäpfchen Prednisolon Eine Gesamtdosis von 200 mg sollte nicht überschritten werden! ›› Falls keine Besserung: Erwäge Adrenalinvernebelung: 5 mg / 5 ml (12 - 15 l O2 / Min.) unter Monitoring und Zustandskontrolle ›› Verneblermaske vor das Gesicht des Kindes halten und Elternteil bei der Durchführung mit einbeziehen ›› Bei zunehmender Ruhedyspnoe mit Zyanose Maskenbeatmung ›› ggf. Intubation wenn keine Maskenbeatmung möglich Transport ›› ›› ›› ›› Transportbegleitung durch Bezugsperson Voranmeldung Zielklinik Ruhiger Transport NA-Begleitung spezielle Notfallbilder Maßnahmen mit NA 41 bremer fibel Geburt Der Geburtsbeginn wird durch Wehentätigkeiten angezeigt, die alle 10 Min. oder in kürzeren Intervallen auftreten können. Es kann zum Abgang von Fruchtwasser, Schleim oder Blut kommen. Eröffnungsperiode 2 - 10 h Beginnt mit regelmäßigen Wehen und endet mit vollständiger Muttermundseröffnung mit anschließendem Blasensprung, Abgang von klarem Fruchtwasser. Grünliches Fruchtwasser deutet auf eine kindliche Störung (z.B. Sauerstoffmangel) hin. Schonender Transport in die Klinik möglich Austreibungsperiode 15 - 30 Min. Alle 2 - 3 Minuten Presswehen für die Dauer von ca. 1 Min. Wenn das Kind bereits in der Vulva zu sehen ist und Presswehen vorhanden sind, darf nicht transportiert werden. Nachgeburtsperiode 20 - 30 Min. Die Plazenta sollte sich nach ca. 20 - 30 Min. durch Nachgeburtswehen abgelöst haben. Blutverlust von ca. 200 - 400 ml normal. Nie an der Nabelschnur ziehen | Plazenta mitnehmen | Schockanzeichen der Mutter beachten Kein Transport wenn: Wehen < 2 Min., Wehendauer 60-90 Sek., Pressdrang oder Kopf sichtbar ! Dammschutz bei Durchgleitung des Kopfes und Führung spezielle Notfallbilder Maßnahmen 42 Transport Vordere Schulter unter Senkung des Kopfes entwickeln, bis Oberarmmitte sichtbar ist RA / NA ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Kopf ohne Zug anheben und hintere Schulter entwickeln Abnabelung nach 1 Minute. Ca. 20 cm vom Kind entfernt zwei Klemmen mit ca. 3 cm Abstand setzen Mutterpass geben lassen Patientin beruhigen und nicht mehr laufen lassen Lagerung NA / ggf. Hebamme alarmieren ggf. 2-4 l O2 / Min. Notgeburtset bereit legen Dammschutz, Entwicklung der Schultern (siehe Abbildungen) Abnabelung nach frühestens 1 Minute Erst danach Kind zu der Mutter legen Wärmeerhalt beachten ! Uhrzeit notieren (Abnabelungszeit = Geburtszeit) und Gratulieren Bei starker Blutung Infusionstherapie und evtl. Gebärmuttertonisierung z.B. Oxytocin® 3 IE als Kurzinfusion über 10 Min. (NA) ›› Voranmeldung Kreißsaal, NA-Begleitung ›› Wenn möglich Trage mit Fußende in Fahrtrichtung Bei starker Blutung vor der Geburt zügiger Transport in Klinik ! Hinweise und Erklärungen zum Mutterpass: Anhang Seite 89 ! Atmung kontrollieren und Herzfrequenz auskultieren Gute Spontanatmung, HF > 100 / Min. Apnoe oder Schnappatmung BASICS ›› Atemwege kontrollieren ›› Absaugen nur bei grünem Fruchtwasser oder Sekretverlegung; erst Rachen, dann Nase. ›› Initiale Beatmungen über 2-3 Sek. (Lungenblähung!) ›› Masken-Beutelbeatmung für 30 - 60 Sek. AF: 30 - 60 / Min. ›› Herzdruckmassage nur falls kein Pulsanstieg und Puls < 60 / Min. Rhythmus 3:1 für 30 Sek. ›› Abnabelung nach 1 Min. Erst danach auf Herzebene der Mutter legen ›› Kind abtrocknen ›› Wärmeerhalt ›› Evtl. taktile Stimulation ›› Kind der Mutter geben ›› O2-Gabe abhänig von SpO2 ›› APGAR dokumentieren siehe Seite 89 ›› Frühgeborene (bis 28. Woche) nicht abtrocknen und sofort bis zum Hals in einen Folienbeutel einpacken (Wärmeerhalt) bremer fibel Erstversorgung Neugeborener Nach 2 Min. erneute Untersuchung der Atmung und Herzfrequenz ja Besserung? ›› Spontanatmung ›› Puls > 100 / Min. ›› Kind wird rosig ›› Guter Muskeltonus ›› Husten oder Schreien nein Reanimation fortführen Maßnahmen mit NA Intubation erwägen, wenn Kind unter Maskenbeatmung nicht ausreichend oxygeniert wird. Transport ›› Wärmeerhalt ›› Voranmeldung Kinderintensivstation ›› NA-Begleitung spezielle Notfallbilder i.v.- / i.o.- Zugang für medikamentöse Therapie: ›› Adrenalin 0,01 - 0,03 mg kg / KG i.v. / i.o. ›› Bei Hypovolämie: Ringerlösung als Bolus spritzen 10 - 20 ml / kg / KG i.v. / i.o. ›› Ultima ratio: Natriumbikarbonat 8,4 % 1 - 2 ml / kg / KG i.v. / i.o. 43 bremer fibel spezielle Notfallbilder 44 Hypoglykämie Definition Symptomatische Verringerung der Blutzuckerkonzentration < 60 mg / dl Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› Unruhe, Zittern, Schwitzen, akute Erregung Kalter Schweiß, Blässe Somnolenz bis Bewusstlosigkeit, Sprachstörungen Tachykardie, Normo- bis Hypertonie Hemiparese, Krampfanfälle BASICS ›› ›› ›› ›› ›› Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage Bei Bewusstsein: OK-Hochlagerung O2 -Gabe ggf. bis maximal Airwaymanagement BZ-Kontrolle Maßnahmen RA ›› i.v. - Zugang Korrekte Lage überprüfen ! Mit einer Fixierbinde gut sichern ! ›› Glukose 40 % i.v. (4 g / 10 ml) initial 8 g = 20 ml i.v. Unter schnell laufender Infusion langsam über den Dreiwegehahn spritzen Maßnahmen mit NA ›› Fortführen der Maßnahmen ›› BZ-Werte auf ca. 150 - 200 mg / dl halten, abhängig von der Symptomatik Transport ›› Beim Erstereignis oder Gefahr der erneuten Unterzuckerung Transport in die Klinik anstreben! ›› Transportverweigerung dokumentieren Patient wach, ansprechbar und Schutzreflexe sind vorhanden? Zuckerhaltige Getränke oder 8 g (20 ml) Glukose 40 % oral verabreichen nein Sicherer i.v.-Zugang Fixierung ! Korrekte Lage ! 8g (20 ml) Glukose 40 % i.v. Nur verdünnt anwenden ! BZ im Toleranzbereich? Besserung der Symptomatik? nein BZ im Toleranzbereich? Besserung der Symptomatik? ja nein 8g (20 ml) Glukose 40 % in die Infusion ja nein kurzinformationen BZ im Toleranzbereich? Besserung der Symptomatik? ja Maßnahmen nach Zustand des Patienten und Verlaufskontrolle ja bremer fibel Glukose 40 % bei Hypoglykämie weitere Informationen auf Seite 58 ›› Hypoglykämie Dosierung ›› 8 g = 20 ml Glukose 40 % initial ›› Repetition nach Blutzucker und Wirkung Nebenwirkungen ›› Stark ausgeprägte Venenreizung Daher nur verdünnt anwenden ! Kontraindikationen ›› Hyperglykämie Wechselwirkungen ›› Keine bekannt spezielle Notfallbilder Indikation 45 bremer fibel Kindlicher Fieberkrampf Definition Epileptische Anfälle im Säuglings- bis Kleinkindalter in Verbindung mit Fieber ohne Hinweise auf eine andere zerebrale Ursache Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit Fieberhafter Infekt mit Temp. > 39° C Starrer Blick, Herdblick Zyanose Vermehrter Speichelfluss („Schaumbildung“) Evtl. kurzzeitige Lähmung der Extremitäten BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› Kind und Bezugsperson beruhigen Möglichst auf dem Schoß der Bezugsperson belassen Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage O2 - Gabe ggf. bis maximal Temperatur- und BZ-Kontrolle Vormedikation und Medikamentengabe durch Eltern erfragen Maßnahmen RA Bei anhaltendem Krampfanfall: ›› Kind < 15 kg KG 5 mg Diazepam® rektal ›› Kind > 15 kg KG 10 mg Diazepam® rektal ›› Wiederholung nach 15 Min., falls Krampfanfall noch besteht Zur Fiebersenkung: ›› Lauwarme Wadenwickel beim nicht zentralisierten Kind Wadenwickel ca. alle 5 Min. erneuern ! ›› ggf. Paracetamol® Zäpfchen Dosierung siehe Seite 63 Maßnahmen mit NA Bei Anzeichen einer Dehydratation Infusionstherapie: Ringerlösung als Bolus spritzen 10 - 20 ml / kg KG i.v. / i.o. spezielle Notfallbilder Bei Hypoglykämie: Glukose 40 % auf 10 % verdünnen 46 2,5 ml / kg KG i.v. / i.o. Bei anhaltendem Krampfanfall (> 15 Min.): ›› Midazolam via MAD® < 15 kg KG: 2,5 mg nasal (= 0,5 ml) > 15 kg KG: 5 mg nasal (= 1 ml) 0,1 - 0,3 mg / kg KG i.v. / i.o. ›› Diazepam®-Lipuro (sehr langsam i.v. / i.o.) Transport ›› Zum Ausschluss von Meningitis / Enzephalitis und beim ersten Krampfanfall immer klinische Abklärung ›› Voranmeldung Zielklinik ›› Transportbegleitung durch Elternteil ›› NA-Begleitung nein Bestehender Krampfanfall bremer fibel Diazepam Desitin® rectal tube beim Fieberkrampf ja Kind < 15 kg KG 5 mg Diazepam® rektal Maßnahmen nach Zustand des Patienten Kind > 15 kg KG 10 mg Diazepam® rektal ja Besserung der Symptomatik nach 15 Minuten nein Wiederholte Gabe Diazepam® rektal Bereits durch Eltern erfolgte Medikamentengabe erfragen ! kurzinformationen weitere Informationen auf Seite 57 Indikation ›› Kindlicher Fieberkrampf Dosierung ›› Kinder < 15 kg KG: 5 mg rektal ›› Kinder > 15 kg KG: 10 mg rektal Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Diazepam oder andere Benzodiazepine ›› Myastenia gravis (Autoimmunerkrankung mit Muskelschwäche) Wechselwirkungen ›› Wirkverstärkung durch Alkohol und andere zentral wirksame Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Analgetika Schläfrigkeit, verlängerte Reaktionszeit, Verwirrtheit Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen Hypotonie Atemdepression spezielle Notfallbilder 47 bremer fibel Krampfanfall - Status epilepticus Definition Krampfanfall > 5-10 Min. oder Serie von Krampfanfällen bei anhaltender Bewusstlosigkeit. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› Tonisch klonische Krämpfe Zyanose Bewusstlosigkeit Evtl. Zungenbiss CAVE: Sekundärverletzungen ! BASICS ›› ›› ›› ›› Patienten vor Sekundärverletzungen schützen Basismonitoring sofern möglich O2 - Gabe ggf. bis maximal BZ-Kontrolle Maßnahmen RA 5 - 10 mg nasal ›› Initial Midazolam via MAD® * ›› i.v. - Zugang Zusätzlich mit einer Fixierbinde gut sichern ! ›› Evtl. Diazepam Desitin® rectal tube 10 - 20 mg rektal ›› Sofern keine Besserung: Intubation vorbereiten Maßnahmen mit NA ›› Fortführen der Maßnahmen ›› Sofern keine Besserung: Intubationsnarkose mit Trapanal® Transport ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung * MAD® = Mucosal Atomisation Device | Zerstäuber für schleimhautgängige Medikamente spezielle Notfallbilder Klinikum Bremen Mitte: 48 Patienten nach erstmaligem Krampfanfall mit weiterbestehenden neurologischen Defiziten zum Ausschluss einer zerebralen Blutung. Voranmeldung Stroke-Hotline: 0421 497 40 40 Klinikum Bremen Ost: Patienten nach erstmaligem Krampfanfall ohne weiterbestehende neurologische Defizite; Patienten nach wiederholtem Krampfanfall / bei bekannter Epilepsie ! nein Bestehender Krampfanfall bremer fibel Midazolam beim Krampfanfall - Status epilepticus ja Midazolam 5 mg - max. 10 mg nasal via MAD® Maßnahmen nach Zustand des Patienten i.v. - Zugang ja Besserung der Symptomatik nach 10 - 15 Min. nein Midazolam 5 mg nasal via MAD® kurzinformationen weitere Informationen auf Seite 61 Indikation ›› Krampfanfall, Status epilepticus Dosierung ›› 15 - 30 kg KG: ›› > 30 kg KG: Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Benzodiazepine ›› Myastenia gravis (Autoimmunerkrankung mit Muskelschwäche) Wechselwirkungen ›› Wirkverstärkung durch Alkohol und andere zentral wirksame Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Analgetika 5 mg Midazolam via MAD® (= 1 ml) 10 mg Midazolam via MAD® (= 2 ml) Schläfrigkeit, verlängerte Reaktionszeit, Verwirrtheit Schwindelgefühl, Übelkeit, Erbrechen Hypotonie Atemdepression spezielle Notfallbilder 49 bremer fibel spezielle Notfallbilder 50 Lungenödem, kardiales Definition Austritt von Flüssigkeit aus den Blutkapillaren in die Lungenbläschen. Häufig bei Linksherzinsuffizienz. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› Dyspnoe, Zyanose, feuchte Rasselgeräusche Pectanginöse Beschwerden Hypertonus Schaumiger Auswurf Herzrhythmusstörungen Bewusstseinseintrübung BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› Beruhigung des Patienten Absolute körperliche Ruhe OK-Hochlagerung, Extremitäten runter O2 - Gabe ggf. bis maximal Kontinuierliches Monitoring 12 - Kanal EKG Maßnahmen RA ›› Unblutiger Aderlass ›› i.v. - Zugang CAVE: Zusätzliche Überwässerung vermeiden ! ›› Bei pectanginösen Beschwerden: Nitrolingual® 2 Hübe s.l. Wenn individueller RR nicht unterschritten! Siehe Seite 62 ›› Medikamente vorbereiten Maßnahmen mit NA ›› Gabe von Diuretika: Furosemid 40 - 80 mg i.v. ›› Medikamentöse Blutdruckeinstellung: Urapidil 5 - 25 mg i.v. ›› Bei pectanginösen Beschwerden Therapie wie beim ACS siehe Seite 32 ›› ggf. nicht invasive Ventilation (NIV) ›› ggf. Intubationsnarkose Transport ›› Kontinuierliches Monitoring ›› Voranmeldung Zielklinik ›› NA-Begleitung ! Bei ST-Strecken-Hebungen, neuem Linksschenkelblock, kardiogenem Schock, Z.n. Reanimation: Kontakt mit Herzzentrum Klinikum Links der Weser: Hotline 0421 879 25 25 Fax 0421 879 25 51 Definition Absinken der Körperkerntemperatur (KKT) unter 35°C Leitsymptome Mäßige Hypothermie ›› Kältezittern bremer fibel Hypothermie 35° - 32°C KKT: Schwere Hypothermie 32° - 28°C KKT: ›› Kein Kältezittern mehr ›› Bewusstseinsstörungen ›› Atemdepression Extreme Hypothermie < 28°C KKT: ›› Herz-Atemstillstand möglich Hypothermie KKT < 35°C Patient nicht reanimationpflichtig Patient reanimationpflichtig BASICS BASICS ›› O2 - Gabe ggf. bis maximal ›› Schutz vor weiterer Auskühlung ›› Kalte und feuchte Bekleidung entfernen ›› Bewegungen möglichst gering halten ›› Temperaturmessung ›› Wärmeerhalt ›› Immobilisation ! ›› Rettung waagerecht (Schaufeltrage) ! KKT > 30°C: ›› Reanimation gemäß ERC siehe ab Seite 66 KKT < 30°C: ›› Fragliche Wirkung von Medikamenten ›› Fragliche Wirkung der Defibrillation Kammerflimmern: ›› 1 x Defibrillation ›› wenn frustran CPR bis KKT > 30°C Unbedingt „Bergungstod“ verhindern - Immer waagerechter Transport / Immobilisation ›› Kontinuierliches Monitoring ›› ggf. NA-Begleitung und Voranmeldung Zielklinik KKT < 32°C: ›› Anmeldung Klinikum Links der Weser 0421 879 12 00 ›› Stichwort: „Unterkühlungspatient SARRRAH + Temperatur“ ( Search and Rescue Resuscitation and Rewarming of accidental Hypothermia ) spezielle Notfallbilder Transport 51 bremer fibel Polytrauma Definition Gleichzeitige Verletzung mehrer Körperregionen, wobei eine Verletzung oder die Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist. Unfallmechanismus beachten ! Polytraumen sind häufig bei : ›› Sturzverletzungen: insbesondere aus großer Höhe ›› Verkehrsunfällen: mit Fußgängern, Fahrrad- und Kradfahrern, bei Fahrzeugdeformierung am Dach oder der Fahrgastzelle, bei denen Insassen herausgeschleudert oder getötet wurden. ›› Einklemmung, Verschüttung, Explosionen Alleine der Unfallmechanismus führt bereits zur Verdachtsdiagnose „Polytrauma“ CAVE: Polytraumen entstehen auch bei Bagatellunfällen! Kritische Befunde ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Pupillendifferenz Flüssigkeit aus Ohren, Nase oder Mund Thorax instabil / offen, Halsvenenstauung Abdomen hart Becken instabil GCS < 10 AF < 10 / Min. oder > 30 / Min. Schockzeichen, RR syst < 80 mmHg Rekapillierungszeit verlängert (ca. > 5 Sek.) SpO2 < 90 % O2 - Gabe maximal, ggf. Airwaymanagement Starke Blutungen stillen HWS - Immobilisation Achsengerechte Flachlagerung / Rettung Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage Kontinuierliches Monitoring Frühe Transportvorbereitung (insbesondere bei V.a. innere Blutung) ›› Patienten vollständig entkleiden „Keine Diagnose durch die Hose !“ P.K. ›› Bodycheck spezielle Notfallbilder CAVE: Sekundärschäden bei der Rettung vermeiden ! 52 Bei präklinisch nicht zu stabilisierenden (V.a. innere Blutung) Patienten mit Schocksymptomatik: EKG-Monitoring, RR-Messung, venöse Zugänge und Intubationsnarkose evtl. erst im RTW bzw. während des Transports zur Klinik ! ›› i.v.-Zugang 1 - 2 großlumige ›› Bei Schockzeichen: Infusionstherapie mit kristalloiden Lösungen (z.B. Ringer) Erwachsene: initial 1000 ml, ggf. als Druckinfusion Kinder: 10 - 20 ml / kg KG ›› Evtl. Intubation und Narkose vorbereiten Maßnahmen mit NA Airwaymanagement: ›› Intubation mit Oxygenierung und HWS-Stabilisierung ›› Spannungspneumothorax entlasten CAVE: Pneumothorax unter Beatmung = Vitalbedrohung Analgesie: ›› Fentanyl bremer fibel Maßnahmen RA 0,1 - 0,2 mg i.v. / i.o. Bei Schocksymptomatik: Therapie unter Kreislaufkontrolle ›› RR syst. < 80 mmHg Volumentherapie: Kristalloide Infusionen (z.B. Ringer) Kolloidale Infusionen (z.B. Voluven®, HyperHAES®) ›› Katecholamine erwägen Niedrige RR-Werte < 80 mmHg syst. bei penetrierenden Verletzungen hinnehmen (Permissive Hypotension). CAVE: Schocksymptomatik: An Spannungspneumothorax denken ! Frakturen: Bei V.a. innere Blutung evtl. auf Schienung der distalen Extremitäten verzichten und lediglich die anatomische Grundstellung wiederherstellen Transport ›› Frühe Voranmeldung Traumazentrum / Zielklinik z.B. Klinikum Bremen Mitte ZNA oder auf Anweisung des NA in eine andere geeignete Klinik mit CCT und chirurgischer Abteilung ›› NA-Begleitung Instabile Patienten mit penetrierenden Verletzungen (z.B. durch Stich oder Schuss): ›› sofortiger Transport in die vorab informierte Klinik unter zurückhaltender Volumentherapie Präklinische Versorgung vor Ort < 15 Min. anstreben ! spezielle Notfallbilder ! Für die Prognose / das Outcome ist vor allem die Zeit bis zur operativen Versorgung in der Klinik entscheidend. Die „Golden Hour“ beschreibt die zeitliche Aufteilung der notfallmedizinischen Versorgung zwischen Präklinik und Klinik: 3 Min. Meldeweg, 7 Min. Anfahrt, 15 Min. präklinische Versorgung, 10 Min. Transport, 25 Min. klinische Erstversorgung. 53 bremer fibel spezielle Notfallbilder 54 Schädelhirntrauma Definition Verletzung des Schädels und Schädigung des Gehirns mit Weichteilverletzung, Frakturen mit oder ohne Verletzungen der Hirnhäute. Leitsymptome ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Bewusstlosigkeit (Dauer dokumentieren) Erinnerungslücken (Amnesie) Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen Atemstörungen Pupillendifferenz, Meningismus Hypotonie, Bradykardie Flüssigkeit aus Ohr / Nase, Frakturhinweise am Kopf BASICS ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Kompression spritzender Blutungen HWS-Immobilisation (z.B. Stifneck®) Lagerung abhängig vom Kreislaufzustand Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage O2 - Gabe maximal Bodycheck BZ-Kontrolle Maßnahmen RA Unfallmechanismus beachten: Begleitverletzungen, Polytrauma ›› GCS dokumentieren ›› i.v.-Zugang 1-2 großlumige ›› ggf. Airwaymanagement ›› Intubation & Narkose vorbereiten Maßnahmen mit NA ›› Intubation bei GCS ≤ 9 fast immer erforderlich, mit normofrequenter Beatmung (CO2-Messung) Normale CO2-Werte anstreben ! ›› Analgesie: Fentanyl 0,1 - 0,2 mg i.v. ›› Infusionstherapie bei Schocksymptomatik ggf. Kolloidale Infusionen (z.B. Voluven®, HyperHAES®) oder Katecholamine erwägen ›› Ziel: RR syst. > 120 mmHg Transport Dauer der Präklinik entscheidet mit über das Outcome ! Keine Zeit verlieren - „Time is Brain“ ›› Sekundärschäden bei der Rettung vermeiden ›› Frühe Voranmeldung Traumazentrum / Zielklinik z.B. Klinikum Bremen Mitte ZNA oder auf Anweisung des NA in eine andere geeignete Klinik mit CCT und chirurgischer Abteilung ›› NA-Begleitung Definition Thermische Gewebeschädigung infolge externer (z.B. Flammen) oder interner (z.B. durch Strom) Hitzeeinwirkung. Leitsymptome Verbrennungsgrade: Grad 1 Grad 2a Grad 2b Grad 3 Grad 4 bremer fibel Verbrennung Rötung, Schmerzen, Spannungsgefühl Zusätzlich Blasenbildung Offene Blasen, reduzierte Schmerzen Nekrosen Zerstörung von Nerven, Gefäßen, Muskulatur und Knochen ›› Evtl. Schocksymptomatik CAVE: Begleitverletzungen & Inhalationstrauma ! BASICS ›› ›› ›› ›› Maßnahmen RA ›› Abschätzen der verbrannten Körperoberfläche (vKOF) mittels „Neuner-Regel“ nach Wallace oder Handflächenregel (1 % vKOF) ›› i.v. - Zugang 1-2 großlumige ›› ggf. Airwaymanagement Maßnahmen mit NA ›› Infusionstherapie in der 1. Stunde 500 - 1000 ml VEL ›› Analgesie: Fentanyl 0,1 - 0,2 mg i.v. Ketanest 0,5 - 1,0 mg / kg KG i.v. ›› ggf. Intubationsnarkose ›› Transkutane CO-Messung durchführen und protokollieren Transport ›› NA-Begleitung ›› Voranmeldung Zielklinik Primärversorgung in jeder chirurgischen Ambulanz möglich ›› Evtl. (Sekundär-) Transport mittels RTH in ein Verbrennungszentrum - durch NA über Leitstelle abklären Eigenschutz beachten O2 - Gabe ggf. bis maximal Kühlung nur in den ersten 10 Minuten nach Ereignis effektiv Maximal 10 Minuten mit lauwarmen Wasser kühlen CAVE: Unterkühlung! Keine Kühlung bei Schwerbrandverletzten ›› Sterile Wundversorgung > 15 % vKOF beim Erwachsenen > 10 % vKOF beim Kind > 5 % vKOF beim Kleinkind Keine Kühlsets (z.B. Water-Jel , BurnPack ) verwenden (Gefahr der Hypothermie) ® ® ! spezielle Notfallbilder Keine Kühlung bei Schwerbrandverletzten: 55 bremer fibel Adrenalin Zusammensetzung ›› 1 Ampulle Suprarenin® zu 1 ml enthält 1 mg Adrenalin ›› 1 Stechampulle Suprarenin® zu 25 ml enthält 25 mg Adrenalin ›› 1 Epinephrine MIN-I-JET® zu 10 ml enthält 1 mg Adrenalin Indikationen ›› Kardiopulmonale Reanimation ›› Anaphylaktischer Schock ›› Schwere anaphylaktische Reaktion Wirkung ›› Stimulation von Alpha- und Beta-Rezeptoren ›› Dosisabhängig überwiegen alpha- oder beta-adrenerge Effekte beta-adrenerge Wirkungen bei niedriger Dosis: ›› Beschleunigung von Reizbildung und Reizleitung ›› Zunahme von Herzfrequenz und Herzzeitvolumen ›› Anstieg des systolischen Blutdrucks ›› Tonus der Bronchialmuskulatur nimmt ab ›› Abnahme des peripheren Gefäßwiderstands alpha-adrenerge Wirkungen bei hoher Dosis: ›› Vasokonstriktion ›› Zunahme des peripheren Gefäßwiderstands Dosierung ›› Reanimation: Erwachsene 1 mg i.v. Säuglinge & Kinder 0,01 mg / kg KG i.v. Medikamente ›› Anaphylaktischer Schock: 56 0,1 mg langsam i.v. Nebenwirkungen ›› Tachykardie, Extrasystolie, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern ›› Hyperglykämie ›› Tremor (Zittern) ›› Mydriasis (Pupillenerweiterung) Kontraindikationen ›› Im Rahmen der Reanimation keine ›› Tachykardie und tachykarde Herzrhythmusstörungen ›› Hypertonie Wechselwirkungen ›› Nicht zusammen mit alkalischen Lösungen verabreichen (z.B. Natriumbikarbonat) Zusammensetzung Die Rektiolen enthalten 2,5 ml Rektallösung mit 5 mg bzw. 10 mg Diazepam Indikationen ›› Krampfanfall, Status epilepticus ›› Kindlicher Fieberkrampf Wirkung ›› ›› ›› ›› Dosierung ›› Erwachsene: ›› Kinder < 15 kg KG: ›› Kinder > 15 kg KG: Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Diazepam oder andere Benzodiazepine ›› Myastenia gravis (Autoimmunerkrankung mit Muskelschwäche) Wechselwirkungen ›› Wirkverstärkung durch Alkohol und andere zentral wirksame Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Analgetika bremer fibel Diazepam Desitin® rectal tube Sedativ bis hypnotisch (dosisabhängig) Antikonvulsiv Spannungs-, erregungs- und angstdämpfend Muskelrelaxierend 10 - 20 mg 5 mg 10 mg Schläfrigkeit, verlängerte Reaktionszeit, Schwindelgefühl Verwirrtheit Atemdepression Übelkeit, Erbrechen Evtl. Hypotonie Medikamente 57 bremer fibel Medikamente 58 Glukose 40 % Zusammensetzung 1 Ampulle zu 10 ml enthält 4 g Glukose Indikationen ›› Hypoglykämie Wirkung ›› Erhöhung der Blutzuckerkonzentration Dosierung ›› 8 g initial i.v. ›› Repetition nach Blutzucker und Wirkung Nebenwirkungen ›› Stark ausgeprägte Venenreizung Daher nur verdünnt anwenden !!! ›› Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind Nebenwirkungen nicht zu erwarten Kontraindikationen ›› Hyperglykämie Wechselwirkungen ›› Keine bekannt Zusammensetzung 1 Zäpfchen Infectocortikrupp® enthält 100 mg Prednisolonacetat Indikationen ›› Krupp-Syndrom Wirkung ›› Hemmung entzündlicher Prozesse ›› Einschränkung der Schleimproduktion ›› Herabsetzung der Schleimviskosität Dosierung ›› Kleinkinder: 100 mg = 1 Zäpfchen Rectodelt® 100 Eine Gesamtdosis von 200 mg sollte nicht überschritten werden! Nebenwirkungen ›› Mögliche Überempfindlichkeitsreaktion ›› Weitere Nebenwirkungen sind bei der Akuttherapie nicht zu erwarten Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Prednisolon ›› Sonst keine für die kurzfristige Anwendung Wechselwirkungen ›› Wirkung von Antidiabetika wird vermindert bremer fibel Infectocortikrupp® Medikamente 59 bremer fibel Medikamente 60 Isotone Kochsalz-Lösung 0,9 % Zusammensetzung 1000 ml enthalten: Indikationen ›› Kurzfristiger intravasaler Volumenersatz ›› Trägerlösung für Medikamente ›› Offenhalten venöser Zugänge Wirkung ›› Physiologische (isotonische) Blutersatzlösung Dosierung ›› Dosierung und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach Zustand, Flüssigkeits- und Elektrolytbedarf des Patienten Nebenwirkungen ›› Hypernatriämie bei Überdosierung Kontraindikationen ›› Hyperhydration (Überwässerung) ›› Hypernatriämie Wechselwirkungen ›› Keine bekannt 9,0 g Natriumchlorid Zusammensetzung 1 Ampulle zu 3 ml enthält 15 mg Midazolam Indikationen ›› Krampfanfall, Status epilepticus ›› Sedierung, Narkose Wirkung ›› ›› ›› ›› Dosierung ›› 15 - 30 kg KG: 5 mg Midazolam via MAD® (= 1 ml) ›› > 30 kg KG: 10 mg Midazolam via MAD® (= 2 ml) Die Gesamtdosis auf beide Nasenlöcher verteilen ! Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit (Allergie) gegen Diazepam oder andere Benzodiazepine ›› Myastenia gravis (Autoimmunerkrankung mit Muskelschwäche) Wechselwirkungen ›› Wirkverstärkung durch Alkohol und andere zentral wirksame Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Analgetika bremer fibel Midazolam Sedativ bis hypnotisch (dosisabhängig) Antikonvulsiv Spannungs-, erregungs- und angstdämpfend Muskelrelaxierend Schläfrigkeit, verlängerte Reaktionszeit, Schwindelgefühl Verwirrtheit Atemdepression Übelkeit, Erbrechen Evtl. Hypotonie Medikamente 61 bremer fibel Medikamente 62 Nitrolingual® Zusammensetzung 1 Sprühstoß enthält 0,4 mg Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin) Indikationen ›› Akutes Koronarsyndrom, Angina pectoris ›› Kardiales Lungenödem ›› Akute Linksherzinsuffizienz Wirkung ›› Relaxation glatter Muskulatur an Gefäßen, Bronchiolen, Harn- und Gallenwegen ›› Vasodilatation postkappillärer Gefäße und großer Arterien Dosierung ›› 1-3 Sprühstoße unter die Zunge (sublingual) ohne dass der Patient inhaliert Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Ausgeprägte Hypotonie ›› Schock ›› Einnahme von Arzneimitteln zur Behandlung von Erektionsstörungen (z.B. Viagra®, Levitra®, Cialis®) Wechselwirkungen ›› Wirkverstärkung durch Antihypertensiva, Alkohol, Antidepressiva möglich ›› Bei gleichzeitiger / vorheriger Einnahme (bis zu 72 h) von potenzsteigernden Arzneimitteln (z.B. Viagra®, Levitra®, Cialis®) sind drastische Blutdruckabfälle möglich Nitratkopfschmerzen Orthostatische Hypotension mit reflektorischer Tachykardie Flush mit Wärmegefühl Kollapszustände, Synkope Übelkeit, Erbrechen Zusammensetzung 1 Zäpfchen Paracetamol® 125 enthält 125 mg Paracetamol 1 Zäpfchen Paracetamol® 250 enthält 250 mg Paracetamol Indikationen ›› Fieber ›› Schmerzen Wirkung ›› Antipyretische Wirkung (Fiebersenkend) ›› Hemmt den Effekt endogener Pyrogene auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus ›› Wirkungsmechanismus ist nicht eindeutig geklärt Dosierung ›› 7 - 8 kg KG ›› 9 - 12 kg KG 125 mg 125 mg Max. 375 mg / Tag Max. 500 mg / Tag ›› 13 - 16 kg KG ›› 17 - 25 kg KG 250 mg 250 mg Max. 750 mg / Tag Max. 1000 mg / Tag Nebenwirkungen ›› Sehr selten: Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock, Quincke-Ödem Kontraindikationen ›› Überempfindlichkeit / Allergie gegen Paracetamol Wechselwirkungen ›› Leberschäden bei gleichzeitiger Einnahme von Antiepileptika möglich bremer fibel Paracetamol® Zäpfchen Medikamente 63 bremer fibel Medikamente 64 Ringer-Acetat Zusammensetzung 1000 ml enthalten: Indikationen ›› Kurzfristiger intravasaler Volumenersatz ›› Trägerlösung für Medikamente ›› Offenhalten venöser Zugänge Wirkung ›› Physiologische (isotonische) Ersatzlösung mit leicht alkalisierender Eigenschaft Dosierung ›› Dosierung und Infusionsgeschwindigkeit richten sich nach Zustand, Flüssigkeits- und Elektrolytbedarf des Patienten Nebenwirkungen ›› Keine bekannt Kontraindikationen ›› Hyperhydration (Überwässerung) ›› Hyperkaliämie ›› Niereninsuffizienz Wechselwirkungen ›› Keine bekannt 6,0 g = 130 mmol / l Natriumchlorid 0,4 g = 5,4 mmol / l Kaliumchlorid 0,1 g = 0,9 mmol / l Calciumchlorid Zusammensetzung 2 ml enthalten: 1mg Salbutamol / 0.05 mg Ipratropiumbromid Indikationen ›› Akute obstruktive Atemwegserkrankungen wie z.B. Asthma bronchiale oder chronische Bronchitis Wirkung ›› Beta-symphatomimetisch mit überwiegender Wirkung auf ß2-Rezeptoren ›› Erschlaffung der glatten Muskulatur in Bronchien und Blutgefäßen ›› Stimulation der ß2-Rezeptoren erst bei höherer Dosierung ›› Relaxation der Uterusmuskulatur Dosierung ›› Erwachsene und Kinder: 2 ml vernebeln nach klinischer Symptomatik (Dyspnoe, HF) Nebenwirkungen ›› ›› ›› ›› ›› Kontraindikationen ›› Tachykardie HF > 150 / Min., tachykarde Arrhythmien ›› Akutes Koronarsyndrom Wechselwirkungen ›› Aufhebung / Abschwächung der Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme von Beta-Blockern möglich ›› Wirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Gabe von anderen Symphatomimetika (z.B. Theophyllin) bremer fibel SALBU-IPRA Norm Periphere Vasodilatation Tachykardie, Herzrhythmusstörungen Tremor, Kopfschmerzen, Unruhe Hypokaliämie, Hypoglykämie Quincke-Ödem Medikamente 65 bremer fibel Reanimation Erwachsene Erweiterte lebensrettende Maßnahmen beim Erwachsenen (Advanced Life Support, ALS) Keine Reaktion? Atemstillstand oder nur Schnappatmung Reanimationsteam/Rettungsdienst verständigen Kardiopulmonale Reanimation (CPR) 30 : 2 Defibrillator/EKG-Monitor anschließen Unterbrechungen minimieren EKG-Rhythmus beurteilen Defibrillierbar Kammerflimmern/pulslose Kammertachykardie Nicht defibrillierbar (PEA/Asystolie) Wiedereinsetzender Spontankreislauf 1 Schock 200 J Reanimation Sofort weiterführen: CPR für 2 min Unterbrechungen minimieren Während CPR • Hochqualifizierte CPR sicherstellen: Frequenz, Tiefe, Entlastung • Handlungen planen vor CPR-Unterbrechung • Sauerstoff geben • Atemwegsmanagement; Kapnographie in Erwägung ziehen • Herzdruckmassage ohne Unterbrechung, wenn Atemweg gesichert • Gefäßzugang: intravenös, intraossär • Adrenalin alle 3–5 min injizieren • Reversible Ursachen behandeln Deakin CD, Nolan JP et al. Notfall + Rettungsmed (2011) 14: 299-301 © ERC 66 Sofort weiterführen: CPR für 2 min Unterbrechungen minimieren Sofortige Behandlung • ABCDE-Schema anwenden • Sauerstoffgabe + Beatmung • 12-Kanal-EKG • Auslösende Faktoren behandeln • Temperaturkontrolle/Therapeutische Hypothermie Reversible Ursachen • Hypoxie • Hypovolämie • Hypo-/Hyperkalämie/metabolisch • Hypothermie • • • • Herzbeuteltamponade Intoxikation Thrombose (AMI, LAE) Spannungspneumothorax Abb. 12 9 Alg des Manageme bei Bradykardie Basismaßnahmen / Defibrillation bremer fibel Zusatzinformationen zu den ERC-Guidelines 2010 Thoraxkompressionen möglichst früh beginnen und so wenig wie möglich unterbrechen. Bereits Unterbrechungen von 10 Sekunden verschlechtern die Chancen. Herzdruckmassage: mind. 100 pro Minute, Drucktiefe mind. 5 cm, nach jeder Herzdruckmassage ist der Brustkorb vollständig zu entlasten, alle 2 Minuten Helferwechsel anstreben. Im Rahmen der Defibrilation müssen die Prä- und Postschockpausen minimiert werden. Die Fortsetzung der Thoraxkompressionen während des Ladens des Defibrillators wird empfohlen. Medikamentöse Therapie Adrenalin (1 mg alle 3-5 Min.) und Amiodaron (300 mg) nach dem dritten Schock bei Kammerflimmern / pulsloser Kammertachykardie. Atropin wird nicht mehr als Routinemaßnahme bei Asystolie oder pulsloser elektrischer aktivität (PEA) empfohlen. Kann kein i.v.-Zugang gelegt werden, sollen Medikamente intraossär (i.o.) verabreicht werden - die Gabe über den Endotrachealtubus wird nicht mehr empfohlen. Fibrinolyse bleibt eine Einzelfallentscheidung. Die CPR anschließend 60 - 90 Min. fortführen. Postreanimationsphase Bewusstlose Patienten nach primär erfolgreicher Reanimation für 12-24h auf 32 - 34 °C kühlen. Reanimation 67 bremer fibel Reanimation 68 Angestrebte Positionierung bremer fibel Startalgorithmus Rettungsdienst Bremen Teampartner Teamleiter Kontrolle: Bewußtsein Atmung Puls Vorbereitung: Beatmungsmaske, -beutel Larynxtubus, Demandventil, 02, Absaugpumpe, -katheter Lagerung/Umlagerung Larynxtubus Defi-/Ekg-Elektroden kleben/Rhythmusanalyse Bei beobachtetem Kollaps und VF/pVT ggf. bis zu 3x Defibrillation Larynxtubus nicht möglich: Maskenbeatmung ggf. EB Intubation Basismaßnahmen: HDM: sofort beginnen und Unterbrechungen minimieren Beginn mit Thoraxkompression HDM 30 : 2 5 x (ca. 2 Minuten) HDM alle 2 Minuten abwechselnd und ggf. erneute Rhythmusanalyse CO2-Messung ggf. Assistenz bei der Intubation 02-Verbindung Tubus fixieren HDM venöser Zugang und Fixierung HDM Vorbereitung: venöser Zugang, Infusion ggf. Adrenalin i.v./i.o. HDM HDM Medikamente aufziehen: ® 10mg=10ml Suprarenin 300mg=2 Amp.Amiodaron HDM Reanimation Alternative Abläufe/Verteilungen sind möglich, sofern diese im Team abgesprochen sind. 69 bremer fibel Reanimation Kinder Erweiterte lebensrettende Maßnahmen beim Kind (Paediatric Life Support, PLS) Keine Reaktion? Keine Atmung oder nur Schnappatmung? Kardiopulmonale Reanimation CPR (5 initiale Beatmungen, dann 15 : 2) Defibrillator/EKG-Monitor anschließen Unterbrechungen minimieren Reanimationsteam/ Rettungsdienst verständigen (Falls allein: zunächst 1 min CPR) EKG-Rhythmus beurteilen Nichtdefibrillierbar (pulslose elektrische Aktivität/Asystolie Defibrillierbar (Kammerflimmern/pulslose Kammertachykardie) 1 Schock mit 4 J/kgKG Sofort weiter führen: CPR für 2 min, Unterbrechungen minimieren Wiedereinsetzender Spontankreislauf Sofortiger Behandlung • ABCDE-Schema anwenden • Sauerstoffgabe und Beatmung • Diagnostik • auslösende Faktoren behandeln • Temperaturkontrolle • Therapeutische Hypothermie? Reanimation Während der CPR: 70 • hochqualifizierte CPR sicherstellen: Frequenz, Tiefe, Entlastung • Handlungen planen vor CPR-Unterbrechung • Sauerstoff geben • Atemwegsmanagement; Kapnographie in Erwägung ziehen • Herzdruckmassage ohne Unterbrechung, wenn Atemweg gesichert • Gefäßzugang: intravenös, intraossär • Adrenalin alle 3-5 min injizieren • Reversible Ursachen behandeln Sofort weiter führen: CPR für 2 min, Unterbrechungen minimieren Reversible Ursachen: • Hypoxie • Hypovolämie • Hypo-/Hyperkalämie/metabolische Störungen • Hypothermie • Herzbeuteltamponade • Intoxikationen • Thromboembolie • Spannungspneumothorax Biarent D, Bingham R et al. Notfall + Rettungsmed (2011) 14: 303-304 © ERC Abb. 9 8 Erweiterte lebensrettende Maßnahmen beim Kind. PEA pulslose elektrische Aktivität Eine Auswahl praktischer Hinweise Häufig, sichtbar kontaminierte Medizinprodukte ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› bremer fibel Kontaminationsquellen im Rettungsdienst BZ - Messgeräte BZ - Teststreifenbehältnis Lanzettenautomat Hautdesinfektionsmittel-Flasche Blutdruckmanschetten Laryngoskop Spatel Trage (Unterseite) Schaufeltrage Kabel (Defi) Stauschlauch Einwegmaterial Häufig, anzunehmend kontaminierte Medizinprodukte (nicht sichtbar) ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Pulsoxymetriesensor Blutdruckmessgerät Stethoskop Laryngoskop-Griff Thermometer Griffe an Defibrillator und Beatmungsgerät Ambubeutel Druckminderer Tragengriffe Tragestuhl Diagnostikleuchte Häufig, anzunehmend kontaminierte Gegenstände (nicht sichtbar) ›› Alle Türgriffe Patientenraum: ›› Alle Schalter, Griffe und andere Kontaktflächen ›› Spender (besonders Bedienhebel) Hygiene & Desinfektion Fahrerkabine: ›› Sämtliche Griffe ›› Schalter, Lenkrad etc. ›› Sitze und Gurte ›› Zündschlüssel ›› Etc. 71 bremer fibel Transport kontagiöser (ansteckender) Patienten 1. Vor dem ersten Patientenkontakt Klärung des Transportgrunds Wenn die Klärung nicht möglich ist und Verdacht auf eine Infektionserkrankung besteht a 2 - Info vom zuletzt behandelnden / einweisenden Arzt - Info von der Einrichtung / Pflegepersonal - Info vom Erkrankten / von Angehörigen / Nahestehenden Konkrete Fragen: - Symptome der aktuellen Erkrankung: Fieber?, Husten?, Erbrechen ?, Durchfall ? - Infektiöse Vorerkrankung bekannt (z.B. MRSA?) - Zurückliegende Krankenhausaufenthalte - MRSA-Fälle in der Einrichtung bekannt 2. Transport von Patienten mit ansteckender Erkrankung Hygiene & Desinfektion Einteilung in drei Gefährdungsklassen 72 1 Keine Gefährdung bei „normalem“ Patientenkontakt (Patient ist kooperativ; kein Kontakt zu Blut, Sekreten, Fäkalien) 2 Kontagiöse Erkrankung mit erhöhten Anforderungen 3 Hochkontagiöse Erkrankung mit höchsten Anforderungen an den Transport - dieser erfolgt ausschließlich durch die Feuerwehr 1 2.1. Keine Gefährdung bei „normalem“ Patientenkontakt Erkrankungen - Borreliose - Clostridium difficile - Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) - EHEC-Infektion - Ektoparasiten: Kopfläuse, Scabies (Krätze) - Gasbrand - Gastroenteritis (mit Ausnahmen siehe 2.2. und 3.2.) - Hepatitis A, B, C, D, E - HIV-Infektion, AIDS-Erkrankung - Legionellose (Legionärskrankheit) - Malaria - MRSA / ORSA (mit Ausnahmen siehe 2.2. und 3.1.) - Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus-Infektion) - Tuberkulose, außer offener Lungen-TBC (siehe 2.2.) - Venerische Infektionen (Syphilis, Gonorrhoe) - Zoster (Gürtelrose) Standardschutz - Schutz- / Arbeitskleidung - Handschuhe bremer fibel Grundsätzlich gilt 1 a 2 wenn: - der Patient nicht kooperativ ist: z.B. verwirrter, dementer, aggressiver, alkoholisierter Patient - aufgrund der konkreten Situation / Erkrankung: möglicherweise Verspritzen von Blut, das Personal hat möglicherweise Kontakt mit Ausscheidungen (Fäkalien, Erbrochenem) 2 2.2. Kontagiöser Transport mit erhöhten Anforderungen - Gastroenteritis mit Erbrechen, z.B. Norovirusinfektion - Influenza, H1N1 (Personal ist nicht gegen Grippe geimpft) - Invasive Meningokokkenerkrankung / -meningitis - „Kinderkrankheiten“: z.B. Masern, Windpocken - MRSA - keine Kooperation oder Trachealkanülenträger - Offene Lungentuberkulose - Q-Fieber Erhöhter Schutzbedarf - Mund- / Nasenschutz für den Patienten, soweit er es toleriert (z.B. OP-Maske) - Mund- / Nasenschutz für das Personal (FFP2 S, FFP3) - Schutzbrille und Kopfschutz bei Kontakt zu Patientensekreten bzw. -fäkalien - Überschuhe bei Sekret- / Fäkalienübertragung - Aktive Immunisierung (Influenza, Masern u.a.) Bei infektionsrelevantem Kontakt zum Erkrankten (intensiver Kontakt) - arbeitsmedizinische Dokumentation, z.B. enger Kontakt zu einem Patienten mit offener Lungen-TBC - Antibiotikaprophylaxe (z.B. Meningokokkenerkrankung) Hygiene & Desinfektion Erkrankungen 73 bremer fibel 3 2.3. Hochkontagiöse Erkrankung mit höchsten Anforderungen an den Transport, dieser erfolgt ausschließlich durch die Feuerwehr Erkrankungen - Cholera - Diphtherie - Hämorrhagische Fieber (Ebola-, Lassa-, Marburgvirus) - Lungenmilzbrand - Lungenpest - Tollwut (fortgeschrittenes Stadium) - Tularämie (Hasenpest) - (aviäre Influenza = „Vogelgrippe beim Menschen“) - (Pocken), (Poliomyelitis (infektiöse Kinderlähmung)) Erhöhter Schutzbedarf - Flüssigkeitsdichter Overall (Einmalmaterial) - Mund- / Nasenschutz für das Personal (FFP2 S, FFP3) - Doppelte OP-Handschuhe oder zusätzlich dickeren Überhandschuh (Haushaltshandschuh) - Desinfizierbare Schuhe, Einwegüberziehstiefel - Schutzbrille mit seitlichem Spritzschutz - Kopfhaube (OP-Haube) - Rettungszelle der Feuerwehr Bremen - Mund- / Nasenschutz für den Patienten, soweit er es toleriert (z.B. OP-Maske) - Eine Filterung der Abluft ist nicht erforderlich ! Sonderfälle nach Absprache (Einzelfallentscheidung) - Geschlossener Anzug mit Respirator - Antibiotikaprophylaxe für das Personal Info an das Gesundheitsamt über die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle 3. Wichtige Grundsätze 3.1. Wichtigste Maßnahme zu Verhinderung der Übertragung einer Infektionskrankheit ist die Händedesinfektion Hygiene & Desinfektion vor und nach dem Kontakt mit dem Erkrankten bzw. kontaminierten Flächen / Gegenständen. 74 3.2. Der Umfang von weiteren Schutzmaßnahmen richtet sich nach der konkreten Gefährdung - Variablen sind: - Erkrankung des Patienten (Kontagiosität = Ansteckungsgefahr) - Kontaktintensität zum Patienten (z.B. Reanimation) - Kooperation des Patienten bremer fibel 3.3. Nach dem Transport eines infektiösen Patienten müssen alle potentiell kontaminierten Flächen (= alle patientennahen Flächen) scheuer- / wischdesinfiziert werden. Es sind Mittel des Wirkungsbereichs AB; z.B. Aldehyde oder Peressigsäure zu verwenden. Ebenso müssen beim Transport verwendete Diagnostika (z.B. Blutdruckmanschette) wischdesinfiziert werden. Alle Einmalartikel müssen in einem zugebundenen Plastikbeutel über den Hausmüll entsorgt werden - inklusive geschlossener Kanülenabwurfbehälter. Nach Transport eines hochkontagiösen Patienten gelten spezielle Empfehlungen zur Aufbereitung des Fahrzeugs (z.B. Konzentration des Flächendesinfektionsmittels entsprechend der RKI-Liste), der wiederverwendbaren Materialien sowie der Entsorgung von Abfällen (LAGA-Richtlinie). 4. Spezielle Fälle / Transporte 4.1. MRSA / ORSA Kein Problem - Bei Kolonisation oder Infektion abgedeckter Wunden sind Standardschutzmaßnahmen ausreichend Problem - Keine Kooperation des Patienten - Kolonisation oder Infektion der unteren Atemwege, z.B. Trachealkanülenträger Maßnahmen - Händedesinfektion: Personal und Patient direkt vor und nach dem Transport - MRSA-Atemwegsinfektion (z.B. Trachealkanülenträger) - Personal trägt einen Mundschutz - Personal trägt zusätzlich eine Schutzbrille - Patient trägt einen einfachen Mundschutz, z.B. eine einfache OP-Maske über dem Mund bzw. über der Trachealkanüle (soweit er es toleriert) - MRSA-Hautläsionen sind frisch verbunden - Patient trägt frische Körperwäsche 4.2. Norovirusinfektion - Unkomplizierter Transport ohne Kontakt zu Erbrochenem oder zu Fäkalien Problem - Erbrechen und / oder Durchfall während des Transports (lässt sich vor dem Transport nie ausschließen) Wichtigste Maßnahme - Händedesinfektion: Personal und Patient direkt vor und nach dem Transport mit einem norovirusinaktivierenden Händedesinfektionsmittel - Wischdesinfektion der patientennahen Flächen und der sichtbaren Verschmutzungen Weitere - Patient erbricht im Rettungswagen (Aerosolbildung) Maßnahmen Personal trägt einen Mundschutz Personal trägt zusätzlich eine Schutzbrille Gesundheitsamt Bremen Hygiene & Desinfektion Kein Problem Stand: 1. Dezember 2005 75 HYGIENE-‐ UND DESINFEKTIONSPLAN bremer fibel Desinfektionsplan Rettungsdienst Hygiene- und Bremen Allgemeines WAS? Grundsatz Arbeitskleidung Einmalhandschuhe Mundschutz Augenschutz Einmaloverall FFP-‐Filter-‐Maske WANN? Bei grober, sichtbarer Verschmutzung; nach Arbeitsende Bei potentieller Gefahr eines Kontaktes zu infektiösem Material oder bei sichtbarer anderer Verschmutzung Bei Spritzgefahr von Blut etc., ggfs. vor der Intubation Bei bestimmten Infektionskrankheiten Schlussdesinfektion nach Fahrt eines Patienten mit einer meldepflichtigen Erkrankung oder einer Infektionskrankheit Anmerkung WIE? WOMIT? In Arbeits-‐ und Behandlungsbereichen ist Essen, Trinken und Rauchen nicht gestattet! Schmuck und Uhren von Händen und Unterarmen ablegen! Sichtbar verschmutzte Hände werden gewaschen, danach desinfiziert. Saubere Hände werden nur desinfiziert, nicht gewaschen. Haut, Flächen oder Instrumente, die mit Blut oder Körpersekreten kontaminiert sind, werden an den sekretbehafteten Stellen zuerst punktuell wischdesinfiziert Wechseln In Wäschebehälter abwerfen. Anziehen; Wechseln bei Beschädigung, sichtbarer Verschmutzung und nach Einsatzende. Sachgerecht entsorgen. Anlegen, anschließend sachgerecht entsorgen od. desinfizierend reinigen. Anziehen, anlegen Anschließend sachgerecht entsorgen. Siehe Infektionskrankheitentabelle od. "Ampelschema" vom Gesundheitsamt Nach Rücksprache mit dem Desinfektor od. Hygienebeauftragten!!! Siehe Infektionskrankheitentabelle oder "Ampelschema" vom Gesundheitsamt Generell müssen bei Arbeiten mit Desinfektionsmitteln die entsprechenden Schutzmaßnahmen beachtet und Schutzkleidung getragen werden (s. Betriebsanweisungen) WER? Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Terralin PAA 2 % 30 Min. Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal, Desinfektor Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Hygiene & Desinfektion Rettungsdienst Bremen 76 Seite 1 Stand: 06.05.2011 HYGIENE-‐ UND DESINFEKTIONSPLAN und Desinfektionsplan Rettungsdienst Bremen bremer fibel Hygiene Hände / Haut WAS? WANN? WIE? WOMIT? WER? Hygienische Händedesinfektion Vor Arbeitsbeginn; vor und nach Patientenkontakt; nach Kontakt mit kontaminiertem Material; nach Toilettenbenutzung; nach dem Ablegen von Schutzhand-‐schuhen; bei Dienstschluss Bei Verschmutzung, nach dem Toilettengang und vor Kontakt mit offenen Nahrungsmitteln. Nur bei bekannter Diagnose einer Infektion mit Sporen ( z.B. Clostridium difficile) erst Händewaschung dann Händedesinfektion. Mehrmals täglich; vor Arbeitsbeginn, nach Arbeitsende Ausreichende Menge in die trockenen Hände einreiben. Entnahme aus Spender. Bei Transport von Tuberkulose-‐ patienten ist die Händedesinfektion zwei Mal hintereinander durchzuführen! Stets die Hände über die gesamte Einwirkzeit feucht halten und bis zum Trocknen verreiben. Entnahme aus Spender. Keine Stückseife verwenden! Nur Einmal-‐Handtücher benutzen. DESDERMAN pure Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Hautschutz-‐/Hautpflegepräparat in die Hände einreiben. Siehe Hautschutzplan. Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Vor Injektion, Punktionen etc. Desinfektionsmittel auf den Tupfer sprühen und die Injektionsstelle mit dem feuchten Tupfer wischdesinfizieren. Einwirkzeit mind. 15 Sek. beachten! ESEMTAN Händeemulsion bzw. Sensiva Regenerations Creme KODAN TINKTUR FORTE farblos Händewaschung Haut-‐ und Händepflege / -‐ schutz Hautdesinfektion Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Seite 2 Stand: 06.05.2011 Hygiene & Desinfektion Rettungsdienst Bremen 77 HYGIENE-‐ UND DESINFEKTIONSPLAN bremer fibel Hygiene und Desinfektionsplan Rettungsdienst Bremen Instrumente WAS? WANN? WIE? Instrumente allgemein nach Gebrauch Magillzange Beatmungsmaske PEEP-‐Ventil Beatmungsschlauch mit Ventil Laryngoskopspatel Klemmen nach Gebrauch Steckbecken nach Gebrauch Das Einlegen in eine Desinfektionslösung sollte bevorzugt werden In Desinfektionslösung einlegen, Einwirkzeit beachten! Nach der Desinfektion mit Leitungswasser abspülen und trocknen. Trocken und geschützt aufbewahren. An Wache: Instrumente in geeignete Behälter mit Deckel und Siebeinsatz einlegen, Standzeit ist ggf. zu beachten. Anschließend, wenn nötig, der Sterilisation zuführen und in Sterilgutverpackung gemäß DIN verpackt und trocken lagern Im Einsatz: Mit desinfektionsmittelgetränktem Tuch abwischen. Terralin Liquid: Auf ein Tuch auftragen und dann im Wischverfahren anwenden. Prinzipiell NICHT zur Sprühdesinfektion nutzen – Materialverträglichkeit beachten! Entleeren und in Desinfektionslösung einlegen. Nach der Desinfektion mit Leitungswasser abspülen und trocknen. Ggf. Wischdesinfektion mit desinfektionsmittelgetränktem Tuch, falls das Einlegen nicht möglich ist. Stethoskop Blutdruckmessgerät Staubinde Spritzenpumpe EKG-‐Sichtgerät Defibrillator Sekretabsaugpumpe Pulsoxymeter O2-‐Gerät Laryngoskopgriff Beatmungsgeräte (Ambubeutel) -‐ Hülle -‐ Beutel Ventil Beatmungsgerät-‐ oberfläche etc. nach Gebrauch nach Verschmutzung bzw. Kontamination sofort WOMIT? WER? An Wache: GIGASEPT FF 2% -‐ 1 Std. 8% -‐ 1 Std. (bei bestimmten Virus-‐ erkrankungen, siehe Infektionskrankheiten-‐ tabelle. NUR durch DESINFEKTOR!) Im Einsatz: TERRALIN LIQUID GIGASEPT FF 2 % -‐ 1 Std. 8% -‐ 1 Std. (bei bestimmten Virus-‐ erkrankungen, siehe Infektionskrankheiten-‐ tabelle. NUR durch DESINFEKTOR!) Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Hygiene & Desinfektion 78 Desinfizierend reinigen Terralin Liquid: Auf ein Tuch auftragen und dann im Wischverfahren anwenden. Prinzipiell NICHT zur Sprühdesinfektion nutzen – Materialverträglichkeit beachten! Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Ärzte, Rettungsdienst-‐ personal Rettungsdienst Bremen Seite 3 Stand: 06.05.2011 HYGIENE-‐ UND DESINFEKTIONSPLAN Flächen WAS? WANN? WIE? WOMIT? WER? Vakuummatratze Schaufeltrage Spineboard Luftkammer / Vakuumschienen Rollboard nach Gebrauch; einmal wöchentlich An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Rettungsdienst-‐ personal Notfallkoffer Notfallrucksack nach Verschmutzung, Kontamination sofort; einmal wöchentlich An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Rettungsdienst-‐ personal Krankentrage Tragestuhl/-‐sitz mind. täglich; nach Verschmutzung, Kontamination sofort An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Rettungsdienst-‐ personal Krankenraum (Krankentransport-‐ / Patientenraum) mind. täglich, nach Verschmutzung od. Kontamination sofort einmal wöchentlich An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Rettungsdienst-‐ personal Fahrerkabine mind. täglich, nach Verschmutzung od. Kontamination sofort Desinfizierend reinigen Terralin Liquid: Auf ein Tuch auftragen und dann im Wischverfahren anwenden. Prinzipiell NICHT zur Sprühdesinfektion nutzen! Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! Desinfizierend reinigen Terralin Liquid: Auf ein Tuch auftragen und dann im Wischverfahren anwenden. Prinzipiell NICHT zur Sprühdesinfektion nutzen! Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! Komplette Grunddesinfektion Desinfizierend reinigen Terralin Liquid: Dieses auf ein Tuch auftragen und dann im Wischverfahren anwenden. Prinzipiell NICHT zur Sprühdesinfektion nutzen! Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! Scheuer-‐ bzw. Wischdesinfektion der Griffe, des Fußbodens und der patientennahen Flächen Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! Komplette Grunddesinfektion des Innenraumes inkl. aller Fächer. Scheuer-‐ bzw. Wischdesinfektion der Griffe, Schlüssel, Funkhörer und des Fußbodens. CAVE! Nicht über Airbags wischen! Grobe Verschmutzungen mit einem desinfektionsmittelgetränktem Tuch zuvor entfernen! An Wache: TERRALIN PROTECT 0,5 % -‐ 1 Std. Im Einsatz: TERRALIN LIQUID Rettungsdienst-‐ personal bremer fibel Hygieneund Desinfektionsplan Rettungsdienst Bremen Seite 4 Stand: 06.05.2011 Hygiene & Desinfektion Rettungsdienst Bremen 79 bremer fibel Verhalten nach Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten Mit diesen Informationen wenden wir uns an Sie als Beschäftigte im Rettungsdienst in Bremen, um Sie über Empfehlungen zum Verhalten nach Stich- / Schnittverletzungen und nach Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten zu informieren. ›› Betriebsärzte der Rettungsdienste in Bremen (für die individuelle Therapie des Mitarbeiters) ›› Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (bei systematischen Problemen z.B. Kommunikation) Wann besteht überhaupt eine Ansteckungsgefahr? Kritische Situationen können zum Beispiel entstehen, wenn es bei der Versorgung eines Notfallpatienten, der HIV positiv ist, zu einer Nadelstichverletzung bei Ihnen kommt oder der Patient stark blutet und dieses Blut in eine offene Wunde bei Ihnen gelangt. Die Ansteckungsgefahr für Hepatitis - B ist 100 mal höher als die für HIV. Aber gegen Hepatitis - B sind Sie ja sicherlich geimpft... Viren sind auch in anderen Körperflüssigkeiten vorhanden, ein beruflich bedingtes Infektionsrisiko wurde bisher aber nicht festgestellt. Wann ist eine HIV-Infektion nicht zu erwarten? (Beispiele) ›› Bei oberflächlichen, nicht blutenden Hautverletzungen (Kratzern / Hautritzungen) mit spitzen / scharfen Gegenständen, die nicht sichtbar mit Blut behaftet sind ›› Bei kleinflächiger Benetzung von entzündlich veränderter Haut oder Schleimhaut mit dem Blut HIV-positiver Personen, wenn eine unverzügliche Desinfektion erfolgt ist ›› Bei Stichverletzung an nicht sichtbar mit Blut behafteter Injektionsnadel oder wenn das Blut bereits eingetrocknet ist ›› Bei Benetzung alter, oberflächlicher Hautverletzungen mit dem Blut HIV-positiver Personen, wenn eine unverzügliche Desinfektion erfolgt ist Vorbeugen ist besser! Organisieren Sie alle Arbeitsabläufe so, dass Stich- und Schnittverletzungen vermieden werden: Hygiene & Desinfektion ›› ›› ›› ›› 80 Halten Sie die bekannten Hygienevorschriften ein Entsorgen Sie gebrauchte Materialien umgehend in durchstichsicheren Behältern Tragen Sie Handschuhe bei möglichem Kontakt mit Körperflüssigkeiten Arbeiten Sie aufmerksam und umsichtig ! Ihr Arbeitsmedizinischer / Betriebsärztlicher Dienst __________________________________ (_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Ihre Fachkraft für Arbeitssicherheit __________________________________ (_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 1. Lösen Sie eine Blutung aus (durch kurzen Druck auf die Umgebung der Wunde) 2. 3. Desinfizieren Sie die Wunde bis tief in den Stichkanal Suchen Sie sofort die chirurgische Ambulanz / D-Arzt des nächsten Krankenhauses auf (nicht RKK!) Erstellung eines D- Arzt Berichtes und Abklärung weiterer Maßnahmen: Klären, ob bei dem versorgten Patienten eine HIV-Infektion besteht ja, es liegt eine HIV-Infektion vor Sie benötigen - abhängig von der Art der Verletzung- Sie sind nicht ausreichend gegen Hepatitis B geimpft bremer fibel ...und wenn doch etwas passiert ist: Klären, ob bei dem versorgten Patienten eine infektiöse Hepatitis C vorliegt Mit Hepatitis-Test (HBsAG) klären, ob bei dem versorgten Patienten eine infektiöse Hepatitis B vorliegt ja, es liegt eine infektiöse Hepatitis B vor möglichst innerhalb von 2 h die erste von mehreren Tabletteneinnahmen zur Vorbeugung (Prophylaxe)! Sie benötigen schnellstmöglich eine Simultanimpfung (aktiv und passiv) gegen Hepatitis B Zur Dokumentation eigenes Blut abnehmen lassen („Nullserum“) Zur Dokumentation eigenes Blut abnehmen lassen („Nullserum“) Zur Dokumentation eigenes Blut abnehmen lassen („Nullserum“) Ärztlicher Leiter Rettungsdienst und Betriebsärzte Dezember 2005 Hygiene & Desinfektion In den chirurgischen Ambulanzen der Krankenhäuser stehen die Medikamente, die nach neuesten Erkenntnissen zur HIV- Vorbeugung ( „PEP“ = Post-Expositions-Prophylaxe ) empfohlen werden, zur Verfügung. Sie haben allerdings zum einen erhebliche Nebenwirkungen, zum anderen eine eingeschränkte Wirksamkeit und sollten nur eingenommen werden, wenn aufgrund Ihrer Verletzung auch tatsächlich das Risiko einer Infektion besteht. Lassen Sie sich daher bitte ausführlich beraten, bevor Sie sich für eine prophylaktische Behandlung entscheiden. In den Ambulanzen werden die Medikamente zunächst für 3 Behandlungstage ausgegeben (Ausnahme: St.Joseph-Stift; hier erhalten Sie Originalpackungen). Nachfolgend wenden Sie sich bitte auf jeden Fall kurzfristig an Ihren betriebsärztlichen Dienst; hier wird mit Ihnen über die Fortsetzung einer ggf. begonnenen PEP gesprochen, über die weiteren erforderlichen Laborkontrollen (in der Regel nach 6 Wochen, 12 Wochen und 6 Monaten) und über evtl. weitere begleitende Maßnahmen. 81 bremer fibel Standard für Voranmeldungen Grundsätze der Zuweisungsstrategien ›› Die Entscheidung über die Zielklinik trifft der medizinische Einsatzleiter vor Ort (NA oder RA). ›› Die Leitstelle vermittelt ihm einen Behandlungsplatz über den Kapazitätsnachweis und Nachfragen. ›› Prinzipiell ist zu unterscheiden zwischen einer Akutversorgungspflicht der Kliniken, die im Rahmen ihres Sicherstellungsauftrages an der Akut- / Notfallversorgung teilnehmen und der stationären Aufnahme von Patienten (Bett). ›› Jede an der Akut- / Notfallversorgung beteiligte Klinik hat die Akutversorgung in vollem Umfang sicherzustellen. ›› Kapazitätsmeldungen (Negativnachweis) an die Leitstelle drücken den Wunsch einer Klinik aus, momentan keine Notfallpatienten zugewiesen zu bekommen, wenn es eine vertretbare Behandlungsalternative gibt. ›› Patient mit instabiler Vitalfunktion: Internist oder Anästhesist in die ZNA ›› Alle vom NA behandelten Patienten sind in der Notaufnahme des Zielkrankenhauses anzumelden. Anhang Jede Voranmeldung soll kurz und knapp die wichtigsten Informationen nach dieser Liste enthalten insbesondere soll die Diagnose aus einem allgemeinverständlichen Oberbegriff bestehen. Von Direktgesprächen mit Anmeldungen vom Handy an eine Hotline muss die Leitstelle Kenntnis haben. 82 Diagnose, Verletzungsmuster Ansprechbar Beatmet Kreislaufstabil Kind, Alter, Geschlecht Eintreffzeit Rettungsmittel Benötigte Spezialdisziplinen (OP, Intensiv, CT, Anästhesist) Zusätzlich die Patienten bei denen die formalen Kriterien für einen Notarzteinsatz gemäß Indikationskatalog der Bundesärztekammer vorliegen, die nicht notärztlich vor Ort therapiert wurden, weil ›› fehlende Verfügbarkeit eines Notarztes ›› akute, unerwartete Verschlechterung eines Patienten während des Transportes Voranmeldungen nur mit Information an die Feuer- und Rettungsleitstelle Bremen ! Grundsätzlich alle Kinder über die Leitstelle voranmelden Auswärtige Rettungsmittel müssen sich bei der Bremer Feuer- und Rettungsleitstelle anmelden Ameos-Klinik Heines 42 89 0 Diako 61 02 - 11 40 ZNA 879 - 25 25 879 - 12 00 Klinikum Bremen-Mitte Kinderklinik Polytrauma- / SHT-Hotline Stroke-Unit ZNA 0151 - 56 56 56 01 497 - 20 88 497 - 40 40 497 - 20 18 Klinikum Bremen-Nord Chirurgisch Traumahotline Internistisch Psychiatrie 1 (Klinikum Bremen Nord) Psychiatrie 2 (Aumunder Heerweg) 6606 - 14 43 6606 - 34 38 6606 - 13 11 6606 - 12 00 6606 - 12 34 Klinikum Bremen-Ost ZNA 408 - 12 91 Rolandklinik Handchirurgie 8778 - 24 6 Rotes Kreuz Krankenhaus Gefäßhotline Notaufnahme 5599 - 12 19 5599 - 20 0 St. Joseph-Stift ZNA 347 - 18 27 Kinder- und Jugendschutztelefon 699 11 33 (Fax 879 - 25 51) Anhang Klinikum Links der Weser Kardio-Hotline ZNA bremer fibel Telefonverzeichnis für Kliniken in Bremen 83 bremer fibel Empfehlungen für den Umgang mit belastenden Ereignissen Einsatzerlebnisse können seelisch belasten und das ganz unabhängig von Kompetenz, Erfahrung und Reife des Betroffenen. Sie sind Zeichen einer willentlich unsteuerbaren Stressreaktion des Körpers, die keinesfalls als seelische oder körperliche Schwäche missverstanden werden dürfen. Mögliche Reaktionen: Stressreaktionen treffen einen häufig ohne Vorwarnung und konfrontieren die Einsatzkraft meistens erst in der Ruhephase nach dem Einsatz mit plötzlich auftretenden Symptomen, wie: ›› ›› ›› ›› Unruhezustände, Schwitzen, Zittern und Herzklopfen Schuldgefühle Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Aggressionen Wiedererleben von Geräuschen, Gerüchen, Bildern oder Empfindungen des Ereignisses und Albträumen ›› Vermeidung von Gedanken, Gesprächen, Orten, Tätigkeiten, aber auch Personen, die einen an das Ereignis erinnern könnten ›› Interessenverlust, soziale Isolation, Angst ›› verändertes Ess- und Trinkverhalten Diese Symptome sind als normale und angemessene Reaktion des Körpers auf ein unnormales Ereignis zu verstehen. Sie zeigen in der Regel, dass der Körper bereits versucht, das Erlebte zu verarbeiten. In den meisten Fällen stellen sich wenige Tage nach dem Ereignis bereits deutliche Besserungen ein und nach drei bis vier Wochen sollten die Symptome vollständig verschwunden sein. Verarbeitungsprozesse fördern: Doch auch selber kann man viel dazu beitragen, um den Verarbeitungsprozess aktiv zu unterstützen: ›› Frühe Einsatznachbesprechungen unter fachlicher Gesprächsleitung eines Teams zur Einsatznachsorge oder psychosozialen Fachkraft. Ziel des Gespräches ist die Verarbeitung zu beschleunigen und dient daher der Prävention. Optimalerweise nehmen dazu alle am Einsatz beteiligten Kräfte am Gespräch teil, auch wenn sie nicht belastet sind. Helfen Sie möglicherweise belasteten Kollegen durch ihre Teilnahme am Gespräch auch wenn Sie sich nicht belastet fühlen. ›› Suchen Sie das Gespräch mit vertrauensvollen Personen, die Ihnen zuhören und nicht nur gutgemeinte Ratschläge machen. Über das Erlebte zu reden ist die effektivste Methode zur Verarbeitung. ›› Belohnen Sie sich in den nächsten Tagen bewusst selbst und tun sich etwas Gutes. ›› Bewegen Sie sich so häufig wie möglich, am förderlichsten ist Ausdauersport, um die Stresshormone im Körper abzubauen. Anhang ›› Auch Routinetätigkeiten wie Aufräumen, Sortieren, Putzen, Puzzeln etc. helfen, wieder Struktur und Ordnung in den Tag zu bekommen. 84 ›› Ernähren Sie sich in der nächsten Zeit bewusst gesund. Verzichten Sie auf fettreiche Speisen, trinken Sie viel Wasser, Früchtetees oder Saftschorlen und vermeiden Sie unbedingt koffeinhaltige Produkte, Nikotin, Amphetamine, aber auch Alkohol, Drogen oder Schmerzmittel. bremer fibel ›› Behalten Sie auch ihre Hobbys, Verabredungen und Termine unbedingt bei. Gehen Sie unter Menschen und nehmen am Leben aktiv teil. ›› Versuchen Sie sich bewusst Zeit für Entspannung und guten Schlaf zu nehmen, auch wenn er vielleicht nur kurz andauert. Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung sind erlernbar und helfen dabei. Weitergehende Hilfe in Anspruch nehmen: Sollten die Symptome auch vielleicht nach anfänglicher Abschwächung anhalten oder konstant bleiben, zu späteren Zeitpunkten wieder auftreten oder gar alte Einsätze durch dieses akute Ereignis an die Oberfläche kommen brauchen Sie professionelle Hilfe, da es sonst zu krankhaften Verläufen kommen kann. Hilfe ist auch in diesem Fall möglich! Fachlich kompetente Ansprechpartner finden Sie auf der nächsten Seite... Anhang 85 bremer fibel Soziale Ansprechpartner Es stehen Ihnen ebenfalls speziell geschulte Kollegen (sogennante Peers) zur Verfügung, die in der Durchführung Ihrer Maßnahmen von psychosozialen Fachkräften (z.B. Psychologen, Theologen, Ärzten…) als Teamleiter unterstützt werden. Sie bieten eine qualifizierte Beratung, Unterstützung und Hilfe außerhalb des therapeutischen Rahmens an. Anti-Stress-Team Feuerwehr Bremen Am Wandrahm 24 28195 Bremen Mobil: 0173 - 346 793 9 (24 h) [email protected] | www.astbremen.wordpress.com Jochen Thaens | DRK-Kreisverband Bremen e.V. Hastedter Heerstraße 250 28207 Bremen Tel.: 0421 - 436 700 [email protected] Ingo Kerinnes | Arbeiter Samariter Bund Bremen Ringstraße 9 27721 Ritterhude Mobil: 0171 - 301 923 9 [email protected] Georg Lorenz | Malteser Hilfsdienst gGmbH Zum Huchtinger Bahnhof 34a 28259 Bremen Tel.: 0421 - 588 180 [email protected] Technisches Hilfswerk Bremen / Niedersachsen Clüversweg 4 27283 Verden Tel.: 04231 - 899 220 Mobil: 0171 - 322 044 9 [email protected] | www.gst-verden.thw.de Anhang Polizei- und Notfallseelsorge Bremen Domsheide 2 28195 Bremen Tel.: 0421 - 244 289 0 [email protected] [email protected] 86 Jeder Mensch macht Fehler – in der Gesundheitsversorgung manchmal mit fatalen Folgen für Patienten und Mitarbeiter. bremer fibel Team- oder Zusammenarbeit: Wem nützt das? Professionelle Zusammenarbeitarbeit kann helfen, schwierige Situationen zu bewältigen. Eine Vorraussetzung ist, dass als gemeinsames Ziel eine optimale Patientenversorgung steht. Nur wenn alle Beteiligten ihre Erfahrungen und erlebten Lösungen in kollegialem und respektvollem Ton konstruktiv einbringen, können wir uns diesem Ziel nähern. Eine große Chance Fehler zu vermeiden liegt im 4- oder Mehr-Augenprinzip. Verwechslung von Medikamenten oder Dosierungen sind seltener, wenn Ampullen bei den Spritzen bleiben und eine Gegenkontrolle erfolgt. Die deutliche Ansage und Wiederholung von Mengen und Namen erhöht die Sicherheit. In maximalen Stresssituationen wird die Zusammenarbeit im Team häufig schwierig. Grund ist zumeist die schlechtere Kommunikation: es wird zu wenig, oft undeutlich gesprochen und selten finden Austausch oder Absprachen statt. Gefährliche Schwachstellen sind Übergaben am Notfallort, an Kollegen in der Leitstelle und an Aufnahmepersonal der Notaufnahmen. Hier gilt: nur mit einem freundlichen, respektvollem Ton lässt sich die notwendige Information vermitteln: oft ist weniger (das Wichtige) mehr. Meinungsverschiedenheiten, persönliche Abneigungen oder Unzufriedenheit führen zu Auseinandersetzungen sogar im Beisein des wachen Patienten. Trotz teilweise verständlicher Gründe ist dieses Verhalten vollkommen inakzeptabel, da in dieser Zeit der Patient weder eine Überwachung noch eine Therapie bekommt – ganz abgesehen vom Imageschaden. Solange das Team im Einsatz ist, hat die gesamte Aufmerksamkeit dem Patienten und der Einsatzabwicklung zu gelten. Abwertende Kommentare oder Kritik an der Arbeit von Rettungsdienstkollegen, Ärzten oder Klinikpersonal gegenüber Patienten ist verboten und im höchsten Maße unkollegial. Selbstverständlich sollte zeitnah nach Einsatzende im Gespräch die Meinungsverschiedenheit geklärt werden. Das gelingt nicht mit frustrierendem Genöle über „was schon wieder daneben war“, sondern mit Blick auf positive Ansätze zur Verbesserung. Eine gute Zusammenarbeit ist nicht nur Grundlage für mehr Patientensicherheit, sondern auch für eine gute Arbeitsatmosphäre, die für alle Beteiligten wichtig ist – für die aber auch jeder mitverantwortlich ist. „Bauchgefühl“ Sobald man eine innere Abneigung verspürt, ein negatives Gefühl im Bauch gegenüber dem Patient oder seinen Mitarbeitern, muss dies als Alarmzeichen gelten und man sollte in jeder Hinsicht ganz besonders vorsichtig sein und gewissenhaft arbeiten – noch besser und gewissenhafter als gewöhnlich ! Anhang Zitat aus: Risk Management in Emergency Medicine ! 87 bremer fibel Grade der Bewusstseinsstörungen Bewusstsein Klinik Klar Örtlich, Zeitlich und zur eigenen Person orientiert Somnolent Schläft, durch Ansprache erweckbar, Örtlich, Zeitlich und zur eigenen Person orientiert Soporös Durch Ansprache nicht erweckbar, gerichtete Reaktion auf Schmerzreize ( z.B. Arm- oder Kopfbewegungen ) Komatös Nicht erweckbar GCS Grad I Keine Reaktion auf Schmerzreize 6-8 Grad II + Paresen, Krampfanfall, Anisokorie 5-6 Grad III + Strecksynergismen, Bewegungsstörungen der Augen 4 Grad IV Herabgesetzter Muskeltonus, Ausfall von Hirnstammreflexen ( z.B. Kornealreflex ), noch Spontanatmung Anhang Modifizierte GCS für Kinder < 24 Monate 88 Reaktion Neurologische Funktion Augenöffnen Spontanes Augenöffnen Augenöffnen auf Zuruf Augenöffnen auf Schmerzreize Kein Augenöffnen auf jegliche Reize 4 3 2 1 Verbale Antwort < 24 Monate Fixiert, erkennt, verfolgt, lacht Fixiert kurz, inkonstant, erkennt nicht sicher Zeitweise erweckbar, trinkt / isst nicht Motorische Unruhe, nicht erweckbar Keine Antwort auf jegliche Reize 5 4 3 2 1 Motorische Antwort Gezieltes Greifen nach Aufforderung Gezielte Abwehr auf Schmerzreize Ungezielte Beugebewegung auf Schmerzreize Ungezielte Armbeugung / Beinstreckung auf Schmerzreize Streckung aller Extremitäten auf Schmerzreize Keine motorische Antwort auf Schmerzreize 6 5 4 3 2 1 Ein Mutterpass besteht aus zwei identischen Hälften zur Dokumentation von zwei Schwangerschaften. bremer fibel Informationen zum Mutterpass Anamnese und besondere Befunde Seite 5 - 6 / 21 - 22: Gravida: Anzahl der Schwangerschaften (inkl. der jetzigen) Para: Anzahl der Geburten Placenta praevia: Der Mutterkuchen liegt vor dem inneren Muttermund und versperrt den natürlichen Geburtsweg Gravidogramm Seite 7 - 8 / 23 - 24: SSW : Schwangerschaftswoche (Normalgeburtswoche 40. SSW) Kindslage: SL = Schädellage, BEL = Beckenendlage, QL = Querlage, S = Schräglage Ödeme: Wassereinlagerungen im Gewebe, evtl. Hinweis auf EPH-Gestose / Präeklampsie E = Ödeme (engl. edema), P = Proteinurie (Eiweißausscheidung im Urin), H = Hypertonie Varikosis: Krampfadern Hb: Hämoglobinwert (Anhalt für Blutverlust) APGAR - Schema 0 1 2 A tmung keine unregelmäßig regelmäßig P uls kein < 100 / Min. > 100 / Min. G rundtonus schlaff träge Bewegung aktive Bewegung A ussehen blau, blass-grau Körper rosig, Extremitäten blau vollständig rosig R eflexe keine Verziehen des Gesichts Husten, Niesen oder Schreien beim Absaugen Anhang 89 bremer fibel Anhang 90 Algorithmus „Traumamanagement“ Anhang Defibrillation Joule (biphasisch) Larynxtubus Larynxmaske 10 20 30 40 50 60 80 100 140 200 3-5 3-5 3 3 3 2 - 2,5 2 2 1,5 1 1 200 200 < 155 cm: 3 155 - 180 cm: 4 > 180 cm: 5 8,0 - 9,0 20 - 24 22 - 26 7,0 - 8,0 20 - 24 22 - 24 7,0 - 7,5 20 - 22 22 - 24 6,0 - 6,5 19 - 20 21 - 22 5,5 - 6,0 17 - 19 19 - 21 5,0 - 5,5 15 - 17 17 - 19 5 4-5 4 3 2-3 2 RB 1 - 2 RB 1 RB 0 - 1 RB 0 RB 00 - 0 RB 00 Beatmungsmaske (RB=Rendell-Baker) 4,5 - 5,0 14 - 15 16 - 17 4-5 3-4 3 2-3 2 2 1-2 1-2 FR 1 FR 1 FR 0-1 FR 0 Spatel (FR= Forreger) 4,0 - 4,5 13 - 14 15 - 16 3-4 3-4 3-4 3 2-3 2 1-2 1 0-1 00 00 000 Guedel- Tubus 3,5 - 4,0 12 - 13 14 - 15 800 700 500 350 240 180 140 100 80 40 - 55 40 - 55 20 - 30 Atemzugvolumen (AZV) ml 3,5 - 4,0 11 - 13 13 - 15 12 12 14 16 18 22 24 25 30 30 35 40 Atemfrequenz / Min. 3,0 - 3,5 10 - 12 12 - 14 80 80 80 85 95 100 105 110 120 130 130 140 Herzfrequenz / Min. 3 - 3,5 8 - 10 10 - 13 130 / 80 130 / 80 120 / 70 110 / 65 105 / 60 100 / 60 100 / 60 95 / 60 90 / 55 80 / 50 75 / 50 70 / 40 RR mmHg (syst. / dia.) Tubus innen ø in mm Tiefe oral in cm Tiefe nasal in cm Erw. Mann Erw. Frau 14 Jahre 50 kg 160 cm 10 Jahre 35 kg 140 cm 8 Jahre 25 kg 125 cm 5 Jahre 20 kg 110 cm 3 Jahre 15 kg 95 cm 2 Jahre 12 kg 90 cm 1 Jahr 10 kg 75 cm 6 Monate 7 kg 70 cm 3 Monate 7 kg 70 cm NG 3-3,5 50 Alter Gewicht kg Größe cm bremer fibel 91