05Medieninformation aus kaiserlichem
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05Medieninformation aus kaiserlichem
= Medieninformation …aus kaiserlichem Nachlass Sonderausstellung im Audienzwartesaal der Kaiserappartements der Wiener Hofburg, 25. April bis 15. November 2015 Als Kaiser Franz Joseph im Jahre 1916 starb, wurde sein Eigentum an seine Nachkommen weitervererbt. Bedeutende Gemälde und Einrichtungsgegenstände verschwanden damit aus seinen Wohnräumen in der Wiener Hofburg und im Schloß Schönbrunn. Zuvor wurde sein Privateigentum vom staatlichen Vermögen akribisch getrennt katalogisiert. Diese Inventarlisten, eine aus dem Jahr 1886 und eine weitere von 1916, sind heute für die Forschung von großer Bedeutung. Sie ermöglichen einen Einblick in die damalige private Wohnwelt des Kaisers. Im Herbst 2014 gelang der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. beim Auktionshaus Neumeister in München der Ankauf von sechs Gemälden, zwei Aquarellen und einem Foto im Gesamtwert von insgesamt 158.115 Euro. Sie alle stammen aus kaiserlichem Nachlass oder sind Auftragswerke von Kaiser Franz Joseph I. Viele dieser Bilder tragen noch heute den Vermerk „Privat Eigenthum Seiner Majestät“. Mit dem Erwerb der Bilder gehen auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse über die dargestellten Personen einher. Sorgfältig restauriert kehren diese Werke nun nach fast hundert Jahren wieder nach Wien zurück. Bevor sie den Räumen des Kaisers ihr ursprüngliches Flair wieder zurückgeben, können sie in einer eigenen Sonderausstellung aus nächster Nähe betrachtet werden. = = 1. Kaiserin Elisabeth mit Dogge Öl auf Leinwand. Josef Arpad von Koppay, vor 1886 Bei diesem Bildnis handelt es sich nicht - wie bisher angenommen - um ein posthumes Portrait. Das Gemälde, ursprünglich auf einer Staffelei im Großen Salon des Kaisers aufgestellt, ist im Inventar von 1886 bereits erwähnt. Elisabeth war zu diesem Zeitpunkt in ihrem fünfzigsten Lebensjahr. Die Kaiserin ist auch nicht auf den Stufen des Achilleions dargestellt, wie in der Literatur oft behauptet, denn der Baubeginn des Achilleion fiel erst in die Jahre 1889/90. Bei dem Hund kann es sich nicht um die berühmte Dogge Shadow handeln, da Shadow bereits 1875 gestorben war. Gräfin Festetics berichtet in ihrem Tagebuch: „Der Kaiserin Ihr schöner treuer Shadow ist todt. Plötzlich wurde er schwer krank und da er rettungslos war und große Schmerzen litt, ließ Sie ihn selbst an Blausäure schnuppern (…)“ Der Gesichtsausdruck unterscheidet sich auch grundlegend von den posthumen Portraits und ist mit jenen Bildnissen Elisabeths zu vergleichen, für die die Kaiserin tatsächlich Modell gestanden hat. Da das Gemälde für den privaten Salon des Kaisers in der Wiener Hofburg bestimmt war, kann man davon ausgehen, dass das Bildnis vor Modell entstanden ist, denn der Kaiser hätte sicher kein Phantasiebild seiner Frau aufgestellt. 2. Kaiserin Elisabeth zu Pferd Öl auf Leinwand. Franz Adam, 1857 Das Gemälde von Franz Adam ist eine Studie zu einem in drei jeweils variierenden Fassungen geschaffenen Bildnis der jungen Kaiserin. Zwei dieser Bildnisse wurden von Elisabeth und ein weiteres von Franz Joseph 1857 in Auftrag gegeben. Eines der Gemälde war als Geschenk der Kaiserin für ihren väterlichen Vertrauten Graf Grünne bestimmt. Der Künstler berichtet in einem Brief an seinen Vater über eine Sitzung zu einem der Reiterbildnisse und schildert den Ausdruck des Gesichts und dessen Wirkung auf andere Betrachter: „Sie alle waren gerührt, sie mussten es immer wieder betrachten. Sie fanden das Wesen, welches sie als Kaiserin wünschten, das naive unschuldige gute Wesen, von dem sie einst träumten. Das Kolorit war fein aber gesund, jenes was man ihr hier am Hofe abgewöhnen wollte.“ Der Hof reagierte prompt mit Kritik am Gesichtsausdruck der Dargestellten. Adam schildert, wie er von der Obersthofmeisterin Gräfin Lamberg den Auftrag bekommen hatte, Veränderungen vorzunehmen bezüglich des im Portrait gewünschten Gesichtsausdruckes, der „weiß wie Marmor“ und „gebieterisch“ auszusehen habe, „nichts was andere Menschen auch haben könnten“. = = pÉáíÉ=OLS= = 3. Kaiser Franz Joseph zu Pferd Öl auf Leinwand. Franz Adam, 1856 Dieses Gemälde von Franz Adam ist eine Studie zu dem im Konferenzsaal des Wiener Arsenals befindlichen Reitbildnis Kaiser Franz Josephs. Der Maler Albrecht Adam hatte im März 1856 den Auftrag zu diesem Bildnis erhalten und aus Altersgründen bat er seinen Sohn Franz um Mitarbeit. Der Kaiser erschien daraufhin zu mehreren Sitzungen im Atelier des Künstlers. Bereits Ende Mai 1856 entstand das Gemälde im Arsenal, wobei der Vater Albrecht Adam das fertige Werk signierte, obwohl der Sohn Franz Adam das Bildnis schuf. Franz Joseph ist in der Galauniform eines österreichischen Feldmarshalls dargestellt. Der Kaiser besaß Uniformen fast aller Waffengattungen des In- und Auslandes, die er bei den zahlreichen Staatsbesuchen als Geschenk erhielt. 4. Kaiser Franz Joseph in der Galauniform eines k. u. k. Feldmarschalls in ungarischer Adjustierung Fotografie von Emil Rabending, um 1869 Diese Fotografie befand sich in der Wiener Hofburg im Großen Salon des Kaisers. Der Aufwand für die Instandhaltung und Pflege der Uniformgarderobe des Kaisers war enorm, das Zusammenstellen und Zurechtlegen der jeweiligen Montur war dem Kammerdiener vorbehalten. Bei hochrangigen Ereignissen trug Franz Joseph stets die Galauniform eines österreichischen Feldmarshalls, bei weniger feierlichen Ereignissen wie dem „Ball bei Hof“ oder der „Allerhöchsten Hoftafel“ erschien er in der Oberstenuniform eines seiner Regimenter. In Ungarn trug er die dem Anlass entsprechende Uniform in der sogenannten „ungarischen Adjustierung“. Empfing der Kaiser höhergestellte Persönlichkeiten, trug er aus Höflichkeit dem Gast gegenüber die jeweilige Uniform des Gastlandes. Äußerst selten trug der Kaiser Zivilkleidung. Als Franz Joseph 1895 Elisabeth an der französischen Riviera besuchte, schrieb er anlässlich der Reisevorbereitungen am 10. Februar an seine Sisi: „Vorgestern war um 9 Uhr der berühmte Schneider Frank bei mir, um meine Civil-Garderobe zu revidieren und zu ergänzen, damit ich an der Riviera als angehender Gigerl auftreten könnte.“ = = pÉáíÉ=PLS= = 5. Erzherzogin Sophie von Österreich am Totenbett Aquarell auf Papier. Barabás Miklós, 1857 Sophie war das erstgeborene Kind von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Sie kam 1855 zur Welt und erhielt den Namen der Großmutter Sophie, die auch als Taufpatin fungierte. Als sich die Kaiserin anlässlich einer Ungarnreise 1857 nicht für so lange Zeit von den Kindern trennen wollte, erfüllte der Kaiser den Wunsch seiner Frau, die Kinder bei sich zu haben, gegen den Willen seiner Mutter. Die kleine Sophie erkrankte in Budapest, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Gisela, die sich wieder erholte, an der Ruhr und verstarb nach elfstündigem Todeskampf in den Armen der verzweifelten Mutter. Elisabeth, die bereits 15 Monate später den Kronprinzen Rudolf zur Welt brachte, verwand diesen Verlust nie. Die unmittelbare Folge der Tragödie war, dass die Kaiserin sich von den zwei verbliebenen Kindern Rudolf und Gisela distanzierte und die Agenden der Kindskammer der Schwiegermutter Sophie überließ. Als 1868 das vierte Kind Marie Valerie geboren wurde, hatte die Kaiserin nach eigenen Angaben „die Kraft und den Mut dieses Kind zu lieben und bei sich zu behalten“. Elisabeth reagierte dennoch auf jedes Unwohlsein des Kindes mit Hysterie und Panik. 6. Kronprinz Rudolf zu Pferd Öl auf Leinwand. Tadeusz Ajdukiewicz, 1889 Das Portrait befand sich in der Wiener Hofburg im Kleinen Salon Kaiser Franz Josephs. Das Reiterbildnis entstand wenige Tage vor dem tragischen Selbstmord Rudolfs im Jahre 1889. Er ließ für die Vollendung des Portraits sogar seinen Uniformrock im Atelier des Künstlers zurück. Tadeusz Ajdukiewicz erhielt in der Folge den Auftrag, dem Kronprinzen die Totenmaske abzunehmen. Kronprinz Rudolf war der einzige Sohn von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Als Thronfolger sollte er nach den Wünschen des Kaisers soldatisch und den Grundsätzen der katholischen Kirche verpflichtet erzogen werden. Zur Enttäuschung des Vaters entwickelte Rudolf eine besondere Vorliebe für Naturwissenschaften und wurde im Selbststudium zu einem wissenschaftlich anerkannten Ornithologen. Er publizierte das sogenannte Kronprinzenwerk, eine Enzyklopädie Österreich-Ungarns und schrieb unter einem Pseudonym politische Denkschriften in denen er das herrschende Gesellschaftssystem kritisierte. Durch die Opposition zum Hof und zu seinem Vater sowie aufgrund der unglücklichen Ehe mit Stephanie von Belgien geriet er politisch und privat immer mehr in die Isolation. In der Nacht vom 29. auf den 30. Januar 1889 nahm sich Rudolf im Jagdschloss Mayerling zusammen mit seiner Mary Vetsera das Leben. = = pÉáíÉ=QLS= = 7. Erzherzogin Sophie Friederike, Prinzessin von Bayern Öl auf Leinwand. Anonym, um 1870 Das Ölgemälde befand sich in der Wiener Hofburg und war auf einer Staffelei im Großen Salon Kaiser Franz Josephs aufgestellt. Es zeigt Sophie zwei Jahre vor ihrem Tod. Sophie war stets der Mittelpunkt der kaiserlichen Familie und hielt durch ihre große Anteilnahme am Leben ihrer Kinder, Schwiegerkinder und Enkel, trotz des strengen Hofzeremoniells, eine Art Familienleben aufrecht. 1867, nach dem gewaltsamen Tod ihres Sohnes Maximilian (Kaiser von Mexiko) zog sie sich aus dem öffentlichen Leben immer mehr zurück und verlor an Einfluss. Ihr Tod im Jahre 1872 hinterließ eine spürbare Lücke in der kaiserlichen Familie. 8. Erzherzogin Sophie Friederike, Prinzessin von Bayern Aquarell auf Papier. Josef Kriehuber, 1849 Das Aquarell zeigt die Erzherzogin 1849 im Alter von 44 Jahren. Sie trägt einen lilafarbenen Samtmantel mit Zobelbesatz. Das Bildnis befand sich laut Nachlassinventar in der Wiener Hofburg im Großen Salon des Kaisers. Die Mutter Kaiser Franz Josephs war die Tochter des ersten bayerischen Königs Maximilian I. Joseph. Sie heiratete 1824 Erzherzog Franz Karl von Österreich, und aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor, Franz Joseph, Ferdinand Maximilian, Karl Ludwig, Ludwig Victor und Maria Anna. Im Revolutionsjahr 1848 bestärkte Sophie ihren Gemahl zugunsten Franz Josephs auf den Thron zu verzichten und war zeitlebens die einflussreichste Persönlichkeit in der kaiserlichen Familie. Durch ihr energisches und selbstsicheres Auftreten in Krisenzeiten wurde sie auch als „der einzige Mann“ am Wiener Hof bezeichnet. Sophie vertrat neoabsolutistische Ansichten und war eine Gegnerin der ungarischen Ausgleichsbewegungen. Für den jungen Kaiser Franz Joseph war seine Mutter die wichtigste Beraterin, sowohl in familiären Belangen als auch in politischen Angelegenheiten. = = pÉáíÉ=RLS= = 9. Erzherzogin Hedwig von Österreich-Toskana Öl auf Leinwand. György Vastagh, 1898 Das Gemälde befand sich im Schloß Schönbrunn im Schlafzimmer Kaiser Franz Josephs. Hedwig war das vierte Kind der Kaisertochter Marie Valerie mit Erzherzog Franz Salvator von Österreich-Toskana und ein Enkelkind von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth. Marie Valerie nannte später Hedwig in ihrem Tagebuch diejenige, die „den gewissen Funken des herzoglich bayrischen Blutes“ in sich habe. Hedwig ehelichte 1918 den Grafen Bernhard zu Stolberg-Stolberg, einen Sohn von Graf Leopold zu Stolberg-Stolberg und der Amerikanerin Mary Eddington. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor. Marie Valerie überschrieb ihrer Tochter Hedwig im Jahr 1917 das Jagdschloss Kühtai als Hochzeitsgeschenk. Dieses Schloss war 1893 von Kaiser Franz Joseph erworben und seiner jüngsten Tochter vermacht worden. Hedwigs Sohn Karl gestaltete Kühtai zu einem Schlosshotel um, das inzwischen (2014) von seinem Sohn Christian geführt wird. Damit wurde die Grundlage für Kühtai als Wintersportort gelegt. Hedwig starb 1970 im Alter von 74 Jahren in Hall in Tirol. Für Rückfragen kontaktieren Sie gerne: Mag. phil. Florian Müller, Pressesprecher Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. M +43 (0) 664 820 71 91, E [email protected] Stand: 22.04.2015 = = pÉáíÉ=SLS=