Photonische Telekommunikationsnetze
Transcription
Photonische Telekommunikationsnetze
Photonische Telekommunikationsnetze Komponenten und Netzgestaltung Dipl.-Ing. Jan Späth Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung (IND) Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. P. J. Kühn Übersicht ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Einführung (1) ❐ Photonik: Systemtechnik, bei welcher die Informationsübertragung und -verarbeitung mit optischen und optoelektronischen Mitteln erfolgt ❐ zunehmender Einsatz optischer Technologien: ❍ ursprünglich: rein elektrische Netze (Übertragung und Vermittlung) ❍ gegenwärtig: optische Übertragung und elektronische Vermittlung ❍ künftig: optische Übertragung und optische Vermittlung ❐ mögliche Einsatzgebiete: ❍ Backplane- und On-Board-Verbindungen (Multiprozessor-Systeme) ❍ Zugangsnetze; lokale Netze (Stern- und Ringnetze) ❍ Weitverkehrsnetze ❐ Beschränkungen der Photonik: ❍ keine optischen Speicher verfügbar ❍ rein optische Signalverarbeitung noch am Anfang der Entwicklung ❍ höchste Integrationsdichte nicht erreichbar Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Einführung (2) Vorteile optischer Technologien ❐ riesige Bandbreite auf Glasfasern (theoretisch: ~ 25.000 Gbit/s = 25 Terabit/s) ❐ geringes Gewicht und kleine Querschnitte (bis zu 106 Fasern pro cm2) ❐ Störunempfindlichkeit gegenüber elektrischen Einflüssen ❐ Sicherheit (kein unbemerktes Auskoppeln der Signale) ❐ Transparenz ❐ Verstärkerabstand (> 30 km) ❐ Mehrkanalverstärker vielversprechende Eigenschaften für kostengünstige Systeme Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart WDM (Wavelength Division Multiplexing) Multiplexverfahren Raummultiplex (SDM) Zeitmultiplex (TDM) synchron (STDM) Frequenz- Wellenlängenmultiplex multiplex (FDM) (WDM) CodeMultiplex (CDM) ... t t asynchron (ATDM) f t t Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart WDM (Wavelength Division Multiplexing) Spektrum der elektromagnetischen Wellen: Röntgenstrahlen -12 10 sichtbares Licht -10 10 -8 -6 10 10 Mikrowellen -4 10 -2 10 Radiowellen 0 10 2 10 λ/m Übertragungsfenster: dB km Dämpfung / -------- 1. Fenster bei 850 nm 2. Fenster bei 1300 nm 3. Fenster bei 1550 nm 6 4 1. Fenster 0,16 dB/km < α < 0,2 dB/km 2 f/THz erreichbare Dämpfung: 2. Fenster 3. Fenster 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 375 300 250 214,3 187,5 Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung λ/µm Universität Stuttgart Gliederung ❐ Einführung ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Entwicklungstrends Dienste CATV Rechnerkomm. HDTV ❐ Wachstum bei: ❍ klassischen Sprachdiensten (4 - 8 % pro Jahr) ISDN Fax POTS e-mail ❍ Mobilfunkdiensten ❍ Datendiensten 10k (Internet: Verkehrszunahme um Faktor 5 pro Jahr) 100k WWW 1M VoD Video–Konferenz MM Daten 10M 100M 1G Bandbreite (Bit/s) ❐ künftig: breites Spektrum an Bandbreiteanforderungen ❐ aufkommende Spezialanwendungen (Verbindung von TV-Studios, ...) ❐ Deregulierung / Liberalisierung der Märkte starker Zuwachs im Transportbereich zu erwarten (Schätzungen: 35 - 60 % pro Jahr) Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Entwicklungstrends ❐ Fasertechnologie: ❍ relativ hoher Entwicklungsstand ❍ ❍ Übertragungstechnik ❐ WDM-Technologie: ❍ große Fortschritte seit der Einführung 1994/95 Potential: Dämpfung, Dispersion Problem: vorhandene Infrastruktur ❍ ❍ Potential: Verstärker, Kanalraten Problem: Regeneratoren, Management ❍ ❍ kommerzielle Systeme: Laborversuche (1998): - Raten > 1 Tbit/s (ca. 100 km) Faserkapazität in Gbit/s ❐ Entwicklung der Übertragungskapazität über Singlemode-Fasern - Längen > 10.000 km (200 Gbit/s) Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung 400 300 WDM + TDM nur TDM 200 100 2x2,5 8x2,5 80x2,5 32x2,5 16x2,5 40x2,5 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Universität Stuttgart Entwicklungstrends Optische Netze Einsatzgebiete optischer Netze Weitverkehrsnetz Zugangs- Regionalnetz netz MAN LAN Mögliche Netzevolution Punkt-zu-Punkt Punkt-zu-Punkt eine Wellenlänge WDM Übertr. optische Ringe Maschenoptische netze (elektrisch Paketver+ optisch) mittlung Protection & Re storation optische Übertragung optische Übertragung und optische Vermittlung Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Gliederung ❐ Einführung ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Grundkonzepte für WDM-Netze Wellenlängenkonflikt ❐ Wavelength Path (WP): ❍ durchgehende Wellenlänge von Quelle bis Senke ❍ keine Konversionen λ1 λ2 Vermittlungsknoten ohne Konverter Link 1 Link 2 λ1 λ3 Link 3 λ2 λ3 ❐ Virtual Wavelength Path (VWP): ❍ Wellenlängen abschnittsweise zugeteilt ❍ beliebige Konversion in jedem Knoten λ1 λ2 Vermittlungsknoten mit Konvertern Link 1 Link 2 λ1 λ2 Link 3 Wellenlängenkonverter λ2 λ1 ❐ Konzepte mit partieller Konversion Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Netzelemente Add/Drop-Multiplexer, Crossconnect λ1 optischer Crossconnect m λN λ1 λi/λj m λN konfigurierbarer ADM (n+2)x(n+2) λ1 fixer ADM λ2 λ4 λ3 Rx Rx λ3 λ4 ADM: Add/Drop-Multiplexer Tx Tx Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Grundkomponenten ❐ Sender und Empfänger ❐ Filter / Multiplexer / Demultiplexer ❐ Verstärker ❐ Regeneratoren ❐ Wellenlängenkonverter ❐ Schalter ❍ für Fasern ❍ für Wellenlängenkanäle Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Gliederung ❐ Einführung ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Optische Netze ❐ Einsatz von Glasfasern ❍ seit ~1975 verfügbar, inzwischen dominieren Singlemode-Fasern ❍ DTAG: 120.000 km Kabel, > 2,5 Mio. km Fasern; BT: ~3,3 Mio. km Fasern ❍ Basis der Backbone-Netze aller großen alternativen Netzbetreiber ❍ MANs und Zugangsnetze (FTTx); ISIS/OPAL der DTAG für > 4 Mio. Tln. ❐ Einsatz von WDM-Technologie ❍ in US-Weitverkehrsnetzen seit 1995, in Europa seit 1997 ❍ Marktvolumen in Nordamerika: 500 Mio. US$ (1996); >> 3 Mrd. US$ (1999) ❍ Pläne in Deutschland (erste Versuchsstrecke der DTAG, weitere 20 - 30 Strecken in Planung, DFN: Ersatz des B-WiN durch G-WiN im Frühjahr 2000) ❐ Unterseekabelsysteme basierend auf Glasfasern ❍ seit 1989 im Atlantik (Europa - USA), Bitraten ab 280 Mbit/s ❍ stärkerer Zuwachs als bei Satellitenverbindungen ❍ weltweit zahlreiche neue Projekte unter Verwendung von WDM Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Forschungsaktivitäten „Photonische Netze“ ❐ Japan ❍ Technologie- und Marktführer bei Optoelektronik ❍ Plan von NTT: FTTH bis 2015 (alle Haushalte) ❐ USA ❍ zahlreiche große Konsortien ❍ Bsp.: MONET (AT&T, Lucent, Bellcore, ...) ❍ Schwerpunkt: Netzaspekte - 8 Knoten-Netz mit 2000 km Ausdehnung - bis zu 10 Gbit/s pro Wellenlänge - ADMs und CCs - gem. Netzmanagement mehrerer Betreiber ❐ Europa: ❍ zahlreiche ACTS-Projekte ❍ viele Feldversuche, relativ große Zersplitterung ❍ Netze mit Cross-Connects und Netzmanagement ❍ „advanced Topics“: optische Paketvermittlung, OATM, ... Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung ❐ Deutschland ❍ Förderung durch BMBF ❍ Programme: PHOTONIK I (90-94, Komponenten) PHOTONIK II (94-98, Systeme) ❍ Nachfolgeprojekt: KOMNET Realisierung eines WDM-CityRinges in Berlin Universität Stuttgart Gliederung ❐ Einführung ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❍ Methoden und Arbeitsgebiete ❍ Netzplanung ❍ Leistungsbewertung ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Methoden und Arbeitsschwerpunkte ❐ Netzplanung ❍ Multi-Layer Planning ❍ Netzeditor ❐ Leistungsbewertung (analytisch und simulativ) ❍ Routingverfahren ❍ Architektur von Netzen und Netzelementen ❐ Verfügbarkeit von Netzen ❍ Protection- und Restoration-Mechanismen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Netzplanung Plazierung Knoten & Links Allgemein Verkehrsmatrix Netzelemente: • Kosten • Eigenschaften • ... Planungsaspekte: • Zeitraum • Netzebene • geogr. Gebiet Randbedingungen für die Planung Planungsmethoden Leistungsbewertung • detaillierte Kosten Planungsstrategien Simulation: dynamische Aspekte • Verkehrsaspekte Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Netzplanung Planungsmethoden Optimierungsverfahren Verkehrsvorhersage • wichtig lineare Optimierung (LP) • schwierig • Klassifizierung gemäß: - Zeitraum - geographischem Gebiet - Einflußparameter Dekompositionsverfahren • funktional • vertikal nichtlineare Optimierung Heuristiken Integer Non-Integer exakte Verfahren LP LP nicht-deterministische Suchverfahren Evolutionäre Algorithmen Verb.ebene Simulated Annealing Threshold Accepting Modellierungsverfahren Pfadebene • verkehrstheoretische Modelle physik. Ebene Kernnetz Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Zugangsn. • graphentheoretische Modelle Universität Stuttgart Netzplanung Netzmodell: Modellierung hybride Vermitt- Endknoten lungsknoten Planungsergebnis: elektrischer Pfad Fasern optischer WDM-Pfad (WP/VWP) optischer Vermittlungsknoten e/o-Mux o/e-Demux elektrischer Knoten- von/zu höheren Ebenen Pfad modell: optische Ebene mehrere WDM Kanäle e/o o/e elektrische Ebene optischer Pfad (WP/VWP) Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Netzplanung Software-Entwicklung grafisch gesteuerter Netzeditor API Eingabeparameter Filter Generator Ausgabe Datenbank Algorithmen mit lokalen Datenbanken Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Leistungsbewertung Knotenmodell Beispiel für Bewertung einer Crossconnect-Architektur Eingang 1 Ausgang 1 Eingang N Ausgang N Wellenlängenkonverter Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Leistungsbewertung Knotenarchitektur ❐ Fallstudie: Crossconnect mit 8 Links ❍ 1 oder 2 Fasern pro Link ❍ 4/8/16 Wellenlängen/Faser ❍ Konverterpool ❍ 0,5 Erlang/Wellenlänge ❐ Einfluß von Parametern: ❍ WDM-Kanäle pro Faser ❍ Fasern pro Link ❍ Anzahl Konverter 0 10 Blockierwahrscheinlichkeit ❍ 32 Erlang, 8 WL, 1 Faser/Link 32 Erlang, 4 WL, 2 Fasern/Link 64 Erlang, 16 WL, 1 Faser/Link 64 Erlang, 8 WL, 2 Fasern/Link -1 10 -2 10 -3 10 ❐ Verbesserung bereits mit wenigen Konvertern 0 10 20 30 40 50 60 70 Anzahl der Konverter im Knoten 80 ❐ Bündelungsgewinn Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Gliederung ❐ Einführung ❐ Entwicklungstrends ❐ Grundkonzepte und -komponenten ❐ Photonische Netze in Realisierung und Forschung ❐ Forschungsaktivitäten im BMBF-Projekt ❐ Probleme und Visionen Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Probleme und Visionen ❐ Probleme / offene Punkte: ❍ Management optischer Systeme und Netze ❍ Verkehrsverhalten in künftigen Transportnetzen ❍ Transparenz in optischen Netzen; Regeneration ❍ Standardisierung ❐ Ausblick und Visionen: ❍ Weiterentwicklung bei Fasern / Übertragungstechnologien / OEICs ❍ optische Signalverarbeitung ❍ Konvergenz Paketvermittlung – Photonik („IP over WDM “) Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart Zukünftige Netzarchitekturen IP IP IP ATM SDH SDH SDH IP ? ATM WDM ❐ Photonik: einzige Möglichkeit, um exponentiell steigende Verkehrsanforderungen zu erfüllen ❐ Vision: Bandbreite umsonst und unbegrenzt verfügbar Institut für Nachrichtenvermittlung und Datenverarbeitung Universität Stuttgart