Atlantis – Mythos oder Wirklichkeit - Eine physisch
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Atlantis – Mythos oder Wirklichkeit - Eine physisch
Kantonsschule Zug Atlantis – Mythos oder Wirklichkeit Eine physisch-geografische Betrachtung Maturaarbeit von Sarah Steiner Geografie, Christian Steiger Baar, Oktober 2002 Inhaltsverzeichnis II INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung.................................................................................................................... 1 2 Atlantis – Der Mythos................................................................................................ 2 3 2.1 Der Atlantisbericht und sein Ursprung............................................................... 2 2.1.1 Der Philosoph und Mensch Platon........................................................ 2 2.1.2 Solon..................................................................................................... 2 2.1.3 Die Überlieferung................................................................................. 2 2.1.4 Der Atlantisbericht................................................................................ 3 2.2 Beweise für die Existenz von Atlantis................................................................ 6 2.2.1 Sprache und Schrift............................................................................... 6 2.2.2 Blutgruppen und Gene........................................................................ .. 7 2.2.3 Architektur, Kunst und Wissenschaft................................................... 7 2.2.4 Flutlegenden.......................................................................................... 8 2.2.5 Biologie................................................................................................. 8 2.3 Kritik................................................................................................................... 9 2.4 Einige Atlantistheorien........................................................................................9 2.4.1 Thera (Santorin).................................................................................... 9 2.4.2 Tartessos............................................................................................. 1 0 2.4.3 Tunesien..............................................................................................1 0 2.4.4 Nordsee............................................................................................... 1 0 2.4.5 Amerika.............................................................................................. 1 1 2.4.6 Antarktis............................................................................................. 1 1 2.4.7 Troja................................................................................................... 1 1 Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht........................................................... 1 2 3.1 3.2 Der Standort..................................................................................................... 1 2 3.1.1 Platons Angaben................................................................................. 1 2 3.1.2 Die Beschaffenheit des Atlantischen Ozeanes................................... 1 2 3.1.3 Der mittelatlantische Rücken............................................................. 1 3 3.1.4 Mögliche Standorte für Atlantis......................................................... 1 3 Die Zeit............................................................................................................. 1 4 3.2.1 Platons Zeitangabe.............................................................................. 1 4 3.2.2 Das Ende der Eiszeit........................................................................... 1 5 3.2.3 Das Ende von Atlantis........................................................................ 1 5 3.3 Die Beschaffenheit........................................................................................... 1 5 3.3.1 Platons Beschreibung der Insel.......................................................... 1 5 3.3.2 Verschiedenen Inseltypen................................................................... 1 6 3.3.3 Möglicher Inseltyp von Atlantis......................................................... 1 7 3.4 Pflanzen und Tiere............................................................................................ 1 8 3.4.1 Platons Angaben................................................................................. 1 8 3.4.2 Der Lebensraum der Elefanten........................................................... 1 8 3.4.3 Die Kokosnuss.................................................................................... 1 8 3.4.4 Möglicher Standort für Atlantis.......................................................... 1 9 3.5 Klima................................................................................................................ 1 9 3.5.1 Platons Angaben................................................................................. 1 9 3.5.2 Nordwinde.......................................................................................... 1 9 Inhaltsverzeichnis II 3.5.3 Gemässigt-sommertrockenes Klima................................................... 2 0 3.5.4 Passatküstenklima............................................................................... 2 1 3.5.5 Das Klima auf Atlantis....................................................................... 2 1 3.6 Untergang......................................................................................................... 3.6.1 Platons Beschreibung......................................................................... 3.6.2 Vulkanausbruch.................................................................................. 3.6.3 Erdbeben............................................................................................. 3.6.4 Meteoriteneinschlag........................................................................... 3.6.5 Welche geologischen Kräfte könnten zum Untergang von Atlantis geführt haben?.................................................................................... 21 21 22 22 23 23 4 Schlussfolgerungen....................................................................................................... 2 5 5 6 Literaturverzeichnis..................................................................................................... 2 7 Abbildungsverzeichnis................................................................................................. 2 8 Einleitung 1. EINLEITUNG Atlantis, seit Jahrhunderten geistert dieser Name von einem versunkenen, wunderbaren Kontinent in den Köpfen der Menschen umher und lässt ihnen keine Ruhe. Keine andere Erzählung löst eine solche Welle von Interesse aus, über keine andere Erzählung wird soviel geforscht und publiziert. Und die Suche geht weiter, denn obwohl einige Forscher der Meinung sind, sie hätten die versunkene Insel gefunden, gibt es keine stichhaltigen Beweise dafür. Atlantis wird wohl auch in Zukunft eine Rolle spielen und selbst wenn man sie nie entdecken wird, werden doch durch die Suche nach dieser Insel neue Kenntnisse gewonnen, Entdeckungen gemacht und Rätsel gelöst. Denn, dass Atlantis einen Einfluss auf unsere Geschichte hat und hatte ist nicht bestreitbar, spielte es doch auch bei der Entdeckung Amerikas eine entscheidende Rolle. Doch was hat es mit dieser Insel auf sich? Warum liegt es so vielen Menschen am Herzen, unter anderem auch mir, sie ausfindig zu machen? Die Menschheit muss wohl darin mehr als nur eine Insel sehen. In der Tat ist das so, Atlantis ist für viele der Ort einer hochentwickelten Zivilisation weit vor unserer Zeit, wo Ruhe, Ordnung und Frieden herrschte, der Inbegriff eines Idealstaates und der Ursprung des menschlichen Seins, die Wiege der Menschheit, die in der Tiefe des Ozeans dahinschlummert und die darauf wartet, entdeckt zu werden. Doch, natürlich gibt es auch kritische Stimmen, die Platons Erzählung für Unfug halten und ihr keinen Wert beimessen. Utopia oder nicht, mich packte die Neugier mich mit diesem uralten Rätsel zu befassen und es auf seinen Wahrheitsgehalt zu untersuchen. Die vorliegende Arbeit ist in zwei Teile unterteilt. Zum einen in einen theoretischen Teil, in dem ich alle Hintergrundinformationen zu Atlantis aufliste. Dazu gehören der Ursprung der Atlantislegende, die Legende selber, Beweise und Kritik an der Legende und die Gegenüberstellung verschiedener Theorien von Forschern. In einem zweiten, praktischen Teil betrachte ich die Atlantiserzählung unter physischgeografischen Aspekten. Dabei untersuche ich die sechs Komponenten: Standort, Zeit, Beschaffenheit, Pflanzen und Tiere, Klima und Untergang, wobei ich mich auf Platons Aussagen im Atlantistext beziehe und diese anhand von geologischen und physischen Tatsachen kritisch hinterfrage. Natürlich immer mit dem Ziel Atlantis irgendwo zu lokalisieren. Ich hoffe nun, dass ich Ihr Interesse geweckt habe und wünsche viel Spass beim Lesen. 1 Atlantis – Der Mythos 2 2. ATLANTIS − DER MYTHOS 2.1 DER ATLANTISBERICHT UND SEIN URSPRUNG Am Atlantisbericht hatten zwei Männer einen wesentlichen Anteil, Platon und Solon. Im folgenden möchte ich auf diese zwei Persönlichkeiten anhand eines Kurzbeschrieb und Lebenslaufes genauer eingehen. 2.1.1 Platon der Philosoph Platon, der Verfasser der Atlantiserzählung, kam um 428 v. Chr. in Athen zur Welt. Er entstammte einem alten und angesehenen Adelsgeschlecht. Seine Mutter Periktione war eine entfernte Verwandte von Solon. In seiner Jugend schon verfasste Platon Abb. 1: Platon Gedichte und Tragödien und er war sogar Schüler des Sokrates, einem der bedeutendsten Philosophen. Nach dessen Tod aber, der ihn zutiefst erschütterte, ging er nach Megara, dann nach Sizilien, bereiste das italienische Festland und auch Ägypten und Phönizien. Nach seiner Rückkehr gründete er eine Akademie in Athen, welche die erste wissenschaftliche Lehranstalt des Abendlandes war und an der er seine philosophischen Auffassungen zu Gehör bringen konnte. Zu seiner Person wird gesagt, dass er ein sehr ernster Mensch gewesen sein soll, dem das Lachen fremd war. Quelle: perso.wanadoo.fr, (2002) Platon verfasste seine Schriften meist in Dialogform. Er benutzte dabei seinen Lehrer Sokrates und dessen Freunde als rhetorische Figuren (KAMINSKI, 1997,19f; ZANGGER, 1992, 70f). 2.1.2 Solon der Staatsmann Solon lebte von 640-560 v.Chr. Er war athenischer Staatsmann und Gesetzgeber. In einer Zeit wachsender innerer Unruhen wurde er zum Archon (einer der neun höchsten Beamten in Abb. 2: Solon Athen) gewählt. In seiner Amtszeit führte er einige Reformen durch wie Aufhebung der bestehenden Hypotheken- und Geldschulden und Verbot der Schuldknechtschaft sowie Reform des Münz-, Mass- und Gewichtssystemes. Er teilte auch die Bürgerschaft in vier neue Klassen ein. Seine Solonschen Gesetze wurden auf hölzerne Tafeln geschrieben, wesentliche Teile auch auf die Säulen der Königshalle. Während seiner Regierungszeit wie auch danach unternahm er ausgedehnte Handelsreisen. Solon galt als Begründer der athenischen Demokratie und gehörte zu den Sieben Weisen (KAMINSKI, 1997,19f; ZANGGER, 1992, 70f). Quelle: www.bermuda_triangle.org, (2002) 2.1.3 Die Überlieferung Solon stattete im sechsten Jahrhundert v. Chr. der Stadt Saïs, dem ägyptischen Regierungssitz, einen Besuch ab. Dort erfuhr er von einem älteren Priester und Tempelschreiber, namens Sonchis, die Geschichte eines untergegangenen Kontinents, der Atlantis hiess. Die Geschichte war angeblich auf Säulen in Hieroglyphen aufgezeichnet. Solon teilte diese Erzählung Dropides mit. Der wiederum erzählte sie seinem Sohn Kritias dem Älteren. Kritias der Jüngere, der Enkel von Kritias dem Älteren und zugleich Erzähler der Geschichte in Platons Buch, vernahm die Geschichte als Zehnjähriger. Die Geschichte, von Atlantis – Der Mythos 3 der angeblich ein Manuskript existierte, wanderte noch zwei Generationen weiter bis zu Platon. Der sie dann für die Nachwelt aufzeichnete (ZANGGER, 1992, 67f). Abb. 3: Der Stammbaum von Platon Quelle: Zangger, 1992, S. 62 2.1.4 Der Atlantisbericht Platons Atlantiserzählung befindet sich in den Dialogen „Timaios“ und „Kritias“. Sie sind benannt nach den jeweiligen Gesprächspartnern des Sokrates. Bei Timaios handelt es sich um einen Priester. Zuerst soll nun Timaios zitiert werden, wobei auf einige Stellen nicht eingegangen wird oder sie nur kurz zusammengefasst werden. Der Bericht beginnt damit, dass Kritias kurz schildert von wem und unter welchen Umständen er von der Atlantiserzählung erfuhr. Dann gibt er die Geschichte des Priesters wieder, den ja Solon, sein Urgrossvater, in Saïs traf. Der Priester behauptet, dass Solon und alle anderen Griechen nur sehr wenig von ihrer Geschichte und von ihren Vorfahren wüssten. Der Priester beginnt von ihnen zu erzählen, was für ein heldenhaftes Geschlecht sie waren und was für Taten sie vollbrachten. Und hier beginnt Platon mit seiner Erzählung (BERLITZ, 1974, S. 32/33): „Unter allen Grosstaten eures Staates, die wir bewundernd in unsern Schriften lesen, ragt aber eine durch Grösse und Heldenmut hervor: unsere Schriften berichten von der gewaltigen Kriegsmacht, die einst ganz Europa und Asien vom Atlantischen Meere her zu Felde zog. Denn damals konnte man das Meer dort noch befahren, es lag nämlich vor der Mündung, die bei euch Säule des Herakles heisst, eine Insel, grösser als Asien und Libyen zusammen, und von ihr konnte man damals noch nach den andern Inseln hinüberfahren und von den Inseln auf das ganze gegenüberliegende Festland, das jenes in Wahrheit so heissende Meer umschliesst. Erscheint doch alles, was innerhalb der genannten Mündung liegt, nur wie eine Bucht mit einem Eingang; jener Ozean aber heisst durchaus mit Recht also und das Land an seinen Ufern mit dem gleichen Recht ein Festland. Auf dieser Insel Atlantis bestand eine grosse und bewundernswerte Königsgewalt, die der ganzen Insel, aber auch vielen anderen Inseln und Teilen des Festlandes gebot; ausserdem reichte ihre Macht über Libyen bis nach Ägypten und in Europa bis nach Tyrrhenien. Dieses Reich machte einmal den Versuch, mit geeinter Heeresmacht unser und euer Land, überhaupt das ganze Atlantis – Der Mythos 4 Gebiet innerhalb der Mündung mit einem Schlag zu unterwerfen. Da zeigte sich nun die Macht eures Staates in ihrer ganzen Herrlichkeit und Stärke vor allen Menschen: allen andern an Heldenmut und Kriegslist voraus; führte er zuerst die Hellenen, sah sich aber später durch den Abfall der andern genötigt, auf die eigene Kraft zu bauen, und trotz der äussersten Gefahr überwand er schliesslich den herandrängenden Feind und errichtete Siegeszeichen; so verhinderte er die Unterwerfung der noch nicht Geknechteten und war zum edlen Befreier an uns innerhalb der Tore des Herakles. Später entstanden gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen, und im Verlauf eines schlimmen Tags und einer schlimmen Nacht versank euer ganzes streitbares Geschlecht scharenweise unter die Erde, und ebenso verschwand die Insel Atlantis im Meer. Darum kann man auch das Meer dort jetzt nicht mehr befahren und durchforschen, weil hochaufgehäufte Massen von Schlamm, die durch den Untergang der Insel entstanden sind, es unmöglich machen .“ Nun wird der Kritias-Dialog zitiert, in welchem Atlantis ein zweites Mal auftaucht (BERLITZ, 1974, S.33): „Vor allem wollen wir uns zunächst ins Gedächtnis zurückrufen, dass im ganzen neuntausend Jahre vergangen sind, seitdem, wie erzählt wurde, jener Krieg zwischen den Menschen ausserhalb der Säulen des Herakles und allen denen, die innerhalb derselben wohnten, stattfand von dem ich jetzt genau berichten werde. Über die einen soll unser Staat geherrscht und den ganzen Krieg zu Ende geführt haben, über die anderen die Könige der Insel Atlantis. Diese Insel war, wie bemerkt, einst grösser als Asien und Libyen zusammen, ist aber durch Erdbeben untergegangen und hat dabei eine undurchdringliche schlammige Untiefe hinterlassen, die jeden, der die Fahrt in das jenseitige Meer unternehmen will, am weiteren Vordringen hindert. Von den vielen übrigen barbarischen Stämmen und allen den hellenischen Volksstämmen, die es damals gab, wird der Lauf unserer Erzählung, wie es gerade die Gelegenheit mit sich bringt, berichten. Zunächst jedoch müssen wir die Heeresmacht und die Staatsverfassung der damaligen Athener und ihrer Gegner, mit denen sie Krieg führten, besprechen. Unter ihnen gebührt der Schilderung der einheimischen Zustände der Vorrang.“ Hier schweift Platon vom Thema Atlantis ab und erzählt von den prähistorischen Zuständen in Athen. Dann fährt er fort (BERLITZ, 1974, S.33/34): „Da nun in den neuntausend Jahren, die seit jener Zeit bis jetzt verstrichen sind, viele gewaltige Überschwemmungen stattgefunden haben, so hat sich die Erde, die in dieser Zeit und bei solchen Ereignissen von den Höhen herabgeschwemmt wurde, nicht, wie in anderen Gegenden, hoch aufgedämmt, sondern wurde jeweils ringsherum fortgeschwemmt und verschwand in der Tiefe. So sind nun, wie das bei kleinen Inseln vorkommt, verglichen mit dem damaligen Land, gleichsam nur noch die Knochen des erkrankten Körpers zurückgeblieben, da der fette und lockere Boden fortgeschwemmt wurde und nur das magere Gerippe des Landes zurückliess.“ Nach dieser Beschreibung von den Geschehnissen in Griechenland, versichert er nochmals (BERLITZ, 1974, S.34): „Diese Aufzeichnungen befanden sich denn auch bei meinem Grossvater und befinden sich jetzt noch bei mir, und ich habe sie schon als Knabe genau durchforscht...“ Dann kommt er endlich zurück zum Thema Atlantis (BERLITZ, 1974, S. 34f): „Doch nun zu unserer langen Erzählung, deren Anfang etwa folgendermassen lautete. Wir haben schon oben berichtet, dass die Götter die ganze Erde untereinander teils in grössere, teils in kleiner Lose verteilten und sich selbst ihre Heiligtümer und Opferstätten gründeten: so fiel dem Poseidon die Insel Atlantis zu, und er siedelte seine Nachkommen, die er mit einem sterblichen Weib erzeugt hatte, auf einem Ort der Insel von folgender Beschaffenheit an. An der Küste des Meeres gegen die Mitte der ganzen Insel lag eine Ebene, die von allen die schönste und fruchtbarste gewesen sein soll; am Rande dieser Ebene befand sich, etwa dreissigtausend Fuss vom Meere entfernt, ein nach allen Seiten niedriger Berg,. Auf ihm wohnte Euenor, einer der zu Anfang aus der Erde entsprossenen Männer, mit seinem Weibe Leukippe; sie hatten eine einzige Tochter, Kleito. Als das Mädchen herangewachsen war, starben ihr Mutter und Vater, Poseidon aber entbrannte in Liebe für sie und verband sich mit ihr; er befestigte den Hügel, auf dem sie wohnte, ringsherum durch ein starkes Schutzwerk: er stellte nämlich mehrere kleinere und grössere Ringe, zwei von Erde und drei von Wasser, Atlantis – Der Mythos 5 rings um den Hügel herum her, jeden nach allen Richtungen hin gleichmässig von den andern entfernt, so dass der Hügel für Menschen unzugänglich wurde, da es in jener Zeit Schiffe und Schiffahrt noch nicht gab. Diesen Hügel, der so zu einer Insel geworden war, stattete er aufs beste aus, was ihm als einem Gott keine Schwierigkeiten bereitete: er liess zwei Quellen, die eine warm, die andere kalt, aus der Erde emporsteigen und reichliche Früchte aller Art ihr entspriessen. An männlicher Nachkommenschaft erzeugte er fünf Zwillingspaare, liess sie erziehen, erregte sodann die ganze Insel Atlantis in zehn Teile und verlieh dem Erstgeborenen des ältesten Paares den Wohnsitz seiner Mutter und das umliegende Gebiet, als den grössten und besten Teil, und setzte ihn zum König über die andern ein; diese aber machte er ebenfalls zu Herrschern, und jeder bekam die Herrschaft über viele Menschen und ein grosses Gebiet. Auch gab er allen Namen, und zwar nannte er den ältesten, den ersten König, der damals herrschte, Atlas, von dem die ganze Insel und das Meer ihren Namen erhielten; dessen nachgeborenem Zwillingsbruder, der den äussersten Teil der Insel, von den Säulen des Herakles bis in die Gegend des heutigen Gadeira, erhielt, gab er in der Landessprache den Namen Gadeiros, auf griechisch Eumelos, ein Name, der zu jener Benennung des Landes führen sollte. Von dem zweiten Paar nannte er den einen Ampheres, den jüngeren Autochthon, vom vierten den älteren Elasippos, den jüngeren Mestor, und vom fünften endlich erhielt der ältere den Namen Azaes, der jüngere Diaprepes. Diese alle sowie ihre Nachkommen wohnten viele Menschenalter hindurch auf der Insel Atlantis und beherrschten auch noch viele andere Inseln des Atlantischen Meeres; sie hatten aber ihre Herrschaft auch bis nach Ägypten und Tyrrhenien hin ausgedehnt. Von Atlas stammte ein zahlreiches Geschlecht ab, das nicht nur im allgemeinen sehr angesehen war, sondern auch viele Menschenalter hindurch die Königswürde behauptete, indem der Älteste sie jeweils auf seinen Erstgeborenen übertrug, wodurch dieses Geschlecht eine solche Fülle des Reichtums bewahrte, wie sie weder vorher in irgendeinem Königreich bestanden hat noch in Zukunft so leicht wieder bestehen wird; auch waren sie mit allem versehen, was man in einer Stadt und auf dem Lande braucht. Führten doch auswärtige Länder diesen Herrschern gar manches zu, das meiste jedoch lieferte die Insel selbst für die Bedürfnisse des Lebens. So zunächst alles, was der Bergbau an gediegenen oder schmelzbaren Erzen darbietet; darunter besonders eine Art Messing, jetzt nur noch dem Namen nach bekannt, damals aber mehr als dies, das man an vielen Stellen der Insel förderte und das die damaligen Menschen nächst dem Golde am höchsten schätzten. Die Insel erzeugte aber auch alles in reicher Fülle, was der Wald für die Werke der Bauleute bietet, und nährte wilde und zahme Tiere in grosser Menge. So gab es dort zahlreiche Elefanten; denn es wuchs nicht nur für alles Getier in den Sümpfen, Teichen und Flüssen, auf den Bergen und in der Ebene reichlich Futter, sondern in gleicher Weise auch für diese von Natur grösste und gefrässigste Tiergattung. Alle Wohlgerüche ferner, die die Erde jetzt nur irgend in Wurzeln, Gräsern, Holzarten, hervorquellenden Säften, Blumen oder Früchten erzeugt, trug und hegte auch die Insel in grosser Menge; ebenso auch die liebliche Frucht und die Frucht des Feldes, die uns zur Nahrung dient, und alle, die wir sonst als Speise benutzen und mit dem gemeinsamen Namen Gemüse bezeichnen, ferner eine baumartig wachsende Pflanze, die Trank, Speise und Salböl zugleich liefert, und endlich die rasch verderbende Frucht des Obstbaums, uns zur Freude und Lust bestimmt, und alles, was wir als Nachtisch auftragen, erwünschte Reizmittel des überfüllten Magens für den Übersättigten; also dies alles brachte die Insel, damals noch den Sonnenstrahlen zugänglich, wunderbar und schön und in unbegrenzter Fülle hervor. Ihre Bewohner bauten, da ihnen die Erde dies alles bot, Tempel, Königspaläste, Häfen und Schiffswerft, richteten aber auch sonst das ganze Land ein und verfuhren dabei nach folgender Anordnung.“ Nun folgt ein Beschreib des Königssitzes und weiteren Einrichtungen, auf welchen hier verzichtet wird. Es geht nun weiter im Text (BERLITZ, 1974, S.40f): „Ich muss nun auch noch versuchen, über die natürliche Beschaffenheit und Verwaltung des übrigen Landes zu berichten. Zunächst stieg, wie es heisst, die ganze Insel sehr hoch und steil aus dem Meere auf, nur die Gegend bei der Stadt war durchweg eine Ebene, ringsherum von Bergen, die bis zum Meer hinabliefen, eingeschlossen; sie war ganz glatt und gleichmässig, mehr lang als breit, nach der einen Seite hin dreitausend Stadien lang, vom Meere aufwärts in der Mitte zweitausend breit. Dieser Teil der ganzen Insel lag auf der Südseite, im Norden gegen den Nordwind geschützt. Die rings aufsteigenden Berge sollen an Menge, Grösse und Schönheit alle jetzt vorhandenen übertroffen haben; sie umfassten eine Menge reichbewohnter Ortschaften, Flüsse, Seen und Wiesen mit genügendem Futter für alle möglichen zahmen und wilde Tiere und endlich auch grosse Waldungen, die in der bunten Mannigfaltigkeit ihrer Bäume Holz für alle möglichen Arbeiten lieferten. Dies war also die natürliche Beschaffenheit der Ebene, an deren weiterem Ausbau viele Könige gearbeitet hatten. Sie bildete grösstenteils ein vollständiges Rechteck; was aber noch daran fehlte, war durch einen ringsherum gezogenen Kanal ausgeglichen; was über dessen Tiefe, Breite und Länge berichtet wird, klingt fast unglaublich für ein von Menschen hergestelltes Werk, ausser allen den andern Arbeiten; dieser Graben war nämlich hundert Fuss tief, überall sechshundert Fuss breit und hatte in seiner Gesamtheit eine Länge von zehntausend Stadien. Er nahm die von den Bergen Atlantis – Der Mythos 6 herabströmenden Flüsse in sich auf, berührte die Stadt auf beiden Seiten und mündete in das Meer. Von seinem oberen Teile her wurden von ihm aus ungefähr hundert Fuss breite Kanäle in gerader Linie in die Ebene geleitet, die ihrerseits wieder in den vom Meer aus gezogenen Kanal einmündeten und voneinander hundert Stadien entfernt waren; auf diesem Wege brachte man das Holz von den Bergen in die Stadt; ebenso aber auch alle andern Landeserzeugnisse durch Kanäle, die die Längskanäle der Quere nach miteinander und ebenso die Stadt wieder mit diesen verbanden. Der Boden bracht ihnen jährlich zwei Ernten: im Winter infolge des befruchtenden Regens, im Sommer infolge der Bewässerung durch die Kanäle. Hinsichtlich der Zahl der Bewohner war bestimmt, dass in der Ebene selbst jedes Grundstück einen kriegstüchtigen Anführer zu stellen hatte; jedes Grundstück aber hatte eine Grösse von hundert Quadratstadien, und die Zahl aller Grundstücke war sechzigtausend; auf den Gebirgen und auf sonstigen Landstrichen wurde die Zahl der Bewohner als unermesslich angegeben, alle jedoch waren nach ihren Ortschaften je einem dieser Grundstücke und Führer zugeteilt...“ Weiter ist im Text die Rede von der Regierung Atlantis, auf diesen Teil wird hier aber nicht weiter eingegangen. Dann folgt der Schluss des Berichts (BERLITZ, 1974, S.43f): „Als aber der von dem Gott stammende Anteil ihres Wesens durch die vielfache und häufige Vermischung mit dem Sterblichen zu verkümmern begann und das menschliche Gepräge vorherrschte, da waren sie nicht mehr imstande, ihr Glück zu ertragen, sondern entarteten; jeder, der fähig war, dies zu durchschauen, erkannte, wie schmählich sie sich verändert hatten, indem sie das Schönste unter allem Wertvollen zugrunde richteten; wer aber nicht imstande war, zu durchschauen, was für ein Leben wahrhaft zur Glückseligkeit führt, der hielt sie gerade damals für besonders edel und glückselig, da sie im Vollbesitz ungerechten Gewinnes und ungerecht erworbenener Macht waren. Aber Zeus, der nach ewigen Gesetzen waltende Gott der Götter, wohl imstande, solches zu durchschauen, faste den Beschluss, da er ein tüchtiges Geschlecht so traurig entarten sah, sie dafür büssen zu lassen, damit sie, zur Besinnung gebracht, zu ihrer alten Lebensweise zurückkehrten; er versammelte daher alle Götter in ihrem ehrwürdigsten Wohnsitzt, der in der Mitte des Weltalls liegt und einen Überblick über alles gewährt, was je des Entstehens teilhaftig wurde, und sprach...“ Hier bricht der Text plötzlich ab. Warum ist unklar. Es gibt keine Hinweise dafür, dass Platon den Text zu Ende schrieb. Geplant hatte er es auf jeden Fall, denn die Werke Timaios und Kritias sollten zusammen mit einem dritten Werk, namens Hermokrates, eine Trilogie ergeben, diese sollte von der „Geschichte des Universums“ handeln. Das dritte Werk der Trilogie ist auch nur bruchstückhaft vorhanden. Nach der geplanten Trilogie allerdings, verfasste Platon noch ein weiteres Buch, den Nomoi, was sein letztes war (ZANGGER, 1992, S. 74f). Platons abruptes Ende hat natürlich Anlass zu vielen Spekulationen gegeben. Die verschiedenen Ideen hier aufzulisten unterlasse ich jetzt, denn die Denkweisen und Absichten von längst verstorbenen Menschen nachzuvollziehen, finde ich ein gar schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Belassen wir es doch bei der Tatsache, dass der Text unvollendet ist und beschränken uns auf den Text und dessen Aussage, der ja wirklich höchst verwunderlich ist und dazu noch einmalig in seinem Inhalt. In früheren Büchern von anderen Schriftstellern fand ich bloss von Homer ähnliches. Der schrieb ja in der Odyssee von einer Insel weit draussen im Ozean. Allerdings taucht der Name Atlantis nicht auf. Doch ist in vielen Erzählungen von einer grossen Flut die Rede, die alles vernichtete, weil die Menschen sündhaft wurden und Gott sie darum vernichten wollte, vielfach tauchen in diesen Legenden Namen auf, die Ähnlichkeiten mit Atlantis haben. Aber dazu später. Schauen wir uns doch einmal um, was für Hinweise die Wissenschaftler für die Existenz Atlantis‘ gefunden haben. 2.2 BEWEISE FÜR DIE EXISTENZ VON ATLANTIS 2.2.1 Sprache und Schrift Auf griechisch hat Atlantis die Bedeutung „Tochter des Atlas“. Bei Atlas handelt es sich um den Riesen der griechischen Mythologie, der den Himmeln auf seinen Schultern trägt. Atlantis – Der Mythos 7 Einen linguistischen Hinweis auf Atlantis findet sich vielleicht beim Ozean selber, der ja den Namen Atlantik trägt. Erstaunliche Ähnlichkeiten in Mythen und Legenden von Kulturvölkern sind bei Namen festzustellen, die diese dem untergegangenen Inselreich geben: Antilla (Phönizier), Amenti (Ägypter), Arallu (Babylonier), Avalon (Kelten), Atli (Wikinger), Attala (Berber) Atlaintika (Basken), Atlantida (Portugiesen), Ad (Araber), Aztlán (Azteken). Sollte diesen Mythen Glauben geschenkt werden, dass viele Überlebende nach der Katastrophe nach Westen wie auch nach Osten auswanderten, so müssten sich eigentlich auch die Sprachen der beiden Seiten ähneln (ASCHENBRENNER, 1993, S. 186f). In der Tat ist das so. Untersuchungen der Sprachen der Azteken und der Ägypter haben ergeben, dass diese beiden Sprachen erstaunliche Ähnlichkeiten haben. Auch Übereinstimmungen beim Vergleich der Sprachen auf beiden Seiten des Ozeans fand Herr Berlitz, Atlantisforscher und Buchautor bei der Suche nach der Sprache der Atlantiden. Diese Ähnlichkeiten dienen ihm als Beleg dafür, dass sie einen gemeinsamen Ursprung im Atlantik haben. Berlitz geht sogar so weit, dass er die Behauptung aufstellt, die Basken seien die lebenden Nachkommen der Atlanter, da sie eine Sprache sprechen, die keine Ähnlichkeiten mit einer anderen aufweist. Ihre Sprache ist ein sogenanntes „lebendiges Fossil“ und „das einzige noch erhaltene Überbleibsel der Sprache der Atlantiden (BERLITZ, 1974, S. 176).“ Tab. 1: linguistische Vergleiche nach Berlitz INDIANISCHE UND POLYNESISCHE SPRACHEN Maya: thallac - nicht fest EUROPÄISCHE, ASIATISCHE UND AFRIKANISCHE SPRACHEN Griechisch:thalassa - Meer Nahuatl: teo - Gott Guarani:ama - Wasser Indianisch: manitu - grosser Geist Aztekisch: atl - Wasser Ketschua: andi - hoher Berg Griechisch: theos - Gott Japanisch: ame - Regen Indisch: manu - grosser Geist Berbersprachen Nordafrikas: atl - Wasser Altgriechisch:anti - hohes Tal Quelle: Berlitz, 1974, S. 176 2.2.2 Blutgruppen und Gene Die Blutgruppenforschung und genetische Untersuchungen sind stark verknüpft mit den Sprachuntersuchungen. Durch Analysen der Erbsubstanz versucht man den Entwicklungsweg des Menschen und seine Ausbreitung herauszufinden. Zum Beispiel werden Unterschiede im Genbestand verschiedener menschlicher Rassen untersucht. Zwei Rassen oder Populationen unterscheiden sich in ihren Erbanlagen um so mehr voneinander, je weiter sie sich von einem gemeinsamen Ursprung wegentwickelt haben. Diese Unterschiede in der Erbsubstanz werden als genetische Distanz bezeichnet. Die geringe genetische Distanz zwischen den Populationen rund um den Atlantik verträgt sich gut mit den Vorstellungen von einem versunkenen Inselreich (ASCHENBRENNER, 1993, S.189). Merkwürdigerweise sind es auch hier wieder die Basken die eine Sonderstellung einnehmen. Die Basken sind, den Untersuchungen zufolge, der älteste Volksstamm Europas, mit genetischen Merkmalen, wie sie die Europäer am Anfang ihrer Stammesentwicklung besassen. Vermutet wird, dass sie den Einflüssen der aus dem Osten kommenden Einwanderer widerstehen konnten. Doch warum taten dies denn die Portugiesen, die Spanier und Franzosen nicht? Vielleicht liegt ja doch etwas an der Behauptung die Basken seien die Nachfahren der Atlanter (ASCHENBRENNER, 1993, S.192). 2.2.3 Architektur Kunst und Wissenschaft Auch in der Architektur gibt es Ähnlichkeiten zwischen den alten Ägyptern und den altamerikanischen Völkern, wie zum Beispiel den Mayas. Abgesehen von der Tatsache, dass Atlantis – Der Mythos 8 beide Pyramiden bauten, gab es auch noch andere Übereinstimmungen bei Säulen, Obelisken und Stelen (=Grabsäule od. -tafel). Auch benutzten beide Hyroglyphen als architektonischen Schmuck und auch zur Schilderung von historischen Geschehnissen auf Wandreliefs und Steinfriesen (Berlitz, 1974. 102). Auch hier die Erklärung, dass die beiden entweder Kontakt zueinander hatten oder ihr Wissen von einer gemeinsamen Quelle(= Atlantis) hatten. In der bildlichen Darstellung der Steinzeitmenschen vollzog sich innerhalb von wenigen Jahrhunderten ein Wandel. An einem Menhir fand man Ritzzeichnungen von Tieren und Äxten, in gegenständlicher Darstellungsweise, die etwa um 4000 v. Chr. entstanden sind. Bei einem anderen Menhir, der nur wenige Jahrhunderte später entstand, fand man abstrakte, ornamentale Muster. Fragt sich, wer oder was diesen Darstellungswandel und die ihm zugrundeliegenden Änderungen in der gedanklichen Vorstellungswelt bewirkt hat (ASCHENBRENNER, 1993, S.223). Auch in der Erforschung der Wissenschaften der antiken Völker tauchen oft rätselhafte Dinge auf, deren Ursprung Atlantologen gerne im versunkenen Inselreich sehen. Nur ein Beispiel davon ist der Maya-Kalender, der in seiner Genauigkeit den der Alten Welt um Einiges übertraf (ASCHENBRENNER, 1993, S.226). 2.2.4 Flutlegenden Viele Völker sowohl diesseits wie auch jenseits des Atlantiks haben etwas gemein, nämlich die Erinnerung an eine Flutkatastrophe. Die Geschichte ist immer die, dass Gott die Menschen strafen will, weil sie sündhaft waren und ihr Land überflutet. Allerdings kann sich immer ein Mann und eine Frau zusammen mit mehreren Tieren retten und so für den Fortbestand ihrer Rasse sorgen. In der Bibel ist dies die Geschichte des Noah. Bei den Azteken ist es Tezpi, bei den Mayas findet man auch einen genauen Beschreib von einer Flutkatastrophe, dies auch bei den Indiandern Nordamerikas, den Irokesen und den Chibcha-Indianern in Kolumbien. Ein Hopi-Mythos berichtet sogar von einem Land, „in dem grosse Städte erbaut wurden und das Handwerk blühte, doch als das Volk verderbt und kriegerisch wurde, vernichtete eine grosse Flut die Welt. Wellen höher als Berge wälzten sich über das Land, und Kontinente brachen auseinander und sanken hinunter ins Meer“ (BERLITZ, 1974, S.56). Vielleicht noch die Bemerkung, dass diese Flutlegenden Amerikas schon vor der Ankunft des Weissen Mannes existierten. Ich könnte noch mehr Flutlegenden aufzählen, doch belasse ich es jetzt bei diesen. Denn es sind sich alle sehr ähnlich. Nun muss man sich ja nach der Ursache von diesen Flutkatastrophen fragen. Und auch hier sind sich die Atlantologen einig, dass die Antwort Atlantis heisst. Denn bei einem Untergang von so einer riesigen Landmasse muss es grosse Flutwellen gegeben haben (BERLITZ, 1974, 55f). 2.2.5 Biologie Auch bei Tieren scheint man Beweise für das Vorhandensein von einem Kontinent im Atlantik gefunden zu haben. Zum Beispiel bei den Lemmingen, den skandinavischen Wühlmäusen. Wenn diese Tiere keine Nahrung mehr in ihrem Gebiet finden, tun sie sich zu grossen Scharen zusammen, stürzen sich ins Meer und schwimmen nach Westen, was dann leider zum Ertrinkungstod führt. Für die Atlantologen ist die Erklärung für dieses Phänomen diese, dass die Tiere westlich zu einem Land im Meer schwimmen Abb. 4: Lemming wollen um dort Nahrung zu finden. Diese Tiere sollen also eine instinktive Erinnerung, eine sogenannte Nostophylie an Atlantis haben. Diese Nostophylie zeigt sich auch bei anderen Tierarten. Zum Beispiel bei verschiedenen Zugvögeln, die auf dem Weg von Europa nach Südamerika, etwa in der Gegend der Azoren, beginnen weite, konzentrische Kreise zu fliegen, so als Quelle: biologie.uio.no, (2002) suchten sie Land. Atlantis – Der Mythos 9 Auch die europäischen Aale legen ein sonderbares Verhalten zu Tage, sie verlassen alle zwei Jahre Europa und nach einer viermonatigen Reise in den Atlantik laichen sie dort in der Sargassosee. Auch hier die Erklärung, dass es die Tiere immer wieder durch ihren Laichinstinkt in ihre Urheimat im Atlantik treibt (BERLITZ, 1974, 65f). 2.3 KRITIK Natürlich gibt es auch immer wieder Leute, die an Platons Erzählung zweifeln. Im folgenden führe ich nun einige ihrer Argumente, die gegen eine Existenz von Atlantis sprechen, auf. Plato beschreibt in seiner Geschichte nur einen Idealstaat, die Geschichte beruht nicht auf historischen Tatsachen. Sie ist lediglich eine moralische Ermahnung zu Tugend und Bescheidenheit, wie sie in der Antike üblich war (RIPOTA, 1993, S. 28). Damals als Platon seine Geschichte veröffentlichte, erregte sie keine grosse Aufmerksamkeit, sogar Aristoteles, sein Schüler, hielt die Geschichte für ein Märchen (RIPOTA, 1993, S. 28). Die Geschichte sollte nicht wörtlich genommen werden, denn sonst hätte Plato sie nicht ausserhalb der bekannten Welt des Mittelmeers angesiedelt und auch nicht so weit in der Vergangenheit (HAMILTON-PATERSON, 2002, S. 70). In der Zeit, von der Platon spricht, also vor 12 000 Jahren aus heutiger Sicht, existierte gar keine Hochkultur, die Metall verwendete, von Königen regiert wurde und mit Schiffen den Atlantik beherrschte (RIPOTA, 1993, S. 29). Jede Superzivilisation, was Atlantis ja gewesen sein soll, hinterlässt Spuren. Besonders der Gebrauch von Rohstoffen und bisher wurden keine Hinweise auf vorsintflutlichen Rohstoffabbau in grossem Massstab gefunden (RICHTER, 2002, http://www.alien.de). Die Götterwelt im Kritias-Dialog ist griechisch geprägt. Warum beinhaltet eine aus Ägypten stammende Geschichte griechische Götternamen? Ägyptische Priester haben doch andere Glaubensvorstellungen und Götter als die Griechen (RODLMAY, 2002, http://www. wist.uni-linz.ac.at). 2.4 EINIGE ATLANTISTHEORIEN Mit der Frage, wo Atlantis gelegen haben könnte, beschäftigten sich viele Forscher, dabei kamen wohl einige erstaunliche Theorien zustande. Lassen wir doch einmal mögliches Unglauben an Platons Text rechts liegen und betrachten einige Orte, die als mögliches Atlantis in Frage kommen. 2.4.1 Thera (Santorin) Diese Theorie vertreten zwei Wissenschaftler, nämlich Dr. Spiridon Marinatos und Professor A. G. Galanopoulos. Bei Thera handelt es sich um eine Insel nördlich von Kreta in der Ägäis, welche auf dem Höhepunkt von Reichtum und Macht durch einen Vulkanausbruch zu Grunde ging. Dieser Vulkanausbruch, der 15001400 v. Chr. stattfand, führten auch dazu, dass das nahe Kreta durch Erdbeben so zerstört wurde, dass es nie wieder die Quelle: P.M Perspektiven, 1993, S.29 vorherige hohe Kulturstufe erreichte. Weil die Ägypter rege mit Kreta Handel trieben und nun plötzlich nichts mehr von diesen hörten, können sie gut die Urheber der Legende sein und Solon hörte die Geschichte ja Abb. 5: Thera Atlantis – Der Mythos 10 von einem ägyptischen Priester. Doch so gut das alles tönt, es sind doch noch einige Fragen offen. Zum Beispiel die Zeit. Platon schrieb ja, dass Atlantis rund 10 000 v. Chr. existiert haben soll. Doch für das haben die beiden Forscher auch eine Erklärung. Wenn man nämlich Platons Zahl durch zehn teilt, kommt man schon näher dem Zeitpunkt der Zerstörung Theras. Und diese funktioniert auch bei anderen numerischen Angaben. Wenn die Zahl in Platons Text nämlich 1000 übersteigt, soll man durch 10 teilen, unter 1000 stimmt sie mit den Messungen von Thera und Kreta überein. Der Grund dieser Rechnerei ist einfach, ein Irrtum soll sich bei der Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen eingeschlichen haben (HOPE, 1994, 64f; BERLITZ, 1974, 100f). 2.4.2 Tartessos Tartessos soll eine Stadt in der Nähe vom heutigen Gadiz in Südspanien gewesen sein. Und zwar lag es auf einer Insel in der Mündung des Guadalquivir. Die Griechen und die Ägypter pflegten Handelsbeziehungen zu ihr. Man fand alte Edelmetallminen und gewaltige Bauten der Tartessoskultur, was für Archäologe und Professor Jensen als Beweis für Atlantis diente. Bezüglich der Grösse, die ja überhaupt nicht mit der von Atlantis übereinstimmt, sagt er, nicht das Ausmass, sondern das Handelsmonopol verlieh ihm Grösse. Und verschwunden ist es dadurch, dass es erobert wurde und die Eroberer keine Spuren für spätere Seefahrer hinterliessen. Tartessos wurde allerdings noch nicht gefunden (FLECK, 2002, http://www.atlantia.de). 2.4.3 Tunesien Einige Forscher meinen Atlantis läge in Tunesien. So auch der deutsche Archäologe Albert Herrmann. Er ist der Meinung, dass die Übersetzer beim der Angabe der Zahlen Fehler machten. Nach einer Vermessung der grossen zentralen Ebene in Tunesien, machte er die Feststellung, dass sie mit den Massangaben Platons übereinstimmt, wenn man die Abmessung durch 30 teilt. Auch glaubte der Forscher die Stadt des Poseidon inmitten der Sahara gefunden zu haben. Ein anderer Forscher, namens Dr. Paul Borchard, fand heraus, dass ein ausgetrockneter Salzsee der Schott el-Dscherid früher Atlantissee hiess. Seine Vermutung Atlantis gefunden zu haben, wurde noch verstärkt, als er darauf eine Insel namens Poseidons Insel fand. Doch spätere Erkenntnisse über Ruinen, die aus der Römerzeit stammten, dementierten seine Theorie (BERLITZ, 1974, 198f; HOPE, 1994, 67f). 2.4.4 Nordsee Pastor Jürgen Spanuths Theorie ist, dass Atlantis in der Nordsee zu suchen ist und zwar östlich von Helgoland vor der Elbmündung. Er ist der Meinung, dass Atlantis die Hauptstadt eines nordischen Reiches war, das im 12. Jh. v. Chr. den Angriff gegen Ägypten startete. Spanuth sandte Taucher, die den Boden der Nordsee untersuchten. Was sie fanden, waren steinzeitliches Werkzeug und sie sichteten schwarz-, weiss- und rotgestreifte Felsmauern, was Spauths Theorie bestärkte Atlantis gefunden zu haben, denn diese Farben tauchen ja in Platons Text auf. Doch auch hier stimmen die Massangaben keineswegs mit denen Platons überein (BERLITZ, 1974, 199f; HOPE, 1994, 68f). 2.4.5 Amerika Diese Theorie vertrat Francis Bacon (1561-1626), ein englischer Philosoph, Politiker und Schriftsteller. Seiner Meinung nach, lag Atlantis in Amerika. Seine Theorie begründete er mit den Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen, Sitten und der Architektur bestimmter Teile Amerikas und Europas. Doch Amerika ist ja nicht untergegangen (HOPE, 1994,73f). Atlantis – Der Mythos 11 2.4.6 Antarktis Die Antarktistheorie hatte einst viele Anhänger. Unter anderem Fritz Nestke. Er vertritt die Meinung, dass Atlantis einst im Atlantik war, doch dann durch globale Umkehrung ins Südpolargebiet verrutscht sei. Und zwar war der Mond schuld, denn der Mondeinfang beeinflusste und veränderte die Rotation des Planeten Erde. Im Wirken der gegenseitigen Gravitationskräfte wurde die frühere Rotationsgegend so verändert, dass sich die Erde verdrehte. Was vorher am Pol war, wanderte in die äquatoriale Gegend (HORN, 2002, http://members.aol.com/creepshow/atlantis.htm). Auch R&R Flem-Ath vertraten die Idee, dass Atlantis im Südpol lag. Dort war nämlich das Klima am erträglichsten, während es anderswo viel zu heiss war. Beweisen tun sie die Theorie damit, dass im Eis der Antarktis Reste von üpiger Vegetation gefunden wurde. Und auch, dass Pol- und Erdplattenverschiebungen Erdbeben, Flutwellen und ein Steigen des Meeresspiegels verursachen, was dann zum Untergang von Atlantis führte (HORN, 2002, http://members.aol.com.creepshow/atlantis.htm). 2.4.7 Troja Der deutsche Geoarchäologe Eberhard Zangger publizierte ein Buch mit dem Namen: Atlanits- Eine Legende wird entziffert. Darin legt er seine Theorie dar, nämlich dass die Geschichte von Atlantis nichts anderes als die Beschreibung von Troja und den Ereignissen zur Zeit des Trojanischen Krieges sei. Troja ist ja bekannt aus der griechischen Sage und wurde 1870 von Heinrich Schliemann ausgegraben. Zanggers Hauptargumente für den Standort Atlantis in Troja sind unter anderem die Lage von Troja, das ja auch an einer Meerenge liegt und hinter deren sich ein Ozean verbirgt, das Schwarze Meer, dann die Tatsache, dass es in Troja auch warme und kalte Quellen gab, genau wie auf Atlantis, auch ein Stierkult soll es gegeben haben, was in Troja gefundene Münzen beweisen, zudem war Trojas innerster Bezirk auch kreisförmig aufgebaut wie Atlantis und Poseidon war auch dessen Schutzpatron (ZANGGER, 1992 Atlantis- eine Legende wird entziffert). Atlantis – Der Mythos 12 Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 12 3. ATLANTIS – AUS PHYSISCH-GEOGRAFISCHER SICHT Im folgenden möchte ich versuchen Platons Atlantistext zu interpretieren. Es ist immer schwierig einen griechischen Text korrekt in deutsche Worte zu fassen, meist kann man ihn verschieden auslegen. Die grobe Aussage sollte allerdings immer gleich sein bei verschiedenen Übersetzungen von eines Textes. Von Platons Atlantistext existieren mehrere Übersetzungen und jede variiert in kleinen Finessen. Aber meist kann auch nur schon die Wahl eines anderen Falles grosse Wirkung auf den Text haben. In diesem Kapitel, in dem ich den Atlantistext anhand der Geologie untersuchen werde, beziehe ich mich nur auf die Aussage der Platonübersetzung, die ich im Kapitel 2.1.4 des vorherigen Teils zitiert habe. 3.1 DER STANDORT 3.1.1 Platons Angaben Platon lokalisiert Atlantis „vor der Mündung, die bei euch Säulen des Herakles heisst“. Die Säulen des Herakles waren die antike Beschreibung der Meerenge zwischen Europa und Afrika. Der griechischen Mythologie zufolge errichtete Herakles die Säulen, die in Europa mit dem Berg Kalpe und in Afrika mit dem Abyle gleichzusetzen sind (HEDERICH, 2002, http://www. sungaya. De) Demzufolge lag also Atlantis nach Aussage Platons im Atlantik vor dem heutigen Gibraltar. Abb. 6: antikes Weltbild nach Hekatäus von Milet, ca. 500 v. Chr. Von Atlantis konnte man zu den „anderen Inseln hinüberfahren und von dort zum gegenüberliegenden Festland“. Anscheinend befanden sich in der Nähe von Atlantis eine Vielzahl von Inseln und ein Festland. Ist mit diesem Festland etwa Amerika gemeint? Wenn man sich antike Karten anschaut, so ist kein „gegenüberliegender Kontinent“ jenseits des Okeanos, der die Welt umfloss, darauf zu erkennen. Doch muss Platon, bzw. Solon von irgendwoher die Information von der Existenz dieses Kontinents westlich des Ozeans haben. Sehr wahrscheinlich von iberisch-phönizischen und karthagischen Seefahrern. Doch nehmen wir den Atlantik doch mal genauer unter die Lupe. Quelle: Collins, 2000, S. 36 3.1.2 Die Beschaffenheit des Atlantischen Ozeanes Untersucht man den Boden des Atlantiks, erkennt man, dass das Relief äusserst kompliziert ist und mächtige Täler und Gebirge aufweist. Vor der Küste befindet sich ein Kontinentalschelf, eine sanft abfallende Plattform. Das Wasser dort ist etwa 200m tief. In Westeuropa ist dieser Kontinentalschelf sehr ausgedehnt, vor der Küste Südamerikas allerdings weniger, dort erreicht man schnell Tiefenwasser. Der äussere Rand des Kontinentalschelfs wird durch den Kontinentalabhang gebildet, auf diesem befinden sich tiefeingeschnittene Täler (submarine Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 13 Canyons). Der Tiefseeboden hat eine durchschnittliche Tiefe von 5000m, allerdings wird er durch eine Reihe von Gebirgen unterbrochen (GOUDIE, 1984, S.4f). Der Atlantische Meeresboden driftet aufgrund der Plattentektonik auseinander. Die Plattentektonik ist die Lehre der Bewegungsart und den sich daraus ergebenden Wechselwirkungen der Platten, aus welchen die Erdkruste und der oberste, feste Teil des Mantels besteht. Es gibt acht grosse und sechs kleinere Platten. Beim Atlantik bewegen sich die Eurasische Platte und die afrikanische Platte auseinander und dazwischen liegt der mittelatlantische Rücken (GOUDIE, 1984, S.13f). Abb. 7: schematischer Querschnitt durch den Atlantik Quelle: Goudie, 1984, S. 4 3.1.3 Der mittelatlantische Rücken Der mittelatlantische Rücken befindet sich ungefähr in der Mitte des Ozeans, es ist ein Gebiet, das sich von der Arktis bis zur Antarktis deutlich vom Meeresboden erhebt und wie ein riesiges untermeerisches Gebirge aussieht. Die untermeerische Bergkette ist ungefähr 11 300km lang und bis zu 1600km breit und macht etwa ein Drittel des atlantischen Ozeanbodens aus. Die Gipfel erheben sich 2500 bis 3500m über den Meeresboden und liegen durchschnittlich 2500m unter dem Meeresspiegel. Doch einige Spitzen ragen als Inseln aus dem Meer wie zum Beispiel São Pedro e São Paulo oder Ascension. Auch die Azoren liegen am Rande des Mittelatlantischen Rückens, sie sind ein Gebiet, wo Erdbeben und vulkanische Eruptionen häufig vorkommen. Der Grund dafür ist, dass in der Nähe ständig neuer Ozeanboden entsteht. Denn entlang des mittelatlantischen Rückens wird immerwährend neues Material gebildet. Magma tritt aus dem Erdinnern aus und es bildet sich eine Kruste, die sich dann seitlich vom Grat fort bewegt. Der Meeresboden breitet sich somit aus (sea-floor spreading). Aus dem kann man folgern, dass der Meeresboden am Mittelatlantischen Rücken noch sehr jung ist, je weiter man sich aber vom Meeresrücken entfernt, desto älter wird der Boden (INSELN,1993, S.16; WELTATLAS DER OZEANE, 2000, S.32). 3.1.4 Mögliche Standorte für Atlantis Nachdem wir nun einiges über den Atlantik erfahren haben, stellt sich natürlich die Frage, wo Atlantis gelegen haben könnte. Wie wir anhand von einigen Inseln gesehen haben, ist die Inselbildung im Atlantischen Ozean möglich und zwar am mittelatlantischen Rücken. Dadurch, dass ständig Magma austritt, kann es vorkommen, dass es sich nahe des Austrittortes Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 14 ablagert, was zur Folge hat, dass sich Inseln bilden (GOUDIE, 1984, S.14). Diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Es kann durchaus vorkommen, dass solche kleine Inseln kurz über Wasser ragen und dann wieder untertauchen, allerdings ist das ein langsamer Prozess. Und es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Insel des Ausmasses von Atlantis im Bereich des mittelatlantischen Rückens versinken könnte, denn wie wir gesehen haben, bildet sich dort Material, es kann also nicht irgendetwas versinken. Dieses ganze Gebiet ist meiner Meinung nach auch viel zu unruhig, was die geologischen Begebenheiten betrifft, als dass über längere Zeit eine Insel mit einer Superzivilisation existieren könnte. Für viele Atlantisologen sind die Azoren ein Überbleibsel von Atlantis, das kann schon sein, nur müsste dann die angebliche Grösse von Atlantis um einiges vermindert werden, denn wenn man die nähere Umgebung der Azoren auf einer Tiefenkarte betrachtet, so sind die Gewässer dort 2000 bis 3000m tief und mehr und dass der Meeresspiegel um diesen Betrag gestiegen sein könnte und etwaiges Land überschwemmt haben könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Also müssen wir Atlantis wohl an einer anderen Stelle suchen. Vielleicht weiter westlich. Wenn Platon seine Atlantisgeschichte wirklich von Seefahrern hat, so müssten wir einmal die Meeresströmungen betrachten, die sie genutzt haben müssten. Wenn sie in der Nähe von Gibraltar gestartet sind, dann hätte sie der Kanarenstrom weiter südlich getrieben bis etwa kurz oberhalb der Kapverdischen Inseln dort wären sie dann in den NordÄquatorialstrom gekommen. Der hätte sie dann direkt in die Karibik getrieben. Dies wäre für mich eine sehr plausible Lösung für den Standort von Atlantis, denn in dieser Gegend gibt es viele kleine Inseln, über die man zum „gegenüberliegenden Festland“ gelangen kann. Abb. 8: Meeresströmungen Quelle: Goudie, 1984, S. 55 3.2 DIE ZEIT 3.2.1 Platons Zeitangabe Platon schreibt in seinem Text, dass Atlantis vor 9 000 Jahren existiert haben soll, also vor 11 000 Jahren, wenn man ab heute rechnet. Diese Zahl lässt nun auch den, der die Geschichte bis anhin als glaubwürdig betrachtete, stutzen. Liest man doch in den Geschichtsbüchern, dass damals bei uns der steinzeitliche Mensch hauste und die Menschheit noch weit weg von jeglicher Zivilisation war. Doch was passierte damals erdgeschichtlich? Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 15 3.2.2 Das Ende der Eiszeit Die letzte Eiszeit, welche grosse Teile Europa mit riesigen Eisschichten bedeckte, hatte vor rund 18 000 Jahren ihren Höhepunkt erreicht. Während der Eiszeit speicherten die Inlandeispanzer auf den Kontinenten eine gewaltige Menge Wasser, was zur Folge hatte, dass weniger Wasser in den Ozeanen vorhanden war. Der Meeresspiegel sank so 100 bis 170 Meter. Die meisten Kontinentalschelfe lagen deshalb trocken. Um rund 10 000 v.Chr. zogen sich die Eismassen zurück und die Nacheiszeit begann. Von der Eislast befreit hoben sich grosse Teile Nordeuropas um bis zu 250 Meter. Doch das Schmelzen der Eismassen hatte gleichzeitig auch einen raschen Meeresspiegelanstieg zur Folge. Dies passierte in der Zeit zwischen 11 00 und 6 000 Jahren vor heute, dem sogenannten Holozän. Damals überflutete das Meer das vorher trockenliegende Gebiet der heutigen Nordsee, es durchbrach auch die Landverbindung zwischen Grossbritannien und Irland und überflutet viele küstennahe Flusstäler und liess damit gezackte Küstenlinien entstehen. Man nennt diesen Meeresspiegelanstieg Flandrische Transgression (GOUDIE, 1984, S.44). Abb. 9: der weltweite Meeresspiegelanstieg seit dem Ende der letzten Kaltzeit Quelle: Goudie, 1984, S. 49 3.2.3 Das Ende von Atlantis Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Ende der Eiszeit als der Meeresspiegel anstieg und dem Untergang von Atlantis. So wie Atlantis ja von Platon beschrieben wird, gab es in der Mitte der Insel eine Ebene und wäre die tief gelegen gewesen, so wäre es durchaus plausibel, wenn sie zum Beispiel als Folge eines natürlichen Dammbruches, verursacht durch den Meeresspiegelanstieg, überflutet worden wäre. Dieser Dammbruch könnte auch gut innerhalb von Platons Zeitspanne nämlich „innerhalb eines Tages und einer Nacht“ erfolgt sein. Dies wäre der einzig denkbare geologische Prozess, der in dieser kurzen Zeitspanne erfolgt sein könnte. Der Meeresspiegelanstieg allein konnte nicht die Ursache für den Untergang von Atlantis gewesen sein. Denn er erfolgte nicht plötzlich, dies war vielmehr ein kontinuierlicher Prozess. Doch vielleicht trug der Meeresspiegelanstieg dazu bei, dass Teile von Atlantis, nachdem die Insel durch eine Katastrophe teilweise zerstört und von den Bewohnern verlassen wurde, allmählich überflutet wurden und so die Insel, vielleicht noch existiert aber nicht mehr das frühere Ausmass aufweist. Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 16 3.3 DIE BESCHAFFENHEIT 3.3.1 Platons Beschreibung der Insel Platon beschreibt Atlantis als Insel, welche durch steile und hohe Berge, die direkt aus dem Meer stiegen, gekennzeichnet war. In der Mitte der Insel gab es eine Ebene, die auf heutige Masse umgerechnet ungefähr 554 km lang war und 369 km breit (1 Stadion = 184.98m). Landschaftlich bot die Insel Flüsse, Seen, Wälder, Sümpfe und Teiche und es gab sogar eine warme und eine kalte Quelle. Schauen wir uns doch mal an, in welcher Kategorie von Inseltyp sie zuzuordnen wäre. Abb. 10: Platons Beschrieb von Atlantis Quelle: Collins, 2000, S. 37 3.3.2 Verschiedene Inseltypen Die Einteilung der Inseln beruht auf der Art wie sie entstehen. Alle Inseln lassen sich in die folgenden Kategorien einteilen: kontinentale und ozeanische Inseln. Kontinentale Inseln entstehen dadurch, dass die leichtere Kontinentalkruste in der Umgebung der Erdoberfläche auf der dichteren ozeanischen Kruste zusammengeschoben wird. Die Kontinentalinseln bestehen aus Granitgestein, sauren Vulkanböden und Sedimenten. Die Inseln sind leichter und saurer als das Gestein der ozeanischen Inseln, die sich mehrheitlich aus vulkanischem Basalt zusammensetzen. Zudem sind sie auch älter. Weil die Kontinentalinseln älter sind und früher einmal mit dem Kontinent verbunden waren, sind die Lebensformen vielschichtiger als auf ozeanischen Inseln. Die grösseren Kontinentalinseln lösten sich schon vor mehr als 100 Millionen Jahren vom Kontinent ab, die kleineren hingegen waren mit diesem vor nicht allzu langer Zeit noch verbunden. Zur Kategorie der Kontinentalinseln gehören Australien, Madagaskar, Grönland, Neuguinea und Neuseeland (INSELN, DIE ILLUSTRIERTE ENZYKLOPÄDIE DER ERDE, 1993, S.17f/S.24f). Ozeanische Inseln sind vulkanischen Ursprungs und sie verdanken ihre Entstehung drei geologischen Prozessen. Zum einen können sie zum Beispiel an einem mittelozeanischen Rücken entstehen, dort bewegen sich zwei Platten auseinander und der dadurch entstehende abnehmende Druck, führt dazu, dass Magma von der Asthenosphäre an die Oberfläche aufsteigt. Das Magma ist basaltisch und sehr beweglich, aber kaum explosiv. Der immerwährende und ergiebige Magmastrom, der die Vulkane nährt, führt dazu, dass der Vulkan zu einer umfangreichen Erhebung heranwachsen kann. Diese erhebt sich über den Meeresspiegel und bildet eine Insel. Die grösste Insel dieser Art ist Island. Aber auch Tristan da Cunha, Ascension, St. Paul Rocks und die Azoren entstanden auf diese Weise. Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht - - 17 Die Vulkane der Inselbögen, wo sich die Vulkane in einer Kette anordnen, verdanken ihre Entstehung auch einem geologischen Prozess, dort nämlich bewegen sich zwei ozeanische Platten aufeinander zu und kollidieren. Dabei verschiebt sich die dünnere, ozeanische Platte unter die andere, wobei sich ein Tiefseegraben bildet. Bei diesem Vorgang, den man Subduktion nennt, wird die ozeanische Platte geschmolzen. Durch das Schmelzen von Basalt und Abb. 11: Inselbögen und ozeanischen Sedimenten, entsteht ein silikathaltiges Magma, das an die Oberfläche wandert und dort als andesitische und rhyolitische Lava ausbricht. Dieser Vulkanismus ist sehr explosiv. Vulkane von Inselbögen sind die Aleuten, die Antillen, sowie einige Inseln im Mittelmeer, an Randgebieten des Pazifischen Quelle: Goudie, 1984, S.14 Ozeans und im östlichen Indischen Ozean. Die dritte Gruppe von vulkanischen Inseln sind die Hot Spots. Ein Hot Spot ist eine unbewegliche Magmaquelle, die tief im Erdmantel, unterhalb der Lithosphäre, verborgen liegt. Das Magma steigt in Schüben auf, heftigere Ausbrüche kommen selten vor. Auch hier können sich Inselketten bilden und zwar im Pazifischen Ozean, weil die pazifische Platte nach Norden und Nordwesten wandert. So entstanden zum Beispiel die Hawaii-Inseln. Die Hot Spots finden sich sowohl im Inneren von ozeanischen und kontinentalen Platten wie auch an divergenten Plattengrenzen. Die Vulkane sind schildförmig, das heisst, breite Inseln, die sich bis zu zehn Kilometer über den Meeresboden erheben. Beispiele von Hot Spots sind, die Galapagos-Inseln, die Kanaren, Kap Verde, Tristan da Cunha und St. Helena im Atlantik, sowie einige Inseln des Südpazifiks (ENZYKLOPÄDIE, 1993, S. 38F; LEXIKON DER GEOWISSENSCHAFTEN, 2002 ) . Abb. 12: Hot Spot Quelle: Goudie, 1984, S. 22 3.3.3 Möglicher Inseltyp von Atlantis Atlantis soll nun einem der oben genannten Inseltypen zugeordnet werden. Atlantis als Kontinentalinsel wäre gut möglich, denn Kontinentalinseln können eine beachtliche Grösse aufweisen, zudem herrschen vielschichtige Lebensformen vor wie auf Atlantis. Doch, Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 18 Informationen, dass eine kontinentale Insel untergehen könnte, fand ich nirgends, es ist eher unwahrscheinlich. Doch was passieren kann, sind Überflutungen. Dass Atlantis eine vulkanische Insel gewesen sein könnte, ist natürlich auch möglich. Das Beispiel Island zeigt auch, dass diese Inseln ein beträchtliches Ausmass erreichen können. Was auch dafür sprechen würde, wären die zwei Quellen, die warme und die kalte, die Platon in seinem Text erwähnt. Die gibt es auf vulkanischen Inseln. Was für Inselbögen spricht, ist die Tatsache, dass es dort mehrere Inseln gibt, die zudem noch meist in einer Linie angeordnet sind und vielfach Kontinenten vorgelagert sind. Sie könnten eine Verbindungslinie zu einem etwaigen Festland, welches Platon anspricht, dargestellt haben. Das muss nicht heissen, dass Atlantis eine von diesen Inseln davon war, es könnte auch in der Nähe gelegen haben. Was auch auf andesitischen Vulkanismus bei Inselbögen hindeutet sind die Erzvorkommen, die es auf Atlantis gab. Atlantis als Hot Spot kann ich mir weniger vorstellen, denn die Grösse stimmt hier eher nicht. Auch stimmen die Gebirge nicht mit jenen von Atlantis überein. Hot Spots weisen eher flache Gebirge auf. 3.4 PFLANZEN UND TIERE 3.4.1 Platons Angaben Was die natürlichen Vorkommen an Pflanzen und Tieren der Insel Atlantis betrifft, hatten sich die Bewohner nicht zu beklagen. Es gab alles in Hülle und Fülle. Auch die Tierwelt der Insel, war nach Schilderungen von Platon, sehr vielfältig und zahlreich. Was wohl am meisten erstaunt, ist, dass auf der Insel Elefanten lebten. Ich werde im folgenden Artikel weiter auf dieses Thema eingehen. Dann spricht ja Platon auch noch von der Pflanzenvielfalt, wobei er einige Gewächse heraushebt, zum Beispie eine „baumartig wachsende Pflanze, die Trank, Speise und Salböl zugleich liefert“, was die Kokosnuss sein muss. In einem weiteren Kapitel möchte ich auf diese Pflanze näher eingehen, besonders auf deren Verbreitungsgebiet und Vorkommen. 3.4.2 Der Lebensraum der Elefanten Die Vorfahren der heutigen Elefanten waren in etlichen Arten vertreten und besiedelten von Afrika aus fast die ganze Welt. Sogar Amerika, doch dort starben sie gegen Ende der Eiszeit aus. Heute existieren noch zwei Arten des Elefanten, der Afrikanische und der Indische Elefant. Vom Afrikanischen Elefanten gibt es zwei Unterarten: Der Steppenelefant und der Wald-oder Rundohr-Elefant. Der Steppenelefant besiedelt verschiedene Lebensräume vom offenen Grasland bis zu bewaldeten Regionen. Auch trifft man ihn auf offenen Trockensavannen und Wüsten an. Aber auch in feuchten Gebieten, wie in Sümpfen und an Seeufern, findet man ihn. Zusammenfassend umfasst das Verbreitungsgebiet des Steppenelefanten den grössten Teil des afrikanischen Kontinents südlich der Sahara. Als Nahrung bevorzugt er Blatt- der Grasnahrung. Die zweite Unterart der Wald- oder RundohrElefant lebt in den äquatorialen Waldregionen Zentral-und Westafrikas. Auch er ernährt sich von Blättern und Früchten (FREI, 2002, www.upali.ch). Der Indische Elefant ist in Indien, sowie Sumatra, Malaysia und Ceylon anzutreffen. Er lebt in Regen- und Trockenwäldern (FREI, 2002, http://www.upali.ch; CHRISTIANE, 2002, http://www.beepworld.de) 3.4.3 Die Kokosnuss Die Kokosnuss kommt ursprünglich aus Melanesien, einer tropischen Inselgruppe im südwestlichen Ozean. Sie verbreitet sich eigenständig und die Samen können Tausende Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 19 Abb. 13: Kokospalme von Kilometern auf der Ozeanoberfläche von Strömungen getrieben werden ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren. Die Kokosnuss wird vorwiegend in tropischen Gebieten angebaut. Und zwar in feuchtwarmen, küstennahen Gebieten im Bereich von 30 Breitengraden beiderseits des Äquators. Klimatische Voraussetzungen für das Gedeihen der Pflanze sind eine mittlere Jahrestemperatur von 27°C und das Temperaturmittel des kältesten Monats darf 20°C nicht unterschreiten. Gebiete, die nicht mehr als 5°-7°C Tages- und Jahrestemperaturschwankungen aufweisen sind am günstig. Die Niederschläge sollten etwa 1200-2000 mm/Jahr betragen, bei der Verteilung von 100mm pro Monat. Wenn der Boden eine gute Wasserführung hat, können auch höhere Niederschlagsmengen vertragen werden. Hingegen bei Quelle: www.fotoreiseberichte.de, (2002) Jahresniederschlag unter 1000mm ist Bewässerung nötig. Weitere Klimafaktoren für das Gedeihen der Kokosnuss sind: hohe Luftfeuchtigkeit und mindestens 120 Sonnenstunden pro Monat (HENSLE, 2002, http://www.hensle.de). 3.4.4 Möglicher Standort für Atlantis Nachdem wir nun näheres über den Lebensraum des Elefanten und die Bedingungen für das Gedeihen der Kokosnuss, erfahren haben, können wir den möglichen Standort für Atlantis schon wieder ein bisschen besser beschreiben. Denn, dieser ist nämlich genau dort zu suchen, wo auch diese Bedingungen für das Gedeihen der Kokosnuss und die Umwelt, in der ein Elefant leben kann, vorhanden sind. Zusammenfassend muss dieses Gebiet also so aussehen: Es muss genügend gross sein, damit Elefanten genügend Nahrung finden, und offenes Grasland oder bewaldete Regionen besitzen. Das Klima sollte feuchtwarm sein und die Temperatur sollte um die 27°C sein und 20°C nicht unterschreiten. Die Niederschläge sollten etwa 1200-2000mm pro Jahr betragen. Vielleicht bringt ja das folgende Kapitel weitere Erkenntnisse zum Thema Klima. 3.5 KLIMA 3.5.1 Platons Angaben Zum Klima auf Atlantis äussert sich Platon nur indirekt, er sagt nämlich, dass der Boden auf der Insel den Bewohnern zwei Ernten brachte und zwar im Winter wegen des Regens und im Sommer infolge der Bewässerung. Daraus lässt sich folgern, dass das Klima im Winter feucht gewesen sein muss und im Sommer trocken. Zudem macht Platon noch eine Angabe, dass es auf der Insel Nordwind gab. Im folgenden gehe ich auf Klimate ein, die diese Eigenschaften aufweisen und deren Standorte. 3.5.2 Nordwinde Nordwinde finden sich auf der Erde in zwei Bereichen, wobei der eine davon, die Polarregion, aus naheliegenden Gründen nicht als Standort für Atlantis in Betracht kommt. Zwischen Subtropenhoch und der innertropischen Konvergenzzone (ITC) liegt eine Zone der Nordostpassate auf der Nordhalbkugel. Sie entstehen dadurch, dass die Corioliskraft den vom Polarhoch ausgehenden Nordwind auf der Nordhalbkugel nach rechts ablenkt, somit entsteht die Nordost- bis Ostwindzone (CORNELSEN, 1989, S. 87; SCHÖNWIESE, 1994, S. 51f). Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 20 Abb. 14 : Nordwinde Quelle: Schönwiese, 1994, S. 53 3.5.3 Gemässigt-sommertrockenes Klima Die Eigenschaften dieses Klimas sind: Niederschläge im Winter und Trockenheit im Sommer, heisse Sommer und milde Winter und besonders im Sommer eine lange Sonnenscheindauer. Die Jahresdifferenz sowie die Tagesdifferenz der Temperatur ist gross. Die Niederschlagswerte liegen zwischen 390 und 900 Millimetern im Jahr. Sie kommen ausschliesslich in den Wintermonaten vor und werden von Westwinden verursacht. Dieses Klima ist auf den Westseiten der Kontinente in den mittleren geografischen Breiten zu finden und wird häufig als Mittelmeertyp bezeichnet. Der Klimatyp hat ozeanischer Charakter, kann aber auch weit im Landesinnern vorkommen. Ein anderer Name für diesen Klimatyp ist „Etesienklima“, weil im östlichen Mittelmeer von April bis Oktober Nordwinde vorherschen, die in der Antike Etesien hiessen (COUDIE, 1984, S. 106f; HEYER, 1974, S. 180f). Abb. 15 : Beispiel zum Mittelmeerklima Quelle: Heyer, 1972, S. 180 3.5.4 Passatküstenklima Diesen Klimatyp findet man an den Ostküsten der Kontinente, die im Bereich der Passate liegen. Er erstreckt sich von der Nähe des Äquators bis zu den Wendekreisen. Im Herbst und Winter herrscht eine recht stetige Passatströmung vor, während die Winde im späten Frühjahr zu stärkeren Schwankungen nach Richtung und Stärke neigen. Die Jahresmitteltemperatur des Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 21 Passatküstenklimas beträgt mindestens 21°C. Die jährlichen Niederschlagsmengen übersteigen meistens 900 Millimeter (HEYER, 1972, S. 194f). Abb. 16 : Beispiel zum Passatküstenklima Quelle: Heyer, 1974, S. 174 3.5.5 Das Klima auf Atlantis Da beide Klimatypen, das Mittelmeerklima und das Passatküstenklima, die erforderlichen Bedingungen, also mehr Niederschlag im Winter als im Sommer und durchs Jahr eher mild, erfüllen, kommen sie eigentlich beide als Klimatyp, der auf Atlantis vorgeherrscht haben soll, in Frage. Das Passatküstenklima weist allerdings höhere Niederschlagswerte auf als das Mittelmeerklima, auch ist die Jahresamplitude der Temperatur geringer. Wenn wir uns an die Kokospalme zurückerinnern, so böte dieser Klimatyp auch die besseren Bedingungen für das Gedeihen dieser Pflanze. Nordwinde kommen eher zwischen 0° und 15° Nord vor, also eher dort, wo das Passatküstenklima vorherrscht, im Mittelmeerraum findet man sie auch im Osten. Allerdings würde dann die Angabe „hinter den Säulen des Herakles“ nicht stimmen. Meiner Meinung nach spricht mehr dafür, dass auf Atlantis das Passatküstenklima vorherrschte. 3.6 UNTERGANG 3.6.1 Platons Beschreibung Im Timaios beschreibt Platon was Atlantis das Ende bereitete. Es waren „gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen“ im Spiel und „im Verlauf eines schlimmen Tags und einer schlimmen Nacht“ soll die Insel im Meer versunken sein. Weiter erzählt er, dass man heute das Meer an dieser Stelle nicht mehr befahren kann, weil dies „hochaufgehäufte Massen von Schlamm, die durch den Untergang der Insel entstanden sind“, verunmöglichen. Ich möchte im folgenden die geologischen Möglichkeiten in Betracht ziehen, die für den Untergang dieses Inselreiches in Frage kämen. 3.6.2 Vulkanausbruch Vulkanausbrüche beinhalten mehrere Gefahren. Sie verursachen Schäden durch ihre Produkte. Es sind dies Lavaströme, Glutwolken und Glutlawinen, Ausfälle von Tephra, vulkanische Schlammströme bei Niederschlägen während der Eruption und vulkanische Gase und Gifte. Den meisten Vulkanausbrüchen gehen zudem Erdbeben voraus. Ausserdem können Vulkanausbrüche riesige Flutwellen sogenannte Tsunamis verursachen. Bei Vulkaninseln, bei Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 22 denen das Lava im Kontakt zum Wasser steht, können die Ausbrüche sehr explosiv sein. Vulkane befinden sich an den Plattenrändern, besonders die Kontinentalränder des Pazifiks und am mittelozeanischen Rücken (GOUDIE, 1984, S. 234f). Einer der grössten bekannten Vulkanausbrüche und Jahrtausendkatastrophe ist der Krakatau. Er liegt zwischen den Inseln Sumatra und Java in Indonesien und ist weitgehend untermeerisch. Sein Kegel wurde schon in einer früheren Katastrophe weggesprengt, so dass eine Caldera sichtbar war. Auf dieser haben sich drei tätige Vulkane aus dem Meer emporgearbeitet. Am 26. August 1883 und den beiden folgenden Tagen ereigneten sich Explosionen, von denen die stärkste fast 5 000 km weit gehört werden konnte. Zwei Drittel der Insel wurde dabei in die Luft gesprengt. Von den früheren 33.5 Quadratkilometer Fläche der Insel blieben nur noch 10.5 Quadratkilometer. In der Umgebung des Krakatau war es nach dem Ausbruch 22 Tage stockfinster. Durch die Explosion wurde auch eine Flutwelle erzeugt, die sich kreisförmig, vom Krakatau, in alle Richtungen ausbreitete. Die Welle war 36 Meter hoch. Allein durch die Flutwelle wurden 300 Städte vernichtet und 36 000 Menschen getötet ( 2002, http://www. vulkane.net/junior/historisch3.html; KOENIG, 1984, S. 15f). Abb. 17: Vulkanzonen Quelle: Koenig und Heierli, 1984, S.177 3.6.3 Erdbeben Erdbeben sind Erschütterungen des Erdbodens, verursacht von tektonischen Kräften. Sie besitzen das grösste Zerstörungspotential aller geologisch bedingten Katastrophen. Tsunamis können ebenfalls von Erdbeben ausgelöst werden. Die Erdbebenzonen befinden sich an den Grenzen der einzelnen Platten der Erdkruste. Das zweitgrösste Erdbeben der Geschichte fand, wie das grösste, das 1556 in der Provinz Schensi 830 00 Todesopfer forderte, in China statt. Im nur 15 Sekunden dauernden Erdbeben kamen in der Nacht des 28. Juli 1976 in der nordchinesischen Provinz Hupeh 650 000 Menschen ums Leben. Die Industriestadt Tangschan lag danach zu 80% in Trümmern, die Flüsse und Dämme hielten dem Beben nicht stand und es kam zu Überschwemmungen. In den beiden folgenden Wochen folgten über 100 Nachbeben (KOENIG UND HEIERLI, 1984, S. 121f). Abb. 18: Erdbebenzonen Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 23 Quelle: Koenig und Heierli, 1984, S. 176 3.6.4 Meteoriteneinschlag Meteoriten sind aus dem Weltall stammende Festkörper, die auf die Erde niederfallen. Jährlich fallen Millionen von kleinen Meteoriten auf die Erde, die sich auf eine Masse von 1 000 t/Tag summieren. Riesenmeteorite, also Meteorite, die mehr als 1t wiegen, stürzen auch relativ häufig auf die Erde, dabei hinderlassen sie nicht einmal Spuren. Denn sie verdampfen durch die grosse Geschwindigkeit und die beim Aufschlagen freiwerdenden riesigen Energiemengen vollständig. Meteoriten werden in der Atmosphäre abgebremst, verlieren dadurch ihre kosmische Geschwindigkeit und stürzen schliesslich nur noch unter der Wirkung der Erdanziehung zur Erde. Da über 70 % der Erdoberfläche von Ozeanen bedeckt sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit gross, dass ein Meteorit in einen stürzt (KOENIG UND HEIERLI, 1984, S. 207f). In Deutschland ca. 110 km nordwestlich von München liegt eine Kraterstruktur, die Nördlinger Ries genannt wird. Dabei handelt es sich um eine Einschlagstelle eines Riesenmeteoriten. Dieser hatte eine Masse von zwei Milliarden Tonnen und schlug vor 14,8 Mio. Jahren mit einer Geschwindigkeit von 22km/s auf, danach verdampfte er vollständig. Durch die dadurch entstandene Hitze und die Druckwelle wurde im Umkreis von 100 km jegliches Leben ausgelöscht (KOENIG UND HEIERLI, 1984, S. 207f). 3.6.5 Welche geologischen Kräfte könnten zum Untergang von Atlantis geführt haben Nachdem ich nun einige geologisch bedingte Ereignisse, die Zerstörungspotential besitzen, aufgeführt habe, drängt sich natürlich die Frage auf, welches von diesen Atlantis den Untergang bereitet haben könnte. Wenn wir Vulkanausbrüche betrachten, so stimmen einmal Platons Aussagen zu Erdbeben, Schlamm und Überschwemmungen mit dem Ereignis Vulkanausbruch überein. Denn vor einem Vulkanausbruch finden meist heftige Erdbeben statt, dies ist auch bei der Verteilung der Erdbebenzonen und Vulkangebiete zu erkennen, die meist aufeinander fallen. Bei der Vermischung von Asche und Regenwasser entsteht Schlamm. Überschwemmungen können bei Vulkanausbrüchen durch Tsunamis, die grossen Flutwellen ausgelöst werden. Allerdings müsste in diesem Fall der Vulkan nicht auf Atlantis selber, sondern in der näheren Umgebung ausgebrochen sein, denn die Fluten breiten sich vom Zentrum des Ausbruchs aus. Doch in diesem Fall wäre Atlantis ja nicht untergegangen, denn die Fluten gehen ja irgendeinmal wieder zurück. Ich finde allerdings auch die zweite Möglichkeit, nämlich, dass der Vulkan auf Atlantis gelegen haben könnte, höchst unwahrscheinlich, denn wie wir am Beispiel des Krakatau sehen, welcher der bisher grösste Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 24 Ausbruch war und eine Insel von 33.5 Quadratkilometern zu zwei Drittel zerstört hat, ist es unmöglich, dass ein Vulkanausbruch eine Insel von 552 Kilometern mal 368 Kilometern vollständig zum Versinken bringen kann. Die Vulkantheorie ginge nur bei einer Insel von sehr viel kleinerem Ausmass. Auch hinterlässt ein gewaltiger Vulkanausbruch Spuren und solche hat man bis heute nirgends gefunden. Schreiten wir zu den Erdbeben über. Auch diese können ein grosses Zerstörungspotential aufweisen, grösser als jenes von Vulkanausbrüchen. Was hierfür spricht ist der Zeitfaktor. Am Beispiel des Erdbeben in Hupeh, kann man sehen, dass ein Erdbeben innerhalb von wenigen Sekunden sehr viel anrichten kann. Auch kann es Überschwemmungen auslösen, in Form von Flutwellen, allerdings müsste dann auch hier das Epizentrum nicht auf der Insel selber gelegen haben, sondern in der näheren Umgebung. Und ein Erdbeben auf der Insel selber hätte wohl auch nicht zum Untergang derselben geführt. Die plausibelste Erklärung für den Untergang von Atlantis ist für mich der Einschlag eines Meteoriten. Das muss nicht unbedingt auf der Insel selber passiert sein. Wahrscheinlicher ist, dass ein Meteorit ins Meer gestürzt ist. K. Lemcke hat dazu Überlegungen angestellt und sieht dies als Ursache für die Sintflut. Bei einem Einsturz würde ein grosses Wasservolumen verdampfen und eine Dampfwolke würde das atmosphärische Gleichgewicht stören. Die in der Atmosphäre verteilten Wasserdampfmoleküle würden durch eine Beeinflussung der Einund Rückstrahlung der Sonnenenergie klimatische Veränderungen bewirken. Mit der Kondensation des Dampfes wären katastrophale Wolkenbrüche zu erwarten. Auch würde es eine riesige Flutwelle, mit einer Höhe von einigen hundert Metern geben (KOENIG UND HEIERLI, 1984, S. 241). Warum könnte also nicht auch ein solches Ereignis zum Untergang von Atlantis geführt haben? Ein Meteoriteneinschlag wäre die einzige geologische Katastrophe die das nötige Zerstörungspotential aufwiese um eine Insel von diesem Ausmass zum Untergang zu bringen. Atlantis – aus physisch-geografischer Sicht 25 Schlussfolgerungen 4. SCHLUSSFOLGERUNGEN Atlantis, der Mythos über den untergegangenen Kontinent fand seinen Ursprung in Platons Timaios und Kritias Dialogen und ist ca. 2400 Jahre alt. In diesen Jahren ist es bisher noch niemandem gelungen sein Geheimnis zu lüften. Für einige ist dies der Beweis die Geschichte als Lügenmärchen abzutun, doch sprechen meiner Meinung nach, doch einige Argumente dagegen. Zum einen die Tatsache, dass die Begründer der Geschichte, Platon und Solon, in der Antike angesehene Männer waren und keine Märchenerzähler. Zum anderen einige doch erstaunliche Ähnlichkeiten in Sprache, Schrift und Kultur zwischen Völkern, die sich unabhängig voneinander entwickelten und nicht zuletzt die vielen Flutlegenden, die frappante Ähnlichkeiten aufweisen. Natürlich kann man die Geschichte nicht wortwörtlich glauben, zu dieser Erkenntnis kam ich auch im Verlauf meiner Arbeit, denn die Möglichkeit, dass Fehler in Interpretation und Übersetzung auftreten bei einer Geschichte, die durch viele Generationen wandert, besteht nicht nur, sie ist auch höchst wahrscheinlich. Doch an der Atlantislegende muss etwas Wahres dran sein, da bin ich mir sicher. Es ist nur schwierig in diesem Text Wahres und Unwahres als solches zu erkennen, auf den ersten Blick könnte durchaus alles wahr sein, doch untersucht man die Geschichte genauer anhand von geologischen und physischen Tatsachen, kommt man zur Erkenntnis, dass dem nicht so sein kann. Atlantis konnte nicht in dieser Form existiert haben, wie es von Platon beschrieben wird. Besonders problematisch ist die Grösse. Zum einen kann es nicht sein, das eine Insel von dieser Grösse im Atlantik existierte, zum andern ist es unmöglich, dass eine Insel von diesem Ausmass untergehen kann. Und so tauchen noch andere Ungereimtheiten auf, die wohl sehr fantastisch klingen, jedoch nicht im Rahmen des Möglichen sind. Auch bei meinem praktischen Teil der Arbeit, bei der ich gewisse Stellen des Platontextes geografisch-physikalisch nach ihrem Wahrheitsgehalt untersuchte, machte ich diese Erfahrung. Es gibt aber durchaus Dinge, die sehr gut zusammenpassen so gut, dass ich der Meinung bin, dass sich Atlantis lokalisieren lässt. Ich stelle mir vor, dass die Geschichte auf antiken Seefahrerberichten basiert. Einige wenige Seefahrer der Antike schafften, indem sie die richtigen Meeresströmungen nutzten, den weiten, beharrlichen Weg über den Atlantik in die Karibik. Dort trafen sie eine ganz andere Natur an als sie es von zu Hause gewohnt waren. Das Klima ist tropisch geprägt und es gibt dort Kokospalmen. Der Nordostpassat herrscht auch vor. Zudem gibt es dort viele kleine Inseln über die man das Festland, Nord- oder Südamerika, erreichen kann. Und vielleicht existierte dort ja einmal vor geraumer Vorzeit eine Zivilisation, die durch einen Vulkanausbruch, der in der Nähe ausbrach, oder eine andere Katastrophe unterging. Diese Geschichte erzählten sie dann, wieder in ihrer Heimat angelangt, weiter und Platon erfuhr sie dann irgendeinmal. Er schmückte sie dann noch ein bisschen aus, indem er der Insel Grösse verlieh und sie dann während eines Tages und einer Nacht untergehen liess, weil deren Bewohner sündhaft waren. Mit dieser Geschichte wollte er dann seinen Lesern zeigen, was mit dem Griechischen Staat passieren wird, wenn deren Bewohner ähnlich handeln wie die Atlanter. Natürlich ist meine Geschichte nur Spekulation und muss sich nicht so ereignet haben, doch ist sie zumindest eine von vielen Möglichkeiten Atlantis zu lokalisieren. Am Ende meiner Arbeit angelangt, möchte ich noch ganz herzlich Herrn Steiger meinen Dank aussprechen, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand und alle anderen, die mir beim Verfassen dieser Arbeit in irgendeiner Form behilflich waren. 25 Literaturverzeichnis 26 5. LITERATURVERZEICHNIS - - ASCHENBRENNER, KLAUS (1993). DIE ANTILIDEN: Auf den Spuren der ersten technischen Hochzivilisation. München: Universitas Verlag. BAUER, JÜRGEN; MACK, WOLFGANG; NÜBLER, WILFRIED; RENTZMANN KLAUS (1989). MENSCH UND RAUM GEOGRAPHIE: physische Geografie. Berlin: Cornelsen Verlag. BERLITZ, CHARLES (1974). DAS ATLANTIS RÄTSEL. Augsburg: Weltbild Verlag GmbH. BIOLOGISCHES INSTITUT UNIVERSITÄT OSLO; http://biologie.ui.no/fellesavdelinger/finse/lemming.jpg (10.2002) BRENTJES, BURCHARD (1993). ATLANTIS: Geschichte einer Utopie. 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S. 2 Abb. 3: Der Stammbaum von Platon................................................................................. S. 3 Tab. 1: linguistische Vergleiche nach Berlitz................................................................... S. 7 Abb. 4: Lemming............................................................................................................... S. 8 Abb. 5: Thera................................................................................................................. S. 1 0 Abb. 6: antikes Weltbild nach Hekatäus von Milet, ca. 500 v. Chr................................ S. 1 2 Abb. 7: schematischer Querschnitt durch den Atlantik................................................... S. 1 3 Abb. 8: Meeresströmungen.............................................................................................. S. 1 4 Abb. 9: der weltweite Meeresspiegelanstieg seit dem Ende der letzten Kaltzeit............ S. 1 5 Abb. 10: Platons Beschreib von Atlantis.......................................................................... S. 1 6 Abb. 11: Inselbögen........................................................................................................... S. 1 7 Abb. 12: Hot Spot.............................................................................................................. S. 1 7 Abb. 13: Kokospalme........................................................................................................ S. 1 9 Abb. 14: Nordwinde.......................................................................................................... S. 2 0 Abb. 15: Beispiel zum Mittelmeerklima............................................................................ S. 2 0 Abb. 16: Beispiel zum Savannenklima.............................................................................. S. 2 1 Abb. 17: Vulkanzonen....................................................................................................... S. 2 2 Abb. 18: Erdbebenzonen.................................................................................................... S. 2 3