Unbewältigte Vergangenheit Wieder am Nullpunkt
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Unbewältigte Vergangenheit Wieder am Nullpunkt
Sonnabend, 8. April 2006 116. Jahrgang Nr. 31.557 Unbewältigte Vergangenheit Gedenktag zum Kriegsbeginn um Malvineninseln Buenos Aires (AT/AG) - Zwischen der Anerkennung und Kritik lavierend hielt Präsident Néstor Kirchner am Sonntag vergangener Woche seine Ansprache zum 24. Jahrestag des Kriegsbeginns um die Malvineninseln. Auf der Gedenkveranstaltung in der Militärschule El Palomar bedankte er sich bei den Kriegsveteranen für ihren Einsatz für die Heimat und bat sie um Entschuldigung wegen des nachfolgenden Vergessens. Auf der anderen Seite kritisierte Kirchner ohne die Namen zu nennen die Militärregierung von General Leopoldo Galtieri, die den Krieg „aus purem Überlebenskampf“ erklärt hätte, und die gezielte Marginalisierung des Themas während der Regierungs- zeit von Präsident Carlos Menem. Weiterhin erklärte Kirchner, „die Wiedergewinnung der Inseln ist ein unbedingtes Ziel des argentinischen Volkes“, und forderte Großbritannien zu Verhandlungen auf. An der Gedenkveranstaltung nahmen neben dem fast vollzähligen Ministerkabinett und den höchsten Kräften argentinischen Heeres zahlreiche Kriegsveterane teil. Die in unzähligen Vereinen organisierten Ex-Militärs kämpfen seit Jahrzehnten um eine größere Anerkennung in der Gesellschaft und die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. Sie fordern unter anderem die Erhöhung ihrer Pension, die derzeit 924 Pesos beträgt, Entschädigung für die Zeit, in der sie gesellschaftlich vernachlässigt worden sind, und eine bessere Krankenversicherung. Eine Gruppe von Vereinen verfasste ein Schreiben, das am Freitag Außenminister Jorge Taiana überreicht werden sollte und in dem sie um die Außerkraftsetzung aller Abkommen baten, die zwischen 1990 und 1999 von Menem und der britischen Regierung unterzeichnet worden sind. In über 30 Abkommen, die zur Neudefinition der diplomatischen Beziehungen zwischen Argentinien und Großbritannien führten, wurden unter anderem gegenseitig die Positionen in Bezug auf Malvineninseln anerkannt, die Einreiseformalitäten für Argentinier nach Mal- vinen vereinfacht, die Wiederaufnahme der Flüge zwischen Chile und Malvineninseln mit Zwischenlandung in Argentinien beschlossen und die Einrichtung eines argentinischen Kriegsgefallenenfriedhofs auf Malvinen geplant. Die Kriegsveteranen kritisierten die Abkommen als einseitig und forderten ihre Neuüberprüfung im Kongress. Zu einer Gedenkmesse für die Gefallenen versammelten sich die Ex-Soldaten und die Angehörigen der Kriegsopfer in der Kathedrale der Stadt Buenos Aires. Eine dabei eingesegnete Statuette der Jungfrau von Luján wird nach der Reise durch ganz Argentinien das Denkmal für die Kriegsveteranen auf den Malvineninseln ergänzen. Wieder am Nullpunkt Keine Verhandlungen wegen Zellulosefabriken / Fabriken bauen weiter, Brücken besetzt Buenos Aires (AT/AG) - Das vertagte Treffen von Präsident Néstor Kirchner und seinem uruguayischen Amtskollegen, Tabaré Vázquez, zu dem sich die Staatsoberhäupter vor einer Woche zuerst geeinigt und dann es auf die nächste Woche verschoben hatten, sollte wieder nicht stattfinden. Die Aufnahme der Verhandlungen wegen der Zellulosefabriken, die in Uruguay am gleichnamigen Fluss gebaut werden, war in der vergangenen Woche wegen offener technischer Fragen suspendiert worden. Nachdem Uruguay die Vorschläge Argentiniens am Montag akzeptiert hatte, zogen beide Regierungen am Dienstag wieder die Notbremse. Die von der uruguayischen Regierung mitgeteilte Begründung lautete, das Unternehmen „Botnia“ werde die Bauarbeiten lediglich für zehn Tage unterbrechen. Damit würden die Forderungen der argentinischen Regierung nicht erfüllt und außerdem sei das zu kurz für eine Untersuchung der eventuellen Umweltschäden, hieß es. Am Montag waren beide Regierungen übereingekommen, das Treffen der Präsidenten würde am Mittwoch oder Donnerstag stattfinden. Die offenen Fragen wegen des Gutachtens, das von einer bilateralen Kommission erstellt werden soll, seien geklärt, teilte am Montag Regierungschef Alberto Fernández mit. Die Einzelheiten wurden offiziell nicht bekanntgegeben. Es ist lediglich bekannt, dass die Empfehlungen der Kommission einen Vorschlagscharakter haben und nicht bindend sein werden. Für die Festlegung des genauen Termins fehlte am Montag nur die Bestätigung von „Botnia“, dass die Bauarbeiten für 90 Tage eingestellt werden. Nach der anfänglichen Zusage hatte „Botnia“ den Kurs gewechselt und fuhr mit den Arbeiten fort. Am späten Montagabend erklärte das Unternehmen schließlich, es wäre dazu bereit, die Bauarbeiten zehn Tage lang zu unterbrechen. Beide Regierungen beschlossen darauf hin, die Verhandlungen können unter diesen Umständen nicht begonnen werden. Die während des Amtsantritts der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet vor bereits drei Wochen von Kirchner und Vázquez vereinbarten Bedingungen für die Aufnahme der binationalen Verhandlungen sind nun wieder nicht gegeben. Zu guter Letzt beschloss am Mittwoch die Umweltschutz- und Bürgerbewegung im argentinischen Grenzort Gualeguaychú aus Protest gegen „Botnia“, die Zufahrtsstraßen zu der Brücke zum Nachbarstaat wieder zu besetzen. Auch das Ausbleiben des Dialogs zwischen den Präsidenten sei ein Grund dafür, erklärten die Demonstranten. 2 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 8. April 2006 Von Süden nach Norden Volkswagen präsentierte ein argentinisches Kraftfahrzeug Buenos Aires (AT/RTA) - Mit dem eigenartigen Namen Suran, spanisches Kürzel von Süden nach Norden („sur al norte“) weihte Volkswagen Argentina am vergangenen Dienstagvormittag in einer groß angelegten Feier im Werk in General Pacheco die Fabrikation dieses Kraftfahrzeuges in Argentinien ein. Viele hundert geladene Gäste der Presse, der Lieferanten, der Konzessionäre und Freunde wohnten der Einweihung des ersten nur in Argentinien hergestellten Automobils des deutschen Weltkonzerns VW ein. Das Vehikel wird in keinem anderen VW-Werk gebaut werden, sondern nur in General Pacheco, allerdings mit dem Ziel, den Großteil der Produktion zu exportieren, vornehmlich für den lateinamerikanischen Markt. Das Einweihungsfest war vorzüglich vorbereitet worden. Der Nieselregen verhinderte den Andrang der Gäste keinesfalls. Präsident Kirchner kam per Helikopter mit mehreren Kabinettsmitgliedern und anderen Beamten, darunter der Tourismussekretär Enrique Meyer, dessen Amt die Vorstellung des Suran vom südlichsten Punkt der Strasse Nr. 3 in Tierra del Fuego bis zu den Wasserfällen von Igua- Kirchner interessierte sich für den neuen Suran. Links: Präsident von VW Argentina, Viktor Klima. (Foto: Presidencia) zú im Norden zusammen mit VW vorbereitet. Von Süden bis Norden umfasst das Staatsgebiet Argentiniens der Länge nach etwa 5.000 Kilometer. Die Feier auf dem Podium im Werk begann, als Präsident Kirchner mit Gefolge händeschüttelnd eintrat. Allerdings gebührte dem Gewerkschaftssekretär der SMATA José Rodríguez der stärkste Beifall der anwesenden Arbeiter, kaum dass sein Name genannt wurde. Die Gewerkschaft hat den Anspruch auf eine 32prozentige Lohnerhöhung gestellt, den Kirchner freilich halbierte, als ihn der Betriebsrat Gabriel Ibarra darauf ansprach. Dr. Viktor Klima, seit fünf Jahren Präsident von Volkswagen Argentina und vormals österreichischer Bundeskanzler, hielt eine in korrekter spanischer Aussprache gehaltene Rede. Das Suran-Projekt sei 2003 vorgestellt und 2004 gebilligt worden sowie seither mit einer Investition von 300 Millionen Pesos und dem persönlichem Beitrag aller Mitarbeiter des Werkes gestaltet worden, zu denen auch die Lieferanten kamen. Insgesamt wurden mit Werk und Lieferanten rund tausend neue Arbeitsplätze geschaffen. Dr. Klima dankte der Regierung für ihre Hilfe, darunter die Rückerstattung der Schulden, den Mitarbeitern und Lieferanten, so dass das Projekt realisiert werden konnte. In seiner Ansprache in freier Rede hob Präsident Kirchner die Bedeutung des Projektes hervor, das eine neue Investition mit Arbeitsplätzen bedeute und den Lieferanten wieder zu Auftrieb verhelfe, nachdem diese Industriebranche stark gelitten habe. Kirchner richtete sich an den VW-Vorsitzenden als seinen Freund Viktor, forderte Unternehmer und Arbeitnehmer auf, sich gütlich zu einigen und verwarf die These, dass die Arbeiter die Inflation beflügeln. Die Festlichkeit endete mit der Vorstellung der verschiedenen Modelle des Suran und einem Imbiss. Die argentinische Kraftfahrindustrie war um einen wichtigen Schritt weiter gekommen. WOCHENÜBERSICHT Passah-Fest Die zwei ersten und zwei letzten Tage des jüdischen Festes Passah werden ab dieses Jahr gesetzliche Feiertage sein. Ein entsprechendes Gesetz, das von der Abgeordnetenkammer bereits im April vergangenen Jahres angenommen worden war, wurde am Mittwoch im Senat auf Vorschlag des radikalen Rodolfo Terragno verabschiedet. Damit werden die Personen des jüdischen Glaubens bereits in der kommenden Woche das Fest des Auszugs aus Ägyp- Eröffnung am Tag der Deutschen Einheit: www.allesdeutsch.com.ar ...für alle, die es deutsch mögen. Anwälte Abogados CLAUDIO GAEBLER [email protected] 4798-5650 wwwgaebler.com.ar ten, das am kommenden Mittwoch beginnt und bis zum 19. April dauert, mit einem Feiertag beginnen können. Weitere gesetzliche Feiertage, die in Argentinien von den jüdischen Gläubigen in Anspruch genommen werden können, sind zwei erste Tage des jüdischen Neujahrs Rosch Haschana (dieses Jahr am 23. und 24. September) und der Versöhnungstag Jom Kippur am 2. Oktober. Neuer Block Mit der Startzahl von zwanzig Mitgliedern bildete sich in der Abgeordnetenkammer am Mittwoch ein neuer Block. Der Nationale Justizialistische Block, der im wesentlichen aus Anhängern der ehemaligen Präsidenten Eduardo Duhalde, Adolfo Saá und Carlos Menem besteht, will sich als die dritte Kraft in der unteren Kammer profilieren. Neben Jorge Sarghini, der den Vorsitz übernimmt, gehören zum Block unter anderem Eduardo Camaño, Luis Lusquiños, Claudio Poggi, María Torrontegui, Carlos Dellepiane, Ale- jandra Oviedo, Adrián Menem, Guillermo Baigorri und Cristián Ritondo. Keine Privilegierung Die ehemaligen Militärs, die wegen Menschenrechtsverletzungen während der Diktaturzeit zu einer Haftstrafe verurteilt sind und sie in den Militärgefängnissen verbüßen, sollen in der nächsten Zeit in die zivilen Gefängnisse umquartiert werden. Das forderte die Verteidigungsministerin Nilda Garré am Sonntag vergangener Woche. Es gebe keinen Grund dafür, dass die Militärs anders behandelt werden als die sonstigen Straftäter, erklärte Garré. Außerdem sei ein Regiment nicht der richtige Ort für die Verbrecher. In der Armee sei man bemüht, eine Kultur des Respekts vor den Menschenrechten aufzubauen, argumentierte die Ministerin. Die Entscheidung über die Unterbringung trifft jedoch die Justiz. Am Mittwoch wurde Oberst Pascual Guerrieri, der wegen Entführung von 18 Mitgliedern der terroristischen Organisation „Montoneros“ zu Freiheitsentzug verurteilt worden war, in das Gefängnis Marcos Paz gebracht. Der Ex-Militär hatte den Arrest mindestens viermal verletzt. Schattenkabinett Mauricio Macri, Vorsitzender der Partei „Verpflichtung zur Änderung“ (Compromiso para el Cambio), stellte am Dienstag im traditionellen Kaffeehaus „Tortoni“ das Schattenkabinett der Stadt Buenos Aires vor. Kaum eine Woche nach der Bildung des neuen Ministerkabinetts der Stadt durch Regierungschef Jorge Telerman, will der oppositionelle Macri, der bei der nächsten Wahl das Amt des Regierungschefs anstrebt, in Begleitung seines Teams mit der Überwachung der Regierungsarbeit beginnen. Zu den Ministern des Schattenkabinetts gehören sein Vetter Jorge Macri für das Ressort Gesundheit, der Direktor der Stadtbank (Banco Ciudad), Néstor Grin-detti, für Produktion und der Direktor der Schule Di Sonnabend, 8. April 2006 Tella, Mariano Narodowski, für Bildung. Weitere Minister sind: Eugenio Burzaco (Sicherheit), Daniel Chain (Planung), Carlos Tramutola (Umwelt), Ignacio Liprandi (Kultur) und María Eugenia Vidal (Soziales). Tartagal Anhaltende Regenfälle in der 3 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Provinz Salta führten in dieser Woche zu einer weiteren Anschwellung des Flusses Tartagal. Alle Familien, die ihre Häuser und Grundstücke an beiden Ufern des Flusses hatten, sind wegen Erd-rutschgefahr bereits evakuiert und bei Familien, Caritas oder in den von der Provinzregierung angemieteten Häusern untergebracht. Die Nationalregierung unterzeichnete am Donnerstag mit der Provinzregierung neun Verträge über die Hilfeleistungen und Aufbauarbeiten in der betroffenen Region. Für die Gesamtsumme von knapp 41 Millionen Pesos sollen die Wasserschäden in den Orten Tartagal, General Mosconi, Agua- ray und Salvador Mazza behoben werden. Den Familien, deren Häuser weggerissen worden sind oder die aus Sicherheitsgründen haben evakuiert werden müssen, wurden neue Wohnungen zugesichert. Weiterhin sollen präventive Untersuchungen der Erosionsgefahr durchgeführt werden. Blamage Präsident Kirchner entzieht sich immer wieder den strengen Regeln des Protokolls. Nicht nur, dass er seit seiner Amtseinführung vor fast drei Jahren seinen Bodygards entwischt, um sich unters Publikum zu mischen, sondern dass er Besucher warten lässt, die zur Audienz pünktlich erschienen waren. Sogar Präsident Putin von Russland wurde von Kirchner auf dem Moskauer Flughafen zwei Stunden lang hingehalten, als er sich in Prag aufhielt und verspätet abreiste. Putin verliess den Flughafen, ohne sich mit Kirchner zu treffen und wird einen Besuch in Argentinien überspringen, wenn er demnächst Brasilien und Chile Staatsbesuche abstattet. Die jüngste diplomatische Fehlleistung, englisch genannt Blooper, vollbrachte Präsident Kirchner am Freitagabend der Vorwoche. Königin Beatrix der Niederlande besuchte die Heimat ihrer Schwiegertochter Máxima Zorreguieta und wurde herzlich empfangen. Präsident Kirchner gab zu ihren Ehren am Donnerstagabend ein Staatsbankett im San Martín-Palast des Aussenministeriums, wie es sich bei Staatsbesuchen gehört. Am Freitagabend vor ihrer Abreise erwiderte die Königin die Ehre mit einem Empfang im Teatro Colón, wo ein holländisches Ensemble tanzte. Ehrengast war Präsident Kirchner, der sich drückte und nicht erschien. Statt dessen reiste er in seine Heimatprovinz Santa Cruz und liess sich durch seine Gattin Cristina Fernández und den Vizepräsidenten Daniel Scioli mit Gattin vertreten. Laut Kabinettschef Alberto Fernández sei die Abwesenheit des Staatschefs auf dessen Verpflichtungen zurückzufüheren, Spanisch „problemas de agenda“, als ob der Präsident nicht am Samstagvormittag hätte nach Rio Gallegos fliegen können. Die Blamage wurde nur von der Zeitung „La Nación“ ausführlich kolportiert. Alle anderen Zeitungen verschwiegen sie, abgesehen von kurzen Sklavenhafte Schwarzarbeit Buenos Aires (AT/AG) - Nach dem Brand in einer kleinen Textilfabrik am Donnerstag vergangener Woche in der Stadt Buenos Aires, bei dem von insgesamt 60 illegal beschäftigten Personen bolivianischer Nationalität sechs ums Leben gekommen sind, wurden bei den diese Woche einsetzenden Kontrollen über 40 Kleinfabriken geschlossen. Über 4000 Staatsbürger des Nachbarlandes arbeiteten nach Angaben des Produktionsministers der Stadt, Enrique Rodríguez, unter unzumutbaren Bedingungen und für den niedrigsten Lohn in den Räumen, die keinerlei Sicherheitsvorschriften erfüllen. Schätzungsweise gibt es in der Stadt weitere 11.000 Schwarzarbeiter, die aus Bolivien kommen. Über 3000 bolivianische Staatsbürger, die um ihre Arbeitsplätze besorgt sind, versammelten sich hingegen am Mittwoch zu einer Demonstration gegen die Schließung der Betriebe. Sie protestierten gegen die ausbeutenden Betriebsbesitzer und Zwischenhändler protestierten und forderten bessere Löhne und die Legalisierung ihrer Situation. Nach dem Zusammenbruch der Textilindustrie und der Schließung der großen Fabriken zwischen 1995 und 2001 verlagerte sich die Textilproduktion in die Kleinbetriebe, in denen nicht selten unter sklavenhaften Bedingungen gearbeitet wird. Selbst die exklusivsten Läden können in Argentinien keine Garantie dafür übernehmen, dass unter ihren Kleidungsstücken keine dabei sind, die in einer illegalen Werkstatt oder von einer Frau, die in einem Armenviertel zu Hause näht, hergestellt sind. Das geht aus einer Untersuchung der Stiftung „Der Andere“ (El Otro) hervor, die mit der finanziellen Unterstützung der niederländischen regierungsunabhängigen Organisation (ONG) Oxfam durchgeführt worden ist. Nach Angaben des argentinischen Arbeitsministeriums arbeiten heute 75 Prozent aller Textilbetriebe illegal. In den nicht eingetragenen Betrieben, in denen 1,50 bis 2 Pesos pro Stunde gezahlt wird, werden nicht selten auch Kinder beschäftigt. Darüber hinaus existiert die organisierte Suche der billigen Arbeitskräfte in den Nachbarländern Bolivien und Uruguay. Erwähnungen der Zeitungen „Ambito Financiero“ und „Buenos Aires Herald“. In den Niederlanden wurde die Abwesenheit des argentinischen Präsidenten auf dem Empfang der Königin als ein Affront ausgelegt. Die Zeitungen „Algemeen Dagblad“, „NCR Handelsblad“ und „De Volkskrant“ reagierten besonders sauer: eine Beleidigung unserer Königin, unhöflicher Empfang und dergleichen abfällige Bemerkungen erschienen in den Zeitungen. Sie zitierten auch einen Sprecher des Königshauses, der sich an keinen Staatsbesuch erinnern konnte, bei dem der Gastgeber nicht erschienen wäre. Kirchners Beziehungen zu Staatsoberhäuptern sind bekanntlich vielfach belastet. Mit Chirac hat der Streitfall des französisch-spanischen Konzerns Suez in den Wasserwerken von Buenos Aires zu Spannungen geführt. Chirac wird auf seiner kommenden Südamerika-Reise Argentinien meiden. Der spanische Regierungspräsident Rodríguez Zapatero leidet unter den Problemen spanischer Unternehmen in Argentinien, darunter derzeit Aerolíneas Argentinas nahezu im Dauerstreik unter Führung des Gewerkschaftsbosses Ricardo Cirielli, der gleichzeitig Unterstaatssekretär für Flugtransport ist. Dieser himmelschreiende Widerspruch wurde ihm dieser Tage vom Antikorruptionsamt bescheinigt, das ihm verbot, in Sachen Aerolíneas Argentinas Amtshandlungen zu vollziehen. Der Streit mit Uruguay über die Zellstofffabriken belastet die Beziehungen zum Nachbarland. Als ob Streitpunkte in Sachfragen nicht genügten, vernachlässtigt Präsident Kirchner seine protokollarischen Verpflichtungen, die mit dem Amt des Staatspräsidenten einher gehen. Jeder Kandidat für dieses Amt weiss, dass er als gewählter Präsident solchen Verpflichtungen nachkommen muss, ob sie ihm persönlich missfallen oder nicht. Die Welt wäre von überflüssigen Konflikten gesät, würden alle Staatschefs so handeln wie Kirchner. Staatsprotokoll und Diplomatie sind dazu da, überflüssige Konflikt zu verhüten und keine neue zu schaffen. Im Zeitalter weltüberspannender Medien, die über alles berichten, schaden Protokoll-Bloopers sicherlich dem Ansehen der Regierung und darüber hinaus dem Land. Randglossen Der mühsam vereinbarte Kom-promiss zwischen Argentinien und Uruguay über die möglichen Umweltschäden zweier Zellstofffabriken am Uruguay-Fluss ist wieder ins Wasser gefallen. Die finnische Firma Botnia, deren Fabrikbau fortgeschritten war, erklärte, sie sei nur bereit, den Bau zehn Tage lang einzustellen, einschliesslich der Osterwoche, während der in Uruguay ohnehin nicht gearbeitet wird. Die von Präsident Kirchner geforderten neunzig Tage waren somit hinfällig, während welcher Frist eine bilaterale Kommission einen unverbindlichen Bericht ausarbeiten sollte. In der Folge haben die Umweltaktivisten in Gualeguaychú, gegenüber dem Standort beider Fabriken in Fray Bentos, die Strassen- und Brückensperre wieder aufgenommen. Die uruguayische Regierung verhandelt nicht, solange diese illegale Aktion den Verkehr gewaltsam verhindert. Wer in diesem Konflikt den längeren Atem hat, muss sich erst herausstellen. Während die offizielle Justizia-listische Partei den Schlaf der Gerechten oder Ungerechten schläft, weil sie führungslos dahinschlummert, spalten sich ihre Nationaldeputierten in neue Fraktionen. Das jüngste Produkt nennt sich Nationaljustizialistisch und besteht aus den bisherigen Duhalde-hörigen Abgeordneten aus der Provinz Buenos Aires, die sich mit den Gefolgsleuten der Expräsidenten Carlos Menem und Adolfo Rodríguez Saá sowie anderen Justizialisten zusammen getan haben, insgesamt 20 Deputierte. Sie gebärden sich nicht wie grundsätzlich Oppositionelle, sondern behalten sich vor, fallweise mit den Regierungsfraktionen oder gegen sie zu stimmen. Das justizialistische Spektrum wurde mit einer neuen Facette bereichert, von der man nicht weiss, wo sie eigentlich steht. 4 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 8. April 2006 Zu wenig Lärm um viel Wind Regenerative Energien in Argentinien - ein riesiges, ungenutztes Potential Von Andreas Beneking Ushuaia (AT) - „68.000 Ölfässer pro Tag, dieser Gegenwert an Energie in Form von flüssigem Wasserstoff nach Japan exportiert!“, ist Prof. Dr. Ing. Erico Spinadels erste Antwort auf die heutigen und künftigen Energieprobleme Argentiniens. Das visionäre Funkeln in den Augen des Vorsitzenden des Argentinischen Windenergieverbandes AAEE, der sich schon seit dem Jahre 1998 für diese Möglichkeit stark macht, könnte sich schon bald in Staunen verwandeln. Denn womöglich werden die Pläne in die Tat umgesetzt – das hat zumindest die argentinische Regierung angekündigt, und einige der bisher in der Öl- und Gasförderung tätigen Unternehmensgruppen, wie z.B. CAPSA (Capex SA), haben sie auf der Internationalen Konferenz über Regenerative Energien „Renewables 2004“ in Bonn gemeinsam mit dem AAEE vorgestellt. In Patagonien, dem fast einzigen in den Westwindgürtel zwischen 40 und 50 Grad der südlichen Hemisphäre ragenden Landschaftsteil der Erde, sollte laut AAEE über 10 Jahre hinweg bei einer Gesamtinvestition von knapp 19 Milliarden Dollar ein riesiger Windpark (10 GW) entstehen, dessen Mühlen unentwegt “sauberen” Strom für die Elektrolyse von Wasser - also für die Auftrennung von Sauerstoff und Wasserstoff - produzieren. Der gewonnene Wasserstoff soll daraufhin in flüssiger Form in alle Welt verschifft werden. Das Projekt könnte aber auch einen erheblichen Beitrag zur eigenen Primärenergieversorgung des Landes leisten, die zur Zeit zu ca. 87% auf fossilen Energieträgern basiert. Ungenuzte Potentiale Das vorhandene Potential ist enorm, vor allem in den Provinzen Santa Cruz und Chubut werden bei mittleren Windgeschwindigkeiten von z.T. über 10 m/s hohe Auslastungen der Windkraftwerke erreicht. „Auf einer Fläche von 1000 Qua-dratkilometern“, schildert Dr. Spinadel, „könnten Windturbinen mit einer Kapazität von 10 GW Strom und anschließend Wasserstoff erzeugen.“ Das entspricht in etwa der Größe des Landes Berlin; in den menschenleeren Weiten der südlichen Steppe Argentiniens würden die Windräder jedoch vermutlich nieman- den stören. Diese Form von Energiegewinnung und -transport ist deshalb so interessant, da sich die windreichen Regionen weitab der ausgebauten Stromnetze und Hauptabnehmer im bevölkerungsreichen Norden und Osten des Landes befinden, und darüber hinaus, im Gegensatz zu netzgebundenen Wind- oder auch Solarkraftwerken, unabhängig von den Witterungsbedingungen sind. Die Atlantikküste der Provinz Buenos Aires ist ein weiteres günstiges Gebiet für die Nutzung der Windenergie, welches den Vorteil hat, an das nationale Stromnetz angeschlossen zu sein. Aber auch andere Arten der Erzeugung von erneuerbarer Energie sind denkbar. So verfügt das Land über sehr sonnenreiche Regionen, in denen der großflächige Einsatz von Photovoltaik- oder Solarthermiekraftwerken möglich wäre. Zusätzlich besteht ein riesiges Potential zur Gewinnung und Nutzung von Biokraftstoffen, und auch Geothermische- sowie eine größere Anzahl von Kleinwasserkraftwerken ließen sich realisieren. Bisher spielen die regenerativen Energien bei der nationalen Energiegewinnung allerdings eine sehr marginale Rolle. Die im Jahre 2003 erzeugte Strommenge von 25.678 MW setzte sich aus etwa 50% Gas, 40% Wasser (zählt hierbei als konventionelle Energie) und 9% Kernenergie zusammen. Die 41 installierten Windturbinen, von denen 27 in der Provinz Chubut und 10 in windreicheren Regionen im Süden der Provinz Buenos Aires stehen (Stand 2004), erreichen zusammen eine potentielle Leistung von 25 MW, und tragen mit etwa 0,1% zur Gesamtproduktion bei. Die Nutzung von Solarenergie bewegt sich derzeit auf der Ebene von dezentralen Inselanlagen auf Hausdächern oder Schulen und erreicht eine Leistung von etwa 3 MW. Die im Gegensatz zu den großen Staudammprojekten umweltverträglicheren Kleinwasserkraftwerke haben hierzulande mit 60 Anlagen eine installierte Leistung von insgesamt etwa 180 MW. Schwierige Rahmenbedingungen Mit der weitgehenden Liberalisierung und Privatisierung des Energiesektors zu Beginn der 90er Jahre, seiner Auftrennung in die Bereiche Erzeugung, Transport und Verteilung und der Konstituierung eines Stromhandelsplatzes wurden die grundsätzlichen Rahmenbedigungen für Wettbewerb und ausländische Investitionen geschaffen. Der Förderung und Einbeziehung der regenerativen Energien in den nationalen Strom-Mix wurde jedoch kein großer Stellenwert beigemessen, zu hoch schienen die Investitionen bei zu geringen Aussichten auf Gewinne. Doch die Zeichen sind evident. Es herrscht Energieknappheit, vor allem im Winter, und trotz der Ankündigung zur Schaffung neuer Kraftwerkskapazitäten im Gas-, Wasser- und Atomsektor wird man der kontinuierlich steigenden Nachfrage der sich nach der schweren Krise am Anfang dieses Jahrtausends erholenden Wirtschaft vermutlich nicht gerecht werden können. Auch die Öl- und Gasimporte sind keinesfalls gesichert. Bolivien besitzt politisch sehr instabile Verhältnisse und dem teuren venezolanischen Öl wird schlechte Qualität nachgesagt, vor allem wegen seines starken Schwefelinhalts, welcher „sauren Regen“ verursacht. Und das alles vor dem Hintergrund zur Neige gehender fossiler Energieträger. Die nachgewiesenen Ölreserven Argentiniens werden bestenfalls noch 15 Jahre ausreichen, und die Gasreserven in bereits weniger als 12 Jahren aufgebraucht sein. Ist der Energiesektor auch grundsätzlich geöffnet, sind die Umstände für die Etablierung erneuerbarer Energien dennoch weiterhin sehr ungünstig. Ein 1998 auf den Weg gebrachtes Gesetzesvorhaben, welches für Wind- und Solaranlagen für eine Laufzeit von 15 Jahren eine Abnahmegarantie sowie eine finanzielle Förderung in Höhe von einem US Cent pro erzeugter Kilowattstunde (10 US$/MWh) vorsieht, trat nach langem Zögern erst 2001 in Kraft. Auf Provinzebene wurden in Buenos Aires und Chubut ähnliche Gesetze verabschiedet. Zeitlich fielen sie allerdings mit der wirtschaftlichen Krise zusammen, seit der die Strompreise für Verbraucher durch Eingriffe der Regierung künstlich niedrig gehalten werden. Da regenerativ erzeugter mit konventionellem Strom auf dieser Ebene noch nicht konkurrieren kann, verfehlten die Gesetze ihre beabsichtigte Wirkung, neue Investitionen anzuziehen, weitgehend. Umweltinteressenverbände wie der AAEE oder Greenpeace Argentinien fordern daher nachdrücklich ihre Novellierung. Die Chancen ergreifen Mittlerweile scheint sich zumindest verbal etwas zu bewegen. Kürzlich wurde auf der „Renewables 2004“ in Bonn die offizielle Zielsetzung verkündet, bis 2013 auf einen Anteil von 8% bei 5 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 8. April 2006 den „Erneuerbaren“ zu kommen. Dr. Erico Spinadel sieht vor allem mit den “Power Provision Agreements” (PPAs), die der AAEE der Regierung vorgeschlagen hat, neuen Wind in die Angelegenheit kommen. Diese erlauben Betreibern von Windanlagen zukünftig, nicht wie bisher nur Strommengen, sondern wie es normalerweise bei konventionellen Energien auf dem Sofortmarkt üblich ist, Stromkapazitäten zu verkaufen. Der Stromgenerator verdient in der Regel mehr durch den Verkauf von Kapazität als durch den Verkauf der wirklich gelieferten Energie. Der Stromkunde kauft gesetzbedingt Kapazitäten, in der Regel höher als notwendig, also mehr Strom als er in Wirklichkeit braucht, um bei Überauslastung noch Rücklagen zu haben. An der Atlantikküste der Provinz Buen- os Aires dürfen nunmehr bis zu einer Obergrenze von 200 MW PPA-Windanlagen aufgestellt werden. Diese müssen jedoch, da sie ständige Stromlieferungen aufgrund der Abhängigkeit von den Windverhältnissen nicht garantieren können, im Kombinationsbetrieb mit Wasserkraftwerken laufen. Eines der ersten Projekte wird zur Zeit mit Bezug auf die dort stattfindende Welt-WindenergieKonferenz im Oktober 2007 im Ort Pina-mar in Angriff genommen. Dieser will sich mit einem 40ha-Windpark im Rahmen der genannten PPAs, der 20-40 MW bringen soll, auf die künftigen sommerlichen Touristenanstürme vorbereiten, um der Gefahr von gezwungenen Stromunterbrechungen vorzubeugen. Landesweit liegen auch für viele weitere Anlagen konkrete Pla- nungen vor, und zunehmend scheinen auch größere Firmen die “sauberen” Energien für sich zu entdecken, wie der Fall von CAPSA beweist. In Ländern wie Deutschland oder Spanien, mit transparenten und weitreichenden Förderungssystemen, ist der Bereich der regenerativen Energien zu einem der am schnellsten wachsenden Marktsegmente geworden, in dem viele neue Arbeitsplätze entstehen. Argentinien, bisher immer noch weitgehend landwirtschaftlich geprägt, könnte sich hier international positionieren und eine eigene Industrie entstehen lassen. Vor allem auf dem Gebiet der Windenergie wurde dank Trainingsprogrammen vom AAEE und einigen anderen organisierten Verbänden - zum Teil in Zusammenarbeit mit Deutschland und Dänemark - schon einige Er- fahrung gesammelt. Ginge es nach der Bevölkerung, sollten die Machthaber, die an ihren Taten gemessen immer noch auf die konventionellen Energieträger setzen, sich laut einer Umfrage vom März 2004 vermehrt den erneuerbaren Energien zuwenden. Auf einem anderen Blatt steht, ob die Menschen die damit zwangsläufig verbundene Erhöhung der Strompreise akzeptieren würden. Nun liegt es jedoch an der Regierung, bei dem Balanceakt zwischen einflussreichen Energielobbys und einer größtenteils armen Bevölkerung das enorme brachliegende Potential hierzulande nicht aus den Augen zu verlieren, besonders, da man bei den fossilen Energieträgern mit “geliehener Zeit” spielt. (Nähere Informationen: www.argentinaeolica.org,ar) AUSFLÜGE UND REISEN Das lange Wochenende in der Stadt Der Themenparkt Tierra Santa an der Costanera Norte hat für die Karwoche ein Sonderprogramm vorbereitet, das bereits morgen – Palmsonntag, 17 Uhr - mit der Segnung der Palmen durch einen Priester zum Gedenken an den Einzug Jesum in Jerusalem beginnt. Am Gründonnerstag wird alle anderthalb Stunden das Letzte Abendmahl und die Einsetzung der Eucharistie nachgestellt, wobei jedem Zuschauer eine Krume ungesäuerten Brotes überreicht wird, wie es Jesus mit seinen Jüngern tat. Karfreitag wird der Leidensweg Christi geboten, wobei Schauspieler vorbei an den 14 Stationen den Kreuzgang wiederholen; Zuschauer dürfen abwechselnd helfen, das Kreuz zu tragen. Dieses Passions-Schauspiel findet am Freitag dreimal statt. Am Samstag erhebt sich um 19 Uhr die 18 Meter hohe Christusstatue über dem Themenpark, um mit ausgebreiteten Armen die An- Daguerrotype vom alten Cabildo (circa 1850). wesenden zu segnen und so die Wiederauferstehung zu zelebrieren. Tierra Santa ist an den angegebenen Tagen von 12 Uhr bis Mitternacht (die Kassen bis 21 Uhr) geöffnet; der Eintritt für Erwachsene beträgt 12 Pesos, für Kinder und Pensionierte ist der Preis geringer. Eigener Parkplatz. Auskünfte: Telefon 4784-9551. Jeden Freitag und Sonnabend organisiert Ayres Viajes Führungen durch das mysteriöse und unbekannte Buenos Aires. An Motiven kommen u.a. zur Sprache: El Petiso Orejudo, ein blutrünstiger Mörder, der im Zuchthaus von Ushuaia endete; die Geschichte der Felicitas Guerrero de Álzaga; die Episode vom Mädchen, das zweimal starb (sie hiess Rufina Elizalde); das erste „offiziell“ anerkannte Gespenst von Buenos Aires; die Saga der Rufina Cambaceres, das Haus der Löwen und andere Anekdoten, die selbst belesenen Geschichtsfreunden teils unbekannt sind. Am morgigen Sonntag sowie am 23. und 30. finden ferner Führungen vorbei an den „100 Kuriositäten von Buenos Aires“ statt, wo man u.a. im Herzen der Hauptstadt eine Nachbildung der historischen Casa de Tucumán kennen lernt. Kostenpunkt: 15 Pesos. Info über Fernruf 4383-9188. Andere Führungen durch die Stadtverwaltung, kostenlos, werden vor allem von zahlreichen Besuchern aus dem Landesinneren wahrgenommen. Da es sich hierbei meist um Familien mit Kindern im Schulalter handelt, werden von diesen insbesonders geschichtsträchtige Orte besucht, wie das Museum unter dem Regierungsgebäude, die Kathedrale mit dem Mausoleum von San Martín, der Obelisk, das Parlamentsgebäude oder - besonders empfehlenswert - die geheimnisvollen, alten Tunnels unter der Manzana de las Luces, deren wahren Zweck man bis heute nicht kennt. Auch der altehrwürdige Cabildo wird gern besichtigt, obschon das derzeitige Gebäude nur einen Bruchteil des ursprünglichen Ständehauses darstellt. Für eine Fahrt mit der historischen Strassenbahn (Tranvía Histórico) in Primera Junta muss hingegen ein Unkostenbeitrag ent- Abfahrten von Ushuaia, Argentinien von November bis März 11 - 12 - 15 - 20 - 30 Tage-Fahrten [email protected] www.antarcticacruises.com.ar Tel.: +54.11.4806.6326 Fax: +54.11.4804.9474 Evyt Leg. 4552 disposición 597/97 Sonnabend, 8. April 2006 richtet werden (samstags ab 17 Uhr jede Viertelstunde, sonntags von 10 bis 13 und 17 bis 20.30, Abfahrt Emilio Mitre Ecke José Bonifacio). Über diese und viele weitere Besuchsmöglichkeiten kann man Einzelheiten im Internet erfahren, 6 ARGENTINISCHES TAGEBLATT da diese Dienstleistungen (ausgenommen die Tram) kostenlos sind, indem man http:// www.clubeco.com.ar/buenosaires/feriasypaseos.html sowie h t t p : / / www.buenosairesantiguo.com.ar/ circuitosturisticos/ visitasguiadas.html anklickt. Zum Abschluss etwas, das bislang in keinem Katalog zu finden ist, da es erst seit einem halben Jahr besteht. Nach dem Museo Eva Perón in der Lafinur 2988, Palermo, und dem gleichfalls viel besuchten Mausoleum von Evita in der Recoleta, gibt es nun auch etwas, was Juan Domin-go Perón direkt gewidmet ist: das Resto Bar „El General“ in der Avenida Belgrano 561, San Telmo, ein mit Memoriabilia dekoriertes Lokal, das vor allem zahlreiche ausländische Touristen anzieht. Marlú Bunte Kinovielfalt aus aller Welt Independent-Kinofestival in Buenos Aires Buenos Aires (AT/ba) – Wer genug hat von ausgeleierten und allzu durchsichtigen HollywoodErzählmustern, für den gibt es ab nächster Woche jede Menge buntes und unkonventionelles Kino: Das Internationale IndependentKino Festival “BAFICI” öffnet vom kommenden Dienstag bis zum Sonntag, den 23. April, seine Tore. Independent-Filme werden meist mit geringen finanziellen Mitteln produziert, dafür aber mit umso mehr Kreativität und künstlerischer Ambition. “Wir haben Wert auf eine möglichst breite cineastische Vielfalt gelegt”, so Martín Peña, der Künstlerische Leiter des Festivals. So werden dokumentarische, fiktive und experimentelle Filme aus Argentinien und aus aller Welt zu sehen sein. Das Programm umfasst insgesamt knapp 450 Produktionen, darunter auch viele Kurzfilme. Preise werden in den drei Wettbewerbskategorien ‚Internationale Filme’, ‚Argentinische Filme’, und ‚Kurzfilme’ vergeben. Auch das deutschsprachige Kino wird stark vertreten sein. Zum einen die in Deutschland neu restaurierten Stummfilmklassiker Panzerkreuzer Potemkin (s. Kasten) und Unheimliche Geschichten (1919) des österreichischen Regisseurs Richard Oswald, welcher als erster „moderner“ Horrorfilm angesehen wird. Weiterhin sind ei- nige auf der letzten Berlinale vorgestellten Filme zu sehen, wie Sehnsucht von Valeska Griesbach, Montag kommen die Fenster von Ulrich Köhler und Lucy von Henner Winckler, der als Gast anwesend sein wird. Ebenfalls in Buenos Aires ist der deutsch-türkische Regisseur Thomas Arslan mit seiner Dokumentation Aus der Ferne, die vom Leben türkischstämmiger Menschen in Berlin erzählt. Mit Crossing the bridge – The sound of Istambul ist auch ein Werk Fatih Akins zu sehen, der mit Gegen die Wand einen Riesenerfolg in Deutschland landete. Weitere Filme mit deutscher Beteiligung sind Dein Herz ist mein Gehirn von Rosa von Praunheim, sowie The piano tuner of earthquakes von Stephen und Timothy Quay. Umfangreiche Informationen zum Programm sind unter www.bafici.gov.ar zu finden. Die Filme werden auf den Leinwänden der folgenden Kinos laufen, bei denen zugleich Karten im Vorverkauf erhältlich sind ($ 5.-, für Rentner und Studenten $ 3): Hoyts General Cinema (Av. Co-rrientes 3247), Malba.Cine (Av. Figeroa Alcorta 3415), Sala Atlas Santa Fe (Av. Santa Fe 2015); Sala Leopoldo Lugones (Av. Corrientes 1530); Sala Alianza Francesa (Av. Córdoba 946); Sala Atlas Recoleta (Guido 1952). Musikfestival von Ushuaia Lange Gesichter bei River Das zweite Klassik-Musikfestival von Ushuaia, das dieses Jahr vom 22. April bis zum 6. Mai stattfindet, ist nicht nur ein kultureller Leckerbissen der besonderen Art, sondern bringt der Region auch handfeste wirtschaftliche Vorteile. So hat die Salzburgerin Margareta Uliarte, Mitbegründerin des Festivals, eine Städte-Freundschaft zwischen Ushuaia und Salzburg vermittelt. Der Bürgermeister von Ushuaia, Jorge Garramuno, welcher das Festival von Anfang an mit vollem Einsatz unterstützte, konnte sich bei den Salzburger Festspielen 2005 und einem Gespräch mit Salzburgs Bürgermeister Dr. Heinz Schaden sowie Landeshauptfrau Gabi Burgstaller selbst davon überzeugen, dass Festspiele dieser Art große wirtschaftliche Vorteile bringen: sie wirken sich positiv auf die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen aus; ein erhöhtes Tourismusaufkommen sorgt für wirtschaftliche Stabilität in der gesamten Region und bringt darüber hinaus ein hohes nationales und internationales Prestige. Auch der Tourismusbeauftragte von Ushuaia, Julio Lovece, konnte letztes Jahr während des Festivals eine eindeutige Umsatzsteigerung in Hotelerie bzw. Gastronomie bestätigen. International anerkannte Werbeexperten weisen auch immer wieder darauf hin, dass Sponsoren von Festivals - besonders im klassischen Bereich - eine Zielgruppe mit hoher Kaufkraft ansprechen und dadurch nicht nur enorm an Imagewert gewinnen, sondern auch nachhaltig Vorteile für künftige geschäftliche Beziehungen erzielen können. Veranstaltungen dieser Art bringen wichtige Entscheider aus Politik und Wirtschaft zusammen. Das Beispiel Salzburg wird sich in Ushuaia früher oder später durchsetzen. Das “Festival Internacional de Ushuaia” wird von der Organisation “Festspiele SRL” mit Sitz in Buenos Aires organisiert. Direktoren sind Hernán Román, Santiago Lanzillotta und Martin Meyer. Die Festival-Leitung und Public Relations in Europa liegen in Händen von Margareta Uliarte, Idee und künstlerische Leitung stammen von Jorge Uliarte. (Informationen unter: www.festivaldeushuaia.com; Auskünfte über Eintrittskarten sowie Tourismus-Angebote an: Kraft Travel in Buenos Aires, Tel. (011) 4793 4062.) Buenos Aires (bha) – Ein reines Schützenfest sorgte wieder einmal für lange Gesichter bei River Plate. Erst zuvor beim 12. Spieltag der Torneo Clausura hatten sie fast gegen den Erzrivalen Boca gewonnen, dieser schaffte jedoch in letzter Minute noch den 1:1-Ausgleichstreffer. Jetzt mussten sie sich gleich mit vier Gegentoren geschlagen geben. 4:1 endete die Partie für die “Millonarios” am Wochenende gegen die Gastgeber von Lanús. River ging zwar um einiges ehrgeiziger auf den Platz, wollten sie doch beweisen, dass sie die wahren Titelanwärter sind, doch Lanús fiel es nicht schwer jeden Fehler und das unbeständige Spiel der Gäste auszunutzen. Nach der ersten Halbzeit zeichnete sich bereits die peinliche Niederlage ab: Jede Torchance wurde verwandelt und das 3:0 zur Pause entzündete den Stolz der Lanús-Fans. Das Team von Pasarella wollte von Anfang an mit schnellem Spiel beeindrucken, doch über ein einziges Tor zu Beginn der zweiten Halbzeit von Farías kamen sie nicht hinaus. Zuallem Überfluss setzten Lanús mit dem Abschlusstreffer von Fabbiania noch einen drauf. Das Glück war mehr auf Seiten des Erzrivalen Boca. Gegen Banfield spielten sie zunächst schlecht und nach roten Karten für Díaz und Insúa blieben sie mit neuen Spielern auf dem Platz. Das Spiel schien mit einem weiteren Unentschieden in der Bonbonera zu enden. Doch in letzter Minute sorgte ein “golazo” von Ibarra zum 2:1Endstand . TABELLEN Fußball - Torneo Clausura, Argentinien 13. Spieltag: Estudiantes-Vélez 1:1, San Lorenzo-Quilmes 0:0, Indep´teArsenal 0:2, Central-Newell´s 0:0, Gimnasia (Jujuy)-Gimnasia 0:0, Argentinos Jrs.-Racing 2:0, Instituto-Tiro Federal 3:4, Olimpo-Colón 1:0, Boca-Banfield 2:1, Lanús-River 4:1. Tabelle: 1. River 28:15,25; 2. Boca 23:11, 25; 3. Newell´s 19:9, 25. Sonnabend, 8. April 2006 ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 3,10. Die Rofex-Terminkurse betrugen zum 2.5. $ 3,079, 31.5. $ 3,082, 30.6. $ 3, 087, 31.7. $ 3,093 und 31.8. $ 3,103. *** Der Mervalindex stieg in der Berichtswoche zum Donnerstag um 1,9% auf 1.843,62, der Burcapindex um 6,4% auf 6.247,07 und der Börsenindex um 3,9% auf 85.290,43. *** Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in Liniers) fiel in der Berichtswoche um 6,4% auf $ 2,367. *** Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am 3.4.06 U$S 21,56 Mrd., der Banknotenumlauf $ 47,04. Eine Woche zuvor waren es U$S 21,23 Mrd. bzw. $ 46,0 Mrd., einen Monat zuvoe U$S 20,59 Mrd. bzw, $ 47,33 Mrd. und ein Jahr zuvor U$S 20,41 Mrd. bzw. $ 36,60 Mrd. *** Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tageskurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 4.4.06 112,1%. *** Das Steuerabkommen zwischen den beiden grossen Zigarettenfabriken, Massalín Particulares und Nobleza Piccardo, und der Regierung, ist am 31.3.06 abgelaufen. Statt der verpflichteten Steuerzahlungen von $ 4 Mrd. wird mit $ 3,92 bis $ 3,95 Mrd. in den letzten 12 Monaten gerechnet. Das Abkommen war im Juli 2000 mit der Regierung De la Rúa, nach der Steueroffensive vom Dezember 1999, die die Regierung ermächtigte, die zusätzliche Notsteuer auf Zigaretten auf bis zu 21% zu erhöhen, getroffen worden. Die Zigarettenfabriken verpflichteten sich zu dem genannten Mindesbetrag, gegen das Beibehalten des Steuersatzes von 7%. Die Abwertung änderte die Marktlage. Neue Zigaretten kamen auf den Markt, die halb soviel kosteten als die der genannten Fabriken, und 25% Marktanteil eroberten, zum Teil, weil sie, durch einen Schutzrekurs, nicht dem Steuerabkommen mit der Regierung unterworfen waren. Darüber hinaus wird die Antitabak-Gesetzesvorlage der Regierung im Kongress nicht behandelt, die ausser dem Rauchverbot in jedem, dem Publikum zugänglichen geschlossenen Raum, auch einen Mindestpreis von $ PERSONALNACHRICHTEN Todesfälle Friedel Schoustal, 45, am 2.4. Johanna Haar geb. Bau, 98, am 3.4. Fundación Villa Champaqui Geburtstage im April Elfriede Allert, am 2. Alicia Schmitz, am 3. Hilda Kaufmann am 23. und Dorita Spengler am 30. 7 ARGENTINISCHES TAGEBLATT 3 für die 20-Zigarettenpackung festlegt. Das würde die billigen Fabriken zwingen, ihre Preise denen des Marktersten, Massalin Particulares, der 50% Marktanteil hat, anzupassen. *** So wie die Lohnerhöhungen der U-Bahnarbeiter, werden auch die für die Busfahrer erwarteten, mit weiteren Subventionen des Staates bezahlt werden. Das Lohnabkommen der UTA-Gewerkschaft mit der Autotransportkammer ist einer Erhöhung von $ 30 Mio. im Monat der Farpreissubventionen unterworfen, die die Buslinien von Gross Bue-nos Aires erhalten. Es sieht eine einmalige Zahlung von $ 300 un 16% Erhöhung der Grundlöhne ab April vor. Das Durchschnittsgehalt des Busfahrers, ohne Überstunden nimmt damit von $ 1.620 auf rd. $ 2.000 zu. Seit ihrer Amtsübernahme im Mai 03 besteht die Regierung Kirchner darauf, die Transporttarife für das breite Publikum nicht zu erhöhen. Zum Ausgleich der zunehmenden Kosten der Unternehmen, hat sie ein Subventionssystem entwickelt, das jedes Jahr zunimmt. Die Stadt- und Vorstadtbusse beinahe des ganzen Landes erhielten im Vorjahr im Monatsdurchschnitt $ 57,7 Mio. 06 wird mit $ 70 Mio. gerechnet, zu denen jetzt die weiteren $ 30 Mio. kommen. Die Subvention für jede Buslinie wird aufgrund der Kilometer- und Passagierzahl errechnet. In Gross Buenos Aires sind das etwa $ 3.000 pro Bus und Monat. Dazu kommt die Subvention des Kraftstoffpreises. Busse zahlen für Dieselöl $ 0,42 pro Liter. *** Das bessere Leben der 250.000 Argentinier, die nach der Krise 01 das Land verliessen, zeigt sich auch in der Verdreifachung ihrer Devisenüberweisungen nach Argentinien. Einem Bericht der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID) kann entnommen werden, dass 05 die Überweisungen aller Auslands-Lateinamerikaner in ihre Staaten gegenüber dem Vorjahr um 17% zugenommen haben. Argentinien sei jedoch ein Sonderfall. 01 betrugen diese Überweisungen weniger als U$S 100 Mio. Nach der Krise stiegen sie 20%, 04 betrugen sie bereits U$S 270 Mio. und 05 U$S 780 Mio. *** Präsident Kirchner hat mit dem Notstandsdekret 362/06 (Amtsblatt vom 31.3.06) das Haushaltsgesetz geändert und $ 1,08 Mrd. umdisponiert, um in mehreren Provinzen und Gemeinden öffentliche Bauvorhaben und neue Etappen der Autobahn Rosario Córdoba zu finanzieren. Die Mittel wurden von Rücklagen für die Zahlung der Schuld an den IWF genommen. Von den $ 1,08 Mrd. sind $ 255 Mio. für die Strassenbaudirektion bestimmt, der Rest für Städteund Wohnungsentwicklung. $ 605 Mio. davon gehen an Provinz. und $ 224 Mio. an Gemeinderegierungen. *** Um 27,3% grössere Kfz-Produktion Der Kfz-Herstellerverband Adefa gab bekannt, dass im März um 27,3% mehr Kfz gefertigt wurden als im gleichen Vorjahresmonat. Im selben Vergleich habe der Absatz um 9% zugenommen. Der Absatz im Quartalsvergleich war um 20,4% grösser als 05, die Märzausfuhren um 29,2% grösser als im Vorjahresmärz. Dennoch wird zugegeben, dass der angepeilte Gesamtausstoss von 500.000 Kfz im ganzen Jahr 05 nicht leicht zu erreichen sein wird. Eine bedeutende Schwierigkeit sei die Finanzierung. Es werden nur 25% der Kfz mit irgend einer Finanzierung erworben, nur 16% mit einem Bankkredit. 1998, als die Rezession begann, wurden noch 67% der Verkäufe mit Krediten getätigt. Ein weiterer Hemmschuh seien die Handelsbeziehungen mit Brasilien. Am 1.7.06 müsste das Abkommen mit dem grössten Mercosurpartner für den Kfz-Bereich unter Dach und Fach sein. Den Binnenmarkt 06 schätzt Adefa mit 400.000 Kfz ein, da mehrere neue Modelle angeboten werden; und der Absatz lokal gefertigter Pkw war im März um 25,1% grösser als vor einem Jahr. Nach der Erneuerung des Abkommens der Regierung mit den Pharmalaboratorien über feste Preise, hat der Endverbraucherverband Deuco durchschnittliche Preiserhöhungen von 4-5% angegeben. Im Dezember 05 hat des Gesundheitsministerium mit den Laboratorien vereinbart, die Endverbraucherpreise von 237 Produkten, über die allgemeine Preiseinfrierung hinaus, durch 90 Tage um 10% zu verringern. Deuco zufolge wurde das Abkommen im allgemeinen eingehalten. Im Februar wurde es ohne die Preiseinfrierung aller Medikamente erneuert, weshalb bei 943 Medikamenten vom 1. bis zum 17. März die genannten Erhöhungen eintraten. *** Im 1. Quartal 06 gab es in Argentinien die bedeutende Anzahl von 31 Fusionen und Akquisitionen für rd. U$S 1,2 Mrd. Das entsprach ungefähr dem 1. Halbjahr 05. Experten sehen eine weitere Zunahme voraus. Zu Energie und Bergbau würden vermehrt Nahrungsmittel, Laboratorien und Finanzdienstleistungen kommen. *** Argentinien und Israel beschleunigen die Verhandlungen, um Mitte Juli, anlässlich des Mercosur-Präsidentengipfels, ihr Freihandelsabkommen ankündigen zu können. Die gemeinsamen Regeln konnten bereits vereinbart werden. Jetzt fehlen nur die Listen der begünstigten Erzeugnisse. Im Prinzip sollen 3 Warenkörbe für die verschiedenen Zeitpunkte der Zollfreierklärung geschaffen werden. Insgesamt sollen sie beinahe alle landwirtschaftlichen und Industrieerzeugnisse enthalten. Ein Teil soll sofort zollfrei erklärt werden, ein 2. innerhalb von 5 Jahren und der letzte in 10 Jahren. *** Wieder verhindert eine Klage vor dem Weltbankschiedsgericht Icsid den Abschluss der Neuaushandlung des Vertrages mit einem privatisierten Unternehmen. TGS (Transportadora de Gas del Sur) die 60% des Erdgases befördert, kann mit der Regierung nicht abschliessen, weil Enron, einer der Aktionäre, das Urteil seiner U$S 550-600 Mio. Klage erwartet. Die Uniren (Unidad de Rene- gociación y Análisis de Contratos de Servicios Públicos) hat ihr Tariferhöhungs-Angebot von 10% im Vorjahr auf 18% verbessert. Das Unternehmen fordert 30%. *** 05 wurden Leasing-Verträge für $ 75 Mrd. abgeschlossen, um 137% mehr als 04. Einem Bericht der BankBoston zufolge, war der Grossteil, 25% aller Abschlüsse, für Landmaschinen. Das zeige, dass Leasing eine anhaltende Erwerbsform in der Branche ist. Ala (Asociación de Leasing de la Argentina) erwartet 06 eine 60%ige Zunahme. *** Das kanadische Bergbauunternehmen Barrick hat 110.000 Unzen Gold für rd. U$S 60 Mio. ausgeführt. Es ist die erste Lieferung aus dem Veladero Vorkommen zu Raffinierung in Europa. Die Provinz San Juan erhält Gebühren von 3% des Wertes an der Förderstelle. *** Wie das CEFID-AR (Centro de Estudios Financieros para el Desarro-llo Argentino) berichtet, war März der 26. Monat in Folge, in dem die Banken ihre Darlehen an die Nichtfinanzwirtschaft erhöht haben. Sie nahmen gegenüber dem Vormonat um 2,1% bzw. $ 1,15 Mrd. zu, gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 39,1%. 4 Banken bieten knapp 40% der gesamten Kreditsumme. Die Banco de la Nación führt mit 12,2%, vor der Banco Provincia 9,5%, Banco Rio 9,2% und Banco Galicia 7,4%. *** Zu der routinemässigen Rückzahlung der Rediskontkreditquoten aus der Krisenzeit, kam die frühzeitige Tilgung von $ 527,3 Mio. der Galicia Bank. Jetzt schuldet sie nur mehr $ 563,1 Mio. Kapital plus CERIndexierungen und $ 23,1 Mio. Zinsen. Insgesamt verbleiben $ 6,14 Mrd. Kapitalschulden der Banken. Durch Erleichterungen der ZB haben die Banken 05/6 66,9% ihrer ursprünglichen Rediskontschulden getilgt. *** Die ZB hat ihre monetären Auflagen für das 1. Quartal 06 und damit durch 11 Quartale in Folge erfüllt. Der durchschnittliche M2 Geldumlauf (Bargeld und Sichteinlagen in Sonnabend, 8. April 2006 Um 24,9% mehr Steuereinnahmen im März Im März wurden Steuern für $ 10,44 Mrd. eingenommen, um 24,9% mehr als im Vorjahresmärz und um 0,4% weniger als im Vormonat. Damit schloss das erste Quartal 2006 mit Einnahmen von $ 32,09 Mrd. ab, um 26,3% mehr als vor einem Jahr. 74,8% der Steuereingänge entstammen der MwSt, der Gewinnsteer und den ArbeitgeberSozialbeiträgen. Das Amt für Öffentliche Einnahmen, AFIP, wird den im Haushaltsplan für ganz 2006 vorgesehenen Betrag von $ 137 Mrd. leicht erfüllen können. Die Eingänge, die über diesen Betrag hinausgehen, sind für den Antizyklusfonds bestimmt. Im März hat sich die Heraufsetzung des steuerfreien EinkommenMinimums, die nach Ansicht der Wirtschaftsführung um $ 1,5 Mrd. geringere Einnahmen ergeben wird, noch nicht ausgewirkt. Sie wird sich erst ab April bemerkbar machen. Die MwSt-Einnahmen betrugen im März $ 3,55 Mrd., um 29,8% mehr als im Vorjahresmärz, was nach Angaben der AFIP vorwiegend auf die gesteigerte Wirtschaftstätigkeit zurückzuführen ist. Die Gewinnsteuer (Einkommensteuer) brachte $ 1,99 Mrd. ein, um 41,7% mehr als im März 2005. 2006 wiederholten sich die Einnahmen nicht, die im März 2005 durch die Verschiebung der vierten Vorauszahlung der Steuer auf persönliche Vermögen und die dritte Einbehaltung von Gehältern vom Dezember 2004 entstanden waren. Für soziale Sicherheit wurden $ 1,64 Mrd. einbehalten, davon Arbeitgeberbeiträge von $ 1,3 Mrd., um 60% mehr als vor einem Jahr. Die Zunahme erklärt die AFIP durch die Zunahme der ordnungsgemäss eingetragenen Arbeitsplätze und der durch Lohn- und Gehaltserhöhungen zugenommenen steuerpflichtigen Entlohnungen. Die Steuer auf Bankkontenbewegungen (Schecksteuer) brachte im März $ 910,1 Mio. ein, um 25,8% mehr als vor einem Jahr. Die Ausfuhrsteuern brachten $ 1,02 Mrd. ein, Zölle und andere Aussenhandelsgebühren $ 403,5 Mio. Banken) befand sich nahe der vorgesehenen Untergrenze und um rd. $ 4,7 Mrd. unter der Obergrenze, was einer mühelosen Erfüllung entspreche. Die M2-Schrumpfung zeigt die Trendänderung der Geldpolitik, die bis Ende 05 expansiv war und heute neutral oder leicht einschränkend ist. Für das 2. Quartal wird die Fortsetzung dieses Trends erwartet, durch Massnahmen, wie die Erhöhung der Pflichtreserven für Sichteinlagen von 15% auf 17% und die Abschaffung der Verzinsung dieser Reserven, sowie die Herabsetzung der Höchstzinsen für Sichteinlagen, ab denen 100% Rückstellung angeordnet ist, von 75% des Badlarsatzes auf 50%. *** Der neue Gouverneur Kirchners Heimatprovinz Santa Cruz durfte im Regierungsgebäude die erste Privatinvestition seiner Amtszeit mitteilen. In das Gold- und Silbervorkommen San José/Huevos Verdes der Provinz wird Minera Santa Cruz, ein Joint venture der peruanischen Mauricio Hochschild (51%) und der kanadischen Minera Andes (49%) U$S 55 Mio. investieren. Das Vorkommen in der Estancia San José enthält 2 Gold- und Silberadern, Huevos Verdes und Frea, mit hohem Metallgehalt. Die Ergiebigkeit wird auf 10 Jahre geschätzt, in denen jährlich 61.000 Unzen Gold und 3,1 Mio. Unzen Silber gewonnen werden sollen. Santa Cruz ist heute eine der Provinzen mit der grössten Metallerzgewinnung des Landes und die einzige Patagoniens. Seit 1998 hat die 8 ARGENTINISCHES TAGEBLATT südafrikanische Anglo Gold, bis 02 mit Pérez Companc, Gold und Silber gefördert. Triton, der kanadischen Pan American Silver, wird in Kürze das Manantial Espejo Vorkommen, ebenfalls Gold und Silber, in Betrieb nehmen. *** Das erste Fünfsternehotel und einzige Spielkasino Rosarios hat seinen Besitzer. Obwohl der 3. Umschlag für die Ausschreibung der Provinzregierung von Santa Fe noch nicht geöffnet wurde, wird Casino Club aus der Provinz Santa Cruz, der dort und in Chubut, La Pampa und Misiones Spielkasinos betreibt, als einziger Anbieter verbleiben, da Casino de Buenos Aires, der spanischen Cirsa, und Boldt, der andere Anbieter, abgelehnt werden. Casino Club hatte $ 448 Mio. Investition aus einem Kredit der Macro Bank geboten, Cirsa $ 360 Mio. und Boldt $ 225 Mio. Die geforderte Mindestinvestition war $ 35 Mio. gewesen. Das Hotel wird Sofitel heissen und auf 7 ha 186 Zimmer und einen Tagungssaal für 2.000 Besucher haben. *** Das Bondsportefeuille der ZB hatte in den letzten beiden Monaten bedeutende Zunahmen. Nicht nur, weil Banken suchten, überschüssige Mittel mit guten Renditen anzulegen, sondern auch durch die aktive Geldabschöpfung der ZB. Im Februar und März hat die ZB mehr Wechsel untergebracht, als sie für die Erneuerung der fälligen benötigte, und brachte den Stand auf seinen bisherigen Höchstbe- Miceli dixit Anlässlich der 47.Generalversammlung der Interamerikanischen Entwicklungsbank, die in Belo Horizonte, Btrasilien, stattfand, hat Wirtschaftsministerin Felisa Miceli folgende grundsätzliche Definitionen über die argentinische Wirtschaftspolitik gemacht: l Die Inflation hat 2005 eine mässige Zunahme gehabt, als Folge von temporären Anpassungen. Die Regierung hat eine Reihe von Massnahmen getroffen, um zu erreichen, dass die Preisindices in Richtung niedrigeren Zunahmeraten konvergieren. l Es besteht die Absicht, die Emission von Bonds weiterzuführen, um den finanziellen Fehlbetrag der Periode 2006/07 zu decken. Die Regierung wolle die gute Lage auf den Finanzmärkten benutzen, um Geld im Voraus aufzunehmen und sich dabei vernünftige Zinsraten zu sichern, wie es schon Länder wie Mexiko, Kolumbien und Venezuela getan haben. l Seit der Krise von 2002 hat Argentinien den internationalen Finanzinstitutionen u$s 25,5 Mrd. zurückgezahlt. l Die Abwälzung auf Preise nach der grossen Abwertung von 2002 betrug nur ein Viertel der vergleichbaren Abwertungen in anderen Schwellenländern, und war auch viel geringer als es in Argentinien selber in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. l Man muss auch die Wirkung der Zunahme der internationalen Preise bestimmter Produkte berücksichtigen, wie Energie und Nahrungsmittel, was zusammen mit den zunehmenden Exporten eine gewisse importierte Inflation verursacht hat. l Die Preisabkommen sind wichtig, um zu verhindern, dass sich Mechanismen der automatischen Indexierung und präventiver Zunahme der Unternehmensmargen durchsetzen. l Die Lohnziele müssen im Einklang mit der Verbesserung der Lebensbedingungen der Arbeiter stehen, aber auch mit der produktiven Fähigkeit der Unternehmen und der Möglichkeiten ander Bereiche, die Arbeiter beschäftigen. l Die Prozentsätze der Arbeitslosigkeit, der Armut und der Bedürftigkeit sin im historischen Vergleich hoch, so dass es klar ist, dass die Behandlung dieses zentralen Problems, das sich aus falschen Politiken der Vergangenheit ergeben hat, weiterhin das zentrale Thema der Regierung sein wird. l Die Förderung der Investitionen ist ein weiterer Bestandteil der Inflationsbekämpfung. Im 4.Quartal 2005 ist ein Investitionskoeffizient von 24% des BIP erreicht worden, der sich gleichmässiger auf Sektoren, Regionen, sowie Grössen und Arten von Unternehmen verteilt. l Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass viele Massnahmen nicht mit dem vollen Konsens der Wirtschaftsanalysten und den Mitgliedern der internationalen finanziellen und wirtschaftlichen Gemeinschaft zählen. trag von $ 27,9 Mrd. *** Die beiden wichtigsten Kabelfernsehunternehmen, CableVision und Multicanal, haben ihre Gebühren um rd. 5% erhöht. Da Kabelfernsehen im voraus bezahlt wird, zahlen die 2,5 Mio. Kunden bereits die Erhöhung. Es ist die 2. in einem Halbjahr, nach der 5%igen im November. *** Die französische Parexgruppe, Anteilseignerin der Zementfabrik Klaukol, gab neue Investitionen bekannt. Die Produktion ihrer Fabrik in Cipoletti, Provinz Rio Negro, soll von derzeit 12.000 t auf 36.000 t erhöht werden. Die Investition werde $ 2 Mio. betragen. *** Durch Beschluss 139/06 des Landwirtschaftssekretariates (Amtsblatt vom 3.4.06) wurde die Zuckerimportquote der USA von 29.817 t unter den lokalen Zuckerfabriken aufgeteilt. Dabei wurde der Schlüssel angewendet, der sich beim Export von 488.831 t an den Weltmarkt ergibt, die letztes Jahr exportiert worden sind. Auf Ledesma entfallen 54,64%, Concepción 16,05%, San Martín del Tabacal 12,53%, José Minetti 8,20%, Atanor 5,54%, Moonmate (Leales-Fabrik) 1,59% und Prosal 1,45%. Nachdem die EU beschlossen hat, keinen Zucker mehr zu exportieren (wozu sie Subventionen von etwa 200% bedurfte, um exportieren zu können) und die Produktion entsprechend zu verringern, werden höheren Preise auf dem internationalen Markt erwartet, was den Export von argentinischem Zucker erleichtern und aspornen wird. Die USA zahlen einen höheren Preis, was den Export nach jenem Land besonders interessant macht. Der Zuckerexport hat sich stark konzentriert; früher waren viel mehr Unternehmen daran beteiligt. *** Durch Beschluss 2/2006 des Nationalen Institutes für Industrielle Technologie (INTI) wurde die Gebühr für Kontrollen von Investitionen, die im Rahmen der Förderungsbestimmungen des Wirt- Sonnabend, 8. April 2006 9 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Rindfleisch soll um 20% billiger werden Die Märzinflation Präsident Kirchner versammelte am Donnerstag die Vertreter der Landwirte, der Schlachthäuser, der Metzgereien und der Supermärkte, um ein Abkommen abzuschliessen, durch das der Rindfleischpreis für die Endverbraucher verringert wird. Als Gegenleistung soll der Export wieder zugelassen werden, wenngleich mit Einschränkungen. Es wurde vereinbart, dass die Fleischschnitte, die am meisten konsumiert werden, Abschläge auf den bestehenden Preis von einer Grössenordnung von 20% haben, womit ein Teil der Zunahme, die ab Anfang 2005 um die 40% beträgt, wieder rückgängig gemacht wird. Sofern dies gelingt, wird der Index der Konsumentenpreise im April durch diesen Rückgang stark beeinflusst werden, und eventuell kaum eine Zunahme verzeichnen. Als Referenzpreise wurde bestimmt, dass der Preis pro Kilogramm Lebendgewicht auf dem Markt von Liniers $ 2,40 betragen müsse, was dem gegenwärtigen Preis entspricht. Es ist nicht klar, wie dies erreicht werden soll, nachdem es sich hier um einen Marktpreis handelt, bei dem keiner der Käufer und Verkäufer die Möglichkeit hat, den Preis festzusetzen. Wenn in Liniers ein künstlich niedrigerer Preis festgesetzt wird, werden die Tiere eben woanders verkauft, sei es durch direkte Geschäfte mit den Schlachthäusern, sei es auf Märkten im Landesinneren. Für den halben Rinderleib, den die Schlachthäuser liefern, wurde ein Preis von $ 4,40 pro kg festgesetzt. Auf der Grundlage dieses Preises sollen die populären Schnitte billiger verkauft werden, so der „Asado“ zu $ 6,50 pro kg, gegenüber $ 8,73 gemäss der letzten INDECBemessung. Die anderen Schnitte, die Referenzpreise haben, sind (auf spanisch): „Car-naza común“ ($ 5,30), „Carne Picada“ ($ 4,70), „Roast beef“ ($ 6,50), „Vacío“ ($ 7,80), „Falda con hueso“ ($ 3,30), „Milanesas de nalga“ ($9,00), „Entraña“ ($ 7,80), „Paleta“ ($ 7,18), „Matambre“ ($ 8,50) und „Hueso con carne“ ($ 2,20). Wenn die Preisverringerung effektiv erreicht wird, soll der Export wieder zugelassen werden. Das soll sich jedoch nur auf die hochwertigen Teile beziehen, wie das rückwärtige Viertel (cuarto trasero) und das verarbeitete Fleisch, wärend für die Teile, die einen geringeren Wert haben (Vorderteil) ein Kontingent von 30% der letztes Jahr exportierten Menge festgesetzt werden soll. Faktisch würde dies eine Halbierung der Rind-fleischexporte gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Das Exportverbot hatte auch gekochtes Fleisch einbezogen, was überhaupt keinen Sinn hat, da dabei alte Kühe und sonst minderwertige Tiere verwendet werden, die sonst auf dem internen Markt keinen Absatz haben. Das hat schon ein unnötiges grosses Problem bei den Rinderzüchtern geschaffen, und ist ein weiteres Zeichen der Improvisation, mit der das Problem von Anfang an behandelt wird. Der Text des Abkommens schliesst auch die Schaffung von Förderungsmassnahmen ein, um die Rinderproduktion zu erhöhen. Eventuell soll auch die Massnahme über das Mindestgewicht der Rinder, die geschlachtet werden, ausser Kraft gesetzt werden. Dies würde jedoch eine geringere Rindfleischproduktion mit sich bringen. Die konkreten Massnahmen zwecks Erhöhung des Rinderbestandes sollen noch ausgearbeitet werden, so dass es sich zunächst nur um ein Versprechen handelt, das erfüllt werden kann, oder auch nicht. Eine Erhöhung des Bestandes bedeutet zunächst ein geringeres Angebot von Kühen, wobei die zusätzliche Produktion erst in vier Jahren entsteht. Das würde das unmittelbare Problem verschärfen. Da sich das Exportverbot immer mehr effektiv auswirkt, hat die Gesamtnachfrage nach Rindern abgenommen, was sich langsam auf die Endpreise auswirkt. Der Konsum hat auch leicht abgenommen. Wenn sich eine Marktlage ergibt, bei der die Preise ohnehin sinken, kann das Abkommen erfüllt werden. Andernfalls ist vorauszusehen, dass der Markt Preise bestimmt, die von den vereinbarten abweichen. Der vom statistischen Amt (INDEC) errechnete Index der Konsumentenpreise ergab für März 1,2%, womit die Zunahme im 1. Quartal 2006 bei 2,9% lag, stark unter den 4% der gleichen Vorjahresperiode. Hochgerechnet auf das ganze Jahr ergibt das 1. Quartal somit 12,11%, etwa gleich viel wie 2005. Indessen ist eine allgemeine Lohnerhöhung in Gang, deren Ausmass eine höhere Inflationsrate erwarten lässt, wobei noch andere Faktoren hinzukommen. Die stärkste Monatszunahme vom März verzeichnete die Sparte „Erziehung“, mit 9,5%. Bei den privaten Erziehungsanstalten spielen die Lehrergehälter eine massgebende Rolle in ihrer Kostenstruktur. Zu Beginn des neuen Schuljahres werden diese u.a. Kosten auf die Tarife abgewälzt. An zweiter Stelle steht die Sparte „Bekleidung“, mit einer Zunahme von 6,1%. Dies ist auf den Saisonwechsel zurückzuführen, bei dem mit Preisen begonnen wird, die die Kostenerhöhungen der letzten Monate zum Ausdruck bringen, wobei auch der Umstand eine Rolle spielt, dass die Preise am Anfang der Saison relativ hoch sind und nachher gesenkt werden. „Nahrungsmittel und Getränke“ stiegen um 1,5%, wobei die Zunahme von 3,4% bei Fleisch (Rind- und Schweinefleisch, Geflügel und Fisch) den Index stark beeinflusst hat. Bei Rindfleisch wurde bei den meistververkauften Schnitten eine Zunahme von 4,7% verzeichnet, während Geflügel um 0,8% sank und Fisch (Seehecht, auf spanisch „Merluza“) nur um 0,1% zunahm. Bei frischen Lebensmitteln gab es sonst starke Schwankungen, mit einer Zunahme von 25,4% bei Kürbis und von 25% bei Orangen, während auf der anderen Seite Süsskartoffeln um 15,7% billiger wurden, Äpfel um 15,5% und Tomaten je nach Art um 5,8% bis 11,1%, Kopfsalat um 9% und Birnen um 4,1%. „Ausgaben für Wohnungsinstandhaltung und -ausrüstung“ nahmen um 0,9% zu (wobei die Mieten um 1,3% stiegen), für „Transport und Fernverbindungen“ um 0,8%, für „Wohnung und öffentliche Dienste“ um 0,6%, „Gesundheitsbetreung“ um 0,6%, „Verschiedene“ um 0,6%. Die Sparte „Freizeitausgaben“ nahm um 3,1% ab, was mit dem Ende der Ferienzeit zusammenhängt. Wenn man beim Gesamtindex die saisonalen Einflüsse und die regulierten Komponenten bei Seite lässt, ergibt die Zunahme gegenüber dem Vormonat 1,7%, was als Zeichen für eine höhere Inflation in den kommenden Monaten gedeutet wird. schaftsministeriums durchgeführt werden, die durch die Beschlüsse 256/00 und 511/00 geschaffen wurden, auf 3% festgelegt, bei einem Höchstbetrag von $ 350.000. Wenn es sich um Investitionen handelt, die im Rahmen des Gesetzes 25.924 durchgeführt werden, wird die Gebühr auf 20% verringert, so dass sie 0,6% beträgt. *** Durch die Beschlüsse 184/06, 185/06, 167/06, 168/06 und 186/06 des Wirtschaftsministeriums (Amtsblatt vom 3.4.06) wurden die entsprechenden Investitionsprojekte im Rahmen des Gesetzes 25.924 genehmigt. Es sind: Motor Parts S.A., u$s 823.246; Alpargatas S.A., u$s 133.620; Establecimientos Textiles Adesal S.A., u$s 565.364; CAC S.A., u$s 270,560; Victorio Altieri S.A, u$s 746.000. *** Durch die Beschlüsse des Wirtschaftsministeriums 187/06, 188/06, 189/06, 190/06, 191,/06, 192/06 erhielten folgende Unternehmen die Genehmigung für Investitionen im Rahmen der steuerlichen Begünstigung des Gesetzes 25.924: Lácteos Santa Fé S.A., Investitionsbetrag $ 64.266.000; Snack Crops S.A., $ 6.176.774; Envases Misioneros S.A, $ 8.492,259; Lufkin Argentina S.A., $ 28.505.775; FATE S.A., $ 15.023.013; Ferrum S.A., $ 12.426.000; Cargill S.A., $ 33.925.304; YPF S.A., $ 86.678.254. *** Die Zeitung „Ämbito Financiero“ berichtet, dass die Kommission zur Verteidigung der Konkurrenz Ende der Vorwoche den Kauf von 20% des Kabelfernsehunternehmens CableVisión durch den Konkurrenten Multicanal, der zur „Clarín-Gruppe“ gehört, genehmigt habe. CableVisión gehört zu 40% dem Investmentfonds Hicks Muse (der sich lnagsam von Lateinamerika zurückzieht), zu 20% dem Fonds Fintech und zu 20% den ehemaligen Gläubigern.“Clarín“ soll ausserdem eine Option besitzten, um die 20% von Fintech zu übernehmen. Angeblich will die Gruppe dann einen dreifachen Dienst bieten, nämlich ausser dem Fernsehen, den Telefondienst und eine Breitbandinternetverbindung. Sowohl CableVisión wie Multicanal haben in den letzten Jahren hohe Verluste erlitten, weil sie die Dienste der einzelnen Kanäle in Dollar bezahlen müssen, ihre Rechnungen jedoch in Pesos kassieren, wobei die Tarife stark hinter dem Wechselkurs zurückgeblieben sind. *** Durch Dekret 373/08 (Amtsblatt vom 5.4.06) wurde bestimmt, dass die Aktien in staatlichem Besitz des neugeschaffenen Unternehmens „Agua y Saneamientos Argentinos S.A.“, das die private „Aguas Argentinas“ übernommen hat, nicht übertragen werden können, wobei auch der proportionelle Anteil am Kapital nicht verringert werden darf. *** Die Lebendviehpreise sind seit den Spitzenwerten von Anfang März, die die Ausfuhrsperre zur Folge hatten, um 25% zurück gegangen. Trotzdem gab es im März beim Rindfleisch keine Preisrückgänge für Endverbraucher. Wie der Verbraucherschutzverband Deuco mitteilt, Sonnabend, 8. April 2006 Steigerung der Erdgas-Transportkapazität Die Regierung hat einen Absichtsbrief zur Erweiterung des argentinischen Erdgas-Transportnetzes unterzeichnet. Es sollen $ 4,5 Mrd. investiert werden, um die derzeitige Kapazität um 16% zu erweitern. Dabei stell sich die Frage, ob über genügend Gas verfügt wird, um die erweiterten Transportkapazitäten auszunützen. Einige Experten meinten, Ja, vorausgesetzt dass die Lieferungen an Chile verringert werden. Die Regierung wünscht, zu den 120 Mio. cbm/Tag, die derzeit die argentinischen Erdgasnetze von TGN und TGS durchlaufen, weitere 20 Mio. cbm/Tag einzupumpen. Planungsminister De Vido erklärte dazu, das Ziel sei, damit Haushalte, Industrien und E-Werke zu beliefern. Eine weitere Frage sei die Finanzierung. Die Regierung will, dass die Mittel durch eine Treuhandgesellschaft, nach Dekret 184/04, Paragraph 1, bereit gestellt werden. Es gestattet, die Mittel durch Aufschläge auf die Tarife aufzubringen, die die Verbraucher der preisregulierten Dienstleistungen zu bezahlen haben. Es wird angenommen, dass auch Mittel, die durch das Gesetz eingehen, das im Senat zur Debatte steht und Preisaufschläge bei öffentlichen Dienstleistungen für Infrastrukturarbeiten im Energiebereich vorsieht, für diese Investitionen abgezweigt werden können. Ausserdem müssen Unternehmen, die um eine Quote des zusätzlich beförderten Gases ansuchen, zur Finanzierung beitragen. Das seien Petroquímica Rio Tercero, Energía y Soluciones, Gas Meridional, Central Térmica Güemes, Lidergas, Cammesa, Aluar, Ricoltec, Refinerías del Centro, Cervecería Quilmes, Papelera Entre Ríos, Energy Consulting Services, Manufacturas de Fibras Sintéticas, Rafael Albanese, Emgasud, Enersur, Energy und Porta Hermanos. Die Verhandlungen über Gaslieferungen Boliviens sind noch nicht abgeschlossen. Vor dort würden 20 Mio. cbm/Tag bezogen werden, die in das Gasoducto del Nordeste gepunpt werden sollen. Da über dieses Gas noch nicht verfügt werden kann, muss es am Binnenmarkt gesucht werden. Da das Erdgas-Inlandsangebot in den nächsten Jahren nicht grösser werden wird, muss, Experten zufolge, auf die 15-20 Mio. cbm/Tag zurückgegriffen werden, die derzeit Chile verkauft werden. Vor zwei Tagen machte Bolivien darauf aufmerksam, dass seine Erdgaslieferungen nach Argentinien und Brasilien zurückgehen könnten, aus technischen und sozialen Gründen. Im südlichen San Antonio Vorkommen, einer der grössten Reserven des Landes, wurde eine Pipeline durch die schweren Regenfälle vom Sonntag zerstört und die Reparaturzeit sei unbestimmt. Das Gebiet, in dem gearbeitet werden müsste, ist durch die Bewohner von Tarija seit sechs Tagen abgeriegelt. Zur Reparatur müsse die Förderung, und damit Lieferungen nach Argentinien und Brasilien, unterbrochen werden. waren die Preise von 10 volkstümlichen Schnitten 26 Tage nach der Ausfuhrsperre in Supermärkten um 1,3% teurer. Eine andere Privatumfrage gab für März eine Rindfleisch-Preiszunahme von 7% an. Der Kammer der fleischverarbeiteten Industrie zufolge, müssten die Preisnachlässe in Liniers, wenn sie anhalten, in wenigen Tagen um 5% bis 10% geringere Endverbraucherpreise bewirken. *** Der Hafenbetreiber TRP (Terminales Rio de la Plata) will einen Investitonsplan von U$S 100 Mio. in Infrastruktur und Erweiterungen durchführen. Er hat um einen Kredit von U$S 45 Mio. angesucht. U$S 35 Mio. würden von der Internationalen Finanzkörperschaft (IFC), der Weltbanktochter für die Privatwirtschaft, kommen und U$S 10 Mio. von einer Bankengruppe. Bis Ende 07 würde eine neue Krananlage letzter Generation aufgestellt werden und Bauten am Dock 3 abgebrochen werden, um mehr Raum zu schaffen. Die Modernisierung begann im Vorjahr, als ein neuer Kran für U$S 6 Mio. in Betrieb genommen 10 ARGENTINISCHES TAGEBLATT wurde. TRP gehört der australischen P&O, die kürzlich von einem Unternehmen der Arabischen Emirate erworben wurde, dem World Latin American Fund, Mitsui & Co. zu 5% und FMO zu 2,5%. Er hat eine Konzession für den Betrieb der Hafenkais 1,2 und 3 (letztere wurde von Terminales Portuarias Argentinas gekauft) auf 25 Jahre, kontrolliert 2.322 m Hafenkai und 43 ha. *** Die von der französischen Credit Agricole aufgegebene Bisel Bank, die interimistisch von der Banco de la Nación verwaltet wird, wird von der Macrobank übernommen. Ihr Angebot von $ 830 Mio. lag über dem der Konkurrentin Banco Hipotecario, die $ 608 Mio. und die Übernahme aller 1.850 Arbeitsplätze geboten hatte. 77% des Angebotes der Macro Bank stammen von ihr, der Rest von der Suquía Bank, die 05 von Macro für $ 270 Mio. übernommen wurde. Zu den Beträgen müssen die $ 14,8 Mio. gerechnet werden, die von der Banco de la Nación zur Kapitalisierung der Bisel Bank eingebracht wurden, und die Fremdenverkehr im 3. Quartal 2005 Das Fremdenverkehrssekretariat gab bekannt, dass im dritten Quartal 2005 aus Anrainerstaaten 593.509 Touristen ins Land kamen, die in diesem Zeitraum U$S 311,4 Mio. ausgegeben haben. Darunter an erster Stelle 218.273 aus Chile, die U$S 117,9 Mio. ausgaben. Aus den USA kamen 62.595 die U$S 83,5 Mio. bezahlten, aus dem restlichen, nicht anrainenden Amerika 76.908 für U$S 83,8 Mio., aus Europa 132.362 Mio. für U$S 190,7 Mio. und Asien und anderen 33.747 für U$S 44,6 Mio. In den ersten zwei Monaten 2006 kamen in Ezeiza 49.864 Besucher aus den USA an, 49.048 aus Brasilien, 27.304 aus Chile, 26.725 aus Spanien, 20.094 aus Italien, 13.478 aus Frankreich, ferner 11.150 aus Deutschland und 4.001 aus der Schweiz. Ausgabe von Staatspapieren zur Finanzierung von 2006 und 2007 In wenigen Wochen wird Argentinien weitere Bonds unterbringen, nicht nur, um die Ausgabe der Bonar Bonds für U$S 1,5 Mrd. zu vervollständigen, sondern auch um die Finanzierung des kommenden Jahres frühzeitig zu beginnen. Dieser Beschluss der Wirtschaftsführung fusst auf zwei Voraussetzungen: Einmal die nicht sehr häufige Gelegenheit die die Märkte bieten, Geld zu niedrigen Zinssätzen aufzunehmen. Die grosse Flüssigkeit könnte 2007 nicht anhalten. Zum Zweiten werden im kommenden Jahr die Präsidentenwahlen fällig. Das verunsichert Investoren erfahrungsgemäss, was sich in höheren Zinssätzen für Staatsanleihen auswirkt. Um das Finanzprogramm 2006 abzurunden, muss die Regierung noch zusätzliche U$S 2 Mrd. aufbringen. Die Hälfte davon soll durch die zwei noch fälligen Bonar V Ausschreibungen von je U$S 500 Mio. eingenommen werden. Auch wird mit zusätzlichen Käufen von Bonar 2012 durch Venezuela gerechnet. Für 2007 fehlen noch U$S 3,5 Mrd., die voraussichtlich ebenfalls mit Bondsauflagen gedeckt werden. Garantie von $ 2 Mio. *** Die ZB fährt mit der Bargeldabschöpfung mit einer neuen Ausschreibung fort, bei der sie grössere Beträge als die der Fälligkeiten aufnahm. Diese betrugen am Dienstag $ 1,2 Mrd. und U$S 17 Mio. Der Markt bot $ 1,47 Mrd. an, davon $ 513 Mio. für Lebacwechsel in Pesos zum Nennwert und $ 958 Mio. für Nobac in Pesos mit veränderlichem Zinssatz. Es wurden um $ 61 Mio. mehr als fällig aufgenommen. Insgesamt wurden $ 1,26 Mrd. angenommen, $ 493 für Lebac in Pesos, $ 768 Mio. für Nobac und U$S 18 Mio. in Dollar. Das starke Angebot gestattete weitere Zinsrückgänge. Bei Lebac auf 28 Tage von 6,69% auf 6,62%, auf 63 Tage verblieb der Satz bei 6,85% und auf 84 Tage fiel er von 7,18% auf 7,15%. Alle anderen Pesoangebote verblieben ohne Interessenten, da die ZB die geforderten Sätze nicht annahm. Die Dollarauflage zahlte 4,95%. Das Agio auf Nobac auf 9 Monate in Pesos mit Badlarsätzen fiel von 2,80% auf 2,75%, auf 2 Jahre von 4,73% auf 4,67%. *** Generalstaatsanwalt Righi befand, dass Ruhestandsversicherungen und Altersrenten in Dollar ebenfalls zu pesifizieren sind. Nach seinem nicht bindenden Gutachten für den Obersten Gerichtshof sind die vor der Abwertung abgeschlossenen Dollarbeträge zu $ 1,40 plus CER-Indexierung in Pesos umzuwandeln. Das Gutachten bezieht sich auf den Fall Graciela Haydee Navas, die 3 Dollarverträge mit privaten Ruhestandsunternehmen hat. Righi betont die verfassungsrechtlichkeit der Pesifizierung angesichts der „ohne Zweifel und ersichtlich schweren Lage in der sie angeordnet wurde, in der soziale und wirtschaftliche Umstände zur Sicherung des gefährdeten allgemeinen Interesses umgelenkt werden mussten“. *** Die Regierung hat weitere Schritte für die Errichtung der beiden Wärmekraftwerke unternommen, die nach amtlichen Plänen im Dezember 07 anlaufen und im Winter 08 auf Vollbetrieb laufen sollen. Die beiden Treuhandgesellschaften für ihre Finanzierung wurden geschaffen und die Lastenhefte für die Ausschreibungen im Regierungsgebäude bekannt gegeben. Die E-Werke werde je 800 MW leisten und U$S 900 Mio. kosten. U$S 450 Mio. entstammen Zwangssparmassnahmen, denen EWerke unterworfen wurden, ein weiterer Teil der künftigen Verbraucher. Rein technisch ist es unmöglich, dass die Werke im Dezember fertiggestellt sind. Normalerweise erfordert die Errichtung von Wärmekraftwerken dieser Grössenordnung 4 Jahre, bei einer effizienten Durchführung, wie sie hier, unter staatlicher Leitung, nicht zu erwarten ist. Angenommen der Bau beginnt Mitte 06, werden die Wärmekraftwerke bestenfalls 2010 in Betrieb sein. *** Die ZB gab bekannt, dass voraus- Sonnabend, 8. April 2006 datierte Schecks künftig als Bevorzugte Garantie A behandelt werden, was den Unternehmen, die sie in Zahlung erhalten, den Zugang zu Bankkrediten erleichtern wird. Damit fördert die ZB der Markt vorausdatierter Schecks weiter, der im März den absoluten Rekord von $ 37,58 Mio. umsetzte. Die ZB verfügte, das als „normal“ eingestufte vorausdatierte Schecks keiner anderen Garantie bedürfen, um einen Bankkredit zu erhalten. Damit soll der Zugang, besonders kleiner und mittelständischer Unternehmen, zum Bankkredit erleichtert werden. *** Die Bankbeamtengewerkschaft Asociación Bancaria, unter J.J. Zanola, hat ein Lohnabkommen im Sinn der Regierung abgeschlossen. Von April bis Oktober werden zusätzlich nicht beitragspflichtige $ 300 im Monat bezahlt. Der Betrag wird nach Kategorie und Dienstjahren gesteigert. Das bedeute 16% bis 18% mehr. Die Gewerkschaft hatte 35% gefordert. *** Nach 3 Jahren, in denen der Fall beim Obersten Gerichtshof festgefahren war, gab die Quilmesbrauerei bekannt, dass sie den Verkauf der Marken Bieckert und Palermo, einer Brauerei in Zárate und eine Malzgewinnung wieder aufnimmt. Das Abstossen dieser Aktiven war eine Bedingung des amtlichen Konkurrenzschutzes, um die Fusion von Quilmes und AmBev zu billigen. Der Verkauf hatte an eine Firma zu erfolgen, die hier noch keine Marktpräsenz hat, was einen Rechtsschritt der chilenischen CCU zur Folge hatte, die hier Marktzweite ist. Jetzt wies der Oberste Gerichtshof den Einspruch von CCU zurück und Quilmes hat 12 Monate Zeit, um einen Käufer zu finden. *** Die 19 Staaten des Pariser Klubs, denen rd. U$S 5,6 Mrd. geschuldet werden, haben Kontakt mit der Wirtschaftsführung aufgenommen, um die Fälligkeiten zu besprechen. Argentiniens Finanzsekretär McLoughlin gab in Paris zu verstehen, dass jetzt nicht der geeignete Augenblick dafür sei, gegen Jahresende jedoch verhandelt werden könnte. *** Obwohl von der Suezgruppe verlautet hatte, dass sie erst gegen Monatsende entscheiden würde, ob sie ihre 39%ige Beteiligung an Aguas Cordobesas verkauft, erklärte Cordobas Minister Testa, dass sie entschlossen sei, Cordoba aufzugeben. Sie hätte Vizegouverneur Schiaretti erklärt, dass es ihr um einen geordneten Rückzug gehe. Gouverneur De la Sota will das Wasserwerk auf keinen Fall rückverstaatlichen und sucht, eine Übertragung der Suezaktien an Aguas de Barcelona, die 17% von Aguas Cordobesas hält, und andere private Betreiber, so reibungslos wie möglich zu gestalten. *** Ein Bundesgericht der Provinz San Luis hat einem Schutzrekurs gegen das Verbot, Rindfleischschnit- ARGENTINISCHES TAGEBLATT te auszuführen, statt gegeben. Die Wirtschaftsführung will Berufung einlegen. Der Schutzrekurs war vom Viehzüchterverband der Provinz eingebracht worden, da die Massnahme ihre Tätigkeit ernsthaft beeinträchtige. Ausserdem entspreche der nationale Notstand, den die Regierung als Ursache der Massnahme anführt, nicht den Tatsachen. Es ist der erste Rechtsspruch gegen die Ausfuhr-Abschottung und hat keine praktische Auswirkung. Er begünstigt die Mitgleider des Viehzüchterverbandes von San Luis, die keine Exporteure sind. *** Innerhalb des Investitionsprogramms in Eisenbahn-Rollmaterial von ALL (die brasilianische América Latina Logística) ist die erste in Brasilien gekaufte General Motors GT18MC Lokomotive angekommen. Es ist die erste von 4, die 06 geliefert werden sollen. *** Die Firma D. Rosental e Hijos, Rosario, Inhaberin der Supermarktkette Dar, übernimmt 100% der Aktien der Supermarktkette Bienestar in Santa Fe. Es seien 7 Lokale. Rosental ist im Nahrungsmittel- und Getränke Gross- und Einzelhandel tätig und betreibt jetzt 59 Supermarktlokale. *** Die spanische Abengoa gab die Legung einer Hochspannungsleitung für U$S 49 Mio. bekannt. Sie wird die Provinzen San Juan und Mendoza verbinden und ab März 07 Bergbauvorhaben in der Andenkette beliefern. Abengoa liefert auch ein Fernverbindungsnetz und übernimmt die Instandhaltung. *** Gemäss dem letzten Bericht von „Reporte Inmobiliario“, der über Immobilienpreise in der Bundeshaupstadt berichtet, ist der Preis pro Quadratmeter in einem Jahr durchschnittlich um 14,1% in Dollar gestiegen. Die einzelnen Stadtbezirke hatten jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Am meisten stiegen die Immobilienpreise in den traditionellen Gegenden der Nordzone. In der Recoleta und den anrainenden Gegenden („Barrio Norte“) stiegen die Preise um 22,6%, in Nuñez um 17% und in Belgrano um 16%. In bestimmten Gegenden, wo die Preise stark zurtückgeblieben waren, fanden starke Zunahmen statt. So fand in „Mataderos“ eine Zunahme von 20,3% statt, allerdings auf einen Preis pro qm. von u$s 590. Ebenfalls weist „Villa Crespo“ eine Zunahme von u$s 20,4% aus, auf einen Preis von u$s 685. Auf der anderen Seite sind die Preise in Barracas nur um 6,9% gestiegen, in Parque Patricios um 7% und in Villa Devoto um 5,2%. In den letzten 3 Jahren hat sich der Wert der Grundstücke für Bauzwecke verdreifacht, was eine Folge des Baubooms bei zunehmender Knappheit an Grundstücken ist. Makler berichten jedoch, dass in letzter Zeit der Verkauf schwieriger geworden ist, vor allem in den teurern Gegenden, wobei auch mehr Preisnachlässe gewährt wurden. *** J.L. Antúnez, Vizepräsident von NASA (Nucleoeléctrica Argentina SA), erklärte, das Kernkraftwerk Atucha II würde den Betrieb Mitte 2010 aufnehmen. *** Das Abgeordnetenhaus hat die Schaffung des staatlichen Unternehmens ArSat angenommen, das für die Betreibung des 2. argentinischen Kommunikationssatelliten gebildet wird. AsSat erhält vom Staat $ 50 Mio. gegen Klasse A Aktien, die einer goldenen Aktie gleichkommen. Nach Ablauf der auf 60 Tage geschätzten Amtswege, wird die Regierung Klasse B Aktien an die Börse bringen. Es gebe bereits mehrere Interessenten, die nach dem Erwerb Teil des Verwaltungsrates werden können. Der Aktivposten des Unternehmens ist die für den Satelliten reservierte Orbit 81 Grad West, die aufgrund der bereits abgelaufenen Frist für die Belegung mit einem Satelliten, im Vormonat von Grossbritannien beantragt wurde. Die Regierung wird Invap, Patagonien, für die Konstruktion im Inland verpflichten, die mit den Börsennotierenden Aktien Klasse B und C finanziert werden soll. Später werde die Regierung auch Obligationen von ArSat ausgeben. In Betrieb werde ArSat nach Regierungsangaben etwa U$S 90 Mio. im Jahr umsetzen. *** Das von der italienischen Camuzzi kontrollierte Stromtransportunternehmen Transpa, in Patagonien, zieht nach der Neuaushandlung des Konzessionsvertrages seine U$S 300 Mio. Klage vor dem Weltbankschiedsgericht Icsid zurück. Der Absichtsbrief sieht ab Juli eine Tariferhöhung von 27%, ausschliesslich für mittlere und Grossverbraucher, vor. Das Abkommen, das noch vom Kongress angenommen werden muss, sieht auch Investitionen für $ 3 Mio. und eine integrale Tarifänderung im 2. Halbjahr 06 vor. Ausserdem ist, wie bei allen neuausgehandelten Verträgen, eine Tarifanpassung vorgesehen, wenn die Betriebskosten um mehr als 5% zunehmen. Camuzzis Klagen über die Gasverteilungsunternehmen Pampeana und Gas del Sur bleiben aufrecht erhalten. Mit dem neuen Vertrag von Transpa hat sich die Regierung mit allen Stromtransportunternehmen des Landes geeinigt. *** Die Einkommensverteilung pro Familie hat sich im letzten Jahr, nach dem Gini-Koeffizienten, leicht verbessert. Das gab die Wirtschaftsführung aufgrund von Ermittlungen des Statistikamtes und der ständigen Umfrage in Haushalten (EPH) bekannt. Dem Bericht zufolge betrug der Index im 4. Quartal 05 0,55, gegen 0,53 im Oktober 01, vor der Abwertung. Wenn das Gesamteinkommen in wenigen Händen konzentriert ist, nähert sich der Gini-Index 0, bei gleichmässiger Verteilung unter der Bevölkerung, nähert er sich 1. Im Mai 02, dem 5. Monat nach der Krise und einer Talsohle der Wirtschaftslage, betrug er 11 0,55, besserte sich dann und fiel im 4. Quartal 04 wieder zurück. Auch erinnert die Wirtschaftsführung, dass nur mehr 33,8% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt, was eine wesentliche Verbesserung gegenüber den letzten Jahren sei. Im Oktober 02 seien es 57,5% gewesen. Unter der Elendsgrenze lebte in der 2. Hälfte 05 12,2% der Bevölkerung, gegen 27,7% in der Talsohle der Wirtschaft. *** Die von der Regierung mit der Lkw-Fahrergewerkschaft vereinbarte Lohnerhöhung um 19% fusst auf 3 Grundpfeilern: Befreiung der Lkw ordnungsgemäss eingetragener Transportunternehmen von Mautgebühren auf Nationalstrassen, wobei die Zufahrten nach Buenos Aires Stadt vorläufig ausgeklammert bleiben, die beinahe Verdopplung der Rückerstattungen von Arbeitgeberbeiträgen und einem Erneuerungsplan für den Fahrzeugpark mit der Finanzierung durch öffentliche Banken. *** Das Haushaltsgeräte-Unternehmen Garbarino hat die Bewilligung der Regierung von Feuerland erhalten, mit über $ 20 Mio. Investition, eine Fabrik in Rio Grande zu errichten. Anfangs sollen dort mit 123 Mitarbeitern 100.000 Fernsehempfänger, 25.000 Klimaanlagen und 40.000 DVD-Spieler im Jahr gefertigt werden. Damit wird Garbarino, nach Frávega, die 2. Einzelhandelskette des Landes die eine eigene Fertigung eigener Marken aufnimmt. Bis jetzt wurden die eigenen Marken von Dritten hergestellt. *** Die Regierung hat sich eine Osterwoche ohne Eisenbahnkonflikte gesichert. Der Grundlohn der Zugführer wurde um 17% auf $ 2.025 im Monat erhöht. Dazu kommen erhöhte Spesenvergütungen. Auch soll der Arbeitstag, je nach Strecke, von 8 auf 7 und 6 Stunden verringert werden. Die Erhöhung ist rückwirkend vom Ablauf der letzten Kollektivverträge. *** Von allen argentinischen Firmen, die 05 exportiert haben, waren 72% kleine und mittelständische Unternehmen (Pymes). Sie lieferten für U$S 3,3 Mrd. ins Ausland, um 51% mehr als 02. An den Gesamtausfuhen 05 waren sie allerdings nur mit 8,2% beteiligt. Von den exportierenden Pymes legten die Verarbeiter landwirtschaftlicher Erzeugnisse um 19% zu, Lieferanten reiner Industrieerzeugnisse 12% und die von Rohstoffen 6%. Da verarbeitende Betriebe einen grösseren Mehrwert schaffen, betrug der Durchschnittswert der Pymes-Ausfuhren U$S 1.064 pro t, gegen U$S 382 der Grossexporteure. An den Ausfuhren von Konfektion sind Pymes mit 93% beteiligt, vor Büchern mit 82%. *** Beinahe 20 Jahre nach der Eröffnung ihres letzten Hotels plant die Familie Relatz, Inhaberin der Panamericano-Kette, die Investition von U$S 12 Mio. in ein Hotel in Iguazú, ihrem 3. in Argentinien. Die beiden anderen sind 5Sternehotels in Sonnabend, 8. April 2006 Buenos Aires und Bariloche. Das neue Hotel soll auf dem letzten 8 ha Grundstück im 600 ha grossen Selva Irapu, knapp 15 km von den grossen Wasserfällen, errichtet werden. Es werde Panamericano Iguazú heissen, 120 5Sternezimmer und alle Luxusdienste bieten, insgesamt 12.500 bedek-kte qm haben und 08 den Betrieb aufnehmen. *** Das Mobiltelefonunternehmen CTI wurde vom Verbraucherschutz der Stadt Buenos Aires zu $ 150.000 Strafe verurteilt. Es habe den Kunden unzureichende Information gegeben, angebotene Dienstleistungen nicht erfüllt und damit gegen das Verbraucherschuzgesetz Nr. 24.240 verstossen. Es ist die erste Strafmassnahme des Amtes, das seit 04 zahlreiche Beschwerden gegen mehrere Unternehmen entgegengenommen hat. Ausserdem muss CTI 2 Vertragsklauseln streichen und seine Kunden davon verständigen. Die Unterbrechung der Dienstleistung und der Rücktritt vom Vertrag seien unzulässig. *** In den ersten 2 Monaten 06 wurden 50.858 t Molkereiprodukte für U$S 119,88 Mio. ausgeführt. Das waren wertmässig um 8% mehr und mengenmässig um 3% weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum, wie das Senasa Amt bekanntgab. Hauptabnehmer der Milchausfuhren für U$S 81,5 Mio. waren Venezuela mit 7.839 t, Algier 7.483 t, Brasilien 4.493 t, Mexiko 2.632 t, Chile 2,465 t und Nigerien 1,262 t. Die Käseausfuhren, 7.152 t für ARGENTINISCHES TAGEBLATT U$S 19,89 Mio., waren mengenmässig um 17% und wertmässig um 5% geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum. *** Eine Gruppe von Genossenschaften aus dem Inneren der Provinz Cordoba soll bereit sein, die Trinkwasserkonzession in Cordoba Stadt zu übernehmen. Die Konzessionäre Suez und Aguas de Barcelona wollen sie abtreten. Zum 21.4. wollen sich über 100 Genossenschaften zusammengeschlossen haben, um Gouverneur De la Sota den Vorschlag zu unterbreiten. *** Minera Sierra Grande, Filiale der chinesischen Lengh Cheng Mining, hat ihre erste Verschiffung, 65.000 t Eisenpellets nach China, durchgeführt. Das Unternehmen hat das ehemalige Hipasam-Vorhaben im Februar 05 gegen eine Gebühr von U$S 6,5 Mio. übernommen. Die Investition werde U$S 25 Mio. betragen. *** Die in Konkurs befindliche Gerberei Grumbaum, Rico y Daucourt (GRD) soll von der mexikanischen Suelas Wyny übernommen werden. GRD hatte zum Holding Garovaglio & Zorraquín und anschliessend dem Investmentfonds Coinvest gehört. Suelas Wyney, die die Gerberei seit 6 Monaten mietet und betreibt, hat dem Konkursgericht U$S 3,3 Mio. für das Werk auf knapp 40.000 qm in der Vorstadt Avellaneda geboten. *** WIRTSCHAFTSÜBERSICHT Frohes Osterfest! Das kommende Osterfest, verbunden mit Minitourismus, lief bis zum Mittwoch Gefahr, durch einen Streik der Lastwagenfahrer gestört zu werden. Der Vertrieb von Kraftstoff und die Versorgung der Geldschalter mit Bargeld litten unter Lieferstörungen, abgesehen vom Mülltransport in den Vororten von Buenos Aires und dem Vertrieb von Getränken ab Fabriken, welche Tätigkeiten bereits von Streiks oder Langsamarbeit gestört worden waren. Ein abermaliger Streik der Piloten hätte den Flugverkehr ebenfalls lahm gelegt. Im Herzen dieses landesweiten Lohnkonflikts agierte die Gewerkschaft der Lastwagenfahrer, deren Boss der derzeitige CGT-Generalsekretär Hugo Moyano ist. Pikantes Detail ist ferner, dass die effektive Leitung dieser Gewerkschaft in den Händen von Pablo Moyano liegt, der Sohn des Generalsekretärs der CGT ist. Moyano Junior drohte bereits dieser Tage mit einem landesweiten Streik der Lastwagenfahrer, der sicherlich den Gütertransport und andere Branchen zum Erliegen gebracht hätte. Vater Moyano erklärte freilich, er könne seinen Sohn nicht zügeln. Diese Heuchelei nahm ihm niemand ab. Die Lohnfrage mit massiven Aufbesserungen von mehr als 30% hatte sich inzwischen in der öffentlichen Meinung eingenistet. Wir haben an dieser Stelle seit vielen Monaten auf die inflationären Folgen massiver Lohnzulagen hingewiesen, die Regierungssprecher, allen voran Präsident Kirchner, nicht wahrhaben wollen. Sie treten trotzdem ein. Am vergangenen Sonntag wurde dieser landesweite Lohnkonflikt von den beiden massgebenden Tageszeitungen „La Nación“ und „Clarín“ auf der ersten Seite in grossen Buchstaben hochgespielt und seither von allen Medien verbreitet. Die Lohnfrage war zu einem Politikum ersten Ranges avanciert. Das Osterfest mit Minitourismus war gefährdet. Moyano Junior pochte auf eine massive Lohnzulage von 28%. Zum Wochenbeginn liess Wirtschaftsministerin Felisa Miceli durch einen Sprecher in Belo Horizonte, Brasilien, wo sie an der Generalversammlung der Interamerikanischen Entwicklungsbank (BID) teilnimmt, verlauten, dass nur bis 16% Lohnzulagen ohne zusätzliche Inflation verkraftet werden könnten. Ihr Vorgänger Roberto Lavagna mahnte ebenfalls zum Mass-halten in Lohnsachen. Vor einigen Wochen verlautete in der Presse, dass Präsident Kirchner seinen Arbeitsminister Carlos To-mada angewiesen habe, keine Aufbesserungen über 15% zu billigen, wodurch höhere Sätze nur für die Unterzeichner der Tarifverträge und ihre Unternehmen gültig, aber nicht für alle anderen Firmen der Branche verbindlich sein würden. Die Lesart wurde nie offiziell bestätigt. Sprecher der Arbeitgeber im Bereich der privaten Postunternehmen konterten Moyano Junior mit der Berechnung, dass die Lohnkosten nach der Einverleibung einer Sonderzulage ohne Sozialbeiträge, Spanisch genannt „no remunerativo“, von $ 260 im Monat von Oktober 2005 bis Februar 2006 auf über 40% und mit anderen Lohnforderungen der Gewerkschaft sogar auf über 100% zunehmen würden. Die Postunternehmen, die reine Dienstleister sind, müssten die vermehrten Lohnkosten auf die Preise abwälzen. Das nennt sich dann Inflation. Als die Lohnfrage sich zum Politikum gesteigert hatte, war Präsident Kirchner gefordert. Am Mittwoch bestellte er Hugo Moyano ins Regierungsgebäude, wo ein Kompromiss ausgehandelt wurde. Die Löhne der Lastwagenfahren werden nicht 28%, sondern zunächst 10% ab April und dann weitere 9% im Juli, zusammen 19,2%, aufgebessert werden. Hinzu kommt die Sonderzulage als künftig normaler Teil der Entlöhung, so dass die gesamten Lohnkosten auf rund 30% berechnet werden. Wie weit sich allenfalls andere Lohnkosten, über die noch verhandelt wird, auswirken werden, bleibt abzuwarten. Der Osterkonflikt war abgewendet worden. Frohes Osterfest! Als Sprecher der Regierung brüstete sich Kabinettschef Alberto Fernández am Fernsehen am gleichen Mittwoch spät abends, dass die durchschnittliche Lohnzulage 18% betrage, die er als gemässigt und ohne inflationäre Folgen einstufte. Im Jahr 2005 hätten die Lohnzulagen allgemein 6% mehr als die Inflation von 12% betragen, zusammen ebenfalls 18%. Die Teuerung war am gleichen Tag mit 2,9% im ersten Quartal 2006 durch das Statistische Amt kolportiert worden, so dass sie angeblich etwa 12 im gleichen Rhythmus wie im Vorjahr verlaufe. Fernández bezog sich auch auf die Lohnzulagen von 18% der Bankangestellten, der Portiers 18,5% sowie 17% der Eisenbahner, die am gleichen Tag vereinbart worden waren. Indessen bestehen immer noch Lohnforderungen von, 75% der Piloten, 45% der Flugzeugtechniker. Andererseits wurden bereits Lohnzulagen von 30% in der Kunststoffbranche vereinbart, deren Leiter Héctor Méndez, Präsident der Industriellenunion UIA ist und als solcher massgeblicher Arbeitgeber im Land. Auch die Untergrundbahnen gestanden 38% Aufbesserungen zu, ebenso die Omnibusfahrer mit 25%. Andere Branchenvertreter verhandeln weiter. Die Nahrungsmittelbranche weigert sich, hohe Lohnforderungen zu genehmigen, weil sie sich mit dem Präsidialamt über die Preiseinfrierung ohne zusätzliche Lohnkosten geeinigt habe. Der Personen- und Warentransport wird freilich in den Genuss vermehrter Subventionen der Regierung kommen, um die Lohnzulagen zu finanzieren. Das betrifft die Untergrund- und Eisenbahnen, die Lastwagenunternehmen allgemein und die Omnibusse. So werden Steuergelder für Lohnsubventionen umgeleitet, die freilich nur teilweise im Haushaltsgesetz vorgesehen sind. Sie werden den Primärüberschuss entsprechend schmälern und der Inflation von der Nachfrage her Auftrieb geben, wenn Steuergelder in den Konsum geleitet werden. In der Vorwoche erklärte Wirtschaftsministerin Miceli, dass das Sonderkonto, das ihr Vorgänger Roberto Lavagna eingerichtet hatte, damit die Überschüsse der Einnahmen, die höher als die Etatposten des Haushalts sind, in Devisen gehalten werden, bereits U$S 200 Mio. gespart habe und bis Jahresende U$S 2,0 Mrd. anpeile. Am gleichen Tag kündigte die Regierung an, dass für das Planungsministerium von Architket Julio de Vido ein zusätzlicher Etatposten von $ 1.058 Mio. bereit gestellt werde, der für allerlei Bauvorhaben zweckbestimmt werden soll. Finanziert werde diese Mehrausgabe mit den Überschüssen der Steuereinnahmen, also genau die gleiche Quelle des Sonderkontos. Die Mehrausgaben werden freilich nicht sogleich ausgegeben werden, weil Staatsinvestitionen erst ausgeschrieben, dann zugeschlagen, ferner angefangen und fortgesetzt werden, ehe Kassenausgaben erfolgen. Staatsinvestitionen im Zei- Sonnabend, 8. April 2006 chen des derzeitigen Baubooms, dessen Kosten bereits nahezu 20% im Jahr zunahmen, sind eindeutig inflationstreibend, wogegen das Sparkonto inflationsdämmend wirkt, weil es Kaufkraft abschöpft und die Devisenreserven des Landes vermehrt, die die Zentralbank einerseits und neuerdings das Schatzamt andererseits halten. Der Widerspruch der Regierung, die mit einer Hand die Inflation bekämpft und sie mit der anderen Hand fördert, beleuchtet das Lohnpolitikum in ähnlicher Sicht. Überall werden zweistellige Lohnzulagen durchgesetzt, angefangen mit der Provinz Santa Cruz, dessen neuer Gouverneur Sancho im Beisein des Präsidenten unlängst 30% Aufbesserung für die Beamten verhiess, womit alle anderen Gouverneure gefordert wurden, ähnlich zu handeln. Wie, wann und wieviel die Mehrkosten auf die Preise abfärben werden, lässt sich nicht berechnen. Zum Teil werden die Gewinne der Unternehmer geschmälert, wenn sie einen Teil der vermehrten Lohnkosten abfangen, was dann zu Lasten der Investitionen geht. Eine ARGENTINISCHES TAGEBLATT Verbesserung der Arbeitsproduktivität, die sicherlich dank Computer und dergleichen sowie neuen Maschinen unterwegs ist, mag auch einen anderen Teil der höheren Lohnkosten übernehmen, aber niemals massive Zulagen in einer Grössenordnung von 20% bis 30% oder mehr, wie sie derzeit unterwegs sind. Zum Glück für die Inflationsbekämpfung gelingt es der Zentralbank, die Geldmenge, genannt M2, im Griff zu halten, die zuletzt sogar leicht gefallen ist, so dass der Inflationseffekt von der monetären Seite schwach ist. Die Zentralbank schöpft die Pesos wieder ab, die sie mit der Aufstockung der Devisenreserven kraft Käufen am Devisenmarkt schafft, muss dabei gelegentlich höhere Zinssätze hinnehmen, aber sie kann jederzeit, wenn die Inflation vermehrte Geldversorgung erheischt, die abgeschöpften Pesos wieder in den Umlauf führen, indem sie weniger Eigenwechsel (Nobac und Lebac) platziert, als fällig werden. Die Inflation lau-ert somit auch von der monetären Seite hinter der Tür. Wirtschaftsministerin Miceli interpretiert die Vergangenheit Wirtschaftsministerin Felisa Miceli sprach am Freitag der Vorwoche anlässlich einer Feier zur Erinnerung an die 11 Beamten des Ministeriums, die unter der Militärregierung verschwunden sind. Paradoxerweise wurde zu diesem Zweck der Saal Miguel T. Padilla verwendet, der nach dem von den von Montonero-Terroristen ermordeten Berater des damaligen Wirtschaftministers Martinez de Hoz benannt wurde. Diesen Umstand hat sie jedoch nicht erwähnt, ebensowenig wie die Attentate der Montoneros auf die damaligen Staatssekretäre in diesem Ministerium, Walter Klein und Juan Alemann, die um ein Haar mit dem Leben davongekommen sind. Und Minister Martinez de Hoz rettete sein Leben nur, weil ein in Einzelheiten geplantes Attentat auf ihn vorzeitig aufgedeckt wurde. Die halbe Wahrheit ist eben im Grunde nicht wahr. Bei dieser Gelegenheit äusserte sich die Ministerin gegen die Wirtschaftspolitik von José Alfredo Martinez de Hoz (März 1976 bis März 1981), wobei sie die kühne These aufstellte, dass die Konvertibilität die Kontinuität des Programmes von Martinez de Hoz darstellte. Gewiss bestehen zwi- schen jenen zwei Epochen einige Ähnlichkeiten, aber im Wesen waren sie anders. Martinez de Hoz konnte nicht stabilisieren (weil die Militärs Vollbeschäftigung fordertern, mit dem Argument, dass ein Arbeitsloser ein potentieller Terrorist war), nur ausnahmsweise privatisieren und wenig deregulieren, während Cavallo all dies gelang. Es waren andere Zeiten und andere Umstände. Frau Miceli versicherte, dass die neoliberale Wirtschaftspolitik Argentinien in die Hölle geführt hätte. Aber jetzt, fügte sie hinzu, stehen wir kurz vor dem Fegefeuer. Was soll das heissen? Tatsache ist, dass das BIP in den fünf Amtsjahren von Martinez de Hoz um 30% zugenommen hat (Wie es José María Dagnino Pastore in seinem Buch „El nuevo look de la economía Argentina“, erschienen 1995, berechnet hat) und die Arbeitslosigkeit 1979 und 1980 nur 2% betrug, wobei während der Menem-Regierung das BIP um 55% zunahm, aber bei einer Arbeitslosigkeit, die zeitweilig bis auf 18% anstieg und bei 12% endete. Die durchschnittliche jährliche Zunahme des BIP lag in beiden Fällen bei 5,6%. Menem und Cavallo konnten tiefgreifende Strukturreformen durchführen, die für Martinez de Hoz nicht möglich waren, weil er keinen politischen Rückhalt in diesem Sinn hatte. Die Militärs sahen die Wirtschaftspolitik eher als einen Ordnungsprozess und nicht als ein Programm der Strukturreformen. Miceli sagte dann, Martinez de Hoz hätte den Prozess der Importsubstitution unterbrochen, der bis 1975 vor sich ging. Das stimmt nicht: während seiner Amtsperiode wurden die Grundindustrien stark gefördert, so dass eine bedeutende Importsubstitution bei Rohstahl, petrochemischen Produkten, Zellstoff und Papier, vornehmlich Zeitungspapier, einsetzte, die später sogar zu hohen Exporten führte. Was damals aufgehört hat, ist die Importsubstitution ohne Berücksichtigung der Kosten, wie sie die Kriegs- und Nachkriegszeit gekennzeichnet hat, die sich negativ auf das BIP auswirkt. Dieses Konzept ist zum Glück beibehalten worden, auch wenn jetzt viel von Importsubstitution die Rede ist. Die Industrialisierung muss effizient sein, sonst leistet sie keinen Beitrag zum Wachstum und Wohlstand, sondern behindert ihn. Ferner wies sie darauf hin, dass Martinez de Hoz den Staat verkleinert hat. Das stimmt leider nicht, obwohl es bestimmt positiv gewesen wäre. Im Gegenteil: die öffentlichen Investitionen lagen in den Jahren 1976/81 bei 11% des BIP, gegen 5% bis 8% in den vorangehenden Jahrzehnten und etwa 2% jetzt. Ausserdem waren die Verteidigungsausgaben besonders hoch, und sonst gab es kaum erfolgreiche Initiativen zur Senkung der Staatsausgaben. Die strukturelle Verkleinerung des Staates setzte erst unter Menem und Cavallo ein, mit massiven Privatisierungen, wobei jedoch gleichzeitig die Sozialausgaben stark erhöht wurden. Auf alle Fälle ist es besser, die staatlichen Mittel für soziale Zwecke auszugeben als für Dekkung von Defiziten und Finanzierung von Investitionen von ineffizienten Staatsunter-nehmen. Miceli erinnerte daran, dass die erste Massnahme von Martinez de Hoz darin bestand, Löhne (und Gehälter) einzufrieren und die Tarife öffentlicher Dienste zu erhöhen. Das stimmt, war jedoch bitter notwendig. Die Lohneinfrierung erlaubte es, damals eine Inflation von 50% im Monat, wie sie im März und auch im April 1976 bestand, auf eine einstellige Zahl herabzudrücken und somit die Hyperinflation zu vermeiden. Die 13 Tarife öffentlicher Dienste waren damals im Zuge der Hochinflation stark zurückgeblieben, viel mehr als heute, und mussten erhöht werden. Das war unvermeidlich. Der Reallohn sank zunächst und stieg dann kontinuierlich, und erreichte 1980 eines der höchsten Niveaus der Geschichte, was sich dann als unhaltbar erwies. Die Ministerin sagte, dass in jenen Jahren die spekulativen Gewinne (womit das Finanzsystem gemeint ist) zu Lasten der Produktion gefördert worden seien, während die Wirtschaftspolitik jetzt das Schwergewicht auf die Produktion lege. Eine Wirtschaftsministerin, die Wirtschaftswissenschaften studiert hat, sollte dieses politische Barrikadengeschwätz vermeiden. Argentinien hat ein wenig entwickeltes Finanzsystem, was auch der Industrieproduktion zum Schaden gereicht. Das ist ganz besonders seit der Aufgabe der Konvertibilität der Fall. Doch jedes Mal, wenn eine Regierung versucht hat, das Finanzsystem zu entwickeln, kam die Kritik auf, dass es sich um Spekulation handle, und dass dies zum Schaden der Produktion geschehe, wie wenn der Produktionsprozess nicht der Finanzierung bedürfe. Das ist ähnlich dem Gerede der „Zinsknechtschaft“, das im Hitler-Deutschland aufgekommen ist. Im Mittelalter waren Finanzgeschäfte mit Zinsen auch verpönt. Aber wir leben zum Glück nicht mehr im Mittelalter. Der Angriff gegen den Neoliberalismus, den die Ministerin vom Präsidenten übernommen hat, ist objektiv unbegründet. Die Probleme jener Perioden, die sie so scharf kritisert, ergaben sich zum grossen Teil nicht durch zu viel Liberalismus, sondern durch zu wenig. Wenn 1976 wirklich gründlich liberalisiert worden wäre, etwa wie es Chile unter Pinochet getan hat, hätte Argentinien einen grösseren Fortschritt erreicht. Es ist bedenklich, dass eine Wirtschaftsminsterin so konfuse Gedanken über Wirtschaft hat. Beiläufig hat Frau Miceli gesagt, sie habe während der Militärregierung im Wirtschaftsministerium gearbeitet. In der Tat erhielt sie ihre erste Stelle nach Beendigung ihres Studiums in der Budgetabteilung des Schatzsekretariates, wo sie auf dem Gebiet der Provinzfinanzen tätig war und eine wertvolle Erfahrung sammelte. Dies hat sie jedoch im Curriculum vitae, das sie anlässlich ihrer Ernennung als Ministerin vorlegte, verschwiegen. Warum? 14 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 8. April 2006 Konkurse und Vergleichsverfahren (in Pesos) Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez. Feb. März 2004 8.329.481 42.611.500 27.843.681 3.808.981 36.876.665 76.184.428 23.906.162 26.748.879 26.092.667 2005 14.722.836 20.120.637 2005 9.014.241 459.963.502 39.956.189 10.042.021 19.379.105 22.601.948 11.625.005 7.054.734 5.847.500 2006 9.662.344 128.770.085 PREISENTWICKLUNG Änderung in Prozenten I: gegenüber Vormonat, II: gegenüber Vorjahr Monat Konsumentenpreise I 2005 März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2006 Januar Februar März Quelle: INDEC II Grossistenpreise: national Grossistenpreise allgemein Landwirtschaftlich I II I II Baukosten Industrieprodukte und Strom I II I II 1,5 0,5 0,6 0,9 1,0 0,4 1,2 0,8 1,2 1,1 9,1 8,8 8,6 9,0 9,6 9,7 10,3 10,7 12,0 12,3 2,0 1,5 -0,1 0,2 1,2 1,3 1,9 1,1 0,1 0,9 8,5 9,2 7,7 7,7 8,1 6,9 8,0 9,2 10,7 10,6 4,9 -1,1 -0,4 3,1 4,0 0,5 0,5 0,9 0,9 -2,1 -5,0 -6,4 -5,4 -0,3 6,4 5,1 7,0 11,3 14,7 13,1 1,0 0,4 0,4 0,2 0,5 0,7 0,6 1,1 1,2 0,6 9,7 9,4 8,3 7,7 7,6 5,9 6,4 7,6 8,6 8,3 2,4 2,4 1,1 0,4 0,4 0,8 0,7 3,2 0,8 2,0 12,8 14,3 14,7 13,1 13,4 13,8 13,4 17,1 17,5 19,2 1,3 0,4 1,2 12,1 11,5 11,1 1,4 1,6 -0,6 13,2 13,8 11,0 1,8 1,9 -0,5 16,4 15,7 9,5 0,2 0,7 0,7 7,7 6,7 7,7 1,9 1,0 1,0 18,2 18,7 16,1