Trauer und Würdigung Interne Wahlen beschlossen
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Trauer und Würdigung Interne Wahlen beschlossen
Sonnabend, 9. April 2005 115. Jahrgang Nr. 31.505 Trauer und Würdigung Millionen von Argentiniern trauerten um Johannes Paul II. Buenos Aires (AT/AG) - Der Glockenschlag der Kirchen San Francisco, Santo Domingo, San Ignacio und der Kathedrale im Zentrum von Buenos Aires verkündete am Samstagnachmittag vergangener Woche den Tod von Papst Johannes Paul II. Tausend Gläubige versammelten sich eine Stunde später in der Kathedrale, um an der ersten Messe nach dem Tod des Heiligen Vaters teilzunehmen. „Verbinden wir uns in unserem Schmerzen und Gebet, um den Heiligen Vater auf seinem Weg zu Gott zu begleiten“, sagte Kardenal Josef Glemp aus Polen während seines Besuchs in der Provinz Misiones. Der Erzbischof von Bue-nos Aires, Kardinal Jorge Bergoglio, zelebrierte am Montag in der berstend gefüllten Kathedrale eine Messe für den verstorbenen Papst. „Johannes Paul II. ist immer seinen Überzeugungen treu gewesen, er hat niemals etwas vorgetäuscht und niemals gelogen“, sagte Bergoglio auf der Messe und erntete den ersten spontanen Applaus. Wie noch nie zuvor erlebte die Kathedrale einen jeden Rahmen sprengenden Andrang, Tausende von Menschen füllten die umliegenden Straßen und den Plaza de Mayo. An der Zeremonie nahmen Vizepräsident Daniel Scioli, Innenminister Aníbal Fernández, Wirtschaftsminister Roberto Lavagna und die Senatorin Cristina Fernández de Kirchner teil. „Überzeugungstreue lässt sich nicht erkaufen, man erarbeitet sie sich mit Aufrichtigkeit und Treue“, sprach Bergoglio weiter und wies auf den vermittelnden Eingriff des Papstes bei der Lösung des Konflikts mit Chile hin. „Er war ein Mensch, der sich immer mit seinem ganzen Körper einsetzte und mit seinem ganzen Leben die Bürgschaft leistete, so wie er predigte“, sagte Bergoglio, dem über 200 Priester assistierten. Anwesend waren die Erzbischöfe der griechisch- und russisch-orthodoxen sowie der armenischen Kirche und führende Vertreter der jüdischen und moslemischen Gemeinden. Präsident Néstor Kirchner hob in seiner Fernsehansprache am Sonnabend vergangenen Woche die Unterstützung hervor, die Argentinien im Chile-Konflikt und während des Malvinenkriegs vom Papst erfahren hatte. Weiterhin würdigte Kirchner die Bemühungen des Pontifex, die Armut und soziale Ungleichheit zu bekämpfen. „Wir sind Millionen von Katholiken, die um den Verlust von Johannes Paul II. weinen“, sagte Kirchner, der zuvor eine Kondolenzkarte an den Vatikan geschickt hatte. Eine Delegation der Regierung, bestehend aus Scioli, Außenminister Rafael Bielsa und Kultussekretär Guillermo Oliveri, nahm am Freitag an der Trauerfeier im Petersdom, im Vatikan, teil. Sowohl die argentinischen Politiker als auch der Vatikan kritisierten die Abwesenheit von Kirchner. „Es hätte mich sehr gefreut, dass der Präsident uns in diesem schwierigen Moment begleitet hätte, wo doch der Papst so viel für Argentinien getan hatte“, sagte Marcelo Sánchez Sorondo, Sekretär der Vatikanischen Wissenschaftsakademie. Kirchner beabsichtigt jedoch nach der argentinischen Tradition an der Ernennungsfeier des neuen Papstes teilzunehmen. Interne Wahlen beschlossen Am 7. August bestimmen Parteien ihre Kandidaten in offenen Wahlen Buenos Aires (AT/AG) - Die Regierung gab es offiziell bekannt: Zum ersten Mal werden alle Parteien am 7. August in offenen parteiinternen Wahlen entscheiden, welche Kandidaten sie zur Parlamentswahl am 23. Oktober aufstellen werden. Am Mittwoch unterzeichnete Präsident Néstor Kirchner ein Dekret, mit dem das bisher gültige Wahlgesetz geändert und der Termin der parteiinternen Wahlen im Zeitraum von 70 bis 140 Tagen vor der Parlamentswahl festgelegt wird. Der genaue Wahltermin wurde in einem weiteren Dekret einen Tag später mitgeteilt. Am 23. Oktober werden die Hälfte der Sitze in der Abgeordnetenkammer und ein Drittel im Senat neu besetzt werden. Die Parteien, die sich zum angegebenen Zeitpunkt nicht auf eine einzige Kandidatenliste haben einigen können, werden eine parteiinterne Wahl durchführen müssen. Wählen dürfen alle Parteimitglieder und parteilose Bürger, die sich jedoch für eine Partei entscheiden müssen. Auch die Kandidaten können sich nicht gleichzeitig von verschiedenen Parteien aufstellen lassen. Bereits im Jahre 2002 war ein Gesetz verabschiedet worden, mit dem die Parteien zu internen Wahlen vor der Wahl ins Nationalparlament verpflichtet wurden. Zwei Monate später berief der damalige Präsident Eduardo Duhalde die parteiinternen Wahlen ein, das Wahlgesetz wurde jedoch kurz danach von der Richterin Servini de Cubría für verfassungswidrig erklärt. Die nationale Wahlkommission hatte daraufhin die richterliche Entscheidung widerrufen, doch setzte Duhalde vor der Präsidentenwahl im Jahre 2003 das Gesetz aus politischen Gründen einmalig außer Kraft. Dass der genaue Wahltermin erst in einem zweiten Dekret festgelegt wurde, wird mit der Spaltung der Justizialistischen Partei (PJ) in die regierungsnahe Linie und die Linie von Duhalde in Verbindung gebracht, die vor allem in der Provinz Buenos Aires besonders stark ist. Allem Anschein nach wird der parteiinterne Kampf der PJ in der Provinz zwischen zwei getrennten Listen mit jeweils Hilda González de Duhalde und Cristina Fernández de Kirchner an der Spitze ausgetragen. Cristina Kirchner werde auf den Spitzenplatz der Senatorenliste gesetzt, wurde aus Regierungskreisen mitgeteilt. 2 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 9. April 2005 Kindersterblichkeit gesunken Nach Angaben der Regierung Rückgang um 12 Prozent Buenos Aires (AT/AG) - Die Kindersterblichkeit ist im vergangenen Jahr in Argentinien durchschnittlich um 12% zurückgegangen, gab das Gesundheits- und Umweltministerium bekannt. Anstatt 16,5 Tote pro Tausend Neugeborener im Jahr 2003 verzeichnet die Statistik des Jahres 2004 lediglich 15 Tote. Das bedeute, hob Gesundheitsminister Ginés González García hervor, dass im vergangenen Jahr der Tod von etwa 1000 Kindern unter einem Jahr vermieden werden konnte. Das ist die bedeutendste Senkung der Kindersterblichkeit in den letzten 20 Jahren. Die Daten wurden am Donnerstag bei einem Festakt zum internationalen Gesundheitstag von Präsident Néstor Kirchner offiziell mitgeteilt. Die Zahlen der Kindersterblichkeit variieren sehr stark je nach der Provinz. Die Stadt Buenos Aires wartet mit den besten Statistiken auf: mit 8,5 Toten pro Tausend liege die Stadt weit unter dem Durchschnitt des Landes, teilte das Gesundheitssekretariat der Stadt mit. In einigen nordwestlichen Provinzen des Landes übersteigt jedoch die Kindersterblichkeit 20 Tote pro Tausend Kinder unter einem Jahr. Einen erheblichen Rückgang konnte im vergangenen Jahr die Provinz von Buenos Aires verzeichnen. Wie der Provinzgouverneur, Felipe Solá am Montag mitteilte, sei die Kindersterblichkeit bereits um drei Prozentpunkte gesunken und liege im Jahre 2004 bei 13 gegenüber 16,2 im Jahre 2003. Das sei die niedrigste Sterblichkeitsrate in der Geschichte der Provinz, sagte Solá in einem Festakt zur Grundsteinlegung für ein Kinderkrankenhaus in der Provinzstadt Tandil. Die Gesamtauswertung der Daten über die Kindersterblichkeit ist noch nicht abgeschlossen, sagte González García. Auch die Daten über die Müttersterblichkeit liegen noch nicht vor. Die Statistik von 2003 gab 4,4 Tote pro 10.000 lebende Neugeborene an, was im Vergleich zum Vorjahr eine Senkung um 4% bedeutete. Die Zahlen der Kindersterblichkeit ist ein wichtiges Indiz für die gesundheitliche und sanitäre Situation im Land. Es wird zwischen der Sterblichkeit der Neugeborenen im ersten Lebensmonat und der späteren Sterblichkeit unterschieden. Die erste Kindersterblichkeit hängt mit der Betreuungsqualität während der Geburt und unmittelbar danach zusammen, ihre Gründe sind zumeist angeborene Fehler und Komplikationen während der Geburt. Die spätere Sterblichkeit ist im wesentlichen auf die Unterernährung, Infektionen der Atmungsorgane und Verdauungsprobleme zurückzuführen. „Diese Ursachen zu vermeiden, sollte am einfachsten sein“, sagte Mabel Bianco aus der Stiftung Frauenforschung (FEIM). Der Oberste Gerichtshof als Verfassungsgericht Im Kongress regen sich die Gemüter, damit der Oberste Gerichtshof von jetzt neun auf sieben Mitglieder verringert wird und sich künftig nur noch mit Verfassungsdisputen befasst. Vor über zehn Jahren wurde der Gerichtshof von damals fünf auf neun Mitglieder erweitert, ohne dass deshalb eine schnellere Rechtssprechung erfolgt wäre. Präsident Menem ernannte neue Richter mit Zustimmung des Senats. In der Folge hiess es bis heute, dass eine sogenannte automatische Mehrheit von fünf Richtern der Exekutive Gefälligkeiten bei der Rechtssprechung bestimmter Themen erwies. Die automatische Mehrheit gab es freilich nie, weil die einzelnen Richter unterschiedlich abstimmten. Indessen agierte der Oberste Gerichtshof als Staatsgewalt in kritischen Disputen wie beim Fall der Staatstitel Bonex zur Verhinderung ausufernder Hyperinflation. In anderen Fällen urteilte der Gerichtshof gegen die Ansicht der Exekutive. Ein Abbau der Mitglieder des Obersten Gerichtshofs auf sieben, welche Zahl zeitweise schon früher galt, ist entschieden zu befürworten. Mehrere Gesetzesvorlagen in der Deputiertenkammer empfehlen diese Reform. Justizminister Rosatti, darauf angesprochen, wich der Frage aus, indem er sich darauf beschränkte, die Debatte hierüber als solche zu loben. Ob Präsident Kirchner mittels Verringerung der Mitglieder auf sein verbrieftes Recht verzichten würde, neue Mitglieder zu ernennen, muss abgewartet werden. Politiker pflegen gerne Personalpolitik zu betreiben, zumal wenn eine der drei Gewalten im Staat zur Diskussion steht. Hingegen dürfte der andere Vorstoss im Kongress hinsichtlich der Beschränkung des Obersten Gerichtshofs auf Verfassungsfragen auf mehr Gegenliebe stossen. Der Gerichtshof ist seit Jahren überladen mit zahllosen Berufungen in allerlei Rechtssachen, die keinesfalls eine Auslegung der Verfassung betreffen. Das galt bis vor kurzem mit den Berufungen der Staatsanwälte in Rentensachen. Das Gesetz Nr. 24.463 schreibt im Paragraphen 19 den Staatsanwälten seit zehn Jahren vor, die Urteile der Berufungskammer für soziale Angelegenheiten in Sachen Festlegung der Renten zu appellieren, wenn sie gegen die Ansichten der Sozialverwaltung Anses gefällt worden sind, was durchweg der Fall ist. Die Kammer pflegt die Urteile erster Instanz zu bestätigen, die die Renten als falsch berechnet erklären, wie sie Anses jeweils bestimmt. Das führt zu jahrelangen Verlängerungen der Prozesse. Im Obersten Gerichtshof befinden sich rund 14.000 Fälle zur Diskussion. Nun hat der Oberste Gerichtshof den umstrittenen Paragraphen 19, der auf Geheiss des damaligen Wirtschaftsministers Cavallo erlassen worden war, für verfassungswidrig erklärt, so dass künftig die Berufungen der Staatsanwälte entfallen. Die Urteile der Berufungskammer bleiben somit in Kraft. Der Oberste Gerichtshof wird fühlbar entlastet. Anses-Chef Massi erklärte danach, dass die Neuberechnungen der Renten in fünf Monaten erledigt werden würden und den Rentnern gutgeschrieben werden. Das wird die Ausgaben der Sozialverwaltung freilich belasten, was Minister Cavallo damals verhindern wollte. Das Nachsehen hatten die geprellten Rentner. Indessen gehen die Vorstösse im Kongress weiter. Sie sollen den Obersten Gerichtshof auch in anderen Rechtsstreitigkeiten entlasten, damit er sich nur noch mit echten Verfassungsfragen befasst, anstatt wie bis jetzt jeweils als dritte Instanz nach den Urteilen der Richter erster Instanz und der Berufungskammern zu wirken. Auch im Obersten Gerichtshof sind dessen Richter der gleichen Meinung, ebenso Justizminister Rosatti. Im Übrigen befasst sich der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, der seinerzeit bei der Ausarbeitung der nationalen Verfassung von 1853 als Modell galt, ausschliesslich mit Verfassungsfragen und wirkt keinesfalls als Gericht dritter Instanz wie hier. Diese Reform würde die Bedeutung der Richter erster und zweiter Instanz fühlbar anheben, wenn sie wissen, dass die Berufungskammern gleichzeitig letzte Instanz sind. Die Appellation an den Obersten Gerichtshof würde dann nur auf echte Verfassungsfragen beschränkt werden. Mit einem entsprechenden Gesetz, das diese Reform verfügt, würde der Oberste Gerichtshof alle anderen Berufungen strikt ablehnen. Die Folge wäre eine entschieden schnellere Justiz, wie sie anderenorts, zumal in den Vereinigten Staaten, üblich ist. Verspätete Justiz ist laut Sprichwort keine Justiz. Scheidet die dritte Instanz aus, dann müssen sich die Rechtsparteien und Rechtsanwälte der zahllosen Rechtsstreitigkeiten mit Urteilen der jeweiligen Berufungskammern abfinden, sofern sie nicht die Urteile der Richter erster Instanz anerkennen, ohne zu appellieren, was sich vielfach als zeitgünstiger und billiger herausstellen dürfte. WOCHENÜBERSICHT Kirchner trifft Schröder Schäfer-Helfer gefasst Präsident Néstor Kirchner reist am kommenden Montag zu einem offiziellen Besuch nach Deutschland. Das Ziel der Reise ist neben dem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Horst Köhler am Donnerstag die bilateralen Beziehungen, das Verhältnis der EU zu Lateinamerika sowie wirtschaftspolitische Themen. Drei Mitarbeiter des Gründers der berüchtigten Deutschen-Siedlung „Colonia Dignidad“, Paul Schäfer, sind in Argentinien festgenommen worden. Es handele sich um Felipe Zeitner, die Krankenschwester Renata Freitag und den Leibwächter Matías Gerlach, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Telam am Dienstag. Die ebenfalls wegen eines chilenischen Sonnabend, 9. April 2005 Haftbefehls zur Fahndung ausgeschriebene Adoptivtochter Schäfers, Rebeca del Carmen Schäfer, und sein Vertrauter Peter Schmidt seien am Sonntag vergangener Woche bei der Festnahmeaktion auf dem Landgut „La Solita“ 165 Kilometer von Buenos Aires entfernt nicht angetroffen worden, hieß es weiter. Schäfer steht in Chile wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und Beteiligung an Verbrechen der Pinochet-Diktatur (1973-1990) unter Anklage. Seinen Helfern wirft die chilenische Justiz Strafvereitelung und Beihilfe vor. Schäfer, der alle Vorwürfe bestreitet, war jahrelang auf der Flucht. Naturschutz Die Umweltschützer und Mitarbeiter der Universität Salta reichten beim Obersten Gerichtshof der Nation eine Klage ein, mit der sie den Verkauf des in der Provinz Salta liegenden Naturschutzgebietes Pizarro verhindern wollen. Die Klage wurde von den Umweltorganisationen „Greenpeace“ und „Vida silvestre“, von der Umweltstiftung Naturressourcen und der Universität Salta vorgelegt. Das Provinzparlament hatte zuvor gegen die entschlossenen Proteste verschiedener Organisationen die Aufhebung des Sonderstatus’, den das Naturschutzgebiet genoss, be- 3 ARGENTINISCHES TAGEBLATT schlossen. Es soll unter den Unternehmern aufgeteilt werden, die es landwirtschaftlich nutzbar machen wollen und somit die Abholzungsarbeiten und die Räumung der dort ansässigen indigenen Gemeinschaften einleiten werden. Gewerkschaftskontrollen Die Transportarbeitergewerkschaft, an derer Spitze einer der drei Generalsekretäre des Vereinigten Gewerkschaftsbundes (CGT), Hugo Moyano, steht, organisiert seit Februar spontane Kontrollen auf den Autobahnen des Landes. Die Lastwagenfahrer werden aufgefordert, ihre Papiere zu zeigen und von ihren Aufgaben Auskunft zu geben. Die Untersekretärin für Arbeit in der Provinz Misiones, Fabiola Bianco, beklagte sich, die Gewerkschafter hätten keine Ermächtigung dazu und blockierten den Transport. Der Gewerkschaftsleiter in Misiones, Adolfo Velázquez, erklärte, die Überprüfung der Arbeitsbedingungen sei gesetzlich geregelt. Durch die Kontrollen konnte außerdem die Schwarzarbeit gesenkt werden. Piqueteros wieder da Über 20 radikale Piquetero-Organisationen vereinigten sich am Mittwoch zu einer landesweiten Protestaktion und sorgten für Verkehrschaos in Buenos Aires und im Landesinneren. Mitglieder der Alsogaray gestorben Buenos Aires (AT/AG) - Nach einer langen Krankheit starb am Freitagnachmittag vergangener Woche im Alter von 91 Jahren Alvaro Carlos Alsogaray, Gründer der Demokratischen Zentrumsunion (Ucedé). Wirtschaftsminister von Präsident Arturo Frondizi und Präsident José María Guido, war Alsogaray ein unermüdlicher Verfechter des wirtschaftlichen Liberalismus, dessen Ideen er unter anderem als Berater von Ex-Präsident Carlos Menem verwirklichen konnte. Am 22. Juli 1913 in Esperanza, Provinz Santa Fe, geboren, gab Alsogaray nach dem Erreichen des Hauptmann-Rang die nach Familientradition obligatorische Offizierskarriere auf und studierte Ingenieurwissenschaft in der Provinz Córdoba. Danach gründete er ein Handelsluftfahrtunternehmen und war Präsident der Argentinischen Handelsluftflotte, Vorgängerin von Aerolíneas Argentinas. Im Jahre 1956 gründete Alsogaray seine erste Partei, die „Unabhängige Bürgerpartei“ (Cívico Independiente), der 1973 die „Neue Kraft“ (Nueva Fuerza) folgte. Jedoch gelang es Alsogaray erst mit der Demokratischen Zentrumsunion, Parlamentsabgeordneter zu werden und für das Präsidentenamt zu kandidieren. Bei der Präsidentenwahl im Jahre 1989 feierte Alsogaray mit ca. 10% der Stimmen seinen größten Erfolg. Seine wirtschaftliche Karriere begann Alsogaray 1955 als Untersekretär für Handel und anschließend als Industrieminister. Als Wirtschaftsminister von Frondizi gelang es Alsogaray 1959 die Inflation von 127 auf 9 Prozent zu senken und den Dollarkurs von 110 auf 83 Pesos festzusetzen. In seiner zweiten Amtszeit als Wirtschaftsminister führte Alsogaray für die Gehaltszahlungen in der Verwaltung die berühmten Bonds „9 de Julio“ ein. Als Berater von Menem leitete er umfangreiche Privatisierungsmaßnahmen ein und arbeitete an der Staatsreform. Zu seinen letzten öffentlichen Äußerungen gehören Zweifel über die Regierungspolitik von Präsident Néstor Kirchner. Alsogaray wurde am Sonnabend im Familiengrab auf dem Friedhof Recoleta beigesetzt. Kämpferischen Klassenbewegung (CCC), der Bewegung Arbeitsloser Arbeiter (MTD) und des Nationalen Piquetero-Blocks (Polo Obrero) unter anderem besetzten die Zufahrtsstraßen zu Buenos Aires und Autobahnen in den Provinzen Buenos Aires und Santa Fe. Mit den gleichen Forderungen, Sozialhilfe für alle Arbeitslosen, Beschaffung von Arbeitsplätzen, Erhöhung der Sozialhilfe von 150 auf 350 Pesos und Freilassung von politischen Gefangenen, protestierten die Piqueteros vor dem Arbeitsministerium und dem Regierungspalast Casa Rosada. Handyverbot Die Verbreitung von Handys unter den Schülern und ihr exessi- ver Gebrauch waren Gründe für den Verbot der Benutzung der Mobiltelefone während des Unterrichts in der Stadt Río Tercero, Provinz Córdoba. Die Schulinspektion der staatlichen Schulen der Stadt beschloss, dass ab 2005 keine Handys mehr im Unterricht gebraucht werden dürfen. Die privaten Schulen schlossen sich der Entscheidung an. Die Lehrer der Stadt waren sich einig, dass Handys kontraproduktiv seien, da sie den Unterricht stören und sogar zum Lösungsaustausch verwendet werden. Jede Schule verfüge über Festnetztelefone, falls die Schüler mit ihren Eltern telefonieren wollten, erklärte die Inspektorin Silvana Bacchi. (AT/AG/dpa) Randglossen Anders als für die Einberufung der Präsidentschaftswahlen vom April 2003, als die gesetzlich vorgeschriebenen simultanen und offenen Wahlen der Parteikandidaten ausgesetzt wurden, sollen für die kommenden Parlamentswahlen vom 23. Oktober alle Parteien aufgerufen werden, ihre Kandidaten zur Wahl aufzurufen, an der alle eingeschriebenen Bürger/innen, gleich ob sie Parteimitglieder sind oder nicht, teilnehmen dürfen. Diese Wahlen sind nicht obligatorisch. Indessen darf jeder Bürger und jede Bürgerin nur die Kandidaten einer Partei wählen. Die Regierung wird den Wahltag zwischen Mitte Juli und Mitte August bestimmen. Für Argentinien sind solche parteiinternen Simultanwahlen der Kandidaten ein politisches Novum, das freilich von Wahlrichtern durchkreuzt werden kann. Parteimächtige pflegen die Kandidaten selber zu küren, ohne dass die wahlberechtigten Bürger/ innen mitsprechen. Einen überraschenden Rückzieher vollzog Präsident Kirchner, als er Verteidigungsminister Pampuro befahl, den 20tägigen Arrest den Majors Pedro Rafael Mercado zu widerrufen, den er selber vorgeschrieben hatte. Die Gattin Mercados hatte in einem Brief, den die Zeitung “La Nación” veröffentlichte, den Präsidenten wegen seines Konflikts mit dem Vatikan und seinen engen Beziehungen zu Menschenrechtlern kritisiert. Kirchner reagierte wütend und ordnete dem Generalstabschef General Bendini an, den Gatten der Briefschreiberin wegen Ungehorsams zu bestrafen. Diese willkürliche Strafe provozierte die Reaktion vieler Ehegattinen und anderer Personen, weil damit die Meinungsfreiheit beeinträchtigt wird, zumal Frau Mercado sagte, ihr Gatte habe nichts von ihrem Brief gewusst. Übereilte Rachsucht macht sich nicht immer bezahlt. Präsident Kirchner zog die Konsequenzen und widerrief seinen Strafbefehl. Jubel-Tag Buenos Aires (AT/stk) – Ein wenig spät, aber immer noch rechtzeitig feierte auch die Mannschaft von Boca Juniors das 100-jährige Vereinsjubiläum. Nach einem enttäuschenden 0:2 gegen Vélez Sarsfield in der Meisterschaft während der Feierlichkeiten am Wochenende fegten die Xeneixes am Mittwoch in der Copa Libertadores den mexikanischen Club Pachuca mit 4:0 vom Platz. Boca Juniors übernimmt damit die Führung der Gruppe 8 in der südamerikanischen Vereinsmeisterschaft. Schon zu Beginn zeigte die in Bestbesetzung angetretene Mannschaft den 45.000 Fans in der Bombonera, dass sie Wiedergutmachung wollte. Allein in den ersten sieben Minuten der Begegnung hatten Cagna & Co. drei hochkarätige Torchancen, mehr als die Mexikaner in der gesamten ersten Halbzeit. Aber es dauerte schließlich 28 Minuten ehe der überragende Boca-Kapitän Diego Cagna Torhüter Miguel Calero mit einem Kopfball überwand. Vier Minuten später stellte Andrés Guglieminpietro den 2:0-Halbzeitstand her. In der zweiten Halbzeit dasselbe Bild. Boca berannte das Tor von Calero während dessen Konterpart Roberto Abbondanzieri nur selten Arbeit hatte. Das Tor ließ wie schon in der ersten Spielhälfte auf sich warten. Torjäger Martín Palermo – er ging leer aus, war aber an zwei 4 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 9. April 2005 Boca-Toren beteiligt – spielt einen klugen Pass auf seinen Sturmpartner Rodrigo Palacio, der gegen den Lauf von Calero unhaltbar einköpft (75. Min). Den 4:0-Endstand besorgte Bocas brasilianischer Verteidiger Baiano in der 88. Minute. Im geschlossen starken Boca-Team ragten Cagna, Palacio und Fer-nando Gago heraus. Bei den Mexikanern verhinderte Torhüter Calero eine noch höhere Niederlage. TABELLEN Fußball Torneo Apertura Argentinien 7. Spieltag: Huracán-San Lorenzo 2:2, Argentinos Jrs.-Quilmes 0:1, Independiente-Gimnasia 2:0, Estudiantes-Racing 2:2, Central-Olimpo 1:0, Instituto-Newell’s 4:3, Banfield-Almagro 4:1, Vélez-Boca 2:0, River-Arsenal 2:0. Tabellenspitze: 1. Rosario Central 14:6, 17; 2. River Plate 14:8, 16; 3. Estudiantes La Plata 12:7,14; 4. Quilmes 8:3, 13; 5. Racing Club 8:5, 13. Neuer Glanz beim Unabhängigen Kinofest Das Internationale Filmfestival BAFICI läuft vom 12.-24. April Buenos Aires (AT/AG) - Mit einem neuen Festivaldirektor, Fernando Martín Peña, und neuen Schwerpunkten beginnt kommende Woche das 7. Internationale Festival des Unabhängigen Films (BAFICI). Das Kleinod von Buenos Aires, wie es der Kultursekretär der Stadt Gustavo López nannte, wartet zwischen dem 12. und 24. April mit einem vielfältigen argentinischen und internationalen Programm auf. Um die nationale Filmkunst zu fördern, wurden erstmalig drei argentinische Filme für den internationalen Wettbewerb ausgewählt. Das Nationale Filminstitut INCAA stiftete außerdem für das argentinische Programm zwei mit 80.000 Pesos dotierte Preise. Das diesjährige Festival will stärker auf aktuelle Tendenzen in der Kinowelt reagieren als bisher und bietet dem immer mehr an Bedeutung gewinnenden Dokumentarfilm größeren Raum. Und zwei weitere Schwerpunkte markieren den Kurswechsel: Zeichentrickfilme sollen mehr Aufmerksamkeit bekommen, da sie durch die vollkommene Befreiung von der realen Welt dem Filmschaffenden die größte Unabhängigkeit ermöglichen. Darüber hinaus soll die Filmgeschichte stärker in den Vordergrund gerückt werden. So sind auch Filme, die über andere Filme reflektieren oder gerettet und restauriert werden müssten, Thema des Festivals. Der deutsche Film ist bereits zum nicht wegzudenkenden Bestandteil des BAFICI geworden, das vom Goethe-Institut und von der Deutschen Botschaft unterstützt wird. Im Offiziellen Wettbewerb laufen „Der Wald vor lauter Bäumen“ (2003), Debütfilm der 1976 geborenen Regisseurin Maren Ade, und der Dokumentarfilm „Der irrationale Rest“ (2005) von Thorsten Trimpop, der dieses Jahr auf der Berlinale präsentiert wurde. Weitere deutsche Filme sind Harun Farockis „Nicht ohne Risiko“ (2004); „Marseille“ (2004) von Angela Schanelec, der in Cannes als Premierenfilm lief; „2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ (2004/05) von dem 1942 in Bratislava geborenen Malte Ludin, „Hitlers Hitparade“ (2005) von Oliver Axer und Susanne Benze und der Horror-Film „Tears of Kali“ des Comiczeichners Andreas Marschall. Neben einer speziellen deutschen Kurz- und Spielfilmreihe wird man eine Retrospektive des Regisseurs Andreas Kleinert sehen können, dem bereits im vergangenen Jahr eine Filmreihe in Buenos Aires gewidmet war. Darunter sind der neueste Film Kleinerts, „Mein Vater“ (2002), und „Verlorene Landschaft“ (1992), „Neben der Zeit“ (1996) und „Wege in die Nacht“ (1998/99). Kleinert, der nach Buenos Aires kommt, ist auch in der Jury des Offiziellen Wettbewerbs vertreten. Der deutsche Regisseur und Kunstkritiker Heinz Peter Schwerfel stellt seinen Film „Hotel No- teboom“ vor und präsentiert darüber hinaus eine Reihe von Künstlerfilmen, u.a. von Matthew Barney, Tracey Emin und Martín Sastre. Auf keinen Fall verpasst werden dürfen auch die UndergroundFilme des in der Schweiz geborenen US-Jahrhundertfotografen Robert Frank. Tipps zum Festival Eintritt: 5 Pesos, Studenten und Senioren 3 Pesos; im LeopoldoLugones-Saal (Av. Corrientes 1530) 4 Pesos, im Cine América (Av. Callao 1057) für Filmstudenten kostenlos. Der Vorverkauf läuft bereits im Hoyts General Cinema Abasto (Av. Corrientes 3247), vorbestellen kann man auch unter Tel.: 4319-2999 oder über Hola Cine, Tel.: 4000-2463 bzw. bei www.holacine.com; Malba.cine (Av. Figueroa Alcorta 3415), Tel.: 4808-6500 und Cine América, Tel.: 4811-3818. Infos und Programm auf der Webseite www.bafici.gov.ar Abenteuer Wirklichkeit Dokumentarfilm-Boom in Argentinien Von Jürgen Ramspeck Buenos Aires (dpa) - „Uns wird auf den Kopf gepinkelt, und die Medien behaupten, es regne.“ Dieses Graffiti an einer Wand in Buenos Aires formuliert drastisch ein weit verbreitetes Misstrauen der Argentinier in die Berichterstattung von Zeitungen und Fernsehen. Davon profitiert die Branche der Dokumentarfilmer, die sich mit dem Abenteuer Wirklichkeit befasst. Und diese Wirklichkeit lässt die Fiktion vieler Hollywoodproduktionen oft nur noch blass erscheinen. Militärdiktaturen, Umstürze, Hyperinflation, Massenarbeitslosigkeit und blitzschnell vernichtete Sparguthaben sind nur einige Stichworte. Die aus fast allen europäischen Nationen zusammengewürfelte Einwanderergesellschaft sucht noch immer nach der eigenen Identität und einem einigermaßen gesicherten Bild der eigenen Geschichte. So läuft seit dem 7. April der Dokumentarfilm „Oro nazi en Argentina“ (Das Gold der Nazis in Argentinien) in den Kinos. In Interviews mit Goebbels ehemaligem Privatsekretär Wilfred von Oven und dem Sohn des in Argentinien gefassten Kriegsverbrechers Erich Priebke stellt der Film die Verbindungen dar zwischen Argentinien und NaziDeutschland. „Wenn jemand Eintritt bezahlt, dann muss der Film das rechtfertigen“, sagt der Produzent und Drehbuchautor Sergio Wolf lakonisch. Seine Dokumentation „Yo no sé qué me han hecho tus ojos“ (Ich weiß nicht, was deine Augen mit mir gemacht haben) handelt von der Tangosängerin Ada Falcón, die 1942 mit 37 Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Karriere zur Franziskanernonne konvertierte. 25.000 Kinobesucher sahen den Rolo Pereyras Dokumentation über Nazigold in Argentinien läuft seit Donnerstag in den Kinos. Film - für argentinische Verhältnisse ist das ein Rekord. „Yo no sé qué me han hecho tus ojos“, benannt nach einem von Falcóns Tango, ist einer der Lieblingsfilme von Luis Vainikoff. Der 53-Jährige betreibt auf der Avendia Corrientes, dem argentinischen Broadway, das Cosmos-Kino, das sich auf Dokumentationen spezialisiert hat. Die Filme beleuchten fast alle Aspekte der jüngeren Geschichte. Dazu gehören auch die „Mütter der Plaza de Mayo“. Sie fordern Gerechtigkeit für die Opfer der Militärdiktatur, als Tausende Oppositionelle in den Folterkellern der Militärs ver-schwanden. Inzwischen wollen die Kinobesucher auch mehr über die soziale Gegenwart erfahren, die sie umgibt. Wer sind eigentlich die Müllsammler, die Nacht für Nacht den Abfall der Großstadt durchwühlen, wie lebt ein Homosexueller in Buenos Aires, warum randalierten Demonstranten beim Besuch des neuen IWF-Präsidenten? Alles Fragen, mit denen sich die Dokumentarfilme auseinander-setzen. Der Boom wird gefördert vom Institut für Film und audiovisuelle Künste (INCAA). Es hilft beim Vertrieb und zeigt die Doku-Filme in den landesweit 18 eigenen Kinosälen, den „Espacios INCAA“, sowie auf diversen Filmfestivals. Bei den Premieren nach Genres hat der Dokumentarfilm nach Aussage von INCAA-Vizepräsident Jorge Alvarez 2004 den dritten Platz hinter Dramen und Komödien belegt. Eher pragmatisch erklärt Wolf den Boom aus Sicht der Filmemacher: „Ein Dokumentarfilm ist 5 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 9. April 2005 schlicht und einfach billiger als ein regulärer Spielfilm.“ Man brauche nur eine Kamera, ein kleines Team und ein geeignetes Thema, „und schon kann es losgehen“. Diego Olmos und Pablo Pintor verwandelten so eine Reise in den armen Nordwesten Argentiniens in den Film „NOA, un viaje en subdesarrollo“ (NOA, eine Reise in die Unterentwicklung). Trotz seiner einfachen Mittel erfüllte der Film das Ziel des INCAA, „Erinnerung zu bewahren und die Identität der Argentinier zu finden“. (Jürgen Ramspeck hat bis Ende März 2005 ein Volontariat im Ar-gentinischen Tageblatt absolviert.) Fragestellungen über Raubgold der Nazis „Oro nazi en Argentina“- Argentinien 2004, 92 Min. Ohne Altersbeschränkung. Regie: Rolo Pereyra. Dokumentarfilm, der die wirtschaftlichen Verflechtungen der Nationalsozialisten mit Argentinien in den 1930er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg untersucht. Mit Hilfe eines Forscherteams geht der für seine Lateinamerikadokumentationen ausgezeichnete Regisseur Rolo Pereyra der Frage nach, auf welchem Weg die Nationalsozialisten Raubgold nach Argentinien geschafft haben. Dass sie dies getan haben, stellt der Film nicht in Frage. Er erhellt Seilschaften zwischen Politik, Wirtschaft und Kirche in Deutschland, Argentinien, der Schweiz und Italien. In den jeweiligen Ländern werden Handlungen zum Teil an Originalschauplätzen rekonstruiert. Dabei steht in Argentinien vor allem Peróns Rolle als Kollaborateur der Nationalsozialisten im Mittelpunkt. Seine Freundschaft zu dem deutschen Bankier Ludwig Freude und die Ernennung seines Sohnes Rodolfo Freude zu seinem Privatsekretär werden als Beispiele dafür angeführt, wie sich Nationalsozialisten in der wirtschaftlichen Führungselite Argentiniens positioniert haben. Zeitzeugenaussagen wie die von dem in Argentinien lebenden Wilfred von Oven - Goebbels damaligem Referenten - verleihen dem Film Authentizität. Doch von Ovens Aussage, er sei auch mit über neunzig Jahren noch überzeugter Nationalsozialist, überrascht wenig. Sollte wirklich soviel Raubgold in Argentinien angekommen sein wie vermutet, stellt sich die Frage, wohin genau das Geld floss. Doch auf diese Frage antwortet der Film nur mit Vermutungen. Anziehungsmagnet Buenos Aires (Retiro). Dinge, die Nordamerikaner etwas anderes, und Japaner, Koreaner und Chinesen auch wiederum gewisse Sachen, die die einheimischen Reiseführer manchmal überraschen. So weisen sowohl die Festland- als auch die Insel-Chinesen die hier verbreitete „Cocina China“ zumeist schroff zurück, wenn lokale (argentinische) Köche nach Lektüre eines chinesichen Kochbuches mit Töpfen und Pfannen zu hantieren beginnen. Eine andere Besonderheit: Nur die allerwenigsten Söhne und Töchter des Reichs der Mitte sprechen bzw. verstehen Englisch, und schon gar nicht Spanisch. Die gängige Verkehrssprache ist das Mandarin, vornehmlich in Kanton gesprochen, das der lokale Reiseführer irgendwie beherrschen muss, um die Gruppen zu leiten. Bevorzugte Themen sind für sie laut Peter Crowhurst vom Bonaerenser Shanghai Racquet Club, Figuren wie Maradona, Evita und Borges; Anziehungspunkte sind die Kultur im allgemeinen, gefolgt von Sport, Schnee und wie sollte es auch anders sein, Tango. Marlú NR AUSFLÜGE UND REISEN Präferenzen ausländischer Touristen Immer mehr Touristen kommen nach Argentinien. Das Staatssekretariat für Fremdenverkehr, die SecTur, versichert, dass die Einkünfte aus der Branche heute schon zu den drei wichtigsten Devisenquellen des Landes zählen. Soeben hat die Behörde in London anlässlich einer Tourismusbörse eine Umfrage durchgeführt, um sich ein Bild darüber zu machen, wer Argentinien nun eigentlich besucht und was die Fremden am meisten interessiert. In Südamerika rangiert Argentinien mit 20% Beliebtheitsgrad bei den Europäern an zweiter Stelle hinter Brasilien (21%) und vor Chile (18%). Für Argentinienreisende stehen folgende Schwerpunkte obenan: Buenos Aires, mit 21%; Die Nationalparks mit 18%; Die Iguazú-Wasserfälle mit 16% und Patagonien mit 15%. Was die Thematik anbelangt, liegen Bildungsreisen (Turismo Cultural) mit 16% vorne, gefolgt von Abenteuertourismus (13%), Ökotourismus (12%), Tango (10%) und schliesslich Leben auf dem Lande (Turismo Rural), mit acht Prozent. Fernöstliche Besucher Es gibt Touristen und Touristen. Die Europäer suchen bestimmte ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 2,92. Die Terminkurse betrugen zum 29.4. $ 2,900, 31.5. $ 2,915, 30.6. $ 2,920, 29.7. $ 2,930, 31.8. $ 2,945 und 30.9. $ 2,950. *** Der Mervalindex stieg in der Berichtswoche zum Donnerstag um 1,6% auf 1.423,47, der Burcapindex um 1,4% auf 3.412,25 und der Börsenindex um knapp 0,1% auf 60.406,82. *** Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in Liniers) fiel in der Berichtswoche um 7,1% auf $ 2,299. *** Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am 4.4.05 U$S 20,41 Mrd., der Banknotenumlauf $ 36,60 Mrd. Eine Woche zuvor waren es U$S 20,24 Mrd. bzw, $ 36,02 Mrd., einen Monat zuvor U$S 21,00 Mrd. bzw. $ 36,70 Mrd. und ein Jahr zuvor U$S 15,14 Mrd. bzw, $ 30,50 Mrd. *** Der Deckungskoeffizient der Devisenreserven in Pesos zum Tageskurs, bezogen auf die monetäre Basis, betrug am 5.4.05 116,7%. *** Die Europäische Kommission will mit Argentinien über eine Zusammenarbeit am Satellitennavigationssystem Galileo verhandeln. Die Brüsseler Behörde bat die 25 Mitgliedstaaten am Montag, ihr für solche Verhandlungen grünes Licht zu geben. Mit China und Israel habe die EU bereits eine Kooperation bei Galileo - der europäischen Antwort auf das US-Navigationssystem GPS - vereinbart. Mit Indien, Russland, der Ukraine, Südkorea, Australien, Brasilien, Mexiko, Chile und Malaysia würden entsprechende Gespräche geführt. (dpa) Sonnabend, 9. April 2005 *** Das neue staatliche Erdölunternehmen Enarsa studiert die Möglichkeit, die 172 Tankstellen von Sol zusammen mit der venezolanischen PdVSA zu übernehmen, nachdem die uruguayische Ancap, Inhaberin der argentinischen Sol Petróleo, verkaufen will. Auf alle Fälle würde dieses Geschäft die Staatsfinanzen belasten, da Enarsa keine Mittel hat, um auch nur einen Teil von Sol Petroleo zu bezahlen. Ausserdem handelt es sich um ein Verlustgeschäft, was weitere Staatszuschüsse bedeuten würde. *** Die Verhandlungen zwischen der Regierung und „Aguas Argentinas“ laufen weiter. Angeblich hat die Regierung jetzt die Möglichkeit einer Rückverstaatlichung ausgeschlossen. Es soll eine Tariferhöhung in diesem Jahr, nach den Wahlen, und eine weitere 06 geben, wobei insgesamt von etwa 40% die Rede ist. Das Unternehmen hatte 60% gefordert. Bei Beibehaltung eines künstlich niedrigen Wassertarifs werden die Investitionen sehr gering sein, sowohl für die Erneuerung und Verbesserung des bestehenden Netzes, sowie für die Erweiterung auf Gegenden von Gross Buenos Aires, die über kein Leitungswasser verfügen. *** Die Exporte von Fisch und Fischprodukten lagen 04 mit U$S 814 Mio. um 9% unter dem Vorjahr. Mengenmässig, mit 493.000 t, jedoch unter dem Vorjahr. Der Anteil der hochwertigen Produkte, wie Tintenfisch und Garnelen, war viel geringer, was den Durchschnittswert gesenkt hat. *** Die Fabrikanten von Spielwaren weisen auf die Gefahr zunehmender Lieferungen aus China hin. 04 hätten die importierten Produkte 70% der lokalen Nachfrage gedeckt, bei einem Markt von insgesamt U$S 80 Mio. 82% der Importe kamen aus China, 11% aus Italien und 7% aus Brasilien. 01 entfiel bei einem Konsum um etwa U$S 108 Mio. Dollar 17% auf die lokale Industrie. 03 sei dieser Anteil auf 55% gestiegen, und 04 sei er auf ein Drittel gesunken. Die lokale Industrie fordert von der Regierung die Einführung von Schutzmassnahmen innerhalb der Möglichkeiten, die bei der Aufnahme von China in die Welthandelsorganisation vorgesehen seien. *** Justizminister Horacio Rosatti unterhält Besprechungen mit Senatoren, um zu einem einheitlichen Text des Gesetzesprojektes zu gelangen, das erlauben soll, bei Urteilen des Weltbankschiedesgerichtes ICSID (auf spanisch CIADI) Berufung beim lokalen Obersten Gerichtshof einzulegen. Dies erscheint reichtlich merkwürdig und kann eher als eine Methode verstanden werden, die Verfahren in die Länge zu ziehen. *** Eine Umfrage der Firma Carlos Fara y Asociados, die die Zeitung „El Cronista“ veröffentlicht, ergibt, dass im März 78% der Befragten ARGENTINISCHES TAGEBLATT (gegen 65% im Februar) für eine Rückverstaatlichung der öffentlichen Dienste sind, und nur 14% dagegen (gegen 28% im Februar), wobei 8% unentschieden sind. *** Die ZB hat am Montag die Zinsen für passive Swapgeschäfte auf 3,25% jährlich angehoben, gegen vorher 2,75%. Sie konnte Geschäfte für $ 1,56 Mrd. tätigen, etwas mehr als in der Vorwoche. Da Swapgeschäfte für $ 2,56 Mrd. verfielen, sank der Gesamtbestand dieser Geschäfte um etwa eine Milliarde Pesos auf $ 4,29 Mrd. *** Die ZB hat die Mindestfrist für indexierte Depositen (mit CER, was dem Index der Konsumentenpreise entspricht, mit etwas verspäteter Wirkung) von 270 Tage auf ein Jahr verlängert. *** Zwischen dem 15. April und dem 17. Mai wird das statistische Amt (INDEC) 17.500 Beamten mit der Aufgabe betrauen, die 2 Mio. Geschäftslokale im ganzen Land aufzususchen, in Städten von über tausend Einwohnern, um Daten für den neuen Wirtschaftszensus zu sammeln, der dieses Jahr durchgeführt wird. Diese Angaben dienen nur statistischen Zwecken und sind daher geheim. Weder das Steueramt, noch irgend eine andere Amtsstelle hat zu den Einzeldaten Zugang. Veröffentlicht werden nachher Gesamtergebnisse. *** Das Forschungszentrum für Finanzen der Universitäst Di Tella hat ermittelt, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Bundeshaupstadt und Umgebung im März um 3,45% gesunken ist. Es handelt sich um die 4. aufeinander folgende Abnahme. Im ganzen 1. Quartal 05 betrug die Abnahme gegenüber dem 4. Quartal 04 15,53%. 04 bestand eine zunehmende Tendenz. *** Der Oberste Gerichtshof hat einen Rekurs der Firma Cencosud abgelehnt, in dem diese fordert, einem „per Saltum“ (also ein Urteil, bei dem die normalen Gerichtsinstanzen übersprungen werden) stattzugeben, im Fall der Verfügung eines Bundesgerichtes von Mendoza, das sich der Fusion von Jumbo und Disco widersetzt. Somit wird das Verfahren länger dauern, wobei jedoch auf alle Fälle fest steht, dass der Richter von Mendoza für diese Problematik nicht zuständig ist. Fusionen und Unternehmensübernahmen müssen nur von der nationalen Kommission für Konkurrenzschutz entschieden werden. *** Vier Luftfahrtgesellschaften, die bisher nicht nach Argentinien kommen, haben den Antrag für die Genehmigung regelmässiger Flüge gestellt, die sie dieses Jahr und Anfang 06 beginnen wollen: Emirates (die Flaggenlinie der Emirate des persischen Golfes), Tunis Air, Air Portugal und Southern Air, die Flüge nach Chi- na beantragt. *** Die Zahl der Passagiere, die über Ezeiza flogen, betrug 04 6,2 Mio. Der Rekord wurde 2000 mit 7,6 Mio. erreicht, aber 02 waren es nur 4,5 Mio. *** Eine neue Luftfahrtgesellschaft, Sol Lineas Aereas, die Unternehmern der Tourismusbranche von Santa Fé gehört, beabsichtigt im 2. Halbjahr 05 Flugdienste zwischen Aeroparque, Rosario, Santa Fé und Córdoba mit Turbojets für 34 Passagiere zu bieten. *** Die US-Luxushotelkette Sonesta, mit Sitz in Boston, gab die Absicht bekannt, 20 4-Sterne-Hotels in Argentinien u.a. Ländern der Region zu errichten. In Argentinien sind Hotels in Buenos Aires, Rosario, Córdoba, Mendoza, Salta, Iguazú, Calafate, Bariloche, Ushuaia und Mar del Plata vorgesehen. *** Durch Beschluss 1859 der AFIP (Amtsblatt vom 5.4.05) wurde bestimmt, dass die Zigarettenpackungen, die für den Export bestimmt sind, die Aufschrift tragen müssen „Nur für Verkauf in...“, oder „nur für Duty free“, oder „nur für Verkauf an Bord“ oder „nur für Verkauf in Feuerland“. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass lokal erzeugte Zigaretten, die steuerfrei nach Paraguay exportiert werden, von dort wieder nach Argentinien geschmuggelt und normal verkauft werden. Jetzt wird der Schmuggel zumindest sichtbar sein, was die Kontrolle erleichtert. *** Der Oberste Gerichsthof hat die Umwandlung garantierter Dollarkredite, die ursprüglich in Bocón und Bontes Titeln in Dollar bestanden, in Pesos zu $ 1,40 mit CER-Indexierung gutgeheissen. Die Klage einer Gruppe von Sparern wurde zurückgewiesen. Der Oberste Gerichtshof wies u.a. darauf hin, dass laut Verfassung die Behandlung der internen und externen Staatsschuld dem Kongress zufällt, wobei dieser schon über die Behandlung entschieden habe, die sich auf den konkreten Fall bezieht, und sich für die Pesifizierung ausgesprochen habe. *** Die Umfrage des Arbeitsministeriums über Beschäftigung ergibt für Februar eine monatliche Zunahme im privaten Bereich von 0,6% und eine interanuelle von 6,7%. Die interanuellen Zunahmen der Beschäftigung haben 04 eine deutlich abnehmende Tendenz: 1. Quartal: 8,4%, 2. Quartal: 7,2%; 3. Quartal: 6,1%; 4. Quartal: 4,4%. *** Die Weltbank hat einen Kredit von U$S 130 Mio. für die Stadt Buenos Aires genehmigt, der für Arbeiten bestimmt ist, durch die Überschwemmungen des MaldonadoFlusses (der unter der Juan B. Justo fliesst) verhindert werden. Die Stadt muss U$S 60 Mio. beitragen. Der Kredit läuft auf 15 Jahre, mit 5 Jahren 6 Karenzfrist, und der Zinssatz beträgt 3,5%. *** Die Regierung hat das Dekret 1010/04 reglementiert, dass die nationale Flagge bei der Binnenschiffahrt wieder eingeführt hat. Die Gewerkschaft hatte seit geraumer Zeit gegen die Tatsache protestiert, dass Schiffe mit Flaggen von Nigeria, Panama u.a. Staaten die lokale Arbeitsgesetzgebung nicht achteten. Die Zulassung fremder Flaggen war seinerzeit durch die Dekrete 1772/91, 2094/ 93 und 2733/93 verfügt worden. Jetzt müssen die Schiffe unter ausländischen Flaggen, die auf Flüssen fahren, sich jede 6 Monate bei der Direktion für Schiffahrt melden, komerziell mit argentinischen Reedern arbeiten und die Besatzung bei der Marinepräfektur melden. Bei Charterfrachten müssen diese Unternehmen monatlich Meldung erstatten. *** Im März lagen die Lieferungen von Kfz an die Agenturen mit 35.042 Einheiten um 40,8% über dem gleichen Vorjahresmonat und um 28,9% über Februar 05. Die lokale Fabrikation lag mit 27.948 Einheiten um 25,9% über dem Vorjahr und um 117,1% über dem Vormonat. Im 1. Quartal nahm der lokale Umsatz um 39,8% zu, die Produktion um 29% der Export um 39,8%. An erster Stelle der Verkäufe von Automobilen lag im 1. Quartal Volkswagen mit 30,2%, was einen Marktanteil bei Kfz von insgesamt 23,6% darstellt. *** Argentinien hat zum ersten Mal Bienen-Königinen nach dem Libanon exportiert. *** Nachdem die deutsche Firma Edding vor zwei Jahren einen Betrieb in San Juan gekauft hat, um Markierstifte, elektronische Tafeln u.a. Produkte zu erzeugen, hat sie jetzt beschlossen, E 4 Mio. in eine 50%ige Erweiterung der Fabrik von bisher 1.000 qm. zu investieren. *** Telefónica Moviles hat letzte Woche ihre Mobiltelefone der Marken Unifon und Movicom in der Marke Movistar vereinigt, die Marke, die Telefónica in Spanien verwendet. 12 der 13 Mobiltelefonunternehmen, die Telefónica in Südamerika betreibt, werden jetzt diese Marke haben. Nur in Brasilien wird die ursprüngliche Marke Vivo beibehalten. Vor einem Jahr hat Telefónica von Bell South die lokale Movicom für U$S 988 Mio. gekauft, als Teil der U$S 5,85 Mrd., die sie für die 10 Filialen der US-Firma in Lateinamerika bezahlt hat. *** Bei der Lebac-Ausschreibung vom Dienstag konzentrierte sich das Interesse auf Wechsel auf nur 21 Tage. Von den $ 854 Mio. die angeboten wurden, entfiel 75,7% auf diese Titel. Der Zinssatz verblieb bei 3,50%, wobei die ZB jedoch nur Angebote für $ 107 Mio. annahm. *** Das landwirtschaftliche Unter- Sonnabend, 9. April 2005 nehmen „Los Grobo“, das der Familie Grobocopatel gehört, hat einen Treuhandfonds für U$S 2,8 Mio. ausgegeben. Die Mittel werden für die Pacht von Land und den Anbau von Getreide und Ölsaat verwendet. „Los Grobo“ ist der grösste Sojabohnenflanzer, zum grössten Teil auf gepachtetem Land. *** Die Bundesberufungskammer für zivile und kommerzielle Angelegenheiten der Bundeshauptadt hat ein erstinstanzliches Urteil bestätigt, das dem Kläger gegen die Versicherungsgesellschaft Siembra, im Fall einer Ruhestandsversicherung in Dollar, recht gibt. Die Firma wollte gemäss dem allgemeinen Kriterium der Regierung zu $ 1,40 plus CER pesifizieren, aber der Kläger forderte den vollen Dollarwert. *** Die Regierung hat beim Kongress beantragt, dass die neuen Verträge mit Unternehmen, die öffentliche Dienste betreiben, in Kürze genehmigt werden. Für Wirtschaftsminister Lavagna ist dies wichtig, um mit dem Fonds über ein neues Abkommen zu verhandeln. *** In der Station des landwirtschaftlichen technologischen Institutes INTA in Castelar, bei Buenos Aires, wurde der Plan Pro-Huerta für dieses Jahr offiziell in Gang gesetzt, der in der Förderung von Gemüsegärten, eventuell mit Hühnerzucht u.a. Tätigkeiten besteht, und vom INTA und dem Ministerium für soziale Entwicklung durchgeführt wird. Das Programm wird in 3.670 Ortschaften durchgeführt, und umfasst bisher 557.000 Familien, 6.550 Schulen und 8.000 Gemeinschaftsgruppen, und erlaubt, eine Ernährungsbasis aufzubauen. Zur Durchführung des Programmes arbeiten 16.500 Volontäre und 456 INTA-Fachleute im ganzen Land. Dieses Programm wurde Anfang der 90 Jahre begonnen, und war sehr erfolgreich, wobei mit geringen Mitteln eine grosse Wirkung erreicht wurde. Es wird geschätzt, dass sich über 2 Mio. Menschen auf diese Weise zum Teil ernähren. Präsident Kirchner hat mit seiner Anwesenheit die Bedeutung dieser Tätigkeit hervorgehoben. *** Der Techint-Konzern hat der Börse von Mailand mitgeteilt, dass er mit 29% des Kapitals bei der italienischen Firma Impregilo einsteigen werde, die zusammen mit der französischen Dumez der EridayKonzern gebildet haben, der das Yacyretá-Wasserkraftwerk gebaut hat. Angeblich ist Techint am Auftrag interessiert, die Arbeiten durchzuführen, um den Pegel des Staudammes von 76 auf 83 Meter zu erhöhen, was über U$S 700 Mio. beanspruchen wird. *** Der Verband der Kfz-Agenturen ACARA teilt mit, dass im März 31.000 Einheiten eingetragen wurden, 32% mehr als im gleichen Vorjahresmonat. Im 1. Quartal sind es somit schon 110.000 Kfz., 40% mehr ARGENTINISCHES TAGEBLATT als in der gleichen Vorjahresperiode. Der Verband rechnet für ganz 05 mit 300.000 bis 350.000 Einheiten. Der Rekord wurde 1998 mit 485.000 im Inland verkauften Einheiten erzielt. *** Die Regierung von Chubut hat ein Abkommen mit der Firma Aerowind unterzeichnet, damit diese die Einwohner von zwei Dörfern mit Strom aus Windkraftanlagen versorgt. Es handelt sich um Projekt von U$S 280.000. Patagonien ist ideal für Windenergie, weil der Wind standig und kräftig weht, so dass die Anlagen viel Strom erzeugen. Das Problem bei dieser Energieerzeugung besteht in der hohen Investition pro Kwh. *** Die Gruppe KLP Emprendimientos, kontrolliert von Jorge Perez Cuesta (der unlängst sein Aktienpaket bei Mendoza Plaza Shopping an IRSA verkauft hat), hat eine Investition von bis zu U$S 27 Mio. für die Vervollständigung der Errichtung eines Hotels, einschliesslich Casino, gegenüber vom Mendoza Plaza Shopping angekündigt. Die Finanzierung steht schon bereit, so dass nur die Genehmigung durch die Provinzregierung fehlt. Betreiber wird die Firma Cesar Park sein, die schon in Buenos Aires ein Hotel hat. *** Ab 1. April hat die Regierung verfügt, dass alle Lehrer im Land ein Mindestgehalt von $ 700 beziehen. Zu diesem Zweck wurden die notwendigen zusätzlichen Mittel an die Provinzen La Rioja, Misiones, San Juan, Tucumán, Corrientes, Formosa, Chaco, Jujuy, Entre Rios und Salta überwiesen, die insgesamt 135.000 Lehrer beschäftigen. Die Lehrergehälter werden von den Provinzen bezahlt. Jetzt übernimmt die Nationalregierung einen Teil dieser Ausgaben. *** Laut einer Studie der britischen „The Economist Intelligence Unit“, die von der angesehenen Wirtschaftszeitschrift „The Economist“ abhängt, liegt Argentinien bei der Risikobewertung nach Irak und Zimbabwe an dritter Stelle, gefolgt von Venezuela, Phillipinen, Türkei, Kolumbien, Perú, Brasilien, Russland, Mexiko, China, Südafrika, Indien, Israel, Polen, der Tschechei, Südkorea, Chile, Hong Kong und Singapur. In privaten Wirtschaftskreisen der Welt wird diese Rangfolge jedoch weitgehend nicht geteilt. *** Die Provinz Salta hat ein Projekt für eine Gasleitung von 350.000 cbm täglich nach San Antonio de los Cobres und 210.000 cbm täglich nach Pocitos ausgeschrieben. Die Kosten wurden mit U$S 20 Mio. veranschlagt. *** Die Kammer der Gerbereien gab bekannt, dass 04 Leder (meistens halbfertig) für U$S 900 Mio. exportiert worden sei. *** Die Lagerkapazität für Getreide und Ölsaat hat dieses Jahr um 10% zugenommen und liegt jetzt bei 15 Mio. Tonnen. Es ging dabei im Wesen um eine Erweiterung der bestehenden Anlagen. Hier sind die Lager der Genossenschaften, der Exporteure und der Landwirte nicht eingeschlossen. Mit diesen gelangt man auf 48 Mio. t, wobei noch 13 Mio. t hinzukommen, die in Poliähtylenschläuchen gelagert werden. Für eine erwartete Ernte von 80 Mio. t, die zum grössten Teil sofort exportiert wird, ist dies mehr als ausreichend. *** Die Verzögerung der Erweiterung der Transportkapazität der Gasleitung von Jujuy und Salta über Tucumán, Córdoba und Rosario nach Buenos Aires (die von TGN betrieben wird), bedroht laut Rodolfo Banchio, Präsident des Industrieverbandes UIA von Córdoba, die Energieversorgung der Gegend, da die bestehende Kapazität der Leitungen nicht für die Winter-nachfrage ausreicht. Die Erweiterungsarbeiten sollten programmgemäss im Mai fertig sein, werden aber erst im August in Betrieb genommen werden können, weil die Regierung die einzelnen Fragen, die damit verbunden sind, nicht rechtzeitig entschieden hat. Hingegen soll die Südgasleitung (betrieben von TGS) trotz Verzögerung, schon im Juli in Betrieb genommen werden, so dass sich das Versorgungsproblem nur im Mai und Juni stellt. Fulvio Madero, Präsident des Regulierungsamtes für Gas (Enargas), meint indessen, die Versorgung werde ausreichend sein, und es werde keine programmierten Lieferungskürzungen geben. Die Erweiterung der Südgasleitung werde im Juli und die der Nordgasleitung im August fertig sein, wobei jedoch schon vorher mehr Gas befördert werde. Dieses Jahr werde es schliesslich 4,7 Mio. cbm. mehr als im Vorjahr geben. Es werde nicht notwendig sein, mehr Gas aus Bolivien zu beziehen und die Lieferungen nach Chile zu kürzen. Lezteres ist indessen schon erfolgt. *** Die Erdölgesellschaften RepsolYPF und Petrobras bestätigten, dass sie Dieseltreibstoff importieren werden, wobei sie einen Verlust erleiden, obwohl die normale Steuer abgeschafft worden sei. Shell und Esso wurden zunächst von den Quote für diese Importe ausgeschlossen, als Strafe dafür, dass sie die Preise für ihre Produkte unlängst erhöht haben. Am Montag hat Esso beschlossen, die Preiserhöhung von 4,2% bei Dieseltreibstoff ausser Kraft zu setzen, um auf diese Weise auch eine Importquote zu erhalten. Shell beschloss am Donnerstag, die jüngste Preiserhöhung von Benzin, von 3,3%, ausser Kraft zu setzen. Bei Esso verbleibt somit die Preiserhöhung bei Benzin und bei Shell bei Dieseltreibstoff. *** Die Firma Servicio Satelital, die auf dem Gebiet der Satellitenverbindung zum Internet-System führend ist, wurde von der israelischen Gilat an eine lokale Gruppe verkauft, gelei- 7 tet von Gonzalo Berra, Sebastián Bellagamba und Ernesto Luzuriaga. *** Die „Fundación Capital“ Stiftung berichtet, dass im März die privaten Bankdepositen um $ 1,3 Mrd. zugenommen haben, wobei $ 800 Mio. auf Festanlagen entfallen, von denen wiederum $ 660 Mio. aus solchen bestehen, die nicht CER-indexiert sind. Bei einer erwarteten Teuerung (gemessen am Index der Konsumentenpreise) von über 9% im ganzen Jahr, sind die Jahreszinsen bei Fristdepositen, die etwa 3% betragen, real stark negativ. *** Das US-Pharmaunternehmen Valeant (bis vor einem Jahr ICN benannt) hat die lokale Fabrikation aufgegeben und sie an die Firma HBL Pharma, kontrolliert von Hernán Lopez Bernabó, abgetreten. Die Spezialitäten des Unternehmens sind dermatologische und oftalmologische Produkte. Der jährlich Mengenumsatz beträgt 4 Mio. Einheiten. *** Der Geschäftsführer der lokalen Ford, Ted Cannis, gab bekannt, dass dank des konkurrenzfähigen Preises für Stahlblech, der durch ein Abkommen mit den Lieferanten erreicht wurde, das Unternehmen die Stanzarbeiten ausweiten wird, u.a. für den Export. *** Die Zahl der Konkurse (quiebras) nahm nach der Erhebung von Veraz im März im interanuellen Vergleich um 13,6% und die Vergleichsverfahren um 10,2% ab. Im März wurden 148 Konkurse richterlich verfügt und 34 Vergleichsverfahren genehmigt. Im 1. Quartal nahm die Zahl der Konkurse gegenüber dem Vorjahr um 23,7% und die der Vergleichsverfahren um 26,2% ab. *** Die Consulting-Firma Latin Panel weist darauf hin, dass eine Umfrage bei 3.000 Haushalten im ganzen Land ergeben hat, dass die Preise für einen Grundnahrungskorb im Februar 2005 um 8% über dem gleichen Vorjahresmonat lagen, wobei der Konsum um 4% niedriger lag. Nur in Haushalten der bessergestellten Schichten hat der Konsum zugenommen. *** Das statistische Amt (INDEC) hat der Grundbedarf einer Familie für März auf monatlich $ 772 berechnet, um 3% mehr als im Februar. Im März 04 machte der Betrag $ 717,44 aus. *** Die streikenden Lehrer von Salta haben das Angebot einer Zulage von 25,5% auf den Grundlohn abgelehnt. *** Nachdem das Abkommen über eine Herabsetzung der Preise um 10% der fünf Rindfleischschnitte mit einen hohen Massenkonsum gescheitert ist, hat die Regierung mit einer Erhöhung der Exportsteuer gedroht. Nachdem der Preis für Rind- Sonnabend, 9. April 2005 fleisch im März eine Zunahme von 6,7% ausgewiesen hat, berief Präsident Kirchner den Landwirtschaftssekretär Campos zu sich, damit er sich weiter anstrenge, die vereinbarte Preisverringerung zu erreichen. *** Die letzte Umfrage der ZB über Inflastionserwartungen für 05, bei der sich angesehne Wirtschaftler äussern, ergab etwa 10%. *** Die Unternehmen, die Speiseöl verkaufen, haben sich gegenüber der Regierung verpflichtet, die Preise vom gemischten Arten und von Maisöl während 90 Tagen stabil zu halten. Die Verpflichtung ist jedoch an die Bedingung gebunden, dass die Preise für Ölsaat, die Löhne u.a. Kostenelemente unverändert bleiben. *** Im 1. Quartal ist die Geldmenge („monetäre Basis“) um $ 2,27 Mrd gesunken, was 4,5% ausmacht. Das wurde durch Rückzahlungen von Vorschüssen erreicht, die in Vorjahren einigen Banken erteilt wurden, und auch durch die Unterbringung von ZBWechseln. *** Die von der Weltbank abhängige Internationale Finanzköperschaft (IFC) wird voraussichtlich am 21. April der Banco de Galicia einen Kredit von U$S 25 Mio. auf 7 Jahre erteilen, den diese Bank für Kredite an kleinere und mittlere Unternehmen verwenden wird, die exportieren. *** Die Banco Nación musste letzte Woche erneut einspringen, um ein weiteres Absacken des Wechselkurses zu verhindern. Am Mittwoch kaufte die Bank U$S 45 Mio. *** Das INDEC berichtet, dass die Löhne im Februar durchschnittlich um 2,05% gegenüber Februar 04 zugenommen haben. Dabei stiegen die Gehälter beim Staat um 4,42%, während die Löhne im privaten Bereich um 1,83% zunahmen und in der Schwarzwirtschaft sogar um 0,56% abnahmen. *** Der Spitzenverband der Industrie, die „Unión Industrial Argentina“, forderte von Arbeitsminister Tomada, dass sich das Ministerium mehr um die Lösung von Lohnkonflikten kümmere. In verschiedenen Bereichen bestehe ein grosser Konflikt. *** Die Regierung hat, wie in den drei Vorjahren, beschlossen, die Fangperiode für Tintenfische zu beenden, da der Bestand der Art gefährdet ist. *** Die kanadische Scotiabank, die in den 90er Jahren die argetinische Quilmes-Bank übernommen hatte und unter dem Namen ScotiabankQuilmes tätig war, hat Argentinien vor dem Weltbankschiedsgericht ICSID (spanisch CIADI) verklagt, und einen Schadenersatz von U$S 600 Mio. gefordert. Die Bank hat sich 02 aus Argentinien zurückgezogen und dabei das investierte Kapital verloren, ARGENTINISCHES TAGEBLATT als Folge der Abwertung, der Pesifizierung u.a. Massnahmen. Die ScotiaBank beruft sich bei ihrer Klage auf das Abkommen über Förderung und Schutz von Investitonen, das zwischen Argentinien und Kanada 1991 unterzeichnet wurde. *** Infobae berichtet, dass Aluar das Projekt zur Erweiterung der Aluminiumfabrik in Puerto Madryn, Chubut, vorerst aufs Eis gelegt hat, da die Versorgung mit Gas und Strom nicht gesichert ist. Es handelt sich um eine Investition von etwa $ 2,5 Mrd. zur Erhöhung der gegenwärtigen Produktion *** Präsident Kirchner und Gouverneur Obeid (Santa Fé) haben am Donnerstag die Ausschreibung der Autobahn angekündigt, die Rosario umkreisen soll, deren Kosten auf U$S 250 Mio. veranschlagt wurden. Das Projekt schliesst Überlandstrassen von 100 km ein, die die Ortschaften Timbúes, San Lorenzo, Villa Gobernador Galvez, Puerto General San Martín und Arroyo Seco verbinden werden. *** 8Aerolineas Argentinas hat die Banco de Galicia beauftragt, 15% des Kapitals unter lokalen Kapitalgebern unterzubringen. *** Durch Gesetz 26.020 (Amtsblatt vom 8.4.05) wurde die Rahmenordnung für die Wirtschaft mit verflüssigtem Erdölgas (GNC) geschaffen. Das Verkündungsdekret 287/05 hat mehrere seiner Stellen durch Veto gestrichen. *** Der Spitzengewerkschaftsverband CGT (Confederación General del Trabajo), geleitet von Hugo Moyano, Susana Rueda und José Luis Lingieri, hat gefordert, dass der gegenwärtige Mindestlohn von $ 450 nicht auf $ 630 erhöht werde (durch Aufnahme der von der Regierung seinerzeit verfügten Zulage von $ 150 in den normalen Lohn, plus $ 30, die die Arbeitnehmer dann als Sozialbeitrag zahlen müssen), sondern auf $ 660. Das ergebe sich aus der jüngsten Zahl über die Zunahme der Preise, die der Index der Konsumentenpreise ausweist. Der Mindestkorb betragt jetzt $ 780. Das Indexierungsdenken ist stets anwesend. *** Die Deputiertenkammer hat am Mittwoch das Gesetzesprojekt über Änderung des Steuerverfahrens genehmigt, das somit an den Senat weitergeleitet wird. Das Projekt gestattet einem Inspektor, sich nicht als solcher auszuweisen, so dass er als Kunde auftreten kann, um Information zu erhalten. Dabei hat die Kammer jedoch Änderungen eingeführt, so dass jetzt eine Anzeige und ein richterlicher Befehl vorhanden sein müssen. Damit wurde das Regierungsprojekt stark entschärft. Ferner wird die Beschlagnahme von Waren erlaubt, die ohne die entsprechenden Unterlagen transportiert werden. Ein anderer Paragraph bezieht sich auf den Wohnort des Steuerzahlers, der nicht geändert werden kann, um ein schon eingeleitetes Verfahren auf einen anderen Richter zu übertragen. Dann wird bestimmt, dass die Gutachten, die die AFIP auf Anfragen von Steuerzahlern erteilt, verbindlich sind, wobei die AFIP 90 Tage hat, um zu antworten. Gegenwärtig ist sie nicht verpflichtet, zu antworten, wobei die Gutachten ohnehin unverbindlich sind, also bestenfalls als ein guter Rat betrachtet werden können. Dann wird bestimmt, dass die Gesellschafter von de facto Gesellschaften solidarisch haften. Das Projekt geht noch weiter und wurde in mehreren Punkte von der Deputiertenkammer geändert. *** Die Zunahme der Preise kommt im CER-Index zum Ausdruck, was bedeutet, dass bei Staatspapieren in Pesos mit CER der Kapitalbetrag zunimmt. Die neuen Papiere in Pesos mit CER-Berichtigung, die im Tausch gegen die alten ausgehändigt werden, die 44% der gesamten neuen Schuld ausmachen, die beim Umtausch ensteht, sind somit ab Ausgabe schon um $ 4,3 Mrd.gestiegen. *** Die Kammer der Importeure CIRA (Cámara de Importadores de la República Argentina) weist in einer Studie darauf hin, dass Import und Export jährlich U$S 1,5 Mrd. im Hafen von Buenos Aires zahlen (einschliesslich Dock Sud) in Frachten und verschiedenen Gebühren, für insgesamt 500.000 Container (2004), wobei jedoch kein staatliches Organ kontrolliere, ob diese Zahlungen gerechtfertigt seien. Die Kammer wiedersetzt sich der Erneuerungen der Hafenkonzessionen, sofern nicht vorher die Tarife gesenkt werden, die sich den effektiven Kosten anpassen sollen, statt automatisch mit dem Wechselkurs berichtigt zu werden, also in Dollar berechnet zu werden. *** IWF-Generaldirektor Rodrigo de Rato wiederholte am Mittwoch, die argentinische Regierung müsse eine Strategie ausarbeiten, um mit den Inhabern defaultierter Bonds (die als „holdouts“ bezeichnet werden) zu verhandeln, die die Umschuldung nicht angenommen haben und 24% des Gesamtbetrages ausmachen. *** Die AFP hat durch Beschluss 1.860 verfügt, dass die Frist für die Vorlegung der eidesstattlichen Erklärungen bei der Steuer auf persönliche Güter und auf den vermuteten Mindestgewinn für das Fiskaljahr 04 auf den 10. Juni verschoben werden, sofern die betroffene physischen Personen Einbehaltungen der Gewinnsteuer gehabt hätten, bei Einkommen, das sie durch persönliche Arbeit erlangt hätten. *** Die angekündigten Investitionen der Fabriken, die Ölsaat verarbeiten, werden ihre Kapazität von gegenwärtig 111.624 t pro Tag um 48.000 t auf 159.624 t erhöhen. Die 8 grösste Kapazität wird auf Bunge Argentina mit 27.300 t/Tag entfallen, vor Cargill mit 25.600 t/Tag, Molinos Rio mit 22.000 t., Vicentin mit 21.800 t, Louis Dreyfus mit 20.000 t, Aceitera General Deheza mit 19.000 t, Buyatti mit 4.500 und Nidera mit 4.320 t. Die Daten stammen von Hinrichsen S.A. und wurden von der Zeitung „El Cronista“ zusammengestellt. *** Der Staatssekretär für Bergbau, Jorge Mayoral, erklärte, es seien Investitionen von U$S 3,6 Mrd. auf diesem Gebiet für 05 und 06 vorghesehen. Gegenwärtig befänden sich 130 Projekte in Durchführung. 04 hätten die Bergbauunternehmen U$S 1,8 Mrd. in 80 Projekte investiert. Gegenüber 03 hätten sich die Investitionen verdoppelt. *** Die Deputiertenkammer hat das Gesetzesprojekt verabschiedet, durch das die Gebühr für Strassenbau, von 18,5% auf den Preis des Dieseltreib-stoffes, auf 20,2% erhöht wird. Der neue Satz gilt sowohl für lokal erzeugten wie für importierten Dieseltreibstoff, bis zum 31.12.2010. Das Projekt wurde mit Zweidrittelmehrheit genehmigt, die Bedingung, um den ursprünglichen Text anzunehmen, ohne die vom Senat eingefügten Änderungen. Jetzt fehlt nur noch die Verkündung im Amsblatt, damit diese Gebührenerhöhung in Kraft tritt. Ein Teil des Erlöses dieser Erhöhungn ist für die Gewerkschaft der Lastwagenfahrer (geleitet von Hugo Moyano) bestimmt, und zwar für ein Ausbildungsprogramm. Diese Subvention klingt reichlich merkwürdig. *** Der sogenannte „Geierfonds“ Elliot, der vom USA-Richter Thomas Griesa die Pfändung von alten defaultierten argentinischen Bonds in Höhe von U$S 7 Mrd. erreicht hat, erklärte, Argentinien sei nicht gehindert, denjenigen Bondsinhabern, die den Tausch angenommen haben, die neuen Bonds auszuhändigen. Die argentinische Regierung vertritt dabei jedoch den richtigen Standpunkt, dass dies nicht möglich ist, weil im Augeblick der Übergabe der neuen Bonds, die alten gelöscht werden, da sonst der argentinsiche Staat eine doppelte Schuld ausweisen würde. Diese Löschung ist jedoch nicht möglich, wenn die Titel gesperrt sind. Der Fonds würde dann ein Argument für die These haben, dass die alten Titel dem Staat gehören, also pfändbar sind. *** Die Gesamtausgaben für Werbung lagen 04 mit $ 3,3 Mrd. um 25,6% über dem Vorjahr, berichtet der Verband der argentinischen Werbeagenturen. 03 hatte die Zunahme 31% betragen. Von den Ausgaben 04 entfielen 29% auf die Zeitungen von Buenos Aires und 27,5% auf die Fernsehkanäle. Erneut zeigen die Zunahmeraten der zwei Jahre mit stark aufstrebender Konjunktur, dass die Werbeausgaben überproportional auf die Konjunktur reagieren. So war es auch, in umgekehrter Richtung, bei der Re- Sonnabend, 9. April 2005 zession 01/02. *** Wirtschaftsminister Lavagna hat einer Entscheidung der Kontrollstelle der privaten Rentenansltalten (AFJP) stattgegegben, nach der bei Übergang von Mitgliedern einer Kasse auf eine andere, auch das Porfeuille, so wie es im Durchschnitt ist, übertragen wird. Damit jedoch die Mitglieder von Kassen mit relativ weniger Staatspapieren nicht durch neue Mitglieder aus Kassen mit relativ mehr Staatspapieren geschädigt werden, wird bestimmt, dass in diesen Fällen Sonderkonten für die neuen Mitglieder eröffnet werden, so dass die alten Mitglieder keinen Schaden erleiden. Es handelt sich darum, dass die Staatspapiere zum Nennwert gebucht werden und zu diesem Wert übertragen werden, obwohl der Marktwert wesentlich niedriger ist. *** Im 1. Quartal 05 wurden 22 Geschäfte mit Treuhandfonds für insgesamt $ 935 Mio. getätigt, 9 Mal so viele wie in der gleichen Vorjahresperiode. Im März lag der Betrag mit $ 637 Mio. vier Mal so hoch wie im Februar. *** Die Zeitung „La Nación“ berichtet, dass Wirtschaftsminister Lavagna bei der Jahresversammlung des IWF, die in Washington am 16. und 17.April stattfindet, die Einwände gegen den Umtausch der Staatschuld zurückweisen wird. Wenn binnen 2 Monaten kein neues Abkommens mit dem IWF zustande käme, könne Argentinien so weit gehen, die Kapitalfälligkeiten gegenüber den internationalen Finanzorganen nicht mehr zu zahlen. Das sei kein Abbruch der Beziehungen, sondern eine Warnung. *** Der Verband der kleinen und mittleren Unternehmen CAME, geleitet von Osvaldo Cornide, wies darauf hin, dass die Importe aus China im 1. Bimester 05 um 78,2% über der gleichen Vorjahresperiode lagen, während die argentinischen Exporte nach China um 34% zurückgegangen sind. Während Argentinien im Wesen primäre Produkte liefere, verkauft China immer mehr hochwertige Technologiegüter. Der Anteil der Importe aus China an den Gesamtimporten betrage jetzt 7%, während er 1990 bei nur 0,5% lag. *** WIRTSCHAFTSÜBERSICHT Zunehmende Teuerung Die Furcht vor der Inflation, die seit mehreren Wochen das Tagesgeschehen überschattet, wurde durch den Index der Konsumenten- und Grosshandelspreise des Statistischen Amtes (Indec) Mitte der Berichtswoche bestätigt. Anstatt offiziell erwartet etwa 1% Teuerung stiegen die Konsumentenpreise im März um 1,5%, ebenso viel wie im Januar, nachdem Februar mit 1% abgeschlossen hatte. Das erste Quartal 2005 verzeichnete somit eine Teuerung von ganzen 4%, mehr als die Jahresinflation von 2003 mit 3,7% und etwa halb so viel wie von der Regierung im Haushaltsgesetz erwartete Jahresinflation im laufenden Jahr zwischen 7% und 10,5%. Auf Jahresbasis hochgerechnet, anvisiert das erste Quartal eine Teuerung von über 16% für ganz 2005, sofern keine Beschleunigung der Preiszunahmen eintritt. Das ist entschieden bedenklich und verbreitet Sorge in der Regierung sowie in der Gesellschaft. Nach Sparten aufgegliedert, verteuerte sich der sogenannte Grundwarenkorb (Spanisch “ca- PERSONALNACHRICHTEN Todesfälle Rudi Renoldi, 78, am 2.4. 9 ARGENTINISCHES TAGEBLATT nasta básica”) um ganze 3% im März und 5,7% bezogen auf März 2004. Dieser Warenkorb enthält hauptsächlich Nahrungsmittel, die um 2,7% zulegten. Der private Verband zum Konsumentenschutz Adelco hatte eine Teuerung von 5,7% des Warenkorbs in drei Wochen des März ermittelt und mit der Veröffentlichung dieser Zahl in der Vorwoche bereits Alarm geschlagen. Die Teuerung ermittelt eine statistische Zunahme der Armen von rund 300.000, allerdings nur auf dem bekanntlich geduldigen Papier und nicht in der echten gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die nicht von der Regierung beeinflussten Preise nahmen im März um 2,2% zu, das heisst fühlbar mehr als der Durchschnitt von 1,5%, wogegen die Preise, die die Regierung festsetzt, insbesondere öffentliche Dienste und Erdöl sowie Erdgas, mit plus 0,32% fühlbar weniger stiegen. Die saisonalen Preise nahmen sogar um 0,9% ab. In den kontrollierten Preisen, lies Tarifen öffentlicher Dienste, die gelegentlich zunehmen müssen, liegt eine gewisse zurückgestaute Inflation verborgen, die freilich nur geringe Wägung im Gesamtindex der Konsumentenpreise beansprucht. Neben den Nahrungsmitteln, deren Teuerung die mit Verbänden vereinbarten Preissenkungen bestimmter Fleisch- und Geflügelsorten sowie einiger Milchprodukte Lügen straften, zogen die Preise der Kleidungsstücke mit 5,7% im März noch mehr an. Hier spielen sicherlich saisonale Einflüsse nach dem Sommer mit, wenn Kleidungsstücke für den Herbst und den Winter verkauft werden, die teurer sind als diejenigen des Sommers. Auch private Erziehungskosten nahmen mit 7,7% auf Jahresbasis stark zu, nachdem die Gebühren erhöht worden waren. Primärprodukte verteuerten sich im März um 6,2%, worin Erdöl und exportierbare Nahrungsmittel enthalten sind, verarbeitete Produkte um 1% und die Baukosten um 0,9%. Die betreffenden Jahresteuerungen, bezogen auf März 2004, betrugen 6,3%, 9,2% bzw. 10,4%. Was nun? fragen sich alle Beobachter der Wirtschaftsszene. In Kreisen, die der Regierung nahestehen, wird für April eine niedrigere Teuerung erwartet. Die Zahlungen der Gewinnsteuer privater Personen im April und der meisten Unternehmen, die im Dezember 2004 bilanziert haben, im Mai, dürfte vorübergehend Konsumkraft aus dem Umlauf ziehen, sofern das Schatzamt die Mehreinnahmen auf Bankkonto belässt und nicht umgehend wieder in den Umlauf setzt. Viel entscheidender dürfte sich hingegen die Richtlinie Präsident Kirchners gegen die Indexierung der Löhne und der privaten Bonds mit CER-Wertberichtigung auswirken, die wir an dieser Stelle in der Vorwoche kommentiert haben. Eine Teuerung wandelt sich in galoppierende Inflation um, wenn Löhne und Preise sich am Index der Konsumentenpreise im Monatsrhythmus orientieren, wie es in den siebziger und achtziger Jahren vergangenen Jahrhunderts durchweg geschah. Am Ende gipfelte diese mit Geldschöpfungen der Notenbank finanzierte Hochinflation in die Hyperinflation mit Tagesteuerungen von einem bis zwei Prozent. Ein Rückfall in diese verheerende Indexierung, die die Gewerkschafter stets befürworten und die Arbeitgeber meistens mechanisch mitmachen, erscheint somit ausgeschlossen. Die Regierung dürfte ahnen, dass sie selber in eine politische Gefahrenzone käme, sollte die Inflation ausarten. Indessen muss die Regierung sich in der Bekämpfung der Teuerung nicht nur auf Preisabsprachen einiger Verbände, die selten fruchten, und auf eine massvolle monetäre Politik, wie sie die Notenbank betreibt, beschränken, sondern muss die Staatsausgaben zügeln. Allein die Zunahme der Ausgaben im nationalen Haushalt von rund 15% für 2005 und ganzen 70%, bezogen auf das Abwertungsjahr 2002, beflügeln Konsumkäufe, die vielfach mangels erweiterter Produktionskapazität nicht zu den gegebenen Preisen bedient werden können. Das BIP-Wachstum von 8% und 9% per annum in den beiden letzten Jahren regt ebenfalls inflationäre Kräfte an, die sich bemühen, verlorene Marktpositionen ab Abwertung Anfang 2002 wieder zu erobern, ihre Handelsmargen anzuheben und mehr zu verdienen. Die damalige Abwertung von rund 200% in Pesos schlug sich viel weniger auf die Inlandspreise nieder, was freilich zu beweisen war, damit makroökonomische Grössen sich ordentlich einpendeln könnten. Ein gewisser Nachholbedarf ist jetzt unterwegs, muss aber gebremst werden, weil sonst der inflationsbereinigte reale Wechselkurs sehr bald zu neuen Abwertungen des nominalen Kurses führen wird, was ebenfalls inflationsfördernd wirkt. Eine Aufwertung des Peso mangels täglicher Devisenkäufe der Notenbank lehnt die Wirtschaftsführung deutlich ab, womit sie auf ein inflationsdämpfendes Instrument verzichtet. Umso mehr muss sie mit Staatsausgaben zurückhalten. Wenn im zweiten und dritten Quartal geringere Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausgewiesen werden, was abzuwarten bleibt, würde das hinsichtlich der Inflationsbekämpfung ein gutes Zeichen sein, auch wenn Politiker, Gewerkschafter und Unternehmer dagegen wettern mögen. Ein Abschwung im Konsum dämpft Preise und verhindert abrupte Krisen, wie sie Argentinien immer wieder erlitten hat. Schwierige Schuldentilgungen Unbeschadet der Umschuldung, die auf das Urteil der Berufungskammer in New York wartet, muss das argentinische Schatzamt im laufenden Fiskaljahr gewaltige Tilgungen der Schulden vollzie- hen, die sich nicht in Default befinden, darunter auch Fälligkeiten an den Internationalen Währungsfonds, die Weltbank und die BID. Umschuldungen an internationalen Kapitalmärkten mit neuen Bonds, Sonnabend, 9. April 2005 die Tilgungen abgelten, bleiben vorerst ausgeschlossen. Hierfür werden demnächst neue Bonds am lokalen Kapitalmarkt für $ 6,0 Mrd. ausgegeben, wie es die Regierung per Dekret gegen Ende der Vorwoche beschlossen hat. Diese Bonds gelten in Pesos mit Wertberichtigung CER, welche Inflationskorrektur die Regierung privaten Bonds mit Laufzeit über ein Jahr verwehrt. Dadurch entsteht eine Präferenz der staatlichen Boden-Bonds am Kapitalmarkt, wo die Neigung vorwiegt, inflationskorrigierte Staatspapaiere zu erwerben. Im Haushaltsgesetz ist die Ermächtigung für die Ausgabe von Schuldverschreibungen im Betrag von $ 7,1 Mrd. vorgesehen, wovon der Grossteil mit $ 6,0 Mrd. bereits beschlossen worden ist und demnächst am Kapitalmarkt aufgelegt werden wird. Mit diesen neuen Bonds werden die Fälligkeiten der bestehenden Titel abgegolten, ohne das Schuldkapital durch Neuverschuldungen anzuheben. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Wertberichtigung CER als Folge der zunehmenden Inflation, bzw. der Teuerung der Konsumentengüter, das gesamte Schuldkapital entsprechend vermehren wird, jedenfalls in laufenden Pesos sowie in US-Dollar, sofern keine Abwertung eintritt. Die neuen Bonds für $ 6,0 Mrd. bedeuten in der Praxis so viel wie der erste Markttest nach der Umschuldung und wird zeigen, inwieweit der Markt bereit ist, neue Staatspapiere zur Abgeltung der Tilgungen zu erwerben, ohne mit letzteren ins Ausland zu flüchten. Anders verhält es sich mit den Tilgungen der genannten drei Washingtoner Finanzanstalten, insbesondere mit dem Internationalen Währungsfonds. Möglicherweise werden Weltbank und BID bereit sein, die Tilgungen ihrer Ausleihungen durch neue Darlehen etwa auszugleichen, ohne das einem neuen Abkommen mit dem IWF unterwerfen. Mit dem IWF werden seit September 2004 alle Tilgungen und Zinszahlungen pünklich abgegolten, neuerdings auch solche, die technisch für ein Jahr verlängert werden können. Wie erinnerlich, hat die Regierung mit dem Fonds im Standby-Abkommen, das zwar KAUFE VERSCH. COMPRAS VARIAS IVES compra adornos, cristalería, porcelanas, antigüedades, muebles, objetos varios, 4791-4287 ARGENTINISCHES TAGEBLATT ausgesetzt worden ist, aber grundsätzlich immer noch gilt, die Rückerstattung der Kapitaltilgungen kraft neuer Ziehungen gegen den Fonds vereinbart. Inzwischen sind über U$S 3,0 Mrd. getilgt worden, die der Fonds nicht erstattet hat. Die Zinszahlungen sind hingegen definitiv und werden nicht zurückgegeben. Im jetzigen Quartal fallen gesamthaft Tilgungen und Zinszahlungen für rund U$S 4,0 Mrd. an, die die Regierung, bzw. das Schatzamt und die Zentralbank, mit den durch die Banco de la Nación am Devisenmarkt mit Fiskalüberschüssen in Pesos erworbenen Dollarbeträgen sowie mit dem laufenden Primärüberschuss, den gesetzlich zugelassenen Vorschüssen der Notenbank an das Schatzamt und allenfalls mit neuen Bonds am Kapitalmarkt bezahlen kann. Die Gliedstaaten sollen ihre Gesamtfälligkeiten von $ 7,0 Mrd. im gleichen Quartal mit eigenen Primärüberschüssen tilgen. Ab August bis zum Jahresende vermehren sich die Fälligkeiten der Staatsschulden auf $ 6,0 Mrd. Für deren Tilgungen muss die Regierung neue Bonds am Kapitalmarkt unterbringen und sicherlich die erwähnte Haushaltsquote von $ 7,1 Mrd. ausschöpfen oder mit einem Notstandsdekret letztere entsprechend anheben. Der Kongress dürfte das nicht beanstanden. Die sogenannten garantierten Darlehen (“préstamos garantizados”) weisen Fälligkeiten im Jahr 2005 für rund $ 1,0 Mrd. aus, deren Refinanzierung durch neue Bonds im Visier ist. Sofern sie von Rentenkassen AFJP, Versicherungsanstalten und Banken gehalten werden, kann sicherlich mit dieser Refinanzierung kraft neuer Bonds gerechnet werden. Ob private Sparer, denen die Umschuldung früherer Bonds durch die garantierten Darlehen aufgebrummt wurde, auch mitmachen, muss abgewartet werden und hängt weitgehend vom Vertrauenskapital ab, das der Regierung gelegentlich zugemutet werden wird. Diese Zwangsumschuldung umgetauschter Bonds wurde durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes dieser Tage als rechtens eingestuft, indem der Anspruch auf die Dollargarantie der zwangsweise umgeschuldeten Bonds abgelehnt wurde. Das Urteil wirft deutliche Schatten auf den ausstehenden zweiten Spruch des Obersten Gerichtshofes über die sogenannte Pesifizierung der Bankdepositen, die durch zahllose einstweilige Verfügungen (Spanisch “ampa- ros”) von Richtern und Berufungskammern abgelehnt worden ist. Ausstehende Tilgungen mit dem IWF Kritisch gestalten sich die Tilgungen des Fondskapitals, sofern keine neue Einigung über das Standby-Abkommen erzielt wird. Hierüber laufen bereits Vorverhandlungen. Der Fonds besteht laut Erklärungen seiner Sprecher auf einen Abbau der argentinischen Ziehungen, was freilich bereits für U$S 3,0 Mrd. von U$S 13 Mrd. geschehen ist. Argentinien ist nach Brasilien (U$S 16,1 Mrd.) und Türkei (U$S 13,4 Mrd.) drittgrösstes Schuldnerland im Fonds vor Indonesien (U$S 6,1 Mrd., nachdem Russ-land seine letzten Verbindlichkeiten von U$S 3,7 Mrd. gesamthaft getilgt hat. Der Fonds hat in den letzten Jahren insgesamt U$S 24 Mrd. von seinen fünf grössten Schuldnern kassiert. Ohne die automatische Rückerstattung der Kapitaltilgungen, wie sie im laufenden Standby-Abkommen vorgesehen, aber jetzt ausgesetzt worden sind, muss Argentinien jede Fälligkeit mit eigenen Mitteln bezahlen. In der zweiten Hälfte 2005 wird sich das keineswegs einfach gestalten, es sei denn, dass es gelingt, neue Quellen am lokalen Kapitalmarkt zu erschliessen. Die Notenbank kann ebenfalls durch eine Reform ihrer Statuten eingesetzt werden, damit sie die Tilgungen mit Vorschüssen an das Schatzamt über die jetzigen Grenzen hinaus finanziert und eigene Devisenreserven hierfür abbaut. Das wird aber ernste Inflationsbedenken am lokalen Markt heraufbeschwören, wenn eine höhere Geldschöpfung anvisiert wird, als sie im Programm der Zentralbank für 2005 vorgesehen ist. Devisen werden am Markt oder von der Zentralbank stets mit Pesos erworben, auch wenn Zahlungen an den Fonds anfallen. Eine andere Alternative besteht darin, dass die Regierung die Tilgungen gegenüber dem IWF aussetzt, wenn keine Einigung über das Standby-Abkommen mit automatischen Rückerstattungen der Tilgungen erzielt werden kann. Das würde freilich Konsequenzen im Fonds haben, weil Argentinien dann der Stimme beraubt und als 10 Schuldner noch schlechter eingestuft werden würde, als es nach dem Default der Bonds für U$S 81,8 Mrd. Ende 2001 bereits geschehen ist. Sicherlich wird sich die Regierung bemühen, diese Alternative zu umgehen, die auch der Fondsleitung kaum zusagen würde. Wie und unter welchen Bedingungen ein neues Standby-Abkommen oder einfach die Verlängerung des geltenden vereinbart werden kann, muss sich noch zeigen. Inzwischen sind neue Verhandlungen mit den sogenannten “hold outs”, das sind Bondsinhaber, die die Umschuldung ablehnen und gegen Argentinien prozessieren, bereits im Gespräch. Fondsleiter Rodrigo de Rato erwartet eine Aufnahme der Verhandlungen in gutem Glauben, wogegen argentinische Regierungssprecher sie rundweg ablehnen. Die Gelder, die für die Bedienung der rund U$S 19,5 Mrd. Bonds, die weiterhin in Default sind, weil sie die Umschuldung abgelehnt haben, zur Verfügung stehen, insbesondere die Zinsen von 2004 und 2005, werden von der Regierung zum Rückkauf am Kapitalmarkt der umgeschuldeten Bonds eingesetzt werden, die dadurch mögliche Kursverbesserungen und mehr Liquidität geniessen werden. Die “hold outs” fordern freilich über den genannten Betrag von U$S 19,5 Mrd. an Bonds in Default die aberkannten Zinsen von 2002 und 2003 sowie die Kursdifferenzen der Bonds in anderen Währungen als den US-Dollar, lies Yen, Pfund Sterling, Euro und Schweizer Franken, zwischen dem Defaulttag und dem Zahltag. Der US-Dollar hat seit der Default-Erklärung fühlbar an Wert verloren, gemessen in anderen Währungen. Der IWF agiert unterschwellig als Sprecher der “hold outs” und politisch namens der G 7, deren Vertreter im Fondsdirektorium die Stimmenmehrheit haben, so dass letztere sicherlich das entscheidende Wort fällen werden. Deshalb bemüht sich die argentinische Regierung in Washington bei der Regierung Bush, damit sie ihren Einfluss geltend macht und verhindert, dass es zu einem Bruch mit dem IWF kommt. Hierüber wird sicherlich noch lange Zeit verhandelt werden. Stark gestiegene Fiskaleinnahmen im März Die gesamten Einnahmen des Nationalstaates an Steuern, Sozialabgaben, Zöllen und Gebühren lagen im März mit $ 8,56 Mrd. um 26,4% über dem gleichen Vorjah- resmonat und um 1,3% über Februar. Im 1.Quartal betrug die interanuelle Zunahme 26,3%. Bei einem BIP-Wachstum von 9% und ebensoviel bei den Preisen (in 12 Monaten zum März) stellt dies eine reale Zunahme dar. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass 20% der Einnahmen aus Sondersteuern stammen, nämlich der Exportsteuer und der Steuer auf Giro- und Sparkontenbewegungen, die als „verzerrend“ eingestuft werden, weil sie eine störende Wirkung auf die Wirtschaft haben. Die MwSt. verzeichnet mit netto $ 2,74 Mrd. eine interanuelle Zunahme von 18,9% und von 7,5% gegenüber Februar. Das deutet auf einen Umsatzsprung im Februar gegenüber Januar hin, wobei dieser Monat durch den hohen Dezemberumsatz betroffen 11 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 9. April 2005 besonders die gegenüber März des Vorjahres höheren Preise aus. Die Einnahmen aus der Steuer auf Giro- und Sparguthabenbewegungen lagen mit $ 723,9 Mio. um 19,2% über dem Vorjahr und um 11,7% über dem Vormonat. Der IWF drängt auf eine Abschaffung dieser Steuer, aber Wirtschaftsminister Lavagna, der die Steuereinnahmen streng hütet, schiebt die Entscheidung hinaus, wobei die Zahlungen über Belastungen der Bankkonten mit Zahlungs- und Kreditkarten durch eine MwStVergütung von 5%, bzw. 3% gefördert wird, was weit mehr ausmacht, als der Satz der sogenannten Schecksteuer. dem hohe Preise für Erdöl, Getreide und Ölsaat u.a. Commodities am Werk waren. Abgesehen davon wirkt sich die kalte Erhöhung der Progressionskala aus, die 2002 als Folge des Inflationsschubes bei Beibehaltung der nominellen Skala eingetreten ist, wobei das Phänomen auch 2003 und 2004 in geringerem Umfang weiterging. Wer also jetzt real, in Kaufkraft gemessen, so viel verdient wie 2001, zahlt einen wesentlich höheren Steuersatz. Die Einnahmen aus der Exportsteuer lagen mit $ 970,4 Mio. um 38,5% über dem Vorjahr und um 26,2% über dem Vormonat. Hier wirkt sich die höhere Menge, aber wird, auf den die MwSt. im Januar gezahlt wird. Beim Vergleich mit dem Vorjahr fällt auf, dass die Einnahmen des Steueramtes nur um 13,4% höher lagen, während die von Zollamt einbehaltene Steuer um 24,4% zunahm. Hier spiegelt sich die stark Importzunahme wider. Die Gewinnsteuer lag mit $ 1,73 Mrd. um 66,7% über dem Vorjahr, aber um 6,6% unter Februar, was sich durch die Anzahlungen auf die Gewinnsteuer von natürlichen Personen erklärt, die auf jenen Monat entfielen. Die starke interanuelle Zunahme weist auf die gute Konjunktur der letzten zwei Jahre hin, wobei ausser- PREISENTWICKLUNG Änderung in Prozenten I: gegenüber Vormonat, II: gegenüber Vorjahr Monat Konsumentenpreise I 2004 März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2005 Januar Februar März Quelle: INDEC Grossistenpreise: national Grossistenpreise allgemein Landwirtschaftlich II I II I 0,6 0,9 0,7 0,6 0,5 0,3 0,6 0,4 0,0 0,8 2,3 3,1 4,3 4,9 4,9 5,3 5,9 5,7 5,4 6,1 0,4 0,8 1,3 0,2 0,9 2,4 0,2 0,6 -1,2 0,9 3,3 6,8 8,2 8,6 9,6 10,4 11,2 11,3 8,8 7,9 -1,4 1,8 -1,5 -2,0 -2,6 1,7 -1,3 -2,9 -2,1 -0,6 1,5 1,0 1,5 7,2 8,1 9,1 -1,0 1,0 2,1 7,1 6,8 8,6 -1,4 2,4 5,1 II Baukosten Industrieprodukte und Strom I II I II 7,8 13,3 10,8 8,3 1,0 3,4 1,6 -5,0 -8,7 -10,4 0,9 0,7 1,4 0,8 0,5 0,8 0,9 0,7 0,3 0,9 4,0 5,2 6,9 6,4 6,8 9,2 8,3 10,5 10,1 10,2 1,3 1,1 0,8 1,8 0,1 0,5 0,3 0,7 0,5 0,5 13,9 14,0 14,9 16,9 16,6 17,2 15,1 15,0 12,7 11,8 -11,6 -9,8 -3,6 0,8 0,4 1,0 11,7 9,6 9,7 2,8 0,8 0,9 12,5 11,0 10,4