Kräftemessen der Präsidenten entschieden
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Kräftemessen der Präsidenten entschieden
Sonnabend, 28. Juni 2003 Nazareno zurückgetreten Buenos Aires (dpa/AT) - Der umstrittene Präsident des Obersten Gerichtshofs, Julio Nazareno, ist am Freitag zurückgetreten. Das teilte sein Rechtsanwalt Gregorio Badeni mit. Noch in der Vorwoche hatte Nazareno erklären lassen, er denke überhaupt nicht daran, sein Amt aufzugeben. Damit setzte sich der neue Präsident Néstor Kirchner im Machtkampf mit dem noch von dem früheren Staatschef Carlos Menem eingesetzten Richter durch. Menem hatte die Zahl der Obersten Richter 1990 von fünf auf neun erhöht und die vier neuen Posten mit Vertrauten besetzt. Darunter war auch Nazareno, mit dem Menem zuvor eine gemeinsame Anwaltskanzlei unterhalten hatte. Unter Nazareno hatte der Oberste Gerichtshof zahlreiche Urteile gefällt, die als politisch motiviert kritisiert wurden. Gegen Nazareno waren zuletzt 20 Ermittlungsverfahren wegen schlechter Amtsführung und anderer Delikte anhängig. Vor drei Wochen hatte das Parlament auf Antrag von Präsident Kirchner den Weg frei gemacht für einen „politischen Prozess“ und damit eine mögliche Absetztung Nazarenos. Zu einer für Donnerstag angesetzten Vernehmung im Kongress war der Oberrichter nicht erschienen. Noch am Mittwoch hatte Nazareno die Kirchner-Regierung als „faschistisch“ bezeichnet. Nach Medienberichten vom Donnerstag erklärte Nazareno, „einige Funktionäre der Regierung und sogar ein Minister“ seien Faschisten. Kommentatoren waren der Ansicht, die Aussage habe auf Justizminister Gustavo Beliz abgezielt. Präsident Kirchner hatte in der Auseinandersetzung mit dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes in der vergangenen Woche ein entscheidendes Signal gesetzt und ein Dekret unterzeichnet, das eine weit reichende Reform bei der Auswahl der Obersten Richter vorsieht. 114. Jahrgang Nr. 31.412 Kräftemessen der Präsidenten entschieden Ein „angeekelter“ Nazareno tritt wortgewaltig zurück Buenos Aires (AT/JW) - Nach wochenlangem Vorgeplänkel ging beim Kräftemessen der Präsidenten letztlich alles ganz schnell. Der in die Schusslinie geratene Präsident des Obersten Gerichtshofes, Julio Nazareno, trat am Freitagmorgen nicht ganz unerwartet von seinem Amt zurück und fügte sich damit im Duell mit Staatspräsident Néstor Kirchner in die Niederlage. Auch wenn sich Nazareno zunächst nicht den Medien stellte, erfolgte der Rückzug nicht ohne eine verbale Breitseite. Über seinen Anwalt Gregorio Badeni liess der Jurist aus La Rioja ausrichten, er sei „angeekelt von den Rechtsbrüchen der Kommission“. Dieser Parlamentsausschuss für den „politischen Prozess“ hatte dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs in der vergangenen Woche lediglich fünf Werktage Zeit eingeräumt, um eine Verteidigung aufzubauen. Am Donnerstag sollte Nazareno vor der von José Ricardo Falú (PJ-Tucumán) geleiteten Kommission erscheinen, schickte jedoch nur seine Anwälte. Der wortgewaltige Nazareno hatte die Aufmerksamkeit am Vortag für sich, als er die KirchnerRegierung als „faschistisch“ bezeichnete. Nach Medienberichten sagte Nazareno, „einige Funktionäre der Regierung und sogar ein Minister“ seien Faschisten. Kommentatoren sahen darin neben einer Attacke gegen Kirchner vor allem einen Angriff auf Innenminister Gustavo Beliz. Dieser war vom neuen Präsidenten nach dessen Regierungsübernahme am 25. Mai damit angehalten worden, das in den letzten Jahren verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung in das argentinische Justizwesen zurückzugewinnen. Beliz hatte seither zahlreiche Umstrukturierungen angedacht und teilweise bereits auf den Weg gebracht. Auch eine Neubesetzung des Obersten Gerichtshofes stand zur Diskussion. Unlängst noch hatte der Minister gegenüber der Zeitung „La Nación“ frohlock, Argentinien werde nach den geplanten Justizreformen einen Obersten Gerichtshof „erster Klasse“ haben. Erst in der Vorwoche hatte Staatspräsident Kirchner ein Dekret unterzeichnet, das eine weit reichende Reform bei der Auswahl der Obersten Richter vorsieht. Und gerade mal drei Wochen ist es her, dass das Parlament auf Antrag Kirchners den Weg freimachte für den „politischen Prozess“, der Nazareno jetzt zum Rücktritt veranlasste. Kirchner hatte am 4. Juni das Abgeordnetenhaus in einer Fernsehansprache gefordert, Schritte gegen „einen oder mehrere“ Mitglieder des höchsten Gerichts einzuleiten. Dem Menem-Vertrauten Nazareno, der 1990 von dem kaum minder umstrittenen Ex-Präsidenten ins Oberste Gericht gehievt wurde, werden „schlechte Amtsführung“ und politisch motivierte Urteile vorgeworfen. Als hätte er die Auseinandersetzung mit der Regierung Kirchner und dem Parlamentsausschuss bewusst auf die Spitze treiben wollen, versuchte Nazareno noch Tage vor seinem Abgang, sowohl seiner Tochter als auch deren Verlobten lukrative Posten innerhalb des Obersten Gerichtshofs zuzuschanzen. Im Falle des Schwiegersohns in spe klappte dies, die Tochter wurde wegen mangelnder Qualifizierung jedoch von den Oberrichtern abgelehnt. Innenminister Beliz erhöhte daraufhin den Druck auf den Oberrichter und drohte Nazareno mit einem Strafverfahren. „Ganz gleich ob er geht oder nicht. Wir werden wohl juristisch gegen ihn vorgehen müssen“, sagte Beliz am Mittwoch. Urteile des Präsidenten des Obersten Gerichtshofs hätten Argentinien „viel Geld“ gekostet. Beliz bezog sich dabei auf den „Fall Meller“, bei dem es um ausstehende Zahlungen des Staates im Zuge der Privatisierung der Staatlichen Telefongesellschaft ENTel geht. Dem Meller-Konzern sollen nach Angaben von „Clarín“ noch bis zu 400 Millionen Pesos aus dem Geschäft zustehen. Im Fall Meller kam die so genannte „automatische Mehrheit“ der fünf Menem treuen Mitglieder des Obersten Gerichts zum Tragen. Diesem von den Medien derart bezeichneten Zirkel gehörten von den neun Obersten Richtern neben Nazareno auch der neue GerichtshofsPräsident Eduardo Moliné O’Connor, Antonio Boggiano, Guillermo López und Adolfo Vázquez an. Am Freitag war unklar, ob die Regierung Kirchner Rücktritte auch aus diesem Kreis anstrebt. Randglossen Mit seiner wahlpolitischen Ent-scheidung, in der Stadt Buenos Aires die Wiederwahl des Regierungschefs Aníbal Ibarra öffentlich zu unterstützen, hat Präsident Kirchner neue Akzente gesetzt. Die Justizialistische Partei, die in der Stadt Buenos Aires seit 1993 nie mehr gewonnen hat, hört auf die Expräsidenten Menem und Duhalde, die sich für den Gegner Ibarras, Mauricio Macri, entschieden haben. Solche Spaltungserscheinungen sind keinesfalls neu in der Volkspartei, deren Politiker zeitweise Allianzen untereinander eingehen oder getrennte Wege einschlagen, um später allenfalls gemeinsam zu handeln. Für Kirchner wird sich die Wahl in der Hauptstadt als ein Signal herausstellen, das seine Volkstümlichkeit genauer als die Umfragen über sein Image misst, wobei sicherlich erst die Stichwahl zwischen den beiden meistgewählten Kandidaten das Ergebnis bringen wird. Dem Kabinettschef der National-regierung steht die von der Verfassungsnovelle von 1994 vorgeschriebene Pflicht zu, allmonatlich dem Senat oder der Deputiertenkammer Bericht zu erstatten und Fragen zu beantworten. Mehrere Male mussten sich die Regierungschefs dieser Aufgabe entledigen, indem sie ein schriftliches Memorandum ablieferten, weil die Parlamentarier nicht zu den Sitzungen erschienen. Dem jetzigen Kabinettschef Alberto Fernández gelang sein Rechenschaftsbericht im Senat über die ersten dreissig Tage der Präsidentschaft Kirchners, wo er vier Stunden lang Rede und Antwort stand, nachdem sein Amt vorher zahlreiche Fragen bereits schriftlich beantwortet hatte, als ob es sich um das britische Parlament handelte, wo jeden Dienstag der Premierminister und seine Mitarbeiter Fragen des Unterhauses beantworten. Sonnabend, 28. Juni 2003 ARGENTINISCHES TAGEBLATT 2 Erneuter Hausarrest Ex-Heereschef Suárez Mason wegen judenfeindlicher Äusserungen verurteilt Buenos Aires (dpa/AT) - Ex-General Carlos Guillermo Suárez Mason ist wegen judenfeindlicher Äusserungen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Suárez Mason (79), der auch zahlreicher Menschenrechtsverletzungen unter der Militärdiktatur (1976-1983) bezichtigt wird, habe Verbrechen verherrlicht und sich in diskriminierender Form über Juden geäußert, befand Bundesrichter Norberto Oyarbide am Dienstag in Buenos Aires. Dies sei ein Verstoss gegen das AntiDiskriminierungsgesetz. Ein Sprecher des Nationalen Antidiskriminierungs-Instituts (Inadi) begrüsste das Urteil als „exemplarisch“. Suárez Mason habe auch während des Prozesses seine „Veranlagung als Diskriminierer aus rassistischen Motiven“ bestätigt. Der Dachverband der jüdischen Organisationen (DAIA) erklärte, es sei „paradox, dass Suárez Mason für seine Aussagen verurteilt wird, nicht aber für seine Taten“. Suárez Mason hatte 1996 in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagayin „Noticias“ vor Juden gewarnt. „Ich bin kein Antisemit.“ Er kenne die Juden aber sehr gut. Das sei etwas anderes. „Ich schütze mich vorsorglich vor ihnen.“ Dennoch habe er jüdische Freunde, sagte Suárez Mason. Ausserdem hatte er gegenüber „Noticias“ angemerkt, Argentinien hätte die Folterung zehntausender Menschen während der Diktatur zur Erpressung von Informationen legalisieren sollen, so wie das auch Israel getan habe. „Das haben aber nicht einmal Hitler und wir gewagt“, hatte der einstige Heeereschef hinzugefügt. Suárez Mason erinnerte gegenüber „Noticias“ auch an den bekannten Journalisten und Ultra-Nationalisten Guillermo Patricio Kelly von der Alianza Libertadorea Nacionalista, deren Credo gewesen sei: „Tu’ was für’s Vaterland. Töte einen Juden“. Vor Gericht bezeichnete er die seit Generationen in Argentinien lebenden Juden sowohl als „Ausländer“ als auch als „Argentinier, aber eine Gruppe anderer Argentinier“. Er wiederholte dies auf Anfrage. Unter den bis zu 30.000 Todesopfern der Diktatur waren überdurchschnittlich viele Juden. Suárez Mason befindet sich bereits formal in Untersuchungshaft wegen des Vorwurfs, Kinder verschleppter Diktaturopfer mit falscher Identität zur Adoption durch Militärfamilien freigegeben zu haben. Wegen seines Alters wurde nur Hausarrest verhängt. Der wird nun verlängert. Erneuerung der Justiz Hinter dem politischen Kesseltreiben gegen den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, Dr. Julio Nazareno, verbirgt sich der Wunsch, die Justiz zu erneuern. Mehrere Bundesrichter müssen ernannt werden, wofür das besonders schwerfällige und langwierige Verfahren des Magistratrates („Consejo de la Magistratura“) eingesetzt wird, das die Verfassungsnovelle von 1994 vorgeschrieben hat. Anders verhält es sich mit der Ernennung der Mitglieder des Obersten Gerichtshofs, die dem Präsidenten zusteht, allerdings mit der Billigung des Senats, wofür mindestens zwei Drittel der anwesenden Senatoren stimmen müssen. Die Präsidenten pflegten bisher oberste Richter nach eigenem Gutdünken zu nominieren und der Senat machte mit. Zuletzt geschah das gegen Ende 2002 mit dem Richter Juan Carlos Maqueda durch Präsident Duhalde. Maqueda war Jurist und Politiker, zuletzt als Senatsvorsitzender. Der Oberste Gerichtshof ist die dritte Gewalt im Bundesstaat neben der Exekutive und dem Kongress und gleichzeitig letzte Instanz in zahllosen ordentlichen Gerichtsverfahren. Der Gerichtshof behandelt etwa 15.000 Gerichtsakten im Jahr mit dem Beistand von fast 200 Spitzenbeamten und 2340 Angestellten. Künftig soll die Auslese der Kandidaten nach einem komplizierten Verfahren erfolgen, das in der Vorwoche durch Dekret Nr. 222 geregelt wurde. Die Namen der von der Exekutive empfohlenen Kandidaten sollen 30 Tage nach einer Vakanz im Amtsblatt („Boletín Oficial“), in zwei Tageszeitungen und im Internet veröffentlicht werden. Sie müssen eidesstattliche Vermögenserklärungen, einschliesslich ihrer Ehepartner und minderjährigen Kinder, ferner über ihre Mitgliedschaften in zivilen Vereinigungen (Klubs, politische Parteien, andere Vereingungen) und kommerziellen Gesellschaften sowie Anwaltskanzleien der letzten acht Jahre abgeben. Dabei sollen auch ihre Kunden offen gelegt werden, welche Vorschrift gegen das Berufsgeheimnis verstösst. Die Steuerbehörde AFIP soll unter Wahrung des Steuergeheimnisses über die Beziehungen der Kandidaten zum Steueramt berichten. Während zweier Wochen darf jedermann Einwände vorbringen, allerdings mit eidesstattlichen Erklärungen. Danach entscheidet der Präsident binnen 15 Tagen, welchen Kandidaten er dem Senat vorschlägt. Die Auslese soll insgesamt zwei Monate betragen. Im Oberhaus beginnt ein neuer Ausleseprozess. Die Präsidentengattin Senatorin Cristina Fernández hat zeitgleich mit dem Dekret 222 als Vorsitzende des Verfassungsausschusses ein Verfahren vorgeschrieben, damit in einer öffentlichen Audienz der Kandidat von den Senatoren befragt werden und jedermann nochmals Einwände vorbringen kann. Danach wird abgestimmt. Dieses Verfahren beruht auf der Praxis des US-Senats, der bei Ernennungen der Exekutive nicht nur für Richter, sondern auch für Spitzenbeamte, solche Audienzen abhält, die öffentlich sind und vielfach am Fernsehen mitangesehen werden kön- nen. Die Senatoren pflegen die Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen, so dass für weisse Westen Vorsorge getragen wird. Eigentlich hätte die Senatsaudienz genügt, ehe das Oberhaus die Zweidrittelgenehmigung für Bundesrichter und Mitglieder des Obersten Gerichtshofes erteilt. Das würde die umständlichen, zeitraubenden und kostspieligen Ausleseverfahren des Magistratsrates für Bundesrichter und des Justizministeriums für oberste Richter vorteilhaft ersetzen, sofern der Senat freilich in öffentlichen Audienzen die Vorgeschichte jedes Richterkandidaten durchleuchtet und Einwände aus privater Seite zulässt. In den Vereinigten Staaten funktioniert dieses Kontrollsystem allerbestens. Hierzulande pflegen Politiker stets die Geheimnistuerei und die Ernennung befreundeter Personen aus eigenem Ermessen, ohne jegliche Kontrolle. Im Nachhinein stellt sich vielfach heraus, dass der betreffende Kandidat sich keinesfalls für das Richteramt eignete. So kam es zu Richtern, die keine Urteile verfassten, sondern auf die Rechtshilfe von Juristen angewiesen waren, unbeschadet der zahlreichen Korruptionsfälle, bei denen Richter Schmiergelder fordern, ehe sie Urteile fällen. Oberste Richter müssen nicht unbedingt Politiker oder führende Rechtsanwälte sein, deren Beziehungen zur Klientel sicherlich gegen sie vorgehalten werden. Sicherlich eignen sich für das Spitzenamt der Justiz die besten Richter der Berufungskammern der Bundesjustiz oder der Provinzjustiz bzw. der Justiz der autonomen Stadt Buenos Aires. Es gibt zahlreiche saubere und fähige Richter der Berufungskammern, die ihr Metier bestens kennen, Recht zu sprechen, und den Sprung in den Obersten Gerichtshof vollenden würden, ohne parteipolitisch der Exekutive oder den Parteiführern hörig zu sein. Solche Kandidaten dürften auch mühelos die Hürden nehmen, die ihnen das neue Dekret 222 und die Senatsaudienz stellt. Die gewünschte Erneuerung der Justiz würde dann stillschweigend ohne viel Aufsehen über die Bühne laufen. Sonnabend, 28. Juni 2003 3 ARGENTINISCHES TAGEBLATT WOCHENÜBERSICHT Wahl in Tierra del Fuego Der Wahlmarathon in Argentinien setzt sich auch an diesem Sonntag fort. In Tierra del Fuego stehen sich in der Stichwahl um den Gouverneursposten Amtsinhaber Carlos Manfredotti (PJ) und Jorge Colazo (UCR) gegenüber. Bei der ersten Wahlrunde am vergangenen Sonntag waren auf Manfredotti nur 29,5 Prozent der Stimmen entfallen. Für Colazo votierten 26,9 Prozent der wahlpflichtigen „Fueginos“. Manfredottis Sieg gilt als sicher, da der Abgeordnete Damián Löffler vom Movimiento Popular Fuegino eine entsprechende Wahlempfehlung ausgab. Wahl in Tucumán Bei den Gouverneurswahlen in Tucumán versucht der regierunde PJ erneut die Macht zu erringen. Für die Peronisten geht der Autogrosshändler José Alperovich ins Rennen um das Gouverneursamt. Als schärfste Herausforderer gelten Rubén Chebaia (FUT) und Ricardo Bussi (FR), Sohn des ExGenerals und und zweimaligen Gouverneurs Domingo Bussi. Gouverneur Julio Miranda kann nach einer Amtszeit laut Verfassung nicht sofort wieder antreten. Opposition im Kommen Vor den Provinzwahlen in Santa Fe geht bei den regierenden Peronisten die Angst vor einer Wahlschlappe um. Nach Medienberichten vom Mittwoch ist die bunte Herausforderer-Formel Hermes Binner-Miguel Paulón stark im Kommen. Sie vereint ein linkes Spektrum und versprengte PJ-Parteigänger. Der Sozialist Binner ist seit Jahren erfolgreich als Bürgermeister von Rosario tätig, der Justizialist Paulón war einst Produktionsminister von Santa Fe. PJGouverneur Carlos Reutemann steht nicht zur Wiederwahl. Eine solche sieht die Verfassung von Santa Fe nur im Abstand einer Amtszeit vor. . Vázquez bei Kirchner Staatschef Néstor Kirchner hat am Dienstag in Buenos Aires den uruguayischen PräsidentschaftsKandidaten Tabaré Vásquez (Frente Amplio). Beide Politiker unterstrichen bei dem Treffen in der Casa Rosada die „Vorrangigkeit des Mercosur“. Vázquez bezeichnete Kirchners Wahlsieg als „extrem gesund für die Region“. Anweisung zu Nazi-Akten Das Innenministerium hat angewiesen, die Akten von nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien eingewanderten Nationalsozialisten offenzulegen. Dies geht aus dem Amtsblatt vom Mittwoch, den 25. Juni, hervor. Die Resolution 25/2003 sei eine Antwort auf ein Schreiben des Simon Wiesenthal-Zentrums in Lateinamerika vom 17. Dezember 2002, in dem die Organisation Einsicht in Dokumente fordert, auf die der Autor Uki Goñi in seinem Werk „La auténtica Odessa: la fuga nazi a la Argentina de Perón Bezug nimmt. Botschafter Spohn verabschiedet Buenos Aires (AT/JW) - Vom Kapitän und Feuerwehrmann war die Rede, gemeint war in beiden Fällen aber der scheidende Botschafter Dr. Hans-Ulrich Spohn: Der deutsche Chefdiplomat am Río de la Plata, der Argentinien in diesen Tagen nach drei Jahren Amtszeit verlässt, wurde am Donnerstag mit einem Empfang in der Argentinisch-Deutschen Handelskammer (CADICAA) verabschiedet. CADICAA-Aufsichtsratspräsident Rüdiger Mackenthun verwies als Laudator dabei auf die ereignisreiche jüngste Vergangenheit Argentiniens. In diesem schwierigen Kontext habe sich Spohn als erprobter Kapitän erwiesen und sein Schiff sicher in den Hafen gesteuert. Der scheidende Botschafter, der am kommenden Dienstag mit seiner brasilianischen Gattin ins neu eingerichtete Domizil nach Río de Janeiro aufbricht, erklärte, sich angesichts der Rahmenbedingungen oft jedoch weniger wie ein Kapitän, denn „wie ein Feuerwehrmann“ gefühlt zu haben. Gerade in dieser Phase habe sich aber gezeigt, dass Deutschland ein „fester Partner“ Argentiniens sei. Dies manifestiere sich ganz aktuell auch an der deutschen Hilfe für die Hochwasseropfer in Santa Fe. Für die Zukunft zeigte sich Spohn, der fortan zwischen seinen Wohnsitzen in Deutschland und Brasilien pendeln möchte, überzeugt, dass Argentinien und Deutschland ihre gemeinsamen Möglichkeiten weiterhin ausnutzen werden. Dies werde letztlich beiden zum Vorteil gereichen. Menem-Lebenszeichen Carlos Menem kann’s nicht lassen. Bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte nach seinem Ballottage-Rückzug Mitte Mai kündigte der 73-Jährige am Montag gegenüber Radio FM Fénix in La Rioja an, sich im nächsten Jahr erneut um den PJ-Vorsitz bewerben zu wollen. Menem ist auf dem Papier bereits Peronisten-Chef, den Vorsitz im PJ-Nationalkongress hat aber sein Erzfeind Eduardo Duhalde. Drillinge in San Juan Eine 25-jährige Frau hat am vergangenen Wochenende in der Provinz San Juan Drillinge zur Welt gebracht, darunter siamesische Zwillinge. Die Ärzte gaben den an Herz, Lunge, Verdauungsorganen und Genitalien zusamengewachsenen Mädchen nur geringe Überlebenschancen. Die Eltern tauften die Zwillinge Lourdes und Luján. Günstige Strafen Per Dekret hat die Stadtregierung von Buenos Aires die Strafen für Verkehrsvergehen in der Bundeshauptstadt drastisch redu- ziert. Nach Medienberichten vom Dienstag sieht das Dringlichkeitsdekret eine fast 50-prozentige Reduzierung vor. Demnach beträgt die Basiseinheit fortan einen Peso. Bislang war diese an den Preis eines Liters Superbenzin bei YPFTankstellen gekoppelt, der sich zuletzt auf knapp 1,90 Pesos belief. Alvarez-Absage Der ehemalige Vize-Präsident Carlos „Chacho“ Alvarez wird offenbar doch nicht Botschafter in Mexiko. Nach Medienberichten habe Alvarez das Angebot bereits abgelehnt. Eine offizielle Absage stand aber noch aus. Aussenminister Rafael Bielsa, ein enger Vertrauter „Chachos“, hatte den ehemaligen Frepaso-Chef für den prestigeträchtigen Posten ins Gespräch gebracht. Konsulat in Bonn Im Gebäude der ehemaligen argentinischen Botschaft in Bonn (Robert Koch- Str. 104, 53127 Venusberg) ist jetzt offiziell das Konsulat eingezogen. Dies geht aus dem Dekret 235/2003 hervor, dass am vergangenen Montag im Amtsblatt veröffentlicht wurde. Fußball Rafaela aufgestiegen Durch einen 3:2-Sieg in Mendoza hat sich Atlético Rafaela am vergangenen Samstag den Aufstieg in die erste Liga gesichert. Für den 1907 gegründeten Verein aus Santa Fe ist es der erste Aufstieg in die höchste Spielklasse. Zwei Teams qualifizieren sich direkt für das Oberhaus. Als erster Absteiger in die Nacional B steht bereits seit Wochen CA Huracán fest. Basketball Atenas Meister Der alte und neue Meister im argentinischen Basketball heißt Atenas. Das Team aus Córdoba gewann am Mittwoch das sechste Finalspiel gegen Boca Juniors mit 99:89 und damit die „Best-of-seven“-Serie mit 4:2. Für Atenas, das nach den ersten beiden Spielen 0:2 zurückgelegen hatte, ist es bereits der achte Meistertitel. Fußball Erneute Entführung Ein neuer Entführungsfall erschüttert den argentinischen Fußball. Am Donnerstag wurde der Vater von River-Spieler Leonardo Astrada von Unbekannten verschleppt. Der Spieler, der seine Karriere mit Ende des Torneo Clausura in der kommenden Woche beendet, leitet nach TV-Berichten selbst die Verhandlungen mit den Geiselnehmern. Fußball Ortega vor Ende Ex-Nationalspieler Ariel Ortega steht vor dem Karriereende. Der ehemalige River-Spieler wurde am Donnerstag vom Weltverband FIFA wegen Vertragsbruchs gegenüber seinem türkischen Verein Fenerbahce Istanbul zu einer Geldstrafe von elf Millionen Dollar verurteilt und bis 2004 gesperrt. Der „Burrito“, das Eselchen, war bereits seit Beginn der Transferstreitigkeiten im Dezember nicht mehr im Einsatz. (dpa/AT/pha) Sonnabend, 28. Juni 2003 4 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Kein déjà-vu für Boca „Xeneizes“ gewinnen erstes Libertadores-Finale mit 2:0 / Matchwinner Delgado Buenos Aires (AT/JW) - Beim Revival nach 40 Jahren gab es für die Boca Juniors (zunächst) kein Déjà-vu-Erlebnis: Der Traditionsverein gewann am Mittwoch das Final-Hinspiel um die Copa Libertadores gegen den brasilianischen Meister FC Santos mit 2:0 (1:0). Durch den hart umkämpften und in der Höhe etwas glücklichen Sieg vor 57.000 Zuschauern in der ausverkauften „Bombonera“ hat das Team gute Voraussetzungen, das Comeback seines Erfolgstrainers Carlos Bianchi, der nach einem Sabbat-Jahr im vergangenen Januar erneut bei den Blau-Gelben anheuerte, mit dem Gewinn der südamerikanischen Meisterliga zu vergolden. Matchwinner für den vierfachen Libertadores-Champion war in einer spielerisch wenig ansehnlichen Partie der zweifache Torschütze Marcelo Delgado, der in der 33. und 83. Minute für die Gastgeber traf. Für den 30-Jährigen, der bereits im Jahr 2000 mit Boca die Libertadores und gegen Real Madrid auch den Weltpokal gewann, waren es die Tore 7 und 8 im laufenden Wettbewerb. Die Juniors haben damit vor dem Rückspiel am kommenden Mittwoch im Morumbí von Sao Paulo beste Chancen, die Scharte von 1963 auszuwetzen, als gegen das von Pelé angeführte Santos beide Spiele (1:2, 2:3) verloren wurden. Trotz des scheinbar sicheren Vorsprungs wollte Bocas Kapitän Diego Cagna nach dem Match nichts von einer Vorentscheidung wissen. Man dürfe sich auch trotz des 2:0 „nicht sicher fühlen“, warnte der Mittelfeldmotor. Besonders bitter hingegen für die Brasilianer: Abwehrspieler Reginaldo Araujo handelte sich unmittelbar vor dem zweiten Gegentreffer eine gelb-rote Karte ein und fällt damit für den Showdown in Sao Paulo aus. Für den brasilianischen Meister setzte es am Mittwoch im 13. Spiel des aktuellen Wettbewerbs zugleich die erste Niederlage. Zudem blieb das Team des ehemaligen Nationaltrainers Emerson Leao erstmals ohne Torerfolg. Zuvor hatte San- Jubel in der „Bombonera“: Torschütze Delgado (li.) und Kapitän Cagna. (AP-Foto) tos von zwölf Spielen sieben gewonnen und fünf Unentschieden erreicht sowie mit 29 Treffern den erfolgreichsten Sturm präsentiert. Die Brasilianer, die im Dezember erstmals seit Pelé-Zeiten wieder die heimische Meisterschaft gewannen, hatten auch am Mittwoch den besseren Start. Völlig unbeeindruckt vom Hexenkessel „Bombonera“ diktierte das Team um Diego (18) und Robinho (19) anfangs das Geschehen, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Erst Mitte der ersten Hälfte fanden die Hausherren besser ins Spiel und kamen in der 33. Minute durch einen harten 20-mSchuss von Delgado, den SantosTorwart Fabio Costa nur unbedeutend abfälschen konnte, zur etwas überraschenden Führung. Nach einer weiteren Boca-Chance verpasste unmittelbar vor dem Pausenpfiff der durchgebrochene Robinho für Santos die große Möglichkeit zum Ausgleich. Nach der Pause schnürten die Brasilianer, angeführt vom unermüdlichen Diego, die Gastgeber phasenweise vor deren Strafraum ein. Nach zwei ungenützten Großchancen der Gäste sorgte Bocas Delgado mit einer direkt verwandelten Freistoßflanke, die an Freund und Feind vorbei ins Tor segelte, für die Entscheidung - zu einem Zeitpunkt, als der Ausgleich der Brasilianer nur noch eine Frage der Zeit schien. Konfettiregen, und „Schmach von Córdoba“ Fussball-WM 1978 auch nach 25 Jahren präsent wie eh und je Buenos Aires (AT/pha) - Die Krönung zur besten Mannschaft der Welt in einem bis dato nie gesehenen Konfettiregen und die „Schmach von Córdoba“ - ein Vierteljahrhundert liegt die Weltmeisterschaft in Argentinien nun bereits zurück, doch sowohl am Río de la Plata als auch in Deutschland ist die Endrunde weiter präsent. Der Grund dafür waren einige Spiele, die länger dauerten als 90 Minuten - mittlerweile eben schon 25 Jahre. Wie etwa der Finalsieg der „Albiceleste“ gegen Holland am 25. Juni oder das 2:3 von Deutschland gegen Österreich. Durch die „Schmach von Córdoba“ war der Titelverteidiger bereits am 21. Juni blamabel aus dem Turnier ausgeschieden. Damit war aber zugleich auch der Weg frei ins Endspiel für die von dem Österreicher Ernst Happel betreuten Holländer. Doch wie schon 1974 gegen Deutschland setzte es für die „máquina naranja“ eine weitere Finalpleite. In einem denkwürdigen Endspiel sicherte sich die Elf von Trainer César Luis Menotti vor 80.000 fanatischen Zuschauern mit einem 3:1 nach Verlängerung den Titel, den ersten für Argentinien, und liess das Volk in bleiernen Diktatur-Zeiten für einen Moment manche Sorgen vergessen. Auch der Junta um General Rafael Videla kam die bereits vor dem Putsch 1976 von der FIFA an Argentinien vergebene und fortan weltweit von Boykottaufrufen begleitete - WM wie gerufen. Für einmal berichteten die internationalen Medien mehr über begeisterte denn „verschwundene“ Argentinier. „Schuld“ daran hatte nicht zuletzt Mario Kempes. „El Matador“ avancierte mit seinen 2 Toren nicht nur zum Matchwinner, er wurde mit insgesamt 6 Treffern auch Torschützenkönig des Turniers. Aber es war nicht nur der Verdienst des Stürmers aus Rosario, dass Argentinien erstmals den Titel gewann. Es war die Leistung einer sehr ausgeglichenen Mannschaft, in der Kapitän Daniel Passarella, Torwart Ubaldo Fillol, Stürmer Leopoldo Luque sowie die Verteidiger Alberto Tarantini und Américo Gallego herausragten. Diego Armando Maradona gehörte übrigens nicht zu jener legendären Auswahl. Obwohl schon als Jahrhunderttalent anerkannt, wurde der Jungstar von Trainer Menotti als letzter aus dem Kader gestrichen zum Unverständnis fast einer gesamten Fussballnation. Dank des Fi- nalsieges verziehten die Fans Menotti jedoch schnell - nicht zuletzt auch deshalb, weil der selbsterklärte Linke bei der Siegerehrung Diktator Videla den Handschlag verweigerte: „Meine Mannschaft siegte über die Diktatur der Systeme“, sollte „El Flaco“ später sagen. Die erschreckend schwachen Deutschen siegten in Argentinien nur einmal - aber wie: 6:0 gegen Mexiko. Ansonsten bot der Titelverteidiger meist grauenhaften Fussball. Schon im torlosen Eröffnungsspiel gegen Polen deutete sich an, was dann am 21. Juni gegen Österreich zur Gewissheit wurde: Das DFB-Team würde den WM-Triumph von 1974 nicht wiederholen können. Hans Krankl besiegelte mit seinem Treffer zum 3:2 zwei Minuten vor dem Abpfiff das deutsche WM-Aus. Einziger Lichtblick in der deutschen Elf, die ohne Franz Beckenbauer und Gerd Müller angetrat, war „Rotbäckchen“ Karl-Heinz Rummenigge. Mit insgesamt drei Treffern ging der Stern des Bayern-Stars auch international auf. Bundestrainer Helmut Schön, der „Mann mit der Mütze“, trat nach dem Spiel ebenso zurück wie Spielführer Berti Vogts, dessen Eigentor gegen Österreich der Anfang vom deutschen WM-Ende war. TABELLEN Fußball Copa Libertadores Finale, Hinspiel Boca Juniors - FC Santos 2:0. Rückspiel am 2. Juli. Torneo Clausura 17. Spieltag: River Plate - Gimnasia LP 3:0, Vélez - Newell’s 1:0, Talleres - Boca 3:1, Independiente - Banfield 0:1, Colón - Racing 2:1, Rosario Central - Unión 4:0, Arsenal - San Lorenzo 1:2, Estudiantes LP - Chicago 5:1, Chacarita - Olimpo 0:1, Huracán - Lanús 1:3. Tabellenspitze: 1. River 40 Punkte, 2. Vélez 38, 3. Boca 36. 5 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 28. Juni 2003 AUSFLÜGE UND REISEN Unter dem grossen Poncho der Freundschaft Der Poncho ist das universalste Kleidungsstück des Gaucho: er dient ihm als Überwurf bei Kälte, als Regenschutz (die früheren Ponchos aus echter Vikunjawolle waren tatsächlich wasserundurchlässig!), als wärmende Bettdecke und, wenn nötig, damit der Novio sich und seine Freundin diskret vor forschenden Blicken schützen kann. In Catamarca steht demnächst wieder die Fiesta Nacional del Poncho an, die nun schon seit 1954 stattfindet, im Laufe der Zeit aber immer grösser wurde und dieses Jahr erstmals sogar internationalen Charakter trägt. Voriges Jahr waren 420 Handwerker (Drechsler, Weber, Korbflechter, Töpfer, Metallschmiede usw.) zugegen, diesmal werden noch mehr erwartet. In 12 Pavillons finden diesmal 150 Musikshows und Vorführungen statt, auch Teilnehmer aus benachbarten Andenländern werden anwesend sein. Das 33. Poncho-Festival läuft vom 12. bis 27. Juli rund um den grossen Patio del Encuentro in San Fernando del Valle de Catamarca. Auskunft im Internet über www.catamarcaguia.com.ar, in Buenos Aires durch 4374-6891. Poncho kommt entweder aus der Araukaner- oder der Ketschuasprache (púnchu) und ist als Körperüberwurf mit einem Schlitz, um den Kopf durchzustecken, auch in anderen Ländern Südamerikas, beispielsweise in Kolumbien als Ruana bekannt. Marlú Spontaner Kurztripp San Isidro nördlich von Buenos Aires ist der ideale Ort für einen kurzen Tapetenwechsel, ohne dass man viel organisieren und planen müsste. Das Städtchen ist mit dem Zug in weniger als einer Stunde erreicht, also perfekt für einen spontanen Besuch. Vor Ort findet der Besucher eine Vielfalt an Angeboten. Auf einem der Rundgänge kann er sich auf historische Spurensuche begeben, er kann sich in den zahlreichen Clubs sportlich betätigen (Segeln, Golfen, Pferdesport) oder einfach entspannen. Weitere Informationen zu San Isidro gibt es telefonisch bei der Tourist-Information unter 4512-3209 oder im Internet unter: www.sanisidro.gov.ar Wo das Schoko-Herz höher schlägt Ein Muss für alle SchokoSüchtigen: Die Fiesta del Chocolate Alpino in Villa General Belgrano (12., 13., 19., 20., 26. und 27. Juli) in der Provinz Córdoba. Gefeiert wird das traditionelle Fest wie jedes Jahr im Salón Alpino, der wie ein mitteleuropäisches Dorf geschmückt ist. Man kann dort Schokolade, Konditoreiprodukte und Handwerkskunst bestaunen und kaufen. Hauptattraktion ist dieses Jahr wieder das Fondue, bei dem die Besucher Früchtespiesse in warme Schokolade tauchen können. Daneben gibt es als musikalische Untermalung eine Adaption des Musicals „Alice im Wunderland“ zu sehen und zu hören. Mehr Informationen zum Schokoladenfest gibt es unter www.elsitiodelavilla.com/municipio Ausflug in eine andere Welt Argentinische Nationalparks im Überblick S tinkende Stadtbusse, Taxis, die einen beinahe überfahren und hektische Menschenmassen. Wer davon die Nase voll hat, der sollte einen Ausflug in einen der zahlreichen argentinischen Nationalparks machen und ein bisschen Ruhe tanken. Die Entscheidung für einen Park fällt dabei gar nicht so leicht, verfügt das Land doch über die beachtliche Zahl von 32 Naturschutz-Reservaten, die kreuz und quer auf einer Fläche von knapp 3,5 Millionen Hektar über das gesamte Territorium verstreut sind. Das entspricht rund 1,25 Prozent der Gesamtfläche. In den meisten Parks gibt es neben einfachen Campingplätzen auch kleine Hotels und Hosterias, die sehr ruhig sind und sich somit sehr gut an ihre Umgebung anpassen. Die Tradition der Parks reicht dabei erstaunlich weit in die Vergangenheit zurück. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte die Regierung, wie wichtig es ist, bestimmte Gebiete, die über eine enorme Artenvielfalt verfügen, zu erhalten und vor menschlichen Zugriffen zu schützen. Wichtigster Unterstützer dieser Entwicklung war dabei der Wissenschaftler und Forscher Francisco Moreno (1852-1919). Ihm stiftete die Regierung ein Stück Land, auf dem er 1922 den „Parque Nacional Sur“ gründete, der sich heute „Nahuel Huapi“ nennt. Seitdem sind ihm zahlreiche andere Parks im ganzen Land gefolgt. Baritú: Das subtropische Bergwaldgebiet im Nordwesten von Argentinien ist ein fast unberührtes Rückzugsgebiet für bedrohte Tiere und Pflanzen. Gründung: 1974; Fläche: 72.439 Hektar Laguna de los Pozuelos: Hier trifft man die für die Puna charakteristischen Wasservögel, zu de- nen unter anderem drei verschiedene Arten von Flamingos gehören, von denen zwei Formen vom Aussterben bedroht sind. Gründung: 1981; Fläche: 15.000 Hektar Calilegua: Die abwechslungsreiche Vegetation im Nordwesten, zu der unter anderem die Urbewaldung aber auch das Weideland gehören, schützt die einzelnen Wasserläufe, die sehr wichtig für die angrenzende Landwirtschaft ausserhalb des Parks sind. Sie ist die ökonomische Grundlage der Region. Gründung: 1980; Fläche: 76.320 Hektar Los Cardones: Die Gebirgszüge des Nordwestens Argentiniens zeigen mit ihren Büschen und Kakteen ein wildwüchsiges, aber sehr malerisches Bild der Region. Man findet dort noch andere Arten der Ge-birgsflora. Gründung: 1996; Fläche: 64.000 Hektar El Rey: Die Gebirgskakteen, die in dem bergigen und bewaldeten Gebiet in der Provinz Salta wachsen, bilden die Basis für das Überleben der abwechslungsreichen Fauna der Region. Gründung: 1948; Fläche: 44.162 Hektar Los Alisos: Dieser Park zeigt die abwechslungsreiche Landschaft um den Gebirgszug Aconquija in Tucumán mit seiner biologischen Vielfältigkeit, zu der die verschiedensten wilden Tier- und Pflanzenarten ge-hören. Gründung: 1995; Fläche: 10.661 Hektar Formosa: Die Wälder in der trockenen Umgebung des Chaco sind ein Zufluchtsort für bedrohte Arten wie zum Beispiel den Palisander-Baum und den grossen Ameisenbär. Gründung: 1968; Fläche: 9.005 Hektar Río Pilcomayo: Berge, Weideland und Sümpfe bilden die typische Umgebung des Chaco Húmedo, in der der Aguará Guazú, eine amerikanische Fuchsart, und der Kaiman auf Streifzug sind. Gründung: 1995; Fläche: 47.000 Hektar. Gehört seit 1994 zum UNESCO-Welterbe. Chaco: Die Berge in diesem Naturschutzpark haben dem Menschen getrotzt und ihre ursprüngliche Vegetation beibehalten. Gründung: 1954; Fläche: 15.000 Hektar El Palmar: In diesem Gebiet wuchs früher eine grosse Vielfalt an Palmen, mittlerweile beschränkt sich dies auf die Fläche des Nationalparks. Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte „Palmera Yatay“. Gründung: 1966; Fläche: 8.500 Hektar Colonia Benitez: Das Relikt des „chaqueño“-Waldes erinnert an den berühmten und bewunderten Botaniker Augusto Schulz, der die öko- ARGENTINISCHES TAGEBLATT Sonnabend, 28. Juni 2003 logische Entwicklung der Region mit seiner Arbeit massgeblich beeinflusst hat. Gründung: 1990; sieben Hektar Mburucuyá: Nach mehr als einem halben Jahrhundert landwirtschaftlicher Ausbeutung von Weideflächen, Sümpfen und Bergen war es der Botaniker Troels Myndel Pedersen, der diese Entwicklung zu einem Ende brachte. Er ebnete damit den Weg für den ersten Nationalpark der Provinz Corrientes. Gründung: 1997; Fläche: 15.060 Hektar Iguazú: Der Urwald von Misiones dient hier als üppiger Rahmen für die Wasserfälle von Iguazú, die mittlerweile zu einer Touristenattraktion für Besucher aus der ganzen Welt geworden sind. Gründung: 1934; Fläche: 67.620 Hektar. Gehört zum UNESCO-Weltrbe. San Antonio: Die Baumarten Pino Paraná, Curi und Araukarie, die sich früher über die gesamten Berge der Region Misiones erstreckten, sind heute nur noch in diesem Naturpark und in einigen anderen Naturschutzgebieten der Provinz zu finden. Gründung: 1990; Fläche: 600 Hektar San Guillermo: In der südlichsten Region der Andenhochebene beherbergt dieser Nationalpark die meisten Vicuñas im ganzen Land. Die wilden Tiere, die vom Aussterben bedroht waren, erfreuen sich weltweit eines sehr grossen Interesses. Der Park ist das Kerngebiet eines biosphärischen Reservats. Gründung: 1998; Fläche: 170.000 Hektar Sierra de las Quijadas: Das Naturschutzgebiet verfügt mit seinen wertvollen paläontologischen Funden über eine grossartige Touristenattraktion. Gleichzeitig leben dort zahlreiche interessante Tierarten. Gründung: 1991; Fläche: 150.000 Hektar Talampaya: Inmitten wunderschöner Landschaften, wie zum Beispiel dem Cañon de Talampaya, finden sich hier fossile Funde aus der Zeit der Dinosaurier, die sehr wertvoll sind. Gehört zum UNESCO-Welterbe. Gründung: 1997; Fläche: 215.000 Hektar El Leoncito: Mit seinem wüstenartigen Ambiente und dem fast immer klaren Himmel ist der Park ein idealer Standort für die Erforschung der Sternenwelt. Hier ar- beiten zwei astronomische Observatorien. Gründung: 1994; Fläche: 76.000 Hektar Lihue Calel: Die einzelne Bergkette in der ebenen Wüste wirkt wie eine natürliche Oase. So ist es nicht verwunderlich, dass in diesem Gebiet schon zu Urzeiten Menschen lebten. Gründung: 1977; Fläche: 9.901 Hektar Quebrada del Condorito: Die enge Schlucht des Nationalparks ist spannend für Besucher, da man dort noch den berühmten Andenvogel Condor antreffen kann. In den anderen Gebieten ist, der Vogel, der sich von Aas ernährt grösstenteils ausgestorben und man bekommt ihn nur noch selten zu sehen. Daneben ist der Park noch ein Zuhause für zahlreiche endemische Pflanzen und Tiere. Gründung: 1996; Fläche: 37.000 Hektar Lanín: Das Naturschutzgebiet ist einer der wenigen Orte im Land, an dem die berühmte Araukarie noch wild wächst. Mit dem Vulkan Lanín im Hintergrund ergibt sich dort für das Auge des Betrachters ein unvergleichliches Bild. Gründung: 1937; Fläche: Für Schneehasen Das Neuste aus den Skigebieten Cerro Catedral: Das 19 Kilometer von San Carlos de Bariloche entfernte Skigebiet ist mit 60 Kilometern Pistenstrecke das grösste von Argentinien. In der neuen Saison können sich die Besucher vor allem auf angenehme Aufenthalte in den Gaststuben freuen. Die meisten von ihnen wurden renoviert und erweitert. Die Cabaña 1600 zum Beispiel hat sich bezüglich ihrer Aufnahmekapazitäten fast verdoppelt und gleichzeitig neue Kommunikationsdienste installiert. In der zweiten Julihälfte feiert der Cerro Catedral die Fiesta Nacional de la Nieve, bei der mehrere Skirennen mit bekannten Persönlichkeiten veranstaltet werden. Im August finden im Gebiet Bariloche dann die Ski-Meisterschaften der Provinz Río Negro und von Argentinien statt. Weitere Informationen zum Skigebiet: www.catedralaltapatagonia.com Las Leñas: In dem modernsten Skigebiet, nahe Mendoza, müssen Ski-Fanatiker nicht länger die Skier abschnallen wenn die Sonne untergeht. Über eine zusätzliche Länge von 2000 Metern können sie ab dieser Saison auch im Mondschein die Piste hinab brettern. Auf dem 200 Meter langen Schneekanal vom „Tubbing Park“ kann sich der Nachwuchs beim Rutschen mit Autoreifen so richtig schön austoben, ohne dass er den Skifahrern in die Quere kommt. Der Park bietet daneben noch andere Alternativen zum Skifahren. Vom 5. bis zum 10. Juli findet im Gebiet Las Leñas noch ein Wettkampf mit Schlittenhunden statt. Weitere Informationen zu Las Leñas: www.laslenas.com.ar Chapelco: Seit den infrastrukturellen Umbauten bietet das Gebiet Chapelco seinen Besuchern die grösste Sicherheit und eine grosse Vielfalt an zusätzlichem Service. So können Eltern den Skiurlaub richtig geniesen, während sich eine Ski- und Snowboardschule und ein Schneegarten ihrer Kinder annimmt. Zudem gibt es auch einen Skistiefel-Trockner-Dienst, man muss also für den nächsten Tag keine kalt-feuchten Füsse fürchten. An Events bietet das Gebiet den Triathlon von Chapelco, den Riesenslalom, die SnowboardMeisterschaft und immer Freitags Nacht-Skiing. Weitere Informationen zum S k i g e b i e t : www.cerrochapelco.com Chile: Die andere Seite der Anden begeistert eingefleischte Skifahrer nicht nur wegen der Unwegsamkeit des Geländes. Gleichzeitig trifft der Besucher hier auch auf beste Schneequalität und ein grosses Service-Angebot. Das Ski-Gebiet von Portillo ist einzigartig in seiner über 50-jährigen Tradition als Ort für Winteraktivitäten. Neben den Wintersportarten hat man hier die Möglichkeit, einen Tagesausflug in die nur 164 Kilometer entfernte Hauptstadt Santiago de Chile zu machen oder sich in den Thermalbädern von Chillan zu entspannen. Für Besucher aus Argentinien gibt es dabei zahlreiche Rabatte. Mehr Infos zum Winterurlaub in Chile: www.termaschillan.com und www.skiportillo.com 6 379.000 Hektar Diamante Pre Delta: In diesem Park trifft der Besucher auf die Pracht des Lebensraums des Paraná Deltas, das in einem Netz aus Inseln und Bächen angeordnet ist, in dem eine grosse Vielfalt an Pflanzen und Tieren beheimatet ist. Gründung: 1991; Fläche: 2.458 Hektar Otamendi: Der Buenos Aires am nächsten gelegene Nationalpark bietet den Einwohnern der am stärksten bewohnten Region Argentiniens die einzige Möglichkeit, die ursprüngliche Vegetation des Gebietes kennen zu lernen. Gründung: 1990; Fläche: 3.000 Hektar Nahuel Huapi: In dem ersten argentinischen Nationalpark leben noch viele Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind, so zum Beispiel das Huemul (Zwerghirsch) und das Huillín, sowie Fischottern aus den Seen des Südens. Gründung: 1934; Fläche: 705.000 Hektar Los Arrayanes: Hier findet sich einer der wenigen noch existierenden reinen Myrtenwälder in Argentinien. Sein Anblick fesselt die Besucher immer wieder. Gründung: 1971; Fläche: 1.840 Hektar Lago Puelo: Hier liegen die feuchtesten und dichtesten Wälder ganz Argentiniens. Allein ihre enorme Grösse mutet fast schon mystisch an. Gründung: 1971; Fläche: 23.700 Hektar Los Alerces: Inmitten der alten Wälder zwischen den Anden und dem Seengebiet finden hier die Lärche und der Lahuán, ein Baum von sehr wertvollem Holz, Schutz. Gründung: 1937; Fläche: 263.000 Hektar Francisco Moreno: Wie in riesengrossen Spiegeln verdoppelt sich die eindrucksvolle Landschaft der Wälder und Steppen Patagoniens im blauen und turkisfarbenen Wasser der grossen Seen. In dieser Gegend hat der bedrohte Andenhirsch eine Chance zum Überleben. Gründung: 1937; Fläche: 115.000 Hektar Los Glaciares: Der Gletscher „Perito Moreno“, ein breiter Eisfluss, der über dem Lago Argentino endet, ist eines der imposantesten Naturschauspiele des Landes. Gründung: 1937; Fläche: 717.800 Hektar. Gehört zum UNESCO-Welterbe. Tierra del Fuego: Der Park ist Sonnabend, 28. Juni 2003 der einzige in Argentinien, der die Natur der Küstenregion schützt. Daneben ist er ein wichtiger Baustein beim Schutz der herrlichen Wälder des Lenga-Baumes. Gründung: 1960; Fläche: 63.000 Hektar Laguna Blanca: Die Lagune ist eine Heimat für zahlreiche Wasservogelarten, wie zum Beispiel für die Familie der Schwarzhalsschwäne, die dort leben und brüten. Gründung: 1940; Fläche: 11.250 Hektar Bosques Petrificados: Inmitten der unendlichen Steppe Patagoniens trifft man auf diesen beeindruckenden Fundort mit seinen versteinerten Bäumen, die sehr gut erhalten sind. Gründung: 1954; Fläche: 46.000 Hektar. Mehr Informationen unter www.parquesnacionales.gov.ar Francisca Zecher ARGENTINISCHE WIRTSCHAFT Der frei benannte Dollarkurs betrug Freitag nachmittags $ 2,79. Die Terminkurse betrugen zum 30.6. $ 2,80, 31.7. $ 2,81, 29.8. $ 2,88, 30.9. $ 2,90, 31.10. $ 2,92 und 28.11. $ 2,94. *** Der Mervalindex fiel in der Berichtswoche zm Donnerstag um 5,7% auf 738,35, der Burcapindex um 3,8% auf 1.762,30 und der Börsenindex um 3,7% auf 32.691,32. *** Der durchschnittliche Rindfleischpreis (kg Lebendgewicht in Liniers) fiel in der Berichtswoche um 1,0% auf $ 1,6511. *** Die Gold-, Devisen- und Anlagenreserven der ZB betrugen am 23.6.03 U$S 11,73 Mrd., der Banknotenumlauf $ 21,78 Mrd. Eine Woche zuvor waren es U$S 11,55 Mrd. bzw. $ 21,87 Mrd., einen Monat zuvor U$S 11,04 Mrd. bzw. $ 20,46 Mrd. und ein Jahr zuvor U$S 9,67 Mrd. bzw. $ 14,84 Mrd. *** Das Arbeitsnotstandsgesetz, das u.a. doppelte Entlassungsentschädigungen vorsieht, konnte im Vorjahr den Verlust von 29.000 eingetragenen Arbeitsplätzen nicht verhindern. Ein Umfrage von SEL Tower Perrin bei 200 führenden Unternehmen ergab, dass 73% des Personalabbaues in gegenseitigem Übereinkommen erfolgte und 27% durch dem Arbeitsministerium gemeldete Kündigungen. Die Lösung des Arbeitsverhältinisses in gegenseitigem Übereinkommen fusst auf dem Paragraphen 241 des Gesetzes über Arbeitsverträge, demzufolge eine notariell beglaubigte Lösung desselben in gegenseitigem Einvernehmen rechtsgültig ist. Von den 200 befragten Unternehmen hatten 68% dieselbe Abfertigung wie bei einer Kündigung bezahlt, um die Einschaltung der Gewerkschaften zu verhindern. Dadurch würden bedeutende Amtswege gespart und die Beglaubigung koste rd. $ 300. *** Die Handelsgerichte von Buenos Aires Stadt sind durch die 140.000 neuen Prozesse überschwemmt, die zu den rd. 400.000 laufenden jedes Jahr dazukommen. Prozesse, einschliesslich der Insolvenzverfahren, dauern mehrere Jahre. Jedes Gericht muss im Jahresdurchschnitt 6.500 Prozesse führen, in manchen Fällen über 7 ARGENTINISCHES TAGEBLATT 10.000, wie der Privatverband Unidos por la Justicia festgestellt hat. 1993 bis 2001 nahm die Zahl der Akten um 200% zu, die Zahl der in Bearbeitung befindlichen um knapp 400%. *** Der IWF hat die 2. Überprüfung des Abkommens mit Argentinien gutgeheissen und eine Zahlung von U$S 320 Mio. bewilligt. Der IWFVorstand hat die Waiver für nicht voll erfüllte Auflagen gebilligt. Das laufende Abkommen sieht die Umschuldung von U$S 6,7 Mrd. bis August vor. Von da an muss ein neues Abkommen vereinbart werden. Dem Fonds zufolge ordne sich die Wirtschaft, die Teuerung verlangsame sich, die Zinssätze gehen zurück und der Peso festige sich, Das seien Zeichen der Erholung. Dennoch müsse Argentinien Strukturmassnahmen umsetzen, um ein anhaltendes Wirtschaftswachstum zu erreichen. *** Die Erdölförderung ging im April im Vorjahresvergleich um 1,8% zurück, wie das IPAG Amt bekanntgab. Die durchschnittliche Tagesförderung betrug im 1. Jahresdrittel 119.982 cbm, um 2,8% weniger als vor einem Jahr. Die Erdgasförderung legte im selben Vergleich um 3,5% auf 127 Mio. cbm/Tag zu. *** In den ersten 5 Monaten 03 wurden 590.103 t Frischobst für U$S 271,12 Mio. ausgeführt, mengenmässig um 12% mehr als im Vorjahr, wie das Senasa bekanntgab. 434.984 t für U$S 191,44 Mio. waren Äpfel und Birnen, ebenfals um 12% mehr als im Vorjahr. Ausserdem wurden 100.407 t Zitrusfrüchte für U$S 37,65 Mio. ausgeführt, um 21% mehr als im gleichen Vorjahres-zeitraum. *** Im 1. Halbjahr 03 wird um 47,5% mehr Wein ausgeführt als im gleichen Zeitraum 01, wie die firma Vinos de Argentina bekanntgab. *** Von Januar bis einschliesslich Mai wurden 46.525 t Honig, im Vorjahresvergleich um 7% mehr, ausgeführt, wie das Senasa bekanntgab. Wertmässig betrug die Zunahme auf U$S 104,8 Mio. allerdings 107%. Hauptabnehmer war Deutschland, das rd. 40% der Gesamtlieferungen abnahm. *** Auf Initiative des russischen Bot- schafters Astakhov haben Unternehmen wie Loma Negra, Laboratorios Phoenix, Ledesma, Bridas, Siderca, AA 2000, Editorial Perfil, Nidera und Impsa den CEAR (Consejo Empresario Argentino Ruso) gegründet, um gemeinsam den bedeutenden russischen Markt zu bearbeiten. 22% der russischen Einfuhren seien Lebensmittel für U$S 11,6 Mrd. im Jahr, vorwiegend Speiseöl, Zitrusfrüchte und anderes Obst, Fisch, Geflügel, Trauben und Wein. 32% der Einfuhren sind Kapitalgüter, 18% Chemikalien, 8% Metalle, 6% Bergbauprodukte und 6% Textilien. Argentinien liefere in das Land, das heute zu 80% privatisiert ist, dessen BIP um 5-6% und dessen Industrieproduktion um 10% im Jahr zulegt, nur für U$S 300 Mio. im Jahr. Russ-land bietet Maschinen, Anlagen für die Erdölförderung und Wasserkraft. Sein Lebensmittelmarkt ist nicht durch EU-Schranken eingeengt. *** Argentinien ist der grösste Honigexporteur der Welt, Australien besitzt die fortschrittlichste Verarbeitungstechniken für denselben. Die australianische Capilano Honey Ltd. und die argentinische Honeymax werden mit einer nicht genannten Investition eine gemeinsame Fabrik errichten, in der argentinischer Honig, statt wie bisher vorwiegend offen, zur Weiterverarbeitung im Ausland, exportiert zu werden, nach dem letzten Stand der Technik verarbeitet und mit einem grösseren Mehrwert exportiert werden kann. Später soll er sogar für ausländische Supermärkte endverpackt, geliefert werden können. Capilano ist eine Genossenschaft und der grösste Honigproduzent des Landes, der in 38 Staaten exportiert. *** Der Deutsche Schutzverband der Wertpapierinhaber, der die Argentine Bond Restructuring Agency (Abra) geschaffen hat, erklärte, dass es keine Gläubigervereinbarung für einen Abschlag der Forderungen gebe. Angesichts der Lage Argentiniens könnten Friststreckungen und eventuell Zinsnachlässe erwogen werden. Damit wurden Lesarten dementiert, denen zufolge ein Commerzbanksprecher erklärt haben soll, die europäischen Gläubiger wären bereit, Abschläge von 60-80% ihrer Forderungen hinzunehmen. *** Die ZB hat bereits 39% der monetären Provinzbonds eingelöst. Vor Jahresende will die Wirtschaftsführung diese Bonds, einschliesslich der Lecopund Pataconesbonds für insgesamt $ 7,5 Mrd. rückgekauft haben. Noch stehen Provinzbonds für $ 2,7 Mrd. aus, davon Bocade der Provinz Tucumán für $ 80 Mio., Boncafor von Formosa für $ 57 Mio., Federales von Entre Rios für $ 79 Mio., Lecor von Córdoba für $ 110 Mio. und Lecop für $ 2,38 Mrd. *** Das Sol Hotel in San Martín de los Andes, Provinz Neuquén, wurde wieder Eigentum der Provinz. Bei seiner Privatisierung 1997 ging es an die Telefongenossenschaft des Ortes, die es an den ortsansässigen Unternehmer Moreira weiterverpachtete. Dieser soll Vertragsbedingungen nicht erfüllt haben und die Genossenschaft kündigte den Vertrag. *** Die ersten Zitronenausfuhren nach Japan sind verschifft. 2.200 t der Firmen Argenti Lemon, Citrusvil, Citromax, San Miguel, Vicente Trapani, Martínez Navarra, alle aus Tucumán, und Citru-salta aus Salta konkurrieren jetzt mit Australien, Chile und den USA, den Hauptlieferanten Japans. *** Die Hypothekenbank hat mit der Börsenmaklerfirma Puente Hermanos eine strategische Allianz geschlossen. Sie will ihren 600.000 bis 700.000 Kunden, vor allem auch im Inland, ausser Hypothekenkrediten, Devisengeschäften und Fristeinlagen auch Börsen-, Lebacwechsel- Termingeschäfte usw. bieten. *** Die argentinische Swift Armour hat die erste Verschiffung von vorgekochtem, tiefgekühltem IQF (Individual quick frozen) Fleisch nach den USA durchgeführt. Die Lieferungen wurden durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Februar 01 unterbrochen. Argentinien exportiert jährlich 11.000 t gekochtes, tiefgekühltes Rindfleisch in die USA, 75% davon durch Swift Armour. *** Der Gouverneur der Provinz Chubut wünscht, dass das kanadische Bergbaunternehmen Meridian Gold die Goldgewinnung im Tagbau in der Provinz aufgebe. Es wäre eine persönliche Erleichterung für ihn und die beste Lösung, vorausgesetzt dass sie keine Rechtsschritte gegen die Provinz mit sich bringe. Meridian hat Schürfrechte rd. 7 km von der Ortschaft Esquel erworben, die sie aus mutmasslichen Umweltgründen nicht ausüben darf. *** Im Amtsblatt vom 25.6.03 erscheint das Gesetz 25.745, durch das die Steuern auf die verschiedenen Brenstoffarten von einem fixen Betrag in einen Prozentsatz umgewandelt werden. Das bringt unmittelbar keine bedeutenden Änderungen mit sich, führt jedoch dazu, dass sich in Zukunft Preisschwankungen der Brennstoffe im gleichen Ausmass auf die Endprodukte auswirken. Das System schützt diese Steuer vor Inflati- KAUFEN VERSCH. COMPRAS VARIAS IVES Compra adornos, cristalería, porcelanas, antigüedades, muebles, objetos varios, 4791-4287. PORZELLANFIGUREN in weiss oder farbig (gute deutsche Manufakturen, Zeitraum 1890-1940) sucht Privatsammler in Deutschland, Fax: +49 2205 1691 / email: [email protected] Sonnabend, 28. Juni 2003 8 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Verringerte Pflichtreserven ZB-Kontrolle für kurzfristige Kapitalzuflüsse Mit ihrer Mitteilung Nr. A 3.967 hat die Zentralbank die Pflichtreserven der Finanzanstalten ab dem 1.7.03 zwischen 0% und 20%, durchschnittlich um 5%, herabgesetzt. Damit sollen den Banken zusätzliche flüssige Mittel für auf sie zukommende Verpflichtungen zur Verfügung gestellt und ausserdem das Kreditgeschäft angekurbelt werden. Bis einschliesslich Juni musste von den Gesamtbeträgen der Sichteinlagen 35% zurückgestellt werden. Der Satz wird am dem 1. Juli auf 25% herabgesetzt. Die Pflichtreserven für Fristeinlagen auf weniger als 30 Tage gehen von 22% auf 18% zurück, auf 30 bis 50 Tage von 19% auf 14% und von 60 auf 89 Tage von 18% auf 10%. Für Anlagen auf längere Fristen und Einzahlungen durch Gerichtsurteile bleiben die Bedingungen unverändert. Im Juli läuft u.a. die Frist ab Juni 2002 ab, in der die Banken 9% der Beträge, die sie in Staatsschuldscheinen hielten, als Pflichtreserven einsetzen konnten. Dadurch werden die Banken ab Juli mit zusätzlichen etwa $ 800 Mio. belastet. Ausserdem werden Cedro-Bonds fällig, die in Bankeinlagen umgewandelt werden müssen, für die die Anordnungen über Pflichtreserven gültig werden. Nach herkömmlichen Werten würde das für die Banken weitere $ 600 Mio. bedeuten. Ab Juli werden die ursprünglichen Einlagen auf 90 Tage von $ 42.000 bis $ 100.000 mit einem zusätzlichen Pflicht-Prozentpunkt belastet, Einlagen über $ 100.000 mit zusätzlichen 13%. Ausserdem wird im Juli die erste Hälfte des 13. Monatsentgeltes fällig, was weitere rd. $ 1 Mrd. in Anspruch nehmen wird. Die Verringerung der Pflichtreserven soll den zusätzlichen Geldbedarf leicht überkompensieren. Als Massnahme gegen kurzfristiges Spekulationskapital hat die Regierung beschlossen, dass dieses mindestens 180 Tage im Land zu bleiben hat. Auch soll die Devisennachfrage angespornt werden, indem Unternehmen, die über eigene Barmittel verfügen, gestattet wird, Schuldbedienungen ins Ausland zu überweisen. Damit würde eine der letzten Massnahmen zur Devisenbewirtschaftung aufgehoben werden. Die Massnahmen zur Beschränkung des Angebotes und Erhöhung der Nachfrage nach Devisen sollen ab der beginnenden Woche in Kraft treten. Die ZB soll die Durchführungsbestimmungen bereits ausgearbeitet haben. Der IWF wurde von der geplanten Massnahme verständigt und nahm sie an, obwohl er prinzipiell gegen den Abfluss von Devisen und nicht gegen ihren Eingang in das Land plädiert. Vorfinanzierungen und Finanzierungen von Ausfuhren und direkte Auslandsinvestitionen sind von den Einschränkungen ausgeklammert. Minister Lavagna bezeichnete sie als vorbeugende Massnahmen, da die Aufwertung des Peso die Wirtschaftstätigkeit, den Beschäftigtenstand, die Steuereintreibung und die Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigen. Die Wirtschaftsführung wolle Zeichen geben, das Spekulationskapital mit ihrem Wirtschaftsprogramm unvereinbar sei. Der normale Finanzmarkt würde durch die Anordnungen nicht gestört werden. Der ZB zufolge beträgt das kurzfristige Spekulationskapital etwa ein Viertel aller Deviseneingänge aus Vorschüssen und Vorfinanzierungen für Ausfuhren, Darlehen auf weniger als ein Jahr und direkten Investitionen. Im Mai kamen U$S 950 Mio. kurzfristiges Kapital ins Land, gegen durchschnittlich U$S 550 Mio. in den ersten drei Monaten. Kapital, das jetzt ins Land kommt muss eingetragen werden und mindestens 180 Tage im Land bleiben. Sollte es sich früher zurückziehen wollen, würde die ZB dafür keine Devisen verkaufen. Eine Steuer auf Kapitalausfuhren sei nicht vorgesehen. Am vergangenen 6. Mai wurde beinahe die gesamte Devisenbewirtschaftung aufgehoben. Ausserdem erhöhte die ZB die Geldemission für Devisenkäufe und hat nun knapp U$S 12 Mrd. angesammelt. Der Dollarkurs hatte am 24.3.03 den Höchststand von $ 3,95 erreicht und ist von da an langsam um bisher 30% zurückgegangen. Um die Nachfrage nach Devisen zu fördern wird die Regierung Unternehmen gestatten, überfällige und fällige Schulden zu bezahlen, unter der Bedingung, dass die Devisen mit Eigenmitteln erworben werden, das heisst, ohne Pesokredite zu beanspruchen um Dollar zu kaufen. Im Mai wurde die notwendige Bewilligung für die Rückzahlung von Finanzschulden abgeschafft. Ausgenommen wurden Finanzanstalten, die durch ZB-Diskonte verschuldet sind. Am Tag nach der Ankündigung des Wirtschaftsministers, dass spekulative Kapitalanlagen erst nach 180 Tagen ins Ausland rücktransferiert werden dürfen, fiel die Aktienbörse von Buenos Aires am Donnerstag um 6,8%. In Washington kritisierte Schatzsekretär John Snow die Massnahme, weil sie Kapitalinvestitionen verhindere und das bilaterale Abkommen zwischen USA und Argentinien von 1991 über Investitionsgarantien verletze. Das Abkommen garantiert die freie Überweisung von US-Investitionen in Argentinien. Im Internationalen Währungsfonds meinte der Sprecher Thomas Dawson, der den Besuch des Fondsleiters Horst Köhler in Buenos Aires als positiv einschätzte, dass vorübergehende Kapitalkontrollen unter bestimmten Umständen zulässig seien. Dawson erwähnte die Kapitalkontrollen in Chile und in Malaysia, die spekulative Gelder gedämpft haben. onswirkungen. Es handelt sich um die einzige Forderung des IWF auf steuerlichem Gebiet, die der Kongress genehmigt hat. Die Regierung hat jedoch mehrere Vetos verfügt: einmal werden Lösungsmittel („solvente y aguarrás) weiter von der Steuer ausgenommen, so dass die Beimischung zum Benzin weiterhin ein ausserordentlich gutes Geschäft ist, obwohl das Veto bestimmt, dass bei dieser Zweckänderung die normale Steuer gezahlt werden muss. Das lässt sich jedoch kaum kontrollieren, abgesehen davon, dass die Erdölfirmen mit bekannten Marken eine eigene Kontrolle durchführen, die wirksam ist. Ferner wurde der Paragraph gestrichen, gemäss dem der Betrag der Steuer nicht unter einem Referenzwert liegen darf, den die AFIP auf der Grundlage der Verkaufspreise des Vormonats festlegt. Das hätte bei Preissenkungen eine prozentual höhere Steuer bedeutet. Schliesslich wurde bestimmt, dass bei Importen die Steuer zu zahlen ist, wenn der Importeur den Brennstoff verkauft, aber nicht, wenn er ihn selber verbraucht. Bei Weiterverarbeitung wird die Steuer somit erst gezahlt, wenn das Endprodukt verkauft wird. *** Präsident Kirchner hat verfügt, dass das Unterstaatssekretariat für Bergbau wieder Staatssekretariat wird, wie es bis 1994 der Fall war, J. Mayoral steigt somit zum Staatssekretär auf. *** Die Wirtschaftstätigkeit hat im April gegenüber dem Vormonat um 0,3% zugelegt. Wie das Statistikamt weiter bekanntgab, weist sein monatlicher Schätzungsindex Emae (Estimador mensual de la actividad económica) seit August Zunahmen aus. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres betrage die Zunahme 6,9%, die des 1. Jahresdrittels 5,8%. Dennoch verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum. In den ersten 2 Monaten nahm es noch um 1% zu, in den folgernden 2 Monaten nur mehr um 0,3%. *** Vom Mai 02 bis Mai 03 nahm die Beschäftigtenzahl durchschnittlich um 1% zu, wie das Arbeitsministerium bekanntgab. Die Umfrage wurde in 260 Untrnehmen mit mehr als 10 Beschäftigten über eingetragene Arbeitskräfte in den Räumen Gross Buenos Aires (-0,1%), Gross Córdoba (+3,5%), Gross Rosario (+3%) und Gross Mendoza (+4,7%) durchgeführt. *** Die Wirtschaftsführung hat den Bannken und privaten AFJP Rentenkassen mitgeteilt, dass die sich in ihren Portefeuilles befindlichen garantierten Darlehen von rd. U$S 26 Mrd. auch von der Schuldumstrukturierung betroffen werden. Sie sollen in Dollar rückverwandelt und mit längeren Laufzeiten 2% Jahreszins erhalten. Diese garantierten Darlehen entstanden unter Wirtschaftsminister Cavallo, der verschiedene staatliche Wertpapiere in ein einziges, konsolidiertes, umwandelte, das bereits niedrigere Zinssätze und verlängerter Laufzeiten erhielt. Sie gingen beinahe ausschliesslich an Banken und die Rentenkassen. Im Zuge der Abwertung wurden sie zu $ 1,40 plus CER-Index pro Dollar pesifiziert. Sie gehören zu den wenigen Staatspapieren, die sich nicht in Default befinden. Die Wirtschaftsführng will ein allumfassendes Abkommen, dem die Rechtslage gegenübersteht. Denn die Banken haben die Pesifizierung angenommen, die AFJP Rentenkassen nicht, sondern ein noch laufendes Verwaltungsverfahren gegen sie angestrengt. *** Wirtschaftsminister Lavagna und die Präsidentin des Banco de la Nación Argentina, Felisa Miceli, kündigten die Bereitschaft der Bank an, neue Hypothekar- und persönliche Kredite zu gewähren. Für Neubauten können bis $ 60.000 für maximal 85% des Bauwertes und für Gebrauchtwohnungen bis $ 50.000 für maximal 75% beantragt werden. Die Laufzeiten schwanken von 60 bis 180 Monatsquoten gleich $ 281,90 bzw. 188,10 und einem Zinssatz von 17,5%, der freilich nicht fest ist. Für Personalkredite an Arbeitnehmer, Freiberufliche und Selbstständige werden maxi- mal $ 10.000 mit 23,50% Zinssatz und 12 bis 36 Monatsquoten für $ 98,20 bzw. 42,85 angeboten. *** In einem Gespräch mit dem Präsidenten der Deputiertenkammer Eduardo Camaño und dem PJFraktionsvorsitzenden José Díaz Bancalari in seinem Amtszimmer stimmte Wirtschaftsminister Lavagna dem Gesetzesprojekt zu, dass pesifizierte Bankdarlehen von mindestens $ 3,0 Mio. mit einer einmaligen Steuer von 0,5% auf den pesifizierten Betrag zu belasten sind. Sonnabend, 28. Juni 2003 19 Klagen gegen argentinischen Staat beim Weltbankagenten ICSID Die Abwertung, asymetrische Pesifizierung und die Einfrierung der Tarife von Anfang 2002 hat eine Reihe von Beschwerden gegen den Staat auf internationaler Ebene von Unternehmen ausgelöst, die durch die Änderung der Spielregeln betroffen wurden. Bei dem zuständigen Schiedsgericht der Weltbank für Differenzen über Auslandsinvestitionen, im englischen Kürzel ICSID, dem Argentinien 1994 beigetreten ist, wurden bisher 19 Klagen für insgesamt U$S 3,3 Mrd. formell angenommen. Weitere 33 Differenzen befinden sich noch in einer der formellen Annahme vorhergehenden Etappe. Die Parteien sind statutenmässig verpflichtet, vorher durch sechs Monate eine gütige Einigung zu versuchen, bevor das Schiedsgericht angerufen werden kann. Die meisten Betroffenen sind Privatisierungen öffentlicher Dienstleistungen, die die Zwangspesifizierung ihrer Tarife nicht annehmen wollen und ausserden die in den Konzessionsverträgen vorgesehenen Anpassungen an die US-Inflation fordern. In dieser Gruppe befinden sich u.a. die US-Firmen Sempra, CMS, AES und LG&E Energy, die sich bereits 2002 an das ICSID gewendet haben. Die Erdölunternehmen beschweren sich über die Einbehaltung benannte 20%ige Ausfuhrsteuer auf Rohöl. Andere Streitfälle sind nicht direkte Ergebnisse der Abwertung. Enron, die 35% des Erdgas-Transportunternehmens Gas del Sur besitzt, fordert U$S 275 Mio., weil sie die verfügte Stempelsteuer als willkürlich betrachtet. Die französische Vivendi fordert U$S 357 Mio. aus der Vertragsauflösung der Wasserver- und -entsorgung in Tucumán. Azurix, ehemaliger Wasserver- und -entsorger in der Provinz Buenos Aires, fordert U$S 566 Mio. wegen Nichterfüllungen des Vertrages seitens der Provinz und Siemens fordert U$S 600 Mio. wegen des Vertragsbruches über Personalausweise, Grenzkontrollen, usw. Insgesamt geht es um über 60 Verträge über Gas, Strom, Telefone, Maut-strassen, Wasser usw., die durch die Abschaffung der Konvertibilität und die Wirtschafts-Notstandsgesetze betroffen wurden. Die gegenseitigen Verträge über Investitionsschutz, die Argentinien mit 56 Staaten unterzeichnet hat, schützen Auslandsinvestoren in drei Fällen: Enteignung, Diskriminierung gegenüber heimischen Unternehmen und Verweigerung des Rechtsweges, d.h. Verhinderung der Anrufung der Gerichte in Streitfällen. Dem Minister schwebt vor, dass der Steuereingang von geschätzten $ 1,2 Mrd. dem Schatzamt zufliessen soll, wogegen die Deputierten den Betrag für Finanzhilfen an Kleinunternehmen (Pymes) bestimmen wollen. *** Präsident Kirchner kündigte am Freitag in Rawson einen Bautenplan zugunsten Patagoniens für $ 1,0 Mrd. an, mit dem das nationale Stromverbundsystem mit einer Hochspannungsleitung von Choele Choel in Río Negro bis Río Turbio in Santa Cruz erweitert werden soll. Ferner sollen Strassen vom Atlantik bis zum Pazifik asphaltiert, des weiteren die patagonischen Häfen verbessert und weiche Kredite für Schafzüchter vergeben werden. Ausserdem hatte die Nationalregierung am Vortag einen Vertrag für den Ausbau des Cildáñez-Baches in der Stadt Buenos Aires unterzeichnet, der $ 75 Mio. kosten und in 27 Monaten ausgeführt werden soll. Der von Infrastrukturminister De Vido und dem Bauunternehmen José Cartellone unterzeichnete Vertrag war von Präsident Kirchner am 13. Juni in La Matanza vorangekündigt worden. Auch am Freitag wurde ein Abkommen der Nationalregierung mit dem Provinzgouverneur Felipé Solá von Buenos Aires zur Finanzie- 9 ARGENTINISCHES TAGEBLATT rung der Schutzwälle und Abwässerungskanäle im Becken des Río Salado unterzeichnet, das mit dem hydraulischen Fonds gespeist werden wird. Dem Fonds fliessen Brennstoffsteuern zu. Die Bauten sollen Überschwemmungen verhindern. *** Die Bundesberufungskammer für Verwaltungssachen erklärte den Tarif von $ 0,05 je Liter Dieselöl für verfassungswidrig, mit dem der Personentransport subventioniert wird. Im Vorjahr waren über $ 1,0 Mrd. vereinnahmt worden. In erster Instanz war der Tarif ebenfalls als verfassungswidrig erklärt worden, weil es sich im Wesen um eine Steuer handelt, die vom Kongress gebilligt werden muss. Der Tarif war durch Dekret 802 von 2001 eingeführt worden. Der Streit soll vom Obersten Gerichtshof entschieden werden, sofern der Kongress nicht vorher das Dekret durch ein Gesetz ratifiziert. *** Zum ersten Mal seit der Abwertung von Anfang Januar 2001 verzeichneten die Umsätze der Supermärkte im Mai einen Zuwachs von 5,2% gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat. In konstanten Werten fiel der Umsatz hingegen um 9,8%. Die Shoppings konnten ebenfalls einen Zuwachs von 17,1% gegenüber Mai Alvaro Alsogaray wurde 90 Am vergangenen Sonntag feierte der bekannte liberale Politiker Alvaro Carlos Alsogaray 90 Jahre, bei guter Gesundheit und voller geistiger Frische. Am Montagmittag fand im Círculo Militar eine Feier zu seinen Ehren statt, der rund 300 Personen beiwohnten, darunter viele, die in Argentinien in Politik und Wirtschaft eine bedeutende Rolle gespielt haben. Bei dieser Gelegenheit sprach zuerst sein Enkel, der auch Alvaro heisst, dann Julio Ramos, Direktor der Wirtschaftszeitung „Ambito Financiero“, und schliesslich Alsogaray selbst. Er sprach etwa eine Stunde frei, ohne Text oder Notizen, und bezog sich mit zahlreichen Anekdoten auf seinen Lebenslauf und auf eine angebliche argentinische Dauerkrise, die 1943 begonnen habe, als das nationalsozialistische (er erklärte ausdrücklich: national und sozialistisch, nicht nazistisch) Gedankengut eingeführt worden sei. Am Schluss zeigte er sich optimistisch: „Die Gesellschaft hat viele Dinge verstanden.“ Das stimmt und ist u.a. auf seine Predigt für Freiheit und freie Wirtschaft zurückzuführen. Alsogaray entstammt einer Familie von Militärs. Sein Vater brachte es bis zum Oberst, ein Bruder wurde Generalleutnant und Heereschef und ein anderer Brigadier bei der Luftwaffe. Er selber begann die militärische Laufbahn, gab sie jedoch als Kapitän auf, wobei er auch ein Ingenieurstudium absolviert hatte. Danach widmete er sich unternehmerischen Tätigkeiten. Zunächst wirkte er bei der Luftfahrt mit, als Mitgründer und Betreiber der Gesellschaft Zonda, die mit anderen den Kern von Aerolíneas Argentinas bildete. Danach war er in der Ölindustrie und sonst als Unternehmer tätig. Sein Einstieg in die Politik erfolgte nach der Revolution von 1955, durch die Perón abgesetzt wurde. Unter Präsident Pedro Eugenio Aramburu wurde er 1956 Industrieminister. Das dauerte jedoch nur eine kurze Zeit, weil ein ideologischer Streit entbrannt war, zwischen dem liberalen Alsogaray und Alizón García und anderen Ministern, die am Dirigismus festhielten. Alsogaray entschloss sich daraufhin, direkt in der Politik mitzumachen, und gründete eine liberale Partei, den „Partido Cívico Independiente“, der jedoch im Sog des Zweiparteiensystems einen bescheidenen Erfolg hatte. 1958 trat Arturo Frondizi als Präsidernt an, und Mitte 1959 ernannte er Alsogaray zum Wirtschaftsminister. Im März 1961 trat er zurück, wurde jedoch nach der Absetzung von Frondizi im April 1962 erneut zum Wirtschaftsminister ernannt, bis er einige Monate später zurücktrat. Als im Juli 1966 Präsident Arturo Illia abgesetzt wurde und General Juan Carlos Onganía antrat, wurde Alsogaray zum Botschafter in Washington ernannt. Seither hat er keine öffentlichen Ämter bekleidet. 1972 gründete er seine zweite Partei, „Nueva Fuerza“, die dann klanglos versandete. Und 1983 gründete er seine dritte Partei, die „Unión del Centro Democrático“ (Ucedé), die bis heute noch besteht. Zwei Mal wurde er als Deputierter wiedergewählt, so dass er 12 Jahre lang im Parlament war. Er war seit seinem Eintritt in die Politik ein unermüdlicher Prediger des Liberalismus, auch ein grosser Bewunderer von Ludwig Erhard. Doch erst als Carlos Menem Mitte 1989 als Präsident antrat, wurden seine Ideen weitgehend verwirklicht, mit der Privatisierung fast aller Staatsbetriebe und mit weitgehender Deregulierung. Seine Tochter María Julia wurde zur engen Mitarbeiterin Menems: zuerst leitete sie die Telefonprivatisierung und dann die des Stahlwerkes Somisa, die sie in beiden Fällen erfolgreich abschloss. Auch wurde sie Staatssekretärin für Umwelt. Mehrere prominente Mitglieder de Ucedé gingen in die Menem-Regierung über, als Beamten oder als Politiker des Justizialismus. Alsogaray hat dazu beigetragen, dass der Justizialismus unter Menem eine liberale Richtung beging. Das ist ein grosser Verdienst. 2002 ausweisen, mussten aber einen Rückgang von 0,7% gegenüber April 2003 hinnehmen. Die Ermittlungen wurden vom Statistikamt Indec verbreitet, deren Sprecherin Mabel de Risio den Zuwachs der Umsätze auf die Offerten mit fühlbaren Rabatten zurückführte. Der Rückgang bei den Shoppings beruhe nicht auf geringerem Einreisetourismus, der weiterhin kräftig zunehme, sondern auf weniger Einkäufen von Residenten. *** Die Verwaltung des binationalen Stromwerkes Yacyretá (EBY), deren Generaldirektor der Argentinier Humberto Schiavoni ist, lehnte mit der Billigung des Vertreters Paraguays Luis Fretes Escario den Antrag des Baukonzerns Eriday für eine Entschädigung von ursprünglich U$S 2,5 Mrd. ab. In einem Schriftstück von über 500 Seiten und sogar mehr als 1.000 Seiten einschlies- Sonnabend, 28. Juni 2003 ARGENTINISCHES TAGEBLATT Die Commerzbank berichtigt In den Ausgaben vom Sonntag, den 22., und Montag, den 23. Juni 2003, erschienen in der argentinischen Presse - sowie im Radio - Berichte über die Umschuldungsinitiative für argentinische Schuldverschreibungen (Argentina Bond Restructuring Agency, ABRA). Darin wurde ein Gespräch von Dr. Oliver Stönner-Venkatarama (Commerzbank Economic Research, Frankfurt) mit einem Journalisten der Zeitung La Nación unzutreffend widergegeben. Insbesondere hat Dr. Stönner nicht gesagt, dass innerhalb der in ABRA organisierten Anleger Einigkeit über die Höhe eines etwaigen Kursabschlages auf argentinische Bonds bestehe. Dazu ist Herr Stönner auch nicht befugt, da er - anders als in La Nación behauptet - kein Mitarbeiter der Abra-Gruppe ist, worauf er schon zu Beginn des Gesprächs hingewiesen hat. Dieses bezog sich ausschliesslich auf die wirtschaftliche Situation Argentiniens, wobei auch die aktuellen Preise der argentinischen Anleihen zur Sprache kamen. Die dabei genannten Abschläge sind offensichtlich in einen falschen Zusammenhang gebracht worden. slich Dokumente erklärt EBY, dass alle Rechnungen für den Bau des Stromwerkes bezahlt worden sind, so dass eventuelle Verluste der Baufirma ihrem Unternehmerrisiko entsprechen. Ausserdem weist die Bilanz letzterer Firma einen Gewinn von 12% aus, so dass die geforderte Entschädigung einem Extragewinn entspreche. Eriday hatte seinerzeit den früheren USStaatssekretär Henry Kissinger als Mittler ernannt. Im Jahr 2001 wurde ein Schiedsgericht bestellt, dem der Völkerrechtler und Diplomat Julio Barberis, der Bankier Emilio Cárdenas, beide Argentinier, und der kolumbianische Jurist Nicolás Gamboa Morales auf Empfehlung der Internationalen Handelskammer mit Sitz in Paris angehören. Die Forderungen von Eriday wurden auf U$S 1,0 Mrd. gesenkt und jetzt rundweg von EBY abgelehnt. *** Der US-Supermarkt Wal Mart ernannte zum ersten Mal einen Argentinier in der Person von Antonio Barbero als Geschäftsführer in Argentinien. Barbero arbeitet seit zweieinhalb Jahren in Wal Mart. Der bisherige Geschäftsführer Ignacio Pérez Lisaur übernimmt die Filiale Amigo in Puerto Rico. Wal Mart ist der grösste Supermarkt der Welt mit Umsätzen von U$S 244,5 Mrd. im Jahr. In Argentinien unterhält Wal Mart elf Niederlassungen und setzt $ 500 Mio. um, die 4,5% des Gesamtmarktes der Supermärkte entsprechen. +++ Die Bautätigkeit expandierte im Mai um 36,1% gegenüber Mai 02, hauptsächlich dank Reparaturen und kleinen Bauten, wogegen der Vergleich mit April 03 einen Rückgang von 0,5% auswies, wie das Statistikamt Indec berichtete. *** Die gesamten Bankdepositen vermehrten sich nach der Ermittlung der Zentralbank auf $ 75,8 Mrd., wovon in den letzten 60 Tagen nur 4% auf private Depositen gegen mehr als 30% der offiziellen Einlagen entfielen. Zwischen dem 16.4. und dem 20.6. nahmen die gesamten De- positen um $ 5,6 Mrd. zu. *** Bundesrichter Jorge Ballestero sprach den ehemaligen Wirtschaftsminister Domingo Cavallo und seine Mitarbeiter Daniel Marx, Julio Dreizzen sowie Jorge Baldrich von der Anklage im Fall des sogenannten Megatausches staatlicher Bonds frei. Die Anklage war seinerzeit von Mario Cafiero, Elisa Carrió und anderen Politikern erhoben worden, die die angeblichen üherhöhten Kosten des Umtausches mehrerer Bonds in einen neuen Staatstitel längerer Tilgungen monierten. *** Das argentinische Schifftahrtsunternehmen Ultrapetrol vereinbarte mit der Werft Astilleros Rio Santiago den Bau zweier Erdöltanker in Ensenada bei La Plata für RepsolYPF. Ausserdem hat Ultrapetrol argentinischen Kapitals vier weitere Schiffe für U$S 64 Mio. in brasilianischen Werften in Auftrag gegeben. Die Firma betreibt die Flussflotte UABL auf dem Río Paraná. Astilleros Rio Santiago hat dieser Tage das Getreideschiff Alpina an die deutsche Auftragsfirma Wilhelm Finance ausgeliefert. *** Der Generalstaatsanwalt der Nation, Nicolás Becerra, hat in einem Gutachten die Bestrebungen der Provinzregierung von Mendoza gutgeheissen, nach denen das Förderungsregime verfassungswidrig ist. Die Provinz beantragt eine Entschädigung von $ 300 bis $ 600 Mio. für die Verluste, die ihr die Förderungen von Investitionen in den benachbarten Provinzen San Juan, San Luis und La Rioja verursacht haben. Die Förderung besteht in der Investition der Mehrwertsteuer in jenen Provinzen, meistens für den Olivenanbau. Das Geld wird in 15 Jahren zinslos zurückgezahlt. *** Die durchschnittlichen Höchstzinssätze der Banken für die Überziehung der Kunden ihrer Kreditkarten in Pesos nahmen im Mai laut Ermittlungen des Wettbewerbsamtes abermals um 1% ab, im sechsten 10 Die Umschuldung umfasst U$S 102,7 Mrd. Guillermo Nielsen, Staatssekretär für Finanzen, arbeitet an der Umschuldung der Staatsschuld. Anlässlich seiner jüngsten Europa-Reise erklärte er, es handle sich um ein Paket von nominell U$S 102,7 Mrd. Davon entfielen U$S 76,7 Mrd. auf Staatspapiere, die seit Anfang 2002 nicht mehr bedient werden und auf die sich die offizielle Default-Erklärung bezieht. Zum ersten Mal werden jedoch die garantierten Kredite von Banken und Rentenverwaltungsfonds (AFJP) an die Regierung in Höhe von U$S 26 Mrd. hinzugezählt. Diese Kredite enstammen einer Umschuldung, die Cavallo OktoberNovember 2001 vollzog, indem er er Staatspapiere mit hoher Verzinsung gegen Kredite an die Regierung zu einem wesentlich niedrigeren Zinssatz tauschte, dafür aber eine Sondergarantie gewährte, die in den Einnahmen aus der Steuer auf Einzahlungen und Belastungen auf Giround Sparkontenbewegungen besteht. Diese Kredite wurden 2002 auch pesifiziert, was die Kreditgeber jedoch nicht annahmen, wobei der Fall noch entschieden werden muss. Würden die Banken und AFJP jetzt eine Entscheidung der Regierung annehmen, im Sinn, dass auch diese Kredite umgeschuldet werden, müssten sie zunächst rückdollarisiert werden. Es ist zweifelhaft, ob Banken und AFJP auf diesen Vorschlag eingehen, da sich die Regierung der Garantie wohl kaum entziehen kann, wobei die Rückdollarisierung nach dem Urteil des Obersten Gerichsthofes im Fall der von der Provinz San Luis bei der Banco Nación deponierten Dollar und der voraussichtlichen Anwendung des gleichen Kriteriuums auf die verbliebenen Dollardepositen, ohnehin sehr wahrscheinlich erscheint. Nielsen wies darauf hin, dass es sich um die grösste Umschuldung der Geschichte handelt. Bisher war die von Russland, mit U$S 31,5 Mrd. die grösste gewesen. Er weigerte sich, Möglichkeiten über den Abschlag zu erwähnen, der in privaten Kreisen zwischen 60% und 70% vorweggenommen wird. Argentinien habe 152 verschieden Staatspapiere ausgegeben, die sich auf 14 Währungen und 8 verschiedene Gesetzordnungen beziehen. Die beratende Bank, die französische Lazard Freres, studiert gegenwärtig den Fall. Es besteht die Absicht, den Inhabern von Bonds u.a. Wertpapieren, die vom argentinischen Staat ausgegeben worden sind, einen Tausch gegen neue Bonds anzubieten. Angeblich sollen die verschiedenen Titel den gleichen Gegenwartswert haben, wobei in einem Fall der Abschlag höher, dafür aber die Zahlungsfrist kürzer und die Zinsen niedriger sind, und im anderen Fall umgekehrt. Der Vorschlag über die Umschuldung soll anlässlich der Generalversammlung des IWF und der Weltbank am 23. September in Dubai vorgestellt werden. Laut Nielsen haben sich die Gläubiger verpflichtet, bis dahin keine neuen Klagen vor Gericht einzubringen. Diese Verpflichtung dürfte sich indessen auf Banken beziehen, nicht auf die zahlreichen Inhaber von Bonds. Nielsen wies darauf hin, dass sich die Vereinigten Staaten mit U$S 26,7 Mrd. an erster Stelle bei den sich in Default befindlichen Staatspapieren befinden. Was die Zahl der Titelinhaber betrifft, stehe Italien mit 340.000 Personen, die insgesamt Bonds für U$S 13,5 Mrd. besitzen, an erster Stelle. Dabei muss festgestellt werden, welchen Betrag der argentinische Staat jährlich zahlen kann, wobei dieser sich aus dem primären Überschuss des Staatshaushaltes ergibt. Nielsen wies darauf hin, dass der Vorschlag erfüllbar und glaubhaft sein müsse, da sich Argentinien nicht den Luxus leisten könne, in drei oder vier Jahren erneut in Default zu geraten. Nielsen erlkärte ferner, dass die Schuldenregelung mit einem neuen langfristigen Abkommen mit dem IWF zusammenhänge. Dieses Abkommen müsse vorsehen, dass bei den internationalen Finanzinstitutionen neue Kredite die Amortisation der alten ausgleichen, so dass das Ergebnis neutral sei. Insgesamt handelt es sich beim IWF, der Welktbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank um U$S 32,65 Mrd. Von der Umschuldung sollen die neuen Bonds, Boden benannt, ausgenommen werden, die U$S 27,62 Mrd. ausmachen. Monat in Folge. Der Zinssatz betrug im Mai 60% per annum. Die Dollarzinssätze betrugen 35,19%. *** Nach den Rücktritten in der Nationalen Wertschriftenkommission wurden folgende Neuernennungen bekannt gegeben (Amtsblatt vom 27.6.03): Präsident Dr. Hugo Raúl Medina, Vizepräsident Mag. Narciso Muñoz und Direktoren Dr. Emilio Martín Ferre und der Notar Eduardo F. Caballero Lascalea. *** Sonnabend, 28. Juni 2003 ARGENTINISCHES TAGEBLATT WIRTSCHAFTSÜBERSICHT Schatzamt verbilligt worden sind. Köhler in Buenos Aires Laut Nielsen, monieren Sprecher Nach einem Besuch in Montevideo, verbrachte der Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler aus Deutschland, zu Beginn letzter Woche zwei Tage in Buenos Aires und erledigte ein strenges Pensum mit Verhandlungen und Gesprächen. Köhler hielt sich zum zweiten Mal in Buenos Aires auf nach seinem ersten Besuch vor nahezu drei Jahren, als die sogenannte Panzerung (Spanisch „blindaje“) zur Diskussion stand, der Köhler zustimmte, ohne ein Jahr später den Zusammenbruch verhindern zu können. Zwei Mal traf Köhler mit Präsident Kirchner zusammen, der ihm, wie er in der Pressekonferenz sagte, einen guten Eindruck hinterliess. Selbstverständlich verhandelte Köhler mit Wirtschaftsminister Lavagna, ZB-Präsident Prat Gay und anderen Beamten der Wirtschaftsführung zusammen mit dem Inder Anoop Singh, den Köhler seinerzeit zum Direktor der Abteilung westliche Hemisphäre zwecks Aufsicht der Beziehungen mit Argentinien ernannt hatte. Des weiteren nahm Köhler Kontakt mit Parlamentariern, Provinzgouverneuren, Unternehmern, Bankiers und Vertretern ziviler Vereine auf und liess es sich nicht nehmen, das Colón-Theater zu besuchen, wo er zur Prüfung der legendären Akustik sogar OpernLieder sang. Zum Abschluss stellte sich Köhler mit Lavagna der Presse. Der Besuch Köhlers ergab mehrere Präzisierungen zu den Verhandlungen mit Argentinien: l Eine Verhandlung für ein neues Abkommen wird demnächst eingeläutet. Das jetzige StandbyAbkommen läuft Ende August ab. Im Visier steht ein dreijähriges Abkommen, Englisch genannt „extended facilities“. Längere Abkommen schliesst der Fonds mit seinen Mitgliedern nie ab. l Die Fälligkeiten gegenüber dem Fonds im September von mehr als U$S 6,0 Mrd. werden um 30 Tage gestreckt, so dass das neue Abkommen sicherlich ab Anfang Oktober gelten dürfte. l Solche Abkommen sehen Revisionen der Fondsbeamten erst im Halbjahresrhythmus vor, anstatt wie bisher alle drei Monate. Die Revision des ersten Quartals 2003 wurde in der Vorwoche vom Fondsdirektorium mit dem Dis- pens (Englisch „waiver“) mehrerer argentinischer Versprechungen gebilligt, die nicht eingehalten wurden. Der Primärüberschuss im Haushalt konnte, wie erinnerlich, die Mindestgrenzen bequem einhalten, so dass auch vorweggenommen wird, dass dieser Überschuss das Fiskalziel von $ 4,5 Mrd. im ersten Halbjahr erfüllt. Die Revision des zweiten Quartals wird im Juli stattfinden, zeitgleich mit den Verhandlungen über das künftige Abkommen. Der Primärüberschuss ist der Kern des Abkommens, anders als sonstige Versprechungen über wirtschaftspolitische Entscheidungen, denn daraus kann die Bereitschaft zur Zinszahlungen der öffentlichen Schuld abgeleitet werden. l Im neuen Abkommen soll, sofern möglich, der Primärüberschuss zwecks Zinszahlungen der Staatsschulden von jetzt angenommenen 2,5% des Bruttoinlandprodukts (BIP) auf 3,5% angehoben werden. Brasilien hat mit dem Fonds einen Überschuss von 4,25% des BIP vereinbart, welches Ziel bisher mit sogar zeitweilig 6% des BIP übertroffen wurde. Die Berechnung des Überschusses bezieht sich auf das BIP anstatt auf die Gesamtausgaben im Haushalt, die bekannte buchhalterische Grössen sind. Das BIP für 2003 wird mit der Korrektur der Inflation ermittelt, indem der Durchschnitt der Konsumentenund Grosshandelsindices von etwa 75% das BIP von 2002 von rund $ 300 Mrd. auf über $ 500 Mrd. anhebt. Das sind freilich Milchmädchenrechnungen, die kaum glaubhaft erscheinen. Sie dienen nur zum Vergleich mit anderen Ländern, wogegen im Inland der Primärschuss eine Zahl in Milliarden Pesos ergibt, auf die es ankommt, gleich in welcher Grössenordnung sie sich zum BIP verhält. l Auf die Umschuldung der Default-Bonds wird der Fonds laut Köhler keinen Einfluss nehmen. Indessen ist der Primärüberschuss die echte Voraussetzung für eine machbare Umschuldung. Finanzsekretär Nielsen gab U$S 76,6 Mrd. als Umschuldungsbetrag an, zuzüglich möglicherweise bis U$S 26,5 Mrd. garantierte Darlehen, die bereits vor anderthalb Jahren mit einem Kapitalschnitt von mehr als 30% zwangsweise pesifiziert, gestreckt und zinsmässig für das der Bondsinhaber im Ausland, dass diese garantierten Darlehen anders als die Defaultbonds behandelt werden. Es geht dabei hauptsächlich um die garantierten Darlehen im Portefeuille der Rentenkassen AFJP. Insgesamt stehen zur Umschuldung 152 verschiedene Bonds in 14 Währungen und 8 Gerichtsstände aus, wie Nielsen berichtete. Mit diesen Darlehen würden U$S 103,2 Mrd. zur Umschuldung anstehen. l Die Wirtschaftsführung bereitet nach der Kontaktnahme mit den Sprechern der Bondsinhaber im Ausland die zweite Phase für die Umschuldung vor. Lavagna bestätigte die Aussage Nielsens der Vorwoche, dass auf dem Seminar über Argentinien während der Gouverneurstagung des Fonds und der Weltbank in Dubai am 23. September ein Menü verschiedener Vorschläge zur Umschuldung vorgestellt werden wird. Es geht um neue Bonds verschiedener Laufzeiten, Zinssätze und Kapitalschnitte, die den Bondsinhabern angeboten werden sollen. l Die Geldschöpfung, die die Notenbank betreibt, wurde von ZB-Präsident Prat Gay dem Fondsdirektor dergestalt erklärt, dass die Pesonachfrage stark ist, ohne dass Inflationsgefahren lauern. Sollten diese eintreten, wird die Notenbank handeln, was im Klartext bedeutet, dass sie den Kurs anhebt und Pesos mit der Ausgabe von ZB-Papieren zu höheren Zinssätzen abschöpft. Dass die Notenbank Pesos ausgibt, indem sie Devisen am Markt erwirbt, was auf den Kurs drückt, stärkt das Vertrauen und sollte vom Fonds nicht moniert werden. Der Kurs fiel während Köhlers Besuch leicht unter $ 2,80 je U$S. Die Geldschöpfung, die zur Ablösung der Provinzbonds bereits zu 40% aller Bonds betrieben wird, regt den Fonds erstaunlicherweise nicht auf, ist sie doch ungedeckt und kann gegebenenfalls Inflationsgefahren heraufbeschwören. Die Provinzgouverneure, die ihre Defizite als Folge schlechter Verwaltungen ausgegeben hatten, lachen sich ins Fäustchen, da ihnen die Zentralbank zur Hilfe kommt, indem sie die Bonds aufkauft und Pesos ausgibt, so dass die Gehälter und andere Gläubiger in echter Währung ohne Verluste als Folge des Diskonts der Bonds bezahlt werden. 11 Klammheimlich: es lebe der Fonds, der diesen monetären Unfug gutheisst! l Gewisse Strukturreformen, die dem Fonds am Herzen liegen, werden bis zum Jahresende hinausgeschoben. Gouverneure und Parlamentarier wiesen auf die laufenden Wahlen in den Provinzen hin, die erst im November abgeschlossen werden, so dass ab 10. Dezember der neue Kongress tagt. Mit Gouverneuren, die an diesem Tag ausscheiden oder allenfalls die Wiederwahl gewinnen, lässt sich ein brenzliches Problem wie ein neues Beteiligungssystem der Bundessteuern (Spanisch „coparticipación impositiva“) kaum aushandeln. Ob das nachher möglich sein wird, ausser kosmetischen Reformen, die in der Substanz der Verteilung dieser von der nationalstaatlichen Steuerbehörde AFIP eingetriebenen Steuern nicht verändert, erscheint fraglich. Die Nation und die 24 Gliedstaaten wollen alle dasselbe, nämlich mehr Steuern aus der gemeinsamen Kasse erhalten, allen voran die mächtige Provinz Buenos Aires, deren Gouverneur Felipe Solá dauernd eine Anhebung seines Anteils von 25% auf 35% fordert, wie es der Provinz nach BIP, Bevölkerung, Exportanteil, Industrie, Landwirtschaft und Tourismus zustehen würde. l Köhler bezog sich ausdrücklich auf die Gesundung des Kapitalmarkts und der Banken, die er als Mittler zwischen Sparern und Investoren freundlich umschrieb. Der Kongress tut sich inzwischen schwer, den Banken den Verlust mit neuen Bonds für angeblich rund U$S 10 Mrd. zu genehmigen, nachdem die Regierung die Kredite in Pesos zu Pari zum Dollar bei Dollardepositen zu $ 1,40 plus Wertberichtigung (CER) verfügt hat. Hinzu kommt die Differenz zum Freikurs bei richterlichen einstweiligen Verfügungen für rund $ 450 Mio. im Monat, worüber das abschliessende Urteil des Obersten Gerichtshofs aussteht. Eine Sanierung des Bankenwesens und die ersehnte Rückkehr der normalen Bankkredite wartet auf das Gesetz, das die Entschädigung für die Bankenverluste verfügt. l Die Tarife öffentlicher Dienste wurden laut Beschluss Kirchners um 90 Tage verzögert, derweil die Regierung ein Gesetzesprojekt ausarbeitet, das ihr erlaubt, die Tarife festzusetzen. Ausserdem sollen die 58 Konzessionsver- Sonnabend, 28. Juni 2003 träge der privatisierten Infrastruktur neu ausgehandelt werden, damit die Investitionen für die Wartung und Expansion möglich werden. Kritisch sind dabei Erdgas und Strom, in welchen Bereichen jegliche Expansionsinvestition versiegt ist, so dass in wenigen Jahren Knappheiten drohen. Die Rechtssicherheit, die Köhler im Pressegespräch anmeldete, bezieht sich auf das Tarifproblem und die einseitig gebrochenen Konzessionsverträge. l Abschliessend sei auf den freundlichen Ton hingewiesen, mit dem Köhler seinen Besuch charakterisierte. Er gehe mit der Regierung einig, dass das Wirtschaftswachstum, das bereits mit einer Erholung unterwegs sei, mit sozialer Gerechtigkeit (Spanisch „equidad“) gepaart werde. Damit heiligte Köhler unterschwellig die Sozialprogramme ab, dank denen 2 bis 3 Millionen Haushalte monatliche Subventionen von $ 150 erhalten, die das staatliche Budget bereit stellt. Schlussendlich geht es nach Köhler darum, das angeschlagene Vertrauen der Argentinier und Ausländer wieder herzustellen. Offenbar ist der Fonds bereit, dem Land hierfür seine Hand zu reichen und auf die monatelange harte Weigerung des Vorjahres zu verzichten, Argentinien finanziell unter die Arme zu greifen. Schwamm drüber. Subvention für zahlungsunfähige Hypothekarschuldner Die Vollstreckung von nicht gezahlten Schulden, die durch Hypotheken auf Eigenwohnungen verbrieft waren, wurde drei Mal per Gesetz hinausgeschoben. Doch vor Jahrensende soll dies endgültig ablaufen. Sowohl der IWF, wie die Bänker wiesen darauf hin, dass ohne Vollstreckung keine Hypothekarkredite möglich seien. Auch hier müssen normale Zustände geschaffen werden, um das Bankensystem zu normalisieren. Die Schuldner haben schon ein grosses Geschenk erhalten, als ihre Dollarschulden in Pesoschulden eins zu eins umgewandelt wurden. Dennoch war die Rezession so gewaltig, dass viele einfach nicht zahlen konnten, sei es weil sie arbeitslos geworden sind oder sonstige Einnahmequellen versiegten. Es ist begreiflich, dass sich die Regierung Sorgen um die Familien macht, die ihre Wohnung 12 ARGENTINISCHES TAGEBLATT verlieren würden und dann keine Unterkunft haben. Irgend etwas müsste der Staat, sei es als Nationalstaat, als Provinzstaat oder als Gemeinde, auf alle Fälle tun, um eine Lösung zu bieten, die so oder so Geld kostet. Kabinettschef Alberto Fernández kündigte letzte Woche an, die Regierung habe jetzt beschlossen, diese Hypothekarschulden zu zahlen, so dass die Banken zu ihrem Geld kommen und das Hypothekarsystem als solches funktioniert. Die Regierung würde somit als Ersatzgläubiger auftreten und dem Schuldner die Zahlung erleichtern. In den meisten Fällen dürfte es sich wohl nur um eine Karenzfrist, mit Streckung der Zahlungsfristen und Verringerung der Zinsen handeln. Durch Dekret 247/02 (Amtsblatt vom 24.6.03) wurde nun zweierlei bestimmt l Schaffung eines Registers für FED-Zinssätze ab 1956 Hypothekarkredite für Eigenwohnung, die sich im Zustand der Vollstreckung befinden. Die Schuldner müssen sich binnen 45 Tagen eintragen. Auch die Gläubiger können sich eintragen, wenn dies ihre wirtschaftliche und soziale Lage beinträchtigt. l Die Regierung verpflichtet sich, binnen 15 Tagen nach Ablauf jener Frist, dem Kongress die Massnahmen vorzulegen, die sie für notwendig hält, um die Fälle, um die es geht, zu lösen. Dies darf weder die Rechte der Gläubiger beeinträchtigen, noch die Staatsfinanzen belasten. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass das Schatzamt zahlt, jedoch gleichzeitig Kredite aufnimmt, von internationalen Finanzinstitutionen oder anderen. Formell stellten jedoch diese Zuschüsse Staatsausgaben dar, die das Defizit erhöhen, auch wenn sie durch eine Finanzierung gedeckt sind. Das Wirtschaftsministerium schätzt, dass dies 16.000 Hypothekarschuldner betrifft. Rechnet man mit $ 50.000 pro Fall, so wären es $ 800 Mio., was ein grosser Brokken ist. Das dürfte Bedenken bei Wirtschaftsminister Lavagna hervorgerufen haben, der daraufhin die Ankündigung des Kabinettschefs entschärfte und darauf hinwies, dass jeder Fall studiert würde, wobei es sich sowohl um eine Umschuldung mit längeren Fristen oder um andere Lösungen handeln könne. Dabei werde der soziale Standpunkt Vorrang haben, was bedeutet, dass die Lösung bei billigen Wohnungen, die von Familien mit niedrigem Einkommen bewohnt werden, grösszügiger sein wird. Indessen sollte das System so funktionieren, dass der Zuschuss nur den Fehlbetrag deckt, da die meisten Schuldner zumindest für einen Teil der Schuld, bzw. der monatlichen Raten, aufkommen können. Ausserdem würde der Zuschuss in den meisten Fällen gelegentlich zurückgegeben werden. Dies ist jedoch nicht einfach zu verwalten. Auf alle Fälle müsste die Banco Nación eingeschaltet werden. In den 90er Jahren entwickelte sich in Argentinien ein zunehmender Hypothekarkredit, der 2001 über U$S 17 Mrd. erreichte und über 20% des gesamten Kreditportefeuilles der Banken ausmachte. Die Zinsen gingen nach und nach zurück, bis auf etwa 12% mit allen Zusatzausgaben, was für Argentinien als günstig angesehen werden kann. Für den Mittelstand, und besonders bei jungen Ehepaaren, war dies eine enorme Erleichterung für den Zugang zur Eigenwohnung. Ausserdem hat sich dies auf die Mieten ausgewirkt, die in den 90er Jahren zurückgingen, da die Alternative des Kaufs bestand, wobei die Monatsraten, die dann zu zahlen waren, meistens nicht viel höher als die Miete waren. Das System hat somit zur Lösung eines sozialen Problems beigetragen. Dies wurde mit einem Schlag durch die Megaabwertung und die Pesifizierung zerstört. Erneut den Hypothekarkredit einzuführen, wird sehr schwierig sein. Jetzt dürfen die Banken diese Kredite nicht in Dollar gewähren. Sie müssten dies durch Indexierung oder durch variable Zinssätze lösen. Aber auf alle Fälle verträgt ein Hypothekarkredit dieser Art keine hohen Zinsen, wie sie jetzt üblich sind. Da auf längere Zeit keine starke Zunahme der Bankdepositen zu erwarten ist, dürfte sich dies kaum ändern, so dass die Banken das Geld eben weiterhin für Konsumkredite und kurzfristige Finanzierungen aufwenden dürften, bei denen sie hohe Zinsen berechnen können. Hypothekarkredite werden eben warten müssen. Die grössten Exporteure im Jahr 2002 (in Mio. U$S) Repsol-YPF .............. 2.098 Cargill ....................... 1.653 Bunge ....................... 1.333 Aceitera Gral. Deheza .... 916 Louis Dreyfus .............. 900 Alfred C. Toeper ........... 573 Vicentín ....................... 514 Minera Alumbrera ....... 510 Nidera ......................... 505 Quelle: Prensa Económica