Zielgruppenanalyse Solar 2011Endfassung

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Zielgruppenanalyse Solar 2011Endfassung
94
Inhalt
1
Vorwort ............................................................................................................... 4
2
Länderprofil Spanien ......................................................................................... 5
2.1
3
2.1.1
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung .................................................................... 6
2.1.2
Arbeitsmarkttrends und Lohnentwicklung ........................................................... 9
2.1.3
Zins- und Inflationsentwicklung .........................................................................11
2.1.4
Außenhandel.....................................................................................................13
2.1.5
Investitionsklima ................................................................................................15
2.1.6
Geschäftsklima in Spanien ................................................................................16
Energiemarkt Spanien ..................................................................................... 21
3.1
5
ENERGIEPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN ...........................................................21
3.1.1
Energiepolitische Administration .......................................................................21
3.1.2
Strommarkt .......................................................................................................22
3.1.3
Wärmemarkt .....................................................................................................23
3.2
4
DIE SPANISCHE VOLKSWIRTSCHAFT ......................................................................... 6
ENERGIEERZEUGUNG UND –VERBRAUCH .................................................................24
3.2.1
Energieerzeugung .............................................................................................25
3.2.2
Energieverbrauch ..............................................................................................25
3.2.3
Importe von Rohöl und Erdgas ..........................................................................28
3.2.4
Ausblick ............................................................................................................30
Erneuerbare Energien...................................................................................... 30
4.1
AKTUELLE ENTWICKLUNGEN ...................................................................................30
4.2
STROMERZEUGUNG AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN ...............................................33
4.3
GESETZLICHE REGELUNGEN UND VERORDNUNGEN ..................................................35
Solarthermie ..................................................................................................... 38
5.1
AKTUELLE SITUATION, TRENDS UND AUSSICHTEN ....................................................39
5.2
TECHNOLOGIEN UND ANLAGEN ...............................................................................44
5.2.1
Abgrenzungen und Überblick über die Technologien ........................................44
5.2.2
Optimierung und Verbesserung der Betriebssicherheit......................................46
5.3
PROJEKTE UND MARKTAKTEURE .............................................................................48
5.3.1
Die Situation auf dem spanischen Markt ...........................................................48
5.3.2
Solarthermische Anlagen im tertiären Sektor ....................................................51
5.3.3
Solarthermische Anlagen in der industriellen Produktion ...................................55
94
5.3.4
5.4
GESETZE UND GENEHMIGUNGSVERFAHREN .............................................................59
5.4.1
Gesetzliche Rahmenbedingungen ....................................................................59
5.4.2
Genehmigungsverfahren ...................................................................................68
5.4.3
Nationale Förderprogramme für Solarthermie ...................................................69
5.4.4
Förderprogramme der Autonomen Regionen ....................................................75
5.5
6
Installationen zur solaren Kühlung ....................................................................58
POTENZIALE FÜR DEN MARKTZUGANG DEUTSCHER UNTERNEHMEN ..........................83
5.5.1
Wirtschaftliche Potenziale und Prognosen ........................................................83
5.5.2
Kundengruppen für solarthermische Anlagen....................................................89
Solarthermische Kraftwerke ........................................................................... 94
- AKTUELLE SITUATION, TRENDS UND AUSSICHTEN ..............................................................94
7
Fotovoltaik ........................................................................................................ 99
7.1
DIE
ÜBERHITZUNG
UND
DER
ANSCHLIEßENDE
EINBRUCH
DES
SPANISCHEN
FOTOVOLTAIKMARKTES ......................................................................................................99
7.2
DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG DES SPANISCHEN FOTOVOLTAIKMARKTES .............104
8
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis.......................................................... 107
9
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 110
3
1 Vorwort
Deutschland ist nicht nur Vorreiter beim Einsatz Erneuerbarer Energien, sondern auch
in vieler Hinsicht Vorbild für den spanischen Erneuerbare-Energien-Sektor. Dies
bezieht sich vor allem auf das Prämiensystem für die Einspeisung von Strom aus
erneuerbaren Energienquellen und auf gesetzliche Regelungen.
Spanien hat seit der Verabschiedung des EE-Gesetzes RD 661 stark aufgeholt und
nimmt in einigen Sektoren sogar einen Spitzenplatz im europäischen Vergleich ein, wie
z.B. im Bereich der Windenergie und bei der Installation solarthermischer Kraftwerke. Auch
in der Fotovoltaikbranche wurden die Ausbauziele, die der Plan für erneuerbare Energien,
PER 2005-2010, für das Jahr 2010 vorschrieb, bereits 2008 um ein Vielfaches überschritten.
In anderen Bereichen allerdings – und zu diesen gehört auch der Solarthermiesektor – ist
Spanien weit davon entfernt, die im Plan zur Förderung Erneuerbarer Energien (PER)
festgelegten Ausbauziele zu erreichen.
Die Aussagen des Instituts für die Diversifikation und Einsparung von Energie (IDAE) für die
nächsten Jahre klingen dennoch vielversprechend. Durch die Umsetzung der Vorgaben des
neuen Aktionsplans für erneuerbare Energien (PANER 2011-2020) der Regierung, der
Anfang des Jahres in Kraft getreten ist und der vorsieht, dass bis zum Jahr 2020 der Anteil
der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung auf 20% steigt, soll das Wachstum im
Solarthermiesektor nachhaltig gefördert werden. Die im Aktionsplan enthaltenen
Maßnahmen und Ziele werden in dem neuen Energieplan PER 2011-2020 (Plan de Energias
Renovables), der nach Aussagen des IDAE im kommenden Juli verabschiedet wird,
konkretisiert. Der Verband der solarthermischen Industrie in Spanien (ASIT) rechnet damit,
dass dann auch erstmals eine Einspeisevergütung für den Solarthermiesektor eingeführt
wird.
Die Branche wird nach Verbandsangaben den Einsatz der Solarthermie sowohl im tertiären
Sektor und der solaren Kühlung, als auch in Industrieprozessen vorantreiben, um das
vorhandene Wachstumspotential auszuschöpfen.
Die nachfolgende Analyse untersucht den spanischen Solarthermiemarkt. Sie behandelt vor
allem die Industriezweige, die für deutsche Unternehmen viel versprechende Marktpotentiale
und Geschäftsmöglichkeiten aufzeigen.
Selbstverständlich steht Ihnen auch die Deutsche Handelskammer für Spanien bei
Rückfragen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.
4
2 Länderprofil Spanien
Das Königreich Spanien ist eine parlamentarische Erbmonarchie und gehört mit knapp 46
Millionen Einwohnern (INE BOLETÍN 2011) zu den fünf bevölkerungsreichsten Staaten der
Europäischen Union (EUROSTAT, 2011 a). Das Land erstreckt sich auf einer Landesfläche
von 504.750 km2. Nach Bevölkerungsprognosen von EUROSTAT (2010, p.161) wird die
spanische Bevölkerung zwischen 2008 und 2060 um 5.2 Millionen Einwohner zunehmen und
gehört somit zu den Mitgliedsstaaten mit den höchsten prognostizierten Wachstumszahlen.
Veränderungen in der spanischen Bevölkerungszahl sind im Jahr 2008 durch natürliche
Bevölkerungsbewegungen und einen Zuwanderungsüberschuss entstanden. EUROSTAT
(2010, p.171) informiert, dass im Jahr 2008 Geburtenzuwächse von 131.000 Personen
gemessen wurden und zwischen 1998 und 2008 ein Zuwanderungsüberschuss von 5.5
Millionen Personen beobachtet wurde. Diese prognostizierte Bevölkerungserhöhung
bedeutet gleichzeitig einen Zuwachs an Verbrauchern und ein zukünftig höheres
Marktpotenzial.
Insgesamt ist Spanien in 50 Provinzen, 17 Autonome Gemeinschaften (Comunidades
Autónomas) und Gemeinden eingeteilt. Hinzu kommen noch die beiden autonomen Städte
Ceuta und Melilla, zwei spanische Exklaven an der marokkanischen Mittelmeerküste. Diese
Autonomías stellen selbstständige Verwaltungsregionen dar, die über eine relativ hohe
Entscheidungsfreiheit verfügen.
Neben dem Spanischen (castellano) existieren drei weitere Amtssprachen: Katalanisch
(catalán), Baskisch (euskadi) und Galicisch (gallego). Ihre Verbreitung ist hauptsächlich auf
die Regionen Katalonien, Valencia, die Balearen, das Baskenland und Galicien beschränkt.
Die Sprachregionen sollten bei Vertriebsaktivitäten als eigenständige regionale Segmente
betrachtet werden, um eine erfolgreiche Marktbearbeitung zu gewährleisten.
5
INFORMATIONEN DES AUSWÄRTIGEN AMTES
Staatsaufbau
Spanien ist eine parlamentarische (Erb-)Monarchie. Mit der am 27. Dezember 1978 in Kraft
getretenen Verfassung hat sich das Land als sozialer und demokratischer Rechtsstaat
konstituiert. Die Verfassung gründet sich auf die unauflösliche Einheit der spanischen Nation.
Sie gewährleistet das Recht der Nationalitäten und regionalen Gemeinschaften auf Autonomie
und die Solidarität zwischen diesen. Das Staatsgebiet ist in Gemeinden, 50 Provinzen und 17
Autonome Gemeinschaften ("Comunidades Autónomas") sowie die nordafrikanischen
Exklaven Ceuta und Melilla gegliedert.
Der König ist Staatsoberhaupt und Symbol der Einheit und Beständigkeit des spanischen
Staates. Er ernennt den Ministerpräsidenten und kann diesen nach Maßgabe der Verfassung
seines Amtes entheben. Außerdem ernennt und entlässt er auf Vorschlag des
Ministerpräsidenten die Mitglieder der Regierung. Er übt den Oberbefehl über die Streitkräfte
sowie das Begnadigungsrecht, aber ansonsten keine direkte Staatsgewalt aus.
Der Ministerpräsident bestimmt und leitet an der Spitze seiner Regierung die Innen- und
Außenpolitik, die Zivil- und Militärverwaltung und die Landesverteidigung. Die Regierung ist
dem Abgeordnetenhaus für ihre politische Amtsführung verantwortlich.
Die Cortes Generales - Kongress der Abgeordneten und Senat, beide auf vier Jahre gewählt üben die gesetzgebende Gewalt aus, billigen den Staatshaushalt und kontrollieren die
Regierungstätigkeit. Das Abgeordnetenhaus besteht aus 350 Abgeordneten; der Senat zurzeit
aus 259 überwiegend direkt gewählten (208), im übrigen von den Autonomen Gemeinschaften
benannten Senatoren. Das Abgeordnetenhaus kann durch ein konstruktives Misstrauensvotum
die Regierung zur politischen Verantwortung ziehen.
Quelle: AUSWÄRTIGES AMT, Stand März 20111
2.1 DIE SPANISCHE VOLKSWIRTSCHAFT
2.1.1 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
Spanien lässt sich grob in Industrieregionen und landwirtschaftlich geprägte Regionen
einteilen (siehe Abbildung 1.1). Die Industrieregionen sind hauptsächlich an der Nordküste,
in Katalonien, Valencia und Aragonien als auch in der Region Madrid zu finden. Die
landwirtschaftlich geprägten Gebiete umfassen die Provinzen Galicien im Norden,
Andalusien und Murcia im Süden und die Zentralregionen außer Madrid.
Die Wirtschaftssektoren in Spanien werden nach dem Nationalen Institut für Statistik (INE) in
fünf Hauptgruppen klassifiziert. Tabelle 1 zeigt jeweils die Anteile am Bruttoinlandsprodukt
(BIP) der fünf Sektoren (Landwirtschaft, Energie, Verarbeitende Industrie, Baugewerbe und
Dienstleistungen) für die Jahre 2007, 2008 und 2009. Die sektorale Struktur der spanischen
Wirtschaft entspricht deutlich der einer entwickelten Volkswirtschaft. So entfielen im Jahr
2007 insgesamt 60,9 % des spanischen BIP auf den Dienstleistungssektor. Der Anteil stieg
in den Jahren 2008 und 2009 prozentual auf jeweils 63,1 % und 66,2 % an. An zweiter Stelle
1
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Spanien/Innenpolitik_node.html
6
steht die verarbeitende Industrie mit einem Anteil am BIP von 13,2 % in 2007. Der Anteil ist
nachlassend und beläuft sich im Jahr 2008 auf 13 % und im Jahr 2009 auf 11,6 %.
Abbildung 1: Die Wirtschaftsregionen Spaniens
Quelle: AHK
Das Baugewerbe steht in 2007 mit einem Anteil von 10,6 % am Bruttoinlandsprodukt an
dritter Stelle. Der Anteil ist auch zurückgehend und beläuft sich im Jahr 2008 auf 10,4 % und
im Jahr 2009 auf 10 %. Die beiden Sektoren Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei und
Energie haben mit Anteilen um die 2,5 % in allen drei Jahren den geringsten Anteil am BIP.
Tabelle 1: Bruttoinlandsprodukte nach Wirtschaftssektoren in %
Wirtschaftssektoren
1
2
BIP* 2007
BIP* 2008
BIP* 2009
Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei
2,6
2,4
2,5
Energie
2,4
2,6
2,7
Verarbeitende Industrie
13,2
13,0
11,6
Baugewerbe
10,6
10,4
10,0
Dienstleistungen
60,9
63,1
66,2
Nettogütersteuern
10,3
8,5
7,0
*Bewertung zu Marktpreisen, 1) vorläufige Werte, 2) hochgerechnete Werte
Quelle: CONTABILIDAD NACIONAL DE ESPAÑA, INE 2011, eigene Übersetzung
Von 1994 bis 2007 ist das BIP im jährlichen Vergleich real um durchschnittlich 3,5 %
gestiegen. Diese Hochphase des wirtschaftlichen Wachstums brach in der zweiten
Jahreshälfte 2008 ab. Im Vergleich der Jahre 2007 und 2008 lag der Anstieg nur noch bei
7
0,9 %. Im Vergleich der Jahre 2008 und 2009 wurde sogar ein Negativwachstum von -3,7 %
vom INE kalkuliert. Viele Experten auf nationaler und internationaler Ebene erwarteten auch
für 2010 einen real fallenden Wert von 0,4 % und prognostizieren für 2011 nur ein geringes
reales Wachstum von 0,5 % (siehe Tabelle 2). Volkswirtschaftliche Experten des IWF halten
erst im Jahr 2015 eine reale Steigerung des BIP von 2% für realistisch.
Auch die Binnennachfrage wird für das Jahr 2011 als rückläufig eingeschätzt. Die
Sparkassenstiftung FUNCAS prognostiziert Werte zwischen -0,2 und -0,5 %. Das
wirtschaftliche Wachstum wurde in der Hochphase von einer positiven Binnennachfrage
getragen, wohingegen im Jahr 2011 diese Stütze aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit (20 %)
und realen Einkommensrückgängen wegfällt.
Diese Faktoren als auch sinkende
Auftragslagen haben auch einen Nachfragerückgang nach Investitionsgütern zur Folge.
Tabelle 2: Prognosen der gesamtwirtschaftlichen Lage (reale Veränderung gegenüber dem
Vorjahr in %)
Indikator
2008
BIP
1
2009
2
2010
3
2011
4
0,9
-3,7
-0,4
0,5
-0,6
-4,3
1,2
0,5
5,8
3,2
-0,4
-1,8
Bruttoanlageinvestitionen
-4,8
-16,0
-7,3
-3,1
Einfuhr
-5,3
-17,8
5,8
1,3
-1,1
-11,6
9,1
6,3
Durchschnittsstundenlohn
5,0
2,5
1,0
0,5
6
4,1
-0,3
1,6
1,4
Arbeitslosenrate
11,3
18,0
19,9
20,1
Staatsverschuldung
(% des BIP)
39,7
53,1
65,0
73,6
Privater Verbrauch
Staatlicher Verbrauch
Ausfuhr
5
Inflationsrate
7
1) revidiert; 2) vorläufig; 3) Schätzung; 4) Prognose; 5) nominale Lohnkosten („Coste Salarial“), ohne Lohnnebenkosten, für
Gesamtwirtschaft; 6) im Jahresdurchschnitt (Índice de Precios de Consumo (IPC), 7) keine Änderungsrate
Quellen: OSTER (2011, S. 2) basierend auf „Contabilidad Nacional“ und „Encuesta Trimestral de Coste Laboral“, INE; Banco de
España (BdE); „Panel de Previsiones“, FUNCAS; „Situación - España“, Banco de Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA)
Wirtschaftswachstum kann auch durch erhöhte Exporte erzielt werden. Die Exportnachfrage
ist allerdings aufgrund der derzeitigen unsicheren Weltmarktsituation als eher zurückhaltend
zu betrachten. Im Jahr 2010 wuchs die Nachfrage nach spanischen Exporten noch um 8,2
%, wobei FUNCAS für das Jahr 2011 lediglich einen Anstieg von 5,4 % prognostizierte. Auch
für die Importzahlen erwartet die Stiftung einen Rückgang von 4,8 % in 2010 auf 2,1 % in
2011.
Das Hauptproblem stellt allerdings die gegenwärtig sehr hohe Arbeitslosigkeit in Spanien
dar. Die Arbeitslosenrate lag im Jahr 2008 noch bei 11,3 % und stieg im Jahr 2010 auf 19,9
8
% an (siehe Tabelle 2). Tabelle 2 zeigt weiterhin, dass im Jahr 2011 ein zusätzlicher Anstieg
der Arbeitslosenrate um 0,2 % auf 20,1 % erwartet wird. Unter den Arbeitslosen sind
hauptsächlich Personen der jüngeren Kohorten, Einwanderer und zuvor befristete
Arbeitskräfte.
Die spanische Regierung hat gemäß den erforderlichen öffentlichen Einsparungsmaßnahmen allerdings keinen großen Spielraum den Negativtendenzen durch das
Ankurbeln öffentlicher Investitionen entgegenzuwirken. Tabelle 3 zeigt einen Rückgang des
staatlichen Verbrauchs um -1,8 % zwischen 2010 und 2011. Insbesondere sind
Umstrukturierungen
im
Sozialversicherungssystem,
im
Erziehungswesen
und
im
Sparkassenbereich dringend notwendig, um diese Bereiche nachhaltiger und effizienter zu
gestalten.
2.1.2 Arbeitsmarkttrends und Lohnentwicklung
Trotz der abschwächenden Wirtschaftsentwicklung hat das durchschnittliche Lohnniveau
zwischen den Jahren 2007 und 2008 in allen Sektoren zugenommen (siehe Tabelle 3).
Tabelle 3: Lohnstruktur nach Sektoren
2007
1
2007
2
2008
1
2008
2
Insgesamt
20390,35
12,41
21883,42
13,53
Verarbeitende Industrie
23139,85
13,64
24035,91
14,35
Baugewerbe
18693,17
10,81
20706,74
12,08
Dienstleistungen
19980,14
12,41
21556,69
13,57
1) Durchschnittlicher Jahresbruttoverdienst in Euro, 2) Durchschnittlicher normaler Stundenlohn in Euro
Quelle: INE 2011, eigene Übersetzung
Der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst in Spanien beträgt 21.833,42 Euro im Jahr 2008.
Die EUROPÄISCHE KOMMISSION (2010) prognostizierte, dass das reale Pro-Kopf Einkommen
in Spanien durchschnittlich um 1,5 Prozentpunkte zwischen 2005 und 2010 gestiegen ist. In
den Jahren 2007 und 2008 wurden jeweils Zunahmen des realen Pro-Kopf Einkommens von
1,5 und 2,7 Prozentpunkten prognostiziert. Dieser Wert wuchs im Jahr 2009 sogar auf 4
Prozentpunkte an und fiel dann auf -0,8 Prozentpunkte im Jahr 2010. Für 2011 wird auch
eine Abnahme des realen Pro-Kopf Einkommens von -0.8 erwartet und für 2012 eine
Verminderung von -0.2 Prozentpunkten. Der Rückgang des realen Pro-Kopf Einkommens
hängt mit dem vergleichsweise hohem Bevölkerungswachstum zusammenhängen.
Tabelle 4 stellt die Beschäftigungs- und Arbeitslosenzahlen nach Sektoren für das Jahr 2009
insgesamt und für 2010 nach Quartalen dar. Es wird ersichtlich, dass die Arbeitslosenquote
im 4. Quartal 2010 mit 20,3 % am höchsten ist. Nach Sektoren sind besonders das
9
Baugewerbe und die Landwirtschaft von Arbeitslosenquoten um die 20 % in beiden Jahren
am stärksten betroffen. Die geringsten Arbeitslosen werden in der verarbeitenden Industrie
(8,1 % im 4. Quartal 2010) gemessen, gefolgt vom Dienstleistungssektor (9,5 % im 4.
Quartal 2010).
Tabelle 4: Beschäftigung und Arbeitslosigkeit nach Sektoren in 1000
2009
2010
I
II
III
IV
18.645,9
18.394,2
18.476,9
18.546,8
18.408,2
782,6
835,2
778,2
754,0
804,5
Verarbeitende Industrie
2.680,9
2.599,8
2.618,9
2.600,6
2.622,8
Baugewerbe
1.802,7
1.663,0
1.699,7
1.668,1
1.572,5
13.379,7
13.296,1
13.380,1
13.524,1
13.408,3
4.326,5
4.612,7
4.645,5
4.574,7
4.696,6
Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei
192,9
198,8
235,6
232,2
209,0
Verarbeitende Industrie
327,4
302,6
266,9
245,2
231,8
Baugewerbe
614,6
601,5
527,6
461,1
439,1
Dienstleistungen
1.414,5
1.504,3
1.442,8
1.385,7
1.410,7
Nicht klassifiziert
1.777,1
2.005,5
2.172,6
2.250,4
2.406,0
Arbeitslosenquote*
18,8
20,1
20,1
19,8
20,3
Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei
19,8
19,2
23,2
23,5
20,6
Verarbeitende Industrie
10,9
10,4
9,2
8,6
8,1
Baugewerbe
25,4
26,6
23,7
21,7
21,8
9,6
10,2
9,7
9,3
9,5
Beschäftigte (in 1000)
Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei
Dienstleistungen
Arbeitslose (in 1000)
Dienstleistungen
* % der Erwerbspersonen
Quelle: Anuario El País 2011 basierend auf EPA, INE, eigene Übersetzung
Tabelle 5 gibt einen genauen Einblick, welche Personengruppen von 2008 bis 2010 primär
von der Arbeitslosigkeit betroffen waren. Es wird ersichtlich, dass gravierende Unterschiede
in der Arbeitslosenquote nach Alter, Bildungsgrad und Nationalität zu beobachten sind,
wohingegen Geschlechtsunterschiede in den Arbeitslosenquoten eher gering sind.
Die höchste Arbeitslosenquote im IV. Quartal 2010 ist mit 32,8 % in der jüngsten
Alterskohorte der Erwerbspersonen (16 – 29 Jahre) zu beobachten. Des Weiteren sind im
gleichen Quartal Personen mit niedrigem Bildungsgrad als auch Ausländer mit jeweils 30,4
% stärker betroffen als andere Personengruppen. Auch die Langzeitarbeitslosigkeit hat im
IV. Quartal 2010 mit 45,9 % ein Rekordhoch erreicht. Die BANCO DE ESPAÑA (2011 a, S. 33)
berichtet von durchschnittlich 1.970.000 betroffenen Personen im Jahr 2010.
10
Die Arbeitslosenquoten haben durchschnittlich um 12 % zugenommen (BANCO DE ESPAÑA,
2011 a, S. 33). Nach Regionen unterscheiden sich die Werte allerdings zwischen 4 und 16
%. Am stärksten sind die Kanarischen Inseln, Murcia, Andalusien, Valencia, Balearen und
Kastilien-La Mancha von einer Zunahme der Arbeitslosenquote betroffen (BANCO DE ESPAÑA,
2011 a, S. 34, Grafik 6). Der geringste Zuwachs wurde im Baskenland verzeichnet.
Tabelle 5: Entwicklung der Arbeitslosenquote 2008 – 2010
2008
1
2009
2010
2008
2009
2010
III
IV
I
II
III
IV
I
II
III
IV
Arbeitslose
41,3
60,2
11,6
45,0
66,4
84,5
73,7
58,7
34,9
15,0
12,3
10,9
8,6
Arbeitslosenquote
11,3
18,0
20,1
11,3
13,9
17,4
17,9
17,9
18,8
20,0
20,1
19,8
20,3
Männer
10,1
17,7
19,7
10,3
13,0
16,9
17,6
17,8
18,6
20,0
19,7
19,3
20,0
Frauen
13,0
18,4
20,5
12,7
15,1
18,0
18,3
18,2
19,1
20,2
20,6
20,4
20,8
16 bis 29
18,4
28,8
32,1
18,7
22,2
27,4
28,4
29,4
30,2
31,8
31,9
31,6
32,8
30 bis 44
10,0
16,5
18,5
9,9
12,7
16,0
16,4
16,1
17,4
18,5
18,5
18,4
18,7
ab 45 und älter
7,9
12,7
14,7
7,7
9,6
12,2
12,8
12,5
13,4
14,6
14,8
14,2
15,1
Estudios bajos
17,1
26,5
30,2
17,3
20,9
25,2
25,9
26,4
28,7
30,0
30,7
29,9
30,4
Estudios medios
11,9
19,4
21,5
11,7
14,8
18,7
19,5
19,2
20,2
21,5
21,6
21,0
21,9
Estudios altos
5,8
8,3
9,7
6,0
6,5
8,1
8,0
8,5
8,8
9,6
9,2
10,1
10,0
10,2
16,0
18,2
10,2
12,5
15,2
16,0
16,1
16,8
18,0
18,2
18,0
18,5
Ausländer
17,5
28,4
30,2
17,4
21,3
28,4
28,0
27,5
29,7
30,8
30,2
29,3
30,4
Langzeitarbeits-
21,3
28,5
42,5
20,6
21,4
23,1
26,3
29,5
34,5
38,7
42,4
43,1
45,9
Nach Geschlecht
Nach Alter
2
Nach Bildungsgrad
Nach Nationalität
Spanische
Staatsbürger
3
losigkeit
1
interannuale Raten,
2
bajo steht für Educación Secundaria Obligatoria und entspricht der obligatiorischen Schulbildung in
Deutschland, medio steht für mittlere Bildungsgrade, alto seht für hohe Bildungsgrade (Universitätsabschluss oder andere),
3
Arbeitsuchende, die ein Jahr oder länger ununterbrochen als arbeitssuchend registriert sind
Quelle: BANCO DE ESPAÑA (2011 a, S. 32) basierend auf INE, eigene Übersetzung
2.1.3 Zins- und Inflationsentwicklung
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist die Zentralbank für die gemeinsame europäische
Währung, den Euro. Spanien ist seit Januar 1999 neben 16 anderen Ländern der
Europäischen Union Mitglied der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und hat die
Währung von Peseten auf Euro umgestellt. Die EZB ist für die Geld- und Wirtschaftspolitik im
11
Euro Währungsgebiet zuständig und verfolgt die Hauptaufgaben, die Kaufkraft des Euro und
somit Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten.
Ein
Anstieg
der
Verbraucherpreise
im
Euroraum
wird
mit
dem
harmonisierten
Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessen. Die Erhebungsmethode ist für alle Länder der
Europäischen Union dieselbe. Das Ziel der Preisstabilität im Euroraum wird mit dem HVPI
überprüft. Der EZB-Rat hat entsprechend der Vorgaben des EG-Vertrag („MaastrichtVertrag“), die Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten, die Zielvorgaben durch eine
weitergehende
Definition
präzisiert:
„Preisstabilität
wird
definiert
als
Anstieg
des
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) für das Euro-Währungsgebiet von unter, aber
nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr.“
Der EZB-Rat trifft sich zweimal im Monat, analysiert die Konjunkturlage und bestimmt die
resultierende Haltung der Geld- und Wirtschaftspolitik. Der Leitzins wird entsprechend der
Einschätzung der Konjunkturlage und Risiken für Preisstabilität vom EZB-Rat festgelegt und
gibt an, unter welchen Bedingungen sich Kreditinstitute bei Noten- und Zentralbanken Geld
leihen können. Mit Gültigkeit vom 13.04.2011 wurde dieser aufgrund der steigenden Inflation
hauptsächlich in Öl- und Nahrungsmittelpreisen von 1 % (gültig seit 13.05.2009) auf 1,25 %
im Bereich der Hauptrefinanzierungsgeschäfte und von 1,75 % (gültig seit 13.05.2009) auf 2
% im Bereich der Spitzenrefinanzierungsfazilität angehoben (HTTP://WWW.BUNDESBANK.DE/EZB/EZB.PHP). Der Satz der Einlagefazilität wurde mit gleichem Datum von 0,25 % (gültig seit
08.04.2009) auf 0,5 % angehoben.
Die nationalen Zentralbanken (Banco de España in Spanien) der einzelnen Mitgliedsländer
setzen die geldpolitischen Beschlüsse des EZB-Rats auf nationaler Ebene um, indem sie
Kreditinstituten zu den aktuellen Notenbankzinssätzen mit Zentralbankgeld versorgen.
Natürliche und juristische Personen können sich wiederrum
bei den nationalen
Kreditinstituten Geld leihen oder anlegen und zahlen oder erhalten gemäß der
Kapitalmarktlage Zinsen entsprechend der Kredithöhe oder Einlage. Im Vergleich der Jahre
2008 und 2009 ist die Verschuldung der privaten Haushalte bezogen auf das BIP leicht
zurückgegangen (2008: 127,6%; 2009: 125,4%) in Erwartung von weiteren Senkungen
(2010: 120,4%; 2011: 117,6%). Die Sparquote hat sich aufgrund der Krise von 12,9% (2008)
auf 18,8% (2009) stark erhöht und ein schrittweiser Rückgang wird erwartet (2010: knapp
17%; 2011: 15%).
Die letzten Inflationsraten für den Euroraum, die EU, Deutschland und Spanien werden in
Tabelle 6 dargestellt. Im Euroraum lag die jährliche Inflationsrate im März 2011 bei 2,7 %,
12
gegenüber 2,4 % im Februar 2011. Ein Jahr zuvor hatte die jährliche Inflationsrate im
Euroraum 1,6 % betragen. Die monatliche Inflationsrate lag im März 2011 im Euroraum bei
1,4 %. In der EU insgesamt lag die jährliche Inflationsrate im März 2011 bei 3,1%,
gegenüber 2,9% im Februar. Ein Jahr zuvor hatte sie 2,0% betragen. Die monatliche
Inflationsrate betrug 1,1% im März 2011.
Im Vergleich der jährlichen Inflationsraten im Euroraum hat Deutschland im März 2011 den
viertniedrigsten Wert und Spanien stand an zehnter Stelle. In Deutschland lag die jährliche
Inflationsrate im März 2011 bei 2,3 %, gegenüber 2,2 % im Februar 2011. Ein Jahr zuvor
hatte sie 1,2 % betragen. Die monatliche Inflationsrate betrug 0,6 % im März 2011. Spanien
liegt über den durchschnittlichen Raten im Euroraum, der EU und Deutschland. In Spanien
lag die jährliche Inflationsrate im März 2011 bei 3,3 %, gegenüber 3,4 % im Februar 2011.
Ein Jahr zuvor hatte sie 2,7 % betragen. Die monatliche Inflationsrate betrug 2,4 % im März
2011.
Das Ziel einer Preisstabilität von unter oder nahe 2 % gegenüber dem Vorjahr wurde im
März 2011 für Deutschland und Spanien nicht erreicht, wobei Spanien mit 3,3 % deutlicher
von Preissteigerungen betroffen war als Deutschland mit 2,3 %. Die Hauptkomponenten mit
den höchsten jährlichen Inflationsraten im März 2011 waren in Spanien mit 18,9 % bei den
Energiepreisen und mit 4,3 % bei den weiterverarbeiteten Nahrungsmitteln zu verzeichnen
(BANCO DE ESPAÑA 2011 b). Die Erhöhung des Leitzinses mit Gültigkeit vom 13.04.2011
stellt somit einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Inflation im Euroraum dar.
Tabelle 6: Inflationsraten in % auf Basis des HVPI
Jährliche Raten
Mär 11
Mär 10
p
Feb 11
Feb 10
Jan 11
Jan 10
Dez 10
Dez 09
Mär 10
Mär 09
Durchschnitt
über 12 Mon.
Mär 11-10
Mär 10-09
2,4
2,3
2,2
1,6
2,0
p
1,4
2,4
p
1,1
1,2
1,5
0,6
2,7
2,5
2,4
Euroraum
2,7
EU
3,1
p
2,9
2,8
2,7
2,0
Deutschland
2,3
2,2
2,0
1,9
Spanien
3,3
3,4
3,0
2,9
r
Monatl.
Raten
Mär 11
Feb 11
p
p
*Index 2005 = 100, p=vorläufiger Wert, r=revidierter Wert
Quelle: EUROSTAT, Eurostat Pressemitteilung 57/2011
2.1.4 Außenhandel
Der Warenhandel zwischen Deutschland und Spanien hat sich im Jahr 2010 im Vergleich mit
dem Jahr 2009 stark verändert. Spanien exportiere in den ersten drei Quartalen 2010 Waren
im Wert von 11,2 Mrd. Euro nach Deutschland, was einem Zuwachs von 9 % entspricht. Im
13
gleichen Zeitraum importierte Spanien Waren im Wert von 16,6 Mrd. Euro aus Deutschland,
was einer Verminderung von 8 % entspricht. Das Handelsbilanzdefizit liegt somit bei 5,4 Mrd.
Euro und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 31 % verringert.
Die Ein- und Ausfuhren von Spanien im Welthandel im Jahr 2009 sind in Tabelle 7
dargestellt. Zwischengüter haben mit jeweils 60,9 % Einfuhren und 50,8 % Ausfuhren den
höchsten prozentualen Anteil. An zweiter Stelle stehen Konsumgüter mit Anteilen von 31 %
bei den Einfuhren und 27,2 % bei den Ausfuhren. Bei den Einfuhren von Konsumgütern
machen Nahrungsmittel mit 7 % den größten prozentualen Anteil aus, gefolgt von
Kraftfahrzeugen mit 5,9 % und Bekleidung mit 3,3 %. Bei den Ausfuhren von Konsumgütern
machen auch Nahrungsmittel mit 13,5 % den größten prozentualen Anteil aus und
Kraftfahrzeuge stehen mit 11,8 % an zweiter Stelle. Nach den Zwischen- und Konsumgütern
stehen Investitionsgüter an dritter Stelle in den Handelszahlen. Insgesamt betragen die
Einfuhren von Investitionsgütern 8 % und die Ausfuhren von Investitionsgütern 8,5 %.
Maschinen und Ausrüstungen haben mit Einfuhren von 5,5 % und Ausfuhren von 4,5 %
jeweils die höchsten Anteile.
Die EU ist ein wichtiger Außenhandelsmarkt für Spanien. Im Jahr 2009 wurden insgesamt
54,6 % der Gesamteinfuhren aus der EU bezogen und 55 % der Gesamtausfuhren an die
EU exportiert. Deutschland ist mit einem prozentualen Anteil von 14,4 % das Hauptlieferland
für den spanischen Markt, gefolgt von Frankreich mit 12 % und Italien und China mit jeweils
7,1 % (siehe Tabelle 8).
Tabelle 7: Ein- und Ausfuhrgüter von Spanien im Jahr 2009
Einfuhren*
Ausfuhren*
Kosumgüter
31
27,2
Kfz
5,9
11,8
Nahrungsmittel
7,0
13,5
Bekleidung
3,3
Zwischengüter
60,9
50,8
Investitionsgüter
8,0
8,5
Maschinen u. Ausrüstungen
5,5
4,5
Transportausrüstungen
0,9
3,0
Sonstige
0,1
5,0
* % der Gesamteinfuhren, -ausfuhren
Quelle: GTAI DAHM (2010)
14
Im Jahr 2009 hat Deutschland 21,1 % Kraftfahrzeuge und –teile, 15,1 % Maschinen, 14,4 %
Chemische Erzeugnisse, 6,6 % Elektronik, 6 % Elektrotechnik, 4,5 % Nahrungsmittel, 2,1 %
Eisen und Stahl und 30,2 % sonstige Produkte nach Spanien ausgeführt.
In der Liste der Hauptabnehmerländer von spanischen Produkten und Erzeugnissen steht
Deutschland mit 11,1 % nach Frankreich mit 19 % an zweiter Stelle (siehe Tabelle 8). An
dritter Stelle steht Portugal (9,1 %) gefolgt von Italien (8,1 %). Im Jahr 2009 wurden aus
Deutschland 30,5 % Kraftfahrzeuge und –teile, 13,3 % Chemische Erzeugnisse (darunter
2,2 % Kunststoffe, 2,3 % Basischemikalien und 6,1 % Arzneimittel), 13,7 % Nahrungsmittel,
6,3 % Maschinen, 3,7 % Elektrotechnik, 3,0 % Eisen und Stahl, 2,0 % Metallwaren und 27,5
% sonstige Produkte eingeführt.
Tabelle 8: Hauptliefer- und abnehmerländer 2009
Hauptlieferländer
%
Hauptabnehmerländer
%
Deutschland
14,4
Frankreich
19
Frankreich
12
Deutschland
11,1
Italien
7,1
Portugal
9,1
China
7,1
Italien
8,1
Vereinigtes Königreich
4,7
Vereinigtes Königreich
6,3
USA
4,1
USA
3,6
Portugal
3,5
Sonstige
47,1
Sonstige
42,8
Quelle: GTAI Dahm (2010)
2.1.5 Investitionsklima
Nachdem die Investitionszahlen bereits seit drei Jahren infolge rückläufig sind, wird auch für
2011 ein Investitionsrückgang erwartet. Die Bruttoanlageinvestitionen (siehe Tabelle 2) im
Vergleich der Jahre 2008 und 2009 haben real um -16 % nachgelassen. Im Vergleich der
Jahre 2009 und 2010 wird geschätzt, dass sich der Wert leicht erholt und sich bei -7,3 %
einpendelt. Die Prognose für den Vergleich der Jahre 2010 und 2011 erwartet eine weitere
Erholung des Wertes auf -3,1 %.
Hauptverursacher des Investitionseinbruchs ist der Wohnungsbau, der 2008 um fast 11%
und 2009 um 24,5% zurückging. Auch für 2010 und 2011 werden rückläufige Investitionen im
Wohnungsbau erwartet (2010: -18%, 2011: -8%). Der Nicht-Wohnungsbau ist noch stärker
von rückläufigen Investitionen betroffen (2008: -0,8%; 2009: -0,1%; 2010: -6,0%; 2011: 5,9%), was auch mit aussetzenden Investitionen im Infrastrukturbau aufgrund der neuen
Defizitvorgaben nach der Finanzkrise zusammenhängt. Im Bereich Maschinen und Anlagen
hat sich das Investitionsklima allerdings verbessert. Es wird erwartet, dass die rückläufigen
15
Investitionen der Jahre 2008 (-3,2%) und 2009 (-21,4%) im Jahr 2010 nur um 2 %
zurückgehen und im Jahr 2011 sogar um 2 % zunehmen werden. Im Anlagen- und
Maschinenbau bieten sich somit zukünftige Geschäftschancen auch für deutsche
Unternehmen.
2.1.6 Geschäftsklima in Spanien
2.1.6.1 Deutsche Unternehmen auf dem spanischen Markt
Die Deutsche Handelskammer für Spanien hat im Sommer 2005 in zweiter Auflage unter
mehr als 5.000 deutschen Unternehmen eine Umfrage zum Thema „Deutsche Unternehmen
auf dem spanischen Markt: Erfahrungen und Erfolgsfaktoren“ durchgeführt. Dies sind
zusammengefasst die wichtigsten Ergebnisse:
Die deutsche Exportwirtschaft agiert im spanischen Markt mit unterschiedlichem Erfolg.
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen beurteilt ihre Marktposition positiv (12% als gut,
34% als befriedigend), die andere Hälfte eher negativ (36% als unbefriedigend, 17% als
schlecht). Die Unterschiede sind von Branche zu Branche unerheblich. Über die besten
Ergebnisse berichten die Unternehmen aus den Branchen Kunststofferzeugnisse sowie
Metallprodukte
und
-verarbeitung.
Demgegenüber
äußern
sich
insbesondere
die
Unternehmen der Branchen Elektromaterial aus der Mess- und Regeltechnik sowie solche
der Branchen „Elektromaterial“ eher negativ.
Die Unternehmen nennen als Hauptproblem mit deutlichem Abstand zu anderen
Marktaspekten den Preiswettbewerb, mit dem sie sich auf dem spanischen Markt konfrontiert
sehen.
Auf
den
weiteren
Rängen
der
Problemskala
folgen
der
Zugang
zu
Distributionskanälen sowie Vertrags- und Zahlungsmodalitäten. Kulturelle Unterschiede, die
Logistik sowie regionale Eigenheiten innerhalb Spaniens bereiten demgegenüber nach
Aussage der Unternehmen nur in Ausnahmefällen Probleme.
Mit deutlichem großem Abstand zu den weiteren Themen sehen die Unternehmen das
Image
deutscher
Produkte
als
wichtigsten
positiven
Marktaspekt.
Wichtig
im
Spaniengeschäft ist weiterhin die Marktnähe, die Präsenz mit „eigenem“ Vertrieb im Markt.
Dies unterstreichen die deutlich besseren Ergebnisse, die Unternehmen mit spanischen
(Vertriebs-) Tochtergesellschaften im Vergleich zu Unternehmen erzielen, die den Markt über
unabhängige Vertriebs Mittler (Handelsvertreter oder Importeure) bzw. im Direktgeschäft
bearbeiten. Als wesentlicher Erfolgsfaktor gilt weiterhin die Fähigkeit und Bereitschaft, im
spanischen Markt in der Landessprache zu agieren.
16
Die Unternehmensgröße an sich ist demgegenüber kein ausschlaggebender Erfolgsfaktor.
Die Umfrageergebnisse zeigen allerdings eine leichte Tendenz zugunsten der Groß- und
mittelständischen Unternehmen im Vergleich zu kleinen Unternehmen auf.
Die EU- Osterweiterung hat für das Spaniengeschäft der befragten Unternehmen nur
marginale Bedeutung. Für 86% der Befragten hat sich keine Änderung ergeben. Ein Anteil
von 5% der Unternehmen gibt sogar an, die Bedeutung des Spaniengeschäfts habe sich im
Zuge der EU-Osterweiterung erhöht.
Bei der Bewertung der verschiedenen Informationsquellen zum spanischen Markt wird dem
persönlichen Kontakt, insbesondere zu den eigenen Vertriebspartnern, die größte Bedeutung
beigemessen. Daneben spielt auch das Internet jetzt eine größere Rolle, gefolgt von den
spanischen Fachmessen.
2.1.6.2 Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen
Trotz der derzeit immer noch rückläufigen wirtschaftlichen Lage in Spanien, bieten sich in
einigen Sektoren Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen. Einen Überblick über
die Stärken und Schwächen als auch Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) für Spanien
werden allgemein in Tabelle 9 dargestellt. Im Bereich Chancen wird deutlich, dass
Nachhaltigkeit einen wichtigen Stellenwert im zukünftigen Wirtschaftssektor einnimmt. Der
Umweltsektor, erneuerbare Energien und Energieeffizienz gelten als entscheidende
Wachstumssegmente.
Insbesondere ergeben sich aufgrund der Nachhaltigkeits- und Energieeffizienzziele
Geschäftsmöglichkeiten in der Umwelttechnik, wie zum Beispiel bei effizienten RecyclingVerfahren und in der gesamten Wasserwirtschaft. Eine lokale Präsenz ist aufgrund der
regionalen beziehungsweise kommunalen Vergabeverfahren für den Geschäftserfolg
unumgänglich.
Die erneuerbaren Energien bieten auch zukünftige Geschäftsmöglichkeiten und werden im
Jahr
2020
nach
gegenwärtigen
Schätzungen
einen
Anteil
von
über
22%
am
Endenergieverbrauch und einen Anteil von über 42% an der Elektrizitätserzeugung
erreichen.
Gemäß der Nachhaltigkeits- und Energieeffizienzziele bieten sich auch Geschäftsmöglichkeiten im Industriesektor allgemein und konkret in der Automobilbranche und im
Maschinensektor. Mit dem „Plan für den Industriesektor 2020“ beabsichtigt das Ministerium
für Industrie, Tourismus und Handel (MITYC), den Industriestandort Spanien bis 2020 zu
17
stärken. Innerhalb des Zeitraums wird das Ziel verfolgt, den Anteil des Industriesektors an
der Bruttowertschöpfung des Landes von gegenwärtig etwa 15 % auf etwa 18 % zu erheben.
Neben diesem Hauptziel sollen auch Facharbeiterausbildungen, Exportausrichtung,
Forschung und Entwicklung sowie Innovationskraft und Produktivität gestärkt werden.
Geschäftsmöglichkeiten entstehen somit auch für deutsche Kapitalgüterhersteller und
Dienstleistungsunternehmen.
Tabelle 9: SWOT-Analyse Spanien
SWOT – Analyse Spanien
STRENGTHS (STÄRKEN)
WEAKNESSES (SCHWÄCHEN)
•
gute Infrastruktur
•
•
politische Stabilität
•
gut ausgebautes Netz an Zulieferern
•
hohe Arbeitslosigkeit
•
starke Internationalisierung verschiedener
•
strukturelle Ungleichgewichte
Großunternehmen
•
Handelsbilanzdefizit
•
starker Großbankensektor
•
Leistungsbilanzdefizit
•
kaum „Subprime“ – Bestände
•
große Abhängigkeit von ausländischer
•
strenge Bankenaufsicht
•
Markt von 47 Mio. Verbrauchern
•
große Abhängigkeit von Energieimporten
•
gute Lebensqualität für Entsandtkräfte
•
niedrige Produktivität und Wettbewerbs-
Probleme beim Zugang zu Finanzierung
für KMU
Finanzierung
fähigkeit
•
geringe Exportausrichtung der KMU
OPPORTUNITIES (CHANCEN)
THREATS (RISIKEN)
•
•
staatliche Investitionen zum Ausbau der
Staatsverschuldung
Infrastruktur, allerdings mit zum Teil kräftigen
Kürzungen
•
•
•
•
spielraums aufgrund des hohen Schulden-
zu größerer Nachhaltigkeit
dienstes und der Sozialausgaben
FuE-Nachholbedarf, Interesse an Joint-
•
Verschlechterung im Länderrating
Ventures und Einkauf von Technologie
•
noch längere Zahlungsziele
staatliche Förderung des Umweltsektors, von
•
anhaltende, wenngleich sich abschwäch-
rückläufig- erneuerbaren Energien
•
anhaltende, wenngleich sich abschwächende Zahl von Unternehmensaufgaben
•
Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie durch
Liberalisierung strategischer
•
ende Zahlungsausfälle
hohe private Investitionen in regenerative
Energien
•
Begrenzung des staatlichen Handlungs-
Neuausrichtung des Wachstumsmodells hin
Energieeffizienz und -wenngleich stark
•
merklicher Anstieg von Etatdefizit und
beachtliche Probleme im Sparkassensektor
•
hohe Zahl unverkaufter Wohnimmobilien
Dienstleistungsbereiche
in den „Beständen“ der Banken und
fortbestehender Modernisierungsbedarf im
Sparkassen
Bereich der Betriebsausrüstungen
•
Verzögerung der nötigen Strukturreformen
18
•
stark zunehmende Verflechtung mit Portugal
•
Ausbau der Brückenfunktion nach
•
langanhaltende schwache Wachstumsphase
Iberoamerika und Nordafrika
•
Neupositionierung in der Mittelmeerunion
Quelle: GTAI OSTER (2011, p. 5)
Auch die spanische Automobilbranche wird als strategischer Industriesektor in dem „PLAN
FÜR DEN INDUSTRIESEKTOR
2020“ auf Angebots- und Nachfrageseite unterstützt. Auf der
Angebotsseite werden beispielsweise die Herstellung von Hybridfahrzeugen, Elektroautos
und Kraftfahrzeugen mit geringem CO2-Ausstoß und hohen Sicherheitsstandards gefördert.
Die
Vorbereitungen
für
den
Aufbau
des
Batterieaufladenetzes
sowie
des
elektrizitätstechnischen Managements soll in Pilot Programmen in den Städten Madrid,
Barcelona und Sevilla bis Ende 2011 in bestimmten innerstädtischen Verkehrsbetrieben
aufgebaut werden.
Im Maschinenbau wird ein Nachfrageanstieg von elektrischen anstatt von mechanischen
Maschinen erwartet. Nachfrageimpulse nach Maschinen im Nahrungsmittelbereich, dem
Bereich für erneuerbare Energien, der Wasserwirtschaft und dem Umweltsektor werden
darüber hinaus prognostiziert.
Die Chemieindustrie zeigt positive Wachstumszahlen und die spanischen Importe sind in den
ersten sieben Monaten im Jahr 2010 auf 26,8% für organische Erzeugnisse, 27,8% für
anorganische Erzeugnisse, 20,1% für Kunststoffe und 15,4% für Farbstoffe angestiegen.
Der
Bausektor
hat
sich
immer
noch
nicht
von
der
Krise
erholt.
Infolge
der
Energieeffizienzziele werden sich langfristig Lieferchancen im Bereich Gebäudeeffizienz
(zum Beispiel Dämmungsmaterialien, Fenstersysteme) ergeben. Eine Zunahme von PPPVorhaben im Bausektor wird außerdem erwartet.
INFORMATIONEN DES AUSWÄRTIGEN AMTES
Aktuelle innenpolitische Lage
Die Priorität der seit März 2008 amtierenden, zweiten Regierung von Ministerpräsident Zapatero
(sozialdemokratische PSOE) ist die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Sie reagiert damit auf die für
Spanien beträchtlichen Folgen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise.
Dazu zählt vor allem die erhebliche Arbeitslosigkeit von rund 20 Prozent, bei jungen Leuten sogar
über 30 Prozent. Am 2. Feb. 2011 hat die Regierung mit den Gewerkschaften, die noch am 29.
September 2010 einen Generalstreik als Protest gegen die Einsparmaßnahmen der Regierung
organisiert hatten, eine Vereinbarung mit weitreichenden Reformen bei Renten und
Arbeit/Tarifen unterzeichnet.
19
Außerdem steht die Regierung vor folgenden Herausforderungen:
•
•
•
•
Neuregelung des Verhältnisses zwischen dem Zentralstaat und den autonomen
Gemeinschaften
Justizreform
Konsolidierung der in Spanien nicht unumstrittenen gesellschaftspolitischen Reformen
(darunter
Legalisierung
der
Gleichgeschlechtlichenehe,
Vereinfachung
des
Scheidungsrechts, Gesetz gegen die häusliche Gewalt, Liberalisierung der
Abtreibungsbestimmungen)
juristisches und polizeiliches Vorgehen gegen die baskische Terrororganisation ETA
Die PSOE, die bei den Parlamentswahlen am 9. März 2008 43,69 Prozent der Stimmen erhalten
hat, verfügt im Parlament über 169 von 350 Sitzen. Sie hat nach spanischer Tradition eine
Minderheitsregierung gebildet, die von Fall zu Fall von mindestens einer der kleinen Parteien
unterstützt wird.
Erstmals in der spanischen Geschichte liegt der Frauenanteil im Kabinett bei über 50 Prozent.
Eine Frau wurde zur Verteidigungsministerin berufen.
Ministerpräsident Zapatero hat am 21.Oktober 2010 bereits die zweite umfassende Kabinettsumbildung der laufenden Legislaturperiode vorgenommen. Außenminister Miguel Angel
Moratinos wurde von der bisherigen Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez abgelöst.
Innenminister Rubalcaba wurde zum ersten Vizeministerpräsidenten und Regierungssprecher
ernannt. Wechsel gab es auch in den Ressorts Arbeit und Immigration, Umwelt sowie im
Präsidialamt.
Größte Oppositionspartei ist die konservative Partido Popular (PP). Sie kam bei den Wahlen am
9. März 2008 auf 40,08 Prozent der Stimmen und konnte damit deutlich an Sitzen zulegen (2008:
154 Sitze, 2004: 148).
Ebenfalls im Parlament vertreten sind die linksalternative Izquierda Unida (IU – 2 Sitze), die
liberale Union, Progreso y Democracia (UPyD – 1 Sitz), die katalanische Convergència i Unió
(CiU – 10 Sitze), die katalanisch-nationalistische Esquerra Republicana de Catalunya (ERC – 3
Sitze) die baskisch-nationalistische Partido Nacionalista Vasco (PNV – 6 Sitze), die kanarische
Coalición Canaria (CC – 2 Sitze), die galicische Bloque Nacionalista Galego (2 Sitze), und
Nafaroa Bai aus der autonomen Gemeinschaft Navarra (NaBai – 1 Sitz).
Am 1. März 2009 fanden Parlamentswahlen in den autonomen Gemeinschaften Galicien und
Baskenland, im November 2010 in Katalonien statt. Am 5. Mai 2009 wurde der Sozialist Patxi
López mit den Stimmen der Sozialisten und der PP zum ersten nicht-nationalistischen
Ministerpräsidenten des Baskenlands gewählt. In Galicien erreichte die konservative
Volkspartei (PP, Partido Popular) mit 38 von 75 Sitzen die absolute Mehrheit. Bei den Wahlen in
Katalonien konnte die dortige Regionalpartei UiC die sozialistische Landesregierung ablösen.
Im Mai 2011 wird in 13 der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, darunter Madrid, gewählt.
Quelle: AUSWÄRTIGES AMT, Stand März 2011
2
2
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/Spanien/Innenpolitik_node.html
20
3 Energiemarkt Spanien
3.1 ENERGIEPOLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN
Spanien gehört europaweit zu den führenden Ländern bezüglich der Liberalisierung des
Energiesektors. So wurde der spanische Energiemarkt bereits im Jahr 2003 liberalisiert,
obwohl dieses Projekt von der Regierung erst für 2005 vorgesehen war. Im Zuge dieses
Programms wurden die Bereiche Energieerzeugung, Transport und Verteilung voneinander
getrennt. Über den Einsatz der Kraftwerke bestimmt eine Art Poolmodell. Auch wenn noch
immer großer Reformbedarf im spanischen Energiesektor besteht, ist das Land im Vergleich
zu anderen EU Staaten in diesem Bereich relativ weit fortgeschritten.
Von der Regierung sind weitere Maßnahmen geplant, um den Wettbewerb zu erhöhen und
eine bessere Preistransparenz zu schaffen. Mit der Gründung des gemeinsamen
Energiemarktes mit Portugal MIBEL (Mercado Ibérico de Electricidad) wurde im April 2004
eine schrittweise Integration des iberischen Elektrizitätsmarktes lanciert, die seit Juli 2006
vollständig abgeschlossen wurde. Im Jahr 2011 ist auch die Anbindung an den
französischen Elektrizitätsmarkt geplant. Das grenzüberschreitende Netzwerk bietet
Spanien insbesondere Zugang zu Elektrizität aus erneuerbaren Energiequellen.
Bereits vor der Öffnung des Marktes wurde im September 2002 ein Energieplan
verabschiedet, der Investitionen um 8 Mrd. Euro bis zum Jahr 2011 vorsieht, und in dessen
Rahmen vor allem der Primärenergieträger Gas gefördert wurde und der Ausbau der
Stromnetze erfolgte.
Die weitmöglichste Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen ist
auch gemäß den Vorgaben des Kyoto-Protokolls (der CO2-Ausstoß darf in Spanien im Jahr
2012 nur um 15% über dem Referenzwert vom Jahr 1990 liegen) zwingend erforderlich. Laut
Angaben der INTERNATIONAL ENERGY AGENCY (2009, S. 22) hat sich der CO2-Ausstoß in
Spanien allerdings von 1990 – 2007 um 53 % erhöht und liegt somit deutlich über dem
vorgeschriebenen Referenzwert von 15%.
3.1.1 Energiepolitische Administration
Dem Industrieministerium Spaniens (MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO) obliegt
die Regulierung von Elektrizität, Öl und Gas mit dem Ziel, Preisvorteile des freien
Wettbewerbs an die Kunden weiterzugeben. Das Ministerium arbeitet bei Entscheidungen
mit der nationalen Energiekommission CNE (COMISIÓN NACIONAL DE ENERGÍA) zusammen,
die unter anderem die Schlichtung von Kontroversen zwischen Energieversorgungs21
unternehmen und Produzenten gewährleistet. Weitere wichtige energiepolitische Akteure
sind das Energieministerium (MINISTERIO DE INDUSTRIA Y ENERGIA) in Zusammenarbeit mit
dem Umweltministerium (MINISTERIO DE MEDIO AMBIENTE Y MEDIO RURAL Y MARINO) und dem
Ministerium für staatliches Bauwesen (MINISTERIO DE OBRAS PÚBLICAS), sowie die
entsprechenden Ministerien, Behörden und Energieagenturen der Regionalregierungen.
Die zentrale Regierung gibt Gesetze und allgemeine Rahmenbedingungen vor, welche
innerhalb der 17 Autonomen Regionen auf lokaler Ebene umgesetzt werden. Außer für OffShore Windenergieanlagen sind diese für die Genehmigung des Baus und Betriebs von
Anlagen bis 25 MW verantwortlich. Für Anlagen, deren installierte Kapazitäten 100 kW nicht
übersteigen, können die Autonomen Regionen vereinfachte Verfahren zur Erteilung von
Installationsgenehmigungen erhalten (KÖNIGLICHES DEKRET 661/2007).
Dem Energieministerium ist das Institut für Diversifikation und Einsparung von Energie IDAE
(INSTITUTO
DE
DIVERSIFICACIÓN
Y
AHORRO
DE
ENERGÍA)
untergeordnet.
In
den
Aufgabenbereich von IDAE fällt unter anderem die Implementierung der Energieprogramme.
Das staatliche Zentrum für Energie-, Umwelt- und technologische Forschung (CENTRO DE
INVESTIGACIONES ENERGÉTICAS, MEDIOAMBIENTALES Y TECNOLÓGICAS) befasst sich mit
Forschung und Entwicklung im Energiebereich.
3.1.2 Strommarkt
Seit dem 1.1.2003 wurde die vollständige Liberalisierung des spanischen Strommarkts nach
einer
stufenhaften
Entwicklung
erreicht.
Die
EU-Richtlinien
zum
liberalen
Energiebinnenmarkt wurden seit dem 1. Januar 1998 im geltenden Energiewirtschaftsgesetz
aufgenommen. In der Umsetzung dieser Richtlinien wurde ab dem 1.1.1998 die freie Wahl
des Stromversorgers zuerst den Verbrauchern mit einer Abnahme von über 15 GWh/a
(consumidores qualificados – qualifizierte Abnehmer) ermöglicht, ab dem 1.1.1999 folgten
die Abnehmer mit mehr als 5 GWh/a und ab dem 1.10.1999 die Verbraucher über 1 GWh/a.
Der Strompreis lag nach EUROSTAT im Jahr 2010 in Spanien mit 11,1 € ct/kWh für
Industrieabnehmer knapp über dem Durchschnittswert der EU-27 von 9,18 € ct/kWh. Mit
einem Strompreis von 14,17 € ct/kWh für Privathaushalte lag Spanien im Jahr 2010 laut
EUROSTAT im oberen Drittel im Vergleich zu den übrigen EU-Staaten, deren Mittelwert 12,23
ct/kWh betrug.
Trotz der Liberalisierung ist der Strommarkt nach den aktuellsten Zahlen immer noch stark
konzentriert: Um die 80% der gesamten Stromerzeugung fallen auf nur zwei Anbieter:
22
ENDESA und IBERDROLA (siehe Abbildung 2). Weitere Anbieter sind UNIÓN FENOSA (wurde
mittlerweile von Gas Natural aufgekauft), HIDROELÉCTRICA DEL CANTÁBRICO (EDP GRUPPE)
und E.ON.
Abbildung 2: Stromproduzenten 2009
Zahlen: Prozentwerte, Endesa (42,45 %), Iberdrola (37,65 %), Unión Fenosa, (14,02 %), Hidroeléctrica de Cantábrico (3,79 %),
E.ON (2,07 %)
Quelle: Eigene Darstellung und Übersetzung, basierend auf CNE
Im Bereich der erneuerbaren Energien hingegen ist die Anbieterstruktur stark atomisiert:
66%
der
Kapazitäten
stammen
von
einer
Vielzahl
von
konzernunabhängigen
Energieerzeugern, 17% deckt IBERDROLA, 11% ENDESA, 3% GAS NATURAL und 2% UNIÓN
FENOSA.
Das spanische Hochspannungsnetz wird komplett von RED ELÉCTRICA DE ESPAÑA (REE)
betrieben, seitdem 2010 neben dem Festland auch die Balearen und Kanarischen Inseln in
den Zuständigkeitsbereich von REE fielen.3 Im Jahr 2009 wurden insgesamt 95.644 MW
(IDAE) in das Netz eingespeist. Um Zugang zum Netz zu erhalten, ist es seit der
Verabschiedung
des
königlichen
Dekrets
RD
661/2007
für
den
Erhalt
eines
Einspeisepunktes notwendig, eine Bürgschaft (in Höhe von 20,00 € pro kW Leistung) zu
stellen, die nach Inbetriebnahme der Anlage zurückgezahlt werden muss.
3.1.3 Wärmemarkt
Der Wärmemarkt wird in Spanien nicht vom Staat reguliert oder subventioniert. Erdöl und
Erdgas haben mit zusammen knapp 60% den größten Marktanteil. Mit einem Anteil von 58%
der Gesamtkapazitäten verfügt REPSOL YPF über die größten Raffineriekapazitäten im
spanischen Erdölmarkt, gefolgt von CEPSA (33%) und BP OIL España (9%) (siehe
Abbildung 3).
3
Pressemitteilung (http://www.ree.es/ingles/sala_prensa/web/notas_detalle.aspx?id_nota=181)
23
Abbildung 3: Erdölmarkt 2009
Zahlen: Prozentwerte, REPSOL YPF (58%), CEPSA (33%), BP OIL España (9%)
Quelle: Eigene Darstellung und Übersetzung, basierend auf CNE
Im Gasmarkt dominiert GRUPO GAS NATURAL mit einem Marktanteil von über 43,37 %,
gefolgt von UF GAS (12,4%), GRUPO ENDESA (12,34 %), U.F. GAS COMERCIALIZADORA (11,18
%), IBERDROLA (8,87 %) und Grupo Naturgas (7,38 %). Abbildung 4 stellt die Anteile der
Hauptversorger und auch kleinerer Anbieter graphisch dar.
Abbildung 4: Gasmarkt 1. Quartal 2010
* beinhaltet Incogas, Céntrica, Nexus, EGL, Galp Energía
Quelle: Eigene Darstellung und Übersetzung, basierend auf CNE, HTTP://WWW .CNE.ES/CNE/DOC/PUBLICACIONES/IAP_SUPERV
_GAS_1TRIM10.PDF
3.2 ENERGIEERZEUGUNG UND –VERBRAUCH
Der spanische Energieverbrauch übersteigt die inländische Erzeugung. Spanien ist somit
von Energieimporten und auch von starken Preisschwankungen insbesondere von Erdöl und
24
Erdgas abhängig. Mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien im Inland kann Spanien
einerseits Energieeffizienzziele verfolgen und andererseits auch unabhängiger von
Energieimporten und somit starken Preisschwankungen werden.
3.2.1 Energieerzeugung
Die inländische Energieerzeugung beträgt in Spanien insgesamt 25.156 Ktep im Jahr 2009
und ist damit im Vergleich zum Jahr 2008 um 4,7 % zurückgegangen (siehe Tabelle 10). Die
Hauptenergiearten, die inländisch in Spanien erzeugt werden, waren im Jahr 2009 mit dem
größten Anteil Atomenergie (13718 Ktep), gefolgt von Kohle (3778 Ktep), Wind- und
Sonnenenergie (3724 Ktep), Hydraulik (2256 Ktep), Biomasse und –abfälle (1560 Ktep) als
auch mit geringeren Anteilen Erdöl und Erdgas. Im Vergleich der Jahre 2008 und 2009 wird
ersichtlich, dass sich im Jahr 2009 die Anteile von Wind- und Sonnenenergie als auch
Biomasse und –abfälle erhöht haben, wohingegen die Anteile der anderen Energiearten im
gleichen Zeitraum zurückgegangen sind.
Tabelle 10: Inlandserzeugung von Primärenergie in 1000t
2008
2009
Menge
Menge
Insgesamt
26392
25156
Veränderung gegen Vorjahr in %
-1,1
-4,7
Kohle
4374
3778
Erdöl
127
107
Erdgas
14
12
Hydraulik
2004
2256
Atomenergie
15368
13718
Wind- und Sonnenenergie
3019
3724
Biomasse und -abfälle
1487
1560
Einheit: 1000 t entspricht Erdöl (Ktep)
Quelle: INE, Boletín Trimestral de Coyuntura Energética, MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO, eigene Übersetzung
3.2.2 Energieverbrauch
Der Energieverbrauch umfasst den Primärenergieverbrauch und den Endenergieverbrauch.
Im
Jahr
2009
lagen
der
Primärenergieverbrauch
bei
130.508
Ktep
und
der
Endenergieverbrauch bei 97.776 Ktep. Der gesamte Energieverbrauch wird somit nur
anteilig von der inländischen Erzeugung gedeckt.
Die größten Anteile am Primärenergieverbrauch haben mit 48,8 % Erdöl und mit 23,8 %
Erdgas (siehe Tabelle 11). Wie in Tabelle 10 dargestellt, ist die inländische Erzeugung von
25
Erdöl und Erdgas sehr gering, so dass beide Rohstoffe hohe Importanteile für Spanien
ausmachen (siehe Unterkapitel 2.2.3).
Tabelle 11: Primärenergieverbrauch in 1000t
2008
2009
Menge (%)
Menge (%)
Insgesamt
142308 (100)
130508 (100)
Kohle
13983 (9,8)
10353 (7,9)
Erdöl
68182 (47,9)
63673 (48,8)
Erdgas
34782 (24,4)
31104 (23,8)
Atomenergie
15368 (10,8)
13750 (10,5)
Erneuerbare Energien
10942 (7,7)
12325 (9,4)
2004 (1,4)
2258 (1,7)
8938 (6,3)
10067 (7,7)
-
Hydraulik
Andere erneuerbare Energien
-
Windenergie
2795 (2)
3196 (2,4)
-
Biomasse und -abfall
5162 (3,6)
5088 (3,9)
-
Biogas
228 (0,2)
221 (0,2)
-
Biokraftstoff
620 (0,4)
1058 (0,8)
-
Erdwärme
8 (0)
9 (0)
-
Solarenergie
353 (0,2)
716 (0,5)
-949 (-0,7)
-697 (-0,5)
Saldo Elektrizität (Importe-Exporte)
Einheit: 1000 t entspricht Erdöl (Ktep)
Quelle: INE, Libro de la Energía en España, MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO, eigene Übersetzung
Neben Erdöl und Erdgas steht die Atomenergie mit einem Anteil von 10,5 % am
Primärenergieverbrauch
an
dritter
Stelle.
Die
erneuerbaren
Energien
machen
zusammengefasst einen Anteil von 9,4 % am Primärenergieverbrauch aus. Der Anteil hat
sich im Vergleich der Jahre 2008 und 2009 um 1,7 % erhöht und eine weitere Steigung wird
gemäß
den
Energieeffizienzzielen
erwartet.
Wenn
die
erneuerbaren
Energien
zusammengefasst betrachtet werden, hat Kohle mit 7,9 % den geringsten Anteil am
Primärenergieverbrauch im Jahr 2009.
Der Endenergieverbrauch der Jahre 2008 und 2009 wird in Tabelle 12 dargestellt.
Mineralölerzeugnisse machen mit 56,6 % den höchsten Anteil aus, gefolgt von Elektrizität
(21,5 %) und Gas (15,5 %). Erneuerbare Energien haben im Jahr 2009 einen Anteil von 4,9
%. Insbesondere der Verbrauchsanteil von Biokraftstoffen ist zwischen 2008 und 2009 von
0,6 % auf 11 % angestiegen. Wenn die erneuerbaren Energien zusammengefasst betrachtet
werden, hat Kohle mit 1,5 % den geringsten Anteil am Endenergieverbrauch im Jahr 2009.
26
Tabelle 12: Endenergieverbrauch in 1000t
2008
2009
Menge (%)
Menge (%)
Insgesamt
105615 (100)
97776 (100)
Kohle
2080 (2)
1453 (1,5)
Mineralölerzeugnisse
59595 (56,4)
55387 (56,6)
Gas
17256 (16,3)
15183 (15,5)
Elektrizität
22253 (21,1)
21008 (21,5)
Erneuerbare Energien
4432 (4,2)
4746 (4,9)
-
Biomasse
3649 (3,5)
3496 (3,6)
-
Biogas
26 (0)
27 (0)
-
Biokraftstoff
620 (0,6)
1058 (11)
-
Solarenergie
129 (0,1)
156 (0,2)
-
Erdwärme
8 (0)
9 (0)
Einheit: 1000 t entspricht Erdöl (Ktep)
Quelle: INE, LIBRO DE LA ENERGÍA EN ESPAÑA. MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO, eigene Übersetzung
Die prognostizierten Werte für die gesamte spanische Energiestruktur (Primärenergie- und
Stromerzeugung als auch Endenergieverbrauch) in 2010 sind in Abbildung 5 dargestellt.
Abbildung 5: Spanische Energiestruktur 2010
*Bruttoerzeugung
Quelle: MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO4, eigene Übersetzung
4
HTTP://WWW .MITYC.ES/ES-ES/GABINETEPRENSA/NOTASPRENSA/2011/PAGINAS/NPBALANCEENERGETIVO280311.ASPX
27
Im Vergleich zum Vorjahr werden leichte Zunahmen in allen drei Bereichen prognostiziert. In
der Primärenergieerzeugung wurde eine Zunahme von 1,1 % auf 131.927 ktep gemessen. In
der Stromerzeugung hat sich der Wert um 1,3 % auf 300.241 GWh erhöht und im
Endenergiebereich wurde eine Zunahme um 2,3 % auf 99.837 ktep gemessen.
Der Anteil der Erneuerbaren Energien hat sich in allen drei Bereichen erhöht. In der
Primärenergieerzeugung macht der Sektor 11,2 % der Gesamterzeugung aus. In der
Stromerzeugung 32,2 % und im Endenergieverbrauch 5,4 %.
3.2.3 Importe von Rohöl und Erdgas
In den Jahren 2008 und 2009 hat Spanien Rohöl hauptsächlich aus Nahost, Afrika, Europa
und Amerika bezogen (siehe Tabelle 13). Die Rohölimporte betrugen 52.297 kt im Jahr 2009
und sind im Vergleich der Jahre 2008 und 2009 um 10,7 % gesunken. Der höchste Anteil der
Rohölimporte kommt im Jahr 2009 mit 17.387 kt aus Afrika. Dieser Wert hat sich allerdings
zwischen 2008 und 2009 um 15,8 % verringert. An zweiter Stelle der Rohölimporte steht im
Jahr 2009 mit insgesamt 15.058 kt der Nahe Osten. Auch dieser Anteil ist im Vergleich der
Jahre 2008 und 2009 zurückgegangen, allerdings nur um 2,7 %. Aus Europa wurden im Jahr
2009 insgesamt 10.381 kt Rohöl importiert. Dieser Anteil ist mit einer Senkung von 21,9 %
zwischen 2008 und 2009 am stärksten zurückgegangen. Aus Amerika (hauptsächlich aus
Mexiko und Venezuela) wurden im Jahr 2009 insgesamt 8.649 kt importiert. Dieser Anteil ist
zwischen den Jahren 2008 und 2009 um 5,3 % angestiegen. Der Importanteil von Rohöl aus
Amerika ist somit der einzige, der sich zwischen 2008 und 2009 erhöht hat und deutet auf
verstärkte Beziehungen zwischen Spanien und Iberoamerika hin.
Tabelle 13: Rohölimporte in 1000t
2008
2009
Menge (%)
Menge (%)
Insgesamt
58571
52297
Veränderung gegen Vorjahr in %
-1,8
-10,7
Nahost Insgesamt
15483
15058
Veränderung gegen Vorjahr in %
12,6
-2,7
-
Saudi-Arabien
6333
5807
-
Iran
6392
6270
-
Irak
2244
2250
-
Andere
514
731
Afrika Insgesamt
20646
17387
Veränderung gegen Vorjahr in %
19,8
-15,8
1786
1081
-
Algerien
28
-
Libyen
6073
5041
-
Nigeria
4861
5398
-
Andere
7926
5867
Europa Insgesamt
13293
10381
Veränderung gegen Vorjahr in %
-26,5
-21,9
-
Vereinigte Königreich
1254
1193
-
Russland
9274
8201
-
Andere
2765
987
Amerika Insgesamt
8211
8649
Veränderung gegen Vorjahr in %
-14,8
5,3
-
Mexiko
5950
5657
-
Venezuela
1932
2680
-
Andere
329
312
938
822
Andere
Einheit: 1000 t (kt)
Quelle: INE, Boletín Trimestral de Coyuntura Energética, MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO, eigene Übersetzung
Erdgas wurde in den Jahren 2008 und 2009 hauptsächlich aus Nahost, Afrika, Europa und
Amerika bezogen (siehe Tabelle 14). Insgesamt wurden 410.710 GWh Erdgas im Jahr 2009
importiert. Der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 10,3 % verringert. Die höchsten
Anteile machen im Jahr 2009 die Importe aus Algerien (143.015 GWh), Qatar (50.766 GWh),
Ägypten (50.585 GWh), Trinidad und Tobago (49.944 GWh), Nigeria (49.215 GWh),
Norwegen (39.248 GWh), Oman (15.946 GWh) und Libyen (8.495 GWh) aus.
Tabelle 14: Erdgasimporte in GWh
2008
2009
Menge (%)
Menge (%)
Insgesamt
457660
410710
Veränderung gegen Vorjahr in %
11,9
-10,3
Nahost (Qatar)
58053
50766
Nahost (Oman)
1915
15946
Afrika (Algerien)
154832
143015
Afrika (Libyen)
6090
8495
Afrika (Nigeria)
94069
49215
Afrika (Ägypten)
49155
50585
Europa (Norwegen)
32274
39248
Amerika (Trinidad und Tobago)
56674
49944
Andere
4598
3496
Einheit: Gigawattstunde (GWh)
Quelle: INE, Boletín Trimestral de Coyuntura Energética, MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO, eigene Übersetzung
29
3.2.4 Ausblick
Auf der Hauptversammlung des spanischen Netzbetreibers REE, am 12. April 2011, stellte
der Aufsichtsratsvorsitzende, Herr LUIS ATIENZA, die Geschäftszahlen für 2010 vor und gab
einen Ausblick über die Unternehmensziele für die nächsten zwei Jahre.5
Zusammengefasst konnte REE im Jahr 2010 seine Markstellung vom spanischen Festland
auch auf die Balearen und Kanarischen Inseln ausdehnen und verwaltet nun das gesamte
spanische Stromnetz. Die Investitionen in das Stromnetz wurden im Vorfeld von 243 Mio.
Euro in 2004 auf 865 Mio. Euro in 2010 ausgedehnt. Von 2004 bis 2010 wurde das Netz um
2.800 km Stromleitungen ausgeweitet, wovon 839 km im letzten Haushaltsjahr getätigt
wurden. Die Investitionen zielen insbesondere auf strukturelle Verbesserungen des
Transport- und Verteilernetzes ab, damit die Einspeisung der variablen Energieströme aus
erneuerbaren Energien optimal verwaltet und die Sicherheit und Stabilität des Energieflusses
garantiert werden können.
Diese Ziele werden auch in den kommenden Jahren weiterverfolgt. Von 2011 bis 2015 plant
REE Investitionen in Höhe von 4 Mrd. Euro zu tätigen. Insbesondere sind in diesem Zeitraum
die Verlegung einer neuen Unterseeverbindung zwischen dem spanischen Festland und den
Balearen, die elektrische Verbindung von den Inseln Mallorca und Ibiza und die Verlegung
einer neuen grenzüberschreitenden Leitung zwischen Spanien und Frankreich vorgesehen.
Im langfristigen Planungszeitraum (bis 2020) wird laut ATIENZA angestrebt, den Anteil der
erneuerbaren Energien zu erhöhen und folglich auch eine engere Verbindung zum
europäischen Elektrizitätssystem zu erreichen.
Aufgrund der etwas verbesserten ökonomischen Lage, wird auch eine Zunahme des
Energieverbrauchs in den kommenden Jahren angenommen. Die Nachfrage nach
elektrischer Energie stieg bereits im Jahr 2010 um 2,9 % und im ersten Quartal 2011 um 1,1
%.
4 Erneuerbare Energien
4.1 AKTUELLE ENTWICKLUNGEN
Der erneuerbare Energiesektor ist immer noch stark von staatlichen Förderungen abhängig.
Die Regierung steht somit gegenwärtig im Konflikt, einerseits den Anteil der erneuerbaren
Energien gemäß der EU Richtlinien zu erhöhen und anderseits den Haushalt zu
konsolidieren.
Mit dem Aktionsplans für erneuerbare Energien PANER (2011-2020), der vom Ministerium für
Industrie, Tourismus und Handel MITYC (MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO)
5
Pressemitteilung (http://www.ree.es/ingles/sala_prensa/web/notas_detalle.aspx?id_nota=181)
30
gemäß der EU-Richtlinie (2009/28/CE) der Europäischen Kommission vorgelegt wurde, sind
die Erhöhung
des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch und in der
Primärenergieerzeugung geplant. Im Zusammenspiel mit dem Energieplan PER (20052010), dem Aktionsplan für Energieeffizienz 2005-2007 sowie dem P4-Plan 2008-2012 soll
somit neben den klimapolitischen Zielen insbesondere eine Verringerung der Abhängigkeit
von Energieimporten erreicht werden.
Nachdem der letzte Plan PER (2005-2010) zur Förderung des Einsatzes von erneuerbaren
Energien nun abgeschlossen ist, wurde der PANER (2011-2020) implementiert, um aktuelle
Zielsetzungen erweitert. Das Institut für Diversifikation und Einsparung von Energie IDAE
(INSTITUTO DE DIVERSIFICACIÓN Y AHORRO DE ENERGÍA) informiert, dass erneuerbare Energien
in Spanien einen Anteil von 22,7 % am Bruttoendenergieverbrauch und einen Anteil von 42,3
% an der Energieerzeugung in 2020 ausmachen sollen6. In 2010 machte der Sektor im
Endenergieverbrauch 5,4 % und in der Stromerzeugung 32,2 % aus (siehe Abbildung 5).
IDAE plant mittelfristig Anteilserhöhungen auf 15,5 % in 2012 und 18,8 % in 2016 zu
erreichen, bis in 2020 der angestrebte Anteil von 22,7 % erfüllt werden soll (siehe Tabelle
15).
Tabelle 15: Endenergieverbrauch
2008
2012
2016
2020
Bruttoendenergieverbrauch
101.918
93.321
95.826
98.677
% erneuerbare Energien/Endenergie
10.5%
15.5%
18.8%
22.7%
Einheit: Ktep
Quelle:
IDAE,
HTTP://WWW .IDAE.ES/INDEX.PHP/MOD.PAGS/MEM.DETALLE/RELCATEGORIA.1153/ID.501/RELMENU.12,
eigene
Übersetzung
Mit den angestrebten Zielen liegt Spanien sogar über den geforderten Werten der EUKommission. Der Anteil am Bruttoendenergieverbrauch ist um 3 Prozentpunkte höher als der
vorgeschriebene
Energieerzeugung
Prozentpunkte.
Referenzwert
für
EU-Mitgliedsstaaten
übersteigt
den
vorgeschriebenen
Tabelle
15
stellt
den
prognostizierten
und
der
Anteil
an
der
um
2,3
Endenergieverbrauch
von
EU-Referenzwert
erneuerbaren Energien für ausgewählte Jahre dar. Der Anteil erneuerbarer Energien am
Bruttoendenergieverbrauch wird sich laut den Prognosen von 2008 bis 2020 schrittweise
erhöhen. Es wird deutlich, dass das Hauptpotenzial zur Umstellung auf erneuerbare
Energien im Bereich der Elektrizitätserzeugung mit einem prognostizierten Verbrauch von
13.495 ktep in 2020 gesehen wird. An zweiter Stelle steht Heizung/Kühlung mit 5.618 ktep,
gefolgt von Transport mit 3.500 ktep.
6
http://www.idae.es/index.php/mod.pags/mem.detalle/relcategoria.1153/id.501/relmenu.12
31
Tabelle 16: Endenergieverbrauch von erneuerbaren Energien
Erneuerbare Energien
2008
2012
2016
2020
-
Elektrizitätserzeugung
5.342
8.477
10.682
13.495
-
Heizung/Kühlung
3.633
3.955
4.740
5.618
-
Transport
601
2.073
2.786
3.500
Insgesamt
9.576
14.504
18.208
22.613
Insgesamt gemäß Richtlinie
10.687
14.505
17.983
22.382
Einheit: Ktep
Quelle:
IDAE,
HTTP://WWW .IDAE.ES/INDEX.PHP/MOD.PAGS/MEM.DETALLE/RELCATEGORIA.1153/ID.501/RELMENU.12,
eigene
Übersetzung
Die gesetzlich festgelegte Anteilserhöhung von erneuerbaren Energien am Gesamtendenergieverbrauch steht allerdings mit der erforderlichen Haushaltskonsolidierung im
Konflikt. Im Bereich der Elektrizitätserzeugung sieht sich die Regierung somit gezwungen,
die hohen Fördermaßnahmen für erneuerbare Energien aus Haushaltskonsolidierungsgründen zu senken. Insgesamt belaufen sich die Einsparungen im Jahr 2011 auf 1.660 Mio.
Euro. Im Jahr 2012 ist eine Senkung auf 1.510 Mio. Euro geplant und im Jahr 2013 eine
weitere Erhöhung der Einsparungen auf 1.546 Mio. Euro.
Tabelle 17: Einsparanteile in Millionen Euro
Einsparmaßnahmen
2011
2012
2013
Insgesamt
1.660
1.510
1.446
Abkommen im Bereich Windkraft
51
65
116
Abkommen im Bereich Thermosolar
451
304
136
Sektor Photovoltaik
740
740
740
Sektor Erzeugung
148
151
154
Unterstützungszahlungen
0
0
150
Energieeinsparung und -effizienz
270
250
250
Einheit: Mio Euro
Quelle: OSTER (2011 a), basierend auf MINISTERIO DE LA PRESIDENCIA
Nach Sektoren sind Windkraft, Thermosolar und Photovoltaik von den Einsparmaßnahmen
betroffen. Der Photovoltaik-Sektor erbrachte zum Beispiel im Jahr 2009 nur 11% der
Elektrizitätserzeugung aller erneuerbaren Energien, erhielt aber 53% aller Fördermittel
(OSTER, 2011 a). Die Windkraft erreichte im gleichen Zeitraum 64 % der Elektrizitätserzeugung und 31% der Fördermittel.
Die Einsparmaßnahmen sind aus dem Grund im Photovoltaik Sektor mit 740 Mio. Euro
jährlich besonders hoch. Die Branche sieht ihre Markstellung durch die neuen
Gesetzesregelungen, das KÖNIGLICHE DEKRET (REAL DECRETO 1565/2010, BOE 19.11.10)
32
und das KÖNIGLICHE GESETZESDEKRET (REAL DECRETO-LEY 14/2010, BOE 23.12.10),
bedroht. Beide Dekrete fordern Einsparmaßnahmen im Photovoltaik Sektor, die von der
Branche nicht zu tragen sind. Auf einer Pressekonferenz wurde von leitenden Personen des
Sektors bekanntgegeben, dass rechtliche Schritte wegen Vertragsverstößen gegen die
spanische Regierung eingeleitet werden.
In den Sektoren Windkraft und Thermosolar wurden Abkommen über Kosteneinsparungen
festgelegt. Im Abkommen für Windenergie ist vorgesehen, 51 Mio. Euro im Jahr 2011, 65
Mio. Euro im Jahr 2012 und 116 Mio. Euro im Jahr 2013 einzusparen (siehe Tabelle 17). Es
wird ersichtlich, dass eine jährliche Erhöhung der geplanten Einsparungen angestrebt wird.
Das Abkommen im Bereich Thermosolar sieht allerdings eine Verringerung der
Einsparungen innerhalb der betrachteten drei Jahre vor. In 2011 sind Einsparungen von 451
Mio. Euro, im
Jahr 2012 von 304 Mio. Euro und im Jahr 2013 von 136 Mio. Euro
vorgesehen.
Zusammengefasst sind die Geschäftsmöglichkeiten im erneuerbare Energiesektor aber auf
Wachstum eingestellt. Das MITYC prognostiziert, dass im Jahr 2020 die Stromerzeugungsanteile für Windenergie, Solar Photovoltaik, Solar Thermoelektrik und Bioenergie zunehmen
werden. Einzig für den Bereich Hydroelektrische Energie werden Anteilssenkungen erwartet.
4.2 STROMERZEUGUNG AUS ERNEUERBAREN ENERGIEN
Erneuerbare Energien weisen wachsende Anteile in der Primärenergieerzeugung, der
Stromerzeugung und dem Endenergieverbrauch auf. Besonders vertreten ist der Sektor in
der Stromerzeugung mit einer Gesamtstromproduktion von 74 TWh im Jahr 2009, 97 TWh
im Jahr 2010 und mit einem geschätzten Wert von 146 TWh im Jahr 2020 (MITYC7).
Die Abbildungen 6, 7 und 8 stellen jeweils die Anteile der einzelnen Sektoren innerhalb der
erneuerbaren Energien an der Gesamtstromerzeugung für die Jahre 2009, 2010 und 2020
dar. Die Windenergie macht in allen Jahren die höchsten Anteile an der Gesamtproduktion
aus. Allerdings ist der hohe Anteil von 51,2 % in 2009 auf 45 % in 2010 zurückgegangen. Für
das Jahr 2020 wird aber wieder ein steigender Wert angenommen. MITYC prognostiziert,
dass der Anteil der Windenergie bei 49 % liegen wird und außerdem 1,3 % des Stroms durch
Off-shore Windanlagen erzeugt wird.
Die Hydroelektrische Energie hat den zweithöchsten Anteil der erneuerbaren Energien an
der Gesamtstromerzeugung in allen drei betrachteten Jahren. In 2009 lag der Anteil noch bei
7
HTTP://WWW .MITYC.ES/ES-ES/GABINETEPRENSA/NOTASPRENSA/2011/PAGINAS/NPBALANCEENERGETIVO280311.ASPX
33
35,4 % und ist dann im Jahr 2010 auf 43,5 % angestiegen. Zukünftig wird allerdings ein
starker Rückgang des Anteils auf 22,7 % in 2020 erwartet.
Der Bereich Solar Photovoltaik pendelt sich in den betrachteten Jahren mit prozentualen
Anteilen von 6,5 % - 8,5 % ein. Im Vergleich der Jahre 2009 und 2010 war der Anteil leicht
rückläufig. Allerdings wird zukünftig wieder ein leicht ansteigender Wert erwartet, der sich in
2020 bei 8,5 % einpendelt.
Die Anteile von Solar Thermoelektrik an der Stromerzeugung innerhalb der erneuerbaren
Energien sind in den Jahren 2009 und 2010 mit 0,1 % und 0,7 % sehr gering. Für das Jahr
2020 wird allerdings ein Anteil von 9,8 % angenommen. Der prognostizierte Wert in 2020
übersteigt somit die Anteile für Bioenergie und Solar Photovoltaik.
Die Hauptgruppen im Bereich der Bioenergie sind Biomasse, Biogas und Bioabfälle. In 2009
lag der Anteil an der Stromerzeugung innerhalb der erneuerbaren Energien bei 5,2 %. Der
Wert war im Vergleich mit dem Jahr 2010 mit 4,4 % leicht rückläufig. Im Jahr 2020 wird
hingegen wieder ein höherer Wert von 8,7 % prognostiziert.
Abbildung 6: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Anteile 2009
Windenergie (51,2%), Hydroelektrische Energie (35,4), Solar Photovoltaik (8 %), Solar Thermoelektrik (0,1 %), Biomasse,
Biogas, Bioabfälle (5,2 %)
Quelle: Eigene Darstellung, basierend auf MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO8, eigene Übersetzung
8
HTTP://WWW .MITYC.ES/ES-ES/GABINETEPRENSA/NOTASPRENSA/2011/PAGINAS/NPBALANCEENERGETIVO280311.ASPX
34
Abbildung 7: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Anteile 2010
Windenergie (45 %), Hydroelektrische Energie (43,5), Solar Photovoltaik (6,5 %), Solar Thermoelektrik (0,7 %), Biomasse,
Biogas, Bioabfälle (4,4 %)
Quelle: Eigene Darstellung und Übersetzung, basierend auf MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO
Abbildung 8: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Prognose der Anteile 2020
Windenergie (49 %), Hydroelektrische Energie (22,7), Solar Photovoltaik (8,5 %), Solar Thermoelektrik (9,8 %), Biomasse,
Biogas, Bioabfälle (8,7 %), Off-shore Windenergie (1,3 %)
Quelle: Eigene Darstellung und Übersetzung, basierend auf MINISTERIO DE INDUSTRIA, TURISMO Y COMERCIO
4.3 GESETZLICHE REGELUNGEN UND VERORDNUNGEN
Bereits 1989 wurde ein erster Plan für erneuerbare Energien (PLAN DE FOMENTO DE LAS
ENERGÍAS RENOVABLES PFER) erlassen. Er enthielt Ziele für die Elektrizitätsproduktion durch
erneuerbare Energien sowie für Investitionen aus dem privaten und öffentlichen Sektor. Ein
neues Einspeisegesetz wurde dann am 12.03.2004 mit dem KÖNIGLICHEN DEKRET 436/2004
35
verabschiedet, das 2007 durch das KÖNIGLICHE DEKRET 661/2007 abgelöst wurde. Schon in
den Jahren zuvor existierte eine durchaus attraktive Einspeiseregelung, die jedoch jedes
Jahr von der Regierung neu festgelegt wurde und daher kaum Planungssicherheit für die
Marktakteure bot. Mit der Neufassung entstanden entscheidende Verbesserungen, die
beispielsweise einen einheitlichen Durchschnittstarif, neue Einspeisetarife und Garantien für
Anlagen beinhalteten. Somit konnte den Forderungen der Branche nach einer größeren
Investitionssicherheit nachgekommen werden.
Aus Haushaltskonsolidierungsgründen sah sich die Regierung allerdings nicht in der Lage,
die hohen Subventionen im erneuerbare Energien-Sektor beizubehalten. Aus dem Grund
wurden bedeutende Einschränkungen in den am stärksten geförderten Untersektoren
erforderlich. Dies hat besonders die Photovoltaik-Förderung getroffen, welche als zu hoch
und nicht nachhaltig angesehen wird (11 % Elektrizitätserzeugung stehen 53 % der
Fördermittel gegenüber). Mit dem KÖNIGLICHEN DEKRET (REAL DECRETO 1578/2008, BOE
27.9.07) wurden somit Neuregelungen für den Photovoltaik Sektor festgelegt. Diese
beinhalten zum Beispiel, Voranmelderegister und Tarifneustrukturierungen. Das KÖNIGLICHE
DEKRET (REAL DECRETO 1565/2010, BOE 19.11.10) gab weitere Auflagen für den
Photovoltaik-Sektor vor. Zum Beispiel wurden, OSTER (2011 a), der Vergütungszeitraum auf
25 Jahre begrenzt und die Strom-Einspeisesätze wie folgt herabgestuft: Freilandanlagen
(45%); große Dachanlagen (25%) und kleine Dachanlagen (5%). Die Regierung plant mit
diesen Maßnahmen Einsparungen von über 600 Mio. Euro zwischen 2011 und 2013 zu
erzielen. Die neuen Vorgaben reichten allerdings nicht aus, um die Haushaltskonsolidierungsziele zu erreichen. Das Ziel einer nachhaltigen Elektrizitätswirtschaft wird deshalb
zusätzlich mit dem KÖNIGLICHEN GESETZESDEKRET (REAL DECRETO-LEY 14/2010, BOE
23.12.10) unterstützt, welches Einsparungen von über 4,6 Mrd. Euro im Zeitraum 2011 bis
2013 erzielen soll.
Den aktuellen Gesetzesregelungen sind weitere Dekrete vorausgegangen. Die wichtigsten
sind nachstehend in chronologischer Reihenfolge aufgelistet:
•
KÖNIGLICHES DEKRET 2818/1998 (REGIMEN ESPECIAL) legte zum ersten Mal erhöhte
Einspeisetarife für die begünstigten Technologien fest, dazu das Grundprinzip der
Wahlmöglichkeit für Betreiber zwischen einem Festpreis und einer fixen Prämie auf
den variablen Strompreis, der am liberalisierten Markt erzielt wurde.
•
KÖNIGLICHES DEKRET 1663/2000 regelte Netzanschlussbedingungen zwischen
Anlagebetreibern und örtlichen Netzbetreibern und führte als wichtige technische
Regelung die Vorschrift zur galvanischen Trennung von Anlage und Netz.
36
Verwaltungstechnisch regelt das Dekret die Bedingungen für die Genehmigung von
Anlagen durch die Vertreiber des Stroms.
•
KÖNIGLICHES
DEKRET
1432/2002
führte
eine
neue
Berechnungsweise
mit
Referenzpreis ein und passte die Tarife an. Dieser Referenzpreis bestimmt die Höhe
der Vergütungen für regenerative Energieerzeuger.
37
5 Solarthermie
Abbildung 9: Sonnengürtel für solarthermische Nutzung
Spanien ist dank seiner geografischen Lage und Klimatologie als eines der wenigen Länder
Europas in der Lage, die Solarthermie als eine grundlegende Technologie in seinen
Energiemix aufzunehmen. Spanien besitzt mit 2.500 Sonnenstunden jährlich und einer
durchschnittlichen Strahlung von 1.650 kWh/m² in der EU die höchsten technischen
Potentiale für die Nutzung von solarthermischen Anlagen. Dem spanischen Institut für
Meteorologie zufolge oszilliert die Sonnenstrahlung bis zu 3,8 KW/h/m²/Tag im nördlichsten
Teil Spaniens und bis zu über 5 KW/h/m²/Tag in Teneriffa, im südlichsten Teil des Landes.
Als eines der wenigen Länder in Europa kann hier in Zukunft also ein Markt mit enormem
Potential entstehen.
Die folgende Solarkarte zeigt sowohl die durchschnittliche Solareinstrahlung pro m² als auch
die durchschnittlichen Sonnenstunden pro Jahr für alle spanischen Provinzen.
38
Abbildung 10: Sonneneinstrahlung nach Regionen
5.1 AKTUELLE SITUATION, TRENDS UND AUSSICHTEN
Im Folgenden wird ein kurzer Überblick darüber gegeben, wie sich der Solarthermiemarkt in
Spanien in den letzten Jahren entwickelt hat und wie die aktuellen Prognosen für die
zukünftige Entwicklung aussehen.
Eine Konjunkturanalyse, die vom Verband der solarthermischen Industrie in Spanien ASIT
(Asociación Solar de la Industria Térmica – ASIT) in Auftrag gegeben und von dem deutschspanischen Beratungsunternehmen Eclareon durchgeführt wurde, zeigt in eindrucksvoller Art
und Weise, wie sich die einzelnen Sektoren des spanischen Solarenergiemarktes in den
letzten Jahren entwickelt haben.
Da die Gründe des beachtlichen Wachstums in der Fotovoltaikbranche im Jahr 2008 und der
darauf folgenden Zusammenbruch im Kapitel Fotovoltaik ausführlich erläutert werden, liegt
der Schwerpunkt in dieser Analyse auf dem spanischen Solarthermiemarkt.
Auf den ersten Blick wird deutlich, dass der spanische Solarthermiesektor im Vergleich zur
Fotovoltaikbranche und dem Markt für solarthermische Kraftwerke noch relativ klein ist.
Dennoch birgt er ein enormes Potential.
39
Abbildung 11: Investitionen in den spanischen Solarmarkt
Der Solarthermiemarkt in Spanien verzeichnete in den Jahren 2000 bis 2008 ein
exponentielles Wachstum. In diesem Zeitraum hat sich die neu installierte Kollektorfläche
von 36.000 m² im Jahr 2000 auf 465.000 m² in 2008 fast verdreizehntfacht.
Abbildung 12: Der spanische Solarthermiemarkt: Entwicklung 2005 – 2010
40
Momentan durchläuft der spanische Solarthermiemarkt allerdings eine schwierige Phase.
So verzeichnete er im Jahr 2009 einen Rückgang der neu installierten Kollektorfläche um
14% von 465.000 m2 auf 402.000 m2. Und auch im letzten Jahr konnte der Negativtrend nicht
gestoppt werden, so dass die Zuwachsrate der installierten Fläche um weitere 13% auf
350.000 m2 zurückging. Der Rückgang der neu installierten Kollektorfläche in Spanien fällt
jedoch weitaus geringer aus, als die Kontraktion des deutschen Solarthermiemarktes. In den
letzten beiden Jahren ging dort die jährliche neuinstallierte Kollektorfläche um jeweils 27%
zurück. Insgesamt bleibt Spanien mit einer installierten Gesamtfläche von 2,46 Mio. m² weit
hinter den im PER 2005-2010 formulierten Zielen zurück, die einen Ausbau der Solarthermie
im Zeitraum von 2005-2010 auf insgesamt 4,9 Mio. m² vorsahen. Um dieses Ziel zu
erreichen, wäre in den Jahren 2005 bis 2010 ein durchschnittliches Wachstum von ca. 45%
nötig gewesen. Obwohl sich in den Jahren 2005-2008 die durchschnittliche Wachstumsrate
auf 63% belief, konnten die im PER 2005-2010 formulierten Ziele nur zu 40% realisiert
werden. Das liegt daran, dass von 1999 bis 2005 die durchschnittliche Wachstumsrate nur
15% betrug und darüber hinaus die Wachstumsraten seit 2008 rückläufig sind.
Abbildung 13: Geplante vs. realisierte Kollektorfläche 2005-2010
Die instabile Lage im spanischen Solarthermiesektor führt Pascual Polo, der Generalsekretär
des Verbandes der solarthermischen Industrie in Spanien (ASIT), auf verschiedene Gründe
zurück:
Bedingt durch die Immobilienkrise und die konjunkturelle Lage in Spanien, ist das Wachstum
im Baugewerbe eingebrochen. Durch den krisenbedingten Rückgang von fertiggestellten und
geplanten Wohneinheiten im privaten Sektor von 760.000 im Jahr 2006 auf 150.000 im Jahr
2009 konnte der seit 2006 geltende Baukodex, der den Einbau von solarthermischen
Anlagen gesetzlich vorschreibt, nicht für den erhofften Schub für den Ausbau der
Technologie sorgen.
41
Abbildung 14: Entwicklung des Bausektors in Spanien
Abgesehen davon, so Pascual Polo, wurde in der Vergangenheit die ordnungsgemäße
Umsetzung des Baukodex und der Verordnung für solarthermische Anlagen RITE
(Reglamento de Instalaciones Térmicas en los Edificios) nur unzureichend von den
Behörden kontrolliert.
Als einen weiteren Grund für die negative Entwicklung führt der ASIT die Höhe und Vergabe
der Subventionen im Bereich der Solarthermie an. Während noch im Jahr 2005,
Subventionen der Autonomen Regionen die Installation von über 100.000 m² neu installierter
Kollektorfläche finanzierten, ging dieser direkte Förderanteil kontinuierlich zurück und
erreichte mit 55.000 m² im Jahr 2009 seinen vorläufigen Tiefstand. Die Investitionen des
Verwaltungsapparats in den Ausbau der Solarthermie haben bis 2009, mit insgesamt 80
Mio.€, nur 22% der im Energieplan PER 2005-2010 vorhergesehenen Investitionen von 348
Mio. € betragen. Außerdem haben die Subventionen nicht die erhoffte Wirkung entfaltet, da
diese nicht zentral geregelt sind. Die Höhe der Mittel und die Vergabepraxis variiert über die
verschiedenen Autonomen Regionen hinweg. In einigen Autonomen Regionen können die
Subventionen nur in ein oder zwei Monaten im Jahr beantragt werden. Da die Höhe der
Subventionen von der installierten Kollektorfläche abhängt, trägt die Förderung nicht dazu
bei, dass in die Effizienz der solarthermischen Anlagen investiert wird.
42
Ungeachtet der negativen Entwicklung in den letzten beiden Jahren erwartet Polo aber für
die kommenden Jahre eine positive Tendenz und die Erholung aus der Krise.
Trotz
der
Abkühlung
im
spanischen
Wohnungsbausektor
herrscht
ein
enormes
Wachstumspotential bei anstehenden Wohnungs- und Gebäuderenovierungen. Die Branche
wird sich nach Verbandsangaben in den nächsten Jahren neu erfinden und dabei sowohl auf
ausgereifte und etablierte Systeme setzen als auch neue Technologien entwickeln. Dabei
soll in den
nächsten Jahren der Einsatz der Solarthermie in Industriebetrieben und im
tertiären Sektor vorangetrieben werden. Der Einsatz von Solarthermieanlagen sowohl in
Krankenhäusern, Hotel- und großen Sportanlagen als auch deren Verwendung in
Industrieprozessen mit erhöhtem Warmwasserbedarf, beispielsweise in der Metall-, Chemieund
Automobilbranche,
birgt
ein
hohes
zukünftiges
Wachstumspotential
des
Solarthermiemarktes in Spanien. Die solare Kühlung befindet sich in Spanien zwar noch in
den Kinderschuhen, stellt aber ebenfalls einen attraktive Marktnische dar, in der in Zukunft
ein großes Potential liegt.
Diese positive Einschätzung wird von der Konjunkturanalyse der ASIT gestützt. Demnach
wird die Branche zwar auch in den kommenden Jahren kein Wachstumswunder verzeichnen
können, dennoch zeigen die Prognosen einen deutlich positiven Trend. Die jährlich
konstanten Zuwachsraten von solarthermischen Anlagen führen dazu, dass im Zeitraum von
2011 bis 2020 die prognostizierte installierte Fläche um 4 Millionen m² ansteigen wird. Diese
Stabilisierung des Marktes ist nicht zuletzt bedingt durch die Umsetzung der Vorgaben des
neuen Aktionsplans für erneuerbare Energien (PANER 2011-2020) der Zentralregierung, der
Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, und der vorsieht, dass bis zum Jahr 2020 der Anteil
der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung auf 20% steigen soll. Die im
Aktionsplan enthaltenen Maßnahmen und Ziele werden in dem neuen Energieplan PER
2011-2020 (Plan de Energias Renovables), der im kommenden Juli verabschiedet wird,
konkretisiert.
Um diese Tendenz zu stärken, fordert der Verband der solarthermischen Industrie eine
Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen mit dem Ziel, die Rentabilität der
Solarthermieanlagen zu erhöhen. Eine Einspeisevergütung nach dem Vorbild der
Fotovoltaikbranche anstelle der bestehenden Subventionen, die sich nach der installierten
Fläche richten, würde den Ausbau der Technologie fördern. Da der Preis einer kWh Strom
momentan zwischen 5,8 und 8,5 Cent liegt, würde laut ASIT eine Einspeisevergütung von 5
Cent pro kWh bereits ausreichen, um Investitionen in große Solarthermieanlagen auch in der
industriellen Produktion rentabel zu machen. Nach Aussage von Polo wird eine solche
Einspeisevergütung erstmals im neuen PANER 2011-2020 für Energieversorger im Rahmen
des Programms ICAREN erwähnt. Der Verantwortliche der Abteilung Solarenergie, des
Instituts für Diversifizierung und Energieeinsparung (IDAE), Montoya, bestätigte in einem
43
Telefoninterview, dass die Einführung einer Einspeisevergütung im PER 2010-2020
konkretisiert wird.
An dieser Stelle werden die wichtigsten gesetzlichen Rahmenbedingungen, die den
Solarthermiemarkt betreffen, kurz zusammengefasst und im Kapitel 5.4.1. ausführlich
erläutert.
Der technische Baukodex, der am 17.3.2006 in Kraft trat, schreibt die Verwendung von
Solarkollektoren
zur
Warmwasseraufbereitung
für
Neubauten
und
umfassende
Gebäuderenovierungen gesetzlich vor. Gemäß des neuen Baukodex müssen 30-70% des
Energiebedarfs für die Warmwassererzeugung durch Solarenergie gewonnen werden.
Neben dem Baukodex trat am 20.08.2007 das Königliche Dekret 1027/2007 in Kraft, das die
Verordnung für solarthermische Anlagen RITE (Reglamento de Instalaciones Térmicas en
los Edificios) beinhaltet. Diese Verordnung stellt den normativen Rahmen dar, der die
Anforderungen
an
energetische
Effizienz
und
Sicherheit
der
Heiz-,
Klima-
und
Warmwasseranlagen bei der Installation während der Planung, Berechnung, Ausführung,
Wartung und Nutzung reguliert. Dabei werden die Anforderungen an die thermischen
Anlagen festgeschrieben, ohne dabei den Einsatz bestimmter Systeme oder Anlagen
vorzuschreiben.
5.2 TECHNOLOGIEN UND ANLAGEN
Die Entwicklung der einheimischen Industrie hat in den letzten Jahren zu einer guten Qualität
der produzierten Kollektoren und Anlagen geführt. Die führenden spanischen Hersteller
verfügen trotz der aktuell noch verhältnismäßig geringen Nachfrage über eine hohe
Produktionskapazität. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die Technologien gegeben
werden.
5.2.1 Abgrenzungen und Überblick über die Technologien
Generell wird in der Solarthermie zwischen Niedertemperatur- und Hochtemperaturanlagen
unterschieden. Während die Niedertemperatur-Solarthermie die direkte Sonneneinstrahlung
nutzt,
um
mittels
Flüssigkeit
oder
Luft
die
Wärme
direkt
zu
nutzen,
sind
Hochtemperaturanlagen in der Regel Kraftwerke, die die Sonneneinstrahlung zunächst über
entsprechende Technologien konzentrieren, um das entsprechende Medium auf so hohe
Temperaturen zu erhitzen, dass damit Turbinen zur Stromerzeugung angetrieben werden
können. In diesem Kapitel werden die in Spanien verwendeten Technologien im
Niedertemperatursektor erläutert und eine kurze Übersicht über Produktinnovationen
gegeben.
44
5.2.1.1 Kollektortypen
Die vom Verband der solarthermischen Industrie (ASIT) erarbeitete, untenstehende Graphik
veranschaulicht, welche Kollektortypen bei der 2010 installierten Kollektorfläche von 348.000
m² verwendet wurden.
Abbildung 15: Kollektortypen auf dem spanischen Markt 2010
Mit einer neu installierten Fläche von 254.700 m², was einem Anteil von 76% entspricht, liegt
der
Flachkollektor
an
erster
Stelle,
gefolgt
von
vorgefertigten
Systemen(18%)
Vakuumröhrenkollektoren (6%) und Kunststoffkollektoren (3%).
5.2.1.1.1 Flachkollektoren
Der Flachkollektor ist der meist verwendete Kollektortyp zur Brauchwassererwärmung. Das
Sonnenlicht wird dabei über einen Absorber aufgenommen, der sich in einem geschlossenen
Gehäuse aus Kunststoff oder Blech befindet und nach vorne durch eine Glasscheibe
abgedeckt ist. Um die Verluste durch Konvektion und Wärmestrahlung zu begrenzen, wird
der Kollektorkasten sowohl auf beiden Seiten, als auch rückseitig mit PolyurethanHartschaumplatten oder Mineralfaser-platten wärmegedämmt. Insgesamt sind so 60% der
einfallenden Strahlungsleistung thermisch nutzbar. Durch Flachkollektoren kann das
Brauchwasser in Gebäuden und solaren Prozesswärmesystemen bis zu 100ºC erwärmt
werden. Neben Dämmung und der Eigenschaft des Solarglases entscheidet auch die
Beschichtung über die Leistungsfähigkeit der Solarkollektoren
5.2.1.1.2 Vakuumröhrenkollektoren
Der Röhrenkollektor besteht aus zwei konzentrisch ineinander gebauten Glasröhren,
zwischen denen sich ein Vakuum befindet, das die Übertragung der Strahlungsenergie des
45
Lichts zum Absorber zulässt und dabei den Wärmeverlust stark verringert. In der inneren
Röhre befindet sich ein Wärmeübertragungsmedium, meist ein Wasser-Glykol-Gemisch, das
sich
erwärmt
und
durch
Pumpen
angetrieben
die
Wärme
transportiert.
Vakuumröhrenkollektoren können dadurch auch Temperaturen über 100ºC erzeugen. Die
Grenze nach oben hängt dabei von der Hitzebeständigkeit des Wärmeträgermediums ab.
Daher eignen sie sich auch für die technische Realisierung von solarthermischen Anlagen in
der industriellen Produktion bei hohen Temperaturen. Vakuumröhrenkollektoren sind jedoch
aufgrund ihrer aufwendigeren Technologie relativ zu Flachkollektoren wesentlich teurer.
5.2.1.1.3 Vorgefertigte Systeme
Die meisten vorgefertigten Systeme stellen Thermisophonanlagen dar. Eine Besonderheit
der Termosiphonanlage, in der ein Warmwasserspeicher integriert ist und die damit eine
kompakt Solaranlageanlage darstellt, ist, dass sie ohne Pumpe nach dem SchwerkraftUmlaufprinzip arbeitet. Da das im Kollektor erwärmte Wasser aufsteigt und das kalte Wasser
nach unten verdrängt wird, muss sich der integrierte Speicher immer oberhalb des
Solarkollektors befinden. Da keine Systemtrennung stattfindet und der Kollektor direkt vom
Brauchwasser durchflossen wird, kann diesem kein Frostschutz beigemischt werden und das
Material des Kollektors muss trinkwassergerecht ausgewählt werden. Da beim Einsatz einer
Kompaktanlage sowohl die Pumpe als auch der Wärmetauscher eingespart werden, ist eine
solche solarthermische Anlage besonders günstig.
5.2.1.1.4 Kunststoffkollektoren
Eine sehr einfache Form der Nutzung von Niedertemperatur-Solarthermie ist die
Verwendung von Kunststoffkollektoren. Dabei kommen meistens einfache Schläuche oder
Kunststoffmatten (aus Polyethylen (PE), Polypropylen(PP) oder stabileren Ethylen-PropylenDien-Monomeren (EPDM)) zum Einsatz, die eine möglichst stark absorbierende (z. B.
schwarze) Oberfläche besitzen und die direkt von dem zu erwärmenden Wasser
durchflossen werden. Sie werden auf einer möglichst großen Fläche ausgelegt (dabei sollte
die Absorberfläche ca. 50 bis 80% der Beckenoberfläche des Schwimmbades ausmachen).
Als Beispiel: Bei einer Stützwassertemperatur von 23 °C hätte man einen Wärmebedarf im
Freien von 150 bis 450 kWh / m2. Auf eine Zusatzheizung kann so in der Regel verzichtet
werden. Bei 2.000 m2 ließen sich damit dann bis zu 75.000 l Heizöl pro Saison einsparen.
5.2.2 Optimierung und Verbesserung der Betriebssicherheit
Im Folgenden werden stichpunktartig die wichtigsten technischen Fortschritte der
Solarthermie im Niedertemperaturbereich vorgestellt:
46
5.2.2.1 Materialinnovationen
•
Gesteigertes
Interesse
am
Schwarzchrom
als
Beschichtungsmaterial
zur
Leistungssteigerung gegenüber schwarzer Farbe
•
Verstärkter Einsatz von Glasfaser als effizientes Isoliermaterial
5.2.2.2 Verbesserung der Kollektoren bezüglich Design und Herstellungsprozess
•
Verbessertes Design der Kollektoren
•
Vereinfachung der solarthermischen Anlagen zur Verringerung der Montagezeit.
•
Optimierung von Kollektoren mit dem Ziel, die effektiv absorbierende Fläche zu
erhöhen.
5.2.2.3 Weiterentwicklung und Innovationen von Systemen und Kollektoren
•
Entwicklung des Solarsystems Techo Solar® durch die Firma SolTech Energy
Mediterráneo. Die Kollektorfläche stellen lichtdurchlässige Glasziegel da, die die
Trägerflüssigkeit schneller erhitzen und eine höhere Lebensdauer aufweisen als die
bisher genutzten Keramikziegel. Das System wurde in der North Building Trade Fair
als „Materialinnovation des Jahres 2010“ mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
•
Entwicklung neuer thermodynamischer Systeme durch die Firmen Erko und
Capsolar. Die thermodynamischen Sonnenkollektoren können zwischen 96% und
100% des Energiebedarfs zur Brauchwasser- und Schwimmbaderwärmung decken,
da sie zu jeder Tageszeit und Witterung Energie erzeugen. Sie können in einem
Schrägstellwinkel zwischen 10 und 90º angebracht werden und wiegen bis zu 8 kg.
•
Die Firma DP Cupa Group hat den Sonnenkollektor Thermoslate® entwickelt, der
komplett aus Schiefer besteht. Durch die Eigenschaften des Gesteins wird eine
Überhitzung der solarthermischen Anlage auf natürlichem Weg verhindert und der
Wirkungsgrad an Tagen mit geringer Sonneneinstrahlung erhöht.
•
Weiterentwicklung hybrider Systeme zur Verbindung von solarthermischen Anlagen
und Mikrocogeneration.
•
Weiterentwicklung hybrider Systeme zur Verbindung von solarthermischen Anlagen
und Biomasse.
•
Einbindung von solarthermischen Anlagen in District Heating-Systeme.
•
Optimierung von Anlagen zur solaren Kühlung im Rahmen des europäischen
Programms ROCOCO.
•
Entwicklung von Systemen zur Teleüberwachung der Anlagen
47
5.2.2.4 Experimentelle Entwicklungen für neue Anwendungen
•
Entwicklung von komplementären Anlagen, die Solarthermie und Geothermie
verbinden.
•
Solare
Kühlung:
Ankupplung
von
Solarthermieanlagen
an
konventionelle
Klimaanlagen.
•
Entwicklung von neuen Materialien zur Beschichtung von Kollektoren, um den
Wärmeverlust zu verringern. Für Kunststoffabsorber wird die Methode Magnetron
Sputtering, für Beschichtungen mit Metall, der Spray Pirolisis verwendet. Das
Forschungsprojekt wird von der Autonomen Region Andalusien mit 464.237 €
gefördert.
5.3 PROJEKTE UND MARKTAKTEURE
5.3.1 Die Situation auf dem spanischen Markt
Der
Verband
der
solarthermischen
Industrie
in
Spanien
ASIT
hat
aktuell
104
Mitgliedsunternehmen. Nach eigenen Angaben entspricht das 92% der im spanischen
Solarthermiemarkt aktiven Unternehmen.
Abbildung 16: Unternehmen im spanischen Solarthermiemarkt
Darunter befinden sich 40 Kollektorhersteller, 27 Installationsunternehmen, zehn Hersteller
von Systemkomponenten, neun Unternehmen im Vertrieb und 18 Unternehmen, die in mehr
als einem der oben genannten Tätigkeitsfeldern operieren.
Mit einem Jahresumsatz von über 3 Mio. € sind 9REN España, Baxi Calefacción S.L.U.
Chromagen, Grupo Unisolar, Isofoton, Junkers (Boschgruppe), Saunier Duval, Sonnenkraft,
Viessmann und Vaillant die Marktführer bei der Herstellung von Sonnenkollektoren, gefolgt
von Saclima, Schüco, Termicol und Wolf Ibérica mit einem Umsatz zwischen 1,5 Mio. und 3
Mio.€. Eine nach Herstellern aufgelistete Übersicht, der in der Autonomen Region Valencia
zugelassenen und zertifizierten Kollektoren, hat die Valencianischen Energieagentur (AVEN)
48
unter
www.aven.es
in
seinem
Programm
zur
Förderung
erneuerbarer
Energien,
veröffentlicht.
Abbildung 17: Jahresumsatz der Unternehmen in Mio. €
Bei den Installationsunternehmen sind, gemessen am Jahresumsatz, OCHO 17, Solaria
Acciona Solar, Assyce und Solgirones die Marktführer im Solarthermiesektor.
In der folgenden Liste sind alle Mitglieder des ASIT nach Tätigkeit und Umsatz aufgeführt:
Tabelle 18: Jahresumsatz der Mitglieder von ASIT
Unternehmen
Tätigkeit
Umsatz
OCHO 17
Installation
≥ 3 Mio.€
9REN España
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Baxi Calefacción S.L.U.
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Chromagen
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Endesa
Verschiedene Tätigkeiten
≥ 3 Mio.€
Gas Natural
Verschiedene Tätigkeiten
≥ 3 Mio.€
Grupo Unisolar
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Isofoton
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Junker (Boschgruppe)
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Saunier Duval
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Solaria
Installation
≥ 3 Mio.€
Sonnenkraft
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Viessmann
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Vaillant
Herstellung von Kollektoren
≥ 3 Mio.€
Wagner Solar
Vertrieb
≥ 3 Mio.€
Master D
Verschiedene Tätigkeiten
zwischen 1,5 und 3 Mio.€
Saclima
Herstellung von Kollektoren
zwischen 1,5 und 3 Mio.€
Schüco
Herstellung von Kollektoren
zwischen 1,5 und 3 Mio.€
Termicol
Herstellung von Kollektoren
zwischen 1,5 und 3 Mio.€
Wolf Ibérica
Herstellung von Kollektoren
zwischen 1,5 und 3 Mio.€
Acciona Solar
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Aiguasol
Verschiedene Tätigkeiten
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Assyce
Installation
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Ariston Thermo España
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
E. Sol. Hispano Swiss
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
49
Fragor
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Fragor
Herstellung von Systemkomponenten
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Frigicoll
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Immosolar
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Lapesa
Herstellung von Systemkomponenten
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Modulo Solar
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Promasol
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Roth Industrias
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Salvador Escoda
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Sedical
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Solgirones
Installation
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Soterna
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Tisun
Herstellung von Kollektoren
zwischen 0,6 und 1,5 Mio.€
Ábaco Ambiental
Installation
< 0,6 Mio.€
Abasol
Installation
< 0,6 Mio.€
Abast Energia Natural
Installation
< 0,6 Mio.€
Aeroline Tubesystem
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Aesol Alta Eficiencia Solar
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Almeco-Tinox
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Andater
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
AS Solar Ibérica
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Astersa
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Aura Solar
Installation
< 0,6 Mio.€
BTEC Soluciones
Installation
< 0,6 Mio.€
Carpemar Solar
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Cener-Ciemat, Fund.
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Cenit Solar
Installation
< 0,6 Mio.€
Censolar
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Climatewell Ibérica
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Coelerni Energía
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Constante Solar
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Daso Ingeniería
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Diunsolar
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Eclareon
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Efirenova
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Energy Panel
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Enersun
Installation
< 0,6 Mio.€
Ese
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Fesar
Installation
< 0,6 Mio.€
Forestam
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Fundación Tekniker
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Geserv
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Gesolar
Installation
< 0,6 Mio.€
Gorosabel
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Grundfos
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Hibarsol
Installation
< 0,6 Mio.€
Hilti
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Iatso
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Iser
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Juan Carlos Escribano
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Lorenzo Ingex
Installation
< 0,6 Mio.€
50
L. Sol
Installation
< 0,6 Mio.€
Lumelco
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Mecalia
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Msyssolar
Installation
< 0,6 Mio.€
Nipsa
Installation
< 0,6 Mio.€
Nuevas Energías Sur.
Installation
< 0,6 Mio.€
OCV
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Paradigma
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Pasanqui
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
PAW
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Prosolar
Installation
< 0,6 Mio.€
Prosolia
Installation
< 0,6 Mio.€
Puigcercos Talleres
Installation
< 0,6 Mio.€
Renovable Hispania
Installation
< 0,6 Mio.€
Sfinxsolar
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Solar del Valle
Installation
< 0,6 Mio.€
Solar Item
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Solaris
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Soleco
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Sud Energies Renovables
Installation
< 0,6 Mio.€
Sumersol
Verschiedene Tätigkeiten
< 0,6 Mio.€
Systemtronic
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Thisa
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Tubos Reunidos
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Valorama
Installation
< 0,6 Mio.€
Velux
Vertrieb
< 0,6 Mio.€
Westfa
Herstellung von Kollektoren
< 0,6 Mio.€
Wilo Ibérica
Herstellung von Systemkomponenten
< 0,6 Mio.€
Quelle: ASIT
5.3.2 Solarthermische Anlagen im tertiären Sektor
Um das große Potential der Solarthermie im tertiären Sektor zu verdeutlichen, werden im
Folgenden einige Referenzprojekte aufgeführt, die in den letzten beiden Jahren realisiert
wurden. Eine vollständige Liste der in 2010 realisierten Projekte wird nach Auskunft von
ASIT in diesem Juni/Juli vom IDAE veröffentlicht.
Solarkollektoren auf der Universitätsklinik in La Fe, Valencia
Die vor kurzem eingeweihte Universitätsklinik „La Fe“, die als eines der 50 modernsten,
öffentlichen Krankenhäuser Europas angesehen wird und das wichtigste Projekt im
Gesundheitswesen der Autonomen Region Valencia darstellt, wird einen Groβteil seines
Energieverbrauchs zur Brauchwassererzeugung durch Sonnenenergie gewinnen.
51
Die Kollektorfläche der Anlage, die von der Firma Fonsa, S.L. installiert wurde, beträgt über
350m² und besteht aus 150 Flachkollektoren der Marke Saunier Duval (Modell HELIOPLAN),
die das Gütesiegel „Solar Keymark“ aufweisen. Das Speichersystem der Anlage besteht aus
fünf Warmwasserspeichern mit einem Fassungsvermögen von jeweils 8.000
, die sich
zusammen mit dem Wärmetauscher im Betriebsraum befinden.
Mit dieser solarthermischen Anlage ist die Klinik La Fe in der Lage, sich selbst mit täglich
56.000
Brauchwasser zu versorgen, was mit dem durchschnittlichen Verbrauch von 260
Wohnungen vergleichbar ist. Dies entspricht über 70% des Warmwasserverbrauchs der
Klinik, der sich auf 80.000
beläuft. Die übrigen 30% werden durch die Nutzung der
Restwärme der Klimaanlagen und fünf Heizkessel mit einer Leistung von 4.100 kW erbracht,
die vor allem an bewölkten Tagen zum Einsatz kommen.
Das Kempinski Hotel in Málaga
Das vier Sterne Hotel Kempinski in Estepona, Málaga, erzeugt seit 2009 einen Groβteil
seines Energiebedarfs zur Brauchwassererwärmung durch eine solarthermische Anlage. Der
Warmwasserverbrauch des Hotels mit seinen 149 Zimmern beträgt täglich 20.860
(70
pro Person à 60 ºC). Die Kollektorfläche der Anlage, die von der Immosolar installiert wurde,
beträgt über 204 m² und besteht aus 102 Flachkollektoren der Marke Immosolar (Modell ISPRO 2H). Die Kollektoren wurden auf drei Terrassen des Hotels verteilt. Die solarthermische
Anlage erzeugt 21.375
an Warmwasser, so dass die drei Öl-Heizkessel mit einer Kapazität
von 905 kW nur nachts zum Einsatz kommen, sofern Bedarf besteht. Mit der Installation ist
das Hotel in der Lage, 30.122
Heizöl im Jahr einzusparen. Außerdem wird der Ausstoß
von CO2 um 70.000 kg reduziert. Die Amortisationsdauer beträgt fünf Jahre.
Das Hotel Front Air Congress in Barcelona
Die solarthermische Anlage des vier Sterne Hotels Front Air Congress in San Boi de
Llobregat, die 2009 fertiggestellt wurde, erzeugt 21% der benötigten Energie zur Deckung
des Warmwasserbedarfs der 229 Zimmer. Die Kollektorfläche der Anlage, die von der Firma
Immosolar installiert wurde, beträgt 160 m² und besteht aus 80 Flachkollektoren der Marke
Immosolar
(Modell
Fassungsvermögen
IS-PRO
von
2H)
4.000 .
und
Die
drei
Warmwasserspeichern
solarthermische
Anlage
mit
erlaubt
einem
jährliche
Energieseinsparungen von 141.412 kWh und reduziert den CO2 Ausstoß um 28.000kg
52
Energiedienstleister versorgt Sportzentrum in Teneriffa
Die Gemeinde Icod de los Vinos auf Teneriffa hat mit dem Energiedienstleister 9REN einen
Vertrag zur Installation einer solarthermischen Anlage abgeschlossen, deren Konstruktion im
März 2011 begann. Der Vertrag, der sich auf eine Laufzeit von zehn Jahren erstreckt, sieht
die kostenlose Installation und Wartung der Anlage vor. Im Gegenzug wird die Gemeinde die
durch die Anlage erzeugte Energie zu einem festgelegten Preis von 9REN beziehen, bis sich
nach dem Ende der Laufzeit die Installationskosten amortisiert haben. Erst danach geht die
Installation in den Besitz der Gemeinde über. Die Anlage, die auf dem Dach des
Schwimmbades installiert wird und die zur Erzeugung von Brauchwasser dient, wird aus 70
Kollektoren mit einer thermischen Gesamtleistung von 98 kW bestehen, die eine jährliche
Produktion von 184.407 kWh thermisch erzielen sollen. Die Beheizung des Schwimmbads
erfolgt durch eine Matte aus Kunststoffkollektoren mit einer Ausdehnung von 320 m² Durch
die solarthermische Anlage werden 60% des Wärmebedarfs des Sportzentrums gedeckt. Die
Gemeinde wird alleine während der Vertragslaufzeit insgesamt 80.000 € einsparen.
Solarkollektoren auf dem Sportzentrum von Beasain
Die solarthermische Anlage, die Ende 2009 von der Firma Fnenergía auf dem Sportzentrum
der Gemeinde Antzizar installiert wurde, dient zur Erzeugung von Brauchwasser und zur
Erwärmung der Schwimmbäder. Das Sportzentrum besitzt ein Ruhebecken (536 m³), zwei
Kinderbecken (137 m³), ein Seniorenbecken (76 m³), einen Whirlpool (7m ³), Umkleideräume
und sanitäre Einrichtungen. Der geschätzte jährliche Energiebedarf beläuft sich auf 640.420
kW.
Die Nettofläche der Flachkollektoren beträgt 320m² und das Speichersystem der Anlage
besteht aus sechs Warmwasserspeichern mit einem Fassungsvermögen von jeweils
4.000 .
Mit dieser solarthermischen Anlage ist das Sportzentrum in der Lage, sich selbst mit täglich
24.000
Brauchwasser zu versorgen und 374.419 kW des jährlichen Energiebedarfs selbst
zu erzeugen. Das führt zu Einsparungen von jährlich 14.000 €. Die Amortisationsdauer des
Projekts beträgt 7,2 Jahre
Solarkollektoren schmücken das Stadion von Llanca
Das Stadion der Gemeinde Llanca in Gerona wird ab diesem Jahr die Energie zur
Erzeugung von Warmwasser durch eine Solarthermieanlage bereitstellen. Die Firma ACV
hat auf dem Dach der Zuschauertribüne die Kollektorfläche der Anlage installiert. Diese
53
besteht aus 24 Flachkollektoren der Marke Kaplan und beträgt 46 m². Das Speichersystem
der
Anlage besteht aus
einem
Fassungsvermögen von 3.000
Pufferspeicher
der
Marke Sun-Tank
mit
einem
, das ausreicht, um den Warmwasserbedarf von 150
Personen zu decken. Die solarthermische Anlage weist eine thermische Kapazität von 31
kW auf und liefert jährlich über 1 Mio.
Warmwasser. Die Einsparungen betragen 5.859 €
pro Jahr.
Die erste „Öko-Schule“ in Spanien steht auf Mallorca
Im September 2009 wurde die solarthermische Anlage auf der Schule Agora in Palma de
Mallorca eingeweiht. Die Anlage produziert 93,7% der Energie, die zur Erzeugung des
Brauchwassers benötigt wird und 65,3% der Energie, die zur Erwärmung des schulischen
Hallenbads anfällt. Die Kollektorfläche der Anlage, die von der Firma Immosolar installiert
wurde, besteht aus 140 Flachkollektoren der Marke Immosolar (Modell IS-PRO 2H und ISPRO 2H), die auf dem Dach des Hallenbads angebracht sind. Das Speichersystem besteht
aus einem Warmwasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 3.000
.
Die Anlage erzeugt eine Leistung von 173,33 MWh und reduziert damit den Ausstoß von
CO2 um 68.852 kg.
Das Kurbad in Lanjarón (Granada)
Um das Heilwasser aus der Quelle El Salado von 25ºC auf 55ºC zu erwärmen, wurde auf
dem Dach des Kurbads Lanjarón in Granada eine solarthermische Anlage installiert. Die
Kollektorfläche der Anlage, die von Firma Andaluz de Sistemas y Control Energético
installiert wurde, beträgt insgesamt 576 m². Durch die Anlage werden jedes Jahr etwa
90.000
Heizöl gespart und der Ausstoß von CO2 um 226 Tonnen reduziert. Das Projekt
wurde durch das Institut für Energieeinspeisung und Diversifizierung (IDAE) und die
andalusische Energieagentur gefördert.
Einige weitere Projekte sind in der folgenden Tabelle stichpunktartig zusammengefasst:
Tabelle 19:
Referenzprojekte im tertiären Sektor
Art der Installation
Provinz
Unternehmen
Installierte Fläche
Jahr
Hotel EC Fonz
Aragón
Immosolar
24 m²
2009
Hotel NH San Pedro
Andalusia
ASECOGEN
36 m²
2010
Hotel NH Viapol
Sevilla
Guadalclima S.L
28 Kollektoren
2009
Hotel Alexaris
Andalusien
k.A.
351 m²
2010
EcoHotel Puerto de Ojén
Andalusien
Assyce
400 m²
2009
54
Universität
Murcia
Climatewell und Ceasa
k.A.
2009
Campingplatz Cambrils
Katalonien
Prosolia
243,4 m²
2009
Feuerwehrwache
Mallorca
Immosolar
136 Kollektoren
2009
Auditorium
Mallorca
Immosolar
18 m²
2009
Sportzentrum CEIP Henares
Madrid
Wagner Solar
47,6 m²
2009
Hallenbad in Alcalá de Henares
Madrid
TMC
347 m²
2010
Hallenbad Baza
Andalusien
Assyce
210 m²
2010
Krankenhaus Xanit
Andalusien
Sumsersol S.L
126 m²
2010
Eine vollständige Auflistung, der im Jahr 2010 realisierten Installationen, wird nach Angaben
des ASIT im kommenden Juni/Juli vom IDAE veröffentlicht.
5.3.3 Solarthermische Anlagen in der industriellen Produktion
Um das Potenzial des spanischen Solarthermiemarktes im Bereich der industriellen
Produktion zu verdeutlichen, werden im Folgenden fünf Projekte vorgestellt, die in den
letzten beiden Jahren realisiert wurden.
Installation einer solarthermischen Anlage für industrielle Lackierungen
Im Juni 2009 hat Renault die erste solarthermische Anlage im FASA-Werk in Valladolid
eingeweiht. Das Werk, in dem Renault die Karosserien herstellt und montiert, wird in Zukunft
128,06 MWh seines Energiebedarfs von 254,26 MWh durch solarthermische Energie
beziehen. Dies entspricht einem Anteil von durchschnittlich 48,9% und stellt sich wie folgt
dar:
Abbildung 18: FASA Werk Renault - Monatlicher Energieverbrauch
55
Die Anlage nutzt die Sonnenenergie aus, um die Flüssigkeit zu erhitzen, mit der die
Oberfläche des Blechs vor der Lackierung behandelt wird. Dabei wird das Warmwasser auf
die Solltemperatur von 53 ºC erhitzt.
Die Kollektorfläche der Anlage, die insgesamt 243,6m² beträgt, ist auf dem Boden installiert
und besteht aus 120 Solarkollektoren der Marke Wagner (Modell EURO-C32 RH), die jeweils
eine Oberfläche von 2,02m² aufweisen. Das Speichersystem der Anlage besteht aus drei
Pufferspeichern der Marke Lapesa (Modell MVV-5000-RB) mit einem Fassungsvermögen
von insgesamt 15.000 Litern. Die solarthermische Anlage wird durch einen Bypass mit der
konventionellen Anlage verbunden. Die Kosten der solarthermischen Anlage beliefen sich
auf 147.577,47 €, wobei 45.076 €, oder 30% der Installationskosten, durch Subventionen
gedeckt wurden. Das durchschnittliche Einsparpotential wird auf jährlich 9.200 € geschätzt.
Auf dem Dach einer Lastwagenfabrik in der Autonomen Region Kastilien – León wurden
Solarkollektoren auf einer Fläche von 529m² installiert, die eine Gesamtleistung von 370 kW
erzeugen. Diese Energie wird bei der Lackierung der Fahrzeuge benötigt. Mit der
solarthermischen Anlage, die das herkömmliche Heizöl ersetzt, können jährlich bis zu 30.100
€ eingespart und der Emissionsausstoß um 137,6 Tonnen reduziert werden.
Erzeugung von Brauchwasser zur Reinigung in Industriebetrieben
Die Firma Contank, die ihren Sitz in Castellbisbal, Barcelona, hat und Container für die
Lagerung und den Transport von Gütern bereitstellt, hat im letzten Jahr eine solarthermische
Anlage in Betrieb genommen. Die Kollektorfläche der Anlage, die von Aiguasol auf dem
Dach der Fabrik installiert wurde, beträgt insgesamt 510m² und soll einen Teil der Energie
liefern, um das für die Reinigung benötigte Brauchwasser auf 80 ºC zu erhitzten. Sie besteht
aus 92 Solarkollektoren, die jeweils eine Oberfläche von 5,54m² aufweisen. Das
Speichersystem der Anlage besteht aus einem Boiler, der ein Fassungsvermögen von 40m³
aufweist.
In Cardañejido (Burgos) realisiert das Unternehmen BaxiRoca derzeit eine solarthermische
Anlage auf dem Dach einer Wurstfabrik. Die Anlage hat zum Ziel, das zur Reinigung der
Maschinen benötigte Brauchwasser durch Sonnenenergie auf 80 ºC zu erhitzen. Durch die
Solarthermieanlagen
werden
in
Zukunft
durchschnittlich
70,5%
des
jährlichen
Energieverbrauchs von 57,27 MWh gedeckt. Der durchschnittliche Wirkungsgrad beträgt
42%. Der Anteil des monatlichen Energiebedarfs, der durch Sonnenenergie gedeckt wird,
verdeutlicht die folgende Graphik:
56
Abbildung 19: Reinigung von Maschinen – Monatlicher Endverbrauch
Die Kollektorfläche der Anlage, die insgesamt 60,6 m² umfasst, ist auf dem Dach des
Produktionsgebäudes installiert und besteht aus 30 Solarkollektoren der Marke Saunier
Duval (Modell HR 2.02 4V). Die Kollektoren besitzen eine Oberfläche von 2,02m². Das
Speichersystem der Anlage besteht aus zwei Warmwasserspeichern der Marke Lapesa
(Modell CV-1000-R), die im Maschinenraum stehen und ein Fassungsvermögen von jeweils
1.000 Liter haben. Die Kosten der Anlage betragen 37.867,77 €. Die Subventionen belaufen
sich auf 11.592,17 € oder 30% der Installationskosten, was dem Höchstsatz für kleine und
mittlere Unternehmen in der Region Kastilien-León entspricht. Das durchschnittliche
Einsparpotential wird auf jährlich 3.566,70 € geschätzt.
Solarthermische Energie in der Fischzucht
Das galizische Institut für Aquakultur (IGFA) hat auf seinem Dach eine solarthermische
Anlage angebracht, die das Meerwasser in den Becken der Fischzucht erwärmt. Die
Kollektorfläche, die von der Firma Inelsa installiert wurde, beträgt 150 m² und produziert 70%
der benötigten Energie. Das Speichersystem der Anlage besteht aus zwei Wärmespeichern
mit einem Fassungsvermögen von jeweils 5.000
. Die Solarenergie ersetzt das
konventionelle Heizöl und reduziert den Ausstoß von CO2 um 25 Tonnen.
Sonnenkollektoren auf einer Waschanlage im Madrider Flughafen
Die solarthermische Anlage, die die Firma Tubos Domínguez auf einer neuen Tankstelle im
Flughafen Barajas in Madrid installiert hat, unterstützt die Erzeugung von Warmwasser, das
bei der Autowäsche benötigt wird. Die 15 Solarkollektoren der Marke Saunier Duval (SRV
57
2.3) wurden in vertikaler Position installiert. Das Speichersystem der Anlage besteht aus
einem Wärmespeichern mit einem Fassungsvermögen von 2.000
.
5.3.4 Installationen zur solaren Kühlung
Solare Kühlung im Hotel Cimbel de Benidorm
Das Hotel Cimbel de Benidorm in Alicante ist das erste Gebäude in der Autonomen Region
Valencia, dessen solarthermische Anlage nicht nur zur Erzeugung von Brauchwasser und
zur Erwärmung des Schwimmbads dient, sondern gleichzeitig die Kühlung des Hotels
unterstützt. Da im Sommer das Schwimmbad nicht beheizt werden muss, wird durch den
Einsatz einer Absorberanlage die überschüssige Energie zum Betrieb der Klimaanlagen
benutzt. Die solarthermische Anlage, die im Juli 2009 vom Unternehmen Immosolar
fertiggestellt wurde und deren Kollektorfläche aus 72 Flachkollektoren besteht, die auf der
Dachterrasse des ersten Stockwerks installiert sind, wurde mit 60.000 € von der
valencianischen Energieagentur (AVEN) gefördert. Die Anlage deckt 47% des gesamten
Energiebedarfs des Tourismuskomplexes und reduziert den CO2 Ausstoß jedes Jahr um 44
Tonnen.
Sonnenenergie kühlt erstes Verwaltungsgebäude in Valencia
Der Sitz der Gemeindeverwaltung in Ribera ist das erste Verwaltungsgebäude in der
Autonomen Region Valencia, das neben einer Anlage zur Erzeugung von Brauchwasser
auch über eine Anlage zur solaren Kühlung verfügt, um die integrierten Büros zu
klimatisieren. Das Pilotprojekt, das im Jahr 2010 fertiggestellt wurde, ist mit 35
Solarkollektoren und einem Biomassekessel ausgestattet, der im Fall einer erhöhten
Energienachfrage zusätzliche Energie bereitstellt. Durch die Anlage, die von der Firma ISER
Energías Internacional installiert wurde, sollen 60% des Energiebedarfs durch erneuerbare
Energien erzeugt werden. Der Beitrag zur Kühlung der Büroräume liegt bei 25%. Die
Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 100.000 € und werden zu 50% durch
Subventionen der valencianischen Energieagentur (AVEN) gedeckt.
Fresnelkollektoren zur solaren Kühlung der Ingenieurshochschule in Sevilla
Mitte Juli 2008 hat das Unternehmen Gas Natural die europaweit erste Anlage zur solaren
Kühlung, die mit einer Doppeleffekt Absorptionskältemaschine funktioniert, in der
Ingenieurshochschule in Sevilla eingeweiht. Mit 176 Fresnelkollektoren, die von der Firma
58
Industrial Solar hergestellt wurden und die auf einer Gesamtfläche von 350m² installiert sind,
wird im Sommer ein Drittel der benötigten Energie zur Kühlung, die sich auf 500 kW beläuft,
erzeugt. Im Winter können mit derselben Anlage 50% der Energie zur Heizung des
Gebäudes bereitgestellt werden. Im Oktober 2010 hat die zweite Phase des Projekts
begonnen, in der ein thermisches Speichersystem in die bestehende Anlage eingebaut
wurde.
5.4 GESETZE UND GENEHMIGUNGSVERFAHREN
5.4.1 Gesetzliche Rahmenbedingungen
Mit dem Ziel der Verringerung von Schadstoffemissionen, internationalen Klimaabkommen
wie dem Kyoto-Protokoll nachzukommen und darüber hinaus die Entwicklung der
Erneuerbaren Energien in Spanien zu fördern, hat die spanische Regierung bereits 2005 den
Energieplan PER 2005-2010 (Plan de Energías Renovables de España) aufgestellt, der in
diesem Jahr durch den neuen Aktionsplan für erneuerbare Energien (PANER 2011-2020)
ersetzt wurde. Daneben hat die spanische Regierung im Rahmen der Energiepläne eine
ganze Reihe von Gesetzen und Normen erlassen, die u.a. öffentliche und private
Einrichtungen und Haushalte betreffen und Fördermöglichkeiten für die Umstellung auf
energieeffiziente Installationen vorsehen. Dazu gehört der seit 2006 geltende technische
Baukodex (Código Técnico de la Edificación - CTE), die Verordnung für solarthermische
Anlagen (Reglamento de Instalaciones Térmicas en los Edificios - RITE) und das
Verzeichnis der technischen Bedingungen für die Installation von solarthermischen Anlagen
(Pliego de Condiciones Técnicas de Instalaciónes de Baja Temperatura – PCT).
Die wichtigsten Neuerungen der beiden erstgenannten Gesetzestexte werden im Folgenden
aufgeführt.
5.4.1.1 Der technische Baukodex (Código Técnico de la Edificación – CTE)
Der technische Baukodex, der am 17.3.2006 in Kraft trat, schreibt die Verwendung von
Solarkollektoren zur Warmwasseraufbereitung für Neubauten und Renovierungen gesetzlich
vor. Gemäß dem neuen Baukodex müssen 30-70% des Energiebedarfs für die
Warmwassererzeugung durch Solarenergie gewonnen werden. Der genaue Prozentsatz ist
abhängig vom jeweiligen Wasserbedarf der Wohneinheit und der geographischen Lage. Da
die Sonneneinstrahlung im nördlichen Teil wesentlich geringer ist als in den südlichen
Regionen, wurde Spanien in fünf Klimazonen aufgeteilt. Die folgende Graphik und die
Tabelle illustrieren den gesetzlich vorgeschriebenen Anteil der Solarthermie an der
Warmwasseraufbereitung in diesen Klimazonen.
59
Abbildung 20: Klimazonen – Sonneneinstrahlung (SE) in kW/m²
Bei der Kalkulation des Warmwasserverbrauchs pro Wohneinheit und Tag und des damit
einhergehenden gesetzlich vorgeschriebenen Anteils des durch Solarthermie erzeugten
Brauchwassers gilt es zu berücksichtigen, ob die Wohneinheit das gesamte Jahr über
bewohnt wird. Bei Hotelanlagen und Ferienhäusern kann dieser Wert abweichen.
Tabelle 20:
Anteil der Solarthermie an der Energieerzeugung nach Klimazonen
60
Bei der Beheizung von Hallenbädern ist der Anteil der Solarthermie unabhängig von der
Größe des Bades und hängt alleine davon ab, in welcher Klimazone sich das Hallenbad
befindet.
Die kalkulierten zusätzlichen Kosten für den Bauträger, die durch den verpflichtenden Einbau
von Solarthermieanlagen entstehen, belaufen sich ungefähr auf 0,5-0,8% der Baukosten pro
Gebäudeeinheit. Dies entspricht durchschnittlich etwa 1.100 bis 1.400 Euro. Für die
Energiebilanz bedeutet diese Maßnahme Einsparungen von rund 80 Euro pro Jahr und
Gebäude im Rahmen der Warmwassererzeugung und einen bedeutenden Rückgang des
CO2-Ausstoßes.
Eine weitere Neuerung des Baukodex stellt die Verpflichtung zur Durchführung einer
geotechnischen Untersuchung des Baulandes dar. Des Weiteren beinhaltet der Kodex
Regelungen, die die Baumaterialien im Bereich der Wärme- und Schallisolation sowie die
Belüftungs-, Brandschutz- und Sicherheitseinrichtungen betreffen.
5.4.1.2 Verordnung für solarthermische Anlagen (Reglamento de Instalaciones
Térmicas en los Edificios - RITE)
Neben dem Baukodex trat am 20.08.2007 das Königliche Dekret 1027/2007 in Kraft, das die
Verordnung für solarthermische Anlagen RITE (Reglamento de Instalaciones Térmicas en
los Edificios) beinhaltet.
Diese Verordnung stellt den normativen Rahmen dar, der die Anforderungen an
energetische Effizienz und Sicherheit der Heiz-, Klima- und Warmwasseranlagen bei der
Installation während der Planung, Berechnung, Ausführung, Wartung und Nutzung reguliert.
Dabei werden die Anforderungen an die thermischen Anlagen festgeschrieben, ohne
dabei den Einsatz bestimmter Systeme oder Anlagen vorzuschreiben.
Der RITE ist ein Gesetzeswerk, das auf nationaler Ebene beschlossen wurde. Es bleibt
jedoch den Autonomen Regionen überlassen, ob sie den Mindestanforderungskatalog des
RITE weiter ausbauen und somit einen größeren Beitrag zu Energieeffizienz, Umweltschutz
und zum Kampf gegen den Klimawandel leisten.
Der erste Teil des RITE umfasst das allgemeine Regelwerk, während im zweiten Teil die
expliziten technischen Vorschriften (Instrucciones Técnicas – IT) aufgeführt sind.
Korrektionen am RITE wurden durch das Königliche Dekret 1829/2009 vorgenommen.
61
Im Folgenden werden die wichtigsten Bestandteile des Gesetzeswerkes vorgestellt
Artikel 2: Anwendungsbereich des RITE
1. Der RITE stellt den normativen Rahmen für solarthermische Anlagen dar, die zur
Klimatisierung
(Heizungs-
und
Kühlungsanlagen,
Ventilation)
oder
zu
Warmwasseraufbereitung dienen, die die Hygiene und das thermische Wohlbefinden
von Personen beeinflussen
2. Der RITE findet Anwendung bei der Installation von solarthermischen Anlagen in
Neubauten und bei der Renovierung oder Modifikation von solarthermischen Anlagen
in bereits fertiggestellten Gebäuden.
3. Unter der Modifikation von solarthermischen Anlagen versteht man die unten
aufgeführten Abweichungen von dem bereits bestehenden, durchgeführten und
registrierten Projekt oder „Technischen Berichte“.
•
Der Einbau von Subsystemen zur Klimatisierung oder Warmwassererzeugung
oder die Modifikation bereits bestehender Systeme.
•
Veränderungen in den Eigenschaften der solarthermischen Anlage oder der
Einbau weiterer Anlagen zur Wärmeerzeugung oder Kühlung.
•
Falls eine Änderung in der verwendeten Energiequelle des Gebäudes
vorgenommen
wird
oder
erneuerbare
Energien
in
den
Energiemix
aufgenommen werden.
•
Bei einer Veränderung der vorhergesehenen Nutzung des Gebäudes
4. Keine Anwendung findet der RITE bei solarthermischen Anlagen in der industriellen
Produktion, die die Hygiene und das thermische Wohlbefinden von Personen nicht
beeinflussen .
Artikel 12: Energieeffizienz
Die solarthermischen Anlagen müssen so konzipiert sein, dass der Energieverbrauch
und damit einhergehend der Ausstoß von Treibhausgasen minimiert werden. Dies
geschieht durch den Einbezug von Systemen, die den Gebrauch von erneuerbaren
Energien und die Verwendung von Restenergie erlauben. Dabei müssen folgende
Anforderungen erfüllt sein: Die solarthermischen Anlage muss ihren maximalen
Wirkungsgrad erreichen, Anlagen und Leitungen müssen thermisch isoliert werden,
so dass der Temperaturverlust der Trägerflüssigkeiten minimiert wird, und die
solarthermische Anlage müssen über ein System verfügen, das die Regulierung und
Kontrolle der Temperatur in klimatisierten Räumen ermöglicht. Darüber hinaus
62
müssen sie mit einem System ausgestattet sein, das den Energieverbrauch
aufzeichnet und es ermöglicht, die Kosten den einzelnen Endverbrauchern
zuzurechnen. Abgesehen davon muss in der solarthermischen Anlage ein Subsystem
integriert sein, das sowohl die Speicherung und die Rückgewinnung von Energie als
auch die Nutzung von Restenergie ermöglicht. Schlussendlich muss ein Teil des
Energiebedarfs des Gebäudes durch erneuerbare Energien gedeckt werden. In den
technischen Vorschriften (IT 1.2.4.6) wird ausdrücklich auf die Bestimmungen im CTE
hingewiesen, die die Verwendung von Solarkollektoren zur Warmwasseraufbereitung
für Neubauten und Renovierungen regeln.
Unbewohnte Gebäude und Außenbereiche (Bsp.: Außenterrassen von Restaurants)
dürfen nicht klimatisiert werden, es sei denn die dafür nötige Energie wird durch
erneuerbare Energien oder Restenergie gewonnen.
Die oben angeführten Anforderungen an die Energieeffizienz sind in den technischen
Vorschriften (IT 1.2) im Detail festgelegt.
Artikel 15: Technische Dokumentation der solarthermischen Anlage
Diejenigen solarthermischen Anlagen, für die die Regelungen des RITE gelten,
müssen auf Basis einer technischen Dokumentation realisiert werden.
Bei solarthermischen Anlagen mit einer Leistung über 70 kW bedarf es der
Realisierung eines Projektes. Das Projekt muss von einem Ingenieur ausgearbeitet
und unterzeichnet werden.
Wenn die Leistung der solarthermischen Anlage zwischen 5 kW und 70 kW liegt,
kann das Projekt durch einen technischen Bericht ersetzt werden. Der technische
Bericht wird anhand eines von der autonomen Region vorgegebenen Formulars von
einem autorisierten Installateur oder einem Ingenieur angefertigt.
Eine Dokumentation ist nicht notwendig, wenn die Leistung der solarthermischen
Anlage geringer als 5 kW ist oder die Brauchwassererzeugung durch einen
Durchlauferhitzer,
elektrischen Boiler
oder Speicherhitzer
stattfindet,
dessen
akkumulierte Leistung geringer als 70 kW ist und dessen solarthermisches System
darüber hinaus aus einem vorgefertigten Element besteht.
Jegliche Modifikation der solarthermischen Anlage gemäß des Artikels 2.3 muss in
einem Projekt oder einem technischen Bericht dokumentiert werden.
Wenn die Modifikation der solarthermischen Anlage einen Wechsel der Energieart
impliziert oder erneuerbare Energien in den Energiemix aufgenommen werden, muss
in dem anzufertigenden Projekt oder technischen Bericht der Umbau der Anlagen
hinsichtlich
ihrer
Energieeffizienz
und
zusätzlicher
notwendiger
Sicherheitsmaßnahmen begründet werden.
63
Bei einer Veränderung der vorhergesehenen Nutzung des Gebäudes muss in dem
anzufertigenden Projekt oder technischen Bericht die Tauglichkeit der bestehenden
solarthermischen Anlagen für die neue vorhergesehene Verwendung analysiert
werden.
Artikel 23: Zertifizierung
Wenn der Bau der solarthermischen Anlage abgeschlossen und der Probelauf zur
Inbetriebnahme gemäß der technischen Vorschriften (IT 2) durchgeführt wurde,
unterschreibt der zugelassene Installateur und der Installationsleiter (falls dieser am
Bau mitgewirkt hat) das Zertifikat der Anlage. Das Zertifikat beinhaltet die Kennung
und die wichtigsten technischen Eigenschaften und Daten der gebauten Anlage, die
Daten des Montageunternehmens und die Zulassungsnummer des Installationsleiters
(falls dieser am Bau mitgewirkt hat) sowie die Ergebnisse der technischen
Abschlussuntersuchung. Außerdem muss das Zertifikat die Ergebnisse des
Probelaufs aufweisen und einen ausdrücklicher Hinweis darauf enthalten, dass diese
entsprechend den technischen Vorschriften des IT 2 durchgeführt wurden.
Artikel 24: Inbetriebnahme
Zur Inbetriebnahme der neuen oder modifizierten Solarthermieanlagen muss das
Montageunternehmen das Zertifikat der Anlage bei der zuständigen Behörde der
Autonomen Region, registrieren. Dafür muss das Montageunternehmen das Projekt
oder den technischen Bericht der gebauten Anlage, das Zertifikat der Anlage und das
Zertifikat der Erstinspektion vorlegen.
Wenn die Anlage bei der zuständigen Behörde registriert ist, muss der zugelassene
Installateur und der Installationsleiter (falls dieser am Bau mitgewirkt hat) dem
Eigentümer der Anlage folgende Dokumente aushändigen: Das Projekt oder den
technischen Bericht der realisierten Anlage, die Betriebsanleitung und eine Liste der
verbauten Materialien und Anlagen, die die technischen Eigenschaften und die
Funktion sowie Herkunft und Garantie ausweist, sowie das bei der zuständigen
Behörde registrierte Zertifikat der Anlage und das Zertifikat der Erstinspektion.
Alle Dokumente müssen im Gebäudebuch vermerkt werden.
Artikel 25/26: Regelungen für den Gebrauch und die Wartung der solarthermischen Anlagen
Nach der Abnahme der Anlage ist der Eigentümer oder Benutzer verantwortlich für
die Umsetzung der Vorgaben des RITE. Die Anlage muss entsprechend der
Betriebsanleitung genutzt werden. Eine Verwendung der Anlage, die von der
Betriebsanleitung abweicht, ist nicht zulässig. Jede Unregelmäßigkeit in der
64
Funktionsweise der Anlage muss unverzüglich dem Wartungsunternehmen mitgeteilt
werden. Der Eigentümer ist dafür verantwortlich, ein autorisiertes Unternehmen mit
der Wartung der Anlage zu beauftragen, die obligatorischen Inspektionen
durchzuführen und die Unterlagen der Untersuchungsergebnisse und aller weiteren
Modifikationen, die an der Anlage vorgenommen werden, aufzubewahren und im
Gebäudebuch eintragen zu lassen.
Die Wartungsarbeiten der solarthermischen Installation muss von autorisierten
Unternehmen
durchgeführt
werden.
Das
Wartungsunternehmen
ist
dafür
verantwortlich, dass die Wartungsarbeiten entsprechend den Vorgaben des RITE und
der Betriebsanleitung durchgeführt werden. Solarthermische Anlagen mit einer
Leistung zwischen 5 und 70 kW müssen gemäß den Anweisungen, die in der
Betriebsanleitung enthalten sind, gewartet werden.
Bei solarthermischen Anlagen mit einer Leistung, über 70 kW muss zusätzlich ein
Wartungsvertrag zwischen dem Inhaber der solarthermischen Anlage und dem
Wartungsunternehmen abgeschlossen werden.
Wenn die Kapazität der solarthermischen Anlagen zur Wärmeerzeugung und/oder
Kühlung 5.000 kW bzw. 1.000kW übersteigt, müssen die Wartungsarbeiten,
zusätzlich zu den bereits genannten Kriterien, unter Aufsicht eines Wartungsleiters
ausgeführt werden.
Die technischen Vorschriften im Bereich der Wartung beinhalten Regelungen, die den
fehlerfreien Betrieb der solarthermischen Anlage während deren Lebensdauer
garantieren. In den technischen Vorschriften (IT 3.1) ist tabellarisch aufgelistet, in
welchen zeitlichen Abständen bestimmte Wartungsarbeiten vorzunehmen sind.
Bei solarthermischen Anlagen, deren installierte Fläche 20 m² übersteigt, muss eine
periodische Kontrolle des Warmwasserverbrauchs stattfinden. Zusätzlich muss
einmal im Jahr überprüft werden, ob die der gesetzlich vorgeschrieben Anteil des
Energiebedarfs zur Warmwassererzeugung durch erneuerbare Energien erzeugt
wird. (IT 3.4.3).
Das Wartungsunternehmen hat dem Eigentümer zu berichten, welche Änderungen an
der Anlage und bei deren Einsatz vorzunehmen sind, um die Energieeffizienz zu
erhöhen.
Bei solarthermischen Anlagen, deren Kapazität 70 kW übersteigt, ist das
Wartungsunternehmen verpflichtet, eine fortlaufende, periodische Kontrolle des
Energie- und Wasserbedarfs durchzuführen mit dem Ziel, mögliche Abweichungen
feststellen, und falls nötig, entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Diese Berichte sind für mindestens fünf Jahre aufzubewahren. (IT 3.4.4)
65
Artikel 28: Wartungsprotokoll
Das Wartungsprotokoll besitzt eine Gültigkeit von einem Jahr und ist bei der
zuständigen Behörde der jeweiligen Autonomen Region einzureichen. Es muss die
Identifizierung
der
Wartungsunternehmens,
solarthermischen
des
Anlage,
Wartungspersonals
und,
die
falls
Kennung
des
erforderlich,
des
Wartungsleiters enthalten. Außerdem muss das Protokoll die Wartungsergebnisse
aufweisen
und
einen
ausdrücklicher
Hinweis
darauf
enthalten,
dass
die
Wartungsarbeiten entsprechend den technischen Vorschriften des IT3 und der
Betriebsanleitung durchgeführt wurden.
Artikel 30/31: Inspektion der solarthermischen Anlagen
Die solarthermischen Anlagen müssen während ihrer gesamten Lebensdauer
inspiziert werden, um die Einhaltung der Vorschriften des RITE zur Energieeffizienz
sicherzustellen.
Wenn die solarthermische Installation fertiggestellt ist und alle notwenigen
Dokumente zur Inbetriebnahme vorliegen, entscheidet die zuständige Behörde der
Autonomen Region, ob eine Erstinspektion durchführt wird, um die Einhaltung des
RITE zu überprüfen.
Die zeitlichen Abstände der folgenden Inspektionen werden von der zuständigen
Behörde der jeweiligen Autonomen Region festgelegt. Letztere entscheidet auch, ob
es sich bei der durchführenden Instanz um ein anerkanntes und autorisiertes
Unternehmen oder einen selbstständigen, von der Autonomen Region anerkannten,
Techniker handelt.
Wenn die solarthermische Anlage älter als 15 Jahre ist (ab dem Zeitpunkt der
Erstzertifizierug) und die Kapazität zur Wärmeerzeugung 20 kW und zur Kühlung 12
kW übersteigt, ist eine Inspektion der gesamten Anlage durchzuführen. Diese
Inspektion beinhaltet die Überprüfung der Systeme, die die Anforderungen an die
Energieeffizienz gemäß des IT 1.2 umsetzen, die Kontrolle der Wartungsarbeiten die
im IT 3.1 aufgelistet sind und die Ausarbeitung eines Gutachtens, das dem
Eigentümer die notwendigen Änderungen zur Verbesserung der Energieeffizienz
aufzeigt.
Artikel 37-42: Zulassungsvoraussetzungen
Um die Lizenz als Montage- und/oder Wartungsunternehmen zu erhalten, müssen
folgende Auflagen erfüllt sein: Eingetragene Rechtsform, deren Zielsetzung es im
Falle eines Montageunternehmens ist, solarthermische Anlagen zu installieren und zu
reparieren und im Falle eines Wartungsunternehmens, solarthermische Anlagen zu
66
reparieren und zu warten. Der Antragssteller muss sozialversichert sein und über eine
Haftpflichtversicherung verfügen, die die Risiken seines Berufsstandes mit einer
Mindesthöhe von 300.000 Euro abdeckt. Außerdem muss der Antragssteller über die
technischen Mittel verfügen, um die angestrebte Aktivität ausführen zu können. Das
Personal muss nachweislich sozialversichert sein.
Wenn alle Auflagen erfüllt sind wird das Unternehmen von der zuständigen Behörde
der Autonomen Region in das Firmenregister eingetragen und erhält die Lizenz eines
eingetragenen Montage- oder Wartungsunternehmens.
Die Lizenz gilt in ganz Spanien und besitzt eine Gültigkeit von fünf Jahren.
Um die Zulassung zur Installation von Solarthermie-Anlagen zu erlangen, muss der
Installationsbetrieb mindestens einen Mitarbeiter mit der Qualifizierung zum
Installateur für thermische Anlagen vorweisen können.
Um dieses Zertifikat zu erlangen, müssen folgende Bedingungen erfüllt werden:
1. Volljährigkeit
2. Vorhandensein der theoretischen und praktischen Kenntnisse über thermische
Installationen in Gebäuden
a.
Man geht bei Personen, die eine technische Ausbildung im Bereich Montage und
Instandhaltung für Gebäudeinstallationen oder eine technische Ausbildung für die
Montage und Instandhaltung von Installationen im Bereich Kälte-/Wärmetechnik
und Klimatisierung vorweisen können, vom Vorhandensein dieser Kenntnisse
aus.
b.
Diejenigen, welche die Lizenz beantragen und die unter a. aufgeführten
Anforderungen nicht erfüllen, müssen folgendes vorweisen:
i. Die Teilnahme an einem Kurs, der sowohl das theoretische als auch
das praktische Basiswissen vermittelt sowie die Teilnahme an einem
weiterführenden Kurs für thermische Installationen in Gebäuden.
Dieser Kurs muss an einem von der jeweiligen Autonomen Region
zugelassenen Institut besucht werden.
ii. Es ist eine Berufserfahrung als Installateur von mindestens drei Jahren
vorzuweisen.
3. Es muss vor dem zuständigen Organ der jeweiligen Autonomen Region eine Prüfung
über die Kenntnisse zum RITE abgelegt werden.
Kann der Antraggeber eine Qualifizierung gemäß a. vorweisen, kann die Zulassung
direkt bei der entsprechenden Autonomen Region beantragt werden, ohne die
Anforderungen gemäß ii. erfüllen zu müssen.
Ingenieure für Bereiche, die durch das RITE geregelt sind, können direkt die Zulassung
bei der jeweiligen Autonomen Region beantragen, ohne die Anforderungen gemäß i. und
67
ii. erfüllen zu müssen. Der schriftliche Nachweis des akademischen Grades ist
ausreichend.
5.4.2 Genehmigungsverfahren
Die Verordnung ITC/70/2007, die am 22. Januar 2007 den Anhang der Verordnung vom 28.
Juli 1980 über die Normen und technischen Instruktionen für die Zulassung von
Solarkollektoren (Normas e Instrucciones Técnicas Complementarias para la Homologación
de
Paneles
Solares)
ersetzt
hat,
stellt
den
normativen
Rahmen
dar,
der
die
Homogenisierung von Sonnenkollektoren im Bereich der Solarthermie in Spanien reguliert.
Die in Spanien verwendeten Solarkollektoren müssen gemäß der ITC/70/2007, die Norm
ISO 9000 und die EU-Normen DIN EN 12975 und DIN 12976 erfüllen. In ihnen werden die
Anforderungen und Prüfverfahren für Sonnenkollektoren und vorgefertigte thermische
Solaranlagen definiert. Während eine zusätzliche Normierung gemäß dem Gütesiegel Solar
Keymark in den meisten europäischen Ländern verpflichtend ist, ist diese Zertifizierung in
Spanien freiwillig. Da das Gütesiegel Solar Keymark nur teilweise die in der ITC/70/2007
vorgeschriebenen Voraussetzungen der Norm ISO 9000 erfüllt, kann es sein, dass ein
Fabrikat, das gemäß Solar Keymark zertifiziert ist, auf dem spanischen Markt nicht
anerkannt wird.
Zur Beantragung eines Zulassungszertifikates müssen beim spanischen Ministerium für
Industrie, Tourismus und Handel folgende Dokumente eingereicht werden:
1. Antrag
2. Technische
Prüfung
des
Sonnenkollektors,
die
von
einem
anerkanntem
Zertifizierungsinstitut gemäß den Normen der ITC/70/2007 (Punkt 1 des Anhangs)
durchgeführt wurden.
3. Audit zum Qualitätssicherungssystem der Fabrik, in der die Solarkollektoren
produziert werden, gemäß den Normen der ITC/70/2007 (Punkt 3 des Anhangs).
Dieses Audit kann lediglich von Unternehmen vorgenommen werden, die beim
spanischen Ministerium zugelassen sind. Das Audit ist allerdings nicht erforderlich,
wenn das deutsche Unternehmen die Norm ISO 9001 vorweisen kann. Diese
Zertifizierung zur Gewährleistung des Qualitätsstandard kann bei jeder zugelassenen
europäischen Institution beantragt werden.
4. Falls der Hersteller die Zulassung nicht selbst beantragt, muss eine Vollmacht des
beauftragten Unternehmens beigelegt werden.
68
Die Postanschrift des spanischen Ministeriums für Industrie, Tourismus und Handel lautet:
Dirección General de Política Energética y Minas (Subdirección General de Planificación
Energética)
Ministerio de Industria, Turismo y Comercio
Pso Castellana 160,8º Planta
E-28071 Madrid
5.4.3 Nationale Förderprogramme für Solarthermie
5.4.3.1 Das Finanzierungsprogramm SOLCASA
Am 23. März 2010 hat das Institut für Energieeinspeisung und Diversifizierung (Ministerio de
Industria, Turismo y Comercio – IDAE) ein Pilotprojekt verabschiedet, das die Finanzierung
von Solarthermieprojekten in Gebäuden vorsieht. Im Rahmen dieses Programms stellt das
IDAE 5 Mio. Euro an Finanzierungshilfen in Form von Krediten zur Verfügung. Diese können
von anerkannten Energiedienstleistern beantragt werden. Ziel des Programms ist es, neue
Impulse im Solarthermiesektor zu setzen, und die neuentwickelten Finanzierungsmöglichkeiten durch Energiedienstleister zu fördern, die dem Kunden eine umfassende
energietechnische Versorgung zukommen lassen. Des Weiteren soll die Energieeffizienz in
Gebäuden erhöht und die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben im Bereich der
Solarthermie garantiert werden.
Pascual Polo, der Generalsekretär des Verbandes der solarthermischen Industrie in Spanien
(ASIT) begrüßt die Initiative, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass das Programm seiner
Meinung nach nur geringe Auswirkungen auf den Solarthermiesektor haben wird, da
solarthermischen Anlagen, die in der industriellen Produktion eingesetzt werden, explizit von
den Finanzierungshilfen ausgeschlossen werden.
Die Eckpunkte des Programms SOLCASA bestehen aus Qualitätskontrolle, Finanzierung
und Öffentlichkeitsarbeit.
Qualitätskontrolle
Um die Finanzierungsmittel des SOLCASA in Anspruch nehmen zu können, müssen die
Energiedienstleister vom IDAE in das Programm aufgenommen werden. Dabei werden
deren Organisation, die technische Beschaffenheit der Systeme und Anlagen, die
Vertragsbedingungen, das Dienstleistungs- und Vertriebsnetz und deren Kapitalausstattung
69
überprüft.
Bei
einer
Aufnahme
verpflichtet
sich
der
Energiedienstleister,
die
Qualitätsstandards des Programms in jeder Projektphase einzuhalten und die gesetzlichen
Vorgaben des RITE und des CTE zu beachten. Außerdem verpflichte sich der
Energiedienstleister, dass durch den Einbau der solarthermischen Anlagen der Energiepreis
für den Endverbraucher um mindestens 10% sinkt.
Während der Nutzung der Anlage kann diese zu jedem Zeitpunkt von Technikern des IDAE
untersucht werden.
Finanzierung
In der Pilotphase von SOLCASA hat das IDAE 5 Mio. Euro an Finanzierungsmitteln zur
Verfügung gestellt, die im Rahmen von Krediten von den anerkannten Energiedienstleistern
beantragt werden können. Am Ende der Pilotphase wird abhängig von den Ergebnissen von
SOLCASA entschieden, wie die endgültige Finanzierung des Programms aussieht.
Finanziert werden solarthermische Anlagen in Gebäuden zur Brauchwassererzeugung und
zur Klimatisierung von Hallenbädern, wie auch Heizungs- und Kühlungsanlagen.
Nicht vorhergesehen ist eine Finanzierung von solarthermischen Anlagen, die in der
industriellen Produktion eingesetzt werden.
Für folgende Tätigkeiten kann eine Finanzierung beantragt werden:
• Installation von Solarkollektoren und dazugehörigem Solarspeicher mit den nötigen
Anlagen und Verbindungen, die einen reibungsfreien Betrieb ermöglichen.
• Bauarbeiten, die den Anschluss von bereits bestehenden Kesselräumen an die
solarthermische Anlage ermöglichen.
• Installation von Absorberanlagen oder anderer Anlagen zu Kühlung, die
die
Sonneneinstrahlung in Kälte umwandeln, sowie die nötigen Anlagen und
Verbindungen, die einen reibungsfreien Betrieb ermöglichen.
• Elektrische Systeme zur Kontrolle und Überwachung.
• Systeme zur Verteilung von Wärme/Kälte innerhalb des Gebäudes.
• Zusätzliche Anlagen und Verbindungen, die einen reibungsfreien Betrieb ermöglichen
(Hydraulische Kreisläufe, Austauscher- und Steuerungssysteme) und die die
solarthermische Anlage an das Verteilersystem und weitere Energiesysteme im
Gebäude anschließen.
Die Finanzierungshilfen, die den Energiedienstleistern in Form von Krediten gewährt werden,
weisen folgende Konditionen auf:
70
• Erst ab einem Projektvolumen von 20.000 Euro kann eine Finanzierung durch das
IDAE beantragt werden.
• Die Höchstgrenze eines vom IDAE finanzierten Einzelprojekts beträgt 250.000 Euro.
• Ein Energiedienstleister kann in der Summe nur eine Finanzierung von 1 Mio. Euro
erhalten.
• Während sich das Projekt amortisiert, beträgt der Zinssatz EURIBOR +2,2% p.a.
• Die Amortisationsdauer darf nicht länger als zehn Jahre betragen.
• Als Garantie hat der Energiedienstleister die monatlichen Forderungen die er an den
Endverbraucher hat an das IDAE abzutreten.
• Solarthermische Anlagen zur Brauchwassererzeugung und zur Klimatisierung von
Hallen- und Freibädern werden mit maximal 1.000 Euro pro kW finanziert,
Heizungsanlagen mit bis zu 1.500 Euro pro kW und Heizungs- und Kühlungsanlagen
mit bis zu 1.800 Euro pro kW.
• In dem Vertrag, den der Energiedienstleister mit dem Nutzer abschließt, wird
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das IDAE keine Haftung übernimmt.
Um einen Kredit für ein bestimmtes Projekt zu erhalten, muss der Energiedienstleister
folgende Dokumente schriftlich beim IDAE einreichen:
•
Höhe der beantragten Finanzierungsmittel, Projektbeschreibung, Kostenaufstellung
und veranschlagte Amortisationsdauer.
Außerdem muss dargestellt werden, welche Fördermittel für das Projekt bereits beantragt
wurden und es muss ein technischer Bericht eingereicht werden, der folgende Informationen
beinhaltet:
•
Daten der Sonneneinstrahlung und Anteil des Energiebedarfs des Gebäudes, das
durch die solarthermische Anlage gedeckt wird.
•
Eigenschaften der Solarkollektoren und Solarspeicher (und Kühlanlagen).
•
Technische Details aller Anlagen.
•
Energie- und Wirtschaftlichkeitsstudie des Projekts.
•
Daten des Nutzers und Kopie des Vertrags zwischen dem Energiedienstleister und
dem Nutzer.
•
Kopie der behördlichen Baugenehmigungen.
71
Das IDAE entscheidet innerhalb von zwei Monaten über die Kreditvergabe. Nach der
Bewilligung seitens des IDAE hat der berechtigte Energiedienstleister einen Monat Zeit, um
den Finanzierungsvertrag zu formalisieren.
Eine Auflistung der bisher anerkannten Energiedienstleister kann auf der Internetseite des
IDAE eingesehen werden (www.idae.es – financiación – SOLCASA)
Öffentlichkeitsarbeit
Das Programm SOLCASA sieht auch Öffentlichkeitsarbeit vor. Durch die Anwesenheit bei
Messen und Kongressen und die Zusammenarbeit mit Verbänden, wie auch die
Internetpräsenz des IDAE, soll der Bekanntheitsgrad des Programms gesteigert werden.
5.4.3.2 Der Plan 2000ESE
Um die Energieeffizienz in Gebäuden zu erhöhen und die Aktivität der Energiedienstleister
zu fördern, hat der Ministerrat am 16.07.2010 den Plan 2000ESE verabschiedet. Dieser sieht
vor, dass der Energieverbrauch in 2.000 öffentlichen Einrichtungen (davon jeweils 1.000 auf
regionaler/lokaler und nationaler Ebene) um mindestens 20% verringert werden soll. In
Frage kommen öffentliche Gebäude, deren jährliche Energiekosten mindestens 200.000
Euro betragen. Die Aufträge werden ausschließlich an Energiedienstleister vergeben. Die
Vertragslaufzeit hängt von der Amortisationsdauer der Investition, die der beauftragte
Energiedienstleister
getätigt
hat,
ab.
Die
anfallenden
Kosten
werden
über
die
Energieeinsparungen beglichen.
Jede Autonome Region stellt Finanzierungshilfen für die Energiedienstleister bereit, die
maximal 20% der Investition betragen und zu 80% von nicht verwendeten Mitteln des Plans
für Energieeinsparung und -effizienz und zu 20% aus dem Haushalt der Autonomen Region
gedeckt werden. Die maximale Finanzierungshilfe pro Projekt beträgt 80.000 Euro.
Einen Überblick über die Energiedienstleister, die auf dem spanischen Markt tätig sind, bietet
die Internetpräsenz der beiden Verbände für Energiedienstleister:
ANESE (Asociación de Empresas de Servicios Energéticos): www.anese.es – Rubrik: socios
A3E (Asociación de Empresas de Eficiencia Energética): www.asociacion3e.org – Rubrik:
asociados
72
5.4.3.3 SO-PRO (Solar Process Heat)
Im Rahmen des europäischen Projektes „Solare Prozesswärme“ (SO-PRO) ist Spanien mit
den Autonomen Regionen Kastilien - León, Kastilien - La Mancha und Madrid eines von fünf
Ländern, die miteinander kooperieren, um die Nutzung von solarthermischen Anlagen in
Industrieprozessen voranzutreiben. Das Projekt richtet sich sowohl an Industrieunternehmen,
die eine erhöhte Nachfrage nach Prozesswärme oder -kälte aufweisen, als auch an
Energiedienstleister, Interessensvertreter, Hersteller und Installateure von solarthermischen
Anlagen. Die Initiative SO-PRO, die am 1. Juni 2009 gestartet ist und eine Laufzeit von 28
Monaten
aufweist,
verfolgt
die
Zielsetzung,
die
Entwicklung
eines
Marktes
für
solarthermische Prozesswärme in den sieben teilnehmenden Regionen Oberösterreich
(Österreich), Kastilien und Madrid (Spanien), Südböhmen (Tschechien), NordrheinWestfalen (Deutschland), Sachsen (Deutschland) und Podravje (Slowenien) zu fördern.
Im Rahmen des Projekts sollen ausgewählte Industriebetriebe gezielt darauf untersucht
werden, ob der Einbau von solarthermischen Anlagen technisch machbar und wirtschaftlich
sinnvoll ist. Diese Studien sind für interessierte Unternehmen kostenlos. Um die
Marktentwicklung zu unterstützen, findet außerdem eine kostenlose Betreuung von
Pilotprojekten statt und es werden Informations- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten.
In Spanien wird das Projekt SO-PRO von dem Beratungsunternehmen ESCAN S.A.
(www.escansa.com) koordiniert. In Zusammenarbeit mit dem Energiedienstleister 9REN
wurden folgende Aktivitäten durchgeführt:
•
Wirtschaftlichkeitsanalysen und technische Studien in 30 Industriebetrieben
•
Kostenlose Beratung bei der Realisierung von zehn Pilotprojekten, die die
Verwendung solarthermische Anlagen in Industrieprozessen vorsehen
•
Durchführung von Werbekampanien, Konferenzen und Bildungsmaßnahmen
•
Erstellung eines Leitfadens zur Installation von solarthermischen Anlagen in der
industriellen Produktion
Um Unternehmen, die grundsätzlich in solarer Prozesswärme interessiert sind, eine erste
Abschätzung darüber zu ermöglichen, ob die Installation von solarthermischen Anlagen eine
sinnvolle Alternative darstellt, wurde die unten aufgeführte Checkliste erstellt. Wenn in der
Rubrik der K.O. Kriterien eine Frage mit „Nein“ beantwortet wird, ist es unwahrscheinlich,
dass die Installation einer solarthermischen Anlage Sinn macht.
73
Abbildung 21: Checkliste von SO-PRO
74
5.4.4 Förderprogramme der Autonomen Regionen
Um den Ausbau der erneuerbaren auf Energien auf regionaler Ebene zu voranzutreiben,
existieren Förderprogramme der einzelnen Autonomen Regionen.
Insbesondere das Institut für Diversifizierung und Energieeinsparung (IDAE) zeigt starkes
Engagement in der Förderung von Subventionsprogrammen für solarthermische Anlagen.
Dies spiegelt sich insbesondere in der Vereinbarung von Abkommen zwischen dem IDAE
und den Verwaltungsbehörden diverser „Landes“- Regierungen zur Kofinanzierung von
Programmen zur Gewährleistung von Beihilfen im Solarthermiesektor wider. Die Autonome
Region Madrid, die Baskische Energieeinrichtung (EVE), die regionale Energiebehörde
Kastilien-Leóns
(EREN),
die
Gesellschaft
für
Energiemanagement
Kantabriens
(GENERCAM), die Energieagentur Valencias (AVEN), die Behörde für Energiemanagement
in Murcia (ARGEM) sowie die Energiebehörde der Autonomen Regierung Extremaduras
(AGENEX) stellen einige der spanischen regionalen Institutionen dar, die sich in Form eines
eines Abkommens mit dem IDAE verpflichten, einen gewissen Anteil der Installationskosten
einer solarthermischen Anlage zu subventionieren. Zu den auf nationaler Ebene
bereitgestellten Subventionen zählen 280,8 Millionen Euro, die das IDAE den Autonomen
Regionen Spaniens für 2009 und 2010 zur Realisierung des „Plans 2008-2012Energieeinsparung und –effizienz“ und des „Plans für erneuerbare Energien“ (PER) zur
Verfügung stellt. Hinzu kommen Mittel aus dem Europäischen Fond für Regionale
Entwicklung (EFRE 2009-2013) und aus den Haushalten der einzelnen Autonomen
Regionen.
Zu beachten ist, dass die Höhe der Mittel und die Vergabepraxis über die verschiedenen
Autonomen Regionen hinweg variiert. In einigen Autonomen Regionen können die
Subventionen außerdem nur in ein oder zwei Monaten im Jahr beantragt werden.
Dass Andalusien bei der installierten Kollektorfläche mit 640.000 m² der Spitzenreiter ist, ist
nicht nur dem Umstand geschuldet, dass im Süden die Sonneneinstrahlung am höchsten ist,
sondern beruht auch darauf, dass Andalusien eine Vorreiterrolle bei der Förderpraxis in
Spanien einnimmt. Andalusien hat als einzige spanische Region ein langfristiges
Förderprogramm aufgelegt. Außerdem können die Förderanträge das gesamte Jahr über
eingereicht werden. Die andalusische Energieagentur AAE (Agencia Andaluza de la
Energía) stellt zwischen 2009 und 2014 im Rahmen des Plans zur Förderung erneuerbarer
Energien „Andalucien A+“ Investitionshilfen in Höhe von 480 Millionen Euro für den Ausbau
der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zur Verfügung. Es handelt sich dabei um
ein Marktanreizprogramm, das Privatpersonen und Unternehmen mit Direkthilfen bei
Anschaffung von Erneuerbare-Energien-Anlagen unterstützt. Alleine im vergangen Jahr
75
wurden dadurch 7.696 neue solarthermische Anlagen in der Region installiert. Das
Förderprogramm richtet sich hauptsächlich an Privatpersonen und kleine und mittlere
Unternehmen (KMU). Gefördert werden solarthermische Anlagen zur Brauchwassererzeugung, deren Kollektorfläche größer als 7 m² ist. Der maximale Fördersatz für große
Unternehmen beträgt 50%, für mittlere Unternehmen und Privatpersonen 60% und für kleine
Unternehmen 70% der förderbaren Kosten. Der Fördersatz steigt um 10%, wenn ein
Abkommen mit einem Energiedienstleister abgeschlossen wird, es sich um eine innovative
Anlage handelt oder eine gesteigerte ökologische Bedeutung für die Region vorliegt. Die
Subventionen können entweder online bei der andalusischen Energieagentur oder im
Rahmen des Programms PROSOL beantragt werden. Bei diesem Programm muss die
Anlage bei einem zugelassenen Energiedienstleister beantragt werden, der diese dann
installiert und die Subventionen direkt von dem zu zahlenden Preis abzieht.
www.agenciaandaluzadelaenergia.es.
Auch die Energieargentur in Asturien FAEN (Fundación Asturiana de la Energía) fördert
den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Solarthermie. Im Rahmen eines
Förderprogramms wurden für das Jahr 2010 dazu 899.007 € bereitgestellt, 400.000 € für
Unternehmen und 499.007 € für Privatpersonen und gemeinnützige Organisation. Der
höchstmögliche Förderbetrag für solarthermische Anlagen beläuft sich auf 37% der
Referenzkosten. Die Referenzkosten pro m² liegen bei 812 €, wenn die solarthermische
Anlage kleiner als 20 m² ist und 710,5 €, wenn die installierte Kollektorfläche 20 m²
übersteigt. Gefördert werden können solarthermische Anlagen zur Brauchwassererwärmung
und Klimatisierung sowohl in Gebäuden des privaten und tertiären Sektors als auch in
Industrieprozessen, der Land- Vieh- und Forstwirtschaft. Für folgende Elemente der
solarthermischen Anlage kann eine Förderung gewährleistet werden:
Sonnenkollektoren, Träger- und Befestigungselemente, Elemente zur Verbindung von
Kollektoren, Brauchwasserspeicher, Wärmetauscher, Pumpen, Rohrleitungen, Systeme zur
Regulierung, Kontrolle und die mit der Installation der Anlage anfallenden Arbeitszeit. Nach
Rücksprache mit der FAEN werden das Förderprogramm und die damit verbundene
Ausschreibung für das Jahr 2011 im kommenden Mai/Juni verabschiedet.
www.faen.es
Der Rat für Energie Industrie und Handel der Balearen hat sein Förderprogramm
drastisch gekürzt. Während im Jahr 2010 noch 1,3 Mio. € für den Ausbau der erneuerbaren
Energie auf den Balearen aufgewendet wurden, sind dieses Jahr nur noch 445.950 €
vorhergesehen. Davon entfallen 45% auf solarthermische und hybride Anlagen aus
Solarthermie und Biomasse. Gefördert werden Installationen, die aus mindestens drei
76
Kollektoren bestehen. Diese müssen einen Wärmeverlustkoeffizient unterhalb von 9 W/m²Cº
aufweisen. Im Allgemeinen werden solarthermische Anlagen pauschal mit 260 €/m² und
Anlagen zur solaren Kühlung mit 350 €/m² unterstützt. In keinem Fall darf die Förderung
mehr als 30% der Kosten betragen. Dieser Prozentsatz kann auf 45% steigen, wenn es sich
bei dem Antragssteller um eine Gemeindeverwaltung oder einen Stadtrat handelt, der den
Bau einer hybriden Anlage in Auftrag gibt. Der Höchstbetrag pro Projekt beträgt 70.000 €
und pro Zuschussberechtigten 200.000 €. Nicht unterstützt werden solarthermische Anlagen,
deren Einbau durch den Baukodex gesetzlich Vorgeschrieben ist.
Außerdem wurde aus dem Haushalt der Autonomen Region ein zweites Förderprogramm mit
einem Volumen von 180.000 € auf den Weg gebracht, das solarthermische Anlagen, die aus
bis zu zwei Kollektoren bestehen und eine Fläche von mindestens 1,7 m² aufweisen,
pauschal mit 550 € pro Kollektor subventioniert. Jeder Zuschussberechtigte kann maximal
1.100 € beantragen. Die Ausschreibung für das Jahr 2011 wird nach Auskunft des
Ministeriums für Energie in den kommenden Monaten stattfinden.
www.caib.es
Die Baskische Energieeinrichtung EVE (Ente Vasco de la Energía) fördert solarthermische
Anlagen zur Brauchwassererwärmung und Klimatisierung sowohl in Gebäuden des privaten
und tertiären Sektors als auch in Industrieprozessen bis zu einer Kollektorfläche von 150 m².
Dabei müssen Flachkollektoren oder Vakuumröhrenkollektoren verwendet werden, die eine
Abdeckung aufweisen und deren Wärmeverlustkoeffizient unterhalb von 9 W/m²Cº liegt. Für
vorgefertigte Systeme gilt der gleiche Grenzwert. Anlagen zur solaren Kühlung und
Solarthermieanlagen,
die
Brauchwasser
über
60ºC
erhitzen,
müssen
einen
Mindestwirkungsgrad von 40% aufweisen. Förderberechtigt sind außerdem hybride Anlagen
aus Solarthermie und Biomasse. Die von der EVE bereitgestellten Subventionen reichen bis
zu einem maximalen Zuschuss von 100.000 € pro Bezugsberechtigten für eine oder mehrere
Installationen und tragen bis zu 35 % der betreffenden Referenzkosten9. Für Innovationen
kann dieser Prozentsatz auf 50% ansteigen. Die vom Baskenland bereitgestellte
Fördersumme für das Subventionsprogramm betrug für das Jahr 2010 insgesamt 3 Mio. €.
Knapp ein Drittel wurde vom IDAE getragen. Nach Auskunft des EVE werden die
Konditionen und das Volumen des Förderprogramms für 2011 voraussichtlich im April
verabschiedet. Der Ausschreibungszeitraum ab dem Zeitpunkt der Verabschiedung wird auf
der Internetseite des EVE veröffentlicht.
www.eve.es
9
Referenzkosten siehe Autonome Region Asturien
77
Der Industrie-, Energie- und Umweltrat (Consejería de Industria, Energía y Medio Ambiente)
der Autonomen Region Extremadura erweiterte durch den Erlass 220/2010 vom 30
Dezember letzten Jahres, die Beschlüsse 242/2009 und 263/2008, die den gesetzlichen
Rahmen zur Förderung Erneuerbarer Energien in der Autonomen Region Extremadura
definieren. Die von der Autonomen Region Extremadura für das Jahr 2010 bereitgestellte
maximale Fördersumme für das Subventionsprogramm beträgt 1.060.754 €, wovon
solarthermische Anlagen mit insgesamt 330.754 € und hybride Anlagen aus Solarthermie
und Biomasse mit 100.000 € subventioniert werden. Die finanziellen Fördermittel umfassen
bis zu 30 % der Referenzkosten10. Hybride Anlagen werden mit bis zu 50 % der
förderfähigen Projektkosten subventioniert. Der Höchstbetrag pro Projekt beträgt 40.000 €.
Der Zeitraum, in dem Förderanträge eingereicht werden konnten war vom 11.01. –
11.02.2011.
www.agenex.org
Das Institut für Energie in Galicien INEGA (Instituto Enerxético de Galicia) ist ebenfalls ein
Abkommen mit dem IDAE, zur Bereitstellung öffentlicher Fördermittel für die Durchführung
neuer Projekte und zur Förderung der erneuerbaren Energien eingegangen. Die von der
Autonomen Region Galicien bereitgestellte Fördersumme für das Subventionsprogramm
betrug für das Jahr 2010 insgesamt 4.665.589 €, wovon solarthermische Anlagen mit
insgesamt 1,3 Mio. € finanziell unterstützt wurden. Der maximale Förderbetrag beläuft sich
auf 35% der Investitionskosten (45%, falls es sich um eine öffentliche Einrichtung handelt).
Der Höchstsatz, mit dem Flachkollektoren (Vakuumröhrenkollektoren) subventioniert werden,
beträgt 450€/kW (300€/m²). Jedes Projekt kann mit maximal 60.000 € gefördert werden.
Nicht unterstützt werden solarthermische Anlagen, die zur Brauchwassererzeugung dienen
und deren Einbau durch den Baukodex gesetzlich vorgeschrieben ist und der Einsatz
solarthermischer Anlagen in Freibädern. Außerdem sind öffentliche Hallenbäder (und
Sportzentren) mit einer zu installierenden Kollektorfläche, die 150 m² (50 m²) unterschreitet
nicht förderbar. Nach Auskunft des INEGA werden die Konditionen und das Volumen des
Förderprogramms für 2011 Anfang Juni verabschiedet. Der Ausschreibungszeitraum ab dem
Zeitpunkt der Verabschiedung wird zwischen einem und zwei Monaten betragen.
www.inega.es
Die Regierung der Kanarischen Inseln hat im letztes Jahr solarthermische Anlagen zur
Brauchwassererzeugung und Klimatisierung mit 1,8 Mio. € gefördert. Erstattet wurden bis zu
37% der Referenzkosten11, maximal 120.000 € pro Projekt und 240.000 € pro Antragssteller.
Nach Auskunft des Rats für Energie, Industrie und Handel der Kanaren werden die
10
11
Referenzkosten siehe Autonome Region Asturien
Referenzkosten siehe Autonome Region Asturien
78
Konditionen und das Volumen des Förderprogramms für 2011 Anfang Mai verabschiedet.
Der Ausschreibungszeitraum ab dem Zeitpunkt der Verabschiedung beträgt 40 Tage.
www.gobiernodecanarias.org
Auch die Gesellschaft für Energiemanagement Kantabriens GENERCAN (Sociedad de
Gestión Energética de Cantabria) ist ein Abkommen mit dem IDAE zur Bereitstellung
öffentlicher Fördermittel für die Durchführung neuer Projekte in den Bereichen Solarenergie,
Geothermie, Windenergie und Biomasse eingegangen. Im Rahmen des Förderprogramms,
dass für das Jahr 2011 ein Volumen von 500.000 € aufweist, werden solarthermische
Anlagen insgesamt mit 139.000 € und hybride Anlagen aus Biomasse und Solarthermie mit
69.000 € subventioniert. Finanziert werden bis zu 37% der Referenzkosten12. Jedes Projekt
und jeder Antragssteller kann mit maximal 45.000 € gefördert werden. Von der Förderung
ausgeschlossen sind solarthermische Anlagen, deren Einbau der Baukodex gesetzlich
vorschreibt. Die Frist, innerhalb derer Förderanträge für das Jahr 2011 eingereicht werden
konnten ist am 31. März diesen Jahres bereits abgelaufen.
www.genercan.es
Die Autonome Region Kastilien-La Mancha stellt finanzielle Fördermittel für Installationen
zur Nutzung Erneuerbarer Energien durch den Einsatz von Technologien aus den Bereichen
Solarthermie, Fotovoltaik, Biomasse und hybriden Anlagen aus Solarthermie und Biomasse
bereit. Bezugsberechtigt sind Privatpersonen, Handelsgesellschaften, lokale Körperschaften,
Verbände und Gütergemeinschaften. Die von der Autonomen Region Kastilien-La Mancha
bereitgestellte maximale Fördersumme für das Subventionsprogramm betrug für das Jahr
2010 insgesamt 2.154.101 €. Davon wurden solarthermische Anlagen mit insgesamt
1.054.101 € und hybride Anlagen aus Solarthermie und Biomasse mit 150.000 € unterstützt.
Die Referenzkosten pro m², liegen bei 812 € wenn die solarthermische Anlage kleiner als 20
m² ist und 710,5 €, wenn die installierte Kollektorfläche 20 m² übersteigt. Der Zeitraum, in
dem Förderanträge eingereicht werden konnten, belief sich auf den 16.10. bis 30.11.2010.
Ob es im nächsten Jahr zu einer Neuauflage des Förderprogramms kommt entscheidet sich
laut der Energieagentur von Kastilien – La Mancha in den nächsten Monaten.
www.agecam.es
Die Regionale Energieeinrichtung Kastilien-León EREN (Ente Regional de la Energía de
Castilla y León) berücksichtigt die Solarthermie im Rahmen ihrer Förderpolitik mit
Subventionen von bis zu 50% der Referenzkosten und der Gewährung eines maximalen
Subventionierungsbetrags von 200.000 €. Das Förderprogramm macht ein Volumen von
1.815.106 € aus und wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, EFRE,
12
Referenzkosten siehe Autonome Region Asturien
79
kofinanziert. Solarthermische Anlagen zur Schwimmbadbeheizung, deren Kollektoren aus
Polyethylen, Polypropylen oder Kunststoff bestehen, werden mit 20% der Referenzkosten
subventioniert, wenn der Antragssteller ein Unternehmen ist. (und mit 30% der
Referenzkosten, falls dies nicht der Fall ist). Kompaktanlagen, deren Wärmeverlustkoeffizient
unterhalb von 9 W/m²Cº liegt und solarthermische Anlagen, deren Kollektoren keine
Glasabdeckung aufweisen, werden mit 25% (35%) der Referenzkosten gefördert.
Kollektoren mit Glasabdeckung, deren Wärmeverlustkoeffizient zwischen 9 W/m²Cº und 5
W/m²Cº liegt, werden ebenfalls mit 25% (35%) unterstützt. Bei Kollektoren mit
Glasabdeckung, deren Wärmeverlustkoeffizient geringer als 5 W/m²Cº ist, kann mit einem
maximalen Fördersatz von 30% (40%) gerechnet werden. Anlagen zur solaren Kühlung und
Solarthermieanlagen
deren
Kollektoren
einen
Glasabdeckung
aufweisen
und
die
Brauchwasser über 60ºC erhitzen, müssen einen Mindestwirkungsgrad von 40% und einen
Wärmeverlustkoeffizient von unter 4 W/m²Cº aufweisen, um mit 40% (50%) ihrer
Referenzkosten gefördert zu werden. Die Referenzkosten sind dem Erlass Nr. 250 der
Autonomen Region Kastilien – León zu entnehmen. (Boletín Oficial de Castilla y León Núm.
250). Die Frist, in der Förderanträge für das Jahr 2011 eingereicht werden können, läuft vom
25.01.-30.04.2011.
www.jcyl.es
Katalonien gehört zu den spanischen Regionen, die den Ausbau der erneuerbaren Energien
mit am entschiedensten vorantreiben. Mit einem Volumen von 5.434.575 Mio. € ist das
Förderprogramm, das die katalanische Energieagentur ICAEN (Institut Català d’Energia) in
Kooperation mit dem IDAE und dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung
bereitstellt, dementsprechend umfangreich. Die, für die Förderung von solarthermischen
Anlagen zur Verfügung gestellte Summe von 1,9 Mio. € kann zu 38% von Familien, zu 37%
von Unternehmen, zu 21% von lokalen Interessensverbänden und zu 3% von
gemeinnützigen Organisationen beantragt werden. Förderbar sind solarthermische Anlagen
zur Brauchwassererwärmung und Klimatisierung sowohl in Gebäuden des privaten und
tertiären Sektors als auch in Industrieprozessen. Kompaktsysteme und solarthermische
Installationen, deren Kollektoren einen Wärmeverlustkoeffizient unterhalb von 9 W/m²Cº
aufweisen, werden mit bis zu 37% der Referenzkosten13 subventioniert. Anlagen zur solaren
Kühlung und Solarthermieanlagen, die Brauchwasser über 60ºC erhitzen, müssen einen
Mindestwirkungsgrad von 40% aufweisen, um den maximalen Fördersatz von 37% der
Referenzkosten zu erhalten. Für Innovationen kann dieser Prozentsatz auf 55% ansteigen.
Der für ein Unternehmen zulässige Betrag an Beihilfen ist innerhalb von drei Steuerjahren
auf 400.000 € begrenzt. Nach Angaben der ICAEN wird das Beitrag des IDAE zum
13
Referenzkosten siehe Autonome Region Asturien
80
Förderprogramm für das Jahr 2011 3 Mio. € betragen. Ob zusätzliche Mitteln aus dem
katalanischen Haushalt bereitgestellt werden, ist noch ungewiss. Die Konditionen und das
Volumen
des
Förderprogramms
werden
im
Sommer
verabschiedet.
Der
Ausschreibungszeitraum ab dem Zeitpunkt der Verabschiedung beträgt einen Monat.
www.icaen.net
Auch die Energieagentur von Madrid, FENERCOM (Fundación de la Energía de la
Comunidad de Madrid), förderte den Ausbau der erneuerbaren Energien im vergangenen
Jahr mit 2,35 Mio. €. Die Fördersumme wurde im Rahmen eines Abkommens vom IDAE
bereitgestellt. Solarthermische Anlagen zur Brauchwassererwärmung, deren Kollektoren
einen Wärmeverlustkoeffizient unterhalb von 9 W/m²Cº aufweisen, werden mit 260 €/m²
unterstützt, Anlagen zur solaren Kühlung, Systeminnovationen und experimentelle
Entwicklungen für neue Anwendungen mit einem Betrag von 375 €/m². In Gemeinden, die
weniger als 10.000 Bewohner aufweisen, beträgt der maximale Fördersatz aller
solarthermischer Installationen 50% der Referenzkosten. Bevölkerungsdaten der einzelnen
Gemeinden können beim Statistischen Institut von Madrid (www.madrid.org/iestadis)
eingesehen werden.
www.fenercom.com
Die Agentur für Energiemanagement Murcia ARGEM (Agencia de Gestión de la Energía
de la Región de Murcia) ist ein Abkommen mit dem IDAE zur Bereitstellung öffentlicher
Fördermittel für die Durchführung neuer Projekte in den Bereichen Solarenergie, Biomasse,
Biogas,
Fotovoltaik
Fotovoltaik/Windkraft
und
hybriden
eingegangen.
In
Anlagen
der
aus
Solarthermie/Biomasse
Autonomen
Region
Murcia
und
werden
solarthermische Anlagen mit 37% der Referenzkosten subventioniert. Die maximalen
Förderbeträge pro m² liegen damit bei 300,44 € für vorgefertigte Systeme und
solarthermische Anlagen, die kleiner als 20 m² sind und bei 262,88 €, wenn die installierte
Kollektorfläche 20 m² übersteigt. Für die Installation von technologischen Innovationen wird
der jeweilige Fördersatz mit 1,5 multipliziert. Unternehmen werden mit maximal 60.000 €,
gemeinnützige Organisationen mit 40.000 € und Privatpersonen mit 20.000 € subventioniert.
Subventionsberechtigt
sind
Unternehmen,
gemeinnützige
Organisationen
oder
Privatpersonen, die einen Wohn-, Firmen- oder Produktionssitz in der Autonomen Region
Murcia nachweisen. Die von der Autonomen Region Murcia bereitgestellte Fördersumme für
das Subventionsprogramm beträgt für das Jahr 2011 insgesamt 1.001.494 €. Der Zeitraum,
in dem Förderanträge eingereicht werden können, entscheidet sich nach Rücksprache mit
der ARGEM im Mai.
www.argem.es
81
Auch in der Autonomen Region Navarra wurde ein Förderprogramm verabschiedet, das den
Ausbau der erneuerbaren Energien mit 2 Mio. € unterstützt. Dabei wird nicht nur die
Installation neuer solarthermischer Anlagen, sondern auch die Verbesserung bereits
bestehender
Installationen
gefördert.
Solarthermische
Anlagen,
deren
Kollektoren
architektonisch integriert sind, werden mit bis zu 40%, Installationen, die die nicht in die
Architektur integriert sind, mit bis zu der 30% der Referenzkosten bezuschusst. Ferner
werden 50% des Audits subventioniert, das als Grundlage dient, die Effizienz einer bereits
bestehenden Anlage durch Modifikationen zu erhöhen. Die Referenzkosten des Audits
belaufen sich auf maximal 1.000 €. Die maximale Fördersumme für die Installation neuer
solarthermischer Anlagen beträgt 150.000 €. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden,
werden die Subventionen nach dem „De-minimis“ Prinzip vergeben. Damit ist der
Subventionswert aller, für ein Unternehmen zulässiger Beihilfen, innerhalb von drei
Steuerjahren auf 200.000 € begrenzt. Die Grenze für Unternehmen des Straßenbausektors
beträgt 100.000 €.
www.navarra.net
Die Autonome Region Rioja ist eine der wenigen Regionen, die ihr Förderprogramm
langfristig ausrichten. Das Budget ist jedoch vergleichsweise gering und nur ein geringer Teil
wird für solarthermische Anlagen aufgewendet. Die Agentur für wirtschaftliche Entwicklung in
Rioja ADER (Agencia de Desarrollo Económico de la Rioja) stellt für die Jahre 2011 und
2012 jeweils 140.000 € zur Verfügung. Im Jahr 2012 steigt der Betrag auf 300.000 €, in 2013
auf 450.000 € und im Jahr 2014 werden die öffentlicher Fördermittel 250.000 € betragen.
Die Frist, in der Förderanträge für das Jahr 2011 eingereicht werden können, endet am
29.04.2011.
Die Valencianische Energieagentur AVEN (Agencia Valenciana de la Energía) fördert
Solarthermieprojekte im Rahmen des Aktionsplans der Jahre 2008 bis 2012 sowie dem
Programm zu Energieeinsparungen- und Effizienz in Spanien. Die bereitgestellte
Fördersumme für das Subventionsprogramm betrug für das Jahr 2010 insgesamt 3.579.732€
und wurde durch Mittel aus dem Europäischen Fond für Regionale Entwicklung EFRE, dem
IDAE und der Autonomen Region Murcia bereitgestellt. Mit einer Summe von 1.299.732 €
wurden
solarthermische
Anlagen
gefördert.
Nach
Auskunft
der
Valencianischen
Energieagentur AVEN wird für das Jahr 2011 ein Förderprogramm mit ähnlichem Volumen
erwartet. Die genauen Konditionen und der Zeitraum, in dem Förderanträge eingereicht
werden können, entscheiden sich in nächster Zeit.
www.aven.es
82
5.5 POTENZIALE FÜR DEN MARKTZUGANG DEUTSCHER UNTERNEHMEN
5.5.1 Wirtschaftliche Potenziale und Prognosen
Der neue Aktionsplan der Regierung für erneuerbare Energien (PANER 2011-2020), sieht
den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der Solarthermie vor. Bis zum Jahr
2020 soll die installierte Kollektorfläche um 7,6 auf 10 Mio. m² zunehmen. Damit würde in
zehn Jahren 644 ktep des spanischen Primärenergieverbrauchs durch solarthermische
Anlagen bereitgestellt. Um dieses Ziel zu erreichen müsste die jährlich installierte
Kollektorfläche von geschätzten 376.000 m² im Jahr 2011 auf 1,2 Mio. m² ansteigen.
Eine vom Verband der solarthermischen Industrie in Spanien (Asociación Solar de la
Industria Térmica – ASIT) in Auftrag gegebene und von dem deutsch/spanischen
Beratungsunternehmen Eclareon durchgeführte Konjunkturanalyse liefert eine wirtschaftliche
Prognose für den spanischen Solarthermiemarkt. Sie unterscheidet zwischen drei
verschiedenen Szenarien. Im Benchmark-Case wird zunächst unterstellt, dass sich die
gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht verändern. In einem zweiten Szenario wird die
Auswirkung der Einführung einer Einspeisevergütung prognostiziert. Im letzten Fall wird der
Anstieg des Ölpreises auf das Niveau von Juli 2008 in die Marktprognose miteinbezogen.
Szenario I: Der Benchmark –Case
Laut der Konjunkturanalyse von Eclareon wird sich der spanische Solarthermiemarkt in den
kommenden Jahren von der Krise erholen. Die Marktprognose bis zum Jahr 2020 zeichnet
einen eindeutig positiven Trend. Die im Zeitraum von 2011 bis 2020 zusätzlich installierte
Fläche soll um 4 Mio. m² ansteigen und der jährliche Zubau der Kollektorfläche von 350.000
auf über 480.000 m² zunehmen.
83
Abbildung 22: Prognose der jährlich installierten Kollektorfläche 2010-2020
Da im gleichen Zeitraum die prognostizierte Anzahl der Neubauten nur geringfügig steigt, ist
dieser
Aufschwung
hauptsächlich
auf
das
große
Potential
im
Bereich
der
Gebäuderenovierungen und den wachsenden Einsatz der Solarthermie im tertiären Sektor
zurückzuführen.
Abbildung 23: Neubauten in Spanien bis 2020
Eine vom Institut für Arbeit, Umwelt und Gesundheit (Instituto Sindical de Trabajo Ambiente y
Salud – ISTAS) realisierte Umfrage unter 925 Unternehmen, die im Sektor der erneuerbaren
Energien tätig sind, analysiert die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der
erneuerbaren Energien und gibt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der
Beschäftigung zwischen 2010 – 2020.
84
Tabelle 21: Beschäftigte im Bereich der erneuerbaren Energien: Prognose 2010-2020
Die Anzahl der Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien belief sich 2010 auf
70.152 und wird laut der Umfrage auf 82.589 fünf Jahre später und auf 128.373 im Jahr 2020
ansteigen. Der Anteil der Beschäftigten im Solarthermiesektor, der im Jahr 2010 bei 9,6%
lag, wird gemäß der Umfrage in den nächsten fünf Jahren auf 16,9% ansteigen. Im Jahr
2020 werden gar 28.180 Arbeitnehmer im Solarthermiemarkt beschäftigt sein, was mehr als
einer Verdopplung des Anteils auf 22,0% gleichkäme. Diese Prognose verdeutlicht einmal
mehr das enorme zukünftige Potential des spanischen Solarthermiemarktes.
Szenario II: Auswirkungen einer Einspeisevergütung
In Zusammenarbeit mit ASIT hat Eclareon eine Prognose erstellt, wie sich der
Solarthermiemarkt in den nächsten zehn Jahren entwickelt, falls die spanische Regierung
der Forderung des Verbands nachkommt und eine Einspeisevergütung nach dem Vorbild der
Fotovoltaikbranche beschließt. Dies würde zu einer Steigerung der Effizienz führen und die
Rentabilität und Planungssicherheit solarthermische Anlagen erhöhen. Laut ASIT würde eine
Einspeisevergütung von 5 Cent pro kWh bereits ausreichen, um Investitionen in große
Solarthermieanlagen auch in der industriellen Produktion rentabel zu machen und das
enorme Potential, das dieser Sektor aufweist, ausschöpfen zu können. Unter der Annahme
der Einführung einer solchen Einspeisevergütung würde sich der Solarthermiemarkt wie folgt
entwickeln:
Die zusätzlich installierte Fläche würde im Zeitraum von 2011 bis 2020 um 12 Mio. m²
ansteigen und der jährliche Zubau der Kollektorfläche von 350.000 m²14 auf 1,55 Mio. m²
zunehmen.
14
Der in der Prognose für das Jahr 2010 angegeben Schätzwert von 320.000 m² ist überholt
85
Abbildung 24: Prognostizierte Entwicklung der installierten Kollektorfläche 2010-2020
bei Einführung einer Einspeisevergütung
Falls der Einsatz von solarthermischen Anlagen in der industriellen Produktion rentabel wird,
steht Spanien damit ein Wachstumswunder im Solarthermiesektor bevor. Die Branche würde
dann in den kommenden zehn Jahren 9,725 Mrd. € zum BIP beitragen.
Abbildung 25: Prognostizierter Umsatz mit Einspeisevergütung
86
Der Aufschwung würde dazu führen, dass im gleichen Zeitraum weitere 7.600 Arbeitsplätze
in der Solarthermiebranche geschaffen werden, und der Ausstoß von CO2 in die
Atmosphäre um 13,3 Tonnen reduziert wird.
Abbildung 26: Entwicklung der Beschäftigung unter Berücksichtigung einer
Einspeisevergütung
Abbildung 27: Verringerung des Co2 Ausstoßes 2009-2020
Szenario III: Einspeisvergütung in Kombination mit einem Anstieg des Ölpreises
Durch die Einführung einer Einspeisevergütung, in Kombination mit einem Anstieg des
Ölpreis auf das Niveau von Juli 2008, würde die jährlich installierte Kollektorfläche von
87
350.000 m²15 im Jahr 2010 auf 2,895 Mio. m² im Jahr 2020 ansteigen. In den nächsten zehn
Jahren würde die Gesamtfläche somit sogar um 20 Mio. m² zunehmen.
Abbildung 28: Prognostizierte Entwicklung der installierten Kollektorfläche bei Einführung
einer Einspeisevergütung und einem Anstieg des Ölpreises
Unter diesen Annahmen würde der Solarthermiemarkt im selben Zeitraum 16,221 Mrd. €
zum BIP beitragen, 18.700 Arbeitsplätze schaffen und den Ausstoß von CO2 um 19,3
Tonnen reduzieren.
Abbildung 29: Prognostizierter Umsatz 2010-2020
15
Der in der Prognose für das Jahr 2010 angegeben Schätzwert von 320.000 m² ist überholt
88
Abbildung 30: Entwicklung der Beschäftigung bei Einführung einer Einspeisevergütung
und einem Anstieg des Ölpreises
5.5.2 Kundengruppen für solarthermische Anlagen
Gebäudesanierungen
Ungeachtet der Abkühlung im spanischen Wohnungsbausektor herrscht ein enormes
Wachstumspotential bei anstehenden Wohnungs- und Gebäuderenovierungen.
Eine von der ISTAS und der Polytechnischen Universität Madrid erarbeiteten Studie
verdeutlicht dieses zukünftige Potential. Der Studie zufolge existieren in Spanien mehr als 25
Mio. Wohnungen, von denen ein Drittel leersteht, oder als Zweitwohnung dient. Der
spanische Gebäudepark ist zwar relativ jung, aber energietechnisch höchst ineffizient. Laut
dieser Studie ist es möglich, jedes Jahr 565.000 Wohnungen zu sanieren, so dass im Jahr
2040 58% des spanischen Gebäudeparks renoviert wäre. Dazu wären Investitionen von
jährlich bis zu 12,5 Mrd. € notwendig.
Da bei diesen Renovierungen sowohl der Baukodex CTE, der vorschriebt, dass 30-70% des
Energiebedarfs für die Warmwassererzeugung durch Solarenergie gewonnen werden
müssen, als auch der RITE eingehalten werden müssen, bieten die anstehenden
Sanierungen des Gebäudeparks gute Wachstumschancen für den Solarthermiemarkt.
Die energetische Sanierung der Gebäude durch eine bessere Isolierung und den Einsatz
erneuerbarer Energien, insbesondere Solarthermie, könnte laut der Studie bis 2020
geschätzte 100.000 Arbeitsplätze schaffen.
89
Energiedienstleister (Empresas de Servicios Energéticos – ESE)
Der neue Energieplan der Regierung PER 2011-2020 sieht vor, dass bis zum Jahr 2020 der
Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieerzeugung auf 20% steigen soll. Um dieses
Ziel zu erreichen, müssen neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien gleichzeitig
Energieeinsparungen realisiert und die Energieeffizienz erhöht werden. In diesem
Zusammenhang kommt den Energiedienstleistern eine besondere Rolle bei der Erreichung
der Klimaziele zu. Deshalb versucht die spanische Regierung durch Finanzierungs- und
Förderprogramme das Angebot an und die Nachfrage nach Energiedienstleistungen zu
erhöhen.
Durch die Energiedienstleister wird eine Finanzierung bereitgestellt, die seitens der
Kreditnehmer über die Energieeinsparungen beglichen werden. Mit dem Ziel möglichst hohe
Energieeinsparungen zu realisieren, werden neben der Finanzierung auch die Installation,
Instandhaltung, und Erneuerung der Anlagen durchgeführt. Dabei wird ein langfristiger
Vertrag zwischen dem Energiedienstleister und dem Nutzer abgeschlossen, der in den
meisten Fällen eine Laufzeit zwischen fünf und 20 Jahren aufweist. Der Energiedienstleister
trägt einen Großteil des Risikos, da er bei geringeren Einsparungen als ursprünglich geplant
für den Differenzbetrag aufkommt.
Die annährend 170 Unternehmen, die im Bereich der Energiedienstleistung auf dem
spanischen Markt operieren, sind in den Verbänden ANESE, AMI und A3e organisiert. Die
größten Energiedienstleister sind Endesa, gefolgt von Dalkia, HC-Naturgas, Gas Natural, die
Gruppe SYV, Cofely und Emte Service. Alleine im vergangenen Jahr 2010 sind 33 neue
Unternehmen in diesem Sektor aktiv geworden.
Abbildung 31: Marktanteil der Energiedienstleister 2010
Der geschätzte Umsatz der Energiedienstleister in Spanien ist im Jahr 2010 um 10% auf 900
Mio. € gestiegen. Ausgehend von den staatlichen Förderprogrammen werden in den
90
nächsten Jahren zweistellige Wachstumsraten erwartet. Dementsprechend groß ist das
Potenzial für deutsche Unternehmen.
Tertiärer Sektor
Abgesehen von der positiven Entwicklung der Solarthermiebranche im Bereich der
Gebäuderenovierung und in der industriellen Produktion, birgt die Installation von
solarthermischen Anlagen sowohl in Krankenhäusern, Hotel- und großen Sportanlagen im
tertiären
Sektor
ein
hohes
Wachstumspotential.
Während
die
Installation
von
solarthermischen Anlagen in Industrieprozessen und zur solaren Kühlung noch in den
Kinderschuhen steckt, hat die Anwendung im tertiären Sektor schon eine gewisse Dynamik
entfaltet, die in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Vor dem Hintergrund
steigender Energiepreise hat beispielsweise die spanische Hotelkette NH ein Programm zur
Energieeinsparung auferlegt, das unter anderem die Installation von solarthermischen
Anlagen zur Brauchwassererwärmung vorsieht. Im April diesen Jahres hat das IDAE mit dem
Verband spanischer Hotels und touristischer Einrichtungen CEHAT (Confederación
Española de Hoteles y Alojamientos Turísticos) und dem Institut für Technolgie in Hotels ITH
(Instituto Tecnológico Hotelero) eine Zusammenarbeit beschlossen, um den Ausbau
solarthermischer Anlagen in Hotels im Rahmen des Programms SOLCASA voranzutreiben.
Solarthermie in Industrieprozessen
Zwar stellt in Spanien die Brauchwasser- und Schwimmbaderwärmung von Ein- und
Mehrfamilienhäusern nach wie vor das wichtigste Marktsegment im Bereich der Solarthermie
dar, dennoch ist auch das Potential im Bereich der solaren Prozesswärme riesig. Der Begriff
der solaren Prozesswärme bezieht sich auf die Nutzung solarthermischen Anlagen zur
Erzeugung von Wärme oder Kälte in Gewerbe- und Industrieprozessen mit erhöhtem
Warmwasserbedarf, beispielsweise in der Metall-, Chemie- und Automobilbranche. Etwa
30% des gesamten industriellen Wärmebedarfs liegt bei Temperaturen unter 100°C und
könnte damit durch solarthermische Anlagen erzeugt werden. Die Verwendung von
solarthermischen Anlagen in Industrieprozessen birgt damit ein hohes zukünftiges
Wachstumspotential des Solarthermiemarktes in Spanien.
Solarthermische Anlagen können insbesondere beim Waschen und Reinigen, Trocknen,
Temperieren von Bädern und der Speisewasservorwärmung in folgenden Branchen
eingesetzt werden:
91
•
Metallverarbeitende Industrie
•
Getränkeindustrie, Brauerei
•
Chemische Industrie
•
Textilherstellung
•
Lackiererei
•
Textilreinigung
•
Lebensmittelindustrie
•
Kunststoffherstellung
Die folgende Graphik illustriert in welchen Industrieprozessen die benötigte Temperatur eine
Nutzung von solarthermischen Anlagen erlaubt:
Abbildung 32: Marktpotential in Industrieprozessen
Falls der Einsatz von solarthermischen Anlagen in der industriellen Produktion rentabel
dargestellt
werden
kann,
steht
Spanien
ein
echtes
„Wachstumswunder“
im
Solarthermiesektor bevor.
Solare Kühlung
Zwar werden in Spanien noch immer jedes Jahr über eine Million konventioneller
Klimaanlagen installiert, Anlagen zur solaren Klimatisierung werden aber, zumindest
mittelfristig, einen neuen Wachstumsmarkt darstellen. Durch die Kombination von
Solarthermieanlagen und Adsorptionstechnologie kann aus der Sonneneinstrahlung Kälte für
die Kühlung von Gebäuden gewonnen werden. Das Ergebnis jahrelanger Forschung sind
92
kleinere Systeme mit niedriger Leistung, die auch in Wohnhäusern installiert werden können.
Noch sind diese Lösungen relativ teuer. Allerdings wird mittelfristig mit einer deutlichen
Vergünstigung gerechnet. Zwar ist dieses spezifische Marktsegment in Spanien noch
äußerst klein - es gibt kaum realisierte Projekte im privaten Wohnungsbau und im tertiären
Sektor,
es
existieren
keine
flächendeckenden
staatlichen
Förderprogramme
noch
einheitliche Qualitätsstandards, so dass jede Marke durch ein eigenes System betrieben wird
- dennoch ist das zukünftige Potential für Anlagen zur solaren Kühlung enorm. Dies belegt
eine von der europäischen Akademie in Bozen (EURAC) veröffentlichte Studie. Demnach
standen Ende 2009 44% der weltweit realisierten 288 Installationen mit solarer Kühlung in
Spanien.
Abbildung 33: Installationen mit solarer Kühlung
Auch wenn in dieser Studie nicht nur solarthermische Anlagen, sondern auch
Fotovoltaikanlagen zur Erzeugung von Kälte erfasst werden, zeigt dies das mittelfristige
Potential des spanischen Solarthermiemarktes im Bereich der solaren Kühlung.
93
6 Solarthermische Kraftwerke
- AKTUELLE SITUATION, TRENDS UND AUSSICHTEN
Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks La Florida hat Spanien im Juli 2010 die Führung auf
dem Weltmarkt von den USA übernommen. Mit 17 aktiven solarthermischen Kraftwerken,
von denen alleine 16 in den letzten drei Jahren ans Netz gingen, verfügt Spanien aktuell
über eine installierte Leistung von 722,4 MW. Damit wurde die vom PER 2005-2010 für das
Jahr 2010 vorhergesehene Leistung von 632 MW weit überschritten. In einer Zeit, in der
Spanien durch die Wirtschaftskrise stark gezeichnet ist, stellt der Hochtemperatur
Solarthermiesektor eine der wenigen Marktnischen dar, die boomt. Abgesehen von der
hohen Dynamik des nationalen Marktes sind es auch spanische Unternehmen, die den
Ausbau der Hochtemperatur Solarthermie auf den internationalen Märkten in Nordafrika,
dem Nahen Osten und den USA anführen.
Abbildung 34: Installierte Leistung solarthermischer Kraftwerke in Spanien
Anders als in der Fotovoltaikbranche scheint der Aufschwung auf dem spanischen CSPMarkt nachhaltig und beruht nicht auf einer Investitionsblase. Abgesehen von den 17 aktiven
Kraftwerken befinden sich weitere 20 in einer fortgeschrittenen Phase der Konstruktion und
weiter 23 in Planung. Vorhergesehen ist eine Inbetriebnahme dieser 43 Anlagen bis zum
Jahr 2013. Damit würde Spanien innerhalb der nächsten drei Jahre die installierte Leistung
auf 2.522 MW mehr als verdreifachen. Der Anteil der solarthermischen Kraftwerke an der
Stromerzeugung würde damit auf 3% steigen. Wie der bedeutendste Branchenverband,
Protermo Solar, der nach eigenen Aussagen 96 Mitgliedsunternehmen repräsentiert, in
94
einem Presseschreiben mitteilte, betrugen die kumulierten Investitionen in solarthermische
Kraftwerke in Spanien bis zum Juni 2010 2,5 Mrd. € und werden bis 2013 auf 15 Mrd. €
ansteigen. Während sich die gegenwärtige und mittelfristige Marktentwicklung noch
einigermaßen mit den Vorgaben des PANER 2011-2020 deckt, weicht die langfriste
Prognose von Protermo Solar davon ab. Bis zum Jahr 2020 prognostiziert der Verband eine
installierte Leistung von 10.000 MW. Der PANER 2011-2020 sieht einen Ausbau des
Hochtemperatur Solarthermiesektor im gleichen Zeitraum auf 5.079 MW vor.
Abbildung 35: Geplante Leistung solarthermischer Kraftwerke gemäß PANER 2011-2020
Wie die untenstehende Abbildung verdeutlicht, ist der Süden Spaniens der Protagonist des
beachtlichen Aufschwungs. Alle 17 aktiven solarthermischen Kraftwerke stehen bisher in
dem Teil Spaniens, der die höchste Sonneneinstrahlung verzeichnet. Auch die Anlagen, die
sich in der Konstruktions- und Planungsphase befinden konzentrieren sich auf die südlichen
Autonomen Regionen Andalusien, Extremadura, Kastilien-La Mancha und Murcia. Mit fünf
Anlagen ist Badajoz die Provinz, in der sich die meisten aktiven solarthermischen
Kraftwerken befinden, gefolgt von Sevilla (4), Ciudad Real (2), Cáceres (1), Córodba (1),
Cuenca (1) und Murcia (1).
95
Abbildung 36: Standorte der solarthermischen Kraftwerke
Solarthermische Kraftwerke in Betrieb
Tabelle 22: Installierte solarthermische Kraftwerke
Name
Leistung(MW)
Standort
Technologie
PS 10
11
Sevilla
Solarturmkraftwerk
Andasol 1
50
Granada
Dish-Stirling-System
PS 20
20
Sevilla
Dish-Stirling-System
Puertollano Ibersol
50
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
Puerto Errado 1
1.4
Murcia
Fresnel
La Risca
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Andasol 2
50
Granada
Parabolrinnensystem
Extresol 1
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Solnova 1
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Solnova 3
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Solnova 4
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
La Florida
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Majadas
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
La Dehesa
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Palma del Rio II
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Extresol 2
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Manchasol 1
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
96
Fortgeschrittener Konstruktionsstatus
Projekt in Planung
Casa del Angel
1
Cuenca
Dish-Stirling-System
Puerto Errado 2
30
Murcia
Fresnel
Andasol 3
50
Granada
Parabolrinnensystem
Palma del Rio I
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Gemasolar
17
Sevilla
Parabolrinnensystem
Helioenergy 1
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Helioenergy 2
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Lebrija 1
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Termosol-50
50
Cádiz
Parabolrinnensystem
Arcosol-50
50
Cádiz
Parabolrinnensystem
Aries Solar 2
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Aries Solar 1A
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
Aries Solar 1B
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
Sol Guzman
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Helios I
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
Helios II
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
Solacor 1
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Solacor 2
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Solaben 2
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
Solaben 3
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
La Africana
50
Córdoba
Parabolrinnensystem
Consol Orellana
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Morón
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Manchasol 2
50
Ciudad Real
Parabolrinnensystem
Olivenza I
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Extresol 3
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Solaben 1
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
Termosol 1
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Termosol 2
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Borges
22
Lérida
Parabolrinnensystem
Extremasol 1
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Solaben 6
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
Caceres
50
Cáceres
Parabolrinnensystem
Casablanca
50
Badajoz
Parabolrinnensystem
Enerstar Villena
50
Alicante
Parabolrinnensystem
3MW Puertollano
8
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
10MW Puertollano
10
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
10MW Puertollano
10
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
10MW Puertollano
10
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
97
10MW Puertollano
10
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
10MW Puertollano
10
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
14MW Puertollano
12
Ciudad Real
Dish-Stirling-System
Arenales
50
Sevilla
Parabolrinnensystem
Total: 60 Anlagen
2522 MW
bis 2013
Quelle: Mapa de la industria Solar Termoélectrica en España
98
7 Fotovoltaik
7.1 DIE ÜBERHITZUNG UND DER ANSCHLIEßENDE EINBRUCH DES SPANISCHEN
FOTOVOLTAIKMARKTES
Der spanische Fotovoltaikmarkt hat in den letzten Jahren eine ungewöhnlich hohe Volatilität
aufgewiesen. Ausgelöst durch die Einführung einer hohen Einspeisevergütung erlebte die
Fotovoltaikbranche in den Jahren 2007 und 2008 einen nie dagewesenen Boom.
Abbildung 37: Installierte Leistung im Fotovoltaiksektor 1985-2010
In diesem Zeitraum stieg die installierte Gesamtleistung von 139 MW auf 3.463 MW an. Im
Jahr 2007 betrug die neu installierte Leistung 491 MW, ein Jahr später 2.873 MW. Damit
wurden die Ausbauziele, die der Plan für erneuerbare Energien, PER 2005-2010, für das
Jahr 2010 vorschrieb, bereits 2008 um ein Vielfaches überschritten. Diese unnatürlich hohe
Marktdynamik erzeugte eine durch spekulative Geldgeber erzeugte Investitionsblase, die
zum Teil von der Spekulation auf den späteren Weiterverkauf der vom Netzbetreiber
zugelassenen Einspeisepunkte geschürt wurde. Dies führte zu der, vom spanische Verband
der erneuerbaren Energien APPA (Asociación de Productores de Energías Renovables)
bereits 2006 attestierten, Überhitzung des spanischen Fotovoltaikmarktes und veranlasste
die spanische Regierung zum Handeln.
99
Um spekulative Investitionen zu unterbinden, das hohe Tarifdefizit abzubauen und den
Staatshaushalt zu konsolidieren, wurde am 29.09.2008 das Königliche Dekret 1578/2008
verabschiedet, das die Reduzierung der Einspeisevergütung und die Deckelung des
spanischen Solarmarktes auf eine neu installierte Leistung von jährlich maximal 500 MW
bewirkt hat. Die Deckelung für Bodenanlagen beträgt 233 MW, für Dachanlagen mit einer
Leistung zwischen 20 kW und 2 MW, 240 MW und für Dachanlagen mit einer Leistung
geringer als 20 kW, 27 MW. Ausgelöst durch die staatliche Regulierung und die durch die
vielen
Änderungen
entstandene
hohe
Unsicherheit
für
Investoren,
brach
die
Fotovoltaikbranche 2009 drastisch ein und kämpft seither um ihre Existenz. Nach Aussagen
des Präsidenten des Verbandes der spanischen Fotovoltaikindustrie, ASIF (Asociación de la
Industria
Fotovoltaica),
Javier
Anta,
ging
die
Anzahl
der
Beschäftigten
in
der
Fotovoltaikbranche innerhalb nur eines Jahres um 30.000 zurück. Am meisten betroffen
waren die Zeitarbeiter, von denen 90% ihren Arbeitsplatz verloren.
Abbildung 38: Entwicklung der Beschäftigung 2008-2010
Die Auswirkungen der staatlichen Regulierung auf die Marktentwicklung veranschaulicht eine
von
dem
Energieberatungsunternehmen
Eclareon
erstellte
Studie.
Das
Ergebnis
verdeutlicht, dass gemessen am Umsatz, der spanische Fotovoltaikmarkt in den letzten
beiden Jahren nahezu unbedeutend geworden ist. Durch die Deckelung ist die Installation
von Fotovoltaikanlagen in Spanien so stark gesunken, dass selbst die spanischen Hersteller
auf ausländische Märkte ausweichen müssen. Nach Angaben des ASIF waren die 50
spanischen Hersteller im Jahr 2009 nur zu 25% ausgelastet. Davon entfielen 75% der
Aufträge auf den Export.
100
Abbildung 39: Umsatz des spanischen Fotovoltaikmarktes
Im internationalen Vergleich des spanischen Fotovoltaikmarktes mit dem Weltmarkt wird
deutlich, dass Spanien vom Marktführer in dieser Technologie zu einem unbedeutenden
Akteur geworden ist.
Abbildung 40a,b: Vergleich des spanischen Fotovoltaikmarktes mit dem Weltmarkt
101
Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es heftige Reaktionen der drei großen Verbände, ASIF,
APPA, und dem Photovoltaik-Unternehmerverband. Ungeachtet dessen, hat die spanische
Regierung im Rahmen der Königlichen Erlasse RD 1565/2010 und 14/2010, die am 19.11.
und 23.12.2010 in Kraft traten, die Einspeisevergütungen für Fotovoltaikanlagen weiter
gesenkt, um diese der aktuellen Situation der Energiepreise und des Staatshaushaltes
anzupassen. Für Projekte, die nach Veröffentlichung des Realdekrets 1565/2010 genehmigt
wurden, sank die Förderung von Bodeninstallationen um 45 Prozent, für große Dachanlagen
um 25 Prozent und für kleine Dachanlagen um 5 Prozent. Das Ziel dieser Abstufungen war,
den Trend von großflächigen Freilandanlagen stärker in Richtung integrierter Dachanlagen
zu steuern. In diesem Königlichen Erlass war eine rückwirkende Anpassung der Tarife auf
bereits eingetragene Anlagen, wie sie lange diskutiert wurde, nicht enthalten. So wurde
Altanlagen die ursprünglich gewährte Einspeisevergütung über 25 Jahre zugesichert.
Wichtigste Änderungen im aktuell geltenden Königlichen Dekret 14/2010 ist die Deckelung
der maximal möglichen Produktionsstunden, für die die Einspeisevergütung gilt. Zudem wird
eine Durchleitungsgebühr für Energie von 0,5 Euro / MWh eingeführt, die an die
Netzbetreiber zu entrichten ist. Da es gegen das Einspeisegesetz verstößt, die Vergütung
direkt rückwirkend zu kürzen, hat die spanische Regierung stattdessen für 2011 bis 2013 die
Betriebsstunden eingeschränkt, für die die Einspeisevergütung bezahlt wird. Laut
Presseerklärung des MITyC soll der restliche Strom zu Großhandels-Marktpreisen verkauft
werden.
Außerdem
kündigt
der
zuständige
Minister
Sebastián
ab
2014
eine
Stundenbeschränkung an.
102
Die Deckelung, d.h. die maximalen jährlichen, äquivalenten Produktionsstunden (Netto
Jahresproduktion in kWh / Nominalleistung), für welche die Einspeisevergütung noch gezahlt
wird, folgt für alle Photovoltaikanlagen ab 2011 dem folgenden Schema:
Tabelle 23: Deckelung der Produktionsstunden
Zone
fest
einachsig
zweiachsig
Zone I
1.232 kW/h
1.602 kW/h
1.664 kW/h
Zone II
1.362 kW/h
1.770 kW/h
1.838 kW/h
Zone III
1.492 kW/h
1.940 kW/h
2.015 kW/h
Zone IV
1.632 kW/h
2.122 kW/h
2.204 kW/h
Zone V
1.753 kW/h
2.279 kW/h
2.367 kW/h
Quelle: ERA Solar Nr. 160 S. 24
Darüber hinaus werden für die Dauer von drei Jahren die jährlichen äquivalenten
Produktionsstunden der unter das RD 661/2007 fallenden Solaranlagen wie folgt festgelegt:
•
Festaufgeständert: 1.250 h/Jahr
•
Einachsig nachgeführt: 1.644 h/Jahr
•
Zweiachsig nachgeführt: 1.707 h/Jahr
Die Begrenzung gilt ab dem 1.1.2011 bis zum 31.12.2013 unabhängig vom Standort der
Anlage. Das bedeutet, dass nur die äquivalenten Produktionsstunden mit dem erhöhten Tarif
des RD 661/2007 vergolten werden. Die überschießende Produktion wird nach Markttarif
abgenommen. Ziel der Maßnahmen ist die Reduzierung des Tarifdefizits in Spanien um 4,6
Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren, womit einer Haushaltskonsolidierung näher
gekommen werden soll.
Als Reaktion auf das nun neue Realdekret erwägt der Verband APPA, gerichtlich gegen die
Beschlüsse des Parlaments vorzugehen, da er tausende von Mittelständlern und Investoren
in ihrer Existenz bedroht sieht. Laut APPA verursachen die Maßnahmen der neuen Erlasse
rückwirkend Kosten, die sich zehnmal stärker auf internationale Märkte und die Schulden
des spanischen Königreichs auswirken, als vermeintlich eingespart wird. Die beiden anderen
großen Verbände der Fotovoltaik-Branche in Spanien AEF und ASIF unterstützen diese
Vorgehensweise und unterstreichen, dass ein Großteil der Investoren, seien es Kleinanleger,
Mittelständler oder Großinvestoren, durch das neue Realdekret in beträchtlicher Gefahr
stehen, Insolvenz anmelden zu müssen.
Laut Jochen Beese, dem Geschäftsführer von Krannich Solar España, ist diese Entwicklung
der Tarifanpassung bzw. -deckelung der spanischen Regierung zwangsläufig und folgt nur
103
der üblichen Entwicklung, wie sie auch in allen anderen Staaten zu beobachten ist. Lediglich
hat der Staat wenig vom entsprechenden Feingefühl und Geschick für die zeitliche
Terminierung aufgewiesen. Wenn die Fotovoltaikindustrie in Spanien nicht schlecht
gesteuert und gelenkt worden wäre, so Beese, dann hätte die ursprüngliche viel zu hoch
angesetzte Einspeisevergütung nicht wilde Investoren mit ihren hochspekulativen Anlagen
ins Land gelockt.
7.2 DIE ZUKÜNFTIGE ENTWICKLUNG DES SPANISCHEN FOTOVOLTAIKMARKTES
Der neue Aktionsplan der Regierung für erneuerbare Energien (PANER 2011-2020) sieht
den Ausbau der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 vor. Demnach soll das
Wachstum des spanischen Fotovoltaikmarktes in den nächsten drei Jahren weiter gedrosselt
werden und die jährlich neu installierte Leistung von 500 MW auf 301 MW im Jahr 2013
sinken. Bis 2020 wird sich dann das veranschlagte Wachstum der Fotovoltaikbranche
beschleunigen und im Jahr 2020 soll eine Leistung von 587 MW zusätzlich installiert werden.
Tabelle 24: Entwicklung des spanischen Fotovoltaikmarktes: 2010-2020
Abbildung 41: Prognose der neu installierten Leistung (MW)
104
Im Jahr 2011 soll eine Leistung von 477 MW zusätzlich installiert werden, um eine
Gesamtleistung von 4.498 MW zu erreichen. Eine Zahl, die sich nach dem Willen der
Regierung bis zum Jahr 2020 auf 8.367 MW fast verdoppeln soll. Damit sieht der PANER
einen weitaus geringeren Ausbau der Technologie vor, als das Königliche Dekret 1578/2008.
Abbildung 42: Entwicklung der Gesamtleistung (MW) 2010-2020
105
8 Schlussbetrachtung
In Spanien ist der Bereich der erneuerbaren Energien jahrelang vernachlässigt worden.
Vorgaben der EU sowie die Verpflichtungen aus dem Kyoto-Protokoll haben allerdings ein
Umdenken des spanischen Staates bewirkt. Die Katastrophe im japanischen Atomreaktor
Fukushima und die politische Instabilität der erdölexportierenden Länder in Nordafrika haben
diese Tendenz jüngst weiter verstärkt. Damit ist die Bedeutung des Klimaschutzes und die
damit einhergehende saubere Erzeugung von Energie wieder in den Fokus der spanischen
Regierung, der Autonomen Regionen und der spanischen Bevölkerung gerückt. Innerhalb
der letzten Jahre hat die spanische Regierung daher ein Konstrukt aus Gesetzen,
Verordnungen und Förderprogrammen geschaffen, die den Ausbau der erneuerbaren
Energien vorantreiben.
Zwar wird auf den ersten Blick deutlich, dass der spanische Solarthermiesektor im Vergleich
zur Fotovoltaikbranche und dem Markt für solarthermische Kraftwerke noch relativ klein ist.
Dennoch birgt er ein enormes Potential. Der Einsatz von Solarthermieanlagen sowohl in
Krankenhäusern, Hotel- und großen Sportanlagen als auch deren Verwendung in
Industrieprozessen mit erhöhtem Warmwasserbedarf, beispielsweise in der Metall-, Chemieund
Automobilbranche,
birgt
ein
hohes
zukünftiges
Wachstumspotential
des
Solarthermiemarktes in Spanien. Die solare Kühlung befindet sich in Spanien zwar noch in
den Kinderschuhen, stellt aber ebenfalls einen attraktive Marktnische dar, in der in Zukunft
ein großes Potential liegt.
In diesem Sinne ist Spaniens Industrie sicherlich nicht mehr als Newcomer in Sachen
Solarthermie einzustufen, allerdings sind die gewünschten Ergebnisse einfacher in
Kooperation mit erfahrenen Partnern und Lieferanten möglich. Davon können deutsche
Hersteller und Dienstleister deutlich profitieren. „Made in Germany“ ist in Spanien nach wie
vor ein gewichtiges Verkaufsargument in der Industrie. Deutschland wird in Spanien die
weltweite Vorreiterrolle in den Bereichen Umwelttechnologie und erneuerbare Energien
zuerkannt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass in diesen beiden Segmenten schon viele
langjährige und erfolgreiche Partnerschaften zwischen deutschen und spanischen
Unternehmen existieren.
Um nachhaltig auf dem spanischen Markt Fuß fassen zu können, ist Ihnen die Deutsche
Handelskammer für Spanien gerne bei den nötigen Schritten behilflich.
106
9 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
9.1
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Die Wirtschaftsregionen Spaniens
7
Abbildung 2: Stromproduzenten 2009
23
Abbildung 3: Erdölmarkt 2009
24
Abbildung 4: Gasmarkt 1. Quartal 2010
24
Abbildung 5: Spanische Energiestruktur 2010
27
Abbildung 6: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Anteile 2009
34
Abbildung 7: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Anteile 2010
35
Abbildung 8: Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, Prognose der Anteile 2020 35
Abbildung 9: Sonnengürtel für solarthermische Nutzung
38
Abbildung 10: Sonneneinstrahlung nach Regionen
39
Abbildung 11: Investitionen in den spanischen Solarmarkt
40
Abbildung 12: Der spanische Solarthermiemarkt: Entwicklung 2005-2010
40
Abbildung 13: Geplante vs. realisierte Kollektorfläche 2005-2010
41
Abbildung 14: Entwicklung des Bausektors in Spanien
42
Abbildung 15: Kollektortypen auf dem spanischen Markt 2010
45
Abbildung 16: Unternehmen im spanischen Solarthermiemarkt
48
Abbildung 17: Jahresumsatz der Unternehmen in Mio. €
49
Abbildung 18: FASA Werk Renault - Monatlicher Energieverbrauch
55
Abbildung 19: Reinigung von Maschinen – Monatlicher Endverbrauch
57
Abbildung 20: Klimazonen – Sonneneinstrahlung in kW/m²
60
Abbildung 21: Checkliste von SO-PRO
74
Abbildung 22: Prognose der jährlich installierten Kollektorfläche 2010-2020
84
Abbildung 23: Neubauten in Spanien bis 2020
84
Abbildung 24: Prognostizierte Entwicklung der installierten Kollektorfläche
86
bei Einführung einer Einspeisevergütung 2010-2020
Abbildung 25: Prognostizierter Umsatz mit Einspeisevergütung
86
Abbildung 26: Entwicklung der Beschäftigung unter Berücksichtigung einer
87
Einspeisevergütung
Abbildung 27: Verringerung des Co2 Ausstoßes 2009-2020
87
107
Abbildung 28: Prognostizierte Entwicklung der installierten Kollektorfläche
88
2010-2020 bei Einführung einer Einspeisevergütung und
einem Anstieg des Ölpreises
Abbildung 29: Prognostizierter Umsatz 2010-2020
88
Abbildung 30: Entwicklung der Beschäftigung bei Einführung einer Einspeise-
89
vergütung und einem Anstieg des Ölpreises
Abbildung 31: Marktanteil der Energiedienstleister 2010
90
Abbildung 32: Marktpotential in Industrieprozessen
92
Abbildung 33: Installationen mit solarer Kühlung
93
Abbildung 34: Installierte Leistung solarthermischer Kraftwerke in Spanien
94
Abbildung 35: Geplante Leistung solarthermischer Kraftwerke gemäß
95
PANER 2011-2020
Abbildung 36: Standorte der solarthermischen Kraftwerke
96
Abbildung 37: Installierte Leistung im Fotovoltaiksektor 1985-2010
99
Abbildung 38: Entwicklung der Beschäftigung 2008-2010
100
Abbildung 39: Umsatz des spanischen Fotovoltaikmarktes
101
Abbildung 40a,b: Vergleich des spanischen Fotovoltaikmarktes mit dem Weltmarkt
101
Abbildung 41: Prognose der neu installierten Leistung (MW)
104
Abbildung 42: Entwicklung der Gesamtleistung (MW) 2010-2020
104
9.2
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Bruttoinlandsprodukte nach Wirtschaftssektoren in %
7
Tabelle 2: Prognosen der gesamtwirtschaftlichen Lage
8
Tabelle 3: Lohnstruktur nach Sektoren
9
Tabelle 4: Beschäftigung 4. Quartal 2010 nach Geschlecht in 1000
10
Tabelle 5: Entwicklung der Arbeitslosenquote 2008 – 2010
11
Tabelle 6: Inflationsraten in % auf Basis des HVPI
13
Tabelle 7: Ein- und Ausfuhrgüter von Spanien im Jahr 2009
14
Tabelle 8: Hauptliefer- und abnehmerländer 2009
15
Tabelle 9: SWOT-Analyse Spanien
18
Tabelle 10: Inlandserzeugung von Primärenergie in 1000t
25
Tabelle 11: Primärenergieverbrauch in 1000t
26
Tabelle 12: Endenergieverbrauch in 1000t
27
Tabelle 13: Rohölimporte in 1000t
28
Tabelle 14: Erdgasimporte in GWh
29
Tabelle 15: Endenergieverbrauch
31
108
Tabelle 16: Endenergieverbrauch von erneuerbaren Energien
32
Tabelle 17: Einsparanteile in Millionen Euro
32
Tabelle 18: Jahresumsatz Mitglieder von ASIT
49
Tabelle 19: Referenzprojekte im tertiären Sektor
54
Tabelle 20: Anteil der Solarthermie an der Energieerzeugung nach Klimazonen
60
Tabelle 21: Beschäftigte im Bereich der erneuerbaren Energien: Prognose 2010-2020 85
Tabelle 22: Installierte solarthermische Kraftwerke
96
Tabelle 23: Deckelung der Produktionsstunden
103
Tabelle 24: Entwicklung des spanischen Fotovoltaikmarktes: 2010-2020
105
109
10 Literaturverzeichnis
10.1 Quellen Kapitel 1-4
(1.)
Banco de España (2011 a): Boletín Economico , Febrero 2011
(2.)
Banco de España (2011 b): Ïndice armonizado de precios de consumo, España
y zona del euro, http://www.bde.eu/webbde/es/estadis/infoest/e0502.pdf
(3.)
Dahm, K.H. (2010): Wirtschaftsdaten kompakt: Spanien, Stand: November 2010,
Germany Trade and Invest, http://www.gtai.de/ext/anlagen/PubAnlage_7706.pdf
(4.)
Europäische Kommission (2010):
Einkommensentwicklung,http://www.wko.at/statistik/eu/europaeinkommensentwicklung.pdf
(5.)
Eurostat (2011 a): Total Population at 1st January 2010,
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&init=1&plugin=1&langua
ge=en&pcode=tps00001, Date of extraction: 08 Apr 2011 12:21:01 MEST
(6.)
Eurostat (2011 b): Eurostat Pressemitteilung, 57/2011, 15. April 2011
(7.)
Eurostat (2010): Europe in figures, Eurostat yearbook 2010, Luxembourg:
Publications Office of the European Union, 2010
(8.)
INE Boletín (2011): Boletín Mensual de Estadística. Marzo 2011, " 1.1
Proyecciones a corto plazo de la población de España a 1 de enero"
(9.)
International Energy Agency (2009): Energy Policies of IAE countries, Spain
2009 Review, S. 22
(10.) Oster, G. (2011): Wirtschaftstrends Spanien Jahreswechsel 2010/2011,
Herausgeber: Germany Trade and Invest, Gesellschaft für Außenwirtschaft und
Standortmarketing mbH, Bestell-Nr.: 15701
(11.) Oster, G. (2011 a): Spanische Energielandschaft im Umbruch,
https://www.gtai.de/fdb-SE,MKT201101288008,Google.html
110
10.2 Quellen Solarthermie
Fachzeitschriften
(12.) Proyecto SO-PRO: calor-solar para procesos industriales
C.V. Energía Nr. 147 S.45, Abril 2010
(13.) SolTech Energy fabrica Techo Solar, un tejado de vidrio que ahorra hasta un
70% en calefacción y ACS
C.V. Energía Nr. 154 S.60, Noviembre 2010
(14.) Normativas de captadores y sistemas solares térmicos: situación y tendencias
Energética XXI Nr.92 S.92, Octubre 2009
(15.) Empresas der Servicios Energéticos: Un negocio con futuro
Energía Alimarket Nr.1 S.17-29, Febrero/Marzo 2011
(16.) Nuevo Hospital “La Fe” de Valencia
ERA Solar Nr. 161 S.68-72, Marzo/Abril 2011
(17.) Energía solar térmica: 2011 el año del marco retributivo estable EST
ERA Solar Nr. 161 S.90-91, Marzo/Abril 2011
(18.) Energía Solar Térmica, balance 2010
ERA Solar Nr. 160 S.90, Enero/Febrero 2011
(19.) Perspectivas y potencial del mercado solar térmico en España a 2020
ERA Solar Nr. 159 S.6-16, Noviembre/Diciembre 2010
(20.) PER 2011-2020 Barreras detectadas para el desarrollo del sector solar térmico
ERA Solar Nr. 159 S.76-78, Noviembre/Diciembre 2010
(21.) Cambiar el rumbo de la Solar Térmica: una necesidad
ERA Solar Nr. 157 S.86, Julio/Agosto 2010
(22.) Instalación de refrigeración solar por absorción
ERA Solar Nr. 156 S.6, Mayo/Junio 2010
(23.) ASIT demanda un nuevo marco regulatorio para el sector solar térmico
ERA Solar Nr. 155 S.84-86, Marzo/Abril 2010
(24.) Instalación solar térmica de una fábrica de embutidos en Badajoz
Nuevas Tecnologías Nr.27 S.18, Junio 2010
111
(25.) En busca de un mercado solar térmico representativo y sostenible
Revista de Generación de Energía, S.70-72, Especial X Aniversario
(26.) Energía solar térmica: prueba no superada
Revista Internacional de Energía y Medio Ambiente, Nr. 147 S.74-77, Abril 2010
(27.) Panel solar térmico de pizarra natural
Revista de la Construcción Tanitpress Nr. 229 S.30, Noviembre/Diciembre 2010
(28.) Energía solar sin sol. Equipos termodinámicos
Revista Obras Urbanas Nr. 24 S.30, Noviembre/Diciembre 2010
(29.) Microcogeneración y Energía Solar Térmica: dos tecnologías compatibles y
complementarias
Revista Ambiente y Clima Nr.108 S. 42-48, Febrero 2011
(30.) En el Hospital La FE de Valencia
Solar News Nr.32 S.38, Primer Bimestre 2011
(31.) La Energía Solar Térmica en cifras
Solar News Nr.30 S.48-50, Quinto Bimestre 2010
(32.) Previsiones de empleo para 2020
Solar News Nr.31 S.34-38, Sexto Bimestre 2010
(33.) Calor solar en procesos industriales: Innovación en España
Solar News Nr. 31 S.97, Sexto Bimestre 2010
(34.) Producción de frío aprovechando el calor solar
Solar News Nr. 28 S.64-70, Tercer Bimestre 2010
Nationale Pläne und Gesetzestexte
(35.) Plan de Acción Nacional de Energías Renovables (PANER) 2010-2020
(36.) Plan de Energías Renovables 2005-2010
(37.) Reglamento de Instalaciones Térmicas en los Edificios (RITE)
Real Decreto 1027/2007 de 20 de julio
(38.) Instrucciones Técnicas (IT) Real Decreto 1027/2007 de 20 de julio
(39.) Código Técnico de la Edificación (CTE)
Real Decreto 314/2006
112
(40.) Förderprogramm Plan 2000 ESE
Ministerio de la Industria, Turismo y Comercio – Nota de Prensa: Aprobado el
Plan 2000ESE para promover la eficiencia energética en edificios públicos
(41.) Förderprogramm SOLCASA
Boletín Oficial del Estado núm. 81 - Resolución de 4 de febrero de 2011
(42.) Förderprogramm SOLCASA
Boletín Oficial del Estado núm. 122 - Resolución de 13 de mayo de 2010
(43.) Förderprogramm SOLCASA
IDEA - Informes Técnicos del programa Solcasa
(44.) Zertifizierung der Kollektoren
Boletín Oficial del Estado núm. 22 - Orden ITC/70/2007 de 25 de enero de 2007
(45.) Pliego de Condiciones Técnicas de Instalaciones de Baja Temperatura PETREV-enero 2009
Pläne Gesetzestexte der Autonomen Regionen
(46.) Comunidad de Madrid - Manual técnico de energía solar para procesos
industriales
(47.) Junta de Andalucía – Folleto Andalucía A+
(48.) Boletín Oficial de la Junta de Andalucía núm. 30
ORDEN de 4 de febrero de 2009
(49.) Boletín Oficial del Principado de Asturias núm. 112
Resolución de 11 de mayo de 2010
(50.) Boletín Oficial del Principado de Asturias núm. 148
Resolución de 15 de junio de 2009
(51.) Boletín Oficial de las Islas Baleares núm. 70
Resolución de 4 de mayo de 2010
(52.) Boletín Oficial de las Islas Baleares núm. 72
Resolución de 29 de abril de 2010
(53.) Boletín Oficial de Canarias núm. 242
ORDEN de 29 de noviembre de 2010
113
(54.) Cantabria: Programa IDEA-Genercan 2010
Bases reguladoras de la convocatoria
(55.) Cantabria: Convenio IDEA – EVE 2010
Programas de ayudas públicas a inversiones en energías renovables
(56.) Boletín Oficial de Castilla y León núm. 240
ORDEN de 21 de diciembre 2010
(57.) Diario Oficial de Castilla-La Mancha núm. 200
Resolución de 8 de octubre de 2010
(58.) Diari Oficial de la Generalitat de Catalunya núm. 5675
ORDEN de 14 de junio de 2010
(59.) Diario Oficial de Extremadura núm. 5
ORDEN de 30 de diciembre de 2010
(60.) Diario Oficial de Galicia núm. 133
Resolución de 6 de julio de 2010
(61.) Boletín Oficial de la Comunidad de Madrid núm. 149
Orden de 11 de junio de 2010
(62.) Boletín Oficial de la Comunidad de Madrid núm. 210
ORDEN de 10 de agosto de 2009
(63.) Boletín Oficial de la Región de Murcia núm. 291
Orden de 10 de diciembre de 2010
(64.) Boletín Oficial de la Comunidad de Navarra núm. 72
Resolución de 14 de junio de 2010
(65.) Boletín Oficial de la Rioja núm. 24
Resolución de 17 de febrero de 2011
(66.) Boletín Oficial de la Rioja núm. 83
Resolución de 5 de julio de 2010
(67.) Diari Oficial de la Comunitat Valenciana núm. 6271
Orden de 13 de mayo de 2010
114
Jahresberichte und Präsentationen
(68.) Instituto para la Diversificación y Ahorra de la Energía (IDEA) – Memoria Anual
2009
(69.) Ministerio de la Industria, Turismo y Comercio – Anuario 2009
(70.) Asociación Solar de la Industria Térmica (ASIT) - Energía Solar Térmica:
Situación actual y perspectivas (II Congreso Técnico de Energía Solar Térmica
León 17 de marzo de 2010)
(71.) Asociación Solar de la Industria Térmica (ASIT) – Perspectivas y potencial del
mercado Solar Térmico en España (GENERA 2010 en Madrid – 20 de Mayo de
2010)
(72.) Asociación Solar de la Industria Térmica (ASIT) – Marco regulatorio específico
en Energía Solar Térmica (Solarpraxis en Madrid – 7 de Octubre de 2010)
(73.) Eclareon – Análisis de la coyuntura de los mercados solares en España
(Solarpraxis en Madrid – 7 de Octubre de 2010)
(74.) Escan S.A. – Calor Solar Procesos Industriales (Mesa Solar Térmica Industrias
en Madrid – 17 de Noviembre de 2010)
(75.) Sächsische Energieagentur GmbH - Das EU-Projekt SO-PRO, Prozessenergie
mit Solarthermie (Ressourcenefifizient vor Ort – 5.Mai 2010 in Dresden)
Presseartikel und Internetquellen
(76.) Asociación Solar de la Industria Térmica (ASIT)
www.asit-solar.com
(77.) Científicos de la UMA logran metales y plásticos más eficientes para captar
energía del sol
Centro de Investigaciones Energéticas, Medioambientales y Técnicas (Ciemat)
Noticias, 18.01. 2011
www.energiasrenovables.ciemat.es/?pid=4000&id_seccion=9&tipo=noticias&id=
4059
Datum: 06.04.2011
(78.) El IDEA amplía la dotación económica de Biomcasa y modifica las condiciones
de financiación de Solcasa
Energías Renovable, 07.04.2011
http://www.energiasrenovables.com/energias/renovables/index/pag/solartermica/colleft/colright/termic
a/tip/articulo/pagid/14948/botid/22/len/es/
115
(79.) Energía Solar Térmica para Procesos Industriales: SO-PRO
Escan S.A.
www.escansa.com/sopro/1_diptico_informativo_web.pdf
Datum: 08.03.2011
(80.) Gas Natural desarrolla en Sevilla la primera planta de frío solar de Europa, por
un montante de 1,3 millones
Epsocial, 15.07.2008
www.europapress.es/epsocial/rsc/noticia-gas-natural-desarrolla-sevilla-primeraplanta-frio-solar-europa-montante-13-millones-20080715195024.html
Datum:22.03.2011
(81.) Guía de Planificación para Generación Solar Térmica en Procesos de Calor
Industriales
www.solar-process-heat.eu/fileadmin/redakteure/SoPro/Work_Packages/WP3/Planning_Guideline/Planning_Guidelines_ESCAN_Es
pa%C3%B1ol_web.pdf
Datum 08.03.2011
(82.) Instituto para la Diversificación y Ahorra de la Energía (IDEA)
www.idae.es
(83.) La CEHAT, a la cabeza de la aplicación de las energías renovables de la mano
del IDEA
Construible, 13.04.2011
http://www.construible.es/noticiasDetalle.aspx?id=7235&c=1&idm=5&pat=5&utm
_source=nld&utm_medium=newsletter
(84.) Projekte im tertiären Sektor und in Industrieprozessen: Unternehmen Immosolar
www.immosolar.com/es/referencias/industria-y-hoteles/pagina-2
Datum: 14.03.2011
(85.) Refrigeración Solar: en la parrilla de salida
News Soliclima, 02.04.2010
www.news.soliclima.com/noticias/energia-solar/refrigeracion-solar-en-la-parrillade-salida
Datum: 21.03.2011
(86.) Reduction Of Costs of Solar Cooling Systems (ROCOCO)
Centro de Investigaciones Energéticas, Medioambientales y Técnicas (Ciemat)
Proyectos
www.energiasrenovables.ciemat.es/?pid=4000&id_seccion=9&tipo=noticias&id=
4059
Datum: 06.04.2011
116
(87.) Solare Prozesswärme, Checkliste für Unternehmen
www.solar-process-heat.eu/fileadmin/redakteure/SoPro/Work_Packages/WP3/Checklists/D3.1_SAENA_Checklisteeditierbar_SAENA.pdf
Datum 08.03.2011
(88.) “Venta de Energía Solar Térmica”, haga su instalación a coste cero
Energías Renovables
www.energiasrenovables.com/energias/renovables/index/pag/solartermica/colleft/colright/termic
a/tip/articulo/pagid/14888/botid/22/len/es/%23slide_8
Datum: 04.04.2011
10.3 Quellen Fotovoltaik
Fachzeitungen und Presseartikel
(89.) Las medidas retroactivas del Ministerio de Industria provocarán la ruina de miles
de inversores
APPA, Comunicado de Prensa, 23.12.2010
(90.) AEF acusa al Gobierno de cometer un claro atentado contra la energía
fotovoltaica
ERA Solar Nr. 160 S.92, Enero/Febrero 2011
(91.) El nuevo escenario del Real Decreto 1565/2010
ERA Solar Nr. 160 S. 24-25, Enero/Febrero 2011
(92.) Modificación del sistema retributivo para la energía fotovoltaica de España –
Primeras apreciaciones jurídicas
ERA Solar Nr. 161 S.89, Marzo/Abril 2011
(93.) Se perderán 5.000 millones de euros hasta 2020 si desaparece la fotovoltaica
Solar News Nr.31 S.4-11, Sexto Bimestre 2010
(94.) “Si las empresas mantienen su competitividad internacional quizá podemos
evitar las consecuencias del caos legislativo
Solar News Nr.31 S.26-27, Sexto Bimestre 2010
117
Gesetzestexte
(95.) Boletín Oficial del Estado núm. 312
Real Decreto 14/2010, de 23 de diciembre de 2010
Jahresberichte und Präsentationen
(96.) Asociación de la Industria Fotovoltaica (ASIF) – Anuario 2009
(97.) Asociación de la Industria Fotovoltaica (ASIF) – Anuario 2010
(98.) Eclareon – Análysis de la coyuntura de los mercados solares en España
(Solarpraxis en Madrid – 7 de Octubre de 2010
10.4 Quellen solarthermische Kraftwerke
(99.) Asociación Española de la Industria Solar Termoeléctrica Protermo Solar
Dossier de Prensa 2010
(100.) Asociación Española de la Industria Solar Termoeléctrica Protermo Solar
El termosolar, uno de los pocos sectores que no ha sufrido la grave crisis de la
industria española
Pressebericht, 24 de marzo de 2011
(101.) Asociación Española de la Industria Solar Termoeléctrica Protermo Solar
España supera a EEUU y se convierte ya en el mayor productor mundial de
energía solar termoeléctrica con 432 MW de potencia instalada
Pressebericht, 12 de julio de 2010
(102.) Asociación Española de la Industria Solar Termoeléctrica Protermo Solar
Mapa de Industria Solar Termoeléctrica en España
www.protermosolar.com/boletines/23/Mapa.pdf
Datum: 08.04.2011
118