Eine unglaubliche Reise
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Eine unglaubliche Reise
17-2015 I www.spox.com Die Warriors sind NBA-Champion Eine unglaubliche Reise LEBRON RIBERY STANISLAWSKI Wo ist der Makel? Titel futsch! James ist trotzdem groß. Erbe gesucht Acht Kandidaten für den FC Bayern Neulich bei REWE Kommt er zurück? Stani im Interview SPOX eMAG Die Warriors Opferbereitschaft und Demut: Zum ersten Titel Golden States seit 40 Jahren haben alle ihren Beitrag geleistet. Was man vom neuen Champion lernen kann... 01 LeBron James Er hat sein sechstes NBAFinale gespielt und zum vierten Mal verloren. Doch Häme ist nicht angebracht, genauso wenig wie JordanVergleiche. LeBron James ist ein Ausnahmeathlet. Das muss man einfach mal anerkennen. 02 Best of NBA-Playoffs 03 Okay, es gab ein paar Serien, denen komplett die Spannung abging. Okay, es war echt bitter, dass sich so viele tolle Spieler verletzt hatten und zum Zuschauen verdammt waren. Okay, Hack-a-DeAndre-Jordan-oder-DwightHoward nervt. Aber: Die Postseason 2015 war dennoch legendär. Fragen Sie doch nur mal „The Truth“. 04 Stanislawski Supermarkt statt Buli wie geht es Stani? Und: Kommt er zurück? 05 Riberys Nachfolge Der Superstar ist verletzt - und der FC Bayern sucht Ersatz. Hier sind acht Kandidaten. 17-2015 I 02 SPOX eMAG Golden State gewinnt die NBA-Finals „Als würde sich der Kreis schließen“ von Stefan Petri Mut, Demut, Opferbereitschaft. Zum ersten NBA-Titel der Golden State Warriors seit 40 Jahren haben alle ihren Beitrag geleistet - vom Front Office über Coach Steve Kerr bis hin zum Überraschungs-MVP Andre Iguodala. Was kann die Konkurrrenz vom neuen Titelträger lernen und warum ist Mike D‘Antonis Ehre wiederhergestellt? „Ich habe diese Trophäe schon so oft im Fernsehen gesehen. Man stellt sich vor, wie es wohl sein würde, sich selbst mit Champagner zu überschütten. Und jetzt wo dieser Moment da ist, ich die Trophäe halte und den Champagner im Gesicht spüre, da wird mir alles erst so richtig klar.“ „Das hier ist Wirklichkeit. Und der beste Champagner, den ich in meinem ganzen Leben je probiert habe.“ Siebeneinhalb Monate. 103 Spiele. 83 Siege. Vier Playoff-Serien. LeBron. Am Ende einer unglaublichen Reise blieb bei Stephen Curry, seinen Teamkollegen, bei der gesamten Franchise und den Fans nur noch die pure Freude - ja, Glückseligkeit. Nach 40 Jahren hatten die Dubs endlich wieder den NBA-Gipfel erklommen und ihre Flagge für die ganze Welt sichtbar auf das Gipfelkreuz gepflanzt. Ein Start-Ziel-Sieg für den Favoriten, gleichzeitig jedoch eine unerbittliche Reise, die nur eines von 30 Teams übersteht. Dieses Team waren in der Saison 2014/2015 die Golden State Warriors. Angeführt von einem RookieCoach in Steve Kerr, von einem Spieler Stephen Curry, den die Liga so noch nicht gesehen hat. Von einem Kader, der mit der besten Offense einfach Spaß machte, dabei aber auch die Drecksarbeit nicht vernachlässigte (beste Defense). Style over Substance? Warum nicht beides! Und so wurden die Schweißtropfen am späten Dienstagabend abgelöst von Schampus auf der Haut, der Dampf der Eisbäder verdrängt durch Zigarrenrauch. „Champions!“, brüllte Klay Thompson auf dem Weg in die Kabine. Während dieser Champion noch feiert, wird anderorts bereits mit Hochdruck daran gearbeitet, ihn zu entthronen. Und gleichzeitig in Bars wie Büros darüber diskutiert, wie dieser Champion historisch einzuordnen ist - und was man von ihm lernen kann. Sind die Warriors der Höhepunkt der Entwicklungen der letzten Jahre? Der erste Schritt in eine neue Ära? Oder eine Ausnahme? Schließlich stehen die Räder der NBA niemals still. Offenses verändern sich, Defenses ziehen nach, 17-2015 I 04 manchmal auch in umgedrehter Reihenfolge. Lineups werden neu aufgestellt, Strategien verändert, Kader durchgewürfelt. Immer auf der Suche nach dem nächsten Erfolgsrezept. Und natürlich wird auch kopiert, was das Zeug hält. Bloß nicht draußen stehen, während der Zug ohne mich abfährt. Was kann man also aus dem Titelgewinn der Warriors lernen? Natürlich, bewerten ohne überzubewerten ist zu diesem frühen Zeitpunkt kaum möglich. Jede Konstellation ist einzigartig und deshalb nicht ohne weiteres reproduzierbar. Jetzt ist „alles Gold, was glänzt“ - aber treffen LeBron und Co. mehr Würfe, dann war alles Quatsch? Wer aber diese Saison des Teams aus der Bay Area als Ganzes nimmt - und zwar unabhängig vom Ausgang der letzten zwei Finals-Partien - der stellt fest, dass in der Franchise eine ganze Menge richtig gemacht wurde. Vielleicht so viel, dass der Titel gar als eine logische Schlussfolgerung der getanen Arbeit angesehen werden kann. Front Office, Coaches, Spieler - sie alle hatten ihren Anteil. Es hätte nicht soweit kommen müssen. In vielen anderen Teams wäre es wohl auch nicht so weit gekommen. Denn wenn man sich die Situation der Dubs vor einem Jahr anschaut, stellt man fest: War doch gar nicht übel! Mit Mark Jackson als Coach hatte man 51 Siege eingefahren und in den Playoffs in der ersten Runde nur hauchdünn in Spiel 7 gegen die Clippers den Kürzeren gezogen - also den Spurs 2015 nicht unähnlich. Ein junger, talentierter Kader noch dazu, da hätten viele GMs ihren Kurs beibehalten. Deshalb ist es Warriors-GM Bob Myers hoch anzurechnen, das ruhige Fahrwasser nicht einfach nur genossen zu haben. Sich vom bei den Spielern durchaus beliebten Jackson zu trennen, war riskant, auch für ihn selbst. Aber eben auch der richtige Schritt, denn Jackson hatte gerade offensiv nicht das Maximum aus dem Kader herausgeholt. Diesen dann mit Steve Kerr durch einen RookieCoach zu ersetzen, war ebenfalls ein ungewöhnlicher Schachzug, schlägt das Pendel in solchen Situationen doch meist in die Gegenrichtung aus: Für den ebenfalls nicht mit viel CoachingErfahrung gesegneten Jackson hätte ja auch ein „Mann der alten Schule“ kommen können. Doch Myers hatte einen Plan. Kerr hatte zwar noch nie Plays in einem Timeout aufgezeichnet, brachte aber fünf Meisterschaften als Spieler mit und hatte mit den „Seven Seconds or less“-Suns den natürlichen Vorläufer dieses Warrior-Teams als GM betreut. Würde er das Team auf ein neues Level bringen können? Das war nicht gewiss, aber er brachte alle Voraussetzungen mit. Der 49-jährige Rookie-Coach machte dann seinerseits das Beste aus diesen Voraussetzungen - er ruhte sich nicht auf ihnen aus. Stattdessen sammelte er ein hochkarätiges Team um sich herum, etablierte eine offene Diskussionskultur und war nicht zu stolz dafür, Ratschläge anzunehmen. Gleichzeitig sparte er nicht mit Lob - wie sonst hätte der Name Nick U‘Ren plötzlich seinen Weg in die Schlagzeilen finden sollen? Kerr traf bei den Warriors ein bestelltes Feld an - und versäumte es nicht, sich bei seinem Vorgänger Jackson immer wieder öffentlich zu bedanken. Aber gleichzeitig beschleunigte er die Entwicklung des Kaders, fand das perfekte Zusammenspiel aus Suns-Offense und Warriors-Defense. „Sagt Mike D‘Antoni, dass seine Ehre wieder hergestellt ist! Wir haben alle in den Hintern getreten, und zwar mit dem Stil, über den bei ihm immer gemeckert worden war“, jubelte Assistant Coach Alvin Gentry, der selbst mit D‘Antoni gecoacht hatte und in der neuen Saison die New Orleans Pelicans betreuen wird. Dabei blieb das Team jedoch flexibel - und Kerr bewies den Mut, seine Taktik selbst in Extremsituationen anzupassen, was er gegen die Grizzlies und Cavs dann auch bewies. Zu oft behalten Coaches stur ihre Strategie bei, nach dem Motto: „Wir spielen das, was uns hierhergebracht hat, basta!“ Kerrs Maxime dagegen lautet: „Wir spielen das, was uns weiterbringt.“ Die große Kunst dabei war es, den Spielern diese Opferbereitschaft, ungewohnte Rollen anzunehmen, auch zu vermitteln. Mit einer Prise Humor und Selbstironie, aber auch dem nötigen Fachwissen ausgestattet, gewann er den Locker Room. Wer könnte das Spiel von Curry perfektionieren, wenn nicht einer der besten Distanzschützen der 90er Jahre? Und wer könnte den Spielern besser die „Deine Zeit wird kommen“-Mentalität vermitteln als der Mann, der den wichtigen Wurf erst dann nehmen konnte, wenn der Ball von Michael Jordan zu ihm kam? Trotz der guten Arbeit des Front Office, das Kerr einen hochtalentierten und variablen Kader zusammengestellt hatte, und der geschickten Arbeit des Coaches, gilt aber auch im Basketball: Wichtig is aufm Platz. Deshalb weiß auch Kerr, bei wem er sich bedanken muss. Von MVP Stephen Curry („Es geht nur um den Sieg. SPOX eMAG Statistiken sind egal.“) über Draymond Green („Alle haben Opfer gebracht, das ganze Jahr über. Wir haben füreinander Opfer gebracht.“) bis hin zu Bankspieler David Lee oder Center Andrew Bogut, der in den Finals seinen Startplatz räumen musste: Das ganze Team nahm die zugewiesenen Rollen ohne zu murren an - eine größere Signalwirkung für konkurrierende Franchises, aber auch für Nachwuchsspieler, kann es eigentlich nicht geben. Da passt es perfekt, dass mit Andre Iguodala der Spieler, der das vielleicht größte Opfer gebracht hatte, letzten Endes auch mit einer ganz besonderen Ehrung bedacht wurde. 758 Spiele hatte er in seiner Karriere bestritten, bevor er zu den Warriors kam, alle als Starter. Doch dann saß er über die kompletten 82 Spiele beim Tip-Off nur auf der Bank. „Der Finals-MVP hätte an Steph gehen können, oder auch an LeBron“, sagte Kerr nach Spiel 6 auf der Pressekonferenz. „Andre kam in seiner Karriere noch nie von der Bank, aber er hat seine Rolle geopfert um Harrison [Barnes] besser zu machen, um unsere Bank besser zu machen. Dass Andre diesen Award bekommt - es fühlt sich an, als würde sich ein Kreis schließen.“ „Man will sich und anderen etwas beweisen, deshalb spielt man für sich selbst. Das liegt in der menschlichen Natur“, so Iggy selbst. „Aber wenn sich alle zusammentun und sagen: ‚Wir schaffen das als Team‘, dann ist das eine unglaubliche Formel für unseren Erfolg heute. Für die Championship.“ Diese Championship will in der nächsten Saison dann verteidigt werden. Ist der Erfolg vorprogrammiert, wo man doch die richtigen Formeln gefunden hat? Nein, die Konkurrenz wird ein gewichtiges Wörtchen mitreden, und wie schon in dieser Saison werden auch Glück und Gesundheit eine große Rolle spielen. Und schon vor Beginn der Playoffs wusste Draymond Green: „Dieses Team wird in dieser Form wohl nie mehr zusammenspielen. So läuft das Geschäft nunmal.“ Aber der Boden für weiteren Erfolg ist bereitet. Durch Mut, Entschlossenheit, Demut, Kreativität, und Opferbereitschaft. Welcher Teameigner, welcher GM, welcher Trainer auch immer da draußen auf der Suche nach dem richtigen Rezept für seine Franchise ist - mit diesen Qualitäten des NBA-Champions 2014/2015 macht man ganz sicher nichts falsch. 17-2015 I 06 LeBron James und die NBA-Finals Bis zum Äußersten von Max Marbeiter Die Finals 2015 sind Geschichte, die Golden State Warriors erstmals seit 40 Jahren wieder Champion. LeBron James steht dagegen erneut ohne Titel da - trotz herausragender Zahlen. Historisches Denunzieren ist dennoch nicht angebracht. LeBron James hat es also erneut nicht geschafft. Zum sechsten Mal hat er versucht, ein NBA-Finale für sich zu entscheiden, zum vierten Mal ist er gescheitert. Michael Jordan wäre das nie passiert, sagen nun einige. Gut, MJ ist es tatsächlich nie passiert. Er gewann seine sechs Finals-Auftritte allesamt. Nur hatte Jordan eben auch stets ein herausragendes Team um sicher herum, entgegnen andere. Vor Scottie Pippen, Horace Grant oder Toni Kukoc habe er es schließlich nicht einmal bis in die Finals geschafft. Eine Diskussion über LeBrons Leistungen ohne den Blick hinüber zu Jordan ist mittlerweile unmöglich. Ständig wird abgewogen, verglichen, teils gestritten - und meist schlechtgeredet. Irgendwie muss die Leistungen des einen schließlich über die des anderen gestellt werden. Und das funktioniert nun mal am besten, indem ganz deutlich herausgestellt wird, weshalb die einen Errungenschaften wesentlich weniger wert sind als die anderen, weshalb der eine im Endeffekt einfach nicht an den anderen heranreicht. Das Problem: Wir tendieren dazu, unserer Bewunderung durch Abwertung Ausdruck zu verleihen. Natürlich mag das zum allgemeinen emotionalen Sportdiskurs einfach dazugehören, natürlich spielen Sympathien und Antipathien eine Rolle. Dennoch ist es schade, wenn krampfhaft versucht wird, Leistungen der absolut Besten schlechtzureden, nur um den eigenen Liebling heller erstrahlen zu lassen. Jordan selbst sagte in einem Interview mit L‘Equipe kürzlich, dass es schlicht keinen Sinn ergebe „unterschiedliche Ären zu vergleiche“. Und er hat absolut Recht. Denn so sehr sie auch als Fakt dargestellt sein mögen: Annahmen, MJ hätte bei heutiger Regelauslegung noch weniger Probleme zu scoren, sind schließlich ebenso reine Mutmaßung wie solche, LeBron hätte gegen all die hart verteidigenden Big Men der 90er deutlich mehr Schwierigkeiten gehabt. Fakt ist lediglich, dass James in diesen Fi- SPOX eMAG 17-2015 I 08 nals für satte 38,3 Prozent aller Punkte seiner Cavaliers direkt verantwortlich war, was wiederum tatsächlich einen Vergleich mit Michael Jordan zulässt. Der erzielte während der 93er Finals nämlich 38,4 Prozent der Punkte der Bulls und hält damit den Rekord. Doch was sagt uns das? Einer mag nun den Egozocker herauslesen, ein anderer auf heroische Leistungen gestoßen sein. In einem Punkt dürfte jedoch Einigkeit bestehen: Sowohl LeBron als auch Jordan besitzen, beziehungsweise besaßen die Fähigkeit, ihre Teams zu führen, sie zu tragen. Wenn nötig auch bis zum Äußersten. Das Ultimative, der Titel, war James diesmal zwar nicht vergönnt. Weniger beeindruckend sind seine Leistungen deshalb allerdings nicht. Am Ende waren sie sogar so beeindruckend, dass eine Finals-Niederlage James erstmals seit langem Anerkennung statt Häme einbringt. Anerkennung für 35,8 Punkte im Schnitt, für 13,3 Rebounds und 8,8 Assists. Für den Fakt, dass er als erster Spieler überhaupt beide Teams einer Finalpaarung in allen drei großen Kategorien anführte. Kaum einer nimmt LeBron übel, dass er sich nach Spiel 5 durch- aus selbstbewusst als besten Spieler der Welt bezeichnet. Derzeit fehlen schlicht die Gegenargumente. James trug ein Team aus Rollenspielern soweit, dass sich die Cavs tatsächlich Hoffnungen auf den ersten Titel ihrer Franchise-Geschichte machen durften. Und das gegen eines der statistisch besten Teams der Geschichte. James selbst sprach davon, dass mit Kevin Love, Kyrie Irving und Anderson Varejao am Ende einfach „zu viel Talent im Anzug auf der Bank gesessen“ habe. Entsprechend unterlegen waren die Cavs den Warriors, wenngleich der Supporting Cast gerade defensiv sicherlich nicht ganz so schlecht war, wie er häufig dargestellt wurde. Offensiv mangelte es James meist jedoch an Unterstützung. Vielleicht wäre eine weniger auf LeBron fokussierte Offense am Ende dennoch effektiver gewesen. Vielleicht hätte LBJ so bessere Quoten aufgelegt als die überschaubaren 39,8 Prozent aus dem Feld und 31 Prozent von jenseits der Dreierlinie. Vielleicht hätte James in sechs Spielen nicht satte 118 Würfe vergeben. Schlussendlich sind derlei Zahlen Ventil für all jene, die SPOX eMAG James‘ Leistungen im Gesamtkontext relativiert sehen wollen, die den Makel suchen. Einen Makel, den eigentlich nicht einmal der verpasste Titel zu verursachen vermag. Wieso also danach suchen? Die Cavs und LeBron haben gegen ein besseres Team verloren. Das war, ist und wird nie eine Schande sein. Zumal LeBron immerhin vier Stimmen als Finals MVP erhielt. Viele wollten sehen, wie er die Bill Russell Trophy überreicht bekommt. James war der beste Spieler der Finals, also verdient er auch den Award, heißt es häufig. Diesmal trafen die Relativierungsversuche Andre Iguodala. Iggy sei bei weitem nicht so gut gewesen und habe die Serie auf der Bank begonnen. Und dafür Finals-MVP? Dabei dürfte LeBron selbst - ganz abgesehen davon, dass die Auszeichnung für Iguodala absolut in Ordnung geht - am wenigsten trauern, dass er direkt nach der Niederlage nicht noch einmal aufs Podium musste. Nicht nur, weil er sich inmitten feiernder Warriors befunden hätte, in der Niederlage vor einem Millionenpublikum die Fassung hätte bewahren müssen. Wohl auch, weil er am Ende einer von zwei Spielern der Geschichte gewesen wäre, die trotz Finalspleite zum MVP ernannt wurden. Historisch gesehen wäre die Niederlage wesentlich gewichtiger gewesen - und hätte diverse Möglichkeiten präsentiert, die Leistung des LeBron James in ein schlechtes Licht zu rücken. Einer von zwei Verlierern, hätte es womöglich geheißen. Am Ende gibt es jedoch nur wenige Ausnahmebasketballer wie einst Russell, Wilt Chamberlain, Magic Johnson, Larry Bird, Michael Jordan oder heute LeBron James. Lasst uns doch einfach genießen, diesen Ausnahmeathleten bei der Arbeit zuzusehen. Wer am Ende vielleicht das kleine bisschen besser war, wer der beste aller Zeiten, der G.O.A.T., ist, ist eigentlich vollkommen egal. 17-2015 I 10 SPOX eMAG Best of NBA-Playoffs Buzzer! Brett! Drin! von Max Marbeiter Die einen fanden sie einen Tick zu langweilig, die anderen nervten die vielen Verletzten, die nächsten das Gehacke gegen Howard oder Jordan. Dass die NBA-Playoffs aber jede Menge Stoff für Legenden boten, sollte auch klar sein. Hier ist das Beste der Postseason. Clippers gegen Spurs Drei Mal 4:0. Zwei Mal 4:1. Zwei Mal 4:2. Dazu diverse 3:0-Führungen. Die erste Runde lieferte in etwa so viel Spannung wie ein Freiwurfduell Steph Curry gegen DeAndre Jordan. Glücklicherweise gab es jedoch diese eine Serie, die beinahe die Ehre einer gesamten PlayoffRunde wiederherzustellen vermochte. Gut, Clippers gegen Spurs passt tendentiell eher in die Conference Finals als in Runde eins, aber die Regeln wollten es nun mal so. Den Teams war es ohnehin egal. Sie spielten einfach, als wären die Playoffs bereits weit fortgeschritten, als ginge es demnächst tatsächlich um den Titel. Sieben Spiele lang lieferten sowohl Clippers als auch Spurs Basketball vom Allerfeinsten. Beide Teams steckten Verletzungsprobleme von Schlüsselspielern weg. Beide Teams steckten Rückschläge innerhalb der Serie weg. So spekulierten nicht wenige nach Spiel eins, dass die Luft beim damals noch amtierenden Champion aus San Antonio raus sei. Die Clippers hatten schließlich mehr als deutlich gewonnen. Also stieg Tim Duncan kurzerhand in die Zauberkugel, kam 15 Jahre verjüngt wieder raus und klaute mit seinen Spurs dank eines 28-11-Double-Doubles den Heimvorteil. Als San Antonio die Clippers in Spiel 3 dann auch noch mit mächtig Anlauf aus dem AT&T Center schoss (100:73), wirkte es, als hätte der Champ die Serie endgültig gedreht. Die Spurs auf dem Weg in Runde zwei? Weit gefehlt! L.A. schlug umgehend zurück, die Serie war wieder offen. Es konnte nur eine Form der Entscheidung geben: Spiel 7! Der ultimative Weg der Entscheidungsfindung. Alles oder nichts. Win or go home. Nach Hause wollte jedoch niemand. Und so erhielt diese epische Erstrundenserie, die dank ihres Mix aus sensationellem Basketball und unglaublicher Dramatik als eine der besten in die Geschichte der Playoffs eingehen wird, das verdiente, das einzig mögliche Ende. Mit noch 8 Sekunden zu spielen hatte Duncan von der Linie soeben ausgeglichen, als Chris Paul rechts an der Birne den Ball bekam. Nun hatte sich CP3 bereits früh im Spiel am Oberschenkel verletzt, war im Grunde nur noch auf einem Bein unterwegs, dennoch setzte er gegen Danny Green zum Drive an. Als dann auch noch Duncan zu Hilfe eilte, hatte 17-2015 I 12 Paul endgültig zwei der fähigsten Spurs-Verteidiger an den Hacken. Egal. CP ließ den Floater los. Drin! Entscheidung! Was für eine Serie! Anthony Davis Die gesamte Association war gespannt. Wartet in Runde eins etwa ein Vorgeschmack? Bekommen die Warriors etwa eine erste Kostprobe von der grenzenlosen Dominanz, die der Liga in den kommenden Jahren drohen könnte? Oder einfacher: Wie würde sich Anthony Davis in seinen ersten Playoffs anstellen? Um es kurz zu machen, AD stellte sich hervorragend an. Nach einigen Startschwierigkeiten in Spiel eins fand Davis sein Spiel und dominierte die Zone nahezu nach Belieben. Egal, wer da kam, ob nun Andrew Bogut, Festus Ezeli oder Draymond Green - AD schüttelte sie einfach ab. Am Ende der Serie hatte er im Schnitt überragende 31.5 Punkte sowie 11 Rebounds und 3 Blocks aufgelegt. Sein Player Efficiency Rating (28,54) war das beste der gesamten Association. Ja, auch besser als jenes des LeBron James (25,54). Der kollektiven Basketballkunst der Warriors waren die Pelicans am Ende zwar hoffnungslos unterlegen, allein Anthony Davis sorgte jedoch dafür, dass Golden State im einen oder anderen Spiel doch etwas mehr investieren musste als vielleicht erwartet worden war. Die Liga darf sich warm anziehen. Der Wille der Rockets Die Houston Rockets sind ein sonderbares Team. Nach und nach verletzten sich Schlüsselspieler (Terrence Jones, Donatas Motiejunas, Patrick Beverley) oder Stars (Dwight Howard), und dennoch steuerte der zweifache Champ unbeirrt Richtung Rang zwei der Western Conference. Vor den Spurs. Vor den Clippers. Vor Memphis. Wirklich ernst nahm Houston dennoch niemand. In Runde eins wurden die Mavs zwar relativ souverän nach Hause geschickt, Dallas plagten am Ende aber einfach zu viele Sorgen, als dass das 4:1 als klarer Ausdruck Rockets‘scher Stärke verstanden worden wäre. Also ging Houston als Außenseiter ins Zweitrundenduell gegen die Clippers. Klare Sache? Klare Sache! Zumal L.A. nach vier Spielen 3:1 vorne lag. Die Serie war durch, daran bestand eigentlich überhaupt kein Zweifel. Schließlich hat auch noch niemand Greg Ostertag bei intensiven Vor- bereitungen auf den Slam-Dunk Contest beobachtet. Gewisse Dinge passieren einfach nicht. Tun sie doch. Denn die Rockets interessierte herzlich wenig, dass man bei 1:3 eigentlich kaum mehr Chancen auf die nächste Runde hat. Speziell wenn man zwar auf 2:3 verkürzt, auswärts vor dem Schlussviertel aber mit 13 Punkten zurückliegt. Houston war‘s einfach egal. Sie gewannen den letzten Abschnitt von Spiel 6 in L.A. mit 40:15 und holten sich schlussendlich auch Spiel 7. Ein spezielles Team, diese Rockets. Die Buzzerbeater Viele Serien verliefen ein wenig zu deutlich. Wer nach Spannung suchte, wurde bei einzelnen Spielen aber definitiv fündig. Auf die Spitze trieben es die Bulls und Cavs. Am Freitag erhielt Derrick Rose Sekunden vor dem Ende den Ball. Ein erfolgreicher Wurf brächte den Sieg, klatscht der Ball nur auf den Ring, ginge es immerhin noch in die Verlängerung. Doch Rose hatte nur wenig Lust auf Überstunden. Über Tristan Thompson hinweg wurde er den Dreier los. Buzzer! Brett! Drin! Das United Center explodierte - und war kaum zwei Tage später auch schon wieder so still, dass man Karl Malone beim Freiwurf vor sich hin murmeln hätte hören können. Wieder deutete SPOX eMAG einiges auf Verlängerung hin. Wieder war noch Zeit für einen letzten Wurf. Wieder war er drin. Diesmal hatte jedoch LeBron James über Jimmy Butler getroffen und damit den Anfang vom Playoff-Ende der Bulls eingeleitet. Man musste allerdings nicht zwingend einen Platz im United Center eingenommen haben, um bis zur Schlusssirene über den möglichen Ausgang des Spiels im Unklaren gelassen zu werden. So trafen sich die Wizards und Hawks Sekunden vor dem Ende bei 101 Punkten. Und in solchen Fällen zählt nun mal nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Paul Pierce bekommt also den Ball, wird seinen Wurf trotz engster Verteidigung der Hawks los und trifft. Die Wizards gewinnen und Pierce legt los... Paul Pierce „Ich sauge all das immer noch auf. So viele Erfahrungen dieser Art werde ich ja nicht mehr machen“, sagte Paul Pierce nach seinem Buzzerbeater gegen die Hawks. Und tatsächlich. Der ehemalige Celtic genoss die Playoffs 2015 in vollsten Zügen. Da war die Erstrundenserie gegen Toronto, vor der er sich erst einmal den Groll ganz Kanadas auf sich zog, indem er den Raptors absprach, das „gewisse Etwas“ zu besitzen. „The Truth“ beließ es jedoch nicht bei verbalen Provokationen, er machte auf dem Court weiter. Spiel eins sicherten sich die Wizards vor allem dank der hervorragenden Vorstellung des Paul Pierce. Der Ton für eine überraschend einseitige Erstrundenserie war gesetzt. Wirklich aufgedreht hat Pierce allerdings erst in Runde zwei. Dort traf er nicht nur besagten Buzzerbeater, verbal setzte „The Truth“ noch einen drauf. Ob er vor seinem Wurf, der nur über das Brett seinen Weg durch die Reuse gefunden hatte, „Bank“ angesagt habe, wollte ESPN-Reporter Chris Broussard nach der Partie wissen. „I called game“, antwortete Pierce mit der trockenen Selbstverständlichkeit eines Veteranen. Und Pierce war noch nicht fertig. Als Dennis Schröder den Buzzerbeater auf der Pressekonferenz als „Glückswurf“ bezeichnete, konfrontierte ihn der Finals-MVP von 2008 mit seiner Version der Wahrheit. „Wahrscheinlich sagt er das, weil er noch etwas jung ist“, sagte Pierce. „Er hat das während der vergangenen 17 Jahre eben noch nicht live mitbekommen“. Wahrscheinlich habe es Schröder bei 2k versucht, aber nicht geschafft. Pierce mag zwar nicht mehr der Jüngste sein, in entscheidenden Situation macht ihm aber immer 17-2015 I 14 SPOX eMAG noch niemand etwas vor - ob spielerisch oder verbal. Überraschend geglänzt Sie gehören zu den Playoffs wie einst der Shimmy Shake zu Mark Jackson: Die, mit denen eigentlich niemand rechnet, die plötzlich aber eine ganz zentrale Rolle einnehmen. Der vielleicht prominenteste machte LeBron James‘ Leben während der Finals so schwer, wie es gegen einen vierfachen MVP im Alles-oder-Nichts-Modus eben geht und stand am Ende im Zentrum des Titels der Warriors. Gerechnet hatte damit selbstverständlich niemand. Immerhin war Andre Iguodala bis zu Spiel vier der Finals während der gesamten Saison nicht einmal gestartet. Drei Spiele und einige herausragenden Leistungen später war er nicht nur Champion sondern wurde auch noch zum Finals-MVP ernannt. Ganz so weit brachten es Corey Brewer und Josh Smith zwar nicht. Dafür sorgten die beiden dafür, dass die Rockets überhaupt noch Chancen auf die Conference Finals hatten. In Spiel 6 gegen die Clippers lag Houston deutlich zurück, James Harden und Dwight Howard saßen auf der Bank. Also legte Brewer im letzten Viertel eben 15 Punkte auf und J-Smoove traf unfassbare 4 seiner 7 Dreier. Der Rest ist bekannt. Der Ausgang der Finals ebenfalls. Dass auf der größten Bühne ein kleiner Australier einen für die Cavs derart positiven Einfluss nehmen könnte, damit konnte allerdings keiner rechnen. Matthew Dellavedova durfte nach Kyrie Irvings Verletzung starten und bereitete Steph Curry kurzzeitig nicht zu erwartenden Probleme. Damit setzte Delly seinen in den Playoffs zuvor bereits guten Leistungen die Krone auf. Am Ende ging allerdings ein wenig die Luft aus. Derrick Rose Wer hätte das gedacht? Im Februar wurde bei Derrick Rose die dritte schwere Knieverletzung binnen drei Jahren diagnostiziert. Meniskusriss. 6 Wochen Pause. Zu den Playoffs würde D-Rose also zurück sein - aber wie würde er spielen? Mitunter richtig gut. Er attackierte, schloss akrobatisch ab, war kaum zu verteidigen - zeitweise jedenfalls. Rose hat es noch in sich. Bleibt zu hoffen, dass er nun endlich gesund bleibt. LeBron James Beinahe hätte es LeBron James geschafft. Am Ende fehlten zwei Siege und LBJ hätte ein unglaublich dezimiertes Cavs-Team zum Titel geführt. Dabei hatte LeBron während der ersten beiden Runden noch sehr wacklig performt, dominanten Vorstellungen gern auch mal etwas schwächere folgen lassen. In den Finals drehte James dann aber auf, führte beide Teams bei Punkten, Rebounds und Assists an. Als erster Spieler der Geschichte. LeBron machte sicher nicht alles richtig, wie er sich gegen die Warriors stemmte, war jedoch beeindruckend. Golden State Warriors Es ist eigentlich unglaublich. Da holt eine Franchise ihren ersten Titel seit 40 Jahren, mit einem Team, das mitunter historisch gut spielt und einige haben nichts besseres zu tun, als die Meisterschaft schlecht zu reden. Gegner der Warriors hätten immer mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, mit Kevin Love und Kyrie Irving wäre die Meisterschaft nach Cleveland - und überhaupt hätten die Dubs nur Glück gehabt, dass sie gesund blieben und die Gegner eben nicht. Ein Großteil solcher Argumente beruht auf Fakten. Nur sollten diese Fakten nicht schon wieder verwendet werden, um den Erfolg der Warriors mies zu machen. Immerhin haben sie es geschafft, Antworten zu finden, wenn das Momentum nach Mike Conleys Rückkehr in Richtung Memphis auszuschlagen schien, wenn LeBron und die Cavs ihnen größere Probleme bereiteten als erwartet und mit 2:1 in Führung gingen. Golden State ging mit allem um, passte sich an, spielte im Kern aber immer sein Spiel. Und so ist am Ende der Saison das beste Team auch Champion. Völlig verdient.TextText Natürlich mangelte es an Konstanz, natürlich hatte auch Rose seinen Anteil am enttäuschenden Aus der Bulls, zeitweise erinnerte der Playmaker jedoch wieder an jenen Derrick Rose, der der Association einst den Atem geraubt hatte. 17-2015 I 16 SPOX eMAG Holger Stanislawski im Interview „Ich kann vom Supermarkt lernen“ Holger Stanislawski leitet seit mehr als einem halben Jahr einen Supermarkt, Trainerangebote bekommt er aber noch immer regelmäßig. Mit Jochen Tittmar spricht die St. Pauli-Legende über die mögliche Rückkehr in den Fußball, tägliche Herausforderungen im Büro und neue Perspektiven aufs Profigeschäft. SPOX: Herr Stanislawski, Sie leiten seit über einem halben Jahr zusammen mit Ex-HSV-Profi Alexander Laas einen Supermarkt in Hamburg. Dort sind Sie Herr über eine Gesamtfläche von fast 8000 Quadratmetern, 130 Angestellten und erwirtschaften einen Jahresumsatz von 30 Millionen Euro. Wenn Ihnen dies jemand vor drei Jahren prognostiziert hätte, was hätten Sie entgegnet? Holger Stanislawski: Dass das nicht unbedingt in meinen Planungen auftaucht (lacht). Als wir uns letztlich dafür entschieden haben, wussten wir aber, welche Herausforderung wir annehmen - Management auf hohem Niveau. Wir haben ja keinen kleinen Krämerladen, sondern ein Sortiment von rund 50.000 Artikeln. Mit zwei Stunden vor Ort sein und dann wieder nach Hause gehen ist es nicht getan. SPOX: Sondern? Stanislawski: Ich bin durchschnittlich sechs Tage die Woche zwischen zehn und zwölf Stunden im Laden. Dieses Geschäft ist sehr zeitintensiv. Ich bin ja nicht nur im Markt zugegen, sondern auch vor Ort bei Lieferanten und Höfen, die uns beispielsweise mit Fleisch oder Eiern beliefern. Da ist immer etwas zu tun, so dass meine Bürozeiten häufig recht unterschiedlich sind. SPOX: Wie fielen denn anfangs die Reaktionen aus der Fußballbranche aus? Stanislawski: Der Wechsel vom Fußballtrainer zum Unternehmer hat den einen oder anderen sicherlich erstaunt. Die Rückmeldung war dennoch zumeist positiv. Diejenigen, die mich gut kennen, wussten sowieso, dass mir eine solch in Anführungszeichen schräge Sache zuzutrauen ist. Ich hatte zwar auch genügend Anfragen aus dem Fußball, aber ich fand es sehr reizvoll, mir in meiner Heimatstadt ein solches Standbein aufzubauen. SPOX: Ist der Laden nicht voll von St. Pauli-Fans, die Sie gerne einmal treffen möchten? Stanislawski: Ich treffe immer mal wieder Leute, mit denen man über die Hamburger Vereine quatscht und die dann ein Auto17-2015 I 18 gramm haben oder ein Foto schießen wollen. Fußball ist bei uns natürlich ein großes Thema. Ich bin ja weiterhin voll dabei und über die kompletten Abläufe im Profifußball informiert. SPOX: Wenn Sie jetzt ein kurzes Zwischenfazit ziehen müssten, worin bestand für Sie die größte Herausforderung im neuen Job? Stanislawski: Hier geht es unheimlich viel um Logistik, die Warenverfügbarkeit muss kontinuierlich sichergestellt werden. Man spricht mit Lieferanten und hinterfragt sein eigenes Sortiment, reflektiert die Wünsche der Kunden. Parallel dazu läuft die Personalplanung, die mit der einer Fußballmannschaft ja überhaupt nicht zu vergleichen ist. Es ist eine große Anstrengung, all diese Dinge unter einen Hut zu bekommen. Man arbeitet sich Tag für Tag ein Stückchen weiter. Es macht mir wirklich großen Spaß. SPOX: Wie sehr wird denn an Ihnen gezerrt, wieder in den Fußball-Kreislauf zurück zu kehren - oder ebben die Angebote ab? Stanislawski: Nein, ich hatte in der abgelaufenen Saison fünf, sechs Anfragen vorliegen. Ich habe immer gesagt, dass ich mich dem Fußball niemals lossagen werde. Das ist wie Fahrradfahren, wenn man das von der Pike auf gelernt hat, dann verlernt man es nicht mehr. Ich bin über das aktuelle Geschehen stets informiert. Wenn etwas kommt, das zu mir passt, dann würde ich mir das unabhängig von der Ligazugehörigkeit sicherlich gerne anhören. Hier im Laden besteht für mich die Möglichkeit, in einem solchen Fall den Posten als Geschäftsführer ruhen zu lassen, aber Teilhaber zu bleiben. Ich habe keine Druck-Situation, alles machen zu müssen und bin deshalb relativ frei in meiner Entscheidung. SPOX: Wie sähe denn Ihr Wunschangebot aus? Stanislawski: Mir ist wichtig, dass ein Verein eine grundsätzliche Vision verfolgt. Ich bin mir zwar bewusst, dass der Fußball immer ein Wochengeschäft bleiben wird und es anders als oft behauptet selten darum geht, langfristig etwas aufzubauen. Ich habe aber Gespräche mit Klubs geführt, bei denen sich die Philosophie grundlegend verändert, sobald andere handelnde Personen am Werk sind. So darf es nicht sein. Es geht darum zu sehen, wie der Verein ausgerichtet ist und ob meine Art von Fußball dazu passt. Das sind viele kleine Bausteine, die man in mehreren Gesprächen abklopfen müsste. SPOX: Sie haben mittlerweile einige Absagen verteilt. Liegt das auch an den in manchen Vereinen recht verworrenen Machtstrukturen, die die von Trainern erwünschte Kontinuität erschweren? Stanislawski: Mitunter. Ich bin schon aus Gesprächen gekommen und dachte mir im Nachhinein, dass das alles etwas nebulös erschien. Ein Verein sollte eine feste Struktur und Basis mitbringen, was das Personal angeht. Es muss ein Korsett geben, das nicht beim kleinsten Gegenwind wieder auseinanderfällt. SPOX: Sie standen vor einem Jahr kurz vor einem Engagement beim 1. FC Nürnberg, konnten aber nicht Ihre beiden Co-Trainer mitbringen. Stanislawski: Es ging mir damals nicht darum, all meine Vorstellungen umgesetzt sehen zu wollen. Dennoch gibt es ein, zwei Punkte, die grundsätzlich einfach passen müssen. Das war in diesem Fall leider nicht gegeben, so dass SPOX eMAG ich es dann lieber gelassen habe, bevor man sich sechs Wochen gegenüber steht und diskutiert, wieso es nicht funktioniert. Das hat für mich auch etwas mit Loyalität meinen CoTrainern gegenüber zu tun. SPOX: Wenn Sie jetzt in diesem Moment aus dem Bauch heraus entscheiden müssten, würde Sie dann eher wieder die Arbeit mit den Stollenschuhen auf dem grünen Rasen reizen oder doch lieber der Bürojob ohne Sportbekleidung? Stanislawski: Ich bin zwar Fußball durch und durch und habe über längere Zeiträume schon in allen Bereichen gearbeitet, aber das könnte ich jetzt gar nicht genau eingrenzen. Es würde sich wohl aus etwaigen Anfragen und den Gesprächen ergeben, welcher Posten dann besonders interessant wäre. SPOX: Ihre letzte Station als Trainer liegt nun zwei Jahre zurück. Nach dem Aus beim 1. FC Köln im Mai 2013 haben Sie sich über ein Jahr lang aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Das tat gut, oder? Stanislawski: Eindeutig. Ich habe anfangs erst einmal die Ruhe gesucht und mich neu sor- tiert. Im Oktober haben wir uns dann schon die ersten Gedanken in Richtung Supermarkt gemacht. Es war in dieser Zeit eigentlich immer etwas los - ich habe nur nicht in der Öffentlichkeit stattgefunden. Ich liebe das Verborgene und mache meine Dinge gerne still und heimlich. Ich habe beispielsweise auch bei Sami Hyypiä in Leverkusen hospitiert. Als es mit der Übernahme des Marktes losging, war ich den Rest der Zeit gleich ziemlich eingespannt. SPOX: Fiel es Ihnen leicht, nach all der Zeit vom Fußball loszulassen? Stanislawski: Ich habe immer weiter Fußball geschaut. Davon kann ich nicht loslassen, ob ich jetzt direkt involviert bin oder nicht. Man erholt sich als Trainer ja am Ende einer Saison. Schauen Sie sich mal die Trainer am Anfang und am Ende einer Saison an. Da ist zum Schluss jedem anzumerken, wie anstrengend dieser Beruf ist, weil man vor allem gedanklich in viel mehr Bereiche eingebunden ist wie als Spieler. Das heißt aber nicht, dass man nach drei, vier Wochen Urlaub nicht schon wieder startklar wäre, um weiter zu machen. Ich wollte nicht untätig sein, sondern habe mich 17-2015 I 20 SPOX eMAG einfach anders orientiert. Trainer sein mit 60 Jahren will ich nicht, das ist nicht mein Plan. Es war ein guter Zeitpunkt und meine Triebfeder, für mich in Hamburg etwas zu schaffen, das von Dauer ist. SPOX: Wie wichtig war es Ihnen, wieder einer echten Beschäftigung nachgehen zu können? Manche arbeitsuchenden Trainerkollegen geraten ja bisweilen in Gefahr, ständig nur auf den einen erlösenden Anruf zu warten. Stanislawski: Das war mir in der Tat sehr wichtig. Ich will unabhängig vom Fußball, aber auch jederzeit wieder in der Lage sein, mich die nächsten zwei, drei Jahre dem Fußball widmen zu können. Ich bin gern Herr meiner eigenen Entscheidungen und möchte als Trainer nicht warten müssen. Dazu habe ich mir nun etwas geschaffen, bei dem ich nicht von einem Telefonanruf abhängig bin, um dann als siebter Kandidat Gespräche mit einem Verein führen zu müssen. SPOX: Glauben Sie, dass Sie sich als Mensch verändert haben, seitdem Sie sich nicht mehr im Fußballkreislauf aufhalten? Stanislawski: Ich würde zumindest behaupten, dass ich mittlerweile viele Dinge gelassener aufnehme und mir eine gewisse Entspanntheit angeeignet habe. Man bekommt dann so eine innere Ruhe, weil man weiß, dass man schon deutlich angespanntere Situationen erlebt und gemeistert hat. Ich glaube auch, dass ich bei einer Rückkehr in den Fußball viele Dinge mit Sicherheit entspannter sehen würde als noch vor drei oder vier Jahren. Diese persönliche Weiterentwicklung tut mir auch gut. Wenn ich jetzt von außen auf den Profifußball schaue, nehme ich einige Dinge manchmal schon mit Verwunderung wahr und denke: Schau an, in diesem Kreislauf warst du auch gefangen. SPOX: Können Sie ein Beispiel dafür nennen, was Sie verwundert hat? Stanislawski: Es kam zum Beispiel schon vor, dass einen Vereine nach dem 2. Spieltag angerufen haben und den Trainer wechseln wollten. Da denkt man sich schon, wo denn jetzt die Kontinuität geblieben ist, die man ja sicherlich zusammen leben wollte. Wenn nach zwei Spieltagen schon über den Trainer nachgedacht wird, dann kann im gesamten Verein nicht wirklich alles sauber sein. Zu solchen Dingen entwickelt man sozusagen als Außenstehender einen anderen Bezug und ist auch ganz glücklich, wenn man es für sich ausschließen kann, in einem solchen Umfeld zu arbeiten. SPOX: Ist es möglich, dass bei Ihnen nach dem Fußball und jetzt dem Supermarkt in Zukunft noch ein drittes Betätigungsfeld hinzukommen könnte? Stanislawski: Das kann durchaus sein, ja. Es ist zwar noch nichts ausgereift und erst recht nicht spruchreif, aber ich habe im Hintergrund zwei, drei Projekte in der Mache. Ich bin an so vielen Dingen interessiert, dass ich mir ständig Gedanken mache und mich mit verschiedenen Themen beschäftige. Wenn ich aber etwas angehe, dann möchte ich es aus Überzeugung tun. Der Supermarkt ist für mich aktuell so horizonterweiternd, dass ein Angebot aus dem Fußball erst einmal interessanter sein muss. Vielleicht sage ich eines Tages aber auch, dass ich mit dem Supermarkt und einem möglichen neuen Projekt so viel zu tun habe und so glücklich damit bin, dass ich gar nichts mehr mit dem Fußball zu tun haben möchte. Auch der umgekehrte Fall kann eintreten. Es ist ganz und gar nicht ausgeschlossen, dass ich vielleicht in zwei Monaten wieder im Fußball zu sehen bin. SPOX: Typisch Holger Stanislawski, werden viele jetzt sagen. Sie hatten häufig bereits etwas für die „speziellen“ Wege übrig. Stanislawski: Ein deutliches Ja. Ich war schon immer anders und auch froh darüber. Ich habe seit jeher in etwas andere Richtungen gedacht. Deshalb bin ich jetzt auch der erste Trainer, der einen Supermarkt führt (lacht). Ich kann vom Supermarkt lernen - fürs Leben und für den Fußball. Ich habe aber auch durch den Fußball Dinge gelernt, die ich im Supermarkt einsetze. Ich bin momentan so wie es ist glücklich. 17-2015 I 22 SPOX eMAG Bayern sucht den Ribery-Nachfolger Superstar gefällig? von Andreas Lehner und Fatih Demireli Franck Ribery schlägt sich weiter mit einer rätselhaften Verletzung herum und wird große Teile der Saisonvorbereitung verpassen. Der Franzose ist in München zwar weiter Publikumsliebling, doch nicht mehr unantastbar. Der Klub sucht bereits seinen Nachfolger. Hier sind mögliche Anwärter. Könnte einer von ihnen den Frazosen sofort ersetzen? Angel Di Maria Galt für einige Wochen als der Top-Kandidat beim FC Bayern. Kann auf beiden Flügeln spielen, hat seine besten Leistungen im Trikot von Real Madrid aber auf einer Halbposition im Mittelfeld gemacht. Wäre mit seiner Flexibilität auf jeden Fall ein Typ nach Pep Guardiolas Geschmack. Hat aber gerade mal eine Saison bei Manchester United hinter sich und war für 75 Millionen Euro auch erst im Sommer 2014 von Madrid nach England gewechselt. „Es war eine harte Saison für mich“, sagte der Argentinier neulich. „Jetzt spiele ich die Copa America und dann kehre ich nach Manchester zurück, um in der nächsten Saison mein Bestes zu geben.“ Ein Abschied aus dem Old Trafford scheint damit erstmal vom Tisch, zumal sein Vertrag noch bis 2019 läuft. Ohnehin schien die Preiskategorie (Ablöse 60-70 Millionen Euro) nicht zum FC Bayern zu passen. Zumal Di Maria von Jorge Mendes beraten wird, der für hohe Ablösesummen und hochdotierte Verträge seiner Klienten bekannt ist. Kevin De Bruyne Einer der besten Bundesligaspieler der abgelaufenen Saison muss auf dem Zettel des Meisters stehen. So ist das auch bei De Bruyne. Der Belgier stellte mit 20 Assists in der Liga einen neuen Rekord auf. Allerdings spielte er überwiegend im zentral-offensiven Mittelfeld. Nur in der Anfangsphase der Saison wich er vereinzelt auf den linken Flügel aus, als Aaron Hunt noch eine Rolle bei Dieter Hecking spielte. Hat nicht die explosive Dynamik Riberys, aber durchaus Qualitäten im Eins-gegen-eins. Wobei seine hervorstechenden Stärken die Übersicht und das Einsetzen seiner Mitspieler sind. Diese Eigenschaften wird De Bruyne aber aller 17-2015 I 24 Voraussicht nach auch kommende Saison im Trikot der Wolfsburger auf den Platz bringen. Die Bayern haben öffentlich Abstand von einer Verpflichtung genommen. „Er ist ein fantastischer Spieler, der eine sensationelle Entwicklung beim VfL Wolfsburg genommen hat. Aber die Wolfsburger haben sich klar geäußert und dementsprechend haben wir das zu respektieren“, sagte Matthias Sammer. Auch De Bruynes Berater kündigte einen Verbleib beim VfL an. Der Vertrag soll verlängert und das Gehalt des 23-Jährigen ordentlich aufgestockt werden. ein Zentrumsspieler, der sich am liebsten um einen zweiten Stürmer herum bewegt. Seine Fähigkeiten im Dribbling sind mit denen Riberys nicht zu vergleichen. Seine Stärke ist nicht das Vorbereiten von Toren, sondern der eigene Abschluss. In dieser Saison brachte er es auf 22 Treffer, aber nur auf einen Assist und 23 Torschussvorlagen - in 37 Spielen. Als Eins-zueins-Ersatz für Ribery ist sein Landsmann also eher nicht geeignet. Aber nach dem voraussichtlichen Abschied von Claudio Pizarro wird beim FC Bayern auch ein Platz im Sturmzentrum frei. Filip Kostic War vor der abgelaufenen Saison der Königstransfer des damaligen VfB-Sportdirektors Fredi Bobic, kam für sechs Millionen Euro vom FC Groningen. Hatte zu Beginn seines Engagements aber Probleme. Die Umstellung von der Eredivisie auf die Bundesliga gelang ihm nur langsam, Trainer Armin Veh brachte den Serben lieber als Joker. „Es kann ja auch Taktik sein, mal Spieler draußen zu lassen, mit denen man ein Spiel verändern kann. Bei ihm weiß ich: Wenn ich ihn bringe, dann tut sich was“, sagte Veh einmal. Unter Huub Stevens wurde es erst einmal noch schlechter, seine Einsatzzeit ging zurück. Griezmann wäre zumindest ein Kandidat, der auch auf diese Rolle passen würde. Allerdings hat Atletico kein Interesse an einem Transfer Griezmanns, der erst 2014 für 30 Millionen Euro von Real Sociedad nach Madrid kam. Vielmehr will Atletico den noch bis 2020 laufenden Vertrag verlängern und die Ablösesumme von 60 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro hochschrauben. Aber in der Endphase der Saison, als der VfB plötzlich mitreißenden Offensivfußball bot, platzte auch bei Kostic der Knoten. Er beeindruckte mit seiner starken Physis, seinem Durchsetzungsvermögen und seinem Zug zum Tor. Auf einmal wurde auch klar, warum er in Groningen in Anlehnungen an einen seiner Vorgänger „Arjen“ genannt wurde. Der ExPaderborn-Trainer Andre Breitenreiter sagte über Kostic sogar: „Er war der beste Spieler, der in dieser Saison in diesem Stadion gespielt hat.“ Felipe Anderson Lazio Rom - das ist nicht nur Miroslav Klose, sondern vielmehr Felipe Anderson. Der Brasilianer spielte eine überragende Saison, erzielte in 32 Spielen zehn Tore und assistierte zu acht Toren. Ihm ist es zu verdanken, dass die Römer nach Jahren wieder in der Champions League mitmischen dürfen. Gerüchte, dass der FC Bayern Interesse hat, gab es bereits in der finalen Phase der abgelaufenen Saison. Vom Profil her würde Felipe Anderson die perfekte Figur als Ribery-Nachfolger hergeben: Er ist beidfüßig, technisch äußert begabt und er ist vor allem schnell. Seine Torgefährlichkeit ist sogar ausgeprägter als die des Franzosen. Aber selbstverständlich haben auch andere Top-Klubs in Europa längst herausgefunden, dass Felipe Anderson ganz gut kicken kann. Antoine Griezmann Ein Franzose als Nachfolger für einen Franzosen? Ribery war 24 Jahre alt, als er nach München wechselte, auch Griezmann ist gerade einmal 24 Jahre alt. Das war es dann aber auch schon mit den Parallelen. Griezmann kann zwar auch auf dem Flügel eingesetzt werden, er ist aber eher eine hängende Spitze. Also Der 22-Jährige hat zwei ganz besondere Mentoren: Das ist zum einen Neymar, der ihn in der gemeinsamen Zeit beim FC Santos wie einen Bruder behandelte und der große Pele, der den jungen Burschen, der aus armen Verhältnissen kam, quasi beim Klub anmeldete und hochzog. Fraglich ist, ob der FC Bayern Felipe Anderson den sofortigen Sprung zutraut. SPOX eMAG 17-2015 I 26 Paul-Georges Ntep (r.) spielt seit dem Winter 2013/2014 bei Stade Rennes SPOX eMAG Ganz billig wäre er nach der starken letzten Saison ohnehin nicht. Yacine Brahimi Wer an die WM 2014 zurückdenkt, denkt auch an das Achtelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Algerien. Die Nordafrikaner kämpften nicht nur tapfer, sie spielten lange Zeit auch richtig schicken Fußball. Hauptprotagonist der Truppe von Vahid Halilodzic war damals Yacine Brahimi, der überragend aufspielte, die deutsche Viererkette mehrmals in Verlegenheit brachte und eigentlich nur an seiner eigenen Abschlussschwäche scheiterte. Dass Brahimi sich auf diesem Niveau behaupten kann, zeigte er später beim FC Porto. Die Bayern konnten sich in den direkten Duellen in der Champions League davon überzeugen, auch wenn Brahimi nur im Hinspiel überzeugen konnte. Dennoch sind fünf Tore und drei Assists in der ersten Champions-LeagueSaison eine Hausnummer. Brahimi, der in Paris geboren wurde und bis zur U21 für die Auswahl Frankreichs spielte, hat beim FC Porto noch bis 2019 Vertrag. Die Portugiesen sind zwar nicht dafür bekannt, an ihren Spielern zu kleben, sondern sie gewinnbringend zu verkaufen. Dennoch erscheint es unrealistisch, dass die Bayern von der Ausstiegsklausel, die bei 50 Millionen Euro liegt, Gebrauch machen. Sadio Mane Der Senegalese ist den Bayern schon länger bekannt, spielte er doch vor seiner Zeit in England, wo er seit 2014 für den FC Southampton tätig ist, bei den Freunden der Münchener von RB Salzburg. In dem einen oder anderen Testspiel wusste Mane gegen die Münchener zu überzeugen und landete folglich in den Notizblöcken der bayerischen Beobachter. In England setzte der Flügelspieler seinen guten Lauf fort, kam im ersten Premier-League-Jahr auf 30 Liga-Einsätze, zehn Tore und vier Assists. Gerüchte kamen um den 23-Jährigen bereits auf. Auf 14 Millionen Euro wird sein Marktwert taxiert, die Bayern müssten wohl das Doppelte hinblättern, um den schnellen und impulsiven Spieler, der beide Seiten spielen kann, aus sei- nem bis 2018 datierten Vertrag rauszukaufen. Dass Mane es manchmal gar nicht schnell genug gehen kann, zeigte er in der abgelaufenen Saison gegen Aston Villa, als er innerhalb von zwei Minuten und 56 Sekunden drei Tore erzielte und damit den schnellsten Hattrick der Premier-League-Geschichte erzielte. Paul-Georges Ntep Frankreichs Neu-Nationalspieler ist der jüngste Zugang in der Gerüchteküche. Laut „Bild“ sollen die Bayern den 22-jährigen gebürtigen Kameruner, der bislang anderthalb Jahre Erstligaerfahrung bei Stade Rennes gesammelt hat, mehrfach beobachtet haben. Im Unterschied zu den anderen Kandidaten wäre Ntep vermutlich ein Schnäppchen. Sein Vertrag in Rennes läuft bis 2017, sein Marktwert dürfte in der Gegend von zehn Millionen Euro liegen. Zumindest theoretisch wäre Ntep der perfekte Ribery-Nachfolger. Er ist zwar variabel im Angriff einsetzbar, doch auf der linken Außenbahn am gefährlichsten. Sein Antritt ist phänomenal, seine Sprint- und Dribbelfähigkeiten außergewöhnlich. Zudem ist Ntep extrem robust und durchsetzungsstark und nicht nur in der Lage, mit seinem starken rechten Fuß zu flanken oder abzuschließen. 14 Tore und 7 Assists in 45 Ligue-1-Einsätzen können sich durchaus sehen lassen. Starke Standards schießt er obendrein. Die Liebe zum Eins-gegen-eins-Duell ist seine größte Stärke und zugleich seine Schwäche. Egoismus und Arroganz werden ihm bisweilen unterstellt, von Mitspielern und Gegnern gleichermaßen. Er selbst weiß, dass er noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist: „Ich habe noch viel Raum für Verbesserungen in meinem Spiel“, sagt er und spricht taktische und insbesondere defensivtaktische Aspekte an. Man möchte meinen, dass die Bayern für den sicher hochbegabten, aber noch unerfahrenen Youngster (mindestens) ein Jahr zu früh kämen. Mittelfristig sollte Ntep aber den Weg zu einem europäischen Hochkaräter finden. Das Talent dafür bringt er definitiv mit. 17-2015 I 28 Impressum Perform Media Deutschland GmbH ADRESSE: AUTOREN: Perform Media Deutschland GmbH Beta-Straße 9a 85774 Unterföhring Deutschland Stefan Petri, Max Marbeiter, Jochen Tittmar, Andreas Lehner, Fatih Demireli GRAFIK: Helena Leitner Telefon: +49 (89) 200014 - 3290 allgemeine eMail-Adresse: [email protected] Registergericht: Amtsgericht München Handelsregisternummer: München HRB 167683 Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE254496447 Steuer-Nr: 143/170/10800 Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Dirk Ifsen (Verantwortlich i.S.d. § 5 TMG) REDAKTION: Haruka Gruber (Content Director, verantwortlich für den Inhalt i.S.d. § 55 II RStV) Oliver Wittenburg (Mitglied der Chefredaktion) Benjamin Wahlen Alexander Maack QUELLENHINWEIS: Die Perform Media Deutschland GmbH verwendet Bild und Textmaterial der Agenturen, Nachrichtendienste & Fotoagenturen: SID Sport-Informations-Dienst GmbH & Co. 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