Der Weltuntergangsvamp - Verein der Mathematik
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Der Weltuntergangsvamp - Verein der Mathematik
VAMP VMP Vereinsanzeiger Ausgabe Winter 2012 Der Weltuntergangsvamp Interview mit Prof. Wallny Eine Stunde als Prophet Halloweenparty www.d-fine.ch Start Me Up! The Rolling Stones, 1981 Starten Sie durch! Sie haben in der Wissenschaft viel bewegt? Dann können Sie auch in der Wirtschaft viel bewegen! Davon sind wir bei d-fine fest überzeugt. d-fine ist mit über 350 Beratern und Büros in Frankfurt, München, Zürich, London und Hong Kong eines der führenden europäischen Beratungsunternehmen, das sich auf strategische, quantitative und technische Fragestellungen im Finanz- und Risikomanagement fokussiert. Banken, Versicherungen, Asset Manager und große Industrieunternehmen zählen zu unseren Kunden. Das Spektrum unserer Beratungstätigkeit reicht von der Strategie-Entwicklung über die fachliche Konzeption der zugehörigen Methoden und Prozesse bis zur professionellen Implementierung, vom finanzmathematischen Modell bis zur real-time Schnittstelle, vom einfachen Kredit bis zum exotischen Derivat, vom Ratingsystem bis zur Portfoliosteuerung, von IFRS bis Solvency II. Nun möchten wir gezielt unseren Standort Zürich stärken und unser Engagement in der Schweiz weiter ausbauen. Dafür suchen wir Sie als Physiker (m/w), Mathematiker (m / w), (Wirtschafts-)Informatiker (m/w) oder Wirtschaftswissenschaftler (m/w) mit entsprechend quantitativ ausgerichteten Vertiefungsrichtungen für den Einstieg in die Beratung. Sie besitzen einen ausgezeichneten Universitätsabschluss, sprechen fließend Englisch und Deutsch und haben weit überdurchschnittliche mathematische Fähigkeiten. Sie haben darüber hinaus sehr gute IT-Kenntnisse und sind idealerweise bereits mit Statistik, Numerik und Finanzmathematik vertraut. d-fine AG • Rämistrasse 46 • Neben starken analytischen Fähigkeiten und ergebnisorientiertem Vorgehen legen wir großen Wert auf soziale Kompetenz. Teambildung statt Ellenbogengesellschaft ist für uns Teil der Firmenphilosophie und spiegelt sich in Projektstrukturen, Mitarbeiterförderung und Anreizsystemen wider. Als Beraterin und Berater benötigen Sie eine hohe Auffassungsgabe, gute Kommunikationsfähigkeiten, Beratungstalent und Einsatzfreude. Die Flexibilität, sich rasch in neue Umgebungen und Fragestellungen einzuarbeiten, Belastbarkeit und Freude an wechselnden Einsatzorten runden Ihr Profil ab. Selbstverständlich erhalten Sie eine intensive Einführung in Ihr zukünftiges Aufgabenfeld. Wir sind bekannt für unser umfangreiches Curriculum mit anspruchsvollen Trainings, die wir unter anderem auch in Zusammenarbeit mit führenden internationalen Universitäten wie z.B. der University of Oxford, der Frankfurt School of Finance & Management, der Université de Lausanne, der Mannheim Business School und der European Business School in Oestrich-Winkel durchführen. Dabei können Sie sogar einen Master of Science (MSc) in Finanzmathematik, einen Executive MBA oder einen Abschluss als Chartered Financial Analyst (CFA) erwerben. Wenn Sie gemeinsam mit hoch motivierten Kolleginnen und Kollegen unser Wachstum in der Schweiz mitgestalten und in einem naturwissenschaftlich geprägten Team mitarbeiten wollen, große individuelle Freiräume, viel Eigenverantwortung sowie hervorragende Entwicklungsperspektiven suchen, freuen wir uns auf Ihre Bewerbung an [email protected]. Willkommen bei d-fine! 8001 Zürich • [email protected] • www.d-fine.ch Viola Valentina Vogler & Simon Schöller Editorial Mit kaum einem Thema wird man in letzter Zeit so häufig im Spass konfrontiert wie mit dem für Ende Dezember datierten Weltuntergang, der angeblich auf eine Prophezeiung der Maya zurückgeht. Allerdings fällt auf, dass die Berichterstattung zu diesem Themenbereich mit dem sich nähernden Datum eher zurückgeht, es scheint eine gewisse Sättigung erreicht worden zu sein. Dem muss natürlich entgegengewirkt werden! Dass noch längst nicht alles Interessante gesagt worden ist, und es noch viele wichtige und lustige Hintergrundinformationen in Erfahrung zu bringen gibt, wird in dieser Ausgabe des VAMP gezeigt. Unsere nach wie vor aktive und kreative Redaktion – die sich immer über Verstärkung freut – hat sich aus vielen unterschiedlichen Perspektiven mit dem Weltuntergang, den Maya und ihrem Kalender, Verschwörungstheorien und Propheten auseinandergesetzt. Besonders grossen Einsatz hat Ewgenij gezeigt, indem er eine Stunde als Prophet wahrheitsgetreu und mit professioneller Vorbereitung nachempfunden hat. Mehr dazu ist in seinem wirklich lustigen Erfahrungsbericht zu lesen, wir wollen nicht zu viel verraten. Vamp Winter 2012 Auch im Off-Topic-Bereich haben wir konsequent das Begonnene weitergeführt. So geht beispielsweise die ZürichKolumne in die nächste Runde, Thomas Gersdorf wird als nächster Student von uns interviewt, und geläufige Fehler und Probleme von Erstsemestrigen werden erläutert, so dass die Erstsemestrigen unter unseren Lesern wissen, wovor sie sich in Acht nehmen sollten. In der FunEcke wartet ausserdem ein schwieriges Rätsel auf euch, bei dem euer Urteilsvermögen zwischen echten und frei erfundenen wissenschaftlichen Artikelnamen auf die Probe gestellt wird. Im Namen des gesamten Vorstandes und der Redaktion wünschen wir euch eine schöne und katastrophenarme Winter- und Weihnachtszeit, einen guten Start ins neue Jahr und viel Erfolg bei den Prüfungen! Viola Valentina Vogler & Simon Schöller, Chefredaktoren VAMP [email protected] [email protected] [email protected] 3 Der Weltuntergangsvamp. VMP life Off Topic 3Editorial 28 Interview mit Prof. R. Wallny 5 Von der KoMa und dem ewigen 45 Überlebenstipps für NichtFrühstück 8 Kreditpunktänderung in Mathematikseminaren 10 Veränderter Leistungsüberblick bei myStudies Titelthema: schweizer: Nahrung 46Erstiesünden 48Halloweenparty 51 Fragen an Thomas Gersdorf 55Alumni Weltuntergang FUN Ecke 12 Präkolumbische Kulturen 59 ArXiv vs. SnarXiv 14 Von den Maya und ihrem Kalen- 60Comics der 17 Startbereit für das Ende 21 Meine Stunde als Prophet 23 Das Ende der Welt 25 Making money out of conspiracy theories 4 IMPRESSUM Redaktionsleitung Viola Vogler, Simon Schöller Redaktion Jeannine Kühnle, Michèle Däppen, Josefine Quack, Marie Bachmayer, Anastasia Gavrilova, Ewgenij Wolkow, Joannis Koepsell, Julia Wysling Mitarbeit Peter-Maximilian Schmidt, Marcel Bräutigam, Michael Stadelmann, Enrico Del Re Gestaltung/Satz Agnès Noyer Titelbild Agnès Noyer, kleine Photomontage Auflage 1250 Herausgeber Verein der Mathematik- und Physikstudierenden an der ETH CAB E33, Universitätsstr. 6, 8092 Zürich Tel: +41 44 632 4998 E-Mail: [email protected] Julia Wysling Von der KoMa und dem ewigen Frühstück Anfang November fuhren Thomas Scholtes und Julia Wysling für den VMP nach Wien, um an der KoMa (Konferenz der Mathematikfachschaften) teilzunehmen. Nach einer gefühlt unendlich langen Zugfahrt (in diesem Fall ∞ = 8 h) kamen wir um 23 Uhr in der TU Wien an. Die Freude an uns “Schweizern” war riesig – das letzte Mal nahm der VMP im HS 06 teil, andere Schweizer Fachvereine hatten es noch nie zur KoMa geschafft. Wir wurden sofort in die Traditionen und Gebräuche eingeführt, vom “ewigen Frühstück” waren wir besonders beeindruckt: Während der gesamten Konferenz gibt es einen Raum, der jederzeit offen ist und als Aufenthaltsraum dient. In diesem ist auch immer ein Organisator als Anlaufstelle anwesend, besonders toll ist aber die Tatsache, dass man hier zu jeder Tagesund Nachtzeit sämtliche Zutaten für ein anständiges Frühstück findet. Nachdem wir also zuerst einmal ein bisschen gefrühstückt hatten, stürzten wir uns ins Wiener Nachtleben. Am nächsten Tag ging‘s früh los. Es galt an sogenannten “AKs” (Arbeitskreisen) teilzunehmen, an denen man sich Vamp Winter 2012 mit den anderen Fachschaften zu verschiedenen Themen austauscht. Dabei stachen in den zwei Tagen zwei AKs heraus, welche die Unterschiede der ETH zu anderen Hochschulen aber auch die Möglichkeiten, die durch eine Vernetzung mit diesen entstehen, aufzeigen: • AK Tutoren: Im Gegensatz zur ETH (und wohl vielen anderen Schweizer Hochschulen) haben insbesondere deutsche Universitäten grosse Mühe, genügend Hilfsassistierende zu finden. Dies liegt wohl hauptsächlich am geringeren Lohn (zum Teil arbeiten die Hilfsassistierenden sogar unentgeltlich), aber auch an den eher grenzwertigen Einstellungsverfahren, z.B. werden an manchen Orten Stellen nicht offen ausgeschrieben, sondern unter der Hand vergeben. Dadurch entsteht kein Pool aus Leuten, die gerne eine Assistenz geben würden, sondern die Professoren haben entweder einen guten Draht zu ihren Bachelor- und Masterstudierenden oder halt Probleme, überhaupt genug Studieren- 5 de zu kennen, die sie ansprechen könnten. Für den VMP interessant in dieser Diskussion war bestimmt die Erstellung eines Anforderungsprofils an Hilfsassistierende (wie wichtig sind Noten, wie wichtig sind didaktische Fähigkeiten) aber auch die Einsicht, dass das System am D-MATH unglaublich gut ist. • AK Masterstudienführer: Viele Studierende überlegen sich nach Abschluss des Bachelors, ob sie vielleicht an einer anderen Universität ihren Master machen sollten. Da es oft schwierig und sehr zeitintensiv ist, sich einen Überblick über die Möglichkeiten zu machen, entstand die Idee eines Studienführers. Die Idee ist simpel: Man erstellt eine Webseite, auf der jede Fachschaft Infor- 6 mationen zu ihren Mathematikmasterstudiengängen bereitstellt. Damit dies in einheitlicher Form geschieht wurden Kategorien wie “Name des Studienganges”, “Anzahl Studierende” und “Anzahl KP” definiert, welche auch eine Suchfunktion auf der Webseite ermöglichen sollen. Momentan wird jemand gesucht, der eine solche Webseite programmiert (Freiwillige dürfen sich gerne melden), sobald dieses Projekt zustande kommt, wird es natürlich auf der VMP-Homepage verlinkt. Besonders verwirrend war an der ganzen KoMa die Tatsache, dass die TU Wien über keine Fenster verfügt, d.h. das Zeitgefühl ging total verloren. In Kombination mit dem ewigen Frühstück führte VMP life dies zu totaler Orientierungslosigkeit, was aber dazu beitrug, dass wir einfach von Moment zu Moment lebten. Die kurzen Ausflüge an die frische Luft und ans Tageslicht in Richtung Naschmarkt und Schönbrunn waren trotzdem eine willkommene Abwechslung. Neben den für Fachschaften relevanten AKs gab es auch immer die Möglichkeit an Spass-AKs teilzunehmen. Die Versuche einiger Leute nach der “AK Österreichisch” als Wiener durchzukommen scheiterten zwar grandios aber spätestens in der AK Quadrille, in der wir um Mitternacht gemeinsam am Tanz, der zu jedem Wienerischen Ball gehört, auf dem Flur der TU Wien versuchten, geriet dies in Vergessenheit. Konsenzprinzip (die KoMa äussert sich nur zu Themen, falls alle derselben Meinung sind) erstaunlich schnell ging. Nach drei sehr kurzen Tagen (uns kamen sie dank mangelndem Tageslicht wie nur einer vor) war die KoMa zu Ende. Schneller als man “Tschüss” sagen konnte, waren alle wieder weg, die übrig bleibenden Wiener, Grazer, Bremer und Zürcher verbrachten natürlich trotzdem einen letzten tollen Abend in Wien. Zwischen den AKs gab es beim ewigen Frühstück viel Gelegenheiten, mit anderen Fachschaften Kontakte zu knüpfen. Abgesehen davon, dass wir viel Einblick in das Schweizer Hochschulsystem bieten konnten, konnten wir viele Inputs zu unserem brennenden Thema “Studiengebührenerhöhung” aber auch zu den Dauerthemen wie “Gebäudezugang”, “Lernplätze”, “Mensaessen und -kosten”, etc. sammeln. Bei einem Zwischen- und Endplenum wurden die Ergebnisse der zum Teil parallel stattfindenden AKs allen vorgestellt. Zudem wurde eine Resolution zum Thema “Tutoren” verabschiedet, was trotz Vamp Winter 2012 7 Marcel Bräutigam Kreditpunktänderung in Mathematikseminaren Seit diesem Herbstsemester gibt es für Seminare in der Mathematik vier Kreditpunkte statt wie früher sechs. Dieser Artikel soll euch sowohl erklären, was dies für euch genau bedeutet, als auch darlegen, wie diese Entscheidung entstanden ist. Was verändert sich für euch? Wie bei myStudies für euch ersichtlich ist, braucht ihr im Bachelorstudium in der Kategorie Seminare nur noch 4 KP (statt früher 6 KP), und im Masterstudium in der Kategorie „Seminare und Semesterarbeiten“ 8 KP (statt früher 12 KP). Falls ihr nun alle erforderlichen Kreditpunkte in Seminaren schon vor diesem Semester erworben habt, ändert sich für euch rein gar nichts. Für alle anderen gilt Folgendes: Im Bachelorstudium habt ihr somit zwei zusätzliche Kreditpunkte, die frei in allen Kategorien erworben werden können. Im Masterstudium muss man zwei Fälle unterscheiden: 8 - Falls ihr schon vor dem HS 12 im Master eingeschrieben wart, können die fehlenden 4 KP in allen Kategorien erworben werden. - Für all diejenigen, die sich ab HS 12 (oder später) in den Master eingeschrieben haben bzw. einschreiben werden, gilt, dass die fehlenden 4KP in der Kategorie „Kern- und Wahlfächer“ erworben werden müssen. Wie kam es zu der Änderung? Schon seit längerer Zeit wurde ein Missstand bezüglich der Seminare in der Mathematik von Seiten der Studierenden aber auch der Dozierenden wahrgenommen. Deshalb wurde im HS 11 in der Departementskonferenz Mathematik eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich um eine sinnvolle, konzeptuelle Überarbeitung der Seminare zur Behebung der Missstände kümmern sollte. In dieser Arbeitsgruppe sassen Prof. Imamoglu und Prof. Kowalski sowie als Studierendenvertreter Eric Schaanning, der zu der Zeit Delegierter in der Departementskonferenz Mathematik war. VMP life Ho chs Zur Meinungserhebung wurde eine Umfrage unter seminarbesuchenden Studierenden zur aktuellen Situation durchgeführt. Von Seiten der Studierenden wurde vor allem die mangelnde Anzahl an Seminaren kritisiert, welche dazu führe, dass nicht in jedem Semester Seminare aus allen grösseren mathematischen Fachrichtungen angeboten werden könnten und zusätzlich die bestehenden Seminare grösstenteils überfüllt seien. Zudem seien die Anforderungen von Seminar zu Seminar uneinheitlich und die Anzahl vergegebener Kreditpunkte nicht mit denen der UZH kompatibel. Von Seiten der Dozierenden wurde vor allem angemerkt, dass der reelle Aufwand in Seminaren nicht den geplanten 6 KP entspräche, wie es bei der Konzeption des Bachelorstudiums angedacht war. Schlussendlich hat man sich darauf verständigt, dass 4 Kreditpunkte dem Aufwand besser gerecht werden und zudem nun eine Kompatibilität mit den Seminaren der UZH ermöglichen (zum Vergleich: Seminare an der UZH geben 4 KP; innerhalb der ETH teilweise noch weniger, am D-INFK sogar nur 2KP). Zudem wurde von Seiten der Dozierenden versprochen, das Seminarangebot vielfältig halten zu wollen, sodass es weder Engpässe in der Vielfalt noch in der Belegung der Seminare gebe. Diese Änderung wurde dann von der Vamp Winter 2012 chu lpo litik Departementskonferenz Mathematik abgesegnet, sowie im weiteren Verlauf von der Unterrichtskonferenz Mathematik und Physik, um die Reglemente dementsprechend anzupassen. Falls du das Gefühl hast, dass es weiterhin Missstände bei den Seminaren gibt oder Unklarheiten deinerseits bestehen, hören wir gerne von dir! Schreib uns eine Mail an [email protected]. 9 Marcel Bräutigam Veränderter Leistungsüberblick bei myStudies Aktuell wird eine Idee in den verschiedenen Fachvereinen diskutiert, die von Studierenden eingebracht wurde und den Leistungsüberblick bei myStudies ergänzen soll. Die Grundhypothese der Antragsteller ist dabei, dass die Noten als solche untereinander nicht vergleichbar sind, da sie je nach Fach, Studiengang und auch Dozent sehr schwanken können. Manchmal ist eine 4.5 relativ gesehen gut, manchmal aber auch schlecht. Die Antragsteller schlagen deshalb einen zusätzlichen statistischen Leistungsüberblick bei myStudies vor. In diesem Überblick sollen Kennzahlen enthalten sein, die eine genauere Einordnung der Leistung ermöglichen, u.a.: Studiendauer Es soll dokumentiert werden, wie viel Prozent der Studierenden für die gleiche Leistung länger brauchen als man selbst. Kohortenperzentil nach Blöcken Dieses gibt an, besser als wie viel Prozent der Studierenden, die mit dir das Studium angefangen haben, man in einer bestimmten Blockprüfung abgeschnitten hat. 45% ist das Notendurchschnittsperzentil 58% ist das Kohortenperzentil 10 VMP life Ho chs chu lpo litik Dazu ein erläuterndes Beispiel: Bei der Basisprüfungen fallen 40% aller Studierenden im 1. Versuch durch. Hans Muster besteht. Im ersten Block fällt er knapp durch und ist auf den ersten Block bezogen ohne Repetenten (!) im 28. Perzentil. Bezieht man diese Perzentile des ersten Blocks aber auf die besten 60% nach der Basisprüfung, so ergibt sich ein Kohortenperzentil von 40+28*(60/100)=56.8. D.h. er ist – obwohl er den 1. Block nicht bestanden hat – besser als 56.8 % derjenigen Studierenden, mit denen er sein Studium begonnen hat. Notendurchschnittsperzentil bezogen auf Studienstufe Dieses gibt an, besser als wie viel Prozent der Studierenden, die mit dir dieselbe Prüfung geschrieben haben, man abgeschnitten hat. In unseren Augen hat diese Erweiterung sowohl Vorteile als auch Nachteile. Grundsätzlich fallen dadurch Notenverteilungen die extrem von Standardnormalverteilungen abweichen, deutlich auf (d.h. bessere Noten in leichten Prüfungen werden abgewertet, schlechtere Noten in schwierigeren Prüfungen aufgewertet). Zudem kann man mit den Zusatzinformationen seine eigene Leistung noch genauer einschätzen. Ist dies also eine Idee, die uns Studierenden mehr Transparenz in Bezug auf die Noten bringt? Oder doch eher zu viel Transparenz für einen potentiellen Arbeitgeber eröffnet? Eine Idee, die mehr den sowieso schon guten Studierenden hilft, und die schlechteren abwertet? Oder doch umgekehrt? Vamp Winter 2012 Da wir als VMP eure Meinung vertreten wollen, ist es uns wichtig, dass ihr euch dazu äussern könnt, bevor wir ein Feedback in Richtung der anderen Fachvereine senden. Falls ihr dies befürwortet oder ablehnt, Kommentare oder Fragen habt, schreibt uns eine Mail an hopo@vmp. ethz.ch mit eurer Meinung. Des Weiteren findet ihr auf unserer Website im Bereich Hochschulpolitik weitere Informationen diesbezüglich (u.a. die weitaus ausführlicheren Originaldokumente, die dem Vorschlag der Antragsteller beilagen), sowie den Termin unserer nächsten Hopoko-Sitzung, zu deren Anfang wir dies gerne mit Interessierten von euch besprechen wollen. 11 Tolteken Die Tolteken hatten ihre Blütezeit von 900 bis 1200 n. Chr. in der heutigen Region der Stadt Tula. Sie drangen aus dem Norden nach Zentral- und Südamerika ein und verehrten als Gottheit eine gefiederte Schlange, die sie Quetzalcoatl nannten. Viola Valentina Vogler Präkolumbische Kulturen Teotihuacán Azteken Die Azteken kamen um circa 1300 n. Chr. in die Gegend des heutigen Mexiko Stadt und errichteten ihre Stadt an der Stelle, wo sie einen Adler eine Schlange erlegen sahen. Diese Szene wurde auf der Flagge von Mexiko verewigt. Ausgangspunkt ihrer Siedlung war die Stadt Tenochtitlán im Texcoco See. Ihr eigentliches Machtzentrum lag aber im Hochtal Anahuac. Die Azteken verehrten die Sonne so sehr, dass der Gebrauch des Rades tabu war. Denn der Kreis war ein Symbol der Sonne. Ihre Macht basierte vor allem auf der Unterdrückung anderer Stämme und Kriegen. Die in diesem VAMP oft anzutreffende Sonnenscheibe 12 ist ein aztekisches Kunstwerk. Teotihuacán ist kein Urvolk Mexikos, sondern eine Ruinenstadt im Norden von Mexiko City. Diese stammt von 600 n.Chr. Es wurde bis heute nicht aufgeklärt, welchem Volksstamm die Stadt zugeordnet werden sollte. Selbst die Azteken fanden schon die Ruinen vor, als sie das Gebiet besiedelten. Weltuntergang Olmeken Maya Die Olmeken lebten im 1. Jahrtausend v. Chr. in der Region des heutigen Tabasco. Sie verehrten vor allem den Jaguar als Gottheit. Heutzutage sind noch ihre riesigen Kolossalköpfe für die Nachwelt hinterblieben, welche man in Villa Hermosa bewundern kann. Die Maya lebten um 600 n. Chr. Jedoch gibt es Zeugnis von ersten Maya Siedlungen schon seit 2000 v. Chr. Diese findet man heutzutage in der Region von Belize. Die Blüte der Maya trat erst zur Zeitenwende in der Gegend von Yucatán ein. Ihre Kultur und die Tradition blieben bei den Zapoteken erhalten. Warum die Maya untergingen bleibt ein Geheimnis. Jedoch gibt es zahlreiche Theorien. Viele noch heute im Spanischen verwendete Begriffe haben ihren Ursprung bei den Maya. Zum Beispiel setzt sich das Wort Guacamole von Guaca „bunt“ und „mole“ Sosse zusammen. Damit heisst auch der Papagei „Guacamaya“ in Mexiko, was bunter Vogel bedeutet. Zapoteken & Mixteken Vamp Winter 2012 Quellen, siehe S.16. 13 Simon Schöller Von den Maya und ihrem Kalender Langsam müsste eigentlich jeder des omnipräsenten Themas überdrüssig sein: Der angeblich von den antiken Maya prophezeite Untergang der Welt am 21.12.2012, sowie das Thema Weltuntergänge und Endzeit-Szenarien im Allgemeinen, häufig benutzt als Inspiration für Filme, Bücher, Dokumentationen, Blog-Einträge, Party-Mottos, Facebook-Gruppen, unlustige Witze und vieles mehr. Doch auch der VAMP springt auf das Trittbrett und widmet sich in dieser Ausgabe zu einem nicht unwesentlichem Teil Weltuntergängen und den damit einhergehenden und angrenzenden Themenbereichen, allerdings von verschiedenen, vielleicht weniger bekannten Blickwinkeln. Ein kleiner Überblick über das, was von einigen Medien reissend aufgemacht, und von anderen spöttisch belächelt wird, kann aber trotzdem von Nutzen sein. Denn woher stammen eigentlich die Mythen um das nahende Weltende, die zur Zeit exzessiv von allen Seiten zitiert und kreativ weiterverarbeitet werden? Die Maya sind eine noch heute exis- 14 tierende Gruppe indigener Völker in Mittelamerika, die insbesondere aufgrund ihrer im präkolumbischen Mesoamerika gegründeten Hochkulturen eine grosse Bekanntheit geniessen. Die sogenannten Maya waren keinesfalls ein einziges Volk, sondern viele verschiedene, die an verschiedenen Orten lebten und unterschiedlich stark verwandte Sprachen benutzten. Mehr dazu aber im vorhergehenden Artikel über präkolumbische Hochkulturen. Wofür die sogenannten Maya heute noch bekannt sind, macht sie sehr sympathisch: Mais, eine markante Schrift und Mathematik (denn was wären wir ohne Cornflakes, Comics und Complex Analysis?). Letzteren beiden haben wir zu verdanken, dass ein hoch entwickelter Kalender aus dieser Zeit sowohl existiert, als auch überliefert ist. Genauer sind es sogar zwei Kalender, die überliefert sind, nämlich ein religiöser Ritualkalender, namentlich “Tzolkin”, und ein astronomischer Sonnenkalender (”Haab”) mit 18 Monaten à 20 Tage und 5 zusätzlichen, die als “leere Tage”, “Uayeb”, bezeichnet werden, Weltuntergang um auf die nötigen 365 zu kommen. Der Ritualkalender hingegen ist unabhängig von diesem und besteht aus 260 Tagen, die durch eine Zählreihe in 13 Tage und weiter in 20 Tagesglyphen unterteilt sind (kgV von 13 und 20 ist 260). Daraus entsteht ein ziemlich willkürliches System, das jedem der 260 Tage einen kombinierten Namen aus einem wenig eingänglichen Wort – wie beispielsweise “Chicchan”, “Eznab” oder “Ix” – und einer Zahl zuordnet, wobei das Wort als Name einer Schutzgottheit interpretiert wird. Wozu er diente ist heute leider unbekannt, aber eine lohnende Frage, da er an keinen natürlichen Zyklus gekoppelt Vamp Winter 2012 zu sein scheint. Wenn allerdings das Ende eines Sonnenkalenderjahres und eines Ritualkalenderzyklus auf den selben Tag fallen, ist ein Äon, auch Kalenderrunde genannt, vergangen, was 52 Sonnenjahren entspricht (kgV(365,260)/365=52). Daneben gibt es noch wesentlich grössere, mit verschiedenen Namen versehene Einheiten, die anscheinend zufällige Vielfache von einander sind. Da die beiden obigen Kalender mit ihren relativ kurzen Kalenderrunden für astronomische Beobachtungen und Vorhersagen nicht ausreichen, gibt es noch ein weiteres System, das lange Zählung genannt 15 wird. Hier werden genannte weitere Einheiten verwendet und aneinander gehängt, um Tage eindeutig zu identifizieren, indem die Länge der Zykel noch weiter vergrössert wird. Wichtig ist zu wissen, dass die Umrechnung des Mayakalenders in unseren gregorianischen bisher nicht einheitlich ist, da unter anderem Unklarheit herrscht, inwiefern Schalttage eingefügt wurden oder nicht. Worauf nun die bekannten Weltuntergangsmythen der Esoteriker beruhen ist die Tatsache, dass am 21. oder 23. Dezember (ja nach Umrechnung) das Maya’sche Schöpfungsdatum 13. 0.0.0.0 zum ersten Mal wiederkehrt. Allerdings nicht ganz exakt, denn der Schöpfungstag war ein “4 Ahau 8 Cumku” und kein “4 Ahau 3 Kankin”. Es ist nicht bekannt, ob die Maya irgend etwas besonderes für diesen Tag vorhergesagt haben (abgesehen von einem “Kleiderwechsel” eines Herrschers), aber es ist durchaus zu vermuten, dass sie eine grosse Party mit viel Mais, Alkohol, opiatischen Kräuteressenzen und natürlich Mathematik gefeiert hätten. Und so sollten wir es vielleicht auch tun, statt uns den Kopf über die Apokalypse, Mais oder Kleiderwechsel zu zerbrechen. Baedeker Reiseführer Mexico, Verlag Karl Baedecker GmbH, Postfach 3162, D-73751 Ostfilden A. Wikipedia-Artikel zu Maya, Maya-Kalender 22.11.2012 (18:47). http://www.21dezember2012.org/ 22.11.2012, (18:43). http://www.religionfacts.com/mayan_religion/images/mayan-calendar.gif, 22.11.2012 (18:16). Quellen zum Artikel Präkolumbische Kulturen: Juan Miguel; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Mesoamérica.png&filetimesta mp=20070215021704 ; 15.11.2012 (18:17). Luidger; http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Telamones_Tula.jpg&filetimesta mp=20061111164306; 15.11.2012 (18:27). http://www.geo.de/reisen/community/bild/307638/Teotihuacan-Mexiko-Teotihuacan ; 15.11.2012; (18:31). http://www.sacred-destinations.com/mexico/images/monte-alban/sunset-cc-arndw.jpg ; 15.11.2012 ; (18:36). Baedeker Reiseführer Mexico, Verlag Karl Baedecker GmbH, Postfach 3162, D-73751 Ostfilden A. 16 Weltuntergang Michèle Däppen Startbereit für das Ende „It wasn’t raining when Noah built the Ark“ ist der Werbeslogan des amerikanischen Netzwerkes „Vivos“, was zugegebenermassen ein ziemlich treffender Spruch für ihre Mission ist. Die Mitglieder beschäftigen sich mit verschiedenen Szenarien, die zum Weltuntergang führen könnten und haben für jedes den passenden Unterschlupf in Form eines Bunkers bereit. Dabei kann man zwischen „Community Shelter“ und „Private Shelter“ wählen und auch die Einrichtung ist einem grösstenteils selbst überlassen. Auf den ersten Blick wirkt es erstaunlich, dass tausende von Menschen auf der ganzen Welt eine Menge Geld bezahlen, um sich auf die Warteliste für eben einen solchen Bunker setzen zu lassen. Doch schaut man etwas genauer hin, kommt man ziemlich schnell ins Grübeln. Der Suchbegriff Armageddon liefert auf Google über 48 Millionen Treffer. Im Vergleich dazu kommt die „ETH“ gerade einmal auf 33 Millionen. Das Thema Weltuntergang beschäftigt. Von der angeblichen Prophezeiung der Mayas bis hin zur Zombie-Invasion ist für jeden Weltuntergangs-Charakter etwas dabei. Natürlich bedarf es je nach Szenario einer völlig anderen Vorbereitung. Dabei findet jede Theorie, und sei sie Vamp Winter 2012 noch so abwegig, Anhänger, die sich mit innovativen Ideen fürs Ende wappnen. Der Klassiker, und wohl allerseits bekannt, ist der Vorort-Amerikaner, der sich seinen eigenen Bunker anlegt und im Keller stapelweise Dosenravioli hortet. Ob der Verzehr dieser Delikatesse für den Rest des Lebens wirklich erstrebenswert ist, sei dahingestellt. Es gibt aber auch Menschen wie den 15-jährigen Jason Beacham. Er geht davon aus, dass es in der näheren Zukunft zu einem globalen Wirtschaftszusammenbruch kommen wird. Die Anarchie, die darauf folgt, macht seiner Meinung nach den Menschen zum Kannibalen. Um diese total plausible Möglichkeit überleben zu können, übt er sich täglich mit verschiedenen Waffen in Selbstverteidigung. Oder Robert Earl, der sich zusammen mit seiner Frau mitten in der Wüste einen weltuntergangssicheren Platz baut. All diese Menschen, die sich durch eigene Initiative auf eine Katastrophe vorbereiten nennt man „Preppers“ (vom englischen preparedness). Sie sind bei weitem keine Seltenheit mehr und so wundert es einen nicht, dass der National Geographic Channel ihnen eine eigene Sendung widmet, „Doomsday Preppers“. 17 Wenn wirklich so viele Menschen ihr komplettes Leben der Vorbereitung widmen, ist es vielleicht doch nicht nur Humbug. Doch wie bereite ich mich perfekt auf das Ende vor? Der Anfang ist leicht: Die Dosenravioli. Auch wenn man sie nicht mag, sie haben Kultstatus, und ohne sie ist der Notvorrat kein richtiger Notvorrat. Die Merkliste des BWL (Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung Schweiz) legt mir ans Herz unbedingt an Wasser zu denken. Dazu kommt einiges an Teigwaren, Reis, Trockenfleisch, 18 Hygieneprodukte, ein gutes Buch falls einem langweilig wird und natürlich Schokolade. Wer wegen dem nahen Ende schon nicht mehr klar denken kann, hat auch die Möglichkeit sich ganz bequem online das fertige NotvorratPacket zu bestellen (www.sichersatt. ch). In der Rubrik „Weihnachtsgeschenke“ gibt es sogar Mini-Toblerone in der Dose, schliesslich dürfen auch im Bunker Geschenke nicht fehlen. Wobei mir gerade einfällt, dass ich schon einmal einen Gummiweihnachtsbaum und Osterdekoration mitnehmen muss. Kriegt Weltuntergang man ja nach dem Ende alles nicht mehr. Und apropos Bunker: Der darf natürlich auch nicht fehlen. Da ich mir nicht zutraue so einen zu buddeln, lasse ich mich lieber auf eine der Wartelisten setzen, für die Comfort-Familien-Version. Man will es ja gemütlich haben. Ein echter Profi braucht ausserdem eine Waffe. Also setze ich ein Messer auf die Liste. Und den Königsberger Analysis 1 und 2, nach dem Ende hat man ja endlich mal Zeit! So, da sitze ich nun also in meinem Bunker, perfekt ausgestattet, fast wie zu Hause, wenn da nur Fenster wären. Meine Liebsten kann ich natürlich mitnehmen. Wir haben reichlich Essen, fünf Jahre lang haltbares Trinkwasser in Beuteln und im Zentrum unserer Aufmerksamkeit natürlich die Dosenravioli. Als Mathematikerin interessiert mich das Verhalten im Unendlichen, und ich rate jedem, diesem Szenario einen Gedanken zu widmen: Wenn wir nicht gestorben sind, sitzen wir noch immer in unserem Bunker. Ist das wirklich das Leben, das wir uns erträumen? Es gibt Studien, die besagen, dass es auch unter den friedlichsten Menschen innerhalb kürzester Zeit zu Konflikten kommen kann, wenn sie auf engem Raum ohne Tageslicht zusammengepfercht sind. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Kurz vor der Verwerfung meiner ganz persönlichen Weltuntergangs-Vorbereitungen kommen mir nochmals die Maya in den Sinn. Ok, ich muss zugeben, es ist bedenklich, dass ihre Zeitrechnung plötzlich aufhört (wir vergessen jetzt das mit den Zyklen einmal und geben den Verschwörungstheorien eine Chance). Aber mal ganz ehrlich: vielleicht hatten sie nach über 4000 Jahren einfach keine Lust mehr weiter Zahlen in den Stein zu meisseln. Die Dosenravioli wandern also ganz nach hinten in den Schrank. Eigentlich mag die ja sowieso keiner. http://www.terravivos.com/home.htm , 6.11.2012 (18:46). http://sichersatt.ch/s-land.php , 6.11.2012 (18:08). http://channel.nationalgeographic.com/channel/doomsday-preppers/ , 9.11.2012 (22:14). http://www.bwl.admin.ch/themen/00509/index.html?lang=de , 9.11.2012 (21:52). Der grosse Brockhaus, Jutta Arndt et al., F.A. Brockhaus GmbH, 2008. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kloster_Wettingen_Ost_30_Detail_Sintflut. jpg?uselang=de#filehistory, 9.11.2012 (22:01). Vamp Winter 2012 19 20 Weltuntergang Ewgenij Wolkow Meine Stunde als Prophet Es ist Mittwoch, 10 Uhr morgens. Ich stehe mit einer Bommelmütze und einem Pappschild-Umhang in der Mitte des Hauptbahnhofes. Wie es dazu kam? Alles fing in der Redaktionssitzung an, wir sammelten Themen für die neue Ausgabe des VAMP. Die Köpfe rauchten, und die Liste der Ideen füllte sich mehr und mehr. Ich selbst hatte mich noch nicht für ein konkretes Thema entschieden, bis jemand den verrückten Vorschlag machte, dass es lustig wäre, einen Tag lang ein Prophetenleben nachzuspielen und darüber einen Artikel zu schreiben. Kaum war das letzte Wort gefallen, war ich Feuer und Flamme. Wir kamen zum Schluss, dass es sich nur um eine Stunde handeln sollte, da unser aller Stundenplan ziemlich voll war. Ich übernahm den Job und konnte den grossen Tag kaum erwarten, doch zu Hause angekommen nagten schon erste Zweifel an mir. Soll ich mich wirklich vor der Central-Station blamieren? Ist es legal? Über wen und was reden diese Propheten? Fragen, die ich mir, ehrlich gesagt, nicht jeden Tag stelle. Die Tage vergingen, und ich bildete mich in Sachen Apokalypse, Propheten und Prophezeiungen fort. InterVamp Winter 2012 essanterweise fand ich beim Googlen des Wortes „Prophet“ oder „Strassenprophet“ keine Videos, Beiträge oder Ähnliches. In meinem Kopf hatte ich ein festes Bild, ein dreckiger, langbärtiger Typ mit einem beschrifteten „The end is near“ Schild. Am 29. Oktober fing meine Vorbereitung an. Ich sah mir zahlreiche Videos über die Apokalypse, ihre Entstehung und verschiedene Vorstellungen des Jüngsten Gerichts an und machte mir Notizen. Ja, ich verfasste eine ganze Präsentation über den Untergang der Menschheit und die Plagen, welche sie treffen werden, gab sogar verschiedene Szenarien an, wie die Welt untergehen könnte. Dabei stellte sich mir immer wieder eine Frage: Wie fange ich an? Soll ich einfach drauf los schreien, oder mich auf eine Bank stellen und alle freundlich begrüssen? Ich wusste es nicht und liess die Frage offen. Der Tag meines Jüngsten Gerichts war gekommen, und ich hatte mich gut vorbereitet. Ich trug eine Mütze, die förmlich mit ihrer Dummheit prahlte und ein paar ältere Klamotten. Es sollte ja nicht 21 Paris Hilton dargestellt werden, sondern ein armer Schlucker, der sich für einen Propheten hält. Die Aktion sollte lustig werden und nicht toternst durchgezogen. Zehn Uhr morgens, die Stunde des Propheten hatte geschlagen, und ich begab mich mit einem leichten Drücken in der Magengegend zur Central-Station. Doch nanu? Warum war denn alles leer? Einen Tag zuvor, selbe Uhrzeit, selber Ort, war es rappelvoll gewesen und gerade an meinem grossen Tag tote Hose? Das darf doch nicht wahr sein! Meine Zweifel gepaart mit Unsicherheit verflogen und Ehrgeiz packte mich am Schopf und zog mich Richtung Hauptbahnhof. Ich ging langsam und wartete die Reaktion der Menschen ab. 90% der Passanten reagierten folgendermassen: Zuerst ein längerer, skeptischer Blick auf das Schild, gefolgt von einem mürrischen Beachten meines grinsenden Gesichtes und zu guter Letzt das anteillose Vorbeimarschieren. Zürich, ich frage dich, wo bleibt dein Humor?! Nur sehr wenige konnten mir ein Lächeln oder Schmunzeln schenken, selbst wenn sich jemand traute mich anzusprechen, war es meist um meinen beabsichtigten Fehler auf dem Plakat („Bekert euch jetzt!”) zu berichtigen. Unter der grossen Fahrplantafel im HB angekommen, fing der Spass erst richtig an. „Lucifer wird auf die Erde kommen mit seiner Armee der Verdammten und eure Seelen holen“, fing ich an zu schreien. Die Welt sollte doch endlich untergehen, es sei ja sowieso alles zwecklos und öde. Es dauerte keine 22 fünf Minuten bis mich Sicherheitsleute des Hauptbahnhofes verwiesen mit der Begründung, das sei ein privates Grundstück und Demonstrationen seien verboten. Schulterzuckend verliess ich den HB mit einem dicken Grinsen. Zurück am Central grub ich meine Boxen aus der Tasche und liess laut das Lied „Das Ende ist nah“ von den Aeronauten laufen, welches ich im Verlauf meiner Recherche entdeckt hatte. Natürlich sang ich auch laut dazu, leider blieb der grosse Beifall bis auf ein paar müde Klatscher aus, Bohlen muss wohl noch ein bisschen warten. Nach einer guten Stunde und einem gesteigerten Launebarometer meiner Mitmenschen lief ich mit einem kleinen Umweg durch die ETH zum VMP Büro und verwandelte mich wieder in einen gewöhnlichen Mathestudenten. Mein Abenteuer war vorüber, und ich um einige lustige Begegnungen reicher. Mein Fazit als Prophet: Im Grunde nimmt kein Mensch einen ernst, und die Leute interessiert nicht, was man sagt, sondern nur, was auf dem Plakat steht. Vielleicht hätte ich mit einem Plakat „Vergebe zwei Franken an die ersten 10 Personen die mich ansprechen“, mehr Gespräche geführt. Das Prophetenleben ist hart, aber lustig! Sprecht den nächsten Propheten den ihr seht an, er wird sich freuen. Weltuntergang Joannis Koepsell Das Ende der Welt Der Weltuntergang im Liveticker: [18.11 Uhr] Taxigäste müssen extra zahlen [22.01 Uhr] Romney warnt vor umherfliegenden Wahlkampfschildern [22.33 Uhr] Szenerie in Manhattan erinnert an Weltuntergangsfilm [02.34 Uhr] Verfolgen Sie das Stromabschalten mit [06.15 Uhr] Romney will an “Sturmhilfe-Event” teilnehmen [10.41 Uhr] Lady Gaga ist stolz auf ihre Oma [allesamt aus: SPIEGEL ONLINE, Liveticker zu “Sandy”] Vor wenigen Wochen schien die grösste Bedrohung der Menschheit noch ein scheinbar harmloses Molekül zu sein: H2O. Nimm viel davon, möglichst gasförmig und schön warm. Platziere es über dem Ozean und sorge dabei mächtig für Wirbel. Schwupps, da hast du ihn, den Hurrikan. Schon hast du die mediale Aufmerksamkeit der ganzen Welt. Und für alle, die bloss nichts verpassen wollen, gibt es dann noch den Gipfel. Eine der grössten Internetnachrichtenseiten bietet an: „Verfolgen sie Wirbelsturm Sandy jetzt im Liveticker“. Anscheinend ist das Interesse der Menschheit an ihrem eigenen Leid und untergangsähnlicher Zerstörung nicht zu vernachlässigen! Dabei Vamp Winter 2012 stellt sich auch die Frage, was uns dieses Interesse über unser Menschenbild sagt. Grund also, sich einmal über den Sinn von Endzeitvorstellungen Gedanken zu machen. Ein Interesse an Endzeitszenarien scheint es schon immer gegeben zu haben. In der Geschichte waren es die unterschiedlichen Religionen, die ihre Leidens- und Endzeitvorstellungen verbreiteten. Ob die noch heute nachzulesende Offenbarung des Johannes oder die zyklische Vorstellung des Weltendes im Hinduismus, eines scheint ihnen allen gemeinsam: Die klare Trennung von Gut und Böse. In jedem Fall werden am Ende wie in einem modern anmutenden 23 Märchen, die Bösen bestraft und die Guten gerettet oder belohnt. Damit wurde versucht, den Menschen dazu zu bringen, sich „Gut“ zu verhalten. In der modernen Welt scheint jedoch die Religion allmählich abgelöst zu werden und unser Weltbild wird immer mehr von der Naturwissenschaft geprägt. Die Naturwissenschaft beansprucht für sich als eines ihrer Hauptmerkmale die Logik, denn um sie lässt sich am besten eine Vorstellung von „Wissen“ und „Erkenntnisgewinnung“ bauen. Die Meinung zu den diversen Endzeitvorstellungen ist klar: „Wenn bei der Auferstehung die ursprünglichen Atome, aus denen die Toten bestanden, wieder zusammengefügt werden, dann könnte Gott – rein logisch gesehen – unmöglich Kannibalen auferstehen lassen? Jedes einzelne ihrer Atome gehörte doch einem anderen!“ (Frank Tipler, Die Physik der Unsterblichkeit). Ein Gebiet in der Wissenschaft, welches hin und wieder auch als Quelle „absoluter Wahrheiten“ interpretiert wird, ist die Mathematik. Aber sagen uns diese Wahrheiten überhaupt etwas über unsere Welt? In diesem Gerüst der Naturwissenschaft scheint es doch keine Erklärung für das Verhalten von Menschen und ihre Beziehungen zur Welt zu geben? Es gab einmal eine eingeschworene 24 Gemeinde von Mathematikern, auch Pythagoreer genannt, die da anderer Meinung waren. Für sie war die Mathematik der Schlüssel zur Welt. „Die Zahl ist das Mass aller Dinge.“ (Pythagoras). Für sie ähneln Zahlen den Dingen. So wird Gerechtigkeit mit der Zahl vier und einem Quadrat in Verbindung gebracht. Gerade Zahlen sind weiblich, ungerade männlich, während die Zahl eins die Quelle aller Zahlen sei. Die Zahl fünf (= 2+3) ist für sie die Ehe und 8 das Geheimnis der Liebe, da sie die männliche Potenz, die 3, zur Ehe, hinzufügt. Auch war für sie eine ungerade zusammengesetzte Zahl nicht wirklich männlich, denn sie können als Produkt anderer Zahlen ausgedrückt werden. „Echte männlich Qualitäten erforderten eine strikte Besonderheit, wie sie nur die Primzahlen besässen“ (Albert Beiler). An den Beziehungen der Zahlen, so die Pythagoreer, sei zu erkennen, dass der Schöpfer einen bestimmten Plan hat, welchen man durch das richtige Verständnis erkennen könne. Auch deswegen bereitete ihnen die Diagonale eines Quadrats mit Seitenlänge 1/sqrt(2) einst solch grosse Schwierigkeiten. Wurzel zwei schien für sie ein Weltuntergang! Doch heutzutage sind die Menschen immer weniger religiös und Mathematik nicht gerade ein Lieblingsfach. Der Weltuntergang scheint also abgeschafft. In der aktuellen Statistik der „World DataWeltuntergang base of Happiness“ rangiert die Schweiz sogar mit einem stolzen Wert von 8.0 an der Spitze der glücklichsten Nationen (Zum Vergleich: Highest Score: Costa Rica 8.5, Lowest Score: Togo 2.6). Sind die eigenen Probleme klein genug und kein eigenes Leid vorhanden, so rückt das Leid anderer in den Mittelpunkt des medialen Interesses. KatastrophenLiveticker scheinen eine Notwendigkeit unserer heutigen Generation. Bleibt die Frage, wer den Ticker bei einem echten Weltungergang schreibt! http://www1.eur.nl/fsw/happiness/hap_nat/nat_fp.php?cntry=28&name=Switzerland&mode=3&subjects =78&publics=63, 11.11.2012 (16:54). http://www.spiegel.de/panorama/liveticker-zu-sandy-patienten-aus-new-yorker-krankenhaus-evakuiert-a-864142-4.html, 11.11.2012 (17:27). Die Mathematik und das Göttliche, Clifford A. Pickover, 1999 Spektrum Akademischer Verlag GmbH HeidelbergBerlin. Recreations in the Theory of Numbers, Albert Beiler, New York 1966. Die Physik der Unsterblichkeit, Frank J. Tipler, Piper 1995. Simon Schöller Making money out of conspiracy theories Everytime something remarkably new and unbelievable or terrible happens, there seem to be several new conspiracy theories trying to explain what „actually“ is going on and whose plan it was. Important examples are the manned moon landing in 1969 or the 9/11 terror attacks in 2001. There are probably hundreds of books trying to explain why everything we know about the World Trade Centre bombing is false and even more trying to “prove” that mankind has never reached moon, but Vamp Winter 2012 was mislead by the US government as part of their strategy during the cold war. But not only recent events give birth to such “theories”, also do old fears, believes and superstitions, like for example the believe in UFOs, the fear of extraterrestrials or even xenophobia and racism, which are commonly stumbled across when investigating conspiracy theories. Most of the time it is not hard to figure out what is wrong about those theories, and usually they are ridiculously absurd. 25 It is hard to answer, why people like to believe in such not at all well justified theories; questions that might be more approachable are how they emerge, whether it is profitable to make them up and publish books on them, and how large of a business the latter is. Of course, many conspiracy theories are product of the internet, or at least strongly benefit from it, since it allows people to share and discuss their ideas and believes in forums and to find both particularly extreme and skewed opinions and plenty of false facts, which tend to be uncritically accepted and reused. Furthermore, it is an easy and cheap way of publishing ones thoughts with a great outreach. Below, however, I intend to focus on truly commercial conspiracy theories, those that have not been made up by amateur theorists in their spare time, but by professional authors trying to make a living of what they write. When one starts looking for conspiracy theorists, their books, websites and publishing houses, one will almost immediately find the German “Kopp Verlag”, a publishing house, likely to be the largest one specialized on esotericism, conspiracy theories and alternative explanations for any kind of phenomenon, with authors like Erich von Däniken, Udo Ulfkotte or Gerhard Wisnewsky. Fairly striking is that these authors have a broad range of fields of interests and in 26 each and every single one of them pretend to know more than not only an average person, but than all scientists who are familiar with the topics. In a great share of these books the authors’ strategy is to fan the readers’ fear and misuse their lack of deeper knowledge on particular topics leaving them vulnerable and susceptible to believe in elaborately woven so-called truths. What makes some of these books particularly dangerous is the fact that the theories advocated tend to take extreme political or sociocultural positions or may even contain racist thoughts. On “amazon.de” there are about 850 results when searching for “Kopp Verlag” and the first results are not very surprising: Although one should never judge a book by its cover, it becomes obvious that most of the listed books contain conspiracy theories or – even worse – demagogic attempts to convince the readers of the authors weird believes. It is hard to understand why so many people buy and read those books that such large amounts of them are produced. According to the wikipedia article about “Kopp Verlag”, there seem to be about twenty different authors that have written for this publishing house, and on its website many recent articles of the same style as the books, written by some of these authors, can be found. That does not sound like a lot at first, but further Weltuntergang investigation, especially by German TV channel NDR, has shown that approximately 10 000 books are sold each day and that the publishing house has about 60 employees and a volume of sales of tens of millions. Compared to 400 million books sold per year in Germany that seems to be quite a big deal and not at all negligible. The (in-)famous former German news anchor Eva Herman works for “Kopp Verlag”, too, presenting pseudonews, like e.g. “leading future-experts” predicting the next world war, thereby probably featuring valuable advertisement on their books. Apparently the business runs that well that new storage hangars are to be build, because the publishing house keeps expanding despite selling books with content sometimes close to illegality. one large publishing house, there might be many more of them which also try to make money be spreading untruths and untenable opinions. Hopefully, these markets will not grow any further in the future, and hopefully the publishers are not actually convinced of what their books contend, but simply try to make money exploiting the readers’ naivety. What is for sure: The best measure against the uncontrolled spread of such dangerous theories and believes is proper education. It is scientists’ and future scientists’ duty to oppose such bad practice when encountering it. To put it all in a nutshell, I would claim that conspiracy theories are a larger – and ever growing – economical branch than one would think of in the first place. Moreover, I have only been looking at http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/internet/koppverlag101.html, 11.11. 2012 (21:34). http://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag, 11.11.2012 (21:34). http://info.kopp-verlag.de/, 11.11.2012 (21:37). http://www2.evangelisch.de/themen/medien/eva-herman-und-die-rechten-ufologen21070, 11.11.2012 (21:45). http://de.globometer.com/kultur-buch-deutschland.php, 11.11.2012 (21:03). Vamp Winter 2012 27 Marie Bachmayer & Viola Valentina Vogler Interview mit Prof. R. Wallny Professor Rainer Wallny ist seit 2010 Professor am Institut für Teilchenphysik der ETH Zürich und am Cern am CMS Experiment tätig. Er studierte zuerst in Tübingen, ging dann an die University of Washington und promovierte an der Universität Zürich. Seit zwei Jahren hält er unter anderem auch die Einführungsveranstaltung Physik II für Mathematiker und Physiker am Departement Physik. Passend zum Thema Weltuntergang zuerst ein paar Fragen zum Schwarzen Loch. Schwarzes Loch Es gab, bevor der LHC gestartet wurde, diese Gerüchte, dass dort ein Schwarzes Loch entstehen könnte, das dann die Erde verschluckt, haben Sie davon etwas mitbekommen? Natürlich habe ich etwas davon mitbekommen, das ist ja mein Forschungsgebiet am Large Hadron Collider. Es handelt sich dabei um den weltweit höchstenergetischten Beschleuniger, 28 Prof. R. Wallny © ETH Zürich und wir hoffen, dass wir dort auch neue Teilchen produzieren. Es gibt viele theoretische Vorhersagen und darunter eben auch solche, die zusätzliche Raumdimensionen postulieren. In dieser Theorie kann es vorkommen, dass ein kleines Schwarzes Loch, ein sogenanntes micro-black hole, erzeugt wird. Sollte ein solches Schwarzes Loch entstehen, dann würden wir im Detektor eine sehr spektakuläre Signatur aufzeichnen. Die Theorie, die diese Schwarzen Löcher vorhersagt, sagt aber auch voraus, dass Off Topic diese Schwarzen Löcher sofort wieder evaporieren. Sie zerplatzen also in einen Feuerball von vielen Teilchen, und die kann man dann im Detektor messen. Findet man dann eventuell neue Teilchen? Genau! Egal welche Theorie man bevorzugt, es gilt immer Einsteins berühmte Gleichung E = mc2, also können Sie Energie und Masse äquivalent betrachten. Wenn Sie eine Maschine haben, die hohe Energien erzeugt, können Sie diese Energien dazu benutzen, um neue Teilchen herzustellen, deren Ruhemasse höher sein kann als die der Teilchen, die wir bereits kennen. Teilchen mit hoher Ruhemasse sind im Allgemeinen instabil und zerfallen schliesslich in leichtere, stabile Teilchen. Man kann sagen, wir produzieren neue Teilchen aus der kinetischen Energie im Strahl plus der Ruhemasse der beschleunigten Teilchen. Aber es ist nicht möglich, dass dieses kleine Schwarze Loch sich so ausbreitet, dass es die Erde verschlingt? Es gab natürlich die Befürchtung, dass sich dieses Schwarze Loch nicht an die Regeln hält und evaporiert, sondern plötzlich anfängt, die Welt aufzufressen. Es gibt verschiedene Gründe, warum das keine reelle Gefahr darstellt. Einerseits besagt diese neue Theorie, Vamp Winter 2012 die Extraraumdimensionstheorie, dass diese Schwarzen Löcher unter bestimmten Voraussetzungen erzeugt werden könnten und dann wieder zerfallen. Sie müssten also diese Theorie dahingehend verändern, dass Sie zwar in Bezug auf die Entstehung der Teilchen ihre Gültigkeit behält, nicht aber bezüglich des Zerfalls. Das ist schon sehr unwahrscheinlich. Aber wenn es um das Bestehen der Erde geht, darf man sich natürlich keine Fehler erlauben. Ein anderes Argument ist Folgendes: Wenn es diese Schwarzen Löcher gäbe, wären wir schon längst nicht mehr da. Wir werden nämlich permanent von irgendwelchen galaktischen und extragalaktischen Teilchenkanonen bombardiert. Diese Teilchen kollidieren mit den Atomen unserer Atmosphäre, etwa 2040 Kilometer über uns, und haben viel mehr Energie, als wir jemals im LHC herstellen können. Diese Energie würde natürlich ebenfalls Schwarze Löcher produzieren, und wenn diese stabil wären, hätten sie über die paar Milliarden Jahre, die die Erde schon existiert, diese längst aufgefressen. Die Kollisionsenergie am LHC ist also nicht die höchste, die wir jemals beobachtet haben, sondern es ist die höchste Kollisionsenergie, die wir unter kontrollierten Bedingungen herstellen können. Das ist acht oder neun Grössenordnungen kleiner als das, was die Natur kann. Von daher können Sie, denke ich, beruhigt schlafen. 29 Forschung und LHC / CERN Es gibt ja auch den LHC-Rap. Den gibt es, und als ich letztens an der Studienstiftungsakademie war, habe ich noch etwas anderes gehört. Wir haben das Thema Astrophysik und LHC zusammen mit meinem ETH-Kollegen Justin Read behandelt, und am Ende wurde noch ein Film gezeigt. Da hat jemand einen Song, der gerade in den Charts herumgeisterte, zum Thema Higgs-Boson umgeschrieben – sogar physikalisch korrekt (Link ist hier: http://www.youtube.com/watch?v =VtItBX1l1VY&feature=youtu.be). Es gibt schon verrückte Sachen. Sie forschen im Bereich der Supersymmetrie. Ja, unter anderem. Es ist Grossforschung, das heisst, wir haben einen Apparat und arbeiten in Teams. Ich arbeite sehr eng zusammen mit meinen Kollegen Prof. Dissertori und Prof. Grab, und auch mit Frau Prof. Pauss. Wir begreifen uns als die ETH - CMS Gruppe. Da haben wir ein Themengebiet, Supersymmetrie, auf das wir einen grossen Schwerpunkt gelegt haben. An diesem arbeiten mehrere Postdocs und Studenten, die nach der berühmten „Beyond the Standard Model Physics“ suchen. 30 Supersymmetrie ist eben eine sehr populäre Theorie, die das Standardmodell erweitert und viele Fragen, die das Standardmodell offen lässt, beantworten könnte. Könnten Sie noch einmal in ganz einfachen Worten, z.B. für einen Erstsemestrigen, erklären, was Supersymmetrie eigentlich ist? Das kann ich gerne versuchen. Zunächst sollte man, glaube ich, kurz noch einmal erklären, was das Standardmodell ist. Also im Bereich der Elementarteilchenforschung versuchen wir, die kleinsten Bausteine der Materie zu identifizieren und die Art und Weise, in der sie wechselwirken, zu verstehen. Das ist eigentlich ein alter Menschheitstraum, weil wir uns schon immer Gedanken gemacht haben, wie diese Dinge zusammenhängen. Natürlich ist das ein bisschen naiv, wenn man denkt, man könne dann auch aus den Eigenschaften der Einzelbausteine auch alle Eigenschaften Aggregate erklären. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das, aber es gibt auch Phänomene, die erst entstehen, wenn Sie viele dieser Teilchen haben. Als Teilchenphysiker interessiert uns weniger, was die kollektiven Phänomene von Millionen von Elektronen sind, das ist eher der Fokus der Festkörperphysik. Wir wollen einfach ganz fundamental untersuchen, was die Eigenschaften dieOff Topic Prof. R. Wallny mit seinem Forschungsteam ser Teilchen sind. Materie ist aufgebaut aus Atomen, die Atome haben einen Kern, und es gibt die Elektronen, die um ihn herumschwirren. Elektronen sind Elementarteilchen, das heisst, dass sie nach unserem heutigen Wissen keine Ausdehnung und keine Substruktur haben. Wir betrachten sie daher als Punktteilchen. Im Kern ist es noch ein bisschen komplizierter – Protonen und Neutronen sind nochmals aus Teilchen aufgebaut, nämlich den Quarks, von den wir heute glauben, dass sie fundamental sind. Und wenn wir jetzt ein Kochrezept für ein Universum hinschreiben, da müssen wir noch das Proton und das Vamp Winter 2012 Neutron bauen, das Elektron haben wir schon als Elementarteilchen. Also brauchen Sie ein sogenanntes up-Quark und ein sogenanntes down-Quark. Aus zwei up-Quarks und einem down-Quark bekommen Sie ein Proton und aus einem up-Quark und zwei down-Quarks ein Neutron. Diese Quarks haben komische Ladungen, sie sind drittelzahlig. Dann gibt es noch die Antiteilchen. Das Interessante ist, dass die Natur bei der Anwendung von „E=mc2“ zu einem Teilchen immer noch eine Kopie aus Antimaterie erzeugt: Für jedes Elektron gibt es zum Beispiel ein Antielektron, das man Positron nennt. Hier präsentiert sich ein 31 "#$#%&$'&(#)&$*+)$,-.(#-/$0&1%(+2+34&5$4($64(3.7+)&8 9&$.)&$:+4(3$1-##4(3$&:3&$)&5&.)1%$4( "#+/41$;%<5415$.(:$,-.(#-/$=7#415 ,-.(#-/$>(*+)/.#4+($.(:$'+/7-#.#4+( ?+1.#&:$ 4($ .$ @4A).(#$ 14#<$ 4($ .54.8 +-)$ <+-(3$ .(: 4(#&)(.#4+(.2$ #&./$ &(3.3&5$ 4($ 4(#&):4514724(.)< )&5&.)1%! B&$&C7&)4/&(#$+($54(32&$7%+#+(5$.(: .#+/58 -2#).$ 1+2:$ D-.(#-/$ 3.5&5$ .(:$ #).77&: 4+(5! =-)$#%&+)<$3)+-75$.::)&55$D-&5#4+(5$*)+/ #%&$.7724&:$#+$#%&$*-(:./&(#.2$54:&$+*$#%&$E&2:! B&$.)&$2++F4(3$*+)$/+#4@.#&:$5#-:&(#5$#+$G+4($+-) #&./! B&$+**&)$7)+G&1#5$).(34(3$*)+/$4(#&)(5%475 .(:$H.5#&)$#%&5&5$#+$*-22$#4/&$;%I5! J&$7.)#$+*$. :<(./41$&(@4)+(/&(#! K+4($',0! 999!D-.(#-/2.%!+)3 32 Off Topic weiteres Mysterium, denn im Mikrokosmos geht es bis auf ganz kleine Abweichungen immer sehr demokratisch zu zwischen Materie und Antimaterie, deswegen ist es sehr erstaunlich, dass wir in einem Universum leben, in dem diese Antimaterie offenbar verschwunden ist. Es gibt dann noch eine sehr mysteriöse Klasse von Teilchen, den Neutrinos. Es ist ein eigener Zweig der Teilchenphysik, diese Neutrinos zu verstehen. Neutrinos sind die Brüder zu den Elektronen, haben aber keine elektrische Ladung und nehmen daher nicht an der elektromagnetischen Wechselwirkung teil, die für die Energie- und Längenskalen, in denen sich unser Leben abspielt, neben der Gravitation entscheidend ist. Die Tatsache, dass wir nicht ins Weltall geschleudert werden, hat etwas mit der Gravitation zu tun. Hier haben wir ein zweites Problem: Die Gravitation ist im Vergleich mit den anderen Wechselwirkungen sehr schwach. Ausserdem hat sich die Gravitation unserer an sich sehr erfolgreichen mathematischen Sprache der Quantenfeldtheorie widersetzt, die die anderen Welchselwirkungen beschreibt. Das heisst, wir können von den vier Wechselwirkungen – starke und schwache sowie elektromagnetische Wechselwirkung und Gravitation – nur drei in dieser feldtheoretischen Sprache verstehen. Das sind wiederum zwei Dinge, die das Standardmodell nicht liefern kann – eine feldtheoretische BeschreiVamp Winter 2012 bung der Gravitation bereitstellen und den Grund für ihre Schwäche erklären. Damit ist die Liste der Schwächen des Standardmodells aber noch nicht zu Ende. Vervollständigen wir diese also noch, bis wir uns der Rolle der Supersymmetrie zuwenden. Im Standardmodell gibt es komischerweise nicht nur das up-Quark, das down-Quark und das Elektron sowie das Elektron-Neutrino, sondern dieses Muster ist noch zweimal repliziert, sodass es insgesamt drei Familien von Teilchen gibt, die ähnliche Eigenschaften haben. Es gibt nicht nur ein Elektron-Neutrino, sondern auch ein Myon-Neutrino und ein Tau-Neutrino. Die Quarks haben auch noch Brüder und Schwestern, das Top-Quark, das Bottom-Quark, das Charm-Quark und das Strange-Quark. Warum wir in der Natur diese drei an sich gleichen Familien antreffen, wissen wir eigentlich auch nicht so genau. Die Materie, die wir kennen, könnten wir allein aus den Bausteinen der ersten Familie zusammenbauen. Wir bräuchten die anderen Teilchen also nicht unbedingt, bis auf ein technisches Detail, aber das ist jetzt sehr schwierig zu erklären. Jedenfalls haben wir hier nur leichte Hinweise – die Natur hinterlässt uns manchmal gewissermassen Krümelspuren, die wir verfolgen können, ohne genau zu wissen, wohin uns diese Spur führt. Die Supersymmetrie kann uns nun mit dieser Extravaganz der Natur mit diesen vielen Teilchenfamilien nicht 33 helfen – sie ist sogar noch extravaganter. Wir müssen nämlich dieses Teilchenspektrum noch einmal duplizieren und haben jetzt noch weitere Spiegelteilchen. Zum Bottom-Quark haben wir also ein Sbottom-Quark, ein supersymmetrisches Bottom-Quark, und zum Top-Quark haben wir ein Stop-Quark usw. Zuerst wird es also noch übler, wir haben noch mehr Teilchen, aber die Supersymmetrie kann jetzt bestimmte Probleme des Standardmodells lösen. Vor allem kann sie ein weiteres Teilchen vorhersagen, von dem wir wissen, dass es bereits existiert, aber wir wissen auch, dass es kein Standardmodell-Teilchen ist. Das ist das berühmte Dunkle Materie-Teilchen. Von diesem Dunkle Materie-Teilchen wissen wir zum Beispiel aus der astronomonischen Beobachtung der Geschwindigkeiten von Galaxienhaufen und grossen astronomischen Objekten als Funktion des Abstandes vom Rotationszentrum. Die Resultate, die wir bekommen, wenn wir die sichtbare, leuchtende Masse zugrunde legen, passen hinten und vorne nicht zu der Beobachtung – offenbar ist viel mehr grösstenteils nicht leuchtende, also dunkle Materie am Werk. Von der Dunklen Materie wissen wir aus anderen Gründen auch, dass es sich dabei um Teilchen handeln muss. Stellen Sie sich vor, was wir da jetzt für ein Problem haben: Als Teilchenphysiker wollen wir ja jedes Teilchen finden, und das Standardmodell funktioniert auf seine Art und Weise faszinierend. Es 34 gibt gewisse Rechnungen, die gehen bis in die neunte, zehnte, elfte Stelle, und die passen dann mit dem Experiment bis ins Detail überein. Es ist also einerseits ein Triumph des menschlichen Geistes, wenn Sie so wollen, und andererseits ist es ein totales Versagen, weil wir hier dieses Dark Matter-Teilchen haben, von dem wir eigentlich keine Ahnung haben, was es ist. Woher weiss man, dass es ein Teilchen ist? Es gibt natürlich verschiedene Theorien. Es darf nicht leuchten, es darf nicht irgendwie elektromagnetisch mit uns reden. Es gibt Modelle aus der Urknalltheorie, in denen solche Teilchen schon mit einer gewissen Anfangsgeschwindigkeit oder Temperatur entstehen. Das ist nicht kompatibel mit dem, was wir betrachten. Es gab auch Theorien, dass es dunkle Klumpen aus Materie sein müssen, aber die konnte man ausschliessen. Man kommt dann mehr oder weniger eindeutig zu dem Ergebnis, dass es sich um ein Elementarteilchen handeln muss. Jetzt haben wir also diese etwas peinliche Situation, dass nur etwa vier Prozent der Energiedichte im Standardmodell verstanden sind. Zwanzig Prozent ist die dunkle Materie und der Rest ist die dunkle Energie. Eines der schönen Eigenschaften der Supersymmetrie ist es Off Topic nun, dass es einen Kandidaten für dieses Dunkle-Materie-Teilchen produziert, nämlich z.B. das Neutralino. Solche Teilchen sollten wir am LHC produzieren können, wenn sie denn existieren. Teilchen die ganzen zugehörigen supersymmetrischen Partner finden. Supersymmetrie hat noch einen sehr technischen Vorteil, der hat etwas mit dem berühmten Higgs-Boson zu tun. Wir haben guten Grund zu der Annahme, dass wir das Higgs-Boson gefunden haben, und vielleicht wissen wir am Ende des Jahres, dass es wirklich so ist. Wenn es jetzt nur dieses eine HiggsBoson gäbe, wäre das eigentlich eine kleine Katastrophe. Dieses Higgs-Boson ist nämlich ganz auf sich alleine gestellt im Standardmodell nicht „robust“ gegen Quantenkorrekturen, die seine Masse auf extrem hohe Energieskalen schieben sollten, sagen wir 10^16 GeV. Ein „leichtes“ Higgs-Boson, denken wir an eine Masse von etwa 125 GeV, wäre dann nur durch eine äusserst delikate Feinabstimmung von Standardmodell-Parametern (das sogenannte „fine tuning“) möglich. Gäbe es neue Teilchen, wie sie z.B. die Supersymmetrie fordert, würde sich dieses Feinabstimmungsproblem nicht stellen. Ja, das ist genau das Problem, wo sind sie denn? Wir haben jetzt am LHC schon einen ansehnlichen Massenbereich untersucht und keine Anzeichen von neuen Teilchen gefunden, ausser dieses neue Teilchen, von dem wir jetzt annehmen, dass es das Higgs-Boson ist. Wenn die Supersymmetrie das aber alles leisten soll, von dem ich gerade gesprochen habe, dann sollten wir eigentlich demnächst im Massenbereich bis zu einigen Tera-Elektronvolt (1 TeV = 1000 GeV) fündig werden. Muss man die Supersymmetrie noch beweisen? Man muss die supersymmetrischen Teilchen eben finden, d.h. zu all den Quarks und Leptonen und deren AntiVamp Winter 2012 Aber die wurden noch nicht gefunden. Welche Energie kann man denn mit dem LHC maximal erzeugen? Zwischen 13 und 14 TeV ist die Endenergie und wir laufen im Moment bei acht TeV. Aus technischen Gründen können Sie nicht die ganzen acht TeV benutzen, um neue Teilchen zu erzeugen, weil die Protonen eine Substruktur haben. Sie können also nicht die gesamte Energie aus der Proton-Proton-Kollision nehmen, sondern eigentlich nur aus der Quark-Quark-Kollision, und da verlieren Sie relativ viel. Wir sind jetzt an dem Punkt, dass wir den Bereich zwischen einem und zwei TeV ausschliessen können. Supersymmetrie ist sehr sexy, 35 aber leider noch nicht da. Sie ist aber auch eine sehr schwer zu tötende Hydra, wenn Sie so wollen: Schlagen Sie einen Kopf ab, bekommt sie zwei neue mehr. Was ich damit meine ist, dass sie viele Parameter hat und sich an gewisse experimentelle Befunde anpassen kann. Zum Beispiel existiert die Möglichkeit, dass sich das Spektrum der Teilchenmassen stark aufspaltet, sodass es SUSYTeilchen mit sehr hohen Massen gibt, die wir daher nur schwer sehen können. Zum anderen gäbe is in diesem Modell dann aber auch leichte Teilchen, die wir dann sehen sollten, die sich aber hinter den leichten Standardmodell-Teilchen „verstecken“ können. Im Frühjahr wird der LHC vorübergehend abgestellt, oder? Da wird eine Modifikation durchgeführt, damit er dann bei 13-14 TeV sicher laufen kann. Und wann geht es danach weiter? Wir denken, im Frühjahr 2015 wird er wieder einigermassen zusammengeschraubt sein. Was machen Sie in der Zwischenzeit? Da wird uns bestimmt nicht langweilig! Wir haben erstens natürlich noch viele Daten, die normalerweise schneller 36 genommen als analysiert werden. Wir haben in den letzten zwei Jahren in einer unglaublichen Geschwindigkeit die Daten mehr oder weniger on-the-fly analysiert. Das ist in Ausnahmesituationen möglich, aber je präziser Sie werden wollen, desto länger dauert die Datenanalyse. Sie können auch Jahre, nachdem die Daten genommen wurden, noch analysieren. Mit zwei Jahren Messpause haben wir also kein Problem. Es gibt ja noch viel zu tun – wir haben sogar Daten „geparkt“, weil wir sie zum Teil gar nicht alle in die Computerfarmen schieben konnten. Bisher haben wir nur die Daten, die wir sofort analysieren mussten, also die zum HiggsBoson und zur Supersymmetrie, durch die Computerfarmen geschickt. Die Daten, die ebenfalls interessant sind, aber noch etwas warten können, z.B. Präzisionsmessungen des Standardmodells, haben wir geparkt. Wenn die Computer sich durch diese aktuellen Daten durchgefressen haben, werden die geparkten Daten analysiert. Ausserdem bauen wir an den Zukunftsprojekten, also an einer neuen Version des Pixeldetektors, auch bei mir im Labor. Diese Aktivitäten laufen dann normal weiter. In den nächsten zwei Jahren kommt eine heissere Phase, in der wir Detektormodule bauen werden, die wir ausführlich testen müssen. Dann wird der neue Pixeldetektor zusammengebaut und Ende 2016 im CMS eingebaut. Off Topic Wie viele Mitglieder hat momentan Ihre Forschungsgruppe? Also Doktoranden habe ich sechs, Postdocs habe ich auch sechs, die durch verschiedene Forschungsgelder finanziert werden. Sind in Ihrer Forschungsgruppe nur ETH Angehörige, oder wie eng ist die Zusammenarbeit und der Zusammenhang zwischen der ETH und Ihrer Forschung am CERN? Unser nächstes Projekt ist eine Kollaboration von etwa dreitausend Wissenschaftlern. Dazu gehören natürlich die Doktoranden und Postdocs. Wir haben Aktivitäten, die wir mit anderen Gruppen teilen, die von überall auf dem Globus kommen. Zum Beispiel arbeiten wir bei einer Aktivität mit Forschern von der University of California zusammen. Andere Analysen haben nur wir selbst entwickelt und treiben sie alle voran, manchmal auch in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Theorie. Generell ist unser Forschungsgebiet ein sehr kollaboratives Feld. Wir arbeiten eigentlich mit ganz vielen Leuten in ganz vielen Kontexten zusammen. Daher ist die Antwort nicht ganz einfach. Es ist auch nicht so, dass ein Doktorand immer nur ein Thema hat. Manche Themen sind so schön abgekapselt, dass das ein Doktorand allein machen kann, und manchmal Vamp Winter 2012 sind das auch Mammutprojekte, wo Sie dann drei oder vier Doktoranden benötigen. Das ist dann nicht ganz so einfach, weil Sie dafür sorgen müssen, dass jeder sein eigenes Gebiet hat. Eine Doktorarbeit ist ja ein selbständiger Beitrag zum Feld, der die Grenzen des heutigen Wissens verschieben soll. Gleichzeitig müssen die Doktoranden eng zusammenarbeiten. Das ist wie, wenn Sie sich in Ihrer WG selbst organisieren. Da gibt es das Gesamtprojekt des erfreulichen Zusammenlebens und dann gibt es Tasks und Subtasks. Es gibt natürlich glamouröse und weniger glamouröse Tasks. Und wenn einer immer nur das Bier kauft und die Parties organisiert und der andere immer nur den Müll rausträgt, dann ist früher oder später der, der immer nur dem Müll rausträgt, ein bisschen beleidigt, aber wenn keiner den Müll rausträgt, geht‘s auch nicht. Sie müssen also dafür sorgen, dass sich jeder in der Arbeitsteilung wiederfindet. Wenn Sie in einer WG wohnen, lernen Sie schon etwas fürs Leben. Es ist eine Herausforderung, mit anderen zusammen zu arbeiten, aber natürlich auch eine schöne Erfahrung, weil Sie merken, dass Sie zusammen mehr erreichen können. Wie zum Beispiel ein Higgs-Boson finden. Das kann keine Gruppe alleine. 37 Uni vs. ETH Sie haben ihre Doktorarbeit an der Universität Zürich geschrieben. Gibt es auch eine Gruppe der Universität Zürich am Cern, und haben Sie schon damals in dieser Gruppe gearbeitet? An der Universität Zuerich gibt es auch eine Gruppe, die am CERN forscht, aber ich war damals nicht an CERN-Projekten beteiligt, sondern an einem etwas kleineren Projekt. Der Beschleuniger war in Hamburg am Deutschen Elektronensynchrotron (DESY), sozusagen einem CERN auf nationaler Ebene, aber auch mit internationalen Kollaborationen. Dieser Beschleuniger hat Elektronen und Protonen zur Kollision gebracht. Dort gab es das H1 Experiment, an dem ich beteiligt war. Was würden Sie als den grössten Unterschied zwischen der Universität und der ETH beschreiben? Da zerren Sie mich jetzt auf ein heikles Gebiet. Ich war damals Doktorand und habe keine Vorlesungen an der Uni gehalten. Im Allgemeinen gibt es immer das Problem, dass wenn zwei Institute dasselbe machen, es leider nicht ohne Konkurrenz geht. Als den grössten Unterschied würde ich die starke theoretische Aus- 38 bildung der ETH Studenten bezeichnen. Zwischen den beiden Universitäten gibt es ein unterschiedliches Profil. Die Atmosphäre ist vielleicht etwas familiärer, da es insgesamt viel weniger Physikstudenten gibt, wodurch sich die Leute besser untereinander kennen. Diese beiden Institutionen haben beide auf jeden Fall ihre Existenzberechtigung. Generell erscheint mir die Ausbildung an der ETH stark von der Theorie geprägt, was kein Fehler ist, denn wenn Sie später experimentell arbeiten, bleibt unter Umständen nicht mehr viel Zeit für die Theorie, die sie aber natürlich verstehen müssen. Kurz gesagt: Sie lernen jetzt die Grundzüge der Theorie für den Rest ihres Lebens. Allerdings sollte man das Experimentelle auch nicht aus den Augen lassen. An der Uni ist mir in der Teilchenphysik aufgefallen, dass die Studenten schon mehr experimentelle Aspekte gehört haben, wenn sie in die Vorlesung kommen. In der Vorlesung, die ich gerade halte, PPP 1, ist unter den Studenten auch die Theorie stark vertreten. Irgendwann muss man aber halt auch einmal das Experiment kennen lernen. Als ich Student war, wollte ich auch Theoretiker werden, und das ist selbstverständlich so, wie der Stoff vermittelt wird. Denn die Vorlesung ist entlang der Geschichte der theoretischen Physikerfolge aufgebaut. Off Topic Die experimentelle Geschichte wird zwar erwähnt, aber diese zu erklären ist schwierig, denn man muss schon sehr viel vom Experimentieren verstehen, damit man diese Leistungen honorieren kann. Des Weiteren sind die Lehrbücher so geschrieben, als gäbe es einen Durchbruch nach dem anderen, aber so ist es nun mal in der Forschung nicht. Wenn Sie in der Forschung dann einmal an den Grenzen des Wissens angekommen sind, dann bekommen Sie eben nicht übermorgen nach den nächsten 20 Seiten wieder einen Durchbruch. Sie bekommen eben ein leicht verfälschtes Bild von der Arbeit in der Physik, aber das ist unausweichlich. Wir können Ihnen nicht alle Irrwege zeigen, dann würde das Studium noch länger dauern. Wenn Sie irgendwann einmal Wissenschaftler werden wollen, dann müssen Sie sich irgendwann überlegen, wo Sie am besten ihren Beitrag liefern können. Es ist natürlich schick, Forscher zu sein, aber dafür werden Sie nicht bezahlt. Sie sollten sich dann irgendwann einmal überlegen, was ist denn jetzt mein Beitrag? Dadurch, dass man sich anstrengt, erkennt man deutlich seine Stärken und Grenzen. Im Allgemeinen ist es dann eine gute Idee, sich dort einzubringen, wo man stark ist. Vamp Winter 2012 Wie haben Sie gemerkt, worin Sie stark sind? In meinem Studium, vor allem in den USA, habe ich gelernt, dass ich die theoretischen Berechnungen schon selber durchführen kann, auch wenn das hinund wieder einen halben Baum gekostet hat, bis ich auf das richtige Ergebnis gekommen bin, ich aber nicht die notwendige Geduld besitze, die man für das theoretische Geschäft braucht. Ich habe in Tübingen studiert, damals war das noch sehr frei. Sie fangen an und im vierten Semester hatten Sie eine mündliche Vordiplomsprüfung. Was sie dazwischen machen, war Ihnen selbst überlassen, was sicherlich auch seine Vor- und Nachteile hat. Die Übungen dort waren auch keine besonders trickreichen Aufgaben. In den USA, wo ich als Austauschstudent war, wurde ich dann kalt geduscht. Denn dort musste man oft stundenlang rechnen und zum Teil auch stupide rechnen. Darauf war ich nicht besonders gut vorbereitet. Am Ende habe ich gemerkt, dass ich darin nicht exzeptionell gut bin und ich dann auch nicht das Gefühl hatte, dass mir das jetzt gerade sehr viel Spass macht. Dann habe ich in den USA eine Semesterarbeit in der experimentellen Teilchenphysik begonnen. Das hat mir sehr viel Spass gemacht. Denn da konnte man Basteln, Computerpro- 39 gramme schreiben und zum Teil auch knifflige mathematische Probleme lösen. Die Arbeit war sehr viel vielseitiger als in der Theorie, und ich musste nicht den ganzen Tag sitzen, den Bleistift spitzen und auf ein Papier starren. Manche Leute sind da genial drin und denen fehlt dann auch nichts, aber mir ist dann auch der kollaborative Effekt wichtiger. Das heisst nicht, dass Theoretiker nicht reden, sie sind auch sehr soziale Menschen. Sie müssen halt die Fähigkeit haben, stundenlang sehr konzentriert an ihrem Schreibtisch zu sitzen und zu rechnen. Ein Experimentalphysiker hingegen kann man auch Stunden verbringen, einen Apparat oder ein Experiment aufzubauen, zu kalibrieren, Oszilloskope anzuschliessen und deren Daten auszuwerten etc. etc. Das ist etwas, dass mich als Student persönlich sehr viel mehr angesprochen hat. Der Punkt, den ich machen will, ist der, dass wenn man mit dem Studium beginnt auf jeden Fall nach rechts und nach links schauen sollte. Denn wenn man mal ein Kapitel schliesst, ist es oft nicht so leicht, es wieder zu öffnen. Das heisst, wenn Sie glauben, die Experimentalphysik interessiere Sie nicht, dann sollten Sie sich gerade diese vielleicht noch einmal genau anschauen. Verhindern Sie einfach einen Fehler zu machen, den Sie später bereuen. Wenn sie aber auf die Idee kommen Theoretiker zu werden, dann machen Sie das. 40 Semesterarbeiten Gibt es für Bachelorstudierende die Möglichkeit eine Semesterarbeit bei Ihnen am Institut zu schreiben? Wenn sie das machen wollen, gern. Semesterarbeiten haben wir auch schon des öfteren angeboten. Es bieten sich vor allem Projekte in der Hardware an, denn es ist sehr schwierig, für eine Bachelorarbeit all die Datenanalysetools zu lernen, wenn es auch nicht unmöglich ist. Weiterhin müssen sie sehr viel Einsatz mitbringen, denn Forschung ist nie nine-to-five business, da kann es in Stosszeiten schon dazu kommen, dass sie etwas mehr arbeiten müssen, ohne dass sie Ihre Vorlesungen dabei vernachlässigen. Das Schöne an einem Hardwareprojekt in der Teilchenphysik ist auch, das man hier noch etwas anfassen kann. In der Datennahmeperiode eines grossen Experimentes ist dieses ja nicht mehr zugänglich, da wird die Arbeit schon etwas abstrakter. Off Topic Vorlesungen Kann man sich als Dozent für einen Vorlesung entscheiden? Was war Ihre Motivation eine Einführungsveranstaltung zu halten? Ich habe schon in den USA eine Grundvorlesung für Studierende der Medizin gehalten, und es hat mich schon immer interessiert, mit vielen jungen Leuten zusammen zu arbeiten. Als ich an die ETH kam, war die Physik II noch nicht abgedeckt. An der ETH wurde gerade der Bachelor geändert, und damit Vamp Winter 2012 kam die Physik II ins erste Jahr und in die deutschsprachige Schuttzone, und deshalb war die Vorlesung gerade frei geworden. Insofern war diese Vorlesung für mich als deutschsprachigen Professor an sich prädestiniert, allerdings hat es mich dann doch etwas sprachliche Mühe gekostet, da ich ja selbst Physik zum Grossteil auf Englisch gelernt habe. Da habe ich schon gedacht, wie sehr sich die Dinge geändert haben. – in den 20er, 30er Jahren haben sich ja internationale Wissenschaftler bemüht, Publikationen auf Deutsch zu lesen. Da wird sich manch‘ einer im Grabe umdrehen. 41 Natürlich musste ich schon meine Sprechroutine anpassen, die nach 7 Jahren Tätigkeit als Professor in den USA komplett anglo-amerikansich geprägt war. Ich hatte auch wenig Zeit zur Vorbereitung, da ich ursprünglich nicht geplant hatte, schon so früh nach meiner Ankunft an der ETH eine grosse propädeutische Vorlesung zu übernehmen, da ich noch viel Zeit brauchte, meine Forschung aufzubauen. Andererseits hatte ich den Stoff grösstenteils schon in anderen Vorlesungen abgedeckt, und zudem hat mich Physik II immer etwas mehr interessiert als die Physik I. Das erste Semester war dann schon knüppelhart, denn ich musste ja noch das Skript an das neue Vorlesungsformat anpassen und entsprechend erweitern, sodass die Lehre in diesem Semester eigentlich ein full-time job war. Jedenfalls war jenes Semester eine der grössten Herausforderungen, denen ich mich seit meiner Ankunft am D-PHYS gestellt habe. Es hat aber auch sehr viel Spass gemacht, zumal ich dann auch erleichtert feststellen durfte, dass die Studierenden offenbar nicht allzu sehr darunter gelitten haben, dass ich die Vorlesung zum ersten Mal gehalten habe. Beim zweiten Mal war es dann einfacher, weil ich das gesamte Material schon hatte. Für mich war es schön, die Vorlesung endlich einmal für Studenten zu halten, die es tatsächlich interessiert hat, denn bis zum damaligen Zeitpunkt habe ich 42 immer die Nebenfächler unterrichtet. Das war dann schon gelegentlich einmal frustrierend. Bei den Mathematiker und Physikern habe ich dann erwartet, dass sie eine ähnliche Faszination für das Fach haben wie ich. Diese Erwartung hat sich bestätigt. Wunsch D-Phys Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie dann am D-Phys verbessern? Es werden immer mehr Studierende, und das ist für alle eine immer grösser werdende Herausforderung. Ich würde gerne noch mehr verstehen, wie sich die einzelnen Fächer untereinander verzahnen, da die Lehre schon sehr kompakt ist. Es würde mich interessieren, ob man das ganze nicht noch ein bisschen streamlinen könnte. Ich denke, wir machen am D-PHYS einen guten Job unter den gegebenen Randbedingungen. Aber je mehr Studierende kommen, desto schwieriger wird es, den Betrieb so zu gestalten, dass der oder die einzelne in der Vielzahl der Mitstudierenden nicht untergeht und alle eine faire Chance für die Basisprüfungen erhalten. Nicht zuletzt deshalb biete ich ja auch deshalb eine wöchentliche Sprechstunde an, in der die Studierenden in kleinerer Runde Fragen zum Stoff, aber auch allgemeiner Natur stellen können. Off Topic Oft sind die Studierenden nach einem Jahr sehr ausgebrannt und demotiviert. Sie müssen um ihr Überleben kämpfen und das führt von Anfang an zu einem Konkurrenzkampf. Das ist eigentlich nicht das, was man sich wünscht, denn man würde gerne Probleme in der Gruppe besprechen und Probleme zusammen lösen. Was Sie beschreiben, ist mir gut bekannt. Im amerikanischen System der Ausbildung der „pre-medical students“, also der Medizinstudierenden, die sich für die Aufnahme in die eigentliche Medical School qualifizieren wollen, ist der Konkurrenzkampf sehr sehr hart – ich hoffe, dass das hierzulande noch nicht in solchem Ausmass der Fall ist. Dort ist es so, dass wenn Sie als Studentin oder Student im pre-med Program den Hörsaal betreten, es allen schon klar ist, dass dreiviertel der Studierenden das gewünschte Ziel nicht erreichen wird, nämlich einen Notendurchschnitt, der die Aufnahme in eine der prestigeträchtigen Medical Schools des Landes (wie z.B. Harvard) ermöglichen würde. Das bedeutet, dass die Noten in Physik, die ich am Ende den amerikanischen Studierenden gemäss ihrer Leistungen geben musste, oft über die Karriere entschieden haben. Noten, die einer Schweizer fünf entsprachen, waren oft nicht ausreichend für eine solche Aufnahme. Etwas überspitzt formuliert, war für die Medizinstudierenden, die ich in USA unterrrichtet habe, die 5.5 die schlechteste Note, die sie sich im Vamp Winter 2012 Grundstudium „leisten“ durften. In einem solchen System, in dem die Noten grundsätzlich nach einer Gausskurve verteilt werden, haben die Studierenden natürlich schnell erkannt, dass sie sich unter Umständen einen Bärendienst erweisen, wenn sie anderen helfen. Denn in diesem System kann man auf zwei unterschiedliche Arten und Weisen zur gewünschten Note kommen – entweder sehr schlau und fleissig sein, oder aber möglichst viele andere nach unten treten. Das fand ich natürlich sehr unzufriedenstellend, denn das ist nicht das, was Physik sein sollte. Ich habe mich auch oft gefragt, wer unter meinen US-Studenten im Physik-Nebenfach dann am Ende die besten Kandidaten für die medical schools sein sollten, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es nicht immer nur die mit den besten Noten sind. Denn diese konnten oft den Stoff schon vorher oder hatten ihn brutal auswendig gelernt. Diejenigen, die sich den „Luxus“ erlaubten, das Gehirn einzuschalten, machten im Lernprozess hin- und wieder Fehler, was einerseits ja ein notwendiger Prozess des Lernens ist, andererseits in diesem System bestraft worden ist. Die, die sich das Denken „erlaubt“ haben, waren also im Nachteil. So eine Atmosphäre möchte ich an der ETH auf keinen Fall haben, vor allem im Hauptfach ist das absolutes Gift. Die Kommunikation versuche ich 43 durch die Concept Test Karten zu fördern, da Sie dort mit Ihrem Sitznachbarn diskutieren und sich gegenseitig von Ihren Ideen überzeugen müssen. Wenn Sie mich fragen, was ich verbessern bzw. erhalten würde, dann wäre es, dass Sie in den Hauptvorlesungen noch genügend Raum haben zu diskutieren, und die Atmosphäre nicht von Konkurrenz geprägt ist. Ich möchte auch noch betonen, dass ich meine Benotung an der ETH eben nicht nach dem amerikanischen Gausskurven-System durchführe. Nun kann die Physik bisweilen auch einmal eine etwas spröde Liebe sein, und jeder kommt sicher irgendwann einmal zu dem Punkt, an dem man etwas demotiviert ist. Dann heisst es aber, gerade im Basisjahr, Biss zu zeigen und sich nicht entmutigen zu lassen. Sie sollten natürlich nicht das Gefühl haben unterzugehen. Für den einen oder anderen ist es auch wichtig zu erkennen, wenn das Physikstudium dann vielleicht doch nicht das richtige ist und sich dann umorientieren – für einen jungen Menschen gibt es viele spannende Möglichkeiten. Das ist besser als wenn man mit 30 Jahren oder so merkt, dass dieses Studium dann doch nicht das Richtige für einen war. Was machen Sie, wenn Sie sich einmal gerade nicht mit ihrer Arbeit beschäftigen, oder gibt es solche Momente überhaupt? Als Professor geht es letztendlich darum, Ideen zu haben und diese weiterzuentwickeln. Ideen kommen Ihnen nicht, wenn Sie einem Berg von Administration hinterherlaufen, und deshalb müssen Sie sich schon aus diesem Grund Freiräume schaffen. Bekannterweise kommen einem die besten Ideen oft unter der Dusche. Meine Freizeit verbringe ich gerne mit meiner Freundin, wir gehe auch gerne einmal ins Kino. Des Weiteren liebe ich Jazz Musik und versuche, da auf dem Laufenden zu bleiben. Dazu muss man jedoch in einer gewissen Stimmung sein, damit man es geniessen kann. Ein grosses Hobby von mir ist das Segeln, vor allem im Mittelmeer. Einmal im Jahr gehe ich mit meinen Freunden und Bekannten segeln. Das Segeln ist für mich wirklich die Gelegenheit abzuschalten. Wie Tucholsky sagt, die Seele baumeln zu lassen. Wir danken Herrn Professor Wallny recht herzlich dafür, dass er sich die Zeit genommen hat, dieses Interview mit uns zu führen. 44 Off Topic Jeannine Kühnle Überlebenstipps für Nichtschweizer: Nahrung Nachdem ich nach langem Suchen eine Wohnung gefunden hatte und mich mit der Sprache schon ein wenig auskannte, war der nächste logische Schritt: Ausfindig machen, wo man etwas zu essen herbekommt. Da gibt es natürlich verschiedene Möglichkeiten, von Coop, Migros, Migrolino, Denner, bis zu verschiedenen Märkten und dem, was man noch alles unter der Couch finden kann. Mein erster Einkauf gestaltete sich dann ungefähr so: Ich hatte unglaublich Hunger, bin durch den Laden gelaufen, habe mir alles schön zusammengesucht, was ich essen wollte – nur, um dann an der Kasse einen kleinen Herzinfarkt zu erleiden. Das mit dem Essen-Einkaufen in der Schweiz ist so eine Sache. Gut, es kommt auch darauf an, woher man kommt, aber im Vergleich zu den mir gewohnten deutschen Preisen steht man hier manchmal kopfschüttelnd vor dem Regal und weint innerlich. Wenn man mal alles abwägt, dann bleibt fast nur noch die gesunde Ernährung übrig, so seltsam sich das auch anhört. Wenn man sein Geld nicht für Fastfoodprodukte aus dem Fenster Vamp Winter 2012 werfen will (und das ist hier definitiv hinausgeworfen), dann reicht für den durchschnittlichen Studenten ohne Nebeneinkommen nur noch der Griff ins Regal, sodass man sich am Nachmittag oder Abend selbst etwas kocht. Vorausgesetzt, man hat einen Herd. Das ist meiner Meinung nach relativ ungewöhnlich. Ich kann das jetzt nur einseitig aus deutscher Sichtweise beschreiben, aber ich kenne auch Kollegen aus Frankreich und England, die mit ihrer ungesunden Lebensweise praktisch prahlen, sich stolz erzählen, dass sie die kalten Burger von am Vortag zum Frühstück verspeist haben. Und was bleibt mir übrig? Nett nicken, lächeln und daran denken, was ich mir am Abend Gesundes zum Essen kochen darf. Falls man nicht auf Fastfood verzichten will, hier nur als Geheimtipp: Die Hotdogs im IKEA sind hier genau so gut und sogar günstiger als im Euroraum. Das ist eine Alternative, man muss nur noch hinkommen. 45 Anastasia Gavrilova Meine Erstiesünden Es ist schon über zwei Jahre her, als ich – damals noch ein Teenager mit 19 – mein erstes Semester an der ETH begonnen habe. Jung, unerfahren und unbekümmert bin ich ins Basisjahr gestartet. Wie alle Ersties musste ich natürlich erst viel lernen, bevor ich zu einer (mittlerweile hoffentlich) waschechten Studentin geworden bin… Wenn ich jetzt an meine Erstiesünden zurückdenke, muss ich einerseits rot anlaufen, andererseits aber einfach lachen, weil sie eben schon sehr lustig sind. Damit unseren neuen Ersties solches nicht mehr unterläuft – und damit die älteren Semester sich amüsieren können, habe ich meine Erstiesünden aus den ersten paar Wochen für euch niedergeschrieben. msuche. h ist die Rau it Ganz klassisc habe ich m Studientag n te t ei h ic zw n Am G F1 llegen das H meinem Ko rmals daran eh m ir w l bwoh onnerstag gefunden, o D n sind. Am fe au el g ei vorb pt das HG E3 wir überhau en ab h ussten f au dar rpasst und m ve le al th p sei... in der Hau , wo es nun nachfragen Ach ja, ic h habe lan ge geme sei ETH Z entrum g int, mit ETZ emeint. ert, bis ochen gedau ächW r aa p n ei istenzf Es hat mit den Ass em t st Sy as d ich h habe nich den habe. Ic n te n te is lein verstan ss s man den A gewusst, das rien dann n und die Se n ka ln se h ec w geben. Und olen und ab via Fach abh er fleissig deshalb imm e Stunde n ich habe sie ei al m t, wenn ich eingescann e. ab h verpasst 46 Enjoy! Noch bevor ich an die ETH kam, habe ich mich stets über das Na mensgebungssystem bei den Ge bäuden gewundert. Anhand von HG, CAB, ML und NO habe ich dann ein e seltsame phantasievolle Theorie daz u aufgestellt. Nämlich: Jedes Gebäude besteht aus mehreren kleinen, die alp habetisch benannt sind. Das grösse re (wichtigere) kommt beim Gebäuden amen dann zuerst. Zum Beispiel das CAB, das aus drei Blöcken A, B und C bes teht und von welchen C das grösste ist… pel (und dass Von der Existenz der Kup Bibliothek) die es nicht dasselbe ist wie Semesem ein h nac habe ich auch erst ter erfahren. Off Topic Gymnasiibsel aus dem ne süsse Ein Überble ert ei e mir motivi dann die um: Ich hab gekauft und a d en g la u Sch dieselben ochen stets ersten drei W hineingeschrieben: en Hausaufgab ch LinAlg, atik, Mittwo rm fo In ag st Dien tag Physik; Analysis, Frei ag st Alg, er n n o D ittwoch Lin formatik, M … ik ys h P g Dienstag In ta ysis, Frei al n A ag s st as d er erkt, Donn habe ich gem ig ist. n an w d en g ss Ir flü a doch über eine Agend Ausserdem habe ich meine Assis tenten im ersten Semes ter dermassen hoch geachtet, dass ich sie gesiezt ha be und einen soga r gefragt habe, ob es in Ordnung sei, w enn ich nächst e Woche ausnahmsweise nicht kommen kann. h chick bin ic em Missges soll es , in Mit folgend le al t eise nich glücklicherw er wieder passieren: m im Neulingen afeteria auf sig in der C is fle s e ab h Ich rend wir un ewartet, wäh rabredet g en d an m je Polysnack ve eigentlich im haben… Ein wirkli ch grosse r Ir gemeint habe, Ma rtum war, dass ic h th em (ich habe mit Physi atik sei einseitig k begonn nach ein e em Jahr z u Mathem n und wechselt ). Ich hab a tik gee mir nic können, ht vorste wofür To llen polog gar komp lexe Ana ie, Algebra oder lysis nütz könnte – lic im norm alen Lebe h sein doch nie n rechne mand m t it imagin Und dan ären Zah n eine ga len. nze Vorle ber? Mittl sung darü erw je mehr M eile habe ich das Gefühl, a th e m atik ich le weniger rne, dest weiss ich o im was es no Vergleich zu dem ch alles g , ibt. Heute bin ich doch ein bisschen weiser geworden, was das Studentenleben betrifft. Jeder von uns hat diese Phase hinter sich (oder befindet sich gerade mitten drin), und ich würde mein erstes Semester gerne noch einmal erleben. Nochmals neue Freunde nach dem Gymnasium kennenlernen, mich an einer grossen Hochschule zurechtfinden, einen Professor erstmals aus der Nähe Vamp Winter 2012 sehen, das Studentenleben endlich aus eigener Perspektive erfahren. All das sind einmalige Erlebnisse, und wenn sie mit lustigen Vorfällen verbunden sind, sind sie umso wertvoller! Denn diese Vorfälle liefern natürlich wunderbaren Gesprächsstoff – und eine gute Gelegenheit, wieder mal über sich selbst zu schmunzeln. 47 Halloween Party 48 Photograph: Jan-Grimo Sobez Off Topic Vamp Winter 2012 49 Zum Weltuntergang, VMP und Studieren in den USA 50 ETH life Simon Schöller Fragen an Thomas Gersdorf Er hat seinen Master in Physik an der ETH Zürich abgeschlossen und sich eine ganze Weile um die VMP IT-Infrastruktur und die Quästur gekümmert. Was ist deine Theorie zum Weltun- suggerieren das einige Professoren in ihrer Vorlesung. tergang 2012? Wahrscheinlich wird das Winternachtsfest wieder gut und wir können in den Weltuntergang hineinfeiern :-) Abgesehen davon ist es aber nur einer von den tausenden von Weltuntergängen, die es jedes Jahr gibt. Ich glaube nicht, dass die jetzigen Theorien im Internet irgendetwas mit der weit fortgeschrittenen Astronomie der Maya zu tun hat. Die werden da, glaube ich, völlig unterschätzt. Daher taugt der Weltuntergang am 21. oder 23. Dezember meiner Meinung gerade noch als Party-Motto oder Running Gag. Was würdest du heute machen, wenn morgen Weltuntergang wäre, und du davon wüsstest? Ihn natürlich noch schnell verhindern. Als Physiker bekommt man eine sehr breite Ausbildung, die Welt retten gehört natürlich auch dazu. Zumindest Vamp Winter 2012 Trotz der breiten Ausbildung hattest du anscheinend noch Zeit für anderes. So warst du zwei Semester im VMP Vorstand tätig, zuerst als Quästor und später in der IT. Wie bist du ursprünglich dazu gekommen? Seit Beginn meines Studiums war ich hier und da mal dabei, ich erinnere mich etwa an das Reinigen von 30 Caquelons zusammen mit Jannick Griner nach dem VMP-Fondue. Das war die typische Aufgabe für Erstsemester, die beim VMP etwas mithelfen wollten (inzwischen werden diese ungereinigt zurückgegeben und vom Verleihservice gereinigt). Wir hatten trotzdem viel Spass und ich wollte am liebsten auch im Vorstand mitarbeiten. Allerdings habe ich anschliessend für 2 Jahre interdisziplinäre Naturwissenschaften studiert, sodass ich 51 noch etwas warten musste. Sobald ich dann im Physik-Master angekommen war, wurde ich dann direkt aufgenommen. Florian Andritsch hat Roman und mich rekrutiert. Mir hätte sowohl IT als auch die Quästur Spass gemacht, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass ich die Quästur mache. Wie kam es, dass du trotzdem später die IT übernommen hast? Da ich dann für 1 Jahr in die USA gegangen bin, habe ich die Quästur wieder an Markus abgegeben und als ich wieder zurückgekommen bin, wurde gerade das Ressort IT frei, und ich konnte da direkt weiter machen. Welches von beiden Ämtern hat dir mehr Spass gemacht, welches war zeitaufwendiger? Beim VMP hat mir beides super viel Spass gemacht, ich wüsste echt nicht, was besser war. Die Quästor war ein eher regelmässige Tätigkeit, während man als IT-Vorstand immer dann viel zu tun hat, wenn etwas nicht geht oder die PVKAnmeldungen beginnen. Unterm Strich ist aber beides sehr vergleichbar. Wie viele Leute braucht es, um die VMP Website am Laufen zu halten? Wenn kein Problem auftritt und man 52 keine neuen Inhalte braucht: Keine. Da beides nicht der Fall ist, hat der IT-Vorstand schon seine Daseinsberechtigung. Wir machen ja auch nicht nur die Homepage, sondern kümmern uns um die ganzen PCs des VMP und programmieren Tools für den VMP. Was möchtest du deinem IT-Nachfolger mit auf den Weg geben? Am Besten ab und zu mal ein paar BOFH Excuses („Bastard Operator From Hell“, Anm. der Redaktion) als Antwort auf eine der „s goht nöd“-Anfragen schreiben und die Pinguine regelmässig füttern. Als IT-ler hattest du sicherlich viel programmiert. Muss man, deiner Meinung nach, allgemein als Physiker programmieren können? Nein, aber es hilft. Siehe Graphik. Wie vorher erwähnt, hast du zwei Auslandssemester in den USA, genauer am MIT, verbracht. Gibt es auffallende Unterschiede zwischen dem Studieren an der ETH und dort? Ja, auf jeden Fall. Allerdings habe ich dort offiziell keine Vorlesungen gehört, sondern meine Masterarbeit gemacht. Ein paar Vorlesungen habe ich aus Spass jedoch auch mitgemacht. ETH life http://www.geeksaresexy.net/2012/01/05/geeks-vs-non-geeks-pic/ 11.11.2012 (16:21). Ein grosser Unterschied ist die Interaktivität der Vorlesungen. Zitat Prof. Batlogg: “Um ETH-Studenten in Vorlesungen aufzuwecken und zum Fragenstellen zu bewegen, gibt es an der ETH nur eine Möglichkeit: Fehler an der Tafel machen.” Das trifft in etwa zu, hier spricht in der Vorlesung meistens nur der Professor. Am MIT wird man konsequent dazu erzogen, Fragen zu stellen. Es gibt im Durchschnitt 10-15 Leute in den höheren Physikvorlesungen, da bleibt einem nichts anderes übrig als mitzumachen und es entsteht eine richtig lebhafte Diskussion. Ausserdem arbeitet man viel früher Vamp Winter 2012 im Labor bzw. in einer Forschungsgruppe. Bereits im Bachelor arbeiten viele Studenten dauerhaft neben den Vorlesungen in einem Labor und zwar an aktueller Forschung. Das ist schon ein Unterschied zu der dreiwöchigen Semesterarbeit, die hier im Physik-Bachelor die einzige Möglichkeit ist, an aktueller Forschung teilzunehmen. Ist das MIT tatsächlich so legendär gut wie sein Ruf? Gerade die Forschung ist schon auf dem allerhöchsten Niveau, das kann man sagen. Aber nicht alles am MIT. Die 53 Infrastruktur dort ist nicht unbedingt so gut wie die an der ETH. Der Strom fällt doch ab und zu mal aus (auch wenn sie ein eigenes Kraftwerk und unterirdische Stromleitungen haben, im Gegensatz zum Grossteil der USA) und das Netzwerk funktioniert auch nicht immer besonders gut. Es regnet in einigen Räumen bei starken Regen herein und man muss sehr aufpassen, dass einem nicht die Computer oder auch die Forschungsaustattung geklaut werden (wie z.B. eine 150kg-Rolle Stromkabel, die um 17:00h am Nachmittag vor meinem Büro gestohlen wurde). Die ganze Administration und die Dienste an der ETH machen einen sehr guten Job, eine so tolle Infrastruktur muss man weltweit sehr lange suchen. Ist es dir schwer gefallen dich danach wieder an der ETH zurechtzufinden? Nein, gar nicht. Mir gefällt es auf beiden Seiten des Atlantiks. Dass an der ETH alles so gut funktioniert, hängt sicher auch mit den Fachvereinen und ihrer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Departementen zusammen ;-). Was zeichnet deiner Meinung nach den VMP aus? aus Vertretung der Studierenden und einem lustigen Verein mit vielen lustigen Veranstaltungen für die Mitglieder ist. Auf was hättest du dabei gerne verzichten können? Da gibt‘s nicht so viel. Vielleicht nur ein paar zu lange, inhaltslose, studienpolitische Diskussionen. Warum sollte man sich als neuer Mathe- oder Physikstudent bei VMP engagieren? Es macht einfach einen Riesenspass, gemeinsam etwas zu machen. Egal ob man den LHC am CERN anschauen geht, nachts um 02:00 Uhr am ESF an der Bar steht, eine Bootstour mit den Fizmati in Lettland macht (Fizmati ist das VMP-Äquivalent an der Universität in Riga) oder mal für das Erstsemestrigenwochenende ins Tessin fährt. Keinen dieser Augenblicke möchte ich vermissen. Man muss auch nicht gleich einen Vollzeitjob annehmen, sondern kann sich hier und da engagieren. Herzlichen Dank für das Interview! Der VMP ist als Studentenorganisation super, weil er so das richtige Mittel 54 ETH life Michael Stadelmann ETH Alumni Math • Phys Mathematik und Physik sind Interessenstudien. Die Mehrheit der Mathematikund Physikstudierenden – ich würde sogar sagen alle – haben noch keine genaue Vorstellung, welchen Beruf sie nach dem Studium ausüben möchte. Zwar ist es sehr angenehm, sich noch nicht mit dieser Thematik auseinandersetzen zu müssen, jedoch kommt eines Tages diese Frage auf – spätestens nach dem ersten Post-Doc. Wirtschaft? Akademie? Bildung? So unterschiedlich diese drei Teilgebiete sind, so unterschiedlich sind auch ihre Untergebiete. Zum Beispiel offeriert die Bildung auch diverse Optionen – Hochschule, Gymnasium, Wirtschaft. Und wenn man nun diese Gebiete erneut hinunterbricht, tun sich wiederum neue Welten auf. Daher ist es auch als Mathematik- oder PhysikstudentIn relevant, möglichst früh erste Arbeitserfahrungen zu suchen. Dies erlaubt einem das „Aus-„ respektive „Einschluss-Verfahren“ zu beschleunigen und erleichtert den Berufseinstieg enorm. Sei es ein Praktikum oder ein Arbeitstag pro Woche: erste Berufserfahrung ist zentral. Einige werden Ihren ersten Job nach dem Studium lieben – andere werden ihren ersten Job nicht ausstehen können. Das hat nichts mit der persönlichen Leistung zu tun, sondern hier spielen viele Faktoren mit, wie beispielsweise Lokation, Thematik, Umfeld, Lohn, Firmenkultur – meines Erachtens ist der Punkt Firmenkultur ausschlaggebend. Wie an einem ETH Alumni Math • Phys Stammtisch diskutiert, ist es falsch zu denken, dass ein Bewerbungsverfahren nur da ist, um sich zu bewerben – es ist wichtig zu beachten, dass das Unternehmen sich auch bei einem bewirbt. Vamp Winter 2012 55 Nach jedem Vorstellungsgespräch sind die folgenden Fragen mit einem „Ja“ zu beantworten, oder man sollte den Job nicht annehmen: • Ist mir das Unternehmen sympatisch? • Kann ich mir vorstellen, mit diesen Personen jeden Tag zusammen zu arbeiten? Schliesslich wählt nicht nur das Unternehmen die Arbeitnehmer aus, sondern auch die Arbeitnehmer das Unternehmen. Mit dieser Haltung erhält das erste Interview eine ganz andere Gewichtung. Solche Erfahrungen werden gerade von jüngeren Alumni gerne am Stammtisch diskutiert. Man ist immer wieder überrascht, welche Meinungen und insbesondere andere Ansichten hier auftauchen, die man oft als Tipp interpretieren kann. Wir freuen Euch, nach Eurem Abschluss oder als Juniormitglied bei uns begrüssen zu dürfen. Euer Math • Phys Team 56 ETH Michael Stadelmann 5 Fragen an Matthias Degen, Dr. sc. ETH 2009 Matthias Degen ( Jahrgang 1981) ist in Rehetobel Appenzell Ausserrhoden aufgewachsen und besuchte die Kantonsschule in Trogen. Danach studierte er Mathematik an der ETH Zürich und schloss 2009 seine Doktorarbeit in Mathematik mit Schwerpunkt Finanzmathematik ab. Danach fügte er ein Postdoc an der Cornell University an. Seit 2010 arbeitet er bei KPMG als Manager im Bereich Financial Services. Warum haben Sie Mathematik studiert? Ich hatte das Glück zwei tolle Mathematiklehrer im Gymnasium zu haben, welche einen sehr abwechslungsreichen und engagierten Unterricht boten. Sie haben die Materie nicht nur sehr gut vermitteln können, sondern konnten uns auch für die Materie begeistern. Dadurch wurde mein zu einem gewissen Grad schon bestehendes Interesse an Mathematik noch weiter vertieft. Nebst meiner Affinität zu den exakten Wissenschaften wollte ich unbedingt Vamp Winter 2012 auch etwas studieren was nicht alle anderen auch studieren um nicht Gefahr zu laufen als Absolvent in der Masse unterzugehen. Welche Erinnerungen an Ihr Studium an der ETH sind für Sie am wichtigsten? Am wichtigsten sind für mich die vielen kleinen, wunderbaren Erinnerungen aus 57 dem Studentenleben im Allgemeinen. Dazu gehören einerseits tolle Erinnerungen an bestimmte Vorlesungen und Übungen, an gewisse Professoren und ihre Maroden andererseits natürlich auch Erinnerungen an zahlreiche Studentenparties, den Polyball oder das tolle Angebot vom ASVZ. Wenn ich ans Mathematikstudium als solches zurückdenke so bleibt mir vor allem Folgendes in Erinnerung: Nach dem 2-jährigen relativ trockenen Grundstudium mit vielen Pflichtvorlesungen, wo man sich etwas durchbeissen musste, folgte ein sehr interessantes und abwechslungsreiches Hauptstudium. Für mich ging das Studium erst dann so wirklich los, da man sich nun auf die Gebiete fokussieren konnte, die einen wirklich interessieren. ten Probleme lösbar sind, wenn sie zu Beginn auch noch so komplex erscheinen mögen. Was haben Sie mit Ihrem Mathematikstudium an der ETH fürs Leben gelernt? Seid offen für Neues, besucht mehr als nur gerade das Minimum an Vorlesungen und schreibt eure Masterarbeit nach Möglichkeit bei einem Unternehmen, um herauszufinden, in welche Richtung es nach dem Hochschulabschluss gehen soll. Man lernt sich durchzubeissen und nicht aufzugeben – auch bei anfänglich vermeintlich unlösbaren Problemen. Während dies im Studium natürlich mathematische Probleme waren, die es zu lösen gab, lässt sich die Fähigkeit, schwierige Probleme anzupacken und zu lösen, sehr gut ins „richtige“ Leben ausserhalb des Studiums übertragen. Das Mathematikstudium hat mir insgesamt vor allem eine gewisse Gelassenheit und Grundsicherheit gegeben, dass die meis- 58 Warum sind Sie Mitglied bei ETH Alumni Math • Phys? Die insgesamt 9 Jahre, welche ich an der ETH verbrachte, haben mich geprägt, und ich fühle mich mit dieser Hochschule sehr verbunden. Die Mitgliedschaft bei ETH Alumni Math • Phys ist daher für mich eine tolle Möglichkeit, diese Verbundenheit mit der ETH aufrecht zu erhalten. Zudem bietet sich mir dadurch die Gelegenheit, mich immer mal wieder mit Gleichgesinnten auszutauschen. Welchen Tipp können Sie Studierenden für Ihre Karriere geben? ETH Enrico Del Re ArXiv vs. SnarXiv Fun Ecke To most of you arXiv.org is a well-known website, used as an archive for preprints of scientific papers. But for someone not familiar with reading those, exploring the arXiv can be like going to a foreign country, since it will be impossible to understand even the titles. Although English is indeed a foreign language to most of us, even native speakers may consider arXiv‘s English as an alien language. A less known website, snarXiv.org is dedicated to illustrate this problem in a highly sophisticated way: the author, David Simmons-Duffin, created a random high energy theory paper generator for titles and abstracts.1 This generator is then used for a guessing game, called arXiv vs. snarXiv.2 The rules are fairly simple: two titles are shown and the task is to find out which one is a real paper and which one has been randomly generated. Sounds simple? Here are just some examples, so you won’t clogg up the internet... A 1. An extended model for monopolecatalysis of nucleon decay 2. The Formulation of Superconformal Matrix Models B 1. The Phenomenological Law 2. The Ridge, the Glasma and Flow C 1. From Scattering Amplitudes in String Theory on T^n to the Compactification of Unruh’s Equations in Heterotic Strings 2. Generalized Bunching Parameters and Multiplicity in Restricted Phase-Space Bins D 1. Supersymmetric Potentials in Einstein-Cartan-Brans-Dicke Cosmology 2. New Approaches to the Confinement Problem E 1. Progress in a Conical Singularity at $\Lambda_{QCD}$ 2. Invisible Decay of Orthopositronium vs Extra Dimensions F 1. Fields 2. Quantum Approaches to the Hierarchy Problem 1 2 The exact description can be found on http://davidsd.org/2010/03/the-snarxiv/ http://snarxiv.org/vs-arxiv/ Vamp Winter 2012 Solutions on page 61. 59 Fun Ecke http://xkcd.com http://spikedmath.com http://spikedmath.com 60 Fun http://spikedmath.com http://xkcd.com Solutions: Real papers: A1, B2, C2, D1, E2, F1. trickier than you thought? You can find nice statistics on http://davidsd.org/2010/09/the-arxiv-according-to-arxiv-vs-snarxiv/ Vamp Winter 2012 61 VAMP Wir brauchen dich! Wer sind wir? 10 Redakteure und Redakteurinnen, die Lust am Schreiben haben. Wie oft trifft sich die Redaktion? Dreimal pro Semester Was machen wir? An den Redaktionssitzungen vereinbaren wir das Titelthema für die nächste Ausgabe des VAMP, verteilen die Themen und das alles bei leckerem Kuchen und Getränken. Was suchen wir? Wir sind immer auf der Suche nach neuen Gesichtern, die gerne schreiben, lustige Nerdwitze kennen, ein Faible für Rechtschreibung haben oder gerne auf VMP Events gehen und darüber gerne berichten. Was uns noch fehlt? Wir würden gerne im kommenden Semester mehr englischsprachige Artikel anbieten können, aber auch für unsere Leser aus dem Tessin und der Westschweiz wären Artikel auf Italienisch und Französisch natürlich super. Highlight der Redaktionssitzungen ist das Pizzaessen als Belohnung für die getane Arbeit in der letzten Redaktionssitzung des Semesters, und ihr werdet natürlich auch zum Kommissionsessen des VMP eingeladen – ein unvergessliches Erlebnis . Denn so lecker, habt ihr schon lange nicht mehr gegessen! Hast du Lust bekommen einfach mal bei uns vorbeizuschauen, dann schreib uns eine Mail an vamp@vmp. ethz.ch, und du wirst automatisch von uns zur nächsten Redaktionssitzung eingeladen. We need you! Who are we? The editorial team consisting of 10 members How frequently do we meet? Three times per semester What do we do? At the editorial meetings we decide on a main topic for the upcoming issue and distribute the articles' subtopics among our team while enjoying delicious pie and beverages. What are we looking for? We are constantly looking for new authors who enjoy writing articles, know funny or nerdy jokes, who are into orthography and grammar or who often attend VMP-events and would like to report on them. What is really missing? We would like to offer more articles in English to our non German-speaking readers, furthermore we are in favour of including articles in French or Italian, for example by writers from western Switzerland or Ticino. The Highlight of our editorial meetings is a pizza-dinner as some sort of reward for the effort you put into your articles and the time spent on discussing topics. Of course all team members are also invited to the VMP's commission-dinner, which always is an unforgettable experience. If you can imagine to contribute to the VAMP and are now keen to join our team, please send an email to [email protected], you will then be invited to the next meeting. 62 VAMP VSETH-Kommissionen stellen sich vor: Die Nightline Bei Anruf Hilfe Alltagssorgen, Klausurstress, Testatprobleme oder einfach planlos – das Studentenleben birgt sowohl Probleme, Fragen wie auch Hürden. Und nicht immer ist jemand da, dem man sein Herz ausschütten kann. Nachts, wenn Freunde und Eltern nicht zur Verfügung stehen, bietet die Nightline eine Möglichkeit zum Gespräch. Die Nightline ist ein Unterstützungsangebot von Studierenden für Studierende in Form einer Telefonhotline, bei der während den Abendstunden bis in die Nacht hinein ein offenes Ohr geboten wird, und man frei über das reden darf, was einen gerade beschäftigt. Ganz egal ob Probleme im Studium oder privat, ob simple Infoauskünfte, Dampf ablassen oder lebensverändernde Entscheidungen anstehen, alles bleibt vollkommen anonym und vertraulich. Es muss kein Name genannt werden und auch die Rufnummer erscheint nirgends. Nightline berät nicht, sondern bietet die Möglichkeit, sich auszusprechen und so Stress abzubauen. Wenn du etwas loswerden möchtest, wenn du vielleicht gerade Stress pur durchlebst oder wenn du jemandem deine neue Vamp Winter 2012 Nightline Zürich 044 633 77 77 Weltordnung erklären möchtest, dann bist du bei der Nightline an der richtigen Adresse. Abgesehen vom Zuhören geben die MitarbeiterInnen der Nightline aber auch praktische Tipps, wenn 044 633 77geht, 77 welche es zum Beispiel darum Mensa am besten kocht, wo der nächste Bancomat zu finden ist oder wo es eine günstige Übernachtungsmöglichkeit gibt, wenn der letzte Zug einfach ohne einen abgefahren ist. Informationen, die du selbst bei Google nicht findest, findest du vielleicht bei uns. Während der Vorlesungszeit sind wir wochentags von 20:00 bis 24:00 Uhr unter 044 / 633 77 77 erreichbar. Nightline Zürich Wir suchen immer noch neue engagierte Studis, die mit uns zusammen das Phoneteam verstärken oder auch gern hinter den Kulissen die Fäden ziehen. Weitere Informationen finden sich auf unserer Website www.nightline-zuerich. ch oder auf unserem Facebook-Profil. 63 Angehende Genies starten Ihre Karriere nicht im Berner Patentamt, sondern bei Sensirion. Und werden Teil der Sensirion-Story: Sie freuen sich auf Herausforderungen, bei denen Sie Ihr ganzes Wissen und Ihre ganze Persönlichkeit einbringen können. Dann heissen wir Sie herzlich willkommen bei Sensirion. Sensirion ist das weltweit führende und mehrfach preisgekrönte Hightech-Unternehmen auf dem Gebiet der Feuchtesensoren und Durchflusssensoren – mit Niederlassungen in Übersee und im Fernen Osten. Dank unserer einzigartigen CMOSens® Tech- nologie vereinen wir das Sensorelement mit der digitalen Auswerteelektronik auf einem winzigen Siliziumchip. Damit verschieben wir die Grenzen des Messbaren ins schier Unermessliche. Schreiben Sie Ihre eigenen Kapitel der SensirionErfolgsgeschichte und übernehmen Sie Verantwortung in internationalen Projekten. Schicken Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen und stimmen Sie sich auf www.sensirion.com/jobs auf eine vielversprechende Zukunft ein.